<<

Professor Kurt Huber

Am 24. Oktober 1893 wurde Kurt Huber im schweizerischen (Grau- bünden) geboren und kam schon im frühen Kindesalter mit Musik in Berührung. Seit 1912/13 studierte Huber an der Münchner Universität Musikwissenschaften, Philosophie und Psychologie, fünf Jahre später promovierte er über den Renaissance-Musiker Ivo de Vento mit ›summa cum laude‹, 1920 folgte die Habilitation im Fach Psychologie.

In Gräfelfing lebte er seit 1938 und konzentrierte sich auf zwei Be- reiche: die Musikwissenschaft und die Philosophie. Lehraufträge für Psychologie und Methodenlehre ermöglichten ihm ein bescheidenes Auskommen. Die Berufung auf einen Lehrstuhl wurde seit 1933 durch die Nationalsozialisten unter dem Vorwand verhindert, eine leichte kör- perliche Behinderung schränke ihn bei seiner Arbeit ein.

Hubers Interesse an der Volksliedforschung führte ihn mit dem Kompo- nisten und Kiem Pauli, einem bekannten bayerischen Volks- sänger, zusammen. Durch seine Veröffentlichungen über Musikpsy- chologie, Musikästhetik und vokaltheoretische Forschungen gewann

Carl Orff Kiem Pauli er die Anerkennung der Wissenschaftswelt.

In den Kriegsjahren war es an der Münchner Universität ein offenes Geheimnis, dass Huber politisch nicht linientreu war. So hörte auch der Freundeskreis der Münchner Widerstandsgruppe Weiße Rose um und seine Vorlesung ›Leibniz und sei- ne Zeit‹, in der Huber das Thema staatsbürgerlicher Verantwortung behandelte. Im Dezember 1942 suchten Scholl und Schmorell den Kon- takt zu Huber. Nach intensiven Diskussionen schrieben sie gemeinsam mit Huber im Januar 1943 das fünfte Flugblatt der Weißen Rose: Auf- ruf an alle Deutsche!

5. Flugblatt der Weißen Rose Das sechste Flugblatt, welches Huber weitestgehend alleine verfasste, wurde der Gruppe zum Verhängnis. Am 18. Februar 1943 versuchten die Geschwister Hans und Sophie Scholl, die Blätter an der Universität auszulegen, wurden dabei entdeckt und an die verraten. Kurt Huber wurde am 27. Februar 1943 verhaftet. Am 19. April 1943 erfolg- te die gemeinsame Verurteilung mit Alexander Schmorell und Willi Graf vom Volksgerichtshof zum Tode, am 13. Juli 1943 ihre Hinrichtung in Stadelheim.

Im Alter von 49 Jahren verfemt und ermordet, hinterließ Kurt Huber seine Frau Clara und zwei Kinder. Nach dem Ende der NS-Herrschaft wurde die Ritter-von-Epp-Straße, sein letzter Wohnort, nach ihm be- nannt; 1966 erhielt die Oberschule in Gräfelfing den Namen Kurt- Huber-Gymnasium.

Das Haus von Kurt Huber in Gräfelfing 3 ›Verteidigungsrede von Prof. Kurt Huber‹

Die im Internet hinterlegten Audiobeiträge können Der Rundgang zur Ortsgeschichte wurde von dem Sie mit Ihrem Smartphone anhören. Projekt-Seminar am Kurt-Huber-Gymnasium Einfach QR-Code einscannen und die angegebene ›Meilensteine Gräfelfings‹, Abiturjahrgang 2013, Nummer im Menü auswählen. konzipiert und erarbeitet. Das 6. Flugblatt der Weißen Rose

»Frisch auf mein Volk, die Flammenzeichen rauchen!« Mit diesen Worten des Dichters Theodor Körner im Kampf gegen Napoleon (1813) be- endete Kurt Huber das 6. und letzte Flugblatt der Weißen Rose vom Februar 1943.

Der Text des 6. Flugblattes war eine offene Abrechnung mit den aktu- ellen Verhältnissen in der nationalsozialistischen Diktatur. Seit Juni 1942 hatte die Studentengruppe um Hans Scholl und Alexander Schmorell Flugblätter gegen das Hitler Regime verfasst. Zum Jahresende konn- te auch Huber endgültig als Mitglied der Widerstandsgruppe ›Weiße

V.l.n.r: , Sophie Scholl Rose‹ gewonnen werden. und Hans Scholl am Münchner Ostbahnhof (1942) Zu Beginn des Jahres 1943 überschlugen sich die Ereignisse derart, dass innerhalb der Weißen Rose die Hoffnungen auf breiteren Wider- stand in der Bevölkerung durchaus realistisch schienen.

Am 31. Januar, zehn Jahre nach dem nationalsozialistischen Machtan- tritt, kapitulierte General Friedrich Paulus mit der 6. Armee in Stalin- grad gegen den ausdrücklichen Befehl Hitlers. Die Bedeutung dieses Ereignisses für den weiteren Kriegsverlauf erkannte Huber sofort:

Vor Ort in München schien zudem ein Studentenprotest zu schwelen, den man nur noch anfachen musste. Der Gauleiter Paul Giesler hatte am 13. Januar anlässlich der 470-Jahrfeier der Universität München durch seine provozierende Rede, vor allem gegen Studentinnen ge- richtet, einen Tumult ausgelöst, bei dem es zu Verhaftungen kam.

Und schließlich gelang es der Weißen Rose Kontakt zu anderen Systemgegnern wie aufzunehmen, in der Hoffnung, das Widerstandsnetz überregional und mit vereinten Kräften auszubauen.

Falk Harnack Die Flammenzeichen rauchten, doch blieb der Weißen Rose keine Zeit mehr, diese für den Sturz Hitlers zu deuten. Am 18. Februar 1943 wur- den die Geschwister Scholl beim Verteilen des 6. Flugblattes in der Münchner Universität festgenommen. Die Widerständigen wurden in drei Prozessen zum Tode oder zu langen Haftstrafen verurteilt.

Über Verbindungen nach Berlin (Gruppe ›Onkel Emil‹) und Helmuth James von Moltke (›Kreisauer Kreis‹) gelangte das 6. Flugblatt nach England, und die britische Luftwaffe warf später Kopien mit der Über- schrift ›Manifest der Münchner Studenten‹ über Deutschland ab. So

Helmuth James wirkten die mahnenden Worte der Weißen Rose auch über den Tod von Moltke ihrer Mitglieder hinaus:

»Es gilt den Kampf jedes einzelnen von uns um unsere Zukunft, unsere Freiheit und Ehre in einem seiner sittlichen Verantwortung bewussten Staatswesen.«