Landkreis Kronach, Oberfranken) Teil 1

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Landkreis Kronach, Oberfranken) Teil 1 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 80: 45-76, 2010 45 Moosgesellschaften im westlichen Frankenwald (Landkreis Kronach, Oberfranken) Teil 1 ROLF MARSTALLER Zusamenfassung: Im westlichen Frankenwald wurden die Moosgesellschaften erfasst. Besonders charakteristisch sind auf Schieferfelsen und mineralarmen Böden azidophytische bis neutrophyti- sche Gesellschaften der photophytischen Verbände Grimmion commutatae und Ceratodonto-Poly- trichion piliferi sowie der skiophytischen, epilithischen und epigäischen Verbände Grimmio hartmanii-Hypnion cupressiformis, Diplophyllion albicantis, Dicranellion heteromallae, Pellion epiphyllae, Racomitrion acicularis und Eurhynchion striati sowie der epixylen Verbände Dicrano scoparii-Hypnion filiformis, Nowellion curvifoliae, Tetraphidion pellucidae und Bryo-Brachythe- cion rutabuli. Auf trophisch reichen Substraten gedeihen die basiphytischen Gesellschaften der Ver- bände Grimmion tergestinae, Neckerion complanatae, Ulotion crispae, Syntrichion laevipilae, Platyhypnidion rusciformis, Fontinalion antipyreticae und Phascion cuspidati. Insgesamt wurden 84 Moosgesellschaften nachgewiesen, die in 43 Tabellen dargestellt sind. Außerdem werden Angaben zur synsystematischen Stellung der Gesellschaften, zur Ökologie, Soziologie und zur Verbreitung im Frankenwald gemacht. Summary: In the western part of the Franconian forest (Germany) the bryophyte communities are recorded. Significant are on slate rocks and trophic poor soil acidophytic and neutrophytic com- munities of the photophytic alliances Grimmion commutatae and Ceratodonto-Polytrichion pili- feri, of the sciophytic, epilithic and epigaeic alliances Grimmion hartmanii-Hypnion cupressiformis, Diplophyllion albicantis, Dicranellion heteromallae, Pellion epiphyllae, Racomitrion acicularis and Eurhynchion striati. On trophic poor living bark and rotten wood grow acidophytic communities of the alliances Dicrano scoparii-Hypnion filiformis, Nowellion curvifoliae, Tetraphidion pellucidae and Bryo-Brachythecion rutabuli, on trophic rich substratum basiphytic communities of the al- liances Grimmion tergestinae, Neckerion complanatae, Ulotion crispae, Syntrichion laevipilae, Platyhypnidion rusciformis, Fontinalion antipyreticae and Phascion cuspidati. In total 84 commu- nities, presented in 43 tables, have been found. Informations of these communities are given on the synsystematic position, ecology, sociology and distribution in the Franconian forest. 1 Einführung Bisher wurden bezüglich bryosoziologischer Erhebungen im Frankenwald hauptsächlich Dia- basgebiete (MARSTALLER 2002a, 2007) und Schieferbrüche (MARSTALLER 2002b, c, 2003a, b, c, 2004a, b, 2005) mit überwiegend anthropogener Moosvegetation berücksichtigt. Einzig im Naturschutzgebiet „Falkenstein und Pechleite“ bei Ludwigsstadt (MARSTALLER 2004c), das Anschrift des Autors: Dr. Rolf Marstaller, Distelweg 9, D-07745 Jena © Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2010 46 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 80, 2010 sich bereits auf der geomorphologisch reicheren, durch zahlreiche Felsen ausgezeichneten Nordseite des Frankenwaldes befindet, konnte die natürliche Moosvegetation auf mineralar- mem ordovizischem Phycodenschiefer und dessen Böden erfasst werden. Die ebenfalls tro- phisch sehr armen Kulmschiefer, die für weite Teile des südlich der Kammlinie befindlichen Frankenwaldes charakteristisch sind, blieben bisher völlig unberücksichtigt. Deshalb soll in dieser Arbeit ein Überblick über die natürlichen und zum Teil auch anthropogenen Moosge- sellschaften im westlichen Frankenwald vermittelt werden. 2 Naturräumliche Situation Der in der montanen Höhenstufe liegende westliche Frankenwald umfasst ein Gebiet, das sich in Nordsüd-Richtung vom Rennsteig bis zum Gebirgsrand nördlich Kronach und in West- ost-Richtung von der thüringischen Grenze bis etwa zur Kremnitz und zum Doberbach er- streckt, ohne dass hier eine genaue Abgrenzung festgelegt werden kann (Abb. 1). In diesem Bereich weist der Frankenwald, der am Gebirgsrand mit einer Steilstufe beginnt und das um 450 m NN hohe, zur kollinen Stufe gehörende Vorland deutlich überragt, bereits Höhen von 550 bis nahezu 600 m auf und steigt nach Norden nur allmählich weiter an. Auf der Wasser- scheide zwischen Main und Saale am Rennsteig erreicht er auf der fränkischen Seite Höhen zwischen 650 bis 730 m. Das Rumpfgebirge des Frankenwaldes zeichnet sich durch seine flachwellige Hochfläche aus. Sie wurde durch Erosion der überwiegend von Norden nach Süden fließenden Gewässer in zahlreiche, langgestreckte Höhenzüge und meist schmale Soh- lentäler gegliedert, die um 100 bis 150 m in die Hochfläche eingeschnitten sind. Geographisch gehört dieses Gebiet nach LIEDTKE (1994) zur naturräumlichen Einheit Fran- kenwald, von anderen Autoren wird diese Landschaft weiter gefasst und als Thüringisch-Fränki- sches Schiefergebirge bzw. Schiefergebirge (MEINUNGER 1992, GOLDSCHMIDT 1993) bezeichnet. Geologisch herrschen die meist sehr mineralarmen Tonschiefer und die darin eingelager- ten Grauwacken des Unterkarbons (Kulm) vor. Sie verwittern zu sauren Lehmböden, die zur Oligotrophen Braunerde, auf Hochflächen zum Pseudogley gehören. Nur selten entwickelt sich bei trophisch etwas reicheren Verhältnissen an Unterhängen auch Eutrophe Braunerde. Bedingt durch die mittel- bis tiefgründige Verwitterung des Gesteins, das nahezu ausschließlich an den Rändern der Sohlentäler durch Erosion freigelegt wurde und hier vereinzelt kleinere Felsen bildet, gibt es an den oft steilen Hängen an der Bodenoberfläche nur selten Felsen und Steine. Im Südabschnitt des Gebirges lagern Sedimente des Unterrotliegenden, die allerdings durch Erosion stark ausgeräumt wurden und als breite, beckenartige Täler um Pressig-Rothen- kirchen und Stockheim auffallen. Sie sind bryosoziologisch von geringer Bedeutung. Das Klima des westlichen Frankenwaldes ist deutlich subatlantisch geprägt und zeichnet sich durch relativ hohe Niederschlage und kühle Temperaturen aus. Im Gegensatz zum nördlich des Rennsteigs gelegenen, boreal-subkontinental geprägten Teil des Frankenwaldes, der sich bezüglich der Niederschläge, die mit der Entfernung von der Kammlinie stetig abnehmen, im Lee befindet, ist die Niederschlagsverteilung in dem südlich des Kammes befindlichen Luvab- schnitt wesentlich ausgeglichener. Bereits am Gebirgsrand werden Niederschlagshöhen um 850 bis 900 mm erreicht, die im Bereich des Rennsteigs bis wenig über 1000 mm ansteigen. Die mitt- lere Jahrestemperatur beträgt am Gebirgsrand etwa 7,0 °C, auf dem Kamm um 5,5 °C. Durch artenarme, montan geprägte, tannenreiche Buchenwälder mit Luzula luzuloides zeichnet sich die natürliche Waldvegetation aus, die an steilen Hängen durch Festuca altis- © Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2010 MARSTALLER, R.: Moosgesellschaften im westlichen Frankenwald – Teil 1 47 sima, Prenanthes purpurea und Polygonatum verticillatum berei- chert ist. Sie gehört nahezu aus- schließlich zum Luzulo-Fagetum, nur lokal bei reicheren Böden, auf denen Galium odoratum, Car- damine bulbifera, Melica uniflora, Mercurialis perennis und Asarum europaeum wachsen, zum Galio odorati-Fagetum. An wenigen Steilhängen werden sie vom Fra- xino-Aceretum mit Lunaria redi- viva, Corydalis cava, Polystichum aculeatum und Allium ursinum ab- gelöst. Diese Wälder wurden großflächig in einförmige Fich- tenforste umgewandelt und nur ganz vereinzelt sind noch natur- nahe Waldgesellschaften vorhan- den. In den durch das Trisetetum flavescentis ausgezeichneten Tä- lern haben sich entlang der Fließ- gewässer oft bachbegleitende Gehölzbestände erhalten, die mit Alnus glutinosa und Weidenarten zum montanen Stellario-Alnetum glutinosae gehören, in dessen Krautschicht Chaerophyllum hir- sutum und Stellaria nemorum auf- Abb. 1: Übersicht über das Untersuchungsgebiet und Lage des fallen. Auf beträchtlichen Teilen westlichen Frankenwaldes. der Hochfläche, die durch zahlrei- che Ortschaften ausgezeichnet ist, wurden die Wälder gerodet und in Äcker sowie Wirtschafts- grünland umgewandelt. 3 Methodik Die bryosoziologischen Erhebungen wurden in den Jahren 2004 bis 2008 durchgeführt. Sie basieren bezüglich der Schätzskala der Mengenverhältnisse und der Methode auf BRAUN-BLAN- QUET (1964). In der Nomenklatur der Kryptogamen wird KOPERSKI et al. (2000) und SCHOLZ (2000), der Gefäßpflanzen JÄGER & WERNER (2000), der Syntaxa der Moosgesellschaften MAR- STALLER (2006) gefolgt. Die Größe der Aufnahmeflächen richtet sich nach deren Homogenität und beträgt in den meisten Fällen 3–4 dm² (Tab. 1–6, 8: Aufn.-Nr. 16–17, Tab. 9, 21–33, 34: Aufn.-Nr. 1–21, Tab. 35–40, 42, 43: Aufn.-Nr. 1–19) bzw. 1–2 dm² (Tab. 7, 8: Aufn.-Nr. 1–15, Tab. 10–20, 34: Aufn.-Nr. 22–27, Tab. 41. 43: Aufn.-Nr. 20–21). In den Tabellen sind Küm- merformen bzw. unentwickelte Jungformen von Kryptogamen durch ° (z. B. +°) gekenn- © Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2010 48 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 80, 2010 zeichnet. Arealangaben beziehen sich auf DÜLL (1983, 1984/85) und DIERSSEN (2001). Zur besseren Lokalisierung der Fundorte der Vegetationsaufnahmen wurde in der Legende der Tabellen die Nummer der Topographischen Karte 1:25000 hinzugefügt. Es bedeuten: 5533 Tettau, 5534 Lehesten, 5633 Sonneberg, 5634 Teuschnitz, 5635 Nordhalben, 5733 Kronach, 5734 Wallenfels, 5735 Schwarzenbach am Wald. 4 Ergebnisse Trotz der geologischen Einförmigkeit des Untersuchungsgebietes zeichnet sich der westliche Frankenwald durch eine Vielzahl von Moosgesellschaften aus. Von größter Bedeutung sind an der Borke lebender Gehölze
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