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Köpfchen – 2005

Ein Produkt von: 1/05 April 2005

Die Geschichte der Burg Waldeck seit 1911 Die Waldeck – Lieder Fahrten Abenteuer s war arbeits- und zeitaufwän- teilweise auch in Farbe, lockern dürfte das Buch interessant sein. Ediger als gedacht und vielfach den Text auf. Fünfzehn Gastauto- Denn es gibt Aufschluss über geschätzt. Aber nun liegt es vor ren liefern zu einzelnen Themen ein Projekt und Experiment der mit rund 550 Seiten, vielen vertiefende Betrachtungen. Ein Jugendbewegung, das nun mehr Bildern, mehreren Vorwörtern und Personenverzeichnis gibt Einblick als achtzig Jahre andauert und einem stattlichen Anhang: das in manche bislang verborgenen in seiner Vielfältigkeit ein Stück Buch über die neuere Geschichte Zusammenhänge von bürgerlichen Zeitgeschichte spiegelt. Jürgen der Burg Waldeck. und Fahrtennamen der Waldecker. Reulecke nennt deshalb in seinem Schon wegen dieses Vademekums Vorwort die Waldeck einen wichti- Hotte Schneider erzählt die Ent- durch das Waldecker Namens- gen „Gedächtnisort“. stehung und die Wandlungen des gewirr wäre für viele Insider die Platzes flüssig, in strikt chronolo- Anschaffung des Buches lohnend. 1999 wurden die ersten Anläufe gischer Abfolge. Rund 400 Bilder, Aber auch für manchen Outsider zum Buchprojekt unternommen und scheiterten zunächst am feh- lendem Geld. Im Frühjahr 2001 ging es dann richtig los. Ali, Hotte, molo, dieses Team nahm sich Großes vor – und wollte nach zwei Jahren am Ziel sein. So lange reichten dann etwa auch die einge- worbenen Mittel. Seit Herbst 2003 arbeitet auch Hotte ohne finanzi- elle Gegenleistung für das Buch. Außer diesem Kernteam waren für das Projekt ein wissenschaftlicher Beirat und in der etwa einjährigen Schlussphase ein sechsköpfiges Buchteam mit intensiven Redakti- ons- und Lektorats-Arbeiten aktiv. Im Buch sind die Namen genannt.

Nun ist der Verlag für - Brandenburg, Potsdam, für den Vertrieb über den Buchhandel zuständig. Verkauft wird das Buch auch auf der Waldeck und über drei Versandverlage, dem Verlag der Jugendbewegung, der Versand- buchhandlung Steintafel und dem Plattenlabel Conträr-Musik. Es kostet einheitlich auf allen Kanälen 29,50 Euro. Cover-Gestaltung: Goly Münchrath und Marta Burzynska Cover-Gestaltung: Waldeck-Buch

Am 8. April wird das Buch in Buch und richtet gerne ein Forum Fax: 0 29 21 – 8 24 52 Mainz der Öffentlichkeit vorge- für Zuschriften ein. [email protected]; stellt. Alle Mitwirkenden sind nun molo www.jugendbewegung.de/verlag auf die Reaktionen von Leserinnen und Lesern gespannt. Hotte Schneider: Die Waldeck. Lieder - steintafel Fahrten Abenteuer. Die Geschichte der Burg guntram thielsch & ute krawelitzki gbr Ein großer Schritt zur Dokumenta- Waldeck von 1911 bis heute. Postfach 17 01 43, 33701 Bielefeld tion und Präsentation der neueren Mit einer Einleitung von Jürgen Reulecke Ermlandstr. 4 f, 33719 Bielefeld Waldeck-Geschichte ist getan. und Beiträgen von Eckard Holler, Hanns Tel.: 05 21 – 33 97 99, Es soll nicht der letzte sein. Als Dieter Hüsch, Jürgen Jekewitz, Dieter Kalka, Fax: 05 21 – 33 97 04 Nebenprodukt der Bucharbeit ist Almut Körting, Stefan Krolle, Ali Kuhl- [email protected]; www.steintafel.de ein digitales Fotoarchiv entstan- mann, Klaus Peter Möller, Ursula Prause, den, das ein Mehrfaches der im Tom Schroeder, Norbert Schwarte, Günter - Conträr Musik - Rolf Limbach Buch gezeigten Bilder enthält. Es Seifert, Herbert Swoboda und Arne Voss. Lindenstr. 25, 23558 Lübeck soll systematisch ausgebaut und Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck Hg., Tel.: 04 51 – 40 41 58, ergänzt werden. Auch das so hilf- Potsdam (Verlag für Berlin-Brandenburg) Fax: 04 51 – 400 55 06 reiche Papier-Archiv der Waldeck 2005, 552 Seiten mit vielen teils farbigen [email protected]; wird von den für das Buch gesam- Bildern, gebunden, http://www.contraermusik.de melten Unterlagen profitieren und 29.50 Euro. ISBN 3-935035-71-3. sollte natürlich weiter gepflegt sowie werden. Insgesamt steht an, ein Ab April 2005 zu beziehen bei: umfassendes digitales Bild- und - im Buchhandel und Tonarchiv aufzubauen. - verlag der jugendbewegung, südmarkverlag michael fritz kg - auf der Waldeck. Die KÖPFCHEN-Redaktion freut sich Postfach 15 03 30, 70076 Stuttgart. auf Lesermeinungen zum Waldeck- Tel: 07 11 – 19 13 19 13,

Werner-Helwig-Ausstellung ...... 20 Inhalt St. Krolle: Musisch-kulturelle Etappen ...... 21 Orden für Hein und Oss ...... 23 Buch: “Die Waldeck”...... 1 Fahrtenbericht Estland...... 24 Drei Fünfundachtziger...... 3 A. Degenhardt: Land of my Childhood ...... 25 Musik der Sinti und Roma...... 4 75 Jahre dj.1.11 ...... 26 Kraki †...... 5 Bacchus † ...... 6 J. Reulecke zum Geburtstag...... 28 Günter Ciechowskis Traumwelten...... 7 Geschichte(n) von, mit und in Liedern...... 29 Protokoll JHV 2004...... 8 30 Jahre Erich Schmeckenbecher...... 30 Planungsstand Verwalterwohnhaus ...... 10 H. Böning: Utopien im politischen Lied...... 31 Workshop Strohballenhaus...... 11 Dringend KassiererIn gesucht...... 33 Liedgut Ost – Liedgut West ...... 11 R. Sareika: Hermann Hesse...... 33 Zukunftsseminar: Eine junge Waldeck...... 12 J. Andruchowytsch: Dioxin-Ballade...... 34 Zivis gesucht ...... 13 Kramer/Wette: Justiz und Pazifismus ...... 36 Französisch-deutsche Jugendbegegnung ...... 14 Offener Brief an Karratsch ...... 15 20 Jahre ensemble aequinoktium ...... 39 Die Jagdsaison wurde eröffnet ...... 16 Preis für Rhein-Hunsrück-Kreis ...... 39 Bellman-Fest auf der Waldeck ...... 18 Was KÖPFCHEN-LeserInnen interessiert...... 40 M. Achenbach: Fasia Jansen...... 19 Impressum...... 44

2 3 Wir gratulieren Dreimal „Fünfundachtzig“

Hai Frankl Berry Westenburger Walter Scherf (tejo) Fotos: molo

ieder ist es so weit: Fünf vor beim „Maulbronner Kreis“ WJahre sind vergangen, seit mit von der Partie ist. wir den drei Freunden Hai Frankl, Herbert Westenburger (Berry) und - Tejo publiziert und schreibt schö- Walter Scherf (tejo) zum Eintritt ins ne Briefe an seine Freunde. achte Lebensjahrzehnt gratulierten. Es gibt Anzeichen, dass alle drei Allen drei Jubilaren seien unsere die erste Hälfte desselben gesund Freude und unsere Bewunderung und tatkräftig verbringen konnten: ausgedrückt. Sie sind uns ein Vorbild und zeigen uns, wie auch 85 - Von Hais (und Topsys) Unterneh- die dritte Lebensphase lebenswert mungslust und Vitalität konnten und produktiv sein kann. Wir wir uns seither regelmäßig leib- wünschen ihnen viel Glück und haftig überzeugen, zuletzt an Gesundheit und würden uns freu- Pfingsten 2004 beim Jubiläums- en, wenn wir nach fünf Jahren fest „40 Jahre Festival Chanson wieder in diesem Sinne berichten Folklore International“ auf der und gratulieren könnten. Waldeck, als sie wieder einmal GMP 85 von einem begeisterten Publikum gefeiert wurden. Auch für dieses Jahr haben sie zwei Deutschland- reisen geplant.

- Von Berry hört man, dass er als gefragter Zeitzeuge für den NS- Widerstand in den Frankfurter Schulen tätig ist, verschiedene Nachlässe aufarbeitet, sein Leben schriftlich festhält und nach wie 85

2 3 Siegfried Maeker

Vorabend Singewettstreit 2004 – ein Nachtrag Musik der Sinti und Roma och liegt der Veranstaltungs- tig im weiten europäischen Raum Raum und dringen hinaus auf den Nsaal im Dunkeln, nur im überlebt hat. Vorplatz, wo sich weitere Interes- beleuchteten Bühnenraum ordnet sierte versammelt haben. ein Mann Papiere und Gerätschaf- Ein Film über und mit der Gruppe ten: Siegfried Maeker (Meckes). „Urs Carpacz“, die als Bärenführer Namen von Gruppen, MusikerIn- Er wird zum Auftakt des fünften und Musikanten im Karpatenbogen nen und SängerInnen, von vielen Peter-Rohland-Sin- Anwesenden nie zuvor gewettstreits1 am gehört, sprengen die Freitagabend einen Merkfähigkeit der meis- Vortrag über die ten Zuhörer. Erst als der Musik der Sinti und gespannte Bogen über Roma halten. Gegen Spanien und Frank- 21 Uhr füllen sich die reich in Deutschland Bankreihen – Begrü- endet, tauchen bekannte ßungen – Scherze Namen auf. Schnu- – Stille – gespannte ckenack Reinhardt, Erwartung! Häns’che Weiss, Titi Winterstein. Meckes berichtet einleitend kurz über Einfühlsam, gewürzt mit Herkunft (nordwestli- allerlei Anekdoten und ches Indien/östliches Hintergrundwissen, hat Pakistan), Wanderwe- Meckes diesen Abend ge und Ankunft im präsentiert. Bemerkens- deutschen Sprachge- wert, bei aller Kompe- biet (erste urkundli- tenz, seine liebenswür- che Erwähnung 1407 dige Bescheidenheit. Die in ). Verantwortlichen haben bei der Verpflichtung Hinter seiner Bemer- dieses Mannes eine kung: „Als die glückliche Hand Überlebenden aus Siegfried Maeker bewiesen. den Lagern kamen...“ verbirgt sich unausgesprochen die ansässig sind, begeistert das Publi- Danke! ganze Tragik der Jahrhunderte kum durch Bild und Ton glei- währenden Diffamierung, Verfol- chermaßen. Meckes nimmt seine Der Schlussapplaus, langanhaltend gung und versuchten Ausrottung Zuhörer mit auf eine musikalische und begeistert, unterstreicht diese durch die sesshafte Bevölkerung, Reise zunächst durch Osteuropa Einschätzung. die in der Pervertierung durch – Tschechien, Slowakei, Polen, die Nazis gipfelte. Doch diese Ungarn, Rumänien, das ehemalige Doris Werheid (Schna) Geschichte ist nicht Thema des Jugoslawien und Griechenland. Die Deutsche Freischar heutigen Abends, die Musik ist es, Klänge, fremdartig, melancholisch die so einzigartig und vielschich- oder mitreißend, füllen den kleinen

1 Einen weiteren Bericht vom 5. Peter-Rohland-Singewettstreit siehe unter http://kwerheid.bei.t-online.de/homepage/kassandra.htm.

4 5 Der letzte Weltfahrer

Von links: Kraki, Georg Specht und Pitt Becker 1993 Kraki * 14. 7. 1914 – † 3. 12. 2004

„Als er vierzehn Jahre alt war, nahmen sie ihn zum ersten Mal mit, nach Griechenland. Ein Fischer nannte ihn „Mikraki“, der Kleinste, und diesen Namen behielt er, bis man ihn nur noch „Kraki“ rief.“ Foto: Ernie Kesper So beginnt das Buch meines Vaters, Karl Mohri, über „Kraki nach dem Tod meines Vaters, war Jetzt hat der Tod, dieser furchtba- und die Amerikafahrer“ und unter er mir so vertraut, als hätte ich ihn re Gleichmacher, auch Kraki, den diesem Namen habe ich Robert schon immer gekannt. Seine Herz- Amerikafahrer, mit sich genom- Ritter kennen und schätzen gelernt. lichkeit, seine Gastfreundlichkeit, men. Wir bleiben zurück mit dem Während meiner Kinderzeit auf seine Hilfsbereitschaft erinnerten Schmerz der Trennung und der Burg Waldeck, dem Nervenzen- an beste Waldecker Traditionen, Trauer des Abschieds, und auch trum, von dem alles ausging, seine Erzählungen an das bewegte die Einsicht, er habe sein irdi- tauchte sein Name ständig in den Leben, das ich ja so gut kannte. sches Dasein ausgekostet und in Erzählungen meines Vaters auf, Würde vollendet – nach Aristoteles ganz gleich, ob er die Fälle des Erstaunlich auch die Parallelität Bedingung der „eudaimonia“, des Iguaçu, die Pyramiden von Teoti- mancher Ereignisse, die von der gelingenden Lebens – mag nichts huacan oder das Erdbeben in Long tiefen Verbundenheit der Genera- Trostreiches bieten. Beach schilderte. Als ich Robert tionen zeugen: 1982 entkam ich zurm ersten Mal gegenübertrat, in Westafrika nur knapp derselben Und dennoch: Das Band der Gene- damals, in Mexico, zwei Jahre tödlichen Malaria, die meinen rationen zerreißt nicht! Als Thomas Vater während seiner Internie- Ritter meine Frau anrief, begann rungszeit in Südafrika bedroht er – wohlweislich? – nicht mit der hatte, und 1992 erlebte ich ein Nachricht von seines Vaters Tod, ähnliches Erdbeben im Hause von sondern mit der Nachricht von Thomas Ritter, Krakis ältestem einem neuen Leben: Seine Tochter Sohn, wie einst Kraki, Karl und Corinne erwartet ein Kind! Es geht die anderen Amerikafahrer in Los also weiter, und das ist gut so. Angeles in den zwanziger Jahren. Deshalb – trotz allen Schmerzes Dazwischen aber der Generations- – rufe ich allen, die Kraki, den wechsel in der Ritter-Familie: Wie Amerikafahrer, kennen und schät- sein Vater, so lud uns Thomas 1980 zen gelernt haben, ein fröhliches in Mexico ein zu sich nach Hause: „Horridoh“ zu, jenen Ruf also, der die gleiche Herzlichkeit, die glei- (nicht nur aus dem Munde Karl che Gastfreundschaft, die gleiche Oelbs!) meine Kindheit und Jugend Hilfsbereitschaft. Vielleicht verbirgt durchhallte, wenn die Hunsrück- sich im Phänomen der Generation berge ihn ins Baybachtal zurück- der unzerstörbare Traum des Men- warfen. schen: die Unsterblichkeit! Michael Mohri

Die Inschrift der Urkunde: „In seinem Buch Tai-Pan der Armen hat Dr. phil. Georg Specht die Nerother Weltfahrt 1931-33 und 4 die Ziele des Nerother Wandervogels einfühlsm und treffend dargestellt. Die 2 letzten noch lebenden Weltfahrer nehmen 5 ihn in ihre Gemeinschaft auf und verleihen ihm als Tim, der Knappe von Cathay das Nerother Barett und den Batzen mit dem kämpfenden Wildschwan. Burg Waldeck, im Juni 1993. Die Weltfahrer: Hans Riediger, Robert Ritter „Kraki“. Als Zeuge der Altnerother: Wolfram Becker „Pitt“.” Bacchus * 11. 1. 1944 – † 29. 5. 2004

Legenden sterben nicht im Bett

b Bacchus2 eine Legende war, Wandervogel. Diese Zeit hat uns wiederum aus seinem gesicherten Osei dahingestellt. Zweifellos alle sehr geformt. Mit ihm machte Leben aus und richtete im Schlaf- war er aber ein Typ, der ein inten- das Zusammensein besonders Spaß, zimmer seiner Wohnung eine kleine sives, erlebnisreiches Leben hinter seine musikalischen Qualitäten Werkstatt für Holzspiele ein. Wenn sich hatte. Als Kind einfacher Leute waren unverzichtbar, seine Hilfs- er Langholz auf der Kreissäge sägen im Ruhrgebiet geboren, hat er im bereitschaft machte ihn zu einem wollte, musste er das Fenster öff- Pütt gearbeitet, wie es sich gehört, herausragenden Kameraden, die nen, denn das Schlafzimmer war ist aber dann durch die Nerotherei Intensität der Feste, die wir gemein- zu klein... Aus diesen bescheidenen auf andere Gedanken gekommen sam feierten, war unbeschreiblich. Anfängen wurde eine kleine Fabrik und aus jenem Leben ausgestiegen. Aber über das Feiern hinaus schmie- in Sevenich. Der wirtschaftliche Großfahrten führten ihn nach Ägyp- deten wir auch Zukunftspläne: Kaum Erfolg war erheblich, Energie und ten und Marokko. Aber vor allem die einer von uns hatte damals mehr Fleiß, den er und seine Frau inves- Fahrten nach Griechenland waren für aufzuweisen als eine Berufsausbil- tierten, allerdings auch. Sein Credo ihn sehr prägend. Er lebte zum Bei- dung, aber wir wollten alle mehr. war: Solange ich lebe, will ich spiel einige Monaten mit Fischern in So wurde Bacchus auf dem zweiten immer noch etwas Neues anpacken. Platamon, mit denen er jede Nacht Bildungsweg Erzieher. Allerdings Griechenland wurde unerreichbar hinausfuhr. war das noch immer nicht das Ende wegen der langen Anfahrtszeit, seines Traums: selbständig, kreativ leichter zu erreichen war Südfrank- Mitte der sechziger Jahre kam und wirtschaftlich erfolgreich sein, reich, wo er sich in der Nähe von Bacchus nach Köln und gehörte zu das wär´s. Und obwohl er bereits Narbonne ein „Haus“ kaufte, das uns „Schnapphähnen“ im Nerother verheiratet und Vater war, stieg er eher eine zerfallene Ruine war, aller- Foto: Mariell Otto Von links: Hathie, Bacchus, Wilfried

2 Klaus Grunau

6 7 Turborossa

dings in traumhafter Lage. In den erschienst Du auf der Waldeck mit Allerdings war Deine Gesundheit letzten Jahren baute er es zu einem einer Mütze, auf die der Spruch schon seit vielen Jahren angeschla- kleinen Paradies aus. „Legenden sterben nicht im Bett“ gen und Du hattest immer mit einem aufgestickt war. Dieser Spruch plötzlichen Tod gerechnet. All die So wurde er zu einem, der in seinem schien Dir gut zu gefallen, denn Du Jahre ist es aber gut gegangen, so Leben viele seiner alten Träume und verschenktest bei dieser Gelegenheit dass Dein Tod für uns und für Dich Pläne verwirklichte. Die Verbindung einige Mützen mit diesem Spruch trotzdem unerwartet kam. zu seinen alten Nerother-Freunden an Deine alten Freunde. In der war einige Male unterbrochen, riss folgenden Nacht bist Du an einem Für uns bleibst Du durchaus ein aber trotzdem nie ab. Er war kein Herzversagen nicht im Bett, sondern Stück Legende. Mitglied der ABW, gehörte aber mit auf dem Heimweg von der Waldeck zum prägenden Umfeld der Waldeck. nach Sevenich im Auto eines Freun- Wilfried, Köther und Hathi3 des gestorben. Bacchus, für das, was Du geleistet und wie Du Dich verwirklicht hast, Als wir auf der Waldeck davon hast Du unsere uneingeschränkte erfuhren, stellten wir uns die Frage: Bewunderung. Dein Tod hinterlässt Hast Du etwas geahnt und deswegen ein Loch, vielen von uns fehlst Du. diese Mütze getragen? Unmittelbar wohl nicht, dazu warst Du zu gut Zum vierzigjährigen Jubiläum des drauf an diesem Abend. Chanson- und Folklore-Festivals

Vorabend Hauptversammlung 2004 Günter Ciechowskis Traumwelten

utowahn („Turborossa“) und durch seine Kommentare die AGitarrenkult– dies waren Themen verwunderte Frage, warum des HV-Vorabends 2004. viele seiner Themen erst Jahre Das Multitalent im Unruhestand später in der Öffentlichkeit Günter Ciechowski, kritischer Song- aufgegriffen wurden. schreiber, Spiegelredakteur, Doku- War Ciechowski zu früh dran? mentar- und Spielfilmer, Regisseur Waren die Menschen noch und Produzent, der es auf 160 nicht reif? Weder an seinen Fernsehfeatures gebracht hat, gab Ideen noch an seiner Kunst mit Songs, Texten, Erzählungen und kann es gelegen haben, davon einem Fernsehfilm („Die rebellische haben wir uns überzeugt. Gitarre“) einen Einblick in sein ein- drucksvolles zeitkritisches Lebens- GMP werk. Wie ein roter Faden zog sich Foto: Dido 3 Wilfried Otto, Bernd Kothe und Hartmut Pösche Günter Ciechowski

6 7 Jahreshauptversammlung

2004 der ABW Aus dem Protokoll

ls erstes gedenkt die Versamm- Anlass von 70 Jahre ABW durch- nungstermin verzögert sich weiter. Alung der Verstorbenen geführt. Hans-Georg Schlief (Flaps) und Bisher gibt es etwa 300 Subskrip- Fred Kottek. Pfingsten feierten wir tionen. Einige Lesekonzerte sind 40 Jahre Festival Chanson Folklore bereits geplant. Vertrieben werden Bericht aus dem Ältestenrat International. soll das Waldeck-Buch über mehre- Zar ist als Mitglied in den Ältes- Presse-Reaktionen und Feed- re Verlage. tenrat nachgerückt. back von Teilnehmern lassen das Pfingstfest als rundum gelungen Baumhaus Zwei Austritten – Stefan Bock und erscheinen. Der Blick auf das neue Das Haus ist fast fertig. Finanziert Rainer Liebert – steht die Aufnah- Europa, das sich beim Festival wurde es durch Spenden sowie me von zehn neuen Mitgliedern durch etliche Teilnehmer aus Polen durch Fördergelder von der Stif- gegenüber: darstellte, verspricht eine gute tung Natur und Umwelt. Es gibt Birger Boos, Buch Orientierung in die Zukunft. Auch noch eine kleinere Finanzierungs- Ursula Ebels, Mechernich am Rande ergaben sich wichtige lücke, so dass zu weiteren Spenden Eric Finger, Bad Soden Kontakte, so entstand beispielswei- aufgerufen wird. Dirk Hespers, Brüggen-Bracht se der Anstoß zu einer Mongolei- Sebastian Heß, Fahrt. Verwalter-Haus Ulla Hippmann, Bad Neuenahr Phillipp Tiggeler hat die Projektlei- Iris Lemler, Bad Kreuznach 5 Jahre Peter-Rohland-Singewettstreit: tung an Harald Wedig und Marcus Jonas Lufft, Darmstadt auch dieses Jubiläum wurde mit Becker abgegeben. Hannes Wader, www.scala- Erfolg begangen. Hier hat sich ein kuenstler.de „Selbstläufer“ etabliert, der auch so Der Architekt Birger Boos, inzwi- Ekaterini Zacharakis, Bielefeld. weiter geführt werden soll. schen ABW-Mitglied, stellt das Der Verein hat damit 213 Mitglie- neue Konzept vor. der. 10 Jahre professionelles KÖPFCHEN-Lay- out durch Johann Benning und sein Der Neubau wird als reines Wohn- Bericht aus dem Verwaltungsrat Team: haus neben dem Mohri-Haus Der VR hat zehnmal getagt, darun- auch dies ein Anlass zum Feiern errichtet. Es wird als Strohballen- ter einmal beim BDP in Frankfurt für den Verein. Auch Gisela, „Che- haus gebaut und wird ein absolutes und einmal auf Burg Ludwigstein. fin“ des KÖPFCHEN, konnte ein per- Niedrigst-Energie-Haus, das mit 13 Die Tagung dort war mit einer sönliches Jubiläum feiern. Swobl kWh pro m2 nach gegenwärtigem Lesung von Hotte aus dem Wal- gratuliert und bedankt sich persön- Stand mit etwa 300 € Energiekos- deck-Buch verbunden. Gespräche lich beim „Kraftzentrum Stuttgart“. ten im Jahr auskommt. mit der Archiv-Leiterin Susanne Rappe-Weber vom Ludwigstein Waldeck-Buch Als Bauzeit veranschlagt Harald haben wieder einmal deutlich Die Arbeit an der Geschichte etwa drei bis vier Monate für den werden lassen, welche Verdienste der Waldeck ist aufwendiger als Rohbau. (Siehe auch Seite 10). sich Peer um das Waldeck-Archiv gedacht. Die Vielfalt der Fakten, erworben hat. Verbindungen und Zahlen, Daten, die zu belegen sind, Für das geplante Zusammenarbeit versprechen, sich die Quellen die heraus zu finden Waldeck-Gesamtkonzept positiv zu gestalten. und zu benennen sind, sind eine gibt es ein erstes Brainstorming, „Sisyphos-Arbeit“, die noch dazu dem aber sicherlich noch weitere 2004 war das Jahr der Jubiläen von nebenberuflich Tätigen bewäl- folgen werden. Ostern wurde ein Seminar aus tigt werden muss. Der Erschei-

8 9 Internet damit, dass es ihm – trotz gewisser Er stellt Christopher Bach als Hørbi hat die Internetseite umge- Abnutzungserscheinungen (so ist neuen Zivi vor. Ein weiterer Zivi baut. Durch veränderte Anbieter er wieder zum Raucher gewor- wird gesucht. konnten fast 80% der Kosten ein- den...) immer noch Spaß macht. gespart werden. Er gibt einen Überblick über die Events, wie am 18.8., wenn Life- Belegung des vergangenen Jahres, Rollenspieler in großer Zahl das Rund 7500 Zugriffe auf unsere die von Jugendkulturgruppen über Gelände bevölkern, sind schwierig Seite sind zu vermelden. Es wird Gruppen aus der Erwachsenenbil- zu „händeln“ – Happy bittet den empfohlen, das KÖPFCHEN herun- dung und Vereinsaktivitäten ein Verein, ihn dadurch zu unterstüt- terzuladen, um Portokosten zu sehr breites Spektrum umfasste. zen, dass der Verein zu diesem sparen; außerdem hat man es dann Auch für das nächste Jahr sind die Termin ausnahmsweise weg bleibt. früher. Buchungszahlen bisher recht gut. Er weist darauf hin, dass die meis- Happy bedankt sich bei Dido – der Auch das Gästebuch soll mehr ten Gruppen das Haus, einschließ- Verein schließt sich an. genutzt werden. lich der Seminarräume, für sich alleine haben wollen, so dass es Ausblick Who is who manchmal schwierig ist für kleine Im vergangenen Jahr ist eine Bisher haben etwa 30 Mitglieder Gruppen. erhöhte Aktivität des Vereins fest- Foto und Text abgegeben. Das zustellen. Im Rahmen der Diskus- fertige Heft sollen nur diejenigen Happy weist darauf hin, dass die sion um Verwalter-Haus, Bau des erhalten, die auch selber drin sind. Personaldecke äußerst dünn ist Baum-Hauses, der Jubiläums-Ver- Ängste, Fotos und Biografien wür- – eine Grippewelle kann sich die anstaltung sind zahlreiche Mitglie- den blind verstreut, sind unnötig. Waldeck nicht leisten. der aktiv geworden. Es ergeht noch einmal der Aufruf an den Verein, sich zu beteiligen.

Für die Information von Gruppen soll ein Info-Film zur Waldeck gedreht werden, der dann unsere Gäste in knapp 15 Minuten über Wesentliches informiert. Hier wird Mitarbeit gesucht.

Finanzen Die Finanzen sind von Dunja an Ute übergeben worden. Ute beklagt die schleppenden Bei- tragseingänge und wirbt entschie- den für den Lastschrifteinzug. Die Erträge der Bewirtschaf- tung sind nach wie vor trotz der schlechten Wirtschaftslage positiv. Die Veranstaltungen zu Pfingsten sowie der Singewettstreit waren auch finanziell erfolgreich. Der Verein ist gegenwärtig prak- tisch schuldenfrei, so dass wir den Neubau des Verwalter-Hauses getrost stemmen können.

Bericht des Verwalters Happy beginnt seinen Bericht Entwurf Verwalterhaus 8 9 Neubau auf der Waldeck

Die jungen ABW-Mitglieder pla- Im Februar findet das Treffen der für die Künstler wären Anschluss- nen im Januar 2005, der Verein an Bellman-Gesellschaft statt. Engagements in der Region, die die Ostern eine Zukunftswerkstatt. Fahrt in den Hunsrück für ohne Jacky ist mit Gruppen und Musi- Gage lohnender machen könnten. Harald Wedig wird im Januar wie- kern im Gespräch, die Pfingsten Jacky bittet um Unterstützung. der mit Permakultur aktiv. 2005 auftreten wollen. Eine Hilfe Irm Cipa Planungsstand Verwalterwohnhaus

achdem für das Gelände der dann der Bauantrag gestellt und werden und der Aufbau so nur NABW ein bauliches Gesamt- die Zustimmung im Einzelfall für wenige Tage dauert. Das Dach konzept entwickelt wurde, haben die Verwendung von Strohballen kann sofort montiert werden, und wir uns Mitte des letzten Jahres beantragt.4 beim Einbau des Strohes ist die an einen neuen Entwurf für das Gebäudehülle schon geschlossen. Verwalterwohnhaus gemacht. Das Nach einigen Abstimmungen alte Mohrihaus bleibt erhalten und mit Harald Wedig bezüglich der Durch Kontakte zum FSB (Fach- wird Stück für Stück von der ABW Außenwandkonstruktion, haben verband Strohballenbau Deutsch- renoviert. wir inzwischen die Werkpla- land e.V.) und durch unsere beiden nung abgeschlossen und sind im Strohballenprojekte auf dem Huns- Im November des letzten Jahres Moment mit der Ausschreibung der rück (2. Projekt in Uhler) hat sich wurde der auf Seite 9 gezeigte Ent- einzelnen Leistungen beschäftigt. der FSB entschlossen, die jährliche wurf im Verwaltungsrat beschlos- Die Bauarbeiten werden voraus- Mitgliederversammlung vom 1.- sen. Das neue Gebäude wird in der sichtlich Ende März beginnen. 3. Juli auf dem Gelände der ABW von Harald Wedig initiierten Stroh- statt finden zu lassen. ballenbauweise errichtet. Das Haus wird so konzipiert, dass Noch vor Weihnachten wurde alle Wand-Elemente vorgefertigt

Visualisierung: Turmfeld mit Verwalterhaus

4 Bauantrag und Strohballen-Bauweise sind inzwischen genehmigt. Die Redaktion.

10 11 Preis für BDP MTK

Vom 11. bis 31. Juli wird auf der der Innenputz aufgebracht (siehe sein. Ein Teil der Installation sollte Waldeck dann ein Strohballenbau- unten). vor dem Verputzen auch schon Workshop unter der Leitung von montiert werden. Harald Wedig stattfinden. In dieser Bis zu diesem Termin muss die Buch, im Februar 2005 Zeit werden die Strohballen in das Holzkonstruktion stehen, das Dach Joerg Scherb neue Verwalterhaus eingebaut und gedeckt und die Fenster eingebaut Dipl. Ing. (FH) Architektur

Workshop Strohballenbau Montag, 11. bis Sonntag, 31. Juli 2005

Teilnehmerzahl: um 15

Teilnehmeralter: ab 16 Jahre

leichte Arbeitskleidung (alte Sachen!), Halstuch, fes- tes Schuhwerk, Persönliche Ausrüstung: Hut oder Kappe, Wasserflasche, Schreibzeug, Taschenmesser oder Multitool, Schlafsack, Spann- betttuch

Handwerkliche Vorkenntnisse: keine erforderlich

Unterbringung: in den Salamanderhütten

Verpflegung: im Säulenhaus

Workshopleiter: Harald Wedig und N.N.

7 Stunden, davon 1 Std. Arbeitsbesprechung und Tägliche Workshop-Dauer: Weiterbildung zum Thema ökologisches Bauen (Dias, Videos, Exkursion)

Fragen: bitte an Harald Wedig: [email protected]

Glückwunsch! Ausgezeichnet: Liedgut Ost – Liedgut West

Für sein Projekt „Liedgut Ost – Liedgut West“ erhielt der BDP den diesjährigen Innovations-Förderpreis 2004 in der Kategorie „Thematischer Preis“. Der Preis wurde im Rahmen der Vollversammlung des Hessischen Jugendrings am 20. November 2004 von der Hessischen Jugendministeriun, Frau Silke Lautenschläger, übergeben.

10 11 Zukunfts- und Gestaltungsseminar

Eine junge Waldeck

„Die Waldeck hat keine Jugend!“, • die Bildung einer starken Gemein- Baumhauses wird diesen Sommer hörte man als Kommentar eines schaft und angegangen. Ebenso ist die Errich- älteren Waldeckers in der Doku- tung von Kompost-Toiletten für mentation „Die Waldeck auf dem • die Findung gemeinsamer Projekte beide Hütten im Teamwork geplant. Weg zur Legende“ des Saarländi- und deren Verwirklichung. schen Rundfunks. Natürlich gab es auch unzählige Schon in der darauf folgenden Vor- nicht hütten-fixierte Vorschläge, wie Das sehen wir anders. Es hat sich stellungsrunde, in der jeder Teilneh- beispielsweise das Auftreten auf den gerade in den letzten Jahren ein mer seine Meinung zu diesen Erwar- verschiedenen Veranstaltungen auf großer Freundeskreis gebildet. Als tungen und eigene Vorstellungen der Waldeck mit eigenem Rahmen- Beispiele seien hier nur einmal die zum Seminar aussprechen konnte, programm. Auch die Veranstaltung Jugend der Salamanderhütten, des merkten wir, dass wir damit schein- eigener Festivitäten auf dem Burg- Baumhauses genannt, aber auch bar offene Türen einrennen wollten. feld ist angedacht. junge Helfer und Teilnehmer ver- Es kam schon in dieser Runde ein schiedenster Festivals, die mittler- recht beachtlicher Ideenkatalog Insgesamt entstanden so bis zum frü- weile eine starke Bindung zur Wal- zusammen. Gestärkt und noch mehr hen Samstag nachmittag etwa vierzig deck aufgebaut haben. motiviert durch das dann folgende Ideen zu den Themengebieten (und wie immer ziemlich leckere!) Zugegeben, diese verschiedenen Abendessen von Dido, fand eine • Bildung einer Gemeinschaft Freundeskreise existierten bisher offene Diskussion bis in den späten (Freundeskreis) mehr nebeneinander als miteinan- Abend rund um diesen Ideenkatalog der. Daher erschien es uns wichtig, statt. • Gemeinsame Bauprojekte Gemeinsamkeiten zu finden, da wir alle die Zukunft der Waldeck darstel- Sehr schnell kristallisierte sich • Kultur, gemeinsame Ausrichtung len. Jeder einzelne von uns macht dabei heraus, dass die Stärkung der sich natürlich die verschiedensten Gemeinschaft hier im Vordergrund • Öffentlichkeitsarbeit, Motivation. Gedanken über diese Zukunft, aber stehen muss. Uns erschien es daher bisher gab es kein Forum, in dem wichtig, dass auch nach dem Semi- Nun war es wichtig, viele dieser diese Gedanken ausgesprochen und nar ein reger Gedankenaustausch Ziele zu konkretisieren und erste diskutiert werden konnten. stattfindet. So existiert mittlerweile Projekte für weitere Treffen festzule- ein Internet-Forum (eingerichtet gen und verbindlich zu planen. Wie Dieses Forum eröffneten wir am 21. durch den zukünftigen Zivi Jonas ihr euch vorstellen könnt, fand dazu Januar mit einem ersten Zukunfts- Mies) über welches wir täglich kom- ein reger, produktiver Austausch und Gestaltungsseminar speziell für munizieren. Auch viele weitere Tref- statt, bei dem folgende Termine und die Jugend. fen aller Teilnehmer und der Freunde Ziele vereinbart wurden: die am Seminar nicht teilnehmen Dass sich mit diesem Gedanken konnten sind bereits fest geplant. • 18.-20.03.: Gemeinsamer Work- auch viele andere beschäftigt hat- shop zum Erstellen von Informati- ten, merkte man schon an der regen Im Hinblick auf zukünftige gemein- onstafeln zu verschiedenen Örtlich- Teilnahme an unserem Seminar. So same (Bau-)Projekte begannen keiten auf dem Burggelände. haben sich rund zwanzig Leute zur wir den Samstagmorgen mit einer gemeinsamen Diskussion im Schwa- Geländebegehung. Dabei entstanden benhaus eingefunden. solch interessante Vorschläge wie • 20.-22.05.: Wanderung zur Rau- Zu Beginn haben wir unsere Erwar- das Anlegen eines Fußweges zwi- schenburg, gemeinsames Singen, tungen, die wir selbst an dieses schen den Salamander-Hütten und evtl. Bau einer Schwitzhütte. Seminar gestellt haben, kurz umris- dem Baumhaus. Auch die dringend sen. Diese Erwartungen waren im erforderliche Hangsicherung unter- • 05.-07.08.: Inhalt noch offen. Wesentlichen halb der Salamander-Hütten und des

12 13 Wanted

Ausklingen ließen wir den Samstag- schön produktiv sein! Es kamen sehr Abschließend möchten wir noch abend mit einer Fackelwanderung viele gute Ideen zustande und es sagen, dass während des Seminars zur Gaststätte „Zum Fohlbach“ nach ließen sich viele Teilnehmer dafür eine sehr angenehme und produktive Dommershausen. Hierbei bemerkten begeistern, die Planung der weiteren Atmosphäre herrschte. wir, dass wir auch ohne Fähnleinfüh- Treffen und Projekte zu übernehmen. rer den Weg fanden. Allen Teilnehmern liegt am Herzen, Es grüßen euch diese Treffen fortzuführen und vor Eine vermeintlich nicht vorhandene allem auch die besprochenen Ziele Dominik und Philipp Jugend der Waldeck kann doch ganz umzusetzen.

Ein neuer Freundeskreis Foto: Happy/Anja

Zivis gesucht Wer möchte auf der Waldeck seinen Zivildienst machen? Es erwartet Euch dort: • ein breites Spektrum an praktischen und theoretischen Aufgaben; vielerlei Begabungen sind gefragt, • Gelegenheit, vielerlei Menschen zu begegnen und Erfahrungen zu sammeln; • ein Team, das gut zusammen arbeiten und auch gut zusammen leben und feiern kann.

Bitte meldet Euch beim Burgteam: Tel. 06762 –7997, unter [email protected] oder persönlich auf der Waldeck.

12 13 Französisch-deutsches Jugendtreffen

Mit Herz und Power

ast unbemerkt im hektischen zu denken. Sommerliche Kühle lotine lassen musste: Vive la Liber- FBetrieb der Sommerbelegun- und feuchte Güsse machten den té, la Fraternité et l’Égalité, Vive la gen auf Burg Waldeck fand in den sonnenverwöhnten Gästen aus Révolution! Salamanderhütten im Rahmen des Montpellier arg zu schaffen! Und BDP-Partnerprogramms mit der dennoch: Sie hielten sich tapfer! Höhepunkt des Aufenthalts war „Association Nouas“ aus Mont- Sie nahmen die Unbill des Wetters sicher das ersehnte Fußballspiel. pellier ein deutsch-französisches mit stoischer Ruhe; mehr noch: sie Jürgen Kneip öffnete dafür den Jugendtreffen statt. trotzten ihm mit Todesverachtung! Dommershausener Fußballplatz, Schwimmbadbesetzung in Sim- Thomas Boos und seine Hausbayer „Nouas“ – das ist arabisch und mern: Nachdem die letzten deut- Jugend stellten die Mannschaft bedeutet: „Gefährte“. „Les Foot- schen Gäste das Freibad bibbernd gegen das französische Team. ballers“, eine Gruppe von drei- und schnatternd verlassen hatten, Freundschaft und echten Sports- zehn jungen maghreb-stämmigen tobten die „Footballers“ durch das geist bewies die Mannschaft von Gefährten im Alter von 8 bis 17 Naturbecken, überboten sich mit Said, indem sie den altersmäßig Jahren, waren mit ihren beiden eleganten Kopfsprüngen, lieferten unterlegenen Deutschen zwei ihrer Betreuern, dem Pädagogen Jean- sich professionelle Tischtennis- besten Spieler überließ: Mohamed David und dem Fußballtrainer Matchs. und Joffrey kämpften wie die Said, zur Waldeck gekommen, um Löwen für das deutsche Team! Ein junge Deutsche zu treffen und um Führungen rund um die Waldeck wunderbares Match: Sogar die mit ihnen – Fußball zu spielen! übernahm der ortskundige Franz. Sonne lachte! Und das Ergebnis? Er führte die Gruppe über unge- Zweiter wurde die Mannschaft aus Zur besten deutschen Urlaubszeit wohnt steile und matschige Wege Montpellier, die Deutschen beleg- war es gar nicht so einfach, deut- sicher durchs Baybachtal und ten den vorletzten Platz. sche Teilnehmer für die Begegnung wieder zurück – die Gäste staunten zu finden – immerhin, es gelang! über dieses Naturerlebnis. Vor ihrer Rückkehr nach Montpel- Darüber hinaus musste ein deut- lier legte die Gruppe noch einen sches Fußballteam für ein zünftiges Ein bisschen Kultur gab es auch: Tag „Zwischenstation“ in Frankfurt Match organisiert werden – auch Mit großen Augen lauschten die am Main ein, wo sie mit Swobl das keine leichte Aufgabe. Außer- Franzosen der Geschichte des die Stadt erkundeten und natür- dem regnete es fast täglich, und „Schinderhannes“, der die Franzo- lich auch den Zoo besuchten. Die an regelmäßiges Training war für sen so sehr haßte und schließlich Krokodile scheinen es ihnen beson- die kickfreudigen Jungs gar nicht sein Räuberleben unter ihrer Guil- ders angetan zu haben – jedenfalls deuten die Photos, die sie uns in ihrem Weihnachtsgruß schickten, darauf hin.

Sprühende Lebensfreude, natürli- che Freundlichkeit, orientalische Gelassenheit, dabei ausgezeichnete Gruppendisziplin: So haben sie sich in unser Herz geschlichen, die Gäste aus Montpellier!

Ein Gegenbesuch ist für Ende August 2005 geplant, und die deutschen Teilnehmer werden bestimmt nicht enttäuscht sein!

Foto: Said Outrajour Lena Vor dem Essen 14 15 Franz Josef Degenhardt…

Offener Brief

Vor einem Jahr… Franz Josef Degenhardt schreibt einen Brief an einen „lieben Freund“. Der Brief wird im Februar letzten Jahres in Berlin öffentlich ausgestellt und daraufhin im März 2004 im Köpfchen abgedruckt (Heft 4/03-1/04, S. 5f). In diesem Brief sagt Franz Josef Degenhardt seine Teilnahme am vierzigjährigen Festival-Jubiläum, das letztes Jahr auf der Waldeck gefeiert wurde, ab mit der Begründung, dass man auf der Waldeck zum „konservative[n] bis reaktionäre[n]“ Geist zurückgekehrt sei, den man in den sechziger Jahren vorübergehend vertrieben hatte. Das damals wirklich Neue sei gewesen: • „... die Konkretisierung, Hereinnahme des aktuell Gesellschaftlichen, der gerichtete militante Antifaschismus“ und • „die Kritik am idyllisch gemachten und dargebotenen Liedgut, am Romantizismus, der Skepsis gegenüber den traditionellen Liedformen überhaupt“. Für ihn sei „die Waldeck nicht mehr, wie eine kurze Zeit damals, ein Ort des freien Geistes, dem Aufbruch, dem Neuen, der Aufklärung, der Revolte verpflichtet.“

Im Herbst 2004 Jacky beschäftigt sich mit den Vorbereitungen für Pfingsten 2005. Er setzt sich auch mit Franz Josef Degenhardt in Verbindung und erreicht die Zusage von ihm, in diesem Jahr doch wieder auf die Waldeck zu kommen.

Anfang Januar dieses Jahres Bömmes schickt den unten abgedruckten Offenen Brief an Franz Josef Degenhardt. Dieser macht daraufhin seine Zusage für Pfingsten 2005 rückgängig.

Wir – und damit spricht Köpfchen sicher für alle Waldecker – bedauern diese Entwicklung zutiefst. Nicht nur, • weil wir Franz Josef Degenhardt mögen und seine Kunst bewundern, sondern auch, • weil wir damit die Bemühungen um eine freundschaftliche Diskussion grundsätzlich verschiedener Positionen, wie sie dem Platz Waldeck wohl angestanden hätte, als gescheitert betrachten müssen. Die Redaktion.

Schwelm, d. 05.01.05 Doch hatte ich gehofft, dass einer und, mit Verlaub, ziemlich intole- der „Waldeck-Knaben” sich einmal rant und überheblich. Was hast Du Lieber schriftlich äußern würde. Offen- dagegen, wenn auf der Waldeck sichtlich aber fehlte der Mut, sich Menschen sich zum gemeinsamen Karratsch, mit dem großen Poeten anzulegen. Singen zusammenfinden, und sei Aufgeregtheit gab es genug. Aber es nur, um das Gemüt zu erfreuen wieder einmal fällt mir bei Aufräu- außer Telefonspesen ist wohl nix und die Seele zu erwärmen?! Da marbeiten Deine an einen „lieben gewesen. Zu spät kommt dieser muss man nicht gleich „provinzi- Freund“ gerichtete Absage zum Brief sicherlich nicht, denn ein der- ellen Mief und deutschnationale Pfingstfestival 2004 in die Finger, artiger Pups von Väterchen Franz Gefühligkeit“ wittern! und wieder einmal schwillt mir der wirkt nachhaltig. Kamm. Die Waldeck hat Dir und anderen „Nun gut,“ Opa Bömmes „legt los“: in der Vergangenheit ein Forum Vorweg möchte ich Dir sagen, dass Wie kommst Du dazu, dem – zuge- geboten sich zu artikulieren, hätte ich Dich als einen der größten Poe- geben heterogenen – Verein ABW es Pfingsten getan und wird es in ten der Nachkriegszeit sehr schätze und seinen Mitgliedern pauschal Zukunft tun. und auch das (Groß)-Väterchen einen „zutiefst konservativen bis Franz trotz der in letzter Zeit selte- reaktionären Geist“ und „bornierte Was fällt Dir ein, die „Waldeck- nen Berührungen mag. Tümelei“ zu unterstellen?! Diese Knaben“ in die Nähe von Leuten Ich weiß, dieser Brief kommt spät. Einschätzung ist undifferenziert, zu rücken, die „den neuen Zug von

14 15 … Bömmes …

Patriotismus über den Nationalis- gelegentlichen, wenn auch seltenen Ich wünsche Dir und Margret im mus zur Barbarei...unterstützen“?! Entgleisungen der Vergangenheit neuen Jahr Gesundheit und Glück, Aus einem solchen Verein würde (schöne Poesie ist Krampf...) eine hoffe, dass ich Dich bald persön- ich sofort austreten! Auch ich ver- hinzugefügt. Das ist nicht mehr lich schurigeln kann und lege noch abscheue die allenthalben wieder „Väterchen Franz“ sondern „Franz, ein wenig „schnell verwelkendes aufquellende stinkende braune die Kanaille“! Dekorationsgeranke“ in Form Sauce. Auch ich verachte die meiner CD „Zaubergärten“ hinzu, zügellose Geldgier, die unter dem Dennoch: Meine bedingungslose in der Hoffnung, dass Du sie erst Deckmantel der Globalisierung, Nachsicht sei Dir gewiss. Zu sehr anhörst und dann erst als Sonder- „ohne Regeln, ohne Gesetze, ohne liebe ich Deine Lieder und zu groß müll entsorgst. soziale Übereinkünfte“ (Heiner ist meine persönliche Zuneigung, Geissler), die Hirne zerfrisst. (Übri- ob es Dir passt oder nicht. Herzlich gens: Auch die Pekinger Genossen Dein Bömmes lernen schnell!) Und auch ich bin So, (Groß-)Väterchen, jetzt hat Opa entsetzt über die gnadenlose impe- Bömmes auch seinen Pups gelassen rialistische Kriegstreiberei. und ich kann Dein Pamphlet beru- higt der Ablage anheim geben. Bei allem Verständnis für die Traumatisierung durch den Zusam- Ich grüße Dich aus Deiner Hei- menbruch des real existierenden matstadt Schwelm, die zwar den Sozialismus, der viele Genossen mediocren ‚Liedermachern’ Emil ins Grübeln gebracht und man- Rittershaus (Westfalenlied) und chen Alt-Linken zum Ex-Linken Pastor Nonne (Flamme empor!) je gewendet hat: Dein Verdikt über eine Strasse gewidmet hat, seinen die „Waldeck-Knaben“ ist ebenso größten Sohn aber bedauerlicher- falsch wie ungerecht. Du hast den weise kaum zur Kenntnis nimmt.

Dazu Jacky: Die Jagdsaison wurde eröffnet, und dauert, horridoh!

ch fand den Brief von Karratsch Auch wäre ein Aufschrei, nicht nur Darf ich probehalber mal den Spieß Iauch ziemlich rigide, aber zum der Kommunisten, durch den Verein umdrehen? Distanziert euch von den Teil jedenfalls berechtigt. Er hat gegangen, wenn es jemand gewagt Verbrechen Kissingers an der Chi- argumentiert, und nicht diffamiert. hätte, seine „Freunde“ als potentielle lenischen Demokratie. Distanziert Aus seinem Brief, der ja nicht ein- Mörder zu diffamieren, wie es Hai euch von amerikanischen Verbre- mal an uns gerichtet war, klang in seinem Beitrag, zwar mit Frage- chen, von den Verbrechen Sharons, zumindest auch eine große Enttäu- zeichen, aber anklingen ließ. Mit distanziert euch permanent und schung. Degenhardt hat in vieler Rücksicht auf sein Alter und seinen ohne Ende, denn das ist nötig, haben Hinsicht recht, nur, vor geraumer Leidensweg möchte ich das weiter doch weltweit die Amis in fast allen Zeit hat es noch mehr herrlich läs- nicht kommentieren. Sauereien die Finger. Die Gräuel des terliche und linke Stimmen gegeben, Stalinismus sind thematisiert und die uns fehlen, z.B. die „belle bone Wie es scheint, ist das Kommunis- verdammt, von allen vernünftigen lingue“ von Martin, den ich sehr, tenproblem das Hauptproblem der Leuten, bereits in den 50er Jahren. sehr vermisse. ABW, und immer noch nicht gelöst, trotz Inquisition („Gestehe, dass du Der Barbarei des Dritten Reiches fie- Karratsch wären besser qualifizierte geirrt hast, bekenne.“). len auch letztlich die Schweigenden und inhaltliche Argumente entgegen- zum Opfer. Die ersten Opfer waren gehalten worden, statt ihn mit Belei- Wieso darf man mir eigentlich die Kommunisten, die noch vor der digung bewusst zu verprellen. Verbrechen anderer vorhalten? Wahl im März 1933 ins KZ gingen.

16 17 … und Jacky

Die Enkel der Verursacher laufen halten natürlich manche besser aus, massenhaft im Schwange: Schama- wieder durch die Straßen, als wären wenn er von oben nach unten erfolgt, nen, Esoteriker, Heiler und Wahrsa- 50 Millionen Tote nicht genug. wie in diesen Zeiten. ger, Sektierer und Sekten, Selbster- Keine Rechtsentwicklung? fahrer und Bewahrer, Handaufleger Karratsch gehört zum Spektrum der und Aufhalter, ungehemmter Kon- Früher hätte man auf die ungehemm- Waldeck. Er ist einer der größten sum bis zur Drogenverbreitung, sind te Globalisierung, (sie ist Kapitalis- Poeten im Nachkriegsdeutschland, doch Zeichen einer verzweifelten mus pur), andere Antworten zu fin- wie Bömmes richtig schreibt. Ihn Suche nach Lösungen. Die Folge den versucht, auch auf der Waldeck. als Kanaille zu bezeichnen in selben sind Aufbau von Scheinwelten, Da hätten einige, angesichts der Atemzug, hat das Ziel, ihn zu ver- virtuellen Gesellschaften in Spielen, Umverteilung von unten nach oben prellen. Das tut der ABW nicht gut, am Rechner, oder im Lifestyle, wie zumindest betreten geschwiegen. denn als politischer Agitator ist er Ritterspielen, auch auf der Waldeck. nie aufgetreten, er hat durch seine Es macht traurig, wenn ein Mann, Kunst gewirkt. Obwohl ihm die Ich melde die Waldeck kommunis- der es besser wissen kann, in Beiträ- Medien den Zugang verweigerten, tenfrei! Und bitte um ein Verdienst- gen von „Parteibuchkommunisten“ wo sie nur konnten. Hat da wer mal kreuz. redet. Ich kenne und kannte nur einen Brief geschrieben? An den solche, lieber Walter Mossmann, Sender oder die Stadt Schwelm? Dieser Platz wird eng, Freunde. erinnere dich, die anderen waren Man kann nicht seine Kunst in den Jacky Chaoten oder Terroristen. Das Sein Himmel heben und ihn gleichzeitig bestimmt immer noch das Bewusst- in den Arsch treten, auch nicht, wenn sein. Was kann man also von Unter- das ein paar Leute zu Begeisterungs- nehmern argumentativ erwarten? Es stürmen hinreißen mag. sind doch nicht die Zwischentöne an Für meine Begriffe ist die Gesell- denen es ihnen gebrach, war es viel- schaft in den letzten Jahren insge- leicht doch nur das böse Wort vom samt nach rechts gerückt. Individu- Klassenkampf, das verprellte? Den elle Lösungsversuche sind folglich

Und meine Kommunist’n, Hitzköpf‘! nie mehr machen die sich breit Bekämpfen nie mehr meine treuen, freien Briderlech vom BUND Ach Die! und Unsre! Dabei trugen beide bleich und stolz das Joch Der Welt. Und jeder von uns hat gekämpft, gelitten und gestrebt Chaluzím, unsre Jungen haben an die Menschheit sich verschenkt Verflucht hab ich so oft, daß ihr euch beißt wie Katz und Hund Mit unsern Roten. Doch nun jammert mich das Ende dieses Streits Denn würdet ihr noch streiten, wüßt ich wenigstens: Ihr lebt.

Jizchak Katzenelson

Aus: Großer Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk, Köln 1994, Seite 165.

16 17 265 Jahre CMB

Bellmanfest auf der Waldeck am 5. Februar 2005

ie deutsche Bellman-Gesell- Waldeck gebührend zu feiern. Die Gespannt wartete man indes auf Dschaft hatte sich für ihre Moderation hatte in seiner unnach- die acht Musiker und vier Sänger diesjährige Mitgliederversammlung ahmlich lebendigen Weise Pit Klein aus dem bayerischen Buchloe, die die Waldeck ausgesucht. Wie man übernommen. krankheitsbedingt mit einem stark hört, soll es den Mitgliedern dort so „geschwächten“ Ensemble angereist gut gefallen haben, dass sie wieder- Eingeladen hierzu war auch Dr. Ernst waren und mit „Szenen aus dem kommen wollen. Brunner aus Schweden, der aus der Krug Rosenlund“ sich selbst und bei Ullstein erschienen Übersetzung auch dem teils Bellman-kundigen Als die drei Musiker Dieter Möckel seines Romans „Ich lebte von Liebe Publikum in ihrem über einstündigen (Gesang, Barockgitarre), Sybille van und Wein“ zwei Episoden in wohl- Auftritt nicht eben einen Gefallen Soden (Traversflöte), Claudia Koch geformter Sprache vortrug. Nacher- taten. Im Gegenteil, die hier vorge- (Barockvioloncello) sich anschick- zählen lässt sich dieser Roman, der tragenen Texte und Gesänge spra- ten, mit Carl Michael Bellmans eigentlich keiner ist, kaum. Es sind chen nicht immer das Gemüt des „Gesänge vom Lieben, Trinken und poetisch-zarte Texte, dann wieder Publikums an, wirkten mitunter ein Sterben“ die Bühne im vollbesetz- bedrohlich düstere Passagen, manch- wenig verunglückt, was beispiels- ten Sälchen des Säulenhauses zu mal skurril, die von einem unsteten weise bei jenen Liedern wie „Kerl, erobern, dürfte der Brückenschlag Leben aus dem Stockholm des du bist alt, dein Uhrwerk läuft ab“ zwischen Musik und Literatur bereits späten 18. Jahrhunderts berichten, oder „Komm doch an diese Quelle“ programmiert gewesen sein. Mit von dunklen Gassen und Kneipen, eher schmerzhaft rüberkam - ja, „Fredmanns Episteln und Gesängen“ von stadtbekannten Originalen, Trin- leider, aber das sollte an dieser Stelle ließ das Trio in einem Gesprächskon- kern, Freudenmädchen und biederen ganz einfach auch mal gesagt wer- zert mit sieben Beiträgen den schwe- Bürgern. Geschichten, die allerdings den. dischen Bohemien Carl Michael nicht unbedingt Appetit auf die Bellman gekonnt zu „Worte“ kom- bevorstehende Essenspause machten. Erfreulicher und von ausgesuchter men. Während Dieter Möckel sang, Qualität imponierte der lyrische wenn auch erkältungsbedingt teil- weise etwas geschwächt, und sich auf einer zehnsaitigen Barockgitarre aus der Zeit um 1750 sowie einer Terzgitarre aus der Zeit um 1800 begleitete, so war er doch ganz „bei sich“, wenn er gewisse Spannungs- bögen zu den teils neu arrangierten musikalischen Kostbarkeiten des schwedischen Sängerdichters her- stellte und sein Vortrag schließlich von den beiden begleitenden Musi- kerinnen, der Flötistin und Cellistin, glänzend veredelt wurde.

Am 4. Februar 2005 jährte sich der zweihundertfünfundsechzigste Geburtstag Carl Michael Bellmans. Für Jacky, Mitglied der Deutschen Bellman-Gesellschaft, Anlass genug,

diesen mit einem Bellmanfest auf der Foto: Uller Koenig Jacky, Konstantin Vassiliev und Günter Gall 18 19 Geliebte Rebellin

Tenor um Hans-Erich Halberstadt, drucksstarker Gestik beendete er den von Liedern zu einem poetischen der mit dem ausgewogen schön mehrstündigen Bellman-Marathon Ausflug in das Schweden des 18. produziertem Klang des russischen und versöhnte gar den einen oder Jahrhunderts hätte werden können? Gitarristen Konstantin Vassiliev, anderen Besucher, der sich von der Vielleicht klappt’s ja beim nächsten seine „Bellman-Lieder“ auf den angekündigten „langen Bellman- Mal, denn soviel war schon jetzt zu Punkt brachte. Hiervon hätte es Nacht“ etwas mehr versprochen erfahren, einige „Bellmäner“ werden gerne auch ein wenig mehr sein hatte? Denn schließlich musste demnächst wiederkommen ... dürfen. auch Waldeck-Urgestein „Bömmes“ krankheitsbedingt absagen, was viele Ulla Hippmann Mit kraftvollem Zugriff setzte auch Besucher mit großem Bedauern quit- Günter Gall, ebenfalls begleitet tierten, warf doch seine erst kürzlich von Konstantin Vassiliev, Bell- erschienene CD „Zaubergärten“ mans Episteln und Lieder in Szene: bereits große Schatten auf eine hemdsärmelig, deftig, stimmband- lange, vielversprechende „Bellman- gelenkig und mit komödianter aus- Nacht“ voraus, die mit einer Fülle Fasia Jansen arina Achenbach hat einen Bekannt wurde Fasia durch die MBildband gesungen, so emp- Ostermärsche und hunderte Auftritte finde ich es erstmals bei einem bei Initiativen und Streiks, Frie- Buch. Ein großer Gesang auf eine densmärschen. Kurz bevor sie 1997 Frau, uneheliche Tochter eines stirbt, verleiht die Stadt Oberhausen herrschaftlichen schwarzen Konsuls ihr die Ehrennadel. Ihr Nachlass in . KZ- Arbeiterin. „Dat wird von der Fasia Jansen Stiftung Schwatte“ kam nach Oberhausen, bewahrt. wurde von der Familie Althoff Der Bildband ist mit CD ausge- aufgenommen und spielte mit dem stattet, vorzüglich layoutet und Akkordeon in einer Rheinischen gedruckt, was besonders wichtig ist, Volkstanzgruppe. So hart kann das da es ausschließlich Schwarz-Weiß Leben sein. Gerd Semmer, der auch Fotos enthält. Gestalterischer Einsatz für Süverkrüp schrieb, entdeckte der Schmuckfarbe, die Fotos werden Marina Achenbach: Fasia, geliebte Rebel- Fasia Jansen. Lest die Geschichte dadurch strukturiert und ruhig. lin, Oberhausen (Asso) 2004, 304 Seiten, selbst, sie ist spannend genug. Die Lieder der CD, (20 Titel), 29,80 Euro, Ein Bildband, der ihre Lebensab- macht für mich ohrfällig, woran es ISBN 3-921541-94-8. schnitte darstellt, berichtet durch uns heute immer mehr zu mangeln Zu beziehen bei: ihre Begleiter, Gefährten, Genossen, scheint: Die Vorfreude auf eine Asso Verlag, Freunde. Ihr werdet viele Gesichter erreichbare, etwas gerechtere Welt, Martin-Heix-Platz 3, und Namen wiederfinden. Das Wal- und die Arbeit daran. Pessimisten 46045 Oberhausen deck-Buch wird bereits mit Hotte nennen es mangelnde Utopie. Tel: 02 08 – 80 23 56, zitiert, die Waldeck nimmt zwei Es ist das letzte Buch des ASSO- Fax: 02 08 – 80 98 82 Seiten ein. Biermann hatte damals Verlags unter alter Leitung, erschie- [email protected] Fasia autorisiert, seine Ballade vom nen November 04, Hardcover, kostet Briefträger William L. Moore zu 29,80 Euro. Und ist mindestens das singen. Sie sang sie auf der Waldeck Doppelte wert. für Biermann, der nicht ausreisen Jacky durfte. Später hat er sich leider nicht mehr erinnert.

18 19 Helwig-Ausstellung in Basel Der Widergänger usstellung zum 100. Geburts- Frappierend ist zunächst der Umfang Leben und Wirken chronologisch Atag von Werner Helwig 1905 der Ausstellung. 34 Vitrinen zeigen nachvollziehen. – 1985 einerseits Helwigs schriftstelleri- sches und dichterisches Werk in Natürlich fühlen Waldecker sich Zur Ausstellungseröffnung hat Erstausgaben und Neuauflagen besonders angezogen von den sich eine beachtliche Zahl von seiner Bücher, Zeitschriften-Aufsät- Berührungspunkten Helwigs mit bündischen und nichtbündischen zen, Manuskripten, Typoskripten... der Waldeck. Diesen sind mehrere Interessenten zusammengefunden. Auch die Stationen seines bewegten Vitrinen gewidmet: Sie wurden empfangen mit Fahr- Lebens und das menschliche und tenliedern, von Wandervögeln aus örtliche Umfeld seiner Erfahrungen - zu Helwigs Zeit mit den Nerothern Karlsruhe zur Gitarre gesungen. Frau werden lebendig durch Fotos, Briefe, vor 1933, Ursula Prause, Helwigs Nachlassver- Urkunden, Tagebücher, Gegenstände walterin, die, zusammen mit ihrem aus seinen Sammlungen. - zur dem aus der Begegnung mit der Mann Ulrich Prause, die Ausstellung Nachkriegs-ABW hervorgegange- ausgerichtet und gestaltet hat, gab Den Besucher empfängt gleich im nen Buch „Auf der Knabenfährte“, eine Einführung in Leben und Werk, Vorraum einen Teil von Helwigs und den Werken „Die Geheimnisse und Thomas Douglas vom Theater persönlichem „Bücherschrank“, der des Baybachtales“ und „Die Blaue Basel stimmte mit einer Lesung aus im Kern aus fünfzig Whisky- und Blume des Wandervogels“. „Die Widergänger“, einem Werk, das Käsekisten bestand und die ihm Helwig besonders am Herzen lag, besonders wichtigen Werke und - In der Vitrine „Hörturm“ stellen auf die Ausstellung ein. Dinge enthielt. Dann kann man, Hai & Topsy den Liedermacher einem Rundgang folgend, Helwigs Helwig vor.

Liedblatt der ABW. Lautensatz: Ozi Pfeiffer, Initiale: Hannes Bolland, Graphik: Hermann Kampendonk. In Basel überreicht 20 von K.H. Böttner (Charly) 21 Nerother-Lieder

Der Besuch der Ausstellung ist eine Aktuelles hierzu und weitere interessante einmalige Gelegenheit, den Dichter Beiträge – so ein Text von Helwig, in dem und Menschen Helwig näher ken- er beschreibt, wie er zu den Nerothern kam nenzulernen. Nicht jedem, der seine – findet man unter Bücher liest und seine Lieder singt, www.wernerhelwig.de. ist der ganze Kontext seines Wirkens Interessierte ohne Internet-Zugang mögen bekannt, zumal die von seiner Witwe sich an Gerda Helwig begonnene Biografie Frau Ursula Prause, Fragment geblieben ist. Südring 111, 55128 Mainz, [email protected] Die Ausstellung kann noch bis zum wenden. 23. April 2005 in der Öffentlichen Bibliothek der Universität Basel besucht werden. GMP

In Schmallenberg im Sauerland, wo Helwig begraben ist, findet am 23. September 2005 (u.a. mit Hai & Topsy) ein literarisch-biogra- fischer Abend zum Helwig-Jubiläum statt. Bei dieser Gelegenheit werden auch Teile der Baseler Ausstellung zu sehen sein.

Ein „Liedpool“ im „Jugendreich“ – die Waldeck!

nmerkungen zu Stefan Krolles nämlich für Waldeckfreunde und der Liedselektion und dem situativen ABuch über „Musisch-kulturelle sonstige Durchschnittsleser mit Kontext, wann welche Lieder gesun- Etappen der deutschen Jugendbewe- jugendbewegten Singe-Erfahrungen gen“ wurden (S. 11), zu beschäfti- gung von 1919-1964“ auf den ersten Blick vermutlich eher gen, macht durchaus neugierig auf verwirrend oder gar verschreckend: das Ergebnis einer Expedition in Dass man sich, wenn man sich auf einschließlich der Anhänge 457 eng- diesen Dschungel. die Waldeck einlässt, auf ein Aben- bedruckte Seiten in kleiner Druckty- * teuer besonderer Art einlässt, weiß pe mit circa 2.500 Fußnoten in „Mühselig“ und „fleißig“ nennt der jeder, der es getan hat. Aber auch die noch kleinerer Schrift - ein Informa- Bochumer Doktorvater von Krolle, hier vorzustellende „Regionalstudie“ tions- und Faktendschungel also!! Joachim H. Knoll, in seinem Vor- über den „Liedpool Waldeck“ von wort die Arbeit seines Promovenden: Stefan Krolle (eine hiermit gekürzt Die einleitend verkündete Absicht Dem kann man voll zustimmen. Ob in gedruckter Form vorliegende des Autors jedoch, am Beispiel der sie auch „souverän“ ist, wie Knoll Dissertation an der Bochumer Uni- Nerother und der Liedkultur rund sagt, und was das im Blick auf diese versität aus dem Jahre 2003) stürzt um die Waldeck drei Zeitgeist-Etap- Arbeit bedeuten mag, möge der den Leser in ein Abenteuer. pen mit dem jugendbewegten Singen einzelne Leser wohl besser je nach in Verbindung zu bringen (1919- seinem Kenntnisstand und Trotz des hübschen Titelbildes (eine 1933, 1933-1945, 1945-1964), d.h. seinen Leseinteressen selbst ent- Zeichnung der Burg Waldeck aus sich vor allem jeweils auch „mit scheiden. dem Jahre 1937) ist dieses Buch der Liedpflege, der Liedtradierung,

20 21 Liedkultur …

Aus immerhin acht öffentlichen und „Der Terminus ,Pferd’, den wir deutschen Volkes” (S. 388) grafisch zweiundzwanzig privaten Archiven, in zahlreichen Soldatenliedern, darzustellen versucht. aus über zweihundert gedruckten, Landsknechts- und Reiterliedern * hektografierten und handgeschrie- wie auch in den russischen Liedern Ich breche hier mit diesen exempla- benen Liederbüchern, aus vielen wiederfinden, bleibt konstant in allen risch gemeinten, aber nur punktuel- Zeitschriften, sonstigen Darstellun- drei Etappen bei 11,1%, 11,2% und len Hinweisen ab, denn der „nur” an gen aller Art und wissenschaftlichen 11,0%. Der Terminus ,Reh’ hatte in der Frage danach interessierte Laie, Studien (auf siebenundzwanzig allen drei Etappen eine unbedeu- was da wohl einst (= letztes Lied- Seiten im Anhang ausgebreitet) tende absinkende Signifikanz von zitat des Buches und letzte Zeilen sowie aus einer Reihe von Zeitzeu- 1,3%, 0,9% zu 0,9% und bestätigt so des Krolle-Textes überhaupt!) „in genbefragungen hat er sein Material den Abwärtstrend der zoologischen die Nacht hinaus gesungen” worden gewonnen, sein Wissen bezogen und Termini, die (sic !) wir auch bei dem und dann „auf fremden Meeren, seine Thesen abgeleitet, wobei er vor Terminus ,Vögel’ mit 9,5%, 4,8% zu fern der Zeit ... verklungen” ist, mag allem für das Hauptstaatsarchiv Düs- 4,6% belegen können.“ (S. 395) jetzt befürchten, dass er sich trotz seldorf nahezu 600 benutzte Akten der klaren Gliederung des Buches akribisch angibt. Alles klar? Verblüffend für den im Dschungel der unzähligen und neugierigen Leser, der vielleicht beträchtlich ausufernden Einzelin- 8.324 Lieder hat er untersucht immer schon einmal wissen wollte, formationen verirren könnte, wenn und sie nach 526 Schlüsselbegrif- ob Begriffe aus dem Bereich „Solda- er etwa nach Hinweisen auf ihm fen („Termini“) in sechs Gruppen tentum“ im jugendbewegten Lieder- bekannte Lieder sucht. („Allgemeine Termini“, „Musik“, schatz der Nachkriegszeit deutlich „Waffen“, „Natur“, „Botanik“ und zurückgegangen sind (Ergebnis Aber: Einerseits gibt es wenigs- „Zoologie“) mit einer „quantitativ- Krolles: von 49,7% zunächst Anstieg tens im Anhang des Buches ein qualitativen Methode“ „durchleuch- auf 61,4% in der II. und dann Absin- ausführliches Personenregister, tet“, was dann – so seine Information ken auf 42,2% in der III. Etappe, und andererseits entdeckt man im - zu 94.024 Terminus-Nennungen, s. S. 401), ist allerdings, dass der Text, wenn man sich ohne gezielte d.h. 11,29 Termini durchschnittlich Autor bei seiner ausgreifenden Suche auf einzelne Kapitel einfach pro Lied führte. Indem Krolle nun Kategorisierung eine m.E. beson- nur darin herumlesend einlässt, die Häufigkeit der Nennungen der ders aussagekräftige Begriffsgruppe eine beachtliche Fülle lebendig einzelnen Termini (von Alkohol, nicht beachtet hat, nämlich echte beschriebenen Details z.B. Ankunft und Axt über Bajonett, oder bloß imaginierte Orte wie z.B. Basstuba und Bund usw. bis hin zu Falado, Nischnijnowgorod, Petsamo, • über die großen (Welt-)Fahrten der Weißdorn, Wind, Wolken und Wan- Pelion, Ural! Lediglich ganz allge- Nerother, zen, Ziege und Zivilisationskritik) mein „Meer“, „Stadt“ und „Kneipe“ mit den drei genannten Epochen tauchen neben „Burg Waldeck“ in • über diverse Singewettstreite, und deren mentalen Besonderhei- seinem Katalog auf. ten in Verbindung bringt, glaubt er • über die Umdichtungen von Lie- jeweils Wandlungen „in der Ausei- Alles, was Krolle dem Leser, wie dern während der NS-Verfolgungs- nandersetzung mit dem Zeitgeist“ gesagt, auf seinen vielen eng- zeit, feststellen zu können, wobei er sich bedruckten Seiten an Befunden auf den Ende der 1950er Jahre von präsentiert, ist die Frucht einer • über die Schwabinger Krawalle von Hans-Joachim Schoeps favorisierten mehr als ein Jahrzehnt betriebenen 1962 und schließlich Zeitgeistbegriff beruft. Fleißarbeit, deren Ergebnisse er nun mit spürbarem Stolz und Selbstbe- • über das erste Chanson-Festival Die Ergebnisse dieser tatsächlich wusstsein sowie unter Hinzufügung auf Burg Waldeck 1964, mit dem wohl „mühseligen“ Recherche findet mehrerer Schaubilder plausibel Krolles Darstellung endet, der Leser dann auf den Seiten ab zu machen versucht - Diagramme S. 393 akribisch ausgebreitet. Um also, mit deren Hilfe er neben dem wobei immer wieder spannende nur ein Beispiel für Krolles ein- „möglichen Funktionswandel von Erlebnisberichte und treffende drucksvolle Dissertationslyrik und Liedern des Liedpools der Burg Zitate aus Zeitschriften, mündlichen Detailgenauigkeit aus hunderten von Waldeck” auch die „Ausstrahlung Erzählungen von Zeitzeugen usw. Einzelergebnissen zu zitieren: dieses Liedgutes in den Liedpool des eingestreut sind. Dabei darf man

22 23 … rund um die Waldeck

sich allerdings durch manche etwas Buch von Krolle im wesentlichen Stefan Krolle: Musisch-kulturelle Etap- gewöhnungsbedürftigen, m.E. in als „Steinbruch“ für weitere Studien pen der deutschen Jugendbewegung Krolles Kontext durchaus „frag-wür- bezeichnet und angeregt, einzelne, von 1919-1964. Eine Regionalstudie, digen“ Spezialbegriffe wie „Lied- besonders farbige Teile des Buches Geschichte der Jugend, hg. von Arno Klön- pool“, „Liedhorizont“, „Regionalstu- sollten vielleicht in Form kleiner ne, Band 26, Münster (LIT Verlag) 2004, 457 die“, „Reichweitenuntersuchung“, Essays für ein breiteres Leserpu- Seiten, 39,90 Euro. „Zeitgeist“ (im Sinne von Schoeps) blikum aufbereitet werden. Mein nicht allzu sehr irritieren lassen. simples Fazit: Ich finde, dass das Norbert Schwarte hat in einer kurzen eine gute Idee ist. Rezension in „Stichwort 4/2004“ das Jürgen Reulecke

Orden für Hein und Oss

m 2. Dezember 2004 nahmen – Mitbegründer des legendären her von der Vogelweide bis hin zur AHein und Oss – zusammen mit Folkfestivals auf der Burg Wal- amerikanischen Folkszene. Dabei weiteren 32 verdienten Bürgern deck und damit Wegbereiter der haben sie trotz ihrer Weltoffenheit – den Verdienstorden des Landes Liedermacher- und Folkszene in und ihrer zahlreichen Reisen und Rheinland-Pfalz entgegen. MP Deutschland. Auftritten in aller Herren Län- Kurt Beck würdigte ihre Verdienste der ihrer Heimat nie den Rücken mit folgenden Worten: Weniger bekannt, aber in Fach- gekehrt. Heinrich und Oskar Krö- kreisen hoch geschätzt, sind ihre her, die wohl bekanntesten Pirma- „Heinrich und Oskar Kröher haben rund zwanzig Bücher mit Lieder- senser Zwillinge, zog es immer als Künstler, Autoren, Liederfor- sammlungen aus aller Welt. Das wieder in ihre Heimatstadt zurück. scher und Volkssänger das kultu- bekannteste von ihnen ist ‚Das relle Leben in Deutschland berei- große Liederbuch‘5, das 1978 auf Ich freue mich, dass ich heute das chert. Seit vielen Jahren setzen sie der Weltausstellung in Tel Aviv mit künstlerische Wirken von Heinrich sich mit den Ideen der deutschen der Silbermedaille ausgezeichnet und Oskar Kröher imit der Verlei- Freiheitsbewegungen auseinander. wurde. Zunehmend haben sich hung des Landesverdienstordens Mit ihren öffentlichen Auftritten Heinrich und Oskar Kröher in den würdigen kann.“ aus Anlass der 150-Jahr-Feier der letzten Jahren auch als Autoren deutschen Revolution von 1848/49 profiliert, die fest in ihrer Region Auch die Waldecker gratulieren haben sie die Ideen dieser Revo- verwurzelt sind. den Ehren-Mitgliedern der ABW lution künstlerisch umgesetzt und zu der Auszeichnung und wer- wieder ins Bewusstsein der Bevöl- Ihre Lieder und ihre Bücher spei- ten sie als ein weiteres Zeichen, kerung gebracht. sen sich aus den gleichen Quellen dass der Geist der Waldeck in der und stehen in enger innerer Verbin- Gesellschaft ankommt. In den sechziger Jahren waren dung. Sie sind Sänger und Dichter GMP Hein & Oss – so ihr Künstlername in der langen Tradition eines Walt-

5 Das sind unsere Lieder, hg. von Hein & Oss Kröher, mit 32 farbigen Bildern und 73 schwarzweißen Zeichnungen von Gertrude Degenhardt, Frankfurt am Main, (Büchergilde Gutenberg) 1977, Buchgestaltung Hans Peter Willberg, erschienen in der Originalausgabe und einer Vorzugs- ausgabe von 250 Exemplaren mit einer mehrfarbigen nummerierten Originalradierung von Gertrude Degenhardt. ISBN 3763221360.

22 23 Fahrtenbericht

Juni 2004 in Estland Endlich trocknet der Landstraße Saum en ganzen Morgen schon tippeln großen baltischen Erzählers Werner immer wieder große Neugierde und Dwir durch eine Moorlandschaft Bergengrün gelesen. Wir – das ist Freundlichkeit. Abends sangen wir in Estlands Norden. Der Regen hat eine achtköpfige Gruppe aus ABW wechselseitig mit der Dorfjugend, uns fest im Griff, doch jetzt kommt und Zugvogel, alle bereits grauhaa- darunter schöne Mädchenstimmen. ein starker kalter Wind auf, der die rig – die es immer noch mal wissen Wir schliefen im Gemeindesaal , in Landstraße trocknet. wollen. kleinen Gasthäusern, im Turnerheim oder in einer offenen Moorhütte. Unser Weg führte uns zuerst über Tallin ist eine schöne alte Stadt mit schmale Waldwege, durch ein Hoch- zum Teil noch gut erhaltenen Gebäu- Die alte Universitätsstadt Dorpat moor, das nur mittels kilometerlan- den aus dem Mittelalter und aus empfing uns im strahlenden Son- ger Holzplanken-Pfade begehbar war der Zarenzeit. Die Menschen sind nenschein und erinnerte uns an und danach über ein Schlachtfeld auffallend freundlich, erinnern an Göttingen. An vielen alten Häusern aus dem Krieg Estland gegen die Finnen und Schweden. – Am ersten fanden wir Tafeln in deutscher oder Sowjet-Union 1940, als die Sowjets Abend feierten wir meinen siebzigs- russischer Sprache, die an frühe- aufgrund des unseligen Hitler/Stalin- ten Geburtstag in einem Gewölbe- re Berühmtheiten erinnerten. Am Paktes die kleine Republik Estland keller der Altstadt. Dort wurden wir Abend lernten wir eine holländisch- okkupierten. Die estnische Füh- ermuntert zu singen, was uns ja nicht estnische Hochzeitsgesellschaft rungsschicht wurde liquidiert oder schwer fällt. Später wohnten wir in kennen und sangen und tranken nach Sibirien deportiert (und nach einem Gästehaus für junge Leute. Zu gemeinsam. Juli 1944 weitere hunderttausend unserer Überraschung schliefen hier Menschen). Männlein und Weiblein im gleichen Die Esten freuen sich über ihre EU- Schlafsaal, lockerflockig-skandina- Mitgliedschaft und sind froh, dass Nachdenklich zieht unsere Gruppe visch-baltisch. sie der sowjetischen Diktatur entron- in losem Verband über die Straße. nen sind. Wir hörten, dass weniger Begonnen hatte unsere Fahrt in Von Tallin aus ging es mit dem Bus als ca. 10 % die Ostsee sehen durf- Tallin, dem alten Reval der Hanse. in den Nordosten von Estland in ten, weil sie Sperrzone war. Diese so Vorbereitend auf unsere Fahrt hatten ein Naturreservat an der Ostsee. nebenher hingeworfenen Bemerkun- die meisten von uns den „Tod von Ab hier begann unsere Tippeltour. gen ließ uns verstummen und blieb Reval“ und andere Geschichten des Überall in den Dörfern erlebten wir von uns unkommentiert. Foto: Dietze Estlandfahrer 24 25 ANDEG 08

Nach einer Woche trudelten wir im Estland ist ein wunderschönes Fahr- Süden bei „Old Church“ ein – einem tenland, aber die Mücken sind immer alten Pfadfinder aus dem Ruhrgebiet, noch so beißwütig wie vor 65 Jahren der nahe der lettischen Grenze einen – auf dem Weg der Nerother nach Campingplatz unterhält. Am 27. Juni Petsamo. ging es wieder zurück nach Deutsch- Peer land. „The Land of My Childhood“ Eine neue Wohlfühl-CD von Annette Degenhardt

ohl jeder Künstler stellt sich Gitarrenspiel auf sowie ihr unange- Die irische (und zum Teil auch die Wirgendwann einmal die Frage strengter Gesangsstil, diese ange- schottische) traditionelle Musik „Wo komme ich eigentlich her?“ nehme Stimmlage. Die Künstlerin bewegt sich bekanntermaßen vor- Mancher legt dann eine Best-of- nimmt sich extrem zurück, stellt zugsweise in den drei Themenkom- Zusammenstellung vor. Das hat stattdessen den Song in den Vorder- plexen „Liebe“ (auch Heimatliebe), Annette Degenhardt nach ihren grund und verstärkt die Gesamtwir- „Kampf gegen politische Unterdrü- ersten sechs CDs auch getan. („The kung ihres Vortrags ganz erheblich. ckung“ und „Trinken & Feiern“. Da best of Andeg 1-6“) Sie verdeutlichte Annette Degenhardt die elegischen, so noch einmal, wie es 1986 für sie Spätestens beim zweiten Stück balladesken Kompositionen ein- als Gitarristin, Sängerin und Kom- („I Live Not Where I Love“) wird deutig vorzieht – sie liegen ihr halt ponistin begann und wie es danach deutlich, dass der Zuhörer es mit mehr – fehlt natürlich in ihrer klei- weitergegangen war. einer versierten Gitarrenvirtuosin nen Zusammenstellung der Bereich zu tun hat. Der vorletzte Titel dieser „Sauflieder“. Ihre musikalischen Wurzeln jedoch, Kurz-CD (etwas mehr als 19 Minu- die hatte sie bis dahin lediglich in ten Gesamtspielzeit) ist ein tolles „The Land of My Childhood“ ist verschiedene Eigenkompositio- Instrumental, das letzte Lied („Cra- eine Wohlfühl-CD, nur leider viel nen einfließen lassen, nicht jedoch gie Hill“) trägt Annette Degenhardt zu kurz. Nach jedem Anhören war ausdrücklich benannt und künstle- a cappella vor, und auch das funktio- ich enttäuscht, wenn nach knapp risch dargestellt. Und genau das hat niert bestens. zwanzig Minuten schon wieder sie jetzt auf eindrucksvolle alles vorbei war. Vielleicht Weise nachgeholt, nämlich macht sie ja irgendwann mit der wunderschönen CD einmal eine weitere irisch/ „The Land of My Child- schottische CD, so eine hood“: Fünf irische und mit 15 oder 16 Songs, und schottische Lieder sowie vielleicht ist dann sogar ein eine für Gitarre bearbeite- Sauflied mit dabei. Würd´ te Harfenkomposition mit mich freuen. Namen „Sheebag Sheemo- Kai Engelke re“. Oder in Annette Degen- hardts eigenen Worten: „Die Annette Degenhardt: The Land schönen alten irischen und of My Childhood, Gitarre und schottischen Lieder, wie Gesang, Mainz 2004, 10 Euro ich sie als Kind gehört und (incl. Porto und Verpackung). gelernt habe.“ Bezugsadresse: Edition AD, Klosterstraße. 1A, Besonders beim Anfangstitel 55124 Mainz. „Star of the County Down“ Tel. 06131 – 46 58 12

fällt ihr verhalten-schlichtes Foto: Uller Koenig www.annette-degenhardt.de Annette Degenhardt 24 25 Jungenschaften

75 Jahre dj.1.11 Ein Symposion auf Burg Ludwig- stein 31. 10. und 1. 11. 2004

eranstalter waren der Minde- Eckard Holler (zeko), Mitheraus- zungszonen entstehenden Jungen- Vner Kreis, der Arbeitskreis für geber der Werke von Eberhard Köbel schaften gewann er nicht mehr, aber Historische Jugendforschung und (tusk) in Achims Verlag, stellte dar, „Der gespannte Bogen“ wurde in das Archiv der deutschen Jugendbe- wie aus dem Führer schwäbischer Göttingen 1948 nachgedruckt. Und wegung Burg Ludwigstein Jungenschaften tusk die vielge- die „Lieder“ und „Chöre der Eis- schmähte, aber noch mehr bewun- brechermannschaft“, noch 1934 und Dem Symposion ging die jähr- derte Leitfigur eines neuen Auf- 1935 erschienen, die Zeugnis für die liche Tagung des Archivs der bruchs der Jugendbewegung werden Begegnung mit dem Donkosaken- deutschen Jugendbewegung konnte. Seine dj.1.11 (deutsche jun- chor als der Verkörperung des Ideals voraus, die in diesem Jahre unter genschaft vom 1.11.1929) hatte nie- der Verschmelzung des Soldaten mit dem Thema „Die Wiederbelebung mals mehr als 2000 Mitglieder, aber dem Künstler waren (und tusk und jugendbündischer Strukturen in der sein Männlichkeitsbild vom Soldaten der dj.1.11 den Vorwurf der Russo- deutschen Nachkriegsgesellschaft und Künstler, sein Aktionismus und philie einbrachten), waren das eigen- (1945 – 1960)“ stand. seine Forderungen (Seid in allem tümliche Liedgut, das nach 1945 die besser als die anderen! Heraus aus Gruppen begeisterte. Wurde also hier ein Querschnitt der dem lähmenden dickfüssigen Strom zweiten Nachkriegszeit hinterfragt, der Gesellschaft! Seid Selbsterrin- Der nachfolgende Bericht von in einer Zeit, in der die Besatzungs- gende, nicht Wiederholende!) und Christian von Carnap-Quern- mächte durch massiven Einfluss eine vor allem der von ihm geprägte Stil heimb ergänzte diesen Bericht und Erziehung vor allem der Jugend zu mit der neu entwickelten Jungen- fügte weitere Facetten bei. jeweils ihrer Form von Demokratie schaftsjacke und der aus Lappland zu erreichen versuchten, wobei sie adaptierten Kohte als dem idealen Mit Karl von den Driesch trat mit der spezifischen Form der deut- Zelt einer Jungengruppe, dazu seine ein herausragender Hortenführer schen Jugendbewegung ihre Schwie- Schriften über jungenschaftliche der Nachkriegsjungenschaft an das rigkeiten hatten, so ging es im Sym- Lebensführung („Der gespannte Rednerpult. Mit kasernenhof-geübter posion eher um einen Längsschnitt, Bogen“, „Die Heldenfibel“) und Stimme, die leicht auf das ohnehin der das aus der tusk’schen Jungen- die von ihm modern redigierten bedienungsunfreundliche Mikrofon schaft vom 1. 11. Überkommene auf Zeitschriften („Briefe an die Jungen- (warum können jugendbewegte seine Wirkung in den verschiedenen schaft“, „Der Eisbrecher“) wirkten Intellektuelle eigentlich nicht pro- Epochen, also der Hitler-Herrschaft, weit und prägten weithin alle Bünde, fessionell mit Technik umgehen?) des unmittelbaren Nachkriegs, der in mancher Hinsicht sogar das NS- verzichten konnte, zeichnete er den Konsolidierung der staatlichen Jungvolk. Sein weiterer Lebensweg Lebensweg seiner Horte, der „Deut- Strukturen, der 68er Revolte bis in – Eintritt in die KPD, Aufruf zum schen autonomen Jungenschaft“ aus die Gegenwart darstellen und prüfen Eintreten in das NS-Jungvolk, Ver- Bad Godesberg von 1948 bis 1951 in sollte. Hinzu kam, aus aktuellem folgung durch die , Flucht, Anlehnung an tusk’sche Gedanken: Anlass, ein Bericht von Guy Stern schließlich sein Versuch, nach Selbsterfahrung in der Gruppe durch und einigen anderen Zeitzeugen 1945 auf die neuen Jungenschaften ungewöhnliche Lebenslagen, 1950 über das „Schwarze Fähnlein“, einen Einfluss auszuüben, und dann die Großfahrt nach Italien ohne Pass und jüdischen Jungenschaftsbund, der Übersiedelung in die Sowjetische ohne Visum mit Inhaftierung durch nach 1933 noch einige Jahre überle- Besatzungszone – lösten stärkste Grenzpolizei bei der Rückkehr, 1951 ben konnte. Irritationen aus. Einen Einfluss auf nach Spanien und Afrika (Tanger) die überall in den westlichen Besat- mit 22-tägiger Überziehung der Feri-

26 27 von tusk bis heute

enzeit, stilvolles mehrstimmiges Sin- interessantesten gewesen, da sie sich und dem damit verbundenen Streben gen, selbstlose Risikobereitschaft: mit mehr Problemen auseinanderset- nach Höherem wie eine Erlösung, „Nie erbärmlich sein!“ Hier gab zen mussten als die anderen Bünde. die das weitere Leben bestimmte. Karl ein Beispiel, wie er den Hero- Aber in der Emigration waren sie – Diese stark verkürzte Darstellung ismus der tusk’schen Heldenfibel als keine geschlossene Gruppe; die des Vortrags kann freilich nur Umris- Ideal verstanden habe, indem er die einen entschieden sich für Palästina se des Inhalts geben; wir hoffen alle, Tat der „Weißen Rose“ gegen das und das Kibbuz, andere wurden eng- dass wir den vollständigen Text bald erbärmliche Wegschauen der NATO- lische oder amerikanische Soldaten; zu lesen bekommen. Truppen bei Srebrenica stellte. viele sind im Krieg „auf der richti- gen Seite“ gefallen. Die abschließenden Darstellungen Vom „Schwarzen Fähnlein“ sprach heutiger Jungenschaft durch Florian dann Guy Stern (geb. 1922, emi- Jürgen Reulecke sprach über „Die Weghorn (gegenwärtig Redakteur griert 1937, Professur für Literatur, Zugehörigkeit zur Jungenschaft“, des „eisbrecher“) und Nina Ott von USA) assistiert von seinen damali- und sein Bericht über „ein Jugender- dem in „privilegierter Partnerschaft“ gen Kameraden und jetzigen Zeit- lebnis und seine lebensgeschichtli- verbundenen „Mädchenfahrtenbund“ zeugen Paul Yogi Mayer (geb. 1912, che Wirkung und Bedeutung“, das zeigten, dass man die Jungenschaft Bundesführer des „Schwarzen Fähn- ein – allen Anwesenden ähnlich nicht vorzeitig für tot erklären soll- leins“, emigriert 1939) und Werner gemeinsames – zunächst persön- te, sondern dass da immer wieder Tom Angres (geb. 1920, emigriert liches Erlebnis in den Rang einer Neues nachkommt, das zwar anders 1937, Professur für Geschichte). allgemeinen lebensgeschichtlichen aussieht, aber ähnlichen Gedanken Das „Schwarze Fähnlein“ war schon Bedeutung erhob, wurde zu einer folgt: alles besser machen, alles lange vor 1933 gegründet worden Sternstunde des Symposiums. hinterfragen, auch sich selbst, Wich- als jüdischer Jungenschaftsbund, Ausgehend von dem Selbsterzie- tigkeit der Grenz-Erfahrungen, Rela- weil in einem größeren Teil der hungs-Programm, das dj.1.11 an tivierung der eigenen Person – das Jugendbewegungsbünde in Deutsch- vielen Stellen, so in dem Lied „Die klang in all den vorherigen Vorträgen land Juden ungern gesehen oder grauen Nebel“ – „Sie werden Män- schon an und zeigte sich – auch in nicht zugelassen waren. Guy Stern: ner, die ihr Reich erringen ... Sie den ausgezeichneten Fotos – doch natürlich waren wir so wie andere lassen alles in der Tiefe liegen ...“ anders in manchem Äußeren. Bünde, wir sangen ihre Lieder, wir – verkündete, ging Jürgen Reule- lebten nach der Meißner-Formel, cke auf die besondere Situation der Es war erstaunlich, wie groß der unsere Kluft war dunkelblau, unser Jahre nach 1945 ein: 25 bis 30 % der Kreis war, der sich sowohl zur Stil war jungenschaftlich, wir waren Väter waren gefallen, eben so viele Archivtagung als auch zum Sym- auch zackig, wie das damals Mode abwesend. Und wenn es denn rich- posium zusammengefunden hatte. war. Unterstützt wurden wir vom tig sei, dass jeder Mensch dreimal Zeitweise reichten die 140 Stühle „Bund jüdischer Frontsoldaten“, und „geboren“ werde, nämlich einmal des Meissner-Saales nicht aus. selbstverständlich ließen wir uns von seiner Mutter, zum anderen unser Deutschtum nicht nehmen, durch seinen Vater und schließlich Der König ist tot. Es lebe der König! aber das bedeutete keine Abkehr durch ihn selbst, dann sei in dieser hieß früher der Ruf. Wir sagen: Die vom jüdischen Glauben. Heydrich „vaterlosen Gesellschaft“ ein gro- Jungenschaft ist tot? Es lebe die verbot schließlich öffentliches Auf- ßes Defizit zu vermerken, ein auf Jungenschaft! treten – wegen Verwechslung mit der die Person wie auf die Gesellschaft HJ und „zum Schutze des deutschen durchschlagendes Trauma. Typisch helm (Helmut König) Volkes“ wurde der Bund schließlich sei für diese Jahre die Suche nach verboten und löste sich auf; bei der Vater-Ersatz (Adenauer, „Papa“ Auflösungsrunde wurde aus Ernst Heuss), die starke Mutterbindung bei von Salomons „Kadetten“ vorgele- gleichzeitiger Sehnsucht nach dem sen. Aber einige gingen noch weiter starken Vater, der frühe Zwang zur illegal auf Fahrt. Selbständigkeit bei gleichzeitiger Erkenntnis der Selbst-Überforde- Irmgard Klönne ergänzte die Aus- rung. In dieser Situation war die führungen: Die jüdischen Bünde der Begegnung mit der Jungenschaft und Weimarer Zeit seien eigentlich die ihrer Forderung zum Selbst-Erringen

26 27 Solidarität – universal!

Jürgen Reulecke zum Geburtstag

einer will es glauben, aber – lange bevor allgemeine Prinzipien Teilen unmittelbar einsichtig werden. Kwir haben uns vergewissert: von Recht und Gerechtigkeit ins Ob von dort aus ein Bezug zu Men- Es stimmt. Jügen Reulecke, Pro- Spiel kommen können. schenwürde und humaner Solidarität fessor am Historischen Institut hergestellt wird, ist aber, wie die der Universität Gießen, Sprecher Und schon wieder gibt es jugend- Geschichte zeigt, erst einmal offen. des SFB „Erinnerungskulturen“, liche Gruppen, die ihr Volk, ihre Genauso gut kann es eine exklusive ABW-Mitglied und Mitglied des Heimat, ihre Religion verteidigen zu Solidarität mit der Eigengruppe oder wissenschaftlichen Beirats für das müssen glauben – gegen Zuwande- der Ethnie sein, die daraus abgeleitet Waldeck-Buch, ist 65 geworden. rer oder aber gegen die Libertinage wird. Unwahrscheinlich, dass er sich nun der westlichen Kultur – und darin aufs Altenteil begibt – dazu hat ihren überindividuellen Sinn fin- Die gleiche Ambivalenz betrifft er uns noch viel zu viel zu sagen. den. Demokratie, Menschenrechte die unmittelbare Beteiligung in der Wir wünschen ihm auch für die und Toleranz stehen darum heute Gruppe an den gemeinsamen Ent- Zukunft Kraft, Gesundheit und als System universalistischer (dem scheidungen. Sie ist sicherlich eine Glück, nicht zuletzt in unserem Prinzip nach für alle Menschen Erfahrung von Demokratie, aber eigenen Interesse. geltenden) Werte gegen völkische, totalitäre Systeme setzen auch und nationale und religiös begründete noch mehr auf Partizipation und Sein Kollege und Freund Roland Ausschließung. Für den Frieden ist üben sie von klein auf ein. Nichts- Eckert hat Jürgen Reulecke sechs es daher eine entscheidende Frage, destoweniger brauchen freiheitliche Reflexionen gewidmet, von denen auf welche Weise universalistische Gesellschaften die Erfahrung von wir zwei hier abdrucken. Er ana- Solidarität plausibel wird. Jugendlichen, dass Beteiligung und lysiert die Wertvorstellungen, die Solidarität „Sinn“ machen. nationalistischen und fundamen- Solidarität und Beteiligung – talistischen Weltbildern zugrunde partikular oder global? Dies heißt, dass Solidaritätserfahrun- liegen. gen, die zunächst einmal in kleinen Was hat dies mit den jugendlichen Gruppen wahrscheinlicher sind, Binnenmoral und Außenmoral Gemeinschaften von gestern und interpretiert und verklammert wer- heute zu tun? Eine Jugendgruppe den mit einem Konzept der globalen Das 20. Jahrhundert ist vergangen. kann beispielsweise im Gebirge Solidarität. Dies ist kein Selbstläufer, Das Ende des Ost-West-Konfliktes rasch in eine Situation geraten, in der sondern muss größere Abstrakti- hat kein „Ende der Geschichte“ Solidarität, Verzicht und gerechtes onsleistungen zuwege bringen als gebracht, sondern neue und andere eine partikularistische Deutung, die explosive Grenzziehungen zutage beispielsweise Familien- und Grup- treten lassen. Religiöser Fundamen- penerfahrungen zu Abstammungs- talismus bei Christen, Juden und mythen ausweitet und entsprechende Muslimen, die exklusive Verschär- ethnische und nationalistische Gren- fung ethnischer Zugehörigkeiten, zen zieht. Fremdenfeindlichkeit und die Ban- Das zu leisten, ist kein leichter Weg. denbildung von Jugendlichen: Viele Dennoch sollten wir es weiterhin mit dieser Phänomene sind gekenn- Albert Camus (1942) halten: zeichnet durch die scharfe Tren- nung zwischen „Binnenmoral“ und „Wir müssen uns Sisyphos als „Außenmoral“ (Max Weber) in dem einen glücklichen Menschen Sinne, dass partikularistische Loya- vorstellen.“ lität dominiert. Man ist erst einmal der Freund seines Freundes, seiner Roland Eckert Volks- und Glaubensgenossen und daher der Feind von deren Feinden Foto: molo Jürgen Reulecke 28 29 „Wir lagen vor Madagaskar“

Geschichte(n) von, mit und in populären Liedern

ie Mentalitätsforscher Ute Als Beispiel dafür, »wie die Der Durst war die größte Plage, DDaniel und Jürgen Reulecke Geschichte(n) populärer Lieder das dann liefen wir auf ein Riff. haben in einem Beitrag über popu- Funktionieren (und Nichtfunktio- Ahoi, Kameraden – ahoi, ahoi! läre Lieder, die auch in den Bün- nieren) dessen erhellen, was heute den zum Teil bis heute gesungen ‚kollektives Gedächtnis‘ genannt 3. Der lange Hein war der erste werden, die Beschäftigung mit der wird« werden Beispiele genannt. er soff von dem faulen Nass. „Geschichte populärer Lieder als Eines davon sei hier wiedergegeben. Die Pest gab ihm das Letzte faszinierendes und noch weithin Es handelt sich um das Lied „Wir und wir ihm ein Seemannsgrab. unbeackertes Forschungsfeld“ ange- lagen vor Madagaskar und hatten Ahoi, Kameraden – ahoi, ahoi!« regt.6 Hier zwei Ausschnitte aus die Pest an Bord.“ dieser Arbeit: Als Vorläufer für dieses Lied »Im Zweiten Weltkrieg war es [das machen Daniel/Reulecke den Film »Wie unbefangen und unreflektiert Lied] weit verbreitet; nach 1945 „Das Meer ruft“ von Februar 1933 Lieder meistens gesungen werden, sangen es die Pfadfinder und bün- aus, mit Heinrich George in der belegt ein Zitat von Marcel Reich- dischen Gruppierungen, und noch Hauptrolle. Darin beginnt die erste Ranicki aus dessen Autobiografie: heute intonieren es gelegentlich in Strophe jedoch mit „Als wir von heiterer Stimmung Reise- und ande- Caravals kamen, da hatten wir die „Natürlich sangen wir Lieder, doch re Gruppen zu mehr oder weniger Pest an Bord.“ Madagaskar jedoch nicht etwa jüdische Wanderlieder später Stunde. kommt nicht vor. Des Rätsels – denn die gab es nicht. Wir sangen Soviel ist sicher: Es stellt ein Amal- Lösung: also ‚Prinz Eugen, der edle Ritter‘ gam aus zwei Liedern dar – aus dem und ‚Vom Barette schwankt die Lied „Und wenn das Schifferklavier »Im Jahr 1936 erschien der Roman Feder‘, ‚Jörg von Frundsberg führt an Bord ertönt“ von Just Scheu Tsushima von Frank Thiess (1896 uns an‘ und ‚Dem Frundsberg sind (1903 – 1956) ..., das aus der zwei- – 1977).« In diesem Roman sass wir nachgerannt, der Fahne habens ten Hälfte der 1930er Jahre stammt, die »unglückselige russische Flot- wir geschworen‘. Wir sangen ‚Wild- und aus einem weiteren Liedtext te, die im russisch-japanischen gänse rauschen durch die Nacht‘, (vielleicht von Robert Wanner?), der Krieg 1904/05 vom Baltikum über ohne zu wissen, daß diese Verse mit „Wir lagen vor Madagaskar“ Ost- und Nordsee und rund um von Walter Flex stammten, und uns beginnt und auf die Scheu-Melodie Afrika herum bis zur Insel Tsushi- gefielen solche Lieder wie ‚Die Glo- zu singen war. In dieser amalgamier- ma dampfte, wo sie dann von der cken stürmten vom Bernwardsturm‘ ten Form wurde das Lied 1940 bei japanischen Flotte in Grund und und ‚Jenseits des Tales standen ihre der GEMA, der Verwalterin musi- Boden geschossen werden sollte ... Zelte‘, ohne uns darum zu kümmern, kalischer Urheberrechte, auf den im tropischen Klima Madagaskars daß ihr Autor, Börries von Münch- Namen Just Scheus eingetragen. fest. ... hausen, nun ein begeisterter Nazi war. Kurz: Wir übernahmen bewußt 1. Wir lagen vor Madagaskar Im Roman von Frank Thiess oder unbewußt die Lieder der Wan- und hatten die Pest an Bord. wird diese Madagaskar-Episode dervogelbewegung und auch solche, In den Kesseln, da faulte das Wasser, zu einem Schlüsselereignis der die von der Hitlerjugend gesungen und täglich ging einer über Bord. Plotstruktur: Denn hier, so die wurden.“7« Ahoi, Kameraden – ahoi, ahoi! narrative Logik der Erzählung, reift der Oberkommandierende der Flot- 2. Wir lagen schon vierzehn Tage, te, Admiral Roshdestwenski, zum kein Wind in die Segel uns pfiff. echten Führer, dessen Durchset-

6 Ute Daniel und Jürgen Reulecke: Geschichte(n) von, mit und in populären Liedern. Anmerkungen zu einem kulturgeschichtlichen Dreiecksver- hältnis, in: The Many Faces of Germany. Transformations in the Study of German Culture and History. Festschrift for Frank Trommler, ed. by John A. McCarthy, Walter Grünzweig, &Thomas Koebner, New York/Oxford (Berghahn Books) 2004, S. 157ff. 7 Marcel Reich-Ranicki: Mein Leben, Stuttgart 1999, S. 63. Zitiert nach Daniel/Reulecke, S. 160.

28 29 Dreißig Jahre Erich Schmeckenbecher

zungskraft und unbedingter Wille Tat verleihen – eine Tat, die durch wohl der Autor der Madagakar- zur Erfüllung der Mission den ihren tragischen Ausgang umso Zeilen angeregt worden sein – zu verzagenden und im tropischen heroischer erscheint. einem Lied, das in seiner bis heute Klima verweichlichenden Offizie- Von diesem Buch und seiner Hero- gesungenen Form allerdings diese ren und Mannschaften die Stärke isierung der soldatisch-männlichen tragisch-männliche Sinnstiftung zur Vollendung der männlichen Untergangsbereitschaft dürfte persiflierend konterkariert.«

„Leben ist Poesie – dass es noch möglich ist ...“

o der Titel des Konzerts zum s30. Bühnenjubiläum von Erich Schmeckenbecher am 11. Dezem- ber 04 im Theaterhaus Stuttgart. Fünf Stunden dauerte das Kon- zert, wobei jeder Künstler gerade mal zwei Titel bringen durfte. Die Moderation hatte – wer sonst? – Pit Klein. Außerdem traten auf: Barbara Thalheim, Bernies Auto- bahn Band, Black, Bömmes und Goly, Erich Schmeckenbecher, Hannes Bauer, Hannes Wader, Jean Pacalet, Jochen Wiegandt, Kerstin Blodig, Klaus Lage, Kon- stantin Wecker, Liederjan, Lydie Auvray, Manfred Hausin, Matthias Kießling, , Matthias Wesslowski, Naustragger, Peter Grohmann, Peter Maiwald, Steffen Mensching, Wenzel. Die Stimmung erinnerte an das Fest auf der Waldeck an Pfingsten 04: Ein Familienfest der Liedermacher-Szene. Wenzel hat es im Folker! auf den Punkt gebracht:

Dass es noch möglich ist ...

... einen großen Stuttgarter Kon- zertsaal mit unvoreingenommenen Menschen zu füllen (und man hätte es an diesem Abend wohl noch zwei Mal tun können, soviel Interesse

Grafik: Goly Münchrath gab es!), ohne die gängige Nöti-

30 31 Utopien im politischen Lied

gung durch Medien, Trendsetter, vierattacken mit dem Westernsound ... dass über ein solches Ereignis, an Plattenfirmen/Fernsehsender und der Gitarren vertragen und sich dem viele der bedeutendsten Künst- ohne den Segen der kulturellen Ver- gegenseitig befördern, als wäre es ler teilnahmen, weder ein Zeitungs-, wertungsmafia! immer so gewesen. Rundfunk- noch Fernsehbericht zustande kam, weil sich die gleich- ... eine große Schar Künstler unei- ... einen zauberhaften Abend zu geschalteten Monopolisten der deut- gennützig auf eine Bühne zu locken, komponieren, in dem die ewigen schen Feuilletons in ihrem Trend- umsorgt von einem professionellen Ost-/West Claims gar nicht abge- schädel nicht vorstellen können, Team, ganz ohne Allüren oder die steckt werden müssen, weil es darum dass anderes interessieren könnte als dem Markt adäquaten Revierkämpfe geht, die allgegenwärtige Verblö- die Handarbeitsarbeiten von Raab- hinter dem Rücken der Kollegen! dung in die Schranken zu weisen. Schlingensief-und-wer-denn-noch!

... im trüben Monat Dezember im ... das dreißigjährige Bühnenjubi- ... dass es ein weites Feld ist, was wir Schwäbischen ganz ohne seelische läum von Erich Schmeckenbecher als Volksmusik bezeichnen in diesen Schäden einen Sonnabend und hal- zu feiern, ohne Personenkult, Hei- Breiten und all zu oft vergessen, dass ben Sonntag zu verbringen! ligsprechung oder Verdrehung der es auch jenseits des Musikantenst- Tatsachen der kulturellen Realität adels eine Welt-Musik gibt, die aus ... sich einer kulturellen Tradition zu Deutschlands! diesem Land stammt! Und in diesem bemächtigen, die Land lebendig ist! – ach so gern als tot verschrien – von ... Backstage (oder wie es früher ungeheurer Vitalität zeugt: dem noch hieß: „hinter der Bühne”) eine ... dass all jene, die diesen Abend im Lied mit deutschen Texten, ohne Atmosphäre utopischer Gemein- Stuttgarter Theaterhaus nicht mit- Unterstützung von Quotierungskam- samkeit zu erzeugen, voneinander erleben konnten, ärmer sind, als die pagnen, dumpfem Patriotismus oder zu erfahren, zu hinterfragen, nicht 1.200 Leute, die eine Eintrittskarte Altstudienräten! Einfach getragen anders als auf einer Geburtstagsfeier! ergattern konnten! von jenen, die sich seit Jahren um dieses Genre bemühen und recht ... dass Leute zusammenkommen, Hans-Eckardt Wenzel allein gelassen sind von Institutio- um zu singen, sich gegenseitig nen, Professoren, Handlungsreisen- zuzuhören und ihre Anwesenheit zu Aus: Folker! 2/05, Seite 76. den und Besserwissern. feiern, jenseits des allgegenwärti- gen Kulturbetriebes, der drauf und ... zu erleben, wie sich irische Lieder dran ist, keine noch so bescheidene mit Gedichten, Kabarett und Magie Nische durch Androhung des ökono- mit Blasmusik, Chanson mit Rock & mischen Unterganges freizulassen. Akkordeons, wie sich deftige Kla- Der Traum von einer Sache

er Medienwissenschaftler schlägt einen Bogen über die Nach- Wir kennen sie alle, von Peter Roh- DHolger Böning hat ein Buch kriegszeit in der Bundesrepublik, lands Beginn, von Degenhardts geschrieben, das nicht nur die Lie- dem Aufblühen des politischen Schmuddelkindern bis zu seiner der-Festivals auf Burg Waldeck als Liedes im Verlauf der Waldeck-Fes- „Botschaft an eine Enkelin“, von Wiege des neuen deutschen Chan- tivals, die Rückkehr sozialistischer Mossmann und Hannes Wader, sons erwähnt, sondern auch für das Utopien im Verlauf der Studentenbe- Hanns Dieter Hüsch und Dieter Selbstverständnis der ABW von wegung und ihr Verblühen im „Deut- Süverkrüp und Fasia Jansen, aber großem Nutzen sein kann. schen Herbst“ und verfolgt überaus auch Georg Kreisler, „Floh de kenntnisreich die Entwicklungen Cologne“ und „Ton, Steine, Scher- Er betrachtet die Ursprünge des vieler Liedermacher, schließlich ben“. politischen Liedes in Deutschland, sogar über 1989 hinaus.

30 31 Krisenzeit – Zeit des Liedes?

Aber – und das ist der besondere Dichter sind keine Analytiker und und der folgenden Zeit sehr genau. Gewinn aus diesem Buche – in glei- wissen auch nicht mehr als andere, Für Böning kommt dieser Bereich, chem Maße betrachtet Böning die aber sie können sich besser ausdrü- vorher kurz erwähnt, genauer erst bei Entwicklung des politischen Liedes cken. In seiner erkennbaren Sym- Betrachtung des letzten Jahrzehnts in der DDR, vom traditionellen pathie für die linke politische Szene der DDR ins Blickfeld, als er die Lied der Arbeiterbewegung über die weist Böning auf dieses Problem des dortige Punkrockszene betrachtet. Aufbau- und Erziehungslieder der politischen Liedes – und das ist in * fünfziger Jahre, Biermanns Auf- diesen Jahrzehnten links??? – nicht Bönings wissenschaftlichem Ansatz, begehren, die Singebewegung von hin; man mag es ihm aber verzeihen. wenn er auch etwas einfach ist, Perry Friedman und Bettina Wegner * kann man zustimmen: „In jeder zum Oktoberklub, die Festivals des Welche Wirkungsmöglichkeit aber Gesellschaft gibt es zwei politische politischen Liedes und die schlei- Öffentlichkeiten, deren eine von der chende Gängelung durch die Staats- politischen Klasse und den von ihr macht, von Gerhard Schöne, Gerhard abhängigen Medien dominiert und Gundermann und Stephan Krawczik, bestimmt wird, deren andere sich in die Punkrockbands wie „Kaltfront“, den Debatten und Meinungen der „Wartburgs für Walter“ oder „Staa- Bevölkerung ausdrückt. Wo beide in tenlos“, die wachsende Ungeduld in ihrem Kern übereinstimmen, ist eine der Kleinkunstszene bis schließlich Gesellschaft im Lot, wo dies nicht 1990 zu Barbara Thalheims der Fall ist, deutet sich eine struktu- relle Krise an.“ Auferstanden aus den Dogmen Und dem Leben zugewandt Das ist für Böning der Lass uns dich nun ganz Utopien, die Zeit des „Traumes von durchqueren einer Sache“ (Marx), die Zeit für das Deutschland, längst geteiltes Land. politische Lied. Er sieht dann aber Unsre Not war die des Denkens nach 1989 ein Ende der Utopien, Und die Not der Mauern auch eine Zeit der Melancholie heraufzie- War die Not der stets Gelenkten hen und stellt die Frage, was denn Leeres Herz und voller Bauch nun bliebe. Zwar gebe es noch die alten wie auch neue Sänger, aber Böning beschränkt sich dabei auf die anders als in den sechziger Jahren Betrachtung der Texte, wohl wis- hätten sie keinen Platz mehr in den send, dass der Text als Lied durch Medien. „Wo aber im allgemeinen Vertonung und Vortrag eine ganz Bewusstsein die Medien mehr und neue, eigene Qualität gewinnt: „Erst mehr zur allgemeinen Realität mutie- die Macht der Töne lässt das Lied ren, existiert am Ende nur, was in zum Mittel politischer Identifikati- diesen Medien stattfindet. ... (Und onsfindung werden.“ Aber es öffne zusätzlich durch die zeitgleich mit doch ist) unverkennbar, dass wieder auch dem Missbrauch Tür und Tor. dem Aufblühen des politischen einmal eine jener Nachmärzzeiten Liedes entstehende Beschallungs- angebrochen ist, die dem Singen Dafür gibt es in dem Buche auch technik gegeben ist, fällt nicht in den und Entstehen kritisch-aggressiver hinreichende Belege, wie nämlich Bereich von Bönings Betrachtungen; oder gar optimistischer Lieder wenig so mancher Text, aus dem Bauche es wäre einer genaueren Untersu- Anregung bieten. Liebenswert ana- heraus voll Zorn gedichtet, politi- chung wert. Sie ermöglichte erst den chronistisch fast, jedenfalls wie ein scher Analyse völlig entbehrt und die Boom der Singebewegungen und Überbleibsel aus vergangenen Jahr- Welt so betrachtet, wie Klein-Peter Festivals. Und der Rockmusik, die zehnten, klingen die Lieder...“. sich eben die böse Welt vorstellt. die protestierende Jugend als „ihre“ Ich zitiere Walter Mossmann: „Wel- Musik – und damit eben auch als ihr Nach Bönings Ansatz müsste dem- chen Unsinn man damals im tiefsten politisches Lied versteht. Wie sehr nach unsere Gesellschaft im Lot Brustton der Überzeugung von sich sich dies überlagerte, wissen wir aus sein. Ist sie das wirklich? gegeben hat – es ist unglaublich.“ dem Verlauf der Waldeck-Festivals Helmut König

32 33 Fremdheitserfahrung

Holger Böning: Der Traum von einer Sache. Aufstieg und Fall der Utopien im politischen Lied der Bundesrepublik Dringend KassiererIn gesucht! und der DDR, Band 12 der Reihe Presse und Geschichte, herausgegeben von Hol- ger Böning, Michael Nagel und Johannes Wegen völliger Arbeitsüberlastung gibt Ute leider ihre Funktion ab. Weber, (edition lumière) 2004, 346 Seiten, Paperback, ISBN 3-934686-21-4. WIR DANKEN IHR GANZ HERZLICH FÜR DIE GELEISTETE ARBEIT!!! Da das Buch über den Buchhandel nur mit Entlastet um die Buchhaltung, die außer Haus bearbeitet werden soll, Schwierigkeiten zu bekommen ist, gebe ich muss der/die Neue die Vereinskontenführung, Mitgliederbetreuung, hier die Adresse des Verlages: Finanzüberwachung und Bearbeitung sonstiger Finanzformalitäten leisten. edition lumière, Scharnhorststraße 26, 28211 Bremen Interessierte mögen sich bei Swobl melden. Tel.: 0421 – 218 3627; Tel. 0179/5473681 Fax: 218 7811 [email protected] [email protected]; http://www.editionlumiere.de Von „Siddharta“ zum „Steppenwolf“ it 17 lieh mir eine Schulfreun- überschwappenden Hippiebewe- Küng, aber auch damals schon von Mdin „Narziß und Goldmund“ gung, aber für viele – auch für mich Hesse angestrebten „Weltethos“. und eröffnete mir damit völlig neue – stellt das Wiederlesen nach Jahr- Perspektiven. Mir war, als ob ich aus zehnten sowie das Vertrauterwerden Rüdiger Sareika postuliert in seinem langjähriger Lethargie erwacht wäre. mit seinen Briefen, seiner Publizistik einführenden Beitrag die zwar nicht In der DDR war ja immerhin – dank und verschieden Lebenszeugnissen chronologische, aber durchaus eine des erstaunlichen Engagements des (gerade auch im Zusammenhang mit innere Logik besitzende Reihenfolge ansonsten nicht gerade populären Gusto Gräser und dem Monte Verità „Vom Steppenwolf zu Siddharta“. Kulturministers Johannes R. Becher – siehe www.gusto-graeser.de.vu) Diese Frage hat mich in früheren („Auferstanden aus Ruinen“) viel dann doch oft eine Neuentdeckung Jahren ja ungeheuer beschäftigt: von Hesse erschienen, bei Reclam dar. Hesse behandelt eben nicht nur Warum musste Hesse nach dem (Ost) dann auch eine recht auf- irgendwelche Pubertätsprobleme letztendlich recht harmonisch zu schlussreiche Biographie – von Eike – und zwar auf manchmal recht Ende gehenden „Siddharta“ dann Midell, wenn ich mich recht erinnere kitschige Art –, sondern kann auch doch wieder auf die magisch-absur- –, die mich auch auf so wichtige für viele Midlife – „Steppenwölfe“ den Zerrissenheit des „Steppen- „Nebenfiguren“ wie z.B. den Dada- durchaus noch wichtig sein. wolfs“ zurückkommen? Vielleicht isten und späteren Mystiker Hugo weil die selbstkonstruierte litera- Ball verwies, übrigens Hesses erster „Fremdheitserfahrung“ heißt das rische „Lösung“ des Problems für Biograph (Download seines Buch Zauberwort, das in den Beiträgen ihn irgendwann nicht mehr lebbar über Hermann Hesse vollständig in dieses Buches von ganz verschiede- war, weil das wirkliche Leben fer- www.gutenberg2000.de/autoren/ nen Seiten her betrachtet wird – im tigen „Synthesen“ immer wieder ball.htm). Zusammenhang mit Außenseitertum neue Antithesen entgegenstellt und Gewiss sind Hesses Bücher immer und Heimatsuche, Eigensinn und man vor sich selbst auch auf philo- für die junge Generation besonders Anpassung, orientalischer Religio- sophisch-mystischem Wege nicht wichtig gewesen, gerade auch in der sität und Sinnsuche, und schließlich weglaufen kann. Ich habe das ja aus Amerika bis in den Ostblock auch im Sinn eines heute von Hans selbst im Zusammenhang mit mei-

32 33 Ukraine

nem Engagement in einer Hare-Kris- „Wenn hier alles zubetoniert ist, hna-Gemeinschaft (in Ostberlin!) wird sich der letzte von uns hier am erfahren müssen: Baum erhängen“, schrieb er bereits in den fünfziger Jahren. Nun, der steppenwolf Baum steht noch, unter dem er dies linker robinson schrieb – gleich in der Nähe befin- eingesperrt in den spiegelsaal det sich sogar eine Gedenktafel aus deines magischen theaters Anlass der Verleihung der Ehren- zerschlage bürgerschaft dieses kleinen Ortes an zerschlage den großen Nobelpreisträger. Aber dein bild von dir selbst8 ansonsten sollten wir Hesses Spuren wohl eher in seinen Büchern suchen Somit kann ich – für mich – durch- – und in unserer eigenen Biographie. aus von einer Befreiung mit Hesse Dazu kann auch dieses Buch helfen. und von Hesse sprechen. Bei meiner ersten Reise in die Schweiz habe ich Herbert Ulrich (Lublin) selbstverständlich auch seine Wahl- heimat Montagnola und sein Grab Von „Siddharta“ zum „Steppenwolf“. auf dem nahegelegenen Friedhof Fremdheitserfahrung und Weltethos von San Abbondio besucht – gleich bei Hermann Hesse, Hg. Rüdiger Sareika, daneben steht ein Stein für Ninon Materialien von der Tagung der Evan- Hesse-Ausländer aus Tschernowitz, gelischen Akademie Iserlohn am 28.-30. die ebenfalls „fremderfahrene“ November 2003, Institut für Kirche und Gefährtin seiner besten Jahre. Dass Gesellschaft, Iserlohn 2004, 146 Seiten, 10 auch Hugo Ball dort begraben liegt, Euro, ISBN 3-93845-75-3. erfuhr ich leider erst später. Dieser Zu beziehen über Helga Weber, Besuch im Tessin bedeutete für mich Berliner Platz 12, 58638 Iserlohn, eine doppelte Fremdheitserfahrung: Tel. 02371/352143, [email protected].

Ukraine Dioxin Ballade ieser Tage höre ich immer Worten begann: „Gerade lese ich, zausten leidenschaftlichen Gauchis- Dwieder Walter Mossmanns dass Viktor Juschtschenko definitiv mus. In den siebziger Jahren wurde „Ballade von Seveso“9. Das geht vergiftet wurde – mit Dioxin.“ er dann selbst zur Legende und zur nun schon eine Woche so, und es Seele der Anti-AKW-Bewegung in wird wohl weitergehn. Seit dem Walter Mossmann kennt unser Westdeutschland. Seine politischen Moment, als aus jener bekannten Land und uns alle viel besser als die Lieder wurden gehört und gesungen Wiener Klinik die offizielle Bestäti- meisten Deutschen. Hinter ihm ragt von Zehntausenden, Hunderttausen- gung für die Vergiftung kam. Noch in ihrer ganzen ambivalenten Fülle den. Er organisierte Meetings, Kon- am selben Abend schickte mir Walter die Legende des Jahres 1968 auf mit zerte, Protestaktionen, seine Name Mossmann eine Mail, die mit den ihrem in alle Windrichtungen zer- verschwand jahrelang nicht mehr aus

8 Herbert Ulrich, etwa 1972-1974, siehe auch www.utopie1.de/polen „Von Rot-Preußen nach Klein-Indien“. 9 Auf der CD „Flugblattlieder” in Mossmanns vielbeachtetem Album, das bei www.steintafel.de für 30 Euro zu haben ist. Siehe auch KÖPFCHEN 3/04, Seite 21. Texte

34 35 Die Hoffnung …

xin-Kontext sichtbar: Der Vietnam- krieg, die Entlaubung des Dschun- gels, die Vergiftung der Menschen – wohlbemerkt: nicht nur der Par- tisanen, auch der amerikanischen Soldaten! Das Wort „Dioxin“ sagt den Leuten in Westeuropa ziemlich viel, aber man assoziiert nicht nur Vietnam.

1976 schrieb Walter Mossmann die „Ballade von Seveso“, sie wurde sofort im Radio und Fernsehen verboten. Ich höre sie nun täglich, und mehrmals am Tag. Er hat mir im Oktober eine Art Gesamtausgabe seiner Lieder geschenkt. Ich höre nicht nur die Sevesoballade, auch alle anderen Songs, weil es in diesen Liedern um das universelle Drama von Unterdrückung und Befreiung geht.

Über Seveso schreibt und spricht man auch bei uns in der letzten Zeit häufiger, deshalb hier nur das Wesentliche: Der 10. Juli 1976 war den Zeitungen und aus den Polizei- können. Aber den Mord an Gon- der Tag einer ökologischen Katastro- protokollen. Anfang der neunziger gadze10 haben wir ja auch nicht phe in der Umgebung von Mailand, Jahre kam er zum ersten Mal nach verstanden. Ich habe kürzlich zum die der Basler Chemiekonzern Hoff- Lemberg, geleitet von seiner Liebe Beispiel eine Stunde lang kein Wort mann-LaRoche zu verantworten hat. zu den Romanen von Joseph Roth mehr hervorgebracht, als mir Olena Etwa 2 Kilogramm Dioxin gelangten und einem sicheren Instinkt, dass es auf dem Prospekt Swobody in Lwiw in die Atmosphäre, „TCDD“ (ja, hier ein neues Europa aufzufinden eine alte Frau zeigte und sagte: ‚Das genau dieselbe Substanz!) Total gab. Im Herbst dieses Jahres fand ist die Mutter von Gongadze!‘ Gon- verseucht wurden 1.500 Hektar er es dann auch, und er erlebte es in gadze war doch schon so weit weg dichtbesiedeltes Land, 700 Men- einer Art zweiter Jugend, vielleicht im jenseitigsten Jenseits, geronnen schen wurden vergiftet, beträchtliche auch deshalb, weil Orange seinerzeit zu einem Zeichen, quasi zu einer landwirtschaftliche Nutzfläche war die Farbe des Anti-Atom-Protests Briefmarke, und nun plötzlich diese auf Jahrzehnte unbrauchbar gewor- in seinen (Walters) siebziger Jahren reale alte Frau in der realen Schlan- den, an den am stärksten verseuchten war. ge, in der auch ich stand! Und das Orten ist menschliches Leben bis Bild von der realen Leiche mit dem heute unmöglich. In seinem Brief vom Samstag abgeschnittenen Kopf!“ schreibt er: „Es (die Dioxinvergif- Diese Katastrophe, schreibt Walter in tung) übersteigt unsere – sagen wir Die Dioxin-Information hat Walter seinem Brief, habe vielen Menschen mal: Fassungskraft. Damit meine ich blitzartig signalisiert, was heute die Augen geöffnet. Sie hätten plötz- das wenige, was wir (bei äußerster wirklich stattfindet in der Ukraine. lich einen Zusammenhang gesehen Anstrengung!) grad noch verstehen Dabei wurde ein eigenartiger Dio- zwischen den Dioxin-Kriegsver-

10 Der regimekritische Journalist Georgi Gongadze war im Herbst 2000 enthauptet aufgefunden worden. Der als wichtigste Schlüsselfigur in die- sem Skandal geltende frühere Innenminister der Kutschma-Regierung wurde Anfang März dieses Jahres in seinem Haus erschossen aufgefunden – kurz bevor er in dieser Sache verhört werden sollte. Die Redaktion.

34 35 … stirbt zuletzt

brechen der US-Armee in Vietnam Bei uns treten nun aus den Kulissen dieses grausige Märchen einen guten und den Friedensverbrechen der die Schatten der historischen Mörder Schluss findet. Ich will, dass wir alle multinationalen Konzerne mit ihrem – „Borgias“ jeder Art mit ihrer töd- ihm (Viktor) helfen – so wie er uns technokratischen „anything goes“. lichen Giftmischung im Siegelring. half, indem er das Dioxinopfer auf Aber heute müsse diese Linie wei- Und auch Shakespeares Dänenkönig sich genommen hat, damit wir etwas ter gezogen werden. Die mafiösen Claudius ist nicht weit weg, jener menschlicher werden können. Strukturen der „Partei der Macht“ in Brudermörder und Blutschänder. Ich will, dass diese Maske von ihm Postsowjetien hätten sich eingereiht Und wenn man die ukrainischen abfällt, und ich bin mir gewiss: so in die Liste der Dioxin-Verbrecher. Mordgeschichten unserer Jahre mit wird es eines Tages auch kommen. gutem Grund „byzantinisch“ nennen Das Beste an den schlimmen Mär- Dioxin – wörtlich und metaphorisch darf, so weisen sie doch nicht nur auf chen ist, dass sie einmal zu Ende – taucht immer und überall dort auf, das „zweite Rom“ Byzanz, sondern sind. wo die „Partei der Macht“ versucht, auch auf das „dritte Rom“, also Mos- die „Partei der Menschen“ zu unter- kau, wo offenkundig die pathologi- Eines Morgens wird er sich im Spie- drücken. Sie bedient sich geheimer sche Liebe zum Geheimen wiederau- gel sehn – gewandelt. Mittel und Methoden gegen die ferstanden ist, zum Ausschluss von Menschen, und sie stellt ihre Interes- Öffentlichkeit, zum Auftragsmord, Eines Morgens werden wir unser sen gegen das Leben. Die Wahl-Stra- zur Geheimdienstpolitik. Land sehn – gewandelt. tegen der ukrainischen Macht haben im Jahr 2004 konsequent und ganz Auf ihren Postern zeigten die Juri Andruchowytsch ohne Vorwarnung die Umwelt ver- empörten europäischen Ökologen seucht – mit ihrer lebensfeindlichen im Jahr 1976 Kindergesichter, die Aus: Dzerkalo Tyzhnja (Kiew) Chemie der Gewalt, der Kompromit- vom Dioxin entstellt waren – die 52 (527) 25.12.2004 tierung, Diffamierung, der Fälschung Kinder von Seveso. Ich weiß nicht, (Aus dem Ukrainischen von Iryna Dzjubyns- und anderer Machenschaften. Das wie diese Kinder heute aussehen. ka) ist eine naturfeindliche Technologie, Aber manchmal kann ich die Tränen und die Natur duldet so etwas nicht: nicht zurückhalten, wenn ich Vik- entweder sie bestraft die Täter, oder tors Gesicht sehe – das ist dieselbe sie stirbt. Meistens straft sie ster- verletzte Natur. Oder ein grausiges bend. Und wenn ein Giftanschlag Märchen, ein Spiel mit einem Arche- zur Wahlkampfstrategie gehört, dann typ – das gefährlichste der Spiele richtet sich dieses Verbrechen gegen – aus dem kollektiven Unbewussten. die gesamte Menschheit, selbst wenn das Gift nur einen einzelnen Men- Dagegen lehnt sich mein individu- schen trifft. elles Bewusstsein auf. Ich will, dass

Recht ist, was den Waffen nützt

ntgegen seinem Titel ist dieser Bundesjustizminister, sondern als verweigerern, einer Eigenschaft, in ESammelband keineswegs ein Gründungsvorsitzender der Ver- der er eine spektakuläre Entschei- solcher allein von Juristen für Juris- einigung „Gegen Vergessen – Für dung des Bundesverfassungsge- ten, obwohl gut die Hälfte der darin Demokratie“. richts gegen die Anwendung des zusammengefassten Aufsätze von Rechtsberatungsgesetzes durch die Autoren mit einer entsprechenden Und der Mitherausgeber – und Ver- Strafgerichtsbarkeit erstritten hat, als Aus- und Vorbildung stammt. So fasser von gleich vier der 19 Einzel- als früherer Richter am Oberlandes- firmiert der Verfasser des Geleit- beiträge – äußert sich hier eher als gericht Braunschweig, obwohl oder worts bewusst nicht als ehemaliger der Rechtsbeistand von Wehrdienst- gerade weil diesen schon von der

36 37 Justiz und Pazifismus

Dissertation an ein ausgesprochenes in einen größeren Zusammenhang den roten Faden. War es anfangs vor historisches Interesse auszeichnete. stellt. Sie entstammen zum überwie- allem der Tatbestand des Hoch- und genden Teil einer schon im Oktober Landesverrats, der bis in die Weima- Namensgebend für das Buch war 2002 in Recklinghausen abgehalte- rer Zeit zur Ausgrenzung und Verfol- ein Artikel von ihm in der entspre- nen Fachtagung des Vereins „Forum gung pazifistischer Ideen und Hand- chenden Fachzeitschrift schon aus Justizgeschichte“, die – wie es die lungen herangezogen wurde, trat an dem Jahre 1993, der wiederum ein Herausgeber ausdrücken – angetre- seine Stelle nach 1945 der Vorwurf zeitgenössisches Zitat aufgriff. Wie ten war, erstmals das Verhalten von der Nötigung und natürlich immer der zweite Mitherausgeber – auch Justiz und Juristen im Spannungsfeld wieder der der Beleidigung. er mit zwei eigenen Beiträ- gen – sind auch die übrigen Von August Bebel und Wilhelm Beteiligten nicht gewöhnliche Liebknecht als Kritikern des Historiker, sondern Vertreter deutsch-französischen Kriegs einer kritischen historischen von 1870 über Rosa Luxem- Friedensforschung, die Ent- burg und Karl Liebknecht als wicklungslinien dieses Feldes Gegnern des wilhelminischen aus der Vergangenheit in die Militärstaats vor 1914 bis zu Gegenwart zu ziehen versucht: Kurt Tucholsky und Carl von Der berufliche Werdegang von Ossietzky als Autor und Her- Wolfram Wette vom Mitarbei- ausgeber die heimliche Aufrüs- ter am militärgeschichtlichen tung enthüllender Aufsätze der Forschungsamt zum militär- Zeitschrift „Weltbühne” reicht kritischen Hochschullehrer ist die Kette prominenter Namen, dafür exemplarisch. die dergestalt mit der Justiz in * Konflikt gerieten. Dass es nicht einen einzigen Pazifismus gibt, sondern Als einen Reflex in die Zeit vielfältige Facetten davon in nach dem Inkraftreten des unterschiedlichen Erschei- Grundgesetzes hinein rechtfer- nungsformen über die zeitli- tigt sich die Aufnahme eines chen und gesellschaftlichen eigenen Beitrags aus der Feder Veränderungen hinweg, hebt von Helmut Kramer über die bereits das Geleitwort hervor. versäumte juristische Aufar- Dort wird auch darauf auf- beitung der Wehrmachtsjustiz, merksam gemacht, dass es um die praktisch erst durch den so verwerflicher ist, dass es noch zwischen Krieg und Frieden umfas- Gesetzgeber in den letzten zehn 1983 einem Mitglied der damaligen send zu erörtern. Jahren nachgeholt wurde. Bundesregierung über die Lippen * * kam, im Deutschen Bundestag dem Neben den schon für sich interes- Damit verglichen mutet die neuere Pazifismus der Weimarer Zeit pau- santen, weil in einer so gut lesba- Geschichte harmlos an. Aber auch schal eine Mitverantwortung am ren Form bisher nicht verfügbaren in beiden Teilen Nachkriegsdeutsch- Aufkommen des Nationalsozialis- Informationen über die geschicht- lands sind Polizei und Justiz gegen mus zuzuweisen. liche Entwicklung pazifistischer Friedensdemonstranten vorgegan- Bestrebungen und ihrer Organisatio- gen, sind Wehrdienstverweigerer Kontinuität und Veränderung der nen und die sie tragenden Personen strafrechtlich verfolgt worden. Es ist Reaktion der Justiz auf dieses in Deutschland vom Kaiserreich, gut, dass die Autoren ins Gedächtnis Phänomen versuchen die beiden den ersten Weltkrieg, die Weimarer zurückrufen, dass es bis zu den Ent- Herausgeber in einem einleitenden Republik als Zwischenkriegszeit, scheidungen des Bundesverfassungs- Querschnittsaufsatz von mehr als den zweiten Weltkrieg bis hin zur gerichts zu den Sitzblockaden in 40 Seiten aufzuzeigen, der die fol- Bundesrepublik bildet die Reaktion Mutlangen, über deren Vorgeschichte genden Einzelbeiträge zusammen- der Justiz und hier vor allem der Hans Ernst Böttcher berichtet, und fassend nach- bzw. vorzeichnet und Strafjustiz darauf den durchgehen- dem Tucholsky-Zitat von 1931 über

36 37 Von Bellman bis Shakespeare

„Soldaten sind Mörder“, dessen gewisse Resignation der Staats- und Helmut Kramer/Wolfram Wette (Hg.): Recht Behandlung Otto Gritschneder schil- Völkerrechtslehre angesichts der bei ist, was den Waffen nützt. Justiz und dert, ein weiter und schmerzlicher solchen Entwicklungen immer gerne Pazifismus im 20. Jahrhundert, mit einem Vor- Weg war. beschworenen normativen Kraft wort von Hans-Jochen Vogel, Berlin (Aufbau- des Faktischen feststellt. Gerade Verlag) 2004, 432 Seiten, 24,90 Euro. Heute wird die Diskussion zum deswegen ist dieser Band nicht nur Thema weniger über das Strafrecht eine wieder einmal Vorurteile bestä- als über das Verfassungs- und Völ- tigende Lektüre für Gutmenschen, kerrecht geführt. Der aktuellste und sondern auch Anstoß zur kritischen zeitnächste Beitrag stammt insoweit Selbstreflexion selbsternannter von Martin Kutscha, der sich mit der Pragmatiker. Rechtsprechung des Bundesverfas- sungsgerichts zu den Auslandsein- Dr. Jürgen Jekewitz, sätzen der Bundeswehr beschäftigt. Bonn/Dorweiler Natürlich hat er recht, wenn er eine

Zwanzig Jahre „ensemble aequinoktium“

Das „ensemble aequinoktium“, das prallgefüllten Sälchen das Stück und Leiterin zahlreicher interdiszi- dieses Jahr sein zwanzigjähriges „Die Gelehrten Frauen“, einer aktu- plinärer Theaterprojekte in Schule Bestehen feiert, ist seit langen alisierten Fassung der klassischen und Hochschule. Am Institut für Jahren auf der Waldeck heimisch. Komödie „Les Femmes Savantes“ Kunst und Kunsttheorie, Abteilung Nicht nur, dass die Truppe sich von Molière. Molières Frauen Textil, der Universität zu Köln ist auf der Waldeck wohl fühlt (siehe sprachen, neben den Molière- sie für den Studienschwerpunkt Köpfchen 2/2002, Seite 3) und Dialogen, Texte aus der aktuellen „Theater, Spiel und Performance“ neue Produktionen einübt, wie feministischen Literatur – die zuständig. soeben „Shakespeare’s Girls“, ein vergnügliche Überzeichnung einer Stück, das eine Casting-Show für neuen Frauengeneration. Schlager, Zum Konzept des Ensembles gehört potenzielle Shakespeare-Darstel- Opernarien und kabarettistische es, mit Studierenden künstlerisches lerinnen zum Inhalt hat. Vielen Einlagen akzentuierten und aktu- Theater auf die Bühne zu bringen. Waldeckern ist die Truppe schon alisierten den Molière-Text. Vide- Junge Menschen sollen mit Klas- seit 1992 in bester Erinnerung, als oclips zeigten, was die gelehrten sikern umgehen, ohne den „muse- sie anlässlich der Geburtstagsfeier Frauen jenseits ihrer Selbstdarstel- alen Ballast des germanistischen von Elke und Zar im Sälchen mit lung wirklich umtreibt. Das Wal- Laienspiels“. Aus Interaktion von ihrem Projekt „Szenen aus ‚Ulla deck-Publikum war fasziniert von Amateuren mit Profis, mit Thea- Winblad‘ oder „Musik und Leben der künstlerischen Gestaltung des terleuten, Musikern und Bildenden des Carl Michael Bellman“ auftrat. Themas und von der Leistung des Künstlern entspringt gegenseitige (Köpfchen 3/92, S. 9f.) Ensembles. Inspiration. Durch intermediale Zusammenarbeit von Theatern Auf die Aufführung von „elettrici- Die treibende Kraft des Ensembles und Universitäten entstehen Syn- tà“ von F. T. Marinetti auf der Wal- ist Dr. Maria Eva Hein, geboren in ergien. So entstanden Bühnenbild deck im Jahr 2001 (siehe Köpfchen Rumänien, Literaturwissenschaft- und Multimedia in Kooperation 2/01, Seite 9f.) folgte am Vorabend lerin, Autorin von Büchern über mit Studierenden des Fachbereichs der Hauptversammlung 2003 im Theater in der ästhetischen Bildung Kunst und Gestaltung an der

38 39 Im Brennpunkt: Rhein – Hunsrück

Shakespeares’s Girls Universität Duisburg-Essen unter der Leitung von Marias Ehemann und ABW-Mitglied Prof. Dr. Peter Ulrich Hein, der 1992 bei der Ulla Winblad-Aufführung im Sälchen selbst auftrat – wie übrigens auch Bömmes.

Wir wünschen allen Beteiligten viel Erfolg für ihr phantasievolles Tun und den Initiatoren weiterhin viel Kraft zur Initialisierung weiterer schöpferischer Prozesse. GMP Foto: Christopher Bach LivComAward 2004 für den Rhein-Hunsrück-Kreis

„Auf dem Hunsrück kennt jeder die Niagara-Fälle, aber wissen die Einwohner im kanadischen Ort Niaga- ra auch, wo der Rhein-Hunsrück-Kreis liegt? Bisher wohl eher die Wenigsten. Das dürfte sich ... geändert haben“, schreibt Sandra Bruns in der Hunsrück-Zeitung. Landrat Fleck und seine Mitarbeiter waren selbst völlig überrascht, als sie im kanadischen Ort Niagara den „LivCom Award“ entgegennehmen konnten. Der Preis wird von der britischen Organisation „Nations in Bloom“ verliehen, die durch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen unterstützt wird. In der Kategorie „75000 bis 200000 Einwohner“ hatte sich der Rhein-Hunsrück-Kreis gegen 59 Mitbewerber durchgesetzt. Die Kriterien:

• Verbesserung der Landschaft • Verwaltung des historischen Erbes • Umweltbewusstes Leben • Einbeziehung der Einwohner und • Zukunftsplanung.

In einer halbstündigen Präsentation „Marke Eigenbau“ in Niagara unter dem Titel „Aktive Gemeinschaft“ wurden unter anderem die Projekte Schinderhannes-Radweg, Naturpark Soonwald-Nahe und der Kelten-Wan- derweg vorgestellt. Überrascht hat uns Waldecker die Nachricht nicht. Wir wissen schon lange, was wir an dieser Gegend haben. Aber wir freuen uns über die internationale Anerkennung, die der Rhein-Hunsrück-Kreis durch diese Ehrung erfahren hat. GMP

38 39 Was KÖPFCHEN-LeserInnen interessieren könnte

Zum Lesen

Herbert Swoboda: Trinationale florian malzacher (braspart) und Eckard Holler: Peter Rohland. Seminare. Leitfaden zur Konzepti- matthias daenschel (calados): Volksliedsänger zwischen bün- onierung, Planung und Auswertung, jugendbewegung für anfän- discher Jugend und Hg. BDP MTK, Reihe Roter Faden, ger, Stuttgart (verlag der jugend- Folkrevival, Reihe puls Nr. 24, Materialien zur Jugendarbeit im bewegung), 2., durchgesehene und Stuttgart (Verlag der Jugendbewe- BDP, Frankfurt am Main/Dortmund erweiterte Auflage 2004, 205 Seiten, gung) 2005, 64 Seiten mit vielen (Verlag Jugend und Politik) 2003, Bestell-Nr. 124, 13,80 Euro. Abbildungen, 64 Seiten, Bestell-Nr. 47 Seiten. Zu beziehen bei: 684, voraussichtlich 6,50 Euro. Swobls erster Erfahrungsbericht von den Verlag der Jugendbewegung, Erscheint im April. deutsch-französisch-polnischen Begegnungen, Postfach 15 03 30, 70076 Stuttgart. Zu beziehen bei: Verlag der Jugendbewegung, die er organisiert hat. Er legt damit einen Tel: 07 11 – 19 13 19 13, Adresse siehe oben. Grundstock, auf dem aufgebaut werden kann. Fax: 0 29 21 – 8 24 52 Nachdem Thorofon dem Werk von Peter Roh- * www.jugendbewegung.de/verlag, land wieder eine Stimme gegeben hat, gibt Bettina Joergens: Männlichkei- [email protected] es nun auch eine Biografie des schon 1966 ten. Deutsche Jungenschaft, CVJM Die berühmte Erstauflage von 1993 war lange verstorbenen Künstlers, der die Waldeck-Fes- und Naturfreundejugend in Minden Zeit vergriffen, kein Wunder! – Die zweite tivals der sechziger Jahre mitbegründet hat. 1945-1955, Potsdamer Studien Band Auflage hat fünfzehn Seiten zugelegt. Nach Eckard Holler hat ihn und seine Freunde in 17, Potsdam (Verlag für Berlin-Bran- elf Jahren war es angebracht, nun auch einen jenen turbulenten Zeiten selbst erlebt. denburg) 2005, 603 Seiten, 30 Euro, Blick in die ehemalige DDR zu werfen und * ISBN 3-935035-57-8. die Entwicklung seit dem Mauerfall einzu- Holger Böning: Der Traum von Eine mikrohistorische Dissertation an der Uni- beziehen. – Auch die Neuauflage ist schon einer Sache versität Siegen, gedruckt mit einem Zuschuss fast verkauft. Aber es wird einen Nachdruck siehe Seite 31. vom Mindener Kreis, die die Unterschiede geben, wie man hört. Greift zu, es lohnt sich * und Gemeinsamkeiten der drei Jungengrup- für „Alt-Initiierte” ebenso wie für Anfänger Rüdiger Sareika, Hg.: Von „Sidd- pen, ihrer Milieus und Männlichkeits-Vor- – nicht nur wegen der Texte von braspart, harta” zum „Steppenwolf” stellungen im Nachkriegs-Minden aufzeigt. sondern allein schon wegen der Zeichnungen siehe Seite 33. Besprechung folgt. von calados. * Marina Achenbach; Fasia, gelieb- Stefan Krolle: Musisch-kulturelle te Rebellin Etappen der deutschen Jugend- siehe Seite 19 bewegung von 1919 – 1964 siehe Seite 21. * Helmut Kramer/Wolfram Wette (Hg.): Recht ist, was den Waffen nützt siehe Seite 36. Zeichnung: calados

40 41 Zum Betrachten

Gertrude Degenhardt: Tan- [email protected] zende Paare, Katalogbuch, mit www.gertrude-degenhardt.de einem Vorwort von Antje Olivier, Zur Ausstellung der neuen Serie gibt es einen Normalausgabe: 30 Euro; fünfzig Katalog, der schon in seiner gewohnt sorg- Vorzugsausgaben mit je einer Kalt- fältigen Ausstattung ein Gewinn ist. Darin nadel-Radierung: 180 Euro. sind dreißig Pinselzeichnungen in der bei Zu beziehen bei: Gertrude Degenhardt gewohnten, ihrer Kunst Edition GD, angemessenen Qualität abgebildet. – Jawohl, Klosterstraße 1 A, es sind Paare, die GD zu dieser neuen Reihe 55124 Mainz inspiriert haben, Paare, deren Schwung und Tel.: 0 61 31 – 4 25 23, Vitalität spontan auf den Betrachter über- Fax: 0 61 31 – 4 57 17 springt und begeistert.

Gertrude Degenhardt: Gavotte Zum Reinschauen

Für die Ankündigung von Kalendern für 2005 tember: „1791: Michael Faraday polnischem – Text zu einemProjekt ist es ein wenig spät. Aber wo es weniger um betritt den Käfig.” Dazu das Zitat: des BDP-MTK mit „Motyka”, einem ein nacktes Kalendarium als um Inhalte geht, „Eines Tages, Euer Ehren, werdet polnischen „Verein für unmögliche können sie auch nach Jahresbeginn noch inte- Ihr versuchen, darauf eine Steuer Maßnahmen”, der ähnliche Ziele ressieren. Bei der Redaktion gingen in diesem zu erheben.” (Michael Faraday auf verfolgt wie der BDP, und dem Sinne zwei Kalender aus der BDP-Ecke ein: die Frage des britischen Schatzkanz- Deutsch-Polnischen Jugendwerk. lers Gladstone, was das Ganze - die - Vom Bundesverband des BDP Elektrizität - denn soll.) Ein Fahrtenbericht der besonderen ein ansprechender, vom BMFSFJ „art”! geförderter Taschenkalender mit - Vom BDP Main-Taunus-Kreis ein einem Textteil zum Thema Feuer, interessant gestalteter Wandkalen- mit BDP-relevanten Adressen, guten der „Fotowanderung mit der Fotos und coolen Kalenderblättern, Camera Obscura”, die Beschrei- wie etwa folgendes zum 22. Sep- bung in Bild und – deutschem und

Zum Hören

Neu aufgenommen: Jan Degenhardt: Stimmen Günter Gall: Galläppel, hinter’m Spiegel, CD Artychoke 0904-CD, 17 Euro. CD pläne nr. 88905, 16 Euro. www.artychoke.de www.plaene-records.de CD des Monats März 05 auf der Liederbes- Die CD steht mit dem Track Marathon Berlin tenliste. im Dezember 04 und im Januar 05 auf der * Liederbestenliste. Annette Degenhardt: The Land of * My Childhood Wenzel: Himmelfahrt, CD Conträr siehe Seite 25. 5503-2, 14.30 Euro.

40 41 Was KÖPFCHEN-LeserInnen …

www.contraermusik.de im Mannheimer Morgen seine Besprechung Zupfgeigenhansel: Kein schöner Im Dezember 04 die „CD des Monats” auf der von Joanas neuester CD ein. – Das Titellied Land... CD pläne nr. 88904, 16 Liederbestenliste. „Kopfstand” steht auf der Liederbestenliste Euro. * für Februar 2005 auf Platz 6. www.plaene.de. Klaus der Geiger und Salossi: Wer * Passend zum 30 jährigen Bühnenjubiläum sich nicht wehrt ..., CD, 15 Euro. Klaus-André Eickhoff: Courage. der Künstler, wurden alle jemals erschiene- www.klausdergeiger.de; Lieder gegen das Schweigen, CD, 17 nen Zupfgeigenhansel Produktionen als CDs [email protected] Euro zzgl. Versand. wieder veröffentlicht. Die Aufnahme „Kein * Fax: 02 41 – 4 00 54 39 schöner Land” aus dem Jahre 1983 bildet den Hannes Wader: ...und es wech- [email protected]; Abschluss dieser Reihe. seln die Zeiten, CD pläne nr. www.ka-eickhoff.net * 88906, 16,00 Euro. Mit dem Titel „Schweine-Tango” steht diese Frank Baier: Portrait, CD pläne nr. Mehrere Songs stehen auf den Liederbesten- CD seit Februar 05 auf der Liederbestenliste. 88887, 16 Euro. listen der letzten Monate. *** Ende der 70er Jahre: Es wurde politisiert in Siehe www.liederbestenliste.de. Remakes: Deutschland – 10 Jahre nach 1968. 19 Lieder * Schobert & Black: Die singenden aus den Produktionen „Auf der schwarzen Joana: Kopfstand, CD Wolken- Bärte. Deutschland oder was zwickt Liste” und „Dat muss doch wat Späßken stein CDJ 022, 15 Euro. mich da. CD conträr 5162-2, 14,30 bringen”. www.joana.de. Euro. „So manche bittere Wahrheit ist mit satiri- www.contraermusik.de. scher Süße besser zu ertragen – und wirkt Die ersten beiden Studio-LPs von 1967/1968 auch länger nach.” So leitet Georg Spindler auf einer CD. 24 Titel.

Zum Surfen www.laurarecords.de www.tomburger.de/berichte/ www.jugendbewegung.de/ Wilfried Mengs traumzug.html verlag Dort findet man eine schöne www.contaermusik.de und www.chanson.de Geschichte über den Geist der Wal- www.steintafel.de Michael Zachcial (Grenzgänger) deck: Lato, Tomburger Ritterbund Diese drei Verlage vertreiben dem- e.V.: Traumzug nächst das Waldeck-Buch www.lob-der-verzweiflung.de (siehe Seite 1). Harald Hahn und David Fuhr (Theo- dor-Kramer-Programm)

Zum Hingehen

Am Karfreitag, dem 25. März, 14. bis 16. April 2005: 23. September 2005: abends um 20 Uhr Internationaler Kongress „Die Generation der In Schmallenberg im Sauerland, wo Helwig hält Oss Kröher in Harrys Kneipe zu Sevenich Kriegskinder und ihre Botschaft für Europa begraben ist, findet am (u.a. mit Hai & Topsy) eine Autorenlesung mit Liedern aus seinem sechzig Jahre nach Kriegsende: Unsere Kinder ein literarisch-biografischer Abend zum neuen Buch Anmut im Federkleid. Heimische und Enkel sollen in Frieden zusammenleben.” Helwig-Jubiläum statt. Bei dieser Gelegenheit Vögel (siehe KÖPFCHEN 3/04, Seite 37f). Der Kontakt: www.uni-frankfurt.de/jubufo/ werden auch Teile der Baseler Ausstellung zu Eintrittspreis beträgt acht Euro. kriegskindheit05 sehen sein. Siehe Seite 20f. Im Präsidium: Prof. Dr. Jürgen Reulecke

42 43 … interessieren könnte

Zum Mitmachen

“Wo keine Gitarren klingen, da Das Projekt wird weitergeführt. Permakultur ist die Luft nicht rein!” Jede Musikerin, jeder Musiker, - Wer praktische Anschauung und Im Zuge der Recherchen für die jede Band und überhaupt jede und Erfahrung beim Bauen mit Strohbal- Ausstellung “Von Navajos und jeder, die/der glaubt, mit einer len sammeln will, der kann sich im Edelweißpiraten – Unangepasstes interessanten Neuinterpretation Juli auf der Waldeck am Workshop Jugendverhalten in Köln 1933 bis alten Liedguts zum weiteren Gelin- Strohballenbau beteiligen (siehe 1945”, die bis zum 25. Februar 2005 gen beitragen zu können, ist einge- Seite 11). im NS-Dokumentationszentrum zu laden, ein Lied ihrer/seiner Wahl zu - Wer sich allgemein für Fragen der sehen war, entstand die Idee, sich interpretieren. Das Ergebnis wird Ökologie interessiert und sich dafür intensiver mit der Musik dieser dann – nach vorheriger und garan- entscheidet, in dieser Richtung zu naziresistenten Jugendbewegung tiert wohlwollender Begutachtung arbeiten, dem sei ein Blick in das zu beschäftigen. Es entstand eine durch „Musiksachverständige” Programm der Permakultur-Aka- CD, auf der Kölner Bands Stücke – mit Informationen zu den Künst- demie empfohlen. Dort ist man der Edelweißpiraten auf ihre Art lerinnen und Künstlern sowie ihrer richtig, um Grundlagenwissen zu interpretieren. Die CD ist anzuhören Arbeit am interpretierten Song an erwerben: auf http://www.museenkoeln.de/ derselben Stelle eingestellt. Die Permakultur Akademie Jascha Rohr, ausstellungen/nsd_0411_schanghai_ Kontakt: Martin Rüther, Birkenallee 35, 26197 Huntlosen, neu/projekt.htm. [email protected] Tel.: 04 487– 99 96 90, Fax: 04 487 – 99 96 91, [email protected], www.permakultur-akademie.de

Wer kann helfen? Jugendtraum Klein-Gitarre ndlich möchte ich mir meinen Jugendtraum erfüllen (den ich mir früher nicht leisten Ekonnte) und suche eine Gitarre vom Gitarrenbaumeister Klein in Koblenz. Wer hat eine zu verkaufen oder weiss, wo ich evtl. eine kaufen kann?

Lighthouse Film & Medienproduktion Michael Schomers Bahnhofstr.5, 53572 Unkel Tel: 02224 / 978 670, Fax: 02224 / 978 672 www.Lighthouse-film.de; [email protected]

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Fr, 25. – Mo, 28. März Die Zukunft der Waldeck www.burg-waldeck.de Impressum ------Das KÖPFCHEN ist das Mitteilungsblatt der Fr, 8. April, 20 Uhr Vorstellung Waldeck-Buch, Mainz, Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck e.V., www.burg-waldeck.de 56290 Dorweiler, Tel. 0 67 62/79 97, Fax 62 01 ------Pfingsten Es erscheint vierteljährlich und wird von Sa, 14. – So, 15. Mai Liederfest auf der Burg Waldeck Mitgliedsbeiträgen finanziert. siehe beiliegenden Flyer Auflage: 800. ------Mitglieder erhalten das KÖPFCHEN kostenlos. Fr, 20. - 22. Mai Treffen der jungen Waldecker s. S. 12f. Interessierte Nichtmitglieder können es ------zum Preis von 10 Euro pro Jahr abonnie- ren. Sa, 11. Juni, 20 h Jour fixe (Thema noch offen), Bühne ------Überweisung an: KSK Rhein–Hunsrück, Mo, 11. – So, 31. Juli Workshop Strohballenbau s. S. 11 Zweigstelle Kastellaun, ------BLZ 56 051 790, Fr, 5. - 7. August Treffen der jungen Waldecker s. S. 12 Kto–Nr. 012/113 643 oder Barzahlung auf der Waldeck. ------Sa, 10. September 6. Peter-Rohland-Singewettstreit Redaktion: Gisela Möller–Pantleon („GMP“), ------Vogelsangstraße 81/2, Sa, 15.- Fr, 21.Okt. Kinder-Herbstlager 1 - ABW/BDP 70197 Stuttgart, Tel. 07 11/63 42 30, Fax 63 88 60 (7 - 11 Jahre), Salamanderhütten E–Mail: koepfchen@burg–waldeck.de ------Sa, 22. Okt., 20 h Jour fixe: Wilfried berichtet von Benares, Layout, Litho und Satz: GSBXMEDIA, Berliner Hütte Königstraße 17, 41564 Kaarst, ------Tel. 0 21 31/6 76 77 Fax 0 21 31/79 73 17 Sa, 22. – Sa, 29.Okt. Kinder-Herbstlager 2 ABW/BDP [email protected] (12 - 15 Jahre), Salamanderhütten www.gsbxmedia.de

------Wir freuen uns über eingesandte Beiträ- So, 20. November Jahreshauptversammlung der ABW ge, weisen jedoch darauf hin, dass das KÖPFCHEN auf ehrenamtlicher Basis erstellt wird und dass keine Honorare bezahlt Sitzungstermine des Verwaltungsrates werden können. Beiträge bitte möglichst (Für ABW-Mitglieder außer bei Personalfragen öffentlich): auf Diskette, CD-Rom oder per E–Mail an die Redaktion. Für den Inhalt der namentlich gezeichneten 16. April 15 h Säulenhaus Beiträge sind die Autoren verantwortlich. 11. Juni 15 h Säulenhaus 9. Juli 15 h Säulenhaus 11. September 3 h Säulenhaus 22. Oktober 15 h Berliner Hütte Foto: Dido Schneevogel

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