DFL Deutsche Fußball Liga GmbH Deutscher Fußball-Bund

Guiollettstraße 44–46 Otto-Fleck-Schneise 6 60325 Frankfurt/Main 60528 Frankfurt/Main Tel. +49 69 65005-0 Tel. +49 69 6788-0 Fax +49 69 65005-557 Fax +49 69 6788-204 Zehn-Punkte-Plan presse@.de [email protected] www.bundesliga.de www.dfb.de für mehr Sicherheit im Fußball

Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball

1. Verbesserung der strukturellen Kommunikation 2. Intensivierung der atmosphärischen Kommunikation (Fandialog) 3. Ausbau der Fanarbeit 4. Qualifizierungsoffensive 5. Wissenschaftliche Begleitung 6. Flexibilisierung und Abwicklung von Risiko-Spielen 7. Verzicht auf Profifußball am 1. Mai 2011 8. Progressiver Ausbau der Frühprävention 9. Öffentliche Ächtung von Fehlverhalten durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit 10. Bewährungsmodelle bei Stadionverboten 4 Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball

„Der offene Dialog soll weiter gefördert werden.”

Dr. Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB)

Der Zehn-Punkte-Plan hat sich seit seinem Entwurf Störenfriede gibt, die mit Fankultur nichts im Sinn Fans und den Vereinen die Grundlagen zu festigen vor einem Jahr zu einem Programm entwickelt, in haben, sondern die populäre Bühne des Fußballs für verantwortungsbewusstes Handeln im Umfeld dessen Rahmen der offene Dialog zwischen dem dazu missbrauchen, ihre hohe Gewaltbereitschaft unserer Stadien. Darüber hinaus wird auch in DFB, Ligaverband/DFL, Vertretern der Polizei, auszuleben. Dies ist weniger ein Problem des Fußballs Zukunft im Rahmen der Sportsgerichtsbarkeit jede Verantwortlichen der Politik und nicht zuletzt den als der Gesellschaft. Deshalb streben wir eine faire Möglichkeit ausgeschöpft, den Fußball vor jeglichen Faninitiativen gefördert und vorangetrieben wird. Partnerschaft mit der Politik an, um stets gemeinsam Auswüchsen der Gewalt zu schützen. nach Lösungen zu suchen. Der Fußball und seine Fankultur ist so vielfältig, dass Mein besonderer Dank gilt allen Beteiligten, die sich sich unsere Gespräche und Initiativen nicht nur auf So erfreulich die Wirksamkeit konkreter Maßnahmen mit großem Engagement in die Umsetzung des Zehn- Sicherheitsaspekte beschränken können und dürfen. des Zehn-Punkte-Plans ist, sie gibt keinen Anlass Punkte-Plans für mehr Sicherheit einbringen und mit Bei dem Austausch zwischen den Interessensgruppen zur Schönfärberei. Es besteht die Notwendigkeit, ihrem Einsatz dazu beitragen, ein Klima zu schaffen, in geht es auch um die gemeinsame Chance, weiterhin mit großem Aufwand die Arbeit von dem der Fußball im Vordergrund steht. Bedingungen dafür zu schaffen, die integrative Kraft Fanprojekten zu unterstützen, die Verantwortlichen des Fußballs noch stärker als bisher zu nutzen. Die der Clubs in die Pflicht zu nehmen, das Engagement Herzlichst, Ihr Wechselwirkung zwischen am Fußball beteiligten der politischen Entscheidungsträger einzufordern Gruppen erzeugt seit jeher ein besonderes Maß und für eine Verbesserung der Sportinfrastruktur an Spannung und Emotionen, doch zuweilen gehen einzutreten. einige Verhaltenweisen zulasten von gegenseitigem Respekt, Fairness und Toleranz-Werten, die die Dabei setzen wir im Wesentlichen auf Aufklärung Basis unseres Spiels bilden sollten. Leider existiert und Prävention, auf Qualifizierung und Dr. Theo Zwanziger nach wie vor die Situation, dass es Randalierer und Bewusstseinsbildung, um gemeinsam mit echten DFB-Präsident Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball 5

„Sicherheit im Fußball hat oberste Priorität.”

Dr. Reinhard Rauball Präsident des Ligaverbandes

Am 23. April 2010 fand auf Initiative des vergangenen Jahr mit Leben gefüllt und konsequent Sicherheit. Komplexe Fragestellungen können aber Ligaverbandes und auf Einladung des damaligen umgesetzt worden. Denn der Profifußball hat keine einfachen Antworten nach sich ziehen. Geld Bundesinnenministers Dr. Thomas de Maizière nicht nur Versprechungen gemacht, sondern diese allein löst keine Probleme. Wir müssen und werden ein Runder Tisch zum Thema „Sicherheit im auch gehalten. Dies möchten wir Ihnen mit der daher weiterhin an durchdachten praktischen Fußball“ statt. Neben Liga und Deutschem vorliegenden Broschüre demonstrieren. Lösungen mitwirken. Fußball-Bund sowie dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz trafen dabei hochrangige Vom Beschluss des Ligaverbandes, die Vertreter aus Politik, Polizei, Kommunen und Sicherheits- und Fanbeauftragten der Clubs Fanprojekten zusammen. Der Ligaverband und künftig hauptberuflich anzustellen, der Gründung der Deutsche Fußball-Bund präsentierten damals eines Wissenschaftlichen Beirats über die gemeinsam einen viel beachteten Zehn-Punkte- Durchführung von Regionalkonferenzen bis Plan – mit dem Ziel, das Liveerlebnis im Stadion hin zum strikten Verzicht auf Profifußball am noch mehr zu einem risikofreien Vergnügen 1. Mai – in allen Bereichen des Zehn-Punkte-Plans für die Zuschauer zu machen. Im Gegenzug wurden Maßnahmen angestoßen, die eine weitere Herzlichst, Ihr bekräftigten die Innenminister aus Bund und Verbesserung der Sicherheit im Fußball garantieren Ländern ihren Verzicht auf immer wieder von werden. dritter Seite erhobene Forderungen nach einer Kostenbeteiligung an Polizeieinsätzen. Denn Sicherheit im Fußball hat oberste Priorität. Und diese lässt sich der Profifußball auch etwas Was damals beim Runden Tisch als ein kosten. Schon jetzt investiert der Profifußball Dr. Reinhard Rauball umfassendes Konzept vorgestellt wurde, ist im einen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr in die Präsident des Ligaverbandes 6 Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball

„Wer für den Fußball ist, ist gegen Gewalt.“

Einleitung

Erstmals wurde am 23. April 2010 auf Initiative von Ligapräsident Dr. Reinhard Vertreter aus der Politik beim Runden Tisch auf immer wieder von dritter Seite Rauball und auf Einladung des damaligen Bundesministers des Innern Dr. Thomas erhobene Forderungen nach einer Kostenbeteiligung an Polizeieinsätzen. de Maizière sowie des Vorsitzenden der Innenministerkonferenz Christoph Ahlhaus in Berlin ein Runder Tisch zum Thema „Sicherheit im Fußball“ mit hochrangigen Überhaupt fand der Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball große Vertretern aus Politik, Polizei, Kommunen, Fanprojekten und Fußball veranstaltet. Zustimmung bei den am Runden Tisch anwesenden Vertretern aus Politik, Polizei, Schon im Vorfeld hatten sich der Ligaverband, die DFL Deutsche Fußball Liga und Kommunen und Fanprojekten. Und auch in den Medien wurde die Initiative des der Deutsche Fußball-Bund (DFB) intensiv mit aktuellen Entwicklungen beschäftigt Profifußballs durchweg positiv betrachtet. „Gemeinsam gegen Gewalt? – Restriktive und in ausführlichen Gesprächen mit Experten aus der Wissenschaft, von Polizei und und kommunikative Maßnahmen gehören deshalb zum neuen Konzept, das DFB, DFL Clubs Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. Im Rahmen des Runden Tisches präsentierte und Bundesinnenministerium nun gemeinschaftlich tragen … Dabei kann niemand Ligapräsident Dr. Rauball schließlich ein weitreichendes Maßnahmenpaket, das die behaupten, dass DFB und DFL zuletzt nicht entscheidend tätig waren“, schrieb etwa Grundlage für alle weiteren Schritte darstellen sollte: den Zehn-Punkte-Plan für mehr die „Westfälische Rundschau“. Und die „Neue Osnabrücker Zeitung“ lobte: „Der Zehn- Sicherheit im Fußball. Punkte-Plan trägt die Handschrift der DFL … In Reinhard Rauball personifiziert sich die soziale Verantwortung, der sich die Liga-Organisation auch im Umgang mit Fans Vermittelt werden sollte am Runden Tisch zudem, dass der Fußball noch stärker stellt.“ aktiver Teil bei der Lösung komplexer gesellschaftlicher Herausforderungen sein wird. Denn Gewalt ist kein Phänomen, das ausschließlich rund um den Fußball Ziel des Fußballs war und ist es aber darüber hinaus, im konstruktiven Dialog auftritt, sondern vielmehr ein gesamtgesellschaftliches Problem ist. Unstrittig mit Politik, Bund, Ländern und Kommunen Ursachen zu ermitteln und ebenso war ohnehin, dass der Fußball auch bis dahin schon einen engagierten Beitrag gemeinschaftlich Verbesserungen zu erarbeiten. Anhand des Zehn-Punkte-Plans hat zur Gewaltprävention geleistet hatte, indem die Arbeit der Fanprojekte und der die Liga deshalb konkrete Schritte wie die Verbesserung der Kommunikationswege Fanbeauftragten der Clubs ebenso wie die übergreifende Fanarbeit stetig ausgebaut zwischen allen beteiligten Parteien, den Ausbau der präventiven Fanarbeit und wurden. Auch in Anbetracht dieser Leistungen des Profifußballs verzichteten die eine Qualifizierungsoffensive vorgeschlagen. Der Fußball wird auch weiterhin Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball 7

intensiv daran arbeiten und dazu beitragen, die Belastungsspitzen der Polizei durch Sicherheitsbeauftragten ist als obligatorisch verabschiedet worden. Öffentliche zusätzliche Absprachen in der Spielplanung zu reduzieren. Grundsätzlich wird zudem Wirksamkeit versprechen Maßnahmen für die Ächtung von Gewalt mittels weiter auf einen kontinuierlichen Dialog aller Beteiligten – vor allem von Fans und eindringlicher Anzeigenkampagnen. Insgesamt ist ein Bündel von Maßnahmen Polizei – unter Moderation des Fußballs gesetzt. Hauptberuflichkeit der Fan- und entstanden, unter dem Motto: „Wer für den Fußball ist, ist gegen Gewalt.“

Spitzenvertreter aus der Politik und des Fußballs kamen zum Runden Tisch 2010 nach Berlin, zu dem der damalige Innenminister Dr. Thomas de Maizière (Mitte) eingeladen hatte. Zu seiner Linken: Lorenz Caffier, der damalige Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns, Volker Bouffier, Hessischer Minister des Innern und für Sport, Christoph Ahlhaus, 2010 Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Innenminister und Hamburgs Innensenator, sowie DFB- Präsident Dr. Theo Zwanziger. Auf der rechten Seite: Holger Hövelmann, der damalige Innenminister von Sachsen- Anhalt, Klaus Schlie, Innenminister Schleswig- Holsteins, und Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball. 8 Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball

Verbesserung der 1 strukturellen Kommunikation

Zielsetzung

Der Fußball wird weiter intensiv daran arbeiten, die Belastungsspitzen der Polizei durch Ausbau der Absprachen in der Spielplanung zu reduzieren und hierzu mit allen Beteiligten – also gerade auch der Bundespolizei, den Vertretern von Kommunen, der Länder und des Bundes und der Bahn – auf einen kontinuierlichen Dialog setzen. Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball 9

MaSSnahmen

Unmittelbar vor Beginn der Saison wird künftig Paarung?“). Mehr als hundert Teilnehmer aus wurden von der Mehrzahl der Teilnehmer als eine Versammlung mit den Einsatzleitern (der den Clubs sowie den Fanprojekten äußerten sich sehr hilfreich für das gegenseitige Verständnis Polizei) aller Standorte der Bundesliga und der anschließend sehr positiv über die Veranstaltung. eingestuft und mit Bewertungen wie „ehrlicher 2. Bundesliga bei der DFL Deutsche Fußball Liga Dialog“, „neue Kontakte“, „gemeinsame Ziele“ oder in Frankfurt/Main stattfinden. Im Mittelpunkt Die erstmalige Durchführung von drei „hohes Niveau“ beschrieben. steht dabei ein Ausblick auf die bevorstehende Regionalkonferenzen mit Sicherheits-, Fan- und Spielzeit des Profifußballs und Vorstellung bzw. Medienbeauftragten der Clubs der Bundesliga und Dazu kommen regelmäßige Gespräche mit der Weiterentwicklung des Zehn-Punkte-Plans mit der 2. Bundesliga sowie mit Vertretern von Polizei Geschäftsführung des Nationalen Ausschusses Diskussion über die betreffenden Maßnahmen. und Fanprojekten wurde zu Beginn des Jahres Sport und Sicherheit und der Zentralen 2011 umgesetzt: am 19./20. Januar in Informationsstelle für Sporteinsätze, um frühzeitig Im Rahmen des Symposiums „Kommunikation (West, zehn Clubs) am 1./2. Februar in Augsburg über polizeiliche Belastungsspitzen in Kenntnis und Dialog – von der Notwendigkeit, sich besser (Süd, 14 Clubs) und am 9./10. Februar in Hamburg gesetzt zu werden. Auch die aktive Mitarbeit an zu verstehen“ am 28. Oktober 2010 in Frankfurt/ (Nord-Ost, zwölf Clubs). Das Curriculum wurde mit der Fortschreibung des Nationalen Konzepts Sport Main wurden Problemfelder behandelt: mit einem wissenschaftlicher Unterstützung entwickelt, mit und Sicherheit ist durch den Fußball gewährleistet. Impulsreferat („Umgang mit Fußballfans – aus der zeitgemäßen Arbeitsmethoden für insgesamt rund Dabei wird sich ganz bewusst um die Einarbeitung Sicht der Wissenschaft“), einer Podiumsdiskussion dreihundert Teilnehmer erfolgte die Durchführung neuester Erkenntnisse bemüht, wobei auch auf („Umgang mit Fußballfans – aus der Sicht der Veranstaltungsreihe, die Ligapräsident die inzwischen sehr gut entwickelten Reporting- der Fan- und Kommunikationsbeauftragten Dr. Reinhard Rauball in Dortmund eröffnet hatte. Systeme von Fan- und Sicherheitsbeauftragten und der Fanprojekte“), in Arbeitsgruppen und Der intensive Austausch führte zu positiven zurückgegriffen werden kann. einem Abschlusspodium („Wege zum besseren Ergebnissen und Eindrücken. Die in gemischten Verständnis – Fans und Fußball, eine schwierige Gruppen auch emotional geführten Diskussionen 10 Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball

Intensivierung der atmosphärischen 2 Kommunikation (Fandialog)

Zielsetzung

Oberste Priorität hat für uns der Dialog zwischen Fangruppierungen, vor allem der Ultra-Bewegung, und der Polizei. Diesen Dialog, der in den vergangenen Jahren zum Erliegen gekommen ist, gilt es neu zu beleben. Und wir als Fußball wollen dazu aktiv als Moderator beitragen. Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball 11

MaSSnahmen

Durch eine Vielzahl von Veranstaltungen mit die im Lauf dieser Saison von unterschiedlichen Abseits der klassischen („parlamentarischen“) Workshops wird der Dialog nachdrücklich Gruppen (Fanorganisationen, junge Fangruppen, Kommunikation und Diskussion mit intensiviert. Zu berücksichtigen sind wesentliche Sicherheitsverantwortliche, DFL) entwickelten unterschiedlichen Fangruppen wird die DFL Positionen, die von Fans als Ansätze für die jeweiligen Fankodizes. Ziel ist es, für die an weiteren diskursorientierten Plattformen Darstellung ihrer Interessen in den Vordergrund Zukunft einen Bundesliga-Kodex mit mitwirken und solche auch selbst initiieren. gerückt werden: Dazu zählen Selbstregulierung und breitestmöglicher Unterstützung durch Künftig noch intensiver soll Stellung zu Ultra- Freiräume, Stadionverbote, Erhalt der Fankultur Empowerment aufzustellen. Themen und Veranstaltungen der Clubs zu allen und mehr. fan- und sicherheitsrelevanten Themen (Erhalt von Weiterhin ist vorgesehen, dass die AG Fandialog, Stehplätzen, Fanutensilien) bezogen werden. Wichtiges Zeichen für die Wiederherstellung von welche nach dem bundesweiten Fankongress Dialogbereitschaft und die Schaffung von sozialer 2007 in Leipzig zur Begleitung der Behandlung Hierbei soll besonderer Wert auf die Streitkultur war für den Fußball die Durchführung des umfangreichen Forderungskataloges der Dialogbereitschaft aller Beteiligten beim Fußball des gemeinsamen Kongresses „Feindbilder im Fangruppen und -organisationen eingerichtet gelegt werden. Dass sich einzelne Akteure Abseits“ von GdP, DFB und Ligaverband/DFL am wurde, in eine Arbeitsgruppe der DFB-Kommission (z. B. Ultras, Polizei, Fanbetreuer) diesem Dialog 12. Januar 2011 mit dreihundert Teilnehmern aus „Prävention und Sicherheit“ überführt und damit eventuell verweigern, ist nicht hinnehmbar und Fußball, Politik, Polizei und Fanszenen. Teil der Verbandsstrukturen wird. Davon sollte ein muss sofortige Vermittlungsstrategien erzeugen. Zeichen an die Fanszenen ausgehen, welches auf Hier auf den Fußball als Moderator zurückgreifen Als weiterer Meilenstein dieses Austauschs mehr Durchlässigkeit von behandelten Themen zu können, ist sicherlich für alle Beteiligten hilfreich. ist ein Bundesliga-Symposium an einem und Problemsichten der Fanszenen in Richtung der Wochenende in der kommenden Saison geplant. Entscheidungsträger und -gremien des Fußballs Im Mittelpunkt steht dabei die Debatte über hinausläuft. 12 Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball

3 Ausbau der Fanarbeit

Zielsetzung

Wir werden uns ab der kommenden Spielzeit noch stärker in der präventiven Fanarbeit engagieren. Hier leistet der Fußball einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der öffentlichen Kriminalprävention. Wir wollen die Arbeit der Fanprojekte, der Fanbeauftragten sowie die übergreifende Fanarbeit weiter qualifizieren und ausbauen. Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball 13

MaSSnahmen

Bereits 2006 ist die Einrichtung der Ligazugehörigkeit und einer universell gültigen unterschiedlichen Perspektiven und Aktionsfeldern. Koordinationsstelle Fanangelegenheiten der DFL Maximalförderung von bis zu € 60.000 pro Saison Leitgedanke dabei ist nicht die Benennung oder das Deutsche Fußball Liga und der Fananlaufstelle des vorgenommen. Aufspüren von Schuldigen, sondern in erster Linie die DFB erfolgt. Insgesamt findet aktuell eine intensive Herausbildung eines Problemverständnisses. Man Förderung von 26 Fanprojekten durch die DFL Neben der finanziellen Förderung der Fanarbeit kann erst dann Lösungen und Lösungsstrategien mit insgesamt etwa 1,3 Millionen Euro pro Saison finden verstärkt Veranstaltungen und Fachtagungen entwickeln, wenn die Ursachen bekannt und statt. Dazu erfolgt die Unterstützung der KOS- zur besseren Abstimmung von unabhängiger gemeinschaftlich verstanden sind. Fanprojekte und von 22 Fanprojekten durch den kommunaler und clubbezogener Fanbetreuung statt. DFB mit insgesamt rund 800.000 Euro. Für die nähere Zukunft werden weitere Die DFL moderiert außerdem anlassbezogene Möglichkeiten einer besseren Netzwerkarbeit der Der weitere Ausbau der sozialpädagogischen Aufarbeitungen zu konfliktträchtigen Spielen, um Fanbetreuung, der öffentlichen Jugendhilfe und der Fanprojekte schreitet konsequent voran, sodass sehr gezielt über mögliche Interventionsstrategien Fanbetreuung der Clubs gesucht und angemessene inzwischen die Anzahl von 49 Fanprojekten und -methoden zeitnah befinden zu können. Arbeitsformen entwickelt. Dies wird aktuell in enger erreicht wurde. Hierzu hat der Fußball eine Dabei kommen – je nach Anlass – Fanprojekte, Abstimmung mit dem Wissenschaftlichen Beirat wichtige Weichenstellung mit der Öffnung der Fanbeauftragte und Sicherheitsbeauftragte und unter Anwendung moderner und zeitgemäßer Komplementärfinanzierung unabhängig von der zusammen und analysieren wichtige Vorfälle aus ihren Curriculae konzipiert. 14 Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball

4 Qualifizierungsoffensive

Zielsetzung

Der Ligaverband wird dafür sorgen, dass die Sicherheits- und Fanbeauftragten künftig hauptberuflich ihren Tätigkeiten nachgehen. Die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Funktionsgruppen und den Garanten der öffentlichen Sicherheit wird entschieden vorangetrieben. Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball 15

MaSSnahmen

Die Aufnahme der Hauptberuflichkeit Moderation erörtert und zum Beispiel anhand Kontaktstudium „Sicherheitsmanagement im von Sicherheits- und Fanbeauftragten in von Referaten, Gruppenarbeit, Rollenspielen und Fußball“ entwickelt. Berufsbegleitend können die Lizenzierungsordnung wurde bei der Interaktionsübungen intensiv behandelt. die Sicherheitsbeauftragten der Clubs ab Vollversammlung des Ligaverbandes am der kommenden Spielzeit eine didaktisch- 18. August 2010 in Berlin vollzogen und durch den Den inhaltlichen Leitfaden bei einem curricular anspruchsvolle Qualifikation erhalten, 40. DFB-Bundestag am 21./22. Oktober 2010 in Qualifikationsseminar für Fanbeauftragte 2010 die sie auf die modernen Anforderungen im Essen bestätigt. Nicht nur die Kommunikation unter in Berlin unter dem Titel „Konfliktmanagement“ Veranstaltungswesen in angemessener Weise den verschiedenen Berufsgruppen mit gleicher stellten zum Beispiel unter anderem die folgenden einstellt. Zielsetzung ist verstärkt worden, es erfolgt Aspekte dar: Problemaufriss zum Thema Gewalt, in zunehmendem Maße auch eine intensivere Aggression und Konflikte; Prozessverlauf von Weitere ähnliche Qualifizierungsangebote Vorbereitung auf die Praxis bis hin zum Umgang mit Gewalt und seine Voraussetzungen; eigene können auch für Fan- und Sicherheitsbeauftragte gewaltbereiten Akteuren. Erfahrungen mit Reaktionen auf Gewaltsituationen. erarbeitet werden. Dazu wird sich die DFL eng mit dem Wissenschaftlichen Beirat abstimmen Diese Aufgabenstellung wird nicht nur im Inzwischen laufen die Anmeldungen der Fan- und entsprechende Zertifizierungsmaßnahmen Rahmen von Tagungen vermittelt wie bei und Sicherheitsbeauftragten im Rahmen des implementieren. der Fanbeauftragten-Vollversammlung mit Lizenzierungsverfahrens bei der DFL ein, wobei Fortbildungscharakter am 1./2. September 2010 auffällig ist, dass ausgewiesene Fachkräfte bei den in Mönchengladbach, sondern in besonderer Clubs eingestellt werden. Form auch mittels Qualifizierungsmaßnahmen. Dabei werden wesentliche Aspekte wie Zusätzlich haben DFB und DFL gemeinsam Deeskalation, Rhetorik/Gesprächsführung oder mit der SRH Hochschule Heidelberg ein 16 Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball

5 Wissenschaftliche Begleitung

Zielsetzung

Mit der Ausrichtung von Konferenzen und Workshops wird der Profifußball für einen wissenschaftlichen Wirksamkeitsdialog und somit zur Herstellung eines Theorie-Praxis- Transfers Verantwortung übernehmen. Darüber hinaus wird ein Wissenschaftlicher Beirat bei der DFL mit hochkarätigen Experten eingesetzt. Sie sollen eine größtmögliche Prozessqualität für alle Maßnahmen zur Optimierung der Sicherheit unserer Zuschauer garantieren. Fortlaufende Untersuchungen und Analysen von Fanverhalten sollen künftig stetig durchgeführt werden. Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball 17

Der Wissenschaftliche Beirat berät den Ligaverband und die DFL: Prof. Dr. Andreas Zick, Diplomsoziologe Andreas Klose, Prof. Dr. Heidi Möller und Prof. Dr. Thomas Feltes (v. l.). Es fehlt Prof. Dr. Holger Ziegler.

MaSSnahmen

Die konstituierende Sitzung des Kommunikationspsychologie und Psychotherapie) konstruktive Kommunikation. Und es wurde mit Wissenschaftlichen Beirats des Ligaverbandes und der Diplomsoziologe Andreas Klose (Soziologe dem Austausch der verschiedenen Sichtweisen in hat am 31. August 2010 in Frankfurt/Main und Vizepräsident der Fachhochschule Potsdam). einer dynamischen und fruchtbaren Atmosphäre stattgefunden. Dem Beirat, der die DFL in allen begonnen. Man hat die Basis gelegt, den Dialog auf Fragen rund um das Thema Zuschauerverhalten und Eingebunden war der Wissenschaftliche Beirat lokaler und regionaler Ebene fortzusetzen.“ Sicherheit berät, gehören an: Prof. Dr. Andreas Zick zum Beispiel bei der Durchführung der drei (Universität Bielefeld, Institut für Interdisziplinäre Regionalkonferenzen Anfang des Jahres 2011. Im Rahmen einer Klausurtagung des Konflikt- und Gewaltforschung), Prof. Dr. Thomas Der bei diesen Premierenveranstaltungen als Wissenschaftlichen Beirats am 9./10. Mai 2011 Feltes (Lehrstuhl für Kriminologie, Kriminalpolitik Moderator agierende Prof. Dr. Feltes lobte nach werden die nächsten Schritte und Projekte zur und Polizeiwissenschaft an der Juristischen dem gelungenen Auftakt die Vorgehensweise der Optimierung und Weiterentwicklung besprochen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum), Prof. Dr. DFL, „die Initiative ergriffen und verschiedene und festgelegt. Holger Ziegler (Universität Bielefeld, Fakultät Akteure an einen Tisch gebracht zu haben“. Der bei für Erziehungswissenschaften/Soziale Arbeit, den Regionalkonferenzen ebenfalls anwesende Schwerpunkt für Jugendhilfe im Wandel), Prof. Dr. Diplomsoziologe Klose äußerte: „Es traten die Heidi Möller (Kassel, Universitätsprofessorin für unterschiedlichen Funktionsgruppen in eine 18 Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball

Flexibilisierung und 6 Abwicklung von Risiko-Spielen

Zielsetzung

Vor dem Hintergrund der jeweiligen Gefahrenlage werden Möglichkeiten zur Reduzierung von Kartenkontingenten zwischen den Clubs, von DFB und DFL in Erwägung gezogen. Wir werden die Begleitung der Auswärtsfans durch vereinseigenes Ordnungsdienstpersonal als Standard festlegen. Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball 19

MaSSnahmen

Verbindlichere Vorgaben für die Begleitung von denen eine deutliche Zunahme der Handlungs- In den vergangenen Jahren hat es bereits der Fans durch den Ordnungsdienst des und Interventionsmöglichkeiten an den Spieltagen Urteile der DFB-Sportgerichtsbarkeit gegeben, eigenen Vereins bei Auswärtsspielen ist erhofft wird. die zur Reduzierung oder gar Streichung von eine Maßnahme, durch die der Abbau von Kartenkontingenten für die Fans auswärtiger Aggressionen positiv beeinflusst werden kann, So wurden verbindliche Verabredungs- Mannschaften bei bestimmten Spielen führten. weil durch das gegenseitige Kennen ein gewisses vereinbarungen besprochen, die Daneben haben immer wieder Gespräche mit „Vertrauensverhältnis“ besteht. In dieser Hinsicht Durchführung von Kurvengesprächen, von Vertretern der Clubs stattgefunden, um die ist – mit derselben Zielsetzung – die Mitreise Vor- und Nachbereitungstreffen zwischen den gemachten Erfahrungen mit solchen Urteilen und der jeweiligen Fanbeauftragten schon seit unterschiedlichen Beteiligten entwickelt. Sanktionen auszutauschen. geraumer Zeit obligatorisch. Bei der Qualifizierung des Ordnungsdienstes hat es in der jüngeren Die bessere Kommunikation und das gegenseitige Allerdings liegt der Gesamtbeurteilung von Vergangenheit deutliche Verbesserungen gegeben, Kennenlernen bietet hier sicher eine neue Fülle von Vorfällen die grundsätzliche Problematik zugrunde, deren weitere Steigerung angestrebt werden Interventionsmöglichkeiten. In der Folge wird es bei dass von den Fanorganisationen der Einwand sollte. allen Aktivitäten darum gehen, eine Verbindlichkeit vorgebracht wird, wegen des Fehlverhaltens zu entwickeln, um die unterschiedlichen einzelner Stadionbesucher erfolge in diesem Im Rahmen der Regionalkonferenzen konnten weitere Handlungssicherheiten zu verbessern. Zusammenhang eine Pauschalverurteilung. Es Optionen für eine verbesserte Zusammenarbeit in entsteht in der Folge in aller Regel eine breite einem gezielten Ausbau kommunikativer Strategien Die frühzeitigere Kommunikation über die öffentliche Debatte über die Verhältnismäßigkeit zwischen den Fan- und Sicherheitsbeauftragten, Berücksichtigung von polizeilichen Einsatzspitzen und Gerechtigkeit einer solchen Sanktion, was den den Fanprojekten sowie den Polizeien der Länder und bei der Spielansetzung wird sicherlich strukturell Dialog zwischen den Beteiligten nicht unbedingt der Bundespolizei entwickelt und verabredet werden, ergänzend zur Deeskalation Spielraum schaffen. erleichtert. 20 Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball

Verzicht auf Profifußball 7 am 1. Mai 2011

Zielsetzung

Da bekannt ist, welche hohen Anstrengungen alljährlich zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit unternommen werden müssen, werden am 1. Mai 2011 keine Spiele angesetzt und der Tag komplett spielfrei gehalten. Somit leistet der Profifußball einen weiteren aktiven Part zur Herstellung größtmöglicher Planungssicherheit für die Polizeieinsätze von Bund und Ländern. Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball 21

MaSSnahmen

Ligaverband und DFL Deutsche Fußball Liga haben Ligaspiele am 1. Mai. Der Profifußball steht zu Konstellationen sicherlich in den kommenden durch die Berücksichtigung der Besonderheiten am seinem Wort und übernimmt Verantwortung für Jahren obligatorisch. Feiertag des 1. Mai und entsprechende Anpassung seine Fans, aber auch für die Polizei.“ im Terminkalender des Profifußballs eine weitere Schon in der vergangenen Saison waren alle Maßnahme aus dem Zehn-Punkte-Plan umgesetzt. Abweichend vom Rahmenspielplan wurden am Spiele der 2. Bundesliga am darauf folgenden Wie im Rahmen des Runden Tisches vereinbart, 32. Spieltag deshalb zwei Bundesliga-Begegnungen Sonntag (2. Mai 2010) versetzt erst um 17.30 Uhr werden am 1. Mai 2011 keine Spiele der Bundesliga am Freitag und sieben am Samstag angesetzt. Die terminiert worden – damals begleitet von einem und der 2. Bundesliga ausgetragen. Somit finden an 2. Bundesliga trägt fünf Spiele am Freitag, drei am eindringlichen Appell von Ligapräsident Dr. Rauball: diesem 32. Spieltag keine Sonntagsbegegnungen Samstag und eine Begegnung am Montag aus. „Wir fordern alle Fans zu einem friedlichen statt. Das gilt auch für die 3. Liga und die Miteinander am kommenden Wochenende auf. Wir Regionalligen, was seitens des DFB abgestimmt Die Ansetzungen an diesem Wochenende wurden in haben uns am Runden Tisch mit Politik und Polizei wurde. enger Abstimmung mit den Polizeiverantwortlichen für Erleichterungen für die Fans – beispielsweise im Vorfeld besprochen, um auch über den mit Blick auf Stadionverbote – eingesetzt. „Die Arbeitsbelastung der Polizei ist am 1. Mai eigentlichen 1. Mai hinaus zu einer möglichst Gleichzeitig müssen wir aber ebenso Verständnis aus Gründen, die nichts mit Fußball zu tun haben, verträglichen Lösung zu kommen. Diese Gespräche für die Belange der Polizei erwarten können.“ überdurchschnittlich hoch“, erklärt Ligapräsident fanden in einer sehr partnerschaftlichen und Dr. Reinhard Rauball. „Der Profifußball erkennt lösungsorientierten Atmosphäre statt und werden diese Arbeit an und verzichtet daher freiwillig auf in dieser Zusammensetzung und unter ähnlichen 22 Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball

Progressiver Ausbau 8 der Frühprävention

Zielsetzung

Wir denken bereits heute an die Fans von morgen. Der Fußball wird erheblich in Kids-Clubs und Familienangebote investieren sowie die Frühprävention als festen Bestandteil in der Trainer- und Jugendgruppenleiterausbildung verankern – beispielsweise durch die Herausgabe eines Handbuchs zur Frühprävention und den Ausbau der Lernzentren. Zudem wird es zu einer Intensivierung der Kooperation zwischen Clubs und Schulen durch gezielte und langfristige Angebote (Bolzplätze, Mädchen- und Schulfußball) kommen. Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball 23

MaSSnahmen

Die Verpflichtung des Fußballs im Zehn-Punkte- schon annähernd 75.000 Mädchen und Jungen vermittelt werden sollen. Die DFL versucht damit Plan, in Kids-Clubs und Familienangebote zu im Alter bis zu 14 Jahren als Mitglieder zählen. ebenfalls antivorurteilspädagogische Elemente investieren, ist bei auf den Fannachwuchs Ein verbindendes Element ist der Nationale zu integrieren, indem sich schon in einer sehr ausgerichteten Angeboten der Proficlubs seit Arbeitskreis (NAK) der Kids-Clubs, die sich darüber frühen Entwicklungsphase die ganz jungen Fans jeher ein Schwerpunkt. Offeriert werden Aktionen, hinaus auch regional (West, Süd, Nord-Ost) der unterschiedlichsten Vereine kennenlernen und die sozialpädagogischen Anforderungen gerecht organisiert haben. Weitere Hilfestellung für die miteinander positive Erlebnisse teilen können. werden. Zusätzlich wird die DFL den Kids-Clubs Verantwortlichen wird es in absehbarer Zeit durch Das Sommer-Camp wird erstmals angeboten aber weiter als aktiver Partner unter anderem für die erste Auflage eines DFL-Handbuchs für Kids- und ist ein Projekt, das dauerhaft implementiert Fortbildung zur Verfügung stehen. Clubs geben, einem Nachschlagewerk, in dem auch werden soll. das Thema Frühprävention behandelt wird. Ein Qualifizierungsbaustein „Einführung in die Insgesamt zwölf Standorte soll es bis zum Sommer Pädagogik“ wird für Mai/Juni 2011 in Bielefeld Ebenso wichtig ist die Prävention von für Lernzentren geben. Nach Berlin, Bochum, avisiert, um zu stärkerer Handlungssicherheit im gesundheitsgefährdenden Risiken, weshalb die DFL Bremen und Dortmund bietet seit Anfang des Umgang mit den jüngsten Fans zu gelangen. ein Sommer-Camp für alle Kids-Clubs durchführt. Jahres auch Bielefeld im Stadion und direkten Vom 4. bis 6. Juli sowie vom 9. bis 11. August Umfeld des Clubs bildungs- und politikfernen Auf der Tagesordnung stand das Thema 2011 findet im Sport- und Freizeitzentrum in Jugendlichen unter anderem Antiaggressions-, Frühprävention auch bei der sechsten Seibersbach ein Sommer-Camp mit dem Sportbund Kommunikations- und Persönlichkeitstraining Vollversammlung der Verantwortlichen für Rheinhessen e. V. statt, bei dem in kindgerechter sowie Workshops zur Berufsorientierung – Kids-Clubs, die in 28 solcher Einrichtungen in Weise Bewegung und gesunde Lebensführung unterstützt von der Robert Bosch Stiftung und der Bundesliga und der 2. Bundesliga inzwischen unter antidiskriminierender Perspektive der Bundesliga-Stiftung. 24 Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball

Öffentliche Ächtung von Fehlverhalten 9 durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit

Zielsetzung

Wir werden mit gezielten öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen zur Ächtung von Gewalt beitragen. Darüber hinaus wird eine zeitgemäße Medienkampagne zum Thema und ein klarer Kodex für alle Fans entwickelt. Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball 25

MaSSnahmen

Die Entwicklung der breit angelegten und gefährdet die einzigartige Atmosphäre eines sommerlichen Bundesliga-Symposiums wird es vor öffentlichkeitswirksamen Kampagne ist auch in Fußballspiels. Alle können dazu beitragen, dass allem zu einem Diskurs zwischen den Beteiligten Abstimmung zwischen einer Arbeitsgemeinschaft der Sport, die Faszination und das mitreißende kommen, wohl wissend, dass man einen Kodex nicht von DFL Deutsche Fußball Liga und Deutschem Stadionerlebnis im Vordergrund stehen.“ Form und verordnen kann, sondern dass es sich hier um einen Fußball-Bund (DFB) mit der polizeilichen Platzierung zogen eine außergewöhnlich große Aushandlungsprozess handelt, in dem es vor allem Kriminalprävention der Länder und des und positive Resonanz nach sich. Nicht zuletzt um die Festlegung von Grenzen akzeptabler und Bundes erfolgt und wird in dieser Konstellation auf Grundlage dieser ersten Erfahrungen wird die sozialer Verhaltensweisen geht. weiterverfolgt. Anlässlich des Hamburger Medienkampagne fortgeführt. Bundesliga-Derbys zwischen dem FC St. Pauli und dem Hamburger SV sowie dem Klassiker zwischen Die vorgesehene Entwicklung des Kodex für alle dem FC Schalke 04 und in Fußballanhänger soll mittels der Einbeziehung der laufenden Saison 2010/11 wurde im Herbst von Fangruppen wie Unsere Kurve, Bündnis des vergangenen Jahres eine beispielhafte Aktiver Fußballfans (BAFF) und ProFans erfolgen, Zeitungsanzeige unter dem Titel „Außer dem Rasen die Ergebnisse bei der Umsetzung somit an darf hier nichts zu Schaden kommen!“ kreiert Gewicht und Wirkung gewinnen. Ziel ist es dabei, und in entsprechenden Printmedien wie „kicker für die Zukunft einen Bundesliga-Kodex mit sportmagazin“ sowie Clubmagazinen geschaltet. breitestmöglicher Unterstützung und durch Die Botschaft: „Gewalt in und um die Stadien Empowerment aufzustellen. Im Rahmen des 26 Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball

Bewährungsmodelle bei 10 Stadionverboten

Zielsetzung

Mit Blick auf die Fans kann sich der Ligaverband vorstellen, Stadionverbote nach Verbüßen der Hälfte oder zwei Drittel des vorgesehenen Zeitraums auf Bewährung auszusetzen – in Anlehnung an die Handhabung im Strafrecht. Voraussetzung ist aber ein nachgewiesenes bewährungswürdiges Verhalten. Einzelheiten müssen noch geklärt werden. Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball 27

MaSSnahmen

Stadionverbote nach Vergehen bei Fußballspielen Stadionverbotsbeauftragten mit unterschiedlichen Bei aller Bereitschaft, unter bestimmten oder im Umfeld der Begegnungen stellen ein Bewährungsmodellen und Anhörungskonzepten Voraussetzungen auch auf dieser Ebene zentrales Thema für die Fanszene dar, die mit austauschen. Die Tagung findet beim Deutschen zu Kompromissen zu finden und somit zu diversen Aktionen und Plakaten gelegentlich Fußball-Bund in Frankfurt/Main statt. Die Erleichterungen für auffällig gewordene Fans zu gegen entsprechende Maßnahmen protestieren. eingeladenen Clubs gehören zum Geltungsbereich sorgen, bleibt unstrittig, dass es für bestimmte Einige Clubs haben bereits Modelle in dieser viel für bundesweit gültige Stadionverbote. Darüber Vorkommnisse und Vergehen, insbesondere für diskutierten Frage entwickelt und zur Anwendung hinaus sind aus den Bereichen der Fanprojekte Gewalttaten, keine Toleranz und keinen Spielraum gebracht. Ansatz ist dabei die Teilnahme von und der Fanbeauftragten die Sprechergremien bei Sanktionen geben kann. betreffenden Personen an gezielten Programmen eingeladen, welche in aller Regel durch ihre zur Eröffnung der Möglichkeit einer Aufhebung von Beteiligung an den Anhörungsverfahren über Die gegenseitige Achtung und Rücksichtnahme verhängten Stadionverboten in Bewährungsform. vielfältige Erfahrungen verfügen. aller am Fußball Beteiligten und der grundsätzliche Als Voraussetzung für eine solche Abmilderung Gewaltverzicht stellen für den Fußball eine steht die erfolgreiche und überzeugende Teilnahme Täter-Opfer-Ausgleich auf den Fußball unverzichtbare Grundannahme dar, die es mit neuen an einer dieser Maßnahmen. übertragen, violence-prevention-Projekte oder und vielfältigen Angeboten nicht nur zu bewahren, Bewährungsmodelle mit fußballspezifischem sondern ganz entschieden auszubauen gilt. Über ihre Erfahrungen mit derartigen Programmen Resozialisierungskontext – dies sind drei werden sich Vertreter der Clubs der Bundesliga, exemplarisch in den best-practice-Austausch der 2. Bundesliga, der 3. Liga und der Regionalligen eingeführte Modelle, denen sich die Frankfurter am 5. Mai 2011 im Rahmen einer Fachtagung der Fachtagung widmen wird. 28 Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball

Aufbruch zu Dialog und Wirksamkeit

Beitrag von Andreas Klose Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Ligaverbandes

Der Zehn-Punkte-Plan setzt ein sichtbares Zeichen für den Ausbau des Dialogs Zeit zu verstehen und zu bewerten. Eine solche Form der Kontextualisierung und für nachhaltige Wirksamkeit zur Verbesserung der Sicherheit im Fußball. von Fehlverhalten ist für ein Verstehen und damit für ein adäquates Handeln Damit wurde erstmals wieder seit der Verabschiedung des Nationalen Konzeptes notwendig. Konkret bedeutet das, dass die Auseinandersetzungen der Zuschauer für Sport und Sicherheit (NKSS) im Jahr 1992 ein ausgewogener, umfassender in den 1960er Jahren, der Kutten-Fans in den 1970er Jahren, der Hooligans in und netzwerkorientierter Ansatz in den Mittelpunkt des Handelns der beteiligten der 1980er und 1990er Jahren sowie der aktuellen Formen der Ultras in den Institutionen gestellt. Zudem implementiert die DFL mit der Einrichtung des 2000er Jahren jeweils andere Reaktionsformen und Handlungsalternativen vor Wissenschaftlichen Beirats einen konkreten Baustein zur Qualitätssicherung. dem Hintergrund ihrer Zeit notwendig mach(t)en. So hat sich das Fußballumfeld Der Wissenschaftliche Beirat wird mit seinen Expertisen rund um das Thema im Kontext gesellschaftlicher Wandlungsprozesse verändert und damit Zuschauerverhalten und Sicherheit die DFL unterstützen, Maßnahmen einhergehend auch das Ausleben von Fußballkultur und Fanverhalten. Hier analysieren und Vorschläge unterbreiten. umreißt der Zehn-Punkte-Plan den sinnvollen Weg, indem die Qualität von Fanverhalten gestärkt und ausgebaut werden soll, statt einer Spirale von Gewalt Zugehen auf die unterschiedlichen Fangruppen und Ausgrenzung Vorschub zu leisten. Der Zehn-Punkte-Plan ist eine zeitgemäße Antwort auf Auffälligkeiten und Fehlverhalten von Fußballfans in den vergangenen Jahren. Zwar lassen sich Antwort auf die Grenze der Belastbarkeit aller Betroffenen Auseinandersetzungen von Zuschauern bis in die Startphase der Bundesliga Die zurückliegenden zwanzig Jahre (Verabschiedung des NKSS) belegen zurückverfolgen, aber diese Regelverletzungen wiederholen sich keinesfalls nachhaltig den Aufbau und Ausbau von vielfältigen präventiven und einfach über die Jahre hinweg, sondern sind nur im Umfeld ihrer jeweiligen intervenierenden Maßnahmen, die zum Teil bis an die Grenze der zu vertretenden Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball 29

Fazit Diplomsoziologe Andreas Der Zehn-Punkte-Plan steht für Klose ist Vizepräsident der Fachhochschule Potsdam und Akzeptanz und Offenheit nach allen Mitglied des Wissenschaftlichen Seiten, ohne beliebig zu werden. Beirats des Ligaverbands. Er berücksichtigt gesellschaftliche Wandlungsprozesse zum Verständnis von Fehlverhalten der Zuschauer im Fußball.

Belastungen für alle Beteiligten (Vereine, Sicherheitskräfte, Zuschauer) Er bezieht in der Umsetzung alle konkret reichen. Weder ökonomisch noch imagerelevant ist ein weiterer Ausbau dieser beteiligten Akteure und Institutionen Maßnahmen zu vertreten. Insofern knüpft der Zehn-Punkte-Plan in sinnvoller mit ein und zielt auf eine Aktivierung der Weise an den Interessenslagen der Betroffenen an. dialogorientierten Netzwerkarbeit.

(Wieder-)Belebung des Netzwerkgedankens bei den professionell In der Umsetzung wird es darauf spezialisierten Institutionen ankommen, zu zeigen, dass Die Anzahl der beteiligten Akteure und Institutionen hat sich in den gegenseitige Akzeptanz als zurückliegenden Jahren nicht nur sukzessive erweitert, auch sind die jeweiligen Grundverständnis nicht nur Symbolik Aufgaben immer spezialisierter und die Vorgehensweisen immer professioneller ist, sondern sich perspektivisch auch und ausgereifter geworden. Allerdings zumeist nur innerhalb der jeweiligen handlungspraktisch in Maßnahmen, Institution. Außerhalb der jeweils eigenen Zuständigkeit können Abläufe und Verfahren und Ordnungen Prozesse in ihrer Vielfalt und Absicht jedoch nur noch teilweise nachvollzogen niederschlägt. Eine ständige Evaluation werden. Eine aufeinander angewiesene, sich abstimmende und effektiv zur Qualitätssicherung wird von allen arbeitende Netzwerkarchitektur benötigt jedoch den Dialog, um im Austausch Beteiligten zu verfolgen sein. miteinander die Handlungslogiken der jeweils anderen zu verstehen und wiederum eigenes Handeln damit abzustimmen. Der Wissenschaftliche Beirat wird den Umsetzungsprozess begleiten und aus der Perspektive der unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen der DFL kommentieren. 30 Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball

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Stand: 21. April 2011

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