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Dorfentwicklung Harzer Klosterdörfer • Braunlage • Hohegeiß

Ruine der Klosterkirche Klosterbesuch im Zuge der Dorfrundfahrt

Obertor, Toranlage am Klosterhotel Historischer Dorfbereich

Bebauung an der Kupferbergstraße Harzstraße in Walkenried

Abb. 62 Impressionen aus Walkenried

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Dorfentwicklung Harzer Klosterdörfer Walkenried • Zorge • Wieda • Braunlage • Hohegeiß

6.2 Zorge

6.2.1 Städtebauliche Beschreibung und Einbindung in die Landschaft Der staatlich anerkannte Luftkurort Zorge mit 1.060 Einwohnern liegt in der engen Tallage der Zor- ge. Der Bachlauf, der sich aus dem Großen Wolfsbach und dem Sprakelbach speist, verläuft durch den gesamten Ort. Das langgezogene Straßendorf mit über 4 km Länge lässt nur in wenigen Be- reichen eine Aufweitung zu. Ein Beispiel hierfür ist die Siedlung Uhdenberg aus den 1960er Jah- ren. Die Haupterschließung erfolgt über die Landesstraße 602, die Walkenried mit Hohegeiß ver- bindet. Im Jahr 1249 wurde Zorge erstmals urkundlich erwähnt. Der historische Ursprung ist mit der Berg- bautradition des Ortes verbunden, bei der im 17. Jahrhundert vorwiegend Eisenerz gewonnen wurde. Bis in die 1950er Jahre war Zorge als Industriestandort für die Eisenverhüttung bekannt. Bergbaudirektor Zacharias Koch ist heute Namensgeber für das örtliche Heimatmuseum.

Abb. 63 Luftbild der Ortslage Zorge (unmaßstäblich, genordet), 2018 (LGLN)

Der zentrale Siedlungsbereich ist von zahlreichen Fachwerkhäusern geprägt und befindet sich maßgeblich im Bereich der Kirche und des Heimatmuseums. Die Siedlung schmiegt sich eng in das Tal und beginnt in Unterzorge bei einer Höhenlage von ca. 300 m. Am Ortsausgang Richtung Hohegeiß wird eine Höhenlage von knapp 360 m erreicht. Der steile Anstieg der Hänge ermöglicht keine Bebauung und erreicht schnell Höhenlagen um 500 m ü. NN. Am Kunzenbach, im Norden von Zorge, befindet sich das Freibad neben dem Schützenplatz.

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Auf der historischen Karte ist der Siedlungsschwerpunkt im nördlichen Bereich gut erkennbar. Die Ortslage hat sich nach Süden in der Tallage erweitert und nutzt die flacheren Hanglagen am Uh- denberg für die erste größere Siedlungserweiterung in den 1950/60er Jahren.

Abb. 64 Historische Karte, um 1850 (LGLN) Abb. 65 Topographische Karte, 2018 (LGLN)

6.2.2 Örtliche Bestandserhebung und städtebauliche Planung Das Gemeindegebiet der ehemaligen Gemeinde Zorge ist eng auf den Siedlungsbereich be- schränkt. Der FNP weist vorrangig Wohnbauflächen (W) beidseitig des Straßenverlaufs aus. Die zentrale, historische Ortslage ist als gemischte Baufläche (M) dargestellt.

Abb. 66 Flächennutzungsplan der (ehem.) Gemeinde Zorge (2 Teilpläne, unmaßstäblich verkleinert)

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Die gewerblichen Standorte (G) beschränken sich auf den Bereich Unterzorge. Nach Aussage der Gemeinde Walkenried stehen im Gewerbegebiet „Vor dem Storch Süd“ noch 1,2 ha Bauflächen zur Verfügung. Für die wohnbauliche Entwicklung verbleiben die im Rahmen der Bestandsaufnahme aufgeführten Baulücken und die Möglichkeit der Revitalisierung im Gebäu- debestand im Sinne der Anpassungsstrategie.

Abb. 67 Auszug aus der Bestandsaufnahme und Legende In Zorge werden 19 Gebäude als ortsbildprägende, historische Bausubstanz gewertet. Der über- wiegende Anteil der Bausubstanz ist eingeschränkt ortsbildprägend. In dieser Kategorie werden 233 Gebäude aufgeführt. Insgesamt ergibt sich ein Umfang von 252 Objekten (entspricht 72,8 % der gesamten Bausubstanz in Zorge), die im Rahmen der Dorfentwicklung potentiell förderfähig sind. 94 Gebäude werden als modern, ohne historische Prägung eingeschätzt, die nicht förderfähig sind. Innerhalb der Ortslage wird die geringe Anzahl von sieben potentiellen Baulücken dargestellt, wo- bei die planungsrechtliche Situation und die Flächenverfügbarkeit noch zu prüfen sind. In Zorge geben die örtlichen Akteure den Hinweis auf fünf Gebäude, bei denen ein Abriss der alten Bausubstanz erfolgen sollte. Ergänzende Anfragen zum Abriss weiterer Gebäude sind im Einzelfall zu prüfen sowie mit einem Folgenutzungskonzept für das Grundstück zu versehen. Von den örtlichen Akteuren wurden folgende Gebäude für einen Abriss benannt: . Hohegeißer Straße 24 . Taubentalstraße 3 . Taubentalstraße 5 - aus Sicht der Dorfentwicklung im positiven Sinne ortsbildprägend . Walkenrieder Straße 3 . ein Nebengebäude/Garage

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6.2.3 Handlungsstrategie für Zorge

Mit seiner topographischen Lage und städtebaulichen, längsorientierten Entwicklung in den engen Tallagen sind beide Orte grundsätzlich vergleichbar und haben naturräumliche Grenzen. Als Orte, die der Erholung dienen, liegt das Entwicklungspotential im Tourismus. Hinsichtlich der wohnbauli- chen Situation sind die Revitalisierung von Leerständen in den Ortslagen und ein Angebot an be- zahlbaren Immobilien für junge Familien bzw. Senioren als Ziele definiert. In Zorge ist die Ortsmitte (Zacharias-Koch-Haus) zu entwickeln. Aufgrund der vergleichbaren Situation wurde für Zorge und Wieda eine gemeinsame Handlungs- strategie benannt.

6.2.4 Maßnahmen und Projekte

Projektnummer Projekt

A - 06 - 02 Sanierung Schwimmbad Zorge

D - 01 - 01 Sanierung und Nutzung des Zacharias Koch Hauses in Zorge

E - 04 - 01 Neubau der Fußgängerbrücke am Feuerwehrhaus zwischen Staufen- bergstraße und Walkenrieder Straße

F - 04 - 02 Reaktivierung der Klostergärten am Käseberg, Füllenberg und Ziegen- tal

Tab. 26 Vorrangige Projekte in Zorge

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Blick von der Brücke über die Zorge Kirche Sankt Bartholomäus

Traufständige Fachwerkhäuser Das Zacharias Koch Haus, Heimatmuseum

Ausstellungsstück, Dampfeisenbahn Historische Bausubstanz

Abb. 68 Impressionen aus Zorge

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6.3 Wieda

6.3.1 Städtebauliche Beschreibung und Einbindung in die Landschaft In der Dorfregion liegt Wieda mit seinen 1.380 Einwohnern westlich von Zorge in einer Höhenlage von 325 - 380 m ü. NN. Die Wieda fließt als Bachlauf parallel zur Landstraße 601, die von Walken- ried kommend nach Braunlage führt. In der engen Tallage, in der eine städtebauliche Entwicklung fast ausschließlich in Längsausrichtung als Straßendorf möglich war, ist in den 1960/70er Jahren im Norden der Käseberg als Wohnbausiedlung erschlossen worden. Wie Zorge, so ist auch Wieda heute ein anerkannter Luftkurort. Mit der Errichtung einer Erzhütte durch Mönche aus dem Kloster Walkenried erfolgte die erste ur- kundliche Erwähnung 1249. Mit dem Erzbergbau und dem Hüttenbetrieb der früheren Jahrhunder- te war auch Wieda bis in die 1950er Jahre ein ausgeprägter Bergbau- und Industriestandort. Der städtebauliche Abschnitt zwischen der Lutherkirche und dem ehemaligen Rathaus, der maß- geblich durch die Fachwerkarchitektur des 18. und 19. Jahrhunderts geprägt ist, wird als zentrale Ortslage wahrgenommen.

Abb. 69 Luftbild der Ortslage Wieda (unmaßstäblich, genordet), 2018 (LGLN)

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Abb. 70 Historische Karte, um 1850 (LGLN) Abb. 71 Topographische Karte, 2018 (LGLN) Im Vergleich der beiden Kartenausschnitte sticht besonders die großflächige Wohnbauentwicklung am Käseberg hervor. Im Übrigen hat sich die städtebauliche Entwicklung vorwiegend innerhalb der Tallage der Wieda vollzogen.

6.3.2 Örtliche Bestandserhebung und städtebauliche Planung

Abb. 72 Flächennutzungsplan der (ehem.) Gemeinde Wieda, (2 Teilpläne, unmaßstäblich verkleinert)

Die beiden Teilpläne aus dem FNP stellen für Wieda die historischen städtebaulichen Strukturen vorwiegend als gemischte Bauflächen (M) und die städtebaulichen Erweiterungen als Wohnbauflä- chen (W) dar. Das Gemeindegebiet dehnt sich über die eigentliche Ortslage hinaus aus und um-

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Dorfentwicklung Harzer Klosterdörfer Walkenried • Zorge • Wieda • Braunlage • Hohegeiß fasst auch Wiesen und Waldflächen, die durch die Grenzen der Landschaftsschutzgebiete einge- fasst sind. Im FNP dargestellte Sonderbauflächen (S) sind bis heute unbeplant und die gewerbli- chen Bauflächen (G) orientieren sich in den Süden der Ortslage.

Abb. 73 Auszug aus der Bestandsaufnahme und Legende Für Wieda werden 28 Gebäude als ortsbildprägend eingestuft, während 280 Gebäude als einge- schränkt ortsbildprägend gewertet wurden. Damit ergibt sich eine potentielle Förderfähigkeit für insgesamt 308 Objekte, was 75,9 % der Gesamtzahl der örtlichen Bausubstanz entspricht. Für 98 Objekte, die im Sinne der Dorfentwicklung nicht förderfähig sind, wurde die Einstufung als modern und ohne historische Prägung vergeben. In der gesamten Ortslage sind nach der örtlichen Bestandsaufnahme aktuell keine Baulücken ver- fügbar. Darüber hinaus werden seitens der Gemeinde auch keine Wohnbauflächen vorgehalten. Es verbleibt somit die Möglichkeit der Revitalisierung im Gebäudebestand im Sinne der Anpas- sungsstrategie. Die örtlichen Akteure in Wieda schlagen den Abriss des ehemaligen Hotels „Zur grünen Tanne“ (Otto-Haberland-Str. 32) und der ehemaligen Mühle (Georg-Schlösser-Str. 9) vor. Für beide Ge- bäude ist eine Nachnutzung unwahrscheinlich. Weitere Anfragen für einen Gebäudeabriss liegen aktuell nicht vor und wären im Einzelfall zu prü- fen sowie mit einem Folgenutzungskonzept für das Grundstück zu versehen.

6.3.3 Handlungsstrategie für Wieda

Mit seiner topographischen Lage und städtebaulichen, längsorientierten Entwicklung in den engen Tallagen sind beide Orte grundsätzlich vergleichbar und haben naturräumliche Grenzen. Als Orte, die der Erholung dienen, liegt das Entwicklungspotential im Tourismus. Hinsichtlich der wohnbauli- chen Situation sind die Revitalisierung von Leerständen in den Ortslagen und ein Angebot an be- zahlbaren Immobilien für junge Familien bzw. Senioren als Ziele definiert.

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Dorfentwicklung Harzer Klosterdörfer Walkenried • Zorge • Wieda • Braunlage • Hohegeiß

Aufgrund der vergleichbaren Situation wurde für Zorge und Wieda eine gemeinsame Handlungs- strategie benannt.

6.3.4 Maßnahmen und Projekte

Projektnummer Projekt

A - 05 - 03 Öffentliches W-LAN in Wieda

D - 01 - 10 Verbesserung der Attraktivität des Kurparks in Wieda

E - 03 - 01 Umgestaltung des Bohlwegs

E - 08 - 02 "Neugestaltung und Sanierung von gemeindlichen Straßen Verbindungsweg Formergasse / Wiesengrund"

F - 04 - 02 Reaktivierung der Klostergärten am Käseberg, Füllenberg und Ziegen- tal

Tab. 27 Vorrangige Projekte in Wieda

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Ortsdurchfahrt mit Fachwerkhäusern Zentraler Ortsbereich

Ehemaliges Rathaus Lutherkirche in Wieda

Kurhaus/Dorfgemeinschaft Brückengeländer/Beschilderung an der Wieda

Abb. 74 Impressionen aus Wieda

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6.4 Braunlage

6.4.1 Städtebauliche Beschreibung und Einbindung in die Landschaft Braunlage befindet sich im Oberharz und wurde im späten Mittelalter als Berg- und Hüttensiedlung gegründet. Braunlage ist mit 3.429 Einwohnern der größte der fünf Orte der Dorfregion. Durch die Umgehungsstraße B4 im Südwesten Braunlages erfolgte eine verkehrliche Entlastung des Ortes. West-Ost-Verkehre fahren jedoch immer noch durch den Ort, sodass teilweise Überlastungssitua- tionen des Straßennetzes bestehen. Die Stadt ist durch unterschiedliche touristische Angebote, hauptsächlich im Bereich Sport, gekennzeichnet. Dazu zählen u.a. das Eisstadion sowie mehrere Skilifte. Zudem ist Braunlage als Luftkurort ausgezeichnet. Der Kurpark sowie die Warme Bode als Fluss tragen als naturräumliche Gegebenheiten zum naturnahen Charakter der Stadt bei. Der Ort weist einen zentralen, kompakten Siedlungskern auf. Die historische Ortsmitte befindet sich entlang der Herzog-Wilhelm-Straße. Im Norden und Westen sowie im Südosten der Stadt lie- gen die größten Wohnsiedlungen. In ortsnaher Lage befinden sich viele Waldflächen. Im Osten des Ortes ist die Landesgrenze Niedersachsens zu Sachsen-Anhalt verortet.

Abb. 75 Luftbild der Ortslage Braunlage (unmaßstäblich, genordet), 2018 (LGLN)

Auf der historischen Karte ist die ursprüngliche Siedlungsgröße von Braunlage gut zu erkennen. Im Vergleich dazu belegt die heutige Karte den Zuwachs der Siedlungsflächen, die nahezu vollständig bis an die Waldflächen heranreichen. Die Streckenführung der B 27 in Richtung Elbingerode bzw.

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Blankenburg durch die Ortslage ist gut zu erkennen, während die B 4 als Ortsumgehung geführt wird.

Abb. 76 Historische Karte, um 1850 (LGLN) Abb. 77 Topographische Karte, 2018 (LGLN)

6.4.2 Örtliche Bestandserhebung und städtebauliche Planung

Abb. 78 Flächennutzungsplan der Stadt Braunlage (Auszug, unmaßstäblich verkleinert)

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Dorfentwicklung Harzer Klosterdörfer Walkenried • Zorge • Wieda • Braunlage • Hohegeiß

Der FNP der Stadt Braunlage aus dem Jahr 1982 stellt den überwiegenden Anteil der bebauten Siedlungsbereiche differenziert nach der besonderen Art der baulichen Nutzung als Reine Wohn- gebiete (WR), Allgemeine Wohngebiete (WA), Mischgebiete (MI) und Gewerbegebiete (GE) in Verbindung mit einer Grundflächenzahl dar. Darüber hinaus werden Sondergebiete (SO) mit der jeweiligen Zweckbestimmung dargestellt. In weiten Teilen ist der besiedelte Bereich unmittelbar durch die Grenze zu den Landschaftsschutzgebieten abgegrenzt. Für die unbebauten Flächen werden die Signaturen als Flächen für die Forstwirtschaft, die Landwirtschaft und Grünflächen verwendet. Gemäß der Aussage der Stadt Braunlage sind im Baugebiet „Grüne Aue“ nur noch fünf Bauplätze (2015) vorhanden. Im Gewerbegebiet „Buchholzplatz“ steht noch knapp 1 ha zur Verfügung. Die besondere Herausforderung für Braunlage besteht darin, geeignete Flächen für eine wohnbauliche Entwicklung zu finden, die die Interessen von Beschäftigten und Familien berücksichtigt. Mit der steigenden touristischen Attraktivität der Ortslage sollte aus Sicht der Dorfentwicklung in jedem Fall auch ein entsprechendes Wohnraumangebot vorgehalten werden können. Gleichzeitig steigt mit der Nachfrage die Chance für die Aktivierung verbliebener Baulücken oder einer Revitalisie- rung im Gebäudebestand.

Abb. 79 Auszug aus der Bestandsaufnahme und Legende Von der gesamten Anzahl der örtlichen Bausubstanz ergibt sich ein Anteil von 10,8 % (entspricht 120 Gebäuden), die als ortsbildprägend eingeschätzt werden. Weitere 326 Gebäude werden als eingeschränkt ortsbildprägend aufgeführt. Daraus ergibt sich eine Gesamtsumme von 446 Objek- ten (40 %), für die eine potentielle Förderung im Rahmen der Dorfentwicklung in Frage kommen kann. 60 % der Bausubstanz (entspricht 669 Gebäuden) wird als modern, ohne historische Prä- gung definiert. Die Anzahl der aktuellen Baulücken im Stadtgebiet wird derzeit auf 28 eingeschätzt, wobei die Prüfung der planungsrechtlichen Situation und der Flächenverfügbarkeit noch ausste- hen.

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Dorfentwicklung Harzer Klosterdörfer Walkenried • Zorge • Wieda • Braunlage • Hohegeiß

Aus der Bestandsaufnahme der örtlichen Akteure wird der Abbruch von Bausubstanz in der Elbin- geröder Straße vorgeschlagen, die als sehr schlecht eingeschätzt wird. Im Rahmen privater Inves- torentätigkeit wird der Abriss derzeit bereits durchgeführt. Darüber hinaus sind weitere Einzelge- bäude von Privatleuten im Gespräch, die ggf. auch abgerissen werden sollten. Dies ist im Einzelfall mit der Dorfentwicklung zu klären und ein Folgenutzungskonzept für die Grundstücke zu erarbei- ten.

Abb. 80 Gebäude Abriss Elbingeröder Straße und Abrisskandidat, August 2018

Stadtsanierung Braunlage Bereits in den 1990er Jahren und seit 2008 befindet sich die Stadt Braunlage in der Städtebauför- derung des Landes Niedersachsen.

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Dorfentwicklung Harzer Klosterdörfer Walkenried • Zorge • Wieda • Braunlage • Hohegeiß

Abb. 81 Stadtsanierung - vorbereitende Untersuchung und Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Abgrenzung Geltungsbereich und Gestaltungsvorschlag für historische Bausubstanz Die besonderen Anforderungen für Braunlage ergeben sich aus der Grenzöffnung in der Zonen- randlage, der demographischen Entwicklung mit stark abnehmender Bevölkerungszahl und den städtebaulichen Missständen, die aus dem vernachlässigten Ortsbild im öffentlichen und privaten Bereich resultieren. Mit der Voruntersuchung zur Stadtsanierung 2008, die bis heute andauert, werden Maßnahmen für den Geltungsbereich in der Innenstadtlage gefördert. Im Verhältnis zur Dorfentwicklung zielen beide Förderprogramme darauf ab, die Lebensverhältnis- se der Bevölkerung durch Fördermaßnahmen im öffentlichen und privaten Bereich zu verbessern und die wirtschaftlichen und touristischen Ansätze zu stärken. Hierbei schließen sich öffentliche Maßnahmen der Dorfentwicklung innerhalb des Geltungsbereiches der Städtebauförderung aus. Private Maßnahmen, die darauf abzielen, die gestalterische Qualität an der historischen, ortsbild- prägenden Bausubstanz zu verbessern, sind hingegen im gesamten Stadtgebiet mit Mitteln der Dorfentwicklung möglich.

Ergebnisse der Einwohnerbefragung zur „Neuen Mitte“

Eine besondere Bedeutung erhielt Braunlage im Rahmen der beschriebenen Einwohner- befragung, da der Name des Stadtsanie- rungsprojektes „Neue Mitte“ in Braunlage teilweise auf negative Resonanz stieß. Die Einwohnerbefragung zeigt ebenfalls eine dif- ferenzierte Meinung zu dem Namen, ersicht- lich in Abb. 82. Die am häufigsten genannten, alternativen Namensvorschläge für den Bereich am neu- gebauten Brunnen sind . „Am Brunnen“, „Platz am Brunnen“, „(Braunlager) Brunnenplatz“; . „Brauner Hirsch (Platz)“, „Hirschplatz“, „Platzhirsch“ „Hirschangerplatz“; . „Braunlager Herz“, „Mitte“, „Ortsmitte“,

„Zentrumsplatz“, „Treffpunkt“ Mitte“. Abb. 82 Der Name „Neue Mitte“

6.4.3 Handlungsstrategie für Braunlage

Braunlage ist als Grundzentrum ein Ort mit der Schwerpunktaufgabe Erholung und Tourismus. Die positiven Tendenzen zeigen Chancen für eine Revitalisierung von Leerständen. Hierbei soll der historischen Baukultur Rechnung getragen werden, die auch Bedeutung für den Tourismus hat. Es

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Dorfentwicklung Harzer Klosterdörfer Walkenried • Zorge • Wieda • Braunlage • Hohegeiß fehlt bedarfsgerechter, auch größerer Wohnraum für Beschäftigte und für Familien. Eine wohnbau- liche Entwicklung, abseits von Ferienwohnungen, ist wünschenswert.

6.4.4 Maßnahmen und Projekte

Projektnummer Projekt

A - 01 - 01 „Braunlage – Ein Ort für Jugendliche“

A - 04 - 01 MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum)

B - 05 Schaffung von Wohnraum in Braunlage

D - 01 - 07 Errichtung eines Tretbeckens im Kurpark in Braunlage

F - 01 - 04 Ausbau von Parkplätzen an der Skiwiese

Tab. 28 Vorrangige Projekte in Braunlage

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Evangelische Trinitatis-Kirche Braunlage Sanatorium Dr. Barner

Zentraler Kreuzungsbereich, Am Brunnen Motorräder in der Elbingeröder Straße

Kurgastzentrum im Kurpark Ruhiger Weg, Am Graben

Abb. 83 Impressionen aus Braunlage

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Dorfentwicklung Harzer Klosterdörfer Walkenried • Zorge • Wieda • Braunlage • Hohegeiß

6.5 Hohegeiß

6.5.1 Beschreibung und Einbindung in die Landschaft Hohegeiß ist Ortsteil Braunlages und mit 941 Einwohnern der kleinste Ort der Harzer Klosterdörfer. Aus einem Forstgebiet mit demselben Namen hat sich der Ort im Mittelalter gegründet. Hohegeiß ist als aufgegliedertes Straßendorf durch eine längliche Ortsgestalt an den vorhandenen Straßen- zügen geprägt. Ein kompakter Siedlungskern ist nur bedingt im zentralen Bereich der Langen Straße festzustellen. Der historische Ortsbereich, der auf einer mittleren Höhe von ca. 620 m ü.NN liegt, zieht sich entlang der L 602 und fällt bis in den Süden des Ortes um knapp 80 Höhenmeter ab. Die Wohngebiete befinden sich zum einen an den Hauptverkehrsachsen. Zum anderen beste- hen einige Wohngebäude an parallel verlaufenden Straßen im Norden von Hohegeiß. Die ehema- lige Zonengrenze bzw. heutige Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt verläuft unmittelbar östlich der Ortslage und ist im Luftbild gut zu erkennen. Durch den Ort verläuft die B 4 von kommend in Richtung Braunlage. 2017 wurde die Fahrbahn erneuert. Der Ort leidet unter hohem Verkehrsaufkommen, insbesondere durch den Schwerlastverkehr. Neben Campingplätzen und einem Freibad befindet sich ein Skilift in Hohe- geiß, sodass sanfter Tourismus vorwiegend besteht. Von Hohegeiß gehen zudem viele Wander- wege aus. Die beiden Hoteltürme des Panoramic aus den 1970er Jahren werden im Landschafts- bild heute als eher störend wahrgenommen.

Abb. 84 Luftbild der Ortslage Hohgeiß (unmaßstäblich, genordet), 2018 (LGLN)

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Dorfentwicklung Harzer Klosterdörfer Walkenried • Zorge • Wieda • Braunlage • Hohegeiß

Abb. 85 Historische Karte, um 1850 Abb. 86 Topographische Karte, 2018 (LGLN) Das überlieferte Siedlungsgefüge definiert bis heute den historischen Siedlungsbereich der Ortsla- ge Hohegeiß und hat sich vorwiegend entlang der frühen Straßen und Wegeverläufe im Bereich der Höhenzüge entwickelt. Bis heute ergibt sich ein hervorragender Weitblick über die Täler auf die weiter entfernten Siedlungsbereiche von Hohegeiß.

6.5.2 Städtebauliche Planung und örtliche Bestandserhebung

Abb. 87 Flächennutzungsplan der Stadt Braunlage, Hohegeiß (Auszug, unmaßstäblich verkleinert)

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Dorfentwicklung Harzer Klosterdörfer Walkenried • Zorge • Wieda • Braunlage • Hohegeiß

Im FNP aus dem Jahr 1982 sind die bebauten Bereiche nach ihrer besonderen Art der baulichen Nutzung als Reine Wohngebiete (WR) oder Allgemeine Wohngebiete (WA) in Verbindung mit einer Grundflächenzahl dargestellt. Darüber hinaus werden Sonderbaugebiete mit der Zweckbestim- mung als Heim oder Hotel (z.B. das Panoramic) dargestellt. Die Grenzen der umgebenden Land- schaftsschutzgebiete reichen zumeist bis an die besiedelten Bereiche heran. Die unbebauten Be- reiche der Landschaft sind als Flächen für die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft oder als Grünflä- chen definiert.

Abb. 88 Auszug aus der Bestandsaufnahme und Legende Die Bestandsaufnahme der ortsbildprägenden Bausubstanz ergibt für Hohegeiß eine Anzahl von 64 Gebäuden, entsprechend 15,7 % der gesamten Bausubstanz. Weitere 116 Gebäude wurden als eingeschränkt ortsbildprägend vorgeschlagen. In der Bilanz ergeben sich 180 Objekte (knapp 56 % der Gebäude), für die eine Objektkarte vorhanden ist und eine potentielle Förderfähigkeit im Rahmen der Dorfentwicklung besteht. 227 Gebäude werden als modern, ohne historische Prägung definiert und sind somit nicht mit Mitteln der Dorfentwicklung förderfähig. Aus der Bestandsaufnahme ergibt sich in Hohegeiß ein Potenzial von 20 Grundstücken, die als Baulücken grundsätzlich in Frage kämen, wenn die planungsrechtliche Situation und die Flächen- verfügbarkeit abschließend geklärt sind. Die Stadt Braunlage gibt zudem an, dass im Baugebiet „Gretchenhof“ noch zehn Bauplätze vorhanden sind. Zusammen mit dem Potenzial zur Revitalisie- rung im Gebäudebestand bietet das Potenzial ausreichend Spielraum für die Anpassungsstrategie im Rahmen der Dorfentwicklung. In Hohegeiß schlagen die örtlichen Akteure vor, den Gebäudeleerstand (ein Baudenkmal), Lange Straße 40, zu beseitigen. Aus Sicht der Dorfentwicklung ist sowohl die Qualität des Gebäudes als auch der (zentrale) Standort als städtebaulich bedeutsam einzuschätzen. Insofern sollten in jedem Fall auch Wege für den Erhalt der Bausubstanz gesucht werden.

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Dorfentwicklung Harzer Klosterdörfer Walkenried • Zorge • Wieda • Braunlage • Hohegeiß

Als weiterer Kandidat für einen Abriss wurde das Gebäude am Bärenbachweg 3 benannt. Weitere Ansinnen für einen Gebäudeabriss liegen aktuell nicht vor und wären im Einzelfall zu prüfen sowie mit einem Folgenutzungskonzept für das Grundstück zu versehen.

6.5.3 Handlungsstrategie für Hohegeiß

Hohegeiß ist anerkannter Erholungsort und vorwiegend wohnbaulich geprägt. Leerstände bezeu- gen einen Strukturwandel, der idealerweise durch eine Revitalisierung der historischen Bausub- stanz gestoppt werden sollte. Die Anzahl der innerörtlichen Baulücken in der städtebaulich aufge- gliederten Struktur ist vergleichsweise hoch und ein zentraler Ortsbereich mit Aufenthaltsqualität fehlt. Die Entwicklungschancen liegen im Tourismus und in der Innenentwicklung. Auch die grenz- übergreifende Zusammenarbeit, u.a. mit dem nahegelegenen Ort Benneckenstein, ist anzustre- ben. Eine besondere Herausforderung stellt die Revitalisierung und Stabilisierung der vorhande- nen Einheiten im Panoramic dar.

6.5.4 Maßnahmen und Projekte

Projektnummer Projekt

A - 03 - 02 Multifunktionsgebäude Hohegeiß

A - 06 - 03 Gesamtkonzept für das Waldschwimmbad in Hohegeiß

B - 04 - 06 Haus des Museumsvereins Hohegeiß sanieren

C - 01 - 03 Überlauf für das Waldschwimmbad in Hohegeiß

E - 08 - 08 Zufahrt und Parkplätze am Sportplatz Hohegeiß

E - 08 - 09 Platzgestaltung Kirchstraße 42

Tab. 29 Vorrangige Projekte in Hohegeiß

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Dorfentwicklung Harzer Klosterdörfer Walkenried • Zorge • Wieda • Braunlage • Hohegeiß

Evangelische Kirche „Zur Himmelspforte“ Innerörtliche Hinweisschilder, Hexe

Zentrale Ortslage, Ehemalige Grundschule Historischer Wegweiser

Blick in die Landschaft mit Panoramic Hinweis auf ehemalige innerdeutsche Grenze

Abb. 89 Impressionen aus Hohegeiß

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