Kunst für die #33 Region SPEKTRUM Die Sparda-Bank Baden- Württemberg steht ihren Kunden nicht Magazin der taatliche Hochschule für Musik und Darstellende und Hochschule für Musik taatliche Stuttgart Kunst nur als Wirtschaftspartner zur Seite, S Staatlichen Hochschule für Musik und sondern teilt auch das kulturelle und Darstellende Kunst Stuttgart soziale Engagement mit Ihnen. Die Stiftung Kunst und Kultur der Sparda-Bank ist Partner der Kultur und freut sich, die Darstellenden Künste der HMDK Stuttgart als

Förderer begleiten zu dürfen. Wir wünschen allen Besuchern SCHULE viel Vergnügen und unver- OPER MACHT gessliche Momente. OPER MACHT (HOCH)

(HOCH)SCHULE

Sommersemester 2019 Stiftung www.hmdk-stuttgart.de Kunst und Kultur

der Sparda-Bank Baden-Württemberg #33

www.spardawelt.de 20071502019 ISSN 1868-1484 SPEKTRUM

198-8884 Anzeige Spektrum HMDK 210x280.indd 1 04.03.19 13:42 FREIBURG KARLSRUHE MANNHEIM STUTTGART TROSSINGEN

1. BADEN-WÜRTTEMBERGISCHES

VASILY BARKHATOV ADAM BENZWI MARKUS BRÜCK KEVIN CLARKE NATALE DE CAROLIS ANGELA DENOKE STEFAN HERHEIM FABIO LUISI 16.–23. ANGELIKA LUZ CORNELIUS MEISTER CHRISTOPH MEYER DOMINIQUE MEYER DORIS SOFFEL JUNI 2019 RAINER TROST

Mit freundlicher Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung, UNTER DER SCHIRMHERRSCHAFT der Péter Horváth-Stiftung und der Gesellschaft der Freunde der HMDK Stuttgart. DES MINISTERPRÄSIDENTEN WINFRIED KRETSCHMANN

OPERNSCHULTREFFEN.HMDK-STUTTGART.DE EDITORIAL

Foto: Oliver Röckle

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

OPER MACHT (HOCH)SCHULE – diese Spektrum-Ausgabe ist der Gerade darum haben für das Opernschultreff en außerdem Oper gewidmet, denn im Juni 2019 fi ndet das erste Treff en eine Reihe erstrangiger Persönlichkeiten aus der Welt der Oper der fünf baden-württembergischen Opernschulen im Wilhelma ihre Teilnahme als Dozierende und Expert*innen zugesagt. Th eater statt. Ein Rahmenprogramm von Meisterklassen, Diskussionspo- We proudly present: Fünf verschiedene aktuelle Produktionen dien und Vorträgen mit Weltstars wie Doris Soff el, Fabio Luisi, von Claudio Monteverdi bis Philippe Boesmans, die belegen, Stefan Herheim, dem GMD der Stuttgarter Staatsoper Cornelius dass alle fünf Musikhochschulen im Land (Freiburg, Karlsruhe, Meister und Entscheidern wie Dominique Meyer weitet den Mannheim, Trossingen und Stuttgart) auf hohem Niveau und Horizont des Opernschultreff ens zum internationalen Opernbe- mit großem Erfolg Opernsängerinnen und Opernsänger ausbil- trieb hin und wirft spannende Schlaglichter auf die Entwicklung den und sich szenisch-musikalisch mit dieser jahrhunderte alten der jungen Talente zu reifen Bühnenpersönlichkeiten. musikalischen Gattung beschäft igen, die immer wieder neu In diesem Spektrum fi nden Sie Informationen zu den Pro- erfunden wurde und auch heute quicklebendig ihr Publikum duktionen, die Sie beim Opernschultreff en erwarten, sowie Ar- bewegt, im besten Falle begeistert. Ein großer Bewunderer der tikel rund um die Produktion von Opern und Interviews mit Oper, Ministerpräsident Winfried Kretschmann, hat zu unserer Persönlichkeiten, die an Opern und in Opernhäusern arbeiten Freude gerne die Schirmherrschaft über dieses erste ,Festival der und mit den besonderen Anforderungen, die diese Gattung mit jungen Oper‘ in Baden-Württemberg übernommen. ihren diversen ,Zutaten‘ so anspruchsvoll macht, täglich umge- Von Alexander Kluge (dachte ich) stammt der prominente, hen. Wir sind sehr dankbar, dass private Förderer, wie die Péter hunderte Male zitierte Begriff von der Oper als dem ,Kraft werk der Horváth-Stift ung, und die Baden-Württemberg-Stift ung diesen Gefühle‘, dabei hat Kluge diesen Begriff von einem Weggefährten, ersten Operngipfel der Jungen fi nanziell ermöglichen. dem Th eater- und Opernregisseur Werner Schröter übernommen Wir hoff en, dass besonders Ihnen, liebe Opernfreundinnen (wie dieser in einem seiner letzten Interviews sagte). Kraft werke und -freunde, die Beiträge rund um die Oper Interessantes bie- wurden und werden wohl immer gebraucht. Es gibt demnach ten und Sie dazu anregen, uns zu besuchen – eine Veranstal- keine Krise der Gattung Oper, wie seit Monteverdis Erfi ndung tungsübersicht und viele Hinweise fi nden Sie im hinteren Teil der Oper immer wieder behauptet worden ist, es gibt höchstens des Magazins. Krisen der Institution (und auch das seit dem 17. Jahrhundert bis Lassen Sie mich zum Schluss noch einmal Schroeter zitieren: hin zu den aktuellen Diskussionen darüber, wie nah dran am Be- „Man muss die Augen öff nen. Kunstwirklichkeit hat nur Sinn, sucher die Stuttgarter Ersatzspielstätte während der Renovierung wenn sie die Wahrhaft igkeit der Welt, in der wir uns bewegen, des altehrwürdigen Opernhauses denn sein soll!). trifft .“ Oper macht (Hoch)Schule: Wir glauben, weil wir es bei je- Ich wünsche viele ,treff ende‘ Erlebnisse! der Produktion neu erleben dürfen: Es macht zusätzlich einen Unterschied, wenn Studierende, also Sängerinnen und Sänger zwischen 20 und 30 Jahren, sich der Oper widmen. Da ist we- Ihre niger Distanz, weniger Routine, die Sänger*innen sind ganz nah dran an ihren Rollen und am Publikum, und ihre schiere Jugend macht die Interpretation von zahlreichen historischen Rollen von Despina bis Turandot und von Orfeo bis Max, der Freischütz, auf eine ganz intensive Art glaubwürdig. Dr. Regula Rapp, Rektorin

SPEKTRUM #33 [ _1 ] INHALT

04 1. BADEN-WÜRTTEMBERGISCHES OPERNSCHULTREFFEN 16.–23. Juni 2019 in Stuttgart 06 OPERNAUSBILDUNG DER ZUKUNFT von Ioan Holender Spektrum 08 CONDITIO HUMANA AUF DER OPERNBÜHNE online ein Interview mit Stefan Herheim www.hmdk-stuttgart.de/ 10 STAATLICHE HOCHSCHULE FÜR MUSIK TROSSINGEN presse/publikationen/ In stile rappresentativo – ein Monteverdi-Pasticcio spektrum/ 12 HOCHSCHULE FÜR MUSIK KARLSRUHE The turn of the screw – Oper von Benjamin Britten 14 STAATLICHE HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND DARSTELLENDE KUNST MANNHEIM Reigen – Oper von Philippe Boesmans 16 HOCHSCHULE FÜR MUSIK FREIBURG „Schau mich an!“ Musiktheater. Uraufführung. 18 ELEGIE FÜR JUNGE LIEBENDE – OPER VON HANS WERNER HENZE Zur Opernproduktion der HMDK Stuttgart 19 MEISTERKURSE, DIE MASSSTÄBE SETZEN Außergewöhnliche Angebote für Studierende der Opernschulen 20 DAS WILHELMA THEATER: LEHR- UND LERNBÜHNE FÜR DIE STUDIERENDEN (NICHT NUR) DER DARSTELLENDEN KÜNSTE von Prof. Franziska Kötz 23 DAS WILHELMA THEATER – EIN DENKMAL. DENK MAL. von Frederik Zeugke 24 ÜBER PROFESSIONALITÄT IM OPERNBETRIEB von Angela Denoke 26 MATTHIAS KLINK – EINSWERDEN AUF DER BÜHNE von Jörg Schmidt 30 SELBSTBEWUSSTSEIN, KÜNSTLERISCHER WEITBLICK UND DEMUT Viktor Schoner über das gemeinsame Opernstudio von Staatsoper und HMDK Stuttgart 32 KULTUR OHNE GRENZEN – CORNELIUS MEISTER IM INTERVIEW von Prof. Bernhard Epstein 34 ENORME HERAUSFORDERUNG FÜR HALS, KEHLE UND HIRN Theresa Szorek im Gespräch mit den Sängerinnen Sarah Maria Sun & Angelika Luz 36 DER NEUE VORSITZENDE DER GDF Dr. Regula Rapp im Gespräch mit Dr. Stefan Völker 38 LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK! Kleine Hommage an unser Wilhelma Theater von Dr. Stefan Völker 40 EUN SUN KIM –MIT „LA BOHÈME“ FING ALLES AN Die Südkoreanerin macht als Dirigentin international Karriere 42 MANON PARMENTIER & OLGA WIEN Prof. Bernhard Epstein im Gespräch mit den ehemaligen Korrepetitionsstudentinnen

Foto: Oliver Röckle 44 RÜSTZEUG ZUM AUFBAU EINER GESUNDEN KARRIERE HERAUSGEBERIN Dr. Regula Rapp Fragen an Boris Ignatov, Casting-Direktor der Staatsoper REDAKTION Prof. Bernhard Epstein Stuttgart von Prof. Bernhard Epstein Prof. Dr. Kerstin Kipp Katrin Klappert 46 DORIS SOFFEL IM INTERVIEW Angelo Raciti von Angelo Raciti Prof. Kornelia Repschläger Jörg R. Schmidt

48 DER BARITON UND DIE PIANISTIN REDAKTIONSLEITUNG Katrin Klappert, Jörg R. Schmidt Konstantin Krimmel & Doriana Tchakarova & ENDREDAKTION 50 BASSBARITON TIMOS SIRLANTZIS GESTALTUNG Katrin Klappert [email protected] Von der Opernschule Stuttgart ans Gärtnerplatz theater München AUTOR*INNEN Birgit Aust, Prof. Rasmus Baumann, 51 WENN ES EINE OPERNHAUPTSTADT GIBT, DANN IST ES WIEN! Juliane Bröcker, Steffen Brunner, Simone Enge, Mathias Toenges über die Exkursion der Opernschule nach Wien Prof. Jürgen Essl, Prof. Bernhard Epstein, Prof. Jörg Halubek, Prof. Franziska Kötz, 52 GESPIELTE WIRKLICHKEIT Konstantin Krimmel, Laurenz Lerch, Die Schauspielstudenten berichten von einer Begegnung Prof. Angelika Luz, Birte Markmann, mit der Autorin Dea Loher Prof. Dr. Hendrikje Mautner-Obst, Prof. Johannes Monno, Robin Neck, 54 DONKEYS AT ED FRINGE Manon Parmentier, Angelo Raciti, Wahrhaftige humoristische Kurzgeschichte über einen Dr. Regula Rapp, Prof. Kornelia Repschläger, Festivalbesuch von Juliane Bröcker & Isabel Schmier Prof. Wolfgang Schmid, Jörg R. Schmidt, Isabel Schmier, Prof. Gundula Schneider, 56 9. STUTTGART INTERNATIONAL CLASSIC GUITAR FESTIVAL Timos Sirlantzis, Antonije Stankovic, 02.–05. Mai 2019 Theresa Szorek, Doriana Tchakarova, Prof. Rainer Tempel, Mathias Toenges, 58 FRAGEN AN PROF. RASMUS BAUMANN Dr. Stefan Völker, Olga Wien, Frederik Zeugke zum Antrittskonzert in der Liederhalle am 14. Mai 2019 GASTAUTOR*INNEN Prof. Andreas Baesler, Angela Denoke, Stefan Herheim, Ioan Holender, Boris Ignatov, 60 STUTTGARTER ORGELAKADEMIE Eun Sun Kim, Matthias Klink, Dea Loher, 07.–17. Juli 2019 Cornelius Meister, Bernd Niedecken, Viktor Schoner, Prof. Alexander Schulin, 62 WIR STELLEN VOR: BIRGIT AUST Doris Soffel, Prof. Marieke Spaans, Seit 35 Jahren im Prüfungsamt/Studierendensekretariat Sarah Maria Sun 63 5. JAZZ & POP FESTIVAL STUTTGART ANZEIGEN Gertrud Mezger Rückblick [email protected] KONTAKT & VERTRIEB HMDK Stuttgart, Pressestelle 64 ELIA ACADEMY 2019 STUTTGART What’s going on Here? TITELFOTO Oliver Röckle (Alice Rossi und Malte Fial in Les larmes du couteau von Bohuslav Martinů, 65 KÖRPER ZU VERKAUFEN Dezember 2018) Glaube Liebe Hoffnung von Horváth im Wilhelma Theater DRUCK Gmähle-Scheel-Print-Medien GmbH, Esslingen 66 VORSTELLUNG DER NEUEN GLEICHSTELLUNGSBEAUFTRAGTEN UND IHRER AUFGABEN AUFLAGE 3.500 Ex., Spektrum erscheint halbjährlich Auszug aus der Rede beim Rechenschaftsbericht 2018 Hochschuleigene Beiträge bei Quellenangabe zum Nachdruck frei! Die Redaktion behält sich 67 BRUNCH GLOBAL ZU GAST IN DER HMDK vor, eingegangene Texte zu kürzen und redaktio- Rückblick von Prof. Dr. Hendrikje Mautner-Obst nell zu bearbeiten. 68 MIT DER STUTTGARTER THEATERGRUPPE „DIE RAPSODEN“ ISSN 1868-1484 · Stuttgart, im März 2019 IN RUSSLAND von Prof. Wolfgang Schmid 69 PREISE, AUSZEICHNUNGEN, ENGAGEMENTS UND PRAKTIKA Wintersemester 2018/19 72 JAHRESBERICHT & VERLEIHUNG VON HONORARPROFESSUREN an Emily Körner und Christian Schmid 76 VERANSTALTUNGSÜBERSICHT Sommersemester 2019

SPEKTRUM #33 [ 2_3 ] PROF. BERNHARD EPSTEIN, PROF. KORNELIA REPSCHLÄGER, ANGELO RACITI

1. Baden-Württembergisches Opernschultreffen

Unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann

Oper und Musiktheater entfalten weltweit eine 16.–23. Juni 2019 ungebrochene Faszinationskraft – das Publi- in Stuttgart kum strömt in die Theater mit großer Tradition vom Teatro alla Scala, der Metropolitan Opera New York, dem St. Petersburger Mariinsky bis zur Wiener Staatsoper, und Stararchitekten wie Zaha Hadid, MAD Architects oder Snøhetta entwerfen atemberaubende neue Bauten für Ghuangzhou, Harbin, Kopenhagen oder Oslo. Die Geschichte der Oper umfasst mittler- weile 400 Jahre und beweist die ständige Erneu- erungskraft der Gattung, wie ihre Fähigkeit eine glanzvolle Oberfläche vitaler Sinnlichkeit mit dem Vorstoß in die Tiefenschichten mensch- licher Sehnsüchte und Abgründe zu verbinden. Die Oper war immer getrieben vom Impuls, die Ausdruckskraft der Sprache restlos auszu- schöpfen. Gerade durch die Verbindung mit der Kraft der Musik entstand eine Wirkung, die sprachliche Grenzen zu überschreiten ver- mochte und den globalen Siegeszug der Oper ermöglichte. Das aufregende Panorama, das die Ge- schichte der Oper bietet, ist allerdings nur noch in den Repertoire- und Ensembletheatern Mitteleuropas anschaulich erlebbar. Nur hier verstehen die Verantwortlichen für diese ein- zigartige Theater- und Kulturlandschaft Spiel- planung sowohl als Bildungsauftrag für eine breite Öffentlichkeit und als kritische Reflexion auf die Entwicklung der Gattung selbst und ihr aktuelles gesellschaftliches Umfeld.

Mit freundlicher Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung, der Péter Horváth-Stiftung und der Gesellschaft der Freunde der HMDK Stuttgart. An diesem Anspruch messen sich auch die Doch wer dieser doppelten Herausforde- PROGRAMMHINWEIS Abteilungen für Gesang und Musiktheater, die rung gewachsen ist, gewinnt sowohl die Freiheit eine neue Generation junger Sänger*innen für und Ausdrucksintensität auf der Bühne wie die WILHELMA THEATER den internationalen Opernbetrieb hervorbrin- Eigenverantwortlichkeit und den Respekt ge- SO, 16.06.2019, 19 UHR gen. Natürlich müssen die Absolvent*innen genüber den Kolleg*innen und der Kunstform, ELEGIE FÜR JUNGE LIEBENDE her vorragend singen, wenn sie sich auf dem die eine ernsthaft e künstlerische Arbeit erst er- von Hans Werner Henze Markt behaupten wollen. Doch die Individuali- möglichen. Und wie Doris Soff el im Interview Opernschule der HMDK Stuttgart tät, die eine*n junge*n Künstler*in unverwech- betont, ist gerade die Tatsache, dass Menschen DI, 18.06.2019, 19 UHR selbar macht, und der Nährboden für eine nach- aus verschiedensten Kulturen im Kraft feld ei- „SCHAU MICH AN!“ haltige und kontinuierliche Karriere entstehen ner Opernproduktion aufeinander treff en und Musiktheater. Uraufführung. erst in der eigenständigen Auseinandersetzung etwas ganz Neues schaff en, ein Potential, das Eine Kooperation des Theater mit den Werken in ihrer Komplexität und der jede Auff ührung besonders spannend und die Freiburg mit der Hochschule Kunstform in ihren verschiedensten Spielarten. Oper als Ganzes nicht nur zukunft sfähig, son- Unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten für Musik Freiburg Wie fruchtbar und aufregend diese Prozesse dern zukunft sweisend macht. Winfried Kretschmann künstlerischer Entwicklung sind, ist in Ba- Baden-Württemberg leistet sich mit seinen DO, 20.06.2019, 19 UHR den-Württemberg in großer Dichte zu erleben. sieben Opernhäusern und fünf Musikhoch- REIGEN Fünf Musikhochschulen, jede mit ihrer eigenen schulen also keinen entbehrlichen oder unwirt- von Philippe Boesmans Abteilung für Musiktheater, haben das Land für schaft lichen Luxus. Vielmehr wird die Vitalität, Staatliche Hochschule für angehende Opernsänger*innen aus der ganzen Vielschichtigkeit und die Kraft der Oper hier Musik und Darstellende Kunst Welt zu einem der begehrtesten und renom- konzentriert greifb ar. Deswegen ist die Landes- Mannheim miertesten Ausbildungsstandorte gemacht. hauptsadt auch der ideale Ort für das Opern- FR, 21.06.2019, 18 UHR Diese Anziehungskraft ist aktuell natürlich schultreff en mit dem Fokus auf die Ausbildung WIND UND HUNGER auch eine besondere Herausforderung – denn einer neuen internationalen Sänger*innen-Ge- Musiktheaterabend dadurch erleben sowohl die Opernhäuser wie neration für das Repertoiretheater – als weg- Studio für Stimmkunst und die Hochschulen eine bislang nie gekannte weisendes Diskussionsforum und Zukunft s- Neues Musiktheater Stuttgart Internationalisierung des künstlerischen Per- laboratorium für die weitere Entwicklung des sonals. Viele junge Sänger*innen kommen Musiktheaters. SA, 22.06.2019, 19 UHR heute aus Ländern ohne eigene Operntraditi- THE TURN OF THE SCREW on und singen in Sprachen und musikalischen von Benjamin Britten Idiomen, die ihnen zunächst fremd sind. Den Hochschule für Musik Karlsruhe professionellen Anspruch, der schon an den SO, 23.06.2019, 19 UHR Hochschulen im Hinblick auf die Arbeit im IN STILE RAPPRESENTATIVO Repertoirebetrieb gestellt wird, erleben die Ein Monteverdi-Pasticcio Studierenden oft mals genauso stark als Kultur- Staatliche Hochschule für Musik schock, wie das neue Lebensumfeld insgesamt. Trossingen

„STREET SCENE“ VON KURT WEILL Fotos: Oliver Röckle

SPEKTRUM #33 [ 4_5 ] IOAN HOLENDER

Opernausbildung Ein Sänger*innenleben der Zukunft ist prinzipiell kurz, doch wenn man es eilig hat, Die Tücke des Objekts besteht bereits im Titel wird es noch kürzer! mit dem Hinweis auf die Zukunft.

PROGRAMMHINWEIS

MI, 24. & DO, 25.04.2019 KAMMERMUSIKSAAL

Coaching für Studierende der Opernschule Was soll sich, was muss sich in der Zukunft än- Umfasste die Opernausbildung vor etwa 30 DO, 25.04.2019, 19 UHR dern in der Ausbildung des Menschen, um ihn Jahren vornehmlich die Stimmbildung, also KAMMERMUSIKSAAL zu befähigen, Opernmusik zu interpretieren? das technische korrekte Produzieren der Ge- Das auszubildende Instrument ist seit jeher ein sangstöne, ist diese heute viel umfangreicher. „Talk im Turm“ unveränderter Teil des Menschen geblieben. Sänger*innen müssen im heutigen Musikthea- Ioan Holender im Gespräch Stimmbänder, Lunge, Herz und die Knochen- terbetrieb – bedingt durch Regie und musika- mit Prof. Kornelia Repschläger konstitution sind so wie je. Nur die äußeren lische Leitung – bereit und vorbereitet sein, in

Umstände haben sich verändert, vor allem die jeglicher Position und von jedem Platz aus zu Geschwindigkeit des täglichen Lebensablaufes singen, mit oder auch ohne Hilfe des*der Di- „Unter Ioan Holenders Direktion hat enorm zugenommen, und optisch stellt rigenten*in und vor allem heute meistens auch an der Wiener Staatsoper war ich das Publikum höhere Ansprüche an den*die ohne des dirigierenden Souffleurs bzw. Souff- in den 90er-Jahren Spielleiterin Sänger*in. Das Drumherum wie Bühnenbild, leuse. und habe ihn als eine der letzten Kostüm, Regie, Orchesterbesetzung, Auditori- Im Zuge der Ausbildung müssen angehende großen Intendantenpersönlichkeiten umskapazität u. a. ist viel bedeutender gewor- Sänger*innen lernen, sich dem Wunsch und kennen- und schätzengelernt. Ioan den. Die Oper hat sich mit einem Wort zum der Vorstellung der Dirigent*innen und Re- Holender erkannte und förderte Musiktheater gewandelt. gisseur*innen unterzuordnen, oft auch gegen Talente, ,verheizte‘ sie aber niemals Doch die Singstimme, die Gabe eines Men- ihre eigenen Konzeptionen und Möglichkeiten, im Opernbetrieb. schen, hörbare, schöne, sinnlich begehrte, mu- ohne diese jedoch zu verleugnen. Das ist im Als Direktor kümmerte er sich um sikalisch richtige, der Vorlage entsprechende heutigen Musiktheaterbetrieb das Allerschwie- alles und jeden im Haus am Ring und Töne zu produzieren, ist das Wichtigste ge- rigste und muss sachlich und auch psycholo- war für alle auch immer ansprech- blieben, wenn auch nicht allein genügend. gisch vorbereitet werden. Der*die Sänger*in ist bar. Er ist ein absoluter Titan des Entscheidend in der Opernausbildung ist der zwar für das Publikum immer noch der bestim- Opernbetriebes, und ich bin sehr Zeitfaktor. Entgegen dem Zeitgeist geht das mende Faktor für den Erfolg einer Aufführung, glücklich, dass er meiner Einladung Fortschreiten nur langsam und bedarf der Ent- aber Regisseur*innen und Dirigent*innen sind gefolgt ist und unsere Studierenden wicklung, die nie ein Ende hat. Die mensch- öfters die mächtigeren Elemente. von der Kompetenz meines langjäh- liche Stimme entfaltet sich in unserer Zeit nicht Die eigene Einteilung der physischen Mög- rigen Chefs profitieren können!“ schneller als in der Vergangenheit, denn das lichkeiten, z. B. ob man bei Proben aussingt oder Prof. Kornelia Repschläger Organ, also die Anatomie des ‚Produzierenden‘, markiert, muss man erlernen. Die vollkommene ist gleich geblieben. Auch die Quantität der Präsenz auf der Bühne und das Mitmachen sind Auftritte kann nicht größer werden ohne Qua- nicht minder wichtig als das Produzieren von litätsverlust, trotz der Möglichkeit viel schneller wohlklingenden Tönen. Das ist wahrschein- weltweit überall hinzugelangen. lich das Wichtigste in der heutigen Opern- Ein Sänger*innenleben ist prinzipiell kurz, doch wenn man es eilig hat, wird es noch kürzer!

Foto: ServusTV

Nach einigen Jahren als Opernbariton trat Ioan Holender 1966 ausbildung. Angehende Sänger*innen müssen als Mitarbeiter in eine Opernvermittlungsagentur ein, die er lernen, dass sie ihre eigene Persönlichkeit so dann übernahm und als Opernagentur Holender zu einem der weit entwickelt, dass er oder sie diese in seine weltbedeutendsten Opernagenturen für Sängerinnen und Rolleninterpretation einbringt und sich trotz- Sänger machte. dem den Vorstellungen des*der Regisseurs*in Im Jahre 1988 wurde er als Generalsekretär an die Wiener anpassen kann. Staatsoper und Volksoper Wien berufen und ab 1. April 1992 Koproduktionen werden in der derzeitigen zum Direktor beider Häuser bestellt. Bei der ersten Verlänge- Th eaterpraxis immer häufi ger. Das bedeutet, rung seines Staatsopernvertrages (1996) bat er um Entbin- dass Sänger*innen sich einer Inszenierung un- dung aus seiner Tätigkeit als Volksoperndirektor. Er wurde als terordnen müssen, die andernorts mit anderen Direktor der Wiener Staatsoper von drei verschiedenen Regie- Interpret*innen erarbeitet wurde, wobei die rungen schlussendlich bis zum 31. August 2010 verlängert und Regisseur*innen meistens bei den Proben des ist somit der längst amtierende Direktor seit dem Bestehen des koproduzierenden Th eaters gar nicht anwesend Hauses (1869). sind und die Proben von den Assistent*innen 2003–2015 war er Künstlerischer Leiter des Internationalen geleitet werden. Diese tun alles, damit die In- Musikfestivals und Musikwettbewerbs „George Enescu“ in terpreten möglichst genau so agieren wie dieje- Bukarest. Er ist künstlerischer Berater der Metropolitan Opera nigen der Originalproduktion. Künstlerisch ei- New York und des Spring Festivals Tokyo. Für den österreichi- gentlich ein Unsinn, aber es erspart Kosten die schen Fernsehsender ServusTV erarbeitet und präsentiert er gleiche Dekoration und sogar Kostüme zu ver- die wöchentlich ausgestrahlte Kultursendung „kulTOUR mit wenden. Doppelte Produktion – halbe Kosten! Holender“. Wesentlich ist, wo ein*e Sänger*in seine*ihre „Ioan Holender – Der Lebensweg des Wiener Staatsoperndirek- professionelle Laufb ahn beginnt. Ob ein Opern- tors“ ist 2001 im Böhlau Verlag Wien erschienen. „Ich bin noch studio- oder ein Soloanfängervertrag, entschei- nicht fertig“ (2010) ist im Zsolnay Verlag erschienen. dend ist immer, welche Partien er*sie singen soll. Wobei es absolut wichtig ist, dass ein*e Anfän- ger*in nicht Rollen singt, die über seine*ihre stimmtechnischen Möglichkeiten gehen.

SPEKTRUM #33 [ 6_7 ] Menschen haben es satt, nur vor der Glotze zu sitzen und im Netz zu surfen. EIN INTERVIEW VON PROF. KORNELIA REPSCHLÄGER MIT STEFAN HERHEIM, REGISSEUR UND DESIGNIERTER INTENDANT DES THEATER AN DER WIEN Conditio Humana auf der Opernbühne

Über Selbstverwirklichung und Identifikation mit dem Werk

Herr Herheim, Sie erarbeiten mit den Gesangsstudierenden Nicht erst seit den sechziger Jahren wird der Untergang des Szenen aus Mozarts Le Nozze di Figaro. Was kann man nur bei Musiktheaters prophezeit. Was sichert das Überleben dieses und mit Mozart lernen? ,unmöglichen Genres‘: zeitgenössisches Repertoire, jüngeres Wie mit schlichtesten Mitteln komplexe Aussagen mit genu- Publikum, radikalere szenische Experimente? iner Wirkung sich entfalten. Mozarts Musiktheater ist eine un- Diesbezüglich glaube ich, dass wir in einem Wandel mit un- erschöpfl iche Quelle zur Darstellung der Conditio Humana auf gewissem Ausgang sind. Menschen haben es satt, nur vor der der Opernbühne. Meines Erachtens fi ndet sich hier alles, was Glotze zu sitzen und im Netz zu surfen. Das treibt sie natürlich sich ein*e Sängerdarsteller*in zu beherrschen wünschen kann. nicht gleich in die Oper, aber das große Live-Ereignis hat Hoch- konjunktur, wovon auch die Oper profi tiert. Im kommerziellen Welche Befähigungen, Kenntnisse und Erkenntnisse sollten Wettkampf mit anderen Medien riskiert die Oper aber die be- junge Sänger*innen im Studium erwerben? währte Eigentümlichkeit und den experimentellen Anspruch Vor allem die, dass die menschliche Stimme etwas kann, preiszugeben, der in ihrer Natur und ihrem Erbgut liegt. Soll das das die Welt dringend braucht. Musik rettet Leben und bewirkt Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden, muss man auf Unvorstellbares. Dieses Potenzial sollte jede*r Musiker*in ernst allen Erziehungs- und Bildungsebenen in das Sensibilisieren der nehmen. Was ich bei vielen Opernsänger*innen vermisse, ist Sinne investieren, die nicht nur das Überleben dieses Genres, eine Kenntnis des ganzen Werks, nicht nur Teile jener Partie, sondern ein kultiviertes Zusammenleben sichert. die sie singen. Man kann keine Rollenfi gur verkörpern, ohne zu wissen, was die anderen singen und was im Orchester passiert. Sie haben vor ein paar Jahren Ihren Burnout als Regisseur thematisiert. Wie regenerieren Sie jetzt Ihr kreatives Potenzial? Generell gibt es unter Dozierenden gegensätzliche Auff as- Letztlich ist es immer die Musik, die mich inspiriert und wie- sungen über pädagogische Methoden. Lernt der Studierende der ankurbelt. besser, eff ektiver von der Realität abgeschirmt und nur durch wenige Dozierende betreut oder durch viele, gegensätzliche Ab 2022 übernehmen Sie die Leitung des Th eater an der Wien. Inputs verschiedener Lehrkräft e? Was unterscheidet den Regisseur Herheim vom Intendanten Das kommt darauf an, wo der Schuh gerade drückt. Leh- Herheim? ren und Lernen sind eigenwillige Prozesse, die Einfühlsamkeit Das wird sich noch zeigen. Ich bin mit Sicherheit nicht der fordern und eine große Eigendynamik entwickeln können. Bei geborene Intendant, doch ist Management ein ebenso wichtiger der Stimmbildung sind Kontinuität und Ausdauer extrem wich- Bestandteil beim Inszenieren wie künstlerisches Know-how bei tige Faktoren. Halbwegs fundierte Impulse von außen können der Programmierung und Profi lierung eines Hauses. Und da ich ebenso störend sein wie die ehrgeizige Beständigkeit eines Leh- mich schon länger nach der Möglichkeit sehne, einen künstle- renden, dessen Methoden nicht greifen. rischen Anspruch kontinuierlich zu festigen, wozu das Th eater an der Wien mit seinem Stagionebetrieb bestens geeignet ist, In unseren Zeiten des immer gleichen Standardrepertoires werde ich als inszenierender Intendant versuchen, beide Aufga- des 18., 19. und frühen 20. Jahrhunderts übernimmt der*die ben zu vereinen. Regisseur*in die Funktion des*der Komponisten*in, schöp- ferische Impulse zu setzen. Wie und wo ordnen Sie sich mit Ihrer Arbeit ein? Ich stelle mich in den Dienst des jeweiligen Werks und bin bemüht, es mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln dem Publikum möglichst dringend, sinnvoll und sinnlich zu verge- genwärtigen. Das geht natürlich nur, wenn man sich mit dem Werk so weit identifi ziert, dass man zugleich von einer Selbst- verwirklichung reden kann.

SPEKTRUM #33 [ 8_9 ] FRAGEN VON PROF. BERNHARD EPSTEIN AN PROF. MARIEKE SPAANS Staatliche Hochschule für Musik Trossingen

In stile rappresentativo – ein Monteverdi-Pasticcio

In der bunten Welt des Musiktheaters nimmt die Aktuell richten wir an der Trossinger Hochschule als Barockoper eine Sonderstellung ein und wird heute sogenanntes Zweitprofil die ausführliche Beschäftigung intensiv, aber doch ganz verschieden gepflegt. Was mit historisch informierten Spielweisen auch für ,mo- bedeutet Ihnen die Beschäftigung mit diesem Genre ? derne‘ Instrumentalist*innen ein, um mehr Ensemble- Für mich gehören Barockopern mit zu dem Besten, und Orchestermusiker*innen mit stilistischer Doppel- was uns in der Musik überliefert wurde, insbesondere qualifikation hervorzubringen. wenn sie in ihrer ursprünglichen Vielfalt und Opulenz dargestellt werden: Wenn man ein Orchester mit der Monteverdis Orfeo wird oft als die erste Oper über- atemberaubenden Klangvielfalt des barocken Instru- haupt bezeichnet. Können Sänger*innen der Fach- mentariums einsetzt, ein Sängerensemble mit flexiblen richtung Oper von Monteverdis Musik etwas lernen, Stimmen und der Fähigkeit zu hoher Verzierungskunst das sich vom Ursprung der Oper auch in andere Epo- und differenzierter Textdeklamation hat, wenn dies chen übertragen lässt? durch entsprechende Gestik, fantastische Kostüme, eine Absolut! Monteverdi stellt, als einer der Ersten, die exquisite Szenografie und Beleuchtung unterstützt wird, Deutung der Wörter und deren Vertonung ins Zentrum: hat man die beste Unterhaltung, die man sich wünschen „Prima le Parole, poi la Musica“. Dieser damals revolu- kann. Dann sind Barockopern für mich genau so faszi- tionäre Ansatz ist wegweisend für die nachfolgenden nierend wie die Fantasy-Filme der Herr der Ringe-Tri- Jahrhunderte geworden. Auch wenn Monteverdis Um- logie! gang mit Dissonanzen und Konsonanzen einem manch- mal etwas ,krude‘ vorkommen kann (seine Klangwelten Wie sehen Sie die Aufgabe des Maestro di Cembalo sind wirklich phänomenal überraschend und bisweilen (und auch Maestra) in der heutigen Zeit? Gehören die konfrontativ), sind die Kompositionsprinzipien, die er umfassenden Kenntnisse der Ensembleleitung und erfunden hat, Maßstab geworden für spätere Kompo- Gesangstechnik in ein Cembalostudium? Haben Sie nisten: Die Rezitative als Träger der Handlung, das Zu- in Trossingen ein Modell für eine solche fruchtbare ordnen von bestimmten Klangfarben und Motiven zu Zusammenarbeit der Abteilungen? bestimmten Personen, der dramaturgische Aufbau der Die Aufgaben eines Maestro oder einer Maestra di Oper, die Art, instrumentale und gesangliche Sätze ab- Cembalo sind heute in der Tat sehr vielfältig. Für Cem- zuwechseln – das alles hat Monteverdi zum ersten Mal balist*innen, die sich gerne in dieser Richtung weiter konzipiert und komponiert, und wir finden es später bei entwickeln möchten, gehören umfassende Kenntnisse Rameau, Mozart, Rossini, sogar teilweise bei Puccini von Ensembleleitung und Gesangstechnik unbedingt und Wagner wieder. dazu, auf Basis einer sicheren Beherrschung von Mu- siktheorie, Generalbass, musikalischer Rhetorik und Das Fach Collaborative Piano und praktische Aufga- Sololiteratur. Ein guter Maestro oder Maestra di Cem- ben der Pianist*innen werden immer aktueller. Wie balo sollte wissen, wie man bestimmte Effekte mit sei- sehen Sie das Nebenfach Cembalo im Klavierstudi- nem Instrument erzielen kann, wie man mit interpreta- um? Halten Sie ein paralleles Studium für sinnvoll? torischen Fragestellungen umgeht, aber auch, wie man Die Auseinandersetzung mit einem weiteren Tas­ten­ in der Praxis schnell umschalten und reagieren kann instrument ist immer sehr aufschlussreich für den Um- auf unvorhergesehene Situationen. In Trossingen set- gang mit dem ersten Tasteninstrument, gerade wegen zen wir sehr auf Kammermusik, auf gemeinsames Un- der enormen Unterschiede in den Spieltechniken. Inso- terrichten im Rahmen von Projekten und Workshops fern halte ich flankierenden Cembalounterricht für Pia- und vor allem auch auf gemeinsames Konzertieren. Ich nist*innen für sinnvoll, mehr noch den am Hammerkla- persönlich sehe Studierende immer schon als ,young- vier oder am Clavichord. Das Clavichord als Basis eines professio­nals‘ und zukünftige Kolleg*innen. jeden Tastenspielers im deutschsprachigen Raum von 1300 bis ca. 1820, das Hammerklavier als natürlicher ,Kollege‘ von Clavichord, Orgel und Cembalo im 18. Jahrhundert und als Vorgänger des heutigen Klaviers …

Die Barockzeit ist sehr reich an Opern und viele Werke sind kaum gespielt, manche gar nicht einmal wiederentdeckt wor- den. Gibt es ein persönliches Interesse an einem vergessenen Opernkomponisten, dem Sie gerne mehr Aufmerksamkeit schenken würden? Ich erinnere mich gerne zurück an die Aufführung der Oper L’Isola disabitata von Niccolò Jommelli durch unser Institut für Alte Musik im Ludwigsburger Schlosstheater im Jahr 2004. Zum ersten Mal seit dem 18. Jahrhundert gelangte eine Oper dieses Württembergischen Hofkomponisten zur Wiederaufführung. Jommelli wurde in seiner Zeit hoch gehandelt, war begehrt und gefeiert. Ich erinnere mich an die große Leuchtkraft seiner Musik, die sich mit einer feinen Eleganz und Leichtigkeit entfal- tete. Ich würde sehr gerne mehr von ihm und anderen Opern- komponisten des 18. Jahrhunderts wie zum Beispiel Johann Christian Bach und Giovanni Paisiello hören …

Stichworte des Regisseurs Bernd Niedecken zur Inszenierung

Der Ausgangspunkt unserer Inszenierung In der konkreten künstlerischen Arbeit ge- ist eine rhetorische Figur, die im alltäglichen hen wir von den Gegebenheiten unserer Hoch- Gebrauch relativ belanglos erscheint, im Ge- schule aus: Das Institut für Alte Musik erarbeitet staltungsprozess einer ba­roc­ken Oper aber die Musik, den Gesang, erforscht die barocken PROGRAMMHINWEIS ein machtvolles Stilmittel ist: das Oxymoron. Bühnensprachen Tanz, Gestik und Schauspiel. Bittersüß, traurigfroh, alter Knabe – hier tref- Zusammen mit der Abteilung Music and Mo- fen zwei sich vermeintlich ausschließende vement wird dieses Gerüst in intensiven Proben SO, 23.06.2019, 19 UHR Gegensätze aufeinander und erzeugen eine verfeinert, erweitert und auf die Bühne gebracht, WILHELMA THEATER sprechende Spannung. In der Natur beobach- deren visuelle Dimensionen vom Landeszentrum IN STILE RAPPRESENTATIVO ten wir die Entladung gewaltiger elektrischer für Musik-Design-Performance gestaltet werden. Ein Monteverdi-Pasticcio Spannungen in Form von Blitz und Donner. Das Landeszentrum arbeitet mit modernsten di- Gegensätze sind die Grundlage aller Rhyth- gitalen Mitteln, mit Videotechnik, digitaler Sze- Musikalische Leitung men, Bewegung und Musik. Das gesamte ir- nografie, Virtual Reality und Audiotechnik, es Marieke Spaans, Jan Van Elsacker dische Leben und der Kosmos werden von bildet so einen starken Gegenpol zur historischen Inszenierung Bernd Niedecken polaren Rhythmen bestimmt, womit wir mit- Aufführungspraxis des Instituts für Alte Musik. Historische Gestik ten im Barocktheater sind: Es erzählt vom Hier schließt sich der Kreis zum Oxymoron. Die Deda Cristina Colonna menschlichen Leben im Spannungsfeld ele- moderne Technik ist bei näherem Hinsehen kein Choreografie mentarer Naturgewalten, göttlicher Mächte Fremdkörper zur Ästhetik der Monteverdi-Zeit, Bernd Niedecken, Deda Cristina Colonna und widerstrebender Affekte. Das Erzählen sondern ein Gegenpol, der ausdrucksstarke Span- Digitale Szenografie findet auf allen künstlerischen Ebenen statt, nungen erzeugen kann. Und sie kann sich subtil Dagmar Vinzenz, Thorsten Greiner es nutzt Sprache und Poesie, überführt sie in in das Barocke einbinden. Barocktheater liebt Komposition für digitale Medien Musik, Klänge und Gesten, diese entfalten das Trompe-l’œil und ephemere Phantasiewelten, Ludger Brümmer sich im Tanz, der seinerseits im Raum des die mit allen Mitteln der Kunst von den großen Instrumental- und Vokalensemble Bühnenbildes mit Architektur, Malerei und Menschheitsthemen handeln. Das ist nahe ver- Studierende der Musikhochschule Plastik einen vielschichtigen Dialog eingeht. wandt mit den virtuellen Welten unserer Zeit. So Trossingen Das ist die einzigartige Kunstform Oper, wie ist es unser Ziel, die Studierenden auf eine Reise sie zur Zeit Monteverdis entsteht, im 17. und zu schicken, kreuz und quer durch diese Span- 18. Jahrhundert zahlreiche Meisterwerke her- nungsfelder und sie in der Aufführung im Wilhel- vorbringt und in einer vierhundertjährigen ma Theater mit den Mitteln, die Monteverdi und Erfolgsgeschichte in schier unendlichen Ab- seine Zeitgenossen entwickelt haben, von den wandlungen bis heute von Mensch, Welt und gro­ßen Themen Liebe, Tod, Erlösung, Mensch Kosmos erzählt. und Kosmos erzählen zu lassen. Hochschule für Musik Karlsruhe

Musiktheater ist mehr als Oper. Es verwirklicht können früh neben ihrer analytischen Arbeit sich in einem kulturellen, politischen und so- in die Praxis eintauchen, sich mit Sänger*innen zialen Kräft efeld. Wie keine andere multime- austauschen, ausprobieren und vernetzen. diale Kunstform kann es ästhetische und ge- Am Institut für Musiktheater sind Stimme, sellschaft liche Erfahrung vermitteln, ausloten, Musik und Szene in diesem Sinn untrennbar mit- erweitern. einander verbunden. Die Ausbildung von Mu- Daher bietet die Hochschule für Musik siktheater-Darsteller*innen und Regisseu r*in- Karlsruhe neben den üblichen Master-Stu- nen unter einem Dach ermöglicht die ge- diengängen eine grundständige Ausbildung meinsame Entdeckung von Ausdrucksmög- (Bachelor) in den Bereichen Bühnengesang lichkeiten des heutigen und des zukünft igen und Regie. Von Beginn der Ausbildung an wird Musik theaters. angehenden Sänger*innen der Zugang zu sze- Das Studium wird individuell auf das per- nischem Denken ermöglicht. Es geht darum, sönliche Profi l der Studierenden zugeschnitten, eine stimmliche Befreiung anzuschieben, die die Studiengestaltung ist so fl exibel wie mög- durch Bewegung und szenisch-emotionales lich. Professor*innen und Dozent*innen arbei- Denken möglich ist. Junge Regisseur*innen ten im Team, um ,personal roadmaps‘ für die

Foto: Hans Müller-Abele Studierenden zu entwerfen und umzusetzen. Kunstlied bis zu Jazz und Chanson reicht. Das ist umso wichtiger, als sich der Arbeits- Die Hochschule pfl egt eine intensive Zusam- markt ständig verändert und Sänger*innen menarbeit mit erfahrenen und inspirierenden bzw. Regisseur*innen vor neue Herausforde- Künstler*innen die regelmäßig nach Karlsruhe rungen stellt. Die Grenzen zwischen den Gat- kommen: Dazu gehören Sänger*innen wie Ju- tungen öff nen sich, womit oft eine Erweiterung lia Varady, Brigitte Fassbaender oder Th omas tradierter Arbeitsbereiche verbunden ist. Dazu Hampson, Regisseur*innen wie Tatjana Gür- kommt: Die Vielfalt szenischer Sprachen und baca, Stefan Herheim oder Peter Konwitschny. musikalischer Interpretationsansätze ist so CampusOne – Schloss Gottesaue bietet groß wie nie zuvor. Außerdem greifen Reper- einzigartige räumliche Möglichkeiten wie den toirepfl ege und innovative Th eaterformen zu- 2013 eröff neten Multimedia- und Th eaterkom- nehmend ineinander. plex MUT als Experimentierraum für Lehre, Wer sich im Musiktheaterbetrieb behaupten Probe und Auff ührung. Das Marstall-Gebäude will, kann das nicht erst im Berufsalltag üben. enthält eine zweite, kleinere Bühne, die eben- Das Studium an der Hochschule für Musik falls für Unterrichte und öff entliche Projekte Karlsruhe bietet die Möglichkeit, Selbsterkun- zur Verfügung steht. dung und aktuellen Praxisbezug immer wieder Karlsruhe als Kultur-Standort mit dem neu zu koordinieren. So entstehen ein vertieft es Zentrum für Kunst und Medientechnologie Verständnis von ästhetischen Zusammenhän- (ZKM) und die Hochschule für Gestaltung gen und die Neugier auf innovative Th eaterfor- (HfG) als Kooperationspartner bietet Perspek- men. Als einzige Hochschule in Deutschland tiven, um die Zukunft des Musiktheaters zu hat Karlsruhe eine Professur eingerichtet, die erforschen. Weitere Partnerin ist die Akademie Th eorie und künstlerische Praxis des Musik- der Bildenden Künste Wien. Hinzu kommen theaters aufeinander bezieht. In-House-Kooperationen mit dem Institut Eine wichtige Rolle in der Lernlandschaft für Musikwissenschaft und Musikinformatik spielen Kurse verschiedenster Art, deren in- (IMWI), ComputerStudio, Ensemble für Neue haltliches Spektrum von Neuer Musik und Musik.

The turn of the screw PROGRAMMHINWEIS Oper von Benjamin Britten

Was für eine Vokalise! Irisierend sondern sie entführen uns singend SA, 22.06.2019, 19 UHR dringt sie an unser Ohr, lässt sich in in ein Kaleidoskop, das die Grenzen WILHELMA THEATER keine Ton art einordnen, in kein rhyth- zwischen Sehnsucht und Angsttraum, misches Korsett. Frei ausschwingend, Erinnerung und Phantasie, Innen und THE TURN OF THE SCREW fällt sie aus der Zeit, ist ganz sie selbst, Außen aufh ebt. Oper von Benjamin Britten fremd und verlockend. Ist es eine inne- Th e turn of the screw ist zweifellos Libretto von Myfanwy Piper nach re Stimme, die wir da hören? Sirenen- einer von Brittens kühnsten Entwür- einer Novelle von Henry James haft , unwirklich, gefährlich? fen: Nicht nur, weil er das Th ema der Benjamin Britten lässt das in seiner verlorenen Unschuld, der verlorenen Musikalische Leitung Alois Seidlmeier 1954 uraufgeführten Oper Th e turn of Sicherheit und Geborgenheit aufgreift . Inszenierung Andrea Raabe the screw off en. Eigentlich wird hier Musiktheater verwirklicht sich hier Bühne und Kostüme Julia Schnittger nur ein Junge beim Namen gerufen. als Th eater aus Musik, das keine Bot- Choreographie Paz Montero Doch die Art, wie das geschieht, holt schaft en formuliert, sondern unser Dramaturgie Stephan Mösch die Situation ins Unwirkliche. Es ist Bewusstsein erweitert. Ein Th eater der Orchester der Hochschule der Gesang, der dieses Umkippen er- präzisen Unschärfe, das Wahrheit und für Musik Karlsruhe möglicht. Und es ist die Kunst des gro- Wirklichkeit in Frage stellt. So ist Th e ßen britischen Komponisten, mit der turn of the screw in mehrfachem Sinn menschlichen Stimme umzugehen. In ein Stück, das uns heute angeht, das Ermöglicht durch die der literarischen Vorlage von Henry uns fordert angesichts zerfallener Wer- James bleiben die Gespenster stumm. te und multipler Identität. Nun können sie nicht nur sprechen,

SPEKTRUM #33 [ 12_13 ] Foto: Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim

PROF. ANDREAS BAESLER

Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim

Szenischer Unterricht für angehende Sän- einer fundierten, möglichst umfassenden Sän- ger*innen hat in den vergangenen Jahrzehnten ger*innenausbildung Rechnung tragen. Dabei zunehmend an Bedeutung gewonnen. So wie geht es vor allem darum, den Studierenden sich das Berufsbild des*der ,Opernsängers*in‘ von Anfang an zu vermitteln, dass es sich bei in der deutschen Th eaterlandschaft im Laufe der der szenischen Arbeit um ein wesentliches und Zeit zum ,Musiktheaterdarsteller*in‘ gewandelt zentrales Qualifi kationsmerkmal ihres zukünf- hat, so sind auch die Anforderungen, die von tigen Berufes handelt. Intendant*innen, Betriebsdirektor*innen und Damit dies gelingt, dürfen wir den szenischen Regisseur*innen, aber auch vermehrt von Diri- Unterricht nicht isoliert betrachten, sondern gent*innen gestellt werden, vielfältiger gewor- müssen ihn zu einem integralen Bestandteil den. Genügte es früher für eine*n Sänger*in, einer universellen Ausbildung von praxistaug- stimmlich zu überzeugen und sich szenisch lichen Sängerinnen und Sängern machen. mit einem standardisierten Gestenrepertoire Wichtige Grundlage ist hierfür der Dialog zu präsentieren, so werden heute bei Vorsingen mit den Gesangpädagog*innen, die sich ge- immer häufi ger auch die Qualitäten szenischer meinsam mit den Lehrenden des Instituts für Präsenz, schauspielerischer Ausdrucksfähig- Musiktheater als Teil eines Teams verstehen, keit und im Bereich Operette/Musical auch des welches gemeinsam ein vielschichtiges und Bühnensprechens und des Tanzes beurteilt und profi liertes Ausbildungskonzept realisiert. Die verglichen. Erarbeitung szenischer Auff ührungen in der Diesem Umstand wollen wir in der Opern- Hochschule bilden auch an der Musikhoch- schule des Instituts für Musiktheater der schule Mannheim traditionell den Kern des sze- Musikhochschule Mannheim im Rahmen nischen Unterrichts. Als Kulminationspunkte der gesanglichen und szenischen Ausbildung Ein auff älliges Phänomen in der gegenwär- vermitteln diese Produktionen den Studie- tigen Musiktheaterpraxis sind mangelnde kul- renden einen Eindruck von der Komplexität turelle Kompetenzen der immer zahlreicher einer Operninszenierung und ihren individu- werdenden Berufsanfänger*innen aus nicht- ellen Anforderungen an die beteiligten Künst- europäischen Kulturkreisen. Diese können ler*innen. Gleichzeitig verlangen sie von den besonders effi zient im szenischen Unterricht Mitwirkenden zeitorientiertes Arbeiten, Eigen- vermittelt werden, da hier, wie in kaum einem verantwortlichkeit und Teamfähigkeit. anderen Fach, die Studierenden mit den eth- Bei diesen Auff ührungen wird bewusst auch nischen und soziologischen Eigenheiten mit- immer wieder zeitgenössisches Repertoire ein- teleuropäischer Kultur unmittelbar in Berüh- bezogen, weil es die oft mals von traditionellen rung kommen. Das einzigartig Universelle der Vorstellungen geprägte Perspektive der Studie- Gattung Oper spiegelt sich auch in den Quali- renden erweitert hin zu einem zeitgemäßeren fi kationsanforderungen des Berufsbildes ,Sän- Begriff von Musiktheater. ger*in‘ wieder. Dem vielschichtigen theatralen Für fortgeschrittene Studierende besteht ne- Medium ,Musiktheater‘ gerecht zu werden, die ben einer klassischen Solist*innenausbildung ganzheitliche Künstlerpersönlichkeit zukünf- seit 2017 die Möglichkeit eines postgradualen tiger Opernsänger*innen zu entdecken, zu ent- Studiums im Opernstudio. Das vom Institut für wickeln und zu fördern ist Vision und Ziel un- Musiktheater mit dem Pfalztheater Kaiserslau- serer Ausbildung am Institut für Musiktheater tern gemeinsam ins Leben gerufenen Projekt in Mannheim. ermöglicht es jungen Sänger*innen mit abge- schlossenem Masterstudium, an der Schnitt- PROGRAMMHINWEIS stelle zwischen Ausbildung und Beruf wertvolle Bühnenerfahrung zu sammeln, bei gleichzeitig fortgesetzter pädagogischer Betreuung durch DO, 20.06.2019, 19 UHR die Hochschule. WILHELMA THEATER

REIGEN von Philippe Boesmans

Musikalische Leitung Cosima Osthoff Inszenierung Andreas Baesler Bühne und Kostüme Ruth Groß Licht Stefan Bolliger Reigen Video Philipp Ludwig Stangl Oper von Philippe Boesmans Sinfonieorchester der Musikhochschule Mannheim

Mit der Inszenierung der zeitgenössischen Oper Phantasien sie einander in die Arme treiben. Reigen nach dem gleichnamigen Schauspiel Unsere Inszenierung versucht, den Menschen von Arthur Schnitzler fi el unsere Wahl für die dieser Zeit auf die Spur zu kommen, das his- diesjährige Opernproduktion auf ein Werk, das torische Umfeld des Stückes zu erkunden und konsequent in zehn intimen Zweierszenen abge- dabei Parallelen und Unterschiede zur Erleb- schlossene Minidramen erzählt, die von zehn Sän- niswelt der Studierenden zu analysieren, um so gerdarsteller*innen präsentiert werden. Nach- den historischen Kontext zu erschließen anstatt dem wir in den vergangenen Jahren mit Così fan ihn zu klischieren. Die visuelle Gestaltung der tutte und Th e Rape of Lucretia Ensemblestücke Produktion erfolgt in der fachübergreifenden erarbeitet haben, stand in diesem Jahr das fokus- Zusammenarbeit mit Studierenden und Leh- sierte Partnerspiel im Zentrum des szenischen renden des Studiengangs Musiktheorie und Me- Unterrichtes. In den schauspielerisch anspruchs- dienpraxis der Musikhochschule Mannheim, vollen Szenen geht es vor allem um das Finden deren Videoproduktion einen ästhetischen und eines wahrhaft igen Ausdrucks bei gleichzeitiger dramaturgischen Gegenpol zur historischen Kontrolle des komplexen musikalischen Gesche- Verortung des Stoff es darstellt. Da die Musik- hens, welches eine Herausforderung sowohl für hochschule Mannheim derzeit über keinen die Sängerdarsteller*innen als auch für die Spie- eigenen Konzert- und Th eatersaal verfügt, fi n- ler*innen des Hochschulorchesters darstellt. den die Vorstellungen im Saalbau Neustadt/ Im Reigen werden Menschen aller sozia- Weinstraße sowie dem Nationaltheater Mann- len Schichten des Fin de Siècle gezeigt, deren heim statt. sexuelle und erotische Sehnsüchte, Ängste und

SPEKTRUM #33 [ 14_15 ] ANGELO RACITI STELLT FÜNF FRAGEN AN PROF. ALEXANDER SCHULIN

Hochschule für Musik Freiburg

„Nicht prêt-à-porter …“

PROGRAMMHINWEIS

DI, 18.06.2019, 19 UHR Herr Schulin, welche Erfahrungen kann und Im Zentrum steht ganz klar die Arbeit mit WILHELMA THEATER soll eine Musiktheaterproduktion in der Sän- den Studierenden und deren optimale Ent- ger*innenausbildung den Studierenden er- wicklung. Für die Ausbildungs-Biographie der „SCHAU MICH AN!“ möglichen? Studierenden ist es vor allem wichtig, dass sie Musiktheater. Uraufführung. Zunächst geht es tatsächlich darum – und möglichst so viel praktische Erfahrung auf der Eine Kooperation des Theater Freiburg das ist nicht nur ein Lippenbekenntnis –, dass Bühne bekommen wie nur irgend möglich ... mit der Hochschule für Musik Freiburg sich die Studierenden unter möglichst praxis- und möglichst vielfältige, um alle möglichen nahen Bedingungen an ihrem Beruf versuchen Facetten der Bühnenarbeit kennenzulernen. Musikalische Leitung Brice Pauset sollen. Es geht um das Verkörpern von Büh- Dazu gehört natürlich auch, mit den Reakti- Inszenierung Johann Diel nenfiguren. Als singende*r Darsteller*in muss onen von außen umgehen zu lernen. Nun sind Bühne Lynn Scheidweiler, man ja unglaublich viele Aspekte unter einen die Reaktionen des Publikums und eigentlich Paula Mierzowsky Hut, auf eine Linie bringen: Wie transpor- auch der Presse bei unseren Hochschul-Pro- Kostüme Valentina Dolce tiere ich die Emotionen, die Gesangslinie, den duktionen meist sehr wohlwollend. Erstmal ist Licht Dorothee Hoff Kontakt zu meinen Bühnenpartner*innen, die das natürlich ungeheuer positiv und beflügelnd Orchester Studierende der dramaturgische Entwicklung einer Rolle? Wie für die Studierenden. Andererseits birgt das Hochschule für Musik Freiburg bündele ich die zahlreichen Kenntnisse, die ich auch die Gefahr, dass die jungen Sängerinnen mir (hoffentlich!) in den Jahren meines Studi- und Sänger, wenn sie mit dem Theateralltag ums angeeignet habe, so, dass das Publikum und der Bühnenrealität konfrontiert werden, die Technik, das Wissen nicht sieht, sondern zunächst enttäuscht über die Reaktionen sein gespannt mit einer Bühnenfigur atmet? Wie können. Wir versuchen dem so gut als möglich strahle ich nach außen, ohne äußerlich zu wir- vorzubeugen, indem wir immer wieder darauf ken? Was ist komisch? Wie drücke ich Leiden hinweisen, dass auch sehr ernüchternde Erfah- aus ohne selbstmitleidig zu wirken? Natürlich rungen auf sie warten werden. bietet eine Hochschulproduktion die Chance, in diesem noch relativ geschützten Rahmen, Nach welchen Kriterien wählt das Institut die Studierenden mit diesen Erfahrungen zu seine Studierenden aus? konfrontieren – sich als Bühnendarsteller*in Die erste Entscheidung liegt naturgemäß praktisch auszuprobieren, auch etwas zu riskie- bei den Hauptfachlehrer*innen, also den Ge- ren, weiter zu gehen, als man sich vielleicht sel- sangspädagog*innen. Aber wir sind in stän- ber das bisher vorgestellt hat. Das ist ungeheuer digem, sehr engem Austausch, sowohl bei den wichtig, um später im Berufsleben bestehen zu Eignungsprüfungen als auch im Studienverlauf. können. Denn im Endeffekt ist es uns allen wichtig, dass wir nicht einfach Stimmbandbesitzer ausbilden Wie vollbringt Ihr Institut den Spagat zwi- wollen, sondern junge Künstler*innen, die spü- schen möglichst berufspraxisnahem Arbeits- ren lassen, dass sie ihr Talent benutzen wollen, prozess, der Einbettung von Partien und Pro- um etwas zu erzählen. duktionen in die Ausbildungsbiographie der Studierenden und dem Anspruch der Hoch- schule, für ihre Produktionen auch Aufmerk- samkeit bei Publikum und Presse zu wecken? Warum, fragt sich der Erzähler in Der Kabalist vom East Broad- „Schau way (1974) des Literaturnobelpreisträgers Isaac B. Singer, gibt sich der alte Mann aus dem Café in New York mit einem kargen und einsamen Leben im Land der angeblich unbegrenzten Mög- mich an!“ lichkeiten zufrieden, wo er doch in Israel ein gefeierter Gelehrter sein könnte? Und wer schaut ihn dabei wirklich noch an? Warum verdreht die Zauberin Alcina in Georg Friedrich Händels gleichnamiger Oper (1735), die Gefühle und Gewiss- heiten aller zu einem Alles-ist-möglich, immer, mit jeder und mit jedem, so dass am Ende niemand mehr weiß, was wahr ist, wahr war und wahr sein wird? Und wer schaut Alcina dabei hin- ter die Fassade? Und warum verliert das erzählende Ich in Ingeborg Bachmanns Roman Malina (1971) ebenso sehr den Kontakt zu sich selbst wie zu ihrem gesamten Umfeld und entgleitet, von Beziehungen nur noch träumend, sich und der Welt in einen schwermütigen Däm- merzustand. Und wer schaut zu und kann sie retten? Schau mich an! verwebt drei sehr unterschiedliche litera- Und während des Studienverlaufs? Wie gehen rische und musikalische Vorlagen zu einem Musiktheater, das Sie beispielsweise mit Krisen bei Studieren- sich die formale und ästhetische Identitätsfrage ebenso stellt wie den um? seine handelnden Figuren. Größenwahnsinnige Selbstentwürfe, Eigene Grenzen auszuloten sollte im ge- lähmende Projektionen, verpasste Begegnungen und der Kampf schützten Rahmen einer Hochschule möglich um die Konstruktion einer Identität wie auch ihr Verlust, be- sein – stimmlich wie künstlerisch-interpreta- schäft igen Protagonist*innen und Autor*innen dieser Kreation torisch, darstellerisch. Denn natürlich müssen gleichermaßen. Schau mich an! sich die jungen Sänger*innen im Opernbetrieb Celine Steiner und Ruslan Khazipov, zwei Kompositionsstu- immer wieder dieser Situation stellen. Im ge- dierende an der Freiburger Musikhochschule bei Prof. Brice Pau- schützten Rahmen der Hochschule gibt es die set, stellen sich mit ihren Vertonungen der Texte von I. B. Singer Möglichkeit, individuell auf die jungen Künst- und I. Bachmann als Musiktheaterkomponist*in vor. Mit Johann ler*innen einzugehen und Strategien zur Pro- Diel, Studierender an der Akademie für darstellende Kunst Ba- blembewältigung zu entwickeln. Und sollte es den-Württemberg und Körber-Studio-Teilnehmer, entwickelt zu Krisen kommen: Ich empfehle immer, auch und inszeniert ein vielversprechender, junger Regisseur dieses mal eine Auszeit zu nehmen, wenn man merkt, Stück. Die musikalische Leitung hat Prof. Brice Pauset, es spielen dass einem alles über den Kopf wächst. Sei es und singen Studierende der Hochschule für Musik Freiburg. mit einem Urlaubssemester, während dem man mal etwas ganz anderes macht oder einem Foto: Hochschule für Musik Freiburg Erasmus-Auslandsaufenthalt: andere Meinun- gen hören, andere Erfahrungen machen. Um in diesem Beruf bestehen zu können, muss man das wirklich wollen. Mit Haut und Haaren. Und dass man das auch mal in Frage stellt, ist ja ein sehr gesunder Ansatz, aus dem man jedenfalls gestärkt herausgehen wird.

Welche besonderen Möglichkeiten bietet ein Studium Opernsänger*innen in Freiburg? Persönlich schätze ich es, dass wir eine re- lativ überschaubare Hochschule sind, mit ei- ner Studien- und Prüfungsordnung, die es uns erlaubt, sehr individuell auf jede einzelne Persönlichkeit einzugehen. In der Kombinati- on mit dem sehr engen und vertrauensvollen Austausch zwischen uns Lehrenden können wir hier eine Sänger*innenausbildung bieten, wie ich sie mir vorstelle – nicht prêt-à-porter sondern, wenn man so will, maßgeschneidert. Denn das braucht es für diesen Beruf.

SPEKTRUM #33 [ 16_17 ] ZUR OPERNPRODUKTION DER HMDK STUTTGART VON PROF. KORNELIA REPSCHLÄGER Elegie für junge Liebende

Oper von Hans Werner Henze

„Und der erste Akt ist vielleicht sehr schön geworden, eine „In früheren Inszenierungen dieser Oper, auch denen, die neue Musik, ganz frei, ganz weg von allem Vorigen, auch da ich selber gemacht habe, ist die Künstlichkeit der Form nicht sieht man, dass Napoli und all das aufhören mussten, und ausreichend zum Vorschein gebracht worden, aber nur, wenn dass ich vielleicht überhaupt ganz einfach frei sein muss, im- sie in beträchtlichem Maße evident gemacht wird, können die mer, und ich habe auch keine Angst mehr davor.“ Reibungen zwischen Farce, Tragödie, Opera buffa und Psycho- Euphorisch vermeldet Henze im Oktober 1960 Ingeborg drama verstanden und genossen werden (…) was sich abspielt Bachmann von Berlin Fortschritte seiner Komposition Elegie für um den Geburtsprozess (Anm.: eines Gedichtes) herum an Gro- junge Liebende. teskem, Lächerlichem, Vulgären, Bösartigem, Gemeinem, dient Im Mai 1961 wird die „psychologisch nuancierte Kammer­ dazu, die Figur des Künstlers als Helden, dieses Konzept vom oper“ (Henze) im Schwetzinger Schlosstheater unter der Regie Heldenleben in Frage zu stellen, wie es das 19. Jahrhundert ge- des Komponisten uraufgeführt. Die Partie des Dichters Gregor schaffen hat und wie es das 20. Jahrhundert noch nicht vollstän- Mittenhofer interpretierte Dietrich Fischer-Dieskau. Es ist sein dig losgeworden ist“, notiert Henze anlässlich der Edinburger siebentes Werk für das Musiktheater. Inszenierung. Den Librettisten Wystan H. Auden und Chester Kalman gab Die komplexe Tiefenpsychologie der Kälte menschlicher Be- er zunächst nur folgende Anhaltspunkte als Auftrag: „So er- ziehungen und Abhängigkeiten darzustellen, ist eine szenische fuhren wir von Henze, noch bevor wir etwas anderes wussten, Herausforderung für junge Sängerdarsteller*innen. Neben der dass er eine chorlose Kammer­oper für kleine Besetzung und Hinterfragung des Absolutheitsanspruch des Künstlers werden für ein kleines, differenziertes Orchester schreiben wolle, er in der Elegie Kommunikationsunfähigkeit und nicht zuletzt die wünschte sich außerdem einen Vorwurf und eine Atmosphäre, Schuldfrage Mittenhofers thematisiert. die zarte, schöne Klänge erforderte.“ Nach mehreren Versuchen Henze hat in dieser Kammeroper nicht nur ein subjektiv-psy- kristallisierte sich die Handlung um den Dichterfürsten Mitten- chologisierendes Einzelschicksal, sondern einen menschlichen hofer heraus, der vampirartig seine Umwelt für sein künstle- Konflikt mythischer Dimensionen vertont. risches Schaffen benutzt. Wieweit kann, soll, darf der*die Künstler*in für seine Kunst Das Thema der Elegie für junge Liebende lässt sich in zwei Zei- gehen? Leben und Kunst? Oder Kunst=Leben? Leben oder len von Yeats zusammenfassen: „Der Geist des Menschen muss Kunst? Nutzt und benutzt der*die Kunstschaffende andere Men- sich entscheiden für die Vollkommenheit des Lebens oder des schen, Kolleg*innen zur Durchsetzung seiner Interessen? Bereits Werkes“, resumieren Auden und Kalman. im Studium stellen sich gerade für die jungen Künstler*innen Alle sechs Figuren leben in und mit einem Wahn. Die Se- diese grundsätzlichen Fragestellungen. Welchen Stellenwert kretärin Carolina von Kirchstetten erträgt devot alle Erniedri- Kunstausübung im Leben einnimmt, ist eine der wesentlichsten gungen, um ihrem Meister künstlerisches Schaffen zu ermög- und weitreichendsten Entscheidungen. lichen, der Arzt Wilhelm Reischmann umsorgt stündlich des Künstlers Wohlbefinden. Hilde Mack, eine Witwe, dient ihm nach dem Tod ihres Mannes mit ihren Visionen als Inspiration, die junge Elisabeth Zimmer als Geliebte und Muse. Die Ankunft des Arztsohnes Toni Reischmann wirkt katalytisch auf die Bezie- PROGRAMMHINWEIS hungen. Am Ende steht der Tod zweier Liebender, der von Eli- sabeth und Toni, mittels dessen Mittenhofer sein neues Gedicht, ERÖFFNUNG DES OPERNSCHULTREFFENS die Elegie, vollenden wird. SO, 16.06.2019, 19 UHR Die enorme Farbigkeit, die Henze aus der kleinen Orchester- WILHELMA THEATER besetzung von 25 Instrumenten erzielt, ist beeindruckend. Jeder Figur des Stückes ist ein Instrument zugeordnet, Hilda Macks ELEGIE FÜR JUNGE LIEBENDE Visionen ähneln in ihrer „kristallnen Klanglichkeit“ (Henze) der von Hans Werner Henze Wahnsinnszene aus Donizettis Lucia di Lammermoor. Uhren- schlagen und Geräusche thematisieren und gliedern musikalisch Musikalische Leitung Bernhard Epstein die ritualisierte Zeit in dem Berghotel, in dem Mittenhofer jährlich Inszenierung Kornelia Repschläger residiert. Die Gesangspartien fordern ebenso schillernde Farbig- Bühne Alexandre Corazzola keit wie Nuancenreichtum. Kostüme Ralf Christmann Choreografie Nico Mascia Orchester Studierende der HMDK Stuttgart Meisterkurse, die Maßstäbe setzen

Die Welt der Oper ist schon lange global – geprägt von Meisterkurse der Stuttgarter Opernschule regelmäßig in internationalem Austausch auf höchstem Niveau: Ein die baden-württembergische Landeshauptstadt. Italiener namens Lulli erfand die Oper für Frankreich In den Genuss von mindestens zwei Meisterkursen neu, Händel und Mozart komponierten für Paris, Lon- pro Semester sollen die Stuttgarter Opernstudierenden don und Florenz genauso wie für Halle und Hamburg kommen. Beim Opernschultreff en allerdings sind es bzw. Salzburg und Wien, Verdi für Kairo und St. Peters- gleich fünf großartige Sänger*innen, zwei Regisseure, burg genauso wie für Mailand, Rom und Neapel. Und Spezialisten für Operette, sowie die GMDs der Staats- spätestens seit Jenny Lind als schwedische Nachtigall oper Stuttgart und der Oper Zürich, die dem Programm von P. T. Barnum auf USA-Tournée geschickt wur- des Treff ens die Krone aufsetzen – nicht zu vergessen de, waren auch Sänger*innen globale Exportartikel – Vorträge und Podiumsdiskussionen mit dem Genera- voraus gesetzt die Qualität war außergewöhnlich. lintendanten der Deutschen Oper am Rhein und dem Das Außergewöhnliche kann nicht gelehrt werden, Intendanten der Wiener Staatsoper – beide heißen üb- aber es ist der Maßstab jeglicher Kunstausübung. Meis- rigens Meyer. terkurse sind Begegnungen mit Künstler*innen, die Diese großartigen Persönlichkeiten bei der Arbeit durch ihr Können und ihre Karriere Maßstäbe nicht mit der neuen Sänger*innengeneration zu erleben ist nur gesetzt haben, sondern (vor)gelebte Erfahrung ver- nicht nur für die Teilnehmer*innen und Fachkreise von gegenwärtigen und verkörpern. Regisseure wie Willy höchstem Wert – es ist auch eine der spannendsten Er- Decker, Claus Guth, Johannes Erath, Harry Kupfer oder fahrungen, die ein Publikum machen kann. Stefan Herheim, Sänger*innen wie Angela Denoke und Das ist mehr als nur Blick hinter die Kulissen. Das Michael Volle, Führungspersönlichkeiten aus den Lei- Publikum ist dabei, wenn ein Tor zu neuen technischen tungsetagen von Opernhäusern und Festivals wie Ioan oder künstlerischen Fähigkeiten aufgeht. Manchmal Holender und Elisabeth Sobotka – sie schöpfen aus tastend und langsam, manchmal ganz plötzlich laufen einem Erfahrungsschatz der Zusammenarbeit mit den hochtalentierte junge Menschen zu einer Form auf, weltweit bedeutendsten Künstler*innen und prägen die bricht sich eine künstlerische Potenz Bahn, die alle Art, wie wir Oper heute wahrnehmen und erleben. Und überrascht: Zuschauer, Sänger*in und vielleicht sogar etwas weiteres haben sie gemeinsam – sie alle kommen den Meister oder die Meisterin selbst. auf Initiative von Kornelia Repschläger im Rahmen der

DIE MEISTERKURSE IN DER HMDK STUTTGART IM ÜBERBLICK

DOZENT*IN KURS DATEN UHRZEITEN RAUM

Vasily Barkhatov Szenen aus Eugen Onegin 19./20. Juni 10–13 Uhr & 15–18 Uhr Konzertsaal Adam Benzwi Operette 21. Juni 13–17 Uhr Kammermusiksaal Natale de Carolis Italienische Oper 22./23. Juni 10–13 Uhr & 15–18 Uhr Orchesterprobenraum Angela Denoke Oper & Lied 17.–19. Juni 10-13 Uhr & 18–21 Uhr Orchesterprobenraum Markus Brück Oper & Lied 20./21. Juni 10-13 Uhr & 18–21 Uhr Kammermusiksaal / Studio der Opernschule Stefan Herheim Szenen aus Le nozze di Figaro 18.–20. Juni 13–16 Uhr & 18–21 Uhr Studio der Opernschule Fabio Luisi Opernensembles 21. Juni ab 12 Uhr Konzertsaal Cornelius Meister Opernensembles 18. Juni 10-14 Uhr Kammermusiksaal Doris Soffel Oper & Lied 21./22. Juni 10:30–13 Uhr & 17–20:30 Uhr / 16–19 Uhr (Sa) Konzertsaal Rainer Trost Oper & Lied 22./23. Juni 10–13 Uhr & 15–18 Uhr Seminarraum 8.11

VORTRÄGE & PODIEN

Dr. Kevin Clarke Operette heute 21. Juni 17:30 Uhr Kammermusiksaal Dominique Meyer Vortrag 18. Juni 15 Uhr Kammermusiksaal Christoph Meyer & Stefan Herheim im Gespräch 21. Juni 10 Uhr Kammermusiksaal

Änderungen vorbehalten.

SPEKTRUM #33 [ 18_19 ] PROF. FRANZISKA KÖTZ

Das WILHELMA THEATER Lehr- und Lernbühne für die Studierenden (nicht nur) der Darstellenden Künste

Was für ein Luxus: Eine der schönsten Bühnen Stuttgarts, wenn nicht die schönste der Landeshauptstadt ist fest in studentischer Hand.

Ob Opernschüler*in, Schauspielstudierende*r geben, sich zugleich aber auch zurückzuneh- oder Figurenspieler*in – sie alle sammeln ihre men – denn ohne seine*n Partner*in ist man ersten professionellen Theatererfahrungen im nichts oder in der Gefahr zur wenig beliebten Wilhelma Theater: Von der Bauprobe1 über die „Rampensau“ oder zum „Osramflittchen“5 zu Konzeptions- und Leseprobe2, die Anproben3, werden. die AmAs4 bis hin zur Premiere will das ganze Theater „von der Pike auf“ gelernt und gelehrt Den Studierenden zur Seite stehen profes- werden. sionelle Regisseur*innen, erfahrene musika- lische Leiter*innen, Bühnen- und Kostüm- Auf die beliebte Scherzfrage, die man Thea- bildner*innen und sämtliche Kolleg*innen des terleuten so gerne stellt, was sie denn tagsüber Wilhelma Theaters: Sie alle haben kein anderes so machten, wissen unsere Studierenden er- Ziel, als den Studierenden der Opernschule, schöpfende – und gelegentlich auch erschöpfte des Figurentheaters und der Schauspielschu- – Antwort zu geben: Proben, proben, proben! le den Weg zu ebnen auf diese Bretter, die die Von 10 bis 15 und 19 bis 22 Uhr. Nur sonn- Welt bedeuten. tags ist frei. „Der Lappen muss hochgehen“ – ob wochen- oder feiertags, ob nach anstren- Und dann bleibt nur noch „Toi Toi Toi“6 zu genden Unterrichten in der Hochschule oder wünschen: Auf dass es geschehen möge, die- mit einem Schnupfen. Die zehnte Vorstellung ses Wunder, wenn der Vorhang sich hebt und sollte so lebendig und frisch wie die allererste das Gemurmel im Zuschauerraum, die letzten sein. Dazu braucht es – neben einem hoffent- Töne der sich einstimmenden Instrumente lich zugetanen Publikum – Übung und Erfah- verklingen – und diese besondere Stille ent- rung, Nerven und Langmut – und all das muss steht, diese Verdichtung der Konzentration, man üben! bevor das erste Wort, der erste Ton erklingt. Und da stehen sie dann, die Studierenden, als Hatte man bislang während des Studiums wären sie „alte Hasen“ und hätten nie etwas meistens mehr oder weniger alleine mit sei- anderes getan, als zu spielen, als sich zu ver- nem Lehrer oder seiner Lehrerin gearbeitet, so wandeln und in möglichen Welten zu leben, so ist man nun auf der Bühne Teil eines Ensem- als gäbe es keine andere. – Was für ein gänzlich bles und muss mit dem Paradox umzugehen unverzichtbarer, schöner Luxus! lernen, weiterhin als einzelner zwar alles zu 1 Bauprobe: Das Bühnenbild wird in den Originalmaßen auf der Bühne behelfsmäßig markiert, bevor es in den Werkstätten produziert wird. 2 Bei der Konzeptions- und Leseprobe versammeln sich der künstlerische Stab und die Darsteller*innen erst einmal um einen Tisch, um gemeinsam das Stück zu lesen und um die Konzeption zu diskutieren, d. h. um die Fragen zu klären, warum dieses Stück hier und jetzt und vor allem wie. 3 In mehreren Anproben werden die fast immer maßgeschneider- ten Kostüme anprobiert. 4 AmA werden die „Alles mit Allem“-Proben genannt, in der das gesamte Stück oder die gesamte Oper in Kostüm und Maske, im Bühnenbild mit Licht möglichst „original“ ohne Unterbrechungen abläuft. 5 Bezeichnet wenig beliebte Darsteller*innen, die sich auf Kosten des Ensembles in den Vordergrund spielen. 6 Der Ausspruch toi, toi, toi entstand vielleicht auch als lautmale- rischer Ersatz für das Ausspucken, das seit dem 18. Jahrhundert zunehmend als unanständig empfunden wurde. Heute meist als Glückwunsch im Sinne von „Es möge gelingen“ verstanden, beruht auf einem Gegenzauber gegen den Neid böser Geister, daher auch als „Teufel, Teufel, Teufel“ interpretierbar. Traditionell soll dieses „Bespucken“ jeweils über die linke Schulter, nicht die rechte, geschehen, und es soll sich der*die Schauspieler*in dafür nicht bedanken, weil dies Unglück bringe. Um die Schadensgeis- ter durch einen Glückwunsch nicht herbeizurufen, war es zudem üblich, die Formel „unberufen“ hinzuzufügen und durch drei- maliges Ausspucken, Klopfen auf Holz oder ähnliche Handlungen die Schutzwirkung zu bekräftigen.

Fotos: Johannes Schaugg und Wolfgang Silveri

SPEKTRUM #33 [ 20_21 ] GESCHICHTE DES WILHELMA THEATERS IN DATEN

1840, 29. Mai Das königliche Wilhelma Theater wird 1949, Oktober Im Tausch mit dem Großen Haus nut- mit der Ballett­pantomime Der Zauberschlaf von zen die amerikanischen Alliierten das Wilhelma Wilhelm I. eröffnet. Baukosten: 80463 Gulden. Theater als Kino bis zu seiner Schließung aus Architekt: Karl Ludwig Zahnt. feuerpolizeilichen Gründen am 28. Januar 1962. Die Fenster des Baus werden vermauert, das 1847–1864 Nach der Eröffnung des Stuttgarter Haus dient zwischenzeitlich auch den Elefanten Hoftheaters am Schlossplatz wird das Wilhelma der Wilhelma als Herberge. Fehlende Finanz­ Theater nur noch unregelmäßig bespielt, nach mittel verhindern einen Abriss. dem Tode König Wilhelm I. geschlossen. 1964 Diverse Umnutzungen werden erwogen: Einbau 1899 Eine Bürgerinitiative initiiert einen neuen eines modernen Saalbaus (seinerzeit noch Spielbetrieb, der ab der Einweihung durch König vom Denkmalschutz unterstützt). Auch die Wilhelm II. am 25. Mai 1900 sommers von der Unterbringung des Naturkundemuseums, der privaten Wilhelma-Theater-Gesellschaft und Landesanstalt für naturwissenschaftlichen winters vom Hoftheater verantwortet wird. Unterricht und ein Puppenspielzentrum sind im Gespräch. 1902–1912 Ersatzspielort des abgebrannten Hoftheaters am Schlossplatz 1968 Erstmals erscheint die Schauspielschule als Option (Stuttgarter Zeitung am 13. April). 1914–1918 Während des 1. Weltkriegs dient das Gebäude als Waffenarsenal. 1969 Beschluss des Erhalts des Gebäudes unge- achtet der offenen Finanzierung. Anhaltende 1920, 11. Mai Betrieb als Operettenhaus und Debatten und wechselnde Pläne in den Boulevardtheater bis 9. September 1928 Folgejahren. „Der Schandfleck muss weg“ und „Abbruch unvermeidbar“ (Stuttgarter 1935 Abbruchpläne werden vom Denkmalamt Zeitung am 12.6.1971 und 20.01.1972) verhindert. 1979 Das Theater ist der B10 im Wege. Eine 1947 Nach „leichten Beschädigungen“ im 2. Welt- kost­spielige Untertunnelung gefährdet die krieg (Brandbomben beschädigten 1943 Decke Cannstatter Mineralwasserversorgung. und Teile des Foyers) dient das Haus erneut als Lustspiel- und Operettenbühne. 1984, 25. März Regierungsbeschluss unter Lothar Späth: 30 Millionen Mark werden für die Wiederherstellung des Theaters und den Bau eines Restaurants zugesichert.

1985–1987 Rekonstruktion des Wilhelma Theater unter tätiger Hilfe des Vereins Alt-Stuttgart. Der Originalzustand soll wiederhergestellt werden, der übermalte Saal erhält seine ursprüngliche Farbgebung zurück, Anbauten aus der Jahrhun- dertwende (Aufgänge und Saalerweiterungen) werden abgerissen, die Sitzplatzzahl verringert sich von 633 auf 325. Die erhaltene Unterbühne und der Schürboden werden zugunsten einer zeitgemäßen Bespielbarkeit ausgetauscht.

1987, 1. Dezember Termingerechte Wiedereröffnung am 3. Dezember mit Wedekinds Frühlings Erwachen. Die Kosten der veranschlagten 22,2 Millionen Mark für das Theater werden um 2,2 Millionen unterschritten.

DEUTSCHE ILLUSTRIERTE ZEITUNG Oktober 1899 FREDERIK ZEUGKE Das Wilhelma Theater – ein Denkmal. Denk mal.

Feudalherrschaftliche Architektur für eine zukunftsorientierte Ausbildung

Was ist das Wilhelma Th eater heute? Für Kenner und Liebhaber Das ,Vagabundieren und Rotieren‘ hatte ein Ende, das da- ein einzigartiges architektonisches Juwel. Für Professor*innen malige Professor*innen beherrschte(n). Sie hatten bis dahin der Darstellenden Künste die zentrale Ausbildungsstätte, an immer aufs Neue geeignete Orte (er)fi nden müssen, um ihre der sich Talente erweisen und weiter entwickeln. Dieser Tempel Studierenden für den ,Ernstfall‘, nämlich die Bühne auszubil- der Schönen Künste aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ist das den. Darstellende Künste und Darstellungsräume: Dieses Pro- Nadelöhr für heutige Studierende, die für gegenwärtige Kunst- blem ist so historisch wie aktuell. Doch liegt das weder an einer auff assungen und jene zukünft iger Generationen ausgebildet Unersättlichkeit der Künstler*innen noch einer Unfähigkeit der werden. Ein Traum in Goldbrokat mit einzigartig pompejia- Planer*innen. Vielmehr ist es Zeugnis einer lebendigen Ent- nischem Dekor. wicklung einer Sparte, die ihrer Zeit nicht hinterherhinken darf, Ein Denkmal. Und das ist herrlich und erinnert an … Ja, an wenn die Musen nicht im Museum landen sollen und die Inno- was erinnert es? An große Zeiten? Die Zeit von König Wilhelm I. vation im Archiv. (1781–1864) war keine große. Seine Taten waren es, insofern Der Repräsentationsbau von 1840 genügt ebensolchen An- er sein Land und seine Bevölkerung buchstäblich geistesgegen- sprüchen bestens und verspricht allen Besucher*innen bis heute wärtig wahrnahm und wahrhaft zukunft sorientiert lenkte. Wird wunderbare Kulturerlebnisse mit den Künstler*innen von mor- König Wilhelm I. heute gerühmt, dann wegen seines starken, gen. Damit diese bereits im Heute, also während ihres Studium, unbeirrbaren Reformwillens, der auch den Bruch mit alten Per- bestens gerüstet sind, ist bei aller Freude über den schönen Bau s pektiven und Potentaten nicht scheute und der eben dadurch aber eines nicht zu übersehen: Das Th eater, das uns alle angehen, späteren Generationen ein Leben mit Wohl- und Anstand er- berühren, betreff en soll, es bleibt im historischen Rahmen, und möglichen konnte. das ganz buchstäblich – Bühnenbilder, die sich über das sichere Das Wilhelma Th eater ist ein Zeugnis einer feudalherrschaft - Th eaterportal hinaus wagen wollen, sind ausgeschlossen. Das ist lichen Epoche, ein Repräsentationsbau, der seinerzeit gegen den mehr als ,nur‘ eine ästhetische Entscheidung. Bühnenaufb auten Willen der Bevölkerung erbaut wurde. Besser gesagt: Die Men- im Zuschauersaal sind hier ebenso unmöglich wie Zuschauer- schen wollten keinen Kunstbau. Sie wollten eine Spielbank. Dass tribünen auf der Bühne. Kurz, Einraumbühnen, die seit Anfang bei der Entscheidung zwischen schönen Künsten und schnödem des 20. Jahrhunderts auf Bühnen erfolgreich etabliert wurden Mammon die Kunst siegte, klingt märchenhaft und verdient und anstelle feudalistischer Strukturen eine ,demokratische Pu- wahrlich ein Denkmal. Das sollte auch und gerade heute keines- blikumsanordnung‘ für ein nahes Spiel ,auf Augenhöhe‘ suchen, falls in Vergessenheit geraten. sind im Wilhelma Th eater leider nicht realisierbar. 1987 wurde Das Wilhelma Th eater mit seinem wunderschönen, pompe- eine wertvolle Immobilie gerettet. Über 30 Jahre später orientiert jianisch dekorierten Zuschauerraum konnte 1984 davor gerettet sich die Ausbildungsstätte weiterhin an einer Sehkonvention von werden, im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder zu kom- 1840. Darstellenden Künsten von heute wäre dabei durchaus men. Wie einst Pompeji in Asche versank, sollte das verfallene, mehr zuzutrauen. Und einer Gesellschaft , dem Publikum und funktionslos gewordene Gebäude zu Schutt und Asche werden den für die Zukunft Studierenden wären auch räumliche Mög- für die Stadtautobahn. Lothar Späth rettete das Gebäude für die lichkeiten für Spielvarianten zeitgenössischer Formen zu wün- Nachwelt und (aus heutiger Sicht) für einen Spottpreis. Der Kniff schen. Dies nicht als Luxus, sondern als erweiterte, notwendige war seinerzeit, dass mit der Perspektive, hier eine Ausbildungs- Grundlage zu verstehen, zeugt von nicht nur künstlerischem stätte einzurichten, die Hälft e der Kosten auf das Land überging. Verständnis. So konnte die Immobilie sensationell günstig und sogar pünkt- Ein Denkmal ist nicht nur ein Anlass, der Vergangenheit zu lich (!) der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst 1987 gedenken, sondern auch ein Imperativ für gegenwärtiges, zu- übergeben werden. Mit einem Schlag waren die Ausbildung ge- kunft orientiertes Handeln: Denk mal – in die Zukunft ! sichert, die Kultur gefördert, Tradition und Geschichte gewahrt, Immobilie gerettet, mehr Gelder verwendet als selbst ausgege- ben und: ein Denkmal geschaff en.

SPEKTRUM #33 [ 22_23 ] ANGELA DENOKE

Über Professionalität im Opernbetrieb

Foto: Johan Persson „Als ich gebeten wurde, diesen Beitrag zum Thema Professionalität im Opernbetrieb zu schreiben, kamen spontan zwei Gedanken: Die Professionalität benötigt man schon während des Studiums und was Ein Begriff , der mir besonders am Herzen liegt, ist Respekt. Wünschenswert aus meiner Professionalität bedeutet, erklärt sich Sicht ist der Respekt für die Arbeit der vielen von selbst …. Je länger ich jetzt aber Kolleg*innen, die unseren Beitrag eigentlich erst möglich machen, die auf oder hinter der darüber nachdenke, desto komplexer Bühne arbeiten, die in der Maske, als Anklei- erscheint mir dieser Begriff.“ der*in, Pförtner*in oder Bühnenarbeiter*in wirken, um nur einige zu nennen. Respekt be- deutet für mich aber auch, pünktlich zu sein, egal ob es eine szenische oder musikalische Als Sänger*in, als Künstler*in leben und arbei- Probe ist, eine Kostümanprobe oder ein Treff en ten zu dürfen ist ein Geschenk. Wir sind privi- mit dem*der Regieassistenten*in. Es bedeu- legiert. Privilegiert, weil wir das kulturelle Le- tet auch, dass wir Interesse an der Arbeit der ben mitgestalten dürfen, weil wir das Publikum anderen haben und dass wir uns gegenseitig „begleiten“ dürfen, wie Gérard Mortier (im unterstützen z. B. indem wir helfen, dass der*- kürzlich erschienenen Buch Das Th eater das die Kollege*in ‚nach vorne‘ singen kann etc. Je uns verändert mit seinen gesammelten Essays) mehr wir ‚miteinander‘ arbeiten, desto befrie- sagt. Und dieses Geschenk fordert unsere Pro- digender ist es und umso erfolgreicher in der fessionalität. Ausführung können wir sein. Gérard Mortier: „Es ist für mich (deshalb) Hier muss ich noch hinzufügen, dass wir als wichtig, mit Künstlern zu arbeiten, die selber Sänger*innen immer Lernende bleiben. Unse- ein hohes Maß an Menschlichkeit und pro- re Stimme unterliegt wie der gesamte Körper, fessionellen Fähigkeiten haben und in einem den wir ja auch benötigen, einer ständigen Zustand permanenten Suchens sind, die mich Veränderung, also liegt es auch in unserer Ver- bereichern …“ antwortung, dafür Sorge zu tragen, dass un- ser Instrument ‚funktioniert‘. Und auch dafür Bevor ich auf diese ‚höhere Ebene‘ der Pro- brauchen wir oft die Hilfe anderer. Manchmal fessionalität zurückkomme, möchte ich zu eini- gibt ein*e andere*r Sänger*in oder auch der*die gen in diesem Zusammenhang off ensichtlichen Dirigent*in Impulse, die wir dankbar nutzen Begriff en erläutern, warum sie mir so wichtig sollten. erscheinen im Opernbetrieb: Eigentlich alles, was man als Sänger*in zum Zur Professionalität gehört für mich ganz laufenden Betrieb einer Opernproduktion bei- besonders, dass wir für unsere einzigartige tragen kann und soll, unterliegt der Selbstver- Arbeit brennen. Nichts ist in meinen Augen antwortlichkeit. Selbstverständlich kommen schlimmer, als auf Kolleg*innen zu treff en, die wir fertig studiert in die erste Probe, weil wir das Geschenk ihrer Stimme als selbstverständ- ansonsten unsere Kolleg*innen im Proben- lich nehmen und den Beruf ohne Leidenschaft prozess aufh alten. Es ist nicht immer einfach, ausüben. Und hier komme ich zurück zum von besonders wenn man freiberufl ich arbeitet, Gérard Mortier erwünschten „hohen Maß der denn man sollte nicht nur seine eigene Partie Menschlichkeit“. kennen und beherrschen, sondern auch alles Die künstlerische Arbeit bedeutet für mich, ‚rundherum‘, um eine größtmögliche Freiheit dass ich mich öff ne, meine Sensibilität zulasse in der szenischen und musikalischen Arbeit und erweitern lerne, aber auch dass ich meinen zu gewährleisten. Jede*r muss für sich heraus- Horizont erweitere durch Bildung im weitesten fi nden, wie viel an Vorbereitung nötig ist, um Sinn, durch politisches Interesse und die Suche diese Freiheit zu erzielen. nach dem Sinn unseres kurzen Lebens.

SPEKTRUM #33 [ 24_25 ] JÖRG SCHMIDT

Matthias Klink Einswerden auf der Bühne

Der Tenor Matthias Klink begeistert durch seine intensive Darstellung auf den Bühnen dieser Welt. In München, Hamburg, Köln, Wien, Mailand, London, an der New Yorker Met und bei den Salzburger Festspielen hat er mehrfach gastiert. Künstlerisch zu Hause war und ist er an der Stuttgarter Staatsoper. Nach 25 Jahren Operntätigkeit erhält er die Auszeichnung der Opernwelt „Sänger des Jahres“, die Ernennung zum Kammersänger der Oper Stuttgart und jüngst für seine Verkörperung als Gustav von Aschenbach in Brittens Tod in Venedig auch den renommierten Faust-Preis. Ein künstlerischer Werdegang, der seinen Anfang an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst bei Luisa Bosabalian und Carl Davis hatte. Über das Handwerk, das hier er- lernt wurde, über die Anfängerjahre, das Festengagement in Stuttgart, die langjährige Freiberuf- MATTHIAS KLINK IN „LE VIN HERBÉ“ lichkeit und die bewusste Entscheidung, wieder nach Stuttgart zurückzukehren, über Wegkreu- Foto: Hermann und Clärchen Baus zungen möchten wir im Interview sprechen und hinter die Kulissen dieser Karriere schauen.

Lieber Matthias, Meine starke Bindung ans Th eater hat schon während der Schulzeit begonnen. wenn Du an Deine Gemeinsam mit dem Wunsch zu singen, war die Th eater-AG an meinem Gymna- Studienzeit zurückdenkst, sium in Schmiden die Initialzündung. Th eater machen zu wollen – davon konnte welche Vision hat Dich man mich nicht mehr abbringen. Im Studium hatte ich dann wahnsinniges Glück persönlich getrieben, auf Carl Davis zu treff en, der mich herausforderte, mich gnadenlos mit meinen Opernsänger zu werden? stimmlichen Schwächen konfrontierte, der mir aber auch Lösungsansätze ver- mittelte und sich intensiv um mich gekümmert hat, er hat mich an die Hand ge- nommen. Im Rückblick war er sicherlich mein Hauptlehrer. Eine Tatsache, die darüber hinaus auch wichtig war, dass ich mich ganz aufs Singen konzentriert habe, obwohl die Nebenfächer darunter gelitten haben. Meine Vision war: Ich will singen und – ein ganz wichtiger Punkt: Ich will Musik machen, mich singend ausdrücken.

Welches Rüstzeug hast Du Mein Rüstzeug ist, dass ich eine Technik gelernt habe, die die Stimme gesund hält, von der Hochschule mit- die den natürlichen Klang nie verleugnet. Eine belastbare Technik, durch die ich bekommen, um den Opern- gelernt habe, so sensibel mit der Stimme umzugehen, dass ich mich immer wie- alltag in den unterschied- der selbst korrigieren kann. Es bleibt natürlich nicht aus, dass man sich mal irrt. lichsten Anforderungen Mein Repertoire war von Anfang breit aufgestellt, setzte also immer eine große bewältigen und Dich Flexibilität voraus. Aber die Arbeit mit Carl Davis war so vielschichtig, hat mei- kontinuierlich weiterent- nen Instinkt für die eigene Stimme so geschärft , dass ich es doch meistens schaff e, wickeln zu können? mich für die jeweilige Aufgabe, die mir gestellt wird, gut auszubalancieren.

Welche Wegbegleiter waren Als erstes natürlich meine Frau Natalie, auch wenn es nicht immer einfach ist, und sind neben Carl Davis wenn beide Partner den gleichen Beruf ausüben. Aber es hat einen immens gro- besonders wichtig für Dich, ßen Vorteil, weil sie mich von Anfang kennt. Wir sind zusammen mit diesem um diesen Beruf in stimm- Beruf groß geworden und wissen, wo unsere Stimmen herkommen. Das gibt Si- licher Gesundheit und cherheit, denn wir haben die gleiche ‚Erziehung‘ erfahren. Und dann habe ich langjährig auszuüben? immer wieder Menschen getroff en, denen ich einfach vertraue, auch an den un- terschiedlichen Opernhäusern. Oder jemand wie Eberhard Leuser [Korrepetitor an der HMDK im Fachbereich Gesang, Anm.d.Red.], der mich von Anfang an kennt und dem ich zu jeder Zeit vertrauen würde. Es ist wichtig, solche Menschen um sich zu haben. Hast Du als lyrischer Tenor Ich hatte schon dieses jugendliche Sturm-und-Drang-Ding in mir, keine Frage, aber dieses mit dem Motto „Mir gehört Hinterfragen, der Respekt vor der Sache und der Aufgabe war auch immer gegeben. Es hat Matthias Klink die Welt“ die Bühnenbretter mich oft mals in eine Art Selbstzerfl eischung gebracht. Diese Unsicherheit, diese Angst, die wir betreten oder wie viel Künstler haben, die war immer bei mir. Und obwohl ich einen riesigen Katalog an Erfahrung Hinterfragen war am habe und schon viel durchgemacht und ausgehalten habe, ist das große Th ema der Überwin- Einswerden auf der Bühne Anfang mit dabei? dung dieser Angst, das Hinausgehen und sich selbst treu bleiben, immer präsent. Es ist auch eine Triebfeder, ein fortlaufender Prozess, der mich von Anfang an begleitet hat und der über die Jahre künstlerischer Arbeit immer intensiver wird.

Wie viel Selbstrefl exion Ich glaube, dass das In-Frage-Stellen immens wichtig ist. Man muss immer neben sich ste- und In-Frage-Stellen ist im hen können und fragen: Was tust Du da gerade? Was bedeutet das? Was möchte ich mitteilen, Opernbetrieb gesund und ausdrücken? Das hat eben mit diesem Respekt vor der Sache, den Kolleg*innen, der Situation förderlich und wie viel zu tun, in die man geworfen wird. Im Grunde wollen wir als Gast- oder Hausensemble in der schadet der Persönlichkeit? mehrwöchigen Probenzeit ein bestmögliches Miteinander, eine Synergie erreichen. Ich glaube, es ist unabdingbar, dass man diesem kostbaren Gut, das wir zu verwalten haben, mit der größt- möglichen Aufmerksamkeit für sich selbst und für die Anderen begegnet. Diese Einstellung wird leider immer seltener. Das ist etwas, das mich in Probensituationen sehr aufregen kann und ich nehme mir auch manchmal heraus, diese Professionalität einzufordern.

Wie sieht die psychische Was auf jeden Fall eine gesunde Sache ist, wenn man Familie hat, weil das per se Erdung be- Entwicklung aus in Bezug deutet. Was den Druck betrifft , versuche ich ihn immer auf mich zurückzunehmen, soll heißen, auf das Erstengagement, ich muss in erster Linie meinen Erwartungen gerecht werden. Und wenn ich das schaff e – das wo die Jugendlichkeit, eine klappt natürlich nicht immer –, dann habe ich mir einen Raum der Sicherheit geschaff en. Es Unbedarft heit sicherlich lässt sich im Grunde nur über die Arbeit, das Tun lösen. Wenn ich weiß, dass etwas stimmig ist, überwiegt bis hin zu Gast- und ich mich frei fühle, dann ist es mir eigentlich egal, ob eine Kamera auf mich gerichtet ist engagements an den Bühnen oder ob der Kritiker schlecht über mich schreibt. Insofern glaube ich schon, dass ich im Laufe dieser Welt, wo der Druck der Jahre gelernt habe, besser mit Druck umzugehen. Aber das ist nun mal ein Teil des Jobs, und die Erwartungshaltung genauso wie die Angst, ob man wieder engagiert wird. Man muss lernen, damit zu leben. Als von allen Seiten wächst? musikalischen Ausgleich habe ich das Gitarrespielen wieder für mich entdeckt, welches mich von Jugend an begleitet hat. Das ist ein toller Katalysator geworden. Mich mit großer Hingabe einer anderen Musik, einer vielleicht weniger komplexen zuzuwenden, hat mich in den letzten Jahren in einer schönen Art und Weise begleitet.

Wie gehst Du mit der Da gab es mehrere Stadien und Zustände. Am Anfang habe ich natürlich alles mitgemacht und Einsamkeit, in einer war glücklich, dass die Karriere so lief: Salzburger Festspiele, Aix-en-Provence etc. Dann gab es fremden Stadt, ohne Familie mit der Geburt unseres ersten Sohnes einen großen Einschnitt und ich wurde das Gefühl nicht und Freunde um, wenn der los, am falschen Ort zu sein. Die Aufgabe kann noch so schön sein, wenn man nicht permanent erste Reiz der neuen Stadt im Probenprozess gefordert ist, hat man einfach viel Zeit sich selbst zu verwalten. Was macht oder des Landes möglicher- man? Man baut sich Aufgaben, man versucht eine Lebensform für den Ort zu fi nden, an dem weise verfl ogen ist und man man gerade ist, um einen gewissen Rahmen zu haben, um nicht Nächte lang Filme zu schauen, nur ein Hotelzimmer als zu viel zu trinken, zu feiern, in einen falschen Trott zu verfallen, weil man nicht so viel zu tun Rückzugsort hat? hat. Man muss sich ganz groß Selbstdisziplin an die Tafel schreiben. Es gab auch Zeiten, wo mir das alles zu viel wurde, wo ich latent an depressiven Zuständen litt, wo ich merkte, es ist nicht mehr auszuhalten, ich kann nicht mehr zehn Monate im Jahr unterwegs sein und eben zu oft am falschen Ort. Ich habe mich nach den Proben extrem zurückgezogen, habe die Einsamkeit bevorzugt, weil ich nicht mehr mit Menschen zusammen sein konnte. Ich war total überarbei- tet. In der Probenzeit kann ich auf Menschen zugehen, in der intensiven Art und Weise, wie das die Situation fordert, aber danach ist Schluss. Aus dieser Situation resultierte sehr bewusst im Frühjahr 2013 die Zusage auf die Anfrage an Jossi Wieler und Eva Kleinitz, die gerade die Stutt- garter Oper übernommen hatten, ob sie mich nicht für 20 bis 25 Abende als Ensemblemitglied einsetzen könnten. Dieses Engagement, wofür ich denn beiden sehr dankbar bin, hat mir viel Ruhe gegeben, um neu Kraft zu sammeln. Sie haben mir eine künstlerische Heimat gegeben, die mir dann auch wieder Lust gemacht hat, nach draußen zu gehen, wie jüngst bei meinem Debüt als Mime im Siegfried in Chicago.

SPEKTRUM #33 [ 26_27 ] Du hast Dich stimmlich vom lyrischen Ich habe eigentlich fast bei jeder Aufgabe große Lust, sozusagen in mich reinzu- Tenor zum Helden- und Charaktertenor gehen. Diese Musik, den Charakter Schicht um Schicht in mich reinzuarbeiten. entwickelt. Diese Partien mit den unter- Zu schauen, wie Stimme und Körper reagieren. Das ist ein ganz großer physischer schiedlichsten Charakteren kommen und psychischer Prozess. Und dafür brauche ich Zeit. Das beginnt mit dem Auf- Deinem Spieldrang und Deiner schlagen der Noten, mit dem Studium des Charakters. Und plötzlich bekomme Darstellungslust sehr entgegen? ich Bilder in den Kopf. Dann kommt der Einfluss der Regie dazu, der musika- lischen Leitung, all diese Komponenten müssen immer gleichzeitig wahrgenom- men werden, dann findet eine Verdichtung statt und dann werden Musik und Szene zu einem körperlichen Zustand. Ich weiß nicht, wieso das so ist, aber von klein auf habe ich mich immer zu 150 % einer Sache verschrieben. Ganz oder gar nicht; es gibt keine halben Sachen. Punkt. Natürlich lernt man irgendwann, dass 80 % auch mal genug sein müssen, weil man sich vielleicht schaden könnte. Aber im Grunde möchte ich immer mit der größtmöglichen Offenporigkeit die Dinge angehen – auch wenn es mich manchmal absolut an die Grenze der Belastbarkeit bringt. Es ist jedes Mal ein Abenteuer.

Wie geht man in der Entwicklung mit Oftmals ist man sozusagen dem Vertragsabschluss ausgeliefert. Zum Beispiel bei Grenzerfahrungen, mit falschen Entschei- der Uraufführung von Wolfgang Rihms Dionysos bei den Salzburger Festspielen dungen um, wenn man entweder von der 2010. Natürlich habe ich bei der Anfrage zugesagt. Weil ich mich gerne mit mo- Intendanz eine Rolle auferlegt bekommt derner Musik auseinandersetze und weil Rihm ein toller Komponist ist. Leider oder selbst eine Partie gewählt hat, die einen kamen die Noten viel zu spät – teilweise erst während der Probenphase – und ich stimmlich noch überfordert? Gibt es solche kam in einen Riesenstress, der mich absolut an die Grenzen meiner stimmlichen Kreuzungen in Deiner Biographie, wo Du Belastbarkeit gebracht hat. Das Stück wurde ein Jahr später in Amsterdam und Fehlentscheidungen getroffen hast, die sich Berlin wieder aufgenommen und dann konnte ich die Partie neu angehen und im Rückblick als richtungsweisend ergeben es war letztendlich eine ganz tolle Sache. Aber, wie gesagt eine absolute Grenz­ haben? erfahrung. Oder z.B. mein erster Erik im Fliegenden Holländer 2009 in Berlin. Die Schwierigkeit bestand darin, die Balance zu finden, sich nicht von diesem Wagner Orchester, das da plötzlich auf dich zukommt, hinreißen zu lassen. Da- mals konnte ich meiner von Natur her lyrischen Stimme nur schwer treu bleiben. Schön, dass der Erik im kommenden Juni hier im Opernhaus wieder auf mich zu kommt und ich diese Partie wieder neu angehen kann. Man muss seine Grenzen ausloten dürfen, um sich weiter zu entwickeln. Sich nur in Watte zu packen ist keine Lösung.

Jede künstlerische Karriere durchlebt Natürlich ist es zum einen eine große Bestätigung und Genugtuung, auch wenn Höhen und Tiefen. Sportlich gesehen, hast man weiß, wie die Wahl zustande kommt. Es ist eine große Glückssache, zumin- Du mit den aktuellen Auszeichnungen dest was die Auszeichnung „Sänger des Jahres“ anbelangt. Denn wenn kein Kri- den Grand Slam im Opernzirkus erhalten. tiker der „Opernwelt“ zu deiner Premiere kommt, kannst du so gut sein, wie du Was machen diese Auszeichnungen mit willst, du wirst keine Nennung erhalten. Andererseits war es in den ersten Wo- Dir, welche Bedeutung haben sie für Dich chen nach der Auszeichnung eine kolossale Belastung, weil man möglicherweise persönlich? jetzt von mir ‚Wundertaten‘ erwartete. Es war eine Art Hypothek, die ich mit mir herumtrug. Auch eine innerliche Verpflichtung, wieder Kritiken lesen zu müssen (die haben mich ja schließlich gewählt), was ich jahrelang versucht habe zu ver- meiden, weil ich mich nicht davon abhängig machen wollte.

Von wem nimmst Du Dir Kritik zu Herzen? Natürlich von meiner Frau, den vertrauten Menschen die gerade mit meiner Produktion zu tun haben und ich habe einen engen Kritikerfreund, auf dessen Meinung ich sehr großen Wert lege. Der eigene Blick auf das, was man tut, ist eben nur der eigene Blick. Was die Auszeichnung zum Kammersänger betrifft, war ich sehr gerührt, wie Jossi Wieler über mich, meine Arbeit gesprochen hat. Seine Worte haben mich bestärkt weiter zu gehen, es war ein ganz wunderbarer Anstoß, den Weg fortzuführen und sich neuen Aufgaben zu stellen. Foto: Matthias Baus, Staatsoper

Wenn Du auf Deinen Eine gesunde Technik, die den Anforderungen im Opernalltag standhält, ist un- bisherigen Berufsweg abdingbar. Ich freue mich immer – nur rein technisch gesprochen, wenn ich Sän- zurückblickst, welches sind ger*innen begegne, die ein Gefühl für eine Kopfstimme, für eine Stimmführung aus Deiner Sicht die essen- von oben entwickelt haben. Das hält eine Stimme jung und ist auch ein Garant, tiellen Dinge, die man als sein eigenes Timbre weiter zu entwickeln. Auch muss die Technik an die Musik, Opernsänger*in von Anfang die wir singen, gebunden sein. Es muss eine Verzahnung stattfi nden von Musik an verinnerlichen muss? und Stimme. Nur Töne sind nicht genug! Ein weiterer wichtiger Punkt ist, ob ich sehen kann, dass junge Leute etwas ausdrücken wollen. Es geht wirklich darum, sich selbst im musikalischen, im stimmlichen, im persönlichen Ausdruck zu fi n- den. Und das macht auch jede Stimme wieder individuell. Oft mals ist es nur ein Satz in einer kleinen Partie, aber wenn dieser präsent ist, aus der Masse heraustritt und für sich gefangen nimmt, dann weiß man, da ist Qualität. Und es hat mit ei- ner großen Ernsthaft igkeit zu tun. Ich fi nde, dass man die Arbeit, die Lebenszeit, die man mit einer Sache verbringt, unglaublich wertvoll und bewusst angehen muss und es nie zu leichtnehmen darf. Die Konzentration auf das ,Singen‘ ist heu- te im Studium so viel schwieriger zu fi nden, weil die Studiengänge so komplex geworden sind. Wichtig für einen stimmlichen und künstlerischen Reifeprozess ist Zeit. Ohne Zeit, keine Selbstrefl exion.

Welche Vision, welcher Ich bin dankbar, dass ich diesen Beruf so ,aushalte‘, dass ich gesund bin. Denn Wunsch treibt Dich zur kleinste gesundheitliche Beeinträchtigungen setzen natürlich gedanklich großes Halbzeit Deines Berufsle- Kopfk ino frei. Was mache ich jetzt? Wie sieht ein Plan B aus? Ich wünsche mir von bens weiterhin an, wie sieht dieser Angst befreit zu sein, der körperlichen und stimmlichen Belastung stand- Deine Zwischenbilanz aus? halten zu können. Die Kämpfe bleiben bestehen, die muss man in Kauf nehmen, auch das bringt einen weiter. Jeder Baustein ist ein Teil vom Ganzen. Im Grunde kann ich mir nichts mehr wünschen, als dass ich so weiterarbeiten kann. Eine gute Mischung fi nden, zwischen Wegsein und Hiersein, zwischen Stammhaus und der Karriere ,draußen‘. Die Momente, berufl ich und privat mit größtmög- licher Sorgfalt, Liebe und einer positiven Haltung leben zu können. Und vielleicht meinen Erfahrungsschatz weiter zu geben, weil auch das mir Freude bereitet. Das nächste Berufsbild habe ich allerdings nicht vor Augen … obwohl Opernschul- leiter wäre sehr reizvoll für mich (lacht). Da könnte ich alles unterbringen, was mir wichtig erscheint und was mich ausmacht: das technische Singen mit einer Körperlichkeit zu verbinden. Musik wird Szene. Aber ehrlich gesagt macht mir das Austoben auf der Bühne einfach noch zu viel Spaß.

SPEKTRUM #33 [ 28_29 ] PROF. DR. HENDRIKJE MAUTNER-OBST IM GESPRÄCH MIT VIKTOR SCHONER, INTENDANT DER STAATSOPER STUTTGART

Selbstbewusstsein, künstlerischer Weitblick und Demut

Die HMDK Stuttgart und die Staatsoper Stuttgart kooperieren seit längerem in Form eines gemeinsamen Opernstudios.

Es handelt sich hier um ein Förder- und Mentorenprogramm, in dessen Rahmen Nachwuchstalente die Möglichkeit haben, bereits früh Erfahrungen im professionellen Opernbetrieb zu sammeln. Wie sieht die Zusammenarbeit konkret aus, worin besteht die Betreuung durch die Mentoren? Wir pfl egen einen sehr engen Austausch, insbesondere was die pädagogische und künstlerische Betreuung der Sänger*innen betrifft . Bernhard Epstein ist hier einer unserer wichtigsten Ansprechpartner.

Warum ist es für angehende Opern- sängerinnen und -sänger so wichtig, so früh wie möglich Bühnenerfahrung in einem professionellen Arbeitsumfeld zu sammeln? Durch den Kontakt zu erfahreneren Sän- ger*innen und durch die tägliche Zusammen- arbeit und die Interaktion mit ihnen lernen die jungen Künstler*innen Dinge, die im reinen Hochschulstudium allenfalls theoretisch ver- mittelbar sind.

Foto: Matthias Baus, Staatsoper Was kann die Staatsoper den Sängerinnen und Sängern des Opernstudios für die Zukunft mitgeben? Selbstbewusstsein, eine realistische Selbstein- schätzung, Belastbarkeit, Flexibilität, künstle- rischen Weitblick und – ganz wichtig: Demut. Welchen Chancen – und eventuell auch Außer dem Gesangsensemble und dem Herausforderungen – sieht sich die Staats- Orchester gäbe es an der Staatsoper ja auch oper gegenüber, wenn sie auch junge noch den hervorragenden Opernchor, ein Sängerinnen und Sänger mit noch geringerer ebenfalls fantastisches Arbeitsfeld für Erfahrung in die Produktionen einbindet? Sängerinnen und Sänger. Inwiefern wäre Unsere erfahrenen Ensemblemitglieder und auch in diesem Bereich eine Kooperation für Gäste können ebenso von den jungen Sän- die Staatsoper interessant? ger*innen lernen wie umgekehrt. Insofern ist es Ich persönlich würde es sehr begrüßen, wenn ein Geben und Nehmen, ein Gewinn für beide in der mehrjährigen Sänger*innen-Ausbildung Seiten. Natürlich achten wir darauf, die jungen endlich auch der Beruf des Opernchorsängers Kolleg*innen im Rahmen einer Produktion zu oder der Opernchorsängerin professionell und schützen. umfassend vorbereitet würde. Auch eine Aka- demie für Opernchorsänger*innen könnte vor Im letzten Jahr haben die Hochschule und diesem Hintergrund spannend sein. die Staatsoper zusätzlich zum Opernstudio eine neue Orchesterakademie gegründet. Seit Wie könnte es mit der Zusammenarbeit Beginn der Spielzeit können pro Saison fünf unserer Institutionen zukünft ig weitergehen? Studierende der Hochschule an Opern- bzw. Was würden Sie als Intendant der Staatsoper Ballettproduktionen mitwirken und werden sich für die Zukunft wünschen: Wo stehen dabei von Mentorinnen und Mentoren aus wir im Hinblick auf unsere Zusammenarbeit den jeweiligen Instrumentengruppen des in 5 Jahren? Staatsorchesters betreut. Welche Erfah- Weiterhin in unmittelbarer Nachbarschaft rungen haben Sie in den ersten Monaten mit und weiterhin in konstruktivem persönlichem der Orchesterakademie machen können? Austausch. Wenn wir auch künft ig so produk- Nur die besten. Der gegenseitige Austausch ist tiv zusammenarbeiten wie bisher, erfi nden wir für alle inspirierend, auch für das Orchester. sicher noch viele weitere schöne Projekte. Für die jungen Musiker*innen wiederum ist die Orchesterakademie die beste Basis für ihre künft ige professionelle Laufb ahn.

Das internationale Opernstudio und die Orchesterakademie verfolgen ähnliche Ziele: Junge Talente sollen bereits früh Erfah- rungen im professionellen Musiktheater- betrieb sammeln – sei es auf der Bühne, sei es im Orchestergraben. Ist das ein Erfolgskon- zept für eine zeitgemäße Ausbildung junger Musiker*innen? Ein Erfolgskonzept vielleicht, ein Erfolgsgarant sicher nicht. Opernstudio und Orchesterakade- mie sind neben der Hochschulausbildung aber zweifellos wichtige Bausteine in der Vorberei- tung auf ein Leben als Opernsänger*in oder als Orchestermusiker*in.

SPEKTRUM #33 [ 30_31 ] PROF. BERNHARD EPSTEIN

Kultur ohne Grenzen Cornelius Meister im Interview

Als Dirigent hast Du eine beispiellose Karriere hingelegt, die Vor einigen Jahrzehnten gab es einige Opernhäuser, deren mit dem Musiktheater begonnen hat. In Wien hast Du neben gesamte Besetzung eine einzige Agentur bestimmt hat. Das war, Oper auch viele Konzerte dirigiert. Was unterscheidet thea- wenn man so will, eine ausgelagerte Casting-Direktion. Wer an teraffine Dirigent*innen von denen, die sich auf Sinfonik kon- diesem Haus singen wollte, musste sich von der Monopol-Agen- zentrieren? Gibt es den*die typische*n Operndirigenten*in tur vertreten lassen. Das gibt es meines Wissens heute an kei- und was muss er*sie können? nem Haus mehr – im Gegenteil: Wir in Stuttgart legen großen Er oder sie sollte Sänger*innen lieben, einen Sinn für das Dra- Wert darauf, mit zahlreichen verschiedenen Agenturen, deren ma haben und Freude verspüren, Teil einer Produktion zu sein, Empfehlungen wir schätzen, zusammenzuarbeiten, aber unser an der so viele Menschen unterschiedlichster Profession mitge- Castingdirektor Boris Ignatov ist zu recht auch stolz darauf, im- wirkt haben, wie es in der Symphonik nie vorkommt. Wenn er mer wieder Sängerinnen und Sänger zu entdecken, die von gar oder sie zudem an einem Repertoire-Opernhaus dirigiert, an de- keiner Agentur vertreten werden, wenn wir sie zum Vorsingen nen – wie z. B. an der Wiener Staatsoper – kaum oder gar nicht nach Stuttgart einladen. Denn er hört sich auch die ersten Run- mit dem Orchester geprobt wird, muss er*sie wirklich – ohne den von Wettbewerben an, nicht nur das Finale. sich verbal zu erklären – dirigieren können, damit die Auffüh- rung nicht nur stattfindet, sondern auf höchstem künstlerischen Worin siehst Du die Rolle von Opernstudios an großen und Niveau eine individuelle Prägung erhält. mittleren Häusern? Wie kann man in einem Studio die idea- le Balance halten zwischen Berufspraxis und letztem Ausbil- Als Generalmusikdirektor der Staatsoper Stuttgart hast Du dungsabschnitt? bereits eine halbe Saison hinter Dich gebracht. Wie siehst Du Wir alle lernen hoffentlich lebenslang. Auch deshalb habe ich die Zukunft des Hauses und welche Schwerpunkte möchtest die Trennung zwischen: „jetzt bist Du noch in der Ausbildung“ Du setzen? und „jetzt stehst Du bereits ausschließlich im Beruf“ immer als Ich bin sehr dankbar, mit welch offenen Armen wir Neuen etwas seltsam empfunden. Aus meiner Sicht gibt es vor allem zwei empfangen wurden – auch von den großartigen Kolleginnen Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Entweder ich beginne an und Kollegen von der HMDK Stuttgart. Allein in dieser Spielzeit einem nicht so großen Haus, das mir aber die Möglichkeit gibt, haben wir noch viel, viel vor: Ariadne auf Naxos, Così fan tutte, wichtige Fachpartien nicht nur zu studieren, sondern auch auf der in den Sinfoniekonzerten Richard Strauss' Symphonische Dich- Bühne zu singen. Oder ich gehe an ein größeres Haus – sei es in tung Ein Heldenleben. Während wir hier miteinander sprechen, ein Opernstudio oder gleich ins Ensemble –, wo ich zwar vielleicht bereite ich gerade Henzes Oper Der Prinz von Homburg vor. erst einmal vor allem kleinere Partien singe, aber dafür die Mög- lichkeit habe, von hervorragenden Kolleginnen und Kollegen, die Die Musiktheaterwelt ist eine lebendige und für junge Sän- schon erfahrener sind, tagtäglich zu lernen. ger*innen nicht immer ganz zu durchschauen. Einige Struk- turen haben sich in den letzten Jahren etwas geändert. Was Selbst an renommierten Opernhäusern wie Zürich oder der rätst du dem Opernnachwuchs, um erfolgreich eine Karriere MET kommt es vor, dass man als Dirigent auf eine Sängerin zu starten und sie doch mit Nachhaltigkeit zu planen? oder einen Sänger mit einem Defizit trifft. In welchen Be- Bist du bereit, ein Leben lang materielle Unsicherheit, häufige reichen begegnen Dir am ehesten Mängel oder anders gefragt, Ortswechsel, ungewöhnliche Arbeitszeiten, Höhen und Tiefen auf wo müsste die heutige Opernausbildung mehr leisten, um dich zu nehmen? Geht es dir nicht in erster Linie um Karriere, eine umfassende Bühnentauglichkeit zu erzielen? sondern vor allem ums Singen? Dann üb fleißig, geh ständig in die Schauspielunterricht – und damit meine ich vor allem: Wie Oper, aber lies auch Dramen, geh in Museen, beschäftige dich mit spiele ich glaubhaft meine Rolle und schaue dennoch stets mit Menschen, lerne Sprachen, und achte auf deinen Körper. einem Auge zum Dirigenten, aber eben so, dass es das Publikum nicht merkt? Wie schaffe ich es, in meiner Haltung scheinbar voll- Wieviel Einfluss haben Agenturen auf die Besetzung an den kommen frei und ungezwungen zu sein, aber erreiche trotzdem, Opernhäusern? Hat dieser Einfluss in den letzten Jahren zu- dass meine Stimme, vor allem an den exponierten Stellen, strah- genommen? Spürst Du eher eine Besetzungspolitik oder eher lend in der letzten Reihe des Publikums ankommt? Wir erwarten eine Auswahl nach Qualität und Eignung? zu recht von einem zeitgemäßen Operngesang und -spiel, dass Der neue Generalmusikdirektor der Staatsoper Stuttgart

Foto: Marco Borggreve niemand sich mit ,park and bark‘ begnügt, aber die Auff orderung, Wenn ein*e Sänger*in nicht in der Lage ist, seinen*ihren man möge doch bitte so glaubhaft wie im Schauspiel spielen, hilft Text, ohne zu singen, auswendig zu sprechen, muss er*sie mit ohne die notwendige Technik nicht wirklich weiter. meinem Stirnrunzeln rechnen. Wer zwar möglicherweise wenig- stens weiß, was sein eigener fremdsprachiger Text bedeutet, aber Was sind für Dich bei einem Vorsingen die drei wichtigsten nur ungefähr, was die anderen singen, während er auf der Bühne Kriterien, nach denen Du eine*n Sänger*in beurteilst? Was steht, hat es auch schwer. Und wer nicht mit einem erstklassigen, fasziniert Dich besonders an einer Stimme, soweit sich das das heißt: Opern-erfahrenen Sprachcoach die fremdsprachigen beschreiben lässt? Partien gearbeitet hat mit dem Ziel, die Aussprache nicht nur Persönlichkeit und Ausstrahlung: Er oder sie soll das singen, ,korrekt‘, sondern ,muttersprachlich-ausdruckstark‘ zu empfi n- was zur Stimme und zum Körper passt. Fleiß und Belastbarkeit: den, wird seine Partien vermutlich nicht auf internationalem Ni- Professionelle*r Sänger*in zu sein ist eine Mammutaufgabe. Mu- veau präsentieren können und auch kaum für CD-Aufnahmen sikalität: Wenn nur die Arien, nicht aber die Ensembles schön gefragt werden. sind, wird es schwierig. Und wenn er oder sie dann auch noch Schwierigkeiten hat, seine Partien halbwegs eigenständig zu ler- Du selbst bist von Haus aus ein hervorragender Pianist. Oft nen, müssen die übrigen Qualitäten schon herausragend sein, wird vergessen, dass Repetitoren wesentlich zum Erfolg von dass wir ein Auge zudrücken. – Aber sicherlich irre ich mich Produktionen und dem Repertoirebetrieb beitragen. Was ganz oft . Andere Musikerinnen und Musiker zu bewerten gehört schätzt Du besonders an einem*r Repetitor*in und auf welche nicht zu meinen Lieblingsaufgaben. Fähigkeiten kommt es an? Unter den zahlreichen Kolleg*innen, die beim Schlussapplaus Du dirigierst viel außerhalb Europas, u. a. in Japan. Betrach- nicht sichtbar sind, ohne die aber keine einzige Auff ührung test Du den immer globaler werdenden Markt an Opernsän- stattfi nden würde, liegen mir die Korrepetitor*innen beson- ger*innen mit Skepsis oder siehst Du ihn als große Chance ders am Herzen. Einen Rosenkavalier am Klavier zu bewältigen, zur Verbreitung unserer Opernkultur, die in Europa ihre gleichzeitig vielleicht die Partie des kranken Ochs zu markieren, Wurzeln hat? außerdem die Ungenauigkeiten der anderen Sänger*innen im Ich bin ein vehementer Verfechter von kulturellem Austausch Kopf zu speichern – und darüber hinaus ein*e ausgleichende*r in jeder Hinsicht. Wir dürfen doch keine Angst davor haben, und motivierende*r Kollege*in zu sein: das ist schon was, oder? dass auch andernorts hervorragende Musikerinnen und Musi- ker ausgebildet werden! Freuen wir uns, dass es in der Kultur Neues Musiktheater hat viele Formen und birgt ungeahnte keine Grenzen gibt – und freuen wir uns daran, dass Opernauf- Möglichkeiten. Woran misst sich die Qualität einer neuen führungen in verschiedenen Ländern und Städten nach wie vor Oper und welche Kriterien sind Dir wichtig, wenn es um die ganz unterschiedlich klingen und ausschauen. Entscheidung geht, ob ein Werk in den Spielplan aufgenom- men werden soll? Mit einer kraft vollen musikalischen Aussage sind bei vielen Das Schöne ist doch, dass niemand voraussehen kann, welche Opernkomponisten unweigerlich auch sprachlicher Fein- Werke bleiben werden. Vielleicht sollte die Musikwelt einfach schliff sowie Refl exion und Durchdringung eines Librettos ein bisschen mutiger werden? Als Toscanini als junger Cellist im verbunden. Wie gehst Du in einer neuen Produktion vor, um Orchester von Parma spielte, war keine der 21 Opern, die er ge- von Anfang an diese Qualität zu erreichen? Was ist Dir im spielt hat, älter als 50 Jahre. Dass zeitgenössisches Musiktheater Musik-Text-Bezug in der Arbeit an einem Werk besonders hör- und sichtbar gemacht wird: Dazu leistet Stuttgart seit vielen wichtig? Jahren einen wichtigen Beitrag.

SPEKTRUM #33 [ 32_33 ] THERESA SZOREK IM GESPRÄCH MIT DEN SÄNGERINNEN SARAH MARIA SUN & ANGELIKA LUZ

Enorme Herausforderung für Hals, Kehle und Hirn

Über Vokalmusik des 21. Jahrhunderts

Angelika Luz: Sarah, Du bist damals in Deinem Studium mit kann. Für die große Bühne will man aber große Stimmen be- Ligetis Aventures in die Neue Musik eingestiegen. Da kommt setzen. Was auch nachvollziehbar ist: Wenn du ein Theater mit ganz viel von dem vor, was heute selbstverständlich ist: Die tausend oder mehr Plätzen hast, tragen ,Geräusche‘ natürlich besondere Beziehung der Mitwirkenden untereinander, es ist nicht. Man braucht also eigentlich gesungene Oper oder muss nicht mehr alles auf den*die Dirigenten*in ausgerichtet, son- am Ende doch mikrofonieren – denn was geräuschhaft oder dern man arbeitet kammermusikalisch. Das ist eine Neuerung gesprochen ist (also vieles, was im experimentellen Bereich ver- im Musiktheater. Dann die klangliche Kommunikation: Man wendet wird) sind keine Klänge, die über viele Instrumente in hat mit Instrumenten zu tun, man vermischt sich mit dem einem großen Raum tragen. Klang, führt Dialoge. Außerdem die Erweiterung der Stimme Ich finde, wenn man viel Musik des 20. und 21. Jahrhunderts ins Sprechen hinein, in den Sprechgesang, den es seit Schön- singt, ist die große Herausforderung, dass man dauernd eine bergs Pierrot Lunaire schon gibt. Auch die Geräusche kommen Art Iron Woman machen muss, weil man so viele verschie- bei Ligeti vor, das Husten, das Hecheln etc. dene Anforderungen im Repertoire hat. Du musst gut spielen, Für mich wäre jetzt die Frage: Wo stehen wir im Moment du musst gut sprechen, alle Effekte und Extended Techniques mit dem Musiktheater? Es gibt ja im Grunde zwei Linien: Ein- beherrschen, diverse weltweite Stimmtraditionen zumindest mal gibt es das Musiktheater des Opernhauses, mit den beste- faken können und außerdem schön und laut singen. henden Organisationsformen: Chor, Orchester, Bühne, Büh- Komponist*innen bedienen sich meist ohne besonders nenbild. Es gibt immer noch viele Komponist*innen, die für große Kenntnisse eklektizistisch und darum mit einer gewissen dieses Setting schreiben. naiven, kreativen Angstfreiheit an allen möglichen Techniken Dann hat sich darüber hinaus eine eigene Szene gebildet, und Traditionen. Was ja auch zu spannenden Ergebnissen die sich für diesen Rahmen gar nicht interessiert, sondern sagt: führt. Deshalb muss man viel hin und her springen zwischen Wir gehen in die Industriehallen, wir gehen auf die Straße, wir verschiedenen Techniken. Das ist für den Hals, die Kehle und gehen ganz woanders hin und machen eine ganz andere Form das Hirn einfach eine enorme Herausforderung. von Musiktheater, die damit nichts mehr zu tun hat. Mich wür- de interessieren, wie erlebst Du, die in allen Szenen gastierst Theresa Szorek: Wie ist es mit der Erarbeitung? Verschieben und beheimatet bist, die aktuelle Situation? sich die Proportionen von Erarbeiten, Proben und Aufführen?

Sarah Maria Sun: Ich glaube schon, dass viele Opernhäuser Sun: Das ist bei jedem Stück anders. Grundsätzlich braucht auch diesen Schritt versuchen. Es gibt in Deutschland tatsäch- man in der Vorbereitung allerdings mehr Zeit. Die Stimmfüh- lich einige Opernhäuser, die alle paar Spielzeiten eine Kompo- rung ist seit Strauss immer komplexer geworden und wir sind sition in Auftrag geben – das ist schon mal sehr positiv. Es gibt außerdem bei Uraufführungen in der Lernphase immer auf un- auch viele Dramaturg*innen, die sagen: „Man muss die Stadt seren Kopf angewiesen und unsere Vorstellungskraft. Ab der bespielen.“ Das wird dann häufig über die Neue Musik ausge- ersten Probe muss man dann gegebenenfalls revidieren, was führt. Man spielt im Keller, in der S-Bahn oder im Striptease- man gedacht und geplant hat. Club. Luz: Wenn jetzt jemand eine Partitur schreibt und nicht über Luz: Das heißt, Deine Engagements laufen auch viel über Improvisation arbeitet, ist der Vorgang aber schon ein ähnlicher Opernhäuser? wie in der klassischen Musik. Du kriegst die Noten, musst erst mal deine Stimme lernen, die Partitur beherrschen, eventuell Sun: Nein, ich habe im Jahr maximal zwei bis drei Engagements auswendig lernen, und das ist derselbe Vorgang wie auch bei an Opernhäusern. Die habe ich oft an den kleinen Spielstätten, Puccini. Es wird noch mal anders, wenn es vokale Theaterfor- weil ich in die Schublade der experimentellen Performerin men sind, wie es zum Beispiel die Neuen Vocalsolisten treiben: einsortiert werde, die merkwürdige Geräusche produzieren Das heißt, es wird nicht dirigiert, man hat die Kommunikation und Organisation untereinander. Das ist ein anderer Lernvor- die sagen: „Was ist das denn?“ Das ist auch Menschen wie Dir gang, als wenn vorne ein*e Dirigent*in steht und du den Schlag zu verdanken, die schon früh angefangen haben, an Hochschu- liest. Das macht aber auch besonders viel Spaß, wenn die Ver- len Arbeit zu leisten. antwortung und eine gewisse Freiheit übergeben werden. Meine Idee war jahrzehntelang, dass Komposition und Re- Luz: Und auch durch das Internet! So viele Informationen sind gie Hand in Hand gehen und prozessartig entwickelt werden. verfügbar, anschaubar. Das wird rezipiert und die Leute sagen Das gibt es heute immer noch kaum. dann: „Wow! Das ist toll, das ist interessant.“

Über Vokalmusik des 21. Jahrhunderts Sun: Ich hatte jetzt ein sehr gelungenes Projekt mit Jannik Sun: Ich fi nde, es gibt viele gute Veränderungen. Wenn man Giger, Benjamin van Bebber und Leo Hofmann am Gare du noch den Schritt machen würde, vom Beginn der Ausbildung Nord in Basel. Wir haben sehr lange vorbereitet, zwei Jahre an die Welten von Komponist*innen und Sänger*innen zu vorher haben wir uns schon getroff en, gemeinsam konzipiert, verbinden, könnte das ein echter Gewinn sein. Das versuche Texte gesucht, dann habe ich etwas aufgenommen, mit dem ich jetzt kontinuierlich in Luzern: Immer, wenn ich dort ein Regisseur und einem der Komponisten zusammen, die Inputs Projekt mache, möchte ich jedes Mal gerne einen Kurs für die gaben, dann hat der Komponist mit diesen Aufnahmen seine Komponist*innen geben. Meistens sind die Lehrenden Feuer Partitur erstellt. Es war zwei Jahre lang ein intensives hin und und Flamme, wenn sie das einmal miterlebt haben. her. So kann es funktionieren! Das ist glaube ich ein Wunsch, den viele haben, dass man mehr so zusammen arbeitet im Mu- siktheater, im Tanz ist das aber schon ewig so.

Luz: Eben!

Sun: Was ich jetzt gerade versuche: Wenn ich für Kurse ange- fragt werde, bitte ich immer darum, dass man Zeit einräumt an zwei oder drei Tagen, jeweils zwei Stunden, in denen ich für Komponist*innen eine Art Instrumentalkundeunterricht über Stimmfächer und Vokaltechniken mache. Ich hoff e, damit ein bisschen etwas aufzufangen oder aufzustoßen, um hand- werkliches Wissen, wenigstens das Basiswissen, zu vermitteln. So wie sie Instrumentalkundeunterricht im Bachelor haben, müssten Komponist*innen doch eigentlich auch Stimmfach- kunde bekommen dürfen. Diesen müssten Sängerkolleg*innen übernehmen, die über Repertoirekenntnis aller Epochen, ins- besondere der Zeitgenössischen Musik verfügen und die inte- ressiert an verschiedenen ethnischen Vokaltraditionen sind. Foto: Rüdiger Schestag Luz: Was mich noch beschäft igt: Es gibt kaum Agenturen für das Zeitgenössische.

Sun: Das stimmt. Aber ich habe das Gefühl, dass sich in den letzten zehn Jahren sehr viel positiv geändert hat. Wenn ich da- ran denke, als ich vor zehn Jahren Kurse gegeben habe ... Dass man überhaupt Studierende gefunden hat, die sich dafür inte- ressiert haben, da musstest du dir fünf Beine rausreißen. Das ist heute völlig anders. Fast alle Sänger*innen haben mal was Neues gemacht oder von einer Komponist*in an ihrer Hoch- schule ein Stück gesungen und haben auch nicht mehr diese Scheu wie früher. Die Lehrer*innen sterben aus, die sagen: „Um Gottes Willen!“ Deine Arbeit tut auch viel für die Entwicklung, Angelika. Dass hier in dem Kurs locker 15 interessierte Studie- rende zusammen kommen, das wäre vor zehn Jahren undenk- bar gewesen. Auch an Opernhäusern treff e ich immer wieder Foto: Oliver Röckle Leute, die schon mal was gemacht haben und immer weniger,

SPEKTRUM #33 [ 34_35 ] DR. REGULA RAPP IM GESPRÄCH MIT DR. STEFAN VÖLKER Der neue Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde und Förderer

Wir freuen uns, dass Sie unseren Verein der Freunde und Förderer der Hochschule als Vorsitzender in den nächsten Jahren bei sei- nen bewährten Projekten unterstützen und zu neuen Ufern führen. Kann man Ihre Auf- gabe in etwa so beschreiben? Ja, dass trifft es ganz gut: Zweck des Vereins ist ja die ideelle und materielle Unterstützung der HMDK Stuttgart bei der Erfüllung ihrer künstlerischen und pädagogischen Aufgaben, wobei wir besonders den Studierenden helfend zur Seite stehen wollen. Diese Förderung un- serer Studierenden erfolgt in verschiedenen Bereichen, etwa im Hinblick auf den Besuch von Meisterkursen und Wettbewerben und die Beschaffung und Versicherung von Instru- menten, aber auch für den Lebensunterhalt. Zudem fördern wir hochbegabte Jugendliche zum Besuch der Vorschulklassen an der Hoch- schule. Diesen Schwerpunkt wollen wir – nach dem Motto „Bewährtes bewahren“ – beibehal- ten, gleichzeitig aber auch neue Wege gehen. Ein schönes Beispiel etwa einer eher ,struk- turellen Förderung‘ oder Projektförderung ist Foto: Oliver Röckle unsere finanzielle Unterstützung des ersten Opernschultreffens in diesem Sommer hier in Stuttgart – wie ich finde, eine großartige Idee, auf deren Realisierung wir sehr gespannt sind! Die Mittel zur Erfüllung dieser Aufgaben Dr. Stefan Völker absolvierte sein Jurastudium in Tübingen. verdanken wir zum einen den Beiträgen un- Er ist seit 1994 Partner bei der Anwaltskanzlei Gleiss Lutz in serer Mitglieder und zum anderen großher- Stuttgart mit den Tätigkeitsschwerpunkten Markenrecht und zigen Spenden durch Förderer*innen unseres Wettbewerbsrecht. Dr. Stefan Völker verfügt über jahrelange Vereins, denen auch an dieser Stelle mein be- Erfahrung im Gewerblichen Rechtsschutz und ist auf die sonderer Dank gilt. Daher ist uns auch ein be- Beratung und Vertretung von Mandanten im Markenrecht spe- sonderes Anliegen, neue Mitglieder und För- zialisiert. Als Freund der Musik und der Darstellenden Künste derer*innen für uns zu gewinnen. Zu diesem ist er dem Verein „Gesellschaft der Freunde“ der HMDK bereits Zweck wollen wir unsere bereits vorhandenen seit vielen Jahren verbunden und wurde im Oktober 2018 zu (inzwischen mehr als 800) und potenziellen dessen neuem Vorsitzenden und Nachfolger von Hans Georg neuen Mitgliedern noch mehr über unsere Koch gewählt. Aktivitäten und die Vorteile einer Mitglied- schaft informieren und auf eine weitere Ver- besserung der Visibilität der Hochschule und unseres Vereins im Kulturleben Stuttgarts und darüber hinaus hinwirken. Insoweit bitte ich Hören Sie privat Musik und wenn ja welche? unsere Mitglieder – und auch die Studierenden Musik ist meine lebenslange Begleiterin, mit – herzlich, auch ihre Freunde und Bekannten den Schwerpunkten Klassik (in allen Spielarten) über uns und unsere Arbeit und auch über das und Jazz. Ein Tag ganz ohne Musik ist für mich vielfältige musikalische Angebot der Hoch- unvorstellbar! Dabei bin ich auch heute noch schule mit dem Ziel aufmerksam zu machen, stets auf bislang noch nicht Gehörtes neugierig. sie zu einem Beitritt zu motivieren. Wir freuen In diesem Jahr freue ich mich beispielsweise uns über jedes neue Mitglied! auf die Inszenierung des zeitgenössischen Mu- sikdramas Nixon in China von John Adams in Nun erwarten alle Fakultäten und Bereiche, unserem Opernhaus, ebenso auf Hans Werner dass die Freund*innen und Förderer*innen Henzes Oper Der Prinz von Homburg – die Lek- ihre Sorgen hören – ganz besonders, wenn es türe des wundervollen Librettos von Ingeborg um bedürft ige Studierende geht, die ein Sti- Bachmann nach Kleists Stück hat mich vor vie- pendium brauchen oder die in anderer Weise len Jahren bewegt, die Musik habe ich aber noch unterstützt werden möchten. Haben Sie aber nie gehört. auch einen Lieblingsbereich? Unsere Förderung gilt all den vielfältigen Spielen Sie ein Instrument oder singen Sie Bereichen der HMDK Stuttgart. Gerade diese oder spielen Sie manchmal auch Th eater? Vielfalt ist ein Reichtum. Irgendwelche per- In meiner Jugend habe ich Akkordeon und sönlichen Vorlieben – auch meine – sollen Klavier gespielt, als Schüler auch etwas Th eater, und werden daher in der Entscheidung über und in der Schule und im Studium in Chören die Vergabe unserer Fördermittel keine Rollen gesungen. Dabei übertraf allerdings die Begeiste- spielen. Vielmehr sind wir bestrebt, nament- rung bei weitem die Begabung! Daher beschrän- lich mit Unterstützung der Professor*innen ke ich mich heute aufs Zuhören und Zusehen. und deren Sachkunde die Mittel (unserem Vereinszweck entsprechend) möglichst ziel- Was sind Ihre Wünsche für die GdF, wie wir führend und sachgerecht einzusetzen. unseren Freundeskreis liebevoll abkürzen, für die nächsten Jahre? Wenn Sie einen freien Abend haben und Ich wünsche unserer GdF vor allem, dass die freie Wahl, in welche unserer Veranstal- unsere bisherigen Mitglieder und großzügigen tungen würde es Sie ziehen? Spender*innen uns gewogen bleiben und wei- Angesichts der wundervollen Vielfalt des terhin unterstützen und natürlich auch, dass Gebotenen hat man da die Qual der Wahl! Ich wir noch mehr Mitglieder und Förderer für gehe beispielsweise sehr gerne in die hervorra- unsere Arbeit gewinnen und damit die Hoch- genden Opernauff ührungen im Wilhelma Th e- schule und vor allem ihre Studierenden noch ater (zuletzt die wieder sehr gelungene Insze- mehr unterstützen können! Hierauf wollen nierung von Così fan tutte), verbringe aber auch die anderen Vorstände und ich auch künf- gerne einen Abend im Jazzclub Bix, um junge tig hinwirken, um unseren Verein und die Studierende aus diesem Bereich zu erleben. Ein Hochschule – in stetem Dialog mit Ihnen, den weiteres Highlight sind für mich die schönen Professor*innen und Studierenden, aber auch Konzertabende in der HMDK Stuttgart selbst … Mitgliedern des Hochschulrats – weiter voran- zubringen. Ich freue mich sehr, an der Erfül- lung dieser Aufgaben mitwirken zu dürfen!

SPEKTRUM #33 [ 36_37 ] DR. STEFAN VÖLKER VORSITZENDER DER GESELLSCHAFT DER FREUNDE UND FÖRDERER DER HMDK STUTTGART

Liebe auf den ersten Blick!

Kleine Hommage an unser Wilhelma Theater

Das Wilhelma Theater, im Auftrag von Kö- auch im Opernhaus zur Aufführung kommt – nig Wilhelm I. von Württemberg als Theater in jüngerer Vergangenheit etwa Falstaff sowie (auch) für die Bürger erbaut und 1840 feierlich Orpheus in der Unterwelt, und in dieser Spiel- eröffnet, blickt auf eine wechselvolle Geschich- zeit Così fan tutte. Hier zeigt sich immer wie- te zurück, in der es als Theater, Operettenbüh- der, dass die hochmotivierten jungen Ensem- ne und zeitweise sogar als Kino diente. Es bles im Wilhelma Theater den Vergleich mit war daher ein großer Glücksfall für Stuttgart dem ,großen Bruder‘ am Eckensee keineswegs und sein kunst- und kulturbegeistertes Publi- scheuen müssen. kum, dass dieses einmalige architektonische Die Fusion (im Jahr 2009) des früheren Kleinod nach Jahrzehnten des Leerstands und Vereins der Freunde des Wilhelma Theaters Verfalls (es stand sogar der Abriss zur Debat- mit der Gesellschaft der Freunde der HMDK te!) in den 80er-Jahren mit Unterstützung des (GdF) brachte mich erstmals mit unserer Fördervereins Alt-Stuttgart vollständig in sei- Hochschule in Berührung und bildete somit ner ursprünglichen Form restauriert wurde die ,Initialzündung‘ für mein heutiges Engage- und seitdem den Studierenden der HMDK als ment. Die monatlichen Broschüren mit den Ausbildungs- und Aufführungsstätte dient. Spielplänen des Wilhelma Theaters, aber auch Meine erste Begegnung mit dem Wilhelma die monatlichen Informationen zur vielgestal- Theater kann ich zwar nicht mehr genau da- tigen Veranstaltungspalette der Hochschule tieren (es muss wohl in den frühen 90ern ge- selbst (Broschüre Künste im Turm) welche die wesen sein). Ich weiß aber noch, dass mich der Mitglieder der GdF erhalten, motiviert mich intime Charme dieses kleinen Theaterbaus mit zusätzlich zum Besuch zahlreicher Konzerte seinen rund 350 Plätzen, die ebenso außer- und anderer Darbietungen sowohl im Wilhel- gewöhnliche wie geglückte Verbindung der ma Theater als auch in der Hochschule selbst. klassizistisch-vornehmen Fassade mit dem Dies führte bei mir im Laufe der Zeit zu einem märchenhaft-verspielten Interieur im antiki- wachsenden Gefühl der Verbundenheit. So sierenden ,pompejanischen Stil‘ sofort und freue ich mich sehr darauf, auch in meiner für immer verzauberte – Liebe auf den ersten neuen Funktion gemeinsam mit den anderen Blick! Die Begeisterung wuchs dann noch, Freunden und Förderern, unserer Hochschu- als ich erstmals die ganz besondere, geradezu le und dem Wilhelma Theater weiterhin Zu- euphorisierende und ,elektrisierende‘ Atmo- wendung und Unterstützung zu widmen. Es sphäre verspürte, als die hochbegabten und ist ein großes Glück, unseren Studierenden mit viel Verve und Herzblut agierenden jungen die fantastischen Auftritts- und Ausbildungs- Darsteller*innen das Publikum in ihren Bann möglichkeiten dieses (bundesweit einzigen) zogen (es war Le nozze di Figaro). So wurde ich Lehr- und Lernt­heaters für die darstellenden ein treuer Gast der Hochschulproduktionen, Studiengänge bieten zu können. Ein beson- die mir und vielen Anderen immer wieder deres Highlight wird dabei in diesem Sommer beglückende Abende bescheren. Zuletzt be- das erste Baden-Württembergische Opern- geisterte das ungewöhnlich große Ensemble, schultreffen vom 16. bis 23. Juni 2019 mit welches Kurt Weills zu Unrecht etwas in Ver- ausgewählten szenischen Aufführungen im gessenheit geratene Street Scene einem enthu- Wilhelma Theater bilden. Nutzen Sie also die siasmierten Publikum neu und frisch präsen- Gelegenheit, junge Opernstudierende aus un- tierte. Als besonders reizvoll erscheint es mir serem Land in diesem äußerst reizvollen und immer, wenn in einer Saison dasselbe Werk einmaligen Rahmen zu erleben! Fotos: Christoph Kalscheuer

RÜCKBLICK WINTERSEMESTER 2018/19 Così fan tutte VON WOLFGANG AMADEUS MOZART PROF. BERNHARD EPSTEIN Eun Sun Kim Mit La Bohème fing alles an

Die Südkoreanerin macht als Dirigentin international Karriere

Liebe Eun Sun, was hast Du an der Hochschule gelernt, was nachher wertvoller war, als Du es zuerst eingeschätzt hattest? Im Dirigierunterricht und im Seminar Opernpraxis waren das vor allem die praktischen Dinge, die mir später dann er- staunlich oft und schnell geholfen haben. Ich erinnere mich an eine Unterrichtsstunde mit der Zerbinetta-Arie, die wir zusam- men mit einer Sängerin und einem Pianisten hatten. Wo muss ich wie fl exibel sein als Dirigentin, wann muss ich die Sän- ger*innen führen, wann darf ich mich von ihnen führen las- sen, wo muss ich eher anpacken, wo kann ich es ,laufen lassen‘? Gesang und Orchester jeweils in ihrer Logik und Dynamik des Musizierens mitzunehmen und zusammenzuführen, das habe ich da gelernt.

Fing Deine Liebe zur Oper erst in Deinem Stuttgarter Studium an? Nein, in Korea. Dort habe ich in Seoul zuerst Komposition studiert, aber immer recht viele Sänger*innen begleitet. Als ich bei einer Bohème-Produktion mal am Klavier saß, kam der Di- rigierprofessor zu mir, klopft e mir auf die Finger und sagte: Du musst Dirigentin werden. Er war sehr überzeugt von mir und wollte mich nach Deutschland schicken, er hatte selber vor 40 Jahren in Berlin studiert. Er sagte noch zu mir: Vielleicht aber wird es schwierig für dich, weil du eine Frau bist.

Da schließe ich doch gleich eine wichtige Frage an: Hattest Du in Deiner Karriere als Frau oder gar als Asiatin irgend- wann mit Skepsis oder sogar Ablehnung zu kämpfen? Eigentlich fast gar nicht. Ganz vereinzelt habe ich schon mal mitbekommen, dass sich jemand z. B. in einem Orchester negativ äußerte, aber das habe ich nicht ernst genommen. Ich glaube die Welt ist off ener geworden und es werden selten noch Ressentiments dieser Art gehegt. Nächstes Jahr dirigiere ich das Orchester der Wiener Staatsoper, ein Orchester, in dem vor nicht allzu langer Zeit keine einzige Frau saß.

In Deutschland warst Du eine von sehr vielen Koreaner*in- nen, die hierzulande Aufnahmeprüfung an den Musikhoch- schulen machen und danach versuchen, im Berufsleben Fuß zu fassen. Auf manchen Aufnahmeprüfungslisten stehen al- lein 30 Bewerber*innen mit dem Nachnamen Kim. Wie hast Du es geschafft , Dich durchzusetzen? Oder anders gefragt, Foto: Nikolaj Lund was ist Dein Geheimtipp? Eun Sun Kim, Dirigentin, studierte in ihrer Geburtsstadt Seoul Komposition und Dirigieren und setzte ihre Ausbildung in Stuttgart fort, wo sie ebenfalls mit Auszeichnung abschloss. Engagements führten sie u. a. an die Semperoper Dresden, an die Opernhäuser von Toulon, Oslo, Stockholm, Köln, Wien, London, Marseille und Meiningen. Sie dirigierte dabei u. a. La traviata, Il barbiere di Siviglia, Madama Butterfly, Le nozze di Figaro, Ariadne auf Naxos, Carmen, Un ballo in maschera und Der fliegende Holländer. Neben ihrer Operntätigkeit dirigierte sie zahlreiche Konzerte, u. a. mit dem Bergen Philharmonic Orchestra, dem Beethoven Orchester Bonn und dem Philharmonischen Orchester Stuttgart. 2017/18 stand Eun Sun Kim bei Hänsel und Gretel an der Bayerischen Staatsoper, bei Il trovatore an der Staatsoper Berlin, bei Carmen am Opernhaus Zürich und bei La Sonnambula an der Oper am Pult. An der Staatsoper Stuttgart übernimmt sie 2018/19 die musikalische Leitung von Madama Butterfly.

Neben einer soliden musikalischen Grundausbildung, die ich groß von ihm und vor allem auch klug. Junge Sänger*innen ich in Korea genießen durft e, ist vor allem eines wichtig: Spra- sind nicht immer so klug, so wurde ein Freund von mir, ein chen, Sprachen, Sprachen. Ich habe mich wirklich bemüht, so Tenor, nach dem Gewinn einiger großer Wettbewerbe recht schnell und so gut wie möglich Deutsch zu lernen. Das hat mir plötzlich in einige der ersten Häuser eingeladen wie Berlin, viele Wege geöff net. Italienisch zu lernen war für die Oper un- Hamburg und Covent Garden und sang dort so viele große umgänglich. Nach meinem Studium in Stuttgart ging ich nach Rollen – oft mit dem Stress, keine Orchesterprobe gehabt zu Madrid an die Oper als Assistentin von Jesús López-Cobos, haben und die Bühne nicht zu kennen. Das ging zwei Jahre so hier musste ich auch ein wenig Spanisch lernen. Allen mei- und nach einiger Zeit war seine Stimme fast kaputt. Ich habe nen Landsleuten kann ich nur den Tipp geben: Wenn ihr nach daraufh in mit ihm mehrere Monate fast jeden Tag gearbeitet, Eur opa geht, nehmt das Sprachenlernen wirklich ernst! damit er zu seiner Stimme zurückfi ndet und wir haben das Tempo aus seiner Karriere erstmal rausgenommen. Heute singt La Bohème hat Dich von Korea nach Stuttgart ins Dirigier- er wieder, bedachter als vorher und mit viel mehr Planung. studium gebracht und war auch in Europa dann die Oper, mit der Du Deine Karriere begonnen hast. Wie kam das zu- Wie außergewöhnlich, dass Du als Dirigentin die Aufgabe stande? einer Gesangslehrerin übernimmst und Dir zugetraut hast, Als an der ein Liederabend ausfi el und man seine Stimme zu reparieren. Siehst Du darin eine besondere kurzfristig eine Bohème-Vorstellung ansetzte, waren alle ver- Fähigkeit von Dir? fügbar, nur der Dirigent nicht. Bertrand de Billy, dem ich zuvor Ich gebe keinen Gesangsunterricht, sondern nur Feedback. assistiert hatte, empfahl mich dem Intendanten und ich wurde Ich erkläre Sänger*innen oft , was ich höre, wie es klingt und gefragt, ob ich die Vorstellung übernehmen könne. Die Bohème helfe ihnen, zu ihrer eigenen Stimme und optimalem Klang zu lief so gut, und auch vom Orchester kamen so gute Rückmel- fi nden. Von innen hören sich Sänger*innen ganz anders an als dungen, dass der Intendant Bernd Loebe mich danach überall sie von außen durchs Publikum wahrgenommen werden. Auch empfahl. So kam es zu einer Reihe von Engagements und auch eine gesangsorientierte musikalische Arbeit kann wie Balsam zu einem Vordirigat bei Daniel Barenboim und der Staats- für die Stimme sein. Und im Fall des Tenors war es einfach kapelle Berlin. wichtig, dass er wieder Selbstvertrauen entwickeln konnte. Ich fi nde aber schon, dass es zu den Kompetenzen von Operndi- Beim Opernschultreff en soll es um den Opernnachwuchs ge- rigent*innen gehört, Sänger*innen wertvolle Ratschläge zu ge- hen. Du hast z. B. bei Deinen Produktionen an der Berliner ben und klanglich-musikalische Vokalarbeit zu leisten. Staatsoper auch die Opernstudiomitglieder kennengelernt und weißt, wie Sänger*innen aus den Studios in Produktio- Zum Schluss interessiert mich noch: Du bist eine hervorra- nen eingesetzt werden können. Siehst Du eine Gefahr in gende Pianistin – war diese Fähigkeit je für Deine Dirigier- manchen Häusern, dass junge Sänger*innen zu früh Rollen l a u fb a h n w i c h t g?i singen, denen sie noch nicht gewachsen sind? Nicht direkt. Ich kam kaum in Situationen, wo ich mich über Den Mitgliedern der Opernstudios werden ja meist erst klei- das Klavier hätte beweisen müssen, sogar meine Assistenten- nere Rollen zugeteilt, mit denen man sich kaum schaden kann. tätigkeiten waren hauptsächlich mit einem Vordirigat verbun- Wenn man eine Partie covert, kann man bei einem Einspringer den. Trotzdem wäre ohne pianistische Fähigkeiten vieles nicht schon mal in die Situation kommen, eine Hauptrolle zu stem- in dem Maße möglich gewesen, was meine Laufb ahn gestärkt men. In Berlin habe ich Trovatore dirigiert und für Manrico hat: Das Erarbeiten von Partituren am Klavier, das Begleiten war Fabio Sartori vorgesehen, ein Tenor mit Weltkarriere in von Sänger*innen, das Musiziergefühl unter dem Dirigat. Als Rollen wie Radames, Cavaradossi oder Canio. Kurz zuvor hatte Pianistin kommt man in der praktischen Arbeit in der Oper in er Manrico in Liège gesungen. Dort hat er allerdings gemerkt, eine stärkere Kommunikation mit den anderen, das hat mich dass diese Rolle nicht ganz zu seiner stimmlichen Disposition immer belebt und gefördert. passt, und er hat daraufh in Berlin komplett abgesagt. Das fand

SPEKTRUM #33 [ 40_41 ] PROF. BERNHARD EPSTEIN IM GESPRÄCH MIT DEN EHEMALIGEN KORREPETITIONSSTUDENTINNEN

Manon Parmentier & Olga Wien

Manon, Du bist direkt nach Deinem Opernproduktion Sindbad von Howard Masterabschluss Korrepetition an Moody mit dem Sinfonieorchester Mul- unserer Hochschule als Pianistin ans house gespielt. Das waren Sternstunden Opernstudio der Opéra National du im Rahmen der Opernstudiotätigkeit. Rhin nach Strasbourg gegangen. Wie waren Deine Erwartungen an den Be- Wie wichtig ist es, bereits am Anfang ruf einer Repetitorin an einem Opern- einer Repetitorenlaufb ahn schon mit haus und was war anders, als Du es ein- Sänger*innen in Solorepetitionen zu ar- geschätzt hattest? beiten? Probst Du da nur grundlegende Der Beruf als Korrepetitorin im musikalische Parameter wie Tempo, Opernstudio Strasbourg ist so, wie ich Agogik und Genauigkeit von Artikula- mir ihn vorgestellt hatte. Ich arbeite zu- tion und Sprache oder traust Du Dich, sammen mit acht Sänger*innen, die aus auch schon an Klang, Inhalt, Aussage der ganzen Welt kommen. Ich wusste oder gar an Technik zu arbeiten? von Anfang an, dass ich eine schöne mu- Nach einigen Wochen der Zusam- sikalische und menschliche Erfahrung menarbeit lernt man seine Kolleg*innen auf hoher Ebene erleben würde. Wäh- besser kennen: ihre Persönlichkeit, rend der ganzen Spielzeit habe ich die Wünsche, Empfi ndlichkeit und Reakti- Sänger*innen auf ihre Opernrollen vor- onen bei den Probephasen. Der Dialog bereitet, Konzerte mit Opernarien und wird dann einfacher und ich traue mich Liedern gespielt und an Meisterkursen mehr, meine Überlegungen über die mit Gesangslehrer*innen und Liedbe- Sicht der Partie und den Klang durch Foto: privat gleiter*innen teilgenommen. Dadurch den gewünschten Ausdruck anzubrin- konnte ich mein Repertoire erweitern gen und die Sänger*innen auch mit einer und festigen. anderen Meinung zu konfrontieren. Mit Darüber hinaus habe ich an tollen der Technik bin ich vorsichtig, denn je- Projekten teilgenommen, die ganz un- de*r Sänger*in fi ndet sich selbst in einer erwartet kamen. Diesen Monat zum persönlichen Refl exion (der Bereich der Beispiel war ich Korrepetitorin bei der Gesangstechnik ist ein echtes Laborato- Barockproduktion La Divisione del Mon- rium für jede*n im Opernstudio), und do von Legrenzi. Da habe ich bei den ich will das nicht beeinfl ussen oder stö- szenischen Proben unter der Leitung von ren. Ich bin keine Gesangslehrerin! Aber Christophe Rousset – einem Musiker durch den Inhalt des Stückes, die Aus- von Weltruf – Cembalo gespielt. Letztes sprache, die Intonation und den Stil ver- Jahr habe ich den Tenor Mark Padmo- suche ich das Beste aus den Sänger*innen re in einem Liedkonzert für Kinder in herauszuholen, damit sie zufrieden sind der Opéra National du Rhin begleitet. mit dem, was sie ausdrücken und inter- Im März 2018 habe ich Klavier bei der pretieren wollen. Foto: Luxia Photography

PROF. BERNHARD EPSTEIN IM GESPRÄCH MIT DEN EHEMALIGEN KORREPETITIONSSTUDENTINNEN

Wie wichtig ist Vom-Blatt-Spiel für den Beruf an einem Opernhaus? Wie oft kamst Du in Deinem ersten Jahr schon in die Gelegenheit, etwas Dir Unbe- kanntes prima vista spielen zu müssen? Sehr oft ! Vom-Blatt-Spiel gehört zum Alltag des Korrepetitors und zwar vom Barockstil bis zur Neuen Musik. Bei den Coachings, Meisterkursen und beim Vorsingen kommen die Sänger*innen mit neuen Stücken oder Opernszenen, die wir sofort im Griff haben sollen. In diesem Beruf muss man ständig nicht nur sehr reaktiv sein und schnell lesen, Liebe Olga, nach einem Studium in Beruf bringt vor allem Erfahrung – und sondern auch bemerken, was die Sän- Deiner ukrainischen Heimat und an ein wachsendes Repertoire. ger*innen brauchen, um sie richtig in der MH Freiburg hast Du an der HMDK jeder Situationen zu unterstützen, wenn Stuttgart Master Korrepetition studiert. Vom-Blatt-Spiel ist an einem Opern- man die Noten nicht kennt. Nach einem strengen Auswahlverfah- haus wie der Bayerischen Staatsoper si- ren hast du die Pianistinnenstelle am cher häufi g gefordert. Was waren Deine Hast Du Dir in zwei Jahren im Beruf ir- Opernstudio der Bayerischen Staats- außergewöhnlichsten Erfahrungen in gendwann nachträglich gewünscht, im oper erhalten. Wie waren Deine Erfah- dieser Hinsicht? Studium Dich mit manchen Bereichen rungen in diesem großen Betrieb und Vom-Blatt-Spiel ist für eine*n Repe- mehr befasst zu haben? Welche Be- was waren Deine Aufgaben? titor*in überlebenswichtig. Nicht zu- reiche wären das? Neben den üblichen Aufgaben eines letzt bei Vorsingen z. B. muss man die Ich würde mich jetzt sehr gerne mit Repetitors wie Coaching und Spielen Sänger*innen bestmöglich unterstützen Dirigieren für Chor und Orchester be- der szenischen Proben habe ich die Tas- – auch wenn sie eine Transposition wün- schäft igen, mehr Cembalo spielen und tendienste im Graben dieses wunder- schen, was nicht selten vorkommt. Russisch lernen. Dann hätte ich noch schönen Hauses sehr genossen; das ge- mehr Eisen im Feuer. meinsame Musizieren mit erfahrenen Wenn Du auf Dein Studium zurück- Kolleg*innen und großen Sänger*innen blickst, in welchen Bereichen hättest Du Du stammst aus Frankreich, hast in hat mich sehr fasziniert. Spannend wa- Dir eine intensivere Ausbildung oder Deutschland studiert und arbeitest nun ren auch die Meisterkurse, die den Mit- einfach auch nur mehr Zeit gewünscht, wieder in Frankreich. Was unterschei- gliedern des Opernstudios off eriert wur- um später im Beruf besser zu überleben? det die Arbeit an französischen Häu- den; hier konnte ich sehr von der Arbeit Ich hätte gerne sehr viel mehr in Spra- sern mit der an deutschen? Und gibt von bedeutenden Sänger*innen bzw. Ge- chen investiert; vor allem Italienisch, es einen Unterschied in der grundsätz- sangpädagog*innen wie beispielsweise aber auch Französisch sind sehr wichtige lichen Arbeit einer Repetitorin in den Brigitte Fassbaender oder Rudolf Piernay Sprachen im Repertoire. Außerdem halte beiden Kulturen? profi tieren. Da die Mitglieder des Opern- ich improvisatorische Fähigkeiten für In Deutschland hat jedes Th eater sein studios oft der Öff entlichkeit präsentiert nötig. Ensemble und während der Spielzeit wer- werden, habe ich darüber hinaus ver- den viele Opern parallel aufgeführt. In hältnismäßig viele Konzerte und Lieder- Du hast viele junge Sänger*innen am Frankreich herrscht eher ein Stagione-Be- abende gespielt. Anfang ihrer Laufb ahn erlebt. Was, trieb. Für jede Produktion lädt die Oper denkst Du, ist für eine Opernsänger*in- Gäste ein: Solist*innen, Regisseur*innen Inzwischen hast Du einen Lehrauf- nenkarriere wichtig, woran man wäh- und Dirigent*innen. Hier wird alle zwei trag an der Hochschule und arbeitest rend des Studiums noch zu wenig denkt? Monate nur eine Oper gespielt und die wird mit Studierenden in Solorepetitionen. Sehr wichtig für eine Karriere ist Aus- ungefähr acht Mal in Strasbourg, Colmar Wann hast Du angefangen, mit Sän- dauer – physische, aber auch mentale. Ich und Mulhouse aufgeführt. Während eine ger*innen nicht nur an musikalischen habe da beispielhaft e Kolleg*innen erlebt, Oper läuft , beginnt gleichzeitig die nächste Eckdaten zu arbeiten, sondern auch an aber auch große Talente, die es mangels Produktion mit den szenischen Proben. Klang, Charakter der Rolle und facet- dieser Fähigkeit nicht geschafft haben. Als Die Arbeit der Korrepetitoren bleibt aber tenreicher Färbung der Sprache im junge*r Sänger*in sollte man früh daran gleich: Sie spielen bei den szenischen Pro- Kontext Musik? Lernt man das im Stu- arbeiten, weil es, glaube ich, später auch ben, haben musikalische Proben mit den dium oder erst später im Beruf? nicht leichter wird – zum Selbstschutz Solist*innen und dem Chor und spielen Das habe ich eigentlich schon immer sollte es zur Routine werden. mit Orchester, wenn nötig. als einen Gesamtkomplex gesehen. Der

SPEKTRUM #33 [ 42_43 ] PROF. BERNHARD EPSTEIN

Rüstzeug zum Aufbau einer gesunden Karriere

Fragen an Boris Ignatov, Casting-Direktor der Staatsoper Stuttgart

Lieber Boris, das Stuttgarter Opernstudio besteht Im Wort ,Studio‘ steckt ja auch ,Studieren‘. Was wird nun schon seit zehn Jahren, inzwischen gibt es ein den Opernstudio-Mitgliedern neben dem Hinein- Opernstudio an fast jedem renommierten Opern- wachsen in die alltägliche Opernpraxis auch an haus. Was macht das Studio an der Staatsoper Stutt- Lern­möglich­keiten geboten? gart besonders? Selbstverständlich gibt es Kurse für Schauspiel, Ich war sehr froh zu sehen, dass die Opernstudio- Tanz und Improvisation, in denen man lernt, mit dem mitglieder hier in Stuttgart von den Ensemblemitglie- eigenen Körper umzugehen. Daneben stehen täglich dern sofort voll akzeptiert werden, und das auf Augen- musikalische Coachings auf dem Plan, von denen man höhe. An anderen großen Opernhäusern ist das nicht enorm profitieren kann. Da es durch die Dichte der selbstverständlich – bei uns ist das einzigartig und Arbeit nicht immer möglich ist, kontinuierlich den gehört zur besonderen Ensemblekultur des Hauses. eigenen Gesangscoach zu besuchen, der oft in einer Die Kolleginnen und Kollegen, die schon länger im anderen Stadt oder gar in einem anderen Land wohnt, Geschäft sind, sind im ständigen, direkten Kontakt haben wir Follow-Ups eingerichtet: Erfahrene und be- und konstanten Austausch mit den jungen Neuan- rühmte Gesangspädagog*innen kommen in regelmä- kömmlingen, in der Kantine, in der Garderobe, beim ßigen Abständen zu uns und betreuen die Opernstu- Probenprozess. Das liegt u. a. auch daran, dass bei uns diomitglieder gesanglich. Hier handelt es sich weniger das Studio keine eigenen, jungen Coaches hat, sondern um künstlerisch inspirierende einmalige Meisterkurse, dass alle Pianist*innen gleichermaßen mit dem En- sondern um ernsthaftes Arbeiten an der Technik und semble und dem Opernstudio arbeiten. Es ist sogar so, der gesanglichen Verfeinerung hinter verschlossener dass die erfahrensten Coaches gezielt besonders häufig Tür und im gegenseitigen Vertrauen. Es geht vor allem mit dem Opernstudio arbeiten, um ihr gesammeltes um gesanglichen Zustand und Entwicklung, auch um Wissen und die Erfahrung weiterzugeben. Genauso das Anpacken von spezifischen Problemen in einer ist es bei den Dirigent*innen und Regisseur*innen: Rolle oder von neuen Herausforderungen. Am Wich- Die Studiomitglieder singen in den selben Produk- tigsten ist aber, dass man lernt, sich selber einzuschät- tionen wie die erfahrenen Solist*innen und kommen zen und sich selbst genau kennenzulernen, mit allen dadurch mit demselben Leitungsteam in Kontakt. Hier Möglichkeiten und Grenzen. Ebenso ist jeder Tag von in Stuttgart gibt es auf der großen Bühne jährlich 160 Lernen geprägt, an dem man mit erfahrenen Kol- Opernvorstellungen, in denen die Studiomitglieder leg*innen auf der Bühne musiziert und Theater spielt. acht bis zehn kleinere und mittlere Rollen singen und Hier gibt es bei den anderen so viel zu entdecken, und so ins Geschehen stark eingebunden sind. Damit kön- schließlich lernt man von anderen und ihrem Erfah- nen sie wichtige Erfahrungen auf der Bühne sammeln, rungsschatz in der Praxis mindestens so viel wie von das eigene Instrument besser kennenlernen und auch Lehrer*innen im Unterricht. Situationen überstehen lernen, in denen sie müde und belastet sind, oder sogar erkältet. Die Verantwortung Bekommen Opernstudiomitglieder grundsätzlich wächst immens: Wieviel kann ich mir zutrauen, wie nur kleinere Rollen oder gibt es im Laufe der Zeit die ist die Kondition, wo sind die Grenzen, wo habe ich Möglichkeit, größere Rollen zu covern? Oder schnei- noch Defizite, wie viele Rollen parallel kann ich lernen, dert ihr individuell ein Programm für jede*n Sän- wieviele Stücke parallel proben? Davon kann man spä- ger*in zu? ter im professionellen Sänger*innenleben unglaublich Zu Beginn, wenn wir jemanden ins Opernstudio profitieren. Die Staatsoper Stuttgart bietet hier unver- aufnehmen, entscheiden wir gemeinsam folgende gleichliche, wirklich hervorragende Möglichkeiten. Punkte: Was braucht das Haus in welchen Produkti- onen? Und: Was ist das Interesse des*der Sänger*in, für Einige der Opernstudiomitglieder wurden in den ein oder zwei Jahre zu uns zu kommen, wie kann er*sie letzten Jahren ins Ensemble der Staatsoper über- davon profi tieren? Dazu gehört natürlich auch, Rollen nommen, für andere ging die Karriere an einem an- zu covern, die im Horizont der jungen Sänger*innen deren Haus weiter, manche hatten auch Hürden zu liegen. Wir entscheiden diese Cover-Rollen oft zusam- überwinden. Wie sieht für Dich ein optimaler und men mit den Sänger*innen, um hier auch Wünsche nachhaltiger Berufsweg für eine*n Nachwuchssän- zu verwirklichen. Wenn Sänger*innen sich der Rolle ger*in aus? dann nach einiger Vorbereitungszeit doch noch nicht Ich glaube, für eine lange und gesunde Karriere gibt gewachsen fühlen, so sind sie nicht gezwungen, Vor- es keinen pauschalen Weg. Der eine Sänger braucht stellungen zu übernehmen. Diese Flexibilität des Hauses vielleicht so viel Auslauf wie möglich und muss einfach gibt für die Opernstudiomitglieder maximale Chancen- singen, singen, singen. Die andere Sängerin benötigt vielfalt, ohne einen Druck auszuüben. Wir entscheiden eher eine enge Palette von Rollen und eine Konzen- individuell für jedes Opernstudiomitglied, wie sich das tration auf die Stimme, damit die Technik und Be- Programm zusammensetzt. lastbarkeit wächst und das Potenzial immer optimal genutzt, aber nicht überlastet wird. Ein dritter braucht In dieser Saison hatte das Stuttgarter Opernstudio vielleicht gar kein Studio oder Ensemble, sondern eine zum ersten Mal eine eigene Produktion: Mozarts Freelance-Karriere mit drei bis fünf Rollen mit hoher „Schaupieldirektor“ an der Jungen Oper wurde fast Qualität und dem entsprechenden Erfolg! Eine vierte ausschließlich mit den Studiosi besetzt. Wird die braucht ein Ensemble und erstmal zehn Rollen, die sie Staatsoper diese Idee in der Zukunft fortführen? dort in Ruhe vorbereitet, bevor sie hinaus in die Welt Ja, ab dieser Spielzeit wird das Opernstudio jährlich geht, um damit zu glänzen. Da gibt es wirklich kein all- eine (oder sogar zwei) Eigenproduktion(en) mit dem gemein gültiges Rezept ... Sicher ist aber, dass für sehr JOIN (Junge Oper im Nord) haben. Nicht nur, weil der viele Sänger*innen zuerst mal ein Ensemble wichtig Kontakt mit einem jungen Publikum wichtig ist, son- ist: Es gibt Halt, es gibt beste Konditionen, Rollen pro- dern auch weil man im JOIN ganz andere Projekte als fessionell und auf höchstem Niveau vorzubereiten, mit auf der großen Bühne realisieren kann. Intensive Pro- ständigem Feedback der Kolleg*innen, Dirigent*innen benarbeit an Hauptrollen, eine eigene, freiere Arbeit und Coaches. Man kann ein ruhiges, normaleres Le- und Spielfreude ist gefordert, das Zusammenwirken ben führen und nicht von einem Gastengagement zum mit den jungen Kolleg*innen erfordert eigenes En- nächsten fl iegen und als Erfolgsmaschine funktionie- gagement und genuine Ideen. Und man muss einfach ren, ohne Recht auf eine Pause oder ohne sich einen lernen, die Disziplin zu haben, 16mal im Schauspieldi- Fehler leisten zu dürfen. Wenige überstehen das län- rektor – oft um 11 Uhr morgens bei Vormittagsvorstel- ger als zehn Jahre. Wenn man in die Vergangeheit lungen – seine anspruchsvolle Arie zu singen. Ich bin schaut: Viele Sänger*innen hatten Karrieren von 25, sehr stolz darauf, dass wir das eingeführt haben. 30 oder gar 40 Jahren. Robert Lloyd feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Bühnenjubiläum. Wenn man die Sän- Wo entdeckst Du als Casting-Direktor am ehesten ger*innen von heute betrachtet, erstaunt es einen, wie neue hervorragende Nachwuchssänger*innen? Hörst viele nach wenigen Jahren im Geschäft eine Stimmkri- Du Dir viele Wettbewerbe an oder suchst Du auch an se haben oder sogar komplett vom Radar verschwin- Hochschulen? den. Wenn man auf die Websites von Agenturen geht, Ach, eigentlich überall – bei Reisen, wenn ich mir sieht man oft nur noch junge Gesichter. Das heißt, die Vorstellungen anschaue, bei vielen Vorsingen natür- neuen Sänger*innen überstehen vielleicht nicht die lich, und auch bei Wettbewerben. Hier treff e ich oft auf Grenze von 40 Jahren, werden bei einer Stimmkrise eine wunderbare Stimme, bei der ich aber noch höre aussortiert. Zudem will der Markt immer neue Stars, und sehe, dass Erfahrung fehlt. Dann spreche ich die die jung und unbekannt sind. Jede*r Agent*in will je- Leute direkt an oder schreibe an die Agentur, wenn sie manden neu entdecken und präsentieren. Man muss schon eine haben, und biete ein Vorsingen fürs Opern- also vorbereitet sein für eine sehr große Belastung in studio an. Wenn man sich direkt ins freie Künstlerle- der Karriere und dafür ist ein Opernstudio wirklich ben begibt, bewegt man sich oft auf dünnem Eis, ohne eine gute Einstiegschance, oder aber eine Ensemble- Schutz. Freelanced überlebt man nur, wenn man schon stelle, die einem erlaubt, erstmal Muskeln aufzubauen, sein Paket geschnürt hat. Jüngere Sänger*innen müs- technische wie auch psychische – eine Stelle, die einem sen aber diesen Erfahrungsschatz oft erst noch sam- Platz gibt, sich das Rüstzeug für eine gesunde Karriere meln. Dafür ist das Opernstudio hervorragend geeig- zu bauen. net. Über Nachfragen dürfen wir uns allerdings nicht beklagen: Das Stuttgarter Opernstudio hat inzwischen jedes Jahr zwischen 500 und 700 Bewerbungen, durch die wir uns alle sorgfältig durchhören.

SPEKTRUM #33 [ 44_45 ] ANGELO RACITI

Doris Soffel im Interview

Die Mezzosopranistin ist seit über 40 Jahren in allen großen Opern- und Konzerthäusern der Welt zu Hause

Wie hat sich der Opernbetrieb während Auch die begabtesten unter den vielen jungen Talenten haben es heute nicht Ihrer Karriere verändert, wie unterscheiden leicht. Schnelllebigkeit, weniger Zeit zu reifen und oft zu hohe Erwartungen an sich Anforderungen und Möglichkeiten die Karriere – all dies macht eine gesunde Entwicklung schwieriger. damals und heute? Als ich 1973 an der Stuttgarter Oper anfing, gab es keine Globalisierung in der heutigen Form und weniger internationale Konkurrenz. Das Regie-Theater war auf dem Vormarsch, aber viele dieser scheinbar ,jungen Wilden‘ kamen aus der al- ten Schule, beherrschten ihr Handwerk. Ponnelle, Rennert, Kupfer und Friedrich – sie hatten klare Konzepte und konnten auch streng sein. Aber ihre Erfahrung hat uns Jungen auf die Beine geholfen. Und ihr Lob hatte wirklich Gewicht!

Warum haben Sie sich für eine Laufbahn auf Ich bin die Jüngste von fünf Kindern und wir alle haben zu Hause musiziert. Ob der Opernbühne entschieden? Jazz, Rock’n Roll oder klassisch, das war egal! Als Studierende machten wir uns keine Gedanken über unsere Zukunft. Wir wollten der Enge und den Vorschrif- ten entkommen! Gegen Ende der 60er-Jahre lagen Revolution, Spaß und Leich- tigkeit in der Luft, aber wenig Druck und Strebertum. Aus Spaß und Neugier nahm ich während meines Violinstudiums in München Unterricht bei der legendären Wagner- und Strauss-Sängerin Marianne Schech an der Hochschule. Da ,klickte‘ es sofort und ich wechselte zum Gesang. Sie lehrte mich das Singen, vor allem aber die Liebe zur Oper und zum Beruf! Das erste Engagement nach Stuttgart kam aus heiterem Himmel. Wolfgang Windgassen, der legendäre Heldentenor, war damals Intendant. Er hatte mich ge- hört und sofort engagiert – ohne Agentur.

Welche künstlerischen Begegnungen waren Es sind so viele! Ganz zu Anfang auch Hermann Reutter, der Stuttgarter Kompo- für Sie prägend – mit Dirigent*innen, nist und überragende Liedbegleiter. Er gab mich an weiter, der Regisseur*innen, Sängerkolleg*innen? für mich z. B. Kassandra in Troades komponierte. Unsere gemeinsamen Lieder­ abende sind mir unvergesslich! Große Persönlichkeiten am Pult wie Giulini, Karajan, Sawallisch, Solti, Celibi- dache & viele andere, wichtige Regisseur*innen, auch heutige, sie alle hatten und haben Einfluss auf meine Entwicklung. Dann die großen Sängerkolleg*innen: Nilsson, Sutherland, Frick, Windgassen, Schreier, Prey, Fischer-Dieskau, Domingo, Kraus, Carreras, Pavarotti. Das war: beobachten, staunen und verinnerlichen – ohne Scheu, aber mit tiefem Respekt vor diesen großen Vorbildern!

Wie haben Sie Ihre ausgeprägte Ich war schon immer eine Künstlernatur, wollte auf die Bühne und liebte das The- Individualität als Sängerin und Darstellerin ater! Von den Stuttgarter Anfängen bis heute bin ich im Grunde einfach immer entwickelt? Wie schafft man sich als mir selbst treu geblieben. Ich habe gelernt einen konstruktiven Dialog auf Au- Sängerin im Produktionszusammenhang genhöhe zu führen. Eigene Ideen muss man mit Wissen und Mut einbringen. Ich heute eigene Gestaltungsspielräume? denke, von Ja-Sagern ist nichts Ungewöhnliches zu erwarten! „Für mich ist das Vereinen von Musik, Sprache und Gestaltung die schönste Herausforderung. Das ist Oper!!“

Foto: Boris Streubel

Ihre Karriere dauert nun schon über In diese unterschiedlichen Fächer bin ich über die Jahre hineingewachsen. Mein 45 Jahre – lang, aber niemals langweilig: technischer Grundstein liegt im Belcanto, meine stimmliche Entwicklung geht Sehr früh Wagner, in den 80ern Belcanto. Hand in Hand mit gelebtem Leben. Auch durch Mutterschaft ! Das setzt Kräft e frei! In den 90ern neben den dramatischen In den Leitungsetagen mancher Th eater stift ete diese Vielseitigkeit Verwirrung – Verdi- und Wagnerpartien schon Ausfl üge und heute wird dort und in den Agenturen ja am Liebsten ein eindeutiges Profi l ins Charakterfach. Jede Menge starke gefordert. Aber macht das den unverwechselbaren Künstler? Und welcher Pfad Frauengestalten. Wie fügt sich das alles im Leben oder in der Karriere verläuft schon pfeilgerade? im Rückblick für Sie – was könnten Vieles bei mir war Zufall und hat sich aus der jeweiligen Lebenssituation he- Sänger*innen heute daraus lernen? raus ergeben. Lust und Neugier, gute Gespräche mit erfahrenen Kolleg*innen. Refl ektieren und Analysieren, mit Selbstkritik, Mut und Vorsicht zugleich. Das klingt tollkühn, aber mit einer bombensicheren Technik kann man auch mal über das Ziel hinausschießen.

Erlaubt der Betrieb heute eine gesunde Heute geht ja vieles zu schnell und damit auch zu leicht, es fehlt die Zeit zu reifen sängerische Entwicklung über die und Agenturen sagen „Jetzt oder nie!“ wo es um der künstlerischen Entwicklung geeigneten Partien und Engagements? willen eigentlich noch klar „Nein“ heißen sollte. Ein paar Jahre im Ensemble kön- nen Leute aufb auen, doch selbst da gibt es Fehlentscheidungen! Aber das Schöne daran ist die Kontinuität. Manche Inszenierung läuft über Jahre! Der Stagionebe- trieb bringt alle für zwei Monate zusammen, und danach ist die Sache gelaufen. In der Praxis lernt man gerade durch Rückschläge viel – dass und wie man damit alleine klarkommt. Hier gilt wirklich: „Was uns nicht umbringt, macht uns stark“ – vorausgesetzt man arbeitet selbstkritisch und mit viel Geduld an Technik und Ausdruck!

Entwickelt sich die Sänger*innengeneration Ich habe das Gefühl, es wird viel ,Mainstream‘ produziert. Die heutigen Ansprüche von heute anders als in Ihren Anfängen? mögen höher sein als früher, aber sie sind weniger individuell. Die Stimmen klin- Welche Schwerpunkte werden in der gen oft gleich, zu angepasst! Ich möchte: Erkennbarkeit! Eigenes Timbre! In meinen Ausbildung und am Th eater anders gesetzt? Meisterklassen rate ich: Alte Aufnahmen hören, mehr Literatur lesen!

Was ist Oper im Zeitalter von Oft sind zu viele technische Show-Elemente in manchen Inszenierungen, als wür- Globalisierung, Mobiltelefon und de man der Oper an sich nicht mehr vertrauen – etwa Videoprojektionen statt Home-Entertainment, von immer Bühnenbilder. Und natürlich die Verstärkung zu kleiner Stimmen durch Mikro- kleineren Geräten und immer fl acheren ports: Das ist Doping und verzerrt die echte Wahrnehmung. Bildschirmen? Was macht das mit der Aber die Oper wurde ja schon oft totgesagt und immer wieder stieg sie als Phoe- heutigen Sänger*innengeneration? nix aus der Asche empor! Denn es kommen immer wieder große Talente. Da mach ich mir keine Sorgen. Für mich ist das Vereinen von Musik, Sprache und Gestaltung die schönste Herausforderung. Das ist Oper!! Und durch internationale Besetzungen wird das viel spannender als früher! Verschiedene Kulturen fi nden in einer Opernproduk- tion zusammen und produzieren etwas Aufregendes – ich fi nde es toll! Da kann und soll Oper auch ein bisschen Museum sein und sich nicht pseudo-modern anbiedern. Alles ,Moderne‘ ist Morgen schon von Gestern …

SPEKTRUM #33 [ 46_47 ] PROF. BERNHARD EPSTEIN Doriana Tchakarova geboren in Varna (Bulgarien). Klavierstudium an der HMDK Stuttgart bei Prof. Fernande Kaeser, Prof. Friedemann Rieger und Prof. Konrad Richter. Preisträgerin des 15. Intern. Der Bariton und die Pianistin Wettbewerbs „Franz Schubert“ (2001) in Italien in der Kategorie Kammermusik. 2004 mit Judith Erb, Sopran, 2. Preis beim Schubert-Wettbewerb in Racconigi/Italien. Konstantin Krimmel & Doriana Tchakarova Seit 2003 Lehrauftrag für Gesangskor- repetition an der HMDK Stuttgart. Daneben internationale Konzerttätigkeit als Kammermusikerin und Liedpianistin. In Konstantin, was ist aus Wettbewerbe sind Anlässe, zielorientiert neues Repertoire zu der Fachpresse europaweit viel beachtete Deiner Sicht der Nutzen von erlernen, sich der Meinung einer fachkundigen Jury zu stellen, Einspielungen mit den Sopranistinnen Wettbewerben während des Auft rittserfahrung zu sammeln – und im Idealfall können sie Judith Erb und Felicitas Erb mit Liedern/ Studiums? ein Karrieresprungbrett sein. Duetten von Schumann, Hugo Kaun (Weltersteinspielungen) und Louis Spohr Welche Rolle spielen Oper Im Moment singe ich mehr Lied und Konzerte als Oper. Das hat (ARS-Produktion) und mit Duetten von vs. Lied/Konzertgesang in sich so ergeben, sowohl durch mein eigenes Interesse wie durch Felix Mendelssohn und Fanny Hensel Deinem aktuellen Entwick- konkrete Auft rittsmöglichkeiten. Meine Stimme muss sich für (2016 ebenfalls bei ARS), u.a. Nominie- lungsstadium und Deiner viele Aufgaben in der Oper sicher auch noch weiter entwickeln. rung für den Echopreis 2017. Zahlreiche aktuellen Karrierephase? Im Konzert- und Liedbereich kann ich schon viel übernehmen Preise gemeinsam mit Konstantin Krimmel, und arbeite in Ruhe, sodass die stimmliche Entwicklung von u. a. 1. Preis in der Kategorie Liedduo bei beidem profi tieren kann. Rising Stars Grand Prix International Music Competition, Berlin. Wie balancierst Du Im Masterstudiengang Konzertgesang ist es möglich, Aus- Ausbildung und Karriere bildung und Karrierestart unter einen Hut zu bringen. Im momentan? Studium kann ich mir sowohl neues Repertoire aneignen, mich stimmlich weiterbilden und gleichzeitig mit der nötigen Gründlichkeit auf Wettbewerbe und Konzerte sowie Opern- produktionen vorbereiten.

Wie hat das Studium Neben einem exzellenten Hauptfachlehrer, den ich in Teru Deine aktuellen Erfolge Yo shihara gefunden habe, bin ich im gesamten Studium auch pi- begünstigt und ermöglicht? anistisch hervorragend betreut worden. Wertvolle Impulse aus der Liedklasse in Kombination mit der Sprechkunst erlaubten mir, ein breites Repertoire aufzubauen und dabei stets das Zu- sammenspiel von Text und Musik zu vertiefen und zu verfeinern.

Was haben die Ausbil- Die Opernschule bietet eine fantastische Kombination: Im sze- dung und die Möglichkeiten nischen Unterricht habe ich die gründliche Auseinanderset- an der Opernschule, die Du zung mit Rollen, Charaktereigenschaft en, Texten, Subtexten, während Deines Bachelor- Vorgeschichten, dem Leben der Komponisten und Textdichter studiums durch die Teilnah- erfahren – ich denke, das ist in der Oper wie im Lied gleicher- me an den Produktionen maßen wichtig. Die musikalische Arbeit mit opernerfahrenen nutzen konntest, zu Aus- Dirigent*innen, Pianist*innen und Sprachcoaches ist eine sehr druck und Arbeit in Lied große Bereicherung, vor allem für das internationale (Lied) und Konzert beigetragen? Repertoire. Und von der szenischen Arbeit auf der Bühne, in Produktionen mit unterschiedlichen Regisseur*innen lässt sich sehr viel auf die Arbeit in Lied und Konzert übertragen.

Welche Vorteile bringt die Ich denke, wir verstehen und spüren Musik auf einer ähnlichen kontinuierliche Zusammen- Ebene – auch wie der Text in der Musik klingen sollte und um- arbeit mit Deiner Pianistin gekehrt. Es hat generell große Vorteile, kontinuierlich und re- Doriana Tchakarova? Was gelmäßig zu arbeiten, aber die Begegnung mit einer Pianistin ist das Besondere an Eurer von solcher Sensibilität für Musik, Stil und wie einzelne Worte Zusammenarbeit? im Klavier klingen sollten, ist ein Geschenk!

Foto: Maren Ulrich Doriana, was kann eine Konstantin Krimmel hat alles, was ein Sänger Hochschule tun, um ein braucht: eine schöne Stimme, musikalische Talent wie Konstantin Individualität, intensives Stilempfi nden, Intel- Krimmel individuell zu ligenz, Fleiß, Kreativität und eine starke Ge- fördern? staltungskraft auf der Bühne. Die Hochschu- le kann ein Podium bieten für internationale Preisträger wie ihn und diese ideell und fi nan- ziell bei der Teilnahme an Wettbewerben und beim Start einer Karriere zu unterstützen. Die Hochschule sollte ein Ort sein, an dem solche Talente vielfältigste Anregungen, gründliche technische, künstlerische und persönliche Wegbegleitung und die nötige Ruhe für eine gesunde Entwicklung fi nden.

Wie ergänzt die inten- In Wettbewerben misst man sich und setzt sich sive Teilnahme an Wettbe- dem objektiven Vergleich aus. Die intensive werben das Studium? Und Vorbereitung darauf ist extrem motivierend für welche Studierenden ist und leistungsfördernd. Empfehlenswert sind das wichtig? Wettbewerbe allerdings vor allem für äußerst begabte Studierende mit stabilen Nerven.

Welche Fähigkeiten Ein*e Pianist*in für Sänger*innen braucht braucht ein*e Pianist*in Grundwissen und Interesse an Gesangstech- für die Arbeit mit nik, ausgeprägte klangliche und gestalterische Sänger*innen, und Fähigkeiten, Sensibilität, Repertoirekenntnis- wo sollten sie im Studium se und eine Affi nität zu den vertonten litera- verankert werden? rischen Texten, die Fähigkeit, mit dem*der Konstantin Krimmel, studiert derzeit Gesang an der HMDK Stutt- Sänger*in zu atmen und vor allem eine wirk- gart bei Teru Yoshihara. Preisträger beim Deutschen Musikwett- liche Liebe zum Gesang. bewerb 2019, 1. Preis und Publikumspreis beim 1. Internationalen Helmut-Deutsch-Liedwettbewerb, Gewinner des Rising Stars Trägst Du auch außer- Das hoff e ich sehr! Die gründliche Vorbe- Grand Prix International Music Competition Berlin (Kategorie halb der Arbeit für gemein- reitung gemeinsamer Projekte und Wettbe- Liedduo mit Doriana Tchakarova), 1. Preis sowie Publikumspreis same Konzerte – z. B. beim werbsteilnahmen lässt sich allein im normalen und Sonderpreis für die beste Arieninterpretation beim 1. Inter- Erarbeiten von Opern- oder Korrepetitionspensum natürlich nicht bewäl- nationalen Haydn-Wettbewerb für klassisches Lied und Arie. Konzertpartien zum künst- tigen. Darüber hinaus vertraut mir Konstantin Krimmel gewann ebenso den 2. Preis sowie den Publikumspreis lerischen Resultat bei? aufgrund unserer gewachsenen Zusammenar- beim internationalen Gesangswettbewerb „Das Lied“ 2019 in beit auch bei der Erarbeitung von Opern- und Heidelberg, ebenfalls ist er 2. Preisträger des renommierten Konzertrepertoires. Gian Battista Viotti International Music Competition 2018 und 3. Preisträger beim Bundeswettbewerb Gesang 2018 in Berlin. Was bringt Pianist*innen Mir hat die Arbeit mit Sänger*innen neue Beim Deutschen Musikwettbewerb 3. Preis und Sonderpreis in der Ausbildung die Arbeit künstlerische Dimensionen erschlossen – die der Herbert Hillmann und Margot Müller Stiftung für die beste mit Sänger*innen? Was Körperlichkeit und unmittelbare Sinnlichkeit Wagner-Interpretation, weiter den Lied-Sonderpreis für die beste sollten Pianist*innen in der Klangproduktion und Interpretation ist Interpretation eines deutschen Liedes beim Internationalen ihrem Studium unbedingt nirgendwo so stark zu erleben. Die Fantasie, DEBUT Klassik-Gesangswettbewerbs. Außerdem 1. Preisträger beachten und mitnehmen der musikalische Atem, der textbezogene Aus- sowie Publikumspreisträger des Walter und Charlotte Hamel für eine erfolgreiche Arbeit druck werden so entwickelt. Im Klavierstudi- Förderstipendiums, Empfänger des Deutschlandstipendiums mit Sänger*innen? um sollte so wie bei uns in Stuttgart das Ange- 2016/2017, Stipendiat der Fritz-Wunderlich Musiktage sowie des bot bestehen, die Liedklassen zu besuchen und Richard-Wagner Verbands Ulm/Neu-Ulm. Er debütierte im Som- in den Gesangsklassen zu begleiten. mer 2018 als Leporello in Mozarts in Severodonetsk, Ukraine und 2017 am Theater Heilbronn als Zoroastro in Händels Orlando sowie an der Jungen Oper Stuttgart in der dt. UA von Benjamin. Großer Schwerpunkt auf dem Lied- und Konzertfach mit Doriana Tchakarova. In der Saison 2018/2019 Konzert- und Liederabend-Debuts mit Helmut Deutsch in der Deutschen Oper Berlin, dem Konzerthaus Berlin sowie dem MuTh in Wien. Außer- dem mit Doriana Tchakarova im April 2019 im Kloster Banz beim Festival Lied&Lyrik, neben Sänger*innen wie Anne Sophie von Otter, Olga Peretyatko und Rolando Villazon und im Oktober 2019 beim Oxford Lied Festival. SPEKTRUM #33 [ 48_49 ] BIRTE MARKMANN

Bassbariton Timos Sirlantzis

Von der Opernschule Stuttgart ans Gärtnerplatz theater München TIMOS SIRLANTZIS IN „VIVA LA MAMMA“ – Foto: Christoph Kalscheuer

Wie bist Du an Deine Stelle gekommen? Die Frage, welche Rollen einem am Beginn der Sängerlauf- Als Sänger ist es heutzutage leider sehr schwer, einen Job als bahn zugeteilt werden, wird viel diskutiert. Oft ist die Rede Solist zu bekommen. Ich hatte das Glück, dass die Opernschule vom ,Verheizen‘ junger Stimmen. Warst Du mit Deinen Rol- jährlich ein großes Vorsingen veranstaltet, bei dem viele Agen- len zufrieden, die Du bis jetzt bekommen hast? tinnen und Agenten aus ganz Deutschland eingeladen wer- Ich denke, ich habe gute Rollen für einen Anfänger bekommen. den. Zu diesem Vorsingen kam auch der Castingdirektor des Sie sind ein guter Mix aus kleineren und mittleren bis großen Gärtnerplatz theaters München, der mich daraufh in zu einem Partien und ich habe zudem auch Zeit, an anderen Th eatern weiteren Vorsingen nach München einlud, welches mir erfreu- zu gastieren. Während meiner zwei Spielzeiten werde ich unter licherweise ein zweijähriges Engagement verschafft e. anderem Masetto in Don Giovanni, Schaunard in La Bohéme, Conte Rodolfo in La Sonnambula, Monterone in Rigoletto, Hast Du Dich nach dem Abschluss Deines Masters gut auf Cold Genius in King Arthur, den Bass in Händels Messias so- das Berufsleben vorbereitet gefühlt? wie Angelotti in Tosca darstellen. Für meine Stimme und auch Ich denke, dass wir uns nie ganz bereit für etwas fühlen. Da für mein Alter sind diese Rollen perfekt und ich bin dem Th ea- bleibt immer der Wunsch nach Verbesserung und danach, noch ter wirklich sehr dankbar für das Vertrauen, das es mir bisher mehr Erfahrungen zu sammeln. Ich hatte das Glück, in meiner durch diese Rollen geschenkt hat. Heimat Griechenland bereits bei einigen Produktionen an der dortigen Nationaloper mitzuwirken und auch während meiner Wie hast Du den Übergang vom Studenten zum ,Profi ‘ emp- Zeit in Stuttgart Praxiserfahrungen sammeln zu können. funden? Wie verliefen Deine ersten Monate am Th eater? Abgesehen davon hat mich die Hochschule neben dem ge- Jeder Neuanfang ist ein wenig schwer – man ist zunächst der sanglichen Aspekt vor allem auch szenisch gut auf das Berufs- Anfänger und wird oft noch als Student gesehen. Um das zu leben vorbereitet. Das hilft mir, auf der Bühne freier zu sein, ändern, muss man sich durch die Produktionen und die Arbeit, mich mehr mit der Rolle verbunden zu fühlen und eigenstän- die man leistet, beweisen. Dies baut natürlich einen gewissen dig zu improvisieren. Hilfreich war auch das Vorsingetraining, Druck auf, mit dem man lernen muss, umzugehen. Diese ,An- welches alle Studierenden der Opernschule in den letzten Se- fängerkrankheit‘ durchlebt wohl fast jeder in diesem Beruf, so mestern absolvieren. Hier arbeiteten wir zwei Wochen lang in- auch ich, aber ich denke, dass sich dies mit der Zeit und gu- tensiv musikalisch und szenisch an unseren Arien. Außerdem ten Erfahrungen in Produktionen legt. Das gesamte Team des erhielten wir Auft ritts- und Mentaltraining, was dabei hilft , mit Gärtnerplatztheaters hat mich jedoch wirklich off en und herz- Gefühlen und Ängsten direkt vor einem Vorsingen umzugehen. lich empfangen, worüber ich sehr froh bin. Zu den wichtigen Fächern, besonders für Nicht-Deutsche, Einer der größten Unterschiede ist aber natürlich, dass ich zählt auch Sprecherziehung/Phonetik. Auf die an Th eatern oft endlich mit dem Gesang meinen Lebensunterhalt verdiene. gespielten deutschsprachigen Opern, teilweise mit Dialogen, Von einer so schönen Kunst leben zu können, empfi nde ich sollte man im Studium ausreichend vorbereitet werden. Natür- wirklich als Privileg, und ich denke, dieser Beruf ist mit keinem lich ist hierfür auch ein großes Stück eigene Arbeit nötig, doch anderen zu vergleichen. die richtige Aussprache kann man allein nur schwer perfek- tionieren. BIRTE MARKMANN M AT HI A S T OE NGE S ÜBER DIE EXKURSION DER OPERNSCHULE NACH WIEN

Wenn es eine Opernhauptstadt Bassbariton gibt, dann ist es Wien!

Timos Sirlantzis Mit seinen drei Opernhäusern beweist die Stadt jeden Tag, wie opernverrückt sie ist. Denn neben der weltbekannten Wiener Staatsoper, Anziehungsmagnet unzähliger Touristen, können auch die anderen beiden Häuser (Volksoper und Theater an der Wien) eine fantastische Auslastung vorweisen.

Zu unserer Exkursion: 72 Stunden. 22 Studierende. 3 Opernbe- Am nächsten Tag war es dann so weit: Die Wiener Staats- suche. 2 Agenturvorsingen. Gefühlte 50 Schnitzel. oper. Les Troyens nach 40 Jahren erstmals wieder in Wien. Joyce Als erstes auf dem Programm stand die Volksoper Wien DiDonato in der Hauptpartie! Um 11 Uhr hob sich der Vorhang mit einer Inszenierung von Emmerich Kálmáns Operette Die zur Generalprobe dieser monumentalen Grand Opéra von Ber- Csárdásfürstin. Der Abend bot uns eine locker-fl ockige Insze- lioz. Da blieb uns allen der Mund off en stehen ob des beein- nierung mit einer Menge Wiener Charme. Ein gelungener Auf- druckenden Bühnenbildes und der Klanggewalt der Wiener takt! Philharmoniker und des Staatsopernchores. Wir konnten uns Der nächste Vormittag war für die Agenturvorsingen vorge- nicht sattsehen, nicht satthören. Alle Solisten und Solistinnen sehen. Zuerst sangen wir auf der Probebühne der Volksoper vor waren in Topform. Überall gab es etwas zu entdecken. Das Bal- Michael Lewin, einem der bekanntesten und einfl ussreichsten lett tanzte. Dann Stille. DiDonato sang ihre Arie so verletzlich, Künstleragenten. Kaum war der letzte Ton verklungen stan- so innig, so wunderschön – man spürte, wie die Luft im Raum den schon drei Taxis bereit, um uns ans andere Ende der Stadt knisterte. So vergingen mehr als vier Stunden wie im Flug und zu bringen, wo wir freundlich im Wohnzimmer der nächsten im Anschluss gab es viele strahlende Gesichter auf dem Weg Agentin empfangen wurden. In gemütlicher Atmos phäre san- zur Garderobe. Eine unvergessliche Auff ührung. Doch nicht gen wir nun vor unseren Kommiliton*innen, der Agentin und genug. Nach der Vorstellung führte uns der Technische Di- ihrem vierbeinigen Mitbewohner und manchmal auch Duett- rektor auf die Bühne und wir bestaunten das Bühnenbild aus partner, ihrem Hund. Vorsingen kann auch unaufgeregt sein … nächster Nähe. Auch ihm war Begeisterung anzumerken. Emo- Da der Opernakku weiter aufgeladen werden musste, ging tional erklärte er uns die technischen Vorgänge, als ganz plötz- es direkt zum Th eater an der Wien, ein wunderschönes und ge- lich unsere Aufmerksamkeit abschweift e. Joyce DiDonato kam schichtsträchtiges Haus. Hier wurden viele bekannte Operetten zu uns auf die Bühne und beschwor uns, durch Singen die Welt uraufgeführt, aber auch große Opern, wie Beethovens Fidelio. zu verändern. Wir kamen nicht umhin, sie nach einem Foto zu Bemerkenswert, dass es in den 80er-Jahren zum Musical theater fragen. Da standen wir nun, Arm in Arm auf der Bühne der umgebaut wurde, die Oper aber das Musical anlässlich Mozarts Wiener Staatsoper. 250. Geburtstag aus dem Gebäude wieder verdrängen konnte Abends saßen wir alle bei noch ungewöhnlich warmen Wet- und es sich seitdem als „Wiens neues Opernhaus“ mit off enem ter in einem Wiener Heurigen, schmetterten zur Schrammel und modernem Zugang etabliert hat. Begleitung Operettenarien und … aßen Schnitzel!!! Wir durft en die Orchesterhauptprobe von Rossinis Guillaume Tell besuchen und hatten quasi eine Privatvorstellung. Mit seinen vier Akten und ca. vier Stunden Spielzeit hat das Stück gewisse Längen, aber Rossini beweist, dass er nicht nur lustig unterhal- ten kann, sondern sich mit seiner letzten Oper zu Recht unter die Vertreter der ernsten Grand Opéra, wie Meyerbeer und Berlioz, einreiht. Der Opernakku war jetzt defi nitiv wieder aufgeladen und es galt sich ein wenig zu stärken. Wie wunderbar, dass Christoph Pohl, eben noch als Guillaume Tell auf der Bühne, sich beim Essen zu uns gesellte und uns sehr off en von seinem Karriereweg erzähl- te und jede Frage beantwortete. Sehr, sehr sympathisch! DIE STUDIERENDEN DER OPERNSCHULE MIT JOYCE DiDONATO

SPEKTRUM #33 [ 50_51 ] DAS LEBEN AUF DER PRAÇA ROOSEVELT – Foto: Jan Merkle

ANTONIJE STANKOVIC & LAURENZ LERCH

Gespielte Wirklichkeit

Die Schauspielstudenten berichten von einer Begegnung mit der Autorin Dea Loher.

Mitte August begannen die Proben für uns, den dritten den Welt erzählt. Das Gespräch mit Dea Loher half Jahrgang der Schauspielschule für das Stück Das Leben uns, deren Hintergründe zu erforschen. Sie nahm sich auf der Praça Roosevelt von Dea Loher. Am 4. Okto- Zeit für uns und ließ sich selbst Zeit, ruhig, konzen- ber 2018 feierte die Inszenierung von Eugene Jebeleanu triert und bedachtsam ihre Gedanken zu entwickeln Premiere. Gemeinsam mit den Studierenden des Insti- und überaus genau zu formulieren. Ihre Worte ent- tuts Jazz & Pop unternahmen wir auf einer fast leeren, wickelten eine faszinierende Kraft und Klarheit und weißen Bühne immer wieder den Versuch, den Platz, sogen uns allmählich in die Welt ihres Werkes hinein. die Praça Roosevelt, auf den Brettern des Wilhelma Uns war es ein wichtiges Anliegen, Dea Loher nach Th eaters zum Leben zu erwecken. ihrer Inspiration und nach den realen Anlässen der Nachdem wir einige Vorstellungen gespielt hatten, Geschichten des Stückes zu fragen, z. B. wie sie auf die folgte Dea Loher unserer Einladung, in die Vorstellung vielschichtige Biographie von Aurora gekommen sei und zum Gespräch mit uns nach Stuttgart zu kommen. oder was es mit der Begegnung Bibis mit einem Mar- Viele Fragen, die uns während des Probenprozesses sianer auf sich habe, in den sie sich verliebt. Auf den begleitet hatten, konnten wir nun endlich der Auto- ersten Blick mag einem das ziemlich absurd vorkom- rin direkt stellen. Zunächst waren wir vielleicht noch men. Einer der wichtigsten Erkenntnisse für uns Stu- etwas zaghaft , trauten uns aber dann im Verlauf des dierende war, dass sowohl die Verliebtheit in den Mar- Gesprächs immer mehr. Schon während der Proben sianer, als auch Auroras Geschichte keine Erfi ndungen spürten wir, dass dieser Text von einer ganzen, frem- sind, sondern Erlebnisse realer Menschen. Ein weiteres DEA LOHER – Foto: Alexander Paul Englert

Beispiel ist die Passage über den Tod des jungen Herrn Mirador. Wort für Wort und Satz für Satz führt uns die Sprache durch eine blutige Hinrichtung. Gnadenlos erlebt der junge Herr Mirador sein qualvolles Sterben bis zuletzt. Noch qualvoller ist die Tatsache, dass eben dieses Szenario sich haargenau so ereignet hat. Dea Lo- her versucht mit größtmöglicher Präzision, die Grau- samkeit zu beschreiben, auch wenn fraglich bleibt, ob Fotos: Jan Merkle sich das Ereignis überhaupt in Worte fassen lässt. Dea Loher richtet ihre Sprache wie eine Waff e gegen diese Gewalttat. Absichtlich daneben zu schießen, ist keine Option. Für uns Spielende hat sich dadurch etwas Entschei- dendes verändert: Die lebendigen Menschen waren nun mit uns auf der Bühne. Wir trugen Verantwor- Antonije Stankovic, geb. 1996 in tung für sie, wurden zum Sprachrohr ihrer Existenz. München, studiert Schauspiel im dritten Von nun an begleiteten sie uns jede Vorstellung. Wir Studienjahr an der HMDK Stuttgart. waren nicht mehr allein auf der Praça Roosevelt. Erste Bühnenerfahrungen sammelte Auch wenn Dea Loher wirkliche Menschen und er am Residenztheater München in Laurenz Lerch ist Student des dritten deren Schicksale zum Ausgangspunkt ihres Stückes der Produktion Wir sind jung. Wir sind Studienjahres Schauspiel an der HMDK nimmt, so bleibt der Kosmos, den sie durch die Sprache stark (Regie: Anja Sczilinski). In der Stuttgart. Erste Seherfahrungen mit erschafft , doch ein erfundener, artifi zieller. Die Künst- Inszenierung Das Leben auf der Praça dem Theater sammelte er in seiner lichkeit stehe im Vordergrund, Authentizität auf der Roosevelt am Wilhelma Theater (Regie: Kindheit am Vorarlberger Landestheater Bühne sei eine Illusion. Eugene Jebeleanu) war er in vier Rollen, Bregenz. 2010 wurde er in das Förder- Allein dadurch, dass wir Dea Lohers Texte verkör- u. a. als Bibi zu sehen. Im April wird er in programm „Filmklasse Deutschland“ pern, entsteht schon eine Diskrepanz: Die Biographie, einer szenischen Lesung mit der Autorin aufgenommen und realisierte eigene das Alter und die Erfahrungen von uns Spielenden Sibylle Berg in Berlin, Hamburg, Köln, Filmprojekte, die zu verschiedenen können gar nicht mit denen der realen Menschen über- Zürich und Wien zu sehen sein. Festivals eingeladen wurden, u. a. zum einstimmen. Vielmehr liegt die spielerische Wahrheit up-and-coming Festival. in der Sprache selbst. Die Schauspieler*innen müssen Im Oktober 2016 begann er sein Studium diese spielend erleben, die Künstlichkeit für sich nut- an der HMDK Stuttgart. In der Inszenie- zen, bis die Worte letztlich wieder Körper werden. Erst rung Das Leben auf der Praça Roosevelt durch die Sprache werden die Figuren auf der Bühne übernahm er die Rolle des Waffenhänd- real. ler Vito. Dea Loher macht uns Spielenden bewusst, dass man der Sprache und ihrem Rhythmus vertrauen darf um all das spürbar werden zu lassen, was uns zunächst nur schwarz auf weiß begegnet war.

SPEKTRUM #33 [ 52_53 ]

Donkeys at Ed Fringe

Wahrhaftige humoristische Kurzgeschichte über einen Festivalbesuch

Was ist ein fringe? Und wer ist Ed? Das haben wir uns vor 1½ Jahren auch gefragt. Wir: das blut- junge Kollektiv „Donkey for Nights“ aus sieben Studentinnen der Orchideenstudiengänge Sprechkunst und Figurentheater; bereit, mit unserer Nischenweisheit mal eben das größte Kul- turfestival der Welt aufzumischen. Okay okay okay. Aber: Was ist ein fringe? Und wer ist Ed? Laut PONS bedeutet fringe Pony, Franse, Extremismus, und Ed? Ed ist Edinburgh: heimliche Hauptstadt Schottlands; Win- Fotos: privat kelgasse und Gruselkabinett; Schauplatz für Militärparaden und: Comedy. Und jetzt noch mal von vorne: Das Edinburgh Festival Fringe entstand 1947, als es acht Amateur-Theatergruppen verwehrt wurde, auf dem Edinburgh International Festival aufzutreten. Sie ließen sich nicht ent- mutigen und kaperten stattdessen Pubs und Kirchen als ihre Auftrittsorte. Heute hat das Festival Fringe das International Festival weit überholt – mit über 3.000 teilnehmenden Grup- pen und 50.000 Aufführungen über einen Zeitraum von drei Wochen im August. Noch immer wird in „pop-up theatres“ gespielt, weswegen Stand-up-Comedy mit seinen geringen technischen Ansprü- chen (Hauptsache Mikro!) stark vertreten ist. Zudem gibt es heute auch voll ausgestattete Bühnen, auf denen sich Tanz, Zir- kus, Oper und alle anderen erdenklichen Theaterformen tum- Isabel Schmier (*1993) studiert im meln. fünften Semester Sprechkunst und Kom- Und jetzt alles etwas bildlicher … munikationspädagogik. Zuvor schloss Um exemplarisch einen Tag auf dem Fringe zu beschreiben: sie ein Studium der Anglistik in Freiburg morgens schottische Folksongs in einem Konzertsaal, danach und Canterbury ab. Seit 2016 verbringt weiter zu Familie Flöz’ Maskentheater, nachmittags Star Trek sie ihren August auf dem Edinburgh Improtheater, abends die dokumentarische Punk Show von Fringe, als Stimmcoach und Technikerin Pussy Riot und zum Abschluss einen Clown Impro Jam in einer bei der Fox & Orchid Theatre Company Jurte. Da die meisten Programme nicht länger als 60 Minuten sowie Produzentin und Darstellerin bei dauern, kann man sich mal fünf Shows pro Tag anschauen. Donkey for Nights. Und wie war das jetzt mit den Donkeys? „Donkey for Nights“ waren 2018 mit drei Produktionen ver- treten: Isabel Schmier (Sprechkunst) mit Horror, einer Samm- lung an atmosphärischen Texten, aufgeführt in einem Kerker eines Gothic Pubs, Juliane Bröcker (Figurentheater), Josephine „BLINK OF AN I“

Hochbruck und Hannah Wehrum (beide Sprechkunst) mit Pee Paper Pizza, einem Materialtheaterabenteuer zum Lösen von Wem das schmeckt oder wer Problemen durch magisches shero paper, für kleine und große noch Fragezeichen guckt Kinder, und Léa Duchmann (Figurentheater), Ulrike Schulze, schreibt an uns via Paula Scheschonka und Isabel Schmier (alle Sprechkunst) mit Blink of an I, Szenen zu Begegnungen auf einer Parkbank mit facebook.com/donkeyfornights Text und Figur. … was auch bedeutet, dass wir leider nicht den ganzen Tag in Th eatern sitzen und zuschauen konnten. Stattdessen verbrach- ten wir Stunden damit, zu fl yern – das Werben auf der Straße, das eine ebenso wichtige Kunst ist wie die eigentliche Show. Wenn nebenher hunderte andere Programme laufen, freut man sich schon, wenn vier Leute im Publikum sitzen. Umso schö- ner, wenn die einem sagen, dass sie mit unserem Programm die richtige Wahl getroff en haben. U ff. Unvorstellbar, wie viel man sehen, machen und mitnehmen kann. Wir waren einen Monat in dieser Wahnsinnsstadt, haben insgesamt 43 Auff ührungen gehabt, konnten Workshops besu- chen und eine Fülle an Kunst und Menschen sehen, fühlen und kennenlernen. Dank den Qualitätssicherungsmittel (QSM) war die Miete für unsere Wohnung gesichert und wir konnten am Ende feiern, nicht im Minus gelandet zu sein. Yes! Wir fahren da so was von wieder hin (also 6 von den 7, im- merhin) – see you in August, Edinburgh.

Juliane Bröcker (*1992) konnte Clowns lange nicht leiden. Inzwischen hat sie ihre Meinung zu ihnen geändert, so wie auch zu Roter Bete, Comedy und auch Puppen. Sie sucht Material mit Wumms und will manchmal auch einfach nur spielen, frü- her auf Probebühnen, seit einem Exkurs in die Kunstgeschichte gerne im öffentli- chen Raum, und studiert Figurentheater im fünften Semester.

SPEKTRUM #33 [ X_55 ] INFORMATIONEN PROF. JOHANNES MONNO & STEFFEN BRUNNER

SICG-FESTIVALBÜRO Tel. 0711 3280393 [email protected] www.sicg-festival.de 9. Stuttgart International Classic Guitar Festival

02.–05. Mai 2019

In bewährter Manier können Gitarrist*innen und Gitarrenliebhaber beim SICG-Festival an der HMDK Stuttgart wieder für vier Tage in die Welt der Konzert­gitarre eintauchen. Konzerte, Meisterk­ urse, Vorträge und eine um- fangreiche Musikalienausstellung laden dazu ein.

Das Eröffnungskonzert wird dieses Jahr von PROF. TILLMANN REINBECK gestaltet. Es ist gleichzeitig sein Antrittskonzert für die neu eingerichtete Professur für Gitarre, auf die er im Sommersemester 2018 berufen wurde. Tillmann Reinbeck hat seitdem schon etliche Projekte im Bereich zeitgenössische Musik mit Studie- renden realisiert und man darf auch bei diesem Konzertabend gespannt sein auf ein abwechslungsreiches Programm mit solistischen, aber auch außergewöhn- lichen kammermusikalisch besetzten Darbietungen.

Auf eine feurige Tangonacht dürfen sich die Zuhörer*innen am Freitag freu- en: Das Duo BANDINI & CHIACCHIARETTA (Gitarre & Bandoneon) begeistert das Publikum seit 2002 weltweit mit seiner mitreißenden Interpretation des argen- tinischen Tangos. Das Markenzeichen der beiden ist ihre legendär packende Bühnenpräsenz durch völlige Hingabe im Spannungsfeld zwischen gefühlvoller PROF. TILLMANN REINBECK – Foto: Oliver Röckle und explosiver Expressivität. Giampaolo Bandini ist auch ein gefragter Pädago- ge, der durch sein leidenschaftliches Engagement den Schüler*innen ungeahnte musikalische Ausdruckstiefe zu entlocken versteht.

Die bereits vor 13 Jahren aus der Taufe gehobene La Noche de la Guitarra hat sich schnell zum Publikumsmagneten in der regionalen Gitarrenszene entwi- ckelt und wurde 2011 in das SICG-Festival integriert. Studierende machen – gemeinsam mit Dozierenden und Gästen – diesen Abend zu einem Fest der Gi- tarre. Es werden Höhepunkte der Solo- und Kammermusikliteratur präsentiert, in drei Blöcken mit zwei ausgedehnten Pausen, um sich bei einem Getränk und Tapas austauschen oder in der Musikalienausstellung stöbern zu können.

Es ist mittlerweile zur schönen Tradition geworden, in der Sonntagsmatinee ehemaligen Studierenden, die schon die ersten erfolgreichen Schritte ins freie Konzertleben gegangen sind, eine Plattform zu bieten. Für das Stammpubli- BANDINI & CHIACCHIARETTA kum der regelmäßig an der Hochschule stattfindenden Öffentlichen Vortrags­ abende ist dies oftmals ein freudiges Wiedersehen und für die Studierenden der Gitarren­klassen ein enormer Motivationsschub. PROGRAMMHINWEIS

DO, 02.05.2019, 20 UHR KONZERTSAAL Eröffnungskonzert SICG & Antrittskonzert Prof. Tillmann Reinbeck, Kolleg*innen und Studierenden

FR, 03. & SA, 04.05.2019 09:15–18 UHR SALZBURG GUITAR TRIO KURSRÄUME EBENE 6 Meisterkurse Giampaolo Bandini, Finn Svit, KATIE LONSON machte 2015 ihren Abschluss an der HMDK Stuttgart und setzte Prof. Johannes Monno, Prof. Tillmann anschließend ihre Studien in Salzburg fort, wo sie mit zwei Kommilitonen das Reinbeck, Katrin Klingeberg & Salzburg Guitar Trio gründete, das inzwischen schon einige Kammermusik- Mateus Dela Fonte wettbewerbe gewonnen und bereits zahlreiche Konzerte gegeben hat. Das Trio zeichnet sich durch Interpretation raffi nierter Bearbeitungen mit temperament- FR, 03.05.2019, 14 UHR voller Spielfreude aus. KAMMERMUSIKSAAL Vortrag „Das Geheimnis Über die Jahrhunderte entstand im Gitarrenbau eine große Vielfalt an verschie- des Gitarrenklangs“ denen Bauweisen und Klangidealen. In seinem Vortrag stellt PROF. JOHANNES Prof. Johannes Monno MONNO Instrumente verschiedener Epochen vor, beispielsweise die Vihuela da mano, die Barockgitarre, eine originale Stauff er-Gitarre aus den 1820er Jahren FR, 03.05.2019, 20 UHR und als krönenden Höhepunkt eine Gitarre des legendären Gitarrenbauers San- KONZERTSAAL tos Hernandez aus dem Jahre 1924. Im Kontext der geschichtlichen Einordnung Nubes de Buenos Aires werden klangliche Besonderheiten der jeweiligen Entwicklungsstadien inhalt- Giampaolo Bandini & lich und klanglich dargeboten. Cesare Chiacchiaretta – Gitarre & Bandoneon Gitarrist*innen aller Altersgruppen, die schon ein mindestens leicht fortge- schrittenes Niveau erreicht haben und selbst aktiv werden möchten, sind ein- SA, 04.05.2019, 19 UHR geladen, an den am Freitag und Samstag angebotenen Meisterkursen teilzuneh- KONZERTSAAL men. Neben den hochschuleigenen Dozent*innen PROF. JOHANNES MONNO, PROF. La Noche de la Guitarra TILLMANN REINBECK, KATRIN KLINGEBERG & MATEUS DELA FONTE stehen als Gäste Dozierende, Studierende auch zur Verfügung: GIAMPAOLO BANDINI, italienischer Meistergitarrist, und FINN Special Guest: Finn Svit SVIT, einer der profi liertesten dänischen Gitarristen. Auch Interessent*innen, die selbst nicht spielen möchten, sind herzlich zur Hospitation bei den Meister- SO, 05.05.2019, 11 UHR kursen eingeladen. KAMMERMUSIKSAAL Salzburg Guitar Trio Sonntagsmatinee

Gefördert von SAVAREZ und dem Italienischen Kulturinstitut.

PROF. JOHANNES MONNO KATRIN KLINGEBERG MATEUS DELA FONTE FINN SVIT

SPEKTRUM #33 [ 56_57 ] DI, 14.05.2019,· BEETHOVENSAAL20 UHR LIEDERHALLE STUTTGART Symphonie Nr. 2 GUSTAV MAHLER

ANTRITTSKONZERT VON PROF. RASMUS BAUMANN HOCHSCHULSINFONIEORCHESTER (HSO)

MAŁGORZATA ROCŁAWSKA, SOPRAN & ALINE QUENTIN, MEZZOSOPRAN (KLASSE PROF. ULRIKE SONNTAG) CHOR DER HMDK EINSTUDIERUNG: PROF. DENIS ROUGER SIE SIND EINGELADEN! Eintritt frei

FREIKARTEN UNTER WWW.RESERVIX.DE ODER AN DER KASSE DER HMDK STUTTGART, MO BIS FR, 16–19 UHR WWW.HMDK-STUTTGART.DE SIMONE ENGE Fragen an Prof. Rasmus Baumann

Zum Antrittskonzert in der Liederhalle am 14. Mai 2019 Foto: Pedro Malinowski

Warum haben Sie sich von Gustav Mahler Wie sind Ihre weiteren Pläne nach dem die Symphonie Nr. 2 als Ihr Antrittskonzert Antrittskonzert? Wie stellen Sie sich eine ausgesucht? erfolgreiche Arbeit mit einem Hochschul- Ich habe nach einem Werk gesucht, das eine orchester vor? Was möchten Sie grundsätz- große künstlerische Strahlkraft hat und mög- lich mit dem HSO Stuttgart erreichen? lichst viele Beteiligte einer so großen und Ich möchte sehr unterschiedliche Projekte mit hervorragenden Hochschule fordert. Mahlers dem HSO dirigieren. Das Standard-Repertoire 2. Symphonie sprengt mit ihrer Besetzungs- darf natürlich nicht vernachlässigt werden, da größe alle bis dahin üblichen Standards, ver- die Studierenden einen Anspruch darauf ha- wendet einen riesigen Bläsersatz, einen großen ben, im Studium eine Auswahl der wichtigsten Chor samt Orgel, umfangreiche Bühnenmu- sinfonischen Literatur einmal gespielt zu ha- siken sowie zwei Gesangssolistinnen. Eine ben. Allerdings könnte ich mir auch einmal Symphonie also, die aufgrund ihrer monumen- ein Oratorium, eine konzertante Oper oder talen Größe längst nicht jede Saison aufgeführt ein Crossover-Konzert mit der Jazz-Abteilung wird und bei der jede Auff ührung ein Ereignis o. Ä. vorstellen. Langfristiges Ziel ist es, das darstellt. Da der Konzertsaal der HMDK Stutt- HSO als zusätzlichen Klangkörper in Stuttgart gart nicht für solche Werke konzipiert wurde, zu etablieren, der die Leistungsfähigkeit der fi ndet dieses Konzert in der Liederhalle statt. HMDK Stuttgart repräsentiert. HOCHSCHULSINFONIEORCHESTER (HSO) Das Hochschulorchester ist ja kein festes Neben der künstlerischen Leitung des Hoch- eingespieltes Orchester, sondern ein aus schulsinfonieorchesters leiten Sie die Klasse Studierenden unterschiedlichen Niveaus für Orchesterdirigieren. Welche Pläne und zusammengesetztes Orchester. Welche Ideen haben Sie hier für die Zukunft ? Wo Herausforderung bedeutet dies für Ihre werden die Dirigierstudierenden ihre prak- Arbeit? Welche Erwartungen haben Sie? tischen Erfahrungen vertiefen können? Welchen Einsatz verlangen Sie von ange- Ich versuche meinen Unterricht stets praxis- henden Berufsmusiker*innen? bezogen zu halten. Das beinhaltet nicht nur Die Herausforderung besteht darin, bei jedem künstlerische oder handwerkliche Aspekte, HSO-Projekt aus den Musiker*innen ein ho- sondern auch praktische, dienstliche und psy- mogenes Ensemble zu formen. Das wird nicht chologische Dinge, mit denen angehende Di- von heute auf morgen gehen, zumal jede Kette rigent*innen im Laufe ihrer Karriere zu tun nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied. Ich haben werden. Dirigieren ist ein praktischer erwarte von den Studierenden die Bereitschaft , Beruf, den man nicht im Zimmer vor dem sich vollends auf diesen Prozess einzulassen in Spiegel lernen kann. Die erfolgreichsten Ab- der Hoff nung, dass am Ende die Erkenntnis solvent*innen kommen stets von den Hoch- liegt: Die Mühe hat sich gelohnt. Da ich diese schulen, an denen Studierende am häufi gsten Bereitschaft und die Freude am Musizieren vor einem Orchester stehen. Insofern ist es beim Orchester nun schon in einigen Pro- mein Ziel, den Dirigierstudierenden regelmä- jekten erlebt habe, freue ich mich riesig auf die ßige Arbeitsphasen mit wechselnden professi- zukünft igen Konzerte! onellen Orchestern zu ermöglichen.

SPEKTRUM #33 [ 58_59 ] PROF. JÖRG HALUBEK & PROF. JÜRGEN ESSL Stuttgarter Orgelakademie

07.–17. Juli 2019

07.–11. Juli 2019 | HMDK Stuttgart 12.–14. Juli 2019 | Kloster Obermarchtal I. KURSE, VORTRÄGE & KONZERTE II. EXKURSIONEN UND KURSE AN DEN GROSSEN SÜDDEUTSCHEN BAROCKORGELN ZENTRALER KURS: Prof. Daniel Roth Werke der französischen Romantik Musik der süddeutschen Meister Franck, Widor, Vierne, Saint-Saëns, Boëly u. a. Froberger, Kerll, Muffat, Pachelbel, französische Barockmusik, Daniel Roth ist weltweit anerkannt als einer der letzten großen Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach und Im- Vertreter der französischen Interpretations- und Improvisati- provisation onstradition. Er ist Titularorganist an der legendären und ori- Die großen Barockorgeln der süddeutschen Klöster sind eine ginal erhaltenen Orgel von Aristide Cavaillé-Coll in der Kirche Entdeckung wert. Riepp brachte den französischen Orgelbau St-Sulpice in Paris, an der unter anderem schon Charles-Marie nach Süddeutschland (Ottobeuren), sein Schüler Holzhey ver- Widor und Marcel Dupré wirkten. Die CD-Einspielungen von feinerte den Stil und erweiterte die Manualklaviaturen. Jakob Daniel Roth sowie sein Wirken und sein Engagement für die Hörr (Wolfegg) hingegen repräsentiert den eher traditionellen französische Orgelmusik sind mit zahlreichen internationalen österreichisch-süddeutschen Stil der Labialorgel. Joseph Gabler Preisen bedacht worden, er wirkte als Professor in Washington, war Exot und Fantast. Sein Opus Eins ist die viermalige Orgel Strasbourg, Saarbrücken und zuletzt in Frankfurt a. M.; als in Ochsenhausen, die durch das geniale Werk von Weingarten Komponist schreibt er Orgel-, Kammer- und Orchestermusik noch übertroffen wurde. sowie vokale Werke. EXKURSIONSZIELE UND REPERTOIRE WEITERE KURSE • Obermarchtal (Holzhey) / C. P. E. Bach; Improvisation • Prof. Helmut Deutsch, Orgel: Felix Mendelssohn Bartholdy • Rot an der Rot (Holzhey) / Franzosen; Improvisation • Kit Downes, Orgel: Improvisation & Jazz • Ochsenhausen (Gabler) / Bach im Süden; Improvisation • Prof. Jürgen Essl, Orgel: Passacaglia & Chaconne • Ottobeuren (Riepp) / Franzosen; Improvisation • Prof. Jörg Halubek, Orgel: Passacaglia & Chaconne • Wolfegg (Hör) / Muffat, Kerll, Froberger; Improvisation • Prof. Dr. Ludger Lohmann, Orgel: Johann Sebastian Bach • Weingarten (Gabler) / Bach im Süden; Improvisation • Prof. Johannes Mayr, Orgelimprovisation: Kurs 1 – Toccata und Canzona im Stil der Renaissance / Kurs 2 – Was gibt es noch außer Dur und Moll? 50 weitere Skalen … / Kurs 3 – Variationen im Stil der Wiener Klassik / Kurs 4 – minimal music Wir freuen uns, wenn Sie zu unserer • Prof. Stefania Neonato DMA, Fortepiano: Die Wiener Orgelakademie nach Stuttgart kommen. Klassik und ihre Ursprünge: Haydn, Mozart, Beethoven und J. S. Bachs Söhne Das Institut für Orgel verfügt über eine einzigartige • Tobias Wittmann, Orgelimprovisation: Liedbegleitung in Sammlung erstklassiger Instrumente verschiedener Deutschland Stilistik, die Ihnen täglich 24 Stunden zur Verfügung steht. Mit unseren Gästen Daniel Roth und Kit Downes VIER WEGE ZU BACHS PASSACAGLIA (Jazz-Orgel) und allen Lehrenden unseres Instituts Bei der diesjährigen Orgelakademie präsentieren wir ein neues erwarten wir eine konzentrierte und freundschaftliche Kursformat. Die vier Orgelprofessoren der HMDK Stuttgart Woche rund um die Orgelmusik. bieten jeweils eine öffentliche Unterrichtseinheit zu Johann Se- Seien Sie dabei! bastian Bachs berühmter Passacaglia (BWV 582) an. In einer abschließenden öffentlichen Podiumsrunde wird Rektorin Dr. ANMELDUNG: Rapp mit den Kursteilnehmer*innen und Professoren über die www.hmdk-stuttgart.de/orgelakademie verschiedenen Interpretationsansätze ins Gespräch kommen: Welche interpretatorischen Argumente können heute noch ins Feld geführt werden, oder ist vielleicht doch alles möglich? HMDK STUTTGART · OBERMARCHTAL 7.–14. JULI 2019 Stuttgarter ORGEL AKADEMIE

KONZERTE · EXKURSIONEN KURSE · VORTRÄGE ·

ZENTRALER KURS: DANIEL ROTH KURSE: HELMUT DEUTSCH · KIT DOWNES · JÜRGEN ESSL JÖRG HALUBEK (AUCH CEMBALO) · LUDGER LOHMANN · JOHANNES MAYR TOBIAS WITTMANN · STEFANIA NEONATO (FORTEPIANO)

VORTRÄGE: MARKUS UHL · JÖRG-HANNES HAHN TOBIAS HORN · JOHANNES FIEDLER

ANMELDUNG unter [email protected] WWW.HMDK-STUTTGART.DE/ORGELAKADEMIE ROBIN NECK per E-Mail eine Rückmeldung ob alles in Ordnung ist oder, falls nötig, Ultimaten, um fehlende Unterlagen nachzu- reichen. Nach Ablauf der Prüfungen erwarten die Kandi- Wir stellen vor: dat*innen natürlich zeitnah einen Bescheid, der nach den Zulassungskonferenzen erstellt und verschickt wird. Dazu kommen telefonische Anfragen, Betreuung der Studieren- Birgit Aust den und Lehrenden.

Wie hat sich das Aufgabenfeld des Prüfungsamtes in den Seit 35 Jahren letzten Jahren verändert? Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es im Prüfungsamt/ im Prüfungsamt/ Studierendensekretariat nur zwei Mitarbeiterinnen: Frau Studierendensekretariat Herter und mich. Wir waren für alle Aufgaben zuständig. Eine zentrale Veränderung ergab die Umstellung in Bache- Wie lange arbeiten Sie schon an der HMDK? lor- und Master-Studiengänge. Es folgte die Entscheidung der Von 1977 bis 1982 habe ich hier an der Hochschule Sprech­ Hochschule, vier Fakultätssekretariate zu schaffen. Durch erziehung studiert. Von 1983 bis 1995 war ich als Halbtages- die Erstellung einer Datenbank für die Studienverläufe oder kraft, seit 1995 bis jetzt bin ich in Vollzeit im Prüfungsamt/ Transcripts of Records, worin sämtliche Prüfungsleistungen Studierendensekretariat tätig. mit Noten in ECTS-Punkte umgerechnet werden, wurde das Prüfungsamt enorm entlastet. Bis dahin trug ich sämtliche Was sind die Aufgaben des Prüfungsamtes? Prüfungsnoten händisch in Listen ein. Besonders spürbar Das Prüfungsamt hat die Aufgabe, sich an die bestehenden wurden unsere Arbeitsabläufe verändert mit der Installation Studien-/Prüfungsordnungen und die geltende Immatri- der Online-Anmeldung auf der Website für Bewerber*innen kulationssatzung zu halten und danach zu entscheiden. für die Aufnahmeprüfung. Das erspart viel Arbeit, weil nicht Dies geschieht in Absprache und Zusammenarbeit mit mehr jede Bewerbung manuell eingeben werden muss. dem Prorektor für Studium und Lehre. Bei kritischen Situ- Die nächste große – ich möchte fast sagen ,Erleichterung‘ – ationen versuchen wir immer im Rahmen des Möglichen kam mit der Abgabe des Aufgabengebiets Lehrbetrieb an Frau eine Lösung zu finden. Außerdem werden hier Aufnahme-, Röser. Ich kann mich jetzt voll und ganz auf die Aufgaben des Zwischen- und Abschlussprüfungen organisiert, Räume Prüfungsamtes konzentrieren und werde für die letzten Mo- gebucht, Protokolle geschrieben, Prüfungsleistungen do- nate meines Arbeitslebens noch die Vorbereitungen für die kumentiert und Bescheide erstellt. Oft kommen Anfragen Einführung der HISinOne-Software mitgestalten. ehemaliger Studierender, die Bescheinigungen für ihren Rentenantrag brauchen. Statistiken werden erstellt und An- Welche Abläufe sieht man als Verwaltungsmitglied anders fragen vom Ministerium, dem Rektorat oder anderen Stellen denn als Studentin? über Studierenden-/Bewerberzahlen bearbeitet. Die Zeit vergeht anders – schneller. In wenigen Wochen ist ein Semester vergangen und Prüfungen stehen an. Mir Wie bleibt man motiviert? kommt diese Zeit so kurz vor – für Studierende könnte sie Ich habe da kein Rezept. Meiner Ansicht nach muss sich jeder sicher länger dauern. Ich sehe nach vollbrachten Prüfungen selbst motivieren. Dabei spielt Freude an der Arbeit und am nur die Ergebnisse und kann nicht ermessen, was für Ar- Kontakt mit den Studierenden natürlich eine Rolle. Aber die beitsaufwand, Üben und Lernen dahintersteckt. Arbeit muss getan werden, egal in welcher Verfassung man ist. Eine Abwechslung kommt schon allein dadurch, dass je- Welche Wünsche hätten Sie an die Studierenden? des Semester anders abläuft. Neue Studierende kommen, Ar- Ich würde mir wünschen, dass sie sich in Studien- und Prü- beitsinhalte und -abläufe verändern sich. Da heißt es flexibel fungsfragen immer zuerst an das Prüfungsamt wenden. Hier bleiben und mitgestalten. bekommen sie Antworten oder werden zu entsprechenden Stellen weiterverwiesen. Kommt zu den Sprechzeiten oder Wie sieht ein normaler Arbeitstag aus? meldet euch per E-Mail – das Prüfungsamt ist für euch da! Wir haben im Prüfungsamt eigentlich keine ,Semesterferien‘, Und dann wünsche ich mir noch, dass die Informationen daher sind die Arbeitsabläufe immer im ,normalen‘ Modus. und Termine, die in der Vitrine oder oben vor dem Studien- Nach dem Hochfahren des Computers folgt ein Blick in die büro an der Pinnwand hängen, gelesen werden. vielen E-Mails. Der Tages-/Prüfungsplan spielt für mich Die Festivalförderung übernahm erneut die Stiftung Kunst und Kultur eine große Rolle. Er zeigt, welche Prüfungen anstehen und Wie empfinden Sie das Verhältnis und die Kommunikation der Sparda-Bank Baden-Württemberg. Ganz herzlichen Dank! welche Protokolle erstellt werden müssen. Prüfungsplä- zwischen Prüfungsamt und Studierenden? ne müssen immer aktuell sein und veröffentlicht werden. Wir sind eine Anlaufstelle, zu der die Studierenden oft nicht Studierende und Lehrende fragen nach Räumen für ihre gerne kommen, weil sie fürchten, eine unangenehme oder Abschlussprüfungen. Während der Phase der Aufnahme- negative Auskunft zu bekommen. Das ist mir bewusst. Wir prüfungen müssen die oft umfangreichen Unterlagen kon- versuchen aber immer, ihnen dabei zu helfen, ihr Problem trolliert und gesichtet werden. Die Kandidat*innen erhalten zu lösen und ihre Fragen zufriedenstellend zu beantworten. PROF. RAINER TEMPEL

Rückblick 5. Jazz & Pop Festival Stuttgart

mit Christian Lillinger, Ed Partyka, Kit Downes & Pegelia Gold

Ende Januar ist bereits das fünft e Mal unser Jazz & Pop Festival über die Bühne gegangen. Das Konzept, Workshops abzuhal- ten und am Ende auf die Bühne zu bringen, gehört mittlerweile zum festen Bestandteil des akademischen Jahres im Jazz und ist mit seiner Wirkung nach innen wie außen unverzichtbarer Be- standteil unserer Arbeit geworden. Inspiration gab es 2019 vom Berliner Avantgarde-Schlagzeuger Christian Lillinger, vom amerikanischen Bigband-Leader Edward Partyka (Kunst Uni- versität Graz), vom englischen Pianisten und Organisten Kit Downes und der aus Jena stammenden Sängerin und Kompo- nistin Pegelia Gold. Mit vierzig teilnehmenden Studierenden konnten beinahe alle Jazzer am Haus von der Arbeit profi tieren und durch Kit Downes’ Beitrag ist 2019 auch erstmals die Kon- zertsaalorgel ins Instrumentarium einbezogen worden. Gerade Kit Downes ist ein Beleg für die Innenwirkung die- ses Festivals, wurde er doch kurzerhand vom Institut für Orgel eingeladen, dort im Sommer einen Kurs zu geben. Die 2019 sehr erfreuliche Zuhörerzahl lässt uns zuversichtlich auf die näch- sten Jahre dieses Festivals blicken. Fotos: Mini Schulz

Ebenfalls im Januar hat unser Institut erstmals an der Koo- peration CHAUD teilgenommen, ein gemeinsames Projekt mit den Hochschulen Lausanne, Graz, Linz und Luzern. Hierfür entsendet jede Hochschule zwei Studierende. Das resultierende Tentett traf sich zu einer Probenphase in der 2019 federführen- den Hochschule in Lausanne und spielte anschließend 10 Kon- zerte in Österreich, Deutschland und der Schweiz, dazu kamen zwei Studiotage in Luzern. Profi tieren konnten davon aus Stutt- gart Christoph Braun (Trompete, Klasse Bastian Stein) und Lennard Fiehn (Saxophon, Klasse Prof. Christian Weidner). Daneben setzen wir im April unsere bilaterale Kooperation mit der Hochschule Luzern im Projekt LuSt fort. Die Festivalförderung übernahm erneut die Stiftung Kunst und Kultur der Sparda-Bank Baden-Württemberg. Ganz herzlichen Dank! Seit Januar 2019 ist das Institut stolzer Besitzer einer Ham- mondorgel samt Leslie, ein durch Künstler wie Jimmy Smith oder Joey deFrancesco auch im Jazz etabliertes Instrument. Un- terrichten wird das Fach künft ig unser Lehrbeauft ragterMar- tin Meixner. Neu eingerichtet ist auch ein Lehrauft rag Vokal- ensemble Jazz, den der Sänger Kai Podack erhalten hat.

SPEKTRUM #33 [ 62_63 ] DR. REGULA RAPP

ELIA ACADEMY 2019 Stuttgart

What’s going on Here? Decoding Digitality in Higher Arts Education 25.–27. September 2019 Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart (HMDK) (25./26. Sept. 2019) und Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (ABK) (26./27. Sept. 2019)

Die ELIA ACADEMY versammelt regelmä- What’s going on Here? ßig Professorinnen, Professoren und Dozie- Eine Momentaufnahme in vielen Erfah- rende aus den Kunst- und Musikhochschulen rungen von Kolleginnen und Kollegen aus Euro­pas zu einem zweitägigen intensiven Aus- zahlreichen Ländern und Hochschulen: Re- tausch über ein aktuelles Thema. searching, Theorising, Critisicing, Reflecting, Manipulation, Improvising, Creating, Inven- We proudly present: Für die ACADEMY ting Consuming, Arranging, Practicing, Col- FOR TEACHING AND LEARNING IN THE laborating, Performing, Teaching … Es er- ARTS arbeiten zum ersten Mal der große in- warten Sie Seminare, Vorträge, Produktionen, ternationale Verband der Musikhochschulen, Interpretationen, Präsentationen, Diskussi- AEC, und ELIA, der Verband der Kunst und onen (in englischer Sprache) zu allen Künsten Musikhochschulen zusammen. Eine weitere von Architektur und Design über Mode und Premiere ist die Veranstaltung einer ACA- Musik bis zu Schreiben und Zeichnen. Etliche DEMY in Deutschland und – last but not least Kolleginnen und Kollegen präsentieren ihre – sind die ABK und die HMDK gemeinsam Arbeit bis hin zu ganzen Curricula-Entwick- die Gastgeber der Academy. Wir rechnen mit lungen, andere stellen Modelle vor, die von ca. 250 Referent*innen und Teilnehmer*innen Studierenden erarbeitet werden. Alle themati- Decoding Digitality! aus Europa, Asien und den USA, die sich dem sieren das Phänomen, das unsere Lebens- und komplexen Thema der Digitalität in den Kün- Arbeitswelt prägt in dem Sinne, dass Digita- Zwei volle Tage inklusive zwei sten widmen. Wir wollen an zwei Tagen kon- lität nicht nur etwas ist, das über uns gekom- spannender Abende. Das genaue zentriert und fokussiert die unterschiedlichen men ist, sondern das gestaltet werden kann Programm finden Sie demnächst Facetten und Themen präsentieren, untersu- und will. auf den Websites der ABK und chen, diskutieren und erleben, die wir heute der HMDK. mit Digitalität und Digitalisierung im Bereich der Künste und der Pädagogik in den Künsten erleben. FREDERIK ZEUGKE

PROGRAMMHINWEIS

FR, 11.10.2019 Körper WILHELMA THEATER Glaube Liebe Hoffnung von Ödön von Horváth zu verkaufen Es spielen die Schauspiel- studierenden des 3. Jahrgangs: Anna Caterina Fadda Glaube Liebe Hoffnung Vera-Cosima Gutmann Luise Harder von Horváth im Wilhelma Theater Theresa Mußmacher in der Regie von Kristo Sagor Fatih Kösoglu Julian Mantaj ab 11. Oktober 2019 Simon Rusch Eduard Zhukov

Die Person ist jung, alleinstehend, weiblich Wenn Horváth dies schreibt, hat er seine Regie Kristo Sagor und sie braucht sehr dringend Geld. Sie be- Gegenwart vor Augen: 1932 ist dieses Stück Bühne Iris Kraft schließt, ihren Körper zu verkaufen. Mit dem entstanden. Eine Welt, die mehr und mehr Kostüme Kersten Paulsen könnten sie machen, „was die Herren nur wol- ihr Heil in ihrer nationalen Kraft und sozi- Musik Felix Rösch len“. Einzige Bedingung: Sie möchte das Geld alistischer Sehnsucht geben wollte, die von Dramaturgie Frederik Zeugke bitte sofort ausbezahlt bekommen, den Körper Angst und Arbeitslosigkeit besetzt war, die werde sie zur Verfügung stellen, sobald dieser alles Fremde und Befremdliche aus- oder weg- einmal im Leichenschauhaus bei den Herren schließen wollte. Präparatoren eintreff en würde. Dies ist der Ausgangspunkt eines Dra- Wenn dieses Stück im Oktober 2019 Pre- mas, das sich auf Tatsachen beruft . Ödon von miere hat, wird der Regisseur, der auch Autor Horváth hat in seinem Stück, das er auf seine ist, mit dem dritten Jahrgang der Schauspiel- eigene, liebevolle Weise mit „ein kleiner To- schule einen eigenen Blick auf diese Men- tentanz“ untertitelt, ein Gesellschaft sbild ge- schengestalten und Gesellschaft entwickelt zeichnet, das uns zugleich überspitzt und all- haben. täglich erscheint. Kristo Sagor ist in Stuttgart kein Unbe- Horváth greift in Glaube Liebe Hoff nung ein kannter. Am Staatstheater und am JES waren Einzelschicksal heraus, um „den gigantischen bereits Inszenierungen und eigene Stücke von Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft ihm zu sehen. Mit den über zwanzig Dramen, zeigen zu können, dieses ewige Schlachten, die der 43-Jährige geschrieben hat, gehört er bei dem es zu keinem Frieden kommen soll – zu den vielgespielten Autoren im deutsch- höchstens, dass mal ein Individuum für einige sprachigen Raum. Viele Preise hat er sowohl Momente die Illusion des Waff enstillstandes als Autor wie auch als Regisseur erhalten, genießt.“ (FN: so Horváth in seinem Vorwort darunter auch der Deutsche Th eaterpreis „Der zum Drama). Faust“. Dass ein Schwerpunkt seiner Arbeit Der Autor weiter über seine Arbeit: „Wie auf Kinder- und Jugendtheater liegt, macht in allen meinen Stücken habe ich auch dies- die kommende Arbeit mit einem „modernen mal nichts beschönigt und nichts verhässlicht. Klassiker“ umso spannender. Wer wachsam den Versuch unternimmt, uns Menschen zu gestalten, muss zweifellos (…) feststellen, dass ihre Gefühlsäußerungen ver- kitscht sind, das heißt: verfälscht, verniedlicht und nach masochistischer Manier geil auf Mit- leid, wahrscheinlich infolge geltungsbedürf- tiger Bequemlichkeit – wer also ehrlich Men- schen zu gestalten versucht, wird wohl immer nur Spiegelbilder gestalten können (…).“

SPEKTRUM #33 [ 64_65 ] PROF. GUNDULA SCHNEIDER Vorstellung der neuen Gleichstellungsbeauftragten und ihrer Aufgaben

Auszug aus der Rede beim Rechenschaftsbericht 2018

Im April 2018 sind wir, Gudrun Bosch (Elementare Musikpä- Unsere erste sichtbare Aktion ist die Zusammenstellung eines dagogik, Fakultät I), Christine Busch (Violine, Fakultät II), Ste- Informationsblattes zu Ansprech- und Vertrauenspersonen. fania Neonato (Fortepiano, Fakultät III) und Gundula Schnei- der (Gesang, Fakultät IV) vom Senat für unsere vier Fakultäten Jetzt planen wir drei Aktionstreffen: als Gleichstellungsbeauftragte gewählt worden. Im Nachhinein 1. eine Frauenvollversammlung hat sich herausgestellt, dass das Gesetz eigentlich eine ,zentrale‘ 2. eine Gesprächsrunde zur „Vereinbarkeit von Familie Gleichstellungsbeauftragte (mit Stellvertreterinnen) vorsieht. und Beruf“ Diese Aufgabe hat Christine Busch bis auf Weiteres übernom- 3. eine Gesprächsrunde zum Themenfeld „Sexuelle men. Unsere Vorgängerin war für viele Jahre Sabine Kraut, die Belästigung“ bewundernswert lange quasi alleine dieses Amt wahrgenom- Bitte lassen Sie uns Ihre Gedanken und konstruktive Anre- men hat, ein großes ,Danke‘ ihr, ohne Gleichstellungsbeauf- gungen zu allen Themenfeldern wissen, auch wenn Sie nicht zu tragte könnte kein einziges Berufungsverfahren stattfinden! den Terminen kommen können! Weil es an unserer Hochschule keine eigene Chancengleich- heitsbeauftragte für die Verwaltung gibt, sind wir Gleichstel- Gemeinsam mit der Rektorin sind wir außerdem auf der Su- lungsbeauftragte sowohl für Dozierende und Studierende als che nach ein oder zwei kompetenten externen Vertrauensper- auch für die Verwaltung zuständig. sonen aus dem psychologischen oder juristischen Berufsfeld, an die sich Betroffene im Falle sexueller Belästigung wenden Wie haben wir uns eingearbeitet? können. Ebenso wie unser Vertrauensdozent Christian Lam- Wir treffen uns regelmäßig, haben schon seit dem Sommer­ pert würden wir diese Lösung begrüßen, da eine derartige semester in verschiedenen Berufungskommissionen mitge- Beratungstätigkeit unsere Kompetenzen überschreiten würde. wirkt und die hochschulinterne Gleichstellungskommission Falls Sie dazu konkrete personelle Vorschläge haben, nehmen mitinitiiert, die vom Landeshochschulgesetz gefordert wird. wir diese gerne auf! Es ist uns ein großes Anliegen, dass die- Ferner sind wir Mitglied in den Fakultätsräten, im Senat und ses Problemfeld enttabuisiert, offen diskutiert und letztendlich im Hochschulrat. weitestgehend verhindert werden kann! Wir pflegen Kontakte zu den Landes- und Bundeskonfe- renzen der Gleichstellungsbeauftragten, informieren uns auf Außerdem sind in der Diskussion: deren Webseiten, durch Publikationen, Workshops und Konfe- 1. ein Familienzimmer, in dem Babysitter und Familien renzen und vernetzen uns mit Kolleginnen anderer Hochschu- stundenweise Kinder betreuen können len und Universitäten. 2. eine „Babysitterbörse“ 3. bei Bedarf und bei ausreichender Finanzierung eine Tages­ Warum haben wir uns bereit erklärt, die Aufgabe als Gleich- mutter, die Kinder von Studierenden, Angehörigen der stellungsbeauftragte zu übernehmen? Verwaltung und Dozierenden betreuen könnte Wir sind dankbar dafür, dass sich in den letzten Jahrhun- derten, insbesondere in den letzten Jahrzehnten viele Men- Wir bauen auf Ihre Unterstützung, sind offen für alle Anre- schen für die Verbesserung der Situation der Frauen und die gungen, gespannt auf den Diskurs in unserer Hochschule und Chancengleichheit eingesetzt haben. Wir wollen in der Hoch- erhoffen uns ein konstruktives Miteinander zum Wohle aller! schule unseren Teil dazu beitragen, indem wir versuchen, eine verstärkte Kommunikation zu folgenden Themen anzuregen, die laut Hochschulgesetz auch zu unseren Aufgaben gehören: Gudrun Bosch | [email protected] „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ sowie zu Frauen- bzw. Prof. Christine Busch | [email protected] Genderpolitik (z.B. zu den Themen Gender Pay Gap, Selbstbe- Prof. Dr. Stefania Neonato | [email protected] hauptung, Vorurteile, Fairness, sexuelle Belästigung, Diversity) Prof. Gundula Schneider | [email protected] PROF. DR. HENDRIKJE MAUTNER-OBST Brunch global zu Gast in der HMDK

Rückblick

Rund 35 % der Studierenden an der HMDK von Baden-Württemberg, konnte ein ge- Stuttgart sind internationale Studierende. spanntes Publikum begrüßen, darunter Besu- Nicht zuletzt aus diesem Grund ist die Hoch- cher*innen, die für den Brunch global zum er- schule ein Raum für interkulturelle Begeg- sten Mal in die Hochschule gekommen waren. nungen: Im alltäglichen hochschulischen Dass das Publikum an diesem Sonntag Vor- Zusammenleben, in Lehr- und Lernzusam- mittag nicht nur aufgeschlossen und neugierig menhängen und in künstlerischen Projekten war, sondern sich schnell von dem Programm begegnen sich Menschen aus unterschied- gefangen nehmen ließ, zeigte sich bereits nach Foto: Raimond Stetter lichen Ländern mit individuellen Biographien den ersten künstlerischen Beiträgen. Auf der und Identitäten. Beim Brunch global wurde Bühne des Konzertsaals präsentierten sich in diese Vielfalt noch bereichert: durch weitere bunter Folge Interpret*innen aus mehr als 10 Kunstformen, die im gemeinsamen Bühnen- Ländern: Traditionelle Tänze standen neben programm von Studierenden der HMDK und klassischem Opernrepertoire oder virtuoser Migrantenvereinen präsentiert wurden, durch Klaviermusik, solistische Beiträge neben En- ein Publikum, in dem sich Besucher*innen semble-Darbietungen. Mal konnten die erfah- von Hochschulkonzerten, Besucher*innen von renen Konzertbesucher*innen etwas Neues Veranstaltungen des Forums der Kulturen und erleben, mal diejenigen, die erstmals im Kon- Besucher*innen von beiden Kooperations- zertsaal zu Gast waren: Begeistern ließen sich partnern im Konzertsaal trafen – und nicht alle und ohne Zugabe wollte niemand den Saal zuletzt durch ein Brunch-Buff et mit interna- verlassen. tionalen Leckereien. Dreimal pro Jahr veran- staltet das Forum der Kulturen Stuttgart e. V. Im Anschluss an das Bühnenprogramm seinen interkulturellen Frühstückstreff , den genossen die Besucher*innen internationale Brunch global, einmal jährlich in Kooperation Spezialitäten, die der Verein Chile in Stuttgart, mit Stuttgarter Kulturinstitutionen. Nach der der Nordkaukasische Kulturverein Stuttgart Staatsoper Stuttgart und dem Landesmuseum Nart e. V., die Associazione Emilia-Romagna war der Brunch global im Dezember zu Gast in in Stuttgart e. V. und Eyes on Cameroon e. V. der HMDK. für das Brunch-Buff et vorbereitet hatten. Die Gäste und die Mitwirkenden wandelten durch Traditionelle Tänze aus Kamerun (Eyes on die Foyers der Hochschule und nutzten die Ge- Cameroon e. V.) und dem Kaukasus (Nord- legenheit zu persönlichem Austausch. Wäh- kaukasischer Kulturverein), Opern- und Ope- renddessen präsentierten Barbara Moreno und rettenarien (Frazan Kotwal, Bariton) und vir- Frank Sattelberger Lieder aus Lateinamerika tuose Klavierbearbeitungen (Cynthia Maya und Spanien und Studierende des Studien- Bal, Klavier), eine Tanzauff ührung mit Teil- gangs Figurentheater mischten sich mit klei- nehmer*innen aus Integrationskursen der nen Performances unter das Publikum. VHS (Salamaleque Dance Company/Dancers So zeigte sich die Hochschule als künstle- Across Borders) und das Schlagzeugensemble risch-kulturell-kulinarischer Begegnungs raum, TalkingDrums (Hyeji Bak, Nozomi Hiwatashi, off en für Menschen aus unterschiedlichen Kul- Florian Hock, Jiyeon Kim, Dominik Englert) – turkreisen und mit unterschiedlichen kultu- vielfältiger hätte das gemeinsame Bühnenpro- rellen Vorlieben und Interessen und spiegelte gramm beim Brunch global kaum sein können. sowohl die Vielfalt der Stuttgarter Stadtgesell- Die Schirmherrin der Veranstaltung MdL schaft als auch die unseres Hochschulalltags. Muhterem Aras, Präsidentin des Landtags

SPEKTRUM #33 [ 66_67 ] PROF. WOLFGANG SCHMID

Mit der Stuttgarter Theatergruppe „Die Rapsoden“ in Russland

Für unseren Moskau-Auftritt im Theater CINEMA CLUB ELDAR MUSEUM gab es zunächst vorab keine Probemöglichkeit. Das Goethe-Institut – übrigens die ehemalige Botschaft der DDR – hat uns dann freundli- cherweise seinen Theatersaal zur Verfügung gestellt. Unser Auftritt war dann doch ein schöner Erfolg, sogar mit „standing ovations“! Von meiner im Vorfeld mit den Veranstal- tern eigentlich gut geplanten und gewünsch- Vom 18. bis 25. November 2018 war ich als mu- ten Masterclass am Moskauer Konservatorium sikalischer Leiter mit der inklusiven Theater- wusste vor Ort niemand … Deshalb kann ich gruppe „Die Rapsoden“ nach Moskau eingela- auch hier nichts hochschulspezifisches schrei- den, zum Fifth Moscow Festival of creativity ben. Auch von unserer ebenfalls eingeladenen of people with features of mental development wunderbaren Masterstudentin Annique Gött- „Ariadna's Thread“. ler (Klasse Prof. Hnas-Peter Stenzl, Klavier) Ein Theaterfestival mit Ensembles aus der wusste vor Ort niemand etwas. Wir haben sie ganzen Welt – ca. 3.000 Mitwirkende aus Chile, dann bestens in unser Theaterstück Inclusio, Argentinien, Mexico, Frankreich, Spanien, die ultimative Literaturshow integriert! Ungarn, Polen, Fernost und ganz Russland … Ganz anders verlief meine Masterclass an alle untergebracht im Hotel Kosmos mit 1770 der Musikhochschule in UFA und Baschkor- Zimmern! tostan vom 8. bis 16. Juni 2018. Die Studieren- Zwei Sprachstudenten begleiteten unsere den kannten YouTubes mit mir und wussten Gruppe als Fremdenführer und Dolmetscher. genau, welche meiner Kompositionen sie gerne Die Festival-Organisation war allerdings ziem- erarbeiten würden! lich überfordert … Aber: Der Hotelbar ging Und auch unser Auftritt dort im russischen es gut! Nationaltheater UFA war ein großer Erfolg. PREISE & Preise, Auszeichnungen, ENGAGEMENTS Engagements und Praktika Wintersemester 2015/2016

WINTERSEMESTER 2018/19

TASTENINSTRUMENTE BLÄSER Franz Sooyoung Choi (Alumnus Orgelklasse Prof. Helmut Filip Vlad Bobe (Fagottklasse Prof. Marc Engelhardt) hat die Deutsch) errang beim Internationalen Daniel Herz-Wettbewerb Solostelle bei den Hofer Symphonikern gewonnen · Nicolas in Brixen/Bressanone (Italien) den 1. Preis · Prof. Jon Laukvik Chatenet (ehemals Trompetenklasse Prof. Wolfgang Bauer), (ehemals Professor für historische Tasteninstrumente und Or- Solotrompeter im Orchestre de la Opera National Paris, hat den gel) unterrichtet von 2019 bis 2020 als Gastprofessor für Orgel 1. Preis beim Concorso Internationale di Tromba „Girolamo am Yale Institute of Sacred Music und Yale School of Music in Fantini“ gewonnen · Cian-Wun Chen (Fagottklasse Prof. Marc New Haven, New York, USA · Simon Meder (Orgelklasse Prof. Engelhardt) erhielt einen Zeitvertrag für 2. Fagott mit Verpfl ich- Helmut Deutsch) wurde als Stipendiat in die bischöfl iche Cusa- tung zum Kontrafagott am Staatstheater Augsburg · Alexandru nus-Stift ung aufgenommen. Cozma (Fagottklasse Prof. Marc Engelhardt) bekam die Posi- tion des 1. Solofagottisten am Landestheater Innsbruck · Fabian STREICHER & SAITENINSTRUMENTE Hanke (Tubaklasse Prof. Stefan Heimann) ist seit 2018 Mitglied Luca Bog nár (Violinklasse Prof. Anke Dill) gewann das Pro- des Bundesjugendorchesters · Marc Kienle (Trompetenklasse bespiel um eine Stelle in den 1. Violinen des Stuttgarter Kam- Prof. Wolfgang Bauer) hat einen Zeitvertrag als Solotrompeter merorchesters · Johannes Brzoska (Violinklasse Prof. Anke im Pfalztheater Kaiserslautern · Dorian Kraft (Tubaklasse Prof. Dill) hat den 1. Preis im Wettbewerb des Lions-Clubs Stutt- Stefan Heimann) ist seit dem 01.03.2019 Praktikant am Natio- gart-Schlossgarten 2018 gewonnen · Axel Haase (Violinklasse naltheater Mannheim · Dorian Kraft , Mate Biro und Frederik Prof. Anke Dill) ist nach bestandener Probezeit stellv. Konzert- Bauersfeld (Tubaklasse Prof. Stefan Heimann) sind Mitglieder meister der Badischen Staatskapelle Karlsruhe · Luisa Höfs (Vi- der Jungen Deutschen Philharmonie · Deqin Li (ehemals Trom- olinklasse Prof. Anke Dill) ist nach bestandener Probezeit festes petenklasse Prof. Wolfgang Bauer) hat eine Professur am Shang- Mitglied der 1. Violinen bei den Duisburger Philharmonikern hai Music Conservatory (China) bekommen · Andreas Lipp an der Deutschen Oper am Rhein · Julia Hoover (Vorklasse Prof. (Klarinettenklasse Prof. Norbert Kaiser) erhielt eine feste Stelle Anke Dill) und David Höppner, Klavier haben den 1. Bundes- als Soloklarinettist in der Oper Lübeck · Jonas Imkampe (Fagott- preis in der Duowertung Jugend musiziert gewonnen · Soyeon klasse Prof. Marc Engelhardt) wurde Akademist im SWR-Sym- Kim (Violinklasse Prof. Anke Dill) hat sich ein Praktikum in den phonieorchester · Hua Ma (Fagottklasse Prof. Marc Engelhardt) 1. Violinen der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken hat beim Internationalen C. M. v. Weber Fagott-Wettbewerb in Kaiserslautern erspielt · Aylin Köybasi (Violinklasse Prof. Anke Breslau den 1. Preis sowie den Sonderpreis gewonnen und wurde Dill) ist Akademistin in der neu gegründeten Stirling-Phil-Aka- darüber hinaus zu einem Solokonzert mit dem Sinfonieorchester demie der Stuttgarter Philharmoniker und der HMDK Stutgart · Opole eingeladen · Daniel Muresan (Tubaklasse Prof. Stefan Hei- Aaron Pagani (ehemals Kontrabassklasse Prof. Matthias Weber) mann) wurde zum November 2018 Tubist am Theater Münster hat das Probespiel für die Akademie am Gewandhausorches- · Johanna Pschorr (Posaunenklasse Prof. Henning Wiegräbe) ter in Leipzig gewonnen · Lea Roth (Violaklasse Prof. Gunter gewann das Probespiel für die stellvertretende Soloposaune Teuff el) gewann das Probespiel an der Stuttgarter Oper für einen beim Nationaltheater Mannheim · Julia Puls (Klarinettenklasse Zeitvertrag 100 % Tutti · Jacinta Ryan (Violinklasse Prof. Anke Prof. Norbert Kaiser) bekam eine feste Stelle als Soloklarinet- Dill) hat einen 100 % Zeitvertrag in den 1. Violinen des Staats- tistin in der Augsburger Oper · Matyas Regyep (Trompeten- orchesters Stuttgart erhalten · Sara Schlumberger-Ruiz (Vor- klasse Prof. Wolfgang Bauer) wurde nach einem Probespiel ins klasse Prof. Anke Dill) und Magnus Sani Kuhn, Klavier, haben EUYO (European Union Youth Orchestra, London) eingeladen · den 2. Bundespreis bei Jugend musiziert 2018 in der Duowertung Johanna Spegg (Schülerin von Florian Schiessler und Trom- gewonnen · Sara Schlumberger-Ruiz (Vorklasse Prof. Anke petenklasse Prof. Wolfgang Bauer, neuerdings Jungstuden- Dill) wurde bei der Int. Sommerakademie Radolfzell mit dem tin) wurde nach einem Probespiel ins Bundesjugendorchester Förderpreis des Rotary Clubs ausgezeichnet · Luisa Schwegler aufgenommen · Sarah Zemp (Posaunenklasse Prof. Henning (Vorklasse Prof. Anke Dill) und Anna Sarajishvili, Klavier, ha- Wiegräbe) gewann das Probespiel beim Aargauer Symphonie ben den 1. Bundespreis in der Duowertung bei Jugend musiziert Orchester. 2018 gewonnen · Lynn Stiegler (Vorklasse Prof. Anke Dill) und Raphael Kohlhäufl (Vorklasse Prof. Florian Wiek) haben den SCHLAGZEUG 1. Bundespreis bei Jugend musiziert in der Duowertung gewonnen. Manuel Perez Delgado (ehemals Klasse Profes. Jürgen Spit- schka & Harald Löhle) hat 2018 einen unbefristeten Lehrauft rag als Hauptfachlehrer für Schlagzeug an der Musikhochschule in

SPEKTRUM #33 [ 68_69 ] Salamanca/Spanien bekommen · Tido Frobeen (Klasse Profes. schule) übernimmt an der Jungen Oper Stuttgart die Partie des Jürgen Spitschka & Harald Löhle) hat für die Spielzeit 2018/19 Kreon in der Uraufführung der Oper Antigone-Tribunal im März eine Akademistenstelle bei den Bochumer Symphonikern erhal- 2019 und singt bei den Ettlinger Festspielen im Juni 2019 die Par- ten · Augustin Lipp (Klasse Profes. Marta Klimasara & Klaus tie des Sarastro in der Neuinszenierung Die Zauberflöte · Byung- Dreher) hat beim Marimba Festiva Competition Bamberg ei- Gil Kim (ehemals Klasse Bernhard Gärtner/Opernschule) wird nen 3. Preis erhalten. Außerdem war er beim Festival Lavaux ab nächster Spielzeit festes Ensemblemitglied an der Deutschen Classique (CH) eingeladen, ein Solorecital zu geben · Albrecht Oper Berlin · Frazan Kotwal (Klasse Prof. Ulrike Sonntag) ist seit Meincke (ehemals Klasse Prof. Klaus Dreher) ist seit dem Schul- Sommer 2018 Stipendiat der Christel-Guthörle-Stiftung Reutlin- jahr 2018/2019 Leiter der Musikschule Nürtingen. gen. Im September 2018 war er Teilnehmer und Preisträger der Fritz-Wunderlich-Tage in Kusel 2018 · Konstantin Krimmel DARSTELLENDE KÜNSTE: GESANG & OPERNSCHULE (Klasse Teru Yoshihara) Preisträger beim Deutschen Musikwett- Monika Abel-Lazar (Klasse Prof. Ulrike Sonntag) musizierte bewerb 2019, Gewinner des Rising Stars Grand Prix International Opernarien und Lieder vom 19.1. bis 4.2.2019 an Bord der MS Music Competition Berlin (mit Doriana Tchakarova), 1. Preis, Europa 2 auf der Route von Bali nach Syndey mit dem Philhar- Publikumspreis und Sonderpreis für die beste Arieninterpreta- monischen Klaviertrio München · Seda Amir-Karayan (ehe- tion beim 1. Internationalen Haydn-Wettbewerb. 2. Preis sowie mals Klasse Prof. Ulrike Sonntag) sang am 15.10.2018 in der Publikumspreis beim internationalen Gesangswettbewerb „Das Lutherischen Stadtkirche Wien ein Konzert für Alt und Orgel Lied“ 2019 in Heidelberg, ebenfalls 2. Preisträger des Gian Battista mit Kensuke Ohira. Dasselbe Programm wurde im Septem- Viotti International Music Competition 2018 und 3. Preisträger ber auf CD produziert, die im Februar 2019 erschien. Im De- beim Bundeswettbewerb Gesang 2018 in Berlin. Beim Deutschen zember 2018 erschien bei Carus die CD Rejoice-Vokalmusik Musikwettbewerb 3. Preis und Sonderpreis der Herbert Hillmann von Kay Johannsen, auf der sie die Altsoli singt · Clémence und Margot Müller Stiftung für die beste Wagner-Interpretation, Boullu (ehemals Klasse Prof. Gundula Schneider/Opernschule) weiter den Lied-Sonderpreis für die beste Interpretation eines wurde für die Partie der Serpetta in derselben Neuproduktion deutschen Liedes beim Internationalen DEBUT Klassik-Ge- La finta giardiniera von Mozart ebenfalls im Juni 2019 am The- sangswettbewerbs. Außerdem 1. Preisträger sowie Publikums- ater Heilbronn engagiert · Artur Cangucu (Klasse Teru Yoshih- preisträger des Walter und Charlotte Hamel Förderstipendiums ara/Opernschule) sang die Rolle des Dancairo in Carmen am · Birte Markmann (Klasse Teru Yoshihara/Opernschule) singt Teatro Bradesco in Sao Paulo (Brasilien), die Partie des Kilian die Partie der Papagena in Mozarts Zauberflöte­ in der Spielzeit im Freischütz am Staatstheater Karlsruhe, die Tenorpartie des 2019/20 am Theater Heidelberg · Carolina López Moreno (ehe- Ottokar im Zigeunerbaron am Theater Pforzheim, die Rolle des Fi- mals Klasse Prof. Ulrike Sonntag und Opernschule) gehört zu orello in Il barbiere di Siviglia bei der Premiere am Theater Kiel. Im den Gewinner*innen (Region Finalists) des Metropolitan Opera Februar/März 2019 übernahm er die Rolle des Papageno in Mo- National Council Competition im Bereich Eastern Region · Jo- zarts Zauberflöte am Daegu Opera House (Südkorea) · Rocio Cre- hannes Mooser (Klasse Prof. Ulrike Sonntag/Opernschule) er- spo Celdran (Klasse Sylvia Koncza) wurde vom Operastudio Ti- hält einen Zweijahresvertrag als Ensemblemitglied am Theater cino/Lugano für die Produktion 2019 Don Pasquale für die Rolle Regensburg ab der Spielzeit 2019/20 · Aline Quentin (Klasse der Norina eingeladen · Julie Erhart (Klasse Prof. Ulrike Sonntag Prof. Ulrike Sonntag und Opernschule) sang im Oktober 2018 und Opernschule) übernimmt im Juni 2019 in der Neuinsze- in Tours in der Operette Le petit Faust von Hervé die Partie des nierung Die Zauberflöte­ bei den Schlossfestspielen Ettlingen die Mephistopheles · Malgorzata Roclawska (Klasse Prof. Ulrike Partie der 1. Dame, sie erhielt ein Stipendium der Rotary-Stif- Sonntag/Opernschule) singt im halbszenischen Offenbach-Pro- tung Stuttgart · Johannes Fritsche (Klasse Prof. Ulrike Sonntag/ jekt der Württembergischen Philharmonie Reutlingen · Philipp Opernschule) singt im halbszenischen Offenbach-Projekt der Roosz (Schulz) (ehemals Klasse Teru Yoshihara/Schulmusik HF Württembergischen Philharmonie Reutlingen · Alice Fuder (ehe- Gesang) ist seit der Spielzeit 2018/19 als Musiktheaterpädagoge mals Klasse Prof. Ulrike Sonntag und Opernschule) erhielt einen für Oper und Konzert am Staatstheater Nürnberg engagiert · Gastvertrag für die Neuproduktion des Liebestranks im Septem- Beatriz Simoes (Klasse Prof. Gundula Schneider/Opernschule) ber 2018 am Theater in Rostock für die Rolle der Gianetta. An der wurde für die Partie des Ramiro in der Neuproduktion von Mo- Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen hat sie seit Be- zarts La finta giardiniera im Juni 2019 am Theater Heilbronn ginn des Semesters einen Lehrauftrag für Methodik und Gesang engagiert. Bei den Internationalen Gesangswettbewerben Eva · Hannah Gries (Klasse Prof. Ulrike Sonntag) singt als Sopranso- Marton Singing Competition – Budapest und Viotti Opera Sin- listin auf der CD-Produktion des Carus-Verlages „Kennst du das ging Competition 2018 war sie Finalistin · Diana Ochôa de Land“ mit dem Chor Figure humaine · Snaebjörg Gunnarsdottir Spínola (Klasse Prof. Ulrike Sonntag/Opernschule) wird beim (Klasse Sylvia Koncza) und Absolventin der Opernschule erhält Isny Opernfestival 2019 die Rolle der Prinzessin Schwanenvo- 2019 das Richard Wagner Stipendium des RWVerbandes Stutt- gel in der Neuinszenierung der Oper Das Märchen vom Zaren gart. Desweiteren wurde sie bei den Osterfestspielen 2019 in Ba- Saltan von Rimsky-Korsakov verkörpern · Paul Sutton (Klasse den-Baden mit den Berliner Philharmonikern in Der Kleine und Prof. Ulrike Sonntag/Opernschule) erhielt einen Gastvertrag am Otello als Desdemona sowie bei den Ettlinger Schlossfestspielen Theater Erfurt für die Rolle Tenor 1 in der Neuproduktion der 2019 in Die Zauberflöte als Königin der Nacht engagiert · Mirella Oper Three Tales von Steve Reich. Außerdem singt er im halb­ Hagen (ehemals Klasse Prof. Ulrike Sonntag und Opernschule) szenischen Offenbach-Projekt der Württembergischen Phil- wird im Juni 2019 an der Semperoper in Dresden als Pamina de- harmonie Reutlingen. Weiter singt er in der Neuproduktion der bütieren · David Kang (Klasse Prof. Gundula Schneider/Opern- Finta giardiniera am Theater Heilbronn den Contino Belfiore · Paul Sutton (Klasse Prof. Ulrike Sonntag und Opernschule) Einhundertneun – Paradies und sie erhalten die Konzeptions- und Anna Avdaljan (Klasse Prof. Ulrike Sonntag) erhalten je förderung der Stadt Stuttgart 2018 mit dem Ensemble Citizen. ein Stipendium der Rotary-Stiftung Stuttgart · Mathias Tönges KANE.Kollektiv · Benjamin Stedler (BA) erhält eine feste Anstel- (Klasse Prof. Gundula Schneider/Opernschule) übernimmt im lung im Sprecherensemble der Akademie für Gesprochenes Wort Festspielhaus Baden-Baden die Partie des Heroldes in Otello mit Stuttgart · Benjamin Stedler (BA), Lea-Lina Oppermann (BA), den Wiener Philharmonikern · Johanna Vargas, Sopran (ehe- Hannah Wehrum (BA) und Ramon Schmid (BA) erhalten den mals Prof. Angelika Luz und Prof. Georg Nigl) und Magdalena Förderpreis der Hermann-Haake-Stift ung für die Produktion Na- Cerezo (Klavierklasse Prof. Nicolas Hodges) gewannen den 1. turPurpur-Natur des Studios für Sprechkunst · Hannah Wehrum Preis beim Wettbewerb 2018 für Interpretation zeitgenössischer (BA) erhielt das Förderstipendium 2017 der Stadt Rüsselsheim Musik in Haberstadt · Manuela Vieira (ehemals Klasse Prof. Gun- a. M. · Lea-Lina Oppermann (BA) erhält den Deutschen Kin- dula Schneider/Opernschule) wurde für die Partie der Arminda derhörbuchpreis BEO 2018 · Isabel Pickl Bermejo (BA), Paula in der Neuproduktion von Mozarts La fi nta giardiniera im Juni Scheschonka (BA), Doro Wolfsberger (BA), Chantal Busse (MA 2019 am Th eater Heilbronn engagiert. Mediensprechen), Lina Syren (BA), Julia Reuter (BA), Jonathan Springer (BA), Charlotte Schön (BA), Raphael Pi Permantier SPRECHKUNST UND KOMMUNIKATIONSPÄDAGOGIK (BA), Steff en Hofmann (MA Rhetorik), Piet Gampert (BA), Do- André Holonics (MA Mediensprechen) erhielt einen Lehrauft rag minik Eisele (BA), Florian Esche (BA), Benjamin Stedler (BA), für Sprecherziehung an der Ernst Busch Berlin · Irene Baumann Irina Blaul (BA), Hannah Wehrum (BA), Johannes Lange (BA), (MA Sprechkunst) wurde zur Masterclass des Festivals „Politik Elias Hartung (BA), Caro Mendelski (MA Mediensprechen), im Freien Th eater“ an den Münchener Kammerspielen eingela- Natascha Carmen Kleins (BA), Janka Watermann (BA), Bene- den · Chantal Busse (MA Mediensprechen), Caro Mendelski dikt Reidenbach (BA), Josephine Hochbruck (BA) synchroni- (MA Mediensprechen), Irene Baumann (MA Sprechkunst), Jo- sieren den Film Blanka (2017), in Kooperation mit teamWerk, die nathan Springer (BA), Jurate Braginaite (BA) und Simon Ku- Filmproduktion GmbH · Maren Ulrich (MA Sprechkunst) erhielt bat (MA Sprechkunst) sind die Sprecher*innen für die Longlist einen Lehrauft rag an der HMDK Frankfurt in den Studiengängen des Deutschen Buchpreises 2018 für den Podcast von detektor. Regie und Gesang · Philipp Falser (MA Rhetorik) übernimmt fm. · Chantal Busse (MA Mediensprechen) ist als Off -Spreche- die Intendanz des Kunstdruck CentralTh eaters, Esslingen · Paul rin in der SWR2/SWR-Fernsehen Reihe 100 Sekunden Kunst zu Haase (MA Rhetorik) erhielt eine Festanstellung als Management hören, in Zusammenarbeit mit dem Fernsehmagazin Kunscht! Consultant bei borisgloger consulting GmbH Baden-Baden. und der Merzakademie Stuttgart · Chantal Busse (MA Medi- ensprechen), Fabian Neidhardt (BA) und Johanna Zehend- SCHAUSPIEL ner (MA Mediensprechen) wurden für ihre Lesereihe Nachts Lua Barros Heckmanns spielt bald die 40. Vorstellung in der Ti- ist es leise in Teheran für den Orbanism Award 2017 nominiert · telrolle der Momo von Michael Ende am Staatstheater Darmstadt Caro Mendelski (MA Mediensprechen), Johanna Zehendner und beginnt demnächst mit den Proben für das Stadtteilprojekt (MA Mediensprechen) und Prof. Michael Speer sind als Spre- Kranichstein · Daniel Dietrich, derzeit im 4. Studienjahr im Schau- cher im Computerspiel Elena zu hören, das mit dem 2. Platz des spielstudio am Staatstheater Darmstadt, wird ab der Spielzeit Deutschen Entwicklerpreises 2016 in der Kategorie: Blue Byte 2019/20 festes Ensemblemitglied am E. T. A Hoff mann Th eater in Newcomer Award ausgezeichnet wurde · Caro Mendelski (MA Bamberg · Giovanni Funiati ist derzeit am Schauspiel Stuttgart Mediensprechen) erhielt einen Lehrauft rag an der HMDK Frank- in Die Weber von Gerhard Hauptmann zu sehen · Lorena Hand- furt · Caro Mendelski (MA Mediensprechen), Irene Baumann schin, derzeit in ihrem 4. Studienjahr im Schauspielstudio am Na- (MA Sprechkunst), Lina Syren (BA), Frederike Wiechmann tionaltheater Mannheim, wird ab der kommenden Spielzeit festes (BA), Paula Scheschonka (BA), Natascha Carmen Kleins (BA), Ensemblemitglied am Deutschen Th eater in Berlin. Außerdem hat Isabel Pickl Bermejo (BA) und Charlotte Schön (BA) waren sie den Studienpreis sowie auch den Förderpreis der Migros-Kul- Teil des Sprechchors in Was hält uns zusammen wie den Ball die turstift ung erhalten · Sebastian Kempf hatte am Nationaltheater Spieler einer Fußballmannschaft am Stuttgarter Staatstheater · Mannheim Premiere mit der Produktion Endstation Sehnsucht Charlotte Schön (BA), Paula Scheschonka (BA) und Isabel und wird demnächst mit den Proben zu Der Würgeengel nach Bun- Pickl Bermejo (BA) waren als Sprecherinnen beim 21. Hausacher uel in der Regie von Anna-Elisabeth Frick beginnen. Noch hat er LeseLenz 2018 engagiert · Frederike Wiechmann (BA), Natascha sich nicht entschieden, welches Angebot für ein Festengagement Carmen Kleins (BA), Benedikt Reidenbach (BA) und Charlotte er annehmen möchte · Jelena Kunz, derzeit im 4. Studienjahr im Schön (BA) waren als Sprechchor im Steppenwolf des Stuttgar- Schauspielstudio am Schauspiel Stuttgart, wird ihr erstes festes ter Staatstheaters zu hören · Delia Olivi (MA Rhetorik) erhielt Engagement 2019/20 am Pfalztheater Kaiserslautern antreten · einen Lehrauft rag für Sprecherziehung an der Schauspielschule Th orsten Rodenberg, derzeit im 4. Studienjahr im Schauspielstu- der HMDK Stuttgart · Caro Mendelski (MA Mediensprechen), dio am Staatstheater Mainz, ist ab 2019/20 festes Ensemblemitglied Florian Esche (BA) und Magnus Rook (BA) sind Teil des Nach- am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken · Arwen Schünke richten Sprecherteams des SWR · Raphael Pi Permatier (BA) ist steht kurz vor ihrer Premiere am Nationaltheater Mannheim mit ei- seit September 2018 Festangestellter bei SWR 3 · Simon Kubat ner Dramatisierung des Romans Meine geniale Freundin von Elena (MA Sprechkunst) und Jonas Bolle (BA) erhalten den Stuttgarter Ferrante und wird demnächst ebenfalls mit den Proben zu Der Bürgerpreis in der Kategorie Kultur für Unterm Strich und GIRLS Würgeengel nach Bunuel beginnen · Otiti Engelhardt (Schauspiel- BOYS LOVE CASH. Sie erhalten den Tanz- und Th eaterpreis der studentin im 2. Studienjahr) ist seit diesem Sommer Stipendiatin Stadt Stuttgart und des Landes Baden-Württemberg für Achtzehn der „Studienstift ung des deutschen Volkes“.

SPEKTRUM #33 [ 70_71 ] JÖRG SCHMIDT Jahresbericht & Verleihung von Honorar­professuren an Emily Körner und Christian Schmid

„Die Arbeit der Hochschule ist beeindruckend, und sie ist auf einem sehr guten Weg.“ So lautete das Fazit der Hochschulratsvorsitzenden Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin nach dem Jahresbricht des Rektorats Ende Dezember 2018 im Orchesterprobenraum der HMDK Stuttgart.

Seit dem Amtsantritt von Dr. Regula Rapp im Jahr 2012 kann die Die Attraktivität des Studienstandortes wird an einer Musik- Höchstzahl an Kooperationen und Vernetzungen, die Höchst- und Theaterhochschule im Wesentlichen durch das Kollegium zahl an Drittmitteln und speziell an vergebenen Stipendien bestimmt, die als Persönlichkeiten im Musik-, Theaterbereich verzeichnet werden, die Anzahl von Preisen und Engagements und in der Lehre überzeugen und Studierende an sich binden. für exzellente Studierende ist noch einmal gestiegen, und mit Für ihre außergewöhnliche Lehre und herausragendes Engage- 526 Veranstaltungen wurde die Veranstaltungszahl ebenfalls ment wurden die Geigerin Emily Körner und der Chorleiter deutlich gesteigert. Zählt man die Aufführungen im Wilhelma Christian Schmid mit der Verleihung des Titels Honorarpro- Theater dazu, prägt die Hochschule für Musik und Darstellende fessor*in ausgezeichnet. Emily Körner, so Dekan Prof. Marc Kunst das Stuttgarter Kulturleben mit weit über 600 Veranstal- Engelhardt in seiner Laudatio, überzeugt durch Wahrhaftigkeit, tungen. Im Bereich der Internationalität bestehen gelebte Be- Agilität, Kompetenz, extreme Professionalität, die sie als Stimm- ziehungen zu 83 Partnerhochschulen (darunter allein 70 Eras- führerin im SWR Symphonieorchester unter Beweis stellt, und mus-Hochschulen), die den Austausch von Studierenden und qualitativen Ansprüchen, die gleichwohl nie zur Überforderung Dozierenden ermöglichen. Auch mit dem Start des Landeszen- der Studierenden führen. Für seine große musikalisch-pädago- trums CAMPUS GEGENWART unter der Leitung der Profes- gische Sensibilität wird Christian Schmid (Domkapellmeister sorinnen Dr. Judith Siegmund (Gegenwartsästhetik) und Dr. in Würzburg) mit dem Titel Honorarprofessor ausgezeichnet. Jennifer Walshe (Performance) entstehen Möglichkeiten, mit Kompetenz, Leidenschaft, perfekte Vorbereitung, so Dekan neuen Kunstformaten und Themen in die Stadtgesellschaft hi- Prof. Friedemann Rieger, sein vorbildlicher Einsatz als Päda- nein zu wirken. Um der Lebens- und Berufswelt der Studieren- goge und sein herausragendes Niveau, gepaart mit einem vor- den und angehenden Musikerinnen und Musikern gerecht zu bildlichen idealistischen Einsatz, zeichnen Christian Schmid als werden, kommt es zu einer größeren Flexibilisierung im Master- Künstler- und Lehrerpersönlichkeit aus. studium. Im Hinblick auf die zukünftige Ausrichtung der Hoch- schule wird es in regelmäßigen Abständen Strategieklausuren geben, die auf Veränderungen und Erweiterungen reagieren, vor allem aber das Studium in Stuttgart attraktiver gestalten und den Studienstandort stärken möchten.

Dr. Regula Rapp, Prof. Marc Engelhardt, Prof. Emily Körner Dr. Regula Rapp, Prof. Christian Schmid, Prof. Friedemann Rieger Mi 15.05.2019 | 18:00 | HMDK Stuttgart | Orchesterprobenraum Kunst und Kunstbegriff Über das Verhältnis von künstlerischem Handeln und Kunstphilosophie

Antrittsvorlesung Prof. Dr. Judith Siegmund

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SPEKTRUM #33 [ 74_75 ] VERANSTALTUNGSÜBERSICHT Sommersemester 2019

MÄRZ MAI

SA, 30.03., 11 UHR, ORCHESTERPROBENRAUM MI, 10.04., 20 UHR, KONZERTSAAL 02.–05.05. ANTRITTSVORLESUNG ANTRITTSKONZERT 9. STUTTGART INTERNATIONAL Prof. Dr. Michael Göllner Prof. Hubert Nuss Jazzklavier CLASSIC GUITAR FESTIVAL Instrumentalpädagogik The Shimmering Colours Of The Stained Glass DO, 02.05., 20 UHR, KONZERTSAAL Hubert Nuss Trio ERÖFFNUNGSKONZERT SICG-FESTIVAL & Hubert Nuss piano ANTRITTSKONZERT Prof. Tillmann Reinbeck Mini Schulz bass APRIL Eckhard Stromer drums FR, 03.05., 20 UHR, KONZERTSAAL NUBES DE BUENOS AIRES FR, 05.04., 18 UHR, KONZERTSAAL FR, 12.04., 19 UHR, KONZERTSAAL Giampaolo Bandini & LAJOS LENCSÉS: EIN DENKENDES SCHILFROHR DER CHAMPAGNER HAT’S VERSCHULDET Cesare Chiacchiaretta Buchpräsentation & Konzert Opernabend Gitarre & Bandoneon Lajos Lencsés Oboe Studierende der Gesangsklasse Jörg Halubek Orgel Prof. Turid Karlsen SA, 04.05., 19 UHR, KONZERTSAAL In Kooperation mit dem LA NOCHE DE LA GUITARRA Ungarischen Kulturinstitut SO, 14.04.,15.30 UHR, ORGELSAMMLUNG Special Guest: Finn Svit ORGELFÜHRUNG Studierende und Dozierende SA, 06.04., 9 UHR, KONZERTSAAL Führung durch die Orgelsammlung der Gitarrenklassen TAG DER KIRCHENMUSIK Offene Angebote für Schüler*innen, SO, 14.04., 17 UHR, KONZERTSAAL SO, 05.05., 11 UHR, KAMMERMUSIKSAAL Studierende und hauptamtliche ORGELKONZERT AM SONNTAGNACHMITTAG SALZBURG GUITAR TRIO Kirchenmusiker*innen Studierende der Orgelklassen Sonntagsmatinee

SA, 06.04., 19 UHR, NORD MO, 15.04., 20 UHR, ORCHESTERPROBENRAUM FR, 10. BIS SO, 12.05., KAMMERMUSIKSAAL SCHAUSPIELSTUTTGART BIG MONDAY NIGHT MEISTERKURS KLAVIER SIMON STEPHENS: RAGE #26 Basie ist immer gut mit Alan Fraser Schauspielschule Stuttgart Big Band der HMDK Stuttgart in Koproduktion mit dem Prof. Rainer Tempel Leitung SO, 12.05., 15:30 UHR, ORGELSAMMLUNG Schauspiel Stuttgart ORGELFÜHRUNG MI, 24. & DO, 25.04., KAMMERMUSIKSAAL Führung durch die Orgelsammlung MO, 08.04. – FR, 12.04., OPERNSTUDIO COACHING FÜR STUDIERENDE SZENISCHER MEISTERKURS DER OPERNSCHULE SO, 12.05., 17 UHR, KONZERTSAAL mit Willy Decker mit Ioan Holender ORGELKONZERT AM SONNTAGNACHMITTAG Studierende der Orgelklassen DI, 09.04., 18 UHR, ORCHESTERPROBENRAUM DO, 25.04., 19 UHR, KAMMERMUSIKSAAL ANTRITTSVORLESUNG TALK IM TURM :: IOAN HOLENDER MO, 13.05., 20 UHR, ORCHESTERPROBENRAUM Prof. Dr. Friedrich Platz im Gespräch mit BIG MONDAY NIGHT Musikpädagogik und -psychologie Prof. Kornelia Repschläger #27 Misch Masch Big Band der HMDK Stuttgart DI, 09.04., 20 UHR, KONZERTSAAL SO, 27.04., 20 UHR, KONZERTSAAL Prof. Rainer Tempel Leitung NICHT AUS EUROPA! WÜRTTEMBERGISCHE PHILHARMONIE Eine musikalische Reise nach Nord- REUTLINGEN & DIRIGIERKLASSE und Südamerika, Israel und Fernost PROF. RASMUS BAUMANN Studierende der Klasse Werke von Brahms, Debussy, Prof. Kolja Lessing Schumann, Dvořák VERANSTALTUNGSÜBERSICHT – SOMMERSEMESTER 2019

DI, 14.05., 20 UHR, LIEDERHALLE, MI, 22.05., 19 UHR, KAMMERMUSIKSAAL BEETHOVENSAAL JUNGE TALENTE GUSTAV MAHLER: SYMPHONIE NR. 2 Studienvorbereitende Klasse „Auferstehungssymphonie“ der Stuttgarter Musikschule & Antrittskonzert Prof. Rasmus Baumann Jungstudierende der HMDK Stuttgart Malgorzata Roclawska Sopran Monika Giurgiuman & (Klasse Prof. Ulrike Sonntag) Prof. Dr. Andreas Jäger Leitung Aline Quentin Mezzosopran (Klasse Prof. Ulrike Sonntag) MO, 27.05., 20 UHR, KONZERTSAAL Chor der HMDK Stuttgart ORCHESTERVEREIN STUTTGART (Einstudierung: Prof. Denis Rouger) Werke von Bach, Haydn, HochschulSinfonieOrchester (HSO) Mozart, Strawinski Lena Grubisic Oboe MI, 15.05, 18 UHR, ORCHESTERPROBENRAUM (Klasse Prof. Christian Schmitt) ANTRITTSVORLESUNG Hagen Rauscher Trompete Prof. Dr. Judith Siegmund (Klasse Prof. Wolfgang Bauer) Gegenwartsästhetik Oliver Curdt Klarinette CAMPUS GEGENWART Alexander G. Adiarte Leitung

DO, 16. BIS SA, 18.05., KAMMERMUSIKSAAL MI, 29.05., 20 UHR, KONZERTSAAL MEISTERKURS GESANG TAKE FIVE mit Prof. Jörg-Andreas Bötticher Werke von Webern, Schostakowitsch, Chausson FR, 17.05., 19.30 UHR, KONZERTSAAL Anke Dill Violine OH BLEIB, GEH MIR NICHT FORT! Florian Wiek Klavier Opernabend Marie Helene Leonhardi Violine KARTEN Studierende der Gesangsklasse Fabiola Gamarra Colina Violine Prof. Gundula Schneider Stefan Fehlandt Viola VORVERKAUF Justus Grimm Violoncello SA, 18.05., 16 UHR, KONZERTSAAL in der Staatlichen Hochschule für NORDISCHER SOMMER Musik und Darstellende Kunst Stuttgart Lyrische Stücke von Edvard Grieg Urbanstraße 25, 70182 Stuttgart Konzertreihe „Klavier um vier“ Studierende der Klavierklassen & MONTAG BIS FREITAG // 16 – 19 UHR des Instituts für Sprechkunst und TEL. 0711.212 46 21 Kommunikationspädagogik Sie können auch bequem Ihre Karten Prof. Florian Wiek Leitung per E-Mail vorbestellen DI, 21.05., 20 UHR, KONZERTSAAL [email protected] STIPENDIAT*INNENKONZERT Oder über die Online-Kartenbestellung Studienstiftung des deutschen Volkes Studierende der HMDK Stuttgart WWW.RESERVIX.DE und der MH Trossingen Prof. Matthias Weber & Prof. Hans Maier Leitung

SPEKTRUM #33 [ 76_77 ] JUNI

MI, 05. BIS FR, 07.06., KAMMERMUSIKSAAL DI, 18.06., 19 UHR, WILHELMA THEATER SO, 23.06., 19 UHR, WILHELMA THEATER MEISTERKURS GESANG „SCHAU MICH AN!“ IN STILE RAPPRESENTATIVO mit Prof. Margreet Honig MUSIKTHEATER. URAUFFÜHRUNG. EIN MONTEVERDI PASTICCIO Eine Kooperation des Theater Freiburg Staatliche Hochschule für Musik DO, 06.06., 19 UHR, KAMMERMUSIKSAAL mit der Hochschule für Musik Freiburg Trossingen TALK IM TURM :: REGISSEUR CLAUS GUTH Brice Pauset Musikalische Leitung Marieke Spaans, Jan Van Elsacker im Gespräch mit Johann Diel Inszenierung Musikalische Leitung Prof. Kornelia Repschläger Lynn Scheidweiler, Paula Mierzowsky Bernd Niedecken Inszenierung Bühne Deda Cristina Colonna DO, 06.06., 19 UHR, ARBEITSBÜHNE Valentina Dolce Kostüme Historische Gestik SZENISCHE WERKSTATT Dorothee Hoff Licht Bernd Niedecken, Deda Cristina des 3. Jahrgangs Orchester der MH Freiburg Colonna Choreografie der Schauspielschule Stuttgart Dagmar Vinzenz, Thorsten Greiner DI, 18.06., 20 UHR, KONZERTSAAL Digitale Szenografie FR, 07. & SA, 08.06., 19 UHR, KONZERTSAAL STUTTGARTER PHILHARMONIKER & Ludger Brümmer Komposition ECHTZEIT | WERK_STATT_FESTIVAL DIRIGIERKLASSE PROF. RASMUS BAUMANN für digitale Medien Neues aus den Kompositionsklassen Werke von Wang, Liszt, Instrumental- und Vokalensemble echtzeitEnsemble des Studios Neue Musik Schumann, Dvořák der Musikhochschule Trossingen Christof M Löser Leitung Michael Grau Klavier (Konzertexamen, Klasse Prof. Michael Hauber) SA, 29.06., AB 16 UHR, HMDK STUTTGART SO, 16.06., 15:30 UHR, ORGELSAMMLUNG Studierende der Dirigierklasse HOCK AM TURM ORGELFÜHRUNG Prof. Rasmus Baumann Gesamtleitung Das Musikfest der HMDK Stuttgart Führung durch die Orgelsammlung DO, 20.06., 19 UHR, WILHELMA THEATER SO, 16.06., 17 UHR, KONZERTSAAL PHILIPPE BOESMANS: REIGEN ORGELKONZERT AM SONNTAGNACHMITTAG Staatliche Hochschule für Musik und Studierende der Orgelklassen Darstellende Kunst Mannheim JULI

SO, 16. BIS SO, 23.06. FR, 21.06., 18 UHR, WILHELMA THEATER DI, 02.07., 20 UHR, KONZERTSAAL 1. BADEN-WÜRTTEMBERGISCHES WIND UND HUNGER ENCHANTÉ! EINE OFFENBACH-REVUE OPERNSCHULTREFFEN Szenische Aktion mit Werken Württembergische Philharmonie von Gerhard Stäbler Reutlingen in Zusammenarbeit mit SO, 16.06., 19 UHR, WILHELMA THEATER Vokal- und Instrumentalstudierende der Gesangsklasse Prof. Ulrike Sonntag HANS WERNER HENZE: der HMDK Stuttgart Enrico Urbanek Text und Regie ELEGIE FÜR JUNGE LIEBENDE Studio für Stimmkunst und Christian Capocaccia Leitung Hochschule für Musik Neues Musiktheater und Darstellende Kunst Stuttgart Prof. Angelika Luz Leitung SO, 07.– SO, 14.07., HMDK STUTTGART Bernhard Epstein Musikalische Leitung Studio Neue Musik STUTTGARTER ORGELAKADEMIE Kornelia Repschläger Inszenierung Christof M Löser Leitung KURSE, VORTRÄGE & KONZERTE Alexandre Corazzola Bühne Zentraler Kurs: Prof. Daniel Roth Ralf Christmann Kostüme SA, 22.06., 19 UHR, WILHELMA THEATER Werke der französischen Romantik Nico Mascia Choreografie BENJAMIN BRITTEN: THE TURN OF THE SCREW Franck, Widor, Vierne, Saint-Saëns, Orchester der HMDK Stuttgart Hochschule für Musik Karlsruhe Boëly u.a. Alois Seidlmeier Musikalische Leitung Weitere Kurse: DI, 18. & MI, 19.06., 19 UHR, ARBEITSBÜHNE Andrea Raabe Inszenierung Prof. Helmut Deutsch, Kit Downes, TRÄUME TRÄUMEN :: EINE LIEDERWERKSTATT Julia Schnittger Bühne und Kostüme Prof. Jürgen Essl, Prof. Jörg Halubek, des 2. Jahrgangs der Schauspielschule Paz Montero Choreographie Prof. Dr. Ludger Lohmann, Stuttgart Stephan Mösch Dramaturgie Prof. Johannes Mayr, Orchester der Hochschule Prof. Stefania Neonato DMA, für Musik Karlsruhe Tobias Wittmann

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