Inhalt

Michael Menke: Vorwort ...... 4

Koreanisches in Deutschland

Michael Menke: Bergarbeiter ...... 6

Michael Menke: Krankenschwestern ...... 8

Michael Menke, Hi-Gung Bae, Christina Youn-Arnoldi: Koreanische Vereine ...... 10

„Martin Jeon“: Ein adoptierter Koreaner in Deutschland ...... 16

Michael Menke: „Bekannte“ Koreaner ...... 20

Irmgard Yu-Gundert: Lethe in ...... 25

Kai Rohs: Koreanische Kirchengemeinden in Deutschland ...... 29

Michael Menke: Koreanische Studenten ...... 31

Jörg Plassen: Koreanistik in Deutschland, Einige flüchtige Notizen zur aktuellen Lage des Faches ...... 32

Michael Menke: Koreanische Firmen ...... 34

Friedrich Strahl: Macht das Tor eng! Große Aufgaben für Samsung in Berlin ...... 36

Michael Menke: Koreanisches Essen in Deutschland – Klagelied eines enttäuschten Liebha- bers ...... 39

Bernd Esch: Die deutschsprachigen Sendungen von Radio Korea International ...... 42

Michael Menke: Zum Schluss ...... 45

2 DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Rezensionen

Thomas Schwarz: Reise ans Ende des Imperiums, Hybridität und Abjektion in Raul Zeliks Korea-Roman bastard ...... 46

Michael Menke: Yi Munyol Jugendjahre, Lehr- und Wanderjahre in Korea ...... 54

Till Weber: Torschuss direkt unter die Latte, Rezension zum kulturwissenschaftlichen Sam- melband Querpässe ...... 57

Forum

Liane Garnatz: German School of Music Weimar, Einrichtung des ersten deutschen Musik- studienganges in Korea mit Unterstützung des DAAD ...... 60

Gernot Haidorfer: Zusammenarbeit zwischen Lektoren und Deutschlehrern in Korea ...... 62

Seminare und Konferenzen

Kai Köhler: Kultureller Wandel, das 12. Sorak-Symposium ...... 64

Programm des Seminars der Lektoren-Vereinigung Korea ...... 72

Programm des 9. Internationalen Symposiums der Koreanischen Gesellschaft für Deutsch als Fremdsprache (KGDaF) ...... 74

Diverses

Autorenhinweise ...... 76

Impressum ...... 77

Kontakte ...... 78

✁ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✁ 3 Vorwort

Michael Menke

“Deutsches in Korea” war der Schwerpunkt der Daf-Szene im Mai 2003. In jenem Heft kons- tatierten wir, dass man in Korea manches Deutsche finden kann, dieses aber vielleicht, so da- mals Irmgard Yu-Gundert, besser in Anführungsstriche zu setzen sei, also „Deutsches“. Ab- gesehen von den wenigen Deutschen, die in Korea leben oder gelebt haben (und die vielleicht deutscher sind als Deutsche in Deutschland), seien viele Fundstücke vielleicht doch nur ein (koreanisches) Bild von Deutschland, das nicht oder selten der Realität entspreche. Heike Wildemann wollte in ihrem Artikel gar die „Abwesenheit des Deutschen“ in Korea feststellen, was quantitativ sicherlich nicht so ganz falsch ist. In diesem Heft soll es um das gegensätzliche Sichtbild gehen, also um Koreanisches in Deutschland. Es soll um Koreaner gehen, die in Deutschland leben, aber auch um Korea und das Wissen, das Deutsche von Koreanern haben. Wir sind uns noch nicht sicher, ob wir nicht auch hier „Koreanisches“, also das Bild in Deutschland und bei Deutschen, besser in Anführungsstriche setzen sollten. Oder gibt es etwa auch hier eine Abwesenheit? Meine persönliche erste Begegnung mit Korea war ein Schwarz-weiß-Fernseher der Marke Goldstar, den ich 1981 für 179 DM für meine Studentenwohnung kaufte. Der hielt 14 Jahre lang. Danach kaufte ich mir einen Farbfernseher von Grundig, der aber nach zwei Jahren Rauchsignale von sich gab. Ich schraubte ihn auf, um nach der Ursache zu suchen, und fand innen das Schild „Made in Korea“. Seitdem ist meine Sicht auf Korea und auf Deutschland sehr ambivalent. Die meisten Deutschen haben aber wohl kein bestimmtes Bild von Korea. Ihnen fallen ein paar Stichworte ein, z.B. der Korea-Krieg, Daewoo, Mun-Sekte, Studentenproteste und die PISA-Studie. Weißgott nicht alle diese Begriffe sind positiv besetzt. Und so versuchen korea- nische Stellen wie Botschaft, Fremdenverkehrsamt, und zuständige Ministerien in den letzten Jahren, das Korea-Bild im Ausland, also auch in Deutschland, aufzupolieren. Ein wesentliches positives Ereignis dürfte dabei die Fußball-WM 2002 in Korea und gewesen sein. Die Frankfurter Buchmesse 2005 mit dem Schwerpunkt Korea wird hoffentlich eine weitere gute Gelegenheit bieten. Bei der Anzahl der Koreaner in Deutschland gibt es, im Gegensatz zu den Deutschen in Ko- rea, bereits quantitativ große Unterschiede. Man bedenke, dass in Korea etwa 1000 Deutsche, in Deutschland dagegen ca. 24000 Koreaner leben, arbeiten, studieren, sich aufhalten. Dazu müsste man auch noch die Koreaner der zweiten Generation rechnen, die sich teilweise als „Halbkoreaner“ fühlen und in den meisten Statistiken gar nicht mehr auftauchen. Weiterhin gehören Studenten dazu, die sich für einige Jahre in Deutschland aufhalten, und, nicht zu ver- gessen, etwa 1500 Nordkoreaner, die eigentlich nicht so besonders auffallen. Die Perspektive, aus der dieses Heft entstanden ist, sollte aber auch keine rein deutsche sein. Wir haben uns bemüht Koreaner aus Deutschland zu Worte kommen zu lassen, und die meis- ten deutschen Autoren dieses Heftes haben berufsmäßig oder privat mit Korea zu tun. So ist sicherlich kein objektives oder unvoreingenommenes Bild von „Koreanischem in Deutsch- land“ entstanden. In einigen Fällen schreibt hier also ein Deutscher aus Korea über einen Ko- reaner aus Deutschland. Nicht nur in unserem Schwerpunktteil befassen wir uns mit dem Thema, auch in der ersten Buchrezension zum Roman bastard von Raul Zelik geht es um supranationalen Zwischenwel- ten.

✂ 4 ✂ DaF-Szene Korea 20 / November 2004

Wieso haben wir gerade dieses Thema gewählt? Vielleicht darum, weil wir (also die meisten der deutschen Autoren) als Ausländer in Korea leben, und gern einmal wissen möchten, wie das unsere „Gegenstücke“ in Deutschland tun. Und um das dann vielleicht, als kleinen Teil der Landeskunde, unseren Studenten zu vermitteln. Deutschland ist eben nicht nur Bier, Bratwurst und Beckenbauer, sehr viel Simmel, Konsalik und sogar ein bisschen Goethe, son- dern auch Klein-Istanbul, wo ein Herr Özdemir Kebab verkauft, Little Italy mit seinen Tau- senden von Pizzerias und Trattorias, und vielleicht auch ein kleines bisschen Seoul, mit dem Shiktang von Frau oder der Taekwondo-Schule von Familie Kim. Korea wird sich im nächsten Jahr mit zwei großen Ereignissen in Deutschland präsentieren. Das ist einmal die Frankfurter Buchmesse, wo es Schwerpunktland sein wird, und zum ande- ren die Asien-Pazifik-Wochen in Berlin. Beide Bereiche sollen in ein bundesweit laufendes „Korea -Jahr 2005“ integriert werden, damit möglichst viele Menschen in Deutschland Korea und die Koreaner kennen lernen. Hoffen wir, dass es ein großer Erfolg wird.

✄ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✄ 5 Koreanisches in Deutschland

Koreanische Bergarbeiter

Michael Menke

Als es in den 60er Jahren in Deutschland Akademiker war damals ein Traum. Als einen Mangel an Bergarbeitern gab, warb Lehrer eingestellt zu werden, war fast un- man Arbeitskräfte aus dem Ausland an. So möglich. kamen seit 1963 auch Koreaner nach Auch das damalige Militärregime wollte Deutschland. Die koreanischen Bergarbei- sich nicht blamieren und unterzog die vie- ter gingen ins Ruhrgebiet oder ins Saar- len Bewerber strengen Prüfungen in All- land. Bis 1977 betrug ihre Anzahl etwa gemeinwissen. So kam es, dass die ersten 8000. Ungewöhnlich war, dass erstmals ein 180 koreanischen Vertragsarbeiter, die solches Abkommen mit einem Land au- 1963 unter Tage in Castrop-Rauxel, Aa- ßerhalb des europäischen Raumes ge- chen und Duisburg ihre erste Schicht fuh- schlossen wurde, und dass über den An- ren, zu einem Gutteil aus Akademikern werbestopp 1973 hinaus angeworben wur- bestanden. Nur wenige waren gelernte de. Bergleute, die meisten gehörten mit ihrem Die Gründe, warum Koreaner nach Schulabschluss zur intellektuellen Elite Deutschland gingen, sind vielfältig. 1961 ihres Landes. Und gerade die stürzte sich hatte in Korea die Militärjunta geputscht, damals auf die Arbeitsangebote des deut- der 1963 gewählte Präsident Park Chung- schen Bergbaus. Studenten, Professoren Hee ließ die Opposition durch Geheim- oder ehemalige Angestellte - alle wollten dienste überwachen und einschüchtern, auswandern. Dennoch war ihre Lebenssi- verhängte 1972 das Kriegsrecht und tuation in Deutschland teilweise noch schränkte die Bürgerrechte weiter ein. Der schwieriger als die ihrer weiblichen Lands- Bergbau bot eine der wenigen Chancen leute. abzuhauen. So kamen auf 100 Bergarbei- In Deutschland angekommen wohnten die ter-Stellen in Deutschland bisweilen 2500 meisten in Heimen und blieben daher unter Bewerber. Prüfungen siebten dann aus. sich. Durch Sportvereine, Feste und Got- "Man wollte eher Leute mit Köpfchen als tesdienste begann sich eine koreanische Muskeln, schließlich muss auch ein Berg- Gemeinschaft zu bilden. mann bald die Sprache können", erinnert Ein deutscher Bergmann erinnert sich: Ich sich ein ehemaliger koreanischer Bergar- war Ortsältester im Streb und hatte acht beiter. Koreaner in meiner Schicht. Ich war er- Die Verschickung der Bergleute hatte auch staunt, dass sie die deutsche Sprache eini- zum Ziel, die koreanische Wirtschaft an- germaßen gut beherrschten. Wenn Ver- zukurbeln und die koreanische Bevölke- ständigungsschwierigkeiten auftauchten, rungsexplosion auszugleichen. Viele der kamen wir irgendwie mit Englisch zurecht. späteren koreanischen Bergleute in Es war klar, dass diese Leute eine gute Deutschland wollten der Arbeitslosigkeit Ausbildung in Sprache und Arbeitsweise in Korea entfliehen. Im Jahre 1967 war erhalten hatten. Bald beobachtete ich, dass Korea ein sehr armes Land. Die Arbeitslo- die Koreaner arbeitswillig waren. Vor al- senquote lag bei über 30% und das Durch- lem waren sie lernbegierig und hilfsbereit. schnittseinkommen pro Kopf betrug weni- Es war ein gutes Auskommen mit ihnen.

ger als 300 US$. Eine Arbeitsstelle für ☎ 6 ☎ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Sie wohnten in den Ledigenheimen Siers- Koreanerinnen, die als Krankenschwestern dorf und Mariadorf. Manche kochten tätig waren. selbst nach heimatlichen Rezepten. Der Nur ein kleinerer Teil der koreanischen intensive Gebrauch von Knoblauch schuf Kumpel sind in Deutschland geblieben. anfangs ein paar Probleme, bis wir lern- Die anderen wanderten nach ihrer Zeit ten, auch Knoblauch zu benutzen. Nie hör- unter Tage oft nach Kanada oder in die te man Klagen über die Kumpels aus dem Vereinigten Staaten aus. Die zweite Arbei- fernen Asien. Die Koreaner waren bemüht, tergeneration in den 70ern kehrte zum nicht aufzufallen, Ruhe zu bewahren und größten Teil nach Südkorea zurück. einen engen Zusammenhalt in ihrer Grup- Die in Deutschland verblieben Koreaner pe zu bilden. Da ich als Ortsältester für die gründeten Vereine, wie z.B. "Glückauf" Leistungsabnahme zuständig war, konnte (der heute in ähnlicher Form auch noch in ich feststellen, dass trotz Krankheit keine Berlin existiert), einen Verband der korea- Ausfälle zu notieren waren. Die Koreaner nischen Bergleute, der später zum "korea- steigerten ihre Arbeitsleistungen, um Aus- nischen Freundschaftsverein in der BRD" fälle von kranken Kollegen auszugleichen. wurde. Ich bin sicher, das hätte niemand sonst Heute leben in Deutschland noch etwa getan. 1500 aktive oder ehemalige Kumpel. Die Ja, sie waren sehr gute Arbeitskräfte. Den meisten von ihnen haben die deutsche Vorgesetzten gegenüber verhielten sie sich Staatsbürgerschaft angenommen respektvoll. Dazu will ich Ihnen ein nettes Der Koreaner Pak Kwang-Seoug, der als Beispiel erzählen: Bei Schichtende unter- Bergarbeiter in Deutschland tätig war und hielt ich mich auf dem Weg vom Stapel 530 später ein bekannter Professor in Korea nach 710, wo wir den Zug kriegen wollten, wurde, hat seine Erlebnisse in einem Buch mit einem Koreaner über Sport. Er berich- notiert. Die ersten Eindrücke in dem neuen tete von Judo und führte zur Demonstrati- Land müssen für viele ein Schock gewesen on einen entsprechenden Griff bei mir aus. sein. "Die Lehrlinge stellten sich in einer Die anderen Koreaner glaubten, er hätte Reihe auf, die Frauen gaben jedem ein mich im Ernst angegriffen und zu Boden Bockwürstchen und Sauerkraut auf einen geworfen. Sie fielen über ihn her, um mich Pappteller. Dann setzten sich die Koreaner zu verteidigen, und waren ganz erleichtert, in Gruppen zu zweit oder zu dritt auf den als sie erfuhren, dass alles nur Spaß gewe- Rasen und versuchten diese ungewohnten sen war. Nahrungsmittel zu essen. Aber obwohl sie Die drei Jahre waren schnell vergangen. alle viel Hunger hatten, brachten die meis- Manche Koreaner – so hörte ich in unse- ten Männer nichts herunter, einige mussten ren vielen Gesprächen – wollten nach A- sich sogar übergeben. Schon während des merika, um weitere Studien zu betreiben. Fluges mit der Air France hatten sie drei- Die Arbeitsverträge dauerten in der Regel mal fettige, schmierige ölige europäische drei Jahre, danach musste man wieder zu- Speisen essen müssen und sich nach den rück - es sei denn, man heiratete. Das taten scharfen, feurigen, innerlich brennenden denn auch viele, meistens heirateten sie koreanischen Speisen gesehnt."

Quellen:

Pak Kwang-Seoug, "Ich war ein koreanischer Gastarbeiter in Deutschland", edition fischer im R.G. Fischer Verlag 2001

Heinz Bielefeldt: „Stolz, ein Ber gmann zu sein“, Modellprojekt der Stadt Jülich, gefördert mit Mitteln des MFJFG des Landes Nordrhein Westfalen, 2003

Konrad Lischka, "Erste Frage: Kannst du Kung Fu?", in taz-ruhr, 27.05.1999

✆ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✆ 7 Krankenschwestern

Michael Menke

Seit Ende der 50er Jahre, und verstärkt in Oktober 2002. "Die meisten waren zwi- den 60er und 70er Jahren, hatten die Kran- schen 20 und 25 Jahre alt, gesund, nicht kenhäuser in Deutschland einen Mangel an schwanger und hoch qualifiziert", schreibt Pflegepersonal zu beklagen. So warb man Martin Greve, Autor der Publikation. In in Indien, in den Philippinen und in Südko- Korea umfasste ihre Arbeit vor allem me- rea Krankenschwestern an. Ein Großteil dizinische Aufgaben, während die Pflege von ihnen lebt bis heute in Deutschland, eher Sache der Angehörigen war. Ange- aber lediglich die Koreanerinnen begannen worben wurden sie über Zeitungsinserate sich schon früh zu organisieren und sind es oder Schwesternorganisationen in Korea, bis heute geblieben. Im Oktober 2002 fei- zum Teil auch über ein dortiges deutsches erte der Verein Koreanischer Kranken- Krankenhaus. In Kursen wurden sie auf schwestern in Berlin sein 30-jähriges Be- Deutschland vorbereitet. In Zeiten des Kal- stehen. Die Ankunft der ersten Schwestern ten Krieges gehörten dazu auch eindringli- jährt sich jedoch schon zum 40. Mal. Eini- che Warnungen vor der kommunistischen ge Publikationen erinnern daran. DDR. Krankenschwestern wurden schon Ende Die erste Zeit war hart für sie, Heimweh, der 1950er-Jahre dringend gesucht. Der Stress, sprachliche Verständigungsproble- wachsende Pflegenotstand führte dazu, me und eine ungewohnte Lebensumge- dass kirchliche Unternehmen in Korea bung, anderes Essen und eine andere Men- Krankenschwestern für den Dienst in talität. "Ich war völlig unselbständig erzo- Deutschland einstellten. So kam es auch, gen worden. Ich hatte viele Fragen an mei- dass die meisten der Angeworbenen christ- ne Gesellschaft, aber auch an mich. Ich licher Konfession waren. Das wiederum wollte wieder zurück", erinnert sich Frau führte dazu, dass sich bald in Deutschland Laux, mit Mädchennamen Park Young- koreanische Kirchen bildeten. Allein in Ran. Sie lebt seit den 70er Jahren in Tü- Berlin gibt es über 20 christlich- bingen. Auch für diejenigen, die später koreanische Gemeinden. nach Korea zurückkamen, gab es Proble- Am 18. Februar 1970 schloss die Bundes- me. "Von außen bin ich Koreanerin. Aber republik ein offizielles Abkommen mit der ich weiß nicht genau, welche Punkte in mir Republik Korea über die Anwerbung von koreanisch und welche deutsch sind." Sie Krankenschwestern. Bis 1977 kamen etwa hatten in Deutschland einen anderen, selb- 10.000 Krankenschwestern und Schwes- ständigeren Lebensstil angenommen und ternhelferinnen nach Deutschland. wurden deswegen in ihrer Heimat nicht Im Ruhrgebiet lebt bis heute die größte mehr akzeptiert. So gingen manche dann Anzahl von Krankenschwestern aus Korea, ein zweites Mal nach Deutschland. dicht gefolgt von Berlin. Allein 3000 leben Aber heute gilt die Integration der Korea- und arbeiten dort, bzw. sind nun schon im nerinnen als vorbildlich - was im Übrigen, Ruhestand. "Die helfenden und pflegenden so Barbara John, "diejenigen Lügen straft, Hände aus Korea wurden zu einer wichti- die meinen, je entfernter die Kulturen von- gen Stütze im Gesundheitswesen nicht nur einander seien, desto schwieriger sei die Berlins", betont die Ausländerbeauftragte Integration". In den Krankenhäusern galten des Senats, Barbara John, bei der Vorstel- die koreanischen Kolleginnen nicht nur als lung der Broschüre "Korea in Berlin" im hochqualifiziert, sondern vor allem auch

✝ 8 ✝ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 als auffällig freundlich. Ihre Arbeitsverträ- Ursache nennt Greve die bei der Anwer- ge waren zunächst auf drei Jahre be- bung stark vernachlässigte Sprachschulung grenzt,wurden dann aber meist verlängert. und Diskriminierungserfahrungen. Bis Nur etwa die Hälfte von ihnen kehrte nach heute sprechen viele der 1. Generation kein Korea zurück. Viele holten später ihre E- ausreichendes Deutsch oder haben zumin- hemänner nach oder heirateten Deutsche. dest ihren starken Akzent nicht ablegen Viele haben sich schon früh einbürgern können. Viele empfanden eine latente eth- lassen. nische Diskriminierung und eine weder Heute ist eine neue Generation herange- fachlich noch sachlich gerechtfertigte Be- wachsen. "Dass auch sie nicht durch ihre nachteiligung gegenüber deutschen Kolle- Probleme auffallen, liegt" - so John - "un- ginnen. Diese habe sich, so Greve, nach bedingt auch daran, dass ihre Eltern stets der deutschen Einheit noch einmal ver- großen Wert auf eine gute Bildung, in der schärft. Schule und im Beruf, legten". Die Kinder Das Heimweh, die Sehnsucht nach heimi- oder Jugendlichen sollen nicht ganz ihre schen Lebensmitteln und anderen alltägli- koreanischen Wurzeln verlieren, so werden chen Dingen führte dazu, dass man in sie oft auf eine der zwei koreanischen Wo- Deutschland eine eigene koreanische Infra- chenendschulen in Berlin geschickt. struktur aufbaute - besonders in Berlin. Viele Krankenschwestern sind heute aber Bereits 1968 öffnete hier das erste koreani- auch enttäuscht über ihren beruflichen sche Geschäft. Heute gibt es etwa fast 20 Werdegang. Denn trotz ihrer in der Regel Geschäfte, die vorwiegend oder zum Teil höheren fachlichen Qualifikation gelang Koreanisches anbieten. So kann man auch nur wenigen der Aufstieg in höhere und hier frisches oder eingelagertes Kimchi besser bezahlte Positionen gelungen. Als bekommen, „Made in “.

Quellen:

Martin Greve, Korea in Berlin von A – Z, herausgegeben vom Ausländerbeauftragten des Senats, 2002

EMS, Länderheft Südkorea, 1996, S. 58-60

✞ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✞ 9 Koreanische Vereine

Michael Menke Christina Youn-Arnoldi (Hangaram) Hi-Gung Bae (INKODA)

Seit koreanische Krankenschwestern und Bergleute nach Deutschland gekommen sind, wur- den auch die ersten koreanischen Vereine gegründet. Diese waren zunächst Interessenvertre- tungen für die jeweiligen Berufsgruppen, aber immer auch ein Forum zum Zusammenhalt und zur gegenseitigen Hilfe. Später wurden die Vereinsziele dann allgemeiner formuliert, es grün- deten sich unter einem Dachverband (Bundesverband der Koreaner in Deutschland) lokale Gruppen wie z.B. der Koreanische Verein Berlin e.V. oder der „Verband der Koreaner in Frankfurt e.V.“ Da die meisten nach Deutschland gekommenen Koreaner christlich sind, folgten entsprechen- de Gründungen von Kirchengemeinden, deren Konfession und Ziele auch in der Namensge- bung formuliert wurden: Evangelische Koreanische Gemeinde Berlin e.V. und ähnlich. Wo Koreaner leben, gibt es Taekwondo. Ehemalige Bergleute wurden zu Sportlehrern, Sport- schulen und Vereine entstanden - allein in Berlin ein gutes Dutzend. Die Mitglieder hier sind natürlich nicht nur Koreaner. Dort trainieren vor allem deutsche und türkische Jugendliche. Meist Quartalsweise geben die koreanischen Verbände eine Zeitschrift „Haninhoebo“ heraus, die für all jene mit nützlichen Informationen gespickt ist, die Interesse an koreanischen Ver- anstaltungen, Restaurants, Reisen nach Korea, und anderem haben. Sie bietet außerdem ein Kommunikationsforum für die vielen in Deutschland lebenden Koreaner, da sie in der korea- nischen Sprache verfasst ist. Denn trotz des langjährigen Aufenthalts in Deutschland sind die Deutschkenntnisse dieser Generation oft nur als mangelhaft. Mit dem Generationenwechsel vollzog sich in den Vereinspublikationen ein Sprachwechsel. Auf der Website und in den Publikationen des Bundesverbandes der Koreaner in Deutschland findet man nur Koreanisch (http://www.eucosof.de/cgi-bin/ijaedok/ijaedok1.cgi ), ebenso auf der Seite „Berlin -Report“ (http://www.berlinreport.com/), bei der zweiten Generation dagegen ist in Texten und auf Websites Deutsch das Kommunikationsmittel.

Hangaram e.V., Verband junger Koreaner in Berlin

Der Nachwuchs der in den 60er Jahren nach Deutschland gekommenen Koreanerinnen und Koreaner wird „I-sae“ (zweite Generation) oder auch „1.5 -Sae“ (in Korea geboren, aber im frühen Kindesalter nach Deutschland gekommen und dort aufgewachsen) genannt. Mittler- weile ist diese Generation erwachsen und steht teilweise auf eigenen Beinen. Teilweise haben sie schon selbst für ihren Nachwuchs zu sorgen. Nach mehrfachen Anläufen, diese jungen Koreaner zusammenzubringen, fanden sich im März 1997 drei Leute zusammen, die „Hang a- ram“ gründeten. Ihr Ziel war es, das zerstreute kreative Potential der jungen Koreaner in Ber- lin zu bündeln und Forum für alle zu sein, die sich für Korea interessierten. Das Wort „Ha n- garam“ bedeutet soviel wie „Viele kleine Flüsse bilden zusammen einen großen Strom“. Die Zeitschrift „Hangaram“ gibt es seit April 1998 und seit Mitte 1999 ist Hangaram im Internet präsent. Als eingetragener Verein besteht Hangaram seit Oktober 1999. Die Zeitschrift erscheint drei Mal im Jahr und ist in deutscher Sprache. Der einzige deutsch- sprachige Teil der „Haninhoebo“ wird von Hangaram -Mitgliedern geschrieben. Die Resonanz

✟ 10 ✟ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 bei den jungen Koreanern ist sehr gut, und auch von anderer Seite wurde Hangaram Anerkennung zu- teil. Hangaram ar- beitet mit Erfolg daran ein Netz- werk für die koreanische Ju- gend aufzubauen und den kulturel- len / wirtschaftli- chen Austausch zwischen Deutsch- land und Korea zu unterstützen. Regelmäßige Veranstaltungen und koreanische Filmvorführungen gehören zum festen Pro- gramm. Zu den Veranstaltungen gehören „Sonbae meets Hubae“ (Informationsabend von Studenten für Schulabsolventen), Hangaram-Kochabende, Sport-Turniere und die Organisati- on von Kulturseminaren, wie z.B. Kalligraphie-Kurse, Trommelkurse und so weiter. Nicht zu vergessen ist der Informationsaustausch über koreanische Veranstaltungen und Angebote in deutscher Sprache. Zu erwähnen ist noch die Internetseite von Hangaram mit vielen nützlichen Links für Korea- Interessierte: www.hangaram.de . Hier gibt es nicht nur viele Informationen, die Zeitschrift online, sondern auch Diskussionsforen zu den verschiedensten Themen.

KGN

Eine etwas andere Richtung vertritt KGN, das Korean-German Network, gegründet im Jahr 2000 in Frankfurt. Auch hier ist eher die zweite Generation vertreten, allerdings mit dem Schwerpunkt „berufstätig“. In ihrem Vereinsprofil stellen sie sich dar als „der erste Verein für berufstätige Koreaner der zweiten Generation in Deutschland. KGN wurde gegründet, um den Erfahrungsaustausch der Mitglieder untereinander zu fördern und ein nationales Netzwerk zwischen berufstätigen Koreanern aufzubauen. Dabei kooperiert KGN eng mit anderen koreanischen Organisationen und Vereinen in Korea und Deutschland. Für unsere Mitglieder bildet KGN eine optimale Anlaufstelle, um berufliche Kontakte zu knüpfen, berufs-/branchenspezifische Informationen auszutauschen, mit Vertretern der korea- nischen Wirtschaft und Politik zusammenzutreffen, über aktuelle Korea bezogene Themen zu diskutieren und natürlich gemeinsam mit anderen KGN-Mitgliedern im Rahmen unserer Ver- anstaltungen eine Menge Spaß zu haben. Zu diesem Zweck veranstaltet KGN regelmäßige Mitgliedertreffen, Seminare, Workshops, Partys, Diskussionsabende und Konzerte. Einige dieser Veranstaltungen konnten dieses Jahr schon durchgeführt werden, andere sind in Planung oder werden in Kürze stattfinden. ... KGN lebt und wirkt durch das Engagement seiner Mitglieder, des Vorstands, des Beirats, seiner Spender und seiner Partner. KGN will durch sein Wirken dazu beitragen, die Interes-

✠ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✠ 11 sen der berufstätigen Koreaner zu fördern und den kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen Deutschland und Korea zu unterstützen. Auf der Website http://www.kgnetwork.org kann man neben Informationen über den Verein auch ein E-Mail-Forum finden, in dem ähnliche Themen wie bei Hangaram diskutiert werden.

Eine dritte Vereinigung, Inkoda, stellt sich hier selbst vor:

Inkoda e.V. wurde in Berlin im Jahr 2004 zur Förderung der fachlichen und persönlichen Qualifizierung deutscher und koreanischer Nachwuchseliten gegründet. Angefangen hat alles mit einer kleinen Gruppe von sieben Gründungsmitgliedern (Deutsche koreanischer Herkunft und Deutsch-Koreaner), die sich zusammengesetzt haben, das Beste aus beiden Kulturen herauszuholen. Auch das fachliche Wissen und die persönlichen Erfah- rungen des einen sollten an andere weitergegeben werden, um so den Horizont zu erweitern und Neues dazu zu lernen. Vorrangiger Gegenstand des Vereins ist die Schaffung einer Gemeinschaft von Akademikern koreanischer Herkunft und Koreainteressierten zur Förderung der jeweiligen Tätigkeiten, des gesellschaftspolitischen Engagements und der Völkerverständigung. Der Verein bildet in erster Linie Brücken zwischen der koreanischen und der deutschen For- schung, die aber auch auf internationaler Ebene ausgeweitet werden soll: • Brücken des gemeinsamen Forschens und Lernens • Brücken zum Austausch • Brücken zu interkulturellem Verstehen Dabei orientiert sich der Verein an den Grundwerten Freiheit, Demokratie, Solidarität und Gewaltfreiheit. Er arbeitet als gemeinnütziger Verein in rechtlicher Selbständigkeit und geis- tiger Offenheit. Der Verein ist auch in seiner internen Organisation den genannten Prinzipien verpflichtet und fördert durch entsprechende Maßnahmen die Selbstorganisation und Eigen- verantwortung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In dieser ”lernenden Organisation” ist Offenheit eine Grundvoraussetzung der Arbeit. Zur Verwirklichung der vorgenannten Zwecke, die überwiegend mit Hilfe von Spenden fi- nanziert werden sollen • bietet der Verein ein allgemein zugängliches Bildungs- und Weiterbildungsangebot an, das der wissenschaftlichen Weiterbildung dient und eine Vielfalt von Bildungsformen (Tagungen, Seminare, Kongresse, Publikationen, Studien, Vorträge, Workshops und Exkursionen) be- rücksichtigt • unterstützt der Verein in Kooperation mit anderen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Initiativen und Institutionen Maßnahmen, die ihrem Bildungsauftrag entsprechen • fördert der Verein begabte und nach ihrer Persönlichkeit geeignete AkademikerInnen aller Fachrichtungen und aller Nationalitäten, die sich den Satzungszielen des Vereins verpflichtet fühlen und sich aktiv gesellschaftspolitisch engagieren • fördert der Verein die internationale Verständigung durch die Vermittlung und Vorbereitung von Auslandsaufenthalten

✡ 12 ✡ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 • bietet der Verein eine Kommunikationsplattform mit Hilfe des Internets • kooperiert der Verein mit Organisationen ähnlicher Zielsetzung

Im ersten Geschäftsjahr möchten wir ausgewählte Institutionen mit hochmotivierten Studie- renden für den wissenschaftlichen Austausch zusammenführen, indem wir eine Datenbank aufbauen um folgende Punkte verwirklichen zu können. 1. Aufbau und Pflege eines Kommunikationsnetzwerkes und einer Informationsplattform (Homepage: www.inkoda.de) 2. Planung und Durchführung von Workshops, Seminaren und Konferenzen 3. Planung und Durchführung von Informationsveranstaltungen für Schüler und Studenten (bzgl. Auslandsstudium, Praktika, Fördermittel, Beruf) 4. Durchführung von Veranstaltungen zur Förderung der Geselligkeit 5. Sonstige mit dem Zweck (§1 Abs.4) des Vereins verträgliche Veranstaltungen

Bisher hat der Verein koreanische und deutsche Online-Registrierte aus dem Raum Deutsch- land, die keine Mitgliedsbeiträge zahlen. Doch kann nun die Mitgliedschaft nach §3 der Ver- einssatzung von INKODA e.V. beantragt werden.

beim „Karneval der Kulturen“ in Berlin, 2003 (Foto: Eun-Jin Lee von Hangaram)

Neben diesen von der Gründung eher koreanischen Vereinen gibt es eine Reihe deutsch- koreanischer Gesellschaften und Vereine.

In Korea gibt es die Koreanisch-Deutsche Gesellschaft, parallel dazu gibt es in Deutschland die Deutsch-Koreanische Gesellschaft. Sie wurde 1966 von Dr. Max Adenauer (einem Sohn des ersten deutschen Bundeskanzlers), Dr. h.c. Leo Wagner und Hermann Pfattheicher ge- gründet. Ihr Ziel ist die Förderung der Beziehungen zwischen Deutschland und Korea in allen

☛ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ☛ 13 Bereichen von Politik, Wirtschaft und Kultur. Präsident ist der Abgeordnete Hartmut Ko- schyk, der gleichzeitig auch Vorsitzender der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages ist (siehe auch sein Grußwort in unserem letzten Rundbrief) Die Gesellschaft hat regionale Organisationen, z.B. in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Rhein-Ruhr, ... Aus der Website (http://www.korea-dkg.de/): In den 38 Jahren ihres Bestehens hatte die Deutsch-Koreanische Gesellschaft großen Anteil an der Entwicklung der Beziehungen zwi- schen Deutschland und der Republik Korea. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist es das Wis- sen über Korea in Deutschland zu vertiefen. Es finden deshalb regelmäßig Veranstaltungen statt, die sowohl der Wissensvermittlung dienen, als auch Raum bieten für Begegnungen zwi- schen Deutschen und Koreanern. Die Satzung der DGK formuliert die Ziele: Zweck der Gesellschaft ist es, die freundschaftli- chen Beziehungen zwischen dem koreanischen und dem deutschen Volke zu pflegen und hier- durch dem Gedanken der internationalen Verbundenheit und der Völkerverständigung zu dienen. Zu diesem Zweck soll die Zusammenarbeit von Persönlichkeiten und Institutionen beider Völker aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport gefördert werden. Eine sachgemäße Information des deutschen Volkes über Land und Leute und die politischen, kul- turellen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in Korea wird angestrebt. Die Zusam- menarbeit mit anderen Gesellschaften und Institutionen, die die deutsch-koreanischen Bezie- hungen auf besonderen Gebieten fördern, ist zu pflegen. Die Gesellschaft erfüllt ihre Aufga- ben durch Veranstaltungen und Informationen. Besonderen Wert legt die Gesellschaft auf die Pflege von Kontakten zu in Deutschland lebenden Koreanern und deren Familien sowie zu koreanischen Firmen, koreanischen Vereinen und Verbänden. Die DKG veröffentlicht einen unregelmäßig erscheinenden „Info -Brief" (der auch auf der Website zu lesen ist) und bietet einen brieflichen Mitglieder-Service, der über alle Veranstal- tungen informiert, günstige Gruppenreisen nach Korea und ausgezeichnete Verbindungen zu koreanischen Vereinigungen.

Andere Gesellschaften sind fachlich orientiert, so die in Frankfurt/Main ansässige Deutsch Koreanische Juristische Gesellschaft e.V., 1986 gegründet, die ihre Ziele folgendermaßen formuliert: a. im Geiste der Verständigung die Zusammenarbeit auf dem Gebiete des Rechts zu fördern, b . die Verbreitung und Vertiefung der Kenntnis des koreanischen Rechts in Deutschland und des deutschen Rechts in Korea durch Veranstaltung von Vorträgen und wissenschaftlichen Konferenzen und durch Herstellung und Förderung beruflicher und persönlicher Beziehungen zwischen Deutschen und Koreanischen Juristen, c. die Förderung wissenschaftlicher Arbeiten über Fragen aus dem Recht beider Länder und die Erstellung von Gutachten.

Wie die Deutsch-Koreanische Gesellschaft hat auch die DKJG eine Schwesterorganisation in der Republik Korea. Homepage: http://www.dkjg.de/

Politisch-wirtschaftlich engagiert sich der Deutsch-Koreanische Wirtschaftskreis e.V. Im Jahr 1980 gegründete, handelt es sich hier um eine bilaterale Vereinigung mit dem Ziel, wirt- schaftsbezogene Kooperationen zwischen deutschen und koreanischen Unternehmen sowie die Wirtschaftsbeziehungen und Freundschaft zwischen beiden Ländern zu fördern. In dieser

☞ 14 ☞ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Zielsetzung arbeitet der DKW mit Wirtschaftsverbänden, Wissenschaft und Politik sowie mit an den Beziehungen zwischen Deutschland und Korea interessierten Institutionen, insbeson- dere der Deutsch-Koreanischen-Industrie- und Handelskammer (Seoul/ Korea), zusammen. Neben profilierten Korea-Kennern wirken im Vorstand des DKW auch Vertreter von Partner- organisationen für die gemeinsamen Ziele. Schwerpunkte der Tätigkeit des DKW : Vermittlung von aktuellen Informationen über die deutsch-koreanische Wirtschaft durch: - Pressespiegel „DKW aktuell“ - Informationsveranstaltungen / Delegationsreisen - Publikationen Einflussnahme auf politischer Ebene durch: - Maßgebliche Beteiligung an offiziellen Delegationen und an den Deutsch-Koreani- schen Wirtschaftskonsultationen - Mitarbeit in: APA, ASEM, AEBF - Intervention bei wirtschaftsrelevanten Stellen Homepage: http://www.korea-dkw.de/

Unsere Auswahl an deutsch-koreanischen Vereinen oder Verbänden ist nur ein kleiner Be- reich des vorhanden Spektrums. Groß ist vor allem die Anzahl lokaler Gruppen, die wir hier nicht berücksichtigen konnten. Viele weitere „links“ findet man auf den Seiten von Hang a- ram, des Bundesverbandes der Koreaner in Deutschland, der Koreanischen Botschaft in Ber- lin ( http://www.koreaemb.de ) oder bei den anderen im Heft genannten Institutionen.

✌ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✌ 15 Auf den Websites und in den Internet-Foren der zweiten Generation von Koreanern in Deutschland werden oft die Themen Herkunft, eigener Stand in der (deutschen) Gesellschaft oder Selbstbewusst- sein diskutiert. Das betrifft besonders eine Gruppe von Koreanern, die weder ihre Herkunft noch ihren jetzigen Lebensbereich frei bestimmen konnte. Es handelt sich um Adoptierte, die als Babys oder Kleinkinder von Korea nach Deutschland kamen und sich mit zunehmendem Alter fragen, wo sie her- kommen und wer sie eigentlich sind. Viele von ihnen reisen irgendwann nach Korea und merken, dass sie auch dort nicht richtig „zuhause“ sind. Einst wurde Korea als der Exporteur Nummer eins für Adoptivkinder bezeichnet. Einige sprachen an- gesichts von Koreas wirtschaftlichem Aufschwung von einer nationalen Schande, aber in einer Gesell- schaft, in der die Menschen sich stark nach der patriarchalischen Blutsverwandtschaft richten, ist die Adoption eines Kindes selten. Die Zahl der nach Deutschland adoptierten Koreaner beläuft sich auf etwa 4000. Wir veröffentlichen hier den Text eines Betroffenen, der eine mögliche Sicht auf diese Vorgänge formuliert.

Adoption

Martin Jeon (Pseudonym, Name d. Red. bekannt)

Heute sagte man mir, ich solle etwas für sagt: weil er sich dann als besserer Mensch die LVK schreiben. Bedenkt man, dass ich fühlt. Weil er dann glaubt, seinem Himmel bis vor etwa 3 Monaten gar nicht wusste, näher zu kommen? was die LVK ist, scheint es mir wunder- Kein Mensch wird so etwas sagen. Alle lich, nun hier etwas zu schreiben. Nun gut, sind einfach nur die kleineren Ausgaben Zeiten ändern sich und Menschen ändern Mutter Theresas. Und doch steckt darin sich auch… manchmal zumindest. etwas sehr Wahres. Und das Thema ist halt etwas, was ich gut Ein Forscher hat mal gesagt, dass wir (er kenne – Adoptierte in Deutschland, adop- meinte Menschen damit) keinen wirklichen tierte Koreaner in Deutschland. Ich war Altruismus kennen und es auch nicht wirk- sechs Jahre alt, als ich nach Deutschland lich ausleben. Wenn wir also jemanden adoptiert worden bin. Seit einigen Jahren retten und gleichzeitig dabei vor der Wahl habe ich den Weg „nach Hause“ wieder stehen, entweder das eigene Kind oder die gefunden. Ich bin also gebürtiger Korea- eigene Mutter zu retten, so würden wir ner, mittlerweile 30 Jahre alt und habe immer das Kind retten, weil dies bedeute, mein Leben von sechs bis heute in dass wir die Weitergabe unseres Samens Deutschland verbracht. Bis hier hin nicht gewährleisten…und das soll schließlich die sehr interessant, nicht wahr? Sie haben wichtigste Aufgabe unseres Daseins sein. alle diese Geschichten schon gelesen und Wenn man diese Theorie auf die Adoptiv- Sie alle kennen dies hier schon … denken eltern überträgt, haben sie bloß einen Weg Sie. gefunden ihre eigene Unfruchtbarkeit Sie kennen nichts, sofern Sie nicht selber durch die Adoption eines Kindes zu ka- adoptiert wurden. Der Begriff alleine ver- schieren. rät schon einiges. Nämlich, dass sie nicht Wirklich? selber gehandelt haben, sie sind gehandelt Was ich damit sagen will, ist nicht, dass worden. alle Adoptiveltern unfruchtbar sind und nur Das meine ich ernst. Sie sind gehandelt ihre eigene Reproduktion sicherstellen worden. wollen. Nein, aber glauben Sie bitte auch Warum adoptieren Deutsche Kinder? Weil nicht, dass alle Eltern bloß die Gutmen- sie so gute Menschen sind? Sicher, das schen schlechthin seien. auch. Aber hat wirklich jemals einer ge-

✍ 16 ✍ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Ein differenzierteres Bild sollte schon ent- Als ich in die Pubertät kam, und damit wickelt werden. Also, lassen Sie uns damit ungenießbar, platzte ihr Traum vom braven hier anfangen. koreanischen Sohn, der fleißig und an- Meine deutschen Eltern haben mir ein spruchslos ist und nicht gegen Autorität Kindermädchen gegeben… die ersten 6 rebelliert. Aber ich hatte wohl schon zu Monate. Klingt toll, oder? Sie war sogar viel Freiheit inhaliert. Ich rebellierte, und sehr nett und ich habe sie sehr gemocht. wie. Sie konnten mich nicht halten. Nicht, Meine Eltern hatten keine Zeit für mich. weil sie kein Geld gehabt hätten… sie Aber sie hatten genug Geld. steckten mich in ein Internat, nicht gerade Meine deutschen Eltern haben mich in die die billigste Lösung. Das ging ein Jahr, beste Schule geschickt. Eine bessere gab es dann hatte das christliche Internat auch die und gibt es heute noch nicht im weiten Nase voll von mir, ich flog raus. Umkreis. Übrigens waren mein Onkel, Also musste ich wieder nach „Hause“. mein Vater und mein älterer Bruder auf der Sie sehen, dass nicht der Sinn, sondern der gleichen Schule. Ich fand sogar noch ein weitere Weg einer Adoption sehr in Frage Kaugummi meines Onkels unter dem alt- steht. Sicherlich, sie hatten das Beste mit ehrwürdigen Arbeitstisch im Kunstraum… mir vor. Aber sie waren nicht darauf vor- er konnte mir genau Platz und die Wörter, bereitet, dass ihr neuer Sohn auch eigene die er daneben geritzt hatte, beschreiben. Wünsche hat und aus einer ganz anderen Aha, es gibt auch Tradition in Deutsch- Kultur kommt. land… Die ersten Tage in Deutschland war ich für Ich war im Segelverein, schließlich war sie unverständlich. Ich sprach koreanisch, mein Patenonkel auch da… sie nicht. Ich kannte keine Gabel, kein Ich war im Tischtennisverein, Handball- Messer. Sie kannten Stäbchen nur vom verein und auch in der Musikschule. Ich Restaurant. Also aß ich mit den Fingern hatte sogar Einzelunterricht bei einem und fand Brötchen mit Wurst toll, so toll, Hochschulprofessor. Nicht schlecht, oder? dass ich sie aus lauter Angst, es gäbe mor- Ich durfte nach meinem 8ten Geburtstag gen nichts mehr zu essen, unter meinem keine weiteren Geburtstage zu Hause fei- Bett „versteckte“. Wissen Sie, ich kenne ern… meine deutschen Geschwister schon. Hunger wirklich. Damals gab es in Korea Meine deutschen Eltern gaben viel Geld nicht genug Essen für Kinder im Heim. für meine Bildung aus. Auch für meine Ich fand auch die Badewanne toll, aß Eier Gesundheit. Wenn ich in eine Klinik muss- wie andere Leute Mandarinen zur Weih- te, ich war schon immer ein Rabauke, dann nachtszeit und ich war happy. Endlich hat- war ich sofort dran, ohne Warteschleife. te ich Spielzeug, endlich kümmerte sich Meine Eltern sind Ärzte… ich bemitleide jemand um mich. Und das vierundzwanzig heute noch die Kinder, an denen ich im Stunden am Tag. In Korea war mein einzi- Krankenhaus im Rollstuhl vorbei in den ges Spielzeug die Gummischühchen, die Behandlungsraum geschoben wurde, weil ich vom Heim hatte und mit denen ich im ich mir den Knöchel verstaucht hatte, und Sand gespielt habe. Ich habe mir immer sie nur Kassenpatienten waren. vorgestellt, es wäre ein Auto… Meine Eltern legten immer viel Wert dar- Heute bin ich älter, ich habe gelernt, dass auf, dass meine Erziehung gut, teuer und Wurst immer da ist und ich keine Brötchen vorzeigbar war. Weihnachten und an ande- mehr unter dem Bett verstecken muss. ren Gelegenheiten, wenn Verwandte da Glauben Sie, dass meine Eltern nun wis- waren, wurde ich besonders nett angezo- sen, dass ich kein kleines Kind mehr bin? gen und musste immer auf dem Klavier Seit ich mich erinnern kann, denken meine vorspielen. Ich war ja so ein braves Adop- Eltern, dass ich ein kleines Kind bin. Für tivkind. Ich habe es gehasst. sie bin ich nie wirklich erwachsen gewor-

✎ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✎ 1 7 den. Warum? Der Sinn mich zu adoptieren einer oberen Mittelschichtfamilie aufge- war, und das ist ein Zitat, etwas Christli- wachsen wäre. ches zu tun. Und Kinder sind eben beson- Dafür kenne ich auch einige, die dem ders christlich… Sie glauben das nicht? Sie Druck, vor allem dem psychischen, nicht kennen die Geschichte von adoptierten gewachsen waren. Der schlimmste Fall Kindern nicht wirklich. war „Simon“, er wurde drogenabhängig Im Laufe der Jahre habe ich viele Adop- und landete in einer Psychiatrie. tierte getroffen. Ich schätze, dass mindes- Und da steckt nun des Pudels Kern. Wir tens die Hälfte diese Antwort auf ihre Fra- Adoptierte leiden unter Heimatlosigkeit. ge nach dem Warum bekommen hat. So Wir wissen meist nicht, wer unsere Eltern erzählten sie mir zumindest. Die andere sind und ob sie überhaupt noch leben. Wir Hälfte glaubt immer noch die Lüge, dass würden das aber gerne wissen, auch wenn sie gewollt seien, nur wegen ihrer selbst. manche behaupten, sie würden ihre leibli- Das stimmt nicht. chen Eltern hassen, weil die sie ja im Stich Sie finden mich undankbar? Ich bin un- gelassen hätten. Die meisten sind aber dankbar, wenn Sie so meinen. Aber ich bin deswegen in Heimen gewesen, weil ihre realistisch genug zu sehen, dass ich ohne Eltern schlichtweg nicht mehr dafür garan- meine deutschen Eltern wahrscheinlich tieren konnten, dass ihre Kinder gesund immer noch einen Wasserbauch, Flöhe und aufwachsen konnten. Das wissen viele aber schlechte Zähne hätte. Ich weiß, dass ich nicht, weil sie damals zu klein waren. Heu- ihnen im Grunde genommen mein Leben, te sind sie immer noch klein, sie haben meine Bildung (ich habe schließlich ein immer noch Angst in ihren Herzen. Sie sehr gutes Abitur gemacht usw.) und mein wollen die Mama nicht wieder verlieren. Dasein an sich verdanke. Bin ich immer Ich kann das gut verstehen. Wissen Sie, noch undankbar? Na gut, dann bin ich das was ich damit meine? halt eben. Deutschland ist das einzige Land der Welt, Heute kenne ich Korea. Es ist ein neues in dem immer noch ein Ständesystem exis- Land für mich. Alle Illusionen, die ich dar- tiert. Das führt unter anderem dazu, dass über hatte, fliegen eine nach der anderen die soziale Mobilität nicht allzu hoch ist. davon. Korea hat keinen Sinn für gute Or- Und neben der Mobilität in Sachen berufli- ganisation, Toiletten sind hier eher so was chen Erfolges gibt es auch noch die Frage, wie unbeliebte Orte, Würde ist hier oftmals ob ich anerkannt werde. ein Fremdwort, schließlich gebührt sie Seit ich mich erinnern kann, wurde mir oftmals nur dem Älteren und Reichen. Ko- von meinen deutschen Eltern eingetrich- rea ist ein Land, in dem alles anders läuft tert, dass ich immer eine Klasse besser sein als in Deutschland. Gehen sie mal in ein muss als meine „Konkurrenten“, die ja Amt. Sie werden wissen, was ich meine. Deutsche sind. Sie hatten recht damit. Ich Nun, das Thema ist Korea in Deutschland. weiß, dass Deutschland immer noch nicht Korea in Korea ist eine andere Sache. wirklich frei von Rassismus ist. Das ist Adoptierte Kinder in Deutschland haben es keine Beleidigung in Ihre Richtung. Es ist leichter, als man gemeinhin meinen könn- eine schlichte Feststellung. Und wissen Sie te. Ein Fakt beschreibt das ganze schon noch was? Es nervt mich, ständig auf mei- sehr ausreichend. Deutsche Eltern dürfen ne Herkunft angesprochen zu werden. In nur dann Kinder adoptieren, wenn sie über Deutschland, weil ich nicht offensichtlich ausreichend Einkommen nicht nur jetzt, Deutscher bin, in Korea, weil ich offen- sondern die letzten zehn Jahre und auch in sichtlich kein richtiger Koreaner bin. Hat- Zukunft haben. Adoptierte sind also zu- ten Sie nicht auch mal das schlichte Be- mindest finanziell immer abgesichert. Ich dürfnis, einfach in Ruhe gelassen zu wer- kenne kein Kind, das nicht zumindest in den?

✏ 18 ✏ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Koreanisches in Deutschland? Ich bin ein Noch einmal: Ich bin nicht undankbar. Ich Teil von Korea in Deutschland. Ich bin ein bin Realist. kleiner Teil. Aber fragt man mich, ob ich Adoptierte haben es nie leicht. Gerade Ko- wirklich damit glücklich bin, dann kann reaner nicht. Man glaubt immer, sie wären ich nicht uneingeschränkt ja sagen. Wenn fleißig wie die Bienen und würden ja so Sie ein Bild von Koreanischem in Deutsch- brav sein. Falsch. Und noch falscher ist es, land haben wollen, seien Sie sich sicher, wenn man sie in diese Schublade durch gerade die Koreaner neigen dazu eigene Schule und Erziehung weiter reinpressen Enklaven zu bilden und für sich zu leben. will. Sie sind kein Deut besser als die Deut- Alle Adoptierten verdanken ihre Bildung, schen, auch wenn sie es öfter mal meinen. ja sogar ihr Leben den Adoptiveltern. Wir Ich bin ein Mensch, der versucht, das Bes- wollen nicht undankbar sein. Wir wollen sere zu machen und gut zu sein. Ich bin ein bloß auch normale Menschen sein. Mensch, dem das Schicksal gelehrt hat, dass nicht alles Gute nur gut ist.

✑ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✑ 19 „Bekannte“ Koreaner

Michael Menke

Einige Koreaner, die in Deutschland länger oder zeitweilig lebten, haben es doch zu einer gewissen Bekanntheit, wenn nicht sogar Berühmtheit gebracht. Gehen wir nun vom Be- kanntheitsgrad aus, so müssen wir feststellen, dass Kunst und Literatur eher hinten, Sport, besonders Fußball, weit vorne liegen.

1. Bum-Kun Cha Doch feuernd und feiernd; den fühlenden Herzen Frankfurts zur Freude. Bum Kun Cha! Freund aus dem Osten! Fremdling bist Du nicht länger - nicht bitt'res Los ist Exil Dir! Heimat, die zweite, du fandst sie.

Nach seiner Rückkehr nach Korea war Cha zeitweise Trainer der koreanischen Natio- nalmannschaft, dabei aber glückloser als sein niederländischer Nachfolger Guus Hiddink Der Ex-Stürmer, der wegen seiner Torer- folge von den Fans in Deutschland liebe- voll "Tscha-Bumm" genannt wurde, leitet heute in der Hauptstadt Seoul eine Fuß- ballschule (Cha-Boum Soccer-School) und bildet dort mit mehreren Trainern junge Talente aus.

Allen voran wäre hier Bum-Kun Cha zu nennen. Der erste Koreaner in der Bundes- 2. Du-Ri Cha liga spielte für die Vereine Bayer Leverku- sen und Eintracht Frankfurt. Der Stürmer Heute schließt sich der Kreis, denn sein begeisterte in seiner Zeit die Fans und Ver- Sohn Du-Ri Cha , ebenfalls Stürmer, geht antwortlichen mit großem Einsatz und her- für die Eintracht Frankfurt auf Torejagd. ausragender Fairness. Cha wurde mit der Geboren wurde der Filius im deutschen Eintracht DFB-Pokalsieger (1981) und Frankfurt, das Fußball-ABC lernte er in der Uefa-Cupsieger (1988). Jugend von Bayer Leverkusen. Cha junior, der seinem Vater sehr ähnelt, rückte ins Der Schriftsteller und Satiriker Eckhard Rampenlicht der Öffentlichkeit, als seine Henscheid verfasste auf ihn seine (viel- Karriere als Profisportler ins Rollen kam. leicht nicht ganz bierernst zu nehmende) Denn der junge Cha brachte den koreani- „Hymne auf Bum Kun Cha“, in der es u.a. schen Fans die Erinnerung an Bum Kun heißt: Chas sagenhafte Auftritte in der Bundesli ga zurück, wo der Routinier Dank seines Flirrend und flackernd - nicht lange fa-

ckelnd, ✒ 20 ✒ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 unermüdlichen Einsatzes und seiner Treff- fand er den Anschluss an die internationale sicherheit einen regelrechten "Bum-Boom" Avantgarde. auslöste. Das dunkelste Kapitel deutsch- koreanischer Beziehungen schloss sich 1967 an. Wegen des Vorwurfs von Kontakten mit Nordkorea wurde Yun vom südkoreanischen Geheimdienst aus Berlin nach Seoul entführt, dort gefoltert und des Landesverrates angeklagt. In einem politi- schen Schauprozess in erster Instanz zu lebenslänglicher Haft verurteilt, kam er nach internationalen Protesten 1969 frei. 1971 wurde er deutscher Staatsbürger und

lebte in Berlin. Der heute 24-jährige hatte in der Amateur- liga Fußball gespielt, wo seine starke Phy- sis und die offenbar von seinem Vater ge- erbte Robustheit auffielen, so dass Natio- naltrainer Hiddink ihn schließlich sogar für die Endrunde nominierte. Mit seinem Auf- tritt auf der Weltpokal-Bühne hat sich der junge Cha endgültig als einer der kom- menden Stars der neuen koreanischen Fuß- ballergeneration etabliert.

3. Isang Yun

"Ein Komponist kann die Welt, in der er lebt, nicht gleichgültig betrachten. Menschliche Leiden, Unterdrückung, Un- Von 1970 bis 1985 lehrte Yun Kompositi- recht... all das kommt zu mir in meinen on an der Hochschule der Künste Berlin, Gedanken. Wo es Schmerzen gibt, wo es seit 1974 als Professor. Unrecht gibt, will ich mitsprechen durch Isang Yun starb am 3. November 1995 in meine Musik." (Isang Yun, 1983). Berlin, wo er in einem Ehrengrab der Stadt Als Isang Yun am 17. September 1917 in beigesetzt wurde. Er war Mitglied der In- der Nähe der südöstlichen Hafenstadt Ton- ternationalen Gesellschaft für Neue Musik, gyông geboren wurde, stand die koreani- Ehrendoktor der Universität Tübingen und sche Halbinsel unter japanischer Fremd- Träger der Goethe-Medaille des Goethe- herrschaft. Yun beteiligte sich am anti- Instituts sowie des Großen Verdienstkreu- japanischen Widerstand, wurde 1943 ver- zes des Verdienstordens der Bundesrepu- haftet und gefoltert. Nach der japanischen blik Deutschland. Besetzung wurde er 1955 mit dem Kultur- In Nordkorea wurden seine Werke aufge- preis der Stadt Seoul ausgezeichnet und führt, und er selbst hielt sich dort etliche konnte 1956-59 in Paris und Berlin studie- Male auf. Auch seine Witwe lebt heute in ren. In Berlin lernte er bei dem Schönberg- Pyeongyang. Seine Heimat in Südkorea Schüler Josef Rufer das Komponieren in durfte Yun nie mehr besuchen. der Zwölftontechnik; von Deutschland aus Die Musik Yuns verschmilzt Elemente der

✓ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✓ 2 1 12-Ton-Musik, der europäischen Avant- erinnerungen festzuhalten, in deutscher garde und der koreanischen Volksmusik. Sprache. Die autobiographische Geschich- Unter Musikern und Musikkenner genießt te „Der Yalu fließt“ erschien 1946 und Yun, sicherlich nicht nur in Deutschland wurde in der literarischen Welt der deut- (in den letzten Jahren auch wieder in Süd- schen Nachkriegszeit bekannt. korea) hohes Ansehen. "Das im besten Deutsch geschriebene Buch des Jahres stammt von einem Aus- länder: Mirok Li," urteilte damals die Kri- tik. Aus allen Teile Deutschland erfuhr er ein positives Echo auf sein Buch. Teile des Textes wurden in einigen deutschen Schul- büchern verwendet. 1947 bis 1949 übernahm er einen Lehrauf- trag für koreanische Sprache und chinesi- sche Literatur und Geschichte an der Uni- Das Klingelschild am Haus von Yun in Berlin versität München. Er starb fast auf den Tag genau dreißig Jahre nach seiner Ankunft, im März 1950, 4. Mirok Li (Lee, Mi-Rok) nur wenige Monate vor dem Ausbruch des Korea-Krieges, der seine Heimat über Mirok Li wurde 1899 in , im heuti- Nacht in aller Welt bekannt machen sollte. gen Nordkorea, geboren. 1919 musste er, Von Mirok Li gibt es noch andere Erzäh- nach der Beteiligung an einer Studenten- lungen, auch in deutscher Sprache, die aber demonstration gegen die Annektierung des weniger bekannt wurden. Landes durch Japan über den nördlichen Die Deutsch-Koreanische und die Korea- Grenzfluss Yalu zuerst nach fliehen nisch-Deutsche Gesellschaft versuchen und gelangte von dort dann im März 1920 heute sein Andenken aufrecht zu erhalten, mit einem chinesischen Pass nach Deutsch- regelmäßig vergeben sie den Mirok-Li- land. Preis an Personen, die für die deutsch- koreanischen Beziehungen aktiv sind. Dennoch muss man sagen, dass sein litera- rischer Ruhm sich auf die Nachkriegszeit beschränkt. Heute ist er in Deutschland eher unbekannt.

5. Unsoung Pai - ein koreanischer Maler in Deutschland

Der koreanische Maler Unsoung Pai wurde 1900 in Seoul geboren. Als Student der Nationalökonomie kam er 1923 nach Eu- ropa, insbesondere, um sich in Deutschland mit der Ökonomie zu beschäftigen. In Marseille betrat er zum ersten Mal europä- ischen Boden. Diese Erfahrung war eine so In Deutschland setzte er sein Studium der große Enttäuschung für ihn, dass er am Medizin fort und promovierte 1928 an der liebsten direkt wieder in seine Heimat zu- Universität München. Zu dieser Zeit be- rückgekehrt wäre. Doch der Besuch in ei-

gann er auch, seine Kindheits- und Jugend- ✔ 22 ✔ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 nem Museum änderte alles. Von den dort westlichen Maltechniken beherrschte. Ab gezeigten Werken war er derart überwäl- 1950 lebte und wirkte er in Nordkorea, wo tigt, dass in ihm der Wunsch erwachte, er dann 1978 verstarb. selber Maler zu werden. Er fand einen Lehrer und wurde in die "Vereinigten Staatsschulen für freie und 6. Nam-Jun Paik angewandte Kunst" in Berlin aufgenom- men. Bald gehörte er zu den Malern, die in Nam June Paik ist weltweit als "Vater der aller Munde waren. Videokunst" bekannt. Darüber hinaus gilt er als "Renaissancekünstler des 20. Jahr- hunderts", der in seinem Werk Wissen- schaft und Kunst, Philosophie und Tech- nik, Unterhaltung und Ernst verknüpft. In seinen Texten und Aphorismen bezieht er Position zu Fragen der Mediengeschichte und -zukunft.

Selbstportrait

Seine Bilder waren geprägt durch die Kombination ostasiatische Geistes mit eu- ropäischer Technik. Unsoung Pai hat die Erfahrung machen müssen, dass Europa ganz anders war, als er sich vorgestellt hatte. Auch musste er feststellen, dass nur wenige seine Heimat kannten und nicht einmal wussten, wo Ko- rea liegt. Daher machte er es sich zur Auf- gabe, den Europäern die Schönheit seines Vaterlandes zuerst im Bild und später dann auch im Wort näher zu bringen. Er hielt Vorträge über koreanische Tusch-Malerei und veröffentlichte Texte mit Geschichten und Märchen aus Korea unter dem Titel Unsoung Pai erzählt aus seiner koreani- Bereits mit 15 Jahren soll sich Paik mit der schen Heimat. Musik von Arnold Schönberg befasst ha- 1944 kehrte Pai nach Korea zurück und ben. Nach dem Musik- und Kompositions- präsentierte eine erste Ausstellung in seiner studium in Japan und Deutschland wurde Heimat. In der koreanischen Kunstszene

galt er als ein Exot, da er die traditionellen ✕ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✕ 2 3 der 1932 in Seoul geborene Koreaner Fernsehbilder durch das Auflegen von durch spektakuläre Fluxus-Konzerte be- Magneten verzerrte. kannt, angeregt durch den Avantgarde- Als Nomade zwischen den Kontinenten Musiker John Cage und den Kreis um schuf Paik bis heute neben Werken von Karlheinz Stockhausen und Mary Bauer- westlicher, optischer Überfülle immer auch meister in Köln. Videoarbeiten von östlicher, kontemplati- ver Stille: Arbeiten mit "zu viel" und "zu wenig", von neuer Technologie einerseits und Minimalisierung bzw. Verweigerung andererseits, stehen sich wie Ying und Y ang in seinem Werk gegenüber.

Paiks bildkünstlerische Tätigkeit setzte 1963 mit der Ausstellung Exposition of

Music ✖ Electronic Television in Wupper- tal ein. Hier zeigte er erstmals TV- und Klangobjekte. Bereits seit den frühen 60er Jahren mani- pulierte Paik Fernsehgeräte, indem er etwa Paik lebt in New York und in Düsseldorf.

Zitate aus:

Eckhard Henscheid: Ein scharmanter Bauer. Frankfurt 1980

Li Mirok: Der Yalu fließt. Eine Jugend in Korea. Herausgegeben von Kyu-Hwa Chung. Mit Illustrationen von Chung Im-Pok und einem Vorwort von Wolfgang Bauer. St. Ottilien: EOS Verlag, 1996

Zu Pai: die Website http://www.koreaheute.de/spez/0011/sp11-002.htm#

✗ 24 ✗ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Private Erinnerungen an die Zeit der „Lethe“ Koreas

Irmgard Yu-Gundert

Die gesamten Jugendjahre nach dem Ende mit dem Bericht von der Flucht des jungen der eigentlichen Kindheit habe ich mit Mirok Li in den Westen nach Teilnahme meinen jüngeren Geschwistern in unmit- an der Märzdemonstration gegen die japa- telbarer Nähe eines angesehenen Japanolo- nische Kolonialherrschaft. Auf einer einzi- gen verbracht, eines Gelehrten, der vor der gen Seite werden mit kargen Worten die Übernahme eines Lehrstuhls in Deutsch- grausamen Methoden beschrieben, mit der land mit seiner Familie rund dreißig Jahre die koreanische Widerstandsbewegung lang in Japan gelebt hatte. Dieser Gelehrte unterdrückt wurde. Der Großvater kannte war mein Großvater, der mit der Großmut- und liebte Mirok Lis Buch. Er verschenkte ter zunächst in der gleichen Stadt, später es in der Familie mehrfach gleich nach aber auch im gleichen Hause wie wir seinem Erscheinen, 1946. Noch als Kind wohnte. Unsere Kinder- und Jugendjahre habe ich die Erzählung gelesen. Ihr Inhalt waren durchtränkt von Erzählungen und blieb mir jahrelang als ein exotisches, voll- Belehrungen über Japan, japanische Sitten, kommen verworrenes Rätsel im Gedächt- Geschichte, Religion, Kunst, Sprache und nis. Nur den idyllischen Teil, die anmutige über chinesischen Zen-Buddhismus. Ein Schilderung des ruhigen Lebens in der Thema jedoch blieb stets ausgeklammert: koreanischen Provinzstadt und auf dem die jüngste japanische Geschichte, be- Lande, konnte ich einigermaßen auffassen. stimmt durch Kolonisationspolitik. In diesen Schilderungen muss der Großva- Dass Japan ebenso wie Deutschland ter das Bild jenes ländlichen Japan wieder- Kriegsverbrechen angelastet werden, dass gefunden haben, das er in den frühen Jah- Japan in Korea eine bedrückende Koloni- ren seines Aufenthalts in dem Inselreich alherrschaft ausgeübt hat, das habe ich kennen gelernt hatte, das er liebte und nach nicht in meinem Ostasien zugewandten dem er sich später zurücksehnte. Elternhause, sondern erst spät, in den Stu- dentenjahren, durch Zeitungslektüre erfah- Der Großvater kannte nicht nur das Buch; ren. Die Ausklammerung des Themas war er kannte auch den neunzehn Jahre jünge- keine isolierte Erscheinung: in den Jahren ren Autor durch persönliche Begegnungen des Heranwachsens gab es bei uns zu Hau- und durch einen Briefwechsel. Es sind bei se auch nahezu keine Gespräche über die uns acht an Wilhelm Gundert gerichtete allerjüngste deutsche Geschichte. Der Briefe Mirok Lis erhalten, geschrieben Großvater trug nicht leicht am Wissen um zwischen dem Dezember 1947 und dem die eigenen Verirrungen in der nationalso- Dezember 1948 in Gräfelfing bei Mün- zialistischen Vergangenheit, doch äußerte chen. Die Briefe sind kurz und überwie- sich das nicht im Gespräch. gend sachlich gehalten. Es geht um die Ausleihe von Büchern für den Unterricht, In meiner Erinnerung ragt in die Leere um geplante und sehr erwünschte Zusam- dieser Wüste des Nichtwissens hinsichtlich mentreffen mit dem Adressaten, um Ange- Koreas wie ein erratischer Findlingsblock legenheiten des ostasiatischen Seminars die frühe Begegnung mit Mirok Lis Buch der Universität München. Nur der letzte über Kindheit und Jugend in Korea, „Der Abschnitt des letzten bei uns erhaltenen

Yalu fließt“. Das Buch endet bekanntlich ✘ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✘ 2 5 Briefes Mirok Lis an meinen Großvater ist Osten. Während im vorderorientalischen bedeutsam; er wurde nie gedruckt; ich zi- Teil, ediert von Annemarie Schimmel, die tiere ihn daher hier: „Heute gerade erhalte bunte Vielfalt nahöstlicher Literaturen mit ich aus Newyork einen Brief von einem großer Vollständigkeit zu Worte kommt, Landsmann, der meinen Aufenthalt in Eu- während im indischen Teil außer den in- ropa als eine nutzlose Zeitvergeudung auf- doeuropäischen Sprachen des Subkonti- faßt und mich an die Rückkehrmöglichkeit nents auch das Tamil und seine Lyrik einen erinnert. Ich sehe es auch ein und würde Platz erhalten hat, sind im fernöstlichen mich selbstverständlich meiner Heimat zur Teil nur China und Japan mit ihrer lyri- Verfügung stellen, wenn ich nur wüßte, schen Dichtung vertreten. Korea fehlt. Der womit ich ihr dienen könnte. In der Wis- Herausgeber beherrschte die koreanische senschaft bin ich noch ein Laie und ich bin Sprache nicht; Kenntnisse koreanischer jetzt gewöhnt, so verborgen und so “nutz- Geisteswelt und Literatur waren ihm nur los“ zu leben. Soll ich mich mit meiner aus zweiter Hand zugekommen. Der Ver- Halbbildung der westlichen Kultur in den lag mag auf die Lücke hingewiesen wor- Strom der östlichen Umwälzung werfen, den sein: 1959, sieben Jahre später, kam deren Sinn mir noch sehr unklar ist. „Die bei Hanser ein sehr hübsch und sorgsam Wendung „verborgen und nut zlos leben“ gemachter kleiner Band mit koreanischen erinnert an den berühmten taoistischen und Gedichten heraus, betreut von Peter H. Lee

zen-buddhistischen Begriff „wu -we“, jap a- – offenbar von demselben angesehenen ✚ nisch „mu -i“, koreanisch „mu -ui“, ( ✙ ), Koreanologen, der jüngst die umfangreiche den Wilhelm Gundert in seinem Bi-yän-lu- `Columbia Anthology of Traditional Ko- Kommentar, Band 2, als „ohne Tun“, „o h- rean Poetry´ erstellt hat. Der Großvater hat ne absichtliches, auf Zweck und Ziel ge- das Hanser-Bändchen mit koreanischen richtetes Tun“ erläut ert. Mirok Li scheint Gedichten sofort nach dessen Erscheinen anzudeuten, dass er dem Tao (Dau) zuge- erhalten. Doch ich habe es erst etwa fünf- wandt lebe – eine Selbstaussage, die gut zehn Jahre später kennen gelernt, als in der mit allem zusammenstimmt, was wir in Familie klar geworden war, dass ich der Berichten seiner Freunde über ihn lesen. Information über Korea bedurfte. Die deut- Von Wilhelm Gundert galt – trotz der in schen Übertragungen der Gedichte, von der nationalsozialistischen Zeit eingeschla- einem Team erarbeitet, treffen nicht immer genen Irrwege – im Wesentlichen Ähnli- den schlichten Ton der Originale. Dennoch ches. Es scheint daher verständlich, dass wäre das kleine Buch sehr geeignet gewe- die beiden Männer in den ersten Jahren sen, einen größeren deutschen Leserkreis nach dem Kriege einander näher kommen mit der Anmut und gedanklichen Tiefe konnten. alter koreanischer Lyrik vertraut zu ma- chen. Mirok Li erkrankte im Jahre 1949 schwer, im März 1950 starb er. Krankheit und Tod Ganz dieselbe Lücke wie in der Lyrik- haben offenbar einen Gedankenaustausch sammlung meines Großvaters ist in Diet- zwischen ihm und Wilhelm Gundert über rich Seckels „Einführung in die Kunst Os t- einen Auftrag verhindert, der Wilhelm asiens“, erschienen 1960, festzustellen, in Gundert im Herbst 1948 vom Hanser- einem Werk, das mich als Jugendliche tief Verlag zukam: die Edition des Ostasien- beeindruckt hat und das ich nach wie vor – Teils einer neu in Angriff genommenen eben als in Ostasien lebende Europäerin – Anthologie „morgenländischer“ Ly rik. Das für sehr lesenswert halte. Schlägt man das Buch erschien 1952 unter dem Titel „Lyrik Buch hinten auf, findet man eine Zeittafel des Ostens“. für China und eine für Japan – Korea fehlt. Die Sammlung ist in drei Sektionen ge-

gliedert: Vorderer Orient, Indien, Ferner ✛ 26 ✛ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Überprüft man die Auswahl der abgebilde- letzten Satz des Kapitels über Korea je- ten und interpretierten Kunstwerke, fällt doch – dem Satz, der zu dem Kapitel über ins Auge, dass im Bereich der Keramik Japan überleitet – ist dem alten Vorurteil Korea übergangen ist. Anders steht es um zur Kultur Koreas in fast schockierend

die buddhistische Plastik: eines der wun- unbedachter Weise offen Ausdruck gege- ✢✣✢ derbaren Bodhisattva-Reliefs des S ✜ u- ben: in Japan sei die Entwicklung der ram ist in die Auswahl aufgenommen. Die buddhistischen Kunst in der gleichen Ab- Interpretation des Reliefs endet mit den folge bestimmter einzelner Phasen verlau- Worten: „so vertritt das Werk ... eine in fen wie in Korea, „freilich infolge der stä r- China selbst nur spärlich erhaltene ... keren kulturellen Schöpferkraft Japans in Gipfelphase der chinesischen Plastik“. D er einer viel deutlicheren Ausprägung“. Wo r- Fehler in der Anlage des Buchs dürfte an auf er sich bei seinem Urteil stütze, möchte

dieser Stelle evident sein: die Bildwerke man den Autor gerne fragen. Im Jahre ✥✣✥✣✦✣✧✩★✫✪✭✬✯✮✱✰✳✲✴✰✳★✫✵✷✶✣✧✹✸✷✮✻✺✽✼✿✾✳❀❁✰❂✲✣❃❄✧❆❅❇✦✣✰❈✬✩✵ des S ✤ 1976 habe ich mich Dietrich Seckel ge- des Tang-zeitlichen China beeinflusst und genüber einmal lediglich in allgemeiner abhängig. Dennoch ist die glänzende Leis- Weise darüber beklagt, dass die Kunst Ko- tung der Planung und Errichtung des Grot- reas in Deutschland überall vernachlässigt tenheiligtums nicht in China und nicht von werde – insbesondere auch im Bücheran- chinesischen Staatsmännern oder reichen gebot der Bibliotheken. Darauf hat er in Privatleuten, sondern in Shilla von der beruhigender Weise geantwortet, dass doch Führungschicht dieses koreanischen Kö- mittlerweile auf diesem Gebiet „viel getan“ nigreichs vollbracht worden. Eine ange- werde. messene Interpretation des bedeutenden Kunstwerks und seiner Teile darf nicht die Das objektiv nicht begründbare alte Vorur- politische und kulturelle Geschichte Kore- teil ist von dem koreanischen Kunsthistori- as als quantité négligeable behandeln. ker Chewon Kim nur ein Jahr nach dem Erscheinen des letztgenannten Seckelschen Buchs in einer schönen Gesamtdarstellung der Geschichte der koreanischen Kunst widerlegt worden. Diese Darstellung ist im gleichen Verlag und auch in der gleichen Buch-Reihe wie Seckels Werk über budd- histische Kunst veröffentlicht worden. Un- ter anderem verwendet Chewon Kim das hübsche Argument eines Vergleichs: die Stellung Koreas im Raume ostasiatischer kultureller Überlieferung sei der Englands im Bereich der abendländischen Kunst und Kultur ähnlich. Mir selber liegt der Gedan- ke an die alten Etrusker in ihrem Verhält- nis zur Kultur Griechenlands näher: Zwei-

fel an der Selbstständigkeit der etruski- Dietrich Seckel hat nur etwa zwei Jahre schen Kunst und Kultur liegen mittlerweile später seinen Fehler selber wieder gutge- mehr als hundert Jahre zurück; sie wurden macht – zum wenigsten weitgehend gut- beseitigt durch sorgsame Erforschung und gemacht. In seiner Darstellung der `Kunst Interpretation des Gegenstands. Seit dem des Buddhismus´, erschienen im Holle- Erscheinen der hier genannten Werke zur Verlag, Baden-Baden, 1962, bespricht er Kultur Koreas sind etwa vierzig Jahre ver- die buddhistische Kunst Koreas mit glei- gangen. Kenntnisreiche und schöne neue

cher Ausführlichkeit wie die Japans. Im ❉ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ❉ 2 7 Bücher zum Thema stehen heute dem inte- Kultur ein Forschungsgebiet, das spannen- ressierten Leser im deutschen Sprachraum de neue Entdeckungen verheißt und zur Verfügung. Wie mir scheinen will, zugleich zu Betrachtungen und Diskussio- vermitteln dennoch auch sie noch den Ein- nen über historische Einordnung und rich- druck, als sei die koreanische Kunst und tige Würdigung des Bekannten einlädt.

Literatur:

Li, Mirok, Der Yalu fließt, Eine Jugend in Korea, München 1946 Li, Mirok, Der andere Dialekt, hrsg. v. Kyu-Hwa Chung, Seoul 1984 W. Gundert, A. Schimmel, W. Schubring (Hrsg.), Lyrik des Ostens, München 1952 P. H. Lee (Hrsg.), Kranich am Meer, Koreanische Gedichte, München 1959 Seckel, Dietrich, Einführung in die Kunst Ostasiens, 34 Interpretationen, München 1960 Seckel, Dietrich, Kunst des Buddhismus, Werden, Wanderung und Wandlung, Baden-Baden 1962 (in der Reihe „Kunst der Welt, Ihre geschichtlichen, soziologischen und religiösen Grundlagen“, Sektion „Die außereuropäischen Kulturen“) A. B. Griswold, Chewon Kim, P. H. Pott, Burma, Korea, Tibet, Baden-Baden 1963 ( in der Reihe „Kunst der Welt, Ihre geschichtlichen, soziologischen und religiösen Grundl a- gen“)

❊ 28 ❊ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Koreanische Kirchengemeinden in Deutschland

Kai Rohs

Die Tatsache, dass die Anzahl der Christen denten, zum anderen aus ehemaligen Ein- in Korea ständig zunimmt - etwa 30 % der wandererfamilien zusammen. Gottesdienst Gesamtbevölkerung gehören vornehmlich fand am Sonntagnachmittag in einem einer der evangelischen christlichen Kir- Kirchraum statt, der von einer deutschen chen an - spiegelt sich in dem Umstand evangelischen Gemeinde angemietet wor- wider, dass den koreanischen Kirchenge- den war. Ab und zu fanden sich auch eini- meinden in Deutschland eine zentrale ge wenige deutsche Gottesdienstbesucher Funktion im Alltag der in Deutschland ein, wobei es sich bei diesen entweder um ansässigen Koreaner zukommt. Die sozio- deutsche Ehegatten von Koreanern logische Zusammensetzung der koreani- und/oder auch um Studenten der koreani- schen Kirchengemeinden fällt je nach der schen Sprache handelte, die durch den Be- Region, in der die jeweilige Kirche behei- such des Gottesdienstes ihre Koreanisch- matet ist, unterschiedlich aus. Koreanische kenntnisse anwenden konnten - die Ruhr- Studenten stellen einen nicht unerhebli- universität Bochum, die einer der wenigen chen Teil der Mitglieder von Gemeinden in deutschen Universitäten ist, an der es den Universitätsstädten dar, und zwar insbe- Studiengang "Koreanistik" gibt, befand sondere auch in Städten, in denen es eine sich in der näheren Umgebung der Kirche. Musikhochschule gibt. Denn gerade für Nach dem eigentlichen Gottesdienst wurde koreanische Musikstudenten ist Deutsch- dann zur Kaffeetafel im Gottesdienstraum land noch ein sehr beliebtes Studienland. geladen. An koreanischen traditionellen Dann gibt es koreanische Gemeinden, wie Feiertagen wurden auch warme koreani- beispielsweise die in Kaiserslautern, die sche Speisen serviert. Jedenfalls hatte der zumindest bislang vornehmlich von den Sonntagnachmittag neben dem religiösen vielen koreanischen Ehefrauen amerikani- Zweck auch die Funktion eines Treffpunk- scher Soldaten frequentiert werden. tes der Koreaner, der zum Meinungsaus- Schließlich seien noch die koreanischen tausch und gemütlichen Zusammensein Kirchengemeinden im Ruhrgebiet zu nen- genutzt wurde. nen, die insbesondere auch von vielen e- Als eine typische Veranstaltung für eine hemaligen Einwandererfamilien besucht koreanischen Gemeinde im Ruhrgebiet sei werden. Denn vor allem das Ruhrgebiet die sogenannte "Hangeul-Akademie" her- war das Ziel vieler Koreaner, die in den vorzuheben, die an jedem Freitagabend 1960er und 1970er Jahren als Bergarbeiter stattfand - diese Akademie, die ebenfalls und Krankenschwestern nach Deutschland im Kirchraum veranstaltet wurde, sollte kamen, Familien gründeten, und zu einem der Lehre der koreanischen Sprache die- nicht geringen Teil bis heute dort leben. nen. Zielgruppe der "Hangeul-Akademie" Eine dieser koreanischen Kirchengemein- war vor allem die sogenannte "Zweite Ge- den im Ruhrgebiet, der der Verfasser in der neration", wobei man als "Zweite Genera- zweiten Hälfte der 1990er Jahre angehörte, tion" die Kinder der damaligen Einwande- soll im Folgenden näher beschrieben wer- rer bezeichnet, die in Deutschland blieben den. und Familien gründeten. Da diese Angehö- Diese Kirchengemeinde im Herzen des rigen der "Zweiten Generation" in

Ruhrgebiets setzte sich zum einen aus Stu- ❋ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ❋ 2 9 Deutschland aufgewachsen sind, deutsche werden bisweilen deutliche Unterschiede Schulen besucht haben und nur noch im zur Praxis der Christen in Korea ersicht- Elternhaus koreanische Kultur erleben lich, die sich in der Silvesternacht in der konnten, sprechen sie zwar fließend Kirche versammeln und um Mitternacht Deutsch, haben aber oftmals kleinere bis einen Gottesdienst begehen. größere Schwierigkeiten mit dem Koreani- Das Verhältnis der koreanischen Kirchen- schen. Die "Hangeul-Akademie" sollte gemeinde zur deutschen Gemeinde, auch helfen, diese Schwierigkeiten zu überwin- zu der Gemeinde, die das Kirchengebäude den. am Sonntagnachmittag zur Verfügung Nicht unerwähnt lassen möchte ich noch stellte, war leider oft vom fehlenden ge- die zahlreichen außerordentlichen Veran- genseitigen Verständnis geprägt - dies staltungen der Kirchengemeinde, von Ver- scheint jedoch ein Umstand zu sein, der anstaltungen in Privatwohnungen - bei umgekehrt auch auf das Verhältnis der denen es allerdings mitunter recht weltlich koreanischen und deutschen Christen in zuging, insbesondere dann, wenn der je- Korea zuzutreffen scheint, ein Umstand, weilige Gastgeber über eine Karaoke- der eigentlich nicht nachzuvollziehen ist, Maschine verfügte - bis zur das Jahr ab- die Gemeinsamkeit der Christen als "Bür- schließenden Silvesterfeier im traditionel- ger des Himmels" sollte gewichtiger sein len Gewand - um Mitternacht wurden Tän- als kulturelle Unterschiede. ze mit Schellen aufgeführt -, gerade hier

● 30 ● DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Koreanische Studenten

Michael Menke

Zur Zeit studieren rund 5000 Korea- nischen Studenten und ihren deutschen ner/innen in Deutschland. Sie nehmen da- Gastgebern. Das gegenseitige Kennenler- mit in der Skale der ausländischen Studen- nen und die Überbrückung kultureller Un- ten einen Platz unter den ersten zehn ein. terschiede hat in der Vergangenheit auf Bislang haben (ich nehme an, dass die Sta- beiden Seiten wertvolle Früchte getragen. tistik ab ca. 1950 rechnet) etwa 2000 von So profitierte man nicht nur auf akademi- ihnen hier auch promoviert. scher Ebene vom regen Gedankenaus- Während der japanischen Besatzung Kore- tausch, sondern es wurden auch manch as gingen koreanische Studenten nach freundschaftliche Bande geschlossen. Deutschland, um die modernen Wissen- Ein weiteres Ziel unseres Vereins ist die schaften kennen zu lernen. In den 20er Stärkung der freundschaftlichen Beziehung Jahren machten die ersten von ihnen dort der Mitglieder untereinander. Immer mehr ihre Studienabschlüsse, darunter Ahn Ho- in den Vordergrund rückt dabei die wach- Song, der nach dem Koreakrieg koreani- sende Zahl der in Deutschland aufge- scher Erziehungsminister (und spätere wachsenen koreanischen Studenten. Sie Gründer und Präsident der koreanisch- haben ihr Abitur in Deutschland absol- deutschen Gesellschaft) wurde. Ahn gilt viert, viele von ihnen haben anschließend als der erste koreanische Jura-Absolvent in ihren Zivil- oder Wehrdienst abgeleistet Deutschland, er studierte an der Universi- und studieren nun in Darmstadt. Die kore- tät Jena. anische Studentenvereinigung bietet ihnen Die Studienfächer, die Koreaner in die Möglichkeit im Beisammensein mit Deutschland belegen, haben sich mit der anderen Koreanern die Kultur ihres Ur- Zeit und den Voraussetzungen und Anfor- sprungslandes auf ungezwungene und na- derungen in Korea geändert. So kamen in türliche Weise kennenzulernen. der ersten Hälfte des Jahrhunderts Medizi- Mittlerweile kommen auch wieder Studen- ner, Juristen und Philosophen (was zur ten aus Nordkorea nach Deutschland, so Folge hatte, dass Deutsch wichtigste waren an der Universität in Köln im letzten Fremdsprache in Korea wurde), nach dem Jahr 171 Südkoreaner, aber auch 4 Nord- zweiten Weltkrieg studierten viele Germa- koreaner immatrikuliert. nistik und Musik, heute sind es eher Natur- und Sozialwissenschaften, Musiker sind allerdings immer noch der größte Posten auf der Liste. Koreanische Studentengruppen und Ver- bände existieren an vielen deutschen Hochschulen, ihr Ziel ist nicht nur die ge- genseitige Hilfe, z.B. den Neuankömmlin- gen zu helfen, sondern auch der Kontakt mit dem Gastland. So heißt es im Statut der koreanischen Studentenvereinigung in Darmstadt: Ein Anliegen unseres Vereins ist die Förderung der Verständigung zwi- schen den in Deutschland lebenden korea-

❍ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ❍ 31 Koreanistik in Deutschland Einige flüchtige Notizen zur aktuellen Lage des Faches

Jörg Plassen

Ungeachtet der steigenden ökonomischen, jeher etwas anderen Ausrichtung ist letzt- politischen und kulturellen Bedeutung Ko- lich auch hier von einem bedauerlichen reas in Ostasien gibt die aktuelle Gesamtsi- Rückschritt zu sprechen. tuation der Koreanistik in Deutschland, Somit verbleiben mit Hamburg und Bo- deren Anfänge bis in die Weimarer Repu- chum einstweilen lediglich zwei uneinge- blik zurückreichen,* seit einiger Zeit eher schränkt funktionsfähige Standorte, wobei Anlass zur Sorge: So ist die koreanistische bisher allerdings nur an der Ruhr- Abteilung der Humboldt-Universität zu Universität Bochum die vorgesehene Um- Berlin bereits vor einigen Jahren geschlos- stellung auf gestufte Studiengänge vollzo- sen worden, und auch an der Universität gen ist. Darüber hinaus scheint auch der Tübingen ist eine Neueinschreibung für Erhalt der Hamburger Koreanistik vor dem das Hauptfach Koreanistik nicht mehr Hintergrund drohender massiver Einschnit- möglich. Eine nach langen Vorarbeiten te in den örtlichen Geisteswissenschaften eingerichtete und gerade erst zum Som- nicht wirklich gesichert. mersemester kommissarisch besetzte C3- Diese unbefriedigenden Umstände hängen Professur an der Freien Universität Berlin sicherlich zumindest teilweise zusammen ist nach dem etwas überraschenden Fort- mit äußeren Faktoren wie der allgemeinen gang des Lehrstuhlinhabers nach nur einem Lage der Geisteswissenschaften in Semester wieder vakant, wobei glückli- Deutschland sowie den geringen Kenntnis- cherweise der Lehrbetrieb aufrechterhalten sen der Öffentlichkeit über das nicht selten werden konnte. Ferner wird auch der bis- in Südostasien vermutete Land. Zumindest herige Diplom-Studiengang “Übersetzen” in Hinsicht auf die mangelnde Außen- an der Universität Bonn nach der Umstel- wahrnehmung versprechen Aktivitäten im lung auf gestufte Studiengänge nicht mehr Zusammenhang mit der kommenden angeboten. Zwar besteht im Rahmen des Frankfurter Buchmesse, deren Gastland neuen BA-Studienganges “Asienwisse n- Korea sein wird, eine gewisse Verbesse- schaften” die Möglichkeit, K oreanisch als rung. Es werden jedoch auch langfristigere erste Sprache zu wählen, ein vertiefendes Anstrengungen im Hinblick auf eine grö- MA-Studium auf Basis des Koreanischen ßere Breitenwirkung auf den nichtakade- ist jedoch nicht möglich. Trotz der von mischen Bereich zu unternehmen sein. Die im Hinblick auf die Anzahl der Stand- * So füllte der Benediktinermissionar, orte prekäre Situation beruht jedoch nicht Kunsthistoriker und Erziehungswissenschaftler nur auf externen Faktoren: So ist die deut- André Eckardt (1884-1974) von 1931 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre sche Koreanistik in den letzten zwanzig 1933 eine Position als Korea-Referent am Jahren aus verschiedenen Gründen nur Internationalen erziehungswissenschaftlichen bedingt in der Lage gewesen, sich selbst zu Institut der TH Braunschweig aus. In Nachfolge reproduzieren, was in der Vergangenheit von Mirok Li (1899-1950) lehrte Eckardt bis 1974 zu Schwierigkeiten selbst bei der Beset- im Rahmen von Lehraufträgen auch an der Universität München. Die erste koreanistische zung von “traditionell” philologisch - Abteilung wurde 1968 an der Humboldt-Univer- kulturwissenschaftlich ausgerichteten sität zu Berlin eingerichtet, das Hauptfach Lehrstühlen führte, und so über längere Koreanistik auf Betreiben des Japanologen Prof. Zeit den Ausbau des Faches hemmte. Der Bruno Lewin ab 1975 auch an der Ruhr-Universität Bochum gelehrt.

■ 32 ■ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Außendarstellung des Faches nicht gerade vorausgesetzt, Forschung mit aktueller förderlich war, dass aus den Reihen der gesellschaftlicher Relevanz nicht aus- Koreanistik heraus – nicht ohne Kalkül - schließt, zeigt auch das Beispiel eines am ein Auseinanderfallen von historisch- Lehrstuhl für Koreanistik der Ruhr- philologisch orientierter Koreanistik auf Universität Bochum angesiedelten Projek- der einen und gegenwartsbezogener sozi- tes zum koreanischen Diskurs über Bio- alwissenschaftlicher Koreaforschung auf ethik. Der in der Vergangenheit beklagte der anderen Seite beklagt wurde. Damit Mangel an sozialwissenschaftlicher For- wurde letztlich jedoch nur den Interessen schung im deutschsprachigen Raum beruht von Kreisen innerhalb der so genannten also kaum auf einem strukturellen Problem “sozialwissen schaftlichen Koreafor- des Faches. Zudem dürfte sich das konsta- schung” Vorschub geleistet, welche ein tierte Missverhältnis nach Besetzung der ohne einschlägige Sprachkenntnisse und sozialwissenschaftlich ausgerichteten Pro- damit auf entsprechend schmaler Material- fessur in Wien ohnehin bereits weniger basis betriebenes “Korea watching” als dramatisch darstellen. wissenschaftliche Disziplin zu etablieren Einstweilen bleibt nur zu hoffen, dass die suchen. vakanten Positionen besetzt werden kön- Tatsächlich darf es längst als Konsens in- nen, bevor sie weiteren Einsparungen in nerhalb der deutschen Koreanistik betrach- den Geisteswissenschaften zum Opfer fal- tet werden, dass einerseits ein Verständnis len, und so die Zahl der koreanistischen der aktuellen Entwicklungen nur auf Basis Standorte zumindest konsolidiert werden der historischen Grundlagen möglich ist, kann. Mit etwas Optimismus wäre in die- andererseits aber auch einseitig historisch sem Falle mittelfristig zu erwarten, dass orientierte Forschung und Lehre nicht nur weitere Universitäten bzw. Ministerien die im Hinblick auf die Arbeitsmarktperspek- deutliche Unterrepräsentation koreanisti- tiven der Studenten problematisch sind - scher Lehrstühle erkennen, so dass im Zu- eine Einsicht, die sich bereits im Lehran- ge sich auf den “Zukunftsmarkt Ostasien” gebot ausdrückt. Das evozierte Bild einer orientierender Profilbildungen weitere scharfen Trennung zwischen “traditione l- Ausschreibungen nachfolgen. Gleichzeitig ler” Philologie einerseits und “moderner” steht zu wünschen, dass die veränderten Sozialwissenschaft andererseits ist mehr Rahmenbedingungen es zulassen werden, als fraglich, wie auch eine unlängst an der dass die deutsche Koreanistik bei aller me- Universität Bochum erfolgte Habilitation thodischen Differenzierung ihre – nach wie im Fach Koreanistik mit einem gegen- vor internationale Wettbewerbsfähigkeit wartsbezogenen sozialwissenschaftlichen garantierende – traditionelle Stärke im Be- Thema zeigt. So überrascht es dann auch reich der philologisch-kulturwissen- nicht, dass beide Vertreter des noch zu schaftlichen Forschung auch in Zukunft besetzenden sozialwissenschaftlich ausge- beibehalten wird. - Eine Reihe von Dokto- richteten Studienganges “Koreanologie” an randen an der Ruhr-Universität Bochum der Universität Wien aus den Reihen der und der Universität Hamburg geben zu- deutschen Koreanistik hervorgegangen mindest Anlass zur Hoffnung, dass ent- sind. sprechende Stellen auch mittelfristig be- Dass eine philologisch-kulturwissen- setzt werden könnten. schaftliche Ausrichtung eines Lehrstuhles, Bereitschaft zu integrativen Anstrengungen

❏ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ❏ 33 Koreanische Firmen in Deutschland

Michael Menke

Deutschland ist nach England der zweit- Ein Schwerpunkt der koreanischen Firmen größte Investitionspartner Koreas in Euro- ist Frankfurt, daneben gibt es Sitze in Düs- pa. Nach der IWF-Krise 1997 investierten seldorf, Hamburg, in Berlin und Umge- koreanische Firmen weniger in Deutsch- bung sowie in Ostdeutschland land, doch danach zeichnete sich eine Ten- Zu den wichtigsten koreanischen Unter- denz zur hochqualifizierten Technik ab. nehmen in Deutschland gehören Samsung Nach der Wiedervereinigung war Korea Bauelemente, Samsung Corning, LG Elect- das erste asiatische Land, dessen Firmen ronics, Posco, Kia Automobile und Yang- sich in Berlin und den neuen Bundeslän- jiwon Werkzeuge. dern ansiedelten. Samsung zum Beispiel ist Als die koreanischen Firmen nach im Ostteil von Berlin und in Tschernitz Deutschland kamen, hatten sie zunächst vertreten. In Leipzig gibt es eine koreani- einige interkulturelle Probleme. Das betraf sche Consulting-Firma. Allein in diesen beispielsweise den Umgang mit dem Per- drei Betrieben sind fast 2000 ehemalige sonal. Mancher koreanische Vorgesetzte ostdeutsche Mitarbeiter beschäftigt. Die kam aufgrund des kulturellen Unterschieds koreanischen Konzerne haben mehrere mit seinen deutschen Angestellten nicht Hundert Millionen Mark investiert. klar. So berichtete 1996 ein deutsches Ma- Im Jahr 2000 gab es insgesamt 99 koreani- gazin von einer Sekretärin, die von ihrem sche Firmen, Banken und Filialen in koreanischen Chef entlassen worden war, Deutschland, mit insgesamt 3995 Beschäf- weil sie bei den Post aus Korea die Brief- tigten. Ungefähr 10% dieser Beschäftigten, marken ausgeschnitten hatte. 411 Personen, wurden von Korea entsandt.

❑ 34 ❑ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Koreanische Namen, aber auch die Fir- Samsung, nach eigenen Informationen menstrukturen, waren in Deutschland erst 1938 in Taegu gegründet und jetzt der weitgehend unbekannt. Die Firma Daewoo weltweit fünftgrößte Konzern, hat schon startete 1995 eine groß angelegte Werbe- früh auf Expansion in andere Länder und kampagne, in der es zunächst nur um die auf ein Qualitäts-Image gesetzt. Seit 1982 korrekte Aussprache des Firmennamens zu ist der Konzern in Deutschland vertreten. gehen schien. Andere Strategien standen Man bemüht sich (erfolgreich), den Makel dabei sicher auch im Hintergrund, aber die eines Billigproduzenten abzuschütteln, der rätselhaften Plakate boten überall Ge- noch vielen anderen koreanischen Herstel- sprächsstoff. lern in Deutschland anhängt. Wesentlich ist dabei auch die Werbung (Landen Sie mal am Flughafen Frankfurt, steigen Sie aus dem Flugzeug und zählen Sie dann die Sekunden, bis Sie den ersten Samsung- Schriftzug sehen), womit wir auch auf den folgenden Artikel verweisen möchten.

Als koreanische Unternehmen werden in Deutschland am ehesten Autoproduzenten erkannt. Hyundai, Daewoo, Ssangyong und Kia sind seit langer Zeit auf dem Markt, Kia montierte sogar von 1995 bis 1998 etwa 25000 Einheiten seines Modells „Sportage“ in Osnabrück. Dass die meisten Firmen aus Korea „Was in Deutschland und Europa bislang Mischkonzerne (Chaebol) sind, die von der fehlt, sind mittelständische koreanische Nudelsuppe bis zum Supertanker alles her- Unternehmen, für die es sicher in Deutsch- stellen, mag in Europa nicht immer ein land einen Nischenmarkt geben würde.“ Vorteil sein. Der Europa-Chef von General Dies stellte im Frühjahr dieses Jahres der Motors (zu dem Daewoo seit etwa zwei Leiter der EU-Delegation in Korea, Dorian Jahren gehört) Fritz Henderson sieht denn Prince, fest. Große koreanische Unterneh- auch Imageprobleme, wenn das Firmenlo- men, die mit der Marktsituation in Europa go nicht nur auf den Autos, sondern auch vertraut sind, sind bereits dort repräsen- „... auf Toastern, Telefonanlagen und and e- tiert. Aber die kleinen und mittleren Unter- ren Produkten steht.“ Die Folge ist, dass nehmen werden gewöhnlich weitgehend Daewoo in Europa nun als Chevrolet ver- vernachlässigt. Er fügte hinzu, dass die kauft werden wird. (Spiegel 43, 2004) kleinen und mittleren koreanischen Unter- Die meisten koreanischen Elektronikfir- nehmen sich beeilen sollten, um möglichst men werden, vielleicht bis auf Samsung, viele Vorteile aus dem europäischen Markt von deutschen Verbrauchern kaum als zu ziehen. „Wenn man sich Italien und „Koreaner“ erkannt. Die hohe Verkaufsrate Deutschland ansieht, sind es die kleinen rührt eher von den niedrigen Preisen, mit und mittleren Unternehmen, die führend in denen sie angeboten werden. Teilweise der Wirtschaft sind. Sie sind innovativer sind koreanische Geräte in Deutschland und dynamischer und können schneller auf

billiger als im Herstellungsland. Veränderungen reagieren“. ▲ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ▲ 35

Macht das Tor eng!

Große Aufgaben für Samsung in Berlin

Friedrich Strahl

Dank Samsung hat Berlin ein neues Wahr- haben die Nazis nicht nur die Siegessäule zeichen, vor dem das Brandenburger Tor auf den Großen Stern ins Zentrum des und die Siegessäule verblassen – ich meine Tiergartens verpflanzt, sondern auch die das Charlottenburger Tor. Bislang führte beiden Flügel des Charlottenburger Tors das Bauwerk am Landwehrkanal ein Schat- zur Bedeutungslosigkeit auseinander ge- tendasein, der Verkehr donnerte an ihm auf rückt. Allegorische Bronzeskulpturen auf der achtspurigen Straße des 17. Juni vor- den Pfeilern wurden im Zweiten Weltkrieg bei, im Register von Dumonts Kunstreise- zerstört. Witterungseinflüsse und Autoab- führer sucht man vergeblich nach seinem gase haben beiden Flügeln schließlich der- Namen. Doch dafür, dass es bald in neuem art zugesetzt, dass eine Sanierung unab- Glanze erstrahlt, sorgt ein koreanischer dingbar geworden ist. Bis zum hundertsten Konzern. Geburtstag des Tors im Jahre 2007 will es Während in der Topographie der Stadt das nun Dr. Michael Pauseback mit Millionen- Brandenburger Tor den östlichen Zugang aufwand restaurieren. Doch wer soll das zum Tiergarten markiert, flankiert die ko- bezahlen, in einer Stadt, die notorisch plei- lonnadenartige Anlage des Charlottenbur- te ist? ger Tores den Zugang zum Park von Wes- Sommer 2004, Auftritt Samsung Electro- ten her. Es ist in den Jahren 1907/08 ur- nics: Der Konzern sponsert das gesamte sprünglich als 10 Meter breite Durchfahrt Projekt und hat sich im Gegenzug das von Bernhard Schaede errichtet worden. Recht zur Nutzung des Charlottenburger Ausführlich informiert ein Presseerklärung Tors als Werbefläche gesichert. Die Sam- Samsungs vom 13.8.2004 über die histori- sung-Werbeagentur hat eine Brücke über schen Verhältnisse: "Gleise der Pferdebahn die Straße des 17. Juni schlagen lassen, führten hindurch. Für den Schwerlastver- welche die beiden Flügel des Tors verbin- kehr wurde von Anfang an eine Umgehung det. Mit 3500 Quadratmetern Plane wurde eingeplant." die gesamte Konstruktion verhüllt. Die Der Figurenschmuck zeigt auf der südli- Straße wird nun vom SAMSUNG- chen Seite eine überlebensgroße Statue Schriftzug überspannt und an den Flanken Friedrichs I., der sich auf ein Szepter sind Friedrich und Sophie Charlotte durch stützt. Der erste preußische König hinter- flotte Models ersetzt worden, Szepter und ließ bei seinem Tod eine enorme Schulden- Spielzeugschloss durch Samsung-Handys. last. Den Berlinern hat er unter seinem Millionen und Abermillionen von Autofah- Nachfolger, dem Soldatenkönig, erste Er- rern und Spaziergängern, Joggern und fahrungen mit rigiden Sparmaßnahmen Radfahrern, von Fahrgästen der S-Bahn beschert. Auf der Nordseite des Tors hat und des ICE, ganz zu schweigen von den der Baumeister die Gemahlin Friedrichs I. Besuchern des Flohmarkts und den Frei- platziert, Sophie Charlotte, die dort mit ern, sie alle werden jetzt dazu animiert, ein einem Modell ihrer Sommerresidenz Volk von fröhlichen Simsern zu werden! – Schloss Charlottenburg spielt. Doch wie man hört, soll ein miesepetriger Im Zuge ihrer Maßnahmen zum Ausbau Sponsor der Fußball-Weltmeisterschaft

Berlins als Reichshauptstadt Germania 2006 den Werbestrategen von Samsung ▼ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ▼ 3 7 ihren wahrhaft genialen Schachzug neiden. die Plakatfläche am Charlottenburger Tor. Er verweist darauf, dass er der FIFA das Im Köpenicker Ortsteil Oberschöneweide Monopol abgehandelt habe, die Magistrale unterhält die Konzern-Tochter SDI Ger- zum Stadion mit eigenen Plakaten zu pflas- many ein Zweigwerk. SDI steht für Sam- tern. Ist es den FIFA-Funktionären zuzu- sung Digital Interfaces, produziert werden muten, von ihrem Hauptquartier im Adlon täglich 14000 Farbbildröhren von über am Pariser Platz aus durch ein Samsung- 1000 Mitarbeitern. Nach der Wende hat Tor zu fahren, wenn sie zum Endspiel wol- Samsung hier das "Werk für Fernsehelekt- len? Muss Samsung also bis zur WM wie- ronik" übernommen. Statt mit der Kunden- der weichen? kartei abzuhauen, hat SDI die Fabrik sogar noch ausgebaut. Daraus ergibt sich ein konsequenter Schluss: Im Namen der deutsch-koreanischen Beziehungen, Sam- sung muss bleiben – vor allem in Ober- schöneweide, möge das Werkstor dort für die Beschäftigten weiterhin weit offen ste- hen! In Bezug auf das Charlottenburger Tor aber sollte Samsung darauf achten, dass mit den Werbemillionen auch wirk- lich eine originalgetreue Rekonstruktion finanziert wird. Und das bedeutet, dass unter den wachsamen Augen von Friedrich und Sophie Charlotte eine Verkehrsberuhi- gung im Tiergarten durchgeführt wird, indem Dr. Pauseback sein denkmalpflege- risches Berufsethos ernst nimmt und die Durchfahrt wieder auf 10 Meter verengt! Die FIFA-Funktionäre können mit der S- Bahn ins Olympiastadion fahren, und soll- ten sie so übergewichtig sein, dass sie da nicht reinpassen, gibt es immer noch die Umgehungsstraße für den Schwerlastver- Noch an einem zweiten Standort in Berlin kehr. ist Samsung vertreten, und der ist eigent- lich von wesentlich größerer Bedeutung als

◆ 38 ◆ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Koreanisches Essen in Deutschland Klagelied eines enttäuschten Liebhabers

Michael Menke

Immer, wenn ich in den Ferien von Korea 1. Der Laden heißt „Kimchi“ und liegt am nach Deutschland komme, habe ich zuerst Kurfürstendamm, U-Bahnhof Adenauer- einen ungeheuren Nachholbedarf an Brat- platz. Ich müsste hier schon skeptisch wer- wurst, Käse, Grünkohl, Kartoffelsalat, und den, denn ein deutsches Restaurant in Ko- was man noch so alles zu den lukullischen rea würde ich nicht unbedingt „Sauerkraut“ deutschen Highlights rechnen kann. Bald nennen. Der zweite Haken stellt sich gleich stellt sich aber eine Umkehrreaktion ein, am Eingang heraus: Es handelt sich um ein der Wunsch nach etwas Scharfem, nach in schweizerisch-koreanisches Restaurant. roter, feuriger Soße schwimmenden Gemü- Eine brisante Mischung also. Rösti mit se-, Fleisch- oder Fischteilchen, nach dem Ginseng? Oder Tintenfisch-Fondue? Ich Hocken vor einem Tischgrill, um den bestelle Bulgogi (am Tisch gegrilltes Rind- Knoblauchschwaden wehen, oder nach fleisch). Der Grill ist da, wenn auch nur Steintöpfen, die so heiß sind, dass deren mit Gas, nicht mit Kohle, das Fleisch ist duftender Inhalt noch eine Zeitland weiter- nur mäßig eingelegt, zwei kleine Beilagen- köchelt. Ich renne dann in den Asia-Laden, schälchen schauen mich traurig an. Na ja, der sich glücklicherweise direkt im Erdge- wenigstens das Kimchi ist scharf, und als schoss meines Wohnhauses befindet, und Nachtisch gibt es Eis. greife mir aus dem Regal eine Tüte Nudel- Ich bin der einzige Gast, und bei den Prei- suppe „Ramyon“ (die koreanische Antwort sen muss meine Rechnung wohl das ganze auf die 5-Minuten-Terrine). Nachdem ich Restaurant für diesen Tag finanzieren. A- diese zuhause gekocht und möglichst heiß ber die Bedienung ist eine freundliche Ko- heruntergeschlürft habe, spüre ich im Ma- reanerin. (Wo ist der Schweizer Alphorn- gen ein zutiefst unbefriedigendes Gefühl. bläser?) Ich brauche mehr, aber was richtig Korea- nisches! Ja – manchmal bin ich süchtig danach. Und dann beginnt mein Leidens- gang, von denen ich einige Stationen hier schildern muss. Vorweg muss ich sagen, dass es sich in meinem Fall um Berliner Verhältnisse handelt, aber ich denke, dass es woanders in Deutschland genauso ist.

2. „Korea -Haus“, Danziger Straße, Berlin - Prenzlauer Berg. Laut Anzeige in der Zei- tung soll es koreanisches Buffet geben. Nichts wie hin! Bei der Kellnerin versuche ich mit „Anyonghaseyo“ zu punkten. Sie schaut mich fragend an, begreift dann aber irgendwann und sagt mir, dass sie aus der Mongolei komme. Das Buffet besteht aus

❖ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ❖ 3 9 sechs Schalen, die an der Wand aufgebaut von Korea spüren, wenn Sie Glück haben, sind. Ein paar Fleischstücke schwimmen in eine Ahnung. Der chinesische Kellner wird einer hellbraunen Soße, ich bemerke das Ihnen Langkorn-Reis servieren (den es Schildchen „Kalbi“ (das sind im korean i- nirgends in Korea gibt), die Bedienung aus schen Normalfall eingelegte gebratene Vietnam wird Sie freundlich darauf hin- Rippchen). Aha, hier vielleicht eher ein weisen, dass es Pflaumenwein überall in mongolisches Kalb? Daneben liegt Asien gibt und darum auch in diesem Lo- Schweinefleisch süß-sauer. Okay, das gibt kal. es wenigstens in Korea auch. Aber auch in jedem China-Restaurant. Das nehme ich dann, dazu den Langkorn-Reis, und versu- che, einen koreanischen Schnaps (Soju) zu bekommen. Bedauerndes Kopfschütteln. Dafür ist es aber hier auch nicht so teuer. Wie beim Chinesen halt.

3. „Seoul -Kwan“, Walter -Schreiber-Platz, Berlin-Steglitz. Ich betrete das Restaurant, sehe als erstes eine Karaoke-Anlage (kore- anisch „Norebang“) , und erblicke gleich- zeitig einen Tisch, vollbesetzt mit Korea- nern. Ich denke, hier bin ich richtig. Ja, aber leider nur fast. Denn ich hätte eigent- lich gleich merken müssen: Die Koreaner sprechen alle Englisch, kommen aus den USA, sind hier fast ebenso fremd wie ich. Trotzdem, es gibt Samgyetang (gekochtes

Huhn mit Ginseng), die Beilagen etwas mehr als bei 1., aber hier werde ich die Koreanische Restaurants in Deutschland andere Hälfte meines Monatsgehaltes los. gehen meist eine Fusion mit der Küche der Der Soju, den ich noch aus Verzweiflung Nachbarländer ein. Ich glaube nicht, dass bestelle, kommt in einem kleinen Glas (in das gut ist, schließlich wollen Japaner ja Korea könnte ich mich wenigstens an der auch nicht immer wieder für Chinesen kleinen Flasche festhalten) gehalten werden, und am Ende stellt sich Für den Nachtisch frage ich noch einmal dann heraus, dass sie Koreaner sind. Wenn nach der Karte. Unterhalb der Peking-Ente Sie Glück haben, finden Sie auf der Karte finde ich „frittierte Banane“ und „Eis“. Eis ein paar wirklich koreanische Gerichte, hatte ich schon beim Schweizer, also die und dann müssen Sie noch das weitere Banane. Glück haben, dass der Koch gerade Besuch von Verwandten aus Korea hatte, die ihm Liebe Leser. Wenn Sie irgendwo in ein paar koreanische Zutaten mitgebracht Deutschland das Schild eines koreanischen haben. Ich finde das schade, aber anderer- Restaurants sehen, erwarten Sie bitte nicht, seits hat die koreanische Küche eben eini- dass Sie dort richtiges koreanisches Essen ge große Mankos: Sie ist mit viel, sehr viel bekommen. Beim Italiener in Winsen/Luhe Arbeit verbunden, alles muss kleinge- bekommen Sie schließlich auch nicht das- schnitten sein, eingelegt werden, und das selbe wie in Palermo, und sogar das Dö- Servieren und die Zubereitung, auch die ner-Kebab soll nicht in Anatolien, sonder direkt am Tisch, verlangen eine Unmenge in Berlin-Kreuzberg erfunden worden sein.

Sie werden also bestenfalls einen Hauch P 40 P DaF-Szene Korea 20 / November 2004 von Schalen, Schälchen, Grillgeräten, und aber irgendwann auch süchtig werden. Und Horden von schnippelndem, abspülendem nebenbei lernen Sie ein interessantes Land Personal, und nicht zuletzt braucht sie fri- kennen. sche Bestandteile, die es in Deutschland Oder, vielleicht besser und einfacher für selten gibt. Sie, lernen Sie in Deutschland Koreaner Seien Sie nicht traurig. Mein Tipp: Kaufen kennen. Wie und wo, das erfahren Sie ja in Sie sich ein Flugticket nach Korea. Das diesem Heft. Seien Sie nett zu denen, da- kostet soviel wie 10x Essen im „Kimchi“ mit Sie irgendwann mal nach Haus einge- oder „Seoul -Kwan“. Wenn Sie in Korea laden werden, und dann bekommen Sie

angekommen sind, meiden Sie dort nur die dort richtiges koreanisches Essen!

❘ ❙ ❚❱❯ ❲ Flughafenrestaurants und die in den großen ◗ ! Hotels, und dann essen Sie überall, wo es etwas zu essen gibt. Sie werden nicht arm,

❳ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ❳ 41 Man kann in Deutschland (eigentlich auch überall sonst auf der Welt) einen koreanischen Radiosender auf deutsch hören, über Kurzwelle oder im Internet. Für viele Koreaner der zweiten Generation im Ausland ist das eine wichtige Informationsquelle.

Die deutschsprachigen Sendungen von Radio Korea International

Bernd Esch

Die deutsche Redaktion bei Radio Korea tige aktuelle Ereignisse und Entwicklungen International wurde am 1. Mai 1981 einge- aus Politik, Kultur, Gesellschaft, Wissen- richtet. Sie will – wie die anderen Redakti- schaft und anderen Bereichen und vermit- onen auch – sowohl ausländische Hörer als telt so ein buntes und reichhaltiges Bild auch im Ausland lebende Koreaner nicht vom Alltagsgeschehen in Korea. So wurde nur über die aktuellen Geschehnisse um- in einer Ausgabe über die Einweihung des fassend informieren, sondern es ihnen dar- Industrieparks in Gaeseong in Nordkorea, über hinaus ermöglichen, sich ein umfas- die Aufnahme historischer Überreste des sendes und genaues Bild von Korea zu alten koreanischen Koguryo-Reiches in machen und die Freundschaft und Verstän- China und Nordkorea in die Liste des digung zwischen den Menschen der Welt Weltkulturerbes sowie darüber berichtet, zu fördern. Das Programm wird über wie unterschiedlich Koreaner westliche Kurzwelle zweimal täglich ausgestrahlt, und koreanische Gruselfilme wahrnehmen. nämlich von 7.00-8.00 Uhr UTC (koordi- Eine weitere Ausgabe berichtete über die nierte Weltzeit) auf 15210 kHz und von Entwicklungen zu Wahl und Einrichtung 20.00 bis 21.00 Uhr UTC auf 3955 kHz, der neuen Verwaltungshauptstadt sowie und kann außerdem über die Homepage über den Plan der südkoreanischen Regie- von rki (rki.kbs.co.kr/GERMAN) komplett rung, Richtlinien für die journalistische als stream parallel zur Ausstrahlung über Berichterstattung über Selbstmorde zu er- Kurzwelle empfangen werde, Zudem sind lassen, und stellte schließlich ein Buch vor, jederzeit einzelne Programmteile als audio das von einem erfolgreichen Geschäfts- on demand-stream abrufbar. Das tägliche mann, der durch den Verkauf von Toast Programm hat eine Länge von einer Stun- ein Vermögen aufgebaut hat, geschrieben de. wurde. Neben den Hauptbeiträgen gibt es Kurz zur Orientierung die Programmstruk- täglich wechselnde Rubriken: Schnapp- tur: Das Programm beginnt stets mit den schüsse von Korea gibt in jeder Sendung Nachrichten (10 Minuten), die über auf einen Blick auf Korea und das koreanische Südkorea bezogene Ereignisse berichten, Leben frei aus der Perspektive eines Nicht- darauf folgt wochentags der 5-minütige koreaners, dem verschiedene Dinge im Kommentar, der Ereignisse oder Entwick- Alltag faszinierend, interessant, seltsam, lungen des Welt- oder koreanischen Ge- kurios, putzig oder alles auf einmal er- schehens aus koreanischer Sicht beleuch- scheinen. Suchwort Aktuell informiert über tet. die jeweils beliebtesten Suchwörter der Das Programm wird an den Wochentagen Woche im Internet. An diesen Wörtern von der Magazinsendung Kreuz und quer lässt sich durch Korea beherrscht, deren Länge 30

Minuten beträgt. Sie informiert über wich- ❨ 42 ❨ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ablesen, was ganz Korea in der entspre- Stelle mehr über das kulturelle Erbe und chenden Woche bewegt oder wel-che die Traditionen Koreas. Diese Sendung ist Trends gerade vorherrschen. Korea haut- damit für denjenigen gedacht, der heraus- nah ist eine kleine und bunte Vor-Ort- finden will, welche die wichtigen und be- Reportage eines RKI-Redakteurs, die mit- deutenden historisch-kulturellen Stätten ten in das koreanische Leben hineingreift Koreas sind und was diese mit der Ge- und von allerlei Veranstaltungen, Bege- schichte des Landes verbindet. So führt benheiten, Örtlichkeiten und Schauplätzen eine Sendung in den Norden Südkoreas Koreas berichtet. Es war einmal ist die zum in Korea einzigartigen Künstlerdorf Mythen- und Sagenecke von RKI. Dort „Heiri“. Es wurde berichtet, wie man dort werden koreanische Mythen, Sagen und die Literatur, die bildende, darstellende Geschichten vorgestellt, die in historischen sowie die Videokunst hautnah erfahren Dokumenten bzw. Geschichtsbüchern ü- kann, oder wie die Künstler in Einklang berliefert sind. In Traditionelle Musik er- mit der Natur leben wollen. Zudem wurde hält der Hörer einen Einblick in die Welt das kulturelle Angebot des Dorfes für Be- der traditionellen Musik Koreas. Daneben sucher – Musikkurse und Abenteuerreisen gibt es auch die Koreanischkurs-Ecke, in durch die Welt der Literatur und viele wei- der man Koreanisch lernen bzw. bereits tere Angebote – vorgestellt. erworbene Sprachkenntnisse festigen und Am Donnerstag ist die Sendung Schritte erweitern kann. zur Wiedervereinigung zu hören, die sich Neben Kreuz und quer durch Korea gibt es mit der Entwicklung der innerkoreanischen an den Wochentagen kürzere Programme, Beziehungen befasst und die aktuellen Er- die täglich wechseln und deren Länge 15 eignisse im Hinblick auf die Wiederverei- Minuten beträgt. Montags stellt die Sen- nigung der beiden Koreas beleuchtet. So dung Geschichtsportal die koreanische informiert das „Highlight der Woche“ j e- Geschichte in abgeschlossenen Episoden weils über die aktuellen Entwicklungen vor, angefangen bei der vorgeschichtli- und gibt Hintergründe und südkoreanische chen, mythischen Zeit der Gründung Kore- Einschätzungen der großpolitischen Wet- as bis zur Moderne. Hier wird alte Ge- terlage, wie zum Beispiel zu den jüngsten schichte, werden Geschichten und Ge- Nuklearexperimenten in Südkorea, die – schichtchen zu neuem Leben erweckt. Das obwohl lediglich aus reinem Forschungsin- soll dem Hörer die große Vergangenheit teresse unternommen – zu einer Verstim- des Landes näher bringen. mung in Nordkorea geführt haben, welche Dienstags steht die Sendung Made in Ko- unter anderem Einfluss auf das (Nicht-) rea auf dem Programm, eine Wirtschafts- Stattfinden der nächsten multinationalen sendung, die jede Woche ein Industriepro- Sechser-Nukleargespräche haben könnte. dukt Koreas behandelt, das sich auf dem Der zweite Sendungsteil der „Schritte“ Weltmarkt einer gewissen Beliebtheit er- trägt den Titel „Menschen, die sich für die freut. Hier werden typische Produkte vor- Wiedervereinigung einsetzen“ und beric h- gestellt, wobei hierdurch einerseits die tet über einzelne Gruppen oder Personen, Innovationskraft Koreas gezeigt werden die sich für die Wiedervereinigung der soll und andererseits das Ziel verfolgt wird, beiden Koreas engagieren. So wird etwa dass erfolgreiche Produkte koreanischer ein Mitarbeiter des Wiedervereinigungs- Firmen mit dem Image des Landes in der ministeriums porträtiert, der nach jahrzehn- Welt identifiziert werden sollen. telangen Bemühungen um die Wiederver- Jeden Mittwoch kann der Hörer im Pro- einigung in den Ruhestand geht und die gramm Die Kulturreise eine Reise unter- Entwicklungen während seiner Dienstzeit nehmen, die ihn zu verschiedenen kulturel- noch einmal Revue passieren lässt. Oder es len Stätten und Sehenswürdigkeiten Kore- geht um eine Ausstellung von Künstlern as bringt. Er erfährt sozusagen an Ort und

❩ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ❩ 4 3 und Architekten, die Möglichkeiten für Hier werden sehr engagiert interessante eine Neugestaltung des westlichen Grenz- und aktuelle Themen erörtert. gebietes zu Nordkorea aufzeigen und ein Das Sonntagsprogramm ist geprägt von der integratives künstlerisches Arbeiten im seit 2002 von 35 auf 50 Minuten ausge- Sinne der Wiedervereinigung dokumen- dehnten Musiksendung Unterwegs mit tieren will. Musik. Hier werden neben aktuellen Hits Am Freitag bietet die Sendung Treffen auch Schlager und klassische Musik aufge- zweier Welten Interviews mit Deutschspre- legt. Genauso gibt es die neuesten Nach- chenden aus den verschiedensten Lebens- richten aus der südkoreanischen Popszene bereichen, die mit Korea und dem deutsch- sowie Interviews mit koreanischen Sänge- sprachigen Ausland zu tun haben und – rinnen und Sängern. Damit bietet diese wie der Titel andeutet – über Begegnungen Musiksendung ein buntes und abwechs- zwischen dem koreanischem und deutsch- lungsreiches Programm, mit dem man sich sprachigen Kulturraum berichten. Hier hat umfassend über die Musikszene in Korea man oft die Möglichkeit, einen direkten informieren kann. So wird Unterwegs mit Blick auf das Leben in Korea zu werfen Musik sehr gerne von jungen Koreanern im durch die Schilderungen persönlicher und Ausland gehört, die über das musikalische unmittelbarer Eindrücke von Ausländern, Geschehen in Korea auf dem Laufenden die mit Korea zu tun haben. Beispielsweise bleiben wollen. Und wer die koreanische waren Interviews mit deutschen Aus- Musik schon ein wenig kennt, kann Mu- tauschstudenten zu hören, die zur Teil- sikwünsche äußern oder jemanden mit ei- nahme an einem neuen Tourprogramm der nem Musiktitel grüßen. Gyeonggi-Provinz eingeladen worden wa- Insgesamt bietet Radio Korea In- ren und über dieses Programm und über ternational also ein Programm, das facet- ihre akademischen Erfahrungen in Korea tenreich über die unterschiedlichsten Le- berichten, daneben auch ein Interview mit bensbereiche des koreanischen Lebens Jutta Limbach, der Präsidentin des Goethe- hinweg informiert, wobei – dies sei noch Instituts oder mit Friedrich Homel, dem bemerkt – besonders positiv auffällt, dass Chefkoch des Renaissance-Hotels in Seoul. aufgrund der Zusammenarbeit koreani- Am Samstag folgt auf die Nachrichten die scher und deutschsprachiger Mitarbeiter 50-minütige Sendung Hörerecke, in der am Programm stets eine zumindest doppel- Hörerbriefe vorgestellt und Hörerfragen te Perspektive der Wahrnehmung gegeben beantwortet werden. Dazu gehören unter ist: Einerseits die der Einheimischen, die anderem Meinungen, Anregungen und fachkundig über die koreanische Sicht der Wünsche zum Programm wie zur KW- Dinge berichten, und andererseits die der Empfangsqualität. In der Sendung ist auch Ausländer, die ihre eigene Wahrnehmung das Diskussionsforum Was meinen Sie? in die Programme einbringen. Dadurch vertreten, wo die Hörer sich an der Diskus- trägt eben auch die „Sicht von Außen“ auf sion monatlich wechselnder, auf Korea die koreanische Gesellschaft mit all ihren bezogenen Themen beteiligen können. Fragen, die sie aufwirft, zur Bereicherung des Gesamtprogramms bei.

❬ 44 ❬ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Zum Schluss

Michael Menke

❪ ❫ ❴ ❵ Gerade ist in Korea das Buch „Sternenfeld“ ( ❭ ) der Schriftstellerin Kong Ji- Young erschienen (in koreanischer Sprache). Darin beschreibt sie ihren Alltag und ihr Leben in Berlin. Kong ist mit einem Koreaner verheiratet, der zwei Jahre lang an der Freien Univer- sität Berlin Austauschprofessor war. In dem Buch sind fünf Geschichten aneinandergereiht, allesamt handelnd vom Leben der Ko- reaner in der deutschen Hauptstadt. Die Autorin schreibt, dass diejenigen ihrer Landsleute, die von 1960 bis 1980 nach Deutsch- land auswanderten, sich wie in einem Regenbogen in vielfarbigen Schichten überlagern. Da gab es die Park Chung-Hee-Generation, die 1980er-Studenten, die in Deutschland studierten, Wirtschaftsvertreter und Botschaftspersonal, alle bunt vermischt, aber zugleich auch isoliert. Vielleicht ein Buch, das man übersetzen sollte

❛ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ❛ 45 Rezensionen

Reise ans Ende des Imperiums

Hybridität und Abjektion in Raul Zeliks Korea-Roman ›bastard‹

Thomas Schwarz

I. Kanaken und Bastarde mit einer Erzählung vertreten. Er firmiert hier in einer Verfremdung von Feridun Im Juli 2000 meldete sich die Neueste Zaimoglus Projekt »Kanak Attak« als deutsche Literatur in einer Anthologie mit »Kanak-Attrapp«.3 Im Manifest von »Ka- dem Titel Morgen Land zu Wort. Ihre Au- nak Attak« definiert sich diese Initiative im toren zeichnen sich laut Klappentext da- November 1998 als ein Zusammenschluss durch aus, dass sie »keine deutschen Eltern verschiedener Leute über die Grenzen zu- haben, aber in Deutschland aufgewachsen geschriebener Identitäten hinweg. Pass sind«. Die Mehrzahl von ihnen stammt aus oder Herkunft spielen keine Rolle für die der »zweiten Generation«, sie sind Kinder Zugehörigkeit zu Kanak Attak. Das Projekt von Migranten. Jamal Tuschick, der Her- wendet sich gegen »alles, was Menschen ausgeber, vertritt die These, dass die ausbeutet, unterdrückt und erniedrigt«, »deutsche Literatur an den ethnischen insbesondere aber gegen die »Kanakisie- Rändern der Gesellschaft intensiv befruch- rung bestimmter Gruppen von Menschen tet wird«. 1 Diese Befruchtungs-Metapher durch rassistische Zuschreibungen«. Kanak ist der symptomatische Ausdruck einer Attak kritisiert eine Politik der Integration Entwicklung, in der das semantische Feld von Ausländern, die sich multikulturell um das Konzept der Hybridität herum zu- gibt, hinter der sich jedoch eine Zwangsas- nehmend positiv besetzt worden ist. In similation verbirgt. Diese Form der Anpas- Deutschland wurde bis weit ins 20. Jahr- sung an deutsche Normalität weist Kanak hundert hinein ›Bastardisierung‹ mit Steri- Attak als eine »Variante des Rassismus« lität assoziiert. Doch in einer Zeit forcierter zurück. Sie protestiert gegen eine Biopoli- Hybridisierung sind Bindestrich- tik, die sich anmaßt, die Zusammensetzung Identitäten zur Normalität geworden, hyb- der Bevölkerung zu regulieren und zu ride Autoren reklamieren heutzutage ein steuern. Kanak Attak versteht sich als eine außergewöhnliches Maß an Kreativität für Plattform für »Kanaken« aller Art, für sich. »Migranten aller Generationen«.4 Einer von ihnen ist der 1968 in München Zeliks Zugehörigkeit zu diesem Projekt ist geborene Raul Zelik. Er selbst ist zwar eine freie Wahl. Die leicht ironische »durch und durch deutsch«2, doch in der Selbststilisierung als Attrappe, Zeliks Ca- eingangs erwähnten Anthologie ist auch er mouflage und Maskerade als ›Kanake‹ ist eine Entscheidung für eine hybride Exis- 1 Jamal Tuschick (Hg.): Morgen Land. tenz und die Ästhetik kultureller Überblen- Neueste deutsche Literatur. Frank- dungen. Anfang 2004 hat er einen Roman furt/Main: Fischer 2000, S. 2. Vgl. das Nachwort von Jamal Tuschick: Träger von Zukunftsinformationen, S. 283-291, hier 3 Vgl. das Autorenverzeichnis in Morgen 284. Land S. 293f. Darin: Raul Zelik: Nie wie- 2 Vgl. Ulrich Noller: Raul Zelik und sein der Spandau, S. 29-44. neues Buch ›Bastard‹. In: Buchtipp. 4 Vgl. das Manifest auf der Internet-

WDR-Feature, 3.3.2004. Plattform http://www.kanak-attak.de/ka/

46 DaF-Szene Korea 20 / November 2004 mit dem Titel bastard vorgelegt,5 der von gonistin des Romans gehört.9 Man bemerkt der Kritik als »Postmigrationsstory« gefei- bei ihr ein fortwährendes »Ringen um I- ert wird. 6 Seine Protagonistin gehört der dentität«,10 einem Rezensenten gilt sie als ›zweiten Generation‹ an. Wahlweise ima- »wurzelerkrankt«. 11 Die Rede ist davon, giniert sie sich als die übermenschliche dass es in dem Roman um »Grenzgänger« Superheldin Catwoman 7 oder als Astro- gehe, die nationale Grenzen mit derselben nautin Ellen Ripley, die in der Filmserie Leichtigkeit überschreiten wie der »gemei- Alien Weltraummonster bekämpft, zur ne Geschäftsmann« oder der »Globetrot- Welt bringt und selbst als hybrides Hu- ter«. »Grenzgängerisch« zu sein, bedeutet man-Alien geklont wird. 8 Aufgrund sol- hier auch, sich am »Rand der Gesetzlich- cher Bezüge auf die aktuelle Popkultur keit zu bewegen«, zum Beispiel Visa- wird der Roman auch in der Rubrik »Popli- Verordnungen zu ignorieren.12 teratur« verzeichnet. Bei Kanak Attak wird die Bezeichnung ›Kanakster‹ positiv besetzt, sie verfremdet den diskriminierenden Ausdruck ›Kana- ke‹ .13 Zeliks Roman betreibt eine Aufwer- tung des Begriffs »Bastard«. Dieses Wort ist gegen Ende des 12. Jahrhunderts aus dem Mittelfranzösischen ins Deutsche ü- bernommen worden. Im Feudalwesen be- zeichnet man zunächst das uneheliche Kind eines Adligen und einer Frau niede- ren Standes als Bastard, dann auch das uneheliche Kind im Allgemeinen, bis ins 18. Jahrhundert das ›Hurenkind‹ . Seit dem 15. Jahrhundert kommt der Begriff in der Naturforschung vor. Ein Bastard ist der Nachkomme aus einer Kreuzung zweier verschiedener Rassen bzw. Arten, zunächst wird der Term nur auf hybride Pflanzen

9 Nora Sdun: Packesel und Cat Woman. In: www.textem.de, 30.8.2004. Eine Kritikerin verweist darauf, dass es 10 Doro Wiese: Identität ist Krise. Hämmern »derzeit noch kein eigenes Wort für diese auf die Delete-Taste. In Raul Zeliks Ro- Gruppe Menschen« gebe, zu der die Prota- man ›bastard‹ wird die eigene Realität zum Verschwinden gebracht. In: die ta- geszeitung, 17.3.2004, S. 23. Vgl. Doris 5 Raul Zelik: bastard. die geschichte der Achelwilm: Figur der gefestigten Unruhe. journalistin lee. Berlin: Assoziation A In Spex 275, 2004. 2004. Weitere Romane von Raul Zelik: 11 Andé Dahlmeyer: Sinn fressen. Raul Ze- ›Friss und stirb trotzdem‹ (1997) und ›La liks Roman ›Bastard‹ reflektiert Moderne Negra‹ (2000), beide bei Nautilus in Ham- und Depression im Zeichen von Fremdheit burg. und Bulimie. In: Junge Welt, 23.6.2006. 6 Sami Khatib. Raul Zelik – Bastard. In: De- 12 Sabine Peters: Fressen und Kotzen. Bug 83, Juni 2004. Grenzgänger. Raul Zeliks neuer Roman 7 Verfilmungen: Tim Burton: Batman Re- ›Bastard‹ . In: Freitag 20, 7.5.2004 turns (1992), mit Michelle Pfeiffer, vgl. 13 Entlehnt aus dem Polynesischen, dort Pitof: Catwoman, 2004, mit Halle Berry. heißt kanaka einfach nur Mensch, vgl. 8 Ridley Scott: Alien (1979), James Came- Friedrich Kluge: Etymologisches Wörter- ron: Aliens (1986), David Fincher: Alien 3 buch der deutschen Sprache. 23. Auflage, (1992), Jean-Pierre Jeunet: Alien Resur- bearbeitet von Elmar Seebold. Berlin: de

rection (1997). Gruyter 1999, S. 421. ✁ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✁ 47 oder Tiere angewandt. Seit der Mitte des mehr übrig, als in Dortmund einen Asia- 19. Jahrhunderts wird er zunehmend auch Imbiss zu eröffnen: »Linke Gewerkschaf- in der Anthropologie verwendet. Im über- ter sind auch bei Thyssen nicht besonders tragenen Sinne ist mit einem Bastard das beliebt« (21, 27, 54, 78, 152). durch Vermischung von seiner gewöhnli- Doch koreanisch ist Carla Lee »nur zur chen Art im schlechten Sinn Abweichende Hälfte«, die Mutter stammt aus Portugal. gemeint.14 Zeliks Roman bricht mit dieser In Deutschland verläuft deren Karriere von pejorativen Verwendungsweise des Beg- einem Arbeitsplatz bei Siemens am Fließ- riffs.* band über einen Putzjob bis zum Nacht- dienst als Krankenschwester auf der Inten- sivstation. Unter all den »Kim-Lees«, II. Die Reise der Journalistin Carla Lee »Lee-Müllers« und »Kim-Szymanskis«, nach Seoul unter all diesen verschiedenen »Halbbluts« aus der kulturellen Kontaktzone des Ruhr- Protagonistin des Romans ist die 27jährige gebiets, ist Carla eine »Porto-Koreanerin« Carla Lee, die im 12. Semester Soziologie geworden (21f., 53f., 74f.). und Koreanistik an der Freien Universität Um an der Seoul National University einen Berlin studiert. Bei einer politisch an den Sprachkurs zu besuchen, reist Carla Lee im Grünen orientierten Zeitung der deutschen August während der Regenzeit in ein Land, Hauptstadt, unschwer als die tageszeitung, das von einem Friedensnobelpreisträger kurz taz, identifizierbar, macht ihr ein fest regiert wird. Der Roman spielt hier auf angestellter Redakteur ein paradoxes An- Kim Dae-Jung an, dem der Preis im Herbst gebot. Sie könne als ›feste freie‹ Mitarbei- 2000 zugesprochen worden ist. Unter Be- terin für den Politikteil schreiben. Hier gibt rücksichtigung des Alters der Protagonistin man sich liberal, multikulturell, integrati- kann man hier als Zeit der Handlung den onsbewusst und kosmopolitisch. Man be- Sommer des Jahres 2001 ansetzen. 15 Im grüßt das »Frischfleisch« gerade deshalb, Roman verfällt der Präsident der Kritik weil es sich bei der Volontärin um eine wegen seiner »Koalition mit dem ehemali- »Tochter von Einwanderern« handelt (23, gen Geheimdienstchef«, mit der er sich den 28). Das Unbehagen, das sich bei der an- Wahlsieg gesichert hat. 16 Das Nationale gehenden Journalistin einstellt, rührt vor Sicherheitsgesetz bringt es mit sich, dass allem daher, dass es sich auch bei dieser Gewerkschafter, die unter der Militärdikta- scheinbar bevorzugten Behandlung um tur inhaftiert worden sind, noch immer im eine Form von Diskriminierung handelt. Gefängnis sitzen. Darüber hinaus werden Der Vater von Carla Lee ist als Bergmann dem Präsidenten neue »Verhaftungswellen aus dem koreanischen Kwangju ins deut- gegen Gewerkschafter« vorgeworfen (38, sche Ruhrgebiet gekommen. Nachdem das 77, 154). Bergwerk geschlossen worden ist, arbeitet Der Autor dieses Romans, der sich nach er bei Thyssen. Als Carla 14 Jahre alt ist, eigenen Angaben nur relativ kurz in Korea kehrt ihr Vater 1987 nach Korea zurück, umgesehen hat,17 besitzt eine erstaunliche um sich dort in der Arbeiterbewegung zu Beobachtungsgabe. Sein Roman birgt eine engagieren. Er organisiert ausländische Fülle von Details aus dem koreanischen Arbeiter, Bengalen, China-Koreaner und

Mongolen. Um seiner Verhaftung zu ent- 15 Vgl. Zelik, bastard, S. 5, die Angabe: gehen, kehrt er 1993 nach Deutschland »Korea, um die Jahrtausendwende«. Die zurück. Dort bleibt ihm nichts anderes im Text erwähnten Pieper sind 2001 in Korea eigentlich schon nicht mehr Mode. 14 Deutsches Fremdwörterbuch. Bd. 3, Berlin: 16 Mit dem Geheimdienstchef ist Kim Jong- de Gruyter 1997, S. 207-212, hier 207f. Pil gemeint, die Koalition mit ihm ist im * Für kritische Kommentare danke ich Kai Herbst 2001 zerbrochen. Köhler und Holger Korthals. 17 Vgl. Raul Zelik im Interview mit Nedo /

Tollmann. ✂ 48 ✂ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Alltagsleben, für die man möglicherweise Carla beginnt eine journalistische Recher- blind wird, wenn man sich zu lange im che zur »Ki-Yop-Katastrophe«. Es geht um Land aufhält. Seine Protagonistin mietet ein Hochhaus, ein Einkaufszentrum, das in sich in Seoul zunächst in einer »Rotlicht- der literarischen Welt des Romans im Jahr absteige« ein, die im Amüsierviertel Shin- 1997 eingestürzt ist. 500 Menschen sind in chon liegt. Das Zimmer wird von Neonröh- den Trümmern umgekommen (33f., 62ff., ren in »rotes Pufflicht« getaucht und lässt 71f., 82, 94ff., 116ff., 193ff.). Zelik ver- sich wie ein »Brutkasten« ausleuchten (16, dichtet hier den Kollaps des Sampoong- 20, 26). Ihr zweites Quartier ist die Woh- Kaufhauses im Juni 1995, für den in der nung ihrer koreanischen Verwandtschaft in einer Seouler Trabantenstadt. Ihre koreani- sche Umgebung vergleicht die Erzählerin mit dem »Gefängnisplaneten« aus dem Hollywood-Spielfilm Alien 3. Sie selbst identifiziert sich mit »Commander Ripley«, ihre Tante und ihren Onkel nimmt sie als Aliens wahr. Sie stellt sich vor, dass in der futuristischen Hochhauskulisse der »Nachwuchs der Spezies gezüchtet« wird (37ff., 48f.). In Alien geht es um den Hor- ror vor der Vermischung mit dem Art- fremden, um die instinktive Repulsion, um den Abjektionsmechanismus, den der grauenhafte Anblick des geifernden und sabbernden Monsters auslöst.18 Die Vermi- schung mit dem außerirdischen Parasiten zieht für die menschliche Spezies unwei- gerlich den Untergang nach sich. Der Ver- gleich, den die Erzählerfigur hier für ihre koreanische Verwandtschaft wählt, ist nicht gerade schmeichelhaft. Regel eine Kultur verantwortlich gemacht wird, der rasche Profite wichtiger als Si- cherheitsstandards sind. 19 An einer Stelle 18 Zum Konzept der Abjektion vgl. Julia erklärt Carla, dass sie eigentlich nicht ge- Kristeva: Powers of Horror. An Essay on Abjection (1982). Übersetzt von Leon S. gen »Aliens auf dem Gefängnisplaneten« Roudiez. New York: Columbia University kämpfen möchte. Als »Superheldin« na- Press 1982: Das Abjekte ist das, was ver- mens »Clark Lee-Kent« identifiziert sie ächtlich gemacht, was verabscheut und sich jetzt mit der Comicfigur Superman, verworfen wird, was Grauen und Schre- die als Reporter der Zeitung Daily Planet cken erregt. In der Literatur drängt es zum eine Doppelexistenz führt.20 Ihren »Radar- Ausdruck, pervertiert die herrschende Mo- blick« verdankt Carla der Lektüre von ral und stellt dabei die zynischen Macht- Marx, ihrer Kenntnis der Gesetze von spiele der Herrschenden bloß. Bei Kriste- va ist Abjektion eine Reaktion der Absto- ßung und des Ausschlusses, sie wird aus- 19 In seinem Roman schreibt Zelik, »Präsi- gelöst durch ein Abjektes, das keine fest- dent Roo« habe 1997 eine dreitätige geschriebenen Grenzen, Positionen und Staatstrauer verhängt (79). Der wirkliche Regeln respektiert. Sie richtet sich gegen Präsident Roh Tae-Woo hat sein Amt die Ambiguität von Zusammengesetztem, schon 1992 an Kim Young-Sam abgege- gegen die Ambivalenz von Heterogenität ben. und Hybridität, gegen all das, was das Be- 20 Diverse Verfilmungen: Richard Donner: dürfnis nach einer klaren Identität verstört Superman (1978), Richard Lester: Super-

und bedroht. man II (1980). ✄ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✄ 49 »Mehrwert, Akkumulation und Prozent- in der Hierarchie des globalen sozialen rechnen«. Einen kritischen Journalismus Raums lokalisieren. Ihre Wohnverhältnisse betrachtet sie als »Aufstandsstrategie ge- in Seoul sind prekär: Neun Bengalen leben gen die Allmacht des Imperiums« (80). auf 16 Quadratmetern. In einem Kirchen- Im Roman wird noch ein weiterer Film als keller campieren 40 Leute: Thais, Filipinos, Folie ins Spiel gebracht, der »Aufstand Bengalen, Inder, aber auch Mongolen, sibi- gegen die Maschinenwelt« in dem Film rische Russen und Koreaner aus China The Matrix (135). 21 Vor diesem Hinter- (152f., 179). Vor diesem Hintergrund wird grund kokettiert Carla Lee mit der Rolle sichtbar, dass sich die Journalistin Lee in der subversiven Rebellin gegen den globa- einem relativ privilegierten Feld für hybri- len Herrschaftsapparat des Empire. 22 de Akteure bewegt. Schließlich dient dem Roman noch der Ihren Artikel über das Kaufhaus verkauft Film Catwoman als Folie. Carla identifi- sie schließlich an die Zeitung Hangyoreh. ziert sich bei ihrer Recherche in Seoul auch Das Blatt wird als »alternative Presse« mit dieser »Comicfigur«, sie stellt sich vor, vorgestellt, als koreanisches Gegenstück die nahezu unbezwingbare zur deutschen taz, die ihre Autoren eben- »CATWOMAN« zu sein: Eine »schöne falls mit »Trinkgeldern« abspeist, ihnen Frau im Latex-Anzug«, eine »mutierte aber die Chance bieten möchte, »aufrichtig Blondine«, die sich selbstsicher und ver- zu bleiben«. Doch die Hangyoreh bringt führerisch durch Gotham City bewegt. Bei den Kaufhaus-Artikel nur in einer völlig einer Wendung ans Fernsehpublikum zi- entstellten Fassung. »Ex-Catwoman« er- tiert die von Carla imaginierte Catwoman wägt nach dieser demütigenden Erfahrung, den Appell, mit dem in Matrix Neo die »durch den nächsten Telefonanruf wieder Öffentlichkeit aufklären und erleuchten aus der Matrix zu verschwinden« (206, 213, möchte: »Vertraut eurem eigenen 216). Ihre illegalen Nachforschungen brin- Verstand«. Danach erwachen alle aus ihrer gen sie in Konflikt mit koreanischen Zivil- »geknechteten Existenz als biologische beamten und der Migrationsbehörde (10f., Energiequellen der Maschinen«. Im Ro- 76ff., 80, 145). Am Ende wird sie von Zi- man wird das Zitat jedoch ironisch gebro- vilpolizisten verhaftet. Das Privileg ihrer chen. Der messianische Eifer, mit dem die deutschen Staatsangehörigkeit schützt sie Protagonistin ihre Recherche verfolgt, wird zwar vor Misshandlung, aber nicht vor der als Allmachtsphantasie bloßgestellt. Die Ausweisung. Sie ist mit einem Touristen- Catwoman des Romans ist alles andere als visum eingereist, hat ihre Aufenthaltsge- perfekt, durch ihren »Latexanzug« erkennt nehmigung überzogen und außerdem als sie an sich einen »Bauchansatz« (144, 147, Journalistin gearbeitet – Grund genug, sie 158f., 171, 174). Von der imaginierten, abzuschieben (223, 226, 229). hybriden Vielfachexistenz als Catwoman-, Neo-, Clark- oder Ripley-Lee bleibt am Ende nur die machtlose Journalistin übrig. III. Die abjekte Seite der Hybridität Neben Carla Lee tritt im Roman noch ein zweiter Typus von Migranten auf, südasia- Carla stellt sich als deutsche Studentin mit tische Wanderarbeiter der ersten Generati- »Identitätsproblemen« vor, sie bezeichnet on. Sie lassen sich auf der untersten Ebene sich selbst als »Assimilationskanakin« (23, 161). Auf ihrer deutschen Identität besteht

21 Filmtrilogie von Andy & Larry Wa- sie nachdrücklich, Deutschland ist ihre chowski: The Matrix (1999), Matrix Relo- »Heimat«: »Kanak attitude hin oder her, aded (2003), The Matrix Revolutions ich bin und bleibe Allemannin, eine ganz (2003). gewöhnliche Deutschlandschnepfe«. Zwar 22 Michael Hardt / Antonio Negri: Empire. findet sie es befremdlich, dass ihre deut- Die neue Weltordnung (2000). Übersetzt schen Nachbarn ihre »Aussprache« loben. von Thomas Atzert und Andreas Withen- Doch als »Fremde« fühlt sie sich noch viel

sohn. Frankfurt a. M.: Campus 2003. ☎ 50 ☎ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 mehr im »koreanischen Seltsamland«, in in eine Videothek zu gehen, aber Carla dem sie niemand wegen ihrer äußeren Er- lehnt ab, weil in den dort bereitgestellten scheinung als »Alien« behandelt (35f., 44). »Fickkabinen« nur diejenigen »poppen«, So ist sie zwar in Seoul ein »Schlitzaugen- die zuwenig Geld für die Pension haben. gesicht unter zehn Millionen Schlitzaugen- Stattdessen sucht sie mit ihm das Yogwan gesichtern«, doch denkt sie auf Deutsch, auf, in dem sie bereits ihre ersten Nächte in mit Wörtern wie »Kuckucksuhr«, »Früh- Seoul verbracht hat. Das Erlebnis frustriert lingskartoffel« oder »Eckkneipenbier«. sie derart, dass sie glaubt, es kompensieren Mögen ihre Eltern auch Immigranten sein, zu müssen, indem sie »Markenprodukte« Carla Lee betrachtet sich als Deutsche, als einkaufen geht (59ff., vgl. 134). »ganz normale Durchschnittskartoffel«. Die Begegnung mit dem GI bleibt Episode, Mit der Vereinigung der beiden deutschen näher steht der Protagonistin ihr Freund, Staaten im Jahr 1990 wird diese Selbst- der »Abiturtürke« Cem, der Sohn türki- wahrnehmung in Frage gestellt. Im Rück- scher Einwanderer, mit dem sie eine »See- blick stellt Carla fest: »Der Westen annek- lenverwandtschaft« verbindet (67f.). Als tierte 17 Millionen costabravahungrige zweite Erzählerfigur sorgt Cem im Roman Ostler und stieß zehn Millionen Kanaken, für eine Außenperspektive auf Carla. Um Halbbluts und Juden auf der anderen Seite ihre Freundschaft nicht zu belasten, haben wieder aus. Zur Bekräftigung veranstalte- die beiden zwar ausgeschlossen, miteinan- ten normalerweise anständige Jugendliche der zu schlafen, ungeplant passiert es aber aus normalerweise anständigen Familien doch. Wieder reagiert Carla mit Ekel und Hetzjagden auf Schwarzköpfe, ohne dass erbricht sich (135f.). Doch am Ende des deswegen größere Empörung ausgebro- Romans kehrt sie zu ihm zurück, er erwar- chen wäre. Ich schaute also zum ersten tet sie am Flughafen. Im Schlussbild um- Mal richtig in den Spiegel und stellte fest: armen sie sich, und Carla Lee ist fähig, die Fidschi-Fotze mit Knoblauchfresserge- körperliche Nähe Cems ohne eine Absto- sicht«. Auf dieses horrende Schlüsseler- ßungsreaktion zu ertragen (236). lebnis datiert sie den Beginn ihrer »Suche Ekelgefühle sind ein Leitmotiv der Erzäh- nach den koreanischen Wurzeln«. Doch lung Carlas. Dauernd muss sie sich erbre- diskriminiert wird sie auch in Korea, wo chen. Sie leidet an Bulimie, und mit der man sie als eine »Kyopo«, eine »Aus- Zeit erhärtet sich der Verdacht, dass sie es landskoreanerin«, klassifiziert (15, 53ff.). selbst ist, vor der sie sich ekelt (55f., 70f., Eines Tages geht Carla in eine Seouler 88, 98, 177): Sie erkennt, dass sie ein Prob- Diskothek, wo ihre Aufmerksamkeit auf lem mit sich selbst hat (107, 111). Carla einen GI gelenkt wird, einen schwarzen spekuliert, ob ihre Depressionen ein väter- Soldaten. Sie kann beobachten, wie die liches oder ein mütterliches Erbteil sein Einheimischen »Schwarze« diskriminieren. könnten. Sie verweist auf den portugiesi- Sie lassen ihn nicht singen, während alle schen »Trübsinn«, die »saudade« (22, 35), anderen problemlos Zugang zum Mikro- aber auch das »Han« käme in Frage, die phon erhalten. Carla nimmt Korea zu- »koreanische Variante fortgeschrittenen nächst als ein Land wahr, in dem man nur Weltschmerzes« (171, 205). Der somati- in der Umgebung von Kasernen Schwarzen sche Abjektionsmechanismus, der in Carla oder Latinos begegnet, weil es hier prak- Lee am Werk ist, scheint sich vor allem tisch keine Migration gegeben habe (30ff.). gegen die koreanische Seite ihrer psychi- Bei einem weiteren Besuch in der Disko- schen Apparatur zu richten. Eines Tages thek lässt sie sich von dem US-Soldaten wird sie in einem Gebäude von zivilen diverse Drinks ausgeben. Als sie das Lokal Ermittlern wegen ihrer journalistischen gemeinsam verlassen, ist in Shinchon Recherchen gestellt. Einer der Männer »immer noch die Hölle los«: »hysterisch greift nach ihren Wangen und »zieht an der kreischende Mädchen liegen am Straßen- Haut«. Sie reagiert jetzt mit »EKEL« in

rand und kotzen«. Der Soldat schlägt vor, Kapitälchen. Hilflos ist sie der Situation ✆ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✆ 51 ausgeliefert und wünscht sich, sie könnte Für Zelik ist sein Roman eine »Auseinan- aus ihr einfach wie bei einem Computer- dersetzung mit dem Thema Fremdheit«.23 spiel in ein anderes »Level« entkommen. Julia Kristevas Essay Fremde sind wir uns Sie stellt sich vor, wie Neo in der Matrix selbst bietet sich als Kommentar zu Zeliks schlicht die Wände hochlaufen zu können literarischem Text an. Sie schreibt, dass die (125f.). Figur des Fremden die »verborgene Seite Gegen Ende des Romans bemächtigt sich unserer Identität« repräsentiere, das Frem- ihrer das »Entsetzen«, selbst ein »Alien zu de in uns selbst. Für diejenigen, die eine sein«. Sie ist sich selbst entfremdet, sie ist Grenze überqueren, die sich von ihrer Fa- »nicht die Person«, die sie »zu sein vorgibt milie und Sprache, ihrer Heimat und ihrem oder erträumt« (214f.). Ihre »Übersiede- Land losreißen, gehört fremd zu sein zu lung nach Korea« hat sie als »Radikalthe- einem Habitus, der auch mit »sexueller rapie« geplant, doch mit wenig Erfolg. Frenesie« einhergeht. Alte Verbote gelten Ihrer Freundin erklärt sie, »Fremdheit« sei nicht mehr, die Fremden überspringen die eine »Zuschreibung von außen«: »Die Leu- sexuellen Tabus am leichtesten und provo- te behandeln dich als Fremde, und darum zieren im Gastland skandalöse Exzesse. bist du eine. Aber ich frage mich, was ist, Kristeva interpretiert Xenophobie mit wenn das gar nicht daher kommt. Wenn Freud als Furcht vor dem Unbewussten. die Fremdheit nichts mit der Zuschreibung Wer die Fremden bekämpft, kämpft glei- zu tun hat, sondern damit, dass man sich chermaßen gegen sein Unbewusstes. Mit selbst nicht erträgt« (217, vgl. 224). Freud ruft Kristeva dazu auf, den Mut zu haben, sich selbst als desintegriert zu be- nennen. Ihre These lautet, dass das die Be- dingung sein könnte, um die Fremden nicht mehr zu verfolgen.24 Carla Lees Reise nach Korea lässt sich als ein Versuch lesen, den Abjektionsmechanismus angesichts ihrer eigenen Fremdheit zu überwinden, indem sie sich der Fremde auf extreme Weise aussetzt. Es kommt ihr letztlich darauf an, sich weder als ›Kanake‹ oder ›Schlitzauge‹ , noch als ›Kyopo‹ oder ›Bastard‹ definieren zu lassen, sondern sich selbst unter all die- sen Kategorien positiv wahrzunehmen.

IV. yang-gongchu und honhyol

Raul Zelik hat sich mit seinem bastard- Roman auf ein für koreanische Verhältnis- se brisantes Terrain gewagt. Die kaliforni- sche Journalistin Elizabeth Kim erzählt in ihrer Autobiographie von traumatischen Erinnerungen an ihre Kindheit als honhyol,

23 Kito Nedo und Vera Tollmann: Politik, Schreiben, Identität. Raul Zelik im Inter- view. In: www.fluter.de, 1.5.2004. 24 Julia Kristeva: Fremde sind wir uns selbst (1988). Übersetzt von Xenia Rajewsky. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1990, S. 11,

39f., 208f. ✝ 52 ✝ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 als Tochter eines US-amerikanischen GIs sche Frau, die sich auf ein Verhältnis mit und einer koreanischen Mutter. Diese wird, einem US-Soldaten einlässt, als ›yang- um die Familienschande zu tilgen, von gongchu‹ bezeichnet, als ›westliche Prin- ihrem Vater und ihrem Bruder erhängt. Die zessin‹ . Der Begriff wird ironisch verwen- Bastard-Tochter wird an den Genitalien det, es handelt sich um ein Schimpfwort, verstümmelt und in ein Waisenhaus abge- mit dem eigentlich die ›yang-galbo‹ ge- schoben.25 meint ist, die ›Ausländerhure‹ .29 Wer sich Zustimmend hebt der Historiker Nahm auf eine Übersetzung von Raul Zeliks Ro- einen Aspekt der koreanischen Geschichte man ins Koreanische einließe, muss vor hervor, auf den die Koreaner besonders diesem Hintergrund mit ungünstigen Re- stolz seien, er meint die Fähigkeit zur Ver- zeptionsbedingungen rechnen. teidigung ihrer ›Rassenreinheit‹ .26 Glaubt Doch für den literatur- und kulturwissen- man dem kritischen Bericht einer südkore- schaftlichen Unterricht in der graduate anischen Tageszeitung, dann werden ›ge- school bietet der Roman verschiedene An- mischtrassige‹ Koreaner noch heute scharf knüpfungspunkte. Einsteigen könnte man diskriminiert. Er führt drei historische mit der Frage, welche Formen von Hybri- Hybridisierungsschübe an. Seit dem Ko- dität es in Korea gibt und wie sie bewertet rea-Krieg sind es in erster Linie die Kinder werden. Die Art und Weise, wie der Ro- US-amerikanischer Soldaten und koreani- man Versatzstücke aus dem Imperium ei- scher Mütter, die als ›Amerasians‹ stigma- ner globalen Popkultur verarbeitet, wird tisiert worden sind. Dazu kommen die so koreanischen Studenten den Zugang zum genannten ›lai taihan‹ , die während des Text erleichtern. Die Wahrnehmung der Vietnam-Kriegs aus Verbindungen südko- koreanischen Kultur durch Zeliks Protago- reanischer Soldaten mit vietnamesischen nistin schließlich dürfte im Seminar inte- Müttern hervorgegangen sind. Seit den ressante Diskussionen provozieren. 90er Jahren dominieren die ›Kosians‹ das Feld, der Nachwuchs aus Beziehungen zwischen Koreanern und südost- asiatischen Gastarbeitern. 27 Heute ist es nicht mehr in erster Linie der Krieg, der Hybridisierungsprozesse beschleunigt, sondern die ökonomische Globalisierung, ihr Bedarf an Arbeitskräften. In den Korea-Romanen des früheren GIs Martin Limón figurieren die Verfügbarkeit über Frauen und das Rotlicht-Milieu als wichtige Motive, die einen Arbeitsplatz in der US-Armee attraktiv erscheinen las- brought me back«, erläutert ein Angehöri- sen.28 Im Koreanischen wird die koreani- ger der US-Streitkräfte. Limón selbst war 10 Jahre lang in Korea stationiert, mit sei- ner koreanischen Freundin hat er in den 25 Elizabeth Kim: Weniger als nichts. Ein USA eine Familie gegründet. Vgl. Martin Frauenschicksal zwischen Osten und Wes- Limón: Slicky Boys. New York: Bantam ten. München: Blessing 2001, S. 9–15, 1997. 20f., 28, 41. 29 Hyeonseon Lee: Broken Silence. The Ta- 26 Andrew C. Nahm: A Panorama of 5000 boo of Korean Prostitutes during Ameri- Years. Korean History (1983). 8. Auflage, can Occupation and Its Depiction in the Seoul: Hollym 1997, S. 6, vgl. 124. Korean Films of the 1990s. In: Kulturre- 27 Anonym: Mixed-race Koreans face conti- volution. Zeitschrift für angewandte Dis- nued discrimination. In: JoongAng Daily, kurstheorie 47, 2004, S. 68–71. Hong- 15.2.2003. Ryeol Choi: U.S. Troops Not Always a 28 Martin Limón: Jade Lady Burning. New Welcome Presence in Korean Literature.

York: Soho Press 1992, S. 8: »That's what In: Chosun Ilbo, 25.5.2004. ✞ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✞ 53 Der Schwerpunkt des letzten Heftes der DaF-Szene Korea war „Koreanische Literatur in deut- scher Übersetzung“. Dieses Projekt hatten wir in Hinsicht auf die Frankfurter Buchmesse im Herbst 2005 geplant, und darin bereits einen Roman von Yi Munyol, „Der entstellte Held“, vor- gestellt. Zwischen Buchmesse und dem Erscheinen dieses Rundbriefs liegen aber noch etwa ein Jahr bzw. zwei Ausgaben, und so möchten wir weiterhin Hinweise und Informationen zu neu erschienener koreanischer Literatur im deutschen Buchhandel bieten.

Yi Munyol, Jugendjahre Lehr- und Wanderjahre in Korea

Michael Menke

Yi Munyol, geboren 1948 in Seoul, ge- und Nöten junger Koreaner in dieser hört zu den produktivsten Autoren Ko- Prüfungssituation (und davor), von der rea, seine Werke wurden in Korea häu- eigentlich der gesamte weitere Lebens- fig mit Preisen ausgezeichnet und oft- weg abhängt, es fasziniert auch die mals in andere Sprachen übersetzt. Der Schilderung eines Korea der frühen Roman „Jugendjahre“ trägt stark auto- 60er Jahre, in dem langsam ein gesell- biographische Züge, wenn auch Yi schaftlicher Umbruch stattfindet. Das selbst meint, dass „70 Prozent Fiktion kleine Dorf am Meer und seine Umge- sei“. bung, in dem die Menschen einst von Der dreigeteilte Text setzt mit der Ju- Fischerei lebten, dient mittlerweile nur gend des Erzählers in einem kleinen Fi- noch als Sandreservoir für die Bauin- scherdorf in der Nähe von Pusan ein. dustrie der nahen Millionenstadt Pu- Der Held ist vaterlos und soll dort bei san. Die ehemaligen Fischer und See- seinem Bruder leben, die Schul- leute verdingen sich auf Sandkähnen, Abschlussprüfung nachholen und sich sind als Zulieferer von anderen abhän- auf den Universitätseintritt vorbereiten. gig geworden. Irgendwann im Verlauf Nebenbei muss er seinem Bruder, der des Textes rückt die Großstadt Pusan an eine Firma mit Lastkähnen hat, zur das Dorf heran und verschluckt sie Hand gehen. gleichsam, ebenso wie zuvor die Fischer Interessant ist in dieser Schilderung von Bauunternehmen vereinnahmt wur-

nicht nur die Beschreibung von Ängsten den.

54 DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Yi beschreibt, wie der Erzähler in die- einem Unfall. Der Abschnitt endet rück- sen ersten Monaten Menschen aus dem schauend mit dem wehmütig-sarkasti- Ort kennen lernt, ihre Schicksale be- schen Satz „... heute sehne ich mich trachtet, und wie er diese Menschen nach dir, oh, du schöne Jugendzeit.“ dann wieder verlässt. Der dritte Teil setzt im Winter ein. Der Der zweite Teil des Buches, „die schöne Erzähler, jetzt 21 Jahre alt, hat vergeb- Jugendzeit“, schildert die Erlebnisse als lich versucht sich als Bergmann oder mittelloser Student in der Hauptstadt Fischergehilfe durchzuschlagen, und Seoul. Dem Helden steht nur wenig findet nun eine Stelle als „Hauswart“ in Geld zur Verfügung, er muss sich neben einer kleinen Pension auf dem Lande. dem Studium als Hauslehrer verdingen, Hier hält er es einige Zeit aus, beobach- betreibt seine Freizeit aber dennoch o- tet die Menschen, die vom Tabakanbau pulent, indem er, wo es nur gerade geht, leben, ihre Sorgen und Nöte. Danach sich mit Kameraden betrinkt oder be- wandert er weiter, immer in Richtung geistert an Literaturzirkeln teilnimmt. zum Meer getrieben, von dem aus er am Dieses „schöne Studentenleben“ findet Anfang des Buches losgezogen ist. aber bald seine Grenzen, er ist hoch ver- Das Erlebnis von Natur, einer ein- schuldet und bricht den Kontakt mit drucksvollen Schneelandschaft und der seiner Freundin ab. Wanderung durch diese eisige Umwelt Wieder verbindet sich die Schilderung werden für ihn zu einem Schlüsseler- der persönlichen Welt mit der Beschrei- lebnis. Die letzte Figur, der er begegnet, bung der Gesellschaft in den 60er Jah- ist ein Messerschleifer, von dem sich ren. Es gibt die „Unteren“ (wobei unser herausstellt, dass er eine alte Rechnung Held, durch seine Position als Student begleichen und jemanden umbringen durchaus nicht als Teil der untersten o- will. Wie dieser lässt er aber am Ende der ärmsten Gesellschaftsschicht zu ver- von dem Vorsatz ab sich selbst zu zer- stehen ist) und eine Oberschicht (die stören und gewinnt ein positives Selbst- Freundin), deren Familie Autos hat, gefühl. Empfänge gibt und Verbindungen ins An einigen Stellen im Text wird zwi- Ausland hält. schenzeitlich erwähnt, dass der Erzähler Der Erzähler ist am Ende des zweiten heute, rückblickend auf seine Jugend- Teils völlig mittellos, wohnt nachts in jahre, ein gutsituierter Mann mit Fami der Wartehalle des Seouler Bahnhofs lie ist. und bricht schließlich sein Studium ab. Das Buch hat für mich als deutschen Niemand will oder kann ihm mehr hel- Leser zwei interessante Aspekte. Ein-

fen, dazu stirbt sein bester Freund bei mal ist es die Schilderung Koreas in den ✁ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✁ 55 60er Jahren, hier besonders des Studen- hier also in einer koreanischen Version. tenlebens, das, will man dem Verfasser Die Übersetzung von Christina Youn- glauben, für manche jungen Leute ein Arnoldi und Cornelia Roth finde ich ziemlich wildes gewesen sein muss. Die sehr gelungen, man liest den Text wie Handlung scheint dennoch an vielen einen „deutschen Text“, wird nur durch Stellen allgemein und zeitlos zu sein, manche Objekte, Namen oder Ortsbe- die Gegenwart taucht nur schemenweise zeichnungen daran erinnert, dass man auf, wenn z.B. irgendwo von einem Au- sich literarisch in Ostasien befindet. Das to, von einem Bus oder einer U-Bahn- sind oftmals nur Kleinigkeiten, wenn Station gesprochen wird. Das mag na- der Held sich eben nicht mit Schnaps türlich auch an der Realität Koreas in oder Bier sondern mit Makkoli und Soju diesen Jahren liegen, die besonders auf betrinkt. dem Land sicherlich noch nicht so „mo- Dennoch gewinnt man durch den eher dern“ war. Das andere Bemerkenswerte realistischen Erzählstil ein Bild Koreas ist die Form eines Lebensweges, die fern einer romantisierten Darstellung. hier dargestellt wird. Immer wieder wird man an Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre und Wanderjahre erinnert,

Yi Munyol, Jugendjahre übersetzt von Christina Youn-Arnoldi und Cornelia Roth mit einem Nachwort von Christina Youn-Arnoldi Edition Moderne koreanische Autoren Pendragon Verlag Bielefeld 2004 213 S., ISBN 3-934872-74-3, 18,50 Euro

✂ 56 ✂ DaF-Szene Korea 20 / November 2004

Torschuss direkt unter die Latte Rezension zum kulturwissenschaftlichen Sammelband „Querpässe“

Till Weber

Ballspiele in Japan … früher betrieben statt, die sich auf wissenschaftliche Art solche vor allem Herren in engen wei- mit Aspekten des Spiels mit der Leder- ßen Hosen mit merkwürdigen braunen kugel befassten. Die ergiebigsten Bei- Flecken an der Kehrseite, die meistens träge sind nun herausgegeben worden untätig in fächerförmigen Stadien he- und, um es vorwegzunehmen: wer hätte rumstanden, bis dann mal einer warf, gedacht, welch disziplinäre und thema- ein anderer den viel zu kleinen Ball mit tische Vielfalt dieses geliebte / gehasste einer Art Nudelholz traktierte und zu Spiel doch anzuregen versteht! einer Eckfahne lossprintete. Beim Rut- Die Beiträge nähern sich dem Thema in schen über den Platz entstanden dann vier Blöcken: Nationen – Medien – die besagten braunen Flecken. – Dieser Sprache – Literatur. Im ersten Block bot schreckliche Zustand änderte sich erst für mich der Beitrag von Mario Kume- 1993, als die neu gegründete J-League kawa, ausgewiesener Fußball- Profifußball in die Stadien und auf die Germanist und Übersetzer des Fußball- Bildschirme brachte. Zuerst bestand das Literaten Thomas Brussig, die meisten Spiel noch darin, dass jemand einen Einsichten. Mit autobiografischer Fär- Ball in eine Horde von 22 herumwu- bung erklärt Kumekawa die Beliebtheit selnden Spielern warf, die sich dann alle der »Außenseitersportart« Fußball unter zugleich auf ihn stürzten. Inzwischen ist einigen Jungen als Opposition zum Fußball aber auch in Ostasien gereift, eigentlichen Nationalsport Baseball. Die und bei der Weltmeisterschaft 2002 in wild frisierten und bunt gefärbten Haare Japan und Korea konnte man beobach- japanischer Nationalspieler leuchten im ten, wie beide Gastgeberteams ins Ach- Meer von einförmig schwarzen Base- tel- bzw. bis ins Halbfinale vorrückten. ballerhaarschöpfen plötzlich in einem Aus Anlass eben dieser WM fanden neuen Licht. Es wäre nur schön gewe-

2002 in Tokyo und Seoul Symposien sen, einen vergleichbaren Beitrag aus ✄ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✄ 57 der Feder eines Koreaners lesen zu lerdings das Fehlen von Lehrbüchern können. mit dem spezifischen Fußballwortschatz Reinold Ophüls-Kashimas Beitrag - e- ungünstig aus. Die Arbeitsgruppe des benfalls höchst lesenswert und unter- Autors an der Universität Dortmund be- haltsam - erhellt die Masche hinter der schäftigt sich daher mit der Entwick- oft wundersam anmutenden Namensge- lung eines eigenen Lehrwerks »Deutsch bung japanischer Fußballteams. Diese für Ballkünstler«, das aber wohl leider Namen kommen aus der Retorte und noch nicht veröffentlicht ist – stellen Sie beginnen bei noch nachvollziehbaren sich vor, Sie könnten Ihre Studienan- Exotismen wie Tokyo Verdy (von verde fänger demnächst mit demselben Lehr- = grün, entsprechend der Trikotfarbe). buch unterrichten, mit dem »auch Nao- Vegalta Sendai ist dagegen nicht etwa hiro Takahara in Hamburg lernt«! Ges- der Werksverein eines Produzenten ve- taltungselemente wie flache Lernpro- getarischer Fertiggerichte, sondern eine gression, didaktisch reduzierte »Sprint- kreative Kombination der Sternenna- grammatik«, Spiel- und Wettbewerbs- men Vega und Altair, die sich zum Ster- formen muten da verheißungsvoll an. nenfest tanabata treffen (der Termin, an Den Band beschließen ein Interview mit dem Sendai mal ein Spiel gewinnt…). Thomas Brussig und einige literarische Linguistisch richtig spannend wird es Miniaturen von Dieter Augustin. dann aber in den oberen Amateurklas- Fazit: ein vom ehemaligen Korea- sen, wo sich u. a. die Alo's Hokuriku Lektor Thomas Schwarz und seinen (Abkürzung von antilopes), Alouette Mitstreitern mit großem Engagement (frz. Lerche) Kumamoto und Professor hergestellter Band, der eigentlich in den Miyazaki tummeln, letzterer Verein, wer Handapparat eines jeden hierzulande hätte es gedacht, ein Lehrerteam. Deutsch Lehrenden gehört, der sein di- In der Abteilung »Medien« geht es pri- daktisches Fähnchen in den Wind der mär um Fußballberichterstattung im WM 2006 in Deutschland hängen, dabei Fernsehen. Unter »Sprache« findet sich aber nicht auf Tiefenschärfe verzichten u. a. Uwe Wiemanns süffisant mit ei- möchte. Jetzt fehlt nur noch, dass Trai- nem Zitat des Cottbuser Präsidenten ner Zico seine japanischen Mannen Dieter Krein betitelter Beitrag über die tatsächlich zur WM führen kann, sonst Mühen, ausländische Profis sprachlich droht auch im Sommer 2006 die in ihre Bundesligavereine zu integrieren Höchststrafe: die Herren in den weißen (»Wir haben Lehrer, die die Spieler die Hosen Tag für Tag auf den Bildschir- deutsche Sprache beibringen.«). Bei der men, Kanal rauf und runter!

Arbeit der DaF-Kollegen wirkt sich al- ☎ 58 ☎ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Literatur:

Ralf Adelmann / Rolf Parr / Thomas Schwarz (Hg.): Querpässe. Beiträge zur Literatur-, Kultur- und Mediengeschichte des Fußballs. Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren

2004, ISBN 3-935025-58-0, ✝✟✞✡✠☞☛✍✌✏✎✒✑

Mit freundlicher Genehmigung des Autors entnommen aus Lektoren-Rundbrief Japan 24, August 2004.

✆ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✆ 59 Forum German School of Music Weimar Einrichtung des ersten deutschen Musikstudienganges in Korea mit Unterstützung des DAAD

Liane Garnatz

Mit Beginn des Frühjahrssemesters Die Studenten werden studienbegleitend 2005 werden koreanische Musikstuden- vom ersten Semester an obligatorischen ten erstmalig in ihrem Heimatland in Deutschunterricht erhalten. So werden den Genuss einer deutschen Ausbildung sie gezielt auf ihr angestrebtes Aus- kommen. landsjahr im sechsten und siebten Se- Das Gemeinschaftsprojekt von Hoch- mester in Weimar vorbereitet, wofür sie schule für Musik FRANZ LISZT in sich sowohl musisch-künstlerisch als Weimar und Kangnam Universität sieht auch sprachlich durch eine Zwischen- die Einrichtung eines gemeinsamen Ba- prüfung qualifizieren. chelor-Studienganges für die Fachrich- Nach erfolgreichem Studienabschluss tungen Dirigieren, Flöte, Gesang, Klari- wird den Studenten ein deutscher und nette, Klavier, Violine und Violoncello einen koreanischer Bachelor-Abschluss vor. verliehen, der ihnen die Tür für ihre Das achtsemestrige Studium folgt einem weitere Karriereplanung in beiden Län- deutschen Curriculum, das auf die be- dern öffnet. Herausragende Absolventen sonderen Bedürfnisse in Korea abge- werden die Möglichkeit des Besuchs stimmt wurde. So werden ab März der Meisterklasse der Hochschule für nächsten Jahres voraussichtlich sieben Musik Franz Liszt Weimar haben. Je deutsche Musikwissenschaftler unter nach Einzeldisziplin werden 10 bis 12 Anleitung von Professoren der Musik- Erstsemestler aufgenommen. hochschule in Weimar den Unterricht Mit diesem Projekt fördert der DAAD im musikalisch-künstlerischen Haupt- erstmalig in Korea einen Studiengang fachbereich erteilen. Koreanische Lehr- im Rahmen seines Strukturprogramms kräfte werden im Wesentlichen die nach „Studienangebote deutscher Hochsch u- dem koreanischen Regelstudienplan ge- len im Ausland“, das darauf zielt, deu t-

forderten Ausbildungsteile übernehmen. schen Hochschulen zu unternehmerisch ✓ 60 ✓ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 geplanten und konkurrenzstarken Off- nischen Botschafters der Fördervertrag Shore-Gründungen zu verhelfen und mit dem DAAD unterzeichnet. Die Zu- sich auf ausländischen Bildungsmärkten wendung des DAAD für dieses Projekt

besser zu positionieren. beläuft sich auf ca. 420.000 ✕✗✖✡✘✚✙✜✛✣✢✍✤✥✙ Da in Korea unter potenziellen Bewer- so als Anschubsfinanzierung in den ers- bern für ein Studium in Deutschland die ten drei Jahren Kosten für die Einrich- Gruppe der Musiker und Künstler tradi- tung des Studienganges übernehmen. tionell die stärkste ist, wird ein großes Von koreanischer Seite werden die Kos- Interesse für die Einschreibung an der ten für den Neubau der nötigen Ausbil- German School of Music Weimar erwar- dungsräume und die Anstellungskosten tet. Den Studenten werden mit diesem des deutschen Lehrpersonals übernom- neuen Studienangebot vor Ort wesentli- men. che Hürden für den Weg zu einem deut- Dieses hoffnungsvolle Projekt basiert schen Musikabschluss genommen. Die auf der Begeisterung des Rektors der Ausbildung findet vor Ort statt, so dass Weimarer Musikhochschule, Herrn Pro- die Studenten zeitlich nicht in eine zu- fessor Rolf-Dieter Arens sowie den un- sätzliche Vorbereitungsphase für den ermüdlichen Anstrengungen des Kanz- Auslandsaufenthalt investieren müssen. lers der Hochschule für Musik, Herrn Die Deutschausbildung findet direkt an Stefan Groeger und des Musikwissen- der Kangnam Universität statt und er- schaftlers, Herrn Cho, Boohwan, an der spart den jungen Musikern das aufwän- Kangnam Universität. Auch wenn es bis dige Pendeln zwischen musischer und zum Studienbeginn im März noch eine Sprachausbildung. Das Auslandsjahr ist Reihe organisatorischer Detailfragen zu maßgeschneidert. Der Doppelab- lösen gilt, ist der DAAD vom Erfolg schluss schließt Akkreditierungsprob- dieses überzeugt und wünscht sich, dass leme aus. weitere deutsche Hochschulen diesem Anfang Juli fand in Seoul die Unter- Beispiel folgen werden. zeichnung des Kooperationsvertrages zwischen der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und der Kangnam Universität in Anwesenheit des deut- schen Botschafters statt. Damit wurden die Rahmenbedingungen für die Koope- ration festgeschrieben. Ende Oktober wurde in Weimar in einer akademischen

Feierstunde in Anwesenheit des korea- ✔ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✔ 61 Zusammenarbeit zwischen Lektoren und Deutschlehrern in Korea

Gernot Haidorfer

Die deutsche Sprache in Korea ist im Unterrichtsbesuchen mit den Schülern Niedergang. Diese Entwicklung wird sprechen, beispielsweise ein Interview von vielen Seiten beklagt - aber wird machen oder vorbereitete Fragen von auch genug dagegen getan? Eine Mög- ihnen beantworten. Ebenso ist das Hal- lichkeit: Kinder und Jugendliche schon ten einer kleinen Unterrichtseinheit früh für die Sprache interessieren und möglich wie z.B. eine Ausspracheübung. begeistern. So können sie später eher zu Selbstverständlich alles in enger Zu- Freunden der deutschsprachigen Litera- sammenarbeit mit dem Deutschlehrer tur und Kultur, zu Deutschland- der Klasse, der hilft und übersetzt. Urlaubern oder gar zu Germanistik- Wie ich bereits in kurzen Redebeitragen Studenten oder Studenten in Deutsch- bei Lektorentreffen Anfang April an der land werden. Die Oberschullehrer für Sungshin-Uni und Anfang Juni am GI Deutsch, das war mein Eindruck, den gesagt habe: Ein Problem ist bisher die ich bisher aus mehreren Unterrichtsbe- fehlende Kooperation zwischen suchen und zahlreichen Gesprächen Deutschlehrern und Lektoren. Viele gewonnen habe, tun hierfür schon eine Lektoren, die Interesse an solchen Be- ganze Menge. Im Deutschunterricht an suchen hatten, wussten nicht, an wel- den Schulen Koreas ist aber sicherlich chen Schulen ihrer Stadt Deutsch unter- noch mehr möglich. Motivierend ist auf richtet wird und wer dort Deutsch unter- jeden Fall der Kontakt von Schülern zu richtet. Dies soll sich nun verbessern. Muttersprachlern. Da nur sehr wenige Gemeinsam mit Herrn Seong-U Park Deutsche hierzulande an Schulen unter- von der Pädagogischen Verbindungsar- richten, haben die Schüler bisher kaum beit des Goethe-Instituts und Frau Mi- Gelegenheiten dazu. Eine gute Chance Sun Kim (Kyonggi-Mädchen–Ober- für einen solchen Kontakt können aber schule in Seoul Kangnam) vom Korea- wir bieten, die ca. 60 deutschsprachigen nischen Deutschlehrer-Verband (KDV)

Lektoren in Südkorea. Wir können in habe ich besprochen, wie die Zusam- ✦ 62 ✦ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 menarbeit und der Informationsfluss rer Region zugreifen können. zwischen deutschen Lektoren und kore- - Bei Fragen oder Problemen steht Frau anischen Deutschlehrern verbessert Mi-Sun Kim als Ansprechpartnerin des werden kann. Dies soll wie folgt ge- KDV zur Verfügung schehen: ([email protected]). - Der Präsident des KDV, Il-Hwan Kim, -Ansprechpartner von Seiten der LVK erstellt eine Liste der an der Zusam- bin ich ([email protected]). menarbeit interessierten Lehrer mit Ad- Wir hoffen, dass viele Lektoren bereit ressen und Telephonnummern. Diese ist dazu sind, den Deutschunterricht in Ko- aufgeschlüsselt nach Provinz und Stadt, rea durch Besuche zu bereichern. so dass die Lektoren auf die Lehrer ih-

✧ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✧ 63

★ 64 ★ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Seminare und Konferenzen Kultureller Wandel Das 12. Sorak-Symposium

Kai Köhler

Das diesjährige, 12. Sorak-Symposium Qualität der Referate und Fragen belegt. beschäftigte sich unter der Leitung von Man kann sich nun freilich streiten, Klaus-Michael Bogdal (Bielefeld) mit: welchen Stellenwert die Wiedervereini- „Werte und Wandel. Deutsche Literatur gung (die, da es die heutigen Grenzen und Kultur im Prozess der Wiederverei- so nie zuvor gab, doch besser als Verei- nigung“. In mehrfacher Hinsicht erwies nigung zu bezeichnen wäre) für die Li- sich diese Themenwahl als günstig. An- teratur und Kultur der letzten anderthalb ders als beim der Kulturwissenschaft Jahrzehnte hatte. Schließlich liegt kein gewidmeten Symposium von 2003 war Zusammenkommen gleichberechtigter keine Methode vorgegeben, die dann Partner vor, sondern ein Sieg des mehr oder minder freiwillig auf einen marktwirtschaftlichen Systems über das Stoff angewendet wurde, sondern er- planwirtschaftliche. Entsprechend wur- möglichte der gemeinsame Stoff ver- de die westliche Ordnung auch im Os- schiedenste Zugriffe. Vielfach unter- ten durchgesetzt, damals dem Mehr- gründig, zuweilen auch explizit spielten heitswillen der ehemaligen DDR- die Fragen eine Rolle, ob und wann es Bewohner entsprechend. Der demokra- zu einer koreanischen Wiedervereini- tische Anschluss der neuen Bundeslän- gung kommen wird und was in diesem der an die alte Bundesrepublik ging ein- Fall, im Guten und im Schlechten, von her mit jener weltweiten Ökonomisie- der deutschen Vereinigung zu lernen sei. rung des Handelns und Denkens, die Die Diskussionen waren durchgängig heute unter Globalisierung gefasst wird. lebhaft, stets konstruktiv, nie von starren Ungeachtet der neuen, kurzlebigen Formalitäten und hierarchischen Frage- „Montagsdemonstrationen“ des Jahres ordnungen behindert. Manche lohnende 2004 ist im Ergebnis die Konfliktlage gründlichere Erörterung fiel dem durch- der Gegenwart wohl weniger die zwi- gängigen Zeitmangel zum Opfer; ein schen Ost und West als die zwischen

freilich auch gutes Zeichen, das die neuer sozialer Härte und alter Bundes- ✩ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✩ 65 republik (auf die die Beitrittsbürger weltweiten Sammlung der Sterbeanlässe wohl größere Hoffnungen setzten als die Grünbein ganz in den siegreichen Wes- 1989 bereits desillusionierten Westbe- ten integriert. wohner). Welchen Stellenwert also hat Ein anderes Bild freilich entstand für heute die Kultur der Ostler, die mehr- den Film, wie Frank Grünert (SNU) in heitlich 1989 dankbar ihr politisches einem Überblick und Sebastian Donat System und in der Folge weniger freu- (LMU München) am Beispiel von Ver- dig ihre ökonomischen Illusionen verlo- filmungen von Büchern Thomas Brus- ren? sigs zeigte; Brussig oder auch Jana Glaubt man dem Themenkatalog des Hensel zu interpretieren hätte allerdings Symposiums: für die Literatur einen ge- vielleicht auch das Bild der Literatur ringen. Soweit es um DDR-Autoren verschoben. Immerhin ist auffällig, dass ging, stand ihr Schaffen vor der „We n- in der vergleichsweise kapitalintensiven de“ im Mittelpunkt. Anna Seghers, von Filmproduktion die durchaus sympathi- Ko Maengim (Ewha Frauen Univ.) vor- sierende Beschäftigung mit dem Osten gestellt, hat die Vereinigung gar nicht stattfindet (ein Beitrag eigens über die mehr erlebt; für die „Dramaturgie Vo l- international erfolgreiche Produktion ker Brauns“ (Kim Chung Wan, Chan g- „Good Bye Lenin“ fiel leider aus), wä h- won Nat. Univ.) bedeutete 1989 keinen rend auf dem Buchmarkt ostspezifische Einschnitt. Die von Noh Hee-Jik Globalisierungskritik, im Gewand einer (HUFS) vorgestellte Berlin-Lyrik datiert Ostalgie, weniger Bedeutung hat. Mög- aus der Zeit vor der „Wende“, und a l- licherweise reagiert gerade der Film- lenfalls die von Kai Rohs (Soongsil U- markt empfindlicher auf ein spezifi- niv.) vorgestellte geheimdienstliche sches Publikumsbedürfnis als Bücher, Kontrollpraxis regte nach 1989 die deren Autoren von Meinungen leben Phantasie an. müssen, die im Feuilleton akzeptiert Gleich zwei Vorträge widmeten sich werden. zwar Durs Grünbein. Er aber, in der Eine Reihe von Vorträgen beschäftigte DDR aufgewachsen, schaffte erst nach sich mit Nachwirkungen der DDR- 1989 seinen literarischen Durchbruch. Kultur. Kazuo Hosaka (Nihon Univ.) Spielen, wie Chon Young-Ae (SNU) blickte auf die Debatte zurück, die 1990 nachwies, in „Schädelbasislektion“ sp e- um Christa Wolfs Erzählung „Was zifische Osterfahrungen durchaus noch bleibt“ geführt wurde. Freilich ging es, eine Rolle, so zeigt die Epitaph- wie Hosaka eindringlich demonstrierte, Sammlung „Den t euren Toten“, vorg e- schon damals nicht allein um die DDR- stellt von Ahn Mi-Hyun (HUFS) in der Literatur und das Verhalten einer

prominenten Autorin. Gemeinsam mit ✪ 66 ✪ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 minenten Autorin. Gemeinsam mit der Ursachenbestimmung ordnete er drei moralischen Instanz Christa Wolf stan- Hauptthesen zu, die er jeweils politisch den auch die politisch engagierten verortete: der rechten „Deformation s- Schriftsteller des Westens am Pranger. these“, deren Anhänger die gegenwärt i- Hosakas provokative Parteinahme in gen Probleme in den Nachwirkungen dieser Auseinandersetzung wurde leider von vierzig Jahren sozialistischer Erzie- nicht gründlich diskutiert: Erfreut be- hung sehen; der liberalen Transformati- grüßte er mit Karl Heinz Bohrer eine onsthese, der zufolge die Verwerfungen von Gesinnungsästhetik und Ge- unvermeidliche Übergangsprobleme schichtsphilosophie befreite Literatur, sind; und schließlich die linke Kolonisa- die endlich sich selbst überlassen sei. tionsthese, deren Anhänger den Zorn Literaturhistorisch könnte man einwen- der ehemaligen DDR-Bürger als Folge den, dass fast alle Literatur, die je ge- rücksichtsloser westlicher Übernahme schrieben wurde, inhalts- und zweckbe- interpretieren. Auch wenn Kim jeder zogen war und das l’art pour l’art, das These ihre eigene Logik zubilligte, Bohrer so sehr schätzt, Ausnahmeer- wurde doch deutlich, dass er der dritten scheinung; literaturtheoretisch, dass es Version zuneigt. Seine Mahnungen, die gewagt ist, das Wesen einer Sache aus erhoffte koreanische Wiedervereinigung Sonderfällen abzuleiten; und vom als Vereinigung von Gleichen durchzu- Standpunkt der Aktualität, dass die so- führen, sind ebenso begründet wie seine zialen und militärischen Kämpfe der Warnungen vor einem „romant i- nächsten Zukunft eine solide Grundlage schen“ Nationalismus, der Begeisterung für politisch funktionale Werke bilden an die Stelle rationaler Problemlösun- werden. gen setzt. Ob unter den zu erwartenden Mit einem anderen Komplex der DDR- ökonomischen Machtverhältnissen ein Nachwirkung beschäftigten sich Betei- solcher Ausgleich erhofft werden darf, ligte eines internationalen und interdis- ist freilich eine andere Frage. ziplinären Forschungsprojekts zu sozio- Kims Vortrag wurde noch unterstützt kulturellen Auswirkungen der Vereini- durch die Darlegungen des Soziologen gung in Ost und West. Grundlegend Rainer Zoll (Univ. Bremen), der das wandte sich der Projektleiter Kim Nuri Projekt von Deutschland aus beratend (Chungang Univ.) soziokulturellen Kon- unterstützt. Zoll legte dar, welche Um- flikten zwischen Ost und West zu. Er brüche in ihrer Lebenswelt und in der stellte eingangs dar, in welchem Maße Folge auch: welche Verluste an alltägli- eine „Mauer in den Köpfen“ en tstanden chem Vertrauen die ehemaligen DDR-

ist, nachdem die Betonmauer fiel. Die Bewohner zu verkraften haben. Zwei ✫ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✫ 67 Arbeitsskizzen komplettierten dann das rung“, „Aussichten auf den Bürge r- Bild des Forschungsprojekts. Bae Ki- krieg) eine Anthropologisierung nach- Chung (HUFS) untersuchte nicht nur weisen lässt. Suitbert Oberreiter (Tai- die jüngsten Phänomene einer Ostalgie wan Nat. Univ., Taipeh) wandte sich besonders in Fernsehen und Film, son- Kanon-Diskussionen zu und stellte her- dern auch die ästhetische und die politi- aus, in welchem Maße jeder Kanon his- sche Kritik daran. Bürgerrechtler, die torisch bestimmt und damit wandelbar 1989 Demonstrationen gegen die Regie- ist – leider ohne auf die Wiederkehr von rung der DDR initiierten und danach Literaturkanons im etwa letzten Jahr- sich auf verschiedenste westliche Par- zehnt einzugehen und damit auf ein teien verstreuten, wurden von Lee No- kompliziertes Verhältnis vom Verlust an Eun (SNU) vorgestellt. Eine lebhafte traditioneller Bildung und dem bis in Kontroverse entstand um die Fragen, Fernsehshows wirkenden Bestreben, inwieweit der Sturz der SED tatsächlich sich solcher Werte durch Ranglisten be- das Werk der Demonstranten oder nicht deutender Deutscher, Bücher oder was vielmehr Resultat sowjetischen Rück- es sonst so geben mag zu versichern. zugs aufs Kernterritorium und Resigna- Zukunftsgerichtet, ohne Bezug auf die tion der Ost-Berliner Führung gewesen nun verlorene DDR und gleichzeitig sei; und ob, nachdem die ohnehin nur in nicht ohne ideologische Pointierung der Gegnerbestimmung einigen Bürger- wies Kim Ihmku (SNU) auf die Wie- rechtler sich auf die verschiedenen Flü- derkehr des Christlichen überhaupt in gel des neuen westlichen Machtzent- der Literatur und besonders bei Peter rums aufgeteilt haben, sich nicht die Handke und in dessen Königsdrama Rede von ihnen als einheitlicher Gruppe „Zurüstungen für die Unsterblich- verbietet. keit“ hin; in der Diskussion blieb u m- In den anderen Vorträgen kam Östliches stritten, inwieweit die Hinwendung nur am Rande vor. Der Vortrag Gerhard Handkes zum Religiösen als spezifisch Fischers (Univ. of New South Wales) zu christlich zu werten sei. Kai Köhler Hans Magnus Enzensberger zeigte, wie (SNU) stellte dem also vielleicht Christ- gesamtdeutsche Konflikte nur punktuell lichen bei Handke den Teufel gegenüber, – dann allerdings präzise gedeutet – bei der in Alexander Kluges Prosasamm- Enzensberger auftauchen, insgesamt lung „Die Lücke, die der Teufel jedoch sich eine Blickverschiebung vom lässt“ für eine Theologisierung der Pol i- Bundesrepublikanischen zum Globalen tik steht. Einig, bei allem Kontrast in und schließlich in den Großessays der der konkreten Ausrichtung, waren die

neunziger Jahre („Die große Wand e- beiden Referenten dieser Sektion damit ✬ 68 ✬ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 in dem Punkt, dass vorgängig gesetzte das Schreiben den fehlenden Bildkon- Werte, statt postmoderne Beliebigkeit, text durch Zusatzinformation, während Literatur und Auseinandersetzungen der die Goetz’ bewusste Dekontextualisi e- näheren Zukunft bestimmen werden. rung des Gesprochenen einen Grenz- Chae Yon-Suk (Kyungpook Nat. Univ.) und Sonderfall des Mediums Schrift erprobte anhand von Texten Bachmanns darstellt. und Enzensbergers, wie eine interme- Zwei sehr unterschiedliche Beiträge diale Sicht moderne deutsche Lyrik er- widmeten sich neueren kulturellen Ent- schließen kann; Mittel sollte eine ge- wicklungen. Kim Dong-Uk (Dankuk genseitige Erhellung von Bild und Ge- Univ.) stellte faktenreich die Reform der dicht, besonders von Film und Gedicht Studienstruktur an deutschen Universi- sein. Umstritten blieb, ob nicht gerade täten dar. Der informative und zuverläs- Chaes Beispiele sich für Bezüge von sige Vortrag musste aus Zeitgründen Literatur und Musik geeignet hätten. den Wunsch nach einer Diskussion of- Als didaktisches Problem für die Lehre fen lassen, die sich in diesem Rahmen kam die Befürchtung hinzu, dass die angeboten hätte: ob nicht die Anpas- besondere sprachliche Prägung von Li- sung der deutschen Universität ans ame- teratur durch Bilder auch überdeckt rikanische Marktmodell nicht auch werden könnte. Ausdruck und Medium eines kulturellen Enger am Tagungsthema orientierte sich Wandels ist; einer durchgreifenden Ori- Roger Lüdeke (LMU München), der entierung an Wettbewerbsmaßstäben, sich Rainald Goetz’ „1989“ zuwandte. die gerade das Neue darstellt gegenüber Anders als etwa bei Bachmann ist hier den kleinbürgerlich-sozialdemokrati- Intermedialität nicht allein Werkzeug schen Prinzipien, die vor 1989 in Ost des Interpreten, sondern schon im und West herrschten. Schreibakt enthalten. Goetz’ Fernse h- Absehbar konfrontativer war die Reak- protokolle der „Wende“ verfremden im tion auf den Vortrag Yuk Hyun-Seungs Akt des Notierens die Kommentare, de- (Chonbuk Nat.Univ.) zu Martin Walsers nen ihre Bildebene entzogen wird. Lü- umstrittenen Roman „Tod eines Krit i- deke wies nach, wie Goetz so die norm- kers“. Durch theoretisch ambitionierte setzende Funktion der Medien anschau- Definitionen von Komik und Ironie lich machen kann; ob sich so auch eine vermochte Yuk Darstellungsprinzipien „kontextuelle U nbestimmtheit“, gar des Romans zu erfassen; ob ihm nicht „Tötlichkeit“ von Schrift erweisen lässt, gleichzeitig wichtige stoffliche Momen- erscheint demgegenüber weniger sicher. te entgingen, war Gegenstand der Dis-

Immerhin berücksichtigt im Normalfall kussion. Einerseits beklagten manche ✭ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✭ 69 Teilnehmer in vom Ressentiment be- und gestaltet die kümmerlichen „Rä n- stimmten Beiträgen „zionistische Pr o- der“ der globalisie rten Welt. Zugespitzt paganda“ und wie manche Deu tschen las Bogdal dann Christian Krachts Ro- einen Heidegger (der ja wohl kaum als man „Faserland“ dem Kl ischee einer unwissender Idiot NSDAP-Mitglied warenfixierten Pop-Literatur entgegen war) als Nazi diffamierten oder wie so- als Rückkehr zur literarischen Tradition gar ein Michel Friedman bald wieder und damit zur Wertorientierung. obenauf sei; andererseits wurde auch Diese Pointe, von der Tageskritik un- benannt, welche Elemente eines literari- bemerkt, steht im Zusammenhang mit schen Antisemitismus Walser in seinem Bogdals zweitem Vortrag, der Überle- Roman bewusst fortschreibt. gungen zum Stellenwert von Literatur Walser erscheint so als Teil eines kul- in der Mediengesellschaft vorstellte. turpolitischen Felds, das durch mehrere Hier konnte Bogdal in der Tat entmuti- Konflikte bestimmt ist, die nicht auf ei- gende Symptome anführen: Die Auf- nen zentralen Widerspruch zu reduzie- merksamkeit etwa, die ein Dieter Boh- ren sind. Klaus-Michael Bogdal stellte len über den ihm angemessenen media- in seinem Eröffnungsvortrag mehrere len Bereich hinaus einheimsen kann, Werke vor, die insgesamt die Komplexi- oder auch eine Vorlesung Thomas Gott- tät der Problematik vermitteln. Neben schalks über eben jenes Bohlen-Buch. einer durchaus distanzierten Darstellung Das studentische Publikum entledigte von Walsers die NS-Vergangenheit ver- sich elitären germanistischen Protests klärendem Roman „Ein spri ngender gegen jene Niveausenkung gewaltsam, Brunnen“, den er gleichwohl für gelu n- um schließlich noch mit Gottschalks gener als den „Tod eines Kritikers“ hält, Niveau gelangweilt zu sein. hob Bogdal die Bedeutung von Dieter Bogdals Fazit war zwiespältig: Im Zitat Fortes Romantrilogie „Das Haus auf eines Händlers, ein gutes Buch sei ein meinen Schultern“ hervor. Während e i- verkauftes Buch, wie in einem Zitat ne Autorin der mittleren Generation wie Reinhard Jirgls, das tradierte Sprach- Ulla Hahn Bildungserlebnisse wie auch normen sprengt. Freilich kann es kein die Entfremdung vom Herkunftsmilieu Selbstzweck sein, den Leser zu ver- durch einen von einer nun auch vergan- schrecken. Immunisiert sperrige Spra- genen Sozialdemokratie ermöglichten che ihn indessen gegen allzu platte Ge- Bildungsaufstieg thematisiert, so will genwärtigkeit, so ist dem kulturellen ein jüngerer – vierzigjähriger! – Autor Wandel zum Schlechteren immerhin ein wie Feridun Zaimoglu vom Klischee Geringes entgegengesetzt. Auf der Ebe-

des Immigrantenschreibers wegkommen ne des Literarischen überzeugte Bogdals ✮ 70 ✮ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Hoffnung auf ein Buch, dessen Verfas- und sprach Bae Ki-Chung von einer ser nicht allein darauf schielt, den Ver- „Vermarktung der ‚Ostalgie’“. Doch kaufshit für eine Saison zu landen. Auf wäre ein Sieg einer Denkform, auf den der Ebene auch kultureller Kräftever- keine Gegenbewegung folgt, historisch hältnisse wäre zu fragen, ob nicht der neu. Sets regten ungelöste Konflikte die umfassenden Ökonomisierung ohne po- literarische Produktion an. So ist auf litischen Streit Einhalt geboten werden mittlere Sicht auf ein kulturell ausstrah- kann. Der untergegangene Osten, der lungskräftiges Deutschland zu hoffen, noch ganz dem fordistischen das dann auch der Germanistik zum Wohlstandsideal folgte, hat zu den aktu- Aufschwung verhilft. ellen Konflikten wohl nur wenig beizu- tragen; zu Recht wies Bogdal auf die Warenfixierung auch der Ostalgie hin

✯ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✯ 71 10 Jahre DaF-Szene Korea Ein Seminar der LVK zur Neuprofilierung der DaF-Szene Korea

3.-5. Dezember 2004, Benediktiner-Kloster Waegwan / Südkorea

Mit dem Seminar in Waegwan verfolgen wir das Ziel, der DaF-Szene Korea als "Zeitschrift" ein schärferes Profil zu geben. Mit dieser Umbenennung möchten wir einer Entwicklung Rechnung tragen, die den Untertitel "Rundbrief" zunehmend zum understatement gemacht hat. Bewährte Elemente aus dem alten Format sollen beibehalten werden (Themenhefte, Unter- richtsentwürfe, Kulturfeuilletons, Forum, Rezensionen, Konferenzberichte …), neue sollen hinzukommen. Die Reflexion über den Werdegang der Zeitschrift möchten wir verbinden mit der Diskussion einer Neuausrichtung der Zeitschrift. Zur Standortbestimmung der DaF-Szene möchten wir uns über Funktionen, Programmatik und Auflagen der anderen Germanisten- Zeitschriften in der Region informieren. Wir möchten Einblicke in die Organisation der redak- tionellen Abläufe bei anderen Zeitschriften gewinnen, um aus diesen für die Neuprofilierung der DaF-Szene zu lernen. Das Seminar soll eine Bestandsaufnahme der germanistischen Pub- likationstätigkeit in Ostasien liefern und den Austausch zwischen interessierten Redaktionen befördern. In Zukunft sollen auch in die DaF-Szene verstärkt wissenschaftliche Beiträge aufgenommen werden. Zu diesem Zweck muss die Redaktion um Mitglieder erweitert werden, die bereit sind, Texte kritisch zu begutachten. Neue Entwicklungen im Bereich der Literatur-, Sprach und Kulturwissenschaft sollen im Hinblick auf ihre Bedeutung für die koreanische Germanis- tenszene diskutiert werden. Als Publikationsort soll die DaF-Szene auch für Autoren aus der sog. Inlandsgermanistik mit Interesse am Austausch mit Asien attraktiv werden. Diese Redaktionspolitik betrachten wir als Beitrag zur Stärkung der Position deutscher Lekto- ren an koreanischen Universitäten, die zwar als Sprachlehrer Anerkennung finden, deren wis- senschaftlicher Beitrag zur Germanistik in Südkorea aber häufig unterschätzt wird. Der wis- senschaftlichen Isolierung von Kollegen am Arbeitsplatz hat die Lektorenvereinigung Korea seit jeher durch Fortbildungsveranstaltungen entgegenzuwirken gesucht. Wir möchten die wissenschaftliche Diskussion zwischen unseren Mitgliedern befördern und sie zu gemeinsa- men Forschungsprojekten anregen. Unseren Mitgliedern, die oft an Dissertationsprojekten arbeiten oder eine Dissertation abgeschlossen haben, möchten wir Gelegenheit zur Darstel- lung ihrer Forschung geben, unabhängig von dem Platz, der ihnen in koreanische Germanis- tenzeitschriften gegen Bezahlung eingeräumt wird. Unterrichtsbezogene Aspekte aus dem Bereich Deutsch als Fremdsprache, sowohl Unter- richtsentwürfe als auch komplette Modelle mit Kopiervorlagen und die Reflexion der beson- deren Unterrichtsbedingungen in der Region sollen in jeder Nummer einen eigenen Schwer- punkt bilden. Die DaF-Szene möchte regelmäßig Beiträge über interessante Projekte, die Lek- toren an ihren Universitäten durchführen, vorstellen. Zum festen Profil der Zeitschrift sollen auch in Zukunft Berichte, Reportagen und Randglos- sen zum Leben in der Region gehören. Insbesondere die Arbeitsbedingungen (Vertragsbedin- gungen, Krankenkasse, Rentenversicherung …) sollen in einer regelmäßigen Rubrik transpa- rent gemacht werden. Gleichzeitig soll das Layout der Zeitschrift verbessert werden. In einem Workshop soll der Satz mit einer Formatvorlage erprobt werden. Neue technische Möglichkeiten sollen bei der graphischen Gestaltung erschlossen werden. Die DaF-Szene möchte nicht als "Bleiwüste" er- scheinen, sondern für jedes Heft mit einem spezifischen Layout-Konzept aufwarten. Wir stre- ben eine Verbesserung der ästhetischen Verbindung von Texten mit Bildern im Layout an.

Systematisch möchten wir den Blickwinkel der Zeitschrift erweitern, in Zukunft sollen nicht ✰ 72 ✰ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 nur Beiträge aus unserer japanischen Schwesterorganisation bei uns erscheinen, darüber hin- aus möchten wir die DaF-Szene für Beiträge insbesondere aus China öffnen. Mittelfristig möchten sich die deutschen Lektoren in Südkorea mit dieser Neuorientierung auf eine aktive Rolle in der asiatischen Germanistenkonferenz 2006 an der Seoul National Uni- versity vorbereiten, auf der wir unsere Arbeit sichtbar machen wollen. Wir haben die Gründung eines Fördervereins der Lektorenvereinigung Korea in Berlin einge- leitet, der es uns ermöglicht, eine deutsche ISSN-Nummer für die DaF-Szene zu beantragen. Die Zeitschrift soll damit nicht nur für Autoren, sondern auch für Anzeigenkunden attraktiver werden. Über die wichtigen Verlage im Bereich DaF hinaus möchten wir insbesondere ein breiteres und regional ausdifferenzierteres Spektrum an Sprachenschulen ansprechen. Auf dem Seminar sollen auch exemplarische Artikel und thematische Schwerpunkte für die kommenden Hefte diskutiert werden, abschließend möchten wir ein Redaktionsstatut verab- schieden.

Programm:

Freitag, 3.12.2004 Nachmittag: Thomas Schwarz (Berlin): Vom Rundbrief zur Zeitschrift - Die Redaktions- politik der DaF-Szene Korea zwischen 1994 und 2004 (16.00) Michael Menke: Die Finanzierung der DaF-Szene Gabriela Schmidt (Tokio): Der Lektorenrundbrief und die Zeitschriften der Germanistik in Japan

Samstag, 4.12. Vormittag: Thomas Schwarz: Zeitschriftenrundschau. Themen und Profile kulturwis- senschaftlicher Neuerscheinungen in Deutschland Solja Baek / Friedhelm Bertulies (Taegu University): Die Topographie der germanistischen Zeitschriften in Südkorea und ihre Publikationen Björn Laser (DAAD/Bangkok): Lektoren und germanistische Zeitschriften in Thailand Thomas Zimmer (DAAD/): Die Zeitschriften der Germanistik in China Nachmittag: Thomas Schwarz und N.N.: Workshop Layout, exemplarisches Arbeiten mit einer Formatvorlage und Graphikprogrammen Danach Ausflug nach Daegu oder in die Umgebung.

Sonntag 5.12. Vormittag: Themenvorschläge und Sektionen der DaF-Szene N.N. : Handbuch Studienberatung N.N.: Vorüberlegungen zu einem Themenheft Film. Kritiken und Didaktisie- rungen N.N.: Unterrichtsmodelle für literarische Texte Thomas Schwarz: Erinnerungsorte. Geschichte im DaF-Unterricht Kai Köhler: Rezensionen und Konferenzberichte Verabschiedung eines Redaktionsstatuts der DaF-Szene Nachmittag: Abreise

Fragen und Informationen: Michael Menke, [email protected] Wegen der Zimmer-Reservierung ist eine Anmeldung bis 26. November leider unbedingt erforder-

lich!!! ✱ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✱ 73 Das 9. Internationale Symposium der Koreanischen Gesell- schaft für Deutsch als Fremdsprache (KGDaF) Thema: Neue Medien im Unterricht Deutsch als Fremdsprache Veranstalter: KGDaF in Verbindung mit dem Goethe-Institut Seoul Leitung: Prof. Dr. Erwin Tschirner (Universität Leipzig) Termin: 1. April - 2. April 2005 Ort: Sungshin Frauen Universität (voraussichtlich)

Zum Thema

Die Entwicklung und rasante Ausbreitung der neuen Medien und der Aufstieg des Internet zum zentralen Medium der globalen Gesellschaft bieten auch für den Unterricht Deutsch als Fremdsprache neue Chancen und Herausforderungen. Lernprozesse im heutigen Fremdsprachenunterricht lassen sich auditiv und visuell erkunden. Lerner lernen über kognitive Prozesse nachzudenken, zu experimentieren und eigene kogniti- ve Prozesse bewusst und gezielt zum Spracherwerb einzusetzen. Diese Kommunikation auf der Basis digitaler Medien ermöglicht Lernen in authentischen Lernumgebungen für alle, die im Ausland Fremdsprachen lernen. Reichhaltiger authentischer Input lässt sich über muttersprachliche Sprecher der Zielsprache in den Unterricht hineintragen oder aber über Audio- und Videodokumente. Letzteres war bisher oft sehr mühsam, zeitaufwändig und mitunter ineffektiv.

Heute erscheint der Computereinsatz vielen Fremdsprachenlernern im DaF-Unterricht als ein sinnvoller Bestandteil ihres Unterrrichts. Mit dem Computer können schnell einzelne Sätze, Phrasen oder Wörter herausgegriffen und beliebig oft wiederholt werden. Äußerungen können mit visuellen Informationen verknüpft und gleichzeitig gelesen und gehört werden. Mit Hilfe einer breiten Palette an Aufgabentypen und Arbeitswerkzeugen lässt sich die Aufmerksamkeit innerhalb eines bestimmten situativen Rahmens auf grammatische, lexikalische, pragmatische und soziolinguistische Merkmale richten.

Der Einsatz der neuen Medien im Unterricht schafft neue Qualitäten des Lehrens und Lernens auch und gerade im Fremdsprachenunterricht. Allerdings sind nicht notwendigerweise neue pädagogische Qualitäten mit neuen Medien ver- bunden. Bevor der Einsatz neuer Medien zu neuen Qualitäten beim Lehren und Lernen führen kann, müssen neue didaktisch-methodische Konzepte entwickelt und erprobt werden. Diese müssen auf theoretischen Grundlagen beruhen, im Fremdsprachenunterricht vor allem auf Modellen und Ergebnissen der Zweitsprachenerwerbsforschung.

Wo liegen dann die Probleme bei der Planung, Zusammenstellung, Erprobung und Nutzung der auf „neuen“ Medien basierenden Lernangebote? Die Beantwortung dieser Fr age erlaubt nicht nur eine Lösung. Sie eröffnet Raum für zahlreiche Diskussionen. Die KGDaF bietet den Wissenschaftlern die Möglichkeit, sich mit Herrn Professor Dr. Erwin Tschirner von der Universität Leipzig über diese Problematik auseinanderzusetzen.

✲ 74 ✲ DaF-Szene Korea 20 / November 2004

Zum Seminarleiter

Prof. Dr. Erwin Tschirner ist seit 1998 in der Fakultät Deutsch als Fremdsprache mit Schwer- punkt Grammatik und Angewandte Linguistik, am Herder-Institut der Universität Leipzig tä- tig. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem „Neue Medien im DaF -Unterricht“.

Verfahren

Prof. Dr. Erwin Tschirner als Seminarleiter hält zwei bis drei Einführungsvorträge und leitet einen Workshop. Im Workshop ist mit praktischen Übungen und Anregungen durch simulie- rende Praxis zu rechnen. Darüber hinaus sollen durch weitere Teilnehmer etwa 10 Referate gehalten werden. Für den Einführungsvortrag sind etwa 50 Minuten vorgesehen und für jedes Referat einschließlich der Diskussion 40 Minuten. Es werden ca. 50 bis 60 Teilnehmer erwar- tet. Alle Beiträge und Diskussionen werden auf Deutsch gehalten bzw. geführt.

ANMELDUNG

Die Anmeldefrist für die Teilnahme als Referent ist bereits abgelaufen. Interessierte Zuhörer sind natürlich herzlich willkommen.

Hinweise

Vom 3. – 26. Dezember findet im Seouler COEX der „German Christmas Market“ statt, ve r- anstaltet von der Deutsch-Koreanischen Handelskammer. Dort werden typische deutsche Weihnachtsspezialitäten und –Artikel gezeigt und verkauft. Außerdem gibt es ein abwechs- lungsreiches Rahmenprogramm.. Täglich von 11 – 21 Uhr auf dem COEX-Außengelände, U-Bahn-Station Samsung.

Einen weiteren Weihnachtsmarkt veranstaltet die Deutsche Schule Seoul am 11. Dezember (Samstag). Diese schon traditionelle Veranstaltung beginnt nachmittags und dauert bis ..._

✳ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 ✳ 75 Autorenverzeichnis

Hi-Gung Bae: ist Virologin und promoviert derzeit im Robert-Koch-Institut in Ber- lin. Gründungsmitglied von „INKODA“

Bernd Esch: Dozent an der Hankuk Universität für Fremdsprachen, Studium der Germanistik und Anglistik in Trier und Stirling, Schottland.

Liane Garnatz: 1998 – 2001 DAAD-Lektorin in Gwangju, seit September 2003 Leiterin des Informations- und Beratungszentrum des DAAD in Seoul, DAAD-Lektorin an der Yon- sei-Universität in Seoul. Studium der Fächer Germanistik, Amerikanistik, Indogermanistik, Sanskrit/Klassische Indische in Rostock, Poona (Indien) und Greifswald, Zusatzstudium Deutsch als Fremdsprache.

Gernot Haidorfer: geboren in Freiburg/Breisgau; Studium Deutsch/Geschichte (Lehramt Gymnasium) an der Universität Freiburg; 2000 – 2003 Lehrer in der Schweiz (Sekundarschu- le Oftringen, Kantonsschule Luzern); seit März 2003 DAAD-Lektor an der National- Universität Busan.

Kai Köhler: Dr., Seoul National University, College of Humanities, Studium der Germanistik, Romanistik und Politikwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg (MA), Promotion ebenda mit einer Arbeit zur Geschichte der Germanistik im "Dritten Reich". Weitere Arbeits- schwerpunkte: Literatur und völkische Ideologien, DDR-Literatur, Literatur und Musik.

Michael Menke: University of Incheon, Studium der Germanistik und Musikwissenschaften in Göttingen, Berlin und Wien. Journalist. Dissertationsprojekt im Fach Musikwissenschaft, Arbeits- und Interessensgebiet: Gegenwartsmusik, Verhältnis Musik und Sprache.

Jörg Plassen: Dr., Junior-Professor für Geistesgeschichte Koreas der der Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Ostasienwissenschaften, Sprache und Kultur Koreas

Kai Rohs: Soongsil Universität, Seoul, Studium der Rechtswissenschaft (Tübingen), Studi- um der Koreanistik (Bochum), Zusatzstudium "Deutsch als Fremdsprache" (Bochum).

Thomas Schwarz: Studium der Fächer Deutsch und Geschichte in München und Berlin, DAAD-Lektorat an der Keimyung-Universität in Daegu von 1998-2003, zur Zeit Lehrbeauf- tragter für Deutsch als Fremdsprache an der Freien Universität Berlin.

Friedrich Strahl: Studium der Geschichte, zunächst Oberst bei der Bundeswehr, Militärhisto- riker, arbeitet als freier Journalist in Brandenburg.

Till Weber: 2. Staatsexamen, Studienrat Englisch und Geschichte, unterrichtet an der Ryukyu- Universität auf Okinawa, Japan

Christina Il-Sook Youn-Arnoldi: Linguistik, Übersetzungswissenschaft, arbeitete bis 1997 - 2000 an der Daeil-Fremdsprachen-Oberschule in Seoul, danach als Übersetzerin in Berlin.

Irmgard Yu-Gundert: Chungang Universität, Ansong-Campus, German Department

✴ 76 ✴ DaF-Szene Korea 20 / November 2004 Impressum

Daf-Szene Korea

Herausgeber: Lektoren-Vereinigung Korea (LVK)

Postanschrift: C.P.O. Box 5447, 100-654 Seoul, Republik Korea Mail: [email protected]

Vorstand: Klaus Polap ✶ (02) 723-5015

(Vorstandssprecher ) ✷ [email protected]

Michael Menke ✸ (02) 422-3511

(Geschäftsführer) ✷ [email protected]

Liane Garnatz ✷ [email protected]

Gernot Haidorfer ✷ [email protected]

Kai Köhler ✷ [email protected]

Kai Rohs ✷ [email protected]

Homepage: Hans-Alexander Kneider, http://www.lvk-info.org

Bankverbindungen: Südkorea: Kookmin-Bank, Konto-Nr. 795-21-0072-726 Deutschland: Deutsche Bank 24, BLZ 100 700 24, Konto 4108106 Kontoinhaber jeweils Michael Menke

Redaktion: Gernot Haidorfer, Kai Köhler, Holger Korthals, Michael Menke, Klaus Polap, Kai Rohs, Thomas Schwarz,

Anzeigenleitung, Layout & Titel: Michael Menke

Fotos: Eun-Jin Lee, Michael Menke, Thomas Schwarz, Friedrich Strahl

Die Zeitschrift bedient das Thema „Deutsch als Fremdsprache“ mit Unterrichtsvo rschlägen, Rezensionen und Informationen zum Arbeitsumfeld in der Republik Korea und anderen Län- dern der Region. Beiträge geben die Meinung der Verfasser wieder und nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion. Die meisten Artikel dieser Ausgabe können Sie auf unserer Ho- mepage lesen. Dort finden Sie auch aktuelle Mitteilungen der LVK sowie Hinweise auf weite- re Fachverbände in Korea.

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe (Frühjahr 2005): 15. April 2005.

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Wir danken den Anzeigenkunden dieser Ausgabe! Unser Postfach ist auch die Kontaktadresse für Anzeigenkunden.

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Kontakte

Goethe-Institut Seoul Schweizer Botschaft Seoul Heiko Bels, Leiter der Spracharbeit Roland Knobel, Kulturabteilung, Mail: [email protected] Tel. (02) 739-9511/4, dir. 722-7116, Fax 737-9392 Park, Seong-U, Pädagog. Verbindungsarbeit Mail: [email protected] Mail: [email protected] Tel. (02) 754-9831/2/3 Fax: (02) 754-9834 Koreanische Gesellschaft für Germanistik (KGG) Geschäftsstelle: Tel. / Fax: (02) 887-4274 Informations- und Beratungszentrum Mail: [email protected] des DAAD Prof. Dr. Ahn, Sam-Huan, Präsident Liane Garnatz Tel. (02) 880-6132 Tel (02) 324 0655 (di, do, fr) Mail: [email protected] Mail: [email protected] Home: http://www.daad.or.kr (hier auch Lageplan!) Koreanische Gesellschaft für Deutsch als Fremdsprache (KGDaF) DAAD Büro Tokio Prof. Dr. Hallan Kim, Präsidentin Dr. Anne Gellert Tel. (02) 920-7085 Tel. +81 (3)3582-5962 Mail: [email protected] Fax: +81 (3) 3582-5554 Mail: [email protected] Koreanischer Deutschlehrer-Verband Kim, Il-Hwan, Präsident Deutsche Botschaft Seoul Tel. 019 - 304-3261 Gerd Benke Mail: [email protected] Leiter der Kultur- und Presseabteilung Tel. (02) 748-4114/4132 Fax: (02) 748-4161 Koreanische Gesellschaft für Didaktik Mail: [email protected] der deutschen Sprache und Literatur Frau Prof. Dr. Lie Kwang-Sook (Vorsitzende) Monika Rättich, Kulturabteilung Tel. (02) 880-7681/2 Tel. (02) 748-4114/4128 Fax (02) 887-8904 Mail: [email protected] Mail: [email protected]

Österreichische Botschaft Seoul Koreanische Gesellschaft für Deutsche Elisabeth Köllich, Ressort Kultur Sprach- und Literaturwissenschaft (KGD) Tel.: (02) 732-9071/2 Prof. Dr. Rhie San-Uk (Präsident) Fax (02) 732-9486 Tel. (051) 200-7095 Mail: [email protected] Prof. Dr. Yang Taezong (Geschäftsführer) Tel. 051- 200-7097 [email protected]

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