4/05 Januar 2006 Waldecker

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3 14 Legende zu den Bildern Seite 3. Energiekonzept für die Waldeck

Am

Samstag, dem 11. Februar 2006 um 15 Uhr

findet im Säulenhaus unter der Leitung von Thorsten Drexel ein Vortrag mit Beamer statt zum Thema: Regenerierbare Energien (Photovoltaik, Technik, Fördermaßnahmen und Finanzierung)

Dazu werden Experten für Finanzierung und Fördermaßnahmen eingeladen.

Wer macht mit? Just wanted!

ür unser Pfingstfestival, Liederfest auf Burg Waldeck, am 3. und 4. Juni 2006, und darum herum suchen Fwir noch • gut aufgestellte Helferinnen und Helfer • und Allround-Talente, die beherzt im Waldeck-Team mithelfen wollen.

Es geht um verschiedene Bereiche, wie z. B. Zeltaufbau, Zeltabbau, rund um die Verköstigung, Küchenhilfen, Parkplatz- und Künstlerbetreuung.

Wer Spaß daran hat, zum Gelingen eines tollen Festivals beizutragen, melde sich bitte beim Burgvogt Happy Freund, Tel 0 67 62–70 07 oder per E-Mail an [email protected]. Wir freuen uns über jede verbindliche Zusage. Für euer leibliches Wohl vor, während und nach dem Festival ist auf jeden Fall gesorgt! Dido und Happy

Inhalt

Echo Waldeck-Buch: Pfingsten 2006: Liederfest ...... 3 Das Grab von Hermann Löns ... 25 – Das Dicke Buch ...... 37 Jahreshauptversammlung 05: Angress: Jugenderinnerungen ....27 – Auszüge aus Zuschriften ...... 38 – Protokoll ...... 4 H. D. Hüsch 1925–2005 ...... 28 – „Nachlese“ am 19.11.05 ...... 40 – Happy berichtet ...... 7 José Antonio Gutierrez ...... 28 – Was sollen die Vergleiche? ... 42 – 2000 – 2005: Blick zurück .... 9 Dirk Hespers 75 ...... 28 Blacky u.a.: Konzert 1988 ...... 43 – Wiesbadener Hütte & OSO .... 10 Bühnenjubiläum G. Gall ...... 28 Ehrung für Wolfram Wette ...... 44 Ostdt. Liedermacher Teil 2 ...... 11 Silberspring 6 ...... 29 A capella/Barbershop-Seminar .... 44 Helwig in Schmallenberg ...... 20 Mindener Kreis 05: Tusk ...... 29 Was unsere Leser interessiert ....45 Ehrung für Julius Schoeps ...... 21 Tusk: Londoner Briefe ...... 31 20 Jahre KÖPFCHEN ...... 47 Im Lande des Dracula ...... 22 Engelke: Der Totdenker ...... 35 Zivildienstleistende gesucht .... 36 Mac und Muschelhaufen ...... 23 Ausstellung Igor Ihloff ...... 36 Antrag auf Mitgliedschaft ...... 19 Kolonien & Jugendbewegung .... 24 Berichtigung zu Heft 3/05 ...... 36 Impressum ...... 48

2 Pfingsten

Für Pfingsten lädt die ABW ein zum Liederfest 2006.

Folgendes Programm ist geplant: Barberazzi Barbershop A-Capella-Musik, Neun Stimmen aus Köln Pfingst-Samstag, 3. Juni 2006 Bernd Köhler (Schlauch) Politische Aktions- lieder

11.30 – 12.30 Uhr, Matinee, Sälchen 20.30 Uhr, Konzert, Zelt Annette Degenhardt Gitarre und Gesang. Trio Fado /Portugal Portugiesischer Gesang Eigene Kompositionen Einstürzende Heuschober Rheinisch-westfä- lische Volksmusik im Disco-Sound 15.00 – 16.30 Uhr, Kinder-Theater, Baba Jam Deutsch-türkisches Quintett mit Sälchen Ethno-Jazz vom Orient zum Balkan Marion Ritz-Valentin:“Käpt’n Robby und die Kartoffelsalat-Piraten” Moderation: Pit Klein

15.30 – 18 Uhr, Konzert, Zelt Wir freuen uns auf ein schönes Fest mit TOKK Acustic Groove Quintett, fünf Musikbe- vielen alten und neuen Gästen – und hof- sessene, ziemlich unplugged fentlich strahlendem Wetter! Klaus der Geiger und Sascha Loss “Aphalt-Paganini”, und Partner Jürgen Jacobi van Beek (Jacky) Stellmäcke Olaf Stelmecke singt eigene Lieder, Klaus P. Möller (molo) poetisch, satirisch, verspielt Heartland Fünf Musiker in der Tradition der Eintritt 20 € für alle Veranstaltungen, Tageskarte 10 €, mit Ermäßi- American Road Songs gung 15 und 8 €. Park- und Zeltgebühren extra. Ausführliches Programm auf www.burg-waldeck.de und auf Anfor- 20.00 Uhr, Konzert, Zelt derung. Karten an der Kasse auf dem Gelände; kein Vorverkauf. Joana Bekannte Chansonsängerin und Lieder- Rückfragen: Jacky Jacobi van Beek, Stresemannstr. 69, 47803 macherin mit poetischen Liedern Krefeld,Tel. 02151-750 450, Mail: [email protected] Klaus Gutjahr Meister auf dem Bandoneon u. Klaus P. Möller, Vogelsangstr. 81/2, 70197 Stuttgart, Tel. 0711-634 Michael Z. Kabarettist u. Chansonier 230, E-Mail: [email protected] Liederjan Folk-Trio und “Musikalischer Fachbe- Änderungen am Programm sind vorbehalten - Mitschnitte und trieb” auf höchstem Niveau elektronische Aufzeichnungen nur mit Zustimmung des Veran- Balkan Sevda Warschau Quartett mit lebhaf- stalters. tem Folk vom Balkan Bitte keine Hunde auf das Veranstaltungsgelände mitbringen. Web-Adressen: www.burg-waldeck.de; www.annette-degenhardt.com; Pfingst-Sonntag, 4. Juni 2006 Marion Ritz-Valentin: http://musik.freepage.de; www.jazz-ev- of.de/tokk; www.klausdergeiger.de; Stellmäcke: www.solomimo.net; www.heartland-radio.de; www.joana.de; www.inart.de/gutjahr/ 11.00 – 13.00Uhr, Pfingstgespräch, michaelz.htm; www.liederjan.de; www.balkansevdah.art.pl; http: Sälchen //barberazzi.gmxhome.de; Schlauch: www.ewo2.de; 15.00 – 16.30 Uhr, Kinderprogramm mit www.triofado.de; www.heuschober.com; Stellmäcke, Sälchen Baba Jam: www.andreasheuser.com. 15.00 – 18 Uhr, Konzert, Zelt Saxophon-Quartett Preisträger 2005 beim Mit Unterstützung durch Wettbewerb “Jugend musiziert”

Legende zu Seite 1 1 BDP-Herbstlager – 2 Fliegendes Haus – 3 Peter-Rohland-Singewettstreit – 4 Orchesterprobe Waldorfschule – 5 Hotte stellt das Waldeck-Buch vor – 6 Wintergruß von der Waldeck – 7 Sommerspiele – 8 Bellman-Treffen – 9 Life-Rollenspiel – 10 Richtfest Verwalterhaus – 11 Liederfest an Pfingsten – 12 Junge Waldecker – 13 Kirchenge- meinde-Zelt – 14 Waldorfschule probt – 15 Das neue Baumhaus. Fotos: 5: M. Loewensprung, 8 und 11: U. Koenig. Alle anderen: Dido oder molo.

2 3 Jahreshauptversammlung 2005 der Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck Sonntag, 20. November 2005

– Protokoll – Beginn: 11 Uhr Anwesend laut Liste: 75 Mitglieder

Zu Top 1 – Begrüßung Folgende neue Mitglieder wurden Zu Top 6 – Rechenschaftsbericht aufgenommen: von Präsident, Verwaltungsrat, Nach der Begrüßung durch Swobl - Gert Kampendonk Burgvogt und Kassierer (Präsident) wurde ... - Martin Wimberg - Andreas Noll (Fuzzi) Rechenschaftsbericht von Präsident Zu Top 2 – Wahl eines/einer - Hartmut Krampe und Verwaltungsrat wurde bereits Protokollanten/in - Hanno Genther in KÖPFCHEN 3/05 veröffentlicht. - Ursula Prause ... die Protokollantin Elke (Ewert) - Ulrich Prause Zusätzlich wies Swobl darauf gewählt. - Annika Mies hin, dass entgegen der Planung das neue Haus nicht eingeweiht Zu Top 3 – Bericht aus dem Zu Top 4 – werden konnte (ist nicht fertig Ältestenrat, Aufnahme neuer Beschluss der Tagesordnung geworden). Außerdem dankte er Mitglieder, Austritte und Fest- Mitarbeitern, Helfern und etlichen stellung der Stimmberechtigung Der im KÖPFCHEN 3/05 veröffent- anderen Menschen. lichte Vorschlag zur Tagesordnung Bei der gestrigen Sitzung des wurde angenommen. Bericht von Burgvogt Happy: Ältestenrates wurden nachstehende Austritte akzeptiert: Zu Top 5 – Beschluss des Natürlich nahm der Neubau eine Protokolls der MV 2004 Menge Kraft und Zeit in Anspruch. - Gerold Haag Trotzdem haben wir 2005 einen - Wieland Hanisch Die Mitglieder verabschiedeten Einnahmerekord. Die erhöhten - Heinz Flick einstimmig das Protokoll der Mit- Energiekosten müssen jedoch evt. gliederversammlung 2004. durch Erhöhung der Übernach- Foto: molo Der neue Verwaltungsrat. Von links: Hørbi, Marcus, Gabi, Swobl, Brummel 4 5 HV 05 – Berichte

Aus Hunsrück-Zeitung vom 3.1.2006

tungspreise aufgefangen werden. gesichert. Im Gegensatz zu früher dass Kassenbücher und Bankunter- Happy verteilte Übersichten über (vor 1999) muss der Verein in die- lagen in Ordnung waren. die Art der Belegungen in 2005 sem Jahr nichts in den laufenden sowie größere Anschaffungen, Betrieb zuschießen. Auch das Wal- Zu Top 8 – Renovierungen, Neubauten und deckbuch wird in etwa kostenneu- Entlastung des Verwaltungsrates so weiter seit 2000. Er wies wieder tral abgewickelt werden können. einmal darauf hin, dass die Wal- Beim Neubau haben sich Mehr- Die Entlastung des Vorstandes deck dringend neue Zivis braucht, kosten zum Beispiel über Schie- wurde beantragt und mit 5 Ent- auch Jonas (Mies) ist schon wieder ferdeckung und Holzbeschichtung haltungen, ansonsten einstimmig, fertig. Zum Schluss bedankte auch ergeben, alles ist jedoch durchaus erteilt. er sich bei diversen Menschen, den überschaubar. Mitarbeitern und Dido.1 Die Buchhaltung wird durch eine Bericht von Arne (Farwig-Brück- Firma erledigt, da der Aufwand mann, Kassierer): inzwischen den Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit absolut Er hat die Arbeit im Mai 2005 von sprengt. Ute übernommen. Er berichtete über den Kassenstand, eingeräumte Zu Top 7 – und abgerufene Kredite und Til- Bericht der Kassenprüfer gung alter Kredite. Zur Zeit ist die finanzielle Situation des Vereins Udo (Jekewitz) berichtete über die Kassenprüfung, die am 19.11.2005 1 Happys Bericht im Wortlaut siehe Seite 7 abgeschlossen wurde und ergab, Gudrun Tiedemann 4 5 HV 05 – Wahlen

Als Verwaltungsräte werden vorge- Beantragt wurde die Verlegung des schlagen und kandidieren: Termins der Jahreshauptversamm- Brummel (Reiner Kraetsch), Gabi lung von der jetzigen Regelung (Eiselstein), Hørbi (Herbert Dau- (3. Woche im November) auf den ben), Karl (Zimmermann), Marcus traditionellen (1. Woche im Okto- (Becker). ber). 12 Mitglieder waren für die Verlegung, die Mehrheit war für Abgegebene Stimmzettel: 69 den Novembertermin, der damit Ungültig: 2 bleibt. Es erhalten Brummel 51, Wilfried beklagte sich über das Gabi 47, mangelnde Interesse an seinem Hørbi 54, jour-fixe-Vortrag über Benares, zu Karl 42, dem kaum jemand erschienen war. Marcus 54, Foto: molo Stimmen. Hotte teilte mit, dass am Montag, Hartmut Kupfer dem 21.11.2005, alle Unterlagen Damit sind Brummel, Gabi, Hørbi, bezüglich Buch, auch die Bilder, Swobl dankte besonders den schei- Marcus gewählt, alle nehmen die von ihm an das Archiv zurück- denden Verwaltungsräten Gudrun Wahl an. Danke für den Wahlleiter gegeben werden. Ali, Gisela und (Tiedemann), Philipp (Tiggeler) und und seine Helfer, der neue Vor- molo dokumentieren die Übergabe. Prunz (Hartmut Kupfer), zusätz- stand nimmt die Plätze ein. Molo wies darauf hin, dass die Bil- lich auch Marcus (Becker), Harald der erst von ihm digitalisiert wer- (Wedig) und Dido (Freund) für den Als Kassenprüfer werden Udo den, wozu er Zeit braucht. Dann besonderen Einsatz. (Jekewitz) und Ulla (Wagner) durch erst sollen die Bilder endgültig Abstimmung mit Handzeichen zurück gegeben werden. Zu Top 9 – Neuwahlen wieder gewählt. (Verwaltungsrat, Kassenprüfer/ Um 14:10 Uhr wurde die Jahres- innen) Zu Top 10 – Anträge hauptversammlung beendet.

Ingo (Weihe) wird zum Wahllei- Für das nächste Jahr ist eine Ände- ter gewählt.Er stellt fest, dass 75 rung der Satzung geplant: Der Elke Ewert stimmberechtigte Mitglieder anwe- Passus mit der Höhe des Mitglieds- Protokollführerin send sind (also mehr als 1/3, damit beitrags soll entfallen und durch ist die Versammlung beschluss- eine gesonderte Beitragsordnung fähig) und dass satzungsgemäß geregelt werden, damit man flexib- rechtzeitig zur Jahreshauptver- ler werden kann. Die Abstimmung sammlung eingeladen wurde. über die Satzungsänderung wird schriftlich erfolgen. Zunächst wird der Vorsitzen- de gewählt. Vorgeschlagen wird Zu Top 11 – Verschiedenes Swobl (Herbert Swoboda), der wieder bereit ist zu kandidieren. Helm (König) berichtete über die Es wird kein weiterer Kandidat Tonbänder der Sechziger-Jahre- aufgestellt, trotzdem wird geheime Festivals, die digitalisiert wurden Abstimmung beantragt und auch und dem Deutschen Rundfunkar- durchgeführt. chiv zur Verfügung gestellt und Ergebnis: Es werden 69 gültige von diesem dokumentiert und in Stimmzettel abgegeben, davon verbesserter Kopie zurückgegeben stimmen 56 mit Ja und damit für wurden. Sie bilden eine wichtige Swobl, 9 mit Nein, 4 Enthaltungen. Basis für das digitale Archiv.

Swobl nimmt die Wahl an. Foto: molo Philipp Tiggeler 6 7 HV 05

Happy berichtet

atürlich wurde dieses Jahr ganz Gäste-Betrieb Wir sind momentan gemeinsam Nstark durch und über den Haus- mit dem Verwaltungsrat dabei zu bau geprägt. Die Bauarbeiten und Das Ganze konnte uns nicht davon überlegen, in welchem Rahmen das Geschehen drumherum ragten abhalten auch 2005 wieder richtig man hier mit einer Preiserhöhung dann auch bis ins Pfingstfestival Gas zu geben, höhere Besucher- reagieren kann, soll oder muss. hinein, wo morgens, mitten in die zahlen zu erzielen, obwohl einige anhaltende „Nachtruhe“ ein belade- empfindliche Absagen eingingen. Die Statistik zeigt, dass unsere ner Vierzigtonner mit Anhänger auf Gäste fast ausschließlich Kinder dem Gelände erschien, abrutschte Wir werden in 2005 im Hausbe- und junge Leute sind. Das Haus- und nur noch mit Trekker-Hilfe flott trieb einen neuen Umsatzrekord team begrüßt dies, auch wenn zu kriegen war. aufstellen. Dies, obwohl wir im die Belastung manchmal an der Oktober drei große Absagen im Grenze unserer Arbeitskapazität Es fanden eine feierliche Grund- Wert von über 20.000 € hinnehmen liegt. Anhand der Belegungsüber- steinlegung sowie ein traditionelles mussten, die auch nicht mehr zu sicht kann man leicht ersehen, dass Richtfest statt und zahlreiche Füh- kompensieren waren. an erster Stelle die Kinder- und rungen und Besichtigungen, z.B. Jugendfreizeiten stehen. einen „Tag der offenen Tür“ über Das ist auch eine Erkenntnis: Wenn unseren Architekten, Herrn Boos. im Juli fristgerecht abgesagt wird, Wenn man noch die Universitäten ist der Termin im Oktober nicht und Schulen hinzu nimmt, kom- Wir hatten es immer wieder mit mehr anderweitig zu füllen. men wir unserem Auftrag, Ort für verschiedenen Bauteams zu tun, Jugendliche zu sein, voll und ganz die auch vom Haus, in diesem Fall Der nächste nennenswerte Punkt nach. Auch die kreativen Sparten von Dido, verköstigt wurden. im Rahmen von „dennoch“ und von Musik, Theater, Tanz, in Form „trotzdem“ ist, dass das Heizöl bei von Ausbildung oder Festivitä- Über die einzelnen Bau-Etappen voller Betankung des Tanks 2003 ten, kommen gut zum Ausdruck. von Anfang bis Ende hat Dido 3.200 € und in diesem Jahr Einen großen Posten bilden auch beeindruckendes Bildermaterial 5.800 € gekostet hat. Ebenso die Familienfreizeiten, wo es uns gesammelt, so dass eventuell mal wird Gas immer teurer und Strom gelungen ist, Waldkindergärten ein Bildervortrag darüber entstehen sowieso. Nächstes Jahr noch ein- und weitere Kinderläden mitsamt kann. mal um rund 10 %. Familien hier zu beherbergen.

„Hoch-Zeiten“

Der Höhepunkt des Jahres war zweifellos das Pfingstfestival, wo es uns gelungen ist, trotz widrigs- ter Bedingungen ein tolles Ambi- ente, gute Stimmung und ein prima Programm zu bieten. Hier möchte ich mich ausdrücklich bei Jacky und Molo für die gute Zusam- menarbeit bei der Vorbereitung bedanken. Das in der Hauptsache von Jacky zusammengestellte Pro- gramm war besonders durch seine Vielfalt und musikalische Qualität hinreißend und zukunftsweisend.

Foto: Dido Auch möchte ich mich noch ein- Staubsaugertaufe. Mitte: Zivi a.D. Jonas Mies 6 7 HV 05

mal herzlich bei allen Helfern und Was mir noch am Herzen liegt: Zu dem Gedanken, aus dem Helferinnen bedanken. Meine Vorstellung zum Thema Mohrihaus eine weitere Hütte zu Mohri-Haus ist bis jetzt noch machen: Der Singewettstreit, der zum sechs- nicht so richtig durchgedrungen. ten Mal stattfand, und nun schon Ich stelle mir das älteste Haus am Wir haben vier Hütten und ein zum festen Bestandteil einer Wald- Platz als Mitarbeiterhaus mit ein- Strohballenhaus am Platz. Von ecksaison gehört, war wieder ein gebautem Mediaraum und Archiv diesen vier Hütten wird nur eine, gelungenes Zusammentreffen alter vor, also als dauerbelebte und sich nämlich die Salamander-Hütte, und neuer SangesfreundInnen. selbst reinigende Einheit. In diesen regelmäßig genützt. Die Berliner Zusammenhang gehört auch das Hütte schon mäßig, und die Wies- Plöng-City als Evergreen!!! Thema „Manpower auf Waldeck“. badener Hütte untermäßig, nämlich Gemeint ist eine im Mohri-Haus zu höchstens zehnmal pro Jahr. Die Das Bellman-Treffen unter Feder- schaffende Andockmöglichkeit für neueste Hütte, das Cordwoodhaus, führung von Jacky, schon früh im Künstler, Handwerker, Freaks, Kön- steht ebenfalls vor einem großen Februar, soll im kommenden Jahr ner usw. die hier für eine Weile ihr Problem, dieses heißt: Wie füllen 06 unter Alis Leitung eine Fortset- Können und ihre Talente eingeben, wir diese neueste Hütte am Platz zung finden. mitarbeiten und mit uns zusammen mit Leben und Inhalt. leben können. Das israelisch-deutsch-palästinen- Zur Personalsituation: sische Friedenstreffen über den Die Situation z. B. für unsere im Jugendclub Courage. Schwabenhaus in der Dachkammer Unser Zivi Jonas Mies hat im untergebrachten Mitarbeiter: In Dezember seinen letzten Dienstmo- Das große LiveRollenspiel im diesem Haus finden entweder Par- nat und bereitet sich dann auf sein August mit über 1000 Gästen über tys statt oder auch intensive Semi- Studium vor. Wir wünschen ihm vier Tage, absolut friedfertig, freu- nare, Männer- und Frauengruppen, für seine Zukunft alles Gute und dig und landschaftsschonend. Mit die den Schutzraum Schwabenhaus sagen Danke! Svanja Breithardt, Feuerwehren und Sanitätsdienst als geschlossenere Einheit suchen. jawohl, die Tochter von Suse Breit- waren auch viele Einheimische mit Es gibt nur jeweils eine Toilette, hardt wird ihre Mitarbeit noch um eingebunden. Die Resonanz auf und z.B. unsere Praktikantin, die ein Jahr verlängern. dieses Event war durchaus positiv. vielleicht krank oder unpässlich ist – für die wird es zur Tortour, wenn Ausblick auf 2006: Noch hervorzuheben ist das Vorbe- sie durch all die Leute zur Toilette reitungstreffen zum europäischen muß. Das Ganze ist auch unge- Der finanzielle Ausblick: Prog- Geographenkongress junger Geo- setzlich und letztlich auf jeden Fall nose: Wir werden uns finanziell graphen in Aachen, das hier über veränderungswürdig (Stichwort: irgendwo in den Zahlen der letz- fünf Tage statt fand. Personaltoilette). ten Jahre wiederfinden. Es fehlen noch größere Belegungen, die die Sache richtig nach vorne ziehen. Ansonsten sieht die Belegung für 06 durchaus gut aus.

Wir sehen solide positiv ins neue Jahr!

Danke an alle Mitarbeiter, beson- ders an meine Dido, ohne die sowieso nichts geht.

Happy Foto: Dido Nach getaner Pfingst-Arbeit 8 9 2000 – 2005: Happy und Dido blicken zurück

n seinem legendären Bericht für die Hauptversammlung 1991 hat der damalige Burgvogt John Hamann aufgezählt, was alles zu den IFähigkeiten gehört, die ein Burgvogt auf der Waldeck beherrschen muss (siehe KÖPFCHEN 4/91 und Waldeck-Buch, Seite 471f.) Nach sechs Jahren Verwaltertätigkeit haben nun Happy und Dido Freund Bilanz gezogen und zusammengestellt, was sich – über die Betreuung der Hausgäste, der Waldecker und über die ABW-Veranstaltungen hinaus – getan hat, was laufend zu tun war und was ansteht.

Neue Bauten seit 2000: Holz-Bauwagen (als Lagerraum genutzt). – Strohballenhütte („Spielhütte“). – Cordwoodhaus (Zivi-Baumhaus auf dem Platz der früheren Hannoveraner Hütte). – Verwalterhaus (noch nicht fertig).

Naturkunstwerke seit 2000: Summstein. – Schwarzer Rutschstein. – Eichen-Schrott-Kunstwerk. – Kükelhausscheiben. – Klangskulpturen.

Anschaffungen seit 2000: Lichterkette am Hohlweg. – Begehbarer Kühlschrank im Säulenhaus. – Neuer Dienstwagen Ford Transit. – Café-Bus. – Toilettenwa- gen. – Neue Bühnentore. – Professionelle PA-Anlage und Zubehör (unter finanzieller Starthilfe von Zar und praktischer Beratung und Betreuung von Marcus und Schacker). – Professionelle Licht- und Beleuchtungsanlage für die Bühne sowie Zubehör. – Komplett neue Büroeinrichtung: Möbel, PC, Drucker, Scanner, usw. (nach Brandschaden in 2003). – Neue Telefonanlagen (mehrfache Erneuerung wegen häufigem Ausfall durch Gewitter). – Komplett neue Schließanlage im Säulenhaus. – Satellitenschüssel. – 3 Kompakt-Musikanlagen (Ste- reo). – Beamer für PC-Daten und digitale Filme. – DVD-Video-Kompaktanlage. – Kopierer. – 2 Waschmaschinen. – 2 Trockner. – Diverse Staubsauger; zuletzt großer Power-Staubsauger nach Pfingst-Schlammschlacht. – Vorhänge fürs ganze Haupthaus. – Windschutzvorhang am Eingang Säulenhaus. – Diverse Küchengeräte. – Tiefkühltruhe. – Elektrogeräte. – Pfannen, Töpfe, Chafing-Dishes… – 3 Profi-Kaffee- maschinen. – 5 Profi-Küchenregale. – 2 Gasgrills für die Festivals. – Diverse Zelte für die Festivals, ein großes Verpflegungszelt. – Diverse Tische und Stühle für die Innenräume. – Diverse Stühle für außen. – Bettzeug. – Gerätecontainer. – Diverse Werkzeuge, Rollgerüst und diverse Gerätschaften für den Neubau, diverse Schubkarren, Stihl-Motorsäge, Stihl-Freischneider. – Aufsitzrasenmäher (muß für kom- mende Saison erneuert werden).

Größere und laufende Renovierungen seit 2000: Alle Fensterscheiben, die Sprünge oder Risse hatten, wurden ausgetauscht. – Große Spiegelwand im Sälchen wurde mehrmals renoviert (durch Annette Waldhauer). – Reparatur der Wasserleitung 1. Reparatur der Wasserleitung 2. – Bau einer neuen Wasserleitung 3. – Über- prüfung und Erneuerung der Elektroleitungen im Säulenhaus (soweit möglich). – Neues Getränkelager. – Neue Beplankung des Terrassen- geländers. – Holzfassade Haupthaus gestrichen. – Frauenbad renoviert. – Zweimal jährlich Innenanstrich von Haupt- und Schwabenhaus. – Anstrich der Zimmertüren im Säulenhaus. – Regelmäßiger Außenanstrich von Haupt- und Schwabenhaus.

Was passierte in 2005? Lichterkette, wegen Waldrodung und Hausbau abmontiert neu angebracht. – Fertigstellung des Cordwood-Hauses. – Baumaßnahmen und damit verbundene Erdbewegungen und Aufräumarbeiten betr. Verwalterhaus (Strohballenentsorgung, Müllentsorgung…). – Pumpstation der Pflanzenkläranlage erneuert. - Sanierung des Männerbades – mit Zuschuss aus Lotto-Toto Glückspirale (2.500€).

Vorschau auf Anschaffungen – Renovierungen: Neue Gasherde für Selbstversorger-Küchen Haupthaus und Schwabenhaus. – Aufsitzrasenmäher. – Elektrik Schwabenhaus. – Rauchmel- der für Haupthaus und Schwabenhaus. – Haupthaus: nach und nach Holzböden behandeln. – Haupthaus: weitere Renovierungen der Sanitär-Anlagen (1. und 2. Stock). – Zweck-Bestimmung und Renovierung Mohrihaus.

8 9 Wiesbadener Hütte

Ein Brief aus der Odenwaldschule

iebe Mitglieder der ABW/ erfahren, und der Vorplatz wurde Hier liegt eine Schwierigkeit im LTeilnehmerInnen der Jahres- durch eine neue Mauer vor dem Verhältnis der OSO zur Waldeck: Mitgliederversammlung, weiteren Abrutschen bewahrt. Wie können Kontakte enger geknüpft werden? Wie wird unser da Peter Dehnert, Reimund Bom- Parallel zu diesen Veränderungen Waldeck-Leben für die ABW sicht- mes, mein Bruder Jens und ich und baulichen Maßnahmen, die ja barer? Ich habe dazu bisher keine selbst nicht an der Mitglieder- auch noch weiter fort wirken und zufriedenstellende Antwort, aller- versammlung der ABW am 20. eine Umstrukturierung im Innern dings hoffe ich auch ein wenig auf November teilnehmen können, und in der Nutzungsweise nach Verständnis für diesen Zustand. Er schreibe ich nun diesen Brief, sich ziehen, wurde die Hütte von resultiert aus unserem Schuljahres- damit nicht etwa der Eindruck Gruppen der OSO für Intensiv- ablauf (siehe Jahresplan: häufige entsteht, die Leute von der Oden- Wochenenden, zum Lernen oder Ferien, in denen die SchülerIn- waldschule (OSO) kümmerten nen zuhause sind), daraus, dass sich nicht um die Waldeck – oder Zentrum unserer pädagogischen gar: sie kümmerten sich nicht um Anstrengungen das Zusammen- die Wiesbadener Hütte. Dieses leben in der OSO ist und auch Schreiben soll dazu dienen, kurz daraus, dass es in den vergangen darzustellen, welchen Umfang die Jahren etwas versäumt wurde, Aktivitäten der OSO in Bezug auf auch neue InternatslehrerInnen der die Wiesbadener Hütten haben, wo OSO über die Möglichkeiten der aber auch Schwierigkeiten liegen, Waldeck zu informieren und auch mit denen auch weiterhin umge- zu werben. Letzteres möchte ich gangen werden muss. ...Wer sich in der kommenden Zeit versuchen ein ... Bild vom Zustand machen und hoffe, damit den Kontakt zur möchte, der ist herzlich zur Besich- ABW zu beleben. tigung der Hütte selbst aufgefor- dert. Ich hoffe, unsere Abwesenheit wird nicht als mangelndes Interesse Insgesamt befindet sich die Hütte missverstanden und wünsche allen selbst, aber auch der Kontakt fruchtbare Diskussionen und alles zwischen ABW und OSO in einer Gute.

Phase der Veränderung: Mit Jürgen Foto: OSO Kahle ist vor nun schon einigen Wiesbadener Hütte Mit freundlichen Grüßen Jahren ein Urgestein der OSO, aber auch der Waldeck, aus der einfach zum Zusammensein weiter Frank Brandwein Zuständigkeit für die Wiesbadener genutzt. Im Laufe dieses Jahres Hütte ausgeschieden und hat diese haben ca. 10 Gruppen von der OSO Aufgabe an Peter Dehnert und aus die Wiesbadener Hütte besucht. Reimund Bommes weiter gegeben. Leider, so ist auch von unserer Seit Beginn dieses Schuljahres Seite selbstkritisch zu bemerken, bin ich als weiterer Ansprech- haben sich diese Gruppen weitge- partner im OSO-Kollegium hinzu hend unsichtbar für die ABW auf gekommen, kenne und schätze die dem Waldeck-Gelände bewegt. Bis Waldeck aber bereits seit Mitte der auf einzelne, dann auch teilweise 1980er Jahre. eher unangenehme Begegnungen haben die SchülerInnen sich sepa- Baulich hat die Hütte eine Erwei- riert gehalten. terung um eine große Wohnküche

10 11 Liedermacher Ost

Die Wiesbadener Hütte Renovierungs- und Baumaßnahmen: Hangabsicherung/Erneuerung der unteren Mauer. – Hüttenerweiterung: hinteres Vordach durch Fassade verschlossen. – Bodenaufbau, Est- rich, Fliesen. – Kücheninstallation, Beleuchtung, Gasversorgung, Einrichtung. – Kaminbau, Heizofen eingerichtet. – Rückbau der bisherigen Küche, Einrichtung einer Waschecke mit Boiler. – Abbau des offenen Kamins im unteren Raum, Ofen im Flur eingerichtet. – Erneuerung der Fenster im unteren Raum/im oberen Raum. – Bodensanierung im oberen Raum, Schleifen und Lackieren. – Entfernung der Wand- verkleidung im Flurbereich. – Bodensanierung im Flurbereich, Fliesen. – Entrümpelung des hinteren Schuppens, Erdarbeiten im Inneren. – Entfernung der Deckenverkleidung im Flurbereich

Weitere notwendige oder bevorstehende Maßnahmen: Erneuerung Verputz im Flurbereich. – Einrichtung von Gepäckregalen. – Verputz-Ausbesserung im unteren Raum. – Bodensanierung im unteren Raum. – Erneuerung der Eingangstür. – Sanierung des Schuppendachs (hinten). – Bodensanierung im Schuppen/Sicherung gegen abrutschende Erde. – Sanierung der Außenanlagen (Treppen, Pflaster, Mauern, Verputz…). – Erneuerung weiterer Fenster (unterer Raum, Küche, oberer Raum).

Vorgang „Fliegenfalle“

Das Wiederaufleben der ostdeut- Kritikasterei gewissermaßen ‚die Programm „Auf zwei Füßen“ mit schen Liedermacherszene und Linie‘ vorgegeben hatte und die Reimann-Texten brachte ihm 1981 die geheimen Mitschriften des meisten der anschließend von Teil- jenen Hauptpreis bei den Chan- Majors Kolbe vom Informations- nehmern zwanglos vorgetragenen sontagen in /Oder ein. kombinat Werke ähnlichen Geistes waren...“2, Im Hintergrund arbeitete Werner hätten wir ihm erklären sollen, Bernreuther zwei Jahre als Mentor – Teil 2 – dass jener Liederprofi kürzlich den mit ihm. Wenzel besorgte die Regie Preis seines und auch unseres Kul- für das Programm. Nach dem Preis desartikelserstestrophe turministers erhalten hatte und aus das Angebot einer Plattenprodukti- diesem Grunde hier sang. on bei Amiga 1982 und Krawczyk „Vom 18.08.1984 – 19.08.1984 entschied sich für eine Mischung fanden in der Kultur- und For- Der blaue Polarfuchs aus überwiegend Folklore und schungsstätte Kloster Michaelsstein einigen solistischen Titeln wie die bei Blankenburg, Kreis Wernige- Stephan Krawczyk begann 1978 sehr intensiv interpretierte Beran- rode, Bezirk Magdeburg, die‚ 9. bei der Gruppe Liedehrlich mit ger-Vertonung „Der Bettler“, „Mei- DDRoffenen Chansontage’ statt, an deftiger Folklore, unter anderem ner Mutter Schnee“ von Mosche der Unterzeichneter auftragsgemäß mit dem „Schwartenhals“, dem Schimel, das „Marielied“ von teilnahm.“ Operation Fliegenfalle, „Lumpensammler“ und dem „König Martin Morgner und das „Lied vom Unterzeichneter war Major Kolbe. von Preußen“, und Peter Roh- Clown“ von Andreas Reimann. In Deckname Werner Weber. Zitiert land stand, in der Art, wie sie es Michaelsstein lernte ich ihn schon von Seite 2 seines Stasi-Berichtes. sangen, symbolisch hinter ihnen. früher kennen, als er die Rilke- Und eins ist ihm gleich aufgesto- Die Interpretationen wiesen in die Vertonung „Der Panther“ vortrug. ßen: „Nachdem der Liederprofi Gegenwart. Ich kenne den Text noch heute: Krawczyk in der Nacht nach der „Sein Blick ist vom Vorübergehn Anreise in seinem Eröffnungspro- Krawczyk begann schnell, mit der Stäbe/ so müd geworden, daß gramm ‚Auf zwei Füße‘1 mit seiner eigenen Kompositionen und Verto- er nichts mehr hält./ Es ist, als ob durchgängigen ‚systemkritischen‘ nungen solistisch zu arbeiten, das es tausend Stäbe gäbe/ und hinter tausend Stäben keine Welt.“ 1 Rechtschreibfehler wie sonst auch übernommen. 2 Ebenda, S14, BSTE 000014. Während Andert Aufstieg und

10 11 Liedermacher Ost

Fall hinter sich hatte, Wenzel sich mal im Regen dich stehn“ und So ist das mit der Dialektik, wenn in die Labyrinthe von Ideologie „Der Kleinst-Funktionär haut den man sie einmal beherrscht. Und die und Melancholie verstieg, wollte neusten Beschluß/ zu seiner Ent- Kollegen? „Doch es gibt auch Soli- es der Bergmannssohn Krawczyk lastung uns flugs um die Ohr’n// darität unter den Liedermachern. wissen. Aus der Thüringischen Ein jeglicher hat seine Macht hier. Arno Schmidt und Reinhold Andert Provinz kommend, mit Boden- Na und?/ Hier vor der Kneipe tritt schreiben Eingaben und protestie- kontakt (trotz SED-Mitgliedschaft der Besoffne den Hund“.4 Dieses ren gegen das Berufsverbot ihres bis ‘85 und kurzer Tätigkeit als Lied wird 1984 verboten. Sänger Kollegen.“7 Kulturfunktionär in Gera), sang er und Dichter verfassen ein „Gegen- auch die Lieder derer da unten und lied zu ‚Unsre alltägliche Macht’“: Die Genossen von Karls Enkel nicht selten mit einer Stimme, die „Aber seine Macht gebrauchen/ ist verwehren ihm den Zutritt zu ziemlich meckrig klang. In die- ja fast ihr Mißbrauch schon.“ Und: ihrem Probenraum, den Krawczyk sen Vertonungen war bereits alle bis dato nutzen durfte.8 Bleiben Scharfzüngigkeit, Doppelbödigkeit, Auftritte in Kirchen, proppevoll Intensität und Wandlungsfähigkeit mit bis zu 2000 Leuten. 80 Spitzel enthalten, die Krawczyk später bei berichten.9 Nach seiner Ausreise Vertonungen von Brecht, Kästner, am 2.2.88 zwei Wochen Medien- Rennert, Borchert, Mandelstam u.a. rummel, auf der Titelseite der New entfalten wird. York Times Krawczyks Konterfei. Für seine Lieder interessierte sich Mit Reimanns Texten erhielt er keiner. zwar den Preis des Kulturministers, handelte sich aber bald Ärger aus Und im Osten? Wenn so einer weg- diesem Amt mit demselben ein. In geht, fragt man sich. Stellt sich in einem Land, wo dialektisches Den- Stephan Krawczyk: Wieder stehen Frage. Oder ihn. Stimmen aus der ken verordnet war – das heißt, zum Szene: „Er habe sich seinen Aus- Spruch gehörte der Widerspruch –, Ich „Hätte oben eine Krone/ und reiseantrag ersungen, um drüben es aber kaum einer beherrschte, bis wär unten bodenlos“. Also „...seid gut starten zu können.“ – „Wieso auf ein paar Eingeweihte, ertrugen mir gnädig:/ Bitte gebt mir keine mußte er plötzlich so undialekti- die Machtinhaber entweder schon Macht!“5 sche Texte schreiben und noch so das erste, aber mindestens das frustrierte dazu?“ zweite nicht. Während „Klassen- Kurz nachdem Krawczyk begann, treffen“ noch in einer privateren eigene Texte zu singen, wird er ‘85 Was mir bei Krawczyk immer sehr Ebene angesiedelt war („der eine ist zum Berliner Magistrat bestellt: nahe ging, waren diese winzigen im Norden/ der andre in der Partei/ „Dem Krawczyk wurde nach opera- Momente, die Nadelstiche, die die .... An einem hängt ein Orden/ am tiver Abstimmung auf Initiative der Unbehaustheit des Seins spürbar andren hängt ein Bart/... Das ist Bezirksleitung der SED die Zulas- werden ließen. Ich habe das bei aus uns geworden,/ daß wir schon sung als freiberuflicher Liederma- keinem anderen so intensiv erlebt. lang vorm End/ die frühen Sätze cher entzogen.“6 Das war schon bei Berangers Bett- morden...“)3, beschreibt „Unsre lerlied so: „Ich wäre nie der Wurm alltägliche Macht“ eigentlich auch 1. Er versucht noch ein Brecht-Pro- geworden, den ihr euch abzuweh- nur, wie jeder die seinige bestens gramm, erfährt aber aus gleichem ren sucht.“ Wo Wenzel allzuschnell ausnutzt: „Ein grinsender Fahrer Hause: „Aus Ihrem Munde klingt über andere spottet, ist Krawczyk der Straßenbahn/ läßt manch- selbst Brecht wie ein Staatsfeind.“ noch fähig, Mitgefühl zu erwecken.

3 Zitiert aus „Vom haltbaren Jonas“, Andreas Reimann, Forum Verlag , 1999 Als begnadeter Musiker und Kom- 4/5 Ebenda. ponist mit Bandoneon und Gitarre 6 Zitiert aus der Stasiakte nach Ed Stuhler „Nichts bleibt geheim“, Deutschlandfunk 2005. schwitzt er Brecht aus allen Poren, 7 Zitiert aus der Sendung „Nichts bleibt geheim“, Deutschlandfunk 2005, http://www.dradio.de/ und Eisler sitzt ihm in den Fin- dlf/sendungen/feature/377600/. gern. Er zaubert binnen weniger 8 Quelle: Liedermacherszene; jetzt nachgefragt beim Betroffenen. Töne die Grundstimmung für seine 9 Ebenda. Balladen, und im Prinzip ist diese

12 13 Stephan Krawczyk

einfache Instrumentierung oft ihresgleichen in der deutschen Lie- „In schlechten Zeiten, wird da genauer als die große Orchestrie- derszene, auch wenn da nichts von auch gesungen von den schlech- rung bei Wenzel. Nur ist bei seinen Dauer ist, der Moment ist intensiv ten Zeiten?“, fragte Brecht. Zwei CD-Produktionen Auswahl und und das Nahsein der Geliebten Jahre vor dem Mauerfall sang Aufnahmequalität schwankend, es förmlich spürbar. Krawczyk: „Ungehalten von uns gibt Einbrüche, Ausflüchte in Lese- selber/ treiben wir zum Abgrund situationen, die weniger dicht sind, Aus „Komm über mich im Unter- hin“ und „brauchten wir nicht so kabarettistische Nummern halten holz“***: „Ich lieb dich doch. Du zu tun,/ als ob wir noch zu retten anderen nicht stand. Am ausge- kannst mich noch/ vom Toten- sind.“* Wenzel mit „Karls Enkel“ wogensten vom Gehörten ist noch tanz erretten.“ Dabei ertönt das sang in dieser Zeit immer noch: seine CD „Auswahl“. Auf „Wieder Bandoneon mit der Erhabenheit „Wir hamm den Kanal noch immer Stehen“ (87/96) mit viel Wut im nicht voll.“ Andert organisierte die Bauch, aber auch mit genauen Glasnost-Konzerte am Prenzlauer Beschreibungen wie im „Pfingst- Berg mit Liedermachern aus ganz lied“, guten Witzen und Reflexi- Ostdeutschland, und garantiert onen: „Wir nippten oft vom Sud/ ohne Zensur. aus Schweigepflicht und Schwei- neblut“ spiegelt sich die Situation Auch wenn in Krawczyks Texten von Berufsverbot und Ausreise. Die manchmal die stringente Logik Live-CD „Terrormond“(´93) ist der fehlt, so scheinen Momente inten- Versuch, Fuß zu fassen, gesamt- sivster Existenz auf wie im Lied deutsche Themen zu finden, darun- für sein Totemtier, dem blauen ter auch kabarettistische Nummern Polarfuchs: „Für den pochenden zu Kaufrausch und Tagesschau. Mut einer künftigen Zeit/ für die Dabei sind seine stärksten Texte Stephan Krawczyk: Terrormond Menschen vom freieren Stamm/ die poetisch-tragischen, ähnlich blieb mein Becher beim Gastmahl wie bei Wenzel. Auf seiner neu- einer Kirchenorgel, der Fröhlich- der Väter verwaist/ und der Froh- esten „Heute fliegt die Schwalbe keit von Hinterhofgesängen oder sinn, die Ehre entrann.// Und das hoch“ (2004) ist er mit Rockband klagender Trauer: „In den Wirren Wolfsjahrhundert, es springt auf zu hören, allerdings musikalisch deiner Strähnen/ muß ich dir nicht mich los,/ doch ich bin nicht von weniger differenziert und textlich widerstehn./ Abgestürzt vom Rand wölfischem Blut./ Stopft mich ausgedünnter. der Tränen/ kann ich in dir unter- Mütze in einen Ärmel getrost,/ in gehn.“* den Pelz der sibirischen Glut.// Aber es ist ein Unterschied, ob Nicht die Feigheit zu sehen,/ nicht man ein melancholisches Lied für Eva**/***: „Und als der Hauch den elenden Schlamm,/ nicht die sich singt oder für andere: „Meiner zerrissen war/ die Dämme einge- blutigen Knochen am Rad./ Nein, Mutter Schnee//... Und deshalb bin brochen/ hab ich in deiner duftbe- der blaue Polarfuchs soll strahlen ich vor seiner Schönheit gefeit,/ haarten/ Wildnis mich verkrochen/ nachtlang/ und so ursprünglich weil ich an Mutters Trauer denk, Und ganz wie vor dem ersten Tag/ schön, wie ichs mag.“*** wenn es schneit.“**** 10 Oder: „Mir hat Dunkel mich umfangen,/ doch wird so kühl/ wenn einer seinen wich es vor der Dämmerung/ sehr „In der DDR werden Machtmiß- Hut nimmt/ und über Nacht in irdischem Verlangen.“ brauch, Schönfärberei, Falschinfor- andre Gräser beißt.“* mation, Unterordnung, Privilegien Daneben gehört Geradlinigkeit und von Funktionären als offizielle „Komm, wir reißen Fetzen aus‘m Widerstand zu seinen Hauptthe- Staatspolitik vertreten… Die Agi- Himmelszelt/ ganz umsonst und men. Und die Mächtigen: „Wenn tation und Propaganda in der DDR ohne zu bereuen“**/*** – die Lie- sie leer ist, die Tribüne, muß auch sind zu laut und maßlos übertrie- beslieder von Krawczyk suchen keiner mehr dran vorbei.“* ben, sie wird im Innern nicht zur

10 *: aus „Wieder Stehen“, 1987/96, 12.50 €; **: aus „Terrormond“, 1993, 12.50 €; ***: aus „Auswahl“, derzeit vergriffen; ****: aus „Liedehrlich“, 1982, Vinyl bei Amiga. – Weitere CD: „Heute fliegt die Schwalbe hoch“, mit Rockband, 2004, 15 €; Milonga 1995, 12.50 €. – Bücher: Das irdische Kind, 15 €; Der Narr, 19.90 € u.a. Kontakt: [email protected], 030/81056389 oder http://www.stephan-krawczyk.de.

12 13 Liedermacher Ost

Kenntnis genommen und macht Büchlein mitgebracht: „Agitprobe Oktoberklubs und prägte den uns draußen lächerlich. In der NVA 73. Das FDJ-Liederbuch zu den Begriff „DDR-konkret“, machte ist es die Regel, daß die Soldaten X. Weltfestspielen 1973 in Ber- eine auflagenstarke LP mit Liedern, menschenunwürdig behandelt lin, der Hauptstadt der Deutschen die zum Schulstoff gehörten und werden. Schikanen sind nicht Demokratischen Republik. Verlag eine Bilderbuchkarriere bis kurz Einzelfälle, sondern System. … Die Neue Musik Berlin.“ Es paßte wie vor den FDJ-Zentralrat. Umweltkatastrophe im globalen die Faust aufs Auge. Wir blät- Maßstab ist nicht mehr zu ver- terten und sangen. Solche Verse Anderts Doppel-CD „alte und neue hindern, falls nicht auf Wachstum hatte man uns eingebläut in lauen Nummern“13 umspannt einen Zeit- verzichtet wird, das nicht nur nicht Musikstunden und nach der Schu- raum von 1970 bis 2003. notwendig, sondern schädlich ist. le zur Singeklubprobe. Aber die … Das Erstaunliche war, daß ange- Songs hatten immer noch mehr Er begann mit Liedern wie „Es wird sichts derartiger Äußerungen in Schmiß als die aus’m Kirchenge- kommen ein Tag mit viel Arbeit/ Liedern und Diskussionen ... die sangsbuch. Wir grölten Anderts auf dem Feld , in der Schule, im Seminarleiter und Vertreter der Lied aus vollen Kehlen. Irgendwie Schacht/ und in allen Ländern der Veranstalter ... überhaupt nicht ist da etwas an Identität enthalten. Erde/ und in allen Ländern der eingriffen.“11 Aber aus heutiger Damals fand ich das widerlich. Erde/ hat die Arbeiterklasse die Sicht hatten wir ein ganz gutes Heute weiß ich: eine andere Ver- Macht“ oder „Hier schaff ich selber, Problembewußtsein und die Lage gangenheit habe ich nicht. „Wir was ich einmal werde./ Hier geb recht realistisch eingeschätzt. sind die Klasse der Millionen ich meinem Leben einen Sinn./ Millionäre,/ die eigene Diktatur erst Hier hab ich meinen Teil von desartikelszweitestrophe macht uns frei./ Bei uns ist gute unsrer Erde,/ der kann so werden, Arbeit Pflicht und Ehre/ und jeder wie ich selber bin.“ – Lieder, wie „Andert (Liedermacher) ist der von uns ist ein Stück Partei//... gesagt, die ich zum Teil in der Organisator der Berliner Lieder- Wir werden unsre Macht nie mehr Schule gelernt hatte. Mit einem nächte, die halboffiziell in einem verlieren/ weil wir die Mächtigsten Unterschied: Ich konnte schon Hinterhof von Berlin-Hohenschön- auf dieser Erde sind.“ nicht mehr glauben, was Andert hausen oder Prenzlauer Berg statt- da sang. Heute hört sich das schon finden. Die genaue Adresse ist mir Da sind wir also, Millionär Kalka, wieder fast gut an, nämlich nach gegenwärtig noch nicht bekannt. der Schreiber dieses Artikels, Mil- einem redlichen Bemühen. Mit Das Ziel dieser Veranstaltung lionär Krawczyk, über den schon Naivität, Witz und drei Portio- konnte ich einem Brief von Andert ausführlich berichtet wurde, und nen Idealismus setzte Andert als an Kalka entnehmen. Zitat: ‚Solche Millionär Wenzel steckt in den bekehrter Atheist sein christliches Leute wie Steineckert und Demmler Startlöchern. Der Redakteur des Pathos um in Lieder, die die Welt von ihrem Thron zu stürzen und Liederbüchleins, Millionär Rein- verbessern sollten. Und in der heu- als Verbandsfunktionäre abzuwäh- hold Andert (genau besehen sind tigen Realität mit Arbeitslosigkeit, len, um endlich wieder Leben in wir jetzt Ex-Millionäre), 1944 in Klassengesellschaft, um sich grei- die DDR-Liedermacher Szene zu Teplice geboren, war einst der fender Armut erhält der Versuch, bringen´.“ 12 Shooting-Star der FDJ-Liederszene, sich zu beschränken und allen zu wollte aber erst mal Priester wer- geben an Brot und Arbeit, wieder Gralssucher mit den. Er besuchte das bischöfliche einen anderen Stellenwert. Multispektralkamera Vorseminar in Schöneiche, konver- tierte dann aber, wurde Orgelbauer, Andert bedient sich der Sprache Vorgestern hat mich ein ehemali- bevor er marxistisch-leninistische der Genossen: „da sieht’s wohl ger Schulfreund besucht, kurz vor Philosophie und Geschichte stu- wieder weltpolitisch finster aus“. Fertigstellung des Artikels und ein dierte. Er war Mitbegründer des Er witzelt über die Geheimnistue- rei der Bonzen, die Westfernsehen 11 Operation „Fliegenfalle“, Major Kolbe. schauen, beschreibt selbstgemachte 12 IMB Henriette Neuberin, Bericht vom 13.7.88. Sie hieß bürgerlich Katharina L. und bespitzelte Rohstoffkrisen, die offiziell dem mich. Nach der Wende eine Weile ABW-Mitglied und seit 1987 einige Jahre meine Lebensge- andern System angehängt wurden fährtin. Zitiert nach XX/IG, Bandabschrift, KMSt., BSTU 000279. und entwirft brauchbare Losungen 13 16.50 € bei Buschfunk 030/44651100. für die Deutsche Reichsbahn: „Daß

14 15 Reinhold Andert

Gitarristen Christoph Theusner. Seinen Witz hat er nicht verlo- Aber es gerät ihm zu einer Zeit- ren. „Rote Wende“, Stück eins reise: „Heinrich von Ofterdingen/ auf CD zwei ist eine Lesung aus ich ziehe vor dir meinen Hut,/ seinem gleichnamigen Buch, wo den eigenen Fürsten zu loben,/ er beschreibt, wie Stoiber noch erfordert im Ausland viel Mut“. eine neue Chance erhält und Theo „Der vorletzte Gang des Thomas Waigel auch: Er wird Kolchosvor- Müntzer//... Was mußtest du auch sitzender in Bayern. deiner Zeit vorgreifen,/ anstatt zu warten auf die rechte Frist,/ bis 1979 fliegt er aus der SED und deine Fürsten selbst zu Bauern rei- erhält Berufsverbot. Finanziell fen/ du wärst auch heute noch ein schlug er sich mit Opernrezensio- Reinhold Andert – Anarchist.“ Über die Wiederkehr nen durch. Er frönte einem Hobby, des Kaiser Rotbart, Wilhelm Pieck denn er hatte Zeit. Er suchte nach unsre Bahnhöfe ihr schlimmes und verlassene Dörfer: „Geblieben dem verschollenen Königschatz Grau verlieren/ daß man sie unge- nur Alte, Keusche und Brave,/ der der Thoringer, grub zeitweilig straft dann darf fotografieren“ und Schultheiß, der Pfarrer, Steuern illegal und besorgte über alte „Ihr sollt auch ohne Zuschlag erste und Fron./ Wir lassen uns scheren, Beziehungen 80 000 Ostmark zur Klasse fahren/ wenn Plätze zweiter geduldige Schafe“ – Schafe, die Auffindung desselben. Eine Inter- Klasse nicht zu haben waren“. Er kurz vorher noch das angezettelt flug-Maschine war gechartert, die ahmt Politiker in ihrem Sprach- hatten, was man jetzt als Revolu- Multispektralkamera installiert, duktus nach, nur ein oder zwei tion bezeichnet. Und natürlich ein da bemerkten die Mitarbeiter der Worte, wobei das Publikum sofort Lied über den Trabbi, übrigens das Fluggesellschaft, dass in der nöti- mit Beifall reagiert. In seiner Rede einzige, das ich kenne: „Klein, aber gen Flughöhe an diesem Ort die „Nachwende“14 hat er das perfek- eng, da kommt man sich nah,/ laut Schneise der Franzosen nach Berlin tioniert. Dort bricht nämlich nicht warnt er jeden vor seiner Gefahr,/ entlangging. So wurde kurzerhand der Sozia-, sondern der Kapitalis- langsam, da merk ich, wie groß mit den Sowjets ein Manöver mus zusammen. ist mein Land./ Schluckt bissl viel, geplant, welches die Alliiertenrech- na wir sind halt verwandt//...Und te außer Kraft setzte. Das Datum In seinen Liedern tummeln sich ist der Sprit alle, vielleicht irgend- war festgelegt: Oktober 1989. Da Menschen, werden beschrieben mit wann,/ dann nehm ich mir’n Strick aber kam die Wende.15 ihren Alltagssorgen, er nimmt das und binde ihn dran./ Verbeuge ganze Land mit hinein in die oft mich höflich, Strick in der Hand/ * holprigen Verse, und natürlich sind und warte und hoffe, wie dieses Beschreiben die Liedermacher aus das historische Aufnahmen, musi- Land.“ Ostdeutschland die heutige Wirk- kalisch anspruchslos und rumpelig. lichkeit? Sind sie drin in dieser Aber es sind Weltentwürfe. Die in Das Lied vom „Pausenclown“ trifft Gesellschaft? Wo bleibt man fremd, die Zukunft greifen. Auch wenn sie bestens sein Grundgefühl in dieser fühlt sich unbehaust, alleingelassen anders aussieht als geplant. Zeit und sicher auch das vom alten oder gar verarscht? Grundsätzlich Pfarrer Franz. Andert, der Atheist, – das fremde Land, das jetzt unse- Auf der zweiten CD klingt Andert der Christ, der Sänger, der Seelsor- res ist, bleibt, was es war. Fremd. rauher und müder. Seine Stimme ger. Der mit jenen seinen Frieden Keine genauen Analysen, was denn kratzig, fast tonlos. Seine Stimme machte, die ihn verboten hatten diese neue (oder alte) Demokra- kratzig, fast tonlos. Eine Gitarre – und dem Staatsratsvorsitzenden die tie(?) ist. Im Gepäck wiegt das, was wenig musikalisches Gepäck, etwas letzte Beichte abnahm: „Der Sturz man hatte, am schwersten. Aber Unterstützung durch den Bajon- - Honecker im Kreuzverhör“. Gültiges wird bleiben – Anderts Entwürfe, Krawczyks Liedeslieder und Wenzels Melancholie. 14 „Rote Wende“, 1994, ca 5 € über Andert: 030/20165714 oder [email protected]; „Der Sturz - Honecker im Kreuzverhör“, 1990; „Der Thüringer Königshort“, 1995, 19.90 €. Noch ein Rückgriff. Ernst Busch, 15 Siehe http://www.reinholdandert.de/Der_Autor/Geschichtsbucher/hort/hort.html. der große Arbeitersänger war eben- 16 Siehe www.ernst-busch.de/Ernst-Busch-Haus/andert.htm. falls, wegen einer Kleinigkeit, in

14 15 Liedermacher Ost

Madrid, auf der Bühne, im Radio, Kinder her auf diese Welt./ Verlieb im Graben./ Sein Schweigen war mich in ihr Lachen und Schrein./ sauber, ehrlich und rauh, ohne fal- Ich will einfach nochmal Leben- sches Gefühl, ohne Geigen./ Es traf digsein./ Und nehmen sie Platz und den Ton unsrer Herzen genau, von Zeit mir, so ists./ Aber verzichten ihm lerne singen und schweigen.“ will ich drauf nicht.“19 Das Prin- zip: Nichts auslassen! Wenzels Nur eins ist schade: Es ist auf der Art zu singen, Duktus, Rhythmus, CD nicht mit drauf. das Beugen von Wortakzenten ist schon ausgeprägt. Bezugspunk- desartikelsdrittestrophe te, die immer wieder auftauchen werden, Großstadt – Privatsphäre „Bereits vom äußeren Habitus war – Himmel – Geliebte, finden sich zu erkennen, daß es sich ... um Per- allesamt in „Ich bin vom grünen sonen mit ‚alternativer‘ Lebenshal- Licht so schwer zu heilen/ Wie das tung handelte. Lange oder extrem Signal am S-Bahndamm bei mir./... kurze Haare, Bärte aller Arten, / Das Wasser tropft im Becken, Reinhold Andert besonders Vollbärte, Tramperlook die Sekunden./ Du kommst. Du herrschten absolut vor.“17 Damit gehst. Ich pinne an die Wand/ Mit Ungnade gefallen. Er durfte nicht hätte er auch Millionär Wenzel gut einem Stahlstift dieses Blatt mit mehr singen.16 Andert schrieb ein charakterisieren können. wunden,/ Mit wunden Händen hier Lied über ihn für einen Dok-Film. im Niemandsland.// Ich kann vom Egon Krenz zu Andert: „Das ist Ich bin vom grünen Licht nicht Boden, wo ich schlafen liege,/ Bei doch kein so gutes Lied.“ Buschs mehr zu heilen gutem Licht noch lesen, was da Ehefrau: „Ernst hat sich das Lied steht,/ Und wenn ich mir dabei den gewünscht [zu seinem Begräbnis], Wenzel, ‘55 in Wittenberg geboren, Rücken biege,/ Seh ich den Him- und wenn das Lied nicht kommt, begann mit einem fulminanten mel, der ans Fenster geht.“ Es ist dann komm ich nicht.“ Hier der Debut Anfang der Achtziger und nicht nur ein neues Lebensgefühl Text: aus dieser Zeit ist noch ein Mit- nach Hinterhof und Abenteuer, es schnitt von einem Konzert in der ist auch der Anspruch, dieses Land „Ernst Busch// Es gab eine Leipziger Moritzbastei erhalten: selbst zu gestalten und geistig in Schlacht, es gab einen Sieg und „Die Stadt liegt still, als ginge/ Besitz zu nehmen. Überhaupt hat sein Lied, das wir darüber haben./ Sie ganz allmählich ein./ Das ist, Wenzel einige seiner großen Würfe, Er sang es in Berlin, Moskau, Mad- erzählt die Türmerin,/ Das schwer von denen er heute noch zehrt, rid, auf der Bühne, im Radio, im erzogne Artigsein.“ Das Lied vom damals oder kurz danach geschrie- Graben./ Seine Stimme war sauber, Wenzels-Turm endet mit: “Und ben. ehrlich und rauh, ohne falsches hieß das Ding nicht Wenzels- Gefühl und Grimasse./ Sie traf den Turm,/ Es hätt ja seinen können,/ Auch ein Prinzip, das sich bis in Ton unsrer Herzen genau, gab Mut Da lief ich auf die Ämter Sturm,/ „Schöner lügen“20 wiederfindet, ist der Arbeiterklasse.//Es gab eine Da lief ich auf die Ämter Sturm,/ vorhanden: Lachen verbindet, wird Schlacht, es gab keinen Sieg und Daß sie ihn nach mir nennen.”18 aber oft auf dem Rücken Dritter kein Lied, das wir darüber haben./ Hier war Anspruch und Wille. Wei- ausgetragen. Im Studentenklub auf Er schwieg in Berlin, Moskau, ter im „Lebenslied“: „Ich liebe mir denen der jungen Poeten, die sich in Schwerin zum „Meckertreffen“ 17 Major Kolbe, Operation Fliegenfalle, Seite 15. versammeln: „Ich will wirklich 18 Zitate nach Mitschnitt. sagen, wenn‘n junger Poet da ist, 19 Zitiert nach „Lied vom wilden Mohn“, Mitteldeutscher Verlag 1984. vielleicht geht der mal raus.“ Das 20 Publikationen (Auswahl): Reisebilder, LP, Amiga, 1989; CDs: Himmelfahrt (Preis der deutschen kommt an. Das ist cool. Lachen. Schallplattenkritik) 14.30 €; Schöner Lügen, 14.30 €; Lied am Rand, Wenzel singt Theodor Kra- Dabei ist Wenzel den jungen Poe- mer, 14.95 €; Vollmond, 14.95 €; Ticky Tock / Wenzel singt Woody Guthrie (Preis der deutschen ten noch nicht so recht entsprun- Schallplattenkritik), 14,30 €. Zu beziehen über Buschfunk, Rodenbergstr. 8, 10439 Berlin, 030 gen. Nichts auslassen war sein 44713830, www.buschfunk.com oder http://www.contraermusik.de Prinzip. Kind hat er schon. Schei-

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dung anscheinend auch. Er stellt Die Ordnung fest in ihrer Hand.“21 vom wilden Mohn“23 artikuliert das Lied eines Scheidungskindes Ich gebe zu, dass ich damals Wenzel seine eigene Sehnsucht vor, das „zweimal kein Zuhaus“ begeistert war und meine heutige nach Reisen: „Ich habe die gro- hat: „Großmutter erzähl das Mär- kritische Sicht beruht darauf, hin- ßen Städte der Erde,/... Noch nicht chen, daß mich einer will.“ In der ter die Dinge schauen zu wollen. gesehn.../ Paris, London, Rom, Ansage erwähnt er nebenbei: „Mir Madrid...“. Die Liste ist lang. Länger is det ooch so in der letzten Zeit Wenzel stellte jenes oben erwähn- als das Reise-Programm derer im mal ergangen.“ Und wechselt von te Lied über seine erste Tochter Lied. Auch sonst gerät Wenzel das einer Sekunde auf die andre die in Michaelsstein im Seminar vor. Fernweh immer mal in den Text. Perspektive. Ein Jahr später kam er mit „Karls In der Ferne und „Zwischen zwei Enkel“, und sie zelebrierten ihr Guinness-Zügen/ Wird das Leben Wenn ich die Texte vergleiche Goethe-Programm. Unverkrampft, wieder wunderbar wahr.“ mit den im ersten Gedichtband direkt bis obszön. Später vergrif- publizierten, fallen fehlende oder fen sie sich an Becher, Marx und Wenzel zaubert diese wunder- umgearbeitete Strophen auf: „Ich Mühsam, und es machte einfach baren Stimmungen, aber genaue blase die Zigarette ins Grün/ Des Spaß zuzuschauen. Wenzel war Beschreibungen sind seine Stärke Himmels mit Hunger im Bauch./ auch einer der ersten, der Kramer nicht immer. „Die Zeit der Irren Ich will wie die Kraniche fort- vertonte und er hat damit den Kra- und Idioten“ (aus „Schöner lügen“), ziehn./ Aber bleiben will ich auch.“ mer-Boom mit ausgelöst besteht aus einem Metaphern- Anstatt der letzten beiden Verse Als SED-Mitglied war Wenzel in Salat, austauschbar und wenig steht im Buch: „An den ungeputz- die Geheimnisse, Aufstiegsmög- griffig: „Ein Ex-Minister lacht ten Fenstern blühn/ Taubendreck lichkeiten und Zwänge des Systems verstört/ Der Mittelstand ist höchst und Schnittlauch.“ integriert. Zu spüren bekam er es empört.“ Dabei wird der ganz reale selbst, als er als IM angeworben Irrsinn, der uns seit der Wende „Lied vom wilden Mohn“, dritte werden sollte. Später sang er: umgibt, nicht benannt. Strophe: „Das kommt von seiner „Magst Du dein Frühstücksei hart eigenen Röte/ Ist nicht beschreib- oder weich?/ Schreibst Du Dich mit In „Klassentreffen“ wohl einer sei- bar. Blüht und schon/ Durch- nem arabischen Scheich?/ Selbst ner Lieblingsfeinde: „Günther... war brennt sie graue Felder. Röte/ wie jeder Pickel an deinem Bein -/ früher das faulste Schwein./ Jetzt Blut und Feuer, Kraft und Nöte/ Nichts bleibt geheim!22” ist der Politiker.... Er war ein Egois- Wachsen in uns davon.“ Wohl die tenvieh...“ Entgleisungen ins Tier- schönste Strophe eben – fehlt. Seine Lektorin vom Mitteldeut- reich. Vor dem Mauerfall hat Wen- schen Verlag, Frau Dr. Rüdenau- zel mit Spott über Politiker gegeizt. Was Wenzel einbringt, ist ein neuer er, an die ich später auch geriet, Heute wird ein Ex-IM bemitleidet, Ton. Damals sang er noch mit tief erklärte mir, um anzudeuten, was weil er jetzt Fritten braten muß. männlicher Stimme, während er in mir blüht, wenn mein Buch unter Derjenige, der über Ungarn in den letzten Jahren in eine andro- ihrer Regie erscheint: „Auch Wen- den Westen ist, rückt mit Merce- gyne Tonlage rutschte. Man hatte zel mußte seine Gedichte dreimal des an (Klischees, Klischees!!!). den Eindruck, er würde im Sturm umschreiben.“ Man kann das Lied natürlich auch alle Tabus einreißen. Dabei waren ganz anders verstehen, aber es ist Themen wie Armeeverdruß, Homo- Während auf der CD „Vollmond“ so ungenau, dass sich jeder das sexualität, Umweltprobleme, Wahl- (1995) die Stimmung zwischen zusammenreimen kann, was er fälschungen nicht in Andeutungen Heulen und Beißen, Selbstmitleid will. Dabei gibt die Kernaussage enthalten. Nur paar Witze über die und Projektion wechselt, ändert „Denn wir stammen ja aus dem Bullen: „Die kleinen Polizisten,/ sich das bereits bei „Schöner Unrechtsregime“ genügend Stoff Die gingen auf und ab/ Wie nette Lügen“ (1999). Auf ersterer werden her. Andert sagte: „Als die Franken grüne Käfer/ Mit einem weißen „Die neuen Menschen“ beschrie- Thüringen eroberten, hatten sie die Band./ Die hielten in der Tasche/ ben: „Welten durchrasend auf Führungsriege umgebracht. Bei der weichen Sitzen/... Tieren gleich, Übernahme der DDR hat man sie 21 Naumburg-Lied, zitiert nach Mitschnitt. die Reviere abspritzen/ schütten nur kriminalisiert.“ Große Teile der 22 Aus seiner zweiten LP „Reisebilder“, 1989. in Städte sie Geld und Urin.“ In Menschen arbeitslos, Hausbesitzer, 23 Mitteldeutscher Verlag Halle 1984. seinem ersten Gedichtband „Lied die ihr Haus nochmals bezahlen

16 17 Liedermacher Ost

der kann ich mir als Hörer heraus- Auf der neuesten CD „Himmel- nehmen, was ich will. Witzig ist‘s, fahrt“ (2005) fällt neben der aber wohin zielt das? Dabei sind, Veränderung des Sounds, der die beginne ich darüber nachzudenken, Stimmung wunderbar aufnimmt nicht die eingezogenen Soldaten, und weiterträgt, das Fehlen von nicht einmal die Offiziere, sondern Abwertungen auf. Wenzel reibt Politiker, die diese Armee außer- sich, aber anders. „Sie werden halb von Deutschland einsetzen, zu kommen .../ Aus den verwahrlosten kritisieren. Städten/ Und reißen uns nachts in London und Bern/ Aus den Schla- Der Boden, auf dem man auf- raffia-Betten“. Er beschreibt den wächst, die Menschen, die Ver- Sturm auf die „Reiche der Reichen“. hältnisse, nähren den Sänger. Ich Der Mann aus Ost-Berlin, der blieb, muß zugeben, dass ich selbst die als viele gingen, artikuliert europä- neue Zeit nicht mit ins Lied hin- ische Themen, die unsere Zukunft Wenzel einbekam. Auch Andert ist sehr mit bestimmen werden. Dafür hat zurückhaltend und beschreibt er den diesjährigen Liederpreis müssen, Ostprofessoren von dritt- eher das Ausbluten und nähert erhalten. Weitere Preise: u.a. Hein- rangigen Westkollegen aus der Uni sich über historische Themen. Bei rich-Heine Preis 1990, Deutscher gemobbt, einigen der Titel aber- Wenzel erst einige für die neue Kabarettpreis 1995, Deutscher kannt etc. Zeit typische Worte, dann Ver- Kleinkunstpreis 2002. suche an Themen wie „Nazi im Die Krone des machtlosen Grames Regen“. Wenzel beschreibt bis in Seine poetischen Schilderun- jedoch findet sich in „Miserere Details: „Keinesfalls zu den Alten gen, Innenansichten, an Kramer militaria“: „Ihr starken, ihr deut- ins Wohnzimmer, schnell/ Nur geschulte Naturbilder, Beschreiben schen Soldaten! Wie lang hocktet weg aus dem qualmigen Muff,/ des Mutter-Seelen-Allein-Seins ihr hinterm Ofen./... Ganz ohne Die glotzen bis früh um Vier RTL/ und der Sehnsucht nach der Mandat, wie die Doofen.“ Jedoch, Und schlagen sich blutig im Suff.“ Geliebten, eher die dunklen Bilder vor dieser Armee kann sich jeder, - „Und dann kuschelt er sich in als die der Wirklichkeit entrisse- der will, drücken. In der, wo ich sein braunes Bettzeug ein/ Und nen, machen sein poetisches Credo dienen mußte, nicht. Diejenigen, schläft wie ein Panzerschrank.“ aus. die das taten, saßen ein für min- – Die Geschichte ist nachvollzieh- destens 18 Monate. Wenzel zum bar, weil Hintergründe angeboten Und ein neuer Ton ist zu hören. Thema, Anfang der Achtziger: werden, und sie wird stark durch In Wenzels Liebesliedern war die „Und nur, wer schon gedienet hat/ den Gegensatz: „Die Katze kriegt Geliebte selten anwesend. Aber Der dürfte ihn sich rauben.“ (Lied Milch und er streichelt sie zart.“ hier ist jemand. „Nachmittags- vom Wenzels-Turm). Übrigens: – „Im Traum bricht er Türken das schlaf / für Mascha“: „Und lang- Fragt ein Räuber, was er darf? Nasenbein/ Vögelt schwarze Frau- sam schlägt dein Rhythmus auch Solche kleinen Ungenauigkeiten en anal...“ Und „... bestraft jeden in meinen Schläfen/ So wie die auch anderswo: „Ihr kanntet nicht Verrat/ Ohne langes hin und her Brandung schlägt die Schiffe in die Süden, nicht Norden.“ Ich kannte und Rechtsanwalt/ Denn nur er hat Häfen/...Auf deines Atems Schau- das schon mit Sieben. Hier wird einen Schlüssel für den Stachel- kel, wo die Erde ruht/ Für einen der heutigen deutschen Armee draht/ Und befehligt schließlich Augenblick scheint’s so und alles Größenwahn und Mordlust der ganz Sachsen-Anhalt.“ Was er in wäre gut.“ Nazizeit unterstellt: „Keine Haupt- „Miserere militaria“ einer ganzen stadt, die niederbrannte“ – „Keinen Armee andichten möchte, funktio- Deserteur saht ihr hangen/... trugt niert hier, weil eine Person sichtbar Dieter Kalka Zahn- statt Heldenspangen.“ Und wird. Und dieses Stück ist gelun- gleichzeitig die relative Gemüt- gener als Krawczyks Anti-Nazi- lichkeit des Vereins verspottet: “Lied für Andreas Irrgang“, eben „Behangen mit Stillhalte-Orden,/ weil Krawczyk kein Bild entstehen Von den Pazifisten verlacht.“ Wie- läßt.

18 19 Mitgliedschaft bei der ABW

Ich unterstütze die Ziele und Aufgaben der Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck e.V. (ABW) und möchte daher Mitglied werden. Name: ______Geburtsdatum: _____

Anschrift: ______

Telefon: ______Mobil: ______Fax:______E-Mail: ______

Datum: ______

Unterschrift: ______

Mein Aufnahmeantrag wird unterstützt von den Vereinsmitgliedern: 1.______2. ______

Für die Arbeit auf Burg Waldeck habe ich folgende Anregungen/besonderen Interessen:

� Die Satzung der ABW habe ich zur Kenntnis genommen. � Ich akzeptiere den Jahresbeitrag in Höhe von 120 Euro. � Ich bin unter 25 und zahle satzungsgemäß 60,-- Euro � Ich beantrage eine Ermäßigung auf ____Euro, weil ______

Die Aufnahme neuer Mitglieder erfolgt durch den “Großen Rat” (Ältestenrat + Verwaltungsrat). Dieser tagt i. d. R. am Vorabend der Mitgliederversammlung (Herbst). Die Neu-Aufzunehmenden werden gebeten, sich dort persönlich vorzustellen.

18 19 Ausstellung…

Helwig in Schmallenberg/Sauerland

undertste Geburtstage begonnen hatte. Eine Schülerin, ist‘ in eigener Vertonung bei. Seine Hberühmter Persönlichkeiten gerade fünfzehn und begeister- Brechtvertonungen und seine eige- zu begehen, versteht sich von te Leserin von Helwigs Büchern, nen Lieder sind mir dann durchs selbst. Veranstaltungen zum hun- hatte einen Schülerzeitungsartikel Leben gefolgt.“ dertsten Geburtstag eines Werner über Helwig verfasst und wegen Helwig sind ein Wagnis. eines dafür gewünschten Fotos mit Einige dieser Lieder kamen in Helwig Kontakt aufgenommen, was unnachahmlicher Interpretation In Basel wagte es die Universitä- über zwanzig Jahre später zu einer von Hai & Topsy zum Vortrag. tsbibliothek, Helwig im Rahmen ersten Begegnung, und ein Jahr Unter den gebannt Zuhörenden einer Ausstellungsreihe über ver- darauf zur Heirat in Schmallenberg war auch Sherry (Dr. Erich Brand), schollene, zu Unrecht vergessene führte: Helwig 76, Gerda Heimes, der mit seinen 91 Jahren aus Kas- Schriftsteller zu würdigen, wobei seine zweite Frau, 38. sel angereist war - er und Hai die – Helwigs Biographie betreffend beiden einzigen aus Helwigs Bieb- – den vielfältigen Bezügen zur Die Aula des Gymnasiums füllte richer Gruppe, die noch leben und Schweiz ein besonderes Interesse sich zunehmend – darunter viele, Helwigs Leben bezeugen können. galt. z.T. weit Angereiste, junge und alte als „Bündische“ Erkennbare Das folgende Programm, moderiert In Schmallenberg sollte Helwig im (z.B. eine Gruppe des „Weinbacher von Manfred Raffenberg (CKG), Rahmen eines Veranstaltungspro- Wandervogel“, die in der Pause umfasste ein Referat über Helwigs gramms der Christine-Koch-Gesell- Helwig-Lieder erklingen ließ), auch Leben und Werk (Ursula Prause), schaft mit dem Ziel der „Förderung bekannte ABWler, Freunde von Schülerlesungen, Liedvorträge der Literatur im Sauerland“ vorge- Helwig und seinen Werken, nur einer kleinen Gesangsgruppe des stellt werden: Helwig, der „Schrift- keine Schülerinnen und Schüler. Gymnasiums und vor allem Lesun- steller, Dichter und Liedermacher“, Wer das erwartet hatte, musste gen aus Helwigs Roman Raubfi- der – in der ganzen Welt herum- erkennen: Veranstaltungen am Ort scher in Hellas (Schauspieler und gekommen – zuletzt den Weg ins einer Schule sind deshalb noch Synchronsprecher Peter Lontzek, Sauerland fand. keine Schulveranstaltungen, so ehemaliger Schüler des Gymnasi- wünschenswert es gewesen wäre, ums). So wurde die Abendveran- Veranstaltungsort für Ausstellung wenn Helwig im Unterricht der staltung für die CKG ein Erfolg. und literarisch-biographische Schule Platz eingeräumt bekom- Abendveranstaltung war das Städ- men hätte. Die Ausstellung wurde zwar am tische Gymnasium, wo 1957 Hel- Eröffnungstag mit großem Interes- wigs Geschichte mit dem Sauerland Der Beginn der Veranstaltung se aufgenommen, auch von etli- war zugleich das Highlight des chen Klassen und Kursen besucht; Abends: der Auftritt von Hai & die Öffentlichkeit aber war nicht Topsy (Frankl), begleitet von Mir- ausreichend aufmerksam gemacht jam () am Akkordeon, worden. – Hai, der sich die Aus- eingeleitet von Hais Erinnerungen: stellung ein zweites Mal in aller „Es muss kurz nach 1933 gewesen Ruhe angesehen hat, freute sich: sein. Denn es fiel der Satz: ‚die „Es gab da viele Wiedersehen und braune Scheiße’ bei der Diskussi- Nostalgie“. on über die Nazis“. Da sei Helwig Dudelsack spielend bei der Biebri- In geselliger Runde all derer, die cher Nerother-Gruppe aufgetaucht. sich längst Helwig verbunden „Er wurde sofort die zentrale fühlen, wurde bis spät in die Nacht Gestalt in unserem Kreis. Damals erzählt, diskutiert, gesungen und brachte er uns auch das Lied von geplant, wie es weitergehen soll, Mirjam, Hai und Topsy in Schmallen-

Foto: Ulrich Prause berg Brecht ‚Weil unser Land zerfressen z.B. in , wofür Helmut

20 21 … zum Helwig-Jahr

Ursula Prause am Grab von Helwig Steckel schon Bömmes gewinnen „Allmählich schmilzt der Zauber konnte. des Treffens im Sauerland“ (Sher- ry), aber die Vorbereitungen für Am nächsten Morgen ein Aus- Hamburg laufen auf Hochtouren. flug nach Wormbach, der ältesten Pfarrei im Sauerland, einer alten Ursula Prause heidnischen Kultstätte am Ende eines alten Hellweges, auf dem Hamburg wird nach Basel und Schmallen- schon die Germanen ihre Toten berg die dritte Station der Helwig-Ausstel- nach Wormbach brachten und wo lung sein. Sie wird vom 17. Februar bis 31. Helwig nun begraben liegt. „Der März 2006 im Gymnasium am Kaiser-Fried- schönste Kirchhof der Welt“ (Titel rich-Ufer in Hamburg-Eimsbüttel zu sehen einer Schrift von Willy H. Heitling) sein. Auftakt wird eine öffentliche Veran- – für Helwig, den Ethnologen, ein staltung sein mit Ursula Prause, Jürgen würdiger Ort, „ein wunderschöner Reulecke und Bömmes. Ursula Prause wird Ort, mit der schönen alten Kirche. über „Werner Helwig - ein zurückgekehrter Ein Ort zum Meditieren...“ (Hai) Sohn der Stadt Hamburg. Sein Leben und Werk vor dem Hintergrund der Ausstellung“ Zum Abschluss aller Veranstal- sprechen, Jürgen Reulecke über „Werner Nähere Informationen: Foto: Helm tungen fand in der Wormbacher Helwigs Ort in einer Generationengeschichte Helmut Steckel, Breitenfelder Straße 30 Kirche – „in memoriam Gerda des 20. Jahrhunderts. Eine Annäherung“. 20251 Hamburg, Tel. 040 – 47 93 47 Helwig“ – ein Konzert mit Orgelim- Öffnungszeiten der Ausstellung: Von 10 bis [email protected] provisationen (Ulrich Schauerte) zu 17 Uhr, jeweils von Montag bis Freitag. In Ursula Prause, Südring 111. 55128 Mainz Texten von Helwig statt, u.a. aus den Ferien vom 4. bis 19. März bleibt die Tel. 06 131 – 36 15 57 Waldregenworte und Totenklage Schule geschlossen. Am Sonnabend, dem [email protected] (Sprecher: Marlies Kevecordes und 18. Februar kann die Ausstellung von 11 bis www.wernerhelwig.de Wolfgang Pelzer). 17 Uhr besichtigt werden. www.muschelhaufen.de/helwig Ehrung für Julius Schoeps m 28.10. erhielt Julius H. der Universität Potsdam, Direktor In der Begründung für die Ordens- ASchoeps im Zusammenhang des Moses-Mendelsohn-Zentrums verleihung wird neben dem der Jahrestagung der Gesellschaft und streitbaren Zeitgenossen Julius Hinweis auf sein facettenreiches für Geistesgeschichte das vom Schoeps, dessen Lebenslauf und wissenschaftliches Werk zumal zur Bundespräsidenten Horst Köhler Lebenswerk für ein stetes Ringen Geschichte des deutsch-jüdischen- verliehene Bundesverdienstkreuz 1. um die deutschjüdische Identität in Verhältnisses im 19. und 20. Jahr- Klasse. Die Auszeichnung gilt dem Geschichte und Gegenwart stehen. hundert auch vieles gesagt über Professor für Neuere Geschichte an den begnadeten Gründer: Universi- Foto: Tobias Barniske> Foto: Tobias Von links: Dr. Stefan Krolle, Jörg Weike, Prof. Dr. Julius Schoeps, Lilo Krolle, Prof. Dr. Joachim Knoll (Joko), Peer Krolle, Prof. 20 Wolfgang Hempel 21 Rumänienfahrt

täten und Institute, Studiengänge, schen Berend-Lehmann-Museum langen Beitrag in der „Literarischen Zentren der deutschjüdischen und zugeführt – ein Museum übrigens, Welt“ im Anschluss an die Disser- der europäischjüdischen Geschichte das jüdisches Leben in der Region tation von Stefan Krolle auf die in Duisburg und Potsdam, zwei besser zur Geltung kommen lässt Jugendbewegung eingelassen, dies Jüdische Museen, eines in Halber- als der große Publikumsmagnet in wiederum gleichsam militant und stadt, eines in Wien, dort im Palais Berlin. unmissverständlich.25 Eskeles in der Dorotheengasse, tra- gen seine Handschrift und wären Der Burg Waldeck und der ABW ist Dass die zweibändige Festschrift zu ohne seinen Gründungsimpetus Julius Schoeps in kritischer Sym- seinem 60. Geburtstag die Über- nicht ins Leben getreten. pathie und emotionaler Zuneigung schrift trägt: „Preussens Himmel seit seinen frühen Schüler- und breitet seine Sterne ...“ kommt eben Nebenbei: derzeit wird Neues in Studentenjahren verbunden; jüngst nicht von ungefähr. Halberstadt entdeckt und dem jüdi- hat er sich wiederum mit einem joko Im Lande des Dracula

Ein Fahrtenbericht über eine Selbstverwaltung und das Recht fen und in den Kirchen fanden wir Reise durch Siebenbürgen auf Selbstverteidigung; es war die lange Namenslisten der in Sibirien zweite Demokratie auf Europas Verstorbenen mit den Jahresdaten s war am 10. Juni 2005, als Boden nach England und hatte bis 1952. Estaunende Fluggäste im Flugha- mehr als 500 Jahre Bestand. fen Köln eine achtköpfige Gruppe Wir hatten während unserer älterer Herren sahen, die grauhaa- Die Sachsen waren ein wehrhaftes zweiwöchigen Fahrt jeden Abend rig und zum Teil auch graubärtig Volk, fast jedes Dorf oder jeder Kontakt mit den in den Dörfern sich mit schweren Rucksäcken und Marktflecken hatte eine Kirchen- noch lebenden wenigen Deutsch- Klampfe nach Sibiu (Hermannstadt) burg. Die evangelische Kirche ver- Rumänen. Sie waren begierig, uns in Siebenbürgen abfertigen ließen. waltet noch heute ca. 170 solcher ihre Erlebnisse zu erzählen und Juni ist der Zeitpunkt, an dem seit befestigten Kirchenburgen. mit uns zu singen; sie konnten von Jahren ABW und Zugvogel ihre den deutschen Volksliedern meis- Alten im Durchschnittsalter von 66 1920 wurde die Region im Zuge tens auch noch die vierte Strophe. auf große Fahrt schicken. des Vertrages von Tiralon dem Geschlafen haben wir meistens in Staat Rumänien zugeschlagen, und alten, leerstehenden Pfarrhäusern, Diesmal ging es nach Rumänien, bis 1945 lebten die ca. 300 000 kleinen Pensionen, in einer leeren und von Hermannstadt aus woll- deutschstämmigen Neu-Rumänen Diskothek oder am Lagerfeuer. Die ten sie das Land der Siebenbürger relativ unbehelligt in zum Teil kleinen Städte ähnelten Rothen- Sachsen am Rande der Karpaten überwiegend deutschsprachigen burg oder Dinkelsbühl. durchwandern. Die Siebenbürger Siedlungsgebieten. Sachsen kamen schon im 12./13. Viele junge Rumänen besuchen Jahrhundert auf Wunsch des unga- Nach der Machtübernahme durch heute die deutschen Gymnasien rischen Königs Andras II nicht die Kommunisten wurde 1945 etwa in Hermannstadt, Schäßburg und aus Sachsen, sondern vom Rhein, ein Drittel der Deutsch-Rumänen Medias und sprechen hervorra- aus Moselfranken und Flandern, nach Sibirien deportiert. Viele gend deutsch; die Universität in um dem Druck des Adels und der verhungerten dort, starben an Klausenburg lehrt in rumänischer, Kirche zu entrinnen. In Siebenbür- den Folgen der Zwangsarbeit; die ungarischer und deutscher Sprache. gen gab es verbriefte Freiheit und letzten Überlebenden kamen erst Unabhängigkeit, und sie erhielten 1953 zurück. Auf den Dorffriedhö- Überrascht waren wir, dass nach dem Exodus der Deutsch-Rumänen 25 Eine weitere Besprechung von Stefan Krolles Dissertation hat Julius Schoeps für die Zeitschrift nach 1991 nach Deutschland und für Religions- und Geistesgeschichte, Heft 4/2005, Seite 366 geschrieben. Siehe www.brill.nl. Österreich die Jugend nicht mehr Die Redaktion. nach Westen will, sondern für

22 23 Glückwunsch für Erik Martin

Rumänien eine Zukunft vierung alter Häuser in in der EU sieht. Langsam Hermannstadt. Ihr Traum beginnt auch wieder ein ist die Ausbildung rumä- zartes Pflänzchen der nischer Jugendlicher zu Rückwanderung von ehe- Schreinern. maligen Siebenbürgern zu blühen. Siebenbürgen hofft auf Tourismus, die Landschaft Wir hörten auch von deut- ist wunderschön, die Men- schen reisenden Hand- schen sind freundlich und werksburschen, die in der hilfsbereit. Und die Vam- jahrhundertealten Hand- pire? Einer von uns sprach werksburschen-Herberge abends immer guttural, bis

in Hermannstadt wohnen. wir merkten, dass er sich Foto: Dietze Von links: Zar, Dietze, Simba, zwei Bauern, Peer, Pack, Uli, Rolf. In einem kleinen Dorf Vorn: Karsten von dem Schlafengehen trafen wir Daniela, eine eine Knoblauchzehe in den reisende Schreinerin, die mit Kirchenburg für die evangelische Mund steckte. Ich verrate ihrem „Schacht“ sowohl die Wal- Kirche und hat im alten Torhaus nicht, wer es war. deck, als auch den Kochshof ken- ihre Wohnung und Werkstatt. Ihr nengelernt hatte. Sie verwaltet eine Geld verdient sie mit der Reno- Peer Muschelhaufen 2006 Muschelhaufen ist nun nahezu beeindruckt. Das eingangs zitierte „die muschel an meinem unbemerkt 35 Jahre alt geworden. Muschelgedicht von Andreas Noga ohr kennen Sie bereits. Lyrik der Extra- konnte mir auch nichts Ein halbes Leben lang literarische klasse findet man im Sonderteil verraten Erstveröffentlichungen auf aller- zum 80. Geburtstag von Margot höchstem Niveau im Einmann- Scharpenberg. außer Betrieb jenseits von wirtschaft- daß es in ihrem inneren lichen Interessen, Verlagen und „Wandrers Nachtlied ein kleines meer geben marktüblichen Mechanismen und ... ach, ich bin des Irrens müde muß so ganz nebenbei, wie kann man und der Grenzen mir bewußt, das nur ausreichend würdigen? ferner Friede, hinter dem dunkel Mit der Beharrlichkeit und der komm und bleib in meiner Brust!“ in dem nur die poesie Zuverlässigkeit eines Besessenen mit ihren netzen fischt“ lässt Erik Martin alljährlich in den ersten Novembertagen unsere Her- Erik Martin fischt nun schon seit zen etwas höher schlagen und die 1970 Muscheln aus den Meeren der langen Winterabende erträglicher Literatur, der bildenden Kunst und erscheinen. neuerdings auch der Fotografie. Es soll Leute geben, die das ganze Der aus dem ‘grenzwaldfahrer’, Buch (über 200 prall gefüllte den Erik Martin seit 1962 mit Seiten) in einer Nacht am Stück herausgab (die Grenzwaldhütte in sich aufsaugen. Ich gehöre zu war ein berüchtigter Treffpunkt für jenen, die es etwas langsamer Zecher, Sänger und Diskutanten angehen lassen. In diesem Jahr im niederrheinischen Grenzwald), haben mich beim ersten Durchblät- ab Folge 16 hervorgegangene tern ein paar Dinge ganz besonders Erik Martin (Mac) 22 23 Archivtagung auf Burg Ludwigstein

Für die Abonnenten des Fördera- tos erinnern mich zuweilen an den bos hat H. D. Gölzenleuchter einen Meister der paradoxen Erzählkunst, beeindruckenden zweifarbigen den russischen Schriftsteller Daniil Linolschnitt beigesteuert. Wo gibt Charms. es das heutzutage noch, große Kunst und das fast zum Nulltarif? Wie jedes Jahr freue ich mich auf die vielen Überraschungen, die der Ganz besonders hervorheben Muschelhaufen in den nächsten möchte ich die acht Photos des Monaten noch bereit hält. vom Süd-Ural stammenden Vla- dimir Rolov. Allein dafür lohnt es Vielen Dank schon jetzt, einmal sich, den Muschelhaufen 2006 zu mehr, dem Herausgeber Erik Martin bestellen. Als kleiner Appetithap- und alles Liebe zum 70. Geburts- pen habe ich eines der Photos von tag! Vladimir Rolov mit dem Titel ‘Der komische Tag’ gezeichnet. Die Pho- Andreas Räsch

Kolonialismus und Jugendbewegung aterberg 1904. Wer kennt die Kolonialgeschichte dahinter völlig In England dagegen gründete der WBedeutung dieser Chiffre? Bis verschwand. langjährige Kolonialoffizier Baden- vor kurzem so gut wie niemand. Bis eben zum Jahrestag von Water- Powell aus seiner spezifischen Jetzt gibt es immerhin einige berg 2004, anlässlich dessen die Erfahrung heraus die Boy Scouts Zeitungsleser und TV-Gucker, die deutsche Ministerin für Entwick- und machte sie zu einer weltweiten gelernt haben, dass sich dahinter lunghilfe, Frau Wieczorek-Zeul, Bewegung. ein dramatisches Ereignis deut- sich in Namibia zur deutschen scher Kolonialgeschichte verbirgt: Schuld am Völkermord bekannte Das Kolonialthema kommt nicht die Vernichtung großer Teile des und um Vergebung bat. Der Jah- nur in Deutschland hoch. In Frank- Herero-Volkes in der Schlacht am restag löste Berichte und histori- reich gewinnt es überraschend an Waterberg am 11. August 1904 und sche Rückblicke in den Medien aus. Aktualität. Im Anschluss an die danach in der damaligen Kolonie Jugendkrawalle in den Vorstäd- Deutsch-Südwest, heute Namibia. Das Ludwigstein-Archiv hat mit ten ist dort eine erbitterte Debatte Der Aufstand des afrikanischen seiner diesjährigen Tagung das darüber entstanden, ob die Anfang Stammes gegen die seit 1884 Thema in Verbindung mit Jugend- des Jahres beschlossene gesetzliche währende deutsche Herrschaft war bewegung ebenfalls aufgegrif- Bestimmung, dass Schulen und damit am Ende. Die relativ kurze fen. Gab es diese Verbindung? In Universitäten die Rolle der franzö- Phase deutscher Kolonialherrschaft Deutschland nur in Ansätzen. Vor sischen Kolonisation positiv wür- endete wenig später mit dem Ers- dem Ersten Weltkrieg z.B. durch digen sollen, bestehen bleiben soll ten Weltkrieg 1918. Die Erinnerung Hans Paasche, den Kolonialoffizier, und kann. an deutsche Kolonien wurde in der der den Dienst quittierte, Pazifist Zeit von Weimar und im Dritten wurde und 1913 auf dem Hohen molo Reich mit dem Ziel der Rückgewin- Meißner auftrat. nung propagandistisch aufrecht- Siehe hierzu auch den Bericht von Susanne erhalten. Mit dem Reich war dann Nach dem Weltkrieg gab es den Rappe-Weber in Ludwigsteiner Blätter 229, 1945 auch dieser Traum zu Ende. Bund „Kolonial-Pfadfinder“, der so Dezember 2005, Seite 26ff. Die Deutschen waren zunächst am Rande lief, dass Werner Kindt mit dem Wiederaufbau und dann ihn in seiner Dokumentation der Das Archiv der deutschen Jugendbewe- mit ihrer unbegreiflichen jüngeren deutschen Jugendbewegung gar gung zeigt dazu noch bis Mai 2006 auf Geschichte so beschäftigt, dass ihre nicht erwähnt. der Burg Ludwigstein eine umfassende

24 25 Löns und sein Vaterland

Ausstellung: von Hans Paasche, dem schon für das Wandern nach Wandervogelart Ludwigstein bis zu Hugo Höppener (Fidus). 1921 auf dem Ludwigstein eine Linde zu begeistern, den Pfadfindergründer http://www.burgludwigstein.de/archiv/ gewidmet wurde, über den Ur-Wandervogel Alexander Lion, die Afrikafahrer von der benutzung.htm. Karl Fischer, der versuchte, die Chinesen Burg Waldeck, Kolonialschüler auf dem

Das Grab von Hermann Löns n der Tiroler Grenz‘ zu Bay- sangesfrohen Runde das Thema fisches enthält, lässt er Helmold, Aern hin umspülen die grünen auf, wie es lang verdrängt war. die Hauptfigur, häufig bei seinem Fluten des Inns die Ufer zwei- In den Jahren nach dem Zweiten jüdischen Freund am Wirtshaus- er Länder, hier Österreich, dort Weltkrieg war die Bedeutung der tisch sitzen, und sie reden über das Deutschland. Am Fuße des Zah- Juden in der Kulturgeschichte der Weltgeschehen und das Schicksal, men Kaisers, so heißt dort ein Deutschen ein kaum angegangenes über Leben und Tod, über Liebe Gebirgsstock, überspannt eine alte Sujet. Doch dort, wo wir beisam- und Hass. Der Roman hat eine Holzbrücke die eilenden Wogen men waren, war das Verhältnis von Auflage von über zweihunderttau- des Wildflusses, die Wanderer Goethe und seinen Beziehungen zu send und ist bei Eugen Diterichs zu gelangen an das östliche felsige den Juden auf einmal im Gespräch, Jena erschienen. Hochufer. Dort liegt ein altes Wirtshaus auf der Höh‘ über Hermann Löns war unserer dem reißenden Wasser mit Generation ein bekannter dem Namen Zur blauen Quelle. Dichter. Seine Lieder aus dem Denn im Bergwald dahinter Kleinen Rosengarten hatte Fritz gelangt man an einen großen Jöde vertont, der Komponist Quelltopf, wo blauschimmernd aus der Jugendbewegung vom viel Wasser aus dem Felsboden Musikhaus Frankfurt/Oder. Was schüttet. Daher hat das Wirts- alles haben wir angestimmt, haus seinen Namen, allein die das Hermann Löns gedichtet Wirtin schenkt einen Roten aus hatte? Es waren uns gut und der Karaffe vom Kalterer See, gern über zwanzig Lönslieder einem Südtiroler Wein. vertraut, ob es nun die heiteren Weisen waren vom Stromern Dort saßen wir gern, und durch die Lüneburger Heide jede Woche einmal, um die oder die traurigen von uner- Ahorntische, sangen Wilder- füllter Liebe oder vom Scheiden erballaden, stimmten Jodler und Meiden, auch waren einige an, Saitenspiel von Zither Soldatenlieder dabei. und Gitarre erklangen, und es waren zauberische Stunden; Löns galt im Wandervogel und oftmals bis spät in die Nacht danach bei der Bündischen hinein hockten wir beisammen, Jugend durch sein lyrisches und die meisten aus dieser Schaffen als ein moderner Runde bechern heute „Goldene Hermann Löns Dichter. Erst Bertold Brecht Ewigkeit“ – doch sind sie nicht mit seiner Hauspostille, 1927 bei vergessen. und ich brachte mich ein, dass ein Suhrkamp erschienen, löste den Dichter aus unseren Jugendjahren Löns mit seiner Naturlyrik ab und * eine tiefe und gute Beziehung zu brachte einen anderen Schwung War’s im sogenannten Goethe-Jahr Juden hatte, nämlich Hermann ans Lagerfeuer und in die Hüt- oder später? Ich weiß es nicht zu Löns. In seinem Roman „Das tenrunde. Doch das ist ein ander sagen. Jedenfalls kam in dieser zweite Gesicht“, der viel Biogra- Ding.

24 25 Hermann Löns

* Gesicht, dezente Herrengarderobe Familie von Hermann Löns unter Im Wirtshaus auf dem Felsen und eine schnelle, klare Sprech- seinen Vorfahren ein deutscher über dem reißenden Inn meldete weise zeichneten ihn aus, und wir Jude war. sich ein Fremder zu Wort in der redeten über den Dichter Löns. Runde und sang – knödelnd wie Seine Lieder stimmten wir an und Also: kein Staatsbegräbnis. So gar nicht selten von Laien gesun- waren eine frohe Runde. saßen die vier jungen Wandervögel gen wird – eine neue Fassung von mit den ausgegrabenen Knochen „Wenn ich meine Schafe weide ...“ Dann erzählte uns Dr. Käsemann des toten Soldaten Hermann Löns Der Vortrag des Liedes ließ mich die Löns-Geschichte, die wir nicht herum und suchten einen Platz, schmunzeln, und wir kamen ins kannten. Vier Wandervögel aus wo man ihn begraben könnte. Gespräch. Theoretische Physik sei Berlin machten sich 1934 auf, den Wer heute nach Walsrode kommt, sein Metier, sagte der Sänger, er gefallenen Dichter bei Reims in der der liest an der Autobahn ein komme aus dem Berliner Wander- Champagne aus seinem Soldaten- Schild: Vogelpark Walsrode, und vogel, wo auch die Melodie des grab heraus zu holen und ihn nach dort endet auch die Südheide. Am schäferischen Liedes herstamme. Deutschland zu bringen. Und das Waldrand hinter Walsrode steht Und dies und das, und er habe ein taten sie auch, damals gerade ferti- ein Schild: Löns-Grab. Dort haben Patent auf blendfreie Autoschein- ge Studenten, voller Schwung, und die vier Wandervögel ihrem toten werfer, die mit polarisierendem sie wollten ihrem gefallenen Dich- Dichter die letzte Ruhestätte berei- Licht scheinen. ter-Idol in seinem Heimatland ein tet. Staatsbegräbnis veranstalten und Ein weinseliges Gespräch kam ihm ein würdiges Grab bereiten. Da fällt mir die Übersetzung von auf, die anderen in der Runde tejo ein, der das französische Lied schwiegen, und wir lauschten Als sie die Knochen des toten „Gentils galans de France, qui dem Fremden. Ja, der Löns und Soldaten in einer Holzkiste nach vous en guerre allez“ ins Deutsche die Juden – ob wir seine Herkunft Deutschland gebracht hatten, nah- übertragen hat. Da lautet die letz- denn wüssten? So genau war uns men sie mit der Reichsregierung te Zeile: „Am Waldrand vor der die Löns-Genealogie nicht vertraut, die notwendigen Verbindungen Heide, wo sein Grab sie gemacht.“ 1866 ist er in Westpreußen gebo- auf, um das Staatsbegräbnis dann Und von Bertold Brecht die ren und starb den Soldatentod vor vornehmen zu können. Da erhiel- „Legende vom toten Soldaten”, die Reims 1914. Er hatte sich mit fast ten sie aus dem Ministerium von hat eine Verszeile: “...und grub mit 48 Jahren als Freiwilliger zum Heer Herrn Dr. Goebbels einen ableh- geweihtem Spaten den gefallenen gemeldet und fiel im August, als nenden Bescheid hinsichtlich des Soldaten aus“. die Deutschen bis zur Maas vorge- Vorhabens, dem gefallenen Solda- stoßen waren. ten Hermann Löns in Deutschland Fürs KÖPFCHEN hab ich’s geschrie- ein ehrenhaftes Staatsbegräbnis zu ben, auf dass es nicht vergessen Der knödelnde Lönssänger war geben. Denn, so schrieb das Minis- gehe. nicht groß, dünnes dunkelblondes terium an die vier Wandervögel, es Haar und wache Augen im hellen hat sich herausgestellt, dass in der Heiner Kröher

Beim ersten Stuttgarter Chanson- und Liedwettbewerb

im Oktober 05 haben zwei Künstler Preise gewonnen, die auf der Waldeck keine Unbekannten sind. - Den ersten Preis gewann Sebastian Krämer, ,Klavierkabarettist und Poetry-Slammer‘. Den Waldeckern bleibt sein Auftritt beim Abschlusskonzerts l995 von Christof Stählins SAGO-Workshop für junge Liedermacher als Höhepunkt im Gedächtnis (siehe KÖPFCHEN 4/95). - Der vierte Platz ging an Martin Sommer, den Shootingstar unseres Jubiläumsfestes Pfingsten 2004, einge- führt – von wem wohl? – von Christof Stählin!

26 27 Das schwarze Fähnlein

Jugenderinnerungen eines jüdischen Berliners

elten hat mich ein Buch so lein, Jungenschaft. Just aus diesem sches landwirtschaftliches Lehrgut, Sgefesselt und gleichzeitig ange- Kapitel las Angress dann abends. das auf das Siedeln in Übersee rührt wie Werner T. Angress’ Buch Aber: welch ein Unterschied vorbereitet. Tatsächlich wird dies „… immer etwas abseits“, aber doch zwischen geschriebenem und dann neben Kenia und Australien immer mittendrin im Berlin der gesprochenen Wort! Die Zuhörer- hauptsächlich in Hyde Farmlands/ dreißiger Jahre, in der jüdischen schaft war gebannt, als der kleine, Virginia realisiert. Während der Jugendbewegung, im Exil und als bescheidene Mann die Bilder seiner Zeit des Exils in England, Holland, GI im Krieg gegen Hitler. Detail- entscheidenden Jugenderlebnisse USA bleiben die „Breesener“ stets genau, unspektakulär beschreibt in der Bündischen Jugend wieder in Kontakt, „Bo“ eingeschlossen. „Töpper“, so sein Fahrtenname, auferstehen ließ. die ersten 25 Jahre seines Lebens Als „Gefangenenverhörer“ spezia- (1920 – 1945) als Jugenderinne- Während fast alle anderen Bünde lisiert, springt „Töpper“ am D-Day rungen eines jüdischen Berliners, schon seit Pfingsten 1933 verbo- 1944 über der Normandie ab und notabene nicht: Berliner Juden. ten waren, bestand diese jüdische kämpft gegen Hitlers Armee, um Und so ist er, 1988 als emeritierter Jungenschaft ganz offiziell bis zum schließlich als Sieger einzurücken. Geschichtsprofessor in USA, nach 9.12.1934. Sein Vater ist im KZ ermordet einem erfüllten Leben, wieder ins worden, die Mutter und seine veränderte Berlin zurückgekehrt. Wenig später erweist sich das Aus- zwei Brüder haben im holländi- Zur Einstimmung auf eine Lesung wanderer-Lehrgut Groß Breesen bei schen Untergrund überlebt. Nach am 1.11.2005 in der Potsdamer Breslau bis 1938 als Sammelbecken 4 1⁄2 Jahren Militärdienst beginnt Fraenger-Villa (organisiert vom jüdischer Jugendbewegter. Von Angress sein Studium in Berke- unermüdlichen Wolf Hempel) hatte Prof. Curt Bondy („Bo“) inspiriert, ley und lehrt später als Professor ich das Kapitel „Der Bund“ gelesen, geprägt und geleitet, entsteht hier in der State University of New Angress’ Zeit im Schwarzen Fähn- ein ausgesprochen antizionisti- York 25 Jahre lang europäische Geschichte.

Wir hoffen, Werner T. Angress bald auf der Waldeck begrüßen zu können.

Swobl

Werner T. Angress: „…immer etwas abseits“. Jugenderinnerungen eines jüdischen Berli- ners 1920 - 1945, Berlin (Edition Hentrich) 2005, 335 Seiten, 24 Euro, ISBN 3-89468- 271-X

Zum Weiterlesen: Werner T. Angress „Generation zwischen Furcht und Hoffnung, Jüdische Jugend im Dritten Reich“, Christi-

Foto: Rolf Boehm ans Verlag, Hamburg 1985. Werner T. Angress im Fraenger-Haus 26 27 Das Leben des José Antonio Gutierrez

ir erinnern uns: Beim Singe- José Antonio Gutierrez“ von Heidi Wwettstreit 2003 trug Plauder Stecogna, eine deutsch-schweizeri- sein Lied über den ehemaligen sche Koproduktion, die in den USA guatemaltekischen Straßenjungen beim Sundance-Festival gezeigt und illegalen US-Einwanderer José wird. Antonio Gutierrez vor. Er war der erste amerikanische Soldat, der im Das Sundance-Festival, vor mehr Irak Opfer des Krieges wurde. Für als zwanzig Jahren von Robert dieses Lied bekam Plauder einen Redford gegründet, ist in den USA Sonderpreis. (Siehe KÖPFCHEN 4/03- das wichtigste Forum für unab-

1/04, Seite 14). hängige Filme, die nicht von den Foto: Paul Maaßen Interessant ist, dass es nun einen wenigen marktbeherrschenden Hanns Dieter Hüsch, Film gibt: „Das kurze Leben des Hollywood-Studios stammen.34 1925 - 2005

Ich habe immer versucht, Die Erhabenheit der Bäume, Die Unverwundbarkeit der Günter Gall – 30-jähriges Steine, Die Vorurteilslosigkeit der Bühnenjubiläum Flüsse Und die Gelassenheit der Tiere un steht unser Freund und Tourenplan und Auswahl-Disko- Zu erreichen. NABW-Mitglied Günter Gall grafie gewidmet. Siehe auch seine Aber es ist mir nicht gelungen. seit dreißig Jahren auf der Bühne. Homepage www.guenter-gall.de. Zu dieser Gelegenheit hat ihm der Hanns Dieter Hüsch Folker! in Heft 6/05, November- Auch wir gratulieren und wün- Dezember 05 auf Seite 27ff. ein schen Günter Gall weiterhin viel ausführliches Porträt mit Fotos, Glück und Erfolg!

Dirk Hespers 75

Dirk Hespers (Drikkes) beschließt dieses Jahr das dritte Quartal seines Lebens. Dazu gibt es am 25. Februar 06 ein Fest auf dem Zugvogel-Kochshof im Bergischen, zu dem alle eingeladen sind, seien sie ihm nun wohlge- sonnen oder auch nicht.

Gratulieren darf man ja noch nicht, aber KÖPFCHEN wünscht dem Fest schon mal ein gutes Gelingen.

34 Stuttgarter Zeitung vom 7.12.05

28 29 Mindener Kreis 05

SilberSpring – 75…

... so nennen die Zugvögel ihr te übernommen. Köbes hat neues umfangreiches Liederbuch, daraus zwei Lieder erschaf- weil vor 75 Jahren trenk (Alo fen. Wenigen bekannt ist, Hamm) den ersten Silberspring als dass Walter Scherf – tejo –, Sammlung eigener Lieder dem san- der begnadete Liedermacher gesfrohen Fahrtengesellen unter- der deutschen jungenschaft und aber sie sind ihr nah; vermeiden breitet hat. Nun ist Silberspring 6 zugleich ihr Führer, den „Kleinen Klischee und wandern am Kitsch druckfrisch am Liederbüchermarkt Hobbit“ aus dem Englischen ins vorbei – zum Glück! Wir finden erschienen. Auf 71 Seiten finden Deutsche übertragen hat. So darf sie im Unbehausten. Die Unrast die Sänger und Sängerinnen 55 der Rezensent annehmen, dass treibt sie. Darin ist der wandernde neue Lieder abgedruckt. Text und beide Hobbit-Texte aus der Feder Musikant zuhaus. Ein Thema, das Noten mit Gitarrenbegleitung/ von tejo stammen. Ibero-Amerika im Hohen Mittelalter bei Walther Akkord mit Symbolen notiert. wird im Silberspring 6 besungen, von der Vogelweise erklingt. Franz der Halbkontinent beginnt am Villon lässt grüßen. Carl Michael Über Lieder zu schreiben mag Gringopass und streicht bis Feuer- Bellman reicht das Saitenspiel an. heikel sein, dem Kenner überlas- land, Tierra Fuego. Bulat Okudschawa, zu Werner Hel- sen, wertet jener die Kleinode aus wig und zu den Rotgrauen Raben. Musik und Poesie nach seinem Ein anspruchsvolles Vorhaben, Zwar ist keiner dieser Sangesbrüder Wertmaßstab. Mich hat die Lektüre diese Liedersammlung, ist gelun- im 6. Silberspring, abgesehen von dieser Sammlung erfreut, darin gen. Lockend und reich, farbig und jenem am Gringopass. Faltenwurf weitschweifende Fahrtenbrüder aller Takte voll. Vierviertel-Takt und Widerhall erinnern an glosen- von der Heimat singen, von der wechselt mit dem Sechsachtel-Takt, de Gluten, daran die Ferne schlum- Ferne zugleich, vom großen Russ- darauf folgen Titel im Siebenach- mert. land wird erzählt, vom Balkan tel-Takt, und mit dem Dreiviertel- ebenso. Sea-Shanties aus England Takt geht die Post ab. Heiner Kröher und Frankreich erklingen. Liederbücher sind nur Notationen. Silberspring 6. Lieder des Zugvogel, Hg. Die Dichter der Texte kommen aus Durchs Singen werden ihre Lieder Zugvogel, Deutscher Fahrtenbund e.V., dem Zugvogel, andere wieder hei- ins Leben gebracht, ins Klingen. So November 2005, Inhalt: Achim Schiel ßen Klabund oder Theodor Kramer. werden sie erlebt, wie Kunst eben (Hellas) & Uli Becker, grafische Gestaltung: Robert Service ist darunter. Plauder nur durch Künden dem Menschen Klaus Wünnenberg (Simba). Kontakt: Dieter hat ihn übersetzt und vertont. Vom teilhaft werden kann. Fahrtenlie- Feist (Dietze), Ackerstr. 7, Odenthal. „Kleinen Hobbit“ sind zwei Gedich- der brauchen nicht Kunst zu sein,

tusk – Mythos oder Legende? Kolloquium in Berlin zum 50. Am 1.11.2004 hatte man auf dem Ort des Treffens und der Erin- Todestag von tusk Ludwigstein schon den 75. Jah- nerung war diesmal Berlin, der restag der tusk-Gründung „dj.1.11 Robert-Havemann-Saal im „Haus er Mindener Kreis, die Verei- – deutsche jungenschaft vom der Demokratie und Menschen- Dnigung von Jungenschaftlern 1.11.1929“ mit Referaten, Erinne- rechte“. An diesem Ort mit Bezügen aus der Zeit nach 1945, war gefor- rungen und Liedern begangen. Nun zur DDR-Bürgerrechtsbewegung dert: am 31. August 2005 jährte sollte also tusk selber im Mittel- wurde unter Leitung des Historikers sich der Todestag von Eberhard punkt stehen. Sohn Romin war aus Dr. Michael Philipp eines Mannes Koebel – tusk zum fünfzigsten Mal. den USA angereist. gedacht, wie man ihn sich rück-

28 29 tusk 1907–1955

Von links: Michael Philipp, Botho Brachmann, Gero von Schönfeldt Romin Koebel, Maria und Adolf Rüger, untereinander befreundet, erzählten von ihrer FDJ-Gruppe am Carl-von-Ossietzky-Gymnasi- um in Berlin-Pankow zu Beginn der fünfziger Jahre. Es war die „Geschwister-Scholl-Gruppe“, die kulturell autonom arbeiten konnte und an der Schule eine Minderheit von zwei bis drei Schülern pro Klasse vertrat. tusk bekamen sie zu Gesicht, wenn sie bei Romin Foto: Rolf Boehm zu Hause waren. Ein bleibender blickend politisch unsteter kaum Symbole, sangen seine Lieder und Eindruck hat sich aber nicht fest- vorstellen kann. Dabei wollte er beriefen sich auf seine Schriften gesetzt. ausdrücklich politisch wirken, was und Ideen. Seine für die Freie Stetigkeit voraussetzt. Nachdem er Deutsche Jugend – FDJ – werben- Gustav Just, Mitglied des Wander- sich zunächst für Hitler interessiert den Anregungen, die ab 1947 in vogels in Gablonz (1933-38) und hatte, wurde er Mitglied der KPD „Londoner Briefen“ herüberkamen, von daher mit dem Namen tusk (1932), später der FDJ und der SED. verpufften dagegen. Gero von vertraut, war in der DDR Sekretär Versuchte aber 1933 auch eine Schönfeldt, Jungenschaftler von des Schriftstellerverbandes und Rolle in der Hitlerjugend des Bal- 1946 bis 1957, nennt heute tusks sollte Eberhard Koebel publizis- dur von Schirach zu spielen. 1932 damalige Wirkung „unterschwel- tisch beraten. Im Gespräch stellte gab er an seine Freunde die Parole lig“. Er war eine ferne Legende, er dann zu seiner Überraschung aus, sich für eine der Parteien zu kein Mythos. Er konnte keinen fest, dass er dem legendären tusk engagieren, die das Wirtschaftssys- unmittelbaren Einfluss auf Grup- gegenübersaß. 1955 hielt er auf ihn tem ändern und den Sozialismus pen mehr gewinnen, konnte den die Trauerrede.26 einführen wollten: KPD, SPD oder abgerissenen Draht nicht wieder NSDAP. 1951 schloss ihn die SED aufnehmen. Botho Brachmann, ehedem Leiter aus, inhaftierte ihn sogar zeitwei- des Zentralarchivs von SED/PDS, lig. 1990 hat ihn die PDS posthum Die zahlreichen Schriften von tusk rehabilitiert. werden z.Z. im Achims Verlag neu herausgegeben. Fünfzehn Bände Die Faszination, die von seiner waren geplant. Zwölf liegen vor. aktiven Zeit (bis 1932) als Jungen- Eckard Holler und Fritz Schmidt schaftsführer bis heute ausgeht, berichteten darüber. Ein übersicht- wirkte direkt nach Krieg und Nie- liches Gesamtverzeichnis der Aus- derlage weiter. Jungenschaftsgrup- gabe ist nicht bekannnt. Enthalten pen entstanden bereits ab 1945 sind auch bislang nicht bekannte wieder an unterschiedlichen Plät- Schriften aus dem Londoner Exil zen der Westzonen. Sie verwen- und aus der DDR-Zeit. Holler deten die von tusk eingeführten berichtete Details aus dieser Zeit.

26 abgedruckt in: Aber am Abend laden wir uns ein. Ein Mosaik für Wolfgang Hempel zum siebzigsten Geburtstag, Hg. Meino Naumann, Potsdam (Verlag für Berlin-Brandenburg) 2001, Seite 21ff. – Seine Erlebnisse in der bündischen Jugend und seine Begegnung mit tusk schildert Just in seinem Lebensbericht Deutsch, Jahrgang 1921, Potsdam (Verlag für Berlin-Brandenburg) 2001, Seite 16ff.. 27 Als „Grenzgänger“ zwischen Rechts und Links wird tusk dargestellt in Gudrun Schneider- Nehls: Grenzgänger in Deutschland. Untersuchung einer intellektuellen Verhaltensmöglichkeit

in unserem Jahrhundert, Potsdam (Verlag für Berlin-Brandenburg) 1997. Foto: molo Das Familiengrab Koebel in Stuttgart 30 31 tusk nach dem Krieg

verwaltete die Akte tusk unter tusk kein „Grenzgänger“, der die Jürgen Reulecke würdigte tusk am „Agenten, Trotzkisten u. a. ver- Seiten wechselte.27 Er sei sich viel- Ende in seiner Widersprüchlichkeit, dächtige Elemente“, und stellte mehr selber treu geblieben, indem seinen bemerkenswerten Erfolgen dann mit Brief an die Schiedskom- er die Taktik des Trojanischen und Misserfolgen als eine der typi- mission der PDS vom 6. März 1990 Pferdes anwandte und versuchte, schen Figuren des tragischen 20. den Antrag auf seine Rehabilitie- auch unter anderer Flagge kommu- Jahrhunderts. rung. Nach seiner Auffassung war nistische Ziele zu verfolgen. molo Die Londoner und Berliner „1.11. 1931...: Die Nazipartei schwillt an... Briefe von tusk wir erkennen unser unpolitisches Jugendreich und ein Blick in seinen Briefwechsel als das, was es ist - eine gefährliche Illusion. - In dieser Erkenntnis treten wir auf die Seite der antifaschistischen Arbeiterjugend.“ usk, der sich in der Emigra- dung. Die Adressaten („die tusk, Berliner Brief Nr. 10 Ttion in London zusammen deutsche Jungenschaft in mit Anderen schon seit längerer der Bizone“) reagierten, ich mir hier aufschreibe. Der erste Zeit um den Aufbau einer ein- wie bekannt, in unterschiedlicher ist: die Jungenschaft ist politisch heitlichen Jugendorganisation im Weise: groben Ablehnungen stan- und religiös neutral. Anmerkung: Nachkriegs-Deutschland (F.D.J.) den teilweise begeisterte Zustim- Politische Neutralität begreift die bemüht hatte, schrieb von London mung, sowie ernsthaft-freund- aktive Verteidigung der Jugend vor aus bis 1948 fünf Nummern eines schaftliche Versuche gegenüber, die der nationalsozialistischen Gedan- hektographierten Rundbriefs an aktuellen Erfordernisse mit tusk zu ken- und Empfindungswelt in sich, die westdeutsche Jungenschaft, die diskutieren. sowie ihr Schutz vor Elementen, „Londoner Briefe“ (LB), der – nach die sie gegen eine oder alle Besat- tusks Rückkehr nach Deutschland Was von seinen Erkenntnissen zungsmächte ... aufwiegeln wollen. – fortgesetzt und in „Berliner Brie- – aus heutiger Sicht – auch noch ...“ fe“ umbenannt wurde.28 Zugleich so richtig gewesen sein mag, tusk unterhielt er einen regen Brief- konnte es nicht effektiv weiterge- Hajo Zenker schrieb an tusk am wechsel mit seinen jungenschaftli- ben, weil er sich an eine politische 11.11.1947: „Dein erster Brief half chen Freunden und Kritikern. Macht anlehnte, die zwar den Hit- uns nicht weiter.“ und tadelt sei- lerfaschismus in die Knie gezwun- nen agitatorischen Stil: „...wahr- Der Kernpunkt der Londoner und gen hatte, deren politisch-institu- scheinlich hast du dich im Ton Berliner Briefe war für tusk dabei tionelle Formen seinen Freunden vergriffen. ...vielen war der Brief die Vertilgung des NS-Gifts in den und den Jungengruppen aber nur zu laut.“ Hajo Zenker beruft sich Köpfen und Seelen der deutschen fremd bleiben konnten, weil die auf die Notwendigkeit der Stil- Jugend (daher die Schulung in im Aufbau befindliche deutsche le: „Wir glauben, dass nach den Staatsbürgerkunde und Gegen- „Volksdemokratie“ gar keine wirk- zwölf lauten Jahren die Stille die wartsgeschichte) und ihr einheitli- liche Demokratie war. Phase unserer Jugendbewegung ist. cher Zusammenschluss. Unsere Stille ist nicht die Flucht Am 19. März 1947 schrieb tusk vor harten Tatsachen. Wir glau- Der Kernpunkt für die sich nach an Muschik (Fritz Jeremias): „Ich ben, dass wir uns nur in der Stille dem Krieg neu bildenden Jungen- will Euch nach und nach Grund- klären und mit den Problemen schaftsgruppen war etwas anderes, sätze für die neue Deutsche Jun- auseinandersetzen können.“ und vorrangig war für sie die Selbstfin- genschaft (dj.1.11) schicken, die setzt hinzu: „Gerade von Dir hätten

28 Alle hier zitierten Briefe von und an tusk sowie die Londoner und Berliner Briefe an die westdeutsche Jungenschaft befinden sich im Archiv der deutschen Jugendbewegung auf Burg Ludwigstein. Die Londoner und Berliner Briefe erscheinen in der Werk- ausgabe neu 2005/2006 in Achims Verlag, Edermünde. Das Familiengrab Koebel in Stuttgart 30 31 tusk…

wir eine andere Sprache erwartet.“ wurde...“ Michael Jovy schildert, • Tusk hatte Recht mit seinem „Propagandisten werden von uns wie es ihm so gelang, „eine Grund- Bekenntnis zu Ehe und Kindern. schnell erkannt. Wir lehnen sie ab, lage zu finden, auf der wir wirk- weil wir uns unvoreingenommen lich aufbauen können.Wir können • Er hatte Recht mit seiner Forde- selbst nach allen Seiten orientieren und dürfen nicht vorstoßen von rung, die Jungenschaft für das wollen.“ „Die FDJ der Westzonen einem engen und vorgefassten weibliche Geschlecht zu öffnen. scheiterte letztlich an ihrer Tonart.“ Gedankenkreis aus.“ (Brief vom 28. November 47) Michael Jovy will • Er hatte Recht mit seinem Projekt Den Weg der stillen Neuorientie- keinen „Anschluß an irgendeine eines Schulungskurses Gegen- rung ohne Agitation (nach zwölf bestehende Richtung“, vielmehr wartsgeschichte („GwG“), als Jahren NS-Propaganda) durch poli- geht es ihm darum, „unsere Hal- Anhang zu den Londoner Brie- tische Suchbewegungen nach allen tung in die Politik hineinzutra- fen, also dem Projekt einer Nach- Seiten, die Hajo Zenker gegenüber gen.“ hilfe für angehende Demokraten. tusk hier einfordert, stellt Michael Jovy in seinen Briefen vom 30. Weniger Mühe mit tusks pädago- • Er hatte Recht mit seiner Kritik August und 28. November 1947 gisch-politischen Ratschlägen und an der vermeintlichen Ehre des konkreter dar. Er berichtet tusk, seiner Ernsthaftigkeit machte sich Frontsoldaten, einem ehemals wie er ohne irgendeine Vorberei- ein „Ko“, für ihn sind die Briefe beliebten und apologetischen tung die Jungen seiner Horte auf- „Geschreibsel“. Argument von Kriegsheimkeh- gefordert hatte, einmal ihre Vor- Walter Hessler schrieb, „das ehe- rern. (Brief an Muschik vom 19. stellungen über die Jungenschaft malige Kriegsproblem interessiert März 1947). aufzuschreiben. Obwohl die Horte die Jugend in Deutschland nicht damals noch kein Jahr alt gewe- mehr“. • Er hatte Recht mit der Absage an sen war, war Michael Jovy, wie er den romantischen Irrationalismus tusk berichtet, mit den Ergebnissen Schließlich schrieben Landeskreis- in der Jugendbewegung und in zufrieden. Es war das Leben in der führer der deutschen Jungenschaft der Politik. Hortengemeinschaft, das die Jun- am 23.März 49 an tusk: „....Die gen verändert hatte. Ihm geht es Berliner Briefe aber und insbeson- • Er hatte auch Recht mit seiner in erster Linie darum, „die Jungen dere die durch deine Regie über Absage an sektiererische „Elite“- dazu (zu) bringen, ihre eigenen den Deutschlandsender verbreite- Ideologien. („Auslese ist ein Gedanken auszudrücken.“ Michael ten Jugendsendungen, ferner der ungutes Wort ... und reisst ... eine Jovy setzt im Brief vom 30. August Inhalt Deiner uns bekannt gewor- Kluft in unserem ... Volk auf.“, 1947 hinzu: „Besonders wichtig ist denen Privatkorrespondenz zeigen Londoner Brief Nr.2) das auch auf politischem Gebiet.“ eine eindeutig festgelegte partei- „Bereinigung von jeder Verkramp- politische Richtung und dabei die • Und er hatte Recht damit, dass fung war eine der notwendigsten immer wiederkehrende Absicht, ein Verfasser einen eigenen Aufgaben bei der Hortenarbeit, die Empfänger und Hörer in diese Standpunkt haben muss, damit dann Hinlenkung zu eigenem einseitige Richtung zu lenken. ... er etwas erkennen und beschrei- Urteil und Schulung desselben.“ Wir ersuchen Dich, es zu unterlas- ben kann. „Sage man nicht, ich (ebd.) Dabei sei die Überzeugung sen, Dich in irgendeiner Weise mit sei eben Kommunist. Die LB und des Anderen zu achten. Gerade auf der ... Jungenschaft in Verbindung GwG sind sorgfältig überpartei- diesem Weg hat Michael Jovy mit zu bringen.“ lich, d.h., staatsbürgerlich gehal- seiner Form der antinazistischen ten. Dass ihr Verfasser selbst Erziehungsarbeit Erfolge: Nach mehr als einem halben Jahr- einen Standpunkt hat, ist unver- hundert ist dazu heute zu sagen: meidlich. Alle politisch interes- „Ich hatte manchen Jungen dabei, Tusk war mit den meisten seiner sierten Männer haben das.“ (Brief der bei seinem Eintritt noch völ- in den Londoner und Berliner an Muschik vom 6. März 1948) lig an die vergangenen Ideen Briefen und der „Privatkorrespon- gebunden war. Heute empfin- denz“ gegebenen Anregungen an Die harschen Äußerungen der den sie selbst diesen ehemaligen die Nachkriegsjungenschaft seiner Landeskreisführer von 1949 lassen Standpunkt als ein Vorurteil, Zeit voraus. Vielleicht zu weit, um vermuten, dass dabei das Gift des welches ihnen einmal aufgepfropft seine Adressaten zu erreichen: spezifisch nazistischen Antikom-

32 33 …nach dem Krieg

munismus (d.h. das Programm der um tusks Einfluss in der Nach- weg des fortschrittes sei, und Vernichtung des Kommunismus kriegsjungenschaft mit einem daß es heute schon lehren gebe, und der Kommunisten!) noch Artikel von tejo, Walter Scherf, die weit über ihn hinausführten eine Rolle gespielt hat, so dass dem damaligen Bundesführer der und den marxismus als veraltet tusk als Marxist und Antifaschist, westdeutschen Jungenschaft in der zurückließen, versuchte tusk uns trotz vieler Gemeinsamkeiten Zeitschrift „Signale“. Im Berliner das gegenteil zu beweisen. Natür- mit Michael Jovy, Muschik, Hajo Brief Nr. 1 heißt es: „In Signale v. lich gelang dieser beweis bis auf Zenker, Heinpe, (Heinrich Steinhö- 9. Juli 1949 berichtet Tejo, Bun- die grundannahme, daß die mate- fel) und Anderen, und trotz seiner desführer der deutschen Jungen- rie die grundlage des lebens sei. kein bisschen propagandistischen, schaft, von einem Gespräch, das Wir bestritten jedoch, daß diese sondern differenzierten und sorg- ich mit Helm aus am 29. grundannahme die einzig mögli- fältig geführten „Privatkorrespon- Mai 1949 in Berlin führte. Wenn che und damit die einzig richtige denz“ mit diesen maßgeblichen es schon gewagt ist, als Dritter sei, und meinten, sie sei eine Jungenschaftsführern der Westzo- von einem Gespräch zu berichten, glaubenssache. Tusk darauf: es nen, vielleicht auch deswegen bei bei dem man nicht anwesend war, gibt keine andere grundannahme der Jungenschaft der Nachkriegs- so verzerrt Tejo den Vorfall offen- und alles andere ist absolut falsch. zeit in Westdeutschland nicht bar auch bewusst. Warum versucht Damit stellte tusk sich völlig anerkannt und mit seinen aktu- er, mich als einen engstirnigen hinter die marxistisch-kommunis- ellen Vorstellungen nicht ange- marxistischen Doktrinär, als einen tische lehre…“29 nommen wurde. Ich vermute, hier intoleranten Tyrannen darzustel- wurde das Kind – die notwendige len? Cui bono?“ * Erkenntnis – mit dem antikommu- Ob „die Materie“ als „Grundlage nistischen Bad ausgeschüttet. In „Signale“ hatte gestanden: „Aus des Lebens“ im Marxismus nun die dem gespräch, das helm mit tusk „Grundannahme“ ist, oder etwas In Italien, in Holland, Frankreich am 29.5. 49 in berlin führte: ... Anderes, (nämlich die materielle und anderen westlichen Ländern, Er meinte, es gäbe nur eine rich- Bedürftigkeit der Menschen), tusk wo, ausgehend von allen Schich- tung des fortschritts, und die sei hat – aus heutiger Sicht – einen ten der Bevölkerung, gemeinsam der marxismus und ihr müsse die wesentlichen Fehler gemacht, und Widerstand gegen die Nazi-Barba- dj. folgen. Alles andere sei rück- das trifft sich mit der Kritik sei- ren geleistet wurde, waren damals schritt. So müsse die dj. bewusst ner Freunde an dem Tonfall der jedenfalls kommunistische Wider- politisch werden. Auf unseren Londoner Briefe: Er hat, in der standskämpfer hochangesehene hinweis, daß junge menschen Sprache der modernen Verkaufs- Leute. stets eine unbeeinflußte Zeit des förderungspsychologie gespro- reifens brauchen, erwiderte er, chen, seine Adressaten nicht da Nur im westlichen Deutschland daß das bürgerlicher unsinn sei. abholen können, wo sie waren, wurde die Desertion aus der Hit- Jeder mensch, und sei er noch so um sie anschließend dahin leiten lerarmee und der kommunistische alt, müsse glauben, was ihm die zu können, wo er sie hin haben Widerstand noch lange (offizi- autorität sage: und so müßten wollte. Michael Jovy hat ihm dabei ell und in der Wissenschaft) als wir glauben, was er sage, denn zwar Nachhilfe erteilt und gezeigt, Landesverrat gewertet und galten er, tusk, führer von dj.1.11, sage dass ein junger Mensch zuallererst lange Zeit nur die – erst sehr spät es....Die fdj. sei die einzige jugend, einen – in jeder Beziehung – füh- vom negativen Verlauf des Hitler- die die eigentlichen jugendauf- rerfreien Kopf braucht und zuerst kriegs enttäuschten – Offiziere um gaben wirklich lösen könne, die zu eigenen Gedanken gekommen Oberst von Stauffenberg als aner- gestellt würden. Es sei aufgabe der sein muss, bevor er erkennen kann, kannte Widerstandskämpfer. dj., sich an die fdj. anzulehnen was zu tun ist; er blieb aber damit und ihr impulse zu geben. Als wir augenscheinlich ohne Erfolg bei Eine aussagekräftige Zuspitzung sagten, wir bezweifelten stark, tusk. Warum ? erfuhr die Auseinandersetzung dass der marxismus der einzige

29 Das Gespräch wurde zwischen tusk, Helm König und Kuddel, zwei Jungenschaftsführern der bremischen Gefährtenschaft geführt. Der Brief mit dem Bericht darüber, den Helm an Tejo schrieb, ist auch in Auszügen nachzulesen in dem Buch von Karl O. Paetel: Jugend in der Entscheidung, Bad Godesberg 1963, S. 216f.

32 33 tusk nach dem Krieg

Vielleicht auch deswegen: Es ist taktischer Organisator und Draht- Darum ging es!30 Man schlug bekannt, dass politische Verfol- zieher im Hintergrund, wie es man- den Sack und meinte den Esel, gung, gesellschaftliche Isolation chen vielleicht geschienen haben die damaligen Linken unter den und Ausgrenzung nicht nur phy- mag, er war eher ein Künstler, Jungenschaftlern, die sich, ohne sische, sondern auch psychische der einen unbeliebten politischen selber Kommunisten zu sein, doch Veränderungen bei deren Opfern Standpunkt hatte. von der antikommunistischen bewirkt und damit die Wahrneh- Verblendung im kalten Krieg nicht mungsfähigkeit der Realität beein- Der Hauptgrund für die Abwehr irreführen ließen, wie Michael trächtigt. Dazu gehört auch die von tusks Einfluss – und damit Jovy, Hajo Zenker oder Heinpe, Realität des Lebens von tusk unter für tusks Isolation im Westen der für das Deutschlandtreffen der den Bedingungen der östlichen – war die alles überwuchernde FDJ von 1951 geworben hatte. Die Besatzungszone und der späteren Angst vor der angeblichen kom- beschworene Vereinigung mit der DDR, wo tusk auch stark ausge- munistischen Unterwanderung in Arbeiterjugend konnte unter den grenzt wurde und unter politischen den Jungenschaftsgruppen. Diese Bedingungen des kalten Krieges Repressionen zu leiden hatte, die blind machende Angst wurde, mit seiner antikommunistische sich bis in den Familienkreis hinein wie in der ganzen westdeutschen Hysterie nicht stattfinden. erstreckten. Gesellschaft, mit staatlicher Hilfe kräftig geschürt. Mit Kommunisten So blieb die Nachkriegsjungen- Inzwischen ist bekannt, warum und ihren sogenannten „fellow- schaft, wie die ganze Jugend- tusk von den britischen Behörden travellers“ durfte man nichts zu bewegung überhaupt, von ganz erst viel später als die meisten tun haben, es galt ein allgemeines wenigen Ausnahmen31 abgesehen, anderen politischen Flüchtlinge Berührungsverbot im Sinne von eine Angelegenheit der bürgerli- in die Heimat entlassen wurde. „Wer mit denen zu tun hat, gilt chen Schicht und es kam nicht, Es lag an seiner Mitarbeit bei der schon als angesteckt“. Die eine wie es sich tusk erhofft hatte, Gründung der FDJ im Londoner Jungenschaftsgruppe verdächtigte zum Zusammenschluss mit allen Exil. Hätte er schon früher nach die andere wegen kommunistischer Bünden und der Arbeiterjugend in Deutschland zurückkehren dürfen, oder linksradikaler Umtriebe, die einer großen Organisation. und dadurch mit seinen Freunden National- und Soldatenzeitung und in der Jungenschaft in engerem die CDU hetzten deswegen gegen Im Anhang zum Londoner Brief Kontakt stehen können, hätten sich die Jungenschaft, der damalige Nr.5 („Gegenwartsgeschichte VI“) die Dinge zwischen tusk und den baden-württembergische Ver- schrieb tusk: „Ziehe die doppelte wiedererstandenen Jungenschaf- fassungsschutz lancierte in der Lehre aus der Gegenwartsgeschich- ten in Westdeutschland vielleicht zweiten Hälfte der vierziger Jahre te, dass Angriffskriege ins Unglück ganz ähnlich – oder noch schlim- des vorigen Jahrhunderts entspre- führen und Du selbst – und nie- mer – entwickelt. Oder aber auch chende Artikel aus der Feder eines mand anderes – für die Erhaltung nicht – und die Verhärtungen und ehemaligen Nazijournalisten in der des Friedens verantwortlich bist!“ Wahrnehmungsstörungen durch Presse, es gab Gerüchte über eine die Verfolgung, die Isolation in der tusksche rote Kosakenbrigade, was Leider ist tusks Aufruf noch immer, Emigration und in seinem späteren die Bürger erschrecken sollte, und auch im Jahr 2005 noch, aktuell.32 Leben in der DDR hätten sich, im Michael Jovy, der linke Positionen lebendigen Kontakt mit Freunden vertrat, wurde samt seinen Leuten und Gruppen, zurückentwickeln aus der Jungenschaft ausgegrenzt Hansmartin Kuhn können. Tusk war kein politisch- (vgl. Berliner Brief Nr.10).

30 Quellen hierfür und alle Belege befinden sich im Archiv von Arno Klönne. 31 Z.B., außer den oben Genannten, u. a. später auch die Gruppen um Arno Klönne, die sich am Ostermarsch der Atomwaffengegner der sechzi- ger Jahre des vorigen Jahrhunderts beteiligten und, dazu begleitend, die Zeitschrift „Pläne“ veröffentlichten. Sie suchten Kontakt zu der damals noch vorhandenen Arbeiterjugendbewegung. Und z.B. auch die d.j.e.v. in Karlsruhe-Durlach, die politisch-kulturelle Arbeit mit Lehrlingen in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts betrieb, bis es der NPD – Fraktion im örtlichen Stadtrat gelang, sie samt dem „roten Lehrlingszentrum“ aus ihrem Basler Torturm zu vertreiben. 32 35000 Soldaten sieht die heutige Bundeswehrplanung für sogenannte „friedenserzwingende“ Einsätze vor. D.h., aus Orwells „Neusprech“ übersetzt, für Angriffskriege. Vgl. Anne Rieger in Ossietzky 2, 2004, S. 44.

34 35 Eine Besprechung…

… zu „Der Totdenker“

evor er uns selbst endlich neuem Roman, der mit gewissen Sensibilisierung und Irritation, die Bfindet (oder wir ihn oder er zu autobiografischen Parallelen zwi- sich zuerst zur fixen Idee steigern, uns geschickt wird?) ist der Tod schen Autor und Ich-Erzähler zur Selbststigmatisierung, um dann schon so etwas wie ein unsteter Mummenschanz treibt und stellen- zur plausiblen Psychose zu ent- Begleiter unserer aller Lebensläufe. weise mit Milieu und Lebensgefühl arten. So kann man ganz normal Doch manchen von uns scheint er einer ganzen „Dscheneräschen verrückt werden und ein durchaus in der Tat früher, öfter und näher Waldeck“ verbindet. liebenswerter Kerl, im Laufe der zu begegnen, als dem Durchschnitt. Der Totdenker ist weder ein Thril- sich in seinem Garten abwechseln- Ist das ein statistisches Phänomen, den Jahreszeiten, schließlich zum lediglich subjektive Wahrneh- Mind-Monster. mungsunterschiedlichkeit, ist es gar Schicksal – oder noch etwas Wenn er seinen Protagonisten mal anderes, Dunkles? Es gibt so viele zu belesenen, beinah philosophi- Versionen der Wirklichkeit wie schen Ausritten anstachelt und lebendige Individuen, aber dahinter mal in profanen Beobachtungen, nur eine Wahrheit, die aus exakt linken Klischees und zeitgenössi- diesem Grunde niemand kennen schen Stereotypen stochern lässt, kann. scheint mir der Autor zuweilen das sinistre Grinsen durchschimmern Nun, ich äußere mich hier als zu lassen, das er beim Schreiben unbedarfter Krimileser und unzu- wohl im Gesicht gehabt haben länglicher Rezensent. Aber dem mag. Zum unguten Schluss hin, in Waldeck-Publikum darf ich Kai der geistigen Kernschmelze einer Engelkes neuen Roman doch emp- späten Midlife Crisis, eines latenten fehlen ... Hangs zu egozentralem Wehleid, etwas zu steten Rotweingenusses Nach wenigen Seiten empfand ich und der Bedrängnis durch allent- mich, als ob ich womöglich an halben schlechter werdende Zeiten, einem der kleinen runden Tische im tut sich ein Abgrund für den Tot- Café auf der Burg Waldeck säße, den denker auf, dessen Horror für den Ich-Erzähler als vertraut-authenti- ler, noch ein Ermittlungskrimi. Es Leser darin bestehen mag, dass er schen ABW-Typ mir direkt vis-à- handelt sich – wie es sich für einen nicht leugnen kann, jene Kante vis. Vielleicht, als ein nach längerer Denker gehört – eher um eine Art schon mal irgendwo gesehen zu Zeit endlich wieder mal getroffener „Kopfkrimi“ aus der reflektiven haben. Freund, versetzt er mich mit seiner Erzählpose eines Un-Täters. Erzählung, wie es ihm zuletzt denn „Erlaube niemals den Fakten, die so ergangen sei, durch seine offen- Schon im ersten Drittel hagelt es Sicht auf die Wahrheit zu verstel- kundig wahnhafte mentale Ent- merkwürdige Vorkommnisse, dann len.“ wicklung in Sorge und Schrecken. bald jede Menge Tote, denen aber Und tatsächlich: Alsbald bezieht er wahrhaftig kein Haar gekrümmt wirkliche Geschehnisse auf der Burg wurde. So kann die leidige Behel- Schacker Waldeck in seinen manischen Rede- ligung des Lesers mit der Sucherei fluss mit ein, die er als Beweismittel nach Motiv und Gelegenheit glatt in seine zunehmend paranoid-grö- entfallen. Viel mehr fahnden wir ßenwahnsinnige „Logik“ einfügt. in der Zwielichtzone zwischen sich Kai Engelke: Der Totdenker, Kriminalroman, vielleicht merkwürdig häufenden, Leer (Leda-Verlag) 2005, 240 Seiten, 9,90 Recht vertraut sind „uns“ die For- aber doch klaren Zufällen einer- Euro, ISBN 3-934927-61-0. men und Figuren aus Kai Engelkes seits und andererseits eskalierender www.leda-verlag.de.

34 35 Berichtigung

zu KÖPFCHEN 3/05, Seite 19ff.: Singewettstreit 2005.

In meinen Notizen zur Auftritt- und Liedfolge ist mir leider etwas durcheinandergeraten. Nichts für ungut! Hier sei richtiggestellt, was die Donnerdrummels (Freischar) wirklich gesungen haben:

als erstes ein ukrainisches Volkslied - o ja gujala – und als zweites das Herbstlied von Christa Zeuch.

Die Donnerdrummels haben mich aufgeklärt und mich daran erinnert, was es mit den Donnerdrummels und Astrid Lindgren auf sich hat: „Ronja Räubertochter hat einen Schlachtruf, wenn sie z.B. Angst verspürt oder es unheimlich ist, dann reißt sie sich zusammen und ruft laut: Scher dich zum Donnerdrummel! Und dann kommt der Mut von ganz alleine wieder. Das Motto haben wir Donnerdrummels uns vor 16 Jahren zu eigen gemacht. Übrigens ist der Film wunderschön und buchnah verfilmt worden, falls die Zeit für ein Kinderbuch zu knapp ist ...“ GMP Igor Ihloff Liebe Unterstützer und -innen der Ausstellungseröffnung ist gegen geplanten Igor-Ihloff-Ausstellung, 18:00 Uhr geplant! ein neuer Termin für unsere Aus- Ich würde mich freuen, wenn stellungseröffnung ist nun zustan- dieser Termin für alle irgendwie de gekommen: einzuplanen wäre!

Freitag, den 7. Juli 2006 im Huns- Viele Grüße rück Museum in Simmern Jaqueline Felix

[email protected] Foto: molo Igor Ihloff Zivis gesucht

Wer möchte auf der Waldeck seinen Zivildienst machen?

Es erwartet Euch dort • ein breites Spektrum an praktischen und theoretischen Aufgaben; vielerlei Begabungen sind gefragt, • Gelegenheit, vielerlei Menschen zu begegnen und Erfahrungen zu sammeln; • ein Team, das gut zusammenarbeiten und auch gut zusammen leben und feiern kann.

Bitte wendet Euch an Happy Freund, den Burgvogt. Burg Waldeck, 56290 Dorweiler, Tel. 06762-7997, Fax 06762-6201, [email protected]

36 37 Waldeck-Buch Das Dicke Buch

un ist Das Dicke Buch also auf Eurer Burg, sondern noma- Hotte Schneider hat mir den Nfertig – congratulations! Und disierend in einer Jungenschaft, Protest-Brief von Georg Giesing wer weiß, vielleicht verbirgt sich die auch ein dickes Buch verdient geschickt. Er ist mir ziemlich unan- drin schon das Drehbuch für eine hätte. Insofern bin ich neidisch auf genehm, so triumphalistisch, so künftige Kultserie: „Nesthock und das Eure, so etwas fehlt den ande- aufgedonnert. Trotzdem, ich gehe Nestflucht – die saure Heimat ren bündischen Vereinen. Vielleicht etwas ausführlicher darauf ein, er überm Baybachtal“. Es gefällt mir, wird’s ja noch. betrifft nunmal unsere wichtigste das Waldeckbuch, es ist gelungen. deutsche Nachkriegsdiskussion. Macht außen was her, und drinnen Die Waldeckgeschichte war mir Auch mir gefällt nämlich die bean- steckt eine Heidenarbeit – ich hab zum größten Teil neu, insofern lese standete Passage im Buch nicht. das ganz am Rande mitgekriegt ich sie fast als ein Fremder. (Ich bin Ich weiß, es ist schwer, die beiden und bin voller Bewunderung. mal im Jahr 1961, glaub ich, dort üblichen Reflexe zu vermeiden: oben hereingeschneit, hab unter einerseits das automatische „Anti- Und kaum auf dem Markt, erzeugt der Stabführung von Peter Rohland semitismus!“-Geschrei, mit dem Das Dicke Buch einen interes- begeistert gegen den Regen ange- sich die Political Correctness immer santen Widerhall, viele Phon und sungen – später dann die Festivals, bequem und gedankenlos auf die Megaphon, es schallert weithin. danach nur noch gelegentliche sichere Seite setzt, oder die in der Natürlich kennen alle Betroffe- Stippvisiten). Die Figur von Robert deutschen Familiengeschichte so nen (und wer ist das nicht?) die Oelbermann hat mir das Buch beliebten Entschuldigungsformeln Waldeckgeschichte sehr viel bes- etwas näher gebracht, merci! Seine – „das verstehst du nicht, mein ser, jedenfalls die jeweils eigene Verteidigungsbriefe aus dem Knast Kind, das war damals so üblich!“, Waldeckgeschichte. Was wollt Ihr – herzzerreißend. Dass ein Mensch „... sehr viel berühmtere und mehr? Offenbar entfaltet das Werk dazu getrieben wird! Und wieviel renommierte Leute haben damals seinen anregenden Charakter, die Denunziation, Häme, „Pflichterfül- ja auch ...“, „da hat man sich Leser packen ihre eigenen Erinne- lung“, Herrenmenschentum gehört nichts bei gedacht, da war nix, da rungen auf den Tisch, plaudern aus auf der anderen Seite der Barrika- hat man nur übermütig... – was dem Nähkästchen, schreiben ihre de zur Oelbermanngeschichte, im haben wir gelacht!“ Waldeckgeschichten selber auf, Hunsrück, Köln, Berlin und Sach- jede Menge persönlicher Erinne- senhausen! Ich verstehe trotzdem nicht, dass rungsbände erscheinen, dicke und sich der Autor gezwungen sieht, dünne, verlogene und wahrheits- Unbeschadet davon bleibt mir ungefragt entschuldigend darauf triefende, Korrekturen werden in die Nerother-Ideologie mit ihrem hinzuweisen, dass auch andere den Ring geworfen, Supplemente, Ritter-Gefasel ein unerträglicher („Renommierte!“) ähnlicher Dumm- Richtigstellungen, Unterstellungen, Quark. (Das macht die Leiden des heit fähig waren, dass man am Zurückweisungen von Unterstel- Gefangenen nicht unwichtiger und „antisemitischen Beigeschmack“ lungen, Zurechtrückungen, Dank- die Gemeinheit seiner Richter und sich „kaum gestört“ habe – so war sagungen, Kampfansagen, Untersa- Schließer nicht weniger gemein). er halt, der Zeitgeist, gemütlich gung von „im Wiederholungsfalle“ Das Rittergefasel der Nerother oder und unschuldig. Wozu diese Ent- etc. – wunderbar! Das Waldeck- der Soldatentick von „tusk“ – bei- schuldigungs-Stereotypen? Man buch also kein abgeschlossenes des gleichermaßen unerträglich. könnte doch einfach mitteilen, Werk auf dem Beton- bzw. Nagel- Als Junge bin ich zeitweise darauf dass dieses Stück im Jahre 1926 fluh-Sockel, sondern Beginn eines beim Pfingstfestival der Nero- vielstimmigen Erinnerungsprozes reingefallen, aber ich lese Das ther gespielt wurde, und dass die Dicke Buch ja mit meinen heutigen meisten anscheinend ihren Spaß ses, nochmal: congratulations! Augen. daran hatten. Pause. Pause für den Als Junge war ich zuhause nicht Leser von heute (wir können nicht

36 37 Waldeck-Buch

zurück hinter das Wissen um den Man kann ihnen nicht über den verdammt wirksame Suggestion Holocaust). Pause zum Erstaunen Weg trauen, besonders wenn sie so seiner Konzerte. (Später über- und zum Erschrecken. Pause zum harmlos tun. haupt nicht mehr, als er sich mit Nachdenken. Ja, der Hitler kam * der SED-Diktatur und mit dem nicht aus dem Gulli gekrochen, das Trotz dieser einen Passage, die mir GULAG-System eingelassen hat). wissen wir doch. Der mörderische nicht gefällt: Ich mag Das Dicke Antisemitismus der Nazis hat sich Buch und ich empfehle es rundum. Dass diese Dorfkönige auch ganz den alltäglichen, gutbürgerlichen, Es gibt den Lesern allerhand Mate- woanders in der weiten Welt ihre gutproletarischen, gutbäuerlichen, rial zum Lesen, zum Anschaun, Anhänger, Fans, Parteigänger gutdeutschen (oder christlich- zum Abschweifen. Und es will sie hatten? Ja, natürlich – na und? abendländischen) Antisemitismus nicht überreden zu einer bestimm- Das tut nichts zur Sache. Das Dicke zunutze gemacht, er konnte darauf ten Ansicht von der „richtigen“ Buch geht nur über die Waldeck, aufbauen. Das ist das Schreckliche. Jugendbewegung und der „fal- über die Waldeck in allen ihren Wir fragen ja immer wieder: wo schen“, von der angeblich „fort- Jahreszeiten des Jahrhunderts. kommt das her, wie konnte das schrittlichen“ und der „reaktionä- geschehen? Und eine der vielen ren“. Kein Buch für Dogmatiker. Walter Moßmann (unzureichenden) Antworten lautet: weil sich leider nicht das Toleranz- Und ganz nebenbei habe ich mit Konzept Lessings durchgesetzt großem Vergnügen bemerkt, dass hat, sondern diese giftigen antise- es auf der Waldeck offenbar immer mitischen Stereotypen, die dann wieder ungekrönte Dorfkönige nachträglich immer wieder herun- gegeben hat. Für die Nerother tergespielt werden, als ob es sich Wandervögel beispielsweise der um Friesen- oder Schwabenwitze allseits beliebte Poet und Lieder- gehandelt habe. macher Werner Helwig, und später dann für die Festival-Generation der sechziger Jahre der „unge- Ich weiß natürlich, dass Hotte krönte“ König und Liedermacher Schneider das nicht so gemeint hat Franz Josef Degenhardt. Werner - dem Autor ist ganz einfach die Helwig war mir ziemlich fremd, Sprache durchgegangen. Aber es aber Degenhardt hat mich damals

steckt nun mal jede Menge Ideolo- natürlich auch fasziniert und Foto: molo gie in unseren Sprachwendungen. bezaubert, ich erinnere noch die Walter Moßmann

Weitere Eindrücke von Lesern Auszüge aus Zuschriften zum Waldeck-Buch33

Wir hatten versprochen, im KÖPF- im KÖPFCHEN abzudrucken. Dafür weise auf Fehler, Ergänzungen, CHEN über die Reaktionen auf das bitten wir um Verständnis. Reflexionen zur Waldeck-Geschich- Waldeck-Buch zu berichten. Da Im Folgenden wird versucht, mög- te, Wertungen usw. – sorgfältig sich inzwischen eine ganze Reihe lichst viele Meinungen wenigstens gesammelt wird. recht ausführlicher Stellungnah- anzureißen. men angesammelt haben, ist es Ihr könnt euch darauf verlassen, Wenn dann das Echo ausgeklungen nicht möglich, alle in voller Länge dass auch weiterhin alles – Hin- ist, kann überlegt werden, ob und

33 Eine erste Serie von Stellungnahmen von Jürgen Hardeck, Jürgen Kahle, Mike Kamp, Jacky Jacobi-van Beek, Yvonne Dollinger, Peer Krolle, Udo Jekewitz, Herri Müller, Claus und Susanne Mohri, Gisela Atteln, Ursula Prause, Anne Bolland, Oss Kröher, Dr. Fritz Schellack, Walter Moss- mann, Gisela Mohri, Dagmar Lennartz, Jupp Schmitz siehe KÖPFCHEN 2/05, Seite 19ff.

38 39 Zuschriften

in welcher Form eine Dokumenta- eine recht fragwürdige Rechtsauf- Prozesses. Die Mitarbeit von vielen tion zugänglich gemacht werden fassung legitimiert. ...“ anderen Skribenten, alles macht es kann. doch reichhaltig! Sehr beeindruckt Barbara Schmidt, Juni 05: haben mich die kulturellen Aktivi- Heiner Kröher, Gründonnerstag [Als Tochter eines Nerothers waren täten von Robert im KZ. Ja, es war 05: für sie die Festivals tabu. Heute vieles, was ich noch nicht wusste. „... in Aufmachung und Inhalt, in hält sie den „traum von einer ...“ Stil und Aussage ... beispielhaft...“ ‚natuerlichen‘ hierarchie“ für reak- tionär] [Zum Offenen Brief von Georg Jacky Jacobi van Beek, April 05: „hallo, vielen dank fuer die lesung Giesing:] „Unsere Zeit in der Berliner Hütte im gemeindehaus von dorweiler, „... könnt Ihr mich als Beispiel ... findet so gut wie keinen Nie- die viel spass gemacht hat. in aufführen, dass es [bei den Vor- derschlag. ... In der Hütte waren der taz hatte ich letztes jahr eine kriegs-Nerothern] keinen Antise- Frauen nicht als die besseren besprechung des buches gelesen mitismus gab, jedenfalls nicht im Bündischen geduldet, sondern die und es daraufhin auch gleich Orden der Landstreicher! Und dass Aktiven ... , auch in ihrer Partner- bestellt. als es dann kam, las ich es die Freunde aus der Wiesbadener wahl, und das verängstigte eine in einem zug durch. ...“ Nerother-Gruppe aktiv zu meiner Menge Leute. ...“ Rettung beigetragen haben. Und Jacky beurteilt außerdem das Buch Georg Giesing, August 05: dass ein Jude Mitbegründer des nach einzelnen buchdruckerischen Siehe Seite 40: Bericht zum Nach- Nerother Bundes war! Ob das nun Gesichtspunkten unterschiedlich. lese-Abend am 19. November 05 Argumente sind, weiß ich nicht. „... die Leute im Team ... nötigen Vielleicht hätte Hotte es nicht so mir den größten Respekt ab für den Dirk Hespers, August 05: verharmlosen sollen.“ riesigen Teil der gut geleistetenAr- Im ersten Teil „... wurden zeitglei- beit.“ che Themen, die auch in Verbin- Eckard Holler in Stichwort 3/05: dung mit der Waldeck stehen, ver- „... die Geschichte des neugegrün- Wolfgang Thomas, Westfälische nachlässigt oder ausgeklammert: ... deten Nerother Wandervogels und Rundschau vom 30.4.05: Die Schul- und Reformbewegung, insbesondere der Burgbau auf dem „‘Die Waldeck – Lieder, Fahrten, ...der anarchistisch-freibeuterische Waldeck-Areal [hätte] ... ein eigenes Abenteuer‘ ist ... weit mehr als Charakter des ‚Jugendreiches‘. Kapitel [ge]rechtfertigt. ... Hier wäre ein verklärter Blick von Alt-68ern ... –.Da wird der Dr. med. R. ... eine fundierte Analyse der Spaltung zurück in ihre bewegte Vergangen- in den Himmel gehoben. Er war der deutschen Jugendbewegung heit.“ zur Hitlerzeit ... medizinaler SA- nach 1945 in einen traditionellen Obermacker und hat eine Vielzahl und einen modernen Flügel wün- Sascha H. Wagner (Tojo), Ludwig- Gladbacher Ärzte zum Beitritt in schenswert gewesen, zumal sich die steiner Blätter vom Juni 2005: eben diese kriminelle Hitlerorga- Protagonisten der beiden Flügel der „ ...In den ersten Kapiteln wird nisation überredet. ...– Es fehlen Jugendbewegung an keinem ande- geschichtlich ergänzt und aufge- z.B. die Schwarzen Nerother aus ren Ort so unversöhnlich gegenü- arbeitet, was in schon bestehender Düsseldorf, dessen Chef Neger hieß. berstehen wie hier im Hunsrück. ... Form in „Die letzten Wandervögel“ ... – Es fehlt die Erwähnung eines Um das Geschehen [innerhalb der von Nerohm, Deutscher Spurbuch- sehr wichtigen Mitglieds des ‚alten‘ ABW in den fünfziger und sech- verlag, nachzulesen ist. ... Nerother Wandervogels names ziger Jahren] und vor allem die Störend empfindet man ... ver- Tutti (Hubert Giffels) vom Auswär- Folgen besser verstehen zu können, steckte Hinweise auf eine angeb- tigen Amt. ... – Die Geschichte wäre es notwendig gewesen, weni- lich nicht mehr zeitgemäße Fort- der Panduren war anders. ...“ ger auf den Nerother Wandervogel, führung des Jugendburggedankens sondern stärker auf die von Eber- seitens Karl Oelbermann, die ihn Hai Frankl, September und hard Koebel-tusk 1929 gegründete aussehen lassen, als würde er November 05: dj.1.11 als Vorgängerin der ABW lediglich romantischem Kitsch „... Ich weiß nicht, wie es [das einzugehen.“ Siehe auch Seite 40. nachtrauern ..., und unliebsam ist Waldeck-Buch] hätte anders sein die Darstellung des ewig andau- können. Die vielen Recherchen von Michael Kleff in Folker! Sept/ ernden Rechtsstreites ... Hier wird Hotte, die schlichte Darstellung des Oktober 05:

38 39 Waldeck-Buch

„Hotte Schneiders Buch ist ein recht und einfühlsam abgehandelt, „Die letzten Wandervögel!“ von absolutes ‚Muss‘ für jeden, der so wird mit seinem Zwillingsbru- Nerohm. ... Wo man indes der sich für deutsche Kulturgeschichte der Karl etwas anders verfahren. Wahrheit am nächsten kommt, ent- interessiert.“ Er erscheint als tumber Stören- zieht sich dem Urteilsvermögen des fried, der den „Fortschritt“ auf der Rezensenten. Dazu fehlt ihm der Manfred Nimax in Idee und Waldeck mit allen, auch illegalen Zugang zu Quellen und Archiven. Bewegung, Heft 71, November Mitteln zu be- und verhindern Er bezieht sich primär auf das, was 2005: trachtete. ... er ... beobachten und in Erfahrung „Die Geschichte der Nerother vor Haupteinwand: Die Waldeck mit bringen konnte.“ 33 ist gut recherchiert und reich dem Untertitel ‚Lieder, Fahrten, bebildert. ... Die Darstellung des Abenteuer“ suggeriert die These Eckart Nothnagel, November 05 Neubeginns nach Kriegsende darf einer Kontinuität, die so nicht halt- [Ein Besucher der Waldeck, der als weniger gelungen gelten, denn bar ist. ... [Nach 1972 entwickelte Ostern 1958 schon einmal auf der Bericht über den ... Konflikt sich die Waldeck zu] Spielwiesen der Waldeck war, „von Berliner zwischen ABW und NWV ist nicht ... einer zeitgeistkonformen Belie- BDP-lern eingeladen, die mit Rudi frei von Verzerrung und parteili- bigkeit, angereichert mit politischer Rogoll großartig sangen.“]: cher Einseitigkeit... Agitation. ...“ „ ... Lang ist‘s her, dass ich von Wird beispielsweise die Biographie „Zur Ergänzung und Objekti- einem Buch so fasziniert war, dass von Robert Oelbermann mit seinen vierung des Gesamtbildes emp- ich zwei Nächte durchlas! ...“ fatalen Verstrickungen ... sachge- fiehlt sich jedenfalls die Lektüre

Vorabend Hauptversammlung Nachlese zum Waldeckbuch am 19. November 05 Tageslicht zu fördern. Referat Eckard Holler:

Einführung Es war ihm wichtig, dem Leser das • Der Vorkriegs-NWV war kein Leben auf der Waldeck möglichst „Jugend-Reisebüro“, das nur Nachdem molo einen Überblick plastisch näherzubringen. Dabei Fahrten organisierte, sondern ein über die Entstehungsgeschichte war er angewiesen auf gute bündischer Jugendbund mit allen gegeben hat, weist Hotte auf fol- Erlebnisschilderungen von Zeit- Eigentümlichkeiten, die damit gende Punkte hin: zeugen. Ein Glücksfall war dabei verbunden waren, u.a. war er für ihn die Mitarbeit von Jürgen stark an Blühers Männerbund- Das Hauptgewicht lag auf den Kahle. Deshalb wird er auch relativ theorie orientiert. Er vertrat eine Kapiteln 1 – 5; Kapitel 6, 7 und vor oft zitiert. politische Richtung: das Führer- allem 8 konnten wegen des gerin- prinzip (Blüher) durch Auswahl gen zeitlichen Abstands nur kurso- Peer betont, dass die Zeitzeugen per Geburt, war deutschnational, risch behandelt werden. von 1933 bis 1945 zunächst eisern männerbündisch, mit Orientie- geschwiegen haben. Ab 1983 ist es rung am Ritterideal und hatte Er musste sich auf die Ereignisse dann Stefan Krolle gelungen, die eine unkritische Haltung gegenü- konzentrieren, die vor Ort – auf der Alten für Interviews zum Reden zu ber dem Nationalsozialismus. Waldeck – geschehen sind. bringen. • Robert Oelbermann hat bei der Er musste sich auf das Material Swobl liest einige Stellungnah- Reichstagswahl vom 12. Novem- beschränken, das ihm vorlag. men zum Buch vor: Gisela Mohri, ber 1933 nach der Erinnerung Barbara Schmidt, Norbert Schwar- von Wolf Kaiser für Hitler Es war Absicht, mit diesem Buch te, Michael Kleff. Außerdem die gestimmt, während Wolf Kaiser weitere Erinnerungen auszulösen, Zusammenfassung der wichtigsten und Karl Oelbermann sich der weiteres historisches Material ans bisher vorliegenden Kritikpunkte. Stimme enthielten (S. 182 im

40 41 Nachlese

Buch), was seine Nähe zum Nati- • Das Nerohm-Buch „Die letzen Jugendbewegung lange fortset- onalsozialismus zeige. Wandervögel“ ist als Parallel- zen. Aber zu welchem Ende? Vom Lektüre wichtig. tatsächlichen Leben in den Bünden • Die Bedeutung des NWV vor erfahre man dadurch nichts. Und 1933 wird überschätzt: Der NWV • Die Berufung auf Helwig ist vor allem das sei wichtig. hatte ca. 1000 Mitglieder und ambivalent. Werner Helwig war war damit eine Minderheit inner- ein anerkannter Schriftsteller Walter Mossmann betont ebenfalls, halb der bündischen Jugend. auf den Gebieten der Ethnologie, dass er als Leser nicht „überredet“ Mythologie und (frühen) Ökolo- werden will. • Der NWV vertrat den roman- gie, aber er war auch einer der tischen Flügel innerhalb der Begründer des „Bündischen“ als Molo: Der Bruch mit den ABW- Jugendbewegung, während einer irrationalen Weltanschau- Alten, ehemaligen Nerothern, die andere Bünde mehr Gewicht ung. – im Gegensatz zu Karl Oelb – im auf die Vernunft legten. (Siehe Nachkriegs-Deutschland geistig Harry Pross: „Das Gift der Blauen • Das 8. Kapitel besteht gerade mal angekommen waren, hätte mit Blume“.) aus drei Kästen, sonst nichts. Robert vermutlich vermieden wer- Schwacher Ausklang, keine den können. • Eberhard Koebel (tusk): „Das Zukunftsvision. Licht des Gedankens tut der Mike: Die Rolle der Jungenschaftler deutschen Jugend (für die JB) Diskussion zum Referat: auf der Waldeck wird von Eckard not“ (Londoner Briefe) überschätzt. Sie fühlten sich auf Roland Eckert stellt fest, dass das der Waldeck befreit von der Mili- • Die Rolle der Nerother für die Buch klüger sei als die Rezensio- tanz in ihren Gruppen. Sie haben (Nachkriegs-)ABW ist über- nen. Es mache nicht den Fehler, die ABW-Nerother wie Erich Wen- schätzt. dem die Schriften über die Bünde zel, Karl Mohri, Hannes Bolland, (Beispiel Freischar) meist erlegen usw. zum Vorbild genommen. So • Unterschätzt wird die Rolle der sind. Sie legten an die Gescheh- war das ein Geben und Nehmen. „Jungenschaft der Burg“, die für nisse die Messlatte der eigenen die ABW das Aushängeschild für Philosophie und des aktuellen, also Peer weist auf falsche Tatsachenbe- „Jugendpflege“ bildete und das besseren Informationsstandes an hauptungen hin. Außerdem wider- bedeutende intellektuelle Potenti- und bewerteten aus diesem Blick- spricht er der Behauptung, dass die al der Jungenschaften der fünfzi- winkel. Nicht so das Buch, das die Oelbermänner und der NWV dem ger Jahre langfristig an die ABW Geschehnisse schildere und es dem Nationalsozialismus zugeneigt war. band. Aus den Jungenschaften Leser überlasse, sich sein eigenes entstand Anfang der sechziger Urteil zu bilden. Von rund tausend Nerothern, die Jahre der „Studentische Arbeits- beim letzten Bundestag 1933 in kreis in der ABW“, der maßgeb- Im übrigen ließe sich die Blüten- Remagen dabei waren, wurden bis lich für Idee und Umsetzung der lese hanebüchener Zitate aus der 1938 rundd 860 Jungen wegen wichtigen Waldeck-Phase der ihrer Bundes-Zugehörigkeit poli- Festivals der sechziger Jahre war. zeilich vorgeladen und verhört bzw. teilweise und zeitweise ein- • Es gibt kein eigenes Kapitel über gesperrt. Der Nerother-Bund war den Nachkriegs-NWV, der seinen zwar keine Widerstands-Organi- Sitz ebenfalls auf Burg Waldeck sation, die Zahlen belegen aber, hat, etwa gleich alt wie die ABW dass er von den Nazis auch nicht (neu) ist, aber weit stärker als die als Sympathisanten- oder Vorläu- ABW in der Tradition des alten fer-Organisation, sondern als eine Nerother Wandervogels steht. Gefahr angesehen wurde. Auch ist nirgends eine Rechtfer- tigung für diese Auslassung zu Der Hinweis von Eckard auf das finden. Wahlverhalten von Robert im

Foto: Rolf Boehm November 1933 sei zu einseitig. Eckard Holler 40 41 Vom Recht auf Wege und Irrwege

Peer hält die deutliche Distanzie- den 1920er Jahren auf. Aus Hottes Antwortbrief an Gie- rung Roberts von den Nazis in sei- Die Resonanz, so schreiben Sie, sing vom 4. September 05: nem Brief vom 9. August 1933 von war gut. Sie bezeichnen dieses Bord des Dampfers „Oder“ dagegen Stück als eine Groteske. Ich zitiere „Mein Hinweis, dass den antisemi- (Seiten 176 – 178 des Buches). Ihre Darstellung auf Seite 90 des tischen Beigeschmack im Text von oben genannten Buches: Luserke zu dieser Zeit niemanden Hotte: Ich stellte die Wider- „Blut und Liebe‘ ist eine übermü- stört, ist eben gerade meine Kritik sprüchlichkeiten der Personen und tige Persiflage auf das klassische an dem oberflächlichen Umgang Geschehnisse dar. Drama mit seiner Versform und auf mit Phänomenen der Judendis- das Rittertum und seine Vertreter. kriminierung in der Literatur der Molo: Sowohl tusk wie die Oel- Die Handlung ist dabei nur zweit- Zwanzigerjahre.“] bermänner hielten zu Zeiten von rangig: Ein Ritter liebt eine Toch- Weimar nichts von Demokratie. Da ter aus feindlichem Geschlecht. Hotte: Anscheinend kann man sind sie sich gleich. Gegenspieler ist ein gefangener diese ominöse Stelle im Buch über Jude, der mit Gift- und Liebes- Luserke unterschiedlich lesen. Eins Zu Georg Giesings Attacke: tränken wucherisch handelt. Der muss klar sein: Ich habe nicht von [Georg Giesing hatte am 22. antisemitische Beigeschmack stört einer Ausrede geschrieben: ‚Weil August 05 in einem Offenen Brief in dieser Zeit kaum jemanden und es andere auch so tun ist es nicht an Hotte geschrieben: findet sich in vielen anderen Stü- so schlimm.‘ Ich habe im Gegenteil cken renommierter Schriftsteller auf das folgenschwere geschicht- „... In Ihrem Text über die genauso.‘ liche Phänomen hingewiesen, Geschichte des Nerother Wander- dass es bei anderen renommierten vogel schreiben Sie u.a. über die ... Zu Ihrer Verharmlosung und Schriftstellern durchaus auch so Aktivitäten der ‚Nerother Spiel- Relativierung des Antisemitismus war. schar der Bauhütte‘: Diese ‚Spiel- bei der Nerother Theateraufführung schar‘ führte das Theaterstück ‚Blut will ich ... nicht schweigen! (Es war GMP und Liebe‘ von Martin Luserke ja nicht so schlimm, die anderen anlässlich eines ‚Bundestages‘ in haben es auch gemacht.) ...“ Was sollen die Vergleiche? nisten in der dj.1.11 – auch ihnen „Das Leben in der Jugendbewegung war fast immer reicher, kann ich die stalinistischen Säube- voller und lohnender, als es die Gedanken, Reden und Schrif- rungen und die Gulag-Ökonomie ten ihrer Führer waren.“ nicht anlasten, (nicht nur, weil Walter Z. Laqueur auch viele Kommunisten unter den Opfern waren, sondern) weil sie nicht wissen konnten, welche Ver- ch versuche immer noch, Ich stimme ihm darin voll zu, aber brechen durch die Lehre legitimiert Iunsere verquere Diskussion am nicht nur, weil die Nerother – im werden würden, der sie anhingen. 19. November 05, am Vorabend Unterschied zu manchen anderen Um die Opfer des Terrors der Nazis der Hauptversammlung, bei mir Bünden – Juden in ihren Reihen und der Stalinisten ist zu trauern, im Kopf zu ordnen. Peer ging anerkannten und von den Nazis unabhängig davon, ob sie irgend- es darum, das ehrende Angeden- verfolgt und umgebracht wurden, wann einmal Teilen der einen oder ken von Robert Oelbermann sondern auch, weil ich es ganz anderen Ideologie angehangen und seinen Nerothern zu bewahren generell unfair finde, mit dem haben. gegenüber Angriffen, die ihnen das heutigen Wissen um den Verlauf „Führerprinzip“ und mangelnde der Geschichte über Tote zu rich- Etwas anderes ist es, wenn nach Distanz zum Nationalsozialismus ten, solange sie keine Verbrechen Krieg und Vernichtung die glei- vorwarfen. begangen haben. Das gleiche gilt chen Rezepte erneut verschrieben auch für Tusk und die Kommu- werden: Wenn Gefährtenschaft

42 43 Neujahrskonzert 1988 auf der Waldeck

schaftler zeitgleich mit der ihrer den Gruppen, die jeweils in ihrer Ansicht nach „unvermeidlichen“ Zeit, zu Beginn und zum Ende der Niederschlagung des Prager Früh- zwanziger Jahre, den Freiraum für lings durch die kommunistischen jugendliche Kreativität und Selbst- Armeen linientreue Sprechchöre verwirklichung eröffneten? Demo- über das nächtliche Baybachtal kraten waren weder die einen noch erschallen ließen. Beide hatten die die anderen. Chance gehabt zu lernen. Aber auch für sie muss das Recht auf Und das ist die eigentlich spannen- Wege und Irrwege gelten. Bei den de Frage: Wieso setzten beide auf Marxisten um so mehr, als zeit- das Führerprinzip, wieso war für gleich der Vietnamkrieg geführt beide der „Kampf“ die männliche und später Allendes Demokraten in Lebensform, die allein „die Augen Chile umgebracht wurden. strahlen“ lässt und „Herzen im Kampf vereint“? Nur wenn wir das Die Diskussion verrannte sich dann herausbringen, können wir wirk- aber in einen posthumen Leis- lich etwas tun gegen die Wieder- tungswettbewerb zwischen NWV kehr des Ungeistes, auch in neuem und dj.1.11, zu dessen Jury wir uns Gewande und unter neuem Namen, Foto: molo Prof. Dr. Roland Eckert aufschwangen. Wer ist der Schöns- die wir gegenwärtig befürchten te im ganzen Land: der kämpfende müssen. und Nerother unbeeindruckt von Schwan oder der jagende Falke? der Nazizeit das Führerprinzip Welchen Sinn machen solche Ver- Roland Eckert verkündeten und (Ex-) Jungen- gleiche zwischen zwei faszinieren-

John Lennon und Lili Marleen – einmal ganz anders

er erinnert sich an das Für die liedergewohnte Waldeck Tel. 060 44 – 52 08, Wdenkwürdige Ereignis am 1. war dies ein ganz ungewöhnlicher, [email protected]. Januar 1988 im Sälchen, als sich faszinierender Abend, der leider ein Gitarrist, ein Geiger und zwei keine dauerhafte Tradition begrün- Pianisten mit einem Poeten zusam- dete. menfanden, um vierzehn eigene Stücke vorzutragen? Blacky hat einen Mitschnitt von Blacky (Roland Schwarzer), Gitarre damals ausgegra- (Jazzfantasie über „Lili Marleen“), ben. Wer sich dafür und Chris Jarrett, Piano, traten als interessiert, wende Solisten auf. Andreas Launhardt sich an ihn oder an begleitete auf dem Flügel Blackys die Redaktion. Gitarrenspiel und Kai Engelkes gesprochene Texte („John Len- Seine Adresse: non“). Mit Chris Jarrett spielte Roland Schwarzer, Andreas vierhändig und mit Hel- Julie-Herold-Str. 5,

mut Scholz, dem Geiger, im Duo. 63679 Schotten, Foto: Aus dem Besitz von Kai Engelke Neujahrskonzert 1988: Blacky und Andreas 42 43 Wolfram Wette 65 as Historische Seminar der schichte über die Wandlung des DUniversität Freiburg, an dem Meinungsbildes seit dem Krieg unser Freund und ABW-Mitglied bis zur Retter- und Deserteurge- Prof. Dr. Wolfram Wette lehrt, schichte – lauter Bausteine für hatte eingeladen, und Hunderte die Klärung der zentralen Frage, kamen, um ihn zu feiern. wie eine Wiederholung unserer jüngsten Geschichte vermieden Viele seiner Mitstreiter mit Rang werden kann. Dazu braucht es und Namen gehörten zu den Gra- kämpferische und unabhängige tulanten und Laudatoren, darun- Geister wie Wolfram Wette, die ter auch Prof. Arno Lustiger, der nicht einknicken, wenn sie mit Erforscher des jüdischen Wider- unbequemen Erkenntnissen im stands. Ralf Giordano war durch juste milieu zunächst keinen Blu- Krankheit verhindert, schickte mentopf gewinnen. Diese Haltung jedoch ein Grußwort. und die Qualität seiner Arbeit hat ihm international hohes Ansehen Bemerkenswert ist das Spektrum, verschafft. das Wolfram Wette mit seinen

Forschungen abdeckt– von der GMP Foto: molo Friedensforschung, der Militaris- Wolfram Wette musforschung, der Weltkriegsge-

Für alle, die Freude am Singen haben. Notenkenntnis keineVoraussetzung!! A-capella/Barbershop-Seminar auf der Waldeck von Freitag, 17. Februar 2006, – eine vierstimmige a-capel- Männern gesungen. Freut euch 20 Uhr bis Sonntag, 19. Februar, la-Musik mit einem „expanded sich auf „Mixed People“. 15Uhr sound“, also mit satten, obertonrei- Kosten: 75 € incl. Übernachtung chen Klängen. Sie bescheren dem und Vollverpflegung Ende des 19. Jahrhunderts waren Zuhörer ein Hörerlebnis der ganz die Wartezeiten beim Friseur besonderen Art. Anmeldung bis 20.1.2006 genauso langweilig wie heute – es sei denn, man vertrieb sich die Zeit Neben der gesanglichen Quali- bei Happy, Tel. 06762-7997, mit Singen. In den amerikanischen tät spielen beim Barbershop aber [email protected] oder Friseursalons, den „Barbershops“, auch Bewegung, Mimik, der ganze war das Musizieren damals nichts körperliche Ausdruck eine wichtige bei Ömmel (Helmut Alba), Tel. Ungewöhnliches. Spontan sangen Rolle. Da wird gewippt, gestrahlt 02205/88736, [email protected]. die Herren zum Zeitvertreib impro- und manchmal sogar getanzt. Und visierte Songs. auf dem Nikolausmarkt erleben die Besucher noch eine Besonderheit: Mittlerweile hat sich diese Musik eine gemischte Barbershop-Gruppe zu einem ganz eigenen Stil ent- – denn Barbershop wird überwie- wickelt: dem Barbershop-Gesang gend entweder von Frauen oder

44 45 Was KÖPFCHEN-LeserInnen interessieren könnte

Zum Lesen

Herbert Ulrich: Polenreise zweite seine deutschen Nachdichtungen von Werner T. Angress: siehe Seite 27. (mehr als bloß ein Ego- drei polnischen Dichtern: Wojaczek, Raton * trip), Leipzig (Engelsdorfer und Oszajca. Ingo Insterburg: Die ers- Verlag) 2005, 6,95 Euro, ISBN 3- ten 23 456 Tage meines 938873-46-9. Lebens, Berlin (Concert Verlag) 3. Auflage 2005, 620 Seiten, 23 Herbert Ulrich, unser Mann in Lublin, der Euro, ISBN 393639900-X. uns bei unseren Polen-Kontakten als Ver- mittler und Dolmetscher zur Seite steht, hat http://www.steintafel.de/buch/i/insterburg_ schon 1977 die DDR hinter sich gelassen, bl.shtml - Eine Spezialität und Fundgru- aber nicht, wie so viele, in den vergolde- be für alle Insterburg-Fans -, mit vielen ten Westen, sondern in entgegengesetzer Liedern mit Texten und Noten, Märchen, Richtung. Mehr über ihn und darüber, was Denkschriften über Musikinstrumente, alles er dort suchte und fand, erfährt man aus nur selbstgeschriebene Wahrheiten dieser Sammlung von Gedichten und Tex- * ten. Der erste Teil „Von Rot-Preußen nach Kai Engelke: siehe Seite 35. Klein-Indien“ enthält eigene Gedichte, der Zum Hören

Bömmes steht mit seiner Interpre- 18 Euro (zuzügl. Porto und Verpackung). tation von „Kerl, du bist alt“ von Bellman auf der Liederbesten- Bezugsadresse: Edition AD, Klosterstraße. liste Dezember 2005 und Januar 1A, 55124 Mainz, Tel. 06131-465812, Fax 2006. 06131-45717, www.annette-degenhardt.com, Dieses Lied, das er beim 30-jährigen [email protected]. Bühnenjubiläums-Fest für Erich Schme- ckenbecher in Stuttgart gesunen hat, ist zu Annette Degenhardt gehört zu den Men- finden in dem Album Leben ist Poesie schen, die in ihrer Kunst keine Kompromisse ... dass es noch möglich ist, 4 CDs, machen. Was sie anpackt, reift bei ihr zur Polk Musikverlag/Conträr Musik 125, 2005, perfekten Einfachheit. So auch bei ihrer 39.90 Euro. neuen CD, auf der sie Zambas und Lieder * von den Argentiniern Eduardo Falú, Ata- Annette Degenhardt: Sueños y hualpa Yupanqui, Luis Morales und Ariel lágrimas. Träume und Trä- Ramirez sowie von dem ermordeten Chile- nen, CD ANDEG 09, 2005. nen Victor Jara interpretiert.

44 45 Tschaika - Möwe von Devon: ... Hänschen klein bis zum Bi-Ba- Butzmann www.plaene-records.de 12,90 €, bei war’s lustig? 1 CD, 12 Euro. und Ade zur gute Nacht. Und Mascha singt Büchergilde Gutenberg http://www.steintafel.de/cd/jb/ mit. 14.90 . tschaika1.shtml * Diverse: Else Lasker-Schüler – Ich Ein Sampler aus plae- Neue CD der Berliner Gruppe Tschaika träume so leise von dir, ne-Produktionen von - Möwe von Devon, Siegergruppe der Audio-CD, Originalverlag: Suhr- damals bis heute. Mit diesjährigen Singewettstreite in Ottenstein kamp, Random House Audio, http: Liedermachern von und auf Burg Waldeck. Mit ‘Heya’, ‘Sommer //www.randomhouse.de/book/ Hüsch (1960) bis Jan in Berlin’, ‘Kerek Utca’ und vielen anderen edition.jsp?edi=179848, ca.18 Euro Degenhardt (2004). Liedern von nah und fern. ISBN: 3-86604-050-4. – Zum 30. Jubiläum des pläne-Verlags siehe den * Auf Empfehlung von Stephan Rögner die Beitrag von Arno Klön- Hans-Eckardt Wenzel singt CD des Monats November 05 auf der Lieder- ne in KÖPFCHEN 1/95, Maschas Kinderlieder, 1 CD Bestenliste Seite 12ff. Conträr 6093-2, 13,90 €. www.liederbestenliste.de. * * Wenzel singt 27 klassische Kinderlieder für Diverse: Marsch der Minder- Zu den CDs von Stephan Krawc- seine dreijährige Tochter Mascha und alle heit. 40 Jahre deutsches Lied bei zyk, Reinhold Andert und Hans- Kinder, Eltern und Grosseltern dieser Welt. pläne, Doppel-CD, pläne 88916, Eckardt Wenzel siehe den Beitrag Von Drei Chinesen mit dem Kontrabass über bei von Dieter Kalka Seite 12ff.

Zum Surfen www.haraldvonrappard.de www.cafe-message.de www.castrumperegrini.nl „gegen den strich – ideologiekriti- Jetzt ist sie online, wenn auch Die Stiftung Castrum Peregrini sche beiträge zur philosophie, poli- noch teilweise etwas baustellenar- präsentiert sich mit einer völlig tik und literatur“: die Homepage tig: Die Internetpräsenz der Galerie erneuerten Webseite und wendet mit Texten, Bildern und Gedichten Café Message, laufend mit vielen sich mit einem „Castrum Peregrini von Zen (Harald von Rappard). aktuellen Infos rund um Küche und Newsletter“ an die Öffentlichkeit. Jeder Besuch lohnt sich. Aber Programm, ein paar ersten Bildern nehmt Euch Zeit! und was es noch so gibt.

Zum Hingehen

20. Januar bis 5. März: Halberstadt mit dem Thema „Jüdi- Martin Luserke, Ausstellung Gertrude Degenhardt sche Jugend- und Sportbewegung http://www.burgludwigstein.de/ „Tanzende Paare“, Galerie Böhler, in Deutschland“ kalender/index.htm Bensheim. www.galerieboehler.de 7. Juli, 18 Uhr: Eröffnung 27. bis 29. Oktober 06: Igor-Ihloff-Ausstellung im Huns- Archivtagung auf Burg Lud- 17. Februar bis 31. März: rück-Museum in Simmern. Siehe wigstein: Jugendbewegung und Helwig-Ausstellung in Hamburg Seite 36. Reformpädagogik – 100 Jahre siehe Seite 20f.  Freie Schulgemeinde Wickersdorf. 30. Juli: Literarisches Burgca- www.burgludwigstein.de/kalender/ 14.-18. Juni: Mindener Kreis in fé auf Burg Ludwigstein, Thema: index.htm

46 47 In eigener Sache

Und auch das könnte jemanden interessieren...

Datscha-Nutzung ausfahrt Pfalzfeld) scheidet eine Kontakt über Mikosch (Michael Bartuschek, In einem Bauernhaus mit weitläu- Miteigentümerin aus. Wir sind auf Tel.: 06131-36.17.22 und 0611-97.40.890) figem Garten im Umfeld der Wal- der Suche nach Nachfolge-Interes- oder Brummel (Reiner Kraetsch, Tel.: 0228- deck (2 km von der Autobahn sierten. 377.76.38)

KÖPFCHEN ist 20 Jahre alt geworden

er erinnert sich noch daran, ge Layout anfertigten und sich Inzwischen spiegelt sich im KÖPF- Wdass das KÖPFCHEN 1985 von anboten, das Heft professionell, CHEN nicht mehr nur das Gesche- Hotte Schneider begründet wurde, aber ehrenamtlich zu gestalten. hen unmittelbar auf der Waldeck. der es bis zu seinem Ausschei- 1994 erschien das KÖPFCHEN im Das Blatt gibt überdies immer den als Burgvogt im März 1988 Format DIN A4, das erschwing- öfter über Gedanken und Aktivi- gestaltete? Gedacht war es als ein täten Auskunft, die die Waldecker erweiterter Mitglieder-Rundbrief, und ihre Freunde bewegen, sei als ein zeitnahes Mitteilungsblatt, es auf künstlerischem, wissen- keinesfalls als ein Folge-Organ schaftlichem, politischem oder oder Ersatz für den ästhetisch und sonst einem kongenialen Gebiet. inhaltlich ambitionierten Bay- Der Horizont weitet sich, und bach-Boten. mit ihm der Leserkreis. Öffent- lichkeit wurde auch dadurch Nachdem dann im Jahr 1988 hergestellt, dass das Köpfchen ab nur ein Heft erschien und molo Heft 3/98 auf unserer Homepage als Vorsitzender die Mitglieder www.burg-waldeck.de eingesehen wieder per Rundbrief informieren werden kann – und eingesehen musste, ergriff Josef Haverkamp, wird. einschlägig erfahren, die Initiati- ve, und als Heft 1/89 erschien das Es versteht sich von selbst, erste KÖPFCHEN in DIN A5-For- dass mit dem Umfang auch die mat. Das kleinere Format wurde Arbeitsbelastung gewachsen ist. gewählt, um Porto zu sparen, Noch immer liegen Schriftleitung, denn dieses war der größte Pos- Redaktion, usw. bis hin zu Adres- ten, der die Vereinskasse belas- senpflege und Versand in vier tete, denn für den Druck berech- Stuttgarter Händen. Wenn wir nete eine Betriebsdruckerei einen wollen, dass das KÖPFCHEN weiter- Freundschaftspreis. lich wurde, weil das KÖPFCHEN besteht, kommen wir nicht darum als „Postvertriebsstück“ zugelas- herum zu überlegen, wie diese Fürs Layout benutzten wir Kleb- sen worden war. Seither ist das schmale Basis verbreitert werden stoff und Schere, bis 1993 Anna GSBXMEDIA-Team für Layout, kann. Dunkel sowie Johann Benning Litho und Satz verantwortlich. uns den Entwurf für das heuti- GMP

46 47 Hoch-Zeiten Impressum Sa 11. Februar 06, 14 h Regenerierbare Energien auf der Waldeck

(siehe Seite 2) Das KÖPFCHEN ist das Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck e.V., 56290 Dorweiler, Fr, 17. – So, 19. März 06 Barbershop/A-capella-Seminar. Workshop Tel. 0 67 62/79 97, Fax 62 01 (siehe Seite 44) Es erscheint vierteljährlich und wird von Mitgliedsbeiträgen finanziert. Fr, 19. – So, 21. Mai 06 Bellman-Fest in Zusammenarbeit mit der Bellman-Gesellschaft Auflage: 800. Mitglieder erhalten das KÖPFCHEN kostenlos. Interessierte Nichtmitglieder können es Fr, 2. – Mo, 5. Juni 06 Waldeck 2006 – Liederfest (siehe Seite 3) zum Preis von 10 Euro pro Jahr abonnie- ren.

Fr, 8. – So, 10. Sept. 06 7. Peter-Rohland-Singewettstreit Überweisung an: KSK Rhein–Hunsrück, Sa/So 18./19. Nov. 06 Großer Rat/Jahres-Hauptversammlung der Zweigstelle Kastellaun, BLZ 56 051 790, ABW Kto–Nr. 012/113 643 oder Barzahlung auf der Waldeck.

Redaktion: Gisela Möller–Pantleon („GMP“), Nächster Sitzungstermin des Verwaltungsrates: Vogelsangstraße 81/2, (Für ABW-Mitglieder außer bei Personalfragen öffentlich): 70197 Stuttgart, Tel. 07 11/63 42 30, Fax 63 88 60 E–Mail: koepfchen@burg–waldeck.de 11. Februar 06, 11 Uhr, Säulenhaus Akquisition, Bilder, Vertrieb: 23. April 06 , 14 Uhr, Säulenhaus Klaus Peter Möller (molo) 24. Juni 06, 14 Uhr, Säulenhaus Layout, Litho und Satz: 26. August 06, 14 Uhr, Säulenhaus GSBXMEDIA, 28. Oktober 06, 14 Uhr, Berliner Hütte Königstraße 17, 41564 Kaarst, Tel. 0 21 31/6 76 77 30. Dezember, 14 Uhr, Säulenhaus Fax 0 21 31/79 73 17 [email protected] www.gsbxmedia.de

Wir freuen uns über eingesandte Beiträ- ge, weisen jedoch darauf hin, dass das KÖPFCHEN auf ehrenamtlicher Basis erstellt wird und dass keine Honorare bezahlt werden können. Beiträge bitte möglichst auf Diskette, CD-Rom oder per E–Mail an die Redaktion. Für den Inhalt der namentlich gezeichneten Beiträge sind die Autoren verantwortlich.

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