UID Jg. 12 1958 Nr. 6, Union in Deutschland
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•>•••-• -int '• i»n ill ".»"im«' GCNER DUNDLSi7\G PRE.S5EÄUSWE1RTÜWG POSTVERLAGSORT BONN BONN • 6. FEBR. 1958 NR. 6 • 12. JAHRGANG gt erßräerücH INFORMATIONSDIENST der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union Gegen „Dolchstoßlegende" Gerstenmaier widerlegt Dehler und Heinemann — Ein später „Triumph Stalins1 Die außenpolitische Debatte vom 23. Januar hat in die Aussprachen des schen Demokratie mit missionarischen, Parlaments eine neue, bedenkliche Note gebracht. In den Reden des früheren ideologischen oder gar militärischen Mitteln überall in der Welt durchzu- FDP-Parteivorsitzenden Dr. Thomas Dehler und des Begründers der inzwi- setzen, sondern uns kommt es allein schen aufgelösten „Gesamtdeutschen Volkspartei" und jetzigen SPD-Abgeord- darauf an, in dem anerkannten Staats- neten Dr. Gustav Heinemann zeigte sich nicht mehr die Auseinandersetzung gebiet der Deutschen die Freiheit und um eine den heutigen Erfordernissen angepaßte Politik. Vielmehr bemühten Rechte des Staatsbürgers durchzusetzen, sich Dehler und Heinemann — zweifellos als eine Art persönlicher Abrech- auf die nach unserer Überzeugung jeder einzelne einen unabweisbaren Anspruch nung — eine Legende vom „Verrat an Deutschland" zu weben. hat. Das gehört einfach zu dem bleiben- den Vermächtnis unserer jüngsten Ge- Die Opposition, SPD und FDP, hat in in die Gesellschafts- und Staatsgestal- schichte. den nachfolgenden Tagen diese Anschul- tung der unter russischer Herrschaft Es ist edelste Aufgabe, die uns die digungen unterstützt. Sie wurden von stehenden Völkergemeinschaften einzu- große Heimsuchung des deutschen Vol- Bundestagspräsident D. Dr. Eugen Ger- greifen. Der von der sowjetrussischen kes zur Pflicht gemacht hat, daß wir stenmaier auf dem Landesparteitag der Propaganda viel zitierte Begriff der Ko- Deutsche nicht ruhen und nicht rasten, CDU Württemberg-Nord am 1. Februar existenz bedarf in Deutschland gar bis ganz Deutschland ein Hort des Frie- zurückgewiesen. Dr. Gerstenmaier führte keiner Propagierung; denn unser ganzes dens und der geheiligten Ordnung des dabei u. a. aus: Sinnen und Trachten geht nicht darauf, freiheitlichen Rechtsstaates teilhaftig ge- die Grundgedanken der parlamentari- worden ist. Mitteldeutschland, das heißt die so- wjetisch-besetzte Zone, ist unter Zuhil- fenahme von fadenscheinigen Konstruk- tionen in den Satellitenverband der von Moskau beherrschten und kontrollierten Die Leistung des Kanzlers ost- und südosteuropäischen Völker ein- bezogen worden. Das Verlangen der Daß diese vordringlichen Belange un- marcks aus der Politik des Reiches in Deutschen nach Wiederherstellung ihrer serer nationalen Existenz auf deutschem der deutschen Geschichte nicht mehr zu staatlichen Einheit zielt vordringlich da- Boden und in der internationalen Politik verzeichnen war, hat in den vergangenen rauf, diesen 17 Millionen Deutschen die mit Nachdruck vertreten werden können, Jahren Deutschland aus dem Abgrund Ausübung der Grundrechte zu sichern, verdankt das deutsche Volk in erster wieder nach oben geführt. zu denen sich auch die Regierung der Linie der zwar späten, aber eben noch rechtzeitigen Einsicht seiner ehemaligen Daß sich darin die bis heute größte Sowjetunion mit der Unterzeichnung der westlichen Kriegsgegner und heutigen konstruktive politische Leistung Deutsch- Charta der Vereinten Nationen feierlich Verbündeten. • lands in diesem Jahrhundert ausdrückt, bekannt hat. ist nicht nur rund um den Weltball, Wir sitzen mit am Tisch sondern auch von der großen Mehrhejt % Die sowjetrussische Regierung hat es des deutschen Volkes erfaßt und in zwei freilich abgelehnt, daraus auch nur die Die Schaffung des Provisoriums Bun- Wahlen anerkannt worden — Wahlen, die bescheidensten Konsequenzen zu desrepublik Deutschland, die Konsoli- deren Ergebnisse in der Geschichte der ziehen. Damit hat sie die umspannende dierung dieser westlichen Hälfte Deutsch- parlamentarischen Demokratie Deutsch- Weltorganisation, die nach dem grau- lands nach den Grundsätzen des freiheit- lands einzigartig sind. sigen zweiten Weltkrieg die Völker der lichen Rechtsstaates und ihre Sicherung Welt vor der Geißel des Krieges in der im Schutzsystem der freien Welt sind die Wenn die Archive offen stehen . Zukunft bewahren sollte, an den Rand Voraussetzungen unseres wirtschaftli- des Ruins gebracht. chen und politischen Wiederaufstiegs. Selbstverständlich bekennt nicht nur Sie allein haben dazu geführt, daß wir der Parteigänger, sondern auch der Par- heute nicht mehr allein darauf ange- teigegner des Bundeskanzlers — soweit Propaganda für Koexistenz? wiesen sind, was die großen Mächte des er sich den Willen zum gerechten Urteil Indem wir die Gewährung der staats- Ostens und des Westens über uns hin- bewahrt hat — ohne weiteres, daß sich bürgerlichen Grundrechte für unsere deut- weg zu beschließen geruhen, sondern diese Leistung gerechterweise mit kei- schen Mitbürger in der sogenannten daß wir an der Gestaltung unseres eige- nem anderen Namen so unlösbar ver- Deutschen Demokratischen Republik mit nen Schicksals überhaupt mitwirken bindet wie mit dem Konrad Adenauers. unerbittlichem Nachdruck verfechten, ha- können. Eine besonnene, standfeste Poli- Diese Leistung wird im Urteil späterer ben wir nicht im mindesten die Absicht, tik, wie sie seit dem Ausscheiden Bis- Zeiten eher größer als geringer, denn das, was uns heute von der Pa'rteien vitalen Lebensbedürfnisse des ganzen sich, dabei um die Frage, ob auch das Gunst und Haß verwirrt, unklar oder deutschen Volkes mit der Unterstützung wiedervereinigte Deutschland der NATO umstritten erscheint, wird durch die des größeren Teiles der Welt entschieden angehören müsse. Offenlegung der politischen und diplo-' verfechten können. Dieser Gedanke ist, wie kürzlich der matischen Vorgänge, an Hand geschicht- Nach unserer aller Wille, einschließlich Leiter der Politischen Abteilung im licher Dokumente, die heute noch _ von Auswärtigen Amt, Professor Grewe, ein- 5 dem unserer Verbündeten, ist dies ein den Kanzleien der Weltmächte geheim- Durchgangsstadium zu dem Ziel, dem wandfrei dokumentiert hat, im Sommer gehalten werden, bestätigt werdet!. Es all unser Tun und unsere Mühe gilt — 1951 -von seiten unserer westlichen Ver- wird sich zeigen, welchen grundlegenden handlungspartner in die Diskussion über Anteil Konrad Adenauer und seine Po- der Wiedervereinigung ganz Deutsch- die Ablösung des Besatzungsstatuts ge- litik daran haben, daß wir heute frei lands als eines freiheitlichen und sozia- worfen worden. Es wurde lange und und in der Schutzgemeinschaft der freien len Rechtsstaates in einer befriedeten erbittert darüber verhandelt. Es kam ein Welt unserer Arbeit nachgehen und die Welt. Kompromiß zustande, der sowohl in der damaligen Kabinettsitzung wie in den Verhandlungen der Bundestagsausschüsse lebhaft erörtert und auch kritisiert wor- den ist. Opposition in Pankows Sprache Ich erinnere midi sehr genau an den Verlauf dieser Debatte im Kabinett, weil Es wäre kaum Not, heute in diesem Es kommt hier nicht an auf die Töne ich damals mit meinem Fraktionsvor- Kreise davon zu reden, wir brauchten der persönlichen Verbitterung und Ent- sitzenden von Brentano und anderen zu uns über unser inneres Verhältnis zum täuschung zweier gescheiterten Politiker. der Kabinettsitzung eingeladen worden Status quo, das heißt, zu den gegenwär- Es ist lediglich von Bedeutung, ob diese war. Gegen die Bindungsklausel wurden tigen Hilfskonstruktionen der deutschen Vorwürfe, die nun auch der Führer der in jener Sitzung breite Einwände er- staatlichen Selbstgestaltung und den Opposition massiv übernommen hat, sich hoben. Die Wortführung dabei lag da- festgefrorenen Kampffronten des Stel- als zutreffend oder unwahr erweisen. Es mals übrigens in gar keiner Weise bei lungskrieges der Weltpolitik gar nicht kommt nicht auf die Willkür der Ge- Herrn Dehler, sondern bei dem Bundes- weiter zu äußern, sondern wir könnten schichtsdeutung der Herren Dehler und minister für Gesamtdeutsche Fragen, unseren Blick nach vorne richten, auf die Heinemann an, aber es kommt darauf Jakob Kaiser. Ich mache gar kein Hehl ernsten Fragen und schwierigen Aufga- an, daß man zum Kern ihrer Behaup- daraus, daß ich ebenso wie Brentano ben, die uns und der Welt gestellt sind, tung durchstößt, ihn im redlichen Willen damals zu den Leuten gehörte, die Jakob wenn nicht soeben der unerhörte Ver- zur Wahrheit prüft und sich dann dem Kaiser nach Kräften unterstützten. such unternommen worden wäre, die Gegner mit größter Entschlossenheit Kette der geschichtlichen Ereignisse um- stellt. £ Es ist richtig, daß dazu auch einige zudeuten und die Schuld für das Miß- FDP-Mitglieder-Minister gehörten, so lingen der Wiedervereinigung und der In jener fatalen Nachtsitzung blieb die Herr Dr. Blücher' aber ich kann mich in Abrüstung in erster Linie dem deutschen sachliche Erwiderung nicht deshalb aus, keiner Weise daran erinnern, daß sich Bundeskanzler in die Schuhe zu schieben. weil irgendjemand von Dehler und Herr Dr. Dehler damals auch nur mit Vorwürfe dieser Art sind zwar nicht neu, Heinemann überzeugt war, sondern weil einem bescheidenen Bruchteil der Lei- wir hören sie von den Pankower Scher- das Gefühl allgemein war, hier muß denschaft, die er in der Nacht vom gen Moskaus sei Jahr und Tag. Aber streng geprüft werden Denn die Stun- 23. 1. 1958 an den Tag legte, für die Be- neu ist, daß die Opposition, im Bundes- de, in der wir stehen, macht diese genaue seitigung der Bindungsklausel eingesetzt tag dreimal geschlagen, sich nun darin Überprüfung zur gebieterischen Notwen- hätte. Ich unterstelle ihm nicht,