Titelbild

Blick auf Dermbach und das Dermbachtal (oben), Digitales Geländemodell des Hornsbergs (links), idealtypisches Modell der eisenzeitlichen Raumnutzung im westlichen Siegerland (rechts unten) sowie Felsenbachtal (Hintergrund).

View of Dermbach village and Dermbach valley (above), Hornsberg mountain digital terrain model (left), ideal conception of land use of the western Siegerland while La Tene period (down right) and Felsenbach valley (background).

METALLA (Bochum) Impressum erscheint in zwei Heften bzw. einem Doppelheft jährlich. Herausgeber: Deutsches Bergbau-Museum Bochum Bezugspreis € 25,- pro Jahr inkl. Porto und Museumsdirektor: Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff Verpackung, Bestellungen formlos an das Deutsche Bergbau-Museum Bochum Schriftleiter: Am Bergbaumuseum 28 Dr. Michael Prange D-44791 Bochum Layout/Titelgestaltung: Wissenschaftliche Beratung: Dr. Manuel Zeiler Prof. Dr. G. Eggert, Stuttgart Dr. St. Fritz, Berlin Übersetzung: Prof. Dr. A. Hauptmann, Bochum Karolin Frede Dr. L. Klappauf, Goslar Prof. Dr. H. Leisen, Köln Druck und Verarbeitung: Dr. B. Ottaway, Sheffield WAZ Druck, Duisburg Prof. Dr. Th. Rehren, London PD Dr. G. Schneider, Berlin Prof. Dr. Ü. Yalçin, Bochum ISSN 0947-6229 Latènezeitliche Eisenwirtschaft im Siegerland

Bericht über die montanarchäologischen Forschungen 2009-2011

Manuel Zeiler mit einem Beitrag von Stephanie Menic

Bochum 2013

Inhalt

Vorwort (Thomas Stöllner) 9 5 1 Einleitung 11

2 Voraussetzungen 13 2.1 Forschungsgeschichte 13 2.1.1 Einleitende Betrachtungen 13 2.1.2 Initialphase 1881-1923 13 2.1.3 Pionierphase 1923-1972 15 2.1.4 Phase institutionalisierter Forschung 1971-2001 23 2.1.5 Aktivitäten des Siegerlandprojektes 2002-2011 31 2.1.6 Fazit 39

2.2 Naturräumliche Charakterisierung 40 2.2.1 Geographie 40 2.2.2 Lagerstätten 42

2.3 Fragestellungen 43 2.3.1 Wirtschaftsstrukturelle Betrachtungsebenen 43 2.3.2 Naturräumliche Betrachtungsebenen 45

3 Prospektion: Grundlagen 46 3.1 Die Abgrenzung der eisenzeitlichen Montanregion 46

3.2 Auffindung und Ansprache von Fundstellen 46 3.2.1 Ansprache 46 3.2.2 Verwendung des Digitalen Geländemodells (DGM1) 49 3.2.3 Verwendung der Deutschen Grundkarte (DGK5) 51 3.2.4 Auffindung in Abhängigkeit von Vegetation 52 3.2.5 Auffindung in Abhängigkeit von Begehungsintensität 53

3.3 Die Raumnutzung im Siegerland als Überlieferungsfilter 53 3.3.1. Mittelalter bis Industrialisierung 54 3.3.2. Hochindustrialisierung 55 3.3.3. Zweiter Weltkrieg 57 3.3.4. Gegenwart 58

3.4 Großflächenprospektionen 61 3.4.1 Südwestliches Siegerland 62 3.4.2 Mesoregion 1 64 3.4.3 Mesoregion 4 65

3.5 Detailprospektionen 67

4 Untersuchte Fundstellen 2009-2011 68 4.1 Freudenberg-Niederndorf/Hornsberg (Fundstelle 120-121) 68 4.1.1 Geographie 68 4.1.2 Forschungsstand 70 4.1.3 Geodäsie 70 4.1.4 Eisenzeitliche Podien und neuzeitliche Meilerei 70

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 4.2 Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen (Fundstelle 324) 71 4.2.1 Geographie 71 4.2.2 Forschungsstand 71 4.2.3 Grabungen 2009-2010: Vorgehen und Grabungstechnik 75 6 4.2.4 Ausdehnung der Fundstelle 78 4.2.5. Rezente Störungen 78 4.2.6 Neuzeitlicher Meilerplatz 79 4.2.7 Mittelalterlicher und eisenzeitlicher Verhüttungsplatz 81

4.3 Siegen-Oberschelden/Hornsberg (Fundstelle 326) 86 4.3.1 Geographie 86 4.3.2 Neuzeitliches Pingenfeld 86

4.4 Herkersdorf-Grünebach/Ober dem Stifel (Fundstelle 968) 86 4.4.1 Geographie 86 4.4.2 Forschungsstand 87 4.4.3 Eisenzeitlicher Verhüttungsplatz mit Podium und Hohlweg 87

4.5 Herkersdorf-Grünebach/Hülsermich (Fundstelle 1009) 89 4.5.1 Geographie 89 4.5.2 Mittelalterlicher Schlackenplatz und Ebenheit 90

4.6 Herkersdorf-Grünebach/Im obersten Lehmberg (Fundstelle 1012) 91 4.6.1 Geographie 91 4.6.2 Forschungsstand 91 4.6.3 Mittelalterlicher Verhüttungsplatz 91

4.7 -Rudersdorf/-Wilgersdorf/Höllenrain (Fundstelle 1027) 92 4.7.1 Geographie 92 4.7.2 Vorgehen 2009-2011 93 4.7.3 Eisenzeitlicher Schmiedeplatz und neuzeitliche Meilerei 94

4.8 Freudenberg-Niederndorf/Hornsberg (Fundstelle 1086) 96 4.8.1 Geographie 96 4.8.2 Neuzeitliches Pingenfeld 96

4.9 Mudersbach/Im Knarmerich (Fundstelle 1087) 97 4.9.1 Geographie 97 4.9.2 Neuzeitliches Pingenfeld 97

4.10 Mudersbach/Aufm Höhnchen (Fundstelle 1088) 97 4.10.1 Geographie 97 4.10.2 Pingenfeld 97

4.11 Siegen-Niederschelden/Rothenberg (Fundstelle 1089) 98 4.11.1 Geographie 98 4.11.2 FLAK-Stellung auf Ebenheit 99

4.12 Siegen-Niederschelden/Felsenbach (Fundstelle 1090 u. 1095) 99 4.12.1 Geographie 99 4.12.2 Forschungsstand 99 4.12.3 Ausdehnung der Fundstelle 100 4.12.4 Eisenzeitlicher Verhüttungsplatz 104

4.13 Wilnsdorf-Wilgersdorf/Königstal (Fundstelle 1702) 106 4.13.1 Geographie 106 4.13.2 Eisenzeitlicher Schmiedeplatz 106

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 4.14 Siegen-Niederschelden/Höllenwald (Fundstelle 1905) 107 4.14.1 Geographie 107 4.14.2 Undatierte Steinsetzungen 107 4.14.3 Neuzeitlicher Meilerplatz 110 7 4.15 Siegen-Achenbach/Engsbach (Fundstelle 2018-2022 u. 3000) 113 4.15.1 Geographie 113 4.15.2 Forschungsstand 113 4.15.3 Eisenzeitlicher Verhüttungsplatz und neuzeitliche Meilerei 114

4.16 Siegen-Niederschelden/Rothenberg (Fundstelle 2026) 118 4.16.1 Geographie 118 4.16.2 Neuzeitliches Rasenbrennen der Haubergswirtschaft 118

5 Zwischenergebnisse zur eisenzeitlichen Montanlandschaft Siegerland 120 5.1 Struktur und Dichte der Montanlandschaft 120 5.1.1 Systematisierung der Standorttypen 120 5.1.2 Rekonstruktion der Fundstellendichte 122

5.2 Elemente der Montanlandschaft 123 5.2.1 Eisenerz- und Tonbergbau 123 5.2.2 Verhüttung und Schmieden 125 5.2.3 Verkehrsstruktur 130 5.2.4 Siedlungswesen und Landwirtschaft 131 5.2.5 Nekropolen und Kultplätze 136

5.3 Die Entwicklung der Montanlandschaft 138 5.3.1 Hallstatt- und Frühlatènezeit: Initialphase? 139 5.3.2 Boomphase: Mittellatènezeit 139 5.3.3 Differenzierung und Niedergang: Spätlatènezeit 141

6 Zusammenfassung 145

7 Summary 149

8 Anhang 152 8.1 Eisenzeitliche Fundstellen im Arbeitsgebiet 152 8.1.1 Nordrhein-Westfalen 152 Kreis Siegen-Wittgenstein 152 Rhein-Sieg-Kreis 155 8.1.2 Rheinland-Pfalz 155 Kreis Altenkirchen 155 Westerwaldkreis 155 8.1.3 Hessen 155 Lahn-Dill-Kreis 155 8.1.4 Kaolinlagerstätten 157

8.2 Konkordanzliste: Fundstellenbezeichnungen 158

8.3 (Vermutete)Eisenzeitliche Wallburgen 160

9 Der latènezeitliche Schmiedeplatz Wilnsdorf-Rudersdorf/Höllenrain im Kreis Siegen-Wittgenstein (Stephanie Menic) 163

10 Anmerkungen 167

11 Literatur 178

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 8

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Vorwort

Das „Siegerland“-Projekt gehört im Deutschen Berg- einer Vorlaufforschung begonnen, die nach ersten er- bau-Museum Bochum zu jenen Projekten, die – obwohl folgreichen Geländearbeiten (Surveys und Grabungen) 9 schon seit vielen Jahrzehnten betrieben – häufig und all- im Jahr 2005/2006 in einen Antrag an die Deutsche zu leicht hinter die anderen internationalen Forschungs- Forschungsgemeinschaft (DFG) mündeten, der 2007 aktivitäten des Museums zurücktreten. Wie ich meine, genehmigt wurde. Hierfür ist den Gremien der DFG, ganz zu Unrecht! Das Siegerland zählt durch seinen vor allem aber dem Fachreferenten Dr. Hans-Dieter Erzreichtum zu den bedeutendsten Lagerstättenregionen Bienert sehr zu danken. Nach einer Pilotphase im Jahr Mitteleuropas. 2007 konnte 2009 die erste Hauptphase des Projektes Diese Bedeutung hat nicht nur die neuzeitliche Indus- und schließlich 2011 die zweite Hauptphase des der- triepolitik über viele Jahrhunderte anerkannt, sondern zeitigen Siegerlandprojektes begonnen werden, das dies wurde wohl auch schon in älteren Perioden erkannt. von der Ruhr-Universität Bochum und dem Deutschen Insofern finden sich im Siegerland reiche Montanzeug- Bergbau-Museum Bochum mit Unterstützung der LWL- nisse aus wichtigen Perioden der mitteleuropäischen Archäologie für Westfalen gemeinsam getragen wird. Montanentwicklung, die seit langem in den Fokus histo- rischer und archäologischer Betrachtung gerückt sind. Im Laufe der Jahre hat es sich für zweckmäßig erwiesen, die Forschungsergebnisse laufend in kleineren Artikeln, Neben der älteren „Siegerländer Eisenforschung“ um Vorberichten, Tagungsbeiträgen und auch in Projektvor- Dr. Heinz Behaghel, Otto Krasa und Josef-Wilhelm Gil- berichten zu veröffentlichen. Der erste Projektvorbericht les, die sich seit den 1920er bis in die 1960er Jahren des derzeitig laufenden Projektes konnte schon 2010 kontinuierlich und fruchtbar weiter entwickelt und eine vorgelegt werden (Stöllner et al. 2009); ein weiterer folgt Zusammenarbeit mit der Westfälischen Altertumskom- nun an dieser Stelle und wurde hauptverantwortlich von mission angestrebt hatte, war es auch das Deutsche Dr. Manuel Zeiler, jetzt LWL-Archäologie für Westfalen/ Bergbau-Museum Bochum, das sich seit den 1970er Außenstelle Olpe, zusammengestellt und gestaltet. M. Jahren dieser Landschaft montanarchäologisch ange- Zeiler hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter vor allem nommen hatte: Zunächst mit der von Prof. Dr. Uwe Lob- in den Jahren 2009-2011 die Hauptlast des Projektes bedey, Prof. Dr. Gerd Weisgerber und anderen geleitete getragen und in dieser Zeit auch zur Weiterentwicklung Unternehmung am Altenberg bei Müsen traten schon des Projektes und seiner Arbeitsweisen beigetragen. So bald auch die Fragen nach der vorrömischen Eisenwirt- wurden die Fragestellungen des Projektes systematisch schaft erneut in den Fokus; teilweise parallel mit den auf weitere Elemente der Montanlandschaft erweitert Bemühungen des Westfälischen Museums für Archäo- und nun auch Wegsysteme, Köhlerplätze und weitere logie (heute LWL-Archäologie für Westfalen) gelangen Elemente der Montanlandschaft mit einbezogen. Ebenso seit den frühen 1980er Jahren unter der Ägide von Dr. hat M. Zeiler das Projekt durch siedlungsgeographische Hartmut Laumann und G. Weisgerber neue Forschungs- Aspekte erweitert. ansätze. Doch weder den Bochumer Forschungen noch jenen des Westfälischen Museums gelang es damals Im jetzt vorliegenden Bericht sind die Ergebnisse der zahlreiche der durch die ältere „Eisenforschung“ auf- Geländearbeiten aus den Jahren 2009 bis 2011 vor- geworfenen Desiderate systematisch zu untersuchen. gelegt: So konnte eine größere Flächengrabung am Dafür fehlte einfach Zeit und finanzielle Ausstattung: Das Verhüttungsplatz am Gerhardseifen im Dreiborntal re- DBM hatte ohnehin zahlreiche nationale und internatio- alisiert werden, die erstmals ökonometrische Gesichts- nale Verpflichtungen, letztlich ähnlich auch die Situation punkte in der Datenerhebung miteinschloss und erst in der Archäologischen Denkmalpflege, die in jenen Jah- der jüngsten Grabung 2012 zur Aufdeckung und zum ren vor allem den Aufgaben einer Denkmalpflege und Verständnis des Gesamtplatzes führte. Die Grabung nicht jenen der Grundlagenforschung höheres Gewicht zeigte noch einmal, dass die Gesamtausgrabung eines einräumte. Verhüttungsplatzes einen deutlichen Mehrwert zu den alten, sehr ausschnitthaft untersuchten Hüttenplätzen Dies änderte sich erst im Jahr 2000, als sich mit meiner der vorrömischen Eisenzeit darstellt. Die Grabung am Berufung nach Bochum als Nachfolger von G. Weis- Gerhardsseifen zählt zu den ganz wenigen Beispielen gerber, auch für H. Laumann eine neue Chance bot, großflächig gegrabener Werkplätze im Siegerland über- seinem langgehegten Wunsch einer größer angelegten haupt! Forschung Rechnung zu tragen. Nach Vorgesprächen ergaben sich dann vor allem 2002 erneut Möglichkeiten Selbstverständlich kann auch die moderne Archäologie für eine Zusammenarbeit. Dies leider erst nach dem nicht alle Plätze in dieser Weise erforschen, weswegen unerwarteten und frühen Tod H. Laumanns im Herbst wir uns schon seit Jahren entschlossen haben, denk- 2001. Zusammen mit dem neu ernannten Leiter der malschonende Intensivprospektionen und Sondagegra- Außenstelle Olpe, Prof. Dr. Michael Baales, wurde mit bungen – wenn möglich – an ihre Stelle treten zu lassen.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Sie eröffnen so einen breiteren und weniger auf einzelne Das Siegerlandprojekt ist mit der zweiten Hauptphase Plätze konzentrierten Blick in die Montanlandschaft. seit 2012 in die Abschlussphase getreten: Zahlreiche Doch nicht nur die jüngsten Grabungen und auch sehr Masterarbeiten (durch Mauricio Wolling B.A./Frankfurt, erfolgreichen Survey- und Sondagegrabungsprojekte Eveline Salzmann M.A./Münster und Christian Wirth 10 sind im vorliegenden Band berücksichtigt. M. Zeiler B.A./Bochum sowie Daniel Demant/Bochum) und eine schließt noch eine deutlich erweiterte und detaillierte Dissertation(durch S. Menic) sind mittlerweile in Vor- Analyse der Forschungsgeschichte an, zugleich entwi- bereitung bzw. abgeschlossen und versprechen in den ckelt er ein erstes siedlungsgeographisch begründetes nächsten Jahren zahlreiche neue Ergebnisse. Ebenso wirtschaftsarchäologisches Modell für die Eisenzeit im befindet sich auch die Denkmalübersicht in Vorbereitung, Siegerland. Dass es heute eher danach aussieht, dass die von Dr. Jennifer Garner zusammen mit dem Projekt- die Produktionsmaxima sich zwischen dem Ende des team koordiniert wird. 4. Jh. bis in das 1. Jh. sehr kurzfristig staffeln lassen, könnte sich als eines der wichtigen neuen Ergebnis- Nach zehn Jahren der intensiven Forschung trägt das se andeuten. Selbstverständlich benötigen wir weitere Siegerlandprojekt jene Früchte, die sich H. Laumann Daten gerade in Hinblick auf die Frühzeit, doch deutet und auch unser vor kurzem tragisch verunglückter Kol- sich die Blütephase während der mittleren und jüngeren lege Dipl.-Geogr. Klaus Röttger († 15.10.2013) immer Latènezeit mehr als deutlich an. gewünscht hatten. Klaus stand dem Siegerland-Projekt Der Arbeit angeschlossen sind auch erste Ausblicke auf seit seinem Beginn begeistert und engagiert zur Seite. die neuen Untersuchungen zu den Altgrabungen an der Ihm gilt an dieser Stelle mein besonderes Andenken als „Schmiedesiedlung“ Höllenrain, zu der die Bochumer Mensch und Freund! Studierende Stephanie Menic M.A. eine Masterarbeit erarbeitet hat. Hier konnten auch zahlreiche neue Ergeb- nisse über die Schmiedetätigkeiten, über die Paläoökolo- gie der umliegenden Räume wie auch über den Befund selbst erzielt werden. Thomas Stöllner, 03.10.2013

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 1 Einleitung

Das Siegerland, eine Mittelgebirgsregion an der Grenze Betrachtungsebenen der Montanlandschaft erweitert, 11 der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz neue methodische Aspekte insbesondere zur Prospekti- und Hessen (Abb. 1) ist Gegenstand eines Projektes der on und Fundstellenauffindung gewonnen und es konnten Forschungsbereiche Montanarchäologie und Archäo- schließlich erste synoptische Auswertungen zur eisen- metallurgie des Deutschen Bergbau-Museums Bochum zeitlichen Produktionsregion unternommen werden. (Prof. Dr. Thomas Stöllner, Prof. Dr. Ünsal Yalçın), des Instituts für Archäologische Wissenschaften der Ruhr- Die umfangreichen Tätigkeiten während dieser drei Jah- Universität Bochum (Prof. Dr. Wolfgang Ebel-Zepezauer) re waren durch die Förderung der DFG, die gute Orga- sowie der LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle nisation und die Verwaltung der Projektpilotphase, die Olpe (Prof. Dr. Michael Baales) unter der Leitung von große Unterstützung des Deutschen Bergbau-Museums, 1 Thomas Stöllner . Das Siegerlandprojekt wird seit 2002 der Ruhr-Universität Bochum, der LWL-Archäologie für vom Deutschen Bergbau-Museum betrieben. Nach ei- Westfalen, der Siegerländer Heimatforscher, der Inter- 2 ner Pilotphase 2007 wurde 2009 bis 2011 eine erste essierten innerhalb und außerhalb der Region sowie der Projekthauptphase durchgeführt, die von der Deutschen archäologischen Sammlungen in den Museen Siegen 3 Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurde . und Kassel möglich. Allen Kollegen gilt ein dankbares Der Forschungsgegenstand des Siegerlandprojektes ist Glück Auf! die Beschreibung und Rekonstruktion der eisenzeitlichen Montanlandschaft sowie ihrer Entwicklung, die Klärung Besonders wichtig waren Hilfe, Einsatz und inhaltliche der Produktionskette vom Erz zum Stahl bis zur Dis- Diskussionen meiner Freunde der montanarchäologi- tribution der Fertigprodukte und die Abschätzung des schen Projektgruppe und der Region (in alphabetischer 4 Einflusses der Produktion auf den Naturraum . Reihenfolge): Katja Bieber, Dr. Jennifer Garner, Adolf Kill, Stephanie Menic M.A., Jürgen Sänger, Beate Sikor- Die vorliegenden Ausführungen stellen den 2013 abge- ski B.A. und Prof. Dr. Thomas Stöllner. schlossenen Bericht der montanarchäologischen Pro- Ihnen gilt mein herzlicher Dank! jektgruppe aus der ersten Projekthauptphase zwischen 2009 und 2011 dar, deren Organisation und Durchfüh- Ich widme diese Arbeit meinem langjährigen Freund und 5 rung meine Aufgabe waren . Neben begonnenen oder Kollegen Dipl.-Geogr. Klaus Röttger (*20.01.1960 fortgesetzten Prospektionen und Grabungen wurden die † 15.10.2013). Projektfragestellungen und Zielsetzungen innerhalb der

Abb. 1: Politische Lage und Topographie des Siegerlandes (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 1: The political and topographical situation of the Siegerland region.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 12

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Siegerland zum Zeitpunkt ihres Niedergangs in der ers- 2 Voraussetzungen ten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Alle späteren archäologischen Forschungsarbeiten oder 2.1 Forschungsgeschichte Forschungsergebnisse waren und sind mit diesem alt- hergebrachten Bild zumindest konfrontiert. Zum einen, 13 2.1.1 Einleitende Betrachtungen weil der übergreifende Ansatz der Pionierphase zwar wegweisend war, aber in seiner Argumentation jedoch Bereits vielfach wurde die Forschungsgeschichte der teilweise spekulativ blieb. Zum anderen, weil insbeson- eisenzeitlichen Montanlandschaft Siegerland überblicks- dere Krasa eine beeindruckende Außenwirkung entfal- artig vorgelegt6 und insbesondere Teilaspekte der Er- tete und attraktive Bilder der Prähistorie skizzierte. An forschung der prähistorischen Metallurgie7 sowie die diesen mussten und müssen sich die nachfolgenden Tätigkeiten der institutionalisierten Forschung8 diskutiert. Protagonisten abarbeiten, sofern sie eine Wahrnehmung Diesen Darstellungen können, auf Grundlage von Archiv- außerhalb der archäologischen Fachwelt beabsichtigen. materialien und bislang unberücksichtigten Veröffentli- Gerade dies gelang allerdings nach Krasa nicht mehr, chungen über biographische Details wichtiger Akteure, sei es aus fehlender Forschungskontinuität oder wegen darüber hinausgehende Aspekte hinzugefügt werden. eines fehlenden Ansatzes zur übergreifenden und inter- Die nachfolgenden Ausführungen weichen dabei von disziplinären Evaluation des Siegerlandes. Vermutlich der im Allgemeinen üblichen Auflistung von Tätigkeiten, scheiterte ein solches Unterfangen aber auch an der Publikationen und Ergebnissen ab. Die Forschungsge- mangelnden Außenwirkung. schichte wird vielmehr in Phasen gegliedert und dabei Dies ist daher für die Arbeiten des Siegerlandprojektes die Persönlichkeit der Protagonisten stärker fokussiert. von großer Bedeutung: Seit der Pionierphase besteht Gesichtet wurden neben den Veröffentlichungen in wis- nun wieder ein in die geographische Breite gehender senschaftlichen Publikationsorganen, in Heimatliteratur interdisziplinärer Forschungsansatz. Neben der Rekon- und Zeitungen auch Briefe, Ausstellungskonzepte und struktion der Prozessschritte und der Entwicklung der Personalakten öffentlicher Stellen. Dabei bieten frei- prähistorischen Montanlandschaft stehen auch Fragen lich die Briefe der Protagonisten einen persönlicheren zur Umweltveränderung und zur Einbindung des Sieger- Zugang als die seriös gehaltenen Veröffentlichungen, landes im Kulturgefüge der Latènezeit im Fokus. Außer- auchAbb. 3 wennHüttenplatz mir klar von ist, Niederschelden-Wartestraße dass die Quellenlage unvollstän(Ausgrabung- dem wird, parallel zu dem Publizieren von Ergebnissen 2000), nach Garner 2004; 2007. dig bleibt und daher die folgenden Ausführungen als in wissenschaftlichen Medien, auch deren breite öffent- forschungsgeschichtliche Ergänzungen und nicht als liche Vermittlung verfolgt. Erstmals seit Krasa bestehen abschließende Bewertungen zu verstehen sind. breitgefächerte mediale Möglichkeiten der Diskussion Der Blickwinkel soll nicht als eine Missachtung der bis und Darstellung des Forschungsstandes. Die verschie- heute verdienstvollen aber zumeist in der Öffentlichkeit denen Projektkooperationspartner mit ihren individuellen unbekannten Heimatforscher im Siegerland verstanden Möglichkeiten der Außendarstellung im universitären, werden. Mir ist ihre Leistung um die Vermehrung des musealen und denkmalpflegerischen Bereich haben Wissens zur vorgeschichtlichen Montanlandschaft be- besonders während der ersten Projekthauptphase die wusst und ihre Ergebnisse sind Teil der an dieser Stelle Verbreitung wissenschaftlicher Techniken und Ergeb- vorgelegten Materialbasis. Jedoch ist die eisenzeitliche nisse vorangetrieben und streben dies weiterhin an. Die Montanlandschaft Siegerland das Forschungsergebnis Zukunft wird zeigen, ob die Initiativen zur reflektierten vor allem weniger Protagonisten, die durch Engage- und nachhaltigen Vermittlung unserer Forschungsinhalte ment, Glück, Fleiß, Medienpräsenz oder institutionelle Erfolg hat. Einbindung mittel- bis langfristige Deutungshoheit er- langten. Wesentlich für das Verständnis der Analyse des Arbeitsgebiets ist nämlich, über die eigentlichen 2.1.2 Initialphase 1881-1923 Forschungstätigkeiten Einzelner hinaus, deren Ansatz und ihre Darstellung der Ergebnisse bzw. Hypothesen Dass viele Schlackenhalden9 im Siegerland und einige zu berücksichtigen. Besonders die ältere Forschung am Wallanlagen am Rande der Region prähistorisch sind, Beginn der Institutionalisierung der Archäologie in der wurde bereits vor dem 20. Jh. vermutet10. Am Beginn Region, die mit dem Wirken Otto Krasas im Folgenden der Erforschung und Kartierung der vorneuzeitlichen als Pionierphase verstanden wird, liefert bis heute nicht Montanlandschaft Siegerland steht die Veröffentlichung nur die Materialbasis und präsentiert immer noch gültige des Bergrats Theodor Hundt zu Schlackenhalden aus Fragestellungen. Sie entwickelte darüber hinaus bereits dem Jahr 188111, während gleichzeitig erstmals die Mi- ein ganzheitliches und immer noch populäres Bild der neralien des Revieres monographisch zusammengestellt prähistorischen Montanlandschaft. Dieses besaß lange wurden12. Albrecht Jockenhövel stellte im 21. Jh. resü- Gültigkeit, ist jedoch unter aktuellen Fragestellungen mierend fest, dass bereits die früheste Forschung zur nicht als unproblematisch anzusehen. Es fand Eingang alten Eisenindustrie des Siegerlandes die räumlichen in die Traditionspflege der bedeutenden Montanregion Schwerpunkte am Giebelwald bei Gosenbach sowie im

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Abb. 2: Friedrich Burg, Josef-Wilhelm Gilles, Heinrich Solms und Otto Krasa (v. l. n. r.) vor dem entdeckten Ofen E25 im Engs- bachtal, Siegen-Achenbach/Fundstelle 2020-2021 (Fotograf und Jahr unbekannt).

Fig. 2: Friedrich Burg, Josef-Wilhelm Gilles, Heinrich Solms and Otto Krasa (left to right) in front of furnace E25 (site 2020-2022) in the Engsbach valley.

Minnerbachtal festlegte13. Der 1879 gegründete Verein tersucht werden, die seit der zweiten Hälfte des 19. Jh. für Urgeschichte und Alterthumskunde in den Kreisen jedoch im Zentrum des Interesses standen. Sie waren Siegen, Olpe, Wittgenstein und Altenkirchen stand un- beispielsweise der Ausgangspunkt systematischer Un- ter der Leitung Hundts. Die gesetzten Kartierungsziele tersuchungen, die durch die Westfälische Altertumskom- wurden aber nie erreicht und die Auflösung des Vereins mission gefördert wurden. Die „Burgenkunde“ wurde als erfolgte bereits 1887. Auch spätere neue Vereinsgrün- „Rückgrat der vorgeschichtlichen Forschung“20 verstan- dungen erreichten keine wahrnehmbare archäologische den und die befestigten Höhensiedlungen als höchstes Forschung in der Region14. Damit rückte das Siegerland Element der politischen oder wirtschaftlichen Hierarchie genauso wie das benachbarte Bergische Land15 und gedeutet. Deswegen wurden wirtschaftsarchäologische große Teile Westfalens insgesamt16, im Gegensatz zu Untersuchungen zwar von Anfang an unternommen, der benachbarten Hessischen Senke17 oder dem Mit- aber zunächst nur in Bezug auf die Wallanlagen durch- telrheintal18, erst spät in den Fokus archäologischer geführt, um deren wirtschaftlichen Hintergrund zu be- Forschung. leuchten21. Die schwerpunktmäßige Untersuchung von Diese Verzögerung des Forschungsbeginns lag aber Produktionsstätten mit prozesstechnischen Fragestellun- nicht an der schlechten Erhaltung der Bodendenkmäler gen und erst recht eine archäologische Durchdringung oder deren Zerstörung durch die Landwirtschaft, wie an der vorgeschichtlichen Montanlandschaft war weder be- anderer Stelle diskutiert wurde19. Vielmehr ist nämlich absichtigt noch ein Nebenprodukt dieser Forschungen. die Erhaltung der Montandenkmäler im überregionalen Von größerer Bedeutung für die Erforschung der frühen Vergleich als außergewöhnlich gut zu bezeichnen. Im Montanwirtschaft Südwestfalens ist daher die Dissertati- Gegensatz zu Regionen mit spektakulären prähistori- on Franz Sondermanns zur Geschichte der Eisenindus- schen Gräbern und Siedlungen, bot das Siegerland den trie im Kreis Olpe aus dem Jahr 1906. Sie grenzte die frühen Forschern dagegen lediglich in der Mehrzahl die prähistorische Montanlandschaft des Siegerlandes nach als unattraktiv empfundenen Forschungsobjekte wie Norden zum Olper Raum hin ab. Sondermann beschrieb Schlackenhalden, Bergbau oder Podien. Deutlich selte- darüber hinaus als Erster das Problem, dass bei den frü- ner konnten hingegen befestigte Höhensiedlungen un- hen Hüttenplätzen kein gleichzeitiger Bergbau zu finden

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 war22, wandte chemische Analysen an, um Schlacken ger, Paul Theis, Josef-Wilhelm Gilles und vor allem Otto zeitlich zu unterscheiden23, bemühte aber neben Ovid Krasa genannt (Abb. 2). und Horaz vor allem die Wielandsage für eine prähisto- rische Datierung der frühen Metallurgie im Siegerland24. H. Böttger gelangte durch das Studium historischer Quel- len, namenskundlicher Vergleiche und der Verbreitung 15 von Schlackenhalden im Siegerland zu dem Ergebnis, 2.1.3 Pionierphase 1923-1972 dass sowohl das mittelalterliche und das prähistorische Siedlungsbild als auch die vorneuzeitliche Siedlungsent- Erste Bodendenkmalpflegetätigkeiten wurden im Sieger- wicklung von den seinerzeit postulierten Vorstellungen land von der Westfälischen Altertumskommission wahr- abwichen. Während nach damaligem Forschungsstand genommen, während sich der preußische Staat nach die Talbereiche und Unterhanglagen als älteste Sied- erfolglosen Versuchen der Organisation entzog25. Mit lungsbereiche rekonstruiert wurden, wies Böttger nach, der Gründung der Außenstelle des Provinzial- dass nicht dort, sondern statt dessen auf den Hochlagen museums Münster, am 1.5.1939 unter der Leitung von mit vorneuzeitlichen Siedlungshinterlassenschaften zu Hans Beck, schien die Bodendenkmalpflege in Südwest- rechnen sei. Böttger ging sogar so weit, eine allgemei- falen institutionalisiert. Damit sollte die systematische ne Bevorzugung der Hochlagen zu postulieren29. Den Auflistung, Sammlung und Erforschung von Bodendenk- Besiedlungsbeginn stellte Böttger in die ältere Eisenzeit mälern im überregionalen Vergleich erfolgen. Durch den und rekonstruierte eine Aufsiedlung der unwirtlichen II. Weltkrieg wurde die Außenstelle jedoch bereits am 25. Region aus dem Bereich der Hunsrück--Kultur zur 4.1941 wieder geschlossen26. Erzgewinnung bzw. Eisenproduktion30. Angesichts der Zudem gelang es der staatlichen Bodendenkmalpflege hohen Zahl an befestigten Höhensiedlungen, die das nicht, die Prospektion von Fundplätzen sowie die Ar- Siegerland umgeben, leitete er einen primär nach Osten chivierung und Auswertung des Fundgutes im Landes- ausgerichteten Verteidigungsgürtel zum Schutz des Erz- museum Münster zu zentralisieren und damit einheitli- reviers vor den aus dem Osten vorrückenden Germanen che Strukturen zu schaffen. Vielmehr hielten regionale ab. Böttger berief sich dabei explizit auf Schuchhardt, der Museen, wie z. B. das Siegerlandmuseum in Siegen an bereits einen territorialen Zusammenhang zwischen den einer eigenständigen Bodendenkmalpflege während der Lagerstätten und Wallburgen hergestellt hatte31. Weimarer Republik und des Zweiten Weltkriegs fest und hielten Fundmeldungen und Funde zurück. Die Zentra- Seit 1923 begann Paul Theis, der aus dem Siegerland le in Münster resignierte zusehends, konnte sich nicht stammte und als russischer Kriegsgefangener im Ferga- durchsetzen und versuchte vergeblich durch Weiterbil- nagebiet (Usbekistan) Rennofenverhüttung beobachtet dungsmaßnahmen für Mitarbeiter der Regionalmuseen hatte, sich den „germanischen“ Schlackenhalden seiner Einfluss zu erwirken27. Heimat zu widmen32. Er führte zumeist Begehungen im Abgesehen davon, dass die staatliche Bodendenkmal- Raum Siegen und Netphen durch und unternahm seit pflege im Siegerland kaum in Erscheinung treten konnte, 1925 die ersten Ausgrabungen an Schlackenplätzen bewirkte das Fehlen von Fachwissenschaftlern in der des Siegerlandes überhaupt vor. Nach eigenen Anga- Region die große Bedeutung von Heimatforschern. Seit ben traf er dabei am Hickengrundbach einen vollständig den 20er Jahren des 20. Jh. etablierte sich die Vorge- erhaltenen Ofen an, der von 1,3 m massivem Kolluvium schichtsforschung und die Zahl anerkannter Fachwissen- bedeckt war. Der einzigartige Befund wurde allerdings schaftler war noch gering. Bis in die 70er Jahre waren nicht ausgewertet, lediglich von H. Böttger besichtigt und folglich Heimatforscher, sogenannte „Laienforscher“, schließlich vom Grundstückseigentümer abgetragen. die Triebkräfte der Erforschung der frühen Montanland- Neben wichtigen Fundstellen an der Leimbach (Fund- schaft Siegerland. Daher ist die heute übliche und mit stelle 190-193), der Winchenbach und der Fludersbach den gegenübergestellten Bezeichnungen „Fachwissen- entdeckte Theis die prominente Werkstatt an der Min- schaftler“ versus „Laienforschung“ implizierte Abwertung nerbach (Fundstelle 1476), die unter Behaghel 1934 der Heimatforscher insbesondere für das Siegerland teilweise ausgegraben wurde (s. u.). Seit 1932 führte er unangebracht. Die archäologische Durchdringung des häufig Begehungen mit Otto Krasa (s. u.) durch. Theis Raumes war nämlich abhängig vom Engagement der stellte zudem die Entdeckung einer als Schmiedewerk- Laienforschung. Der Initiative und jahrzehntelangen Ge- statt angesprochenen Fundstelle am Unterlauf der Min- ländearbeit der Heimatforscher ist zu verdanken, dass nerbach (Fundstelle 1468) schon 1934 als ungewöhnli- die eisenzeitliche Montanlandschaft Siegerland über- chen Lagestandort für das Siegerland allgemein heraus haupt entdeckt wurde. Darüber hinaus dokumentierten – ungefähr gleichzeitig zu Böttgers Veröffentlichung, sie auch jüngere Zeitstellungen. Innerhalb von 20 Jahren die ja auch eine Bevorzugung der Hochlagen durch die wurden, nach heute teilweise kaum mehr nachvollzieh- eisenzeitlichen Handwerkern betonte (s. o.). Außerdem baren Angaben, bis zum Ende der 1940er Jahre nahezu dokumentierte Theis erstmals einen Rennofen an der 180 vorgeschichtliche und 230 mittelalterliche Plätze Fludersbach, in dessem Umfeld sich „Düsenziegel“33 beschrieben28. Stellvertretend für die große Zahl der mit einem Düsendurchmesser von nur 4 cm befanden. aktiven Heimatforscher bis heute seien Herrmann Bött- Bis zu diesem Zeitpunkt waren lediglich deutlich größere

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Abb. 3: Rote Fläche: Prospektionsgebiet Otto Krasas (nach Krasa 1955 und Krasa 1967). – Schwarze Punkte: Ausgrabungen Otto Krasas (mit Fundstellennummern des Siegerlandprojektes, sofern Standort lokalisierbar). – Grüne Fläche: Prospektionsgebiet der Gebrüder Kipping (nach Trojan 2011). – Kreise: Nach Behaghel 1949 ausgewertete Fundstellen (Fundstellenbezeichnung s. Fundstellenliste Kap. 8.2. – Grafik: M. Zeiler).

Fig. 3: Red plane: Prospection area of Otto Krasa. – Black dots: Excavations of Otto Krasa (for site numbers see chapter 8.2 & 8.1). – Green plane: Prospection area of the Kipping brothers. – Rings: Analyzed sites by Heinz Behaghel.

Düsendurchmesser aus dem Umfeld von Rennöfen be- riegeschichte und zur Forstwirtschaft betrieb, spätestens kannt und es bleibt in den Aufzeichungen Theis nachzu- ab 1930 mit den metallurgischen Relikten zunächst im prüfen, ob es sich hierbei nicht um Düsenziegel, sondern westlichen Siegerland und dehnte über die Jahrzehnte vielmehr um Ofenwandbruchstücke mit Düsenlöchern seinen Aktionsradius bis nach Hessen aus (Abb. 3)35. Er handelt oder ob er einen mittelalterlichen Ofen antraf34, entwickelte die zeitliche und funktionale Differenzierung vergleichbar dem 2000 gegrabenen Befund an der War- der Verhüttungsschlacken anhand ihrer Morphologie, testrasse (Fundstelle 173). Die Angaben von Theis sind führte unzählige kleine Schürfungen durch und disku- heute noch überprüfbar, da er zahlreiche Dokumente mit tierte anhand der Ergebnisse Ofentypen, deren Funk- aussagekräftigen Plänen und Zeichnungen anfertigte. tion sowie Entwicklung36. Die von Krasa begonnenen Allerdings bleibt unklar, aufgrund welcher Grundlagen Ausgrabungen im Engsbachtal (Fundstellen 2020-2021, Theis datierte, es ist aber davon auszugehen, dass er Siegen-Achenbach), die durch Hans Beck fortgeführt sich der von Krasa entwickelten Bestimmungsmethode und bei denen zahlreiche Rennöfen entdeckt wurden, der Schlacken bediente (s. u.), wonach Theis´ zeitliche waren bis in die 80er Jahre die großflächigsten Grabun- Unterscheidung zwischen Eisenzeit und Mittelalter an gen im Siegerland und fanden überregionale Beachtung. den Fundstellen heute noch anwendbar ist. Vermutlich von der rezenten Waldwirtschaft (Haubergs- Die Aufzeichnungen Theis´ in seinem Nachlass machen wirtschaft) inspiriert, beschäftigte sich Krasa auch mit der einen systematischeren Eindruck als die von Krasa (s. Waldnutzung bzw. der Brennstoffgewinnung. Er entwi- u.), trotzdem ist insgesamt zu wenig über Theis´ Fund- ckelte insgesamt ein stringentes Bild der Erzgewinnung, stellen bekannt, da er kaum publizierte und leider viele der Holzvermeilerung sowie der Verhüttung in Rennöfen. wichtige Fundstellen nach ihrer Entdeckung keine pro- Beispielhaft ist ein Diorama des Deutschen Museums fessionelle Grabung nach sich zogen. München, welches stellvertretend für die gesamte frühe Eisenmetallurgie am Beispiel Siegerland die prähisto- Der 1890 geborene und aus Schlesien stammende rischen Arbeitsschritte Meilern, Rösten, Verhütten und Volksschullehrer O. Krasa beschäftigte sich, nachdem Schmieden zeigte (Abb. 4). Es wurden einzeln stehende er bereits Studien zur regionalen Geologie, der Indust- und gleichzeitig betriebene Rennöfen mit sehr steilen

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Abb. 4: Diorama konzipiert von Josef-Wilhelm Gilles „Eisenerzeugung im Rennofen vor 2500 Jahren im Siegerland“ im Deutschen Museum München (mit freundlicher Genehmigung).

Fig. 4: Diorama created by Josef-Wilhelm Gilles ”Production of iron in smelting furnaces 2500 years ago” in the German Museum Munich.

Bühnen dargestellt, wobei allerdings die Öfen zu hoch Dissertation – die Krasa kannte – andere Ofentypen prä- sind und die archäologisch nachgewiesenen Schürkanä- ferierte44. Das Experiment fand in einem birnenförmigen le im Modell fehlen37. Das Bild wurde bis heute vielfach Rennofen statt, der einem Grabungsbefund aus dem aufgegriffen und verwendet38. Engsbachtal entsprach (Abb. 6), aber im Gegensatz zum Vorbild weitgehend freistehend konzipiert wurde45. Das Das Diorama verweist auf die enorme Außenwirkung der Rösten fand auf einer eigens unterlüfteten Konstruktion Arbeiten Krasas: Seine Hypothesen und Forschungser- statt, während der Düsenziegel im Schürkanal zwei Dü- gebnisse wurden in einer für einen Laienforscher großen senlöcher aufwies. Die Ofensau wurde heiß zerteilt und Zahl39 durch Publikationen verbreitet. Diese sprachen aus dem Ofen entnommen ohne diesen zu schädigen. neben Fachwissenschaftlern vor allem breite Bevölke- Durch Abschrecken mit Wasser sollte die Luppe von der rungsschichten der Region an und erlangten so Popula- Ofensau getrennt werden. Verwertbare Produkte lieferte rität. Neben heute kaum mehr rekonstruierbaren Expe- das Experiment allerdings, genauso wie die vorherge- rimenten40 und beinahe vergessenen Ausstellungen41 henden, nicht. Die Außenwirkung der Experimente war und Vorträgen prägen daher besonders Krasas teilweise dagegen erheblich. Sie fanden nachfolgend überregional sehr lebhafte Beschreibungen seiner Vorstellungen ei- Anerkennung und Nachahmer46. senzeitlicher Produktion oder Siedlungsweise auch heu- Die von Krasa entworfenen Bilder der eisenzeitlichen te noch unser Bild von der Vorgeschichte42. Beispielhaft Montanregion Siegerland wurden allerdings später miss- in diesem Zusammenhang sind die Verhüttungsexperi- verstanden und als wissenschaftlich begründete Modelle mente O. Krasas. Sicherlich wurde zunächst angestrebt, aufgegriffen bzw. abgelehnt47. Dabei stellte Krasa nie- durch das Experiment die technischen Befunde oder mals Modelle oder Theorien auf, sondern beschrieb sei- die prähistorische Prozessführung besser zu verste- ne Erkenntnisse in zeitgenössischer bildhafter Sprache. hen. Auffällig ist dann aber, dass auch in den letzten Einfluss hatten dabei populäre Vorstellungen des begin- Experimenten 1957 die Verhüttung im gleichen Ofentyp nenden 20. Jhs., die das Siegerland als Ursprungsge- durchgeführt wurde, der bereits in den 40er Jahren in biet der Wielandsage deuteten48 und die beispielsweise Benutzung war (Abb. 5)43, obwohl Behaghel in seiner die Gewässernähe der Rennöfen mit einer postulierten

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Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Abb. 5, links: Verhüttungsexperiment Otto Krasas (vermutlich Schlacken anhand ihrer Morphologie wurde beispiels- 1957). – A: Rösten. – B-D: Beschicken. – E: Bau des verschlie- weise ebenso wie die auf seinen dokumentationsarmen ßenden Ofenziegels im Schürkanal. – F: Abschrecken der noch heißen Ofensau (Fotograf unbekannt). und schnellen Suchschnitten beruhenden Ausgrabungs- ergebnisse später prinzipiell angezweifelt54. Fig. 5, left: Smelting experiment by Otto Krasa (probably in Sicherlich lassen sich aus heutiger Sicht in Krasas Ar- 19 1957). – A: Roasting. – B-D: Charging. – E: Building a tuyere in beiten zahlreiche Irrtümer feststellen, außerdem ist die the riddling channel. – F: Quenching of the still hot deadman’s foot (salamander). Rekonstruktion kuppelförmiger Schmiedeöfen durch Kra- sa schwer nachvollziehbar55. Abgesehen davon ist der Umstand der fehlenden Dokumentation bei den meisten von ihm unternommenen Schürfungen ein erhebliches Defizit. Dennoch ist bemerkenswert, dass neue natur- wissenschaftliche Analysen Krasas zeitliche Einordnung der Schlacken anhand ihrer Morphologie grundsätz- lich bestätigen56. Überhaupt ist Krasas anhaltendes Forschungsinteresse an den noch bis heute allgemein als wenig interessant erachteten Schlackenhalden her- vorzuheben: Das ungläubige Erstaunen bis mitleidige Belächeln der Besucher auf den Prospektionen und Grabungen des Siegerlandprojektes sind gewöhnliche Reaktionen sobald ihnen erläutert wird, dass Schlacken bzw. Schlackenhalden ein Untersuchungsschwerpunkt sind. Darüber hinaus inspiriert Krasa andere Heimatforscher zu Prospektionstätigkeiten auf Schlackenhalden (s. u.)57. Auch die von Krasa festgestellte heterogene Verteilung von Schmiede- und Verhüttungsplätzen im Siegerland, ebenso wie die von ihm beschriebene Ofenform der Rennöfen, wurde durch jüngere Forschungen bestätigt. Abb. 6: Otto Krasa erläutert vor einer Schulklasse einen aus- Abschließend ist noch auf einen zeitgeschichtlichen Um- gegrabenen Rennofen im Engsbachtal/Fundstelle 2020-2021 stand hinzuweisen, der wesentlich dazu beitrug, dass (Fotograf unbekannt). Krasas Forschungen und Ansichten regional populär Fig. 6: Site 2020-2021: Otto Krasa explaining an excavated wurden. Krasa veröffentlichte die meisten seiner Schrif- smelting furnace to his pupils. ten in den 50er und 60er Jahren des 20. Jhs., also zu einer Zeit, als sich Berg- und Hüttenwesen des Sie- gerlands im Niedergang befanden. Bis 1970 waren so- wohl alle Zechen als auch alle Hütten des Siegerländer Abschreckung der heißen Luppen erklärten49. Ohne Reviers, die Landschaft und Kultur über Jahrhunder- weitere nähere Begründung schreckte Krasa folglich te geprägt hatten, geschlossen. Krasa bedauerte den die in seinem Verhüttungsexperiment gewonnene Ofen- Niedergang und hielt die ökonomischen Ursachen für sau ab (Abb. 5). Zeitgemäß kombinierte Krasa von ihm unbegründet. Demgegenüber vermittelte er das roman- entwickelte Vorstellungen der Prähistorie mit damals tisch verklärte Bild einer mehrtausendjährigen Tradition als ursprünglich geltenden Wirtschaftsformen wie z. B. der Stahlherstellung im Siegerland seit der Eisenzeit58. der Haubergswirtschaft, deren Ursprünge Krasa in der Damit formte Krasa die teilweise noch heute anzutref- Latènezeit suchte, aber ohne Belege in diese Epoche fende Weltanschauung der regionalen Bevölkerung mit datierte50. Gerade die intensive Beschäftigung Krasas und die prähistorische Metallgewinnung wurde Teil der mit der Haubergswirtschaft seit dem Kriegsende lässt kulturellen Identität des Siegerlandes. eine biographische Komponente erkennen, die später seine Forschungen beeinflussen sollte: In Briefen51 be- Die Forschungen O. Krasas sind untrennbar mit den richtet Krasa mehrfach von seiner erfolgreichen Tätigkeit Analysen des Hütteningenieurs Josef-Wilhelm Gilles im Hauberg im „Hungerwinter“ 1946/194752. Seitdem (Charlottenhütte Siegen-Niederschelden) verbunden spielte die Haubergswirtschaft bei Krasa eine größere (Abb. 2)59, dessen Leistungen bereits vielfach beschrie- Rolle im Rahmen seiner Heimatforschung und wurde ben wurden60 und daher an dieser Stelle nicht im Detail allmählich bis in die vorrömische Eisenzeit zurück pro- wiederholt werden müssen. Zusammenfassend ist fest- jiziert53. zuhalten, dass Gilles´ archäometallurgische Analysen Der von Krasa erarbeitete Forschungsstand im Sieger- wegweisend waren. Er ermöglichte zahlreiche Untersu- land blieb lange einzigartig in Mitteleuropa, auch wenn chungen von Artefakten bzw. Produktionsrückständen, eine große Anzahl seiner Deutungen in Frage gestellt forschte nach der chemischen Zusammensetzung der wurden: Die von Krasa vorgenommene Datierung der vorgeschichtlichen und mittelalterlichen Schlacken, nach

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Abb. 7: Prähistorische Eisenproduktion im Siegerland auf einem Gemälde Heribert Kippings (Verwendung der Abbildung mit freundlicher Genehmigung von C. Trojan/Bergbaumuseum des Kreises Altenkirchen/Herdorf-Sassenroth).

Fig. 7: Prehistoric iron production in the Siegerland on a painting by Heribert Kipping.

Abb. 8: Links: Skizze von Ofen und Röstanlage im Protokoll des Experimentes der Gebrüder Kipping 1974. – Rechts: Heutige Ruine des Experimentalofens (Fundstelle 3010). Der Schwarz-weiße Maßstab liegt im Bereich der Schüröffnung (Grafik: M. Zeiler; Verwendung der Protokollskizze mit freundlicher Genehmigung von C. Trojan/Bergbaumuseum des Kreises Altenkirchen/ Herdorf-Sassenroth).

Fig. 8: Left: Sketch of a smelting furnace and a roasting plant in the records of the experiment of the Kipping brothers 1974. – Right: Today´s remains of the experimental furnace (site 3010; scale at the stoke hole).

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 den Abläufen der Verhüttung und nachfolgend des Lup- Angeregt durch oder nur parallel zu den Arbeiten Krasas penreinigens und Schmiedens. Er diskutierte ferner die ergriffen weitere Heimatforscher die Initiative. Hervorzu- Produktivität der verschiedenen Prozesse61, unternahm heben sind die Gebrüder Heribert und Otto Kipping am Verhüttungs- sowie Schmiedeexperimente und versuch- Südrand des Siegerlandes, Paul Weiershausen im Wes- te darüber hinaus überregionale Provenienzanalysen62. terwald sowie Wilhelm Blankertz im Bergischen Land. 21 Ebenso wie Krasa wurde Gilles für seine Verdienste für O. Krasa trat um 1950 im Herdorfer Raum bei Gelände- die Heimatforschung mit dem Bundesverdienstkreuz begehungen und mit Grabungen unter Anteilnahme des ausgezeichnet. Auch wurde ihm die Oskar von Miller- Heimatschriftstellers Josef Hoffmanns in Erscheinung. Plakette verliehen, nachdem er die eisengeschichtliche Er wies auch für diesen Bereich des Siegerlandes die Abteilung der Dauerausstellung des Deutschen Muse- latènezeitliche Besiedlung nach und inspirierte die Ge- ums München konzipiert hatte63. Teil dieser Ausstellung brüder Kipping seit den 1960er Jahren bis in die späten ist bis heute das bereits oben aufgeführte Diorama mit 80er Jahre zu Geländearbeiten, Publikationen69, Ofen- den Siegerländer Rennöfen. rekonstruktionen und Verhüttungsexperimenten70. Erhal- Auf einen Forschungsgegenstand Gilles´ ist an dieser tene Dokumente belegen die hohe Bedeutung O. Krasas Stelle näher einzugehen, da die bislang nicht ausge- als Autorität für Datierungsfragen71. Das Geländevor- wertete Korrespondenz zwischen Gilles und Beck neue gehen der Brüder entlang der Bäche spricht zusätzlich Aspekte zu Gilles´ Verhüttungsexperimenten liefert. Be- für eine Unterweisung durch Krasa. Erstmals wurden kannt ist, dass Gilles zahlreiche Verhüttungsversuche durch die Gebrüder Kipping steingesetzte Brunnen als nach prähistorischem Vorbild durchführte. Er ist bislang Elemente eisenzeitlicher Niederlassung im rechtsrhei- der einzige Forscher im Siegerland, der Verhüttungsex- nischen Schiefergebirge diskutiert. Das Ergebnis ihrer perimente in Öfen mit den latènezeitlichen Abmessun- Tätigkeiten bildete die Grundlage für die Erforschung gen und Formen anstrengte und dabei sogar chemische der prähistorischen Montanlandschaft im Umfeld des Ho- Untersuchungen an den Substraten sowie Produkten henseelbachskopfs (Abb. 3)72. Heribert Kipping brachte durchführte. Unter diesen Experimenten befindet sich in Gemälden sein Bild der Vorgeschichte zum Ausdruck dasjenige von 1957, von dem bereits die Rede war. We- (Abb. 7), die deutlich Einflüsse der Rekonstruktionen niger bekannt ist, dass die Versuche zunächst insofern Krasas aufzeigen. Modulartig finden sich die Elemente misslangen, als dass keine schmiedbare Luppe erzeugt Hauberg, Rennöfen, Schmiede, Meiler und Überdachung werden konnte64. Der Korrespondenz ist zu entnehmen, kombiniert, wobei aber technische Zusammenhänge dass Gilles mindestens drei Verhüttungsexperimente offenbar nicht verstanden wurden. Die auf dem Gemäl- unternahm und dabei eine morphologisch vergleichbare de dargestellte Überdachung, die klar den Ofenbühnen Schlacke zu den eisenzeitlichen Fundplätzen erzeug- Krasas entlehnt ist, deckt nämlich nicht den Ofen ab, te. Gilles verwendete dabei am 23.10.1957 in 11 Stun- sondern steht daneben. den 55 kg Erz (Fe-Gehalt 54 %) und 86 kg Holzkohle. Ein wichtiges Resultat der Arbeiten der Gebrüder war die Die noch heiße und viskose Schlacke konnte aus dem breite öffentliche Wahrnehmung der alten Montanland- Ofen gebrochen werden ohne ihn zu schädigen. Gilles schaft im Raum Herdorf. Eine mit Krasa vergleichbare bemerkte, dass die Reduktion im Ofen misslang, be- gesellschaftliche Anerkennung erreichten die Brüder gründete dies aber ausschließlich mit dem zu kurzen jedoch nicht. Die selbstüberzeugte und unprofessionelle Verhüttungsvorgang, der seiner Ansicht nach 12-20 Arbeitsweise der Brüder verhinderte den Einstieg der Stunden länger hätte betrieben werden müssen65. 1958 institutionalisierten Forschung aus Rheinland-Pfalz bzw. verhüttete Gilles deswegen 30 Stunden, erzeugte jedoch Nordrhein-Westfalen. Dies ist bedauerlich, da sowohl wieder keine Luppe66. Durch anschließendes Erhitzen die Brüder als auch die Bodendenkmalpflege mehrfach in einem Gebläseofen und abschließendes Ausschmie- Kooperationen anregten73. den versuchte er die „Eisenkörner“ von der Schlacke zu Symptomatisch für den Widerspruch von wissenschaft- trennen, was aber misslang. Stattdessen verschlackten licher Selbsteinschätzung und umgesetzter Realität ist die Gebläsedüsen67. das Verhüttungsexperiment von 1974, bei dem vorder- Die nachfolgenden Versuche wurden unter Einsatz gründig ein Verhüttungsexperiment auf Grundlage von künstlicher Gebläse durchgeführt, Teilnehmer der Versu- Ausgrabungsergebnissen suggeriert wurde, tatsächlich che sprechen vom Einsatz von Gas als Brennmittel und aber ein trocken gemauerter Schachtofen ohne prähis- der Verwendung moderner Zuschlagstoffe, doch kann torische Vorlage verwendet wurde (Abb. 8, rechts). Der dies aus der Korrespondenz Gilles´ nicht entnommen Aufbau der Ofen- und Röstanlagen sowie der Ablauf des werden. Offenbar variierte Gilles zumindest die Verhüt- Experimentes lässt vielmehr den großen Einfluss der tungsdauer und die Brenntemperaturen, möglicherweise älteren Experimente Krasas erkennen. Insbesondere scheiterten aber seine Experimente, weil die reduzieren- der Aufbau der Röstanlage ist identisch mit derjenigen de Atmosphäre im Ofen nicht ausreichend gewährleistet in Krasas Experiment (vergl. Abb. 8, links mit Abb. 5: A). werden konnte. Resigniert von den Misserfolgen schrieb der Hütteningenieur bereits nach dem zweiten Experi- Wie O. Krasa war Paul Weiershausen Lehrer (Volks- ment „Dann höre ich aber auf und überlasse es anderen, schule Lautzenbrücken/Westerwald) und führte Bege- sich damit zu versuchen“68. hungen und Sondagen an Schlackenplätzen des Wes-

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 terwaldes und des Dillgebietes durch. Weiershausen fasste 1939 unter anderem den Forschungsstand zur prähistorischen Eisenmetallurgie im Siegerland zusam- men und bezog sich dabei primär auf die Schriften O. 22 Krasas, die dadurch größere Verbreitung erfuhren. Wei- ershausen zweifelte zu Recht die Feindatierung und kul- turelle Zusammengehörigkeit eisenzeitlicher Fundstellen im Arbeitsgebiet durch O. Krasa an, verlor sich dann aber in völkische Deutungsfragen und in der Blut- und Boden-Ideologie74. Der Autor grenzte die eisenzeitliche Montanlandschaft zum Westerwald hin ab, da er dort keine mit dem Siegerland vergleichbaren prähistorischen Schlacken fand. Während diese Südgrenze der latène- zeitlichen Montanlandschaft bis heute nachvollziehbar ist, sind die technologischen Schlüsse Weiershausens zur Prozessführung der Verhüttung allerdings überholt75 und wurden bereits rasch nach der Publikation von Gilles widerlegt76. Weiershausen widersprach ferner der Deu- tung des eisenzeitlichen Siegerlands als prähistorisches Industriezentrum (O. Krasa) oder als „Waffenschmiede der Germanen“77 (Ferdinand Kutsch) mit Hinweis auf die dafür zu geringe Anzahl der Schlackenplätze auf die von Krasa postulierte 400-jährige Produktionszeit78. Weiershausen rekonstruierte demgegenüber eine Agrar- landschaft im Siegerland, bei der die „Eisenverhüttung lediglich eine externe Hausindustrie“ war79. Abb. 9: Heinz Behaghel (Fotograf unbekannt. – Graphische Bearbeitung: K. Bieber). Obwohl Weiershausen in seiner Monographie durchaus erstmals kritisch den Forschungsstand zur prähistori- Fig. 9: Heinz Behaghel. schen Montanlandschaft vorlegte, blieben die Reaktio- nen auf sein Buch aufgrund der ideologisch geprägten Exkurse verhalten. Zudem wurde seine, an H. Beck/ Westfälisches Landesmuseum Münster formulierte, Kritik oder einer vollständigen Werkstatt mit Röst-, Poch- und von diesem persönlich genommen80, weswegen Weiers- Schmiedebereich. hausen seinerseits eine Kooperation mit der Bodendenk- Zum Zeitpunkt der Arbeiten an der Minnerbach promo- 83 malpflege misslang. Weiershausen fiel 1944. vierte Behaghel bereits . Mit seiner im Februar 1939 abgeschlossenen Dissertation an der Philipps-Universi- Parallel zu den frühen Aktivitäten der Heimatforscher tät Marburg, die das Siegerland in den überregionalen fanden infolge der allmählichen Institutionalisierung der Kulturraum der vorrömischen Eisenzeit des rechtsrhei- 84 Bodendenkmalpflege umfangreiche Ausgrabungen Au- nischen Schiefergebirges einordnete (Abb. 3) , lag bald gust Stierens und Hans Becks in Südwestfalen statt81, eine erste umfassende kulturgeschichtliche Analyse vor. die neben wichtigen Ausgrabungen an der Engsbach Sie fokussierte im Schwerpunkt chronologische Fragen bei Siegen-Achenbach 1936 (Fundstellen 2018-2022), mit dem Ziel, „die Schlussfolgerungen namentlich in 85 Siegen-Niederschelden und Freudenberg-Alchen 1937 kultureller und ethnischer Hinsicht zu ziehen“ . Diese (Fundstellen 48, 79 u. 1090) sowie Trupbach 1939 Schlussfolgerungen waren allerdings offensichtlich pro- (Fundstelle 1404), die erste zusammenfassende Dar- blematisch. Der Eindruck, dass Behaghel nicht der von stellung der Eisenzeit im Siegerland durch Heinz Be- Gustaf Kossinna geprägten Zeiterscheinung der Identität 86 haghel initiierten. von archäologischer Kultur und Ethnos verfallen war Der 1910 im Siegerland geborene H. Behaghel (Abb. ist angesichts der ethnischen Deutung anhand einzelner 9) nahm bereits als Schüler an Grabungen der West- Fundgruppen im auswertenden Kapitel des gedruckten 87 fälischen Altertumskommission auf südwestfälischen Manuskriptes sowie vor allem im verschollenen Ab- 88 Wallanlagen teil. Später grub er unter Zuhilfenahme des gabemanuskript der Dissertation widerlegt. Dies ist Freiwilligen Arbeitsdienstes an der Minnerbach (Fund- insofern von Bedeutung, da im gedruckten Exemplar stelle 1476)82. Diese Grabung war die erste an vorge- ideologisch geprägte Schlüsse der Auswertung weg- schichtlichen Hüttenplätzen des Siegerlandes, die neben gelassen wurden und von Behaghels Arbeit lediglich einer vollständigen zeichnerischen Dokumentation auch eine in vier Stufen chronologisch gegliederte Material- sinnvoll angelegte Plana und Profile aufwies. Folglich vorlage übrig blieb. Da Behaghels Dissertation auf die resultierte aus ihr ein erheblicher Erkenntnisgewinn ethnische Deutung abzielte, erklärt es sich auch, warum wie z. B. der Nachweis der Ofenüberdachung (Bühne) die Eisenverhüttung oder das Siedlungsverhalten im

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Rechtsrheinischen Schiefergebirge von Behaghel explizit mit dem beschriebenen Diorama in der Dauerausstellung unbeachtet blieben, obwohl sie Anlass und Motivation des Deutschen Museums München, über die Ausstellung seiner Dissertation waren89. Dies ist bedauerlich, da des Deutschen Schmiedemuseums Hagen94 bis hin zu angesichts der von ihm ausgegrabenen und ausgewer- einem Foto des Dioramas des Deutschen Museums in teten Verhüttungsfundstelle an der Minnerbach (s. o.)90, der Dauerausstellung des Bergbaumuseums des Kreises 23 Behaghel der geeignete Wissenschaftler gewesen wäre, Altenkirchen in Salchendorf. eine aussagekräftige Darstellung der prähistorischen Eisenproduktion zu realisieren. Damit blieb leider die bereits besprochene Monographie von P. Weiershau- 2.1.4 Phase institutionalisierter Forschung 1971- sen91 weiterhin die einzige übergreifende Darstellung 2001 der prähistorischen Metallurgie im Siegerland. Der Tod Behaghels infolge einer Kriegsverletzung an der Ostfront Nach dem Tod O. Krasas wurde es stiller um die Heimat- 1943 verhinderte eine mögliche spätere Synthese. Die forscher im Siegerland. Obwohl es auch weiterhin nicht posthum 1949 veröffentlichte Dissertation wurde erst in an regionalen Initiativen und Heimatforschern fehlte, ge- jüngster Zeit grundsätzlich modifiziert92 und durch wei- langten sie entweder kaum zu neuen Ergebnissen oder tere Fundstellen besonders im östlichen Arbeitsgebiet erlangten nicht eine mit Krasa vergleichbare Bekannt- und im Westerwald ergänzt93. heit. Bereits zehn Jahren nach Krasas Tod waren seine Grabungsstellen und Experimente beinahe vergessen Zusammenfassend ist die Pionierphase der eisenzeit- und rekonstruierte Öfen bzw. Plätze von Experimenten lichen Montanlandschaft Siegerland als im Wesentli- verfielen. Krasas Ansätze wurden nicht weiter verfolgt, chen durch Aktivitäten von Heimatforschern geprägt sondern seine Arbeiten lokalpatriotisch begriffen. Bei- zu beschreiben. Deren langfristige und raumgreifende spielhaft dafür stehen die Ofenmodelle des Verschöne- Arbeiten und teilweise bemerkenswert progressive Ide- rungsvereins Gosenbach, die 1981 eingeweiht wurden. en, wie z. B. die Schlackentypologie Krasas oder die Einerseits wiesen die Gründer bei deren Errichtung auf archäometallurgischen Ansätze Gilles, erregten zu Recht die Leistung der älteren Heimatforschung und den Verfall überregionale Aufmerksamkeit. Trotz der aufgezählten der von Krasa geschützten Öfen am Giebelwald hin. fachlichen Einschränkungen bilden aber bis heute die Andererseits wurde mit dem Nachbau zweier Öfen, „her- Arbeiten dieser ersten Phase der Forschung zweifellos gestellt für die Ewigkeit“95 gemäß den Vorlagen Krasas, den Grundstock einer Analyse der eisenzeitlichen Mon- die „Erhaltung des Vergangenen“ als erfüllt angesehen. tanlandschaft Siegerland. Während damit die Bedeutung der Heimatforscher für Die Kombination von Heimatforschung und beginnender das Verständnis der prähistorischen Montanlandschaft institutionalisierter Forschung sowie die abgeschlossene zurückging, entwickelte sich die Bodendenkmalpflege Dissertation Behaghels machten das Siegerland in den durch das Inkrafttreten des Denkmalschutzgesetzes 40er Jahren zu einem der am besten untersuchten prä- sowie durch die Einrichtung einer Außenstelle in Olpe historischen Eisenreviere Mitteleuropas. zum primären Akteur der Erforschung der frühen Mon- Folglich markierte der Tod Krasas 1972 deutlich das tanlandschaft Siegerland. Ende der Pionierphase, denn einerseits verlor die Region Nachdem eine Kooperation von Bodendenkmalpflege mit ihm eine der treibenden Kräfte für die Erforschung und Deutschem Bergbau-Museum Bochum in den 50er des Siegerlandes, gleichzeitig war bereits mit der Auf- Jahren zu keiner nachhaltigen Forschung im Sieger- lösung der Außenstelle Arnsberg des Landesmuseums land führte96, startete eine vergleichbare Initiative erneut für Vor- und Frühgeschichte im Jahr 1960 die wichtige 1971. Zunächst untersuchte die Bodendenkmalpflege in Präsenz der institutionalisierten Bodendenkmalpflege in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bergbau-Museum Südwestfalen verschwunden. Bochum vor allem den mittelalterlichen Abbau am Al- Mit der Teilnahme vieler Schüler Krasas an seinen Aus- tenberg bei Müsen bis 1980, der dann maßgeblich vom grabungen und der Veröffentlichung zahlreicher Kurz- Bergbau-Museum erschlossen wurde97. beiträge in lokalen Publikationsorganen, erreichten die Tätigkeiten Krasas nicht nur eine breite regionale Öffent- Danach beabsichtigte Gerd Weisgerber (Deutsches lichkeit. Gerade der gesamtheitliche Ansatz der älteren Bergbau-Museum Bochum) die interdisziplinäre98 Wie- Forschung führte zu ihrer weiten populären Verbreitung. deraufnahme der Forschungen zum prähistorischen Denn neben den Brennanlagen und den Produktions- Montanwesen in der Region. Angeregt wurde Weisger- vorgängen waren auch die Nutzung der natürlichen ber, der die montanarchäologischen Arbeiten am Alten- Ressourcen und das Siedlungsverhalten zunehmend berg bei Müsen geleitet hatte, in erster Linie von der Gegenstand der Betrachtung. Nachteilig wirkte sich da- 1978 im Bergbau-Museum gezeigten Ausstellung „Eisen bei allerdings, neben der häufig unwissenschaftlichen und Archäologie“99. Weisgerber beschrieb die Ergebnis- Arbeitsweise in der Heimatforschung, die noch häufigere se der Pionierphase der Forschung im Siegerland als prosaische Darstellungen der Hypothesen aus. Deren sensationell, hielt aber den Dokumentationsstand für attraktiv gezeichneten Bilder waren romantisch verklärt ungenügend und stand der alt beschriebenen birnen- und strahlen daher prägend bis heute aus – beginnend förmigen Rennofenform skeptisch gegenüber. Er beab-

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Abb. 10: Siegen-Winchenbach/Steinbachsecke: Fundstelle 2033. Pingenschnitt der Grabung Gerd Weisgerbers (Foto: vermutl. H. G. Schardt).

Fig. 10: Site 2033: Excavation of an opencast by Gerd Weisgerber.

sichtigte sowohl durch die Auswertung der Altforschung Altgrabung vermutlich O. Krasas bereits beeinträchtigt als auch durch eigene Geländearbeiten die Überprüfung und die Grabungsfläche zu klein104. Die Auswahl der des Forschungsstandes. Infolge der Umgestaltung des Fundstelle erfolgte allein aus bodendenkmalpflegeri- Bergbau-Museums in ein Forschungsmuseum und der schen Gesichtspunkten, da das Gebiet Untergrund einer Berufung von Wissenschaftlern verschiedener Diszi- Müllkippe werden sollte105. Auch die erstmalige archäo- plinen, war es möglich, auch interdisziplinäre Frage- logische Untersuchung von Pingen im zentralen Sieger- stellungen zu entwickeln100. Weisgerber zielte deshalb land erbrachte nicht den erhofften vorgeschichtlichen auch anhand archäometallurgischer Analysen auf die Bergbau, da sie in das Mittelalter datieren106. Provenienz der verschiedenen Erze an den Produkti- Eine geplante Dissertation Schardts zur latènezeitlichen onsfundstellen ab101. Es gelang zudem die institutionelle Metallurgie, die sich nach den Geländearbeiten und der Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen, wes- Sichtung von Ortsakten und Funden in Münster und wegen eine Stelle zur Erforschung des latènezeitlichen Siegen bereits in einem fortgeschrittenen Stadium be- Siegerlandes am Bergbau-Museum eingerichtet und mit fand107, wurde nicht ausgeführt. Obwohl seit den 40er Hans-Georg Schardt besetzt wurde102. Der ambitionierte Jahren erstmals wieder innovative Forschungsansätze Ansatz führte zur Sichtung der Veröffentlichungen der verfolgt wurden, erste Ergebnisse vorlagen und auch die Pionierphase sowie 1982-1983 zu Ausgrabungen im Kooperationsabsicht der zuständigen Bodendenkmal- Leimbachtal an einem Schlackenplatz (Abb. 10) sowie in pflege weiterhin bestand108, wurden die Arbeiten nicht einem Pingenfeld unter der örtlichen Leitung von Schardt fortgesetzt. Eine Auswertung oder Vorlage der Gelän- (Wilnsdorf-Obersdorf, Fundstellen 190-192 u. 2033; Abb. dearbeiten erfolgte nicht, hingegen aber eine kritische 11). Dabei wurden zum ersten Mal im Siegerland geo- Zusammenfassung des Forschungsstandes109. physikalische Prospektionsmethoden angewandt und Weisgerber betrachtete die Grabungen als Misserfolg110, Weisgerber wies „Schlackenkuchen“ nach, die durch was aber in Anbetracht der neuen Ansätze und der ers- Größe und Form kleine Öfen bzw. Herde wahrscheinlich ten vielversprechenden Ergebnisse unverständlich ist. machten103. Für Weisgerber rückten nachfolgend andere Projekte Die Grabungen am Verhüttungsplatz führten allerdings in den Vordergrund, die außergewöhnliche montan- insgesamt nicht zu längerfristigen Perspektiven. Der archäologische Ergebnisse erbrachten111. Deswegen Weisgerber zugewiesene Grabungsplatz war durch eine verschwand das Siegerland zunehmend aus seinem

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Abb. 11: Phase der institutionalisierten Forschung im Siegerland. – Blaue Punkte: Grabungen Gerd Weisgerbers. – Schwarze Punkte: Grabungen Hartmut Laumanns. – Gelbe Kreise: Mesoregionen nach Hartmut Laumann. – Violett: Arbeitsgebiet des Dietzhölztals-Projektes unter Albrecht Jockenhövel (nach Jockenhövel/Willms 2005). – Rot: Begehungsgebiet Jürgen Sängers. – Grün: Begehungsgebiet von Gerhard Gläser (Fundstellenbezeichnungen s. Fundstellenliste Kap. 8.2. – Grafik: M. Zeiler).

Fig. 11: Phase of institutionalized research in the Siegerland. – Blue dots: excavations of Gerd Weisgerber. – Black dots: excavations of Hartmut Laumann. – Yellow rings: meso regions according to Hartmut Laumann. – Purple: work area of the Dietzhölztal-project supervised by Albrecht Jockenhövel. – Red: work area of Jürgen Sänger. – Green: work area of Gerhard Gläser (for site numbers see chapter 8.2 & 8.1).

Fokus. Dies ist vermutlich auch der Grund, warum die prähistorische Eisengewinnung, im Gegensatz zur um- fangreich dargestellten Silbergewinnung im mittelalterli- chen Siegerland (Müsen), in der Dauerausstellung des Deutschen Bergbau-Museums keinen Niederschlag fand. Trotzdem sammelte Weisgerber weiterhin Litera- tur zur frühen Metallurgie im Siegerland und stellte bis 2009 zumeist entlegen publizierte Schriften insbesonde- re von Krasa und Gilles zusammen. Erwähnenswert ist ferner, dass Weisgerber Unterlagen von Heimatforschern sammelte, die ursprünglich im Auftrag Gilles angefertigt wurden und detaillierte Übersichten zu wichtigen Fund- stellen, wie z. B. dem Engsbachtal (Fundstellen 2018- 2022 u. 3000), liefern. Möglicherweise plante Weisgerber noch, die Leimbach- grabungen selbst auszuwerten und vorzulegen. Er über- gab mir nämlich die Grabungsunterlagen 2009, erst ein Jahr vor seinem Tod nach schwerer Krankheit. Den Neubeginn der archäologischen Forschungen zur prähistorischen Montanlandschaft Siegerland brachten strukturelle Veränderungen in der Bodendenkmalpflege

Abb. 12: Hartmut Laumann (Foto: H. Menne).

Fig. 12: Hartmut Laumann.

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Abb. 13: Burbach-Oberdresseldorf: Fundstelle 286. Ausgrabung eines Podiums mit Nachweisen von Schmiedetätigkeiten 1997 (Foto: H.-J. Beck).

Fig. 13: Site 286: Excavation of a platform with iron ore slags, 1997.

sowie neue Landesgesetze: Am 1.7.1980 trat das Denk- verbunden (Abb. 12), der kurz nach Gründung der Au- malschutzgesetz für Nordrhein-Westfalen112 in Kraft, wo- ßenstelle Olpe sowie in der Hochphase der Schnellin- durch der Beginn einer „Dekade des Bodendenkmals“113 ventarisation im Mai 1982 eingestellt wurde. erhofft wurde. Die LWL-Archäologie114 wuchs per Gesetz als Fachamt zum Berater für die Gemeinden, Städte Laumann stammte aus Eckernförde und studierte in und Kreise bei bodendenkmalpflegerischen Belangen Kiel, München und Hamburg, bevor er 1981 in Marburg heran. Um diesem Anspruch gerecht werden zu können, über die Siedlungen der vorrömischen Eisenzeit im Kreis wurden neue Außenstellen begründet, darunter eine für Fritzlar-Homberg promovierte120. Im Rahmen dieser den Regierungsbezirk Arnsberg seit dem 15.4.1982115, Arbeit, deren Ergebnisse zur Keramikchronologie etwa die in die Wüste nach Olpe geschickt wurde116. Bewusst 20 Jahre lang die Grundlage der eisenzeitlichen Mittelge- fiel die Wahl des Ortes auf das südliche Westfalen, um birgsforschung in Hessen darstellten121, realisierte Lau- den Forschungsstand zum scheinbar siedlungsarmen mann eine umfassende Materialaufnahme von Funden Bergland zukünftig zu revidieren117. verschiedener Sammler und Sammlungen. Einen ver- Infolge des Gesetzes begann eine groß angelegte Er- gleichbar umfangreichen Forschungsansatz scheint er fassung (Inventarisation) von Bodendenkmälern durch auch für das Siegerland im Laufe seiner Diensttätigkeiten das archäologische Fachamt von denen zahlreiche unter vorgesehen zu haben122, zumal er auch in Vorträgen Schutz gestellt wurden. Diese bereits 1975 begonnene beide Fundstellengebiete verknüpfte123 und den Blick bei „Schnellinventarisation“ war bis 1977 bereits für ober- der kulturgeschichtlichen Bewertung des Siegerlandes tägig sichtbare Denkmäler nahezu abgeschlossen118, immer nach Osten bzw. Südosten ausrichtete124. wogegen die Aufnahme der oberirdisch nicht bzw. kaum Laumann begann zunächst mit der Schnellinventarisa- erkennbaren Bodendenkmäler in Südwestfalen bis weit tion im Raum Burbach und Neunkirchen125, beauftragte in die 80er Jahre andauerte. Die daraus resultierende Ehrenamtliche mit der Prospektion von Schlackenhal- genaue Lokalisierung bekannter und die Entdeckung den126 und versuchte dabei auch die Angaben der älte- neuer Fundstellen, – wobei bewusst montanarchäologi- ren Forschungen zu integrieren. Durch das Studium der sche Plätze aufgenommen wurden119 – führte erstmals Grabungstagebücher O. Krasas konnten zahlreiche der seit den 30er bis 60er Jahren wieder zu weiträumigen ar- alten Fundstellen wieder aufgefunden127 und das Aus- chäologischen Forschungen im nordrhein-westfälischen maß der Zerstörung von montanarchäologischen Fund- Siegerland. Sie sind in erster Linie mit Hartmut Laumann stellen seit den 30er Jahren beschrieben werden128. In

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Abb. 14: Latènezeitliche Montanlandschaft Siegerland nach der Vorstellung H. Laumanns (Grafik: A. Müller).

Fig. 14: The montane landscape of the Siegerland during the La Tène period according to Hartmut Laumann.

mehreren zumeist kleinräumigen Ausgrabungen wurden gliederte Laumann die Fundstellenlandschaft vertikal. Verhüttungsplätze, Siedlungspodien und auch Gräber- Sie begann mit Höhenwegen und Pingen in den Hoch- gruppen untersucht (Abb. 11)129. Hervorzuheben sind lagen, gefolgt von Siedlungen nahe den Quellbereichen die Grabungen eines Podiums bei Burbach (Fundstelle an den Oberhängen, woran sich hangabwärts die me- 286, Abb. 13), an der Nekropole und Schmiedefundstelle tallurgischen Fundstellen anschließen sollten. Laumann Neunkirchen-Zeppenfeld (Fundstellen 2059-2016), dem stellte naturräumlich eng abgegrenzte Einheiten, wie z. Werkplatz am Scheldebach bei Siegen-Oberschelden B. die Seitentäler der Seifen als Mikroregionen heraus (Fundstelle 364), am Gräberfeld Netphen-Deuz (Fund- und leitete von der Geschlossenheit der Täler auch ge- stelle 220) und schließlich am Verhüttungsstandort War- schlossene Wirtschaftseinheiten ab, wobei die Tieflagen testraße in Siegen-Niederschelden (Fundstelle 173). wie z. B. an Heller und Sieg nach Laumann in der Eisen- zeit versumpft, nicht nutzbar waren und daher in seinem Basierend auf den archäologischen Ergebnissen und in Modell keine Berücksichtigung fanden132. Das gesamte Kombination mit den Schlüssen zur Landschaftsnutzung Szenario bettete Laumann in eine intensive - und aus den botanischen Untersuchungen Martin Speiers landwirtschaftlich umgestaltete Landschaft ein. Später und Richard Potts130, entwickelte Laumann das Modell projizierte er die moderne Haubergswirtschaft sogar einer räumlich ausgreifenden Montanlandschaft, ver- weitgehend in die Eisenzeit133. Besonders anschaulich gleichbar dem Bild Krasas. Sie sollte aus den Elementen wurden diese Hypothesen Ende der 90er Jahre von An- Erzabbau in Pingen, Brennstoffgewinnung in Meilern dreas Müller mehrfach visualisiert (Abb. 14 u. 15). und Verhüttung der Erze an den Gewässern der Hochla- Laumann ging von einer dauerhaften Besiedlung des gen bestehen. Die durch tiefe Taleinschnitte gegliederte eisenzeitlichen Siegerlandes aus, und rekonstruierte Landschaft wurde demnach durch Höhenwege erschlos- die chaîne opératoire auf kleinem Raum. Darauf, dass sen. Sicherlich von der rezenten Haubergswirtschaft die Siedlungsnachweise im Gegensatz zu der Zahl der beeinflusst, schlug Laumann eine Niederwaldwirtschaft metallurgischen Fundstellen spärlich sind, ging er nicht mit zwischengeschalteten Ackerbau- und Waldweide- ein. Ihm zufolge befanden sich sowohl Erzabbau als phasen vor. Angeregt durch die Ergebnisse der Gelän- auch die Verhüttung und die Schmieden in einem Um- debegehungen des Haubergvorstehers Jürgen Sänger kreis von 500 m. Laumann glaubte auch eisenzeitlichen im östlichen Giebelwald und Rothenberg-Gebiet (bei Tagebau daran erkannt zu haben, dass sich in dessen Siegen-Niederschelden), der eine auffällige Häufung Halden Zink und Bleiglanz befinden, die im Mittelalter von Podien zwischen 370 und 400 m üNN bemerkte131, nicht mehr auf die Halde gelangt wären. Der Bodendenk-

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Abb. 15: Latènezeitliches Verhütten, Meilern und Schmieden im Siegerland nach der Vorstellung Hartmut Laumanns (Grafik: A. Müller).

Fig. 15: The smelting, charcoal production and forging during the La Tène period according to Hartmut Laumann.

malpfleger versuchte eine exemplarische Hochrechnung den. Die Bedeutung archäometallurgischer Aspekte bei von Holzverbrauch und Produktionsmenge für ein Sei- der Rekonstruktion der komplexen Prozesse innerhalb fental. Jedoch erklärte er nicht, auf welcher Grundlage der Metallurgiekette, die wiederum grundlegend für die die berechneten Mengen basierten. Laumann ging von kulturgeschichtliche Interpretation ist, wurde ihm schein- 20 ha nutzbarer Fläche bei maximal einer Verhüttungs- bar kaum bewusst. Laumann scheint sich zunächst nicht werkstatt in diesem Modelltal aus. Abgeleitet von der mit den Rennofenbefunden des Siegerlandes genauer modernen Haubergswirtschaft ergaben sich so 40 to auseinander gesetzt zu haben, obwohl er für seine Stu- Holz bzw. 8 to Holzkohle, die im Rennfeuerverfahren dien alle greifbaren archäometallurgischen Analysen 1,2 to Luppe ergeben sollten. Ebenso wie Krasa ging J.-W. Gilles´ zusammenstellte136. Vorstellbar ist aber auch Laumann von einer Verlagerung der Verhüttung auch, dass Laumann ähnlich wie G. Weisgerber zuvor infolge Holzmangels aus und begründete dies mit der (s. o.), den in der älteren Literatur beschriebenen Ofen- Einphasigkeit aller bislang gegrabenen Siedlungs- und formen misstraute. Zudem fand Laumanns Experiment Werkstattfundplätzen134. zu der Zeit statt, als die interdisziplinären und durch Analog zu seinem Vorgehen bei der Erstellung seiner Experimente begleiteten Forschungen zur frühen Eisen- Dissertation über die vorrömische Eisenzeit in Nordhes- verhüttung in Schachtöfen H. Hingst in Norddeutschland sen, sammelte Laumann Publikationen zu Keramikkom- stattfanden137, die für Jahrzehnte die Vorstellung über plexen im Umfeld des Siegerlandes und begann eine die eisenzeitlichen Prozesse auch im von der Latènekul- typologische Gliederung der Gefäßkeramik135. tur beeinflussten Raum bestimmen sollten138. Die Quellenbasis für Laumanns Thesen bildeten vor- Vor diesem Hintergrund wird klar, warum ein Verhüt- wiegend nichtmetallurgische Grabungsbefunde und tungsexperiment Laumanns am Scheldebach (Siegen- -funde, die ihm auch Antworten auf prozesstechnische Oberschelden) 1987139 ohne Beachtung der in der äl- Fragen wie z. B. zur chaîne opératoire vom Erz zum teren Forschung überlieferten Ofengrundrisse durch- Eisen lieferten. Dabei spielten Schlacken insofern nur geführt wurde. Das Experiment wurde in einer regional eine Rolle, indem sie eine Möglichkeit boten, zwischen für die Eisenzeit nicht überlieferten Brennanlage (frei Schmiede- und Verhüttungsfundstellen zu unterschei-

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Abb. 16: Verhüttungsexperiment Hartmut Laumanns 1987. – Links: Verhüttung im ersten Ofen, dahinter Gerüst des zweiten Schachtofens. – Rechts: Aufgebrochener erster Ofen nach dem Brand, Dm. der Gichtöffnung ca. 30 cm (Fotograf unbekannt).

Fig. 16: A smelting experiment by Hartmut Laumann in 1987. – Left: Smelting in the first furnace and skeleton of the second furnace in the background. – Right: First furnace forced open after the smelting experiment (diameter of the furnace top about 30 cm).

stehender Schachtofen mit geringem Innendurchmesser, genwerk145, für den Laumann zwar das archäologische Abb. 16) und ohne Rösten der Erze geführt. Manuskript verfasste, aber nicht als Durchführender Die Ausbringung einer Luppe misslang. Die Realisierung namentlich erwähnt wurde, neben zu hoch angesetz- eines weiteren Experiments, welches für 1995 geplant ten Ausgaben, an stellenweise haarsträubenden und war, scheiterte mangels finanzieller Mittel140. Positiver sich widersprechenden Beurteilungen der Gutachter Effekt des ersten Experiments war, dass der Autodidakt scheiterte: „Ein Altertumswissenschaftler (II) bestätigt Heinz Hadem angeregt wurde, eigene Verhüttungsex- die großen Wissenslücken im Produktionsprozess der perimente in eigenen Rennöfen ohne Schlackenab- frühen Siegerländer Eisenschmelzer, während ein Na- stich zu wagen. In der Folge baute er zunächst groß- turwissenschaftler (I) die Hüttenplätze für gut erforscht dimensionierte Schachtöfen in Langenholdinghausen hält [...]“ zumal „Gutachter I [...] in Ermangelung von 1999/2000141 und später in -Offdilln 2001 und Fachkenntnissen nicht so gut beurteilen“ konnte, aber betrieb sie mehrfach. Hadem baute außerdem erstmalig trotzdem sich sicher war, dass „[...] aber manches von seit Gilles einen birnenförmigen Rennofen und heizte ihn dem zutreffen würde, was er zum Teilantrag der Archäo- 1998 aus. Wegen der zu befürchtenden Rauchentwick- metallurgie ausführen wolle“146. lung für die Nachbarschaft waren aber Experimente mit Der Antrag formulierte die Kombination aus archäologi- ihm nicht möglich. Laumann behielt Kontakt zu Hadem schen, archäobotanischen sowie erstmals auch archäo- und tauschte sich mit ihm aus. Tatsächlich gelang es Ha- metallurgischen Fragestellungen als Forschungsinhalt. dem in Langenholdinghausen als Rennofenprodukt eine Während mittels archäologischer Methoden Fundstellen Schlacke zu gewinnen, die zu einem Barren von 100 x datiert und im Gelände der Nachweis aller Prozessschrit- 3-4 cm ausgeschmiedet werden konnte, wobei allerdings te vom Erzabbau bis zum Endprodukt erbracht werden die Lüftung der Esse verschlackte (s. Kap. 5.2.2)142. sollten, war die Rekonstruktion der Produktionskette anhand von Analysen und Experimenten im Fokus der Letztlich förderte Laumann zwei Magisterarbeiten zu Archäometallurgen des Deutschen Bergbau-Museums. eisenzeitlichen Themenstellungen im Siegerland143. Archäobotanische Untersuchungen beabsichtigten die Die Vorlage der umfangreichen Befunde und Funde als sicher angenommenen erheblichen Eingriffe in den seiner Grabungen konnte aber, ebenso wie die Veröf- Naturraum nachzuweisen und ihr genaues Ausmaß zu fentlichung der beiden angesprochenen Magisterarbei- beschreiben. Für einen Zeitraum von vier Jahren waren ten, nicht realisiert werden. Verschiedene Versuche, Geländetätigkeiten in vier Kleinregionen konzipiert, die drittmittelfinanzierte Forschungsprojekte in Kooperation Pingen, Verhüttungs-, Schmiede- sowie Siedlungsfund- mit der Ruhr-Universität Bochum (Volker Pingel), dem stellen nachweisen sollten (Abb. 11). Die geographi- Deutschen Bergbau-Museum (Andreas Hauptmann, sche Festlegung der Arbeitsgebiete im Antrag auf vier G. Weisgerber) und dem Institut für Geobotanik der Mikroregionen beruhte in erster Linie auf der Auswer- Universität Hannover (Richard Pott, Martin Speier) zu tung der Altgrabungen Krasas durch Laumann, bzw. realisieren, scheiterten144. Es ist bemerkenswert, dass auf dessen selbst durchgeführte Geländearbeiten. Sie ein 1997 eingereichter Antrag bei der Stiftung Volkswa- umfassten das Werthenbachtal (mit Brachbach) bei

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Abb. 17: Ausstellungseinheit Eisenerzeugung im LWL-Museum für Archäologie/Herne (Foto: M. Zeiler).

Fig. 17: Iron production at the exhibition of the LWL-Museum of Archaeology/Herne.

Deuz, den Raum zwischen Ober-, Niederschelden und Aus meiner Retrospektive ist es als sehr bedauerlich Gosenbach, das Hütschelsbachtal sowie den Duten- zu bewerten, dass ich den Antrag H. Laumanns erst bach bei Wilnsdorf. Die Auswahl umfasste alle bis dahin nach 2011 beachtete und darüber hinaus mir auch der bekannten Fundstellenkategorien (Verhüttung, Schmie- Nachlass sowie die Korrespondenz Laumanns erst den, Siedlung, Nekropole) mit Ausnahme befestigter 2012 bekannt wurden148. Aus dieser sind nämlich wei- Höhensiedlungen und beinhaltete zudem alle bislang terführende Ansätze und Diskussionen Laumanns zum im Untersuchungsraum bekannten eisenzeitlichen Zeit- prähistorischen Siegerland zu entnehmen, die er nicht stellungen von der Hallstattzeit (Hütschelsbachtal) bis publizierte oder nicht publizieren konnte: Laumann ver- zur Zeitenwende (Neunkirchen-Zeppenfeld). Dieser sehr folgte demnach von Anfang an einen Forschungsansatz fundierte Ansatz, der bereits eine Vorauswertung der Ar- über die Landesgrenzen hinaus. Er ermunterte Heimat- chiv- und Geländetätigkeiten Laumanns darstellte, wurde forscher149 und suchte die Kooperation mit den verant- jedoch auch nach dem Scheitern des Projektantrags wortlichen Wissenschaftlern der benachbarten Ämter nicht veröffentlicht. bzw. Behörden für Bodendenkmalpflege150, indem er sie Da zudem die Publikation der Grabungen ebenso wie beispielsweise über Fundstellen informierte. Trotz bei- der Prospektionen nicht bzw. nur ansatzweise gelang derseitigen großen Interesses, misslang das Bemühen und die Veröffentlichungen in regionalen Jahresschriften um ein stärkeres Engagement der Landesarchäologie kaum überregional Beachtung fanden – während Lau- Rheinland-Pfalz (heute: Generaldirektion Kulturelles mann unzählige Exkursionen, Vorträge und öffentlich- Erbe Rheinland-Pfalz, Außenstelle ) ebenso wie keitswirksame Informationsveranstaltungen durchführte die versuchte Einbindung des Amts für Bodendenkmal- – blieben die detaillierten Arbeiten Laumanns langfristig pflege im Rheinland (heute: LVR-Amt für Bodendenk- eine Informationsquelle lediglich weniger Eingeweihter. malpflege, Außenstelle Overath). Beide Stellen hatten, Ein Schicksal, das auch die Dissertation Laumanns er- bedingt durch die moderne Siedlungsentwicklung und eilte147. den damit verbundenen notwendigen Rettungsgrabun- gen, ihren Schwerpunkt am Mittelrhein bzw. im Rhein-

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 land – das Siegerland befand sich folglich jeweils in der hinaus entwickelte er ein erstes Modell, das die prähisto- abgelegenen und nur schwer erreichbaren Peripherie. rische Montanlandschaft ökonomisch und geographisch Während Laumann nach dem gescheiterten VW-Antrag strukturierte. Als besonders vorteilhaft für die späteren kaum noch etwas zum prähistorischen Siegerland pub- Arbeiten des Siegerlandprojektes sollte sich zudem er- lizierte und dort auch mit Geländetätigkeiten zunächst weisen, dass Laumann zahlreiche Interessierte in der 31 nicht mehr in Erscheinung trat, initiierte Albrecht Jo- Region zu Geländebegehungen anspornte. Einige aus ckenhövel im Dietzhölztal/Hessen ein montanarchäo- diesem Kreis betrieben auch nach dem Tod Laumanns logisches Projekt. Jockenhövels Projektansatz bezog die Heimatforschung weiter und stellten über viele Jahre sich kritisch explizit auf die frühen Forschungen zum umfangreiche Kartierungen an. prähistorischen Siegerland151. Er strebte bereits vor der Antragsstellung des Dietzhölztal-Projektes eine Koope- ration mit Laumann an152, die zwar über Exkursionen153 2.1.5 Aktivitäten des Siegerlandprojektes 2002- nicht hinaus ging, Laumann jedoch anspornte, noch 2011 einmal eine eigene Projektinitiative zu versuchen154. Die Ausgrabungen an der Wartestraße 2000 (Fundstel- Seit 2002 nahm die Präsenz des Deutschen Bergbau- le 173)155, die seit den Grabungen Becks an der Engs- Museums Bochum im Siegerland unter der Leitung von bach erstmals beinahe vollständig erhaltene Ofenprofile Thomas Stöllner wieder zu. Neben zahlreichen weiteren mit modernen Grabungs- und Dokumentationstechniken archäometallurgischen Projekten hatte er sich bereits lieferten, hätten Grundlage für einen neuen Versuch sein zusammen mit Andreas Schäfer der frühen Eisenmetal- können, ein drittmittelfinanziertes Forschungsprojekt zu lurgie im benachbarten Lahntal gewidmet159. Seit 2001 initiieren. Dieses Vorhaben rückte jedoch mit dem frühen ist er Leiter des Forschungsbereichs Montanarchäologie Tod H. Laumanns nach kurzer und schwerer Krankheit und widmete sich nach dem persönlichen Kontakt mit 2001 wieder in weite Ferne. H. Laumann und dann nach dessen Tod verstärkt dem Die Vorstellungen Laumanns flossen in kleine Ausstel- Siegerland. Es gelang die erneute Kooperation mit der lungen156 und in die umfangreicher konzipierte Dauer- Bodendenkmalpflege in Olpe (Michael Baales) sowie die ausstellung des Westfälischen Museums für Archäologie Einbindung einiger Heimatforscher, die durch Laumann Herne (heute: LWL-Museum für Archäologie, Westfä- motiviert worden waren (besonders: Gerhard Gläser, lisches Landesmuseum Herne) ein, die 2003 eröffnet H. Hadem, J. Sänger). wurde (Abb. 17). Da in dieser jedoch die latènezeitli- Seit der Schnellinventarisation Laumanns führte Stöllner chen Vorgänge nicht korrekt wiedergegeben werden, wieder ausgedehnte Geländeuntersuchungen durch, oft und durch die Form der Inszenierung dem Betrachter begleitet von Guntram Gassmann und Klaus Röttger. auch nicht erschließbar sind157, gelingt es nicht aktuelle Sie waren bereits an den Forschungen im Lahntal mit Forschungsinhalte zu vermitteln. Auch die Vielzahl an archäometallurgischen bzw. bodenkundlichen Unter- Vorträgen und Exkursionen, die Laumann durchführte, suchungen beteiligt. Der nördliche Giebelwaldbereich konnte keine langfristige Außenwirkung erzielen. Dies stand im Fokus und alt publizierte Fundstellen konnten hatte zur Folge, dass trotz langjähriger und intensiver wieder aufgefunden werden. Erstmals wurden bei diesen Arbeit Laumanns, die von O. Krasa entwickelten älteren Begehungen nicht nur in größerem Umfang im Sieger- Szenarien nach wie vor größere Popularität besitzen158. land Fundstellen mit GPS-Geräten lokalisiert, sondern darüber hinaus alle montanarchäologischen Bodendenk- Zusammenfassend ist festzuhalten, dass nach dem mäler unabhängig ihrer Zeitstellung in dem jeweiligen be- Tod O. Krasas die institutionalisierte Forschung zum gangenen Bereich erfasst und knapp beschrieben. Der Hauptakteur im Siegerland wurde. Trotz der anfänglich Versuch, die Fundstellenkarte der prähistorischen Ei- ambitionierten und interdisziplinären Bestrebungen un- senproduktion Krasas160 zu referenzieren und die Lage ter G. Weisgerber vom Deutschen Bergbau-Museum der meisten Plätze im Raum zu lokalisieren, scheiterte Bochum, war der Konservator H. Laumann der eigent- allerdings, da Krasas Karte zu generalisiert ist oder die liche Protagonist der Forschung. Teilweise konnten im Plätze teilweise bereits unauffindbar waren. Mittelbedingt Rahmen von Kooperationen überregional beachtliche – die Arbeiten wurden ausschließlich vom Haushalt des Forschungsleistungen realisiert werden, die aber nicht Deutschen Bergbau-Museums getragen – konnte eine in ein längerfristiges Forschungsvorhaben mündeten. systematische Großflächenprospektion nicht realisiert Auch waren Laumanns Ansätze erst Ende der 90er Jah- werden. Deswegen fanden Begehungen primär entlang re interdisziplinär ausgerichtet und er entwickelte keine der Bachtäler statt oder bauten auf die Fundstellenkarten über die Ergebnisse der 40er Jahre hinaus führenden der Heimatforscher bzw. der Bodendenkmalpflege auf. Erkenntnisse. Ebenso misslang die Veröffentlichung Auch wurden nur Teilgebiete der von Krasa kartierten der umfangreichen Geländearbeiten der Bodendenk- prähistorischen Montanlandschaft begangen. malpflege. Trotzdem gelang es Laumann erstmals, dass Ebenso wie bei anderen montanarchäologischen Projek- sich die archäologische Forschung in dieser Region ten Stöllners wurden auch im Siegerland ausgesuchte auf bislang kaum untersuchte Fundstellenkategorien Fundstellen detaillierter mit der aufeinanderfolgenden wie Siedlungen und Bestattungen ausweitete. Darüber Methodenkombination Begehung-Vermessung-Geo-

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Abb. 18: Arbeitsgebiete des Siegerlandprojektes 2002-2008. – Rote Flächen: Montanarchäologische Geländebegehungen. – Schwarze Punkte: Ausgrabungen. – Violetter Kreis: Ausgewertete Altfundstelle. – Grüne Schraffur: Archäometallurgische Pro- spektion (Fundstellenbezeichnungen s. Fundstellenliste Kap. 8.2. – Grafik: M. Zeiler).

Fig. 18: The work area of the Siegerland-project from 2002 to 2008. – Red planes: mining archaeological survey. – Black dots: excavations. – Purple ring: analyzed anterior excavation. – Green hachures: archaeometallurgical survey (for site numbers see chapter 8.2 & 8.1).

Abb. 19: Siegen-Oberschelden/Trüllesseifen: Fundstellen 88 und 127. Grabungsteilnehmer 2004 und 2005 (Fotos: DBM).

Fig. 19: Sites 88 and 127: The excavation team of the campaigns 2004 and 2005.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 magnetik-Bodenkunde untersucht, wonach sich eine basierte Provenienzanalysen versucht und gleichzeitig Ausgrabung anschließen konnte (Abb. 18). Gleichzei- im Rahmen von Geländebegehungen begonnen, die tig waren erste archäometallurgische Untersuchungen Siegerländer Lagerstätten detaillierter zu differenzieren. durch Gassmann möglich. Das interdisziplinär ausgerich- Parallel zu den archäologischen Feldarbeiten wurden tete Vorgehen161 wurde am Gerhardsseifen (Fundstelle Holzkohleproben und Bodenproben entnommen. Letz- 33 324) und am Trüllesseifen (Fundstelle 127) vollzogen tere als Analysebasis für die Palynologie unter Arie J. und am Oberhang des Gerhardsseifens ein bereits stark Kalis und Astrid Stobbe/Labor für Archäobotanik des gestörter eisenzeitlicher Verhüttungsplatz (Fundstelle Instituts für Archäologische Wissenschaften der Johann 323) 2002 gegraben. Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Trotz guter Pol- Daran schloss sich zwischen 2003-2005 in Zusammen- lenerhaltung in beinahe allen analysierten Proben führte arbeit mit dem Amt für Bodendenkmalpflege die groß- jedoch die Suche nach eisenzeitlichen Pollenspektren flächige Ausgrabung des latènezeitlichen Hüttenplatzes zunächst zu keinem Ergebnis. Es wurde daher disku- am Trüllesseifen (Fundstelle 127) an (Abb. 19). Erst- tiert, ob eisenzeitliche pollenführende Schichten durch mals konnten dort Arbeitsschritte des ersten Luppen- spätere Erosion verloren gingen166. reinigungsprozesses an einer Verhüttungsstelle nach- Neben palynologischen prüften auch anthrakologische gewiesen werden162. Gleichzeitig wurde der durch die Studien das umweltarchäologische Potential im Arbeits- Bodendenkmalpflege gegrabene Verhüttungsstandort gebiet. Die Untersuchung von Holzkohleproben, vor al- an der Wartestraße (Fundstelle 173) im Rahmen einer lem aus den mehrperiodigen Fundstellen Trüllesseifen Magisterarbeit von Jennifer Garner ausgewertet und (Fundstelle 127) und Wartestraße (Fundstelle 173), unter publiziert163. der Leitung von Ursula Tegtmeier/Labor für Archäobo- tanik der Universität zu Köln, erbrachte verschiedene Die vielversprechenden Vorarbeiten ermöglichten 2006 Holzkohlespektren für die Latènezeit. Während am Trül- eine erste Finanzierung der Tätigkeiten des Siegerland- lesseifen Holz aus naturnahen Wäldern verbrannt wurde, projektes durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft deuten Birken-Holzkohlen an der Wartestraße bereits (DFG), die zur Projektpilotphase 2006-2007 führte164. niederwaldartige Gehölzbestände an167. Damit konnten Während ihr fanden die bislang ausgedehntesten inter- erstmals für die eisenzeitliche Montanlandschaft spürba- disziplinären Geländeuntersuchungen und richtungswei- re menschliche Eingriffe in den Naturraum als möglich sende Vorauswertungen statt. aufgezeigt werden. Garner führte besonders 2007 intensive Prospektions- Parallel zu den Geländearbeiten wurden in der Monta- und Sondagetätigkeiten zu Verhüttungs-, Schmiede- narchäologie des Deutschen Bergbau-Museums um- und Meilerplätzen verschiedener Zeitstellungen durch fangreiche Unterlagen der Bodendenkmalpflege und (Fundstellen 101, 120-121, 125, 147, 225, 324, 542-545, von Heimatforschern gesichtet und zentral archiviert. 551, 594, 620, 630; Abb. 18)165. Es gelang in effektiven Geplant war nämlich, dass Garner über die prähistori- Sondagen, häufig nach geomagnetischen Vorprospek- sche Montanlandschaft Siegerland, ausgehend von den tionen (Baoquan Song und Beate Sikorski/Institut für Untersuchungen des Deutschen Bergbau-Museums in Archäologische Wissenschaften der Ruhr-Universität Bo- der Region, promovieren sollte. Jedoch gelangten die chum), wichtige Elemente der Produktionskette vom Erz Arbeiten über die Auswertung der Pilotphase und der zum Eisen an elf Fundstellen zu untersuchen, wobei der Erstellung des Katalogs der Befunde vom Trüllesseifen Nachweis des vorgeschichtlichen Bergbaus trotz Ramm- nicht mehr hinaus: Nach dem plötzlichen Tod von Jan kernuntersuchungen an Pingen nicht gelang. Dagegen Cierny, der die Grabungen des Bergbau-Museums in wurden erstmals im Siegerland außer metallurgischen Zentralasien168 geleitet hatte und vorlegen sollte, über- Plätzen auch systematisch Meilerplätze untersucht und nahm Garner als Teilnehmerin jener Grabungen diese darüber hinaus, durch Grabungen an Schlackenplät- Aufgabe und stand daher zunächst dem Siegerlandpro- zen sowohl der Eisenzeit als auch des Mittelalters, die jekt nicht mehr zur Verfügung. Datierung von Schlacken anhand ihrer Morphologie im Die Arbeiten und Ergebnisse der Projektpilotphase mün- Sinne Krasas bestätigt. Die archäometallurgische Pro- deten in einen neuen Förderungsantrag an die DFG jektgruppe unter Gassmann und Ünsal Yalçın schloss 2007, in dem Stöllner ein wirtschaftsarchäologisches gleichzeitig Siderit als Ausgangsmaterial der prähistori- Modell der prähistorischen Montanlandschaft Siegerland schen Verhüttung aus, wogegen Goethit und Hämatit in entwarf (Abb. 20). Im Gegensatz zum primär geogra- der Eisenzeit verhüttet wurden. Sie wies darüber hinaus phisch strukturierten Modell H. Laumanns (s. Kap. 2.1.4), nach, dass die eisenzeitlichen Ofenwände durch auffal- das naturräumlich abgegrenzte kleinteilige Wirtschafts- lend hohe Mullit-Anteile charakterisiert waren. Diese ent- räume mit vertikaler Gliederung und einen massiven standen dadurch, dass in die Ofenwände eingemagerter Natureingriff voraussetzte, ordnete Stöllner die Elemente Kaolin unter großer Hitze zu Mullit umgewandelt wurde. der chaîne opératoire bzw. Wirtschaftseinheiten in fra- Damit wurde es möglich, im Gelände Schlackenplätze gestellungsorientierte Ebenen. Die Makroebene umfasst nicht nur anhand der Schlackenmorphologie sondern die Montanlandschaft in ihrer Gesamtheit, während regi- auch anhand der Ofenwandzusammensetzung grob onale Wirtschaftseinheiten die Mesoebene und schließ- zu datieren. Erstmals wurden massenspektrometrisch lich einzelne montanarchäologische Fundstellen bzw.

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Abb. 20: Schema der Forschungsebenen des Siegerlandprojektes (nach Stöllner 2010, Abb. 2 mit Veränderungen).

Fig. 20: Theoretical schematic of the research strategy of the Siegerland-project.

Abb. 21: Arbeitsgebiete des Siegerlandprojektes 2009-2011. Rote Flächen: Montanarchäologische Geländebegehungen. – Schwar- ze Punkte: Ausgrabungen. – Blaue Punkte: geomagnetisch-bodenkundliche Prospektion. – Grüne Dreiecke: Rammkernuntersu- chungen. – Violette Kreise: Wiederentdeckte Altfundstellen. – Grüne Schraffur: Archäometallurgische Prospektion (Fundstellen- bezeichnungen s. Fundstellenliste Kap. 8.2. – Grafik: M. Zeiler).

Fig. 21: Work area of the Siegerland-project 2009 to 2011. – Red planes: mining archaeological survey. – Black dots: excavations. – Blue dots: combined geophysical and pedological prospection. – Purple rings: rediscovered sites of older research. – Green triangles: driving core drillings. – Green hachures: archaeometallurgical survey (for site numbers see chapter 8.2. 8.1).

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 wirtschaftlich zusammenhängende Ensembles die Mik- der Projektpilotphase176 ebenso wie Konzeption, Pla- roebene bilden. Dieses Modell setzte keine Gliederung nung und Durchführung eines Verhüttungsexperimen- der Montanlandschaft eo ipso voraus, sondern ordnete tes. Dieses wurde unter der Leitung von H. Hadem im vielmehr ergebnisoffen die verschiedenen interdiszipli- Historischen Hauberg Haiger-Offdilln durchgeführt um nären Betrachtungsebenen. Darüber hinaus wurde nach als Film177 Besuchern der Wanderausstellung „Fund- 35 geographischen Gesichtspunkten das Arbeitsgebiet in geschichten – Archäologie in Nordrhein-Westfalen“ im fünf Mesoregionen gegliedert (s. u.). Römisch-Germanischen Museum Köln 2010 und nach- folgend im LWL-Museum für Archäologie Herne 2011 Auf Basis der positiven Zwischenergebnisse der Pilot- den Arbeitsaufwand eines frühen Verhüttungsvorgangs phase konnte die weitere Unterstützung der DFG gesi- zu demonstrieren. Für diese Ausstellungseinheit reali- chert und die erste Projekthauptphase von 2009 bis 2011 sierten zudem die Werkstätten des Deutschen Bergbau- initiiert werden169. Die Durchführung der montanarchäo- Museums Bochum ein maßstabsgerechtes Modell eines logischen Untersuchungen lag seit dem in meinen Hän- eisenzeitlichen Rennofens samt Bühne, die J. Sänger den. Innerhalb dieses Zeitrahmens wurden ausgedehnte konzipierte178. Während durch kurzfristige Konzeptän- Geländearbeiten ausgeführt. Sie umfassten insgesamt derungen in Köln die Ausstellung von Modell und Film fünf drei- bis sechswöchige Prospektionskampagnen im erst in Herne möglich war, erbrachte das Experiment Frühjahr (2009-2011) bzw. Herbst (2009) sowie im Som- neben der späteren Außenwirkung auch inhaltlich einige mer 2010 (parallel zu den Grabungen am Gerhardssei- neue Erkenntnisse (Abb. 22)179. Obwohl der verwendete fen) und zwei Grabungskampagnen am Gerhardsseifen Rennofen ein Schachtofen war und damit den eisen- während Sommer und Herbst 2009 sowie 2010170. zeitlichen im Siegerland nicht verwandt ist, gelang es Auch fanden Laboranalysen in größerem Maßstab während des Röstens und Pochens die gleichen Neben- statt, die Aufarbeitung bestehender sowie neu erho- produkte zu erzeugen, die am Gerhardsseifen ausgegra- bener Daten wurde begonnen, eine Fachtagung und ben wurden. Analysen Gassmanns von den Produkten eine Ausstellung samt Verhüttungsexperiment realisiert und Zwischenschritten des Experimentes belegten, dass und erste Zwischenergebnisse publiziert171. Auch ge- einerseits bereits während des Röstens die Reduktion lang die Gesamtvorlage der Projektpilotphase172, der des Erzes beginnt und andererseits die Pochabfälle am Tagung173, des Befundensembles der Wartestraße in Gerhardsseifen analog zu denen des Experimentes sind. Siegen-Niederschelden (Fundstelle 173) von Garner174 Durch das stundenlange Rösten wurde das Erz mürbe sowie die Auswertung der Schmiedefundstelle Höllen- und zerbrach leicht beim Pochen wodurch Quarze mit rain bei Wilnsdorf-Wilgersdorf/Rudersdorf (Fundstelle der Hand aussortiert werden konnten. Diese Quarze 1027) im Rahmen einer Masterarbeit durch Stephanie wurden in großen Mengen am Gerhardsseifen ange- Menic175. troffen und lassen demnach dort Pochaktivitäten vermu- Da später insbesondere auf die Ergebnisse der Gelän- ten. Ein weiteres wichtiges Ergebnis des Experimentes dearbeiten der montanarchäologischen Projektgruppe war die Feststellung, dass der Rennofen entgegen der ausführlicher eingegangen wird, seien diese hier nur Vorstellung der Forschung der Pionierphase nicht auf knapp skizziert aber dafür einige der anderen Tätigkeiten Hangwinde angewiesen ist. Obwohl kein Hangwind be- etwas ausführlicher referiert. stand und alle Öffnungen bis auf die Gichtöffnung des Während im Frühjahr 2009 die montanarchäologische Ofens im fortgeschrittenen Stadium des Experimentes Projektgruppe primär neue Fundstellen im Rheinland- mit Lehm abgedichtet wurden, zog der Ofen noch durch Pfälzischen Gebiet des südlichen Siegener Antiklinori- die Wände so viel Luft, dass einerseits Temperaturen um (teilweise in Begleitung der Rheinlandpfälzischen über 1000°C erreicht wurden (Weißglut) und keine redu- Bodendenkmalpflege) detektierte, erreichte die archäo- zierende Atmosphäre möglich war. Endprodukt war da- metallurgische Arbeitsgruppe eine südlich und nördlich her auch kein metallisches Eisen sondern nur Magnetit weiter ausgedehnte Prospektion von Erzen verschiede- als Zwischenprodukt. ner Lagerstätten über das gesamte Antiklinorium (Abb. An die Grabung am Gerhardsseifen schloss sich eine 21). Bei der montanarchäologischen Prospektion wurden Prospektionskampagne im Herbst an. Neben der ver- ausgewählte Fundstellen detaillierter auch mit Geophysik dichteten Prospektion montanarchäologischer Fund- und Bodenkunde untersucht, so vor allem die Schmie- stellen im Kernarbeitsgebiet (Mesoregion 1) konnten destelle Wilnsdorf-Rudersdorf/Höllenrain (Fundstelle erstmals on-site-Bohrungen durchgeführt werden (Fund- 1027), kleinflächiger aber auch eisenzeitliche (Fundstelle stellen 127, 1027, 1090 u. 2018-2022; Abb. 21). Damit 968) bzw. mittelalterliche Verhüttungsplätze (Fundstelle war es seit der Projektpilotphase möglich, eisenzeitliche 1012) sowie siedlungsgünstige Ebenheiten (Fundstelle pollenführende Sedimente im Siegerland zur Umweltre- 1009). Nach kurzer Vorbereitungszeit begann im Juli konstruktion zu gewinnen. Ebenfalls wurde eine Bohr- die großflächige Ausgrabung des mehrperiodigen Ver- reihe durch das Siegtal gelegt und vor allem während hüttungsplatzes am Gerhardsseifen (Fundstelle 324), dieser Prospektionskampagne Pingenfelder am Inten- die bis September ausgeführt wurde. Parallel zur Vor- sivsten durch Rammkernbohrungen nach datierbarem bereitung und Durchführung der Grabung gelang die Material untersucht (Fundstellen 326 u. 1086-88)180. redaktionelle Überarbeitung und der Satz der Ergebnisse Parallel dazu begann die großflächige geomagnetisch-

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Abb. 22: Haiger-Offdilln: Verhüttungsexperiment. – A: Rennofen beim Anheizen. – B: Rösten von Erz. – C: Pochen des gerösteten Erzes. – D: Beschicken des Rennofens von der Gichtbühne aus (Fotos: A. Eichler; nach Söder/Zeiler 2010, Abb. 6).

Fig. 22: Smelting experiment at the open-air-museum Haiger-Offdilln: A: Smelting furnace lighting up. – B: Roasting of the ore. – C: Bucking of the roasted ore. – D: Charging the furnace from the platform.

bodenkundliche Prospektion am Quellbereich der Fel- eisenzeitlichen Fundstellendichte mit dem prominenten senbach bei Siegen-Niederschelden (Fundstelle 1090 Tal der Engsbach vergleichbar (Fundstelle 2018-22). u. 1095) und auf einer Ebenheit am darüber liegenden Auf der maßgeblich vom Siegerlandprojekt organisier- Rothenberg (Fundstelle 1089). Da bereits vom Mittellauf ten Tagung „Frühes Eisen im Mittelgebirgsraum“ vom der Felsenbach mehrere eisenzeitliche Verhüttungsplät- 9.-10. Oktober 2009 als 5. Arbeitstreffen des AK Monta- ze bekannt sind, sollten die neuen Untersuchungen die narchäologie Rheinland-Pfalz, in Zusammenarbeit mit Rekonstruktion der eisenzeitlichen Nutzung des Tals der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, über eine möglichst weite Strecke ermöglichen. Das Ge- der Direktion Landesarchäologie sowie dem Institut für wässer ist nämlich aufgrund seiner außergewöhnlichen Archäologie und Naturwissenschaften/Koblenz, dem Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein e.V./Sie-

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Abb. 23: Tagung 2009: Teilnehmer in der Gießhalle der Wendener Hütte (Foto: M. Löcken).

Fig. 23: Members of the conference in the casting house of the smelter in Wenden 2009.

gen sowie dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Hochrechnungen und Modellierungen dienen kann. Die Friedrich-Schiller-Universität/Jena, stellten die Projekt- geomagnetisch-bodenkundliche Prospektion an der aus- kooperationspartner ihre Zwischenergebnisse einem gedehnten mehrphasigen Fundstelle an der Felsenbach mehrheitlich montanarchäologisch ausgerichteten Fach- (Fundstelle 190 u. 1095) wurde abgeschlossen. Die Be- publikum vor (Abb. 23)181. Der eigentlichen Tagung ging gehungen in Mesoregion 4 fanden ihre Fortsetzung, wo- eine Exkursion zu montanarchäologischen Fundplätzen bei es möglich war, die geomagnetisch-bodenkundlichen des Lahn-Dillkreises sowie des Siegerlandes voraus. Arbeiten auf der Fundstelle Höllenrain (Fundstelle 1027) Der Forschungsstand von Geologie, Lagerstättenkun- abzuschließen und darüber hinaus das gesamte Umfeld de, Archäologie, Archäometallurgie, Palynologie sowie intensiv zu begehen und zu kartieren. Durch die Vorun- Geschichte mit Schwerpunkt auf dem Siegerland stand tersuchungen am Fundplatz Höllenrain 2009 gelang es im Fokus und darüber hinaus auch im Sauerland, Wes- nun, zapfenförmige Schlacken kombiniert mit Schlacken- terwald und Lahn-Dill-Gebiet. Es stellte sich eindrücklich kalotten als Schmiederückstände der Latènezeit in der heraus, dass Aspekte wie die Siedlungsentwicklung oder Region zu deuten. Daher ist nun eine Ansprache von der Einflusses des Menschen auf seine Natur weiterhin Fundplätzen mit diesem Schlackentyp bei Begehungen ungeklärt sind. Besondere Aufmerksamkeit erlangte ein möglich. So konnte ein Schmiedeplatz am gegenüber- Vortrag A. J. Kalis, der die vorhistorische Datierungen liegenden Hang vom Höllenrain ausfindig gemacht und von Pollensequenzen M. Speiers und R. Potts182 wi- geomagnetisch prospektiert werden (Fundstelle 1702). derlegte und in die Neuzeit stellte. Damit sind zunächst Von Juli bis September wurden die Ausgrabungen an die palynologischen Ansätze, vorneuzeitliche Haubergs- der mehrperiodigen Verhüttungsstelle am Gerhardssei- wirtschaft für die Region zu postulieren, widerlegt. Die fen (Fundstelle 324) fortgesetzt (Abb. 24). Im Verlauf meisten Vorträge der Tagung konnten in einem Sonder- konnten erstmals die großflächigen neuzeitlichen Über- band der regional angeknüpften Zeitschrift Siegerland prägungen durch Meilerei des 17. Jh. von den Befunden veröffentlicht werden183. der älteren Epoche getrennt und die Untersuchung der Die nächste Prospektionskampagne im Frühjahr 2010 neuzeitlichen Befunde abgeschlossen werden. Paral- galt ebenfalls der Verdichtung von Informationen im Ker- lel zu den Grabungen am Gerhardsseifen fanden Son- narbeitsgebiet. Erneut stand Mesoregion 1 im Fokus, dagen an montanarchäologischen Fundstellen statt, dabei konnten die Begehungen am Rothenberg, am die in den vergangenen Prospektionskampagnen mit östlichen Giebelwald sowie an der Roten Kirche abge- Methodenkombination voruntersucht worden waren. schlossen werden, wodurch diese Region ein reprä- Dabei standen Plätze neuzeitlicher Meiler (Fundstelle sentatives Fundstellenbild liefert und als Grundlage für 1905 u. 2026), der Haubergswirtschaft (Fundstelle 2026)

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Abb. 24: Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen: Fundstelle 324. Grabungsteilnehmer der Kampagnen 2009 (links; Foto: F. Zeiler) und 2010 (rechts; Foto: M. Zeiler).

Fig. 24: Site 324: The excavation team of the campaigns 2009 (left) and 2010.

sowie der eisenzeitlichen Verhüttung (Fundstelle 1090) die als Abnehmer des Siegerländer Stahls diskutiert und Weiterverarbeitung (Fundstelle 1027) mit Sondage- werden. Geplant war die Erforschung von mehreren schnitten im Fokus. Wallanlagen mit der im Siegerlandprojekt bewährten Im Rahmen der archäometallurgischen Provenienzun- Methodenkombination, die Anlage weniger Sondagen tersuchungen 2010 konnten durch eine Kombination und die daran anschließende touristische Inwertsetzung aus Massenspektrometrie und Spurenelementanalyse der Untersuchungsergebnisse. Gemeinsam mit einem erstmals eisenzeitliche Höhensiedlungen der Westhessi- ebenfalls in Planung befindlichen Projekt zu der eisen- schen Senke als potentielle Abnehmer der Siegerländer zeitlichen Nutzung südwestfälischer Höhlen187 und unter Stahlerzeugnisse ausgemacht werden. Damit wurden die Hinzuziehung neuer Grabungsergebnisse der Boden- methodischen Grundlagen für Reihenuntersuchungen an denkmalpflege, sollte eine übergreifende und populäre Artefakten weiterer Höhensiedlungen geschaffen, die die Darstellung der Eisenzeit in Südwestfalen entwickelt Montanlandschaft Siegerland umgeben. werden. Das Projekt scheiterte allerdings am fehlenden Träger auf politischer Ebene, der im fortgeschrittenen Während der Prospektionskampagne im Frühjahr 2011 Antragsverfahren Voraussetzung war. konzentrierten sich die Geländebegehungen schwer- Mittelbedingt konnte im Sommer auch die Grabung am punktmäßig auf prominente Fundstellen der Pionierpha- Gerhardsseifen nicht fortgesetzt werden, stattdessen se um sie anhand der neuen Projektergebnisse funkti- wurde von den Projektkooperationspartnern ein neuer onal besser ansprechen zu können. Sie mussten teil- Antrag für die DFG fertig gestellt. Es gelang die weitere weise aufwändig wiederentdeckt werden, zeigten aber Förderung des Projektes ab 2012. zumeist großes Forschungspotential auf (Engsbachtal, Fundstellen 2018-22; Minnerbachtal, Fundstelle 1467; Die öffentliche Resonanz auf die bisherigen Aktivitä- Fahrtenseifen, Fundstelle 2030). Außerdem wurden bei- ten des Siegerlandprojektes sind ungewöhnlich gut: nahe alle von O. Krasa184 aufgezählten Schmiedefund- Im Gegensatz zu anderen Regionen, in denen das stellen gesucht. Die Erhaltenen lassen sich anhand des Deutsche Bergbau-Museum forscht, besteht hier ein Vorkommens zapfenförmiger Schlacken genauso wie großes regionales Interesse an der vorgeschichtlichen die Grabungsstelle G. Weisgerbers an der Leimbach Vergangenheit. Die eisenzeitliche Montanwirtschaft wird (Fundstelle 192) als Weiterverarbeitungsplätze deuten. allgemein gerne an den Beginn der regionalen Wirt- Auf diese Weise ließ sich jetzt auch die vorsichtige Deu- schaftsentwicklung gestellt, wobei die in der Römischen tung der 2006-2007 sondierten Fundstelle Dutenbach Kaiserzeit fehlende Kontinuität aber zumeist ignoriert (Fundstelle 225) als Schmiedewerkstatt185 bestätigen. wird. Während sich die Traditionspflege in Bezug auf 2011 scheiterte das seit 2009 vorbereitete Vorhaben in das moderne Berg- und Hüttenwesen heute oft auf das einer Kooperation mit der Stadt Bad Berleburg (Wolf- Aufstellen von Loren an Verkehrsknotenpunkten oder gang Grund) und dem Vorgeschichtlichen Seminar der das zeitgemäße Gestalten alter Mundlöcher beschränkt, Philipps-Universität Marburg (Claus Dobiat) im Rahmen findet das vorgeschichtliche Berg- und Hüttenwesen der Regionale 2013, ein Strukturförderungsprogramm zunehmendes Interesse. Diese häufig festzustellende des Landes Nordrhein-Westfalen, ein Forschungsprojekt Faszination bot die Möglichkeit, die Region begleitend zu zu den Wallburgen in Südwestfalen zu initiieren186. Unter den archäologischen Geländetätigkeiten anzusprechen den ausgewählten Wallanlagen befanden sich auch sol- und zu informieren. Bei öffentlichen Informationsver- che aus dem Siegerland bzw. aus seinen Randgebieten, anstaltungen konnten Interessierte aus einem weiten

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Abb. 25: „Tag der offenen Grabung“ 2010 an der Grabungsstelle Gerhardsseifen, Fundstelle 324 (Foto: S. Menic).

Fig. 25: Site 324: Open Day 2010.

Umkreis begrüßt werden (Abb. 25)188, regionale Projekt- 2.1.6 Fazit vorträge waren gut besucht bis überfüllt189 und regional konnte ein breites Medienecho entwickelt werden190. Die Forschungen im Arbeitsgebiet können in eine Initi- Die dauerhafte Ausstellung von Projektthemen gelang alphase 1881-1923, in die Pionierphase 1923-1972, in in eingeschränktem Rahmen in Form von Informations- die Phase der institutionalisierten Forschung 1971-2001 tafeln beim Historischen Rundweg Achenbach191, wäh- und in den nachfolgenden Zeitraum seit den Aktivitäten rend eine aufwändigere Präsentation in einem geplanten des Siegerlandprojektes unterteilt werden. Freilichtmuseum der Region192 scheiterte. Die oben Das Siegerland zählt zu den Montanregionen, in denen bereits erwähnte Ausstellung der Landesarchäologie in schon früh erste qualifizierte Forschungen stattfanden. NRW 2011 bot die Möglichkeit, das Siegerlandprojekt Besonders hervorzuheben ist, dass jüngere Untersu- überregional vorzustellen193. chungen grundsätzlich die alte Deutung der Schlacken Der mit der Öffentlichkeitsarbeit verbundene teilweise O. Krasas während der Pionierphase der Forschung be- erhebliche Aufwand wurde in Kauf genommen, weil ei- stätigen und daher die alten Angaben heute noch nutz- nerseits die Vermittlung von Wissenschaft eine zentrale bar sind. In Anbetracht des großen Flächenverbrauchs Aufgabe des Deutschen Bergbau-Museums darstellt, seit der Initialphase der Forschung ist dies ein großer andererseits aber auch die Sensibilisierung der Öffent- Glücksfall, da ein beträchtlicher Teil der alt kartierten lichkeit auf ihr reiches kulturelles Erbe angestrebt wurde. Fundstellen heute bereits verschwunden ist. Die Altfor- Anfragen von heimatkundlich Tätigen und Projektgrup- schungen lieferten neben der großen Fundstellenzahl pen mit prähistorischen Themen waren positive Folgen eine Vielzahl an Funden sowie an Informationen zu den und führten zu einer größeren Vernetzung des Sieger- metallurgischen Befunden – auch wenn die knappe Form landprojektes mit der Region. Bedauerlicherweise ist der Dokumentation und die häufig unwissenschaftliche diese Breitenwirkung freilich zeitlich begrenzt und wird Betrachtungsweise vieles im Unklaren lässt. Auch ist nach Abschluss der Geländekampagnen nicht aufrecht das romantisch verklärte Bild der Eisenzeit, welches in zu erhalten sein. Daher ist die Neugestaltung der Dau- der Pionierphase der Forschung entworfen wurde und erausstellung des Deutschen Bergbau-Museum Bochum bis heute begeistert aufgenommen wird, problematisch. zu begrüßen, in deren Rahmen anhand der Ergebnisse Die während der Pionierphase der Forschung beginnen- des Siegerlandprojektes die prähistorische Eisenge- de Professionalisierung der Archäologie mit großflächi- winnung visualisiert werden soll. Größere Ausstrahlung gen Ausgrabungen und Materialauswertungen erbrachte in das Siegerland hinein haben regionale Initiativen, wichtige Ergebnisse und erste Synthesen, die aber noch weswegen es zu hoffen bleibt, dass vom Siegerland- nicht einmal in Fachkreisen langfristig wahrgenommen projekt angeregte oder begleitete Projekte der Region wurden. Auch scheiterte das Vorhaben, eine übergreifen- eine nachhaltige Wirkung ausüben oder sogar neue de Auswertung des Wirtschaftsraumes zu unternehmen. Projekte auslösen. In der Phase der institutionalisierten Forschung wur- den wieder archäologische Aktivitäten im Siegerland

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Abb. 26: Überhöhtes Höhenzonen-Idealprofil durch einen nord- (links) bzw. südexponierten Hang (rechts) im westlichen Siegerland (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 26: Slopes facing North (left) and South (right) in the Western Siegerland: Ideal cross section with vertical exaggeration.

initiiert. Neben Großflächenprospektionen und dem Eisenzeit aufzeigen. Die sich andeutende, auf Metallur- Aufgreifen der alten Ansätze wurde vor allem die Aus- gie ausgerichtete Spezialisierung des prähistorischen weitung der Untersuchung auf Siedlungen und Bestat- Siegerlandes macht das Arbeitsgebiet zu einem gut ab- tungen erreicht. Auch entwickelte H. Laumann erstmals gegrenzten Wirtschaftsraum im Hinterland der gleichzei- ein geographisch-ökonomisches Modell des prähistori- tigen Siedlungszentren. Durch das bessere Verständnis schen Wirtschaftsraums. Mangelnde Interdisziplinarität, der Montanlandschaft und ihre wirtschaftlich-kulturellen insbesondere bei der Bewertung der Metallurgie, und Bezüge zu den Zentren, besteht gleichzeitig das große vor allem die nicht erreichte Veröffentlichung der um- Potential, deren Funktion im latènezeitlichen Güterkreis- fangreichen Tätigkeiten verhinderten allerdings einen lauf zu verstehen. deutlichen Forschungsfortschritt über die Ergebnisse der Pionierphase hinaus. Obwohl der erneute Versuch die eisenzeitliche Montan- 2.2 Naturräumliche landschaft in einer Synthese auszuwerten unter G. Weis- Charakterisierung gerber wegen mangelnden Kooperationsmöglichkeiten misslang, gab er die zukünftig notwendige methodische Ausrichtung vor. Das Siegerlandprojekt greift die inter- 2.2.1 Geographie disziplinär ausgerichtete Forschungsstrategie auf und bezieht neben der Archäologie seit der Pionierphase Das Arbeitsgebiet umfasst das Siegerland und die auch die Archäometallurgie sowie die Archäobotanik mit Nordabdachung des Westerwaldes. Beide Regionen ein. Es gelang erstmals ein langandauerndes Projekt befinden sich auf dem Dreiländereck von Nordrhein- vieler Kooperationspartner zu etablieren und bereits Westfalens, Rheinland-Pfalz und Hessen. Das Arbeitsge- zahlreiche Zwischenergebnisse vorzulegen, die das alt- biet, als Teil des Rheinischen Schiefergebirges, wird na- hergebrachte Bild der eisenzeitlichen Montanlandschaft turräumlich im Süden vom Hohen Westerwald, im Wes- grundlegend ändern. Auch wurde erstmals eine groß- ten vom Mittelsiegbergland, im Norden und Osten vom flächige Untersuchung der Montanlandschaft über die Rothaargebirge und seinen Südausläufern begrenzt. Landesgrenzen hinweg erreicht. Die Rekonstruktion der Das gesamte Relief ist in stufenartig ineinandergreifende metallurgischen Prozesse und Organisationsformen der Hochflächen mit einer durchschnittlichen Höhe zwischen chaîne opératoire, die Abschätzung der prähistorischen 300 bis 450 m üNN gegliedert. Am Ostrand ragen die Raumnutzung sowie die Beeinträchtigung der Natur sind Berge bis in Höhen von 700 m üNN auf. Die Hochflächen in vielen Facetten aber noch nicht ausreichend geklärt. sind durch eine Vielzahl von Tälern zerschnitten in denen Die Synthese aus dieser Zusammenstellung zusammen zahlreiche Bäche – regional als „Seifen“ bezeichnet – mit den Ergebnissen der Altforschung kann Entwicklung periodisch fließen. und Charakter eines abgegrenzten Wirtschaftsraums der

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Abb. 27: Naturräumliche Großeinheiten A-B (rote Linien), Mesoregionen 1-5 der Montanregion Siegerland (violett), im Text er- wähnte Höhenzüge (grün) und Kaolinlagerstätten (nach Heyn 1893, 265 bzw. Kneppe 1980, 99 mit Ergänzungen). – A: Alpenrod. – B: Bad Marienberg-Zinhain. – C: Burbach-Oberdresselndorf. – D (schwarz): Burbach-Wahlbach. – D (grün): Druidenstein. – E (schwarz): Hachenburg. – E (grün): Eisernhardt. – F: Haiger-Langenaubach. – G (schwarz): Neunkirchen-Salchendorf. – G (grün): Giebelwald. – H (schwarz): Rosbach. – H (grün): Hornsberg. – HB: Haardter Berg. – HH: Haincher Höhe. – K: Kalteiche. – PK: Pfarrbergskopf. – R: Rothenberg. – RH: Roter Hahn. – RK: Rote Kirche. – SR: Südliches Rothaargebirge. – W: Windhahn. – WB: Wasserberg. – WW: Westerwald. – Z: Ziegenberg (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 27: Types of natural landscape A-B (red lines), meso regions (1-5) of the montane landscape Siegerland (purple), mountain ranges (green) and deposits of kaolin.

Die durchschnittliche Sonneneinstrahlung ist, nach den bei Siegen zwischen 1971 und 2000 während April, Mai Hochlagen des Sauerlandes, ab März bis September, die und August gemessen195. Die Jahresmitteltemperatur schwächste in Nordrhein-Westfalen. Besonders schwer- liegen in Abhängigkeit von der Höhenlage zwischen 7,5 wiegend ist, dass während der wichtigen Vegetations- und 8°C196. Die Vegetationszeit beträgt durchschnittlich phase der Monate Mai und Juni das Siegerland zu den 151 Tage, die der Zahl jährlicher Frosttage 94 bei 64 am schwächsten beschienenen Regionen des Landes Tagen geschlossener Schneedecke197. zählt, wogegen das Gebiet im September und Okto- Auf den flächenmäßig dominierenden Hängen und Kup- ber im Landesdurchschnitt deutlich begünstigt ist194. pen des westlichen Siegerlandes finden sich überwie- Dabei ist die lokale Sonnenscheinintensität heterogen gend mäßig frische bis trockene Braunerden (Parabrau- und weist besonders südexponierte Oberhanglagen nerden u. stellenweise Podsol-Braunerden) mit geringen als Gunststandorte aus (Abb. 26). Die südexponierten Bodenzahlen zwischen 20 und 45. In den Seifentälern Hänge werden länger von der Sonne bescheint, sind herrschen mit geringen Ausdehnungen Auengleye vor weniger durch Frost gekennzeichnet und hier beginnt und sind durch höhere Bodenzahlen zwischen 45 und die Schneeschmelze im Frühjahr teilweise erheblich 60 aber auch durch stärkere Staunässeerscheinungen früher als an den gegenüberliegenden, nach Norden charakterisiert. Die Auengleye erreichen ihre größte Aus- exponierten Hängen. dehnung im Siegtal samt seiner Zuflüsse bei Siegen. Neben der fehlenden Sonnenscheinintensität ist die Im östlichen Siegerland halten sich Braunerden und Landwirtschaft außerdem durch hohe Niederschlags- Auengleye die Waage198, dort sind also günstigere Be- werte zwischen 900 und 1200 mm im Jahr beeinträch- dingungen für Ackerbau als im Westen. tigt. 40 % des Jahresniederschlages fällt während der Hauptwachstumszeit. Die geringsten monatlichen Nie- derschläge wurden auf dem Haardter Berg (300 m üNN)

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 2.2.2 Lagerstätten jüngste Zeit im Schachtabbau erschlossen wurden, aber mehr als 20 km vom Siegener Antiklinorium entfernt lie- Die Erzlagerstätten des Arbeitsgebietes sind bereits an gen201. Weniger bekannt sind kleine Lagerstätten an der anderer Stelle ausführlich vorgestellt worden, weswegen Nordabdachung des Plateaus des Hohen Westerwaldes, 42 an dieser Stelle darauf verwiesen wird199. Hervorzuhe- da sie sich zumeist kaum für einen industriellen Abbau ben ist, dass in der vorrömischen Eisenzeit im Gebiet lohnten aber deutlich näher zum Arbeitsgebiet liegen202 des Siegener Antiklinoriums von Betzdorf im Südwes- (Abb. 27, A-H). Die nächstgelegenen Kaolinlagerstätten ten über Siegen im Nordosten hinaus ausgedehnte und im Arbeitsgebiet befinden sich im östlichen Siegerland oberflächennahe Eisenerzlagerstätten verfügbar waren. bei Neunkirchen-Salchendorf203 und anschließend im Die Eisenerzlagerstätten im östlichen Siegerland waren Burbacher Raum bei Burbach-Oberdresselndorf, Breit- dagegen weniger für die eisenzeitliche Rennfeuertechnik scheid204, Burbach-Wahlbach sowie Haiger-Langenau- geeignet. bach205. Diese Tongruben befinden sich in den Tiefla- gen und lassen zahlreiche weitere bislang unbekannte Bislang wurden Kaolinlagerstätten im Projektrahmen Kaolinvorkommen in dieser Region erwarten, zumal die nicht einbezogen. Im Verlauf der montanarchäologisch- Tieflagen durch industrielle Sedimentverlagerung später archäometallurgischen Arbeiten zeigte sich aber immer bedeckt worden sein können (s. Kap. 3.3.2). deutlicher die Bedeutung dieser Lagerstätten für die Pro- Diese Vermutung wird außerdem durch Analysen zum jektfragestellungen. G. Gassmann, der regelhaft Mullit in Saprolit des Rheinischen Schiefergebirges durch Peter latènezeitlichen Ofenwänden bereits in der Projektpilot- Felix-Henningsen gestützt, von denen folgend einige phase nachwies200, erklärte dessen Entstehung durch wichtige Ergebnisse gerafft wieder zu geben sind206: Sa- die Verwendung von Kaolinit als Ofenwandmaterial bzw. prolit entsteht bei der Verwitterung silikatischen Gesteins Magerungsbestandteil, der sich um Temperaturen von unter humiden Bedingungen unter Bildung mächtiger De- 1200°C zu Mullit umbildet. cken (Mesozoisch-tertiäre Verwitterungsdecke). Kaolinit Während ergiebige und leicht zugängliche Erzlager- ist eine Mineralneubildung in dieser Verwitterungsdecke stätten für das westliche Arbeitsgebiet charakteristisch unter reduzierenden Bedingungen im Grundwasser- sind, wurden dort bislang keine Kaolinlagerstätten aus- bereich. Findet eine Gesteinszersetzung in tertiären gemacht. Dagegen sind die umfangreichen und häufig und quartären Vulkangebieten durch postvulkanische oberflächennahen Lagerstätten aus dem südlich ge- CO2-Wässer statt, kann sich ebenfalls Kaolinit bilden. legenen Unterwesterwald bekannt, die teilweise bis in Henningsen beschreibt die kaolinitische Verwitterung

Abb. 28: Lage eisenzeitlicher Fundstellen und der Mesoregionen 1-5 des Siegerlandprojektes (violette Kreisflächen) im Arbeits- gebiet und dessen Umfeld (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 28: Siegerland-project work area: Positions of Iron Age sites and the meso regions 1-5 (purple planes).

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Abb. 29: Blick nach SO auf Dermbach, das Dermbachtal, den Stahlents-Kopf rechts im Hintergrund und den Altenberg links im Hintergrund (Fotos: M. Zeiler).

Fig. 29: South-east view of the Dermbach village, Dermbach valley, Stahlents-Kopf mountain (right in the background) and to the Altenberg mountain (left in the background).

im Jura bis zum Tertiär unter tropischen Bedingungen Wirtschaftseinheiten, die wiederum in der Mikroebene und die Abtragung der Verwitterungsdecke besonders in einzelne Produktionseinheiten wie Verhüttungsplätze ab dem Pleistozän im Rahmen der Zerschneidung und oder Schmiedewerkstätten zerfällt. Da zum strukturel- Aufzehrung der Rumpfflächen insgesamt. Kaolinit wur- len Verständnis der Wirtschaftseinheiten und zum Ver- de in die Tieflagen transportiert und dabei teilweise die ständnis ihrer Entwicklung die Fokussierung allein der mesozoisch-tertiäre Verwitterungsdecke der Hochlagen Werkstätten nicht ausreicht, sind in dem Betrachtungs- vollständig entfernt, so dass Schiefer und Grauwacke ebenenmodell auch eisenzeitliche Siedlungen, Depots wieder zu Tage traten. Die in die Tieflagen transportier- und Nekropolen einbezogen. Montanarchäologie wird ten Relikte der Verwitterungsdecke wurden während als Wirtschaftsarchäologie bzw. als Rohstoffarchäologie der Kaltzeiten von Deckschichten überlagert und bilden verstanden208, die nicht nur die Gewinnung von Roh- häufig staunasse Böden. stoffen und deren Umwandlung in Güter untersucht. Somit konnte Kaolin nicht nur an der Nordabdachung Darüber hinaus wird zum Beispiel die Rekonstruktion der des Westerwaldes, sondern wahrscheinlich an auch in Wechselwirkungen von ökonomischen Aspekten mit der den Tieflagen des Siegerlandes selbst gewonnen wer- Entwicklung der Siedlungsstruktur im Montangebiet, der den. Wissenstransfer sowie die Bedeutung des Produktions- gebietes für die Siedlungskammern der umgebenden fruchtbaren Mittelgebirgsbecken untersucht. 2.3 Fragestellungen In Abhängigkeit von naturräumlich bedingten Grenzen und vor allem vom Forschungsstand untergliederte die 2.3.1 Wirtschaftsstrukturelle Projektgruppe die Makroebene in fünf Mesoregionen, Betrachtungsebenen deren Ausdehnung erst im Verlauf der ersten Projekt- hauptphase beschrieben wurde, aber bewusst nicht klar Die erste Projekthauptphase fokussierte in allen wirt- nach außen abgegrenzt ist (Abb. 28). Da aber zu Beginn schaftsstrukturellen Betrachtungsebenen Elemente der der ersten Projekthauptphase unter anderem das Ziel chaîne opératoire vom Erz zum Stahl. T. Stöllner entwi- formuliert wurde, zukünftig durch die Projektforschungen ckelte anhand der Ergebnisse des Siegerlandprojektes eine Modellierung der prähistorischen Montanlandschaft bis 2007 das Modell wirtschaftsstruktureller Betrach- zu gewährleisten, musste eine verbindliche Unterteilung tungsebenen207 (Abb. 20), welches zum Verständnis der Makroregion in Mesoregionen getroffen werden. der nachfolgenden Ausführungen kurz wiedergegeben Eine naturräumlich scharfe Abgrenzung dieser einzelnen wird: Das Modell besteht aus fragestellungsorientierten Mesoregionen ist aber weder möglich noch gewollt, da Ebenen (Makro-, Meso- und Mikroebene). Die Makroe- die Mesoregionen im Rahmen des wirtschaftsstrukturel- bene beschreibt das gesamte prähistorische Montan- len Betrachtungsebenenmodells lediglich dazu dienen, revier und besteht in der Mesoebene aus regionalen verschiedene Räume zunächst unabhängig voneinander

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Abb. 30: Blick vom Rothen Hahn nach Nordosten Richtung Siegen und die Siegtalbrücke der A45 (Foto: M. Zeiler).

Fig. 30: North-east view from the Rother Hahn mountaintop into the direction of Siegen and the motorway bridge.

zu betrachten und anschließend miteinander zu ver- Geologie und Morphologie lassen das Arbeitsgebiet ho- gleichen. Jede Mesoregion beinhaltet folglich mehrere rizontal in zwei naturräumliche Großeinheiten gliedern Höhenzüge und Talbereiche, aus denen aussagekräftige (Abb. 27). Beinahe der gesamte Westen wird bis auf Fundstellen der chaîne opératoire bekannt waren bzw. den Müsener Horst im Untergrund durch das Siegener vom Siegerlandprojekt aufgespürt wurden. Antiklinorium aus dem Unteren Devon charakterisiert, welches durch seine hydrothermal gebildeten Eisenerz- ganglagerstätten die Grundlage der Montanlandschaft 2.3.2 Naturräumliche Betrachtungsebenen darstellt (Großeinheit A). Im Osten, ab Wilnsdorf, sind bis zu 500 m mächtige quarzitische Sandsteinfolgen Seit 2009 wurden die Prospektionen nicht nur nach wirt- der Unteren Ems-Stufe eingeschaltet und auf Siderit schaftsstrukturellen Betrachtungsebenen ausgerichtet. verliehene Gänge deutlich seltener (Großeinheit B). An Gleichzeitig fanden naturräumlich gegebene Faktoren Großeinheit B schließt sich östlich das obere Dill- und zunehmend Berücksichtigung, die sehr wahrscheinlich Dietzhölze-Gebiet mit seinen buntmetallerzführenden auf die prähistorische Montanwirtschaft, auf die Infra- Ganglagerstätten an209. struktur, auf Landwirtschaft und auf das Siedlungsver- Ausgedehnte und plateauartige Höhenzüge mit steilen halten Einfluss hatten. Geographische Faktoren gliedern Hangbereichen bestimmen das Bild in Großeinheit A das Arbeitsgebiet sowohl horizontal als auch vertikal. (Abb. 29-30). Ausgedehnte Talmulden mit einer Breite größer 500 m treten im Siegverlauf (Hauptvorfluter) erst

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 ab Netphen auf. Flachformen im Hang (Ebenheiten) zonen (Abb. 26), die besonders in Großeinheit A ausge- finden sich dagegen am Zusammenfluss mehrerer Ge- prägt sind. Es handelt sich um die großflächig ebenen wässer und vor allem auf den Kuppen mit fließenden Kuppen der Höhenzüge, um deren steile Oberhänge Übergängen zu den Steillagen. In Großeinheit A finden mit den Quelltöpfen der Seifen, um die flacheren Unter- sich daher tiefgründige Böden zumeist nur an den ebe- hänge der Höhenzüge mit zunehmend größer werden- 45 nen Mittelhang- und den Unterhanglagen der größeren dem Flachrelief sowie um die Täler der Hauptvorfluter Gewässer. Die Täler sind allgemein an den Oberläufen (z. B. Sieg, Heller, Daade, etc.) mit großem Flachrelief. überwiegend als Kerb- und am Unterlauf, im weniger Die rezente Vegetation lässt überwiegend die vertikale widerstandsfähigen Gestein, als Muldentäler ausgeformt. Zonengliederung nachvollziehen. Kuppen, Ober- und Der Grad der Zerschneidung der Hochflächen hat gro- Mittelhänge sind aufgeforstet, wogegen die Mittelläu- ßen Einfluss auf natürlich vorgegebene Verbindungstras- fe der Gewässer und insbesondere die Niederungen sen. Grundsätzlich wird daher die Großeinheit A, durch unbewaldet sind. Weniger auf flacheren Partien der einige breitere Täler der Vorfluter und der Sieg sowie Ober- aber deutlich häufiger in den Flachbereichen der durch Höhenwege erschlossen. Unterhänge befinden sich potentiell nutzbare Ackerbau- Besonders charakteristisch für Großeinheit A sind die standorte. Auch die Nord- und Südexposition der Hänge zahlreichen kleinen Bäche, Seifen genannt, die an den bedingt ein wichtiges Unterscheidungskriterium (Abb. Oberhängen der Erhebungen aus Hangschuttquellen 26). Besonders zu Beginn des Winters und des Frühlings an Quelltöpfen austreten und periodisch schütten. Die sind nordexponierte Hanglagen deutlich ungünstiger für Schüttung liegt zwischen 20 und 200 dm3/d und kann Landwirtschaft oder Siedlungen. Sie erfahren nämlich während Trockenzeiten im Sommer auf ein Zehntel der teilweise erheblich weniger Sonneneinstrahlung und sind mittleren Leistung abfallen210. darüber hinaus stärker durch Frostschäden gefährdet Großeinheit B weist weniger ausgedehntere Bergkup- (s. Kap. 2.2.1). pen, breitere Täler mit weniger steilen Hangbereichen auf (Abb. 31). Dadurch sind dort tiefgründige Böden häufiger als in Großeinheit A. Außerdem schütten die Gewässer in Großeinheit B regelmäßiger. Neben den Höhenwegen als natürlich vorgegebene Verbindungs- trassen treten hier die weniger steilen Mittelhanglagen sowie ausgedehntere Niederungen hinzu, wodurch die Passierbarkeit erheblich einfacher ist als in Großeinheit A.

Neben der horizontalen Gliederung des Arbeitsgebietes in zwei naturräumliche Großeinheiten bedingen Relief und Klima die vertikale Unterscheidung von vier Höhen-

Abb. 31: Wilnsdorf-Wilgersdorf: Blick nach Nordosten auf den Ziegenberg mittig im Hintergrund; mittig im Vordergrund Fundstelle 1702 (Foto: M. Zeiler).

Fig. 31: North-east view from the Ziegenberg mountaintop centered in the background (Wilnsdorf-Wilgersdorf) and site 1702 centered in the front.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Anhaltspunkt, dass der Raum der eisenzeitlichen Verhüt- 3 Prospektion: tung nördlich Seelbachs endet. Grundlagen Die Abgrenzung der eisenzeitlichen Montanlandschaft ist auch im Südwesten möglicherweise weiter zu fas- 46 Prospektionen waren ein wesentlicher Bestandteil der sen: Zu Beginn der Frühjahrsprospektion 2009 zeigte Projekttätigkeiten. Nicht nur die Abgrenzung der Mon- R. Eggers (Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland- tanlandschaft basiert auf den Prospektionsergebnissen, Pfalz, Außenstelle Koblenz) mir montanarchäologischen sondern auch die Abschätzung von Ausdehnung und Fundstellen im Kreis Altenkirchen, die teilweise mit ei- Dichte der Fundstellen im Arbeitsgebiet. Die an dieser senzeitlicher Keramik vergesellschaftet sind und sich an Stelle vorgestellte Fundstellenkarte (Abb. 28) ist aller- der Wasserscheide zwischen Sieg und Wied befinden dings kein repräsentatives Abbild der prähistorischen (Abb. 21: Westlichstes Prospektionsgebiet). Das datie- Verhältnisse, sondern durch Auffindungsschwierigkeiten rende Scherbenmaterial entstammt aber genauso wie und vor allem durch Zerstörungen infolge Raumnutzung die Verhüttungsschlacken aus umgebrochenen Feldern, in ihrer Aussagekraft beeinträchtigt. von denen bei einer Nachbegehung im Herbst 2009 auch Es gilt daher die Zahl und Erhaltung von Fundstellen hochmittelalterliche und neuzeitliche Funde aufgesam- im Bezug auf Auffindungsschwierigkeiten und vor allem melt wurden214. Damit ist die eisenzeitliche Datierung die Raumnutzung seit der Eisenzeit systematisch zu der Verhüttung an diesen Plätzen nicht gesichert und untersuchen. Ein Zwischenziel ist die Abgrenzung von es bleibt zu klären, ob dieser Raum während der vor- Räumen, deren Fundstellenmenge als repräsentativ römischen Eisenzeit, ähnlich wie im Mittelalter215, die gelten kann, da die Auffindungsbedingungen gut waren Verbindung zwischen dem Siegerland- und dem Wied- und eine Überprägung oder Zerstörung nicht bzw. kaum Montandistrikt darstellt. In diesem Zusammenhang ist stattgefunden hat. Daran schließt sich die Abschätzung von Bedeutung, dass auf der Sieg-Wied-Wasserscheide der ehemals tatsächlich vorhandenen Fundstellenzahlen einer der natürlich vorgegebenen Verbindungskorridore an, um eine Rekonstruktion der prähistorischen Montan- zwischen dem Siegerland und dem Gebiet der Hunsrück- landschaft Siegerland zu versuchen. Eifel-Kultur gesehen werden muss. Die enge kulturelle Verknüpfung beider Räume ist für Ha D insbesondere durch Grabformen und -inventare belegt216. Außerdem 3.1 Die Abgrenzung der eisenzeit- verbindet die Wasserscheide das für Ackerbau eher un- lichen Montanregion günstige Siegerland mit dem ackerbaulich stellenwei- se217 begünstigteren Westerwald, wo darüber hinaus Die Ausdehnung der Siegerländer Montanregion wäh- die Vorkommen von Kaolin vermutet werden, der mögli- rend der Eisenzeit wird seit den frühen Forschungen cherweise beim latènezeitlichen Ofenbau im Siegerland zumeist klar abgegrenzt und erscheint in den Verbrei- Verwendung fand. Die Fundstellen im benachbarten tungskarten als geschlossener Wirtschaftsraum. A. Jo- Westerwald finden sich auf dessen Nordabdachung und ckenhövel bestätigte durch die Forschungen im Dietz- dünnen dann zum Hohen Westerwald am Nisteroberlauf hölzetal/Hessen die östliche Grenze des eisenzeitlichen hin aus. Nach derzeitigem Forschungsstand befindet Wirtschaftsraums nach O. Krasa211. Dort wie auch im sich hier die Südgrenze der Montanlandschaft, wobei nördlich an das Siegerland angrenzenden Sauerland212 sicherlich mit weiteren Verhüttungsstellen im Daadetal, ist derzeit keine Verhüttung von Eisenerz213 der vorrö- mit seinen leicht zugänglichen Erzlagerstätten in den um- mischen Eisenzeit nachgewiesen (Abb. 28). Demnach liegenden Höhenzügen, zu rechnen ist. Dagegen ist die endet die Montanlandschaft Siegerland im Osten an der Westausdehnung der Montanlandschaft Siegerland noch Kalteiche sowie an der Haincher Höhe (Abb. 27) und im völlig ungeklärt. Da alle bisherigen Prospektionen, so- Norden am Unterlauf der Ferndorf. wohl der Altforschung als auch des Siegerlandprojektes, Diese Abgrenzung muss jedoch auch im Hinblick auf die nicht bis in das Gebiet westlich der Linie Freudenberg- Begehungsintensität hinterfragt werden. Die Nordgrenze Betzdorf reichten. ist z. B. uneindeutig, da das Gebiet des Siegoberlaufs bislang nur selten begangen wurde. Die markanten Fundstellenkonzentrationen auf den Verbreitungskar- 3.2 Auffindung und Ansprache von ten Krasas spiegeln deutlich dessen Bewegungsradius Fundstellen mit folglich höchster Fundstellendichte nahe seinem Heimatort Siegen-Gosenbach wider. Auch das Sieger- landprojekt legte seinen Schwerpunkt in diesen Raum. 3.2.1 Ansprache Während der Pilot- und ersten Projekthauptphase konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass sich auch in Das Siegerlandprojekt verwaltet mehr als 1000 monta- den nach Krasa fundstellenarmen Bereichen des Sieger- narchäologische Fundstellen verschiedener Epochen landes weitere Relikte eisenzeitlicher Metallgewinnung im Arbeitsgebiet (Stand Dezember 2011), die durch befinden. Immerhin erbrachten Prospektionen 2011 den projektinterne Begehungen oder Fremdbegehungen

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 entdeckt wurden. Letztere wurden den Informationen immer von den Seifentälern aus, da sie von der vorrö- von Heimatforschern, der Literatur oder den Angaben mischen Eisenzeit bis in das Mittelalter als Verhüttungs- des Amtes für Bodendenkmalpflege entnommen und stellen genutzt wurden. zum Teil von Mitarbeitern des Siegerlandprojektes erneut Die Prospektionen wurden unverändert in der Vorge- aufgesucht. hensweise der Kampagne 2007 fortgeführt, deren Er- 47 Als Fundstellen werden, unabhängig von ihrer Zeitstel- läuterung sich in der Publikation der Projektpilotphase lung, anthropogen hervorgerufene Geländeanomalien findet218. Als Neuerung wurde bei den Fundstellenbe- sowie Auffindungsorte von Artefakten bzw. von Rück- schreibungen auch die Vegetation im Kontext der Fund- ständen des Erzgewinnungs-, Verhüttungs- oder Eisen- stelle notiert, um die Abhängigkeit der Entdeckung einer verarbeitungsprozesses verstanden. Im Projektfokus Fundstelle von ihrer Bedeckung heraus zu stellen. Da in standen Fundstellen der frühen Montanlandschaft, wie den häufig dichten Wäldern die Ortung mit GPS-Gerät Schlackenplätze/-halden, Podien und Pingen. Auch wur- nur näherungsweise erfolgen kann219, wurden nicht nur de teilweise die Lage der Quelltöpfe der begangenen die so gemessenen Koordinaten der Fundstelle (Abb. Seifen eingemessen, da deren genaue Lage in der Regel 32), sondern auch ihre Lage zum Gewässer notiert und aus der Deutschen Grundkarte nicht hervor geht. Ebenso die Fundstelle in möglichst kleinmaßstäbige Kartenwerke wie in der Pilotphase gingen nämlich die Begehungen eingetragen.

Abb. 32: Aufnahmeformular zur Fund- stellenbeschreibung im Gelände (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 32: Form for identification of sites in the field.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 lich. Die Untersuchungen des Projektes seit 2009 an der Fundstelle Höllenrain (Fundstelle 1027) führte zur Entdeckung neuartiger zapfenförmiger Schlacken, die in wenigen Fällen noch mit Schlackenkalotten verbunden 48 waren (Abb. 33). Die Sichtung des archivierten Fundma- terials dieser bereits alt gegrabenen Fundstelle sowie die Anlage neuer Sondagen 2010 erbrachte eine Viel- zahl derartiger Schlacken und die Sicherheit, dass die Schlacken ausschließlich während der latènezeitlichen Phase der Fundstelle entstanden waren. Während die Untersuchungen S. Menics erstmals Ende 2011 aussa- gekräftige Deutungsansätze zur Genese der Schlacken im Schmiedeprozess erbrachten221, war es aber schon vorher möglich, analoge Fundstellen anhand dieser cha- rakteristischen Schlacken aufzufinden und als eisen- zeitliche Schmiedeplätze zu identifizieren. In Kenntnis dieser spezifischen Schlackenform erklärten sich auch bis dahin nicht deutbare Beschreibungen von „Schla- ckensträngen“ aus Fundstellen der Altforschung von O. Krasa und J.-W. Gilles. 2011 wurden einige dieser Fund- stellen erneut begangen und dort ebenfalls Schlacken- zapfen mit Kalotten entdeckt. Damit ist die Ansprache von Fundstellen als Schmiedeplätze in der Altforschung anhand der Schlackenmorphologie ebenso für das Sie- gerlandprojekt nutzbar wie die alt durchgeführte Datie- rung der Verhüttungsplätze anhand der Morphologie der Verhüttungsschlacken. Zu beachten ist jedoch, dass aufgrund der morphologischen Ähnlichkeit zwischen den latènezeitlichen Schlackenzapfen des Siegerlandes mit mittelalterlichen Frischeschlacken des Sauerlandes, eine Deutung eines siegerländer Fundplatzes als eisenzeitli- che Schmiedewerkstatt nur bei Auffindung zusätzlicher Schmiedekalotten versucht werden kann. Bislang sind Frischewerkstätten des Mittelalters aus dem Siegerland und ihre metallurgischen Rückstände unbekannt. Insgesamt sind trotzdem die Voraussetzungen zur funk- tionalen und chronologischen Ansprache von Werkplät- zen der Eisenmetallurgie im Siegerland als sehr gut zu Abb. 33: Zapfenförmige Schlacken. – A: Wilnsdorf-Wilgersdorf/ beschreiben. Demgegenüber steht die Deutung von Königstal, Fundstelle 1702. – B: Wilnsdorf-Rudersdorf und -Wil- Hangverebnungen bzw. Terrassierungen. Die zumeist gersdorf/Höllenrain, Fundstelle 1027 (Fotos: C. Wirth). weit verbreiteten steilen Hangbereiche des Siegerlan- Fig. 33: Conical smithing slags: A: Site 1702. – B: Site 1027. des bedingen, dass seit der Eisenzeit Terrassierungen (Podien) angelegt und nachfolgend weiter genutzt und überprägt wurden. Tendentiell lässt sich den Altgrabun- gen Laumanns und der Projektpilotphase entnehmen, Eines der wichtigen Ergebnisse der Projektpilotpha- dass kleine langovale Podien bis 8 m Länge und 6 m se war die Bestätigung der Deutung und Datierung Breite vor der Neuzeit entstanden, während größere und von Verhüttungsplätzen der Altforschung anhand der langgestreckte bzw. runde Terrasierungen neuzeitliche Schlackenmorphologie als eisenzeitlich bzw. als mit- Platzmeiler sind. Allerdings ist die Nachnutzung älterer telalterlich. Glatte Oberflächen der schnell geflossenen Podien durch Meilerei regelhaft, wodurch große Terras- Abstichschlacken der mittelalterlichen Verhüttung las- sierungen auch ehemals eisenzeitlich bzw. mittelalterlich sen sich gut von den langsam und diffus geflossenen entstandene Podien sein können, die durch spätere Verhüttungsschlacken der Eisenzeit unterscheiden. Köhlerei überprägt wurden. Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass auch eisenzeitliche Ofenwände durch den makroskopisch gut erkennbaren Mullit von mittelalterlichen Ofenwän- den unterschieden werden können220. Damit ist eine schnelle und aussagekräftige Ansprache von Verhüt- tungsfundstellen der beiden Epochen im Gelände mög-

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 3.2.2 Verwendung des Digitalen lich am Hang vorgelagerten Stollenmundlöcher (Abb. 34: Geländemodells (DGM1) 5) auf nicht mehr als 15 m eingeschätzt werden, sofern die Stollen auf der Suche nach unverritzten Lagerstätten Im Idealfall konnte auf das Deutsche Geländemodell den Alten Mann unterfuhren. (DGM 1) zurückgegriffen werden, welches aber der- Die Umrechnung der Messdaten auf das 1 m-Gitter 49 zeit nur für Nordrhein-Westfalen und, in Abhängigkeit zur Erstellung des Geländemodells des DGM 1 sowie vom Blattschnitt, auch für die Grenzregionen der be- die Höhenungenauigkeit, die in den im Siegerland vor- nachbarten Bundesländer vorliegt. Diese auf Basis von herrschenden Waldgebieten mit mehr als 30 cm veran- Airborne-Laserscanning entwickelten Karten, die auch schlagt werden muss, bedingen, dass Schlacken- sowie als „LIDAR-Karten“ bezeichnet werden und bei denen die meisten Abraumhalden, flache Pingen mit weniger die Vegetationsdecke weggerechnet wurde, erlauben als 2 m Durchmesser und vom Relief undeutlich abge- aufschlussreiche Einsichten besonders in schwer zu- setzte Podien, selten erkannt werden können (Abb. 34: gänglichen Geländebereichen. Diese Karten haben sich 1 u. 3). Auch bedingt die Dichte der Vegetationsdecke schon vielfach in der Archäologie bewährt und führten das umgerechnete Kartenergebnis. sogar zu Neubewertungen vermeintlich gut untersuchter Niederwälder mit dichtem Unterwuchs ergeben zu- Fundstellen222. Für die Prospektionstätigkeiten im Sie- meist ein erheblich weniger aussagekräftiges Bild, als gerland ist das DGM 1 insbesondere bei der Abgrenzung mit Hochwäldern bestockte Flächen, die durch weniger der häufig schwer zugänglichen Pingenfelder von Be- dichten Unterwuchs charakterisiert sind. Diese Abhän- deutung. Beispielsweise lassen sich Pingenfelder, Mund- gigkeit der Höhenberechnung des Geländemodells von löcher sowie deren vorgelagerte Halden und auch das der Vegetationsdichte lässt sich besonders in Bereichen aktuelle Wegenetz, samt rezent nicht mehr benutzten gut nachvollziehen, wo eine Fundstelle nur teilweise von Trassen am Hornsberg (Freudenberg-Niederndorf) gut Bäumen überdeckt ist. In der gewählten Beispielkar- nachvollziehen (Abb. 34: 2, 5-6). Darüber hinaus sind bei tierung vom Hornsberg befindet sich eine Schneise diesem gewählten Beispiel auch Lage und Ausdehnung im Bereich einer Nord-Süd verlaufenden Hochspan- der meisten Quelltöpfe gut zu erkennen (Abb. 34: 4). Die nungsleitung (Abb. 34: 7). Am nordexponierten Hang Abbautiefe an der Stelle des nördlichen Pingenzuges des Hornsberges sind im Schneisenbereich nicht nur (Abb. 34: 2) kann indirekt durch die Höhenlage der nörd- klar ein Pingenzug sondern auch die dazugehörigen

Abb. 34: Interpretierter Ausschnitt des DGM 1 (511316 und 511322). – 1: Podien/Meilerplätze. – 2: Pingen. – 3: Abraumhalden der Pingen. – 4: Quelltopf. – 5-6: Stollenmundlöcher und vorgelagerte Halden. – 7: Schneisenränder (nach Zeiler 2010b, Abb. 5).

Fig. 34: Interpreted cutaway of the Deutsches Geländemodell (DGM1). – 1: Platforms/charcoal kilns. – 2: opencasts. – 3: waste sites. – 4: spring area. – 5-6: gallery mouths and stockpiles. – 7: forest aisles.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 spektion von besonderer Bedeutung, da die Quelltöpfe im Siegener Antiklinorium regelhaft mit Schlackenplätzen oder Podien vergesellschaftet sind. Allerdings befindet sich ihre Lage auf allen Kartenwerken außer auf dem 50 DGM 1 an der Stelle, an der auch noch im Sommer der Bach im Regelfall zuverlässig schüttet. Durch Talverfül- lung und Wasserhaltungsmaßnahmen des Bergbaus wurde die Hydrogeographie des Siegerlandes allerdings Abraumhalden erkennbar (Abb. 34: 3). Im benachbar- beeinträchtigt und dadurch teilweise die Wasseraustritte ten, bewaldeten Areal sind dagegen nur eine massive um mehrere hundert Meter hangabwärts verlagert. Da- Abraumhalde und grob die Pingen nachweisbar. her können heute die ursprünglichen Quellstandorte im Besonders hilfreich ist das DGM 1 bei der Auffindung Gelände meist nur im niederschlagsreichen Spätwinter der Seifen-Quellaustritte. Sie sind bei der Bachbettpro- bzw. zu Beginn des Frühjahrs als großflächig vernässte Abb. 35: Quelltopf des Wenzelsbachs (Kirchen) im Februar Bereiche wieder entdeckt werden (Abb. 35). Während nach der Schneeschmelze (Foto: A. Sprung). diese ursprünglichen Quellbereiche der Eisenzeit auf Fig. 35: Spring area of the Wenzelsbach brook after the snow- topographischen Karten nicht kartiert sind, finden sie melt in February. sich aber als klar erkennbare Reliefformen (Mulden mit Rinnen) auf dem DGM 1.

Abb. 36: Unmaßstäbliche Ausschnitte der DGK5 3422/5632Freusburg-Ost aus dem Jahr 1994 (oberer Ausschnitt zw. 3422600/5633200 und 3423800/5634000; unterer Ausschnitt zw. 3422800/5632000 und 3424000/5632600) mit nummerierten Unterschieden zur DGK5 der gleichen Ausschnitte aus dem Jahr 2008 auf Abb. 37 (nach Zeiler 2010b, Abb. 3).

Fig. 36: Not to scale cutaways of the Deutsche Grundkarte (DGK5) published in 1994 with deviations from the map published in 2008 (see figure 37).

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 3.2.3 Verwendung der Deutschen Grundkarte und im Gauß-Krüger-Koordinatensystem referenziert (DGK5) ist. Diese gute kartographische Ausgangssituation wird allerdings zunehmend durch den Aktualisierungsstand Da im Rheinland-Pfälzischen Teil des Arbeitsgebietes des Kartenwerkes eingeschränkt, der ein Wiederauf- keine digitalen Geländemodelle zur Verfügung standen, finden von Altfundstellen erschwert und zu Mehrarbeit 51 erfolgte dort die Begehung ausschließlich auf Grundlage bei der Beschreibung der Fundstellenumgebung führt: der Deutschen Grundkarte im Maßstab 1:5000 (DGK 5), Während nämlich Grundrisse und Bewuchsarten re- die in Nordrhein-Westfalen zusätzlich neben den DGM- gelmäßig behördlich auf den neuesten Stand gebracht Karten verwendet wurde. Die Verwendung der DGK 5 werden, befinden sich hingegen Höhenlinienangaben als Kartengrundlage bei Prospektionen des Siegerland- zumeist auf dem Vermessungsstand von 1960223. Auch projektes begann 2007, wodurch erstmals die häufig im eine Vielzahl topographischer Elemente wurde in den Wald sehr ungenauen GPS-Angaben einer Kontrolle Neuauflagen nicht aktualisiert. Darüber hinaus ist eine unterzogen werden konnten und damit die bislang qua- Generalisierung der Darstellung und dadurch der Verlust lifizierteste Kartierung von Fundstellen im kleinmaßstä- topographischer Angaben festzustellen. Gerade die- bigen Bereich erzielt wurde. ser Informationsverlust ist für die Geländeprospektion Die DGK 5 gibt jeweils einen Ausschnitt von vier Quad- erheblich und führt zur ungenauen Einschätzung des ratkilometern wieder. Hierbei handelt es sich um das am Geländes in der Planungsphase und zu Mehrarbeit in großmaßstäbigsten verfügbare Kartenwerk der Region, der Begehungsphase, da neben den Fundstellen und welches Eigentumsgrenzen und Topographie darstellt

Abb. 37: Unmaßstäbliche Ausschnitte der DGK5 3422/5632Freusburg-Ost aus dem Jahr 2008 (oberer Ausschnitt zw. 3422600/5633200 und 3423800/5634000; unterer Ausschnitt zw. 3422800/5632000 und 3424000/5632600) mit nummerierten Unterschieden zur DGK5 der gleichen Ausschnitte aus dem Jahr 1994 auf Abb. 36 (nach Zeiler 2010b, Abb. 3).

Fig. 37: Not to scale cutaways of the Deutsche Grundkarte (DGK5) published in 2008 with deviations from the map published in 1994 (see figure 36).

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 den Kleinräumen, auch topographische Großstrukturen Terrassierungen als Geländeformen nicht stark verschlif- skizziert werden müssen. fen sind. Zum anderen erlaubt die geringe Bodenvegeta- Beispielsweise zeigen die Kartenblätter des Landes- tion bei alten Hochwäldern besonders im Frühjahr eine vermessungsamtes Rheinland-Pfalz DGK5 Freusburg- gute Sicht. Auch die meisten ehemaligen Niederwälder 52 Ost224 aus den Jahren 1994 und 2008 deutliche Ab- (Hauberge) befinden sich zumeist im Umwandlungssta- weichungen auf (Abb. 36 u. 37): Einerseits sind auf der dium zum Hochwald, weswegen hier die Auffindungs- jüngeren Kartenversion Gebäudegrundrisse aktualisiert möglichkeiten ebenfalls gut sind. Lediglich im Bereich und detaillierter dargestellt. Andererseits wurden Flur- von verbliebenen Niederwäldern oder Auwäldern ist die namen nur unvollständig übernommen und beschreiben Prospektion kaum möglich, was sich in der Zahl der dort stellenweise andere Flächen als auf der älteren Ausgabe entdeckten Fundstellen klar äußert. Dies konnte für das (Abb. 36-37: 1). Nur selten sind der jüngeren Auflage Siegerland erstmals nach der Frühjahrsprospektion 2009 Flurnamen zugefügt worden, die auf dem älteren Karten- aufgezeigt werden, als neben der Beschreibung von blatt fehlen. Deutlich markanter sind die Unterschiede in Form und Lage der entdeckten montanarchäologischen der Darstellung von Geländemerkmalen und Infrastruktur Fundstellen zusätzlich auch deren Vegetation im Umfeld (Abb. 36-37: 2-4). Rückewege, Fischteiche und insbe- notiert wurde. sondere Böschungen werden auf der jüngeren Karte Im Rheinland-Pfälzischen Gebiet zwischen Heller und überhaupt nicht mehr wiedergegeben. Außerdem fehlen Sieg fanden sich 290 montanarchäologische Fundstellen Waldwege, sind die Abmessungen von Schienentrassen mit 306 Befunden bzw. Befundgruppen wie Pingenfelder, und Eisenbahnbrücken ungenauer, Kreuzungen wer- Podien etc. (Abb. 38). 87 % aller Fundstellen wurden in den schematisiert und geschwungene Wegetrassen als Hochwäldern bzw. in aufgelassenen Haubergen doku- vieleckige Linien dargestellt. Letzteres ist vermutlich die mentiert, die sich im Umwandlungsstadium zum Hoch- Folge einer generalisierten Digitalisierung alter Vorlagen, wald befinden. Dagegen führten die schwierigen Sicht- weswegen vermutlich auch das Höhenlinienbild auf dem verhältnisse in Nieder- und Auewälder dazu, dass in Be- jüngeren Kartenblatt abweicht und deswegen stellen- reichen dieser Bestockung lediglich 5 % der Fundstellen weise nicht nachvollziehbare Höhenlinien (Isohypsen) entdeckt werden konnten. Auch Windbruchflächen oder aufzeigt (Abb. 36-37: 3). mit Fichten neu bestockte ehemalige Windbruchflächen erlauben zumeist keine qualifizierte Prospektion. Entwe- der sind diese Gebiete kaum zugänglich, die Oberflä- 3.2.4 Auffindung in Abhängigkeit von Vegetation che durch Windbruch, Setzlinge oder Pioniervegetation (Verbuschung) bedeckt oder durch herausgebrochene Die Auffindung montanarchäologischer Fundstellen im Wurzelteller aufgerissen. Gerade die sturmanfälligen Siegerland ist stark abhängig von der jeweiligen Vege- Fichtenforste auf Kuppenlagen wurden am 17.1.2007 tation, was bereits O. Krasa feststellte225. Während im durch den Orkan Kyrill massiv in Mitleidenschaft gezo- nordwestlichen Westerwald und im östlichen Siegerland gen. Die breiten Wurzelteller zerstörten umfangreich Bo- bei Wilnsdorf Wiesen und Äcker die rezente Nutzungs- dendenkmäler beim Umstürzen der Bäume und verhin- form darstellen und daher dort kaum Bodendenkmäler derten die Prospektion auf großen Flächen während der mehr anhand ihres Reliefs im Gelände erkennbar sind, Kampagne des Siegerlandprojektes 2007226. Von diesen sind die für das übrige Arbeitsgebiet charakteristische Flächen wurden einige im Giebelwaldbereich 2010 stich- Nadelhochwälder günstig. Zum einen handelt es sich probenartig erneut begangen, um das Fundstellenbild zumeist um Bereiche, die nicht intensiv beackert wurden zu ergänzen. Allerdings war in allen Gebieten aus den und damit Strukturen wie Podien, Pingen, Halden oder oben genannten Gründen das Gelände immer noch un-

Abb. 38: Relative Anteile der montanarchäologischen Fundstellentypen (links) sowie der Landnutzung an den Fundstellen (rechts) zwischen Heller und Sieg in Rheinland-Pfalz (nach Zeiler 2010b, Abb. 8).

Fig. 38: Relative proportion of montane sites (left) and land use at these sites (right) between the rivers Heller and Sieg in Rhine- land Palatinate.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 zugänglich bzw. nicht einsehbar. Dazu kommt, dass zerstört waren227. In Anbetracht dieser Situation ist es durch Forstfahrzeuge und die Anlage neuer Rücke- und ein Glücksfall, dass seit Beginn des Siegerlandprojektes Räumwege häufig Störungen an Fundstellen festzustel- der Kontakt zu Heimatforschern, die Geländebegehun- len waren bzw. Geländedepressionen wie Pingenfelder gen durchführen, gesucht wurde und so ein langfris- mit Bruchholz verfüllt wurden und kaum mehr im Ge- tiger Austausch gelang. Insbesondere im Fall von G. 53 lände zu erkennen waren. Flächen mit Kyrillschäden im Gläser fanden im Burbacher Raum und von J. Sänger Arbeitsgebiet entziehen sich damit den Untersuchungen, im östlichen Giebelwald sowie am Rothenberg vielfach sofern nicht vor dem Orkan eine Begehung stattfand. wiederholte Prospektionen nach Geländestrukturen oder Schlackenfundstellen statt, die von den Heimatforschern systematisch dokumentiert und dem Projekt zur Verfü- 3.2.5 Auffindung in Abhängigkeit von gung gestellt wurden (Abb. 11). Begehungsintensität

Die Auffindungswahrscheinlichkeit einer montanarchäo- 3.3 Die Raumnutzung im Siegerland logischen Fundstelle hängt neben der Witterung und als Überlieferungsfilter derVegetation auch von der Begehungsintensität ab. Auch bei besten Witterungs- und Bewuchsverhältnissen Den oben herausgestellten vier naturräumlichen Hö- und dem Vorhandensein aussagekräftiger Kartengrund- henzonen können insbesondere im Bereich des Siege- lagen hat eine einmalige systematische Begehung nicht ner Antiklinoriums (Großeinheit A) und nördlich davon das Potential, alle zu diesem Zeitraum oberflächig er- montanarchäologische Fundstellentypen der Eisenzeit kennbaren Strukturen aufzufinden. Dies wird deutlich zugeordnet werden (Abb. 39), die sich jeweils zwar im östlichen Giebelwaldbereich von Mesoregion 1, der nicht ausschließlich, aber gehäuft dort finden lassen: von Projektmitarbeitern seit 2002 vielfach begangen Pingenfelder auf den Kuppen und an Rändern der Hö- wurde und wo die Zahl an neuen Fundstellen bis 2011 henzüge kennzeichnen Gebiete oberflächennah anste- stetig zunahm, jedoch gleichzeitig Fundstellen der frühen hender Erzlagerstätten, die in der Prähistorie abgebaut Begehungen des Projektes unauffindbar oder bereits worden sein können – allerdings steht der Nachweis

Abb. 39: Idealtypisches Modell montanarchäologischer Standorträume im westlichen Arbeitsgebiet mit der Sieg als Hauptvorfluter (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 39: Ideal conception of locations of ancient montane find spots in the Western Siegerland.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 des eisenzeitlichen Bergbaus immer noch aus (s. Kap. Dabei lassen sich nach H. Eichenhauer Nutzungsphasen 5.2.1). Schlackenhalden mit Podien finden sich an den herausstellen229, die die Landschaftseinheiten unter- Oberhanglagen und große Schlackenhalden mit weniger schiedlich stark beeinträchtigten. Es sind eine Nutzungs- benachbarten Podien an den Unterhanglagen, wogegen phase vom Mittelalter bis in die Industrialisierung hinein, 54 generalisierende Aussagen zum Fundstellenspektrum die Zeit der Hochindustrialisierung und eine moderne der Siegniederung bzw. in den Niederungen der nächs- Nutzungsphase zu unterscheiden. Ferner führte das, ten größeren Gewässer wie Heller oder Daade aufgrund im Vergleich zu diesen Phasen, sehr kurze Ereignis der dort nachgewiesenen geringen Zahl an Fundstellen des II. Weltkrieges ebenfalls zu Überprägungen von nicht möglich ist. Auch sind Bestattungsplätze immer Fundstellen. Während aller Phasen waren verschiedene noch eine so seltene Fundstellengattung im Arbeits- Höhenzonen des Siegerlandes in unterschiedlichem gebiet, dass verallgemeinernde Aussagen, bis auf die Ausmaß von Veränderungen betroffen. Diese Raumnut- lagespezifische Gemeinsamkeit einer Bevorzugung von zungsphasen verzerren das Bild der ehemals tatsächlich exponierten Hang- bzw. Kuppenrandbereichen, kaum bestehenden montanarchäologischen Landschaft in der möglich sind. vorrömischen Eisenzeit. Sie zeigen auf, welche Bereiche Die Häufung von Fundstellen in den Oberhanglagen des Arbeitsgebietes sich einer heutigen Betrachtung bemerkte bereits H. Böttger Anfang des 20. Jahrhun- (nahezu) entziehen und lassen teilweise trotzdem eine derts, der deswegen postulierte, dass sich in dieser Rekonstruktion des eisenzeitlichen Reliefs und seines Höhenzone ehemals der Besiedlungsschwerpunkt der Potentials für Montan-, Siedlungs- oder Landwirtschafts- Vorgeschichte befand228. Angesichts der Entwicklung aktivitäten diskutieren. der Raumnutzung im westlichen Siegerland ist allerdings der Hypothese Böttgers zu widersprechen: Die Häufung von eisenzeitlichen Fundstellen in den Oberhanglagen 3.3.1 Mittelalter bis Industrialisierung zeigt keinen Besiedlungsschwerpunkt auf, sondern ist lediglich das verbliebene Relikt der prähistorischen Bis zur Industrialisierung kam den Höhenwegen, die die Montanlandschaft, die durch unterschiedlich intensive Bergkuppen entlang der Wasserscheiden überquerten Raumnutzung nachfolgender Epochen zerstört wurde. und von denen aus die Tallagen erreicht wurden, große

Abb. 40: Idealtypisches Modell der Raumnutzung im westlichen Siegerland seit dem Mittelalter bis zur Industrialisierung (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 40: Ideal conception of land use of the Western Siegerland during the Middles Ages.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 infrastrukturelle Bedeutung zu (Abb. 40). Da sich die den auch Ansiedlungen in weniger günstigen Bereichen größte Anzahl der eisenzeitlichen Verhüttungsstellen angelegt. Es ist als wahrscheinlich anzunehmen, dass an den Oberhanglagen befindet, wird angenommen, sich auch in der Eisenzeit die Gunstlagen der Beliebtheit dass auch in der Vorgeschichte die Höhenwege zentrale prähistorischer Siedler erfreuten, heute aber überprägt infrastrukturelle Bedeutung hatten. sind. Außerdem befanden sich nahe den mittelalterlichen 55 Die obertägige Gewinnung von Erzen ab dem Mittelalter, Dörfern tiefgründige und südexponierte Hanglagen, die beginnend an exponierten Bereichen der Kuppen oder durchaus ackerbaulich genutzt werden konnten. Vorstell- ihrer Randzonen und führte zur Überprägung von älteren bar ist, dass bereits in der Eisenzeit diese Lagen für den Bodendenkmälern der Erzgewinnung. Bislang konnten Ackerbau einbezogen wurden. keine eisenzeitlichen Pingen entdeckt werden. Daher Eine weitere massive Überprägung vor allem der ei- wird angenommen, dass im Mittelalter bereits der eisen- senzeitlichen Podien in den Hoch- und Mittelhangla- zeitliche obertägige Bergbau prospektiert wurde230 und gen entstand durch die Holzkohlegewinnung besonders durch anschließende Erzgewinnung verschwand. Mit ab der Neuzeit. In diesem Zeitabschnitt setzten sich der allmählichen Verbreitung des Tiefbaus im Siegerland ausgedehnte Platzmeiler im Arbeitsgebiet durch. Sie wurden zwar die Oberflächen der Bergkuppen, beson- benötigten ebenen Untergrund und nutzten und erwei- ders ab der späten Neuzeit, weniger überformt, dagegen terten ältere Terrassierungen. Regelhaft wurde deshalb zerstörten nun Zuwege, Bergehalden und Pochbereiche im Siegerlandprojekt die Nachnutzung eisenzeitlicher großflächig Zonen der Oberhanglagen. Podien spätestens durch neuzeitliche Platzmeiler nach- gewiesen. Dies hat zur Folge, dass Podien heute ohne Seit dem 14. Jh. verlagerte sich mit der hangabwärts Grabung kaum als eisenzeitlich angesprochen werden gerichteten Anlage der Hüttenwerke die Nutzung zuneh- können. mend in die Niederungen231. Inwiefern Frischetätigkeiten ebenfalls in den Tieflagen ausgeführt wurden ist für das Siegerland bislang unbekannt. Schlacken, die diesem 3.3.2 Hochindustrialisierung Prozessschritt als zugehörig angesprochen werden kön- nen sind, im Gegensatz zum benachbarten Sauerland, Durch die Hochindustrialisierung und besonders durch bislang unbekannt. Möglicherweise fand das Frischen den Ausbau des Schienennetzes seit 1856 wurden die in den Tieflagen statt, die besonders ab der Neuzeit Tallagen der Sieg und anschließend der Nebengewässer massiven Beeieinträchtigungen unterlagen. Gewässer intensiv erschlossen und aufgesiedelt238 (Abb. 41). Im wurden umgeleitet, Teiche angelegt und Feinsedimente Rahmen wiesenwirtschaftlicher Maßnahmen wurden gelangten in die Täler. Die Auenlehmbildung wird in- ferner die unbebauten Niederungen samt ihrer Randla- folge flächenhafter Erosion allerdings sicherlich schon gen umgestaltet239. Diese Änderung im Raumkonzept früher damit begonnen haben, die Täler zu überformen. führte zum Bedeutungsverlust der Hochlagen sowie der 70 cm massive Kolluvien bedeckten den latènezeitli- Oberhänge für die Besiedlung, auch durch das Ausklin- chen Verhüttungsplatz Trüllesseifen bei Oberschelden gen der obertägigen Gewinnung von Erzen seit dem im Quellmuldenbereich (Fundstelle 127)232, während die 18. Jh.240. Folglich wurden Tal- und Unterhanglagen Talausfüllung der Sieg heute zwischen 4 und 10 m mäch- stärker beeinträchtigt, wogegen sich die Hochlagen all- tig ist233. Vergleichende Untersuchungen bei Auelehmen mählich der intensiven Nutzung entzogen, insbesondere der Aar und ihrer Zuflüsse ergab eine Auelehmbildung auch weil seit dem 18. Jh. Steinkohle und importierte von bis zu 300 cm seit der Landesausbauphase im frü- Holzkohle zunehmend die Siegerländer Holzkohle in hen Mittelalter234. Diese Zeitstellung bzw. bereits die den Hammerwerken und Hütten ersetzten241. In den Römische Kaiserzeit wird auch für die Auelehmbildung Hochlagen verblieben zunächst die Zechen und dann an der mittleren Lahn und im Amöneburger Becken an- nur noch die Haubergswirtschaft, die sich spätestens genommen235. Sollte sich auch für das Siegerland eine nach dem Niedergang der Gerberei in der Region ab massive Auelehmbildungsphase ab dem Frühmittelalter dem Ende des 19. Jh. auflöste und nur noch für private rekonstruieren lassen, so ist vermutlich die Talniederung Brennholznutzung betrieben wurde. Die ehemals sai- der Sieg während der Eisenzeit als weniger ausgedehnt sonal beackerten Haubergsforste wurden in extensiv vorstellbar. Vergleichbar mit dem Lahngebiet236 sind genutzte Fichtenwälder umgewandelt. daher auch im Siegtal eisenzeitliche Fundplätze in den Durch ihren hohen Eisen- oder Mangangehalt wurden Niederungen bzw. auf Terrassen zu erwarten. Anhalts- vorgeschichtliche bzw. mittelalterliche Halden auch in punkte für eine vergleichbare Akkumulation von Sedi- den Haubergen der Hochlagen seit der Industrialisie- menten sind zumindest ab dem Frühmittelalter anhand rung bis in die 30er Jahre des 20. Jh. aufgesucht und der Funde aus Ferndorf-Aue zu diskutieren237. als Zuschlagstoffe wieder verhüttet242. Beispielsweise Die Ortskerne der ältesten Siegerländer Dörfer nehmen konnte bei der durch das Siegerlandprojekt untersuchten im Mittelalter siedlungsgünstige Lagen an südexponier- eisenzeitlichen Fundstelle 101243 sowie bei der mittelal- ten Mittelhängen mit zumeist, im Vergleich zum Umfeld, terlichen Fundstelle 1012 (s. Kap. 4.6) das Abgraben von hohem Windschutz und hoher Sonnenscheinintensität Teilen der Schlackenhalde nachgewiesen werden. Es ist ein. Die Dörfer wachsen mit der Zeit und später wer- jedoch auch davon auszugehen, dass Schlackenplätze

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 56

Abb. 41: Idealtypisches Modell der Raumnutzung im westlichen Siegerland während der Hochindustrialisierung (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 41: Ideal conception of land use in the Western Siegerland during the Industrial Revolution.

Abb. 42: Raumnutzung im Siegerland 1915 und Ausdehnung der heutigen Besiedlung (blau gestrichelte Linie). – A: Foto von Norden auf das Ferndorftal. – A1: Kreuztaler Hütte. – A2: Bahntrasse. – A3: Buschhütten. – A4: Geisweid. – A5: Ferndorf. – A6: Dudeltätsch. – A7: Kohlenberg. – B: Foto von Norden auf die Oberstadt von Siegen. – B1: Oberes Schloss. – B2: Unteres Schloss. – B3: Bahntrasse. – B4: Sieg. – B5: Häusling. – B6: Hitschelsbachtal. – B7: Leimbachtal (Grafik M. Zeiler auf Grundlage der Fotos 01_1115 (A) und 01_1155(B) von O. van der Haegen mit freundlicher Genehmigung des LWL-Medienzentrums für Westfalen vom 23.05.2012).

Fig. 42: Land use in the Siegerland in 1915 and dimensions of the recent settlement (blue dotted lines). – A: view from the North to the valley of Ferndorf. – A1: Kreuztal smelting place. – A2: railroad. – A3: Buschhütten. – A4: Geisweid. – A5: Ferndorf. – A6: Dudeltätsch. – A7: Kohlenberg mountain. – B: view from the north to the historic centre of Siegen. – B1: old palace. – B2: young palace. – B3: railroad. – B4: river Sieg. – B5: Häusling mountain. – B6: Valley of Hitschelsbach brook. – B7: Leimbach valley.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 fast vollständig dabei verloren gingen, wie z. B. Fundstel- publiziert. Zudem ist die genaue Rekonstruktion der ver- le 968 deutlich vor Augen führt (s. Kap. 4.4). schiedenen Vorgänge durch den schlechten Zustand Der Bergbau führte zu massiven Eingriffen in die Hydro- der deutschen Kräfte und ihre zunehmend kleinräumi- geographie, wodurch sich heute Quelltöpfe im Sommer gen Verteidigungsbemühungen erheblich erschwert. zumeist mehrere hundert Meter unterhalb ihrer prähisto- Beispielhaft sind dafür die Kämpfe in Mesoregion 1 bei 57 rischen Position befinden. Das Pochen und Rösten der Siegen-Gosenbach und Siegen-Niederschelden. Erze führte parallel dazu, dass der Sedimenteintrag in Der Rothenberg war durch seine alleinstehende Po- den Tälern erheblich war244. sition und die das Umfeld überragende Höhe Gegen- stand umfangreicher Kampfhandlungen. Amerikanische Bemerkenswert ist, dass erst im 20. Jh. und vor allem Verbände, die am 26.3. Betzdorf erreichten246, mar- ab den späten 20er Jahren die flächige Überbauung der schierten über Eiserfeld, stationierten Artillerie in der Tieflagen im Siegerland begann. Dies lässt sich anhand Hengsbach sowie in Eisern und kämpften gegen deut- von Zeppelinfotos aus dem Jahr 1915 illustrieren, die das sche Einheiten in Bataillonstärke bei Niederschelden. untere Ferndorftal (Abb. 42: A) und das Siegener Becken Diese hielten den Rothenberg, das Felsenbachtal, das (Abb. 42: B) dokumentieren. Während das Siegener Schindetal sowie den Neuen Friedhof am Bühl bei Nie- Becken zu diesem Zeitpunkt schon von Besiedlung, derschelden besetzt. Am 31.3. zogen amerikanische Infrastruktur und Industrie großflächig eingenommen Verbände in den Ort ein und nahmen den Nordostteil wurde, war zu diesem Zeitpunkt das Untere Ferndorftal des Rothenberges, wurden dort aber bald wiederum von noch durch landwirtschaftliche Nutzflächen charakteri- deutschen Truppen aus der Neuen Siedlung kommend siert. Die heutige Besiedlung füllt jeweils die Täler als abgeschnitten. Gleichzeitig erfolgten alliierte Vorstöße auch die Mittelhanglagen aus (Abb. 42: blau gestrichelte von Siegen-Oberschelden Richtung Gosenbach. Die Linie). In den Tief- und Mittelhanglagen befanden sich Besetzung des Ortes erfolgte am 3.4., der daraufhin während der Hochindustrialisierung Äcker und Wiesen, vier Tage lang von deutscher Artillerie vom Lurzenbach stellenweise wurden sogar die Hochlagen landwirtschaft- und Kampen beschossen wurde, bevor die deutschen lich genutzt. Die Bewaldung mit Haubergen war weniger Einheiten sich zurückzogen247. Im gleichen Zeitraum ausgedehnt, als sie es heute an dieser Stelle ist. Be- wurden über Niederschelden zumindest ein alliiertes dauerlicherweise legte die frühe Heimatforschung bei Flugzeug abgeschossen248 und Pingen sowie Tiefbau zu ihren Prospektionen ihren Fokus auf die bewaldeten Luftschutzzwecken neu aufgefahren249. Amerikanischer Randbereiche, weswegen von dort (Abb. 42: A 6-7 u. B Artilleriebeschuss vertrieb schließlich am 4.4. letzte deut- 6-7) montanarchäologische Fundstellen bekannt sind, sche Einheiten vom Strütchen250. während die wichtigen Äcker der Niederungen mehr- Diese beispielhaft ausgewählten, sicherlich unvollstän- heitlich nicht begangen wurden. Betrachtet man aber dig wiedergegebenen Ereignisse sind im Rahmen der auf den alten Aufnahmen die siedlungsgünstige Lage der Projektfragestellungen insofern von Bedeutung, dass Oberstadt von Siegen oder der Gemeinde Buschhütten sie das räumliche Ausgreifen der Kampfhandlungen (Abb. 42: A1-2 u. B 3) in jeweils ihrem ausgedehnten deutlich vor Augen führen. Die skizzierten Ereignisse sowie landwirtschaftlich nutzbarem Umfeld, so ist schwer betrafen mehr als 25 bekannte montanarchäologische vorstellbar, dass in der Eisenzeit die Tieflagen nicht in Fundstellen, von denen dies aber nur bei maximal dreien die Besiedlung miteinbezogen wurden. archäologisch nachweisbar ist. Es handelt sich um die Fundstellen 1090 (Felsenbach), 1089 (Rothenberg) so- wie 1905 (Höllwald) auf dem am stärksten umkämpften 3.3.3 Zweiter Weltkrieg Rothenberg. 2009 aufgefundene Granatsplitter an der Felsenbach (Abb. 43) beeinflussen lediglich das Mag- Neben der Beeinträchtigung der montanarchäologischen netogramm der geomagnetischen Prospektion. Flache Fundstellen durch jüngeren Bergbau, Forstwirtschaft Geländedepressionen im Höllwald, die als Stellungen und Bebauung, ist der Einfluss der Kriegsereignisse von der Kämpfe gedeutet werden können, stören auch keine 1945 zu diskutieren. Im Gegensatz zu vorhergehenden Bodendenkmäler. Demgegenüber deuten sich auf der militärischen Auseinandersetzungen mit teilweise großen westlichen Kuppe des Rothenberges (Fundstelle 1089) beteiligten Truppenkontingenten, von denen bislang245 tiefgreifende Störungen an. keine archäologischen Nachweise vorliegen, übte der Während somit die Kampfhandlungen selbst wenig Be- II. Weltkrieg nämlich einen bislang nicht beschriebenen einträchtigung älterer montanarchäologischer Fundstel- Einfluss auf älteren Bodendenkmäler aus. len darstellen, können hingegen militärische Schanzun- Nach einem massiven Luftangriff auf Siegen am gen mit Bergbau verwechselt werden. Wie die Feldbe- 16.12.1944 wurde das westliche Siegerland erst im März festigung von Kapune bei Arnsberg vor Augen führt251, 1945 Teil des Kampfgebietes. Nachdem die Alliierten ist auch in Montangebieten die Interpretation von Grä- seit dem 7. März 1945 bei Remagen einen Brücken- ben als Mutungsgräben und Geländedepressionen als kopf bildeten, erreichten sie den Westerwald und das Pingen nicht immer eindeutig. Zwar lassen sich in den Siegerland von dort aus rasch. Die genauen Ereignisse LIDAR-Karten des Arbeitsgebietes keine Kampfgräben sind entweder nur knapp festgehalten oder verstreut oder andere Schanzungen eindeutig ausmachen, aller-

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 dings konnte immerhin eine rechteckige Geländedepres- sion mit asymmetrisch angesetztem Graben bei Muders- bach (Fundstelle 833, Abb. 44), analog zu Befunden bei Arnsberg-Kapune, als Unterstand mit Eingangsflur iden- 58 tifiziert werden. Es handelt sich dabei um ein eingetieftes hölzernes Bauwerk, das als Unterkunft, Posten oder etwa als Leitstand gedient haben kann. Dieser Befund lässt weitere erwarten, insbesondere in den umkämpften Gebieten von Mesoregion 1 und deren Rückzugsraum.

3.3.4 Gegenwart

Seit den 70er Jahren des 20. Jh. ändert sich die Ent- wicklung der Raumnutzung wieder. Die Aufsiedlung der Tieflagen vor allem im Bereich Siegen setzten sich fort (Abb. 45), so dass nur in den steilen bzw. unter Natur- schutz stehenden Randbereichen montanarchäologische Fundstellen ausgemacht werden können. Abbildung 45 veranschaulicht die gegenwärtige Raumnutzung im Kernbereich der westlichen Montanlandschaft zur Eisen- zeit. Hier befand sich wahrscheinlich eine durch einen Abschnittswall befestigte Ansiedlung (Fundstelle 86), der ausgedehnte Verhüttungswerkstätten an der Felsenbach vorgelagert waren (Fundstellen 173, 190 u. vermutlich auch 1095). Da der Ausbau der Gemeinde Niederschel- Abb. 43: Siegen-Niederschelden/Felsenbach: Fundstelle 1090. den ohne archäologische Begleitung vonstattenging, Granatsplitter (Foto: B. Sikorski). ist leider der wichtige Raum zwischen Befestigung und Produktionsbereich für eine archäologische Beurtei- Fig. 43: Site 1090: Shell splinter. lung verloren. Dasselbe gilt für alle Mittelhanglagen, die seit der Hochindustrialisierung aufgesiedelt wurden. Charakteristisch für die Raumnutzung der Gegenwart ist zudem, dass zunehmend auch die bislang weniger einbezogenen Hochlagen genutzt werden (Abb. 46). Vor Abb. 44: Mudersbach/Die unterste Mudersbach: Fundstelle allem durch die bereits dichte Aufsiedlung der Tallagen, 833, Unterstand mit asymmetrisch angesetztem Eingangsflur die neuen Raumordnungskonzepten wenig Spielraum (Foto: M. Zeiler). lassen, werden zunehmend auch die Oberhänge und Fig. 44: Site 833: Dugout with an asymmetrical added corridor. Kuppen der Höhenzüge im Siegerland aufgesucht. Bei-

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 spielhaft für diese Entwicklung ist der Bau der Autobahn denschutz, sind Störungen im Bereich der Rückegassen 45, der Hüttentalstraße und des Gewerbegebietes auf massiv. Größere Störungen entstehen beim Abtransport der Kalteiche bei Haiger anzuführen sowie auch die ge- des Holzes selbst beim niederdruckbereiften Forwader, plante Erschließung des Gewerbeparks Seelbach252. der zumeist tiefe Fahrrinnen hinterlässt. Schonendere Gerade diese Entwicklung zusammen mit Störungen von Abtransportverfahren, wie die Log-Line253, wären im 59 Bodendenkmälern durch Freizeitnutzung in den ehemali- Siegerland im Rahmen der personenstarken Haubergs- gen Haubergen führen zu massiven Beeinträchtigungen genossenschaften eine Alternative, sind allerdings auf- der heute noch zumeist außergewöhnlich gut erhaltenen grund ihrer begrenzten Kapazität (Holzlänge max. 6 Geländedenkmäler (Abb. 47). m, Stammdurchmesser max. 30 cm) nicht für Bauholz Ein wichtiger Störungsfaktor ist dabei die Forstwirtschaft anwendbar. mit ihrem Einsatz von forstwirtschaftlichen Vollerntern. Für den Einsatz der Holzerntemaschine (Harvester) und Aus den Erfahrungen der Begehungen des Siegerland- den Abtransport des Holzes mit dem Forwader werden projektes wurde bislang abgeleitet, dass die Forstwirt- Rückegassen geschaffen, bei deren Bau insbesondere schaft der größte moderne Zerstörungsfaktor für die Denkmäler am Übergang zwischen Weg und Rücke- frühen Montanrelikte der Hochlagen ist. Dem widerspre- gasssen stark beeinträchtigt werden. Der Abstand der chen wiederentdeckte254 Erhebungen Laumanns zum Rückegassen richtet sich nach der Ausgreiflänge des Verlust von Fundstellen von den 50er bis in die 80er Kranarms des Harvesters. Trotz geringem Reifendruck Jahre des 20. Jhs., deren Datengrundlage bislang un- der Vollernter, trotz Nichtschleifens der Stämme und bekannt war255. Laumann beschrieb bereits 1985 den trotz Verteilung von Ästen auf die Rückegasse zum Bo- Verlust von 50 % aller bis dahin bekannten Verhüttungs-

Abb. 45: Raumnutzung im Siegerland 1987, Foto von Westen in das Siegtal, auf den Sporn des Bühls (Fundstelle 86 im Vorder- grund) und auf die Talbrücke der Autobahn 45 (Hintergrund). – 1: Oberstadt Siegen. – 2: Rothenbergsüdflanke. – 3: Sieg. – 4: Siegen-Niederschelden auf dem Bühlplateau. – 86-2026: Montanarchäologische Fundstellen. – Gestrichelte Linie: Ausdehnung von Fundstelle 86 (Grafik M. Zeiler auf Grundlage des Fotos 110_362 von Schwabenflugbild mit freundlicher Genehmigung des LWL-Medienzentrums für Westfalen vom 23.05.2012).

Fig. 45: Land use in the Siegerland in 1987, View from the west into the Sieg valley to the offset of Bühl mountain (site 86) and the motorway bridge. – 1: historical centre of Siegen. – 2: south flank of the Rothenberg mountain. – 3: river Sieg. – 4: plateau of Siegen-Niederschelden. – 86-2026: mining archaeology sites. – dotted line: development of the hillfort Bühl (site 86).

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 60

Abb. 46: Idealtypisches Modell der rezenten Raumnutzung im westlichen Siegerland (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 46: Ideal conception of recent land use in the Western Siegerland.

Abb. 47: Rezente Beeinträchtigung von montanarchäologischen Denkmälern. – A: Verfüllung eines Pingenfeldes (Fundstelle 1079, Gem. Herdorf; Foto: K. Röttger). – B: Windbruch infolge des Orkans Kyril 2007 in der Nähe der Freusburg mit Forwader (Foto: J. Garner). – C: „Dirtjump“-Anlage in einem Hohlwegsystem (Fundstelle 1062, Gem. Brachbach; Foto: K. Bieber). – D: Fahrspuren eines forstwirtschaftlichen Vollernters durch eine Schlackenhalde (Fundstelle 978, Gem. Herdorf; Foto: M. Zeiler).

Fig. 47: Recent damages of mining archaeology monuments. – A: backfill of opencasts (site 1079). – B: rolled lumber by winter storm Kyril (2007). – C: special ramp for mountain biking inside a sunken road (site 1062). – D: lane of a harvester through a slag dump (site 978).

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 fundplätze seit 1950 (Abb. 48)256. Grundlegend zum Wiesen/Weiden oder Äckern insgesamt in der Region Verständnis der Auflistung von Fundstellenzerstörungen selten ist, erklärt sich der geringe Anteil der Landwirt- durch Laumann ist, dass er im Rahmen der Schnellin- schaft an den Störungsfaktoren, ebenso spielte der Berg- ventarisation (s. Kap. 2.1.4) keine systematischen Ge- bau nach 1950 eine immer geringere Rolle und störte ländebegehungen durchführte, sondern vielmehr bereits Bodendenkmäler nur noch gelegentlich. 61 bekannte Plätze aufsuchte oder aufsuchen ließ. Es han- delt sich daher in erster Linie um von Krasa entdeckte Fundstellen, die teilweise mangels aussagekräftiger 3.4 Großflächenprospektionen Dokumentation kaum bzw. nicht auffindbar waren. Es ist unbekannt, ob Laumann diese Fundstellen auch als Räumlich weit ausgedehnte Prospektionen wurden auch zerstört kategorisierte. Die Berechnungen Laumanns während der ersten Projekthauptphase unternommen stellen damit primär eine Revision der Fundstellenkarte (Abb. 21) und unterschieden sich in Systematik und Krasas dar, die tatsächliche Fundstellenzahl und damit Vorgehensweise kaum von den vorherigen Kampag- auch deren Zerstörung muss als erheblich größer an- nen259. Lediglich die Aufnahme der Fundstellen wurde gesehen werden. detaillierter. Abb. 48 gibt links den Schwund an prähistorischen Während der Frühjahrskampagne 2009 stand ein bislang Schlackenfundstellen nach Gemeinden geordnet wie- kaum begangenes Gebiet zwischen Heller und Sieg im der. Bei Gemeinden mit hoher Fundstellenzahl und damit Fokus, dessen Fundstellenverteilung eine erste Voraus- größerer statistischer Aussagekraft (Netphen, Siegen, wertung erfuhr. Wilnsdorf) beträgt der Schwund 38-42 % von der noch Weiterhin schloss sich im Frühjahr die Prospektion des 1950 bekannten Fundstellenzahl. Der relative Anteil der weiteren Umfeldes der Schmiedewerkstatt Höllenrein 1985 bereits zerstörten Fundstellen aus den anderen (Fundstelle 1027) im östlichen Siegerland an, die im Gemeinden mit statistisch weniger relevanten Zahlen Frühjahr 2010 fortgesetzt wurde. Im Herbst 2010 stand ist teilweise erheblich größer (bis 67 %). Abbildung 48 auf Grundlage von Kartierungen J. Sängers der Ro- gibt rechts die Störungsfaktoren bei ge- oder völlig zer- thenberg nördlich Siegen-Niederschelden im Fokus und störten prähistorischen Schlackenfundstellen wieder. anschließend wurden die nordöstlichen Giebelwaldaus- Diese Aufstellung lässt eindrücklich vor allem die Infra- läufer – die bereits seit 2002 mehrfach vom Siegerland- strukturmaßnahmen und Gewässernutzung (besonders projekt begangen worden waren – noch einmal aufge- Wegebau, Teichanlagen, Bachverbau und Verrohrung) sucht, um den Erhaltungszustand alt entdeckter Fund- in der Region als massiven Störfaktor für das archäo- stellen zu dokumentieren. Die geplante Erschließung logische Fundstellenbild erkennen. Knapp ein Drittel des Industrie- und Gewerbeparks Seelbachs östlich der Fundstellen wurde auf diese Weise beeinträchtigt, Siegen-Oberscheldens führte im Frühjahr 2011 dazu, gefolgt von einem Viertel der gestörten Fundstellen, de- dass auch im nördlichen Randbereich von Mesoregion ren Zerstörung durch Wasserbaumaßnahmen ausgelöst 1 großflächig nach montanarchäologischen Fundstellen wurde, während ca. 20 Prozent der Bodenurkunden gesucht werden musste. durch Forstwirtschaft, sonstiger Waldnutzung257, Grün- flächenausbau258 oder Wohnbebauung verschwanden. 3.4.1 Südwestliches Siegerland Da die landwirtschaftliche Flächennutzung in Form von

Abb. 48: Absolute Menge vorgeschichtlicher Schlackenfundstellen 1950 und 1985 im Siegerland (links) sowie Anteil der Zer- störungsfaktoren bei ge-/zerstörten Schlackenplätzen in absoluten Zahlen (rechts) nach Hartmut Laumann. – B: Burbach. – F: Freudenberg. – K: Kreuztal. – N: Netphen. – NK: Neunkirchen. – S: Siegen. – W: Wilnsdorf (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 48: Absolute quantity of prehistoric slag find spots in the Siegerland 1950 and 1985 (left). Proportion of destruction parameters at disturbed slag find spots (right) after Hartmut Laumann.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Im Gebiet zwischen Heller und Sieg wurden 290 Fund- Schlackenstellen und Podien haben einen Anteil an den stellen kartiert (Abb. 49). Es dominieren Zeugnisse des Fundstellen von ca. 38 % (Abb. 38) und sind in min- Bergbaus, wozu Mundlöcher und vor allem Pingen bzw. destens zehn Fällen miteinander vergesellschaftet. Da Pingenfelder gezählt werden (Abb. 38)260. Besonders allerdings häufig Schlackenhalden benachbarte Podien 62 ausgedehnt sind die Pingenfelder auf den Kuppen des be- und verdecken, ist die Zahl an vergesellschafte- Windhahns, die eine Ausdehnung von mehr als 10 ha ten Halden und Podien als höher einzuschätzen. Bei- erreichen können, wie beispielsweise die Pingenzüge de Fundstellenkategorien finden sich vermehrt an den auf der Lagerstätte der Grube Hollertszug261. Quelltöpfen der Seifen und an Hängen mit südwestli- Der intensive Abbau der Bodenschätze äußert sich cher bis nordwestlicher Exposition nahe den (ehemals) in einem Nebeneinander verschiedener Abbautypen obertägig abbaubaren Erzgängen. Diese Standortwahl unterschiedlicher Epochen, wie einfache Trichter- und beschrieben bereits A. Stieren sowie O. Krasa für den Grabenpingen, Schachtpingen, Einsturzpingen sowie Bereich des Messtischblattes Siegen266. Offensichtlich Mundlöcher und ihre vorgelagerten Halden an den spielte die Sonneneinstrahlung bei der Standortwahl Rändern der Höhenzüge. Dieser Umstand erschwert eine wichtige Rolle. eine zeitliche Einordnung. Während der Untertagebau Podien wurden auf einer durchschnittlichen Höhe von vermutlich nicht vor das 12. Jh. zu datieren ist262 sind 348 m üNN angelegt, wogegen sich Schlacken im Durch- einfache Pingen formal nicht datierbar263. Möglicherwei- schnitt auf einer Höhenlage von 316 m üNN finden. Da se deuten zwei mittel- bis spätlatènezeitliche Lesefund- allerdings häufig nicht mehr die Halde der Verhüttung, Scherben eines Topfes mit gebündeltem Feinkammstrich sondern lediglich umgelagerte Schlacken angetroffen sowie einer Schüssel mit einbiegendem Rand aus dem wurden, ist auch bei den Schlackenplätzen von einer den Umfeld des Druidensteins bei Herkersdorf264 auf den Podien vergleichbaren durchschnittlichen Höhenlage latènezeitlichen Erzabbau im Umfeld des Naturdenkmals auszugehen. hin, welches bereits als Kultstätte diskutiert wurde265 Lediglich zwei Verhüttungsstandorte am Quelltopf (Fund- (Abb. 49-50). stelle 968) bzw. am Mittellauf des Seifens (Fundstelle 997) sind im begangenen Raum zwischen Heller und

Abb. 49: Großflächenprospektionsgebiet 2009 zwischen Heller und Sieg. – 1: Druidenstein. 2: Windhahn. – 3: In den Karpathen. – 4: Wasserberg. – 5: Panzeche. – 6: Stöffel (Grafik: A. Hornschuch, M. Zeiler).

Fig. 49: Prospection between the rivers Heller and Sieg during 2009.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Sieg als latènezeitlich ansprechbar. Die letztgenann- Die Prospektion nach vorgeschichtlichen Verhüttungs- te Fundstelle im Gebiet der Gemeinde Herdorf weist plätzen zwischen Heller und Sieg zeigt einerseits, eben- Spuren einer vergangenen Grabung auf und lässt sich so wie die oben erwähnte Verbreitungskarte Krasas, ein auch auf Fundstellenkarten O. Krasas wieder finden267, Ausklingen vorgeschichtlicher Verhüttungsnachweise im weswegen er auch als Urheber der Grabung angesehen Bereich der Heller und ihrer Zuflüsse. Andererseits steht 63 wird. Die andere Fundstelle im Gebiet der Gemeinde der fehlende Nachweis vorgeschichtlicher Schlackenhal- Grünebach, mit dem Vorkommen diffuser Fließschla- den an der nordwestlichen Abdachung des Windhahns, cken, lässt sich evtl. auch auf der kleinmaßstäbigen ebenfalls wie die gleichmäßige Verbreitung jünger zu Verbreitungskarte Krasas lokalisieren. Der Platz wurde datierender Schlackenhalden im Arbeitsgebiet, im Ge- detailliert durch die Methodenkombination aus topogra- gensatz zu Krasas Prospektionsergebnissen. phischer Vermessung und bodenkundlicher Sondage Neben Spuren des Bergbaus, der Verhüttung und Sied- weiter untersucht, ebenso wie ein mittelalterlicher Schla- lungsanzeigern in Form von Podien wurden 13 % der ckenplatz (Fundstelle 1012, s. Kap. 4.6). Fundstellen als Meilerplatz interpretiert (Abb. 38). Sie sind im Gelände gut erkennbar und unterscheiden sich

Abb. 50: Basaltfelsen Druidenstein bei Herkersdorf (oben) und latènezeitliche Lesefunde der Fundstelle 2078 aus seinem Umfeld (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 50: Basalt rock Druidenstein near Herkersdorf (above) and La Tène period finds of site 2078 in its periphery.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 von den Podien durch ihre Größe (zumeist mehr als 7 m te eisenzeitlich sein. Funde dieser Epoche oder natur- im Durchmesser) und ihre annähernd runde Form, wobei wissenschaftliche Daten aus dem Wallversturz liegen teilweise eine Nachnutzung von Podien als Meilerplatz aber nicht vor. Im Falle einer eisenzeitlichen Datierung nachgewiesen ist (z. B. Fundstelle 121 und 1027, s. Kap. befindet sich am Bühl die einzige befestigte Höhensied- 64 4.1 u. 4.7). Meilerplätze treten in der Regel als Gruppen lung innerhalb der eisenzeitlichen Montanlandschaft auf. Ebenso wie die Schlackenplätze orientieren sie sich Siegerland und könnte zentralörtliche Bedeutung für an den Gewässerläufen. An den Seifen nordwestlich von Distribution und Kult oder als Kontroll- bzw. Schutzins- Herdorf in den Fluren „Im Berloch“ und „In der Wolfskeul“ tanz inne gehabt haben. Folglich sind einerseits die nicht reihen sich locker Meilerplätze auf einer Strecke von bis dokumentierte Anlage des rezenten Friedhofs innerhalb zu einem Kilometer hintereinander. des Abschnittswalles und andererseits auch der Ausbau Weitere, anteilsmäßig schwächer vertretene Fundstellen, Siegen-Niederscheldens in das siedlungsgünstige und stellen alte Wegetrassen dar (Abb. 38). Es handelt sich plateauartige Vorfeld nördlich des Abschnittswalles ein zumeist um bis zu 4 m eingeschnittene, 2-3 m breite erheblicher archäologischer Verlust (Abb. 45: 4 u. 86). Hohlwege mit teilweise vorhandenen Fahrspuren im Dort werden die Erhaltungsbedingungen für eingetiefte Anstehenden. Ähnlich wie bei den Pingen ist eine Datie- Befunde nämlich ausreichend gewesen sein, um eisen- rung von Wegetrassen schwierig. Form und Tiefe lassen zeitliche Siedlungsfundstellen feststellen zu können. keine chronologischen Rückschlüsse zu, sondern sind Denn noch an den Randbereichen des Plateaus finden vielmehr die Folge unterschiedlicher Fuhrwerke bzw. sich die oben genannten wichtigen Fundstellen, die aber Bremsvorrichtungen: Kohlekarren wurden im Siegerland erst seit den Begehungen O. Krasas bzw. J. Sängers be- bergab durch Reibungswiderstand gebremst, indem kannt wurden. Jedoch hatte sich die Besiedlung bereits hinten an den Wagen mit Soden und Erde beschwer- zuvor ohne Rücksicht auf die archäologisch relevanten te Büsche gekettet wurden, auf denen der Fuhrmann Areale auf dem Plateau ausgedehnt. stand268. Auch Ausgrabungen können wegen des feh- lenden Eintrags datierenden Materials zu wenig Erkennt- Die geplante Erschließung des Industrie- und Gewer- nisgewinn führen, weswegen Orientierung und Bezug beparks Seelbach zwischen Siegen-Oberschelden und von Hohlwegen zu zeitlich ansprechbaren Denkmälern Seelbach führte zu einer archäologischen Grunderfas- als Kriterium eingesetzt werden269. Demnach kann zu- sung mit Begehung des gesamten Plangebietes unter mindest der weniger als einen Meter eingeschnittene der örtlichen Leitung von B. Sikorski270 im Auftrag der Hohlweg bei Fundstelle 968 wegen seines Bezugs auf Stadt Siegen (Abb. 51). Das Gewerbegebiet soll die die eisenzeitliche Verhüttungswerkstatt als latènezeitlich nordöstlichsten Ausläufer des Giebelwaldes einneh- diskutiert werden. men (westlicher Ausläufer des Starken Bubergs bzw. östlicher Ausläufer des Tretenbachkopfes), die mit ihren nach Süden streichenden Höhenzügen noch mit dem 3.4.2 Mesoregion 1 Rothenberg und damit mit dem angenommenen Kern- bereich der Montanlandschaft Siegerland verbunden Der Rothenberg, ein 413 m hoher Berg zwischen Sie- sind. Das Plangebiet ist plateauartig, bis 400 m üNN gen-Gosenbach und Siegen-Niederschelden, liegt in hoch und schließt am Rand an mehrere Quellbereiche zentraler Position im dichtesten Fundstellenbereich der an. Zudem grenzt das Plangebiet direkt östlich an den eisenzeitlichen Montanlandschaft Siegerland (Abb. 45). rückwärtigen und nicht ausgegrabenen Bereich der Ver- Sein Südausläufer bildet den Bühl (Fundstelle 86), eine hüttungswerkstatt Trüllesseifen an (Fundstelle 127) und durch einen Abschnittswall befestigte Kuppe oberhalb ei- gefährdet diesen. ner Siegschleife. Am Südfuß des Rothenberges befinden Vor den Begehungen des Siegerlandprojektes war O. sich prominente Verhüttungsstellen wie die Wartestraße Krasa mit Prospektionen und kleinen Schürfungen auf (Fundstelle 173) und die Felsenbach (Fundstelle 1090). dem Plangebiet aktiv. Allerdings sind die von ihm skiz- Zwischen 2009 und 2010 zielten Großflächen- als auch zierten Plätze heute kaum mehr zu verorten, auch wenn Detailprospektionen (Fundstellen 1089, 1090, 1095 u. ein mittelalterlicher Schlackenplatz von ihm ausgegraben 1905) und teilweise auch Sondagegrabungen (Fund- worden sein soll271. Spätere Baumaßnahmen, wie die stellen 1090, 1905 u. 2026) darauf ab, einerseits ein Anlage der Landstraße sowie besonders der Bundesau- repräsentatives Fundstellenbild vom Berg und seinen tobahn 45 und der beiderseitigen Raststätte Siegerland Hängen zu entwickeln sowie andererseits wichtige mon- geschah ohne archäologische Begleitung. Nach unbe- tanarchäologische Fundplätze näher zu charakterisieren. stätigten Angaben von Zeitzeugen wurden beim Bau der Sehr deutlich zeigen sich eisenzeitliche Fundstellen ge- A45 Gräber zerstört. rade am Südhang des Berges im Felsenbachtal, das sich Die Begehungen fanden im Mai 2011 statt und er- zum Bühl hin öffnet. Der Bühl ist plateauartig und durch brachten neben einer rezenten großflächigen Abgra- steile Hänge bis auf den Norden allseitig gut geschützt. bung (Fundstelle 2035) 15 ältere Fundstellen sowie Auffällig ist das Fehlen von Fundstellen im Plateaube- drei Verdachtsstellen, an denen montanarchäologische reich. Lediglich der dort befindliche Abschnittswall, der Bodendenkmäler zu erwarten sind. Die Mehrzahl der mit einer kleinen Sondage 1935 untersucht wurde, könn- angetroffenen Fundstellen waren Pingen, gefolgt von

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Abb. 51: Entdeckte Fundstellen (rote Punkte), montanarchäologische Verdachtsflächen (gelb eingekreist) und Höhenwegtrassen (rot gestrichelte Linien) im blau gestrichelten Plangebiet des Industrie- und Gewerbeparks Seelbach (Kartierung: B. Sikorski, M. Zeiler. – Kartographische Umsetzung: M. Zeiler auf Grundlage DGM 1 NRW).

Fig. 51: Explored sites (red points), areas of suspected montane sites (yellow encircled) and of trails of the ridgeways (red broken lines) in the scheduled industrial park Seelbach (blue dotted line).

Podien und Terrassierungen, während Hohlwege und gehungen im Umfeld der Planfläche des Gewerbeparks Verhüttungsstellen selten angetroffen wurden. In den zu überprüfen. Hochwäldern des Plangebiets befanden sich die meis- ten Fundstellen, wogegen sie auf wiesenwirtschaftlich genutzten Arealen erheblich seltener waren. Dies deu- 3.4.3 Mesoregion 4 tet darauf hin, dass beim Anlegen der Wiesen begra- digende Oberflächenarbeiten vorgenommen wurden Die Westabdachung der Sackpfeife mit den markanten und daher Bodendenkmäler heute anhand ihres Reliefs Erhebungen des Ziegenbergs und des Pfarrbergskopfs nicht mehr im Gelände ausgemacht werden können. Die umschreibt Mesoregion 4. Als Teil der naturräumlich entdeckten Verhüttungsfundstellen sind mittelalterlich. ausgegliederten Großeinheit B sind hier auf Siderit ver- Bemerkenswerterweise wurden keine eisenzeitlichen liehene Gänge deutlich seltener als in Mesoregion 1, Verhüttungsstellen angetroffen, obwohl auch außerhalb wogegen das Relief durch größere Flachformen charak- der Planfläche die Quelltöpfe der Seifen nach Schlacken terisiert ist und dadurch mehr natürliche Verbindungskor- geprüft wurden. Dies ist auffällig, befinden sich doch in ridore vorhanden sind. den südlich vom Plangebiet liegenden Tälern zahlreiche Mesoregion 4 grenzt unmittelbar an das obere Dill- und prähistorische Schlackenplätze. Die Prospektion scheint Dietzhölzetal an und wurde teilweise von der archäome- damit den Stand der Altforschung zu belegen, die nörd- tallurgischen Projektgruppe des Dietzhölzetal-Projektes lich Oberscheldens keine vorgeschichtliche Verhüttung einbezogen272. Gründe hierfür lagen im Vorhandensein sondern ausschließlich Schmiedeplätze beschrieb. Ob der bereits durch Krasa veröffentlichten Schmiedeplätze hier tatsächlich das nördliche Ende der eisenzeitlichen Wilnsdorf-Rudersdorf/Höllenrain (Fundstelle 1027) und Verhüttungszone ist, bleibt jedoch zukünftig durch Be- Wilnsdorf-Oberdielfen273.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Der Schwerpunkt der Tätigkeiten des Siegerlandprojek- ebenso wie im westlichen Arbeitsgebiet immer in Gewäs- tes in Mesoregion 4 lag 2009-2010 auf der alt ausge- sernähe, aber nicht so regelhaft mit den Quellbereichen grabenen Fundstelle Wilnsdorf-Rudersdorf/Höllenrain verknüpft. (Fundstelle 1027). Sie wurde großflächig geomagne- Nach der Identifizierung zapfenförmiger Schlacken vom 66 tisch und bodenkundlich untersucht und 2010 zusätz- Höllenrain als Ausheizschlacken der Latènezeit275 konn- lich Sondagen angelegt. Aus ihrem Umfeld konnte mit te anhand dieser Schlacken am direkt gegenüberliegen- einer Rammkernsonde pollenführendes Material zur den Hang eine weitere eisenzeitliche Schmiede entdeckt Rekonstruktion der Landschaftsentwicklung gewonnen werden (Fundstelle-Nr. 1702, s. Kap. 4.13). Außer diesen werden. Zur qualifizierten Einordnung des Höllenrains in beiden Fundplätzen fanden sich keine, die klar in die seiner Fundstellenregion begannen 2009 Begehungen Eisenzeit datierbar sind. Dies belegten zwei Ansätze der des Umlandes, die bis zum Frühjahr 2010 fortgesetzt Altforschung: Zum einen läuft an dieser Stelle nach Os- wurden (Abb. 52). ten bis zur Kalteiche die eisenzeitliche Montanlandschaft Aus dem Umfeld vom Höllenrain sind nun über 60 mon- Siegerland allmählich aus und zum anderen scheinen tanarchäologische Fundstellen dokumentiert. Es handelt sich im östlichen Siegerland keine Verhüttungs- dagegen sich zumeist um Hohlwege und Platzmeiler aus dem Mit- aber Schmiedewerkstätten zu finden. Ob dies eine auf telalter oder der Neuzeit274. Zahlreiche Schlackenplätze die Stahlverarbeitung spezialisierte Region der Mon- der Verhüttung wurden ebenfalls begangen, allerdings tanlandschaft Siegerland widerspiegelt und die Folge konnte bislang keiner davon in die vorrömische Eisenzeit einer räumlich stärker gegliederten Arbeitsteilung ist, datiert werden. Alle Verhüttungsfundstellen sind durch bleibt zu prüfen. Abstichschlacken charakterisiert und damit mittelalter- lich bis neuzeitlich. Die Schlackenplätze befinden sich

Abb. 52: Prospektionsgebiet 2009-2010 im östlichen Siegerland (Grafik: A. Hornschuch, M. Zeiler).

Fig. 52: Area of prospections in the Eastern Siegerland during 2009-2010.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 3.5 Detailprospektionen am Hornsberg (Fundstelle 120-121), an der Felsenbach (Fundstellen 1090 u. 1095) sowie am Höllenrain (Fund- Räumlich und methodisch auf die Projektkampagne 2007 stelle 1027). Die Untersuchungen dort sind bislang die aufbauend276, standen während der ersten Projekthaupt- großflächigsten geophysikalischen Prospektionen im phase montanarchäologische Denkmäler in Mesoregion Siegerland insgesamt. 67 1 im Fokus detaillierter Prospektionen. Darüber hinaus Es gelang über die Methodenkombination effektiv große wurden auch Bodendenkmäler in den Mesoregionen 4 Räume auch in schwierigem Gelände zu untersuchen und 5 untersucht. Die bewährte Methodenkombination und Denkmäler abzugrenzen. Allerdings war die Me- aus tachymetrischer Detailvermessung, Geomagnetik thodenkombination zumeist bei mehrperiodigen Plät- sowie bodenkundlichen Bohrungen auf Anomalien im zen, und vor allem bei solchen, an denen verschiedene Magnetogramm wurde während drei Geländekampag- Brenntätigkeiten erfolgten, nicht ausreichend um diese nen 2009-2010 bei elf Fundstellen angewendet (Fund- Fundstellen qualifiziert zu deuten. Erst durch Sondage- stellen 120-121, 968, 1009, 1012, 1027, 1089, 1090, grabungen mit aussagekräftigen Plana und besonders 1095, 1702 und 1905, Abb. 21). Während die geophysi- Profilen war eine funktionale Ansprache der Fundstellen kalischen Untersuchungen unter B. Sikorski durchgeführt möglich. Dies ist vergleichbar mit Untersuchungen zu wurden, lagen die Bohrungen in den Händen von K. Branddüngungsflächen mit geophysikalischen Methoden Röttger und gelegentlich in meinen. Ausgewählt wurden bei den Bruchhauser Steinen277, wobei erst Grabung Siedlungs-, Schmiede-, Verhüttungsstellen sowie Eben- klären konnten, ob kleinteilige Anomalien mit hohen heiten. Am ausgedehntesten waren die Prospektionen Messwerten rezenten Schrott oder oberflächennahe

Abb. 53: Lage der mit Rammkernbohrungen untersuchten Pingenfelder in Mesoregion 1. – D: Dreiborntal. – H: Hornsberg. – R: Roter Hahn (Grafik: M. Zeiler auf Grundlage des DGM1 Nordrhein-Westfalen/Vertragsnr. 1453/2007).

Fig. 53: Location of opencasts investigated with core drillings in meso region 1.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Ablagerung von Brandmaterial (bzw. den partiell ge- Asche aber in die jeweilige Pinge erst nach ihrer Aufgabe brannten Untergrund) darstellen. gelangte, stellen die neuzeitlichen Daten einen termi- Erstmals wurden mit der Methodenkombination auch nus ante quem für den Bergbau dar und machen sogar ausgedehnte Flachformen im Gelände (Ebenheiten) so- eine ältere Zeitstellung möglich. Alle Daten bestätigen 68 wie ihre Randbereiche untersucht. Sie können aufgrund allerdings vorerst die Hypothese, dass ein eisenzeitli- ihrer naturräumlichen Voraussetzungen als potentielle cher Bergbau ohne die Anlage von Pingen auskam, die eisenzeitliche landwirtschaftliche Nutzräume diskutiert heute noch oberflächlich erkennbar sind, oder verweisen werden. Bei zwei Fundstellen (Fundstellen 1089 und auf die neuzeitliche Überprägung des prähistorischen 1009) wurden sowohl die Ebenheit als auch ihre an- Bergbaus. grenzende, siedlungsgünstige Peripherie untersucht, Während somit genauso wie in der Projektpilotphase allerdings ohne dabei weiterführende Ergebnisse für die abermals die Auffindung des eisenzeitlichen Bergbaus Diskussion gewinnen zu können. misslang, konnten hingegen erstmals eisenzeitliche on- site-Pollenproben genommen werden (Fundstelle 1027). Teilweise simultan zu der Untersuchung von Fundstellen Darüber hinaus wurde erstmals eine Katene durch das mit Methodenkombination fanden Rammkernuntersu- Siegtal gelegt sowie drei Pollenprofile am Höllenrain und chungen von Pingenfeldern, eisenzeitlichen Werkplät- eines nördlich davon am Giller (Gemeinde Hilchenbach- zen sowie Sedimentfallen ausgewählter Gewässer statt Lützel, Abb. 21) gezogen. Seit den Untersuchungen M. (Fundstellen 127, 326, 1086-1088 u. 1091-1092; Abb. Speiers und R. Potts280 besteht damit für das südliche 21). Die Bohrungen wurden entweder von der Gesell- Westfalen erstmals die Möglichkeit, ein Leitprofil zu ent- schaft für angewandte Geowissenschaften in Umwelt wickeln. und Stadtforschung b. R. (AGUS)/Bochum oder durch K. Röttger vorgenommen, der auch die bodenkundliche Dokumentation sowie die Entnahme von Sedimenten oder Holzkohleproben durchführte278. 4 Untersuchte Die Pingenbohrungen zielten auf Pingenfelder im Umfeld Fundstellen 2009-2011 des latènezeitlichen Verhüttungsplatzes Gerhardsseifen (Fundstelle 324) sowie der Podiengruppe am Hornsberg Nachfolgend sind die durch die montanarchäologische (Fundstellen 120-121) ab. Die bebohrten Pingenfelder Projektgruppe per Detailprospektion näher untersuch- liegen folglich auf dem Hornsberg (Fundstellen 326 u. ten Fundstellen während der ersten Projekthauptphase 1086) aber darüber hinaus auch auf dem Roten Hahn aufgeführt (Abb. 21). Gliederung und Aufbau richten sich (Fundstellen 1087-1088, Abb. 53). nach den Fundstellenbeschreibungen in der Projektpi- Ziel der Bohrungen war neben der Klärung des Schicht- lotphase 2007281. Bestehenden archäometallurgischen, aufbaus der Verfüllung, das Auffinden von Holzkohle für geoarchäologischen, anthrakologischen oder palynolo- eine Radiokarbondatierung, die Aufschluss über den gischen Ergebnissen zu einzelnen Fundstellen wurde Zeitpunkt des Erzabbaus vor Ort geben kann. Dabei nicht vorgegriffen. standen primär flache und unregelmäßig geformte Pin- gen im Fokus des Interesses, deren Entstehung auf- grund ihrer bereits stark eingeebneten Gestalt zeitlich vor 4.1 Freudenberg-Niederndorf/ den steilen und tiefen Schachtpingen anzunehmen ist. Hornsberg (Fundstelle 120-121) Bislang liegt kein eindeutiger Nachweis aus dem Sieger- land vor, dass bei der Erzgewinnung das Gestein durch Feuersetzen mürbe gemacht wurde. Da aber bislang 4.1.1 Geographie der frühe Bergbau des Siegerlandes kaum erforscht ist, kann Feuersetzen grundsätzlich nicht ausgeschlossen Der SW-NO-streichende Höhenzug des Giebelwaldes werden. Auch die vom Siegerlandprojekt durchgeführ- läuft im NO im Hornsberg aus, der sich am Rand von ten Rammkernbohrungen in Pingen erbrachten keine Mesoregion 1 befindet. An dessen Nordabdachung qualifizierten Aussagen zu diesem Aspekt. Es wurden liegt Fundstelle 120-121 (Bodendenkmalpfl.-Bez. AKZ mehrheitlich Pingenverfüllungen ohne Ascheschichten 5113,57) mit latènezeitlichen Podien sowie neuzeitlichen angetroffen. Erfreulich war die Erbohrung holzkohlefüh- Platzmeilern. render Sedimente bei gleich drei Pingen von zwei der Die Fundstelle liegt zwischen 380 und 410 m üNN an untersuchten Pingenfelder. Dieses Material datiert laut einem sich zu einer plateauartigen Reliefform ausdeh- 14 Radiokarbonmessung (AMS C) vorwiegend in das 17. nenden Hangabschnitt (Abb. 54). Das größte Podium bis zur Wende des 18. Jh. n. Chr., eine Pinge am Nord- (Podium 4) befindet sich nahe eines östlich gelegenen hang des Roten Hahns wurde an der Wende vom 16. Quellbereiches, dessen Seifen in einem steilen Kerbtal zum 17. Jh. verfüllt und am ältesten datiert die Verfüllung nach Norden entwässert. Direkt unterhalb von Podi- 279 einer Pinge auf der Kuppe des Hornsbergs (15. Jh.) . um 4 befindet sich ein Quelltopf, dessen Seifen nach Wenn die Ascheschichten durch Feuersetzen entstan- Nordwesten schüttet, aber häufig auch schon im nieder- den, datieren sie den Bergbau in die Neuzeit. Wenn die schlagsreichen Frühjahr erst 100 bis 200 m unterhalb

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Abb. 54: Freudenberg-Niederndorf/Hornsberg: Fundstelle 120-121. Topographie, geophysikalische Prospektion, Pürckhauer- Bohrungen und Sondagen der Forschungskampagnen 2007 und 2010.

Fig. 54: Site 120-121: topography, geophysical prospection, drillings and sondages 2007/2010. der Fundstelle entspringt. Der obere Hangbereich der gestört, die entlang von Fußpfaden entstand (Abb. 54: Fundstelle im Süden ist steil, dort befinden sich drei wei- schmale Wege). tere Podien (Podien 1-3). Die Hangwölbung ist vertikal Nordöstlich der Fundstelle 120-121 befindet sich ein sowie horizontal konkav und lässt auf starke Erosions- kleines Pingenfeld aus flachen Pingen (Fundstelle 1086), vorgänge schließen. Die detaillierte Beschreibung der deren Bezug zur Fundstelle 120-121 allerdings unklar ist. Podien erfolgte bereits an anderer Stelle weswegen auf Oberhalb der Fundstelle 120-121 gibt das Streichen des die Vorarbeiten der Projektpilotphase verwiesen wird282. Hornsberges eine langgestreckte Verbindungstrasse ei- Das Gelände ist mit aufgelassenem Hauberg bestockt nes Höhenwegs vor, der einerseits das östlich gelegene und teilweise dicht verbuscht, wodurch Reliefstruktu- Dreiborntal mit der dort bekannten latènezeitlichen Ver- ren schwer erkennbar sind. Teilweise wurden die Po- hüttung erschließt (Fundstellen 323-324), andererseits dien durch Rücketätigkeiten und durch lineare Erosion im Südwesten in das Sieg- oder das Asdorfer Bachtal führt. Nach Nordosten erreicht der Höhenweg, über den

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Schmitten- und Heisberg im Osten, das Tal der Alche Während der ersten Projekthauptphase wurde an die und erschließt dabei auch das Tal der Engsbach mit Vorarbeiten angeschlossen. Dabei wurde 2010 eine der bekannten latènezeitlichen Verhüttung (Fundstel- großflächigere geophysikalische Prospektion durch- len 2018-2022 u. 3000). Beide Seifen, die dicht an der geführt. Wie bereits während der Projektpilotphase288 70 Fundstelle 120-121 entspringen, fließen ebenso wie alle konnte allerdings die oben beschriebene Fundstelle der anderen Seifen der Nordabdachung des Hornsberges Schmiedeschlacken nicht mehr aufgefunden werden. nach Norden in das Tal des nahen Uebachs (Fundstelle 101), der wiederum in den Asdorfer Bach entwässert. Die Fundstelle 120-121 liegt somit an verkehrsgeogra- 4.1.3 Geodäsie phisch günstiger Position am westlichen Rand von Me- soregion 1 und stellt eine Verbindungsstelle zum nördli- Ausgehend von den Geländearbeiten 2007 wurde das chen, südwestlichen und westlichen Umfeld dar. Areal topographisch aufgemessen. Problematisch an der neuen Vermessung ist, dass diese zunächst in einem lokalen Messnetz erfolgte. Durch die dichte Bewaldung 4.1.2 Forschungsstand und die große Entfernung von auf der DGK5 ablesba- ren Fixpunkten wurde kein Polygonzug zum Untersu- Die Fundstelle 120-121 am Hornsberg wurde seit Beginn chungsareal gelegt, sondern die abgeschlossene Ver- des Siegerlandprojektes mehrfach aufgesucht und war messung später auf Grundlage der DGK referenziert Gegenstand verschiedener Geländearbeiten. Sie stellte und umgerechnet289. Zu dieser Ungenauigkeit kommt bis zur Untersuchung des Schmiedeplatzes am Höllen- noch der Umstand, dass die Referenzierung des Plans rain (Fundstelle 1027) die einzige Fundstelle im Arbeits- der Projektpilotphase 2007 anhand der wieder aufge- gebiet dar, die mehrere gleichzeitige Podien aufwies, fundenen Grabungsgrenzen der alten Sondagen sowie von der ein eisernes Hiebmesser stammen sollte283 dem Verlauf des quer durch das Areal führenden Pfades und wo darüber hinaus T. Stöllner Schmiedeschlacken erfolgte. Folglich ist der neue Plan der Fundstelle (Abb. entdeckte. Die Fundstelle befindet sich, wie oben be- 54) kritisch zu lesen: Kartierte Maßnahmen der Projekt- schrieben, an verkehrsgünstiger Position nahe zu den pilotphase 2007 (Geophysik, Bohrungen und Sondage- Seifen mit bekannter eisenzeitlicher Verhüttung. Daher schnitte) sind zueinander maßstäblich, ebenso wie die diskutierte Stöllner, ob die Fundstelle eine Siedlung mit kartierten Maßnahmen (Geophysik) und gemessene übergeordneter Funktion im regionalen Produktions- Strukturen (Quellbereiche, Seifen, Podien, Meiler und raum war284. Er schlug eine weilerartige Ansiedlung vor, Wege) der ersten Projekthauptphase 2010 zueinander in der das Ausheizen oder die Weiterverarbeitung der maßstäblich sind. Die zusammengeführte Kartierung Verhüttungsprodukte der Verhüttungswerkstätten des beider Messsysteme auf Abbildung 54 darf nicht darüber Umlandes stattfand285. hinweg täuschen, dass ihre Lage zueinander nicht exakt Da sich Podien in der Regel nur vereinzelt oder je ein ist. Dies ist folglich für die Interpretation der Anomalien Podium mit einem Verhüttungsplatz im Arbeitsgebiet im Magnetogramm 2010 anhand der Bohrergebnisse finden, wurde ab 2007 die Fundstelle 120-121 mehr- des Jahres 2007 von Bedeutung, da die Position der fach mit Methodenkombination untersucht. Ziel war die Einzelbohrungen im Magnetogramm ungenau ist. Die- Abgrenzung der kompletten Fundstelle, die qualifizierte sem Umstand wurde in der neuen Kartierung Abbildung funktionale und chronologische Ansprache ihrer Elemen- 54 insofern Rechnung getragen, indem die Bohrstellen te und vor allem die Position der Fundstelle in der chaîne mit großen Symbolen kartiert sind. opératoire der westlichen Mesoregion 1. Nachdem zwei kleine und in ihrer Aussagekraft leider nur eingeschränkt aussagefähige Flächen auf den Podien 2 4.1.4 Eisenzeitliche Podien und neuzeitliche und 3 geophysikalisch gemessen worden waren, konn- Meilerei ten die archäologischen Untersuchungen unter J. Garner während der Projektpilotphase erstmals den Aufbau der Im Frühjahr 2010 wurden 15 Messflächen zu je 20 x Podien 2 und 3 klären und erreichten zudem die vollstän- 20 m mit einem Profilabstand von 1m geomagnetisch dige Aufmessung der obertägig erkennbaren Strukturen. gemessen, wodurch die gesamte geophysikalisch pro- Die Entdeckung von Keramik sowie von kleinteiligen spektierte Fläche 6000 m2 beträgt. Die Messungen ge- Schlacken bestätigte zum einen die angenommene ei- stalteten sich durch den dichten Bewuchs schwierig. senzeitliche Datierung und wies zum anderen metall- Der Schwerpunkt lag im Bereich von Podium 2 und 4 urgische Aktivitäten nach. Bohrstockprospektionen K. sowie in der relativ ebenen Fläche dazwischen. Zum Röttgers erbrachten teilweise mehrere Zentimeter dicke einen sollte das bislang nicht untersuchte Podium damit Aschebänder286. Unveröffentlicht blieb eine 14C-datierte näher charakterisiert werden. Zum anderen wurden, da Holzkohleprobe aus einer Bohrung in Podium 3 aus 50 die Sondagen 2007 auf den angrenzenden Podien 2 bis 75 cm Tiefe, die in das 13. bis 15. Jh. n. Chr. datier- und 3 Siedlungsnachweise erbrachten, auch im sied- te und auf tiefgreifende neuzeitliche Aktivitäten am Ort lungsgünstigen Bereich zwischen den Podien 2 und 4 verwies287. Siedlungsanzeiger erwartet.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Das Magnetogramm zeigt überwiegend heterogene An- 4.2 Siegen-Niederschelden/ omalien geringen Widerstandes, die keine interpretier- Gerhardsseifen (Fundstelle 324) baren Strukturen erkennen lassen (Abb. 54). Dies ist vermutlich die Folge der überaus schwierigen Messung in dem Areal mit dichter Bodenvegetation. Außerdem ist 4.2.1 Geographie 71 der Bereich zwischen Podium 4 und den südlich gele- genen Podien 1-3 vermutlich durch Erosionsprozesse Die Fundstelle 324 (Bodendenkmalpfl.-Bez. AKZ stark gestört, wodurch das Magnetogramm hier keine 5113,85) liegt am südwestlich exponierten Hang nahe klaren Strukturen erkennen lässt. Trotzdem können ei- des Mittellaufs des Gerhardsseifens und unweit eines nige Strukturen angesprochen werden, die wichtig zur Zuflusses eines weiteren, von Nordwesten zufließen- Gesamtbetrachtung der Fundstelle sind. den Baches im Dreiborntal unterhalb 300 m üNN (Abb. Die stärksten Anomalien sind neben zwei modernen 55). Das Gelände ist schwach bis mittel geneigt. Infol- Bauschutthalden (Abb. 54: B; -99 bis 2000 nT) ein aus- ge von Bergbaumaßnahmen wurde das ursprüngliche gedehnter neuzeitlicher Platzmeiler (Abb. 54: A) bei -2 Gerhardsseifen, welches ehemals quer durch das Gra- bis 42 nT. Ein weiterer Platzmeiler gibt sich im zentralen bungsgelände lief, durch eine Bachbegradigung west- Bereich der Messfläche zu erkennen (Abb. 54: F), der wärts verlegt bzw. zum Gewässerschutz290 kanalisiert. trotz geringerer Widerstandswerte (- 2 bis 15 nT) die Bei starken Niederschlägen nimmt das Gewässer al- gleiche kreisförmige Struktur in der Meilermitte wie der lerdings sein altes Bett wieder ein, weswegen auch die bereits oben erwähnte Meiler zeigt. Weitere vergleich- Grabungen häufig mit Hochwasser zu kämpfen hatten. bare Anomalien befinden sich im Magnetogramm auf Das Umfeld ist mit aufgelassenem Hauberg bestockt Podium 2 (Abb. 54: G) und westlich von Podium 4 (Abb. und der Talbereich der Grabungsfläche selbst wird als 54: E) und lassen auch dort Meilerstandorte annehmen. Wiese genutzt. Die Bohrungen 17, 20 und 47-48 der Projektpilotphase Wenig bachabwärts befindet sich auf der der Fundstelle liegen innerhalb und randlich dieser großflächigen An- 324 gegenüberliegenden Bachseite ein Schlackenplatz omalien. mit vermutlich mittelalterlichen Abstichschlacken (Fund- Demgegenüber ist eine -98 bis 44 nT starke und N-S- stelle 162). 300 bzw. 400 m bachaufwärts schließen gestreckte Anomalie östlich von Podium 4 (Abb. 54: C) sich zwei weitere vorgeschichtliche Verhüttungsplätze ca. 9 m2 groß und kann nach Sikorski mit Anomalien an. Die zerstörten Überreste eines dieser Öfen wurden von Schlackenhalden verglichen werden. Auch je eine 2002 gegraben (Fundstelle 323)291. Während der Son- Anomalie im Zentrum und in der westlichen Hälfte von dagenkampagne 2007 stand ein neuzeitlicher Meiler Podium 4 (Abb. 54: D) mit den gleichen Widerstands- nordöstlich der Fundstelle 324 im Fokus (Fundstelle werten können als gering ausgedehnte Schlackenhalden 147) und barg die Eisenbeschläge einer Holzschaufel292. gedeutet werden. Gerade sie befinden sich nahe der Stelle, wo T. Stöllner 2002 Schmiedeschlacken fand. Zusammenfassend ist die mehrperiodige Nutzung von 4.2.2 Forschungsstand Fundstelle 120-121 als wichtiges Ergebnis herauszu- stellen. Auf die eisenzeitliche Nutzungsphase folgte Bereits O. Krasa sprach den Schlackenplatz Fundstel- spätestens in der Neuzeit eine massive Nutzung und le 324 als (früh-) latènezeitlich an293. Wiederentdeckt Umgestaltung des Geländes. Es ist sehr wahrscheinlich, wurde er vom zuständigen Haubergsvorsteher J. Sän- dass, ähnlich wie bei der rezenten Meilerei in Walpers- ger, was Begehungen unter T. Stöllner 2002 nach sich dorf, die langgestreckte Form von Podium 4 erst durch zog. Sie wiesen durch die Auffindung charakteristischer die Meilerei entstand. Zumindest ist Podium 4 in seiner Schlacken eine latènezeitliche Verhüttung nach. Stöllner ganzen Ausdehnung von Meilerplätzen eingefasst. Auch initiierte daraufhin eine geophysikalische Untersuchung auf Podium 2 befand sich ein Meiler und darüber hinaus mit Hilfe der Posselt & Zickgraf Prospektionen GbR/ auch einer auf Podium 3, wie die neuzeitlich datierte Marburg. Ascheschicht aus 2007 nahelegt. Es ist folglich mit er- Das Magnetogramm294 lässt sich in sieben Bestandteile heblichen Störungen der eisenzeitlichen Befunde zu differenzieren (Abb. 56). Am auffälligsten sind die beiden rechnen. Daher ist es bemerkenswert, dass neben den stärksten Anomalien mit mehr als 200 nT (Abb. 56: 1-2), eisenzeitlichen Nachweisen der Grabungen 2007 auch wobei erstere auf modernen Schrott zurückgeht. Die drei Anomalien des Magnetogramms von 2010 eventuell zweite befindet sich hingegen randlich in der größten auf ältere metallurgische Befunde hindeuten können. abgrenzbaren Anomalie im Magnetogramm (Abb. 56: 3). Sie ist halbmondförmig und ihre Randbereiche bilden Ketten stark positiver Anomalien mit einem Durchmesser ab 70 cm. Dieser Anomaliekomplex scheint eine größe- re Anomalie mit weniger extremen nT-Werten zu über- lagern, die westlich anschließt (Abb. 56: 4), wogegen östlich an Anomaliekomplex 3 eine beinahe homogene Fläche mit großer magnetischer Ruhe des Untergrundes

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Abb. 55: Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen: Fundstelle 324. Topographie, geophysikalische Prospektion bei 20 bis -20 nT, Grabungsflächen und Bohrungen (Vermessung: J. Garner, M. Greuling, C. Groos, D. Hartmann, M. Herbst, M. Jansen, S. Knipschild, A. Kramer, I. Luther, S. Menic, B. Sikorski, A. Sprung, G. Steffens, C. Wirth, M. Zeiler. – Geomagnetik: Posselt- und Zickgraf-Prospektionen GbR Marburg. – Bodenkunde: K. Röttger. – Kartographische Umsetzung: M. Zeiler).

Fig. 55: Site 120-121: Site 324: topography, geophysical prospection (20 to -20 nT), excavation areas and drillings.

abrupt angrenzt (Abb. 56: 7). Diese wird im Osten von von Anomaliekomplex 3 befindet sich in einem Bereich einer starken, positiven Anomalie begrenzt, welche im geringen Widerstands eine im Durchmesser knapp 1 m Magnetogramm einen Durchmesser von 2 m aufweist messende leicht positive Anomalie (Abb. 56: 6). (Abb. 56: 5), aber bei der geomagnetischen Prospek- Anomaliekomplex 3 wurde zunächst als kaum gestörte tion östlich nicht voll erfasst wurde. Auch nordwestlich Halde mit aneinander gereihten Ofenbefunden gedeu-

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Abb. 56: Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen: Fundstelle 324. Magnetogramme in unterschiedlichen Messwertbereichen (weiß: positive nT-Werte; schwarz: negative nT-Werte; blau: Messwerte >205 nT) mit im Text besprochenen Anomalien (rote Beschriftung) sowie Grabungsgrenzen 2009. (Magnetogramme aus Zickgraf/Buthmann 2002, Abb. 3; unteres Magnetogramm auf Grundlage Messdaten Zickgraf/Buthmann 2002. – Kartographische Umsetzung: M. Zeiler).

Fig. 56: Site 324: geophysical prospection (blue > 205 nT) and described anomalies (red labels) and excavation boundaries 2009.

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Abb. 57: Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen: Fundstelle 324. Profile der Sondage 2007 (Garner/Stöllner 2009, Abb. 14).

Fig. 57: Site 324: Profiles of sondage 2007.

tet295. K. Röttger bohrte ihn 2003 ab und die Bohrungen Schichten (Bef.-Nr. 20032). Die Sondage wies zudem lieferten Material, welches mit AMS-14C-Datierung in den eine Schlackenbreccie an der Unterkante von Bef.-Nr. Abschnitt zwischen dem 6. und 3. Jh. v. Chr296 datiert. 20032 nach, vergleichbar mit derjenigen am Trüllessei- fen (Fundstelle 127). Die Haldenschichten sind hingegen 2007 wies eine Sondagegrabung unter J. Garner die im Südprofil stark gestört. Einerseits reicht im Ostteil des Mehrphasigkeit des Platzes für die Latènezeit als auch Profils eine Störung bis in das Anstehende, andererseits für das Mittelalter nach. Mit einer 6 x 1 m messenden wurde im Westen Bef.-Nr. 20032 großflächig bis zum Sondage schnitt Garner den Randbereich der geomag- Anstehenden abgegraben und in drei Phasen verfüllt. netischen Anomalie an, um sie einerseits anhand der ar- Der tiefste Teil der Abgrabung war mit aschehaltigem chäologisch nachgewiesenen Befundsituation qualifiziert Material verfüllt (Bef.-Nr. 20044), worüber sich mehr leh- deuten zu können, andererseits aber auch um mögliche mige und weniger aschehaltige Schichten anschließen hangaufwärts gelegene Ofenstandorte nicht zu zerstören (Bef.-Nr. 20044 u. 20047). Die Oberkante von Bef.-Nr. (Abb. 55: Sondage 2007). Die Grabungsergebnisse sind 20047 bildet in etwa ein Niveau, das mit der gekappten umfangreich veröffentlicht297. Zum Verständnis des Vor- Oberkante der Haldenschicht Bef.-Nr. 20032 korrespon- gehens der Grabungen 2009 und 2010 sowie zur Deu- diert. Darüber schließt eine schmale Mischlagerung aus tung der Befunde sind allerdings einige Wiederholungen Steinen und Schlacken an, worüber eine massive Asche- sowie die Wiedergabe der Grabungsprofile (Abb. 57) an schicht folgt (Bef.-Nr. 20027). Diese findet sich auch im dieser Stelle notwendig. Das Nordprofil der Sondage Nordprofil wieder, ist dort ausgedehnter und verläuft auf weist eine weniger stark gestörte Schichtung als das gleichem Niveau auf der gekappten Schlackenhalde Südprofil auf. Es wird unten vom anstehenden Verwit- Bef.-Nr. 20032). Sowohl im Nord- als auch im Südprofil terungslehm abgeschlossen (Bef.-Nr. 20042). Garner korrespondieren die Grenzen der gekappten Bereiche dokumentierte an der Unterkante des Südprofils verzie- der Halde (Bef.-Nr. 20032 mit der Westgrenze von Ano- gelten Lehm, wonach der darüber befindliche Verwitte- maliekomplex 3 im Magnetogramm, der an dieser Stelle rungslehm umgelagert worden sein musste. Darüber am Nordprofil endet. befindet sich im Nordprofil eine Wechsellagerung be- Die Proben, die während der Sondagegrabung für eine stehend aus Asche- und Schlacke-/Ofenwandfragment- 14C-Datierung entnommen wurden, stammen aus der

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 4.2.3 Grabungen 2009-2010: Vorgehen und Grabungstechnik

2009 begann auf Basis der Voruntersuchungen die Aus- grabung der Fundstelle, die im Sommer 2010 fortgesetz- 75 te wurde298. Da ein ungestörter Haldenkörper erwartet wurde und ein solcher bei der Grabung am Trüllesseifen (Fundstelle 127) erst nach dessen großflächiger Freilegung gedeutet werden konnte, wurde am Gerhardsseifen im Sommer 2009 gleich die gesamte Oberfläche der geomagnetisch erfassten Anomalien geöffnet (Abb. 55). Die freigelegten ca. 600 m2 teilen sich in zwei Grabungsschnitte. Quer Abb. 58: Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen: Fundstelle zur stärksten Anomalie im Magnetogramm und längs 324. Abgrabung in Schnitt 1 im Quadrantensystem in mehreren Plana (Foto: M. Zeiler). zur Ostgrenze von Anomaliekomplex 3 (Abb. 56) wur- de der Profilsteg zwischen den beiden Schnitten hang- Fig. 58: Site 324: Excavation of the charcoal kiln 2 in section 1 parallel konzipiert. Da der Einsatz von Maschinen die using a partition of the section in quadrants and several levels. oberflächennahen Befunde zerstört und das Gewässer- schutzgebiet gefährdet hätte, erfolgte eine langwierige Ausgrabung von Hand. Haldenschicht, wogegen jedoch die oberste Holzkoh- Unter, durch Wege- und Bergbau erzeugtem, Hang- und lenschicht (Bef.-Nr. 20027) in der Projektpilotphase aus Gewässerschutt befinden sich großflächige Haldenstruk- finanziellen Gründen nicht datiert werden konnte. Wäh- turen. Sie sind heterogen aus Verhüttungsschlacken, rend damit durch die effektive Sondage 2007 insgesamt Ofenwandungsteilen, Holzkohle und Röstabfall zusam- nicht nur der prähistorische Ansatz bestätigt und zu- mengesetzt. Der relative Anteil von Artefakten ist – auch sätzlich eine jüngere Produktionsphase am Fundplatz wenn sie zahlreich sind – dagegen gering. Sie wurden nachgewiesen wurde, gelang darüber hinaus erstmals nach Einzelfundeinmessung geborgen. Die bereits zu außerhalb der Fundstelle Trüllesseifen der Beleg von Grabungsbeginn anfallende große Menge metallurgi- Luppenreinigungstätigkeiten. Die neuzeitliche Überprä- schen Abfalls machte allerdings deren Einzelfundein- gung blieb aber unentdeckt. Dies und die anfängliche messung aus Zeitgründen unmöglich299. Da diese aber Deutung des Anomaliekomplexes 3 als kaum gestör- heterogen verteilt sind und prozesstechnisch relevante te Schlackenhalde führte zunächst zu der Annahme, Verteilungsmuster erwarten ließen, war die Bergung des dass Fundstelle 324 ein kaum gestörter latènezeitlicher metallurgischen Abfalls in künstlichen Kleineinheiten not- Fundplatz mit geringer früh- bis hochmittelalterlicher wendig. Methodisch ähnlich wie bei den Ausgrabungen Nachnutzung sei. an paläolithischen Plätzen, wurden deswegen Schla- cken, Röstabfälle sowie Ofenwandungsfragmente in Modellhaft für die Mesoregion 1, in die der Fundplatz Quadranten/Sektoren geordnet abgetragen (Abb. 58)300. eingebettet ist, sollen durch die Ausgrabung dieser Ver- Diese Fundeinheiten werden nachfolgend als Schlacken- hüttungswerkstatt seit der ersten Projekthauptphase sammelfundeinheiten bezeichnet. Zusätzlich erfolgte die Möglichkeiten zur Rekonstruktion von Organisation, Um- Abgrabung innerhalb der Quadranten befundgetreu. Da fang und Effizienz der latènezeitlichen Eisenherstellung zudem Profile angelegt bzw. stehen gelassen wurden, geliefert werden. Erstmals ist die vollständige Ausgra- die häufig nicht den Quadrantenkanten entsprachen, bung eines latènezeitlichen Verhütungsstandortes im wurden teilweise pro Quadrant und Befund mehr als Siegerland Ausgrabungsziel. Die Arbeiten sind aber noch drei Schlackensammelfundeinheiten geborgen. Der Ver- nicht abgeschlossen, weswegen an dieser Stelle primär waltungsaufwand während der Grabungstätigkeiten war Aussagen zur Grabungstechnik und zu den jüngsten folglich hoch und konnte nur durch die ständige Betreu- Nutzungsphasen der Fundstelle möglich sind, wogegen ung durch eine Person gewährleistet werden. der Werkplatz der Eisenzeit bislang nur in Ansätzen ver- Jeder Schlackensammelfund erhielt eine eindeutige standen werden kann. Nummer und wurde – sofern die Witterung dies zuließ – schon im Feld EDV-gestützt mit seinen Lagebezügen aufgenommen. Daran schloss sich die Reinigung der Schlackensammelfundeinheiten am Gerhardsseifen an. In Abstimmung mit der archäometallurgischen Projekt- gruppe wurde ein Aufnahmeformular entwickelt, das eine Schnellbestimmung der gewaschenen Ofenwän- de und Schlacken nach Gewicht, Menge, Morphologie und Enstehungsprozess gewährleistete (Abb. 59). Von

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Abb. 59: Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen: Fundstelle 324. Aufnahmeformular zur Schnellbestimmung der Schlackensam- melfunde (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 59: Site 324: form for fast identification of metallurgical finds.

großem Vorteil erwies sich dabei das während der Gra- Die Einmessung der Befunde erfolgte tachymetrisch bungsarbeiten parallel geführte Verhüttungsexperiment dreidimensional und die Dokumentation der befundge- für die Archäologische Landesausstellung Nordrhein- treuen Plana mittels Orthofotografie (Abb. 60). Außer- Westfalen (s. Kap. 2.1.5). Insbesondere durch das Rös- dem wurden Boden- und Holzkohleproben entnommen texperiment wurde nämlich eine qualifizierte Deutung und letztere gemäß den Vorgaben der anthrakologischen gerösteten Gang- und Erzmaterials am Gerhardsseifen Projektgruppe am Gerhardsseifen geschlämmt. Ziel der möglich. Dagegen versäumte ich bei der Konzeption bodenkundlichen Bohrungen war die Bestimmung der der Aufnahme der Schlackensammelfunde, die Ofen- Ausdehnung der Fundstelle nach Norden und Süden wände nach ihrem Mullit-Anteil in latènezeitliche und mittels Bohrstockprospektion (Abb. 55). mittelalterliche zu trennen. Da ich allenfalls von einer Während am Ende der ersten Kampagne 2009 eine de- kleinen mittelalterlichen Verhüttungsphase ausging, sah taillierte Ansprache der Befundkomplexe kaum möglich ich den verschlackten bzw. unverschlackten Zustand der war, erlaubte die Kartierung der Einzelkategorien der Ofenwände als wichtigeres Aufnahmekriterium an. Zur Schlackensammelfundeinheiten und ihrer Mengenver- effektiven Durchführung der aufwendigen Bestimmung hältnisse bereits eine Untergliederung der Grabungs- archäometallurgischer Reste waren während der Gra- flächen in zeitlich sowie prozesstechnisch gegliederte bung ständig drei Mitarbeiter nötig. Bereiche. In Zusammenschau mit dem Magnetogramm ließen sich daraufhin Großbefunde abgrenzen. Im Sommer 2010 wurde daher diese Grabungssyste- matik beibehalten, wobei der Schwerpunkt auf Schnitt 1 gelegt wurde und fast vollständig bis zum Anstehenden ausgegraben werden konnte. Durch die Radiokarbon- datierung der Holzkohleproben 2009 aus der obersten Ascheschicht an der Fundstelle sowie der Auffindung typischer Produktionsabfälle in Schnitt 1, wurde die Deu- tung der größten Anomalie im Magnetogramm als mehr- phasiger Meilerplatz möglich. Darunter befanden sich mehrere Pfostenlöcher sowie vermutlich ein Rennofen am Rand eines Podiums. Auch in Schnitt 2 wurde der Meiler abgegraben, ein mittelalterlicher Produktionss- tandort erkannt, die vorgeschichtliche Halde samt ei- nem Schürkanal sowie einer Schlackenbreccie freigelegt bzw. entdeckt. Nachdem die massive Überprägung der Abb. 60: Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen: Fundstelle mittelalterlichen und prähistorischen Produktionsplätze 324. Senkrechtfotografie von Schnitt 1 (Foto: M. Zeiler). durch die neuzeitlichen Meiler geklärt war, fokussierten sich die Arbeiten auf die prähistorischen Haldenbereiche Fig. 60: Site 324: Generation of orthophotos.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 im Osten von Schnitt 2. Die durch den nassen Sommer gebnis der noch nicht abgeschlossenen Geländearbeiten allerdings häufig stark beeinträchtigten Geländearbeiten ist. Folglich sind auch die anschließenden zusammen- wurden nach der Entdeckung eines vermuteten Renn- gefassten Aussagen zum prähistorischen und mittel- ofenstandortes jedoch nicht weiter fortgeführt. Die erhal- alterlichen Verhüttungsplatz sowie zum neuzeitlichen tene Tiefe des Befundes ist unbekannt. Ein mutmaßlich Platzmeilerstandort als vorläufig zu verstehen. 77 großer Ofenrest hätte am Ende der Kampagne nicht Der Abgleich zwischen Grabungsergebnissen und Mag- mehr vollständig ausgegraben werden können bzw. wäre netogramm zeigt auf, dass die Fundstelle nicht komplett ein teilgegrabener Ofen sonst im kommenden Winter geophysikalisch erfasst wurde. Auch die Grabung er- durch Frostschäden zerstört worden. reichte, aus den gleichen vegetationsbedingten Grün- den, noch nicht die vollständige Freilegung. Allerdings Insgesamt wurden in den Kampagnen 2009-2010 wäh- zählt das Gerhardsseifen schon jetzt, seit den Grabun- rend 67 Tagen über 100 Funde und über 730 Schlacken- gen vom Trüllesseifen (Fundstelle 127) und der der War- sammelfundeinheiten geborgen, von denen bislang aber testraße (Fundstelle 173), zu den seltenen großflächigen nur gut 400 bestimmt sind. Die Zusammenschau von Freilegungen eines prähistorischen Produktionsplatzes Magnetogramm, Schlackensammelfundkartierung sowie im Siegerland. Hervorzuheben ist auch, dass seit den bislang freigelegter Befunde ermöglicht eine Neubewer- Grabungen Behaghels an der Minnerbach in den 40er tung der Fundstelle, die aber lediglich ein Zwischener- Jahren (Fundstelle1476) erst zum zweiten Mal im gro-

Abb. 61: Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen: Fundstelle 324. Bohrreihen 2009.

Fig. 61: Site 324: drillings 2009.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 ßen Umfang der rückwärtige Bereich des Werkplatzes einbezogen wurde.

Grabungstechnisch hat sich bereits die Kombination aus 78 Freilegung nach archäologischen Schichten mit Bergung metallurgischer Objekte nach Sektoren bewährt. Die Methode besitzt natürlich nicht die Aussagekraft einer Grabung mit Einzelfundeinmessung aller Schlacken und Ofenwände. Für die Ausgrabung einer Werkstatt mit diesen Ausmaßen bei gleichzeitig stark begrenzter Ausgrabungszeit und kleinem Personal, stellt sie aber ein gutes Mittel dar, aussagekräftige Verteilungsmuster zu erkennen. Demgegenüber hat sich am Gerhardsseifen gezeigt, dass geomagnetische Untersuchungen an mehrperio- digen Plätzen mit Aktivitäten starker Feuereinwirkung und der flächigen Verteilung der Produktionsrelikte, auch nach Bohrungen von Anomalien des Magnetogramms und selbst nach gezielten Sondagen, kaum brauchbare Vorhersagen zulassen. Erst nach der flächigen Freile- gung der Fundstelle und der Abgrenzung des Meilers im Planum konnte eine entsprechende Anomalie im Ma- gnetogramm als solche gedeutet und von der darunter befindlichen Haldenanomalie differenziert werden. Die starke Anomalie der Meiler „überstrahlt“ ebenfalls wie die Abb. 62: Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen: Fundstelle stark leitende Schlackenbreccie die übrigen Strukturen 324. Verteilung moderner Befunde in Schnitt 1 sowie im Südteil von Schnitt 2. – F: Flaschenfund (Grafik: M. Zeiler). im Magnetogramm. Fig. 62: Site 324: Distribution of recent features in section 1 and in the southern part of section 2. – F: Modern bottle. 4.2.4 Ausdehnung der Fundstelle

Die geophysikalische Prospektion konnte vegetations- rechnet werden kann, wogegen evtl. im Hangfußbereich bedingt ebenso wie die Ausgrabung die Halde sowie die eisenzeitliche Schichten von jüngerem Material bedeckt podiale Struktur noch nicht vollständig erfassen. Auch lie- sein können. Da dieser Hangbereich aber saisonalen ßen sich nicht alle Anomalietypen des Magnetogramms Überschwemmungen ausgesetzt ist, ist hier wohl kaum ausgraben, weswegen durch Bohrstocksondagen diese mit einer prähistorischen Fundstelle zu rechnen. Anomalien untersucht und die Ausdehnung der Fund- stelle überprüft wurden. Diese Bohrungen bauten auf die Ergebnisse der bodenkundlichen Voruntersuchungen 4.2.5 Rezente Störungen 2002 auf (Abb. 55: Bohrungen 1-16)301. Nahe dem Zusammenfluss des Gerhardsseifens und Neben der eingangs erwähnten Umleitung des Ger- dem nächsten Bach wurde das ebene Gelände dem hardsseifens sind dessen jüngere Überschwemmungs- Hangverlauf folgend untersucht, darüber hinaus der phasen mit umfangreicher Materialablagerung in Gra- Bereich nördlich der geomagnetisch gemessenen Flä- bungsfläche 1 (Bef.-Nr. 21027) sowie im Südteil von che quer zum Hanggefälle (Abb. 55 u. 61). Nördlich der Schnitt 2 belegt (Bef.-Nr. 21032), deren jüngste anhand geophysikalisch untersuchten Fläche lässt die Bohrreihe eines in situ-Flaschenfundes in das 20. Jh. datiert wer- (Abb. 61: Bohrungen 21-25) starke anthropogene Ver- den kann (Abb. 62: F). änderungen erkennen (M-Schicht mit Kulturzeigern), die Im Hangbereich folgt unter dem Humus (Ah-Horizont, aber, analog zu den Grabungsergebnissen in Schnitt Bef.-Nr. 20025) in der östlichen Hälfte von Schnitt 1 eine 1 (s. u.), vermutlich modern infolge flächiger Erosion schluffig-tonige Hangschuttschicht (Bef.-Nr. 21019) mit entstanden. Demnach befindet sich hier ein Abtragungs- Steinen bis Blockgröße sowie vereinzelt modernem Müll. raum. Demgegenüber weisen die Bohrungen 26-29 am Die Schicht ist hangaufwärts am massivsten und besteht Unterhang ein Sedimentationsgebiet auf. Dabei wurden aus dem anstehenden glazialen Deckschutt, vermischt offensichtlich am Mittelhang abgeschwemmte Kultur- mit humosem Material. Sie wird infolge des Baus des 302 schichten mit Erzstücken an dieser Stelle abgelagert . an der Fundstelle vorbei führenden Feldweges bzw. Zusammenfassend zeigen die rekonstruierten Erosi- bei dessen Ausbau entstanden sein. In diese Schicht ons- bzw. Sedimentationsvorgänge, dass nördlich der wurden später eventuell Pfosten eingetieft. In Schnitt 1 Fundstelle wohl weniger mit tief erhaltenen Befunden ge- wurden zwei kleine verfüllte Gruben mit einem Durch-

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Abb. 63: Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen: Fundstelle 324. Verteilung neuzeitlicher Befunde in Schnitt 1 sowie im Südteil von Schnitt 2 (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 63: Site 324: Distribution of modern features in section 1 and in the southern part of section 2.

messer bis 50 cm angetroffen (Bef.-Nr. 21023 u. 21071, Westgrenze der Meiler deutlich wieder. Der Profilsteg Abb. 62), deren humose Einfüllung sich deutlich vom zwischen den Grabungsschnitten 1 und 2 schneidet umgebenden Boden abhebt. beide Meiler wie eine Spiegelachse. Demnach wurde der nördliche (Meiler 1) vollständig und der südliche (Meiler 2) knapp zur Hälfte erfasst. Der Untergrund der 4.2.6 Neuzeitlicher Meilerplatz beiden Meiler bzw. deren Bau begründet die starke An- omalie an der Westseite derselben Meiler. Hier wur- Die oben beschriebene Hangschuttschicht (Bef.-Nr. den nämlich die darunter liegenden Halden planiert und 21019) liegt einer bis zu 25 cm mächtigen Ascheschicht hangabwärts (westlich) geschoben. Dadurch sind die auf (Bef.-Nr. 21021, 21030 u. 21031). Westlich davon Anomalien im Westen stärker. Diese Planierung findet befindet sich die Ascheschicht direkt unter dem Humus. sich auch im Südprofil der Sondage 2007 als gekappte Sie enthält bis zu 15 cm große Holzkohlestücke und ist vorgeschichtliche Halde bzw. in Form von Eintiefungen mit Bef.-Nr. 20027 im Nord- bzw. Ostprofil der Sondage wieder (Bef.-Nr. 20044 u. 20047; Abb. 57) und lässt eine 2007 gleichzusetzen. Die Grenzen des Befundes waren Störung der älteren Befunde bis in eine Tiefe von bis zu im ersten Planum fließend, nach Abputzen weiterer 5 60 cm erkennen. Dagegen zeigen sich in der Sondage cm konnte die Struktur in zwei nebeneinanderliegende am Randbereich des Meilers scheinbar weniger massive ovale Meiler gegliedert werden (Meiler1-2), deren Form Störungen und allenfalls gekappte Profile (Nordprofil Entsprechung bei den Anomalien im Magnetogramm Sondage 2007, Bef.-Nr. 20032). Der Südteil von Gra- findet (Abb. 63). Das Magnetogramm gibt nämlich die bungsschnitt 2 lässt das ganze Ausmaß der Zerstörung

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Abb. 64: Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen: Fundstelle 324. Neuzeitliche Befunde und rezente Parallelen der Meilerei. – A: Profil 19 (zur Lage s. Abb. 63) durch Meiler 2. – B: Quendelstangestandort(?) in Meiler 1. – C und E: Gebrannte Lehmbrocken. – D: Historische Darstellung einer Quendelstange (Kupferstich Duhamel du Monceau 1766). – F: Brandlehmbrocken im rezenten Meilerabfall Walpersdorf (Fotos: I. Luther (A) und M. Zeiler).

Fig. 64: Site 324: Recent features and analogies of charcoal kilns. – A: Profile 19 (position of profile see fig. 63) through charcoal kiln 2. – B: Post hole of the bar (?) in centre of kiln 1. – C and E: Burned clay. – D: Historical picture of the bar at the beginning of the charcoal kiln building. – F: Burned clay in the waste of a recent furnace kiln platform.

älterer Befunde durch den Meilerbau deutlich werden. bis zu 25 cm auf, in zwei Fällen (Bef.-Nr. 21020 u. 21029) Denn dort liegen große Mengen abgeschobenen Ma- blieben vielleicht sogar große Ofenwandteile zusam- terials, in erster Linie prähistorische Ofenwände und menhängend (Bef.-Nr. 21020 u. 21029). Dies ist jedoch weniger Schlacken (Bef.-Nr. 21028 u. 21038, Abb. 63). zu überprüfen, da sich diese Befunde noch in der nicht Die Ofenwandbruchstücke weisen einen Durchmesser ausgegrabenen Halde befinden.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Die Meiler sind verschieden aufgebaut (Süd- und Nord- schlossen ist, wird die Meilerabdeckung abgetragen und profil Sondage 2007 u. Profil 19 Grabung 2009/2010, an den Rand des Platzes verlagert. Große und damit Abb. 57 u. 64: A). Nach der Planierung des Untergrundes störende Brandlehmbrocken der ehemaligen Abdeckung (Profil 19: Bef.-Nr. 21036; Süd-/Nordprofil: Bef.-Nr. 20032 werden zu einem Haufen aufgeräumt, die kleinen bleiben u. 20044), folgt direkt eine Ascheschicht bei Meiler 2 liegen und werden vor dem nächsten Meilerbrand mit 81 (Profil 19: Bef.-Nr. 21067), wogegen der Untergrund von der am Ort verbliebenen Asche planiert. Im Haufen der Meiler 1 zunächst eingeebnet und mit einer Steinunter- von Wagener weg geräumten großen Brandlehmstücke fütterung ausgestattet wurde (Südprofil: Steinlage unter- fanden sich nahezu identische Lehmstücke in Härte, halb Bef.-Nr. 20027), die zum Rand hin ausläuft und dort Zusammensetzung und Farbe, wie sie am Gerhards- nicht mehr erkennbar ist (Nordprofil). Meiler 2 ist even- seifen dokumentiert wurden (Abb. 64: F), weswegen die tuell der ältere von beiden, jedenfalls lassen sich dort vier Befunde dort als Überreste der Meilerabdeckung mindestens zwei Nutzungsphasen ausmachen. Auf die interpretiert werden. erwähnte erste Ascheschicht (Profil 19: Bef.-Nr. 21067) 14C-Untersuchungen an Holzkohlen aus beiden Meilern liegt eine bis zu 15 cm mächtige Steinunterfütterung auf datieren in die zweite Hälfte des 15. bis in die erste Hälfte (Profil 19: Bef.-Nr. 21066), vergleichbar derjenigen von des 17. Jh.305. Meiler 1. Eventuell entstand damit Meiler 1 während der zweiten Nutzungsphase von Meiler 2. Tatsächlich wird Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass am Ger- aber von wesentlich mehr Nutzungsphasen auszugehen hardsseifen im Zeitabschnitt ungefähr zwischen dem sein, wie die dicke Ascheschicht vermuten lässt und wei- 15. bis 17. Jh. mehrfach gemeilert wurde und dabei zu- tere Befunde belegen. In Meiler 1 fand sich nämlich nach mindest zeitweise mehrere Meiler am Ort bestanden. einem künstlichen Planum eine ca. 50 x 50 cm rechtecki- Denn bei effektiver Organisation einer Köhlerwerkstatt ge Eintiefung (Bef.-Nr. 21025 u. 21047), die nicht bis zur befinden sich am selben Ort Meiler in verschiedenen Unterkante der Ascheschicht des Meilers reichte und Aufbau- bzw. Verkohlungsphasen306. Davon misst die damit nach der ersten und vor der letzten Meilerphase Grundfläche von Meiler 1 im Durchmesser 13 m. Obwohl entstand. Der Befund war mit lehmigen Material verfüllt die gesamte Fundstelle noch nicht durch die Ausgrabung (Abb. 64: B) und kann ehemals den Mittelpunkt eines erfasst werden konnte, ist eine Abschätzung der Aus- Meilers dargestellt haben. Während der Befund die Re- dehnung des Meilerplatzes möglich. Reliefbedingt ist konstruktion eines üblicherweise mehr als 50 cm breiten Meiler 2, sofern dessen Größe mit derjenigen von Meiler Füllschachtes ausschließt, ist die Annahme eines Wischs 1 übereinstimmt, der nach Süden hin letzte anschließen- bzw. einer Quendelstange an dieser Stelle möglich. Dies de Meiler, denn 13 m südöstlich von Meiler 1 fällt das sind eine mit Reisig umwickelte 20-30 cm starke Stange, bis dahin ebene Relief des Geländes wieder steiler ab. die senkrecht in der Meilerplatzmitte aufgestellt wird Die Meilerei zog umfangreiche Störungen der älteren Be- und an der man das zu vermeilernde Holz aufstapelte funde an der Fundstelle nach sich, wobei insbesondere (Abb. 64: D). Die Stange ragt auch über das mit Soden Planierungen mit der Kappung von Befunden und deren abgedeckte Holz noch hinaus und entlang von von dort hangabwärts gerichtete Verlagerung festzustellen sind. kann der Meiler entzündet werden303. Vermutlich trafen die Köhler der Neuzeit ein Podium an, Am südöstlichen Randbereich von Meiler 1 wurden vier das sie erweiterten, weswegen die Störungen auf der durch Feuer gehärtete amorphe Lehmklumpen (Bef.-Nr. Fläche des ehemaligen Podiums und an dessen hang- 21060-63) aufgefunden (Abb. 63). Die aus Brandlehm, abwärtigen Kanten vermutlich am größten sind. Holzkohle und kleinen Steinen bestehenden Klumpen weisen unregelmäßige Formen auf, sind zwischen 13 und 73 cm lang sowie 6 und 30 cm breit, bei einer Höhe 4.2.7 Mittelalterlicher und eisenzeitlicher von 6 bis 13 cm (Abb. 64: C u. E). Das Material ist nicht Verhüttungsplatz hart gebrannt (Mohs-Härtegrad 3-4) und verweist damit auf seine Entstehung im Meilerprozess bei geringen Durch die Voruntersuchungen 2007 konnte nicht nur Brenntemperaturen. Die Deutung der Befunde wurde festgestellt werden, dass eine mittelalterliche Verhüt- anhand des Vergleichs mit Abfallprodukten der rezenten tungsphase am Gerhardsseifen bestand, sondern dass Meilerei von R. Wagener in Walpersdorf möglich304. Dort diese auch außergewöhnlich alt in das frühe Mittelalter wird das zu vermeilernde Holz nach seiner Aufschich- datiert307. tung mit Soden, Stroh und entlang der bodennahen Be- Die Grabungen 2009 bis 2010 erbrachten ausschnitthaft reiche mit Bodenmaterial abgedeckt. Dieses entstammt wenige aussagekräftige Befunde aus dieser Epoche, dem nahe gelegenen Hangbereich, der von Zeit zu Zeit darunter eine Schlackenhalde (Bef.-Nr. 21055). Ver- abgegraben wird, um den Meilerplatz zu vergrößern. gleichbar mit dem Trüllesseifen (Fundstelle 127) wurde Folglich besteht das abgegrabene Material vorwiegend offenbar auch die mittelalterliche Produktionsstätte am aus lehmigem Hangschutt bzw. anstehendem Verwitte- Gerhardsseifen auf die eisenzeitlichen Straten aufgebaut rungslehm. Während des Meilerbrandes können Teile und nur selten Werkstatteinrichtungen eingetieft. Da der lehmigen Abdeckung durch die Hitze unregelmäßig die obertägigen Strukturen aber durch den Meilerbau ausgehärtet werden. Nachdem der Meilerbrand abge-

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Abb. 65: Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen: Fundstelle 324. Verteilung (mutmaßlich) eisenzeitlicher Befunde in Schnitt 1 sowie im Nordteil von Schnitt 2 (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 65: Site 324: Development of (assumed) Iron Age features in excavation 1 and in the north of excavation 2.

bereits großflächig planiert wurden, ist die Schädigung Haldenanomalie deutet immerhin die Südausdehnung mittelalterlicher Befunde demnach groß. der Halde an (Abb. 55), was durch die Grabung bestätigt wurde. An der Stelle des winkelförmigen Einschnittes im Die latènezeitlichen Eisenproduktionseinrichtungen Magnetogramm biegt nämlich die Haldenanomalie auf sowie Halden der Produktionsrückstände nehmen am der Höhe der 306 m-Isohypse (Höhenlinie) nach Osten Gerhardsseifen die größte Fläche ein. Sie ist ausge- um. Die Struktur schließt ca. 5 m weiter östlich an den dehnter als der Meilerbereich der Neuzeit und schließt steilen Hangfuß an. Von dort wird sich die weiterführende das gesamte Areal östlich des ehemaligen Gewässerver- eisenzeitliche Fundstelle reliefbedingt nach Nordosten laufes bis zum steilen Oberhang unterhalb des rezenten maximal bis zur 310 m-Isohypse ausgedehnt haben. Feldwegs ein. Beim derzeitigen Stand lässt sich der Demnach nimmt die Halde eine Fläche von ca. 400 m2 eisenzeitliche Bereich zum einen in Halden in Schnitt und die übrigen Bereiche eine Fläche von max. 230 m2 2 und zum anderen in ein daran angrenzendes Podium ein. Die bisherigen Grabungen des Siegerlandprojektes in Schnitt 1 gliedern. Am Übergang befindet sich ein haben davon insgesamt mindestens zwei Drittel aufge- Rennofen (s. u. u. Abb. 65). deckt. Während die Grenzen der eisenzeitlichen Fundstelle im Osten, Norden und Westen erreicht wurden, war dies im Trotz der starken Nachnutzung des Geländes wurden Süden aufgrund des dichten Unterholzes an dieser Stelle mehrere aufschlussreiche Befunde angetroffen (Abb. noch nicht möglich. Die im Magnetogramm erkennbare 65). Im nördlichen Schnitt 1 wurde unterhalb der Mei-

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 lerschichten rasch der anstehende Verwitterungslehm (Bef.-Nr. 21036) bzw., nahe zum Hang, der ebenfalls anstehende pleistozäne Deckschutt (Bef.-Nr. 21052) er- reicht. Der Verwitterungslehm in diesem Hangbereich ist entgegen des natürlichen Reliefs nur wenig abschüssig 83 und bricht westlich ab. Somit handelt es sich an dieser Stelle um ein Podium. Bei der Schaffung des Podiums wurde vermutlich die Vergrößerung eines bereits in prähistorischer Zeit beste- henden Flachbereichs im Hang beabsichtigt. Denn der Isohypsenverlauf lässt erkennen, dass sich an der Fund- stelle der natürliche Übergang vom konkaven Ober- zum konvexen Unterhang des Gerhardsseifen-Tals befindet. Demnach existierte in der Eisenzeit hier bereits eine Flachform im Hang, die erweitert wurde. Die gemein- same Betrachtung der Befunde im Nordteil von Schnitt 1 zusammen mit den Profilen der Sondage 2007 gibt Abb. 66: Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen: Fundstelle weitere Anhaltspunkte zu dem Bau des Podiums und 324. Pfostenloch 21049 mit Keilsteinen (Foto: M. Zeiler). scheint die Hypothese zu bestätigen. In Planum 2 der Sondage 2007 wurde im östlichen Teil auf dem anste- Fig. 66: Site 324: post hole 21049 with stones to block the post construction. henden Verwitterungslehm eine Steinlage festgestellt (Bef.-Nr. 20043)308, deren Zusammensetzung sich mit dem glazialen Deckschutt (Bef.-Nr. 21052) vergleichen lässt, der flächig in Schnitt 1 der Grabung 2009-2010 Eventuell lassen sich die Pfostenlöcher auf dem Podi- freigelegt wurde. Demnach wurde diese Schicht in der um zu einem unvollständigen und hangparallelen Ge- Eisenzeit teilweise bis zum anstehenden Verwitterungs- bäudegrundriss rekonstruieren (Abb. 65, gestrichelte lehm abgegraben und nahe zum ehemaligen Bachlauf rote Linie). Drei der Pfostenlöcher (Bef.-Nr. 21049-50 u. wieder aufgeschüttet. Die in der Sondage von 2007 da- 21069) bilden eine NNW-SSO-ausgerichtete Gerade. rüber liegende lehmige Schicht Bef.-Nr. 20034 könnte Sollte Pfostenloch Bef.-Nr. 21064 Teil dieser Konstruk- wiederum abgeschüttetes Material des hangnahen Be- tion sein, so ist ein langrechteckiges Gebäude denkbar, reiches des Verwitterungslehms sein, der am Bachufer dessen südöstliche Ecke sich allerdings außerhalb von mit aufgestellten Steinplatten309 befestigt wurde. Grabungsschnitt 1 befindet. Die Aufschüttung der Podiumskante erfolgte mehrpha- Der bereits angesprochene Grubenbefund 21045 ist sig: Garner beschreibt zwischen umgelagertem Deck- langoval, misst 5 x 2,5 m und reichte bis zur Oberkante schutt und dem darüber liegenden umgelagerten Ver- des anstehenden Verwitterungslehms (Bef.-Nr. 21036). witterungslehm Brandlehm bzw. gebrannte Steine310. Er findet sich randlich im Magnetogramm der geophy- Demnach wurde beim Bau des Podiums im Bereich der sikalischen Prospektion als leicht positive Anomalie Sondage 2007 bereits Abfall metallurgischer Prozesse (Abb. 56: 5). Die Befundsohle war nicht ausgeglichen verarbeitet. Dies lässt vermuten, dass das eisenzeitliche sondern es wurde das natürliche Hanggefälle belassen Podium im nördlichen Bereich der Fundstelle erst zu (Abb. 67). Der Befund war mit einer heterogenen Schicht einem Zeitpunkt erweitert wurde, als bereits im südlich schluffig-sandigen Materials violetter Farbe verfüllt (Bef.- anschließenden Areal Verhüttung stattfand. Nr. 21045), was als unverarbeitetes Rohmaterial für eisenzeitliche Ofenwände angesprochen wird (Kaolin- Auf dem Podium fand sich eine große Fundkonzent- ton)311. Auf dieser Schicht und in ihren Unterbrechungen ration, die eventuell als Sohle einer flachen Grube an- schalteten sich Bereiche von Asche und kleinteiliger zusprechen ist (Bef.-Nr. 21045) sowie vier als Pfosten- Holzkohle ein (Bef.-Nr. 21097). Darüber hinaus befanden löcher anzusprechende Befunde (Bef.-Nr. 21049-50, sich innerhalb und auch unterhalb der violetten Schicht 21064 u. 21069, Abb. 65). Diese sind im Gegensatz kleinteilige geröstete Erze und zerstoßenes Gangmate- zu den rezenten Gruben (s. o.) nur schwer im Planum rial (Quarze). Basierend auf dem Verhüttungsexperiment erkennbar und durch Keilsteine randlich in der Einfüllung 2009 (s. Kap. 2.1.5) kann dieses Material als Röst- oder charakterisiert (z. B. Abb. 66). Der Durchmesser der oval Pochabfall gedeutet werden. Gerade im Pochbereich bis langovalen Pfostengruben beträgt zwischen 30 und des Experimentes fanden sich vergleichbare Korngrö- 70 cm, der Pfostendurchmesser lässt sich anhand der ßen und auch ein vergleichbarer Überhang an Gang- Keilsteine auf maximal 15 bis 20 cm rekonstruieren. Da- material. Möglicherweise ist daher Befund 21045 der mit entsprechen diese Pfostenlöcher dem latènzeitlichen Poch und Röstbereich oder vielleicht die flache Sohle Pfostenloch in Sondage 2007 (Bef.-Nr. 20045) in Größe, einer ehemaligen Röstgrube, in der auch der Kaolin- Abgrenzbarkeit und Aufbau mit Keilstein. ton vorbereitet wurde. Im Gegensatz zum Experiment konnte allerdings eine beginnende Verziegelung der

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Abb. 67: Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen: Fundstelle 324. Nordwest-Südost-Profil (oben, Blick nach Norden) sowie Nord- Süd-Profil (unten, Blick nach Osten) durch Befund 21045 (Vermessung: W. Buchmüller, N. Wernicka, M. Zeiler. – Grafik: S. Menic).

Fig. 67: Site 324: northwest-southeast profile (above; view to the north) and north-south profile (bottom; view to the east) through feature 21045.

Grubensohle nicht nachgewiesen werden, weswegen in reiches das Pochen statt. Bemerkenswert ist die große der Grube entweder kein Rösten stattfand, die Rösttem- Menge von am Ort zurück gelassenem Erz (über 100 peraturen deutlich unter 800°C lagen oder die ehemals kg in Schnitt 1), wenn man diese mit der verwandten ausgehärtete Sohle bereits durch jüngere Vernässungs- Menge von lediglich 71 kg für den gescheiterten Verhüt- oder Frostphasen wieder aufgeweicht wurde. Einen wei- tungsvorgang beim Experiment vergleicht. Der deutliche teren Anhaltspunkt zur Deutung dieses Bereiches der Überhang an Hämatiten und Limoniten gegenüber ver- eisenzeitlichen Verhüttungswerkstatt bietet die Verteilung einzelten Sideriten in Schnitt 1 mit einem Verhältnis von von Erzen in Planum 1 im Umfeld der Grube. Hier fan- ca. 50:50:1 am Gerhardsseifen belegt zusätzlich das den sich mehr als 80 kg zumeist geröstete Erze (Abb. archäometallurgische Ergebnis der Projektpilotphase, 68), darunter zahlreiche Glaskopfbruchstücke geringer dass Siderite in der Latènezeit allenfalls vereinzelt und Größe. Demnach fand in diesem bzw. nahe dieses Be- unabsichtlich gewonnen wurden312. Demnach zeigen

Abb. 68: Siegen-Niederschelden/Gerhardsseifen: Fundstelle 324. Gewichtsverteilung von Limonit (links) und Hämatit (oben rechts) im ersten Planum 2009 (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 68: Site 324: Weight distribution of limonite (left) and haematite (right) in the first excavation level 2009.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 diese großen Erzmengen am Gerhardsseifen nicht nur Östlich benachbart zur Breccie am Gerhardsseifen fand auf, dass Bergbau lediglich oberflächennah betrieben sich flach aufliegend ein 60 cm langer Stein auf einem wurde, sondern auch, dass an Erzen der Verwitterungs- wenige Zentimeter höheren Niveau. Noch ist unklar, zone offenbar kein Mangel bestand, so dass sie nach ob er in situ angetroffen wurde. In diesem Fall ist sei- Aufgabe der Werkstatt einfach zurück gelassen wurden. ne Funktion als Amboss beim Luppenreinigen möglich 85 und bildet dann mit der Breccie eine prozesstechnische Abschließend ist noch knapp auf die erst anfänglich frei- Einheit. gelegten Befunde am Westrand von Schnitt 1 und in Gegen Ende der Grabungskampagne 2010 wurde am Schnitt 2 einzugehen (Abb. 65). Die von Garner, anhand Übergang zwischen Schnitt 1 und 2 eine ovale Vertie- der Abfolge von Schlacken verschiedener metallurgi- fung angetroffen, die mit Brandlehm ausgefüllt ist (Bef.- scher Prozesse innerhalb der Haldenschicht (Bef.-Nr. Nr. 21085). Da westlich (in Schnitt 2) eine kanalartige 20032) in der Sondage 2007, formulierte Vermutung Eingrabung auf diesen Befund zuführt (Schürkanal?), einer mehrphasigen Schlackenhalde313 fand volle Be- wird er als Ruine eines Rennofens diskutiert. Da die stätigung. Während in einem tief liegenden Niveau der Zeit zu knapp war, den Befund vollständig auszugraben, Haldenschicht in der Sondage eine Schlackenbreccie der ersten Luppenreinigung dokumentiert wurde, liegt Abb. 69: Schlackenbreccien an Verhüttungsplätzen im Sieger- südlich davon eine Vergleichbare der eisenzeitlichen land. – A-B: Trüllesseifen, Fundstelle 127. – B1: Ofenstandort. Schlackenhalde in situ auf (Bef.-Nr. 21087; s. Abb. 69: – B2: Schlackenbreccie im Arbeitskanal. – C: Gerhardsseifen, Fundstelle 324. – D-E: Minnerbachtal, Fundstelle 1476. – D, C). Sie dehnt sich über eine Fläche von ca. einem Qua- gestrichelte Linie: Breccie im Bachprofil. – E: laterale Ansicht dratmeter aus und ist mehr als 10 cm massiv. Analog eines Breccienfragments (Fotos: J. Garner, C. Wirth, M. Zeiler). zur Schlackenbreccie vom Trüllesseifen besteht sie aus einem schichtartigen Konglomerat aus kleinteiligem me- Fig. 69: Smithing slags breccias at smelting places in the Sie- gerland. – A-B: site 127. – B1: smelting furnace. – B2: breccia in tallurgischem Abfall, wobei Hammerschlag und Flug- the pocking channel. – C: site 324. – D-E: site 1476. – D dotted schlacken erkennbar sind. line: breccia in the bank. – E: lateral view at a breccia fragment.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 aber erwartet wurde, dass ein lediglich teilgegrabener Ofen im kommenden Winter stark unter Frostschäden zu leiden hätte, wurde er bis zur nächsten Kampagne unangetastet belassen. Vorstellbar ist, dass sich entlang 86 der Podienböschung mehrere Ofenreste finden lassen, deren Schürkanäle analog zu den Befunden vom Trülles- seifen (Fundstelle 127) oder der Engsbach (Fundstelle 2018-2022) im rechten Winkel auf den ehemaligen Ger- hardsseifen ausgerichtet sind. Zu hoffen ist dabei auch, dass bislang aufgrund ihrer unvollständigen Freilegung nicht verstandene Befunde eine Deutung erfahren, wie z. B. die ascheverfüllte muldenförmige Grube (Bef.-Nr. 21059), die an einen mittelalterlichen Grubenmeiler den- ken lässt. Abb. 70: Siegen-Oberschelden/Hornsberg: Fundstelle 326. Foto von Osten auf eine flache Pinge/Rammkernbohrung 6 (Foto: M. Zeiler).

4.3 Siegen-Oberschelden/Hornsberg Fig. 70: Site 326: view from the east at a flat opencast (ramming (Fundstelle 326) core drilling 6).

4.3.1 Geographie Fünf Rammkernbohrungen erschlossen in einer Bohrrei- he das Pingenfeld auf der Kuppe (Bohrungen 6-10)316. Der Hornsberg, der den östlichsten Ausläufer des Hö- Die größte Bohrtiefe wurde bei Bohrung 4 mit 5,1 m er- henzuges des Giebelwaldes darstellt, teilt sich an seinem reicht, ansonsten war meist bei 1,5 bis 2,2 m ein tieferes Ostende in den Schmittenberg nach Norden und in einen Eindringen der Sonde in den harten und steinigen Unter- NW-SO-ausgerichteten Ausläufer zwischen Dreiborn- grund nicht mehr möglich. Erwartungsgemäß zeigten die und Gosenbachtal. Diese bis 426 m üNN hohe Kuppe Rammkernsondierungen unter einer humosen Oberbo- liegt damit direkt oberhalb eisenzeitlicher Verhüttungs- denauflage (Af- bzw. Ah-Horizonte) diskordante Profile fundstellen (Fundstellen 323-324) und fällt, bis auf ihre anthropogen eingelagerten Abraums. In diesem fanden ebene NW-Seite, allseitig steil in die Täler ab. sich bei drei Bohrungen auch Erzkrümel317. Bohrung 9 Auf der Kuppe dieses südlichen Ausläufers liegt das erbrachte bei 45-55 cm unterhalb der Geländeoberkante Pingenfeld 326 (Bodendenkmalpfl.-Bez. AKZ 5113,143; Holzkohle, die laut 14C-Analysen in das 14.-15. Jh. da- Abb. 53). Es besitzt eine Ausdehnung von ca. 3 ha und tiert318. Stammt die datierte Asche aus der Abbauperi- weist Pingendurchmesser bis 12 m, zumeist aber nur ode, ist damit ein neuzeitlicher Bergbau nachgewiesen. von 2-3 m auf (Abb. 70). Dieses Pingenfeld ist in einen Wurde die Asche hingegen erst sekundär in eine aufge- ca. 300 m langen Pingenzug quer über die Kuppe und lassene Pinge verfüllt, ist sogar ein spätmittelalterlicher in ein Pingenfeld westlich am Oberhang des Gerhards- Bergbau an dieser Stelle vorstellbar. seifentals geteilt. Das Gelände ist randlich mit Fichten bestockt und die Kuppe ist infolge starker Orkanschäden (Kyrill 2007) ver- 4.4 Herkersdorf-Grünebach/Ober buscht und befindet sich in der Wiederaufforstung. Die dem Stifel (Fundstelle 968) Räumarbeiten nach dem Orkan führten zur Verschleifung von Halden und der Verfüllung zahlreicher Pingen. Auch wurden bei der Anlage von Feldwegen zahlreiche Pingen 4.4.1 Geographie beeinträchtigt. Der SW-NO-ausgerichtete Höhenzug des Druidensteins mündet im Süden mit dem Stöffel (412 m üNN) an die 4.3.2 Neuzeitliches Pingenfeld Heller (Abb. 49). Der Stöffel ist wiederum von steilen Kerbtälern der Seifen zerschnitten. Die Seifen des östlich Aufbauend auf die Forschungsansätze und Metho- exponierten Hanges entwässern zum Hohlgrünebach, den zum prähistorischen Bergbau der Projektpilotpha- darunter auch ein Namenloser auf der Flur „Ober dem se314 wurden während der ersten Projekthauptphase Stifel“. An dessen ebenfalls sehr steilen Quelltopfbereich im Herbst 2009 Pingen mit Rammkernuntersuchungen befindet sich eine eisenzeitliche Schlackenstelle mit untersucht, die durch undeutliches Relief und verschlif- einem Podium und einen Hohlwegrest (Fundstelle 968). fene Form sicher nicht aus der Epoche der jüngsten Die Fläche liegt zwischen 295 und 305 m üNN. Der Hang Erzgewinnungsphase stammen. Ziel war die Auffindung ist überwiegend horizontal konkav und vertikal gestreckt datierbarer Sedimente315. gewölbt, was auf starke Erosion hindeutet. Er ist südost- exponiert und mit Fichtenhochwald bestockt.

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Abb. 71: Herdorf/Berloch: Fundstelle 997. – Links: Grabenstrukturen der Schürfe Otto Krasas. – Rechts: Durch Krasa aufgehäufte und bereits mit Moos bewachsene, ausgegrabene Schlacken und Ofenwände (Fotos. M. Zeiler).

Fig. 71: Site 997: diggings of Otto Krasa (left) and slags and furnace wall fragments covered with moss excavated by him.

Die Fundstelle liegt in einem Bereich, der von Montan- bar. Lediglich der nachweislich von Krasa durch Schür- aktivitäten massiv eingenommen wurde. Unweit der fungen zerstörte Verhüttungsplatz Fundstelle 997 und Fundstelle 968 befinden sich Pingen (Fundstelle 967), der Schlackenlesefund Fundstelle 968 konnten sicher ein Meilerplatz (Fundstelle 913), eine mittelalterliche anhand der Schlackenmorphologie (diffuse Fließschla- Verhüttungsstelle (Fundstelle 969), ein undatiertes Po- cken), bei Fundstelle 997 auch anhand der mullitgema- dium (Fundstelle 914) sowie Hohlwege (Fundstelle 915 gerten Ofenwände, eisenzeitlich datiert werden. Da bei u. 950). Von diesen hat der Höhenweg Fundstelle 950, Fundstelle 997, die insgesamt eine geringe Ausdehnung der unter der Bezeichnung „Rheintrasse“ den Stöffel hat, der Zerstörungsgrad infolge Krasas Schürfungstä- überquert, überregionale Bedeutung. tigkeiten (Abb. 71) hoch eingeschätzt wurde, fand dort keine Detailprospektion statt. Stattdessen fiel die Wahl auf Fundstelle 968. Sie wurde topographisch aufge- 4.4.2 Forschungsstand messen, geophysikalisch prospektiert und parallel dazu bodenkundlich untersucht. In knapper Form sind bereits Die Aktivitäten des Siegerlandprojektes sind die ers- einige Ergebnisse veröffentlicht321. ten Forschungen zur eisenzeitlichen Montanwirtschaft seit der Pionierphase in dieser Region (s. Kap. 2.1.5). Eventuell wurde Fundstelle 968 bereits von O. Krasa 4.4.3 Eisenzeitlicher Verhüttungsplatz mit aufgespürt. Allerdings ist seine großmasstäbige Fund- Podium und Hohlweg stellenkartierung319 nicht eindeutig. Rechtsseitig des Hohlgrünebachs verzeichnete Krasa eine eisenzeitliche Die geophysikalisch prospektierte Fläche umfasst 1200 sowie eine mittelalterliche Verhüttungsfundstelle, von m2. Der bereits im Relief schwach erkennbare Hohlweg denen aber keine südlich des Zuflusses des Grünebach- zeigt sich im Magnetogramm als lineare Struktur bei 13 Seifens zum Hohlgrünebach kartiert ist. Der Grünebach- bis -13 nT (Abb. 72: 5). Südwestlich von ihm wurde ein 4 Seifen fließt linksseitig und nördlich von Fundstelle 968 x 2 m großes Podium entdeckt, dass im Gelände kaum in den Hohlgrünebach. Deswegen ist es auch möglich, noch erkennbar war. Die Anomalie wurde aufgrund ihrer dass die von Krasa rechts des Hohlgrünebachs kartier- Form und der Widerstandwerte der hangseitigen Begren- ten Fundstellen Schlackenplätze an dessen Quelltopf zung (2 bis 7 nT), die sich ähnlich bei anderen geophysi- sind, die bei Begehungen des Siegerlandprojektes im kalisch gemessenen Podien findet, als Podium gedeutet. Frühjahr 2009 wieder entdeckt werden konnten. Von Bedeutung ist, dass sich im Magnetogramm keine Obwohl Krasa viele eisenzeitliche Schlackenplätze im Überreste der erwarteten eisenzeitlichen Schlackenhal- Raum zwischen Sieg und Heller kartierte320, waren diese de finden. Stattdessen wären Anomalien zu erwähnen, bei der Frühjahrsprospektion 2009 kaum mehr auffind-

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Abb. 72: Herkersdorf-Grünebach/Ober dem Stifel: Fundstelle 968. Topographie, geophysikalische Prospektion bei 20 bis -20 nT sowie Bohrungen (grün). – 1-3: Geomagnetische Messflächen. – 4: Podium. – 5: Hohlweg. – 6: Feldweg. – A-C: Anomalien mit Brandlehm und Asche (Geophysik: S. Klaus, I. Luther, B. Sikorski, A. Sprung. – Bohrungen: K. Röttger. – Vermessung: C. Groos, M., Zeiler. – Kartographische Umsetzung: M. Zeiler).

Fig. 72: Site 968: topography, geophysical prospection (20 to -20 nT) and drillings (green). – 1-3: grids of the magnetogramm. – 4: platform. – 5: hollow way. – 6: forest track. – A-C: anomalies of burnt clay and ash.

deren Bohruntersuchungen lediglich verziegelten Lehm Eisenzeit gestellt werden. Jedoch könnte ebenso die und Holzkohleflitter zu Tage förderten. (Abb. 72: A-C). Abfuhr der eisenzeitlichen Schlacken während späterer Abgesehen davon, dass die zu erwartende Schlacken- Epochen zu linearer Erosion und Bildung eines Hohlwe- halde fehlt, fällt auch bei näherer Betrachtung der Bö- ges geführt haben. schung des Quelltopfs dessen klares Relief auf. Diese beiden Aspekte machen zusammen genommen eine menschliche Zerstörung des Schlackenplatzes wahr- scheinlich, von dessen Halde nur noch Reste im Seifen- verlauf übrig blieben. Denkbar ist, dass beispielsweise der nahe gelegene mittelalterliche oder neuzeitliche Schlackenplatz im Hohlgrünebach (Fundstelle 969) die metallurgischen Rückstände der eisenzeitlichen Fund- stelle abfuhr und vernichtete. Da keine mittelalterliche Verhüttung bei Fundstelle 968 nachgewiesen wurde, scheint dieser Verhüttungsplatz einphasig gewesen zu sein und bildete mit dem Podium ein Ensemble. Ungeklärt bleibt allerdings in welchem Bezug der Hohlweg dazu steht. Wegen der fehlenden Mehrphasigkeit an der Fundstelle kann sein Alter in die

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 4.5 Herkersdorf-Grünebach/ eine mittelalterliche Abstichschlacke gefunden und nord- Hülsermich (Fundstelle 1009) westlich des Quelltopfes ein ca. 16 m langes Podium entdeckt. Eine Schlackenhalde im stark vernässten und teilweise dicht verbuschten Quellrandbereich, von der 4.5.1 Geographie die im Bach aufgelesene Schlacke stammen könnte, war 89 allerdings nicht ausfindig zu machen. Möglicherweise Am südlichsten Ausläufer der Panzeche, die selbst einen wurde die Halde modern abgetragen und als zuschlag- Südausläufer des Wasserberges darstellt, befindet sich stoff verhüttet. Fundstelle 1009 (Abb. 49). Sie besteht aus einer mehr Die Fundstelle 1009 liegt am südwestlichen Ende in ei- als 200 m ausgedehnter Flachform (Ebenheit), die im nem natürlich abgegrenzten Kleinraum. Dieser zieht sich Süden an einen Quelltopf anschließt. Der dort entsprin- insgesamt mit einer Länge von rund 500 m und einer gende Seifen fließt südlich durch ein steiles Kerbtal in Ausdehnung von maximal 300 m an der Südostflanke die Heller. des Wasserberges ungefähr auf einem Niveau entlang. Die Ebenheit liegt zwischen 255 und 270 m üNN, ist sü- Erreicht wird der Kleinraum über die umliegenden Sei- dexponiert und wird als Wiese genutzt. Sie ist horizontal fentäler. Aufgrund der starken Zerschneidung der Region leicht konkav und vertikal leicht gestreckt gewölbt (Abb. durch Erosion und Tektonik in landwirtschaftlich kaum 73). Der Boden ist tiefgründig, weswegen dieses Areal nutzbare Bereiche mit unebenem Relief und ungüns- für Ackerbau potentiell geeignet ist. Im Quelltopf wurde tiger Exposition, wird die Bedeutung des Umfeldes der

Abb. 73: Herkersdorf-Grünebach/Hülsermich: Fundstelle 1009. Topographie und geophysikalische Prospektion bei 20 bis -20 nT sowie Bohrungen (grün). – B: moderne Wiesenböschung. – D: Drainage. – P: Podium. – Qu: Quelltopf. – W: unterirdischer Quell- bereich (Geophysik: S. Klaus, R. Lamers, I. Luther, B. Sikorski, A. Sprung. – Bohrungen: K. Röttger. – Vermessung: G. Steffens, M., Zeiler. – Kartographische Umsetzung: M. Zeiler).

Fig. 73: Site 1009: topography, geophysical prospection (20 to -20 nT) and drillings. – B: modern slope. – D: modern drainage. – P: platform. – Qu: source. – W: source below ground.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Fundstelle 1009 deutlich. Heute noch ist der Großteil 4.5.2 Mittelalterlicher Schlackenplatz und dieser Kleinregion insgesamt nicht aufgeforstet, sondern Ebenheit gehört zu den wenigen ausgedehnten Wiesenarealen im südlichen Siegerland. Die Flächen ergeben gute Erträge. Fundstelle 1009 repräsentiert eine der wenigen Orte 90 Sie wurden aber bis in jüngste Zeit angeglichen und mit innerhalb der frühen Montanlandschaft Siegerland, bei Drainagen umgestaltet. Dies zeigt sich sofort am Podium der sich eventuell Verhüttungsaktivitäten nahe einem an der Fundstelle, welches im rückwärtigen Hangbereich landwirtschaftlich nutzbaren Standort befinden. Die Auf- von einer Böschung überlagert wird, die bei Flurbereini- findung des Podiums und des Schlackenplatzes am gungsaktivitäten entstand (Abb. 73). Rand der Ebenheit bei gleichzeitig großer Nähe zum Ge- wässer und günstiger Hangexposition ließ auf Strukturen an dieser Stelle hoffen, die nicht nur mit der Metallurgie

Abb. 74: Herkersdorf-Grünebach/Im obersten Lehmberg: Fundstelle 1012. Topographie, Bohrungen (grün) und geophysikalische Prospektion bei 50 bis -50 nT. – 1-3: Geomagnetik-Grids. – 4: Waldweg. – 5: Podiumhangkante. – 6: Obertägig erkannte Halden- böschung. – 7: Obertägig erkannte Haldenstörung (gestrichelte, gelbe Linie). – 8: Geomagnetisch prospektierte Haldenstörungen. – 9-10: Pingenartige Geländestrukturen. – Gestrichelte, orange Linie: Rekonstruierter Haldengrundriss vor der Störung. – Qu: Quelltopf.

Fig. 74: Site 1012: topography, drillings and geophysical prospection (50 to -50 nT). – 1-3: grids of the magnetogramm. – 4: fo- rest track. – 5: retral slope of the platform. – 6: slope of the slag dump on the surface. – 7: disruption of the dump on the surface (yellow dotted line). – 8: geophysical prospected disruptions of the dump. – 9-10: structures like opencasts. – orange dotted line: reconstructed ground view of the dumb before disruptions. – Qu: source.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 verknüpft sind, sondern in Bezug zu landwirtschaftlichen lassen ein großes Erosionspotential vor Ort annehmen. Tätigkeiten stehen. Der einzige Datierungsanhaltspunkt Störungen der Fundstelle durch die Forstwirtschaft wa- für das Podium ist die mittelalterliche Abstichschlacke. ren hingegen, obwohl im Umfeld großflächig Rückear- Da aber vielfach mittelalterliche Verhüttungsplätze eisen- beiten erfolgten, nicht bemerkbar. Lediglich am Rand zeitliche überlagern, wurde diskutiert, ob an der Stelle der Halde lässt ein abgeböschter Bereich auf störende 91 des Podiums oder dessen Umfeld sich ein eisenzeitli- Eingriffe schließen (Abb. 74: 7). ches Gehöft befunden haben könnte, dessen Terrassie- Weiter nördlich der Fundstelle finden sich auf ungefähr rung später von den mittelalterlichen Hüttenleuten erneut dem gleichen Niveau vereinzelte Pingen und Bergehal- aufgesucht wurde. den unbekannter Zeitstellung (Fundstellen 1010-1011 u. Da durch Wiesenwirtschaft nur im Bereich des Seifens 1001). 150 m hangaufwärts von Fundstelle 1012 schließt die Geländeoberfläche teilweise geöffnet war, erbrachte das nächste Pingenfeld (Fundstelle 1079) auf der Berg- eine Begehung nach Lesefunden keine Ergebnisse. Des- kuppe der Panzeche, dem südlichsten Ausläufer des wegen wurde mittels geophysikalischer Prospektion so- Wasserberges an. wie bodenkundlicher Untersuchungen versucht, sowohl den Podienbereich als auch die angrenzende Ebenheit näher zu charakterisieren. 4.6.2 Forschungsstand Die geomagnetische Messfläche umfasst 14800 m2 bei einem Profilabstand von 1 m. Dies ist damit die zweit- Wahrscheinlich wurde Fundstelle 1012 nicht von O. Kra- größte geophysikalisch prospektierte Fläche des Sieger- sa begangen, da auf seinen – allerdings sehr großmas- landprojektes. Aufgrund der starken Verbuschung konnte stäbigen Fundstellenkarten – kein Eintrag in diesem Tal leider östlich nicht bis an den Seifen gemessen werden. ist. Die Entdeckung der Fundstelle fand demnach durch Das Magnetogramm zeigt oberhalb des Quelltopfes eine das Siegerlandprojekt im Rahmen der Frühjahrsprospek- langgestreckte Anomalie (Abb. 73: W), die dadurch her- tion 2009 statt. Anhand aufgefundener Abstichschlacken vorgerufen wird, dass sich hier Wasser unterirdisch sam- kann sie in das Mittelalter datiert werden. Sie wurde in melt. An dieser Stelle wurde ein Akkumulationsbereich Methodenkombination untersucht und war bereits Thema von Feinsedimenten erbohrt, in dem auch Holzkohleflitter eines knappen Vorberichts322. eingelagert sind. An der Stelle des Podiums (Abb. 73: P) lassen sich leider keine weiterführenden Strukturen im Magnetogramm erkennen. Stattdessen tritt nur die das 4.6.3 Mittelalterlicher Verhüttungsplatz Podium überlagernde Böschung (Abb. 73: B) im Mess- bild deutlich hervor. Die Ebenheit und ihre Randbereiche Die geophysikalisch gemessene Fläche beträgt 1200 m2 sind durch geringe Widerstandswerte gekennzeichnet bei einem Profilabstand von 1 m(Abb. 74). Die Messung und weisen leider keine Anomalien auf, die im Rahmen ergab trotz schwierigem Gelände ein aussagekräftiges der Projektfragestellung von Bedeutung sind. Eventuell Magnetogramm. Es wird von der großen Anomalie mit wurden Spuren früher menschlicher Besiedlung aber 30-50 nT dominiert, die im Gelände nicht erkennbar war durch die Flurbereinigung zerstört. Denn langestreckte (Abb. 74: orange gestrichelte Linie) und von der Schla- Drainagen (Abb. 73: D) mit Messwerten zwischen -2 und ckenhalde verursacht wird. Im Westen und Südwesten -6 nT zeigen deutlich einen massiven Bodeneingriff auf. läuft die Anomalie in zangenförmige Strukturen aus, die Räume geringen Widerstandes umfassen (3-18 nT; Abb. 74: 7-8). Diese Strukturen entstanden dadurch, dass an 4.6 Herkersdorf-Grünebach/Im ober- dieser Stelle die Schlackenhalde bereits zur modernen sten Lehmberg (Fundstelle 1012) Nachverhüttung abgefahren wurde und nur noch kranz- förmig Material vor Ort verblieb. Es handelt sich somit bei Fundstelle 1012 um den partiell ringförmigen Überrest ei- 4.6.1 Geographie ner ursprünglich im Durchmesser 28 m großen Halde323. Rückwärtig an die Halde schließt ein Podium an. Dessen In Mesoregion 5 läuft der Höhenzug des Windhahns heute im Gelände erkennbare hangseitige Kante (Abb. südwestlich im Wasserberg aus, an dessen Südfuß die 74: 5) entstand durch Erosion. Tatsächlich war das Po- Heller vorbei fließt. Der Wasserberg ragt bis 466 m üNN dium ehemals größer, wie die bodenkundliche Untersu- auf, ist SW-NO orientiert und weist an seiner westexpo- chung nachwies (Abb. 75). Die Bohrungen 89-93 zeigen nierten Seite einige steile Seifentäler auf, die zum Hohl- im Untergrund eine stellenweise massive Kulturschicht grünebach bei Grünebach entwässern, der wiederum auf, die bei Bohrung 93 ausläuf und sich hangabwärts in die Heller mündet (Abb. 49). Im Quellbereich eines in der Bohrreihe wieder fortsetzt. Es kann angenommen dieser Seitentäler, auf einem steilen und vertikal sowie werden, dass die Bohrreihe die Breite eines ehemaligen horizontal konkav gewölbten Hangabschnitt befindet Podiums erfasste, dessen rückwärtige Böschung nach sich Fundstelle 1012 (Abb. 74). Sie liegt auf ca. 355 m Aufgabe der Terrasse erodierte und Kulturschichten üNN in einem Fichtenhochwald auf der Flur „Im obersten auf der Oberfläche des Podiums bis an die Stelle von Lehmberg“. Die starke Hangneigung und die Wölbung Bohrung 93 bedeckte. Der dokumentierte Unterboden

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Abb. 75: Herkersdorf-Grünebach/Im obersten Lehmberg: Fundstelle 1012. Bohrreihe durch das Podium.

Fig. 75: Site 1012: drilling catena.

(Bv-Horizont), welcher auf die Kulturschicht zum Liegen 4.7 Wilnsdorf-Rudersdorf/- kam, ist an der Stelle von Bohrung 94 gekappt und findet Wilgersdorf/Höllenrain keine Fortsetzung mehr. Vermutlich ereignete sich die (Fundstelle 1027) Kappung bei der modernen (?) Abgrabung der Schla- ckenhalde und der Unterboden setzte sich ehemals zu- mindest teilweise über ihr fort. 4.7.1 Geographie Nördlich der Schlackenhalde erstrecken sich zwei pin- genartige Bodendeformationen mit einem Durchmesser Die Fundstelle 1027 (Bodendenkmalpfl.-Bez. AKZ von 2-2,5 m und einer Tiefe von ca. 0,5 m. Gegen eine 5114,25) umfasst mehrere eisenzeitliche Podien mit Deutung als Baumwürfe spricht, dass die Befundkontu- Schmiederückständen sowie neuzeitliche Meiler (Abb. ren sehr deutlich im Gelände erkennbar sind. Allerdings 76). Sie liegt am südexponierten Hang des Ziegenbergs erbrachte sowohl die Geophysik als auch die Bohrun- zwischen 380 und 410 m üNN rechtsseitig des Klingel- tersuchung keine weiterführenden Aussagen zu diesen seifens, der in die Wahlbach entwässert. Am Hangbe- Strukturen. Möglicherweise handelt es sich um Mutung- reich herrscht eine konvex-gestreckte Wölbung vor. Das spingen. Gelände wird als Fichtenhochwald genutzt. Die Fundstel- le setzt sich am Hangfuß bis in die Aue des Klingelsei- fens fort, die extensiv wiesenwirtschaftlich genutzt wird. Steinbruchaktivitäten führten zu einer Störung im zent- ralen Bereich der Fundstelle. Der Orkan Kyrill zog 2007 große Schäden im Waldbestand nach sich, wobei aus- gerissene Tellerwurzeln auch zur Beeinträchtigung von Befunden führten. 2009 begann die dichte Wiederaufsto- ckung mit jungen Fichten. Glücklicherweise fanden die Untersuchungen 2009 bis 2010 zu einem Zeitpunkt statt, an dem die Wiederaufforstung noch nicht den Zugang zur Fläche erschwerte324. Westlich und nördlich der Fundstelle wurden zahlrei- che Meilerplätze entdeckt (Fundstellen 2001-2005 u. 2007-2009), zudem mündet westlich des Höllenrains

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Abb. 76: Wilnsdorf-Rudersdorf und –Wilgersdorf/Höllenrain: Fundstelle 1027. Topographie, Altgrabungsflächen sowie Prospekti- onsmaßnahmen 2009-2010 (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 76: Site: 1027: Topography, old excavation boundaries and sondage boundaries 2009-2010.

ein Hohlweg von der Kuppe des Ziegenbergs in das Tal der Pionierphase sowohl von der Bodendenkmalpflege, des Klingelseifens (Fundstelle 2006). Dieser Hohlweg unter der Aufsicht von Klemens Wilhelmi, als auch des wurde allerdings streckenweise mit Häcksel ausgefüllt Dietzhölzetalprojektes. Da aber die Aufarbeitung der Alt- und ist dort im Gelände nicht mehr sichtbar (Abb. 77). grabungen326 und die Gesamtauswertung der Fundstelle Vom Höllenrain aus besteht Sichtkontakt in das Königs- erst am Ende der ersten Projekthauptphase in die Mas- tal, wo eine weitere latènezeitliche Schmiedewerkstatt terarbeit Menics mündeten und sich Ansätze und Fra- angenommen wird (Fundstelle 1702). gestellungen des Siegerlandprojektes währenddessen mit fortschreitendem Untersuchungsstand wandelten, sei folgend der Fortgang dieser Arbeiten umrissen327. 4.7.2 Vorgehen 2009-2011 Die Prospektion und Sondagen am Schlackenplatz Wilnsdorf-Dutenbach (Fundstelle 225) erbrachten 2007 Die umfangreiche Forschungsgeschichte der Fundstelle die erste Fundstelle des Siegerlandprojektes, die vor- wurde bereits ausführlich in der Masterarbeit S. Menics sichtig als Schmiedeplatz diskutiert wurde328. Während referiert, weswegen an dieser Stelle auf diese Arbeit aber eisenzeitliche Verhüttungsschlacken zu diesem verwiesen wird (s. auch Beitrag S. Menic in dieser Pu- Zeitpunkt bereits aufgrund ihrer Morphologie klar als blikation)325. Der Höllenrain war nämlich bereits viel- solche erkannt werden konnten, war dies für Schmiede- fach Gegenstand von punktuellen Untersuchungen in schlacken dieser Epoche noch nicht möglich. Vielmehr

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Abb. 77: Wilnsdorf-Wilgersdorf und Wilnsdorf-Rudersdorf/Wahlbachtal (Fundstellen 1027 und 1702) mit Nebengewässern zwischen Höllenrain und Königstal (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 77: Sites 1027 and 1702: Topography.

basierte die funktionale Deutung von Fundstelle 225 als Ausdehnung der Podien auf dem Plan Wilhelmis nicht eisenzeitliche Schmiedewerkstatt einerseits im Fehlen nachvollziehbar waren und zudem die Altschnitte im mittelalterlicher oder eisenzeitlicher Verhüttungsschla- Gelände wieder aufgefunden werden konnten. Im Som- cken andererseits auf einem 14C-Datum, das klar in mer 2010 fanden Sondagegrabungen statt (Abb. 78)332. die Vorgeschichte verwies329. Während eisenzeitliche Bodenkundliche Bohrungen erbrachten am Hangfuß alte Verhüttungsfundplätze vielfach vom Siegerlandprojekt Sedimente, die von neuzeitlichen Schichten bedeckt und untersucht worden waren, lagen erste Ansätze zur Er- konserviert sind. Dies macht den Höllenrain auch zum forschung von Schmiedeplätzen seit den 60er und vor Standort paläobotanischer Untersuchungen unter Astrid allem 30er Jahre des 20. Jh. bereits vor. Daher wurde als Stobbe. Zwei Rammkerne wurden für palynologische Ziel für die erste Projekthauptphase formuliert, entweder Analysen im Auebereich gezogen. Fundstelle 225 ausgedehnter oder eine in der Altfor- schung als Schmiede gedeutete Fundstelle vergleichend zu untersuchen. Die Wahl fiel auf den Höllenrain, da von 4.7.3 Eisenzeitlicher Schmiedeplatz und neu- hier spätlatènezeitliche Datierungsansätze aus dem ver- zeitliche Meilerei öffentlichten Fundmaterial abgeleitet werden konnten330 sowie knappe Befundbeschreibungen bekannt waren331. Die Fundstelle besteht aus zehn Terrassierungen zwi- Zudem bestach die große Ausdehnung der Fundstelle, schen 10 und 46 m Länge sowie 8 und 18 m Breite (Abb. woraus sich vielleicht eine überregionale Bedeutung in 79: 1-11). Soweit wie möglich wurde die Nummerierung der eisenzeitlichen Montanlandschaft ableiten lassen der Strukturen von Wilhelmi333 beibehalten. Die von könnte. ihm getroffene Unterteilung zweier Terrassierungen am Detailprospektionen in Methodenkombination starteten Nordrand der Fundstelle ist allerdings nicht nachvoll- im Frühjahr 2009 und wurden im Frühjahr 2010 abge- ziehbar, vielmehr handelt es sich um eine ausgedehnte schlossen. Geophysikalische Messung mit einem Pro- Terrasse (Abb. 79: 9-10), weswegen die Podien 9-10 filabstand von 1 m bzw. 0,5 m erstreckten sich auf einer zusammengefasst wurden. Die große Ausdehnung der Fläche von 24000 m2 (Abb. 76). Damit ist der Höllenrain Strukturen Abbildung 79, 5, 6 und 9-10 deutet auf neu- die größte bislang im Siegerland geophysikalisch pro- zeitliche Meileraktivitäten hin, was mittels Bohrung bei spektierte Fundstelle. Parallel zur Geophysik fanden Podium 5 bewiesen werden konnte und sich auch im topographische Detailvermessungen statt, da Lage und Magnetogramm gut abzeichnet (Abb. 79: A). Ob diese

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Abb. 78: Wilnsdorf-Rudersdorf und –Wilgersdorf/Höllenrain: Fundstelle 1027. Foto von Norden auf den neu freigelegten Schnitt 6 mit Windbruch im Hintergrund (Foto: M. Zeiler).

Fig. 78: Site 1027: View from the north at the old section 6 last excavated 2010 with rolled lumber in the background.

Abb. 79: Wilnsdorf-Rudersdorf und -Wilgersdorf/Höllenrain: Fundstelle 1027. Magnetogrammausschnitt bei 20 bis -20 nT (links) mit Reliefstrukturen und im Text gedeuteten Anomalien (rechts). – Orange umrandet: Geophysikalische Messfläche mit Profilabstand von 0,5 m. – Gelb umrandet: Ausdehnung durch die Altgrabung zerstörten Podien nach Wilhelmi 1992. – Gelbe Flächen: erhaltene Terrassierungen. – Orange Flächen: Altgrabungsschnitte (Geophysik: W. Buchmüller, L. Hidde, S. Klaus, J. Kraenke, I. Luther, B. Sikorski, A. Sprung, N. Wernicka. – Grafik: M. Zeiler).

Fig. 79: Site 1027: Geophysical prospection (20 to -20 nT), relief structures and interpreted anomalies of the magnetogramm (right). – Orange rimmed: Geophysical prospection with profile interval of 0,5 m. – Yellow rimmed: Platforms. – Orange planes: Old sections.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Terrassierungen einen eisenzeitlichen Kern haben, ist 4.8 Freudenberg-Niederndorf/ ungeklärt. Struktur 11 ist ein Platzmeiler, der durch sei- Hornsberg (Fundstelle 1086) ne Nähe zum Bach vermuten lässt, dass er infolge der Haubergsverordnungen ab dem 16. Jh. an dieser Stelle 96 angelegt wurde. Denkbar ist, dass auch die Terrassierun- 4.8.1 Geographie gen 5 sowie 6 bei Anlage neuzeitlicher Meiler entstand. Überwiegend sind die Altgrabungsschnitte im Magneto- Das Pingenfeld Fundstelle 1086 (Bodendenkmalpfl.-Bez. gramm gut erkennbar (Abb. 79: B) und es handelt sich AKZ 5113,144) befindet sich an der Nordabdachung des um mehr Schnitte als in Wilhelmis Publikation beschrie- Hornsberges und nahe der latènezeitlichen bis neu- ben werden. Von besonderem Interesse sind zwei rund zeitlichen Fundstelle 120-121 (Abb. 53), bei deren Be- 4 m im Querschnitt messende Anomalien bei Podium 3 schreibung schon auf die Geographie des Hornsberges (Abb. 79: C). Diese wurde bislang von den Altgrabun- eingegangen wurde (s. Kap. 4.1.1). gen kaum beeinträchtigt sondern nur mit einer knappen Das kleine Pingenfeld besteht aus drei dicht platzierten Sondage untersucht. Die Sondage berührt randlich eine Pingen und einer ca. 50 m südwestlich davon alleinste- der genannten Anomalien im Magnetogramm und legte henden Pinge. Alle Pingen sind flach und weisen Halden einen gebrannten Boden sowie verbackene Schmiede- mit undeutlichem Relief auf. Der wenig steile Hang an schlacken frei, die ihre Parallelen auf dem latènezeitli- dieser Stelle ist vertikal sowie horizontal konkav gewölbt chen Podium 1 finden. und dicht mit Gehölzen des aufgelassenen Haubergs Somit umfasst die eisenzeitliche Fundstelle mindestens bewachsen. drei schräg übereinander gestaffelte Podien (1, 3 u. 4), Störungen des Pingenfeldes fanden durch das Schleifen bei denen zumindest auf Podium 1 und 3 geschmiedet gefällter Gehölze statt, wodurch teilweise die flachen wurde. Die Befunde auf Podium 1 und 4 sind durch die Halden durchfurcht wurden. Altgrabungen zerstört und teilweise schwer deutbar, weswegen Menic die Bedeutung von Podium 3 und der dort befindlichen, wenig gestörten Anomalien, hervor- 4.8.2 Neuzeitliches Pingenfeld hebt334, die großes Forschungspotential besitzen (s. auch Beitrag Menic in dieser Publikation). 2009 wurden Rammkernuntersuchungen durchgeführt, um datierbare Sedimente zu gewinnen335. Alle vier Pin- gen wurden bebohrt336. Die Eindringtiefe betrug maximal

Abb. 80: Mudersbach/Aufm Höhnchen: Fundstelle 1088. Foto von Norden auf das durch eine Wildfütterstation beeinträchtigte Pingenfeld (Foto: M. Zeiler).

Fig. 80: Site 1088: area of opencasts is affected by hunting activities (animal feeding station; picture from the north).

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 2,6 m (Bohrung 3), bei den anderen Pingen wurde das 4.9.2 Neuzeitliches Pingenfeld Anstehende bereits vorher erreicht337. Es handelt sich folglich im regionalen Vergleich um verhältnismäßig fla- Zehn Rammkernuntersuchungen339 2010 zielten auf che Strukturen. Unter einem 50 bis 70 cm mächtigen datierbare Sedimente ab340. Die größte Eindringtiefe 97 Oberboden (Ah) folgen im Bohrkern diskordante Schich- betrug 3 m bei Bohrung 2, bei den übrigen Bohrungen tungen vergleichbar mit denen bei Fundstelle 326. Im wurde das Anstehende zumeist schon bei 1-1,5 m Tiefe Gegensatz zur genannten Fundstelle wurden bei Fund- erreicht. Ebenso wie die Pingen an der Nordabdachung stelle 1086 jedoch keine Erzkrümel in den Sonden do- des Hornsberges (Fundstelle 1086) reichen diese Pingen kumentiert. Möglicherweise sind daher diese vier Pingen damit zumeist nur in geringe Tiefen. In den Abraum- als Mutungspingen deutbar, die, nachdem kein Erz durch schichten von Bohrung 3 wurden bei 67-95 cm bzw. sie erschlossen werden konnte, rasch aufgegeben wur- bei 120-150 cm Tiefe unterhalb der Geländeoberkante den. Erfreulicherweise lieferten gleich zwei Bohrungen Erzkrümel dokumentiert. Bohrung 6 erbrachte in einer holzkohleführende Schichten. Die Holzkohle fand sich Schicht bei 60 -100 cm unterhalb der Geländeoberkante bei Bohrung 1 in 110-130 cm Tiefe unterhalb der Gelän- Holzkohle, deren 14C-Datum341 in das 15. bis 17. Jahr- deoberkante und in einer 60-70 cm tiefen bzw. in einer hunderts datiert. Somit ist mit einem neuzeitlichen Ende weiteren, 70-95 cm tiefen Schicht, bei Bohrung 2. Die des obertägigen Bergbaus an dieser Stelle zu rechnen. 14C-Datierung ergab Daten des 15.-19. Jahrhunderts338.

4.10 Mudersbach/Aufm Höhnchen 4.9 Mudersbach/Im Knarmerich (Fundstelle 1088) (Fundstelle 1087)

4.10.1 Geographie 4.9.1 Geographie Das Pingenfeld Fundstelle 1088 befindet sich südlich Das Pingenfeld Fundstelle 1087 befindet sich am nord- von Fundstelle 1087 in der Flur „Aufm Höhnchen“ und ostexponierten Hang des Roten Hahns in der Flur „Im auf dem südöstlichen Ende der Kuppe des Roten Hahns, Knarmerich“ auf einer Höhenlage zwischen 370 und auf dessen Geographie bereits bei Fundstelle 1087 ein- 380 m üNN. gegangen wurde. Der Rote Hahn ist ein NW-SO streichender Höhenzug, Das Gelände des Pingenfeldes liegt zwischen 410 und der im Nordwesten an den Hornsberg anschließt und 395 m üNN im Kuppenbereich sowie auf einem nach mit ihm die östlichsten Ausläufer des Giebelwalds bildet Süden fallenden Hang. Er ist horizontal sowie vertikal (Abb. 53). Der Rote Hahn weist eine Höhe bis 445 m konvex gewölbt und mit Fichtenhochwald bestockt. Die- üNN auf, fällt im Norden in das Dreiborntal mit nachge- se Hangwölbung findet sich ausschließlich im Bereich wiesener latènezeitlicher Verhüttung ab (Fundstelle 323- unterhalb einer großen neuzeitlichen Pinge mit einem 324). Im Osten fällt der Berg in Stufen in das Siegtal ab, Durchmesser von 20 m auf der Kuppe, allerdings nicht während seine steile Südflanke von Seifen zerschnitten mehr westlich oder östlich davon. Demnach ist anzuneh- ist, die in das Tal des Kurzen Seifen entwässern, der men, dass, ähnlich wie bei Fundstelle 1087, das Hangre- wiederum in die Sieg mündet. lief massiv durch Bergbauaktivitäten verändert wurde. Der Hangbereich, auf dem sich das Pingenfeld befindet, An die erwähnte massive Pinge am Kuppenrand schließt ist steil und vertikal gestreckt. Horizontal ist er im obe- ein Pingenfeld an, dass durch zahlreiche flachere Struk- ren Bereich gestreckt und im unteren Bereich konvex turen charakterisiert ist. Ihre Durchmesser betragen zwi- gewölbt. An dieser Stelle ist daher mit einer hohen Reli- schen 2 m und 9 m und sie sind maximal 1,2 m tief. Die efenergie zu rechnen. Die Wölbung des Hanges wurde Pingen sind im kuppennahen Bereich durch eine Wild- vermutlich maßgeblich durch den Bergbau verändert. anfütterstation, bei der Pingen überformt bzw. verfüllt Mit zunehmender Steigung fallen größere Pingendurch- wurden, beeinträchtigt (Abb. 80). messer auf (Durchmesser 6-20 m), bis ein stellenweiser über 10 m tiefer, hangparalleler und 300 m langer Pin- genzug auf einer Höhe von 380 m üNN das Pingenfeld 4.10.2 Pingenfeld abschließt. Das Gebiet ist mit Fichtenhochwald bestockt und weist Drei Rammkernuntersuchungen342 sollten datierbare als Störung verfüllte Pingen nahe eines im Norden be- Sedimente erbringen343. Alle Bohrungen endeten in 1 m findlichen Feldweges auf, die sicherlich bei dessen Bau Tiefe und zeigen flache Pingen auf. In jeder Sonde wur- eingeebnet wurden. den Erzkrümel jeweils in der tiefsten Schicht zwischen 41 und 100 cm Tiefe unter Geländeoberkante angetroffen. Datierbares Material wurde hingegen nicht erbohrt.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 4.11 Siegen-Niederschelden/ Lage in Mesoregion 1, denn an seiner Südflanke tritt Rothenberg (Fundstelle 1089) die Felsenbach mit ihren bedeutenden latènezeitlichen Verhüttungsfundstellen aus (Fundstellen 173 u. 1090) und noch weiter südlich schließt sich das Plateau der 98 4.11.1 Geographie Abschnittsbefestigung Bühl (Fundstelle 86) an. Westlich des Rothenberges grenzen die Ausläufer des Horns- Die Fundstelle 1089 (Bodendenkmalpfl.-Bez. AKZ berges und das Dreiborntal an, während nördlich Go- 5113,127) ist eine Ebenheit auf dem westlichen Ende senbach und Achenbach (Vorfluter der Engsbach) den der Bergkuppe des Rothenberges zwischen 400 und Berg umfließen. 410 m üNN. Der Rothenberg befindet sich in zentraler

Abb. 81: Siegen-Niederschelden/Rothenberg: Fundstelle 1089. Topographie, geophysikalische Prospektion bei 20 bis -20 nT (A-D: im Text beschriebene Anomalien) und Bohrungen (1-12).

Fig. 81: Site 1089: topography, geophysical prospection (20 to -20 nT; A-D: anomalies of the magnetogramm) and drillings (1-12).

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Fundstelle 1089 ist ein südostexponierter und ebener verziegelten Lehm in der Kulturschicht Y. Es handelt sich Hangbereich von leicht konvexer horizontaler sowie ver- hierbei aber nicht um einen späteren Bodenbildungspro- tikaler Wölbung. Die ehemalige Wiesenfläche, die rand- zess auf einer alten Kulturschicht (Y), sondern vielmehr lich mit Birken und Eichen bewachsen ist, befindet sich um eingelagertes Material in den Unterboden. Eine ver- im Schatten der überwiegenden Windrichtungen. Sie gleichbare diskordante Schichtung findet sich bei der 99 wird derzeit aufgeforstet, im Norden und Westen fanden unweit entfernten Bohrung 5. Die noch unerwähnten Eingriffe in das Areal durch Anlage von Schotter- und übrigen Bohrungen zeigen hingegen zu erwartende Ah- Rückewegen (Abb. 81: B-C) sowie eines Funkmastes Bv-Cv-Profile degradierter Böden ohne Kulturzeiger. mit Gebäude statt. Deswegen kann darauf geschlossen werden, dass an dieser Ebenheit des Rothenberges keine Vorbesiedlung bestand. 4.11.2 FLAK-Stellung auf Ebenheit

Fundstelle 1089 gehört aufgrund seiner Exposition und 4.12 Siegen-Niederschelden/ dem Relief zu den wenigen siedlungsgünstigeren Lagen Felsenbach (Fundstelle 1090 u. auf dem Rothenberg. Da der Rothenberg einen zentra- 1095) len Platz innerhalb Mesoregion 1 besitzt, sollte die Me- thodenkombination aus topographischer Vermessung, geophysikalischer Prospektion und bodenkundlicher 4.12.1 Geographie Untersuchung von Anomalien, qualifizierte Aussagen liefern, ob archäologische Strukturen auf dieser seltenen Die Fundstellen 1090 und 1095 (Bodendenkmalpfl.-Bez. Reliefform vorhanden sind (Abb. 81). AKZ 5113,7 u. 5113,112) umfassen den rezent stark Das Magnetogramm der 1600 m2 großen Messfläche überprägten Quellbereich der Felsenbach sowie den wurde mit einem Profilabstand von 1 m gemessen. Es Oberlauf des Baches am Südhang des Rothenberges zeigt wenige klar abgegrenzte Anomalien. Eine auffälli- (Abb. 82). Das Gelände auf der Höhenlage zwischen 300 ge Anomalie am Nordrand des Magnetogramms wurde und 340 m üNN ist mittel gewölbt, die Talränder steigen durch dort befindliche Holzstapel ausgelöst (Abb. 81: A), nördlich und westlich steil auf, während nordöstlich und während ein Rückeweg, der von der Kuppe des Rothen- östlich das Relief wenig steil ausgeprägt ist. Die ganze bergs in das gemessene Areal führt (Abb. 81: B), seine Fundstelle ist südexponiert, die längste tägliche Sonnen- Fortsetzung im Magnetogramm in einer undeutlichen Li- scheinintensität befindet sich oberhalb des Quelltopfes nie findet, die bis zu einem Sprengtrichter (s. u.) verläuft (Fundstelle 1095), hier liegt das siedlungsgünstigste (Abb. 81: C). Die übrigen Anomalien im Magnetogramm Areal. sind schwach, heterogen und lassen keine deutbaren Rezent wird das Gelände forstwirtschaftlich genutzt. Strukturen erkennen. Lediglich im Südosten weist eine Der Quelltopf wurde bei der Anlage eines Wasserwer- ca. 1,5 m breite und runde Bodendeformation mit 80 bis kes und der Schaffung ebener Nutzflächen zerstört. Der 100 nT hohe Widerstandswerte auf (Abb. 81: D), deren Bachoberlauf befindet sich in einem baumbestandenen Dipol auf dem Magnetogramm größer als die Bodende- geschützten Wiesenareal (Abb. 83-84). Durch die Anlage formation selbst ist. Wahrscheinlich handelt es sich hier von Wegen, eines Teiches und besonders durch das um einen Trichter, der durch den Einschlag einer Grana- Abböschen des Baches entstanden massive Störungen. te oder Fliegerbombe im Rahmen der Kämpfe im März 1945 entstand (s. Kap. 3.3.3) in dessen Verfüllung sich noch Splitter befinden. Nach unbestätigter Aussage von 4.12.2 Forschungsstand Einheimischen befand sich an dieser Stelle mindestens ein Flugabwehrgeschütz der Wehrmacht. Trifft dies zu, Die Fundstelle 1090 erregte schon früh die Aufmerksam- muss mit erheblichen Bodeneingriffen gerechnet werden, keit O. Krasas. Er unternahm eine Grabung 1930, deren die bei der Installation des Waffensystems entstanden. Position aber bis zu den Arbeiten des Siegerlandpro- Darauf könnten auch die Bohrergebnisse hinweisen: 12 jektes ungeklärt blieb. Krasa barg Düsenziegel, wenige Pürckhauer-Bohrungen untersuchten Anomalien des Schlacken, eine Pflugschar innerhalb der Halde in 1,2 m Magnetogramms. Sie erbrachten bei Bohrung 4 und 12 Tiefe sowie Keramik und rekonstruierte einen freistehen- verziegelten Lehm bzw. Holzkohleflitter in 22 bzw. 28 den Rennofen344, dessen Bauweise aber mangels Doku- cm Tiefe unterhalb der Geländeoberkante. Diese ober- mentation nicht nachvollziehbar ist. Trotzdem formulierte flächennahen Kulturzeiger entstanden sicherlich nach H. Behaghel in seiner chronologischen Gliederung des der Neuzeit. Auch der Nachweis verziegelten Lehms eisenzeitlichen Rechtsrheinischen Schiefergebirges an- in den Bohrungen 1 und 5 in 67 bzw. 65 cm Tiefe ist hand dieser Fundstelle den freistehenden Rennofen als kein Hinweis darauf, dass an der Fundstelle ältere Kul- Frühform und stellte ihn basierend auf den Fundstoff turschichten existierten, sondern vielmehr dafür, dass der Grabung in Lt A345. Krasa erwähnte explizit nicht, tiefreichende Eingriffe stattfanden. Bei Bohrung 1 zeigte dass die Fundstelle mehrphasig ist, aber unterschied sich ein Ah-Bv-Y-Bv-Cv-Profil mit dem bereits erwähnten bereits 1931 mittelalterliche Schlacken von der Felsen-

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Abb. 84: Siegen-Niederschelden/Felsenbach: Fundstelle 1090. Foto von Norden auf Sondage 2 (Vordergrund) und 1 (Hinter- grund), am rechten Bildrand die Felsenbach (Foto: M. Zeiler).

Fig. 84: Site 1090: View from the north at section 2 (in the front) and the Felsenbach brook in the rightmost position.

rend H. Laumann vergeblich die Position der Altgrabung Krasas zu klären versuchte348. Bemerkenswert ist, dass die Pflugschar des Schmelzplatzes bis heute als Aus- stellungsobjekt dazu dient, die überregionale Bedeutung des Siegerlandes für die eisenzeitliche Stahlproduktion zu illustrieren349. bach, die er analysieren ließ346. Auffällig ist, dass die Grabung Krasas an der Felsenbach zu den wenigen 4.12.3 Ausdehnung der Fundstelle Abb. 82: Siegen-Niederschelden/Felsenbach: Fundstele 1090 und 1095. Topographie und Messflächen der geophysikalischen Prospektion (Kartographische Umsetzung: M. Zeiler auf Grund- Basierend auf den detaillierten Kartierungen der Fund- lage DGK 5, 3428/5634 Marienhütte). stellenlandschaft des Rothenberges von J. Sänger und durch die Nähe zur wenig bachabwärts gelegenen Fund- Fig. 82: Sites 1090 and 1095: topography and geophysical 350 prospection. stelle Wartestraße , begannen 2009 erste Untersu- chungen des Siegerlandprojektes an dieser Stelle351 (Abb. 85). Gleichzeitig war es möglich, die Altfunde im Siegerlandmuseum einzusehen. seiner ersten Forscherjahre zählt, die nach 1935 kaum Das gesamte Areal wurde detailliert tachymetrisch ver- mehr Erwähnung bei ihm fanden347. Nachfolgend wurde messen, wobei ein muldenförmig abgeböschter Bereich die Fundstelle dennoch mehrfach aufgesucht. J. Sänger am Ostufer der Felsenbach auffiel, der sich im Magneto- differenzierte als erster verschiedene Binnenstrukturen gramm später als Altschnitt Krasas offenbarte (Abb. 85: und entdeckte die podiale Struktur Fundstelle 1095, wäh-

Abb. 83: Siegen-Niederschelden/Felsenbach: Fundstelle 1090. Foto von Westen auf das Untersuchungsareal. Die Felsenbachbö- schung durchquert das Bild in Längsrichtung, Sondage 2 befindet sich mittig dahinter und rechts davon Sondage 1 (Foto: M. Zeiler).

Fig. 83: Site 1090: View from the west at the investigation area. The bank of the Felsenbach brook crossing the picture in a longi- tudinal direction, section 2 in the centre behind the brook and section 1 in the right.

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Abb. 85: Siegen-Niederschelden/Felsenbach: Fundstelle 1090. Topographie, geophysikalische Prospektion (20 bis -20 nT) mit interpretierten Anomalien und Grabungsschnitte 2010. – A: Hohlwege. – B: Wegböschung. – C: Wegschotter. – D: Planiertes Material. – E: Schuppen aus Stahlelementen. – F: Granatsplitter. – G: Podiumböschung. – H: Altschnitt Otto Krasas. – J-K: Latè- nezeitliche Schlackenhalden. – L: Mittelalterliche Schlackenhalde. – M-N: Rennofenstandorte. – O: Röstplatz? – P: Röstgrube. – Q: Platzmeiler. – R: Grube. – 1-2: Grabungsschnitte 2010 (Geophysik: W. Buchmüller, L. Hidde, J. Kraenke, B. Sikorski, P. Vollmer, N. Wernicka. – Vermessung: C. Groos, I. Luther, S. Menic, A. Sprung, P. Vollmer, M. Zeiler. –Kartographische Umsetzung: M. Zeiler).

Fig. 85: Site 1090: topography, geophysical prospection (20 to -20 nT) with interpreted anomalies and sondage boundaries 2010. – A: hollow ways. – B: slope of the forest track. – C: track bed of basalt. – D: leveled material. – E: shed with iron construction elements. – F: shrapnels. – G: slope of a platform. – H: excavation of Otto Krasa. – J-K: La Tène period slag dumps. – L: Middle Age slag dump. – M-N: smelting furnaces. – O: roasting pit? – P: roasting pit. – Q: charcoal kiln platform. – R: pit. – 1-2: Sondage boundaries 2010.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 H). Messungen mit dem Heliflux Magnetsuchgerät352 südlichen Hälfte des Podiums kann eine ca. 2,5 m starke erbrachten klar abgegrenzte und stark leitende Berei- Anomalie, aus der geröstete Erze abgebohrt wurden, als che mit eisenzeitlichen sowie jüngeren Verhüttungs- Röstplatz gedeutet werden. Zusammen mit der östlich schlacken beiderseits des Baches (Abb. 85: J, K-L). Die vorgelagerten Halde (Abb. 85: L) ließe sich demnach ein 102 Datierung dieser Halden erfolgte anhand der diffusen ca. 400 m2 großes mittelalterliches Produktionsensemble Fließschlacken (Eisenzeit) bzw. der Abstichschlacken diskutieren, welches allerdings eine ungewöhnlich große (ab Mittelalter). Ausdehnung aufwiese. C. Willms beschreibt Ausdehnun- An eine dieser Schlackenhalden schließt am Westrand gen von 200-250 m2, allenfalls bis 300 m2, als typisch für des Arbeitsgebietes ein Podium an (Abb. 85: G), wäh- hochmittelalterliche Hüttenplätze, die aus Rennofen, Hal- rend sich ein weiteres ohne Spuren von Metallurgie am de, Poch(Röst-)stelle und (überdachtes) Holzkohlelager klimatisch günstigen nordöstlichen Oberhang befindet. bestehen353. Jedoch zeigen sich in den Ausdehnungen Zwei alte Wege, abschnittsweise heute als Hohlwege der Werkbereiche vielleicht auch regionale Unterschie- erhalten, kreuzen die Fundstelle (Abb. 85: A). de: Zwei weitere mittelalterliche Verhüttungsplätze des Die geomagnetische Prospektion mit einem Profilabstand Siegerlandes, die in Ansätzen untersucht wurden, zeigen von 1 m bzw. 0,5 m umfasste insgesamt eine Fläche von ebenfalls überdurchschnittliche Ausdehnungen auf354. 8400 m2. Im Westen befindet sich eine halbkreisförmige, Sollte die Anomaliegruppe an der Felsenbach als mittel- lineare Anomalie (Abb. 85: G), die als ehemalige Bö- alterliches Produktionsensemble anzusprechen sein, so schungsbefestigung des Podiums zu deuten ist. In der

Abb. 86: Siegen-Niederschelden/Felsenbach: Fundstelle 1095. Magnetogramm bei 50 bis -50 nT mit gedeuteten Anomalien und Bohrungen (Geophysik: W. Buchmüller, L. Hidde, J. Kraenke, B. Sikorski, P. Vollmer, N. Wernicka. – Vermessung: M. Herbst, A. Sprung, P. Vollmer, M. Zeiler. – Bodenkunde und kartographische Umsetzung: M. Zeiler).

Fig. 86: Site 1095: geophysical prospection (50 bis -50 nT) and drillings.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 ist allerdings zu befürchten, dass der rezente Feldweg Nordöstlich des großflächigen Bachareals befindet sich den Ofenstandort bereits zerstört hat. eine 20 x 12 m messende podiale Struktur (Fundstelle Diese Anomaliegruppe wurde von einem im Gelände 1095), die eventuell dem Ensemble bachabwärts zu- schwach erkennbaren Pfad erschlossen, der sich im gehörig ist und deswegen in die Untersuchungen mit Magnetogramm deutlich als Hohlweg abzeichnet (Abb. einbezogen wurde. Auch hier fanden eine geomagneti- 103 85: A, im Westen). Er führt am Podium vorbei, durch die sche Untersuchung mit einem Sondenabstand von 0,5 Halde hindurch und endet südöstlich an der massiven m und anschließende bodenkundliche Untersuchungen Anomaliegruppe mit ausgedehnten Dipolen der eingangs statt (Abb. 86). Das Magnetogramm weist eine lineare erwähnten Schlackenhalde der Latènezeit (Abb. 85: K) und annähernd rechtwinkelige, sehr schwache Anomalie sowie an einen südlich daran anschließenden weiteren (5-6 nT) im Westen auf (Abb. 86: A), die von der eigent- Bereich starker Leitfähigkeit (Abb. 85: J). Dieser ist dem lichen podialen Struktur (Abb. 86: C) östlich überlagert Altgrabungsschnitt Krasas (Abb. 85: H) sowie zwei An- wird. Letztere ist durch Form, Ausdehnung und Boden- omalien vorgelagert, die anhand der Sondagen 2010 widerstand als Platzmeiler anzusprechen und weist am (s. u.) als Rennöfen interpretiert werden können (Abb. Südostrand, erkennbar durch Dipole im Magnetogramm, 85: N-M). Westlich benachbart zu ihr ist die kreisförmige moderne Störungen bzw. Ablagerungen auf. Bohrungen Anomalie eines Platzmeilers zu erkennen (Abb. 85: Q) erbrachten zumeist keine weitere Klärung (Bohrungen dessen Existenz durch Bohrungen bestätigt wurde. 1-3), da sich der anstehende Fels direkt unterhalb des Deutlich schwächer sind im Magnetogramm Anomalien Humus befindet. Lediglich Bohrung 5 wies eine 9 cm erkennbar, die teilweise abgebohrt sich als grubenartige massive und klar abgegrenzte Ascheschicht unter dem Befunde herausstellten (Abb. 85: P u. R), wogegen klein- Oberboden auf. Vermutlich handelt es sich hierbei um flächige Dipole bei näherer Untersuchung Granatsplitter Meilerabfälle aus Asche und gebranntem Lehm, die ana- aufwiesen und Zeugen der Kampfhandlungen im letzten log zu den Befunden am Gerhardsseifen (Fundstelle Jahr des Zweiten Weltkrieges oder der daran anschlie- 147356 sowie Fundstelle 324, s. Kap. 4.2.6), als abge- ßenden Vernichtung von Kampfmitteln sind (Abb. 85: F schobenes Material am Fuß der Meilerverebnung ge- u. Abb. 43)355. deutet werden können.

Abb. 87: Siegen-Niederschelden/Felsenbach: Fundstelle 1090. Plana und Profil von Sondage 1 (Vermessung: C. Groos. – Kar- tographische Umsetzung: S. Menic).

Fig. 87: Site 1090: ground and profile of sondage 1.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 In der Südhälfte des Meilers befindet sich eine diffus 4.12.4 Eisenzeitlicher Verhüttungsplatz abgegrenzte 2,5 x 2,5 m große Anomalie (Abb. 86: B). An ihrer Stelle erbrachte Bohrung 4 den Nachweis einer Im Rahmen der Projektfragestellung war der Bereich im 26 cm massiven schluffig-tonigen Holzkohleschicht in 44 Umfeld des Altgrabungsschnittes Krasas am relevantes- 104 cm Tiefe, wobei die Holzkohle bereits zu Flittern unter ten, weswegen schwerpunktmäßig dort Untersuchungen 4 mm Korngröße zersetzt sind. Die diffuse Abgrenzung durchgeführt wurden: Nachdem Pürckhauer-Bohrungen sowie der Zersetzungsgrad der Holzkohle lassen keine an zwei Anomalien (Abb. 85: M u. P) holzkohlehaltiges eindeutige Zuweisung des Befundes zum mutmaßlich Material erbrachten, welches per AMS-14C-Analyse in neuzeitlichen Platzmeiler zu. Eventuell handelt es sich das 4.-2. Jh. v. Chr. gestellt wurde357, zielten zwei Son- an dieser Stelle sogar um eine ältere Struktur ebenso dagen darauf ab, diese voneinander stark unterschiedli- wie bei der eingangs erwähnte linearen Anomalie. Die chen Anomalietypen zu deuten. Es wurde zu Beginn der Bohrungen 8 und 11 erbrachten 20-31 cm massive Kul- Sondage (Sondage 1) erwartet, dass die beiden starken turschichten mit Holzkohle aus bis zu 64 cm Tiefe unter Anomalien (Abb. 85: M-N) neben dem Grabungsschnitt Geländeoberkante. Leider war eine archäologische Un- Krasa dessen Aushub markieren. Die Sondage sollte tersuchung der Struktur mittels einer Sondage im Som- vom Aushub bedeckte und damit geschützte latènezeit- mer 2010 aus zeitlichen Gründen nicht mehr möglich, liche Bereiche freilegen. Tatsächlich aber erwies sich weswegen die Deutung und Datierung dieser Strukturen dieser Bereich weder als überdeckt, noch von der Altgra- offen bleibt. Vorstellbar ist, dass sich an der Stelle der bung gestört. Vielmehr wurde der südliche Randbereich linearen Anomalien eine mittelalterliche bzw. eisenzeitli- einer grabenartigen Struktur geschnitten (Abb. 87-88). che Fundstelle auf einem Podium befand, welches in der Unter dem Oberboden schließt im südlichen Bereich von Neuzeit erneut als Meileruntergrund genutzt wurde und Sondage 1 bereits der anstehende und kompakte Verwit- dadurch ältere Strukturen Störungen erfuhren. terungslehm an (Cv, Bef.-Nr. 23008), der im nördlichen Teil des Grabungsschnittes um 35 bis 40° steil abfällt und eine Grabenböschung bildet (Bef.-Nr. 23013). Möglicher- weise wurde sie befestigt, da parallel zur abgeböschten Kante im Cv-Horizont eine Steinplatte mit einem Durch- messer von 35 x 45 cm angelehnt angetroffen (Bef.-Nr.

Abb. 88: Siegen-Niederschelden/Felsenbach: Fundstelle 1090. Die grabenartige Struktur zeigt sich am unteren Bildrand als ei- senzeitlich abgegrabener Bereich im anstehenden Verwitterungslehm (gelb). Er ist mit Schlacken/Asche (schwarz), Ofenwandung (rot) und einer Steinplatte verfüllt (Foto: M. Zeiler).

Fig. 88: Site 1090: The structure like a ditch at the lower part of the picture is part of a poking channel dug in the genuine clay (yellow). The channel is filled by slags and ash (black), fragmented furnace walls (red) and a big stone.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 23010) wurde. Zwischen ihr und dem abgegrabenen nen Rennofen, den er vermutlich durch seine Ausgra- Bereich des anstehenden Verwitterungslehms befindet bung anschließend zerstörte und dieser deswegen im sich eingelagertes humoses, lockeres und schluffig-toni- Magnetogramm nicht als deutliche Anomalie kenntlich ges Bodenmaterial (Bef.-Nr. 23015), welches sich wahr- ist (Abb. 85: H). Demgegenüber stehen die Anomali- scheinlich nach Anlage des Grabens und Aufstellung der en nördlich und südlich davon, die zudem gleiche Ab- 105 Platte aus Ober- und Unterbodenbereichen in diese Se- messung und Ausrichtung aufweisen (Abb. 85: M-N). dimentfalle einlagerte. Deswegen wurde dieses Material Da die südliche ein wahrscheinlicher Ofenstandort mit nördlich der Steinplatte – im Graben – nicht mehr ange- vorgelagertem Arbeitsgraben ist, kann diese Deutung troffen. Dieser war mit abwechselnden Schlacke- (Bef.- auch auf die Anomalie nördlich des Krasa-Schnittes Nr. 23009) oder Ascheschichten (Bef.-Nr. 23016) oder angewendet werden. Bedauerlicherweise liegen keine Schichten aus Ofenwandfragmenten (Bef.-Nr. 23014 u. aussagekräftigen Pläne der Grabungen Krasas vor, um 23017) verfüllt, wobei die Grabensohle zeitbedingt nicht dessen Grabungssituation mit derjenigen von 2010 zu erreicht wurde und damit die vollständige Schichtenfolge vergleichen, zumal Krasa von einem frei stehenden Ofen unbekannt ist. Deutlich getrennte Schichten aus Asche/ schreibt, die moderne Sondage aber eine eingetiefte An- Holzkohle, Schlacken und Ofenwandfragmenten sind, lage wahrscheinlich macht. Möglicherweise grub Krasa soweit dokumentiert, charakteristisch für latènezeitliche auch überhaupt keinen Ofen sondern eine Röstgrube Verhüttungsplätze im Siegerland358. Die oberste Ver- aus, die obenflächennaher lag und die er in dem frühen füllschicht des Grabens (Bef.-Nr. 23009) besteht mehr- Stadium seiner Forschungstätigkeiten als freistehenden heitlich aus Ofenwandbruchstücken, überdeckt auch die Rennofen fehldeutete. Dies könnte auch den Umstand Steinplatte sowie die Grabenoberkante und dokumentiert erklären, warum Krasa die Fundstelle in seine späteren damit die Zerstörung des Ofens nach dem Verlassen Betrachtungen nicht mehr einbezog. des Werkplatzes. Nordwestlich gegenüber den beiden beschriebenen Ano- Insgesamt kann die von Sondage 1 aufgedeckte Gra- malien befindet sich eine weitere mit einem Durchmesser bensituation als Teilbereich eines Arbeitsgrabens vor von 7 x 8 m auf der westlichen Seite der Felsenbach einem Rennofen gedeutet werden. Ausgehend vom Ge- (Abb. 85: K). Auch hier ließen sich diffuse Fließschlacken wässer wurde ein Graben in den Hang gelegt, bis die ge- der Latènezeit finden, weswegen ein Ofenstandort am wünschte Tiefe erreicht wurde und der Ofen konstruiert nordwestlichen Ende der Anomalie sehr wahrscheinlich wurde. Sondage 1 befindet sich beinahe am östlichen ist. Die große und ovale Fläche der Anomalie weicht Ende der starken Anomalie im Magnetogramm, die im allerdings deutlich von den beiden besprochenen Ano- rechten Winkel zum Seifen steht. Folglich ist es sehr malien östlich des Seifens ab, weswegen ohne Grabung wahrscheinlich, dass die Sondage sich bereits nahe der Ausmaß und Zahl der Rennöfen an dieser Stelle Spe- Ofenreste des 4.-2. Jh. v. Chr. befindet. Aufgrund der kulation bleibt. festgestellten überraschenden Tiefe des grabenartigen Befundes (Bef.-Nr. 23013) ist an dieser Stelle mit einer In einer weiteren Sondage, Sondage 2, wurde eine be- guten Erhaltung von mindestens ca. 70 cm bis zur Bef- reits gebohrte und ebenfalls in das 4.-2. Jh. v. Chr.359 undsohle zu rechnen. datierte Anomalie im Magnetogramm nördlich der vor- Die Ergebnisse dieser Sondage erlauben vergleichbare angehend besprochenen Schlackenhalden auf der Ost- Anomalien mit analoger Form im Magnetogramm des seite des Seifens mit einem kleinen Grabungsschnitt Umfeldes präziser anzusprechen. Krasa entdeckte ei- untersucht (Abb. 85: P). Die Sondage erfasste nur einen schmalen Streifen in einem Befundviertel, um zukünf- tigen Untersuchungen ausreichende Bestandteile der Anlage zu hinterlassen. Der Befund ist charakterisiert durch eine flache Grube, die bereits nach Abnahme des Humus (Bef.-Nr. 20025) erkennbar war und insgesamt nur in eine Tiefe von 36 cm unter Geländeoberkante reichte (Abb. 89). Die Gru- be war flach muldenförmig und stellte sich als leich- te Eintiefung im Unterboden und in den anstehenden Verwitterungsschichten dar. Die Verfüllung besteht aus humosem und vor allem aschehaltigem Material (Bef.- Nr. 23011), worunter ein Mischhorizont aus Ober- und Unterbodenmaterial folgt (Bef.-Nr. 23012) und sich auch hier der anstehende Verwitterungslehm anschließt (Bef.- Abb. 89: Siegen-Niederschelden/Felsenbach: Fundstelle 1090. Nr. 23013). Foto aus Süden auf das Profil durch die mit Asche verfüllte Tiefe und Ausmaße sind vergleichbar mit einer Röstgru- Röstgrube (Foto: M. Zeiler). be an dem latènezeitlichen Verhüttungsstandort Minner- bach360 sowie mit der Röstgrube, die experimentalar- Fig. 89: Site 1090: View from the south at the profile through 361 the roasting pit filled by ash. chäologisch in Haiger-Offdilln benutzt wird .

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 4.13 Wilnsdorf-Wilgersdorf/Königstal liegt nordöstlich und kann 75 m dem Hanggefälle fol- (Fundstelle 1702) gend von Fundstelle 1702 eingesehen werden (Abb. 77). 200 m hangabwärts befindet sich eine Lesefundstelle mit hoch- bis spätmittelalterlichem Siedlungsmaterial 106 4.13.1 Geographie (Fundstelle 1665). Rezent wird der gesamte Höhenzug wiesenwirtschaftlich Die Fundstelle 1702 (Bodendenkmalpfl.-Bez. AKZ genutzt, allerdings lag er noch vor zehn Jahren unter 5114,83) liegt in Mesoregion 4 und umfasst eine Schla- dem Pflug. Für die ackerbauliche Nutzbarmachung fan- ckenlesefundstelle sowie eine geophysikalisch prospek- den Bodenabtrag und leichte Planierungen statt. tierte Anomaliegruppe unweit eines ehemaligen Seifens. Das Königstal ist ein trocken gefallenes und breites Mul- dental an der Nordostflanke eines NW-SO-streichen- 4.13.2 Eisenzeitlicher Schmiedeplatz den Höhenzuges (Abb. 31), der im Südosten an den Arbachshainer Hofberg anschließt. Das Tal beginnt auf Im Rahmen der Begehung im Umfeld des Schmiedeplat- einer Höhe von 394 m üNN und mündet bei 360 m üNN zes am Höllenrain (Fundstelle 1027) wurde die Fund- in die vernässte Wahlbachaue im Norden (Abb. 90). stelle im Frühjahr 2010 besichtigt und dabei Schlacken- Südöstlich benachbart befindet sich ein weiteres trocken zapfen in Maulwurfshügeln entdeckt, die denen vom gefallenes Tal, dessen Flurname „Bornstück“ darauf ver- Höllenrain entsprechen (Abb. 33: A). Vermutlich durch weist, dass sich auch hier ehemals ein Seifen befand. die ehemalige Beackerung des Fundplatzes sind sie Die montanarchäologische Fundstelle liegt rechts des stärker fragmentiert. Die morphologische Ähnlichkeit die- Seifens bzw. vermutlich auch nahe des Quellbereiches. ser Schlacken zu denen des Höllenrains macht sowohl Sie liegt windgeschützt ca. 110 m von der Kuppe des eine eisenzeitliche Datierung als auch eine funktionale Höhenzugs entfernt bei 400 m üNN auf einem horizontal Deutung der Fundstelle als Schmiedeplatz möglich. sowie vertikal leicht konkav gewölbten Hangabschnitt. Auf die Begehung folgte ebenfalls im Frühjahr 2010 Die Schmiedefundstelle Höllenrain (Fundstelle 1027) eine geomagnetische Prospektion mit einer Messflä-

Abb. 90: Wilnsdorf-Wilgersdorf/Königstal: Fundstelle 1702. Rekonstruierter Seifenverlauf (blau gestrichelte Linie) sowie geophy- sikalisch prospektierte Fläche (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 90: Site 1702: Reconstructed streambed and geophysical prospection.

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Abb. 91: Wilnsdorf-Wilgersdorf/Königstal: Fundstelle 1702. Geophysikalische Prospektion bei 20 bis -20 nT (100 x 50 m) mit im Text besprochenen Anomalien (rote Beschriftung) sowie rekonstruiertem, blau gestricheltem Verlauf des Seifens (Geophysik: M. Adolf, R. Lavelle, B. Sikorski. – Vermessung: A. Sprung, M. Zeiler. – Kartographische Umsetzung: M. Zeiler).

Fig. 91: Site 1702: geophysical prospection (20 to -20 nT; 100 x 50 m) and reconstructed streambed (blue broken line). che von 5000 Quadratmete im 0,25 m-Profilabstand. südwest-nordöstlicher Richtung von einem Feldweg Das Magnetogramm zeigt zahlreiche Anomalien. Ne- durchquert und dadurch teilweise gestört. Im zentralen ben Bereichen sehr starker Anomalien, hervorgerufen Bereich des untersuchten Geländes befindet sich eine durch modern abgeschütteten Schutt (Abb. 91, 1) und 10 m lange sowie 7 m breite langovale podiale Struktur. Wegebau (Abb. 91, 2), fanden sich zwei Bereiche in 47 m nordöstlich jener Struktur liegen zwei auffällige weniger stark magnetischen nT-Bereichen (zwischen 30 Steinanhäufungen mit einem Durchmesser von 1,5 bzw. und 60 nT), die evtl. Schlackenhalden darstellen (Abb. 2 m (Abb. 92: A-B). Im Umfeld der Steinanhäufungen 91, 3) und sich im nT-Bereich der Schlackenhalden der sind mehrere flache und muldenförmige Geländede- latènezeitlichen Schmiedewerkstatt Höllenrain befinden pressionen zu erkennen, die aufgrund ihrer geringen (Fundstelle 1027). Die nordöstlich gelegene Anomalie Größe (maximal 1,5 x 1 m) sowie ihrer Ausrichtung auf von Fundstelle 1702, die Schlackenhalden darstellen die südwestlich gelegene Wegkreuzung, wahrscheinlich könnten, befindet sich zudem nur 6 m unterhalb der als leichte Schanzwerke (Stellung, Deckungsloch, etc.) Position der Lesefunde (Abb. 91, 4). zu deuten sind. Evtl. wurden sie während der Kampf- handlungen am Rothenberg im März 1945 angelegt (s. Kap. 3.3.3). 4.14 Siegen-Niederschelden/ Höllenwald (Fundstelle 1905) 4.14.2 Undatierte Steinsetzungen

4.14.1 Geographie J. Sänger kartierte erstmals die podiale Struktur und die benachbarten Steinanhäufungen ebenso wie 15 weitere Der Rothenberg, der das Zentrum von Mesoregion 1 mit vergleichbarer Größe und Ausdehnung362. Es han- bildet, weist als Besonderheit an seiner Südseite ein delt sich zumeist um regellose Steinanhäufungen auf ausgedehntes Muldental auf, dessen Grund mehr als 50 einer Fläche von ca. 1,5 m im Durchmesser (Abb. 93: m und durchschnittlich 120 m breit ist. Auf halber Höhe A). Ihre Deutung als Schutt und ihre Genese infolge von entspringt die Felsenbach (s. Fundstelle 1090). Am süd- Erosionserscheinungen kann durch ihr konzentrisches westlich exponierten Hang des Talschlusses und damit Auftreten und weil sie sich nicht am Hangfuß, sondern zugleich am Übergang zur östlichen Kuppe des Berges überproportional häufig am Übergang von Ebenheiten befindet sich Fundstelle 1905 (Bodendenkmalpfl.-Bez. zum abfallenden Hang befinden, ausgeschlossen wer- AKZ 5113,150) im Höllenwald (Abb. 92). den. Sie finden sich vermehrt auf südlich exponierten Das Gelände zwischen 374 und 380 m üNN ist stark Hangbereichen. Überwiegend lassen sich Gruppen geneigt und mit Buchenhochwald bestockt. Es wird in erkennen, in denen verschiedene Grundrissformen

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Abb. 92: Siegen-Niederschelden/Höllenwald: Fundstelle 1905. Topographie, geophysikalische Prospektion bei 50 bis –50 nT, Grabungsschnitt 2010 (rot) und Bohrungen 1-12. – A-B: Steinsetzungen. – C-M: Geomagnetische Anomalien (Geomagnetik: W. Buchmüller, L. Hidde, B. Sikorski, N. Wernicka. – Vermessung: C. Groos, J. Kraenke, A. Sprung, P. Vollmer, M. Zeiler. – Boden- kunde und kartographische Umsetzung: M. Zeiler).

Fig. 92: Site 1905: topography, geophysical prospection (50 to -50 nT), sondage boundary (red) and drillings 1-12. – A-B: stone settings. – C-M: anomalies at the magnetogramm.

vertreten sind. Eine Beziehung zwischen Lagerstätten 1998 mit einer Sondage nicht belegen363. Eine Sondage oder Bodengüte mit den Steinanhäufungen lässt sich J. Garners durch eine Steinanhäufung auf dem Horns- allerdings nicht feststellen. Die Steinanhäufungen sind berg (Fundstelle 326; Abb. 93: C-D) erbrachte 2007 kein sowohl mit Podien als auch mit Pingen vergesellschaftet, datierbares Material oder aussagekräftige Befunde. finden sich aber ebenso allein liegend. Es ließen sich Da in den Steinanhäufungen Erze selten sind, ist eine keine Überlagerungen mit datierten Strukturen des Um- Deutung als Scheidehalden im Bergbaukontext möglich. feldes feststellen. Gelegentlich stellte J. Sänger in der Allerdings müssten in diesem Fall Steine kleiner Durch- Umgebung der Anhäufungen auch Steinreihen fest oder messer überwiegen, woegen das Gegenteil der Fall bemerkte, dass die Anhäufungen geometrische Formen ist. Eine vergleichbare Steinansammlung ist auch aus wiedergeben könnten, wie Dreiecke oder Rechtecke Lixfeld-Frechenhausen bekannt, die keine klare Struktur (Abb. 93: B). Die funktionale Deutung und Datierung erkennen ließ, aber Funde der Koberstadter Kultur er- dieser Denkmäler ist bislang ungeklärt. Laumann vermu- brachte und damit in Ha C gerückt und als Grab gedeutet tete in den Steinsetzungen Grabgärten, konnte dies aber wird. Auf Grundlage dieses Befundes werden weitere

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Abb. 93: Steinsetzungen in Mesoregion 1. – A: Siegen-Niederschelden: Rothenberg (Fundstelle 1905; Foto: M. Zeiler). – B: Siegen-Niederschelden: Rothenberg (Fundstelle 1902; Foto: A. Sprung). – C-D: Siegen-Gosenbach: Hornsberg (Fundstelle 326; Fotos: B. Sikorski).

Fig. 93: Stone settings in meso region 1: A: Site 1905. – B: Site 1902. – C-D: Site 326.

Abb. 94: Siegen-Niederschelden/Höllenwald: Fundstelle 1905. Magnetogrammausschnitt (50 bis -50 nT) mit hervorgehobenen Anoma- lien (Geomagnetik: W. Buchmüller, L. Hidde, B. Sikorski, N. Wernicka. – Kartographische Umsetzung: M. Zeiler).

Fig. 94: Site 1905: detail of the magnetogramm (50 to -50 nT) with highlighted anomalies.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Abb. 95: Siegen-Niederschelden/Höllenwald: Fundstelle 1905. Planum durch den Platzmeiler (Vermessung: C. Groos, J. Kra- enke, M. Zeiler. – Kartographische Umsetzung: S. Menic).

Fig. 95: Site 1905: final plane of the charcoal kiln. 110

Steinansammlungen an der oberen Dill und Dietzhölze als Gräber diskutiert364. Ein weiterer Interpretations- ansatz begründet sich mit der Lage der meisten Stei- nanhäufungen am Rothenberg an der Randzone von Ebenheiten. Möglicherweise entstanden die Ansamm- lungen infolge der Reinigung von Haubergsparzellen von Steinen seit der Neuzeit. H. Behlen sprach derartige Bodendenkmäler auf der Kalteiche/Haiger als Rotteln an und deutete sie als Lesesteinhaufen der Landwirtschaft, wobei er sich zeitlich zunächst auf die Latènezeit fest- legte, aber später wieder von dieser Datierung Abstand nahm365.

4.14.3 Neuzeitlicher Meilerplatz

Exemplarisch wurde Fundstelle 1905 am Rothenberg für eine Detailprospektion und anschließend für eine Son- dage heraus gegriffen, da hier sowohl Steinanhäufungen und eine podiale Struktur nachweisbar sind. Durch die Vergesellschaftung der verschiedenen Strukturen mit- einander wurde ein Ansatz zur Deutung und Datierung der Steinanhäufungen erhofft, was sich aber nicht er- füllte. Stattdessen konnte erstmals, zusammen mit der Fundstelle 120-121 am Hornsberg, eine ausgedehnte Köhlerei großflächig untersucht werden. Die Fundstelle wurde im Herbst 2009 detailliert in Me- thodenkombination prospektiert (Abb. 92) und eine der Steinsetzungen freigelegt (Abb. 93: A). Darauf aufbau- end fand im Sommer 2010 eine Ausgrabung statt (Abb. 92 u. 94). Im Magnetogramm finden sich rezente Strukturen, wie ein Feldweg (Abb. 94: C) und dessen eisernen Draina- gekanäle (Abb. 94: D-E), weiterhin ist eine Geländekante deutlich zu erkennen (Abb. 94: F). Die vier runden Ano- malien im Magnetogramm (Abb. 92 u. 94: G-K) lassen sich klar als Platzmeiler deuten. Möglicherweise be- fand sich ein weiterer zwischen Meiler G und J. Dieser Bereich ist aber im Magnetogramm durch die massive Störung des modernen Kanals nicht deutbar. Der 13 x 13 m messende und am intensivsten untersuchte Meiler G ist durch eine ovale Form charakterisiert. Die Sondage schnitt ihn in Gefällerichtung (Abb. 95-96). An der Stel- le der Anomalie im Magnetogramm wies die Grabung Abböschungen (Bef.-Nr. 23001-23002) im anstehenden Verwitterungslehm (Bef.-Nr. 23000) auf, der partiell durch Hitzeeinwirkung Ansätze von Verziegelung erkennen ließ (Bef.-Nr. 23003) und auf dem teilweise gebrannte Steine lagen. Ebenso wie bei anderen Meilerbefunden fand sich in der Innenfläche Holzkohle im Humus (Bef.-Nr. 20025), besonders in den durch

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Abb. 96: Siegen-Niederschelden/Höllenwald: Fundstelle 1905. Nordwest-Profil durch den Platzmeiler. (Vermessung: C. Groos, J. Kraenke. – Kartographische Umsetzung: S. Menic).

Fig. 96: Site 1905: northwest-section through the charcoal kiln.

stärkere nT-Werte gemessen. Das hangparallele Bohr- profil der Bohrungen 1-6 zeigt ebenfalls Abböschungen im Westen und Osten mit der gleichen Befundsituation auf (Abb. 98). Unter dem Oberboden (Ah, entspricht Bef.-Nr. 20025) und oberhalb des anstehenden Verwit- terungslehms (Cv, entspricht Bef.-Nr. 23000) wurden teilweise bis zu drei aschehaltige Kulturschichten doku- mentiert, die sich im Tongehalt unterschieden (MI-II). Es wurden keine datierenden Funde gemacht. Da teilweise große und nicht durch Verwitterung deutlich zersetzte Holzkohlen angetroffen wurden, ist von einem neuzeitli- chen Datierungsansatz auszugehen. Demnach wurden zwei oder drei gleichgroße Meiler direkt hangaufwärts an einer natürlichen Geländekante angelegt. Diese Situa- tion lässt sich gut mit rezenten Köhlereien vergleichen, bei denen aus Gründen höherer Effizienz mehrere Meiler gleichzeitig betrieben, auf- oder abgebaut werden (Abb. 99)366. Parallel zu den Meilern G bis J bestand hangab- wärts die zweite Meilerreihe im Höllenwald, von denen zwei dokumentiert wurden (Abb. 94: H u. K), deren zeitli- che Nähe zu den hangaufwärts gelegenen jedoch unbe- kannt bleibt. Lineare Anomalien hangabwärts der Meiler G und J im Magnetogramm (Abb. 94: L-M) erscheinen im Bohrprofil der Bohrungen 7-12 als abgeböschte Be- reiche mit massiven Ascheschichten, gut vergleichbar mit denen im bereits beschriebenen Bohrprofil (Abb. 98: MI-IV). Meiler J scheint im Magnetogramm Struktur L zu überlagern. Möglicherweise zeigt sich an dieser Stelle Abb. 97: Siegen-Niederschelden/Höllenwald: Fundstelle 1905. die Überlagerung von Meilerplätzen und deutet damit die Sondage, Foto aus Südosten. – A: Anstehender Verwitterungs- Köhlerei an diesem Ort über einen längeren Zeitraum an. lehm. – B: Aschehaltige und dunkle Bereiche unterhalb der Meilerböschungen (Foto: M. Zeiler).

Fig. 97: Site 1905: sondage, view from the southeast. – A: solid clay. – B: dark areas with ash below the slope of a charcoal kiln.

Hangerosion bedeckten Bereichen unterhalb der Bö- schungen (unterer Abschnitt von Bef.-Nr. 20025, Abb. 96-97). In diesen Bereichen wurden in der Geomagnetik

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Abb. 98: Siegen-Niederschelden/Höllenwald: Fundstelle 1905, Bohrreihen (Vermessung: A. Sprung, P. Vollmer, M. Zeiler. – Bo- denkunde und kartographische Umsetzung: M. Zeiler).

Fig. 98: Site 1905: drillings.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 4.15 Siegen-Achenbach/Engsbach 4.15.2 Forschungsstand (Fundstelle 2018-2022 u. 3000) Der Fund eines spitznackigen Steinbeils des Jungneo- lithikums (Abb. 101) aus dem Engsbachtal ist zwar kein 4.15.1 Geographie steinzeitlicher Siedlungsbeleg, aber einer der frühesten 113 Nachweise für neolithische Transhumanz368 im zentralen Am Nordostrand von Mesoregion 1 befindet sich ein Siegerland, das in der Mehrheit erst im Spätneolithikum langgestreckter nordwest-südost ausgerichteter Höhen- aufgesucht worden zu sein scheint369. Die Bedeutung zug, der aus der westlich gelegenen Roten Kirche (439 des Engsbachtals liegt in seiner Stellung innerhalb der m üNN), dem Starken Buberg (431 m üNN) und dem öst- Forschungsgeschichte des eisenzeitlichen Montan- lich gelegenen Buberg (395 m üNN) besteht. Plateauar- raums, was bereits eingangs betont wurde. Der epo- tig dehnen sich Starker Buberg sowie Rote Kirche nach nyme Fundort des Ofens „Typ Engbach“ wurde rasch Südosten aus und enden steil zum Siegtal abgegrenzt Gegenstand einer Flut von Veröffentlichungen, die auf in den Höhenzügen des Rothenberges367 sowie des den Grabungen beruhten, sie thematisierten oder sich Heidenberges. Zwischen Rothenberg und Heidenberg an ihnen abarbeiteten370. mündet die Achenbach in die Sieg. In die Achenbach Im Mai 1933 entdeckte O. Krasa zusammen mit H. Rohr- fließt wiederum die Engsbach, an der sich die Fundstel- bach in dem tief eingeschnittenen Tal Schlacken371 und len 2018-2022 und 3000 (Bodendenkmalpfl.-Bez. AKZ legte 1933 mit ersten Schürfungen gleich mehrere Öfen 5113,15) befinden. frei. Krasa bewertete im Nachhinein „die Aufdeckung Die Engsbach entspringt bei 370 m üNN und bildet be- des vollständig erhaltenen Rennfeuer-Schmelzofens in reits 100 m bachabwärts ein Sohlenkerbtal (Abb. 100). der Engsbach372, der heute das Glanzstück der vorge- Hierbei handelt es sich um eine Talform, in der das Ge- schichtlichen Abteilung des Siegener Heimatmuseums wässer tief und steil eingeschnitten ist, aber die übrige ist“ als „die Krönung meiner Spatenarbeit“373. Dem heute Talsohle relativ flach und ausgedehnt ist. Die Talform noch erhaltenen Ofen im Siegerlandmuseum Oberes mit teilweise tiefgründigen Böden, die südliche bzw. Schloss/Siegen fehlt allerdings der Schürkanal, der den südöstliche Talausrichtung, die eine stärkere Sonne- Grabungsfotos zufolge ursprünglich noch erhalten war. scheinintensität zur Folge hat, und die Abschirmung 1933 und 1934 ließ A. Stieren die Fundstelle weiter un- des Tals durch die angrenzenden Höhenzüge von der tersuchen, wodurch seinen Angaben zufolge mehr als 25 Hauptniederschlagsrichtung machen diesen Kleinraum Öfen374, Schmiedeöfen und Röstplätze im südlichen Be- siedlungsgünstig. reich des Ostufers freigelegt wurden. Stieren rekonstru- Der tiefe Seifeneinschnitt bedingt eine massive Hangero- ierte in den Hang eingebaute und freistehende Ofentypen sion, wodurch eisenzeitliche Befunde von teilweise mehr und erkannte eine lange Platzkontinuität. Da der Ausgrä- als einem Meter massiven Schutts bedeckt sind. Dem- ber auf den Baumbestand Rücksicht nehmen musste, gegenüber ist von einer flächigen, aber deutlich schwä- konnte er allerdings das Areal nicht als zusammenhän- cheren Erosion des angrenzenden, muldenförmigen Tals gende Fläche graben (Abb. 102). Bemerkenswert ist die auszugehen. Dieses wurde im Mittelalter (Ackerraine) Angabe Stierens, dass in die Schlackenhalden Schichten und spätestens wieder seit dem 19 Jh. westlich der spä- eingelagert waren, in denen sich kein metallurgischer teren Großgrabungen als Acker und Wiese genutzt und Abfall befand und daher auf Erosionsprozesse oder Pla- ab dem 20. Jh. primär mit Fichten bestockt. Durch die nierungen zwischen verschiedenen Verhüttungsphasen archäologisch unbeobachtete Anlage von Bebauung, werden kann. Außerdem ist bemerkenswert, dass Stie- Drainage- und Infrastruktureinrichtungen sind heute ren bereits am keramischen Material erkannte, dass große Teile des Geländes verloren, was besonders be- keine Bezüge zum südwestfälischen Norden, sondern dauerlich ist, da diese Arbeiten mehrheitlich nach den vielmehr in die Hessische Senke und deren Randgebiete Großflächengrabungen der 30er Jahre stattfanden. zu verzeichnen sind375. Die innovative Grabungstechnik J.-W. Gilles, bei der die Rennöfen nicht ausgeräumt, son- dern samt Inhalt geschnitten wurden, erlaubte erstmals archäometallurgische Schlüsse zur Prozessführung376. Problematisch für die heutige Forschung ist allerdings, dass die für die damalige Zeit außerordentlich detail- lierte Dokumentation377 nur fragmentarisch erhalten ist und noch nicht einmal ein verlässlicher Gesamtplan der Abb. 99 (links): Walpersdorf: Köhlerei Reinhold Wagener, Grabungsaktivitäten erstellt werden kann (Abb. 103). In Herbst 2010. – A: Aschehalde. – B: Holzlager. – C: zuerst ent- Anbetracht der Tatsache, dass seltene Fotografien der zündeter Meiler. – D: zuletzt entzündeter Meiler. – E: im Aufbau befindlicher Meiler. – F-G: Böschungskanten (Foto: M. Zeiler). Grabung neben dem Rennofentyp mit Schürkanal auch noch einen zweiten gut erhaltenen Typ ohne Kanal in Fig. 99 (left): Charcoal kilns of Reinhold Wagener in autumn situ zur Seite stellen (Abb. 6), wird das Potential der 2010. – A: Ash dumps. – B: Wood yard. – C: First inflamed alten Untersuchungen aber zweifellos offensichtlich. Die kiln. – D: Last inflamed kiln. – E: Kiln under construction. – F-G: Borders of banks. Fundstelle konnte jedoch niemals in ihrer Gesamtheit

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 114

Abb. 100: Siegen-Achenbach/Engsbachtal: Fundstelle 2018-2022 und 3000. Blick von Norden auf das Engsbachtal (Foto: M. Zeiler).

Fig. 100: Site 2018-2022 and 3000: View from the north at the Engsbach valley.

weder nach archäologischen noch nach archäometal- 4.15.3 Eisenzeitlicher Verhüttungsplatz und lurgischen Gesichtspunkten ausgewertet werden. Die neuzeitliche Meilerei Untersuchung H. Behaghels, der an den Grabungen Stierens teilgenommen hatte378 waren die letzte auswer- Die Fundstelle Engsbachtal wurde im Rahmen der Pro- tende Arbeit eines teilnehmenden Ausgräbers zu einem spektionstätigkeiten des Siegerlandprojektes nicht nur Aspekt der Fundstelle. Krasa steuerte nach 1933 keine 2011 erneut begangen, es war darüber hinaus auch neuen Aspekte zum Fundplatz mehr bei. möglich, einen Teil der Grabungsschnitte im Gelände Behaghel definierte unter anderem anhand der kera- zu verorten sowie bislang undokumentierte Funde im mischen Funde aus dem Engsbachtal die jüngereisen- Siegerlandmuseum zu sichten bzw. bereits bekannte zeitlichen Stufen 1 und 2 seiner Eisenzeitchronologie Funde neu zu bewerten. Ofensäue und größere Men- und zeigte ebenso wie Stieren einen lang genutzten gen Verhüttungsschlacken wurden lediglich in einem Produktionsplatz auf379. Die Blockbergung des Ofens Bereich angetroffen, wo nach der Fotodokumentation der E25 in das Siegerlandmuseum Oberes Schloss Sie- Grabung382 auch der Standort des en bloc-geborgenen gen, die vielfache Verwendung einiger aussagekräftiger Rennofens E25 vermutet werden darf. Dies widerspricht Befundzeichnungen sowie die ansprechenden Fotos der Darstellung O. Krasas, der umfangreiche und aus- des überregional bekannten Fotografen O. Arnold von gedehnte Halden beschrieb383. Nach der Sichtung der der Ausgrabung380 bewahrten den Fundplatz vor dem Dokumentation reduziert sich die Zahl der ausgegrabe- Vergessen. nen Rennöfen. Tatsächlich erbrachte die Auswertung der Es dauerte Jahrzehnte bis die technischen Deutungs- alten Pläne aus verschiedenen Archiven 2011 lediglich ansätze Stierens bzw. Gilles´ durch J. Garner einer er- 17 an- bzw. ausgegrabene Rennöfen (Abb. 103). Auch neuten Deutung unterzogen wurden. Sie konnte anhand entgegen den Beschreibungen von Schmiedeöfen in der modernen Grabung an der Wartestraße/Siegen- der älteren Literatur wurden bei den neuen Begehun- Niederschelden (Fundstelle 173) die Existenz birnenför- gen lediglich Verhüttungs- und keine Schmiedestellen miger Rennöfen vom Typ Engsbach nicht nur beweisen in der Engsbach aufgefunden. Dies korrespondiert mit sondern auch neue Ergebnisse zum Prozessablauf ent- der Anmerkung Gilles, der nach Abschluss der Gra- wickeln381. J. Sänger gelang zuvor die Übertragung der bungen 1933, die Stellen der Schmiedeöfen als Pfos- alten Fundplätze in eine moderne Karte, wobei auffiel, tenlöcher ansprach. Andere Indizien lassen trotzdem dass wohmöglich die in der Literatur genannte hohe an der Engsbach Schmiedetätigkeiten erwarten. In der Anzahl an Rennöfen dadurch begründet ist, dass die dort Grabungsdokumentation befindet sich die Beschrei- mit Kreissymbolen gekennzeichneten Grabungsplätze bung des Befundes E15 in den Befundplänen in einem später als Rennofenstandorte gedeutet wurden. „Windkanal“, der als Schlackenbreccie gedeutet werden könnte und damit eine erste Luppenreinigung direkt bei den Rennöfen nahe legt. Schlackenbreccien wurden aber bei der Nachbegehung keine aufgespürt. Darüber hinaus machen die Beschreibungen der Funde und Be- funde auf den Grabungsplänen die Rekonstruktion von Weiterverarbeitungsprozessen oder Siedlungsaktivitäten im Quelltopfbereich möglich. Vermutlich verzeichnete Gilles in diesen Plänen „Luppenstücke“, „Schlacken“

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(ohne diese aber näher zu bestimmen) und „Scherben“. Fundspektrum leistenverzierte Grobgefäße sowie Gefä- Einige Fundstellen, die in der Grabungsdokumentation ße mit umlaufenden Grübchenreihen, die ihren zeitlichen nicht näher oder als Podien angesprochen wurden, sind Schwerpunkt in der beginnenden Latènezeit haben389. hingegen nach Begehung des Siegerlandprojektes als Das Fehlen von Keramik mit hessisch-thüringischer Platzmeiler zu deuten (Fundstellen 2018-2019 u. 3000). Strichverzierung macht allerdings einen Siedlungsbe- Eine Prospektion, die teilweise die alten Schnitte und ginn in Lt A eher unwahrscheinlich, wogegen die ton- einige der Profile freilegt, kann möglicherweise sowohl nenförmigen Gefäße mit umlaufender Tupfenleiste gut Halden als auch Ofenbefunde antreffen und zudem vergleichbar mit mittellatènezeitlichen Ensembles sind390 Klärung über die Stratigraphie verschaffen. Es ist mit und auch der gebündelte Kammstrich auf einen Zeit- ungestörten Bereichen in unmittelbarer Nähe zu den ansatz ab der Mittellatènezeit hinweisen kann391. Das Ofenbefunden zu rechnen, wie aus der Grabungsbe- Fehlen scheibengedrehter Ware deutet wiederum auf schreibung und den Fotos hervorgeht. Ferner lässt sich das Ende des Verhüttungsplatzes vor oder in der Spät- aus den Befundbeschreibungen und der Fotodokumen- latènezeit hin. Eine qualifizierte Datierung von Beginn tation erschließen, dass der eisenzeitliche Fundplatz von und Ende der Verhüttung an der Fundstelle sowie mög- mehreren massiven Schichten erodierten Hangmaterials licher Betriebsphasen kann nur durch das Bergen von bedeckt war (Abb. 102)384. Daher sind konservierte ei- mehr keramischem Material oder besser auf naturwis- senzeitliche Fundschichten mit aussagekräftigem Ma- senschaftlichem Weg erreicht werden, wenn Holzkohlen terial für Anthrakologie und Palynologie zu erwarten. aus Haldenschichten geborgen werden. Demnach bleibt Außerdem bleibt zu prüfen, ob überhaupt Schmiede- für das Engsbachtal neben der Zahl und dem Typus der prozesse an der Engsbach stattfanden. Dies kann nur Ofenanlagen auch deren Laufzeit bis auf weiteres offen. durch den Nachweis von Schmiedeschlacken bzw. die Auffindung der mutmaßlichen Schlackenplatte im alten Grabungsschnitt E15 erbracht werden.

Erfreulicherweise ist es möglich gewesen, einen Teil des Fundmaterials der Engsbach-Grabung wieder auf- zufinden, von dem nur Teile veröffentlicht wurden385. Es handelt sich überwiegend um Gefäßscherben, wenige Metallartefakte und um auffällig wenige metallurgische Funde. Das Fehlen Letzterer wies S. Menic am Fund- platz Höllenrein (Fundstelle 1027) als Folge der üblichen archäologischen Dokumentationspraxis der Epoche nach, da metallurgische Ausschussprodukte generell kaum archiviert wurden386. Behaghel postulierte eine Siedlungsdauer an der Engs- bach von mehreren hundert Jahren in der Frühlatènezeit (Behaghel Stufen 1-2)387. Den neuen Untersuchungen F. Verses zufolge datieren Behaghels Stufen 1-2 in den Abschnitt Lt A bis B388. Tatsächlich befinden sich im

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Abb. 101: Siegen-Achenbach/Engsbachtal: Fundstelle 2018-2022 und 3000. Lesefund (1: Stein, M. 1:2; Grafik: M. Müller) und Funde der Grabungen 1933-36 (2-11: Keramik, M. 1:3; Grafik: M. Zeiler).

Fig. 101: Site 2018-2022 and 3000: stray find (1: stone, scale 1:2) and finds of the excavations1933-36 (2-11: ceramics, scale 1:3).

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Abb. 102: Siegen-Achenbach/Engsbachtal: Fundstelle 2018-2022. Blick von Westen auf die Grabung August Stie- rens mit mehrschichtiger Halde im rechten Bildteil (Foto: O. Arnold).

Fig. 102: Site 2018-2022: View from the west at the exca- 117 vations of August Stieren with multilayered dump (right).

Abb. 103: Siegen-Achen- bach/Engsbachtal: Fund- stelle 2018-2022 und 3000. Topographie, (ungefähre) Lage der Grabungen Otto Krasas, August Stierens und Heinrich Becks, Meilerplätze sowie rezente Nutzung. – B: Grabungsflächen Heinrich Becks. – E: Grabungsflächen Otto Krasas. – T: Teiche. – Olive Flächen: Rezente Wohnbebauung. – 1: Fisch- bacher Berg. – 2: Hardtchen. – 3: Gläsersch Hauberg (Kar- tographische Umsetzung: M. Zeiler auf Grundlage DGK5 3428/5638 Trupbach sowie 3428/5636 Achenbach).

Fig. 103: Site 2018-2022 and 3000: topography, (approxi- mate localization) excava- tions of Otto Krasa, August Stieren and Heinrich Beck, charcoal furnace places and recent use. – B: excavations of Heinrich Beck. – E: exca- vations of Otto Krasa. – pur- ple planes: recent settlement. – 1: Fischbacher Berg moun- tain. – 2: Hardtchen moun- tain. – 3: Gläsersch Hauberg mountain.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 4.16 Siegen-Niederschelden/ Deswegen fand 2010 eine Sondage an Fundstelle 2026 Rothenberg (Fundstelle 2026) statt392. Im Norden wurde in einer Lichtung eine ca. 10 m2 gro- ße Fläche geöffnet, die unregelmäßig angelegt wurde, 118 4.16.1 Geographie um mehrere der von Sänger markierten Anomalien zu untersuchen (Schnitt 1). 8 m südlich davon befindet sich Der Rothenberg gehört zu den am besten prospektier- die zweite Sondage (Schnitt 2), die mittig auf der unteren ten Arealen in Mesoregion 1, was in erster Linie den Terrassierung abgesteckt wurde. kontinuierlichen Begehungen J. Sängers zu verdanken ist. Selten sind dort aber bislang Fundstellen auf der Das Schichtprofil des nur 1,1 x 0,4 m messenden Bergkuppe. Die östliche Bergkuppe des Rothenbergs Schnitts 2 lässt die Terrassierung eindeutig als Platz- geht nach Westen in eine wenig ausgedehnte plateau- meiler deuten. Zwischen dem mehr als 20 cm mächtigen artige Flachform über, wo sich Fundstelle 2026 befindet Humus (Bef.-Nr. 20025) und dem in ca. 50 cm Tiefe (Bodendenkmalpfl.-Bez. AKZ 5113,149). Die Kuppe ist anstehenden Verwitterungslehm (Bef.-Nr. 23005) befin- hier sowohl horizontal als auch vertikal gestreckt ge- det sich eine waagrechte, massive und schluffig-tonige wölbt und wird nach Westen hin immer schmaler. Sie Ascheschicht mit teilweise bis zu 4 cm großen eingela- wird forstwirtschaftlich genutzt und ist mit Birken bzw. gerten Holzkohlestücken (Bef.-Nr. 23004). Fichtenhochwald bestockt (Abb. 45). Die 6 m hangaufwärts befindliche zweite Terrassierung überlagert die archäologisch untersuchte. Da die Erhal- tung der Holzkohle sowie die klaren Schichtgrenzen im 4.16.2 Neuzeitliches Rasenbrennen der Profil von Schnitt 2 eine neuzeitliche Datierung des Mei- Haubergswirtschaft lers wahrscheinlich machen, wird auch für den darüber liegenden Platzmeiler diese Datierung angenommen. Sänger entdeckte durch Begehungen mit einem Heliflux- Magnetsuchgerät auf einer mindestens 2400 m2 großen Schnitt 1 legte mit Planum 1 die Fläche von sieben Ano- Fläche Anomalien. Sie sind jeweils zwischen 10 und 30 malien frei (Abb. 104), die sehr dicht liegen. Die Humus- cm groß und zwischen 3 und 18 m voneinander entfernt; auflage (Bef.-Nr. 20025) des stark degradierten Bodens durchschnittlich 9 m voneinander (Abb. 104). Ein ver- ist wenige Zentimeter mächtig, darunter folgt gleich der gleichbares Messbild punktueller Anomalien über eine so anstehende Verwitterungslehm (Bef.-Nr. 23005), wäh- große Fläche war im Siegerland bislang nicht bekannt. rend ein Unterboden bereits schon nicht mehr existiert.

Abb. 104: Siegen-Niederschelden/Rothenberg: Fundstelle 2026. Topographie, Lage der Sondagen, Heliflux-Anomalien (rote Punkte) und Böschungen der Platzmeiler (Vermessung: C. Groos, J. Sänger, M. Zeiler. – Kartographische Umsetzung: M. Zeiler).

Fig. 104: Site 2026: topography, sondage boundaries, Heliflux-anomalies (red points) and slopes of the charcoal kiln platforms.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Im Humus und am Übergang zum Anstehenden wurden „Brasenbrennen/Brasebrö“393 stattfand. Dabei handelt schlierenhafte Befunde aus gebranntem Lehm sowie es sich um einen Arbeitsschritt der Siegerländer Hau- Asche an der Stelle der Anomalien dokumentiert (Bef.- bergswirtschaft, bei der nach dem Abtrieb (dem Fällen Nr. 23006, Abb. 105). Diese Befunde sind im Anstehen- der geschälten Bäume) und vor der Aussaat von Ge- den nur noch wenige Millimeter feststellbar (Planum 2) treide der Boden durch das Verbrennen der niederen 119 und nicht stark verziegelt, was auf keine hohen Brenn- Vegetation mit Asche gedüngt wurde (Abb. 106). Die temperaturen schließen lässt. Sofern die nicht ausgegra- heterogene Verteilung der Anomalien kann damit erklärt benen Anomalien im Umfeld von Schnitt 1 vergleichbare werden, dass sich an ihrer Stelle Haufen aus zusam- Befunde darstellen, ergibt sich ein Flächenbrand mit mengebrachtem Gestrüpp und Rasensoden befunden geringer Hitze für diesen Kuppenbereich des Rothen- haben, bei deren Brand höhere Temperaturen erreicht berges. Da sich die Befunde auch noch im Oberboden wurden und der Untergrund stärker aushärtete als beim finden, ist anzunehmen, dass der Zeitpunkt des Brandes übrigen Flächenfeuer. In diesem Fall ist Fundstelle 2026 nicht mittelalterlich sondern jünger ist. Eine Erklärung der erste archäologische Nachweis für Tätigkeiten der kann sein, dass an dieser Stelle das Rasenbrennen bzw. Haubergswirtschaft.

Abb. 105: Siegen-Niederschelden/Rothenberg: Fundstelle 2026. Durch Brand gehärtete Bereiche mit dazwischen liegenden Aschebändern im Oberboden und auf dem An- stehenden (Bef.-Nr. 23006). Heliflux-Anomalien markiert durch die Plastikbecher (Foto: M. Zeiler).

Fig. 105: Site 2026: ash areas and hardened ground (surface and soil layers) by fire and Heliflux-anomalies marked with cups.

Abb. 106: Historisches Rasenbrennen im Siegerland (Foto: E. Blasius, Repro: W. Hünerberg).

Fig. 106: Historical ash fertilisation of the “Hauberg” in the Siegerland.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 plätze und Podien gehäuft finden lassen, erschlossen. 5 Zwischenergebnisse Die Schlackenplätze und Podien orientieren sich am zur eisenzeitlichen Gewässerlauf, der Hangexposition oder an tiefgründigen Ebenheiten, welche als günstige Ackerbaustandorte 120 Montanlandschaft angesehen werden. Die Kombination dieser Standortfaktoren lässt Standort- Siegerland typen erkennen: Südlich exponierte Standorte an Quell- bereichen der Oberhanglagen, die sich häufig am Rand Die gemeinsame Auswertung aller montanarchäologi- potentieller Ackerbaustandorte befinden, dominieren schen Fundstellen der Makroregion wird angestrebt. neben Standorten am Mittellauf bzw. am Zusammenfluss Sie ist jedoch gegenwärtig während der Erfassung und von Gewässern, welche ebenfalls oft am Rand ackerbau- Überarbeitung der umfangreichen Fundstellendaten lich nutzbarer Areale liegen. Es handelt sich bei diesen unterschiedlicher Herkunft noch nicht möglich. Außer- Fundstellen sowohl um Schlackenplätze als auch um dem ist in diese Auswertung auch das alt gegrabene Podien, während bei Standorten randlich zu potentiell Fundmaterial besonders der Ausgrabungen unter H. ackerbaulich nutzbaren Ebenheiten und ohne Gewässer- Laumann mit einzubeziehen. Dennoch wurde während bezug lediglich Podien festgestellt wurden. Die auffällige der ersten Projekthauptphase eine vorläufige Zusam- Kombination der Podien mit den potentiellen Ackerbaus- menschau der einzelnen Elemente der eisenzeitlichen tandorten lässt an kleine landwirtschaftliche Betriebsein- Montanlandschaft versucht. Als Elemente werden nicht heiten denken. Dagegen ist eine funktionale Deutung der nur alle Fundstellen der chaîne opératoire verstanden gewässernahen Podien ohne Ackerbaubezug bei den (Rohstoffgewinnung, Hütten und Schmieden), sondern Schlackenplätzen als Werkstätten zu diskutieren. Es ist auch die dazugehörigen Siedlungsbereiche, Gräber so- festzustellen, dass Schlackenplätze an den Mittelläufen wie die Infrastruktur. Neben einer skizzenhaften Model- bzw. an den Zusammenflüssen von Gewässern häufig lierung der Montanlandschaft vor allem im westlichen größer als solche nahe der Quellbereiche sind und daher Siegerland, strebt die an dieser Stelle diskutierte Zu- möglicherweise Unterschiede in Umfang oder Dauer sammenschau eine Systematisierung der Elemente der der Produktion in Abhängigkeit vom Standort deutlich Montanlandschaft in erster Linie nach wirtschaftlichen werden. Allerdings liegen die Schlackenplätze an den Gesichtspunkten an. Mittelläufen der Seifen auch in einer größeren Entfer- nung zur potentiell nächsten Erzbasis, die frühestens an 5.1 Struktur und Dichte der den Oberhängen der Hochlagen ausbeißt. Dort finden Montanlandschaft sich wiederum Standorttypen ohne Gewässerbezug und zumeist auch ohne Bezug zu Ackerbaustandorten in der Nähe dafür jedoch häufiger direkt an den Kreuzungen der Höhenwege. Hierbei handelt es sich um Podien, 5.1.1 Systematisierung der Standorttypen deren Bezug zu den Hauptkommunikationsachsen an Standorte mit Distributions- oder Kontrollfunktion inner- Die Zusammenschau aus prospektierten Fundstellen – halb des wirtschaftsstrukturellen Modells denken lassen. unter Berücksichtigung von Auffindungsschwierigkeiten Ihre Ferne zu den Ackerbaustandorten macht weiterhin und Überlieferungsfiltern – und ihren Lagebezügen zum eine funktionale Deutung in das Tätigkeitsfeld der Brenn- Naturraum, erlaubt in ersten Ansätzen die eisenzeitliche stoffgewinnung, ihre Nähe zu den ausbeißenden Erzen Montanlandschaft zu strukturieren und zu modellieren. in das Tätigkeitsfeld der Erzgewinnung möglich. Gerade Dabei bildet derzeit die besonders intensiv untersuchte letzteres ist angesichts von Analogien zu erwarten394, Mesoregion 1 im westlichen Siegerland die Basis dieses jedoch bislang nicht durch datierte Abbaubereiche für die Modells. Die dort zumeist tief eingeschnittenen Täler Eisenzeit nachgewiesen. Vostellbar ist auch, dass hier der Seifen grenzen naturräumlich Siedlungslandschaf- Erze gereinigt wurden oder dass Erze und Brennholz ten in den Mittelhanglagen ab, die über die anschlie- zunächst gesammelt wurden um an die Verhüttungs- ßenden Täler der Vorfluter am Unterhang oder über die werkstätten weiter verteilt zu werden. flachen Kuppen der Höhenzüge miteinander verbunden sind. Es lässt sich feststellen, dass Schlackenplätze Die oben skizzierte Auelehmbildung und vor allem die und Podien Regelhaftigkeiten in Bezug auf ihre Lage in Umgestaltung der Tieflagen führt vor Augen, wie maß- ihrem Naturraum aufweisen, die systematisiert werden geblich die Raumnutzung und die damit verbundene können. Somit ist erstmals eine Rekonstruktion eisen- Überformung des Reliefs im Siegerland Einfluss auf zeitlicher Siedlungsstrukturen im Siegerland in einem die Erhaltung archäologischer Geländedenkmäler und idealtypischen Modell möglich (Abb. 39). Hierbei stellen die Rekonstruktion der Montanlandschaft hat (Kap. das Siegtal und die Höhenwege die zentralen Verkehrs- 3.3): Wenn die Auelehmbildungsphase frühestens in und Kommunikationsachsen dar. Über sie werden die der Römischen Kaiserzeit eingesetzt hat, so ist in den Siedlungsräume, insbesondere die Quellbereiche und vorherigen Epochen von einer geringeren Staunässe- Talschlüsse der zahlreichen Seifen, wo sich Schlacken- gefährdung in den Niederungen auszugehen und ihre

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Zugänglichkeit weit weniger eingeschränkt gewesen, ob sich nicht dort die eisenzeitlichen Dörfer befanden. als bislang angenommen395. Denkbar ist daher, dass Sie befanden sich in diesem Falle nahe der ackerbau- sich entgegen der Annahme Böttgers (s. Kap. 2.1.3), die lich nutzbaren Flächen des Mittelalters und der Neu- größeren Ansiedlungen auf Terrassen nahe der Haupt- zeit. Außerdem münden an der Stelle der Niederungen vorfluter Sieg, Heller und Daade befanden. Neben der die Seifen, an deren Oberhanglagen die eisenzeitliche 121 Zerstörung dieser Lagen durch nachfolgende Nutzung Verhüttung nachgewiesen ist. Die vermuteten Dörfer sprechen weitere Argumente für diese Hypothese: Die verbanden in diesem Fall verschiedene Produktionsräu- Siedlungsnachweise in den Hochlagen sind spärlich. me und würden zugleich die Talniederung als weiteren Es handelt sich um vereinzelte Podien oder – erheblich Korridor für Verbindungswege kennzeichnen (Abb. 107). seltener (z. B. Fundstelle 120) – um Podiengruppen. Es lässt sich bislang im gesamten Siegerland keine einzi- Dieses anhand Mesoregion 1 postulierte Modell ist mit ge großflächige Siedlung in den Oberhanglagen aus- (Detail)Prospektionen zu überprüfen und im positiven machen. Demgegenüber steht dort die große Zahl an Fall differenzierter, strukturell und funktional zu gliedern. nachgewiesenen Werkstätten. Die große Zahl an Schla- Problematisch ist allerdings, dass diejenigen Räume, ckenplätzen, deren Nutzungsdauer freilich unbekannt ist, denen im vorgeschlagenen Modell zentrale Bedeutung lässt zumindest teilweise größere Personenzahlen im innerhalb der Siedlungsstruktur zukommt – die Tiefla- Arbeitsgebiet vermuten, die mit der Stahlproduktion be- gen bzw. Terrassen über den größeren Gewässern als schäftigt waren. Diese Menschen benötigten Unterkunft Kernraum der Besiedlung – sich der Archäologie allen- und Versorgung. Denkbar ist, dass bei einem lediglich falls durch Zufall erschließen werden. Ein weiterer nö- saisonalen Aufsuchen des Siegerlandes zur Stahlpro- tiger Schritt ist die Überprüfung der Anwendbarkeit des duktion einfache Schutzbauten nahe den Werkplätzen, Modells auf die anderen Mesoregionen des westlichen ähnlich der neuzeitlichen Meilerei, genügten. Sofern Arbeitsgebietes mit vergleichbaren naturräumlichen Cha- aber tatsächlich eine Aufsiedlung des Siegerlandes in rakteristika. Ihre Unterschiede zum östlichen Siegerland der Eisenzeit stattfand, ist das Fehlen von Siedlungen bedingen hingegen, dass dort zunächst einmal ein neues bemerkenswert. Angesichts der Überformung der Tief- Modell zu entwickeln ist. Ebenso wie vergleichbare Mo- lagen ab dem Mittelalter ist deswegen zu diskutieren, dellierungen aus dem oberen Dill- und Dietzhölzetal396

Abb. 107: Hypothetisches Modell montanarchäologischer Standorträume im westlichen Arbeitsgebiet mit der Sieg als Hauptvor- fluter (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 107: Hypothesis of locations of ancient montane find spots in the Western Siegerland.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 können diese Strukturmodelle anschließend ein Schlüs- Hypothesen zur ehemaligen Fundstellendichte formuliert sel zur Rekonstruktion der frühen Montanlandschaft Sie- werden. gerland sein. Die dichtesten Fundstellenregionen liegen südlich und westlich Siegens und lassen ebenso wie dichte Fundstel- 122 lenräume im Dilleinzugsgebiet den lokalen Forschungs- 5.1.2 Rekonstruktion der Fundstellendichte stand erkennen. Die Thiessenpolygone, welche eine relative Fundstellendichte von 2 km umfassen, grenzen Die Fundstellendichte der frühen Montanlandschaft Sie- markante Gruppen von je vier bis zwölf Fundstellen an gerland ist in Teilbereichen außergewöhnlich und zeigt den südwestlichen (Abb. 108: 1) bzw. nordöstlichen im Vergleich zu den umliegenden Regionen bemerkens- Ausläufern (Abb. 108: 2) des Hohen Westerwaldes, im werte Charakteristika auf. Um nachvollziehbar Räume Dillenburger (Abb. 108: 3) sowie im Angelburger Raum großer und geringer Fundstellendichte heraus zu stellen (Abb. 108: 4) ab. Die ersten beiden Gruppen lassen ge- wurde ein mathematisches Verfahren angewendet. Es meinsam mit den seltenen Fundstellen an der Randlage handelt sich um die Erstellung von Thiessen-Polygonen, des Westerwaldes vermuten, dass dessen Hochlagen die erstmals konsequent T. Saile bei der Untersuchung gemieden wurden. Tonlagerstätten, die mutmaßlich zum der Wetterau in der deutschsprachigen Archäologie zur Ofenbau ausgebeutet wurden, befinden sich im Rand- Bewertung von Fundstellenräumen anwendete397. Die bereich der Fundstellengruppen. Thiessen-Polygone umfassen Räume gleicher Fundstel- Weiter östlich, im Dillenburger sowie Angelburger Raum lendichte und werden als Isolinien dargestellt (Abb. 108). (Abb. 108: 3-4) zeigen sich Fundstellenräume, an de- Diese Isolinien umfassen Fundstellen, deren Abstände ren Randbereich sich je eine befestigte Höhensiedlung entweder zwei oder einen Kilometer oder weniger als befindet und die in der Mehrzahl Siedlungs- und Grä- 700 Meter in Luftlinie betragen. Das Ergebnis ist, dass berfundstellen aufweisen. Die Ausdehnung und Struk- einige Räume in der Montanlandschaft durch ihre hohe tur dieser Fundstellenräume sind vergleichbar mit den oder geringe Fundstellendichte nun gut abgrenzbar sind. eisenzeitlichen Niederhessens, die klar Bezug auf ag- Die Fundstellendichte begründet sich wie oben ausge- rarische Gunsträume nehmen, wobei sich die befestig- führt auf Erhaltung, Überlieferungsfilter und Begehungs- ten Höhensiedlungen an verkehrsgünstigen Randlagen intensität. Anhand der Thiessenpolygone können nun befinden398. aber auch für einige fundstellenarme Bereiche vorsichtig Ein ganz anderes Fundstellenbild lässt sich hingegen für das zentrale Arbeitsgebiet erschließen. Hier zeichnen

Abb. 108: Darstellung der Fundstellendichte im Siegerland mit Thiessen-Polygonen. – 1-9: Fundstellengruppen (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 108: Concentration of Iron Age sites in the Siegerland illustrated by Thiessen polygons.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 sich keine Gruppen ab. Vielmehr sind die Lücken (Abb. Tiefen hinein wird schließlich diese überprägten Bereiche 108: 8) in der dichten Fundstellenlandschaft (Abb. 108: größtenteils zerstört haben. Zu erwarten sind allenfalls 5-7) forschungsbedingt oder durch Überlieferungsfilter eisenzeitliche Haldenreste, die von mittelalterlichen bzw. verursacht. Es ist daher davon auszugehen, dass auch neuzeitlichen Halden überdeckt sind. Die im Projektrah- sie ehemals umfangreich in eisenzeitliche Aktivitäten men geleisteten aufwändigen Rammkern-Bohrungen in 123 einbezogen wurden und auch hier sich bislang unent- Pingen erbrachten keinerlei eisenzeitliche Nachweise. deckte Fundstellen befinden (befanden). Die Gesamt- Möglicherweise könnten daher lange Baggerschnitte, ausdehnung dieser Fundstellenlandschaft liegt in diesem die mehrere Pingen und auch ihre Halden schneiden, die Falle bei ca. 225 Quadratkilometern, sie ist durch die Entdeckung älterer Haldenkörper im Profil ermöglichen. Gebirgszüge nach Osten (Kalteiche) und Süden (Hoher Dieses technisch anspruchsvolle und teure Vorhaben Westerwald) abgegrenzt, die Ausdehnung nach Westen ließ sich aber nicht in der ersten Projekthauptphase re- und Norden ist forschungsbedingt unklar. alisieren. Die Bereiche höchster Fundstellendichte innerhalb dieses Gebietes liegen west-östlich zwischen Siegen- Krasa stellte bereits fest, dass sich die Großzahl der Niederschelden sowie Wilnsdorf-Obersdorf. Diese Linie Verhüttungsfundstellen nahe der Bereiche befindet, in bildet auch die Südgrenze, wogegen die Nordgrenze im denen Erze ausbeissen400. Ob dieser Eindruck allge- derzeitigen Stand mindestens bei Siegen-Achenbach meine Gültigkeit hat oder überlieferungsbedingt entstand zu verorten ist (Abb. 108: 9: weiß hinterlegter Bereich). (s. Kap. 2.1.3), bleibt zukünftig zu untersuchen. Auffällig Der Großteil der Fundstellen stellt Verhüttungsplätze ist jedenfalls, dass die eisenzeitlichen Hüttenleute sehr dar, gefolgt von Schmiedeplätzen, Siedlungen, Grä- häufig ihre Werkstätten in den Quellbereichen der pe- bern und sonstigen Fundstellen. Es ist auffällig, dass riodisch schüttenden Seifen anlegten. Sie waren auf sich an der nördlichen und vor allem an der östlichen Wasser angewiesen und gingen damit in einer trockenen Randzone dieses Bereiches hoher Fundstellendichte Saison das Risiko ein, Wasser die Hänge hoch zum Ver- die Schmiedefundstellen häufen, wogegen dort Ver- hüttungsplatz transportieren zu müssen. Diese Standort- hüttungsfundstellen verschwinden. Die unterschiedli- wahl wurde vermutlich aber trotzdem bevorzugt, da so chen Verbreitungsschwerpunkte von Verhüttungs- und die größtmögliche Nähe zu den ausbeissenden Erzen Schmiedefundplätzen im östlichen Siegerland lässt an auf und am Rand der Bergkuppen bestand. In diesem einen differenzierten Wirtschaftsraum denken. Weiterhin Falle zeigt sich eine möglichst effektive Organisation auffällig ist das Fehlen von Siedlungsfundstellen, die der Berg- und Hüttenplätze, die auf kurze Erztransport- östlich des Siegerlandes die primäre Fundstellengattung wege abzielte. Dies überrascht, da in der Altforschung darstellen. angenommen wurde, dass die Verhüttungsplätze primär günstig zur Brennstoffversorgung angelegt wurden.

5.2 Elemente der Montanlandschaft Die Ofenwandanalysen der archäometallurgischen Pro- jektgruppe erbrachten den Nachweis, dass beim Bau der Rennöfen Kaolin eingemagert wurde. Kaolin stand/ 5.2.1 Eisenerz- und Tonbergbau steht nicht nur im Kernbereich des Siegener Antiklino- riums in den Tieflagen an sondern auch im südlich an- Alle montanarchäologischen Untersuchungen im Sieger- grenzenden Westerwald. Die große Zahl bereits jetzt land erbrachten bis heute keine Spur des vorgeschicht- bekannter Verhüttungsfundstellen und deren einheitlich lichen Erzbergbaus. Dies ist damit zu erklären, dass in wirkende betriebliche Organisation (s. Kap. 5.2.2) zeigt der Eisenzeit lediglich die oberflächennahen oxydischen eindrücklich auf, dass neben dem Erzbergbau im Sie- Verwitterungsprodukte des Siderits und nicht er selbst gerland ein Kaolinbergbau im Siegerland und vielleicht abgebaut wurden399. Die auf der Verhüttungsfundstelle sogar im Westerwald bestanden haben muss. Heute Gerhardsseifen (Fundstelle 324) aufgefundenen Glas- sind besonders die großen Tonvorkommen des Unteren köpfe, die nach dem Auflassen der eisenzeitlichen Werk- Westerwaldes bekannt, die aber weit vom Siegerland statt am Ort zurückblieben, bestätigen diese Annahme entfernt und von ihm durch den Hohen Westerwald ge- weiter. Somit ist wahrscheinlich, dass der prähistorische trennt sind. Daher ist besonders die Reiseliteratur des Tagebau nicht tief reichte. Die Folge ist, dass diese Form 19. Jh.401 von Interesse, die kleine lokale Tonvorkom- der Erzgewinnung kaum archäologisch fassbare Spuren men auch für die Nordabdachung des Westerwaldes hinterließ und darüber hinaus durch die massive jüngere beschreibt, die deutlich näher zum Siegerland liegen. Die Exploration verloren ging: Bereits die Bergleute des Mit- abbauwürdigen bereiche im Siegerland sind dagegen telalters, die auch die eisenzeitlichen Verhüttungsfund- zumeist unbekannt oder durch jüngere Überprägung stellen gezielt wieder aufsuchten, werden wahrschein- verloren. Betrachtet man nun die Fundstellenkarte und lich die gleichen Lagerstätten wie ihre eisenzeitlichen vergleicht die Ausdehnung eisenzeitlicher Fundstellen Vorgänger abgebaut haben. Dies wird zur Überprägung nach Süden mit der Verbreitung potentiell in der Eisen- des vorgeschichtlichen Bergbaus geführt haben. Der zeit nutzbaren Tonlagerstätten (Abb. 109), so fällt auf, daran anschließende obertägige Abbau auch in größere dass diese Lagerstätten die Südgrenze der Fundstel-

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Abb. 109: Verbreitung eisenzeitlicher Fundstellen in der Montanlandschaft Siegerland und ihrem Umfeld sowie prähistorisch po- tentiell nutzbare Kaolinvorkommen (Nach Heyn 1893, 265 bzw. Kneppe 1980, 99 mit Ergänzungen. – Fundstellenbezeichnung s. Konkordanzliste Kap. 8.2 und Fundstellenliste Kap. 8.1. – Grafik: M. Zeiler).

Fig. 109: Spreading of Iron Age sites of the montane landscape Siegerland, its periphery and potentially strippable deposits of kaolin clay (for site numbers see chapter 8.2 & 8.1).

lenausdehnung markieren. Eine weitere Aufsiedlung Tagebauspuren der Tongewinnung sind ferner in ihrem des klimatisch unwirtlichen Westerwaldes scheint über Umfeld Gruben zum Mauken und Frosten sowie Pflaster die Zone der potentiell nutzbaren Tonlagerstätten hinaus zum Zerkleinern zu erwarten. nicht stattgefunden zu haben. Da ein eisenzeitlicher Für latènezeitliche Töpferöfen wurde nachgewiesen, Tonbergbau bislang nicht bewiesen und darüber hinaus dass teilweise das zum Bau der Wandung nötige Bau- auch wenig über die umliegenden Siedlungen bekannt material kilometerweit beschafft werden konnte404. So ist, kann leider nur spekuliert werden, ob die Aufsiedlung ist es auch durchaus vorstellbar, dass im Siegerland der Westerwaldnordabdachung vielleicht sogar wegen die Kaolingewinnung und -aufbereitung fern der eigent- des Tonbergbaus stattfand. Es ist zu berücksichtigen, lichen Tonabnehmer stattgefunden haben kann. Somit dass die Tongewinnung nicht nur aus dem Bergbau be- können nicht nur die Fundstellen nahe den potentiell steht. Um Kaolin als Magerungsbestandteil für die Ver- prähistorisch erschließbaren Tonlagerstätten Neunkir- hüttungsbetriebe nutzbar zu machen, musste der Ton chen-Salchendorf und Burbach-Wahlbach (Abb. 109: D vor seiner Verarbeitung zerkleinert, gemaukt und sehr u. G) Elemente der Produktionslandschaft Siegerland wahrscheinlich über den Winter gefrostet werden. Da die gewesen sein. Auch entfernt gelegene Tonlagerstätten hohe Zahl an nachgewiesenen Rennöfen enorme Men- waren möglicherweise abbauwürdig. In diesem Zusam- gen an abgebautem Kaolin vermuten lässt, sind daher menhang ist eine Kleinregion im Süden beim Nistertal im Bereich der Tonlagerstätten, neben Bergbauspuren, auffällig (Fundstellen 2080-2084), die nahe zu einer Tonaufbereitungsanlagen zu erwarten. Allerdings sind ei- Tonlagerstätte liegt (Abb. 109: B). Diese Region im Ho- senzeitliche Befunde sowohl zur Tongewinnung als auch hen Westerwald ist klimatisch noch unwirtlicher als das zu seiner Aufbereitung in Mitteleuropa bislang unbe- Siegerland selbst und sicherlich wurde sie daher nicht kannt402. So ist es folglich unmöglich, Betriebsstrukturen aufgrund ihrer landwirtschaftlichen Vorzüge aufgesucht. zu postulieren. Vorstellbar ist ein Abgraben oberflächen- Möglicherweise begründen die Tonlagerstätten die Be- naher Lagerstätten ohne ein Vordringen in große Tiefen. siedlung dieses Raumes, der als Tonlieferant über die Es ist unwahrscheinlich, dass der im 18. Jh. verbreitete Höhenzüge des Westerwaldes oder eventuell über die Schachtabbau des Kaolins403 in vergleichbarer Form Tallagen der Nister mit dem Siegerland verbunden war. bereits während der Eisenzeit Anwendung fand. Neben

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Sollte diese Hypothese zutreffen, erweitert sich der Radi- tallurgische Prozesse stattfinden konnten. Dieser Kanal us der Montanlandschaft Siegerland um 4 km auf 12 km. läuft hangabwärts und trifft dort zumeist im annähernd rechten Winkel auf einen Bach oder einen Quelltopf. Die Neben den fehlenden Befunden zum eisenzeitlichen unterschiedliche Länge der Arbeitskanäle korrespondiert Bergbau – unabhängig davon, ob es sich um Erz- oder mit dem Hanggefälle und lässt das latènezeitliche Vor- 125 Tongewinnung handelt – ist auch zu verzeichnen, dass gehen beim Ofenbau rekonstruieren: Ausgehend von Gezähe dieser Epoche aus diesem Raum unbekannt einem Quellbereich oder einem Bach wurde ein Graben sind. Analog zum früh- bis spätlatènezeitlichen Tagebau hangaufwärts möglichst soweit ausgehoben, dass der zu im Limousin405 sind Geräte mit Schlägel- und Eisen- erbauende Ofen bis zur Schulter im Hang stand. Folglich Funktion bzw. Keilhauen zu erwarten. Diese oder ihre finden sich die meisten latènezeitlichen Hüttenstandorte eindeutig datierten Spuren im Gestein wurden allerdings nicht direkt an den Quellstandorten, wo das Hanggefälle bislang noch nicht entdeckt. Es lassen sich lediglich meist gering ist, sondern zumindest etwas bachabwärts wenige potentiell geeignete Geräte aus dem Siegerland an steileren Bereichen der Bachböschung. Je steiler die bzw. dessen Umfeld aufzählen. Hierzu zählen ein Tüllen- ehemalige Böschung ist, desto kürzer ist der Graben. Die pickel aus Malberg (Unterwesterwald)406 bzw. Hacken häufig postulierte Theorie, die Öfen seien nach kleinkli- mit kurzem Blatt und zu rekonstruierender Knieholz- matischen Windströmen ausgerichtet worden414, ist zu schäftung, wie diejenigen der Alten Burg bei Netphen verwerfen. Dies ist insofern von Bedeutung, da diese (Fundstellen 458-460)407. Die mehrfach als typisch ei- Hypothese das Argument war, künstliche Gebläse im senzeitlich zitierte408 Beethacke aus dem Minnerbach- Siegerländer Rennfeuerprozess der Latènezeit auszu- tal409 ist hingegen in Größe und Form mit modernen schließen415. Die Auswertung der Düsenbefunde am Rheinischen Hacken so ähnlich, dass ihre prähistorische Rennofen an der Wartestraße (Fundstelle 173) zeigte Datierung angezweifelt werden sollte. bereits auf, dass das alt gezeichnete Bild vom Windofen ohne künstliche Gebläse nicht verallgemeinert werden kann, zumal kuppelförmige Ofenparallelen anderer Mon- 5.2.2 Verhüttung und Schmieden tanräume ebenfalls künstliche Gebläse rekonstruieren lassen416. Als weiteres Argument kann hinzugefügt wer- Die meisten eisenzeitlichen Fundstellen der Montanregi- den, dass gerade der Arbeitskanal nachteilige Wirkung on Siegerland sind Schlackenstellen bzw. Schlackenhal- auf die Belüftung des Ofens hat und damit künstliche den. Sie dominieren klar das Fundstellenbild (Abb. 109) Gebläse als Voraussetzungen der Verhüttung noch und wurden von allen Fundstellenkategorien bislang wahrscheinlicher macht. Denn die Arbeitskanäle wur- am intensivsten untersucht. Als technische Prozesse den in den meisten Fällen quer zur Windrichtung der können die Verhüttung, die Reinigung der Luppe sowie lokalen Hangwinde angelegt. Dadurch befindet sich der das Schmieden des gewonnenen Stahls unterschieden Schürkanal unterhalb der Geländeoberfläche und folglich werden. liegt diese Ofenöffnung im Windschatten. Durch Ausbesserungen, die in der Ofenwand bemerkt Die Rennfeuerverhüttung, die Ofenform sowie ihre Ent- wurden417, ist bekannt, dass die Siegerländer Rennöfen wicklung wurden bereits ausführlich mit ihrer ganzen mehrfach genutzt wurden. Die Altforschung ging aller- Forschungsproblematik von Garner dargelegt410. Gass- dings davon aus, dass man nach jeder Ofenreise die mann bewies ferner die regelhafte Verwendung von Ka- Anlage aufbrach, um die Schlacken auszuräumen418. olin als Magerungsbestandteil der Ofenwandung411. Es Das 2009 durchgeführte Verhüttungsexperiment in Hai- ist noch einmal darauf hinzuweisen, dass die imposan- ger-Offdilln ergab wichtige Anhaltspunkte zur Nutzungs- te Größe der Rennöfen eventuell mit der Verwendung zeit der prähistorischen Öfen. Im Experiment konnte von großteiligem, unvermeilertem Holz als Brennstoff mit organischen Geräten durch die Gichtöffnung und zusammenhängt412. Dies legen auch wikingerzeitliche den Schürkanal der Schlackenklotz zerteilt und dieser Öfen Skandinaviens mit vergleichbaren Abmessungen anschließend durch den Kanal entnommen werden ohne nahe, die auf diese Art befeuert wurden413. Da zudem den Ofen zu schädigen. Zudem zeigt der Haigerer Ofen, bislang bei keiner der vielen Grabungen auf eisenzeitli- dass die Ofenwand mit jeder Reise dichter und dadurch chen Fundstellen im Siegerland jemals Meiler nachge- geeigneter wird. Folglich wird auch für die latènezeitli- wiesen wurden, ist folglich davon auszugehen, dass es chen Rennöfen angenommen, dass sie nach dem Ver- keine eisenzeitliche Meilerei gab. Als Brennstoff diente hüttungsvorgang nicht aufgebrochen wurden. unvermeilertes Holz. Aber nicht nur die Rennöfen zeigen mehrfache Nutzung Auch die Funktion der Gräben, die den Öfen vorgelagert auf. Auch die Verhüttungsplätze insgesamt wurden lange sind und denen besonders in der Altforschung großes und teilweise auch mehrfach benutzt, wie 14C-Datie- Gewicht beigemessen wurde, muss heute als überholt rungen419, überlagernde oder sehr dicht angeordnete gelten. Der Schürkanal der Rennöfen ist teilweise durch Ofengrundrisse420 sowie evtl. mehrere dicht stehende lokal anstehende Steinplatten verstärkt, er mündet in ei- Gebäudegrundrisse421 nahe legen. nen vorgelagerten Graben (Arbeitskanal), dessen Länge zwischen 4 und 10 m schwankt und in dem weitere me-

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Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Alle bisherigen Ausgrabungen legten keinen Verhüt- Eine massive Plattform aus metallurgischen Abfällen tungsplatz mit seinem Kontext vollständig frei, vielleicht (teilweise stärker als 50 cm) erstreckt sich über neun gelingt dies am Gerhardsseifen (Fundstelle 324). Trotz- Meter Länge im Arbeitskanal des Rennofens des Trül- dem lassen sich erstmals Regelhaftigkeiten in der Struk- lesseifens (Abb. 69, A-B, Fundstelle 127), vergleichbar tur der Verhüttungswerkstätten auf Grundlage der Gra- ist eine deutlich kleinere Plattform am Gerhardsseifen, 127 bungen Engsbach (Fundstellen 2020-2022), Minnerbach die sich ebenfalls in einem dem Ofen vorgelagerten Be- (Fundstelle 1476), Wartestraße (Fundstelle 173) sowie reich findet (Abb. 69, C, Fundstelle 324). Möglicherweise Trüllesseifen (Fundstelle 127) formulieren, ergänzt durch lässt sich ebenso Befund E15 der Grabung Krasas im die Zwischenergebnisse der aktuellen Grabungen am Engsbachtal (Fundstellen 2020-2022) deuten, der sich Gerhardsseifen (Fundstelle 324) sowie an der oberen in der Verlängerung des Arbeitskanals von Rennofen E9 Felsenbach (Fundstelle 1090). befindet. Auch in der westlichen Bachböschung, ca. 80 m Elemente eines latènezeitlichen Verhüttungsplatzes unterhalb der Grabungsstelle Behaghels an der Minner- sind neben dem häufig mehrphasigen Rennofen sowie bach, findet sich eine derartige, bis 6 cm massive Brec- seinem vorgelagerten Graben, die ebenfalls vorgela- cie auf einer Länge von mindestens 4 m (Abb. 69, D-E, gerten Schlackenhalden sowie Aufbereitungsbereiche Fundstelle 1476). Es ist anzunehmen, dass sie einem und Materiallager im rückwärtigen Bereich des Ofens noch in der Wiese befindlichen Rennofen vorgelagert (Abb. 110). Überdachungen (Bühnen) sind häufig. Die ist. Gassmann und Yalçin sprechen diese Plattformen direkte Nachbarschaft des Produktionsareals zu einem als Schlackenbreccien an. Sie enthalten metallurgische Bach ist ebenfalls typisch, weil große Wassermengen Abfälle sowohl der Verhüttung als auch der daran an- beim Bau des Ofens benötigt wurden. Dagegen sind schließenden Reinigung der Luppe (Ausheizen424) und Aufbereitungsbereiche von Erz, Lehm und Luppe un- entstanden allmählich in vielen Prozessen425. Es bleibt terschiedlich oft an den Fundstellen nachgewiesen: Be- zukünftig zu überprüfen, ob Schlackenbreccien ein regel- haghel beschreibt im rückwärtigen Bereich eines Renn- haftes Element an den eisenzeitlichen Verhüttungsplät- ofens an der Minnerbach einen Röstplatz sowie einen zen des Siegerlandes sind und wenn nicht, ob ihr Fehlen Ambossstein zum Zerpochen des gerösteten Erzes, auf eine andere Ausheiztechnik hinweisen könnte: Die vergleichbar ist die Anordnung an der Wartestraße. Auch metallurgischen Reste vom Höllenrain (Fundstelle 1027) Pochrückstände am Gerhardsseifen lassen auf große lassen ein Ausheizen von Luppen in eingetieften oder Nähe zwischen Ofen und Erzaufbereitung schließen. erhöhten Essen skizzieren, wobei als metallurgischer Am Oberlauf der Felsenbach befindet sich hingegen Abfall eine kalottenförmige Schlacke entsteht, die durch ein als Röstgrube gedeuteter Befund mindestens 20 einen anhaftenden, zapfenförmig gegen die Richtung m von den Ofenstandorten abgelegen. Möglicherweise der Luftzufuhr in die Esse hinein erstarrten, Schlacken- lässt ein 50 kg schwerer Brauneisenstein, der aus dem abfluss charakterisiert ist (s. Abb 111: A). Die Fundstelle Arbeitskanal eines Rennofens an der Obersten Hubach Fahrtenseifen (Fundstelle 2030) weist sogar zusammen- geborgen wurde (Fundstelle 1499), ein Erzlager in der gebackene Kalotten diesen Typs auf (Abb. 111: B). Krasa Nähe des Rennofens vermuten. Dies deutet sich auch beschreibt, dass zuweilen Schlackenzapfen erstarrt in am Gerhardsseifen an, wo bislang bereits mehr als 100 den Löchern von Düsenziegeln aufgefunden wurden426, kg Erz geborgen wurden. was sich mit den experimentalarchäologischen Erfahrun- gen Gilles deckt, bei dessen Ausheizversuchen Schla- Während bereits zahlreiche Erkenntnisse zur Verhüttung cke in die Ziegeldüse lief und dort erstarrte427. Bekannt in der Vergangenheit gewonnen wurden, sind die daran ist auch ein Düsenziegelfragment der Flur Altes Feld/ anschließenden Schritte der Luppenreinigung und des Netphen-Niedernetphen, das durch anhaftende Schlacke Schmiedens erst in Ansätzen erforscht. Aus den Fund- im Düsenloch auf der der Esse zugewandten Ziegelseite plätzen Wartestraße (Fundstelle 173)422 und Minnerbach charakterisiert ist. Von der gleichen Fundstelle (Fund- (Fundstelle 1476)423 sind klein geschlagene Schlacken stelle 2058) stammen zudem Schlackenzapfen. Außer- des Rennprozesses sowie Pochsteine bekannt, die auf dem beschreibt H. Hadem, dass, vor dem behutsamen die Zerkleinerung der Luppe bzw. auf die Selektion ei- Austreiben der Schlacke aus der „Luppe“ seiner Renn- senreichen Materials im Schlackenklotz nach der Ver- ofenexperimente, die „Luppe“ zunächst bis zur Weißglut hüttung hinweisen. in einer modernen Esse erhitzt werden musste. Dabei bildete sich in der Esse eine Schlackenkalotte und der temperaturbedingte Schlackenfluss hin zur Luftzufuhr Abb. 110 (links): Strukturschemata eisenzeitlicher Verhüt- 428 tungsplätze im Siegerland (genordet; weiß hinterlegt: jeweils führte zu deren Verstopfung . ausgegrabene Flächen). – A: Trüllesseifen/Fundstelle 127. Neben den Schlackenkalotten und -zapfen sind weiterhin – B: Minnerbach/Fundstelle 1476, Ofen 4. – C: Minnerbach/ Düsenziegelfragmente eine typische Fundgattung dieses Fundstelle 1476, Ofen 1. – D: Engsbachtal/Fundstellen 2020- Fundstellentyps. Bislang wurde allerdings nur ein intakter 2022. – E: Wartestraße/Fundstelle 173 (Grafik: M. Zeiler). Ziegel aus der Fuchshöhle (Fundstelle 1404) mit einer Fig. 110 (left): Schema of structures of Iron Age smelting Größe von 7,5 x 12 cm sowie einer Düsenweite von 2,5 places in the Siegerland (oriented north; white planes: exca- cm geborgen429. Eventuell bestand auch bei der von vated areas). – A: Site 127. – B: Site 1476, furnace 4. – C: Site 1476, furnace 1. –D: Site 2020-2022. – E: Site 173. Weisgerber gestört angetroffenen, latènezeitlichen Ver-

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Abb. 111: A: Kalottenförmige Schmiedeschlacke mit anhaftendem Schlackenzapfen. – B: Verbackene Kalotten/Alchen, Fundstelle 2030. – C: Grubenbefund mit randlichem Düsenziegelfragment/Leimbachtal, Fundstelle 192. – C1: Düsenziegel. – C2: Grubensohle (Fotos: G. Schardt und C. Wirth).

Fig. 111: A: Dome-shaped smithing slag with conical part. – B: Two cemented dome-shaped smithing slags (site 2030). – Pit with tuyere at the border (site 192). – C1: Tuyere. – C2: Ground of the pit.

hüttungsfundstelle im Leimbachtal (Fundstelle 192), von werden. Denn auch Hinweise Behaghels auf Schmie- der keine Schlackenbreccie bekannt ist, ein ähnlicher detätigkeiten an der Fundstelle Minnerbach (Fundstel- Befund: An eine grubenartige mit Asche verfüllte Vertie- le 1476) sind leider nicht eindeutig. Er beschreibt für fung, deren Sohle eine Steinplatte bildet (Abb. 111, C: 2), die von ihm untersuchten Verhüttungsfundstellen keine schloss ein Düsenziegel an (Abb. 111, C: 1). Der Befund Schlackenbreccien, die Haldenbereiche scheinen aber lässt auf eine Esse mit schräger bis muldenförmiger Soh- auch nicht ausgegraben worden zu sein. Gleichzeitig le schließen, bei der von oben Luft eingeblasen wurde. dokumentierte Behaghel eine ausgegrabene Schmie- An der Stelle der größten Hitze in der Esse, im Luftstrom degrube mit nahe gelegenen „Luppenstücken“430. Bei aus der Düse, könnte sich ein Schlackenfluss gebildet einer Nachbegehung der Fundstelle 2011 konnte ein haben, der zapfenförmig erstarrte und zu oben beschrie- Düsenziegelfragment aufgefunden werden, welches benen Schlackenformen führte (wie z. B. auf Abb. 111, Bestandteil einer Schmiedesse gewesen sein kann, aber A). Bei der Nachbegehung der Fundstelle 2011 wurde aus keinem gesicherten Kontext stammt. Schlackenzap- tatsächlich aus dem unterhalb der Grabung liegenden fen fanden sich nicht. Bach ein Schlackenzapfen geborgen. Damit deutet sich Zukünftig ist bei Geländearbeiten an Verhüttungsfund- an, dass im Siegerland Verhüttungsfundplätze zu unter- stellen sowohl auf Schlackenbreccien als auch auf ka- scheiden sind, zu deren Rückständen entweder Schla- lottenförmige Schlacken sowie zapfenförmige Schlacken ckenbreccien oder Schlackenzapfen gehören. Leider ein Augenmerk zu richten. Es ist auch zu überprüfen, ob kann dies derzeit mangels Nachweisen kaum überprüft

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 der Eindruck stimmt, dass auf allen Verhüttungsplätzen Gebäudegrundriss, mehreren Podien und gleich mehre- eine Luppenreinigung stattfand. ren Werkplätzen durch Menic ist der erste aussagekräfti- ge Beitrag zur Rekonstruktion der Werkstattorganisation Im Gegensatz zu Verhüttungsfundstellen wurden im Sie- einer eisenzeitlichen Schmiede im Siegerland435 (s. auch gerland bislang Werkplätze mit ausschließlich Schmie- Beitrag Menic in dieser Publikation). 129 denachweisen weniger häufig untersucht (Fundstellen 1027, 2020-2022 u. 2030). Verallgemeinerte Aussagen Der Fundstoff an den metallurgischen Werkplätzen bein- zur Platzstruktur verbieten sich daher derzeitig. Lediglich haltet kaum eindeutiges Werkzeug. Beispielsweise kann die Gewässernähe scheint bei der Standortwahl der ein konisches Röhrenfragment von der Schmiedefund- Schmiedeplätze im Gegensatz zu den Verhüttungsstel- stelle Wickersbach (Fundstelle 2066) eine Blasebalg- len weniger eine Rolle gespielt zu haben. Dies kann schnauze darstellen436. Eine Parallele fand sich an der damit erklärt werden, dass beim Bau von Schmiedeein- Engsbach (Fundstellen 2020-2022)437, deren Deutung richtungen der Wasserbedarf nicht annähernd so groß aber genauso wie die des erstgenannten Exemplares war, wie beim Bau der Rennöfen. auch als Lanzenschuh möglich ist. Ein als Schlacken- Vergleichbar mit anderen Schmiedeplätzen der Eisen- kratze gedeutetes Artefakt aus dem Engsbachtal438 kann zeit431 finden sich im Siegerland eingetiefte, 0,5-1,5 m ebenso gut ein Werkzeug zur Lederbearbeitung sein. ausgedehnte Herdeinrichtungen, die stellenweise eine Damit zeigt sich im Siegerland der gleiche Mangel an Einfassung aus Schlacken oder gebranntem Lehm auf- Werkzeugen, wie er allgemein an metallurgischen Fund- weisen, und außerdem auch Überdachungen432. Im stellen üblich ist. Hier blieben nur in großer Zahl Rück- Falle der Podiengruppen mit Schmiedenachweisen auf stände der Produktion (Schlacken, Ofenwandungsfrag- der Flur Wenscht (Fundstelle 2063), die nahezu ohne mente, Düsenziegel, Brandlehm, Erze, Pochrückstände, Dokumentation überbaut wurden, lässt sich die Befund- Holzkohle) sowie leicht verfügbares Gerät, wie häufig beschreibung Becks dahingehend deuten, dass sich dokumentierte Steingeräte zurück. Es handelt sich bei- hier eine der überregional seltenen433 eisenzeitlichen spielsweise um Stößel aus Quarzit mit Schlagspuren am Schmiedegruben mit angesetzter Esse befand (Abb. Schmiedeplatz Neuer Wald (Fundstelle 2066), die dazu 112)434. Die Auswertung der Fundstelle Höllenrain mit gedient haben sollen, die Luppe zu zerkleinern439. Auch

Abb. 112: Rekonstruktionsversuch einer Schmiedegrube mit angesetzter Esse nach den Befunden von Lahnau-Atzbach, Sévaz „Tudinges“ sowie Sopron-Krautacker (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 112: Reconstruction of a smithy consisting of smithing pit and hearth based on the features of Lahnau-Atzbach, Sévaz “Tu- dinges” and Sopron-Krautacker.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 am Schmiedeplatz Neunkirchen-Zeppenfeld (Fundstelle Fundstellenkontext eisenzeitlich sein könnte, sind keine 2060) wurde ein steinerner Amboss mit gepickter Ober- eisenzeitlichen Wege durch archäologische Geländefor- fläche nachgewiesen440. Neben zerpochten Erzen und schung im Siegerland bezeugt. Die Rekonstruktion der Schlacken fanden sich an der Minnerbach (Fundstelle prähistorischen Verkehrsstruktur wird daher auf theoreti- 130 1476) ferner Pochsteine aus Basalt441. Pochplatten und schem Wege versucht. Sie erschließt sich durch die ge- ein Läuferstein aus dem Verhüttungsplatz Wartestraße meinsame Kartierung von Fundstellen, die nach J. Meier (Fundstelle 173) mit Hämatitspuren dienten vielleicht und H. D. Atzkern verkehrsräumliche Bewegungsabläufe zum Zermahlen und/oder Pochen des Erzes442. Evtl. aufzeigen446, zusammen mit naturräumlich vorgegebe- wurde aber auch mit dem Läuferstein das geröstete Erz nen Verbindungskorridoren. gepocht, da dies sich im Verhüttungsexperiment 2009 Naturräumlich vorgegebene Verbindungskorridore sind leicht pochen ließ und an der Pochstelle neben Gang- die ebenen Hochlagen der Berge, die heute noch durch material auch Hämatitgrus zurück blieb. Hohlwege charakterisiert sind, sowie die Talbereiche Abschließend ist noch auf die von Beck überlieferten, und die Tieflagen. Diese Korridore werden vertikal durch rot gebrannten „Tonleisten“ einzugehen, die er an der die Täler der Seifen oder ihrer Vorfluter verbunden. Die Wickersbach dokumentierte (Fundstelle 2066). Sie Fundstellenverteilung ist sehr stark vertikal ausgerichtet, wiesen eine Länge von 10 cm sowie einen dreieckigen beispielsweise durch den Transport von Erz vom Abbau- Querschnitt auf443. Beck deutete sie als Feuerböcke444, ort an den Kuppen zu den tiefer liegenden Hüttenplätzen wogegen Behaghel sie als Briquetage einer Pottasche- an den Wasservorkommen der Oberhanglagen. Da im siederei interpretierte. Die hier gewonnene Pottasche Mittelalter und in der frühen Neuzeit das Siedlungsbild hätte als alkalischer Zuschlag im Rennfeuerprozess dort im Siegerland vergleichbar ist, kann sogar diskutiert Verwendung gefunden445. Möglicherweise fand aber werden, dass die im Mittelalter und vor allem während Beck nur gebrannten Lehm eines Meilers, der sich über der Neuzeit entstandenen Hohlwegtrassen den Verlauf der Schmiedefundstelle befand: Die Ausgrabungen prähistorischer Verbindungskorridore abbilden. am latènezeitlichen Verhüttungsplatz Gerhardsseifen Da überlieferungsbedingt (s. Kap. 3.3) bislang lediglich (Fundstelle 324) mit überlagernden Schichten neuzeitli- die Hochlagen sowie die Täler der Seifen im westlichen cher Platzmeiler erbrachten aus dessen Randbereichen Siegerland (Naturraum A) dicht aufgesiedelt zu sein Klumpen gebrannten Lehms der Länge 10 bis 25 cm. scheinen, entsteht der Eindruck, dass vor allem den Hö- Diese können anhand gleicher Rückstände bei einer henwegen die größte Bedeutung als Verbindungskorri- rezenten Meilerei gedeutet werden (s. Kap. 4.2.6): Sie dore zukam. Wenn aber die naturräumlich vorgegebenen stammen von der Abdeckung der Meiler, die beim Mei- Verbindungskorridore systematisiert werden und dabei lerbrand aushärten kann und beim Öffnen an den Meiler- auch zwischen dem Hohem Westerwald, dem westlichen rand geschoben wird. und dem östlichen Siegerland unterschieden wird, so erschließt sich eine andere Höhenzone als wesentlich bedeutendere Verbindungstrasse. 5.2.3 Verkehrsstruktur Auf dem Schema Abbildung 113 sind die naturräumlich vorgegebenen Verbindungskorridore als Pfeile darge- Bis auf einen Hohlwegabschnitt bei Fundstelle 968, stellt. Sie sind in Höhenzonen gegliedert und zeigen der aufgrund seiner Einbettung in einen eisenzeitlichen regional unterschiedlich differenzierte Verbindungsmög-

Abb. 113: Schema der naturräumlich vorgegebenen Verkehrshöhenzonen im Hohen Westerwald, im westlichen und im östlichen Siegerland. – Gelb: Verkehrsknotenpunkte (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 113: Schedule of the natural given track zones in the mountains of the Hoher Westerwald, in the Western and Eastern Sie- gerland.

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Abb. 114: Lage eisenzeitlicher Fundstellen sowie potentielle Verkehrstrassen in den Tälern der größeren Gewässer. A: Alche. – AB: Asdorfer Bach. – D: Daadenbach. – E: Eisernbach. – H: Heller. – N: Netphe. – S: Sieg. – W: Weiss. – WB: Wildenbach (Grafik: M. Zeiler)).

Fig. 114: Location of Iron Age sites and potential traces of tracks in the valleys of the major rivers.

lichkeiten auf. Der Hohe Westerwald ist mit dem westli- grund der breiteren Täler eine weniger wichtige Rolle. chen Siegerland ausschließlich über die Höhenwege auf Somit kristallisieren sich zusammenfassend die Täler den plateauartigen Kuppen der Berge verbunden, von von Alche, Asdorfer Bach, Eisernbach, Netphe, Obere denen im Westerwald selbst Kleinräume erschlossen Sieg, Weiß und Wildenbach als diejenigen Korridore werden. Im westlichen Siegerland bestimmen dagegen heraus, die die in den Hochlagen zergliederte Montan- die Gewässertäler stärker die Wegesituation. Die Höhen- landschaft vereinigten. Am Zusammenschluss dieser züge sind stärker durch die Täler zerschnitten, wodurch Gewässer mit Sieg, Heller oder dem Daadenbach bzw. Pässe eine größere Bedeutung für die Infrastruktur ha- am Zusammenschluss der sechs aufgezählten Bäche ben. Die Gewässertäler in den Hochlagen, wo die Seifen mit den zufließenden Seifen können Verkehrsknoten- entspringen und die meisten montanarchäologischen punkte bestanden haben. Fundstellen bekannt sind, vereinigen sich in tieferen Lagen zu breiteren Verbindungskorridoren, wo die Seifen zu größeren Gewässern zusammenlaufen. Es handelt 5.2.4 Siedlungswesen und Landwirtschaft sich um die Täler der Alche, des Asdorfer Bachs, des Eisernbachs und des Wildenbachs (Abb. 114). Diese Siedlungsstellen der vorrömischen Eisenzeit des Sieger- Täler zerschneiden die längsten Höhenwegtrassen, wes- landes sind neben seltenen Wallburgen und Grubenbe- wegen die Täler von Reisenden zwangsläufig durchquert funden447 in erster Linie Podien bzw. seltener Podien- werden mussten. Darüber hinaus ist über die Täler der gruppen, die trotz des beschränkten Untersuchungsstan- aufgezählten Bäche, im Gegensatz zu den Höhenwegen, des immer wieder in die Betrachtung und Interpretation die gesamte Montanlandschaft verbunden. Dies liegt ausgegrabener Hüttenplätze einbezogen wurden448. Alt daran, dass die Bäche in die Hauptvorfluter Sieg, Heller gegrabene Siedlungsbefunde befinden sich am Quelltopf oder Daadenbach münden, die das westliche Sieger- des Scheldebachs (Fundstelle 364), im Fahrtenseifen land durchqueren. Außerdem bilden die vergleichbaren (Fundstelle 2030), im Volkersbachtal (Fundstelle 2060), Täler der Netphe und der Weiß, in denen sich ebenso im Minnerbachtal (Fundstelle 1476), am Wildweiberhäus- wie im Tal der oberen Sieg die Seifen sammeln, natür- chen (Fundstellen 286 u. 288-289)449 oder am Höllenrain lich vorgegebene Verbindungskorridore in das östliche (Fundstelle 1027). Im Lahn-Dill-Kreis wurden in den 60er Siegerland. Dort wiederum spielen die Höhenwege auf- Jahren Podien am Rechelsborn (Fundstelle 2122) von

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 H. Schoppa ausgegraben, während im Rahmen eines diese Schuttflächen auch intentionell angelegt worden Erschließungsverfahrens zwischen 2000 und 2003 Podi- sein. Sie sind wasserdurchlässig und können als unter- en der Kalteiche (Fundstelle 2127) gegraben wurden450. irdische Drainage einsickerndes Niederschlagswasser Im Rahmen des Siegerlandprojektes wurden bislang die schnell ableiten. Diese Art der Drainage ist spätestens 132 Podiengruppen Hornsberg (Fundstelle 120-121) sowie seit der Urnenfelderzeit im deutschen Mittelgebirgsraum Höllenrain untersucht bzw. nachuntersucht. bekannt453.

Die Podien sind in der Regel oval, hangparallel und ihre Die wenigen großflächig gegrabenen Podien der vorrö- Flächengröße schwankt zwischen 20 und über 200 Qua- mischen Eisenzeit im Siegerland weisen zumeist unein- dratmeter. Südliche Hangexpositionen im Windschatten deutige Gebäudegrundrisse auf, die als Pfostenständer- mit langer Sonnenbestrahlung wurden bevorzugt aus- bauten oder, analog zu dem eisenzeitlichen Grundriss gesucht. Trockensteinmauern bzw. mit Steinen verstärk- von Podium 1 auf der Kalteiche (Fundstelle 2127), als te Böschungen an der hangabgewandten Seite ließen eine Kombination aus Schwell- und Ständerkonstrukti- sich häufig feststellen (Fundstellen 120-121, 288-289 u. onen gedeutet werden (Abb. 115). Sofern diese Grund- 2125)451, während die Deutung von flächigen Steinan- rissrekonstruktionen zutreffen, beträgt die Innenfläche sammlungen als so genannte Pflaster452 auf der Podien- der Gebäude zwischen 11 und 32 Quadratmeter, wo- fläche in Frage zu stellen ist: Zum einen sind eiszeitlich gegen die Analogie von der Kalteiche 41 Quadratmeter gebildete Schuttdecken im Arbeitsgebiet typisch. Sie Fläche aufweist. Allen Befunden ist gemeinsam, dass werden zwangsläufig bei Anlage des Podiums und dem regelhaft Keilsteine in den Pfostenlöchern die Ständer damit verbundenen Abtrag des Ober- und des Unterbo- stabilisierten und dass die Gebäude hangparallel erbaut dens im Untergrund angetroffen. Zum anderen können wurden. Die Grundrisse lassen ein- bis zweischiffige

Abb. 115: Rekonstruierte und genordete Gebäudegrundrisse des Siegerlandes bzw. seines Umfeldes. – A: Minnerbachtal, Ofen 1/Fundstelle 1476. – B: Neunkirchen-Zeppenfeld, „Wohnpodium“/Fundstelle 2060. – C: Fahrtenseifen, Grabung 1985/Fundstelle 2030. – C1: Türbereich. – C2: Wegwerfzone. – D: Kalteiche, Podium 1/Fundstelle 2127, die Steinkonzentrationen wurden nur ausschnittweise erfasst (Grafik: M. Zeiler).

Fig. 115: Reconstructed and oriented north ground plots of buildings in the Siegerland and its periphery. – A: site 1476, furnace 1. – B: site 2060. – C: site 2030. – C1: possible position of the door. – C2: throwing zone. – D: site 2127.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Bauten rekonstruieren. Überlagernde Pfostenlöcher kön- Einzelne Podien, bzw. Gruppen bis zu drei Podien über- nen auf Ausbesserungen und damit auf eine längerfristi- wiegen im Fundstellenbild, während größere Gruppen ge Nutzung der Gebäude hindeuten. Das überwiegende seltener sind und sich häufiger im Osten als im Wes- Längen-/Breitenverhältnis beträgt zwischen 1,4-1,5. Die ten finden. Bislang ist auch nur eine Lesefundstelle im Grundrissgrößen und -formen weichen damit nicht von Arbeitsgebiet unter dem heutigen Leimbachstadion in 133 bisher bekannten im deutschen Mittelgebirgsraum und Siegen groß genug, um als eisenzeitliches Dorf gedeu- seiner Randgebiete ab454. Lediglich der nicht publizierte tet werden zu können (Fundstellen 1467-1468). Es ist Hausgrundriss des gegrabenen Podiums am Schelde- anzuzweifeln, dass dieses gegenwärtig dominierende bach (Fundstelle 364) weist mit einer Länge von 8 und Bild tatsächlich dem eisenzeitlichen Siedlungsmuster einer Breite von 7 m455 ebenso wie der Grundriss von entspricht. Sollten die bisherigen Siedlungsnachweise der Kalteiche einen beinahe quadratischen Grundriss repräsentativ für das Gesamtbild sein, so ist lediglich auf. Auch die Größe dieses rekonstruierten Grundrisses ein saisonaler Aufenthalt von Berg- und Hüttenleuten weicht von den anderen beschriebenen Siegerländer zu rekonstruieren, die für die Dauer einer Kampagne Beispielen ab und sollte daher bei einer Vorlage dieser zumeist provisorische und archäologisch nicht nachweis- Befunde überprüft werden. bare Unterkünfte nutzten. Es kann aber auch sein, dass Beim Grundriss vom Fahrtenseifen (Fundstelle 2030) Dörfer in den Tieflagen überlieferungsbedingt heute nicht befindet sich der vermutete 80 cm breite Eingang an der bekannt sind (s. Kap. 3.3). Dort befinden sich nämlich wettergeschützten Ostseite. Direkt daneben deuten zahl- nicht nur die oben (s. Kap. 5.2.3) diskutierten naturräum- reiche Scherbenfunde auf eine Wegwerfzone hin. Eine lich vorgegebenen Verbindungskorridore, sondern auch weitere Besonderheit dieser Fundstelle ist der Nachweis potentielle Nutzflächen für den Ackerbau. Folglich sind mehrerer Feuerstellen, die eingefasst oder sogar über- in diesen Lagen auch auf diese Nutzflächen bezogene kuppelt waren und als Backofen interpretiert werden456. Wirtschaftseinheiten zu erwarten (Abb. 107). Sie können in Form und Ausdehnung mit ähnlichen Be- Als Beispiel mag die bereits erwähnte Fundstelle un- funden aus dem östlich benachbarten Raum verglichen ter dem Leimbachstadion im Leimbachtal gelten, an werden (Fundstellen 2122 u. 2125). Vielleicht sind auch dessen Ober- und Mittellauf sowie seinen Seitentälern die steinausgekleideten Feuerstellen der Steinbachs- Verhüttungsstellen nachgewiesen sind. Folglich hätte ecke (Fundstelle 176) dem zur Seite zu stellen. dieses angenommene Dorf am Kreuzungspunkt der Ver- Bislang ist jeweils nur ein Gebäude pro Fundstelle nach- bindungswege der Täler gelegen. Schmiedeschlacken gewiesen, auch wenn dort mehrere Podien untersucht wurden von der Fundstelle unter dem Stadion beschrie- wurden und gleich datieren457. Folglich kann bei nur voll- ben, aber es fand keine ausreichende archäologische ständig ausgegrabenen Podiengruppen wie am Horns- Baubegleitung statt. Damit bleibt leider auch unbeant- berg (Fundstellen 120-121 und am Höllenrain Fundstelle wortet, ob vielleicht hier ein kleinregionales Zentrum der 1027) nicht grundsätzlich davon ausgegangen werden, Montanlanschaft bestand, das beispielsweise die Pro- dass hier gleichzeitig Gebäudegruppen bestanden. Die dukte der Verhüttungswerkstätten in den benachbarten höhere Anzahl von Terrassen an diesen Fundstellen Tälern weiter verarbeitete oder an deren überregionaler kann nämlich auch infolge einer langen Platzkontinuität Verteilung beteiligt war. entstanden sein. Zahlreiche weitere Fundstellen in den Tieflagen deu- Forschungsgeschichtlich bedingt, stehen die meisten ten möglicherweise auf eine vergleichbare Situation hin der untersuchten Podien im Zusammenhang mit metal- (Fundstellen 171, 291, 298, 1468 u. 2139), ihr Untersu- lurgischen Aktivitäten. Hierbei sind neben Schutzbau- chungsstand ist aber noch eingeschränkter. ten für die Arbeit, für Brennstoff oder für die Produkte, auch Unterkünfte zu erwarten. Insbesondere wenn eine An den schwierigen Forschungsstand zu möglichen längerfristige und ortsgebundene Produktion von einer Siedlungen in den Tieflagen schließen sich thematisch Personengruppe angenommen wird, was im Falle der die ebenfalls kaum erkennbaren Hinweise auf eine ei- Verhüttungsfundstellen mit zahlreichen Rennöfen wahr- senzeitliche Landwirtschaft in der Region an. Wie bereits scheinlich ist. Eine Vorstellung von der Mindestgröße oben ausgeführt (s. Kap. 2.2.1), stellt das Siegerland bis der Gruppe geben mittelalterliche Quellen, die für die auf seine südexponierten Beckenlagen keinen Gunst- Brennstoffversorgung, die Verhüttung und das Aushei- raum für den Ackerbau dar und lässt daher auch kein pri- zen ca. fünf Personen als notwendig beschreiben458. mär auf Ackerbaustandorte ausgerichtetes Siedlungsbild Auch Garner schätzt, basierend auf ethnologischen Be- erwarten. Fundstellen von Pflugscharen werden häufig trachtungen459, die nötige Menge an Arbeitern bei einem in Bezug zu Ackerbau gesetzt, doch können sie ebenso mehrtägigen Verhüttungsvorgang und dem Einsatz von im Sinne Stöllners als Halbzeug einer verarbeitenden zwei Blasebälgen auf mindestens fünf Personen, da pro Schmiede oder als Weihegaben eines „Kultes mit agra- permanent betriebenem Blasebalg zwei Personen nötig ren oder Fruchtbarkeitsprinzipien“ gedeutet werden461. sind460. Die Gesamtzahl an Arbeitern an einem Verhüt- Der in Kapitel 5.1.1 beschriebene Lagebezug von Podien tungs- oder Schmiedeplatz ist aber ohne die Kenntnis zu ihrem naturräumlichen Umfeld deutet eventuell auf der Dauer und Intensität der Aktivitäten während der kleine landwirtschaftliche Betriebe am Rand der acker- vorrömischen Eisenzeit allgemein schwer abzuschätzen. baulich nutzbaren Standorte hin (Abb. 107). Die exem-

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 plarische Detailprospektion zweier solcher Standorte mit Da Wallanlagen in der Mittelgebirgszone während des ihren Randbereichen in der ersten Projekthauptphase zweiten Burgenhorizontes (Mittel- bis Spätlatènezeit) (Fundstellen 1089 u. 1009) erbrachte allerdings keine nach B. Sicherl mehr auf die Niederungsgebiete bezogen aussagekräftigen Ergebnisse. sind als diejenigen des älteren Horizontes465, ist der Bühl 134 möglicherweise aus diesem Grund mittel- bis spätlatène- Nun ist noch auf die befestigten Höhensiedlungen (Wall- zeitlich. Allerdings bleibt eine aussagekräftige Datierung burgen) einzugehen, die sich mehrheitlich außerhalb der Wallanlage abzuwarten. Die Bedeutung des Bühls der erzführenden Zone des Arbeitsgebietes finden. Die besteht auch darin, dass sich nördlich von ihm eine pla- nächsten Wallanlagen an der Peripherie des Arbeitsge- teauartige und siedlungsgünstige Fläche anschließt. bietes (Abb. 109) sind die Alte Burg bei Netphen (Fund- Allerdings wurde auch sie bereits unbeobachtet überbaut stellen 458-460), die Burg bei Burbach (Fundstelle 2138) und zerstört (Abb. 45). Außerdem grenzte diese Fläche sowie der Hohenseelbachskopf (Fundstelle 2076). Die im Norden an den Rothenberg mit dem Felsenbachtal Alte Burg bei Netphen wird durch Funde von Drehschei- an, wo nachweislich im 3. Jh. v. Chr. eine ausgedehnte benkeramik in die jüngere Latènezeit datiert462. Die Burg Eisenverhüttung existierte (Fundstellen 173 u.1090). Ob bei Burbach wurde zumindest während der Mittel- bis und in welcher Art und Weise eine Verbindung zwischen Spätlatènezeit aufgesucht, wie ein Münzfund sowie we- Wallburg, möglicher Siedlung und dem Hüttengebiet nige aussagekräftig verzierte Scherben schließen las- bestand wird nicht mehr zu klären sein. Dies stellt einen sen (Abb. 116). Der Hohenseelbachskopf ist dagegen unersetzlichen Verlust dar, da es sich hier zum einen um lediglich als vorgeschichtlich zu datieren463. Einzig die den Mittelpunkt der eisenzeitlichen Montanlandschaft durch einen Abschnittswall befestigte Fundstelle Bühl Siegerland handelt und zum anderen, weil kein weiteres (Fundstelle 86) liegt mitten im Arbeitsgebiet. Die ein- Ensemble mit diesen Fundstellengattungen im Arbeits- gefasste Fläche beträgt 32 ha. Die Fundstelle befindet gebiet existiert. sich in einer Siegschleife und ist durch Steilhänge zu- Auch der Hohenseelbachskopf wurde weitgehend ohne sätzlich geschützt. Ein kleiner Wallschnitt der 30er Jahre archäologische Untersuchungen zerstört und die noch erbrachte keine Funde und konnte auch die Bauart der verbliebenen beiden Wallburgen sind nahezu uner- Befestigung nicht sicher klären. Eine Holzkastenkonst- forscht. Damit verbietet es sich derzeit diese Wallanla- ruktion mit Steinverblendung wird anhand von Asche- gen im umgebenden Wirtschafts- oder Siedlungsraum schichten im Wall vermutet464. Die Innenfläche ist durch zu deuten. Bebauung ohne archäologische Begleitung zerstört.

Abb. 116: Burbach, Wallburg/Burg, Fundstelle 2138: Keramiklesefunde (Zeichnungen: A. Müller, K. Peters.

Fig. 116: Ceramic shards from the hillfort Burg near Burbach.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Abschließend ist noch einmal zu betonen, wie unge- reich, wie z. B. dem Netpher Raum, keine ausgedehn- wöhnlich das Fundstellenbild im Siegerland im Vergleich ten Lesefundstellen, die durch eisenzeitliche Keramik zu seinen Nachbarregionen ist: Metallurgische Fundstel- charakterisiert sind, wie sie für Weiler oder Dörfer in len dominieren, wogegen Siedlungsfundstellen nahezu den Regionen außerhalb des Siegerlandes kennzeich- fehlen. Selbst langjährige Geländebegehungen von er- nend sind. Während die Berücksichtigung der erwähnten 135 fahrenen Heimatforschern bis in die Gegenwart hinein, Überlieferungsfilter davon ausgeht, dass die Siedlungs- erbrachten selbst in den klimatisch begünstigteren Be- fundstellen noch unbekannt oder bereits verloren sind,

Abb. 117: (Vermutete) Eisenzeitliche Wallburgen der Deutschen Mittelgebirgsschwelle (blaue Quadrate, Fundstellen s. Kap. 8.3) und (gelb) Montanlandschaft Siegerland (Grafik: M. Zeiler). .

Fig. 117: (Assumed) Iron Age hillforts of the Central German uplands (blue quadrants; see chap. 8.3) and montane landscape Siegerland (yellow).

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 nur gelingt, indem ihre Funktion und ihre Position in ih- rem jeweiligen Umfeld geklärt ist, bleibt die genaue Rolle der meisten Anlagen im Rechtsrheinischen Schieferge- birge – und erst recht derjenigen im Siegerland – auf 136 unabsehbare Zeit unbekannt. Im Sinne der wirtschaftsarchäologischen Fragestellun- gen des Siegerlandprojektes sind trotzdem nach wie vor zwei alte Forschungsansätze J. Driehaus´470 sowie K. Schumachers471 von großem Interesse. Während Drie- haus für die Hunsrück-Eifel-Kultur anhand von Verbrei- tungskarten mit eisenzeitlichen Nekropolen, Siedlungen, Befestigungen und Erzlagerstätten einen Zusammen- hang diskutierte, postulierte Schumacher die Aufsied- lung der Hochlagen des Rechtsrheinischen Schiefer- gebirges als Landnahme überhaupt infolge der Suche nach Erzlagerstätten. In Kenntnis der bereits an ande- rer Stelle ausführlich erfolgten kritischen Relativierung beider Hypothesen472, zeigen sie dennoch auf, dass das Verständnis des wirtschaftsstrukturellen Bezugs der Wallburgen zur Produktionslandschaft grundlegend für die Rekonstruktion der Montanlandschaft insgesamt sein kann. Die Wallburgen des Siegerlandes bzw. außerhalb der Region können nämlich nicht nur Abnehmer sondern Abb. 118: Amöneburg/Kr. Marburg-Biedenkopf (oben) und auch Organisator der Produktion gewesen sein. Somit Dünsberg/Kr. Giessen (Fotos: M. Zeiler). ist zunächst einmal die Wechselwirkung zwischen den Fig. 118: Hillforts Amöneburg (above) and Dünsberg. Siegerländer Wallburgen und der Produktionslandschaft zu klären.

ist aber auch die Hypothese der Transhumanz der ei- senzeitlichen Berg- und Hüttenleute in die Diskussion 5.2.5 Nekropolen und Kultplätze einzuführen. Vorstellbar sind saisonale Aufenthalte bis längere Produktionskampagnen in der Region, während Immer wieder finden sich in der älteren Literatur Erwäh- denen keine archäologisch nachweisbaren Siedlungs- nungen von „Urnenfunden“ im Siegerland, die beiläufig strukturen entstanden. Die engen Kulturbeziehungen der bei Baumaßnahmen oder Eingriffen in den Hauberg Montanlandschaft Siegerland zum Hessischen Raum (s. gemacht und deswegen kaum dokumentiert wurden. Kap. 5.3.2) lassen in diesem Fall dort Siedlungsräume Ingesamt sind Nekropolen im Siegerland selten, was erwarten, aus denen die Handwerker stammten bzw., sicherlich auch dem Umstand geschuldet ist, dass im die die Produktionslandschaft Siegerland vielleicht sogar Siegerland Urnen- und Brandschüttungsgräber überwie- betrieben. Besonders die fruchtbare Wetterau oder das gen473 und bei Prospektionen im Gegensatz zu Grabhü- ebenso agrarisch begünstigte Amöneburger Becken mit geln nicht auffallen (Abb. 109). Systematische Untersu- den Wallburgen Dünsberg bei Biebertal-Fellinghausen, chungen von eisenzeitlichen Nekropolen führte erstmals Kr. Giesen und der Amöneburg, Kr. Marburg-Biedenkopf H. Laumann im Volkersbachtal (Fundstelle 2059)474 und (Abb. 118) können in einem engen Kontakt zum Sieger- in Netphen-Deuz (Fundstelle 220) durch475. An der Pe- land gestanden haben, dessen Art und Ausmaß aber ripherie des Arbeitsgebietes befinden sich außerdem bislang unbekannt ist. die zumindest in großen Teilen gegrabene Nekropole bei Erndtebrück-Birkefehl476 sowie die Bestattungen Nach wie vor wird den Wallburgen allgemein eine ex- auf der Kalteiche (Fundstelle 2127) und diejenigen vom ponierte Stellung im Wirtschaftsgefüge eingeräumt466. Rechelsborn (Fundstelle 2122). Bekanntlich findet sich eine große Zahl an eisenzeitlich Dieser ungenügende Forschungsstand bedingt, dass datierbaren Anlagen in der Deutschen Mittelgebirgs- allgemeine Aussagen bis auf das Überwiegen der schwelle (Abb. 117). Sie werden als Zentralorte467 mit Brandbestattungssitte kaum möglich sind. Gräber sind den Funktionsbereichen Herrschaft, Schutz, Rohstoff- im westlichen Siegerland nach wie vor spärlich und erst gewinnung/Handwerk/Gewerbe, Handel sowie Kult468 im Osten des Arbeitsgebietes häufiger. Auffällig ist im- bzw. mit einer Mischung dieser Funktionen diskutiert merhin, dass Bestattungen auf Kuppen exponierter Hö- oder zumindest als Knotenpunkt im Siedlungsnetzwerk henzüge selten sind. Aufzuzählen sind die Nekropole diskutiert469 und häufig eo ipso an die Spitze der Sied- von Netphen-Deuz, die Urnenbestattung vom Heiden- lungshierarchie gestellt. Da aber die Rekonstruktion der berg (Fundstelle 2062) sowie die Urnengräber des Ho- Bedeutung vorgeschichtlicher Walburgen archäologisch henseelbachkopfes (Fundstelle 2076). Demgegenüber

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 wurden die meisten Nekropolen nahe bei Quelltöpfen suchten künstlichen Hügels entdeckt wurde (Fundstelle oder Gewässern und vermehrt an südwestexponier- 2108)486. ten Hängen angelegt. S. Hillmann stellte für die zahl- reicheren Nekropolen im Ostteil sowie Südostteil des Deponierungen lassen sich selten am Rand des Arbeits- Siegerlandes und im Westerwald heraus, dass Kup- gebietes nachweisen, wozu die Gerätedepots der Burg 137 penstandorte äußerst selten sind, wogegen Oberhang- bei Rittershausen (Fundstelle 2094) sowie der Kalteiche und nachfolgend Unterhangbereiche bevorzugt wurden. (Fundstelle 2128) zählen – sofern es sich tatsächlich um Mehrheitlich wurden östlich bzw. südöstlich bis südlich Deponierungen im Rahmen kultischer Handlungen und exponierte Standorte ausgewählt477. Ähnlich wie bei den nicht um Versteckhorte handelt. Bislang kann nur ein Siedlungen deutet sich also auch für die Bestattungen Befund im Arbeitsgebiet selbst als Depot zur Diskussion an, dass in dem überlieferungsbedingtem Fehlen von gestellt werden: Es handelt sich um eine Gürtelschnalle Fundstellen in den Tieflagen ein Grund zu suchen ist, der Wartestraße (Fundstelle 173) im Plastischen Stil, warum bis heute wenige Bestattungen der Eisenzeit aus die als Bestandteil der Frauentracht angesprochen wird dem Siegerland bekannt sind. und sich unter einer Steinplatte am ausgedehnten Ver- hüttungsplatz fand487. Die späthallstattzeitliche Nekropole Birkefehl außerhalb des Arbeitsgebietes (Ha D1-D2) lässt sich in drei Berei- Am Rand bzw. außerhalb des Arbeitsgebietes sind ne- che mit jeweils Brandbestattungen und Knochenlager ben Nekropolen weitere Kultstätten beschrieben. Dabei differenzieren, die als Familienbezirke zur Diskussion handelt sich nicht nur um bekannte Höhlen aus dem gestellt wurden478. Der Leichenbrand wurde nur unvoll- Hochsauerlandkreis, dem Kreis Olpe und besonders aus ständig bestattet, weswegen nicht ausreichend Material dem Märkischen Kreis488, sondern auch um Höhlen oder zur Geschlechtsbestimmung bei allen Gräbern vorlag. auffällige Felsenformationen aus dem Lahn-Dill-Kreis489. Auffällig ist immerhin, dass die Altersbestimmung zu der Aufgrund fehlender Siedlungsanhaltspunkte und den Erkenntnis führte, dass maximal ein Individuum juvenil häufig auffälligen Fundspektren werden sie in Bezug und alle übrigen älter waren479 und damit die Nekropo- zu Kulthandlungen gestellt. Im Siegerland selbst gibt es le keine Altersstruktur einer Gemeinschaft aller Alters- kaum höhlenartige Felseingänge. Jedoch lassen sich gruppen widerspiegelt. Wendelhalsringe und massive neben den markanten Felsen des Wildweiberhäuschens Bronzearmringe mit D-förmigen Querschnitt zeigen so- (Fundstelle 2124), aus deren Umfeld latènezeitliche Ke- wohl Bezüge in den Siegburger und Limburger Raum als ramik bekannt ist, weitere markante Gesteinsformationen auch nach Niederhessen480, während ein Bronzeohring des Arbeitsgebietes als Kultplätze deuten. Bereits Krasa mit hellgrünen Glasperle Paralelen in den südwestfäli- diskutierte die imposanten Naturdenkmäler Hohenseel- schen Höhlenfundstellen findet481. bachskopf und Druidenstein (Fundstelle 2078, Abb. 50) Anhand einer Skelettbestattung in Deuz, die bislang als Kultstätten490. Während am Hohenseelbachskopf die einzige Körperbestattung im Siegerland darstellt, immerhin Gräber gefunden wurden (s. o.), stammen aus diskutierte Laumann die Herkunft der in dieser Nekro- dem Umfeld des Druidensteins latènezeitliche Scherben, pole Bestatteten aus dem Mittelrheingebiet bzw. der die dort immerhin die Anwesenheit von Menschen in der Hessischen Senke, wo in der jüngeren Eisenzeit die Eisenzeit belegen. Körperbestattungen charakteristisch sind482. Es ist auf- fallend, dass die Mehrheit der Toten von Deuz verbrannt wurde. Möglicherweise stammte die unverbrannte Tote nicht aus der Region und wurde nach den Gebräuchen ihrer Herkunftsregion bestattet. Ebenso wie auf der Kalteiche befand sich im Areal des Gräberfeldes Deuz ein Hügel, der zunächst als Grab- hügel gedeutet wurde, aber der keine Bestattung auf- gewiesen haben soll und deswegen als Kenotaph dis- kutiert wird483. Eine vergleichbare Steinansammlung ist auch aus Lixfeld-Frechenhausen bekannt, die keine klare Struktur erkennen ließ, aber Funde der Kober- stadter Kultur erbrachte und damit in Ha C datiert und als Grab gedeutet wird. Auf Grundlage dieses Befundes werden weitere Steinansammlungen an der oberen Dill und Dietzhölze als Gräber gedeutet484. Abschließend ist noch auf den Herkunftsort der reliefierten Stele von Hirzenhain mit Kopfdarstellung hinzuweisen, deren Motiv deutlich kulturelle Bezüge zum Latènekulturkreis er- kennen lässt485 und die nahe eines nicht weiter unter-

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 5.3 Die Entwicklung der sogar bis in die ältere Urnenfelderzeit. Obwohl die dafür Montanlandschaft verantwortlichen Alterungseffekte unbekannt sind, sollten zukünftig die Datierungen von Holzkohlen aus Schlacken Obwohl mittlerweile zahlreiche 14C-Daten erhoben wur- sehr kritisch bewertet, oder noch besser, unterlassen 138 den491, sind nach wie vor die meisten bekannten Fund- werden. orte nicht näher datiert. Die meisten 14C-Daten wurden Diese Beispiele mögen verdeutlichen, dass die Vorlage im Rahmen der Forschungen des Siegerlandprojektes und Diskussion aller naturwissenschaftlich erhobenen gewonnen, ältere Daten liegen von den Grabungen Daten des Siegerlandprojektes und die Auswertung der Weisgerbers und Wilhelmis vor. Bis dahin wurde eine dort aufgefundenen Keramik abgewartet werden muss. Datierung anhand der aufgefundenen Keramik bzw. der Auch sind weitere naturwissenschaftliche Datierungen selteneren Kleinfunden unternommen. Behaghel postu- an Kristallisationspunkten der Montanlandschaft (Fund- lierte auf Grundlage der Gefäßkeramik eine Entwicklung stellen 2020-2022 u. 1476) und die Überprüfung der alt der Düsenquerschnitte sowie Öfen und entwickelte drei erhobenen 14C-Daten Weisgerbers notwendig. Darüber Phasen492. Dabei zeigen sich heute Widersprüche zur hinaus wartet das umfangreiche Fundmaterial der Gra- naturwissenschaftlichen Datierung. Behaghel beschrieb bungen Laumanns, das chronologische Aussagekraft nämlich freistehende Rennöfen am Felsenbachquell- erwarten lässt, auf seine Auswertung und Vorlage. Gera- bereich (Fundstelle 1090), die typisch für Lt A seien493, de diese Funde, die teilweise aus Grab- oder Siedlungs- wohingegen zwei 14C-Datierungen des Siegerlandpro- kontexten stammen, lassen zudem neue Aspekte zu den jektes von Holzkohlen eben dieses Areal zum einen in Kulturbeziehungen erwarten. Eine wichtige Einschrän- das 4.-2. Jh. v. Chr. einordneten und zum anderen ei- kung für die Gesamtbeurteilung des Raumes wird auch nen eingetieften Ofen nachwiesen. Aber auch moderne zukünftig bleiben: Durch den Verlust oder den ungenü- 14C-Datierungen müssen kritisch hinterfragt werden. genden Forschungsstand entziehen sich die Wallburgen Garner bemerkte, dass alle Daten, die von Holzkohlen der Region einer Auswertung nahezu. aus Schlacken stammen, älter als diejenigen sind, die nicht aus Schlacken stammen. Teilweise datieren sie

Abb. 119: Netphen-Deuz/Habach (1-4), Fundstelle 2057 sowie Siegen/Hütschelsbachtal (5-7), Fundstelle 179: Keramik (Zeich- nungen: A. Müller, K. Peters, K. Rothenspieler). .

Fig. 119: Shards from Hütschelsbach valley and from Habach.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Auf Grundlage der bisher veröffentlichten Daten oder (Fundstellen 184 u. 2139). Ferner erwähnenswert ist, Funde der Grabungen im Siegerland, vor allem des Sie- dass in diesem Zeithorizont die Brandbestattungssitte gerlandprojektes, Behaghels und Laumanns wird folgend innerhalb des Arbeitsgebiets im Gegensatz zum Um- die Entwicklung der eisenzeitlichen Montanlandschaft zu feld, wo sich Körpergräber durchsetzten, beibehalten skizzieren versucht. Über die Geländeforschungen im wurde503. 139 Siegerland hinaus ermöglichen auch die überregionalen Während des Zeithorizonts Lt A bis Lt B werden im rei- Auswertungen von Funden durch Schulze-Forster494 cher nachgewiesenen keramischen Fundmaterial des und vor allem Verse495 ein erstes Bild. Siegerländer Umfeldes Bezüge nach Nieder- und beson- Unterschieden wird in drei Zeitphasen, von denen die ders Mittelhessen noch deutlicher, wogegen die Bezüge zwei letzten sicher metallurgische Aktivitäten im Sie- zum unteren Lahn- und Siegmündungsgebiet schwächer gerland aufweisen. Die Zeitphase davor wurde in der sind504. Vergangenheit klar als Beginn der Montanlandschaft Während Lt A und B finden sich erstmals Fundstellen diskutiert und daher in den folgenden Beschreibungen im Kernbereich des Arbeitsgebietes (Fundstellen 193, mit berücksichtigt. Die 14C-Datierung von Fundstellen ist 505 u. 1499). Diese und weitere außerhalb des Kern- aufgrund des Latèneplateaus allerdings schwierig und bereichs sind Verhüttungswerkstätten (Fundstellen damit ihre Einordnung in archäologische Kulturstufen 188,193, 324, 505 u. 1499). Eine zeitliche Einordnung zumeist problematisch. in die Frühlatènezeit ist allerdings problematisch: Entwe- der ist die Datierung anhand des wenig aussagekräftigen Fundmaterials nicht eindeutig (Fundstelle 1499) oder 5.3.1 Hallstatt- und Frühlatènezeit: Initialphase? aber es handelt sich um alte 14C-Daten der Grabung Weisgerbers (Fundstelle 193). Nicht zu vergessen ist Verse beschrieb wenige Siedlungsnachweise während hierbei die eingeschränkte Aussagekraft von 14C-Daten Ha C-D aus dem Siegerland496. Sie liegen zumeist im von Holzkohlen, die aus Schlacken gewonnen wurden östlicheren Teil des Arbeitsgebiets. Lediglich eine Fund- (Fundstelle 505) und damit die oben beschriebenen Al- stelle im Kernbereich der Siegerländer Montanlandschaft terungseffekte erwarten lassen. Lediglich das Fundma- am Hütschelsbachtal (Fundstelle 179, Abb. 119: 5-7) terial von Fundstelle 188 datiert in die Frühlatènezeit. weist Sparrenmuster dieser Zeitstellung auf und wurde Allerdings ist der Bezug zur nahe gelegenen Verhüttung von Wilhelmi vorsichtig in den Kontext von ersten Verhüt- nicht eindeutig. Es verbleibt somit nur noch das 14C- tungstätigkeiten gebracht. Der Autor blieb aber aufgrund Datum vom Gerhardsseifen (Fundstelle 324), das aus des unklaren Bezugs der Keramik zu einem nahe gele- einer Holzkohle mit Waldkante gewonnen wurde. Weite- genen Schlackenplatz, der laut 14C-Datierung in das 3. re Radiokarbondatierungen der Fundstelle müssen diese Jh. v. Chr. datiert, kritisch497. Auch Laumann bezweifelte Datierung überprüfen. Zusammenfassend ist damit aber die Zusammengehörigkeit der Keramikfundstelle zu dem ein Beginn der Montanlandschaft im Siegerland während Schlackenplatz498. der Frühlatènezeit nicht auszuschließen. Eine nennenswerte Aufsiedlung macht sich vor allem ab dem Zeithorizont Ha D bis Lt A bemerkbar. Die Keramik lässt Bezüge zum Mittelrhein bzw. Lahnmündungsge- 5.3.2 Boomphase: Mittellatènezeit biet, dem Siegmündungsgebiet und nach Niederhessen erkennen 499. Anhand des Siedlungsmaterials der nä- Der Zeithorizont ab Lt B2 wird als Boomphase der eisen- her gelegenen Siedlung von Netphen-Deuz (Fundstelle zeitlichen Montanlandschaft Siegerland angenommen 2057, Abb. 119: 1-4) arbeitete bereits Beck die starken (Abb. 120), möglicherweise begann sie auch erst jetzt. formalen Bezüge zwischen dieser Keramik und derje- Zu den oben bereits genannten Metallurgiefundstellen nigen Niederhessens heraus und belegte damit bereits (Fundstellen 188, 193, 324, 505 u. 1499) kommen wich- für diesen frühen Horizont starke kulturelle Bezüge zwi- tige im Kerngebiet hinzu (Fundstellen 173, 1090, 1476 u. schen den Regionen500. Wieder finden sich die meisten 2020-2022). Es sind die prominenten Werkplätze an der Siedlungsstellen in den agrarischen Gunstlagen des öst- Engsbach, an der Felsenbach sowie an der Minnerbach. lichen Arbeitsgebietes. S-Profiltöpfe, teilweise mit (mehr- Ferner befindet sich eine weitere im östlichen Siegerland fach) umlaufender Grübchenreihe oder Sparrenbänder (Fundstelle 2071). Letztgenannte Fundstelle liegt ebenso sind kennzeichnende Datierungsanhaltspunkte (Abb. wie die Verhüttung am Gerhardsseifen (Fundstelle 324) 119). Graphitierte Ware, die für die Siedlung Rechels- außerhalb des Kernbereiches, wohingegen die meisten born (Fundstelle 2122) beschrieben wird501, ist derzeit anderen aufgeführten Fundstellen innerhalb liegen. Dies singulär für das Arbeitsgebiet, wogegen Konzentrationen könnte ein Indiz dafür sein, dass dort die Ursprünge von Keramik mit Graphitverzierung aus dem Siegburger der Siegerländer Montanlandschaft zu suchen sind und Raum, dem Dillmündungsgebiet und seltener auch aus eine Ausbreitung von dort aus stattfand. Möglicherweise Niederhessen bekannt sind502. deuten diese dicht mit Öfen bebauten Täler sogar auf Zwei Siedlungsfundstellen dieser Zeitstellung nahe des Platzknappheit hin. Von Anfang an ist die Betriebsor- Kernbereichs sind zu erwähnen, die aber keine eindeu- ganisation gleichartig und Kaolin wurde verbaut. Die tigen Bezüge zu metallurgischen Aktivitäten aufweisen Lage der Verhüttungsplätze gerade noch in Wassernähe

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 140

Abb. 120: Verbreitung mittellatènezeitlicher Fundstellen der Boomphase (rot) in der eisenzeitlichen Montanlandschaft Siegerland. Umfeld (schwarz) nicht datiert (Prähistorisch potentiell nutzbare Kaolinvorkommen nach Heyn 1893, 265 bzw. Kneppe 1980, 99 mit Ergänzungen. – Fundstellenbezeichnung s. Fundstellenliste Kap. 8.2. – Grafik: M. Zeiler). .

Fig. 120: Distribution of Middle La Tène period sites (red) in the Iron Age montane landscape Siegerland. Periphery (black) not dated (for site numbers see chapter 8.2 & 8.1).

um die Ofenwände zu bauen, aber in größtmöglicher dung der eisernen Pflugschar in diesem Zeitraum allge- Nähe zu den Lagerstätten zeigt weiterhin auf, dass auf mein505 erleichterte auch die Bearbeitung der schweren hohe Effizienz geachtet wurde. Da die Feindatierung der Mittelgebirgsböden und hätte Ackerbau im Siegerland Standorte ungeklärt bleibt, ist keine Abschätzung der ermöglicht. Zahl der ehemals gleichzeitig bestehenden Werkstätten Möglicherweise gehört sogar die Abschnittsbefestigung abschätzbar. Beispielsweise kann die große Menge an auf dem Bühl (Fundstelle 86) in diesen frühen Horizont, aufgefundenen Rennöfen in der Engsbach einerseits da der Bühl sich nahe dem Mittelpunkt der Kernzone mit der hohen Zahl gleichzeitig betriebener Werkstätten, der mittellatènezeitlichen Metallurgie befindet. Hierbei aber andererseits auch mit der allmählichen Verlagerung ist aber nochmals zu betonen, dass bislang Funde oder einer Werkstatt beim Anlegen eines neuen Rennofens eine Datierung von der Abschnittsbefestigung fehlen. erklärt werden. Es liegen in den Verhüttungsfundstellen sowohl Schla- Die Ausgrabungen der gestörten Verhüttungsfundstelle ckenbreccien als auch Schmiedebefunde mit Düsenzie- an der Leimbach (Fundstelle 193) oder an der Warte- geln vor. Lediglich von der Leimbach stammt ein Schla- straße (Fundstelle 173)506 lieferten exemplarisch ein für ckenzapfen (Fundstelle 192), was darauf verweisen den Horizont an Schlackenplätzen typisches Keramik- könnte, dass diese Technik der Luppenreinigung, bei spektrum aus tonnenförmigen Hochformen (teilweise mit der sich zapfenförmige Schlackenrückstände bildeten, umlaufender Fingertupfenverzierung), Einzugsrand- und erst im Verlauf der Mittellatènezeit entwickelt wurde. Steilrandschüsseln sowie Gefäßbruch mit gebündelter Kammstrichverzierung507. S-förmig profilierte Schalen, Durch mangelnde Siedlungsnachweise (s. Kap. 5.2.4) ist Hochformen mit kolbenförmig verdickten Randlippen es derzeit nicht geklärt, ob sich die Berg- und Hüttenleute treten hinzu, wie das Fundensemble der Grabung an der dauerhaft oder lediglich saisonal im Siegerland aufhiel- Minnerbach zeigt (Fundstelle 1476). ten. Allerdings spricht die Anhäufung metallurgischer Aus Fundkontexten der Peripherie wurden gelegentlich Fundstellen in dem klimatisch begünstigteren inneren Firnisreste508 auf der Keramikoberfläche beschrieben, Siegerland, mit besseren agrarischen Bedingungen, für wobei es sich vermutlich aber eher um Pichung handelt. einen dauerhaften Aufenthalt. Die zunehmende Verwen- Erstmals sind nun Drehscheibenware und noch seltener

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Abb. 121: Netphen-Deuz/Auf der Noll, Fundstelle 220: Stempelverziertes Gefäß (Zeichnung: A. Müller). .

Fig. 121: Stamped pottery from Netphen-Deuz.

Stempelverzierung im Siegerland belegt (Abb. 121). einheitlich und ohne Vorläufer. Es gibt einen Kernbereich Sie zeigen deutliche Kulturbeziehung zum benachbar- der Verhüttungsaktivitäten, der möglicherweise sogar ten hessischen Raum (bes. bei der Stempelzier Typ eine Wallburg als Mittelpunkt aufweist und an eine zen- Amöneburg) und auch zum Mittelrheingebiet509 bzw. tral gesteuerte Montanwirtschaft denken lässt. Zudem zum linksrheinischen Mittelgebirgsraum510 auf. Im Ver- zeigt die Nekropole von Netphen Deuz zumindest in gleich zu dem vorherigen Zeitabschnitt zeigen sich noch einem Fall die Zuwanderung von Menschen auf (Fund- weniger kulturelle Bezüge zum Siegmündungsgebiet. stelle 220): Entgegen der althergebrachten Brandbe- Die Kartierung der Stempelverzierung vom Typ Amöne- stattungssitte wurde eine Frau im Zeitabschnitt Lt B2/ burg Verses511 zeigt hingegen die Wied und die Lahn als C1 unverbrannt bestattet. wichtigerer Kommunikationskorridore des Siegerlands Gleichzeitig zur Initialphase im Siegerland fanden bedeu- nach außen. Möglicherweise ist damit in der Initialphase tende Umstrukturierungen im rechtsrheinischen Mittelge- der Montanlandschaft eine stärkere kulturelle Orientie- birgsraum statt. Diese werden nach Verse als der Zweite rung nach Osten und Südosten als nach Westen fassbar. Burgenhorizont zusammengefasst512. Er ist durch hohe Mobilität gekennzeichnet. Bestehende befestigte Hö- Zusammenfassend zeigt sich damit eine Montanland- hensiedlungen am Rand des Arbeitsgebietes werden schaft, die zum einen eine deutliche Konzentration im aufgelassen, andere hingegen gegründet, ohne diese Umfeld des undatierten Bühls erkennen lässt, gleichzei- Vorgänge zeitlich näher präzisieren zu können. tig aber auch weit in den Raum ausgriff. Es ist nämlich noch zu berücksichtigen, dass durch die Verwendung des Kaolins, folglich neben einem umfangreichen Erz- 5.3.3 Differenzierung und Niedergang: bergbau von Anfang an auch umfangreich Tonbergbau Spätlatènezeit betrieben werden musste. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass selbst die Fundstellen bei den Der Zeitabschnitt während Lt C2-D2 umfasst nach der- südlichsten Tonlagerstätten im Umfeld Bad Marienbergs zeitigem Stand das Ende der eisenzeitlichen Montan- im Hohen Westerwald anhand ihres keramischen Fund- landschaft Siegerland (Abb. 122). Die Spätlatènezeit stoffs mit umlaufender Tupfenzier in die Mittellatène- wird überregional allgemein mit der Territorialbildung ver- zeit gestellt werden können (Fundstellen 2080-2081 u. knüpft513 und insbesondere für das Arbeitsgebiet mit der 2083). Herausbildung der überregional ausstrahlenden Höhen- Nichts deutet darauf hin, dass die Siegerländer Mon- befestigung des Dünsbergs b. Biebertal-Fellinghausen tanlandschaft Ergebnis einer Wirtschaftsentwicklung (Abb. 117 u. Abb. 118) diskutiert. Schulze-Forster stellte aus der Region heraus ist. Vielmehr ist eine Aufsiedlung dort die Bildung des Stammesgebiets der Ubier vor ihrer des Siegerlandes von fremden Berg- und Hüttenleuten Umsiedlung in den Kölner Raum zur Diskussion514. offensichtlich. Sie führten Technik und Organisations- Aus dem Kernbereich des Arbeitsgebietes sind keine strukturen ein: Die metallurgische Aufsiedlung scheint spätlatènezeitlichen Fundstellen bekannt sondern ledig- plötzlich zu beginnen. Die Rennöfen sind genauso wie lich aus deren Umfeld (Fundstellen 80, 364, 1027, 1404, die Betriebsstrukturen der Verhüttung von Beginn an 2055, 2059-2061, 2064 u. 2066). Dazu zählt auch der

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Abb. 122: Verbreitung spätlatènezeitlicher Fundstellen (rot) in der eisenzeitlichen Montanlandschaft Siegerland. Umfeld (schwarz) nicht datiert (Prähistorisch potentiell nutzbare Kaolinvorkommen nach Heyn 1893, 265 bzw. Kneppe 1980, 99 mit Ergänzungen. – Fundstellenbezeichnung s. Fundstellenliste Kap. 8.2. – Grafik: M. Zeiler). .

Fig. 122: Distribution of Late La Tène period sites (red) in the Iron Age montane landscape Siegerland. Periphery (black) not dated (for site numbers see chapter 8.2 & 8.1).

jüngst publizierte Verhüttungsplatz Herdorf-Mahlscheid/ Schmieden bzw. Ausheizen der Luppen nachgewiesen Im Alten Berg weit im Süden der Montanlandschaft515, sind. Aber es ist unklar, ob die Technik der Luppenrei- der aufgrund seiner Gefäßkeramikfunde (Dellen-Kamm- nigung, in deren Folge Schlackenzapfen entstehen, tat- strichverzierung) nicht in die Späthallstatt-/Frühlatène- sächlich mehrheitlich ein spätlatènezeitliches Phänomen zeit sondern vielmehr in die Mittel- bis Spätlatènezeit zu ist. stellen ist (Abb. 122: M). Auch die im Süden gelegene Verhüttungsfundstelle Herdorf/Im Hachenburger Seifen Die ersten Ergebnisse der Provenienzanalysen zur (Abb. 122: H)516 ist aufgrund der Kammstrichbündelver- Herkunft des Eisens eines Barrenfragmentes von der zierung eher in die Mittel- bis Spätlatènezeit zu datieren. Amöneburg sowie einer Pflugschar vom Dünsberg (Abb. Auffällig ist, dass sich unter den metallurgischen Fund- 117) erlauben für den Zeitraum Lt C oder D die vorsich- stellen mehr Schmiedefundplätze als Verhüttungsfund- tige Diskussion von Zentrum-Peripherie-Modellen: Im plätze finden, jedoch ist dies auch mit der geringen Zahl Sinne J. Collis stellt demnach das Siegerland die Peri- bislang datierter Plätze dieses Zeitabschnitts insgesamt pherie dar, deren Rohstoffe bzw. Fertigprodukte an hie- erklärbar. Die alte Hypothese von einer Ostausdehnung rarchisch übergeordnete Zentren vermittelt wurden517. der Montanlandschaft während der Spätlatènezeit (s. Diese können im Dünsberg oder in der Amöneburg ge- Kap. 2.1.3) ist auf Grundlage dieser Basis nicht haltbar. sucht werden, den Zentralorten agrarischer Gunsträu- Auch kann die Hypothese der Aufgabe des westlichen me (Wetterau, Amöneburger Becken). Deswegen ist es Siegerlandes durch den Nachweis von sechs Fundstel- nahe liegend, einen Austausch agrarischer Erzeugnisse len dort (Fundstellen 1404, 2055, 2063, 2066 u. evt. 127) gegen metallurgische Produkte zu vermuten. Wie in als widerlegt gelten. Es bleibt zu prüfen, ob eventuell den vorhergehenden Zeithorizonten lässt die Keramik das Kerngebiet der Metallurgie des vorherigen Zeitab- nämlich enge Kontakte in diese Region skizzieren: Cha- schnittes jetzt weniger eine Rolle spielte und sich die rakteristische Keramik des letzten Horizontes ist in um- Verhüttung genauso wie die Schmieden eventuell an fangreicher Menge von den Fundstellen Sülz, Wenscht, die Randzone des Kerngebietes verlagerte. Es deutet Neunkirchen-Zeppenfeld sowie vom Höllenrain bekannt sich jedenfalls eine räumliche Differenzierung von Pro- (Fundstelle 1027 u. 2059-2061). Es handelt sich um duktionsschritten ab, da erstmals Fundstellen allein zum eiförmige Hochgefäße, eiförmige Hochformen mit stark

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Abb. 123: Neunkirchen-Zeppenfeld, Fundstelle 2060 (1-2 u. 7), Siegen-Geisweid/Wenscht, Fundstelle 2063 (3-4, 6 u. 9) sowie Siegen-Oberschelden/In der Sülz, Fundstelle 165 (5, 8, 10 u. 12): Keramik (Zeichnungen: P. Hoberg, A. Müller, K. Peters). .

Fig. 123: Shards from Neunkirchen-Zeppenfeld, Wenscht and Sülz. einziehender Schulter sowie steil abgesetzter Rand- biet der oben aufgeführten Stempelverzierung des Typs partie und seltener drehscheibengefertige S-profilierte Amöneburg entspricht. Schalen. Neben den Verzierungen des vorhergehenden Zeitabschnittes treten geschwungene Kammstrichbün- Bislang gibt es nur wenige Indizien, die auf eine allenfalls del, die bereits oben beschriebenen Dellen-Kammstrich- schwache Besiedlung des Arbeitsgebietes nach Lt D2519 Kombinationen sowie flächig angebrachte Sichelkerben verweisen könnten520. Daher datiert das Ende der Mon- auf, die von Schulze Forster als typisch für den Zeitraum tanlandschaft Siegerland nach dem Siedlungsmaterial Lt C2-D im rechtsrheinischen Schiefergebirge herausge- in Neunkirchen-Zeppenfeld (Fundstelle 2059) in Lt D2. stellt werden (Abb. 123). Die Verbreitung der Fundstellen Es scheint mit dem Niedergang der Latènekultur und mit derartigen Keramikverzierungen erstreckt sich im ihrer Siedlungszentren im Umfeld verknüpft zu sein. Das Osten bis in das Amöneburger Becken und im Westen Ende der eisenzeitlichen Montanlandschaft Siegerland bis in das Wiedtal518, was wieder dem Verbreitungsge- war demnach Teil des historisch bezeugten Wandels um

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 die Zeitenwende. Ausgelöst durch die Mobilität großer Lahntales nun in größerem Ausmaß betrieben und dabei Menschengruppen sowie das Ausgreifen Roms in die ein neues technologisches Konzept (Schachtöfen) an- keltischen Kerngebiete wurde auch die stark durch die gewendet wurde, wie man es zuvor weiter östlich, z. B. Latènekultur geprägte deutsche Mittelgebirgszone er- in Böhmen kannte. Es wurde von nun an kontinuierlich 144 fasst. Denn in diesem Zeitabschnitt, der auch das Ende bis weit in die römische Periode und darüber hinaus des Dünsbergs und der Amöneburg bedeutete521, fand angewendet524. spätestens522 der Niedergang der meisten als Zentralor- te bezeichneten Siedlungen im Rechtsrheinischen Mittel- gebirge statt523. Das unterstreicht die engen wirtschaft- lichen oder strukturellen Beziehungen zwischen dem Siegerland und seinen umliegenden Regionen. Es ist daher besonders bemerkenswert, dass die spätlatène- zeitlich-frühkaiserzeitliche Eisenproduktion des mittleren

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Erst Rettungsgrabungen an einer Verhüttungsfundstelle 6 Zusammenfassung (Fundstelle 173) und die Etablierung des Siegerlandpro- jektes durch das Deutsche Bergbau-Museum führten Das Siegerlandprojekt wird seit 2002 vom Deutschen erneut zu langfristigen interdisziplinären Forschungen Bergbau-Museum unter der Leitung von Prof. Dr. T. Stöll- über den eisenzeitlichen Wirtschaftsraum (s. Kap. 2.1.5), 145 ner betrieben. Nach einer Pilotphase 2007 wurde 2009 die über heute hinaus andauern. bis 2011 eine erste Projekthauptphase durchgeführt, die Der Forschungsgegenstand des Siegerlandprojektes von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ge- ist die Beschreibung und Rekonstruktion der eisenzeit- fördert wurde. Neben montanarchäologischen (Prof. Dr. lichen Montanlandschaft sowie ihrer Entwicklung, die T. Stöllner u. Dr. M. Zeiler) und archäometallurgischen Klärung der Produktionskette vom Erz zum Stahl bis zur Arbeiten (Prof. Dr. Ü. Yalçın u. Dr. G. Gassmann) fanden Distribution der Fertigprodukte (chaîne opératoire) und in dieser Zeit auch geoarchäologische (Dipl.-Geogr. K. die Abschätzung des Einflusses der Produktion auf den Röttger), palynologische (Dr. A. Stobbe, Dr. A.-J. Kalis) Naturraum (s. Kap. 2.3). sowie anthrakologische (Dr. U. Tegtmeier, S. Schamuhn Seit 2002 werden großflächige Begehungen durchge- M.A.) Forschungen statt. Die vorliegenden Ausführungen führt und vorgeschichtliche Werkplätze kartiert. An vielen fassen die montanarchäologischen Arbeiten zusammen, fanden detailliertere interdisziplinäre Untersuchungen die von mir betreut und durchgeführt wurden. mit geophysikalischen und bodenkundlichen Methoden statt oder wurden in Sondagen und seltener in Groß- Die eisenzeitliche Montanlandschaft Siegerland wur- flächengrabungen archäologisch untersucht (s. Kap. de in verschiedener Intensität und mit wechselnden 2.1.5). Parallel dazu wurden die verstreuten Ergebnisse Fragestellungen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts der Altforschung in der Region zusammengestellt und erforscht. Zunächst interessierten jedoch wirtschaftsar- teilweise ausgewertet. chäologische Zusammenhänge kaum (Initialphase, s. Erstmals konnte in der ersten Projekthauptphase eine Kap. 2.1.2). Erst ab den 20er Jahren des 20. Jahrhun- Systematisierung der Fundstellen in Abhängigkeit zu derts begingen Laienforscher großflächig die Region und ihrer Lage im Naturraum erreicht werden, wodurch kartierten Schlackenhalden. Dem schlossen sich kleine die montanarchäologischen Forschungen sowohl auf Schürfungen an, die einerseits die eisenzeitliche Pro- wirtschaftsstruktureller (s. Kap. 2.3.1) als auch auf na- duktionslandschaft entdeckten und andererseits schon turräumlicher Betrachtungsebene (s. Kap. 2.3.2) statt- eine Unterscheidung von Verhüttungsschlacken anhand finden. Aufbauend auf die Ergebnisse besonders der ihrer Morphologie in die Vorgeschichte und in das Mit- Projektpilotphase (s. Kap. 2.1.5) war dadurch eine um- telalter erreichten. Mit Experimenten wurde versucht, fassende Untersuchung des Kernarbeitsgebietes west- Verhüttungs- und Schmiedeprozesse der Eisenzeit zu lich der Stadt Siegen möglich. rekonstruieren. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse wur- Die Archäometallurgie erreichte eine detaillierte Lager- den erste Thesen zu den Prozessschritten der Eisenge- stättenkartierung sowie wichtige Erkenntnisse insbe- winnung und zur Ausdehnung sowie Entwicklung der sondere zu den Prozessschritten der eisenzeitlichen Montanlandschaft formuliert. Diese erreichten große Verhüttung und zum Bau der Rennöfen. Darüber hinaus Popularität und Verbreitung, obwohl beispielsweise die werden durch Massenspektometrie sowie Spurenele- Grabungstechnik und die Dokumentation der Feldar- mentanalysen die Provenienz von Artefakten erforscht beiten in den meisten Fällen mangelhaft waren. Nach- und erste Ansätze zur Distribution des Siegerländer dem die vorgeschichtliche Archäologie als akademische Stahls formuliert. Palynologische und anthrakologische Wissenschaft anerkannt war und auch die staatliche Untersuchungen liefern gleichzeitig erste Ansätze den Bodendenkmalpflege im Siegerland installiert wurde, eisenzeitlichen Naturraum und seine Nutzung differen- bekam die Erforschung der Region neue Impulse. 1939 ziert zu rekonstruieren (s. Kap. 2.1.5). war daher die Montanlandschaft Siegerland eine der am Intensivsten erforschten eisenzeitlichen Montanregionen Das Siegerland ist naturräumlich in einen West- und Europas (Pionierphase, s. Kap. 2.1.3). in einen Ostteil gegliedert (s. Kap. 2.2, Abb. 27). Der Nach dem Ende der Laienforschung in der Region ver- Westen weist reiche Erzlagerstätten auf, ist dagegen schwand das Interesse der Forschung an der Montan- aber klimatisch unwirtlich und bietet durch sein Gebirgs- landschaft Siegerland zunächst. Ab den 70er und vor al- relief wenig geeignete Flächen für den Ackerbau. Der lem ab den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts begannen Osten weist dagegen weniger geeignete Lagerstätten neue Untersuchungen. Diesmal waren die Hauptakteure auf, ist aber durch ein milderes Klima und ausgedehnte Forschungsinstitute und besonders die Bodendenkmal- Ackerbaugebiete charakterisiert. Potentielle Kaolinlager- pflege. Während moderne Grabungen durchgeführt und stätten, die für die Gewinnung von Ton genutzt worden neue Aspekte wie Siedlungswesen und Bestattungen der sein können, mit dem die Öfenwände gemagert wurden, eisenzeitlichen Region untersucht wurden, standen wirt- liegen im Siegerland aber auch am Nordrand des Wes- schaftsarchäologische Aspekte selten im Fokus (Phase terwaldes. Daher ist auch diese Region in die Gesamt- institutionalisierter Forschung, s. Kap. 2.1.4). betrachtung mit einzubeziehen (s. Kap. 2.2).

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 T. Stöllner formulierte wirtschaftsstrukturelle Betrach- 2009 bis 2011 fanden Großflächenprospektionen west- tungsebenen zur Erforschung der Montanlandschaft lich Siegens (Mesoregion 1), im östlichen Siegerland Siegerland (Abb. 20). Sie umfassen als unterste Ebene bei Wilnsdorf (Mesoregion 4) sowie zwischen Sieg und (Mikroebene) einzelne Werkstätten, Abbaubereiche oder Heller in Rheinland-Pfalz statt (s. Kap. 3.4). Neben der 146 Siedlungen, die Teil der Produktionskette vom Erz zum Entdeckung und Kartierung hunderter montanarchäo- Eisen sind. Sie können Ensembles mehrerer Produkti- logischer Fundstellen verschiedener Epochen wurde onsschritte bilden. In der Mikroebene werden einzelne das projektinterne Aufnahmesystem weiterentwickelt (s. Prozessschritte und untergeordnete Organisationsstruk- Kap. 3.2.1) und wichtige methodische Erkenntnisse bei turen fokussiert. Demgegenüber stehen kleinregionale der Verwendung von kleinmaßstäbigen Kartenwerken Wirtschaftseinheiten in der nächst höheren Ebene (Me- (s. Kap. 3.2.3) sowie Geländemodellen (s. Kap. 3.2.2) soebene) im Fokus, die gemeinsam in der Makroebene gewonnen. die Montanlandschaft insgesamt bilden (s. Kap. 2.3.1). Einige dieser Fundstellen sowie durch vorhergehen- Besonders für die Untersuchungen in den Mesoebe- de Prospektionen oder begonnene Sondagen bereits nen im westlichen Siegerland treten naturräumliche bekannte wurden nachfolgend detaillierter untersucht. Betrachtungsebenen hinzu. Die Lage von montanar- Begehungen, topographische Vermessungen, geophy- chäologischen Fundstellen zu ackerbaulich nutzbaren sikalische Prospektionen, bodenkundliche Untersuchun- bzw. siedlungsgünstigen Flachformen im Relief, zu Hö- gen und Ausgrabungen wurden in Abhängigkeit der Fra- henwegen und Gewässerstandorten ist regelhaft und gestellung verschieden kombiniert an 16 Fundstellen erlaubt weitergehende funktionale Deutungsansätze (s. angewendet (s. Kap. 4). Darunter befinden sich auch Kap. 2.3.2 u. Abb. 39). eisenzeitlichen Schmiede- und Verhüttungsfundplätze (s. Kap. 4.1, 4.4, 4.7 u. 4.12-13, 4.15) sowie die begonnene Die Abgrenzung der Gesamtausdehnung der Montan- Großflächengrabung am latènezeitlichen Verhüttungs- landschaft ist anhand der untersuchten Fundstellen for- platz Gerhardsseifen (Fundstelle 324, s. Kap. 4.2). Auf schungsstandbedingt nur im Osten möglich (s. Kap. 3.1). der Suche nach dem eisenzeitlichen Bergbau wurden in Die Ausdehnung der potentiell nutzbaren Lagerstätten großem Umfang Pingen nach datierbaren Sedimenten macht es sehr wahrscheinlich, dass im Norden, Westen abgebohrt s. Kap. 4.3, 4.8-10) und erstmals standen und Süden weitere montanarchäologische Fundstellen auch potentielle siedlungsgünstige Flachformen der über das derzeit bekannte Verbreitungsgebiet hinaus Kuppen bzw. Hanglagen im Fokus (s. Kap. 4.5 u. 4.11). (Abb. 109) noch unentdeckt sind. Während somit die Die Untersuchungen an den eisenzeitlichen Werkplät- horizontale Ausdehnung der eisenzeitlichen Montan- zen zeigten jeweils große Störungen der Fundstellen landschaft teilweise offen ist, erbrachte die Analyse von durch nachfolgende Nutzung, besonders durch die neu- Überlieferungsfiltern in der ersten Projekthauptphase, zeitliche Meilerwirtschaft. Die Verhüttungswerkplätze dass die bislang bekannte vertikale Ausdehnung der lassen durch gleichartige Ofenbauweise und vergleich- Montanlandschaft nicht dem eisenzeitlichen Verbrei- bare Röstanlagen einheitliche Organisationsstrukturen tungsbild entsprechen kann. Die meisten bekannten erkennen. Jedoch sind für eine qualifizierte Bewertung Fundstellen befinden sich nahe der Bergkuppen und in der eisenzeitlichen Betriebseinheiten der Abschluss der den hoch gelegenen Tälern der Bäche (Seifen) unweit Grabungen am Gerhardsseifen sowie die Gesamtana- deren Quellbereiche. Selten sind dagegen Fundstellen in lyse aller bislang im Projekt untersuchten Verhüttungs- tiefer gelegenen Talabschnitten der größeren Gewässer plätze abzuwarten. und in den Tieflagen fehlen Fundstellen fast völlig. Die Suche nach dem prähistorischen Bergbau verlief er- In Abhängigkeit von Vegetation (s. Kap. 3.2.4), Bege- folglos und deutet zum einen darauf hin, dass die Über- hungsintensität (s. Kap. 3.2.5) und vor allem der Raum- prägung der eisenzeitlichen Abbaubereiche während jün- nutzung (s. Kap. 3.3) sind Fundstellen heute schwer gerer Epochen massiv war und zum anderen, dass der auffindbar oder bereits großräumig verloren. Letzteres eisenzeitliche Bergbau oberflächennah war und damit trifft vor allem auf die Unterhang- und Tieflagen des heute kaum auffindbar ist. Dies bestätigte die Grabung westlichen Siegerlandes zu, die während der Hochin- am Gerhardsseifen, wo große Mengen zurückgelassener dustrialisierung von Sedimenten bedeckt, überbaut oder Erze der obersten Oxidationszone dokumentiert wurden. abgetragen wurden (s. Kap. 3.3.2). Dort befanden sich Auch die Untersuchung zweier potentiell siedlungsgüns- in der Eisenzeit Bereiche, die günstiger für Siedlungswe- tiger Flachformen erbrachte keine aussagekräftigen ei- sen sowie Landwirtschaft gewesen wären und darüber senzeitlichen Strukturen. Vielmehr wurden großflächige hinaus eine Schnittstelle der Produktionsräume in den Störungen dieser Bereiche aus dem 20. Jahrhundert angrenzenden Tälern gewesen sein könnten. Die heute dokumentiert. noch im Gelände auffindbaren Fundstellen in den Hoch- lagen sind wiederum durch die moderne Erschließung Wichtiges Ergebniss der ersten Projekthauptphase ist von Flächen für Infrastruktur und Gewerbe bedroht (s. die Systematisierung der Standorttypen montanarchäo- Kap. 3.3.4). logischer Fundstellen im westlichen Siegerland, die, abweichend vom bislang bekannten Bild, eisenzeitliche Niederlassungen mit ackerbaulichem Schwerpunkt oder

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 sogar übergeordneter Funktion innerhalb des Produk- der Montanlandschaft erfolgt (s. Kap. 5.3.3). Deutet sich tionsraumes in den Tieflagen erwarten lässt (s. Kap. zunächst noch eine wirtschaftliche Differenzierung der 5.1.1). Auch bietet die statistische Bewertung der Fund- Montanlandschaft dadurch an, dass Verarbeitungstä- stellendichte erstmals die Möglichkeit, bislang fundstel- tigkeiten losgelöst von der Verhüttung in das östliche lenarme Räume im Kern der Montanlandschaft in die Siegerland verlagert wurden, findet die Produktion bald 147 Gesamtbewertung des Arbeitsgebietes miteinzubezie- darauf bis in Lt D2 ein rasches Ende. hen (s. Kap. 5.1.2). Die Zusammenschau der in der ersten Projekthauptpha- se erreichten Ergebnisse zusammen mit denen der Pro- jektpilotphase und der Literatur erlaubt eine überblicks- artige Beschreibung der Elemente der eisenzeitlichen Montanlandschaft (s. Kap. 5.2) sowie deren Entwicklung (s. Kap. 5.3). Dafür wurden erstmals alle bislang be- kannten eisenzeitlichen Fundstellen des Arbeitsgebietes zusammengestellt (s. Kap. 8.1, Abb. 109 bzw. 127). Es zeichnen sich gleichartige Betriebsstrukturen ins- besondere bei den Verhüttungsfundplätzen ab (s. Kap. 5.2.2), die in ein übergeordnetes Netz des Gütertransfers eingebunden waren, da die für den Bau der Öfen wichti- gen Tonvorkommen eventuell nicht im Kernbereich der Verhüttung lagen (s. Kap. 5.2.1). Möglicherweise lagen die metallurgischen Produktionsareale randlich zu einer Siedlungslandschaft, deren Schwerpunkte in den heute nahezu verlorenen Unterhang- und Tieflagen des Sie- gerlandes zu suchen sind. Vereinzelte Fundstellen aus diesen Gebieten sowie die Bedeutung der Tieflagen als Verbindungstrassen sprechen dafür (s. Kap. 5.2.3-4). Entgegen früherer Annahmen ist der Beginn der eisen- zeitlichen Montanlandschaft nicht in der späten Hallstatt- sondern frühestens in der Früh-Latènezeit zu suchen (s. Kap. 5.3.1). Möglicherweise datiert ihr Beginn erst in Lt B/C im 3. Jh. v. Chr. (s. Kap. 5.3.2). Ohne Vorentwicklung in der Region scheinen rasch besonders die Täler im Umfeld der undatierten Wallburg auf dem Bühl (Fund- stelle 86) mit Werkstätten besiedelt worden zu sein. Die Gleichartigkeit der Verhüttungswerkstätten sowie der zumindestens teilweise wahrscheinliche Import von Ka- olin lassen darüber hinaus hoch entwickelte Organisa- tionsstrukturen erkennen und machen eine Aufsiedlung des Siegerlandes durch Berg- und Hüttenspezialisten wahrscheinlich. Möglicherweise liegt im Kaolinabbau sogar die eisenzeitliche Aufsiedlung des nördlichen Westerwaldes begründet. Diese Initialphase der Mon- tanlandschaft geschieht parallel zur Herausbildung einer Kulturgruppe, die Südwestfalen, den Westerwald und Mittelhessen umfasst. Sie mündet in der Anlage neuer befestigter Siedlungszentren außerhalb des Siegerlan- des, die ackerbauliche Großräume dominierten. Es wird diskutiert, dass vielleicht von diesen Zentren oder aus diesen Regionen heraus die Erschließung des Sieger- landes auf der Suche nach Eisenerz begann. Dieser Annahme wird mittels Provenienzanalysen an Artefakten der vermeintlichen Siedlungszentren nachgegangen. Nicht nur die Entstehung sondern auch das Ende der Montanlandschaft Siegerland lässt an enge Bezüge zu den weit außerhalb gelegenen Siedlungszentren denken. Denn es ist bemerkenswert, dass mit dem Untergang der Siedlungszentren im 1. Jh. v. Chr. auch der Niedergang

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Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 of the La Tène period (chapter 2.1.5), which lasts until 7 Summary today. The research topic of the “Siegerlandprojekt” was the The “Siegerlandprojekt” is operated since 2002 by the description and reconstruction of the montane landscape Deutsche Bergbau-Museum under the administration of of the La Tène period as well as its development, the re- 149 Prof. Dr. T. Stöllner. After an initial stage in 2007 a first sults for the chain of production from the ore to the steal main stage of this project was sponsored from 2009 to to the point of the distribution of the finished products 2011 by the Deutsche Forschungsgemeinschft (DFG). (chaîne opératoire) and the evaluation of the influence of Next to mining archaeology (Prof. Dr. T. Stöllner & Dr. production on nature (chapter 2.3). Since 2002 extensive M. Zeiler) and metallurgical works (Prof. Dr. Ü. Yalçın & inspections are carried out and prehistoric work areas Dr. G. Gassmann), geoarchaeological (Dipl.-Geogr. K. are charted. Röttger), palynological (Dr. A. Stobbe, Dr. A.-J. Kalis) as Many were researched explicitly and interdisciplinary well as anthracological research were conducted. with geophysical and agrological methods or they were The following achievements summarize the mining ar- researched in sondages and in rare cases researched chaeological research, which were supervised and per- archaeological in larger-scale excavations (chapter. formed by me. 2.1.5). In addition the widespread results of the older research of the region were put together and partly eva- The montane landscape of the Siegerland during the La luated. Tène period has been researched with varying intensity and changing topics since the end of the 19th century. During the main stage of the project a systematization Economic-archaeological connections weren’t of interest of the find spots in dependency to their positions in the at first (Initialphase (Initial stage), chapter 2.1.2). But landscape could be established for the first time, thus since the 1920s untrained researchers started to explore the mining archaeological research happened on an the region on a larger scale and to chart the slag heaps. economical structured (chapter 2.3.1) as well as on an Minor explorations followed, which on the one hand dis- ecological level (chapter 2.1.5). Based on the results covered the production landscape of the La Tène period especially of the project’s pilot stage (chapter 2.1.5) an and on the other hand different metallurgical slags which extensive study of the main work area west of the city could be dated into prehistoric and medieval times due Siegen was possible. The archaeometallurgy gained to their morphology. Based on this knowledge, first the- a detailed chart of the natural mineral deposits as well ories towards the individual processing steps of mining as important knowledge especially about the process iron and the dimensions as well as the development of steps of the metallurgical process and the building of the montane landscape were formulated. These gained the smelting furnaces. In addition the provenance of a high popularity and circulation, although e.g. the ex- artefacts are researched with mass spectrometry as well cavation techniques and the documentation of the field- as an analysis of the trace elements and first approaches work were imperfect in most cases. After the prehistoric towards phrasing the distribution of the Siegerland steel archaeology was accepted as an academic science and are made. Simultaneously palynological and anthraco- the national historic preservation was installed for the logical studies provide the first approaches of a differen- Siegerland the research of the region gained new impul- tiated reconstruction of the landscape and its use during ses. Thus the montane landscape of the Siegerland was the La Tène period (chapter 2.1.5). one of the most intensely researched montane regions of the La Tène period in Europe in 1939 (Pionierphase The landscape of the Siegerland is structured into a wes- (Pioneer stage), chapter 2.1.3). When the untrained re- tern- and an eastern part (chapter 2.2, fig. 27). The west search faded in this region, the interest of the researcher has rich ore deposits but is rather barren climatically and in the montane landscape of the Siegerland vanished as due to its mountainous topography suitable agricultural well. But since the 1970s and 1980s new studies were areas are sparse. The east on the other hand has few initiated. Research establishments and especially the suitable ore deposits but is characterized by extensive historic preservation were the main initiators this time. agricultural areas thanks to a milder climate. Potential While modern excavations were conducted and new kaolin deposits, which could have been used for the pro- aspects like settlement issues and burials of the La Tène duction of clay for grogging the walls of the furnaces, are region were analyzed, economic-archaeological aspects situated in the Siegerland but also in the northern parts were seldom researched (Phase institutionalisierter For- of the Westerwald. Hence this region has to be included schung (Institutionalized research stage), chapter 2.1.4). into the overall view, too (chapter 2.2). T. Stöllner drafted economical structured levels for researching the monta- Only some rescue excavations at a smelting site (find ne landscape of the Siegerland (fig. 20). They include spot 173) and the establishment of the “Siegerlandpro- as the lowest level (micro level) individual workshops, jekt” by the Deutsche Bergbau-Museum led to long- digging sites or settlements, which are part of the chain termed interdisciplinary research of the economic area of production from the ore to the iron. They could form an ensemble of multiple production steps. On the micro

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 level individual process steps and minor organisatio- Some of these find spots as well as those known through nal structures are focussed. In contrast minor regional previous prospections or initiated sondages were re- economic units are focussed on in the next higher level searched afterwards in greater detail. Inspections, to- (meso level), which are forming the montane landscape pographical measuring, geophysical prospections, ag- 150 altogether in the macro level (chapter 2.3.1). Especially rological research and excavations were, according to for the research in the meso levels of the western Sie- the dependency on the question, combined in different gerland research levels for the natural landscape have ways on 16 find spots (chapter 4). been added. The position of the montane archaeological Iron Age forging- and smelting places among them find spots towards agricultural used or the rather favou- (chapter 4.1, 4.4, 4.7 & 4.12-13, 4.15) as well as the rable flat land form of the relief for settlements, towards already initiated large-area excavation at the La Tène ridgeways and areas with water is constant and enables smelting site Gerhardsseifen (find spot 324, chapter 4.2). further functional interpretational approaches (chapter While searching for the Iron Age mining sites shafts were 2.3.2 & fig. 39). drilled for finding datable sediments in a wide area (chap- ter 4.3, 4.8-10) and potential flat land forms favourable The classification of the whole area of the montane land- for settlement areas on the summits and the hill sides scape is, due to the researched find spots and the status were researched for the first time (chapter 4.5 &4.11). of the research, only possible for the east (chapter 3.1). The dimensions of the potential ore deposits made it The research of the Iron Age work areas revealed large seem plausible that there are further undiscovered mon- disturbances of the find spots due to later use, espe- tane archaeological find spots beyond the already known cially through the modern charcoal kilns. The smelting distribution area in the north, west and south (fig. 109). places show consistent organisational structures by the While the horizontal dimensions of the La Tène montane use of similar built furnaces and comparable roasting landscape is partly open, the analysis of written records plants. But before we can evaluate the Iron Age work for the first main stage of the project revealed that the units we have to wait for the completion of the exca- known vertical dimensions of the montane landscape vations of the Gerhardsseifen and the overall analysis are not corresponding with the La Tène range. The most of all, researched with this project, smelting sites. The known find spots are situated close to the mountain tops search for prehistoric mining areas was to no avail and and in the higher valleys of the dales (Seifen) close to the points towards a massive overprinting of the Iron Age headwaters. Find spots on lower situated valley sections mining areas during following eras as well as the Iron of larger waters are rather unusual and are missing com- Age mining being close to the surface and thus is hard pletely for the lower levels. Dependent on the vegetation to find today. This is confirmed through the excavation of (chapter 3.2.4), the motion intensity (chapter 3.2.5) and the Gerhardsseifen, where large amounts of left behind especially the land use (chapter 3.3) today find spots are ore from the top-level oxidation-zone were documented. hard to find or already lost on a larger scale. The latter Even the research of two potential flat forms favourable concerning especially the lower hillsides and lowlands for settlement didn’t deliver significant structures from of the western Siegerland which were covered under the Iron Age. In fact disturbances of these areas from sediments or built-up or removed during the industrial the 20th century were documented on a larger scale. revolution (chapter 3.3.2). The systematization of the type of site of the mining Areas more suitable for settlements and agriculture were archaeological find spots for the Western Siegerland, situated there during the Iron Age and moreover they which, differing from the already known picture, let to could have been a gateway for the work areas in the expect Iron Age settlements with an emphasis on farming adjoining valleys. Today the detectable find spots in the or even a higher role in the area of production for the higher altitudes are threatened by modern exploitations lower areas, was the most important gained knowledge of areas for the infrastructure and industries (chapter from the first main stage of the project (chapter 5.1.1). 3.3.4). For the first time the statistical evaluation of the den- Extensive prospections west of Siegen (meso level 1) sity of the find spots gives the opportunity to integrate took place during 2009 to 2011, in the eastern part of the areas, that are still poor in find spots in the heart of the Siegerland at Wilnsdorf (meso level 4) as well as bet- the montane landscape, into the overall analysis of the ween Sieg and Heller in Rhineland-Palatinate (chapter work area (chapter 5.1.2). The synopsis of the results 3.4). Next to the discovery and charting of hundreds of gained during the first main stage of the project together mining archaeological find spots from different eras the with those of the pilot stage and the literature enable an project’s own recording system was developed further overview-like description of the elements of the monta- (chapter 3.2.1) and important methodical knowledge ne landscape (chapter 52) as well as its development through the use of small scale cartography (chapter (chapter 5.3). 3.2.3) as well as terrain models (chapter 3.2.2) was gai- Therefore all known Iron Age find spots of the work ned. area were combined for the first time (chapter 8.1, fig. 109,127). Similar working organizations especially for the

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 found smelting places (chapter 5.2.2) become apparent, which were embedded into a higher net of transferring goods, because the important clay sources may not have been accessible in the heart of the smelting areas (chap- ter 5.2.1). Maybe the metallurgical production areas were 151 bordered to a settlement area, which centre could be found in the today almost lost lower slopes and lowlands of the Siegerland. Isolated find spots from this areas as well as the importance of the lowlands support this theory (chapter 5.2.3-4).

Contrary to earlier assumptions the origin of the Iron Age montane landscape has to be looked for not during the Late Hallstatt- but during the Early La Tène period (chapter 5.3.1). It is even more likely to put the star- ting point into La Tène B/C during the 3rd century BC (chapter 5.3.2). Especially the valleys in the area of the undated hillfort on the Bühl (find spot 86) were settled with workshops without a predevelopment in this region. Furthermore the similarity of the smelting workshops as well as the at least partly possible import of kaolin show highly developed organizational structures and indicate a possible process of formation of settlements in the Siegerland with specialized miners and smelters. Maybe the process of formation of settlements during the Iron Age in the Northern Westerwald is even due to the mining of kaolin. The initial stage of the montane landscape happened simultaneously to the develop- ment of a cultural group, the Southern Westphalians, including the Westerwald and Central . It resul- ted in building newly fortified settlements outside of the Siegerland, dominated by large agricultural areas. It is discussed that maybe out of these hubs or from these regions the search for iron ore started the exploitation of the Siegerland. This assumption is backed with the help of provenance analyses on artefacts of the assumed settlement hubs. Not only the development but also the end of the monta- ne landscape of the Siegerland suggests close relations to the far distanced settlements. It is remarkable that with the end of those settlements during the 1st century BC the end of the montane landscape began as well (chapter 5.3.3). Although an economical differentiation of the montane landscape is indicated at first through the release of the processing steps from the smelting and transferring them into the Eastern Siegerland, the production comes to an abrupt end during La Tène D2.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 aufgeführt, die als „Proj.-Fundst.“ abgekürzt wird. Die 8 Anhang Konkordanzliste in Kapitel 8.2 ermöglicht die Zuordnung der Projektfundstellennummer.

152 8.1 Eisenzeitliche Fundstellen im Arbeitsgebiet 8.1.1 Nordrhein-Westfalen Seit 2007 werden die Fundstellen, die im Rahmen des Kreis Siegen-Wittgenstein Siegerlandprojektes bearbeitet werden eindeutig durch- nummeriert (Abb. 109). Diese Projektnummern werden 1 Burbach; Burg (AKZ 5214,4; Proj.-Fundst. seit dem in allen Veröffentlichungen des Projektes be- 2138): Wallanlage. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. N1; Si- nutzt. Auch in der vorliegenden Publikation werden die cherl 2007, 142; Verse 2010, Kat.-Nr. 33. Fundstellen mit ihren Projektnummern bezeichnet. 2 Burbach-Oberdresselndorf; Wildweiber- Die Nummern wurden den Fundstellen fortlaufend nach häuschen (AKZ 5214,64; Proj.-Fundst. 286): Podium, ihrer Auffindung gegeben. Deswegen ist die Nummern- Schmiedeplatz. Lit.: Neujahrsgruß 1998, 45 f.; Verse reihenfolge nicht nach politischer oder alphabetischer 2010, Kat.-Nr. 34. Ordnung sortiert. Zur besseren Auffindung der Fundstel- 3 Burbach-Oberdresselndorf; Wildweiberhäus- len wurden sie für die vorliegende Publikation aber zu- chen (AKZ 5214,71; Proj.-Fundst. 288): Podium. Lit.: erst politisch sowie nachfolgend alphabetisch geordnet, Neujahrsgruß 1998, 45 f. mit einer neuen Nummerierung versehen und auf Abbil- 4 Burbach-Oberdresselndorf; Wildweiberhäus- dung 124 kartiert. Die hier anschließende Auflistung der chen (AKZ 5214,72; Proj.-Fundst. 289): Podium. Lit.: Fundstellen folgt dieser neuen Nummerierung. Allerdings Hillmann 2002, Kat.-Nr. N2; Neujahrsgruß 1998, 45 f. ist auch sie nur vorläufig, da eine abschließende Num- 4B Burbach-Gilsbach; Hilchenbach (AKZ 5214,41- merierung erst mit der Gesamtvorlage aller montanar- 2; Proj.-Fundst. 2051). Schmiedeplatz. chäologischen Projektfundstellen vorgenommen werden 5 Burbach-Wahlbach; Mischebachtal (Proj.- wird. Daher ist auch hier die Projektfundstellennummer Fundst. 2052). Podien. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. N7;

Abb. 124: Verbreitung eisenzeitlicher Fundstellen in der Montanlandschaft Siegerland und ihrem Umfeld sowie prähistorisch po- tentiell nutzbare Kaolinvorkommen (Nach Heyn 1893, 265 bzw. Kneppe 1980, 99 mit Ergänzungen. – Fundstellenbezeichnung s. Fundstellenliste Kap. 8.1. – Grafik: M. Zeiler). .

Fig. 124: Distribution of Iron Age sites of the montane landscape Siegerland, its periphery and potentially strippable deposits of kaolin clay (for site numbers see chapter 8.1).

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Verse 2010, Kat.-Nr. 35; Neujahrsgruß 1981, 43; Neu- 25 Netphen-Salchendorf; Haferhain/Brachbach jahrsgruß 1999, 51 f.; Neujahrsgruß 2002, 41 f. (AKZ 5114,145; Proj.-Fundst. 208): Podium. 6 Burbach-Wahlbach; Mischebachtal (Proj.- 26 Neunkirchen-Zeppenfeld; (AKZ 5214,6; Proj.- Fundst. 2053). Podien. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. N9; Fundst. 2059). Gräber. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. N16; Verse 2010, Kat.-Nr. 35; Neujahrsgruß 1999, 51 f. Laumann 1984; Laumann 1985; Neujahrsgruß 1983, 153 7 Burbach-Wahlbach; Siebenjähnen (Proj.- 19 ff. Fundst. 2054). Siedlung. Lit.: Kneppe 1980, 100; Neu- 27 Neunkirchen-Zeppenfeld; (AKZ 5214,6; Proj.- jahrsgruß 1999, 51 f. Fundst. 2060). Schmiedeplatz u. Podium. Lit.: Hillmann 8 Freudenberg-Alchen; Fahrtenseifen (Proj.- 2002, Kat.-Nr. N17; Neujahrsgruß 1983, 21; Laumann Fundst. 2030). Schmiedeplatz. Lit.: Frank/Laumann 1985; Laumann 1993c; Stöllner et al. 2009, 106 ff. 1987; Krasa 1963, 130; Ring 1938. 28 Neunkirchen-Zeppenfeld; (AKZ 5214,6; Proj.- 9 Freudenberg-Alchen; Mommelsgrube (Proj.- Fundst. 2061). Verhüttungsplatz. Lit.: Laumann 1986; Fundst. 48). Schmiedeplatz. Lit.: Behaghel 1940, 253; Laumann 1993c. Frank/Laumann 1987. 29 Siegen; Heidenberg/Offizierscassino (AKZ 5114,46; Proj.-Fundst. 2062): Grab. 10 Freudenberg-Büschergrund; Eselsborn (AKZ 30 Siegen; Hütschelsbachtal (AKZ 5114,30; Proj.- 5013,61; Proj.-Fundst. 2055). Glasarmringeinzelfund. Fundst. 179): Verhüttungsplatz. Lit.: P. Theis 1966; Wil- Lit.: Neujahrsgruß 2001, 46; Seidel 2005, Kat.-Nr. 482. helmi 1981, 2 f. (als „Hitschelsbachtal“ bezeichnet); 11 Freudenberg-Niederndorf; Büchental (AKZ Verse 2006, Kat.-Nr. 626 (allerdings nach Wilnsdorf 5113,16:A601-09; Proj.-Fundst. 395): Verhüttungsplatz. verortet). 12 Freudenberg-Niederndorf; In der Braaswiese 31 Siegen-Achenbach; Engsbachtal/Hardtchen (AKZ 5113,145; Proj.-Fundst. 291): Keramik- u. Schla- (AKZ 5113,15; Proj.-Fundst. 2020): Verhüttungsplatz, ckenlesefunde (Siedlung?). Podium. Lit.: Behaghel 1949, 58 ff., 82 ff., Taf. 21F, 21G, 13 Freudenberg-Niederndorf; Hornsberg (AKZ 44J; Garner 2010; Gilles 1936, 12 f.; Stieren 1935, 252 5113,57; Proj.-Fundst. 120-121, 305-306, 1812): Podien f.; Verse 2006, Kat.-Nr. 622. und Schlacken (Schmiedeplatz?). Lit.: Stöllner 2010; 32 Siegen-Achenbach; Engsbachtal/Hardtchen Stöllner et al. 2009, 127 ff.; Zeiler 2010b. AKZ 5113,15; Proj.-Fundst. 2021): Verhüttungsplatz, 14 Freudenberg-Niederndorf; Käsbachtal (AKZ Schmiedeplatz. Lit.: Behaghel 1949, 58 ff., 82 ff., Taf. 5113,50; Proj.-Fundst. 104-105): Verhüttungsplatz. 21F, 21G, 44J; Garner 2010; Gilles 1936, 12 f.; Stieren 15 Freudenberg-Niederhäuslingen; (AKZ 1935, 252 f.; Verse 2006, Kat.-Nr. 622. 5113,146; Proj.-Fundst. 298): Keramiklesefund. 33 Siegen-Achenbach; Engsbachtal/Hardtchen 17 Netphen-Deuz; Auf der Noll (AKZ 5114,160; (AKZ 5113,15; Proj.-Fundst. 2022): Verhüttungsplatz. Proj.-Fundst. 220): Gräberfeld. Lit.: Laumann 1992; Lau- Lit.: Behaghel 1949, 58 ff., 82 ff., Taf. 21F, 21G, 44J; mann 1993b; Neujahrsgruß 1988, 35 f.; Neujahrsgruß Garner 2010; Gilles 1936, 12 f.; Stieren 1935, 252 f.; 1989, 33 f.; Neujahrsgruß 1990, 36 ff.; Neujahrsgruß Verse 2006, Kat.-Nr. 622. 1992, 40; Sting 2005; Verse 2006, Kat.-Nr. 620; Verse 34 Siegen-Eisern; Eichholz (AKZ 5114,41; Proj.- 2010. Fundst. 1474): Verhüttungsplatz. 18 Netphen-Deuz; Habach (AKZ 5114,36; Proj.- 35 Siegen-Eiserfeld; Eiserfeld-Mitte (AKZ 5113,17; Fundst. 2057): Siedlung. Lit.: Beck 1959b; Neujahrsgruß Proj.-Fundst. 1448): Verhüttungsplatz. 1988, 35 f. 36 Siegen-Eiserfeld; Oberste Hubach (AKZ 19 Netphen-Deuz; Bühl (AKZ 5114,46; Proj.- 5114,134; Proj.-Fundst. 1499): Verhüttungsplatz, Podi- Fundst. 188): Verhüttungsplatz, Podien. Lit.: Verse 2006, um. Lit.: Laumann 1992b; Laumann 1993d; Neujahrs- Kat.-Nr. 619. gruß 1989, 35 ff.; Verse 2006, Kat.-Nr. 623. 20 Netphen-Grissenbach; Halsberg (AKZ 37 Siegen-Gosenbach; Gosenbach-Mitte (AKZ 5114,221; Proj.-Fundst. 229): Grab. Lit.: Neujahrsgruß 5113,126; Proj.-Fundst. 171): Keramiklesefunde (Sied- 1991, 36; Neujahrsgruß 1995, 35 f. lung?). 21 Netphen-Obernau; Alte Burg (AKZ 5014,27; 38 Siegen-Geisweid; Wenscht (AKZ 5013,30:01; Proj.-Fundst. 458-460): Wallanlage. Lit.: Neujahrsgruß Proj.-Fundst. 2063): Schmiedeplatz. Lit.: Beck 1959; 1985, 36; Sicherl 2007, 142 f.; Schulze-Forster 2007, Wilhelmi 1981, 3 ff. Kat.-Nr. 34. 39 Siegen-Lindenberg; Hickengründchen (AKZ 22 Netphen-Niedernetphen; Altes Feld/Mühlen- 5114,128; Proj.-Fundst. 204): Verhüttungsplatz, Podi- bachtal (AKZ 5014,10; Proj.-Fundst. 2058). Schmiede- en(?). platz. Lit.: Krasa 1967. 40 Siegen-Lindenberg; Hütschelsbachtal (AKZ 23 Netphen-Obernetphen; Brachbachsseifen (AKZ 5114,34; Proj.-Fundst. 181): Podium. 5114,145; Proj.-Fundst. 209): Schmiedeplatz(?). 41 Siegen-Niederschelden; Bühl (AKZ 5113,16; 24 Netphen-Salchendorf; Haferhain/Brachbach Proj.-Fundst. 86): Abschnittswall. Lit.: Nassauer 1960; (AKZ 5114,145; Proj.-Fundst. 207): Verhüttungsplätze. Sicherl 2007, 31. Lit.: Tagebuch O.Krasa 1955.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 42 Siegen-Niederschelden; Dreiborntal (AKZ 57 Siegen-Obersetzen; Folschert (AKZ 5014,89; 5113,84; Proj.-Fundst. 323): Verhüttungsplatz. Lit.: Neu- Proj.-Fundst. 2065): Verhüttungsplatz. Lit.: Behaghel jahrsgruß 2003, 43 f. 1949, Taf. 31D; Verse 2006, Kat.-Nr. 625. 43 Siegen-Niederschelden; Felsenbach (AKZ 58 Siegen-Trupbach; Fuchshöhle (AKZ 5013,2; 154 5113,7; Proj.-Fundst. 79 u. 1090): Verhüttungsplatz, Proj.-Fundst. 1404): Schmiedeplatz. Lit.: Beck 1938; Schmiedeplatz(?). Lit.: Behaghel 1949, Taf. 44D; Krasa Krasa 1963, 130. 1931; Laumann 1992c; Neujahrsgruß 1989, 37; Stöllner/ 59 Siegen-Trupbach; Neuer Wald (AKZ 5013,1; Zeiler 2010.; Stöllner/Zeiler 2010b; Stöllner/Zeiler 20011; Proj.-Fundst. 2066): Schmiedeplatz. Lit.: Beck 1938; Zeiler 2010b. Behaghel 1940, 253; Krasa 1963, 130. 44 Siegen-Niederschelden; Felsenbach (AKZ 60 Siegen-Winchenbach; Leimbachstadion/In der 5113,112; Proj.-Fundst. 166 u. 1095): Podium. Leimpe (AKZ 5114,16; Proj.-Fundst. 1467-1468): Sied- 45 Siegen-Niederschelden; Gerhardsseifen (AKZ lung, Schmiedeplatz. Lit.: Gilles 1958b. 5113,85; Proj.-Fundst. 324): Verhüttungsplatz. Lit.: Neu- 61 Siegen-Winchenbach; Minnerbachtal (AKZ jahrsgruß 2003, 43 f.; Neujahrsgruß 2008, 87 f.; Stöllner 5114,107; Proj.-Fundst. 1476): Verhüttungsfundplätze, 2010b; Stöllner et al. 2009, 120 ff. u. 125 ff.; Stöllner/ Schmiedefundplatz. Lit.: Behaghel 1939; Behaghel 1949, Zeiler 2009; Stöllner/Zeiler 2009b; Stöllner/Zeiler 2010.; 58 ff., 82 ff., Taf. 21F-G, 44J; Gilles 1936, 252 f.; Garner Stöllner/Zeiler 2010b; Zeiler 2010b. 2010; Verse 2006, Kat.-Nr. 621. 46 Siegen-Niederschelden; Hornsberg (AKZ 62 Siegen-Winchenbach; Reitplatz (AKZ 5114,16; 5113,84; Proj.-Fundst. 147-148): Verhüttungsplatz, Po- Proj.-Fundst. 1468): Podium. dien. Lit.: Stöllner/Zeiler 2010 63 Wilnsdorf; Gemeindefriedhof (AKZ 5114,44; 47 Siegen-Niederschelden; Im Birmesseifen (AKZ Proj.-Fundst. 2139): Siedlung. Lit.: Laumann 1986c; Ver- 5113,22; Proj.-Fundst. 313 u. 1917): Verhüttungsplatz. se 2010, Kat.-Nr. 125. 48 Siegen-Niederschelden; Rothenberg (AKZ 64 Wilnsdorf-Anzhausen; (AKZ 5114,80; Proj.- 5113,127; Proj.-Fundst. 172): Podium. Fundst. 1699): Verhüttungsplatz. 49 Siegen-Niederschelden; Wartestraße (AKZ 65 Wilnsdorf-Anzhausen; Wabach (Proj.-Fundst. 5113,129; Proj.-Fundst. 173): Verhüttungsplatz. Lit.: Gar- 2067): Schmiedeplatz. Lit.: Kronz/Keesmann 2005, 474. ner 2004; Garner/Stöllner 2005; Garner 2007; Garner 66 Wilnsdorf-Oberdielfen; (AKZ 5114,44; Proj.- 2010; Garner 2011; Neujahrsgruß 2001, 46 ff.; Verse Fundst. 1674): Scherbenlesefunde (Siedlung?). Lit.: 2006, Kat.-Nr. 624a; Stöllner et al. 2009, 108 ff.; Verse Verse 2010, Kat.-Nr. 126. 2010. 67 Wilnsdorf-Oberdielfen; Pferdshain (Proj.- 50 Siegen-Oberschelden; Büschental/Uebach Fundst. 2068): Schmiedeplatz. (AKZ 5113,47; Proj.-Fundst. 101): Verhüttungsplatz, 68 Wilnsdorf-Oberdielfen; „Rechts der Straße Podien. Lit.: Stöllner et al. 2009, 129 ff. Oberdielfen-Wilnsdorf“ (Proj.-Fundst. 2069): Schmiede- 51 Siegen-Oberschelden; Dreiborntal (AKZ platz. Lit.: Krasa 1963, 130. 5113,22:AA01-05; Proj.-Fundst. 320 u. 567): Verhüt- 69 Wilnsdorf-Obersdorf; Grube Rex (Proj.-Fundst. tungsplatz. 2070): Gürtelhakenfund (Grab?). Lit.: Verse 2007, 163 52 Siegen-Oberschelden; In der Sülz (AKZ 5113,8; f.; Verse 2010, Kat.-Nr. 127. Proj.-Fundst. 80): Verhüttungsplatz. Lit.: Laumann 1993. 70 Wilnsdorf-Obersdorf; Höhein (Proj.-Fundst. 53 Siegen-Oberschelden; In der Sülz (AKZ 2071): Verhüttungsplätze. Lit.: Schubert 1993b. 5113,111; Proj.-Fundst. 165): Verhüttungsplatz. Lit.: Be- 71 Wilnsdorf-Obersdorf; Renzleberg (Proj.-Fundst. haghel 1949, Taf. 44G; Laumann 1993.; Verse 2006, 495): Verhüttungsplatz. Kat.-Nr. 624. 72 Wilnsdorf-Obersdorf; Leimbachtal (AKZ 54 Siegen-Oberschelden; Klärgrube (AKZ 5114,59; Proj.-Fundst. 190-191): Verhüttungsplatz. 5113,126; Proj.-Fundst. 2064): Keramiklesefunde (Sied- 73 Wilnsdorf-Obersdorf; Leimbachtal (AKZ lung?). Lit.: Neujahrsgruß 1991, 43. 5114,59; Proj.-Fundst. 192): Verhüttungsplatz, Schmie- 55 Siegen-Oberschelden; Scheldebach (AKZ deplatz(?). Lit.: Weisgerber 2003; Stöllner et al. 2009, 5113,111; Proj.-Fundst. 364): Verhüttungsplatz, Schmie- 144 f. deplatz, Siedlung. Lit.: Laumann 1993c; Neujahrsgruß 74 Wilnsdorf-Obersdorf; Leimbachtal (AKZ 1988, 38 ff. 5114,59; Proj.-Fundst. 193 u. 506-507): Verhüttungs- 56 Siegen-Oberschelden; Trüllesseifen (AKZ platz. Lit.: Weisgerber 2003; Stöllner et al. 2009, 144 f. 5113,24; Proj.-Fundst. 88 u. 127): Verhüttungsplatz, 75 Wilnsdorf-Obersdorf; Leimbachtal (AKZ 5114,4; Schmiedeplatz. Lit.: Behaghel 1949, Taf. 44: D (als „Trö- Proj.-Fundst. 1656): Verhüttungsplatz. lesseifen“ bezeichnet“); Garner 2010; Krasa 1948, 33 ff.; 76 Wilnsdorf-Obersdorf; Silberquelle (AKZ Krasa 1958, 6 f.; Neujahrsgruß 2004, 44 f.; Neujahrsgruß 5114,37; Proj.-Fundst. 184): Siedlung, Schmiedeplatz. 2005, 43 f.; Neujahrsgruß 2006, 53 ff.; Stöllner 2010; Lit.: Gilles 1958b; Neujahrsgruß 1992, 43; Verse 2010, Stöllner 2010b; Stöllner et al. 2009, 109 ff. Kat.-Nr. 128.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 77 Wilnsdorf-Obersdorf; Steinbachsecke (AKZ mann 2002, Kat.-Nr. R1.; Sicherl 2007, 143; Verse 2006, 5114,17; Proj.-Fundst. 176): Podium. Kat.-Nr. 1. 78 Wilnsdorf-Obersdorf; Steinbachsecke (AKZ 93 Herdorf; Wolfskehle (Proj.-Fundst. 2077): 5114,18; Proj.-Fundst. 177): Podium. Schmiedeplatz(?). Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. R3. 79 Wilnsdorf-Obersdorf; Steinbachsecke (AKZ 94 Herdorf-Dermbach; An der Kreuzeiche (Proj.- 155 5114,266; Proj.-Fundst. 505): Verhüttung. Lit.: Stöllner Fundst. 2032): Schlackenfundstelle (Schmiedeplatz?). et al. 2009, 144 f. 95 Herkersdorf; Druidenstein (Proj.-Fundst. 2078): 80 Wilnsdorf-Rinsdorf; Dutenbach (AKZ 5114,181; Scherbenlesefunde. Lit.: Zeiler 2010b. Proj.-Fundst. 225-226): Schmiedeplatz, Podien. Lit.: 96 Herkersdorf; Im Vögelwald (Proj.-Fundst. 989): Stöllner et al. 2009, 118 u. 140 f. Verhüttungsplatz. Lit.: Zeiler 2010b. 81 Wilnsdorf-Rödgen; Kneling (AKZ 5114,2; Proj.- 97 Herkersdorf; Im Vögelwald (Proj.-Fundst. 901): Fundst. 1654): Scherbenlesefund. Verhüttungsplatz (evtl. latènezeitlich). Lit.: Zeiler 2010b. 82 Wilnsdorf-Rudersdorf; Sternacker (Proj.-Fundst. 98 Herkersdorf; Ober dem Stifel (Proj.-Fundst. 2072): Schmiedeplatz. 968): Verhüttungsplatz. Lit.: Zeiler 2010b. 83 Wilnsdorf-Wilgersdorf; Höllenrain (AKZ 5114,25; 99 Mudersbach; Giebelwald (Proj.-Fundst. 579): Proj.-Fundst. 1027): Schmiedeplatz. Lit.: Beck 1971; Verhüttungsplatz. Herberg 1969/70; Krasa 1956, 204 f.; Krasa 1963, 132; 100 Mudersbach; Büdenholz/In der Hornbach (Proj.- Krasa 1964, 204 f.; Krasa 1967, 237; Kronz/Keesmann Fundst. 594): Verhüttungsplatz. Lit.: Stöllner et al. 2009, 2005, 419; Menic 2011; Neujahrsgruß 1967, Wilgersdorf; 137 ff. Neujahrsgruß 1971, 15 f.; Neujahrsgruß 1977, 16; Schu- 101 Mudersbach; Roter Hahn (Proj.-Fundst. 570): bert 1993; Stöllner 2010, 111 f.; Stöllner 2010b; Stöllner/ Grab. Zeiler 2009; Stöllner/Zeiler 2009b; Stöllner/Zeiler 2010; 102 Weitefeld (Proj.-Fundst. 2079): Mühlstein. Lit.: Stöllner/Zeiler 2010b; Wilhelmi 1967; Wilhelmi 1968; Hillmann 2002, Kat.-Nr. R5. Wilhelmi 1981; Wilhelmi 1992; Verse 2010; Kat.-Nr. 129; Zeiler 2010b, 135 ff. 84 Wilnsdorf-Wilgersdorf; Königstal (AKZ ; Proj.- Westerwaldkreis Fundst. 1702): Schmiedeplatz. 103 Bad Marienberg; Kirchberg (Proj.-Fundst. 2080): Keramiklesefunde (Siedlung?). Lit.: Hillmann Rhein-Sieg-Kreis 2002, Kat.-Nr. R6. 104 Bad Marienberg; Schorrberg (Proj.-Fundst. 85 Windeck; (Proj.-Fundst. 2073): Münzfund 2081): Podien. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. R7. (Landschaftsmuseum Westerwald/Hachenburg). 105 Bad Marienberg-Zinhain (Proj.-Fundst. 2082): Podien. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. R8. 106 Nisterau-Bach; Hundsburg (Proj.-Fundst. 2083): 8.1.2 Rheinland-Pfalz Keramiklesefund. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. R10. 107 Nistertal; Im Seifen (Proj.-Fundst. 2084): Mühl- steinfund. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. R12. Kreis Altenkirchen 108 Stein-Wingert; Alteburg (Proj.-Fundst. 2085): Wallanlage. Lit.: v. Berg 2006; Schulze-Forster 2007, 16 Friesenhagen-Wippe; Wippe (Proj.-Fundst. Kat.-Nr. 24; Verse 2006, Kat.-Nr. 708. 2056): Halsring, Grab? (Landschaftsmuseum Wester- wald/Hachenburg). 86 Brachbach; Oben im Kohlenberg (Proj.-Fundst. 8.1.3 Hessen 1073): Verhüttungsplatz. Lit.: Zeiler 2010b. 87 Elkenroth; Elbbachkopf (Proj.-Fundst. 2074): Wallanlage. Lit.: Verse 2006, Kat.-Nr. 2. Lahn-Dill-Kreis 88 Fluterschen (Proj.-Fundst. 2075): Verhüttungs- platz. Lit.: Kuhnen 2010, 271. 109 Aßlar-Oberlemp (Proj.-Fundst. 2086): Lesefund. 89 Herdorf; Bärental (Proj.-Fundst. 624): Verhüt- Lit.: Verse 2006, Kat.-Nr. 349. tungsplatz. 110 Aßlar-Oberlemp; Adlerhorst (Proj.-Fundst. 90 Herdorf; Berloch (Proj.-Fundst. 997): Verhüt- 2087): Wallanlage. Lit.: Herrmann/Jockenhövel 1990, tungsplatz. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. R4; Zeiler 2010b. 311 f.; Verse 2006, Kat.-Nr. 350. 91 Herdorf; Hachenburger Seifen (Proj.-Fundst. 111 Breitscheid; Steinbruch (Proj.-Fundst. 2088): 625): Scherbenlesefunde (Siedlung?). Grube (Siedlung?). Lit.: Behaghel 1949, 20 ff., Taf. 14C; 92 Herdorf; Hohenseelbachskopf (AKZ 5213,1; Hillmann 2002, Kat.-Nr. H2; Jockenhövel/Bušs 2005, 26 Proj.-Fundst. 2076): Ringwall, Gräberfeld (?). Lit.: Hill- f.; Verse 2006, Kat.-Nr. 357.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 112 Breitscheid-Erdbach; Steinkammer (Proj.- 131 Eschenburg-Hirzenhain; Segelflugplatz (Proj.- Fundst. 2089): Kultplatz(?), Gräber(?). Lit.: Behaghel Fundst. 2108): Stele (Grab?). Lit.: Hillmann 2002, Kat.- 1949, 20 u. 22 ff., 29 u. 43; Herrmann 1987; Herrmann/ Nr. H56; Verse 2010; Verse 2010, Kat.-Nr. 72. Jockenhövel 1990, 330 f.; Hillmann 2002, Kat.-Nr. H7; 132 Eschenburg-Hirzenhain; Angelburg (Proj.- 156 Jockenhövel/Bušs 2005, 26; Verse 2006, Kat.-Nr. 358; Fundst. 2109): Grab. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. H57. Verse 2010, Kat.-Nr. 21 u. 23. 133 Eschenburg-Hirzenhain; Angelburg (Proj.- 113 Breitscheid-Erdbach; Neuer Friedhof (Proj.- Fundst. 2110): Höhensiedlung. Lit.: Behaghel 1949, 58 Fundst. 2090): Siedlung. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. u. 61 f.; Herrmann/Jockenhövel 1990, 285 u. 358 f.; Jok- H8; Jockenhövel/Bušs 2005, 27; Verse 2006, Kat.-Nr. kenhövel/Bušs 2005, 32 f.; Verse 2006, Kat.-Nr. 372. 360; Verse 2010, Kat.-Nr. 24. 134 Eschenburg-Hirzenhain; Singelberg (Proj.- 114 Breitscheid-Erdbach; Speichelwasen (Proj.- Fundst. 2111): Siedlung. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. Fundst. 2091): Grab. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. H31. H60. 115 Breitscheid-Erdbach; Unten im Weilstein (Proj.- 135 Eschenburg-Hirzenhain; Meerbachstannen Fundst. 2092): Keramiklesefunde (Siedlung?). Lit.: Hill- (Proj.-Fundst. 2112): Grabhügelfeld. Lit.: Hillmann 2002, mann 2002, Kat.-Nr. H9; Verse 2010, Kat.-Nr. 25. Kat.-Nr. H63. 116 Breitscheid-Gusternhain (Proj.-Fundst. 2093): 136 Eschenburg-Hirzenhain; Steinbruch Schneider Grab. Lit.: Behaghel 1949, 83 ff.; Verse 2006, Kat.-Nr. (Proj.-Fundst. 2113): Grab. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. 361. H58; Verse 2006, Kat.-Nr. 374; Verse 2010, Kat.-Nr. 71. 117 Dietzhölztal-Rittershausen; Burg (Proj.-Fundst. 137 Eschenburg-Hirzenhain; Wilhelmssteine (Proj.- 2094): Wallanlage mit Nachweisen von Eisen- sowie Fundst. 2114): Schmiedeplatz. Lit.: Hillmann 2002, Kat.- Bronzemetallurgie u. Depot. Lit.: Behaghel 1949, 46 u. Nr. H59. 59 ff.; Herrmann/Jockenhövel 1990, 342; Jockenhövel/ 138 Eschenburg-Simmersbach (Proj.-Fundst. 2115): Bušs 2005, 28 ff.; Kronz 2010; Schubert 1987; Schulze- Grab (?). Lit.: Verse 2010, Kat.-Nr. 73. Forster 2007, Kat.-Nr. 22; Verse 1995; Verse 2006, Kat.- 139 Eschenburg-Simmersbach; Auf dem Horfeld Nr. 363; Verse 2008, 114 ff.; Verse 2010, u. Kat.-Nr. 37. (Proj.-Fundst. 2116): Siedlung. Lit.: Verse 2010, Kat.-Nr. 118 Dietzhölztal-Rittershausen; „Außerhalb der 74. Burg“ (Proj.-Fundst. 2095): Grab. Lit.: Behaghel 1949, 140 Greifenstein (Hessen); Greifenstein (Proj.- 59 ff.; Schubert 1987; Verse 2006, Kat.-Nr. 362; Verse Fundst. 2117): Münzlesefund (Landschaftsmuseum 2010, Kat.-Nr. 37. Westerwald/Hachenburg). 119 Dillenburg (Proj.-Fundst. 2096): Siedlung. Lit.: 141 Haiger-Fellerdilln; Bauerbachstruth/Wolfenstück Verse 2010, Kat.-Nr. 38. (Proj.-Fundst. 2118): Siedlung, Verhüttungsplatz(?). Lit.: 120 Dillenburg (Proj.-Fundst. 2097); Friedhof/Feld- Verse 2010, Kat.-Nr. 86. bacher Hof: Gräber. Lit.: Verse 2010, Kat.-Nr. 39. 142 Haiger-Langenaubach; Bornstraße (Proj.- 121 Dillenburg; Meerborn (Proj.-Fundst. 2098): Gru- Fundst. 2119): Siedlung. Lit.: Behaghel 1949, 83 ff.; be. Lit.: Verse 2010, Kat.-Nr. 40. Verse 2006, Kat.-Nr. 377; Verse 2010, Kat.-Nr. 92. 122 Dillenburg; Nordosthang Gaulskopf (Proj.- 143 Haiger-Langenaubach; Am Gewenn (Proj.- Fundst. 2099): Siedlung. Lit.: Verse 2010, Kat.-Nr. 41. Fundst. 2120): Lesefunde (Siedlung?). Lit.: Hillmann 123 Dillenburg; Sophienstrasse, Haus Decker 2002, Kat.-Nr. H26; Verse 2010, Kat.-Nr. 91. (Proj.-Fundst. 2100): Grab. Lit.: Verse 2010, Kat.-Nr. 42. 144 Haiger-Langenaubach; Raupern (Proj.-Fundst. 124 Dillenburg; Stadtwald/Am Roten Berg (Proj.- 2121): Siedlung. Lit.: Verse 2010, Kat.-Nr. 93. Fundst. 2101): Grab. Lit.: Verse 2010, Kat.-Nr. 43. 145 Haiger-Langenaubach; Rechelsborn (Proj.- 125 Dillenburg-Fronhausen/Nanzenbach; Heunstein Fundst. 2122): Podien, Gräberfeld. Lit.: Hillmann 2002, (Proj.-Fundst. 2102): Wallanlage. Lit.: Schulze-Forster Kat.-Nr. H25; Verse 2010, Kat.-Nr. 94. 2007, Kat.-Nr. 15; Verse 2010, Kat.-Nr. 45. 146 Haiger-Langenaubach; Speichelswasen (Proj.- 126 Dillenburg-Niederscheld; Wüstung Schuppach Fundst. 2123): Grab. Lit.: Verse 2010, Kat.-Nr. 95. (Proj.-Fundst. 2103): Siedlung. Lit.: Verse 2010, Kat.-Nr. 147 Haiger-Langenaubach; Wildweiberhäuschen 47. (Proj.-Fundst. 2124): Keramiklesefunde (Siedlung?). Lit.: 127 Driedorf-Roth; Einhardseck (Proj.-Fundst. Hillmann 2002, Kat.-Nr. H28. 2104): Siedlung. Lit.: Verse 2010, Kat.-Nr. 58. 148 Haiger Rodenbach; Himberg (Proj.-Fundst. 128 Ehringshausen-Dreisbach; Seeberg (Proj.- 2125): Siedlung, Kupferverhüttungsplatz. Lit.: Hillmann Fundst. 2105): Siedlung. Lit.: Verse 2006, Kat.-Nr. 371. 2002, Kat.-Nr. H42; Jockenhövel/Willms 2005, 350 ff.; 129 Eschenburg-Eibelshausen; Steimelskappe Willms 1995; Willms 2005b; Verse 2010, Kat.-Nr. 97. (Proj.-Fundst. 2106): Tierkopfgürtelhaken (Grab?). Lit.: 149 Haiger-Sechshelden; „Nahe Hofstraße 21-23“ Jockenhövel/Bušs 2005, 32; Verse 2010, Kat.-Nr. 68. (Proj.-Fundst. 2126): Grab. Lit.: Verse 2010, Kat.-Nr. 98. 130 Dillenburg-Feldbach (Proj.-Fundst. 2107): Sied- 150 Haiger-Seelbach; Kalteiche (Proj.-Fundst. lung. Lit.: Verse 2010, Kat.-Nr. 44. 2127): Siedlung (evtl. mit Metallurgie), Gräberfeld. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. H46; Verse 2008, 65 ff.; Verse 2010.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 151 Haiger-Seelbach; Kalteiche (Proj.-Fundst. 2128): Depot. Lit.: Hillmann 2002, Kat.-Nr. H47; Verse 2010, Kat.-Nr. 99. 152 Haiger-Weidelbach; „sw. des Ortes“ (Proj.- Fundst. 2129): Siedlung. Lit.: Jockenhövel/Bušs 2005, 157 27; Verse 2006, Kat.-Nr. 378; Verse 2010, Kat.-Nr. 100. 153 Herborn; Hohe Warte (Proj.-Fundst. 2130): Gür- telhakenlesefund. Lit.: Hüser/Hüser 2006; Verse 2010, Kat.-Nr. 101. 154 Herborn; Südwesthang Homberg (Proj.-Fundst. 2131): Gräber. Lit.: Hüser/Hüser 2006; Verse 2010, Kat.- Nr. 102. 155 Herborn; Südhang Reutersberg (Proj.-Fundst. 2132): Siedlung. Lit.: Verse 2010, Kat.-Nr. 102. 156 Herborn-Hörbach; Rittersloh/Schulwald (Proj.- Fundst. 2133): Siedlung. Verse 2010, Kat.-Nr. 105. 157 Mittenaar-Ballersbach (Proj.-Fundst. 2134): Grab. Lit.: Behaghel 1949, 82 ff.; Verse 2006, Kat.-Nr. 385. 158 Mittenaar-Ballersbach; Alteburg (Proj.-Fundst. 2135): Siedlung. Lit.: Verse 2006, Kat.-Nr. 386. 159 Mittenaar-Offenbach; Am Rennweg (Proj.- Fundst. 2136): Grab. Lit.: Verse 2006, Kat.-Nr. 387. 160 Sinn; Kalkbruch (Proj.-Fundst. 2137): Siedlung. Lit.: Verse 2010, Kat.-Nr. 122.

8.1.4 Kaolinlagerstätten

Lagerstätten nach Heyn 1893, 265 bzw. Kneppe 1980, 99 mit Ergänzungen

A: Alpenrod B: Bad Marienberg-Zinhain C: Burbach-Oberdresselndorf D: Burbach-Wahlbach. E: Hachenburg F: Haiger-Langenaubach G: Neunkirchen-Salchendorf H: Rosbach

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 8.2 Konkordanzliste: Fundstellenbezeichnungen

Auf Abbildung 109 sind die Fundstellen mit den pro- Die folgende Konkordanzliste soll die Auffindung von im 158 jektinternen Nummern bezeichnet. Die Nummern wurden Text erwähnten Fundstellen mit Projektnummern erleich- den Fundstellen fortlaufend nach ihrer Auffindung gege- tern. Zuerst wird die Projektnummer aufgeführt, dann ben. Deswegen ist die Nummernreihenfolge nicht nach die Fundstellennummer, die in Kap. 8.1.1-3 sowie auf politischer oder alphabetischer Ordnung sortiert. Zur Abbildung 124 verwendet wird. besseren Auffindung der Fundstellen wurden sie für die vorliegende Publikation zuerst politisch und nachfolgend alphabetisch geordnet (s. Kap. 8.1.1-3), neu durchnum- meriert und auf Abbildung 124 kartiert.

Fundstellen- Fundstellen- Fundstellen- Projektfund- Projektfund- Projektfund- nummer Kap. nummer Kap. nummer Kap. stellennummer stellennummer stellennummer 8.1 8.1 8.1 48 9 204 39 567 51 79 43 207 24 570 101 80 52 208 25 579 99 86 41 209 23 594 100 88 56 220 17 624 89 101 50 225 80 625 91 104 14 226 80 901 97 105 14 229 20 968 98 120 13 286 2 989 96 121 13 288 3 997 90 127 56 289 4 1027 83 147 46 291 12 1073 86 148 46 298 15 1090 43 165 53 305 13 1095 44 166 44 306 13 1404 58 171 37 313 47 1448 35 172 48 320 51 1467 60 173 49 323 42 1468 60 176 77 324 45 1468 62 177 78 364 55 1474 34 179 30 395 11 1476 61 181 40 458 21 1499 36 184 76 459 21 1654 81 188 19 460 21 1656 75 190 72 495 71 1674 66 191 72 505 79 1699 64 192 73 506 74 1702 84 193 74 507 74 1812 13

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 Fundstellen- Fundstellen- Fundstellen- Projektfund- Projektfund- Projektfund- nummer Kap. nummer Kap. nummer Kap. stellennummer stellennummer stellennummer 8.1 8.1 8.1 1917 47 2077 93 2109 132 2020 31 2078 95 2110 133 159 2021 32 2079 102 2111 134 2022 33 2080 103 2112 135 2030 8 2081 104 2113 136 2032 94 2082 105 2114 137 2051 4B 2083 106 2115 138 2052 5 2084 107 2116 139 2053 6 2085 108 2117 140 2054 7 2086 109 2118 141 2055 10 2087 110 2119 142 2056 16 2088 111 2120 143 2057 18 2089 112 2121 144 2058 22 2090 113 2122 145 2059 26 2091 114 2123 146 2060 27 2092 115 2124 147 2061 28 2093 116 2125 148 2062 29 2094 117 2126 149 2063 38 2095 118 2127 150 2064 54 2096 119 2128 151 2065 57 2097 120 2129 152 2066 59 2098 121 2130 153 2067 65 2099 122 2131 154 2068 67 2100 123 2132 155 2069 68 2101 124 2133 156 2070 69 2102 125 2134 157 2071 70 2103 126 2135 158 2072 82 2104 127 2136 159 2073 85 2105 128 2137 160 2074 87 2106 129 2138 1 2075 88 2107 130 2139 63 2076 92 2108 131

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 8.3 (Vermutete) Eisenzeitliche 38: Dornburg-Wilsenroth, „Dornburg“/Lkr. Limburg-Weil- Wallburgen burg 39: Edermünde-Besse, „Bilstein“/Schwalm-Eder-Kr. Kartierung: s. Abb. 117 40: Ediger-Eller, „Hochkessel“/Kr. - 160 41: Einbeck-Negenborn, „Burgberg“/Lkr. Northeim 1: Ahntal-Weimar, „Hohlestein“/Lkr. Kassel 42: Eisenach, „Meßbüsch“/Kr. Bitburg-Prüm 2: Amöneburg, „Amöneburg“/Lkr. Marburg-Biedenkopf 43: Elkenroth, „Elbbachkopf“/Kr. Altenkirchen 3: Amöneburg-Mardorf, „Hunnenburg“/Lkr. Marburg- 44: Erden, „Burgberg“/Kr. Bernkastel-Wittlich Biedenkopf 45: Eschenburg-Hirzenhain, „Angelburg“/Lahn-Dill-Kr. 4: Aßlar-Oberlemp, „Adlerhorst“/Lahn-Dill-Kr. 46: Euskirchen-Kreuzweingarten, „Alter Burgberg“, Kr. 5: Attendorn-Borghausen, „Burg”/Kr. Olpe Euskirchen 6: Attendorn, „Jäckelchen“/Kr. Olpe 47: Felsberg-Gensungen, „Heiligenberg“/Schwalm-Eder- 7: Bad Berleburg-Aue, „Burg”/Kr. Siegen-Wittgenstein Kr. 8: Bad Berleburg-Dotzlar, „Burg“/Kr. Siegen-Wittgenstein 48: Felsberg-Rhünda, „Rhündaer Berg“/Schwalm-Eder- 9: Bad Berleburg-Wemlinghausen, „Burg“/Kr. Siegen- Kr. Wittgenstein 49: Frankenberg, „Seelenhard“, „Hainbachskopf“/Lkr. 10: Bad-Breisig-Rheineck, „Schwedenschanze“/Kr. Ahr- Waldeck-Frankenberg weiler 50: Fritzlar-Lohne, „Hinterberg“/Schwalm-Eder-Kr. 11: Bad Homburg v.d.H.-Ober Erlenbach, „Gickelsburg“/ 51: -Haimbach, „Haimberg“/Lkr. Fulda Hochtaunus-Kr. 52: Fulda-Maberzell, „Schiebberg/Lkr. Fulda 12: Bad Laasphe, „Alte Burg“/Kr. Siegen-Wittgenstein 53: Geisa, „Schleidsberg“/Lkr. Bad Salzungen 13: Bad Laasphe-Hesselbach, „Burg“/Kr. Siegen-Witt- 54: Gerolstein, Büscheich, „Dietzenley“/Kr. Daun genstein 55: Gießen-Wieseck, „Hangelstein“/Lkr. Giessen 14: Bad Salzschlirf, „Sängersberg“/Lkr. Fulda 56: Glauburg-Glauberg, „Glauberg“/ Wetteraukr. 15: Bad Zwesten-Niederurff, Borken-Arnsbach, Neuen- 57: Greifenstein-Holzhausen, „Oberwald“/Lahn-Dill-Kr. tal-Römersberg, „Altenburg bei Römersberg“/Schwalm- 58: Greimersburg, „Burglay“/Kr. Cochem-Zell Eder-Kr. 59: Großenlüder-Unterbimbach, „Heidenküppel“/Lkr. 16: Balve, „In den Gleiern“/Märkischer Kr. Fulda 17: Battenberg, „Eisenberg“/Lkr. Korbach 60: Guxhagen-Grebenau, „Opferberg“, „Opferplatz“/ 18: Baunatal-Altenbauna, „Baunsberg-Südgipfel“/Lkr. Schwalm-Eder-Kr. Kassel 61: Haina-Dodenhausen, „Wüstegarten“, „Heidelburg“/ 19: Baunatal-Grossenritte, „Burgberg“/Lkr. Kassel Lkr. Waldeck-Frankenberg 20: Bergisch Gladbach-Bensberg, „Erdenburg“, Rhein- 62: Höxter, „Brunsburg“/Kr. Höxter Bergischer-Kr. 63: -Danzwiesen, „Milseburg“/Lkr. Fulda 21: Beverungen-Herstelle, „Steinbreite/Steinbreede“/ 64: Hofbieber-Magaretenhaun, „Magarethenberg“/Lkr. Kr. Höxter Fulda 22: Biebertal-Fellinghausen, „Dünsberg“/Lkr. Giessen 65: Hofheim a.T., „Kapellenberg“/Main-Taunus-Kr. 23: Bielefeld-Quelle, „Hünenburg“/ Kreisfreie Stadt Bie- 66: Hofheim a.T.-Lorsbach, „Alteburg“/Main-Taunus-Kr. lefeld 67: Kassel, „Hunrodsberg“, „Möllers Ruh“/Lkr. Kassel 24: Bongard, „Barsberg“/Kr. Daun 68: Kassel-Habichtswald, „Hirzstein“/Lkr. Kassel 25: Borchen-Kirchborchen, „Hünenburg bei Gellinghau- 69: Kerpen, „Weinberg“/Kr. Daun sen“/Kr. Paderborn 70: Kirchhasel-Hünfeld, „Stallberg“/Lkr. Fulda 26: Borken-Kerstenhausen, „Hundsburg“/Schwalm-Eder- 71: , „Klottener Berg“/Kr. Cochem-Zell Kr. 72: Koblenz, „Dommelberg“/Kr. Koblenz 27: Bovenden, „Plesse“/LKr. Göttingen 73: Königswinter, „Petersberg“, Rhein-Sieg-Kr. 28: -Lützing, „Auf der Dickt“/Kr. Ahrweiler 74: Kordel, „Burgberg“/Kr. -Saarburg 29: Burbach, „Burg“/Kr. Siegen-Wittgenstein 75: Kordel, „Hochburg“/Kr. Trier-Saarburg 30: Butzbach-Hoch-Weisel, „Brüler Berg“/ Wetteraukr. 76: Krefeld, „Hülser Berg“ 31: Butzbach-Hoch-Weisel, Hausberg“/ Wetteraukr. 77: Kröv, „Burgberg“/Kr. Bernkastel-Wittlich 32: Daaden u. Neunkirchen, „ Hohenseelbachskopf“/Kr. 78: Kronberg i.T., „Altkönig“/Hochtaunus-Kr. Altenkirchen u. Kr. Siegen-Wittgenstein 79: Oberursel-Oberstedten, Heidetränke“, „Goldgrube“/ 33: Dautphetal-Hommertshausen, „Eisenköpfe“/Lkr. Hochtaunus-Kr. Marburg-Biedenkopf 80: Landscheid, „Burgscheider Mauer“/Kr. Bernkastel- 34: Detmold-Hiddesen, „Grotenburg“/Kr. Lippe Wittlich 35: Dietzhölztal-Rittershausen, „Burg“/Lahn-Dill-Kr. 81: Lahntal-Caldern, Datphetal-Damshausen, „Rimberg“/ 36: Dillenburg, Heunstein“/Lahn-Dill-Kr. Lkr. Marburg-Biedenkopf 37: Dörentrup-Hillentrup, „Piepenkopf“/Kr. Lippe 82: Lennestadt-Grevenbrück, „Weilenscheid“/Kr. Olpe 83: Lennestadt-Kirchveischede, „Hofkühl“/Kr. Olpe

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 84: Lennestadt-Meggen, „Kahle“/Kr. Olpe 124: Schwalmstadt-Michelsberg, „Landsburg“/Schwalm- 85: Linz, „Hummelsberg“/Kr. Neuwied Eder-Kr. 86: Lippborn, „Schanze“/Rhein-Lahn-Kr. 125: Singhofen, „Alte Burg“/Rhein-Lahn-Kr. 87: Lübbecke-Blasheim, „Babilonie“/Kr. Minden-Lüb- 126: Siegen-Niederschelden, „Bühl“/Kr. Siegen-Witt- becke genstein 161 88: Lüdge, Schieder-Schwalenberg, „Herlingsburg“/Kr. 127: Staufenberg-Treis a.d. Lumda, „Totenberg“/Lkr. Lippe Giessen 89: Malsfeld-Beiseförth, „Winsberg“/Schwalm-Eder-Kr. 128: Steineberg, Steineberger Ley“/Kr. Daun 90: Marburg-Wehrda, „Weißer Stein“/Lkr. Marburg-Bie- 129: Stein-Wingert, „Alteburg“/Westerwaldkr. denkopf 130: St. Goarshausen, „Hühnerberg“/Rhein-Lahn-Kr. 91: Marsberg, „Eresburg“/Hochsauerlandkr. 131: St. Goarshausen, „Loreley“/Rhein-Lahn-Kr. 92: Meinhard-Motzenrode, „Hohestein“/Werra-Meissner- 132: Stollberg-Gressenich, „Burgberg“/Kr. Aachen Kr. 133: Treis, „Beurenkern“/Kr. Cochem-Zell 93: Merenberg, „Höhburg“/Lkr. Limburg-Weilburg 134: , „Höchstberg“/Kr. Cochem-Zell 94: Merenberg, „Roter Kopf“/Lkr. Limburg-Weilburg 135: Vöhl-Thalitter, „Heckelsburg“/Lkr. Waldeck-Fran- 95: Merenberg-Barig-Selbenhausen, „Almerskopf“/Lkr. kenberg Limburg-Weilburg 136: Vogelbeck, „Vogelsburg“/Lkr. Northeim 96: Meschede-Calle-Stockhausen, „Stesser Burg“/Hoch- 137: Waldeck-Niederwerbe, „Hünselburg“/Lkr. Waldeck- sauerlandkr. Frankenberg 97: Meschede-Freienohl, „Schiedlike Borg“/Hochsau- 138: Wartenberg-Angersbach, „Ruine Wartenbach“/Vo- erlandkr. gelsbergkr. 98: Minden, Porta Westfalica, „Wittekindsburg“/Kr. Min- 139: Welschneudorf, „Dielkopf“/Westerwaldkr. den-Lübbecke 140: Wetter-Oberrosphe, „Eibenhardt“/Lkr. Marburg- 99: Moschheim, „Malberg“/Westerwaldkr. Biedenkopf 100: Münchhausen, „Christenberg“/Lkr. Marburg-Bie- 141: Wetter-Oberrosphe, „Steinberg“/Lkr. Marburg-Bie- denkopf denkopf 101: Münchhausen, „Lützelburg“/Lkr. Marburg-Bieden- 142: Wolfhagen-Niederelsungen, „Burgberg“/Lkr. Kassel kopf 143: Wetzlar-Nauborn, „Bilstein“/Lahn-Dill-Kr. 102: Netphen-Afholderbach, Netphen-Obernau, „Alte 144: Wetzlar, „Stoppelberg“/Lahn-Dill-Kr. Burg“/Kr. Siegen-Wittgenstein 145: Winzenburg, „Hohe Schanze“/Lkr. Hildesheim 103: Niedenstein, „Altenburg“/Schwalm-Eder-Kr. 146: Wülfinghausen, „Barenburg“/Lkr. Hannover 104: Niedenstein-Kirchberg, „Wartberg“/Schwalm-Eder- 147: Zierenberg, „Helfensteine“/Lkr. Kassel Kr. 148: Zierenberg, „Hoher Dörnberg“/Lkr. Kassel 105: Niederahr, „Alte Burg“/Westerwaldkr. 106: Niederhersdorf, „Altburg“/Kr. Bitburg-Prüm 107: Nomborn, „Bornkasten“/Westerwaldkr. 108: Nörten, „Rammelsberg“/Lkr. Northeim 109: Nüsttal-Haselstein, „Haselstein“/Lkr. Fulda 110: Oberfel, „Bleidenberg“/Kr. Mayen-Koblenz 111: Oerlinghausen, „Tönsberg“/Kr. Lippe 112: Olsberg-Bruchhausen, „Bruchhauser Steine“/Hoch- sauerland-Kr. 113: Ostercappeln, „Schnippenburg“/Lkr. Osnabrück 114: Overath, „Lüderich“/Rheinisch-Bergischer-Kr. 115: Pommern, „Martberg“/Kr. Cochem-Zell 116: Porta Westfalica-Nammen, „Nammer Lager“/Kr. Minden-Lübbecke 117: Preist, „Rotlei“/Kr. Bitburg-Prüm 118: Rasdorf, „Kleinberg“/Lkr. Fulda 119: Runkel-Steeden, „Herrenplatz“/Lkr. Limburg-Weil- burg 120: Rüthen, „Schafsköppen“/Kr. Soest 121: Schmallenberg-Grafschaft, „Wilzenberg“/Hochsau- erlandkr. 122: Schieder-Schwalenberg-Brakelsiek, „Rodenstatt“/ Kr. Lippe 123: Schondra, „Mettermich“/Lkr. Bad Kissingen

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Abb. 125: Wilnsdorf-Rudersdorf und -Wilgersdorf/Höllenrain: Fundstelle 1027. Übersicht der Podien 1-4 und 6 sowie des Gra- bungsgeländes gemäß der tachymetrischen Vermessungen des Jahres 2010 (Vermessung: S. Menic, M. Zeiler. – Kartographische Umsetzung: S. Menic).

Fig. 125: Site: 1027: Platforms 1-4 and 6 and sondage boundaries 2010.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 an den Podien 2-5 durch, deutete die Plätze 2 und 4 als 9 Der latènezeitliche Wohnpodien, Podium 3 als einen Schmiedeplatz und Schmiedeplatz Wilnsdorf- Podium 5 als vorgeschichtlichen Meilerplatz (Abb. 125, Podium 5 liegt außerhalb des Planausschnittes)532. Die Rudersdorf/Höllenrain im Grabungskampagnen 1968-70 unter der Ortsleitung von 163 Kreis Siegen-Wittgenstein E. T. Herberg konzentrierten sich auf Podium 4. Nach Podium 1 war dieses nicht nur aufgrund des Fundreich- tums von besonderem Interesse, sondern auch aufgrund Stephanie Menic der Ansprache als Wohnpodium, da die Wohnpodien im Gegensatz zu den Werkpodien bis dato noch kaum Die Fundstelle „Höllenrain“ liegt auf der südlichen untersucht waren (Abb. 125, Schnitt 11)533. Zu den Be- Hangseite des Ziegenberges (449,50 m üNN), der sich funden gehören neben Steinpflaster und -setzungen, aus wiederum gut 2 km südöstlich von Rudersdorf befin- deren Anordnung sich keine nennenswerte Bedeutung det, einem Ort in der Gemeinde Wilnsdorf-Rudersdorf bzw. Nutzen ableiten ließ, Pfostensetzungen und gru- im Kreis Siegen-Wittgenstein525. Entdeckt wurde der benartige Vertiefungen, die z. T. Spuren von Hitzeeinwir- Schmiedeplatz im Jahre 1962 von den Heimatkundlern kung aufwiesen. Das Fundmaterial stellt sich v. a. aus O. Krasa und P. Theis. Insgesamt wurden damals sechs Keramik und aus metallurgischen Überresten wie bei- der acht Podien auf etwa 75 ha Fläche ausgemacht, spielsweise aus Schlacken und Düsenziegelfragmenten wovon eines durch einen Steinbruch angeschnitten war zusammen. Die Verwendung des offenbar neutraleren und viel Schlackenmaterial lieferte526. Die einsetzen- Begriffes der Technischen Stellen (=TS) in der Altgra- den Grabungstätigkeiten wurden von 1962 bis 1970 bungsdokumentation für die grubenförmigen Vertiefun- in insgesamt sieben Kampagnen unter wechselnden gen weist bereits auf das Problem bei der Interpretation Grabungsleitern durchgeführt527. Die Fundstelle wurde dieser hin, da sie sich nicht immer sicher als Ofenstellen in einigen Kurzartikeln bekannt gemacht528, es fehlte deuten ließen534. Nur zwei dieser sieben Technischen jedoch bisher eine vollständige Aufarbeitung des Fund- Stellen, und zwar TS V und TS VII, konnten direkt mit und Befundmaterials. einer metallurgischen Tätigkeit in Verbindung gebracht Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum, die LWL- werden. Beide Stellen können als offene Schmiedeherde Archäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe und das rekonstruiert werden, die von unten durch ein Gebläse Archäologische Institut der Ruhr-Universität Bochum mit Luft versorgt worden sind. Die TS V lag auf Podium 4, führen seit dem Frühjahr 2009 gemeinsam das Koope- TV VII auf Podium 1. Die aufgefundenen kalottenförmi- rationsprojekt „Latènezeitliche Eisenwirtschaft im Sie- gen Schlacken und die dazugehörigen Schlackenzapfen gerland: Interdisziplinäre Forschungen zur Wirtschaftsar- belegen das Ausheizen der Luppen auf den Podien 1, chäologie“ durch, in dessen Rahmen auch der Höllenrain 3 und 4. Mit den Befunden der TS V und VII sowie den im Jahre 2010 nachuntersucht untersucht werden konn- metallurgischen Funden kann der von O. Krasa postulier- te (s. auch Kap. 4.7)529. Die hierbei gewonnen Daten te geschlossene, überkuppelte Gebläseofen, den er für und Erkenntnisse waren eine wertvolle Ergänzung bei den Ausheizprozess rekonstruierte, als widerlegt gelten. der Auswertung des überlieferten Altgrabungsmateri- Auf Podium 4 lassen Funde wie Rohbarrenfragmente als seitens der Verfasserin im Rahmen einer Masterar- auf einen Weiterverarbeitungsschritt und evtl. auch auf beit am Institut für Archäologische Wissenschaften der Veredlungsprozesse schließen. Unterstützt wird dies Ruhr-Universität Bochum. Der vorliegende Artikel ist durch archäometallurgische Untersuchungsergebnisse eine kurze Zusammenfassung dieser unveröffentlichten von A. Kronz, der Schlacken vom Höllenrain analysierte Masterarbeit530. und auf Indizien für eine hochspezialisierte Eisenverar- O. Krasa konnte nach eigenen Angaben bei seinen Gra- beitung stieß535. bungen auf Podium 1 die Herdmulden von sechs Geblä- Durch die Nachuntersuchungen am Fundplatz konnte seöfen in situ aufdecken, von denen vier inner- und zwei eine der latènezeitlichen Schlackenhalden auf Podium außerhalb einer in den Boden eingetieften Schmiede- 1 entdeckt werden (Abb. 125, Schnitt 10 Befund 30155). werkstatt lagen (Abb. 125, Schnitt 9)531. 1966 wurden Diese hatte, von der Humusschicht und dem Aushubma- vom wissenschaftlichen Referenten K. Wilhelmi die Ar- terial der Altgrabung geschützt, überdauert und lag dem beiten am Fundplatz übernommen. Er führte Sondagen latènezeitlichen Laufhorizont auf, der durch die Fundein- Abb. 126: Wilnsdorf-Rudersdorf und -Wilgersdorf/Höllenrain: lagerung eisenzeitlicher Keramik zeitlich abgesichert ist. Fundstelle 1027. Links: Übersicht der Pfostenstellungen und Ebenfalls eisenzeitliche Keramik beinhaltete die darauf der sich daraus ergebende, mögliche Konstruktionsgrundriss in- folgende, anthropogen umgelagerte Schicht, die wohl nerhalb der Altgrabungen auf Podium 4. – Rechts: Isometrische Ansicht einer möglichen Ständerbaukonstruktion. (Vermessung: bei der Verebnung der Hangfläche zu einem Podium E. Herberg, S. Menic, M. Zeiler. – Kartographische Umsetzung entstanden ist536. Hammerschlag und Flugschlacke aus und Rekonstruktion: S. Menic). einer Bodenprobe des Laufhorizontes untermauern noch einmal die Schmiedetätigkeit am Höllenrain. Fig. 126: Site: 1027: Post-holes and reconstructed footprint in sondage 4 of the older excavations (left). – Isometric view of a Auf Podium 4 konnte durch die Anordnung der Pfosten- reconstructed post construction (right). stellungen eine Fläche von 40 m² abgegrenzt werden,

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Abb. 127: Wilnsdorf-Rudersdorf und -Wilgersdorf/Höllenrain: Fundstelle 1027. Oben: Schmiedekalotten und Schlackenzapfen aus Podium 1 vor und nach dem Schnitt. – Unten: Rohbarren und etwaiges Halbfabrikat aus Podium 4 vor und nach dem Schnitt (Fotos: C. Schoch, S. Menic).

Fig. 127: Site 1027: Dome-shaped and conical smithing slags from platform 1 before and after sawing (above). – Bar and assumed semi-finished good from platform 4 before and after sawing (down).

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 die auf einen überdachten Bereich schließen lässt (Abb. nem Schlackenmaterial am Höllenrain erklären würde, 126). Diese Fläche entspricht in etwa den 37 m², die in sondern auch für die Verhüttungsschlacken der Sie- den Nachuntersuchungen der von O. Krasa gegrabe- gerländer Eisenproduktion geläufig ist544. Da es keine nen Schmiedewerkstatt auf Podium 1 ermittelt werden Hinweise auf eine Verhüttung vor Ort gibt, müssen die konnten (Abb. 125, Schnitt 9). Da sich zumindest auf verarbeiteten Luppen von außerhalb herbeigeholt oder 165 Podium 4 nachweisen lässt, dass sich TS III537 und v. geliefert worden sein. Demnach läge am Höllenrain ne- a. TS V als dort ansässige Schmiede direkt unter den ben einer kleinräumigen Arbeitsteilung auf verschiede- Bereich einer möglichen Überdachung gelegen hätte, nen Podien am Fundplatz selbst, auch ein Hinweis auf untermauert dies eine solche Rekonstruktion der Pfos- eine großräumige Arbeitsteilung im Siegerland getrennt tenstellungen538. Darüber hinaus spricht die Position nach Verhüttungs- und Schmiedeplätzen vor. einiger Pfosten für eine Firstkonstruktion, woraus sich Die Altgrabungen am Höllenrain legten insgesamt eine ein Satteldach ableiten lässt. Dieses kann zudem durch Fläche von rund 224 m² frei und beförderter dabei 2906 die unterschiedlichen Breiten der von den Pfosten ge- Keramikfragmente aus dem Boden, die 526 Gefäßein- bildeten Schmalseiten als ein nach Süden abfallendes heiten (= GE)545 ergaben (Abb. 128). Anders als bisher Schleppdach gedeutet werden, wodurch die Schmie- angenommen konnte durch die Keramikauswertung ein destelle optimal vor Lichteinwirkung geschützt gewesen längerer Besiedlungszeitraum nachgewiesen werden. wäre. Um die Glühfarbe des Metalls korrekt bestimmen Gestützt wird dies zum einen durch die Ergebnisse der und daraus den nächsten Arbeitsschritt ableiten zu kön- Anthrakologie von U. Tegtmeier aus dem Jahre 2011 nen, ist der Ausschluss von Tageslichteinwirkung häufig und zum anderen durch eine C14-Analyse aus dem Jahr eine Notwendigkeit539. 1967546. Der Höllenrain wurde demnach von Lt B1-D mit Die Schlacken und übrigen metallurgischen Überreste Schwerpunkt von Lt C2-D besiedelt. von Podium 4 unterschieden sich bereits optisch von den Neben Drehscheibenkeramik wurden auch 65 handge- metallurgischen Funden der Podien 1 und 3, die vorwie- machte Gefäßeinheiten importiert, wie die Analysen der gend aus Schlackenkalotten und -zapfen bestanden. Die Röntgendiffraktion des Deutschen Bergbau-Museums größeren und kleineren, braunen Schlackenklötze von zeigten547. Die übrige handaufgebaute Keramik wurde Podium 4 waren in den äußeren Schichten sehr bröselig am Höllenrain selbst oder zumindest in dessem Umfeld und zeigten unter einer braunen Schicht einen violett- hergestellt. Die Analysen zeigten die Verwendung von blauen, härteren Kern, der durch einen geraden Säge- stark hämatithaltigen, lokalen Tonen für die am Höllen- schnitt, der im Labor des Deutschen Bergbau-Museums rain gefertigten Stücke, die im Gegensatz zum Import durchgeführt werden konnte540, als Eisenkern identifi- titandioxydhaltig sind. Der im Ton enthaltene Hämatit ziert werden konnte. Dazu zählen z. B. das Fundstück wurde durch den reduzierenden Brand bei der Kera- Fd.-Nr. 2795, ein Rohbarren von 385 g (Abb. 127, Fd.-Nr, mikproduktion zu Magnetit, was auch die magnetische 2795). Während auf Podium 4 die einzelnen Luppen- Eigenschaft eines Teils der Keramik erklärt. Die Import- stücke zu Barren und evtl. zu Halbfabrikaten (Abb. 127, waren sind alle ausschließlich nicht magnetisch. Die Fd.-Nr, 2440) weiterverarbeitet wurden, fanden sich auf anfängliche Überlegung, der starke Magnetismus in ei- Podium 1 und 3 mit den Schmiedekalotten nur Hinweise nigen Stücken der Höllenrainkeramik könne von einer auf Ausheiztätigkeit, da diese kalottenförmigen Schla- Magerung mit Schlacke herrühren, konnte durch die cken beim Reinigen der Luppe durch Ausschmieden Untersuchungen mittels Röntgendiffraktion ebenfalls entstehen (Abb. 127, Fd.-Nr. 1709, 1715)541. Die von ausgeschlossen werden, da sie keine Spuren von Py- den Kalotten abfließenden Schlackenzapfen weisen evtl. roxen und Cristobalit nachweisen konnte, was bei einer auf eine Gebläse- bzw. Bearbeitungsrichtung hin (Abb. Magerung mit Schlacke der Fall hätte sein müssen. Die 127, Fd.-Nr. 1715, 1773). Dies wurde auch durch die Keramik am Höllenrain besitzt verschiedenste Verzie- Schnitte der Kalotten und Zapfen bestätigt. Die unter- rungsarten, am häufigsten traten jedoch in abfallender schiedlich großen Kalottenstücke, die in ihrer Form und Reihenfolge Fingertupfen, Tupfen-Strich-Verzierung und Größe die Esse wiederspiegeln, in der sie einst aus den Kammstrich in diversen Variationen auf. Regional findet Resten von Verhüttungsschlacke, Hammerschlag und die Keramik vom Höllenrain v. a. bei der Minnerbach als dem Bausubstanzen der Esse selbst entstanden sind, Schmiedeplatz direkte Vergleiche. Die Schmiedeschla- beinhalteten z. T. ungewöhnlich viel Eisenluppenstück- cken und -zapfen finden sich daneben auch bei weiteren chen am konvexen Bodenbereich542. Dies kann an einer bekannten Schmiedeplätzen wie der Wenscht, in Alchen, zu geringen Herdtemperatur beim Ausschmieden der Neunkirchen-Zeppenfeld, Trupbach usw., sodass der Luppe liegen, da in dem Falle nicht die Schlacke sondern Höllenrain offensichtlich Teil eines ganzen Netzwerkes das Eisen ausgetrieben wird543. Diese Schmiedeschla- an Schmiedeplätzen war. Der Vergleich der Keramik cken aus einer fehlerhaften Prozessführung heben sich vom Höllenrain mit z. B. der Altenburg bei Niedenstein, bereits durch ihr höheres Gewicht von den Schmiede- dem Christenberg bei Münchhausen, der Altenburg bei kalotten eines fehlerfreien Schmiedevorgangs ab. Durch Römersberg oder dem Dünsberg weist aber auch auf Zerschlagen der Kalotten könnten die Luppenstückchen überregionale Kontakte zu den Höhensiedlungen östlich, selektiert und wieder dem Ausheizprozess zugeführt südlich und südöstlich des Siegerlandes hin. worden sein, was nicht nur die Mengen an zerbroche-

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Abb. 128: Wilnsdorf-Rudersdorf und -Wilgersdorf/Höllenrain: Fundstelle 1027. Keramikbeispiele vom Höllenrain, ohne M. (Zeich- nungen: A. Müller. – Grafik: S. Menic).

Fig. 128: Site 1027: Examples of pottery.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 33 Theis 1958, 13. 10 Anmerkungen 34 Die Tagebücher und Pläne Theis´ gelangten mit seinem Nachlas in das Archiv der LWL-Archäolo- 1 Projekt STO 458/9-2 Latènezeitliche Eisenwirt- gie für Westfalen, Münster-Corde und werden ge- schaft im Siegerland: Interdisziplinäre Forschun- rade von S. Menic im Rahmen ihrer Dissertation 167 gen zur Wirtschaftsarchäologie über die eisenzeitlichen Produktionsschritte der 2 Stöllner et al. 2009. Eisenherstellung und –verarbeitung bearbeitet. 3 Der Deutschen Forschungsgemeinschaft sei an 35 Stieren 1935, 19. dieser Stelle herzlich für die finanzielle Unterstüt- 36 Z. B. Krasa 1948. zung gedankt. 37 Auch bei dem en bloc geborgenen Exemplar, wel- 4 Siehe hierzu die Projekthomepage mit Literatur ches sich heute im Siegerlandmuseum/Oberes zum Downloaden: http://www.bergbaumuseum. Schloss Siegen befindet, fehlt im Widerspruch de/web/moar-projekte-siegerland. zur Grabungsdokumentation der Schürkanal. 5 Eine gemeinsame Publikation der ersten Pro- 38 Als Illustration der prähistorischen Metallurgie im jekthauptphase aller Projektgruppen befindet Siegerland in der Dauerausstellung des Bergbau- sich in Vorbereitung. In der vorliegenden Veröf- Museums des Kreises Altenkirchen/Herdorf-Sas- fentlichung werden meine Ausführungen daraus senroth oder zur Illustration der gleichen The- überarbeitet verwendet, ebenso wie meine eines matik in der Dorfchronik von Achenbach (Solms unveröffentlichten Zwischenberichts an die DFG 2007, 24). aus dem Jahr 2010. 39 Vollständige Auflistung der Publikationen O. Kra- 6 Hömberg 1993. – Jockenhövel 2005, 46 f. – Stöll- sas in: Zeiler 2012. ner et al. 2009, 103 f. – Stöllner 2010, 101 ff. – 40 Krasa 1935, 48 f. – Krasa 1958, 9. – Krasa 1961b, Insbesondere die nachfolgenden Ausführungen 15. über die Forschungsaktivitäten der Pionierphase 41 Krasa 1965. stammen aus: Zeiler 2012. 42 Beispielsweise bei der Erstellung eines latène- 7 Garner 2011, 11 ff. zeitlichen Rennofenmodells mit zwei Informati- 8 Hömberg 1993. – Sicherl 2006. – Baales et al. onstafeln an der Engsbach in Siegen-Achenbach 2007. als Teil des Historischen Rundwegs Achenbach 9 Zur Deutung der Schlackenhalden vor den 20er 2011 zunächst angedacht, als Information über Jahren des 20. Jh.: Theis 1958, 11 u. Garner die prähistorischen Produktionsvorgänge die 2011, 11 ff. wortwörtliche Widergabe der Beschreibungen 10 Zu den Wallanlagen: Sicherl 2007, Anm. 107 mit Krasas (z. B. Krasa 1933b, 518 f.) zu überneh- einem Überblick. men. 11 Hundt 1881. 43 Abzüge von Fotos der Grabungen in der Engs- 12 Haege 1887. bach sowie eines Verhüttungsexperiments eines 13 Jockenhövel 2005, 46. unbekannten Urhebers fanden sich archiviert 14 Kraus 2012, 169. im Zentralarchiv der LWL-Archäologie/Münster- 15 Kraus 2012, 131. Coerde. Möglicherweise wurden die Fotos von 16 Kraus 2012, 152. O. Arnold angefertigt. 17 Forschungsgeschichte in: Raetzel-Fabian 2001, 44 Behaghel 1949, 58. 54 ff. 45 Außerdem weist er keinen Schürkanal auf, ver- 18 Forschungsgeschichte in: Wegner 2006. gleichbar mit einem, den O. Krasa in der Engs- 19 Kraus 2012, 169. bach freilegte (Abb. 6). Zuvor führte aber Krasa 20 Schuchhardt 1924, Vorwort. ein Experiment am Rothenberg mit einem Renn- 21 Zur frühen Forschungsgeschichte der Wallanla- ofen durch, dem ein Schürkanal angesetzt war gen: Hömberg 1993 (mit weiterer Literatur). (Krasa 1959). 22 Sondermann 1907, 12. 46 Beispielsweise wurde ein Experiment O. Krasas 23 Sondermann 1907, 12. 1957 vom WDR gefilmt (detailliert zitiert in Nehls 24 Sondermann 1907, 7 f. 1996, 16 f.) – Die Gebrüder Kipping (Trojan 2011, 25 Kraus 2012, 369. 133 ff.) führten 1974 genauso wie W. Blanckertz 26 Kraus 2012, 354. im Bergischen Land (zitiert in Nehls 1996, 17 f.) 27 Kraus 2012, 350 u. 354. angeregt durch Krasa Verhüttungsexperimente 28 Behaghel 1940. – Theis 1958. – Krasa 1951. – durch. Krasa 1955. 47 Jockenhövel 1995 (später Relativierung der 29 Böttger 1934, 159. Grundsatzkritik: Jockenhövel 2005, 46 f.). 30 Böttger 1934, 161. 48 Sondermann 1907, 7. 31 Schuchhardt 1934, 203. 49 Sondermann 1907, 13. – Bemerkenswert ist, 32 Theis 1958, 1. dass Krasa, obwohl er in so vielen Aspekten in-

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 direkt auf Sondermanns 1906 abgeschlossene 71 Auf der Einladung des Bergbau-Museums des Dissertation Bezug nimmt, diese niemals zitiert. Kreises Altenkirchen/Herdorf-Sassenroth zur 50 Krasa 1951, 156. Ausstellungseröffnung über die Arbeit der Ge- 51 Z. B. Brief O. Krasas an H. Beck vom 22.7.1947 brüder Kipping am 24.03.2012 wurde eine Zeich- 168 (archiviert in: LWL-Archäologie für Westfalen, nung zweier vorgeschichtlicher Gefäßprofile ab- Außenstelle Olpe). gebildet, die mit „15. Juli 1967. Herrn Otto Krasa 52 Zum Begriff: Häusser/Maugg 2011. vorgelegt. Herr Krasa hat im Siegerland die erste 53 Krasa 1952, 156. Latene [sic] Scherbe gefunden. Für das Sieger- 54 S. Anm. 44. – Demgegenüber fand sich bis in die land ganz neu bezeichnete Herr Krasa diese 80er Jahre des 20. Jh. in verschiedenen muse- Scherben, als die ältere Form“ beschriftet sind. alen Institutionen das unveränderte Bild Krasas, 72 Heute noch ist die Arbeit der Kipping-Brüder wie z. B. im Westfälischen Freilichtmuseum bzw. grundlegend und verdankt es dem Engagement dem Deutschen Schmiedemuseum/Landesmuse- C. Trojans, erneut Gegenstand der prähistori- um für Handwerk und Technik Hagen (Knöppel schen Forschung geworden zu sein (Trojan 2005, 92 f.: hier wird ein Modell auf Grundlage 2011). der Experimente sowohl Krasa als auch Wilhelm 73 Brief L7L83,1 H. Laumanns an F. Busch Blankertz aus dem Bergischen Land entwickelt). vom 11.2.1983; Brief 86/83 H. Laumanns an 55 Menic 2011. H. H. Wegner vom 18.2.1983; Brief 202/83 H.-H. 56 Stöllner et al. 2009. Wegners an H. Laumann vom 9.3.1983; Briefe 57 Trojan 2011. – Nehls 1996, 16 ff. im Archiv der LWL-Archäologie für Westfalen, 58 Z. B. Krasa 1948, 46 f. Außenstelle Olpe. 59 Dieses Foto wurde bereits in Zeiler 2012, Abb. 1 74 Weiershausen 1939, 12 f. u. 15 ff. verwendet, wobei allerdings zwei frühe Begleiter 75 Weiershausen 1939, 7 ff. – Beispielsweise hielt O. Krasas fälschlicherweise als H. Böttger und H. Weiershausen das Rösten der Erze für unnötig Beck identifiziert wurden. Durch den freundlichen und postulierte einen Schlackenabstich. Hervor- Hinweis von Johannes Utsch/Soest konnte der zuheben ist aber auch, dass Weiershausen 25 Fehler an dieser Stelle korrigiert werden. Jahre vor O. Krasa eine schlüssige Beschreibung 60 Garner 2011, 12 f. – Gassmann/Yalçın/Jansen von Kalotten mit anhaftenden Schlackenzapfen 2010, 162 ff. – Stöllner 2010, 101 ff. – Weisgerber formulierte, wobei er aber Luppenreinigungs- 2003. bzw. Schmiedeprozesse als Ursache ihrer Ent- 61 Gilles ließ archäometallurgische Untersuchungen stehung explizit ausschloss (Weiershausen 1939, in der Charlottenhütte (Siegen-Niederschelden) 27 ff.). durchführen: Gilles 1936. – Gilles 1957. – Gilles 76 Rieth 1942. 1958. 77 Kutsch 1926, 8. 62 Rieth 1942, 1. 78 Weiershausen 1939, 15. 63 Brief H. Becks an J.-W. Gilles vom 7.6.1955; Brief 79 Weiershausen 1939, 18. archiviert im Zentralarchiv der LWL-Archäologie 80 „Nach Weiershausen haben wir ja wohl keine Münster Coerde (Nachlass H. Laumann). allzu große Sehnsucht“ (Brief H. Becks an J.-W. 64 Gilles 1960. Gilles vom 17.1.1947; Brief im Archiv der LWL- 65 Versuchsprotokoll J.-W. Gilles vom 12.11.1957. Archäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe). - Brief J.-W. Gilles an H. Beck vom 29.10.1957 81 Beck 1938. – Zusammenfassung der frühen (archiviert in: LWL-Archäologie für Westfalen, Tätigkeiten der Bodendenkmalpflege bzw. der Münster-Coerde, Nachlass Laumann). Westfälischen Altertumskommission in: Hömberg 66 Brief J.-W. Gilles an H. Beck vom 27.5.1958 1993. – Sicherl 2006, 51 ff. – Baales et al. 2007. (archiviert in: LWL-Archäologie für Westfalen, – B. Sicherl (Sicherl 2006, Anm. 159) ist jedoch Münster-Coerde, Nachlass Laumann). dahingehend zu widersprechen, dass die Pro- 67 Brief J.-W. Gilles an H. Beck vom 5.7.1958 (archi- spektionen und Grabungen im Engsbach- und viert in: LWL-Archäologie für Westfalen, Münster- Minnerbachtal keine „erfolglosen Testgrabungen“ Coerde, Nachlass Laumann) waren, sondern außerordentlich erfolgreiche 68 Brief J.-W. Gilles an H. Beck vom 5.7.1958 (archi- Großflächengrabungen. viert in: LWL-Archäologie für Westfalen, Münster- 82 Behaghel 1939. Coerde, Nachlass Laumann) 83 Seit 1935 (Brief G. v. Merharts an unbekannten 69 Z. B. Kipping 1978. Adressaten vom 3.4.1935; archiviert im Merhart- 70 O. Kipping verstarb 1978, sein Bruder setzte die Archiv des Vorgeschichtlichen Seminars der Unternehmungen nach seinem Tod fort. – Alle An- Philipps-Universität Marburg). gaben zur Biographie und Arbeiten der Gebrüder 84 Behaghel 1949. Kipping enstammen: Trojan 2011. 85 Behaghel 1949, VIII. 86 Sicherl 2006, 54.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 87 Behaghel 1949, 121. 100 Stöllner 2005, 100. 88 Die Druckfassung (Behaghel 1949) erschien post- 101 Weisgerber/Schardt 1992, 1. hum. Aus dem Schriftwechsel zwischen Behag- 102 Stöllner 2005, 100. hels Doktorvater Gero Merhart von Bernegg und 103 Weisgerber/Schardt 1992, 12. der Witwe Margot Behaghel lässt sich allerdings 104 Weisgerber 2003. 169 rekonstruieren, dass die eigentliche Auswertung 105 Weisgerber/Schardt 1992, 1. Behaghels stark überarbeitet bzw. gekürzt oder 106 Hömberg 1993. – Weisgerber 2003. – auch nach- nicht abgedruckt wurde: Die Originalfassung der folgend: Baales et al. 2007, 20-21. Dissertation, die Behaghel nach seinem Rigoro- 107 Undatierter Brief H.-G. Schardts an M. Rödiger sum aus dem Vorgeschichtlichen Seminar ent- vermutlich aus dem Jahr 1984 (archiviert im For- wendete, um die Druckfassung vorzubereiten, schungsbereich Montanarchäologie des Deut- wurde nicht mehr zurückgegeben (Brief G. v. Mer- schen Bergbau-Museums Bochum). hats an M. Behaghel vom 10.8.1943; Brief M. 108 Brief 87/83 von H. Laumann an H.-G. Schardt Behaghels an G. v. Merhart vom 12.8.1943; Brief vom 21.2.1983. – Brief 568/83 H. Laumanns an M. Behaghels an G. v. Merhart vom 23.8.1943; H.-G. Schardt vom 13.12.1983 (Brief im Archiv archiviert im Merhart-Archiv des Vorgeschichtli- der LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle chen Seminars der Philipps-Universität Marburg), Olpe). stattdessen das überarbeitete Manuskript (Brief 109 Weisgerber 2003. M. Behaghels an G. v. Merhart vom 5.9.1943; 110 Freundliche Mitteilung G. Weisgerber, Sommer archiviert im Merhart-Archiv des Vorgeschichtli- 2009. chen Seminars der Philipps-Universität Marburg), 111 Stöllner 2005, 100 ff. das zum Druck kam. Das Gutachten von Merhart 112 Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denk- beschreibt immerhin das ursprüngliche auswer- mäler im Lande Nordrhein-Westfalen (Denkmal- tende Kapitel: „Dieser Teil bedarf vor Drucklegung schutzgesetz – DSchG). einer Überarbeitung, die die anspruchsvollen Ab- 113 Zitat von E. Gerritz, einem der Väter des Geset- schnittsüberschriften tilgt und die beschränkte zes (zitiert in Gumprecht 2001, 13). Anwendbarkeit des Kossinaschen Leitgedanken 114 Bezeichnung bis 2007: Westfälisches Museum (die man zu Unrecht eine „Methode“ nennt) we- für Archäologie, Amt für Bodendenkmalpflege niger „grundsätzlich“ herausstellt“ (Gutachten (WMfA/AfB). G. v. Merharts vom 23.1.1939; archiviert im Mer- 115 Offizielle Eröffnung: 31.8.1982. hart-Archiv des Vorgeschichtlichen Seminars der 116 Adresse der Außenstelle Olpe: In der Wüste 4. Philipps-Universität Marburg). 117 Baales et al. 2007, 16 f. – Hömberg 1993, 38 f. – 89 Behaghel 1949, VII. Neujahrsgruß 1981, 6. – Neujahrsgruß 1983, 3. 90 Behaghel 1939. 118 Neujahrsgruß 1982, 1. 91 Weiershausen 1939. 119 Neujahrsgruß 1982, 1 f. 92 Meyer 2008. – Schulze-Forster 2002. – vor allem: 120 Laumann 1981. Verse 2006. 121 Erst in jüngster Zeit wurde die Keramikchronolo- 93 Hillmann 2002. – Der Autorin sei herzlich für die gie Laumanns grundsätzlich modifiziert: Meyer Möglichkeit der Einsichtnahme in die umfangrei- 2008. – Verse 2006. – Zeiler 2010. che Magisterarbeit gedankt. 122 Laumann 1984, 110. 94 Köppel 2005, 92 f. 123 Ersichtlich aus der Zusammenstellung der Dias 95 Siegener Zeitung 21.9.1981. für Vorträge über die Eisenzeit im Siegerland, 96 A. Stieren initiierte 1951 eine Kooperation mit bei denen auf den niederhessischen Raum und Heinrich Winkelmann (Deutsches Bergbau-Muse- insbesondere auf die Töpfereifundstelle Wehren um Bochum), in die auch J.-W. Gilles, J. Güthling Bezug genommen wurde. (Siegerlandmuseum Siegen) und O. Krasa als 124 Brief 261/84 H. Laumanns an R. Gensen vom Ausgrabungsleiter eingebunden waren (Brief K. 13.7.1984. – Brief 352/85 H. Laumanns an R. Kö- E. Dittmann an A. Stieren vom 20.3.1951; Brief nig vom 16.8.1985. – Brief 328/86 H. Laumanns im Archiv der LWL-Archäologie für Westfalen, an F.-R. Herrmann vom 4.7.1986 (Briefe im Ar- Außenstelle Olpe). Krasa wurde vom Schuldienst chiv der LWL-Archäologie für Westfalen, Außen- befreit, ansonsten ist über die Unternehmungen stelle Olpe). wenig berichtet und die Kooperation fand keine 125 Brief 250/82 L. Laumanns an Herrn Becker vom Fortsetzung. 97 Zusammenfassend: Dahm/ 24.11.1982 (Brief im Archiv der LWL-Archäologie Lobbedey/Weisgerber 1998. – Zur Bedeutung für Westfalen, Außenstelle Olpe). dieser „wissenschaftlichen Großtat“ für die Mon- 126 Brief 510/83 von H. Laumann an Herrn Becker tanarchäologie insgesamt: Stöllner 2005, 98. vom 27.10.1983. – Brief 222/89 H. Laumanns 98 Hauptmann/Weisgerber 1983. an J. Sänger vom 17.4.198. – Brief 80/91 H. 99 Weisgerber 1978. Laumanns an J. Sänger vom 21.2.1991 (Briefe

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 im Archiv der LWL-Archäologie für Westfalen, archiviert im Forschungsbereich Montanarchäolo- Außenstelle Olpe). – Neujahrsgruß 1992, 40. – gie des Deutschen Bergbau-Museums Bochum). Neujahrsgruß 2002, 9 f. 147 Bis heute liegt sie lediglich als Mikrofiche bzw. 127 H. Laumann bekam von E. Utsch, der Tochter O. als ein maschinenschriftliches Exemplar in der 170 Krasas, 1982 die Grabungstagebücher zu diesem Bibliothek des Vorgeschichtlichen Seminars der Zwecke ausgeliehen (Brief 453/83 H. Laumanns Philipps-Universität Marburg vor. H. Laumann an E. Utsch vom 29.8.1983; Brief im Archiv der versuchte über viele Jahre vergeblich die Disser- LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle tation zum Druck zu bringen (z. B. Brief 214/82 Olpe). L. Laumanns an I. Kappel vom 15.11.1982 oder 128 Insbesondere: Laumann 1985a, 61. – Aussa- Brief. 26/83 H. Laumanns an F. R. Herrmann vom gekräftiger sind Auflistungen der Abnahme der 14.1.1983; Briefe im Archiv der LWL-Archäologie Fundstellenzahlen in Abhängigkeit von Zerstö- für Westfalen, Außenstelle Olpe), erst 1991 ge- rungsfaktoren. Diese Listen wurden zu Vortrags- lang immerhin die Erstellung von Mikrofiches zwecken auf Diapositiven abgelichtet, allerdings (Brief H. Laumanns an den Fachbereich Alter- nicht veröffentlicht und erst 2012 wieder entdeckt tumswissenschaften vom 26.7.1991; Brief im Ar- (Bestand des Archivs der LWL-Archäologie für chiv der LWL-Archäologie für Westfalen, Außen- Westfalen, Außenstelle Olpe). stelle Olpe), die freilich kaum zu einer Beachtung 129 Laumann 1985. – Laumann 1987. – Laumann Laumanns Dissertation über den Absolventen- 1993a. – Laumann 1993b. kreis des Vorgeschichtlichen Seminars Marburg 130 Speier 1994. – Speier/Pott 1995. hinaus führte. Die erneute Initiative Laumanns, 131 Brief 80/91 H. Laumanns an J. Sänger vom die Arbeit zur Drucklegung fertig zu stellen, miss- 21.2.1991 (archiviert im Archiv der LWL-Archäo- lang trotz seinen Ankündigungen („[...] leider be- logie für Westfalen, Außenstelle Olpe). sitze ich auch nur ein Exemplar meiner Diss, die 132 Laumann 2000, 252. ich z.Z. zum Druck umarbeite [...]“; Brief 445/90 133 Laumann 2000, 252. H. Laumanns an C. Althoff vom 1.8.1990; Brief 134 Laumann 1991. im Archiv der LWL-Archäologie für Westfalen, 135 Ordner im Nachlass Laumann; archiviert im Zen- Außenstelle Olpe) – sofern er dies tatsächlich tralarchiv der LWL-Archäologie für Westfalen, noch konnte, da nach seinen eigenen Aussagen Münster-Coerde. die Publikation der Siegerlandergebnisse schon 136 Zusammenstellung im Nachlass Laumann; ar- nicht realisierbar war: „Leider komme ich wegen chiviert im Zentralarchiv der LWL-Archäologie für der täglichen Arbeit eines Denkmalpflegers nicht Westfalen, Münster-Coerde. dazu, die schönen neuen Ergebnisse unserer 137 Z. B. Hingst 1978. – Hingst 1983. Grabungen zu publizieren.“ (Brief 460/90 H. Lau- 138 Z. B. Warneke/Werthmann 2003. manns an C. Peschke vom 10.8.1990; Brief im 139 Brief 730/87 H. Laumanns an G. Bürger vom Archiv der LWL-Archäologie für Westfalen, Au- 23.10.1987; Brief 760/87 H. Laumanns an P.-M. ßenstelle Olpe). Stoll vom 13.11.1987; Briefe im Archiv der LWL- 148 Meine Anstellung seit Januar 2012 bei der LWL- Archäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe. Archäologie für Westfalen ermöglichte das Stu- 140 Brief IB5-09.01 Herrn Horns an H. Laumann vom dium der umfangreichen archivierten Korrespon- 7.6.1995; Brief im Archiv der LWL-Archäologie für denz von Gilles, Krasa, Laumann und Stieren in Westfalen, Außenstelle Olpe. der Außenstelle Olpe sowie den Nachlass Lau- 141 Becker 2002, 41 ff. manns im Zentralarchiv der LWL-Archäologie in 142 Freundliche Mitteilung H. Hadem. Münster-Coerde bzw. in der Außenstelle Olpe. 143 Hillmann 2002. – Sting 2005. 149 Z. B. Brief 568/83 H. Laumanns an Herrn Schardt 144 Z. B. Hauptmann/Weisgerber 1983. – Pinsker vom 13.12.1983 (Briefe im Archiv der LWL-Ar- 1995. – Brief V. Pingels an J. Briegleb vom chäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe). 30.5.1997 (archiviert im Forschungsbereich 150 Brief 3/83 H. Laumanns an H. H. Wegener Montanarchäologie des Deutschen Bergbau- vom 5.1.1983. – Brief 86/83 H. Laumanns an Museums Bochum). H. H. Wegner vom 18.2.1983. – Brief 202/83 145 „Anfänge der Eisenproduktion in keltischer Zeit H.-H. Wegners an H. Laumann vom 9.3.1983. – – Ein Beitrag zur ältesten Eisengewinnung in Mit- Brief 1067/85 H.-H. Wegners an A. Weber-Stahl teleuropa“. – Hauptantragssteller: V. Pingel/Ruhr- vom 5.12.1985. – Brief 333-14/20 M. Gechters Universität Bochum, Bendix Trier/Westfälisches an H. Laumann vom 21.5.1992. – Brief M. Gech- Museum für Archäologie Münster und R. Pott/ ters an H. Laumann vom 15.10.1992 bzw. vom Institut für Geobotanik der Universität Hannover. 15.2.1993. – Brief M. Gechters an H. Laumann 146 Antwortskizze H. Laumanns und A. Hauptmanns vom 15.7.1993 (Briefe im Archiv der LWL-Archäo- mit Kommentaren V. Pingels auf die Kritik der logie für Westfalen, Außenstelle Olpe). Gutachter des Hauptantrags 1997 (s. Anm. 140; 151 Jockenhövel 2005.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 152 Brief A. Jockenhövels an H. Laumann vom Institut für Archäologische Wissenschaften der 5.11.1987; Brief im Archiv der LWL-Archäologie Ruhr-Universität Bochum. – Vor bzw. im Verlauf für Westfalen, Außenstelle Olpe. der Projekthauptphase zogen sich die langjährig 153 Brief 479/90 H. Laumanns an A. Jockenhövel vom beteiligten Dr. G. Gassmann u. Moritz Jansen/ 23.8.1990; Brief A. Jockenhövels an H. Laumann Archäometallurgie aus dem Projekt zurück. 171 vom 9.10.1990; Briefe im Archiv der LWL-Archäo- 170 Die geomagnetischen Untersuchungen lagen logie für Westfalen, Außenstelle Olpe. in den Händen von Beate Sikorski B.A. und die 154 Brief 3230/90 H. Laumanns an R. Pott vom Bodenkunde führte Dipl.-Geogr. K. Röttger und 10.5.1990; Brief im Archiv der LWL-Archäologie seltener ich aus. Die Grabungen sowie Sondagen für Westfalen, Außenstelle Olpe. fanden zeitweise unter der stellvertretenden Lei- 155 Garner/Stöllner 2005. – Garner 2007. – Garner tung von Cécilia Groos B.A., Stephanie Menic 2011, 18 ff. M.A., Beate Sikorski B.A., Antje Sprung B.A. so- 156 Siegerlandmuseum Oberes Schloss/Siegen. – wie Ingmar Luther B.A. statt. Sparkasse Neunkirchen-Zeppenfeld. – Heimat- 171 Garner 2010. – Gassmann/Yalçın/Jansen 2010. – museum Netpherland/Netphen. Gassmann/Yalçın 2009. – Menic 2012. – Stöllner 157 Gezeigt werden einerseits Klapptafeln der Ar- 2010. – Stöllner 2010b. – Stöllner/Zeiler 2009. beitsschritte, wobei die Grafik der Verhüttung – Stöllner/Zeiler 2009b. – Stöllner/Zeiler 2010. einen Abstichofen wiederzugeben scheint und – Stöllner/Zeiler 2010b. – Stöllner/Zeiler 2011. damit im Widerspruch zu den derzeit bekannten – Stöllner/Zeiler 2012. – Zeiler 2010b – Zeiler/ latènezeitlichen Verhüttungstechniken im Sie- Stöllner 2012. gerland steht. Andererseits sind in einem, mit 172 Stöllner et al. 2009. Verhüttungsschlacken gefüllten Quadrat am Bo- 173 Siegerland 87/2, 2010 (2011). den fünf Monitore eingelassen, die stimmungsvoll 174 Garner 2011. Feuer bzw. Glut zeigen sowie Sequenzen einer 175 Menic 2011. Verhüttung in einem Schachtofen präsentieren, 176 Stöllner et al. 2009. der bislang keine latènezeitliche Entsprechung im 177 Kamera und Schnitt: MATOLIV CrossMedia Siegerland findet. Die Zusammenhänge zwischen Agentur. Eisengewinnung, Naturraum und Landesausbau 178 Stöllner/Zeiler 2012. finden überhaupt keine Erwähnung. – Abbildung 179 Hadem/Söder/Zeiler 2010. der Situation mit Schlacken u. Monitoren: LWL 180 Die Rammkernuntersuchungen wurden im Auf- 2004, 38. trag durch die Gesellschaft für angewandte Geo- 158 S. Anm. 39. wissenschaften in Umwelt und Stadtforschung 159 Schäfer/Stöllner 2001. – Schäfer/Stöllner 2002. b. R. (AGUS)/Bochum unternommen und von K. 160 Krasa 1955, Karte 2 . Röttger bodenkundlich begleitet. 161 Gassmann et al. 2003. 181 Stöllner/Zeiler 2010c. 162 Stöllner et al. 2009, 114. – Stöllner 2010, 133 u. 182 Z. B. Speier 1994. – Speier/Pott 1995. 109 ff. 183 Siegerland 87/2, 2010 (2011). An dieser Stelle sei 163 Garner 2004. – Garner 2007. – Garner 2010. – dem Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein Garner 2011. e.V./Siegen, namentlich Andreas Bingener, für 164 Stöllner et al. 2009. die Möglichkeit der Veröffentlichung der Tagung 165 Stöllner et al. 2009. gedankt. 166 Stöllner et al. 2009, 183. 184 Krasa 1964. 167 Stöllner et al. 2009, 178 ff. 185 Stöllner et al. 2009, 140. 168 Projekt „Vorislamische Zinngewinnung in Zent- 186 Das Projekt wurde von Rüdiger Grebe/Erndte- ralasien“ gefördert durch die Stiftung Volkswa- brück initiiert und auch von ihm wurden die Ko- genwerk zwischen 1997 und 2000 (Stöllner 2005, operationspartner vermittelt: Projekt „Das kelti- 113). sche Erbe Südwestfalen“. – siehe auch: http:// 169 Projekt STO 458/9-2 Latènezeitliche Eisenwirt- www.suedwestfalen.com/no_cache/projekte/lis- schaft im Siegerland: Interdisziplinäre Forschun- tenansicht/news-details/article/zeitreise-zu-den- gen zur Wirtschaftsarchäologie. – Antragsteller: kelten.html. Prof. Dr. T. Stöllner/Forschungsbereich Montanar- 187 „Projekt Höhlenland Südwestfalen“: http://www. chäologie des Deutschen Bergbau-Museums Bo- suedwestfalen.com/no_cache/projekte/listenan- chum zugleich Institut für Archäologische Wissen- sicht/news-details/article/entdeckungsreise-in- schaften der Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. das-geheimnisvolle-hoehlenland.html (abgerufen Ü. Yalçın/Forschungsbereich Archäometallurgie am 01.01.2013). des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, Prof. 188 Besonders beim „Tag der offenen Grabung“ am Dr. M. Baales/LWL-Archäologie für Westfalen Au- 28.8.2009 und 10.9.2010, wo die Besucher über ßenstelle Olpe und Prof. Dr. W. Ebel-Zepezauer/ mehrere aufbereitete Stationen über die Gra-

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 bungstätigkeiten, Projektfragestellungen und ihres Scherbenkontextes in die Eisenzeit gestellt Zwischenergebnisse informiert wurden. wird (Verse 2008, 92 f.). Die Beschreibung des 189 Am 9.10.2009 durch T. Stöllner (öffentlicher Vor- Fundplatzes macht allerdings auch eine Deutung trag im Rahmen des 5. Arbeitstreffens des Ar- des Befundes als Schmiedeofen möglich. 172 beitskreises Montanarchäologie Rheinland-Pfalz 212 Sönnecken 1971. – Knau/Sönnecken 2000. – in der Siegerlandhalle Siegen), am 6.3.2011 (Vor- Knau/Sönnecken 2000b. tragsveranstaltung des Heimatvereins Netpher- 213 Dagegen gelang der Nachweis jüngerlatènezeitli- land, Netphen) sowie 27.10.2011 durch mich. (Im cher Kupfererzverhüttung in Haiger-Sechshelden Rahmen der Vortragsreihe „Siegener Forum“ des (Fundstelle Jockenhövel/Willms B97): Jockenhö- Stadtarchivs Siegen). vel/Willms 2005, 350 ff. 190 Radio Siegen (3.9.2010; 14.9.2010). – Siegerlän- 214 Fundstelle 1084 (Gem. Birnbach, Kr. Altenkir- der Rundschau (14.3.2011). – Siegener Zeitung chen) sowie Fundstelle 1085 (Gem. Kettenhau- (9.8.2009; 25.8.2009; 6.10.2009; 19.10.2009; sen, Kr. Altenkirchen). 16.8.2010; 8.9.2010; 11.9.2010; 19.11.2011). – 215 Eul 2004. WAZ (12.3.2011). – Westfalenpost (18.8.2010). – 216 Verse 2008, 113 f. Westfälische Rundschau (18.8.2010; 12.3.2011; 217 Genauso wie im Siegerland nehmen aufgrund 21.3.2011). – WDR 5 (24.9.2010). der Hängigkeit flachgründige Böden mit geringer 191 Historischer Rundweg Siegen-Achenbach mit Wasserkapazität einen relativ großen Anteil ein, maßstabsgetreuem Rennofenmodell nahe der wenn dieser auch nicht so deutlich überwiegt wie Fundstellen 2020-2022 an der Engsbach in Sie- im Siegerland. Der Hohe Westerwald ist im Be- gen-Achenbach mit Beratung durch mich (Hei- reich der tertiären Deckenbasalte durch nährstoff- matverein Achenbach, Eröffnung am 3.6.2011: reichere und zumeist tiefgründige Verwitterungs- Stöllner/Zeiler 2012. – Zeiler/Stöllner 2012. böden charakterisiert, die aber in Abhängigkeit 192 Hadem/Söder/Zeiler 2010. vom Relief durch Staunässe beeinträchtigt sein 193 Sonderausstellung „Fundgeschichten – Archäolo- können. gie in Nordrhein-Westfalen“ im LWL-Museum für 218 Garner/Stöllner 2009, 119. Archäologie/Westfälisches Landesmuseum vom 219 Auch die Anwendung eines Differential-GPS ist 16.4. bis 20.11.2011 (Stöllner 2010b. – Zeiler/ aus den gleichen Gründen nur dazu geeignet, in Stöllner 2012) und Sonderführung von mir am lichten Bereichen Fixpunkte zu setzen, die zeit- 10.11.2011 („Vitrinengespräch“). aufwändig per Polygonzüge eine Aufmessung 194 Solaratlas 2010. einer bewaldeten Fundstelle erlaubt. 195 Becker 2002, 15 auf Grundlage eines Klimadia- 220 Gassmann/Yalçın 2009b, 151 ff. gramms der Universität Siegen. 221 Menic 2011. 196 Klimaatlas 1990. 222 Z. B. Posluschny 2007. 197 Becker 2002, 15. 223 Koblenz 2010. – Köln 2010. 198 © Geologischer Dienst NRW. 224 DGK5 3422/5632 Freusburg-Ost. 199 Garner 2011 mit weiterer Literatur. 225 Krasa beschrieb vor allem das Abhängigkeits- 200 Stöllner et al. 2009, 152 f. verhältnis der Erhaltung der Denkmäler von der 201 Heuser-Hildebrandt 1993. Vegetation (Krasa 1948, 19). 202 Heyn 1893, 265. 226 Garner/Stöllner 2009, 119. 203 Freundlicher Hinweis P. Vitt/Drolshagen: Stadt- 227 Auch Laumann beschrieb für diesen Bereich, archiv Netphen, Kaolingrube (Gewerk Juno) Sal- dass bis 40 % der von Krasa beschriebenen chendorf, Akte C 417/3. Fundstellen verloren oder nicht auffindbar waren. 204 Heyn 1893, 265. 228 Böttger 1934, 159. 205 Kneppe 1980, 99: Erwähnung einer mittelalterli- 229 Eichenhauer 2007. chen Töpferei im Müschebachtal/Burbach-Wahl- 230 Freundliche Anregung von Dr. J. Garner/Deut- bach, die wahrscheinlich auf Grundlage lokaler sches Bergbau-Museum Bochum. Vorkommen produzierte. – Hillmann 2002, 28. 231 Bingener 1996, 36. – Bingener/Fouquet 1994, 206 Felix-Henningsen 1990, 1 f., 8, 69 u. 145 f. 109. 207 Stöllner et al. 2009, 115 f. 232 Neujahrsgruß 2005, 44. 208 Zum Begriff: Stöllner 2005, 92 ff. 233 Kamp 1983, 24. 209 Kronz/Keesmann 2005, 410 ff. 234 Aarbergen-Rückershausen: Stotz 2005, 39. 210 Kamp 1983, 25. 235 Rittweger 1997, 114 ff.; 124 f. – Urz 1995, 142 f.; 211 Jockenhövel 2005, insbes. 47. – Auch die Aus- 182 f. – Urz/Röttger/Thiemeyer 2002. wertung der Alt- und Rettungsgrabungen auf der 236 Mehrperiodige Siedlung Weimar-Niederweimar, Kalteiche bei Haiger erbrachten lediglich eine so- Kr. Marburg-Biedenkopf: Fiedler/Gütter/Thied- genannte „Eisenschmelze“ mit evtl. Rötsplatz und mann 2002. – Braun/Meiborg 2006 (mit weiterer Pochstein, die alt gegraben wurde und anhand Literatur).

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 237 Becker 2002, 122. 263 Weisgerber 2003, 257. 238 Fuchs 1970, 14 ff. 264 Inv.-Nr. 1025, gefunden 1965 von O. Krasa und 239 Heinz 1990. H. Beck mit der Angabe „südöstlich Druidenstein, 240 Fuchs 1969, 7 ff. Quellmulde Hohlgrünebach“. Diese Quellmulde 241 Bingener 1996, 38. befindet sich 400 m südöstlich des Naturdenk- 173 242 Krasa 1959, 45. mals, dort wurden bei der Geländeprospektion 243 Garner/Stöllner 2009, 131. eine Schlackenstelle, ein Podium sowie drei 244 Monheim 1943, 60 f. Meilerplätze dokumentiert (Fundstellen 910- 245 Auseinandersetzungen fanden im Arbeitsgebiet z. 911, 959-960 u. 964). – Inv.-Nr. 1026, gefunden B. zwischen französischen und habsburgischen von O. Krasa und H. Beck mit der Angabe „Am Truppen 1797 statt (Rudersdorf 1998, 237). Druidenstein, Hohlgrünebach“. Eine Flur dieses Zu erwarten sind Militaria, wie z. B. aus dem Namens mit ausgedehntem Pingenfeld befindet Schlachtfeld von 1796 auf der Kalteiche (Verse sich nordöstlich und östlich des Druidensteins. 2008, 8 f.). – Beide Scherben sind handaufgebaut und im 246 Niederschelder Chronik von W. Faust, Eintrag Siegerlandmuseum/Siegen archiviert. vom 26.03.1945 zitiert aus: Feldmann/Heintz 265 Bereits Krasa diskutierte die imposanten Natur- 2002, 137. denkmäler Hohenseelbachskopf und Druiden- 247 Müller 1981, 77 f. u. 80. – A. Müller zitiert hierbei stein als Kultstätten (Krasa 1959b, 133). die Erinnerungen der Kriegsereignisse von O. 266 Stieren 1935, 19. – Krasa 1958, 5. Krasa, der in Gosenbach lebte. 267 Krasa 1955, Karte 2. 248 Erschlossen aus dem zeitgenössischen Bericht 268 Bald 1981 zitiert in Becker 2002, 181. S. K. Padovers über die Lynchjustiz des Sieger- 269 Nickel 2004, 2. – Verse 2008, 6. länder Volkssturms mit alliierten Piloten in: Feld- 270 Zeiler/Stöllner, 2012, 221 f. mann/Heintz 2002, 116. 271 Krasa 1955, Karte 2. 249 Niederschelder Chronik von W. Faust, Eintrag 272 Kronz/Keesmann 2005. vom 29.03.1945 zitiert aus: Feldmann/Heintz 273 Krasa 1964, 201 f. 2002, 137. 274 Eine weitergehende Datierungsansprache der 250 Niederschelder Chronik von W. Faust, Eintrag Meiler anhand Größe und Grundrißform (Janssen vom 04.04.1945 zitiert aus: Feldmann/Heintz 1983, 61 f.) wurde eingedenk der frühen AMS- 2002, 142. Radiokarbon-Daten verschiedener Meilertypen 251 Zeiler/Kapteiner 2012. auf dem Hornsberg (Fundstellen 120-121) und 252 Zeiler/Stöllner 2012. auf dem Höllenrain (Fundstelle 1027) nicht vor- 253 Osnabrück 2001, 27 ff. genommen. 254 Ein Vortragsmanuskript H. Laumanns datiert ca. 275 Menic 2011. in 1985 und wurde zusammen mit Dias in der 276 Garner/Stöllner 2009, 116 ff. Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für West- 277 Buthmann/Baales 2011, 229 ff. falen entdeckt. 278 An dieser Stelle sei Prof. Dr. A. Müller-Karpe, Vor- 255 Laumann 1985a, 61. geschichtliches Seminar der Philipps-Universität 256 S. Anm. 126. – Bei der Erstellung der Grafik Marburg, für die Möglichkeit gedankt die Marbur- wurden allerdings die von H. Laumann als „Ver- ger Rammkernsonde auszuleihen. hüttungsfundstellen“ bezeichneten Plätze neu- 279 Das für die 14C-Untersuchung vorgesehene Ma- traler als Schlackenfundstellen bewertet, da er terial wurde von Dr. U. Tegtmeier/Archäobotanik nachweislich auch Fundplätze mit ausschließlich des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Uni- Schmiedeschlacken in seine Auflistung einsortier- versität zu Köln anthrakologisch untersucht und te. anschließend im Labor für Ionenstrahlphysik an 257 Bau von Ansitzen, Wildfütterstationen, Grillhütten, der Eidgenössischen Technischen Hochschule etc. Zürich von Dr. G. Bonani u. Dr. I. Hajdas mit Be- 258 In erster Linie Anlage von Gärten, Friedhöfen und schleuniger-Massenspektrometrie datiert: Fund- Sportplätzen. stelle 326, ETH-39747, 95,4% 1390-1450 (2σ). 259 Garner/Stöllner 2009, 118 f. – Fundstelle 1086, ETH-39379 u. ETH-39740, 260 Auf den abgebildeten Diagrammen sind Katego- 95,4% 1460-1660 (2σ); ETH-39741, 95,4% 1640- rien mehrfach gezählt (n=306), sofern an einer 1890 (2σ). – Fundstelle 1087, ETH-39744, 95,4% Fundstelle mehrere Fundstellenkategorien (links) 1440-1640 (2σ). – Kalibriert mit OxCal v. 3.10.0.1. oder Landnutzungskategorien (rechts) festgestellt 280 Speier/Pott 1995. wurden. 281 Garner/Stöllner 2009. 261 Gleichmann 1993. 282 Garner/Stöllner 2009, 126 ff. 262 Fuchs 1974, 23. – Dahm/Lobbedey/Weisgerber 283 Eine Zeichnung des vermeintlichen Hiebmes- 1998. sers aus Podium 4 wurde freundlicherweise von

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 H. Hadem/Oberschelden im Sommer 2012 mich rung 8: 3425649,61/5636108,67. – Bohrung vermittelt. Die Zeichnung zeigt aber eindeutig 9: 3425675,71/5636092,71. – Bohrung 10: kein Hiebmesser sondern einen Sterz, der ver- 3425687,2/5636079,96. mutlich von einem Haubergspflug stammt. 317 Bohrung 6: 180 cm unter Geländeoberkante. – 174 284 Stöllner 2010, 112 f. Bohrung 9: 70-105 cm, 14-160 cm u. 220-510 cm 285 Stöllner 2010b, 111. 286 Garner/Stöllner uGOK. – Bohrung 10: 125-150 cm uGOK. 2009, 126 ff. 318 ETH -39747, 95,4% 1390-1450 (2σ). – Kalibriert 287 ETH 34511, 95,4% 1290-1440 (2σ). –Kalibriert mit OxCal v. 3.10.0.1. mit OxCal v. 3.10.0.1. 319 Krasa 1955, Karte 2. 288 Garner/Stöllner 2009, 127. 320 Krasa 1955, Karte 2. 289 Dipl.-Ing. G. Steffens/Deutsches Bergbau-Mu- 321 Zeiler 2010b, 144 f. seum Bochum sei herzlich für seine große Hilfe 322 Zeiler 2010b, 145 f. gedankt. 323 Grundrissform D nach: Willms 2005, 80: Abb. 31. 290 Genaue Gewässersituation in: Garner/Stöllner 324 Den zuständigen Haubergsvorstehern Krumm/ 2009, 122. Wilnsdorf sowie Kringe/Wilnsdorf sei für Ihr 291 Neujahrsgruß 2003, 43 f. freundliches Entgegenkommen gedankt. 292 Stöllner et al. 2009, 123 ff. 325 Menic 2011, 6 ff. 293 Krasa 1955, Karte 2. 326 Folgenden Personen und Institutionen sei herz- 294 Zickgraf/Buthmann 2002. lich für die wertvollen Hilfestellung bei der Be- 295 Garner/Stöllner 2009, 122 f. schaffung der teilweise als verschollen geglaub- 296 Garner/Stöllner 2009, Abb. 40 (ETH-34498, ETH- ten Dokumentation und der Funde gedankt (in 26661). alphabetischer Reihenfolge): K. H. Ax/Siegen, M. 297 Neujahrsgruß 2003, 43 ff. – Neujahrsgruß 2008, Baales/LWL-Archäologie Olpe, U. Blanchebar- 87 f. – Gesamtvorlage der Sondage 2007 in: Gar- be/Siegerlandmuseum Oberes Schloß Siegen, ner/Stöllner 2009, 122 ff. V. Brieske/Altertumskommission für Westfalen 298 Erste Vorberichte in: Stöllner/Zeiler 2009. – Stöll- Münster, I. Mayenknecht-Pohl/Pfarramt II Bad ner/Zeiler 2009b. – Stöllner/Zeiler 2010. – Stöll- Wimpfen, B. Mecke/LWL-Archäologie Münster, ner/Zeiler 2010b. – Stöllner/Zeiler 2011. – Zeiler Frau Nauck/Museum Wilnsdorf, A. H. Schubert/ 2010b, 150 ff. LWL-Archäologie Olpe, C. Weyh/Pfarrei Dörz- 299 Zur Einzelfundeinmessung metallurgischer Re- bach. Der größte Dank ist U. Herberg und B. likte und ihren Möglichkeiten bei der Ausgrabung Obergefäll vorbehalten. von Verhüttungsplätzen: Schäfer/Schroth 2006, 327 Menic 2012. – Stöllner 2010, 111 ff. – Stöllner 88 f. 2010b, 111. – Stöllner/Zeiler 2009b. – Stöllner/ 300 Zur Methode der Quadrantentechnik und ihrer Zeiler 2010, 179 f. – Stöllner/Zeiler 2010b, 90. – Möglichkeiten sowie Grenzen bei der Analyse Stöllner/Zeiler 2012, 89. von Schlackenplätzen: Willms 2005b, 102. 328 Garner/Stöllner 2009, 301 Garner/Stöllner 2009, 120 ff. 329 Garner/Stöllner 2009, 140 u. 144 ff. – Stöllner 302 Z. B. bei Bohrung 27 in 34-35 cm Tiefe unter 2010, 112. Geländeoberkante. 330 Wilhelmi 1981, Abb. 4. 303 Becker 2002, 185. 331 Wilhelmi 1992. 304 Ihm sei an dieser Stelle auch für die freundliche 332 Menic 2011, 11 f., 16 f. u. 114 ff. Bewirtung der Grabungsmannschaft herzlich ge- 333 Wilhelmi 1992. dankt. 334 Menic 2011, 43. 305 ETH-39742 (Meiler 2) 95,4% 1450-1640 (2σ); 335 Knapper Vorbericht: Zeiler 2010b, 149 f. ETH-39743 (Meiler 1) 95,4% 1480-1670 (2σ). – 336 Bohrung1: 3425113,84/5635824,86. – Boh- Kalibriert mit OxCal v. 3.10.0.1. rung 2: 3425105,62/5635823,79. – Bohrung 306 Freundliche Mitteilung R. Wagener/Walpersdorf. 3: 3425103,09/5635831,65. – Bohrung 4: 307 Garner/Stöllner 2009, 124 f. 3425075,99/5635813,89. 308 Garner/Stöllner 2009, Abb. 14. 337 Bohrung 1: 200 cm unterhalb Geländeoberkante. 309 Garner/Stöllner 2009, 123 f. – Bohrung 2: 160 cm uGOK. – Bohrung 4: 240 310 Garner/Stöllner 2009, Abb. 14. cm uGOK. 311 Freundliche Mitteilung G. Gassmann. 338 ETH-39379 u. ETH-39740, 95,4% 1460-1660 312 Gassmann/Yalçın 2009, 160. (2σ); ETH-39741, 95,4% 1640-1890 (2σ). – Kali- 313 Garner/Stöllner 2009, 123 f. briert mit OxCal v. 3.10.0.1. 314 Garner/Stöllner 2009, 120. 339 Bohrung 8: 3425790,9/5634813,943. – Bohrung 315 Knapper Vorbericht: Zeiler 2010b, 149 f. 9: 3425802,18/5634827,106. – Bohrung 10: 316 Bohrung 6: 3425608,79/ 5636132,81. – Boh- 3425810,6/5634833,707. rung 7: 3425628,72/5636118,46. – Boh- 340 Knapper Vorbericht: Zeiler 2010b, 149 f.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 341 ETH-39744, 95,4% 1440-1640 (2σ). – Kalibriert 369 Frank 1993, 44 ff. – Die Zusammenstellung und mit OxCal v. 3.10.0.1. gemeinsame Bewertung der neolithischen Arte- 342 Bohrung 1: 3425753,22/5634560,709. – Boh- fakte des Siegerlandes, die erstmals von Beck rung 2: 3425746,75/5634555,434. – Bohrung 3: 1955 vorgenommen wurden (Beck 1955) bedür- 3425739,97/5634549,617. fen allerdings einer Aktualisierung. 175 343 Knapper Vorbericht: Zeiler 2010b, 149 f. 370 z. B.: Stieren 1935. – Gilles 1936. – Krasa 1933b. 344 Krasa 1931. – Die Funde befinden sich im Sie- – Krasa 1933c, 149 ff. – Krasa 1939. – Krasa gerlandmuseum, Oberes Schloss Siegen sowie 1948. – Behaghel 1949, Taf. 21: G; 44: I. – Krasa im Archiv der LWL-Archäologie für Westfalen. 1963, 129 f. – Krasa 1964. 345 Behaghel 1949, Taf. 44D. 371 Gilles 1936, 252. – Stieren 1935, 12. 346 Analysen des chemischen Laboratoriums R. Be- 372 Rennofen E25. cker/Eiserfeld: Krasa 1931, 55. 373 Aussage O. Krasas in einem Interview veröffent- 347 Letzte Erwähnung in: Krasa 1959, 46. – Dem- licht in der Siegener Illustrierten Wochenzeitung gegenüber stehen die häufiger und intensiver – Illustrierte Wochenzeitung vom 26.9.1958. publizierten Grabungen an der Engsbach, an der 374 Gilles schreibt bereits 1936 von 40 Öfen: Gilles Sülz bei Oberschelden und am Nordhang des 1936, 252. Rothenberges (Brandzeche). 375 Stieren 1935, 13 ff. 348 Laumann 1992c. – Neujahrsgruß 1989, 3. 376 Gilles 1936, 252 f. u. 255 ff. 349 Jüngst in der Ausstellung der Völklinger Hütte 377 Der Beschriftung vieler technischer Zeichnungen „Die Kelten. Druiden, Fürsten, Krieger. Das Leben von Plana und Profilen zufolge, wurde die Gra- der Kelten in der Eisenzeit vor 2500 Jahren“. bungsdokumentation von technischen Zeichnern 350 Garner 2011 (mit weiterer Literatur). der Charlottenhütte angefertigt, was vermutlich 351 Stöllner/Zeiler 2010. – Stöllner/Zeiler 2010b. – durch Vermittlung J.-W. Gilles ermöglicht oder Stöllner/Zeiler 2011. – Zeiler 2010b. von ihm selbst durchgeführt wurde. – Während 352 Messung durch J. Sänger/Niederschelden. den Grabungen G. Weisgerbers an der Leimbach 353 Willms 2005c, 385. wurde diesem ein umfangreicher Bestand der 354 Es handelt sich um Fundstelle 620 in Muders- unvollständigen graphischen Dokumentation von bach-Oehlsbachtal sowie um 1012 in Herkers- der Engsbach- sowie der Minnerbachgrabung dorf-Grünebach: Garner/Stöllner 2009, 136 ff. (Fundstelle 1476) von der Tochter O. Krasas – Zeiler 2010b, 146. übergeben (freundl. Mitteilung T. Stöllner). Eben- 355 Zu den Kampfhandlungen im II. Weltkrieg an so wurde H. Laumann während der Grabung in dieser Stelle s. Kap. 3.3.3 Neunkirchen-Zeppenfeld ein Bestand an Unterla- 356 Garner/Stöllner 2009, 123. gen derselben Grabung überreicht (LWL-Archäo- 357 ETH 39748, 95,4% 380-160 v. Chr. (2σ) – ETH logie, Außenstelle Olpe, Ortsakte 5113,15). Beide 39751, 95,4% 390-200 v. Chr. (2σ). – Kalibriert Sammlungen zusammen erlauben allerdings kei- mit OxCal v. 3.10.0.1. ne zusammenfassende Rekonstruktion der Tätig- 358 Siegen-Achenbach, Engsbachtal (Fundstellen keiten von 1933-1936. Es fehlen die Bereiche der 2021-2022). – Siegen-Niederschelden, Gerhards- Grabung O. Krasas E30-E34. T. Stöllner konnte seifen (Fundstelle 324). – Siegen-Niederschel- bei einer Geländebegehung im Frühjahr 2012 die den, Wartestraße (Fundstelle 173): Garner 2011, wichtigsten Areale E1-22 identifizieren. Beson- Abb. 27. – Siegen-Oberschelden, Trüllesseifen ders bedauerlich ist, dass der Originalstandort (Fundstellen 88 u. 127). des teilweise geborgenen und an seinem Origi- 359 Bohrung 24; ETH 39751, 95,4% 380-160 v. Chr. nalstandort aufwendig dokumentierten Rennofen (2σ). – Kalibriert mit OxCal v. 3.10.0.1 E25 nicht exakt wieder gegeben werden kann. 360 Behaghel 1939, Abb. 2. 378 Stieren 1935, 13. 361 Hadem/Söder/Zeiler 2010, 203 f. 379 Behaghel 1949, 58 u. 82. 362 Fundstellen 1866, 1870, 1874-1876, 1878-1879, 380 Zuletzt: Laumann 1985c. 1882-1883, 1899-1902, 1911 u. 2025. 381 Garner 2007. – Garner 2010, bes. 176 ff. – Gar- 363 Neujahrsgruß 1999, 49. ner 2011. 364 Bušs/Jockenhövel 2005, 26. 382 Prof. Dr. U. Blanchebarbe/Siegerlandmuseum 365 Behlen 1942, 15 ff. Oberes Schloss Siegen sei an dieser Stelle herz- 366 An dieser Stelle sei R. Wagner/Walpersdorf für lich für die Übergabe von Dokumentation und die freundlichen Auskünfte gedankt. Fotos der Grabung im Engsbachtal gedankt. 367 Dieser Rothenberg ist benachbart aber nicht 383 Krasa 1939. gleichzusetzen mit dem südlich gelegenen Ro- 384 O. Krasa beschreibt eine Materialauflage zwi- thenberg der Fundstellen 173, 1090, 1095, 1902, schen 1,2 und 1,5 m: Krasa 1939, 38. – Krasa 1905 u. 2026. 1956, 200. 368 Frank 1993, 46. 385 Krasa 1939, 38. – Behaghel 1949, Taf. 21 F-G.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 386 Menic 2011, 13 f. schreibt überlagernde Hausgrundrisse bei Hal- 387 S. Anm. 376. de 1 (Behaghel 1939, 230 ff.). 388 Zusammenfassend: Verse 2006, 105. 422 Garner 2011, 45. 389 Abgebildet in: Krasa 1939, 38. – Zur Datierung 423 Behaghel 1939, 232. 176 dieser Verzierung: Verse 2006, 99. 424 Ausheizen im Sinne M. Ganzelewskis und A. 390 Z. B. Wartestraße (Fundstelle 173): Garner 2011, Schäfers als Reinigen der Luppe durch Verdich- 45 ff. tung und Austreiben von Schlacke (Ganzelewski 391 Zeiler 2010c, 106 ff. 2000, 62 f.; Schäfer 2002, 228 f.; Schäfer 2010, 392 Stöllner/Zeiler 2011, 64 f. 150 ff.). 393 Becker 2002, 82 f. 425 Gassmann/Yalçin 2008, 141. 394 Cauuet 1999, 67. 426 Krasa 1955b, 110. 395 Z. B. Rekonstruktion der prähistorischen Zu- 427 Gilles 1960, 946. gänglichkeit der Talniederungen aufgrund von 428 Freundliche Mitteilung H. Hadem/Oberschelden. Flurbezeichnungen bei Böttger 1951, 10 ff; 12 429 Beck 1938 3 ff. – Behaghel beschreibt hingegen f. – Flurbezeichnungen können nur bedingt her- typische Ziegel mit einer Stirnfläche der Maße 8 angezogen werden, da beispielsweise durch die x 10 cm (Behaghel 1940, 253). preußische Landesaufnahme in der Region im 430 Behaghel 1939, 232. 19. Jh. mundartliche Flurbezeichnungen nicht 431 Pleiner 2000. sinngemäß übersetzt wurden. Beispielsweise 432 Neujahrsgruß 1988, 39. wurde der „Duermich“, was „Totenberg“ bedeutet, 433 Lahnau-Atzbach: Schäfer/Stöllner 2001, 99 in „Dutenbach“ übersetzt (freundliche Mitteilung ff.; Schäfer/Stöllner 2002. – Sévaz „Tudinges“/ J. Sänger). Schweiz: Mauvilly et al. 1998, 146 ff.; Mauvil- 396 Kronz/Keesmann 2005, 417 ff., s. Abb. 7. ly/Ruffieux 2008. – Sopron-Krautacker/Ungarn: 397 Saile 1998 (Zum Verfahren: Saile 1998, 139 ff). Gömöri 2000; Zeiler 2011, 382 f. 398 Zeiler 2010, 194 ff. 434 Beck 1959. – Möglicherweise liegen gleicharti- 399 Behaghel 1949, 89. – Garner 2011, 53. ge Befunde auch aus dem Wittgensteiner Land 400 Krasa 1952, 154; Krasa 1955, 195. (Erndtebrück/Am Böhl) vor: Neujahrsgruß 1980, 401 Heyn 1893, 265 bzw. Kneppe 1980, 99 mit Er- 29 ff. gänzungen. 435 Menic 2011. 402 Zusammenfassend: Zeiler 2009, 264 ff. 436 Beck 1938, 3 f. 403 Z. B. Heuser-Hildebrandt 1993. 437 Sofern sich Behaghel nicht geirrt hat und damit 404 Pümpin 1935, 223. das Objekt von der Wickersbach meint. Die Be- 405 Cauuet 1999, 62 f. schreibung ist jedenfalls sehr ähnlich: Behaghel 406 Behaghel 1949, Taf. 29, A. 1940, 253. 407 Behaghel 1949, Taf. 31. 438 Vitt 1977, 86: oberes, der abgebildeten Artefakte. 408 Z. B. Wilhelmi 1981, Abb. 15. 439 Beck 1938, 26. – Beck 1938a, 243. 409 Behgahel 1949, Taf. 44, K. 440 Hillmann 2002, XXXIII (N17). 410 Garner 2011. 441 Behaghel 1939, 232. 411 Gassmann/Yalçın 2009b, 177. 442 Garner 2011, 44 f. 412 Garner 2011, 88 f. 443 Behaghel 1949, Taf. 43, A. 413 Espelund 2004, bes. 127. 444 Beck 1938, 3. 414 Z. B. Stieren 1935, 2. 445 Behaghel 1940, 253. 415 Erstmals: Behaghel 1940, 253. 446 Regional- und gruppenspezifische Differenzie- 416 Garner 2011, 74 ff. rung von Verkehrsstrukturen nach Maier/Atzkern 417 Minnerbach (Fundstelle 1476), Halde 1: Behaghel 1992, 23 ff. 1939, 232; Wartestraße (Fundstelle 173): Garner 447 Glockenförmige Gruben bis 1,2 m Tiefe: Beck 2007, 106. 1959b, 282 f. – Hillmann 2002, 42 f. u. XIII (H25). 418 Z. B. Stieren 1935, 2. 448 Z. B. Behaghel 1939. – Krasa 1931, 52. – Krasa 419 Wartestraße (Fundstelle 173): Garner 2011, 51. 1935, 19. 420 Engsbachtal (Fundstellen 2020-2022). – Leim- 449 Neujahrsgruß 1998, 45 f. bachtal (Fundstelle 192). – Minnerbach, Öfen 2-4 450 Verse 2008, 90 f.. (Halde 2; Fundstelle 1476): Behaghel 1939, 233. 451 Z. B. Himberg (Haiger-Rodenbach): Hillmann – Trüllesseifen (Fundstelle 127): Garner 2010, 2002, 48 f. – Hornsberg (Freudenberg-Niedern- 176. – Volschert/Obersetzen (Fundstelle 2065: dorf): Stöllner et al. 2009, 127 ff. – Wildweiber- Gilles 1936, 260. – Wartestraße (Fundstelle 173): häuschen (Oberdresselndorf): Hillmann 2002, 24. Garner 2007. 452 Z. B. Hillmann 2002, 45. u. 51. 421 Wartestraße (Fundstelle 173): Garner 2007, 109 453 Söder/Zeiler 2006, 393 f. f. – Minnerbach (Fundstelle 1476): Behaghel be-

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 454 Amöneburg: Weißhaar 1986, Abb. 1; Eisenach 494 Schulze-Forster 2002. 2010. – Eschweiler-Laurenzburg: Joachim 2007, 495 Verse 2006. – Verse 2008. Abb. 24. – Glauberg/Linsenberg: Hansen 2007, 496 Verse 2006, 122 f. Abb. 4. – Pulheim-Brauweiler: Joachim 2007, 497 Wilhelmi 1981, 2 ff. Abb. 30. – Jüchen-Garzweiler/FR 99/33: Gei- 498 Laumann 1989, 62 177 lenbrügge 2007, Abb. 117. – Jülich-Bourheim: 499 Verse 2006, 123. Joachim 2007, Abb. 29. – Niederzier-Hambach: 500 Beck 1959b, 283. Joachim 2007, Abb. 27. – Rhündaer Berg (Ge- 501 Hillmann 2002, 42. bäude 2): Fuchs 2007, Abb. 3. 502 Verse 2006, Karte 20. 455 Laumann 1993. 503 Behaghel 1949, 30 f. 456 Frank/Laumann 1987, 199. 504 Verse 2006, 123 ff. 457 Laumann 1985, 50 ff. 505 Verse 2008, 122. 458 Z. B. Rumpf 1969, 129. 506 Garner 2011, Abb. 52. 459 Celis 1991. 507 Verwendung des Terminus „Schüssel“ und „Topf“ 460 Garner 2011, 88 f. im Sinne F. Verse: Verse 2006, 28 ff. 461 Deutungsansatz z. B. beim umfangreichen Ei- 508 Z. B. Beck 1959, 285. sengerätedepot von Liptovská Mara mit unter 509 Verse 2006, 126. anderem vier Pflugscharen (Pieta 2000, 141). 510 Zeiler 2010c, 112 f. 462 Sicherl 2007, 142 f. 511 Verse 2006, S. 173: Karte 15. 463 Hillmann 2002, 88 ff. 512 Verse 2008, 120. 464 Nassauer 1960, 11 ff. – Sicherl 2007, 142 f. 513 Verse 2008, 124. 465 Sicherl 2007, 143 mit weiterer Literatur. 514 Schulze-Forster 2002. 466 Jüngst z. B.: Cichy 2011, 73. – Dobiat 2010. 515 Kuhnen 2011, 142 u. 147 ff. 467 Zur Begriffsdiskussion: Beilke-Voigt 2010. 516 Kuhnen 2011, 145 ff. 468 Gringmuth-Dallmer 1999, 10. 517 Collis 2010, 78 ff. 469 Steuer 2007, 878. 518 Schulze-Forster 2002, 134. 470 Driehaus 1965. 519 Belegt durch Gäber in Neunkirchen-Zeppenfeld 471 Schumacher 1917. (Kat. Nr. 26). - Eine 14C-Datierung an der Warte- 472 Zusammenfassend zur Diskussion insbesondere straße könnte auf eine Nachnutzung in der frühen auch für das Rechtsrheinische Schiefergebirge: Römischen Kaiserzeit hindeuten (160-70 n. Chr.: Jockenhövel 2005, 46 u. 51 f. Garner 2011, 51). 473 Hillmann 2002, 57. 520 Faccetierte Ränder bei Siedlungsplatz Burbach- 474 Laumann 1984. – Laumann 1986. – Laumann Oberdresselndorf (Hillmann 2002, 45; Neujahrs- 1990, 166. – Laumann 1993c. gruß 1999, 49). 475 Laumann 1987. – Laumann 1989. – Laumann 521 Eisenach 2010. 1990b. – Laumann 1993b. – Sting 2005. 522 Für die meisten Wallburgen wird die Stufe Lt D1 476 Heidinger 1987. als Niedergangszeitraum vorgeschlagen. 477 Hillmann 2002, 56 f. 523 Meyer 2008, bes. 216. 478 Heidinger 1987, 173 f. 524 Schäfer 2003; Schäfer/Schroth 2003; Schäfer/ 479 Bestimmung durch B. Herrmann in: Heidinger Schroth 2006; Schäfer/Schroth 2007; Schäfer/ 1987, 134 f. Schroth 2008; Schäfer 2010b. 480 Heidinger 1987, 143 ff. 525 Reber 1962. – Wilhelmi 1992, 49. – Zeiler 2010a. 481 Heidinger 1987, 163 f. 526 Krasa 1963a. - Krasa 1963b. – Reber 1962. – 482 Laumann 1987, 64 f. Wilhelmi 1992, 49. – Zeiler 2010a. 483 Hillmann 2002, 47. – Sting 2005, 43. 527 O. Krasa führte 1962-63 insgesamt drei Gra- 484 Bušs/Jockenhövel 2005, 26. bungen durch. Ab 1966 übernahm K. Wilhelmi/ 485 Verse 2007, 163 f. Westfälisches Museum für Archäologie – Amt für 486 Brief von O. Schäffer an H. Schoppa (Ortsakte Bodendenkmalpflege (heute: LWL-Archäologie Hirzenhain, Bodendenkmalpflegearchiv Wiesba- für Westfalen), die Grabungsleitung (Amt Net- den zitiert in: Hillmann 2002, Anm. 165). phen 1963). Er ließ sich ab 1968 von E. T. Her- 487 Garner 2011, 47 ff. berg, Pfarrer aus Dörzbach vor Ort vertreten. 488 Bleicher 1981. – Lipperheide 1923. – Polenz 528 Beck 1971b. – Krasa 1963b. – Krasa 1964. – 2007. Kronz/Keesmann 2005. – Schubert 1993. – Sie- 489 Hillmann 2002, 99 ff. gen 1962. – Siegen 1970. – Wilhelmi 1966/67. 490 Krasa 1959b, 133. – Wilhelmi 1968. – Wilhelmi 1969/70. – Wilhelmi 491 Stöllner 2010. 1971. – Wilhelmi 1992. 492 Behaghel 1949. 529 Für diese Möglichkeit sei Prof. Dr. T. Stöllner und 493 Bezug zu Krasa 1931. Dr. M. Zeiler an dieser Stelle herzlich gedankt.

Metalla (Bochum) 20.1, 2013 1-196 530 Für die freundliche Unterstützung und Begutach- tung dieser Masterarbeit sei Prof. Dr. T. Stöllner 11 Literatur und Prof. Dr. M. Baales an dieser Stelle herzlich gedankt Amt Netphen 1963 178 531 Krasa 1963a, 1. Bericht über den Besuch des Direktors des Landesmuse- 532 Wilhelmi 1966b. – Wilhelmi 1967, 111. – Wilhelmi ums für Vor- und Frühgeschichte In Münster Dr. H. 1992, 51. Beck am 06./07. Mai 1963 im Amt Netphen vom 533 Wilhelmi 1966b. 02.06.1963 (unpubl., Sonderakte AKZ 5114,25 der 534 Herberg selbst hatte diese Befunde in seinen ers- LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe). ten Tagebucheinträgen von Öfen in Technische Stellen umbenannt und verblieb auch bei der Baales et al. 2007 Entdeckung der TS VII auf Podium 1 bei dieser M. Baales, E. Cichy, A.-H. Schubert, Archäologie in Südwest- Bezeichnung, obwohl er diese Schmiedestelle falen. Jubiläumsheft zum 25-jährigen Bestehen der nicht nur erkannte, sondern auch bereits rich- Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen tig rekonstruierte. – Herberg 1968b. – Herberg (Münster 2007). 1970a. – Herberg 1970b. 535 Kronz/Keesmann 2005, 464. Bachmann 1993 536 Für die bodenkundliche Ansprache sei Dipl.-Geo- H.-G. Bachmann, Vom Erz zum Metall (Kupfer, Silber, Eisen) – gr. K. Röttger an dieser Stelle herzlich gedankt. Die chemischen Prozesse im Schaubild. In: H. Steuer, – Zu der Anlegung von Podien in Hangverläufen U. Zimmermann (Hrsg.), Alter Bergbau in Deutsch- siehe Laumann 1993a, 53-54. land. Sonderheft Archäologie in Deutschland (Stutt- 537 Anhand des überlieferten Dokumentations- und gart 1993), 35-40. Befundmaterials konnte TS III nicht gesichert in- terpretiert werden. Bachmann 2003 538 Für Podium 1 lag der Verfasserin bis auf wenige H.-G. Bachmann, Zur bronzezeitlichen Metallversorgung im Tagebucheinträge kaum eine Dokumentation vor. mittleren Westdeutschland: Von der Lagerstätte zum 539 Pleiner 2006, 53-54, 69. – Modarressi-Tehrani Endprodukt. Berichte der Kommission für Archäo- 2009, 24-26. logische Landesforschung in Hessen 7, 2002/2003, 540 Für die freundliche Unterstützung sei Prof. Dr. 67-120 Yalcin und A. Ludwig an dieser Stelle herzlich gedankt. Bald 1981 541 Für die freundliche Auskunft sei Prof. Dr. Ü. Yalcin E. Bald, Niederschrift über Kohlenbrennen und -fahren (un- und Dr. D. Modaressi-Tehrani an dieser Stelle publ. Manuskript, Kreuztal-Junkernhees 1981). herzlich gedankt. – Yalçın/Hauptmann 1995, 289- 296. Beck 1938 542 Für die freundliche Hilfe bei den Schnittanspra- H. Beck, Siedlungs- und Verhüttungsplätze der Spätlatène- chen sei Prof. Dr. Yalcin und Dr. D. Modaressi- zeit bei Trupbach, Kr. Siegen. Siegerland 20, 1938, Tehrani an dieser Stelle herzlich gedankt. – Für 26-32. die Entstehung der Schmiedekalotten siehe ex- emplarisch Chech/Walach 1998, 72-73. – Gan- Beck 1938a zelewski 2000, 25, 40. – Pleiner/Princ 1984, 150- H. Beck, Eine Spätlatènesiedlung bei Trupbach, Kr. Siegen. 151, 167. – Pleiner 2006, 112-122. Westfälische Forschungen 1/2, 1938, 243. 543 Modarressi-Tehrani 2009, 23. 544 Bachmann 1993, 37. – Behagel 1939, 232. – Beck 1955 Garner 2010, 45. H. Beck, Die jungsteinzeitlichen Funde des Siegerlandes. 545 Die Abkürzung orientiert sich an Söder/Zeiler Siegerland 32, 1955, 71-80. 2004/05, 116. 546 NLfB 1967. – NLfB 1970. – Tegtmeier 2011, 2. – Beck 1959 Wilhelmi 1992, 50-51. H. Beck, Spätlatènezeitliche Schmiedeplätze in Klafeld, Kr. 547 Für die freundliche Unterstützung und Auskunft Siegen. Germania 37, 1959, 284-285. sei Herrn Dipl. Min. D. Kirchner an dieser Stelle herzlich gedankt. Beck 1959b H. Beck, Frühlatènezeitliche Siedlungsgrube in Deuz, Kr. Siegen. Germania 37, 1959, 281-283.

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