21. Ausgabe Juni 2008 Museumskurier des Chemnitzer Industriemuseums und seines Fördervereins

Telefonieren Heute und Gestern 125 Jahre Telefon in S.14

Rasmussen und DKW — Unvergessen im sächsischen Fahrzeugbau S. 17 ¤ Born of fire — Gemälde aus der Stahlküche Pittsburgh (USA) S. 21

Schutzgebühr 2,00 ISSN 1862-8605 www.saechsisches-industriemuseum.de 02 03 Museumskurier 06|2008 Museumskurier 06|2008

Aktuelle Hinweise www.saechsisches-industriemuseum.de

Ausstellungen 2. Halbjahr 2008 31.10.2008, 15 Uhr verlängert bis 20.7.2008 Jørgen Skafte Rasmussen, Leben und Werk des „Die Maschinen Leonardo da Vincis“ DKW-Gründers Vortrag von Dr. Immo Sievers, Historiker 4.5. bis 20.8.2008 „HARIBO – Mit dem Goldbären zur Kultmarke“ 6.11.2008, 19 Uhr Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Landes- Die Stahlregion Pittsburgh im 19. und 20. Jahrhundert museum Koblenz und der Firma HARIBO Vortrag von Prof. Dr. Thomas Welskopp, Universität Bielefeld 7.5. bis 17.7.2008 „Trabant. Die letzten Tage der Produktion“ Veranstaltungen Bildreportage über das Sachsenring Werk Zwickau 1990-1992 von Martin Roemers 26.6.2008, 15 Uhr 3. Chemnitzer Gießertreffen im Rahmen des Fachtref- 6.9. bis 9.11.2008 fens des Verbandes Deutscher Gießereifachleute (VDG) „Born of Fire – Pittsburgh und Sachsen bei der Flender Guss GmbH, Wittgensdorf; nur auf An- in Bildern der Kunst“ meldung bei VDG, Herr Prof. Tilch, Tel.: 03731-392853 Eine Kooperation mit dem Westmoreland Museum of American Art, Greensburg (Pennsylvania) 28./29.6.2008 Straßenbahnfest mit dem Freundeskreis der technik- 11.10. bis 2.11.2008 historischen Museen Chemnitz im Straßenbahndepot „Im Puls – Leben in Chemnitz“ Schülerwettbewerb zum Thema Wasser in 30.6.2008 Kooperation mit dem Verein Kunst für Chemnitz e. V. Informationen und AHA-Effekte „Elektrischer Strom“. Schülertag des Freundeskreises der technikhistorischen 13.12.2008-13.4.2009 Museen Chemnitz im Straßenbahnmuseum „Raumschiff CIM - unterwegs im Weltall“ Eine Reise ins Universum für die ganze Familie in 26.8.2008, 18 Uhr Kooperation mit id3d-berlin und dem Landesmuseum Schatzkammer & Werkstatt des IMC, Depot-Führung für Technik und Arbeit in Mannheim für Mitglieder des FIM mit Achim Dresler

Vorträge September Exkursion des FIM zur „Riedel Textil GmbH“, 23.8.2008, 14 Uhr Limbach-Oberfrohna 125 Jahre Telefon in Chemnitz Vortrag von Dipl.-Ing. Volkmar Schweizer, Interessen- 16.10.2008, ab 12 Uhr gemeinschaft Geschichte der Telekommunikation in Exkursion des FIM in das MDR-Studio Leipzig Chemnitz November 23.10.2008, 19 Uhr Exkursion des FIM in das VW-Motorenwerk Chemnitz Zur Geschichte des Eisens im Erzgebirge Vortrag von Dr. Götz Altmann, Schwarzenberg 8./9.11.2008 2. Museumsmesse der technikhistorischen Museen 9.10.2008, 19 Uhr in der Region Chemnitz Kunst in Produktion. Bildende Kunst und volkseigene Wirtschaft in der SBZ/DDR 5.12.2008 Vortrag von Dr. Manuela Bonnke, Kunsthistorikerin Jahresabschlussveranstaltung des FIM 02 03 Museumskurier 06|2008 Museumskurier 06|2008

Editorial

Verehrte Museumsbesucherinnen und -besucher, liebe Leserinnen und Leser des Museumskuriers, in den ersten fünf Monaten dieses Jahres verzeichnet das Indus- triemuseum Chemnitz bereits mehr als 70 % der Gesamtbesucher- zahl des Vorjahres, Tendenz ungebrochen. Das ist die Bilanz einer zielgruppenorientierten Ausstellungspolitik, deren Spannweite mit Inhalt dem Motto der diesjährigen Museumsnacht treffend umschrieben ist: „Goldbär trifft Leonardo“. Vom Start an erweist sich die stark didaktisch und interaktiv aus- 02 Aktuelle Hinweise gerichtete Ausstellung mit „Leonardo da Vincis Maschinen“ als Pu- 03 Editorial & Inhalt blikumsmagnet für die ganze Familie. Das Faszinosum des großen 04 Der neue Vorstand Universalgenies der Renaissance, gepaart mit Technikinteresse und 05 160 Jahre Werkzeugmaschinenbau Selbstbetätigungsdrang machen den Reiz dieser Ausstellung aus. in Chemnitz Eigentlich ein Muss für jede Schulklasse ist sie ein Angebot unseres 08 350.000 Besucher in den ersten Hauses in dem Bestreben, in jungen Menschen das Interesse für fünf Jahren Naturwissenschaften und Technik zu wecken. 08 Museumsnacht 2008 Ganz anders kommt „Mit dem Goldbären zur Kultmarke“ daher. Ist 09 Leonardo da Vincis Maschinen Leonardo im Laufe der Geschichte aus innerer Kraft zu einer „Marke“ 10 HARIBO - mit dem Goldbären geworden und hat Kultstatus erreicht, haben beim Goldbären zur Kultmarke clevere Werbestrategen nachgeholfen und ein Markenprodukt 11 Schacht Dölitz kreiert, das gleichermaßen Kinder und Erwachsene „froh“ macht. 14 Telekommunikation in Chemnitz - Und wer möchte nicht einmal erfahren, woher die Gummibären Teil 1 stammen, wie sie produziert werden und wie sie in die Tüte kommen? 17 Jørgen Skafte Rasmussen Leonardo ist Kultur-Geschichte. HARIBO ist Industrie-Geschichte (1878-1964) und gleichzeitig für viele Besucher ein Stück eigener Lebensge- 21 Born of fire - Pittsburgh und schichte, denn die Produkte der Firma mit Sitz in Bonn und Produk- Sachsen in Bildern tionsstätten in ganz Europa wie in Sachsen (Wilkau-Haßlau) sind 25 Neues Museums-Handwerker-Team nicht nur Süßwaren in bester sächsischer Tradition, sie sind auch 26 2. Chemnitzer Museumsmesse Emotion. Wer weiß dies besser zu vermitteln als Thomas Gott- 26 Neues aus Mulhouse schalk, dem die längste Werbepartnerschaft mit einer Firma, näm- 27 Der Trabant bewegt die Menschen lich HARIBO, nachgesagt wird. 28 Technische Denkmale in Sachsen: Dass unsere Ausstellung auch Werbung für die Firma bedeutet, Von der Wasserkunst zum Wasser- mag Puristen stören. Aber es liegt im Wesen eines Industriemuse- hochbehälter ums, Ross und Reiter zu nennen und für Vorzeigeunternehmen wie 29 Dr.-Ing. Günter Schmidt für Neulinge auch eine Marketingplattform darzustellen. Denn nur 30 Vom Glücksgefühl des Forschens ... eine starke Wirtschaft schafft die materiellen Voraussetzungen für 32 Abfallbeseitigung in Chemnitz - wirkungsvolle Kulturarbeit. gestern und heute 33 Gustav Adam Krautheim In diesem Sinne, 34 Schmunzelecke Ihr 35 Autorenverzeichnis & Impressum Jörg Feldkamp 04 Museumskurier 06|2008

Der neue Vorstand Die Mitglieder des Fördervereins des Industriemuseums Chemnitz e. V. wählen zur Jahreshauptversammlung einen neuen Vorstand

Wo l f g a n g Ku n z e Es ist nun schon zur Tradition ge- worden, dass Anfang des Jahres die Jahreshauptversammlung des Fördervereins an einem Samstag- vormittag stattfindet. Schließlich wollen doch alle wissen, was im ver- gangenen Jahr alles für die Unter- stützung des Museums getan wurde und wie das Programm für das neue Jahr aussieht. Der Vorstand lud die Mitglieder zur Jahreshauptversammlung am 2. Februar 2008. Wie in den letz- ten Jahren war auch diesmal die Beteiligung groß: über 50 % der Mitglieder kamen. Wenn dann der Vorsitzende des Vereins, Herr Dr. Dr. Siegfried Zugehör, Wolfgang Kunze, Dr. Wolfram Hoschke, Gisela Strobel, Klaus Dietrich, Hoschke, die nüchternen Fakten Dr. Günter Schmidt, Dr. Jörg Feldkamp, Peter Stölzel (v. l.) und Zahlen im Rechenschaftsbe- richt nennt, dann staunt mancher, Zugehör gehörten über 15 Jahre des Museumskuriers der vielen aus was wirklich alles im Vorjahr auf dem Vorstand des FIM an, haben der Arbeitsgruppe Werkzeugmaschi- die Beine gestellt wurde. Die vielen den zielstrebigen Weg vom alten nen bekannte Peter Stölzel gewon- Stunden ehrenamtlicher Arbeit, die zum neuen Industriemuseum mit- nen. Alle Kandidaten wurden den von den Vorstandsmitgliedern, den gestaltet, nun zwangen gesundheit- Mitgliedern vom Wahlleiter Eber- Arbeitsgruppenleitern und von einer liche Probleme zum Kürzer treten! hard Kreßner vorgestellt und zur großen Anzahl freiwillig engagierter Unsere umsichtige Schatzmei- Wahl vorgeschlagen. Der neue Vor- Mitglieder geleistet wurden, kann sterin, Hildegard Stölzel, die in den stand wurde einstimmig gewählt. man gar nicht alle registrieren. Und letzten vier Jahren die Finanzen so Damit alle Mitglieder wissen, wie dabei werden alle älter und leisten gut verwaltet hat, dass wir immer sich der neue Vorstand konstituiert trotzdem noch viel Erstaunliches. zahlungsfähig waren, wollte eben- hat, hier einmal alle Funktionen im Was war nun 2008 Besonderes so wie unser Schriftführer Ulrich Überblick: von der Jahreshauptversammlung Sacher einmal ohne täglich anste- 1. Vorsitzender Dr. Wolfram Hoschke zu erwarten? Ein neuer Vorstand hende Aufgaben sein. Neue Leute für die nächsten zwei Jahre muss- für den Vorstand wurden gebraucht, stellv. Vorsitzender Peter Stölzel te gewählt werden. Na, da nehmen gesucht und gefunden. Es gelang Geschäftsführer Wolfgang Kunze wir doch einfach den alten Vorstand uns, Leute zu finden, mit denen die Schatzmeister Klaus Dietrich und wählen ihn für die nächsten gute Arbeit des Vorstandes lücken- Vertreter IMC Dr. Jörg Feldkamp zwei Jahre wieder, mag manch ei- los fortgesetzt werden kann. Als ner denken. Doch so einfach ist das Schatzmeister wurde Klaus Dietrich AGr Vereinsleben Dr. Günter Schmidt leider nicht! Wie war das doch mit „verpflichtet“, denn warum soll er Schriftführerin Gisela Strobel

dem Älterwerden? Viele unserer Vor- als Rentner aus der Übung kommen, Verantwortl. AGr Dr. Siegfried Zugehör standsmitglieder haben den 70. Ge- wo er doch im Zweckverband bis burtstag schon vor Jahren gehabt zu seinem Ruhestand das Geld be- Ehrenvorsitzender Prof. Armin Russig und baten darum, aus Alters- oder wacht hat. Als Schriftführerin wurde Der neue Vorstand verspricht, Gesundheitsgründen von der Vor- Gisela Strobel und für die Funktion den Förderverein in den Jahren standsarbeit entbunden zu werden. des stellvertretenden Vorsitzenden 2008/2009 gut zu vertreten. Und

Prof. Hans Münch und Dr. Siegfried sowie verantwortlichen Redakteurs Aufgaben gibt es wieder genug! Foto: Industriemuseum 05 Museumskurier 06|2008

160 Jahre Werkzeugmaschinenbau in Chemnitz

Dass 1848 ein Schlosser in einer kleinen Werkstatt in Chemnitz begann, sich nachhaltig mit dem Bau von Maschinen zum Bearbeiten von Holz und Metall zu beschäftigen, wäre kaum der Erwähnung wert, wenn er damit nicht eine Entwicklung ausgelöst hätte, die noch heute das wirtschaftliche Bild in Chemnitz und Umgebung mit bestimmt. Die Rede ist von Johann Zimmermann, einem der Väter des deutschen Werkzeug- maschinenbaus.

Gü n t e r Ru d r o p h Zimmermann etabliert sich in Baugruppen für Spinnmaschinen Richard Hartmann Chemnitz, nicht Chemnitz (z. B. Spinnzylinder). mehr genügend Aufträge für den 1847 verlagerte die Firma ihre Pro- Bau von Baugruppen für Textilma- 1841 kam der aus Pápa in Öster- duktion in die Chemnitzer Kloster- schinen erhielt, suchte er zur Be- reich-Ungarn stammende Johann mühle am Ende der Äußeren Kloster- triebssicherung ein neues Stand- Zimmermann im Rahmen seiner straße, wo sich zuvor die Werkstatt bein. Er wandte sich der Herstellung Wanderjahre, die ihn über Groß- von Richard Hartmann befand. Die von Werkzeugmaschinen zur Bear- wardein, Wien und München, Hof Vorteile waren: größere Fläche und beitung von Holz und Metall zu, und Plauen führten, nach Chemnitz. modernerer Antrieb (Wasserkraft die bislang entweder aus England Hier fand er Arbeit in der Säch- statt Göpel und Muskelkraft). importiert oder durch Handwerker sischen Maschinenbau-Compagnie Am 16. Juli 1846 erwarb Johann als „Hilfsmaschinen“ für Kunden (vorm. G. Haubold) und erhielt nach Zimmermann das Bürgerrecht. Zwei angepasst wurden. Der wachsende einer kurzen Einarbeitungszeit eine Jahre später wurde er in einer Bedarf für Werkzeugmaschinen ent- Werkmeisterstelle im Spinnmaschi- wirtschaftlich schwierigen und poli- stand u. a. mit der Entwicklung des nenbau. Zimmermann verließ den tisch instabilen Zeit alleiniger Textilmaschinenbaus, des Dampf- Betrieb aber bald wieder, um ab Besitzer der Firma, die sich nun maschinen- und Lokomotivbaus und 1. Juli 1844 in der Fabrik A. Tauscher „Joh. Zimmermann" nannte. dem Entstehen dafür geeigneter In- & Co. in der Gablenzer Oststraße standhaltungswerkstätten. Zweiflern eine Stelle anzutreten und dort ein Beginn des Werkzeugmaschi- zum Trotz schätzte Zimmermann Jahr später, am 28. November 1845, nenbaus die marktwirtschaftlichen Verän- Teilhaber der Firma zu werden. Das derungen richtig ein. Er war einer Produktionsprogramm des Unter- Als Zimmermann von seinem bis- der ersten deutschen Unternehmer, nehmens bestand aus Bauteilen und herigen Hauptkunden, der Firma der den Werkzeugmaschinenbau als eigenständig gegenüber dem allge- meinen Maschinenbau sah. Vor ihm gab es in Deutschland zwar schon einzelne werkzeugmaschinenbau- ende Unternehmen, so z. B. August Hamann in Berlin (Werkzeugma- schinenbau von 1829 bis 1852) oder Johann M. Mannhardt in München (Werkzeugmaschinenbau von 1840 bis 1855), ihre Bedeutung aber war regional beschränkt. Zimmermann begann mit dem Nachbau englischer Konstruktionen von Drehbänken und Bohrmaschi- nen. Er legte Wert auf eine straffe qualitätssichernde Arbeitsorganisa- tion und auf die Herausbildung von qualifizierten Mitarbeitern. In sei- Restaurator Tim Lücke schiebt die neun Meter lange Leit- und Zugspindeldrehmaschine der Chem- nitzer Werkzeugmaschinenfabrik vorm. Joh. Zimmermann AG auf Panzerrollen in das neue Depot. nem Unternehmen wurden Nachläs- Die Maschine, 1912 erbaut, war bis 1992 im Reichsbahnausbesserungswerk Chemnitz im Einsatz. sigkeit sowie Mittelmaß bekämpft 06 Museumskurier 06|2008 ektie enctt (darunter vernichtete Werksteile große der 1868, Jahre im Fabrik der errichtet. Fabrikgebäude an der Mühlenstraße weiteres ein 1867 und ausgebaut wurde Standort Der untergebracht. Lagerwirtschaft die sowie fertigung Kleinteile- die waren Seitenschiffen hohen Fenstern und Galerien. In den mit Fabrikhalle moderne die tigte Beschäf- 50 bezogen 1854 wurde. errichtet Werkzeugmaschinen von Fabrik- modernste gebäude, das ausschließlich zum damals Bau entstand das Hier geführt. in Chemnitz 19, Straße Rochlitzer renbeck, Geh- Friedrich Johann des Färberei ehemaligen der Geländes des Kauf zum 1852 bereits hatte wicklung Geschäftsent - Süd- gute Die Australien, amerika). nach (USA, sowie Übersee Länder weitere europäische in und Zollvereins schen deut- des Staaten die Zim- in mermann Firma die lieferte 1860 Um Expansion desUnternehmens im Werkzeugmaschinenbau. weiteren Unternehmensgründungen folge ermunterten in Deutschland zu Er- Die ein. Ausstellungen weiteren le“. Preise stellten sich auch bei allen Medail- Goldene „Große die ponate 1887 in Paris erhielt er für seine Ex- Weltausstellung Zur durchsetzten. Maschinen englischen bisher weltbesten den gegenüber Zim- mermanns Konstruktionen die sich wo London, in 1862 Weltausstellung die war Bedeutsamer München. in 1854 folgte die Industrieausstellung Silbermedaille. eine er erhielt teile Maschinen- kleinere für und linder Spinnzy- gezeigten die Für Leipzig. in 1850 Gewerbeausstellung gische sächsisch-thürin- die war schickte, fanden. Beachtung große Ausstellungen bei Produkte seine dass Grundlage, die er legte Damit geachtet. Fleiß wie so- Ordnung vorbildliche auf und rt ens rßn rne in Brandes großen eines Trotz be- er die Ausstellung, erste Die auf Schienen fahrbare schwere zwei Lauf- hatte Sie breit. m 32 ca. und lang m 195 ca. war Emilienstraße Firma C. G.Hauboldvermietet. Chemnitzer die an wurden Werksanlagen der Teile bzw. filiert tet, wurde aber bereits 1882 umpro- Emilienstraße war für der eingerich- Eisenguss t 6.000 in Gießerei Die hinzu. kamen Straße Blankenauer 1874-1881). Weitere Anlagen in der er- damals Gießerei richtet (Eisengießerei Concordia AG, die Chemnitzer größte Emilienstraße in der Roth’s-Vorwerks einstigen Areal des dem auf wurde 1872 Nach Gießerei Errichtung einereigenen und RädervorgelegezurVerfügung. Leitspindel mit portdrehmaschine Er stellte der Schule sogar eine Sup- Werkzeugmaschinen. an Versuchen von Aufnahme der wegen Dresden Schule Polytechnische die an sich er wandte So Einrichtungen. lichen wissenschaft- entstandenen gerade den zu Kontakte suchte Er errichtet. Büro Technisches ein daher wurde Jahren 1860er den In gewachsen. nicht Dauer auf allein aber er war Produkte zahlreichen der wicklung Weiterent- Der prak- Erfahrung. tischer mit und gepaart Kaufmann Konstrukteur, als Denken das und Metallbearbeitung. Holz- zur Maschinen von Arten alle nahezu fertigte Firma Die her. nen Maschi- 7.000 Beschäftigten 1.000 mit Unternehmen das stellte 1870 Bis Kräne). 30 sowie Fräsmaschinen 90 Shapingmaschinen, 80 Bohr- und (bestehend aus 160 Drehmaschinen, Leistung) und 360 Arbeitsmaschinen PS 350 für (ausgelegt Kessel sieben PS, 200 von Gesamtleistung einer mit Dampfmaschinen neun 1869: ziert. Zur Werksausrüstung gehörten produ - t 1.800 von Gesamtgewicht einem mit Maschinen Jahr diesem in wurden Modelle), alle fast auch i goe ißrial i der in Gießereihalle große Die sich in vereinigte Zimmermann

teile biszueinerMassevon60t. Guss- wurden Gefertigt Tiegelöfen. mehrere und Kupolöfen vier sorgten Eisens des Erschmelzen Dampfmaschi- das Für ne. PS 80 eine gierte fun- Zentralantrieb Als tengalerien. Sei- den unter sich befanden kräne Säulen- Weitere Last. t 25 für kräne Johann Zimmermann(1820-1901) ausgedehnt wurde. von Motoren und andere Maschinen Bau den auf Produktionssortiment das indem Gesellschaftsstatuen, der zwei Jahreausüben. nur aber Gründen gesundheitlichen aus Funktion diese konnte wurde, Generaldirektor anschließend der Max, Sohn Sein zurück. Berlin nach Privatleben ins Zimmermann sich zog später Jahr Ein Generaldirektor. 1878 bis firmierte, Zimmermann“ Johann Werkzeug- vorm. AG „Chemnitzer maschinenfabrik als Werk, das umgewandelten sellschaft Aktienge- eine in dem bei blieb Unternehmen. Er sein Zimmermann Werkes. Daraufhin verkaufte Johann Zimmermann'schen des die Belegschaft auch sich beteiligte 1871 ber Oktober/Novem - im kürzere Arbeitszeiten um Arbeiter Chemnitzer sozi- Streik einem An die Spannungen. alen 1866 um Cholera verschärften und Krieg Hungersnöte, Unternehmen Zimmermann verkauftsein 838 eflt en Änderung eine erfolgte 1883/84

Foto: Industriemuseum 07 Museumskurier 06|2008

1915 wurde die Firma unter der Bezeichnung „Zimmermann-Werke AG“ geführt. Am 1. Juli 1919 konnte man die Fertigung der fünfzigtau- sendsten Werkzeugmaschine regis- trieren. Der in Kriegszeiten gestie- gene Bedarf an Werkzeugmaschinen brachte zunächst einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung. Um 1927 wurde Heinrich Sonnenberg, Hauptaktionär der Wotan Werke AG Leipzig, auch Mehrheitsaktionär der Zimmermann-Werke AG. In der Weltwirtschaftskrise 1929 musste die Leitung der Zimmermann-Werke AG, Chemnitz dann einer Übernah- me durch die Wotan-Werke AG, Leipzig zustimmen. Kurze Zeit da- Ansicht der Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik Joh. Zimmermann nach erfolgte die Liquidation der Chemnitzer Produktionsstätten. Das auf ca. 200 verschiedene Maschi- te er sich für die Naturheilkunde und Werk an der Rochlitzer Straße wur- nen: Kreis-, Band- u. Gattersägen, gründete 1868 den Chemnitzer Na- de nach 1930 abgerissen und auf Hobelmaschinen, Fräsmaschinen, turheilverein. Schließlich stiftete er dem Gelände das Chemnitzer Stadt- Bohrmaschinen, Drehbänke sowie 1885 insgesamt 800.000 Reichsmark bad gebaut. Sondermaschinen wie Holzspalte- für den Bau einer auf Naturheilver- maschinen, Bündelmaschinen, Sand- fahren beruhenden Heilanstalt und Zimmermanns Wirken und papierschleifmaschinen, Werkzeug- stellte auch das Grundstück zur Ver- Ehrungen schleifmaschinen usw. fügung. Zimmermann erhielt für seine Will man heute Erinnerungs- Bei Johann Zimmermann lernten Erfolge mehrfach persönliche Eh- stücke vom Wirken des Chemnitzer Generationen von Facharbeitern, rungen. Neben der Übertragung der Ehrenbürgers Johann von Zimmer- wie zuvor auch in den Chemnitzer Ehrenbürgerschaft von Pápa und mann finden, sind ein Straßenname Firmen von Haubold und Hartmann. Chemnitz ist insbesondere das Rit- und seine Grabstätte auf dem städ- Er war einer der erfolgreichsten terkreuz 1. Klasse des sächsischen tischen Friedhof in Chemnitz zu nen- und vielseitigsten Produzenten im Albrechts-Ordens (1867) sowie die nen. Produkte seines Betriebes sind Werkzeugmaschinenbau. Das von königliche sächsische Staatsmedail- als Exponate im Industriemuseum ihm geschaffene Unternehmen le (1897) zu nennen. Des Weiteren Chemnitz zu sehen. Im erhaltenen hatte auch nach seinem Tod noch war Zimmermann Ehrenmitglied der Gebäudeteil des ehemaligen Sana- reichlich ein Vierteljahrhundert Be- Académie nationale in Paris und Rit- toriums ist heute die Geschäftslei- stand. 1911 nannte sich die Firma ter der französischen Ehrenlegion. tung eines ASB-Altenpflegeheims in ihrer Selbstdarstellung die „älte- 1869 wurde ihm der Titel Geheimer untergebracht. Besonders erfreulich ste und größte Fabrik ihrer Bran- Commerzienrat verliehen und 1878 ist jedoch, dass im Jubiläumsjahr des che“. Das Sortiment erstreckte sich erhob ihn der österreichische Kai- Unternehmens auch der Abschluss ser Franz Joseph I. in den erblichen der Rekonstruktion der 1865/66 Adelsstand. erbauten repräsentativen Villa des Die Verdienste Zimmermanns lie- Unternehmers an der Chemnitzer gen nicht ausschließlich in der För- Carolastraße nach mehrfachem derung des Werkzeugmaschinen- Besitzerwechsel erwartet werden baus, sondern auch in seinem gesell- kann. schaftlichen Engagement. Er unter- stützte die Gründung von Unter- nehmerverbänden und war in ver- schiedenen Verbänden im Vorstand Zimmermann´sche Heilanstalt an der Park- aktiv, z. B. bei der Handels- und Ge- straße werbekammer. Daneben interessier- 08 Museumskurier 06|2008 Dr. Hempel,TUChemnitz, beiseinemexperimentellenVortrag Be- 7.000 Über Mai. 17. am nacht Museums- es zur Industriemuseum im hieß Goldbär“ trifft „Leonardo Über 7.000BesucherinnenundBesucherimIndustriemuseum Museumsnacht 2008 Industriemuseums Chemnitz. des Direktor Feldkamp, Jörg Dr. von und seum, verbandes Sächsisches Industriemu- Zweck des Vorsitzender Günther, Holm von Händen den aus schenk Ge- das über sich freute Er Ereignis. das über überrascht war besuchte, Museum das Chemnitz Grundschule Valentina-Tereschkowa- der 3b Klas- se der aus Mitschülern seinen 2003 mit der Tischendorf, Niklas begrüßt. April im Eröffnung der seit Besucher 300.000ste der museum Industrie- im wurde Januar 19. Am Herzlichen Glückwunsch! 350.000 BesucherindenerstenfünfJahren G C a i d u a l a l e s i

S

l e b o r t W r e n s a - derausstellungen gleichzeitig sowie gleichzeitig derausstellungen Son- drei Gelegenheit, die nutzten und Einladung der folgten sucher überreichten. Niklas TischendorffreutesichüberdasGeschenk,ihmHolmGüntherundDr.JörgFeldkamp „... undesfunktioniert doch" ternacht diehot &bluejazzband. zu kurz. Für sie spielte bis nach Mit- nicht kamen Jazzfreunde die Auch gy Fritzsche. Peg- Journalistin mit Interview zum Goldbär der und Vinci da Leonard sich trafen Stunde vorgerückter Zu würfe waren. Maschinenent- Vincis da Leonardo für Grundlage die physikalischer die Phänomene, einiger heimnisse Ge- die Hempel Dr. Physiker lüftete Harry verzauberte, Publikum Dr. sein Keaton Man Magic Während bot zuerleben. Ange- gastronomisches vielseitiges Programme auf drei Bühnen und ein

Fotos: Industriemuseum 09 Museumskurier 06|2008

Leonardo da Vincis Maschinen

Leonardo da Vinci sorgte mit seinem technischen Erbe für den bislang größten Besucherandrang zu einer Sonderausstellung seit Eröffnung des Museums an der Kappler Drehe. In den ersten acht Wochen der Aus- stellungslaufzeit sahen sich bereits über dreizehntausend Besucherinnen und Besucher die Holzmodelle nach Leonardos Skizzen an. Wegen des großen Interesses wird die Ausstellung nun bis zum 20. Juli verlängert.

Ac h i m Dr e s l e r Die Resonanz ist umso erfreulicher, da mit dem bekannten Namen Le- onardo da Vinci Jung und Alt für Technik begeistert werden – ein Grundanliegen des Museums. Viele der Modelle wie Zahnradgetriebe, archimedische Spirale, Flaschenzü- ge oder Kugellager sind interaktiv und vermitteln Basiswissen sowie verblüffende Einsichten: Das wurde schon vor 500 Jahren gedacht und erst im Industriezeitalter realisiert, zum Beispiel der Hubschrauber!

Die Schulprojekttage sind sehr ge- fragt. Die ganz jungen Schülerinnen und Schüler bastelen, von Leonardos Zur Eröffnung am 9. März war schon viel los, zu Ostern wurde es noch voller! Flugapparaten inspiriert, Papier- flieger. Die Mittelstufe baut einen geht physikalischen Gesetzmäßig- breiten Strömung vergleichbarer Nockenhammer und die Oberstufe keiten nach. Die Schülerinnen und Techniker der europäischen Renais- Schüler der 11. und 12. Klassen ver- sance. Das Geniale an Leonardo war suchen das Gesehene in technische freilich seine Fähigkeit, in seinem Zeichnungen umzusetzen. Mein Denken verschiedenste natürliche Dank geht an das engagierte muse- Phänomene zu vernetzen und sie umspädagogische Team um Cynthia mit seinem zeichnerischen und Schönfeld, Manfred Düvelmeyer künstlerischen Talent zu Papier zu und natürlich die beiden Leonardo- bringen. Darsteller Bodo Heinze und Wolf Schulze. Und viele seiner Skizzen, so zei- gen es zeitgenössische Analysen, Einer der führenden Leonardo- wurden schon von Leonardo als Kenner in Deutschland, der Tech- dreidimensionale Modelle erprobt – nikhistoriker Marcus Popplow aus wenn auch nicht die Flugapparate, Heidelberg, hielt mit Unterstützung so doch einiges, was auch in der des Fördervereines am 6. Mai einen Ausstellung zu sehen ist. Vortrag zu Leonardo mit dem Titel: „Die Rückkehr des Künstler-Inge- nieurs“. Seine Grundthese lautet: Leonardo war nicht der geniale Erfinder, als der er landläufig und Ein Modell des Flugapparates wird im oberflächlich gerne herausgestellt Eingangsbereich des Museums an die Decke gebracht. Leonardo hatte sich bei dieser Kon- wird. Vielmehr bewegte er sich struktion vom Vogelflug inspirieren lassen. mit seiner Ingenieurskunst in einer 10 Museumskurier 06|2008

HARIBO – Mit dem Goldbären zur Kultmarke

Alle kennen und lieben sie – die kleinen bunten Bärchen aus Fruchtgummi, die Schnecken, das Lakritzkon- fekt und den wohl bekanntesten aller Werbeslogans: „HARIBO macht Kinder froh und Erwachsene ebenso“. Vom 4. Mai bis 20. August 2008 widmet sich das Industriemuseum in Zusammenarbeit mit dem Landes- museum Koblenz und der Firma HARIBO der Geschichte einer Legende, die seit 1922 in aller Munde ist. Seither erfreuen die Goldbären in Gestalt und Geschmack Generationen kleiner und großer Naschkatzen.

An e t t Po l i g Erdacht von Hans Riegel, entwickelt entdecken, erschnuppern und selbst in Bonn, eroberte ein kleiner Bär die erproben. ganze Welt. Am Beispiel von Gold- Die kleinen und großen Ausstel- bär & Co. wird die Firmenhistorie des lungsbesucher erwartet neben einer rheinischen Unternehmens mit Pro- wohlriechenden Aromenstation und duktionsstandorten in ganz Europa komplexen Produktionsmaschinen, wie in Sachsen lebendig – und mit historischen Werbeplakaten und ihr ein spannendes Stück deutscher beliebten HARIBO-Zugabeartikeln Wirtschafts- und Kulturgeschichte. mancher Blick in alte Zeiten – als Tante Emma ihren Kunden die Sü- Nicht nur Direktor Dr. Jörg Feldkamp freut sich über den Erfolg der Ausstellung. HARIBO im Wandel der Zeit ßigkeiten noch einzeln über den Tre- sen reichte. Die Ausstellung nimmt Vom Bonbonkocher zur hochmo- ihre Gäste mit auf eine aufregende Kunstwerke von Geneviéve Boni- dernen Fertigungsstraße, von der lo- Reise durch die bunte Welt einer eux im Tiffany-Stil sowie „Color- sen Ware in Omas Kolonialwarenla- Kultmarke, in der es Werbefahr- Rado“-Produkte aus Keramik von zeuge und Rennwagen im HARIBO- Ursula Mittelbach. Look ebenso zu sehen gibt wie vom Goldbären inspirierte Design- und HARIBO hat Chic! Alltagsobjekte. Das beweisen die extravaganten Bildende Kunst trifft HARIBO Modellkleider von Studierenden der Fachhochschulen Trier, Bielefeld und Die von den HARIBO-Produkten Graz. Ergänzung findet die Ausstel- ausgehende Wirkung und Faszinati- lung ab Anfang Juli durch Arbeiten on inspirieren namhafte Künstler zu von angehenden Modedesignern der vielfältiger Auseinandersetzung. Zu Angewandten Kunst Schneeberg, Haribo-Werbung, 1930er Jahre bestaunen sind neben zahlreichen einem Fachbereich der Westsäch- Gemälden und Skulpturen auch sischen Hochschule Zwickau. den zum gängigen Folienbeutel, von der frühen Schwarz-Weiß-Anzeige zur erfolgreichen TV-Kampagne mit Thomas Gottschalk. All das und vieles mehr wird präsentiert in einer aufschlussreichen Ausstellung für Jung und Alt, Familien und alle Fans der Kultmarke vom Rhein. Anhand zahlreicher Exponate lassen sich die Entwicklung eines populären Markenartikels sowie in- teressante Aspekte der Lebensmit- tel- und Süßwarenproduktion, der Vertriebsgeschichte und Werbung

aus über acht Jahrzehnten erfahren, Thomas Gottschalk moderierte die Modenschau bei der Eröffnung am 4. Mai. Foto: HARIBO (l.m.), Bianca Ziemons (l.u., l.o.); Steinbach TSU e.V.- IG Schacht Dölitz (r.) 11 Museumskurier 06|2008

Schacht Dölitz

Im Süden der Stadt Leipzig an der Friederikenstraße zieren ein Förderturm und Teile der Tagesanlagen des Schachtes Dölitz die Landschaft. Kaum einer der im Park, der zwischen den Wohngebieten Dölitz, Lößnig, Probstheida und Dösen liegt, spazieren geht, weiß, dass er sich etwa 70 m über einem Braunkohlevorkom- men bewegt. In Vergessenheit geraten ist auch, dass im Schacht Dölitz zwischen 1904 bis 1959 Braunkohle gefördert wurde.

Hartmut Kauschke | Angela Holz | Gerhard Steinbach Im Jahr 1875 gab es in Leipzig nischen Gründen durch Verfügung im Jahre 1903 abgeteuft werden. etwa 4.500 industrielle Betriebe des damaligen Bergamtes zunächst Die Abbildung Schachtabteufung mit 25.000 Beschäftigten. Ihre Zahl eingestellt. Parallel zu Kauf und Ab- 1903 zeigt eine Übersicht zum pro- stieg bis 1907 auf 22.000 Betriebe teufung führten Betrachtungen zum tokollierten Zeitablauf des Abteu- mit 150.000 Beschäftigten an, was Kohleverbrauch und zu den Kosten fens bis auf 73 m mit der zweitrü- zu einem erheblichen Energiebedarf für den Kohletransport nach Leipzig migen Güter-Förderanlage sowie führte, der weitgehend durch Kohle verbunden mit geologisch-hydrolo- den Fahrten um 1904/05. Die ab aus der näheren und weiteren Um- gischen Untersuchungen über die 1904 mit dem Hauptstreckenvor- gebung Leipzigs gedeckt werden Abbaubedingungen im Grubenfeld trieb abgebaute Kohle wurde vor- musste. Dölitz im Jahr 1898 zu dem Er- rangig für den Eigenbedarf zum Aus der Kenntnis oder Vermutung gebnis, dass die Dölitzer Kohle ei- Betrieb der Förderanlage mit einer der Braunkohlenflöze mit elf und nen annehmbaren Heizwert besitzt Dampf-Fördermaschine und zur darunter mit vier Metern Dicke in und bei sorgfältiger Abbauführung Wasserhaltung benötigt. Genaue etwa 70 m Tiefe kaufte nach ersten durchaus wirtschaftlich von unter Angaben zur damaligen Förder- Probebohrungen im Jahr 1894 der Tage gefördert werden kann. Ein leistung sind nicht bekannt, im Pro- Leipziger Kaufmann Wilhelm Schu- Konsortium um Wilhelm Schurath tokoll der 11. Sitzung ist der Ver- rath die Ländereien des Rittergutes gründete 1902 die „Gewerkschaft kauf von 127 Doppelladungen Kohle Dölitz von Major G. Winkler. Die Leipzig-Dölitzer Kohlenwerke“ für á 31 ½ Mark angegeben. nach dem mehr symbolischen ersten die wirtschaftliche Erschließung des Der planmäßige Abbau des etwa Spatenstich im Jahr 1895 begonnene Grubenfeldes, für die Gewinnung elf Meter starken Oberflözes er- Abteufung eines Schachtes an der und für den Absatz der Braunkohle. folgte im Pfeilerbruchbau, der in heutigen Friederikenstraße wurde Nach erneutem Antrag an das zwei Scheiben vorgesehen war. Die im Jahr 1900 aus sicherheitstech- Bergamt konnte der Schacht Dölitz mit dem planmäßigen Abbau ab 1905 an der Tagesoberfläche auf- tretenden Absenkungen betrugen bis zu 6,5 m und führten zu der noch heute erkennbaren Veränderung des Landschaftsbildes. Dort, wo das Ni- veau unter den Grundwasserspiegel gesunken war, bildeten sich sump- fige Flächen und Teiche. Über den Abbaufeldern, deren Absenkung über den Bruchpfeilern nach maxi- mal zehn Jahren abgeschlossen war, wurden später an verschiedenen Stellen Kleingartenvereine angelegt. Der unmittelbar neben dem För- derschacht liegende erste Wetter- schacht hatte 68 m Teufe. Das mit dem Führungsgerüst und den Streben als Stahlfachwerk

Ansicht West des Förderturmes mit Schachthaus, Verbindungsbrücke und Trockensortierung von gebaute Fördergerüst mit der ur- der Friederikenstraße aus. sprünglichen Achshöhe der Seil- 12 Museumskurier 06|2008

Schachtabteufung 1903 mit Förderanlage ab 1904 förderung um 1923 ist mit 38.000 t Nach dem Zweiten Weltkrieg un- Seigerriss und Schachtscheibe bis 75.000 t angegeben, erreichte terstand der Schacht der Aufsicht 10,000 m im Jahr 1926 etwa 112.400 t und der sowjetischen Militäradminis- Fördergerüst + 21,5 m 188.000 t im Jahr 1936. Zwischen tration, anschließend wechselte er Hängebank Schachthaus 1923 und 1930 wurde der gesamte zwischen Stadt-, Land- und Volksei- mit Kohlebunkern Dampf - Fördermaschine mit Förderseilen Komplex modernisiert und für die gentum. Die hygienischen Verhält- Erschließung der östlichen Koh- nisse wurden durch Neu- sowie Um-

± 0 m = 129,6 mNN lenfelder der Wetter- und Flucht- bauten verbessert und östlich der

Mutterboden / Lehm schacht Probstheida abgeteuft. Trockensortierung ein Neubau für W

Geschiebemergel Das Fördergerüst wurde auf die die Hauptstelle für Grubenrettungs- Teufe o r s c h a t 5 , 0 m L 10 m 12 m V Achshöhe der Seilscheiben von wesen fertig gestellt. Von 1953 bis

Z i e g l m a u r 0 , 4 mit Sandschichten 03. 02. 27,2 (28,2) m in Verbindung mit 1957 diente der Schacht als Lehr- Förderkörbe W neuen Streben erhöht. Auf das schacht für 350 Bergknappen; 1954 23 m Fahrten Kies trocken 06. 03.

4 , 8 m L alte Schachthaus wurde mit 16 m wurde westlich des Grubengeländes Kies mit viel Wasser

T ü b i n g s ä u l e 1 Nennhöhe eine neue Hängebank eine Bergknappenschule errichtet. 33 m 16. 04. gesetzt und über eine Brücke mit Obwohl die Belegschaft auf 300 Sand tonig 39 m mit Wasser der ebenfalls neuen Trockensortie- Kumpel und die Jahresförderung auf 18. 05. rung verbunden (vgl. Abb. unten). ca. 150.000 t gestiegen war, wurde W 48 m Mit dem Bau einer Drahtseilbahn am 13. Juni 1959 wegen Unrenta- 13. 07. Letten sandig 4 , 0 m L um 1927 sollte der Transport von bilität gegenüber den großräumig 55 m T ü b i n g s ä u l e 2 Letten 05. 10. Kohle und Asche zwischen Schacht aufgeschlossenen und mit neuen

4 m über der Kohle Sand scharf, fest und Elektrizitätswerk Süd rationa- Verfahren entwässerten Tagebauen 19. 10. 1903 Füllort 1. Sohle lisiert werden. Als Zwischen- und die letzte reguläre Förderschicht ge- 2 m in der Kohle Teufe 68,5 m (?) 2. Sohle Braunkohle O-Flöz Verteillager zur Seilbahn diente der fahren. Für den eigenen Kesselhaus- am 07.12.1903 Braunkohle unrein Teufe 73,0 m = 56,6 mNN Südwerkbunker, der über eine Ga- bedarf wurde aber noch bis Ende

Schachtscheibe Braunkohle U-Flöz belbahn mit dem Schachthaus ver- 1961 gefördert. Nachdem der Ab- Fahrschacht bunden war. Die Drahtseilbahn tan- bau eingestellt worden war, erfolgte Bodenprofil Rohrleitungen Genähert nach gierte Wohngebiete und überquerte die Umnutzung der Tagesanlagen zu 3 0 . J u n i 3 0 . S e p t m b r 3 1 . D e z m b r 0 1 . J a n u r 3 1 . M ä r z Bohrloch 4/IfG -BSA 1974- die Bornaische Straße in Höhe des Büros und Forschungslabors für die Zeitablauf des Abteufens nach Protokollbuch Nr. 1 des „Stern“. Massive Beschwerden über Oberste Bergbehörde und das Insti- Grubenvorstandes der Gewerkschaft Teufe 100 m Leipzig-Dölitzer Kohlenwerke die Staub- und Lärmbelästigung tut für Bergbausicherheit. Sämtliche Schnitt durch den Förderschacht führten nach recht kurzer Betriebs- technischen Einrichtungen wurden zeit zur Stilllegung. verschrottet. Nach 1969 erstanden scheiben von 21,5 m wurde mit dem Das Kontorgebäude nahm nach weitere Büro- und Hallenneubauten Schachthaus umbaut. Nach Norden seiner Erweiterung neben der Direk- nördlich der Friederikenstraße. Der schloss sich die Sortieranlage an, tion auch den Pförtner auf. Über Versatz des Förderschachtes erfolgte deren vier Säulenpaare die Kohle- dem Pförtnerfenster wurde der noch 1984, nach bereits durchgeführtem bunker mit Wellblechverkleidung bestehende Schriftzug „Glück-Auf! Versatz des Wetterschachtes 1964 getragen haben, so dass Durchfahrt 1925“ eingeputzt. und des Fluchtschachtes 1973. und Beladen der Pferdefuhrwerke möglich waren. Die Dachbleche be- saßen dabei eine leicht parabolische Krümmung. Mit dem Bau des Elektrizitäts- werkes Süd am Bahnhof Leipzig- Connewitz erhielt das Kohlenwerk 1910 einen neuen Großabnehmer und erkundete mit Bohrungen eine Erweiterung des Baufeldes. Sieben Jahre später übernahm die Stadt Leipzig als Eigentümer die „Gewerk- schaft Leipzig-Dölitzer Kohlenwerke“ nach Ankauf der Kuxe und Verzicht Teile des Technischen Denkmals 2007 mit Fördermaschinenraum, Kesselhaus und statisch gesicher-

der alten Vorstände. Die Jahres- ten Bereichen Foto: Steinfeld TSU e.V.- IG Schacht Dölitz (l.); Privatarchiv Immisch, Kauschke - (r.o.); Zeichnungen: Steinbach e.V. 13 Museumskurier 06|2008

Seit 1968 wurden die Senkungs- felder einschließlich der Trümmer- halde, die nach dem Krieg östlich des Schachtgeländes aufgeschüttet worden war, für die Landwirt- schaftsausstellung der DDR (Agra), zu Demonstrationsflächen der Meli- oration umgestaltet. Im Zuge dieser Umgestaltung schuf man auch den Stauteich Lößnig/Dölitz. Nachdem 1973 auch die Mülldeponie Leine- straße geschlossen wurde, begannen 1975 die Umgestaltungsarbeiten der Senkungsfelder zum Freizeit- und Erholungspark Lößnig. Um den Einsturz nichtverfüllter Strecken des Bergwerks zu verhindern, wurden bis Durch die neuen Förderkörbe und eine elektrisch angetriebene Trommelfördermaschine konnte die 1987 mehrfach Versatzbohrungen „Seilfahrt“ für die 150 Kumpel neben der Güterförderung von jährlich etwa 120.000 t Rohbraun- kohle genehmigt werden. Die Trommelfördermaschine wurde leider auch verschrottet. durchgeführt und Kraftwerkasche in die von den Strecken gebildeten Hohlräume gepumpt. kohle“. Zum Denkmalbestand zäh- aktive Beschäftigte des Braunkoh- Aufgrund mangelnder Unterhal- len heute das Fördergerüst mit dem lenbergbaus und weitere Interes- tungsarbeiten verfiel die Anlage Schachthaus samt Hängebankge- sierte sowie Institutionen wie das zunehmend; der Abriss stand bevor. schoss und der Verbindungsbrücke, TBZ und der Verein für Technische 1974 wurde sie zwar in die Denk- die Trockensortierung, das Maschi- Sicherheit und Umweltschutz e. V. malliste der Stadt Leipzig aufge- nen- und Kesselhaus, das Sozialhaus engagieren. Ziel ist neben der Er- nommen, 1979 aber nach Einspruch (Kontor), die Kaue und der Südwerk- höhung des Bekanntheitsgrades des Institutes für Bergbausicherheit bunker. Die ebenfalls als Denkmal- des Dölitzer Braunkohlenschachtes wieder gestrichen. Die Hochschule bestand erfasste historische Wege- als bedeutender stadtnaher Ener- für Architektur und Bauwesen Wei- pflasterung ist heute leider nicht gielieferant für die Stadt Leipzig mar erfasste wesentliche Teile der mehr erlebbar. Durch die Lausitzer die Entwicklung eines tragfähigen Bausubstanz zeichnerisch. Fehlende und Mitteldeutsche Bergbau-Ver- Nutzungskonzeptes als Grundlage Finanzen verhinderten zwar den waltungsgesellschaft mbH und den für einen dauerhaften Bestand des Abriss, allerdings verschrottete man Staatsbetrieb Sächsisches Immo- Denkmals. die Gabelbahn zum Südwerkbunker bilien- und Baumanagement (SIB) Einmal im Jahr, am „Tag des of- und brach aus Sicherheitsgründen Leipzig I als Vertreter des Eigen- fenen Denkmals“, ist die Öffnung der die Ziegelgefache der Förderbrücke tümers Freistaat Sachsen sind seit übertägigen Schachtanlagen mög- sowie der südlichen Auskragung des dem Jahr 2000 umfangreiche Be- lich. Die Interessengemeinschaft Hängebankgeschosses ab. standssicherungsarbeiten an der wirbt für die Besichtigung des Denk- Nach 1989 wurde das Insti- Schachtanlage durchführt wurden, mals an diesem Tag und stellt tut für Bergbausicherheit aufge- um bis zu einer nachhaltigen Nut- kleinere und größere Fortschritte löst und am 27. August 1993 der zung dieses einmalige Denkmal vor in der Arbeit der Interessengemein- Schacht Dölitz wieder in die Liste dem weiteren Verfall zu bewahren. schaft in jeweils wechselnden und der Kulturdenkmale der Stadt Leip- In Verbindung mit dem SIB und erweiterten Ausstellungen vor. zig aufgenommen. Derzeit wird das der Interessengemeinschaft Schacht Schachtgelände u. a. von der Berg- Dölitz hat das TBZ im Rahmen von bau-Berufsgenossenschaft, dem Fortbildungsmaßnahmen geeignete Institut für Gebirgsmechanik GmbH und zulässige Arbeiten zur Darstel- und dem Technologie- und Berufs- lung des Denkmales, zur Geschichte bildungszentrum Leipzig gGmbH und zur Technik des Braunkohlenab- (TBZ) genutzt. baues unter Tage geleistet. Als Sachzeuge der Bergbau- Die Interessengemeinschaft geschichte ist er Bestandteil der Schacht Dölitz wurde als Aktionsfo- „Mitteldeutschen Straße der Braun- rum gegründet, in dem sich ehemals 14 Museumskurier 06|2008

Telekommunikation in Chemnitz - Teil 1

Vor 125 Jahren, am 1. August 1883, wurde in der Stadt Chemnitz das Telefon eingeführt. Anlässlich dieses Jubiläums betrachtet der nachfolgende Beitrag die Geschichte der Telekommunikation in Chemnitz von der ersten Telegraphenverbindung bis zur Gegenwart.

Vo l k m a r Sc h w e i z e r Mit der Eisenbahn begann ersetzt wurden. Chemnitz war jetzt auch die Geschichte der Tele- 1850 begründete das König- telegrafisch mit der ganzen Welt kommunikation reich Sachsen zusammen mit verbunden. Preußen, Bayern und Österreich Am 1. Mai 1857 wurde im dama- Die Entwicklung und Einfüh- den Deutsch-Österreichischen ligen Bahnhofsgebäude ein „König- rung der elektrischen Telegrafie Telegraphen-Verein. Die staat- lich-Sächsisches Staatstelegraphen- in Deutschland war eng mit dem lichen Post- und Telegrafenver- büro“ eröffnet. Diese Einrichtung aufkommenden Eisenbahnwesen waltungen verfolgten das Ziel, beruhte bereits auf einem techno- verknüpft. Telegrafenverbindungen, technologischen Nutzen aus logischen Zusammenspiel zwischen die als Freileitungen entlang den der Verbindung Telegrafie und Postwesen und Telekommunikation: Eisenbahntrassen geführt wurden, Postbeförderung zu ziehen. Aus ein auf elektrischem Weg im Tele- dienten anfänglich in erster Linie diesen technologischen Gründen graphenbüro eingegangenes Tele- dem Betrieb der Eisenbahn, wurden entstand die organisatorische gramm wurde per Postbote unter aber auch für die Staatstelegrafie Verbindung zwischen Post und Nutzung der Postinfrastruktur sei- genutzt. Wirtschaftliche Betriebs- Telegrafie, die, wie in den mei- nem Empfänger zugestellt. führung und die Anforderungen der sten Ländern Europas, erst vor Zeit führten bald darauf zur Frei- wenigen Jahren mit der Priva- gabe für die Nutzung öffentlicher tisierung der Postunternehmen Nachrichtenübermittlung. beendet wurde.

Chemnitz wurde bis 1853 „nach- Beförderungsmethode: Im Januar richtenmäßig“ fast ausschließlich 1853 erfolgte die Inbetriebnahme von den Postkutschenlinien der Kö- der ersten Telegraphenlinie zwischen niglich-Sächsischen Post versorgt. Chemnitz und Riesa als Folge der im Dringende Telegramme - damals Jahr 1852 eröffneten Eisenbahn- als Depeschen bezeichnet - beka- strecke. Zum Einsatz kamen Zeiger- In der Telegrafenstelle des Chemnitzer Haupt- men durch die Einführung der elek- telegraphenapparate, die dann aber bahnhofs waren Morseapparate im Einsatz. trischen Telegrafie eine alternative wenig später durch Morseapparate Der Telegrammverkehr stieg in den nächsten Jahren infolge der wirt- schaftlichen Entwicklung in Chem- nitz enorm an. Das Telegraphenbü- ro wurde 1859 im Stadtinneren im neuen Postgebäude untergebracht. Zum Einsatz kamen Morseapparate, die teilweise bis in die 1920er Jahre im Telegrafenamt Chemnitz und in der Eisenbahntelegrafie der Deut- schen Reichsbahn noch bis in die 1960er Jahre in Betrieb waren. Erst die aufkommenden Fernschreiber ersetzten sie schließlich ganz.

Chemnitzer Hauptpost, 1859 erbaut Foto: Schloßbergmuseum (l.u.); Volkmar Schweizer (l.m., r.) 15 Museumskurier 06|2008

Die Einführung des Telefons in Chemnitz stieg in den kommen- in Chemnitz den Jahren ständig an. Waren es 1901 erst 5.600 Anschlüsse, erhöhte Der damalige Generalpostmeister sich ihre Zahl bis 1918 auf 9.000 an. des Kaiserreiches, Heinrich von Ste- Dementsprechend musste die Ver- phan (1831–1897), definierte die mittlungsstelle ständig erweitert flächendeckende telefonische Ver- werden. sorgung im Reich analog dem Post- wesen als politisches Ziel und als Staatsaufgabe. Stephan – nach dem auch der Stephansplatz in Chemnitz benannt wurde – trieb den Aufbau einer Telekommunikationsinfra- Handvermittlungsstelle Lange Straße, 1918 struktur in Deutschland mit poli- tischer Weitsicht und persönlichem wurden über viele Jahre hinweg die Einsatz voran. Zu diesem Zwecke Telegrafenfreileitungen entlang der wurde das Post- und Fernmeldemo- Eisenbahnstrecken mitbenutzt. Die nopol des Staates geschaffen. Zum Telefonleitungen im Stadtgebiet damaligen Zeitpunkt hatte diese wurden lange Zeit als Freileitung Entscheidung eine überaus positive und in der Innenstadt auf Dach- Wirkung auf den Aufbau und die trägern verlegt. Endpunkt war der Entwicklung der Telekommunikati- Einführungsturm im Telegrafenamt onsinfrastruktur in Deutschland. Die Poststraße. Auf den Dächern der In- gesamtwirtschaftliche Entwicklung nenstadt konzentrierten sich somit in Deutschland und nicht zuletzt alle Telefonleitungen der Stadt. Erst die entstandene deutsche Fernmel- Dieses Telefon aus dem Jahr 1881 hat noch eine ab 1905 begann man im Stadtge- deindustrie (Siemens & Halske u. v. Ruftaste. Nur wenige Jahre später wurden die biet mit der Verlegung von unterir- Fernsprechapparate mit Kurbelinduktor gefer- a.) profitierten davon. Es bedeute- tigt — in Chemnitz bis 1931 im Einsatz. dischen Kabeln zur Versorgung der te Planungssicherheit, einheitliche einzelnen Fernsprechteilnehmer. technische Standards, einheitliche Die Telefonleitungen Der Einführungsturm für die ober- Tarifstruktur usw. irdischen Leitungen wurde dennoch Als Telefontrassen für den Fernver- bis 1930 genutzt und anschließend Vor 125 Jahren, genau am 1. Au- kehr, der ab Ende der 1880er Jahre demontiert. gust 1883, hielt das Telefon auch in von Chemnitz aus möglich war, Chemnitz seinen Einzug. Der Tele- fonverkehr war vorerst nur innerhalb von Chemnitz möglich (Fernverkehr erst ab 1887). Die ersten 68 Tele- fonteilnehmer waren ausschließlich Firmen, wie z. B. Hartmann, Union, Germania, Verlag Chemnitzer Tage- blatt, Chemnitzer Straßenbahnge- sellschaft, Chemnitzer Bankverein oder Aktienlagerbier-Brauerei. Die ersten von der Reichspost zugelas- senen Telefone wurden von Siemens & Halske, später auch von einer Vielzahl von Herstellern gebaut. Die Vermittlungsanlage in der Chemnit- zer Hauptpost, die aus zwei Klap- penschränken zu je 50 Anschlüssen bestand, wurde durchgehend von Telegrafenbeamten bedient. Erste Telefonvermittlung in Deutschland, Berlin 1881. Diese Klappenschränke kamen ab 1883 auch Die Zahl der Fernsprechteilnehmer in Chemnitz zum Einsatz. 16 Museumskurier 06|2008

Die Wählvermittlung ersetzt Amt“ war ab diesen Zeitpunkt nicht das „Fräulein vom Amt“ mehr für Verbindungen innerhalb der Stadt Chemnitz zuständig. Für die Chemnitzer Telefonkunden be- Nachdem in Deutschland im Jahre deutete dies, dass nunmehr alle mit 1908 das erste „Selbstanschlußamt“ Ortsbatterie betriebenen Telefone in Europa in Hildesheim (Niedersach- – mit Kurbel – durch moderne Ap- sen) in Betrieb genommen wurde, parate – mit Wählscheibe ersetzt begann man in Chemnitz erst 1925 wurden. mit dem Aufbau von Wählvermitt- lungsstellen. Die erste Vermittlungs- Bereits 1887 erkannte man stelle im Anschlussgebiet Chemnitz auch die Vorzüge von Frauen im West (Rufnummer 3...) wurde 1925 Vermittlungsdienst und stellte Wählfernsprecher, Typ W 24, ab 1925 in mit Hebdrehwählertechnik betrie- unter dem neuen Titel „Fern- Chemnitz im Einsatz ben. Dabei werden elektromecha- sprechgehilfinnen“ die ersten nische Schrittschaltwerke durch die Damen ein. Die aus dieser Zeit frequenz-Röhrenverstärker kamen Wählscheibe des Telefons gesteuert. stammende umgangssprach- bereits in den 1920er Jahren im Tele- In den großen Chemnitzer Wählver- liche Bezeichnung „Fräulein grafenamt Poststraße in Verbindung mittlungsstellen wurden Tausende vom Amt“ hielt sich bis weit in mit den Fernvermittlungsplätzen dieser Geräte in Gestellreihenbau- die zweite Hälfte des 20. Jahr- zum Einsatz. 1930 wurde in dem im weise aufgebaut. hunderts. Die von der Kaiser- Bauhausstil errichteten Gebäude in lichen Reichspost meist als Be- der Oberen Aktienstraße ein neues Weitere Wählvermittlungsstellen – amtinnen beschäftigten Frauen Fernamt (Handvermittlung) sowie Obere Aktienstraße, Dittesstraße, mussten ledig und aus gutem das Verstärkeramt untergebracht Poststraße – wurden errichtet. Am Hause sein, mit guter Schulbil- und dort ca. zehn Jahre später die 28. November 1931 waren alle An- dung und den besten Umgangs- Trägerfrequenztechnik eingeführt. schlüsse in Chemnitz auf Wählbe- formen. Das Verbinden des An- Dabei handelte es sich um das so trieb umgestellt. Das „Fräulein vom rufers mit dem gewünschten genannte System Z8, was bedeutete, Partner erfolgte durch Stecken dass 8 Fernsprechkanäle gleichzeitig von Verbindungsschnüren mit über eine Zweidrahtleitung betrie- Klinkensteckern. ben wurden. Das Frequenzband der menschlichen Stimme wird in Hoch- Weitere technische Innovationen frequenzbänder verlagert und somit folgten. Die Nutzung der Elektro- ist es mit dieser Technik möglich, nenröhre, die Anfang des vorigen mehrere Gespräche gleichzeitig auf Jahrhunderts erfunden worden einer Fernleitung zu übertragen. war, als Telefonverstärker stellte für den Fernverkehr eine wichtige Fortsetzung im nächsten Heft technische Neuerung dar. Nieder-

Dachgestänge am Markt in Chemnitz, 1899 Blick in eine Wählvermittlungsstelle (Wählersaal), mit Detailansicht von Hebdrehwählern Foto: Volkmar Schweizer (l.); ArTeG/Sievers (r.) 17 Museumskurier 06|2008

Jørgen Skafte Rasmussen (1878-1964)

Am 30. Juli 2008 jährt sich zum 130. Mal der Geburtstag des DKW-Gründers Jørgen Skafte Rasmussen. Rasmussen schaffte es innerhalb von nur zehn Jahren zu einem der Großindustriellen in Deutschland aufzu- steigen, nicht zuletzt auch dadurch, dass er es verstand, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Mitarbeiter zu finden. Mit seinen zahlreichen Betriebsgründungen trug er zur Reduzierung der hohen Arbeitslosigkeit im Erzgebirge bei. Mehr über das Leben und Wirken von J. S. Rasmussen erfahren Sie in einem Vortrag von Dr. Immo Sievers am 31. Oktober 2008 im Industriemuseum.1

Eberhard Kreßner Rasmussen kommt nach ab 1903 aber bereits mit Eigenent- Er stellte den darin erfahrenen dä- Sachsen wicklungen für Zubehör und Bau- nischen Ingenieur Mathiesen ein. gruppen von Dampfkesseln. 1904 Die Prototypen, die in dieser Zeit Im September 1898 kam der 20- schied Ernst aus der Firma aus. Bald entstanden, waren eine Episode, jährige Däne Jørgen Skafte Ras- war die Produktionsfläche zu klein. was aber blieb, war der Marken- mussen nach Mittweida zum Ma- Rasmussen suchte ein geeignetes name DKW, Abkürzung für Dampf schinenbaustudium an das dortige Fabrikgebäude und fand 1906 im Kraft Wagen. 1918 traf Rasmussen Technikum, das zu dieser Zeit be- strukturschwachen Erzgebirge nahe auf den Ingenieur Hugo Ruppe, der reits einen internationalen Ruf Zschopau die ehemalige, stillgelegte einen als Spielzeugmotor gedachten besaß. Zunächst von wenig Ehr- Tuchfabrik Barth. Er kaufte die Fa- kleinen Zweitaktmotor (18 cm³; geiz besessen, erfüllte er die an brik und zusätzlich 25 ha Land für 0,25 PS) mit Schwungrad-Magnet- ihn gestellten Erwartungen nicht Erweiterungen mit einem Eigenka- zünder entwickelt hatte. Als Antrieb und musste im Oktober 1900 das pitaleinsatz von nur 1.000 Mark. für Spielzeug war das knatternde Technikum in Mittweida verlassen. 1910 ließ Rasmussen seine zwei- und Abgase produzierende Maschin- Der „Rausschmiss“ hat offensicht- te Firma als „Zschopauer Maschi- chen im Kinderzimmer sicher unge- lich gewirkt. Er setzte das Studium nenfabrik Jørgen Skafte Rasmussen, eignet. Dennoch erkannte Rasmus- an der wenige Jahre zuvor gegrün- Zschopau“ im Handelsregister ein- sen das Potenzial, das in dem Motor deten Ingenieurschule in Zwickau tragen. Wenige Jahre später hatte steckte, und stellte Ruppe ein. Die- fort und schloss im März 1902 als sich das Unternehmen im Appa- ser konstruierte einen Zweitaktmo- Maschinenbauingenieur ab. Bereits rate- und Maschinenbau etabliert tor, der sowohl als Stationärmotor im Dezember desselben Jahres grün- und beschäftigte bereits 150 Mit- in Handwerksbetrieben als auch als dete er mit dem Kaufmann Ernst als arbeiter. Grundlage des Erfolges Fahrradhilfsmotor, auf dem Gepäck- Teilhaber die Firma „Rasmussen & waren nicht zuletzt Rasmussens träger montiert, einsetzbar war (im Ernst OHG“ in Chemnitz. Diese han- zahlreichen Erfindungen, die er sich Volksmund als „Arschwärmer“ be- delte zunächst mit Fremdprodukten, als Gebrauchsmuster bzw. Patente zeichnet). DKW wurde jetzt als Das schützen ließ. Und er bewies ein Kleine Wunder interpretiert. ausgesprochenes Gespür für Inno- Rasmussen erkannte, dass sich die vationen. Durch seine Beteiligung Motorisierung in Deutschland nach u. a. an der Elite-Motorenwerk AG in dem Krieg nur „von unten“ entwi- Brand-Erbisdorf, die neben Fahrrä- ckeln konnte. Motorräder, gar Au- dern, Stationärmotoren auch Auto- tos, waren für breite Bevölkerungs- mobile produzierte, knüpfte er erste schichten unerschwinglich. Mit dem Kontakte zur Kraftfahrzeugbranche. motorisierten Fahrrad konnte die Massenmotorisierung aber Erfolg Die Entwicklung des Dampf- versprechend beginnen. kraftwagens Rasmussen ließ sich 1917 nahe Die Treibstoffknappheit im Ersten seiner Fabrik eine repräsentative Weltkrieg bewog Rasmussen, sich Villa errichten. Er lebte solide und mit der Entwicklung von Dampf- gediegen mit seiner Frau und vier Jørgen Skafte Rasmussen, 1913 kraftwagen zu beschäftigen. Kindern, mied Organisationen und 18 Museumskurier 06|2008

1961) bei DKW als kaufmännischer 1929 voll übernahm, eine große Leiter. Er brachte mit gezielter Wer- finanzielle Belastung dar. Der bis- bung, Kundendienstschulung und her erfolgreiche Unternehmer stand Einführung der Ratenzahlung den betriebswirtschaftlich nicht mehr Vertrieb maßgeblich in Schwung. auf sicherem Boden. 1928 beliefen 1923 erfolgte die Umwandlung sich die Schulden des Rasmussen- des Unternehmens in eine Akti- Konzerns bereits auf 18 Millionen engesellschaft, in die „Zschopauer Reichsmark. Auch der New Yorker Motorenwerke J. S. Rasmussen AG“. Börsencrash und die damit ausge- Das Aktienkapital befand sich na- löste Weltwirtschaftskrise brachten hezu vollständig im Besitz des Fir- DKW in massive Schwierigkeiten. mengründers. Das Unternehmen Die Sächsische Staatsbank ver- expandierte rasant. Der 1906 preis- suchte Schritt für Schritt, die Fä- wert erworbene Immobilienbesitz den des Unternehmens in die Hand war nach Einführung der Renten- zu nehmen, um ihre an Rasmussen mark für Rasmussen ein Vielfaches ausgereichten Kredite zu retten. So wert. Bei den Banken galt der Un- saß ab November 1929 ein Staats- Werbung für das „Das kleine Wunder“, 1921 ternehmer als außerordentlich kre- bankdirektor als Vorsitzender im ditwürdig, und er nutzte diese sich Aufsichtsrat der Zschopauer Mo- Verbände. In seinem Unternehmen bietenden Angebote. Damit geriet torenwerke AG. Schließlich kam es pflegte er einen patriarchalischen er aber auch schleichend in Abhän- 1930/31 zu drastischen Umsatzein- Führungsstil, sorgte sich um und für gigkeit, vornehmlich von der Säch- brüchen. Die Mitarbeiterzahl sank seine Beschäftigten, zahlte überta- sischen Staatsbank. von ehemals rund 15.000 auf 4.737 riflich, erwartete aber unbedingten Rasmussens Ziel war es, sein Ende Juni 1930 und 2.397 Ende Einsatz für das Unternehmen. Unternehmen zu einem sich selbst September 1930. tragenden Konzern auszubauen. In Ausbau zum Großunter- rascher Folge wurden nun von 1922 Erfolg trotz Krise nehmen bis 1930 zwölf Unternehmen aufge- kauft oder gegründet, u. a. die Me- Die Sächsische Staatsbank ent- Nach seiner ersten Amerikareise tallwerke Zöblitz mit Zweigbetrie- sandte im November 1930 einen 1921 griff Rasmussen die Idee der ben, die Sattelfabrik Frankenberg erprobten Sanierer, Dr. Richard Fließbandfertigung von Henry Ford (Fahrrad- u. Motorradsättel) sowie Bruhn, in den Aufsichtsrat. Dieser auf. Gleichzeitig stellte er den 26- die Slaby-Beringer Automobil GmbH, griff von nun an in die Entschei- jährigen Ingenieur Hermann Weber Berlin. Doch nicht alle Firmenzu- dungen des Unternehmens ein ein, der an der Staatslehranstalt käufe waren erfolgreich. So stellten und entwickelte selbst persönliche Chemnitz studiert hatte. Weber, ein z. B. der Kauf der Schütthoff-Werke, Machtansprüche. Rasmussen war ausgesprochen begabter Ingenieur, Chemnitz sowie der seit 1927 vom nicht mehr Herr im eigenen Hause avancierte bei DKW zum Leiter der Konkurs bedrohten -Werke in und wusste nicht, auf wen er sich Konstruktionsabteilung. Im gleichen Zwickau, die Rasmussen mit Kre- noch verlassen konnte. Er überwarf Jahr begann Dr. Carl Hahn (1894- diten der Sächsischen Staatsbank sich mit einem seiner erfahrensten und immer loyalen Mitarbeiter, mit Dr. Carl Hahn. Trotzdem gelang Ras- mussen in dieser schwierigen Zeit ein großer Wurf. Nach Vorarbeiten bei DKW in Zschopau konstruierten Ende 1930 zwei Audi-Ingenieure, Arlt und Haustein, in Zwickau den DKW-Front. Prototypen des zweisit- zigen Roadsters standen innerhalb von sechs Wochen (!) bereit und be- währten sich auf Anhieb. Später F1 genannt, war dieser Pkw der erste der legendären Front-Reihe (F1-F9)

Briefkopf der Zschopauer Motorenwerke, 1925 von DKW vor dem Zweiten Welt- Foto: ArTeG/Sievers (l.o., r.); Sächs. Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz 19 Museumskurier 06|2008 krieg. Im April 1931 lief die Serien- kam zum offenen Machtkampf im produktion an. Mit seinem 600 cm³- Vorstand, der damit in seinen ei- Zweizylinder-Zweitaktmotor, leich- gentlichen Aufgaben gelähmt wur- ter Sperrholzkarosserie und ausge- de. Rasmussen reagierte durch be- reiftem Frontantrieb zu einem Preis wusstes Fernbleiben von seinem von nur 1.685 Mark war der kleine Vorstandsposten und litt gesund- Pkw der „Renner“. Mit Karosserien heitlich. aus Berlin, Motoren aus Zschopau und der Endmontage bei Audi in Rettung nicht in Sicht Zwickau versuchte Rasmussen die Auslastung seiner Unternehmen in Rasmussen versuchte durch Verkauf schwieriger Zeit. von Lizenzen in den USA den Rück- kauf von DKW aus der Gründung der Auto Union AG zu finanzieren – ein vergebliches Bemühen, das ihm zusätzlich scha- Um einem wirtschaftlichen Kollaps dete. Denn seit 1933 herrschten der sächsischen Automobilbran- in Deutschland durch die Macht- che zuvorzukommen, drängten die ergreifung der Nationalsozialisten Kreditgeber, allen voran die Säch- neue politische Prioritäten. An einer sische Staatsbank, die inzwischen Reprivatisierung des Staatskonzerns zum Konkurs reifen Horchwerke in J. S. Rasmussen vom Machtkampf gezeichnet Auto Union AG bestand, im Hin- Zwickau, die unprofitable Automo- blick auf die künftige Rüstungspo- bilsparte von Wanderer in Chem- durch das Markenzeichen der litik, kein Interesse. Die Situation im nitz und Rasmussens angeschla- vier verschlungenen Ringe, gegrün- Vorstand der Auto Union eskalierte genen Werke, Audi in Zwickau und det. Vorstandsvorsitzender wurde 1934 derartig, dass beide Seiten die Zschopauer Motorenwerke AG, Dr. Richard Bruhn. Rasmussen diese vor die Reichsleitung der in einem konzentriert gemanagten gehörte dem Vorstand an, zustän- NSDAP, Abteilung „Wahrung der Konzern zusammenzufassen. Ras- dig für den Bereich Technik. Dem Berufsmoral“ brachten. mussen musste der Fusion wohl oder bisher in seinem eigenen Unter- Rasmussen selbst war zwar kein übel zuzustimmen, hoffend, bei Bes- nehmen allein bestimmenden Unter- NSDAP-Mitglied, beeilte sich aber in serung der gesamtwirtschaftlichen nehmer fiel es aber äußerst schwer, einem Interview mit der dänischen Lage eine Reprivatisierung seines sich in dem neuen Unternehmen Zeitung „Berlingske Tidente“ seiner DKW-Imperiums zu erreichen. Auto Union AG einzugliedern. Begeisterung für nationalsozialis- Am 29. Juni 1932 (rückwirkend Schwerwiegende Zerwürfnisse zwi- tische Ideen Ausdruck zu verleihen. zum 1. November 1931) wurde schen ihm und den anderen Vor- Begreiflich, dass er sich für die von der neue sächsische Automobilblock, standsmitgliedern, insbesondere Dr. Hitler 1934 ausgerufene „Volks- die Auto Union AG, symbolisiert Bruhn, waren vorprogrammiert. Es motorisierung“ begeistern konnte, schließlich profitierte er davon und hoffte, seine bedrängte Situati- on verbessern zu können. Doch es nützte ihm nichts. Die Vorstandsmit- glieder der Auto Union AG lehnten jede weitere Zusammenarbeit mit ihm ab. Im Dezember 1934 kam es zu seiner fristlosen Kündigung. Den- noch ging der Kampf auf juristischer Ebene noch Jahre weiter. An einer angemessenen Rehabilitierung von Rasmussen war letztendlich selbst Hitler gelegen. Das bisherige Partei- gerichtsverfahren wurde 1936 in ein Zivilrechtsverfahren überführt. Alle Dank des F1 rückte DKW bereits im Juni 1931 in den Zulassungszahlen für Pkw nach Opel auf den Ansprüche Rasmussens kamen zur zweiten Platz im Deutschen Reich vor. Verhandlung, so auch die Entschä- 20 Museumskurier 06|2008

digungszahlungen für Lizenz- und ken entworfenen Kleinwagen, auch Patentrechte. Aber es ging nicht als ein „Volkswagen“ gedacht, an mehr nur um Ansprüche und Vor- höchster Stelle in Berlin vorzustellen, teile der einen oder anderen Seite, scheiterte bei der Vorstellung des es handelte sich vielmehr um den Prototypen vor der Reichskanzlei, in- zermürbenden, persönlichen „Stel- dem das Fahrzeug bewusst der lungskrieg“ zwischen Dr. Bruhn und Lächerlichkeit preisgegeben wurde. Rasmussen, in dem beide nicht se- Woher der Volkswagen kommen hen wollten, dass das Ergebnis des sollte, war vom „Führer“ bereits Verfahrens, von höchster Stelle ge- entschieden. Nachdem die Fami- wollt, bereits fest lag. lie Rasmussen 1939 nach Sacrow Schließlich wurde am 31. Januar bei Potsdam gezogen war, begann 1938 ein Schiedsgerichtsvertrag von er auch dort wieder mit Fahrzeug- beiden Seiten unterschrieben. konstruktionen. 1941 entwarf er ein Rasmussen wurde eine Entschä- Leichtmotorrad mit Vollverkleidung, Jørgen Skafte Rasmussen an seinem digungssumme von 1,3 Millionen von dem einige Muster gebaut wur- 80. Geburtstag Reichsmark zugestanden. Außerdem den, und beantragte für die Ausfüh- konnte er seine bei der Gründung rung der Verkleidung sowie für die sammenarbeit an: einen ¾-t-Klein- der Auto Union AG ausgegliederten Kühlung des Motors Gebrauchsmu- lastwagen, ein Leichtmotorrad Betriebe Erla GmbH, Framo-Werke sterschutz. mit 125 cm³ Zweitaktmotor und GmbH, Metallwerke Zöblitz GmbH Ein beschauliches Leben war dem einen Zweitakt-Gegenkolbenmo- und seine Beteiligung an den Pro- sonst eher umtriebigen Rasmussen tor. Nur für den Kleinlaster kam metheus-Werken, Berlin, behalten. in der idyllischen Umgebung seines es zum Vertrag über Konstruk- Hitler verfügte außerdem, dass Wohnsitzes dennoch nur kurz ver- tion und Prototypenbau. Auch Rasmussen am 20. Juli 1938 die gönnt. Das nahende Ende des Zwei- mit der dänischen Waffenfabrik Ehrendoktorwürde durch die Tech- ten Weltkriegs zwang ihn, mit seiner DISA verhandelte er über die Produk- nische Universität Dresden verliehen Frau 1945 nach Flensburg zu flüch- tion eines Motorrades. Er selbst ge- wurde. ten. Seine Söhne verharrten noch in hörte als Konstrukteur dem Team an. den Familienunternehmen im sowje- Doch lediglich eine Kleinserie mit Schwere Zeiten tisch besetzten Teil Deutschlands in einem zugekauften 98 cm³-Motor Zöblitz und Frankenberg. Sein Sohn kam 1951 zum Einsatz. Rasmussen schloss 1938 mit sei- Hans, der die Geschäfte von Framo Anlässlich seines 75. Geburtstages ner 30-jährigen Schaffensperiode leitete, starb in einem sowjetischen im Jahre 1953 wurden Rasmussen in Zschopau ab. Zu seinem 60. Ge- Internierungslager. Die Familie büßte zahlreiche Ehrungen zuteil, u. a. die burtstag nahm er viele öffentliche nahezu alle Vermögenswerte ein. Ehrenmitgliedschaften im Verband Ehrungen entgegen. Nicht zuletzt Eine Einreise nach Dänemark verhin- der deutschen Automobilindustrie ehrte ihn 1939 der dänische König derten die dänischen Behörden zu- (VDA) und im Automobilclub von mit dem Ritterschlag auf Lebenszeit nächst – vielleicht eine Reaktion auf Deutschland (AvD). Mit Genugtuung durch die Verleihung des Danne- seine seinerzeit öffentlich gemach- konnte er feststellen, dass die wieder brogsordens. ten Beifallsbekundungen für Hitlers neu gegründete Auto Union GmbH Der Versuch, einen zusammen mit Politik. Erst Ende 1947 erhielt Ras- (Bruhn und Hahn waren die Prota- seinen Söhnen in den Framo-Wer- mussen wieder die dänische Staats- gonisten) einen Schlusspunkt un- bürgerschaft. ter die früheren Streitigkeiten zog, Auf Vermittlung und mit der Hilfe ja, ihm einen DKW 3=6 Sonderklasse seines Sohnes, Dr. Ove Rasmussen, schenkte und rückwirkend einen versuchte Rasmussen im Fahrzeug- Ehrensold von 1.000 DM monatlich bau noch einmal Fuß zu fassen. Die zusagte. Betriebe in der sowjetisch besetzten Jørgen Skafte Rasmussen starb, Zone waren demontiert und ent- 86-jährig, am 12. August 1964 in eignet worden. Dennoch war es ge- Kopenhagen. lungen, wichtige Konstruktions- unterlagen zu retten. Rasmussen 1 Immo Sievers: Jørgen Skafte Rasmussen - Leben und Werk des DKW-Gründers. Bielefeld Prototyp eines Leichtmotorrades mit Vollver- bot den Deutschen Werken in 2006.

kleidung, 1941 mehrere Projekte für eine Zu- Foto: ArTeG/Sievers (l.u.); Audi Tradition GmbH (l.o.); Westmoreland Museum of American Art (r.) 21 Museumskurier 06|2008

Born of Fire – Pittsburgh und Sachsen in Bildern

Das Industriemuseum zeigt vom 6. September bis zum 9. November 2008 in Kooperation mit dem Westmo- reland Museum of American Art und dem Rheinischen Industriemuseum Oberhausen Gemälde, Grafiken und Fotos, die an die industrielle Vergangenheit Pittsburghs erinnern. Gegenübergestellt werden ihnen Werke aus Sachsen, die sowohl auf die Bedeutung der Eisenhüttenwerke im Erzgebirge vor 1850 als auch auf die Symbolkraft von Dampf, Rauch und Feuer in der Kunst des 20. Jahrhunderts verweisen.

Ri t a Mü l l e r Pittsburgh — Künstler, kräfte aus Europa und Südamerika Themen, Werke in die südwest-pennsylvanische In- dustriestadt gezogen, auch Künstler Der Name Pittsburgh ist der Inbegriff wurden angelockt „wie die Motten für die Stahlindustrie auf dem ame- vom Licht“ (Edward K. Muller, Joel rikanischen Kontinent und steht für A. Tarr). Denn die Feuer der Öfen eine rasante Erfolgsgeschichte, die und der Stahlwerke bescherten eine ihresgleichen sucht. Pittsburgh war „industrial aesthetic“, von der nicht ein Synonym für Amerika, für den nur auswärtige Besucher fasziniert, amerikanischen Aufbruch ins Indus- sondern auch zahlreiche Künstler triezeitalter. Pittsburghs Hochöfen inspiriert wurden. Dass sich Maler und Stahlwerke nährten den Auf- und Zeichner unvoreingenommen bau der amerikanischen Großstädte nach Motiven aus der Welt der Ar- mit ihren Wolkenkratzern. Ohne sie beit umschauten, war nicht selbst- gäbe es kaum die sich in die end- verständlich. Diese Künstler waren losen Weiten des Kontinents erstre- die Ausnahme, als die beginnende ckenden Eisenbahnlinien, aber auch Industrialisierung mit ihren Irrita- nicht die mächtigste Militärmaschi- tionen und Umbrüchen die Rück- nerie der Welt. besinnung auf unberührte Natur und pastorale Idyllen nahe legte. Joseph Penell, On the Way to Bessemer, 1908 Das atemberaubende Wachstum in Joseph Pennell (1860-1926), Aaron Pittsburgh hat nicht nur Arbeits- Harry Gorson (1872-1933) und Otto fach durchströmte, überbrückte, Kuhler (1894-1976) wird die Indus- baulich hoch verdichtete und zu- triestadt Pittsburgh geradezu zur gleich rauchumhüllte Industrieland- künstlerischen Offenbarung. schaft: „The Valley of Work“. Anders der Ton in Arbeiten der Für Pennell galt „die Welt der sozial und politisch engagierten Arbeit als das Größte“ und Pitts- Künstlerinnen und Künstler, die burgh war ihm „the Work city sozusagen näher herangehen und of the world“. Kritikern galt Gorson genauer hinsehen. Thomas Hart als „Brush Poet of Steel“. Ihm Benton (1889-1975) hält in seiner hatten es vor allem das nächtliche Lithographie „Strike“ von 1933 mit Licht der Ofenabstiche und die Po- seiner Sympathie für die tödlich sitionslampen auf dem dicht be- bedrängten Grubenarbeiter nicht schifften Monongahela River ange- hinter den Berg. Francis Komperda tan. Der aus Remscheid stammende (1914-1998) rückt in seinem „Por- Kuhler wollte an der Kunstakademie trät of Mike Kessel“ (1938-1940) Düsseldorf keine Äpfel und Birnen einen breitschultrigen Mann ins malen und lobte dafür Pittsburgh Zentrum, dessen vermeintliches He- als den „malerischsten Ort der Welt“. roentum vom starken Seil gebremst So entstanden großartige, ja atem- scheint, das ihm quer über den Otto Kuhler, Wabash Railroad Bridge, um 1925 beraubende Stadtansichten als viel- Oberkörper gespannt ist, als würde 22 Museumskurier 06|2008

tativ noch qualitativ mit anderen deutschen Eisenerzen konkurrieren. Auch die in Sachsen geförderte Steinkohle erwies sich für die Eisenverhüttung und Stahlerzeu- gung wenig brauchbar. Spätestens als die westdeutschen Montanwerke mit der Einführung des Thomas- verfahrens seit den frühen 1870er Jahren in der Lage waren, phosphor- reiche lothringische Erze billig und in großen Mengen zu verhütten, hatte die letzte Stunde der säch- sischen Hüttenindustrie geschlagen. 1880 wurde der letzte sächsische Eisenerzofen ausgeblasen und die Erzeugung von Roheisen 1901 ein- gestellt.

Die sächsischen Eisen- und Stahl- werke verlegten sich zunehmend Elizabeth Olds (1896-1991) befasst sich in ihrer Zeichnung „Steel Town“ von 1937 mit dem mühse- auf die Verarbeitung angekauften ligen Leben in Arbeitersiedlungen. Roheisens zu Halbwaren oder zu gusseisernen Produkten. Es entstan- es ihn an die Werkstücke, Bauten raum von nahezu 2,5 Millionen hat den zudem eine Reihe neuerer Eisen- und rauchenden Schlote des Hinter- sich „von der früheren schmutzigen gießereien und ähnlicher Halbwaren grunds fesseln. Industriestadt zu einer der freund- herstellender Betriebe, vornehm- lichsten Städte Amerikas ent- lich in der Nähe der Standorte des Das vergleichsweise schnelle Ende wickelt“: acht Autostunden von Maschinenbaus und anderer Eisen der einst boomenden Stahlstadt New York, fünf von Washington und verbrauchender Branchen. wird u. a. von den Arbeiten eines Ron viereinhalb von den Niagara-Fällen Donoughe, Jahrgang 1959, begleitet. entfernt. Da scheint die Vergangen- In den Inflationsjahren fusionierten Kleinformatig und nahezu schnapp- heit der Stahlwerke, der Koks- und viele Betriebe des Maschinenbaus schussartig hält er zum Beispiel die Hochöfen eher zu stören. Deshalb und der Stahlindustrie. Schließlich „Neville Coke Works“ noch im Jahr ist es das Verdienst des Museums in wurde 1926 die Vereinigte Stahl- 2002 fest. Solche Motive gelten Greensburg, eine Epoche wieder vor werke AG gegründet; Aufsichts- seit der Stahlkrise der 1970er Jah- Augen zu führen, die fast ganz in ratsvorsitzender wurde Friedrich re nicht mehr als selbstverständlich. Vergessenheit geraten, ja verdrängt Flick. Die Mitteldeutsche Stahl- Die 1918 geborene Fotografin Aarol worden war. werke AG mit den Werken in Riesa, deRoy Gruber wurde vom Gelände Gröditz und Freital entwickelte sich gejagt, als sie „End of an Era“ (1998) Stahlindustrie in Sachsen? zum Zentrum des Flick-Konzerns aufnahm, eine gewissermaßen aus und zählte im Dritten Reich zu der Hüfte geschossene Elegie auf Während sich Pittsburgh am Ende den kriegswirtschaftlich wichtigsten die schon marode Duquesne Works des 19. Jahrhunderts zum größ- Unternehmen. Steel Mill. ten Stahlerzeuger in den USA ent- wickelte, dominierten in Sachsen Die sowjetische Besatzungsmacht Ein anderes Erinnern? Textilindustrie und Maschinenbau. setzte nach 1945 auf den raschen Eine Schwerindustrie im Sinne eines Auf- und Ausbau der Stahlindustrie Anders als in Sachsen oder im Ruhr- Verbundes von Kohlenbergbau, Hüt- in ihrer Besatzungszone. U. a. in gebiet gibt es in Pittsburgh kaum tenindustrie, Eisen- und Stahlerzeu- den demontierten Stahlwerken in noch bauliche Hinterlassenschaften gung entstand nach 1860 allenfalls Riesa und Gröditz wurde die Produk- der einstigen „Work City of the ansatzweise. Die wesentlichen Vo- tion bald wieder aufgenommen und World“. Die City mit ca. 330.000 raussetzungen fehlten. Sächsische 1951 in Eisenhüttenstadt der Grund-

Einwohnern in einem Ballungs- Eisenerze konnten weder quanti- stein für den ersten Hochofen gelegt. Foto: Westmoreland Museum of American Art (l.o.); Städtische Museen Zwickau (r.o.); Neue Sächsische Galerie (r.m.); Kunstsammlungen Chemnitz (r.u.), Inv.-Nr. 217, László Tóth, 23 Museumskurier 06|2008

Ziel war es, den Stahlbedarf der stahlverarbeitenden Industrien aus eigener Erzeugung decken zu können. Schließlich waren Ende 1987 in der DDR in den 163 Produktionsstätten der so genann- ten Schwarzmetallurgie 83.400 Arbeiter und Angestellte beschäftigt.

Sachsen — Künstler, Themen, Werke In der ersten Hälfte des 19. Jahr- hunderts blieben die Stilmittel und Darstellungsformen der Maler weit- Eisenhüttenwerke Morgenröthe, um 1840. Der unbekannte Maler integrierte wie viele seiner Zeit- gehend noch den Traditionen ver- genossen die Eisenhüttenwerke in die Landschaft. haftet. Die Hammerwerke und Ei- senhütten, die im Erzgebirge bereits handelt, gilt „Das Eisenwalzwerk“ und dem Leben in der Industriestadt im Mittelalter entstanden, wurden von Adolph Menzel (1815-1905) Chemnitz in Bann gezogen. Ein in die Landschaft eingebunden, die als die erste größere Industriedar- krasses Gegenbild zur Präsentation ersten Fabriken wie Burgen in die stellung in Deutschland. Zur Vor- blühend-produktiver Fabrikensem- Landschaft gesetzt. Nach der Jahr- bereitung des Bildes reiste Menzel bles ist „Die Gießerei“ von Otto Dix hundertmitte entwickelte sich der ins schlesische Königshütte, in die (1891-1969). Dieses Ölbild malte rauchende Schornstein zum Symbol damals nach dem Ruhrgebiet mo- er als neunzehnjähriger Dresdner für industrielle Produktivität und dernste Industrieregion Deutsch- Kunstgewerbeschüler in Anlehnung lands. In einem dortigen Walzwerk an van Gogh. Nur noch als Schrott fertigte er etwa hundert Detail- zu bezeichnende Produkte des Be- zeichnungen an, die als Grundlage triebes liegen im Vordergrund, wo für das spätere Gemälde dienten. sonst in der Ikonografie des Indus- Die Zeitgenossen begriffen das triebildes stolz die Waren präsen- Gemälde, entsprechend der Fort- tiert werden. schrittsgläubigkeit der Epoche, als Auch in der DDR nahm die Dar- ein Sinnbild für die unbegrenzten stellung von Arbeit einen wichtigen Möglichkeiten der modernen Tech- Platz ein. Die positive, teils euphe- nik. Doch die Welt der Fabriken und mistische Grundstimmung in den ihrer maschinellen Produktionswei- sen ebenso wie die Großstadt als Resultat der Massenurbanisierung in Deutschland waren nicht so häu- fig Gegenstand der Malerei, wie zu erwarten gewesen wäre. Axel Wunsch, Gießereiarbeiter, 1986 In Chemnitz, dem „sächsischen Manchester“, beschäftigten sich ei- Macht. Um 1860 erscheint auch das nige Künstler mit diesen modernen „Das Album der sächsischen Indus- Sujets. Es sind immer wieder die trie“, herausgegeben und gedruckt dicht besiedelten Straßen der Stadt, von Louis Oeser aus Neusalza. Darin die unzähligen rauchenden Schorn- werden zahlreiche sächsische Firmen steine und Fabrikhallen, die von in Wort und Bild vorgestellt. Die Li- der Arbeit geprägten Gesichter, die thographien haben bis heute einen die Künstler faszinierten. Martha großen dokumentarischen Wert. Schrag (1870-1957) widmete sich Während es sich in der Frühzeit zeitlebens dem Thema der Arbeit. Martha Schrag (1870-1957) meist um Lithographien und Aqua- Auch Alfred Kunze (1866-1943) ist Blick auf die Vorstadt Kappel, Chemnitz, 1930 relle oftmals unbekannter Künstler von den rauchenden Schornsteinen Öl auf Leinwand, 90,5 x 67,5 cm 24 Museumskurier 06|2008

Jahre in den VEB Stahlgießerei Karl- eigenes Form- und Strukturvoka- Marx-Stadt (Borna). Das 1958 ent- bular. Die besondere Stimmung, die standene Porträt „Stahlgießer“ ist durch das Aufeinandertreffen der typisch für die Porträts der 1950er Elemente Feuer und Luft, züngelnde Jahre. Neben dem Stahlgießer mit Flammen und aufsteigender Rauch den attributiven Kennzeichen der oder das glühende Roheisen mit Arbeit, Schirmmütze, Schweißer- seiner goldgelben Farbe entsteht, brille und Schürhaken, fertigte bringt Westenburger in seinen Klampäckel Holzschnitte mit Pau- Mischtechniken (Gouache/Tempera) sen- und Feierabendszenen. Sie zur Geltung. Vor allem faszinierten bringen Freude und Stolz über das den Künstler die Gießereiarbeiter. Geschaffene zum Ausdruck. Doch nicht die gefeierten Helden der Arbeit begegnen uns in den Koh- Obwohl der 1924 in Tannenberg lezeichnungen. Vielmehr wird sicht- geborene Carl-Heinz Westenburger bar, wie sich die schwere körper- vor allem für seine intensive Bezie- liche Arbeit in die Gesichter ein- hung zur Natur bekannt war, hat geschrieben hat, aber auch wie der Künstler das Erzgebirge stets in eng die Arbeiter mit ihrer Tätigkeit seiner Gesamtheit im Blick gehabt verwachsen sind. In seinem groß- und auch Themen wie Arbeit und formatigen Gemälde „Gießer im industrielle Produktion nie ausge- Eisenwerk Erla“ hat er einen der Gerhard Klampäckel, Gießereiarbeiter, 1958 klammert. Ende der 1970er Jahre Arbeiter füllend als Brustbild auf hatte Westenburger die Gelegen- die Leinwand gebannt. Der Arbei- 1950er und 1960er Jahren teilt die heit, im Eisenwerk Erla bei Schwar- ter tritt uns direkt und ohne Pathos DDR dabei durchaus mit der BRD zenberg, einem der ältesten und gegenüber, der unübersehbar einen und auch die kleinen Helden der größten Eisenbetriebe im Erzgebir- gesunden Berufsstolz in sich trägt. Arbeit werden in gleicher Weise ge, zu arbeiten. Dabei entstanden Leider ist Carl-Heinz Westenburger porträtiert. Den Betrieben kam bei etliche Blätter, die in ihrer Anzahl am 5. Mai 2008 verstorben. dem Ziel der Parteiführung, Kunst und Bandbreite einen tiefen und vor allem dort wirksam werden facettenreichen Einblick in die Ar- Dass Künstler in der DDR immer zu lassen, wo die Zielgruppe der beit im Eisenwerk bieten. In Skizzen wieder in den Betrieben vor Ort „werktätigen Massen“ erreichbar und Studien – meist als Kohle- oder arbeiteten war durchaus üblich. ist, eine große Rolle zu. Dies wurde Graphitzeichnungen ausgeführt Eine langjährige Kooperation wie einerseits in den betrieblichen Lai- – widmete sich der Künstler vor zwischen dem Edelstahlwerk Frei- enkunstzirkeln realisiert und ande- allem einzelnen Motiven. Gießblö- tal und Werner Haselhuhn (1925- rerseits durch die kulturelle Aufga- cke, Gießformen, Gusskübel und 2007), die fortlaufend von 1961 be der Betriebe, die bildende Kunst -pfannen boten ein ausgesprochen bis zu seiner Pensionierung 1986 zu fördern. Dabei überwogen in den währte, blieb jedoch eher die Aus- frühen Jahren Schilderungen von nahme. In dieser Zeit sind zahl- Arbeitsprozessen aus der Grund- reiche Werke entstanden, die die stoff- und Schwerindustrie. Rudolf Entwicklung des Betriebes doku- Bergander (1909-1970) steht stell- mentieren und das Leben der Arbei- vertretend für jene Künstler, die ter aufgreifen. Im Bestand der BGH nach dem Zweiten Weltkrieg den Edelstahlwerke GmbH in Freital sind sozialistisch-realistischen Werteka- heute nicht nur Arbeiten von Hasel- non übernahmen. Beeinflusst durch huhn, sondern auch von Gottfried Dix´ sozialkritischen Realismus Bammes (1920-2007), Paul Micha- wurde nach Gründung der DDR der elis (1914-2005) und Eberhard von arbeitende Mensch zum Haupt- der Erde (*1945). 2003 entstand das thema seiner Malerei und Zeichen- Ölgemälde „Kokillenguss" von Eber- kunst. hard von der Erde im Rahmen eines Gerhard Klampäckel (1919-1998) Werkvertrages. Die Firma setzt da- führten seine Studienaufenthalte Carl-Heinz Westenburger, Gießer im Eisenwerk mit die Tradition fort und fördert

Ende der 1950er, Anfang der 1960er Erla, 1978 Künstler in Sachsen. Foto: Industriemuseum (l.o., r.u.); Westenburger Privatbesitz (l.u.) 25 Museumskurier 06|2008

Neues Museums-Handwerker-Team

Anfang März 2008 erfuhr der Depot- und Werkstättenbereich eine tiefgehende Zäsur. Zehn neue Handwer- ker, acht Schlosser, eine Büromaschinentechnikerin und ein Fernmeldetechniker begannen am 1. März ihre Arbeit in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme der ARGE (Arbeitsgemeinschaft der Agentur für Arbeit und des Sozialamtes, zuständig für ALG II-Empfänger, auch Hartz IV genannt).

Ac h i m Dr e s l e r Das bisherige und teilweise bis zu acht Jahre für das Museum ar- beitende Handwerkerteam mus- ste aufgrund des Auslaufens seiner mehrjährigen Arbeitsbeschäf- tigungsmaßnahme (einer Struktur- anpassungsmaßnahme SAM) aus- scheiden. Nur Sigmund Pinnow blieb als Interims-Leiter des Depots und der Werkstätten. Frank Thomas und Jörg Drobniewski, zwei Textilfach- leute, kommen weiterhin tageweise freiberuflich für Vorführungen und Wartungen in der Textilstraße. Der bewährte Schlosser und Schweißer Roland Döhler, der Depotleiter und Dreher Günter Wolf, der Bürotech- Der neue Vorarbeiter Heinrich Junker an der Ab 1. Juni 2008 neu im Team: Depot- und niker Dieter Korb und der Textil- Drehmaschine Werkstattleiter Frank Reinholdt techniker Manfred Köhler mussten ihren Abschied nehmen. Sie sind Den genannten Kollegen gilt un- Dauerausstellung 2003 und dem vielen Mitgliedern des Förderver- ser herzlicher Dank für die enga- Depotumzug 2005! eines über die Jahre vertraute Helfer gierte Mitarbeit in der Aufbau- bei Exponatrecherchen und Vereins- phase des neuen Standortes 2001 Natürlich hinterlassen sie große Lü- veranstaltungen gewesen. bis 2003, der Eröffnung der neuen cken. Ihr Ausscheiden erinnert uns daran, wie abhängig die Museums- arbeit nach wie vor von der dan- kenswerten Unterstützung durch die Agentur für Arbeit ist. Grund- sätzlicher noch macht mit dem Per- sonalwechsel die Grundfrage auf sich aufmerksam: Wie werden Wis- sen und technisches Know-how, das sich rund um unseren Exponatfun- dus in Restaurierung und Vorfüh- rungen ansammelte, mit möglichst geringen Verlusten in die Zukunft transferiert?

Dieter Korb (l.) verabschiedet sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge in den wohl- verdienten Ruhestand. 26 Museumskurier 06|2008

2. Chemnitzer Museumsmesse Am 8. und 9. November 2008 findet die 2. Chemnitzer Museumsmesse, organisiert von dem Freundeskreis der technikhistorischen Museen, im Industriemuseum Chemnitz statt.

Ri t a Mü l l e r Ein Wochenende lang präsentieren Gäste sind die technischen Mu- das Sächsische Eisenbahnmuseum seen der Partnerstadt Mulhouse im Chemnitz-Hilbersdorf, das Säch- Elsass. sische Fahrzeugmuseum Klaffen- bach, das Straßenbahnmuseum Freuen Sie sich auf ein abwechs- Chemnitz, das Deutsche SPIELE- lungsreiches Programm! museum, das Sächsische Nutzfahr- zeugmuseum Hartmannsdorf, das Schulmuseum Ebersdorf und der Gastgeber Industriemuseum Chem- nitz gemeinsam ihre Ausstellungen Nicht nur Einheimische drückten die Schulbank und Projekte für das Jahr 2009. bei der 1. Chemnitzer Museumsmesse.

Neues aus Mulhouse Das größte Automobilmuseum der Welt erhielt ein neues Eingangsgebäude

Ac h i m Dr e s l e r Das Nationale Automobilmuseum Charakter in das sonst kühl wirkende in unserer elsässischen Partnerstadt Foyer. Mehr Komfort gegenüber der weihte bereits im Sommer 2006 ein früheren beengten Eingangssituati- großzügiges neues Eingangsgebäude on gibt es also, über die Schönheit ein. Es bildet mit einer hochgezogenen der Kunst an der Außenfassade – Das neue Eingangsgebäude Glasfront neben der niedrigeren und Rennwagen und Vögel aus Plastik – lang gestreckten Ausstellungshalle lässt sich dagegen streiten. seit 2006 ebenfalls von der Kultur- ein architektonisches Ausrufezeichen. Die Baukosten lagen bei 11 Mil- AG betrieben wird. Die Besucherinnen und Besucher ge- lionen Euro (zum Vergleich kostete Aber auch ein Rückschlag ist zu langen vom Parkplatz über zwei neue das Gesamtvorhaben Industriemu- vermelden: Das südelsässische Frei- Brücken, die das Flüsschen Ill über- seum Chemnitz rund 23 Millionen lichtmuseum (Ecomusée d`Alsace) spannen, zum neuen Eingang. Euro). Die Investition soll das Muse- hat Ende 2007 das Kali-Bergwerk Edle Ledersessel bringen Lounge- um noch attraktiver machen. für den Besucherverkehr geschlos- Bereits im Jahr 2000 war das Mu- sen. Die Anlage war erst seit 2004 seum vom halbstaatlichen Kultur- der Öffentlichkeit museal zugäng- Großunternehmen Culture Espace lich. Doch die Unterhaltskosten und AG übernommen und die Ausstellung der Besucherzuspruch entwickelten aufwändig modernisiert worden. sich in keiner zufriedenstellenden 2007 zählte man über 200.000 Relation. Schade! Aber für die Dis- Gäste. Steigende Besucherzahlen kussion über die Zukunft der vielen hat auch das benachbarte Eisen- Besucherbergwerke in Sachsen ist

Rennwagen und Vögel an der Außenfassade bahnmuseum zu verzeichnen, das dies ein wichtiger Hinweis. Foto: Industriemuseum (l.o., r.o.); Achim Dresler (l.u, l.m.); Martin Roemers (r.) 27 Museumskurier 06|2008

Der Trabant bewegt die Menschen einst auf der Straße und heute im Herzen

Ac h i m Dr e s l e r Mehrspaltige Artikel in der BILD- Zeitung, der Super-Illu und der Auto-BILD über eine eher kleine Sonderausstellung im Industriemu- seum Chemnitz – das ist durchaus ungewöhnlich. Auf mein Erstaunen, dass die BILD der Fotoausstellung „Trabant. Die letzten Tage der Pro- duktion“ eine fast komplette Seite widmete, entgegnete mir der Re- dakteur: „Wir bringen das, was die Menschen bewegt“.

1990 bis 1992 besuchte der nieder- Trabant-Arbeiterin Trabant-Arbeiter ländische Fotograf Martin Roemers mehrfach das Sachsenring-Werk in nicht in ihren routinierten Hand- Fotografen zur Ausstellungseröff- Zwickau. Er hielt in seinen Moment- griffen bzw. in der Pause stören. nung persönlich zu begrüßen und aufnahmen die Trabant-Fertigung dem Begleitkatalog ein Vorwort auf fest. Mehr noch als die Produkti- Aus heutiger Sicht handelt es um den Weg mit zu geben. onsbedingungen selber, sind es die anachronistische Arbeitsbedin- porträtierten Arbeiterinnen und Ar- gungen. Kritiker der Ausstellung Die Ausstellung ist noch bis 17. Juli beiter, die an dieser Fotoschau fas- vermuten in der Auswahl deshalb 2008 in Chemnitz zu sehen, ihr De- zinieren. Sie blicken teils stolz und eine abwertende Absicht, weil mo- büt feierte sie bereits 2007 im Ber- selbstbewusst, teils eher traurig – derne Werkhallen auf den Bildern liner Willy-Brandt-Haus. wohl in Vorahnung ihrer kommen- ausgespart bleiben. Doch das lag den „Abwicklung“ – mit ihren Werk- Martin Roemers fern, und den da- Mehr Informationen zum Foto- zeugen in der Hand in die Kamera, maligen Werksdirektor Winfried grafen: www.martinroemers.com oder sie lassen sich scheinbar gar Sonntag hielt es auch nicht ab, den

Zur Ausstellung erschien ein Katalog:

Roemers, Martin: Trabant. Die letzten Tage der Produk- tion. Anlässlich der Ausstellung "Arbeit und Alltag. 1950-1991. Fotografien von Roger Melis, Martin Roemers und Walter Vo- gel". (November 2007 bis Janu- ar 2008 im Willy-Brandt-Haus Berlin) Berlin/Tübingen 2007. 41 Fotos mit Begleittexten; Preis: 19,80 Euro Erhältlich im Museumsshop

Am Fließband im Sachsenring-Werk in Zwickau 28 Museumskurier 06|2008

Von der Wasserkunst zum Wasserhochbehälter

Der Wunsch, Wasser zu speichern und dann mit gleichmäßigem Druck in Leitungen weiter zu befördern, forderte schon immer zu technisch und architektonisch interessanten Lösungen heraus. Bereits die „Archi- medische Schraube“ diente vor über 2.000 Jahren u. a. der Befüllung von Tanks auf Türmen. Gegenstand dieses Artikels sind jedoch nur Lösungen für Wasserspeicher, die Turmbauten als Grundlage haben und im Zusammenhang mit der Industrialisierung stehen.

Ka r l Ba u e r s c h a p e r Ein frühes Beispiel ist die „Alte Was- dass die Dampflokomotive nach Reservoir und zur Sicherung eines serkunst“ in Bautzen – heute tech- 1840 ein wichtiger auslösender Fak- stabilen Leitungsdruckes. Topogra- nisches Museum und ein weithin tor für den Bau einer Vielzahl von phisch bedingt konnte in Chemnitz bekannter, prägender Teil des Stadt- Wasserspeichern auf Türmen war. das Problem mit Erdhochbehältern bildes. Dieser bereits 1559 erbaute Der Wasserbedarf von Dampfloko- auf den Höhen am Stadtrand gelöst 47 m hohe Turm diente der Was- motiven war enorm. Für 100 km be- werden. Siedlungsgebiete im Flach- serversorgung der Stadt. Ein Pump- nötigten sie bei Güterzugbetrieb ca. land waren auf den Bau von Wasser- werk förderte das Trinkwasser aus 11,5 m³ und bei Personenzugbetrieb türmen angewiesen, die allerdings der Spree in den Behälter im Turm, ca. 10 m³ Wasser. Güterzugloks fünf- bis zehnfach so teurer waren. von dem aus Stadtbrunnen gespeist mussten spätestens nach 40 km, Neben schlichten Zweckbauten ent- wurden. Schnellzugloks nach 100-180 km standen auch architektonisch be- In der Barockzeit waren die Wasser aufnehmen. Vor allem nach merkenswerte Bauten. Sie prägten Bauherren solcher „Künste“ vor 1870 wurden weit über 1.000 dieser die Landschaft und das Stadtbild. allem Fürsten, die einen großen speziellen Turmbauten für die Bahn Ein typisches Beispiel ist der 40 m Bedarf an Wasserspielen hatten gebaut. Häufig waren Speicher wie hohe Wasserturm von Mittweida. und viele hohe Fontänen in am Chemnitzer Hauptbahnhof, aber Nach umfangreichen Sanierungs- ihre Lustgärten integrierten. Pa- auch in Gebäuden auf dem Bahn- arbeiten ist der schmucke Ziegelbau rallel nutzten aber auch die sich hofsgelände integriert. seit April 2007 wieder ein beliebtes vergrößernden Städte und der Berg- Parallel zum Eisenbahnbereich Fotomotiv. Interessant ist auch sein bau diese technische Möglich- zwang das rapide Anwachsen der Innenleben. Der Behälter mit einem keit zunehmend für die Lösung ihres Städte dazu, Lösungen für eine Fassungsvermögen von 1.500 m³ ist Wasserversorgungsproblems. stabile Wasserversorgung zu rea- als zylindrischer Ring ausgeführt Aber nur Insidern ist bekannt, lisieren. Hochbehälter dienten als und wird heute noch für die Was- serversorgung von fast 10.000 Ein- wohnern genutzt. Innen windet sich eine Wendeltreppe nach oben. Für Schwindelfreie besteht jährlich zum Tag des Wassers eine Aufstiegsmög- lichkeit durch die Röhre. Für ihre Anstrengung werden die Besucher mit einer hervorragenden Aussicht belohnt. Eine besondere Gruppe von Was- sertürmen bilden die Türme von Industriebetrieben. Zur Eigenver- sorgung mit Brauchwasser besaßen viele Betriebe Brunnen, deren Was- ser zunächst in einen Hochbehälter gepumpt wurde. Dieser war meist als Behälterring am Schornstein befestigt. Einige größere Unterneh- Im ehemaligen Bahnbetriebswerk Chemnitz-Hilbersdorf ist ein Musterbeispiel eines Bahn-Wasser- men leisteten sich für diesen Zweck

turmes erhalten. auch einen repräsentativen Turm, Foto: Karl Bauerschaper (l., r.o), Industriemuseum (r.u.) 29 Museumskurier 06|2008

in dem oben der Wasserspeicher untergebracht war. Der Turm diente gleichzeitig als Uhrturm und wur- de zum Wahrzeichen der Betriebe. Musterbeispiele sind die Türme der ehemaligen Niles-Werke sowie der Wanderer-Werke in Chemnitz, die beide noch existieren. Der Aufwand für den Bau und die Erhaltung von Wassertürmen ist im Vergleich zu erdnahen Speicherbecken, die mit einem modernen Pumpsystem ver- bunden sind, relativ hoch. Doch als bauliche und technische Denkmäler sollten einige von ihnen erhalten werden. Durch Umnutzung als Aus- sichtsturm, Museum oder als Wohn- Der Wasserturm von Mittweida zählt seit 110 variante lassen sie sich zu „neuem Jahren zu den Wahrzeichen der Region. Leben“ erwecken. Turm der Wanderer-Werke AG, Chemnitz

Dr.-Ing. Günter Schmidt Der Vorstand des Fördervereins ernennt ihn zum Ehrenmitglied

Ac h i m Dr e s l e r Der Vorstand des Fördervereins er- nannte Dr.-Ing. Günter Schmidt zum Ehrenmitglied des Vereins und gratulierte ihm am 20. Mai dieses Jahres zu seinem 75. Geburtstag.

Seit der Jubilar von der Kammer der Technik zum FIM wechselte, machte er sich als umtriebiger und zuverläs- siger Organisator immer neuer Be- sichtigungen und Exkursionen einen Namen im Vereinsleben.

Der Geehrte studierte in Moskau Bergbaumaschinenbau und promo- vierte an der TU Dresden zum The- ma Lagerprojektierung. Lange Jahre verantwortete er im Forschungs- zentrum für Werkzeugmaschinen den Bereich Transport und Lager. Mit dem Rad ins Museum – Dr. Günter Schmidt hält sich fit. 30 Museumskurier 06|2008

Vom Glücksgefühl des Forschens …

Siegfried Arlt, Vorsitzender der Goethe-Gesellschaft Chemnitz, hat es endlich schwarz auf weiß: Goethe besuchte 1810 die Bernhardsche Spinnerei.

Si e g f r i e d Ar l t „Ein wahrer Forscher wird nie alt …“ Hat er es gefunden, vielleicht sogar Novalis, Die Lehrlinge zu Sais, ergründet, oder selbst entwickelt, 1798/99, 1, S. 273 empfindet er das „schönste Glück des denkenden Menschen“. Die Lust am Forschen und Entde- Ja, für einen Augenblick empfand cken beflügelt Menschen, seit es ich dieses Glück! Genauer gesagt, Menschen gibt. Es gehört zu den als ich das Stück Papier in den Hän- uns angeborenen Wesenszügen, uns den hielt, was nun endlich als Be- selbst und die Welt, in der wir leben, weisstück dafür steht, dass Johann zu erklären. Und indem wir unseren Wolfgang von Goethe am 28. Sep- Kosmos entdecken, sind wir schon tember 1810 in der Chemnitzer dabei, ihn zu verändern. Wir glau- Baumwollspinnerei der Brüder Bern- ben, dass er so ist, wie wir ihn sehen. hard weilte, um die Spinnmaschinen Halten wir fest: „Der Mensch forscht, zu besehen. Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Riemer (1774-1845) solange er denkt.“ Denn Forschen, Um nicht mehr und um nicht das ist Beobachten, das ist der uns weniger ging es. Dabei gestehe ich, Beweis. Das musste auch ich erst innewohnende Drang, die unaufhör- dass ich schon vor Jahren nach um- begreifen lernen. Ließ ich es doch liche Suche nach neuer Erkenntnis. fangreichen Recherchen glaubte, in meiner Untersuchung an Akribie Und einmal dem Geheimnis auf der den logischen Beweisschluss ange- nicht mangeln. Und jede neue Wort- Spur, empfindet der Suchende den treten zu haben. Aber eine Behaup- meldung, die ich in großen Abstän- unbezwingbaren Reiz, das bis da- tung, so einleuchtend wie sie auch den in der Tagespresse zur Kenntnis hin Unbekannte kennen zu lernen. dargestellt sein mag, ist noch kein nahm, stellte, zugespitzt formuliert, meine Darstellung in Zweifel. Im- merhin das Buch „Augenblick und Ewigkeit. Goethe – die Chemnitzer und die Weltliteratur“ lag gedruckt vor und ich hätte es damit bewen- den lassen können. Aber offen ge- standen, es ließ mir keine Ruhe, ich wollte Klarheit. Das heißt, ich begann von vorn, Punkt für Punkt, Schritt für Schritt. Die Autographen Goethes galten als gesichert, aber sie waren im Hin- blick auf meine Fragestellung nicht aussagekräftig genug. Es blieb offen, in welcher Spinnerei sie, d. h. Goe- the, sein Reisebegleiter Riemer und Amtmann Dürisch, tatsächlich ge- wesen sind. An dieser Stelle sei da- rauf hingewiesen, und das steigert die Bedeutung der Fragestellung

Riemers Tagebucheintrag vom 28. September 1810 außerordentlich, dass nach dem Foto: Goethe-Museum Düsseldorf (l.); Industriemuseum (r.) 31 Museumskurier 06|2008

11. April 2003, also jenem Tag an dem das neue Sächsische Industrie- museum Chemnitz, in der Zwickauer Straße 119, feierlich eröffnet wor- den war, die Bernhardsche Spinne- rei als ein wichtiger Ausgangspunkt für die Industrialisierung Sachsens definiert war. Die weiteren Recherchen in den regionalen Archiven blieben ohne nennenswerte neue Ergebnisse. Weder in der Chemnitzer Tageszei- tung des Jahres 1810, noch in den Unterlagen des Amtmannes Dü- risch, noch in den Aktenbergen zur Gründung und den späteren Erwei- terungen der Baumwollspinnerei der Brüder Bernhard fand sich der leiseste Hinweis, der Goethes An- wesenheit bewiesen hätte. Auch das Chemnitzer Universitätsarchiv Die Spinnerei der Gebrüder Bernhard in Harthau galt zu Beginn des 19. Jahrhunderts als offenbarte keinerlei diesbezügliche eíne der am besten organisierten Fabriken Deutschlands. Aussagen. Wieder ging die Zeit ins Land, risch d. R.) in die Baumwollspinne- stillen Stunde, nun, am vermeint- keiner drängte – nur „meine innere rei zu 2500 und zu 27 000 Spindeln, lichen Ziel angekommen, was hat Stimme“ ließ mich nicht zur Ruhe köstlicher Mechanismus, besonders es denn gebracht, worin besteht der kommen. Da keimte die Erleuch- von vornherein, wie die Wolle zum Nutzen? Dann – so meint er, kann es tung…. Was war mit Riemer? Hatte Faden verarbeitet wird. schon von unschätzbarem, von nicht er, der Reisebegleiter, der Sekretär Dass darüber hinaus für die bezifferbarem Wert sein, vielleicht des Meisters, der Lehrer und Erzieher Goetheforschung und damit für einem anderen, ihm gänzlich unbe- des Goethe-Sohnes August, mög- die Literaturwissenschaft ein wei- kannten Menschen, auf dessen Weg licherweise etwas aufgeschrieben teres Ergebnis zutage trat, zu der die Bestärkung, oder auch die Ge- und hinterlassen? Die Sekundärlite- Vermutung war ich zwar schon wissheit vermittelt zu haben, nicht ratur erwähnte es doch – aber wo nach früheren Recherchen ge- aufzugeben, sondern jenen letzten befanden sich diese, seine Notizen? kommen, machte das Glückgefühl Funken angefacht zu haben, der er- Die Spur führte nach Düsseldorf, komplett! Denn Goethes unklare neut zu lustvoller Flamme, zu jenem ins Goethe-Museum, Schloß Jäger- Formulierung zum abendlichen Feuer aufflammt, was der Mensch hof. Meinem Ersuchen um Mithilfe Gespräch über Fragen der Literatur braucht, um weiter zu gehen, um in kam der Hausherr, der Vorstand der „… besonders über das Einschlei- scheinbar ausweglosem Tun, einen Anton- und Katharina-Kippenberg- chen der Unredlichkeit gegen die neuen Sinn zu entdecken, plötzlich Stiftung, Prof. Dr. Dr. mult. Volk- Sache," präzisierte Riemer in sei- ein Ziel zu erkennen, welches alle mar Hansen, bereitwillig entgegen. nem Tagebuch mit der Erklärung: Mühen vergessen macht. Und siehe da, wir wurden fündig! Abends mit Goethe und Dr. Seebeck Denn ein Ende gibt es nicht, es gibt Die Kustodin des Hauses, Dr. Heike Unterhaltung über Literatur und immer wieder nur einen neuen An- Spies, tatkräftig mit der Suche be- das Verderben, dass durch Fr. Schle- fang! fasst, fand die erlösenden Worte: gel unter die jungen Leute gebracht „… die Aussagen werden für Sie wurde. einer kleinen Sensationen gleich- Der Mathematiker würde sagen: kommen.“ Und so war unter dem Was zu beweisen war! Bestandsvermerk KK 3773, S.424 in Damit schließt sich der Kreis der der handschriftlichen Aufzeichnung Untersuchung und Beweisführung. Riemers zu lesen: Was aber bleibt? Für den „Forscher“ Fortgefahren über Oederan nach bleibt das Glücksgefühl des Entde- Chemnitz. Mit Hofrath Thiersch (Dü- ckens! Und fragt er sich in einer 32 Museumskurier 06|2008

Abfallbeseitigung in Chemnitz – gestern und heute

Der Förderverein des Industriemuseums Chemnitz lud am 14. März 2008 zu einer Exkursion zur Deponie „Weißer Weg“ am östlichen Stadtrand von Chemnitz ein. Der „Weiße Weg“ ist als Abfallentsorgungsstelle seit Jahrzehnten ein Begriff. Der Technische Leiter des Abfallwirtschaftverbandes Chemnitz (AWVC), Herr Dr. Schatz, führte in die Probleme der Abfallentsorgung und speziell in die der Deponie vor Ort ein.

Helga Raßmann | Ursula Zachäus Im Mittelalter war Chemnitz, wie den Ausbruch des Ersten Weltkrieges gelungen der Bundesrepublik über- alle anderen Städte auch, für un- verhindert wurde. Nach Kriegsende nommen werden. Heute wissen wir, ser heutiges Empfinden eine sehr pachtete die Stadt Lehmgruben und dass das Regenwasser, das in den schmutzige Stadt. Die Bürger schüt- Steinbrüche. Schließlich mietete sie abgekippten, unbehandelten Müll teten und entsorgten alles, was im 1919 die Großablagerungsfläche an einsickert, viele Schadstoffe in das Haus zuviel war, den Unflat – so der Lützowstraße an, die sich bis Grundwasser bringt. Deshalb wur- nannte man früher die Siedlungs- zum Flughafengelände an der Stoll- den in den vergangenen Jahren Rah- abfälle – auf die Gehwege vor ihren berger Straße hinzog. menbedingungen geschaffen, wie Häusern. Waren die Berge zu hoch, Nach dem Zweiten Weltkrieg der Siedlungsabfall von den Ent- kehrte man sie in die nächste grö- wurden u. a. die Steinbrüche an der sorgungsbetrieben, bevor er auf die ßere Gasse. Die Abfallentsorgung Dresdner Straße mit den gewaltigen Deponie kommt, verarbeitet werden beschäftigte bereits zu dieser Zeit Mengen an Trümmerschutt verfüllt. muss. 1991 wurde der AWVC ge- die Stadtväter von Chemnitz unent- Nachdem alle gepachteten Stein- gründet mit der Aufgabe, Abfall- wegt. Der Stadtrat forderte von den brüche zugeschüttet waren, musste entsorgungsanlagen und Anlagen Bürgern Ordnung, war aber schließ- ein neuer Platz gefunden werden, zum Umschlagen von Abfällen zu lich nicht in der Lage, die alten Ge- um die Abfälle aus der Stadt zu errichten. Ab 1996/97 deckte der wohnheiten abzuschaffen. schaffen. Am Zeisigwald, hinter dem Verband den Altkörper (unbehan- Von diesen mittelalterlichen Zu- „Weißen Weg“ – der Name kommt delter Müll) der Deponie „Weißer ständen bis heute war es ein weiter von dem ehemals an dieser Stelle Weg“ mit einem zweilagigen Dich- Weg. Mit der Industrialisierung, die gebrochenen, fast weißen Porphyr- tungssystem in Asphaltbauweise nach 1800 in Chemnitz einsetzte, tuff – lag die „Nauendorfer Delle“. ab. In die Zwischendichtung wur- und mit der zunehmenden Bevöl- Diesen Platz wählte die Stadt 1973 den Schächte zum Kontrollieren des kerungsdichte wurden das Problem als neuen Deponiestandort. Deponiegases und Sickerrohre für der Hygiene sowie das Entsorgen Ab 1990 mussten die weit strengeren das Niederschlag- und Sickerwasser der Siedlungs- und Gewerbeab- umweltgerechteren gesetzlichen Re- eingebaut. Das Deponiegas wird ge- fälle immer dringlicher. Der 1890 gegründeten „Chemnitzer Dünger- abfuhrgesellschaft" oblag fortan die Reinhaltung der Straßen und Plätze. Ein verlassener Steinbruch am Hohlweg war die erste Stelle, wo die Chemnitzer ihren Müll entsorgten. Der Abfall, verdorbene Fleisch- und Fischwaren, altes Obst und Gemüse, verbreitete einen fürchterlichen Ge- stank. Oft kam es zu Selbstentzün- dungen und die Feuerwehr musste anrücken. Das erste Müllabfuhrge- setz beschloss der Rat der Stadt 1909. Viele Jahre später übernahm die Stadt die Müllabfuhr. Auch eine Müllverbrennungsanlage wollte man

damals errichten, was aber durch Deponie „Weißer Weg" Foto: Peter Stölzel (l.); Industriemuseum (r.) 33 Museumskurier 06|2008 sammelt und zur Energieerzeugung Druck auf die Hälfte des Volumens pier, Holz u. ä. Da die Rohstoffpreise verwendet. Im August 2004 war der zusammengepresst. Die so entstan- drastisch steigen, sind Altglas, Me- gesamte Altkörper aus DDR-Zeiten denen Pellets werden z. B. in Kraft- tallschrott, Kunststoff, Papier und mit Asphalt aufgefangen. werken zur Stromerzeugung ge- Altholz begehrte Materialien aus Seit 1. Juni 2005 dürfen nur noch nutzt. Inerte (träge) Stoffe werden der Altstoffrückgewinnung. Siedlungsabfälle, die den Grenz- für den Deponieaufbau verwendet. Die Chemnitzer Bürger können werten der Ablagerungsverordnung Der Verfüllungsgrund muss vor dem sicher sein, dass von der Deponie Deponieklasse I entsprechen, depo- Abkippen verdichtet sein, damit kei- „Weißer Weg“ keine Gefährdung niert werden. Deshalb müssen die ne Schadstoffe in den Untergrund ausgeht. Die eingebauten Grund- täglich angelieferten Abfälle in der eindringen können. Auch der Müll wasserpegel registrieren jede Ver- Restabfallbehandlungsanlage durch wird verdichtet, damit keine Depo- unreinigung und außerdem über- hochmoderne, automatisch arbei- niebrände entstehen. prüfen die zuständigen Behörden tende Anlagen gesiebt, zerkleinert, Der Abfall dient heute im großen heute regelmäßig Luftqualität und Schadstoffe aussortiert sowie Eisen- Stil der Energieerzeugung; er hat ei- Grundwasser. und Nichteisenmetalle der weiteren nen ökonomischen Wert. Man trennt Verwertung zugeführt werden. Da- den heizwertreichen Müll, das ist nach wird der Müll erhitzt und unter ein Gemisch aus Kunststoffen, Pa-

Gustav Adam Krautheim Gedenktafel für den Gießerei-Unternehmer enthüllt

Ac h i m Dr e s l e r Rund 70 Menschen folgten dem mann, der Großneffe Krautheims, Aufruf des Fördervereins und des und seine Frau, die eigens aus Bonn Deutschen Gießereiverbandes, den anreisten. ersten sächsischen Stahlformgießer Dr. Wolfram Hoschke eröffnete an seinem 82. Todestag, dem 15. den Festakt, der von drei jungen April, mit einer Gedenktafel am Akkordeonisten der Musikschule heute als Wohn- und Geschäftshaus Fröhlich umrahmt wurde. Joachim sanierten Fabrikgebäudes in der Heußmann überbrachte das Gruß- Schiersandstraße 13 zu ehren. wort des Gießereiverbandes und Unter den Teilnehmerinnen und seines Betriebes Flender Guss, der in Teilnehmer waren neben Vereinsmit- der Tradition Krautheims steht. Gedenktafel für Gustav Adam Krautheim am gliedern zahlreiche aktive und ehe- Dr. Hans Dieter Uhlig hielt die Gebäude der Schiersandstraße 13 malige Gießer. Fünf Geschäftsfüh- Laudatio auf Krautheim, wie nicht rer sächsischer Gießereien kamen: anders von ihm gewohnt mit großer Eigentlich war die Enthüllung bereits Joachim Heußmann von der Flender Sachkunde und Leidenschaft sowie zum 150. Geburtstag am 21. No- Guss GmbH, Markus Trompetter von mit fester Stimme – mein Kompli- vember 2007 geplant. Das scheiterte der Trompetter Guss GmbH, Christian ment! Er schrieb bereits ausführ- seinerzeit leider an der weniger Neubert von der Metallgießerei licher über Krautheim im Heft 20 interessierten Immobilienverwal- Chemnitz GmbH, Johannes Kunze des Museumskuriers. tung. Diese wechselte glücklicher- von der Olbersdorf Guss GmbH und Zwei Auszubildende von Flender weise. Ein herzliches Dankeschön Dr. Jahn von NRU Präzisionstech- stiegen schließlich zur Enthüllung an den neuen Gebäudeverwalter nologie GmbH Neukirchen. Stadt- auf die Leiter. Die Tafel wurde in Peter Schloßhardt von der Rhenus räte und die Kulturamtsleiterin Pe- der Lehrwerkstatt von Flender ge- Verwaltungs GmbH und an die Mie- tra Borges besuchten ebenfalls die formt und in der Edelstahlgießerei ter des Gebäudes! Veranstaltung. Die prominentesten Schmees in Pirna in witterungsbe- Gäste waren aber Dr. Christian Hof- ständigem Edelstahl gegossen. 34 Museumskurier 06|2008

Schmunzelecke Ausprobieren und Anfassen

Gi s e l a St r o b e l Das Signet „Konrad Rädchen“ an „Halloo hallo liebes museum, es ist sehr viel Spaß gemacht“ einigen Exponaten in der Daueraus- schön hier zu sein, leider darf man „Hallo liebe Leute es ist viel ein- stellung gestattet den Besuchern nichts anfassen. Es wäre schön facher auf dem Computer zu schrei- ausdrücklich das Anfassen und Aus- überall ein wenig rumzutatschen“ ben“ probieren. Mechanische Schreib- maschinen, wie die Continental aus „Christa Stein war hier und hat sich „Mit dieser Schreibmaschine muß den 1930er und die Erika aus den die Ausstellung sehr interessiert an- man gleichmäßig schreiben, sonst 1970er Jahren, waren die Arbeits- gesehen. Auf dieser Maschine habe verheddern sich die Typen. Ein Feh- mittel der Generation der Eltern und ich 1953 Maschineschreiben ge- ler, der einmal auf dem Papier steht, Großeltern. Für die Kinder und Enkel, lernt. Toll!!!!!!!“ ist nicht mehr zu löschen.“ die mit dem Computer groß werden, sind das Relikte aus vergangener „Im prinziep ja eigentlich ganz ein- „das ist eine komische Maschine, Zeit – uralt. fach n so einem ding da zu schrei- uns gefällt es in diesem Museum ben. Aber das sprichwort heißt sehr gut“ Die Jugendlichen überrascht, dass nicht umsonst: übung macht den sich Tippfehler nicht so einfach meister. Kannst du dann das ding „Hallo Ihr da! Hier ich, wer da? Ich löschen lassen oder dass der An- vom boden holen damit wir schrei- sitze hier und sc schreibe mit dem schlag der Tasten mit etwas Kraft- ben können? Bitte!!! Das macht so Ein-Finger-Suchsystem..“ aufwand verbunden ist. Spa:ß.“ „Industriearchäologie ist ein super Ein Gästebuch ganz eigener Art ent- „Wir schreiben eine Geschichte über Studiengang! Kann man übrigens in steht auf diese Weise, das im Fun- das Leben. Es ist sehr cool mit einer Freiberg an der Bergakademie stu- dus des Museums aufbewahrt wird. schreibmaschine zu arbeiten. Wir dieren!“ Hier einige Kostproben: haben ein Schild gebaut. Das hat „Liebe Oma, ich habe dich sehr lieb! Ich hatte doch eine gute Idee geha- bt das wir in das Industriemuseum gehenn.“

„hallo das i t eine ehr lu ti maschine und die schreibt sehr gut“

„Ich sitze gerade hier im Chemnitzer Technischen Museum. Das ist ganz schön, aber auch ein wenig lang- weilig manchmal. Hoffentlich gibt’s was leckeres zum Mittagessen, da- nach muss ich meine Kunstjahresar- beit weitermachen“

„Hallo, ich bin Mangi aus Leipzig und wer bist du? Ich finde diese alte schreibmaschine hier total schön. Naya ich muss los... also dann Tschüssi!!!“

Niklas Birke feiert seinen Geburtstag im Industriemuseum Foto: Industriemuseum 35 Museumskurier 06|2008

Autorenverzeichnis

Karl Bauerschaper, Eberhard Kreßner, Wolfgang Kunze, Helga Raßmann, Günter Rudroph, Volkmar Schweizer, Ursula Zachäus (Förderverein Industriemuseum Chemnitz e. V.)

Achim Dresler, Dr. Jörg Feldkamp, Dr. Rita Müller, Anett Polig, Gisela Strobel, Claudia Wasner (Industriemuseum Chemnitz)

Siegfried Arlt Vorsitzender der Goethe-Gesellschaft Chemnitz

Angela Holz Technologie- und Berufsbildungszentrum Königs Wusterhausen gGmbH

Hartmut Kauschke Interessengemeinschaft Schacht Dölitz

Gerhard Steinbach Verein für Technische Sicherheit und Umweltschutz e. V., Sektion Tragkonstruktionen

Impressum

Museumskurier 06|2008 Jahrgang 8, Ausgabe 21

Herausgeber: Anschrift: Bezugspreis: 2,00 € Förderverein Industriemuseum Chemnitz e. V. Förderverein Industriemuseum Chemnitz e. V. Für Mitglieder des FIM ist der Preis für den mit dem Industriemuseum Chemnitz Zwickauer Str. 119 Bezug der Zeitschrift im Mitgliedsbeitrag 09112 Chemnitz enthalten. Redaktion: Tel. 0371 36 76 - 115 Peter Stölzel, Dr. Rita Müller, Gisela Strobel Fax 0371 36 76 - 141 Erscheinungsweise: Halbjährlich (Juni, Dez.) E-Mail: Titel-Foto: [email protected] Auflage: 400 Exemplare Peter Stölzel | Museumstiftung Post und Telekommunikation, Berlin Industriemuseum Chemnitz ISSN 1862 - 8605 Zwickauer Str. 119 Typografie & Herstellung: 09112 Chemnitz Bianca Ziemons Tel. 0371 36 76 - 140 Fax 0371 36 76 - 141 Druck & Weiterverarbeitung: E-Mail: APRESYS Informations-Systeme GmbH, [email protected] Chemnitz

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