•>•••-• -int '• i»n ill ".»"im«' GCNER DUNDLSi7\G PRE.S5EÄUSWE1RTÜWG POSTVERLAGSORT BONN BONN • 6. FEBR. 1958 NR. 6 • 12. JAHRGANG gt erßräerücH

INFORMATIONSDIENST der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union

Gegen „Dolchstoßlegende" Gerstenmaier widerlegt Dehler und Heinemann — Ein später „Triumph Stalins1

Die außenpolitische Debatte vom 23. Januar hat in die Aussprachen des schen Demokratie mit missionarischen, Parlaments eine neue, bedenkliche Note gebracht. In den Reden des früheren ideologischen oder gar militärischen Mitteln überall in der Welt durchzu- FDP-Parteivorsitzenden Dr. und des Begründers der inzwi- setzen, sondern uns kommt es allein schen aufgelösten „Gesamtdeutschen Volkspartei" und jetzigen SPD-Abgeord- darauf an, in dem anerkannten Staats- neten Dr. Gustav Heinemann zeigte sich nicht mehr die Auseinandersetzung gebiet der Deutschen die Freiheit und um eine den heutigen Erfordernissen angepaßte Politik. Vielmehr bemühten Rechte des Staatsbürgers durchzusetzen, sich Dehler und Heinemann — zweifellos als eine Art persönlicher Abrech- auf die nach unserer Überzeugung jeder einzelne einen unabweisbaren Anspruch nung — eine Legende vom „Verrat an Deutschland" zu weben. hat. Das gehört einfach zu dem bleiben- den Vermächtnis unserer jüngsten Ge- Die Opposition, SPD und FDP, hat in in die Gesellschafts- und Staatsgestal- schichte. den nachfolgenden Tagen diese Anschul- tung der unter russischer Herrschaft Es ist edelste Aufgabe, die uns die digungen unterstützt. Sie wurden von stehenden Völkergemeinschaften einzu- große Heimsuchung des deutschen Vol- Bundestagspräsident D. Dr. Eugen Ger- greifen. Der von der sowjetrussischen kes zur Pflicht gemacht hat, daß wir stenmaier auf dem Landesparteitag der Propaganda viel zitierte Begriff der Ko- Deutsche nicht ruhen und nicht rasten, CDU Württemberg-Nord am 1. Februar existenz bedarf in Deutschland gar bis ganz Deutschland ein Hort des Frie- zurückgewiesen. Dr. Gerstenmaier führte keiner Propagierung; denn unser ganzes dens und der geheiligten Ordnung des dabei u. a. aus: Sinnen und Trachten geht nicht darauf, freiheitlichen Rechtsstaates teilhaftig ge- die Grundgedanken der parlamentari- worden ist. Mitteldeutschland, das heißt die so- wjetisch-besetzte Zone, ist unter Zuhil- fenahme von fadenscheinigen Konstruk- tionen in den Satellitenverband der von Moskau beherrschten und kontrollierten Die Leistung des Kanzlers ost- und südosteuropäischen Völker ein- bezogen worden. Das Verlangen der Daß diese vordringlichen Belange un- marcks aus der Politik des Reiches in Deutschen nach Wiederherstellung ihrer serer nationalen Existenz auf deutschem der deutschen Geschichte nicht mehr zu staatlichen Einheit zielt vordringlich da- Boden und in der internationalen Politik verzeichnen war, hat in den vergangenen rauf, diesen 17 Millionen Deutschen die mit Nachdruck vertreten werden können, Jahren Deutschland aus dem Abgrund Ausübung der Grundrechte zu sichern, verdankt das deutsche Volk in erster wieder nach oben geführt. zu denen sich auch die Regierung der Linie der zwar späten, aber eben noch rechtzeitigen Einsicht seiner ehemaligen Daß sich darin die bis heute größte Sowjetunion mit der Unterzeichnung der westlichen Kriegsgegner und heutigen konstruktive politische Leistung Deutsch- Charta der Vereinten Nationen feierlich Verbündeten. • lands in diesem Jahrhundert ausdrückt, bekannt hat. ist nicht nur rund um den Weltball, Wir sitzen mit am Tisch sondern auch von der großen Mehrhejt % Die sowjetrussische Regierung hat es des deutschen Volkes erfaßt und in zwei freilich abgelehnt, daraus auch nur die Die Schaffung des Provisoriums Bun- Wahlen anerkannt worden — Wahlen, die bescheidensten Konsequenzen zu desrepublik Deutschland, die Konsoli- deren Ergebnisse in der Geschichte der ziehen. Damit hat sie die umspannende dierung dieser westlichen Hälfte Deutsch- parlamentarischen Demokratie Deutsch- Weltorganisation, die nach dem grau- lands nach den Grundsätzen des freiheit- lands einzigartig sind. sigen zweiten Weltkrieg die Völker der lichen Rechtsstaates und ihre Sicherung Welt vor der Geißel des Krieges in der im Schutzsystem der freien Welt sind die Wenn die Archive offen stehen . . . Zukunft bewahren sollte, an den Rand Voraussetzungen unseres wirtschaftli- des Ruins gebracht. chen und politischen Wiederaufstiegs. Selbstverständlich bekennt nicht nur Sie allein haben dazu geführt, daß wir der Parteigänger, sondern auch der Par- heute nicht mehr allein darauf ange- teigegner des Bundeskanzlers — soweit Propaganda für Koexistenz? wiesen sind, was die großen Mächte des er sich den Willen zum gerechten Urteil Indem wir die Gewährung der staats- Ostens und des Westens über uns hin- bewahrt hat — ohne weiteres, daß sich bürgerlichen Grundrechte für unsere deut- weg zu beschließen geruhen, sondern diese Leistung gerechterweise mit kei- schen Mitbürger in der sogenannten daß wir an der Gestaltung unseres eige- nem anderen Namen so unlösbar ver- Deutschen Demokratischen Republik mit nen Schicksals überhaupt mitwirken bindet wie mit dem Konrad Adenauers. unerbittlichem Nachdruck verfechten, ha- können. Eine besonnene, standfeste Poli- Diese Leistung wird im Urteil späterer ben wir nicht im mindesten die Absicht, tik, wie sie seit dem Ausscheiden Bis- Zeiten eher größer als geringer, denn das, was uns heute von der Pa'rteien vitalen Lebensbedürfnisse des ganzen sich, dabei um die Frage, ob auch das Gunst und Haß verwirrt, unklar oder deutschen Volkes mit der Unterstützung wiedervereinigte Deutschland der NATO umstritten erscheint, wird durch die des größeren Teiles der Welt entschieden angehören müsse. Offenlegung der politischen und diplo-' verfechten können. Dieser Gedanke ist, wie kürzlich der matischen Vorgänge, an Hand geschicht- Nach unserer aller Wille, einschließlich Leiter der Politischen Abteilung im licher Dokumente, die heute noch _ von Auswärtigen Amt, Professor Grewe, ein- 5 dem unserer Verbündeten, ist dies ein den Kanzleien der Weltmächte geheim- Durchgangsstadium zu dem Ziel, dem wandfrei dokumentiert hat, im Sommer gehalten werden, bestätigt werdet!. Es all unser Tun und unsere Mühe gilt — 1951 -von seiten unserer westlichen Ver- wird sich zeigen, welchen grundlegenden handlungspartner in die Diskussion über Anteil und seine Po- der Wiedervereinigung ganz Deutsch- die Ablösung des Besatzungsstatuts ge- litik daran haben, daß wir heute frei lands als eines freiheitlichen und sozia- worfen worden. Es wurde lange und und in der Schutzgemeinschaft der freien len Rechtsstaates in einer befriedeten erbittert darüber verhandelt. Es kam ein Welt unserer Arbeit nachgehen und die Welt. Kompromiß zustande, der sowohl in der damaligen Kabinettsitzung wie in den Verhandlungen der Bundestagsausschüsse lebhaft erörtert und auch kritisiert wor- den ist. Opposition in Pankows Sprache Ich erinnere midi sehr genau an den Verlauf dieser Debatte im Kabinett, weil Es wäre kaum Not, heute in diesem Es kommt hier nicht an auf die Töne ich damals mit meinem Fraktionsvor- Kreise davon zu reden, wir brauchten der persönlichen Verbitterung und Ent- sitzenden von Brentano und anderen zu uns über unser inneres Verhältnis zum täuschung zweier gescheiterten Politiker. der Kabinettsitzung eingeladen worden Status quo, das heißt, zu den gegenwär- Es ist lediglich von Bedeutung, ob diese war. Gegen die Bindungsklausel wurden tigen Hilfskonstruktionen der deutschen Vorwürfe, die nun auch der Führer der in jener Sitzung breite Einwände er- staatlichen Selbstgestaltung und den Opposition massiv übernommen hat, sich hoben. Die Wortführung dabei lag da- festgefrorenen Kampffronten des Stel- als zutreffend oder unwahr erweisen. Es mals übrigens in gar keiner Weise bei lungskrieges der Weltpolitik gar nicht kommt nicht auf die Willkür der Ge- Herrn Dehler, sondern bei dem Bundes- weiter zu äußern, sondern wir könnten schichtsdeutung der Herren Dehler und minister für Gesamtdeutsche Fragen, unseren Blick nach vorne richten, auf die Heinemann an, aber es kommt darauf . Ich mache gar kein Hehl ernsten Fragen und schwierigen Aufga- an, daß man zum Kern ihrer Behaup- daraus, daß ich ebenso wie Brentano ben, die uns und der Welt gestellt sind, tung durchstößt, ihn im redlichen Willen damals zu den Leuten gehörte, die Jakob wenn nicht soeben der unerhörte Ver- zur Wahrheit prüft und sich dann dem Kaiser nach Kräften unterstützten. such unternommen worden wäre, die Gegner mit größter Entschlossenheit Kette der geschichtlichen Ereignisse um- stellt. £ Es ist richtig, daß dazu auch einige zudeuten und die Schuld für das Miß- FDP-Mitglieder-Minister gehörten, so lingen der Wiedervereinigung und der In jener fatalen Nachtsitzung blieb die Herr Dr. Blücher' aber ich kann mich in Abrüstung in erster Linie dem deutschen sachliche Erwiderung nicht deshalb aus, keiner Weise daran erinnern, daß sich Bundeskanzler in die Schuhe zu schieben. weil irgendjemand von Dehler und Herr Dr. Dehler damals auch nur mit Vorwürfe dieser Art sind zwar nicht neu, Heinemann überzeugt war, sondern weil einem bescheidenen Bruchteil der Lei- wir hören sie von den Pankower Scher- das Gefühl allgemein war, hier muß denschaft, die er in der Nacht vom gen Moskaus sei Jahr und Tag. Aber streng geprüft werden Denn die Stun- 23. 1. 1958 an den Tag legte, für die Be- neu ist, daß die Opposition, im Bundes- de, in der wir stehen, macht diese genaue seitigung der Bindungsklausel eingesetzt tag dreimal geschlagen, sich nun darin Überprüfung zur gebieterischen Notwen- hätte. Ich unterstelle ihm nicht, daß er zusammengetan hat, um in hemmungs- digkeit. damals dafür war. Aber er muß sich sagen lassen, daß er die Haltung des loser Aggression diesen Vorwurf zu Die Bindungsklausel übernehmen. Bundeskanzlers in dieser Sache niemals Hier möchte ich Stellung nehmen zu auch nur von ferne dessen verdächtigt Die Nachtdebatte vom 23. Januar dem Vorwurf Dr. Dehlers, den er dem hat, was er nach seinem Sturz als Par- Bundeskanzler wegen der sogenannten teivorsitzender-der FDP nunmehr für er- Die gefährliche politische Bedeutung Bindungsklausel gemacht hat. Es handelt laubt hält. jener nächtlichen - Auseinandersetzung liegt darin, daß hier von zwei Seiten, nämlich von den Abgeordneten Dehler und Heinemann, der zwar verschieden vorgetragene, aber gleiche Versuch ge- macht worden ist, der Bundesregierung Verketzerung der Politik und damit selbstverständlich auch der Christlich-Demokratischen Union die Ver- Der Bundeskanzler hat damals und Stelle der kämpferischen, politischen antwortung, nein, die Schuld an allem auch später die sogenannte Bindungs- Auseinandersetzung, die unter allen Um- zuzuschreiben, was uns bei der Bewäl- klausel unter dem Gesichtspunkt betrach- ständen im Deutschen ihre tigung der Hinterlassenschaft Hitlers tet und beurteilt, daß es unsere Pflicht Stätte und ihr Recht hat, die totale Ver- und des zweiten Weltkrieges bis jetzt sei, nicht nur die Wiedervereinigung ketzerung. versagt war. Deutschlands zustande zu bringen, sondern Frage an die FDP Die Gefahr liegt m der Tat darin, daß dem wiedervereinigten Deutschland auch hier die Dolchstoßlegende Nr. 2 — eine eine Garantie für seine freiheitliche Selbst- Die Fraktion, ja die ganze Partei der Legende von gespenstischer Gefahr für gestaltung zu verschaffen. Freien Demokraten, die sich darauf be- die Nation — geboren wurde. ruft, das Erbe des deutschen Liberalis- Man kann und darf nicht — mus zu verwalten, ist mit dieser Rede wenn man seinen anständigen Namen vor die Frage gestellt, ob sie ein solches behalten und dem deutschen Volk nicht Verfahren, eine solche Haltung billigen eine grauenhafte Unwahrheit und ge- und in Zukunft weiter zulassen oder Schon 1952 .. . fährliche Legende aufbürden will — das üben will. Wenn sie das tut, gibt sie ihren Im Jahre 1952 charakterisierte die in tun, was Herr Dr. Dehler in jener Nacht vornehmsten Grundsatz auf, der darin der Schweiz erscheinende „Basler Natio- getan hat, wenn er vor dem ganzen besteht, daß Meinungsverschiedenheiten, nal Zeitung" den heutigen SPD-Bundes- auch grundlegend andere politische Be- deutschen Volk dem Bundeskanzler ein urteilungen, ja selbst die taktischen Er- tagsabgeordneten Dr. Gustav Heinemann Motiv unterstellt, das in jeder, aber auch wie folgt: fordernisse und Versuchungen des poli- in jeder Hinsicht unwahr ist. tischen Kampfes, unter keinen Umstän- „Er ist gewiß ein durchaus integrer und den schlechthin zur Verketzerung des aufrechter Mann, aber nicht ohne eigene In dieser Brandrede gegen den Bun- Gegners führen dürfen. Schuld heute in der Bundesrepublik so deskanzler, in dieser hemmungslosen abgestempelt, daß man ihn nicht gut zum Verdächtigung seiner Motive, tritt etwas Hier hat der zügellos gewordene Fa^ Bundesgenossen wählen kann, falls man in Erscheinung, was mit Recht das Er- natismus das Wort an sich gerissen, der politisch noch ernst genommen werden staunen, ja die Bestürzung Ungezählter Fanatismus der Ketzergerichte und der will.' hervorrufen mußte. Hier tritt an die Inquisition! Ein Wortführer des Libera- •ismus in der Rolle des Großinquisitors! er es nämlich «für die historische Schuld Wahrlich eine große Leistung des deut- der CDU eradite, daß sie bis zum Jahre schen politischen Liberalismus! 1954 in leichtsinniger Weise die damali- /nlw/ ein ZZU Ott gen Möglichkeiten für die Wiederverei- Wenn sich die FDP davon nicht trennt, nigung Deutschlands ausgeschlagen Wenn sie diesem Verfahren nicht unver- habe." Mit diesem Satz wird unterstellt, Liebe Freunde! züglich ein Ende macht, dann ist das daß die Note Stalins vom 10. März 1952, Ende des politischen Liberalismus in die sowjetrussische Note vom 9. April 1952 Die vorliegende Nummer von Union Deutschland genau zu datieren mit dem und die russische Note vom 24. Mai 1952 in Deutschland weicht von unserer 23. Januar 1958, 10 Uhr nachts. von der Bundesregierung in ihrer Be- herkömmlichen Linie ab, unseren Le- deutung für die Wiedervereinigung sern in knapper Form möglichst viele Heinemann unterstellt Deutschlands verkannt worden seien, Einzelbeiträge zu bringen. Sie ist daß diese Verkennung nicht von unge- unter ein Hauptthema gestellt: Die Anders als Thomas Dehler nahm Dr. fähr komme,, sondern daher, daß es dem Heinemann das Wort, um den Angriff Bundeskanzler eben nicht auf die Wie- Antwort, die Bundestagspräsident 'ortzuführen. Der lapidare Vorwurf Dr. dervereinigung Deutschlands, sondern D. Dr. Gerstenmaier aui die nacht- Heinemanns aber faßt sich in dem einen auch auf die Verdrängung Moskaus aus hellen Reden von Dehler und Heine- Satz zusammen, mit dem er auch seinen unseren ost- und südosteuropäischen man erteilt hat. ganzen Wahlkampf bestritten hat, daß Nachbarländern angekommen sei. Unsere Freunde haben aui diese Antwort gewartet. Eugen Gersten- maier hat sie sidi nicht leicht gemacht. Er hat sie niclit aus der Stimmung Das Zerrbild einer erregten Debatte gegeben. De Ähnlich wie Dr. Dehler hat auch Dr. tion Dr. Heinemann im Bundestag gezollt Leidenschait seiner Aussage schöpit Hoinemann, wenn auch unvergleichlich hat, vor allem aber die ungewöhnlich vielmehr aus der gewissenliaiU-n beherrschter zur gleichen Methode Zu- scharfe, um nicht zu sagen grobe Rede, Untersuchung der Tatsachen und aas flucht genommen. die Herr Ollenhauer im Rundfunk ge- dem Bewußtsein, mit ihr der Wahr- halten hat, beginnt mich jedoch eines heit zu dienen. Die Wahrheit ist der Er greift einzelne Äußerungen und anderen zu belehren. Randbemerkungen des Bundeskanzlers Dolchstoßlegende Nr. 2, die aus den flus dem Zusammenhang der politischen Der Stein des Anstoßes für Herrn Nachtstunden im Bundestag entstehen Argumentation und Urteilsbildung und Heinemann war nicht, wie er heute vor- konnte, gegenübergestellt. In dieser stellt ihn in den gleichen Farben und gibt, die angebliche Ostfeindschaft des Rede linden Sie die Fakten und die Bundeskanzlers, sondern der aus ganz Konturen dar, mit der die Presse aller Schlußiolgeiungea, kurz die Beweis- v anderen Bereichen stammende Wider- on Moskau aus dirigierten oder beein- gründe, die Sie in den nächs'en flußten Ländern Konrad Adenauer seit spruch zu der Bereitschaft des Bundes- Jahr und Tag zu zeichnen beliebt, näm- kanzlers, im Interesse einer gesicherten Wochen in der täglichen Diskussion ' lieh als den Mann, dem es nicht auf Handlungsfreiheit der Bundesrepublik gebrauchen werden. einen Ausgleich mit dem Rußland, son- einem Vertragssystem beizutreten, für das allerdings auch ein deutscher Sicher- übersehen Sie nicht, daß die Oppo- dern auf seine Unterwerfung ankomme, sition, und zwar offenbar SPD und als einen Mann, der statt die West- heitsbeitrag geleistet werden müßte. mächte zu ernstlichen Ausgleichsverhand- FDP auf der gleichen Linie, geglaubt 0 Selbstverständlich hat Konrad Ade- hat mit Dehlers und Heinemanns per- lungen zu ermuntern, sie im Gegenteil nauer damals, Gott sei Dank, ganz sönlichem Haß politische Geschalte in ihrer Ostfeindschaft bestärke und sie ohne Rücksicht auf Gustav Heinemanns yon einer Verständigung mit Rußland geschichts-theologische Erwägungen das machen zu können und daß sie daher ttn Interesse des Weltfriedens und der getan, was er ganz Deutschland und gar die Reden propagandistisch verbreiten Wiedervereinigung Deutschlands ab- nicht nur der Bundesrepublik, damals will. Legenden sind zäh und, wie wir halte. und heute ohne allen Zweifel schuldig nach dem ersten Weltkrieg erlebt Ich habe mich im Wahlkampf und war und ist: er hat ja gesagt zu einem haben, unter Umständen von vergü- danach mit diesen Thesen Dr. Heine- deutschen Sicherheitsbeitrag, das heißt tender Wirkung auf das Leben eines manns immer wieder auseinandergesetzt, zu deutschen Militärverbänden unter der Staates. Wir sind nicht gewillt, eine Voraussetzung, damit einen verläßlichen °hne dabei freilich die Behauptung auf- solche Vergiftung der öffentlichen zustellen, daß es sich bei dieser Linie Schutz und eine gleichberechtigte Ent- Heinemanns um ein spezifisches Ideen- wicklung und Mitsprachemöglichkeit der Meinung ruhig hinzunehmen. Gersten- gut der deutschen Sozialdemokraten Bundesrepublik in der freien Welt zu maiers Rede gibt die Waffe gegen die handele. Der Beifall, den die SPD-Frak- erlangen. Legendenbildung. Es ist nicht zuletzt in Ihre Hand gelegt, meine lieben Freunde, s;e wirksam anzuwenden. Ich bitte Sie herzlich, diesem Thema Die SPD und der Neutralismus Ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden und diese Nummer der UiD sorgsam Dr. Heinemann ist damals nicht zu den Gefechtes die Mühe gab, auf Nuancen zu studieren. Sozialdemokraten gegangen, sondern hat zu achten, unverkennbar, daß Dr. Heine- Ihr mit dem klaren Gegenkonzept der Neu- mann seinen alten neutralistischen Leit- tralisierung Deutschlands seine eigene bildern durchaus treu geblieben ist. Opposition gegen den Bundeskanzler ge- Die plötzliche Wandlung trieben, und er ist dabei auf der Strecke sequenz, daß eine deutsche National- geblieben. Als ein geschlagener Mann Es ist leider wahr, daß die drei heute Armee nach dem Vorschlag Stalins in hat er schließlich bei der SPD Rettung noch interessant zu lesenden sowjet- einem neutralisierten Deutschland aufge- gesucht und, wie es scheint, auch ge- russischen Noten vom Frühjahr 1952 zu stellt werden solle Was diese auf sich funden. gar nichts geführt haben, außer zu einer allein gestellte Armee in Krisen, ge- Korrektur im Programm Gustav Heine- schweige gar im Ernstfalle ausrichten • Es muß in diesem Augenblick fest- manns. Während er nämlich bis dahin gehalten werden, daß Dr. Heinemann solle, haben uns weder Josef Stalin jeden Gedanken an einen militärischen noch Gustav Heinemann verraten. als Chef seiner Gesamtdeutschen Volks- Beitrag Deutschlands in der einen oder partei den Gedanken der Neutralisierung anderen Form abgelehnt hatte, weil — Was Wehner meinte Deutschlands ebenso verfochten hat wie wie er meinte — „Gott uns die Waffen ihn die SPD, wenn wir ihren entschie- zweimal aus der Hand geschlagen hatte Aber warum kam im Frühjahr 1952 denen Erklärungen glauben dürfen, ab- und es deshalb unter keinen Umständen eigentlich plötzlich so viel Papier mit gelehnt hat. mehr erlaubt sei, für einen Deutschen nachdenklichen Vorschlägen aus Moskau? Im Bundestagswahlkampf war für den, Waffen zu tragen", zog er nun aus dem Antwort: Weil im Mai 1952 die Verträge der sich auch noch in der Hitze des Angebot Stalins die überraschende Kon- über die Beendigung des Besatzungs-

3 Status und die Errichtung der Europäi- Nun sage mir ein Mensch, worin sich tischen Ausbrüche von Träumen und schen Verteidigungsgemeinschaft unter- die Stellungnahmen der Bundesregierung, Wünschen erleben muß. Es gehört nun zeichnet wurden. Was hat die Bundes- der CDU, der FDP und der SPD in dieser einmal zu dem verlorenen Krieg, den regierung dazu getan? Nach Dr. Heine- Sache unterscheiden. nicht der Bundeskanzler und die CDU zu mann hat ihr Chef alles kurzerhand aus- verantworten haben, daß die Folgen geschlagen; nach Herrn Ollenhauer hat dieser Katastrophe nur Schritt um Schritt er mit der CDU/CSU kurzerhand zu Also sprach Ollenhauer . . . bewältigt werden können. In den Reden allem nein gesagt. Und wenn ihn auch das noch nicht der Herren Dehler und Heinemann findet Es ist ein großartiger Triumph des in überzeugt, dann lese Herr Ollenhauer sich nicht ein Quäntchen Würdigung des- Rußland von allen Säulen gestürzten doch einmal seine eigenen goldenen sen, was uns mit Gottes Hilfe im Laufe toten Diktators, daß sich heute die Worte im Pressedienst der SPD vom der Regierung Konrad Adenauer gegeben Deutschen auf die Köpfe schlagen im 25. April 1952 nach. Dort lesen wir: worden ist. Das ist alles entweder selbst- Streit darum, ob und was Stalin mit verständlich oder wird vollkommen igno- seiner diplomatischen Offensive vom „Die erste und entscheidende Frage ist, riert. ob die Sowjetunion bereit ist, freie Wah- Frühjahr 1952 eigentlich bezweckt habe. In diesen Reden ist nichts von wägen- Ganz gewiß hat er nicht im Sinn gehabt, len in allen vier Zonen und in Berlin unter internationaler Kontrolle zuzulas- der Gerechtigkeit zu spüren. Eine wilde exakt das zu tun, was ein nicht unbe- und eine eiskalte Klage verbanden sich kannter Sprecher der SPD in jener Bun- sen. Nur auf diesem Wege kann eine gesamtdeutsche Regierung gebildet wer- in jener Nacht zu einem einzigen Schrei: destagsdebatte vom April 1952 als „eine Seine Schuld, seine große Schuld! Stalin sozusagen unter allen Umständen ein- den. Scheitern die Verhandlungen über wollte es, aber Adenauer wollte nicht! zuhaltende Reihenfolge" bezeichnete: diese erste Voraussetzung, dann sind alle „die freien Wahlen, die Bildung der weiteren Diskussionen, vor allem auch „Cui bono?" fragt man sich unwillkür- Nationalversammlung und der gesamt- über den Inhalt späterer Friedensver- lich! Wem zugute? Der Wahrheit, deutschen Regierung und dann Friedens- handlungen, nutzlos. Die Bundesrepublik Deutschland im Westen oder Deutschland verhandlungen und schließlich V er hand- muß daher darauf drängen, daß die Ant- im Osten oder Stalins Erben zugute? lungslriede." So . wort der Westmächte auf die Sowjetnote Auch in dieser bitteren Frage unterstelle auf diesen Punkt konzentriert wird." ich nicht, daß die Herren Dehler und Nun, genau das ist geschehen. Heinemann dem Kreml Hilfestellung leisten wollten. Daß aber diese Reden weder den 17 Millionen schamlos Unterdrückten in Wem zum Nutzen der sowjetisch besetzten Zone, noch den 50 Millionen Deutschen auf dieser Seite Charakteristisch für die im öffentlichen Nabel der Welt sei, daß es die weltpoli- Interesse wahrhaft betrübliche, wiederum tischen Entscheidungen in seiner Hand des Eisernen Vorhangs, noch der freien allein auf Dehler und Heinemann zu- halte, und daß es nur unseres Redens Welt im ganzen zugutegekommen sind, rückzuführende Verdüsterung und Ver- und Schreibens, unserer Demonstrationen das steht heute schon fest. bitterung der politischen Diskussion in und Intelligenz bedürfe, um die Fragen Es ergibt sich die Frage, und seit Ol- Deutschland ist die Art. wie der Oppo- der Welt und das Elend Deutschlands zu lenhauers Rundfunkrede ist sie denkbar sitionsführer den Bundeskanzler auf die wenden? ernst und begründet, ob sich nunmehr deutsche Einstellung zu den Londoner Zuweilen könnte man bei aller Bereit- innerhalb der SPD allen Bemühungen Abrüstungsgesprächen angesprochen, um schaft und allem Willen zur Geduld bit- einsichtiger Politiker zum Trotz eine nicht zu sagen, angeschossen hat. ter werden, wenn man nun diese Anfälle Rückwendung zu neutralistischen Vor- von Selbstzerfleischung und diese eksta- stellungen vollzieht. Die Bundesregierung hat nicht nur ein- mal, sondern wiederholt mit großem Ernst erklärt, daß sie diesen Verhandlun- gen die größte Bedeutung zumesse und daß sie, in Anbetracht ihrer Bedeutung Heinemanns Zitate für die allgemeine Entspannung, für den Weltfrieden, aber auch für die Regelung Heinemanns Rede mußte bei dem ah- hört zu den großen Kunststücken dieses der Deutschlandfrage, sich von vornher- nungslosen Zuhörer unweigerlich den Redners, daß er es mit lauter wahren und ein fhit jeder Vereinbarung einverstan- Eindruck erwecken, als ob die evange- richtigen Zitaten fertiggebracht hat, ge- den erkläre, die die Verhandlungspartner lischen Kirchen der Welt in einer Art nau nur die halbe Wahrheit zu sagen. über eine kontrollierte Abrüstung er- geistiger und politischer Generalmobil- zielen. Falls Herr Dr. Heinemann den Ein- machung sich unter dem Fähnlein der druck erwecken möchte, daß die kirch- Hat das Herr Ollenhauer vollständig Sozialdemokraten Deutschlands zu sam- lichen Verlautbarungen von evangeli- vergessen? Oder will die Opposition dem meln begännen. Es ist kein Zweifel: Dr. scher Seite zum Problem des Krieges und deutschen Volk einreden, daß es der Heinemann hat richtig zitiert; aber es ge- der Massenvernichtungsmittel im ganzen eine konkrete Unterstützung der einsei- tigen Verzichtsforderung der deutschen Der Präsident der Hermann-Ehlers- schlüsse der Synode und anderer Sozialdemokraten im Auge hätten, dann Gesellschalt, Dr. Meyer-Struckmann, Gremien der Evangelischen . Kirche würde er damit die Grenze der Wahrheit hat an den Bundeskanzler Dr. Ade- herangezogen hat, die den Anschein entschieden überschreiten. nauer nachstehendes Telegramm ge- erwecken können, als ob die Evan- richtet: gelische Kirche in Deutschland in Die Grenzen verschoben einer einseitigen Weise parteipolitisch Die Entschließungen der Evangelischen „Die Ausführungen des Bundestags- festgelegt sei. Kirche in Deutschland, der württember- abgeordneten Herrn Dr. Heinemann in 2. Ich möchte dem gegenüber fest- gischen evangelischen Landeskirche, des der außenpolitischen Debatte am stellen, daß die politischen Auffassun- Weltrates der Kirchen waren niemals auf 23. dieses Monats veranlassen mich zu gen von Herrn Dr. Heinemann auch etwas anderes gerichtet als auf die allge- folgender Feststellung namens der innerhalb der Evangelischen Kirche in meine Entspannung und auf die beider- Hermann-Ehlers-Gesellschaft und wei- Deutschland nur von einer verschwin- seitige kontrollierte Abrüstung der ato- ter evangelischer Kreise. denden Minderheit geteilt werden. maren wie der konventionellen Waffen. 1. Ich bedaure es — und ich weiß, 3. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Hier ist die markante Grenze, die die daß diese Auffassung von der über- Ihnen erneut unser Vertrauen aus- Haltung der Kirche von der persönlichen wiegenden Mehrheit meiner evan- drücken. Wir sind der Überzeugung, politischen Linie und Vorstellung des gelischen Freunde geteilt wird — daß daß die Sorge um das gesamte Bundestagsabgeordneten Dr, Heinemann Herr Dr. Heinemann zur Stützung Deutschland Ihnen stets eine ernste unterscheidet. Wenn Herr Dr. Heinemann einer politischen Auffassung Be- Gewissensfrage bleibt." fortfahren sollte, diese Grenze geflissent- lich zu verschieben, dann wäre es schlichte Pflicht und Aufgabe der Kirche, dafür zu sorgen, daß diese Grenze gesehen wird ren. Nein, ich sehe diese Gefahr in der mit dem Versuch, die Urangst der Krea- und im Bewußtsein der Öffentlichkeit allgemeinen Schwächung Deutschlands tur vor der atomaren Vernichtung aus- bleibt. und seiner Anfälligkeit für den wachsen- zunutzen. Es ist das gute Recht der Op- den russischen Druck, der sich wie ein Wenn Heinemann von dem notwen- position, um die Macht zu kämpfen, um digen Risiko jeder politischen Entschei- Schatten über unsere politische Entschei- das durchzusetzen, was sie für recht er- dungsfreiheit legen würde, um sie schließ- dung spricht, so muß man ihm darin zu- lich ganz zu verdunkeln. kannt hat. Aber es ist in gar keiner stimmen. Aber weder konnte er in den Weise ihr gutes Recht, die Angst von vergangenen Jahren, noch wird er in der Wahrlich! Es wäre ein Wunder Gottes, Millionen schwer Heimgesuchter zu Zukunft davon überzeugen können, daß wenn das neutralisierte Deutschland da- mobilisieren, um politische Experimente seine Politik deshalb eine Verheißung vor bewahrt würde. Ein solches Wunder habe, weil sie auf das Wunder Gottes zu machen, die mindestens einstweilen — könnte geschehen. Aber ich frage: darf so unerhörte Risiken in sich bergen, daß spekuliere, das geschehen müßte, um ein unsere Politik, dürfen wir, die wir im ungeschütztes Deutschland in der Mitte schweren Amt der politischen Verantwor- sie jedenfalls nach unserer gewissen- zwischen Ost und West zu bewahren vor tung stehen, darauf spekulieren, dürfen haften Prüfung dem deutschen Volk und der Unterwanderung und schließlich Un- wir es riskieren, eine Entwicklung einzu- der freien Welt nicht zugemutet werden terwerfung durch den von Moskau ge- leiten, die, mit dem Abmarsch Deutsch- können. lenkten Weltbolschewismus. lands aus der NATO beginnend, nach sorgfältigem menschlichem Ermessen Wir tragen die Verantwortung Auf ein Wunder spekulieren zwangsläufig zum Ruin des Vaterlandes Wir müssen bereit sein, jederzeit die Die Gefahr für ein neutralisiertes führen würde? Dazu sagen wir als Chri- Verantwortung für das zu übernehmen, Deutschland sehe ich noch nicht einmal sten ohne jede Inanspruchnahme episko- was mit unserem Willen in dem Be- in erster Linie darin, daß wir unter ver- paler oder synodaler Zustimmung oder reich geschehen ist, in dem wir ein ent- hältnismäßig geringem Risiko für die Ermächtigung: Nein! Das Mandat dazu scheidendes Wort zu sagen haben. Wir Russen ihrem militärischen Zugriff wehr- haben wir, wie es das Gesetz befiehlt, können und wir wollen nicht in An- los oder nahezu wehrlos ausgeliefert wä- von unserem Volk. Das genügt! spruch nehmen, daß wir bei unseren Entscheidungen irrtumsfrei und fehler- los wären. Wir sollten auch den Mut haben, uns jederzeit besserer Einsicht zu fügen, und wir müssen frei sein, auch Mobilisierung der Angst unsere Methoden und Entscheidungen nach dem Gebot der Stunde zu über- Die Ideen Heinemanns, auch seine poli- Ja, er brauchte in einer solchen Situ- prüfen und notfalls zu wandeln. Aber tischen Ideen, ankern in einer theolo- ation nicht einmal zur militärischen wir sind nicht bereit, die Verantwortung gischen Vorstellungswelt, die präziser Aktion zu schreiten. Auf Grund seiher für das zu übernehmen, was über un- und eindrucksvoller als von Heinemann absoluten, uneingeschränkten waffen- seren eigenen tatsächlichen Wirkungs- von dem Theologen Gollwitzer darge- mäßigen Überlegenheit könnte er nahe- bereich hinausgeht. Und wir sind schon stellt wird. Sie laufen samt und sonders zu jede Forderung erzwingen, weil das garnicht bereit, uns unhaltbaren, unge- hinaus auf die grundsätzliche Inirage- Risiko eines militärischen Widerstandes rechtfertigten Anklagen zu beugen. stellung des in den großen christlichen in Anbetracht seiner eigenen turmhohen Weder die Verketzerung unseres guten Kirchen aller Bekenntnisse überlieferten Überlegenheit unwahrscheinlich gering Willens noch die gegen uns gerichtete Rechtes zum Widerstand, auch zum Wi- wäre. Ausbildung von Legenden, deren poli- derstand mit der Waffe. Die christliche tische Wirkung sich mit der Dolchstoß- Tradition hat damit ein Naturrecht des Heute kann ich Herrn Dr. Heinemann legende nach dem ersten Weltkrieg Menschen sanktioniert, geklärt und be- und die SPD nur davor warnen, die messen kann, werden uns veranlassen, grenzt. Macht in Deutschland erobern zu wollen auch nur einen Schritt zurückzutreten. Das von Heinemann zitierte Schlag- wort, daß die christliche Lehre vom Widerstandsrecht, vom Schwertamt des Staates im Zeitalter der Atomwaffen Nicht vor Pankow kapituliere n wenn nicht außer Kraft gesetzt, so doch höchst problematisch geworden sei, wird Ich widerrate auf das entschiedenste, in Händen einer Macht zu sein, die von dem Ernst des Problems, um das es hier die überhitzte Debatte mit der gleichen Moskaus Gnaden und nach den Grund- geht, in keiner Weise gerecht. Behauptet sätzen des Weltbolschewismus regiert. man dies, so erhebt sich in der Tat die Leidenschaft wie unsere Gegner einzu- Frage, die Gollwitzer stellt, ob die Ent- treten. Aber das deutsche Volk kann sich Die Schergen von Pankow sind nicht wicklung der Waffentechnik das Recht darauf verlassen, daß wir uns schützend nur eine Geißel in unserem Volk, die auf Widerstand nicht nur quantitativ be- und kämpfend vor den Mann stellen, der immer unerträglicher wird, nein, sie grenzt, sondern auch qualitativ aufhebt. Deutschland mehr als alle anderen die sind auch diejenigen, die jeden Tag von Achtung der Welt zurückgewonnen und neuem dafür sorgen, daß eine Bereit- Denn dies muß in Wirklichkeit auch die es aufrecht und gerade einem Ziel ent- schaft zum Vertrauen auf die Erklärung Konsequenz sein, wenn man mit den gegengeführt hat, das jeder Verdächti- des Kremls unter uns nicht aufkommen Voraussetzungen antritt, auf die sich gung und Verdunkelung trotzt. kann. Daran hindern uns nicht nur die Heinemann unter Bezugnahme auf Goll- Erfahrungen, die die Welt mit Sowjet- witzer beruft. Von diesen seinen Vor- Wir sind durch das Feuer der Heim- rußland seit der Vernichtung der bal- aussetzungen aus hat Gollwitzer denn suchung geschritten, wir haben darin Er- tischen Staaten bis zur blutigen Unter- auch ganz konsequent die einseitige Ab- kenntnisse gewonnen, die wir nicht drückung Ungarns gemacht hat. schaffung der Atomwaffen empfohlen. preiszugeben gedenken. Wir lieben den Die Geißel von Pankow triftt uns alle, Frieden von ganzem Herzen. Wir begeh- Kein einseitiger Verzicht und sie steht mehr als alles andere zwi- ren weder eine Weltmacht- noch eine schen uns und Moskau. An sie aber wer- Daß dieses Verlangen in Anbetracht Vormachtstellung, aber wir sind nicht den wir unablässig verwiesen. Sollen wir der minimalen Anfälligkeit des Kremls bereit, auch nur im mindesten uns dem davor kapitulieren? Nein, und zwar in für subtile theologische Erwägungen sich zu unterwerfen, was an Terror und Er- keiner Hinsicht. Weder so, daß wir uns einseitig an unsere Schutzmächte richtet niedrigung jeden Tag von neuem sieb- dem Verlangen des Kremls auf Anerken- und daher allein zu Lasten unserer und zehn Millionen Deutschen zugemutet nung Pankows unterwerfen noch so, daß wird. der freien Welt Sicherheit geht, bedarf wir uns durch dieses Verlangen davon keines weiteren Wortes. Wie sollten wir, die wir eine ernste abhalten lassen, unablässig nach gang- Verantwortung tragen, uns getrauen dür- baren Wegen und brauchbaren Methoden Ein solcher einseitiger Verzicht des fen, dabei die Loyalität gegenüber unse- zu suchen, um auch mit Rußland zu einem Westens auf atomare Waffen würde zur ren Verbündeten und die Solidarität mit tragfähigem Nachbarschaftsverhältnis, zu Folge haben, daß sich der Gegner gera- ihnen auch nur einen Augenblick außer einer Verständigung über Entspannung dezu herausgefordert fühlen müßte, den acht zu lassen oder zu verletzen! Wir, und Frieden und zur Einigung der Deut- Angriff zu wagen, ohne ein letztes die wir doch jeden Tag am eigenen schen zu kommen. Sollte Gott das den Risiko zu laufen. Volksleib verspüren, was es heißt, in den Aufrichtigen nicht doch gelingen lassen? Diese Veröffentlichung widerspricht übrigens allen bisherigen Behauptungen Das paßt Ulbricht nicht des Kommunismus, daß es der westdeut- schen und der „kapitalistischen Wirt- KoTi.zionistische Störversuche gegen Sozialpartner schaft" dauernd schlechter gehe, weil die kapitalistische Krise nahe. Für Huiuiig Februar ist in einem Gespräch zwischen dem Präsidenten der Die Tendenz der gesamten kommu- Bunriesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Dr. Paulssen, und nistischen Propaganda gegen die soziale dem Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Willi Richter, eine Befriedung Westdeutschlands wird eben- falls aus der „Tribüne" vom 29. Januar Konferenz zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern vereinbart worden. deutlich. Dort heißt es in einem Leit- Aui der Konferenz will man sich u. a. mit dem Schlichtungswesen und der artikel: Eu">rä'schen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) befassen. „Wenn sich die DGB-Führung nunmehr bereit erklärte, mit der Bundesvereini- L?dj kommunistischen Propaganda, die gung" mit einer einseitigen Polemik ge- gung westdeutscher Unternehmerver- mit allen ihr zur Verfügung stehenden gen die angeblich ungewöhnlich günstige bände am 7. Februar zu Gesprächen zu- Rundfunk- und illegalen Zeitungsveröf- Ertragslage der westdeutschen Metall- sammenzukommen, so ist mit Recht die fentlichungen auf Hochtouren arbeitet, ist industrie verbreitet. Diese „Unter- das bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern suchung" soll den Arbeiter davon über- Frage aufzuwerfen, was sich die DGB- festgestellte Bemühen um eine befriedi- zeugen, daß Lohnforderungen, Arbeits- Führer von solchen Gesprächen erhoffen, gende Schlichtungslösung ein Dorn im zeitforderungen, Streiks und damit Pro- da sicli gerade jetzt zeigt, daß die Ar- Auge. „Schlichtung" — das bedeutet das. duktionsrückgänge bedenkenlos in Kauf beiter zu wirksameren Formen der Aus- Schlimmste, was den Kommunisten so- genommen werden könnten. einandersetzung übergehen müssen ...' zialpolitisch in der Bundesrepublik ge- schehen kann: nämlich sozialen Frieden, Ausgleich, anstelle von Unruhe, Streik und Klassenkampf. So erklärte der „Deutschlandsender" schon am 9. Januar: „Es ist ein dringendes Gebot der Personalpolitik in Hessen Stunde, die Schlichtungspraxis aus der Gewerkschaftspolitik radikal zu ver- Kritik an Stellenbesetzung im Kultusministerium bannen." Immer wieder versucht die kommu- In einer Stellungnahme zum hessischen Lehrerbildungsgesetz hat „Union nistische Propaganda, eine Atmosphäre in Deutschland" (Nr. 2/1958) auch die Personalpolitik in Hessen kritisiert. des Vertrauens zwischen Arbeitgebern In diesem Zusammenhang wurde eine Erklärung des Marburger Universitüs- und Arbeitnehmern unter allen Umstän- professors Dr. Erich Schwinge zitiert, der im Sommer 1957 als Sprecher der FDP Kritik an der in Hessen praktizierten Personalpolitik lübte.

Die Kommunisten wollen den Textil- arbeiterstreik in Niedersachsen für ihre Prof. Schwinge hatte damals erklärt: aus dem Bereiche des Kultusministeriums, Zwecke ausmünzen. Bei der Landesleitung „Soweit ich sehe, ist die Situation so: der und das Beweismaterial dafür ist er- Niedersachsen/Bremen der Gewerkschaft Minister ist Sozialdemokrat, der Staats- drückend, im Rahmen dieses Aufsatzes Textil und Bekleidung sowie bei den sekretär ist Sozialdemokrat, und bis auf kann auf all die vielen Einzelfälle par- Außenstellen der Gewerkschaften in den eine einzige Ausnahme sind auch sämt- teipolitischer Besetzung von Schulleiter- Streikorten haben sich zahlreiche Ver- liche Abteilungen des Ministeriums unter und Schuh atsstellen, die in den letz- treter des kommunistisch beeinflußten sozialdemokratischer Leitung." ten Jahren erfolgt sind, natürlich nicht eingegangen werden. Als Beispiel dafür, Gewerkschaftsbundes FDGB aus der So- Der Hessische Minister für Erziehung wjetzone vergeblich darum bemüht, den wie die Personalpolitik des Herrn Kul- und Volksbildung hat am 18. Januar 1958 tusministers in Wahrheit aussieht, sei Streikleitungen Geldbeträge zur Unter- „Union in Deutschland" dazu mitgeteilt, stützung der Streikenden aufzudrängen. hier nur die Situation im Ministerium diesen Vorwurf habe das Ministerium selbst beleuchtet. Die Versuche der sowjetzonalen Vertreter bereits am 10. Juli 1957 zurückgewiesen. zur Kontaktaufnahme wurden jedoch nach In dem Schreiben heißt es: In Abt. I (Organisation) gehört der Lei- Mitteilung der Gewerkschaft Textil und ter keiner Partei an, der Chef des dazu- Bekleidung „mit aller Deutlichkeit und „Daß der Minister und sein Stellvertre- gehörenden Zentralbüros aber der SPD. Entschiedenheit" zurückgewiesen. ter der Regierungspartei angehören, ist Die Stelle des Leiters der Abteilung H eine Selbstverständlichkeit. Von den 7 Ab- (Personalabteilung) ist zur Zeit unbe- teilungsleitern des Hauses gehören nur setzt, der Stellvertreter des Leiters ist 3 der SPD an. Eine Stelle ist unbesetzt. Mitglied der SPD. Die Leitung der Ab- den zu untergraben. So schrieb das Blatt Schon aus diesen knappen Angaben ist teilung 111 (Schulen) ist zur Zeit vakant, der kommunistischen Staatsgewerkschaft der Stellvertreter des Leiters gehört aher der Sowjetzone, „Tribüne", am 29. Januar: abzulesen, daß im Hessischen Kultus- ministerium leitende Stellen nur nach ebenso der SPD an wie der Leiter der „Aus westdeutschen GewerkschaJts- fachlichen und sachlichen Gesichtspunkten- drei hochbedeutsamen Referate Vo.'ks- kreisen wird bekannt, daß die in jüng- besetzt werden." und Mittelschulen, berufsbildende Sdiu- ster Zeit erfolgten Massenentlassungen len und höhere Schulen". —Hier ist nach auf einen raffinierten Plan der Groß- Sozialdemokraten an der Spitze der jetzigen Erklärung von Prof. Schwinge bourgeoisie zurückzuführen sind, der auf die Einschränkung zu machen, daß der der schändlichen Absicht beruht, die von Prof. Schwinge hat indessen seine Leiter des Referats „Höhere Schulen" den Arbeitern gestellten Lohnforderun- wesentlichen Feststellungen zur Personal- nicht Mitglied der SPD war. — „Die Lei- gen notfalls auch durch eine künstlich politik des Hessischen Kultusministe- terin der Abteilung IV (Hochschulen) ist erzeugte Massenarbeitslosigkeit abzu- riums in einem Artikel in der „Kasseler ebenso Inhaberin des Parteibuchs der würgen." Post" vom 10./11. August 1957 erneut und SPD wie die Leiterin der Abteilunq V eingehend vorgetragen. Wie Prof. (Theater, Kunst, Erwachsenenbildung). Genauso tönt es aus dem Ostrundfunk. Schwinge mitteilt, sind diese Feststellun- Auch die Abteilung VI (Rechtsabteilung) Das Bemühen, soziale Unruhe in der gen — von einer Ausnahme abgesehen — hat einen Sozialdemokralen an der Spit/c. Bundesrepublik zu schaffen, wird auch bisher, also ein halbes Jahr später, vom Abteilung VII (Lehrerbildung) wird von aus einer Veröffentlichung der kommu- Ministerium unbeantwortet geblieben, einer Ministe-rialrätin geleitet, die seit nistischen Untergrundorganisation in geschweige denn widerlegt worden. In kurzem der SPD angehört." diesem Artikel heißt es: Westdeutschland deutlich. Hier wird eine Damit ist also — bisher unwiderspro- Sondernummer des beim „Deutschen Wirt- „Aus kaum einem anderen Bereich der chen — dargelegt, daß die Part%ibuch- schaftsinstitut" in Ost-Berlin erscheinen- hessischen Staatsverwaltung sind so viele politik sich im Hessischen Kultusministe- den „Bulletin — Informationen aus Poli- Klagen über Parteipatronage und Partei- rium auch auf die wichtigen Referate er- tik, Wirtschaft und der Arbeiterbewe- buchwirtschaft laut geworden wie gerade streckt.

6 VERTRIEBENE Die deutschen Schulen Polen will Deutsche im Oder-Neiße-Gebiet hnff*n

Polen spürt insbesondere in den Gebieten jenseits von Oder-Neilie einen erheblichen Mangel an Arbeitern und Fachkräften. Diese Tatsache hat wesent- lich dazu beigetragen, die Haltung der polnischen Behörden gegenüber den FLÜCHTLINGE Deutschen in diesem Gebiet in den letzten Jahren beträchtlich zu wandeln.

Diese Wandlung zeigt sich auch in der richtssprache wurde die Sprache einer Gruß an den Kanzler Schulpolitik. Aus Berichten von Sachver- Minderheit, und zwar überwiegend ständigen, die mit der Lage in den Ge- deutsch gelehrt. Die Zahl der in diesen Die Delegierten des Landes-Vertriebe- bieten jenseits von Oder-Neiße vertraut Schulen erfaßten Schüler betrug im Som- nenausschusses der CDU von Westfalen sind, ergibt sich heute folgendes Bild: mer 1957 24 000. haben in einem Telegramm an Bundes- Nach fast fünfjähriger Unterbrechung kanzler Dr. Adenauer ihre Überzeugung Fernstudium nach Zonen-Muster unterstrichen, daß nur durch die Politik hatten die polnischen Behörden 1950 in Niederschlesien und Pommern erstmals Dr. Adenauers eine Wiedervereinigung Die Schwierigkeiten, mit denen die in Frieden und Freiheit erfolgen könne. wieder Grundschulen mit deutscher Un- terrichtssprache eröffnet. Dies war an al- Schulen für die Deutschen zu kämpfen Die Delegierten wüßten „aus eigener Er- haben, sind vor allem die ungenügend fahrung, daß die Sowjets auch heute noch len Orten möglich, in denen mehr als neun schulpflichtige Kinder wohnten, — ausgebildeten und zahlenmäßig zu gerin- die Weltrevolution und damit die Herr- gen Lehrkräfte; zum anderen fehlt es an schalt über die ganze Welt anstreben. sofern eine Lehrkraft zur Verfügung stand. Schulbüchern. Zunächst waren von der Mit Empörung haben sie Kenntnis ge- polnischen Schulverwaltung deutschspre- nommen von der Bundestagsdebatte, in Nach amtlichen polnischen Angaben chende polnische Lehrer eingesetzt wor- der ein Ostvertriebener, Herr Mende, gab es im Sommer 1957 in Polen 277 den, doch hatte man bald auch Deutsche kein Wort für seine angestammte Heimat Schulen, in denen die Sprache der jewei- als sogenannte Neulehrer eingesetzt. Zur und das Recht auf diese fand". Die Ver- ligen nationalen Minderheit als Unter- Weiterbildung der Neulehrer wurden triebenen und Flüchtlinge ständen in richtssprache festgesetzt war. An 291 pol- verschiedentlich deutschsprachige Kurse Treue hinter dem Bundeskanzler. nischen Schulen mit Polnisch als Unter- in Deutsch, Pädagogik, Psychologie und Methodik eingerichtet. Außerdem wurde bereits 1952 ein vierjähriges Fernstudium zur Ausbildung der Junglehrer eingerich- tet, das nach ähnlichen Vorschriften wie sie in der sowjetisch besetzten Zone Internationale Flüchtlingshilfe Deutschlands gellen, durchgeführt wurde.

UN-Organisation fördert die Lagerräumung Einrichtung selbst gebaut Die Schulraumnot ist vor allem in den Das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen UNREF (United Nations Re- Städten vielfach noch groß; an einzelnen fugee Fund) will im Jahre 1958 für internationale Flüchtlinge in Deutschland Orten wurde im Wechsel mit polnischen 6,8 Millionen bereitstellen. Der Betrag ist vor allem dazu bestimmt, die Schulklassen der Schichtunterricht einge- schnellere Räumung von Flüchtlingslagern zu ermöglichen. führt. Die vom polnischen Staat zur Ver- fügung gestellten Gelder waren bald al- lein für die Instandsetzung der Schulge- Der Vorläufer der UNREF war die IRO den folgende Mittel der Vereinten Na- bäude aufgebraucht. Jedoch zeigte sich (International Refugee Organisation), die tionen in Deutschland verwendet: 1955: hier überall das Zusammengehörigkeits- unmittelbar nach Kriegsende in Deutsch- 1,8 Millionen DM; 1956: 1 Million DM; gefühl der Deutschen Mit viel Idealismus land unter den nichtdeutschen Flüchtlin- 1957: 3,9 Millionen DM. Den für 1958 wurden in vielen Dörfern Schulbänke, gen, den sogenannten D. P.'s (displaced vorgesehenen Betrag eingerechnet ergibt Tische, Kartenständer selber gebaut. In persons), gewirkt hat. das einen Gesamtbetrag von 13,4 Millio- den Jahren 1951/52 wurden vom polni- Mittlerweile hat eine Spezialabteilung nen DM. schen Kultusministerium deutsche Lehr- der Vereinten Nationen sich der Flücht- Mit diesen Mitteln werden zugunsten bücher und andere Unterrichtsmittel in linge angenommen. In Genf ist der Sitz im Bundesgebiet lebender internationaler der Sowjetzone gekauft. Die Bücher des Hohen Kommissars für die Flücht- Flüchtlinge folgende Aufgaben finanziert: waren aber nur begrenzt verwendbar. linge. Auch in der Bundesrepublik, mit berufsfördernde Maßnahmen, Hochschüler- Von 1953 an übersetzte man daher pol- Sitz in Bonn, gibt es eine Zweigstelle förderung, Rehabilitation, Aufnahme in nische Bücher ins Deutsche. Trotz gewis- dieses Amtes. Ubergangsheimen, Kleinstdarlehen, Haus- ser Mängel, vor allem vieler Druckfehler, ratsbeihilfen, Wohnraumbeschaffung und erwiesen sie sich als brauchbarer. Der dritte Jahresplan Eingliederungsberatung. Der immer stärker werdende Drang Das deutsche Vertriebenen- und Flücht- Die Bundesregierung leistet an den vieler Deutscher, nach Deutschland aus- lingsproblem gehört nicht unmittelbar internationalen Fonds, der dem Hohen zusiedeln, ist einer der Gründe, daß sich in die Zuständigkeit der Vereinten Na- Kommissar für die Flüchtlinge, Dr. Au- die finanzielle Lage der deutschsprachi- tionen. Deutschland ist bekanntlich nicht gust Lindt, untersteht, jährlich einen Bei- gen Schulen durch erhöhte finanzielle Zu- Mitglied der Vereinten Nationen; außer- trag. Bis einschließlich 1957 waren es wendungen von polnischer Seite aus ge- dem handelt es sich hierbei um Deutsche, jährlich 100 000 DM. Im Haushaltsjahr bessert hat. Dennoch läßt mit der die zu Deutschen geflüchtet sind, also 1958 ist ein Betrag von 840 000 DM vor- steigenden Zahl von Aussiedlern auch nicht um internationale Flüchtlinge, denen gesehen, der vor allem für die Lager- der Zuspruch zu den deutsr+ipr, Spulen sich die Vereinten Nationen widmen, räumung eingesetzt werden soll. spürbar nach. weil für sie keine nationalen Regierun- gen mehr sorgen. Noch 23 000 Flüchtlinge Seit 1955 ist der dritte Jahresplan der Herausgeber: Bundesgeschäftsstelle der CDU UNREF bemüht sich in der Bundes- Deutschlands, verantwortlich für die Redak- UNREF in Deutschland erfolgreich ange- republik besonders um die Auflösung der tion: Dr Heinz Pettenberg, Bonn, Nassestr. J, laufen. Nach einer Entscheidung der 21 Lager, in denen noch 23 000 Flüchtlinge, Tel. 5 1915/19 — Verlag: Presse- und Infor- Staaten des Exekutiv-Komitees war der die als internationale Flüchtlinge gelten, mationsdienste der CDU Deutschlands. Bonn, Plan für 1957 — zum Unterschied von leben. Die Gesamtzahl der nichtdeutschen Argelanderstr. 173, Tel. 2 31 40 — Bezugspreis: den Vorjahren — ausschließlich auf die Flüchtlinge, die seit der Kriegszeit im monatlich 1,— DM — Banken: Bundes- geschäftsstelle der CDU, Bonn, Postscheck- Räumung bestimmter von der Bundes- Bundesgebiet leben und nach diesem Konto Köln 36 531 Bankverein Westdeutsch- regierung bis Ende 1958 zur Auflösung Hilfsprogramm betreut werden, beträgt land, Bonn. Nr. 7487 — Druck: Bonner Univer» gemeldeter Lager abgestellt. Bisher wur- 75 000. sitäts-Buchdruckerei. Die Regierungen der deutschen Bundesländer Jakob Kaiser zum Geburtstag

Am .8. Februar vollendet Bundes- Im August 1949 — nachdem er zuvor minister a. D. Jakob Kaiser — ein Mann, bereits an der Schaffung des Grund- „Union in Deutschland'' setzt in der seit nahezu fünf Jahrzehnten an ver- gesetzes für die Bundesrepublik Deutsch- dieser Ausgabe die in Nr. 4 be- antwortlicher Stelle im öffentlichen Leben land im Parlamentarischen Rat mitge- gonnene Übersicht über die Zu- steht — sein 70. Lebensjahr. wirkt hatte — in den Deutschen Bundes- sammensetzung der deutschen Län- Der weitaus größte Teil seiner Lebens- tag gewählt, gehörte er dem freien derregierungen und über die Na- arbeit galt der Gewerkschaftsbewegung, deutschen Parlament während zweier men der Fraktionsvorsitzenden in und ihr ist er bis auf den heutigen Tag Legislaturperioden an. Schon im ersten den Landtagen und der Vorsitzen- — im Rahmen der Sozialausschüsse der Kabinett Adenauer wurde er mit der den der CDU-Landesverbände iort. christlich-demokratischen Arbeitnehmer- Leitung des Bundesministeriums für ge- schaft — eng verbunden. Seit 1912 in den samtdeutsche Fragen betraut und behielt christlichen Gewerkschaften tätig, gehörte dieses verantwortungsschwere Amt bis er während der Weimarer Zeit zu ihrem zum Herbst 1957, als ihn eine schwere Führungskreis und wurde als Abgeord- Erkrankung zwang, seine politische Tätig- RHEINLAND-PFALZ: CDU, FDP neter der Zentrumspartei in den Reichs- keit weitgehend einzuschränken. In Rheinland-Pfalz führt eine CDU/FDP- tag gewählt. Seine Grundsatzfestigkeit zog ihm sofort den Haß und die Verfol- Als Bundesminister für gesamtdeutsche Koalition die Regierung. Die CDU ist seit Fragen war Jakob Kaiser der berufene der Gründung des Landes Regierungs- gung der Machthaber des „Dritten Rei- ches" zu, vor allem, weil er sich stand- und beachtete Sprecher für die Belange partei. Ministerpräsident ist seit 1949 der 17 Millionen Deutschen in der So- Dr. Peter Altmeier. haft weigerte, der Selbstauflösung der Gewerkschatten seine Zustimmung zu wjetzone und für die Wiedervereinigung CDU: Dr. h. c. Peter Altmeier (Minister- geben. Zäh und unerschrocken führte er Deutschlands in Frieden und Freiheit. präsident und Minister für Wirtschaft und einen stillen Kampf gegen das national- Es versteht sich von selbst, daß er als Verkehr), Dr. Eduard Orth (Kultusmini- sozialistische Regime und zählte zu den Mann des Widerstandes gegen die kom- ster), Oskar Stübinger (Minister für Land- Männer des 20. Juli 1944. Nur mit knap- munistischen Totalitätsansprüche und des wirtschaft, Weinbau und Forsten), Otto per Not und unter entbehrungreichsten Kampfes für Freiheit und Menschenrecht van Volxem (Innen- und Sozialminister). Umständen entging er den Häschern des zum bestgehaßten Mann der Pankower Regimes. Hetzpropaganda wurde. Gerade diese FDP: Bruno Becher (Justizminister), Sofort nach dem Zusammenbruch wid- Tatsache aber beweist die Geradlinigkeit Dr. Wilhelm Nowak (Minister für Wie- mete er sich dem Aufbau der neuen und die Richtigkeit seines Weges und deraufbau und Finanzen). Christlich-Demokratischen Union und spricht für die große Anerkennung, die wurde deren erster Vorsitzender in der ihm vor allem von den Menschen in der Vorsitzender der CDU-Landtagsfrak- sowjetischen Besatzungszone. Als die tion: Dr. Wilhelm Boden. Vorsitzender des Sowjetzone entgegengebracht wurde und sowjetische Besatzungsmacht Forderungen wird. Als Vorsitzender der Exil-CDU CDU-Landesverbandes: Ministerpräsident an ihn stellte, die er mit seinem Ge- Dr. Peter Altmeier. wußte er sich ihnen und ihren Sorgen wissen als Deutscher und als Christ nicht ganz besonders verbunden. vereinbaren konnte, bewährte sich wie- derum seine Grundsatzfestigkeit und Die Christlich-Demokratische Union Baden-Württemberg: seine Standhaftigkeit. Jakob Kaiser nahm Deutschlands schuldet ihrem stellvertre- CDU, SPD, FDP/DVP, BHE lieber die gewaltsame Entfernung von tenden Vorsitzenden für sein unermüd- seinen Parteiämtern in Kauf, als sich dem liches und unerschrockenes Wirken hohen Baden-Württemberg hat eine All-Par- neuen Totalitarismus zu beugen. Dank. telen-Segjerung, die aus den Landtags- wahlen von 1956 hervorgegangen ist. An der Spitze steht Ministerpräsident b$ Gebhasd Müller (CDU), I CDU: «Scar Farny (Minister f. Ange- legenheiten des Bundesrates) , Eugen Leibfried (Minister f. Ernährung, Land- Wenn sie die Mehrheit haben wirtschaft und Forsten), Dr. Gebhard Kamen: SPD beschlagnahmt Bürgermeisterstellen Müller (Ministerpräsident), Dr. h. c. Wil- helm Simpfendörfer (Kultusminister) In Kamen, Kreis Unna (Westfalen), hat die SPD „reinen Tisch" gemacht. SPD: Erwin Hohlwegler (Arbeitsmini- Am 24. Januar 1958 hat die Stadtvertretung die Posten der beiden stellver- ster), Viktor Renner (Innenminister), Dr. Hermann Veit (Wirtschaftsminister und tretenden Bürgermeister neu besetzt. Allein die SPD-Fraktion hat die Kandi- Stellvertretender Ministerpräsident). daten benannt, und zwar auf Grund ihrer Mehrheit, durch die sie ohne Rück- sicht auf die Grundsätze parlamentarischer Arbeit den übrigen Fraktionen FDP/DVP: Dr. Karl Frank (Finanzmi- ihre Ämterpatronage aufzwang. nister), Dr. Wolf gang Haußmann (Justiz- minister). Zum zweiten Bürgermeister wurde mit Wahl hat die SPD auch dem BHE-Stadt- BHE: Eduard Fiedler (Minister f. Hei- 16 Stimmen bei 8 Enthaltungen der Stadt- verordneten Fink, der bislang dritter matvertriebene, Flüchtlinge und Kriegs- verordnete Schüerhoff (SPD), zum dritten Bürgermeister war, den Stuhl vor die Tür geschädigte). Bürgermeister mit 13 Stimmen bei 11 Ent- gesetzt. Man ist also jetzt unter sich. Außerdem gehören der Regierung die haltungen der Stadtverordnete Schmitz beiden Staatsräte Anton Dichtel (CDU) (SPD) gewählt. Damit sind sämtliche drei und Dr. Friedrich Werber (CDU) an. Bürgermeisterposten erstmalig mit SPD- Flucht in die Freiheit Angehörigen besetzt. An die CDU, die Vorsitzender der CDU-Landtagsfrak- In der Woche vom 25. bis 31. tion: Dr. Franz Hermann. Vorsitzende der in der Stadtvertretung die zweitstärkste Fraktion ist, wurde nicht, wie es im par- Januar 1958 sind insgesamt 4096 Landesverbände: Landesverband Nord- Deutsche aus der sowjetischen Baden: Dr. Franz Gurk MdL., Karlsruhe; lamentarischen Leben sonst üblich ist, die Landesverband Süd-Baden: Anton Dich- Aufforderung gerichtet, einen Stellvertre- Besatzungszone geflohen und tel, Freiburg; Landesverband Nord-Würt- ter für den Bürgermeister zu benennen. haben in der Bundesrepublik temberg: Dipl. Ing- Klaus Scheufeien, Die CDU hat lediglich in der Wahlperiode und in Westberlin die Notauf- Oberlenningen; Landesverband Würt- von 1948 bis 1952 den Bürgermeister- nahme beantragt. , Tettnang. stellvertreter geste'H. Bei der jüngsten

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