Kunst im Landtag Brandenburg Arbeit, Arbeit, Arbeit. Serien zur sozialistischen Produktion in der DDR Titelbild: Marion Wenzel, o. T., Barytabzug, 1989 Aus der Reihe: „Pleinair Mikroelektronik Frankfurt (Oder)“

Liebe Besucherinnen und Besucher, die neue Ausstellung im Landtag lädt uns zu einem künstlerischen Blick in die DDR- Vergangenheit ein. Im Mittelpunkt steht das Thema Arbeit, nicht die parlamentari- sche Arbeit, sondern die Arbeit in der so- zialistischen Produktion in der DDR in Werken von Edmund Bechtle, Kurt ­Buchwald, Goran Djurovic, Jürgen Parche, ­Dieter Rex, Vera Singer, Marion Wenzel, Klaus Werner, Ursula Wolf und Walter ­Womacka – ergänzt durch Titelgestaltun- gen der „Neuen Berliner Illustrierten“,­ ei- ner Porträt-Serie aus der „Sibylle“, Karika- turen aus der Satirezeitschrift „Eulenspiegel“ und Plakaten aus dem so- zialistischen Wettbewerb. Die Werke, die in der Ausstellung zu sehen sind, wurden bereitgestellt vom Kunstarchiv Beeskow und vom Dokumentationszentrum Alltags- kultur der DDR in Eisenhüttenstadt. Beide die Erwartungen an die Wirksamkeit von Institutionen leisten verdienstvolle Arbeit Kunst in der Gesellschaft waren. Kunst für die Sicherung und Präsentation von sollte in Dienst genommen werden für Kunst und Alltagskultur aus der DDR und die Sache des Sozialismus. Auch wenn für unser kulturelles Erbe. das teilweise zu gelingen schien, der In- Das Sujet Arbeit und Porträts von dienstnahme durch die Ideologie haben Arbeiterinnen und Arbeitern war allge- sich Künstlerinnen und Künstler immer genwärtig in der DDR. Wir im Osten sind wieder mit feinen Mitteln entzogen – damit aufgewachsen. In den Bildern soll- durch Subtexte, Chiffren, feine Unter- ten sich die Werktätigen wiedererkennen. strömungen – zu fein für manchen Partei- Sie sollten stolz sein auf ihren sozialisti- funktionär. Gute Kunst ist subversiv, schen Betrieb, auf ihr Land und auf sich nicht einzuhegen, sie entzieht sich der selbst. Auch wenn diese Rechnung trotz Verwertung durch Politik. ständiger Wiederholung bei Weitem nicht In unserer Demokratie ist die Freiheit immer aufging, weil die Wirklichkeit der der Kunst in der Verfassung verankert. Arbeit und das Selbstverständnis von Ar- Diese Freiheit ist ein hohes Gut. Nur in beiterinnen und Arbeitern in den Betrie- Freiheit kann die Kunst Seismograph für ben weit entfernt war von den Heldenfi- gesellschaftliche Beziehungen und Pro- guren, ist nicht zu übersehen, wie hoch zesse sein. Unsere ästhetische Erfahrung

4 zeigt uns jeden Tag, was Kunst bewirken gen. Wenn Kunst gut ist, dann hat sie kann. Kunst verändert immer etwas – und schafft sie Strukturen, ist stringenter, und wenn auch nur solange man ein Bild zielorientierter, zeitlicher als alles in ihrer betrachtet oder solange ein Konzert dau- Umgebung. Wenn Kunst gut ist, dann ist ert. Kunst hinterlässt Spuren und verän- sie offen für neue Möglichkeiten. Deshalb dert unsere Sichtweisen auf die Welt. braucht Politik den Dialog mit der Kunst. Kunst wirkt subtil, flüchtig, überraschend Mit Kunst im Landtag machen wir diesen und auf lange Sicht auch nachhaltig. Die- Zusammenhang sichtbar. ses riesige Potenzial nutzen wir noch viel Ich wünsche allen Besucherinnen zu wenig, um unsere Gesellschaft weiter- und Besuchern viel Freude mit den Bil- zuentwickeln. dern der Arbeit und der Arbeitenden, vie- Die Politik kann von der Kunst ler- le Anregungen und Inspiration. nen, in Resonanzräumen zu kommunizie- ren und sich weit über konkrete Thema- Ihre ta, weit über das Sujet hinaus über Prof. Dr. Ulrike Liedtke Fragen nach der Zukunft zu verständi- Präsidentin des Landtages Brandenburg

5 Kunst und Alltagskultur aus der DDR

Das Kunstarchiv Beeskow und das nen und staatlichen Einrichtungen der Dokumentationszentrum­ Alltagskultur DDR befunden. Es handelt sich um einen der DDR präsentieren im 30. Jahr der in seiner Zusammenstellung zufälligen Deutschen Einheit erstmals eine gemein- und abgeschlossenen Bestand öffentlich same Ausstellung im Brandenburger finanzierter Kunst. Das Spektrum reicht Landtag. von großformatigen Ölgemälden, fragilen Gegründet in den frühen 1990er- Papierarbeiten, schweren Bronzebüsten, Jahren, sind beide Einrichtungen selbst feiner Keramik bis hin zu aufwendig ge- Ergebnisse der Transformationszeit: Sie knüpften Wandteppichen. Durch die vor- fungieren als Gedächtnisspeicher für die handene Dokumentation zu den Auf- materielle und visuelle Kultur der DDR. trags- und Entstehungskontexten der Seit 2016 befinden sich beide Institutio- einzelnen Werke bietet der Bestand viel- nen in Trägerschaft des Landkreises fältige Möglichkeiten, um Besucher/-in- Oder-Spree und werden durch das Land nen ein differenziertes Verständnis der Brandenburg gefördert. Sie teilen ge- inneren Funktionsweise des Kultur- und meinsame Aufgaben und Ziele: das Be- Kunstsystems der DDR zu vermitteln. An wahren, wissenschaftliche Erschließen vielen Arbeiten lassen sich gesellschaftli- und zeitgemäße Vermitteln ihrer Bestän- che und politische Normen ablesen. de in Ausstellungen, öffentlichen Veran- Doch mindestens ebenso lohnenswert staltungen und Formaten der kulturellen ist es, den bildnerischen und ästheti- und politischen Bildung. Hierfür gilt es, schen Qualitäten dieses Bestandes den historischen Komplex – 40 Jahre nachzuspüren. DDR – immer wieder neu zu betrachten Auch das Dokumentationszentrum und gegenwartsbezogen zur Diskussion Alltagskultur der DDR ist ein Wissens- zu stellen. speicher und Aushandlungsort für Zeit- Mit 170.000 Objekten der Alltagskul- geschichte und aktuelle Erinnerungsdis- tur und mehr als 17.000 Werken der bil- kurse. In Eisenhüttenstadt, im Zentrum denden Kunst bewahren beide Institutio- des historischen Flächendenkmals der nen einen sowohl in seinem Umfang als „ersten sozialistischen Stadt“ gelegen, auch in seiner Zusammensetzung einzig- sammelt und erforscht das artigen Bestand zum kulturellen Erbe und Dokumentationszentrum­ alltagskulturelle zur Geschichte der DDR. Zeugnisse aus der DDR. In seinen Aus- Am neu geschaffenen Depotstandort stellungen widmet es sich seit mehr als in Beeskow ist seit 2019 erstmals nahezu 25 Jahren der vielschichtigen Aufgabe, der gesamte Bestand des Kunstarchivs Alltagsdinge als historische Quellen zu- öffentlich einsehbar. Die hier bewahrten gänglich zu machen und die diktatori- Kunstwerke hatten sich bis 1990 noch im sche Verfasstheit der untergegangenen Besitz von Parteien, Massenorganisatio- Ordnung im Lichte ihrer alltäglichen Wi-

6 dersprüche, Zwänge und Anreizsysteme auch ein Fundus zur Perspektiverweite- zu beleuchten. Seine Sammlung umfasst rung etablierter Erinnerungsdiskurse. Gegenstände aus privaten Haushalten, Durch die gemeinsame Tätigkeit und ehemaligen Betrieben und öffentlichen Kooperation mit Partnereinrichtungen wie Einrichtungen: von Hausrat über Beklei- Gedenkstätten, Museen und Hochschu- dung und Möbel bis hin zu Schallplatten, len tragen das Dokumentationszentrum­ Büchern, Zeitschriften, Urkunden, Foto- Alltagskultur der DDR und das grafien und Plakaten. Viele dieser Objek- ­Kunstarchiv Beeskow zu einem vertieften te sind Repräsentanten eines spezifi- Verständnis der deutschen Geschichte schen, nunmehr historischen nach 1945 bei. Gestaltungswillens. Ihre sichtbaren Ge- brauchsspuren machen sie gleichzeitig Florentine Nadolni, Leiterin des zu Trägern von Geschichten der Arbeit ­Kunstarchivs Beeskow und des und Politik in der DDR, aber auch der Dokumentationszentrums­ Alltagskultur Freizeit und des Privaten. Die Sammlung der DDR des Dokumentationszentrums ist somit

7 8 Sibylle – Zeitschrift für Mode und Kultur, Serie „Frauen von heute“, 02/1969, S. 24–25, Autorin: Lisa Schädlich, Fotograf: Jochen Moll

9 Arbeit, Arbeit, Arbeit. Serien zur sozialistischen Produktion­ in der DDR Malerei, Grafik und Fotografie aus dem Kunstarchiv Beeskow sowie Zeit­ schriften und Plakate aus dem Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR

Der Soziologe Wolfgang Engler bezeich- Arbeit und Alltag net die DDR als eine „arbeiterliche ­Gesellschaft“, deren Grundprinzip auf Eines der bekanntesten Porträts einer der Symbiose von Mensch und Arbeit Heldin der sozialistischen Produktion beruhte. Vor diesem Hintergrund spielte zeigt Erika Steinführer. Die Drahtwicklerin auch das Motiv der Arbeiter/-innen eine im NARVA-Glühlampenwerk wurde Hauptrolle in der sozialistischen Bildwelt: 1976/77 als Initiatorin der Bewegung „Je- Die Arbeiterklasse war „Auftraggeber, der liefert jedem Qualität – ein Anspruch zentrales Thema und Hauptadressat in an uns alle“ inszeniert. Sie wurde ausge- einem“, wie es der Kunsthistoriker Henry zeichnet und vom etablierten Künstler Schumann treffend formulierte. Walter Womacka (1925–2010) mehrfach Im Kunstarchiv Beeskow und in der porträtiert. In der Ausstellung ist eine Se- alltagskulturellen Sammlung in rie farbiger Siebdrucke zu sehen, die ­Eisenhüttenstadt finden sich zahlreiche ­Womacka 1986 unter Verwendung von Bildmedien und Kunstwerke, welche die Por­trätfotos der Arbeiterin angefertigt hat. allgegenwärtige Präsenz des arbeitenden­ Die Erhöhung der Erzeugnisqualität Menschen in der visuellen Kultur der gehörte in der DDR zu den Hauptzielen DDR eindrücklich belegen. der sozialistischen Produktion. Diese Für die Ausstellung wurden wurden von Optimismus verbreitenden ­Gemälde, Grafiken und Fotografien Plakatserien begleitet, die etwa zur ­sowie Magazine und Plakate ausgewählt, Normsteigerung und zu anhaltenden die als Serie konzipiert, umgesetzt und Bestleistungen aufriefen. Die Bildsprache veröffentlicht worden sind. Serie ist hier der Produktionspropaganda verzichtete synonym zum Begriff des Zyklus zu ver- in den 1980er-Jahren aber zunehmend stehen, bei dem mehrere eigenständige auf vordergründig ideologische Elemen- Arbeiten inhaltlich zusammengehören. te. Auffällig zeitlos erscheinen uns heute Durch diese Aneinanderreihung kann die knappen Textbotschaften, die um ­sowohl eine Hervorhebung von Begriffe wie „Effektivität“, „Qualität“ oder ­Individualität entstehen als auch eine „Wohlstand“ kreisen. Der Glaube an die ­Verdichtung der dargestellten Einzel­ Wirkungsmacht sozialistischer Parolen personen oder Kollektive zum Typus und schien aufgebraucht, stattdessen be- zur Heldenfigur. schwören die Plakatlosungen scheinbar systemneutrale Ideale einer universalen Industriemoderne.

10 Weit weniger propagandistisch sind Mensch, Tier und Technik die Aufnahmen, welche die junge Foto- grafinMarion Wenzel (1958, ) In der ersten Etage blicken ehemalige 1989 in der Abteilung Mikroelektronik im Arbeiter/-innen aus dem VEB Gießerei- Volkseigenen Betrieb (VEB) Halbleiter- und Maschinenbau Torgelow die werk Frankfurt (Oder) gemacht hat. Die Mitarbeiter/-innen und Besucher/-innen Mitarbeiter/-innen tragen Reinraumklei- des Brandenburger Landtages unmittel- dung, Kopfhauben und Überzieher für bar an. Jürgen Parche (1946–2010) hat die Schuhe, denn die Produktion fand in sie 1988 im Auftrag des Bezirksvorstan- schmutzpartikelfreier Luft statt. Trotz des des Freien Deutschen Gewerk- dieser sterilen Atmosphäre gelang es schaftsbundes (FDGB) Neubrandenburg Wenzel, eindringliche Einzel- und Grup- gemalt. Er zeigt die Männer und Frauen penporträts zu schaffen, die neugierig in Arbeitskleidung, aber nicht an den Ma- auf die Menschen außerhalb des Arbeits- schinen, sondern als frei stehende Halb- platzes machen. körper-Porträts vor neutralem Hinter- Genau diesem Wunsch gingen auch grund. Ihr Blick richtet sich direkt auf das zwei Serien nach, die in der „Sibylle – jeweilige Gegenüber. Zeitschrift für Mode und Kultur“ in der Ähnlich sind auch die Porträts kom- DDR erschienen sind: „Frauen von heu- poniert, die von den Titelseiten der NBI te“ (1967–1969) und „Frauen in ihrem Be- („Neue Berliner Illustrierte“) schauen. Die ruf“ (1984 anlässlich des 35. Jahrestages illustrierte Wochenzeitschrift gehörte mit der DDR) begleiteten berufstätige Frauen einer Auflage von über 700.000 Exempla- bei der Arbeit und im Alltag. Fotografin- ren zu den meistgelesenen Presseer- nen wie Ute Mahler (1949, Berka) und zeugnissen der DDR. Im Zentrum stan- Barbara Köppe (Magdeburg, 1942) por- den großformatige Fotoreportagen von trätierten darin unter anderem eine Archi- bekannten Bildjournalisten wie Jochen tektin, eine Schriftstellerin oder eine Bin- Moll (1928–2012) und Gerhard Kiesling nenschifferin. Gezeigt werden Frauen in (1922–2016). Für die Ausstellung wurden zumeist verantwortungsvollen Positio- Titelblätter aus vier Jahrzehnten der DDR nen, die ihre berufliche Stellung mit ei- ausgewählt. Die darauf gezeigten nem ausgefüllten Privatleben und ihrer Arbeiter/-innen repräsentieren jeweils ein Rolle als Mutter wie selbstverständlich ganzes Werk oder Kombinat, das im In- verbinden. Diese überwiegend doku- neren des Heftes auf zwei bis drei Dop- mentarischen Bilder stehen zugleich je- pelseiten vorgestellt wird. Die Reporta- doch in einem erkennbaren Spannungs- gen sind durchwirkt vom Glauben an das verhältnis zu den Covern der Sibylle, auf stete Wachstum der sozialistischen Pro- denen – wie in Modezeitschriften üblich – duktion. Aufgeblättert werden hier vier eher Models in stilisierten Posen ins Bild prominente brandenburgische Beispiele gesetzt sind. mit Industriestandorten aus den Berei- chen Energie, Stahl und Chemie. Aus heutiger Sicht verbindet sie allesamt das

11 Merkmal eines extensiven Verbrauchs Tableaus zusammen, um neue bildneri- natürlicher Ressourcen sowie in vielen sche Möglichkeiten auszuprobieren. Fällen der massive Arbeitsplatzverlust in- Der etwas sperrige Titel „Werktätige folge des industriellen Strukturbruchs im Arbeitsprozeß der stadtwirtschaftli- nach 1990. chen Dienstleistungen in “ be- Zwei druckgrafische Folgen aus den schreibt präzise die Gemäldeserie von 1980er-Jahren zeugen von der Suche Edmund Bechtle (1947, Berlin), die er nach künstlerischen Wegen, den Arbeits- 1986 in Braun- und Grautönen gemalt prozess möglichst dynamisch darzustel- hat. Diesen illustrativen Darstellungen len. Goran Djurovic (1952, Berlin) und des sozialistischen Arbeitsalltages in der Klaus Werner (1953, Ellern/Hunsrück) Hauptstadt der DDR werden in der Aus- haben dafür die Technik des Holzschnitts stellung Karikaturen gegenübergestellt, gewählt. Djurovic zeigt „Berlin Marzahn. die auf den Titelblättern der satirischen Das größte Wohnbaugebiet der DDR“ in Wochenzeitschrift Eulenspiegel erschie- expressiver, kantiger Formensprache nen sind. Die Zeichner, zu denen und Werner die landwirtschaftliche Pro- Manfred­ Bofinger (1941–2006), Heinz duktion unter dem Titel „Mensch, Tier, Jankofsky (1935–2002) und Louis Technik“. Rauwolf­ (1929–2003) gehörten, beweg- ten sich in ihrer offenen Kritik der real­ Farbe und Ironie sozialistischen Verhältnisse oft an der Grenze der geduldeten Satire. Der Eulen- Dieter Rex (1936–2002) hat 1988 nicht spiegel nahm in Cartoons und Texten be- mit Rot und Gelb gespart, um die Hitze, sonders gern Mängel in der Produktion der Hüttenarbeiter in einem Eisenwerk und Versorgung spöttisch ins Visier, ausgeliefert waren, in seinen drei Gemäl- ohne aber grundlegende Systemwider- den eindrücklich festzuhalten. Rex, da- sprüche anzuprangern. Die Auflage lag mals Professor für Malerei in , hat bei 360.000 Exemplaren pro Heft und dabei keine Porträts einzelner Männer vermochte die Nachfrage bei Weitem geschaffen, sein Interesse galt im sowje- nicht zu decken, daher wurden die be- tischen Donezk den Gruppenkonstellati- gehrten Abonnements häufig weiterver- onen und auch den gefährlichen Arbeits- erbt. bedingungen vor Ort. Stark farbig und im Ton expressiv Kurt Buchwald (1953, Berlin) wählte zeigen sich die Plakatserien zum „sozi- einen anderen Zugang, um die schwere alistischen Wettbewerb“, auf denen ein Arbeit von Straßenbauern in Berlin dar- steil aufstrebendes „W“ als Logo für die zustellen. In seiner ebenfalls 1988 ent- Massenbewegung stand. Als wiederkeh- standenen Fotoserie „Asphalt und Ar- rendes Motiv in der Plakatgestaltung fin- beit“ konzentrierte er sich auf Details in den Gitternetzlinien Verwendung, die den schwarz-weiß: heißer Teer, einen Gully- berechenbaren Erfolg der Planwirtschaft deckel, verdreckte Knieschützer, aber suggerieren. Befehlshaft wirken die in- auch Hände und Gesichter fügte er zu haltlichen Ausrufe zur Leistungssteige-

12 rung: „Pack an, das Erreichte ist noch nicht das Erreichbare“ oder „Räum weg, was hemmt!“.

Aphorismen

Die künstlerische Ausbildung von Vera Singer (1927–2017) hatte 1944 an der Kunstgewerbeschule Zürich begonnen. Von hier war sie über die Kunstakademie München nach Berlin an die Kunsthoch- schule Weißensee gekommen, um schließlich Meisterschülerin von Max Lingner an der Akademie der Künste zu werden. Als ihr Mann Hans Singer 1969 als Generaldirektor des Kombinats VEB Chemische Werke Buna nach Schkopau bei Halle an der Saale ging, begleitete sie ihn und fühlte sich als Teil des großen Kollektivs. In der Serie „Buna-Aphoris- men. Aus dem Leben eines Großbetrie- bes“ stellt sie den Arbeitsalltag in einem der größten Industriekombinate der DDR als harmonisches Miteinander dar. Die Szenen in der Sauna oder Mensa sind stark idealisiert, können jedoch durch ­einen systematischen Bildaufbau ­überzeugen, den Singer seit Zürich ­konsequent anwendete.

Dr. Angelika Weißbach, wissenschaftliche­ Mitarbeiterin Axel Drieschner, Kurator

13 Walter Womacka, o. T., Farb-Siebdruck, 1986 Aus der Serie: Erika Steinführer

14 15 Plakate zum XI. Parteitag der SED, 1986, Gestalter: Helmut Wengler, Fotograf: Thomas Billhardt

16 17 Marion Wenzel, o. T., Barytabzug, 1989 Aus der Reihe: „Pleinair Mikroelektronik Frankfurt (Oder)“

18 19 20 Jürgen Parche, Porträts von Arbeiter/-innen aus dem GMT (VEB Gießerei- und Maschinenbau „Max Matern“ Torgelow), Öl auf Leinwand, 1988

21 22 Neue Berliner Illustrierte, Ausgaben der 1960er- und 1980er-Jahre, Fotografen: u. a. Rudolf Ulmer, Uwe Steinberg, Eberhard Klöppel

23 Klaus Werner, Titelblatt, Holzschnitt auf Papier, 1985 Aus der Serie: „Mensch, Tier, Technik“

Klaus Werner, Schleifer, Holzschnitt auf Papier, 1985 Aus der Serie: „Mensch, Tier, Technik“

24 Klaus Werner, Mensch und Maschine, Holzschnitt auf Papier, 1985 Aus der Serie: „Mensch, Tier, Technik“

Klaus Werner, Kuhtränke, Holzschnitt auf Papier, 1985 Aus der Serie: „Mensch, Tier, Technik“

25 Eulenspiegel – Wochenzeitschrift für Satire und Humor, Ausgaben der 1970er- und 1980er-Jahre, Zeichner/innen: Harry Parschau, Louis Rauwolf, Barbara Henninger

26 27 Plakat „Bestleistung heute wird Dauerleistung morgen“, o. J., Gestalter, Fotograf: N. N.

28 29 Führungen im Rahmen der Ausstellung

Donnerstag, 20.02.2020, 17 Uhr Donnerstag, 23.04.2020, 17 Uhr Donnerstag, 28.05.2020, 17 Uhr Donnerstag, 02.07.2020, 17 Uhr Donnerstag, 03.09.2020, 17 Uhr Donnerstag, 26.11.2020, 17 Uhr Freitag, 11.12.2020, 17 Uhr

Aus organisatorischen Gründen wird um eine Anmeldung für die Führungen unter der Telefonnummer 0331 966-1256, via E-Mail an [email protected] oder am Informationstresen im Landtag gebeten.

Der Treffpunkt ist im Foyer des Landtages Brandenburg; der Eintritt ist frei.

Neben den Führungen finden weitere Veranstaltungen in Kooperation mit der ­Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung zum Thema der Ausstellung statt. Informationen dazu finden Sie unter www.kunstarchiv-beeskow.de und www.alltagskultur-ddr.de

30 IMPRESSUM

Kunstarchiv Beeskow Dokumentationszentrum Spreeinsel Beeskow, Alltagskultur der DDR Zugang über Burg Beeskow Erich-Weinert-Allee 3 Frankfurter Straße 23 15890 Eisenhüttenstadt 15848 Beeskow [email protected] [email protected] www.alltagskultur-ddr.de www.kunstarchiv-beeskow.de

Das Kunstarchiv Beeskow und das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR sind Einrichtungen in Trägerschaft des Landkreises Oder-Spree. Sie werden gefördert durch das Land Brandenburg.

Leitung: Florentine Nadolni Projektkonzeption: Dr. Angelika Weißbach; in Zusammenarbeit mit Axel Drieschner, Dr. Christian Gaubert, Sabrina Kotzian Projektkoordination: Sabrina Kotzian Restaurierung: Rostyslav Voronko Ausstellungsaufbau: Rostyslav Voronko, Rainer Krüger, Norbert Lippold (BFG Studio) Reproduktionen: Armin Herrmann © 2020 für die abgebildeten Werke von Jürgen Parche, Marion Wenzel, Klaus Werner, Walter Womacka liegen bei den Künstler/-innen, den Nachlassverwalter/-innen und der VG Bild-Kunst, Bonn Foto Landtagspräsidentin: Landtag Brandenburg / Stefan Gloede

Es wurde sich bemüht, im Vorfeld alle Inhaber von Abbildungs- und Reproduktions- rechten ausfindig zu machen und zu kontaktieren. Personen und Institutionen, die möglicherweise nicht erreicht wurden und Rechte beanspruchen, werden gebeten, sich mit dem Kunstarchiv Beeskow in Verbindung zu setzen.

Herausgeber: Landtag Brandenburg, Referat Öffentlichkeitsarbeit

Herstellung: Bonifatius GmbH, Paderborn

Diese Publikation wird vom Landtag Brandenburg im Rahmen der parlamentarischen Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Die Abgabe ist kostenfrei. Der Weiterverkauf ist nicht gestattet. Eine Verwendung zum Zwecke der Wahlwerbung ist unzulässig.

31 Landtag Brandenburg Alter Markt 1, 14467 Potsdam

Telefon 0331 966-1256 Fax 0331 96699-1256 [email protected] www.landtag.brandenburg.de twitter.com/Brandenburg_LT