DIE Naturparke NORDRHEIN - WESTFALENS Naturschutz · Naturerbe · Naturerleben

mit Nationalpark

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DEN

DURCH DEN wilden WESTEN

DIE Naturparke NORDRHEIN - WESTFALENS Naturschutz · Naturerbe · Naturerleben

www.wildes.nrw.de www.umwelt.nrw.de 4 5 Übersicht Naturparke in NRW Übersicht NATURPARKE

45 % der untersuchten Tier-, Pilz- und Pflanzenarten in Nord-

rhein-Westfalen stehen auf

der Roten Liste der gefähr- deten Arten. Die Naturparke und der Nationalpark sind 2015 die Arche Noah zum Erhalt schlossen sich die Natur- unserer biologischen Vielfalt. parke Ebbegebirge, Homert und Rothaargebirge zum neuen Naturpark Sauer- land-Rothaargebirge zusam- men. Es entstand der mit 2 3.826 km2 größte Naturpark Rund 14.000 km Nordrhein-Westfalens und groß ist die Fläche aller nordrhein-westfälischen zweitgrößte Deutschlands.

Naturparke.

56 % 112 km2 ist der Flächenanteil der groß ist Nordrhein-Westfalens Schutzgebiete in den Natur- kleinster Naturpark, das Sieben- parken Deutschlands. gebirge.

1958 wurde im der erste Naturpark Nordrhein- Westfalens gegründet.

41 % der Landesfläche Nord- rhein-Westfalens nehmen die 12 Naturparke ein. 6 Inhalt

Übersicht 12 36 Arnsberger Wald Naturparke in NRW 4 Dümmer Geheimnisse Nah am Vorworte 8 im Waldmeer Wasser gebaut Sagenhafte Geschichten spru- Eine kleine Historie der deln wie von selbst aus den halb- Feuchtgebiete sind die er- heimischen Naturparke 10 dunklen Welten zwischen den klärte Spezialität im Dümmer Tälern von Möhne und Ruhr. WeserLand. Zu beiden Seiten Die Naturparke: Eines der größten zusammen- der Landesgrenze mit Nie- hängenden Waldgebiete Deutsch- dersachsen locken Moor- und Naturpark Arnsberger Wald 12 lands gibt in diesem Naturpark Heideflächen, Feuchtwiesen eindeutig den Ton an. Insgesamt und ein großer See eine Viel- Naturpark Bergisches Land 20 aber sind auf seinem Gebiet zahl zum Teil seltener Was- gleich vier reizvolle Landschaften servögel und aktive Natur- Naturpark 28 zu entdecken. freunde an – anmutig einge- fasst von zwei letzten Erhe- Naturpark Dümmer 36 20 bungen. Bergisches Land Naturpark Tausend Hügel Hohe Mark - Westmünsterland 44 und ein Wasserquintett 44 Naturpark Nordeifel 52 Beeindruckende Weite und Viel- Hohe Mark-Westmünsterland falt zeichnen den Landstrich Vielfalt ist Nationalpark Eifel 60 zwischen Wupper und Sieg aus. ein Abenteuer Zwischen tausend grünen Hügeln Der schnelle Wechsel ist die Naturpark Rheinland 70 wartet der drittgrößte Naturpark einzige Konstante in diesen Nordrhein-Westfalens mit mittle- Breiten zwischen Niederrhein, Naturpark ren Höhenzügen und Talsperren, Metropole Ruhr und Münster- Rothaargebirge 78 verschiefertem Fachwerk und land: Gleich vier Landschafts- „Bonten Kerken“ auf. Die regio- bilder sind auf ihren eher Naturpark Schwalm-Nette 86 nale Landwirtschaft ist strate- flachen Reliefs zu entdecken. gisch voll integriert. Das sorgt oberhalb der Naturpark Siebengebirge 94 Ballungsgebiete für hohen Freizeit- und Erlebniswert. Natur- und Geopark TERRA.vita 102 28 Diemelsee Naturpark Von unten Teutoburger Wald/Eggegebirge 110 52 Nordeifel nach oben Über alle Impressum 118 Bewaldete Höhenzüge, his- torische Stätten beziehungs- Grenzen hinweg weise Stollen und ein See wie Hochmoor und Mittelgebirge, aus dem Bilderbuch: Der Na- Stauseenplatte und Trockental: turpark ist weit mehr als eine Im deutsch-belgischen Natur- Randerscheinung. Zwischen raum jenseits von zieht und hält er die halbwilde Natur beinahe alle durch alle Jahreszeiten große Register. Wer hier eintaucht, be- Aussichten und Freizeitver- tritt eine ungeglättete Welt für gnügen vor. sich – mit vielen reizvollen Land- schaftsformen, vom Hohen Venn bis zur Hocheifel. 7 Inhalt

60 78 94 Sauerland-Rothaargebirge Nationalpark Eifel Wasser, Wald Siebengebirge Der Wildnis und Eisen Romantische Höhen auf der Spur Schwärmer und Naturfreun- Es waren einmal drei Naturparke, de fühlen sich in den son- Weitgehend ungesteuerte die schienen einander ähnlich nenverwöhnten Höhen des Prozesse sind das Ideal des in Landschaft und Kultur. Also Siebengebirges seit jeher zu Entwicklungs-Nationalparks wurden Homert, Rothaar- und Hause. Von den mit Laub- im Herzen der Eifel. Hier ge- Ebbegebirge 2015 zusammenge- wäldern bekränzten, vulka- hen naturnahe Landschafts- fügt und um zusätzliche Gebiete nischen Kuppen über den räume den wilden Weg zu erweitert. Nun glänzt der zweit- Rheinauen geht etwas Erhe- sich selbst zurück. Ihre Be- größte deutsche Naturpark im bendes aus. Unbestrittener sucher dürfen ihnen dabei Dreiklang von Wasser, Wald und Höhepunkt: Die grandiosen staunend zusehen – als stille Eisen – und lockt auch im Winter Weitblicke vom Ölberg und Teilhaber an einer beeindru- mit schneeweißen Höhen aktive dem Plateau der Burgruine ckenden Vielfalt von Wald, Besucherinnen und Besucher an. Wasser und Wildnis. Drachenfels.

86 70 Schwalm-Nette 102 Rheinland Im Land der TERRA.vita Natur zum Wasserzeichen Auf den Anfassen Spuren der Zeit Stille und fließende Gewässer Im Süden der niederrheinischen formen im niederrheinischen Kostbare geologische Funde Bucht, zwischen Rhein und Eifel, Grenzgebiet entrückt wirken- pflastern die Mittelgebirgsaus- sorgt ein abwechslungsreicher de Feuchtgebiete und Bruch- läufer zwischen dem Artland Naturpark für den wirksamen wälder, Heideflächen, Moore und Bielefeld. Das ergibt zu bei- Interessenausgleich von Mensch und Röhrichte. Sie bilden die den Seiten der Landesgrenze und Natur. An renaturierten Seen unverwechselbare Kulisse für spannende Geschichten aus 300 und alten Handelswegen, in weit- historische Herrensitze und Mio. Jahren Erd- und 10.000 läufigen Laubwäldern und auf vul- jede Menge Mühlen – und Jahren Siedlungsgeschichte. kanischem Gelände: Überall steht stellen kostbare Refugien. Sie machen in diesem unver- aktive Erholung an erster Stelle. wechselbaren Natur- und Geo- park den Unterschied aus.

110 Teutoburger Wald/Eggegebirge Heilende Höhen Zwei Mittelgebirge und eine Bör- delandschaft, geschichtsträch- tige Klöster und Kurbäder mit Tradition: In der stillen Region zwischen dem Hermann und der gehen Erkunden und Er- holen an vielen Stellen Hand in Hand. Ein deutscher Heilgarten, vom Ostwestfälischen bis hin- unter an die Landesgrenze von Hessen. 8

AUF EIN Wort

„Die Natur muss gefühlt werden“, dieser 200 Jahre alte Sie sind der Lebensraum für viele tausend Tier- und Satz des deutschen Naturforschers, Alexander Freiherr Pflanzenarten und Stätten von besonderer geologischer von Humboldt, ist in der heutigen digitalen Welt vielleicht Bedeutung. Mit ihren Erlebniszentren und Tourismus- aktueller als jemals zuvor. und Bildungsangeboten vermitteln die Naturparke den Besucherinnen und Besuchern das Wissen um den Wert Teil der vielfältigen Natur zu sein, sie zu sehen, zu hören der regionalen Natur. Durch das Natur-Erleben bewirken und zu erleben, ist für uns Menschen von unschätzbarem sie ein besonderes Heimatgefühl und dienen dem sozialen Wert. Nur wer die Natur kennt, kann sich für ihren Schutz Wunsch nach guter Erholung. begeistern. Das Land unternimmt große Anstrengungen, um die Nordrhein-Westfalen besitzt eine faszinierende Natur, Naturparke zu fördern und zu unterstützen. Das ist in die immer wieder neu entdeckt werden will. In den Natur- einem Land mit einer stark industriell und großstädtisch parken des Landes befindet sich ein Großteil dieses nord- geprägten Szenerie besonders wichtig. Die Naturparke rhein-westfälischen Naturerbes. Die Naturparke schützen des Landes sind überall gut zu erreichen und locken wichtige Naturschätze unseres Landes für heutige und jedes Jahr große Besuchermassen an. kommende Generationen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und eine Menge interessanter Entdeckungen vor Ort.

Ihre

Ursula Heinen-Esser Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen 9 Vorworte

Das Erlebnis von intakter Natur ist für fast alle Menschen Ob es eine Wanderung auf einer zertifizierten Themenroute der Inbegriff von Freude und Lebensqualität. Ob dies zu ist, eine ausgearbeitete Radtour entlang der zahlreichen Fuß, per Fahrrad in anderer Form geschieht, das Er- Flüsse und Seen oder der Genuss gesunder regionaler fahren von Wald, Wiese, Gewässer in einer abwechslungs- Produkte in uriger Gastronomie, immer beschäftigen sich reichen Landschaft ist nicht nur ein Stück Erholung von Naturparke mit diesen Themen und können qualitativ der täglichen Arbeit, sondern auch eine Schulung aller hochwertige Angebote unterbreiten. unserer Sinne. Das Verstehen und Erleben der Natur sind die Kernkom- Nicht umsonst ist die Wiederentdeckung der eigenen petenzen der Naturparke. Aus diesem Grunde liegt uns Region, der dazu gehörenden Natur- und Kulturlandschaft auch das Thema Artenvielfalt sehr am Herzen. Mit vielen mit all ihren Facetten so aktuell wie lange nicht mehr. Projekten von Naturparken und deren Partnern werden Die Naturparke in Nordrhein-Westfalen liefern dazu die vor Ort wertvolle praktische Beiträge zum Schutz von richtigen Bausteine. bedrohten Pflanzen und Tieren initiiert.

Ich möchte Sie einladen, die zwölf sehr unterschiedlichen Naturparke in Nordrhein-Westfalen kennen zu lernen. Die vielfältigen Beispiele und Vorschläge in dieser Broschüre zu möglichen Aktivitäten zeugen von einer spannenden Bandbreite.

Ihr

Landrat Michael Kreuzberg Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Naturparke NRW 10

Naturparke – moderne Dienstleister für biologische Vielfalt und nachhaltige Entwicklungen Eine kleine Historie der heimischen Naturparke

Jedes Jahr locken die Naturparke große Besuchermas- In Nordrhein-Westfalen fand die Gründung der ersten Na- sen an. Sie ziehen viele Menschen in ihren Bann, weil die turparke 1958 im Siebengebirge und 1960 in der Nordeifel Natur, die man dort erlebt, die Lebensgeister weckt. statt. Das Ziel von 25 deutschen Naturparken wurde schließlich im Jahre 1964 erreicht und als Dachorganisa- 60 Jahre nach dem ersten großen Naturparkeplan, der tion der Naturparke hatte sich bereits 1963 in der Südeifel von Naturschützern aus Politik und Wirtschaft entworfen der Verband Deutscher Naturparke e. V. (VDN) gegründet. wurde, hat die Bundesrepublik Deutschland heute 103 Alfred C. Toepfer wurde zum ersten Verbandspräsidenten Naturparke, die zusammen ein Viertel der Landesfläche gewählt. Mit dem 1976 in Kraft getretenen Bundesnatur- einnehmen. Viele alte und wertvolle Kultur- und Natur- schutzgesetz verfügten die Naturparke erstmalig über landschaften werden so geschützt, erhalten und weiter- eine gesetzliche Grundlage, die Schutzgegenstand und entwickelt, indem man den Naturschutz mit idealer Nah- Schutzzweck verbindlich vorgab. erholung und der wirtschaftlichen Nutzung von Natur und Landschaft koppelt. Der Kern der ursprünglichen Toepferschen Konzeption ist die Gleichrangigkeit von Natur- und Landschaftsschutz Die Anfänge der Naturparkbewegung reichen weit bis in mit der sozialen Erholungsfunktion einer Landschaft. Das das Jahr 1909 zurück, als der „Verein des Naturschutz- Programm des Verbandes Deutscher Naturparke (VDN) park Lüneburger Heide“ als erste deutsche Naturschutz- spricht davon, dass man sich „vorrangig am Leitbild einer organisation mit dem Ziel eines großflächigen Schutzes Kulturlandschaft ohne musealen Charakter“ orientiert. von Natur und Landschaft gegründet wurde. Doch erst Seit über 20 Jahren nun wird dieses traditionelle Hand- viel später, im Jahre 1956, forderte der Hamburger Natur- lungsspektrum der Naturparke – Naturschutz, Erholung schützer und Reeder, Dr. Alfred C. Toepfer, als Vorsitzen- und Tourismus – durch das Konzept der nachhaltigen der dieses Vereins für die Bundesrepublik Deutschland Entwicklung erweitert, angestoßen durch die Weltkonfe- ein Naturparke-Programm. renz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro. Die Nachhaltigkeitsidee fließt seither immer stärker in die In der Aula der Bonner Friedrich-Wilhelms-Universität praktische Arbeit vieler Naturparke ein. Das „Petersberger ging es am 6. Juni 1956 eigentlich nur um das routinemä- Programm der Naturparke in Deutschland“, das der VDN ßige Jahrestreffen des Vereins Naturschutzpark e. V. Doch vor 10 Jahren aufstellte, reicht vom verstärkten Einsatz für Alfred C. Toepfer, seit zwei Jahren auch hier Vorsitzender, die biologische Vielfalt über Umweltbildung und barriere- wusste das zu einem richtungsweisenden Statement zu freie Angebote bis zur nachhaltigen Regionalentwicklung nutzen. Vor den Augen und Ohren von Bundespräsident und Reduzierung der Flächeninanspruchnahme. Politik Theodor Heuss und Heinrich Lübke – seinerzeit Minister und Gesellschaft werden aufgefordert, Naturparke als für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten – stellte er ein strategische Infrastrukturleistung im Sinne der Nachhal- Zukunftsprogramm zur Einrichtung von 25 Naturparken tigkeit vor allem im ländlichen Raum zu begreifen. Die 12 in der Bundesrepublik vor. Das Programm war zusammen nordrhein-westfälischen Naturparke nehmen heute rund mit der Bundesanstalt für Naturschutz und Landschafts- 41 Prozent der Landesfläche ein. Ihre Partner vor Ort sind pflege – dem heutigen Bundesamt für Naturschutz – ent- die jeweiligen Kommunen, die in der Regel auch Träger worfen worden und enthielt einen festen Fahrplan: In den bzw. Mitglieder der örtlichen Naturpark-Organisationen nächsten Jahren sollten fünf Prozent des Staatsgebiets zu sind. Das Land NRW unterstützt die Arbeit der Naturparke „großräumigen Vorbildlandschaften“ des Naturschutzes in vielfältiger Weise, so etwa richtet das Umwelt- und Na- werden, zu großen Kulturlandschaften, die aus Natur- turschutzministerium alle drei Jahre einen Förderwettbe- schutzgründen und wegen ihrer besonderen Eigenart und werb für die besten nordrhein-westfälischen Naturparke Schönheit von herausragender Bedeutung sind. aus.

Aus diesem Impuls wurde innerhalb eines halben Jahr- zehnts eine breite Naturparkbewegung, die im Jahre 1957 Der Grundgedanke für die Naturparke mit dem ersten Naturpark „Hoher “ begann. war die Gleichrangigkeit von Natur- und Landschaftsschutz mit der Erholungs- funktion einer Landschaft 11 Naturparkgeschichte 12

Naturpark Arnsberger Wald 13

GEHEIMNISSE IMWaldmeer

Sagenhafte Geschichten sprudeln wie von selbst aus den halbdunklen Welten zwi- schen den Tälern von Möhne und Ruhr. Eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands gibt in diesem Naturpark eindeutig den Ton an. Insge- samt aber sind auf seinem Gebiet gleich vier reizvolle Landschaften zu entdecken. 14

Der ewig glitzernde Was für ein Zusammenspiel der Landschaften aber auch, von hoher Warte aus betrachtet. Hier die sanft ansteigende Möhnesee bietet mit Soester Börde mit ihren Äckern und Wiesen hinter dem ewig glitzernden Möhnesee, dort die schattigen Höhenzüge über 10 Quadratkilome- von Nordsauerland und Teutoburger Wald: ein himmel- weites, grünes Meer aus Nadel- und Laubhölzern zwischen tern ein hinreißendes den Flusstälern von Ruhr und Möhne. Diese Wasser und Wälder müssen sich heimlich verabredet haben, um in so Natur- und Erholungs- anmutiger Folge aufeinander zu wechseln – mal von stein- alten Höfen, mal von Hangdörfern an gewundenen Straßen gebiet. unterbrochen.

Die grandiose Aussicht auf den Naturpark Arnsberger Wald bekommt man nicht geschenkt. Genau 206 Stufen sind zu erklimmen, bevor die stählerne Wendeltreppe des Ende 2014 eingeweihten Möhneseeturms erobert ist. Die Belohnung folgt augenblicklich: Rund 40 Meter über dem Waldboden sieht das hier am Rennweg, Teil der Sauer- land-Waldroute, einfach erhaben aus. Über alle Hügel, in jeder Richtung reiht sich Wald an Wald, urwüchsig bis geheimnisvoll. So ist die aus Douglasienhölzern gefertigte Konstruktion mit ihrer leuchtturmartigen Dachhaube die beste Werbeplattform für 482 Quadratkilometer voller Naturschätze. 15 Naturpark Arnsberger Wald

„Wilde Welten im westfälischen Waldmeer“ – das offizielle lokale verleihen den Ufern das Flair einer westfälischen Motto des 1961 eingerichteten Naturparks, der sich vom Riviera. Einstige Bauerndörfer versprühen ureigenen Möhnesee übers Warsteiner Land bis zu den Briloner Höhen Charme. So wie bei Delecke, wo sich die Drüggelter Höfe erstreckt, fordert zum Staunen auf. Seine althergebrach- um eine zwölfeckige, der Grabkirche in Jerusalem nach- ten Buchen-, Birkenmoor- und Erlenauenwälder sind in empfundene Kapelle aus dem 12. Jahrhundert schließen. der Tat ebenso kostbar wie geheimnisvoll. Naturschutzge- biete schützen dieses Naturerbe auf großer Fläche. Jenseits davon taucht man am Südufer in den Arnsberger Wald. Hier ist gut loslaufen auf besonderen Abschnitten Mit etwas Glück kann man darin Feuersalamander und der Sauerland-Waldroute, die alle Sinne ansprechen. Dazu Kröten, Uhus und seltene Schwarzstörche, aber auch gehört die erneuerte „Naturpromenade Wasser & Wald“, Wildschweine und Rothirsche erspähen. Dazu das Sikawild, sie führt auf der Hevehalbinsel im Möhnesee auch zu eine halbhohe, ursprünglich ostasiatische Hirschart, die Rastplätzen seltener Wasservögel. Und der meditative zur vorletzten Jahrhundertwende durch die Jagdleiden- „Klangwald“, ein 3,5 Kilometer langer Rundkurs durch den schaft des Baron Freiherr von Donner in diese Breiten Eichwald, in dem man an zehn Stationen verschiedene kam und später ausgesiedelt wurde. Klangobjekte und somit eventuell sich selbst zum Schwin- gen bringen kann. Sowie der „Walderlebnispfad Bibertal“ Alles in allem sind in diesen Breiten aber gleich vier Land- beim Städtchen Rüthen, mit vielen hölzernen Skulpturen schaftsformen zu entdecken. Schmal und scharf wirft sich und Aktivstationen. Um die Ecke ist ein Seilgarten für im Norden, am Ausläufer der Hellwegbörden, der Haar- Menschen mit und ohne Behinderung und das „Wald- strang als sanfter Höhenzug an dicht besiedelten Mittel- schiff“ – der neue Info- und Ausgangspunkt für Wanderer lagen auf. Er stößt bald ans Möhnetal mit der 1913 er- plus Ranger inmitten des Waldmeeres, der mit voller richteten Talsperre und dem über zehn Quadratkilometer Absicht an eine Segeljolle erinnert. großen Stausee – ein hinreißendes Natur- und Erholungs- gebiet, in dem die 650 Meter lange Staumauer eine impo- Fortsetzung S. 17 sante Landmarke setzt. Wassersportler und Ausflugs- 16

Naturerbe „Mitteldevonischer Massenkalk“, sagt der Fachmann trocken, wenn er vom sogenannten Warsteiner Sattel spricht. Der Laie wird an gleicher Stelle deutlich emotionaler: Die prägnante, von einem Bachlauf unterspülte Felslandschaft im Bilsteintal beeindruckt mit ihrer surrealen Aura alle Besucherinnen und Besucher. Unterirdische VORSTELLUNG

Wie Korallenriffe ohne Wasser fühlt sich an, was sich da im Herzen des Natur- parks Arnsberger Wald an Gelände auftürmt. In etwa so ist das erdgeschicht- lich auch zu verstehen: Wo sich vor Millionen Jahren eine tropische Meeres- zone erstreckte, ist eine zerklüftete Kalkformation samt eines 1.850 Meter langen Höhlensystems stehen geblieben – bizarr wie eine Filmkulisse.

Erst 1887 wurde die Bilsteinhöhle von einem Waldarbeiter entdeckt. Wenige Tage später begannen die ersten Führungen durch den trockenen, 450 Meter weiten Bereich der Schauhöhle. Seither ist sie für jeden der erklärte Star in dem von Felsen, Dolinen und Bachschwinden geprägten Tal. Höhlenbären, -löwen und Rentiere wurden hier durch Knochenfunde nachgewiesen. Spuren menschlicher Besiedlung reichen bis zur Mitte der Steinzeit zurück. Sie deuten auf vorgeschichtliche Nutzung als Jägerstation bzw. Begräbnisstätte hin. All das und mehr wird bis zu 30.000 Besuchern übers Jahr anschaulich erklärt.

Am besten aber ist der natur- und kulturhistorische Schatz des Tals bei Füh- rungen durch das gesamte Areal zu verstehen. Dazu gehört vor allem der streckenweise unsichtbare, 9,5 Kilometer lange Bach. Als Bilsteinbach tritt er im Oberlauf ins Höhlensystem ein, um 300 Meter weiter, an einer Karstquelle beim Eingang zur Schauhöhle, als Hirschberger Bach wieder aufzutauchen. Mehr kann kein fließendes Gewässer tun, um geheimnisvoll zu wirken – etwa bei Laternenwanderungen und anderen Exkursionen. Ein Wildpark rundet das Gesamterlebnis Bilsteintal ab. 17 Naturpark Arnsberger Wald

Vom Möhneseeturm aus hat man einen grandiosen Ausblick auf den Arnsberger Wald

Zuletzt, im äußersten Süden, das Arnsberger Ruhrtal, das durch die naturnahe Entwicklung der oberen Ruhr nur gewonnen hat. Mit seinen blühenden Flussauen stellt es einen der anmutigsten Abschnitte am 253 Kilometer langen RuhrtalRadweg dar. Wasser und Wald sind auch hier ganz nahe beieinander, während andere Phänomene weiter Geheimnisse bergen. Etwa die unterirdischen, fast zwei Kilometer langen Bilsteinhöhlen bei Warstein, nahe dem anmutigen Wildpark: Schon vor 8.000 Jahren haben dort nachweislich Menschen gelebt. Oder die Kulturhöhle „Hohler Stein“ beim Flüsschen Lörmecke mit ihren verzweigten, nie ganz erschlossenen Gängen.

Hier wie dort leuchten spannende Führungen faszinieren- de Mikrowelten aus. Das Wundersame bleibt zwischen den tausend grünen Hügeln dieses Naturparks eben ein häufig wiederkehrendes Leitmotiv. Es steckt auch in den Sagenstationen, die entlang der Sauerland-Waldroute als Rast- und Zugangspunkte dienen. Sie geben schaurig- schöne Geschichten aus der Region wieder. Und neuer- dings auch in der „WaldKulTour Südwestfalen“, einem von der Landesregierung im Zuge der Regionale 2013 geför- derten Corso, der kultur- wie naturhistorisch bedeutende Stätten so barrierefrei wie möglich miteinander verbindet: Burgen und Bergbaurelikte, Landwehre und Grabhügel- felder, Felsklippen und Höhleneingänge, Bachschwinden und Moore.

Das eine ist schließlich nur der Überblick, von erhöhten Punkten wie Möhnesee- oder Bismarck-, Küppel- oder Lörmecketurm aus gewonnen. Das andere hingegen das besondere, unverwechselbare Detail, welches aus unmit- telbarer Nähe am besten wirkt – ein weiteres Geheimnis vielleicht – aus den Tiefen des wogenden Waldmeers.

Aufgrund von Ausgrabungen und Funden ranken sich zahl- reiche Mythen und Sagen um die Kulturhöhle „Hohler Stein“ im Lörmecketal 18

Naturpark Arnsberger Wald

Naturpark-Informationen Landschaftsinformationszentrum Touristische Informationen www.naturpark-arnsberger-wald.de www.liz.de www.sauerland.com 19 Highlights zum Naturerleben

Aktiv sein den Spuren Karls des Großen die Orte Umweltbildung Ense, Möhnesee, Warstein und Rüthen. Aussichten Auf der Strecke des ehemaligen Pen- Das Landschaftsinformationszent- Wer den Lörmecketurm, das Wahr- delzugs Pengel-Anton wurde der rum Wasser und Wald ist eine Um- zeichen der Sauerland-Waldroute Bahnkörper für einen Radweg herge- welt- und Naturschutzeinrichtung am zwischen Warstein und Eversberg richtet. Die Route verläuft südlich des Möhnesee in der ehemaligen Günner ersteigt, genießt vom höchsten Punkt Möhnesees durch den Arnsberger Mühle. Das LIZ – auch Informations- des Naturparks eine grandiose 360 Wald. Für Mountainbiker ein besonde- zentrum des Naturparks Arnsberger Grad-Panoramasicht über das Hoch- res Erlebnis ist die Bike-Arena Sauer- Wald – informiert erlebnisreich und sauerland bis hin zum Teutoburger land mit Downhill-, Trail- und Cross spannend über die Besonderheiten Wald. Ebenfalls beeindruckend der Country-Touren, insgesamt 37 Stre- des Kulturlandschaftsraums und die Weitblick vom Möhneseeturm, in der cken mit einer Gesamtlänge von rund ökologischen Zusammenhänge rund Nähe des Südufers im Bereich Kör- 1.400 Kilometern und 25.000 Höhen- um den Möhnesee und den Natur- becke, über die Soester Börde und metern (www.bike-arena.de). park (www.liz.de). Für Schulklassen den Arnsberger Wald. Der 18 Meter bietet das LIZ mehrtägige Erlebnisan- hohe Bismarckturm steht auf einer gebote an. Anhöhe des Höhenzugs „Haarstrang“ Kultur erleben nördlich von Delecke, einem Ortsteil Die FliessWege, ein 6 Kilometer lan- der Gemeinde Möhnesee. Museen ger Themenwanderweg, widmet sich Die Museen im Naturpark behandeln an 12 Stationen der Wasserkunde im Wandern geschichtliche, historische und hei- Lörmecketal (www.fliesswege.de). Die 240 Kilometer lange Sauerland- matkundliche Aspekte im Naturpark. Wasser hatte immer eine ganz beson- Waldroute durchquert auf dem Weg Im Haus Dassel in Warstein-Allagen dere Bedeutung für diese Gegend. Es von Iserlohn nach zu gro- geht es um die industrielle Entwick- fließt im Tal, verschwindet unter der ßen Teilen den Naturpark Arnsberger lung des Möhnetals (www.haus Erde, unterstützt dabei die Entste- Wald (www.sauerland-waldroute.de) -dassel.de). Das Heimatmuseum hung von Höhlen, versickert dann und ist auch für Ungeübte in Etappen Niederense westlich des Möhnesees wieder schnell im Kalk: Das Ergebnis ein idealer Wanderweg. An einigen präsentiert Relikte der Handwerks- sind sehr trockene Lebensräume. Erlebnispunkten werden Infos zu kunst und viel Geschichtliches aus Für die rund 60.000 hier wohnenden speziellen Waldthemen präsentiert. der Region (www.heimatmuseum Menschen ist dieses Wasser lebens- Themenwege sind u. a. der Erlebnis- -niederense.de). Im Museum Ketten- wichtig, denn sie werden aus den pfad Naturpromenade Wasser & Wald, schmiede in Warstein demonstrieren Lörmecke-Quellen mit Trinkwasser ein 3,6 Kilometer langer Uferweg zwi- Handschmiede noch die Kunst des versorgt. schen Torhaus und Delecker Brücke Kettenschmiedens (www.ketten entlang der Hevehalbinsel der Möhne- schmiede.de). talsperre oder die Arnsberger Aus- sichtsroute, ein 20 Kilometer langer, Baukunst Kultur, Geschichte und Natur verbin- Eine Wanderung hoch über dem Möh- dender Rundweg um Arnsberg. Der netal lädt zum Besuch der Drüggelter Walderlebnispfad Bibertal (2,3 km) Kapelle ein. Kreuzritter errichteten bei Rüthen führt alte und junge Besu- sie im 12. Jahrhundert als Sühneka- cher an zahlreichen Stationen in die pelle in Anlehnung an die Grabeskir- Adressen „Wunderwelt des Waldes“ ein. che in Jerusalem. Die 650 Meter lange und 40 Meter hohe Staumauer Zweckverband Naturpark Arnsberger Wald Radfahren des Möhnesees bei Günne wurde Hoher Weg 1–3, 59494 Soest Malerische Strecken entlang vieler Anfang des 20. Jahrhunderts errich- Tel. 02921 30-0 Sehenswürdigkeiten laden zum Rad- tet und war damals die größte Stau- Fax: 02921 30-2394 fahren ein, so der über 200 Kilometer mauer Europas. Ein Spaziergang auf [email protected] lange RuhrtalRadweg entlang der der 40 Meter hohen Mauer ist ein www.naturpark-arnsberger-wald.de Ruhr von Winterberg bis zur Rhein- beliebtes Ausflugsziel. mündung in Duisburg (www.ruhr Touristische Informationen talradweg.de). Die Kaiserroute von Meditativ geht es zu im Klangwald, Sauerland-Tourismus e. V. Aachen nach passiert auf der an die Sauerland-Waldroute Johannes-Hummel-Weg 1 anschließt, ein 3,5 Kilometer langer 57392 Schmallenberg Rundkurs mit Klangobjekten an 10 Tel. 02974 202190 Stationen. Fax: 02974 969833 Naturpark-Informationen Landschaftsinformationszentrum Touristische Informationen [email protected] www.naturpark-arnsberger-wald.de www.liz.de www.sauerland.com www.sauerland.com 20

Naturpark Bergisches Land 21

TAUSENDHügel UND EIN WASSERQUINTETT

Beeindruckende Weite und Vielfalt zeichnen den Landstrich zwischen Wupper und Sieg aus. Zwi- schen tausend grünen Hügeln wartet der dritt- größte Naturpark Nordrhein-Westfalens mit mitt- leren Höhenzügen und Talsperren, verschiefertem Fachwerk und „Bonten Kerken“ auf. Die regionale Landwirtschaft ist strategisch voll integriert. 22

Mitten in der lieblichen Plötzlich mutet die ganze Szenerie so lieblich und offen wie in einem Bilderbuch an. Nur wenige Kilometer hinter Szenerie aus Hügeln, den Stadtschluchten von Leverkusen werden die Stra- ßen nach Osten hin auf einmal zu kühnen Bögen. Sanft Wiesen und kleinen Ort- geschwungene Hügelketten teilen sich mit saftigen Wie- sen und kühlen Bachtälern den weiten Himmel. Kleine schaften erhebt sich verträumte Ortschaften verneigen sich mit verschiefertem Fachwerk und grünen Schlagläden vor dem Asphalt. Bis ein Sakralbau aus dem sich am stillen Lauf der Dhünn bald ein mächtiger Kirch- bau erhebt. Das erste Highlight im Naturpark Bergisches 13. Jahrhundert, der Land ist Zisterzienser-Mönchen zu verdanken. Sie sorgten mächtige Altenberger im 13. Jahrhundert dafür, dass an ihrer Abtei ein epochaler Sakralbau entstand. Heute ist der Altenberger Dom An- Dom. laufpunkt für Gläubige, Tageswanderer und Feingeister, die sich für das riesige Westfenster und die 7.000 Pfeifen der berühmten Klais-Orgel begeistern. Das zweite High- light folgt bald mit dem barocken Jagdschloss Bensberg, jetzt ein Nobelhotel. Und schon das dritte führt ins histo- rische Zentrum der Macht: Auf Schloss Burg in Solingen begründeteten die Grafen von Berg vor fast 900 Jahren ihre weitreichende Dominanz. 23 Naturpark Bergisches Land

Bergisch wurde zunächst also nur das Herrschergeschlecht, Zum 700 Kilometer langen Wegenetz gehören die Quali- nicht die Gegend genannt. Dennoch übertrug sich der täts-Fernwanderwege „Bergischer Panoramasteig“ (246 Name später wie von selbst auf die umliegenden Landstri- km, 12 Etappen) und „Bergischer Weg“ (262 km, 14 Etap- che. An den tausend grünen Hügeln, die von der Wupper pen), aber auch 25 reizvolle Erlebnistouren („Bergische bis hinunter zur Sieg reichen, ist eigentlich nur der Wech- Streifzüge“). sel der mittleren Plateaus zwischen 60 und 500 Metern konstant. Das macht den unverwechselbaren Reiz der Nordrhein-Westfalens drittgrößter Naturpark bündelt Puffer-Region aus, die der frühere Landesvater Johannes etliche Landschaftsräume. Mal sanfter und mal steiler Rau mal als „Bindestrich zwischen Nordrhein und West- wirft sich jenseits von Leverkusen das Land im Rheinisch- falen“ bezeichnet hat. Weil hier nicht mehr Rhein- und Bergischen Kreis auf. Unter dem Städtedreieck Rem- noch nicht Sauerland, sondern alles ganz schön eigen ist. scheid-Solingen-Wuppertal wirkt es als perfektes Erho- lungsgebiet. Blühende Obstgehölze werben im Frühjahr Rekordverdächtig wirkt die hohe Dichte an Trinkwasser- für die von sanftem Klima begünstigte „Obstkammer“ um und Freizeit-Talsperren. An ihren Wassern lässt sich ent- Leichlingen. Blanker Stahl grüßt programmatisch von der weder uneingeschränkte Ruhe genießen oder Wasser- grandiosen, 107 Meter hohen Müngstener Eisenbahnbrücke. sport treiben. Wupper-, Bever-, Neye-, Brucher- und In dieser Gegend wurde früher als anderswo Eisenerz Dhünntalsperre bilden eine beeindruckende Wasserland- verarbeitet, wie zahlreiche Museumshämmer und letzte schaft. Und kaum eine andere Gegend kann mit so vielen Werkstätten eindrucksvoll demonstrieren. Im Tal der Wup- historischen Ortskernen aufwarten, von Hückeswagen bis per gibt es noch einen Schleifkotten, im Kaltenbachtal zur Burg Blankenberg. Das ist nicht mal eben so abge- hat sich ein Schleifhammer behauptet. Dazu genießt das laufen, aber die vielfältigen Touren sind unter der Marke Deutsche Klingenmuseum in Solingen internationales „Bergisches Wanderland“ inzwischen neu verknüpft worden. Renommee.

Fortsetzung S. 25 24

Naturerbe Rekonstruktion einer Landschaft: Das wäre ein angemessener Titel für die Initia- tive von Naturfreunden, die sich unter Regie der Biologischen Station Oberberg um einen fast vergessenen Schatz im Herzen des Naturparks Bergisches Land bemühen.

Im „Homburger Ländchen“, nahe Bielstein, wurde rund um den 364 Meter hohen Immerkopf ein lange vernachlässigtes Landschaftsbild wiederhergestellt, ähnlich wie ein altes Ölgemälde. Und siehe, inzwischen ist so vieles wieder da: blühende Hangmoore und Feuchtheiden, kühle Sumpf- und lichte Niederwälder samt ihrer seltenen, hochspezifischen Fauna, vom Feuersalamander bis zur Langohr-Fledermaus.

WUNDERVOLLE Hängepartie

Wiederherstellung Es war eine Rettung im letzten Moment: Von den torfmoosreichen Hangquell- eines Landschafts- mooren an der Bergkuppe waren in den 80iger Jahren nur noch traurige Reste bildes im Hombur- übrig. Entwässerungsgräben hatten den sumpfigen Böden das Wasser entzo- ger Ländchen gen, neu aufgeforstete Fichtenbestände die vielen, zum Teil seltenen Moorge- wächse erheblich zurückgedrängt. Dann erwarb die NRW-Stiftung auf Initiative des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) ein insgesamt 65 Hektar großes Areal, um es seiner ursprünglichen Erscheinung wieder anzunähern. Ein Flur- bereinigungsverfahren regelte den Tausch von Flächen und Interessen mit den Waldbesitzern, ein Biotop-Managementplan taktete die naturnahe Entwicklung.

Heute gluckert es fast überall wieder im regenreichen Naturschutzgebiet Im- merkopf. Aus Bachläufen und Quellsümpfen, Nass- und Feuchtgrünland speist sich die unaufhörliche Wassermusik. Das ist der Soundtrack für eine große Vielfalt der Erscheinungen. Gelbe Moorlilien und der Mittlere Sonnentau ragen aus den nassen Böden, Moorbirken und Schwarzerlen summieren sich zu stillen Sumpfwäldern. Auf trockeneren Böden behauptet sich Niederwald. In seiner dichten Krautschicht, bevorzugtes Versteck für Waldschnepfe und Haselhuhn, gedeihen Salbei-Gamander, Siebenstern und Heidelbeeren. Naturbegeisterte Wanderfreunde sind davon nicht ausgeschlossen: Der „Bergische Panorama- steig“ etwa führt sie mitten durch den kostbaren Naturschatz. 25 Naturpark Bergisches Land

Spürbar höher schwingt sich weiter östlich der Oberber- gische Kreis auf. Er reicht vom kleinstädtischen Radevorm- wald bis nach Morsbach und Waldbröl hinunter, wo der üppige Naturerlebnispark „Panarbora“ viele Aktivitäten anbietet. Jenseits vom geschäftigen Gummersbach win- Traumblick über das Bergische Land auf dem den sich alte Landstraßen über dünn besiedelte Höhen, Baumwipfelpfad im Naturerlebnispark Panarbora manche Orte sind nahezu komplett in Schiefer gekleidet. Dazu zählt auch das urige Wipperfürth an der alten Eisen- straße, das schon im 13. Jahrhundert Stadtrecht erhielt und Mitglied der Hanse war. Oder das vornehme Nüm- brecht, ein nachgefragter Luftkurort mit dem neu insze- nierten Schloss Homburg. Und Engelskirchen mit dem Rheinischen Industrie-Museum sowie Schloss Ehreshoven, eine ehemalige Wasserburg.

In diesen Breiten stehen die „Bonten Kerken“, schlichte Gebetshäuser, die durch farbenfrohe Wandmalereien be- eindrucken, und viele bäuerliche Kleinbetriebe. Sie wissen den sauren Böden an niederschlagsreichen Hängen noch das Beste abzuringen. Die Naturparkinitiative „Vielfalt lebt“ hat spürbar dazu beigetragen, dass im Naturpark auch seltene bis vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen und Kulturpflanzen ihren Platz finden bzw. behalten. Auch sonst ist die regionale Landwirtschaft fest in die Natur- parkstrategien integriert – von den populären Gästefüh- rungen durch geschulte Landfrauen bis zu den Produkt- marken „Bergisch pur“ und „Vielfalt schmeckt“, die alle Spezialitäten in einem Netzwerk aus Partnerverbänden und -betrieben vermarkten.

Weiter südwestlich gelangt der Naturpark schließlich in den Rhein-Sieg-Kreis. Friedlich teilen sich Wasservögel, Wanderer und Kanuten die halboffenen Auen an der Sieg. Geschichtsträchtig sind die Reste der Burg Windeck, die den Machtbereich derer von Berg nach Süden absicherten, und das Museumsbergwerk Erzgrube Silberhardt. Und wie ein Zeitsprung wirkt die einstige Festungsstadt Blan- kenberg samt den sie umgebenden Häusern in Siegerlän- der Fachwerk-Romantik. Der Panoramablick reicht hier vom Felssporn ungehindert nach Norden, Richtung Kölner Stadtrand. Dort sind der Königsforst sowie das Natur- schutzgebiet Wahner Heide mit 700 Tier- und Pflanzen- arten in der Nachbarschaft von Militärkasernen zu entde- cken: Eine weitere Facette in den tausend grünen Hügeln.

Dhünntalsperre. Insgesamt gibt es hier außerordent- lich viele Trinkwas- ser- und Freizeit- Talsperren. 26

Naturpark Bergisches Land

Naturpark-Informationen Wanderportal Naturregion Sieg www.naturpark-bergischesland.de www.bergisches-wanderland.de www.naturregion-sieg.de 27 Highlights zum Naturerleben

Aktiv sein Wo Wege rot markiert sind, gehören seum in Engelskirchen auf dem sie zum Radverkehrsnetz NRW Gelände einer abgewickelten Baum- Aussichten (www.radverkehrsnetz.nrw.de). wollspinnerei und eines Wasserkraft- Der Müngstener Diederichstempel werks. in den Wupperbergen bietet mit Wassersport seinem Aussichtspavillon im neogoti- Mit insgesamt 16 Talsperren sticht Bonte Kerken schen Stil den perfekten Logenplatz der Naturpark nicht nur in NRW Zu den robusten, mit farbenfrohen mit Blick auf die Müngstener Brücke heraus. Die Agger-, Bever-, Brucher-, Motiven bemalten Gotteshäusern fin- (www.brueckenpark-muengsten.de). Lingse- und Wuppertalsperre sowie det jedes Jahr ein Kulturfestival statt. Im Süden des Naturparks galt der die Talsperre Diepental laden als Frei- An fünf Tagen und Orten in Folge Hohe Hardt (35 m) bei Morsbach zeit-Talsperren zu Erholung, Freizeit- werden Beiträge aus Kunst, Literatur, lange als höchster Turm, der grandio- sport oder beschaulichem Angeln Musik und Geschichte präsentiert se Blicke in die Naturlandschaft er- ein. Hier und da sind kleine, öffentli- (www.bunte-kirchen.de). möglicht. Die Aussichtsplattform im che Bäder wie das Strandbad Bruch nahen Naturerlebnispark Panarbora an der Aggertalsperre eingerichtet. bei Waldbröl toppt ihn inzwischen um Umweltbildung fünf Meter (www.panarbora.de). Kanuten können sich auf der Agger und an Talsperren austoben – oder Die Erhaltung und Vermittlung der Wandern von der Quelle bis zur Mündung in Biologischen Vielfalt ist eine wichtige Auf 700 Kilometern ausgewiesener den Rhein paddeln (www.wupper Aufgabe der im Naturpark angesie- Wege ohne extreme Gefälle lässt sich kanutouren.de). Auf der Sieg sind delten Biologischen Stationen: angenehm wandern. Sowohl der Kanu- und Raftingtouren möglich. Biologische Station Oberberg (www. Bergische Panoramasteig als auch biostationoberberg.de), Rhein-Berg der Bergische Weg queren als Fern- (www.biostation-rhein-berg.de), Mitt- wanderwege den Naturpark. Der Reiz Kultur erleben lere Wupper (www.bsmw.de) und die der Region ist besonders auf den Biologische Station im Rhein-Sieg- Bergischen Streifzügen mit seinen Nicht nur wegen der berühmten Kreis (www.biostation-rhein-sieg.de) 24, zwischen 4 und 15 Kilometern Klais-Orgel ist der Altenberger Dom langen Erlebnistouren zu spüren inzwischen mit über 100 Konzerten Das Entsorgungszentrum Leppe in (www.bergisches-wanderland.de). zu einem Zentrum der Kirchenmusik Lindlar zählt zu den modernsten Ent- Während das Bergische Wanderland avanciert (www.altenberger-dom sorgungsstandorten Europas. Hier überwiegend den nördlichen und musik.de). Auf Schloss Burg lädt das ist im Rahmen des Projekts :metabo- zentralen Bereich des Naturparks er- Bergische Museum zu einer sehens- lon über der Deponie eine Lernland- wanderbar macht, ist der Natursteig werten Zeitreise durch die Region schaft mit außerschulischem Lernort Sieg im südlichen Bereich zu finden. ein (www.schlossburg.de). Schloss entstanden (www.metabolon.de). Ergänzt durch die Erlebniswege Sieg Homburg (bei Nümbrecht) ist eine liefert dieser Qualitätswanderweg weitere markante Adresse für Kultur herrliche Fernsichten auf die Naturre- und Geschichte im Oberbergischen Adressen gion Sieg (www.naturregion-sieg.de). Kreis (www.schloss-homburg.de). Zweckverband Naturpark Bergisches Land Radfahren Industriegeschichte Moltkestraße 26, 51643 Gummersbach Vor allem auf den hübschen Land- Wo früher Klingen gefertigt wurden, Tel. 02261 9163100 straßen zwischen den Dörfern droht waren Schleifhämmer nicht weit: In Fax 0 2261 88-1888 wenig Autoverkehr. Genuss-Biker ra- der Schleiferei Wipperkotten, am [email protected] deln unbeschwert durch kühle Täler, Rande von Solingen-Leichlingen an www.naturpark-bergischesland.de sportlichere drehen ihre Runden be- der Wupper, werden in der histori- Bergisches Land Tourismus Marketing e. V. vorzugt mit dem Mountainbike, z. B. schen Doppelkottenanlage Schleif- Tel. 0212 88160673 im Bikepark auf dem Gelände von vorführungen dargeboten (www.wip www.die-bergischen-drei.de :metabolon (www.metabolon.de). perkotten). Außerdem führt die bergi- Das Bergische Weitere Touren sind im Portal der Rad- sche Museumsbahn zum Manuels- Tel. 02204 8430-00 region Rheinland mit Knotenpunkt- kotten, einer Schleiferei im Kalten- www.dasbergische.de netz und Navigations-App QuoRadis bachtal zwischen Wuppertal-Cronen- Naturregion Sieg beschrieben (www.radregionrhein berg und Kohlfurth (www.manuels Tel. 02292 19433 land.de). Ansonsten gilt: Der Fahrrad- kotten). Mitten in Solingen dokumen- www.naturregion-sieg.de park Schwalbe bietet im Ferienland tiert das Deutsche Klingenmuseum Touristikverein Reichshof genug Piste für alle und anschaulich regionale Industriekultur Bergischer Rhein-Sieg-Kreis e. V. Naturpark-Informationen Wanderportal Naturregion Sieg noch dazu drei Rundkurse (www. (www.klingenmuseum.de). Das gilt Tel. 02206 9047659 www.naturpark-bergischesland.de www.bergisches-wanderland.de www.naturregion-sieg.de ferienland-reichshof.de). ähnlich für das LVR-Industriemu- www.bergisch-hoch-vier.de

Naturpark Diemelsee

VON unten NACH

Bewaldete Höhenzüge, historische Stätten beziehungsweise Stollen und ein See wie aus dem Bilderbuch: Der oben Naturpark in Nordrhein-Westfalen ist weit mehr als eine Randerscheinung. Zwischen Brilon und Korbach hält er durch alle Jahreszeiten große Aus- sichten und Freizeitvergnügen vor. 30

Bis zum Spätherbst Was für ein gelungener Einstieg für alle, die sich vom Rande her nähern – etwa aus Südwesten, wo sich das Mittelge- tragen Lifte die birge des hessischen Uplands erhebt. Rund um , hinter der Landesgrenze, ziehen Berge und Schanzen Drachenflieger und Sport-Enthusiasten aller Leistungsstufen an. Bis zum Spätherbst tragen Lifte und eine moderne Kabinen-Seil- Downhillfahrer auf bahn die Drachenflieger und Downhillfahrer auf mittlere Höhen. Im Winter bedienen sie Skifahrer, während weiter mittlere Höhen. Im unten Langlaufloipen und Winterwanderwege auf jene Winter bedienen sie warten, die es gern etwas beschaulicher angehen. die Skifahrer. Und dann das eigentliche Zentrum, dieses blaue Herz, dessen Szenerie einem vertraut vorkommt, selbst wenn man noch nie da gewesen ist: Das einsame Segelboot, Kinder in Badehosen, der Campingplatz, das Pärchen, das von dem Motorrad mit Seitenwagen steigt. Die kleine Welt am Stausee der sieht wie eine perfekt kom- ponierte Landschaft für die Spielzeug-Eisenbahn aus. In Wahrheit ist sie eine Einladung in Lebensgröße: Wo das Hochsauerland ans Waldecker Land stößt und Westfalen an Hessen, zeigt dieser Naturpark sich von einer seiner anmutigsten Seiten. 31 Naturpark Diemelsee

Der Sommer ist ein 166 Hektar großer Spaß an diesem Sieben zertifizierte Wanderwege, von Diemel- über Rot- Wasser. In seinen klaren Gewässern tummeln sich Taucher haarsteig bis zur Sauerland-Waldroute, bieten oftmals und Surfer, Segler und Kanuten zwischen 16 Kilometer grandiose Aussichten auf Berg- und Moorbirkenwälder, Uferstreifen – eingefasst von bewaldeten, bis zu 600 Grün- und Sumpfland, blühende Hochheiden und einige Meter hohen Bergen. Der Blick von St.Muffert, Eisenberg der höchsten Erhebungen im Sauerland. , oder Kleiner Eschenseite offenbart eine Postkarten-Idylle, Hegekopf und Ettelsberg sind drei von neun Achthunder- die noch weitgehend unschuldig wirkt: Da unten haben tern am Rothaargebirgskamm und von den zum Teil recht sich Campingplätze und Kioske neben Restaurants und anspruchsvollen Pfaden des Uplandsteigs aus gut zu Hotelanlagen behauptet. Wer angeln möchte, kann mit sehen. Dieser führt auf seinem 64 Kilometer langen Rund- dem richtigen Köder auf Brassen und Forellen gehen. Aber kurs an allen neun Ortschaften Willingens vorbei – sowie auch kapitale Raubfische wie Hechte, Barsche, Zander, bei Kilometer 58 an einem mittelalterlichen Richtplatz des Aale und Welse gehören zum festen Bestand. kurkölnischen Gogerichts.

Insgesamt zwölf Jahre lang wurde an der 42 Meter hohen Geschichtsträchtig ist auch der Blick vom Turm der Ring- Staumauer in Helminghausen gebaut, seit 1924 dient sie wallanlage auf dem Hegeberg, wo die mythisch umrankte zur Wasserregulierung von Weser und Mittellandkanal. Schwalenburg stand – eine frühmittelalterliche Festung Und wenn der Naturpark Diemelsee so etwas wie eine mit drei Wallringen, die an ihren verfallenen Mauerfronten Seele hat, so ist sie hier. Zumindest während der Hoch- noch zu erahnen ist. Von dort schweift der freie Blick über saison, wenn sich der Jugendzeltplatz, Campingareale das anmutige Aarbachtal. Und grandios ist das Panorama, und Hotels rund um das jüngst aufgewertete Strandbad das sich nach einem steilen Anstieg auf dem Turm des mit den Sommertouristen füllen und ein Ausflugsschiff in 738 Meter hohen Dommel (bei Ottlar) präsentiert. Kleine kurzer Taktung zwischen den Ufern kreuzt. Aber auch die Wälder auf den Bergkuppen, grüne Wiesen an anmutig anderen Jahreszeiten können in diesen Breiten, die von geschwungenen Hängen – für Rothirsche, Schwarzspechte, den Briloner Höhen bis zum historischen Kern von Ober- Rotmilane und Rauhfußkäuze ein ideales Terrain. marsberg reichen, eigentlich nur gelingen. Fortsetzung S. 33 32

Naturerbe Die biologische Vielfalt der Natur ist in der Kulturlandschaft kein Vermächtnis, das sich von allein erhält: Als Folge des Klimawandels ändern sich viele Lebens- räume für Tiere und Pflanzen. Ihre Reaktionen und deren Wechselwirkungen kann man kaum früh genug beobachten, um etwaigen Verlusten gegenzusteu- ern.

Unter diesem Aspekt kommt dem 2014 im Naturpark Diemelsee gestarteten fortlaufenden Projekt „Biotopverbund“ eine richtungweisende Bedeutung zu. In mehrjähriger, wissenschaftlich begleiteter Fleißarbeit wird dabei registriert, ob und auf welche Weise hier beheimatete Arten eventuell ihre Lebensräume wechseln – wenn sie nicht gar völlig verschwinden.

FELDVERSUCH ZUM Klimawandel

Im Projekt Biotop- Das Talsystem der oberen Diemel dient für die von der Deutschen Bundes- verbund werden Re- stiftung Umwelt sowie den Ländern Hessen und NRW finanzierte Initiative als aktionen von Tieren Beispielregion. Mit fast 600 Metern Höhenunterschied bietet es genug Poten- und Pflanzen auf den zial für Wanderungsbewegungen, sodass Arten dem Klimawandel in höhere Klimawandel beob- achtet. Bild: Silber- Lagen ausweichen können. Deshalb erhoffen sich mit dem Naturpark Diemel- grüner Bläuling see, dem Naturschutzbund, der Abteilung für Ökologie der Universität Osna- brück, dem Verein für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerland und der dortigen Biologischen Station gleich fünf Akteure wertvolle Erkenntnisse. Wo stehen Ausweich-Reservoirs für bedrohte Arten zur Verfügung, wo gibt es Wanderungshindernisse usw.?

Die Resultate der Untersuchung werden die Grundlage für ein Maßnahmen- konzept bilden, das der Natur ebenso wie dem Naturschutz und der Regional- entwicklung dienen soll. Sein Ziel ist die Ermittlung eines Netzes miteinander verbundener Biotope, das langfristig das Überleben von Arten und Lebensge- meinschaften sichert – ein Biotopverbund als Klimaanpassungsstrategie. Dazu gehört ein Bergheiden-Projekt, das man in Kooperation mit dem Natur- park Sauerland-Rothaargebirge ab 2017 umsetzen möchte. 33 Naturpark Diemelsee

Blick auf Willingen, Treff- punkt für Wintersportler

Noch immer sind an vielen Rundwanderwegen die alten Grenzsteine zu sehen, die das Hessische vom Westfäli- schen auseinanderhielten. Nur ein Drittel des Naturparks liegt genau genommen in Nordrhein-Westfalen. Für die Besucher aber ist das ein einziges Erlebnisgebiet, von den grünen Bergen über den Stausee bis in die kühlen Täler seiner Zuflüsse Diemel und Itter. Es reicht auch noch ein gutes Stück weiter in östlicher Richtung sowie nach Süden bis zum doppelten Stadtring der mittelalterlich geprägten Hansestadt Korbach. Nördlich endet das Ge- biet an der Rolandsstatue und den Resten der Stadtmau- er von Marsberg, wo Karl der Große im 8. Jahrhundert die Sachsen aus der Eresburg vertrieb.

Diese wehrhaften Höhen, die den historischen Kern von ausmachen, waren schon in der Jungstein- zeit besiedelt. Hier gründete Karl der Große eine Kaiser- pfalz, der Benediktinerorden hingegen ein Kloster, das Papst Leo III. geweiht haben soll. Im Schatten der Stifts- kirche ist ein Pranger erhalten, er fungierte vor dem ehe- maligen Rathaus als öffentlicher Schandstein. Und weiter unten wurde früh nach Schiefer sowie Eisenerz für den Kupferbergbau gegraben. Wie es dort Tag für Tag zuging, zeigt eindrucksvoll der Kilianstollen als eines von vier Museen, die es in diesem Naturpark zum Bergbau gibt – eine beeindruckende Galerie vollständig aufgeschlossener Gesteinsbildungen von Oberdevon bis Unterkarbon.

Manches aus der reichen Geschichte rund um Marsberg ist noch gar nicht genauer zu Tage gefördert worden. So führten etwa mit der Via Regia und dem Römerweg zwei historische Straßen hier entlang. Das kann den Reiz die- ser stillen Ecke im äußersten Winkel Nordrhein-Westfalens eigentlich nur erhöhen. Ähnlich gilt das für den gesamten Naturpark, durch den sich traditionsreiche Heer- und Handelsstraßen ziehen: Er ist mit allen Wassern gewa- schen und doch nie vollständig entdeckt.

Den Bergbau hautnah erleben im Kilianstollen 5 34

Naturpark Diemelsee

Naturpark-Informationen Touristische Informationen Rad-Tourenportal www.naturpark-diemelsee.de www.sauerland.com www.bike-arena.de 35 Highlights zum Naturerleben

Aktiv sein Radfahren Der Geopfad Korbach (www.geopark Wer es lieber rollen lässt, fährt auf -grenzwelten.de) von der Korbach- Der Diemelsee, eingebettet in grüne dem Diemelradweg (www.diemel spalte bis zum Eisenberg bei Gold- Wiesen und Wälder ist ein Wasser-, radweg.de) entlang der Diemel von hausen zeigt, wie die heutige Land- Wander- und Freizeitparadies. Strand- der Quelle in Usseln bis zur Mündung schaft entstanden ist. Die Korbacher bäder gibt es in Helminghausen und in Bad Karlshafen. Oder auf dem Spalte mit ihren Millionen Jahre alten . Eindrucksvoll ist ein Alme-Radweg (www.alme-radweg.de) Fossilien sind ein „Muss“ für geolo- Spaziergang auf der 42 Meter hohen bequem entlang der Alme von Brilon gisch interessierte Menschen. und dem 194 Meter langen Damm der über Paderborn nach Schloss Neu- Diemelsee-Sperrmauer. haus. Ebenfalls meist steigungs- Museen frei ist der Möhnetalradweg (www. Das Wolfgang-Bonhage-Museum Aussichten moehnetalradweg.de) von Brilon zur Korbach bietet einen Rundgang durch Der Hochheideturm auf dem Ettels- Ruhrmündung in Arnsberg-Neheim. die 1.000-jährige Stadtgeschichte um berg (838 m) ist die höchste begeh- Mountainbiker treffen sich im Trail den Gold-, Eisen- und Kupferbergbau bare Erhebung in Nordwestdeutsch- GroundBrilon (www.bike-arena.de/ am Eisenberg (www.museum-korbach land und bietet einen fantastischen TrailGround-Brilon). .de). Das GeoFoyer Adorf widmet sich Rundumblick über den Naturpark. Ei- der Landschaft und Geschichte rund nen wunderschönen Panoramablick um den Diemelsee (www.diemelsee. auf den Diemelsee genießen kann man Kultur erleben de). Und eine Reise durch die Welt am Gipfelkreuz St. Muffert. Wer auf der Milch bietet das Upländer Milch- den Dommelturm (738 m) oder den Auf dem Burgring bei Schwalefeld museum in Willingen-Usseln (www. Georg-Viktor-Turm auf dem Gipfel des sind die Überreste einer Ringwallburg muhseum.de). Eisenbergs (562 m) bei Korbach-Gold- des frühen Mittelalters (8. bis 10. Jh.) hausen steigt, wird mit Fernsichten zu sehen. Im Kloster Flechtdorf, über das Sauerland belohnt. einer ehemaligen Benediktiner-Abtei Umweltbildung in der Gemeinde Diemelsee, sind die Wintersport Klosterkirche und das Konventsge- Natur interaktiv sehen, berühren Wintersportliebhaber sind am Diemel- bäude ein sehenswertes Baudenkmal und erleben kann man im Visionarium see zuhause. Die Eissporthalle in (www.kloster-flechtdorf.de). Sehens- Diemelsee (www.diemelsee.de). Willingen ist ganzjährig geöffnet. Die wert sind die historischen Stadtkerne Mühlenkopfschanze (www.weltcup von Brilon, Marsberg und Korbach Auf dem Kyrillpfad am Ettelsberg -willingen.de) ist die größte Skisprung- mit ihren gotischen, teils romanischen lassen sich die Auswirkungen eines schanze der Welt und Austragungsort Kirchen und Stadtmauern. In Ober- gewaltigen Sturms nachempfinden. von Weltcupspringen. Und der Winter- marsberg zeugen Stiftskirche, Niko- Weitere Lehrpfade sind der Wald- park Willingen (www.winterpark laikirche, Pranger, Rolandsstatue, lehrpfad Stryck mit 17 Stationen zur -willingen.info) bietet mit 22 Skiliften Benediktusbogen und Reste der Entstehung der Waldtypen und un- auf 18 Kilometern Abfahrten großen Stadtmauer von der historischen Be- serer Bäume sowie der 3,5 Kilometer Wintersportspaß. deutung Marsbergs. lange Walderlebnispfad mit 20 Stati- onen in Marsberg-Meerhof. Wandern Bergbauspuren Wanderer sind im Naturpark auf zum Im Dorf Goldhausen stößt man auf Teil zertifizierten Qualitätswander- Spuren der Goldgräber und gewinnt Adressen wegen unterwegs. Der Diemelsteig im Besucherbergwerk einen Einblick (www.diemelsee.de) ist ein anspruchs- in den Goldbergbau (www.goldspur Naturpark Diemelsee voller Wanderweg. Auf dem „Weg der -eisenberg.de). Im Eisenberg bei Waldecker Str. 12, 34508 Willingen Sinne“, dem Rothaarsteig (www.rot Korbach befindet sich Deutschlands Tel. 05632 40-1164 und -1124 haarsteig.de) gehts auf 3.139 Höhen- größte Goldlagerstätte. Im Besucher- Fax: 05632 401128 meter rauf und runter. Die Sauerland bergwerk Kilianstollen (www.kilian [email protected] Waldroute (www.sauerland-waldroute stollen.de) erlebt man auf einer Fahrt www.naturpark-diemelsee.de .de) summiert sich zu 240 mysti- mit der Grubenbahn die alte Tradition schen Wanderkilometern. Weitere des Kupferbergbaus. Rund um den Touristische Informationen beliebte wanderbare Wege sind u. a. Bergbau wurden zudem Themenwan- Sauerland-Tourismus e. V., der Uplandsteig (www.uplandsteig. derwege wie die Giershagener Berg- Johannes-Hummel-Weg 1 de) und der Sauerland-Höhenflug bauspuren (www.bergbauspuren.de), 57392 Schmallenberg (www.sauerland-hoehenflug.de). Bredelarer Bergbauspuren (www. Tel. 02974 202190 bergbauspuren-bredelar.de) oder der Fax: 02974 969833 Naturpark-Informationen Touristische Informationen Rad-Tourenportal Gewerkeweg Brilon-Olsberg (www. [email protected] www.naturpark-diemelsee.de www.sauerland.com www.bike-arena.de brilon-tourismus.de) angelegt. www.sauerland.com 36

Naturpark Dümmer 37

NAH AM WasserGEBAUT Feuchtgebiete sind die erklärte Spezialität im DümmerWeserLand. Zu beiden Seiten der Landesgrenze mit Niedersachsen locken Moor- und Heideflächen, Feuchtwiesen und ein großer Freizeitsee eine Vielzahl zum Teil seltener Wasservögel und aktive Natur- freunde an – anmutig eingefasst von zwei letzten Erhebungen. 38

Das Ochsenmoor am Was würde man wohl sehen, wenn man sich so einfach aufraffen könnte wie einer von den 100.000 Kranichen, Dümmer See. Für 280 die hier zum Herbst Station machen? Aus der Vogelper- spektive mag das DümmerWeserLand als eine einzige Vogelarten, darunter Feuchtwiese erscheinen, flach und melancholisch-weit hingestreckt wie eine holländische Polderlandschaft. Ein viele seltene Wasser- leuchtend grünes Passepartout, das dieses Bild von ei- nem See anmutig einfasst. Dennoch haben diese Breiten und Wiesenvögel, bietet an der Naht von Westfalen und Niedersachsen, die hier und da schon ziemlich nach Norden riechen, viel mehr der Naturpark ideale Facetten und Überraschungen zu bieten. Lebensbedingungen. Berge zum Beispiel wären, wo die ersten reetgedeckten Allein über 50.000 Häuser an schnurgeraden Entwässerungsgräben stehen, bestimmt nicht zu erwarten. Trotzdem wird der Naturpark Enten und Gänse über- Dümmer an zwei Ecken von bewaldeten Erhebungen be- grenzt. Ganz im Südosten, im westfälischen Kreis Min- wintern am Dümmer. den-Lübbecke, wölben sich mit jähem Schwung die Stem- weder Berge als letzter Ausläufer der mitteldeutschen Faltengebirge auf. Ein ovaler Buckel aus 70 Millionen Jahre alten Kreidekalken, der am Scharfen Berg immerhin 181 Meter über NN erreicht. Und im Nordwesten erhebt sich die dicht bewachsene Endmoräne der Dammer Berge – geologische Teenager, die vor gerade 200.000 Jahren durch eiszeitliche Stauchung entstanden sind. 39 Naturpark Dümmer

Die 141 Meter, die der Mordkuhlenberg als ihr höchster Das summiert sich zum Eldorado für Ornithologen, sie Gipfel misst, klingen für sich wenig spektakulär. Dennoch genießen auf acht Vogelbeobachtungsrouten und den eröffnet sein Aussichtsturm den Blick auf ein weitläufiges „Moor und Meer-Routen“ beste Einblicke – von den Panorama. Bis zum Horizont streckt sich da unten die Aussichtstürmen an allen Uferseiten wie vom Vogelbeob- Diepholzer Moorniederung mit 20 Hoch- und Niedermoo- achtungsstand am Osterfeiner Moor. Tendenz steigend, ren, in denen sich übers Jahr immer wieder andere Farben weil die 45 Quadratkilometer große Dümmerniederung nach vorne spielen. Schneewittchenweiß fruchtet zum konsequent zum Feuchtgebiet entwickelt wird, die sie vor Frühjahr das Wollgras, violett leuchtet im Spätsommer der Eindeichung des Sees (1953) mal war. Seit 1987 wur- die Heide, danach hüllen morgendliche Herbstnebel die den große Flächen am West- und Südufer aus Privatbesitz Szenerie wie tanzende Schleier ein. Und wo weder Moor erworben und über regulierbare Stauanlagen an den noch Heide ist, macht sich wieder Feuchtgrünland breit – Entwässerungskanälen wiedervernässt. So konnte unter naturnaher Lebensraum für Bruch-, Schilf- und Röhricht- Mitwirkung der Landwirte, die diese Feuchtwiesen nur pflanzen sowie rund 280 Vogelarten. schonend und außerhalb der Vogelbrutzeiten bearbeite- ten, ökologisch hochwertiges Feuchtgrünland entstehen. Es sind vor allem die Rand- und Übergangszonen am Wie etwa das Ochsenmoor in der Samtgemeinde Altes Dümmer, die mit ihren Niederungslandschaften unglaub- Land Lemförde, das sich mit seinen sumpfigen Wiesen lich viele, zum Teil seltene Wasser- und Wiesenvögel anlo- und Weiden von frühem Torfabbau und späterer Land- cken. Im EU-Vogelschutzgebiet brüten Uferschnepfen und wirtschaft schnell erholt – vom Aussichtsturm bei der Bekassinen, Trauerseeschwalben, Kampfläufer und Teich- Naturschutzstation nahe Haßlinge gut mitzuverfolgen. rohrsänger. Hier ziehen Grau-, Bläss- und Saatgänse, Pfeif-, Löffel-, Spieß- und Krickenten, Gänsesäger und Goldregen- Fortsetzung S. 41 pfeifer in größeren bis riesigen Schwärmen durch. Am nördlichen Seeufer, in den Huntebruchwiesen, werden wieder Fischadler gesehen. Und am südlichen Ufer hat sich vor einiger Zeit sogar das erste Seeadlerpärchen nieder- gelassen. 40

Naturerbe Sie können dunkel und geheimnisvoll wirken oder voll aufblühen in verblüffen- der Pracht – nur gleichförmig können sie einfach nicht, die Hochmoore in der Diepholzer Moorniederung und am Dümmer See.

Je nach Jahreszeit bzw. Wasserstand sind die beiden Hochmoore wechselhaft aufgelegt und stellen unverwechselbare Ökosysteme dar. Nach der letzten Eiszeit durch abschmelzende Gletscher geformt, spiegeln sich in ihnen über 10.000 Jahre Entwicklungsgeschichte. Das bringt ganz eigene Welten her- vor: Auf den nährstoffarmen Böden haben sich Spezialisten wie Sonnentau, Wollgras und Torfmoose breit gemacht. Dazwischen staken Bekassinen und Krickenten, nisten Kraniche und andere gefährdete Arten.

GRUSS AUS DER Eiszeit

Diepholzer Verschiedene Naturschutzverbände und Behörden haben dafür gesorgt, dass Moor größere Moorgebiete zuletzt aus der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen und wiedervernässt wurden. Dazu zählen das Oppenweher Moor, auf westfälischer Seite ein Naturschutzgebiet und weitere Bereiche der Diepholzer Moorniederung – ein insgesamt 24.000 ha großes Ensemble aus 15 Hochmooren. Verwandte Landschaftsräume wie Feuchtgrünland, Röhrichte, Seggenrieder und Bruchwälder haben davon ähnlich profitiert. Am Südufer des Dümmer etwa stehen das Ochsenmoor, der Huntebruch und die Hunte- bruchwiesen inzwischen unter Naturschutz und entwickeln sich zu Refugien für zum Teil seltene Vogelarten.

Gerade in den letzten Jahren wurde auf beiden Seiten der Landesgrenze viel getan, um Naturfreunden das Erlebnis Moor zugänglich zu machen. Alte Moor- bahnen, die früher Torf transportierten, bringen heute Besucher u. a. ins Uch- ter oder Neustädter Moor. Erlebnispfade wie der „Moorpadd“ bei Wagenfeld/ Ströhen garantieren beste Einblicke und festen Tritt. Dort ist auch das 2014 eröffnete Europäische Fachzentrum Moor und Klima zum Kompetenz-Center für Naturforscher und praktischen Moor- und Klimaschutz geworden. Seine Ausstellungen bringen Besuchern die immense Bedeutung der organischen Böden für den Klimaschutz nahe. Das ergibt viel Hintergrund zu einem reizvol- len Thema mit vielen Facetten. 41 Naturpark Dümmer

Für die Bewohner der anliegenden, ehemaligen Fischer- dörfer, die längst Ferienressorts sind, wie für die Besucher ist jedoch in erster Linie der Dümmer See selbst der Star. Hier finden Segler und Surfer optimale Bedingungen vor, hier tummeln sich Angler, Kanuten und Taucher. An der Ostseite gibt es mehrere Badebuchten, an der Westseite liegt der Olgahafen mit zahllosen Anlegeplätzen und einer Aalräucherei, die ihren unverwechselbaren Duft verbrei- tet. Der Wanderweg Dümmer, der Naturerlebnispfad Dümmer-Ufer und ein Radrundweg führen das ganze Jahr um den See herum. Am zweiten Sonntag im Januar, zur „Eiswette“, laufen Tausende zwischen Dümmerlohausen und Lembruch über das zugefrorene Wasser.

So viel Norden atmet der westfälische Teil des Naturparks nicht. Dafür führen gut ausgebaute Reit- und Wander- wege durch das bestens renaturierte Oppenweher Moor, eines der zehn wichtigsten Feuchtwiesengebiete in NRW; Torfmoose und Glockenheide sind hier verwurzelt. In der Ortschaft Oppenwehe steht auch die über 300-jährige Bockwindmühle als integrales Element der „Straße der Mühlen“, die durch den Kreis -Lübbecke verläuft. Hier ruhen kleine Orte mit historischem Kern zu Füßen der Stemweder Berge in sich selbst: das über 1.000-jäh- rige Levern, ein ehemaliger Stiftsort, das urige Brockum mit dem historischen Backhaus unter der alten Linde und einem der größten Viehmärkte der Region. Wehdem, Westrup, Arrenkamp: hier ein Heuhotel, dort ein Museums- hof oder ein Hofcafé.

Unübersehbar ragen darunter, zum äußersten Südosten, schließlich die Stemweder Berge als eines der kleinen deutschen Mittelgebirge auf, bedeckt von Buchenwäldern, in denen Blau- und Preiselbeeren, Besenheide und Maro- nen reifen. Eine kleine, halbdunkle Heimat für Dachse und Füchse, Bussarde und Habichte, Rotmilane und Schwarz- spechte. Darin sind auch Streuobstwiesen, ein Forstlehr- pfad und die Relikte eines Hügelgrabs aus der Bronzezeit zu entdecken. Noch so eine Mikrowelt, die jenseits der © Albert Sutmöller/Pixelio/www.pixelio.de Feuchtgebiete mit ihren eigenen Überraschungen aufwartet. Bild oben: Anlegeplätze im Olgahafen Bild unten: „Eiswette“ am Dümmer See 42

Naturpark Dümmer

Naturpark-Informationen Naturschutzinformations- Touristische Informationen www.naturpark-duemmer.de zentrum Hüde www.duemmer.de www.naturschutzring-duemmer.de 43 Highlights zum Naturerleben

Aktiv sein organisiert über die Saison zahllose rings Dümmer durch die Dümmer- Regatten (www.wg-duemmer.de). Mit niederung. Ein eigenes Programm für Aussichten einer maximalen Tiefe von 1,50 Meter Schüler „Unterwegs in der Natur“ Richtig hoch hinaus geht es hier nir- ist der See auch für Surfanfänger lädt zu Fledermausexkursionen und gends. Um so mehr wunderbare ideal, es gibt zwei Surfschulen. Kanu- anderen Entdeckertouren sowie zu Aussichten auf die Landschaft bieten ten lieben die Tour von der Hunte- sportlichen Waldjugendspielen ein zahlreiche Aussichtstürme: vier am Mündung durch den See. Andere (www.naturschutzring-duemmer.de). Dümmer, einer bei Haßlinge (direkt schwören aufs Stand-up-Paddeling. Die Naturschutzstation in Hüde be- am Naturerlebnispfad Dümmer) so- Fazit: Wer hier nichts findet, hat ein treut die Schutzgebiete in der Düm- wie zwei im Neustädter Moor. Über Problem mit Wasser. merniederung. Eine Ausstellung den Winter sind hier Bläss- und Grau- erzählt, wie die Natur um den Düm- gänseschwärme zu beobachten. 22 mer entstand, welche Rastvögel die Meter hoch ist die höchste Ebene des Kultur erleben Ökosysteme des Sees lieben und wie Mordkuhlenbergs am Wandel-Wald- die Natur durch den Naturschutz er- lehrpfad bei Dalinghausen, das reicht Kunst ist am Dümmer nicht zu über- halten wird. Direkt an der Station ist locker für Panoramablicke ins Clop- sehen: Zwischen Diepholz und dem der Eingang zum Naturerlebnispfad penburger Land. Dümmer, an der B 51, hat der Agenda durch das Ochsenmoor. 21-Förderverein einen Skulpturen- Wandern pfad mit Werken von zehn verschie- In den MOORWELTEN, ein modernes Der Rundwanderweg am Seeufer denen Künstlern unter dem Projekt- Erlebniszentrum mit wissenschaft- (18 km) ist der Tagesklassiker und namen „Die Sicht“ angestiftet (www. lichem Hintergrund in der Nähe des ohne größere Mühen zu absolvieren. die-sicht.de). Und in Hüde bittet die Neustädter Moores in Wagenfeld/ Daneben gibt es kürzere, geführte Künstlerin Gerlinde Buddrick im Ströhen, dreht sich alles um Moor, Vogelbeobachtungs- oder Naturer- Sommer zu ausgewählten Terminen Klima und Kraniche in Europa (www. lebnistouren (Infos auf Naturpark- in ihren privaten Skulpturengarten moorwelten.de). Das Barnstorfer Webseite), etwa in die Moorgebiete. am Schilfufer (www.skulpturengarten Umwelt-Erlebniszentrum, auf dem Der 4,5 Kilometer lange Naturer- -duemmersee.de). Gelände einer ehemaligen Erdgas- lebnispfad Dümmer führt von der Reinigungsanlage in der Diepholzer Naturschutzstation Dümmer durch Museen Moorniederung, erläutert die Zusam- das Naturschutzgebiet am Ochsen- Das Dümmer Museum in Lembruch menhänge von Umweltschutzbelan- moor. Größere Aufgaben stellen die zeigt die Geschichte und Kultur der gen (www.buez.biz). Fernwanderwege, die den Naturpark Region (www.duemmer-museum.de). streifen. Der gut hundertjährige Ähnliches findet sich imHeimatmu - Wittekindsweg (95 km) verläuft seum in Aschen (Kreis Diepholz) mit hinter am Kamm des vielen Exponaten zur Alltags- und Ar- Wiehengebirges bis nach Osnabrück. beitskultur. In der Dümmer Vogel- Der Ems-Hase-Hunte-Else-Weg (170 schau lernen die Besucher die Düm- Adressen km) reicht von Bad Rothenfelde bis mer Vogelwelt aus der Nähe kennen nach Lingen. (www.duemmer-vogelschau.de). In Naturpark Dümmer e. V. Rahden, Landkreis Minden-Lübbecke, Niedersachsenstr. 2, 49356 Diepholz Radfahren startet im Sommer eine Museums- Tel. 05441 976-1274 Ein weißes Siegel auf blauem Grund bahn ihre einstündige Fahrt durch Fax: 05441 976-1762 markiert den 27 Kilometer langen grüne Welten nach Uchte (www.muse [email protected] Radwanderweg Dümmer, der einmal umsbahn-rahden.de). www.naturpark-duemmer.de um den See führt. Flaches Profil findet sich auch auf den thematisch geord- Touristische Informationen neten Tagestouren. Zur Wahl stehen Umweltbildung DümmerWeserLand Touristik Dümmer-Dörfer-Tour (33 km), Düm- www.duemmer.de mer-Moor-Tour (40 km), Dümmer- Der Naturpark Dümmer und die Tel. 05441 976-2222 Kirchen-Tour (62 km). Naturschutz- und Umweltvereinigung Tourist Information Dümmerland Dümmer (NUVD) bieten Führungen www.duemmer.de Wassersport durch zertifizierte Natur- und Land- Tel. 05447 242 Am See geht fast alles, was in Bewe- schaftsführer an (www.naturpark Stemwede-Fremdenverkehrsamt gung hält. Es gibt drei Badestrände, -duemmer.de/naturerlebnisse-ent www.stemwede.de/Tourismus zwei in Lembruch und einen in Hüde. decken/naturfuehrer). „Natur erleben Tel. 05745 78899-207 Naturpark-Informationen Naturschutzinformations- Touristische Informationen Dazu kommen über 2.000 Hafen- im Naturpark Dümmer“ lautet das Tourist-Information Dammer Berge e. V. www.naturpark-duemmer.de zentrum Hüde www.duemmer.de liegeplätze an 18 Stellen für Segler. programmatische Motto für die zahl- www.dammer-berge.de www.naturschutzring-duemmer.de Die Wettfahrgemeinschaft Dümmer reichen Führungen des Naturschutz- Tel. 05491 996667 44

Naturpark NaturparkHohe Mark Hohe - Mark Westmünsterland Westmunsterland 45

VIELFALT IST EINAbenteuer

Der schnelle Wechsel ist die einzige Konstante in diesen Breiten zwischen Niederrhein, Metro- pole Ruhr und Münsterland: Gleich vier Land- schaftsbilder sind auf ihren eher flachen Reliefs zu entdecken. Das sorgt oberhalb der Ballungs- gebiete für hohen Freizeit- und Erlebniswert. 46

Die Idylle um das histo- Aufgewirbeltes Wasser glänzt kurz im Licht des späten Nachmittags, als die beiden Blässgänse zum Flug anset- rische Wasserschloss zen. Für einen zauberhaften Moment ist plötzlich Bewe- gung im Spiel. Dann entschwinden die Vögel Richtung Raesfeld, in Nachbar- Horizont, während die Idylle am See sich fast lautlos schließt. Irgendwo fliegt noch mal ein Kormoran in die schaft zum modernen Kulissen, und Haubentaucher gleiten schnurstracks ins dichte Schilf – als hätten sie von einem unsichtbaren Naturparkhaus: Seine Regisseur die Order erhalten, sich augenblicklich zurück- weitläufigen Anlagen zuziehen. durch den abwechlungs- So viel Frieden ist Alltag am Hullener Stausee, westlich von Olfen, und nicht nur dort. Auch die Heubach-Niede- reichen Renaissance- rungen und der Halterner Stausee glänzen in seiner Nähe mit Beschaulichkeit und gefiederten Fluggästen. Der Na- tiergarten laden zum turpark Hohe Mark - Westmünsterland kann nicht zuletzt auch Wasser, das zeigt er an allen Ecken und Enden. Mit Ausschweifen ein. seinen Nasswiesen und feuchten Wäldern, seinen Halb- mooren und eben den Stauseen im Osten, oberhalb der – zu jeder Jahreszeit ein ausgiebigeres Eintauchen wert. 47 Naturpark Hohe Mark - Westmünsterland

In einem der größten Naturparke Nordrhein-Westfalens In dem aus Sandstein geprägten Gelände sorgen häu- sind gleich vier reizvolle Landschaftsbilder zu entdecken figere Unterschiede im flachen Relief für sanft gewellte – neben Wasser- auch Wald-, Park- und Folgelandschaf- Szenerien, die dem Auge schmeicheln. In den weitläufigen ten. Das verspricht „Abenteuer mal vier“, um das offizielle Kulturlandschaften atmet die Seele durch. Und wie zum Motto zu bemühen. In diesem Sinne wurde zuletzt viel Ausgleich für große Unterschiede im Profil ist hier eine dafür getan, damit seine Besucherinnen und Besucher erstaunliche Vielfalt der Erscheinungen zu entdecken, die sich im raschen Wechsel stiller Welten schnell orientieren mehr als nur Kulisse sind. können – auf langen Wanderrouten etwa, zu Pferde und besonders mit dem Rad. Biker aller Art nehmen Radwege Hoch im Nordosten zieht sich die englisch angehauchte wie die flussbegleitende Römer-Lippe-Route, die abwechs- Münsterländer Parklandschaft vom Kreis Borken bis zum lungsreiche Hohe Mark Route oder Touren über ehemalige Vogelparadies der Dülmener Seen. Dazwischen liegt das Bahntrassen begeistert an: wenig Höhenunterschiede, viel ehemalige Moorgebiet des Merfelder Bruchs, das für Historie und Aussicht. Europas größte Wildpferdeherde feste Adresse geworden ist. Wenn am letzten Samstag im Mai die Junghengste Im grünen Raum zwischen Niederrhein, nördlichem Ruhr- eingefangen werden, herrscht hier für einen sehr publi- gebiet und Münsterland stoßen naturnahe Mischwälder ja kumswirksamen Tag eine Atmosphäre wie beim Rodeo. an allen Ecken auf offene Wiesen, Heide und kleinflächige Ganz in der Nähe liegen das Rekener Kuppenland und Äcker. Mal werden sie von eingestreuten Wallhecken oder ehemalige Truppenübungsplätze wie der „Fliegerberg“, Feldgehölzen, mal von Einzelhöfen oder Weihern an wenig die Borkenberge und Weißes Venn/Geisheide, wo sich frequentierten Landstraßen unterbrochen. Das ergibt halboffene Heide- und Moorgebiete unter militärischem kostbare Refugien oberhalb der Ballungszone an Rhein Schutz entwickelt haben. und Ruhr. Sie reichen auf einer 60 Kilometer langen Hori- zontalen von kühlen Bruchwäldern wie dem Diersfordter Fortsetzung S. 49 Wald bei Wesel bis zu den renaturierten Steverauen bei Olfen – bzw. vom Schloss Velen 40 Kilometer hinunter in den Hiesfelder Wald am Stadtrand von Oberhausen. 48

Naturerbe Sein Lauf ist keine 31 Kilometer lang, er reicht vom Hünsberg über mehrere mäandrierende Arme gerade bis zum Halterner Stausee. Mit den Niederungen zu seinen Ufern aber hat sich der Heubach oder Halterner Mühlenbach, wie er im Mündungsgebiet heißt, weithin Beachtung verschafft.

Hier reihen sich lange nach einem intensiven Torfabbau so viele Feuchtland- schaften, Heideflächen und Flachgewässer aneinander, dass sich in der Sum- me ein besonderer Naturschatz ergibt. Der zieht viele an: Wasser-, Wiesen- und Watvögel, Frösche und Kröten, Vogelkundler und Radtouristen. Wunderbare Spätfolgen, denn einst war das Weiße Venn zwischen Gescher und Merfeld das größte, zusammenhängende Hochmoor im Münsterland. Davon ist ein gewisser Nachlass mit Restflächen von Hoch- und Niedermooren geblieben – etwa der Kuhlenvenn, die Fürstenkuhle und der Merfelder Bruch. Woanders haben sich über Jahrzehnte verwandte oder andere, kleinflächige Biotope mit spezialisierter Fauna und Flora entwickelt. Etwa Heide- und Sandflächen sowie kieferbedeckte Dünen auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz; Flachge- wässer (Blänken) und Nassweiden, auf denen zum Mai Honiggras und Sumpf- dotterblumen in unverschämt farbiger Blüte glänzen.

VON DER Vielfalt IN FEUCHTEM GELÄNDE

Naturschutz- Nicht zufällig sind die kostbaren Areale um den Kuhlenvenn, die Fürstenkuhle gebiet in der Heu- (nördlich des Naturparks) und die Teiche des Herzogs von Croy Naturschutz- bachniederung gebiete geworden – Refugien für zum Teil seltene Tier- und Pflanzenarten. Dazu wurde im Rahmen des Programms „Natura 2000“ ein Vogelschutzgebiet ausgewiesen, das europaweit relevant ist. Schwarz- und Blaukehlchen, Krick- und Tafelenten, Austernfischer sowie der Große Brachvogel, von den Bauern nur „Vennetüte“ genannt, haben dort ihre Brutbestände. Bläss- und Kanada- gänse finden mit etlichen Kranichen Rastplätze über den Winter. Seltene Seg- genarten und Sumpfhornklee spiegeln sich in den Blänken.

Diese herausragende Vielfalt macht die Heubachniederungen zu einem attrak- tiven Ausflugsziel für Naturfreunde. Sie können die geschützten Gebiete per Rad auf landwirtschaftlichen Wegen durchstreifen. Unter der Regie der Biologi- schen Station Zwillbrock finden ausgiebige, naturkundliche Exkursionen statt. 49 Naturpark Hohe Mark - Westmünsterland

Die Westruper Heide ist eines der ältesten Naturschutzgebiete Nordrhein-Westfalens

Und hier stehen auch einige der schönsten Wasserschlös- ser und Burgen des Naturparks, über schattige Radwege bestens zu erreichen. Majestätisch ragt das ausgreifende Schloss Lembeck aus den flachen Wiesen um das Wald- gebiet „Der Hagen“ empor; 80 Rhododendron-Arten schmücken seinen englisch angelegten Park. Wuchtig wirken das Wasserschloss in Velen, heute Tagungs- und Sporthotel, und die zur Jugendbildungsstätte umfunktio- nierte Wasserburg Gemen. Außerdem ist da die Idylle um das historische Wasserschloss Raesfeld, in unmittelbarer Nachbarschaft zum modernen Naturparkhaus: Seine weitläufigen Anlagen durch den abwechslungsreichen Renaissancetiergarten laden zum Ausschweifen ein.

In den geschlossenen Waldgebieten der Üfter und Erler Mark findet man größere Rotwildvorkommen. Damwild lebt in den Wäldern der Hohen Mark und der Haard, die Einladung für Wanderer, Jogger und Reiter sind. Dazu kommen feuchte Waldgebiete, die sich vom Diersfordter Forst im Westen über Dämmerwald und Kirchheller Heide bis zum Naturerlebnisgebiet Üfter Mark erstrecken. Da wechseln schlanke Birken mit mächtigen Eichen, Kiefern und Fichten. Manchmal kann man auch am Tage Wild- schweine entdecken.

Deutlich lichter dann die Wasserlandschaften an Lippe, Stever und Issel, wo etliche Wasser- und Turmwindmühlen stehen, und das große Freizeit-Eldorado der Halterner Stauseen. Hier wird nicht nur ein Großteil des Wassers fürs Ruhrgebiet, sondern auch viel Badespaß für Graurei- her und Sommerausflügler generiert – Musterbeispiel für eine rekultivierte Landschaft, die vor 80 Jahren beim Auf- stau von Mühlenbach und Stever entstanden ist. Auch im Nordwesten profitieren anmutige Szenerien von stehen- den Gewässern, die durch Bergsenkungen, alte Tongruben oder Aussandung entstanden sind. Man findet sie in den Schutzgebieten von Dingdener Heide (bei Bocholt), Lich- tenhagen (nahe Wesel) und Loosenberge (bei Hünxe-Dre- venack), wo es so herrlich nach Wacholder riecht.

Ganz im Süden, oberhalb von Dorsten, eine ähnliche Oase: der Hervester Bruch. Wo 90 Jahre Bergbau den Boden ab- sinken ließen, sind inzwischen Feuchtwiesen entstanden. Darin lassen sich von Aussichtskanzeln aus nun Wasser- vögel sehen, urige Heckrinder, Wasserbüffel sowie Werner und Luise – ein fleißig brütendes Storchenpaar, das jeden Frühling zurückkehrt. So kommt frisches Leben in eine Folgelandschaft – und noch mehr Vielfalt in diesen Park der tausend Facetten.

Seebad Haltern 50

Naturpark Hohe Mark - Westmünsterland

Naturpark-Informationen Touristische Informationen Naturparkhaus www.hohemark-westmuensterland.de www.muensterland-tourismus.de www.naturparkhaus-raesfeld.de

51 Highlights zum Naturerleben

Aktiv sein Wassersport Schlösser und Burgen Mit seinem großzügigen Natursand- Weithin besticht das Schloss Lem- Aussichten strand und zahlreichen Freizeitange- beck bei Dorsten als eines der größ- Im flachen Land glänzt schon der be- boten wird der Halterner Stausee ten Wasserschlösser im Münsterland. scheidene Hügel. Und so ragen in der jeden Sommer wieder zum Wasser- Dazu gehören ein Barockgarten im Hohen Mark in der Nähe von Haltern sport-Eldorado. Hier geht Schwimmen französischen Stil, ein Heimatmuse- der Waldbeerenberg (146 m), der und Surfen, Segeln, Tret- und Ruder- um und zahlreiche Veranstaltungen Granatsberg (139 m) und der Galgen- boot, aber auch Beachvolleyball. Mit (www.schlosslembeck.de). Schloss berg (124 m) mit seinem 36 Meter dem Kajak kann man sich von der Raesfeld, heute Sitz der Akademie hohen Feuerwachturm heraus – und Stevermündung über den Mühlen- des nordrhein-westfälischen Hand- liefern tatsächlich weitreichende bach bis ins Münsterland vorpaddeln. werks, ist kulturhistorisch ein Höhe- Übersichten. Deutlich beschaulicher geht es am punkt im Naturpark, allerdings nur nahen Hullerner Stausee zu: Spazier- von außen zu besichtigen. Schloss Wandern gänger und Biker grüßen passionierte Velen beherbergt jetzt ein Sporthotel Im Naturpark sind Wanderwege als Vogelkundler. und die Wasserburg Gemen in Bor- Themenrouten und Rundwege ange- ken eine Jugendbildungsstätte. legt und ausgeschildert (www.hohe Reiten mark-westmuensterland.de/unter Das Münsterland ist mit über 100.000 wegs-im-naturpark/wandern). Auf Pferden und über 1.000 Pferdehöfen Umweltbildung 250 Kilometer Strecke summieren eine der pferdereichsten Regionen sich die Wege im Nordic Walking Park Europas (www.muensterland-touris Wie lässt sich regionaler Tourismus Hohe Mark zwischen den Orten Dül- mus.de). In der Reitarena Hard sind künftig noch nachhaltiger betreiben? men, Haltern am See, Heiden und gleich 250 Kilometer Reitpfade in Wie gleicht man rund um die 20 Wald- Reken, in denen kleinere Rundstre- einem Wegenetz gebündelt – darun- flächen im Westmünsterland die cken von drei bis 15 Kilometer Länge ter der Sieben-Berge-Weg mit etwas verschiedenen Interessen ihrer Nut- ausgeschildert sind: z. B. die male- Profil. Auf demIntegrativen Reitweg zer und Besucher aus? Das sind die rische Strecke um den Silbersee, zu (22 km) bei Altenberge garantieren Leitgedanken von WALDband, einem den Wildpferden im Merfelder Bruch fünf barrierefreie Stationen Menschen ambitionierten Projekt der Regionale oder durch Felder und Waldstücke zu mit und ohne Behinderung den pro- 2016. Unterstützt vom Regionalver- den Teufelssteinen (www.muenster blemlosen Zugang. Ein Highlight für band Ruhr, dem Landesbetrieb Wald land-tourismus.de/46135/nordic-wal Pferdeliebhaber ist der jährliche tradi- und Holz NRW und dem Naturpark king-park-hohemark). tionelle Wildpferdefang im Merfelder Hohe Mark - Westmünsterland wer- Bruch am letzten Samstag im Mai den dazu touristische Angebote aus- Radfahren (www.wildpferde.de). gebaut. Weitere Informationen unter Die 295 Kilometer lange Römer-Lip- www.waldband.de. pe-Route folgt der Marschroute der Legion Xanten an der Lippe entlang Kultur erleben durch das südliche Münsterland und den Teutoburger Wald nach Museen (www.roemerlipperoute.de). Die Na- Die große Zeit der Römer im rechts- turpark Hohe Mark Route führt auf rheinischen Germanien wird nahe dem 310 Kilometer langen Rundkurs ihrem einstigen Machtzentrum im durch die vielseitigen Landschaften. barrierefreien LWL-Römermuseum Isselburg am Niederrhein und Dülmen Haltern mit Römerpark Aliso perfekt im Münsterland sind von West nach nachvollziehbar. Über 1.200 Expona- Adressen Ost die äußersten Stationen. Die 3- te erzählen von der 19. Legion (www. Flüsse-Route verbindet auf 143 Kilo- lwl-roemermuseumhaltern.de). Im Naturpark Hohe Mark - Westmünsterland metern vor allem die Auenlandschaf- ehemaligen Gut Esseln bei Hünxe Geschäftsstelle ten von Niederrhein, Issel und Lippe. wohnte und arbeitete der Maler, Gra- Tourist-Info Raesfeld im Bei der großen 100 Schlösser-Route fiker und Bildhauer Otto Pankok – Naturparkhaus Tiergarten Schloss Raesfeld (960 km) sollte man sich jeweils für heute das Pankok Museum Haus Tiergarten 1/Hagenwiese 40 einen der vier Kurse (West, Ost, Nord, Esselt (www.pankok-museum-esselt. 46348 Raesfeld Süd) entscheiden. Jeder davon führt de). Dies sind nur zwei Beispiele für Tel. 02865 60910 vorbei an historischen Herrschafts- die vielen Museen im Naturpark Hohe [email protected] sitzen durch die Parklandschaft der Mark - Westmünsterland. Weitere fin- www.naturparkhaus-raesfeld.de Radregion Münsterland. (www.muen det man unter: www.hohemark-west Naturpark-Informationen Touristische Informationen Naturparkhaus sterland-tourismus.de). muensterland.de/unterwegs-im Touristische Informationen www.hohemark-westmuensterland.de www.muensterland-tourismus.de www.naturparkhaus-raesfeld.de -naturpark/kultur/museen www.muensterland-tourismus.de

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Naturpark Nordeifel 53

ÜBER ALLE Grenzen HINWEG

Hochmoor und Mittelgebirge, Stauseenplatte und Trockental: Im deutsch-belgischen Natur- raum jenseits von Aachen zieht die halbwilde Natur beinahe alle Register. Wer hier eintaucht, betritt eine ungeglättete Welt für sich – mit vielen reizvollen Landschaftsformen, vom Hohen Venn bis zur Hocheifel. 54

Holzstege führen durch Man kann ziemlich schnell die Übersicht verlieren zwi- schen diesen tief eingeschnittenen Tälern, den dicht fast unberührte Land- bewaldeten Höhen. Sie halten den staunenden Besucher umfangen und geben ihn so schnell nicht wieder her. schaften, entrückt und Genau das ist aber auch das Besondere, Kostbare daran. Eine eigene, urwüchsig erscheinende Mikrowelt, die weiter geheimnisvoll wirken die weg zu sein scheint als es objektiv der Fall ist: Welche Adresse könnte unterhalb der Schnellstraßen nach Aachen Hochmoore. und Köln besser für eine Auszeit geeignet sein?

Der weitläufige Naturraum von Hohem Venn und Eifel ist verwegen genug, um sich über alle Grenzen zwischen Belgien und Deutschland, Nordrhein-Westfalen und Rhein- land Pfalz locker hinweg zu setzen. Und so bildet der Naturpark Nordeifel in Nordrhein-Westfalen mit angren- zenden Naturparken in Rheinland-Pfalz und Belgien den Deutsch-Belgischen Naturpark Hohes Venn-Eifel. Ein in- ternationaler Naturpark, der auf 2.700 Quadratkilometern von Nord nach Süd, also von bis hinter Prüm, gleich ein ganzes Ensemble eigenartiger Landschaften bereithält. Und wirklich jede davon ist für sich bereits eine ausgiebige Expedition wert – auf bestens erschlossenen Wander-, Rad-, Reit- und Kanuwegen. 55 Naturpark Nordeifel

Entrückt bis geheimnisvoll wirken die Hochmoore und Ausflugsschiffe im Charter- und Linienverkehr, während blühenden Heideflächen, die sich vom Hohen Venn im sich auf den Wassern wie am Ufer Angler und Wanderer, belgischen Eupen-Malmedy bis in die Venn-Eifel erstre- Biker und Kanuten tummeln. cken. Auf geführten Touren über Holzstege zeigt sich eine weitgehend unberührte Landschaft – häufig umweht von Die Eifeler Seenplatte ist das vitale Kernstück des Er- Nebelschleiern und dazugehörigen Schauergeschichten. lebnisses „Nordeifel“. Sie durchzieht auch den einzigen Sanft gewellt schließt sich östlich davon das Vennvorland Nationalpark des Bundeslandes, der sich innerhalb des mit fruchtbaren Böden an. Besonders im Monschauer Naturparks auf 107 Quadratkilometern bis hinunter nach Land prägen dichte, haushohe Buchenhecken die Szene- Wahlerscheid erstreckt (siehe Kapitel „Nationalpark rie. Sie schützen Felder und Höfe vor Wind und Schneewe- Eifel“). Weiter südlich schließen sich raue, entlegene hen. Jedes Frühjahr blühen üppige Narzissenwiesen in den Landschaften an – von den bewaldeten Bergrücken der Grenztälern auf. Ähnlich malerisch gibt sich die vielfältige Hocheifel bis zu den sumpfigen Talauen und Steilufern Flora in den Trockentälern der Kalkeifel, wo Wacholder auf des Ourtals oberhalb von Luxemburg. Zum Osten schließt wasserdurchlässigem Kalkgestein sein Parfum verströmt. der Naturpark bald hinter der Naturschutzstation in Bad Münstereifel ab. Es gluckert dazu fast überall in diesen Breiten. Die Flüsse und Bäche Erft und Urft, Rur und Our, Olef und Prüm zie- Zu den Spuren von Rothirsch, Wildkatze und anderer, hen sich als blaue Adern durch die mitunter recht tiefen zum Teil gefährdeter Arten, kommen die Spuren früherer Täler. Insgesamt gibt es im Naturpark 15 Stauseen und Kulturen. Steinalt, aber abschnittweise gut erhalten ist Talsperren. Nirgendwo wird das feuchte Element indessen eine Trinkwasserleitung der Römer. Sie lässt sich mit über so sehr zum Thema wie in der Rureifel. Zwischen Schmidt 50 Hinweisen auf dem 116 Kilometer langen „Römerkanal- und Gemünd speisen Rur und Urft hier einen dreifach Wanderweg“ (von Nettersheim bis Köln-Sülz) nachver- gestauten Großsee. Er liefert Trinkwasser und hält einen folgen. lebhaften Tourismus in Schwung. In der Saison pendeln Fortsetzung S. 57 56

Naturerbe Es sind gerade 16 Kilometer von Kreuzau-Untermaubach bis Heimbach-Hausen, aber für Naturfreunde steckt in diesem Abschnitt des Rurtals eine komplette, unverwechselbare Welt. Sie könnte ohne Probleme die Kulisse für einen Wes- tern abgeben, denn was sich da im Norden des Naturparks an Felsen aufwirft, sieht kühn bis verwegen aus.

Steile Wände und Türme, bizarre Vorsprünge und Klüfte: Spektakulärer als hier geht es kaum. 90 Felsformationen summieren sich zu einem über 220 Millio- nen Jahre alten Gesamtkunstwerk aus kieseldurchsetztem Buntsandstein und gefaltetem Schiefer. Das bis zu 45 Meter über dem Flusstal aufragende En- semble aus der Trias ist die Heimat für eine hochsensible, speziell angepasste Fauna und Flora – und schon deshalb von ganz besonderem Wert. Massive ARGUMENTE

Buntsandstein in Mauereidechsen und Schlingnattern finden hier von der Sonne erwärmte den zerklüfteten Nischen. Mit etwas Glück sind Uhus, Wanderfalken und verschiedene Fleder- Abschnitten des maus-Spezies zu sehen. Alles bedrohte Arten, die man in NRW sonst kaum Rurtals noch erleben kann. Ähnlich gilt das für so viele, zum Teil seltene Farne, Flech- ten und Moose, für Auwaldreste, Hochstauden und das Heidekraut, in dem allein 300 Insektenarten hausen. Grund genug, die Zugänge für Wanderer auf ausgewiesene Wege zu beschränken – und das populäre Klettern auf beson- dere Zonen. Neue Haken in den Felsen sowie der Gebrauch von Magnesium sind inzwischen obsolet, das gehört zum schwierigen Kompromiss zwischen Sportaktivisten und Naturfreunden. Dennoch sind der „Kletterpark Nordeifel“ und das „Kieselklettern“ weit über die Region hinaus bekannt.

Wer sich in den zerklüfteten Abschnitten des Rurtals bewegt, kann beide Impulse verstehen – den Wunsch, die kostbare Idylle zu bewahren ebenso wie die Lust, das aktiv zu erleben. Blenser Felsen und Effels, Christinenley und Hochkoppel: Überall lässt der Buntsandsteinfels seinen überwiegend rötlichen Charme spielen. Ein geologischer Schatz, von den steilen Burgen in Nideggen und Heimbach angemessen eingerahmt. 57 Naturpark Nordeifel

Wie im Mittelalter ragen Burgen, Abteien und historische Ortskerne aus der Landschaft heraus, darunter Herr- schaftssitze sowie Refugien für Trappisten und Benedik- tiner. Über 100 historische Befestigungen, Schlösser und Klöster zeugen von der facettenreichen Geschichte der Region. Zahlreiche Baudenkmäler erinnern an vergangene Industrie-Epochen. Zelten in freier Landschaft – einzigartig in NRW

So stammen die denkmalgeschützten Herrenhäuser in Monschau aus der stolzen Ära europaweit geschätzter Tuchmacher. Der montanhistorische Pingenwanderpfad mit Start in Kall erzählt wiederum von Eisenverhüttung und dem Tagwerk der Köhler – ähnlich wie die Besucher- bergwerke in Hellenthal (Grube Wohlfahrt) und im einsti- gen Erzbergbau-Städtchen Mechernich (Grube Gün- nersdorf). Geschichte wird hier so anschaulich erlebbar wie die Natur, zu der übers Jahr an die 1.000 Veranstal- tungen steigen, darunter die Narzissenwanderung im deutsch-belgischen Frühling oder herbstliche Pilzwan- derungen. Mehr als 40 Wanderrouten und Erlebnispfade stehen zur Auswahl, allen voran der 313 Kilometer lange Eifelsteig von Kornelimünster bis Trier.

Wer sich in diesen Welten verlieren will, kann sich auch per Rad, zu Pferde oder im Kanu, manchmal auch auf Inlinern bzw. Skiern sowie im Fesselballon annähern. Allen, die dabei auf Komfort lieber verzichten, stehen nun die „Eifel-Trekking-Plätze“ zur Verfügung: hölzerne Plattfor- men für Rucksack und Zelte, auf denen sich so günstig wie naturverbunden übernachten lässt. Außerdem bietet die Initiative „Eifel barrierefrei“ ein breites, integratives Programm für Menschen mit Handicap an. Zu seinen über 50 Angeboten gehören barrierefreie Pfade, Führun- gen in Gebärdensprache, Tastgegenstände in Museen und verschiedene Angebote für Menschen mit und ohne Behinderung.

Übersicht ist außerdem noch möglich, und wie: An über 60 markanten Punkten sind die „Eifel-Blicke“ eingerich- tet. Dort warten informative Panorama-Tafeln und der „Eifel-Sitz“, ein auf dem Rücken liegendes, hölzernes „E“, auf alle, die sich eine Pause gönnen – mit exklusivem Ausblick, grenzenlos. Ein Wanderbuch und eine Webseite bieten verschiedenste Routen an – inklusive der kulinari- schen Premiumwanderung „Eifel-Blicke genießen“.

Barrierefreier Moorpfad in Dahlem 58

Naturpark Nordeifel im Deutsch-Belgischen Naturpark Hohes Venn

Naturpark-Informationen Naturerlebnisangebote Touristische Informationen www.naturpark-eifel.de www.eifel-expeditionen.eu www.eifel.info 59 Highlights zum Naturerleben

Aktiv sein Wassersport von Monschau, und lohnend in der Auf dem Rursee ist viel Freizeit und „Senf-Stadt“ der Besuch der über Aussichten Sport möglich, aber im Interesse der 100-jährigen Senfmühle (www.senf Herausragende Stellen gibt es bei Natur geht nicht immer alles zu- muehle.de). den kühnen Profilen des Naturparks gleich. In Einruhr und Rurberg gibt es ohne Ende. Die schönsten Aussichten Naturbäder, in Woffelsbach wurde Die Abtei Mariawald nahe Heimbach bündeln die „Eifel-Blicke“ mit über eine neue Badestelle eingerichtet. ist Deutschlands einziges, männliches 60 markanten Stationen (www.eifel In Rurberg gibt es eine Kanustation. Trappistenkloster. Sein Laden (mit -blicke.de). Geangelt wird auf dem See bevorzugt Buch- und Kunsthandel) sowie Gast- vom Boot aus (www.rursee.de). stätte und Likörfabrik sind einen Wandern Abstecher wert (www.kloster-maria Der 313 Kilometer lange Premium- Reiten wald.de). Wanderweg Eifelsteig führt von Das Programm Eifel zu Pferd listet Kornelimünster, einem Ortsteil von ausgewiesene Touren und qualitäts- Aachen, bis nach Trier. Die 15 Etap- geprüfte Wanderreitstationen mit Umweltbildung pen sind zwischen 14 und 29 Kilome- Verleihpferden (www.eifelzupferd.de). ter lang und bewältigen insgesamt Im Wasser-Info-Zentrum Eifel in Heim- über 15.000 Höhenmeter (www. bach fließt vieles zusammen, was mit eifelsteig.de). Auf dem 12 Kilometer Kultur erleben Natur und Umwelt zu tun hat oder die langen Pingenwanderpfad rund Geschichte der Wassernutzung ins um Kall tauchen Wanderer dank 21 Museen Bild setzt (www.wasser-info-zentrum Schautafeln tief in die Geschichte des Sowohl die Grube Wohlfahrt in Re- -eifel.de). Das WaldPädagogikZent- regionalen Eisensteinbergbaus ein scheid (bei Hellenthal) als auch die rum Eifel im Freilichtmuseum Kom- (www.eifelverein.de/kall/verein). Eine Grube Günnersdorf in Mechernich mern verbindet durch authentische noch ältere Geschichte erzählt der sind längst zu Besucherbergwerken Walderlebnisse Umweltbildung und neu überarbeitete Römerkanal-Wan- mit täglichen Führungen übers ganze spielerische Auseinandersetzung mit derweg. Auf den 116 Kilometern von Jahr umfunktioniert. Plastischer der Natur (www.kommern.lvr.de). Im Nettersheim bis Köln (7 Etappen) und kundiger lässt sich die regionale Naturzentrum Eifel im Nettersheim gibt es über 50 Info-Stationen an Geschichte des Bleierzabbaus und geht es darum, Natur und Geschichte römischen Relikten (www.roemerka seiner Verhüttung nirgends erfahren neu zu entdecken. Zu den Angeboten nal-wanderweg.de). Der Naturpark (www.grubewohlfahrt.de; www.berg zählen u. a. das Römerstraßen-Info- bietet jedes Jahr Eifel-Expeditionen baumuseum-mechernich.de). Eine zentrum, der Archäologische Land- zu Natur, Landschaft und Kultur an. komplette Tour durch frühere Zeiten schaftspark und Ausstellungen zu Dazu gehören Führungen durch die bietet das Freilichtmuseum Kom- zahlreichen Naturthemen (www. Narzissengebiete ebenso wie Exkur- mern (bei Mechernich) an 365 Tagen naturzentrum-eifel.de). Zahlreiche sionen ins Hohe Venn oder ausge- im Jahr. Häuser und Höfe, Werkstät- barrierefreie Angebote findet man wählte Fahrradtouren (www.eifel ten und Mühlen etc. addieren sich unter www.eifel-barrierefrei.de. -expeditionen.eu). zum historischen Ensemble – inklu- sive alter Haustierrassen (www. Radfahren kommern.lvr.de). Das Eifelmuseum Das Radwegenetz ist bestens ausge- in Blankenheim zeigt die Geschichte baut und wird durch fahrradfreund- von Landschaft und Menschen in der Adressen liche Hotels sinnvoll ergänzt. Speziel- Eifel (www.eifelmuseum-blankenheim). le Touren führen durch die Rhein- Naturpark Nordeifel e. V. Eifel, die NRW-Eifel oder entlang alter Auf der Burg Nideggen werden re- im Deutsch-Belgischen Naturpark Bahntrassen, über Viadukte und durch gelmäßig Führungen (auch fremd- Hohes Venn-Eifel Tunnel (www.eifel.info/radfahren). sprachlich) durch das Burgenmuse- Bahnhofstraße 16, 53947 Nettersheim Mountainbiker zieht es vor allem zum um angeboten (www.kreis-dueren. Tel. 02486 9111-17 Trailerpark Vulkaneifel und dem de/burgenmuseum). Konzerte, Fax: 02486 9111-16 MTB-Park Hürtgenwald. Nicht zu ver- Ausstellungen und Workshops geben [email protected] gessen: die Radarena am Nürburgring. Einblicke in mittelalterliche Kultur. www.naturpark-eifel.de Touren: www.freifahrt-eifel.de Sehenswert sind die Herrenhäuser Touristische Informationen Eifel Tourismus GmbH Kalvarienberg 1, 54595 Prüm Tel. 06551 96560 Naturpark-Informationen Naturerlebnisangebote Touristische Informationen [email protected] www.naturpark-eifel.de www.eifel-expeditionen.eu www.eifel.info www.eifel.info 60

Nationalpark Eifel 61

Weitgehend ungesteuerte Pro- zesse sind das Ideal des Entwick- lungs-Nationalparks im Herzen der Eifel. Hier gehen naturnahe Landschaftsräume den wilden Weg zu sich selbst zurück. Ihre Besucherinnen und Besucher dürfen ihnen dabei zusehen – als stille Teilhabende einer beein- druckenden Vielfalt von Wald, DER Wasser und Wildnis. Wildnis AUF DER SPUR 62

Kann man in einen Wald Wer sich in diese kühlen, halbdunklen Mischwälder stürzt, bekommt schon mal eine Ahnung davon. Unter dem Dach so wie in Wasser ein- wuchtiger, bis zu 200 Jahre alter Rotbuchen und knorriger Eichen findet eine naturnahe Landschaft zu sich selbst tauchen, völlig von einem zurück. Das ist ein spannender, fortwährender Prozess, und wer sich auf den Wegen an ein paar Regeln hält, darf Element umgeben? daran teilhaben. Gleichberechtigt mit der Mauereidechse, die da über einen Felsbrocken flitzt; mit Buntspechten, Und wie fühlt sich das Uhus, Schwarzmilanen und den heimischen Wildkatzen, eigentlich an, wenn alles die hier „Kleine Eifeltiger“ heißen. auf Ansage sich selbst Der Kermeter ist ja kein kleines Wäldchen, das man mal eben so im Vorbeigehen durchstreift, sondern das ökolo- überlassen, also immer gische, 36 Quadratkilometer große Herz- und Prunkstück im Nationalpark Eifel. Ein durchgehender Höhenzug mit wilder wird? Steilhängen und Wäldern, der schon jetzt das größte, ge- schlossene Buchenwaldgebiet zwischen Eifel und Arden- nen darstellt. Er fängt gleich unter dem hell schimmernden Rursee an, um sich weiter unten sowie zum Osten hin aus- zustrecken. Bis er im Süden sehr anmutig an Oberlauf und Stausee der Urft stößt. 63 Nationalpark Eifel

Mit mehr als zwei Dutzend murmelnden Fließ- bezie- – vom dichten Kermeter-Wald bis zum offenen Grasland hungsweise fünf Stillgewässern und der programmati- der Dreiborner Hochfläche, die 60 Jahre Truppenübungs- schen Zielsetzung, so naturnah wie irgend möglich zu platz war. Das ist das ganze Jahr hindurch spannend. Zum werden. Dafür wird im Schutzgebiet nach und nach auf Frühjahr verwandeln Millionen Wildnarzissen die Talwie- Nutzungen verzichtet. sen im Süden in ein gelbes Blütenmeer. Im Sommer duf- ten Wildkräuter auf den Waldlichtungen. Im Herbst lässt „Natur Natur sein lassen“ lautet das ehrgeizige Motto des der brunftige Rothirsch von sich hören und zum Winter einzigen Nationalparks auf NRW-Gebiet. Wie die Steige- verraten Schneespuren den Auftritt des „Eifeltigers“. rung einer guten Idee liegt er im Deutsch-Belgischen Naturpark Hohes Venn-Eifel, von Köln und Aachen jeweils Wer das aus der Nähe erfahren will, wird an den fünf nur eine knappe Stunde entfernt. Langfristig sollen 87 stufenlosen Nationalpark-Toren mit zahlreichen Info- und Prozent seiner 107 Quadratkilometer großen Fläche sich Serviceangeboten empfangen. Sie kombinieren multime- selbst überlassen sein. Bis dahin wird in ausgewählten Be- diale Ausstellungen zur Fauna und Flora mit Übersichten reichen dafür gesorgt, dass sich die heimischen Laubwäl- und Vorschlägen zu Touren auf erlebnisreichen Naturwe- der weiter ausbreiten können – ganz bewusst auf Kosten gen. Vor allem der 85 Kilometer lange „Wildnis-Trail“ ist der Nadelbäume, die in diesen Breiten nicht heimisch dabei zum offenen Geheimtipp avanciert. Er führt geübte sind. Später soll die gezielte Naturpflege auf besondere Wanderer in vier Tagesetappen durch sämtliche Natur- Managementzonen beschränkt bleiben, um dort etwa welten des Nationalparks, vom südlichen Ende an der die artenreichen Mittelgebirgswiesen entlang zahlreicher belgischen Grenze bis zur Nordspitze bei Nideggen. Das Bäche zu schützen. ist ein fordernder Parcours mit eingebauten Panorama- blicken auf Obersee und Urftstaumauer sowie Übernach- Die biologische Vielfalt, die dadurch angebahnt wird, tungen in zertifizierten Qualitätsunterkünften, die sich macht sich längst an allen Ecken bemerkbar. auf die Bedürfnisse des Wandervolks eingestellt haben. Ausgebildete Waldführer, wahlweise mit Fremd- oder Sie alle finden in verschiedenen Naturräumen ihren Platz Gebärdensprache, stehen zur Disposition. 64 Nationalpark Eifel 65

Es geht natürlich auch kürzer. Der „Wilde Kermeter“, bar- rierefrei für Menschen mit und ohne Behinderung, bündelt rund sechs Kilometer ebene Wege. Sie führen durch Rot- buchenhaine auch zum Aussichtspunkt Hirschley, wo der Rursee grandios sichtbar wird. Ein ertastbares Bronze- modell gibt das Profil der Landschaft wieder. Seit Mitte 2014 gehört auch der „Wilde Weg“ dazu: Ein kurzweiliger, 1,6 Kilometer langer Erkundungspfad für Naturfreunde mit und ohne Behinderung, der mit zehn überwiegend interaktiven Stationen über Waldentwicklung, Wildnis und Vielfalt, aber auch die Auswirkungen von Stürmen informiert. Nirgendwo lassen sich Zusammenhänge sinn- licher, spielerischer erfahren, ist man einmal dem urigen Holzsteg zu Beginn des Parcours gefolgt.

Mittel und Wege zu finden, um auch Menschen mit Behin- derungen die gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen: Das ist in diesem Nationalpark früh Programm gewesen und wird mit stufenlosen Zugängen und innovativen Info- angeboten konsequent umgesetzt. Für Schwerhörige bzw. gehörlose Menschen werden Bildbeiträge mit Untertiteln 2 und Gebärdensprache angeboten. Optisch kontrastreiche, ertastbare Bodenleitsysteme führen in Höfen und Nideg- gen durch die Nationalpark-Tore. Ertastbare Präparate und Informationen in Punkt- und Schwarzschrift machen Ausstellungen auch für sehbehinderte bzw. blinde Gäste attraktiv. Viele Hinweise sind wahlweise in leichter ver- ständlicher Sprache abrufbar. Parallel dazu machen sich nun immer mehr Hotel- und Gastronomiebetriebe in der Region barrierefrei. Kein Naturfreund wird ausgeschlos- sen auf diesem halbwilden Areal, auch Reitern und Skilan- gläufern werden reizvolle Möglichkeiten eingeräumt.

Und keine Uhrzeit: Mit Einbruch der Dunkelheit wird gera- de der Himmel über dem Nationalpark sehr interessant. Dann genießen verzückte Laien und Hobby-Astronomen den von Lichtverschmutzung weitgehend ungetrübten Blick ins weite Firmament. Insbesondere vom Sternwart- gelände am Forum Vogelsang aus, wo auch die Astrono- mie-Werkstatt „Sterne ohne Grenzen“ zu Hause ist. Seit das offizielle Prädikat „Sternenpark Nationalpark Eifel“ der International Dark-Sky Association verliehen wurde, hat hier ein wahrer Run auf die „Spätvorstellungen“ einge- setzt. Freie Aussicht auf die Milchstraße – noch so ein Al- leinstellungsmerkmal in dieser abenteuerlichen Gegend. 66

Naturerbe Himmelsstürmer AUF HÖHE VOGELSANG 67 Nationalpark Eifel

Zum Einbruch der Dunkelheit wird Harald Bardenhagen oft noch mal richtig aktiv. Wenn die letzten Besucher das Ausstellungs- und Bildungszentrum Forum Vogelsang auf der Dreiborner Höhe verlassen, beginnt er wenige hundert Meter weiter damit, seine Instrumente aus der Astronomie-Werkstatt „Sterne ohne Grenzen“ in Stellung zu bringen.

Er fährt dann mehrere Teleskope und Großfeldstecher auf, um angemeldeten Besuchern später exklusive Einblicke zu gewähren. Hier oben an der B 265, auf 509 Meter über Normalnull, sind die Sternbilder am Nachthimmel eben viel bes- ser, weil weitgehend ungetrübt zu sehen. Deshalb kann der passionierte Astro- nom vor Ort auch so beeindruckend demonstrieren, was es zu bewahren gilt.

Der Schutz der Natur hört im Nationalpark Eifel mittlerweile nicht bei Wildkat- zen und -narzissen, Bibern und Buchen auf. Er bezieht auch die Nacht mit ein, die hier noch richtig dunkel sein darf – weit mehr als in den künstlich erleuch- teten Ballungsräumen um Köln, Bonn oder Aachen. Das ist kein Nebenschau- platz der Ökologie, wie Bardenhagen aufklärt – bei den angeleiteten Sternen- beobachtungen zum Wochenende, auf Workshops und Multimedia-Präsentati- onen. Die Nacht ist schließlich der Taktgeber für den „zirkadianen Rhythmus“ vieler Lebewesen, tag- oder nachtaktiv. Auch etliche physiologische Prozesse des menschlichen Organismus brauchen ihn als Signal. Sonst kommt es zu Irritationen, die in der Folge Erkrankungen nach sich ziehen können und ganze Arten im Bestand bedrohen – Zugvögel, Fledermäuse, Insekten.

In diesem Sinne gilt der „Sternenpark Nationalpark Eifel“ als eine der letzten Oasen der natürlichen Nacht. Er ist 2014, zehn Jahre nach der Gründung des Nationalparks, von der International Dark-Sky Association (IDA) als dem welt- weiten Dachverband offiziell anerkannt worden. Alle Natur darin wird vor den Auswirkungen der andernorts grassierenden Lichtverschmutzung bewusst geschützt. Eine „Insel der natürlichen Dunkelheit“ also, wie Bardenhagen es nennt. Der Überzeugungstäter hat einen sicheren Job in der Computerindus- trie aufgegeben, um in der Nationalparkregion voll in seinem Element zu sein. Er lebt die Begeisterung fürs spannende Thema mühelos vor und weiß Zuhörer mit seiner direkten, undogmatischen Art schnell in den Bann zu ziehen.

Die können bei den abendlichen Beobachtungen zum Wochenende Himmels- körper und Konstellationen entdecken, die einfach nur staunen lassen. Rund 5.000 Sterne sind in völlig klarer Nacht schon mit bloßem Auge zu erkennen. Diese Zahl lässt sich mit einem Hochleistungsteleskop um ein Vielfaches poten- zieren. Einhorn, Hydra, Virgo, Orion: Von den 88 gelisteten Sternbildern sind in ungetrübter Vogelsanger Nacht rund 55 auszumachen. So wird das Firma- ment über der ehemaligen Ordensburg zum Showroom für eine fortgesetzte Kampagne: Verblüffte Zeugen können augenblicklich erfassen, wie viel ihnen woanders durch den sogenannten „Lichtsmog“ entgeht.

Bardenhagen lässt die Sterne für sich und gegen die Lichtverschmutzung sprechen, die nachweislich um sechs Prozent pro Jahr zunimmt. Wenn das Wetter dies nicht zulässt, bietet er ersatzweise auch Vorträge zum Thema an. Dabei erfahren seine Zuhörer, wie man künstliches Licht so ausrichten kann, dass die Atmosphäre dadurch kaum beeinträchtigt wird, und weshalb LED- Leuchten nicht immer die beste Lösung sind. Das einhellige Echo auf die abend- lichen Veranstaltungen bestätigt Bardenhagen, dass etwas daran richtig sein muss. Sein Fernziel ist die Ernennung des Sternenparks samt eines 15 Kilo- meter breiten Streifens zum Sternenreservat – eine IDA-Auszeichnung, die in Deutschland bisher nur eine Region an der Rhön erhalten hat. Die Unterstüt- zung durch den Nationalpark und umliegende Gemeinden weiß der Astronom schon heute auf seiner Seite. 68

Nationalpark Eifel

Naturpark-Informationen Touristische Informationen Nationalpark-Zentrum www.nationalpark-eifel.de www.eifel.info www.vogelsang-ip.de 69 Highlights zum Naturerleben

Aktiv sein Ausstellungen und Umweltbildung Informationszentren Aussichten Sternenpark Besonders schöne Aussichten bieten Nationalpark-Zentrum Die Astronomie-Werkstatt „Sterne die Eifel-Blicke (www.eifel-blicke.de) Die Erlebnisausstellung Wildnis(t)räu- ohne Grenzen“ bietet regelmäßig im Nationalpark an vielen Wander- me ermöglicht spannende Reisen auf öffentliche Himmelsbeobachtungen routen und Orten: z. B. der Feuer- den Spuren von Wildnis und biologi- auf dem Sternenwarten-Gelände im wachturm im Wolfgarten oder die scher Vielfalt. Das Nationalpark- Besucher- und Ausstellungszentrum Seenlandschaft vom Felsvorsprung Zentrum ist Teil der internationalen Forum Vogelsang an. Die National- Hirschley aus. Begegnungs- und Bildungsstätte parkregion Eifel ist eine der wenigen Vogelsang IP. Damit befindet es sich Orte in Deutschland, in denen man Wandern an einem historisch-außergewöhnli- die Milchstraße noch mit eigenen An fünf Tagen in der Woche können chen Ort in Panoramalage über dem Augen sehen kann. Auch ein Ergebnis Besucher kostenfrei mit Rangern und Urftsee. der reduzierten Lichtverschmutzung Waldführern des Nationalparks wan- im Sternenpark, das Schutzgebiet im dern, eine Anmeldung ist nicht er- Nationalpark-Tore Nationalpark für den Sternenhimmel. forderlich. Die Rangertour Wilder Die Nationalpark-Tore sind erste Neben dem nächtlichen Naturerleb- Kermeter führt z. B. sonntags durch Anlaufstellen im Nationalpark. An nis dient die reduzierte Lichtver- den Naturerlebnisraum Wilder Ker- den Nationalpark-Toren erhalten die schmutzung vor allem dem Schutz meter und die zukünftige Wildnis im Besucher allgemeine touristische der Natur und Artenvielfalt. (www. Nationalpark. Für individuelle Wande- Informationen und in den Ausstel- nationalpark-eifel.de/sternenpark) rungen sind ausgearbeitete Strecken lungen einen Überblick über den als markierte Themen-Touren-Rund- Nationalpark. Dazu gibt es Tipps zu Wildnis-Werkstatt Düttling wege ausgewiesen. Der Wildnis-Trail Wanderungen und aktuellen Veran- Die barrierefreie Bildungseinrich- (85 km) führt in vier Tagesetappen staltungen. tung in der Nähe von Heimbach ist mit jeweils zwischen 18 und 25 Kilo- Anlaufstelle für Schulklassen und metern quer durch das Schutzgebiet. Nationalpark-Tor Simmerath-Rurberg Kinder-Jugendgruppen. Das rund Der Schöpfungspfad ist ein Projekt Ausstellung: Lebensadern der Natur rund 100 Hektar große Waldgebiet ist des Netzwerks „Kirche im National- Seeufer 3 allein jungen Menschen mit und ohne park“ bei Simmerath-Hirschrott und 52152 Simmerath-Ruhrberg Behinderungen vorbehalten. In Tages- als meditative Wanderung konzipiert. Tel. 02473 93770 programmen und Wildniscamps Weitere Touren sind u. a. Wanderrund- dreht sich alles um Wildnis gestalten, wege im Narzissengebiet Monschau- Nationalpark-Tor Schleiden-Gemünd leben, wahrnehmen und erforschen. er Land und auf der Dreiborner Hoch- Ausstellung: (www.nationalpark-eifel.de). fläche. Einige Routen sind auch für Knorrige Eichen, bunte Spechte, Menschen mit Behinderungen ge- spannende Waldgeschichte(n) eignet, so im barrierefreien Naturer- Kurhausstraße 6 lebnisraum Wilder Kermeter und auf 53937 Schleiden-Gemünd dem Naturerkundungspfad Wilder Tel. 02444 2011 Weg mit zehn Stationen zu Wald, Wildnis und biologischer Vielfalt im Nationalpark-Tor Heimbach Nationalpark. GPS-Daten für die Ausstellung: Waldgeheimnisse Wanderrouten gibt es auf der Natio- An der Laag 4 nalpark-Webseite. 52396 Heimbach Tel. 02446 8057914 Adressen Radfahren Von den 240 Kilometern Wanderwe- Nationalpark-Tor Monschau-Höfen Landesbetrieb Wald und Holz NRW ge sind 104 Kilometer ausgewiesene Ausstellung: Nationalparkforstamt Eifel Fahrradwege. Ein Netzwerk für den Narzissenrausch und Waldwandel Urftseestraße 34, 53937 Schleiden-Gemünd Verleih von Fahrrädern und auch Hauptstraße 72 Tel. 02444 9510-0 Pedelecs ist vorhanden. Im National- 52156 Monschau-Höfen Fax: 02444 951085 park ist das Fahren nur auf freigege- Tel. 02472 802507 [email protected] benen Wegen erlaubt. www.nationalpark-eifel.de Nationalpark-Tor Nideggen Reiten Ausstellung: Schatzkammer Natur Touristische Informationen Insgesamt 65 Kilometer Reitspuren Im Effels 9 Eifel Tourismus GmbH Naturpark-Informationen Touristische Informationen Nationalpark-Zentrum verlaufen parallel zu den Wanderwe- 52385 Nideggen Tel. 06551 96560 www.nationalpark-eifel.de www.eifel.info www.vogelsang-ip.de gen. Tel. 02427 3301150 www.eifel.info 70

Naturpark Rheinland 71

NATUR ZUMAnfassen Im Süden der niederrheinischen Bucht, zwischen Rhein und Eifel, sorgt ein abwechslungs- reicher Naturpark für den wirk- samen Interessenausgleich von Mensch und Natur. An renaturierten Seen und alten Handelswegen, in weitläufigen Laubwäldern und auf vulkani- schem Gelände: Überall steht aktive Erholung an erster Stelle. 72

Im Naturpark Rheinland Der Geist kommt schnell zur Ruhe unter dem schimmern- den Dach, das Buchen und Stieleichen mit ihren Kronen geht es immer um einen bilden. Gleichzeitig ist so gut wie immer Bewegung im Spiel. Wo könnten Erholungssuchende und Naturfreunde Ausgleich der Interessen auch unbesorgter ausschreiten, joggen, reiten oder Rad fahren? Und wo sonst fänden sie mehr als 40 Seen vor, von Natur und Mensch. an denen vieles möglich ist – Graureiher und Eisvögel beobachten etwa, aber auch eine spritzige Runde mit dem Er ist als Erlebnisraum Wakeboard oder Monoski? zum Anfassen entwickelt Die kühlen Laubwälder auf dem renaturierten Ville-Rücken worden, eine grüne Lunge zwischen Frechen und Brühl mögen nicht besonders alt sein. Sie wurden erst vor knapp hundert Jahren aufgefors- für die Menschen. tet, als die Restgruben im ausgebeuteten Braunkohle- gebiet durch aufsteigende Grund- und Oberflächenwasser in viele, kleine Seen verwandelt wurden. Den Mangel an Urwuchs haben sie jedoch längst wettgemacht. Wo riesige Bagger ihre eisernen Zähne in die Erdschichten schlugen, wird heute gesurft statt geschürft – sowie nach Belieben gebadet und geangelt. 73 Naturpark Rheinland

Im Naturpark Rheinland geht es immer um einen Aus- um Köln mit hochwertigem Trinkwasser aus der Eifel zu gleich zwischen den Interessen von Natur und Mensch, versorgen. Längst ist der 116 Kilometer lange „Römerkanal- der hier sehr erfolgreich wirtschaftet. Der Naturpark Wanderweg“ durch zwei Naturparke (Hohes Venn-Eifel Rheinland wurde von Beginn an als Erlebnisraum zum und Rheinland) ein Highlight unter den Erlebnispfaden Anfassen entwickelt, eine grüne Lunge für 1,2 Millionen dieser Region – neben den Wegen der Jakobspilger, der Bewohner und rund 2 Millionen Anrainer jenseits von Köln Feuerroute und der Wasserburgen-Route. und Bonn. Das hat eine erstaunliche Vielfalt hervorge- bracht. Zwischen Rhein und Eifel, in der südlichen Spitze Immer wieder stößt man auf alte Herrschaftssitze. Dazu der niederrheinischen Bucht, zeigen sich auf fast 1.100 gehört etwa das Schloss Paffendorf mit dem Braunkohle- Quadratkilometern gleich neun verschiedene Land- Museum, Schloss Türnich bei Kerpen, die Wasserburg schaftsräume. Das reicht von den Hainen und Fluren der bei Bedburg, Schloss Gracht samt historischem Park und westlichen Bördelandschaften über den Höhenzug der Vil- nicht zuletzt das geschichtsträchtige Schloss Gymnich, le bis weiter hinunter zu den sonnenverwöhnten Rheinau- beide in Erftstadt. In der Gymnicher Wasserburg stiegen en und den Vulkankegeln im Drachenfelser Ländchen. einst Staatsgäste ab, von Nixon bis Honecker, bevor die irische Kelly-Familie einzog. Inzwischen wurden die Anla- An den ersten Handelswegen zwischen Köln, Trier und gen unter neuem Besitz gründlich renoviert. Kein Bauwerk den Niederlanden sind außerdem uralte Dörfer und viele auf dem Gebiet des Naturparks ist jedoch so renommiert Spuren der Kulturgeschichte erhalten geblieben. Sie wie Schloss Augustusburg in Brühl – ein fein herausge- führen oft ins Spätmittelalter, manchmal sogar bis in die putztes Rokoko-Schloss, das samt seinem angegliederten Römerzeit zurück. Teilstücke antiker Befestigungsanlagen Jagdschloss Falkenlust und den großzügigen Gartenanla- sind entlang der Erft etwa in Alt-Kaster (Bedburg) und gen zum Weltkulturerbe gehört. Bergheim sowie weiter südlich in Euskirchen und Zülpich zu sehen. In Rheinbach belegen mehrere Fundstücke, Fortsetzung S. 75 dass hier die römische Fernwasserleitung hindurch lief, 74

Naturerbe Die Spur führt Richtung Südosten, jenseits von Bonn und Bad Godesberg. Im äußersten Zipfel des Naturparks Rheinland steckt „ein heißes Stück Vulkanland- schaft“, wie es offiziell heißt. Das werbende Motto ist in diesem besonderen Fall keineswegs übertrieben. Urzeitlicher Vulkanismus hat das Profil der Landschaft im Drachenfelser Ländchen ebenso geprägt wie den Boden der Tatsachen, auf dem manches Gewerbe blühen konnte.

Die vulkanisch geprägte Erde brachte Materialien zutage, die die Menschen hier nutzbringend zu verarbeiten wussten: Tuffe, Trachyte und Basalte, Tone, Eisenerz und Quarz. Eine aufregende Entstehungs- und spannende Kultur- geschichte. Die 2015 im Naturpark Rheinland eröffnete Feuerroute ruft zahl- reiche Zeugen für beides auf.

AUF heißer SPUR

Steinbruch am Auf ihren 33,6 Kilometer langen Wegen zwischen Rheinbach und Wachtberg Dächelsberg führt die Feuerroute an unübersehbaren Vulkankuppen, -schloten und -kratern entlang, die bis heute erkennbar in Form geblieben sind. Dazu kommen Wär- meinseln aus Tuffstein (am Rodderberg) und frühere Basaltsteinbrüche (Dä- chelsberg), die längst kostbare Lebensräume mit großer Artenvielfalt bilden. Aber auch die aufgegebene Erzgrube Laura in ihrem weißen Zinkblüten-Kleid und jene Tongrube, aus der sich die „Krugbäcker“ im Töpferort Adendorf bis heute bedienen, werden auf insgesamt sechs Rundwegen gestreift.

Jede der zwischen drei und neun Kilometer langen, durch das Flammensym- bol gekennzeichneten Touren hat einen eigenen, auch per ÖPNV erreichbaren Einstiegsort sowie ein dominantes Mineral als Leitmotiv. So können Besuche- rinnen und Besucher mit „Feuereifer auf Entdeckungstour“ gehen, um das vulkanische Erbe im Süden der niederrheinischen Bucht selbst zu erleben. Es liefert heiße Stories von Schlingnattern und Springfröschen, Uhus und Orchideen sowie von Steinmetzen und Glasbläsern – alles seltene Arten, die hier ihren Platz gefunden haben. 75 Naturpark Rheinland

Unterwegs auf dem Erft-Radweg

Nicht viel weiter läuft das Villeplateau zum Osten hin allmählich in die fruchtbare Rheinebene rund um Bonn aus. Ein mildes Klima und häufige Überflutungen haben in diesen Breiten ein kleines Eldorado für Obst- und Gemüsebauer sowie Blumenzüchter begünstigt. Jedes Frühjahr strahlt es wieder in frischer Blüte, wie man sich etwa auf dem 21 Kilometer langen Kappesweg von Brühl zum Rheinort Bornheim-Hersel überzeugen kann. Südlich davon ein Evergreen: Der Kottenforst war schon imposan- ter Laubwald, als Kölner Kurfürsten und Erzbischöfe hier auf die Pirsch gingen. Das mehr als tausendjährige Areal wurde seit den Franken als Königsforst genutzt. Heute setzen Radfahrer, Wanderer und viele Inline-Skater über die uralten, sternförmig angelegten Alleen. Dabei wird der nahe, historische Bahnhof Kottenforst (bei Meckenheim) zum beliebten Anlaufpunkt.

Im südöstlichsten Winkel hat der launische Rhein mit ei- nigen Vulkanen die Szenerie modelliert, sie wirft sich hier erneut auf. Dadurch bietet das Drachenfelser Ländchen mit seinen herausragenden Kuppen zwischen Wachtberg und Bonn noch mal erhabene Weitblicke: nach Westen in Richtung Eifel, nach Osten in Richtung rechtsrheinisches Siebengebirge. Dieser Abschnitt des Rheinischen Schie- fergebirges wird von wilden Bächen, alten Mühlen und Wasserburgen geprägt. Dazwischen wurden nicht nur vulkanische Tuffe, sondern auch Quarz, Ton und Basalte abgebaut, um von emsigen Steinmetzen und Glasbläsern verarbeitet zu werden. All das und mehr ist seit Neuerem entlang dem 33 Kilometer langen Erlebnispfad „Feuerrou- te“ zu erfahren. Ihr Symbol ist die Flamme, ihr Motto: Mit Feuereifer auf Entdeckungstour.

Das Ende dieser spannenden Route ist am Rodderberg bei Bonn-Mehlem erreicht, nahe der ehemaligen Höhenburg Rolandseck. Von der Spitze des vergleichsweise jungen Vulkans lässt sich der erhabene „Heinrichsblick“ genie- ßen. Er schweift über die beiden Inseln Nonnen- und Gra- fenwerth aufs andere Rheinufer, ins Siebengebirge hinein. Das taugt hervorragend als romantisches „finale furioso“: Mehr Rheinland ist nirgendwo.

UNESCO-Weltkulturerbe Schloss Augustusburg in Brühl 76

Naturpark Rheinland

Naturpark-Informationen Naturparkzentrum Naturparkzentrum www.naturpark-rheinland.de www.naturpark-rheinland.de/ www.gymnichermuehle.de himmeroderhof 77 Highlights zum Naturerleben

Aktiv sein Kultur erleben Umweltbildung

Aussichten Zum kulturellen Angebot aus histo- Naturparkzentren Von der Tomburg bei Rheinbach-Wor- rischen und kulturgeschichtlichen Der Naturpark betreibt zwei Natur- mersdorf blickt man in die Mecken- Epochen zählen Relikte aus der Rö- parkzentren, den Himmeroder Hof heim-Rheinbacher Börde, auf den Kot- merzeit ebenso wie die zahlreichen in Rheinbach mit Informationen zur tenforst, das Drachenfelser Ländchen Schlösser und Wasserburgen. Vielfalt, Geschichte und Kultur der bis hin zum Siebengebirge. Von der Landschaften im Naturpark (www. Aussichtsplattform des Tagebaus Schlösser und Burgen kultur-im-himmeroderhof.de/html/ Hambach auf der Sophienhöhe bei Der Reichtum an Schlössern und naturpark) und die Gymnicher Mühle Elsdorf gewinnt man einen Überblick Burgen rührt aus der Zeit, als die mit dem Erftmuseum und einer Aus- über den 1978 in Betrieb genomme- Kölner Erzbischöfe, die Grafen und stellung zur Geschichte der Mühlen nen Tagebau. Auch der Fernblick auf Herzöge von Jülich und die Fürsten (www.gymnichermuehle.de). Koope- den Dom darf im Naturpark nicht feh- der Eifel sich die Macht teilten. Viele rationen bestehen mit dem Umwelt- len, z. B. vom Dom-Fernblick in Hürth Wasserburgen sind in privater Hand, und Naturzentrum Friesheimer am Westende des Otto-Maigler-Sees. einige aber auf Anfrage zu besichtigen Busch (www.umweltzentrum-erft (Infos auf der Naturpark-Webseite). stadt.de) und dem Haus der Natur – Wandern Waldinformationszentrum Bonn- Die Landschaften des Naturparks Schloss Augustusburg mit der ba- Venusberg. bieten eine Vielzahl von abwechs- rocken Gartenanlage ist ein Meister- lungsreichen Routen für Fern-, Rund- werk des Rokoko. Gemeinsam mit Naturpark macht Schule oder Spaziergänger. Der Römerkanal- Schloss Falkenlust und den Brühler Kern des Projekts ist der Aufbau Wanderweg durchquert die Natur- Gärten gehört es zum UNESCO-Welt- einer festen, dauerhaften Koopera- parke Eifel und Rheinland von Netters- kulturerbe (www.schlossbruehl.de). tion zwischen dem Naturpark und heim nach Köln und bietet viele Ein- Sehenswert sind Schloss Gymnich in Schulen. Durch die Zusammenarbeit blicke in die ingenieurtechnische Erftstadt-Gymnich, Schloss Gracht werden wichtige Themen, wie biologi- Meisterleistung der Römer (www. in Erftstadt (www.schlossgracht.de), sche Vielfalt, Natur und Landschaft, roemerkanal-wanderweg.de). Auf Schloss Türnich in Kerpen (www. Kultur und Handwerk sowie Land- der Feuerroute von Rheinbach nach schloss-tuernich.de) und Schloss und Forstwirtschaft regelmäßig im Wachtberg gehts an sechs Statio- Paffendorf in Bergheim mit einer Unterricht oder auf Exkursionen und nen um die feurigen Themen dieser Ausstellung zum Rheinischen Braun- Projekttagen behandelt. vulkangeprägten Landschaft (www. kohlerevier. naturpark-rheinland.de/feuerroute). Der Erfttalweg verbindet den Ville- Museen rücken entlang der mittleren Erft hin Zeugnisse der rheinischen Geschichte zum Rand der Eifel und der Kappes- und Kultur zeigt das Landesmuseum weg die Ville-Seenplatte mit dem Bonn (www.rlmb.lvr.de). Das Römisch- Adressen Kottenforst. Germanische Museum in Köln vermit- telt ein lebendiges Bild der römischen Zweckverband Naturpark Rheinland Radfahren Kultur am Rhein (www.roemisch-ger Lindenstr. 20 Im Naturpark existiert ein breites manisches-museum.de). Das Kera- 50354 Hürth Netz an ausgeschilderten Radwegen. mion in Frechen ist eine Galerie für Der Erft-Radweg (www.erftradweg.de) zeitgenössische Kunst moderner Kera- [email protected] führt von der Erftquelle bis zur mik (www.keramion.de). Die Samm- www.naturpark-rheinland.de Rheinmündung in Neuss (125 km). lung des Glasmuseum Rheinbach um- Am Schloss Paffendorf beginnt fasst Exponate vom Barock bis zum Touristische Informationen die Straße der Energie durch die zeitgenössischen Studioglas (www. Nordeifel Tourismus GmbH Energielandschaft der Erft mit vielen glasmuseum-rheinbach.de). www.nordeifel-tourismus.de Infos vom Tagebau und zur Stromer- Tel. 02441 99457-0 zeugung. Die Wasserburgen-Route Zwei bedeutenden Künstlern des verläuft nahezu steigungsfrei durch Rheinlands sind Museen gewidmet. Rhein-Erft Tourismus e. V. die wasserburgenreichste Region Eu- So das Max Ernst Museum in Brühl www.rhein-erft-tourismus.de ropas in der rheinischen Bucht (www. mit Skulpturen, Grafiken und Ge- Tel. 02271 99499-40 die-wasserburgen-route.de). mälden des großen Künstlers des Dadaismus und Surrealismus (www. Rhein-Voreifel Touristik e. V. maxernstmuseum.de) und das www.rhein-voreifel-touristik.de Naturpark-Informationen Naturparkzentrum Naturparkzentrum August-Macke-Haus in Bonn (www. Tel. 0228 350 262-36 www.naturpark-rheinland.de www.naturpark-rheinland.de/ www.gymnichermuehle.de august-macke-haus.de). himmeroderhof 78

Naturpark Sauerland Rothaargebirge 79

WASSER, WALD UND Eisen Es waren einmal drei Naturparke, die schienen einander ähnlich in Landschaft und Kultur. Also wurden Homert, Rothaar- und Ebbegebirge 2015 zusammengefügt und um zusätzliche Gebiete erweitert. Nun glänzt der zweitgrößte deutsche Naturpark im Dreiklang von Wasser, Wald und Eisen – und lockt auch im Winter mit schneeweißen Höhen ak- tive Besucherinnen und Besucher an. 80

Steile, zerklüftete Höhen Das abwechslungsreiche Eldorado für Naturfreunde und Freizeitsportler reicht jetzt von Kierspe bis nach Mede- und sanft geschwungene bach herüber bzw. von Menden bis hinunter nach Burbach – und zeigt immer wieder diesen gewissen, harmonischen Bergkuppen, kühle und Swing. Nur gleichförmig sind die Regionen mit kleinteili- ger Landwirtschaft und Spuren der Eisenverhüttung nir- anmutige Talsperren: gends: Wo Eder, Lahn, Lenne, Ruhr und Sieg entspringen, Auf über 3.800 Quadrat- ist immer Bewegung im Spiel. Der stete Wechsel von Wasser und Wald prägt zuvorderst kilometern ziehen die die Szenarien im Ebbegebirge, das jenseits der Kerspe- Mittelgebirgslandschaf- talsperre ans Bergische Land anschließt. Auf dem nieder- schlagsreichen Areal, das im Osten bis an den Lauf der ten im südlichen Westfa- Lenne reicht, entfalten gleich neun Talsperren ihren urei- genen Charme. Am Rande zahlreicher Rad- und Wander- len sämtliche Register. wege ist hier gut surfen und segeln, angeln und chillen. Viele kleinere Flüsse und Bäche sind samt ihren stillen Tälern in bewaldete Bergrücken und Wiesentäler einge- kerbt. Sie gluckern im Schatten von Fichten und Buchen, die sich mit Eichen und Birken häufig zu Mischwäldern summieren – stumme Zeugen der einst weit verbreiteten Niederwaldwirtschaft. 81 Naturpark Sauerland Rothaargebirge

Insgesamt sieben Naturräume sind in diesem Teil des Dabei sind viele Details zu entdecken. Gottesfürchtige Naturparks zu Hause. Der ganz mit Schiefer verkleidete Inschriften bitten an vielen Fachwerkgiebeln um höheren Aussichtsturm auf der Hohen Bracht (582 m über NN) Beistand. Anmutige, mittelgroße Höfe belegen eine exten- und der Robert-Kolb-Turm auf der Nordhelle (663 m) sive Viehwirtschaft und tragen so zum Erhalt der Kultur- bieten grandiose Einblicke in die landschaftliche Vielfalt. landschaft bei. Etwas höher, beim Lennegebirge, hat wie- Aber auch der 250 Kilometer lange „Sauerland-Höhen- derum die Verwitterung über Jahrhunderte eine verwege- flug“ – weithin gerühmter Wanderweg, der auf seinem ne Karstlandschaft geformt. Ihr unbestrittener Star ist Weg ins hessische Korbach auch den Gipfel der Nord- das Felsenmeer bei Hemer: ein bizarres Ensemble gigan- helle streift. Von dort aus sind nicht nur schwerelos glei- tischer Felsbrocken über stillgelegten Eisenerzstollen. tende Rotmilane, sondern auch noch etliche der Flurschä- In seiner Umgebung sind nicht weniger als 75 Höhlen zu den zu sehen, die das Orkantief „Kyrill“ 2007 überall in finden, bevor sich die Flachmulde des Balver Walds zum Sauerländer Wäldern angerichtet hat. grandiosen Schluchttal der Hönne aufwirft: Bis zu 60 Meter ragen die malerische Felsklippen an der B 515 in Weiter nördlich, auf dem Gebiet des früheren Naturparks groteske Höhen. Homert, dann ein rascher, harmonischer Wechsel von Na- tur- und Kulturlandschaften. Dichte Wälder und saftiges Fortsetzung S. 83 Grünland säumen das wellige Profil dieser Mittelgebirgs- kuppen. Zwei größere Stauseen, Sorpe- und Hennesee, laden mit ihren klaren Wassern zum Schwimmen und Rudern, Segeln und Surfen ein. Wie von der Postkarte ent- sprungen, reihen sich an den Ufern Gasthöfe und Terras- sencafés in loser Folge aneinander. Ausflugsszenen pur, die auf dem ehemaligen Terrain des kurkölnischen Westfa- lens und der Grafschaft Mark zu ausgedehnten Streifzü- gen animieren. 82

Naturerbe Die wortgewandte Reisende sprach an dieser Stelle von der „compacten aber trümmerhaften Masse“, die sich unweit eines Wasserschlosses aus dem Berg- massiv erhob. Sie nahm das Kreisen und Pfeifen der Falken, Habichte und Käuze um die „zerklüfteten Felsen“ wahr, das den Eindruck des „wildpittoresken Bil- des“ noch steigere.

Aus den Notizen ihrer fast 200 Jahre alten Sauerlandreise hört man bis heute heraus, wie beeindruckt Annette von Droste-Hülshoff von den Bruchhauser Steinen gewesen ist. Damit steht Westfalens berühmte Dichterin nicht allein: Wer immer auf das steinalte Ensemble am Istenberg bei Olsberg stößt, wird dadurch auf irgendeine Art bewegt.

Herausragende ZEUGEN

Bodendenkmal 290 Millionen Jahre alte Einlagerungen von Lava haben die vier großen Felsen und Geotop: Die aus Porphyr und Tonschiefer vor den nivellierenden Folgen der Erosion be- Bruchhauser Steine wahrt. Darum ragen Born-, Feld-, Gold- und Ravenstein 45 bis 92 Meter hoch am Istenberg an der stolzen Erhebung im Rothaargebirge (728 Meter) empor – und regen mit ihrer markanten Statur etliche Phantasien zur geschichtlichen Bedeutung an. Gesichert ist durch mehrere Funde nur, dass hier eine mächtige Wallanlage stand, wahrscheinlich umgab sie eine Fluchtburg. Alle weiteren Theorien – wie etwa die eines kultisch genutzten Felsheiligtums – bleiben Spekulation.

Auch ohne eindeutig mythische Bezüge haben die Bruchhausener Steine am Wegrand des Rothaarsteigs ihre eigene, unverkennbare Ausstrahlung als Zeugen der Zeit. Sie sind nicht nur kostbares Bodendenkmal und nationaler Geotop und erstes Nationales Naturmonument in NRW, sondern auch wert- volles FFH- und Vogelschutzgebiet für Schwarz- und Grauspechte sowie neu angesiedelte Uhus und Falken. Zu ihrer Flora zählen so seltene Pflanzen wie die Alpen-Gänsekresse, der gefaltete Frauenmantel und zahlreiche Flechten- arten. Ein echtes Highlight aus vier Teilen, das mit der jüngsten Erweiterung die Schätze im Naturpark Sauerland Rothaargebirge ergänzt. 83 Naturpark Sauerland Rothaargebirge

In 90 Meter Höhe genießt man auf dem Skywalk „Biggeblick“ bei Attendorn eine atemberaubende Aus- sicht über den Biggesee und den Naturpark

Extreme Unterschiede sind dagegen vornehmlich am Rothaargebirge zu Hause. Im weit ausgreifenden Mittel- gebirgszug dominieren zahlreiche Ausläufer die Szene- rien. Ihre imposanten, von dicht stehenden Fichten und Buchen eingefassten Höhen werden nirgendwo anders in Nordrhein-Westfalen erreicht. Nach der Erweiterung zum Norden hin gehören neben dem Kahlen Asten mit seiner Wetterstation auch der Langenberg dazu, mit 843,2 Metern höchste Erhebung im Bundesland, sowie die Bruchhauser Steine – eine markante Gruppe von vier Hauptfelsen, die nahe Olsberg filmreif aus dem 728 Meter hohen Istenberg aufragen. Sie wurden 2006 ebenso wie das Hemeraner Felsenmeer als „Nationaler Geotop“ ausgewiesen.

Auf dem Höhenkamm dieses mächtigen Waldgebirges entscheidet sich, in welches der beiden Flusssysteme von Rhein und Weser die gluckernden Bäche fließen. Ähnlich stoßen hier auch zwei Kulturräume aneinander: Oberhalb liegt das katholisch geprägte Hochsauerland, darunter beginnen die halboffenen Landschaften im protestan- tisch dominierten Kreis Siegen-Wittgenstein. Das reicht nach der jüngsten Erweiterung zum Südwesten bis in die Wacholderheiden und vulkanischen Basaltbrocken im Hel- lertal, an der Landesgrenze mit Hessen. Rund um Siegen und Kreuztal wird weiter jene nachhaltig ausgeklügelte Haubergwirtschaft betrieben, deren Holzkohle einst die Eisenhütten befeuerte. Die Haubergwirtschaft fand tradi- tionell im gesamten Siegerland statt. Ein genossenschaft- liches Niederwald-Management, das am historischen Hauberg in Fellinhausen demonstriert und erklärt wird. Unweit davon, an der Oranier-Route, glänzt das klein- städtische Freudenberg mit seinem Bergland und einem geschlossenen Fachwerk-Ensemble im alten Stadtkern.

Das Netz der Wanderwege ist überall gut ausgebaut, vor allem der Rothaarsteig mit der einzigartigen Wisent-Welt Wittgenstein (zwischen Bad Berleburg und Schmallen- berg) sowie der Sauerland-Höhenflug werden begeistert frequentiert. Zum Winter ziehen die Loipen und Pisten zwischen Meinerzhagen und Hoher Bracht, Winterberg und Hallenberg Skibegeisterte in Massen an. Kulturinte- ressierte bleiben wiederum an den begehbaren Spuren des Erzbergbaus hängen. Die halten in diesen Regionen Bei entsprechender Schneelage eiserne Rationen an unverwechselbarer Geschichte vor ist Winterberg ein Eldorado für – vom Erlebnismuseum der Luisenhütte in Balve-Wock- Skibegeisterte lum übers Museum Wendener Hütte (mit Westeuropas ältestem erhaltenen Hochofen) bis zur stillgelegten Grube Altenberg mit dem Bergbaumuseum bei Müsen in der Nähe von Hilchenbach. 84

Naturpark Sauerland Rothaargebirge

Naturpark-Informationen Sauerland-Höhenflug Touristische Informationen www.naturpark-sauerland www.sauerland-hoehenflug.de www.sauerland.com -rothaargebirge.de 85 Highlights zum Naturerleben

Aktiv sein Wassersport In der Balver Höhle, nahe dem Hön- Sorpe- und Hennesee, Bigge- und netal, werden regelmäßig Konzerte Aussichten Listersee bieten Wassersport von veranstaltet. „Die Fantastischen Vier“ Zwischen tausend Höhen mangelt es Angeln über Kanu fahren und Tau- zeichneten bereits zwei Livealben nicht an Panoramen. Im Ebbegebirge chen bis zu Segeln und Windsurfing. hier auf, denn in der größten Kultur- ragen der Aussichtsturm auf der Ho- Badestellen sind an den Seen aus- höhle Europas schwingt ureigene hen Bracht (582 m) und der Robert- gewiesen. Im Ebbegebirge sind acht Akustik für bis zu 2.000 Besucher Kolb-Turm auf der Nordhelle (663 m) der neun Talsperren reine Trinkwas- mit (www.balver-hoehle.de). heraus. Im Rothaargebirge bieten sertalsperren ohne Freizeitnutzung. Asten-, Gillerberg- und Rhein-Weser- Burgen und Schlösser Turm Weitblick. Für die Landesgar- Wintersport Im Wittgensteiner Land zieht das tenschau Hemer 2010 wurde der Zum Winter wandeln sich im Rothaar- rund 280 Jahre alte Schloss in Bad 23,5 Meter hohe Jübergturm im Sau- gebirge Winterberg und Hallenberg Berleburg samt der historischen erlandpark erbaut. Weitere schöne zu belebten Zentren für Menschen Oberstadt viele Besucher an. Weiter Aussichten gibt es auf dem Kindels- auf Skiern und Kufen – mit Pisten, südlich im Kreis, über dem Kneipp- berg bei Kreuztal, der Tiefenrother Liften und Loipen en masse. Skilang- und Luftkurort Bad Laasphe, ist Höhe am Rothaarsteig bei Wilgers- läufer lieben die gemäßigten Profile Schloss Wittgenstein Sitz eines Schul- dorf und Ischeroth bei Bühl. an der Homert. Zum Südwesten internats (www.gsw-laasphe.de). Im setzt sich das weiße Vergnügen mit Elspetal bei Lüdenscheid steht das Wandern Langlaufloipen und Schneeschuh- Wasserschloss Neuenhof. Sein baro- Zu den populären Qualitäts-Wander- Wanderungen im Wittgensteiner cker Stil lässt sich von außen bewun- wegen zählen vor allem der Rothaar- Bergland fort. dern (www.schloss-neuenhof.de). steig (154 km), dessen Hauptweg mit einigem Profil von Brilon nach Dillen- burg führt (www.rothaarsteig.de), Kultur erleben Umweltbildung sowie der Sauerland-Höhenflug: Auf der 250 Kilometer langen Gesamt- Museen Auf dem Hochheidepfad strecke von Altena bis Korbach (al- Die regionale Geschichte des Eisen- gehen Weitsicht und Wissen sammeln ternativ von Meinerzhagen) bleibt er erzabbaus wird in mehreren Museen Hand in Hand. Auf 800 Metern erklä- meist im Bereich von 400 bis 800 anschaulich vermittelt. Im Erlebnis- ren 25 Infostationen naturkundliche Höhenmetern (www.sauerland-hoe museum Luisenhütte in Wocklum bei Zusammenhänge und führen zur Len- henflug.de). Weiter westlich ver- Balve steht die älteste, vollständig nequelle. Ein idealer Trip für die ganze läuft der Homertweg (63,5 km) erhaltene Hochofenanlage der Repu- Familie. Am historischen Hauberg in als reizvolle Verbindung zwischen blik (www.maerkischer-kreis.de/kul Kreuztal-Fellinghausen vermitteln Ruhrhöhenweg und Rothaarsteig tur-freizeit/luisenhuette). In der süd- zahlreiche Infotafeln und Führungen (www.schmallenberger-sauerland.de/ lichsten Gemeinde des Sauerlands ein lebendiges Bild der genossen- wandern-aktiv). liegt die Wendener Hütte. Von dem schaftlichen Niederwaldwirtschaft Hütten- und Hammerwerk aus der (www.fhhf.de). Radfahren Frühzeit der Industrialisierung gehen Große Höhenunterschiede sind nicht Wanderwege mit Themeninfos aus überall. Vor allem der Ruhr-Sieg- (www.wendener-huette.de). In der Radweg bleibt auf seinen 113 Kilo- Grube Altenberg nahe Hilchenbach Adressen metern von Meschede bis Kirchen dokumentiert ein Bergbaumuseum an der Sieg in moderaten Lagen, da Technik und Tradition des Bleierz- und Naturpark Sauerland Rothaargebirge e. V. er alten Bahntrassen folgt (www. Fahlerzabbaus im nördlichen Sieger- Johannes-Hummel-Weg 2 ruhr-sieg-radweg.de). Mountainbi- land. In Eslohe zeigt das Maschinen- 57392 Schmallenberg ker finden ein sehr dichtes Netz an und Heimatmuseum „Dampf Land Tel. 02974 9691838 Trails vor (www.bike-arena.de) und Leute“ in einer aufgegebenen Fabrik [email protected] pilgern zum Bikepark Winterberg, alte Handwerks- und Antriebstechni- www.naturpark-sauerland-rothaargebirge.de wo auch Downhill bedient wird (www. ken (www.museum-eslohe.de). bikepark-winterberg.de). Für das Touristische Informationen Radnetz in den Regionen Sauerland Am Höhenrücken der Homert, bei Sauerland-Tourismus e. V. und Siegerland-Wittgenstein wurde Cobbenrode, ist der Stertschulten- Tel. 02974 202190 ein Knotenpunktsystem zur besseren hof als ehemaliger Lehnshof ein www.sauerland.com Orientierung ohne Karte entwickelt begehbares Bau- und Kulturdenkmal. Naturpark-Informationen Sauerland-Höhenflug Touristische Informationen (www.radeln-nach-zahlen.de). Unter seinem hohen Dach residiert Touristikverband Siegerland-Wittgenstein www.naturpark-sauerland www.sauerland-hoehenflug.de www.sauerland.com auch das Mundartarchiv Sauerland Tel. 0271 333-1020 -rothaargebirge.de (www.stertschultenhof.de). www.siegerland-wittgenstein-tourismus.de 86

Naturpark Schwalm-Nette 87

IM LAND DER Wasserzeichen Stille und fließende Gewässer formen im niederrheinischen Grenzgebiet entrückt wirkende Feuchtgebiete und Bruchwälder, Heideflächen, Moore und Röhrichte. Sie bilden die unverwechselbare Kulisse für historische Herrensitze und jede Menge Mühlen – und stellen kostbare Refugien. 88

Am frühen Morgen liegt Die am Ufer liegenden Boote, drumherum mit Schwarz- erlen bewachsene Moore und Bruchwald: Am frühen Mor- die ganze Szenerie noch gen liegt die ganze Szenerie noch in dem Dunst, der vom kleinen Hariksee aufsteigt. Alles in seiner Nähe scheint in dem Dunst, der vom nun zu glänzen. Bewegung kommt nur von den Wasser- vögeln, die hier ihre Kreise ziehen, und einigen Anglern Hariksee aufsteigt. – lautlose Figuren, die vielleicht nur gecastet worden sind, um die betörende Stille noch zu steigern.

Man ist eigentlich nie zu früh in der niederrheinischen Idylle zwischen Schwalmtal und Niederkrüchten, und selten zu spät. Die tiefe Ruhe, die von ihr ausgeht, ist die kleine Flucht aus östlicheren Ballungsräumen jederzeit wert. An der grünen Grenze mit den Niederlanden, jen- seits von Mönchengladbach, Krefeld und Neuss, spielt das Wasser seit jeher eine Hauptrolle. Durch alle Zeiten hat es vielfältige Sumpf- und Seen-, Heide- und Auenlandschaf- ten gestaltet. So konnten Erlenbruchwälder und blühen- des Grünland sowie ein enges Netz historischer Herren- sitze und Mühlen entstehen. Vielfältig geht es auch in den Niederlanden weiter, denn der Naturpark Schwalm-Nette ist zugleich Bestandteil des internationalen Naturparks Maas-Schwalm-Nette. 89 Naturpark Schwalm-Nette

Rur, Schwalm, Nette, Niers: Gleich vier größere, zum Teil len“ rund um Wegberg bis heute die reizvollen Höhe- renaturierte Flüsse durchziehen mit ihren baumreichen punkte im sanft geschwungenen Süden des Naturparks Ufern das überwiegend flache Gelände. Dazu kommen – umgebaut zu historischen Gasthöfen oder sich selbst kleine Waldseen, etliche Bruchmoore und Schilfröhrichte. überlassen. Wie es da zuging, ist in der voll funktionstüch- Wanderer und Reiter, vor allem aber Radfahrer genießen tigen „Schrofmühle“ in Rickelrath wie im Flachsmuseum die beschauliche Stille, die sich auf den vielen Naturwe- in Wegberg-Beeck zu sehen. Hier wurde nicht nur Korn gen dazwischen entspinnt. Am Oberlauf der trägen Niers, vermahlen, sondern auch das Saatgut des weithin verbrei- die sich auf ihrem Weg in die Maas viel Zeit lässt, paddeln teten Flachs mit ausgeklügelter Technik zu Leinöl gepresst. wiederum begeisterte Kanuten im Schatten malerischer Kopfweiden. „Wandervolle Wasserwelt“ – der offizielle Theo Schmitz, der heutige Eigentümer, lässt den schwe- Titel der Naturparkschau 2012 wird beinahe überall auf ren Eichenbalken gerne noch mal runtersausen, um in der 789 Quadratkilometern (438 km2 liegen auf deutscher renovierten „Schrofmühle“ das sogenannte Ölschlagen Seite) zum Leitmotiv. Seine Besucher können auf der zu demonstrieren. In solchen Momenten fühlen sich seine 2-Länder-Route wie auf der Herrensitz-Route regionalen Besucher schon der Gegenwart entrückt, obwohl es bis zu bis kulturhistorischen Themen folgen. Auf der Euroga- den ersten Bürotürmen von Düsseldorf kaum 35 Kilome- Route/Fietsallee stoßen sie auf das leere Bett des Nord- ter sind. Das entspannende Gefühl, in abgelegenen Welten kanals, der unter Napoleon als Verbindung zwischen zu wandeln, bleibt von Wassenberg bis rauf ins niederrhei- Rhein und Maas begonnen, aber nie fertig wurde. Und die nische Wachtendonk überall erhalten. Aus ehemaligen neu konzipierten „Wasser.Blicke“ führen an 25 Stationen Feuchtwäldern sind offene Kulturlandschaften entstan- zu charakteristischen Landschafts- und Kulturschätzen den. Raumgreifend erstrecken sich kühle Bruchwälder im am Wasser: Feuchtlebensräume und Schilfgebiete, Burg- Grenzgebiet, von Niederkrüchten über Brüggen hinauf anlagen, Schleusen – und immer wieder Mühlen. nach Kaldenkirchen.

Über 50 Wassermühlen waren im 19. Jahrhundert an der Fortsetzung S. 91 118 Kilometer langen Niers in Betrieb. Am Lauf der Schwalm waren es etwa 30. Sie setzen im „Tal der Müh- 90

Naturerbe In diesem Gelände ist es öfter von Vorteil, auf dem Holzweg zu sein. Seine Planken ersetzen im Zweifelfall festen Boden unter den Füßen. Umso freier schweift der Blick ins kühle Halbdunkel, wo er sich zwischen den dicht stehenden, schlammgrauen Bäumen verliert.

Urwüchsig, sagen die Besucherinnen und Besucher der feuchten Fluchten gerne. Biologen sprechen weniger schwärmerisch von naturnahen Sauer- Bruchwäldern als einem kostbaren, prioritären Lebensraumtyp – überregio- nal bedeutend für den Biotop- und Artenschutz.

Die Erlenbruchwälder im Naturpark Schwalm-Nette sind für Laien wie Forscher etwas Besonderes. Schon weil es hier, dicht an der Grenze zu den Niederlan- den, davon so umfangreiche, geschlossene Gebiete wie sonst nirgends in NRW gibt. Von den Niederungen der Schwalm bei Brüggen bis zum Schaagbachtal bei Wildenrath hält sich die Schwarzerle „Alnus Glutinosa“ mit ihren auffäl- ligen Stelzwurzeln auf den Niedermoorböden fest. Prägt Restmoore wie Bruch- wälder und lässt zu ihren Füßen viel Unterwuchs zu: Seggen und kleine Was- serlinsen, Schwertlilien und den Wasserschierling etc.

Feuchte FLUCHTEN

Moorsee im Elmpter Zum Beispiel der Elmpter Schwalmbruch, oberhalb von Niederkrüchten: Man Schwalmbruch taucht in das 286 Hektar große Naturschutzgebiet wie in eine ewig-kühle Mikrowelt ein. Hört Frösche und Kröten oder den Ziegenmelker, atmet duf- tende Gagelsträucher ein. Im Spätsommer blühen Besen- und Glockenheide. An die Bruchlandschaft schließen sich die Relikte eines Niedermoors an, die Tackenbenden Feuchtwiesen und die größte linksrheinische Wacholderheide, wo Bentheimer Schafe stehen. Reizvolle Vielfalt, die sich auf mehreren Rund- kursen sowie von einem Aussichtsturm in der Wacholderheide aus erschließt. Oder das Naturschutzgebiet im Schaagbachtal mit seinen Bruch-, Au- und Birkenmoorwäldern rund um die Naturschutzstation Haus Wildenrath: Seltene Fauna wie Eisvogel, Schwarzspecht und Fledermaus ist hier mit seltener Flora wie Königsfarn und Sumpf-Calla heimisch geworden. Ein Grund mehr, sich auf die Erlenbrüche im Grenzgebiet einzulassen. 91 Naturpark Schwalm-Nette

Schloss Tüschenbroich

Hier liegen sandige Heideflächen, die im Forst Meinweg über der alten Bahnstrecke Dalheim-Roermond den Rhythmus der Erlen und Buchen aufbrechen. Und das junge Naturschutzgebiet Brachter Wald, wo über ein ehemaliges Sperrgebiet inzwischen sattes Gras gewach- sen ist. Bis 1996 war dort das größte Munitionsdepot der britischen Armee im Westen. Dann ging das Areal in den Besitz der NRW-Stiftung Natur-Heimat-Kultur und der Wirtschaftsförderung des Kreises Viersen über. Wo Baracken, Bahnhöfe mit Verladerampen und Munitions- lagerhallen standen, joggen und radeln heute Erholungs- suchende durch naturgeschützte Heide. Fauna und Flora haben sich gut abgeschirmt entwickeln können.

Wie grüne Tunnel wirken die Alleen, die hier alteingeses- sene Dörfer und Städtchen verbinden. Im Ortskern von Brüggen versprühen Burg, Stadttor und ehemaliger Klos- terkonvent mittelalterlichen Charme. Idyllisch reihen sich die stillen Wasser von Venekotensee, Borner See und Ha- riksee aneinander. Das setzt sich weiter oben im Nettetal fort, Torfstich und Mühlenstaue haben dort eine komplet- te Seenplatte hinterlassen. Dichte Röhrichte und Seero- sen zieren die vier Gewässer am Naturerlebnisgebiet der Krickenbecker Seen. Mit weiteren Binnengewässern bilden sie ein wichtiges Brut-, Durchzugs- und Überwinte- rungsgebiet für viele, zum Teil seltene Wasservögel.

In diesen kostbaren Refugien, die bis an die Ufer der Maas reichen, ist zu jeder Jahreszeit etwas zu entdecken. Insgesamt neun grenznahe bzw. grenzüberschreitende Premiumwanderwege führen durch das Areal. Sie sind seit 2013 Teil der „PremiumWanderWelten“, einem ambitio- nösen Verbund von rund 200 Routen in neun Regionen. Der typische Wechsel von Wasser und Wiesen, Wald und Heide wird hier auf zertifizierten Naturwegen zelebriert. Sie kreuzen hier und da mit den „Tagebau.Folgen“ – einem neu umgesetzten Projekt, das auf neun Stationen über die Auswirkungen des Braunkohleabbaus auf den Wasser- haushalt und strategische Maßnahmen informiert.

Stille Wasser, fließende Wasser, Grundwasser – kein Zwei- fel, welches Element in dem 1965 eingerichteten Natur- park am Niederrhein dominiert.

Der Glabbacher Bruch gehört zu den Krickenbecker Seen 92

Naturpark Schwalm-Nette im Deutsch-Niederländischen Naturpark Maas-Schwalm-Nette

Naturpark-Informationen Touristische Informationen Wasser.Wander.Welt www.npsn.de www.niederrhein-tourismus.de www.wa-wa-we.de 93 Highlights zum Naturerleben

Aktiv sein Niederrhein sind in der NiederRhein- Noch mehr Alltag und altes Gewerbe route gebündelt – mit insgesamt stecken im Niederrheinischen Frei- Aussichten 2.000 Kilometern Gesamtstrecke das lichtmuseum Grefrath. Getreu dem Der Aussichtsturm im Elmpter größte deutsche Radwegenetz (www. offiziellen Motto „Leben und Arbeiten Schwalmbruch (bei Niederkrüchten) niederrheinroute.de). am Niederrhein in vortechnisierter bietet typische Landschaft im Pano- Zeit“ sind in einer ehemaligen Was- rama: Blühende Moore und Wachol- Wassersport serburg und weiteren Bauten Fach- derheiden reihen sich in bunter Folge Das Paddeln auf der Niers ist in- werkhäuser sowie Objekte aus regio- aneinander. Einen schönen Überblick zwischen ein Klassiker. Auf ein- bis nalem Handwerk und Landwirtschaft auf die Krickenberger Seenplatte mehrtägigen Touren mit Kanu oder zu besichtigen (www.grefrath.de). ermöglicht der 28 Meter hohe Aus- Schlauchboot zieht man an typisch- sichtsturm am Taubenberg an den niederrheinischen Auen, Wasser- Hinsbecker Höhen. schlössern und Mühlen vorbei. Die Umweltbildung Nettetaler Seen sind wegen des Wandern Naturschutzes nur eingeschränkt für Die Entwicklung der Natur, Kultur Die breitgefächerten Wasser.Wander. Wassersport zugänglich. Eine schöne und Landschaft des Naturparks von Welten des Naturparks bieten u. a. Ausnahme für Segler, Paddler und der vorletzten Eiszeit bis heute ist gleich neun Premiumwanderwege an, Kanuten macht der Große De-Witt- Thema einer Ausstellung im Natur- auf denen Natur und Historie der See. parkzentrum Wachtendonk im Region erlebbar werden. Dazu gehört Haus Püllen. Wechselnde Ausstel- auch der Galgenvenn, ein deutsch- lungen ergänzen das Angebot. Die niederländischer Pfad, der auf 11,2 Kultur erleben Naturpark-Informationsstelle Burg Kilometer von Kaldenkirchen durch Brüggen zeigt eine Ausstellung zu idyllische Heidemoore und den Museen den natürlichen Lebensräumen des Grenzwald nach Tegelen führt (www. Die erstmals im 13. Jahrhundert Naturparks (www.npsn.de, Menü wa-wa-we.eu). Die Tagebau.Folgen erwähnte Burg in Brüggen wäre „Zentren“). In Wasserberg betreibt dokumentieren an neun Infostatio- für sich schon einen Ausflug wert. der Naturpark Schwalm-Nette in nen den Einfluss des Braunkohleta- Tatsächlich bildet sie mit dem alten Kooperation mit der Stadt ein Natur- gebaus auf den Wasserhaushalt des Rathaus, dem Kreuzherren-Kloster, park-Tor. Naturparks. Dabei lässt sich Natur- der Schwalmpforte und der Öl- und erlebnis bestens mit ökologischem Kornmühle ein komplettes, histori- Hintergrund verbinden. sches Ensemble (www.brueggen.de/ tourismus-kultur). Das Wasser- Radfahren schloss Tüschenbroich (bei Weg- Die stillen Wege zwischen Nette, Niers, berg) wurde anstelle einer frühmit- Rur, Schwalm und Niederrhein sind telalterlichen Wehranlage auf einer ein Bikerparadies. Eine viertägige Motte aufgebaut und ist im Privat- Rundtour führt über 142 Kilometer besitz. Die Wanderwege drumherum vom historischen Stadtkern in Kem- und das Restaurant am Schloss- pen überArcen an der Maas zurück weiher sind für jedermann (www. Adressen nach Viersen. Es geht durch echte wegberg.de). Dünen jenseits der Grenze (Maasdui- Zweckverband nen), entlang der Krickenbecker Seen Von altem Handwerk am Niederrhein Naturpark Schwalm-Nette und entlang der Niers. Ein Stück erzählt die Schrofmühle zwischen Willy-Brandt-Ring 15 Geschichte wird auf der Fietsallee Wegberg und Rickelrath, wo das 41747 Viersen am Nordkanal erfahrbar. Auf rund 100 Leinölpressen und Getreidemahlen Tel. 02162 81709-408 Kilometern geht es von Neuss bis von April bis Oktober demonstriert Fax: 02162 81709-424 Niederweert auf den Spuren der Tras- wird (www.schrofmuehle.de), sowie [email protected] se, die Napoleon beginnen und bald das Flachsmuseum in Wegberg-Beeck, www.npsn.de wieder überwerfen ließ (www.nord das in einer fränkischen Scheune kanal.net). Lauter reizvolle Touren am eingerichtet ist (www.heimatverein Touristische Informationen -beek.de). Hier wie dort können Be- Niederrhein Tourismus GmbH sucher mit anpacken. Willy-Brandt-Ring 13 41747 Viersen Tel. 02162 8179-03 Fax: 02162 8179-180 [email protected] www.niederrhein-tourismus.de 94

Naturpark Siebengebirge 95

ROMANTISCHE Höhen Schwärmer und Naturfreunde fühlen sich in den sonnenverwöhnten Höhen des Sie- bengebirges seit jeher zu Hause. Von den mit Laubwäldern bekränzten, vulkanischen Kuppen über den Rheinauen geht etwas Erhebendes aus. Unbestrittene Höhepunkte: Die grandiosen Weitblicke vom Ölberg und dem Plateau der Burgruine Drachenfels . 96

Die sieben Berge sollte „Nie sieht das Auge sich satt an diesem Gebirge, stunden- lang hängt der Blick mit Entzücken an der vielgestaltigen man nicht wörtlich ver- Bildung dieser sieben Hügel, denn keiner ist dem anderen gleich oder ähnlich, jeder bewahrt seine eigenthümliche stehen. Insgesamt sind Schönheit und doch bilden sie zusammen das reizendste Ganze. Sie dulden auch keine Lücke unter sich: wo der es 42 Kuppen, die von Eine sich in die Ebene gesenkt hat, da steigt schon der An- dere wieder empor...“ In seinen Reiseberichten über „Das 390 Vulkanen im Tertiär malerische und romantische Rheinland“ verneigt sich der Bonner Schriftsteller und Philologe Karl Simrock ganz ausgeformt wurden. tief vor den imposanten Höhenzügen des Siebengebirges. Seine Emphase ist nachvollziehbar: Auch über 170 Jahre später hat die wuchtig-wilde Region am rechten Ufer des Mittelrheins nichts von ihrer Ausstrahlung eingebüßt. Auf den steilen Pfaden, die Bildungsreisende und Romantiker von Clemens Brentano bis Lord Byron verzückten, wan- deln heute begeisterte Ausflügler. Und was sie erleben, hinterlässt weiter dieses gewisse, erhebende Gefühl. 97 Naturpark Siebengebirge

Der älteste Naturpark in Nordrhein-Westfalen (ab 1958) Die atemberaubende Kulisse drumherum wäre durch den braucht nicht viel PR, seine Höhepunkte werden weit über hemmungslos betriebenen Steinabbau wohl längst die Landesgrenzen hinaus gerühmt. Die sieben Berge zerstört, hätte der preußische Staat nicht 1836 das Areal sollte man allerdings nicht wörtlich verstehen: Insgesamt erworben und vor weiterer Ausbeutung geschützt. Ähnlich sind es 42 Kuppen, die von 390 Vulkanen im Tertiär aus- ging auch der „Verschönerungsverein für das Siebengebir- geformt wurden. Oberhalb der Rheinauen zwischen Bonn ge“ (VVS) vor, 1869 durch besorgte Naturfreunde begrün- und Bad Honnef bieten sie zum Teil großartige Perspekti- det: Mit Spenden und Gewinnen aus Lotterien erwarb er ven. Vom Ölberg etwa als höchster Erhebung (461 Meter) das Kernstück des heutigen, 112 Quadratkilometer großen reicht der Blick bis zum Kölner Dom und an den Naturparks, um darin aufzupassen. Es wurde bereits 1923 heran. Stolz und kühn prangen Löwen- und Wolkenburg Naturschutzgebiet. auf den bewachsenen Höhen – feste Adresse für ausge- dehnte Buchen- und Eichenwälder im Rheinland. Und Wie in alten Bilderbüchern hält sich der Laubwald hier an kaum ein zweites deutsches Panorama ist so populär wie schroffen Felsen fest, immergrüne Hänge gehen in Täler der Drachenfels. Von früh bis spät ist dort eine internatio- mit kleinen Bachläufen und Streuobstwiesen über. Auf nale Besucherschar zu finden, sie strebt zur mythisch der Grenze von atlantischer und kontinentaler Klima- umrankten Burgruine über dem umfassend renovierten zone finden knorrige Eichen ebenso wie Stechpalmen Gründerzeitschloss samt Gartenanlagen – wahlweise zu Lebensraum. Sowie seltene Tier- und Pflanzenarten der Fuß über den alten Eselsweg oder mit der historischen Roten Liste: Schwarzstörche und Geburtshelferkröten, Zahnradbahn (Baujahr 1883). Außerdem ist in den Räu- Hirschkäfer und Schwarzspechte, Uhus und Zauneidech- men der Vorburg noch das Museum zur Geschichte des sen. Und wo Steinbrüche aufgegeben wurden, lässt sich Naturschutzes in Deutschland untergebracht. So staunt Entstehungsgeschichte oft ganz plastisch nachverfolgen. und wimmelt alles, bis die Eindrücke im lichten Glaskubus Eindrucksvoll zeigen sich besonders am Weilberg (bei mit Bistro und Café unter der Burgruine besprochen und Heisterbacherrott) und an der Oberkasseler Rabenley die verarbeitet sind. geologischen Schichten im repräsentativen Querschnitt.

Fortsetzung S. 99 98

Naturerbe Wie viel Leben entwickelt sich auf welche Weise, wenn naturnahe Wälder aus forstwirtschaftlicher Nutzung herausgenommen werden und ihre Bäume den gesamten, mehrere hundert Jahre umfassenden Regenerationszyklus durch- laufen können?

Im Naturpark Siebengebirge hat man dieser Neugier früher als anderswo Raum gegeben. Bereits in den Achtzigern wurden die 140 bis 150 Jahre alten Buchen und Traubeneichen am Nonnenstromberg ebenso wie die Buchen- bestände am Petersberg zu „Naturwaldzellen“ erklärt. Wissenschaftler und Naturfreunde verfolgen seither, wie Altwälder ohne menschlichen Eingriff allmählich wieder zu Naturwäldern werden. 2010 errichtete der VVS zudem das 523 Hektar große Wildnisgebiet auf seinem Areal. Ganz im Sinne des Euro- päischen Parlaments, das ein Jahr zuvor die Ausweitung von Wildnisgebieten empfahl, um Artenvielfalt und Biodiversität nachhaltig zu unterstützen.

WO DIE wilden WÄLDER SIND

Inzwischen beläuft sich die gesamte Fläche geschützter Wälder sogar auf 650 Hektar, weil auch die Waldgebiete an den Hängen des Petersbergs (im Besitz der NRW-Stiftung) sowie an Ölberg und Löwenburg (Staatsforst) angegliedert werden konnten. Das ist ganz schön viel Holz für einen spannenden, fortlaufen- den Prozess: Wo Buchen und Eichen ungehindert altern und verfallen dürfen, während gleichzeitig nicht standortgerechte Nadelhölzer aussortiert werden, entstehen in ihrem Alt- und Totholz wie von selbst neue, unverwechselbare Lebensräume – mit Hunderten von Großpilz-, Käfer- und vielen anderen Arten. So werden aus den Wildnis- immer mehr auch Erlebnisgebiete für faszinierte Besucherinnen und Besucher.

Aktive Teilhabe ist schließlich nicht nur gestattet, sondern eines der erklärten Ziele im Siebengebirge. Naherholung kann sich in der Tat kaum belebender anfühlen als unter den mächtigen Kronen über hundertjähriger Rotbuchen, die zu ehemaligen Steinbrüchen und Quellbereichen, Obstwiesen und Weinbergen führen – gerade jenseits größerer Ballungszonen. Dabei zeigt sich der Erleb- nisraum Wald in seiner ganzen, ungebremsten Dynamik. 99 Naturpark Siebengebirge

Gründerzeitschloss Drachenburg

Neunzig Prozent der vulkanisch geprägten Szenerie ist von überwiegend naturnahen Wäldern bedeckt. Einer ihrer ältesten Abschnitte wurde 2010 erstes Wildnis- gebiet in NRW: Gut 5,2 Quadratkilometer wurden aus forstwirtschaftlicher Nutzung herausgenommen und der natürlichen Dynamik überlassen. Damit wurde die besondere Rolle des Siebengebirges als Teil des europäi- schen Biotopverbunds (FFH-Gebiet) erneut unterstrichen. Gleichzeitig wurde das Heisterbachtal in Königswinter im Rahmen der „REGIONALE 2010“ zu einem hochwertigen Erholungsgebiet entwickelt. Intakte Kulturlandschaft rund um die bizarre Chorruine eines ehemaligen Zisterzien- serklosters, vor über 800 Jahren gegründet, in dessen Fronhof jetzt das Museum für Schlesische Landeskunde zu Hause ist.

Die Spuren der Geschichte bleiben also nicht auf Vulkanis- mus und mittelalterliche Burgen beschränkt. Eine ganze Reihe moderner Museen dokumentiert in den alteinge- sessenen Rheinörtchen die verschiedenen Etappen des intensiven Kulturlebens – vom Siebengebirgsmuseum in Königswinter über die ständige Ausstellung im Bundes- kanzler-Adenauer-Haus in Rhöndorf (Bad Honnef) bis zum Naturparkhaus des VVS im Forsthaus Lohrberg, das alles Wissenswerte übers Siebengebirge vermittelt. Ein 220 Kilometer langes Netz von Wanderrouten führt den Besucher gut herum. Dazu gehören Abschnitte des neuen wilden Qualitätswanderwegs „Bergischer Weg“ (von der Neuen Isenburg bei Essen-Bredeney bis zum Drachenfels) und vom „Rheinsteig“, aber auch der gerade 2,2 Kilometer lange Weinlehrpfad in Königswinter-Oberdollendorf.

Noch eine Besonderheit: Nur in dieser Gegend, zu Füßen des Aussichtspunkts „Hülle“ über den Rebstöcken, wurde in Nordrhein-Westfalen seit jeher Wein angebaut. Er mag die Emphase der Romantiker und Rucksacktouristen auf seine Weise verstärken.

Der Drachenfels mit Burgruine und modernem Glaskubus 100

Naturpark Siebengebirge

Naturpark-Informationen Wandern Touristische Informationen www.naturpark-siebengebirge.de www.drachenfels-wandern.de www.siebengebirge.com 101 Highlights zum Naturerleben

Aktiv sein im Reptilienzoo haben die Nachfah- Umweltbildung ren der Drachensaga, wie Echsen, Aussichten Warane oder Krokodile aber auch Im Naturparkhaus im Forsthaus Wunderschöne Rundum-Ausblicke Schlangen und Vögel ein Zuhause Lohrberg informiert eine Ausstellung in das Rheintal bis Köln, zur Eifel und gefunden. über die Geologie, die Lebensräume zum bieten sich vom und den Naturschutz im Siebenge- Aussichtsplateau des Drachenfels Zwei bedeutende Politiker Deutsch- birge. Der VVS bietet auch geführte und von den Gipfeln der Löwenburg, lands lebten am Fuß des Siebengebir- Wanderungen und Exkursionen sowie des Ölbergs und Petersbergs. ges. Im Wohnhaus Konrad Adenauers für Kindergartengruppen und Schul- in Rhöndorf wurde das Museum klassen Aktionen in den Themen Bio- Wandern/Radfahren Adenauerhaus, mit einer ständigen logie, Geologie oder Kulturgeschichte Von Bonn, Sankt Augustin, Königs- Ausstellung zum Leben und Wirken an (www.naturpark-siebengebirge.de). winter oder Bad Honnef führen rund des ersten Bundeskanzlers der Nach- Die Vorburg unterhalb von Schloss 380 Kilometer Wanderwege durch kriegsgeschichte eingerichtet (www. Drachenburg ist Sitz der Stiftung Na- das Siebengebirge. Der traditionelle adenauerhaus.de). Altbundeskanzler turschutzgeschichte. In ihrem Muse- Rheinhöhenweg (www.rheinhöhen und Friedensnobelpreisträger Willy um zur Geschichte des Naturschut- weg.de), der Rheinsteig (www.rhein Brandt lebte in seinen letzten Jahren zes in Deutschland begibt man sich steig.de) oder der Bergische Weg bis 1992 in Unkel am Rhein. Das auf eine Entdeckungstour durch die (www.bergischer-weg.de) führen Willy-Brandt-Forum, ein Museum zur Geschichte des Naturschutzes und durch die Schönheiten des Natur- Zeitgeschichte, erinnert in der Alt- die Aktivitäten der Naturschutzbewe- parks. Einzelne Beschreibungen von stadt an seine Zeit nach der Kanzler- gung (www.naturschutzgeschichte.de). Wander- und Radtouren gibt es auf schaft (www.willy-brandt-forum.com). der Webseite www.siebengebirge. Der Basaltsteinbruch des Weilbergs com im Menü „Wandern & Radfahren“. Die Klosterruine Heisterbach, der ist ein Naturdenkmal des Siebenge- verbliebene Rest einer ehemaligen birges. Der Aufschluss des Weilbergs Reiten Zisterzienserabtei, ist zwischen Ober- bietet einen Einblick in den inneren Zu Pferd erschließt sich das Sieben- dollendorf und Heisterbacherrott Aufbau der vulkanischen Bildungen gebirge über ein ausgewiesenes Reit- (www.abtei-heisterbach.de) zu besich- des Siebengebirges. Hier kann man wegenetz. Ein Wegeplan erläutert, tigen. Im dem Projekt Klosterland- die Fördermechanismen und die auf welchen Wegen Reiten, Wandern schaft wurde die historische Um- Erstarrungsgeschichte der Gesteins- oder Radfahren erlaubt sind (www. wandlung der Naturlandschaft in eine schmelzen rekonstruieren. Wer sich siebengebirge.com). Kulturlandschaft wissenschaftlich für die Sediment- und Vulkangestei- untersucht. Die Ergebnisse sind in der ne des Siebengebirges interessiert, Zehntscheune der Abtei zu sehen. sollte den geologischen Lehrpfad am Kultur erleben Forsthaus Lohrberg besuchen. Die Ruine des Drachenfels ist das Museen Wahrzeichen des Siebengebirges Das Siebengebirgsmuseum in Königs- und ein Symbol der Rheinromantik. winter widmet sich in einer Dauer- Der Ansturm der Touristen auf den ausstellung den Themen Rheinland- Drachenfels (321 m) ist ungebrochen. Adressen schaft, Geschichte und Rheinroman- Er gilt scherzhaft als der „meistbe- tik (www.siebengebirgsmuseum.de). stiegene Berg Europas“. Seit 1883 Naturpark Siebengebirge Das Brückenhofmuseum am Zuweg transportiert die Drachenfelsbahn, Kaiser-Wilhelm-Platz 1 zum Rheinsteig in Königswinter- die älteste noch betriebene Zahn- 53721 Siegburg Oberdollendorf präsentiert in Aus- radbahn Deutschlands, die Besucher Telefon: 02241 13-3329 stellungen Themen der Orts- und von der Talstation in Königswinter bis Telefax: 02241 13-3116 Regionalgeschichte (www.bruecken zum Gipfelplateau (www.drachen [email protected] hofmuseum). Zum 100. Geburtstag felsbahn-koenigswinter.de). Schloss www.naturpark-siebengebirge.de Richard Wagners wurde 1913 der im Drachenburg wurde in den Jahren späten Jugendstil errichtete Kuppel- 1881–1884 von Baron Stephan von Touristische Informationen bau der Nibelungenhalle als Gemäl- Sarter auf halber Höhe des Drachen- Tourismus Siebengebirge GmbH demuseum und Erinnerungshalle fels erbaut. Das Schloss ist ein Meis- Drachenfelsstraße 51 eröffnet. In den Großgemälden des terwerk der Neugotik und imposante 53639 Königswinter Malers Hermann Hendrich dreht sich Gründerzeitarchitektur. Die Innenräu- Tel. 02223 9177-11 alles um den „Ring der Nibelungen“ me schmücken historische Malereien Fax: 02223 917720 (www.nibelungenhalle.de). Nebenan aus der Geschichts- und Sagenwelt [email protected] Naturpark-Informationen Wandern Touristische Informationen der Rheinlande. www.siebengebirge.com www.naturpark-siebengebirge.de www.drachenfels-wandern.de www.siebengebirge.com 102

Natur- und Geopark TERRA.vita 103

AUF DEN Spuren DER ZEIT

Kostbare geologische Funde pflas- tern die Mittelgebirgsausläufer zwischen dem Artland und Biele- feld. Das ergibt zu beiden Seiten der Landesgrenze spannende Ge- schichten aus 300 Millionen Jahren Erd- und 10.000 Jahren Siedlungs- geschichte. Sie machen in diesem unverwechselbaren Natur- und Geopark den Unterschied aus. 104

Diese fossilen, 63 Zen- Sie überführen den Megalosaurus auch 140 Millionen Jahre nach seinem Auftritt ohne jeden Zweifel. Der größte timeter langen Fußspu- Raubsaurier der Gegend ist hier einer Herde Sauropoden gefolgt, deren Fährten ebenfalls erhalten sind. So wird ren stammen aus weit es in dem ehemaligen Steinbruch in Barkhausen bei Bad Essen allen Besuchern erklärt: Was da in der Glasvitrine entrückter Zeit, als hier zu sehen ist, war im Oberjura prähistorischer Alltag. noch dichter, tropischer Manchmal reicht auch schon eine antike Münze für eine Indizienkette. So wie in Porta Westfalica, an der Kante Sumpfwald stand. von unterem und norddeutscher Tiefebene. Hier wurde das Geld zusammen mit einem Mühlstein, einem Bleilot und dem Bruchstück einer Gewandspange gefunden. Demnach könnte hier das Lager gewesen sein, von dem der römische Feldherr Varus mit seinen Truppen in die desaströse Schlacht mit Hermanns Cheruskern aufbrach. Die hat sich nach letztem Wissensstand ja viel eher im Wiehengebirge bei Bramsche statt im Teutobur- ger Wald abgespielt, wie das dort eingerichtete Museum zur Varusschlacht in Kalkriese nahe legt. 105 Natur- und Geopark TERRA.vita

Zwei Epochen, drei Fundorte – und damit noch lange nicht In zwei weiten, schmalen Bögen erstreckt sich der Natur- genug. Im Natur- und Geopark TERRA.vita hat so gut wie park jeweils von West nach Ost. Der obere beginnt im jeder Lebensabschnitt des Planeten irgendwo seinen Artland, über den Ankumer Höhen, und reicht über das Abdruck hinterlassen. 300 Millionen Jahre Erdgeschichte Osnabrücker Land und das Wiehengebirge bis in den sind in diesen Breiten durch Sedimentgesteine annähernd Mühlenkreis Minden-Lübbecke hinein. Der untere setzt lückenlos belegt. Dazu sind 10.000 Jahre menschlicher im idyllischen Tecklenburger Land an und führt über den Besiedlung über kulturhistorische Funde nachweisbar – nördlichen Teutoburger Wald bis nach Bielefeld. Wer dem von den Megalithgräbern der Vorzeit über mittelalterliche Schwung gewellter bis gewölbter Profile folgen will, be- Burganlagen bis zu den Steinbrüchen der industriellen gibt sich am besten auf eine Themenroute oder einen Ära. Darum hat man sich bei allem natürlichen Charme, der insgesamt 1.800 Kilometer langen Rundwanderwege. den die Ausläufer mehrerer Mittelgebirgszüge bieten, Oder er folgt einem von 18 TERRA.trails für Radfahrer, die inzwischen auf das faszinierende Thema Erdgeschichte auf 20 bis 70 Kilometer langen Routen Höhepunkte der kapriziert. Natur- und Erdgeschichte kombinieren.

Seit November 2015 ist TERRA.vita einer von nur sechs Fortsetzung S. 107 deutschen UNESCO Global Geoparks. Nicht nur eine ge- wichtige und seltene Auszeichnung, sondern auch Verpflich- tung für die Zukunft mit hohen Qualitätsansprüchen. Ent- sprechend sind seine Museumslandschaft und das breit- gefächerte Netz der Rad- und Wanderwege auf den span- nenden Geotourismus ausgerichtet. In den vorwiegend offenen Landschaftsräumen zwischen Mittellandkanal und Weser werden die Besucher zu Entdeckern auf erdge- schichtlichen Fährten. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob man sich gerade noch in Nordrhein-Westfalen oder schon in Niedersachsen befindet: Erlebnisraum ist überall. 106

Naturerbe Durchreisende fokussieren ihre Blicke in Höhe Porta Westfalica allzu schnell auf das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Das nationale Monument auf dem , im äußersten Winkel Nordrhein-Westfalens, reißt alle Aufmerksamkeit zunächst an sich. Dabei ist es für Naturbegeisterte im Kreis Minden-Lübbecke allenfalls das Bonmot obendrauf.

Unter dem Standbild des preußischen Regenten sind am Weserdurchbruch ureigene Landschaften zu entdecken, geprägt durch die Ausläufer von Wie- hen- und Wesergebirge. Sie bringen an der Schnittstelle von Weserbergland und Norddeutscher Tiefebene markante Felswände und Steilhänge hervor, an denen ausgedehnte Waldmeister- und Heimsimsenbuchenwälder mit einge- streuten Lärchen- und Fichtenbeständen wechseln. Zusammen mit ehema- ligen Stollensystemen und höhlenartigen Vertiefungen bilden sie wertvolle Reservate für viele Spezies – etwa Uhu und Baummarder sowie mehrere, zum Teil bedrohte Fledermausarten.

ZU Kaisers FÜSSEN

Über 16 Kilometer artenreicher Wald hält sich an den Höhenzügen zwischen Porta Westfalica, Bad Oeynhausen und Minden fest. In ihm sind neben dem größten Buchenstockausschlag im Bundesland auch wertvolle Alt- und Totholzareale sowie Schlucht- und Hangmischwälder zu Hause. Kein Wunder also, dass in der Region insgesamt so viele geschützte Reservate ausgewiesen sind – allen voran das Natura 2000-Gebiet „Wälder bei Porta Westfalica“, das sich auf 1.470 Hektar am Europäischen Fernwanderweg E II erstreckt. Botani- ker schwören hier auf die letzten, gelb blühenden Wildnarzissen am Südhang des Wittekindsberg, während Geologen sich für die gut erhaltenen Aufschlüsse an den Felsklippenbändern aus Sand- und Kalkstein begeistern. So beweist sich TERRA.vita gerade im Osten seines verzweigten Terrains wieder in doppel- ter Funktion – als spannender Natur- wie als eindrucksvoller Geopark. 107 Natur- und Geopark TERRA.vita

Das „Hockende Weib“, eine mar- kante Felsformati- on der Dörenther Klippen

Die Dörenther Klippen im Kreis Steinfurt: Ein ganzes En- semble aus Felsköpfen ragt aus den 120 Millionen Jahre alten Sandsteinformationen am Südwesthang des Teuto- burger Walds freistehend heraus. Darunter das „Hocken- de Weib“ und der „Dreikaiserstuhl“ als durch Verwitterung geschaffene, figürliche Skulpturen. Das „Steinerne Meer“ auf dem Gattberg bei Belm: Eine Kolonie bis zu 3,80 Me- ter hoher, eiszeitlicher Findlinge steht hier samt Umge- bung unter Naturschutz. Das Großsteingrab Hekese bei Restrup nahe Bippen: zwei vorzeitliche Grabkammern, die durch eine 90 Meter lange Steinreihe miteinander verbun- den sind. So mysteriös wie die verschiedenen Grabformen im Gräberfeld Giersfeld bei Ankum, von denen ein archäo- logischer Lehrpfad ausgeht.

Alle paar Kilometer erzählen Steine und Felsen neue Geschichten. Was man dabei vorübergehend erfährt, lässt sich in festen Ausstellungen vertiefen. In Osnabrück liefern das Museum für Industriekultur und das Museum am Schölerberg als zentraler Anlaufpunkt des Naturparks viele geologische Hintergründe. Im ErdZeitCenter des Heimathauses Borgholzhausen werden seltene prähisto- rische Funde präsentiert. In einer stillgelegten Mine in Ibbenbüren werden 2.000 Jahre Bergbau dokumentiert. Der neue Besucherstollen im Silbersee am Hüggel in Hasbergen zeigt auch Spuren von Vorläufern der Dinosau- rier. Und das zum Mai 2015 eröffnete HAITECH Haifisch- zentrum in Bippen erinnert an die Vorzeit, als Raubfische durch diese Gegend schwammen. Das Bielefelder Natur- kundemuseum mit der umfangreichen Fossiliensamm- lung sowie die „Erlebniswelt steinzeichen“ in Steinbergen () runden das breite Angebot sinnvoll ab.

Nicht zuletzt haben aber auch Mittelalter und frühe Neu- zeit mit etlichen Kulturdenkmälern Spuren hinterlassen. Wunderbar leicht lassen sich das Schloss in Bad Iburg und die Fachwerkgassen in Tecklenburg begehen. Eben- so die Reste der Wittekindsburg und die Schelenburg, schönstes Wasserschloss im Osnabrücker Land. Anmut und Ruhe strahlen die Mühlen im Mindener Land aus, Würde und Stolz das wahrhaft herausragende Kaiser- Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica. Hier werden phäno- menale Einsichten in die Erdzeitalter durch die kühne Aus- sicht ins Ravensberger Hügelland abgerundet. Auch das hinterlässt bei allen seinen unverwechselbaren Abdruck. Das Wasserschloss Schelenburg 108

Natur- und Geopark TERRA.vita

Naturpark-Informationen Tourenplaner Touristische Informationen www.geopark-terravita.de www.regio.outdooractive.com www.geopark-terravita.de/reise-tourismus 109 Highlights zum Naturerleben

Aktiv sein Kultur erleben Umweltbildung

Aussichten Bergbauatmosphäre schnuppert man Das naturkundliche Museum am TERRA.vista informiert mit 2–3 minü- im Bergbaumuseum Ibbenbüren, Schölerfeld in Osnabrück ist eines tigen spannenden Hörbeiträgen an angefangen von den ersten Abgrab- von mehreren Regionalen Umweltbil- 24 Aussichtspunkten über den jeweili- ungen bis zur Gewinnung des Anthra- dungszentren (RUZ) und entwickelt gen Ort. Man wählt eine Rufnummer, zits in bis zu 1.500 Metern Tiefe. Das umweltpädagogische Angebote und auf die eine Infotafel hinweist, und Museum am Schölerberg in Osna- ausstellungsbegleitende Programme lauscht den Geschichten. Alle Aus- brück präsentiert eine Reise durch für Kindergärten und Schulen. Veran- sichtspunkte des Projekts findet man Landschaften und Ökosysteme bis staltungen mit erdgeschichtlichem unter www.cultureapp.com/terravista. in die Galaxie im Planetarium. Die Hintergrund finden im Ausstellungs- Ausstellung „TERRA.vision – Versun- bereich TERRA.vision statt, wo an sie- Wandern kene Ökosysteme“ zeigt eine reale ben Themenstationen 300 Millionen Auf langen oder auf kurzen Wegen, der Grabungssituation in nachgebauten Jahre Erdgeschichte erlebt werden. Geopark bietet viele Facetten des Wan- Steinbrüchen (www.osnabrueck.de/ derns. Der 156 Kilometer lange Her- mas). Standort des Besucherberg- KUBIKUS in Bad Essen steht für mannsweg (www.hermannshoehen. werk und Museum Kleinenbremen „Kreative Umweltbildung für alle Ge- de), einer der schönsten Höhenwege ist die ehemalige Eisenerzgrube nerationen“. Die Einrichtung bietet Deutschlands, kreuzt das Gebiet des Wohlverwahrt mit einer umfangrei- jung und alt vielfältige umweltpäda- Geoparks ebenso wie der Wittekinds- chen Sammlung zum Bergbau und gogische Angebote mit dem Ziel, sich weg, von Osnabrück auf dem Kamm zur Erdgeschichte (www.bergwerk spielerisch und kreativ mit Umwelt des Wiehengebirges zur Porta West- -kleinenbremen.de). Das Museum In- und Natur zu beschäftigen (www. falica. Weitere Routen sind der Ahorn- dustriekultur Osnabrück führt durch kubikus-badessen.de). Weitere Ein- weg im südlichen Osnabrücker Land die Geschichte der Industrialisierung richtungen und Partner findet man sowie der Mühlenweg am Wiehen- (www.industriekultur-museumos.de). unter www.geopark-terravita.de/de/ gebirge (www.muehlenweg-am Auf einer Führung durch den Silber- umweltbildung. -wiehengebirge.de). Die Teutoschlei- see-Stollen am Hüggel wird die fen sind einzelne Routen mit Strecken- Geschichte des Silbersees und des längen zwischen sechs und 13 Kilo- Gesteinsabbaus erzählt. Von unten metern. Sie führen z. B. zur eindrucks- sieht man hier die 240 Millionen Jah- vollen Felslandschaft der Dörenther re alten Spuren des Wattenmeers. So Adressen Klippen oder auf dem Waldauenweg wie in Bippen das Haifischzentrum über 256 Stufen dem Himmel entge- Haitech daran erinnert, dass hier Natur- und Geopark TERRA.vita gen (www.teutoschleifen.de). alles einmal auf Meeresgrund lag. Am Schölerberg 1, 49082 Osnabrück Tel. 0541 501-4217 Radfahren Vor rund 2.000 Jahren tobte die Va- Fax: 0541 501-4424 Der Geopark ist mit 4.000 Kilome- russchlacht zwischen Römern und [email protected] tern Streckennetz ein ideales Rad- Cheruskern in Kalkriese. Ein spek- www.geopark-terravita.de fahrterrain. Die TERRA.trails sind 18 takulärer Fundort für Achäologen, attraktive Rad-Tagestouren zu den deren Forschungen noch lange nicht Touristische Informationen Sehenswürdigkeiten des Parks. Den abgeschlossen sind. Ihre Ergebnisse Bielefeld Marketing GmbH Tourenplaner gibt es auf der Websei- werden im Museum und Park Kalk- Tel. 0521 5169-99; www.bielefeld.jetzt te des Naturparks im Menü TERRA. riese, am Schauplatz der Ereignisse Kreis Gütersloh aktiv. Der Fernradwanderweg Bahn- präsentiert. Bei einer „Stippvisite auf pro Wirtschaft GT GmbH RadRoute Teuto-Senne führt entlang der Grabung“ erhalten die Besucher Tel. 05241 851088; www.erfolgskreis-gt.de zweier Bahnstrecken von Osnabrück Informationen aus erster Hand (www. Kreis Minden-Lübbecke über Bielefeld nach Paderborn. Un- kalkriese-varusschlacht.de). Amt für Wirtschaftsförderung terwegs kann man vom Rad auf die und Kreisentwicklung Bahn umsteigen (www.bahnrouten.de Das ErdZeitCenter im Kultur- und Tel. 0571 807-23170; www.muehlenkreis.de /teuto-senne). Heimathaus Borgholzhausen widmet Tourist Information Osnabrück sich der Erdgeschichte des Teutobur- Tel. 0541 323-2202 Klettern ger Waldes. Höhepunkte des ErdZeit- www.osnabrueck.de/tourismus Geübte Felskletterer klettern am liebs- Museum und des dahinter gelegenen Tourismusverband Osnabrücker Land e. V. ten in der Nähe von Ibbenbüren an den GeoGartens sind die erdgeschichtli- Tel. 0541 323-4567 30 Meter hohen Felsen der Dörenther chen Funde mit der weltweit größten www.osnabruecker-land.de Klippen, im Plisseetal oder am Drei- Ansammlung von Riesen-Ammoniten Tecklenburger Land Tourismus e. V. Naturpark-Informationen Tourenplaner Touristische Informationen kaiserstuhl (www.bergfreunde-ibb.de). und 240 Millionen Jahre alten Sauri- Tel. 05482 929182 www.geopark-terravita.de www.regio.outdooractive.com www.geopark-terravita.de/reise-tourismus erfährten. www.tecklenburger-land-tourismus.de 110

Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge 111

HEILENDE Höhen

Zwei Mittelgebirge und eine Börde- landschaft, geschichtsträchtige Klöster und Kurbäder mit Tradition: In der stillen Region zwischen dem Hermann und der Weser gehen Erkunden und Erholen an vielen Stellen Hand in Hand. Ein deutscher Heilgarten, vom Ostwest- fälischen bis hinunter an die Landes- grenze von Hessen. 112

Ob die berühmten So viel Fels ist natürlich herausragend. Wie fünf Rätsel bauen sich diese freistehenden Brocken auf der idyllischen Externsteine bei Lichtung auf und streben aus dem bewaldeten Hang wuchtig nach oben – Relikte der Erosion, die auf eine 70 Holzhausen wirklich Millionen Jahre alte Erdbewegung folgte. Acht weitere Sandsteinblöcke bleiben weitgehend im Hang verborgen, eine heilende Aus- was das reale Schauspiel nur umso wirkungsvoller macht. Seit dieses bizarre Ensemble über eingelassene Treppen strahlung haben, und Brückchen begehbar geworden ist, zieht es Tag für weiß bis heute keiner Tag viele Wanderer, Sinnsucher und Mystiker an. genau. Ob die Externsteine bei Horn-Bad Meinberg wirklich eine heilende Ausstrahlung haben, weiß bis heute keiner genau. Vorstellbar ist es aber, weil im Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge sowieso viel Wert gelegt wird auf gesun- de Wirkung der Landschaft. Das riesige Areal, das vom Lipper Bergland bis hinunter ins Weserbergland und wieder hinauf in die Paderborner Hochfläche reicht, glänzt nicht bloß mit zwei waldreichen Mittelgebirgen. Durch sein aus- geglichenes Schonklima sowie die zahlreichen Heilquellen und Kuranlagen ist es längst zum „Heilgarten Deutsch- lands“ avanciert – kongenial ergänzt durch eine Reihe bedeutender Klostergründungen. 113 Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge

Jeder kennt den schwertbewegten Hermann, dem bis Adlerwarte und oberhalb von Scherfede, am ehemaligen 1875 nahe der Externsteine ein bombastisches, gut 53 Zisterzienserkloster Hardehausen, ein Wisent-Gehege. Meter hohes Denkmal gesetzt wurde – der stolze Cherus- In den schwermetallhaltigen Bleikuhlen um Blankenrode ker aus der siegreichen Varus-Schlacht, der im Kaiser- blüht exklusiv das Galmeiveilchen als endemische Art. staat schnell nationale Symbolfigur wurde. Wie viel fried- Nicht weit davon entfaltet der kleine, fröhlich gluckern- licher geht es dagegen heute auf den Hermannshöhen de Silberbach mit seinem lauschigen Tal genug Charme zu: In hellen Scharen nehmen Naturfreunde begeistert für eine Tagestour: Entspanntes Wandern unterm Dach den 125 Kilometer langen Kammwanderweg, der über die uralter Buchen, die Schatten spenden, bis der 468 Meter Sparrenburg bei Bielefeld bis hinunter nach Marsberg im hohe Velmerstot als Doppelgipfel des Eggegebirges Kreis Paderborn führt. Er ist einer von so vielen Routen, erreicht ist. die im Naturpark über Höhen und Tiefen führen. Oder quer durch die Zeiten wie die neue, mit Landes- und EU-Mitteln Soviel Gefälle haben die Bördelandschaften östlich der realisierte „NaturZeitReise“. Sie umfasst spannende Mittelgebirge kaum im Repertoire – abgesehen vielleicht Themenwege in drei Natura-2000-Gebieten und zeigt mit von den grünen Höhen um den Schieder See und den „Zeitfenstern“ und „Zeitzeugen“ anschaulich, wie Natur- Hangwäldern des Wesertals bei Höxter. Umso anmutiger, räume sich unter verschiedensten Einflüssen wandeln. weil völlig harmonisch wechseln zwischen Lipper Berg- land und Oberwälder Land Natur- und Agrarflächen mit Wo der Teutoburger Wald im Westen des Naturparks stetem, sanftem Schwung. Überschaubare, alteingeses- ausläuft, schließt das Eggebirge fast nahtlos zum Süden sene Orte glänzen dann und wann mit reichlich Fachwerk hin an. Bis zu den Teutonia-Klippen und der verwilderten im historischen Kern: Lemgo, Blomberg, Nieheim, Höxter, Schlucht einer nie vollendeten Eisenbahnstrecke bei Wil- Brakel, Warburg. Und je weiter man dabei ins Katholisch- lebadessen. In diesen Wäldern konnte die scheue Wildkat- Ostwestfälische gerät, desto öfter stößt man auf geschichts- ze bis heute überleben. Bei Berlebeck gibt es eine große trächtige Abteien und Klöster.

Fortsetzung S. 115 114

Naturerbe Nicht mehr einzugreifen, kann sehr wohl eine umfangreiche Initiative sein. In Ostwestfalen-Lippe etwa, am Osthang des Eggegebirges, sind Forstwirtschaft- ler und Planer intensiv damit beschäftigt, die naturnahen Wälder mit bis zu 40 Meter hohen Rotbuchen zum Wildnisgebiet zu entwickeln.

Kaum 20 Kilometer jenseits von Paderborn sind inzwischen 1.900 Hektar vom Waldnaturschutzgebiet -Nord aus wirtschaftlicher Nutzung her- ausgenommen worden. Sie bleiben weitgehend sich selbst überlassen, was eben (noch) nicht von alleine geht, damit hier dem Motto zufolge der „Urwald von Morgen“ entsteht kann. Ein größeres Areal zur Wildnisentwicklung von Buchenwäldern gibt es in Deutschland außerhalb der Nationalparke derzeit nirgends.

wilde STRATEGIEN

Ein Wildnisgebiet Es war die Rotbuche „Fagus Sylvatica“, die nach der Eiszeit die Wälder zwi- entsteht am Osthang schen Atlantik und Osteuropa dominierte. In diesem Sinne knüpft das Projekt des Eggegebirges im Zentrum ihres Verbreitungsgebiets an eine naturhistorische Tradition an – ganz auf der Linie der Wildnisstrategie des Landes NRW. Die Bedingungen sind günstig, weil die Förster hier seit je betont nachhaltig vorgingen. Seit 1996 steht das Kerngebiet unter Naturschutz, seit 2004 gehört es zum europäi- schen Schutzgebietsnetz Natura 2000.

In den vielfältigen Waldgesellschaften konnte manch seltene Spezies überle- ben, allen voran Wildkatze, Schwarzspecht und Haselhuhn. Diese Vielfalt wird weiter ausgebaut, wenn in den Prozessschutzzonen Totholz zerfallen kann – Lebensraum für darauf abonnierte Arten. Noch so eine spannende Entwick- lung, die Naturfreunde auf eigene Faust oder unter Führung eines Info-Ran- gers miterleben können. Auf der Freilichtbühne der Naturerbe-Buchenwälder werden eben viele Stücke parallel gegeben. 115 Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge

Der Velmerstot, Doppelgipfel des Eggegebirges

Besonders beeindruckt das ehemalige Benediktinerklos- ter Marienmünster am Fuß des Hungerbergs. Von hier aus startet eine historische Route zu bedeutenden Barock- orgeln. Unübersehbar das im 9. Jahrhundert gegründete Kloster Corvey bei Höxter, das im 30-jährigen Krieg weit- gehend zerstört, später aber zu einem vierflügeligen Barockschloss ausgebaut wurde – Sitz einer 70.000 Bän- de umfassenden Privatbibliothek, die mal Hoffmann von Fallersleben leitete. Das prächtige Westwerk von Corvey, ein Zeugnis karolinischer Architektur aus dem 9. Jahrhun- dert, wurde 2014 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Und imposant die Anlagen des Klosters Dalheim in einem Seitental der Altenau, das schon im 13. Jahrhundert erwähnt und 2007 zum Landesmuseum für Klosterkultur wurde. Hier, am Westrand des Eggegebirges, wachsen im Klostergarten die kostbarsten Heilpflanzen.

Natur und Gesundheit sind traditionell eng verbunden in einer Region, die über sieben Luftkurorte und je zwei heilklimatische bzw. Kneipp-Kurorte verfügt. Das beginnt mit den salzhaltigen Solen von Bad Salzuflen im Lipper Bergland und setzt sich über Bad Meinberg und Bad Her- mannsborn bis nach Bad Driburg fort. Dort ist Wellness durch den im 17. Jahrhundert angelegten Gräflichen Park zur Landschaft geworden: Uralte Solitärbäume und zahl- reiche Blumenrabatten zieren die um einen offenen Wild- park erweiterten Rasenflächen. Lange vor den Kurgästen stolzierte hier schon Hölderlin entlang. Der große Dichter hatte eben Geschmack: Eleganter als in unmittelbarer Nähe dreier Mineralquellen und eines Schwefelmoors las- sen sich Körper und Geist kaum miteinander versöhnen.

Irgendwo ist also immer etwas zu entdecken und zu genießen, das wird in diesen Tagen durch zeitgemäße Medien gestützt. Wie etwa der kostenlosen Applikation fürs Smartphone, „GPS-Erlebnisregion“, die den Natur- parkgast über größtenteils unsichtbare Erlebnispfade navigiert – und dabei mit nachhaltigem Wissen über Na- tur- und Klimaschutz etc. versorgt. Ein von der UNESCO mehrfach ausgezeichnetes Projekt für moderne Wande- rer: loslaufen, staunen und verstehen.

Schweben über Fels und Wasser: der WeserSkyWalk 116

Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge

Naturpark-Informationen GPS Erlebnisregion Naturpark Touristische Informationen www.naturpark-teutoburgerwald.de Teutoburger Wald/Eggegebirge www.teutoburgerwald.de www.interaktive-erlebnispfade.de 117 Highlights zum Naturerleben

Aktiv sein Die BahnRadRoute Teuto-Senne Umweltbildung verläuft entlang zweier Bahnstrecken Aussichten von Osnabrück über Bielefeld nach Die GPS-Erlebnisregion im Naturpark Herrliche Ausblicke lassen sich von Paderborn. Teutoburger Wald/Eggegebirge ist ein den Sehenswürdigkeiten des Natur- innovatives Projekt im Bereich der Um- parks genießen, wie dem Hermanns- weltbildung und des Naturtourismus. denkmal (www.. Kultur erleben Auf unsichtbaren Pfaden lassen sich de) bei Detmold oder vom Eggeturm interessante Facetten der Natur und des Preußischen (464 m) und der Die ehemalige Reichsabtei Corvey Kultur im Naturpark entdecken und Kuppe des Lippischen Velmerstot bei Höxter, UNESCO-Weltkulturerbe, erleben. Die Orientierung auf den We- (441 m) bei Horn-Bad Meinberg. Eine ist das Herzstück der Klosterregion. gen erfolgt mit Mobiltelefonen unter schöne Sicht hat man vom Köter- Eindrucksvoll im Schloss sind das im Nutzung des GPS. An den Stationen berg (495 m), dem höchsten Berg im 9. Jahrhundert erbaute Westwerk, ein erhalten die Nutzer dazu interaktive Weserbergland. bedeutendes Baudenkmal Deutsch- Informationen, z. B. in Form von Hörge- lands und die etwa 74.000 Bände schichten, Texten, Bildern und Videos. Wandern umfassende Fürstliche Bibliothek, Die Hermannshöhen gehören zu den der einst der Dichter Hoffmann von Die Naturpark-Schule sensibilisiert Top Trails of (www.hermanns Fallersleben vorstand (www.schloss in Kooperation mit Partnerschulen hoehen.de). Der Hermannsweg (156 -corvey.de). Weitere Höhepunkte der junge Menschen für natur- und kultur- km) verläuft von der Münsterländer Klosterregion sind die barocke Klos- nahe Themen ihrer Heimat. Angebo- Parklandschaft in Rheine über den teranlage der Abtei Marienmünster ten werden Exkursionen und Projekt- Kamm des Teutoburger Waldes durch (www.kultur-stiftung-marienmünster) tage unter Mitwirkung von Experten zwei Naturparke nach Horn-Bad Mein- und das Kloster Dalheim bei Lichte- wie Förster und Naturschützer. Die berg und endet auf der Kuppe des nau im Kreis Paderborn, heute eine Naturpark-Schule ist Teil des Projekts Lippischen Velmerstot. Der Eggeweg Stiftung und LWL Landesmuseum „Netzwerk Naturparkschule des Ver- (70 km), ausgezeichnet als „Qualitäts- für Klosterkultur (www.lwl.org/lwl/ bandes Deutscher Naturparke (VDN), weg Wanderbares Deutschland“, kultur/kloster-dalheim). Einmalig ist das von der Deutschen UNESCO- durchquert das Eggegebirge von Nord auch die Gartenbaukultur, z. B. die Kommission als offizielles Projekt der nach Süd. Kurparks der Heilbäder, der Gräfliche Dekade „Bildung für nachhaltige Ent- Park Bad Driburg oder der Schloss- wicklung“ ausgezeichnet wurde. Zwei Themenrouten sind jeweils einem park Wendlinghausen. speziellen Motto gewidmet. Natur- ZeitReise sind Naturparktrails. Jeder Das LWL-Freilichtmuseum Detmold, Adressen Trail zeigt den Wanderern den Wandel das größte seiner Art in Deutschland, der Zeiten in den Landschaften. „Zeit- zeigt ein halbes Jahrtausend länd- Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge fenster“ gewähren Einblicke in die liches Leben in den Landschaften Grotenburg 52, 32760 Detmold Landschaftsgeschichte und „Zeitzeu- Westfalens (www.lwl-freilichtmuseum Tel. 05231 627961 gen“ weisen auf besondere Ereignis- -detmold.org). Im Deutschen Auto- [email protected] se hin. Entlang der fünf KlimaErleb- matenmuseum auf Schloss Benk- www.naturpark-teutoburgerwald.de nisRouten werden die faszinierenden hausen kann man die Privatsamm- Wechselwirkungen von Klima, Natur lung der Familie Gauselmann mit Touristische Informationen und menschlicher Gesundheit ge- 1.800 historischen Münzautomaten Teutoburger Wald Tourismus zeigt. Die Infos zu den Routen findet (www.deutsches-automatenmuse Tel. 0521 96733-25 man auf der Naturpark-Webseite. um.de) besichtigen. Das Heinz Nix- www.teutoburgerwald.de dorfmuseumsForum, weltgrößtes Radfahren Computermuseum in Paderborn, Kulturland Kreis Höxter Internationale Rad-Fernwege wie der zeigt die Geschichte der Informations- c/o Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Europaweg R1 und überregionale Rad- und Kommunikationstechnik, ange- im Kreis Höxter mbh routen kreuzen sich im Naturpark. fangen von der Entstehung der Schrift Tel. 05271 9743-20 Die Paderborner Landroute durch- vor 5.000 Jahren (www.hnf.de). Für www.kreis-hoexter.de/tourismus-kultur quert auf 250 Kilometern die Senne- Feinschmecker gibt es nicht nur etwas landschaft und die grünen Wälder zu Sehen im Westfalen Culinarium in Touristikzentrale Paderborner Land e. V. des Eggegebirges. Die Römer-Lippe- Nieheim. Auf einer Straße dreht sich Tel. 02951 970300 Route (295 km) führt vom Hermanns- in vier Museen alles um die kulinari- www.paderborner-land.de denkmal in Detmold entlang der schen Vielfalt Nordrhein-Westfalens, Naturpark-Informationen GPS Erlebnisregion Naturpark Touristische Informationen Lippe zu den Quellen der Lippe und von Bier über Käse und westfälischen Lippe Tourismus & Marketing AG www.naturpark-teutoburgerwald.de Teutoburger Wald/Eggegebirge www.teutoburgerwald.de weiter bis nach Xanten. Schinken hin zum Pumpernickel Tel. 05231 62-1160 www.interaktive-erlebnispfade.de (www.westfalen-culinarium.de). www.land-des-hermann.de 118

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