Deutsche Radio-Nachrichten: Der Wandel Ihres Sprachgebrauchs 1932 – 2001
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1 Deutsche Radio-Nachrichten: Der Wandel ihres Sprachgebrauchs 1932 – 2001 vorgelegt von MA Sven Scherz-Schade Von der Fakultät I – Geisteswissenschaften Der Technischen Universität Berlin Zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Philosophie - Dr. phil. - genehmigte Dissertation Promotionsausschuss: Vorsitzender: Prof. Dr. Nobert Bolz Berichterin: Prof. Dr. Sabine Kowal Berichter: Prof. Dr. Roland Posner Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 22.09.2004 Berlin 2004 D 83 2 Inhaltsverzeichnis I. Einleitung ……………………………………………………………………………6 II. Theoretische Grundlagen: Mündlichkeit und Schriftlichkeit in Radio- Nachrichten ………………………………………………………………………..18 A. Textsorte Radio-Nachrichten ……………………………………………………18 B. Medium und Konzeption ………………………………………………………….25 1. Historische Ebene: Diskurstraditionen ………………………………………..31 2. Äußerungsebene ………………………………………………………………. 34 3. Universale Ebene ……………………………………………………………….35 C. Rekontextualisiserung ……………………………………………………………37 D. Wandel im Sptrachgebrauch und diskurstraditionelle Verschiebung……38 E. Sprachnormen ……………………………………………………………………...40 F. Medientrasfer ……………………………………………………………………….42 G. Quellenlage …………………………………………………………………………43 III. Radiohistorische Betrachtung ………………………………………………….47 A. Nachrichten im Rundfunk der Weimarer Zeit …………………………………47 1. Radiohistorischer Zusammenhang ……………………………………………47 2. Reflexionen über Radio- und Nachrichtensprache ………………………….50 B. Radio-Nachrichten im Nationalsozialismus …………………………………..55 1. Radiohistorischer Zusaammenhang ………………………………………….55 2. Reflexionen über Radio- und Nachrichtensprache ………………………….58 a) Viktor Klemperer: LTI – Die Sprache des Dritten Reichs …………..59 b) Hitler, Goebbels, Hadamovsky: Der Rundfunk im Dienste der „Volksführung“ ………………………………………………………….......61 C. Radio-Nachrichten im Zweiten Weltkrieg ……………………………………..64 1. Radiohistorischer Zusammenhang …………………. ………………...……..64 2. Reflexionen über Radio- und Nachrichtensprache ………………………….67 D. Radio-Nachrichten in der DDR …………………………………………………..68 1. Radiohistorischer Zusammenhang ……………………………………………69 2. Reflexionen über Radio- und Nachrichtensprache ………………………….73 E. Radio-Nachrichten in der Bundesrepublik Deutschland …………………...75 3 1. Radiohistrischer Zusammenhang ……………………………………………..77 2. Reflexionen über Radio- und Nachrichtensprache ………………………….84 F. Radio-Nachrichten nach der Wiedervereinigung …………………………….89 1. Radiohistorischer Zusammenhang ……………………………………………90 2. Reflexionen über Radio- und Nachrichtensprache ………………………….94 IV. Hypothesen für die Untersuchung ……………………………………………..98 V. Untersuchungsmethoden ………………………………………………………103 A. Das Korpus ………………………………………………………………………..103 1. DRA-Quellen …………………………………………………………………...104 2. Eigene Mitschnitte ……………………………………………………………..104 B. Transkription ……………………………………………………………………...105 C. Stichproben aus den Tondokumenten ……………………………………….107 D. Operationalisierung: Mediale Mündlichkeit …………………………….......109 E. Operationalisierung: Konzeptionelle Mündlichkeit ………………………...110 VI. Ergebnisse: Mediale Mündlichkeit ……………………………………………117 A. Ergebnisse Hypothese 1: Melodische, dynamische Ausdrucksmittel….117 B. Ergebnisse Hypothese 2: Temporale Ausdrucksmittel …………………...121 1. Sprechgeschwindigkeit (SG) …………………………………………………122 2. Artikulationsgeschwindigkeit (AG) …………………………………………...125 3. Artikulatorische Phrasenlänge (PL) ………………………………………….127 4. Pausendauer (PD) …………………………………………………………….129 5. Pausenzeitanteil (PP) …………………………………………………………132 6. Zwischenbilanz zu Hypothese 2 ……………………………………………..134 VII. Ergebnisse zu Hypothese 3: Konzeptionelle Mündlichkeit ……………..139 A. Textpragmatische Aspekte ……………………………………………………..139 1. Synchroner Vergleich …………………………………………………………139 a) Nachrichten im Rundfunk der Weimarer Republik …………………139 b) Radio-Nachrichten im Nationalsozialismus …………………………142 c) Radio-Nachrichten im Zweiten Weltkrieg …………………………...158 d) Radio-Nachrichten in der DDR ………………………………………170 4 e) Radio-Nachrichten in der Bundesrepublik ………………………….182 f) Radio-Nachrichten im Dualen Rundfunk nach 1990 ……………….192 2. Diachroner Vergleich ………………………………………………………….216 B. Syntaktische Aspekte ……………………………………………………………223 1. Synchroner Vergleich …………………………………………………………223 a) Nachrichten im Rundfunk der Weimarer Republik …………………223 b) Radio-Nachrichten im Nationalsozialismus …………………………226 c) Radio-Nachrichten im Zweiten Weltkrieg …………………………...230 d) Radio-Nachrichten in der DDR ………………………………………233 e) Radio-Nachrichten in der Bundesrepublik ………………………….237 f) Radio-Nachrichten im Dualen Rundfunk nach 1990 ……………….239 2. Diachroner Vergleich ………………………………………………………….244 C. Lexikalisch-semantische Aspekte …………………………………………….250 1. Synchroner Vergleich …………………………………………………………250 a) Nachrichten im Rundfunk der Weimarer Republik …………………250 b) Radio-Nachrichten im Nationalsozialismus …………………………251 c) Radio-Nachrichten im Zweiten Weltkrieg …………………………...257 d) Radio-Nachrichten in der DDR ………………………………………260 e) Radio-Nachrichten in der Bundesrepublik ………………………….266 f) Radio-Nachrichten im Dualen Rundfunk nach 1990 ……………….269 2. Diachroner Vergleich ………………………………………………………….277 VIII. Fazit ……………………………………………………………………………….284 A. Zu Hypothese 1. Mediale Mündlichkeit. Stimmlage der Sprecherstimmen …………………………………………....284 B. Zu Hypothese 2. Mediale Mündlichkeit. Zeitliche Organisation beim Sprechen von Nachrichten ………………...285 C. Zu Hypothese 3. Veränderungen der konzeptionellen Mündlichkeit …...287 D. Zum Kontinuum-Modell konzeptioneller Mündlichkeit und Schriftlichkeit ………………………………………………………………290 E. Diachrone Entwicklung der Textsorte Radio-Nachrichten ………………..294 IX. Anhang …………………………………………………………………………….297 5 A. Stylobook Nachrichtnredaktion Berliner Rundfunk 91!4. Stand: 1998 …297 B. Stylebook Nachrichtenredaktion F.A.Z. 93.6 Berlin. Stand: 2001 ……….298 X. Literatur …………………………………………………………………………….299 XI. Sachindex …………………………………………………………………………306 XII. Personenindex …………………………………………………………………..310 6 I. Einleitung Nachrichten sind ein wichtiges Element in Radioprogrammen. Auf nahezu sämtlichen Sendern – von wenigen Ausnahmen in der Anfangsphase des Rundfunks und in der jüngsten Zeit der Mediengeschichte abgesehen – sind stets Nachrichten ausgestrahlt worden. Sie bieten Informationen zur Politik, Wirtschaft, Kultur, zum Sport sowie zum Wetter oder Verkehr. Nachrichten haben das Selbstverständnis des Radios als Medium der schnellen Informationsverbreitung entscheidend geprägt. 1 Diese Eigenschaft der schnellen Informationsverbreitung hat im Zusammenspiel mit dem Unterhaltungscharakter die Emanzipation des Radios als neues Massenmedium ermöglicht. Radio-Nachrichten sind die im Programm hörbaren Sendeformen, auf die beide Eigenschaften – schnelle Information und Unterhaltung – zutreffen. In aller Regel behandeln Radio-Nachrichten ausschließlich Sachverhalte mit Neuigkeitswert und sind dabei immer an einem möglichst aktuellen Zeitbezug ausgerichtet. Das heißt, sie orientieren sich immer an unmittelbar vorausgegangenen Ereignissen oder an jüngsten Äußerungen von Personen des öffentlichen Lebens. In 80 Jahren deutscher Rundfunkgeschichte ist diese publizistische Anforderung an Radio-Nachrichten konstant geblieben. Während sich andere Programmelemente über die Jahrzehnte hinweg stark verändert haben, einige neu hinzugekommen, andere wieder verschwunden sind, nimmt die publizistikwissenschaftliche Forschung für Nachrichten eine weitgehende historische Konstanz an.2 Eine Parallele zu dieser Annahme zeigt sich auch unter sprachwissenschaftlichen Aspekten bei der linguistischen Analyse der Textsorte Radio-Nachrichten : Im Vergleich zu anderen Textsorten der Massenmedien wird in der linguistischen Forschungsliteratur für Radio-Nachrichten eine diachrone Textsortenkonstanz angenommen. 3 Ein Beispiel für weniger konstante Textsorten sind Moderationen, bei denen der Sprachgebrauch im historischen Vergleich große Unterschiede aufzeigt. 4 Zu Beginn 1 Die Begriffe Rundfunk und Radio werden in dieser Arbeit als Ober- und Unterbegriff verwendet, so dass mit Rundfunk als Hyperonym das elektronische Massenmedium generell und mit Radio als Hyponym speziell der Hörfunk – zum Beispiel im Gegensatz zum Fernsehen – gemeint ist. 2 Gorschenek (1982 2), S. 21: „Nahezu über fünf Jahrzehnte hinweg hat sich an der Struktur der Hörfunknachricht fast nichts geändert.“ 3 Zur Textsortenkonstanz bei Radio-Nachrichten im Vergleich zu anderen Textsorten vgl. Schwitalla (1993). 4 Mit dem Begriff Sprachgebrauch sollen in dieser Arbeit die konkreten individuellen Sprechereignisse bezeichnet werden, zu denen sowohl konzeptionelle Aspekte der Sprache (pragmatischer, syntaktischer, semantischer Art) als auch mediale Aspekte des Sprechens (d.h. die phonische Realisierung) gehören. Die Untersuchungen zum Sprachgebrauch berücksichtigen sprachliche und 7 des Rundfunks in den 20er Jahren wurden zum Beispiel in Unterhaltungssendungen die Texte zwischen Musikstücken teilweise in Versen mit Reimen gesprochen, was in den Wunschkonzerten der 50er Jahre nicht mehr üblich war. Und der gewollt gut gelaunt klingende Plauderton solcher Moderationen der 50er Jahre, der trotz angestrebter Vertraulichkeit durch die Anrede in distanzierter Form (ausschließlich „Sie“) den formellen Charakter öffentlichen Sprechens wahrte, hat wiederum nur wenig gemeinsam mit dem turbulenten Sprechen bei Musik- und Jugendsendern von heute, wo öffentliches Sprechen durch intime Anrede (ausschließlich „Du“) informell gestaltet wird. Die sprachlichen und sprecherischen Unterschiede treten beim Vergleich solcher extremen Beispiele deutlich hervor; sie sind jedoch nur bedingt als