Warberger Heimatblatt
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Warberger Heimatblatt Geschichten aus Warberg und Umgebung 1.2.2006 Idee von Hermann Koerber Nr. 22 Wie ich ein Hobbyarchäologe wurde Nach schwerer Herzoperation, im Herbst 1992, bin ich Erwerbsunfähigkeitsrentner geworden. Nach der REHA in Bad Bevensen, bin ich immer auf der Straße spazieren gegangen. Aber der viele Verkehr und die Abgase haben mich von der Straße verjagt. Eines Tages bin ich mal über meinen Acker gegangen und habe plötzlich ein Steinbeil gefunden. Das Steinbeil habe ich zu Hause erst mal hingelegt. Nach einiger Zeit bin ich wieder über den Acker gegangen, immer die Augen nach unten. Siehe da, ich habe nicht weit von der Stelle wo das 1. Steinbeil gelegen hat, wieder ein Steinbeil gefunden. Durch diese Steinbeile hatte mein Leben plötzlich wieder einen Sinn. Ich hatte wieder eine Aufgabe, ich hatte was zu suchen. Dann habe ich auch Feuersteinklingen und Scherben gefunden. Ich bin dann auch mal nach Königslutter zur Klages-Sammlung gewesen, aber mit 500 Millionen Jahre alte Fossilien, da konnte ich nichts mit anfangen, das war mir zu hoch. Dann bin ich in Reinsdorf im Museum gegangen, da war Hans Germer, früher Esbeck. Wir haben uns unterhalten und Hans Germer hat mir geraten, alle Stücke, die ich finde, zu kennzeichnen. Es ist mir eingefallen das ich auf dem Acker schon 40 Jahre lang Rüben gehackt habe, aber keine Steine gefunden habe. Mit der Zeit, hat sich aus dem Sammeln eine Sucht entwickelt. Dann habe ich mich damit befasst, wo die Leute in der Steinzeit eigentlich gewohnt haben. Ich habe mir Bücher gekauft. Dann habe ich angefangen den Acker rund um Kißleberfeld abzulaufen. 1 Durch das ewige bücken und gehen auf dem Acker, aufsammeln und wieder wegschmeißen, habe ich gemerkt, dass die Sucht, meinen kaputten Körper, gut tat. Dann bin ich an der Missauequelle gelandet und habe ein Tierköpfchen gefunden. Dann hat mich mal Hans Germer besucht und hat meine Sammlung sortiert und aussortiert. Das Tierköpfchen hat ihm sehr gut gefallen und er hat es mitgenommen. Dann habe ich die Wüstung Groß Kißleben gefunden und habe viele Mittelalterliche Scherben, aus dem 11. und 12 Jahrhundert, nach Christi Geburt, gefunden. Die anderen 2 Wüstungen, Klein Kißleben und Rhode, habe ich noch nicht gefunden. Da, wo sie auf alten Karten eingezeichnet sind, habe ich noch keinen mittelalterlichen Scherben gefunden. Irgendwann habe ich auch die Kreis Archäologin Frau Dr. Monika Bernatzky getroffen. Ich habe ihr erzählt, dass ich in Warberg, Steine und Scherben sammele. Irgendwie hat die Archäologin das Gespräch nicht ernst genommen, sie ist nicht gekommen. Auf der Burg Warberg war dann eine Feier, mit Planwagen fahren, zur Ruine Warburg, im Elm oben. Ich bin dann mit meinen Kindern und Enkelkindern, hoch zur Warburg gefahren. Oben im Walde hat ein Herr Rodermund, die Besucher über die Warburg, was erzählt. Ich habe mich mit Herrn Rodermund unterhalten und habe ihm erzählt, dass ich in Warberg Steinbeile und Scherben sammle. Herr Rodermund hat mir versprochen, mich mit Frau Dr. Bernatzky zu besuchen. Und siehe da, es hat nicht lange gedauert und die Beiden sind gekommen. Ich war ganz aufgeregt, denn ich hatte Angst, dass sie mir die Fundsachen wegnehmen würden. Ich hatte schon vorher die Fundstücke auf den Tisch gelegt, da sagte Frau Dr. Bernatzky, “so viele Sachen haben sie schon gesammelt“, sie hatte wohl nicht mit so viel gerechnet. Ich habe dann Frau Dr. Bernatzky mein Fundstellen auf der Karte gezeigt, sie hat sich die Stellen aufgeschrieben. Wilfried Rodermund hat dann 3 Tage bei uns, meine Fundsachen gezeichnet. Da Wilfried Rodermund aus Danndorf kommt, eine weite Anreise hatte, habe ich ihm die anderen Fundsachen mit nach Hause gegeben. Inzwischen hat sich zwischen Frau Dr. Bernatzky, Wilfried Rodermund und mir, eine gute Zusammenarbeit gebildet. In 12 Jahren habe ich 11 Fundstellen in der Warberger Flur gefunden und auch noch ein paar Stellen, die ich noch näher untersuchen muss. Ich habe viele Steinbeile, Dechsel, Geröllkeulen, Klingen, Pfeilspitzen, Spinnwirtel, Klopfsteine, Mahlsteine, Schleifsteine und viele Scherben, von Mittelalter bis zur Bandkeramik gefunden. 2 Noch immer bin ich süchtig auf Fundstücke. Im Sommer warte ich schon darauf, dass die Bauern nach der Ernte, wieder ihren Acker pflügen, damit ich wieder losgehen kann. Am 27.2.2001, war in Warberg im Kammerkrug, eine Ausstellung der umfangreichen Sammlung, von Hermann Koerber. Die Kreisarchäologin Frau Dr. Monika Bernatzky hat einen Dia Vortrag über „Versunkene Burgen und Dörfer“ rund um Warberg vorgetragen. Auch in der Lessingschule in Helmstedt war ich schon. Die Lehrerin, Frau Winkelhofer hat mich angerufen, ob ich nicht mal mit ein paar Fundstücken, zu ihr, in die Lessingschule kommen könnte? Ich habe Steinbeile, Klingen, Pfeilspitzen, Mahlsteine, Schleifsteine und eine kleine Tüte Weizen mit genommen. In der Schule stand ich 31 Schülern, aus der 3. Klasse gegenüber. Ich habe ein bisschen über die Jungsteinzeit erzählt und dann konnten die Schüler versuchen, wie in der Steinzeit, Mehl zu mahlen. Anschließend konnten die Schüler mir noch Fragen stellen. Die Kinder hatten aber so viele Fragen, die konnte ich gar nicht alle beantworten. Den Schülern, hat die Steinzeit sehr interessiert, man hat gar nicht gemerkt, wie schnell die Schulstunde umging. Die Sucht hat mich wieder raus getrieben zu immer neuen Äckern. Auf dem Hölleckenberg, in der Flur Wolsdorf, habe ich eine Bandkeramische Fundstelle entdeckt und viele interessante Fundstücke dort gesammelt. Mein Leitspruch, von Wolfgang von Goethe lautet: „Sammler sind glückliche Menschen“. Es waren auch schon einmal 18 Seminarteilnehmer da und haben sich meine Sammlung angesehen. Die Leute hatten in der Kreisvolkshochschule, bei Frau Dr. Monika Bernatzky, einem Seminarkurs gemacht. Auch nach einer Archäologischen Elm Radrundfahrt, mit Frau Dr. Bernatzky, kamen 22 interessierte Radfahrer aus dem Kreis Helmstedt, zur Besichtigung. Ich hatte schon die Fundsachen auf einen großen Tisch gelegt und beschriftet. Ein Teil meiner Fundstücke, sind schon in der Fundchronik Niedersachsen, erschienen. Durch Luftbildarchäologie hat man am Kißleberfeld, auf dem Radeberg, ein neolitisches Erdwerk entdeckt. Herr Herbert Hoinkis aus Burgwedel, ist Fluglehrer und war mit dem Flugzeug unterwegs. Als er die Stelle am Radeberg sah, hat er umgedreht und ein paar Bilder gemacht. Der Freund von Herrn Hoinkis; Dr. Christian Schweitzer, ist Geophysiker und hat sich selbst ein Cäsium-Magnometer konstruiert. Damit kann man ergründen, ob auf dem Acker, einst Grubenhäuser, Gräber oder Brunnen waren. 3 Am 13. August 2002 haben die beiden aus Burgwedel angefangen, das Erdwerk auf dem Radeberg zu untersuchen. Ich habe auch ein paar Tage mit geholfen. Aber die Auswertungen haben nichts Neues ergeben. Das Erdwerk auf dem Radeberg hat einen Durchmesser von 450 Meter. In der Jungsteinzeit, um ca. 5000 Jahre vor Christi Geburt, haben sich die Bewohner, bis zu 2 Meter tiefe Gräben um ihr Dorf gegraben, zum Schutz vor Bären, Wölfen und anderen Angreifern. Die Gräben haben sich später mit Mutterboden aufgefüllt und da, wo sie noch vorhanden sind, wächst das Korn heute besser und höher. Auch vor der Reife, ist das Korn, das auf den alten Gräben wächst, länger grün. Vor meiner Herzoperation habe ich mich nicht für Steine, oder Steinzeit interessiert. Heute laufe ich die ganze Warberger Feldmark nach Steinen und Scherben ab. Sollte ich auch mal nichts finden, dann tut die Bewegung meinen Körper auch sehr gut. Geröllkeule 3 Steinbeile 4 .