Seniorenheim

ein Zuhause für Senioren 60 Jahre

1947 - 2007 2

Inhalt

Gruß- und Geleitworte 4 Landrat Thomas Karmasin 5 Bürgermeister Hans Wieser 6 Heimleiter Helmut Leonhardt

Rückblicke 9 Neubau 1987 10 1947 - 1959: Zeit des Neubeginns 12 1959 - 1986: Fleißige Hände im Einsatz 14 1986 - 1991: Der Neubau 16 1991 - heute: Herausforderungen 18 Baugeschichte

Perspektiven 20 Pflege im Wandel 22 Hauswirtschaft im Wandel 24 Soziales Leben 26 Seelsorge

Köpfe & Herzen 28 Die Pflegedienstleitungen im Wandel der Zeit 30 Unsere Mitarbeiter/-innen 34 Gemeinde Jesenwang

Wissenswertes 36 Höhepunkte 38 Dank an Mitwirkende Abfahrt zum Willibalds­ ritt durch Jesenwang

Chronik

3

1922/23 Johann Winkler errichtet in Jesenwang am heutigen Buchenweg ein Wohnhaus. 1937 Das Gebäude wird von der NSDAP erworben und als Reichsarbeitslager für landwirtschaftliche Arbeitsmaiden genutzt. 1945 Am Ende des Kriegs marschieren amerikanische Besatzungsmächte ein; das Haus wird von Unbekannten geplündert. 1946/47 Der Landkreis Fürstenfeldbruck übernimmt das Haus und baut es zu einem Altenheim um, in dem Menschen unterkommen, die aus ihrer ostdeutschen Heimat geflüchtet waren. Otto Meißner wird als Verwalter eingesetzt. 1950 Das Gebäude erhält einen Erweiterungsanbau nach Süden hin. 1959 Andreas Stangl übernimmt die Heimleitung. 1981 Die beengten Verhältnisse im Altenheim machen die Planung eines Neubaus erforderlich. 1985 Der Spatenstich für das neue Kreisaltenheim erfolgt am 23. Mai durch Landrat Grimm und Bürgermeister Stangl. 1986 Die Logistik des Seniorenheims und des Kreiskrankenhauses Fürstenfeldbruck werden aus Effizienzgründen zusammengeführt. Waltraud Helbig wird Heimleiterin. 1987 Am 9. März wird umgezogen. Die Einweihung des Neubaus wird am 3. Juli feierlich begangen. Das alte Gebäude dient fortan als Mitarbeiter­unterkunft und Wäscherei für das Kreisaltenheim. 1991 Der heutige Heimleiter, Helmut Leonhardt tritt sein Amt an. 1993 Das Finanzwesen wird umgestellt von der Kameralistik auf die kaufmännische Buchführung. 2001 Die ehrenamtlich engagierten „Farbtupfer“ erhalten den 3. Preis beim Landeswettbewerb „Nicht allein im Pflegeheim“. Das Seniorenheim stellt beim Landratsamt einen Antrag auf bauliche Erweiterung. 2003 Mit dem Spatenstich im Dezember kann der Erweiterungsbau beginnen. 2005 Am 15. Juli wird der moderne Erweiterungsbau mit einem „Tag der offenen Tür“ eingeweiht. 2007 Das Seniorenheim feiert am 12. Oktober sein 60 jähriges Jubiläum. 4

Liebe Leserinnen und Leser,

im Seniorenheim Jesenwang kommt seit nun­mehr sechs Jahrzehnten zum Tragen, was unsere menschliche Gemeinschaft prägt: Wir brauchen einander! Jeder Mensch benötigt hin und wieder fremde Hilfe. Mal mehr, mal weniger. Gerade in der besonderen Le- benssituation älterer Mitbürgerinnen und Mitbürger ist es unser Anspruch, Dienstleistungen bereit zu stellen, die respektvoll auf die Bedürfnisse der Menschen aus- gerichtet sind, die wir unterstützen wollen. Auch im Alter sollen die Menschen die Chance auf einen erfüllten Alltag wahrnehmen können. Dieser Weg ist hier in Jesenwang beschritten worden, indem Thomas Karmasin, Landrat neben umfassenden Pflege- und Assistenzleistungen auch Angebote zum sozialen Austausch und erfül- lender Beschäftigung geschaffen wurden. Wesentlich dazu beigetragen hat nicht zuletzt die Bevölkerung in der Umgebung. Durch vielfältiges ehrenamtliches Engagement wurde und wird hier auf vorbildliche Weise soziale Verantwortung und Sorge für Mit- menschen getragen. Damit das Seniorenheim Jesenwang auch in Zukunft ein Ort bleibt, wo Lebensqualität und Teilhabe älterer Menschen gesichert sind, haben wir in den letzten Jahrzehnten gemeinsam mit der Heimleitung und mit finanzieller Unterstützung des Freistaats vorausschau- ende Entscheidungen getroffen. Diese Investitionen werden dazu beitragen, dass hier weiterhin viele Men- schen im Alter ein bedürfnisgerechtes und geborgenes Zuhause finden.

Thomas Karmasin Landrat „Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde.“ Karl Jaspers, dt. Philosoph

5

Sehr geehrte Damen und Herren, das Seniorenheim Jesenwang hat in den ver- gangenen sechs Jahrzehnten eine enorme und positive Entwicklung erfahren und stellt heute nicht nur eine wichtige Einrichtung für den Landkreis, sondern auch für die Gemeinde Jesenwang dar. Immer wieder mussten Veränderungen vorgenom- men werden, um den Ansprüchen und dem Bedarf gerecht zu werden. Der Neubau im Jahre 1987 und zuletzt die Erweiterung auf jetzt über 100 Heim- bzw. Pflegeplätze haben den Gemeinderat vor schwierige Entscheidungen gestellt. Gemeinsames Ziel war dabei, den für unsere Gemeinde in der „Viele unserer Bürgerinnen und Bürger haben in den vergangen Gesamtdimension außergewöhnlichen Baukörper 60 Jahren den Standortvorteil genutzt und den Lebensabend hier in das Gemeindebild einzubinden. im Heim verbracht. Mit dem Ausbau wurden natürlich hier auch eine große Anzahl Das Seniorenheim wurde aber nicht nur baulich wichtiger Arbeitsplätze geschaffen. Einige unserer Mitbürgerinnen integriert, sondern auch fest in das Gemeindeleben und Mitbürger haben dadurch eine sichere und wohnortnahe eingegliedert. Dies belegen viele Veranstaltungen Anstellung gefunden.“ Hans Wieser, 1. Bürgermeister der Gemeinde Jesenwang im Heim, die auch von Jesenwanger Bürgerinnen und Bürgern gerne besucht werden. Auch das Sonntagscafé ist mittlerweile ein beliebter Treff- punkt, nicht nur für die Heimbewohner. Ich wünsche eine schöne Jubiläumsfeier, den Dass auch Bewohner dieses Hauses aktiv am Bewohnerinnen und Bewohnern eine gute Zeit in Gemeindegeschehen mitwirken, zeigt z.B. die Jesenwang sowie dem Personal des Hauses viel begeisterte­ Teilnahme einiger Seniorinnen und Freude und Kraft bei der Ausübung ihrer verant­ Senioren mit einem Wagen beim alljährlichen wortungsvollen Tätigkeit. ­Willibaldsritt im Juli.

Die Zusammenlegung der Jubiläumsfeier mit Mit freundlichen Grüssen dem traditionellen Herbstfest der Gemeinde zeigt schon, dass hier die Kooperation stimmt. Dadurch wird auch deutlich, wie gut die Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis, der Heimleitung und der Hans Wieser Gemeinde Jesenwang funktioniert. 1. Bürgermeister der Gemeinde Jesenwang 6

Altenpflege in Jesenwang zwischen Kontinuität und Wandel

Das Seniorenheim Jesenwang, das wir seit nunmehr zwei Jahrzehnten als einladendes, modernes Haus kennen, hat eine geschichtsträchtige Entwicklung hinter sich.

Die wechselvolle Historie des ursprünglich bäuer­ lichen Anwesens lässt sich bis in die zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts verfolgen. Seit dieser Zeit hat sich viel verändert: Das alte Gebäude an der Fürstenfeldbrucker Straße wurde umgebaut und erweitert; ein neues Heim entstand auf dem Helmut Leonhardt, Heimleiter südlichen Teil des Grundstücks. Doch bei all dem Wandel gibt es auch schon seit mehr als einem halben Jahrhundert Kontinuität an diesem Ort in der Gemeinde Jesenwang: seit 1947 ist er Senioren, die Unterstützung benötigen, eine Heimat.

In den ersten Jahren nach Kriegsende fanden hier vor allem ältere Menschen, die aus dem Osten vertrieben worden waren, Zuflucht. In den weiteren vier Nachkriegsdekaden bot das damalige Kreis­- altenheim Menschen, die in ihrem „dritten Lebens- abschnitt“ Betreuung und Pflege benötigten, wertvolle Unterstützung.

Natürlich haben sich heute das Verständnis und auch die Möglichkeiten in der Altenpflege gegen- über dieser Zeit stark verändert, lebte doch die „Kriegsgeneration“ in aller Regel mit sehr beschei- denen Ansprüchen. Ostereierbasteln 2007

7

Mit wachsendem Wohlstand änderten sich die Mit der Eröffnung dieses Neubaus übernahm die Be­dürfnisse und es entwickelten sich neue Betreu- Leitung des Kreiskrankenhauses die Führung des ungsformen: Der Wunsch der Senioren nach Selbst- Heims. Die Nutzung der wirtschaftlichen Potentiale bestimmung und nach umfassendem Wohlbefin- durch eine noch intensivere Zusammenführung den rückte ins gesellschaftliche Bewusstsein. der Logistik von Kreiskrankenhaus und Senioren- heim wurde umso notwendiger, als spätestens mit Mitte der achtziger Jahren konnte der Landkreis mit­­ dem Inkrafttreten des Pflegeversicherungsgesetzes dem Bau eines großzügigen Gebäudes direkt neben 1996 klar wurde, dass eine hochwertige Pflege dem ehemaligen Altenheim dieser Entwicklung nicht mehr ohne Einsparungen im Wirtschafts- und gerecht werden. Mit dem 1987 in Betrieb genom- Versorgungsbereich gesichert werden konnte. Denn menen Haus wurde auch der Grundstein zu einem seit­dem konnte das Kreisaltenheim seine Pflegesät- fortschrittlichen Betreuungskonzept gelegt. ze nicht mehr wie bisher selbst bestimmen. Umfas- sende Reformen im Sozial- und Gesundheitswesen In diesem neuen Kreisaltenheim wurden 64 Se­ haben die vergangenen zehn Jahre des Senioren- nioren von einem Mitarbeiterteam aus 20 Pflege­ heims Jesenwang geprägt. kräften betreut. Unterstützt wurden sie durch 13 Mitarbeiter in der Küche, Wäscherei, Reinigung Die Frage nach der Finanzierbarkeit einer bedarfs- und Technik, einer Verwaltungsangestellten sowie und bedürfnisgerechten Altenpflege stand und einer Mitarbeiterin für die psychosoziale Betreuung. steht im Zentrum der Überlegungen, die auch wir in Jesenwang anstellen mussten. Konfrontiert mit 42 der Plätze waren für rüstige ältere Menschen, einer kontinuierlich steigenden Lebenserwartung 22 Plätze für pflegebedürftige Bewohner vorgese- sind auch in unserem Haus immer mehr hochwer- hen. Seit dieser Zeit bot das Haus seinen Bewoh- tige Pflegeleistungen zu erbringen. nern vollmöblierte Apartments mit eigener Küche und Sanitärbereich. Für alles war bestens gesorgt: Gleichzeitig stellen wir uns der Konkurrenzsituation, Frühstück, Mittagessen zur Wahl, Kaffee und Ku- ohne auf ein gutes partnerschaftliches Verhältnis zu chen, Abendessen, die gesamte Wäscheversorgung verzichten. und Reinigung. Wer konnte und wollte nahm nach Belieben auch Zusatzangebote in Anspruch. Indivi- duelle Friseurtermine oder Fußpflege, Ausflüge in die Region, abwechslungsreiche Veranstaltungen für Unterhaltung und Fitness wie Tanz-, Sing- und Bastelnachmittage und vieles mehr. Einweihung des neuen Kreis­alten­ heimes Jesenwang im Jahr 1987 mit Landrat Gottfried Grimm

„Es kommt nicht darauf an, wie alt man wird, sondern wie man alt wird.“ Ursula Lehr, dt. Wissenschaftlerin, Bundesministerin für Jugend, Frauen, Familie u. Gesundheit (1989-91)

8

Jeder ältere Mensch möchte verständlicherweise so Wir im Seniorenheim Jesenwang werden uns mit lange wie möglich in seiner gewohnten Umgebung unserem kompetenten, motivierten Mitarbeiter- verbleiben, zu Hause gepflegt werden, bis die Mög- team und den „Farbtupfern“ auch weiterhin dafür lichkeiten der ambulanten Pflege erschöpft sind. stark machen, dass unser Haus ein Ort qualifizierter Oft macht dann ein Pflegebedarf rund um die Uhr Pflege, umfassender Versorgung und persönlichen die Aufnahme in ein Seniorenheim erforderlich. Wohlergehens für Senioren bleibt. Viele Senioren entscheiden sich aber auch schon vor Eines unserer Ziele ist es, für die unterschiedlichsten einer Beeinträchtigung für eine Wohnung im Heim Bedürfnisse individuell passende Lösungen anzu- und sorgen so vor. bieten. Auch wird unser therapeutisches Angebot zukünftig noch stärker darauf ausgerichtet sein, die Unnötig sei in dieser Situation zu betonen, dass die Gesundheit und Mobilität bei älteren Patienten zu Arbeitsbelastung der Pflegekräfte gerade im letzten erhalten. Jahrzehnt erheblich gestiegen ist. Dies nicht zuletzt, weil zusätzlich Zeit aufgebracht werden muss für Diese kleine Broschüre entstand im Bewusstsein, ­­­ eine umfangreiche Dokumentation der Pflegeauf- die Hintergründe und Geschehnisse der letzten gaben, während früher einfache Notizen in einem Jahre festzuhalten. Ich danke allen, die dazu bei­ Stationsbuch ausreichten getragen haben, die Historie unseres Seniorenheims Jesenwang detektivisch und so wahrheitsgemäß Lebensqualität im Alter bedeutet neben einer guten wie möglich zu ermitteln. Pflege auch, möglichst lange mobil zu bleiben, sich eigenbestimmt ernähren zu können und aktiv am kulturellen und öffentlichen Leben teilzuhaben. Dazu sind wir da. Und die Gemeinde Jesenwang unterstützt uns, indem sie das Seniorenheim in ihre Helmut Leonhardt sozialen Aktivitäten integriert. Besonders dankbar Heimleiter sind wir unseren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, den „Farbtupfern“, die mit ihrem engagier- ten Einsatz viele positive Impulse in unser Haus bringen. Auch die beiden erfahrenen Beschäfti- gungstherapeutinnen, die seit zwei Jahren wieder unser Mitarbeiterteam verstärken, sorgen für vielfäl- tige Anregungen, die von unseren Bewohnerinnen und Bewohnern gerne angenommen werden. 9

Neubau 1987

„So ein Riesenkasten, so ein Monster!“

…schimpften zunächst die Anlieger, als sie Anfang der achtziger Jahre von den Neubauplänen des Se- niorenheims erfuhren. „Wir werden ja vollkommen zugedeckt“, so brachten sie ihre Befürchtung zum Ausdruck, dass sich das Projekt nicht harmonisch in das Gemeindebild integrieren werde. Die Ängste und Vorbehalte wurden vom Gemein- derat ernst genommen, deshalb lud man die Jesen- wanger Bürger zu einem Ortstermin ein. „Da hams so vui Geld Dabei wurde nicht nur das sonst übliche Schnur- gerüst angelegt, um die Ausmaße der künftig aus­gebn, und an Stopsl überbauten Bodenfläche darzustellen. Zusätzlich hams vagessn“ wurde auch die Höhenentwicklung des Gebäudes mit Stangen und daran befestigten Querlatten demonst­riert. Nicht allen fiel der Umzug ins neue Kreisaltenheim Im offenen Austausch konnten dann geeignete leicht. Eine Bewohnerin vermisste in den modernen Maßnahmen festgelegt werden, die vorhandene Waschbecken die gewohnten Gummistöpsel. Für Bedenken der Anlieger ausräumten. So wurde das eine andere Dame, die im Alter von 90 Jahren nicht gesamte Gelände abgesenkt, um das neue Gebäude mehr gehen konnte, wurde es zum Problem, sich tiefer zu legen. Eine leichte Verschwenkung rückte mangels Aufzug vom Heimleiter und einem jungen das Bauvorhaben zusätzlich noch etwas von den Zivildienstleistenden vom 1. Obergeschoss herunter Nachbarn weg. Mit diesem Kompromiss konnten tragen zu lassen. Empört stellte sie klar, dass sie schließlich alle gut leben. noch nie von einem Mann angefasst worden war und das auch jetzt nicht wollte. Mit viel Geduld und Engagement aller Mitarbeiter konnten jedoch alle Startschwierigkeiten überwunden werden. Rückblicke

1947 - 1959

10

Zeit des Neubeginns

Nachdem das Haus Nr. 88, heute Bruckerstraße 6, nach Kriegsende zum Durchgangslager umfunktio- niert worden war, erstattete der damalige Bürger­- meister Ludwig Finster an das Landratsamt Fürsten­ feldbruck Bericht über den desolaten Zustand des Gebäudes: Fenster und Türen sowie elektrische Lei­tungen und Beleuchtung seien demontiert oder zerstört, die Mauern teilweise eingerissen, die ­ Räume stark verschmutzt. Eine Generalüberholung In den Nachkriegswirren bot das Altenheim sei unumgänglich! Am 1. April 1947 übernahm der vielen älteren Menschen, die aus östlichen Landkreis Fürstenfeldbruck unter dem Landrat ­Raadts Gebieten nach Bayern gekommen waren, eine Zuflucht. August Hansmann war in dieser Zeit das Haus. einer der Bewohner. Auch während der folgenden Renovierungs- und Um- bauarbeiten fanden Flüchtlinge wie auch mittellose Landarbeiter eine Bleibe im Altersheim. Ein Teil der rund 40 Bewohner musste allerdings in das Gemein- schaftshaus Jesenwang ausquartiert werden. Aus einer Rechnung der Gemeinde an den Landkreis Fürstenfeldbruck aus dem Jahr 1950 geht hervor, dass die Unterbringungskosten je Person und Tag 15 Pfennige betrugen! Auszug aus dem Melde­ register des Landkreises Rückblicke Fürstenfeldbruck

11

Im Laufe des Jahres 1947 nahm das „Altersheim für Flüchtlinge“ mit 50 Betten und einer Ausstat- tung von zwei Herden seine Arbeit auf. Man konnte damals auf die wohlwollende Unterstützung vieler Menschen zählen. Dadurch wurde die Anschaffung des nötigsten Mobiliars ermöglicht. Die finanzielle Betreuung des Heims lag beim Fürstenfeldbrucker Flüchtlingskommissar (Quelle: Angelika Fox, Flücht- linge und Vertriebene im Landkreis Fürstenfeldbruck, Der erster Heimleiter, Otto Meißner, war 1946 mit seiner Familie als 1998, S. 113) Vertriebene aus dem Sudentenland nach Bayern gekommen. Zuvor hatte er als Oberbuchhalter in einer Baumwollspinnerei und Weberei in Die Bewohner kamen größtenteils aus dem Sudeten- Hohenstadt, Nordmähren, gearbeitet. Über sein 65. Lebensjahr hinaus hat er sein Amt in Jesenwang von 1947 bis 1959 ausgeführt und sich in land, aus Hohenstadt, Tattenitz, Budigsdorf, Moletein dieser Zeit sehr für „seine Alten“ engagiert. Foto: privat von 1957 und Müglitz. Auch der eingesetzte Verwalter Otto Meißner, der sich beim Aufbau und der Einrichtung von 1947 an engagierte, war Heimatvertriebener aus dem Sudetenland. bei der auch noch die gesamten Familiendaten der Er leitete das Haus bis zu seinem Eintritt in den Ruhe- Eltern relevant waren. Zusätzlich wurde ein Gutach- stand im Jahr 1959. ten des „Anstaltsarztes“ erstellt.

Die Versorgung der Bewohner erwies sich nicht Bei Aufnahme der „Anstaltsinsassen“ wurden in selten als problematisch. Davon zeugt der Aufruf des einer Bestandsaufnahme sämtliche mitgebrachten Fürstenfeldbrucker Landrats Raadts im Herbst 1947 Gegenstände, Wäsche etc. detailliert schriftlich fest- an die Bevölkerung mit der Bitte um Lebensmittel- gehalten. spenden für die damals 45 hilfsbedürftigen Bewoh- ner, deren Zahl später auf 60 Personen stieg. Die Nach einem Schreiben des Landratsamtes Fürsten­ Aufnahmekriterien waren sehr streng. Der Entschei- feldbruck, Bezirksfürsorgeverband, vom August 1959 dung über eine „Unterstützung durch Gewährung beliefen sich die täglichen Verpflegungskosten für der Aufnahme ins Altersheim“, welches als Anstalt jeden Bewohner auf 4,10 DM. Als Taschengeld wur- bezeichnet wurde, ging eine „Vernehmung“ voraus, den 20 DM pro Monat bewilligt. Rückblicke

1959 - 1986

12

Viele fleißige Hände im Einsatz – die Ära von Andreas Stangl

In den 60er und 70er Jahren lebten im Kreisalten- heim durchschnittlich vierzig ältere Menschen in 2- bis 4-Bettzimmern. Nachfolger von Otto Meißner war ab 1959 der frühere Bürgermeister Jesenwangs, Andreas Stangl. Seine Leitungsfunktion im Altenheim übte er neben seiner hauptamtlichen Tätigkeit als Leiter der Kfz- Zulassungsstelle Fürstenfeldbruck aus. An einen demokratisch gewählten Heimbeirat, wie er heute im Einsatz ist, dachte damals noch niemand.

Andreas Stangl, Bürgermeister und Heimleiter Zwei Voll- und eine Hilfsschwester namens Agathe, Jeden Abend kam Heimleiter Andreas Stangl nach der Arbeit Johanna und Lilly arbeiteten damals im Heim und im Landratsamt im Altenheim vorbei und regelte alles, was anstand. Sonntags pflegte er das Mittagessen an die versorgten die Heimbewohner zusammen mit dem Bewohner auszuteilen. Seine Fürsorge ging so weit, wie sich Küchenpersonal. Schwester Johanna Jakob, eine ehemalige Schwestern erinnern, dass er sich selbst um die gebürtige Wienerin, lebte nach ihrer aktiven Zeit im verstorbenen Bewohner kümmerte, indem er sie anzog und in den Sarg legte. später neu erbauten Kreisaltenheim, wo sie 1987 als Bewohnerin ein Apartment bezog. Selbstverständlich konnte das Personal zu jener Zeit auch auf die Mithilfe der Bewohner zählen, denn diese Generation war es gewohnt, hart zu arbeiten und mit anzupacken. Ob beim Schneeräumen im Winter oder beim Tee austeilen, die Rüstigen unter den Senioren waren stets dabei. Das war auch nötig, denn die Arbeit war beschwerlich. Ein Lift, der das Verteilen des Essens, der Wäsche oder der Nacht- töpfe erleichtert hätte, stand nicht zur Verfügung. Rückblicke

links: Heimleiter Andreas Stangl mit Schwester Johanna und Gast (mitte) im Jahr 1985

rechts: Blumenschmuck nach der Renovierung in den 50er Jahren

13

Ausgehend von den „Maßstäben des Bayerischen Landesaltenplanes 1972“ wurden im Jahr 1974 auch die Bedarfszahlen für die Altenheimplanung im Landkreis Fürstenfeldbruck neu errechnet und ein zusätzlicher Bedarf festgestellt. Schon damals sprach sich der Kreistag für eine Erweiterung des Kreisaltenheims Jesenwang aus, unter der Voraus- setzung, dass mit neuen Kapazitäten mindestens ­ 20 Pflegeplätze geschaffen würden.

Nach eingehender Prüfung des alten Gebäudes zog man aus technischen und aus finanziellen Gründen einer umfassenden Renovierung schließlich den Neubau der Einrichtung vor. Das „alte“ Haus wurde vom Landkreis in ein Personal­ wohnheim umgebaut, in dem das Altenheim jedoch weiterhin eine kleine Wäscherei nutzen konnte.

In dieser Zeit wurden mit Unterstützung der Bevöl- kerung und ehrenamtlichen Helfern die ersten Feste im Kreisaltenheim gefeiert. So sponsorte etwa ab Mitte der 70er Jahre die Standortverwaltung des Im Gemeindebrief von 1977 wird vom Faschings­ Fliegerhorsts Fürstenfeldbruck unter der Leitung ereignis wie folgt berichtet: von Herrn Baumgartner und später durch die „Mit viel Kaffee, Siegerpreisen und einer Menge Herren Bienmüller, Hein und Lichtenauer, nicht nur guter Ideen fuhren zwölf Damen unter Leitung von Frau Wacker und unter dem Schutz eines jungen das jährliche Sommer-Grillfest im Altenheim, son- Mannes mit Bart namens „Schorsch“ (Frau Höhne dern auch die Weihnachtsfeiern. Die Mitarbeiter der war nicht wiederzuerkennen!) nach Jesenwang. In Standortverwaltung erfreuten alle Bewohner mit der Küche kochte schon das Wasser. Frau Flögel und Frau Kulow übernahmen gleich das Kuchenmesser. Geschenken. Auch der Frauenkreis war in Im Handumdrehen begann der Kaffeeklatsch im den siebziger Jahren aktiv für die Heimbewohner. buntgeschmückten Speisesaal. … Das verträumte Altersheim verwandelte sich schnell in eine ver­ Sie schickten jedes Jahr eine Abordnung zu einem gnügte und laute Faschingsburg.“ Faschingstreiben ins Altenheim. Nicht zu vergessen ist das Engagement vieler Landratsamt-Mitarbeiter, die oft die Festlichkeiten musikalisch umrahmten. Rückblicke

1986 - 1991

14

Der Neubau: größer, schöner, funktionaler

In der letzten Bauphase übernahm Waltraud Helbig im Mai 1986, erst stellvertretend während der Er- krankung von Andreas Stangl und nach dessen Tod schließlich hauptamtlich, die Heimleitung. Gemeinsam mit der Küchenleitung der Kreisklinik Fürstenfeldbruck, an welche die Einrichtung inzwi- schen angegliedert worden war, wirkte sie auch bei der Gestaltung der neuen Kücheneinrichtung mit.

Nach dem Umzug in das neue Gebäude im Jahr 1987 kümmerte sich die Heimleiterin um die Anpas- sung des Altenheimbetriebs an die neuen Gegeben- Eine große Herausforderung in der Amts­ heiten. So waren nun nicht nur mehr Bewohner zu zeit von Heimleiterin Waltraud Helbig versorgen, sondern es mussten auch die Pflegebe- war die Koordination des Umzugs vom ehemaligen Kreisaltenheim in das neu dürftigen unter den Senioren in geeigneter Weise erbaute Seniorenheim. In den fünf Jahren unterstützt werden. Die neu hinzugekommene ihres Wirkens nahm sie auch die Hürden, Pflegeabteilung mit 2-Bett- und einem 1-Bett-Zim- die mit der Erweiterung des Versorgungs­ angebots auf pflegebedürftige Senioren mer im 3. Obergeschoss bot 22 Bewohnern Platz. verbunden waren. Heute blickt sie gerne Der Rest des Hauses war für 42 rüstigere Bewohner auf die Zeit in Jesenwang zurück: mit 1-Bett-Zimmern bzw. 2-Zimmer-Apartments „Die Tätigkeit im Heim und insbesondere der Umgang und die Gespräche mit den ausgestattet worden. Zum neuen Komfort der Un- alten Herrschaften haben viel Freude terbringung gehörten auch kleine Kochnischen und bereitet und waren mir eine große Berei­ persönliche Sanitärzellen in den Wohneinheiten. cherung.“

Rückblicke

15

Verbunden mit mehr Unterbringungskapazität und den hinzu gekommenen Pflegeanforderungen war eine Personalaufstockung sowohl in der Pflege als auch im Hauswirtschaftsbereich nötig geworden. Frau Helbig stellte erstmals eine Hauswirtschafts­ leiterin und einen eigens für das Seniorenheim zuständigen Hausmeister ein. Auch die aus dem alten Haus übernommenen Mitarbeiter mussten angeleitet werden, wie die neuen Abläufe zu bewäl- tigen waren; teilweise wurden die Zuständigkeiten neu verteilt.

Pflegedokumentation aus dem Jahr 1985 Rückblicke

1991 – heute

16

Lösungen für wachsende Anforderungen

Nach dem Ausscheiden von Waltraud Helbig wur- de der Verwaltungsleiter des Kreiskrankenhauses Fürstenfeldbruck, Helmut Leonhardt, gleichzeitig zum Heimleiter des Seniorenheims Jesenwang bestellt. Er fand damals in der Pflegedienstleiterin Brigitte Wildauer, in der Leiterin der Hauswirtschaft Christine Hartmann und in der Verwaltungsange- stellten Edeltraud Drexler wertvolle Unterstützung. Um die sozialen Dinge kümmerte sich Lieselotte Theodorou als erste Beschäftigungstherapeutin des Heimes.

Das heutige Leitungsteam (von l. nach r.): Helmut Leonhardt, Heimleiter; Susanne Duldinger, Pflegedienstleiterin; Christine Hartmann, Hauswirt­ Der Landkreis, der die Pflegesätze noch selbst schaftsleiterin; Thorsten Kopplin, Stellv. Heimleiter festsetzte, verzichtete zur finanziellen Entlastung der Heimbewohner auf die Erstattung der Ab­ schreibungen. So wohnten 1992 rüstige Bewohner für ca. 1600 DM monatlich „all inclusive“ im Kreis­ altenheim. In den 90er Jahren machte sich jedoch der Trend zur höheren Lebenserwartung auch in der Nachfrage nach Plätzen im Seniorenheim bemerk- bar. Ein Übriges tat das Pflegeversicherungsgesetz, das es pflegebedürftigen Menschen ab 1996 finan- ziell erleichterte, ein Zuhause im Pflegeheim zu suchen.

Um dem wachsenden Bedarf an Plätzen für Pflege- bedürftige gerecht zu werden, blieb nichts anderes übrig, als, die ehemals für Rüstige vorgesehenen Apartments nun mit pflegebedürftigen Bewohnern zu belegen. Neben dem Umbau der Bewohner- zimmer entstanden Aufenthaltsräume, neue Stati- onszimmer und Büros für die Verwaltung und die Hauswirtschaftsleitung. Rückblicke

Unser Team (v.l.n.r.): Helmut Leonhardt, Katja Eckart, Dagmar Bögl, Thorsten Kopplin, Bettina Baum, Christine Hartmann, Veronika Szanyi 17

Neuen Bedürfnissen gerecht werden neue Fachkräfte in Pflege, Servicemanagement und Verwaltung erweitert. Auch die Versorgungsstruk- Die notwendigen Anpassungsmaßnahmen, etwa der turen wurden an das mittlerweile „große Haus“ rollstuhlgerechte Umbau, wurden bei der Moderni- angepasst. So wird die Pflegedienstleitung nun un- sierung im Jahre 2001 mit finanzieller Unterstützung terstützt durch zwei Wohnbereichsleiterinnen und des Freistaats und des Landkreises vorgenommen. PraxisanleiterInnen für die AltenpflegeschülerInnen, eine Hygienebeauftragte, eine Lehrerin für Kranken- Die Zahl der rüstigen Bewohner sank innerhalb von pflege im Qualitäts- und Dokumentationsbereich wenigen Jahren von 42 auf 3 im Jahr 1999, als mit sowie zwei Beschäftigungstherapeutinnen. den Pflegekassen ein Versorgungsvertrag für ein Dem Heimleiter steht ein Diplom-Kaufmann als reines Pflegeheim vereinbart wurde. Stellvertreter zur Seite. Alle Abteilungen des Klini- Schon bald wurde klar, dass ein Pflegeheim für kums Fürstenfeldbruck unterstützen im Bedarfsfall 64 Bewohner mit eigener Küche und Wäscherei unser Haus in großartiger Weise. nicht wirtschaftlich geführt werden konnte. Eine Auch die Zuständigen für Technik, EDV, Personalab- Lösung bot die ab 2003 eingeführte zentrale Anlie- teilung, Rechnungswesen, Organisationsabteilung, ferung der fertigen Speisen im Tablett- und Induk- Küche, Einkauf, Öffentlichkeitsarbeit, die Pflege, die tionssystem durch die Großküche der Kreisklinik betriebsärztliche Betreuung, die Hygiene, Arbeits- Fürstenfeldbruck. Auch die Wäscheversorgung sicherheit sowie Personal-/Betriebsrat sorgen sich konnte man ab 2005 wirtschaftlicher regeln, indem mit hervorragender Kompetenz um das Wohlerge- man den Aufgabenbereich an einen kompetenten hen der Bewohner. Wäschereispezialisten auslagerte. Deren Interesse vertritt der von den Bewohnern Der Bedarf an Pflegeplätzen im Landkreis stieg gewählte Heimbeirat, der mit der Heimleitung ver- überproportional an, Listen von 200 Anmeldungen trauensvoll zusammenarbeitet. waren keine Seltenheit. Angesichts dieser Entwick- lung konnte die Heimleitung die verantwortlichen Mit diesen Voraussetzungen blicken wir zuversicht- Politiker überzeugen, dass eine Erweiterung des lich in die Zukunft. Eine ständige Herausforderung Heimes um etwa 40 Plätze geboten war. wird es dennoch bleiben, den Spagat zwischen Qualität und akzeptablem Preis zu meistern, um Heute bietet das Seniorenheim Jesenwang ein Zu- die Attraktivität des Seniorenheimes Jesenwang zu hause für 108 Damen und Herren. Sie finden Gebor- erhalten und zu steigern. genheit und Komfort überwiegend in Einzelapart- ments mit Dusche und WC, Balkon, Terrasse oder Erker. 2005 wurde das Mitarbeiterteam um über 40 Rückblicke

Baugeschichte

18

Ein Gebäude verändert sein Gesicht: 1950 – 1986: Der Kreistag beschließt am 10. Oktober 60 Jahre Baugeschichte 1949, das Altenheim Jesenwang unverzüglich aus- zubauen, um für die „Heiminsassen“ eine bessere 1922 – 1947: Johann und Josefa Winkler erbauen Unterbringung zu schaffen. Gleichzeitig sollten 20 auf dem Grundstück des heutigen Seniorenheims weitere Betten aufgestellt werden und die Zim- ein für damalige Verhältnisse recht großes Wohn- merbelegung auf maximal fünf Betten verringert haus mit neun Zimmern. Aus finanziellen Gründen werden. Finanziert wird die Modernisierung durch verkaufen sie Haus und Grund in den 30er Jahren. die Sammlung zur Förderung des Wohnungsbaues, 1937 gelangt das Haus schließlich in die Hände durch vom Wohnungsbaufond zugeführte Mittel der NSDAP und wird als Reicharbeitslager genutzt. sowie aus dem Landkreishaushalt. Geplant waren In ständigem Wechsel sind fortan bis Kriegsende Baukosten in Höhe von 20.000 DM; letztendlich 16- bis 18-jährige „Arbeitsmaiden“ für die Land- mussten 70.000 DM aufgewendet werden. wirtschaft aus allen Teilen Deutschlands im Haus untergebracht. 1987 – 2000: Am 4. November 1982 beschließt der Kreistag einen Neubau südlich des Altenheimes auf- 1947 – 1949: Nach Kriegsende erwirbt der Landkreis grund des steigenden Bedarfs an Altenheimplätzen Fürstenfeldbruck am 1. April 1947 das Anwesen an im westlichen Landkreis sowie der unzureichenden der Fürstenfeldbruckerstraße. In dem Wohnhaus Unterbringung der Insassen im Altbau. Nach über wurden ältere Menschen untergebracht, die aus zweijähriger Bauzeit weiht Landrat Gottfried Grimm ihrer ostdeutschen Heimat geflüchtet waren. Es gab am 3. Juli 1987 den Neubau des Kreisaltenheimes nach mündlicher Schilderung zwei Schlafsäle für Jesenwang ein. Er bietet 42 rüstigen und 22 zu pfle- jeweils zwölf Frauen und Männer. genden Senioren ein Zuhause. Architekt war Herr In seiner Sitzung vom 23.6.1947 würdigte der Kreis- Leitner. Die Baukosten betrugen 7,4 Mio DM. tag unter Landrat Raadts die Verdienste des Ober- Im alten Haus wurden 1989 Wohnungen für das leutnants der amerikanischen Armee Bostwright Personal des Landkreises Fürstenfeldbruck und des sowie die des Bürgermeisters aus Jesenwang, Herrn Seniorenheimes geschaffen. Finster, der „sich immer wieder für die Insassen des Heimes und für die ordentliche Führung desselben 2001 – 2004: Im März 2001 beginnen unter Land­­- eingesetzt habe“. Zum Schluss der Sitzung werden rat Thomas Karmasin Modernisierungsarbeiten. die Kreistagsmitglieder um Lebensmittelspenden Mit Fördermitteln des Freistaates Bayern und des für das Altersheim gebeten. Landkreises werden u.a. die Apartments im 1. OG pflegegerecht umgerüstet und der Bereich des Haupteingangs bis zum 3. OG vorgezogen. Rückblicke

19

Aufenthaltsräume werden vergrößert, ein Stations- zimmer sowie ein Pavillon im Erdgeschoß für Ver­ waltungs- und Hauswirtschaftsleitungsbüros gebaut. Architekt ist Ralf Häring. Die Gesamtkosten betragen 805.000 €, davon werden Fördermittel in Höhe von 373.000 € gewährt.

2005 – heute Die 2001 beantragte Erweiterung des Senioren- heimes Jesenwang um ca. 40 Plätze wird realisiert. In einem Anbau sollen ausschließlich Einzelzimmer entstehen. Neben wirtschaftlichen Überlegungen entspricht das Konzept nicht nur dem Bedarfsplan des Landkreises, sondern auch den Zielen des Klini- kums Fürstenfeldbruck, so rasch als möglich einen nahtlosen Übergang von der Krankenhausbehand- lung zur Pflege sicherzustellen. Nach Sicherung der Finanzierung wird aus drei Vorschlägen der Entwurf des Büros „Werkraum­ architekten Fürstenfeldbruck“ für die bauliche Umsetzung ausgewählt. Damit entscheidet sich die Heimleitung für eine „Hotel-nahe Lösung“, die u.a. einen großen, hellen Saal für gemeinschaftliche Aktivitäten der Bewohner vorsieht. Weitere Beson- derheiten sind: Erker anstatt Balkone, kleine Aufent- haltsnischen, Räume, die gute Arbeitsbedingungen für das Per­sonal gewährleisten. Die geförderten Baukosten werden mit 4,2 Mio. € veranschlagt, davon 1,8 Mio, € zugesagte Förder- gelder. Spatenstich ist im Dezember 2003. Die Ein- weihung und ein „Tag der offenen Tür“ finden Mitte Juli 2005 statt. Mit dem Erweiterungsbau verfügt das Seniorenheim Jesenwang nun über 108 Plätze, davon etwa 70 Prozent in Einzelapartments. Perspektiven

Schwester Johanna und Schwester Lily Pflege im Wandel

20

Pflege – früher und heute

In Zeiten, als die Großfamilie die übliche Form des Zusammenlebens war, wohnten mehrere Genera- tionen unter einem Dach. Jede Arbeitskraft wur- de benötigt, von den Kindern bis zu den Greisen. Lediglich völlig allein stehende, gänzlich verarmte oder schwache und kranke Menschen bedurften der öffentlichen Altenhilfe. Sie wurden von der allge- meinen Fürsorge mit dem Notwendigsten versorgt, ohne dass sich die Art der Zuwendung nach den jeweiligen Bedürfnissen unterschieden hätte.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts konnten viele alte Menschen, vor allem nach den Kriegen, nicht mehr arbeiten und hatten zu geringe Renten. Sie benötigten öffentliche Fürsorge, so dass sich ein

Pflegedokumentation erheblicher Bedarf an Altenheimplätzen ergab. Man heute baute neue Heime, deren Unterhalt durch die beste- henden Sozialgesetze gesichert war. Die Raumgröße Was ist Pflege? wurde allmählich „reduziert“ auf Vier- bis Sechs- Der gesellschaftliche Auftrag der Pflege ist es, dem Bett-Zimmer – ein Fortschritt zu jener Zeit! Volks- einzelnen Menschen, der Familie und ganzen Grup­ küchen wurden errichtet und ergänzten die offene pen dabei zu helfen, ihr physisches, psychisches und Altenfürsorge. Personalknappheit war damals kein soziales Potential zu bestimmen und zu verwirklichen, Thema, denn vieles geschah ehrenamtlich. und zwar in dem für die Arbeit anspruchsvollen Kon­ text ihrer Lebens und ihrer Arbeitsumwelt. Noch 1939 kamen in Deutschland auf 1000 Erwerbs- ... Pflegende gewährleisten, dass der Einzelne und tätige 106 Rentner, 1975 waren es bereits 300, zur die Familie, seine Freunde, die soziale Bezugsgruppe Jahrtausendwende nahezu 400 und für 2050 wird und die Gemeinschaft gegebenenfalls in alle Aspekte eine Verdopplung des Rentneranteils prognostiziert. der Gesundheitsversorgung einbezogen werden, Mit dieser Entwicklung einher geht eine drastische und unterstützen damit Selbstvertrauen und Selbst­ Zunahme der Pflegebedürftigen; bereits heute sind bestimmung. ... dies zwei Millionen Menschen. Auszug aus der Pflege-Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 1993, S. 15) Perspektiven

21

Von der Notunterkunft zum Wohnkomfort Für uns Pflegeverantwortliche im Seniorenheim Jesenwang war und ist es wichtig, die Bewohner Wie in Jesenwang entstanden nach Kriegsende soweit als möglich in ihren Fähigkeiten zu fördern, in ganz Deutschland Flüchtlings-Altenheime, die damit sie möglichst lange in der Lage bleiben, ihren zunächst hauptsächlich durch die Lebensmittel- Alltag selbstständig zu bewältigen. Unsere Motiva­ spenden ausländischer Wohlfahrtsorganisationen tion ist es, das Leben im Seniorenheim weitestge- existieren konnten. Als auch deutsche Wohlfahrts- hend dem gewohnten Leben zuhause anzupassen. verbände und der Staat wieder Geldmittel zur Ver- Entsprechend haben wir den Leitsatz für unsere fügung stellen konnten, wurden die bestehenden Arbeit gewählt: „Betreut mit Herz und Hand.“ Altenheime ausgebaut und teilweise neue Häu- ser errichtet. Leer stehende Kasernen, verlassene Wir verrichten unsere Pflegeleistungen nach den Schlösser und Villen wurden in Altenheime umge- Grundsätzen von Professorin Monika Krohwinkel, wandelt. die darauf aufbauen, den alten Menschen ganz- In der Not der Nachkriegsjahre ähnelten die Häuser heitlich zu verstehen und seine unterschiedlichen in ihrer Ausstattung mit Mehrbettzimmern, Ge- psychischen, physischen und sozialen Bedürfnisse in meinschaftstoiletten, engen langen Gängen und die Pflege einzubeziehen. Unser Pflegefachpersonal nüchternen Gemeinschaftsräumen vielfach den lässt diese Form der Unterstützung in den Pflege- früheren Kasernen. Erst Mitte der 50er Jahre konn- plan eines jeden Bewohner verbindlich einfließen. ten neue Konzepte im Altenheimbau umgesetzt Um diesen Anspruch zu erfüllen, wurde das ehe- werden. Seitdem legte man mehr Wert auf moder- malige Übergabebuch zu einem umfassenden ne, schöne Wohnräume. Man sorgte für Personal- Dokumentationssystem weiterentwickelt. Aus einer wohnungen, um gut ausgebildetes und erfahrenes relativ knappen Dokumentation wurde damit eine Personal bleibend in den Häusern anzusiedeln.­ anspruchsvolle und ausführliche Pflegeplanung und Pflegedokumentation. Planvolle Pflege Durch die mit den Jahren erworbene Erfahrung Mit der Verbesserung der Gebäudesituation hielt wie auch durch unsere fortschrittliche Pflegepla- spätestens in den 90er Jahren auch die systema- nung sind wir im Seniorenheim Jesenwang bestens tische Pflegeplanung für jeden einzelnen Bewohner ge­rüstet, um die heutigen Qualitätsstandards zu Einzug in die deutschen Altenheime. Diese Methode erfüllen. Die letzte Prüfung durch den Medizi- ermöglichte, eine individuell ausgerichtete Pflege nischen Dienst der Krankenkassen im März 2007 auf hohem Qualitätsstandard sicherzustellen. bescheinigte uns ein sehr gutes Ergebnis. Perspektiven

Hauswirtschaft im Wandel

22

Vom Kartoffeln schälen, Unkraut jäten, Abstauben und Post aufgeben …

Zwischen 1947 und 1987 war es für die Bewohne- rinnen und Bewohner selbstverständlich, sich im Heimalltag nützlich zu machen. Wer rüstig war, übernahm nicht nur Botengänge, sondern packte in der Küche mit an oder half im hauseigenen Gemüsegarten mit.

Die Unterstützung in hauswirtschaftlichen Auf- gaben war nicht nur gerne gesehen, sondern auch notwendig für die „Hausgemeinschaft“. Damals standen der Eigeninitiative der Senioren auch keine bürokratischen Hürden im Wege. Heute, da beispielsweise Hygienevorschriften ausschließ- lich dem Personal erlauben, die Küche zu betreten, sind so manche gerne ausgeübten Tätigkeiten nicht mehr ohne Weiteres denkbar. Dabei hätten nicht wenige der älteren Menschen Freude daran, sinnvolle Alltagsaktivitäten zum Wohle der Gemeinschaft zu über- nehmen.

Unsere Köchin Maria Probst bei der Arbeit in der alten Küche Perspektiven

23

Die Mahlzeiten Bekleidung als auch für die Bettwäsche. Gewaschen und gebügelt hat damals die Nachtschwester wäh- Frühstück gab es früher auf’s Zimmer. Jeder Bewoh- rend der ruhigen Stunden ihres Dienstes. Was sie ner hatte seine eigene Tasse und seinen eigenen nicht schaffte, wurde von einer Hilfskraft übernom- Teller. Mit einer großen Kaffeekanne, Brotkorb, But- men und sauber gebügelt an die Bewohner verteilt. ter und Marmelade ging eine Hilfskraft durch die Heute kommt Bewohnern wie Mitarbeitern eine Etagen und verteilte das Frühstück. Selbstverständ- textile Vollversorgung zugute. lich wurde das Geschirr auch von jedem selbst im Waschbecken seines Zimmers gespült. Mittagessen Lediglich ihre persönliche Kleidung oder ihre Lieb- und Abendessen wurden im gemeinsamen Spei- lingstischdecke bringen die Bewohner mit, wenn sesaal eingenommen. Dazu brachte jeder eigenes sie ins Seniorenheim einziehen. Bettwäsche, Hand- Besteck in seiner persönlichen Bestecktasche mit. tücher und sonstige Hauswäsche werden inklusive Das Essen war einheitlich für alle und enthielt auch Reinigungsservice über die Tochterfirma KWS zur Gemüse aus eigenem Garten. Mit Salat putzen, Verfügung gestellt. Zweimal wöchentlich sammelt Zwiebeln schneiden, Kartoffeln schälen beteiligten eine Servicekraft die Wäschesäcke in den Zimmern sich die Bewohner an der Zubereitung. der Bewohner ein und räumt die mit Barcode Seit 2003 liefert die Küche der Kreisklinik die bereits gekennzeichneten Stücke tip-top gewaschen und portionierten Mahlzeiten in modernen Induktions- gebügelt wieder in den Schrank. wägen nach Jesenwang. Abgesehen vom Gemein- schaftsfrühstück in den einzelnen Wohnbereichen Die Zimmerreinigung erhalten die Senioren auch heute ihr Frühstück auf ihr Zimmer. Serviert wird es jedoch auf dem Tablett In den Zimmern der Bewohner hatte die Putzfrau exakt nach den bereits zuvor ausgewählten Kompo- früher nur das Waschbecken und den Boden zu nenten. Das Mittagessen kann im Speisesaal „Licht- reinigen. Für rund 15 Personen stand auf den Stock- blick“ oder in den Aufenthaltsbereichen der Wohn- werken jeweils ein Bad und WC zur Verfügung. Viele einheiten, das Abendessen auf Wunsch auch im der Bewohner waren so rüstig, dass sie gerne selbst Zimmer eingenommen werden, wobei verschiedene beim Saubermachen halfen. Menüs und auch Diätgerichte zur Auswahl stehen. Heute werden die Zimmer mit eigenem Bad oder Die Wäsche Dusche und WC von Reinigungskräften nach einem detaillierten Plan gesäubert. Reinigungstücher in In den ersten Jahrzehnten war es üblich, dass die verschiedenen Farben kommen ausschließlich für Bewohner ihre gesamte Wäsche ins Seniorenheim unterschiedliche Einsatzfelder in Küche, Zimmer, mitbrachten. Dies galt sowohl für die persönliche Bad, WC u.s.w. zur Anwendung. Perspektiven

Pflegehelfer Josef Grimm mit Soziales Leben der Bewohnerin Anna Buchner

24

Wer rastet rostet – Beschäftigung als Therapie

Bis Ende der 80er Jahre war es für die wenigen Pflegekräfte selbstverständlich, sich auch um Ge- selligkeit zu kümmern. Unterstützt wurden sie von Mitarbeitern des Landratsamtes Fürstenfeldbruck. Zu Weihnachten kamen natürlich auch Landrat und Kreisräte, Bürgermeister und Gemeinderäte mit Speis und Trank sowie Geschenke. Mit dem 1987 in Betrieb genommenen Neubau hatte das Seniorenheim nicht nur seine Kapazität vergrößert, sondern auch die Voraussetzungen geschaffen, um veränderte Betreuungskonzepte umzusetzen. Lieselotte Theodorou war die erste professionelle Beschäftigungstherapeutin Mit wachsenden Belegungszahlen und einer immer im Seniorenheim Jesenwang. Schwung­ älter werdenden Bewohnerschaft wuchs der Bedarf voll und kreativ sorgte sie dafür, dass die Bewohnerinnen und Bewohner ihren einer seniorengerechten psychosozialen Betreu- Alltag aktiv gestalten konnten. Durch ung und Beschäftigung. Als erste, speziell für diese ihre Anregungen zum gemeinsamen Aufgabe ausgebildete Fachkraft trat Lilo Theodorou Musizieren, Basteln, Gärtnern und vielem mehr, trug sie zu erlebnisreichen Stunden 1991 ihre Tätigkeit in Jesenwang an. im Seniorenheim bei. In Einzel- oder Gruppenbetreuung setzte sie fort- schrittliche beschäftigungstherapeutische Maßnah- men ein, darunter Musiktherapie, Werknachmittag oder Sitztanz. Schon sagenhaft war das Auftreten der aus Bewohnern zusammengesetzten Musik- gruppe „Caramba“, die mit Trommeln und Triangeln an manchen Festen für Furore sorgten. Zu den neuen Angeboten für Geist und Seele ge- hören auch regelmäßige Haus-Gottesdienste und gesellige Nachmittage bei Kaffee und Kuchen. Besonderer Beliebtheit bei den Bewohnern erfreute sich die gemeinsame Pflanz- und Pflegeaktion in Garten und Gartenlaube. Perspektiven

25

„Farbtupfer“ beleben den Alltag Erneut Verstärkung durch professionelle Beschäftigungstherapie Mit dem Ziel, mehr Abwechslung und Freude in den Alltag der Heimbewohner zu bringen, schlossen sich Nachdem der Anbau 2005 fertig gestellt war und Angehörige und Freunde des Hauses Ende der neun- das Seniorenheim 40 weitere Bewohner aufneh- ziger Jahre mit bereits bestehenden Besuchsdiensten men konnte, wurde Anfang 2006 eine Vollzeitstelle der Gemeinden Jesenwang, und für die psychosoziale Betreuung geschaffen. Lilo zusammen. Aus diesem Kreis gingen die ehrenamt- Theodorou hatte sich inzwischen in den Ruhestand lichen Helfer „Jesenwanger Farbtupfer“ hervor. Dank verabschiedet; doch die meisten von ihr initiierten ihres Engagements wurde das Leben im Senioren- Aktivitäten konnten fortgeführt oder sogar intensi- heim nun bunter durch zahlreiche Feste, Ausflüge, viert werden. kulturelle Angebote wie auch durch vielseitige kleine Dienste wie Vorlesen, Basteln, Singen und vieles mehr. Die neue Stelle teilen sich die Sozialpädagogin Nicht zu vergessen: die hilfreichen Spenden, die von Antonie Wetzel und die gerontopsychiatrische Fach- den Ehrenamtlichen gesammelt wurden und die kraft Susanne Rosner. Sie ermöglichen nun auch für nützliche Projekte eingesetzt werden konnten. die Einzelbetreuung von Bewohnern, die bettläge- Mit dieser Unterstützung konnte im Mai 2003 eine rig sind oder aufgrund anderer Einschränkungen „Wohnküche“ eingerichtet werden, die eine Tages- nicht an Gruppenaktivitäten teilhaben können. Die betreuung an zwei Vormittagen der Woche überwie- Bewohner profitieren außerdem von zahlreichen gend für demenziell erkrankte Bewohner ermöglicht. neuen Angeboten wie gemeinsame Frühstücke, Da das Mitarbeiterteam und die ehrenamtlichen Weißwurstessen, Ausflüge mit dem extra dafür Helfer wirksam Hand in Hand arbeiteten, konnte im angeschafften Bus „Graue Maus“, Konzerte, Tages- Seniorenheim rund ums Jahr ein attraktives Unter- betreuung, gelegentliche Lagerfeuer, Matinees und haltungsprogramm angeboten werden, angefangen einiges mehr. bei der Faschingsfeier über das Frühlings- und Som- merfest bis zum Open-Air-Konzert, der Teilnahme an Unsere Beschäftigungstherapeutinnen sind auch lokalen Ereignissen und den Weihnachtsfeiern. Ein Ansprechpartnerinnen der ehrenamtlichen Helfer Grund zum Feiern fand sich immer, etwa anlässlich und koordinieren deren Einsätze wie z.B. Besuchs- der persönlichen Geburtstagsfeste der Bewohner. dienste, Vorlesen, Gespräche und Spazierfahrten. Hierbei kam zumeist die überaus beliebte Drehorgel zum Einsatz, die als Spende von Frau Stecher seit All diese menschlichen Gesten und Handreichungen einigen Jahren das Unterhaltungsrepertoire des machen den Alltag für unsere Heimbewohner farben-­ Seniorenheims bereicherte und bei jedem Geburtstag froher und lebenswerter. von Bewohnern gespielt wird. Perspektiven

Seelsorge

26

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

„Als ich im Sommer 1991 auf Vermittlung von Eva Wuggazzer ins Seniorenheim Jesenwang kam, wollte ich meine ehrenamtliche Arbeit hauptsächlich in die Gottes­dienste einfließen lassen. Als Musik­lehrerin meine ich, dass man die Seele der Menschen am besten über Musik erreichen kann. Deshalb trug ich zu den Gottesdiensten viele Lieder bei. Vor jedem Gottesdienst ging ich durchs Haus und lud die Bewohner ein. Bald wurden aus anfänglich einem Gottesdienst pro Monat zunächst zwei und als Pfarrer Schlosser und Diakon Baum in die Pfarrei kamen, gab es schon wö- Marianne Hochholdinger, chentliche Kommunionandachten im Wechsel mit Katholische Hospizhelferin und Seelsorgerin Eucharistiefeiern. Im Lauf der Zeit feierten wir immer mehr Anlässe des kirchlichen Brauchtums: Palmbuschen binden, Maiandachten, Kräuterbüschelweihe, Erntedank, Rosenkranz, Frauentragen und Advent. Heute kümmere ich mich an zwei Tagen in der Woche um Einzelseelsorge und Hospizarbeit und wechsle mich mit Pfarrer Huber in den wöchentlichen Gottesdiensten ab. Auch die Senioren aus Jesenwang kommen gerne in unsere Kirche. Gedankt sei an dieser Stelle auch den Helfern beim Gottesdienst. Ich wünsche nun dem Haus zum Jubiläum weiterhin ein gutes Miteinander zwischen der Leitung, den Gesegnet sei jeder Tag, der mir bleibt hauptamtlich Beschäftigten und den ehrenamtlichen und jeder Sonnenstrahl, der mir scheint. Helfern – alles zum Wohl unserer Bewohner. Vergessen Gesegnet sei jeder Mensch, der mir begegnet wir nie, wie wir behandelt werden möchten, wenn wir und jedes Kind, das mir lächelt. hier wohnen würden. Jeder Mensch, auch der verwirrte, Gesegnet sei jedes Wort, das mich erreicht hat das Recht auf eine würdevolle Behandlung. Gottes und jede Hand, die mich berührt. Segen für die Zukunft!“

Anton Rotzetter Marianne Hochholdinger Perspektiven

27

„Das Seniorenheim Jesenwang wurde ab den 70er Jahren von der Kirchengemeinde Grafrath mitbe- treut. So besuchten die Frau von Pfarrer Oberthür und Schulkinder die Bewohner in der Vorweih- nachtszeit und erfreuten sie mit Weihnachtsliedern. Auch zum „Offenen Nachmittag“ in Grafrath wurde eingeladen und Besuche vom Team für Seniorenar- beit fanden statt. Besonders aktiv waren die „Graf- rather Frauen“, die bei ihren Besuchen vorlasen und mit den Bewohnern bastelten und musizierten. Hin und wieder fanden sogar Theaternachmittage mit Sketchen statt.

In der Ära von Pfarrerin Reese gab es ab Mitte der 80er Jahre regelmäßig evangelische Gottesdienste, zu denen auch protestantische Dorfbewohner kamen. Jesenwang und die evangelischen Bewohner des Seniorenheims werden heute vom zweiten Pfarrer oder der zweiten Pfarrerin der Gemeinde mit Sitz in betreut. An den hohen kirchlichen Festen finden in gutem Einvernehmen ökumenische Gottesdienste in der Hauskapelle statt.“

Paula Keller Evangelische Pfarrerin „Alter schützt vor Liebe nicht, aber Liebe schützt bis zu einem gewissen Grad vor Alter.“ Jeanne Moreau, frz. Filmschauspielerin Köpfe Die& Pflegedienstleitungen Herzen seit Eröffnung des neuen Kreisaltenheimes Alle Pflegedienstleiterinnen und -leiter haben ihren persönlichen wertvollen Beitrag dazu geleistet, das Seniorenheim Jesenwang weiterzuentwickeln. Über die Jahre hinweg gelang es ihnen, das Pflegeangebot an die Bedürfnisse der anvertrauten Bewohnerinnen und Bewohner anzupassen, ohne die Vorgaben des Gesetzgebers, der Kostenträger, der Öffentlichkeit und nicht zuletzt auch die Anfor- derungen der Heimleitungen außer Acht zu lassen. Pflegedienstleitungen

28

Frau Oswald, die vom Klinikum Großhadern kam, musste 1987 für einen reibungslosen Umzug der Bewohner und Bewohnerinnen vom alten Haus in das neue Gebäude sorgen. Sie trat für eine aktivie- rende Pflege ein und kümmerte sich um die Anwe- senheit von Krankengymnasten. In ihrer Zeit wurde die Gruppenpflege eingeführt. Als kleines Detail ist zu erwähnen, dass sie den Bewohnern erst die Renate Oswald von 1. Februar 1987 bis Handhabung der Armaturen in den neuen Bädern 30.September 1990 erläutern musste.

Frau Wildauer kam als gestandene Niederbaye- rin und examinierte Krankenschwester aus der Schweiz. Sie begleitete den Prozess der Umstellung von einem überwiegend von rüstigen Senioren bewohnten Haus zu einem reinen Pflegeheim. Während ihrer Epoche entstanden die Pflege- und Qualitätsstandards. Ihr war eine größtmögliche Selbstbestimmtheit der Senioren wichtig. Ob mit Dirndl oder mit Lederhosn, sie sorgte für ein gutes „Heimklima“. In den acht Jahren ihres Wirkens hat Brigitte Wildauer von 1. August 1991 bis sie die Basis für unseren guten Ruf in der Bevölke- 30. September 1999 rung gelegt.

Frau Renz-Ulbricht setzte ihren Schwerpunkt auf die Verbesserung der Lebensqualität im Alter, indem sie zu abwechslungsreichen Aktivitäten anregte. Unter ihrer Leitung bildeten sich die „Farbtupfer“, unse- re unentbehrlichen Ehrenamtlichen. Sie gründete auch die Tagesbetreuung, in der viele Bewohner ihre eingeübten Fertigkeiten wieder entdecken und ausüben konnten. Frau Renz-Ulbricht begleitete 2001 den Umbau im 1. Stock sowie den Anbau und Andrea Renz-Ulbricht von 1. Januar 2000 bis war maßgeblich bei der Planung des neuen Erweite- 31. August 2003 rungsbaues beteiligt. 29

Herr Hofreuter sorgte sich als zielstrebiger „Franke“ um die nach dem Pflegeversicherungsgesetz ge- forderten Qualitätsmaßnahmen. In seiner Zeit ent- stand der Erweiterungsbau. Seine Ideen trugen dazu bei, dass unser Senioren- heim heute für die Bewohner und für die Mitarbei- ter ein attraktives Ambiente bietet. Sein Organisa­ tionstalent war während der Bauzeit gefragt, um Martin Hofreuter die erforderlichen Nutzungsänderungen im Bestand von 1. August 2003 sicher zu stellen. bis 30. Juni 2005

Frau Hochberger, Leiterin der Intensivstation des Klinikums Fürstenfeldbruck, erklärte sich bereit, vorübergehend die Geschicke der Pflege zu über- nehmen. Sie kam gerade richtig, um den Erweite- rungsbau mit Leben zu erfüllen. Neue Mitarbeiter wurden gesucht und eingestellt, neue Bewohner kamen in unser Haus. Für so manchen „gstande­ nen“ Bewohner war es nicht leicht, sich an die vielen neuen Gesichter zu gewöhnen. Ihre Begabung, Regina Hochberger auch auf die vielen kleinen Details einzugehen und von 1. Juli 2005 bis konsequent auf Pflegequalität zu achten, führten 31. Januar 2006 zu einer guten Bewertung durch die Pflegekassen.

Man kann nicht sagen, dass Frau Duldinger eine „gmahte Wiesn“ übernahm. Aber die unruhige Neubauzeit war bereits einige Monate vorbei, als sie ihre Funktion antrat. In dieser Hinsicht hatte sie es etwas leichter als ihre Vorgänger. Mit ihrer ruhigen Art leitet sie kompe- tent die Pflegekräfte im Seiniorenheim. Unterstützt von 64 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schafft sie es, den Bewohnern stets ein geborgenes Zuhau- Susanne Duldinger se zu geben. seit 1. Februar 2006 Köpfe & Herzen

Unsere Mitarbeiter/-innen

30

Leitung Wohnort

Heimleiter Helmut Leonhardt Grafrath Stellvertreter Thorsten Kopplin Fürstenfeldbruck Verwaltung Dagmar Bögl Edeltraud Drexler Jesenwang Pflegedienstleiterin Susanne Duldinger Greifenberg Stellvertreterin Veronika Szanyi Mammendorf Beschäftigungsterapie Susanne Rosner Schwabhausen Antonie Wetzel Geltendorf Pflegeprojekte/Fortbildung Katja Eckart Fürstenfeldbruck Hauswirtschaftsleiterin und Christine Hartmann Jesenwang Leiterin Sevicemanagement

Kompetenz durch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „Um die erforderlichen Pflege- und Assistenzdienstleistungen für die Bewohner auf die bestmögliche Weise zu erbringen, arbeitet unser Mitarbeiterteam eng zusammen. Fachliche Kompetenz, mensch­ liches Engagement, der Erfahrungsschatz unserer langjährigen Mitarbeiter und die frischen Impulse unsere Nachwuchskräfte ergänzen sich zum Wohle der Senioren, die bei uns leben.“ Helmut Leonhardt, Heimleiter Ausbildung zur Altenpflegerin und zum Altenpfleger „Unser Haus bildet seit 2005 regelmäßig Fachkräfte nach dem bundesweit geltenden Altenpflege­ gesetz aus. Die Ausbildung dauert drei Jahre im ambulanten oder stationären Bereich und unter­ scheidet sich gegenüber dem Ausbildungsprogramm zur Krankenschwester lediglich durch den Schwerpunkt auf die Pflege alter und pflegebedürftiger Menschen.“ Susanne Duldinger, Pflegedienstleiterin Ein offenes Haus für junge Leute „Es liegt uns sehr am Herzen, jungen Menschen einen guten Ausbildungsplatz mit Zukunftsperspek­ tiven zu bieten. Gerne nehmen wir auch Praktikanten auf, die sich über den Beruf in der Altenpflege informieren möchten und zur endgültigen Entscheidung über den Berufsweg noch eine Orientie­ rungsphase benötigen.“ Thorsten Kopplin, stv. Heimleiter

Es können Kleinigkeiten sein, die unser Wohlbefinden stören oder beeinträchtigen.... „Schmutzecken am Boden, Haare im Siphon oder fleckiges Besteck. Unsere Serviceassistentinnen wissen, wie wichtig ein geputztes Bad, eine gutriechende Wäsche oder eine gepflegte Tischatmo­ sphäre unseren Bewohnern ist. Unser Servicemanagement beschränkt sich aber nicht nur auf diese „Äußerlichkeiten“. Ein gutes Hausklima wird auch durch freundliche und fröhliche Gesichter geprägt. So tragen wir dazu bei, dass unsere Heimbewohner sich wohlfühlen können.“ Christine Hartmann, Leiterin Servicemanagement 31

Servicemanagement Wohnort

Stellv. Leiterin Brigitte Vogt Serviceassistentin Jesenwang Ingeborg Bläsing Serviceassistentin Mammendorf Maria Bramberger Serviceassistentin Anett Commichau Serviceassistentin Magdalena Hochholzer Serviceassistentin Hörbach Marija Jurisic Serviceassistentin Jesenwang Cecilia Knopec Serviceassistentin Jesenwang Martina Lacherbauer Serviceassistentin Luttenwang Hermine Lommes Serviceassistentin Valeria Ott Serviceassistentin Jesenwang Feride Rexhepi Serviceassistentin Jesenwang Petra Schulze Serviceassistentin Jesenwang Monika Steininger Serviceassistentin Jesenwang Renate Turinsky Serviceassistentin Merching Hannelore Winterholler Serviceassistentin Moorenweis Gerda Winterholler Serviceassistentin Moorenweis Jasmin Wurtinger Serviceassistentin Moorenweis Köpfe & Herzen

32

Wohnbereich 1 ( Erdgeschoß und 1. OG) Wohnort Wohnbereich 2 ( 2. OG und 3. OG) Wohnort

Leiterin Gerontofachkraft Leiterin Gerontofachkraft Veronika Szanyi ex. Altenpflegerin Mammendorf Bettina Baum ex. Altenpflegerin Monika Bingießer ex. Krankenschwester Geltendorf Stellv. Leiter Edin Zunic ex. Krankenpfleger Starnberg Andrea Birkhofer Altenpflegehelferin München Anja Becker ex. Altenpflegerin Geltendorf Marina Dirschedl Krankenpflegehelferin Windach Michaela Bentlage ex. Altenpflegerin Königsbrunn Margot Gschoßmann Pflegehilfskraft Jesenwang Petra Bürger-Schmittner ex. Altenpflegerin Landsberied Martina Krebs ex. Altenpflegerin Markt Indersdorf Ulrike Deutschnbauer ex. Altenpflegerin Eichenau Oksana Kriest Pflegehilfskraft Moorenweis Cornelia Eckard ex. Krankenschwester Jesenwang Ursula Liss ex. Altenpflegerin Augsburg Sylvia Ellersiek ex. Altenpflegerin Schwabmünchen Barbara Lohmann Krankenpflegehelferin Schöngeising Ursula Elsner-Oller ex. Altenpflegerin Egling Katica Majdak ex. Altenpflegerin Jesenwang Angelika Erhard ex. Krankenschwester Walleshausen Denise Mittelbach ex. Altenpflegerin Kissing Josef Grimm Pflegehilfskraft Unterumbach Hamide Munishi Altenpflegehelferin Fürstenfeldbruck Jutta Kaiser Altenpflegehelferin Mammendorf Hajrije Munishi Pflegehilfskraft Fürstenfeldbruck Hildegund Krün ex. Krankenschwester Egling Angelika Pröbstl Pflegehilfskraft Olching Erika Löhner Pflegehilfskraft Prittriching Johann Ram-Fritz ex. Krankenpfleger Schnaitsee Hildegard Mayer Pflegehilfskraft Moorenweis Gabriele Rott ex. Altenpflegerin / Landsberg Hygienebeauftragte Sabine Möller Krankenpflegehelferin Fürstenfeldbruck Silvia Sixt ex. Altenpflegerin Fürstenfeldbruck Yvonne Naujokat ex. Altenpflegerin Jesenwang Gisela Steinhart Pflegehilfskraft Walleshausen Helga Navratil Altenpflegehelferin Untermeitingen Thomas Wechsler ex. Altenpfleger Fürstenfeldbruck Urszula Pest ex. Krankenschwester Fürstenfeldbruck Manuela Ringel ex. Altenpflegehelferin Fürstenfeldbruck Marianne Schmid Pflegehilfskraft Jesenwang Christine Sedlmeyr Altenpflegehelferin Ried Jürgen Seibert ex. Altenpflegehelfer / Landsberied Gerontofachkraft Renate Siebenhütter Pflegehilfskraft Luttenwang Theresia Spindler Altenpflegehelferin Grafrath Ursula Stolle Pflegehilfskraft Mammendorf Isabella Streicher Altenpflegehelferin Jesenwang Stefan Voges ex. Altenpfleger Fürstenfeldbruck Karin Wadenka ex. Altenpflegerin Jesenwang Swarna Weicht Pflegehilfskraft Grafrath Viola Wolf ex. Altenpflegerin Jesenwang 33

Nachtdienst Wohnort Ehrenamtliche Mitarbeiter (Farbtupfer) Wohnort

Branislav Jurisic ex. Krankenpfleger Jesenwang Helga Biechl Schöngeising Manuel Nunes-Barbosa Pflegehilfskraft Fürstenfeldbruck Wolfgang Biechl Schöngeising Stephan Rentsch ex. Krankenpfleger Doberschau Heinrich Droth Fürstenfeldbruck Irmgard Droth Fürstenfeldbruck Praxisanleiter Wohnort Hannelore Friedrich Jesenwang Lieselotte Geiger Mammendorf Yvonne Naujokat Jesenwang Marion Griesmeier Thomas Wechsler Fürstenfeldbruck Juliane Griesmeier Oberschweinbach Brigitte Großmann Jesenwang Auszubildende in der Altenpflege Wohnort Erika Hoffmann Mammendorf Hildegard Kamp Hattenhofen Carmen Bentenrieder Prittriching Paula Keller Schöngeising Nicole Donderer Walleshausen Eleonore Kuhlmann Schöngeising Sabine Fliecker Jesenwang Gretel Meßner Jesenwang Bernhard Huber Mammendorf Rolf Mitterer Eismerszell Frank Kaspar Planegg Rosa Mitterer Eismerszell Viktoria Knoller Christa Schöpf Babenried Mathilde Staffler Schöngeising Zivildienst und „Freiwilliges soziales Jahr“ Wohnort Horst Stellbrink Fürstenfeldbruck Roswitha Wagner Mammendorf Michael Hirmer Fürstenfeldbruck Karl Heinz Wastian Jesenwang Michael Probst Jesenwang Paul Weigl Jesenwang Else Woerl Jesenwang Seelsorge und Hospizarbeit Manfred Wöhr Haspelmoor Elvira Zeh Jesenwang Pfarrer Wolfgang Huber Pfarrerin Paula Keller Unser Heimbeirat 2007 Diakon Hans Baum Seelsorgerin Marianne Hochholdinger Ottilie Steininger Vorsitzende Isolde Adolf Marianne Hochholdinger Magdalena Suss Karl-Heinz Wastian Köpfe & Herzen

Gemeinde Jesenwang

34

Jesenwanger Ortsgeschichte

Jesenwang mit den Ortsteilen Pfaffenhofen und Bergkirchen wurde erstmals 773 als „Oasinwanc“ urkundlich erwähnt. Die durch einen bajuwarischen Priester gestiftete Pfarrei kam 1314 durch eine Schenkung des Freisinger Bischofs Gottfried zum Kloster Fürstenfeld. 1414 wird der Grundstein für die Wallfahrtskirche St. Willibald gelegt, im Jahr 1712 ver- loben sich die Jesenwanger anlässlich einer Pferde- seuche diesem Heiligen. Dieses Gelübdes wird bis zum heutigen Tag beim Willibaldsritt gedacht. 1779 wird die Michaelskirche umgebaut. Nach Gründung der politischen Gemeinde 1818 entstand 1825 das er- Zu den aktivsten Begleitern und Förderern des Seniorenheims gehört bis heute der Jesen­ ste Schulhaus. Seit 1978 gehört Jesenwang mit dem wanger Altbürgermeister Leonhard Dilger. Ortsteil Pfaffenhofen als selbstständige Gemeinde Mit zahlreichen Erinnerungen und seinem reichen Detailwissen unterstützt er die zur Verwaltungsgemeinschaft Mammendorf. Jesen- heutige Heimleitung dabei, diese wechsel- wang hat heute 1526 Einwohner. volle Geschichte der Einrichtung anlässlich Die Jesenwanger Bürger und ihre Repräsentanten der 60-Jahr-Feier festzuhalten. haben das heutige Seniorenheim während aller Phasen seines 60 jährigen Bestehens unterstützt.

„Das Alter ist für mich kein Kerker, sondern ein Balkon, von dem man zugleich weiter und genauer sieht.“ Marie Luise Kaschnitz, dt. Dichterin 35

Der Jesenwanger Gemeinderat (2007)

Bürgermeister:

Hans Wieser Erster Bürgermeister und Kreisrat, Mitglied des VG-Rates Wählergruppe Einigkeit Jesenwang-Pfaffenhofen Erwin Fraunhofer Zweiter Bürgermeister, Mitglied des VG-Rates CSU-Bürgergemeinschaft Jesenwang/Pfaffenhofen

Gemeinderäte/-innen:

Barbara Sanktjohanser CSU-Bürgergemeinschaft Jesenwang/Pfaffenhofen Gottfried Schlemmer CSU-Bürgergemeinschaft Jesenwang/Pfaffenhofen Leonhard Schmid CSU-Bürgergemeinschaft Jesenwang/Pfaffenhofen Paul Weigl CSU-Bürgergemeinschaft Jesenwang/Pfaffenhofen Kathrin Sonnenholzner Sozialdemokratische Partei Deutschlands (MDL) Josef Hörhager Wählergruppe Einigkeit Jesenwang-Pfaffenhofen Stefan Klaus Wählergruppe Einigkeit Jesenwang-Pfaffenhofen Alfons Schlecht Wählergruppe Einigkeit Jesenwang-Pfaffenhofen Brigitte Walch Mitglied des VG-Rates, Wählergruppe Einigkeit Jesenwang-Pfaffenhofen Johann Wimmer Wählergruppe Einigkeit Jesenwang-Pfaffenhofen Otto Wörle Wählergruppe Einigkeit Jesenwang-Pfaffenhofen

„Die größte Kulturleistung eines Volkes sind die zufriedenen Alten.“ Aus Japan Wissenswertes

Höhepunkte

36

Wussten Sie schon...

• dass unsere älteste Bewohnerin, Marie Wetzel, Ende der 90er Jahre 103 Jahre alt wurde • dass die heutige Bewohnerin Margarete Killi am 11. Juli 2007 bei guter Gesundheit ihren 100. Geburtstag feierte • dass der Bewohner Ignaz S. im alten Heim den Inhalt des Nachthaferls zum Fenster hinaus schüttete • dass die Pflegekräfte früher am Wochenende die Kleidung der Bewohner wuschen und bügelten • dass der Heimarzt, Dr. Lampl, stets ein Stamperl Cognac bekam, bevor er seine Patientenbesuche Beim Wettbewerb „Nicht allein im Pflegeheim“, der im Herbst 2001 vom Bayerischen Staatsmi­ begann nisterium für Arbeit und Sozialordnung, Familie • dass das Durchschnittsalter der männlichen und Frauen landesweit ausgeschrieben war, Bewohner im Seniorenheim 79,91 Jahre beträgt, bei wurde der Einsatz der „Farbtupfer“ für das Se­ niorenheim Jesenwang mit dem 3. Preis geehrt. den weiblichen Bewohnern liegt das Durchschnitts­ alter bei 86,72 Jahren • dass ein Teil unserer demenziell erkrankten Bewohner nach Anleitung in unserer Wohnküche bäckt und kocht • dass sich vor einigen Jahren eine Katze auf der Suche nach ihrem Lieblingsplatz für das Seniorenheim entschieden hat. Minkie lebt zufrieden bei uns, denn sie wird bestens versorgt von unserer 100-jährigen Bewohnerin. Nach dem Mittagessen halten beide eine Siesta. • dass die Rassemöpse Hugo und Vroni bei uns ehren­ Seniorenheim Jesenwang 21/HP/2006 amtlich als Therapiehunde im Einsatz sind. Sie ar- beiten gegen Kost und Logis. Auch wenn ihre Beglei- terin, die Altenpflegerin Gabriele Rott, mal nicht im

Mit Hilfe der Farbtupfer erstellen die Bewohner seit Raum ist, genießen sie ihr Dasein im Seniorenheim 2000 eine eigene Hauszeitschrift. Die „Heimpostille“ als beliebte Ansprechpartner der Bewohner. erscheint vierteljährlich. Die Rhythmusgruppe „Caramba“ beim Sommerfest 1997 Open-Air-Konzert der Blaskapelle Grafrath 2007 37

Caramba – oder der Sündenpfuhl und das Schulfest

Den Namen Caramba für die Rhythmus-Gruppe Diese Passage überträgt den Text des folgenden haben sich die beteiligten Bewohner ausgesucht. Kinderverses: Das Wort stammt aus Mexiko und soll als Ausruf Angebrannte Bohnen – angebrannte Bohnen der Bewunderung oder auch der Warnung verwen- angebrannte Bohnensuppe mag ich nicht, mag ich det werden. Zusätzlich ist das Produkt Caramba nicht auch ein Rostschutzmittel. In dieser Kombination, mag ich nicht - ... (mit Fortsetzung „lieber ess’ ich quasi als temperamentvolle Gegenbewegung gegen Kaiserschmarrn ... usw.) das „Rosten durch Rasten“, hat man sich auf diesen Namen geeinigt. Ein Bewohner, dessen Bruder Symphoniker war, wollte sich dazu gesellen, weil er gehört hatte, Um dem Namen gerecht zu werden, haben sich dass wir Musik machen. Als er aber dann das für die Mitglieder der Gruppe extra dreimal pro Woche seine Ohren völlig fremde rhythmische Sprechen getroffen, um die Rhythmussprache (von Zoltan vernahm und zwischendurch auch noch von ange- Kodaly) zu üben. Die besondere Motivation entstand brannten Bohnen hörte, war er so entsetzt, dass er durch das geplante Vorhaben, gemeinsam mit Schü- davon lief. Später verriet er mir, er sei heute in einen lern der Hauptschule Jesenwang und deren Lehrer gefährlichen Sündenpfuhl geraten, in dem man eine Sühnwoldt ein paar Stücke für das große Schulfest seltsame Geheimsprache benützt und zwischen- einzustudieren: durch auch noch Bohnen verbrannt hätte. „Ich bitte Sie, gehen Sie nicht in diesen Sündenpfuhl, das ist Die Rhythmussprache lautete u. a.: ihr Verderben!“, warnte er mich – rührend besorgt ti ti ti ti TA TA – ti ti ti ti TA TA – um mein Seelenheil. ti ti ti ti ti ti ti ti – ti ti TA ti ti TA Kurzum, Caramba spielte zusammen mit Schülern TA TA TA still - ...... usw. einer zweiten Klasse auf der Bühne vor vielen (wobei TA halbe Noten, ti Viertelnoten und „still“ Gästen und dem Schulrat, der von diesem einma- halbe Pausen darstellen und geklatscht bzw. ge- ligen Zusammenwirken begeistert war. Unsere patscht oder gestampft und mit Kreisbewegung Bewohner fühlten sich wie Stars und genossen den ausgedrückt werden) Tag anschließend zur Belohnung bei Kaffee und Kuchen und wunderbarem Sonnenschein im Jesen- wanger Schulgarten. notiert von Lilo Theodorou Daten & Fakten

„Wo gehn wir denn hin? Immer nach Hause.“ Friedrich von Hardenberg, dt. Dichter

Dank an die Mitwirkenden

38

Eigentlich wollten wir mit dem Sommerfest im Juli 2007 das 20-jährige Bestehen des Kreisaltenheimes oder Seniorenheimes Jesenwang feiern. Bekanntlich ist das neue Kreisaltenheim im Jahr 1987 eingeweiht worden. Doch je mehr wir in der Vergangenheit wühlten, desto schneller erkannten wir, dass diese Altenein- richtung viel älter war. So vertagten wir die Feier und kombinierten sie mit dem alljährlich im Herbst stattfindenden Oktoberfest, das die Gemeinde Jesenwang ausrichtet. Die Inhalte dieser Broschüre stellen keinen An- spruch auf Vollständigkeit dar. Sie beruhen auf Überlieferungen vieler engagierter Damen und Herren. Manche Personen auf Bildern, die wir vor- fanden, konnten wir leider nicht mehr identifizieren. Dennoch glauben wir, dass diese Festschrift einen interessanten Überblick über das Leben alter Men- schen in Jesenwang und über die Verknüpfungen zu den wirtschaftlichen, sozialen und politischen Bedingungen der jeweiligen Zeit gibt.

Wir bedanken uns bei folgenden, unserem Hause besonders verbundenen Mitwirkenden: Frau Klothilde Böck Herr Harald Mörtl Herr Leonhard Dilger Herr Otto Meißner Frau Edeltraud Drexler Herr Axel Schuhn Herr Dieter Ducque Frau Ursula Stolle Frau Rosemarie Göttner Herr Paul Weigl Herr Ralf Häring Frau Andrea Wieland Frau Christine Hartmann Herr Johann Wieser Frau Waltraud Helbig Lieselotte Theodorou

39

Impressum

Herausgeber Seniorenheim Jesenwang Buchenweg 2 82287 Jesenwang

Redaktion www.pr-o-file.de

Fotos Seniorenheim Jesenwang

Gestaltung und Satz www.mees-zacke.de

Druck Druckerei Raff Seniorenheim Jesenwang Buchenweg 2 82287 Jesenwang Telefon 0 81 46 77 0 Telefax 0 81 46 77 77 [email protected] www.seniorenheim-jesenwang.de

Das Seniorenheim Jesenwang gehört zum Kommunal­ unternehmen „Klinikum Fürstenfeldbruck/Senioren­- heim Jesenwang“ (Anstalt des öffentlichen Rechts), eine Körperschaft des Landkreises Fürstenfeldbruck.

Vorstand: Stefan Bauer