Gamesa Energie Deutschland GmbH

Neubau von 10 Windenergieanlagen in Stemwede „Windpark Tiefenriede“

Umweltverträglichkeitsstudie mit integriertem Landschaftspflegerischen Begleitplan

Stand 13.09.2016

Gamesa Energie Deutschland GmbH

Neubau von 10 Windenergieanlagen in Stemwede „Windpark Tiefenriede“

Umweltverträglichkeitsstudie mit integriertem Landschaftspflegerischen Begleitplan

Auftraggeber: Gamesa Energie Deutschland GmbH Staulinie 14-15, 26122 Oldenburg

Verfasser: Kortemeier Brokmann Landschaftsarchitekten GmbH Oststraße 92, 32051 Herford

Kartengrundlagen: Auszug aus den Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW, © Geobasis NRW 2015 Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung, © 2013

Herford, den 13.09.2016 Projekt-Nr.: 4426

Gamesa Energie Deutschland GmbH Planung des Windparks „Tiefenriede“ in der Gemeinde Stemwede Umweltverträglichkeitsstudie mit integriertem Landschaftspflegerischen Begleitplan - I -

INHALTSVERZEICHNIS

0. Nichttechnische Zusammenfassung ...... 1

1. Veranlassung und Aufgabenstellung ...... 3

2. Bearbeitungsmethodik und Untersuchungsgebiet ...... 4 2.1 Bearbeitungsmethodik ...... 4 2.2 UVP-Pflicht und Abgrenzung der Windfarm...... 5

3. Vorhabenbeschreibung ...... 6 3.1 Standort und Vorhaben ...... 6 3.2 Abgrenzung des Untersuchungsgebietes ...... 9

4. Umweltrelevante Wirkfaktoren des Vorhabens ...... 10

5. Darstellung der festgelegten Ziele einschlägiger Fachgesetze und Fachpläne ...... 13 5.1 Regionalplanung ...... 13 5.2 Bauleitplanung ...... 14 5.3 Landschaftsplanung ...... 16 5.4 Naturschutzfachliche und –rechtliche Ausweisungen...... 16 5.5 Artenschutz ...... 19 5.6 FFH-Verträglichkeit ...... 19

6. Vorhaben- und Standortalternativen, Nullvariante ...... 19

7. Derzeitiger Umweltzustand und Vorbelastung ...... 20 7.1 Methodische Vorgehensweise ...... 20 7.2 Schutzgut Menschen, einschließlich der menschlichen Gesundheit ...... 22 7.2.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen...... 22 7.2.2 Vorhandene Umweltsituation ...... 23 7.2.3 Vorbelastungen ...... 26 7.2.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes ...... 27 7.3 Schutzgüter Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt ...... 28 7.3.1 Teilschutzgut Tiere ...... 28 7.3.1.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen...... 28 7.3.1.2 Vorhandene Umweltsituation ...... 28 7.3.1.3 Vorbelastungen ...... 33 7.3.1.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes ...... 34 7.3.2 Teilschutzgut Pflanzen ...... 34 7.3.2.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen...... 34 7.3.2.2 Vorhandene Umweltsituation ...... 35 7.3.2.3 Vorbelastungen ...... 36 7.3.2.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes ...... 36 7.3.3 Biologische Vielfalt ...... 40 7.3.3.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen...... 40 7.3.3.2 Vorhandene Umweltsituation ...... 41 7.3.3.3 Vorbelastungen ...... 41 7.3.3.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes ...... 41

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7.4 Schutzgut Boden ...... 41 7.4.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen...... 42 7.4.2 Vorhandene Umweltsituation ...... 42 7.4.3 Vorbelastungen ...... 43 7.4.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes ...... 43 7.5 Schutzgut Wasser ...... 45 7.5.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen...... 45 7.5.2 Vorhandene Umweltsituation ...... 46 7.5.3 Vorbelastungen ...... 48 7.5.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes ...... 49 7.6 Schutzgüter Klima und Luft ...... 49 7.6.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen...... 49 7.6.2 Vorhandene Umweltsituation ...... 50 7.6.3 Vorbelastungen ...... 50 7.6.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes ...... 50 7.7 Schutzgut Landschaft ...... 50 7.7.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen...... 51 7.7.2 Vorhandene Umweltsituation ...... 51 7.7.3 Vorbelastungen ...... 58 7.7.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes ...... 59 7.8 Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter ...... 61 7.8.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen...... 61 7.8.2 Vorhandene Umweltsituation ...... 61 7.8.3 Vorbelastungen ...... 61 7.8.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes ...... 61

8. Beschreibung der zu erwartenden Umweltauswirkungen ...... 62 8.1 Prognose über die erheblichen Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter nach UVPG ...... 62 8.1.1 Schutzgut Menschen, einschließlich der menschlichen Gesundheit ...... 62 8.1.1.1 Wohnen ...... 62 8.1.1.2 Erholung ...... 73 8.1.2 Schutzgüter Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt ...... 74 8.1.2.1 Teilschutzgut Tiere ...... 74 8.1.2.2 Teilschutzgut Pflanzen ...... 77 8.1.2.3 Biologische Vielfalt ...... 79 8.1.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse des Artenschutzbeitrages ...... 79 8.1.3 Schutzgut Boden ...... 81 8.1.4 Schutzgut Wasser ...... 82 8.1.5 Schutzgut Klima und Luft ...... 85 8.1.6 Schutzgut Landschaft ...... 85 8.1.7 Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter ...... 86 8.2 Wechselwirkungen ...... 86 8.3 Zusammenfassung der Ergebnisse des Artenschutzbeitrages ...... 87 8.4 Zusammenfassung der Ergebnisse der FFH-Verträglichkeitsuntersuchung ...... 89 8.5 Zusammenfassung der prognostizierten Umweltauswirkungen ...... 90

9. Maßnahmen zur Vermeidung und zum Ausgleich oder Ersatz erheblicher Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft ...... 92 9.1 Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen...... 92 9.2 Eingriffsregelung und Kompensationsermittlung ...... 99 9.2.1 Naturhaushaushalt ...... 100

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9.2.2 Landschaftsbild...... 101 9.2.3 Kompensationsbedarf insgesamt ...... 103 9.3 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ...... 103 9.4 Vergleichende Gegenüberstellung der Konflikte und Maßnahmen ...... 107 9.5 Maßnahmenübersicht ...... 110 9.6 Hinweise auf Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Angaben für die Umweltprüfung ...... 112

10. Literaturverzeichnis ...... 113

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abb. 1 Prüfbereich für UVP-Pflicht ...... 5 Abb. 2 Standort und Umfeld der geplanten WEA ...... 7 Abb. 3 Ausschnitt aus dem Regionalplan für den Regierungsbezirk ...... 13 Abb. 4 Ausschnitt aus dem Regionalen Raumordnungsprogramm des Landkreises Osnabrück ...... 14 Abb. 5 Auszug aus der 53. Änderung des Flächennutzungsplans der Gemeinde Stemwede ...... 15 Abb. 6 Untersuchungsgebiet mit Darstellung der Schutzgebietsausweisungen, unmaßstäblich ...... 17 Abb. 7 Lage der Wohnhäuser (Auswahl) im Umfeld der geplanten WEA ...... 24 Abb. 8 Vorbelastung durch Stromtrassen im UG ...... 26 Abb. 9 Vorbelastung durch eine WEAs im UG ...... 27 Abb. 10 Vorhabenfläche Nr. 4, im Hintergrund Wald ...... 35 Abb. 11 Tiefenriede mit Wasservegetation ...... 36 Abb. 12 Biotoptypenbewertung ...... 40 Abb. 13 Übersicht der vom Vorhaben betroffenen Bodentypen gemäß BK50 ...... 43 Abb. 14 Schutzwürdige Böden im Untersuchungsgebiet ...... 44 Abb. 15 Trinkwasserschutzgebiet im Untersuchungsgebiet ...... 47 Abb. 16 Fließgewässer und Überschwemmungsgebiete ...... 48 Abb. 17 Abgrenzung der Landschaftsbildeinheiten r ...... 52 Abb. 18 Bewertung der Landschaftsbildeinheiten...... 60 Abb. 19 Schattenwurfgesamtbelastung ...... 65 Abb. 20 Schallprognose der Gesamtbelastung ...... 68 Abb. 21 Zuwegung unterteilt in temporäre und dauerhafte Versieglung ...... 78 Abb. 22 Graben im Bereich Zufahrt WEA 8 ...... 83 Abb. 23 Graben im Bereich Zufahrt WEA 9 ...... 84 Abb. 24 Suchräume für Maßnahmenflächen ...... 111

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TABELLENVERZEICHNIS

Tab. 1 Standort-Koordinaten der geplanten Anlagenstandorte ...... 6 Tab. 2 Übersicht über die potenziellen Wirkungen von Windenergieanlagen...... 11 Tab. 3 im Biotopkataster NRW erfasste Flächen ...... 18 Tab. 4 Bewertungsskalen zur Einstufung der Empfindlichkeit und Bedeutung der Schutzgüter ...... 21 Tab. 5 Bewertungsskala für die Biotoptypenbewertung ...... 21 Tab. 6 Übersicht der berücksichtigten Immissionsorte ...... 24 Tab. 7 Potenziell vorkommende Fledermausarten ...... 29 Tab. 8 Im Rahmen der im Jahr 2013 erstellten avifaunistischen Kartierung nachgewiesene Arten ...... 30 Tab. 9 Im Rahmen der im Jahr 2016 erstellten avifaunistischen Kartierung nachgewiesene Arten ...... 32 Tab. 10 Biotoptypen Bestand und Bewertung (flächig) ...... 37 Tab. 11 Landschaftsbildeinheiten im UG (NRW) ...... 53 Tab. 12 Landschaftsbildeinheiten im UG (Niedersachsen) ...... 57 Tab. 13 Bewertung der Landschaftsbildeinheiten nach LANUV NRW (2016) ...... 59 Tab. 14 Berechnungsergebnisse Schattenwurf (rot = Überschreitung der Richtwerte) ...... 64 Tab. 15 Berechnungsergebnisse Schall (dB(A)) (Ingenieurbüro PLANkon, 2015b) ...... 69 Tab. 16 Hörschwellen und Wahrnehmungsschwellen im Infraschall- Frequenzbereich nach DIN 45680 (1997) und E DIN 45680 (2011) ...... 70 Tab. 17 Dauerhafte Versieglung von Biotoptypen ...... 78 Tab. 18 Beanspruchte Bodentypen ...... 81 Tab. 19 Prognostizierte Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter und ihre Bewertung ...... 91 Tab. 20 Eingriffsumfang Biotoptypen ...... 100 Tab. 21 Höhe der Ersatzzahlung lt. WEE NRW 2015 Ziffer 8.2.2.1 Tabelle S. 61 ...... 102 Tab. 22 Zuordnung der Flächenanteile / Landschaftsbildeinheit / Wertstufen ...... 102 Tab. 23 Zusammenfassung von Tab. 22 ...... 102 Tab. 24 Übersicht des Kompensationsbedarfs ...... 103 Tab. 25 Tabellarische Maßnahmenübersicht ...... 110

KARTENVERZEICHNIS

Karte 1 Übersichtsplan Karte 2 Bestand Biotope Karte 3 Bestand Avifauna

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0. Nichttechnische Zusammenfassung

Die Gamesa Energie Deutschland GmbH plant die Errichtung und den Betrieb von zehn Windenergieanlagen (WEA) des Typs Gamesa G 132 (5,0 MW) in der Gemeinde Stemwe- de im Kreis -Lübbecke. Der geplante Standort liegt etwa 2,6 km südlich der Ortsla- ge Drohne, Gemeinde Stemwede, NRW und 2,8 km nördlich der Ortslage von Bohmte, Gemeinde Osnabrück, Niedersachsen.

Die geplanten WEA weisen eine Nabenhöhe von 140 m und einen Rotordurchmesser von 132 m auf. Daraus ergibt sich eine Gesamthöhe von 206 m. Jede der geplanten Anlagen besitzt eine Nennleistung von 5 MW, insofern können mit dem Windpark insgesamt 50 MW erneuerbare Energie aus Windkraft generiert werden.

Durch die Errichtung am geplanten Standort wird vorwiegend ein intensiv genutzter Acker- standort in Anspruch genommen und durch das Fundament der Anlage sowie durch die Kranstellfläche dauerhaft beansprucht. Hierbei wird die Fläche des Fundaments vollständig versiegelt, wohingegen die Kranstellfläche und die Zuwegung geschottert werden.

Auf Antrag des Vorhabenträgers hat die Genehmigungsbehörde festgestellt, dass für das geplante Vorhaben gemäß § 3c UVPG eine Verpflichtung zur Durchführung einer Umwelt- verträglichkeitsprüfung besteht. Der Träger des Vorhabens legt dazu gemäß § 6 UVPG entscheidungserhebliche Unterlagen über die Umweltauswirkungen des Vorhabens vor.

Der vorliegende Erläuterungsbericht zum geplanten Vorhaben integriert die Umweltverträg- lichkeitsstudie (UVS) und den Landschaftspflegerischen Begleitplan (LBP). Zu den An- tragsunterlagen gehört als weiterer umweltfachlicher Beitrag ein Artenschutzbeitrag, der zur Prüfung möglicher artenschutzrechtlicher Verbote nach § 44 BNatSchG dient sowie eine FFH-Verträglichkeitsprüfung, mit der die Vereinbarkeit des Vorhabens mit den Schutz- und Erhaltungszielen des durch den Windpark verlaufenden FFH-Gebietes „Grabensystem Tiefenriede“ geprüft wird. Der vorliegende Bericht nimmt Bezug auf diese Unterlagen.

Der Eintritt von artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen kann durch die vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen ausgeschlossen werden.

Die FFH-Verträglichkeitsprüfung für das FFH-Gebiet DE 3516-302 „Grabensystem Tiefen- riede“ prüft die Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen des Gebietes, das zum Schutz der Libellenarten Helm-Azurjungfer und Vogel-Azurjungfer ausgewiesen ist. Unter Beachtung von Maßnahmen bei der Querung der Tiefenriede sowie beim Umgang mit dem Bau- grundwasser werden erhebliche Beeinträchtigungen ausgeschlossen.

Mit dem Vorhaben ist eine Reihe von Umweltauswirkungen verbunden. Aufgrund der un- vermeidbaren Flächeninanspruchnahmen und Biotoptypenverluste sind die Schutzgüter Boden, Wasser, Tiere und Pflanzen betroffen. Die mit dem Bau der WEA verbundene Ver-

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ringerung der Versickerung von Niederschlagswasser wirkt sich auf das Schutzgut Wasser aus.

Durch den Bau und die Anlage der WEA wird ein Eingriff in Natur und Landschaft verur- sacht. Dieser ist gem. § 14 BNatSchG auszugleichen oder zu ersetzen. Zu dem jetzigen Zeitpunkt liegen noch keine räumlich verorteten Kompensationsmaßnahmen vor.

Zu den erforderlichen Vermeidungsmaßnahmen gehören u.a. Abschaltzeiten der WEA zu bestimmten Zeiten um Kollisionen von Fledermäusen zu vermeiden. Des Weiteren werden Vorgaben zur Gestaltung der Mastfußumgebung und die Anlage von extensivem Grünland erforderlich um Bruthabitate für Kiebitz, Großen Brachvogel und Wachtel zu entwickeln. Ebenso werden Maßnahmen für den Baumfalken erforderlich.

Durch die Errichtung der etwa 206 m hohen Windenergieanlagen wird es zu unvermeidba- ren landschaftlichen Veränderungen kommen. Die Ermittlung der zu erwartenden Umwelt- auswirkungen auf das Landschaftsbild erfolgt auf Grundlage des im „Erlass für die Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen und Hinweise für die Zielsetzung und Anwen- dung (Windenergie-Erlass)“ beschriebenen Verfahrens (MKULNV NRW, 2015b). Als Vor- belastung wurden hierbei im engeren Umfeld die bestehenden WEA sowie die Hochspan- nungsleitungen berücksichtigt. Das erforderliche Ersatzgeld für das Landschaftsbild beläuft sich auf 248.346,44 €.

Erhebliche Auswirkungen im Sinne der Zulassungs-Voraussetzungen auf das Schutzgut Mensch werden ausgeschlossen. Zur Beurteilung der visuellen Effekte (Schattenwurf, Lichtreflexionen) und der Lärmemissionen wurden separate Untersuchungen durchgeführt (Ingenieurbüro PLANkon, 2015b) (Ingenieurbüro PLANkon, 2015a). Durch geeignete Maß- nahmen können an den schutzbedürftigen Nutzungen im Umfeld die gesetzlichen Grenz- werte eingehalten werden. Es ist zudem nicht davon auszugehen, dass die geplante Wind- energieanlage die Erholungsfunktion des Plangebietes, welches von der landwirtschaftli- chen Nutzung geprägt ist, erheblich beeinträchtigen wird.

Zu erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Klima und Luft kommt es nicht, da keine großflächige Bodeninanspruchnahme stattfindet und folglich die Kaltluftproduktion kaum eingeschränkt wird. Zudem gibt es keine Hinweise auf Barrierewirkungen von WEA auf den Luftaustausch. Durch Verwirbelungen und Turbulenzen der Rotoren kann es zu kleinklima- tischen Veränderungen im Gebiet kommen, die aber großräumig vernachlässigt werden können. Ebenso kann eine mögliche geringfügige Veränderung des Windfeldes durch die Energieentnahme vernachlässigt werden.

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Die vorliegende UVS wird nach Abschluss der derzeit in Bearbeitung befindlichen weiteren Fachgutachten (u.a. Avifauna) fortgeschrieben. Auch die konkrete Verortung der Maßnah- men wird ergänzt.

1. Veranlassung und Aufgabenstellung

Die Gamesa Energie Deutschland GmbH aus Oldenburg als Vorhabenträger plant die Er- richtung und den Betrieb von 10 Windenergieanlagen (WEA) des Typs Gamesa G132 mit einem Rotordurchmesser von 132 m, einer Nabenhöhe von 140 m und einer Gesamthöhe von 206 m. Der geplante Windpark liegt im Südwesten der Gemeinde Stemwede (Kreis Minden-Lübbecke) im Bereich der „Tiefenriede“ an der Grenze zur Gemeinde Bohmte (Landkreis Osnabrück).

Die geplanten Anlagen sollen der Erzeugung erneuerbarer Energie dienen. Das Vorhaben entspricht damit dem Ziel der nordrhein-westfälischen Landesregierung, die Nutzung ein- heimischer Energieträger und erneuerbarer Energien zu unterstützen. Weiterhin trägt das Projekt dem in § 1 Abs. 3 Ziffer 4 BNatSchG verankerten Naturschutzziel Rechnung, Luft und Klima durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu schützen, wobei dem Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung insbesondere durch zunehmen- de Nutzung erneuerbarer Energien eine besondere Bedeutung zukommt.

Gemäß Ziffer 1.6 der Anlage 1 zum UVP-Gesetz besteht für eine Windfarm bzw. Wind- parks mit einer Anlagenzahl von mehr als 20 WEA eine generelle UVP-Pflicht. Bei 6 - 20 Anlagen ist eine allgemeine Vorprüfung des Einzelfalls und bei 3 - 6 Anlagen eine stand- ortbezogene Vorprüfung des Einzelfalls durchzuführen.

Eine Windfarm ist als Mehrheit von WEA definiert und gilt selbst als Vorhaben im Sinne des UVPG. Die UVP-(Vorprüfungs-) Pflichtigkeit ergibt sich für derartige Komplexvorhaben so- mit direkt aus § 3b Abs. 1 UVPG bzw. § 3c UVPG. Es werden also alle in räumlicher Nähe befindlichen WEA, die nach dem Stichtag 14.03.1999 genehmigt wurden, fortlaufend ad- diert und einer Vorprüfung unterzogen, bis sich bei der 20. Anlage eine UVP-Pflicht ergibt.

Unter dem Begriff Windfarm wird die Planung oder Errichtung von mindestens drei Anlagen verstanden, die

 sich innerhalb einer bauleitplanerischen ausgewiesenen Fläche befinden oder  in räumlichen Zusammenhang stehen und bei denen sich ihre Einwirkungsbereiche in Bezug auf die Schutzgüter der § 2 Abs. 1 Satz 2 UVPG überschneiden oder wenigstens berühren. (s. Windenergie-Erlass 2015 u. OVG NRW 8 B 356/14 vom 23.07.2014)

Im Umfeld von 6.000 m der geplanten Anlagen befinden sich bereits 17 WEA, geplant sind 10 WEA, zusammengenommen beläuft sich die zu berücksichtigende Anzahl an Wind- energieanlagen auf 27 Stück und unterliegt der obligatorischen UVP-Pflicht.

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Der Vorhabenträger hat zur Feststellung der UVP-Pflicht eine Screening Unterlage (Stand 16.12.2015) bei der Genehmigungsbehörde eingereicht. Diese kommt zu folgenden Ergeb- nissen:

 Von dem geplanten Vorhaben, der Errichtung und dem Betrieb von 10 WEA, gehen nach gegenwärtiger Einschätzung nachteilige Umweltauswirkungen aus.  Erhebliche Beeinträchtigungen der Schutzgüter Menschen einschließlich der menschli- chen Gesundheit, Tiere, Pflanzen und der biologischen Vielfalt, Boden, Wasser und Landschaft können nach derzeitigem Kenntnisstand nicht von vorn herein ausgeschlos- sen werden.  Es besteht die Notwendigkeit vertiefender Untersuchungen, wie der FFH- Verträglichkeitsprüfung und der artenschutzrechtlichen Prüfung.  Erhebliche Beeinträchtigungen sind auch durch kumulative Wirkungen von bestehenden 7 WEA im Umfeld von weniger als 5.000 m, insbesondere in Bezug auf das Schutzgut Mensch, artenschutzrechtlicher Belange und die Schutzgebietsausweisung Natura 2000 zum jetzigen Zeitpunkt nicht auszuschließen.  Da von dem Vorhaben erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen ausgehen können, wird die Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung für erforderlich gehalten.

Auch eine Scoping-Unterlage zur Abstimmung des Untersuchungsrahmens gemäß § 5 UVPG (Stand 16.03.2016) wurde der Genehmigungsbehörde zur Verfügung gestellt. Ein Scoping-Termin hat bisher nicht stattgefunden.

Der Träger des Vorhabens hat dazu gemäß § 6 UVPG entscheidungserhebliche Unterla- gen über die Umweltauswirkungen des Vorhabens zu erstellen.

Kortemeier Brokmann Landschaftsarchitekten wurden von der Gamesa Energie Deutsch- land GmbH mit der Erarbeitung der Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) mit integriertem Landschaftspflegerischen Begleitplan (LBP), eines Artschutzbeitrages (ASB) und einer FFH-Verträglichkeitsuntersuchung (FFH-VU) beauftragt.

2. Bearbeitungsmethodik und Untersuchungsgebiet

2.1 Bearbeitungsmethodik

Der vorliegende Erläuterungsbericht zu dem geplanten Vorhaben integriert die Umweltver- träglichkeitsstudie (UVS) und den Landschaftspflegerischen Begleitplan (LBP). Zu den An- tragsunterlagen gehören weitere umweltfachliche Beiträge wie ASB und FFH-VU. Der vor- liegende Bericht nimmt Bezug auf diese Unterlagen.

Die dort erfolgten Einschätzungen und entwickelten Maßnahmen werden übernommen und in die landschaftspflegerische Maßnahmenplanung integriert. Um Wiederholungen zu ver- meiden, erfolgt keine erneute artenschutzrechtliche Betrachtung.

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2.2 UVP-Pflicht und Abgrenzung der Windfarm

Gemäß des Windenergieerlasses NRW sind in einer Windfarm alle Windenergieanlagen zusammenzufassen, bei denen die abstrakte Möglichkeit besteht, dass sich ihre Einwir- kungsbereiche bezogen auf ein bestimmtes Schutzgut überschneiden oder wenigstens berühren (MKULNV NRW, 2015a).

Abb. 1 Prüfbereich für UVP-Pflicht

Die Neuerrichtung einer Windenergieanlage innerhalb einer Windfarm stellt unter UVP- Gesichtspunkten eine Änderung des Vorhabens „Windfarm“ dar. Bei der Frage, ob dafür eine UVP erforderlich ist, sind alle bestehenden, genehmigten oder vorher beantragten

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Anlagen innerhalb der Windfarm, die noch nicht Gegenstand einer UVP waren, hinzuzu- zählen (ebd.).

Die Abgrenzung der Windfarm ergibt sich in der vorliegenden UVS durch das Schutzgut „Tiere“. Der Windenergie-Erlass 2015 verweist auf den Anhang 2 des Leitfadens „Umset- zung des Arten- und Habitatschutzes bei der Planung und Genehmigung von Windener- gieanlagen in Nordrhein-Westfalen“ (MKULNV & LANUV, 2013) zur Festlegung der Unter- suchungsradien bei windenergiesensiblen Arten. Dementsprechend ergibt sich ein Prüfra- dius um die geplanten WEA von 6 km, welcher bei entsprechendem Brutvorkommen von WEA-sensiblen Arten wie Rohrweihe und Rotmilan nochmal um 6 km erweitert wurde (sie- he Abb. 1).

Bei Betrachtung eines 6 km Prüfradius sind bereits mehr als 20 WEA zu einer Windfarm zusammen zu ziehen. Damit ist entsprechend Nr. 1.6.1 der Anlage 1 zum UVPG eine UVP- Pflicht erkennbar.

3. Vorhabenbeschreibung

3.1 Standort und Vorhaben

Die Gamesa Energie Deutschland GmbH plant die Errichtung und den Betrieb von zehn WEA des Typs Gamesa G 132 (5,0 MW) auf dem Gemeindegebiet Stemwede, Kreis Min- den-Lübbecke, NRW.

Standort

Der geplante Standort befindet sich am südlichen Rand des Gemeindegebietes Stemwede nördlich von Bohmte. Die Standortkoordinaten sind der folgenden Tabelle zu entnehmen.

Tab. 1 Standort-Koordinaten der geplanten Anlagenstandorte

WEA Nr. Gemarkung Flur Flurstück Rechtswert Hochwert

01 Drohne 6 27 454944 5806572

02 Drohne 6 52 455297 5805891

03 Drohne 6 66 454597 5805780

04 Drohne 5 36 455688 5805853

05 Drohne 5 57 455809 5806578

06 Haldem 13 41 456529 5805659

07 Haldem 13 66 456061 5805424

08 Haldem 13 71 456242 5805159

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WEA Nr. Gemarkung Flur Flurstück Rechtswert Hochwert

09 Haldem 13 75 456475 5804864

10 Haldem 13 91 456855 5804743

Bezugsystem: ETRS89/UTM

Abb. 2 Standort und Umfeld der geplanten WEA

Anlagentyp

Die geplanten WEA vom Typ Gamesa G132 weisen eine Nabenhöhe von 140 m und einen Rotordurchmesser von 132 m auf. Daraus ergibt sich eine Gesamthöhe von 206 m. Jede der geplanten Anlagen besitzt eine Nennleistung von 5 MW, insgesamt also 50 MW.

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Ausführung der Fundamentierung und internen Zuwegung

Durch die Errichtung der WEA werden Teilbereiche von intensiv genutzten Ackerflächen und Grünlandflächen in Anspruch genommen. Die Flächen werden durch das Fundament der Anlage und die Kranstellflächen versiegelt und so dauerhaft beansprucht. Die Fläche des Fundaments wird vollständig versiegelt, die Kranstellfläche und die Zuwegung werden geschottert.

Die folgenden Angaben zur geplanten Fundamentierung sind dem Hydrogeologisches Gut- achten entnommen (BGU Dr. Brehm Grünz GbR, 2016).

Geplant ist der Bau von Kreisringfundamenten mit geringer Einbindetiefe. Aufgrund der stark wechselnden Baugrundverhältnisse und dem daraus resultierenden Setzungsverhal- ten ist zusätzlich unterhalb des Kreisringfundamentes eine Tiefgründung auf Pfählen erfor- derlich. Geplant ist die Verwendung von Stahlbetonrammpfählen, die mechanisch in den Untergrund eingetrieben werden.

Die geplanten Flachfundamente sollen einen Außendurchmesser von 22 m und eine Höhe von 3,2 m im Bereich des Sockels aufweisen. Die Oberkante des Fundamentsockels liegt in einer Höhe von 2,71 m über Geländeoberkante, sodass die Unterkante mit 0,49 m u. GOK angegeben werden kann. Abschließend wird der oberirdische Teil des Flachfunda- mentes mit einer rd. 1m mächtigen Bodenschicht abgedeckt.

Die Fundamente sollen aus Beton der Festigkeitsklasse C30/37 hergestellt werden. Eine Relevante Sauberkeitsschicht ist aufgrund der erforderlichen Kombination mit einer Pfahl- gründung voraussichtlich nicht erforderlich.

Aufgrund der stark wechselnden Baugrundverhältnisse sollen die Flachfundamente nach derzeitiger Planung – gemäß den Angaben des Auftraggebers – mit einer Tiefgründung mit Stahlrammpfählen ergänzt werden. Die Einbautiefe der Pfähle richtet sich nach den stati- schen Erfordernissen an dem jeweiligen Standort und liegt voraussichtlich zwischen 12 und 22 m. Die quadratischen Stahlbetonrammpfähle (0,45 x 0,45 m) werden als Fertigelemente angeliefert und sollen mit einem Diesel- oder Hydraulikrammbär in den Untergrund einge- rammt werden.

Da es sich um bereits fertig betonierte Bauteile handelt, sind für die Pfahlgründung keine Betonierarbeiten vor Ort erforderlich, sodass ein Aushärten im Untergrund nicht stattfinden wird. Je WEA müssen ca. 36 bis 48 Pfähle in den Untergrund eingebracht werden. Die Genaue Anzahl und Tiefe hängt jeweils von den lokalen Eindringwiederständen am Stand- ort ab, sodass während der Einrammarbeiten die Tiefe und Anzahl der Pfähle flexibel an- gepasst werden muss.

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Trassenverlauf (externe Erschließung)

Für den geplanten Trassenverlauf wurde eine Studie zum Streckenverlauf erstellt (Pusch, 2016). Die Anfahrt wird demnach zunächst über öffentliche Straßen und Wege durchge- führt (BAB 1, Abfahrt AS Bramsche auf die B 218 in Richtung Bad Essen. Im Kreisverkehr links abbiegen auf die B 51 in Richtung Diepholz. Rechts abbiegen auf die Straße „Klin- genhagen“ in Richtung Dielingen. Rechts abbiegen auf die Drohner Straße in Richtung Bohmte). Hierzu müssen teilweise temporär Randstreifen abgesichert werden und einige Straßenbäume aufgeastet werden. In Dielingen muss an der Kreuzung Drohner Stra- ße/Dielinger Straße ein einzelner Straßenbaum entfernt werden. Im Bereich der Zufahrten des geplanten Windparks muss ein weiterer Baum (Birke) an der Kreuzung Bohmter Stra- ße/Drohner Straße sowie ein Baum (Birke) im Bereich Bohmter Straße/Illweder Straße entfernt werden.

Die Kurvenradien im Bereich der Zufahrten von der Bohmter Straße und der Drohner Stra- ße müssen erweitert werden. Die Zuwegung im Vorhabengebiet selber erfolgt weitestge- hend über bestehende Wege. An manchen Stellen müssen die Wege erweitert und ge- schottert werden.

Die Eingriffe im Bereich des Windparks sind in der Eingriffsbewertung berücksichtigt.

Netzanschluss

Der Netzanschluss ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen.

3.2 Abgrenzung des Untersuchungsgebietes

Die schutzgutbezogene Beurteilung möglicher Umweltauswirkungen des Vorhabens auf die Schutzgüter nach UVPG erfolgt den Schutzgütern bzw. den potenziellen Wirkungen ent- sprechenden angemessen. So würde sich bspw. ein Prüfradius von stellenweise bis zu ca. 12 km wie beim Schutzgut Tiere für die Beurteilung der direkten Eingriffe in den Natur- haushalt als nicht angemessen bzw. zielführend erweisen.

Entsprechend werden Untersuchungsräume betrachtet, welche die Beurteilung möglicher Umweltauswirkungen des Vorhabens auf die Schutzgüter nach UVPG ermöglicht und dar- über hinaus auch weitere naturschutzrechtliche Aspekte berücksichtigt, wie die Eingriffsre- gelung und den Artenschutz:

 Das Untersuchungsgebiet für die Bestandsanalyse und die Auswirkungsprognose des Landschaftsbildes wird nach dem Verfahren des Windenergie-Erlasses (2015) (Ver- fahren zur Landschaftsbildbewertung im Zuge der Ersatzgeld-Ermittlung für Eingriffe in das Landschaftsbild durch den Bau von Windenergieanlagen) und beläuft sich auf die 15-fache Anlagenhöhe (Gesamthöhe aus Nabenhöhe und Rotorblattlänge) der geplan- ten WEA.

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 Das Untersuchungsgebiet für die Schutzgüter Mensch (einschließlich menschlicher Gesundheit und Erholung), Tiere, Biologische Vielfalt, Klima und Luft sowie Kul- tur und sonstige Sachgüter ergibt sich aus einem 1.000-m-Radius um die Anlagen- standorte. Das Untersuchungsgebiet für immissionsschutzrechtliche Aspekte beim Schutzgut Mensch ergibt sich durch die in den Schall- und Schattenwurfprognosen be- rücksichtigten Immissionsorte.  Um die Belange des Artenschutzes hinreichend abprüfen zu können, wird ein Prüfradi- us von bis zu ca. 12 km um die geplanten WEA betrachtet, welcher sich aus dem An- hang 2 des Leitfadens „Umsetzung des Arten- und Habitatschutzes bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen in Nordrhein-Westfalen“ (MKULNV & LANUV, 2013) zur Festlegung der Untersuchungsradien bei windempfindlichen Arten ergibt. Der Prüfgegenstand innerhalb des bis zu 12-km-Radius beschränkt sich im Wesentlichen auf die kollisionsgefährdeten Greifvogelarten und deren essenzielle Nahrungshabitate bzw. Flugkorridore.  Das Untersuchungsgebiet für die direkten Eingriffe in den Naturhaushalt (Schutzgut Pflanzen, Wasser und Boden) bzw. die Biotoptypenkartierung ergibt sich aus einem 150-m-Radius um die geplanten WEA und deren Zuwegungen und ggf. Leitungstras- sen. Dieser Radius dient als Puffer, um die Auswirkungen möglicher Verluste und Be- einträchtigungen der Biotopgestaltung durch direkte Flächeninanspruchnahme hinrei- chend bewerten zu können. Dabei soll dieser Wert nicht als strikt behandelt werden. Bei angrenzenden Biotopen höherer Wertigkeiten ist der Radius ggf. zu erhöhen. Die Kartie- rung sowie die Eingriffs- und Ausgleichsbilanzierung erfolgt nach Vorgaben des LANUV. Innerhalb dieses Untersuchungsgebietes werden ebenfalls die Auswirkungen auf die Schutzgüter Boden und Wasser betrachtet. Auswirkungen im Zusammenhang mit bau- bedingten temporären Wasserhaltungsmaßnahmen werden auch darüber hinaus be- trachtet (siehe Kap. 7.5 und 8.1.4.).

4. Umweltrelevante Wirkfaktoren des Vorhabens

Durch das geplante Vorhaben oder durch einzelne Vorhabenbestandteile entstehen unter- schiedliche Wirkungen auf die zu betrachtenden Naturgüter (= Wirkfaktoren). Im Wesentli- chen sind Beeinträchtigungen der Lebensraumfunktionen am Anlagenstandort und negati- ve Auswirkungen auf Vogel- und Fledermausarten sowie negative Auswirkungen auf das Landschaftsbild durch das Vorhaben möglich. Die entstehenden Wirkfaktoren sind baube- dingter, anlagebedingter oder betriebsbedingter Art und haben dementsprechend temporä- re oder dauerhafte Auswirkungen auf die einzelnen Naturgüter.

Durch den Baubetrieb können Lärmemissionen, stoffliche Emissionen (evtl. Abgase) und Verdichtungen des Bodengefüges durch den Einsatz schwerer Baumaschinen entstehen. Die baubedingten Emissionen stellen Einschränkungen der Lebensraumfunktionen für Tie- re dar, die jedoch nur kurzzeitig auftreten und zu keiner nachhaltigen Beeinträchtigung der Lebensraumfunktionen führen. Eine Verdichtung oder Versiegelung des Bodens kann durch den Einsatz geeigneter Maschinen weitestgehend verhindert und durch Auflockern des Bodens nach Abschluss der Bauarbeiten wieder rückgängig gemacht werden. Die ne- gativen Auswirkungen auf das Landschaftsbild durch den Einsatz großer Kräne bei der

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Errichtung der neuen WEA treten nur sehr kurzzeitig auf und werden daher als nicht erheb- lich eingestuft.

Anlagebedingt könnte es durch die Errichtung der WEA zu einer visuellen Störung und einer technischen Überprägung kommen, die gegenüber bestimmten Tierarten eine Scheuchwirkung entfaltet. Während Singvögel durch WEA kaum gestört werden, konnte bei Watvögeln die Tendenz zu einer negativen Beeinflussung festgestellt werden (Hötker, et al., 2005). Gastvögel wie z. B. Gänse, Pfeifenten, Goldregenpfeifer und Kiebitze reagie- ren im Allgemeinen empfindlicher auf WEA. Bei ihnen konnte ein Zusammenhang zwi- schen der Anlagenhöhe und dem von ihnen eingehaltenen Minimalabstand statistisch be- legt werden. Im Fall der zu untersuchenden Anlage kann ein Radius von rund 800 m als Fluchtdistanz von Gänsen zu dieser Anlage angenommen werden (Hötker, 2006).

Für den Bau des Fundamentes und die Anlage der Zuwegung werden Grünland- und Ackerflächen in Anspruch genommen.

In Bezug auf das Landschaftsbild können erhebliche negative Auswirkungen durch die Bauhöhe und den technischen Charakter der geplanten WEA entstehen.

Die betriebsbedingten Beeinträchtigungen ergeben sich in erster Linie durch die Dre- hung der Rotorblätter, wodurch es zu Lärmemissionen und einer technischen Verfremdung der Landschaft kommt. Auch Schattenwurf und Lichtreflexe entstehen durch den Betrieb von WEA. Durch die Drehung der Rotoren kann es zudem zu Schlagopfern bei Vögeln und Fledermäusen kommen.

Tab. 2 Übersicht über die potenziellen Wirkungen von Windenergieanlagen

Wirkfaktor potenzielle Auswirkung betroffene Schutzgüter

baubedingt Materiallagerflächen und  Biotopverlust / -degeneration  Tiere, Pflanzen, biologi- Baustelleneinrichtungen sche Vielfalt  Bodendegeneration mit Verdichtung / Veränderung  Boden Schall- und Schadstof-  Immissionsbelastung  Menschen femissionen durch Bau-  Beeinträchtigungen von Lebensräumen  Tiere, Pflanzen, biologi- stellenbetrieb sche Vielfalt  Verunreinigung von Boden, Wasser und Luft  Boden,  Wasser,  Klima/ Luft Baustellenbetrieb  Belästigung  Menschen, menschliche Gesundheit  Beunruhigung von Tieren  Tiere, Pflanzen, biologi- sche Vielfalt Bauwerksgründungen  Veränderung des Grundwasserdargebotes  Wasser  Veränderung der Grundwasserströme  Wasser  Bodendegeneration durch Veränderung  Boden

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Wirkfaktor potenzielle Auswirkung betroffene Schutzgüter

anlagebedingt Flächenverlust  Verlust von Lebensraum  Tiere, Pflanzen, biologi- sche Vielfalt  Verlust von Bodenfunktionen  Boden Bauwerkserrichtung  technische Überprägung  Landschaft  Minderung der Erholungseignung  Menschen, menschliche Gesundheit  Maßstabsverluste, Eigenartsverluste, technische Über-  Menschen, menschliche fremdung, Strukturbrüche, Belastung des Blickfelds, Gesundheit Sichtverriegelungen  Landschaft Zerschneidung, Fragmen-  Barrierewirkung mit Beeinträchtigung von Brut-, Rast-  Tiere, Pflanzen, biologi- tierung oder Nahrungshabitaten sche Vielfalt betriebsbedingt mechanische Wirkungen  Rotor-Kollision mit Verletzung, Tötung von Tieren  Tiere, Pflanzen, biologi- sche Vielfalt akustische Wirkungen  Vergrämung durch Lärm  Tiere, Pflanzen, biologi- sche Vielfalt  Lärmentwicklung, Immissionsbelastung  Menschen, menschliche Gesundheit optische Wirkungen  Vergrämung durch drehende Rotorblätter  Tiere, Pflanzen, biologi- sche Vielfalt  Schattenwurf, Diskoeffekt  Menschen, menschliche Gesundheit  Veränderung des Landschaftsbildes durch WEA und  Landschaft Befeuerung

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5. Darstellung der festgelegten Ziele einschlägiger Fachgesetze und Fachpläne

Eine Übersicht der fachplanerischen (Schutz-)Gebietsausweisungen ist, ergänzend zur nachfolgenden textlichen Beschreibung, der Karte 1 zu entnehmen.

5.1 Regionalplanung

Das Untersuchungsgebiet befindet sich im räumlichen Geltungsbereich des aktuell gültigen Regionalplans für den Regierungsbezirk Detmold ‚Teilabschnitt Oberbereich Bielefeld‘ (Bezirksregierung Detmold, 2004).

Abb. 3 Ausschnitt aus dem Regionalplan für den Regierungsbezirk Detmold (Bezirksregie- rung Detmold 2004), unmaßstäblich

Der sachliche Teilabschnitt „Nutzung der Windenergie“ (Bezirksregierung Detmold, 2000) des Regionalplans setzt als Ziel fest, dass geeignete Flächen für die Errichtung von WEA ausgewiesen werden können. U. a. folgende Bereiche kommen im Grundsatz für die Nut-

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zung von Windenergie in Betracht, wenn sie geeignete natürliche und technische Voraus- setzungen erfüllen und Schutz- und Entwicklungsziele nicht nachhaltig beeinträchtigen:

 Bereiche für den Schutz der Landschaft und für landschaftsorientierte Erholung (BSLE) und  Bereiche für Grundwasser- und Gewässerschutz.

Für die konkrete Vorhabenfläche weist der Regionalplan die Freiraumfunktionen „Schutz der Landschaft und landschaftsorientierte Erholung“ (BSLE) und „Allgemeiner Freiraum- und Agrarbereich“ aus (Bezirksregierung Detmold, 2004).

Abb. 4 Ausschnitt aus dem Regionalen Raumordnungsprogramm des Landkreises Osnab- rück (Landkreis Osnabrück, 2004)

Das Regionale Raumordnungsprogramm des Landkreises Osnabrück stellt die südlich angrenzenden Flächen als „Vorrangflächen für Erholung“ und „Vorsorgegebiete für die Landwirtschaft“ dar.

5.2 Bauleitplanung

Die Vorhabenfläche liegt im baulichen Außenbereich.

Die Gemeinde Stemwede hat am 24.02.2016 den Feststellungsbeschluss für die 53. Ände- rung des Flächennutzungsplanes „Neudarstellung von Konzentrationszonen zur Nutzung der Windenergie in der Gemeinde Stemwede“ gefasst. Alle geplanten WEA-Standorte be-

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finden sich innerhalb des Änderungsbereiches C „Tiefenriede“ (Hunte-Talsandflächen) der 53. Änderung des Flächennutzungsplanes.

Im Rahmen des Flächennutzungsplan-Änderungsverfahren wurden auf dem gesamten Gemeindegebiet standörtliche Alternativen geprüft. Grundlage hierfür war das gesamt- räumliche Planungskonzept. Hier wurden die harten und weichen Tabukriterien ermittelt und unter Berücksichtigung der eingegangen Stellungnahmen aus der Öffentlichkeit sowie den Trägern öffentlicher Belange im Rahmen der Abwägung weiter geprüft. Ziel der Ge- meinde war u. a. die räumliche Steuerung der Windenergie mit Konzentrierung auf ausge- wählte Standorte auf dem Gemeindegebiet. Im Rahmen des Abwägungsprozesses wurden andere Standorte verworfen, da hier andere Belange des Natur- und Artenschutzes, des Landschaft- und Ortsbildes oder der Landesverteidigung dem Vorrang eingeräumt werden musste. Außerhalb der ausgewiesenen Flächen ist die Windenergie ausgeschlossen. Da- mit verbleiben in Stemwede nur noch die ausgewiesenen 2 Standorte, wobei der zweite Standorte „Bockhorns Horst“ bereits mit WEA besetzt ist.

Die Änderung des Flächennutzungsplanes liegt derzeit der Bezirksregierung Detmold zur Genehmigung vor.

Abb. 5 Auszug aus der 53. Änderung des Flächennutzungsplans der Gemeinde Stemwede

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5.3 Landschaftsplanung

Für den Bereich der Gemeinde Stemwede liegt kein gültiger Landschaftsplan vor.

Der Landschaftsrahmenplan Osnabrück von 1993 stellt den südlich angrenzenden Bereich zur Kreisgrenze als schutzwürdig für die Ausweisung zum Landschaftsschutzgebiet und z. T. als ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet aus. In diesen Gebieten wird eine Erhö- hung der Laubwaldanteile angestrebt. Eine Waldfläche in 750 m südlicher Richtung wird als schutzwürdig für die Ausweisung zum Naturschutzgebiet ausgewiesen.

5.4 Naturschutzfachliche und –rechtliche Ausweisungen

Natura 2000

Das Vorhabengebiet wird von dem FFH-Gebiet „Grabensystem Tiefenriede“ (DE 3516-302) durchzogen. Hierbei handelt es sich um ein 15,4 ha großes Entwässerungssystem am Rande der Hunte-Niederung und steht unter Quellwassereinfluss. Dies hat zur Folge, dass auch im Winter das Grabensystem nicht zufriert. Der Schutzzweck bezieht sich auf die Helm-Azurjungfer. In diesem Gebiet befindet sich die drittgrößte Population der Helm- Azurjungfer in NRW (LANUV NRW, 2014a). Es ist eine bereits seit 20 Jahren dokumentier- te dauerhafte Population. Ein sporadisches Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Vogel-Azurjungfer ist ebenfalls bekannt. Als Schutzmaßnahme wird die Erhaltung des Helm-Azurjungfer-Vorkommens durch Erhaltung und Pflege des Grabensystems genannt (LANUV 2013). Um eine potenzielle Betroffenheit des FFH-Gebietes zu prüfen, wurde sei- tens des Vorhabenträgers einen FFH-Verträglichkeitsprüfung erarbeitet, welcher Teil der Antragsunterlagen ist. Hierbei werden mögliche Auswirkungen des geplanten Vorhabens und kumulierende Wirkungen auf das Gebiet abgeprüft.

Naturschutzgebiete

Die nächstgelegenen Naturschutzgebiete (NSG) sind das NSG „Stiftholz“ (MI-070) und das NSG „Lever Teich-Lever Bruch“ (MI-006). Beide NSGs liegen ca. 6 km von der Vorhaben- fläche entfernt.

Landschaftsschutzgebiete

Die Vorhabenfläche liegt innerhalb des großflächigen Landschaftsschutzgebietes „Altkreis Lübbecke“, das beim LANUV NRW unter der Nr. LSG-3416-003 geführt wird.

Die Gemeinde Stemwede hat nach dem Feststellungsbeschluss die Inaussichtstellung der Befreiung aus dem Landschaftsschutz für die ausgewiesenen Flächen beantragt. Das Ver- fahren läuft derzeit.

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Abb. 6 Untersuchungsgebiet mit Darstellung der Schutzgebietsausweisungen, unmaßstäb- lich

Naturparke

Der Naturpark Dümmer beginnt ca. 2 2 bis 2,5 km westlich bzw. nördlich des Vorhabenge- bietes.

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Geschützte Landschaftsbestandteile

Südlich des Vorhabengebietes liegt in ca. 1 km Entfernung der geschützte Landschaftsbe- standteil „Birkenwald und Wasserfläche in der Bohmterheide“ mit der Gebietskennung GLB OS 00013.

Gesetzlich geschützte Biotope

In der weiteren Umgebung der Vorhabenfläche befinden sich nach § 30 BNatSchG ge- schützte Biotope. Dabei handelt es sich um kleinere Binnengewässer und Feldgehölze.

Naturdenkmäler

Laut dem Geoportal Minden-Lübbecke befinden sich drei Naturdenkmäler im Untersu- chungsgebiet. Hierbei handelt es sich um alte Eichen (Kreisverwaltung Minden-Lübbecke, 2016).

Im Süden des UG im Landkreis Osnabrück mit einer Entfernung von ca. 3 km liegt ein Na- turdenkmal mit der Kennung ND OS 00188. Hierbei handelt es sich um einen Teich.

Biotopkataster NRW

Tab. 3 im Biotopkataster NRW erfasste Flächen

Nr. Bezeichnung Beschreibung Schutzziel BK-3515-001 Grabensystem ca. 3.000 m langes Grabensystem Erhaltung des Grabensys- Tiefenriede nördlich von Stemwede. tems als Lebensraum der FFH-Libellenart Helm- Azurjungfer sowie weiterer bemerkenswerter Pflanzen und Tierarten durch ange- passte Grabenunterhal- tung, Beibehaltung der extensiven Grünlandnut- zung und Sicherung des Wasserhaushalte BK-3516-0051 Graben westlich 500 m Länge, eines parallel zu Erhaltung des Grabens mit von Scharlage einer kleinen Straße führenden seiner artenreichen Ge- Grabenabschnitts im Bereich Tie- wässer-, Röhricht- und fenriede. Feuchtgrünlandvegetation

Die Gräben im Bereich des geplanten Windparks sind im Biotopkataster als schutzwürdige Biotope erfasst (vgl. (LANUV NRW, kein Datum).

Alleenkataster NRW

Die nach § 47a LG gesetzlich geschützte Alleen sind im Alleenkataster erfasst. Im UG lie- gen zwei erfasste Alleen (vgl. (LANUV 2016, kein Datum).

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 Die Allee an der Drohner Straße (K 75) ist unter AL-MI-0066 erfasst.  Die Allee an der Bohmter Straße (K 76) ist unter AL-MI-0067 erfasst.

5.5 Artenschutz

Aus den nach EU- und Bundesrecht geltenden artenschutzrechtlichen Regelungen, insbe- sondere den Verbotstatbeständen des § 44 BNatSchG, können sich ggf. unüberwindbare Hindernisse für die Zulassung eines Vorhabens ergeben. Zur Berücksichtigung der arten- schutzrechtlichen Belange sind daher umfangreiche Prüfschritte erforderlich. Um dem er- forderlichen Umfang gerecht zu werden, erfolgt die Prüfung der artenschutzrechtlichen Belange im Rahmen einer gesonderten Unterlage (vgl. Artenschutzbeitrag).

Die wesentlichen Ergebnisse der artenschutzrechtlichen Prüfung werden in Kap. 8.3 zu- sammengefasst.

5.6 FFH-Verträglichkeit

Nach § 34 Abs. 1 BNatSchG sind Projekte vor ihrer Zulassung oder Durchführung auf ihre Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen eines Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung bzw. eines Vogelschutzgebietes zu überprüfen. Ergibt die Prüfung, dass das Projekt zu erheblichen Beeinträchtigungen eines FFH-Gebietes oder Vogelschutzgebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führen kann, ist es unzulässig (§ 34 Abs. 2 BNatSchG). Um dem erforderlichen Umfang gerecht zu werden, erfolgt die Prüfung der FFH-Verträglichkeit im Rahmen einer gesonderten Unterlage (vgl. FFH-Verträglichkeitsuntersuchung).

Die wesentlichen Ergebnisse der FFH-Verträglichkeitsuntersuchung in Kap. 8.4 zusam- mengefasst.

6. Vorhaben- und Standortalternativen, Nullvariante

Im Rahmen der Betrachtung der sogenannten „Nullvariante“ erfolgt eine Abschätzung, in welcher Art und Weise sich das Untersuchungsgebiet ohne das geplante Vorhaben entwi- ckeln würde.

Die Vorhabenfläche wird im Regionalplan als Fläche zum Schutz der Landschaft und land- schaftsorientierte Erholung und als allgemeiner Freiraum- und Agrarbereich dargestellt. Auch im derzeit gültigen Flächennutzungsplan der Gemeinde Stemwede sind die Vorha- benflächen als Fläche für die Landwirtschaft ausgewiesen. Ohne das geplante Vorhaben würde aller Wahrscheinlichkeit nach die jetzige Nutzung fortgeführt.

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Da jedoch die Fläche im Flächennutzungsplan zukünftig als „Fläche für Windenergie“ dar- gestellt werden soll, ist zu erwarten, dass bei Nichtdurchführung der jetzigen Planung lang- fristig mehrere WEA in diesem Bereich angesiedelt würden.

Im Rahmen des Flächennutzungsplan-Änderungsverfahren wurden auf dem Gemeindege- biet standörtliche Alternativen geprüft. Grundlage hierfür war das gesamträumliche Pla- nungskonzept. Hier wurden die harten und weichen Tabukriterien ermittelt und unter Be- rücksichtigung der eingegangen Stellungnahmen aus der Öffentlichkeit sowie den Trägern öffentlicher Belange im Rahmen der Abwägung weiter geprüft. Ziel der Gemeinde war u. a. die räumliche Steuerung der Windenergie mit Konzentrierung auf ausgewählte Standorte auf dem Gemeindegebiet. Im Rahmen des Abwägungsprozesses wurden andere Standorte verworfen, da hier andere Belange des Natur- und Artenschutzes, des Landschaft- und Ortsbildes oder der Landesverteidigung dem Vorrang eingeräumt werden musste.

Außerhalb der ausgewiesenen Flächen ist die Windenergie ausgeschlossen. Damit ver- bleiben in Stemwede nur noch die ausgewiesenen 2 Standorte, wobei der zweite Standorte „Bockhorns Horst“ bereits mit WEA besetzt ist.

7. Derzeitiger Umweltzustand und Vorbelastung

7.1 Methodische Vorgehensweise

Im Rahmen der Raumanalyse werden die Werte und Funktionen der Schutzgüter des § 2 UVPG ermittelt und hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Umwelt und ihrer Empfindlichkeit gegenüber dem geplanten Vorhaben bewertet. Die Bestandsaufnahme und die Bewertung erfolgen getrennt für die einzelnen Schutzgüter

 Mensch, einschließlich der menschlichen Gesundheit,  Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt,  Boden,  Wasser,  Klima und Luft,  Landschaft,  Kultur- und sonstige Sachgüter sowie die Wechselwirkungen zwischen diesen Schutzgütern.

Bewertung der vorhandenen Umweltsituation Die für die Bewertung anzuwendenden Methoden und Bewertungsmaßstäbe werden für die Umweltverträglichkeitsstudie nachvollziehbar beschrieben und dargestellt. Die Bewer- tungen werden aus einem gutachterlich definierten, schutzgutbezogenen Zielsystem abge- leitet. Dieses ist ausgerichtet an fachgesetzlichen Vorgaben, naturraumbezogenen Um- weltqualitätszielen und fachspezifischen Umweltvorsorgestandards. Ausgewertet werden in diesem Zusammenhang sowohl die umweltbezogenen fachgesetzlichen Vorgaben und Zielsetzungen (z. B. Naturschutzgesetz, Wasserhaushaltsgesetz, Raumordnungsgesetz,

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Baugesetzbuch etc.) als auch die Aussagen der entsprechenden Fachplanungen (Land- schaftsplan etc.).

Die Auswahl der Prüfkriterien zur ggf. ergänzenden, gutachterlichen Bewertung der Bedeu- tung und Empfindlichkeit der Schutzgüter erfolgt mit Blick auf die wesentlichen zu erwar- tenden Umweltwirkungen. Die Einstufung der Empfindlichkeit erfolgt immer hinsichtlich der zu erwartenden vorhabenspezifischen Auswirkungen. Bei der Bewertung werden beste- hende Vorbelastungen jeweils mitberücksichtigt. Für die gutachterliche Bewertung im Rahmen der Umweltverträglichkeitsstudie werden folgende Bewertungsskalen (Tab. 4) zugrunde gelegt.

Tab. 4 Bewertungsskalen zur Einstufung der Empfindlichkeit und Bedeutung der Schutzgü- ter

2-stufige Bewertungsskala 5-stufige Bewertungsskala

sehr hohe Bedeutung besondere Bedeutung hohe Bedeutung mittlere Bedeutung allgemeine Bedeutung mäßige Bedeutung nachrangige Bedeutung

In Abhängigkeit von der Datengrundlage und dem daraus resultierenden möglichen Detail- lierungsgrad kommt entweder die 2-stufige oder die 5-stufige Bewertungsskala zur Anwen- dung. Die Wertzuordnung orientiert sich dabei auch an den jeweils gültigen Rechtsnormen, an Leitbildern und an fachlich begründeten Gesichtspunkten. Welche Bewertungsskala im Einzelnen angewendet wird, geht aus den Schutzgutbeschreibungen hervor.

Bei der Biotoptypenbewertung in NRW werden die Wertstufen 0 bis 10 vergeben (LANUV NRW, 2008). Analog zu dem hier verwendeten Bewertungssystem ergibt sich folgende Zuordnung:

Tab. 5 Bewertungsskala für die Biotoptypenbewertung

Wertpunkte (LANUV NRW, 2008) 5-Stufige Bewertungsskala

10-9 Wertpunkte Sehr hohe Bedeutung 8-7 Wertpunkte Hohe Bedeutung 6-5 Wertpunkte Mittlere Bedeutung 4-3 Wertpunkte Mäßige Bedeutung 0-2 Wertpunkte Nachrangige Bedeutung

Prognose über die erheblichen Umweltauswirkungen Im Rahmen der Auswirkungsprognose werden die nach derzeitigem Kenntnisstand von dem Vorhaben ausgehenden Umweltauswirkungen dargestellt. Es erfolgt eine Prognose

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der entscheidungsrelevanten Umweltauswirkungen, in der auch die Ergebnisse aus der artenschutzrechtlichen Prüfung berücksichtigt werden (vgl. Kap. 8.1.2.4).

Die Bewertung der Umweltauswirkungen richtet sich nach folgender Skala:

 erheblich,  nicht erheblich.

7.2 Schutzgut Menschen, einschließlich der menschlichen Gesundheit

Bei dem Schutzgut Mensch, seiner Gesundheit sowie die Bevölkerung insgesamt, steht die Wahrung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Menschen im Vordergrund. Die pla- nungsrelevanten Werte und Funktionen lassen sich den Teilschutzgütern Wohnen und (landschaftsbezogene) Erholung zuordnen. Das Schutzgut Mensch, einschließlich der menschlichen Gesundheit, steht dabei in engem Zusammenhang mit den übrigen Schutz- gütern, die durch europäische und nationale Ziele des Umweltschutzes geschützt werden. Allgemeine Ziele des Umweltschutzes für die Schutzgüter Mensch, seine Gesundheit sowie die Bevölkerung insgesamt sind sauberes Trinkwasser, saubere Luft, unbelastetes Klima sowie die Möglichkeiten der landschaftsbezogenen Erholung. Daneben spielt auch die Be- reitstellung von adäquaten Flächen (Lage, Ausstattung, städtebauliche Ordnung) für Woh- nen und (landschaftsbezogene) Erholung eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden des Menschen.

7.2.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen

Wohnen

Hierunter werden die Wohnfunktionen sowie die Aufenthalts- und Erholungsfunktionen im direkten Wohnumfeld der ortsansässigen Bevölkerung zusammengefasst. Kriterium für die Schutzgutbestimmung ist:

 die Bedeutung von Flächen für die Wohn- und Lebensraumfunktion und deren Empfind- lichkeit gegenüber dem Vorhaben.

Erholung

Landschaftsbezogene Erholung ist an Aktivitäten gebunden, die als „ruhige Erholung“ be- zeichnet werden. Hierunter fallen Wandern, Radfahren usw. Zur Bestimmung des Teil- schutzgutes Erholungsfunktion werden im Einzelnen folgende Faktoren untersucht:

 Landschaftsästhetischer Eigenwert des Untersuchungsgebietes (s. Schutzgut Land- schaft) als Maßstab der naturräumlichen Eignung eines Landschaftsraumes für die landschaftsbezogene Erholung,

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 erholungsrelevante Infrastruktur, z. B. Wanderweg, aber auch kulturhistorische Elemen- te wie Bildstöcke etc.,  Siedlungsnähe und Erreichbarkeit, ausschlaggebend für die Nutzbarkeit einer Land- schaft zur Naherholung.

7.2.2 Vorhandene Umweltsituation

Wohnen

Innerhalb des Vorhabenbereiches selbst liegen keine (Wohn)Siedlungsbereiche vor. Die nächsten Siedlungsbereiche sind im Norden Drohne mit ca. 2,6 km Entfernung und im Sü- den Bohmte mit ca. 2,8 km Entfernung.

Im Umfeld sind jedoch einzelne Wohnnutzungen im Außenbereich vorhanden. Die folgende Abb. 7 stellt die bei den erstellten Schall- und Schattenwurfprognosen berücksichtigten Immissionsorte dar, die auch eine Wohnfunktion haben (Ingenieurbüro PLANkon, 2015b; Ingenieurbüro PLANkon, 2015a).

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Abb. 7 Lage der Wohnhäuser (Auswahl) im Umfeld der geplanten WEA

Tab. 6 Übersicht der berücksichtigten Immissionsorte (Ingenieurbüro PLANkon, 2015a; Ingenieurbüro PLANkon, 2015b)

Immission- Schatten- Schall- Immissionsort sorte gutachten gutachten IO 1 A A Unter den Eichen 48 Stemwede-Drohne IO 2 B B Unter den Eichen 47 Stemwede-Drohne IO 3 C C Unter den Eichen 46 Stemwede-Drohne IO 4 D D Drohner Str. 54 Stemwede-Drohne IO 5 E E Drohner Str. 53 Stemwede-Drohne IO 6 F Zum Borne 5 Stemwede-Drohne IO 7 G F Bohmter Str. 64 Stemwede-Haldem IO 8 H G Ilweder Str. 71 Stemwede-Haldem IO 9 I H Scharlager Weg 6 Stemwede-Haldem IO 10 J I Scharlager Weg 7 Stemwede-Haldem

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Immission- Schatten- Schall- Immissionsort sorte gutachten gutachten IO 11 K J Borge 16 Stemwede-Haldem IO 12 L Borge 14 Stemwede-Haldem IO 13 M K An den Königstannen 5 Bohmte IO 14 N An den Königstannen 8 Bohmte IO 15 O L Haldemer Str. 16 Bohmte IO 16 P M Voltermannstr. 7 Bohmte

Die untersuchten Wohngebäude liegen im baulichen Außenbereich, der in seinen Lärm- richtwerten einem Dorf- und Mischgebiet gleichgesetzt wird. Dementsprechend sind bei diesen Gebäuden nach der TA Lärm ein Immissionsrichtwert von 60 dB(A) tags bzw. 45 dB(A) nachts einzuhalten.

Den geringsten Abstand zu bewohnten Gebäuden hat IO 13 mit etwa 608 m (siehe Abb. 7).

In Bezug auf die maximal zulässige Beschattungsdauer sind die Hinwiese zur Ermittlung und Bewertung optischer Immissionen von Windenergieanlagen zu berücksichtigen. Dem- entsprechend darf die maximale Beschattungsdauer an einem Immissionsort maximal 30 Stunden im Jahr und Maximal 30 Minuten am Tag betragen (LAI, 2002).

Erholung

Die geplante WEA befindet sich laut Regionalplan Detmold, Teilabschnitt Oberbereich Bielefeld, innerhalb eines Bereiches mit der Freiraumfunktion „Schutz der Landschaft und landschaftsorientierte Erholung“ (BSLE) (Bezirksregierung Detmold, 2004). Die BSLE eig- nen sich in besonderer Weise für Formen der landschaftsgebundenen Erholung und der Sport- und Freizeitnutzung zum Naturerlebnis und zur Naturwahrnehmung.

Im näheren Umfeld der geplanten WEA ist ein Wanderweg vorhanden. Laut dem Wanderroutenplaner NRW verläuft ca. 2,5 km westlich der Wanderweg „Ems-Hase-Hunte- Else-Weg“. Dieser Wanderweg verläuft durch Haldem weiter nach Süden zwischen Levern und Bohmte nach Bad Essen (MBWSV NRW, 2016). Weitere Wanderwege sind nicht verzeichnet.

Im Untersuchungsgebiet verläuft ein nicht näher beschriebener Radweg. Hierbei handelt es sich um einen Radweg des „Radverkehrsnetz NRW“ (MBWSV NRW, 2016). Dieser verläuft von Haldem nach Bohmte und kreuzt im Westen das Untersuchungsgebiet. Die Entfernung zur nächsten WEA beträgt ca. 300 Meter. Weitere Radwege sind nicht verzeichnet.

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7.2.3 Vorbelastungen

Im Untersuchungsraum (15-fache Anlagenhöhe = 3.090 Meter) befinden sich acht beste- hende WEA. Davon liegen sechs im Landkreis Osnabrück, Niedersachsen und zwei im Landkreis Minden-Lübbecke, NRW. Als weitere Vorbelastungen sind die Hoch- und Mit- telspannungsleitungen im UG zu nennen. Entlang der Bahnlinie im Osten des UGs verläuft eine 110-kv-Trasse und östlich entlang der B 51 verläuft eine 380-kv-Trasse. Weitere 10- kv-Trassen verlaufen durch das Gebiet.

Die bestehenden WEA werden für die Prognose über die Umweltauswirkungen in Bezug auf die Schallemissionen sowie den Schattenwurf in Kap. 8.1.1 zu berücksichtigt.

Abb. 8 Vorbelastung durch Stromtrassen im UG

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Abb. 9 Vorbelastung durch eine WEAs im UG

7.2.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes

Wohnen

Alle Flächen mit Wohnnutzungen haben generell eine besondere Bedeutung für das Schutzgut Mensch, seine Gesundheit sowie die Bevölkerung insgesamt. Dabei sind nicht nur die bestehenden Wohnnutzungen zu berücksichtigen, sondern auch baurechtlich fest- gesetzte (ggf. noch nicht bebaute) Baugebiete und auch ergänzend die Darstellungen der Flächennutzungspläne zu Wohnbauflächen. Im Bereich des 3.090-Meter- Untersuchungsgebietes sind jedoch keine zusätzlichen derartigen Festsetzungen bzw. Darstellungen der Bauleitplanung vorhanden.

Erholung

Das Untersuchungsgebiet wird überwiegend von landwirtschaftlicher Nutzung und die be- reits vorhandenen WEA und den Hochspannungsleitungen geprägt. Innerhalb des Unter- suchungsgebietes verlaufen je ein Rad- und Wanderweg, die hauptsächlich der ortsnahen Erholung dienen. Die Empfindlichkeit gegenüber vorhabenbedingter Auswirkungen ist je- doch als gering einzustufen, da die bestehenden Wegeverbindungen nicht beeinträchtigt werden. Im UG liegen keine im Zusammenhang bebauten Siedlungsbereiche. Sensible Nutzungen wie Schulen, Kindertagesstätten, Krankenhäuser etc. finden sich ebenfalls nicht im UG.

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Wohnnutzungen beschränken sich auf Einzelhäuser im Außenbereich. Aufgrund der aus- reichenden Abstände zu bewohnten Bereichen wird dem Schutzgut Menschen, einschließ- lich der menschlichen Gesundheit im Plangebiet eine allgemeine Bedeutung zugespro- chen.

7.3 Schutzgüter Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt

Die Schutzgüter Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt betrachten die Vegetations- und Habitatstrukturen im betroffenen Vorhabenbereich sowie die darin lebende Fauna. Die Entwicklungsmöglichkeiten hängen dabei entscheidend von den abiotischen Faktoren (Bo- den, Wasser, Klima und Luft), den anthropogenen Nutzungen sowie den daraus hervorge- gangenen biotischen Strukturen ab. Von Bedeutung sind hier insbesondere naturnahe Be- reiche mit großem Strukturreichtum.

7.3.1 Teilschutzgut Tiere

7.3.1.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen

Zur Bewertung des Teilschutzgutes Tiere sind die Bereiche von besonderer Bedeutung herangezogen worden, die seltenen, gefährdeten oder geschützten Arten als Lebensraum bzw. Teillebensraum dienen. Die Beurteilung stütz sich im Wesentlichen auf faunistischen Kartierungen (Bio-Consult, 2013a; Bio-Consult, 2013b). Ergänzend sind folgende Daten- grundlagen berücksichtigt worden:

 Datenrecherche zum Vorkommen besonders oder streng geschützter Arten,  bestehende naturschutzfachliche Schutzausweisungen und Fachplanungen,  die flächendeckende Biotoptypenkartierung zur Bewertung u. a. der Eignung als Le- bensraum für einzelne Tierarten oder Artengruppen.

7.3.1.2 Vorhandene Umweltsituation

Im Rahmen der vorliegenden WEA-Planung liegen Erfassungen der Avifauna sowie eine Potenzialabschätzung zum Vorkommen von Fledermäusen vor (Bio-Consult, 2013a; Bio- Consult, 2013b). Eine detaillierte Beschreibung der Erfassungsmethodik ist diesen Berich- ten zu entnehmen.

Artenspektrum

Säugetiere Im Rahmen der Potenzialabschätzung zum Vorkommen der Fledermäuse zur Änderung des Flächennutzungsplanes „Neudarstellung von Konzentrationszonen zur Nutzung der Windenergie in der Gemeinde Stemwede“ wurde die Habitateignung für zwölf Fledermaus-

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arten festgestellt (siehe Tab. 7). Weitere drei Fledermausarten im Gebiet wurden nachge- wiesen (Bio-Consult, 2013b).

Tab. 7 Potenziell vorkommende Fledermausarten

Deutscher Artname Wissenschaftlicher RL RL Nachweis Potenzial WEA- Artname D NRW sensibel Bechsteinfledermaus Myotis bechsteinii 2 2 m Braunes Langohr Plecotus auritus V G h Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus G 2 h x Fransenfledermaus Myotis nattereri n n h Große Myotis brandtii V 2 m Bartfledermaus Kleine Myotis mystacinus V 3 h Bartfledermaus Großer Abendsegler Nyctalus noctula V R/V x x Großes Mausohr Myotis myotis V 2 x Rauhautfledermaus Pipistrellus nathusii n R/n h-Z x Teichfledermaus Myotis dascycneme D G s-Z Wasserfledermaus Myotis daubentonii n G m Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus n n x

Erläuterungen: RL D = Rote Liste Deutschland (Meinig, et al., 2009), RL NRW = Rote Liste Nordrhein-Westfalen (Meinig, et al., 2010); Kategorie 1 – vom Aussterben bedroht, 2 – Art ist „stark gefährdet“, 3 – Art ist „gefährdet“, D – Datenlage defizitär, G – Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt, R – durch extreme Seltenheit gefährdet, V – Arten der Vorwarnliste, n – derzeit nicht gefährdet; Potenzial: h – hoch, m – mittel, g – gering, s – sehr gering, Z – Zug

Im Rahmen der Potenzialabschätzung wurde das Gebiet hinsichtlich der verschiedenen Fledermausquartiere beurteilt, unterteilt in Sommer- und Winterquartiere, bezüglich der Habitateignung allgemein sowie hinsichtlich Fledermauszug im Herbst und Winter.

Für die Sommerquartiere wurde eine mittlere bis hohe Eignung eingeschätzt. Bezüglich der Winterquartiere liegen keine Hinweise vor.

Das durch landwirtschaftliche Intensivkultur stark geprägte Vorranggebiet weist neben gro- ßen Ackerschlägen zahlreiche Baum- und Gebüschreihen auf, die fast überall eine Verbin- dung zu kleinen Wäldchen oder Baumgruppen haben. Das Untersuchungsgebiet besteht überwiegend aus Ackerflächen mit wenigen Grünlandbereichen, dies vorwiegend im Süd- westen und im Südosten in Nähe des Grenzkanals zum Bohmter Gemeindegebiet. Im ge- samten Gebiet treffen wir auf ein- oder zweiseitig von Bäumen oder Gebüsch gesäumte Straßen und Wege sowie kleinere Laub- und Kiefernwaldbereiche. Unweit des Vorrangge- bietes im Südosten befinden sich ausgedehnte Mischwälder. Die Waldrand-, Baumgrup- pen- und Heckenstrukturen weisen für Fledermäuse eine gewisse Attraktivität als Jagdha-

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bitat auf. Diesbezüglich ist hier eine mittlere bis hohe Bedeutung für strukturgebunden flie- gende Fledermausarten zu erwarten. Darüber hinaus können die freien Acker- und Grün- landflächen für frei im Luftraum jagende Arten genutzt werden. Hier ist ebenfalls eine mitt- lere bis hohe Bedeutung zu erwarten.

Auf der Vorrangfläche oder im nahen Umfeld finden sich keine besonderen Habitatstruktu- ren wie Leitlinien durch größere Gewässer, die auf eine Aggregation von Fledermäusen im Rahmen eines Zuggeschehens hinweisen würden. Mit Ausnahme von Baum- und Gehölz- reihen zeigt somit das Gebiet keine besondere Funktion für ziehende Fledermäuse.

Neben den in der Potenzialabschätzung festgestellten Fledermausarten, ist von einem Vorkommen von heimischen, verbreiteten Säugetieren wie Rehwild, Feldhase und Rot- fuchs auszugehen.

Avifauna Im Jahr 2013 wurde eine avifaunistische Kartierung im Zuge der Änderung des FNP der Gemeinde Stemwede in einem Umkreis von 500 bzw. 1.000 Metern um die Potenzialflä- chen durchgeführt (Bio-Consult, 2013a). Dabei wurden alle planungsrelevanten und WEA- empfindlichen Arten (laut Leitfaden „Artenschutz und WEA“) kartiert (siehe Tab. 8).

Tab. 8 Im Rahmen der im Jahr 2013 erstellten avifaunistischen Kartierung nachgewiesene Arten

Deutscher Name Wissenschaftlicher Name RL D RL NW Bestand 3 VRL4 S5 WEA- 2 20071 2008 empfindlich

Amsel Turdus merula 8-20 Bachstelze Motacilla alba V 8-20 Baumpieper Anthus trivialis V 3 12(2) Blaumeise Parus caerulescens 8-20 Buchfink Fringilla coelebs 21-50 Dorngrasmücke Sylvia communis 8-20 Elster Pica pica 2-3 Fasan Phasianus colchicus 2-3 Feldlerche Alauda arvensis 3 3S 24 Gartengrasmücke Sylvia borin 4-7 Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus 2 2 Goldammer Emberiza citrinella V 8-20 Graureiher Ardea cinerea NG Grünfink Carduelis chloris 8-20 Habicht Accipiter gentilis V (1) § Haubenmeise Parus cristatus 2-3 Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros 4-7

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Deutscher Name Wissenschaftlicher Name RL D RL NW Bestand 3 VRL4 S5 WEA- 2 20071 2008 empfindlich

Haussperling Passer domesticus V V 21-50 Heckenbraunelle Prunella modularis 8-20 Heidelerche Lullula arborea V 3S 2(2) Hohltaube Columba oenas 1 Kiebitz Vanellus vanellus 2 3 7(3) § X Klappergrasmücke Sylvia curruca V 1 Kleiber Sitta europaea 4-7 Kohlmeise Parus ater 21-50 Kranich Grus grus NG I § X Kuckuck Cucculus canorus V 3 1 Mäusebussard Buteo buteo 3(1) § Mehlschwalbe Delichon urbica V 3S 5 Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla 8-20 Nilgans Alopochen aegyptiacus NG Pirol Oriolus oriolus V 1 2 Rabenkrähe Corvus corone 4-7 Rauchschwalbe Hirundo rustica V 3S 17 Rebhuhn Perdix perdix 2 2S 2 Ringeltaube Columba palumbus 21-50 Rohrweihe Circus aeruginosus 3S NG I § X Rotkehlchen Erithacus rubecula 4-7 Schafstelze Motacilla flava 8-20 Schleiereule Tyto alba S 1 § Schwarzspecht Dryocopus martius S (1) I § Singdrossel Turdus philomelos 4-7 Stieglitz Carduelis carduelis 4-7 Stockente Anas platyrhynchos 8-20 Tannenmeise Parus ater 2-3 Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca 1 Turmfalke Falco tinnunculus VS NG § Wacholderdrossel Turdus pilaris 2-3 Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix 1 Zaunkönig Troglodytes troglodytes 4-7 Zilpzalp Phylloscopus collybita 8-20

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Deutscher Name Wissenschaftlicher Name RL D RL NW Bestand 3 VRL4 S5 WEA- 2 20071 2008 empfindlich

Erklärungen zur Tabelle: * = Brutzeitfeststellung aus 2012 1 = Rote Liste der Brutvögel Deutschlands (Stand 2007, Südbeck et al. 2007) 2 = Rote Liste der gefährdeten Brutvögel Nordrhein-Westfalens (Sudmann et al. 2008) Kategorie 1: Vom Aussterben bedroht /Bestand vom Erlöschen bedroht Kategorie 2: Stark gefährdet Kategorie 3: Gefährdet Kategorie V: Arten der Vorwarnliste 3 = Bestand mit Status im UG Status BZ = Brutzeitfeststellung NG = Nahrungsgast DZ = Durchzügler 1,2,3 = Bestand mit Paaren im 500 m - UG (1,2,3) = Bestand mit Paaren im 501-1.000 m - UG Größenklassen nach Atlas Deutscher Brutvogelarten (in Vorb.) = 1, 2-3, 4-7, 8-20, 21-50, > 50 4 = Anhang I-Art der EU-Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie 2009/147/EG) 5 = S = streng geschützte Arten der Bundesartenschutzverordnung Farblich markierte Vögel gelten in NRW als planungsrelevant.

Im Jahr 2016 wurde erneut eine avifaunistische Kartierung für das Vorhaben durchgeführt (Bernd-Olaf Flore, 2016). Hierbei fanden Horstkartierungen sowie Brutvogelerfassungen im Radius von bis zu 1.500 m um die geplanten Anlagen statt. Dabei wurden als Brutvögel Mäusebussard (12 Brutpaare (BP)), Baumfalke (1 BP), Kiebitz (mehrere BP) und Feldler- che (häufiger BP) festgestellt. Es besteht Brutverdacht für die Arten Habicht (vermutlich 1 BP), Sperber (vermutlich 1 BP), Turmfalke (mindestens 1 BP) und Großer Brachvogel.

Tab. 9 Im Rahmen der im Jahr 2016 erstellten avifaunistischen Kartierung nachgewiesene Arten

Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Status RL1 WEA- 12 23 BRD NW empfindlich Baumfalke Falco subbuteo B Z 3 3 X Feldlerche Alauda arvensis B JZW *W / Großer Brachvogel Numenius arquata B? B 1 2S X Habicht Accipiter gentilis B? JZW * V Kiebitz Vanellus vanellus B JZW 2 3 S X Mäusebussard Buteo buteo B JZW * * Rohrweihe Circus aeruginosus D Z *W / X Rotmilan Milvus milvus D Z * 3 X Sperber Accipiter nisus B? JZW * * Turmfalke Falco tinnunculus B(?) JZW * VS Wachtel Coturnix coturnix B B 2S X Waldschnepfe Scolopax rusticola NG B V 3

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1 Rote Liste: Brutvögel/Nahrungsgäste: BRD: 2007 (Südbeck, et al., 2009); NRW und WB (Weserbergland): 2009 (Sudmann, et al., 2009); 1: vom Aussterben bedroht; 2: stark gefährdet; 3: gefährdet; S: Einstufung dank Natur- schutzmaßnahmen; V: Vorwarnliste; *: nicht gefährdet.; k.A.: keine Angabe; Durchzügler: BRD (Hüppop, et al., 2013): 1W: vom Erlöschen bedroht; 2W: stark gefährdet; 3W: gefährdet; VW: Vorwarnliste; *W: nicht gefährdet.; k.A.: keine Angabe 2 Status in vorliegender Untersuchung: B: Brutvorkommen; D: Durchzügler; NG: Nahrungsgast. 3 Jahreszeitlicher Status in NRW (Herkenrath, 1995): J: Jahresvogel; W: Wintergast; Z: Zugvogel Farblich markierte Vögel gelten in NRW als planungsrelevant.

Über diese Arten hinaus ist mit einem Vorkommen von sog. „Allerweltsarten“ zu rechnen. Eine vollständige Erfassung des gesamten Artenspektrums hat nicht stattgefunden. Es ist das übliche Artenspektrum für die Gemeinde Stemwede bezüglich der Brut- wie auch der Rast- und Zugvögel zu erwarten. In den Hecken und Gehölzstrukturen im UG ist mit dem Vorkommen von weit verbreiteten Arten wie zum Beispiel Meisen, Finken und Spechte zu rechnen.

Reptilien und Amphibien Eine Erfassung von Reptilien und Amphibien erfolgte nicht. Aufgrund der wassergeprägten Biotope kann das Untersuchungsgebiet eine Funktion als Lebensraum für die Artengruppe der Amphibien darstellen. Das Vorkommen von Reptilien im UG ist möglich, wurde aber nicht kartiert und es wurden im Rahmen der Ortsbegehungen und der verschiedene Kartie- rungen keine Hinweise auf Vorkommen festgestellt.

Wirbellose Tiere Eine Erfassung wirbelloser Tiere erfolgte nicht. Allerdings ist das Gewässersystem der Tie- fenriede als FFH-Gebiet ausgewiesen, mit dem Schutzzweck eine der stabilsten Populatio- nen der Helm-Azurjungfer in NRW zu schützen. Diese kommt in dem Grabensystem der Tiefenriede seit über 20 Jahren vor. Auch die vom Aussterben bedrohte Vogelazur-Jungfer kommt in dem Gebiet sporadisch, aber stetig vor. Diese Arten benötigen langsam fließende Gewässer mit sonnigen Uferrändern und besonnten Gewässerabschnitten. Eine nicht zu üppige submerse Wasservegetation wird ebenfalls benötigt.

7.3.1.3 Vorbelastungen

Vorbelastungen des Schutzgutes Tiere sind z. T. tiergruppenspezifisch. Während für Am- phibien Trenn- und Barrierewirkungen z. B. durch größere Straßen relevant sind, sind für die Avifauna insbesondere Lärmwirkungen und Gefährdungen durch Verkehrstod oder Stromtod als mögliche Vorbelastungen zu nennen. Des Weiteren wirkt sich die intensive Flächennutzung (insb. Landwirtschaft) negativ auf die Artenzusammensetzung und Indivi- duenzahlen von Lebensräumen aus. Die wichtigsten Belastungsfaktoren für wild lebende Tiere sind generell:

 Siedlungsfläche, Verkehrsflächen: Barrierewirkung, Verarmung / Isolierung von Lebens- räumen,  Fließgewässer ab Güteklasse II – III (kritisch belastet): Beeinträchtigung der Gewässer- biozönose,

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 naturferner Gewässerausbau: Beeinträchtigung der Gewässerbiozönose,  intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen: Verarmung, Isolierung von Lebensräumen.

7.3.1.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes

Insgesamt ist im Untersuchungsgebiet vereinzelt mit dem Vorkommen seltener und gefähr- deter Arten zu rechnen.

So wurden im Rahmen der fledermauskundlichen Potenzialabschätzung (Bio-Consult, 2013b) dem UG eine mittlere bis hohe Eignung als Fledermaushabitat zugesprochen. Drei Arten wurden erfasst. Darunter auch die windkraftsensiblen Arten Großer Abendsegler, Breitflügelfledermaus und Rauhautfledermaus (Bio-Consult, 2013b). Das Gebiet wurde insbesondere für Sommer- und Lebensraumquartiere als hoch eingestuft. Somit ist das Gebiet als wichtig für Fledermäuse einzustufen.

Im UG wurden bei den Brutvogelkartierungen in den Jahren 2013 und 2016 z. T. seltene bzw. gefährdete Arten gefunden.

Insbesondere das Vorkommen der Libellenarten ist von besonderer Bedeutung, ebenso das Vorkommen von Wiesen- und Greifvögeln.

Die Empfindlichkeit einzelner Lebensräume, Arten oder Artengruppen gegenüber den vor- habenbedingten Auswirkungen sind einzelfallbezogen im Rahmen der Auswirkungsprog- nose zu beurteilen (vgl. Kap. 8.1.2.4).

Aufgrund des erfassten bzw. potenziell vorkommenden Artenspektrums wird dem Plange- biet mit Blick auf das Teilschutzgut Tiere eine besondere Bedeutung zugesprochen.

7.3.2 Teilschutzgut Pflanzen

Das Teilschutzgut Pflanzen ist neben dem Teilschutzgut Tiere eines der wesentlichen Be- standteile des Naturhaushaltes und zugleich eines der wichtigsten Schutzgüter, über das die Leistungsfähigkeit eines Naturraumes zur Aufrechterhaltung und Steuerung oder auch zur Wiederherstellung der Lebensprozesse, der biotischen Diversität und Komplexität so- wie die Stabilität der Ökosysteme definiert werden.

7.3.2.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen

Das Teilschutzgut Pflanzen wird im Wesentlichen über die Biotoptypen unter Berücksichti- gung bestehender naturschutzfachlicher Schutzausweisungen dargestellt und bewertet. Die Differenzierung der Biotoptypen erfolgt entsprechend der Referenzliste Biotoptypen des LANUV (Stand: Mai 2015). Die Einstufung der Wertstufen für die erfassten Biotoptypen erfolgt hierbei in Anlehnung an die „Numerische Bewertung von Biotoptypen für die Ein- griffsregelung in NRW“ (LANUV NRW, 2008).

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7.3.2.2 Vorhandene Umweltsituation

Zum Zeitpunkt der im Sommer 2016 durchgeführten Biotoptypenkartierung handelt es sich bei dem Untersuchungsgebiet vorwiegend um intensiv genutzte Ackerflächen, Waldflächen und Grünländern. Die Vorhabenflächen selbst stellen sich als Ackerfläche dar, die zum Zeitpunkt der Biotoptypenkartierung mit Mais oder Getreide bestellt waren. Die weiteren Ackerflächen im UG sind ebenfalls entweder mit Mais, Kartoffeln oder Getreide bestellt.

Die Standorte der WEAs Nummer 3, 4 und 9 grenzen mit 40, 70 und 30 Meter relativ nah an Waldstücke an. Im Südosten des UGs liegen verstreut einige Waldgebiete. Nach Nor- den wird das UG waldärmer, hier sind vertikale Strukturen hauptsächlich Alleen, Baumrei- hen, Hecken und kleinere Feldgehölze. Grünländer sind im ganzen Gebiet verteilt, flä- chenmäßig macht dieser Biotoptyp aber nur einen kleinen Anteil aus.

Abb. 10 Vorhabenfläche Nr. 4, im Hintergrund Wald

Von Bedeutung sind in dem UG die Gräben, die als Entwässerungssystem im gesamten UG verteilt sind. Davon ist insbesondere die Tiefenriede relevant, da diese von allen Grä- ben im Gebiet die höchste Naturnähe aufweist. Weitere Gräben im Westen des UG sind ebenfalls naturnah und mit Wasservegetation bestanden. Gräben im zentralen und östli- chen UG sind tendenziell eher temporär wasserführend, zugewachsen und wenig natur- nah.

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Abb. 11 Tiefenriede mit Wasservegetation

7.3.2.3 Vorbelastungen

Vorbelastungen des Teilschutzgutes Pflanzen ergeben sich insbesondere durch die in wei- ten Teilen intensive Flächennutzung (insb. Landwirtschaft). Diese wirkt sich negativ auf die Artenzusammensetzung von Lebensräumen aus.

7.3.2.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes

Orientierend an der Einstufung des LANUV (2008) (Nummerische Bewertung von Biotopty- pen für die Eingriffsregelung in NRW) wird die Bedeutung für das Teilschutzgut Pflanzen in einer 10-stufigen Skala bewertet (s. folgende Tabelle). Die detaillierte Bewertung wird im Weiteren für die Eingriffsbewertung übernommen.

Zusammenfassend wurden im Untersuchungsgebiet folgende Biotoptypen erfasst (siehe Tab. 10). Lage, Verteilung und Ausdehnung der Biotoptypen sind dem Bestandsplan Bio- toptypen/Nutzungen zu entnehmen (Karte 2).

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Im Untersuchungsgebiet (Pufferzone 150 m um den Anlagenstandort und das geplante Baufeld, inkl. Zuwegung) liegen 32 unterschiedliche Biotoptypen mit den Wertstufen von 0 bis 8 vor (siehe Tab. 10, Abb. 12).

Tab. 10 Biotoptypen Bestand und Bewertung (flächig)

Biotoptyp Biotoptyp (Text) Wertstufe Flächengröße Flächengröße (Kürzel) (LANUV (m², im GIS ermit- (ha, im GIS ermit- NRW, 2008) telt) telt) AA1, 70, ta- Eichen-Buchenmischenwald, 8 11.528 1,153 11, h Anteil lebensraumtypischer Baumarten 70 %, starkes- sehr starkes Baumholz, BHD > 50 cm, hervorragender Zu- stand AB3, 70, ta- Eichenmischwald mit heimi- 7 11.210 1,121 11, g schen Laubbaumarten, Anteil lebensraumtypischer Baumar- ten 70 %, starkes- sehr star- kes Baumholz, BHD > 50 cm, guter Zustand AC1, 50, ta- Schwarzerlenmischwald mit 5 9.044 0,904 11, g heimischen Arten, Anteil le- bensraumtypischer Baumarten 50 %, starkes- sehr starkes Baumholz, BHD > 50 cm, guter Zustand AD3, 50, ta- Birkenmischwald mit Nadel- 6 6.271 0,627 11, g baumarten, Anteil lebens- raumtypischer Baumarten 50 %, starkes- sehr starkes Baumholz, BHD > 50 cm, guter Zustand AF0, 30, ta- Pappelwald, Anteil lebens- 5 4.043 0,404 11, g raumtypischer Baumarten 30 %, starkes- sehr starkes Baumholz, BHD > 50 cm, guter Zustand AF1, 50, ta- Pappelmischwald mit heimi- 5 2.642 0,264 11, g schen Laubbaumarten, Anteil lebensraumtypischer Baumar- ten 50 %, starkes- sehr star- kes Baumholz, BHD > 50 cm, guter Zustand AK0, 30, ta1- Kiefernwald, Anteil lebens- 5 2.336 0,234 2, g raumtypischer Baumarten 30 %, geringes- mittleres Baumholz, BHD >14- 49 cm, guter Zustand

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Biotoptyp Biotoptyp (Text) Wertstufe Flächengröße Flächengröße (Kürzel) (LANUV (m², im GIS ermit- (ha, im GIS ermit- NRW, 2008) telt) telt) AK1, 30, ta- Kiefernmischwald mit heimi- 5 1.603 0,160 11, g schen Laubbaumarten, Anteil lebensraumtypischer Baumar- ten 30 %, starkes- sehr star- kes Baumholz, BHD > 50 cm, guter Zustand AK1, 50, ta- Kiefernmischwald mit heimi- 6 18.578 1,858 11, g schen Laubbaumarten, Anteil lebensraumtypischer Baumar- ten 50 %, starkes- sehr star- kes Baumholz, BHD > 50 cm, guter Zustand AK1, 50, ta1- Kiefernmischwald mit heimi- 5 9.697 0,970 2, g schen Laubbaumarten, Anteil lebensraumtypischer Baumar- ten 50 %, geringes bis mittle- res Baumholz, BHD > 14- 49 cm, guter Zustand BA1, 70, ta- Feldgehölz mit heimischen 7 1.702 0,170 11, g Baumarten, Anteil lebens- raumtypischer Baumarten 70 %, starkes- sehr starkes Baumholz, BHD >50 cm, guter Zustand BB0, 70 Gebüsch, Strauchgruppe, 5 1.582 0,158 Anteil lebensraumtypischer Baumarten 70 % BD3, 70, ta1- Gehölzstreifen, Anteil lebens- 5 424 0,042 2 raumtypischer Baumarten 70%, geringes- mittleres Baumholz, BHD >14- 49 cm BE5, 70, ta- Ufergehölze aus heimischen 6 1.999 0,200 11 Laubbaumarten, Anteil lebens- raumtypischer Baumarten 70 %, starkes- sehr starkes Baumholz, BHD > 50 cm BF1, 90, ta1- Baumreihe, Anteil lebens- 7 89 0,009 1 raumtypischer Baumarten 90 %, geringes- mittleres Baumholz, BHD > 14- 49 cm BF1, 90, ta- Baumreihe, Anteil lebens- 8 1.323 0,132 11 raumtypischer Baumarten 90 %, starkes- sehr starkes Baumholz, BHD > 50 cm BF1, 90, ta1- Baumreihe, Anteil lebens- 8 1.762 0,176 2 raumtypischer Baumarten 90%, geringes- mittleres Baumholz, BHD >14- 49 cm

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Biotoptyp Biotoptyp (Text) Wertstufe Flächengröße Flächengröße (Kürzel) (LANUV (m², im GIS ermit- (ha, im GIS ermit- NRW, 2008) telt) telt) BG1, 90, ta- Kopfbaumreihe, Anteil lebens- 8 364 0,036 11 raumtypischer Baumarten 90 %, starkes- sehr starkes Baumholz, BHD > 50 cm BH0, 90, ta- Allee, Anteil lebensraumtypi- 8 2.576 0,258 11 scher Baumarten 90 %, star- kes- sehr starkes Baumholz, BHD > 50 cm BH0, 90, ta1- Allee, Anteil lebensraumtypi- 7 2.374 0,237 2 scher Baumarten 90%, gerin- ges- mittleres Baumholz, BHD > 14- 49 cm BH0, -90, Allee, Anteil lebensraumtypi- 7 3.059 0,306 ta1-2 scher Baumarten 90 %, gerin- ges- mittleres Baumholz, BHD > 14- 49 cm EA, xd2 Wirtschaftsgrünland, Intensiv- 3 17.631 1,763 weide (EA)/- (mäh)weide (EB), artenarm FN, wf Graben, naturnah 7 3.419 0,34 FN, wf 3 Graben, bedingt naturnah 6 1.599 0,16 FN, wf 6 Graben, bedingt naturfern 4 4.814 0,48 HA0, aci Acker, Acker, intensiv, Wild- 2 77.365 7,736 krautarten weitgehend fehlend HA0, acme Acker, Acker, wildkrautreich 4 282 0,028 auf nährstoffreichen Böden HH8 Fließgewässerböschung, 0 1.679 0,168 Uferrandstreifen, K, neo4 Saum, Ruderal- und Hoch- 4 11.020 1,102 staudenfluren, mit Anteil Stör- zeiger Neo-, Nitrophyten >50 - 75 % VA, mr4 Straßenbegleitgrün, ohne 2 4.254 0,425 Gehölzbestand VA, mr9 Straßenbegleitgrün, mit Ge- 4 2.412 0,241 hölzbestand VF0 Versiegelte Flächen 0 2.948 0,295 Gesamt 221.629 22,16

Den größten Anteil am etwa 22,16 ha großen Untersuchungsgebiet nehmen mit etwa 10,39 ha (46 %) intensiv genutzte bzw. artenarme Biotoptypen von geringfügiger Bedeu- tung (Wertstufe 0 bis 3) ein. Hierbei handelt es sich vor allem um Straßen, Wege, artenar- me Grünländer und Ackerflächen.

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Abb. 12 Biotoptypenbewertung

Der Vorhabenfläche selbst kann aufgrund ihrer Biotopausstattung lediglich eine allgemei- ne Bedeutung zugesprochen werden.

7.3.3 Biologische Vielfalt

7.3.3.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen

Die biologische Vielfalt gilt als eine der Grundvoraussetzungen für die Stabilität von Öko- systemen. Deutschland hat sich als Mitunterzeichner der Biodiversitäts-Konvention ver- pflichtet, die Artenvielfalt im eigenen Land zu schützten und ist diesem Auftrag u. a. durch die Berücksichtigung der biologischen Vielfalt im UVPG § 2 nachgekommen.

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Die biologische Vielfalt bzw. Biodiversität eines Landschaftsraumes kann anhand verschie- dener Ebenen beurteilt werden:

 Biotop- und Ökosystemvielfalt,  Artenvielfalt,  naturschutzrechtlich geschützte Bereiche und  genetische Vielfalt (genetische Variationen innerhalb einer Art).

Bezüglich der genetischen Vielfalt im Plangebiet sind nur allgemeine Rückschlüsse mög- lich. Als wichtiger Indikator für die biologische Vielfalt bzw. Biodiversität in einem Gebiet können daher die Schutzgebietsausweisungen zur Hilfe gezogen werden.

7.3.3.2 Vorhandene Umweltsituation

Die Schutzgebietsausweisungen innerhalb des Untersuchungsgebietes sind dem Kap. 5 zu entnehmen. Demnach finden sich im direkten Umfeld der geplanten Anlagenstandorte das FFH-Gebiet „Grabensystem Tiefenriede“ mit der EU-Nummer 3516-302. Hierbei handelt es sich um ein Gebiet mit einer bedeutenden Population der Helm-Azurjungfer sowie dem sporadischen Auftreten der Vogel-Azurjungfer, beides Anhang-II-Arten der FFH-Richtlinie. Auf die Bedeutung des Gebietes für diese Arten wird in der FFH-Verträglichkeitsstudie und im Artenschutz (gesonderte Berichte) eingegangen.

7.3.3.3 Vorbelastungen

Die intensive Landwirtschaft stellt im Untersuchungsgebiet eine Vorbelastung für die ökolo- gische Vielfalt dar.

7.3.3.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes

Zwar ist das Gebiet insgesamt weder besonders strukturreich und auch die Artenausstat- tung insgesamt ist nicht besonders diversifiziert. Das Grabensystem ist anthropogen ge- prägt und nicht sehr naturnah. Durch die stabile Population der Helm-Azurjungfer und das sporadische Auftreten der Vogel-Azurjungfer ist das Gebiet jedoch als wichtig und bedeu- tend für das Schutzgut einzustufen.

Insgesamt ist dem Vorhabenbereich in Bezug auf das Teilschutzgut Biologische Vielfalt eine besondere Bedeutung zuzuschreiben.

7.4 Schutzgut Boden

Der Boden wird als belebte Verwitterungsschicht der obersten Erdkruste definiert. Böden entstehen aus dem vorhandenen Gestein unter dem Einfluss von Klima, Wasserhaushalt, Flora, Fauna und den anthropogenen Aktivitäten. Sie nehmen innerhalb des Naturraumes zahlreiche Funktionen wahr und bilden:

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 die Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen,  die Grundlage für Nahrungs- und Futtermittelproduktion sowie Herstellung organischer Rohstoffe,  Flächenfunktionen für den Menschen (z. B. Landwirtschaftsfläche, Abgrabungsfläche),  ein wirkungsvolles Filter-, Puffer- und Transformationssystem sowohl für die Grundwas- serneubildung und –reinhaltung als auch für die Filterung, Bindung, Abbau und Immobi- lisierung imitierter Stoffe.

7.4.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen

Das komplexe System Boden kann hinsichtlich seiner vielfältigen Eigenschaften und Funk- tionen sehr unterschiedlich beschrieben und bewertet werden. Welche Böden aus boden- kundlicher Sicht aufgrund von besonderen Standorteigenschaften als schutzwürdige Böden einzustufen sind, liefert als fachliche Vorgabe die Bewertung des Geologischen Landes- amts Nordrhein-Westfalen (GD NRW, 2004).

Als schutzwürdige Böden werden vom Geologischen Dienst NRW (2004) Böden mit den folgenden Boden(teil-)funktionen eingestuft:

 Archiv der Natur- und Kulturgeschichte,  Lebensraumfunktion (Teilfunktion): hohes Biotopentwicklungspotenzial (Extremstandor- te),  Lebensraumfunktion (Teilfunktion): Regelungs- und Pufferfunktion / hohe natürliche Bodenfruchtbarkeit.

7.4.2 Vorhandene Umweltsituation

Im größten Teil des UG inklusive des Anlagenstandortes liegen grundwasserbeeinflusste Böden in Form von Podsol-Gley (Kürzel des GD NRW: L 3516_P-G851GW2), Gley-Podsol (Kürzel des GD NRW: L 3516_G-P851GW3) und Gley (Kürzel des GD NRW: L 3516_G753GW1) vor (siehe Abb. 13).

Die Wertzahlen der Bodenschätzung werden als gering eingestuft, die nutzbare Feldkapa- zität wird vom Geologischen Dienst NRW als gering angegeben.

Das Grundwasser liegt zwischen 4 und 13 Dezimeter unter Geländeoberkante, steht also hoch an (GD NRW, 2015; LBEG, 2000).

Gleye zeichnet sich durch die Horizontabfolge eines humosen Oberbodens, eines Oxida- tionshorizontes und eines Reduktionshorizontes aus. Das Grundwasser kann bei Gleyen bis nah an die Bodenoberfläche anstehen.

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Gley (G75)

Podsol-Gley (P-G85 und P- G83)

Gley- Podsol (G-P85 und P-Gh84)

Gley- Podsol Gley

Podsol-Gley

Abb. 13 Übersicht der vom Vorhaben betroffenen Bodentypen gemäß BK50 ( (LBEG, 2000); ©Webbasierte Bodenkarte 1 : 50.000 von Nordrhein-Westfalen (GD NRW, 2015))

Podsole zeichnen sich durch die Horizontabfolge eines humosen Oberbodens, eines Aus- waschungshorizont und eines Einwaschungshorizont aus. Stoffe aus dem Oberboden kön- nen im Auswaschungshorizont aufgrund des natürlicherweise geringen pH-Wertes nicht gehalten werden und verlagern sich in den Einwaschungshorizont. Somit sind Podsole Standorte mit einem geringen Nährstoffgehalt, der vornehmlich als Wald oder Grünland- standort genutzt wird.

Die Bodentypen Gley-Podsol und Podsol-Gley vereinen die Merkmale beider Böden, wobei der erstgenannte Bodentyp dominiert.

7.4.3 Vorbelastungen

Hinweise auf Vorbelastungen liegen nicht vor.

7.4.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes

Von besonderer Bedeutung sind Böden, die vom Geologischen Dienst NRW (2004) als schutzwürdige Böden (swb) eingestuft sind. Diese Böden zeichnen sich durch eine beson-

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ders hohe Erfüllung von Funktionen nach BBodSchG aus. Zu den Boden(teil-)funktionen zählen:

 Archiv der Natur- und Kulturgeschichte  Lebensraumfunktion: Teilfunktion: hohes Biotopentwicklungspotenzial (Extremstandorte)  Lebensraumfunktion: Teilfunktion: hohe natürliche Bodenfruchtbarkeit/ Regelungs- und Pufferfunktion

Der Grad der Schutzwürdigkeit wird in drei Stufen angegeben: besonders schutzwürdig (swb3), sehr schutzwürdig (swb2) und schutzwürdig (swb1).

Abb. 14 Schutzwürdige Böden im Untersuchungsgebiet (1.000 m) (GD NRW, 2015)

Im UG sind im Norden Böden mit sehr starkem Grundwassereinfluss vorhanden. Diese stellen Extremstandorte dar und sind als besonders schutzwürdig (swb3) eingestuft. Der westliche Boden (in Abb. 14 grün dargestellt) ist als Moorboden eingestuft und besonders schutzwürdig (swb3), da es sich um einen Extremstandort handelt.

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Böden mit einem hohen Biotopentwicklungspotenzial sind Standorte mit extremen Bedin- gungen an die sich Spezialisten ansiedeln können. Diese Extremstandorte sind selten ge- worden, was sich auch an dem Rückgang der hierfür angepassten Spezialisten bemerkbar macht. Somit sind Böden mit einem hohen Biotopentwicklungspotenzial aus naturschutz- fachlicher Sicht besonders schützenswert. Kulturhistorisch bedeutsame Böden, wie Plag- genesche oder Heideflächen kommen im Untersuchungsgebiet nicht vor.

Mit Blick auf das Schutzgut Boden ist dem Vorhabengebiet eine besondere Bedeutung zuzuschreiben.

7.5 Schutzgut Wasser

Das Wasser als abiotischer Bestandteil des Naturhaushaltes erfüllt wesentliche Funktionen im Ökosystem. Es ist Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und Menschen, Transportmedi- um für Nährstoffe, belebendes und gliederndes Element. Neben diesen ökologischen Funk- tionen bilden Grund- und Oberflächenwasser eine wesentliche Produktionsgrundlage für den Menschen, z. B. zur Trink- und Brauchwassergewinnung, als Produktionsgrundlage für die Fischerei, als Vorfluter für die Entwässerung und für die Freizeit- und Erholungsnut- zung.

7.5.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen

Grundwasser Für die Bestimmung des Grundwassers werden folgende Faktoren hinzugezogen:

 Bedeutung des Grundwassers für die Grundwassernutzung,  Funktion des Grundwassers für den Landschaftswasserhaushalt,  Empfindlichkeit des Grundwassers, Schadstoffeintrag.

Die Bestimmung der Werte und Funktionen erfolgt auf der Grundlage vorliegender Informa- tionen zur Grundwassernutzung (z. B. Wasserschutzgebietsausweisungen), bodenkundli- chen Angaben aus den Bodenkarten 1:50.000 und hydrogeologischen Kartenwerken.

Oberflächengewässer Die Oberflächengewässer umfassen neben den natürlichen Fließ- und Stillgewässern auch alle Gewässer künstlichen Ursprungs, z. B. Kanäle. Faktoren für die Bestimmung maßgeb- licher Werte und Funktionen sind:

 Art und Zustand der Oberflächengewässer als Maß für die Bedeutung im natürlichen Wasserhaushalt,  Bedeutung und Empfindlichkeit von Retentionsräumen.

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7.5.2 Vorhandene Umweltsituation

Grundwasser Der Grundwasserkörper wird gebildet aus weichselzeitlichen Niederungssanden sowie saale- und elsterzeitliche Schmelzwassersanden mit eingelagerten Ton und Schluffhorizon- ten. Diese unterteilen den Grundwasserkörper in eine Abfolge von ergiebigen Porengrund- wasserleitern und unergiebigen Grundwassergeringleitern. Der geochemische Gesteinstyp ist überwiegend silikatisch. Die Durchlässigkeit der sandigen Schichten ist in der Regel mittel bis hoch, die der tonig, schluffigen Schichten in der Regel gering bis sehr gering. Die Grundwasseroberfläche liegt in den Niederungen nur wenige Dezimeter bis Meter unter Gelände (GD Geologischer Dienst NRW, 2016).

Die oberflächennahen Gesteinsschichten weisen laut der Karte der Verschmutzungsge- fährdung der Grundwasservorkommen in Nordrhein-Westfalen im Maßstab 1: 500.000 im Untersuchungsgebiet gute Filterwirkungen auf (GLA NRW, 1980). Verschmutzungen des Grundwassers finden vorrangig über Oberflächengewässer und Vorfluter statt (GLA NRW, 1980).

Ein Hydrogeologisches Gutachten ist in Bearbeitung. Zum Zeitpunkt der Erstellung der UVS lag der Vorabzug vor (BGU Dr. Brehm Grünz GbR, 2016). Zur hydrogeologische Situ- ation und Grundwasserströmung macht das Gutachten folgen Angaben:

Die Sande und Kiese der Weser-Mittelterrasse bilden gemeinsam mit den Vorschüttsanden den Hauptgrundwasserleiter des Untersuchungsgebietes, der auch durch die nördlich ge- legenen Brunnen der Wasserwerke Dielingen und Hunteburg erschlossen wird. In den Ge- bieten mit größerer Mächtigkeit der Talsande stellen diese meist einen zusammenhängen- den Grundwasserkörper dar. Die Schichten der Grundmoräne sowie der weichselzeitlichen Schlufffolge wirken hingegen als Grundwassergeringleiter oder -hemmer und bewirken eine hydraulische Trennung zu den oberflächennah verbreiteten Tal- und Flugsanden, so dass hieraus eine Gliederung des Quartärs in einen oberen (GWL1) und unteren Grundwasser- leiter (GWL2) resultiert. Im Verbreitungsgebiet des Trennhorizontes ist die Grundwasser- oberfläche des unteren Grundwasserleiters gespannt bzw. –bei mäßigen Durchlässigkeiten Der anstehenden Schluffe teilgespannt. Die Mächtigkeit des GWL1 schwankt an den ge- planten WEA Standorten zwischen etwa 1 – 2 m. Das Grabensystem Tiefenriede wird teils aus den östlich gelegenen Festgesteinsaufragungen gespeist. Ausgehend von der östlich gelegenen Festgesteins-Aufragung strömt das Grundwasser zum Hauptvorfluter Hunte, wobei im Untersuchungsgebiet örtlich unterschiedliche Fließrichtungen zum Grabensystem Tiefenriede in Erscheinung treten können. Die Hunte bildet eine N-S-ausgerichtete Grund- wassersenke, wobei der Trennhorizont nur eine partielle Entspannung des Druckwasser- standes im GWL2 zulässt. Im Bereich der WEAs lag der Grundwasserstand im GWL1 zum Stichtag zwischen rd. 43,3 m ü. NN (WEA10) und rd. 42,9 m ü. NN (WEA01).

Der GW-Flurabstand im August 2016 lag zwischen 0,8 bis1,4 m. Im Winterhalbjahr wird von einem Flurabstand von 0,4 bis 1,0 m ausgegangenen (ebd.)

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Teile des nordrhein-westfälischen Untersuchungsgebietes befinden sich im Wasserschutz- gebiet „Stemwede-Dielingen“. Das UG liegt dabei in der Schutzzone IIIB mit einer Entfer- nung von 1,2 km vom nächsten WEA-Standort, kleine Teile der Schutzzone II ragen im Norden in das UG. Hier beträgt die Entfernung knapp 3 km zur nächstgelegenen WEA. Das Schutzgebiet umfasst insgesamt eine Fläche von 4,214 km² und ist bis zum 04.07.2022 gültig (MKULNV NRW, 2015a).

Im Landkreis Osnabrück reicht das UG bis an die Schutzzone III des Trinkwasserschutz- gebietes „Hunteburg“ mit der das UG rein. Der nächstgelegene geplante Anlagenstandort liegt 2,1 km weiter südöstlich.

Abb. 15 Trinkwasserschutzgebiet im Untersuchungsgebiet( rot = 1.000-m-Radius) (MKULNV NRW, 2015a; NLWKN, 2015)

Innerhalb des Untersuchungsgebietes liegen keine Heilquellenschutzgebiete (HQSG).

Oberflächengewässer Oberflächengewässer sind im Vorhabengebiet maßgeblich durch das ausgedehnte Gra- bensystem der Tiefenriede vorhanden. Dieses Grabensystem, bestehend u. a. aus dem Grenzkanal, Tiefenriedekanal, Drohner Graben, Bohmter Kanal und Haldemer Graben, ist z. T. ein Natura 2000 Schutzgebiet. Die im UG vorhanden Überschwemmungsgebiete

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(ÜSG) nach § 92a NWG liegen im Landkreis Osnabrück (LBEG, 2016). Dies sind zum ei- nen das direkt an der Kreisgrenze liegende ÜSG „Grenzkanal“ mit einer Größe von etwa 86 ha sowie das ÜSG „ Hunte“ mit einer Größe von etwa 957 ha entlang der Hunte und das ÜSG „Wimmerbach“ mit einer Größe von etwa 300 ha.

Für den Teil des UGs der den Landkreis Minden-Lübbecke überlagert, sind keine Über- schwemmungsgebiete festgelegt (Information und Technik NRW, 2016).

ÜSG

Abb. 16 Fließgewässer und Überschwemmungsgebiete (ÜSG) im UG (Information und Technik NRW, 2016; LBEG, 2016)

7.5.3 Vorbelastungen

In ihrer Intensität nicht abschätzbare flächenhafte Belastungen für Grund- und Oberflä- chengewässer entstehen durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung in Form von che- mischen Belastungen durch Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie Veränderungen des Bodenwasserhaushaltes.

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7.5.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes

Grundwasser Die Empfindlichkeit des Grundwassers entsteht vor allem durch eine mögliche Verschmut- zung und Verminderung der Grundwasserneubildung. Mit abnehmender Überdeckung der grundwasserleitenden Schichten steigt die Empfindlichkeit des Grundwassers gegenüber von Verschmutzungen.

Da sich das Vorhaben in der Zone III und II des Wasserschutzgebietes „Stemwede- Dielingen“ und „Hunteburg“ befindet, handelt es sich um einen Bereich mit besonderer Empfindlichkeit.

Oberflächengewässer Das UG wird von einer Vielzahl von Gräben durchzogen, die zum Teil Gebietskulisse des Natura 2000 Netzwerk sind (FFH-Gebiet). Es liegt eine hohe Verschmutzungsempfindlich- keit vor. Somit kommt dem Schutzgut eine besondere Bedeutung zu.

Dem Schutzgut Wasser kann aufgrund der Lage innerhalb des Wasserschutzgebietes „Stemwede-Dielingen“ und „Hunteburg“ sowie der Vielzahl nach Europarecht geschützten Gräben eine besondere Bedeutung zugesprochen werden.

Die Aussagen zum Schutzgut Wasser werden nach dem Vorliegen des hydrogeologischen Gutachtens ergänzt.

7.6 Schutzgüter Klima und Luft

Aufgrund der sehr stark ineinander greifenden Inhalte werden die Schutzgüter Klima und Luft zusammenfassend betrachtet. Die Luft ist ein wesentlicher physikalisch-chemischer Bestandteil der Umwelt. Das Klima wird von geographischen und meteorologischen Fakto- ren bestimmt. Die Schutzgüter Klima und Luft werden zusammen definiert als das Vermö- gen des Naturraumes, bioklimatische Verbesserungen auf den menschlichen Organismus und sein Leistungsvermögen zu bewirken (klimatisches Regenerationspotenzial).

7.6.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen

Die Schutzgüter Klima und Luft werden in der vorliegenden UVS nur bezüglich ihrer grund- legenden Merkmale dargestellt, da keine detaillierten Bestandsaufnahmen klimatischer und lufthygienischer Parameter vorliegen. Die Schutzgutuntersuchung erfolgt anhand einer Auswahl von Faktoren, auf die das Vorhaben beeinträchtigend wirken kann. Dies sind:

 Kaltluft- und Frischluftentstehungsgebiete,  Kaltluftabflussbereiche und Frischluftschneisen und  Gebiete mit günstiger bioklimatischer Wirkung.

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7.6.2 Vorhandene Umweltsituation

Das Untersuchungsgebiet liegt in einem Übergangsbereich zwischen dem wesentlich mari- tim geprägten Klima und nur temporär beeinflussten Kontinentalklima. Die Niederschläge verteilen sich überwiegend gleichmäßig über den gesamten Jahresverlauf.

Die mittlere Jahrestemperatur liegt zwischen 5 und 6 °C (LANUV NRW, 2015a). Die Jah- resniederschläge liegen zwischen 700 und 800 mm und gelten als vergleichsweise nieder- schlagsarm. Die Summe der Jahresniederschläge liegt unter der Niederschlagsmenge des Landesdurchschnitts.

Die Vorhabenfläche wird dem Klimatop Freiland zugeordnet. Die Fläche weist daher einen extremen Tages- und Jahresgang der Temperatur und Feuchte auf. Hiermit sind intensive nächtliche Frisch- und Kaltluftproduktionen verbunden.

7.6.3 Vorbelastungen

Emissionsquellen mit flächenhafter Wirkung stellen grundsätzlich Kfz-Verkehr sowie Klein- feuerungsanlagen dar.

7.6.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes

Das Untersuchungsgebiet übernimmt die Funktion eines klimatischen Ausgleichsraumes. Dies sind Freiflächen außerhalb bebauter Räume, die lufthygienisch weitgehend unbelastet sind. Sie sind einem Wirkungsraum oder mehreren benachbarten Wirkungsräumen zuge- ordnet, um mit ihrem klimatischen Leistungsvermögen aufgrund der Lagebeziehung die bioklimatischen und lufthygienischen Belastungen in den Wirkungsräumen zu vermindern oder abzubauen. Ausgleichsräume sind daher von besonderer Bedeutung für den bioklima- tischen Ausgleich und gegenüber Versiegelung und zusätzlichen lufthygienischen Beein- trächtigungen hoch empfindlich.

In Bezug auf das Schutzgut Klima ist dem Untersuchungsgebiet eine allgemeine Bedeu- tung zuzuschreiben.

7.7 Schutzgut Landschaft

Das Schutzgut Landschaft wird über das Landschaftsbild abgebildet. Andere Landschafts- funktionen, z. B. Erholungsfunktionen werden vorrangig beim Schutzgut Menschen (vgl. Kap. 7.2) berücksichtigt, die Grundlagen dafür werden allerdings hier thematisch mit auf- gegriffen.

Das Landschaftsbild wird bestimmt durch Relief, Gewässernetz, Bodenbedeckung und Besiedelung, die wiederum geprägt sind durch die Geologie, die Böden, das Klima sowie die historische Entwicklung der Landschaft. Das Landschaftsbild lässt somit sowohl Rück-

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schlüsse auf die naturräumlichen Gegebenheiten als auch auf die gesellschaftlichen Ent- wicklungen einer Region zu und ist damit auch ein wichtiges Erkennungsmerkmal und identifikationsstiftendes Element für die Bevölkerung.

7.7.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen

Die Bestandserfassung des Landschaftsbildes findet aufbauend auf den Inhalten der „Landschaftsbildbewertung im Zuge der Ersatzgeld-Ermittlung für Eingriffe in das Land- schaftsbild durch den Bau von Windenergieanlagen“ erstellt vom LANUV (LANUV NRW, 2015b) statt sowie auf den Inhalten und Ergebnissen der Bestandsaufnahme und Bewer- tung des Landschaftsbildes im Rahmen der Strategischen Umweltprüfung zur Teilfort- schreibung Energie 2013 des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) 2004 des Landkreises Osnabrück im Fachbeitrag Landschaftsbild. Der Beitrag beinhaltet eine flä- chendeckende Darstellung und Bewertung des Schutzgutes Landschaftsbild, die die Basis für die Ermittlung von Potenzialstandorten für die Windenergienutzung zur Vermeidung von schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt darstellt (v. Dressler, 2012). Das Verfahren ori- entiert sich entsprechend den Empfehlungen des NLT (2014) an Köhler & Preiß (2000), aber auch an dem Verfahren des Bayrischen Landesamt für Umwelt (BfU, 2011).

Die Abgrenzung der Landschaftsbildeinheiten wurde zusätzlich durch die Sichtung von Luftbildern, des digitalen Geländemodells und im Rahmen einer Ortsbesichtigung über- prüft.

7.7.2 Vorhandene Umweltsituation

Da das UG zum Teil im Landkreis Minden-Lübbecke also NRW und zum Teil im Landkreis Osnabrück, Niedersachsen liegt, ist die Zuordnung zu den einzelnen Landschaftsbildein- heiten nach unterschiedlichen Kriterien erfolgt. Um eine einheitliche Bewertung zu gewähr- leisten, werden die Landschaftsbildeinheiten getrennt nach Bundesland aufgeführt und beschrieben.

Das LANUV NRW (2016) hat eine Abgrenzung der Landschaftsräume in Landschaftsbild- einheiten vorgenommen. Die Abgrenzungen können der Abb. 17 entnommen werden.

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Abb. 17 Abgrenzung der Landschaftsbildeinheiten nach LANUV NRW und nach v. Dressler

Im nordrhein-westfälischen Teil des Untersuchungsgebiet (Radius = 15-fache Anlagenhö- he) wurden die folgenden sechs Landschaftsbildeinheiten abgegrenzt:

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Tab. 11 Landschaftsbildeinheiten im UG (NRW)

Lfd. Nr. Nr. Landschaftsbildeinheit Name der Landschaftsbildeinheit 1 IIIb-003-A(2) Sandniederung südlich Dielingen und Haldem 2 IIIb-003-G(2) Grünland-Acker-Gehölzkomplex Ilswede 3 IIIb-004-A(3) Kulturlandschaft bei Dielingen 4 IIIb-005-A(1) Dielinger Klei 5 IIIb-007-A(1) Kulturlandschaft zwischen Stemweder Berg und Espel- kamp. 6 IIIb-007-O(1) Langer Hübel

Nachfolgend erfolgt eine kurze Beschreibung der einzelnen Landschaftsbildeinheiten.

Nummer 1 und 2 (IIIb-003) Beschreibung des Landschaftsbilds (Ist-Zustand):

Der Landschaftsraum ist durch den Wechsel von Acker, Grünland und kleinere, unter- schiedlich strukturierte Waldflächen geprägt, so dass eine offene bis parkartige Landschaft mit freiem Blick auf die Stemweder Berge im Nordwesten und das Wiehengebirge im Sü- den entstanden ist. Der Landschaftsraum stellt sich insgesamt als flache bis leicht wellige, überwiegend kleingekammerte Grünland-Acker-Feldgehölzlandschaft, also als Parkland- schaft dar. Das Nebeneinander von Acker, Grünland, Feldgehölzen, Baumreihen und Baumgruppen besitzt trotz der z. T. größeren Ackerparzellen einen gewissen landschaftli- chen Reiz. Im Niederungsbereich des Großen Dieckflusses, aber auch in den anderen großen Niederungsbereichen werden weite Flächen beackert. Relativ viele Kleinstrukturen (Alleen, Baumreihen, Baum- und Gebüschgruppen) an den Parzellengrenzen, entlang von Straßen, Wegen und Feldgehölze lockern das Landschaftsbild auf. Es entsteht der Ein- druck einer abwechslungsreichen, gut strukturierten Kulturlandschaft. Die zahlreichen krautreichen Gräben und Kleingewässer verstärken den Eindruck einer kleingekammerten Kulturlandschaft. Doch sind die zahlreichen Bachgräben und größeren Bäche durchgängig begradig, ausgebaut und meist stark eingetieft. Ihre Ufer werden nur stellenweise von Ufergehölz bewachsen. Eine Ursache für die Großflächigkeit der Ackerschläge liegt in der späten, doch systematischen Erschließung des Raumes als Kulturland. Das flache Relief begünstigte dabei die geometrische Anlage der Straßen und Wege. Der ländlich strukturier- te Raum ist dünn besiedelt. In der Regel liegen nur wenige Einzelhöfe und lockere Streu- siedlungen (Bauernschaften) zerstreut in der Flur. Diese werden durch z. T. alte Baum- gruppen und kleinflächige Streuobstbestände vielfach gut in die Landschaft integriert. Öst- lich Oppendorf wurde ein "Windpark" mit mehreren Windkrafträdern errichtet. Die B 239, L 770 und eine Bahnstrecke zerschneiden den östlichen Teil des Landschaftsraumes. Im Westen zerschneidet die Eisenbahntrasse nur randlich den Landschaftsraum. Der östliche Teil des Landschaftsraumes ist wegen seines Strukturreichtums, wegen der großen Niede- rungen und wegen seiner Nähe zu bedeutend für die naturgebundene Erholung. Der westliche Teil des Landschaftsraums spielt für die naturgebundene Erholung wegen

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seiner Randlage dagegen eine eher untergeordnete Rolle. Der Landschaftsraum enthält einen lärmarmen Erholungsraum mit dem Lärmwert < 45 dB (A) (LANUV NRW, 2016).

Beschreibung des Leitbildes (Soll-Zustand):

Das Nebeneinander von kleinflächigen Ackerflächen, Grünländereien und kleinen Wäld- chen bzw. Feldgehölzen mit hohem Strukturreichtum und die in die Landschaft integrierten Einzelhöfe und Streusiedlungen kennzeichnet das zukünftige Landschaftsbild. Der agra- risch genutzte Raum ist mit spezifischen, biotisch wirksamen Kleinstrukturen wie Baum- gruppen, Hecken und Rainen entlang der Straßen, der Parzellengrenzen und der Wirt- schaftswege angereichert. Das Netz der Kleinstrukturen wie Hecken, Gebüsche und Raine ist somit verdichtet worden. Größere Ackerschläge sind durch linienhafte Strukturen ver- kleinert. Die in der Flur verstreut liegenden, mit standorttypischen Gehölzen bestockten Feldgehölze sind vergrößert, ihre Zahl vermehrt und mit einem gut ausgebildeten Saum versehen. In den Niederungen sind die vormals kanalisierten und ausgebauten Bäche auf langer Strecke naturnah zurückgebaut und werden von breiten Erlen-Eschen- Auenwaldstreifen oder Hochstaudenfluren gesäumt. Die Niederungsbereiche werden vor- wiegend als Grünland genutzt, so dass sich Grünlandbänder durch den Landschaftsraum ziehen. Die Entwässerungsgräben in den Niederungen und im Bereich der Moorrelikte sind größtenteils verfüllt und auch die Hauptentwässerungsgräben naturnah rückgebaut, so dass in etlichen Bereichen wieder Nass- und Feuchtgrünland entstehen kann. Die landwirt- schaftlichen Flächen im Bereich der Niedermoore sind in Grünland umgewandelt und ex- tensiviert (keine Düngung und Pestizideinsatz) und mit breiten Pufferstreifen geschützt. Die Einzel- und Streusiedlungen sind eingegrünt und so in die Landschaft eingebunden.

Nummer 3 (IIIb-004) Beschreibung des Landschaftsbilds (Ist-Zustand):

Der Landschaftsraum wird überwiegend ackerbaulich genutzt und von wenigen geschlos- senen Siedlungen, etlichen lockeren Streusiedlungen und verstreut liegenden Einzelhöfen besiedelt. Der Landschaftsraum ist in der Regel strukturarm und bietet wenig landschaftli- chen Reiz. Es fehlen dem Landschaftsraum graben- und bachbegleitende Gehölz- oder Röhrichtstrukturen sowie vielfältige Säume an Wegrändern oder Parzellengrenzen. Durch das wellige Relief und einige hofnahe Streuobstwiesen und Grünländereien, Feldgehölze, Alleen, Baumreihen und -gruppen wird das Landschaftsbild dennoch bereichsweise belebt. Einige Teilbereiche weisen sogar einen höheren Anteil an Grünlandflächen oder an struktu- rierenden Baumreihen und Feldgehölzen auf (z. B. um Fiskus, um Steinkaemper, um Hin- terfelde, bei Varl, um Moorort, mäßig strukturreiche Grünlandniederung der Ösper). Zahl- reiche Hochspannungsleitungen verlaufen durch das östliche Teilgebiet. Das Kraftwerk bei und der "Windpark" mit mehreren Windkrafträdern östlich Oppendorf sind weithin zu sehen. Durch die L 765, die L 766, die L 577 und die L 917 werden die Räume zerschnitten (Ost-West-Durchgangsverkehr). Die B 61 tangiert das östliche Teilgebiet an der Ostseite. Für die naturgebundene Freizeit- und Erholungsnutzung spielen die westli-

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chen Teilgebiete wegen ihrer Strukturarmut und ihrer Randlage nur eine untergeordnete Rolle. Von Bedeutung ist allenfalls die ortsnahe Feierabenderholung. Lediglich die Westfä- lische Mühlenstraße, die durch Oppenwehe (Standort einer Windmühle) führt und ein Mu- seumshof in Rahden werten das Gebiet für die Freizeitnutzung und Erholung auf. Der Landschaftsraum enthält einen lärmarmen Erholungsraum mit dem Lärmwert < 45 dB (A) (LANUV NRW, 2016).

Beschreibung des Leitbildes (Soll-Zustand):

Der Landschaftsraum stellt sich zukünftig als mäßig strukturreiche Sand- bis Sandlehm- Ackerlandschaft mit typischer Einzelhof- und Streubesiedlung dar. Der agrarisch genutzte Raum ist mit spezifischen biotisch wirksamen Kleinstrukturen wie Baumgruppen, Allee- bäumen und vor allem breiten Rainen entlang der Parzellengrenzen, der Straßen und der Wirtschaftswege sowie Ackerrandstreifen auf Sandackerlagen angereichert. Die Raine enthalten auch einen größeren Anteil an Magergrünland. Die schmalen Niederungsberei- che werden als Grünland extensiv genutzt, so dass sich ein lockeres Netz aus Grünland über den Landschaftsraum vor allem im östlichen Teilgebiet zieht. Die naturfern ausgebau- te Ösper und andere grabenartige Fließgewässer sind naturnah rückgebaut worden. Sie werden von Erlen-Eschen-Auenwaldstreifen oder von Streifen aus Großseggenried, Ufer- hochstaudenflur und Röhricht begleitet. Die Entwässerungsgräben in den Niederungen wurden z. T. verfüllt bzw. die Hauptentwässerungsgräben naturnah rückgebaut, so dass sich Nass- und Feuchtgrünland gebildet hat. Die in der Flur verstreut liegenden, zuneh- mend mit standorttypischen Gehölzen bestockten Feldgehölze weisen einen gestaffelten Waldrand sowie stellenweise Alt- und Tothölzer im Bestand auf. Die Einzelhöfe und Streu- siedlungen und auch die Siedlungsränder der geschlossenen Siedlungen sind mit Gehölz- gruppen und Streuobstbeständen umgeben und harmonisch in die Umgebung eingebettet (ebd.).

Nummer 4 (IIIb-005) Beschreibung des Landschaftsbilds (Ist-Zustand):

Der Stemweder Berg prägt als langgestreckter, kompakter und fast vollständig bewaldeter Höhenzug (bis 180 m ü. NN) mit seiner plötzlichen Erhebung aus der Norddeutschen Tief- ebene das Landschaftsbild in deutlicher Weise. Auch heute noch wird der größte Teil des Landschaftsraumes (ca. 80 %) als großes zusammenhängendes Waldgebiet aus altershe- terogenen Buchen- und Nadelwäldern (mit hohem Buchenanteil) forstwirtschaftlich genutzt. An zweiter Stelle steht die Ackernutzung auf den Kalkkuppen des Dielinger Klei und den Sandlössbereichen um Wehdem.

Wendet man den Blick von der Höhe nach Norden und Nordwesten, so eröffnet sich ein weiter Blick in die Bruch- und Moorgebiete. Bei guter Sicht ist der Dümmer im Norden und das Wiehengebirge im Süden zu erkennen. Wegen seiner sonnigen Lage und guten Aus- sicht auf die umgebende Ebene sowie die Hangbereiche und Tallagen ist der Landschafts-

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raum gut für die extensive Erholung geeignet. Die landwirtschaftlichen Flächen stellen in dem waldreichen Gebiet einen belebenden Bereich dar (LANUV NRW, 2016).

Beschreibung des Leitbildes (Soll-Zustand):

Das im Landschaftsraum seit Jahrhunderten bestehende Landschaftsmuster aus laubwald- reichen Kuppen und alten Lösslehm- und Kalkackerlagen bleibt erhalten und wird geför- dert, insbesondere die Anreicherung mit spezifischen biotisch wirksamen Kleinstrukturen (Raine, Wegsäume, Waldränder u. a.). In den Talbereichen sind auf den trockenen Podsol- Braunerden Eichen-Buchenwälder an die Stelle der Nadelholzbestände getreten (ebd.).

Nummer 5 und 6 (IIIb-007) Beschreibung des Landschaftsbilds (Ist-Zustand):

Der landschaftliche Reiz des Landschaftsraums begründet sich im Wechsel von Acker- und Grünlandkomplexen, Feldgehölzen und in den verschiedenen Teilflächen unterschiedlich großen Waldgebieten. Das Vorland der Stemweder Berge fällt nach Süden hin ab, nur um den Langen Hübel steigt das Gelände wieder an. Die Flächen entlang der Entwässerungs- gräben werden oft als Intensiv-Dauergrünland genutzt. Dazwischen eingestreut sind Feld- gehölze. Der Süden dieser Teilfläche weist einen höheren Wald- bzw. Feldgehölz- und Baumgruppenanteil auf. Dazwischen sind größere Ackerparzellen und Grünlandbereiche eingelagert. Einige Kleingewässer um den Langen Hübel tragen noch zu einer weiteren Bereicherung des Landschaftsbildes bei. Der freie Blick auf den Höhenzug des Stemweder Berges wirkt sich positiv auf das visuelle Erleben aus. Die zahlreichen Einzelhöfe und Ge- höftgruppen sind gut durch z. T. alte Baumgruppen und Streuobstwiesen in die Landschaft integriert. Das Landschaftsbild ist durch eine hohe strukturelle Vielfalt gekennzeichnet. Es hat den Charakter einer parkartigen Kulturlandschaft. In der landwirtschaftlichen Nutzung überwiegt der Ackerbau. Die Einzelhöfe und Streusiedlungen sind z. T. nur unzureichend eingegrünt. Der Blick auf das im Süden liegende Bergland erhöht den landschaftlichen Reiz. Andererseits existieren auch größere, wenig strukturierte Ackerbereiche. Häufig lie- gen auch Ackerflächen im unmittelbaren Bereich der Fließgewässer. Die Wälder bestehen überwiegend aus einheitlich strukturierten Kiefernwäldern. Sie werden von z. T. großen Straßen zerschnitten oder tangiert.

Beschreibung des Leitbildes (Soll-Zustand):

In Zukunft stellt sich der Landschaftsraum als eine reich strukturierte und grünlandbetonte Agrarlandschaft dar, in denen die größten Wälder der Ebenen des Westfälischen Tieflan- des reizvolle Kontrapunkte setzen. Das kleingekammerte parkartige Landschaftsmuster im Wechsel von Grünland, Gräben, Bächen, Kleingewässern, Äckern, Feldgehölzen, Hecken und Baumreihen ist erhalten und verbessert worden. Dabei wird der Erhaltung und der örtlichen Extensivierung von Grünland besonderes Gewicht beigemessen. Die großflächi- gen Kiefernwälder und Feldgehölze sind mosaikartig mit Beständen des bodenständigen Waldes durchsetzt. Das Bestandsinnere enthält wertvolle Strukturen wie Tot- und Altholz

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und die Bestandsränder gehen mit gut ausgebildeten Waldmänteln und -säumen fließend zum umgebenden Offenland über. Die Bäche in den Niederungen und die größeren Ent- wässerungsgräben des Landschaftsraumes sind in langen Abschnitten naturnah zurückge- baut. Kleinere Entwässerungsgräben in bestimmten Niederungsbereichen oder größeren Grünlandkomplexen sind zur Wiedervernässung des Grünlandes verfüllt worden. Die nun mäandrierenden Fließgewässer werden von schmalen Erlen-Eschen-Auenwaldstreifen, die sich mit Hochstauden und Röhrichten abwechseln, begleitet. Die Bereiche entlang der Fließ- und Stillgewässer werden von extensiv genutztem Feuchtgrünland eingenommen. Die zahlreichen Abgrabungsgewässer sind mit breiten Röhrichtgürteln und Erlenwaldstrei- fen von den landwirtschaftlichen Flächen abgepuffert. An den Randlagen der Einzel- und Streusiedlungen stocken Streuobstbestände und Gehölzgruppen.

Im niedersächsischen Teil des Untersuchungsgebiet (Radius = 15-fache Anlagenhöhe) wurden die folgenden sechs Landschaftsbildeinheiten abgegrenzt:

Tab. 12 Landschaftsbildeinheiten im UG (Niedersachsen)

Lfd. Nr. des Land- Landschaftsbild- Nr. der Land- Name der Landschaftsbild- Nr. schaftsbildraumes raum schaftsbild- einheit einheit 7 5 Bramscher u. Bohm- 5.10 Hunteburg 8 ter Sandgebiet 5.11 Hunte Talsandflächen 9 5.14 Naturschutzgebiet „Daschfeld“ 10 5.15 Wälder Hunte Talsandflächen 11 9 Niederungen von 9.12 Bohmte bis Hunteburg Hase, Else und Hun- te 12 Siedlung

Nachfolgend werden die verschiedenen Landschaftsbildeinheiten kurz beschrieben. Dabei wird auf die Beschreibungen aus v. Dressler, 2012 zurückgegriffen. Aufgrund der verschie- denen Methoden, die in den unterschiedlichen Bundesländern zugrunde gelegt werden, unterscheiden sich die Beschreibungen der Landschaftsbildeinheiten in Niedersachsen von den Beschreibungen der Landschaftsbildeinheiten in NRW.

Nummer 7 Landschaftsbildeinheit Nr. 5.10: Hunteburg Hunteburg mit seinen umgebenden Räumen grenzt sich durch die zahlreiche Besiedlung mit Einzelhofanlagen, die durch ein dichtes Wegenetz miteinander verbunden sind, von seiner Umgebung ab. Um Hunteburg sind Eschböden verbreitet. Feldgehölze und einzelne Hecken gliedern die überwiegend ackerbaulich genutzten Flächen.

Nummer 8 Landschaftsbildeinheit Nr. 5.11: Hunte Talsandflächen Die Landschaft wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Die Hunte fließt durch diesen Land- schaftsraum fast vollständig begradigt. Die landwirtschaftlichen Flächen sind immer wieder durch lange Hecken gegliedert. Das Gebiet ist wenig besiedelt.

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Nummer 9 Landschaftsbildeinheit Nr. 5.14: Naturschutzgebiet „Daschfeld“ Innerhalb der angrenzenden intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen fallen die weiten offenen Wiesenflächen ins Auge. Sie spiegeln das ursprüngliche Erscheinungsbild dieser Niederungslandschaft wider. Ein kleiner, leicht mäandrierender Wasserlauf durchzieht die Wiesen. Das Gebiet hat eine große Bedeutung als Lebensraum für bestandsbedrohte Wie- senvögel, wozu auch der Große Brachvogel gehört.

Nummer 10 Landschaftsbildeinheit Nr. 5.15: Wälder Hunte Talsandflächen Große zusammenhängende Nadelwaldforsten, die Bohmterheide und die Niederheide be- stimmen das Bild. Überwiegend handelt es sich dabei um Kiefernbestände, in die einzelne Birken eingemischt sind. Die Bestände sind größtenteils sehr dicht mit Kiefernunterwuchs bestanden. Am Rande der Niederheide findet sich mit dem „Wimmer Moor“ ein kleines Moor, an dem auch ein Moorlehrpfad angelegt ist. Die beiden Wälder sind als Landschafts- schutzgebiet ausgewiesen

Nummer 11 Landschaftsbildeinheit Nr. 9.12: Bohmte bis Hunteburg Die Hunte verläuft weitgehend mit Regelprofil durch die Landschaft. Die angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen werden überwiegend ackerbaulich genutzt. Eine Strukturierung fehlt fast überall.

Nummer 12 Siedlung Siedlungen werden nicht näher beschrieben.

7.7.3 Vorbelastungen

Analog zum Schutzgut Mensch sind als Vorbelastungen die bestehenden WEA sowie die Hochspannungsleitungen im Osten und im Westen des UGs zu nennen. Die WEA werden gemäß dem Windenergie-Erlass 2015 im räumlichen Zusammenhang berücksichtigt.

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7.7.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes

Gemäß der „Landschaftsbildbewertung im Zuge der Ersatzgeld-Ermittlung für Eingriffe in das Landschaftsbild durch den Bau von Windenergieanlagen“ gem. LANUV NRW (2016) lässt sich das Untersuchungsgebiet in insgesamt sechs Landschaftsbildeinheiten einteilen (siehe Abb. 17).

Tab. 13 Bewertung der Landschaftsbildeinheiten nach LANUV NRW (2016)

Landschaftsbildein- Name Eigen- Viel- Schön- Bewertung Wert Bedeu- heit art falt heit tung IIIb-003-A(2) Sandniede- 4 2 1 mittel 7 rung südlich Dielingen und Haldem IIIb-003-G(2) Grünland- 6 2 1 hoch 9 beson- Acker- ders Gehölzkom- plex Ilswede IIIb-004-A(3) Kulturland- 4 1 1 sehr ge- 6 schaft bei ring/gering Dielingen IIIb-005-A(1) Dielinger Klei 4 2 1 mittel 7 IIIb-007-A(1) Kulturland- 2 1 1 sehr ge- 4 schaft zwi- ring/gering schen Stem- weder Berg und Espel- kamp. IIIb-007-O(1) Langer Hübel 4 2 1 mittel 7

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Abb. 18 Bewertung der Landschaftsbildeinheiten gem. LANUV NRW (2016) und v. Dressler, 2012 (modifiziert)

Unter Berücksichtigung der genannten Landschaftsbildeinheiten sowie deren Wertstufen ist dem definierten Untersuchungsraum in Bezug auf das Schutzgut Landschaft eine allge- meine bis besondere Bedeutung zuzuschreiben.

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7.8 Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter

Dieses Schutzgut umfasst die lt. § 2 UVPG geforderten Angaben zu Kultur- und sonstigen Sachgütern. Darunter werden vornehmlich geschützte oder schützenswerte Kultur-, Bau- oder Bodendenkmäler, historische Kulturlandschaften und Landschaftsbestandteile von besonderer charakteristischer Eigenart verstanden. Der Begriff umfasst demnach den visu- ell bzw. historisch bedingten Landschaftsschutz im Sinne der Landespflege wie auch die umweltspezifische Seite des Denkmalschutzes (Erbguth & Schink, 1996).

7.8.1 Prüfkriterien, planungsrelevante Werte und Funktionen

Zur Einschätzung der derzeitigen Situation der Landschaft werden die folgenden Faktoren erfasst:

 Baudenkmäler lt. Denkmalliste  Bodendenkmäler, soweit sie aus kulturhistorischer Sicht Bedeutung haben,  archäologische Fundstellen,  Spuren historischer Nutzungen sowie historisch gewachsene Wegeverbindungen.

7.8.2 Vorhandene Umweltsituation

Die Historische Karte (Preußische Uraufnahme von 1836) zeigt, dass die Vorhabenfläche früher überwiegend als Heideland genutzt wurde. Hinweise auf kulturhistorische Besonder- heiten für die Vorhabenfläche liegen nicht vor.

In der Bodendenkmalliste der Gemeinde Stemwede sind in Haldem drei Bodendenkmäler aufgeführt, diese liegen außerhalb des UGs.

Das Kulturlandschaftsinformationssystem des LWL „LWL GeodatenKultur“ gibt für das Un- tersuchungsgebiet keine Hinweise auf Bau- oder Bodendenkmäler (LWL, 2015).

Der kulturlandschaftliche Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen stellt für das UG keinen bedeutsamen oder landesbedeutsamen Kulturlandschaftsbereich dar (LWL/LVR, 2009).

7.8.3 Vorbelastungen

Die Anlage von Straßen und Wegen sowie auch die intensive Flächennutzung haben ins- gesamt zu einer Veränderung der ländlichen Kulturlandschaft und potenziell auch zum Verlust archäologischer Kulturgüter geführt.

7.8.4 Bewertung der Bedeutung und Empfindlichkeit des Schutzgutes

Denkmäler und geschichtliche Bildungen der unbelebten Natur (Geotope) haben generell eine besondere Bedeutung für das Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter. Für das Un-

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tersuchungsgebiet liegen keine Hinweise auf das Vorkommen von Kultur- oder sonstigen Sachgütern vor.

Daher ist dem Schutzgut eine allgemeine Bedeutung zuzuweisen.

8. Beschreibung der zu erwartenden Umweltauswirkungen

8.1 Prognose über die erheblichen Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter nach UVPG

Im Rahmen der Auswirkungsprognose werden die nach derzeitigem Kenntnisstand von dem Vorhaben ausgehenden Umweltauswirkungen dargestellt. Es erfolgt eine Prognose der entscheidungsrelevanten Umweltauswirkungen, in der auch die Ergebnisse aus der artenschutzrechtlichen Prüfung berücksichtigt werden.

Nachfolgend werden nur die entscheidungserheblichen – also die wesentlichen – zu erwar- tenden Umweltauswirkungen des Vorhabens auf der Grundlage einer aktuellen Bestands- aufnahme ermittelt und dargestellt.

Die Prognose in diesem Kapitel konzentriert sich vor allem auf die voraussichtlichen Um- weltauswirkungen der Antragsvariante, da eine Variantenprüfung bereits im Vorfeld der Planung im Rahmen der Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Stemwede erfolgte.

8.1.1 Schutzgut Menschen, einschließlich der menschlichen Gesundheit

8.1.1.1 Wohnen

Die zu erwartenden Umweltauswirkungen auf das Teilschutzgut „Wohnen“ lassen sich in Bezug auf Immissionen durch die geplante WEA in „visuelle Effekte“ und in „Lärm- und Schadstoffemissionen sowie Gerüche“ unterteilen. Zudem werden die Aspekte Brand- schutz und Eiswurf betrachtet.

Zur Berücksichtigung der durch das Planvorhaben berührten Belange des Immissions- schutzes und zum Schutz der umliegenden Siedlungsstrukturen wurden entsprechende Fachgutachten (Lärm und Schattenwurf) erarbeitet (Ingenieurbüro PLANkon, 2015a; Ingenieurbüro PLANkon, 2015b). Diese finden in der folgenden Prognose über die erhebli- chen Umweltauswirkungen Berücksichtigung.

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Visuelle Effekte

Schattenwurf Durch den Betrieb von Windenergieanlagen entstehen durch die periodischen Rotorbewe- gungen unter anderem Schattenwurf. Aus der Rotorendrehzahl und der Anzahl der Rotor- blätter (3 Rotorblätter) ergibt sich die Frequenz, mit der Lichtänderungen im Schattenbe- reich der WEA auftreten können. Dies kann bei längerer Aufenthaltsdauer im Schatten- wurfbereich zu mehr oder minder starken Beeinträchtigungen der sich dort befindlichen Personen führen. Es gibt keine rechtlich verbindlichen Grenzwerte für die zulässige Schat- tenwurfdauer. Der Länderausschuss für Immissionsschutz (LAI, 2002) sieht jedoch in sei- ner Anwendungshilfe eine max. Schattenwurfdauer von 30 Std./ Jahr oder 30 min./ Tag am Immissionspunkt als unbedenklich an.

Im Rahmen eines Schattenwurfgutachtens, welches für die Errichtung der geplanten WEA erstellt wurde, konnten insgesamt 16 Immissionsorte im Umfeld (nächstgelegene Wohn- nutzungen) festgestellt werden (vgl. 7.2.2, Tab. 6) (Ingenieurbüro PLANkon, 2015a).

Maßgebliche Immissionsorte sind gem. LAI (2002):

 Schutzwürdige Räume, die als − Wohnräume, einschließlich als Wohndielen, − Schlafräume, einschließlich Übernachtungsräume in Beherbergungsstätten und Bet- tenräume in Krankenhäusern und Sanatorien, − Unterrichtsräume in Schulen, Hochschulen und ähnlichen Einrichtungen, − Büroräume, Praxisräume, Arbeitsräume, Schulungsräume und ähnliche Arbeitsräu- me genutzt werden.

Direkt an Gebäuden beginnende Außenflächen (z. B. Terrassen und Balkone) sind schutzwürdigen Räumen tagsüber zwischen 06:00 – 22:00 Uhr gleichgestellt.

 Unbebaute Flächen einer Bezugshöhe von 2 m über Grund an dem am stärksten be- troffenen Rand der Flächen, auf denen nach Bau- oder Planungsrecht Gebäude mit schutzwürdigen Räumen zulässig sind. Die Berechnung der Gesamtbelastung zeigt, dass der Richtwert für die zulässige Jahres- gesamtstundenzahl (30 Std/Jahr) und für die zulässige Tagesminutenzahl (30 min/Tag) für Schattenwurf an den IOs 1 bis 12 und 16 überschritten wird. An den IOs 13 bis 15 werden die Richtwerte in Bezug auf Schattenwurf eingehalten, siehe Tab. 14 (Ingenieurbüro PLANkon, 2015a).

Die Überschreitung am Immissionspunkt 16 wird zum größeren Anteil durch die am Stand- ort bestehenden WEA verursacht, als durch die Zusatzbelastung. Die Überschreitung der Richtwerte an den übrigen Immissionspunkten wird überwiegend durch die Zusatzbelas- tung der zehn geplanten WEA verursacht. An den Immissionspunkten 3, 4, 5, 11 und 12 werden die Überschreitungen der Richtwerte ausschließlich durch die Zusatzbelastung verursacht, da die vorhandenen Anlagen an diesen Immissionspunkten keinen Beitrag leis- ten (ebd).

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An dem IO 16 dürfen die geplanten WEA keinen Beitrag zum Schattenwurf mehr leisten, da der Richtwert für den jährlichen Schattenwurf bereits durch den Bestand ausgeschöpft ist. Ebenso müssen Überschreitungen der Richtwerte an den anderen IOs durch eine Abrege- lung der geplanten WEA gewährleistet werden (ebd.).

Tab. 14 Berechnungsergebnisse Schattenwurf (rot = Überschreitung der Richtwerte)

Immissionsort Max. Stun- Max. Stun- Max. Min/Tag Stunden/ Jahr den/Jahr den/Jahr Gesamtbelas- Gesamtbelas- Vorbelastung Zusatzbelastung tung (astro- tung (astrono- (astronomisch (astronomisch nomisch misch maximal maximal mögli- maximal mögli- maximal mögliche Be- che Beschat- che Beschat- mögliche schattungszei- tungszeiten tungszeiten Beschat- ten, max.: max.: 30h/a) max.: 30h/a) tungszeiten 30h/a) max.: 30min/d) IO 1 A Unter 19:34 113:59 0:59 133:33 den Ei- chen 48 IO 2 B Unter 9:58 159:02 0:54 169:00 den Ei- chen 47 IO 3 C Unter 0:00 66:25 0:51 66:25 den Ei- chen 46 IO 4 D Drohner 0:00 111:25 1:38 111:25 Str. 54 IO 5 E Drohner 0:00 71:30 1:08 71:30 Str. 53 IO 6 F Zum 3:21 62:08 0:56 65:29 Borne 5 IO 7 G Bohmter 14:29 137:47 1:24 152:16 Str. 64 IO 8 H Ilweder 2:13 99:05 0:58 99:57 Str. 71 IO 9 I Scharla- 3:28 105:02 1:01 107:26 ger Weg 6 IO 10 J Scharla- 3:42 161:27: 0:43 165:09 ger Weg 7 IO 11 K Borge 16 0:00 61:33 0:57 61:33 IO 12 L Borge 14 0:00 64:19 0:47 64:19 IO 13 M An den 9:20 0:00 0:13 09:20 Königs- tannen 5 IO 14 N An den 3:42 0:00 0:11 03:42 Königs- tannen 8

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Immissionsort Max. Stun- Max. Stun- Max. Min/Tag Stunden/ Jahr den/Jahr den/Jahr Gesamtbelas- Gesamtbelas- Vorbelastung Zusatzbelastung tung (astro- tung (astrono- (astronomisch (astronomisch nomisch misch maximal maximal mögli- maximal mögli- maximal mögliche Be- che Beschat- che Beschat- mögliche schattungszei- tungszeiten tungszeiten Beschat- ten, max.: max.: 30h/a) max.: 30h/a) tungszeiten 30h/a) max.: 30min/d) IO 15 O Halde- 0:00 29:58 0:23 29:58 mer Str. 16 IO 16 P Volter- 34:16 13:28 0:36 46:32 mannstr. 7

Hinweis: Die Gesamtbelastung ergibt sich nicht aus der Addition von Vor-, und Zusatzbe- lastung, da die Zusatzbelastung nur dann zum Tragen kommt, wenn tatsächlich eine zu- sätzliche neue Belastung durch die geplante Anlage entsteht.

Abb. 19 Schattenwurfgesamtbelastung unter der Berücksichtigung der Vorbelastung, Kriteri- um 30 Std. pro Jahr (Türkise Linie) und 30 Minuten pro Tag (rosa Fläche) (Ingenieurbüro PLANkon, 2015a)

Eine detaillierte Ausführung der Ergebnisse ist den separaten Fachgutachten zu entneh- men.

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Disco- Effekt (Lichtblitze) Rotorblätter können das Sonnenlicht periodisch reflektieren. Dieses auch als „Discoeffekt“ bezeichnete Phänomen ist nicht mit der Schattenwurferscheinung des Rotors zu verwech- seln. In der Vergangenheit trat dieses Phänomen vor allem bei Anlagen aus den Anfängen der Windenergienutzung auf, als die Rotorblätter noch glänzend lackiert wurden. Mittlerwei- le werden die Oberflächen der Windenergieanlagen mit matten, nicht reflektierenden La- ckierungen (z. B. RAL 7035-HR) und matter Glanzgrade gemäß DIN 67530/ISO 2813-1978 versehen. Bei den heute verwendeten matten Oberflächen kann daher eine Beeinträchti- gung durch Lichtreflexion praktisch ausgeschlossen werden.

Optisch bedrängende Wirkung Eine optisch bedrängende Wirkung von WEA kann sich mindernd auf die Wohnqualität im Umfeld von Windparks auswirken. Das geht auf die Rechtsprechung des Bundesverwal- tungsgerichts zurück. Das Gericht hat eine optisch bedrängende Wirkung von Gebäuden anerkannt, wenn diese aufgrund der Massigkeit ihres Baukörpers für die Nachbarschaft „er- drückend" oder „erschlagend" wirken. Mit der grundsätzlichen Annahme einer optisch be- drängenden Wirkung ist allerdings zurückhaltend umzugehen (Gatz, 2013). Allein der Um- stand, dass zwei oder weitere Anlagen gleichzeitig zu sehen sind, führt noch nicht zu dem Befund einer optisch bedrängenden Wirkung. Ob eine optisch bedrängende Wirkung vorliegt, ist demnach immer im Einzelfall im Rahmen des Genehmigungsverfahrens zu prüfen.

Allerdings hat das OVG Münster für die Ergebnisse der Einzelfallprüfung grobe Anhaltswer- te prognostiziert1. Beträgt der Abstand zwischen einem Wohnhaus und einer Windenergie- anlage mindestens das Dreifache der Gesamthöhe (Nabenhöhe + Rotorradius) der geplan- ten Anlage, dürfte die Einzelfallprüfung überwiegend zu dem Ergebnis kommen, dass von dieser Anlage keine optisch bedrängende Wirkung ausgeht. Bei einem solchen Abstand treten die Baukörperwirkung und die Rotorbewegung der Anlage in der Regel so weit in den Hintergrund, dass ihnen keine beherrschende Dominanz und keine optisch bedrän- gende Wirkung gegenüber der Wohnbebauung zukommen. Ist der Abstand geringer als das Zweifache der Gesamthöhe der Anlage, dürfte die Einzelfallprüfung überwiegend zu einer dominanten und optisch bedrängenden Wirkung der Anlage gelangen. Ein Wohnhaus wird bei einem solchen Abstand in der Regel optisch von der Anlage überlagert und ver- einnahmt. Beträgt der Abstand zwischen dem Wohnhaus und der Windenergieanlage das Zwei- bis Dreifache der Gesamthöhe der Anlage, bedarf es einer besonders intensiven Prüfung des Einzelfalls.

Unter Berücksichtigung der geplanten Gesamthöhe von 206 m würde der kritische Ab- stand, bei dessen Unterschreitung eine erdrückende Wirkung zu erwarten wäre, 618 m

1 BVerwG, Urteil vom 21. Januar 1983 – BVerwG 4 C 59.79 - BRS 40 Nr. 199; Urteil vom 18. November 2004 – BVerwG 4c 1.04 – UPR 2005, 150.

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betragen. Bis auf den Immissionsort 13 liegen alle WEA-Standorte mindestens 618 m ent- fernt. Beim Immissionsort 13 beträgt der Abstand zur nächstgelegenen WEA 607 m.

Fazit: Die Schattenwurfdauer überschreitet an den Immissionspunkten 1, 2, 4, 5, 7 bis 12 und 16 die gesetzlichen Vorgaben. Mit geeigneten Vermeidungsmaßnahmen (Abschaltung der WEA zur Reduzierung der Schattenwurfdauer) kann gem. des Gutachtens die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte von Schattenwurf eingehalten werden (Ingenieurbüro PLANkon, 2015a).

Bei der Programmierung der Schattenwurfabschaltung müssen die genauen Koordinaten der IOs eingemessen und berücksichtigt werden. Es wird empfohlen nicht nur die Koordi- naten der IOs einzumessen die über dem Richtwert liegen, sondern auch die IOs die knapp unterhalb der Grenzwerte liegen, da die Ermittlung der Messwerte immer eine gewisse Unsicherheit mit sich bringen. Im Sinne der Zulassungsvoraussetzung sind unter Berück- sichtigung der gutachterlichen Hinweise daher keine erheblichen Umweltauswirkungen zu erwarten.

Lärm- und Schadstoffemissionen sowie Gerüche

Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens einer WEA nach dem BImSchG ist ein Schall- gutachten zu erstellen, aus welchem die Belastung der Immissionspunkte in der Umgebung der geplanten WEA hervorgeht. Die Einhaltung der Grenz- und Orientierungswerte ist im Genehmigungsverfahren nach dem BImSchG abzuarbeiten. Für die Einhaltung der Immis- sionsrichtwerte sind generell die Beurteilungspegel maßgeblich. Diese beziehen Zuschläge für ton- bzw. impulshaltige Geräusche mit ein. Da die geplanten WEA-Typen (Gamesa GI 132) im schallreduzierten Modus noch nicht vermessen wurden, wird ein Zuschlag von 2,5 dB berücksichtigt (Ingenieurbüro PLANkon, 2015b).

Bei der Berechnung der Schallimmissionen wurden insgesamt dreizehn Immissionsorte berücksichtigt. Hierbei handelt es sich um die in Ziff. 7.2.2, Tab. 6 aufgeführten Immission- sorte.

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Abb. 20 Schallprognose der Gesamtbelastung (Ingenieurbüro PLANkon, 2015b)

Das Schallgutachten kommt zu dem Ergebnis, dass die jeweils relevanten Grenzrichtwerte an allen Immissionsorten eingehalten werden.

An den Immissionsorten IO 1 (Unter den Eichen 48), IO 2 (Unter den Eichen 47) und IO 7 (Bohmter Str. 64) findet eine komplette Ausschöpfung des Grenzwertes statt (vgl. Tab. 15). An den übrigen Immissionsorten werden die Grenzwerte unterschritten.

An 5 von 13 Immissionsorten werden die Grenzwerte voll ausgeschöpft. Dies trifft auf die IOs 1,2,7,13 und 16 zu. Bei den verbleibenden 8 IOs wird der Grenzwert nicht erreicht und bei IO 3 um 6 dB(A) unterschritten.

Um die Einhaltung der Richtwerte zu gewährleisten, werden die Anlagen während der Nachtstunden in einem schallreduzierten Modus betrieben (Ingenieurbüro PLANkon, 2015b).

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Tab. 15 Berechnungsergebnisse Schall (dB(A)) (Ingenieurbüro PLANkon, 2015b)

Immissionsort Immis- Beur- Beur- Beur- Rund Reser- sions- teilungs- teilungs- teilungs- - ve richtwert pegel pegel pegel ungs zum (Nacht) Vorbe- Zusatz- (Ge- - IRW für dB(A) lastung belas- samt- wer- die db(A) tung belas- te Ge- dB(A) tung samtbe- dB(A)) lastung dB(A) IO 1 A Unter den Eichen 45 38,5 44,0 45,1 45 0 48 IO 2 B Unter den Eichen 45 37,3 44,5 45,2 45 0 47 IO 3 C Unter den Eichen 45 31,2 38,4 39,1 39 6 46 IO 4 D Drohner Str. 54 45 34,3 43,5 44,0 44 1 IO 5 E Drohner Str. 53 45 31,5 41,6 42,0 42 3 IO 7 F Bohmter Str. 64 45 34,4 45,0 45,3 45 0 IO 8 G Ilweder Str. 71 45 30,7 42,2 42,5 43 2 IO 9 H Scharlager Weg 6 45 30,3 42,5 42,7 43 2 IO 10 I Scharlager Weg 7 40 30,6 44,2 44,4 44 1 IO 11 J Borge 16 45 27,9 41,7 41,9 42 3 IO 13 K An den Königstan- 45 30,3 44,9 45,1 45 0 nen 5 IO 15 L Haldemer Str. 16, 45 39,3 39,8 42,5 43 2 IO 16 M Voltermannstr. 7 45 42,1 41,6 44,9 45 0

Infraschall Windenergieanlagen erzeugen in Abhängigkeit von der Windstärke Geräusche im gesam- ten Frequenzbereich, also auch tieffrequenten Schall und Infraschall. Dafür verantwortlich sind besonders die am Ende der Rotorblätter entstehenden Wirbelablösungen sowie weite- re Verwirbelungen an Kanten, Spalten und Verstrebungen. Die Schallabstrahlung steigt mit zunehmender Windgeschwindigkeit an, bis die Anlage ihre Nennleistung erreicht hat. Da- nach bleibt sie konstant.

Infraschall umfasst Schall der Frequenzen unterhalb von 20 Hz, also Luftschall mit niedri- gen Frequenzen. Infraschall ist prinzipiell hörbar, jedoch erst bei sehr hohen Schalldruck- pegeln (i.d.R., wenn die Pegel die Hörschwelle des Menschen überschreiten). Der Hör- schwelle liegt i.d.R. etwa 3 dB (A) höher als der Wahrnehmungsschwellenpegel.

Darüber hinaus ist Infraschall nicht nur über die Ohren wahrnehmbar, sondern kann auch gefühlt werden. Diese Gefühle werden häufig als Ohrendruck, Vibrationen oder Unsicher- heitsgefühl beschrieben. Der Übergang zwischen Hören und Fühlen ist im Infraschallbe-

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reich fließend. Entscheidend ist daher insbesondere, ob die Immission die Hör- bzw. Wahr- nehmungsschwelle erreicht. Die in Normen beschriebenen Schwellenwerte geben die me- diane Hörschwelle (DIN 45680 1997) beziehungsweise den Schwellenwert an, unter dem 90 Prozent der Bevölkerung Infraschall nicht wahrnehmen (E DIN 45680 2011) (Tab. 16).

Die Bewertung und Beurteilung von tieffrequenten Geräuschen und zum Teil Infraschall erfolgt derzeit nach TA Lärm in Verbindung mit DIN 45680.

Doch ebenso wie bei Hörschall variiert die Grenze, ab der tieffrequenter Schall gehört wer- den kann, von Mensch zu Mensch. Für etwa 68 Prozent der Bevölkerung liegt die Hör- schwelle in einem Bereich von +/- 6 dB um die in Tab. 16 angegebenen Werte. Weiterhin gibt es Hinweise auf für tieffrequenten Schall besonders sensible Personen (etwa 2,5 Pro- zent der Bevölkerung), bei denen die Hörschwelle um mindestens zwölf Dezibel niedriger anzusetzen ist als bei dem Bevölkerungsdurchschnitt (LfU, 2012).

Tab. 16 Hörschwellen und Wahrnehmungsschwellen im Infraschall-Frequenzbereich nach DIN 45680 (1997) und E DIN 45680 (2011)

Schwelle Schalldruckpegel bei einer Frequenz von 8 Hz 10 Hz 12,5 Hz 16 Hz 20 Hz Hörschwellenpegel in dB(Z) 103 95 87 79 71 Wahrnehmungsschwellenpegel in dB(Z) 100 92 84 76 68,5 dB(Z): unbewerteter mittlerer Schalldruckpegel.

Je tiefer die Frequenz ist, desto höher muss der Schalldruckpegel – also die Lautstärke – sein, damit der Mensch etwas wahrnimmt. Beispielsweise muss bei 8 Hertz der Schall- druckpegel bei 100 dB(A) liegen, diese Lautstärke kommt etwa einer Motorsäge gleich.

Gesundheitliche Wirkungen ließen sich in der wissenschaftlichen Literatur bisher nur bei Schallpegeln oberhalb der Hörschwelle zeigen (Twardella, 2013). Infraschall oberhalb die- ser Schwelle hat eine stärkere Störwirkung als Schallpegel aus höheren Frequenzen. Hier- bei werden insbesondere Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, aber auch Ermüdung, Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit, Benommenheit, Schwingungsgefühl und Abnah- me der Atemfrequenz, Beeinträchtigung des Schlafes und erhöhte Morgenmüdigkeit beob- achtet (ebd.).

Die Infraschallimmissionen der heutzutage üblichen WEA liegen bereits bei geringen Ab- ständen deutlich unterhalb der durchschnittlichen Hör- und Wahrnehmungsschwelle (Jakobsen, 2005). Nach heutigem Stand der Wissenschaft sind schädliche Wirkungen durch Infraschall bei WEA nicht zu erwarten. Verglichen mit Verkehrsmitteln wie Autos oder Flugzeugen ist der von Windenergieanlagen erzeugte Infraschall gering. Betrachtet man den gesamten Frequenzbereich, so heben sich die Geräusche einer Windenergieanlage schon in wenigen hundert Metern Entfernung meist kaum mehr von den natürlichen Geräu- schen durch Wind und Vegetation ab (LUBW, 2013). Daher wird von vielen, für Immissi- onsschutz zuständigen Landesämtern davon ausgegangen, dass die Infraschallimmissio-

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nen von WEA keine Gefährdung für die menschliche Gesundheit darstellen (LfU, 2012; LANUV NRW, 2014; LUBW, 2013).

Durch Infraschall bedingte, erhebliche negative Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch werden daher ausgeschlossen.

Eiswurf

Bei ungünstigen Wetterlagen mit hoher Luftfeuchtigkeit (Regen bzw. Nebel) und Tempera- turen um den Gefrierpunkt kann es an den Rotorblättern einer Windenergieanlage zur Eis- bildung kommen. Durch Antauen, Biegung und Drehbewegung der Rotorblätter können Eisstücke unterschiedlicher Größe herunterfallen bzw. in Drehrichtung abgeworfen werden.

Die geplanten WEA verwenden das Eiserkennungssystem „G10X Eiserkennungssystem“. Im Steuersystem der G10X-Plattform sind mehrere Systeme zur Lastminderung enthalten. Einige von ihnen basieren auf den Daten, die von dem im Rotorblattsockel untergebrachten Überwachungssystem bereitgestellt werden, wie etwa IPC (Independent Pitch Control) und IDS (Ice Detection System) (Gamesa Corporación Tecnológica S.A. , 2015).

Die in der Windturbine G10X eingebaute IDS wurde von Germanischer Lloyd (GL) für die Erkennung und Messung von Eis sowohl unter statischen als auch unter dynamischen Be- dingungen zertifiziert (ebd.).

Die Lösung verwendet Glasfasersensoren, um die Zunahme und Abnahme von Masse, wie beispielsweise Eis, auf einem Rotorblatt einer Windturbine zu erkennen. Unter Verwendung der von den Glasfaser-Patches an die Glasfaser-Sensorabfrageeinrichtung und die Rotor- blatt- Überwachungssysteme weitergegebenen Informationen werden mehrere individuell angepasste Algorithmen eingesetzt, um Daten an das Steuersystem der Windturbine zu senden (ebd.).

Das IDS misst den Biegebetrag im Sockel des Rotorblatts. Wenn die Turbine läuft, gibt sie ein sinusförmiges Signal ab. Befindet sich auf dem Rotorblatt Eis, nimmt die Amplitude zu, und es wird erkannt. Darüber hinaus vibriert jedes Rotorblatt bei einer schwachen Brise mit einer charakteristischen Resonanzfrequenz. Das IDS misst diese Vibration, wenn die Tur- bine steht. Die Frequenz ändert sich, wenn sich Eis auf dem Rotorblatt befindet (ebd.).

Das IDS stellt automatisch Informationen zur Verfügung, die es den Bedienern gestatten, die Turbine abzuschalten, wenn die Gefahr droht, dass die Eislasten die Spezifikationswer- te überschreiten oder wenn das Risiko eines Eisabwurfs besteht (ebd.).

Das IDS kann messen, ob das Eis abgefallen ist, so dass es möglich ist, die Erzeugung schneller und zuverlässiger wieder zu starten (ebd.).

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Brandschutz

Für die geplanten WEA liegt ein Brandschutzkonzept vor (Gamesa, 2012).

Gamesa G10X Windenergieanlagen sind mit verschiedenen Sensoren ausgerüstet, die direkt oder indirekt an der Erkennung oder Vermeidung von Bränden beteiligt sind. Wenn einer dieser Sensoren eine Fehlfunktion erkennt, die zur Entstehung eines Brandes in der Windenergieanlage führen könnte, dann sind sie alle in der Lage, die MS-Schaltanlage abzuschalten, die Windenergieanlage vom Netz zu nehmen und dadurch die von der kri- tischsten Gefahrenquelle ausgehende Gefahr zu mindern. Das Brandschutzsystem setzt sich aus folgenden Einheiten zusammen:

Branderkennungsgeräte Gamesa G10x Windenergieanlagen sind mit zwei Brandmeldern ausgestattet, von denen sich einer in der Gondel und ein zweiter im Turmfuß befindet, die im Falle eines Brandes einen Alarm auslösen. Feueralarme werden via PLC ausgelöst, nachdem die folgenden Meldegeräte aktiviert wurden:

 Lichtbogendetektor  Erdschlussstrom  Transformator PT100 Sensor  Rauchmelder Brandrettungs- und Evakuierungssystem Neben den oben beschriebenen Branderkennungsgeräten verfügen die Gamesa G10x Windenergieanlagen über ein Brandrettungs- und Evakuierungssystem.

 Hauptevakuierung über die Leitern des Turms.  Zweite Evakuierung mit einem Rettungs- und Evakuierungsabseilgerät durch eine Gon- delklappe.  Die Gondel- und Turmteile sind so konstruiert, dass sie über die erforderliche Feuerfes- tigkeit verfügen, damit das Personal den Turm im Brandfall verlassen kann. Feuerlöscher in der WEA Neben dem oben beschriebenen, elektrischen Schutzsystem sind die Gamesa G10X Windenergieanlagen mit drei Feuerlöschern ausgestattet. Einer der Feuerlöscher befindet sich in der Gondel in der Nähe des Generators und die beiden anderen im Turmfuß. Die Feuerlöscher im Turmfuß sind in der Nähe der Schaltanlage und in der Nähe des Turmfuß- schranks angebracht.

Magnetische Felder

Durch die Produktion von elektrischer Energie kann es im Nahbereich der Windenergiean- lage zu elektromagnetischen Feldern kommen. Allerdings ist die Stärke so gering, dass eine Beeinträchtigung bzw. eine Gesundheitsgefährdung ausgeschlossen werden kann.

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Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV) macht deutlich, dass selbst die Beeinflussung von Herzschrittmachern durch magnetische Felder, die durch den Betrieb von Windenergieanlagen entstehen können, schon im Inneren der Anlage nicht wahr- scheinlich ist2.

Fazit Durch den geplanten Windpark werden weder Schadstoff- noch Geruchsemissionen her- vorgerufen. Die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte von Lärm- und Schadstoffemissi- onen werden laut Gutachten eingehalten. Eine erhebliche Gefährdung durch Eiswurf, Brände oder magnetische Felder ist ebenfalls nicht zu erwarten. Die Grenzwerte für Ge- räuschimmissionen werden eingehalten (Ingenieurbüro PLANkon, 2015b). Im Sinne der Zulassungs-Voraussetzung sind daher keine erheblichen Umweltauswirkungen zu erwar- ten.

8.1.1.2 Erholung

Windenergieanlagen können aufgrund ihrer großen Höhe (206 m Gesamthöhe) erhebliche Eingriffe in das Landschaftsbild darstellen. Eine Beeinträchtigung ist jedoch stark vom sub- jektiven Empfinden der Erholungssuchenden abhängig und kann nicht pauschalisiert wer- den.

Erholungsnutzung und Landschaftsbild stehen in einer historisch geprägten Kulturland- schaft in unmittelbarem Zusammenhang und lassen sich daher i.d.R. nicht trennen. Das Landschaftsbild ist je nach Qualität in hohem Maße identifikationsstiftend für die ortsansäs- sige Bevölkerung. In diesem Punkt decken sich Ansprüche der Erholungssuchenden an die Landschaft mit denen der Ortsansässigen. Was für die Ortsansässigen von großer Bedeu- tung für ihr „Heimatgefühl“ ist, suchen Erholungssuchende aus Ballungsgebieten, weil die Landschaft ihrer „Heimat“ viel an identifikationsstiftenden Qualitäten verloren hat.

Die spezifische Eigenart einer Landschaft entsteht in der Regel im Verlauf einer längeren historischen Entwicklung aus dem Zusammenwirken natürlicher und kultureller Faktoren. Sie ergibt sich aus ihrer Entstehung, aus der spezifischen Nutzung, der vorgefundenen naturräumlichen Situation, spezifischer an einem Ort vorkommenden Lebensgemeinschaf- ten der Tier- und Pflanzenwelt sowie aus den (kulturellen) Einflüssen des Menschen.

Eine Studie aus Schleswig-Holstein bestätigt, dass es keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen Tourismus bzw. Erholungsnutzung und Windenergieanlagen gibt (NIT, 2000). Es konnten keine negativen Veränderungen der touristischen Statistiken in von Windrädern geprägten Landschaftsteilen festgestellt werden. In besonderen Fällen können Windener- gieanlagen sich sogar positiv auf das Landschaftsempfinden auswirken und touristisch

2 Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV) (2012): Beeinflussung von Implantaten durch elektromagneti- sche Felder. Eine Handlungshilfe für die betriebliche Praxis. Berlin.

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vermarktet werden (NIT, 2000). Sie können als Zeichen „sauberer“ Energie inszeniert wer- den und somit neben der Stromerzeugung auch einen touristischen Mehrwert erzeugen.

Die Fachgutachten (Schall und Schattenwurf) kommen zu dem Ergebnis, dass durch ge- eignete Vermeidungsmaßnahmen (Abschaltautomatik aufgrund von Überschreitungen der Beschattungsdauer) die vorgeschriebenen Grenz- und Orientierungswerte eingehalten werden können. Im Sinne der Zulässigkeitsvoraussetzungen bleibt das Vorhaben somit unterhalb der Erheblichkeitsschwelle.

Es ist zudem nicht davon auszugehen, dass die geplanten Windenergieanlagen die Erho- lungsfunktion des Plangebietes, welches von landwirtschaftlicher Nutzung geprägt ist, er- heblich beeinträchtigen wird.

8.1.2 Schutzgüter Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt

8.1.2.1 Teilschutzgut Tiere

Baubedingte Wirkfaktoren einer Windenergieanlage auf Tiere lassen sich aufgrund ihrer zeitlichen Begrenzung im Hinblick auf die potenziellen anlage- und betriebsbedingten Aus- wirkungen vernachlässigen.

Mögliche anlage- und betriebsbedingte Wirkfaktoren lassen sich gem. Kiel (2011) auf drei grundlegende Auswirkungen reduzieren:

 Kollisionen mit den sich drehenden Rotorblättern  Barrierewirkung im Bereich von Flugkorridoren  Scheuchwirkung durch Lärm oder Silhouetteneffekte  bedingt Lebensraumverluste.

Daher zeigen besonders flugfähige Tierarten wie Vögel und Fledermäuse eine hohe Betrof- fenheit gegenüber Windenergieanlagen, wobei sich Scheuchwirkungen von Windenergie- anlagen fast ausschließlich auf die Avifauna auswirken.

Neben den drei grundlegenden Wirkfaktoren (s. o.) kann es zudem, durch die direkte Flä- cheninanspruchnahme, zu Lebensraumverlusten am WEA-Standort kommen. Dieser kann im Einzelfall zu Lebensraumverlusten oder auch Tötungen von wirbellosen Tierarten (u. a. Schmetterlinge, Libellen), Vogelarten, kleineren Säugetierarten sowie Amphibien- und Rep- tilienarten führen.

Die artenschutzrechtlichen Auswirkungen werden in dem separaten Artenschutzbeitrag abgeprüft.

Säugetiere Fledermäuse im Allgemeinen sind potenziell bei dem Zug in die Sommer- und in die Win- terquartiere im Frühjahr und im Herbst durch eine mögliche Erhöhung des Kollisionsrisikos

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mit den geplanten WEA betroffen. Eine mögliche Betroffenheit durch Kollisionen kann im Vorfeld lediglich bei der Gattung der Maus- und Langohren ausgeschlossen werden. Als kollisionsgefährdete Art konnte der Große Abendsegler festgestellt werden. Potenziell kön- nen auch die kollisionsgefährdeten Arten Breitflügelfledermaus und Rauhautfledermaus vorkommen.

Im Rahmen der Baufeldfreimachung werden für die Zuwegung Gehölze entfernt, was zu Beeinträchtigungen führen kann. Diese werden gesondert im Artenschutzbeitrag behandelt und die daraus resultierenden Maßnahmen in Kapitel 9.1 aufgeführt.

Am Institut für Wildtierforschung der Tierärztlichen Hochschule Hannover wurde im Auftrag der Landesjägerschaft Niedersachsen e. V. (LJN) die Raumnutzung u. a. von Rehwild, Feldhase und Rotfuchs im Bereich von WEA dargestellt und eine mögliche Beeinflussung des Wildes durch die WEA untersucht (Menzel, 2001). Für Feldhase und Rotfuchs wurden im Vergleich zu Kontrollgebieten höhere Dichten in den WEA-Gebieten berechnet. Eine Meidung bestimmter Areale konnte hierbei nicht nachgewiesen werden. Eine Ausnahme bildet hier die Errichtung der Anlagen, welche als sichere Störungsquelle anzusehen ist. Erhebliche Beeinträchtigungen, wie z. B. Bestandsreduzierungen, sind hierbei jedoch nicht zu erwarten. Nach Angaben der Untersuchung scheinen sich die untersuchten Tierarten an das Vorhandensein und den Betrieb der WEA gewöhnen zu können, da diese eine in Raum und Zeit kalkulierbare Störquelle darstellen (ebd.).

Avifauna Die vorkommenden Brutvogelarten im Baufeld des geplanten Windparks sind durch die direkte Flächeninanspruchnahme sowie durch ein Meideverhalten gegenüber den WEA sowie durch betriebsbedingte Kollisionen betroffen.

Betroffen sind die vorkommenden Arten (vgl. 7.3.1) der offenen und halboffenen Feldflur, der gehölzgebunden brütenden Vogelarten sowie der Greif- und Eulenvögel.

Sofern sie ihren Brutplatz im Baufeld haben geht dieser verloren (z.B. Baumpieper, Feld- lerche), andere meiden die Nähe der WEA (z.B. Großer Brachvogel, Kiebitz) und geben ihren Brutplatz auf. Greifvögel (z.B. Baumfalke) sind durch Kollision mit den WEA gefähr- det.

Zur Vermeidung von Beeinträchtigung und zum vorgezogenen Ausgleich für planungsrele- vante Arten hat der Artenschutzbeitrag Maßnahmen vorgeschlagen. Über die dieser Maß- nahmen werden auch die Beeinträchtigungen aller weiteren besonders geschützten Vogel- arten mit berücksichtigt. Diese sogenannten „Allerweltsarten“ sind bei herkömmlichen Pla- nungsverfahren im Regelfall nicht von populationsrelevanten Beeinträchtigungen bedroht. Ebenso ist bei ihnen grundsätzlich keine Beeinträchtigung der ökologischen Funktion ihrer Lebensstätte zu erwarten (MKULNV, 2016).

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Reptilien und Amphibien Reptilien und Amphibien sind potenziell bau- und anlagebedingt durch WEA betroffen. Ins- besondere die Gräben, die im Rahmen der Zuwegung in Anspruch genommen werden, stellen teilweise Lebensräume von Amphibien dar.

Wirbellose Tiere Hinsichtlich einer möglichen Beeinträchtigung von Insekten durch WEA finden sich kaum Hinweise, allerdings wurden bisher auch keine gezielten Untersuchungen dazu durchge- führt. Allerdings gibt es einige Hinweise in der Literatur zum Thema wirbellose Tiere im Allgemeinen.

So wird vermutet, dass fliegende Insekten von der durch die WEA generierten Wärme, den hellem Anstrich der WEA und/ oder von Positionslichtern an den WEA angelockt werden (DNR, 2011; Richarz, 2014).

Aufgrund der Phänologie der Insekten ist eine potenzielle Gefährdung durch WEA nur zwi- schen April/ Mai und September/ Oktober möglich. Dabei ist mit einem erhöhten Insekten- vorkommen und somit erhöhtem Konfliktpotenzial bezüglich WEA bei Temperaturen über 10-13° Celsius und an windarmen Standorten zu rechnen (DNR, 2011). Eine populations- gefährdende Wirkung von WEA auf Insektenvorkommen wurde bisher jedoch nicht nach- gewiesen.

Zudem findet der Großteil des Insektenzugs in einer Höhe von 0 – 30 m statt (NNA, 1990), so dass er sich weit unterhalb der rotordurchzogenen Fläche von handelsüblichen WEA befindet.

Zum Thema Libellen im Gebiet gibt es Langzeituntersuchungen, die von der Uni Oldenburg durchgeführt wurden. Es wurde eine Einschätzung der Gefährdung für die Spezies ange- fragt. Per E-Mail wurde im Rahmen der Flächennutzungsplanänderung eine überschlägige Einschätzung erteilt. Gemäß der Aussage von Frau Friederike Kastner (Uni Oldenburg) bestehen keine anlagebedingten Auswirkungen auf die Libellenpopulation im Gebiet. Der wandernde Schattenwurf entlang der Gräben kann vernachlässigt werden, da die Gewäs- ser und Uferböschungen nur kurzzeitig beschattet werden. Zumal die Tiefenriede in einigen Teilen Baum bestanden ist und somit ohnehin eine Beschattung vorliegt. Baubedingte Auswirkungen können als Folge von Gewässerveränderungen bei der Einleitung des Bau- grundwassers hervorgerufen werden. Zu Vermeidung von negativen Auswirkungen sind technische Maßnahmen bei der Grundwasserhaltung erforderlich.

Die Auswirkungen des Vorhabens auf die im FFH-Gebiet Tiefenriede vorkommenden Libel- lenarten werden im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsuntersuchung gesondert betrachtet.

Die mit dem Vorhaben verbundenen Beeinträchtigungen auf das Teilschutzgut Tiere wer- den insbesondere mit Bezug auf das erhöhte Tötungsrisiko der erfassten Fledermausarten und WEA-empfindlichen Vogelarten als erheblich eingestuft.

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Unter der Voraussetzung, dass geeignete Maßnahmen (Kap. 9.1 und 9.2) umgesetzt wer- den, sind die mit dem Vorhaben verbundenen Umweltauswirkungen auf das Schutzgut Tiere als nicht erheblich einzustufen.

8.1.2.2 Teilschutzgut Pflanzen

Die Beanspruchung und Zerstörung der Biotope erfolgt in direkter Weise durch Überbau- ung. Das Konfliktpotenzial beschränkt sich also in erster Linie unmittelbar auf das Baufeld und angrenzende Bereiche.

Es werden insgesamt etwa 25.700 m² Biotope dauerhaft durch Versiegelung (Fundament, Zuwegung, Kranaufstellfläche) zerstört (siehe Tab. 17). Weitere 33.890 m² Ackerfläche werden temporär in Anspruch genommen (Lageflächen), siehe Abb. 21.

Die Zuwegung für die Anlieferung erfolgt zum größten Teil auf dem bereits bestehenden Wegenetz (vgl. Kap. 3). Die Straßen und Wege weisen größtenteils ausreichende Quer- schnitte auf. Bei fehlenden Breiten werden die Wege zusätzlich geschottert, in den Kurven sind die Kurvenradien zu erweitern, dies geschieht mittels Schotter um eine befestigte und befahrbare Fläche zu erstellen.

Insgesamt werden für die Zuwegung im Gelände 900 m² Alleen und 1.166 m² Baumreihen gefällt. Dies geschieht insbesondere im Bereich der Kurvenradien und wo die Zuwegung von der Straße auf den Acker führt. Selbiges gilt für ca. 1.900 m² Säume.

Für die Zuwegung werden weiterhin 217 m Gräben gequert. Davon werden 5 m im Bereich der WEA 3 mit Fertigbrückenteilen überbrückt. Die restlichen 212 m werden verrohrt.

Die temporär versiegelten Flächen werden geschottert und anschließend wieder in den Ursprungszustand versetzt.

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Abb. 21 Zuwegung unterteilt in temporäre und dauerhafte Versieglung

In Tab. 17 ist zusammenfassend der Eingriffsumfang der dauerhaften Versieglung darge- stellt (Fundament, Zuwegung, Kranaufstellflächen).

Tab. 17 Dauerhafte Versieglung von Biotoptypen

Biotoptyp Flächengröße Wertstufe (m², im GIS ermittelt) (LANUV NRW, 2008) Acker 25.500 2 Alleen 897 8 Baumreihen 1.166 8 Uferrandstreifen 56 3 Straßenbegleitgrün 1.924 4 Gräben naturnah 11 7 Gräben bedingt naturfern 426 4 Wirtschaftsgrünland 52 3 Gesamt 30.032

Die Eingriffe gem. § 14 Abs. 1 BNatSchG werden im Rahmen der Eingriffsregelung in Kap. 9.2.1 bilanziert.

Die mit dem Vorhaben verbundenen Auswirkungen auf das Teilschutzgut Pflanzen betref- fen ausschließlich Biotoptypen mit einer geringfügigen Bedeutung (Wertstufe 2). Aufgrund

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der geringen Wertigkeit der betroffenen Biotoptypen, wird der Verlust als nicht erheblich eingestuft. Der mit dem Eingriff verbundene Wertverlust wird im Rahmen der Eingriffsre- gelung berücksichtigt.

8.1.2.3 Biologische Vielfalt

Durch das Vorhaben findet zwar keine großflächige Bodeninanspruchnahme statt, aber Teile des UGs sind als FFH-Gebiet für die Libellenarten Helm-Azurjungfer und Vogel- Azurjungfer ausgewiesen. Um die Populationen und somit Auswirkungen auf die Biologi- sche Vielfalt auszuschließen, muss gewährleistet werden, dass die Habitate der Libellen, also die naturnahen Gräben so erhalten bleiben. Potenzielle bau-, anlage- oder betriebs- bedingte Auswirkungen muss mit entsprechenden Vermeidungsmaßnahmen entgegenwirkt werden.

Auswirkungen auf das Schutzgut lassen sich nicht ausschließen und sind somit als erheb- lich einzustufen.

Unter der Voraussetzung, dass geeignete Maßnahmen (Kap. 9.1 und 9.2) umgesetzt wer- den, sind die mit dem Vorhaben verbundenen Umweltauswirkungen auf das Schutzgut als nicht erheblich einzustufen.

8.1.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse des Artenschutzbeitrages

Die Umweltverträglichkeitsstudie wird durch einen Artenschutzbeitrag ergänzt. In diesem Beitrag werden hinsichtlich der Verbotstatbestände auf Grundlage des Bundesnaturschutz- gesetztes (BNatSchG) die Auswirkungen des Vorhabens auf die artenschutzrechtlichen Bestimmungen des § 44 BNatSchG geprüft.

Im Rahmen einer Kartierung im Jahr 2013 konnten im Untersuchungsgebiet 19 planungsre- levante Vogelarten nachgewiesen werden (Bio-Consult, 2013a). Bei einer Kartierung im Jahr 2016 wurden zwölf planungsrelevante Vogelarten nachgewiesen (Bernd-Olaf Flore, 2016).

In einer Potenzialabschätzung der Artengruppe Fledermäuse im Rahmen der Aufstellung des sachlichen Teilflächennutzungsplans „Windkraft“ wurde ein Vorkommen von drei Fle- dermausarten innerhalb der Potenzialfläche nachgewiesen und für neun Arten eine poten- zielle Habitateignung festgestellt.

Ein relevantes Vorkommen bzw. eine artenschutzrechtliche Betroffenheit von Reptilien, Amphibien sowie Farn- und Blütenpflanzen auf der Vorhabenfläche wird ausgeschlossen.

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Fledermäuse

Im Untersuchungsgebiet konnten die Fledermausarten Großer Abendsegler, Großes Mau- sohr und Zwergfledermaus nachgewiesen werden (Bio-Consult, 2013b). Ein mittleres bis hohes Potenzial des Vorkommens wird für die Arten Bechsteinfledermaus, Braunes Lang- ohr, Breitflügelfledermaus, Große und Kleine Bartfledermaus, Rauhautfledermaus, Teich- fledermaus und Wasserfledermaus angegeben (ebd.).

Die Arten Großer Abendsegler, Breitflügelfledermaus, Rauhautfledermaus und Zwergfle- dermaus werden vom Leitfaden „Artenschutz und WEA“ als windkraftempfindlich einge- stuft. Die Arten sind durch eine Kollision mit den Rotorblättern gefährdet und finden sich daher in hohen Zahlen in der zentralen Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte im Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg (Dürr, 2015). Neben der direkten Kollision können auch die starken Luftverwirbelungen im Bereich der Rotorblätter, die i.d.R. ein Barotrauma3 der Lungen verursachen, zu Tötungen führen (Baerwald, et al., 2008). Tötungen durch Kollisionen können daher nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden.

Um das Kollisionsrisiko der Fledermäuse an WEA bzw. deren Rotoren zu reduzieren und eine signifikante Erhöhung des Verletzungs- und Tötungsrisikos zu vermeiden, werden als Vermeidungsmaßnahme Fledermausfreundliche Abschaltalgorithmen eingesetzt. Optional kann ein Gondelmonitoring eingesetzt werden.

Baubedingte Verletzungen und Tötungen von Fledermausindividuen können ausgeschlos- sen werden, wenn die Maßnahmen des Artenschutzbeitrages umgesetzt werden (Siehe Kapitel 0).

Avifauna

Bei der Artengruppe Vögel kann eine Betroffenheit bei 21 der insgesamt 25 nachgewiese- nen Arten ausgeschlossen werden.

Im Rahmen der avifaunistischen Erfassungen wurden innerhalb des Untersuchungsgebie- tes von 1.500-m-Radius um die geplante WEA sieben WEA-empfindliche Arten festgestellt. Davon sind vier als Brutvogel im UG: Baumfalke, Großer Brachvogel, Kiebitz und Wachtel. Für diese Arten wurde eine vertiefende Artenschutzprüfung erstellt.

Unter Einbeziehung der im Artenschutzbeitrag genannten Vermeidungsmaßnahmen kann insgesamt der Eintritt von vorhabenbedingten Verbotstatbeständen nach § 44 BNatSchG ausgeschlossen werden.

3 „Druckverletzung“ durch eine Änderung des Umgebungsdrucks.

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8.1.3 Schutzgut Boden

Grundsätzlich geht im Zuge der Bebauung ein Teil landwirtschaftlicher Nutzfläche mit ei- nem geringen Ertragspotenzial verloren, die bisher überwiegend als Grünlandstandorte genutzt werden. Gemäß § 1 BBodSchG sind bei Einwirkungen auf den Boden Beeinträch- tigungen seiner natürlichen Funktionen sowie seiner Funktionen als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte so weit wie möglich zu vermeiden. Die zu schützenden Funktionen des Bodens werden im § 2 BBodSchG näher erläutert. Sie decken sich im Wesentlichen mit den in der Bestandsbewertung des Schutzgutes Boden zugrunde gelegten Prüfkriterien (besondere Bodenfunktionen). Mit der Überbauung der Flächen ist ein vollständiger und nachhaltiger Verlust sämtlicher Bodenfunktionen verbunden.

Für das Fundament der Windenergieanlage sowie notwendige Kranstellflächen und Zuwe- gungsflächen ist insgesamt eine Versiegelung, Verdichtung oder Umlagerung von etwa 59.856 m² Boden notwendig. Nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht wie sich die Inan- spruchnahme der Bodentypen verteilt.

Tab. 18 Beanspruchte Bodentypen

Bodentyp Arte der Versiegelung Fläche in m² (im GIS erfasst) Gley temporär 11.199 Gley dauerhaft 12.434 Podsol-Gley temporär 20.504 Podsol-Gley dauerhaft 12.759 Gley-Podsol temporär 1.735 Gley-Podsol dauerhaft 552 Gley-Humuspodsol temporär 673 gesamt 59.856 Davon temporär 34.111 Davon dauerhaft 25.745

Schutzwürdige Böden werden nicht in Anspruch genommen.

Trotz der vorhandenen Vorbelastung (landwirtschaftliche Nutzung) und der damit verbun- denen eingeschränkten Bedeutung des Schutzgutes Boden innerhalb des Untersuchungs- gebietes, des geplanten vergleichsweise geringen Versiegelungsumfanges durch die Nut- zung bereits bestehender Zuwegungen zur Erschließung der geplanten Anlage sowie des lediglich punktuellen Eingriffs durch die Anlage des Fundamentes, werden aufgrund der Schutzwürdigkeit erhebliche Umweltauswirkungen bei der Umsetzung der Planung verur- sacht. Die Funktionsverluste, die mit dem Vorhaben verbunden sind, werden im Rahmen der Eingriffsregelung (vgl. Kap. 9.2) berücksichtigt und kompensiert.

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8.1.4 Schutzgut Wasser

Wie beim Schutzgut Boden entstehen anlagebedingte Auswirkungen auch für das Schutz- gut Wasser hauptsächlich durch die Versiegelung von Flächen und die damit verbundene dauerhafte Unterbindung einer Versickerung der Niederschläge. Generell kann das Risiko einer Beeinträchtigung des Schutzgutes Wasser durch Verunreinigung des Grund- und Oberflächenwassers bei vorschriftsmäßiger Ausführung der Baumaßnahmen weitestge- hend minimiert werden.

Grundwasser Bezogen auf das Schutzgut Grundwasser führen Neuversiegelungen im Umfang von etwa 0,38 ha zu einer Verminderung der Grundwasserneubildung sowie einer Verringerung der Versickerung von Niederschlagswasser.

Dennoch entsteht durch die geplante WEA so gut wie kein Mehrabfluss von Nieder- schlagswasser, da nur die Standfläche der Anlagen zusätzlich vollversiegelt wird. Die Kranaufstellfläche sowie die Zuwegung werden hingegen als Schotterfläche hergerichtet. Diese Flächen ermöglichen eine teilweise Versickerung des Regenwassers, so dass dort kein Mehrabfluss anfällt. Das in sehr geringfügigen Mengen auf der Anlagenoberfläche anfallende Niederschlagswasser wird über das Fundament im Nahbereiche der Anlagen ins Erdreich abgeleitet und versickert dort.

Durch konstruktive Maßnahmen zur Abdichtung des Maschinenhauses wird sichergestellt, dass das abfließende Wasser nicht mit Schadstoffen (z.B. durch Betriebsmittel, Öle, etc.) verunreinigt wird.

Zu den hydrogeologischen Auswirkungen wird auf das Gutachten verwiesen (BGU Dr. Brehm Grünz GbR, 2016). Zusammenfassend kommt das Gutachten zu folgenden Ergeb- nissen: Unter Berücksichtigung der Tiefenlage der geplanten Kreisringfundamente (vgl. 3.1) wird für die WEA-Standorte in der bislang geplanten Form nach derzeitiger Einschätzung keine Wasserhaltung erforderlich werden. Die Wirkung einer Grundwasserabsenkung wäre bei der geringen Absenkungstiefe auf ein sehr enges Umfeld um den jeweiligen WEA-Standort begrenzt. In den Gräben wird infolge der hydraulischen Anbindung von Bereichen, die von der Wasserhaltung unbeeinflusst sind, keine messbare Verringerung der Wasserführung auftreten. Sofern auf Grund von erforderlichen Vertiefungen (z.B. Notwendigkeit des Einbringens einer Sauberkeitssicht) oder Bauzeiten im Winterhalbjahr (mit hohen Grundwasserständen) doch eine Wasserhaltung erforderlich werden würde, bedarf diese sowie ggf. die Einleitung in den nächst gelegenen Vorfluter einer wasserrechtlichen Erlaubnis. der Einleitung des Wassers in den Vorfluter muss ferner die Qualität des Sümpfungswassers beachtet wer- den. Hierbei ist speziell der Eisen- und Manganinhalt des Wassers von Belang, da es bei erhöhten Werten und Kontakt mit Luftsauerstoff an der Einleitstelle im Oberflächengewäs- ser zu relevanten Eisen- und Manganausfällungen kommen kann.

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Insgesamt ist durch die geplante Tiefgründung der WEA-Standorte keine nachteilige hyd- raulische Wirkung der Rammpfähle auf den Grundwasserleiter zu erkennen. Auch Auswir- kungen auf die hydrochemischen Verhältnisse sind nicht zu besorgen, da die geplanten Stahlbetonrammpfähle als Fertigelemente angeliefert werden und der Beton somit bereits vollständig abgebunden ist. Eine Langzeitbeständigkeit des verwendeten Betons gegen- über dem Grundwasser vor Ort wird dabei vorausgesetzt. Sollten die Fundamentteller der WEAs – entgegen der bisherigen Planung – doch vollstän- dig in den Untergrund eingebaut werden, so ist bei einer dann zu erwartenden Baugruben- tiefe von bis zu 4 m u. GOK mit einem erheblich höheren Wasserandrang zu rechnen.

Oberflächengewässer Durch das Vorhaben sind verschiedene Gräben im UG betroffen. Insbesondere die Zuwe- gung zu den WEA-Standorten 7-10 führen über Gräben. Diese werden auf ca. 212 m ver- rohrt, um den Schwerlasttransport zu ermöglichen. Bei den betroffenen Gräben in diesem Bereich handelt es sich um bedingt naturferne Gräben, die teilweise kein Wasser führen oder eine sehr artenarme Vegetation besitzen.

Die Zuwegung zur WEA 3 führt über die Tiefenriede, die in diesem Bereich als naturnaher Graben eingestuft ist. Hier ist auf einer Länge von ca. 10 m die Tiefenriede zu queren. Für die Querung der Tiefenriede ist eine Form zu wählen, bei der es zu keiner Beeinträchtigung des Grabens kommt.

Abb. 22 Graben im Bereich Zufahrt WEA 8

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Abb. 23 Graben im Bereich Zufahrt WEA 9

Bei der Einleitung des Wassers in den Vorfluter muss ferner die Qualität des Sümpfungs- wassers beachtet werden. Hierbei ist speziell der Eisen- und Manganinhalt des Wassers von Belang, da es bei erhöhten Werten und Kontakt mit Luftsauerstoff an der Einleitstelle im Oberflächengewässer zu relevanten Eisen- und Manganausfällungen kommen kann. Hinzu kommen bei reduzierenden Grundwasserverhältnissen ggf. auch erhöhte Ammoni- um-Konzentrationen, die fischtoxisch sein können. Bei einer oberflächennahen Wasserhal- tung über eine Drainage muss zudem sichergestellt sein, dass das Wasser vor der Einlei- tung ins Gewässer keine relevante Trübung durch Schwebstoffe mehr aufweist. m Falle einer Einleitung in den Vorfluter müssen die geplanten Einleitstellen durch geeignete Tech- nische Maßnahmen gegen Auswaschungen an der Sohle oder den Flanken des Grabens gesichert werden.

Insgesamt werden die vorhabenbedingten Umweltauswirkungen auf das Schutzgut Wasser werden aufgrund des relativ großen Eingriffsumfangs sowie den erheblich eingestuft.

Auch werden Maßnahmen erforderlich, die erhebliche Beeinträchtigungen vermeiden bzw. minimieren können. Die in Kapitel 9.1 genannten Maßnahmen sind daher umzusetzen um eine erhebliche Beeinträchtigung der Tiefenriede auszuschließen.

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8.1.5 Schutzgut Klima und Luft

Eine großflächige Bodeninanspruchnahme findet nicht statt, wodurch die Kaltluftproduktion kaum eingeschränkt wird. Ebenso gibt es keine Hinweise auf Barrierewirkungen von WEA auf den Luftaustausch.

Durch Verwirbelung und Turbulenzen der Rotoren kann es zu kleinklimatischen Verände- rungen im Gebiet kommen, die aber großräumig vernachlässigt werden können. Ebenso kann eine mögliche, geringfügige Veränderung des Windfeldes, durch die Energieabnahme vernachlässigt werden.

Von WEA gehen keine negativen Wirkungen wie Emissionen, Immissionen, Unterbrechun- gen von Luftaustauschprozessen oder Zerstörung und Beeinträchtigung klimatischer Aus- gleichsräume aus. Daher sind durch das geplante Vorhaben keine erheblichen Umwelt- auswirkungen zu erwarten.

8.1.6 Schutzgut Landschaft

Insbesondere in Form von Windparks gehen von WEA wegen ihrer Größe, Gestalt, Rotor- bewegung und -reflexe auch großräumige Wirkungen aus, die das Erscheinungsbild einer Landschaft verändern und bei großer Anzahl und Verdichtung ganzen Regionen den Cha- rakter einer Industrielandschaft geben können (Breuer, 2001).

Zwar wirkt ein hoher Gegenstand wie eine WEA weit in sein Umfeld hinein, die Wirkung nimmt jedoch mit zunehmender Entfernung exponentiell ab (Nohl, 1993). Die Fernwirkung von WEA kann zudem in Abhängigkeit von Topographie und weiteren Gegebenheiten be- trächtlich sein.

Der Windenergie-Erlass 2015 legt einen Betrachtungsraum für die Landschaftsbildbewer- tung mit der 15-fachen Anlagenhöhe fest. Damit steht die Größe des Untersuchungsgebie- tes in direktem Verhältnis zur Höhe der geplanten WEA. Dieser beeinträchtigte Raum ist jedoch nach Beschaffenheit und Struktur des Landschaftsbildes sowie des Standortes und der Anzahl und Größe der Windkraftanlagen differenziert zu betrachten.

Durch Errichtung und Betrieb kommt es im Umfeld der geplanten WEA zu zahlreichen un- vermeidbaren, teilweise erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut. Die die in Tab. 2 genannten potenziellen Auswirkungen werden mehr oder minder alle relevant.

Die Landschaftsbildeinheiten im Betrachtungsraum wurden unter Ziffer 7.7 dargestellt und bewertet.

Der Betrachtungsraum des geplanten Windparks liegt zum überwiegenden Teil in der Landschaftsbildeinheit der „Sandniederung südlich Dielingen und Haldem“ bzw. im Bereich der „Hunte Talsandflächen“. Diese besitzt hinsichtlich Eigenart, Vielfalt und Schönheit eine mittlere Bedeutung. Jedoch ist der Raum durch die 7 bereits vorhandenen WEA vorbelas-

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tet. Dennoch ist durch die geplanten 10 WEA mit einer Höhe über 200 m mit einer Zunah- me der Belastungen des Raumes zu rechnen. So wird es zu einer weiteren es technischen Überprägung des Landschaftsraumes kommen. Weiterhin sind zusätzliche Veränderungen des Landschaftsbildes durch Maßstabs- und Eigenartsverluste und einer Belastung des Blickfelds zu erwarten.

Von diesen Beeinträchtigungen betroffen ist auch die im Nordosten liegende Landschafts- bildeinheit „Grünland-Acker-Gehölzkomplex Ilswede“, die als einzige im Betrachtungsraum mit einer besonderen Bedeutung bewertet wurde.

Bei Errichtung von Windenergieanlagen sind diese Beeinträchtigungen jedoch unvermeid- bar.

Nach dem WEE 2015 sind Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch Windenergie- anlagen aufgrund der Höhe der Anlagen in der Regel nicht ausgleichbar oder ersetzbar im Sinne des § 15 Abs. 6 Satz 1 BNatSchG. Auch eine landschaftsgerechte Wiederherstellung des Landschaftsbildes ist nicht möglich (vgl. (MKULNV NRW, 2015b)).

Durch das Vorhaben werden Landschaftsbildeinheiten beeinträchtigt, die überwiegend einen mittleren landschaftlichen Eigenwert aufweisen. In geringen Umfang sind auch Land- schaftsbildeinheiten betroffen, die einen sehr geringen oder hohen landschaftlichen Eigen- wert aufweisen. Insgesamt ist durch die weiträumige Wirkung des geplanten Windparks von erheblichen Umweltauswirkungen auf das Schutzgut Landschaft auszugehen.

8.1.7 Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter

Für die unmittelbare Vorhabenfläche liegen keine Nachweise von Kultur- und sonstigen Sachgütern vor.

Das Vorhaben ist in Bezug auf das Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter als nicht erheblich zu bewerten.

8.2 Wechselwirkungen

Bei einer Gesamtbetrachtung aller Schutzgüter wird deutlich, dass sie zusammen ein kom- plexes Wirkungsgefüge darstellen, in dem sich viele Funktionen gegenseitig ergänzen und aufeinander aufbauen. Im Rahmen dieser UVS ist es nicht das Ziel, alle diese denkbaren funktionalen und strukturellen Beziehungen aufzuzeigen. Vielmehr sollen die Bereiche her- ausgestellt werden, in denen sehr starke gegenseitige Abhängigkeiten bestehen und wo vorhabenbezogene Auswirkungen eine Vielzahl von Folgewirkungen haben können. Diese Bereiche mit einem ausgeprägten funktionalen Wirkungsgefüge (= Wechselwirkungskom- plexe) weisen deshalb ein besonderes Konfliktpotenzial auf.

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Auf der Vorhabenfläche führt die vorgesehene Überbauung von Boden zwangsläufig zu einem Verlust der Funktionen dieser Böden, wozu auch die Speicherung von Nieder- schlagswasser zählt. Hierdurch erhöht sich der Oberflächenwasserabfluss, während die Versickerung unterbunden wird. Aufgrund des verhältnismäßig geringen Umfangs der zu versiegelnden Flächen sowie der geforderten Minimierungsmaßnahme der Versickerung des anfallenden Niederschlagswassers im Plangebiet, sind hier keine erheblichen negati- ven Auswirkungen durch sich negativ verstärkende Wechselwirkungen zu erwarten. Wei- terhin bringt die Überbauung von Boden negative Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere mit sich, da Lebensräume zerstört werden. Da dieser Verlust relativ kleinflächig ist und die Ausführung der Zuwegungen und Kranstellflächen in wassergebundener Bauweise erfolgt, ist auch hier von keinen erheblichen sich verstärkenden Auswirkungen auszugehen. Zu- dem werden für das Vorhaben intensiv bewirtschaftete Grünländer und Ackerflächen über- plant.

8.3 Zusammenfassung der Ergebnisse des Artenschutzbeitrages

Das FIS „Geschützte Arten in Nordrhein-Westfalen“ gibt für die zutreffenden Quadranten 3 des Messtischblatts „Lemförde“ (MTB 3516 Nr. 3) und 1 des Messtischblatts „Preußisch Oldendorf“ (MTB 3616 Nr. 1) Hinweise auf ein Vorkommen von insgesamt 43 Vogelarten. Hinweise auf Vorkommen weiterer Arten-/Gruppen gibt es auf den Messtischblättern nicht.

Aufgrund der Vorprüfung von Artenspektrum und Wirkfaktoren wurde für folgende Arten eine Art-für-Art-Prüfung vorgenommen.

Fledermäuse  Bechsteinfledermaus  Braunes Langohr  Breitflügelfledermaus  Fransenfledermaus  Große Bartfledermaus  Großer Abendsegler  Kleine Bartfledermaus  Rauhautfledermaus  Teichfledermaus  Wasserfledermaus  Zwergfledermaus Arten der Wiesen- und Ackerflächen (Arten der offenen und halboffenen Feldflur)  Feldlerche  Großer Brachvogel  Kiebitz (Brut- und Rastvogel)  Rebhuhn  Wachtel

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Gehölzgebunden brütende Vogelarten  Baumpieper  Gartenrotschwanz  Kuckuck  Pirol  Waldlaubsänger Greif- und Eulenvögel  Baumfalke  Mäusebussard  Sperber  Turmfalke

Das Vorhaben kann ohne Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen nicht ohne des Ein- tritts von artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen i.S.d. § 44 BNatSchG Abs. 1 umge- setzt werden. Daher wurden Maßnahmen konzipiert, die den Eintritt der Verbotstatbestän- de vermeiden oder, sofern eine Betroffenheit einer Fortpflanzungs- oder Ruhestätte vor- liegt, die die ökologische Funktion im räumlich-funktionalen Zusammenhang sicherstellen.

Bei der Artengruppe der Fledermäuse wurde die WEA-empfindliche Art Zwergfledermaus im Rahmen einer Potenzialuntersuchung festgestellt, die WEA-empfindlichen Arten Breit- flügelfledermaus, Großer Abendsegler, Rauhautfledermaus und Zwergfledermaus können potenziell vorkommen. Alle genannten Arten sind nachdem Leitfaden „Artenschutz und WEA“ (MKULNV / LANUV, 2013) kollisionsgefährdet. Um das Kollisionsrisiko zu reduzieren und eine signifikante Erhöhung des Verletzungs- bzw. Tötungsrisikos zu vermeiden, wird als Vermeidungsmaßnahme eine Abschaltung zu bestimmten Zeiten sowie ein begleiten- des Gondel-Monitoring während der ersten zwei Betriebsjahre zur Erfassung der Fleder- mausaktivität vorgeschlagen (VART 1 – Fledermausfreundliche Abschaltalgorithmen). Bau- bedingte Verletzungen und Tötungen von Fledermausindividuen können derzeit ausge- schlossen werden, da keine Gehölze oder Gebäude durch das Vorhaben beseitigt oder verändert werden. Sollten im Zuge der Baufeldfreimachung dennoch Bäume beseitigt wer- den müssen, so ist zur Vermeidung der Verletzung oder Tötung eine Kontrolle von Baum- höhlen vorzunehmen (VART 2 – Kontrolle von Baumhöhlen).

Auch bei der Artengruppe der Vögel können Betroffenheiten für einige im Messtischblatt aufgeführten Arten und/oder der kartierten Arten ohne Maßnahmen nicht sicher ausge- schlossen werden.

Die möglichen Beeinträchtigungen für die Arten bestehen durch ein Meideverhalten, durch eine potenzielle Kollisionsgefährdung sowie durch den Verlust des Brutplatzes durch die Lage im Baufeld der Arten mit den geplanten WEA.

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Um das Kollisionsrisiko zu reduzieren und eine signifikante Erhöhung des Verletzungs- bzw. Tötungsrisikos zu vermeiden, werden auch für die o.g. Vogelarten Vermeidungsmaß- nahmen benannt:

 VART 3 – Bauzeitenregelung

 VART 4 – Gestaltung des Mastfußbereiches

 VART 5 – Schaffung von Nahrungshabitaten abseits der Anlagen Für die Maßnahme werden die vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen MCEF 1, MCEF 2 und MCEF 3 genutzt.

 VART 6 – Anbringen von künstlichen Nisthilfen

 VART 7 – Kontrolle potenzieller Horstbäume im Baufeld

Daneben werden für die Arten Feldlerche, Großer Brachvogel, Kiebitz und Wachtel vorge- zogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF-Maßnahmen) erforderlich, um beeinträchtigte Le- bensräume im räumlich-funktionalen Zusammenhang ausgleichen zu können:

 MCEF 1 – Anlage von Extensivgrünland  MCEF 2 – Anlage von Blühstreifen

 MCEF 3 – Anlage von Feldhecken Die Maßnahmen müssen noch bis zum Abschluss des Verfahrens hinreichend räumlich konkretisiert und gesichert werden.

Derzeit liegt nur ein vorläufiger Zwischenstand der aktuellen avifaunistischen Erhebungen (Bernd-Olaf Flore, 2016) vor. Mit der Fertigstellung des Abschlussberichtes wird im Herbst 2016 gerechnet. Gegebenenfalls müssen die aktuell vorgenommen artenschutzrechtlichen Bewertungen auf Grund des Endergebnisses angepasst werden und der vorliegende Ar- tenschutzbeitrag fortgeschrieben werden.

Der Eintritt von vorhabenbedingten Verbotstatbeständen nach § 44 BNatSchG kann durch die im Rahmen der Artenschutzprüfung vorgesehenen Maßnahmen ausgeschlossen wer- den.

8.4 Zusammenfassung der Ergebnisse der FFH-Verträglichkeitsuntersuchung

Das Grabensystem des FFH-Gebietes 3516-302 „Grabensystem Tiefenriede“ durchzieht den geplanten Windpark. Die Schutzwürdigkeit des FFH-Gebietes ergibt sich aus der größ- ten und stabilsten Population der Helm-Azurjungfer in NRW, unregelmäßig tritt auch die vom Aussterben bedrohte Vogel-Azurjungfer auf (LANUV NRW, 2016).

Im Rahmen einer FFH-Verträglichkeitsuntersuchung wurde das Vorhaben auf die Verträg- lichkeit mit den Erhaltungszielen überprüft. Aufgrund der räumlichen Lage des Vorhabens sind direkte Verluste und Beeinträchtigungen geschützter Lebensräume ausgeschlossen. FFH-Lebensraumtypen einschließlich der für sie charakteristischen Arten sowie Anhang II Arten sind nicht betroffen. Auswirkungen auf die wertbestimmenden Arten durch vorhaben-

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bedingte Änderungen der Grundwasserverhältnisse oder Emissionen können auf Grund der Ausgestaltung des Vorhabens ausgeschlossen werden.

Unter Berücksichtigung von Schadensbegrenzungsmaßnahmen können erhebliche Beein- trächtigungen der für das FFH-Gebiet maßgeblichen Bestandteile einschließlich der für die Lebensraumtypen charakteristischen Arten ausgeschlossen werden. Einer Verbesserung der Erhaltungszustände der Arten und Lebensraumtypen steht das Vorhaben nicht entge- gen.

8.5 Zusammenfassung der prognostizierten Umweltauswirkungen

Durch das geplante Vorhaben im Rahmen werden erhebliche Umweltauswirkungen auf das Schutzgut Landschaft und damit auch auf das Schutzgut Mensch verursacht. Weiterhin werden negative Auswirkungen auf die Schutzgüter Pflanzen, Boden und Wasser durch die geplante Überbauung für die Zuwegungen und Kranaufstellflächen verursacht.

Unter Berücksichtigung der vorgesehenen Vermeidungs-, Ersatz- und Ausgleichsmaßnah- men werden die Eingriffe jedoch als nicht erheblich eingestuft.

Artenschutzrechtliche Verbotstatbestände können durch die vorgesehenen Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen ausgeschlossen werden. Zu den Vermeidungsmaßnahmen gehören u. a. Abschaltzeiten der WEA, zeitliche Regelungen für die vorbereitenden Arbei- ten wie Gehölzfällungen und beim Oberbodenabtrag. Als Ausgleichsmaßnahmen werden u.a. Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen durchgeführt.

Weitere Schutzgüter werden durch die vorliegende Planung in ihrer Ausprägung nicht ne- gativ beeinflusst. Insgesamt betrachtet werden durch die Realisierung der künftigen Be- bauung in einem gewissen Umfang erhebliche und weniger erhebliche Umweltauswirkun- gen vorbereitet.

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Tab. 19 Prognostizierte Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter und ihre Bewertung

Schutzgut Prognostizierte Umweltauswirkungen Erheblichkeit Erheblichkeit (ohne Maß- (mit Maß- nahmen) nahmen)  vorgeschriebene Grenz- und Orientie- rungswerte können (unter Beachtung von Abschaltzeiten) eingehalten werden, so- Mensch, seine dass im Sinne der Zulässigkeitsvorausset- Gesundheit sowie die zungen das Vorhaben unterhalb der Erheb- ● ○ Bevölkerung insge- lichkeitsschwelle bleibt. samt  Im Sinne der Umweltvorsorge verbleiben für den Menschen jedoch erhebliche Beein- trächtigungen auch unterhalb der gesetzlich vorgesehenen Grenzwerte.  Anlagebedingter Verlust von Gehölzen und landwirtschaftlichen Flächen  Fledermäuse: Kollisionen durch Abschal- tung der WEA und Monitoring vermeiden. Tiere, Pflanzen und  Greifvögel: Zur Vermeidung von Kollisionen ● / ○ ○ biologische Vielfalt sind Maßnahmen erforderlich  Wiesenvögel : Zur Vermeidung von Kollisi- onen sind Maßnahmen erforderlich   Verlust von Bodenfunktionen durch Versie- Boden gelung ● ○  keine schutzwürdigen Böden betroffen  Verlust von Straßenseitengräben im Be- Wasser reich der Zufahrt ● ○  Querung der Tiefenriede  keine erheblichen Auswirkungen zu erwar- Klima und Luft ○ ○ ten  Beeinträchtigung eines Landschaftsraumes mit einer besonderen Bedeutung mit Blick Landschaft ● ● auf seine Eigenart durch die Errichtung von 10 WEA Kultur- und sonstige  keine erheblichen Auswirkungen zu erwar- ○ ○ Sachgüter ten  keine erheblichen Auswirkungen zu erwar- Wechselwirkungen ○ ○ ten ● = erheblich; ○ = nicht erheblich

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9. Maßnahmen zur Vermeidung und zum Ausgleich oder Ersatz erheblicher Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft

Bei der Maßnahmenplanung werden die zuvor ermittelten Beeinträchtigungen von Natur- haushalt und Landschaft sowie die im Rahmen des Artenschutzbeitrages entwickelten Maßnahmen berücksichtigt. Die dort vorgeschlagenen Maßnahmen zur Projektgestaltung (u. a. Bauzeitenregelung) fließen in die Maßnahmenplanung mit ein. Die Maßnahmen aus der artenschutzrechtlichen Prüfung sind mit dem Index „ART“ versehen.

Es wird zwischen folgenden Maßnahmentypen differenziert:

 V – Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen,  M – Kompensationsmaßnahmen (Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen)

Die Maßnahmen aus der artenschutzrechtlichen Prüfung sind mit dem Index „ART“ verse- hen. Sofern diese eine vorgezogene Ausgleichsfunktion übernehmen sollen (sog. CEF- Maßnahmen), sind diese dem Index „CEF“ gekennzeichnet. Sofern diese Beeinträchtigun- gen es FFH-Gebietes vermeiden sollen, sind diese dem Index „FFH“ gekennzeichnet.

9.1 Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen

Durch die im Folgenden aufgelisteten Maßnahmen können Störungen und Schädigungen vermieden oder vermindert werden.

V 1 - Abschaltung der WEA zur Einhaltung der Immissionsrichtwerte Die Schattenwurfdauer überschreitet an den Immissionspunkten 1, 2, 4, 5, 7 bis 12 und 16 die gesetzlichen Vorgaben. Im Fall einer möglichen Überschreitung der maximalen Schat- tenwurfdauer wird die Windenergieanlage mit einer entsprechenden Regeltechnik verse- hen, um den tatsächlichen Schattenwurf durch zeitweise Abschaltung auf das zulässige Maß zu reduzieren. Maßgeblich für den Betriebsmodus sind die Angaben im vorliegenden Schattenwurfgutachten (Ingenieurbüro PLANkon, 2015a).

Um die Einhaltung der maßgeblichen Lärmrichtwerte zu gewährleisten, müssen alle Anla- gen während der Nachtstunden in einem schallreduzierten Modus betrieben werden. Maß- geblich für den Betriebsmodus sind die Angaben im vorliegenden Geräuschimmissionsgut- achten (Ingenieurbüro PLANkon, 2015b).

V 2 - Oberflächengestaltung der WEA Zur Minderung der Lichtreflexion sind die einzelnen Bauteile der WEA in einem mattierten Farbton anzulegen. Im unteren Bereich des Anlagenturms können grüne Farbtöne gewählt werden.

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VART 3 - Fledermausfreundliche Abschaltalgorithmen

Die Maßnahme entspricht der VART 1 aus dem Artenschutzbeitrag.

Vier der festgestellten bzw. potenziell vorkommenden Arten wurden durch den Leitfaden „WEA und Artenschutz“ als WEA-empfindlich und kollisionsgefährdet eingestuft.

Es handelt sich um die Arten Breitflügelfledermaus, Großer Abendsegler, Rauhautfleder- maus und Zwergfledermaus.

Zur Vermeidung der signifikante Erhöhung der Verletzung oder Tötung von Individuen der genannten Fledermausarten ist entsprechend dem Leitfaden MKULNV / LANUV 2013 wäh- rend der ersten zwei Betriebsjahre eine Abschaltung zu bestimmten Zeiten vorzusehen.

Im Zeitraum vom 01.04.- 31.10. ist die Anlage in den Nächten zu den Zeiten abzuschalten, in denen folgende Bedingungen gleichzeitig erfüllt sind:

 Windgeschwindigkeit in Gondelhöhe unterhalb oder gleich 6 m/s,  Lufttemperatur von mindestens 10 Grad Celsius in Gondelhöhe,  im Zeitraum 1 Stunde vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang,  kein Regen/ Nebel bzw. trockene Bedingungen.

Die Abschaltung nach einem fledermausfreundlichen Betriebsalgorithmus ist im Rahmen der immissionsschutzrechtlichen Genehmigung der WEA als Nebenbestimmung festzuset- zen.

Die Maßnahme dient jedoch auch dem Schutz aller weiteren, nicht als WEA-empfindlich geltenden (vgl. (MKULNV & LANUV, 2013) Fledermausarten (Bechsteinfledermaus, Brau- nes Langohr, Fransenfledermaus, Große Bartfledermaus, Kleine Bartfledermaus, Rauhaut- fledermaus, Teichfledermaus, Wasserfledermaus).

VART 4 - Kontrolle von Baumhöhlen vor Baubeginn

Die Maßnahme entspricht der VART 2 aus dem Artenschutzbeitrag.

Geeignete Bäume mit vorhandenen bzw. potenziellen Quartieren sind im Baufeld nicht bekannt. Jedoch könnten Gehölze im Baufeld potenzielle Sommerquartiere (Baumspalten) enthalten.

Dies gilt für die Arten Breitflügelfledermaus, Großer Abendsegler, Rauhautfledermaus und Zwergfledermaus sowie Bechsteinfledermaus, Braunes Langohr, Fransenfledermaus, Gro- ße Bartfledermaus, Kleine Bartfledermaus, Teichfledermaus, Wasserfledermaus.

Zur Vermeidung artenschutzrechtlicher Verbotstatbestände, insbesondere des Tötens von Tieren, werden zu fällende Gehölzbestände mit Potenzial für Fledermausquartiere vor der

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Baufeldfreiräumung von fachkundigem Personal auf Baumhöhlen und -spalten untersucht. Potenziell geeignete Baumhöhlen und Baumspalten werden auf Fledermausbesatz über- prüft. Die Maßnahme erfolgt zwischen September – Oktober des jeweiligen Jahres, unmit- telbar vor den Baumfällarbeiten. Dies betrifft insbesondere nachgewiesene Balzquartiere der Zwergfledermaus sowie Bäume mit einem BHD >20 cm.

Beim Fällen der Bäume ist darauf zu achten, dass mögliche Öffnungen von geeigneten Quartierstrukturen frei bleiben. Nach dem Fällen sollten die jeweiligen Bäume mind. 2 – 3 Tage unberührt an Ort und Stelle liegen bleiben, bevor die weitere Zerlegung und Abfuhr erfolgt. Damit wird den ggf. in den Höhlungen vorhandenen Tieren die Möglichkeit zur Flucht gegeben.

Nur wenn zweifelsfrei feststeht, dass die potenziellen Quartiere nicht besetzt sind, werden sie verschlossen (z. B. mit Papier). Im Übrigen können Quartieröffnungen mit speziellen Vorrichtungen auch so verschlossen werden, dass Tiere zwar hinaus, jedoch nicht wieder hinein können. In Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde ist im Einzelfall ein Umsetzen von Einzelindividuen oder eine Verschiebung des Fällzeitpunktes in Erwägung zu ziehen.

Bei einem Fund bzw. Hinweisen auf wichtige Quartierstandorte (z. B. Wochenstuben oder Winterquartiere) ist die untere Naturschutzbehörde zur Abstimmung der erforderlichen Maßnahmen hinzuzuziehen. Ggf. werden Schutzmaßnahmen zur Vermeidung einer Tötung von Tieren ergriffen, gefundene Tiere gesichert und fachgerecht umgesetzt.

VART 5 - Bauzeitenregelung

Die Maßnahme entspricht der VART 3 aus dem Artenschutzbeitrag.

Die Baufeldfreimachung und Baufeldvorbereitung ist i.S.d. § 39 BNatSchG außerhalb der Vogelkernbrutzeit (01.03. bis 30.06.) durchzuführen. Ebenso ist das Abschieben des Oberbodens auf eine Zeit außerhalb der Brutzeit durchzuführen.

Sind aus Gründen des Bauablaufes zwingend Baufeldfreiräumungen zu anderen als dem o.g. Zeitfenster erforderlich, wird zuvor durch einen Ornithologen festgestellt, ob in der je- weiligen Brutsaison aktuelle Bruten vorhanden sind. Wenn keine Bruten festzustellen sind, kann der Abtrag von Oberboden in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde auch im Zeitraum zwischen März bis Juni erfolgen

VART 6 - Gestaltung des Mastfußbereiches

Die Maßnahme entspricht der VART 4 aus dem Artenschutzbeitrag.

Um einer nachträglich unbeabsichtigten Erhöhung des Verletzungs- und Tötungsrisikos von Greifvogel- und Eulenarten entgegenzuwirken, sollte das direkte Umfeld der WEA ge-

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mäß (Hötker, et al., 2005) so gestaltet werden, dass Vogelarten nicht gezielt angelockt werden. Dazu werden in Anlehnung an (Mammen, et al., 2010) folgende Vermeidungs- maßnahmen vorgeschlagen:  Beschränkung der Größe der Mastfuß-Umgebung auf ein Mindestmaß und Anlage der Wegeflächen als Schotterfläche,  Gestaltung der Mastfuß-Umgebung so unattraktiv wie möglich für Kleinsäuger und Greifvögel (geeignet ist die Entwicklung einer höherwüchsigen ruderaler Gras- Krautfluren),  Mahd der Mastfußbrache nur im Winter und im mehrjährigen Pflegerhythmus.

VART 7 - Anbringen von künstlichen Nisthilfen

Die Maßnahme entspricht der VART 6 aus dem Artenschutzbeitrag.

Da Baumfalken über Jahre hinweg alte Nester und Horste nutzen, kann der Art durch das Aufhängen von mindestens 3 Kunsthorsten eine dauerhafte Alternative zum Brutstandort aus 2016 angeboten werden. Hierdurch kann die Art aus dem Gefahrenbereich des Wind- parks gelenkt werden.

Die Maßnahme V ART 5 (Entwicklung und Pflege strukturreicher Habitate) erhöht zusätzlich die Attraktivität des Umfeldes des zukünftig geplanten Lebensraums. Durch die Extensivie- rungen auf den Flächen wird zudem die Nahrungsverfügbarkeit im Aktionsraum der Art erhöht, sodass auch eine langfristige Bindung an die Maßnahmenfläche ermöglicht wird.

Art des Kunsthorstes:

 Korb mit Durchmesser 35-40 cm, Höhe 10-15 cm, z. B. Nistkorb Typ 40 cm Durchmes- ser der Fa. Schwegler (vgl. Abb. 23 - 24),  ausgepolstert mit ausgestochenen Rasenstück mit dichtem Feinwurzelgeflecht (z. B. Drahtschmiele), ausgeklopfter Erde, mit den Wurzeln nach oben in den Nistkorb gelegt, um das Rasenstück ein Ring langhalmiger Gräser, mit schwachem Draht befestigen (Verhindern des Wegrollens von Eiern)4,  Mulde nicht zu tief anlegen (Falke muss beim Brüten über den Horstrand schauen können),  Korb an mindestens 3 Punkten fest verdrahten.

4 Bei dem Nistkorb der Fa. Schwegler liegt ein Rindenmulch-Gemisch bei. Dieses sollte in sehr feuchtem Zustand im Korb ausgebreitet und mit der flachen Hand festgedrückt werden. Als Einziges werden teilweise dünne Äste und Zweige von den Vögeln alljährlich neu eingelegt und somit das Nest von neuem aus- bzw. nachgepolstert.

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 Abb. Bild eines Kunsthorstes der  Abb. 1 Montagebeispiel des Nist- Fa. Schwegler korbes Lage des Kunsthorstes:

 Anbringen am Nord- oder Ostrand von Feldgehölzen (aufgerissener Bestandsrand),  Horst muss von oben und dem Bestandsinneren durch Zweige und Äste geschützt sein, nur anfliegbar von der angrenzenden Freifläche,  Horst kann sehr versteckt sein,  vom Horst wegführende waagerechte Äste (Ausflüge der Ästlinge) sind günstig,  formschlüssig eingepasst im obersten Drittel der Baumkrone,  mindestens 3 Kunsthorste je geplantem Brutrevier (Nistplatzkonkurrenz durch Wald- ohreule und Turmfalke),  Aufhängehöhe ab 5 m.

VART 8 - Kontrolle potenzieller Horstbäume im Baufeld

Die Maßnahme entspricht der VART 7 aus dem Artenschutzbeitrag.

Eine Betroffenheit der Waldart Sperber ist unwahrscheinlich, da Waldbereiche durch das Baufeld nicht betroffen sind. Ebenso ist eine Betroffenheit des Brutplatzes von Turmfalken unwahrscheinlich. Da diese jedoch im Vorfeld nicht sicher ausgeschlossen werden kann, sind potenzielle Horstbäume im Baufeld vor Beginn der Rodungsarbeiten auf den Besatz durch Sperber und Turmfalke durch Fachkundige zu kontrollieren.

Sofern der Turmfalke angetroffen wird, ist für die Art entsprechend der Maßnahme

V ART 6 – Anbringen von künstlichen Nisthilfen zu verfahren.

Da der Sperber in der Regel Stangenholzbestände als Brutplatz nutzt, sind kurzfristige Maßnahmen hier nicht möglich. Sollte dennoch ein Sperberbrutplatz im Baufeld liegen, so ist dieser zu erhalten, und die Zuwegung entsprechend anzupassen.

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V 9 - Bodenschutz Um Auswirkungen auf das Schutzgut Boden zu verringern, werden folgende Maßnahmen zur Vermeidung durchgeführt:

 Baufeldabsteckung vor Beginn der Bauarbeiten  Zur Erschließung der Windenergieanlagen so weit wie möglich vorhandene befestigte Wege nutzen.  Temporär genutzte Wege werden mit Stahlplatten befestigt (Weg von der bestehenden WEA zum Eingriffsort).  Schädliche Bodenveränderungen mit Beeinträchtigungen der Bodenfunktionen sind generell zu vermeiden.  Arbeitsstreifen und Baufelder sind auf das unbedingt erforderliche Maß zu begrenzen. Als Lagerflächen sind bevorzugt die Ackerflächen im Umfeld der Maßnahme zu nutzen.  Die temporär beanspruchten Montageflächen oder erforderlichen Kurvenradien sind durch geeignete Bodenplatten abzudecken. Nach der Beanspruchung sind die ggf. ent- standenen Bodenverdichtungen nach Ausführung der Bodenarbeiten durch eine tief- gründige Auflockerung aufzuheben.  Bei sämtlichen Bodenarbeiten sind die DIN 18300 (Erdarbeiten) und DIN 18915 (Vege- tationstechnik im Landschaftsbau: Bodenarbeiten) zu berücksichtigen. Demnach werden Abtrag und Auftrag von Oberboden gesondert von allen anderen Bodenarbeiten durch- geführt. Oberboden ist, sofern er nicht direkt wieder verwendet wird, in Mieten fachge- recht zwischenzulagern.  Um eine standortgerechte Wiederbegrünung zu ermöglichen, ist der anfallende Oberbo- den nach Abschluss der Rohbodenarbeiten vor Ort wieder einzubauen.

V 10 - Gewässerschutz

Die Empfehlungen des Hydrogeologischen Gutachtens (BGU Dr. Brehm Grünz GbR, 2016) sind vollständig zu berücksichtigen um die erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser sowie Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt zu vermeiden bzw. zu mindern. ins- besondere sind zu nennen:

 Während der Bauarbeiten dürfen keine Verunreinigungen und keine wassergefährden- den Stoffe in die Gewässer gelangen. Die zum Betrieb von Baumaschinen erforderli- chen Öle und Treibstoffe sind entsprechend §§ 1 a, 26 und 34 WHG schadlos zu lagern. Bei Verunreinigungen mit wassergefährdenden Stoffen sind die Meldepflichten zu be- achten.  Während der Bauphase hat die Betankung von Baufahrzeugen und -maschinen auf einer wasserundurchlässigen Fläche derart zu erfolgen, dass auslaufende Kraft- und Betriebsstoffe sofort erkannt, zurückgehalten und aufgenommen werden können. Ein geeignetes Bindemittel ist vorzuhalten.

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 Wasser, das im Rahmen der Fundamentierung anfällt und abgepumpt wird, ist mit ge- eigneten technischen Hilfsmitteln zu filtern. Hierbei ist insbesondere darauf zu achten, etwaige Eisen-Mangan-Flocken aus dem Baugrundwasser zu filtern. Das gefilterte Wasser ist anschließend in ortsnahe Gräben einzuleiten. Falls die Filter während der Abpumpphase zu reinigen sind, ist das Rückspülwasser gesondert in kanalisationsan- gebundenen Entwässerungsstellen zu entsorgen. Bei einer oberflächennahen Wasser- haltung über eine Drainage muss zudem sichergestellt sein, dass das Wasser vor der Einleitung ins Gewässer keine relevante Trübung durch Schwebstoffe mehr aufweist.  Um eine Versickerung von Regenwasser zu ermöglichen, sind vollversiegelte Flächen auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Temporär befahrene Wege werden als wasserge- bundene Wegedecke angelegt.  Auch während des Betriebes sind beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen die allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen sowie die zutreffenden technischen Regelun- gen zu beachten. Dies betrifft insbesondere den Transport und das Abfüllen dieser Stof- fe für den Ölwechsel, z. B. durch Zugelassene, dichte und beständige Auffangwannen, dichte Abfüllflächen, zugelassene dichte und beständige Behälter oder Tankwagen mit allen erforderlichen zugelassenen Sicherheitseinrichtungen.

V 11 - Baufeldabsteckung

Das Baufeld ist vor Beginn der Arbeiten abzustecken. Die Absteckung ist für die Dauer des Baubetriebes zu erhalten.

V 12 - Minderung visuellen Wirkungen

Beleuchtungen sind abgesehen von Beleuchtung zu Wartungsarbeiten und der Flugsiche- rung nicht zulässig.

V FFH 13 - Querung der Tiefenriede im Bereich der WEA 3 mittels Brücke Insbesondere die Tiefenriede ist von zentraler Bedeutung für die Libellenpopulation von Helm-Azurjungfer und auch Vogel-Azurjungfer.

Um eine baubedingte Tötung von Larven und eine baubedingte Störung von Tieren zu vermeiden ist die Zuwegung zur WEA 3 über die Tiefenriede mittels Brückenteile zu gestal- ten. Bei der Montage der Brückenteile ist darauf zu achten, dass es nicht zu einem was- serstau kommt. Es sind ausreichende Vorsorgemaßnahmen zu treffen, um wassergefähr- dende Stoffe nicht in die Fließgewässer gelangen zu lassen (vgl. V 10 - Gewässerschutz). Die Sicherheitshinweise und Regeln nach dem aktuellen technischen Stand sind zu beach- ten.

V FFH 14 - Filtern von Baugrundwasser Sofern eine Baugrundwasser erforderlich wird müssen Maßnahmen ergriffen werden, um den Gewässerchemismus innerhalb der Tiefenriede nicht zu verändern.

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Das Baugrundwasser ist mittels Kiesfilter zu reinigen und erst dann in die umliegenden Gräben einzuleiten oder auf umliegenden Flächen zu versickern. Bei den Filtern ist auf ausreichende Größe zu achten um ein Spülen der Filter während der Einsatzzeit zu ver- meiden. Ist ein Spülen der Filter dennoch notwendig, ist das Rücklaufwasser aufzufangen und gesondert zu entsorgen. Ein Einleiten oder Versickern des Rückspülwassers innerhalb des FFH-Gebietes und innerhalb der umliegenden Flächen ist nicht möglich.

V 15 - Umweltbaubegleitung

Um baubedingte Beeinträchtigungen früh genug zu erkennen und zu vermeiden, ist wäh- rend der Bauphase eine Umweltbaubegleitung (UBB) einzusetzen. Die UBB ist durch eine umweltfachlich qualifizierte Person wahrzunehmen.

Vorrangige Aufgabe der UBB ist die baubegleitende Überwachung aller allgemeinen und vorhabensspezifischen Umweltstandards und -auflagen zur Vermeidung von Umweltschä- den an Boden, Wasserhaushalt/Gewässern und an Tieren, Pflanzen und ihren Lebensräu- men.

Die UBB umfasst in vorliegenden Fall insbesondere die Begleitung der Zuwegungs- und Fundamentierungsarbeiten vor Ort (u.a. Baufeldräumung, Baustelleneinweisungen, regel- mäßige Baustellenbesprechungen, Kontrolle der umweltbezogenen Regelungen und Do- kumentation anhand eines UBB-Bautagebuches).

Hier sind insbesondere die fachlich korrekte Umsetzung aller Vermeidungsmaßnahmen sowie die Vermeidung der möglichen Auswirkungen auf das FFH-Gebiet „Grabensystem Tiefenriede“ zu begleiten. Auch ist die Umsetzung der Ausgleichsmaßnahmen fachlich zu begleiten.

9.2 Eingriffsregelung und Kompensationsermittlung

Die geplante Errichtung der Windenergieanlagen in der Tiefenriede stellt gemäß § 14 BNatSchG einen Eingriff in Natur und Landschaft dar, der gemäß § 15 BNatSchG zu kom- pensieren ist.

Erhebliche Eingriffe sind insbesondere auf das Landschaftsbild zu erwarten (Kap. 8.1.6), aber auch der Verlust von Biotoptypen sowie die Versiegelung von Böden ist im Rahmen der Eingriffsregelung zu betrachten.

In der Gesamtbilanz werden die Eingriffe multifunktional kompensiert, so dass nach Ab- schluss der Maßnahmen keine erheblichen Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes ver- bleiben. Die entsprechende Bilanz ist in Kap. 9.2 vorhanden.

Als Verursacher des Eingriffs ist der Vorhabenträger gemäß § 15 BNatSchG dazu ver- pflichtet, Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft vorrangig zu vermeiden. Nicht ver-

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meidbare erhebliche Beeinträchtigungen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder zu ersetzen (Ersatzmaß- nahmen).

Ausgeglichen ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in gleichartiger Weise wiederhergestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht wiederhergestellt oder neu gestaltet ist.

Ersetzt ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in dem betroffenen Naturraum in gleichwertiger Weise hergestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht neu gestaltet ist.

9.2.1 Naturhaushaushalt

Die Eingriffs- und Ausgleichsbilanzierung erfolgt nach den Vorgaben des LANUV in der „Numerischen Bewertung von Biotoptypen für die Eingriffsregelung in NRW“ (LANUV NRW, 2008). Dieses soll einen einheitlichen und nachvollziehbaren Bewertungsmaßstab für die Eingriffsermittlung und die Berechnung des Kompensationsumfanges bieten. Der Kompensationsbedarf wird in Tab. 20 auf Grundlage der im Untersuchungsgebiet erfassten Biotoptypen (vgl. Kap. 7.3.2.2) berechnet.

In Kapitel 8.1.2.2 ist aufgeführt, dass insgesamt ca. 3,4 ha Biotoptypen temporär durch Versiegelung (Fundament, Zuwegung, Kranaufstellfläche) zerstört werden, davon sind ca. 3,0 ha Ackerfläche. Dieser Eingriff wird im Folgenden nicht bilanziert, da die vorhandene Fläche durch entsprechende Maßnahmen wieder zum Ausgangszustand zurückgeführt werden kann (vgl. Kap. 9.1). Bei den verbleibenden 0,4 ha handelt es sich um Gehölze, die in der Eingriffsbilanzierung berücksichtigt werden.

Tab. 20 Eingriffsumfang Biotoptypen5

Biotoptyp Flächengröße Wertstufe Eingriffsflächenwert (m²) (LANUV NRW, (WE) (im GIS ermittelt) 2008) HA0 (Acker) 25.478 2 50.956 BH0 (Allee) 897 8 7.176 BF1 (Baumreihe) 1.116 8 8.928 FN wf (Graben, naturnah) 11 7 77 FN wf 6 (Graben bedingt naturfern) 426 4 1.704 HH8 (Uferrandstreifen) 56 3 168 VA (Straßenbegleitgrün) 1.924 4 7.696 EA (Wirtschaftsgrünland) 52 3 156

5 Überplante Bankettbereiche werden hierbei nicht berücksichtigt.

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Biotoptyp Flächengröße Wertstufe Eingriffsflächenwert (m²) (LANUV NRW, (WE) (im GIS ermittelt) 2008) Gesamt 76.861

Durch den geplanten Eingriff ergibt sich daher ein Kompensationsbedarf von 76.861 Werteinheiten (Tab. 20).

9.2.2 Landschaftsbild

Bei der Eingriffsermittlung für die Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes wird das im WEE NRW 2015 beschriebene Verfahren angewendet (vgl. (MKULNV & MBWSV & Staatskanzlei NRW, 2015).

Demnach sind Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch Windenergieanlagen auf- grund der Höhen der Anlagen (> 20 m) in der Regel nicht ausgleichbar oder ersetzbar im Sinne des § 15 Abs. 6 Satz 1 BNatSchG. Eine landschaftsgerechte Wiederherstellung oder Neugestaltung der Landschaft im Sinne von § 15 Abs. 2 BNatSchG, so dass die unvorein- genommene Beobachterin und der unvoreingenommene Beobachter, der die vom Eingriff betroffene Örtlichkeit nicht kennt, diese nach Neugestaltung nicht als Fremdkörper in der Landschaft erkennen kann, ist bei vertikalen Strukturen mit der Höhe moderner Windener- gieanlagen nicht möglich. Daher ist, wenn eine solche Anlage zugelassen wird, für diese Beeinträchtigungen ein Ersatz in Geld zu leisten.

Die Höhe der Ersatzzahlung ergibt sich aus der Höhe der Anlage und der Wertstufe des Landschaftsbildes im Umkreis der 15-fachen Anlagenhöhe (Gesamthöhe aus Nabenhöhe und Rotorblattlänge) aus den Beträgen der Tabelle auf Seite 61 im WEE NRW 2015 (MKULNV & MBWSV & Staatskanzlei NRW, 2015). Die Wertstufe ist der landesweiten Ein- stufung der Landschaftsbildeinheiten des LANUV in den Fachbeiträgen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu entnehmen. In Regionen, in denen noch keine Bewertung durch das LANUV vorliegt (dies ist beim vorliegenden WEA-Standort der Fall), ist die Wert- stufe anhand eines vorgeschriebenen Verfahrens zu ermitteln. Wenn eine nachvollziehbare Einteilung der Landschaftsbildeinheiten nicht gegeben ist, kann eine weitere Binnendiffe- renzierung durchgeführt werden. Sind von einem Vorhaben unterschiedliche Wertstufen betroffen, ist ein gemittelter Betrag in Euro anzusetzen.

Die Ermittlung des Ersatzgeldes für die Kompensation des Landschaftsbildes wird anhand der Flächenanteile der einzelnen Landschaftsbildeinheiten und der Zuordnung der Preise pro Meter Anlagenhöhe vorgenommen.

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Tab. 21 Höhe der Ersatzzahlung lt. WEE NRW 2015 Ziffer 8.2.2.1 Tabelle S. 61

Wert- LBE bis zu 2 WEA Windpark mit 3-5 Anla- Windpark ab 6 Anlagen stufe Ersatzgeld pro Anlage gen Ersatzgeld pro Anlage je Meter Anlagehöhe Ersatzgeld pro Anlage je Meter Anlagehöhe je Meter Anlagehöhe 1 sehr gering / 100 € 75 € 50 € gering 2 mittel 200 € 160 € 120 € 3 hoch 400 € 340 € 280 € 4 sehr hoch 800 € 720 € 640 €

Die Größe des Untersuchungsraumes beträgt insgesamt 5.157 ha (15-fache Anlagenhöhe = 3.090 m).

Tab. 22 Zuordnung der Flächenanteile / Landschaftsbildeinheit / Wertstufen

Landschaftsbildeinheit Fläche (ha) Wertstufe € / m Anlagenhöhe IIIb-003-A(2) 1.345 mittel 120 IIIb-003-G(2) 241 hoch 280 IIIb-004-A(3) 322 gering 50 IIIb-005-A(1) 102 mittel 120 IIIb-007-A(1) 254 gering 50 IIIb-007-O(1) 339 mittel 120 5.10 464 mittel 120 5.11 1.517 mittel 120 5.14 23 hoch 280 5.15 540 mittel 120 9.12 43 gering 50 Summe 5.157

Tab. 23 Zusammenfassung von Tab. 22

Wertstufe Flächengröße (ha) € / m Anlagenhöhe Gering 619 50 Mittel 4.307 120 hoch 264 280 gesamt 5.157

Die Ermittlung des Ersatzgeldes wird nach der flächengewichteten Mittelung des Preises gemäß den Anteilen der Landschaftsbildeinheiten am Untersuchungsgebiet vorgenommen.

Der gemittelte Preis pro Meter Bauhöhe ergibt sich aus der folgenden Berechnung:

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619 ha / 5.157 ha * 50 €/m + 4.307 ha / 5.157 ha * 120 €/m + 264 ha / 5.157 ha * 280 €/m = 120,55 €/m

Das Ersatzgeld ergibt sich aus dem Preis pro Meter Anlagenhöhe multipliziert mit der Anla- genhöhe:

206 m Anlagenhöhe * 10 Anlagen = 2.060 Meter gesamt

2.060 m * 120,55 € / m = 248.346,44 €

9.2.3 Kompensationsbedarf insgesamt

Tab. 24 Übersicht des Kompensationsbedarfs

Schutzgut Kompensationsbedarf Naturhaushalt 76.861 WE Boden 59.856 m² Landschaft 248.346,44 €

9.3 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen

Vorgezogene Maßnahmen zum Ausgleich von beeinträchtigten Lebensräumen (CEF- Maßnahmen)

Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen stellen artspezifische, bereits vor Beginn des geplan- ten Vorhabens funktionsfähige Maßnahmen dar, die negative Wirkungen von Eingriffen auf der Seite der betroffenen (Teil-)Population durch Gegenmaßnahmen auffangen. Hat eine Fortpflanzungs- oder Ruhestätte nach Durchführung dieser Maßnahmen mindestens die gleiche (oder eine größere) Ausdehnung und eine gleiche (oder bessere) Qualität für die zu schützende Art, so liegt keine Beeinträchtigung der Funktion, Qualität oder Integrität der betreffenden Stätte vor und das Vorhaben kann durchgeführt werden, ohne dass eine Aus- nahme nach Art. 16 FFH-RL erforderlich ist.

Durch die im Folgenden aufgelisteten vorgezogenen Maßnahmen (CEF-Maßnahmen) kön- nen mögliche Störungen und Schädigungen betroffener Arten ausgeglichen werden.

M CEF 1 – Anlage von Extensivgrünland Durch die Verwirklichung des Windparks zum Windpark sind 3 Brutpaare der Feldlerche, 1 Brutpaar des Kiebitzes, 1 Brutpaar des Großen Brachvogels sowie mehrere Brutpaare der Wachtel betroffen.

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Für die Arten sind vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen erforderlich, die die Funktionen der durch den geplanten Windpark beeinträchtigen Bereiche übernehmen können.

Die Maßnahme ist zugleich auch Bestandteil der der Vermeidungsmaßnahme

V ART 5 - Schaffung von Nahrungshabitaten abseits der Anlagen.

Die Maßnahmenfläche soll mindestens 500 Meter von geplanten und bestehenden WEA entfernt liegen. Es ist notwendig mind. 10 ha extensives Feuchtgrünland zu entwickeln. Die Größe ist erforderlich um den Minimalbedarf einer Reviergröße für den Großen Brachvogel zu erreichen (MKULNV NRW, 2013). Für Kiebitz und Feldlerche werden jeweils 2 ha pro Brutpaar, für die Wachtel 1 ha angesetzt. Da die Arten in Gemeinschaft auf den gleichen Flächen vorkommen, ist die Maßnahme für alle Arten wirksam.

Flächenmässig ist der Bedarf für den Großen Brachvogel als größer Wert relevant.

Die Maßnahmenfläche soll in der offenen Agrarlandschaft mit wenig Kulissenwirkung durch angrenzende Gehölze oder Siedlungen liegen, sodass eine Ansiedelung der Arten als sehr wahrscheinlich angesehen werden kann.

Folgende Bewirtschaftungsauflagen sind hierbei einzuhalten:

Nutzungsart: Das Grünland ist als Wiese oder Weide zu nutzen. Eine Ackernutzung bzw. Ackerzwischennutzung ist nicht zulässig. Ebenso ist das Anpflan- zen von Gehölzen unzulässig. Düngung: Keine Düngung mit Flüssigmist (Gülle, Jauche etc.) und mineralischem Volldünger. Düngung mit Stallmist ist nach Aberntung der ersten Schnittnutzung bis spätestens Mitte Februar möglich. Bedarfsorientierte Düngung mit Phosphor und Kalium nur nach vorheri- ger Zustimmung der zuständigen Naturschutzbehörde. Maßgeblich für die Bedarfsermittlung sind Ergebnisse von entsprechenden Bodenun- tersuchungen. Bearbeitung: Keine maschinelle Bearbeitung (Walzen, Schleppen, Mähen etc.) sowie länger andauernde Instandsetzungs- und Pflegearbeiten vom 15.03. bis zum 15.06. eines jeden Jahres. Beweidung: Beweidung bis zum 1. Juli lediglich mit 1,5 GVE je ha.6, danach max. 4 GVE/ha. Eine Beweidung darf zum Schutz der Bodenbrüter erst nach Mitte April erfolgen. Keine ganzjährige Beweidung; Beweidungszeitraum vom 20. April bis max. Ende Oktober eines Jahres. Keine Zufütterung des Weideviehs auf der Fläche.

6 Eine lokale Mahd nach dem 01.07. kann erforderlich werden.

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Grasnarbe: Keine Erneuerung der Grasnarbe (u. a. durch Umbruch), Grünlandverbesserung durch Über- und Nachsaaten im Schlitzdrillver- fahren nur nach vorheriger Zustimmung der zuständigen Naturschutzbe- hörde. Pflanzenschutz: Keine Anwendung von Pflanzenbehandlungs- oder -schutzmitteln. Mahd: Mahd zweimal pro Jahr wie folgt: 1. Schnitt nicht vor Mitte Juni eines jeden Jahres. 2. Schnitt frühestens 12 Wochen nach dem 1. Schnitt, das Mähgut ist abzuräumen. Die Mahd ist grundsätzlich von innen nach außen oder von einer Seite aus beginnend durchzuführen, die Fläche muss kurzrasig in den Winter gehen. Entwässerung: Der derzeitige Wasserstand darf nicht gesenkt werden. Entwässe- rungsmaßnahmen wie z. B. Dränung sind untersagt. Bodenrelief: Die Oberflächengestaltung des Bodens darf nicht geändert werden (kein Einebnen oder Planieren, keine Bodenauffüllungen). Lagerung: Keine Lagerung von landwirtschaftlichen Geräten, Maschinen oder Mist oder Winterfutter (Silagemieten, Rundballen o.ä.).

M CEF 2 – Anlage von Blühstreifen Vögel der Kulturlandschaft benötigen reich strukturierte Offenländer. Dies können Ackerflä- chen, aber auch Grünländer sein.

Als Nahrungsraum sind daher für die betroffenen Arten Feldlerche, Kiebitz und Wachtel ergänzend zu der Maßnahme M CEF 1 Strukturierungen des Lebensraumes in Form von Blühstreifen (Mindestbreite 6 m, Gesamtumfang ca. 0,5 ha) mit einen Mindestabstand von 500 m zu bestehenden und geplanten WEA anzulegen. Die Flächen sollen sich im Umfeld des Extensivgrünlandes befinden. Damit wird die Nahrungsverfügbarkeit für die Arten opti- miert. Die Lage der Flächen kann dabei wechseln.

M CEF 3 – Anlage von Feldhecken Um den Verlust von Lebensraum für gehölzgebunden brütende Arten auszugleichen, ist an geeigneter Stelle die Anlage von Hecken vorzunehmen. Diese sollte möglichst außerhalb des Windparks entstehen, um die Attraktivität innerhalb des Windparks nicht für z.B. wind- kraftsensible Greifvögel, welche für die gehölzbewohnenden Arten Prädatoren darstellen, zu erhöhen.

Die Feldhecken sollen aus standortheimischen Gehölzen bestehen, mind. 5 m breit sein und mindestens einen einseitigen Saumstreifen von 3 m Breite aufweisen. Der Flächenum- fang hat mind. 2.000 m² zu betragen.

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Die Anlage der Hecken kann nicht direkt auf den Flächen M CEF 1 – Anlage von Extensiv- grünland stattfinden, um die jeweiligen Maßnahmen nicht gegeneinander aufzuheben

Ziel ist die Entwicklung von kleingliedrigen Landschaftselementen.

Kompensationsmaßnahmen

Es ist beabsichtigt zur Kompensation der Eingriffe in den Naturhaushalt sowie den Boden die Maßnahmen des Artenschutzes (MCEF 1 bis MCEF 3) heranzuziehen. Die vorgeschlage- nen Maßnahmen dienen zugleich dem Ausgleich der betroffenen Funktionen.

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9.4 Vergleichende Gegenüberstellung der Konflikte und Maßnahmen

Maßgebliche Konflikte Umfang der be- Zugeordnete Maßnahmenkomplexe/ Umfang der Fazit troffenen Funktio- Einzelmaßnahmen Maßnahmen nen

Boden

Verlust und Änderung von Bodenfunktionen (Gley, 3,41 ha temporär V9 – Bodenschutz ca. 10 ha  Es verbleiben vo- Podsoll-Gley, Gley-Podsol, Gley-Humuspodsol) 2,57 ha dauerhaft V11 – Baufeldabsteckung raussichtlich keine durch Zuwegung (Teilversiegelung), z. T. Verminde- V15 – Umweltbaubegleitung erheblichen Beein- rung der versickerungsfähigen Oberflächen, Dauer- trächtigungen. MCEF 1 – Anlage von Extensivgrünland hafter Eingriff durch Fundamente (Vollversiegelung MCEF 2 – Anlage von Blühstreifen MCEF 3 – Anlage von Feldhecken

Naturhaushalt

dauerhafte Versieglung von Biotoptypen 3,00 ha dauerhaft V9 – Bodenschutz ca. 10 ha  Es verbleiben vo- raussichtlich keine Biotoptyp Flächengröße Wertstufe V10 – Gewässerschutz (m², im GIS (LANUV V11 – Baufeldabsteckung erheblichen Beein- trächtigungen ermittelt) NRW, V15 – Umweltbaubegleitung 2008) MCEF 1 – Anlage von Extensivgrünland Acker 25.500 2 MCEF 2 – Anlage von Blühstreifen Alleen 897 8 MCEF 3 – Anlage von Feldhecken Baumreihen 1.166 8 Uferrandstreifen 56 3 Straßenbegleit- 1.924 4 grün Gräben naturnah 11 7

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Maßgebliche Konflikte Umfang der be- Zugeordnete Maßnahmenkomplexe/ Umfang der Fazit troffenen Funktio- Einzelmaßnahmen Maßnahmen nen

Gräben bedingt 426 4 naturfern Wirtschaftsgrün- 52 3 land Gesamt 30.032

Arten

Verlust von Gehölzen ca. 2.063 m² MCEF 1 – Anlage von Extensivgrünland ca. 10 ha ²  Es verbleiben vo- Verlust von Ackerfläche MCEF 2 – Anlage von Blühstreifen raussichtlich keine Verrohrung von Gewässerabschnitten MCEF 3 – Anlage von Feldhecken erheblichen Beein- trächtigungen.

Artenschutzkonflikte Baumfalke (1 BP) VART 3 - Fledermausfreundliche Abschaltalgo- mögliche Tötung und Störungen von Fledermaus- Feldlerche (3 BP): rithmen und Vogelindividuen durch Baufeldfreimachung, Großer Brachvogel VART 4 - Kontrolle von Baumhöhlen vor Baube- bzw. potenzielle Tötungen von Fledermausindividu- (1 BP) ginn en durch Kollisionen an WEA Kiebitz (1 BP) VART 5 - Bauzeitenregelung potenzielle Tötungen von Mäusebussarden und Rebhuhn (1 BP) VART 6 - Gestaltung des Mastfußbereiches Baumfalke durch Kollisionen an WEA Baumpieper (3 BP) VART 7 - Anbringen von künstlichen Nisthilfen Verlust von Wiesenvogellebensräumen: Gartenrotschwanz VART 8 - Kontrolle potenzieller Horstbäume im Verlust von Lebensraum für gehölzgebunden brü- (2 BP) Baufeld tende Vogelarten Kuckuck (1 BP) V11 - Baufeldabsteckung Pirol (1 BP) VFFH 13 - Querung der Tiefenriede im Bereich Waldlaubsänger (1 der WEA 3 mittels Brücke BP) VFFH 14 - Filtern von Baugrundwasser Wachtel V15 – Umweltbaubegleitung MCEF 1 – Anlage von Extensivgrünland MCEF 2 – Anlage von Blühstreifen

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Maßgebliche Konflikte Umfang der be- Zugeordnete Maßnahmenkomplexe/ Umfang der Fazit troffenen Funktio- Einzelmaßnahmen Maßnahmen nen

MCEF 3 – Anlage von Feldhecken

Landschaftsbild

Erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes V 2 - Oberflächengestaltung der WEA 248.346,44 €  Es verbleiben vo- im Bereich der 15-fachen Anlagenhöhe V 12 - Minderung visuellen Wirkungen Ersatzgeld raussichtlich technische Überprägung des Landschaftsraumes MCEF 1 – Anlage von Extensivgrünland Beeinträchtigun- gen. Veränderungen durch Maßstabs- und Eigenartsver- MCEF 2 – Anlage von Blühstreifen luste MCEF 3 – Anlage von Feldhecken Belastung des Blickfelds

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9.5 Maßnahmenübersicht

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die vorgesehen Schutzmaßnahmen und Maßnahmen des Risikomanagements.

Tab. 25 Tabellarische Maßnahmenübersicht

Maßnahme Nr. Bezeichnung Umfang / Lage V 1 Abschaltung der WEA zur Einhaltung der Immissionsrichtwerte 10 WEA V 2 Oberflächengestaltung der WEA 10 WEA / Zuwe- gung

VART 3 Fledermausfreundliche Abschaltalgorithmen 10 WEA

VART 4 Kontrolle von Baumhöhlen vor Baubeginn Baufeld

VART 5 Bauzeitenregelung Baufeld

VART 6 Gestaltung des Mastfußbereiches 10 WEA

VART 7 Anbringen von künstlichen Nisthilfen mind. 3

VART 8 VART 8 – Kontrolle potenzieller Horstbäume im Baufeld Baufeld V 9 Bodenschutz Baufeld V 10 Gewässerschutz Baufeld V 11 Baufeldabsteckung Baufeld V 12 Minderung visuellen Wirkungen 10 WEA

VFFH 13 Querung der Tiefenriede im Bereich der WEA 3 mittels Brücke Brücke WEA 3

VFFH 14 Filtern von Baugrundwasser Baufeld V 15 Umweltbaubegleitung Baufeld

MART 1 Anlage von Extensivgrünland ca. 10 ha zusam- menhängend

MART 2 Anlage von Blühstreifen ca. 0,5 ha 2 MCEF 3 Anlage von Hecken ca. 2.000 m

Die folgende Abbildung gibt eine Übersicht über Suchräume für mögliche Ausgleichsflä- chen.

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Abb. 24 Suchräume für Maßnahmenflächen

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9.6 Hinweise auf Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Angaben für die Umweltprüfung

Die Aussagen zum Schutzgut Wasser und Tiere werden nach dem Vorliegen der entspre- chenden Gutachten ergänzt.

Weiter werden ergänzt:

 Eingriffs- und Ausgleichsbilanz  Maßnahmenkonzept

Herford, 13.09.2016

(Der Verfasser)

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10. Literaturverzeichnis

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