Erdverbunden Und Einfallsreich Lebenserinnerungen Des Sozialdemokraten Hans „Lumpi“ Lemp
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Erdverbunden und einfallsreich Lebenserinnerungen des Sozialdemokraten Hans „Lumpi“ Lemp Lebenserinnerungen des Sozialdemokraten Hans „Lumpi“ Lemp ISBN 978-3-95861-499-4 Reihe Gesprächskreis Geschichte ISSN 0941-6862 und einfallsreich Erdverbunden Heft 106 Erdverbunden und einfallsreich Lebenserinnerungen des Sozialdemokraten Hans „Lumpi“ Lemp Gesprächskreis Geschichte Heft 106 Friedrich-Ebert-Stiftung Archiv der sozialen Demokratie GESPRÄCHSKREIS GESCHICHTE | HEFT 106 Herausgegeben von Anja Kruke und Meik Woyke Archiv der sozialen Demokratie Kostenloser Bezug beim Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung Email: [email protected] <http://library.fes.de/history/pub-history.html> © 2017 by Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn Eine gewerbliche Nutzung der von der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegebenen Medien ist ohne schriftliche Zustimmung der Herausgeberin nicht gestattet. Redaktion: Jens Hettmann, Patrick Böhm unter Mitarbeit von Helmut Herles Gestaltung und Satz: PAPYRUS – Lektorat + Textdesign, Buxtehude Umschlag: Pellens Kommunikationsdesign GmbH Druck: bub Bonner Universitäts-Buchdruckerei Bildmaterial: Soweit nicht anders vermerkt, stammen die hier verwendeten Fotos aus dem Familienbesitz Lemp; die Coverabbildung und die Abbildung auf S. 40 wurden uns von Volker Ernsting freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt; das Foto auf S. 22 haben wir unentgelt- lich von der Rechteinhaberin Nordphoto Vechta (Ferdinand Kokenge) erhalten. Eventuelle Rechte weiterer Dritter konnten nicht ermittelt werden. Für aufklärende Hinweise sind wir dankbar. Faksimiles von Zeitungsartikeln und Briefen: Die Rechte wurden eingeholt. Offensichtliche orthografische Fehler, vor allem in Zeitungsartikeln, Briefen und weiteren Dokumenten, wurden behutsam und stillschweigend korrigiert. Alle Rechte vorbehalten Printed in Germany 2017 ISBN 978-3-95861-499-4 ISSN 0941-6862 GESPRÄCHSKREIS GESCHICHTE | HEFT 106 3 Inhalt Vorwort ..................................................................... 4 Helmut Schmidt: „Erdverbunden und einfallsreich“ ..................... 8 Hans-Jochen Vogel: „Sozialdemokrat aus christlicher Überzeugung“ .. 9 Warum ich so bin ........................................................... 10 Mein Bildungsroman ....................................................... 13 Wahlergebnisse ............................................................. 16 Mandate und Aufgaben ................................................... 19 Wahlkämpfe mit und ohne Günter Grass und Lumpi-Balladen ......... 21 Ein Unfall, der bei Barzel contra Brandt Geschichte schrieb ............. 41 Mehr als im Sach- und Sprechregister des Bundestags steht – Briefwechsel mit Bundeskanzler Brandt ................................... 44 Die Protest-Henne .......................................................... 49 Unveröffentlichtes aus Dramen in der SPD- Fraktion oder wie ich Helmut Schmidt den Rücken stärkte ...................................... 56 Rechenschaft einer Wahlperiode mit persönlichem Diätenbericht ...... 60 Plattdeutsch ist nicht platt: Wie ich meine Muttersprache ins Parlament einführte ........................................................ 68 Früh mit „Gags“ und „Events“ ............................................ 80 In Vechta – „Und umzu“ ................................................... 89 Lokale Parteigeschichte .................................................... 100 Soziales Engagement ....................................................... 106 „Bleiben Sie persönlich“ – ein Fragebogen ............................... 119 Lemps Europa ............................................................... 126 Brief an meinen Enkel ...................................................... 138 4 GESPRÄCHSKREIS GESCHICHTE | HEFT 106 Vorwort Der am 11. Dezember 1928 in Vechta geborene und ebendort am 8. Juli 2014 verstorbene Hans „Lumpi“ Lemp war ein sozialdemokratischer Vollblutpoliti- ker, der vielleicht nicht in der ersten Reihe tätig war, aber dennoch seine Fußspu- ren in der Bonner Republik hinterlassen hat. Wie sehr er geschätzt wurde, ist auch daran zu ermessen, dass sowohl Helmut Schmidt als auch Hans-Jochen Vogel lobende Begleitworte für die Veröffentlichung seiner Lebenserinnerungen ge- schrieben haben. Wir haben sie hier den eigentlichen Erinnerungen vorange- stellt. Wer war nun Hans Lemp? Aus einem der für die SPD bundesweit schwierigsten Wahlkreise stammend, von der Pike auf zunächst kommunalpolitisch engagiert, ist es dem späteren MdB Hans Lemp durch sein persönliches Engagement gelun- gen, sich zusätzliche Wählerschichten zu erschließen und die Stimmanteile für ihn als Direktkandidaten zwischen 1965 und 1972 von 16.122 auf 33.626 zu ver- doppeln und 1976 mit 31.124 Wählerstimmen in etwa zu halten. In dieser Zeit gelang es ihm auf kommunaler Ebene mehrfach, mehr Erststimmen als seine Gegenkandidaten von der CDU zu erringen. Dennoch zog Hans Lemp stets über die Landesliste Niedersachsen in den Bundestag ein. Beigetreten war er der SPD bereits 1956. Von 1964 bis 1981 war er Ratsmitglied der Stadt Vechta, von 1968 bis 1975 Kreistagsmitglied des Kreises Vechta. Dem Deutschen Bundestag gehörte er vom 29. November 1967 bis 1980 an. Des Wei- teren war er von 1976 bis 1977 Mitglied des Europarats und von 1977 bis 1979 Mitglied des Europäischen Parlaments. 1983 erhielt er das Verdienstkreuz 1. Klas- se der Bundesrepublik Deutschland. – Weithin bekannt wurde er durch Events, die ihn immer wieder vom Alltagsgrau der Politik abhoben: etwa durch das Holz- pantinengeschenk an Helmut Schmidt, durch seine Legehenne „Eggi“ im langen Eugen, durch das Aufwiegen von Carlo Schmid in Erdbeeren. Ganz besonders aber durch seine Unterstützung für Willy Brandt am Tag des konstruktiven Miss- trauensvotums: Hans Lemp reiste kurz nach einem schweren Verkehrsunfall ei- gens per Krankenwagen zur Stimmabgabe an. GESPRÄCHSKREIS GESCHICHTE | HEFT 106 5 Gleichfalls festzuhalten bleibt, dass er in Zeiten ohne Internet und Mobiltelefon ganz andere Anstrengungen für eine erfolgreiche Vernetzung unternehmen musste als es heutzutage gang und gäbe ist und das auch erfolgreich getan hat. Dennoch hat er über diese Anstrengungen seine Bodenhaftung im Heimatwahl- kreis nie verloren. Dort blieb Hans Lemp nämlich auch über die bundespoliti- sche Tätigkeit hinaus engagiert: Schützenverein, Karnevalsverein, Bürgergilde, katholische Kirche, um nur eine Auswahl zu nennen. ‚Geerdet‘ war Hans Lemp und ist es geblieben, nachdem er sich aus dem ‚schwar- zen‘, kleinen Vechta aufgemacht hatte, um engagierte Bundespolitik zu betrei- ben. Er hat, wie andere übrigens auch, bewiesen, dass dieser anspruchsvolle Spa- gat durchaus möglich ist. Selbst oder gerade dann, wenn man aus einem nicht zu gewinnenden Wahlkreis kommt, ist Politikverdrossenheit oder Verzagtheit nicht der richtige Weg, um Demokratie lebendig zu erhalten. Was zu tun ist, muss angepackt werden. Seine Lebenserinnerungen erscheinen dem Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung deswegen besonders publikationswürdig, weil sie sehr anschaulich machen, wie weit politisches Engagement zwischen Wahlkreis und Bundespolitik gehen kann, ja: gehen muss, um wirklich Volksvertreter zu sein. Dabei ist klar, dass ein derartiges Engagement nicht ohne Rückwirkungen auf sein Privatleben geblieben sein kann. Vor diesem Hintergrund ist sein deutlich formulierter Dank an die Familie für die ihm gewährte Unterstützung bezeich- nend. Bemerkenswert ist auch, dass Hans Lemp seine erkennbare Verbunden- heit zur Bundeswehr – Fotos zeigen ihn mit den Schulterstücken eines Haupt- manns – gleichfalls nicht in den Vordergrund stellt. Seine Erinnerungen machen hingegen etwas anderes deutlich: dass es nämlich entgegen dem, was von so mancher Kanzel gepredigt wurde, keinen unüber- brückbaren Gegensatz zwischen katholischer Soziallehre mit quasi automatischer Hinwendung zu christlichen Parteien und Sozialdemokratie gibt; und dass ihm über die mandatsbezogene politische Arbeit auf verschiedenen Ebenen hinaus noch massives soziales Engagement, exemplarisch sei hier lediglich Lemps Ein- satz für die Resozialisierung jugendlicher Strafgefangener erwähnt, wichtig war. Gelebte Sozialdemokratie im besten Sinne. 6 GESPRÄCHSKREIS GESCHICHTE | HEFT 106 Den Abschluss der Lebenserinnerungen Hans Lemps bildet das Thema „Europa“. Hier ist seit den Zeiten Lemps viel passiert, das Parlament hat einen deutlichen Machtzuwachs zu verzeichnen – ganz sicher im Sinne des überzeugten Parlamen- tariers Lemp. Auch wenn es – und darüber wäre er vermutlich eher betrübt – nach wie vor kein wirkliches Parlament, also ausgestattet mit allen einem solchen in einer Demokratie zustehenden Prärogativen, ist. Aber aus aktuellem Anlass – Europas Währungszone ist noch nicht aus seiner Krise heraus, ein neues Groß- thema „Flüchtlinge“ stellt das integrierte Europa vor nie dagewesene Herausfor- derungen und die europäische Solidarität ernsthaft auf die Probe – möchten wir auch diesen Teil seiner Erinnerungen besonders ansprechen und uns seinem Wunsch anschließen: Dieses (integrierte) Europa muss erhalten und verbessert werden. Was Lemp konkret meinte, macht er in seinem die Erinnerungen be- schließenden Brief an seinen Enkel deutlich. Hans Lemp warnt besonders vor einem Rückfall ins ‚Nationale‘. Genau vor dieser Herausforderung steht aktuell Europa. Stimmen wie die seine sind zurzeit zu wenig zu hören. Auch deswegen fehlt heute eine Persönlichkeit wie Hans „Lumpi“ Lemp. Diese beiden Botschaften, Bodenständigkeit und Europa, versucht das Archiv der sozialen Demokratie