Gerechtigkeit Für Die Opfer Des Austrofaschismus
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ERSCHEINUNGSORT WIEN/P.B.B./VERLAGSPOSTÄMTER 1150 WIEN, 2700 WR. NEUSTADT/GZ 02Z03355M NUMMER 1-2-3/2011, 2 EURO 1934–1945 DER SOZIALDEMOKRATISCHE KÄMPFER Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen, Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschist/inn/en Gerechtigkeit für die Opfer des Austrofaschismus ach langen Diskussionen ist ein Durchbruch 4. die Verurteilungen im Zuge der Schutzbundprozes- in der von der SPÖ und den Sozialdemokra- se 1934 und 1935 sowie des großen Sozialistenpro- N tischen Freiheitskämpfer/inne/n schon lange zesses 1936. geforderten Rehabilitierung der Opfer des Austrofa- schismus gelungen. Mit großer Unterstützung durch Von der Rehabilitierung ausgeschlossen bleiben alle Bundeskanzler Werner Faymann und Nationalratsprä- Personen, die zwischen 1933 und 1938 Mitglied der sidentin Barbara Prammer sowie Staatssekretär Josef NSDAP oder einer ihrer Gliederungen waren, insbe- Ostermayer konnte nach intensiven Gesprächen mit sondere der SA oder der SS. Hinsichtlich unklarer Fäl- dem Koalitionspartner und mit Unterstützung namhaf- le soll eine Einzelfallprüfung in Aussicht genommen ter Historiker ein großer Erfolg erzielt werden. werden. Das Bundesministerium für Justiz wird noch in den Die Namen sämtlicher Rehabilitierter sollen in einem nächsten zwei bis drei Monaten einen Gesetzesentwurf eigenen Internetauftritt veröffentlicht werden, etwa- erarbeiten, der zur Rehabilitierung all jener Menschen ige Überlebende bzw. Nachkommen sollen dann die dienen soll, die in der Periode 1933–1938 aufgrund Möglichkeit haben, eine entsprechende schriftliche ihrer demokratischen Gesinnung Repressionen zu er- Bestätigung über die unrechtmäßige Verurteilung, leiden hatten. Dieser Gesetzesentwurf soll noch vor Haft oder Anhaltung anzufordern und zeitnah zu er- der Sommerpause den Nationalrat passieren. Ziel ist halten. es, eine möglichst große, aber eindeutig wissenschaft- Konstituierung einer unabhängigen wissenschaftlichen lich erforschte und dokumentierte Personengruppe zu Kommission: Eine hochkarätige, unabhängige Histori- rehabilitieren. kerkommission mit Univ.-Prof. DDr. Oliver Rathkolb wird ein Forschungsprojekt über zwei Jahre starten. Dazu sollen gehören: Unter anderem sollen offene empirische Fragen wie 1. Die bereits auf der Basis des Opferfürsorgegesetzes z. B. Inhaftierungen bei Polizei und Gerichten geklärt 1947 mittels Opferfürsorgebescheid definierten Fäl- werden, auch müssen die Opferfürsorgebescheide er- le der Jahre 1933/34–1938; fasst und dokumentiert werden. Die wissenschaftliche Kommission soll noch vor Ende Juni, parallel zum Ge- 2. sämtliche Standgerichtsurteile, unter ihnen mehrere setzwerdungsprozess, etabliert werden. Staatssekretär Dutzend Todesurteile (neun davon vollstreckt); Josef Ostermayer führte die Verhandlungen mit der ÖVP zu einem guten und erfolgreichen Ergebnis. Mitte Juli 3. alle sich über einen gewissen Zeitraum erstreckt soll die endgültige Fassung des Gesetzes beschlossen habenden und eindeutig politisch motivierten An- werden. Damit wird das Unrecht, dass durch das Doll- haltungen in Wöllersdorf und anderen Lagern und fuß-Schuschnigg-Regime der Widerstand der sozialde- Notarresten sowie andere Formen der politischen mokratischen Kämpfer oft drakonisch bestraft wurde, Verfolgung; nach langen Jahren getilgt. n DER SOZIALDEMOKRATISCHE KÄMPFER Zentrale Februarkundge bung in Wien Floridsdorf s war eine beeindrucken- gen Generation, der Bildungs- was Bildungsvorsitzender schen Einrichtungen im Februar de Kundgebung, die am ausschüsse sowie die SPÖ-Mit- Ernst Woller besonders hervor- 1934 zu den Waffen gegriffen E 11. Februar im großen glieder aus allen Bezirken, vor hob, und er begrüßte auch viele haben, ist bislang noch keine Karl-Seitz-Hof in Floridsdorf allem aus Floridsdorf, nahmen sozialdemokratische Mandatare Rehabilitierung der von Stand- stattfand. Hunderte Mitglieder an dieser Gedenkveranstal- aus dem Wiener Gemeinderat gerichten und Gerichten des der Freiheitskämpfer/innen, der tung trotz Nieselregen teil. Vor und dem Nationalrat. austrofaschistischen Ständestaa- Sozialistischen Jugend, der Jun- allem dominierte die Jugend, Die Vertreterin der Sozialisti- tes Verurteilten erfolgt. Es muss schen Jugend, Marina Hanke, Schluss damit sein, dass die stv. Vorsitzende der SJ Wien, lei- Verteidiger der demokratischen tete die Kundgebung mit einem Republik, die ihr Leben einge- eloquenten Statement ein. Für setzt haben, weiterhin als Kri- die Sozialistische Jugend von minelle gelten. Orientieren soll heute bleiben die Schutzbünd- man sich hierbei an der bereits ler Verteidiger der Republik und erfolgten Rehabilitierung der Kämpfer gegen den Faschismus Opfer der NS-Militärjustiz. Dies und für die Demokratie. ist angesichts dessen, dass diese Für den Bund der Freiheits- Forderung schon eine längere kämpfer/innen sagte Ernst Zeit existiert, eine Aufforderung Nedwed: „77 Jahre nach dem an alle Parteien des österreichi- Verteidigungskampf von Mit- schen Nationalrates, in dieser gliedern des Republikanischen Frage aktiv zu werden.“ Schutzbundes, die spontan zur Landesparteivorsitzender Rettung der Verfassung sowie Bürgermeister Häupl sagte zur Verteidigung von Arbei- in seiner Rede: „Das Gedenken tereigentum an sozialdemokrati- an die Opfer des 12. Februar ist 2 DER SOZIALDEMOKRATISCHE KÄMPFER Zentrale Februarkundge bung in Wien Floridsdorf keine Asche, es ist Glut, es ist Feuer! Unsere Aufgabe ist es, diesen Geist lebend zu halten und dafür zu sorgen, dass sich die Gerechtigkeit in der Gesell- schaft durchsetzt. Das Lösen der sozialen Frage ist daher auch heute die wichtigste Aufgabe der Sozialdemokratie. Es kann nicht sein, dass die neoliberalen Kräfte nach der Wirtschaftskrise so wei- termachen, als ob nichts gesche- hen wäre. Wir müssen darauf hinweisen, wer die Verantwor- tung für diese Krise trägt. Wir müssen sagen: Jetzt ist Schluss! Her mit der Transaktionssteuer, her mit einer internationalen Kontrolle der Finanzmärkte!“ Neoliberalismus ist der Nährbo- den für Faschismus, denn er sei verantwortlich für die Verarmung der Massen. Überall dort, wo die soziale Frage nicht gelöst werde, komme es zur Machtübernahme autoritärer Strukturen, wie man nicht nur am Beispiel Ungarn habilitierung der Opfer des Aus- erkennen könne. „Das ist nichts trofaschismus ein. Neues, das kommt mir nicht so Ludwig erwähnte, dass die Fe- unbekannt vor. Auch wir haben bruarkundgebungen an den heute die Aufgabe, soziale Pro- Kampfstätten bereits zum zwan- bleme konsequent zu lösen“, so zigsten Male stattfinden, und er Michael Häupl. dankte abschließend den Mitge- Der Vorsitzende der SPÖ Flo- staltern der Veranstaltung, der ridsdorf, Wohnbaustadtrat Mi- Musikgruppe Morgenrot, den chael Ludwig, unterstrich, wie Arbeitersängern Favoriten und wichtig es ist, rechtsextremen vor allem jenen, die diese jähr- Tendenzen entgegenzutreten. liche Kundgebung tragen, den Er dankte Bürgermeister Häupl, Sozialdemokratischen Freiheits- dass dieser eine Koalition mit kämpfer/inne/n, den Jugendor- der FPÖ von Anfang an ausge- ganisationen und vor allem der schlossen hatte. Eine Parallele Bildungsorganisation. zu 1934 sei, dass Wien mit Mi- Die Kundgebung endete mit ei- chael Häupl auch heute einen ner Kranzniederlegung, mit dem so starken sozialdemokratischen „Lied der Arbeit“ und der „Inter- Bürgermeister habe wie damals nationale“. mit Karl Seitz. Schon am Tage vor der Kundge- Die Februarkämpfer sind in bung legte eine Delegation der Europa als Erste gegen den Fa- Freiheitskämpfer/innen Kränze schismus aufgetreten. Es waren bei den Opfergräbern und beim Menschen, die mit ihrem Leben Schutzbunddenkmal nieder für Freiheit, Demokratie und (Bild oben v. l. n. r.: A. Kohlba- Gerechtigkeit gekämpft haben. cher, P. Lhotzky, T. Maier, J. Auf- Die SPÖ trete daher für die Re- richtig, E. Zeman, E. Jaritz). n Marina Hanke, stv. Landesvorsitzende der SJ 3 DER SOZIALDEMOKRATISCHE KÄMPFER Krems gedachte Koloman Wallischs Nach der Begrüßung durch den Bezirksvorsitzenden der Frei- heitskämpfer/innen, Mag. Klaus Bergmaier, referierte Abg. z. NR Ewald Sacher über Adolf Laser, den Kremser SP-Abgeordneten aus der Ersten Republik, und dessen Erinnerungen an den Februar 1934. Der Kremser Vize- bürgermeister Prim. Dr. Reinhard Resch hielt ein profundes und vielbeachtetes Referat über den wichtigen und oft unterschätzten Grundwert der Freiheit. Ein neu- er Kurzfilm über Bruno Kreisky und von Angelika Sacher und Klaus Bergmaier vorgetragene Arbeiterlieder rundeten das Pro- ie vor einem Jahr gegründe- -Bezirksorganisation sowie mit trofaschisten unter Dollfuß hin- gramm ab. Dte Bezirksgruppe Krems des der Sozialistischen Jugend eine gerichteten SPÖ-Nationalratsab- Die Grußworte der Bundes- und Bundes Sozialdemokratischer feierliche Gedenkstunde. geordneten aus der Steiermark, Landesorganisation unseres Bun- Freiheitskämpfer/innen, Opfer Nach einer Kranzniederlegung fand im KS/Kultur-Sozial-Zent- des überbrachte der geschäfts- des Faschismus und aktiver Anti- am 2004 enthüllten Denkmal rum Volkshaus Krems-Lerchen- führende NÖ-Landesvorsitzende faschist/inn/en veranstaltete ge- für Koloman Wallisch, den am feld eine sehr gut besuchte Ge- und stellvertretende Bundesvor- meinsam mit der SPÖ-Stadt- und 19. Februar 1934 von den Aus- denkveranstaltung statt. sitzende Harald Ludwig. n 1934-Gedenken in OÖ: Abschied von Kärnten Walter Prieschl ach einer Kranzniederle- fengewalt ausgelöscht, die So- r starb am 28. Jänner 2011 Peter Weidner verabschiedete Ngung am Mahnmal Kla- zialdemokratie verboten, der Eim 85. Lebensjahr. Schon in sich von dem engagierten