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Fotos von einst und heute: Hans Kroll: Auf der letzten Seite Feuer und Flamme für den Ausstellung im Piastenschloss. seiner Erinnerungen, die lange ein DFK: „Ich wurde als 16-jähriger Neben Fotos, welche die alte Pracht Verkaufsschlager waren, schrieb Junge in Rydultau festgenommen. der Schlösser und Aufnahmen er: „Unser Volk ist noch jung, es ist In den kurzen Hosen, in denen sie aus der Gegenwart zeigen, kann voller dynamischer Energie und mich festnahmen, verbrachte ich man auch Grundrisse der Gebäude Vitalität“. die gesamten zehn Monate“. www.wochenblatt.pl sehen. Lesen Sie auf S. 2 Lesen Sie auf S. 3 Lesen Sie auf S. 4

Nr. 6 (275), 29. März – 11. April 2013, ISSN 1896-7973 Jahrgang 25 OBERSCHLESISCHE STIMME Informations- und Kulturbulletin des Deutschen Freundschaftskreises in der Woiwodschaft Schlesien

Tost: Referat über Joseph von Eichendorff Aus Sicht des „Es war, als hätt‘ der Himmel die Erde still geküsst“ DFK-Präsidiums Der März stand in der Woiwodschaft Bald ist Schlesien schon immer im Zeichen von Joseph von Eichendorff. In je- Ostern nem Monat wurde der Romantiker u Ostern feiern die Christen die geboren. Wegen des Eichendorff- ZAuferstehung Jesu Christi. Das Jahres gibt es 2013 nun besonders Wort „Ostern“ kommt vom Namen viele Veranstaltungen, die an ihn „Ostara“ (Osten) – so hieß die ger- erinnern. manische Göttin des Frühlings, der Fruchtbarkeit und der Morgenröte. n der vorigen Ausgabe der „Ober- Zu Ehren dieser Göttin haben die Ischlesischen Stimme“ berichteten wir Germanen im Frühling ein großes bereits über die Eichendorff-Feierlich- Fest veranstaltet. keiten in Lubowitz. Auch das Wochen- Die zweite Erklärung für das Wort blatt griff das Thema auf und berichtete „Ostern“ leitet die christliche Lehre über die Veranstaltung. Wahrscheinlich denken einige Leser nun, mittlerweile vom Wort „Osten“ ab. Die Blicke der müsste doch alles darüber gesagt sein. Frauen, die zuerst am leeren Grabe Doch das ist nicht so. „Über die Wer- Jesus standen, richteten sich zum ke Eichendorffs kann man unendlich Sonnenaufgang gen Osten, da sie sprechen und immer neue Aspekte in glaubten, dass Jesus von dort auf die seinen Gedichten entdecken“, formu- Erde zurückkehrt. Auch deswegen lierte es einer der Geburtstagsgäste in Johann Joseph Claβen Foto: Monika Masarczyk Das richtige Ambiente für den Geburtstag Eichendorffs Foto: Dorota Matheja Lubowitz treffend. sind die Kirchen nach Osten ausge- Einen ganz neuen Einblick in die niederschlägt. Das Gedicht „An meinen Jeder DFK hofft, dass Rede. Um welche Anlagen es sich da- richtet worden, in manchen fällt das Werke Eichendorffs verschaffte dem Bruder“ interpretierte der Festredner Eichendorff in seinen bei handelte, ist bis heute unklar. „Man Licht der aufgehenden Sonne im Os- Publikum der Festredner Johann Joseph als eine sprachliche Selbsttherapie. „Es kann nicht sicher sagen, welcher Gar- ten durch ein besonderes Fenster auf Claβen, der selbst Dichter ist und Ge- ist die dichterische Aufarbeitung vom Gedichten den eigenen ten und welches Schloss Eichendorff dichte von Eichendorff herausgegeben Verlust der Kindheits- und Jugendstät- Ort beschreibt. in seinem Gedicht gemeint hat. Jede den Altar. Der Name des Osterfestes hat. Johann Joseph Claßen bettete bei ten.“ Es werde nicht nur der Niedergang Ortschaft wünscht sich natürlich, dass lässt sich somit als das „östliche, seinem Vortrag Gedichte Eichendorffs von Lubowitz, sondern auch die land- sie gemeint ist. Es könnte auch Tost morgendliche Fest“ deuten. in dessen literarisch-biographischen schaftliche Zerstörung am Vorabend sein“, sagt Dorota Matheja. Die Ostertraditionen haben einige Hintergrund ein und nahm so Bezug der aufkommenden Industrialisierung die Gegenwart, in dem ich ihr roman- Im zweiten Teil der Veranstaltung heidnische Spuren. Die Ostereier bei- auf die damalige Zeit. „Über das Leben Oberschlesiens beschrieben. Aber auch tische Bilder in einen Spannungsbogen wurde Musik gespielt. Das Duo „Kotyś Eichendorffs werde ich wenig sagen, das Erwachsenwerden fernab der schle- entgegensetze. In meinen Gedichten und Daria“ präsentierte dem Publikum spielsweise gehen auf ein vorchrist- aber immerhin so viel, dass es einem sischen Heimat spiele im Gedicht eine erinnere ich an das, was früher einmal gesungene Poesie. Vertont wurden auch liches Fruchtbarkeitssymbol zurück. umfassenden Ablauf seiner Lebenssta- Rolle. „Es ist die dichterische Aufar- war, dann verloren ging und heute nur Gedichte von Georg Hauptstock und Über die Jahrhunderte entwickelten tionen gibt. Ich werde den Schwerpunkt beitung all dessen, das den lyrischen noch literarisch überliefert ist.“ anderen Dichtern. sich in den Regionen Deutschlands auf die Gedichte Eichendorffs legen“, Standort Eichendorffs markiert.“ Der letzte Teil der Veranstaltung unterschiedliche Bräuche, die teils stellte der Festredner gleich zu Beginn Claβen hat sich auf die Romantik spe- Feierlichkeiten auf der Burg in Tost gebührte Johann Joseph Claβen. Er zi- klar. Anschließend widmete er sich ins- zialisiert. So gelang es ihm mühelos, Seinen zweiten Auftritt anlässlich tierte nicht nur Gedichte von Joseph bis heute mit viel Liebe und Sinn besondere den Gedichten „In einem das Publikum im Eichendorff-Zentrum des 225. Geburtstages von Joseph von von Eichendorff aus dem von ihm selbst für Tradition gepflegt werden. Als kühlen Grunde“ und „Mondnacht“. auf eine romantische Reise in die Zeit Eichendorff hatte Claβen in Tost. Dort verlegten Band „Und die Welt hebt an Ostergebäck wird beispielsweise Letzteres ist eine „Blaupause“ für die des Dichters zu entführen. In seinem wurden die Feierlichkeiten in drei Tei- zu singen“, sondern trug auch eigene ein Kuchen in Form eines Hasen Dichtkunst der Romantik. Vortrag in Lubowitz machte Claβen le gegliedert, berichtet Dorota Mathe- Werke aus seinem Buch „Die Glocken oder eines Lammes serviert. Auch deutlich, welchen Stellenwert die Ro- ja, die Vorsitzende des DFK in Tost. Vinetas“ vor. Dichterische Interpretation mantik in seinem Leben hat. „Ich bin Zunächst hielt Johannes Rasim einen Warum die Gedichte Eichendorffs das Verstecken von Ostereiern ist Aber auch andere Gedichte nutzte Romantiker durch und durch. Was in Vortrag über Notgeld, das vor 90 Jahren bis heute so beliebt sind, weiß Dorota in Schlesien und anderen deutsch- Claβen, um aufzuzeigen, wie stark Ei- der Literatur unseres Zeitalters nicht in Deutschland im Umlauf war. Auf Matheja: „Die Poesie Eichendorffs liest sprachigen Ländern bis heute eine chendorffs Zeilen mit dessen Leben ver- gerade als Vorteil gilt. Aber ich rechne diesen Scheinen waren auch Zitate von man immer wieder gerne, denn sie ist beliebte Tradition. Großen Spaß bunden waren und wie sich die damalige mit der Gegenwart ab, in dem ich sie Eichendorff. Unter anderem war von für jeden verständlich.“ haben daran vor allem die Kinder, Lebenswirklichkeit in seinen Werken in der Romantik spiegele. Ich breche einem Garten und einem Schloss die Monika Masarczyk die am Ostersonntag in der Woh- nung oder im Garten nach Osternes- tern suchen. Auch das Schmücken des Hauses mit Zweigen und bunt Da hüpft mal flott ein Osterhase gezielt in Dein Leben rein bemalten Ostereiern steht in dieser Tradition. und wünscht Dir ohne Frage drei wunderschöne Ostertage! Gekochte Eier sind ein Zeichen von Trauer und Klage. Teilweise Der Vorstand des Deutschen Freundschaftskreises gehören sie auch zu den rituellen Speisen des Trauermahls. Die oft in der Woiwodschaft Schlesien, die Mitarbeiter kunstvoll gestalteten Ostereier wei- sen jedoch auf den Wandel vom Tod der Bezirksdienststelle in Ratibor zum Leben hin. So wird das Osterei zum Symbol des Lebens und der und die Redaktion „Oberschlesische Stimme“ Hoffnung über den Tod hinaus. Das Geheimnis von Tod und Auferste- hung ist in den Eiern „handgreiflich“ wünschen Ihnen friedliche geborgen. und harmonische Osterfesttage Zum Osterfest möchte ich allen unseren Mitgliedern die besten und entspannte Stunden Osterwünsche überbringen. Ich wün- sche Ihnen Frohe Ostern, viele bunte im Kreis der Familie. Eier und eine wunderschöne Feier. Eugeniusz Nagel 2 OBERSCHLESISCHE STIMME Aktuelles Aktualności 29. März – 11. April 2013 Kranowitz: Internationaler Kunstwettbewerb Jugend interpretiert Eichendorff Im Rahmen eines Kunstwettbe- Weise sie dessen Zeilen interpretieren, anstaltung ist die Lehrerin Aleksandra werbs haben mehrere Hundert stand ihnen frei. Osadnik. Jedes Jahr überrascht sie die Die dreiköpfige Jury mit Bernard Schüler mit einem anderen Gedicht Schüler aus Deutschland, Polen, Abrahamczyk, Agnieszka Chmielecka Eichendorffs. der Ukraine und der Slowakei ein und Martyna Rejner hatte viel Arbeit. Auch im kommenden Jahr wird der Gedicht von Joseph von Eichendorff Sie musste alle Bilder begutachten und Wettbewerb wieder ausgeschrieben. bewerten. Die Kinder konkurrierten Welches Gedicht Alexandra Osadnik interpretiert. Die Jury stand vor kei- in drei Altersklassen. Die erste reichte dann auswählen wird, ist aber noch ner leichten Aufgabe. von der ersten bis zur dritten Klasse, die offen. zweite von der vierten bis zur sechsten Doris Gorgosch „Markt und Straßen steh’n verlas- Klasse. Die Gymnasiasten bildeten eine Monika Masarczyk sen, Still erleuchtet jedes Haus, Sin- eigene Altersklasse. In jeder Kategorie nend geh ich durch die Gassen. Alles wurden die ersten drei Plätze prämiert. sieht so festlich aus.“ Was denken Sie Die Jury vergab zudem zehn Auszeich- Die Gewinner: Grand Prix – Paweł Cech bei diesen Zeilen? Welche Bilder haben nungen, und auch ein Grand-Prix-Preis Grundschule – Klassen 1-3: Sie im Kopf? Die Zeilen stammen aus des deutschen Konsulats in Oppeln wur- 1. Paweł Krupa der Feder von Joseph von Eichendorff. de verliehen. 2. Marcelina Kowalczyk Hunderte Kinder und Jugendliche haben Der Öffentlichkeit wurden die Ar- 3. Wiktoria Biernacka dessen Gedicht „Weihnachten“ kürzlich beiten am 12. März in der Kranowitzer Grundschule – Klassen 4-6: künstlerisch umgesetzt. Die Ergebnisse Schule präsentiert. Die Eröffnung über- 1. Victoria Malcharek des „Internationalen Plastischen Wett- nahm Direktorin Dr. Kornelia Lach. 2. Karol Gądek bewerbs“ konnten nun bei einer Gala Der Einladung zur Gala waren viele Die mit dem Grand Prix ausgezeichnete Arbeit von Paweł Cech Foto: Doris Gorgosch 3. Krystyna Maciołek besichtigt werden. Gäste gefolgt, darunter unter anderem Gymnasien: Die Veranstaltung fand bereits zum organisiert und richtet sich an Schüler Polen, Tschechien, der Ukraine und der Landrat Adam Hajduk, der Krano- 1. Michał Bodziuch achten Mal statt. Der Wettbewerb wird aus Grundschulen und Gymnasien. Ins- der Slowakei. Alle hatten das Gedichts witzer Bürgermeister und Mitarbeiter 2. Wiktoria Czub von der Grundschule und dem Gym- gesamt erreichten die dreiköpfige Jury „Weihnachten“ von Eichendorff male- des deutschen Konsulats in Oppeln. 3. Justyna Świerczek nasium in Kranowitz (Krzanowice) diesmal 681 Arbeiten aus Deutschland, risch umgesetzt. Auf welche Art und Initiatorin und Organisatorin der Ver-

Hindenburg-Mikultschütz: 21. Deutscher Liederwettbewerb Musik ist Schlüssel zur Sprache In der neuen Sporthalle des 10. zwischen den einzelnen Gewinnern.“ Schulkomplexes traten am 18. März Das Publikum durfte also eine richtige Gewinner des Wettbewerbs: Gala erwarten. Oberschulen: Sänger statt Sportler gegeneinan- Insgesamt hatten sich 170 Teilneh- Solokünstler: Sonia Zwolak (Beuthen), der an. Die Teilnehmer des 21. Deut- mer in vier verschiedenen Altersklassen Grand Prix: Estera Duda (Deutsch Piekar) schen Liederwettbewerbs stellten qualifiziert. Die Grundschüler waren in Duetts: Paulina Szuścik und Bartosz Gabryś (Glei- zwei Gruppen eingeteilt, von der ersten witz) und Anna Hycki und Jakub Beberok (Tichau) dabei nicht nur ihr Gesangstalent bis zur dritten und von der vierten bis Bands: Musikband aus Hindenburg unter Beweis. Sie bewiesen auch zur sechsten Klasse. Hinzu kamen die Gymnasien: gute Deutschkenntnisse. Gymnasiasten und die Oberschüler. Die Solokünstler: Milena Wojtek (Hindenburg), Teilnehmer des Wettbewerbs konnten Grand Prix: Julia Ledwoch (Opeln) ie besten deutschsprachigen Nach- selbst entscheiden, ob sie als Solisten, Duetts: „Korczaki“ (Beuthen), wuchssänger der Woiwodschaft Duo, Band oder Chor antreten. Be- Bands: Band der alten Musik – Kulturzentrum hattenD sich für den Wettbewerb in der sonders zahlreich vertreten waren in Burg in Tost. Mikultschützer Turnhalle qualifiziert. diesem Jahr die Grundschulen und die Grundschulen, 1.-3. Klasse: Leicht war es nicht die nächste Runde Oberschulen. Die Teilnehmer kamen Solokünstler: Agata Powrósło (Kottulin, Kotulin) zu erreichen. Denn die Konkurrenz war aus den unterschiedlichsten Teilen der Duetts: „Eins, zwei, drei…“(Kottulin, Kotulin) in diesem Jahr besonders stark, erzählte Woiwodschaft, etwa aus Kattowitz, Glei- Chöre: „Karliczek“ (Preschlebie, Przezchlebie) Organisatorin Sandra Christ. „Die Teil- witz, Beuthen oder auch Tost (Toszek). Grundschulen, 4.-6. Klasse: nehmer waren tadellos, geradezu profes- Im Repertoire hatten die meisten Solokünstler: Paweł Golla (Beuthen), Duettes: Kinga Jankowska und Magdalena Ordon sionell vorbereitet. Und zwar sowohl was Nachwuchssänger Titel zeitgenössischer (Preschlebie, Przezchlebie) die Sprache als auch den Gesang betraf. deutscher Künstler. Es wurden aber auch Bands: Band der alten Musik – Kulturzentrum Das Niveau des Wettbewerbs war sehr traditionelle deutsche Melodien ange- Burg in Tost, hoch und die Konkurrenz sehr groß. stimmt. Chöre: „Piccolo“ (Beuthen) Es gab nur wenige Punkte Unterschied Monika Masarczyk Bunt und manchmal auch lustig waren die Interpretationen der Teilnehmer Foto: Sandra Christ

Pless: Sprachwettbewerb „Wir sprechen Deutsch“ Ratibor: Ausstellung über die Schlösser der Familie Eichendorff im Piastenschloss Gutscheine für Gewinner Fotos von einst und heute Am Wettbewerb „Wir sprechen Ratibor hat 2013 zum Eichendorff- Deutsch“ nahmen in diesem Jahr Jahr erklärt. Denn der Dichter hätte 81 Schüler teil. Die besten von ihnen dieses Jahr seinen 225. Geburtstag konkurrierten nun in Pless (Pszczy- gefeiert. na) um Urkunden und Gutscheine. oseph von Eichendorff ist dieser er Sprachwettbewerb richtet sich Tage allgegenwärtig. Das liegt nicht seit sieben Jahren an Gymnasi- zuletztJ an den Veranstaltungen der asten,D die Deutsch als Fremdsprache deutschen Minderheit. Im Ratiborer Foto: Agnieszka Sajdak-Czernik, Moll Jolanta Foto: lernen. Ins Leben gerufen hatten ihn die Teilnehmer des 7. Kreiswettbewerbs Piastenschloss ist derzeit eine Ausstel- Deutschlehrer des Chrobry-Lyzeums in lung über die Schlösser der Familie Ei- Pless. Sie wollten die Schüler damit mo- matik wurden bewertet. Die Gewinner chendorff zu sehen. Die Ausstellung tivieren, noch mehr Deutsch zu lernen. erhielten Urkunden, Deutschbücher hat das Stadtamt der Gemeinde Rud- Außerdem sollte der Wettbewerb das und Gutscheine für die Ladenkette nik gemeinsam mit dem Eichendorff- Interesse an deutscher Kultur wecken. „Empik“. Kultur- und Begegnungszentrum in Foto: Monika MasarczykFoto: Der Wettbewerb, der sich an alle Die Veranstalter gratulieren den Lubowitz organisiert. Ihr Debüt feierte Im Ratiborer Piastenschloss ist derzeit eine Ausstellung über die Schlösser der Familie Eichendorff zu sehen. Gymnasiasten des Kreises richtet, er- Gewinnern, wünschen ihnen viel Spaß die Ausstellung bereits im Jahr 2004 im freut sich seit Jahren großer Beliebtheit. beim Deutschlernen und danken dem Ratiborer Museum. derung des Landkreises Ratibor und lädt Die Ausstellung über die Schlösser der Das belegt die große Teilnehmeran- deutschen Konsulat in Oppeln für Im Piastenschloss erwarten die Besu- alle Besucher herzlich ein, sich selbst ein Eichendorffs ist aber nicht die einzige zahl. An einem ersten schriftlichen dessen finanzielle Unterstützung beim cher nun erneut zahlreiche Fotos und Bild von der Ausstellung zu machen. Veranstaltung, die während des Jubilä- Auswahlverfahren beteiligten sich 81 Wettbewerb. Pläne. Sie wurden von Architekturstu- Sehenswert ist die Schau in jedem ums im Ratiborer Piastenschloss stattfin- Schüler von fünf Gymnasien im Kreis Agnieszka Sajdak-Czernik, denten der Schlesischen Technischen Fall. Neben Fotos, welche die alte Pracht det. Am 7. Mai hält Dr. Josef Gonschior Pless. Zur zweiten Runde wurden die Jolanta Moll Universität und der Gruppe „Modulor der Schlösser und auch Aufnahmen im Konferenzraum des Schlosses einen 21 besten Schüler eingeladen. Sie mach- 2“ zusammengestellt. Jedes Ausstel- aus der Gegenwart zeigen, kann man Vortrag über den Kult um Eichendorff ten bei einem mündlichen Wettbewerb Die Gewinner: lungsstück wird in zwei Sprachen vor- auch Grundrisse der Gebäude und den im Ratiborer Land und in Schlesien. Die am 6. März im Chrobry-Lyzeum den 1. Platz: Oleś Klaudia, Gymnasium Nr. gestellt, so dass sowohl Polen als auch Stammbaum der Familie Eichendorff Veranstaltung beginnt um 17 Uhr. Einen Sieger untereinander aus. Die Schüler 1 in Pless – 65 Punkte Deutsche viel Wissenswertes über die sehen. Das alles gibt es für einen sym- zweiten Vortrag hält der Wissenschaft- mussten dabei frei über ein ausgelostes 2. Platz: Honc Małgorzata, Gymnasium Familie Eichendorff erfahren. bolischen Betrag von zwei Złoty. Kin- ler am 10. September ebenfalls um 17 Bild sprechen und Fragen des Lehrers in Wola (Kreis Pless) – 63 Punkte „Die Schlösser des Landkreises Ra- der und Geburtstagskinder dürfen die Uhr im Konferenzraum des Schlosses. beantworten. Bei der Bewertung der 3. Platz: Waleczek Julia, Gymnasium tibor wecken immer größeres Interesse Ausstellung sogar kostenlos besichtigen. Darin widmet er sich der Geschichte Antworten kam es nicht allein auf den Nr. 1 in Pless – 61 Punkte bei Touristen“, erzählt Grażyna Wójcik. Geöffnet ist sie täglich während der of- der Eichendorff-Denkmäler in Ratibor. Inhalt an. Auch Aussprache und Gram- Sie leitet die Agentur für Wirtschaftsför- fiziellen Besuchszeiten des Schlosses. Monika Masarczyk Nr. 6/275 GESCHICHTE und kultur HISTORIA i kultura OBERSCHLESISCHE STIMME 3 Hans Kroll: […] mit 22 Jahren der jüngste Mitarbeiter, den der deutsche diplomatische Dienst je gehabt hat „Unser Volk ist noch jung, es ist voller dynamischer Energie und Vitalität“ Das Volk war damals jung und kin- rung entgegenzuwirken. Kroll schlug ihm zu dieser Zeit „einen trostlosen An- derreich. Deutschland war ein kul- in einer durch Urbanek akzeptierten blick[…]Es war eine Stadt ohne Lächeln“. Denkschrift vor, in den Landbezirken In Odessa betreute Hans Kroll die tiviertes Land, und für die Kinder weniger mit nationalen, sondern mehr deutschen Kolonisten in der südlichen musste man neue Schulen bauen, mit materiellen Argumenten zu operie- Sowjetunion. Im ganzen Land schätzte denn die Schule „war ein wesentli- ren. Einerseits war dies infolge der ab- man deren Zahl auf drei bis vier Millio- nehmenden Kaufkraft der polnischen nen. Da sie nach der kommunistischen cher Teil der politisch–sozialen wie Währung begründet, anderseits sah die Revolution von 1917 die Militäreinhei- der kulturell-moralischen Ordnung“. wirtschaftliche Lage in Deutschland ten der antikommunistischen „Weißen“ auch nicht sehr rosig aus. sogar mit einer eigenen aufgestellten o war es auch in der Gemeinde Außerdem spielte in dieser Zeit Division unterstützt hatten, erfuhren Deutsch-Piekar (Piekary Śląskie), der emotionale und nicht der ratio- sie jetzt Repressalien in verschiedenen inS der am 1. April 1897 die neu erbaute nale Faktor wohl eine entscheidende Lebensbereichen. Trotz der diplomati- katholische Volksschule II in der Haupt- Rolle. Man warf bei den Autofahrten schen Kontakte blieben die Beziehungen straße ihre Pforten für die Schüler öff- durch die Dörfer große Mengen polni- zwischen der Sowjetunion und Deutsch- nete. 1900 zählte sie 409 Schulkinder in scher Geldscheine auf die Straße. Aber land gespannt, denn Moskau träumte sechs Klassen. Zehn Jahre später waren gerade diese Form der Agitation war von einem Export der Revolution nach es 447 Schüler in sieben Klassen. ziemlich gefährlich, denn es wurden als dem Westen, was die kommunistischen Der Hauptlehrer dieser Schule, also Gegenmaßnahme Drahtseile über die Unruhen im Herbst 1923 in Sachsen auch ihr Leiter, war von Anfang an Straßen gespannt, was bei den offenen und Thüringen bewiesen. Anfang 1924 Hugo Kroll. Allzu viel weiß man über Wagen für die Insassen tödlich enden musste Hans Kroll bei einer Meuterei ihn nicht. Er war am 22. Oktober 1862 konnte. Auch Versammlungen wurden der Mannschaften auf drei deutschen geboren worden, 1883 absolvierte er oft nicht nur mit Worten gestört: „Mein Handelsschiffen in Noworossijsk am das Lehrerseminar in Rosenberg und Bruder, der als ehemaliger aktiver Offi- Schwarzen Meer seine diplomatischen war seit 1. November 1886 als Lehrer in zier eines der oberschlesischen Freikorps Fähigkeiten unter Beweis stellen, und Deutsch-Piekar tätig gewesen. führte, und ich wurden eines Abends auf er tat dieses erfolgreich. Hugo Kroll heiratete Gertrud Scheli- dem Nachhauseweg von einem Trupp na, sie brachte sieben Kinder zur Welt, polnischer Aufständischer überfallen Beruflicher Aufstieg fünf Jungen und zwei Mädchen. Einer und hatten Mühe, uns unserer Gegner Im September 1925 wurde Hans Kroll der Söhne war Hans Kroll, er wurde am zu erwehren.“ in die USA versetzt. Zunächst war er im 18. Mai 1898 geboren. deutschen Generalkonsulat in Chica- Seine Kindheit konnte er also im Der jüngste Diplomat go tätig, dann in . Kroll bekannten Wallfahrtsort Piekar am Hans Kroll beschäftigte sich in machte hier Erfahrungen mit den ge- Grenzfluss Brinitza (Brynica) in einer dieser Zeit auch mit seinem weiteren sellschaftlichen Verhältnissen und der überwiegend Wasserpolnisch sprechen- beruflichen Werdegang. Dank seiner schwankenden Meinung der Massen, so den Umgebung verbringen. Am anderen Begabungen und Leistungen, aber „daß man die Dauerwirkung technischer Ufer der Brinitza sprachen die Grenz- auch dank der Nachkriegsumstände Spitzenleistungen auf die politischen Be- soldaten aber Russisch. Hier gab es die und der Unterstützung durch den ziehungen zwischen zwei Ländern nicht erste Begegnung mit den Vertretern und einflussreichen Zentrums-Politiker überbewerten kann“. der Sprache des östlichen Riesenreiches, Hans Herschel (der übrigens auch ein Um mit weiteren beruflichen Beför- das später in veränderter politisch-ideo- Hans Kroll Quelle: Lebenserinnerungen eines Botschafters. Winfridia-Bundesbruder war) wurde er derungen rechnen zu können, war aber logischer Form in seinem Leben einen im Oktober 1920 in das Berliner Aus- eine Tätigkeit in der Berliner Zentrale wichtigen Platz eingenommen hat. „Ich bin also ein Sohn meine erste Rede. Mit Leserzuschriften in wärtige Amt aufgenommen. „Nun war notwendig. 1929 übernahm Hans Kroll Es ist unklar, ob er und seine Ge- Oberschlesiens, und, der oberschlesischen Presse nahm ich zu ich also Attaché im Auswärtigen Amt, mit Aufgaben bei der wichtigen Abteilung schwister schon die Volksschule im den alliierten Plänen Stellung. Ich war 22 Jahren der jüngste, den der deutsche für Wirtschaft und Reparationen, deren benachbarten, eindeutig deutschge- um es gleich zu sagen, nicht wenig stolz darauf, daß sie in den diplomatische Dienst je gehabt hat.“ Chef Karl Ritter war. Nach der Macht- prägten Beuthen besuchten, bestimmt ich war stets und Zeitungen, besonders bei der in Beuthen Am 20. März 1921 kehrte Hans Kroll übernahme durch die NSDAP trat Hans aber anschließend die Mittelschule in erscheinenden Ostdeutschen Morgenpost nach Oberschlesien zurück und gab sei- Kroll dieser Partei nicht bei, weil er ihre diesem Ort. bin auch heute noch zunehmende Beachtung fanden.“ ne Stimme für den Verbleib Oberschle- Alleinherrschaft ablehnte, obwohl „wie Während seiner Schulzeit in Beuthen stolz auf meine im Eine Abstimmung über das Schick- siens bei Deutschland ab. In Deutsch- so viele national eingestellte Deutsche, brach der Erste Weltkrieg aus. Die an- übrigen Deutschland sal Oberschlesiens war in dem Versail- Piekar war seine Stimme eine von 751 darunter auch meine engeren Freunde fängliche allgemeine patriotische Begeis- ler Vertrag beschlossen worden. Das für Deutschland, für Polen gab es 4834 im Auswärtigem Amt, brachte ich dem terung in allen Schichten der deutschen so wenig bekannte deutsche Plebiszitkommissariat unter Stimmen. Insgesamt votierte im Abstim- neuen Regime zunächst Verständnis ent- Bevölkerung für die Sache des Kaisers und so oft verkannte, dem Vorsitz von Kurt Urbanek, dem mungsgebiet eine nach demokratischen gegen. Wir erwarteten von den neuen und des Vaterlandes ist bekannt. Nicht damaligen Bürgermeister von Roßberg Prinzipien klare Mehrheit für Deutsch- Männern vor allem energische Maßnah- anders war es bei der Familie Kroll. landschaftlich so Kr. Beuthen, wurde ziemlich spät, näm- land. Aber der Versailler Vertrag war so men zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Die Mutter wurde zwar mit den beiden schöne Heimat[…].“ lich erst Anfang Mai 1920 in Kattowitz konstruiert, dass Oberschlesien selbst sowie ein entsprechendes Vorgehen ge- Töchtern wie viele andere Frauen aus gegründet. Am 8. Juni 1920 kaufte das bei einem solch´ eindeutigen Ergebnis genüber der kommunistischen Gefahr.“ den Grenzregionen ins Landesinnere deutsche Plebiszitkommissariat das Ge- geteilt werden konnte, was schließlich Als „rechte Hand“ von Karl Ritter be- evakuiert, aber die drei älteren Söhne bäude des Hotels Klemenz in der Mühl- auch geschehen ist. suchte er auf seinen Verhandlungsreisen meldeten sich als Freiwillige zum Mi- als ich nach wochenlangem Siechtum wie- straße 21/23 und brachte im oberen Teil Im Frühsommer 1921 legte Hans Rom, Genf, Den Haag, Kopenhagen, litär. Auch Hans Kroll wollte schon im der auf dem Weg der Genesung war und seine Büros unter. Kroll sein schriftliches diplomatisches Warschau, Belgrad, Ankara und Süd- Oktober 1914 als Oberschüler an die wieder sprechen konnte, klargemacht, daß Examen mit der Arbeit „Die Außen- amerika. Beruflich erreichte er den Rang Front, aber wegen seines Alters konnte ich die deutsche Sprache nicht schlecht Für das oberschlesische Land handelspolitik Frankreichs nach dem eines Legationsrates. er erst am 1. Mai 1915 einberufen wer- beherrsche“. Kurt Urbanek schlug dem begabten Kriege“ so erfolgreich ab, dass ihm die Mitte 1936 heiratete Hans Kroll Gise- den. Die militärische Ausbildung erhielt Nach seiner Genesung beschloss und für Oberschlesien engagierten Hans mündliche Prüfung erlassen wurde. la Blanke, die Tochter eines Arztes aus er in einem Offiziersanwärterlager der Hans Kroll, seine unterbrochene Aus- Kroll vor, stellvertretender Leiter der Sein erster Einsatzort im Ausland Cloppenburg, deren Onkel der frühere Breslauer Königsgrenadiere. Anschlie- bildung fortzusetzen. Er bestand am 16. Presse-und Propaganda-Abteilung zu als Legationssekretär war die deutsche Reichstagsabgeordnete des Zentrums ßend kämpfte er wie seine Brüder in März 1918 seine Abiturprüfung und werden. Hans Kroll war mit dem Ange- Gesandtschaft in Lissabon, danach kam August Crone-Münzebrock war. Das einem schlesischen Regiment an der nahm im Sommersemester 1918 das bot natürlich einverstanden, denn „nun er im Sommer 1922 an die deutsche Ehepaar Kroll hatte zwei Kinder, einen Westfront, u.a. in den Argonnen und an Studium der Geschichte, Nationalöko- hatte ich endlich eine willkommene Gele- Botschaft in . Von hier verfolg- Sohn, Peter, und eine Tochter, Ingrid. der Somme. Während eines Sturman- nomie, Staatswissenschaften und Spra- genheit, für unser oberschlesisches Land te er die Besetzung des Ruhrgebietes Ende Juni 1936 begab sich Hans Kroll griffs bei Verdun wurde er am 20. oder chen (Englisch, Französisch, Polnisch, auf einem höchst interessanten Posten durch die Franzosen Anfang 1923 und nach Ankara, um dort den Posten ei- am 22. März 1916 schwer verwundet. Russisch) an den Universitäten in Bres- aktiv einzutreten“. Im Laufe der Arbeit den passiven Widerstand der Bevölke- nes Botschaftsrates zu übernehmen. Die Er verlor einen Finger und erhielt das lau, Greifswald und Jena auf. Sein Studi- lernte er auch viele politisch bedeutende rung. Die französische Vorgehensweise Türkei bewegte sich damals geschickt Eiserne Kreuz II. Klasse. Bis Anfang Juli um finanzierte er höchstwahrscheinlich Menschen wie Prälat Carl Ulitzka oder war ihm durch seine Erfahrungen in zwischen deutschen und englischen 1916 lag er in Jena und in Beuthen im vor allem mit der Kriegsrente, die er Carl Spiecker kennen. Sein direkter Oberschlesien gut bekannt. „Besonders Versuchen von Einflußnahme. Seit Krankenhaus. wegen seiner fünfundzwanzigprozen- Chef war der Beuthener Georg Cibis, erschütterte mich die Verhaftung und Ende April 1939 arbeitete Kroll mit tigen Kriegsbeschädigung bezog. Als von März bis Juni 1920 der erste Chef- Erschießung meines Freundes Schlageter, dem neuen deutschen Botschafter in Bekenntnis zu Oberschlesien Student war er Burschenschaftler bei redakteur der zweisprachigen Wochen- den ich von gemeinsamen Erlebnissen in der Türkei, dem bekannten Politiker Aus dieser Jenaer Zeit stammt seine der Winfridia in Breslau. In seiner Dis- zeitschrift „Der Bund – Związek“ des Oberschlesien her kannte.” Franz von Papen zusammen. Im Früh- bekannte, erst nach Jahren verfasste sertationsarbeit setzte er sich mit dem freistaatlichen Bundes der Oberschlesier Im April 1923 kam er ein letztes Mal jahr 1943 versetzte man Kroll in das Erinnerung mit dieser Erkenntnis und Thema „Das holländische Landarbei- um Ewald Latacz. dienstlich nach Oberschlesien. Es ging Generalkonsulat . diesem Bekenntnis zu Oberschlesien: tergesetz von April 1918. Ein Versuch Die Aufgaben in Krolls Arbeitsbe- dabei um die Frage, ob die Dellbrück- Ende Januar 1946 lieferte Spani- „Ich bin also ein Sohn Oberschlesiens, zur Lösung der Landarbeiterfrage” aus- reich waren nicht einfach zu meistern, und Guido-Schächte bei Hindenburg en Kroll mit anderen Deutschen den und, um es gleich zu sagen, ich war stets einander. Sein Studium beendete Hans denn vor allem die Franzosen waren zu Deutschland oder Polen gehören. Da Amerikanern aus, die ihn in das Inter- und bin auch heute noch stolz auf meine Kroll am 17. Mai 1920. in Oberschlesien durchaus keine neu- die bilateralen Verhandlungen in einer nierungslager Hohenasperg verbrach- im übrigen Deutschland so wenig bekann- Während seiner Jahre an den genann- tralen Schiedsrichter. „Anläßlich des Sackgasse widersprüchlicher Interes- ten. „Zum erstenmal in der modernen te und so oft verkannte, landschaftlich so ten Universitäten begann sich auch die zweiten polnischen Aufstandes 1920 sen endeten, sollte ein spanischer Sach- Geschichte der Diplomatie hatte man schöne Heimat. Wie weit die Unkenntnis Zukunft seiner Heimat zu entscheiden. wurde ich von französischen Soldaten verständiger ein Gutachten erstellen. ohne Rücksicht auf die früher stets re- über Oberschlesien in Binnendeutschland Der junge oberschlesische Student war in meinem Büro in Kattowitz ohne An- Hans Kroll begleitete als Vertreter des spektierte diplomatische Immunität und vor allem im Westen unseres Landes kein passiver Zuschauer der politischen gabe von Gründen verhaftet und einge- Auswärtigen Amtes den Spanier auch Mitglieder des deutschen Auswärtigen ging, dafür das folgende Beispiel: Als ich Geschehnisse in und um Oberschlesi- sperrt, konnte aber entkommen und, im als dessen Dolmetscher. Anfang Juni Dienstes interniert“. Im April 1946 wurde während des Ersten Weltkrieges im März en: „Als der Versailler Vertrag und seine Lokomotivtender eines Zuges versteckt, 1923 verkündigte man in Genf einen er vor dem Nürnberger Tribunal als Ent- 1916, aus vielen Wunden blutend und folgenschweren Bestimmungen für den in den unbesetzten Teil Oberschlesiens Schiedsspruch zugunsten Deutschlands. lastungszeuge im Prozess gegen Franz tagelang ohne Bewusstsein, von Verdun deutschen Osten und besonders auch für flüchten, bis die Aufregung sich gelegt Hans Kroll wurde für seinen Einsatz von Papen vernommen. Nach weiteren kommend, in die Universitätsklinik Jena meine oberschlesische Heimat bekannt hatte und ich meine Arbeit im deutschen gelobt. Einige Tage später reiste er über Aufenthalten in Lagern in Langwasser eingeliefert wurde, hörte ich in meinem wurden, war ich Student in Breslau und Plebiszit-Kommissariat wieder aufneh- Stettin und Riga an die deutsche Bot- und Regensburg entließ man ihn am 29. Dämmerzustand, wie eine Kranken- nahm an den Protestdemonstrationen men konnte.“ schaft in Moskau, von wo er aber bald Oktober 1946. Er begab sich zu seiner schwester zur anderen sagte: ‚Der Arme zusammen mit meinen Kommilitonen Die deutsche Propaganda versuchte darauf an das Generalkonsulat in Odessa Familie und zum Schwiegervater ins kommt aus Oberschlesien. Ob er wohl aktiven Anteil. Damals hielt ich in der be- vor allem dem Einfluss der polnischen abgeordnet wurde. Er freute sich darü- Deutsch kann?’ Nun, ich habe ihr später, rühmten Aula Leopoldina der Universität Agitatoren unter der Landbevölke- ber, denn die sowjetische Hauptstadt bot Fortsetzung auf S. 4 4 OBERSCHLESISCHE STIMME Aus dem DFK Z kręgów DFK 29. März – 11. April 2013 Feuer und Flamme für den Deutschen Freundschaftskreis Rudolf Gotzman, geboren in Rydultau (Rydułtowy), ist seit Januar 1990 Mitglied des DFK Loslau (Wodzisław Śląski). Im Rahmen der Serie „Under- ground - Erinnerungen von Menschen der ersten Stunde in der Woiwodschaft Schlesien“ spricht er mit Ewelina Stroka über die Arbeit beim Deut- schen Freundschaftskreis und seine Zeit im Lager „Zgoda“. Was sind Ihre ersten Erinnerungen Die Einstellung der Ich war immer Feuer und Flamme an die deutsche Minderheit? Welche Kirche zu uns Deutschen für den Deutschen Freundschaftskreis. Schwierigkeiten und Probleme gab es? Jede Zeit hatte ihre Besonderheiten. Ich Von meinem Freund habe ich er- habe ich als negativ habe viel Arbeit und Zeit in den DFK fahren, dass in Kokoschütz (Kokoszy- wahrgenommen. investiert. Es war immer viel Arbeit, ce) eine Versammlung der deutschen alle Ortsgruppen zusammenzuhalten Minderheit stattfinden soll. Es war ein und für sie alles zu organisieren und organisatorisches Treffen, das im Feuer- zu regeln. Am Anfang war jede Klei- wehrsaal stattfand. Noch während der Gab es auch Situationen, die Sie im nigkeit mit sehr viel Arbeit verbunden. Versammlung wurde ein zehnköpfiger DFK als negativ wahrgenommen haben? Wir mussten unsere Räume mit Stühlen Vorstand für die Gruppe in Loslau ge- Nein, solche Situationen gab es nicht. und Tischen ausstatten. Bei uns wurde wählt. Auch ich war darunter. Im April Die Einstellung der Kirche zu uns Deut- sogar eingebrochen. Glücklicherweise 1990 wurde dann unser erstes Büro schen habe ich aber als negativ wahrge- entstand jedoch kein größerer Schaden. in Loslau eröffnet. Einmal im Monat nommen. Das zeigt sich etwa bei den Was bedeutet Heimat für Sie? fand eine allgemeine Versammlung statt fehlenden deutschen Messen in den Kir- Da, wo man geboren wurde, liegt die und einmal in der Woche traf sich der chen. Ich habe mich in unserer Kirche Heimat. Das ganze Leben lang fühlt man Vorstand. lange Zeit um die deutsche Messe ge- sich mit der Heimat verbunden. Wenn Was die Probleme betrifft, kann ich kümmert. Es gab immer kleine Gemein- das nicht so wäre, würde ich heute nicht mich gut an die beschmierten Tafeln heiten, denen wir ausgesetzt waren. Bei mehr in Rydultau wohnen, sondern ir- des Deutschen Freundschaftskreises runden Jubiläen oder anderen wichtigen gendwo im Ausland oder ganz woan- erinnern. Es gab auch Drohungen von Feierlichkeiten wurde in den polnischen ders. q verschiedenen Seiten. Messen immer das „Te Deum“ gesungen, Warum war Ihnen der DFK wichtig? bei den deutschen Messen jedoch nicht. Welche Erwartungen verknüpften Sie Rudolf Gotzman Foto: Krstian Belkius Die Ministranten sind bei deutschen mit Ihrer Mitgliedschaft? Messen nicht erschienen. Wir hatten Dieses Interview erscheint im Rah- Ich hatte keine Erwartungen. Ich füh- nichtungslager. Anders kann man das waren ausgehungert. Wir hatten Flö- früher einen alten Pfarrer, welcher der men der Serie „Auf der Suche nach le mich als Deutscher und das wollte ich nicht nennen. Ich wurde als 16-jähri- he. Ich habe Aufzeichnungen über die deutschen Minderheit sehr positiv ge- Menschen der ersten Stunde in der Woiwodschaft Schlesien“. Die Leser unterstreichen. Dafür habe ich sogar ger Junge in Rydultau festgenommen. Toten im Lager. Mein Vater starb am genüber stand. Er hat die Messen gehal- der Oberschlesischen Stimme erfahren zehn Monate lang im Lager „Zgoda“ In den kurzen Hosen, in denen sie 30. Juli 1945. Am selben Tag starben in ten, obwohl er kein Deutsch sprach. Ich darin mehr über die Entstehungsge- gesessen. Die deutsche Identität war mir mich festnahmen, verbrachte ich die dem Lager 30 Personen. Die nackten habe ihm vor der Messe immer dabei schichte der Verbände der deutschen immer sehr wichtig. gesamten zehn Monate. Alltägliche Leichen lagen auf einem Haufen, sie geholfen, das deutsche Evangelium zu Minderheit. Die Serie wird vom deut- Wie war die Zeit im Lager „Zgoda“? Hygiene gab es nicht. Ich hatte kei- wurden auf einen Wagen geladen und lesen und zu lernen. Der neue Pfarrer schen Konsulat in Oppeln unterstützt. Das ist ein Thema, über das man viel nen Löffel, keinen Teller, gar nichts! zu einem Massengrab gefahren. Bis ist jedoch ein großer Patriot. Die Gespräche führen Mitarbeiter von erzählen kann. Es war kein Straflager, Es fehlte sogar an Farbe, um uns die heute weiß ich nicht, wo mein Vater Wann war für Sie die beste Zeit im Radio Mittendrin. wie heute gesagt wird. Es war ein Ver- Häftlingsnummern aufzutragen. Wir begraben liegt. DFK?

Kurz und Bündig n Auferstehungsmesse in deutscher Sprache: Am 30. März wird Ruhe in Frieden in der Heilig-Kreuz-Kirche in Ratibor-Studen die Auferstehungsmesse in Peter Hensel wurde zwei Jahre nach Kriegsende geboren. Seine Mutter- deutscher Sprache gehalten. Der Gottesdienst beginnt um 22.00 Uhr. Alle sind dazu ganz herzlich eingeladen. sprache war Deutsch. Seiner Heimatstadt Beuthen ist er bis zum Tod treu geblieben, obwohl beinahe seine ganze Familie nach Westdeutschland übersiedelte. Victor Kaluzas Ecke euthen wurde nach dem Krieg von er als Schlagzeuger den Takt vorgab. polnischen Behörden verwaltet, wer Seit 1990 engagierte sich Peter Hensel seineB Heimatstadt nicht verlassen wollte, zudem stark im Deutschen Freund- der war wie Peter gezwungen, Polnisch schaftskreis. Er zählte zu den Grün- zu lernen. Nach Abschluss der Volks- dungsmitgliedern des DFK in Beuthen. schule absolvierte er eine dreijährige Seine Laufbahn im Verband begann als Peter Hensel Foto: Archiv Ausbildung im Bergbau. Dank seiner Vorsitzender der Ortsgruppe, später außergewöhnlich guten schulischen wurde er sogar Kreisvorsitzender. Auch zum 20-jährigen Bestehen des DFK Leistungen, konnte Peter seine Ausbil- im Stadtrat war Peter Hensel aktiv und im Bezirk Schlesien. dung im Technikum für Bergbauwesen setzte sich dort für die verbliebenen Am 18. Marz 2013 ist Peter Hensel fortsetzen. Während seiner beruflichen Deutschen ein. Seine Verdienste für verstorben. Zeit war der Beuthener immer ein ge- den Erhalt der deutschen Kultur in ieber Peter, Dein Körper bleibt für schätzter Mitarbeiter, der mit seinen Beuthen und die aufopferungsvolle immer abwesend, aber Deine Seele Fähigkeiten überzeugte. Arbeit für den DFK lassen sich kaum undL Geist werden für immer unter uns in neues Beispiel für den schleichenden Anschluss Oberschlesiens an die Ewig- Auch privat war Peters Leben er- in Worte fassen. Für sein Engagement weilen. Egestrigen!!! Vorläufig befindet sich nur Ratibor im Landkreis Elbe-Elster, aber was folgreich. Der dreifache Familienva- erhielt Peter Hensel die Beuthener Heinz-Georg Werner, bringt uns die Zukunft??? Stefan Pioskowik ter war Gründer einer Band, in der Verdienstmedaille und die Medaille Kreisvorsitzender Beuthen O/S „Unser Volk ist noch jung, es ist voller dynamischer Energie und Vitalität“ Fortsetzung von S. 3 Deutschen Friedensbüros in Stuttgart denn Stalin hoffte zu dieser Zeit, seinen Kroll bemühte sich in seinem Amt red- Im September 1962 wurde Hans Kroll auf NRW-Ebene. politischen Einfluss auf ganz Deutsch- lich um die Verbesserung der deutsch- aus Moskau abberufen, er wirkte danach Oldenburger Land. Obwohl er nie ein land ausweiten zu können. sowjetischen Beziehungen. Es gab aber bis zu seiner Pensionierung im Mai 1963 Nazi war, bereiteten ihm die Engländer Verbesserung der deutsch-sowjetischen Im April1950 wurde Hans Kroll als zwei Probleme – die Wiedervereinigung bei der Bundesregierung als Berater für Schwierigkeiten bei der Entnazifizie- Beziehungen Vertreter des Bundeswirtschaftsminis- Deutschlands und den Viermächte-Sta- Ostfragen. rung. Zu dieser Zeit hatte NRW-Minis- teriums nach entsandt, um die tus von . Kroll hatte Recht, dass Er starb am 8. August 1967 im bayeri- Anfang 1947 trat er auf Anraten der terpräsident - unterstützt Embargo-Politik des Westens gegen- beide Fragen nur im Rahmen einer schen Starnberg. Kurz nach seinem Tod Verwandtschaft seiner Ehefrau der durch seinen engsten Berater Carl Spi- über den Ostblockstaaten mitzugestal- europäischen Einigung gelöst werden erschienen seine Erinnerungen, die lange CDU bei und hielt Vorträge im Raum ecker, der aus poli- ten. Im Februar 1953 kehrte er in den könnten. Vielleicht verstand er seinen ein Verkaufsschlager unter den Buchti- Oldenburg. Anschließend delegierte tischen Gründen nicht mochte – den diplomatischen Dienst zurück, indem Posten noch nach alter Diplomatenschu- teln waren. Auf der letzten Seite schrieb man ihn als Vertreter des Bundeslandes ehrgeizigen Plan, künftig Bundeskanz- er Botschafter in Belgrad wurde. Zwei le als allzu selbstständig, vielleicht war Hans Kroll voller Zuversicht: „Unser Volk Nordrhein-Westfalen zum Deutschen ler zu werden. Auf der Tagesordnung Jahre später, im Mai 1955, residierte er er auch ein wenig übermotiviert: „Aber ist noch jung, es ist voller dynamischer Friedensbüro in Stuttgart, dem Vorläufer der Politik war damals jedoch ein von bereits als Botschafter in Tokio. ich war nicht nach Moskau gegangen, Energie und Vitalität“. Selbst ein so er- des Bonner Auswärtigen Amtes. Außer- den Franzosen im März 1947 in Mos- Drei Jahre später, nämlich am 15. Mai um Briefträger zu spielen[…] Ich will fahrener Diplomat wie Kroll konnte den dem übergab man ihm 1947 im Rang kau vorgelegtes Memorandum, das die 1958, überreichte der am westlichen Motor sein und nicht Bremse“. Jedenfalls jetzigen demografischen Wandel nicht eines Ministerialdirigenten die Leitung Loslösung des linkes Rheinufers und Ufer des Grenzflusses Brinitza geborene entstanden aufgrund seines Treffens mit voraussehen. Vielleicht war es für ihn des bei der Landesregierung in Düssel- des Ruhrgebiets von Deutschland im Hans Kroll in Moskau sein Beglaubi- Chruschtschow am 9. November 1961 besser so – er konnte wenigstens ruhig dorf eingerichteten Sonderreferats für künftigen Friedensvertrag vorsah. Für gungsschreiben als neuer Botschafter Spekulationen über einen so genannten seine Augen für immer schließen. Friedensarbeit, einer Entsprechung des Moskau war das aber unannehmbar, der Bundesrepublik Deutschland. Hans Kroll-Plan. Stefan Pioskowik

Redaktion: Monika Masarczyk, Anna Ronin Jahresabonnement: In Polen: 65,60 PLN, in Deutschland: Bei allen Lesern, die ihr Abo für das Jahr 2013 bereits bezahlt Das Bulletin erscheint mit OBERSCHLESISCHE STIMME 35,60 Euro (inklusive Versandkosten). haben, oder die eine Spende geleistet haben, möchten wir uns Im Internet: www.dfkschlesien.pl Das Geld überweisen Sie bitte auf das untenstehende ganz herzlich bedanken. finanzieller Unterstützung des Innenministeriums Impressum Druck: Polskapresse Sp. z o.o., Oddział Prasa Wrocławska. Konto. Unsere Bankverbindung: Bank Śląski Oddz. Racibórz, Wir freuen uns über jeden Beitrag. Einsendeschluss für Herausgeber: Deutscher Freundschaftskreis Kontonummer: 15 1050 1328 1000 0004 0002 8627, Nr. IBAN: Beiträge ist der 5. und der 15. jeden Monats. in Warschau (MAC) im Bezirk Schlesien Abonnement: PL 15 1050 1328 1000 0004 0002 8627, Bankfiliale Nr.134, Nr. Namentlich gekennzeichnete Artikel spiegeln die Meinung und des Generalkonsulats Anschrift: ul. Wczasowa 3, 47-400 Ratibor; Wir schicken die Oberschlesische Stimme per Post direkt zu BIC (SWIFT): INGBPLPW. des Verfassers wider, die nicht immer mit der Meinung der Tel./ Fax: 0048 - 32 - 415 51 18 Ihnen nach Hause. Zusätzlich und völlig kostenlos erhalten Sie Bitte geben Sie bei der Überweisung das Stichwort „Abo Redaktion übereinstimmen muss. Die Redaktion behält sich der Bundesrepublik Mail: [email protected] auch das „Wochenblatt.pl“ zweimal im Monat. OS“ und Ihren Namen an. das Recht vor, die eingesandten Artikel sinngemäß zu kürzen. Deutschland in Breslau.