Thomas Bernhard Als Zoon Politikon IV

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Thomas Bernhard Als Zoon Politikon IV View metadata, citation and similar papers at core.ac.uk brought to you by CORE provided by OTHES DISSERTATION Titel der Dissertation Thomas Bernhard als zoon politikon. Zur verspäteten Aufnahme Thomas Bernhards und seines Werkes in Tschechien Verfasser Mag. Zdeněk Pecka angestrebter akademischer Grad Doktor der Philosophie (Dr. Phil.) Wien, 2009 Studienkennzahl lt Studienblatt: A 092 332 Dissertationsgebiet lt. Studienblatt: 332 Deutsche Philologie Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Wendelin Schmidt-Dengler ✝ Univ.-Prof. Dr. Johann Sonnleitner Dankesworte Ich bin vor allem meinen Doktorvätern zu Dank verpflichtet: Herrn Professor Dr. Wendelin Schmidt-Dengler, der mich in meiner Bernhard-Forschung wesentlich unterstützte und bei meiner Arbeit mit reger Anteilnahme begleitete. Seine Hilfsbereitschaft und großzügige Unterstützung der auf die österreichische Literatur orientierten Auslandsgermanistik werden mir stets in dankbarer Erinnerung bleiben. Herrn Professor Dr. Johann Sonnleitner, der nach dem unerwarteten Ableben von Prof. Wendelin Schmidt-Dengler die Betreuung meiner Arbeit übernahm und sie mit vielen hilfreichen Anregungen weiterführte. Herrn Dr. habil. Jürgen Eder (Budweis, Augsburg), der meine akademische Arbeit betreute und dem ich für zahlreiche Hinweise und Ratschläge dankbar bin. Weiters möchte ich mich bei Frau Dr. Dana Pfeiferová (Budweis) für wertvolle Hinweise sowie Mag. Thomas Pimmingsdorfer (Wien) und Patricia Broser M. A. (Regensburg) für das Korrekturlesen bedanken. Schließlich bedanke ich mich bei meiner Familie, die mich in den letzten Jahren immer unterstützt hat. Inhaltsverzeichnis Vorwort 9 1. Einleitung 11 1.1. Zur Wahrnehmung der österreichischen Literatur in Tschechien 13 2. Der tschechische Literaturbetrieb um 1989 24 3. Zu den rezeptiv-interpretativen Grundlagen 28 3.1. Von der Schwierigkeit, Thomas Bernhard ins Tschechische zu übersetzen 30 3.2. Das rezeptiv-interpretative Potenzial des Œuvres Thomas Bernhards für die literarische Öffentlichkeit in Tschechien 33 3.3. Fiktionalisierung und manipulative Aspekte 35 3.4. Formale Innovation 63 3.5. Komik und Witz 70 3.6. Vorwissen und Kanon 81 4. Die Zeit vor 1989 und Der Atem 91 5. Probleme der Prärezeption (1990-1994) 107 5.1. Václav Cejpek: Schwarzer Engel 116 6. Thomas Bernhard als Kanon-Autor (Seit 1994) 128 6.1. Die Haupttendenzen in der Interpretation der Prosa 132 6.2. Thomas Bernhard auf „Tschechoslowakisch“ 139 6.3. Thomas Bernhard auf Deutsch - das Prager Theaterfestival deutscher Sprache 148 6.4. Thomas Bernhard im Theater Komedie 156 7. Thomas Bernhard in tschechischer Übersetzung 165 7.1. Interview mit Božena Koseková 165 7.2. Interview mit Jaroslav Střítecký 177 7.3. Interview mit Aleš Lederer 180 7.4. Werke Thomas Bernhards in tschechischer Übersetzung 185 7.5. Bibliografie der tschechischen Presseartikeln zu Thomas Bernhard 187 8. Literaturverzeichnis 197 8.1. Primärliteratur 197 8.2. Interviews 198 8.3. Sekundärliteratur 198 8.4. Rezensionen und Zeitungsartikel 204 8.5. Sonstige Quellen 207 9. Anhang: Zusammenfassung in deutscher und englischer Sprache, Lebenslauf 208 7 Vorwort Wenn man im Wiener Kunsthistorischen Museum durch die Säle bummelt, kann man vor dem bekannten Bild des Weissbärtigen Mannes von Tintoretto immer noch Touristen begegnen, die mit einer Museumsbroschüre in der einen und dem Roman Alte Meister von Thomas Bernhard in der anderen Hand versuchen, den Schauplatz des Romans zu überprüfen. Viele von diesen Museumsbesuchern sprechen tschechisch. Nicht nur, dass der österreichische Schriftsteller und Dramatiker Thomas Bernhard einer der besonders häufig gelesenen Autoren in Tschechien ist, sondern auch die Dialoge der Roman-Protagonisten im Bordone-Saal des Kunsthistorischen Museums wurden zur Vorlage einer erfolgreichen Dramatisierung des Romans in einem Prager Theater. Eine Situation, die vor wenigen Jahren gar nicht so selbstverständlich war, wie sie jetzt aussieht. Das Ziel der Studie Thomas Bernhard als zoon politikon ist es, die wichtigsten und interessantesten Momente der verspäteten Aufnahme Bernhards in Tschechien zu behandeln, die in ihren Auswirkungen zur aktuellen Beliebtheit des Autors führten. Auch wenn die Rezeption Thomas Bernhards in Tschechien noch nicht komplex untersucht wurde, ist das Vorhaben jedoch nicht, die Gesamtrezeption Bernhards zu resümieren, sondern prägende Momente hervorzuheben und sie zu analysieren. Politisch motivierte Akzente der Rezeption werden in drei Bereichen untersucht. Thomas Bernhard stilisierte sich als ein Provokateur, der Politiker wie auch staatliche Institutionen seines Landes sowohl in seinen Werken als auch in seinem öffentlichen Auftreten regelmäßig angriff. Nach der Wende in der Tschechoslowakei wurden dort Bernhards Themen, die mit dem Faschismus in Österreich zusammenhängen, oft im Licht der ungenügenden tschechischen Auseinandersetzung mit der kommunistischen Vergangenheit interpretiert. Und nicht zuletzt müssen die allgemein gültigen Inhalte analysiert werden, die auch Jahre nach dem Tod des Schriftstellers und Dramatikers aktuell sind. Der alltägliche Faschismus in den zwischenmenschlichen Beziehungen oder unter den Familienmitgliedern, der besonders in manchen Dramen Bernhards vorkommt, bleibt ein universales Thema. Die Arbeit widmet sich mehreren Bereichen. Es zeigt sich als erforderlich, das Funktionieren der tschechischen Bücherbranche besonders in den Jahren des kommunistischen Totalitarismus und in der stürmischen Zeit nach der Wende 1989 zu vermitteln, denn auch diese äußeren Bedingungen hatten einen direkten und wesentlichen 9 Einfluss auf die Aufnahme ausländischer Literatur im tschechischen Literaturbetrieb. Der analytische Teil beschäftigt sich mit den charakteristischen Eigenschaften von Bernhards Werken, die den Autor literaturgeschichtlich unverwechselbar gemacht haben. Diese Aspekte werden einzeln aus der Sicht der Rezeption behandelt, also wird die Rezeptionsästhetik als theoretische Grundlage der Analyse genommen. Gerade bei Thomas Bernhard stößt man auf die Problematik, die Hans Robert Jauß und die Rezeptionsästhetik formulierte. Fragen, die das Grundverstehen der Literatur betreffen - wie ist die Beziehung zwischen der literarischen Fiktion und der Wirklichkeit, wo liegt die Grenze zwischen den zwei Welten - gewinnen besonders im Zusammenhang mit der Selbststilisierung und Pose Bernhards oder mit den deutlichen literarischen Angriffen auf lebende Personen an Bedeutung. Die Modelle der Wirkungsästhetik helfen sehr, wenn man die Rezeption der Werke Bernhards aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Bernhards Prosa und Dramen erreichten eine besondere Wirkung aktuell in der Zeit ihrer Entstehung, jedoch leben sie weiter und mit der Zeit sowie mit der Übernahme in fremde Kulturen verändern sich die Möglichkeiten der Konnotationen und Aktualisierungen. Aus fest in Zeit und Raum verankerten Werken werden Romane und Dramen, in denen allgemein sowie zeitlos geltende Thematik gesucht und gefunden wird. Thomas Bernhard ist ein Autor, der zur Zeit zum Klassiker und Kanonautor wird. Den Prozess, der dazu führt, kann mit Methoden der Rezeptionsästhetik gut erläutert werden. Für die vorliegende Arbeit ist also wichtig, was an Thomas Bernhard und seinem Werk so attraktiv ist, dass man ihn in Tschechien in den letzten Jahren in solchem Maße übersetzt, publiziert und inszeniert. Es werden die Wirkung der typischen Komik, die innovativen Merkmale der Prosa sowie Dramen und die provokativen Tendenzen des Werkes untersucht. Einer Analyse werden auch Probleme unterzogen, die in den 80er und 90er Jahren eine natürliche und kontinuierliche Rezeption des Autors im tschechischen Teil der damaligen Tschechoslowakei verhindert haben. In diesem Sinne erlaube ich mir in der Studie eine Vereinfachung: der ehemalige tschechische Teil der Föderation, die sich 1993 friedlich in zwei selbstständige Staaten - die Tschechische und die Slowakische Republik teilte, wird auch verkürzt als Tschechien bezeichnet. Und schließlich wird Thomas Bernhard als ein beliebter Kanon-Autor betrachtet, dessen Aufnahme in der Tschechischen Republik von einigen Ereignissen sowohl in der Literaturbranche, als auch im Theaterleben besonders geprägt wurde. Es wird gezeigt, wie die Rezeption die Aussagen des Werkes den aktuellen 10 Gegebenheiten in Tschechien anpasst und in welchen Hauptrichtungen Thomas Bernhard interpretiert wird. Um die Wahrnehmung des Autors in Tschechien in ihrer Authentizität näher zu bringen, legt die Arbeit auch Wert darauf, einige Momente der Rezeption mit analysierten Übersetzungen aus den tschechischen Publikationen, Artikeln, Rezensionen u. Ä. zu begleiten. Diese wurden im Anhang auch mit Interviews ergänzt, in denen drei für die tschechische Rezeption wichtige Persönlichkeiten ihre eigenen Erfahrungen und Motivationen erläutern. Gearbeitet wird mit den Primärtexten, tschechischen Presseartikeln und mit der grundlegenden sowohl deutschsprachigen, als auch tschechischen Sekundärliteratur, die sich mit der Analyse der Werke oder ihrer Rezeption beschäftigt. Die zitierten tschechischen Texte sowie ihre Titel in den Fußnoten wurden von mir ins Deutsche übersetzt. Von großer Aussagekraft sind auch Interviews, die mit drei wichtigen Akteuren der tschechischen Bernhard-Rezeption geführt wurden, die auch ins Deutsche übersetzt wurden. 11 1. Einleitung Thomas Bernhard wurde spätestens nach seinem Tod zu einem der markantesten und bekanntesten Repräsentanten der österreichischen Nachkriegsliteratur im Ausland. Gerade im Zusammenhang mit der Problematik des auf den kommenden Seiten
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