Kiesinger: "Wir Leben in Einer Veränderten Welt". Die Protokolle
Nr. 9: 8. November 1966 Bonn, Dienstag 8. November 1966 Sprecher: Adorno, Altmeier, Amrehn, Barzel, Blank, Blumenfeld, Erhard, Even, [Fricke], Gersten- maier, Grundmann, Gurk, Heck, Hellwig, Katzer, Kiesinger, Klepsch, Kohl, Lücke, Meyers, Nolteni- us, Rasner, Röder, Scheufeien, Schröder, Seebohm, Stoltenberg, Strauß, Wagner. Entschließung der Bundestagsfraktion der CDU/CSU vom 2. November 1966. Beginn: 11.30 Uhr Ende: 19.30 Uhr ENTSCHLIESSUNG DER BUNDESTAGSFRAKTION DER CDU/CSU VOM 2. NOVEMBER 1966 Erhard: Meine lieben Parteifreunde, meine werten Kollegen! Ich danke Ihnen, daß Sie zu dieser Sitzung des Bundesparteivorstands erschienen sind. Ich glaube, die Lage erfordert dringend eine eingehende Aussprache. Wenn ich Ihnen einen Bericht gebe, dann kommt es mir auch in dieser Stunde darauf an, nicht etwa eine parteipolitisch gefärbte Geschichtsklitterung zu betreiben, sondern zur Selbstbesinnung zu mahnen und wirklich die Dinge so zu sehen, wie sie sind und wie sie vor allen Dingen in Bonn sind. Man spricht von einer Regierungskrise. Die ist zweifellos vorhanden. Man glaubt, den Anfang allenthalben feststellen zu können bei dem Auszug der FDP-Minister aus dem Kabinett.1 Das hat sicher den letzten Anstoß zum offenen Ausbruch gegeben. Aber es wäre falsch, es wäre nicht ehrlich - unbeschadet des Verhaltens der FDP-Minister und der FDP-Fraktion und Partei -, nicht zugestehen zu wollen, daß die Krise schon viel früher bestanden hat. Es ist keine Staatskrise, sondern es ist eine innere Führungskrise unserer eigenen Partei. Das muß mit aller Deutlichkeit gesagt werden. Sie hat nicht mit dem Auszug be- gonnen; das war der 27. Oktober dieses Jahres. Sie geht weit zurück. Sie hat auch nicht etwa bei den Wahlen in Nordrhein-Westfalen vom 10.
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