Daf-Szene Korea Nr. 18
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DaF-Szene Korea Rundbrief der Lektoren-Vereinigung Korea Bildung in Korea Nr. 18 November 2003 Inhaltsverzeichnis Kai Köhler: Editorial ………. 5 “Bildung in Korea” Michael Menke: Bildung in Korea - ein historischer Überblick ………. 6 Allgemeine Statistiken zur koreanischen Bildung ………. 13 Michael Menke: Kindergarten ………. 16 Kai Rohs: Grundschule ………. 17 Subin Kim: Eine koreanische Deutschlehrerin an der Oberschule ………. 19 Michael Menke: Oberschule – ein deutscher Lehrer ………. 22 Kai Rohs: Anmerkungen zum Phänomen des Hagwons ………. 25 Edeltrud Kim: Die studentische Perspektive: Aspekte des koreanischen Bildungssystems aus der Sicht koreanischer Studentinnen ………. 27 Jiyon Kim: Eine Welt im Osten von Deutschland - Schulerfahrungen in Deutschland und Ko- rea ………. 33 Armin Kohz: Deutsche Schule Seoul ………. 35 Frank Grünert: Geschichte und Aufgabe von EBS ………. 39 Klaus Polap: Das Suhaknûnglyôkshihom ………. 41 Edeltrud Kim: Das Grundstudium an koreanischen Universitäten ………. 44 Klaus Polap: Lokales Lehren, oder: Warum das koreanische Bildungssystem so ist wie es ist ………. 50 Erich Thaler: Leben und Studieren in Berlin - Warum sich koreanische Studentinnen und Studenten in der deutschen Hauptstadt so wohl fühlen ………. 55 Eine koreanische Universität im Wandel der Zeit: Die SNU – Lektoren berichten Georg Neumann 1963 – 1965 ………. 57 Hans Heinrich Rohrer 1987 – 1989 ………. 61 Frank Grünert 1996 – 2003 ………. 63 Konferenzberichte Michael Menke: Übungstypologie, Symposium der KGDaF in Daejeon ………. 65 Gernot Haidorfer: Bericht über das 11. Sorak-Symposium 2003 ………. 66 Edeltrud Kim: Deutscher Literaturpreis für einen Roman aus Korea - 16. LiBeraturpeis für: Oh Jung-Hee „Vögel“ ( ) ………. 68 Hinweis zum Symposium der KGDaF im April 2004 ………. 74 Forum Kurzvorstellungen: Liane Garnatz, Informations- und Beratungszentrum des DAAD in Seoul ………. 76 Gerd Benke, Presse- und Kulturabteilung der Deutschen Botschaft Seoul ………. 76 Susanne Sermen: FTP, JMix und Mozilla ……… . 77 Kai Rohs: Unterrichtsvorschlag für die erste Deutschstunde ………. 78 Anne Gellert: Odyssee: Ein Internet-Suchspiel, auch für den Anfängerunterricht ………. 79 Michael Menke: Hinweis auf Foto-Website der LVK ………. 81 Holger Nord: LektorInnen in Südkorea – ein grobes Profil ………. 82 Armin Kohz: Rezension, Sigbert Latzel, Der ernste Mensch und das Ernste. Eine sprachbezogene Analyse ………. 89 Holger Nord: Rezension, Mattheus Wollert “Gleiche Wörter - Gleiche Welten. Interkulturelle Vermittlungsprobleme im Grundwortschatzbereich.“ ………. 90 zum Schluss: Thomas Schwarz: DaF-Szene 19 mit Schwerpunkt zur koreanischen Literatur in deutscher Übersetzung ………. 93 Impressum ………. 94 Autorenverzeichnis ………. 95 Kontakte ………. 97 Editorial Kai Köhler „Bildung in Korea“ – diszipliniertes Auswendiglernen in riesigen Klassen, bis tief in die Nacht dann noch im Hagwon? Das Resultat dessen auf einfachen In- und Output program- mierte Wissensmaschinen, die bei jeder Idee zu innovativem Sprachunterricht fehlfunktionie- ren? Oder umgekehrt: das PISA-Paradies Korea, ein Schlaraffenland nicht nur für die Genie- ßer breiten Allgemeinwissen, sondern auch für die Fans komplizierter Transfer-Aufgaben? Die Schlaglichter, die unser Rundbrief Nr. 18 wirft, erlauben Blicke auf eine widersprüchli- chere Bildungslandschaft, damit hoffentlich auch ein besseres Verständnis der Lernkarrieren unserer Studierenden und so ihres gegenwärtigen Lernverhaltens. Erfahrungen prägen sowohl eine Gesellschaft als auch die Einzelnen; der erste Aspekt ist in einem Beitrag akzentuiert, der die Geschichte koreanischer Bildung wenigstens umreißt. Ausführlicher sind die gegenwärti- gen Institutionen dargestellt, in denen die Individuen lernten, was denn Lernen sei. Vom Kin- dergarten über Grundschule und Oberschule, möglicherweise über die Deutsche Schule, fast immer übers Hagwon und jedenfalls die universitäre Eingangsprüfung führt der Weg, an des- sen Rand vielleicht noch Bildungsfernsehen und -radio stehen, bis in unsere Unterrichtsräume. Alle diese Institutionen sind vorgestellt, teils aus den verschiedenen Perspektiven der Lehrer, der Schüler und nicht zuletzt der Eltern, von denen sich ja im Lektorenkreis auch einige fin- den. Das Resultat ist so widersprüchlich, wie es eine Gesellschaft im schnellen Wandel erwarten lässt. In Kindergärten und Grundschulen scheint eine Reformpädagogik erfolgreich, die frei- lich auf die Vermittlung umfangreichen Wissens nicht verzichten muss; im Oberschulbereich ist die Stoffmenge, die es zu lernen gilt, immerhin reduziert, aus unserer Perspektive leider zu Lasten der zweiten Fremdsprache. Doch steht den staatlichen Reformbemühungen vielleicht die Unvernunft überzogener privater Konkurrenz entgegen, die vor allem von Seiten der El- tern betrieben wird? Ermuntert nicht die staatliche Organisation des Universitätszugangs ge- radezu zu dieser Konkurrenz? Einmal an der Universität, treten die Studierenden in ein Bewertungssystem ein, das von au- ßen gar nicht leicht zu durchschauen ist. Zwar ist auf den ersten Blick erkennbar, dass zuletzt am besten A+ auf dem Notenbogen stehen soll und jedenfalls ein C als Ergebnis hartnäckigen Schweigens als unangemessen gilt. Wie über solch nachvollziehbare Interessen hinaus die Leistungsmessung funktioniert, ist in einem eigenen Beitrag erklärt – und in einem anderen die positiven Erfahrungen, die mit viel Glück die Studierenden im Land ihrer Zielsprache ma- chen können. Die Entwicklung der Lektorenarbeit ist anhand der National-Universität Seoul dargestellt, durch Erfahrungsbereichte aus den 60er und 80er Jahren sowie der Gegenwart. Wie stellt sich nun das Verhältnis von Beharrung und Reform in koreanischer Bildung dar? Der Überblick legt nahe, dass das alte Lernideal von der Aneignung vorgegebener Bildung in vielen Bereichen überdauert hat. Wer aus Europa einfliegt und in vielleicht nur einigen weni- gen Jahren des Aufenthalts hier die eigenen Vorstellungen rein verwirklicht sehen möchte, mag irgendwann mürrisch sich abwenden. Aber, erstens und allgemein, entwickelten sich ko- reanische Bildungsinstitutionen im vergangenen Jahrhundert um ein mehrfaches schneller als sich die europäische Universität im Verlauf der Neuzeit herausbildete. Zweitens ist die koreanische Bildungsgeschichte eine des Erfolgs; kaum je gab es eine 5 derart schnelle und effektive nachholende Industrialisierung. Der historische Blick, wie stets, relativiert. Wenn heute eifrig reformiert wird, manchmal allzu eifrig, wäre statt: „Jetzt erst?“ vielleicht zu fragen: „Schon?“ „Bildung in Korea“ Bildung in Korea - ein historischer Überblick Michael Menke 1. Von den Anfängen bis zum Ende des Choson-Reichs Der Anfang der Bildung in Korea war we- König Sejong beauftragte Gelehrte für die sentlich vom Einfluss Chinas bestimmt. koreanische Sprache eine eigene Schrift zu Korea fand zur Zeit der drei Königreiche schaffen. 1443 wurde Hangul, das korea- (Koguryo, Paekche und Shilla, 37 vor – nische Alphabet, vorgelegt, das leicht vari- 935 nach Chr.), aber natürlich auch später, iert bis heute verwendet wird. Nach Se- im mächtigen Nachbarland seinen wich- jongs Tod wurde Hangul jedoch vernach- tigsten Partner. Im Jahr 639 sollen etwa lässigt, zugunsten von Chinesisch. Korea- 8000 Koreaner nach China zum Studium nische Texte bis zum Anfang des 20. Jahr- gesendet worden sein, um Wirtschaft, Poli- hunderts bezeichnen es teilweise abschät- tik und Kultur zu lernen. zig als „Frauenschrift“. In Koguryo, das an China grenzte, wurde Im Reich Koryo entstanden private Schu- 372 n. Chr. die Ausbildungsanstalt Taehak len, genannt Sodang, die auch für männli- gegründet. Taehak (verwandt mit dem che Schüler aus niedrigeren Schichten of- heutigen koreanischen Wort für Universi- fen waren. Im Kukjagam, einer höheren tät) war die höchste Bildungseinrichtung Schule für Kinder von Beamten wurde des Staates. Für das Reich Shilla wurde Chinesisch, Rechnen und Technik unter- 682 erstmalig eine Fremdsprachenschule richtet. Einen praktischen Nutzen als Aus- erwähnt. Eine Ausbildungsstätte namens bildungsstätte dürften diese Schulen jedoch Gukhak (Staatsschule) baute man nach nicht gehabt haben. Es galt das konfuziani- chinesischem Vorbild auf. Diese war der sche Prinzip, dass Bildung an sich den höchste Ausbildungsort, wo Begabte ge- Menschen tugendhaft und moralisch fördert wurden. Söhne aus der gesellschaft- macht, losgelöst von einem berufs- oder lich höheren Schicht lernten chinesische arbeitsbezogenen Nutzen. Schrift und Klassiker. 985 wurde das Staatsexamen Kwago ein- In den folgenden Reichen Koryo (918- geführt, die Beamtenprüfung nach chinesi- 1392) und Chosun (1392-1910) gab es In- schem Vorbild, die bis zum Ende der Cho- stitutionen für den Sprachunterricht und sun-Periode 1894 regelmäßig stattfand. Sprachprüfungen für Dolmetscher und Ü- Diese Einrichtung wurde 992 zu einer Art bersetzer in den Sprachen Chinesisch, Ja- Universität (Kukchagam) ausgebaut. panisch, Mandschurisch und Mongolisch. Sie diente allein der Beamtenausbildung. 6 Unter dem universitären Dach richtete man in heutiger Zeit. Nur die Quantitäten des sechs Schulen ein. Sie unterschieden sich Problems haben sich gewaltig verändert. in der Rangfolge und in den Lehrinhalten. Während das Shilla-Reich noch ganz das Die oberen drei Einrichtungen folgten der Geburtsprinzip als Auswahlkriterium für chinesischen Tradition, die klassischen hohe gesellschaftliche Positionen ange- konfuzianischen Texte lagen dem Lernen wandt hatte, begann sich im Koryo-Reich zugrunde. Die Differenz dieser drei Schu- der Beamtenstaat durchzusetzen. Es entwi- len bestand vornehmlich in den Zulas- ckelte