Vom Bücherschrank Im Pfarrhaus Zur Modernen Bibliothek
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U E T I K E R WICHTIGE DATEN 9. März Uetiker Fasnacht 15. März 100 Jahre Bibliothek Uetikon CKPUN 15. – 16. März LI KT Frühlings-Kinderkleiderbörse 24. März B Kantons- und Regierungsrats- wahlen 6. April Bring und Holtag 2019 25. Mai März 2019 Erscheint viermal jährlich • Auflage 4400 Exemplare Nr. 1 Frühlingsmarkt auf dem Areal vom Haus Wäckerling Vom Bücherschrank im Pfarrhaus zur modernen Bibliothek Was als Büchersammlung der reformierten Kirche begann, wuchs über Jahrzehnte auf einen immer stattlicheren Be- stand heran, und so wurde die Uetiker Bibliothek zu einer ZVG Foto: Institution im Dorf. Dieses Jahr feiert die Gemeinde- und Schulbibliothek ihr 100-Jahr-Jubiläum. «Die Bibliothek ist Eigentum der rischen Bibliotheken der Welt reformierten Kirchgemeinde Ue- zählt. Dies nicht zuletzt, weil ihr tikon.» So lautete der erste Ab- Bestand bis heute einigermassen schnitt der Bibliotheksordnung intakt geblieben ist. Das lässt sich anno 1938. Dieser Passus erinnert für das Medienangebot der Ueti- ziemlich direkt an die Geburts- ker Bücherei zwar nicht im glei- stunde der Uetiker Dorfbüche- chen Masse behaupten, dennoch rei, auch wenn diese zu diesem hat sie denselben Hintergrund wie Zeitpunkt schon seit fast 20 Jah- die Bibliothek neben der St. Gal- ren existierte. ler Stiftskirche. Die Uetiker Bibliothek kennt ei- Mehr Zeit für Lektüre nen ähnlichen historischen Hin- Der Zeitpunkt der Gründung der tergrund, wie ihn so manche Uetiker Bibliothek ist indes kein Schweizer Bibliothek hat: die Zufall. Im November 1918 hatte Kirche. Pfarreien und vor allem das Oltener Aktionskomitee unter Klöster waren nicht nur Horte von Vorsitz von Robert Grimm landes- heiligen Schriften und Gesangsbü- weit zum Generalstreik aufgeru- chern, sondern bewahrten generell fen und damit im Endeffekt unter eine Vielzahl literarischer Werke anderem die Beschränkung der auf. Davon zeugt beispielsweise Wochenarbeitszeit auf maximal die Stiftsbibliothek St. Gallen, 48 Stunden durchgebracht. Eine die zu den bedeutendsten histo- simple Folge davon: Die Bürger Anno 1948 durfte immer nur ein Buch aufs Mal ausgeliehen werden «Bläserklasse Zürichsee» 7 Bibliothek – Neue Bücher 27 GVU-Porträt – «E gueti Verbindig» 8 Teuflische 40 Jahre 31 Chance Uetikon – Der Masterplan liegt vor 11 Kurzmeldungen: • Die «Singing Sparrows» 37 Preisrätsel 15 • Telefonbetrüger sind schlau. Seien Sie schlauer! 38 INHALT 90 Jahre Turnen und Geselligkeit 17 • Frühlings-Kinderkleiderbörse 39 GVU-Nachwuchs 20 • Postversorgung Uetikon am See 39 50 Jahre Kantorei Meilen 24 • Neue Sonderausstellung im Uetiker Museum 40 1 100 Jahre Uetiker Bibliothek hatten mehr Zeit, sich dem Lesen zu widmen. Dieses Bedürfnis nach Lesestoff habe die Gründung der ZVG Foto: Uetiker Bibliothek sicherlich be- günstigt, erklärt ihre heutige Lei- terin, Marianne Koller. 1919 gründete der reformierte Pfarrer Heinrich Rusterholz die erste umfassende Büchersamm- lung im Dorf. Rückblickend dürfte die Bezeichnung Schrankbücherei relativ zutreffend sein. Tatsächlich fand der gesamte Fundus damals im Bücherschrank des Pfarrhauses Platz. Das ist heute, wenn die Bi- bliothek Uetikon ihr 100-jähriges Bestehen feiert, freilich ganz an- ders. Vom Bücherschrank zu den topmodernen Regalen, die heute auf einer Fläche von 320 Quad- ratmetern im Riedsteg-Zentrum Im Keller des Wohlfahrtshauses fand die Uetiker Bibliothek mehr Platz für ihren Fundus vor stehen, war es ein langer Weg. Ei- ner, der immer wieder mit Umzü- Wochentagen und mittlerweile ren Bestand ein paar Meter weiter Konsumhofs an der Bergstrasse gen verbunden war. Dies zumeist auch über Mittag offen. Die ma- seeabwärts. Ihre neue Bleibe fand 90, wo auch die Gemeindekran- aus Platzgründen. Der erste Um- ximale Leihdauer betrug jedoch die Bibliothek in den vom Uetiker kenpflege – die spätere Spitex zug sollte sich schon ein Jahr nach damals wie heute vier Wochen. Architekten Caspar Steiger umge- – einquartiert war. Die Beweg- der Gründung anbahnen. 1938 gab die Kirchgemeindebi- bauten Räumen des ehemaligen gründe für den Ortswechsel wa- bliothek erstmals einen Katalog 30 Jahre lang unentgeltlich mit den verfügbaren Titeln heraus, Die Anschaffung des Bibliothekskatalogs war 1938 für die Kunden Pflicht 1920 wurde im Gebäude des heu- dessen Anschaffung für die Kun- tigen Restaurants Sonnenhof den obligatorisch war. zusätzlich zur pfarreischen Bü- chersammlung ein Lesezimmer Zu diesem Zeitpunkt war die Ueti- eingerichtet. Dort lag neben Bü- ker Bibliothek bereits in den Keller chern auch die «Zürichsee-Zei- des Wohlfahrtshauses umgezogen. tung» auf, die sich Interessierte In diesem Gebäude, in dem später vor Ort zu Gemüte führen konn- das Restaurant Riedsteg und noch ten. Damals wie heute hatte die später das Ortsmuseum einquar- Lokalität auch eine Treffpunkt- tiert war, erreichte die Bibliothek funktion. Das Ausleihen von Bü- einen Meilenstein in ihrer Ge- chern war aber noch untersagt. schichte. Die Politische Gemeinde Mit dem Wesen einer sogenann- Uetikon wollte das bibliothekari- ten Freihand-Bibliothek, in der sche Angebot allen Uetikern zu- alle verfügbaren Medien ausge- gänglich machen. Und so wurde liehen werden können, wie es mitt- aus der Kirchgemeindebibliothek lerweile längst der Fall ist, hatte eine Gemeindebibliothek. Diese die Kirchgemeindebibliothek der erhielt dann im Kellerraum mehr 1920er Jahre noch wenig gemein. Platz für ihren wachsenden Be- stand, und Alice Kurath wurde Ein erstes Mal an dieser Hand- erste Uetiker Gemeindebibliothe- habung gekratzt wurde ein Jahr- karin. Während insgesamt 30 Jah- zehnt später. Von nun an konnten ren führte sie die lokale Bibliothek jeweils am ersten und am dritten – unentgeltlich, versteht sich. Sonntag des Monats von 13 bis 15 Uhr Bücher ausgeliehen oder zu- Mühseliges Münzzählen rückgebracht werden. Diese eher Obschon die Dorfbibliothek die zurückhaltenden Öffnungszeiten Kirchgemeinde nicht mehr im wären aus heutiger Sicht kaum Namen trug, unterstützte diese mehr vorstellbar, steht die Biblio- sie weiterhin finanziell. 1991 zü- thek Uetikon heute doch an fünf gelten die Bibliothekarinnen ih- 2 100 Jahre Uetiker Bibliothek Arbeitsplätze für Schüler und Le- weitestgehend autonom. Im Ge- seecken einzurichten. gensatz zu früheren Zeiten sind die Foto: ZVG Foto: Uetiker Bibliothekarinnen längst , Über 16 000 physische Medien im Monatslohn angestellt. Auch verfügt die Uetiker Bibliothek besuchen sie regelmässig Weiter- heute. Dazu kommen noch rund bildungskurse. 150 digitale. Einen zunehmenden Anteil machen zudem englische Konzentration aufs Kerngeschäft Bücher aus. Jedes Jahr verzeichnet In der heutigen Zeit ist es für Bi- , die Bibliothek zwischen 85 000 bliotheken nicht unbedingt leich- , und 90 000 Ausleihen. Seit einem ter geworden. Der digitale Wandel Jahr ist die Gemeinde- und Schul- sei natürlich eine Herausforde- bibliothek auch die Mediathek für rung, sagt Marianne Koller. Das die Kantonsschule Uetikon gleich Geschäft mit der Ausleihe von nebenan. Mit der Mittelschule be- CDs und DVDs ist mittlerweile Anfangs der 1990er-Jahre zügelte die Bibliothek ihren Bestand in die Räume des vor- maligen Konsumhofs steht ein Vertrag, der erst abläuft, rückläufig. Die Gründe dafür heis- wenn sie vom Provisorium auf der sen Amazon, Spotify und Netflix. ren Platzmangel und zunehmende vor hatte jede Ausleihe 30 Rappen Riedstegwiese auf das Areal am Nichtsdestotrotz sei der Stellen- Feuchtigkeit im Keller des Wohl- gekostet, was dazu führte, dass die See übersiedelt, wo sie eine eigene wert der Bibliotheken immer noch fahrtshauses. Was damals wohl Bibliothekarinnen jeweils lange Mediathek erhalten soll. Diese hoch. «Das von vielen Seiten pro- noch niemand ahnte: Die Biblio- nach dem Ende der Öffnungszei- Vereinbarung hat dazu geführt, phezeite Bibliothekensterben hat thek sollte später einmal an einen ten noch damit beschäftigt waren, dass die Bibliothek zusätzlich zu nicht stattgefunden», sagt Koller nur wenige Meter entfernten Ort Münz zu zählen. den vier bisherigen Bibliothekar- und beruft sich dabei auch auf die gleichsam zurückkehren. innen auch eine Kantonsschulbi- guten Beziehungen, die Uetikon Dem Gemeindehausbau bliothekarin beschäftigt. Sie ist besonders zu den anderen Biblio- In den 1990er Jahren war die gewichen wie die anderen Bibliothekar- theken im Bezirk Meilen pflegt. mittlerweile von Margrit Rüfe- Heute funktioniert das Registrie- innen der Verwaltungsabteilung Das Bedürfnis, einen Roman oder nacht geleitete Bibliothek im Dorf ren eines auszuleihenden Mediums Zentrale Dienste unterstellt. Dort ein Sachbuch zu lesen, bestehe längst zu einer Institution gewor- mittels Chipantenne. «Die moderne ist die Bibliothek heutzutage an- nach wie vor, und dies werde sich den. Dies hatte auch damit zu tun, Technik hat uns Bibliothekarinnen gegliedert, sie funktioniert aber auch kaum ändern. dass sie völlig neue Dimensio- das Leben schon stark erleichtert. Ein eingespieltes Biblithekarinnen-Team (von links nach rechts): Yvonne Essig, nen erreicht hatte. Hatte der Be- Dadurch haben wir mehr Zeit für Jacqueline Lanz, Marianne Koller, Brigitte Hospenthal und Käthi Hunziker stand zu den Anfangszeiten noch die Beratung», sagt Marianne Kol- in einen Schrank gepasst, präsen- ler. Sie arbeitet seit 22 Jahren in der tierten sich die mittlerweile rund Bibliothek, führt sie seit nunmehr 5400 Werke nun in übersichtlichen 10 Jahren und hat mit ihrem Team Regalen auf einer Gesamtfläche die letzte kurze Reise der Biblio- von 165 Quadratmetern. Erstmals thek mitgemacht. umfasste die Auswahl zudem auch CDs und Kassetten. 2002 kamen 2010