Planwerk Südostraum Entwicklung zwischen Innenstadt und BBI

Siedlungsstruktur Freiraum Verkehr

Leitbildorientierung Planwerk Südostraum Berlin Leitbilder, Konzepte, Strategien Impressum ­

Herausgeber Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Kommunikation Württembergische Straße 6 10707 Berlin www. stadtentwicklung.berlin.de

Inhalte und Bearbeitung Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Abteilung I: Stadt- und Freiraumplanung Reiner Nagel

Referat I B Flächennutzungsplanung und Stadtplanerische Konzepte Michael Künzel Frank Wolter Sibylle Guther-Burchard Britta Roesrath

Referat I E Naturschutz, Landschaftsplanung und Forstwesen Holle Thierfelder

in Zusammenarbeit mit Machleidt + Partner Büro für Städtebau, Berlin Juliane Schonauer Benjamin Wille www.machleidt.de

bgmr Landschaftsarchitekten, Berlin Dr. Carlo Becker, Till Bacherer www.bgmr.de

Computerkartographie Benjamin Wille Till Bacherer bit-better Till Warmbold

Layout Machleidt + Partner, Büro für Städtebau, Berlin

Druck Ratzlow Druck Schlesische Straße 27, 10997 Berlin

Vertrieb Kulturbuch-Verlag GmbH Sprosserweg 3, 12351 Berlin [email protected]

ISBN 978-3-88961-053-9

Schutzgebühr 8,00 €

Berlin, Juni 2009

2 Inhalt ­

4 Vorwort | Senatorin 5 Vorwort | Bezirksstadträte

6 Aufgabe des Planwerks

9 1 | Strategieraum Berlin Südost

14 2 | Raumstruktur und Entwicklungsaufgabe

18 3 | Leitlinien

22 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien 22 Spreeraum 25 Teltowkanal 26 Tempelhof | Neukölln | 32 36 Flughafenumfeld BBI 38 Stadt | Land | Flughafen

40 Schlussbetrachtung 40 Quellenangabe | Bildnachweis

Planverzeichnis

Umschlag innen Leitbildorientierung

8 Strukturbild mit Handlungsräumen und -schwerpunkten

Heftmitte Leitbild

27 Teilräumliches Leitbild Tempelhof/Neukölln/Treptow 29 Nutzungsprofil Tempelhof/Neukölln/Treptow 30 Maßnahmen und Strategien Tempelhof/Neukölln/Treptow

33 Teilräumliches Leitbild Adlershof 34 Nutzungsprofil Adlershof 35 Maßnahmen und Strategien Adlershof

37 Masterplan Gateway BBI

3 Vorwort | Senatorin ­

Vorwort zum Planwerk Tempelhofer Feld. Damit werden im Planwerk Südostraum Berlin – die wesentlichen Impulsgeber und die Ent- Entwicklungsraum zwischen wicklungsräume der nächsten Jahre in ihren Innenstadt und Flughafen BBI städtischen Zusammenhängen aufgezeigt. Berlin hat sich seit der Wiedervereinigung rasant verändert. Der Berliner Südostraum ist Ein besonders wichtiger Aspekt in diesem von diesem Wandel ganz besonders betrof- Zusammenhang ist die frühzeitige Zusam- fen. Im Korridor zwischen Innenstadt und menarbeit mit den angrenzenden Gemein- zukünftigem Flughafen entsteht aus Quar- den. So wurde gemeinsam mit Schönefeld, tieren alter Industrie, ehemaligen Grenzge- parallel zur Fortschreibung des Planwerks, der bieten und Brachflächen ein bedeutender Masterplan Gateway BBI erarbeitet. In diesem Zukunftsraum der Stadt mit vielfältigen Ent- Prozess konnten bisherige Planungs- und wicklungsperspektiven. Abstimmungsdefizite aufgezeigt und korri- giert werden. Damit entstand erstmalig ein Wesentlicher Entwicklungsmotor ist der Aus- Plan, der die Vision des neuen Flughafen- bau des Flughafens Schönefeld zum Airport standortes und seines Umfeldes für alle Betei- Berlin Brandenburg International BBI. Damit ligten – aber auch für externe Entwickler, erhält Berlin einen modernen und leistungs- Investoren und Flächennutzer – sichtbar und fähigen Hauptstadtflughafen. Der BBI wird verständlich macht und hinsichtlich der das neue Tor zur Welt und der Ort des ersten zukünftigen Entwicklungsschritte eine plau- Kontakts mit der deutschen Bundeshaupt- sible Strategie aufzeigt. stadt und der Hauptstadtregion. Die mit der Fortschreibung des Planwerks for- Im Südostraum dokumentiert sich schon heu- mulierten Leitlinien zeigen die Ziele für den te eine deutliche Schwerpunktsetzung der Südostraum auf und unterstützen den Verän- Stadtentwicklung: Mit dem östlichen Spree- derungsprozess. raum, der Rummelsburger Bucht, der Aufwer- tung von Nieder- und Oberschöneweide ist dies bereits sichtbar. Die Wissenschaftsstadt Adlershof steht beispielhaft für den Wandel des Südostraumes vom Industriestandort des 19. Jahrhunderts zum Technologie-Cluster des 21. Jahrhunderts. Das wiedergewonnene Ingeborg Junge-Reyer Tempelhofer Feld ist ein wichtiger Teil des Senatorin für Stadtentwicklung Südostraumes.

Die neue Autobahn A 113 in Richtung Dres- den schafft erstmals eine leistungsfähige Ver- kehrsverbindung von der Innenstadt in süd- östliche Richtung. Die Spree bildet als land- schaftsräumliche Achse den Übergang zu den innerstädtischen Wald- und Parklagen von Königsheide, Köllnischer Heide, Wuhlheide, Plänterwald und Treptower Park. Die Altstadt Köpenick ist der historische und imageprä- gende städtische Kern des äußeren Spree- raums. In Teilen ist der Berliner Südosten heute noch „terra incognita“, verfügt dabei allerdings über hervorragende Entwicklungspotenziale.

Bereits seit den 1990er Jahren hat sich die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit der Planung dieses Gebietes befasst und im Jahr 2000 das erste Leitbild veröffentlicht. Mit der vorliegenden Fortschreibung wird der Betrachtungsraum des Planwerks ausgedehnt und umfasst jetzt neben dem neuen Airport BBI auch den Innenstadtrand mit dem

4 Vorwort | Bezirksstadträte ­

Rathaus Köpenick Rathaus Neukölln Rathaus Tempelhof

Impulse des BBI nutzen – neue strukturprojekte Straße und Schiene profitie- Immer mehr rücken die landschaftsräumli- Qualitäten schaffen ren können. Die „Großstadt“ Neukölln mit chen Potenziale des Südostraumes in die Die Veränderung der Verkehrsinfrastruktur über 300.000 Einwohnern ist direkter Nachbar öffentliche Wahrnehmung. Die Wasserräume sowie die laufenden Baumaßnahmen mit der Flughafengemeinde Schönefeld und von der Stadtspree bis zum Müggelsee, die dem Ziel, den neuen Flughafen 2011 in zukünftig ein städtisches Tor nach Berlin. Die gestalteten Parklandschaften wie der Britzer Betrieb zu nehmen, wirken sich bereits heute traditionellen Gewerbegebiete an der Dres- Garten, das Netz der Grünverbindungen vom positiv auf die Entwicklungsdynamik der Ber- dener Bahn in Tempelhof oder entlang des Park auf dem Gleisdreieck bis zum Schöne- liner Süd- und Südostbezirke Tempelhof- Teltowkanals werden besser an das überge- berger Südgelände oder das wieder gewon- Schöneberg, Neukölln und Treptow-Köpenick ordnete Straßennetz angebunden, die nene Tempelhofer Feld gehören zu den ein- aus. Diese Dynamik zu nutzen und zu lenken, dadurch entstehenden Logistikvorteile stär- maligen Qualitäten. Hinzu kommt der Frei- ist eine der Aufgaben, der wir uns gemeinsam ken ihre Zukunftschancen. zeit- und Aufenthaltswert der Kanäle, der mit dem Berliner Senat gerne stellen. zunehmend entdeckt wird. Die neue Autobahnverbindung A 113 entlas- Zu den „Hot spots der Entwicklung“ zählen tet auch die bisher stark befahrenen Stadt- Das gemeinsam erarbeitete Planwerk zeigt all zum Beispiel das Umfeld des Umsteigebahn- straßen B 96, B 96 A und die ehemalige B 179. diese Potenziale in übergreifenden Zusam- hofs Südkreuz, der als erster innerstädtischer Diese kompensierenden Maßnahmen sind menhängen auf und unterstützt die Entwick- Halt den Flughafenexpress mit der Ringbahn notwendig, da die Transitfunktion auch zu lung in den Bezirken. Es ist als Leitbild für den verknüpft, das Innovations- und Technologie- Beeinträchtigungen der Bezirke z.B. in den Gesamtraum ein wichtiges Instrument für die Cluster Adlershof–Schöneweide sowie das traditionellen Geschäftsstraßen Tempelhofer planerische Diskussion und gibt wesentliche Gebiet rund um das Autobahndreieck Neu- Damm und Karl-Marx-Straße führen würde. Hinweise für die weitere Konkretisierung. kölln. Im Bezirk Treptow-Köpenick entsteht Funktionierende Bezirks- und Stadtteilzentren mit geplanter Erweiterung auf Schönefelder sind wichtig für das Gemeinwesen in den Gemeindegebiet der BBI Businesspark Berlin, Bezirken, daher sind eine Stärkung und der der in unmittelbarer Nachbarschaft zum Flug- zukunftsfähige Umbau erforderlich. hafen ein zeitgemäßes Angebot für flugha- Rainer Hölmer fenaffines Gewerbe schafft. In unseren drei Bezirken lebt mehr als ein Bezirksstadtrat Treptow-Köpenick Viertel der Berliner Wohnbevölkerung. Die Die neuen Verkehrstrassen liegen meist in Zufriedenheit unserer Bürgerinnen und Bür- den Übergangsräumen benachbarter Bezirke ger mit dem Umfeld, der Versorgung und der Thomas Blesing bzw. auch Bundesländer, da ist bezirkliche Ausstattung ihrer Wohnquartiere ist uns Bezirksstadtrat Neukölln sowie länderübergreifende Zusammenarbeit daher ein zentrales Anliegen. Es gilt, die Quar- in der Ansiedlungspolitik gefragt. tiere besser untereinander, mit den Versor- gungszentren sowie auch mit den Erholungs- Bernd Krömer Auch die Bestandsquartiere werden von den räumen zu vernetzen. Bezirksstadtrat Tempelhof-Schöneberg Impulsen durch den BBI und die großen Infra-

5 Aufgabe des Planwerks ­

chermaßen an Politik, Verwaltung, Investoren und Öffentlichkeit. Sie ergänzen als nicht gesetzlich vorgeschriebenes Instrument das System der gesamtstädtischen Planung und vermitteln mit der örtlichen, bezirklichen Pla- nungsebene. Ihr Vorteil besteht darin, über Bezirks- und sogar Stadtgrenzen hinweg räumliche wie strukturelle Zusammenhänge abzubilden und daraus übergreifende Rah- menbedingungen für örtliche Entwicklungs- projekte ableiten zu können.

Planwerke werden zur Steuerung von Stadt- räumen mit besonderer Entwicklungsdyna- mik erarbeitet. Für den Südostraum wurde wegen seiner gesamtstädtisch bedeutsamen Entwicklungschancen aber auch aufgrund des umfassenden wirtschaftlichen Struktur- wandels in den 1990er Jahren bereits im Jahr 2000 ein Planwerk erarbeitet. Im Hinblick auf die Fertigstellung des Flughafens BBI und die schon realisierten Infrastrukturmaßnahmen erfolgt nunmehr eine Aktualisierung und Fortschreibung für einen größeren Betrach- tungsraum.

Neben den für die Entwicklung wichtigen Potenzialflächen gilt nunmehr auch den Bestandsquartieren eine besondere Auf- merksamkeit. Denn mit dem Ende des Flug- betriebs auf dem Tempelhofer Feld erhalten Blick vom Flughafen Schönefeld zur Berliner Innenstadt Stadträume wie Neukölln-Nord oder der Nor- den von Tempelhof eine neue Bedeutung und neue Perspektiven.

Der Südostraum wird auch zukünftig mit dem Entwicklungschancen aufzeigen – Cluster aus dem Flughafen BBI, den Wirt- Qualitäten entwickeln schafts- und Technologieparks und den gro- Ausgehend von dem neuen Flughafen BBI ist ßen bestehenden Gewerbearealen ein wichti- der Betrachtungsraum in der Fortschreibung ger Ort der Arbeit sein. Seit der Bestätigung des Planwerks Südostraum erweitert worden, der Flughafenentscheidung im Jahr 2007 und um die Nähe und die Anbindung des Flugha- der partiell begonnenen Realisierung ist fens und seines Umfeldes im Zusammenhang bereits eine stärkere Nachfrage nach Gewer- mit den südöstlichen Berliner Bezirken und beflächen spürbar. Zugleich bietet der Süd- der Berliner Innenstadt zu verdeutlichen. In ostraum vielfältige Möglichkeiten für attrakti- Berliner Planwerke diesem Raum leben rd. 800.000 Menschen ves Wohnen, für Freizeit und Erholung. Es gilt und er bietet über 250.000 Arbeitsplätze. daher, die wirtschaftlichen Chancen für die Stadtentwicklung zu nutzen und die urbanen Der Südostraum ist einer der für die Entwick- wie landschaftlichen Qualitäten weiter zu lung wesentlichen Strategieräume im entwickeln sowie die städtischen Siedlungs- Stadtentwicklungskonzept 2020. Das Plan- räume besser mit den Gewässern, Parks und werk optimiert die funktionalen Bezüge, kon- Wäldern zu vernetzen. kretisiert die Entwicklungschancen in diesem Raum und stellt sie in einem kontinuierlichen Das Planwerk fasst die Qualitäten und Poten- räumlichen Zusammenhang dar. ziale des Südostraumes in einem Leitbild zusammen. Dabei ist die Differenzierung der Planwerke werden für Teilräume Berlins mit Entwicklungspotenziale in den drei Kategori- gesamtstädtisch bedeutsamen Entwicklungs- en „gesamtstädtisch“, „teilräumlich“ oder „ört- potenzialen erarbeitet und richten sich glei- lich bedeutsam“ erfolgt. Die Leitlinien fassen

6 Aufgabe des Planwerks ­

die gesamtstädtischen Zielsetzungen für den Südostraum zusammen und formulieren den Rahmen für die zukünftige Entwicklung. Im Leitbild sind diese Ziele räumlich konkretisiert und in plastisch-bildhafter Form dargestellt, um die Entwicklungsmöglichkeiten für alle Interessierten aufzuzeigen. Im Leitbildplan werden die bereits vorliegenden Planungen in den Zusammenhang gestellt und durch strukturelle Planungsvorschläge ergänzt.

Damit zeigt das Planwerk Chancen auf und gibt Orientierung für Konkretisierungen. Es stellt Ideen zur Diskussion und kann so ani- mieren und aktivieren. Ein Beispiel für eine solche Vorgehensweise ist der mit der Gemeinde Schönefeld erarbeitete Masterplan Terminal des neuen Flughafens BBI Gateway BBI, der das Raumkontinuum des Strukturbild mit Handlungsräumen und -schwerpunkten Berliner Flughafenkorridors konsequent auf den auf Schönefelder Gemeindeflächen lie- genden Flughafen bezieht und ländergrenz- übergreifend Funktions- und Raumzusam- menhänge gliedert. Der Masterplan Gateway BBI wurde von Seiten des Senats, dem Bezirk Treptow-Köpenick, dem Flughafen und der Gemeinde Schönefeld unterzeichnet und ist in das Planwerk integriert worden. Das Strukturbild (Abb. Seite 8) zeigt den Ent- wicklungskorridor BBI Schönefeld zur Berliner Innenstadt in seinen Grundzügen und mit den wichtigsten Entwicklungsschwerpunkten und Entwicklungsräumen. Es trägt damit zur Positionierung des Berliner Südostraumes und seiner Entwicklungschancen innerhalb der Hauptstadtregion bei. Gegenüber ande- ren Metropolen verfügt Berlin gerade auch im Südostraum über große innerstädtische Potenziale, die für eine zukunftsgerichtete Weiterentwicklung benötigt werden.

Mit dem Planwerk ist gemeinsam mit den beteiligten Bezirken und Gemeinden zum Teil über Ländergrenzen hinweg eine gute Grundlage entwickelt worden, um die Chan- cen zu nutzen, die sich mit der Modernisie- rung des Südostraumes bieten.

Reiner Nagel Leiter der Abteilung I Senatsverwaltung für Stadtentwicklung

7 1 | Strategieraum Berlin Südost ­

Strategieräume im Stadtentwicklungskonzept StEK 2020

Stadtentwicklungskonzept 2020 Berlins bedeutsam, das heißt für Wirtschafts- Mit dem Stadtentwicklungskonzept (StEK) unternehmen und aufgrund ihrer zentralen 2020 hat das Land Berlin ein Ziel- und Strate- Funktionen für die Bewohner der Stadt und gieprogramm für die Stadtentwicklung vor- ihrer Gäste gleichermaßen interessant sind. gestellt. Berlin tritt mit einer klaren Positions- Die wesentlichen Strategieräume sind der analyse „Wo steht Berlin“ und einem Bekennt- Kernbereich der Innenstadt, die nördlich und nis zur strategischen Planung „Stadtent- südlich angrenzenden Innenstadtrandberei- wicklungspolitik wird wieder wichtig“ an. che sowie der Korridor von der Innenstadt über die Wissenschaftsstadt Adlershof nach Es wird deutlich herausgearbeitet, dass nur Südosten in Richtung Flughafen Berlin-Bran- über Prioritätensetzungen Effekte erzielt wer- denburg International. den können. Die Aufmerksamkeit und die Ressourcen sollen auf strategische Räume Neben der Entwicklungsachse Innenstadt – konzentriert werden, um die Zukunft der Flughafen BBI mit den Themen Metropole, Stadt vor dem Hintergrund des globalen Wirtschaft und Wissenschaft, Verkehr und Wettbewerbs, der wirtschaftlichen Transfor- Mobilität, Freiraum und öffentlicher Raum, mation und des demografischen Wandels zu Wohnen und soziale Stadt ist im Südosten gestalten. auch der Landschaftsraum Spree-Dahme mit den Themen Freiraum, öffentlicher Raum, Als strategische Räume gelten solche Stand- Stadt der Jugend und Wohnen als Strategie- ortbereiche, die im Hinblick auf die innere raum dargestellt. Struktur der Stadt und die Außendarstellung

8 1 | Strategieraum Berlin Südost ­

Gateway Flughafen BBI Mit der Eröffnung des Flughafens BBI wird Berlin ab 2011 zu einem internationalen Kno- tenpunkt für den Flugverkehr. Der Ausbau zum Single Airport ist ein wichtiger Impuls für die gesamte Metropolregion. Der Flughafen verfügt über eine einmalig gute Verkehrsan- bindung an die Stadt. Hochwertige Infrastruk- turen wie die Autobahn A 113, die S-Bahn und der Flughafen-Express bilden das Funda- ment für den weiteren Ausbau der Entwick- lungsachse und verbinden die Innenstadt mit dem neuen Airport. Die Bahn wird in 20 Minuten von der City zum Flughafen fahren, womit der neue Hauptbahnhof einen weiter zunehmenden Zentralitätszuwachs erfährt.

BBI-Terminal und Airportcity

Strategieraum Spree-Dahme mit Altstadt Köpenick

9 1 | Strategieraum Berlin Südost ­

A 113 - neue Verkehrsachse im Südostraum

Standortgunst durch Erschließung netz über die Spree hinweg schaffen. Mit der Mit der neuen Autobahn A 113 wird aber veränderten Verkehrsinfrastruktur (neuer nicht nur der Flughafen hervorragend ins Flughafen, neue Autobahnverbindung, neue Straßenverkehrsnetz eingebunden, sondern Bahnhöfe: Hauptbahnhof und Südkreuz) geht auch Standorte an den Anschlusspunkten der eine Neubewertung von Stadträumen einher. neuen Autobahn sowie am südlichen Stadt- Es findet eine Urbanisierung in den bislang ring erhalten eine neue Lagegunst durch die eher der inneren Peripherie zugerechneten Anbindung an den Flughafen und den Berli- Orte um den Bahnhof Südkreuz statt. ner Ring. Profitieren werden vor allem die Anschlussstellen Adlershof, Späthstraße und Gleichzeitig werden für die Standorte, deren Dreieck Neukölln. Gleichzeitig entlastet die Funktionen sich ändern (wie zum Beispiel der Autobahn das Stadtstraßennetz und ermög- Flughafen Tempelhof), tragfähige Nachnut- licht eine Aufwertung der Stadtstraßen zungen vorbereitet. Mit den neuen Verkehrs- Adlergestell, der B 96 und B 179. infrastrukturen erhält die Stadt Eingänge und Auftaktsituationen, auf deren Gestaltung ent- Der Bau der Tangentialverbindung Ost (TVO) sprechend geachtet werden muss. sowie der Südostverbindung (SOV) wird die Querbezüge verbessern und notwendige leis- tungsfähige Ergänzungen im Hauptstraßen-

10 1 | Strategieraum Berlin Südost ­

Entwicklungskorridor für Wirt- reiche Entwicklungskapazitäten für neue schaft und Wissenschaft Wohn- und Arbeitsstätten. Infolge der Bündelung der Flughafenstand- orte sowie durch die positiven Beschäfti- Industriekultur an der Spree gungseffekte des Flugverkehrs werden rund Das industrielle Erbe in Rummelsburg, Schö- 40.000 flughafenbezogene, zum großen Teil neweide, Spindlersfeld und Köpenick prägt neue Arbeitsplätze im Umfeld des BBI prog- den Raum und stellt einen einmaligen archi- nostiziert. tekturhistorischen Wert dar. Die Standorte der Altindustrie entlang der Spree und in Köpe- Mittel- bis langfristig wird für den Korridor nick sind im Wandel. Es ist eine strukturpoliti- zwischen dem künftigen Flughafen und der sche Aufgabe, geeignete Nachnutzungen zu Innenstadt ein Entwicklungsschub erwartet. finden. Die Areale haben durch ihre Lage am Diesen gilt es planerisch zu steuern und vor- Wasser und durch ihre Architekturqualität handene Flächenpotenziale zu aktivieren. Im eine besondere Attraktivität für kreative Wirt- Südostraum gibt es quantitativ ausreichende schaftsfelder. Flächenpotenziale, die für eine gewerbliche Ankommen in Berlin am Bahnhof Südkreuz Entwicklung zur Verfügung stehen. Sie haben aber sehr unterschiedliche Entwicklungsvor- aussetzungen und Ausstrahlkraft. Daher sind neue Flächenaufschlüsse sorgsam zu prüfen.

Eine Ausnahme bildet die Gewerbegebiets- entwicklung im unmittelbaren Flughafenum- feld. Um dort angebotsfähig zu sein, sind auf Verkehrswege im Südostraum und Anbindung BBI Flächen der Gemeinde Schönefeld und des Landes Berlin (Bohnsdorf West) hochwertige Gewerbestandorte geplant. Mit dem Master- plan Gateway BBI wurde ein wirtschaftlich funktionierender sowie gestalterisch an- spruchsvoller Gesamtplan für die Flächenent- wicklung erarbeitet und interkommunal abgestimmt (vgl. Masterplan BBI).

Die internationale Profilierung der Entwick- lungsachse ergibt sich nicht nur aus einer ver- besserten Erreichbarkeit durch den Flugha- fen. Sie ist insbesondere das Ergebnis erfolg- reicher Standortansiedlung in den Bereichen Wirtschaft und Forschung. Mit den For- schungsstandorten in Adlershof, der FHTW in Oberschöneweide und dem Innovationspark Wuhlheide positioniert sich der Raum über die unmittelbare Region hinaus als Wissens- zentrum.

Erste Ausfahrt Adlershof Die Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt Ber- lin-Adlershof hat sich aufgrund einer geziel- ten und erfolgreichen Ansiedlungs- und Mar- ketingstrategie zu einem bedeutsamen For- schungs- und Produktionsstandort ent- wickelt. Das breite Nutzungsspektrum aus Medien, naturwissenschaftlichen Forschungs- und Bildungseinrichtungen und der Produk- tion sowie die hohe städtebauliche Qualität haben die Wirtschafts- und Wissenschafts- stadt weit über Berlin hinaus bekannt ge- macht und ihr ein äußerst positives Image verliehen. Der Standort bietet noch umfang-

11 1 | Strategieraum Berlin Südost ­

Vielfältiger Wohnstandort Im Südostraum leben rund 800.000 Men- schen. Das Angebot unterschiedlicher Wohn- segmente und Wohnlagen spiegelt die ge- samte Breite des Berliner Wohnungsmarktes wider. Der Südosten Berlins ist ein begehrter Wohnstandort. So gewann der Bezirk Trep- tow-Köpenick in den vergangenen Jahren deutlich neue Einwohner hinzu. Diese positi- ve Entwicklung findet aber nicht in allen Tei- len des Südostens statt, es besteht ein Nebeneinander von prosperierenden und stagnierenden Räumen.

Einige innerstädtische Quartiere wie zum Bei- spiel Neukölln-Nord haben mit Einwohner- verlusten bzw. auch mit einer zunehmenden Segregation der Wohnbevölkerung zu kämp- fen und versuchen mit integrierten Program- men diesen Prozess aufzuhalten.

Eine kontinuierliche Nachfrage besteht nach günstigen Einfamilienhausangeboten. Wäh- rend die Siedlungsgebiete im ehemaligen Westteil der Stadt weitgehend nachverdichtet sind und sich nur durch Umstrukturierungen größere Flächenpotenziale erschließen las- sen, liegen in den Siedlungsgebieten im Ost- teil der Stadt noch große Entwicklungskapa- zitäten. Lagen mit spezieller Standortqualität, beispielsweise mit Bezug zum Wasser (inner- städtischer Spreeraum, Rummelsburger Bucht, Köpenick, Dahmeraum) sind bei güns- tigen Erwerbskosten besonders beliebt.

Impulse der Wirtschaftsentwicklung Die Bauaktivitäten konzentrieren sich zuneh- mend auf kleinere Vorhaben, dementspre- chend sind auch im Umfang überschaubare Entwicklungseinheiten gefragt. Standorte Neue Funktion - Krancafé Schöneweide Entwicklungshemmend sind die erheblichen konkurrieren mit ihrer Infrastrukturqualität Vorleistungen, die für eine Flächenentwick- um Wohnbevölkerung. Um sich in diesem lung notwendig werden, daher lassen sich Wettbewerb auch mit dem Berliner Umland diese Standorte häufig nur mit staatlicher behaupten zu können, müssen Zentralität, Förderung bewegen. Ausstattungs- und Versorgungsqualitäten als Vorzüge der städtischen Standorte hervorge- Die Gewerbegebiete, die zu Mauerzeiten im hoben und gesichert werden. Westteil der Stadt (Tempelhof und Neukölln) entstanden sind, lagen bisher außerhalb des Augenmerks der Stadtgestaltung. Während die Flächen Motzener Straße/Marienfelde gut funktionieren und die Firmen am Standort expandieren, gibt es Flächen wie zum Beispiel am Teltowkanal, die brach gefallen sind. Bei einigen Standorten vollzieht sich eine Trans- formation; großflächige Handelseinrichtun- gen drängen in die Gewerbezonen, die in ihrer Nutzung gesichert werden sollten. Hier wird eine Neuprofilierung der Standorte erforderlich.

12 1 | Strategieraum Berlin Südost ­

Erholungs- und Erlebnisraum für die Stadt Der Südosten hat seit jeher eine wichtige gesamtstädtische Bedeutung als Raum für Freizeitaktivitäten. Vor allem der Spreeraum bietet eine eigene besondere Attraktivität. Hier konzentrieren sich ausgedehnte Parkan- lagen und Waldareale wie der Treptower Park und die Wuhlheide sowie Sport- und Freizeit- anlagen. Abwechslungsreiche Freizeitange- bote bieten nicht nur die Freiräume, sondern auch die Wasserlagen. Die Kanäle, die Spree und Dahme sowie die vielen Seen erhöhen den Freizeitwert im Südosten von Berlin erheblich und profilieren damit den Raum.

Ein gelungenes Beispiel für die Erschließung der Wohn- und Erholungspotenziale am Was- ser ist die Wasserstadt Rummelsburger Bucht. Spreegrünzug an der Rummelsburger Bucht Durch den verstärkten Ausbau von Fuß- und Identitäts- und Freizeitorte Radwegeverbindungen wurden in den letz- ten Jahren die isolierten Insellagen einzelner Freizeitorte und Grünräume abgebaut und diese damit in das Raumgerüst der Stadt inte- griert.

Da Freizeit mobiler geworden ist, gewinnen übergeordnete Wegeverbindungen wie die Wege am Teltowkanal, am Britzer Zweigkanal oder der Mauerweg zunehmend an Bedeu- tung. Weitere Wege sind geplant, so dass über die großräumige Vernetzung die Freizeitland- schaft des Südostraums erlebbar wird.

Darüber hinaus haben sich vor allem an der östlichen Stadtspree neue, städtisch geprägte Freizeit- und Veranstaltungsorte von stadt- weiter Bedeutung entwickelt. Gute Ansatz- punkte für Freizeitaktivitäten und kreative Impulse ergeben sich weiterhin durch das Standortpotenzial des ehemaligen Spree- parks und des ehemaligen Rundfunkgeländes an der Nalepastraße, das besondere bauliche Umfeld in Oberschöneweide sowie das histo- rische Ambiente der Altstadt Köpenick.

13 2 | Raumstruktur und Entwicklungsaufgabe ­

mes. Die sich schnell entwickelnde Industrie suchte Standorte an leistungsfähigen Trans- portwegen und fand diese an der Spree, der Dahme und den Kanälen.

Auf den durch die Trockenlegung des Spree- raums gewonnenen Gebieten wurden auch große öffentliche Grünflächen angelegt, wie Ende des 19. Jahrhunderts der Treptower Park. Die Spree, Dahme und sogar der Teltowkanal wurden mit vielen Badeanstalten zu einem wichtigen Naherholungsraum. Mit der zunehmenden Verschmutzung der Gewässer büßte der Raum diese Bedeutung allerdings schnell wieder ein. Teile der Wälder wurden bis heute gesichert. Die Innenwälder Plänterwald, Königs-, Köllnische und Wuhlhei- de liegen nun als große Waldinseln in direkter Nachbarschaft zum urbanen Siedlungsraum – eine einmalige Situation in Berlin.

Die historische Ausgangssituation auf den Hochflächen unterscheidet sich von der in der Spreeniederung. An der Hangkante beginnt das Dörfernetz. Die Dörfer bildeten die Siedlungskerne in dem landwirtschaftlich genutzten Raum. Noch heute sind sie Namensgeber, zwar häufig überformt, aber dennoch erkennbar.

Mit dem Bau der Eisenbahn nach Osten zum Ein Katzensprung vom Tempelhofer Feld zur Spree Ende des 19. Jahrhunderts setzten verstärkt Siedlungstätigkeiten ein. Es entstanden die Vorstadtkolonien in Adlershof, Grünau und Hirschgarten sowie vorstädtische Quartiere am Baumschulenweg, in Johannisthal und in Entwicklungsgeschichte Köpenick. Der Bau der U- und S-Bahnlinien Spreeniederung und Hochflächen zum Beginn des 20. Jahrhunderts löste das Die stark gegliederte, zum Teil inselartige gleichgewichtige Dörfernetz auf. Die städti- Raumstruktur des Berliner Südostens wurde schen Entwicklungsachsen, die noch heute geprägt durch die naturräumlichen Aus- die Stadtstruktur bestimmen, wurden profi- gangsbedingungen. Bis Ende des 19. Jahr- liert. Entlang der Straßen und S-Bahntrassen hunderts war der Spreeraum zwischen den wurde die Siedlungsentwicklung in den Hochflächen des Barnim und Teltow ein 1920er Jahren vorangetrieben. gering erschlossener Landschaftsraum mit ausgedehnten feuchten Niederungen und Wohn- und Arbeitsstätten wurden räumlich Wäldern. Einige alte Eichen in der Wuhlheide voneinander getrennt und über die neue Ver- und am S-Bahnhof Adlershof zeugen noch kehrsinfrastruktur miteinander verbunden. von dieser Zeit. Auf den wenigen erhöhten Die Achszwischenräume blieben weitgehend Sandlinsen lagen räumlich begrenzt Siedlun- von Besiedelung frei und dienten der Versor- gen wie die Altstadt Köpenick oder das gung der Stadt durch landwirtschaftliche und Fischerdorf Stralau. gärtnerische Nutzungen.

Erst mit der Spreebegradigung um 1880 und Geteilte Stadt dem Bau des Teltowkanals (Eröffnung 1906) Die Teilung der Stadt ließ die traditionell wurden die Überschwemmungen einge- schwach ausgeprägten Querverbindungen dämmt und die Niederungen trocken gelegt. zwischen der Hochebene und dem Spreetal Die Wasserbaumaßnahmen schufen erst die gänzlich verkümmern. Der begrenzte Raum Voraussetzungen für die Besiedlung des Rau- West-Berlins wurde in Anspruch genommen,

14 2 | Raumstruktur und Entwicklungsaufgabe ­

die Grünachsen bis auf Restflächen besiedelt, traf in Berlin vor allem die traditionellen vorhandene Kleinsiedlungsgebiete nachver- Industriestandorte in Schöneweide und in dichtet und Kleingartenanlagen als Frei- Köpenick. Zahlreiche Betriebe gaben auf, die raumersatz für das fehlende Umland geschaf- Gewerbeflächen fielen brach. Es ist seither ein fen. An den Siedlungsrändern entstanden großer Transformationsraum, in dem einige Großsiedlungen in unmittelbarer Nachbar- Standorte schon ihre neue Bestimmung schaft zu den Kleinsiedlungen. Ohne Bezug gefunden haben, einige aber noch auf der zu ihrer Siedlungsumgebung verstärkten sie Suche sind. Viele dieser Industriestandorte die bereits vorhandene Inselhaftigkeit der haben eine besondere städtebauliche und einzelnen Ortsteile. Ähnliche Entwicklungen architektonische Qualität, deren Bewahrung vollzogen sich auch im Ostteil der Stadt. Ehe- eine große Aufgabe ist. Der Strukturwandel mals ländliche Gebiete außerhalb des S-Bahn- wirkt sich nicht nur auf Industrie und produ- ringes wurden für Großwohnsiedlungen zierendes Gewerbe aus, auch die Handels- (unter anderem Hans-Loch-Viertel, Friedrichs- strukturen sind einem starken Wandel unter- felde/Tierpark, u.a.) erschlossen. worfen. Die traditionellen Zentren erhalten Die Industrie entlang der Spree wurde weiter Konkurrenz durch neue Standorte an den ausgebaut. Ausfallstraßen, traditionelle Strukturen lösen sich auf, neue „Zwischenstadtstrukturen“ ent- Historische Raumstruktur Vereinte Stadt stehen. Nach der Wiedervereinigung konnten die übergeordneten Straßenverbindungen wie- Entwicklungsaufgaben der problemlos geschlossen werden. An eini- Nachdem in den 1990er Jahren große Ent- gen Orten wie zum Beispiel Neukölln-Nord wicklungsprojekte auf den Weg gebracht und Treptow setzen sich die Siedlungsstruk- wurden (Adlershof, Wasserstädte), an denen turen ohne erkennbare Brüche fort, so als ob heute noch gearbeitet wird, gilt es nun vor keine Teilung stattgefunden hätte. An ande- allem weniger spektakulär und mit ver- ren Orten, wie zum Beispiel beiderseits des gleichsweise kleinen Maßnahmen das Vor- Teltowkanals ist die Teilung der Stadt auch handene in Wert zu setzen. heute nach zwanzig Jahren noch deutlich sichtbar. Eine wesentliche Aufgabe ist „Placemaking“, das heißt Orte über eine Verbesserung der Insgesamt prägen Wechsel und Brüche den Ausstattung und des Images so zu qualifizie- Südostraum. Es besteht ein Nebeneinander ren, dass die Bewohner und Unternehmen städtischer und peripherer Strukturen, land- zufrieden sind und sich weiter am Ort enga- schaftlicher und urbaner Elemente sowie gieren. Darüber hinaus soll der Ort interes- prosperierender und stagnierender Räume. sant für neue Wohnungssuchende, Bauinter- essierte und Unternehmen gemacht werden. Nach wie vor dominant im Raum sind die Dazu dienen die Aufwertungsmaßnahmen im strahlenartig aus der Stadt führenden Ver- öffentlichen Raum. Über Wegeergänzungen Heutige Siedlungsstruktur kehrsachsen der Straßen und Bahnen. Zusam- lassen sich zum Beispiel Freizeit- und Erho- men mit den Wasserstraßen Spree und lungslandschaften komfortabler für Bewoh- Teltowkanal erschweren sie die Verknüpfung ner innerstädtischer Quartiere erreichen. Das Brüche und Barrieren im Stadtraum der Siedlungsräume untereinander. Dies Planwerk schafft einen räumlichen Überblick unterstützt die inselhafte Struktur von Sied- über diese Maßnahmen und Aktivitäten. lung und Landschaft im Südosten. Zudem haben sich entlang der Verkehrsachsen band- Vorhandenes in Wert setzen – Bestands- artige, undurchdringbare Zonen mit Gewer- management bebetrieben, Kleingärten und Sportanlagen Die Stadt ist im Wesentlichen gebaut, sie ausgedehnt, die wie weitere Barrieren bei der befindet sich aber in einem steten Wandel Vernetzung der Siedlungs- und Landschafts- und Anpassungsprozess. Die Erfolge der räume wirken. Neue Verkehrsstrassen wie die Stadterneuerung, des Stadtumbaus und des A 113 haben großräumig wichtige Erschlie- Quartiersmanagements sind in den bisheri- ßungsvorteile, kleinräumig aber bilden sie gen Programmgebieten deutlich sichtbar, nun neue Barrieren im Raum. bedürfen neue Gebiete im Südosten einer konzentrierten Aufwertung. Die Stärkung der Der Südostraum ist vom wirtschaftlichen Stadtteilzentren ist dabei ein wesentlicher Strukturwandel besonders betroffen. Der Bestandteil der Aufwertungsstrategie. nach der politischen Wende einsetzende Bislang weniger im Mittelpunkt der Aufmerk- beschleunigte Deindustrialisierungsprozess samkeit stand das öffentliche Management

15 2 | Raumstruktur und Entwicklungsaufgabe ­

Übergang der Stadtspree in die Landschaftsspree

von Gewerbestandorten. Wirtschaftliche besitzt nach wie vor eine hohe Priorität, da sie Umstrukturierungen und Flächenüberange- das Image stärken und über den Standort in bote erzeugen aber zunehmend einen Steue- die umgebenden Quartiere hinaus ausstrah- rungs- und Managementbedarf. Gebiete len. lagegemäß zu nutzen und Entwicklungswün- sche von Unternehmen am Standort zu ken- Das Flair der „Weite“, verbunden mit den nen und zu berücksichtigen sowie Unterneh- Orten der Luftfahrt im Südostraum, ist sinn- mensnetzwerke zu stärken und ein gemein- gebend sowohl für die weitgehend realisierte sames Marketing abzustimmen, dies sind die Nachnutzung als Landschaftspark auf dem Aufgaben eines Gebietsmanagements. ehemaligen Flugfeld Johannisthal als auch für das Entwicklungsmotiv einer „zentralen Frei- Profil zeigen – Kräfte sinnvoll verteilen fläche“ auf dem Tempelhofer Flugfeld. Ausgehend vom neuen internationalen Flug- hafen BBI werden Entwicklungsimpulse für Die traditionellen Bezirks- und Stadtteilzent- bestehende und neue Gewerbestandorte im ren sind durch ihre tägliche Frequentierung Umfeld erwartet, ebenfalls erwartet wird eine und durch das Zusammentreffen von unter- erhöhte Nachfrage nach Wohnungsangebo- schiedlichen Kulturen und Lebensentwürfen ten in der Nähe des Flughafens. Die Vielzahl identitätsstiftend. Es ist eine gesellschaftliche von Flächenangeboten in Berlin und Bran- Aufgabe, ihren Erhalt zu sichern und sie denburg erfordert eine sorgsame und abge- zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Die alten stimmte Steuerung der Entwicklungsaktivitä- Siedlungskerne und traditionellen Wegever- ten, um die Impulse auch nutzen zu können. bindungen spielen eine wichtige Rolle in der Deutliche Standortprofile besitzen dabei im Lesbarkeit des Raumes und der Orientierung. internationalen Wettbewerb eine wichtige Funktion. Kennzeichnend für den Südosten sind die markanten Niveausprünge an den Übergän- Identitäten stärken und sichtbar machen gen von den Hochflächen zum Urstromtal Markantes Merkmal des Südostens ist seine sowie erhabene Blickpunkte über Stadt- und Vielfältigkeit. Diese ist in ihren Stärken noch Landschaftsräume. deutlicher herauszuarbeiten. Mit den großen historischen und neueren Wichtige Orte der Identitätsstiftung sind die Parkanlagen sowie den vier großen Stadtwäl- Areale der Industriekultur in Schöneweide, dern verfügt der Südostraum über besondere Köpenick, Adlershof und Tempelhof. Die Bele- innere Landschaften. Der Bezug zwischen bung bzw. Wiederinwertsetzung dieser Orte Siedlungs- und Landschaftsraum soll verbes-

16 2 | Raumstruktur und Entwicklungsaufgabe ­

sert werden, indem die Eingänge aufgewertet Barrieren überwinden und Wegesysteme von Stadt und Landschaft Die abgeschlossenen Nutzungen wie die aus- stärker aufeinander bezogen werden. gedehnten Kleingärten, Sportflächen, Fried- höfe wirken als Barrieren im Stadtraum und Wasser erlebbar machen sollen durch öffentliche Wegenetze erschlos- Die Freiraumqualitäten von Spree und Dahme sen und durchlässiger werden. sind bekannt, die Gewässer sind die wesentli- chen Imageträger des Südostraumes. Aber es Aufgabe ist es, eindeutige öffentliche Wege- bedarf noch vieler Anstrengungen, um den netze zu schaffen, die die städtischen Kerne Wasserraum durchgängig auf Wegen und besser verflechten und die Orientierung im Promenaden erleben zu können. Dabei soll Stadtgrundriss geben. Vergleichbares gilt die Stadt auch aus der Tiefe des Raumes auf auch für die Innenwälder und die stadtnahen das Gewässer geführt werden. Der Teltow- Landschaftsräume im Süden von Berlin. kanal führte bisher ein Schattendasein, er ist Besonders wichtig ist es, die Landschaft um versteckt hinter dichten Abpflanzungen. Nun den neuen Flughafen zu profilieren, damit sie soll der Teltowkanal zwischen Spree und der neuen Aufgabe als Ankunftsort auch Havel in seiner Unterschiedlichkeit als neuer gerecht wird und unverwechselbar im urbaner Landschaftsraum profiliert werden. Gedächtnis bleibt.

Vision Teltowkanal mit Uferweg und Aussichtsplattform

17 3 | Leitlinien

1. Gateway to Germany – 3. Imageraum Spree – 5. „Neukölln am Wasser“ – neue Impulse des Hauptstadtflughafens vielfältige Potenziale aufgreifen, Qualitäten für die Quartiere zwi- BBI nutzen gestalten und verknüpfen ­ schen Tempelhofer Feld und Spree- Der neue Hauptstadtflughafen Berlin Bran- Die Spree ist das prägende naturräumliche raum aufzeigen denburg International BBI ist ein wichtiger Gerüst des Südostraums. Entlang der Spree Entlang des S-Bahn-Rings prägt die kompakte wirtschaftlicher Impulsgeber für die Metro- spannt sich ein vielfältiger Raum mit städti- gründerzeitliche Baustruktur der innerstädti- polregion Berlin-Brandenburg, besonders für schen Kernen, Industriearealen, neuen Stand- schen Wohnquartiere den Südosten. Die Qua- die Bundeshauptstadt Berlin. Gerade der Ber- orten der Kreativwirtschaft, unterschiedli- litäten und Potenziale dieser urbanen Quar- liner Südosten wird von dieser Entwicklung chen Wohngebieten, aber auch mit alten Wäl- tiere wie z.B. Neukölln-Nord werden zuneh- profitieren. dern, großen Parkanlagen und attraktiven mend erkannt. Sportflächen. Über die neuen Verkehrswege, wie die Auto- Maßnahmen des Stadtumbaus, des Quartiers- bahn A 113 oder den Flughafenexpress, wird In der Vielfältigkeit des Raumes liegt die managements sowie der Stadterneuerung es schnelle Verbindungen vom BBI in die Ber- Chance zur Entwicklung und Imagebildung. unterstützen den Aufwertungsprozess und liner Innenstadt geben. Die Lage am Wasser soll noch besser zur Gel- fördern bürgerschaftliches Engagement und tung gebracht werden. Daher sind die Stadt- Identifikation in den Gebieten. Der Südostraum wird zukünftig für viele BBI- räume auf den Fluss zu orientieren. Die Ufer Nutzer der erste Berührungspunkt mit Berlin sollen für Fußgänger und Radfahrer erreich- Mit der Entwicklung des Tempelhofer Feldes sein. Damit wird er „Visitenkarte der Stadt“. Er bar und durchgängig erlebbar werden. zum Park erhalten die Quartiere zudem eine bedarf daher einer besonderen städtebauli- neue Lagegunst. chen Aufmerksamkeit und Sorgfalt. 4. Unterschiedliche Stadtquartiere zukunftsfähig weiterentwickeln – Ziel ist es daher, Wegeverbindungen aus den 2. Entwicklungsachse zwischen BBI Zentren stärken, Stadt vernetzen Wohnquartieren zum neuen Park und zu dem und Innenstadt profilieren – Struk- Im Südostraum findet man sehr unterschied- Natur- und Erholungsraum im Spreeraum zu turwandel zum modernen Wirt- liche Stadtquartiere; von dichter Innenstadt- schaffen und vorhandene weiter auszubauen. schaftsstandort fortsetzen bebauung über Siedlungen des Reformwoh- Die Ufer am Landwehr-, Neuköllner Schiff- Durch die Lage und Nähe zum Flughafen BBI nungsbaus bis hin zu Großsiedlungen wie der fahrts- und Teltowkanal sind ebenfalls besser können besonders die Wirtschaftsstandorte Gropiusstadt. zugänglich zu machen und in ihrer Aufent- im Berliner Südosten profitieren. Dieser haltsqualität zu entwickeln. gesamtstädtisch bedeutsame Entwicklungs- Aufgrund naturräumlicher und verkehrlicher korridor erstreckt sich von der Airport-City in Barrieren und der Folgen der Teilung Berlins Schönefeld über den BBI-Business Park Berlin, wirkt die Stadtstruktur in großen Teilen sehr Adlershof, Altstadt Köpenick, Oberschöne- fragmentarisch. In vielen Teilräumen besteht weide und den innerstädtischen Spreeraum die Chance, sie durch Umstrukturierungen bis zur Innenstadt und zum Hauptbahnhof. Er und Weiterentwicklungen der inneren Poten- ist einer der Strategieräume der Berliner ziale zu arrondieren und besser untereinan- Stadtentwicklung. der zu vernetzen. Dabei sollen Nutzungsbarri- eren wie Gewerbeflächen, großflächige Klein- Mit Adlershof, der Stadt für Wissenschaft, garten- und Sportareale und Friedhöfe Wirtschaft und Medien verfügt er bereits heu- durchlässig gestaltet werden. te über einen hochmodernen Forschungs- und Wirtschaftsstandort mit einer Ausstrah- Die Zentren des städtischen Lebens, wie Alt- lung weit über Berlin hinaus. Innenstadtnahe stadt Köpenick, Bahnhofstraße, Karl-Marx- Arbeitsstandorte wie im Gewerbegürtel zwi- Straße, Tempelhofer Damm und Schöneweide schen Tempelhof und Köpenick erhalten neue sind zu stärken und als wichtige Identifikati- Lagequalitäten, die deren Strukturverände- onsorte in ihrem Profil weiterzuentwickeln. rung und Profilbildung unterstützen. Dabei Die Inwertsetzung kultureller und stadträum- sollen die Standorte für Produktion, Dienst- licher Potenziale wie das Kindlareal in Neu- leistung, Forschung und Wissenschaft kölln oder die Stadtumbaugebiete Südkreuz zukunftsfähig weiterentwickelt werden. und Neukölln sind weitere zentrale Bausteine für die Entwicklung der Stadtquartiere, der Stadtteilzentren und der Arbeitsstandorte.

18 3 | Leitlinien

6. Attraktivität als gesamtstäd- 7. Wasserlagen als Reichtum des 9. Stadt-Umland-Zusammenarbeit tischen Freizeitort nutzen – Ange- Südostens profilieren – Flüsse und fortsetzen – Flughafenumfeld BBI bote für Erholung, Sport und Ent- Kanäle erlebbar machen abgestimmt entwickeln spannung erweitern Der Südosten ist reich an Wasserlagen, jedoch Im Rahmen des Planwerks Südostraum wurde Mit den Wäldern, Parkanlagen und Gewäs- sind die damit verbundenen Chancen bislang für das direkte Flughafenumfeld gemeinsam sern, mit Ausflugslokalen, Ausflugsdampfern, nur zum Teil genutzt. Nicht nur Spree und mit Schönefeld und der Flughafengesell- mit Beachvolleyball, Strandbars, Skaterbah- Dahme, sondern auch die bisher unbeachte- schaft ein zusammenhängender Masterplan nen, Wander- und Radrouten gibt es im Süd- ten Uferabschnitte der Kanäle sollen entspre- Gateway BBI erarbeitet. Er formuliert ein kla- ostraum eine Mischung und Überlagerung chend ihrer landschaftlichen und städtischen res städtebauliches und landschaftsplaneri- von Spannung und Entspannung. Dieses Unterschiedlichkeit differenziert gestaltet sches Entwicklungskonzept für die Flächen Standortprofil soll weiter qualifiziert werden. werden. östlich und nordöstlich des BBI.

Mit dem Berliner Mauerweg wurde bereits Erlebbare Flüsse und Kanäle sind Standort- Damit soll sichergestellt werden, dass der eine beispielhafte überörtliche Verbindung qualität und ein durchgängiges Entwick- gestalterisch hochwertige Flughafen ein adä- für Fußgänger und Radfahrer realisiert. Zur lungsmotiv für den Raum. Hierfür sollen die quates Umfeld erhält und erkennbare Stand- besseren Vernetzung der attraktiven Orte sol- Wasserläufe sichtbar gemacht, die vorhande- ortqualitäten geschaffen werden. Die Betei- len weitere An- und Verbindungen entlang nen Wege am Wasser ausgebaut, Prome- ligten haben sich auf eine stufenweise Reali- der Spree und der Kanäle berücksichtigt und naden und Wegeverbindungen ergänzt wer- sierung ausgehend von drei Polen geeinigt. geschaffen werden. Direkt an der Spree bietet den. Die Wasserlagen sollen aber nicht nur in Diese Kernbereiche sind der BBI-Terminal mit das Gelände des ehemaligen Spreeparks in der ersten Reihe erlebbar sein, sondern bis in der Airport-City sowie der BBI Business Park in einzigartiger Lage hervorragende Möglich- die benachbarten Stadtbereiche hineinwir- Berlin und Waltersdorf-Nord / Kienberg in keiten für eine qualitätvolle Nachnutzung. ken. Schönefeld. Die gemeinsame übergreifende Rahmensetzung im Masterplan Gateway BBI Für die Wuhlheide ist das vorliegende Ent- 8. Erreichbarkeit der Landschafts- gibt die Orientierung für die weitere Entwick- wicklungskonzept weiterzuverfolgen, das räume verbessern – die großen lung des Flughafenumfeldes. Weitere Felder neben einem besseren Marketing auf die Parks und innerstädtischen Wald- für eine übergreifende Zusammenarbeit sind Stärkung der familienfreundlichen Freizeitan- flächen integrieren, Landschafts- die Abstimmung der gestalterischen Qualitä- gebote im Kontext mit dem umgebenden bezüge weiter qualifizieren ten im Flughafenumfeld sowie die Verknüp- Naturraum zielt. Die landschaftlichen Qualitäten sind wichtige fung und Qualifizierung der Freiraumbezüge Standortfaktoren für den Südostraum. Mit und Freiraumqualitäten im Stadt-Umland- den alten und neuen Parkanlagen, wie der Zusammenhang. Hasenheide oder dem Britzer Garten, den großen Stadtwäldern des Plänterwaldes, der 10. Akteure aktivieren – Kooperati- Wuhl-, Königs- und Köllnischen Heide, verfügt onen animieren der Südostraum über Naherholungsland- Stadtentwicklung braucht privates Engage- schaften, die in enger Nachbarschaft zu den ment. Die Entwicklung neuer Wohn- und Siedlungsräumen liegen. In Zukunft wird es Arbeitsgebiete kann nur mit privaten Investo- darum gehen, Vorhandenes zu qualifizieren, ren und Nutzern funktionieren, die Belebung Lücken im Freizeit- und Erholungsnetz zu der Stadtteilzentren ist abhängig von Händ- beseitigen sowie punktuell besondere Lagen lern, Kunden und weiteren privaten Aktivitä- zu erschließen. ten. Das bürgerschaftliche Engagement trägt wesentlich zur Aufwertung der Stadtquartiere Mit wenigen Maßnahmen viel erreichen ist bei. die Herausforderung. Neue Formen der Nut- zung, wie interkulturelle Gärten oder Sport- Bürgerschaftliches Engagement und Eigenini- parks, aber auch kreative Zwischen- und tiativen werden deshalb durch Programme Nischennutzungen können Brüche und wie Quartiersmanagement, Stadtumbau oder Lücken im Stadtkontinuum temporär oder die Zentreninitiativen „Mitten drin“ und „Akti- auch dauerhaft bespielen. Sie helfen der ve Zentren“ unterstützt. Durch Kombination Profilierung des Raumes insgesamt. dieser Maßnahmen untereinander oder mit Projekten wie der Umgestaltung des Rütli- Campus werden die Wirkungen verstärkt und Synergieeffekte entstehen. Im Hinblick auf die städtebauliche Verknüpfung ist zudem die Kooperation zwischen den Bezirken wich- tig, gerade auch an der innerstädtischen Nahtstelle von Neukölln, Friedrichshain- Kreuzberg und Treptow-Köpenick. Für Investi- tionen und Kooperationen wird mit dem Planwerk ein stadtplanerischer Rahmen geschaffen.

19 Planwerk Südostraum Berlin ­ Leitbild ­ 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien ­ Spreeraum ­

Spree als Erholungsraum profilie- ren Die Erlebbarkeit der Wasserlandschaft zu Lan- de und zu Wasser soll weiter qualifiziert wer- den. Die Spree soll von der Innenstadt bis zu den Wald- und Seengebieten von Dahme und Müggelsee über Uferwege und Promenaden durchgängig erlebbar sein. Die Abschnitte werden entsprechend der örtlichen Situation verschieden ausgestaltet sein und somit unterschiedliche Charaktere haben. Naturna- he Landschaften, breite Promenaden oder schmale Uferwege werden sich abwechseln und in der Gesamtheit auf über 40 Flussufer- kilometer eine differenzierte und spannende Raumsequenz mit Gebäuden der gründer- zeitlichen Industriekultur, verdichteten Wohn- quartieren oder durchgrünten Siedlungsge- bieten sowie Wäldern und Parkanlagen erge- ben. Voraussetzung ist die frühzeitige Sicherung der Durchgängigkeit der Wege, die schrittweise realisiert wird.

Freizeitwert der Spree stärken Die Spree bietet nicht nur Attraktivität auf, sondern auch am Wasser. Erholung, Wasser- sport, Freizeit zu Lande und zu Wasser benöti- gen Orte des Ankommens, des Abfahrens und des Aufenthalts. Diese Ansprüche sollen bei der Weiterentwicklung der notwendigen Infrastruktur sowie der Wegenetze berück- Industriekultur und Parkanlagen an der Spree sichtigt und integriert werden.

Öffentliche Räume verknüpfen Die Spree hat auf langen Abschnitten noch den Charakter von Rückseiten. Es reicht aber Das Spreetal – Raum für Kultur, nicht aus, die Spree nur in der ersten Reihe Wirtschaft, Wohnen und Natur am Wasser sichtbar zu machen. Die Spree Der Spreeraum ist der naturräumliche Image- muss aus der Tiefe des Raumes erlebbar wer- träger des Südostraumes. Das Planwerk setzt den. Hierzu sind Städtebau und Freiraumge- auf die Potenziale der Wasserlandschaft der staltung aufeinander zu beziehen und zum Spree. Bereits im Planwerk 2000 wurden die Wasser hin zu öffnen. Die Spree muss an das besondere Attraktivität dieses Raumes und Grundgerüst der öffentlichen Straßen und dessen Potenziale herausgestellt. Im Rahmen Wege angebunden werden, um Barrieren auf- vertiefender Konzepte für den Spree-Dahme- zubrechen. So können durchlässige Land- Raum 2001 konnten Vorschläge für die Akti- schafts- und Stadträume mit Bezug zur Spree vierung einiger Wasserlagen erarbeitet wer- hergestellt werden. Hierfür werden ab- den. Konzepte für spreebegleitende Uferwe- schnittsweise integrierte Konzepte benötigt, ge, Promenaden und städtebauliche die aus der Tiefe des Raumes wirken. Daher Schlüsselprojekte wurden entwickelt. Einige bedarf es einer aktiven und programmati- Projekte wie z.B. die Wasserstadt an der Rum- schen Strategie, um in Zusammenarbeit mit melsburger Bucht, Promenaden, Plätze und den Grundstückseigentümern und Projekt- Hochbauten in Ober- und Niederschönewei- entwicklern das Grundgerüst der öffentlichen de sind bereits realisiert. Der Spreeraum Räume und die städtebaulichen Potenziale an besitzt aber noch erhebliche weitere Entwick- der Spree zu entwickeln. lungsspielräume für Wohnen, Wirtschaft, Kul- tur und Naturerlebnis.

22 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien ­ Spreeraum ­

Öffentliche Netze ohne Bezug zur Spree Barrieren – Stadt ohne Bezug zur Spree Transformationsräume

Differenziert weiterentwickeln Atmosphäre erzeugen Die Spree ist ein Transformationsraum mit Für die Transformation des Spreeraumes erheblicher Ausdehnung und großem Ent- bedarf es einer aktivierenden Strategie, die wicklungspotenzial. Nur an wenigen Orten Atmosphäre und Identitäten schafft. Die wie z.B. im Plänterwald oder in der Altstadt Spree als „Markenzeichen“ für den Raum Köpenick geht es allein um die Sicherung und muss noch entdeckt werden. Projekte der Qualifizierung des Bestandes. Die Hinwen- prozessualen Entwicklungsstrategie mit Zwi- dung der Stadt zum Fluss bedeutet eine schennutzern, Raumpionieren und Strategien umfassende Transformation, wie z.B. in Nie- der kulturellen, freizeitsportlichen und künst- der- oder Oberschöneweide, in Spindlersfeld lerischen Bespielung können ein wichtiger oder Marienhain an der Dahme. Die Konzepte Baustein dieser Entwicklung sein. Diese Stra- zur Weiterentwicklung werden dabei unter- tegien sind umso wichtiger, je größer die schiedlich sein und sich jeweils auf den Ort Standorte sind. Erfolgsaussichten bestehen beziehen müssen. am ehesten dann, wenn Bausubstanz mit Ausstrahlung nachgenutzt werden kann.

Atmosphären und Profile an Spree und Dahme

23 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien Spreeraum

Chance zur Vielfalt So kann in Niederschöneweide entlang des Die Entwicklungspotenziale entlang der Bruno-Bürgel-Wegs Freizeit, Sport- und Erho- Spree und der Dahme sind in ihren Bestands- lung als Standortimage weiter profiliert wer- strukturen, Nutzungsmöglichkeiten und den, Kreativität in die Industriearchitektur von Chancen sehr diff erenziert und vielfältig. Dar- Oberschöneweide einziehen oder gartenbe- aus ergibt sich ein heterogenes Nebeneinan- zogenes Wohnen in Marienhain sich ansie- der der Räume. Ziel ist es, auf dieser Hetero- deln. genität und Vielfalt aufzubauen und differen - zierte, auf einzelne Flussabschnitte bezogene Zusammenschlüsse von Standortgemein- Strategien zu entwickeln. schaften zu den unterschiedlichen Profilie - rungen könnten ein erster Schritt sein, um eine gemeinsame Strategie zu konkretisieren.

Der Kaisersteg - eine neue Verbindung zwischen Ober- und Niederschöneweide

Die Altstadt Köpenick entdeckt ihre Ufer

24 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien Teltowkanal

Teltowkanal – einmal quer durch den Süden Berlins Die Herstellung einer durchgängigen Erleb- barkeit des Teltowkanals von der Havel bis an die Spree ist ein Vorschlag für eine Verbin- dung von übergeordneter Bedeutung. Die Stadtquartiere und Landschaftsräume sollen auf den Kanalraum orientiert und somit die Lagegunst des Wassers genutzt werden. Es gilt, die Ufer des Teltowkanals auf seiner Gesamtstrecke von 22 Kilometer Länge mit ihren unterschiedlichen Charakteren zu öff- nen. Diese reichen von der landschaftlichen, städtischen bis zur industriellen Prägung und bieten damit einen abwechslungsreichen Erlebnisraum in der Stadt.

Angestrebtes Ziel sind durchgängige Uferwe- ge. Wenn möglich sollen diese beidseitig des Kanals angelegt werden, um unterschiedliche Raumerlebnisse zu bieten. Da kanalbegleiten- de Wege auf vielen Abschnitten bereits vor- handen sind, wird die Hauptaufgabe in der Ergänzung und Ertüchtigung der Wege und Pflege der begleitenden Grünflächen beste- hen.

Die ehemaligen Treidelwege können – geför- dert durch Bundesprogramme – gewässernah als Radrouten ausgebaut werden. Es wird empfohlen, die vom Kanal abgerückten Wege an die Böschungskrone zu verlegen, damit Neue Nutzung für den Tempelhofer Hafen die Wasserlage erlebbar wird. Solitärbäume und Baumgruppen können erhalten, Gebü- sche gelichtet und dafür offene Rasenbö- schungen angelegt werden. Kleine Bastionen und Balkone sollen Orte mit Ausblick am Was- ser schaffen.

Neue Wege am Teltowkanal: Bestand – Vision

Unterschiedliche Ufersequenzen am Teltowkanal

25 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien Tempelhof | Neukölln | Treptow

und östlich des Flugfeldes anschließen. Die Nähe und Anbindung zum Tempelhofer Feld sind ein wesentlicher Standortvorteil für die Aufwertung der angrenzenden Bereiche von Tempelhof, Kreuzberg und Neukölln.

Für die Integration des Tempelhofer Feldes ist es erforderlich, die Siedlungs- und Freiräume großräumig miteinander zu vernetzen. Durch neue attraktive Zugänge sollen die umliegen- den Quartiere mit der neuen, zentralen Park- landschaft Tempelhof verbunden werden. Gerade im Süden des Feldes ist es dazu not- wendig, die Barriere der Autobahn und der Bahn zu überwinden. Zur Querung werden Bildunterschrift eine Straßenanbindung östlich der Anschluss- stelle Oberlandstraße sowie weitere Querun- gen für Fuß- und Radverkehr von der Ring- bahnstraße bzw. der Oberlandstraße vorge- schlagen. Die Entwicklung des Umfeldes soll mit einem zusätzlichen S-Bahnhof am südli- chen Rand des Tempelhofer Feldes unter- stützt werden.

Stärkung des Bezirkszentrums Tempelhofer Damm Der neue Park auf dem Tempelhofer Feld, die Nachnutzung am Tempelhofer Hafen und der Wege qualifizieren und Stadtraum vernetzen geplante Neubau der Rathauspassagen sind zentrale Entwicklungsimpulse, die auf den umgebenden Raum ausstrahlen werden. Aus Vom Tempelhofer Hafen zum Tempelhofer Feld Sicht der gesamtstädtischen Stadtplanung wird es für die dauerhafte Stärkung des Tem- pelhofer Zentrums allerdings wichtig sein, darüber hinaus weitere Entwicklungsmög- lichkeiten zu untersuchen. Den Park zur Stadt führen – das Tempelhofer Feld an die Stadt Das traditionelle Stadtteilzentrum entlang anbinden des Tempelhofer Dammes verfügt nur über Im 19. Jahrhundert als Militärareal und seit einen eingeschränkten Nahbereich: während den 20er Jahren als Flughafen genutzt, war sich westlich des Zentrums eine kompakte das Tempelhofer Feld jahrzehntelang der städtische Struktur anschließt, ist auf der Ost- Stadtentwicklung entzogen. Während sich an seite dieses Hinterland schwächer ausge- seinem westlichen und östlichen Rand die prägt. Die gute Lage sowie die Versorgungs- städtischen Achsen entlang Tempelhofer und Infrastrukturausstattung im Umfeld bil- Damm sowie Hermannstraße, Karl-Marx-Stra- den allerdings geeignete Voraussetzungen ße und Sonnenallee weiter fortsetzten, entwi- für städtisches Wohnen und verträgliches ckelte sich der Zwischenraum erst mit dem Arbeiten. Damit könnte das östliche Umfeld Bau der Stadtautobahn zu einem durchge- des Tempelhofer Damms entwickelt und als henden Industrie- und Gewerbeband bis zum unmittelbarer Einzugsbereich für das Zen- Teltowkanal. trum gestärkt werden. Mit dieser Entwicklung würde auch der südliche Anschluss an den Die Einstellung des Flugbetriebs eröffnet die neuen Park auf dem Tempelhofer Feld in ein einmalige Chance, die Lücke im Stadtkontext städtisches Umfeld eingebunden sein. zu schließen und die Stadtquartiere und Frei- räume in neue Beziehungen zu setzen. Es Als Maßnahme wird daher vorgeschlagen, ergeben sich dadurch nicht nur neue Ent- Möglichkeiten einer Vitalisierung und Ergän- wicklungsmöglichkeiten auf dem Feld, son- zung dieser Bereiche zu untersuchen und dern auch für die Stadträume, die sich südlich dabei auch Potenziale für neue Entwicklungs-

26 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien Tempelhof | Neukölln | Treptow ­ formen wie z.B. Baugruppen, Mehrgenerati- nierende Gewerbetriebe sollen am Standort onsmodelle oder Familienwohnen einzube- bleiben und auch die Möglichkeiten für ziehen. betriebliche Entwicklungen erhalten.

Entwicklung der Wasserlage am Es wird daher empfohlen, ein örtliches Teltowkanal Gebietsmanagement einzusetzen, das die Der Teltowkanal könnte bei besserer Erschlie- Entwicklungswünsche der Eigentümer und ßung und Nutzung seiner Uferzonen eine Nutzer aufnimmt und eine abgestimmte wahrnehmbare Lagequalität für den umge- gemeinsame Strategie für den Standort er- benden Raum ausstrahlen. Den Wert der Lage arbeitet. Gleichzeitig sollten aber auch und der Hafenszenerie hat bereits vor einigen Umstrukturierungs- und Veränderungsanläs- Jahren das Modezentrum erkannt und seinen se genutzt werden, die öffentliche Zugäng- Standort am Ullsteinhaus gewählt. Die lichkeit und Nutzbarkeit der Uferzone zu ver- Entwicklungsüberlegung östlich des Tempelhofer Damms Umnutzung der Hafenspeicher sowie die bessern. Exemplarisch stellt das Planwerk Vor- Gestaltung eines Uferabschnitts sind bereits schläge für eine mögliche Gliederung und die ersten Schritte einer Wiederentdeckung Durchwegung dar. Eignung und Umsetzungs- der Teltowkanallage zwischen den Bezirken bedingungen dieser Öffnungen sind weiter Tempelhof und Neukölln. zu vertiefen. An den Orten, an denen sich eine Umstrukturierung durch Brachen und Innerhalb des Gewerbebandes sind Umstruk- Leerstände bereits ankündigt, bietet sich die turierungen erkennbar, leider gehen sie in der Möglichkeit, eine Öffnung zum Wasser plane- Tendenz einerseits in Richtung Unternutzung risch vorzubereiten. Angestrebt wird eine und Verwahrlosung der Grundstücke sowie wohnumfeldverträgliche Mischung aus Büro, andererseits in Richtung Nutzungswandel zu Dienstleistung, Freizeit und Wohnen zwi- Handel. Beides wird der Funktionsbestim- schen Tempelhofer Feld und Teltowkanal. mung dieses Raumes nicht gerecht: funktio-

Entwicklung der Quartiere am Teltowkanal und im Dreieck Neukölln - Treptow

27 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien Tempelhof | Neukölln | Treptow

Neukölln-Nord Vorhandenes in Wert setzen Der Norden Neuköllns ist geprägt durch die charakteristische Struktur der Gründerzeit- quartiere und besitzt viele Vorzüge, die einen attraktiven Stadtteil in der inneren Stadt aus- machen. Das Image und der Ruf des multikul- turellen Stadtteils werden hingegen oft nega- tiv beurteilt und überlagern die positiven Merkmale.

Das Planwerk stellt die urbane Qualität von Neukölln-Nord in seinen stadträumlichen Zusammenhängen dar. Aufgabe in Neukölln- Nord ist nicht vorrangig die Entwicklung neu- er Bau- und Freiflächen, sondern insbesonde- re die Stabilisierung, Aufwertung und Vernet- zung der Bestandsquartiere. Es gilt, Vorhandenes in Wert zu setzen, die Angebote zu vernetzen und durch viele Maßnahmen, wie die Aufwertung der Karl-Marx-Straße, die Umnutzung des Kindl-Areals oder den Umbau der Rütli-Schule zu einem Bildungs- campus, die Lebensbedingungen im Stadtteil zu verbessern.

Wege qualifizieren und Stadträume vernetzen Durch Kombination unterschiedlicher Maß- Urbane Qualitäten weiterentwickeln nahmen zur Verbesserung des Stadtbildes, der Qualifizierung von sozialer Infrastruktur und Bildungseinrichtungen lässt sich Neu- kölln zukunftsfähig weiter entwickeln. Zum Einsatz kommen die verschiedenen Instru- mente der Stadtentwicklung wie Quartiers- management, Stadtumbau, Stadterneuerung oder Initiativen wie Aktive Zentren oder Mit- ten drin.

Die integrierten Ansätze ermöglichen es, adä- quat auf die vielschichtigen Probleme und Anforderungen in den Bestandsquartieren reagieren zu können. Die verschiedenen Maß- nahmen vor Ort unterstützen Projektideen, bringen Standorte mit Akteuren zusammen und helfen bei der Umsetzung. Es sind die vie- len kleinen Maßnahmen, die Schritt für Schritt die Lebensbedingungen in dem Stadtteil ver- bessern.„Vorhandenes in Wert setzen“ bedeu- tet auf die vielfältigen Qualitäten des Stadt- teils aufmerksam zu machen, die Angebote zu vernetzen und die Akteure zu unterstützen.

Neukölln am Wasser – Kanalufer und Wege zu den Parkanlagen aufwerten Die Wahrnehmung der Nähe zum Wasser lässt den Norden Neuköllns in einem anderen Licht erscheinen. Durch eine Aufwertung der Wegeverbindungen zum Spreeraum, zu den Kanälen und entlang der Kanäle (Landwehr-

28 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien Tempelhof | Neukölln | Treptow ­ kanal, Neuköllner Schiffahrtskanal, Teltowka- geplanten Park ein großer Naherholungs- nal) soll diese Lagequalität mehr ins Bewusst- raum in unmittelbarer Nachbarschaft zu Neu- sein rücken und sich fördernd auf die Quar- kölln-Nord. Ziel ist es, dieses künftige Frei- tiersentwicklung auswirken. Häufig reicht raumpotenzial sowie die noch „ungehobe- schon ein Ausdünnen des kanalbegleitenden nen“ Lagevorteile zu erschließen, um diese Buschwerks, um so den Kanal im Stadtraum Qualitäten für die Stadtquartiere besser sichtbar zu machen. Entlang der Kanäle kann erreichbar und somit nutzbar zu machen. so mit vielen kleinen Schritten ein durchgän- giger Weg für Fußgänger und Radfahrer bis Auch hier geht es darum, einen attraktiven nach Adlershof und Köpenick geschaffen Zugang vom Quartier Schillerpromenade in werden. den neuen Park zu gestalten und die Wege aus und ins Bezirkszentrum Karl-Marx-Straße Durch eine Aufwertung der Querverbindun- so zu führen, dass sie einladen. Es werden gen vom Tempelhofer Feld über den Land- zwei Hauptverbindungen vorgeschlagen, wehrkanal zur Spree, lässt sich ein dichtes eine nördliche Verbindung über die Herr- Naherholungsnetz knüpfen. So kann in Neu- furthstraße und das Gelände der Kindlbraue- kölln die Nähe zu gesamtstädtischen Erho- rei und eine südliche Verbindung entlang der lungsräumen wie Treptower Park, Plänterwald Friedhöfe an der Leinestraße zum Richard- und Spree über eine Qualifizierung der Wege- platz. Zudem soll die Verbindung von der verbindungen erlebbar gemacht werden. Die Hasenheide zum Park verbessert werden. Umsetzung der Maßnahmen kann abschnitts- weise in den Programmgebieten der Stadter- neuerung und der sozialen Stadt erfolgen. Auf dem Tempelhofer Feld entsteht mit dem

Stadträume im Wandel – Nutzungsprofile

29 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien Tempelhof | Neukölln | Treptow

Zwischenräume qualifizieren – den Während der ehemalige Grenzverlauf inner- Stadtübergang Neukölln/Treptow halb des S-Bahnrings nahezu nicht mehr zu gestalten erkennen ist, lassen sich die Unterbrechun- Mit dem Anschluss an die Stadtautobahn gen in der Stadtstruktur außerhalb des Rings A 100, der Inbetriebnahme der Autobahn noch deutlich ablesen. Trotz einer guten Ver- A 113 und der direkten Verbindung zum kehrserschließung und drei S-Bahnhöfen gibt zukünftigen einzigen Berliner Flughafen es bisher keine stärkere Siedlungstätigkeit, genießen die Standorte in der Nähe des Auto- obwohl für die bestehenden Siedlungsinseln bahndreiecks Neukölln eine besondere Lage- (Wohngebiet Aronsstraße/Dieselstraße) und gunst. Dies wird Umstrukturierungsprozesse für die Infrastruktur eine Stärkung sinnvoll beeinflussen, allerdings ist zu verhindern, wäre. dass Handelsnutzungen in den Bereich zwi- schen den beiden Bezirksmagistralen Karl- Mit dem Treptower Park, dem Plänterwald Marx-Straße und Sonnenallee drängen und und der Königsheide bestehen drei große so die Funktion des Bezirkszentrums Karl- Naherholungsgebiete, deren Attraktivität ins- Marx-Straße/Hermannplatz gefährden. Eine besondere durch eine verbesserte Zugäng- wesentliche Maßnahme zur Stärkung des lichkeit von außen und Wegeführung inner- Bezirkszentrums ist die Aufwertung der Auf- halb noch gesteigert werden kann. Das enthaltsqualität in der Karl-Marx-Straße im bedeutet auch die Überwindung von Ver- Rahmen der Stadterneuerung. Diese erfolgt kehrsbarrieren und die Verbesserung der in enger Abstimmung mit den Einzelhändlern Durchlässigkeit einzelner Flächen wie zum und ist Teil der Erneuerungsstrategie. Beispiel von Kleingartenarealen und Sportan- lagen.

Maßnahmen und Strategien im Stadtzusammenhang Tempelhof, Neukölln, Treptow

30 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien Tempelhof | Neukölln | Treptow

Stadträume vernetzen – Freiräume Sinnvoll sind Verbindungen zwischen dem gewinnen Neuköllner Schiffahrtskanal und der Kiefholz- Ziel ist es, die kleinen Siedlungsinseln besser straße. So sollte eine Straße auf dem ehemali- untereinander zu vernetzen und ihnen neue gen Güterbahnhofsgelände Treptow, die par- Entwicklungsspielräume zu eröffnen. Optio- allel zur Autobahn verläuft, durchgebunden nal wird in einzelnen Entwicklungsstufen eine und die Karpfenteichstraße nach Süden bis bauliche Ergänzung bestehender Quartiere zur Dieselstraße verlängert werden. (zwischen Heidekampgraben und Dammweg, um die Köpenicker Landstraße zwischen Für den gesamten Übergangsraum wird vor- S-Bahnhof Plänterwald und Pappelallee) vor- geschlagen, eine gemeinsame Entwicklungs- geschlagen. strategie der Bezirke Neukölln und Treptow- Die Erreichbarkeit der benachbarten Land- Köpenick zu erarbeiten und hierbei auch den schaftsräume ist zu verbessern und attraktiv nördlich angrenzenden Bezirk Friedrichshain- zu gestalten. Folgende Verbindungen werden Kreuzberg einzubeziehen präferiert: Ergänzung des Heidekampgrabens zu einem großzügigen Fuß- und Radweg zwi- schen Kiefholzstraße und Treptower Park, Durchwegung der Kleingärten, um eine direk- te Anbindung vom S-Bahnhof Plänterwald zur Kiefholzstraße herzustellen.

Die Stadt ans Wasser führen

31 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien ­ Adlershof ­

naturwissenschaftlichen Instituten und ca. 6.600 Studierenden. Auf einer Fläche von 4,2 Quadratkilometern haben sich seit 1991 rund 800 Firmen mit 13.500 Mitarbeitern angesie- delt.

Das städtebauliche Leitbild für die Gebiets- entwicklung steht in der Tradition der euro- päischen Stadt. Merkmale sind das klare städtebauliche Grundgerüst, die Nutzungs- mischung sowie die hohe Gestalt- und Aus- stattungsqualität der öffentlichen Räume. Der Landschaftspark auf dem ehemaligen Flugfeld ist in seiner Grundstruktur fertig gestellt. In den letzten Jahren ist es gelungen, südwestlich des Parks den Einfamilienhaus- bau anzukurbeln. Das Wohnen auch östlich des Parks, im Zentrum der Wissenschaftsstadt anzusiedeln, ist eine weiterhin sinnvolle Pla- nungsalternative. Die bisher erreichte Standortqualität ist auch der Erfolg eines kontinuierlichen Gebietsma- nagements des vom Land eingesetzten Ent- wicklungsträgers. Die Bündelung von Pla- nungsbegleitung, Entscheidung, Marketing, Investoren- und Nutzerakquise in einer Hand hat sich bei der Standortentwicklung sichtbar bewährt.

Der neue Stadtteil ist noch im Werden; wich- tig ist daher, eine städtebauliche Grundord- Berlin Adlershof – Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien nung, die einen Gestaltrahmen vorgibt, und eine flexible Binnenstruktur, die auf sich ändernde Nachfragen flexibel reagieren kann. Auch wenn zwischenzeitlich konjunkturelle Schwächen zu verkraften sind, ist es Ziel, eine Auf Qualitäten bauen – die Stadt lebendige Nutzungsmischung von Wohnen, für Wissenschaft, Wirtschaft und Arbeiten und Forschen am Standort zu för- Medien weiter entwickeln dern und den ehemals eher abgeschlossenen Die Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt Ber- Ort mit der umgebenden Stadt weiter zu ver- lin Adlershof ist eine Erfolgsgeschichte des netzen. Landes Berlin. Es ist gelungen, eine lebendige Mischung aus Medien, wissenschaftlichen Insgesamt bestehen auf dem Areal noch Flä- Institutionen und privaten Zukunftsunter- chenpotenziale für weitere Ansiedlungen. Die nehmen zu schaffen, die über Berlin hinaus Aufgabe nicht mehr betriebsnotwendiger bekannt ist und weitere Unternehmen Bahnflächen führt langfristig zu einer Ver- anzieht. Zusammen mit den Bildungs- und schlankung des Bahnkorridors zwischen den Wissenschaftseinrichtungen in Oberschöne- S-Bahnhöfen Schöneweide und Adlershof weide und dem Innovationspark Wuhlheide und zu weiteren Flächenangeboten und Ver- bildet Adlershof ein Forschungs- und Ent- netzungsmöglichkeiten. wicklungs-Cluster, welches in unmittelbarer Nähe zum Flughafen BBI ein wesentlicher Baustein für die weitere wirtschaftliche Ent- wicklung im Südostraum ist.

Adlershof ist heute einer der modernsten Technologieparks Europas und beherbergt den naturwissenschaftlichen Campus der Humboldt-Universität zu Berlin mit sechs

32 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien Adlershof

Landschaftspark Johannisthal Forum Adlershof Informatikzentrum

33 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien Adlershof

Profil sichern – Gestalt- und Nut- Stadtraum vernetzen – Wegever- zungsqualität fortsetzen bindungen herstellen und für die Der öffentliche Raum gliedert die Stadt für Zukunft sichern Wissenschaft, Wirtschaft und Medien span- Während das Zusammenwachsen mit dem nungsreich und schafft erkennbare Adressen. Stadtteil Johannisthal voranschreitet und bei- Das Erschließungsnetz schafft dabei eine de Gebiete bereichert, sind die Barrieren nach hohe Entwicklungsflexibilität und Transfor- Nordosten (Bahn) und nach Südwesten mationsmöglichkeit der Parzellennutzung. (Teltowkanal/Autobahn) nahezu unüber- Gleichzeitig fördert es die Transparenz und windbar. Hier lassen sich nur wenige und Durchlässigkeit im Stadtkörper, es entstehen überörtlich wirksame Wegeverbinden knüp- keine unüberwindbaren Areale. Dieses fen. So bietet die Verschlankung des Bahnkör- Erschließungs- und Gliederungsprinzip sowie pers zwischen den S-Bahnhöfen Schönewei- der Gestaltanspruch sollten daher auch bei de und Adlershof die Möglichkeit, in Verlän- weiteren Flächenaufschlüssen, z.B. zwischen gerung der Ostfuge des Parks eine über- Groß-Berliner Damm und Bahngelände, örtliche Wegebeziehung über die Köllnische umgesetzt werden. Heide bis an die Spree herzustellen. Dadurch lassen sich zwei attraktive Landschaftsräume Die Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und miteinander verbinden und die Wissen- Medien hat viele Gesichter und eignet sich schaftsstadt erhält einen Zugang zur Spree. auch für unterschiedliche Nutzungsprofile. Mit dem Standort werden eine hohe Qualität Zwar ist eine Straßenanbindung vom Groß- von Unternehmen und Forschungseinrich- Berliner Damm an das Adlergestell ferne tungen sowie moderne Technologien assozi- Zukunftsmusik, doch soll eine Verbindungs- iert – diese Profilierung genießen nur wenige option zumindest gesichert werden. Standorte in Berlin. Bei der Ansiedlung weite- Bahnbegleitende Grünflächen unterstützen rer Nutzer sollte dies berücksichtigt werden. den Biotopverbund und bieten Raum für eine

Nutzungsprofile für die einzelnen Potenzialräume

34 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien Adlershof attraktive Wegeverbindung, über die man auch den Bahnhof Adlershof erreichen kann. Des Weiteren wird eine Wegeführung über das aufgelassene Wasserwerkgelände Johan- nisthal vorgeschlagen, um von Späthsfelde nach Johannisthal abseits der Verkehrsstra- ßen zu gelangen.

Eine lebendige Mischung schaffen – Erhöhung des Wohnanteils Während der Einfamilienhausbau südwestlich des Parks binnen weniger Jahren weit voran- geschritten ist, warten die Wohnstandorte im Zentrum der Wissenschaftsstadt noch auf ihre Investoren und Nutzer. Der Standort bietet hohe Infrastrukturqualitäten, so dass das Ziel Wohnnutzung zu akquirieren weiter besteht, auch wenn dies eine längere Entwicklungs- zeit braucht. Die Lage am Park ist attraktiv für neue Wohnstandorte in der Wissenschafts- stadt. Daher soll der Anteil an Wohnen in Parknähe deutlich erhöht werden. Im Plan- werk wird eine kleinteilige Blockbildung und ergänzende Erschließung südlich des Groß- Berliner Damms vorgeschlagen.

Landschaftspark Johannisthal

Maßnahmen und Strategien im Stadtraum Adlershof, Schöneweide und Köpenick

35 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien Flughafenumfeld BBI

schreibung des Planwerks Südostraum erar- beitet. Der Entwicklungsraum des BBI und seines Umfeldes werden im räumlichen und funktionalen Zusammenhang mit dem Ent- wicklungskorridor Südostraum Berlin und der Anbindung an die Berliner Innenstadt betrachtet.

Dabei wurden die bereits vorliegenden Pla- nungen, das Konzept für den Flughafen, die Entwicklungsplanungen der Gemeinde Schö- nefeld, der Bebauungsplan für das Baufeld- Ost/BBI Business Park Berlin, die Verkehrs- und Erschließungskonzepte und die bisherige Freiraumkonzeption mit Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu einem technisch und wirtschaftlich funktionierenden und gestalte- risch überzeugenden Gesamtplan zusam- mengeführt.

Für das weitere Flughafenumfeld haben sich die Kommunen und die Flughafengesell- schaft auf das gemeinsame Strukturkonzept GSK FU BBI geeinigt. (siehe Abb. Dreiklang der Planungen)

Nutzungsprofil ausbilden – flug- hafenaffine Nutzungen ansiedeln Vor allem für die flughafenaffinen Dienstleis- tungs-, Gewerbe- und Logistikflächennachfra- ger, die auf die Nähe des Flughafens angewie- Gateway to Berlin – Terminal BBI mit Midfield (Simulation) sen sind oder für die die Flughafennähe ein wichtiger Imagefaktor ist, sollen adäquate Angebote im unmittelbaren Umfeld des Flug- hafens geschaffen werden. Ziel ist es, die Flä- chen so zu entwickeln, dass auf lange Sicht Masterplan Gateway BBI – gemein- ein Optimum an Synergie und Wirtschafts- same Planung für das Flughafen- kraft entsteht. umfeld Der Ausbau des Flughafens Berlin Branden- Gestaltqualität sichern – Leitlinien burg International BBI ist die größte und für die Gewerbe- und Landschafts- wichtigste Infrastrukturmaßnahme in der entwicklung Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg. Er ist Ausgehend von den anspruchsvollen funktio- zentraler Entwicklungsimpuls für den Raum nalen und gestalterischen Grundsätzen für und wird erhebliche Strukturveränderungen den BBI wird auch für das Umfeld eine spezifi- bewirken. Ziel ist, dieses herausragende Pro- sche BBI-Charakteristik angestrebt, die sich jekt mit dem 1.470 ha umfassenden Flugha- positiv von Standorten anderer internationa- fengelände bestmöglich in die Siedlungs- ler Flughäfen unterscheidet. Als informelle und Freiraumstruktur zu integrieren und die städtebauliche Planung mit klaren Strukturen Chancen für den Raum zu nutzen. und Grundsätzen bildet der Masterplan einen Orientierungsrahmen für einen langfristigen Berlin und die Gemeinde Schönefeld haben Realisierungszeitraum und soll damit nach- sich daher auf eine enge Zusammenarbeit haltige Entwicklungschancen und ein unver- verständigt und mit der Flughafengesell- wechselbares Image sichern. schaft für das direkte Vorfeld des BBI entlang der zentralen Zufahrtsachse zwischen Berlin Das dem Flughafen räumlich zugeordnete und dem Terminalbereich den Masterplan und wirtschaftsgeprägte Umfeld soll eine klar Gateway BBI erarbeitet. Diese gemeinsame organisierte und lesbare städtebauliche und Rahmenplanung wurde im Zuge der Fort- landschaftliche Gestalt erhalten, die auch bei

36 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien Flughafenumfeld BBI der Realisierung der Erschließungsanlagen Tripolare Entwicklung – Flächen- zugrunde gelegt wird. Baufelder und Land- entwicklung an drei Schwerpunk- schaftsräume werden durch auch aus der Luft ten ablesbare Raumkanten gegliedert, die je nach Die primären Funktionen sowie die techni-

Ort und Situation durch Gebäude und/oder schen, logistischen und wirtschaftlichen Planwerk Südostraum Berlin Bepflanzungen definiert werden. Dienstleistungen des Flugbetriebes werden sich auf dem planfestgestellten Gelände des Die öffentlichen Räume sind als Organisati- Flughafens ansiedeln. Andere flughafenaffine Masterplan Gateway BBI onsgerüst einprägsam gestaltet und von den Dienstleistungs-, Gewerbe- und Logistikun- privaten Bau- und Nutzflächen bewusst abge- ternehmen sollen Raum in den Gewerbege- setzt. Für die zwischen Gemeinde und Flug- bieten in der näheren oder weiteren Umge- Gemeinsames Strukturkonzept FU-BBI hafen bestehenden öffentlichen Straßenräu- bung finden. Die Entwicklung der Flächen me sowie Grün- und Freiflächen werden des Flughafenumfeldes wird in Schritten und Gestaltungsregeln vereinbart, um räumliche nach Möglichkeit im baulichen Zusammen- Qualität zu sichern und ein abgestimmtes hang erfolgen. Gleichwohl soll für die unter- Dreiklang der Planungen Gesamtbild zu erzeugen. Dabei kommt der schiedlichen Ansiedlungswünsche ein breites neuen Nord-Süd-Straße eine wichtige Funk- und attraktives Angebot an Flächen bereitge- tion zu, sie soll als Allee repräsentativ gestal- halten werden, welches ermöglicht, den tet und zu einer attraktiven Adresse werden. jeweils geeigneten Standort zur Verfügung zu stellen. Die drei Entwicklungsschwerpunkte sind der Flughafen BBI (Terminal und Midfield mit Air- port City), der BBI Business Park Berlin im Nor- den und in Schönefeld der Bereich Kienberg/ Waltersdorf-Nord.

Masterplan Gateway BBI – tripolare Entwicklung

37 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien ­ Stadt | Land | Flughafen

Stadt-Land-Übergang

Stadt-Land-Bezüge gemeinsam Profilierung als Chance qualifizieren – Perspektiven für Mit der Entwicklung des Flughafens BBI und den Landschaftsraum Großziethen seinen umfangreichen Verkehrs- und Infra- Ein wichtiger Aspekt des Planwerks ist die strukturbauten sowie nachfolgenden Gewer- konzeptionelle Arbeit in übergreifenden be- und Wohnansiedlungen setzt eine grund- Zusammenhängen. Beispielhaft ist das in der legende Transformation des Raumes ein. Die Abstimmung des Masterplans Gateway BBI Landschaft am Stadtrand mit den dörflichen gelungen. Freiraumbezüge aufzugreifen und Strukturen von Groß- und Kleinziethen soll zu qualifizieren, ist eine wichtige Aufgabe für aber nicht nur als ein Zwischenzustand einer die weitere Stadt-Umland-Kooperation und sukzessiven Verstädterung verstanden wer- den interkommunalen Dialog. Die Planungen den. Landschaft und Dorfkerne stellen eine für den Verflechtungsraum von Berlin und besondere Qualität dar, die diesem Raum ein Schönefeld sollen verstärkt aus einem ge- eigenständiges Profil gibt. meinsamen Raumverständnis entwickelt wer- den. Mit dieser Profilierung kann auch die lokale Ökonomie, die auf Synergien mit der Land- Während in der Stadt die Grünräume wie schaft setzt, gestärkt werden. Hierzu gehören Inseln im Stadtkörper liegen, dreht sich dieses Reitangebote für Städter, Verkauf lokaler Pro- räumliche Prinzip am Stadtrand um: Die Dör- dukte der Landwirtschaft oder die Landgas- fer und Siedlungen liegen als Inseln in der tronomie. Landschaft bietet Service und Pro- Landschaft. Damit ergibt sich eine Kette von dukte für die Städter und generiert damit Ein- grünen Inseln vom Tempelhofer Flugfeld, kommen. Landschaft wird zum Katalysator über Kleingartenareale und den Britzer Gar- einer lokalen Ökonomie. ten bis zum Landschaftsraum Großziethen. Im Landschaftsraum liegen die Siedlungs- Transformation der Landschaft inseln Groß- und Kleinziethen sowie Waß- Das Ziel der Transformation dieser Landschaft mannsdorf mit ihren Dorfkernen. zwischen Stadt und BBI kann weder die Idylle Aufgabe wird es sein, das Prinzip der Inseln in einer historischen Agrarlandschaft noch das der Landschaft zu stärken und diese mit dem einer Eventlandschaft wie ein städtischer Park Umfeld zu vernetzen. Die Stadtgrenze sollte sein. Daher wird es wichtig sein, ein Leitbild dabei ablesbar bleiben. für diesen Raum zu bestimmen, damit die Potenziale genutzt werden.

38 4 | Teilräumliche Leitbilder und Entwicklungsstrategien ­ Stadt | Land | Flughafen

Wegenetze knüpfen Landschaft verhandeln Um die Erlebbarkeit eines Landschaftsraumes Die Neubestimmung des Raumes wird keine zu verbessern, sind durchgängige Wegenetze klassische Planung sein, sondern ein Prozess, von besonderer Bedeutung. der im Spannungsfeld übergeordneter Visio- Der 160 Kilometer lange Mauerweg ermög- nen und konkreter Maßnahmen zu entwi- licht die Spurensuche der jüngsten Stadtge- ckeln sein wird. Dieser Prozess muss zwischen schichte. Bestimmte Abschnitte des Mauer- den Kommunen und den zahlreichen Akteu- weges sind in dem ehemaligen „Niemands- ren intensiv erarbeitet und abgestimmt wer- land“ bereits hergestellt, im Bereich des den. Wesentlich wird dabei das Aushandeln Rudower Dörferblickes sollen Lücken noch der Zukunftsperspektive des Raumes im Sin- geschlossen werden. ne des Vorteil-Nachteil-Ausgleichs sein, die weder Agrarlandschaft oder Park noch städti- Ein besonderes Potenzial für eine übergeord- scher Raum oder Ausgleichslandschaft allein nete Wegeverbindung zwischen Stadt und sein wird. Land stellt die Trasse der Neukölln-Mittenwal- der Eisenbahn dar. Die der Stadt entrückte Das Aushandeln einer qualitätvollen Perspek- Streckenführung der Bahn zwischen dem tive für diesen großstadtnahen Landschafts- Tempelhofer Feld und der Großziethener raum ist eine große Herausforderung und

Feldflur wird von wechselnden Kulissenräu- gemeinsame Aufgabe für die Gemeinde Landschaft und Grüninseln men begleitet, die diesen Weg besonders Schönefeld, Berlin und die angrenzenden attraktiv machen würden. Bezirke sowie die Flughafengesellschaft. Die zwischengemeindliche Zusammenarbeit Landschaftscharakter stärken sowie die Zusammenarbeit im Dialogforum Im Kontrast zur Stadt hat die offene Land- zur Flughafenumfeldentwicklung bieten schaft von Großziethen eine besondere Quali- Anknüpfungspunkte für die notwendige pro- tät, in ihr können Weite und die Geschlossen- zessorientierte Projektarbeit. heit erlebt werden. Weiterhin wird der Mauer- weg zur Attraktivitätssteigerung des Raumes Zukünftig werden nicht nur BBI, sondern beitragen. Aber auch die Deponie Groß- auch ein landschaftliches Umfeld ganz ziethen kann als weit sichtbare Landmarke wesentlich das Erscheinungsbild von Metro- gestaltet werden und zu einem neuen Zielort pole und Hauptstadtregion prägen. in der Landschaft werden. Ein flughafennaher Viewpoint für die startenden und landenden Flugzeuge könnte wie bereits der Info-Turm der BBI-Baustelle ein weiterer Zielort in der Landschaft werden.

Ausgleichsmaßnahmen mit Profil Die zahlreichen Ausgleichsmaßnahmen für Stadt und Siedlungsinseln / Dörfer Eingriffe in Natur und Landschaft werden von Wegenetze ergänzen vielen unterschiedlichen Akteuren in diesem Raum umgesetzt werden. Wenn es gelingt, mit den einzelnen Maßnahmen neue Zielorte in der Landschaft zu entwickeln, dann profi- tiert der gesamte Raum. Zum Beispiel werden erlebbare Wildnislandschaften als Ausgleich für den BBI entstehen. So können stadtnah Kontrastlandschaften und Naturerlebnisräu- me entstehen, die eine hohe Attraktivität haben und Besucher in den Raum locken.

39 Schlussbetrachtung ­

Schlussbetrachtung zum gemein- samen Planungsprozess Das Planwerk Südostraum ist Ergebnis inten- siver Zusammenarbeit. Es ist ein gemeinsa- mes Werk der beteiligten Senatsverwaltun- gen, Bezirke und Nachbargemeinden. Für die- se Mitarbeit, die konstruktiven Hinweise und Anregungen sowie die kritischen Reflexionen sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt.

Das Planwerk umfasst etwa ein Viertel des Berliner Stadtgebietes und stellt einen Zusammenhang mit wesentlichen Teilflä- chen von vier an Berlin angrenzenden Bran- denburger Gemeinden her. Sehr umfassend war die Abstimmung, Infor- mation und Diskussion mit den im Schwer- punkt des Planwerks liegenden Bezirken Treptow-Köpenick, Neukölln und Tempelhof- Schöneberg.

Die interkommunale Zusammenarbeit war besonders intensiv mit der Gemeinde Schö- nefeld. Mit dem Masterplan Gateway BBI konnte aus unterschiedlichen bereits vorhan- denen Planungen sowie den verschiedenen Raumansprüchen gemeinsam mit der Flugha- fengesellschaft FBS ein zukunftsweisender Entwicklungsrahmen erarbeitet und abge- stimmt werden. Der Masterplan ist ein wesentlicher Baustein des Planwerks.

Bedanken möchten wir uns auch bei den Gemeinden Großbeeren, Mahlow-Blankenfel- de und Schulzendorf und den Bezirken Mar- zahn-Hellersdorf, Lichtenberg, Friedrichshain- Kreuzberg und Mitte, die mit Teilen im Blatt- schnitt des Planwerks erfasst sind und das Planwerk mit diskutiert und wichtige Hinwei- se gegeben haben.

Mit der Veröffentlichung des Planwerks ist die Entwicklung des Südostraumes nicht abge- schlossen. Der Planungsprozess hat aber gezeigt, wie Planungsaufgaben übergreifend und ergebnisorientiert bearbeitet werden können. Es ist eine gute Basis für die weitere teilräumliche Zusammenarbeit.

40 Quellenangabe | Bildnachweis ­

Alle Pläne und Abbildungen: Machleidt + Partner mit bgmr, • Heftmitte: Schrägluftbild Tempelhofer Feld, ausgenommen: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/staedte- bau-projekte/tempelhof/de/freiraum/system.shtml; • Titelbild, Collage Wasserlagen: „Treptowers“ mit Blick zur Stadt, Schrägluftbild Tempelhof, Michael Kirsten; Dirk Laubner; Photonikzentrum Adlershof, Airport Berlin Brandenburg International, Adlershof Projekt GmbH; Dirk Laubner, Visualisierung: buenck+fehse gmbh / Karl-Marx-Straße, Berliner Flughäfen Digitale Medien GmbH; Christian Spath; Osthafen, BBI Airport City Plaza, Sibylle Guther Burchard; Zeidler Partnership Architekten / Berliner Flughäfen; Treptowers, Wuhlheide, Michael Kirsten; Michael Kirsten Schrägluftbild Adlershof, Dirk Laubner; • Seite 22, Industriekultur und Parkanlagen an der Spree, Rummelsburger Bucht, Dirk Laubner Louis Back • Seite 24, Der Kaisersteg – eine neue Verbindung zwischen • Seite 5, Rathaus Tempelhof, Ober- und Niederschöneweide, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg Carlo Becker

• Seite 5, Rathaus Neukölln, • Seite 24, Die Altstadt Köpenick entdeckt ihre Ufer, Bezirksamt Neukölln Carlo Becker

• Seite 5, Rathaus Köpenick, • Seite 25, Neue Nutzung für den Tempelhofer Hafen, Tourismusverein - Diehl / PIXELIO Dirk Laubner

• Seite 6, Blick vom Flughafen Schönefeld zur Berliner • Seite 26, Vom Tempelhofer Hafen zum Tempelhofer Feld, Innenstadt, Dirk Laubner Sibylle Guther-Burchard • Seite 28, Urbane Qualitäten weiterentwickeln, • Seite 7, Terminal des neuen Flughafens BBI, Roland Heicke Zeidler Partnership Architekten / Berliner Flughäfen • Seite 31, Die Stadt ans Wasser führen: • Seite 8, Strategieräume im Stadtentwicklungskonzept Landwehrkanal, Stek 2020, Michael Kirsten; Till Warmbold, Studio UC Heidekampgraben, Rudi Schröder; • Seite 9, BBI-Terminal und Airportcity, Plänterwald, gmp Architekten, JSK International, Visualisierung: Archi- Michael Kirsten mation / Berliner Flughäfen • Seite 32, Berlin Adlershof – Stadt für Wissenschaft, Wirt- • Seite 9, Strategieraum Spree-Dahme mit Altstadt Köpe- schaft und Medien, nick, Dirk Laubner Dirk Laubner • Seite 33, Landschaftspark Johannisthal, • Seite 10, A 113 - neue Verkehrsachse im Südostraum, Steffi Homuth Dirk Laubner • Seite 33, Forum Adlershof, • Seite 11, Ankommen in Berlin am Bahnhof Südkreuz, Steffi Homuth Dirk Laubner • Seite 33, Informatikzentrum, • Seite 13, Spreegrünzug an der Rummelsburger Bucht, Adlershof Projekt GmbH Petra Nickel • Seite 35, Landschaftspark Johannisthal, • Seite 14, Ein Katzensprung vom Tempelhofer Feld zur Holger Brandt Spree, Dirk Laubner • Seite 36, Gateway to Berlin – Terminal BBI mit Midfield (Simulation), • Seite 16, Übergang der Stadtspree in die Landschafts- gmp Architekten, JSK International, Visualisierung: Archi- spree, mation / Berliner Flughäfen Dirk Laubner • Seite 37, Dreiklang der Planungen, • Seite 18/19, Till Warmbold Luftbild SenStadt Geoinformation / Landesvermessung Brandenburg (LGB) / Bearb.: Till Warmbold • Seite 37, Masterplan Gateway Berlin – tripolare Entwick- lung, SenStadt, Gemeinde Schönefeld, Machleidt + Partner, Jansen Ortsplanung

• Seite 38, Stadt-Land-Übergang, Dirk Laubner

41 Planwerk Südostraum Berlin Leitlinien für die zukünftige Entwicklung

Der Südostraum ist ein wichtiger Zu - 1. ­ Gateway to Germany – Impulse des kunftsraum der Berliner Stadtentwicklung Hauptstadtflughafens BBI nutzen und seit der Entscheidung für den Flug - 2. ­ Entwicklungsachse zwischen BBI und hafenausbau BBI ein Stadtraum mit neu - Innenstadt profilieren – en Entwicklungsmöglichkeiten. Strukturwandel zum modernen Wirtschaftsstandort fortsetzen Es gilt, die durch den Ausbau des Flug - 3. ­ Imageraum Spree – vielfältige hafens eröffneten wirtschaftlichen Potenziale aufgreifen, gestalten und Perspektiven und Chancen für die Stadt - verknüpfen entwicklung zu nutzen und die urbanen 4. ­ Die unterschiedlichen Stadtquartiere und landschaftlichen Qualitäten des Süd - zukunftsfähig weiterentwickeln – ostraums weiterzuentwickeln. Zentren stärken, Stadt vernetzen 5. ­ Neukölln am Wasser – neue Qualitäten Das Planwerk Südostraum stellt die wich - für die Quartiere zwischen tigen Qualitäten und Potenziale des Süd - Tempelhofer Feld und Spreeraum ostraums in einem Leitbild in ihrem aufzeigen Gesamtzusammenhang dar. 6. ­ Attraktivität als gesamtstädtischen Freizeitort nutzen – Angebote für In zehn Leitlinien sind wichtige gesamt - Erholung, Sport und Entspannung städtisch wie teilräumlich bedeutsame erweitern Ziele für den Südostraum formuliert. 7. ­ Wasserlagen als Reichtum des Süd - ostens profilieren – Flüsse und Kanäle Wegen der besonderen gesamtstädti - erlebbar machen schen Bedeutung hat der Senat die Leitli - 8. ­ Erreichbarkeit der Landschaftsräume nien als Rahmen für die zukünftigen Pla - verbessern – die großen Parks und nungen beschlossen. innerstädtischen Waldflächen integrieren und die Landschafts - bezüge weiter qualifizieren 9. ­ Stadt - Umland - Zusammenarbeit fortsetzen – Umfeld des Flughafens BBI abgestimmt entwickeln 10. Akteure aktivieren ­ – Kooperationen animieren