Speeddating Mit Den Bundestagskandidaten
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DIE RHEINPFALZ — NR. 213 BLICKPUNKT MITTWOCH, 13. SEPTEMBER 2017 RHEINPFALZ-AKTION: SPEEDDATING MIT DEN BUNDESTAGSKANDIDATEN „Politik in wenigen Sekunden erklären“ Den Bundestagskandidaten gefällt das Polit-Speeddating mit Schülern als Format – Viele Themen in kurzer Zeit angesprochen VON BENJAMIN GINKEL Viel Lob, aber auch Verbesserungs- vorschläge hatten die Bundestags- kandidaten für das Speeddating- Format parat, nachdem sie von den Schülern ausgiebig befragt wurden. Die jungen Menschen hätten ganz andere Themen aufs Tapet gebracht, als man es sonst so kenne. „Das ist das beste Format, das ich im Wahlkampf erleben durfte“, sagte CDU-Kandidat Xaver Jung. Innerhalb kürzester Zeit, 90 Sekunden, gelte es, die wesentlichen Aspekte zu beant- worten. Besonders gefreut habe es Jung, der seit einer Periode im Bun- destag sitzt, „dass man mich gefragt hat, was ich für die Region tue“. Das habe im Wahlkampf sonst noch nie- manden interessiert. SPD-Bundestagsabgeordneter Gus- tav Herzog ist bei den meisten Fragen mit weniger Redezeit als möglich ausgekommen – selbst bei komple- Begrüßt: Schulleiter Roland Frölich (Zweiter von rechts) heißt die Gäste im Hohenstaufen-Gymnasium in Kaiserslau- Gewählt: Wie bei einer echten Wahl landen die Stimmzettel der Schüler in xen Themen: „Die Fragen waren sehr tern zum Speeddating willkommen. FOTO: VIEW einer Wahlurne. FOTO: VIEW prägnant.“ Was die Schüler sich über- legt hatten, sei näher an der Realität vorbereitet gewesen. der Menschen als die Fragen im Kanz- „Interessant, kurzweilig, was Neu- DIE FRAGEN lerduell vor gut zwei Wochen. es“, bringt Stefan Scheil (AfD) das „So viele Themen kommen sonst Speeddating auf den Punkt. Er findet Diese 24 Fragen an die Bundestagskandi- • Welchen Punkt in dem Wahlprogramm ser Auswirkungen auf uns haben? ehesten Ihren Beruf beschreiben? nie zur Sprache“, lobt Bundestagsab- es gut, dass sich alle Kandidaten im daten hatten die Schüler im Unterricht Ihrer Partei würden Sie am ehesten • Was würden Sie Erdogan sagen, wenn • Martin Schulz will die Bildungspolitik geordneter Alexander Ulrich (Linke) Wahlkreis den Schülern gestellt ha- gemeinsam erarbeitet: streichen? Sie ihm gegenüberstünden? reformieren und auf Bundesebene an- das Speeddating, „und ich habe schon ben. „Die 90 Sekunden haben meis- • Was würden Sie als Präsident der USA • Wer ist Ihr persönliches Vorbild und heben. Was würden Sie tun, um unsere bei vielen Podiumsdiskussionen mit- tens gereicht“, sagte Scheil. • Nennen Sie drei Schlagwörter, die Ihre an der aktuellen amerikanischen Poli- warum? Bildungsmöglichkeiten in Schulen zu gemacht.“ Es sei schon herausfor- „Anfangs war ich gegen die Veran- Persönlichkeit beschreiben. tik ändern? • Inwiefern kann der Bundestag bezie- verbessern? dernd, „Politik in wenigen Sekunden staltung“, räumte Günther Mack • Warum sollte ich als Jugendlicher Ihre • Welcher Partei würden Sie am ehesten hungsweise Sie als Vertreter unserem • Wie kann man Ihrer Meinung nach zu erklären“. Die 90 Sekunden reich- (Freie Wähler) ein, „doch es hat mir Partei wählen? angehören, wenn Sie nicht Mitglied Ih- Wahlkreis helfen? vertreten, dass Menschen in Pflegebe- ten aber aus, damit die Schüler einen unheimlich viel Spaß gemacht.“ Die • WelchesThema ist Ihnen für die künfti- rer jetzigen wären? • Mit welchen Emojis würden Sie am rufen so wenig Geld verdienen? Eindruck gewinnen könnten. Schüler seien „auf Zack“ gewesen und ge Legislaturperiode am wichtigsten? • Mittlerweile kann man schon im Vorn- • Wie stehen Sie zum bedingungslosen Positiv überrascht zeigte sich hätten durchaus nachgefragt. Mehr • Wie schätzen Sie die Einwanderungs- herein die meisten Koalitionen aus- Grundeinkommen? Achim Bertram (FDP) – „entgegen Antwortzeit bedeute für Mack „mehr politik ein und wo sehen Sie hier Ver- schließen. Wie stehen Sie zu solch ei- • Herr Blüm sagte einst: „Die Rente ist si- meiner Erwartung“. Die Schüler hät- Zeit für Floskeln“. besserungsbedarf? ner „Bremse“ der Politik? cher.“ Wie würden Sie heute einen Slo- ten einen interessierten Eindruck ge- Anders sah das Alexander Mühl- • Würden Sie, wenn Sie noch einZimmer • Dieser Wahlkampf wird von vielen als gan zu diesem Thema formulieren? macht und, wenn es die Zeit zuließ, mann (Die Partei): „Da bleibt den frei haben, Flüchtlinge bei sich aufneh- langweilig bezeichnet. Wie sehen Sie • Ein vielreisender Geschäftsmann nachgefragt. Schülern keine Zeit nachzufassen.“ men? das? möchte sich ein neues Auto kaufen „Es hat Spaß gemacht“, sagte Paul Die Polit-Profis könnten in eineinhalb • Wenn Sie alleine entscheiden dürften, • Wie stehen Sie dazu, dass deutsche und tendiert zu einem subventionier- Bunjes (Grüne). „Podiumsdiskussio- Minuten alles erzählen. Fürs nächste was würden Sie tun, um die Sicherheit Truppen verstärkt bei Auslandseinsät- ten Dieselfahrzeug, wie würden Sie ihn nen kannte ich schon, das Speedda- Mal regte Mühlmann an: „Weniger in Deutschland zu steigern? zen, zum Beispiel in Afghanistan oder beraten? ting war eine neue Erfahrung.“ Mit Fragen, intensivere Vorbereitung bei • Wenn Sie auf einer einsamen Insel wä- Syrien, beteiligt sein werden? • Wen sehen sie eher als Bundeskanz- der Zeit sei er bei den meisten Fragen den Schülern für bestimmte Themen ren: Welchen der Kandidaten hier wür- • Für wie gefährlich halten Sie derzeit Angeregte Gespräche, wo sonst still ler/in: Angela Merkel oder Martin ausgekommen, die Schüler seien gut und mehr Zeit zum Nachhaken.“ den Sie gerne dabei haben? den Nordkorea-Konflikt und kann die- gelesen wird. FOTO: VIEW Schulz? „Politik darf nicht langweilig sein“ „Diesel ist besser als Benziner“ Gustav Herzog (SPD) schließt fast keine Koalitionspartner aus Alexander Ulrich (Linke) fordert, dass die Industrie die Dieselfahrzeuge nachrüstet VON KYRA WIEDER empfinden der Bevölkerung erhö- VON KEVIN GÜNTHER ten an die Türkei. Der Linken-Politi- UND PAUL MÖNCH hen. Außerdem seien Einsatzkräfte UND KEVIN DELL ker hält auch nichts von Bundeswehr- so schneller vor Ort. Zudem müsse einsätzen in Krisenregionen wie Syri- Vernünftig, leidenschaftlich und man Strafverfahren effektiver abwi- Auf eine einsame Insel würde Ale- en und Afghanistan. als Mensch mit Augenmaß – so be- ckeln und Urteile schneller fällen. xander Ulrich (Linke) von seinen Auf die Frage, ob man sich jetzt schreibt sich Gustav Herzog. Er Aber es seien nicht nur die großen Mitbewerbern am ehesten Namens- noch ein Dieselfahrzeug kaufen soll- nennt sich einen Handwerker, der Themen, die Herzog im Bundestag vetter Mühlmann mitnehmen, te, antwortete Ulrich: „Der Diesel ist an den Stellschrauben der Politik wichtig seien: Er wolle bei der Ent- denn in der Politik fehle es an Hu- immer noch besser als der Benziner.“ dreht. Für Herzog darf „Politik al- scheidung über neue Gesetze dafür mor, sagt Ulrich, der bei sich daheim Er hofft nicht, dass gerade Opel hier in les, nur nicht langweilig sein“. sorgen, dass dabei das Augenmerk keinen Flüchtling aufnehmen will. Kaiserslautern stark auf E-Autos an- nicht nur auf Metropolen und Groß- gewiesen sei: „Es werden in 30 Jahren Also reagierte Herzog empört, als er städte gelegt wird. Bei sich zu Hause würde Ulrich zwar immer noch Benziner zu finden sein.“ darauf angesprochen wurde, dass Um nicht nur diese, sondern auch eher keinen Flüchtling aufnehmen – Ulrich will sich dafür einsetzen, dass der Wahlkampf langweilig und vor- Themen wie die Außenpolitik einmal „aber ich würde ihnen helfen, bessere die Hersteller die Umrüstungen der hersehbar sei. Er sei jeden Tag unter- von einem anderen Blickwinkel zu Unterkünfte zu finden“. Wichtig ist es Dieselfahrzeuge bezahlen. wegs und lerne neue Menschen und betrachten, ist Martin Schulz für Her- Ulrich zudem, dass „die Fluchtursa- Durch die Rentenpolitik im Wahl- neue Meinungen kennen. Herzog Will Polizei und Gerichte stärken: zog der richtige Bundeskanzler. An- che Nummer eins“, die Flucht vor ei- In Pflegeberufen wird zu wenig ver- kampf seien andere Themen wie die gibt den Medien die Schuld für den Gustav Herzog. FOTO: VIEW gela Merkel verwalte inzwischen nur nem Krieg, bekämpft werde. Allge- dient, so Alexander Ulrich. FOTO: VIEW Gehälterdiskussion in den Hinter- „langweiligen“ Wahlkampf, da diese noch und „stehe auf der Bremse“. mein solle man den Menschen in Not grund gerückt. Vor allem Menschen, ihn seiner Meinung nach nicht um- Verfügung zu stellen. Damit jeder, Herzog bevorzugt ein Ende der Gro- helfen und die Geflohenen schneller Ernstere Töne schlägt Ulrich bei die in der Pflege tätig sind, verdienten fassend genug darstellten. unabhängig vom sozialen Hinter- ßen Koalition. Bis auf die AfD will erfassen und integrieren Nordkorea an: „Das ist eine sehr ge- viel zu wenig. Er stellte klar: „Wir Wichtige Themen für die nächsten grund, dieselben Chancen auf Bil- Herzog keine Partei als potenziellen Als sein Lieblingsemoji gab er den fährliche Situation, die für die ganze müssen viel mehr machen. Alle wer- vier Jahre sind für Gustav Herzog die dung hat. Koalitionspartner ausschließen. „Zwinker-Smiley“ an, weil er findet, Welt eine Veränderung nach sich zie- den zu schlecht bezahlt, deshalb Digitalisierung, Bildung und die da- Um die innere Sicherheit Deutsch- Bei der Frage, wen er auf eine ein- dass in der Politik mehr Humor ver- hen kann. Ein Atomkrieg wäre der wählen diese Fachkräfte einen ande- mit verbundene Chancengleichheit. lands zu garantieren, müsse man die same Insel mitnehmen würde, zeigte treten sein sollte. Kein Wunder, dass ,worst case’ für alle.“ Mit Blick auf die ren Beruf. Wir brauchen 100.000 Pfle- Ziel der SPD sei es, den kompletten Polizei