Zeitschrift des Cartellverbandes der katholischen Preis: Euro 3,00 . 66. Jahrgang . Erscheinungsort Wien Mai 2015 P.b.b. . Zulassungsnummer: 02Z030510 M österreichischen Studentenverbindungen ACADEMIA, Lerchenfelder Straße 14, 1080 Wien

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Werbung Inhalt Titel | Der ÖCV — Selbst- und Fremdbild Mai 2015 / Nr. 3 ACADEMIA

Herausgeber, Medieninhaber: 5 Paul Hefelle, Klaus-Lukas Zimmermann ÖCV und ÖAHB Kultur Mit der Herausgabe beauftragt: „Man muss ja nicht gleich Fernsehspots gestalten“ Mag. Wolfgang Bamberg Chefredakteur: Thomas Franz Eisenhut, Klaus-Lukas OÖ-Landesausstellung 2015 Prof. Dr. Herbert Kaspar 27 Redaktion: Anselm Becker, Gerhard Zimmermann Hartmann, Johannes Haslhofer, 10 Hilfe: Lebensrisken und Lebenschancen Paul Hefelle, Peter Hofbauer, Von „Spindeleggers Krabbelstube“ David Nagiller, Klaus-Lukas NÖ-Landesausstellung 2015 Zimmermann bis „Dollfuß-Verteidiger gegen die ÖH“ 28 Layout: Tanja Pichler ÖTSCHER:REICH — Die Alpen und wir Verlagsleitung: Wolfgang Bamberg Stefan Ballnik, Jakob Luczak, Redaktionsmanagement: Nora Wisiak Klaus-Lukas Zimmermann Anschrift: Lerchen felder Str. 14, 12 1080 Wien, Telefon: (01) 405 16 22 DW 30, 31. Fax DW 33, Der Österreichische einmal Ausstellung ...... 14 E-Mail: [email protected] ganz anders www.academia.or.at Rezension ...... 18 Repro/Druck: AV+ Astoria Druckzentrum GmbH Medienecho ...... 30 Faradaygasse 6 A-1030 Wien, Tel. 01/797-85-0 Hinweis: Beiträge in der ACADEMIA, Leserbriefe ...... 32 die die offizielle Meinung des Zeitgeschichte Österrei chi schen Cartellverbandes Kommentar ...... 34 wiedergeben, sind als solche aus- drücklich gekennzeichnet. Alle an- Anno Dazumal ...... 35 deren Veröffent lichungen stellen die 15 Gerhard Hartmann persönliche Meinung des Autors dar. Präsentation ...... 35 Fotos/Grafiken: „Glaubt an dieses Österreich!“ ACADEMIA-Archiv, ÖCV-Archiv, Markus Szyszkowitz, ÖNB, www.pixelio.de, Weinfranz, Peter Böttcher, Landesmuseum Nieder- österreich, Tyrolia Verlag, Paul Dro- bec, Oberösterreichische Landesausstellung, Klaus-Lukas Zimmermann, Kati Bruder, Christian Gehrer, Florian Mauthe, Anton Hopf- Politik gartner, Fotostudio Wilke, Markus Simmerstatter, Standard/Matthias Cremer Coverfoto: Cartoon von 19 Markus Simmerstatter Markus Szyszkowitz Verkaufspreis: Die Steiermark wählt 3 Euro, Abo: 10 Euro/Jahr für Stu- denten, Normalabo 15 Euro/Jahr. Für unverlangt eingesandte Manu- 20 Andreas Unterberger skripte kann keine Gewähr übernom- men werden. Freiheit wird Unfreiheit, Verkaufsstellen: Wien 8: ÖCV-Sekretariat, Gleichheit wird Gleichmacherei Lerchenfelder Straße 14 dinationen Wien 15: Trafik Evelyne Lippa, Or en* Mareschgasse 32 zu miet Bruck/Mur: Trafik Annemarie Kamper, Herzog-Ernst-G. 23 Hartberg: Trafik Thomas Denkmeyr, St. Pölten XII Siegfried Ludwig-Platz 3 Kirchengasse 6 Religion Innsbruck: Trafik Norbert Wacker, Betreutes Wohnen bei der St. Pöltner City Museumsstraße 38 Innsbruck: Trafik Josef Sezemsky, Für Menschen, die einfach ihren Ruhestand gesichert Paul Drobec Brunecker Straße 1 verbringen wollen: Betreutes Wohnen in exklusiver 22 Redaktionell abgeschlossen am: Lage im Zentrum von St. Pölten mit Blick ins Grüne. 825 Jahre Deutscher Orden 30. April 2015. Zum Postversand gegeben am: „61 Wohnungen (Betreutes Wohnen) Unser Verkaufsteam 13. Mai 2015. Anselm Becker „Wohnfläche 50 m² bis 86 m² berät Sie gerne! 24 „Balkon oder Loggia, Garagenplatz „HWB: 32 – 37 kWh/m²a 02742/204 250 Gerufen und verschenkt Bei allen personenbezo- www.alpenland.ag genen Bezeichnungen gilt * 2 Ordinationen im Nachbargebäude zu mieten die gewählte Form für (Siegfried Ludwig-Platz 2), 100 m² Fläche, Garagenplätze, HWB: 18,85/m²a beide Geschlechter.

3 Mai 2015 Editorial Liebe Leser!

Im Studienjahr 2014/15 wurde parallel zur Journalismusaka- tischen Lage in der grünen Mark, wo die zahlreichen Re- demie des Vororts die Lehrredaktion der ACADEMIA als formschritte von SPÖ und ÖVP bundesweite Beachtung zusätzliche Möglichkeit für die praktische journalistische hervorrufen. Betätigung junger Cartellbrüder angeboten. Unter der Lei- tung des ehemaligen Chefredakteurs Paul Hefelle (F-B, BbG) Für Aufregung sorgen aktuelle Forderungen nach einer Über- haben die Mitglieder der Lehrredaktion nun den aktuellen arbeitung des Gleichbehandlungsgesetzes, die zu schwer- Heft-Schwerpunkt „Der ÖCV – Fremd- und Selbstbild“ wiegenden Eingriffen in die persönliche und unternehme- hauptverantwortlich gestaltet und interessante Zugänge rische Freiheit führen würde, wie Andreas Unterberger in zu dem nicht gerade einfachen Thema gewählt. seinem Beitrag warnend feststellt.

Aus aktuellem Anlass des 70. Jahrestages der Unabhängig- Das Jahr 2015 wurde von Papst Franziskus zum „Jahr der keitserklärung Österreichs am 27. April 1945 sowie der Orden“ ausgerufen und neben einem ausführlichen Ein- Unterzeichnung des Staatsvertrages am 15. Mai 1955 er- blick in die Geschichte und das Wirken des Deutschen Or- innert Gerhard Hartmann (Baj, Ca, Cl) unter anderem an dens von Paul Drobec (NdW) liefert Anselm Becker (Rg) jene ÖCVer, die noch in den letzten Kriegstagen wegen eine Bestandsaufnahme der Orden und Klöster in Öster- ihres Einsatzes für ein freies Österreich hingerichtet wur- reich und hat drei korporierte junge Ordensmitglieder in- den, sowie an jene, die in ganz Österreich an der Bildung terviewt. Abgerundet wird die Ausgabe mit zwei Beiträgen demokratischer Strukturen und dem Aufbau etwa in den zu den aktuellen Landesausstellungen in Niederösterreich Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Medien maß- und Oberösterreich. geblich und in leitender Funktion beteiligt waren. Im Vorfeld der steirischen Landtagswahl liefert Markus Simm- Wolfgang Bamberg (Am), Herausgeber erstatter (Cl, ErG, EKG) eine treffende Analyse der poli- Herbert Kaspar (Am), Chefredakteur

Redaktionell abgeschlossen am 30. April 2015.

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4 Titel

zent, behaupten, die Meinung „des ÖCV“ zu kennen? Eben. Ein Werkstättenbericht Die Auswahl der Cartellbrüder, die im betreffenden Bei- trag zu Wort kommen, orientiert sich nicht an deren ak- Es gibt einfachere Themenstellungen als das Schwer- tuellen Funktionen oder deren Verdiensten für den oder punktthema dieser Ausgabe, dem sich die Lehrredaktion im Verband. Im Gegenteil haben wir versucht, das Spek- gestellt hat. „Der ÖCV – Fremd- und Selbstbild“ klingt im trum wenn schon nicht ganz abzudecken, so doch Mit- ersten Moment simpel, wirft aber zunächst eine Reihe an glieder der Verbindungen aus unterschiedlichen „Rich- Fragen auf. Was ist das, der ÖCV, und wie kann ein Ver- tungen“ zu Wort kommen zu lassen. Das Fremdbild: Wer band, der realiter wohl weit heterogener ist, als viele in ist berufen, Auskunft zu geben? Die aktuelle ÖH-Führung, und außerhalb desselben meinen, überhaupt ein halbwegs so viel sei verraten, haben wir nicht gefragt, wenngleich homogenes Selbstbild haben? Zu unterschiedlich sind die sie in einem anderen Beitrag, nämlich über eine Broschüre Verbindungen untereinander, zu groß die Studienort-be- über den ÖCV, zumindest indirekt zu Wort kommt. dingten Spezifika und nicht zuletzt gibt es auch innerhalb Zu guter Letzt haben wir uns dem Thema „Der ÖCV in der einzelnen Verbindungen unterschiedliche Meinungen, den (Print)medien“ gewidmet. Das Ergebnis aller Beiträge Zugänge, Prioritätensetzungen. Man könnte eine Mitglie- zusammen ist wohl geeignet, einige Fragen zu beantworten, derbefragung durchführen, um zu einer Selbsteinschätzung möglicherweise aber auch dazu, weitere Fragen aufzuwer- zu gelangen. Ein hoher Aufwand in finanzieller und zeit- fen. Denn diese Fragen – wo steht der Verband, wie geht licher Hinsicht, der noch dazu wohl weniger aufschlussreich es dem Verband, wie wird es ihm in Zukunft gehen? – stel- als gewünscht wäre. Denn wer würde teilnehmen und wie len sich täglich aufs Neue. Insofern ist dieser Schwerpunkt hoch wäre die Rücklaufquote unter jenen, die, aus welchen auch nur der Versuch einer Momentaufnahme, die keiner- Gründen immer, nur mehr sporadisch oder gar nicht am lei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Verbindungsleben teilnehmen? Wer könnte bei einer (sehr Mag. Paul Hefelle (F-B, BbG), positiv geschätzten) Rücklaufquote von, sagen wir 30 Pro- Leiter der Lehrredaktion.

Paul Hefelle, Klaus-Lukas Zimmermann „Man muss ja nicht gleich Fernsehspots gestalten“

Fremd- und Selbstbild des ÖCV in der brüdern. „ÖVP und CV: Geschichte einer mag hinterfragenswert sein, aber es heutigen Gesellschaft. Versuch einer Verflechtung“ ist der Titel des Beitrags lebt sich ganz gut damit. Anton Hopf- im „Standard“ und er fügt sich in eine gartner (AIn et mult), langjähriger Ver- Annäherung in fünf Bildern. lange Reihe von ähnlichen, die Bedeu- bandsfunktionär, unter anderem als tung des Cartellverbandes als mächtige Leiter der ÖCV-Bildungsakademie, Wenn man den Begriff ÖCV „goo- Seilschaft betonenden Beiträgen, ein. konstatiert nicht nur „traditionell star- gelt“ erhält man ungefähr 94.600, bei kes Interesse und entsprechende Verbin- „CV“ rund 951 Millionen Treffer. Der Bild 1: Die mächtige, dungen in die Politik“, er bemerkt auch, ÖCV kommt in den ersten zehn Ein- einflussreiche Seilschaft dass man dies „ebenso traditionell gerne trägen immerhin zwei Mal vor: Einmal zur Schau stellt.“ Dies führe in der Öf- geht es um den Linzer CV-Ball, einmal Solche Artikel mögen aufgrund ihrer fentlichkeit bisweilen zur Überschät- um Politik. Natürlich hat dieses Ergeb- bisweilen schlechten Recherchearbeit zung des Einflusses des ÖCV. Was aber nis wenig Relevanz, untypisch sind die für Ärger sorgen, aber zumindest ins- kein Problem sei, wenn man wisse, Treffer dennoch nicht. Denn mediale geheim sieht man sich in Cartellkrei- dass „bloße Mitgliedschaft noch kein Pri- Präsenz erlangt der Verband zumeist sen gern mit ihnen konfrontiert. Denn vileg bewirkt.“ durch Veranstaltungen oder im Zusam- jeder Bericht bestätigt die Bedeutung, Tatsächlich führt nahezu jeder der- menhang mit politisch aktiven Cartell- die dem CV zugemessen wird: Das Bild artige Bericht, zumindest unter Ver-

5 Mai 2015 Titel

bindungsmit- den, aus den Augen verloren: e r gliedern, zu r unsere Ideale in die Gesell- G e h einer Diskus- schaft zu tragen und die Ge- i s t a n

Die Interviewpartner r

sion über die h sellschaft in unserem Sinne C

gesellschafts- © mitzugestalten. Das machen politische Rele- wir heute kaum mehr.“ Mag. Christian Gehrer (R-D, KBB) 1999/2000 ÖCV-Vorortspräsident, vanz des ÖCV. Managing Partner bei Gehrer Plötzeneder Kann ein Dachver- Bild 2: Ausbaufähige DDWS Corporate Advisors GmbH. band diese haben? Christian Gehrer Öffentlichkeitsarbeit Und, damit zusammenhängend, hat der ÖCV per se diese je gehabt? Chris- Die Aussage führt zur eng zusam- Doz. Mag. Dr. Anton Hopfgartner (AIn, AW, Kb, SchwStv), von 1993 bis 1998 tian Gehrer (R-D), ehemaliger Vororts- menhängenden Frage, ob und wie Amtsträger für die ÖCV-Bildungsakademie, präsident, findet eine deutliche Ant- stark der Verband sich öffentlich po- von 2001 bis 2007 Vorsitzender der wort: sitioniert. Muss er Öffentlichkeitsar- ÖCV-Altherrenschaft, Träger des ÖCV-Ehren- beit betreiben und wenn ja, macht er ringes. Buchautor und Geschäftsführer „Die Bedeutung des Verbandes dies wahrnehmbar? Hopfgartner sieht bei Property Solutions s.r.o. Palladium. an sich ist völlig irrelevant.“ sie als nahezu wesensbildend:

Präs. a.D. em. Univ.-Prof. Univ.-Prof. h.c. „Es war nie der ÖCV als Verband, „Von den Spitzenfunktio- Dipl.-Ing. DDr. Dr.h.c.mult. Herbert Mang sondern immer die einzelnen Persönlich- nären wird verlangt, (NdW, R-J, Nc, HEW, NdP), Vorsitzender keiten, die dem ÖCV seine viel zitierte gesellschaftspolitische Themen der Verbandsführung des ÖCV 1988 bis 'gesellschaftspolitische Relevanz' verlie- aufzubringen, öffentlich zu 1992, Altpräsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. hen haben.“ Ähnlich sieht es Herbert diesen Stellung zu nehmen Mang (NdW et mult), von 2003 bis und politischen Einfluss 2006 Präsident der Österreichischen zu erwirken.“ Florian Mauthe ist Schauspieler und Akademie der Wissenschaften: Es sei in der ÖVP engagierter Kulturpolitiker. erfreulich, dass die Bedeutung des Simmerstatter verlangt Öffentlich- Aktuell Klubobmann der ÖVP-Josefstadt. ÖCV trotz stark geschwundenen pro- keitsarbeit im Hinblick auf die einzel- zentuellen Anteils in der Studenten- nen Mitglieder: „Obwohl vieles in un- Mag. Rudolf Mitlöhner ist Journalist. schaft nicht abgenommen habe. „Ob serem Verband ungeheuer verknöchert Nach dem Theologiestudium Assistent an es aber tatsächlich die Bedeutung des ist, gibt es auch ein großes Potential an der Katholischen Hochschulgemeinde in Verbandes als Dachorganisation von Gutem. Das beweisen nicht zuletzt die Graz, danach Redakteur bei „Die Presse“ Verbindungen ist oder nicht eher eine vielen Cartellbrüder, die sich in allen und „Kleine Zeitung“. Von 2001 bis 2008 und nunmehr ab 2013 Chefredakteur der Folge seiner vielen hervorragenden Mit- möglichen Bereichen der Gesellschaft en- Wochenzeitung „Die Furche“. glieder in Politik, Kirche, Wis- gagieren. Das gehört sichtbarer gemacht, senschaft, Verwaltung denn sie sind es, die unseren Grün- und – im Gegensatz dungszweck am Leuchten hal- Mag. Hans Rauscher ist Journalist zu meiner Studi- ten.“ und Buchautor. Er war Gründer des

enzeit – nicht v Dass Öffentlichkeitsar- Wirtschaftsmagazins „Trend“ und Chef- i c h zuletzt auch in r beit notwendig ist, steht redakteur des „Kurier“. Aktuell ist er A - V als Kolumnist bei der Tageszeitung der Privatwirt- C auch für Rudolf Mitlöhner, Ö „Der Standard“ tätig. schaft, bleibe © Chefredakteur der „Fur- dahingestellt.“ che“, außer Zweifel: „Es Die schärfsten kann keiner Institution, die sich Mag. Markus Simmerstatter (Cl, ErG, EKG, GLK, NBK, NMG), OV-x (GCV) 1998/99, Worte findet über- ernst nimmt, egal sein, ob und wie raschenderweise sie in der Öffentlichkeit gesehen AHLB-CR seit 2011, Gesellschafter bei Markus Simmerstatter TRICOM Edelsbrunner-Simmerstatter- ein aktiver Philis- wird.“ „Standard“-Redakteur Windisch OG, Werbeagentur. tersenior, Markus Simmerstatter (Cl Hans Rauscher plädiert zumindest in- et mult): „Wir haben den Zweck, wa- direkt für eine offensivere öffentliche rum CV-Verbindungen gegründet wur- Darstellung der Positionen: „Zeitge-

6 mäß ist der ÖCV, wenn er sich als erkenn- stellungen wird der ÖCV wohl auch in Rauscher sieht denn auch die Heraus- bare Stimme im modernen Meinungs- Zukunft nicht gefeit sein. Solange unser forderung „ein christlich-elitäres Poli- spektrum etabliert.“ Wobei die Bewer- Verhalten als CVer im öffentlichen tikbild in die heutige Zeit zu übersetzen, tung aus journalistischer Sicht und privaten Bereich der- ohne als eine Art ‚Opus Dei‘ zu erschei- durchwachsen ausfällt: Mit- artige Klischees nicht nen.“ Für Hopfgartner ist das Bekennt- löhner erkennt „persönlich nährt, ist Gelassen- nis zum Glauben und der Kirche schon“ eine Öffentlich- heit darüber an- wesentliches Element des Selbstver- e h keitsarbeit, aber die öf- t gezeigt, wie eine ständnisses: „In diesem Punkt lässt der M a u fentliche Präsenz könne größtenteils in- ÖCV wenig Spielraum für Andersdenken- a n i l o r

stärker sein. Auch das Bild F differente Öffent- de. Ansonsten würde eine tiefergreifende des ÖCV sei „verbesserungs- © lichkeit den ÖCV Auseinandersetzung mit den Prinzipien würdig“. Für Rauscher bietet sieht.“ Im Sinne aufzeigen, dass die Änderungen über 150 sich ein ähnliches Bild: Der CV von „Burschen he- Jahre doch größer sind, als man oft gerne sollte noch mehr an die Öffent- raus“ könne und solle zugeben möchte, letztendlich auch Florian Mauthe lichkeit treten. der Verband allerdings zwangsläufig – wie sollte beispielsweise Außer natürlich, wenn es aktuelle zu Aktivitäten wie Protestmärschen ein Patria-Prinzip in der Habsburgermo- Debatten verlangen, wie Florian Maut- und Stellungnahmen in den Medien narchie mit dem eines he als Dritter der befragten Außenste- aufrufen, „wenn es um die Durchsetzung Österreich im Jahr henden umreißt. Mauthe, von Beruf von Wertvorstellungen beziehungsweise 2015 ident sein Schauspieler und Klubobmann der die Verhinderung inakzeptabler gesell- können?“ d i o ÖVP-Josefstadt: „Die Öffentlichkeitsar- schaftspolitischer Vorhaben geht“. Auch Mang i e n W

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beit ist sehr defensiv. Er tritt zu wenig findet deut- i l k F o t s u nach außen hin erklärend auf. Man muss Bild 3: „Und zum liche Worte: © W ja nicht gleich Fernsehspots gestalten, Schutze der Altäre…“ „Die zu jeder aber Fakt ist, dass der Großteil der Bevöl- Zeit in der Ge- kerung nicht weiß, wer der ÖCV ist.“ Ein wesentliches Unterscheidungs- schichte des ÖCV Mang sieht die Frage entspannter: merkmal zu waffenstudentischen Kor- entscheidende Frage Herbert Mang „Wie der ÖCV in der Öffentlichkeit ge- porationen ist das katholische Prinzip, ist die einer angemes- sehen wird, hängt auch von der Brille der das auch in der öffentlichen Wahr- senen Reaktion auf Wertvorstellungen, Betrachter ab. Vor negativen Klischeevor- nehmung eine Rolle spielen sollte. die mit dem Prinzip religio nicht in Ein-

Manche kritisieren, Politik würde zunehmend durch Populismus ersetzt. Die Steiermark zeigt, dass es auch anders geht.

Zusammenarbeit statt Parteienstreit. Mutige Reformen. Keine neuen Schulden. Viele in Österreich bewundern, was wir in der Steiermark zusammengebracht haben. Jetzt wollen wir unser Land ganz nach vorn bringen.

Hermann Schützenhöfer und die Steirische Volkspartei

7 Mai 2015 Titel

klang gebracht werden können.“ Für staubtes Image“ zu, allerdings nicht müssten: „Wir sind kein studentischer Gehrer ist nicht das Bild des CV, son- aufgrund der Traditionspflege: „Diese Folkloreverein, sondern eine Weltan- dern jenes des katholischen Couleur- kommt ja prinzipiell gut an, man denke schauungsgemeinschaft! Das war der studententums von Bedeutung: „Ist nur an diverse Trachtenverbände und Gründungsmythos, den wir mit neuem es nur studentisches Brauchtum? Oder ähnliche Organisationen. Aber der CV Leben befeuern sollten!“ Auch Hopfgart- ist es eine echte Lebensschule? Ist es eine tritt eben erst in Erscheinung, wenn er an- ner stellt das Weltanschauliche in den Ansammlung von Menschen, die gerne gegriffen wird oder sich positionieren, im Fokus: Darin unterscheide sich der Bier trinken und Lieder singen? Oder sind Fall der Schlagenden abgrenzen, muss. Verband von Traditionsvereinen, bei wir eine Wertegemeinschaft, die den Auf- Dabei geschieht die Verwechslung ja des- denen die Geselligkeit im Vorder- trag ernst nimmt, dass jeder an seinem halb, weil der Verband erst in Erschei- grund stehe: „Diese ist natürlich auch Platz auf Basis unserer Werte in und für nung tritt, wenn es einen Grund zur Ab- beim ÖCV eine wichtige Komponente, die Gesellschaft bereit ist, Verantwortung grenzung gibt.“ aber am Ende sind es Ideologie und ge- zu tragen?“ Rauscher sieht die Traditionspflege meinsame Wertvorstellungen, die uns als als notwendig an, sie löse aber „bei et- Gemeinschaft zusammenhalten.“ Bild 4: Image: Verstaubt lichen in meinem Umfeld und in der öf- und unmodern fentlichen Meinung“ Aggressionen aus. Bild 5: Die richtigen Fragen Sie könnte beibehalten werden, wenn stellen, Alternativen bieten Letzte und spannendste Frage: Hat es gelänge, dem ÖCV ein moderneres der ÖCV Zukunft und wenn ja, wel- Image zu geben: „Inhaltlich unterschei- Was den Zustand des Verbandes chen Herausforderungen muss er sich det sich der ÖCV für mich ausreichend und dessen Ausrichtung in Zukunft im Besonderen stellen? Mitge- von den Deutschnationalen, er müsste betrifft, lautet für Gehrer die richtige dacht sind die Frage nach das aber für die vielen oberfläch- Frage, welche Fragen die Gesellschaft couleurstudentischen lich Informierten viel stärker bewegen und welchen Beitrag der CV Traditionen und die transportieren.“ dazu leisten kann: „Es geht nach wie r e

in der Öffentlich- t n Auch Mitlöhner er- vor um Eigenverantwortung gegen Ver- keit vermeintlich kennt in der Traditi- sorgungsgesellschaft. Kraft der kleinen H o p f g a r auch dadurch zu onspflege kein Pro- Einheit gegen die Wucht des Kollektivs. t o n n

wenig erkennbare A blem: „Grundsätzlich Die Kraft der Vielfalt gegen die Gleich- Abgrenzung zu © meine ich, dass man die macherei auf allen Ebenen. Das ist die „den Schlagenden“. Bedeutung des Symbolischen große gesellschaftliche Bruchlinie in der Hopfgartner erkennt „ei- nicht unterschätzen darf. Die wir uns nach wie vor bewegen.“ Die ent- nen gewissen Stolz“ da- Anton Hopfgartner Abgrenzung gegenüber den scheidende Frage sei, ob „Verbindun- rin, „dass sich die Grund- deutschnationalen Burschen- gen attraktiv für die Opinion Leader, die prinzipien seit Gründung der ersten schaften ist objektiv sicher ein Problem, Persönlichkeiten von morgen“ seien. „Da Verbindungen nicht geändert haben“. Der zumal viele Medien das ja gerne in einen haben wir eindeutig Defizite“, so der ÖCV stehe für Werthaltigkeit und Topf werfen. Zu den Lieblings- pessimistische Schluss. Kontinuität im Gegensatz zu laufen- narrativen der Linken zählt Auch Simmerstatter den Veränderungen nach der jeweili- ja die möglichst bruchlose zieht eine kritische D R e r A

gen Mode. Dementsprechend hängt Verbindung von ‚konser- D Bilanz: „Mein En- e m N A C r für ihn die Zukunftsfähigkeit auch von vativ‘ über ‚extrem T thusiasmus gegen- S

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diesen „gemeinsamen Werten und der rechts‘ bis ‚rechtsex- E über dem ÖCV ist D M a t h Disziplin, diese zu leben“ ab: „Wenn der trem‘. Aber ich glaube, © bis heute groß. Den- ÖCV sich klar positioniert, in der Öffent- damit muss man leben. noch stelle ich eine lichkeit etwas bewegt und das Prinzip der Inhaltlich kann und muss fortschreitende Verknö- Lebensfreundschaft bewahrt, ergibt sich man sich abgrenzen, und cherung fest. Ich habe das alles andere. Geradlinigkeit und Engage- dort, wo es im äußeren Erschei- Gefühl, dass es uns mehr Hans Rauscher ment werden immer wieder aufs Neue jun- nungsbild historisch gewachsene um Formalismen geht, dass ge Menschen anziehen.“ Ähnlichkeiten gibt, ist das eben so.“ man Angst vor Veränderung hat, und ei- Mauthe hält den CV wohl für zeit- Gehrer betont, dass Inhalte mehr nem Ideal der Vergangenheit anhängt, gemäß, schreibt ihm aber ein „ver- denn je über den Traditionen stehen dass es so wahrscheinlich nie gab.“ Und

8 obwohl die Frauenfrage für den Ver- zu Gender-Mainstreaming und ‚Antidis- schen Parteien, deren weltanschauli- band aktuell kein Thema zu sein kriminierung‘. Unter dem Deckmantel che Ausrichtung zumindest teilweise scheint, bringt der gebürtige Kärntner des letztgenannten Begriffes findet ja eine den Prinzipien des Cartellverbandes sie aufs Tapet: „Durch die un- soziopolitische Umerziehung widersprach, kompatibel sei. geklärte Frauenfrage werden bisher kaum gekannten Wie sich die Zeiten ändern: Heute uns, zum Beispiel, auf Ausmaßes statt, gegen sind es die steirischen Jung-Grünen, längere Sicht ganze Be- die man gar nicht ent- die per innerparteilichem Antrag die rufsgruppen (Lehrer, schlossen genug – Unvereinbarkeit einer grünen Mitglied- d e r u

Richter, et cetera) weg- r freilich in christlicher schaft, Kandidatur oder Mitarbeit bei B brechen. Dazu kommt, Gelassenheit und „Männerbünden mit antifeministischen K a t i dass wir uns in unserem © ohne ‚Schaum vor dem Strukturen und dem Glauben an elitäre eigenen (gesellschafts-)po- Mund‘ – auftreten Gesellschaftsordnungen“ festhalten wol- litischen Biotop gut ausgebil- kann.“ Falsch wäre es, len. Weil ein Cartellbruder aus Leoben dete Frauen als CV-Gegner he- das Profil zu verwässern, bei der dortigen Gemeinderatswahl Rudolf Mitlöhner ranzüchten. Weil sich viele von um medial besser rüberzu- und ein Mitglied einer Akademischen uns ausgesperrt fühlen.“ kommen – diesem Irrtum unterliege Sängerschaft bei der Landtagswahl für Mitlöhner erkennt „vermutlich auch ja auch die ÖVP immer wieder: Grün kandidieren wollten, ihre Kan- im CV weniger Geschlossenheit, oder – didatur aber nach Diskussionen zu- positiv formuliert – mehr Pluralismus“, „Ernst genommen wird rückgezogen haben. „Ihre Sorgen möch- sodass es schwieriger sei, mit einer man – auch und gerade vom ten wir haben“ ist man geneigt den Stimme zu sprechen. Aber das sei der Gegner – nur, wenn man Jung-Grünen zuzuraunen. Zug der Zeit – „und nicht nur negativ zu vermitteln kann, wofür sehen“. Angesiedelt im Spannungsfeld man steht.“ Die Autoren zwischen katholisch, liberal und kon- Mag. Paul Hefelle (F-B, BbG) ist als politi- scher Referent und Redakteur in Wien tätig. servativ, müsse man sich vor allem da- Stichwort ÖVP: Mang berichtet, Von 1999 bis 2005 war er Chefredakteur durch profilieren, „Alternativen zum dass während seiner Aktivenzeit in der ACADEMIA, aktuell ist er Leiter der linksliberalen Mainstream zu formulieren den 1960er Jahren vor allem die Alt- Lehrredaktion. – pointiert gesagt zu alldem, was uns die- herrenschaft mit der Frage beschäftigt Klaus-Lukas Zimmermann, MA BA (F-B) ist ÖCV-Kommunikationsreferent und Chefre- ser ständig als ‚alternativlos‘ präsentiert: gewesen sei, ob die Zugehörigkeit zum dakteur der ACADEMIA Intern. vom Umverteilungspopulismus bis hin ÖCV mit der Mitgliedschaft in politi-

9 Mai 2015 Titel Thomas Franz Eisenhut, Klaus-Lukas Zimmermann Von „Spindeleggers Krabbelstube“ bis „Dollfuß-Verteidiger gegen die ÖH“

Ein Streifzug durch die mediale Präsenz chischer Politiker und thematisiert als konkre- 28. August 2014 tes Beispiel die CVer in der Bundesregierung. „Django soll des ÖCV in den letzten beiden Jahren die ÖVP retten“ In einer kurzen Vorstellung des ÖCV kommt auch der damalige Vorortspräsident Florian Nach der ÖH Wahl 2013 sorgt die Perso- Tursky (AIn) zu Wort: „Wir stehen für katholi- nalpolitik des Leiters des Sozialreferats an der sche, christliche Soziallehre, mit einem klaren Be- Universität Graz, eines Funktionärs des Kom- kenntnis zur Republik Österreich“. munistischen Studentenverbandes, für große Empörung im ÖCV. Die Zeitung „Österreich“ Anlässlich des Burschenschaftertreffens 14. Februar greift die Geschichte in einem kurzen Artikel in Innsbruck kommt es zu Protesten, im Rah- 2014 auf. Konkret wird dem Leiter vorgeworfen, zwei men derer auch ein Innsbrucker Cartellbruder „Cartellverband: Seilschaft der Mitarbeiter aufgrund ihrer Mitgliedschaft im verletzt wird. Der ÖCV veröffentlicht eine Pres- ÖVP“ ÖCV entlassen zu haben. Dabei wird im seaussendung, die von gleich sechs Medien „Österreich“ Artikel auch „CV-Chef“ Arno aufgegriffen wird. Vorortspräsident Tursky er- Lerchbaumer (Trn, ErG, EKG) zitiert, der die innert daran, dass die letzten gewalttätigen Entscheidungen als „ideologisch motiviert“ be- Übergriffe gegen katholische Couleurstuden- zeichnet. Das Argument der anderen Seite: ten in der NS-Zeit Platz gegriffen hätten. In der „Wir haben im Mai gewählt, ein neues Team sucht Gratiszeitung „Heute“ wird auf die Unterschie- sich seine Mitarbeiter aus“. Mit dem von der ÖH de zwischen CV und Burschenschaftern hin- 13. Dezember 2013 bekannten Nachsatz: „Wir wollen kein sexisti- gewiesen: „Der Cartellverband teile zwar optisch „Spindeleggers Stahl- sches und homophobes Gedankengut“. die ‚Wix, das Outfit‘, mit den Burschenschaften, helmtruppe – Jugend die eindeutig deutschnationale Gesinnung lehnt voraus? Von wegen. Die Ein Beitrag in der „Furche“ beschäftigt dieser allerdings ab“. jüngsten Personalent- sich anlässlich des 75. Jahrestages des „Anschlus- scheidungen in der ÖVP ses“ Österreichs an Nazi-Deutschland und der Im „Falter“ wird über die Personal- und deuten auf eine Veren- gung der Partei“ neu überarbeitet herausgegebenen Publikation Nachwuchspolitik der ÖVP berichtet. Einerseits „Farben tragen, Farbe bekennen 1938–1945“ sei es positiv, wenn junge Menschen wie Se- (Hrsg.: Herbert Fritz/Peter Krause [Rt-D]) mit ka- bastian Kurz eine Möglichkeit in der Politik tholisch Korporierten im Ständestaat und im bekommen. Andererseits müsse die Personal- Widerstand gegen das NS-Regime. Es wird be- decke der Volkspartei dünn sein, wenn „Nicht- richtet, dass CVer die personelle Elite des Stän- akademiker“ das Außenministerium überneh- 28. Oktober 2013 destaates bildeten und der Einmarsch der Hit- men. Unter Hinweis auf Gernot Blümel (Nc), „Die Politik-Krabbel- ler-Truppen 1938 für sie eine „Bedrohung für Leib der vom Kabinett seines Bundesbruders Spin- stuben der Spindeleg- und Leben“ bedeutete. Bereits mit dem ersten deleggers (Nc) auf den Posten des Generalse- gers und Faymanns – „Prominententransport“ wurden viele führende kretärs gewechselt hat, schreibt die Zeitschrift Der Cartellverband Politfunktionäre und CVer in das KZ Dachau von der „Stahlhelmtruppe Spindeleggers“, die sich und die Sozialistische geschafft, darunter herausragende Persönlich- „aus der Jungen ÖVP, dem Cartellverband und Jugend – nach wie vor ein wichtiges keiten wie (Nc) und dem ÖAAB“ rekrutiere. Blümel wird als „tüchtig, Personalreservoir“ (Cl). Erwähnt werden auch bedeutende CV-ge- eloquent, professionell und ehrgeizig“ bezeichnet. prägte Widerstandsgruppen wie „Scholz-Kaste- lic-Lederer“ und „Maier-Messner-Caldonazzi“. Anfang des Jahres 2014 berichtet die „Tiroler Tageszeitung“ ausführlich über eine „Die Presse“ begibt sich auf die Suche nächtliche Krisensitzung und eine bevorste- nach den jugendlichen Wurzeln österrei- hende Obmann-Debatte in der ÖVP. Als ent- 29. August 2013 Österreichischer Cartellver- 10 band im Widerstand 13. April 2015 „Grüne Jugend will 21. November 2014 28. Februar 2015 Verbot für Männerbündler „ÖH trifft Cartellver- in Parteistatuten“ band: Dollfuß- „Außen geschlossen, Verteidiger gegen innen autoritär“ Kommunistinnen“

scheidenden Fehler macht Anton Pelinka die richt wert sind. Schon der Einstieg des Artikels Personalauswahl fest: „Spindelegger orientiert – „Würde Helmut Qualtinger noch leben, heute 21. Oktober sich […] nur […] an […] Niederösterreich, ÖAAB würde er erfahren, was Brutalität wirklich ist.“ – 2014 und CV.“ Erstmals seit der Ära Josef Klaus (Rd) gibt Aufschluss über die Hitzigkeit der Diskus- „Cato und Django habe der Cartellverband wieder eine enorm sion. Tatsächlich, so die Autorin weiter, stelle – der Cartellver- wichtige Bedeutung in der Volkspartei über- eine Diskussion zwischen der ÖH und dem band regiert“ nommen. ÖCV ein Fußballspiel zwischen Simmering und Kapfenberg in den Schatten: „Hier treffen Im „Standard“ erscheint ein Beitrag über konservative, katholische Männer auf feministische und Reinhold Mitterleh- Kommunistinnen.“ ner (A-D), welche beide bei CV-Verbindungen sind: „[…] viele Regierungsmitglieder der ÖVP sind In einer Analyse im „Kurier“, die sich 20. April 2014 „ÖVP-Frauenche- im CV […] nur und Andrä Rupp- mit der Personalrekrutierung der beiden ehe- fin Schittenhelm: rechter sind keine Mitglieder“ heißt es in dem maligen Großparteien ÖVP und SPÖ beschäf- ‚Ich wurde zu- Beitrag, der allerdings eine Ähnlichkeit zu Bur- tigt, konstatiert der Politikwissenschaftler An- rückgepfiffen‘“ schenschaften konstruiert und damit bei nicht- ton Pelinka ein „Austrocknen der traditionellen wissenden Außenstehenden einen „ist eh alles Milieus“. Eine rein „geschlossene“ Partei neige dasselbe“-Eindruck erweckt. zu Ausgrenzungen und dies hänge mit dem Mangel an Spitzenpersonal zusammen, warnt Im „Presse“-Interview mit ÖVP-Frau- Pelinka und nennt „offene Vorwahlen“ als Aus- enchefin Dorothea Schittenhelm wird auch weg. Ein zweites Problem seien die „veralteten der ÖCV thematisiert. Schittenhelm sagt, dass Strukturen“, wobei er beispielhaft die SPÖ-Sim- 14. Jänner 2014 sie „weder einen positiven noch negativen Zugang“ mering anführt: „(Sie) sitzt […] in […] Sektionen „Der Anfang vom hat, zeigt aber Informationslücken: „Es gibt im und wartet, dass […] Leute vorbeikommen.“ Der Ende„ Cartellverband außerdem auch Frauen.“ Fokus liegt also auf der SPÖ, die laut Pelinka die Transformation von einer „Lagerpartei“ zu Das Bekanntwerden von Reinhold Mit- einer „offenen Partei“ bis heute nicht erreicht terlehners Couleurnamen „Django“ beschert hat. Da habe die ÖVP es besser, weil sie nach dem ÖCV viel mediale Aufmerksamkeit. So wie vor vom Cartellverband rekrutieren könne. auch auf der Titelseite der Zeitung „Österreich“ wo „Django“ als „neue schwarze Wunderwaffe“ Der Antrag der „Jungen Grünen Steier- 30. November 2013 bezeichnet wird. Mitterlehner selbst sagt, dass mark“, ob man Mitglieder katholischer Studen- Katholischer Farbstu- dent von Anti-Burschen- er sich als einer sieht, „der nicht schnell schießt“. tenverbindungen in die Partei aufnehmen soll, schafter Demonstranten war dem „Standard“ einen Artikel in der On- „Der Standard“ veröffentlicht verletzt eine line-Ausgabe wert. Die Journalistin führt dabei sechsteilige – teils überraschend objektive – Ar- die Definition von Männerbünden der „Jungen tikelserie über den ÖCV. In diesem ersten Teil Grünen“ an: „[…] welche sie als Strukturen, die werden Kontakte in die Politik und CVer als Frauen aufgrund ihres Geschlechts als Mitglieder Politiker thematisiert. Im Mittelpunkt stehen ausschließen und aus einer politischen Motivation die Werdegänge von Michael Spindelegger und heraus die Gesellschaft verändern wollen […]“. Reinhold Mittlerlehner. In einer Grafik werden weitere bekannte Mitglieder des Cartellverban- Die Autoren des aufgezählt. Thomas Franz Eisenhut, BA (Am) studiert im Master- studium Unternehmensführung und Politikwissen- 20. Juli 2013 Aufgrund der Diskussionen über ein schaft. „Wirbel bei ÖH: KPÖ- Couleurverbot auf der Uni Wien lädt der WCV Klaus-Lukas Zimmermann, MA BA (F-B) ist ÖCV- ler wirft Experten raus- Vertreter der ÖH zu einer Podiumsdiskussion, Kommunikationsreferent und Chefredakteur der CV sieht ‚ideologische ACADEMIA Intern. die dem „Standard“ einen ausführlichen Be- Motive‘“

11 Mai 2015 Titel Stefan Ballnik, Jakob Luczak, Klaus-Lukas Zimmermann Der Österreichische Cartell- verband einmal ganz anders

Wie das katholische Couleurstudententum sonen ausschließt und ein eigenes von der linken ÖH gesehen wird Weltbild vertritt, kritisiert. Ein kurzer Nebensatz ruft zur Differenzierung – ein Unbild. zwischen den „Verbindungen des Car- tellverbandes“ und den „schlagenden, Dieser Artikel aus der ACADEMIA- deutschnationalen Burschenschaften“ Lehrredaktion entstand einen Monat auf. Die Aufarbeitung der Rolle des CV vor den kommenden Wahlen an den in Zeiten des Ständestaates wird hin- tische Gedankengut seiner Zeit hinterher- österreichischen Hochschulen von 19. gegen sehr stark gefordert. Abschlie- hinkt.“ Sehr stark wird auch das Be- bis 21. Mai 2015. Bereits im Jahr 2013 ßend erklärt die „Österreichische Hoch- kenntnis zum katholischen Glauben recherchierte die ÖH über den Öster- schülerInnenschaft [sic!]“ ihre Intention: und zur christlichen Soziallehre kriti- reichischen Cartellverband und legte aufzuzeigen „[…] welche Rolle der Car- siert. Von vorne bis hinten „durch-ge- eine umfangreiche Broschüre mit dem tellverband in der Politik in Österreich be- gendert“, werden diese Aussagen noch Titel: „Konservativismus. Elitarismus. ziehungsweise in der Gesamtgesellschaft mit – aus anderen Broschüren bereits Männerbündelei. Der Österreichische spielt“. Diese so viel geforderte Trans- bekannten – Schlagwörtern aus dem Cartellverband, Dachverband katholi- parenz wird von linker ÖH Seite so ÖH-Duden ausgeschmückt, wie etwa scher Studentenverbindungen“ auf 1. vollzogen, dass das eigene Redaktions- „heteronormativ“ oder „antiegalitär“. Nachdem bereits nach ein paar Seiten team sich nur mit den Vornamen zu Da zeigt sich, dass man aus den zitier- die Auflösung des ÖCV gefordert wird, Wort meldet. ten Quellen wie „Wikipedia“ oder der kann man sich schon denken, wie es ÖH-Zeitschrift „Unique“ nicht alles weiter gehen wird – und man wird „heteronormativ“ glauben darf, was drinnen steht. auch nicht enttäuscht: Auf unglaub- Beim zweiten Text handelt es sich lichen 192 Seiten wird der ÖCV vor Der erste Beitrag „Der Österreichische um ein Interview mit Professorin Re- allem eines: schlecht gemacht und für Cartellverband“ stößt bereits mit sei- née Schroeder, welche die Professur seine Wertvorstellungen und seine nem Untertitel „Versuch einer Einlei- für RNA-Biochemie am Zentrum für Geschichte ausnahmslos kritisiert. Das tung“ an die Grenzen seiner Glaub- Molekulare Biologie innehat und un- Ziel des Autorenteams der ACADE- würdigkeit. Ziemlich detailliert ter anderem 2012 durch ihren Austritt MIA-Lehrredaktion ist es, mit diesem werden der Aufbau und die Struktur aus der Österreichischen Akademie der Artikel ausgewählte Kritikpunkte der des ÖCV auf Grundlage verschiedener Wissenschaften für Aufsehen sorgte. ÖCV-ÖH-Broschüre aufzuzeigen und Quellen dargelegt. So fehlen weder der Als Gründe für ihren Austritt werden die Frage nach der Seriosität dieses Werdegang eines Fuxen zum Bur- von der ÖH vor allem „die unerträgli- Druckwerks zu beantworten. schen bis in das Philisterium, noch chen Seilschaften des Cartellverbandes“ die Erklärung der einzelnen Prinzi- aufgeführt, von welchen im Interview Liest man sich das Vorwort zur pien. Für Interessierte auf den ersten selbst nie die Rede ist. Der Präsident ÖCV-ÖH-Broschüre durch, so wird Blick eine gute Übersicht des Alltags der Akademie, Univ.-Prof. Anton Zei- dem Leser schnell klar, dass die ÖH- in katholischen Studentenverbindun- linger (M-D, AIn), wird zwar genannt, Redaktion ein Bild des ÖCV darstellt, gen. Dennoch sind die Formulierun- wurde jedoch erst nach Schroeders welches eher einer Geheimgesellschaft gen des Autors bezüglich der Tradition Austritt Präsident. Direkt auf den Car- mit unlauteren Kontakten in der Po- und Geschichte sehr herablassend. tellverband angesprochen sieht sie das litik, der Wirtschaft und dem Hoch- So schreibt er, dass die „[…] Kleidung Problem nicht im Ausschluss von 1 Der ÖCV-Historiker Ger- hard Hartmann (Baj, Ca, schulsektor entspricht. Der ÖCV wird der Verbindungsstudenten immer noch Frauen, sondern in den Seilschaften Cl) widmete der ÖCV- ÖH-Broschüre bereits auf diesen ersten Seiten als „exklusive so schräg (ist) wie vor 150. Jahren […]“ als solches. Selbst gibt sie aber zu, ein im Juni 2013 einen Artikel in der ACADEMIA. Elitegesellschaft“, die bestimmte Per- oder, dass das „[…] verbindungsstuden- „gutes“ Frauennetzwerk zu führen. Sie

12 wirft der Akademie vor, bei der Stel- Die historische Tatsache, dass in die- Grund sind, selbigem beizutreten – lenvergabe nicht nach Qualität oder sen staatspolitischen Entwicklungs- es ist nur allzu verständlich, dass fachlicher Exzellenz vorzugehen, son- phasen ebenso linke Bewegungen an- Menschen ohne eigene Werte – ab- dern sich an zu stark männlich gepräg- tiparlamentarische Bestrebungen gesehen von vollkommen falsch ver- te Seilschaften zu halten und Frauen hegten, wird komplett ausgeblendet standener Toleranz – diese auch allen sowie andere Ethnien zu diskriminie- und nicht in die „wissenschaftliche“ anderen absprechen müssen. Ironie ren. Als Beispiel dafür nennt sie Ruth Diskussion miteinbezogen. des Schicksals ist es, dass die ÖH mit Wodak, welche sie einige Male erfolg- Beim Vergleich von CV mit Bur- der Bekämpfung des „Klerikalismus“ los für die Aufnahme in die Akademie schenschaften wird ausführlich auf im CV direkt in die Fußstapfen der vorgeschlagen hat. Die Ablehnung der die Ähnlichkeiten in Comment und Burschenschaften tritt, welche bereits Akademie führt sie auf die linken An- als Netzwerk hingewiesen und nur vor über 100 Jahren dieses erklärte sichten von Wodak und sogar auf An- knapp auf die Unterschiede, allen vo- Ziel verfolgten. Eine weitere Ironie tisemitismus zurück. Gleichzeitig ran auf die Mensur, eingegangen. ist, dass die Kampfschrift durch ÖH- spricht sie Zeilinger aber wegen seiner Nach einer kurzen Vorstellung, in Beiträge – also indirekt auch durch Weltanschauung und katholischen welcher Burschenschaften als vor al- die Aktivitas – (mit) finanziert wurde. Grundhaltung die Berechtigung ab, lem politisch rechtsstehend, der CV Fraglich ist auch, welchen Absatz die Präsident der Akademie zu sein. Sie hingegen vor allem im Hinblick auf Broschüre gefunden hat – denn, ganz prangert auch den Katholizismus an, seine „elitäre und männerbündische ehrlich: wen interessiert's? welcher in Österreich keine Religion, Struktur“ als „problematisch“ beschrie- sondern „eher ein politisches Statement“ ben werden, werden Vergleiche nach Die Autoren sei und geht sogar so weit, dass sie die verschiedenen Gesichtspunkten an- Stefan Ballnik, MA (Merc) studierte Politik- wissenschaften an der Universität Wien und Vermittlung von Religion in der Schu- gestellt. ist Lehrbeauftragter beim Roten Kreuz. le indirekt für das schlechte Abschnei- Aus geschichtlicher Sicht wird ei- Jakob Luczak, BA (AW) ist Student der den der Schüler in den MINT Fächern nerseits die Identifikation des CV mit Germanistik an der Universität Wien. verantwortlich macht. dem Ständestaat und andererseits die Klaus-Lukas Zimmermann, MA BA (F-B) ist Identifikation der Burschenschaften ÖCV Kommunikationsreferent und Chefre- Keine Objektivität mit der NS-Ideologie angeführt. dakteur der ACADEMIA Intern. Fazit: Gleich von Anfang an merkt Was wäre eine Aufarbeitung des man beim Lesen der Broschüre, dass ÖCV ohne eines seiner prominentes- hier zwei verschiedene Welten aufei- ten Mitglieder? Der engen Beziehung nandertreffen. Sie gibt sich selbst das zwischen Engelbert Dollfuß (F-B) und Ziel, die Rolle des CV in der Politik The dem ÖCV wird ein umfassender Bei- herauszufinden, kritisiert aber haupt- trag von einem ehemaligen Verbin- sächlich das Weltbild und vor allem future dungsmitglied gewidmet. Unter dem das katholische Fundament des CV. Titel „Die Dollfußstraße ist keine andere Nicht Objektivität bildet die Basis die- als die traditionelle CV-Straße“ wird die ser Analysen, sondern das eigene, lin- is us! Geschichte des ÖCV zur Zeit des Stän- ke Weltbild, welches unter vorgeheu- 6)/ LVW HLQHV GHU LQQRYDWLYVWHQ ,QGXVWULHXQWHUQHK PHQGHU6WHLHUPDUN'DV3RUWIROLRGHVJHJUQ GHWHQ8QWHUQHKPHQVUHLFKWYRP6WDKO0DVFKLQHQ destaates analysiert. Der Autor bedient chelter Toleranz allen aufgezwungen $QODJHQ XQG )DVVDGHQEDX EHU *ODV /LFKW XQG (QHUJLHWHFKQLN ELV KLQ ]XU QHXHQ 6SDUWH (0RELOL W\0HKUDOV0LWDUEHLWHUDQ6WDQGRUWHQLQgVWHU sich einer einfachen manipulativen werden soll. Klischees, Verallgemei- UHLFK8QJDUQXQG5XPlQLHQDUEHLWHQIU6)/ %HLDOOHPZDV6)/DQJHKWVWHKWHLQHVLPPHULP9RU GHUJUXQG 1DFKKDOWLJNHLW  ZXUGH DXV GHU 6)/ Strategie. Durch das Hervorheben von nerungen und Übertreibungen KHUDXVGDVÄ+DQV+|OOZDUW)RUVFKXQJV]HQWUXPIU LQWHJUDOHV %DXZHVHQ³ ¿EDJ  JHJUQGHW ¿EDJ LVW GDVHUVWH)RUVFKXQJV]HQWUXPGDV7HFKQLNgNROR CVern, welche im Ständestaat wich- durchziehen die gesamte Broschüre. JLH gNRQRPLH XQG bVWKHWLN PLWHLQDQGHU YHUELQGHW 'LHMQJVWH,QQRYDWLRQYRQ6)/JHK|UWLQGLH6SDUWH (0RELOLW\ (/, KHL‰W GLH IDKUEDUH (QHUJLHSODWWIRUP tige Funktionen bekleideten, sowie ei- So wird der Aufbau von Verbindun- GLHDXFK.OHLQJWHUWUDQVSRUWLHUHQNDQQ *HQHUHOO N|QQHQ VLFK GLH 6)/3URMHNWH PHKU DOV VHKHQ ODVVHQ ,Q *UD] JHK|UHQ GD]X GLH 0XULQ niger, aus dem Zusammenhang geris- gen als von „Regelwerken geprägte Hie- VHO GDV .XQVWKDXV XQG GDV 0XVHXPVYLHU WHO -RDQQHXP DEHU DXFK GDV %0:0XVHXP LQ 0QFKHQ8%DKQ6WDWLRQHQLQ:LHQXQG5DXFKJDV HQWVFKZHIHOXQJVDQODJHQ LQ :LOKHOPVKDYHQ VLQG sener, Äußerungen aus der Zeit vor rarchie, unterwürfiger Gehorsam und Ä0DGHE\6)/³$E0lU]HQWVWHKWGHU6FLHQFH 7RZHUGDVHUVWH*HElXGHGHU6PDUW&LW\*UD]$XFK 1938. Dabei soll, ohne historische Ge- Disziplin bis zur Selbstaufgabe“ be- GDEHLLVW6)/IKUHQGWlWLJ'HQQWKHIXWXUHLVXV samtbetrachtung der damaligen Zeit, schrieben. Der größte Dorn im Auge ein verzerrtes Urteil über den ÖCV sind ihnen die Seilschaften, welche sprichwörtlich erzwungen werden. sich im CV bilden und die der einzige RI¿FH#VÀWHFKQRORJLHVFRP ZZZVÀWHFKQRORJLHVFRP

13 Mai 2015 Ausstellung Figl N B Ö © von Österreich F o t s : l e Am 9. Mai 2015 jährte sich zum 50. Mal der A Am Balkon des Schloss Belvedere. Todestag Leopold Figls (Nc et mult). Dieses Ju- biläum ist Anlass für eine Ausstellung, die dem wechselvollen Leben dieses besonderen Politikers gewidmet ist. Als Bauernsohn in Rust im Tull- nerfeld zur Welt gekommen, führte ihn sein Weg nach einem Studium an der Hochschule für Bo- denkultur zunächst in den Bauernbund. Als pro- minenter Vertreter des Ständestaates nach dem „“ verhaftet und in das KZ Dachau ge- bracht, wurde er erster Bundeskanzler der 1945 neu entstandenen Republik. Berührend noch heute seine Weihnachtsansprache aus diesem Jahr. Während seiner Funktion als Außenminis- ter erlangte Österreich mit dem Staatsvertrag wieder seine Unabhängigkeit. Ab 1962 bis zu sei- nem frühen Tod widmete er seine Arbeitskraft erneut als seiner engeren Hei- mat Niederösterreich. Unterzeichnung des Öster- Die von Ernst Bruckmüller (Nc) und Elisabeth reichischen Staatsvertrags Vavra kurartierte Ausstellung ist noch bis 26. Ok- im Oberen Belvedere. tober im Landesmuseum Niederösterreich in St. Unterschriften und Siegel Pölten zu besichtigen. im Vertragswerk.

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14 Zeitgeschichte Gerhard Hartmann „Glaubt an dieses Österreich!“ Ein Rückblick in das Jahr 1945 — vor 70 Jahren

Am frühen Abend des 26. April 1965 folgten rund 40.000 Menschen dem Aufruf der Arbeits- gemeinschaft Katholischer Ver- bände (AKV) und versammelten sich zu einer Gedenkveranstaltung auf dem Wiener Stephansplatz. Es sollte dabei sowohl an den 27. April 1945, der Unabhängigkeitserklä- rung Österreichs vor 20 Jahren, als auch an den 15. Mai 1955, den Staatsvertrag vor zehn Jahren, Leopold Figl und (Nc) am 15. Mai 1955 erinnert werden. mit den Außenministern Wjatscheslaw Molotow und John Foster Dulles.

In der ersten Reihe saß todkrank müller [Nc]). Ungeachtet weltan- Jahrzehnten in Deutschland verbrei- und in eine Decke gehüllt jener damals schaulicher Differenzen aus der Zeit teten Unsitte, die Adenauer-Zeit als noch lebende Mann, der entscheiden- vor 1938 haben beide Koalitionspart- „dumpf“ und „reaktionär“ zu bezeich- den Anteil an beiden Ereignissen hatte: ner – ÖVP und SPÖ – in gemeinsamer nen, die erst durch die kulturelle He- Leopold Figl (Nc). Über die Lautspre- Anstrengung angepackt, um die Fol- gemonie eines linken Zeitgeistes ab cher ertönte in einer Neufassung seine gen der Nazizeit sowie des Krieges Ende der sechziger Jahre überwunden berührende Radioansprache, die er zu wegräumen und jenes Österreich auf- werden konnte. Weihnachten 1945 gehalten hatte bauen zu helfen, in dem wir heute in Damals in den fünfziger Jahren war und die mit dem beschwörenden Ap- einem materiellen wie geistigen das „45er Jahr“ ein fixer Bestandteil pell endete: „Glaubt an dieses Öster- Wohlstand leben können, der im eu- der innerfamiliären Erzählung. Es gab reich!“ Vielen Teilnehmern kamen die ropäischen und vor allem globalen kaum eine Familie, die von den trau- Tränen in die Augen, als sie diese Wor- Vergleich wohl einzigartig ist. matischen Ereignissen der Kriegsjahre te hörten. Zwei Wochen später erlag und vor allem der „Götterdämme- Figl seiner heimtückischen Krankheit, Heldenjahre rung“ des untergehenden „Dritten sechs Tage vor dem 15. Mai, an dem Reiches“ verschont blieb: Sohn, Bru- er zehn Jahre zuvor nach Unterzeich- Doch das ist leider der Gegenwart der oder Vater gaben ihr Leben für nung des Staatsvertrages im Marmor- oft nicht mehr bewusst, was aber „Führer, Volk und Vaterland“ hin, Fa- saal des Belvedere spontan gerufen hat: nicht nur an der allgemeinen Verges- milien wurden durch Flucht und Ver- „Österreich ist frei!“ senheits-Unkultur liegt, sondern auch treibung auseinandergerissen oder gar Mit seinem Tod waren nun endgül- daran, dass in unhistorischer Weise ausgelöscht. Und nicht jene sind da- tig die „langen fünfziger Jahre“, wie es die Jahre nach 1945 als eine Zeit der bei zu vergessen, die aufgrund ihrer manchmal in der Historiographie „Restauration“ vor allem katholisch- Überzeugung darauf hinarbeiteten, heißt, vorbei. Sie werden auch nicht konservativer Provenienz von man- dem NS- Regime ein Ende zu bereiten zu Unrecht als das „Heldenzeitalter“ chen Historikern klassifiziert werden. und dabei ihr Leben hingeben muss- Österreichs bezeichnet (Ernst Bruck- Damit liegt man im Trend der seit ten.

15 Mai 2015 Zeitgeschichte

Aber es gab auch das Mirakel des ßenlager um. Am 22. März 1945 wur- Dabei darf man aber nicht das un- Jahres 1945, das auch mit den An- de der Wiener Kaplan Heinrich Maier endliche Leid derer vergessen, die den fangsworten der ehemaligen DDR- (NbW) durch das Fallbeil hingerichtet. Krieg mitmachen mussten und darin Hymne „Auferstanden aus Ruinen“ um- Das war die letzte Hinrichtung im umkamen. Der erste nachweisliche schrieben werden kann, deren Musik Landesgericht Wien vor Eintreffen der gefallene Angehörige einer CV-Ver- übrigens der Österreicher Hanns Eisler Roten Armee. Am 6. April kam Max bindung (Österreich und Deutsch- komponiert hat. Gemeint sind der Gerersdorfer (Baj) bei Schwechat land) war der Caroline Alfred Warwas, Mut, die Ausdauer und die Vision vie- durch Artilleriefeuer ums Leben, als der bereits am zweiten Tag des Zwei- ler Menschen in Österreich und er als Angehöriger einer Widerstands- ten Weltkriegs (2. September 1939) Deutschland, die noch einmal davon gruppe Kontakt zu den Sowjets auf- im Polenfeldzug umgekommen ist. gekommen sind, um ihre Heimat wie- nehmen wollte. Am 10. April 1945 Am Ende des Krieges steht beispielhaft der aufzubauen. In diesen „Helden- wurde der Deutschlandesberger Arzt wieder ein Caroline, nämlich Josef jahren“ gingen auch Angehörige des Ludwig Mooslechner (AIn) auf der He- Bayr. Er wurde am 8. Mai 1945 in der balm von einer Nazi-Mör- dertruppe erschossen, weil Wachablöse auf dem er Partisanen medizinisch Heldenplatz, 1954 geholfen hatte. Und am l a g

15. April, Wien war bereits e r V

befreit, wurde P. Kapistran o l i a y r T Pieller (Cl) im Gefängnis- e i t , h i

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erschossen. Dieser Franzis- u z g kaner war Angehöriger der n e i u

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reichs“. Damals musste : c h

Der erste öster- österreichischen CV „unverdrossen un- man „Antifaschismus“ mit seinem Le- u B

reichische Zug, serem Volke stets voran“, wie es am ben bezahlen. Heute kann man sich d e m der 1946 die Ende der zweiten Strophe des ÖCV- in linken Salons ohne Gefahr für das s a u Grenze der ame- Bundesliedes, gedichtet von Peter eigene Leben dem „Antifaschismus“ rikanischen und F o t s

Diem (Rd), Jahre später hieß. hingeben. l e A russischen Zone Doch bevor die Stunde null in un- überquerte. serer Heimat schlagen konnte, riss das Zahlreiche Opfer Nähe Prags gefangengenommen und Inferno des im Absterbenskampf be- am 15. Mai von tschechischen Parti- findlichen Dritten Reichs noch eine Die andere Seite der Medaille waren sanen erschossen. Unzahl von Menschen, darunter auch die Opfer der vorrückenden Sowjets. Doch in den Ruinen des untergehen- CVer, in den Tod oder in den Strudel Der Prior des Wiener Neustädter Neu- den „Dritten Reiches“ regte sich bereits von unermesslichem Leid und bitterer klosters, P. Alberich Rabensteiner (Am das neue Leben. Der spätere Zeithisto- Not. Zum Gedenken an diese schlag- EM), wurde von diesen am 2. April er- riker Ludwig Jedlicka (Aa EM) hisste als lichtartig ein paar Beispiele: schossen. Dasselbe Schicksal erlitt erster die rotweißrote Fahne auf dem Am 9. Jänner 1945 wurde der Wi- Georg Hatzl (F-B), Pfarrer von Matzen Wiener Rathaus. Welch ein Symbol im derstandskämpfer Walter Caldonazzi (Niederösterreich). Der Abt von Hei- Vergleich zu dem bereits zur Ikone ge- (Am) nach schweren Misshandlungen ligkreuz, Gregor Pöck (Aa EM), begab wordenen Foto, als die sowjetische Fah- und Folter im Landesgericht Wien mit sich Ende März 1945 zu den in der ne auf dem ausgebrannten Berliner dem Fallbeil hingerichtet. Am 30. Jän- Stiftskirche vor den Sowjets Zuflucht Reichstag gehisst wurde! ner, dem 12. Jahrestag der „Macht- suchenden Frauen und Kindern, blieb Es ging dann Schlag auf Schlag, vor übernahme“ des „Gröfaz“, ging Alfred auch nachts bei ihnen, um sie zu be- allem in Wien. Kaum hatte sich die Schwarzer (NdW) mit der „Wilhelm schützen, holte sich dabei eine Lun- Deutsche nördlich der Do- Gustloff“ in der Ostsee unter. Anfang genentzündung und erlag dieser we- nau zurückgezogen, begann bereits der Februar 1945 kam Johann Hardeck nige Tage später am 18. April. Sie – und staatliche beziehungsweise politische (Am), der als Jude von Auschwitz nach viele andere – kamen ums Leben, weil Wiederaufbau. Als Nachfolgerin der Dachau überstellt wurde, in einem Au- sie Menschenleben schützen wollten. Christlichsozialen konstituierte sich

16 am 17. April im Wiener Schottenstift gessen sind vor allem die Frauen dieser Gustav Steinbauer (F-B). Er wurde vom die ÖVP, deren führende Männer am Zeit, denen mit dem Begriff „Trüm- Internationalen Militärtribunal in Anfang Leopold Kunschak (Nc EM), merfrauen“ ein „Wort-Denkmal“ ge- Nürnberg (Nürnberger Prozess) zum Leopold Figl (Nc) und Felix Hurdes setzt wurde. Verteidiger für den „Anschluss-Bun- (NbW EM) waren. Die beiden Letzteren deskanzler“ Arthur Seyß-Inquart be- waren der Hinrichtung nur knapp ent- CVer an Schlüsselstellen stellt. kommen. Legendär war in diesem Zu- Diese Leistungen im Jahr 1945 und sammenhang die Aktion von Herbert Wichtig war natürlich der Wieder- in den unmittelbaren Nachkriegsjah- Braunsteiner (NbW), als er am 17. Mai aufbau der Wirtschaft in Österreich, ren waren für die Geschichte der Zwei- die Enns, die Zonengrenze, durch- die teilweise in Trümmern lag und von ten Republik entscheidend und dür- schwamm, um den Kontakt mit den der Demontage der Alliierten bedroht fen nicht in Vergessenheit geraten. westlichen Bundesländern herzustel- war. Hier ist als Beispiel Walther Kam- Vor allem deswegen nicht, weil man len. Dort, in Innsbruck, kam es Anfang schal (Cl) zu nennen, der als (zuerst damit das Gedenken und die Erinne- Mai zur der spektakulären Aktion von „selbsternannter“) Öffentlicher Ver- rung an die vielen persönlichen Karl Gruber (AW), der mit Ludwig Stei- walter der Lapp-Finze AG Kalsdorf bei Schicksale aufrecht erhält. Und das ist ner (AIn) und vielen anderen noch vor Graz durch geschicktes Verhandeln ein wichtiges Moment jeder mensch- Eintreffen der Alliierten das Nazi-Re- mit den Sowjets die Demontage dieses lichen Kultur. gime abschütteln konnte. für die Bauwirtschaft wichtigen Zulie-

Es bildeten sich eine provisorische ferbetriebs verhindern konnte. Rudolf Der Autor Staatsregierung und überall proviso- Leopold (Kb) saß im Bundeskanzler- Dr. Gerhard Hartmann (Baj, Ca, Cl, R-S) ist rische Landesregierungen, in der – no- amt an einer für den wirtschaftlichen Privatdozent für Neuere Kirchengeschich- te an der Universität Graz und Verlagsge- miniert von der ÖVP – zahlreiche Aufbau wichtigen Schlüsselstelle. Er schäftsführer in Kevelaer. CVer an prominenter Stelle mitarbei- war für die Koordination des Marshall- teten. Beispielhaft sei hier nur Eduard Plans und die UNRRA- Heinl (Baj EM) genannt. Er leitete so- Hilfe zuständig. Sein wohl in der provisorischen Staatsre- gleichnamiger Sohn gierung von 1919/20 als auch 1945 wurde übrigens ein be- ien das Handels-Ressort. rühmter Kunstsammler i.W .at re toria ker v-as Aber nicht nur die zahlreichen Re- (Museum Leopold). ruc ww.a dt.D w gierungsfunktionen sind erwähnens- Nicht unerwähnt soll- Stad wert, sondern auch und vor allem die te auch das „Aufblühen“ Ebenen darunter. Jene Beamten in der des freien Wortes blei- höheren Verwaltung, die im März ben, nämlich das Entste- 1938 von den Nazis von ihren hen neuer Zeitungen Schreibtischen vertrieben wurden, nach dem Krieg. Bei- kehrten an diese wieder zurück, um spielhaft seien nur Gus- am Aufbau der staatlichen Verwaltung tav Canaval (Nc), Grün- mitzuarbeiten. (Im Gegensatz zu der der „Salzburger Deutschland war das ein Glück für Nachrichten“, Friedrich Österreich, denn in der Regel waren Funder (Cl), Gründer der diese NSDAP-unbelastet.) Dasselbe gilt „Furche“, Hans Kneß natürlich auch für die Universitäts- (AIn), 1945 erster Chef- professoren. Viele von ihnen wurden redakteur der „Tiroler 1938 von ihren Lehrstühlen vertrie- Nachrichten“, und Hel- ben. Ein großer Teil kehrte gleich zu- mut Schuster (F-B) vom rück und gewährleistete, dass der Be- „Kleinen Volksblatt“ so- trieb auf den Universitäten und wie „Steirerblatt“ (später Hochschulen möglichst bald wieder „Südost-Tagespost“) ge- aufgenommen werden konnte. nannt.

All das gilt auch für die vielen klei- Den Facettenreich-

nen Beamten sowie die Angestellten tum des Jahres 1945 do- in der Wirtschaft. Und nicht zu ver- kumentiert hingegen

17 Mai 2015 Zeitgeschichte

Von der Befreiung zur Freiheit – Österreich nach 1945

Unter diesem Titel präsentiert der Tyrolia Verlag einen Lessing, der nach 1945 wie- opulenten Bildband, in dem der gebürtige Wiener Fo- der nach Österreich zurück- tograf Erich Lessing seine besten schwarz-weiß-Foto- gekehrt war, stand damals grafien aus der Zeit von 1945 bis 1961 vorlegt. Auf 380 am Beginn einer außerge- Seiten entsteht ein beeindruckendes Bild dieser drama- wöhnlichen Karriere, die ihn zu einem „weltberühmten Fo- tischen und aufregenden Jahre. todokumentaristen und Meister der Reportage“ – so der „Stan- dard“ – machen sollte. Der Schwerpunkt der Auswahl der insgesamt 277 Fotos liegt auf den 40er und 50er Jahren, der Zeit des Wiederauf- baus, der Besatzung sowie der Emanzipation von den Al- liierten. Es ist nicht nur die hohe Politik, die Lessing inte- ressiert, sondern auch der Alltag, das Wiedererwachen des kulturellen Lebens in Österreich sowie die Menschen, die diese Zeit charakterisieren. Umrahmt wird der eindrucksvolle Band von einem aus- führlichen Essay des Historikers Michael Gehler über die An- fangszeit der Zweiten Republik sowie von einem Interview, das Gehler mit Erich und Traudl Lessing geführt hat. HK „Glaube – Begegnung – Friede“ gab sich das Augustiner Chorherrenstift Klosterneuburg zum Motto für das Jubiläums- jahr 2014, in dem der 900. Jahrestag der Grundsteinlegung der Erich Lessing / Michael Gehler Kirche und damit der Gründung des Stiftes gefeiert wurde. Ein Von der Befreiung zur Freiheit Jahr danach hat Papst Franziskus für die ganze katholische Österreich nach 1945 Kirche das „Jahr der Orden“ 2015 ausgerufen. Impulse sollen von diesem „Jahr der Orden“ in zwei Richtungen ausgehen: Verlagsanstalt Tyrolia einerseits innerhalb der zahlreichen Ordensgemeinschaften, Innsbruck, 2015 andererseits von den Orden aus in die Kirche und Welt hinein. ISBN: 978-3-7022-3415-7 Die drei Stichworte, die das Klosterneuburger Jubiläumsmotto ausmachen, können die von Papst Franziskus für die Ordens- leute und für die ganze Kirche gewünschten Anstöße greifbar machen. Der Glaube muss sich im Leben umsetzen lassen, weil er als Berufung von Gott verstanden wird. Gelebter Glaube ist die Ver- a g wirklichung der Verantwortung, die jeder/jede im Sakrament der l e r Taufe und Firmung übernommen hat. V l i a o r y

Begegnung ist das Leben aus dem Glauben heraus mit Gott T

und dem Mitmenschen. Meine Beziehung zu Gott muss mich e i t , h i

zu den Menschen führen; mein Leben mit meinen und für meine e r F

Mitmenschen muss meine Beziehung zu Gott stärken. „Ehrt in r u z

euch gegenseitig Gott, dessen Tempel ihr seid“, sagt der heilige g n

Augustinus in seiner Ordensregel. i u e f r e B

Friede ist ein anzustrebendes Ziel meines Umgangs mit Men- d e r

schen; Friede ist das übergeordnete Ziel des Lebens in der Voll- o n

endung bei Gott. V

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Jeder Christ begegnet in seinem u B Glauben Gott und den Men- e m d schen, damit er mit beiden s u

im Frieden ist. – Lassen wir a uns dazu wieder aufs Neue inspirieren! F o t Zu Christi Himmelfahrt 1949 störten sozialistische Studenten den Aufzug katholischer Couleurstudenten. 18 Politik Markus Simmerstatter Die Steiermark wählt

Hermann Schützenhöfer (Cl EM) reits am 31. Mai gewählt wird, ver-

blüffte selbst Polit-Insider. Vor allem s t a e r e r

hat im März gleich doppelt für m

kleine Parteien, wie etwa die NEOS, er- i m S

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Aufsehen gesorgt. Einmal mit der wischte das völlig auf dem falschen u k

Erklärung, wieder als Spitzenkan- Fuß. Sie mussten ihre Kandidatensu- M a r che beschleunigen. Ob die Zeit reicht, didat der Steirischen ÖVP in die die durch ein kompliziertes Prozedere kommende Landtagswahl zu gefundenen Kandidaten auch noch ziehen. Kurz darauf auch noch mit bekannt zu machen, wird man wohl erst am Wahltag sehen. der Ankündigung eines kurzen Als ob diese beiden Festlegungen Wahlkampfes. Statt im Herbst noch nicht reichen würden, hat auch die Gemeinderatswahl in der Steier- wählt die Steiermark bereits am mark die Karten zugunsten der ÖVP Europa- und Nationalratswahlen 31. Mai. Und es sieht gar nicht neu gemischt. Entgegen allen Erwar- noch anderen die „rote Liese“ zuschie- schlecht für die ÖVP aus. tungen verlor die ÖVP auf Gemein- ben und auf die starke regionale Ver- deebene deutlich weniger als die Lan- wurzelung verweisen, ist auch dieses deshauptmann-Partei SPÖ und blieb Argument nun endgültig passé. Erstens kommt es anders, und mit 42,72% (-4,09) klar vor der SPÖ Die Auspizien, dass die ÖVP, nach zweitens als man denkt. Obwohl Her- mit 31,57% (-5,42) und der FPÖ mit , ein weiteres ihrer Kernbun- mann Schützenhöfer seit gut einem 13,86% (+7,31). Zur Erinnerung: 2010 desländer zurückerobern könnte, ste- Jahr immer wieder daran dachte, doch musste die SPÖ schon ein Minus von hen also gar nicht schlecht. Vor allem nicht mehr als ÖVP-Spitzenkandidat 6,19 Prozentpunkten auf 37,14% hin- wenn man bedenkt, dass die beiden zur Verfügung zu stehen, verkündete nehmen, während die ÖVP um 3,43 großen Parteien zuletzt im Land nur er am 5. März knapp: „Ja, ich trete bei Prozentpunkte auf 46,79% zulegen 1,07 Prozentpunkte trennten. der Landtagswahl an“, und beendete konnte. Aber Achtung! Noch ist die Land- damit alle Spekulationen rund um sei- tagswahl nicht gewonnen. Bis zur ne Person. Unter anderem auch jene, Stabile ÖVP Wahl muss noch viel Überzeugungs- dass statt ihm der Grazer Bürgermeis- arbeit geleistet werden. Denn dass die ter Siegfried Nagl (Cl) Spitzenkandidat Vollends interessant wird es, wenn ÖVP, egal bei welcher Wahl, zuletzt und ÖVP Steiermark Obmann werden man in der Historie der Gemeinde- auch nicht gerade zu den Seriensie- könnte. ratswahlen ein wenig weiter zurück- gern gehörte, ist kein Geheimnis. Hat Das war für den Polit-Fuchs Schüt- geht. Denn seit dem Jahr 2005, dem die SPÖ in der Obersteiermark ihre zenhöfer aber nur der erste Streich. Jahr als Franz Voves Landeshaupt- Probleme, sind es bei der ÖVP tradi- Drei Tage später gaben er und Landes- mann wurde, verlor die SPÖ auf Ge- tionellerweise die Städte. Sieht man hauptmann Franz Voves bekannt, dass meindeebene unglaubliche 11,76 Pro- von Gemeinderatswahlen mit Serien- bereits am 31.Mai gewählt wird. Damit zentpunkte. Bei der ÖVP waren es in sieger Siegfried Nagl (Cl) ab, ist Graz überraschten die beiden Reformpart- zehn Jahren hingegen nur 0,64 Pro- bei Landes- und Bundeswahlen leider ner Freund und Feind gleichermaßen, zentpunkte. Trotz Gemeindefusionen keine Ausnahme. denn mit einem derart kurzen Wahl- und den dort und da auftretenden Bei der Landtagswahl 2010 hätte kampf hatte wirklich niemand in der Protesten dagegen, stehen „die Graz den Sieg der Landes-ÖVP end- Steiermark gerechnet. Zwar sprach sich Schwarzen“ in etwa auf dem Stand gültig einfahren können, wenn die Schützenhöfer bei seiner Kandidatur- von 2005 (43,36%). Dazu kommt, steirische Landeshauptstadt nur halb- Bekanntgabe für einen Wahltermin dass die SPÖ in ihren Hochburgen, wegs im Landestrend abgestimmt hät- „vor dem Sommer“ aus – schon das war den Industrieorten der Obersteier- te. Hat sie aber nicht. In der Murme- eine mittlere Sensation – dass dann mark, seit mehreren Wahlen ordent- tropole kam die ÖVP auf 28,38%. aber statt am 5. Juli oder 28. Juni be- lich schwächelt. Konnte man bei Siegfried Nagls Stadt-ÖVP bekam bei

19 Mai 2015 Politik

der letzten Gemeinderatswahl davor daran Schuld hat“, bekannte zuletzt höfer treten wieder etliche andere aus (2008) jedoch 38,4%. Bei der Gemein- ÖVP Stadtrat Gerhard Rüsch und for- unserem Lager an. Ob es dann auch deratswahl 2012 waren es immer derte dazu auf, auch „Graz im Wahl- für einige Korporierte reicht, um in noch 33,74%. kampf etwas zu bieten.“ Ob das dann den Landtag einzuziehen, wird man Vergleicht man bundesweite Wah- auch so kommt, bleibt ebenfalls ab- sehen. Dass seit 1995 immer wieder len mit den Graz-Ergebnissen, vergrö- zuwarten. Ganz unsinnig ist diese For- Carteller kandidieren, ist auf alle Fälle ßert sich der Abstand sogar noch. Bei derung jedenfalls nicht, denn im ein Zeichen dafür, dass die Zeiten, in der Nationalratswahl 2013 erlangte Großraum Graz leben rund 600.000 denen CVer in der steirischen ÖVP die ÖVP in Graz 16,13%, bei der Eu- Menschen und damit die Hälfte aller nichts werden konnten, längst vorbei ropawahl 2014 19,12%. Die Unter- Steirer. sind. Und das ist gut so. schiede zwischen Graz-Wahlen und Wie bei allen anderen Wahlen sind anderen liegen damit, je nach Wahl- auch bei der kommenden Landtags- Der Autor vergleich, bei rund zehn bis 15 Pro- wahl katholisch Korporierte „mitten Mag. Markus Simmerstatter (Cl, ErG, EKG) zentpunkten. Das ist nicht wenig. „Es drin statt nur dabei“. Hinter dem Spit- ist freiberuflicher PR-Berater in Graz und derzeit Philistersenior der Carolina. ist mühsam darüber zu diskutieren, wer zenkandidaten Hermann Schützen-

Andreas Unterberger Freiheit wird Unfreiheit, Gleichheit wird Gleichmacherei

Der ORF empört sich auf www.orf.at, dass minell wie jene Rechtsextremisten vor ÖVP-Abgeordneten eingeredet, dass vor 50 Jahren Politiker und ÖH „Teilneh- 50 Jahren. Und nur diese. Wenn dann damit besser gegen islamistische Fun- einmal – selten genug – ein linker Ge- damentalisten vorgegangen werden mer eines genehmigten Protestes gegen walttäter vor Gericht landet, dann wird könne. Im wirklichen Justizleben wird Borodajkewycz mit Rechtsextremen auf er von einer massiven Solidaritätsfront dieser Paragraph – auch schon vor der aus ORF, SPÖ, Grünen, ÖH, „Men- vom Justizminister geplanten Ver- eine Stufe“ gestellt haben, „die diese schenrechts“-Organisationen und vie- schärfung – aber vor allem gegen Is- Demonstration brutal attackierten“. len Zeitungen lautstark unterstützt, da- lamkritiker eingesetzt. mit er möglichst bald freikommt. Besonders pikant sind zwei ganz ak- Seltsam: Haargenau das ist es, was Quod licet Iovi non licet bovi. Es gibt tuelle Vorfälle, wo Verhetzungs-An- der ORF und andere linke Medien heute zweierlei Klassen. Gleiche und zeigen erstattet worden sind. Einmal heute, also 50 Jahre später, ununter- Gleichere. Die einen dürfen prügeln, gegen Michael Stürzenberger (früher brochen tun, wenn Linksextreme ge- die anderen sollen nicht einmal ange- CSU, jetzt bei der Kleinpartei „Frei- nehmigte Proteste, angemeldete und meldet demonstrieren dürfen. Man heit“), weil er bei einer Pegida-Veran- sich streng an die Vorgaben haltende denke nur an all die Schikanen, mit staltung Moslems pauschal als „Ter- Demonstrationen oder Ballveranstal- denen die Behörden mancherorts roristen“ bezeichnet hat. Das andere tungen brutal attackieren. Ob die Op- nicht-linke Kundgebungen behindern. Mal gegen den Schweizer Sozialisten fer nun Lebensschützer, Christen, Pe- Gerechtigkeit? Freiheit? Das sind für Jean Ziegler, weil er im ORF gesagt hat: gida-Demonstranten oder FPÖ-nahe viele Linke und Medien heute keine „Spekulanten gehören aufgehängt“. Ballbesucher sind. Werte mehr. Das sind nur noch Pro- Jeder unbefangene Zuhörer wird Viele Berichte und rotgrüne Politiker pagandabegriffe, die man verwendet, den Ziegler-Sager als viel schlimmer stellen dabei die völlig friedlichen At- wenn es den eigenen Interessen nützt. ansehen als den von Stürzenberger. tackierten mit den oft vermummten Längst wurde dabei auch das Straf- Hat der Schweizer doch zu Gewaltta- Angreifern auf eine Stufe. In Wahrheit recht instrumentalisiert. Insbesondere ten aufgerufen, der Deutsche jedoch aber verhalten sich diese gewalttätigen durch Schaffung des Verhetzungspa- nicht. Dennoch prophezeien Kenner Linksextremisten heute genauso kri- ragraphen. Zwar hat man naiven der österreichischen Justiz, dass Ziegler

20 e d p i x e l o . / d e r nichts passieren werde, Stürzenberger E hingegen wahrscheinlich schon. Der G a b i Verhetzungs-Paragraph schützt näm- lich Moslems (und Schwule), aber nicht „Spekulanten“ (wer auch immer das sein soll). Gegen die kann man in Österreich ruhig hetzen; genauso wie gegen Priester oder Unternehmer, ge- gen Arbeitslose und Dicke. Unfassbar? Ja. Aber seit einigen Jah- ren Justiz-Realität. Wieder einmal hat dabei die ÖVP linkem Denken nach- Dieser Gesetzesentwurf zielt auf handlung“ verbirgt (oder – noch bes- gegeben (das auch über EU-Richtlinien einen tiefen Eingriff in die Privatauto- ser getarnt – hinter dem englischen vorangetrieben worden ist). Und jetzt nomie ab. Davor hat vor kurzem sogar Ausdruck „levelling up“). will sie es sogar noch verschärfen. Kardinal Christoph Schönborn (Rt-D Ist Wert und Bedeutung der Freiheit Um nicht missverstanden zu wer- EM) gewarnt. Pflichten, die den Staat heute aus unserem Bewusstsein ge- den: Natürlich ist es unerfreulich, treffen, sollen künftig auch auf jeden schwunden? Ist sie scheinbar so selbst- wenn jemand beschimpft oder ver- einzelnen Menschen ausgedehnt wer- verständlich geworden, dass wir gar ächtlich gemacht wird. Aber es ist ab- den. Unternehmer sollen künftig nicht nicht mehr richtig merken, wie sie uns solut skandalös und ein Verfall in to- mehr frei sein in der Auswahl ihrer Ge- Scheibe für Scheibe von einer macht- talitäre Denkstrukturen, wenn die schäftspartner, wenn eine Diskriminie- gierigen Obrigkeit geraubt wird? Be- Justiz ein solches Meinungsdelikt mit rung auf Grund von Alter, Religion oder greifen wir nicht mehr, dass absolut öffentlichen Gewaltaufrufen auf eine „sexueller Orientierung“ behauptet jedes neue Gesetz, jede Verordnung, Stufe stellt. Und noch skandalöser ist wird. Noch schlimmer ist die beabsich- jede neue EU-Richtlinie, die Freiheit es, wenn durch den Verhetzungspa- tigte Umkehr der Beweislast: Unterneh- immer noch mehr einschränkt? Sehen ragraph 283 bestimmte Bevölkerungs- mer sollen sich selbst freibeweisen wir nicht, dass der Begriff Gleichheit, gruppen unter Schutz gestellt werden, müssen, warum sie einen anderen Ge- der im Sinn von „gleicher Menschen- andere nicht. schäftspartner vorgezogen haben. würde, gleiche Chancen für alle“ es- Damit handelt Österreich, damit sentieller Bestandteil der Freiheit ist, handelt auch die EU, wie eine Dikta- Schwerwiegende Eingriffe heute dialektisch zum Gegenteil, näm- tur. Daher sollte sich weder die euro- lich zu diktatorischer Gleichmacherei päische noch die heimische Politik Das heißt konkret etwa: Ein christli- verbogen wird? Dass damit eine Klasse wundern, dass das Vertrauen der Bür- cher Hotelbesitzer darf nicht mehr eine (egal ob Nomenklatura, Parteigenos- ger zu ihnen so tief in den Keller ge- moslemisch-fundamentalistische sen, Aristokraten, Ministerialbürokra- fallen ist wie noch nie. Gruppe ablehnen, die seine Veranstal- ten, Abgeordnete oder Höchstrichter) Aber die Linke gibt sich mit dem tungsräume haben will. Eine jüdische die Herrschaft über uns zu erreichen keineswegs zufrieden. In Österreich Partnervermittlungsagentur darf ihre versucht, um ihre Idee von Gleichma- wie in der EU arbeiten Sozialisten, Kunden nicht mehr auf Grund der Re- cherei durchzusetzen? Grüne und Linksliberale bereits heftig ligion aussuchen. Eine Witwe, die vom Waren all die oft hart erkämpften Er- an einer weiteren Einschränkung der Untervermieten eines Teils ihrer Woh- folge für die Freiheit letztlich umsonst Freiheit. Sie wollen ein noch strenge- nung lebt, darf nicht mehr ein demons- – denken wir an 1848, 1867, 1945 oder res „Gleichbehandlungsgesetz“ durch- trativ schwules Pärchen ablehnen. Ein 1955? Wann lernen wir wieder, dass drücken. Dieses ist in Österreich bisher Fotograf muss den Auftrag annehmen, man Freiheit ständig neu gegen die zwar zweimal am Widerstand der ÖVP bei einer Verpartnerungsfeier zu agie- Machtgier von Obrigkeiten und gegen gescheitert. Was sehr zu loben ist. Aber ren. Ein Kloster, das Zimmer vermietet, die Bevormundung durch ideologische schon versucht die SPÖ es erneut. Und darf keine sexuellen oder religiösen Pro- Sozialingenieure erkämpfen muss? die Sorge ist groß, dass die ÖVP am pagandisten ablehnen. Der Autor Ende doch wieder einknicken wird. Es geht also um einen schweren Ein- Dr. Andreas Unterberger ist Autor von Weil sie glaubt, das wäre „modern“, griff in die Freiheit, insbesondere die Österreichs meistgelesenem Internet-Blog oder weil sie sich dafür irgendwelche unternehmerische. Daran ändert es auf andreas-unterberger.at; von ihm ist Subventionen für Bauern oder Hote- nichts, dass sich dieser hinter dem jetzt das Buch „Schafft die Politik ab!“ bei Leykam erschienen. liers einhandelt. harmlos klingenden Wort „Gleichbe-

21 Mai 2015 Religion Paul Drobec 825 Jahre Deutscher Orden

Papst Franziskus hat das Jahr 2015 zum tigt, bestehend aus Rittern, Priestern, im Gebiet des Hl. Römischen Reiches, „Jahr des geweihten Lebens“ ausgerufen Schwestern und Laien und ist seit es werden Kommenden und Komtu- 1216 direkt dem Papst unterstellt. Sitz reien gegründet: 1203 Friesach und und damit die Rolle der religiösen Orden des Hochmeisters war damals die Burg 1206 Wien. Die wichtige Kommende in der heutigen Welt unterstrichen. Montfort. Marburg steht in enger Verbindung Der Deutsche Orden kann heuer auf eine In der Folge entfaltet der Deutsche zum thüringisch-staufischen Kaiser- Orden vorübergehende Missionstätig- haus. Hochmeister wird Landgraf bereits 825-jährige Geschichte zurückbli- keit im Burzenland (Rumänien) und Konrad v. Thüringen. Seine aus Preß- cken und hat durch sein religiöses, karita- begründet in Preußen und Livland ei- burg gebürtige Schwägerin Elisabeth nen Ordensstaat. Nachdem in der zeichnet sich nach dem frühen Tod tives, kulturelles und gesellschaftliches Goldenen Bulle von Rimini 1235 die ihres Mannes durch besondere Mild- Wirken weite Teile Europas und des Rechte an Preußen auf den Deutschen tätigkeit und Pflege der Armen und Mittelmeerraumes in den letzten Orden übergegangen sind, werden Kranken aus und wird heiliggespro- über 100 Burgen errichtet, Kommen- chen. Als „eigene“ Heilige ist sie die Jahrhunderten mitgeprägt. den geschaffen und vier Bistümer ge- Ordenspatronin des Deutschen Or- gründet. Neben seiner Missionstätig- dens. Seine Wurzeln reichen bis ins frühe keit werden auch gesellschaftliche Mittelalter zurück: Im Rahmen des und politische Aktivitäten gesetzt und Habsburger als Hochmeister dritten Kreuzzuges gründen deutsche in relativ kurzer Zeit ein weltliches Kaufleute aus Bremen und Lübeck Staatengebilde unter geistlicher Füh- In der Schlacht von Tannenberg un- 1190 eine Hospitalbruderschaft und rung errichtet. Nach einer Zwischen- terliegt das Heer des Deutschen Or- errichten aus den Segeln ihrer Schiffe station in Venedig übersiedelt der dens am 15. Juli 1410 dem polnisch- Zelte, in denen sie Kranke und Ver- Hochmeister 1309 auf die Marienburg litauischen Heer. Nach dem Verlust wundete pflegen. Wenige Jahre später und regiert als Souverän die preußi- der Marienburg im dreizehnjährigen errichten sie in Jerusalem auf dem Hü- schen Lande. Die Marienburg wird zu Krieg geht der Hochmeister nach Kö- gel gegenüber der Klagemauer das einer fürstlichen Residenz ausgebaut nigsberg und schließt den Thorner „Haus Sankt Mariens“ und bauen eine und ist heute noch der drittgrößte Frieden. 1525 konvertiert Hochmeis- Kirche, ein Kloster und ein Hospital. Baukomplex Europas. ter Abrecht von Brandenburg zum Am 19. Februar 1199 wird der Ritter- In den Folgejahren kommt es auch protestantischen Glauben, um seine orden von Papst Innozenz III. bestä- zu Schenkungen und Erwerbungen Besitztümer zu retten. Der katholische

Die Überreste des „Haus Sankt Mariens“ Die Marienburg

22 Hochmeister Walter von Cronberg gel) und 1854 erfolgt die Neugrün- schen Ordens in Wien wurde die verlegt seine Residenz nach Bad Mer- dung des Schwesternzweiges mit dem Schatzkammer in 1010 Wien, Singer- gentheim (Franken). Die bescheidene Zentrum in Lana (Südtirol). Die Or- straße 7 aus finanziellen Mitteln der lokale Adelsburg wird zu einer Fürs- densstruktur gliedert sich nach mit- Familiaren renoviert. Der Autor durfte tenresidenz ausgebaut. telalterlichem Vorbild in Ritter – Pries- damals die Planung und die Durch- 1590 wird Erzherzog Maximilian ter – Schwestern. führung dieser Neugestaltung des Mu- III. erster habsburgischer Hochmeis- seums übernehmen. Im April 2006 ter. Seit dieser Zeit verbleibt das Hoch- Sitz in Wien wurden die Sammlungen der reno- meisteramt in den Händen der Habs- vierten Schatzkammer feierlich eröff- burger und stellt quasi einen Hochmeister Eugen von Österreich net . Vor wenigen Wochen ist der Bild- Versorgungsposten für die nachgebo- (1894-1923) erkennt die Zeichen der band (Katalog) über die renen Söhne des Kaisers dar. Im west- Zeit und resigniert. Seitdem steht ein Schatzkammer erschienen, ein reprä- fälischen Frieden 1648 werden drei Ordenspriester an der Spitze des Deut- sentatives Werk, welches ausführliche Konfessionen zugelassen, der Hoch- schen Ordens und meister ist jedoch stets katholisch. hat nach wie vor Eine herausragende Persönlichkeit seinen Sitz in Wien. aus den Reihen des Deutschen Or- Die Struktur glie- dens war Guido Graf v. Starhemberg, dert sich in Priester, der Verteidiger Wiens gegen die Tür- Schwestern und Fa- ken 1683. miliaren. 1938 wird Maximilian Franz von Österreich der Deutsche Or- (jüngster Sohn Kaiserin Maria There- den durch das sias und Bruder Kaiser Josef II.) ist der Deutsche Reich auf- letzte Hochmeister in Bad Mergent- gehoben. Hoch- heim. 1809 erfolgt die Aufhebung des meister Marian Deutschen Ordens im Rheinbund Tumler bemüht durch Napoleon, der Orden überlebt sich um den Wie- ausschließlich im Gebiet der Habs- deraufbau in den burgermonarchie. Der Hochmeister Nachkriegsjahren. verlegt seine Residenz 1809 nach 1965 wird das Fa- Der Autor in der renovierten Schatzkammer. Wien, wo sie seitdem noch immer ist. miliarenstatut vom 1815 tagt der Wiener Kongress. 1826 päpstlichen Stuhl genehmigt und da- Einblicke in die Geschichte des Deut- erfolgt eine Reorganisation des Or- mit neben den Ordenspriestern und schen Ordens gewährt. Im September dens unter Staatskanzler Clemens Ordensschwestern der dritte Zweig, 2015 werden die Feierlichkeiten an- Wenzel Metternich in Form eines ei- die so genannten Familiaren vom Va- lässlich „825 Jahre Deutscher Orden“ genständigen geistlichen Instituts. tikan anerkannt. Der Autor selbst ge- mit der Investitur im Wiener Ste- 1839 erhält der Orden neue Ordens- hört dem Orden seit zwanzig Jahren phansdom ihren Höhepunkt finden. regeln als „Deutscher Ritterorden“. an, ist seit fünfzehn Jahren im Vor- Mögen die Mitglieder des Deut- Das Amt des Hochmeisters hat eine stand der österreichischen Ballei tätig schen Ordens noch über viele Jahre enge Bindung zum Kaiserhaus und und bekleidet seit drei Jahren die lei- und Jahrzehnte im Sinne von „Helfen stellt eine Ehrenstellung des Ordens tende Funktion des Balleimeisters. und Heilen“ tätig sein und damit so- innerhalb der Monarchie dar. Maxi- „Helfen und Heilen“ ist auch heute wohl gesellschaftliche und kulturelle milian Joseph v. Österreich (Hoch- noch der Wahlspruch des Deutschen als auch religiöse und spirituelle Ak- meister 1835-63) bemüht sich um Ordens. Die Familiaren betreiben zente in unserer heutigen Gesellschaft eine Belebung der ritterlichen Aufga- durch persönlichen und finanziellen setzen können. ben und eine Reorganisation der Einsatz Spitäler (wie etwa Friesach), geistlichen Orden. Pater Peter Riegler Altenheime, Suchtgifteinrichtungen Der Autor bewirkt eine Reform des Priesterzwei- und andere soziale Projekte. Zur Feier Prim. Prof. Dr. Paul Drobec (NdW) ist Ballei- meister des Deutschen Ordens. ges (1871 Bestätigung der Priesterre- des 800-jährigen Bestehens des Deut-

23 Mai 2015 Religion Anselm Becker Gerufen und verschenkt

Mit dem Ordensschwerpunkt 2015 und Pflegeheime geben konkrete Bei- Orden in eine Krise geraten sind. Die spiele dafür. Die Pfarrseelsorge ist ohne fetten Jahre der Masseneintritte, die möchte der Heilige Vater den Blick Mitwirkung der Klöster und Orden un- vor allem in den Nachkriegsjahrzehn- wieder auf jene lenken, die ihr Leben denkbar. In der Erzdiözese Wien wer- ten die Klöster füllten, sind vorbei. Die in besonderer Weise Gott hingeben, den beispielsweise fast 50 Prozent der Statistik der Frauenorden 2014 zählt Pfarren von Orden betreut. Das ist 27 Novizinnen bei einem Gesamt- um ganz für die Menschen da zu sein. Weltrekord. Der gewaltige kulturelle stand von 3.793 Ordensfrauen. Mehr Wie es in Österreich um die Orden und Beitrag, den die Klöster durch die Be- als die Hälfte davon ist über 75 Jahre. die Klöster steht, welche Aufgabe sie wahrung des geschichtlichen Erbes Ein weiteres Viertel über 66 Jahre. Die und einer Vielzahl von Initiativen vor Alterspyramide ist also keineswegs aus- wahrnehmen und wie die Zukunft allem im musikalischen und künstle- geglichen. Bei den Männerorden sieht aussehen wird. rischen Bereich nebenbei noch leisten, es besser aus. Die Gesamtzahl der ist auch für Nichtchristen ersichtlich 1.950 Ordensmänner ist zwar weitge- und muss nicht eigens herausgehoben hend stabil, aber auch hier ist ein Rück- Die Geschichte unseres Landes ist werden. Klöster und Orden leisten gang zu verzeichnen. Viele treten erst ganz wesentlich von den Orden und Wertvolles für Kirche und Gesellschaft. später in einen Orden ein, nachdem ihren Klöstern geprägt worden und sie schon einen Beruf erlernt haben. auch in der Gegenwart prägen sie die Die fetten Jahre sind vorbei Die Gründe für den Rückgang der Kirche und die Gesellschaft wesentlich. Eintrittszahlen sind vielfältig. Wesent- Österreich ist Klösterreich. Die große Dennoch scheint es, dass mit der lich scheint neben einer allgemein ge- Anzahl der Ordensschulen, Spitäler Kirchenkrise der letzten Jahre auch die ringen Akzeptanz für die zölibatäre

Frater Konrad Ludwig Grundwehrdienst entschloss ich mich, die eigenen Abgründe, die man bei sich OCist (SO), 25 Jahre, dort einzutreten. kennenlernt und aushalten muss. Zisterzienser im Stift Heiligenkreuz Was ist das Charisma Deines Ordens? Welche Rolle spielen für Dich als Or- Zisterzienser sind im Grunde Reform- densmann Deine Verbindung und der ACADEMIA: Wieso und Benediktiner. Wir leben neben dem Ge- Cartellverband? wann hast Du Dich ent- horsam und der Keuschheit das Ideal Als Lebensbund spielt es für mich schlossen, in Deinen Or- der Stabilität, das heißt wo wir eingetre- eine untergeordnete Rolle. Mein Le- den einzutreten? ten sind, dort sterben wir. Unsere Haupt- bensbund sind bereits meine Mitbrüder Ludwig: Schon während meiner Schul- aufgabe ist der Gottesdienst, ausge- und der Abt. Andererseits darf ich viel- zeit auf dem Gymnasium spürte ich den drückt durch das gemeinsame Gebet. fältige Möglichkeiten des Engagements Wunsch, ein geistliches Leben zu führen. Speziell die Zisterzienser praktizieren da- und die Geselligkeit vieler Menschen Schließlich ergab sich für mich 2007 die rüber hinaus eine glühende Marienver- erleben, was mein Leben sehr berei- Gelegenheit die Kar- und Ostertage im ehrung. chert. Die Verbindung und der Cartell- Zisterzienserkloster Bochum-Stiepel im verband sind daher zugleich Herausfor- Ruhrgebiet zu erleben. Die Art und Weise Was schätzt Du besonders am Ordens- derung, Hobby, Lebensfreundschaft, wie man dort den Gottesdienst feierte leben? Glaubens-Mission (mit und für die Bun- und wie man sich miteinander in gegen- Die Möglichkeit nach dem zu suchen, des- und Cartellbrüder), Rückhalt und seitiger Achtung begegnete, prägten tief. der uns schon längst gefunden hat. Stärkung. So etwas hatte ich noch nicht erlebt. Über dieses Kloster, welches eine „Tochter“ Was ist daran besonders herausfordernd? Wie viele Korporierte gibt es in Deinem von Heiligenkreuz ist, kam ich dann in Die Mitbrüder und die üblichen Stift? den Wienerwald. 2011 nach meinem menschlichen Reibereien, aber vor allem Zwölf, davon drei Ehrenmitglieder.

24 Lebensform auch das Abhandenkom- Doch immer strahlten die Orden als Nächsten entscheiden und dafür be- men spezifischer Tätigkeitsbereiche, Rückgrat der Kirche auch eine große reit sind, auch auf eine eigene Familie die aufgrund gesellschaftlicher Verän- Kontinuität in der Wahrung ihrer zu verzichten, bringt Menschen zum derungen entweder nicht mehr vor- Kernaufgaben aus. Diese Aufgaben Nachdenken und sorgt dafür, dass handen sind oder heute von Laien sind in ihrem Wesen Dienste. Pater Gott nicht in Vergessenheit gerät. ausgeübt werden. Ein geschichtliches Ambros, der Abt des Benediktinerstif- Beispiel dafür ist der Orden der Mer- tes Kremsmünster, benennt dafür drei Orden als Knotenpunkte cedarier, der sich auf den Loskauf und Punkte: Das Ausüben des propheti- die Befreiung christlicher Sklaven spe- schen Dienstes, die Orden als Knoten- Orden und speziell Klöster sind zialisiert hatte. Gegenwärtige Beispiele punkte und die Aufgabe als geistige Knotenpunkte und Glaubenszentren. sind eher im Bereich der Krankenpfle- Motoren und Frischzellen der Kirche, Hier kann Glaubensinformation und ge und Erziehung zu finden. Ein Or- die nach außen wirken. Vernetzung von Christen stattfinden. den ohne spezifischen Tätigkeitsbe- Das Ausüben des prophetischen Hier findet sich der Raum, wo sich reich verliert sein Profil oder kirchlich Dienstes manifestiert sich durch den Christen über ihren Glauben in spe- gesagt sein Charisma. Weg der konkreten Nachfolge Christi. zieller Weise austauschen, sich gegen- Nach außen zeigt sich das in der Ganz- seitig bestärken und miteinander fei- Die Kernaufgaben der Orden übergabe des Lebens durch die Profess ern können. Gerade in einer Zeit des oder die Weihe. Die Lebensform oder Umbruches und der Veränderung der Die Aufgaben der Orden haben sich der Lebenswandel der Ordensleute ist pfarrlichen Strukturen wird diese Auf- durch die Geschichte hindurch ge- ein Verweis auf Gott hin. Alleine die gabe wichtiger. Sie sind Ausbildungs- wandelt. Auch gegenwärtig befinden Tatsache, dass es Menschen gibt, die zentren für Interessierte, aber auch wir uns in einem Wandlungsprozess. sich für ein Leben für Gott und den Rückzugsräume für die Gläubigen.

Stephanus Rützler Can- schen im Einsatz. Neben dieser aktiven nen Hut zu bringen. Bekanntlich wächst Reg (Rd, Cp), 26 Jahre, Komponente stehen Augustiner-Chor- aber der Mensch auch an seinen Heraus- Augustiner Chorherr im herrenstifte aber gleichzeitig in einem forderungen und letztendlich steht all Stift Herzogenburg größeren Horizont, indem sie beispiel- unser Tun unter dem Maßstab der Gnade haft nach den Vorstellungen der Urkir- Gottes. ACADEMIA: Wieso und che leben wollen. Aus dieser Gemein- wann hast Du Dich ent- schaft heraus können wir gleichzeitig ein Welche Rolle spielen für Dich als Or- schlossen, in Deinen Or- Zeichen für die Welt sein und dennoch densmann Deine Verbindung und der den einzutreten? mitten in dieser Welt stehen und wirken. Cartellverband? Rützler: Im Zuge des Studienjahres Im Zuge der Klärung meiner Berufung, 2012/13, welches ich in Rom verbrachte, Was schätzt Du besonders am Ordens- aber auch jetzt noch spielen immer wie- stellte sich immer mehr die Frage nach leben? der Menschen eine besondere Rolle, die meiner Zukunft und die Option „Pries- Die Kraft, die aus einer Gemeinschaft ich über das Verbindungsleben kennen ter“ trat immer deutlicher als Möglichkeit erwächst und das Bewusstsein, nicht al- gelernt habe. Wäre ich nicht vor zwölf auf. In vielen Gesprächen mit Freunden, leine im Weinberg Gottes zu arbeiten, Jahren meiner MKV-Verbindung Nibe- Bekannten, Bundes- und Cartellbrüdern sind nicht nur motivierend, sondern lungia beigetreten, mein Leben wäre mit erwog ich schließlich auch diese Mög- auch tragend. Sicherheit anders verlaufen. Und hätte lichkeit der Lebensgestaltung mit zuneh- ich nicht meine Bundesbrüder aus dem mendem Ernst, sodass letzten Endes in Was ist daran besonders herausfor- ÖCV und CV gekannt, säße ich heute Rom im Frühjahr 2013 die Entscheidung dernd? auch nicht im Stift Herzogenburg. fiel. Es ist nicht immer ganz einfach, die Spannung zwischen Gemeinschaft und Wie viele Korporierte gibt es in Deinem Was ist das Charisma Deines Ordens? Einzelaufgaben sowie die Forderungen Stift? Die Augustiner-Chorherren waren und Wünsche, die von verschiedensten Etwa die Hälfte meiner Mitbrüder ist schon immer als Seelsorger für die Men- Seiten herangetragen werden, unter ei- korporiert.

25 Mai 2015 Religion

Frater Clemens August Was ist das Charisma Deines Ordens? ge Christi innerhalb der real existieren- Haider OSB (Ae), 30 Das Charisma des Benediktinerordens den Klostergemeinschaft. Jahre, Benediktiner im besteht in der ehrlichen und aufrichtigen Stift Lambach „Suche nach Gott“ (quaerere Deum) und Welche Rolle spielen für Dich als Or- im „Wohnen bei sich selbst“ (habitare densmann Deine Verbindung und der ACADEMIA: Wieso und secum). Zur steten Vertiefung dieses Le- Cartellverband? wann hast Du Dich ent- bens sollen schließlich die drei benedik- Das Studium der Theologie habe ich schlossen, in Deinen Or- tinischen Gelübde dienen: Gehorsam zwar schon abgeschlossen und bin durch den einzutreten? (oboedientia), Beständigkeit in der Ge- meinen Ordenseintritt auch nicht mehr Haider: Wesentliches Motiv für mei- meinschaft (stabilitas in congregatione), in München präsent, aber dennoch ver- nen Ordenseintritt waren die persönliche klösterlicher Lebenswandel (conversatio folge ich regelmäßig die Geschicke mei- und authentische Suche nach Gott in ei- morum). ner Verbindung (und des Cartellverban- ner konkreten Gemeinschaft und das da- des) aus der Ferne. Wenn ich in München raus resultierende Zeugnis für den aufer- Was schätzt Du besonders am Ordens- bin, ist für mich der Gang auf das Haus standenen Christus. Nach Stift Lambach leben? und das Treffen mit Bundesbrüdern ob- bin ich über Rom gekommen. Im Pries- Meine Antwort darauf möchte ich frei ligatorisch. Wo immer ich meine Verbin- terkolleg am Campo Santo Teutonico, nach der Regel des Benedikt formulieren: dung unterstützen kann und es mir mög- wo ich zwei Jahre gewohnt und gearbei- Das Ordensleben ist „eine Schule des lich ist, tue ich das gerne und mit Freude. tet habe, war auch einer meiner jetzigen Herrn“, die dazu verhelfen soll, ein weites Mitbrüder wohnhaft. So kam ich im Lau- Herz zu gewinnen für Gott, für den Wie viele Korporierte gibt es in Deinem fe der Zeit immer wieder ins Stift und Nächsten und für sich selbst. Stift? habe mich während meiner Zeit in Rom Es gibt insgesamt acht Korporierte aus dann entschieden, in das Benediktiner- Was ist daran besonders herausfordernd? verschiedenen katholischen Korporati- stift Lambach einzutreten. Die konkrete Umsetzung der Nachfol- onsverbänden. Das sind genau 50 Prozent.

Speziell für junge Menschen sind diese tige Aufbrüche von den Orden aus. Treue. Manche finden entsprechend Räume besonders wichtig. Die Erfolge Vor allem durch Exerzitienangebote den Zeichen der Zeit neue Tätigkeits- von Jugendtreffen, wie der „Jugend- und der Möglichkeit der angeleiteten bereiche, manche passen sich einfach vigil“ in Stift Heiligenkreuz oder der Auseinandersetzung mit dem eigenen den neuen Herausforderungen an, wie „Treffpunkt Benedikt“ in Stift Krems- Glauben bieten die Orden wichtige der Orden der Barmherzigen Brüder. münster zeigen, dass die Klöster und Impulse für die Gläubigen und die Kir- Trotz stetig sinkender Berufungen ist Orden als Knotenpunkte eine wichti- che. Sie leisten dadurch, oft im Ver- dieser Orden seit über 400 Jahren für ge Funktion haben. borgenen, Großes. die Kranken und Pflegebedürftigen da Ordensleute sind vor allem auch Jede Zeit hat eigene Herausforderun- und versucht sein Charisma durch spe- Menschen des Gebets. In vielen Klös- gen. Die Orden haben die „Zeichen zielle Ausbildungstage an die Mitar- tern wird seit über 1000 Jahren durch- der Zeit“ oft sehr gut erkannt und ent- beiter seiner Einrichtungen weiterzu- gängig gebetet. Durch dieses bestän- sprechende Antworten gefunden. Wir geben. Die Grundwerte des Ordens, dige Gebet bewähren sich die Orden dürfen zuversichtlich sein, dass sie die- Hospitalität, Spiritualität, Professiona- als geistige Zentren. Sie beten nicht se Antworten neben der Wahrung ih- lität, Verantwortung und Respekt prä- nur für sich, sondern für die ganze Kir- rer „Kernaufgaben“ auch in Zukunft gen die Arbeit und rücken den Patien- che und die Welt. Immer wieder gin- finden werden. Manche Orden ver- ten als Menschen in den Mittelpunkt. gen und gehen Neuanfänge und geis- schwinden, neue entstehen. Im säku- Dieses Engagement wurde 2014 vom lären Belgien gibt es beispielsweise den EU-Parlament mit dem europäischen Orden der Bruderschaft Tiberiade. Die- Bürgerpreis gewürdigt. !"#$%&'' ser junge Orden konnte in 45 Jahren (!)$#*$#+$# schon drei neue Standorte errichten. Der Autor !"#$%&'()*+#,!&+-.)*## Ihr Charisma: radikal einfacher Le- Anselm Becker (Rg) ist Student der katho- (/#01$+21+$3 bensstil als Beispiel der lebendigen lischen Fachtheologie und der Rechtswis- 4445!162+!"7.1$+2-+2&+25!$ senschaften an der Universität Wien. Nachfolge, Nächstenliebe, Demut und

26 Kultur u n g t l a Oberösterreichische Landesausstellung h n s c E i

e g h n c i

Hilfe: Lebensrisken und Lebenschancen l t l g e s t e l u

30. April bis 2. November 2015 E n t d e s a u a n L

Texte, Infografiken, Symbole und in- cherung. Dieses basiert auf der Idee einer Ö O

teraktive Installationen sind die Mittel, Gesellschaft, deren Pflicht es ist, sich um o s : mit denen die oberösterreichische Lan- Menschen in Problemlagen anzunehmen. F o t desausstellung 2015 soziale Herausforde- Den architektonisch interessanten Rah- ginäre Konfrontation mit Lebenslagen, rungen wie Armut, Krankheit, Behinde- men stellt das Haus Bethanien in Gall- Schicksalsschlägen und verschiedenen rung oder Leben am Rand der Gesellschaft neukirchen, Mutterhaus der Diakonie, Formen von Hilfestellungen einzulassen. begreifbar, einfühlbar und verstehbar dar. Als soziale Institutionen ist die Dia- Die Ausstellung soll uns auch bewusst macht. Inhaltliches Zentrum der Landes- konie damit nicht nur Ort, sondern machen, dass unsere soziale Sicherheit ausstellung ist das System der sozialen Si- gleichzeitig Gegenstand der Ausstellung. Schwachstellen hat, und dass neben der gesellschaftlichen Verantwortung jeder Risiken, Lösungswege, Mensch individuelle Verantwortung für neue Lebens-Chancen ein gutes Leben und Zusammenleben Der Weg durch die Ausstellung trägt. zeigt die wechselhafte Entwicklung des gesellschaftlichen Umgangs mit Infos und Führungsanmeldungen Lebensrisken. Die Besucher sind ein- zur OÖ Landesausstellung: geladen, sich in verschiedene Rollen Tel.: +43/720 300 305 hineinzuversetzen, sich auf die ima- www.landesausstellung.at

27 Mai 2015 Kultur z a n r f Die wildromantische Seite Österreichs n i e W

o : t o F u n g t l h a n s c E i h e c i l t l g e E n t

ÖTSCHER:REICH — Die Alpen und wir r

Die Niederösterreichische gekrönten Architektur aus Holz und e c h Landesausstellung 2015 zeigt Glas. An dieser ersten Station be- t B ö t kommt man Einblick in die traditio- e r

bis 1. November die vielen e t

nelle Lebenswelt der Bauern und Holz- P

o : t

Seiten des alpinen Mostviertels. knechte und erfährt mehr über deren o F Geheimglauben, das Pilgern und die Der erste markante Gipfel der Ost- Entstehung des Alpen-Tourismus. Ge- alpen vor Wien, der Ötscher, ist Aus- schichte wird hier durch persönliche gangspunkt für eine faszinierende Rei- Geschichten lebendig. se durch Geschichte, Kultur, Natur In den multimedialen Ausstellungs- und Alltagsleben. Die zwei Ausstel- räumen wird vieles präsentiert, was le- lungsorte Frankenfels-Laubenbach- bensnahe Eindrücke vermittelt: etwa Warum wegwerfen, wenn man die Tasse auch reparieren kann. – Loich, mühle und Neubruck sowie das neue eine historische Bauernküche, ge- Heimatverein/ Heimatmuseum Loich Naturparkzentrum Ötscher-Basis in schickt geflickte Löffel und Tassen, Wienerbruck laden Besucher zu einem eine raffinierte Mausefalle, Schluck- Ausflug in die facettenreiche Welt der bildchen der heiligen Maria oder eine Mit den Wanderschuhen in die Ötscher-Region. Die Landesschau be- Xylothek aus dem Zisterzienserstift. Ausstellung leuchtet dabei Vergangenheit wie Ge- Auch die Mariazellerbahn selbst, die genwart und stellt auch Fragen für die in den letzten Jahren umfassend er- Das Ausstellungszentrum ist zu- Zukunft. neuert wurde, ist natürlich Thema der gleich Aufbruchsort – von hier geht Ausstellung. Die Bahn, welche die Re- es mit der „Himmelstreppe“, wie die Startpunkt für Neugierige gion Anfang des zwanzigsten Jahrhun- Mariazellerbahn genannt wird, weiter derts für den Sommerfrische-Touris- zum Naturparkzentrum Ötscher-Basis Das neu errichtete Betriebszentrum mus erschlossen hat und mit einem in Wienerbruck am Eingang zu den der Mariazellerbahn in Frankenfels- atemberaubenden Panorama punktet, Ötschergräben. Nach 45 Minuten Laubenbachmühle empfängt die Gäs- kann hier auf einer „Reise mit den Oh- Fahrt mit der modernisierten Bahn te mit seiner eindrucksvollen, preis- ren“ auch rein akustisch erlebt werden. (Niederflur, Klimaanlage und Laptop-

28 z n a r f n Unter die Goldhaube kommen e i e r h W

– Waidhofen an der Ybbs c : t o t

o „Sammlung des B ö t F

Musealvereins“ e r e t P

o : o t F

Wissen und Glaube im Dialog im Niederösterreichische Steckdosen) erlebt man die außerge- Stift Lilienfeld wöhnliche Landschaft der Extreme Landesausstellung 2015 hautnah. Der Pielachtaler Rundwan- Pioniere und wer werden die Visionäre „ÖTSCHER:REICH – Die Alpen und wir“ derweg und der Ötscherrundweg füh- von morgen sein? Bezeichnend ist der FRANKENFELS:WIENERBRUCK:NEUBRUCK ren durch das ÖTSCHER:REICH, in Ausstellungsort: das Töpperschloss. 25. April bis 1. November 2015 dem sich sogar der letzte Urwald der Es ist der ehemalige Herrensitz des täglich 9 bis 18 Uhr Alpen befindet. Das Wildnis-Gebiet Mostviertler Pioniers Andreas Töpper, Führungen täglich um 10 und 14 Uhr www.noe-landesausstellung.at Dürrenstein wurde noch nie vom welcher vom einfachen Schmiedege- Hotline: +43 (0) 7416 521 91 Menschen genutzt – eine große Aus- sellen zum größten Privatunterneh- Werden Sie Fan der Niederösterreichischen nahme, wo doch österreichische Wäl- mer in der Donaumonarchie aufge- Landesausstellung auf Facebook! der heute zu 90 Prozent in forstwirt- stiegen war. Die Ausstellung steht im schaftlicher Verwendung stehen. Spannungsfeld zwischen den Alpen Die Entdeckungsreise in die Region als Projektionsfläche idyllisch verklär- DIE ALL-INCLUSIVE ÖTSCHER:REICH führt die Besucher an 15 ter Vorstellungen einerseits und als EINTRITTSKARTE − Eintritt in die beiden Ausstellungen in ÖTSCHER:REICH-Stationen durch ökonomischer Ort für Rohstoffgewin- Frankenfels-Laubenbachmühle und verschiedenste Themen aus Ge- nung, Industrie und Wissenschaft an- Neubruck schichte, Gegenwart und Zukunft. dererseits. Von romantischen Gemäl- − Fahrt mit der Mariazellerbahn von Entdeckungen auf den Spuren des den der Alpen über Bauernkunst und Frankenfels-Laubenbachmühle nach Clusius, Hofbotaniker Maximilians der Installation eines Almauftriebs, Wienerbruck und retour − Besuch des Naturparkzentrums Ötscher- II., sind ebenso Teil der Schau wie das die mit 291 original erhaltenen Spiel- Basis in Wienerbruck klösterliche Leben im Zisterzienser- zeugtierchen aus der ethnologischen − Fahrt mit dem Shuttlebus von Franken- stift Lilienfeld oder die Sternwarte in Sammlung von Eugenie Goldstern fels-Laubenbachmühle nach Neubruck Puchenstuben, einem der wenigen dargestellt wird, bis zur Eisenverarbei- und retour Orte Europas, wo die geringe Licht- tung in der „Eisenwurzen“ gibt es jede verschmutzung das Erkennen der Menge zu betrachten. Sogar der Ety- Milchstraße erlaubt. Genießern bietet mologie der Redewendung „unter die ÖTSCHER:REICH Veranstaltungen das ÖTSCHER:REICH zudem Gau- Haube kommen“ können die Besu- 25.7.–26.7. Annaberg – Annaberger Patro- menfreuden auf hohem Niveau – von cher hier nachgehen. zinium 14.–17.5. Ybbstal – Ybbstaler Narzissen- der Almjause bis zu fruchtigen Dirndl- 174 Regionspartner, 83 Naturver- blüte Spezialitäten aus dem Pielachtal. mittlerInnen, 15 ÖTSCHER:REICH- 31.5. Frankenfels – Almfest Eibeck Stationen, zwei Rundwanderwege, 6.–7.6. Naturpark Ötscher-Tormäuer – Lebensraum Alpen zwei Ausstellungsorte, ein Naturpark- Wanderbare Gipfelklänge zentrum und die Mariazellerbahn sind 8.–12.7. Pielachtal – Dialogikum Phönix- berg Die Schau in Neubruck bei Scheibbs bereit, ein Erlebnis der besonderen Art 10.7.–1.8. Lunz am See – wellenklænge, steht für den Pioniergeist in den Alpen zu bieten. Kurz: Das ÖTSCHER:REICH lunz am see und in der Region. Wer waren diese wartet schon auf Sie!

29 Mai 2015 Medien o

h Verschwörungstheorien um den CV c

e haben wieder einmal Hochkonjunktur n

e In letzter Zeit häuften sich Fälle, wo 2015) wurde ebenso auf die Mitglied- Diese „Restauration“ wird dann auch in i in der Öffentlichkeit sowie in diver- schaft Skrbenskys im Cartellverband den Zusammenhang mit einer aus ihrer d sen Medien (Zeitungen, Büchern, On- verwiesen. Sicht leichtfertigen „Entnazifizierung“ e line-Portale et cetera) Personen in Zu- Auf der Universität Wien wird seit An- gestellt 2.

M sammenhang mit dem CV gebracht fang März anlässlich ihrer 650-Jahr-Feier Damit wird der ÖCV in eine gewisse wurden, die niemals Mitglied einer eine Ausstellung an nacheinander ver- Ecke gedrängt und dadurch in seinem CV-Verbindung waren. Da mag viel- schiedenen Standorten gezeigt, wo auf Ruf beschädigt. Den beiden Autoren leicht gelegentlich ungewollte Un- einer Tafel auf Skrbensky eingegangen dürfte entgangen sein, dass dessen An- kenntnis dahintergestanden haben. und das genannte Dokument des US- gehörige wie kaum eine andere Perso- Doch die Sache wird dann problema- Diplomaten zitiert wird („a CV mem- nengruppe (mit Ausnahme der Juden tisch, wenn dadurch der CV in ein ber“). Ebenfalls ist im Rahmen der und Roma) nach dem Anschluss im schlechtes Licht gerät, so nach dem homepage der Universität Wien unter März 1938 zahlreichen Repressionen Motto: Seht her, auch der war CVer. http://geschichte.univie.ac.at/de/perso- (Verhaftungen, Entlassungen et cetera) nen/otto-skrbensky eine Biographie von und Verfolgungen ausgesetzt waren Im März wurde an den 50. Jahrestag Skrbensky abrufbar, wo desgleichen das und vor sowie dann nach 1938 in ihrer der „Affäre Borodajkewycz“ erinnert. genannte US-Dokument mit „a CV weitaus überwiegenden Zahl zu den Taras Borodajkewycz war zwar unzwei- member“ zu lesen ist. Gegnern des NS-Regimes zählten. felhaft Mitglied der Norica, wurde Auch waren zahlreiche CVer aber von ihr 1945 wegen seiner il- nach 1945 in verschiedenen legalen NSDAP-Mitgliedschaft aus- Funktionen der staatlichen Ent- geschlossen. Wenn also in der nazifizierung (als Richter in Ge- „Presse“ geschrieben wurde 1, dass richtsverfahren, in Disziplinar- Borodajkewycz nach 1945 CVer ge- kommissionen des Öffentlichen blieben ist, so wirft das natürlich Dienstes) eingesetzt, was dann ein schlechtes Licht auf den CV be- seitens der SPÖ auch für das Ge- ziehungsweise die Norica. „Presse“, 21. März 2015 winnen der Stimmen von „Ehema- Im Herbst 2014 erschien die von Ro- Es steht jedoch unzweifelhaft fest, dass ligen“ propagandistisch ausgenutzt man und Hans Pfefferle verfasste Studie Sektionschef Dr. Otto Skrbensky zu kei- wurde (etwa bei den Bundespräsiden- „Glimpflich entnazifiziert. Die Profes- ner Zeit Mitglied einer Verbindung des tenwahlen des Jahres 1951). sorenschaft der Universität Wien von Österreichischen Cartellverbands (CV) Jeder Historiker, Publizist oder Jour- 1944 in den Nachkriegsjahren“. Dort war. Sein Name findet sich in keinem nalist bekommt im Generalsekretariat wird das Geheimpapier eines US-Diplo- der (Ö)CV-Gesamtverzeichnisse, die des ÖCV bereitwillig Auskunft, ob eine maten von Ende 1948 zitiert, wonach während seiner Lebenszeit herausge- verstorbene Person Mitglied einer CV- der damalige Sektionschef im Unter- kommen sind. Die beiden Autoren ha- Verbindung war oder nicht. Eine solche richtsministerium und Leiter der Hoch- ben daher die Angaben des US-Diplo- Nachfrage entspricht eher der wissen- schulsektion, Otto Skrbensky, „a CV maten ungeprüft übernommen. Die schaftlichen wie journalistischen Red- member“ sei. vermeintliche CV-Mitgliedschaft lichkeit, als ungeprüft und im Endeffekt Dessen CV-Mitgliedschaft wird nun Skrbenskys war ihnen aber bei der Un- dann unrichtig um den CV herum ei- in diesem Buch weitere Male erwähnt termauerung ihrer problematischen nen Popanz aufzubauen oder Ver- sowie im Zusammenhang einer „katho- These einer „katholisch-konservativen schwörungstheorien zu erfinden. lisch-konservativen Restauration“ the- Restauration“ im Bereich der Universi- matisiert. In Artikeln der Autoren (etwa täten nach 1945 höchst willkommen. Gerhard Hartmann (Baj, Ca, Cl, R-S) in der „Wiener Zeitung“ vom 8./9. No- 1 Immerhin konnte für die „Presse“-Leser durch einen Leserbrief von ÖCV-Vorortspräsident Lorenz Stöckl (Rd) vember 2014) oder in Besprechungen diese Falschmeldung korrigiert werden (Anmerkung der Redaktion). 2 Mittlerweile wurde seitens des ÖCV mit den Kuratoren der Ausstellung Kontakt aufgenommen und der Sachverhalt (etwa in der „Presse“ vom 6. Februar entsprechend dargelegt, worauf eine entsprechende Richtigstellung zugesagt wurde (Anmerkung der Redaktion).

30 Das politische Spektrum des ÖCV Im „Kurier“ vom 8. April meinte Er- hard Busek in seiner Funktion als Chef Große Publizität – und damit auch schlag gegen den ÖCV, aus dem er, wie des Unirats der MedUni Wien in Bezug einige Aufregung – verursachte die aus- er schreibt, „bereits in den 1970er Jahren auf die Rektors-Findung: „Hier wird in- führliche Zitierung des politischen Kom- ausgetreten“ sei. Herr Kotrschal hat ein terveniert, von der SPÖ-Seite, von der Kul- mentars des Chefredakteurs der ACA- schlechtes Gedächtnis, ist er doch erst tusgemeinde, vom Cartellverband, von ir- DEMIA in der „Presse“ vom 13. April, 1974 einer CV-Verbindung beigetreten gendwelchen Logen und natürlich läuft sehr die den Beitrag zum Anlass genommen und dann Anfang viel über Freundschaf- hat, das Thema „Wie links ist die ÖVP“ der 80er Jahre wie- ten. Es ist unglaub- beziehungsweise „Wie rechts ist die der ausgetreten! lich. Ich hoffe, dass ich SPÖ“ zu untersuchen. Dabei wurde auch Und auch sonst hier halbwegs durch- versucht, einen ideologischen Zwist zwi- stimmt wenig in steuern kann“. Man schen ÖCV und ÖVP zu konstruieren. seinem Artikel, in kann als gelernter Die „Presse“ übersah in diesem Zusam- dem er allerdings Österreicher nur menhang allerdings, dass es im weiten seinen Lesern ver- überrascht sein, dass politischen Spektrum des ÖCV – der ja schweigt, dass er ein Alt-Politiker wie keine Vorfeldorganisation, und damit immer noch Mit- Busek überrascht ist, kein gleichgeschalteter Verband der ÖVP glied einer MKV-Verbin- „Kleine Zeitung“, 2. April 2015 wie Personalentschei- ist – durchaus eigenständige Meinungen dung ist, die die gleichen Prinzipien wie dungen hierzulande fallen. gibt, etwa auch in die Richtung, dass das der ÖCV hat; alles in allem eine sehr Erfreulicher waren da die Berichte kürzlich beschlossene „Steuerpaket“ seltsame und höchst entbehrliche Wort- über den neuen Vorsitzenden des stark von dem abweicht, was vorher an- meldung. AHLB-Steiermark, Gerhard Leitinger gekündigt worden war (und die ÖVP (Trn, ErG, EKG), in der „Kleinen Zei- selbst ist ja kein monolithischer Block, tung“ und im „Sonntagsblatt“, wobei wenn man nur an die oftmals konträren er nicht nur über einige wichtige Fakten Ansichten der Bünde denkt). wie Prinzipien und Aktivitäten des CV In der Woche darauf nutzte dann berichten konnte, sondern insbesonde- „Presse“-Gastkolumnist Univ.-Prof. Kurt re auch den Unterschied zu den schla- Kotrschal seinen Beitrag zu einem wüs- genden Korporationen hervorhob. ten und undifferenzierten Rundum- Die Redaktion

31 Mai 2015 Leserbriefe Leserbriefe e-Mail: [email protected]

ACADEMIA 1/2015 derganges und die Dezimierung der ei- Gesellschaft bestimmen aber nicht die Herzlichen Dank für die immer wieder- genen Bevölkerung zu kompensieren. Mehrheit, sondern die Führer des Dschi- Leserbriefe sind der ACADEMIA immer will- kehrenden großartigen Ausgaben der Um dies deutlich zu machen wird von had, die sich „Herrscher eines Kalifats“ kommen, können aber ACADEMIA. Es ist ein Genuss, abseits Spitzenpolitikern lauthals verkündet: bezeichnen. nicht in jedem Fall der sonstigen Medien unsere Zeitschrift „der Islam gehört zu unserer Kultur“ – Danke auch für die Thematisierung des schriftlich beantwortet zu lesen. Bitte macht weiter so. daher wird die Ablehnung der Türkei als jüngst beschlossenen Fortpflanzungsme- werden. Abgedruckte Univ.-Prof. Dr. Walter Summersberger (Lo) EU-Mitglied bald überholt sein und die dizingesetzes. Dieses ist nicht nur eine Zuschriften müssen sich 4040 Linz Forderung der Integration von Muslimen Tür zur „Neuen Interpretation“ des Be- inhaltlich nicht unbe- wird obsolet. Die Wahrheit, was Islam be- griffs Familie, sondern eröffnet Möglich- dingt mit der Meinung ACADEMIA 1/2015 deutet, nämlich „Unterwerfung“, wird keiten zur unverantwortlichen Manipu- der ACADEMIA decken. Vielen herzlichen Dank für die ACADEMIA bei uns nicht zur Kenntnis genommen. lation mit dem menschlichen Leben Die Redaktion behält vom Februar 2015. Die Redaktion hat Dabei gibt es keine freie Entscheidung gegen die Natur des Menschen und führt sich Kürzungen vor und veröffenlicht nur Schrei- wieder beste Arbeit geleistet! Die Artikel – jeder Mensch wird als Muslim geboren zum Ruin der natürlichen Entwicklung ben mit vol ler Nennung über den Islam und das Fortpflanzungs- oder dazu gemacht und jedes Mittel hei- von der Empfängnis bis zur Menschwer- des Absenders. medizingesetz waren informativ und bril- ligt den Zweck; ein Abfall wird mit dem dung. Bisher hat sich die medizinische lant geschrieben. Und vor allem war jeder Tod bestraft. Der Islam ist nicht nur Re- Forschung große Verdienste und Achtung Satz richtig. Da fällt mir ein, dass ein ge- ligion, sondern auch Gesetz sowie Staats- erworben, wenn es um die Bekämpfung wisser Herr schwadronierte, dass der Is- form und regelt das gesamte öffentliche von Epidemien oder Tod bringenden lam zu Österreich gehöre. Weiters stößt und private Leben. Nur Muslime dürfen Krankheiten ging – aber wer oder was ver- mir sauer auf, dass unsere politischen sich als Gläubige bezeichnen, alle Men- anlasst Wissenschaftler, Politiker und das Freunde willfährig für das FMedG ge- schen anderer Religionen gelten als Un- Kapital, für eine exzessiv kleinste Gruppe stimmt haben. Es ist natürlich einfacher, gläubige (Dhimis), werden aber als reli- von Menschen mit absurden Wünschen sich dem Diktat der Gutmenschen zu giös geduldet; keine Religion zu haben eine Hightech Medizin, Forschungsin- beugen, als dass man sich auf seine ist nach dem Islam eines Menschen un- vestitionen und die entsprechende Ge- christlichen Werte besinnen würde. Und würdig, er ist ein „nobody“, dem sogar setzesmaterie für die Durchführung be- so wird es weitergehen bis zu diesem Tag, die Einreise in ein islamisches Land ver- reitzustellen? Damit werden die Betreiber wo unserer Freunde abgewählt sein wer- weigert werden kann. Wer sich aber er- (und Lobbyisten) solcher Maßnahmen den. Sie sind ja offensichtlich nicht mehr dreistet über einen Glauben und dessen für den Großteil der Bevölkerung suspekt fähig, konservative Positionen zu vertei- Motive, Gebräuche und Kleidung zu spot- und verlieren ihr Vertrauen. Damit wird digen. ten (auch in Form einer Karikatur), der per Verfassung und EU-Menschenrecht HR Dr. Wolfgang Leichtfried (R-B) wird feindselig behandelt. die Degeneration der Menschheit des 6900 Bregenz Dafür gibt es in islamischen Ländern kin- Westens zum Schaden am Gemeinwohl derreiche Familien und eine vorbildliche beschlossen. ACADEMIA 1/2015 Familienkultur mit einer großen Zahl von Dr. Gerhard Schröckenfuchs (GlL) Islam und Europa? Verwandten, die Freud und Leid mitei- 2344 Maria Enzersdorf Aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit in nander teilen. So bilden die Familien das Ländern des Nahen und Mittleren Ostens soziale Netzwerk in der Bevölkerung, in ACADEMIA 2/2015 habe ich die islamische Denk- und Le- dem die einzelnen Mitglieder bei Krank- Die ÖVP gibt sich auf bensweise kennengelernt. In Pakistan heit, Arbeitslosigkeit und sonstigen Not- Leider nur allzu wahr, aber die nötigen etwa habe ich aber auch die Situation fällen in der Familie aufgenommen und Reformen verhindern ja leider auch un- der christlichen Minderheit (drei Prozent versorgt werden. Die Familien bemühen sere lieben Freunde in den Ländern. Ob der Bevölkerung von 193,2 Millionen), sich um die religiöse und tugendhafte Freund Mahrer sich freut, dass sein Arti- geprägt durch Armut infolge fehlender Erziehung ihrer Kinder, die als Schüler kel durch diese Nicht-Reform so sehr per- Bildungschancen und Bedrängnis durch der Koranschulen in religiöser Hinsicht vertiert wurde, von wegen „Datenschutz“, radikale Islamisten, aus eigener Erfah- streng erzogen werden. Daraus ergibt „Eigentumsrechte“ und „Ausrichtung auf rung erlebt. In den letzten 35 Jahren ist sich, dass die Muslime ihren Glauben im den Mittelstand“? Und in welchen blutrot die Zahl der Muslime in Mitteleuropa auf fünfmaligen täglichen Gebet öffentlich sozialistischen Abend reitet Django, wenn an die 50 Millionen angestiegen (mit ih- praktizieren, am Freitagsgebet in der Mo- er im Nationalrat um den Applaus der lin- ren starken Geburtenzahlen). Europa hat schee teilnehmen und die Fastenzeit des ken Fraktionen buhlend alle Wirtschafts- in seinem „never ending“ Wohlstands- Ramadan streng einhalten. Diese öffent- treibenden der Steuerhinterziehung ver- Gefühl, der Genuss-Sucht und Multi-Kul- lich religiöse Praxis verlangt von jedem dächtigt, von wegen „wer schreit, wird ti-Euphorie, in der Ausbreitung der isla- Ausländer und Andersgläubigen Respekt etwas zu verbergen haben“? Den Wirt- mischen Kultur mit den kinderreichen und Achtung. Fazit: Der Großteil der ge- schaftsbund dürfte er aus der Sattelta- Familien offensichtlich die ideale Ergän- mäßigten Muslime will mit den Christen sche bereits verloren haben. zung gefunden, um die negativen Aus- und Andersgläubigen in Frieden leben; Dipl.-Ing. Helmut Biely (Wl) wirkungen seines gesellschaftlichen Nie- das Klima der islamischen Kultur und 3400 Weidling

32 Leserbriefe

ACADEMIA 2/2015 was die 80 Prozent Nichtchristen wollen. Viele Probleme entstanden erst in der Die ÖVP gibt sich auf Uns bleibt dann der nostalgische Rück- Rot-Schwarzen Koalition – als Preis des Auch wenn der eine oder andere nicht mit blick. Machterhalts wurden sinnvolle Steuer- allen Details des Beitrages übereinstim- Georg Krasser (Nc) begünstigungen (etwa Sonderausgaben) Leserbriefe sind der men mag: Dank an die ACADEMIA für 1180 Wien abgeschafft, vielen Geldverschwen- ACADEMIA immer will- kommen, können aber diese Anstiftung zu heilsamer Unruhe! dungsprogrammen (sinnlose Tunnelbau- nicht in jedem Fall Und insgesamt: vielleicht ist es nicht die ACADEMIA 2/2015 ten, ÖBB-Unkosten und so fort) zuge- schriftlich beantwortet ÖVP, die sich aufgibt, sondern das katho- Konservativismus? stimmt. Letztendlich unterscheiden sich werden. Abgedruckte lische Bürgertum? Die ÖVP richtet ihr An- Der Artikel von Harald Mahrer zeigt, wie die Funktionäre der Österreichischen Zuschriften müssen sich gebot offensichtlich nach der Nachfrage weit sich die Funktionäre bereits von der Volkspartei bestenfalls bei der Sonntags- inhaltlich nicht unbe- aus. Und die ist mehrheitlich nicht mehr Wahrnehmung der realen Welt entfernt ha- kleidung von denen der SPÖ oder den dingt mit der Meinung christlich determiniert. Bekunden wir un- ben. Er hat Recht, wenn er meint, dass Grünen. Beliebigkeit und die Fahne nach der ACADEMIA decken. sere politische „Nachfrage“ qualitativ und das Konzept einer christdemokratischen dem Wind der Medien drehen, erschei- Die Redaktion behält quantitativ ausreichend? Volkspartei ein Erfolgskonzept ist und der nen den Funktionären als sichere Me- sich Kürzungen vor und Univ.-Prof. Matthias Beck hat unlängst Mittelstand eine wesentliche Zielgruppe thoden zum Machterhalt – viel Glück! veröffenlicht nur Schrei- ben mit vol ler Nennung bei einer Podiumsdiskussion bei der No- darstellt. Wenn er allerdings meint, dass Die Implosion erfolgt manchmal sehr des Absenders. rica darauf hingewiesen, dass wir auf ein die ÖVP diese Voraussetzungen erfüllt und schnell. Siehe Democrazia Cristiana oder Absinken des katholischen Bevölke- die Hüterin des Mittelstandes ist, so DDR. rungsanteils auf 20 Prozent zusteuern. scheint er weder die Politik der letzten Jah- Dr. Peter Kuleff (Rg) Diese 20 Prozent müssen den übrigen re noch die Wirkungen der letzten Steuer- 1090 Wien 80 Prozent ihre gesellschaftspolitischen reform zu verstehen. Der Mittelstand fi- Positionen erklären und begründen. Die- nanziert sich die Steuerreform selbst ACADEMIA 2/2015 se Positionen sind nicht mehr, wie in der (durch eine versteckte Erbschaftssteuer Konservativismus Vergangenheit, bequem selbsterklärend genannt Grunderwerbssteuer und durch Die beiden Beiträge zum Konservativis- („weil‘s wahr ist“!). Der bequeme Hin- Wegfall der Sonderausgaben), während die mus machen deutlich, dass „konserva- weis auf die Position der Kirche und auf Niedrig-Verdiener und die Superreichen tiv“ ein politischer Kampfbegriff ist: die Position „unserer“(?) Politiker reicht letztendlich die großen Profiteure sind. „konservativ“ sind Andersdenkende, de- nicht mehr aus. „Wir“ (= jeder Einzelne • Einige der ÖVP Landeshauptläute treten ren Meinungen für nicht mehr gültig für sich und in seinem persönlichen Um- für die Gesamtschule ein – konservativ? (nicht mehr modern?) erklärt werden. feld und auch die Verbindung und der • Kardinal Christoph Schönborn (Rt-D Sie zeigen auch, wie unbestimmt politi- Verband) sind aufgerufen, unseren In- EM) fühlt sich (zurecht!) bei der Fort- sche Kampfbegriffe sind. Denn vom la- formationsstand zu verbessern, Meinung pflanzungsmedizin von der ÖVP im Stich teinischen „conservare“ (= bewahren, zu bilden, und letztlich Farbe zu beken- gelassen – christlich sozial? schützen) ist nichts übrig, ein Hinweis nen. Wenn uns (wer sonst sollte es tun?) • Allen Lokalen wird zwangsweise eine ab- darauf hilft also nicht weiter. Den das zu mühsam ist, wird das geschehen, solute Nichtraucherzone verordnet – liberal? Schimpfwortcharakter zu zerstören, in- dem ein Inhalt definiert wird („gute, be-

t z währte Systeme beizubehalten, an Wer- i

o w ten festzuhalten“), scheitert daran, dass k s z

y niemand auf eine so vielseitige, unbe- z S

s stimmte Beschimpfungsmöglichkeit ver- u k zichten will. Konservative im Wortsinn M a r haben ein Gebäude historisch gewach- sener politischer Überzeugungen, die es zu bewahren gilt. Sozialdemokraten/So- zialisten und Kommunisten sind Kon- servative in diesem Wortsinn, weder Christdemokraten noch Liberale haben solche komplexen Konstruktionen von politischen Grundsätzen, erst recht nicht die Nationalen mit dem undifferenzier- ten Hochloben der biologischen Her- kunft. Wir werden damit leben müssen, dass wir immer wieder undifferenziert als „konservativ“ beschimpft werden, ohne jemals zu erfahren, was wir an un- seren Überzeugungen ändern sollten. Dr. Herbert Gasser (R-D) D-64658 Fürth Faymann stets treffsicher. 33 Mai 2015 Kommentar

Die Angst vor dem Paukenschlag

Alle wissen es: Die „Neue Mittel- geht es nicht gerade um Peanuts: Das kenschlag, aber Schelling ist – Gott- schule“ ist ein teurer Fehlschlag. Sie Geld, das die Kommunalkredit bis sei-Dank – auch kein typischer Poli- bringt bei erhöhten Kosten schlech- jetzt gekostet hat, wäre schon die hal- tiker. tere Ergebnisse als die Hauptschule. be Steuerreform! Das Aufschieben unangenehmer Dennoch ist nicht zu erwarten, dass Und wie mittlerweile jedermann Entscheidungen ist aber keine öster- dieses teure Prestigeprojekt der SPÖ weiß, hat Frau Schmied auch bei den reichische Spezialität, das funktioniert beendet wird, obwohl sich aktuell Bundestheatern – und da vor allem auch auf europäischer Ebene vorzüg- Vizekanzler beim Burgtheater – eine finanzielle lich. Etwa wenn man sich ansieht, wie (A-D), Finanzminister Hans Jörg Blutspur hinterlassen. falsch seit fünf Jahren die Griechen- Schelling sowie Klubobmann Rein- Eine kaputte Bank, ein beschädigtes landkrise gemanagt wird. Auch 2010 hold Lopatka (BbG) durchaus kri- Bildungssystem und abgewirtschaftete hatte man Angst vor dem Pauken- tisch gezeigt haben. Die SPÖ wird Bundestheater – eine starke Leistung, schlag, Griechenland klarzumachen, nicht zugeben, hier einen Fehler ge- die für die Versagerin konsequenzlos dass es den Euro verlassen muss, macht zu haben, weshalb sogar zu bleibt. Den Schaden hat – wie immer nachdem es jahrelang Zahlen ge- befürchten ist, dass in Hinkunft bei politischen Fehlentscheidungen fälscht hatte. Man hat damals dem noch mehr Geld in dieses unheil- – der Steuerzahler. Land weitere Milliarden nachge- volle Experiment geschüttet wird, Dabei war die Notverstaatlichung schmissen. Die Griechen haben prak- in der Hoffnung, dadurch mögli- der Kommunalkredit nicht „alterna- tisch weitergetan, wie bisher: es gibt cherweise den Output zu verbes- tivlos“. Es hat andere Szenarien gege- nach wie vor kein funktionierendes sern. ben, die den österreichischen Steuer- Steuerwesen, Privatisierungen wur- zahler praktisch nicht belastet hätten. den verschlampt, wichtige Reformen Primär eingebrockt hat uns dieses Aber auch damals ist man den einfa- in der Verwaltung gar nicht angegan- fatale Projekt eine gewisse Frau Clau- cheren Weg gegangen, die Bürger zah- gen. Und die halbstarken Polit-Ama- dia Schmied, eine inkompetente, len zu lassen, indem man das Problem teure der neuen Chaosregierung ha- ideologiegetriebene Unterrichtsminis- auf mehrere Jahre verteilt, in der Hoff- ben die Situation in wenigen terin, die mit der Brechstange die Ge- nung, dass der Bürger nicht merkt, Monaten nur noch schlimmer ge- samtschule in Österreich einführen dass dadurch letztlich ein vergrößerter macht. und – in einem Aufwaschen – auch Schaden entsteht. Als sich vor 15 Jahren Österreich das Gymnasium abschaffen wollte. erfrechte, eine Regierung zu bilden, Sie ist damit kläglich gescheitert, auf Halbstarke Polit-Amateure die einigen Herrschaften in Öster- unsere Kosten; und auch um den reich und in der EU nicht passte, kam Preis, die Schule der Zehn- bis 14jäh- Politiker fürchten nicht nur den Ge- es zu den „Sanktionen“. Als zehn Jah- rigen verschlechtert zu haben. Bei der sichtsverlust in Folge der eingestan- re später die Griechen ihre Lügen und Volksschule – wo die Ursachen für die denen Fehlentscheidung, es geht auch Bilanzfälschungen zugeben mussten, dramatischen Verschlechterungen lie- um das unangenehme Thema des kam es zum Beschwören der europäi- gen – wurden dafür dringendste Re- „Paukenschlages“, während man schen Solidarität und neuen Kredi- formen verschlampt. beim Aussitzen und Hinausschieben ten. Die Dame hatte überhaupt ein von Problemen die negative Begleit- Auch auf europäischer Ebene ist es Händchen für teure Fehlentscheidun- musik zeitlich entsprechend portio- offensichtlich undenkbar, zuzuge- gen, so war sie ja auch bekanntlich nieren kann. ben, eine Fehlentscheidung getroffen vor ihrer Zeit als Ministerin im Ma- So wurde es ja auch bei der Hypo zu haben und diese zu korrigieren; nagement der Kommunalkredit, die gemacht, wo durch Realitätsverwei- genauso wie sich praktisch keiner der am 3. November 2008 notverstaat- gerung und Nicht-Entscheiden wei- damaligen Sanktionierer bis heute licht wurde. Die Pleite dieser Bank se- tere Milliardenverluste angehäuft für seine Fehlentscheidung entschul- gelt irgendwo im Windschatten der wurden. Erst der neue Finanzminister digt hat. großen Hypopleite, aber auch hier wagt mit der „Fastpleite“ den Pau- Herbert Kaspar (Am)

34 Präsentation

Wem geht die Freiheit ab? Einzelnen immer stärker be- schnitten wird. Aus aktuellem Schon 1990 stellte Univ.-Prof. Günter Anlass beschäftigt sich Andreas Winkler (Nc EM) in einem Interview fest: „Die Gesellschaft Unterberger in dieser Ausgabe beginnt unter diesem ausufernden Gesetzesstaat ernstlich zu mit diesem nach wie vor aktu- leiden. (…) Es werden immer mehr und detailliertere Gesetze ellen Thema. erzeugt, wodurch die Freiheit des Menschen in einer unvorstell- Ein weiterer Schwerpunkt des baren Weise zurückgedrängt wird, wenn nicht sogar vernichtet. Heftes war ein detaillierter Bei- (…) Man postuliert nicht mehr: so viel Gemeinschaft wie not- trag von Fritz Plasser und Franz wendig und so viel Freiheit wie möglich, sondern man schafft Sommer zum Thema Wahl- in einer Sucht nach noch mehr Gesetzen so viel Gemeinschaft rechtsreform in Österreich. An- wie möglich und respektiert die Freiheit des Menschen nur dort, gesichts der ersten freien und demokratischen Parlaments- wo es anders nicht geht.“ wahlen in den ehemaligen kommunistischen Ostblockstaaten Diese unheilvolle Entwicklung hat sich in den letzten Jah- erschien es angebracht, auch unser Wahlrecht auf Verbesse- ren dramatisch verschärft, einerseits durch die zunehmend rungsmöglichkeiten – und deren gibt es viele – zu untersuchen. aus Brüssel kommenden Vorgaben sowie andererseits durch Auch diese Diskussion ist in den letzten 25 Jahren nicht wirk- immer stärkere Zugeständnisse an eine falsch verstandene lich geführt worden, weil die Parteien kein Interesse an einer Political Correctness, die bewusst Gleichheit mit Gleichma- stärkeren Einbindung der Bürger haben. cherei verwechselt und die dazu führt, dass die Freiheit des Herbert Kaspar (Am) n n a m r e

ACADEMIA-Präsentation m i m Z a s k

Nach langer Zeit fand wieder einmal eine ACADEMIA-Prä- u sentation in „Trans-Danubien“ statt und erstmals im Unter- s - L nehmenssitz der Firma Kelly, ein Unternehmen, das in Öster- K l a u reich praktisch jeder kennt. Leider konnte Kelly-Geschäftsführer Wolfgang Hötschl (Aa) an der Präsentation nicht teilnehmen, da er kurzfristig einen Termin im Ausland wahrnehmen musste, aber die Marketing- Leiterin Mag. Maria Bauernfried hat einer aufmerksamen Runde in einer hochinteressanten Präsentation einiges über den eu- Marketing-Leiterin Maria Bauernfried flankiert von zwei ropäischen und österreichischen Snackmarkt berichtet und Vorortspräsidenten: Florian Tursky (AIn, Rd), VOP 2013/14 insbesondere auch über das Unternehmen, das heuer sein und Lorenz Stöckl (Rd), VOP 2014/15. 60jähriges Bestehen feiert. In der Nachkriegszeit von einem US-Amerikaner und einem zuständig für Italien, Schweiz, und die adriatischen Länder. Österreicher gegründet (damals wurde mit Popcorn und Kar- Die Firma Intersnack ist mit 2,2 Milliarden Euro Umsatz, 28 toffelchips begonnen), wurde später auch die steirische Firma Werken und 8.400 Mitarbeitern in Europa Nummer 2. Kelly Zach aufgekauft, die mit dem Produkt „Soletti“ eine starke Mar- hat in Österreich 318 Mitarbeiter. ke in das Unternehmen brachte. Kelly legt auch Wert darauf, heimische Erzeugnisse zu ver- Was 1955 mit einem bescheidenen Jahresumsatz von 5.800 arbeiten, so ist das Unternehmen der größte österreichische Euro begann, hat sich bis 2014 zu einem Umsatz von 153,2 Mehl-Abnehmer und – nach McDonald‘s – der zweitgrößte Millionen Euro allein in Österreich entwickelt – das entspricht Abnehmer von Industrie-Erdäpfeln. über 27.000 Tonnen Snacks! Ein erfolgreiches Unternehmen, in dem auch sehr stark pri- Seit 2008 ist das Unternehmen Teil der in Deutschland do- vatwirtschaftlich-unternehmerisches Denken herrscht, und mizilierten Intersnack-Gruppe, ein Familienunternehmen, das das als Marktführer (mit 67 Prozent) immer wieder bemüht in praktisch ganz Europa Tochtergesellschaften hat, die jeweils ist, den Markt durch neue Produktideen und einen charakte- in großer unternehmerischer Selbstständigkeit ihre spezifischen ristischen Unternehmensauftritt weiterzuentwickeln. Ländermarken betreuen. Kelly Österreich ist allerdings auch HK

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