Sie Bleiben Unvergessen
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ERSCHEINUNGSORT WIEN/P.B.B./VERLAGSPOSTÄMTER 1150 WIEN, 2700 WR. NEUSTADT/GZ 02Z03355M NUMMER 7-8-9-10/2011, 1,50 EURO 1934–1945 DER SOZIALDEMOKRATISCHE KÄMPFER Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen, Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschist/inn/en Sie bleiben unvergessen HUGO PEPPER JONNY MOSER ALFRED STRÖER m vergangenen Sommer leramt mit einer Auszeichnung Widerstand gegen den Austro- im Bundeskanzleramt mit dem haben unser Bund, die der Republik Österreich geehrt. faschismus gekommen ist, hat Goldenen Verdienstzeichen der gesamte sozialdemokrati- Wenige Tage später erhielten 1938 gegen das NS-Regime wei- Republik geehrt. Er sprach na- sche Bewegung und darü- wir die traurige Nachricht, dass tergearbeitet und wurde deshalb mens der Ausgezeichneten kur- berI hinaus die antifaschistische er verstorben ist. Jonny Moser von der Gestapo verhaftet. Spä- ze, aber prägnante Worte des Community durch das Ableben wurde auf dem israelitischen ter musste er in die Strafeinheit Dankes an die Republik. Wenige dreier bekannter Kämpfer im Teil des Zentralfriedhofes nach 999 einrücken, die viele Opfer Wochen später ist Hugo Pepper Widerstand gegen das NS-Re- Abschiedsreden seiner beiden kostete. Mit Alfred verlieren wir am 1. September verstorben. gime einen schweren Verlust Söhne beigesetzt. Freiheitskämpfer/innen einen Alle drei Genossen waren hinnehmen müssen. Allen drei Auch Alfred Ströer war bis in lieben und freundlichen, aber Gründungsmitglieder des Do- gemeinsam war, dass sie bis in seine letzten Tage als Zeitzeuge doch in den Zielen konsequen- kumentationsarchivs des öster- ihre letzten Tage als Zeitzeugen und Ehrenvorsitzender aktiv. Er ten Menschen, der an der Spitze reichischen Widerstandes sowie und Autoren für das Thema ih- kam noch am 19. Juli zur Feier großer Organisationen, z. B. im Mitglieder des Vorstandes. Hugo res Lebens, den Kampf gegen anlässlich des 110. Geburtstages ÖGB, viel geleistet hat. Pepper und Alfred Ströer waren den Faschismus, zur Verfügung von Rosa Jochmann in das Par- Prof. Hugo Pepper, den viele auch Vizepräsidenten des DÖW gestanden sind. teihaus, wo er von der Festver- aus der gewerkschaftlichen Bil- und beide waren auch Mitglie- Als Erster hat uns Prof. Dr. Jonny sammlung herzlich begrüßt wur- dungsarbeit und aus den Volks- der der Opferfürsorgekommis- Moser, Mitglied unseres Präsidi- de. Wenige Wochen später ist er hochschulen kennen, war eben- sion. ums und langjähriger Mitarbeiter während eines Spitalsaufenthal- so im Widerstand gegen den Mit allen dreien waren wir Frei- und Bezirksrat in der SPÖ Inne- tes unerwartet verstorben. Mit Austrofaschismus wie auch spä- heitskämpfer/innen emotional re Stadt, für immer verlassen. ihm verlieren wir nicht nur un- ter im militärischen Widerstand eng verbunden und es ist für uns Er wurde mitten aus dem Le- seren langjährigen Vorsitzenden gegen das Hitler-Regime tätig. In sehr schwer, sich eine Zeit ohne ben gerissen, denn er arbeitete von 1995 bis 2007 und nachma- der Zeit von 1992 bis 1995 war sie vorzustellen. Aber sie haben z. B. bis zu seinem Unfall, der ligen Ehrenvorsitzenden, son- er Vorsitzender unseres Bundes Großartiges geleistet, auch im einen Spitalsaufenthalt erfor- dern auch einen, der allen, mit und anschließend weiterhin als Aufbau und in der Förderung derlich machte, an einem Buch denen er zusammengearbeitet Zeitzeuge bei vielen Veranstal- junger Menschen, sodass ihr über die ersten Deportationen hat, immer ein sehr geschätzter tungen präsent. Pepper wurde Wirken weiterleben wird. n der Wiener Juden. Am 19. Juli Freund gewesen ist. Prof. Alfred gemeinsam mit weiteren Vertre- Ernst Nedwed wurde er noch im Bundeskanz- Ströer, der aus dem politischen tern unseres Bundes am 19. Juli Bundesvorsitzender DER SOZIALDEMOKRATISCHE KÄMPFER Festsitzung zum 110. Geburtstag von Rosa Jochmann er Bundesvorstand der Leben war von Beginn an mit 1939 begann schließlich ihr härtes- das, was wir können, und gemes- Sozialdemokratischen Kampf verbunden. Das konnte ter Leidensweg. Rosa Jochmann sen an dem, wie sehr wir uns in Freiheitskämpfer/in- man an ihrem ständigen Eintreten wurde mit vielen anderen Antifa- der Sozialdemokratie engagieren. Dnen veranstaltete ge- für benachteiligte Gruppen und schisten von der Gestapo verhaf- Das Verteidigen der Demokratie meinsam mit den sozialdemo- für die überlebenden Opfer des tet. Nach ihrer Rückkehr aus dem haben wir sozialdemokratische kratischen Frauen anlässlich des Faschismus sehen. Sie hat mit ih- Konzentrationslager Ravensbrück Frauen uns vor allem für den 110. Geburtstages von Rosa Joch- rem Wort ,Niemals vergessen‘ die setzte sie ihre politische Tätigkeit Wahlkampf 2013 vorgenom- mann eine Gedenk-Festsitzung Gesellschaft aufgerüttelt und sie in der SPÖ fort, ab 1945 bis 1967 men. Frauenrechte gegen rechte im Sitzungssaal der SPÖ in der zum Kampf gegen den Faschis- als Nationalratsabgeordnete, von Männerbünde, damit wollen wir Löwelstraße, wo Rosa Jochmann mus verschiedenster Ausprägung 1949 bis 1990 als Vorsitzende des dem gerecht werden, wofür Rosa ab 1945 als Mitglied des Partei- motiviert.“ Bundes Sozialistischer Freiheits- Jochmann gekämpft hat“, sagte vorstandes, als Vorsitzende der Rosa Jochmann wurde am 19. Juli kämpfer und von 1959 bis 1976 Heinisch-Hosek. Damit wollen SPÖ-Frauen und als Vorsitzende als Kind einer nach Wien zuge- als SPÖ-Frauenvorsitzende. Rosa die SPÖ-Frauen aufzeigen, dass des Bundes Sozialistischer Frei- wanderten Arbeiterfamilie gebo- Jochmann starb am 28. Jänner die FPÖ unwählbar ist. heitskämpfer an vielen Sitzungen ren und musste schon mit 14 Jah- 1994 im 93. Lebensjahr. Jochmann war eines von sechs teilgenommen oder sie geleitet ren in einer Fabrik arbeiten. Über Nedwed schloss mit einem Zitat Kindern aus einfachen Verhältnis- hat. die Chemiegewerkschaft stieß aus dem Buch von Josef Hindels sen, sie musste schon früh ihre Nach einer musikalischen Einlei- sie früh zur Sozialdemokratie, „Erinnerungen eines linken Sozi- Mutter pflegen und später auch tung von Klaus Bergmaier mit Lie- besuchte die Arbeiterhochschu- alisten“: „Unvergessen bleibt mir die Verantwortung für ihre jün- dern des Widerstandes begrüßte le und wurde 1933 als jüngstes eine Bemerkung, die Peter Stras- geren Geschwister übernehmen, die stellvertretende Vorsitzende, Mitglied in den Parteivorstand ser 1946 über Rosa Jochmann wodurch ihr Berufswunsch, näm- Herta Slabina, die zahlreichen gewählt. In der Nacht zum 12. Fe- machte. Er sagte sinngemäß: lich Lehrerin zu werden, nicht in Ehrengäste, vor allem unseren bruar 1934 gehörte sie zu denen, ,Es ist notwendig, dicke Bücher, Erfüllung ging. Rosa Jochmann Ehrenvorsitzenden, Alfred Ströer, die Otto Bauer in der Kampflei- umfangreiche Dokumentationen wurde Fabriksarbeiterin, enga- sowie Bundesgeschäftsführerin tung in Favoriten davon über- über die Verbrechen der Nazis gierte sich dort als Betriebsrä- Laura Rudas und die Stadträtin zeugten, dass ein Verbleib für ihn zu verfassen. Aber kein Buch, tin und bildete sich nach einem Sandra Frauenberger. in Österreich seinen sicheren Tod keine Dokumentation vermag harten Arbeitstag weiter, um den Sodann würdigte der Bundes- bedeuten würde. In der Zeit von die zutiefst menschliche Art zu ersten Lehrgang der Arbeiter- vorsitzende Ernst Nedwed in 1934 bis 1938 hielt sie die Verbin- ersetzen, in der Rosa das, was sie hochschule in Wien besuchen zu seiner einleitenden Festrede das dung zwischen dem Auslandsbü- selbst erlebt hat, den Menschen, können. Lebenswerk von Rosa Jochmann: ro der Sozialdemokratie in Brünn die dieses Erlebnis nicht hatten, Jochmann hat sich bei ihrem ge- „Sie war eine Zeitzeugin des ver- und den illegalen Revolutionären nahebringt.‘ Auch von Rosa Joch- werkschaftlichen Engagement gangenen Jahrhunderts und ihr Sozialisten aufrecht. mann habe ich, ebenso wie von vor allem um die Verbesserung Ella Proft, viel gelernt. Beide Frau- der Situation der Frauen in den en haben daran erinnert, dass der Betrieben gekümmert und um Kampf um den Sozialismus kei- die Einsetzung von Gesundheits- ne Männersache ist, sondern von kontrollen durch den Gewerbs- beiden Geschlechtern geführt ärztlichen Dienst. Die Arbeitsbe- werden muss.“ dingungen waren häufig gesund- Die Vorsitzende der sozialdemo- heitsschädlich und gefährlich, der kratischen Frauen, Bundesminis- 13-Stunden-Tag war gang und terin Gabriele Heinisch-Hosek, gäbe, ebenso Nachtschichten und knüpfte an dem letzten Zitat an Kinderarbeit. Das Wort „Unrecht“ und sagte: „Rosa Jochmann war war für Rosa Jochmann eines auch eine große Vorkämpferin der wichtigsten Worte. Sie wollte dafür, dass die Frauen in der Po- nicht, dass jemandem ein Unrecht litik auch entsprechend vertreten zuteil wird, und sie bekämpfte es, sind. Rosa Jochmann hat damals wenn ihr Unrecht zuteil wurde. schon gefordert, dass mehr Frau- Abschließend sagte Heinisch-Ho- en in die Politik sollten. Ja, das sek: „Ich verneige mich mit tiefem Mitglieder des Präsidiums der Freiheitskämpfer/innen fordere ich heute auch noch. Wir Respekt vor dieser großartigen und Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek sind noch immer zu wenige für Frau.“ n 2 DER SOZIALDEMOKRATISCHE KÄMPFER Gegen den „Rechtswalzer“ der Korporierten in der Hofburg m letzten Wochenende Antifaschismus ist einer der im Januar findet in der Grundwerte der SPÖ. So AWiener Hofburg ein heißt es in unserem Partei- Ball statt, der Jahr für Jahr programm: „Aufgrund un- die Wogen hochgehen lässt: serer schmerzlichen histori- der Ball des Wiener Korpora- schen Erfahrungen sind wir tionsringes, eines freiwilligen Sozialdemokratinnen und So-