Naturschutzbund Deutschland

Gruppe

Jahresbericht 2013

Nr. 30 , im Dezember 2013

Liebe Mitglieder!

Liebe Freunde und am Naturschutz Interessierte (und vielleicht und hoffentlich auch bald ein- mal bei uns Mitglied)!

Von dem französischen Schauspieler und Dramatiker Jean-Baptiste Moliere (1622-1673) fand ich folgende Aussage bemerkenswert:

„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“

Wenn wir diesen Spruch auf uns als diejenigen, die sich aktiv oder auch nur passiv als Mit- glieder für den Naturschutz als umfassenden Begriff für den Erhalt einer lebenswerten Umwelt mit all ihren Tieren und Pflanzen einsetzen, so trifft Molieres Aussage zumindest in dieser Be- ziehung nicht auf uns zu. Wir können, sollten uns einmal unsere Enkel nach dem fragen, was wir für den Erhalt der biologischen Vielfalt, um ein aktuelles Schlagwort zu benutzen, denn ge- tan haben, können wir sicherlich einiges aufführen: Wir haben fleißig unseren Mitgliedsbeitrag gezahlt, mit dem z.B. Flächen für Renaturierungsmaßnahmen angekauft werden konnten. Oder wir haben mit angepackt, wenn es darum ging, das Mähgut aus einer Fläche zu entfer- nen, um diese auszuhagern und so weniger konkurrenzkräftigen Pflanzen wie z.B. Orchideen und damit auch den von ihnen lebenden Tieren eine Überlebenschance geben zu können. Oder wir haben uns mehr oder weniger spezialisiert und an verschiedenen Artenschutzprojek- ten teilgenommen, sei es, dass wir Bestandsaufnahmen von Fledermäusen, Eulen, Weißstör- chen oder Orchideen durchgeführt oder für sie Quartiere, Brutmöglichkeiten oder passende Biotope geschaffen haben. Alles das und noch viel mehr umfasst unser ehrenamtlicher Ein- satz für die Natur.

So ehrenwert all diese Tätigkeiten auch sind, müssen wir uns doch auch fragen, ist nicht ohne großen Aufwand noch mehr möglich? Ich denke da z.B. daran, dass wir bestimmt den einen oder anderen Weg zum Einkauf oder wohin auch immer nicht mit dem Auto fahren müssten, sondern es auch mit dem Fahrrad oder gar zu Fuß möglich gewesen wäre. Wir hätten dann nicht nur kein Kohlendioxid produziert und somit einen winzigen Beitrag zum Klimaschutz ge- leistet, sondern auch gleich etwas für unsere Gesundheit getan. Oder wir könnten ohne jede Kosten auf den Gebrauch von Plastiktüten verzichten und so indirekt weniger Rohstoffe ver- brauchen, weniger Material zum Recyceln liefern (wenn die ausgebrauchten Tüten denn in den gelben Sack entsorgt werden) oder die Umwelt von dem nur sehr schwer und langsam abbaubaren Plastik verschonen. Neben vielen weiteren Möglichkeiten möchte ich nur noch ei- ne ansprechen: Müssen wir denn wirklich zu jeder Jahreszeit immer alle Nahrungsmittel zur Verfügung haben und auch verzehren? Ich muss gestehen, auch ich hätte wohl noch mehr Möglichkeiten des umweltbewussten Verhaltens, aber auf Erdbeeren zu Weihnachten oder australische Äpfel zu Ostern verzichten wir ganz bewusst und halten uns an Produkte aus un- serer Region.

Mit all den genannten möglichen Verhaltensweisen wollte ich Sie bestimmt nicht schulmeis- tern (auch wenn ich Lehrer war), sondern nur aufzeigen, was Naturschutz alles beinhalten kann und welche Möglichkeiten der Einzelne hat, um auch etwas gegen eine weitere Belas- tung unserer Natur zu tun. Und wenn ich ganz viel Glück habe, nimmt der eine oder die ande- re meine Worte als Anregung zu einer kleinen Verhaltensänderung.

In diesem Sinne wünscht der Vorstand der NABU-Kreisgruppe Dithmarschen Ihnen und Ihren Angehörigen ein erfolgreiches und vor allem gesundes Jahr 2014.

Ihr

– 2 – Mauersegler - die Meister der Lüfte – Giebelkolonie an meinem Einfamilienhaus in

Stefan Heuseler

Vorbereitungen auf die neue Saison ser, Großtrappen und Rotfußfalken beobachten, die man bei uns entweder Den langen Winter 2012/2013 hatte ich gar nicht oder nur selten zu Gesicht u. a. dazu genutzt, mir Gedanken bekommt. darüber zu machen, ob und gegebe- Nach der Rückkehr war ich dann schon nenfalls in welchem Umfang ich meine sehr gespannt, wie viele Mauersegler beiden Mauersegler-Giebelkolonien er- meiner Kolonie schon eingetroffen sind. weitere. Die Frage nach dem „ob“ war Am Abend des 11.05. konnte ich dann dann doch sehr schnell geklärt, denn in die ersten 3 Einflüge in die Giebel- den letzten Jahren sind insbesondere kästen beobachten. Die kurze aber im Süd-Ost-Giebel fast alle Nistplätze hoffentlich spannende Brutsaison der besetzt worden und die Erfahrungen Segler hatte begonnen. In den näch- der letzten Jahre haben gezeigt, dass sten Tagen trafen dann weitere Brutvö- pro Jahr 2-5 Paare hinzukommen, gel ein. Am 15.05. sah ich dann die sofern freie Nistplätze vorhanden sind. erste Flugschau des Jahres über dem Es stand somit nur noch die Frage im Süd-Ost-Giebel mit insgesamt 10 Seg- Raum, wie viele zusätzliche Kästen ich lern. aufhänge. Nach reiflicher Überlegung In der Zeit vom 18.05. bis 28.05. habe ich mich dann entschieden, im schloss sich ein weiterer Urlaub an. Süd-Ost-Giebel zu den bestehenden 13 Dieses Mal ging es nach Schweden weitere 6 und im Nord-West-Giebel zu und zwar auf die „Orchideen-Insel“ den bisherigen 6 weitere 4 Nistplätze Gotland. zu schaffen. Das Ergebnis dokumentie- In der sehr schönen Stadt Visby konnte ren die Bilder am Ende dieses Berichts wir dann zahlreiche Mauersegler durch mit nunmehr insgesamt 29 Brutplätzen. die Innenstadt fliegen sehen. Ich habe von unserer Reiseleitung erfahren, Das Jahr 2013 dass in Schweden viele Mauersegler traditionell in Starenkästen aus Holz Das Mauerseglerjahr 2013 war schon brüten, die an Häusern teilweise nur in ein ganz besonderes. In diesem Jahr 2 - 3 Meter Höhe hängen. Beim Ausflug hat das lang anhaltende kalte und fliegen die Segler dann nur knapp über nasse Frühjahr nicht nur den Mauer- den Erdboden und schwingen sich seglern einen schwierigen Start berei- anschließend rasant in die Höhe. Bei tet. Viele Vogelarten litten unter dem uns bevorzugen die Segler eine An- nicht enden wollenden Spätwinter, so und Abflughöhe ab 4 Meter aufwärts. dass sich der Beginn der Fortpflan- Das bietet in der Regel deutlich mehr zungszeit deutlich nach hinten ver- Schutz vor Fressfeinden. schob. In „normalen“ Jahren tauchen in Ich vermute, dass die Segler in Schwe- Dithmarschen die ersten Mauersegler den auch ungünstig gelegene Nist- so um den 03.05 auf. Wann sie in die- plätze annehmen, weil insbesondere in sem Jahr in Heide eintrafen, darüber kleineren Ortschaften die vielen oft nur kann ich nicht berichten, weil ich in der max. zweigeschossigen Holzhäuser Zeit vom 05.05. bis 11.05. mit einigen den Seglern nicht so viele höher gele- Mitgliedern unserer Ortsgruppe eine gene Nistplätze bieten. Um sich trotz- sehr schöne und interessante Naturrei- dem fortpflanzen zu können, nehmen se in Ungarn unternommen habe. Wir viele Segler deshalb auch nicht so konnten u.a. Blauracken, Bienenfres- optimale Nistplätze in Kauf. Das Nah- NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 3 – rungsangebot in Schweden ist aufgrund die Jungen in den anderen Nestern, des großen Aufkommens an Insekten, auch, dann 2 Tage nicht gefüttert wur- die sich im Wasser entwickeln, sehr den. Leider hat diese Schlechtwet- gut. Bei uns bieten die vielen massiv terphase dazu gefüht, dass insgesamt gebauten mehrgeschossigen Häuser 8 Jungvögel nicht überlebt haben. 2 und die insgesamt engere Besiedlung Paare brachen zudem die Brut ab und und Bebauung in den Städten, die eher warfen ihre Eier einfach aus dem Nest. ihren ursprünglichen natürlichen Fel- Zum Glück wurde das Wetter dann sennistplätzen ähneln, sicherere und wieder etwas besser und die verblie- zahlreichere Brutstätten. Es ist bekannt, benen Jungen bekamen wieder Nah- dass Mauersegler bei der Wahl ihres rung. Eines der Weibchen der 3 Paare, Nistplatzes auch sehr felxibel sein die ihre Brut verloren hatten, legte am können. So gibt es in Schweden auch 12.07. und 14.07. je ein Ei und es kam Nistplätze in alten Spechthöhlen. In zu einer Ersatzbrut. Auch in den Nes- Deutschland soll es im Harz noch eine tern der beiden anderen Paare wurden kleine Kolonie von Baumbrütern geben. bis Ende Juli 2 Eier nachgelegt. Nun Nachdem auch der zweite Urlaub zu war klar, dass es zu einer deutlichen Ende ging, konnte ich mich endlich Saisonverlängerung bis in den wieder voll und ganz dem Geschehen September hinein kommen würde, in meiner Kolonie widmen. Bis zum wenn die Jungenaufzucht noch klappen 05.06.2013 waren alle 10 Vorjahres- sollte. paare im Süd-Ost-Giebel wieder kom- plett. Auch im Nord-West-Giebel sind Beringungsaktion die 3 Paare wieder eingetroffen. Von Mitte Juni bis ca. Mitte Juli haben sich Am 13.07. habe ich bei mir zusammen im Süd-Ost-Giebel 5 neue Paare mit unserem Vereinsmitglied Jörg angesiedelt und mit dem Nestbau be- Heyna eine Beringungsaktion durch- gonnen. 3 von Ihnen haben auch be- geführt. Jörg hatte sich von der Vogel- reits gebrütet. Im Nord-West-Giebel hat warte Helgoland Ringe besorgt und 1 Paar einen freien Nistplatz besetzt extra eine Beringungszange anfertigen und am Nest gebaut. lassen. Wir haben dann insgesamt 11 Bis zum 25.06. konnte ich in den Vögel beringt, 4 Altsegler, die gerade Kameranistkästen beobachten, wie die im Nistkasten waren und 7 noch nicht Paare wie gewohnt ihrem Brutgeschäft flügge Jungvögel. Es stellte sich leider nachgingen. Alles schien völlig normal nach der Aktion heraus, dass die zu verlaufen, wenn auch etwas ver- beringten Altvögel das Fangen und spätet. Das änderte sich leider an den Beringen leider sehr übel genommen folgenden zwei Tagen. Das Wetter haben. Abends sind 3 Segler nicht zum verschlechterte sich deutlich und es Übernachten eingeflogen und haben in gab Dauerregen und sehr kühle Tem- der Luft übernachtet. peraturen. Es wurde nur 11° - 12 ° C Glücklicherweise waren sie ab der warm. Die Altsegler sind in dieser Zeit nächsten Nacht wieder da, so dass die nicht ausgeflogen, weil die Insektenjagd Jungenaufzucht wieder von beiden mehr Energie gekostet als sie ein- Partnern duchgeführt wurde. Fürs gebracht hätte. Das ist für Altsegler nächste Jahr habe ich mir daher vor- grundsätzlich kein Problem. Sie über- genommen, nur noch Jungvögel zu stehen Schlechtwetterperioden auch beringen und die Altsegler in Ruhe zu über mehrere Tage unbeschadet und lassen. Ich wäre schon sehr traurig specken in dieser Zeit ab. Für junge gewesen, wenn durch mein Verhalten Segler, die noch keine Fettreserven die Jungenaufzucht nicht geklappt aufgebaut haben, sieht das natürlich hätte. anders aus. Ausgerechnet am 26.06. sind zwei Jungvögel geschlüpft, die wie NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 4 – Ungewöhnlicher Nistplatz bei den Eltern der Fütterungstrieb stär- ker als der Zugtrieb, so dass Mitte Sep- Am 12.07. kam es dann zu einem tember 4 Jungvögel ausfliegen konn- besonderen Erlebnis. Ich konnte an ten. Der letzte hat seinen Kasten am diesem Tag das erste Mal beobachten, 19.09. verlassen. Am 25.09. hat sich wie ein Mauersegler mehrfach in einen dann auch der letzte Brutvogel auf den Starenkasten aus Holzbeton (siehe Bild Vogelzug begeben und die überdurch- unten) ein- und ausflog, der an einem schnittlich lange und ungewöhnliche Schornstein in ca. 5 Meter Höhe in der Saison 2013 ging zu Ende. Nähe des Nord-West-Giebels hängt. Im Frühjahr hatten darin noch Stare er- Fazit folgreich gebrütet. Sollten sich hier tatsächlich Mauersegler ansiedeln und In diesem Jahr haben im Süd-Ost-Gie- das vorhandene Starennest einfach bel insgesamt 10 Paare erfolgreich übernehmen? Am 15.07. ist der Segler gebrütet und damit 4 mehr als 2012. abends erneut in den Nistkasten ein- Ein Paar hat die Brut wegen schlech- geflogen und hat das erste Mal in ten Wetters abgebrochen und auch diesem übernachtet. Am 17.07. sah ich kein Ersatzgelege angelegt. 2 Paare dann, wie abends erstmals 2 Segler im haben sich neu angesiedelt und mit Starenkasten verschwanden und in dem Nestbau begonnen. diesem übernachteten. Es ist also noch Im Nord-West-Giebel haben insgesamt zu einer Paarbildung gekommen. Bis 2 Brutpaare erfolgreich Junge groß zum Abflug Anfang August hat dieses gezogen. Ein Paar hat zunächst die Paar regelmäßig im Kasten übernach- Erstbrut verloren und das einzige Junge tet. Das spricht deutlich für eine Annah- der Ersatzbrut ist gestorben. 2 Paare me des Kastens. Da der Nistkasten in haben sich neu angesiedelt, eines westlicher Richtung hängt und auch davon im besagten Starenkasten. Im von oben nicht beschattet wird, musste nächsten Jahr könnten somit insgesamt ich ihn auf jeden Fall isolieren (siehe 2. 18 Paare zur Brut schreiten. Bild unten), da sonst die Jungen im In einigen freien Nistkästen gab es nächsten Jahr, auch wenn sie noch immer mal wieder Ein- und Ausflüge, nicht flügge sind, bei großer Hitze den aber nur eine Übernachtung eines Kasten verlassen würden. einzelnen Vogels. Die meisten Segler haben die Kästen lediglich inspiziert Der Wegzug aber (noch) nicht angenommen. Mal sehen, ob sie im Mai 2014 wieder- Die ersten Mauersegler, deren Junge kommen und es zu weiteren Ansied- ausgeflogen waren, haben sich schon lungen kommen wird. am 03.08. auf den Vogelzug begeben. Wer nähere Informationen zu Mauer- In den folgenden Tagen sind dann seglern haben möchte und sich für eine weitere Segler „abgereist“ und es Ansiedlung am eigenen Haus inte- wurde merklich ruhiger. An den ressiert, kann sich gerne an mich nächsten Abenden sammelten sich am wenden. Ich berate gerne und helfe Himmel ca. 30 – 40 Mauersegler und auch bei Nistkastenmontagen. stiegen laut rufend immer weiter auf, In den nachfolgenden Bildern ist die um in der Luft zu übernachten. Ein Belegung der Nistkästen seit 2007 noch sicheres Zeichen dafür, dass der große einmal zusammengefasst dargestellt. Aufbruch Richtung Süden unmittelbar bevorstand. Am 02.08. ist dann das erste Küken der Ersatzbruten geschlüpft. Insgesamt sind Anfang August in den 3 Kästen 5 Junge geschlüpft. Glücklicherweise war

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 5 –

1 Nistplatz seit 2011 besetzt; 2012, 2013 Bruterfolg 2 Kasten seit 2007 besetzt; 2008, 2009, 2010, 2011, 2012, 2013 Bruterfolg 3 Nistplatz seit 2013 besetzt; 2013 Bruterfolg 4 Kasten seit 2011 besetzt; 2012, 2013 Bruterfolg 5 Nistplatz seit 2009 besetzt; 2010, 2011, 2012, 2013 Bruterfolg 6 Kasten seit 2009 besetzt; 2009, 2010, 2011, 2012, 2013 Bruterfolg 7 Nistplatz 2009 besetzt; 2009, 2010, Bruterfolg; seit 2011 unbesetzt; eventuell Neuansiedlung im Juli 2013 8 Nistplatz seit 2011 besetzt; 2012, 2013 Bruterfolg 9 Kamera-Nistkasten seit 2010 besetzt durch ein Feldsperlingspaar; 2010, 2011, 2012 Bruterfolg, mindestens zwei Jahresbruten; seit Juni 2013 besetzt durch ein Seglerpaar 10 Nistplatz unbesetzt 11 Kamera-Nistkasten seit 2011 besetzt; 2011 3 flügge Jungvögel; 2012 zunächst unbesetzt; ab Juni Neuansiedlung; 2013 2 flügge Jungvögel 12 Kamera-Nistkasten seit 2012 besetzt; 2012 1 flügger Jungvogel, 2013 Nistplatz unbesetzt 13 Nistplatz unbesetzt 14 Kamera-Nistkasten seit 2012 besetzt; 2012 3 flügge Jungvögel, 2013 brutwetter- bedingt gescheitert 15 Kamera-Nistkasten 2013 Neuansiedlung ohne Brut 16 Kamera-Nistkasten 2013 Neuansiedlung 1 flügger Jungvogel 17 Kamera-Nistkasten 2013 Neuansiedlung ohne Brut 18 Kamera-Nistkasten 2013 Neuansiedlung 2 flügge Jungvögel 19 Kamera-Nistkasten unbesetzt NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 6 –

20 Kamera-Nistkasten seit 2010 besetzt; 2011 2 flügge Jungvögel, 2012 3 flügge Jungvögel, 2013 2 flügge Jungvögel 21 Kamera-Nistkasten 2011 besetzt; 2011 1 flügger Jungvogel seit 2012 unbesetzt 22 Kamera-Nistkasten seit 2012 besetzt; 2012 2 flügge Jungvögel, 2013 2 flügge Jungvögel 23 Kamera-Nistkasten seit 2012 besetzt; 2013 unbesetzt 24 Kamera-Nistkasten unbesetzt 25 Kamera-Nistkasten unbesetzt 26 Kamera-Nistkasten seit 2013 besetzt; 2013 2 flügge Jungvögel 27 Kamera-Nistkasten unbesetzt 28 Kamera-Nistkasten seit 2013 besetzt 29 Kamera-Nistkasten unbesetzt

(oben) Schonstein-Nistkasten in der Nähe des Nord-West-Giebels vor der Isolierung

(rechts) Der Schonstein-Nistkasten in der Nähe des Nord-West-Giebels mit Isolierung NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 7 –

Das Naturschutzgebiet „Ehemaliger Fuhlensee“ im Jahr 2013

Asmus Lensch

In diesem Jahr konnten leider nicht vie- mehr gab. Der Weg wurde im August le Begehungen durchgeführt werden. repariert, aber nur bis zu Orchideenflä- Die ersten Moorfrösche hörte ich an 5 che. Weshalb der Rest des Weges Stellen am 22.4.2013. Bereits am 14.4. nicht repariert wurde, ist mir unbekannt. sang ein Blaukehlchen. Am 1.5. beo- Das Material für die Ausbesserungsar- bachtete ich an der Stelle, an der das beiten wurde durch Abflachungen der Männchen sang, auch ein Weibchen. Grabenränder gewonnen. Dadurch Am 7.7. fand ich an der Stelle auch ei- konnten im Gebiet noch 1 Bruchwas- nen Jungvogel. Diese Art hat hier also serläufer und 3 Bekassinen gesehen wieder erfolgreich gebrütet. Weitere werden. Vogelarten im Gebiet waren Rohrwei- Leider ist in diesem Jahr wieder keine he, Kiebitz, Uferschnepfe, Stock- und Mahd durchgeführt worden. Man sagte Schnatterente, Graugans, Kuckuck, mir, dass der Weg sich setzen und sich Rohrammer, Schilfrohrsänger, Wiesen- erst einmal eine Grasnarbe bilden müs- pieper, Rohrammer, Mauersegler und se, bevor dort Raupen fahren können. Feldschwirl. Inzwischen liegt auch der Abschlussbe- Am 17.6.2013 fand ich recht viele richt der Ingenieurgesellschaft Hofer & Pflanzen des Gefleckten Knabenkrauts, Pautz GbR vor. Darin wird ausgeführt, z.T. knospig. Als ich am 7.7. wieder was alles in den letzten Jahren im NSG dort war, fand ich nur 4 blühende Pflan- untersucht worden ist und es werden zen. Der Grund: Die Orchideen blühten Vorschläge für die künftige Entwicklung in diesem Jahr witterungsbedingt sehr gemacht. spät. Zur Blütezeit der Orchideen waren Am 18.6.2013 fand ein „Runder Tisch“ die dort auch wachsenden Gräser auf Veranlassung des Bündnisses Na- schon sehr hoch aufgewachsen, so turschutz in Dithmarschen statt. Daran dass von den Knabenkräutern kaum konnten alle teilnehmen, die ein Inte- noch was zu sehen war. resse an dem Gebiet haben. Ich selbst Am 3.6. stand auf dem Weg so viel konnte leider einer Familienfeier wegen Wasser, dass es kein Durchkommen nicht teilnehmen.

Das Storchenjahr 2013 in Dithmarschen

Uwe Peterson

„Alle Jahre wieder“ ..., so fängt ein be- auch an dem sich im letzten Jahr so kanntes Weihnachtslied an. So könnte negativ auswirkendem Wetter nichts auch ich meinen diesjährigen Bericht geändert. Wieder hatten wir zurzeit, als über den Weißstorch in unserem Kreis die meisten Storchenküken noch klein beginnen. In der Schilderung des Jah- waren und eines sie hudernden Eltern- res 2012 im letzten Jahresbericht hatte teils bedurften, einen Kälteeinbruch mit ich aufgelistet, welche Faktoren Ein- viel Regen. Und wieder sind dadurch fluss auf den Bruterfolg haben und hat- viele Jungen gestorben, Näheres folgt te die Rückkehrzeit aus dem Winter- weiter unten. quartier, die vorhandene Nahrung und Vielleicht hätte ich nicht gleich mit der das Wetter genannt. Daran hat sich na- negativen Nachricht beginnen, sondern türlich nichts geändert. Leider hat sich erst einmal die gute vorweg stellen sol- NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 8 – len: Wir haben im Kreis Dithmarschen wirkt, so dass wir nur hoffen können, eine Zunahme bei den Brutpaaren des dass alle Paare im Jahr 2014 wieder- Weißstorchs um sage und schreibe kommen und dann erfolgreicher brüten, 25%!!! Allerdings relativiert sich diese denn diese 25 Paare haben insgesamt enorme Zahl, wenn wir uns die absolu- nur 20 Junge zum Ausfliegen gebracht, ten Zahlen ansehen: Der Brutbestand somit sogar noch 7 weniger als die 20 stieg von 20 auf 25 Paare. Mit dieser Paare des Vorjahres. Gleiches gilt auch Zunahme liegen wir weit über dem für das ganze Bundesland Schleswig- schleswig-holsteinischen Durchschnitt Holstein, wo die 24 Paare mehr nur 418 von knapp 10%, von 248 auf 272 Paa- gegenüber 429 Junge im Vorjahr bis re. Nur hat sich diese Zunahme leider zur Reise in das Winterquartier groß nicht auf die Nachkommenzahl ausge- ziehen konnten.

Standort Ausfl. Junge Ausfl. Junge 2012 Tote Junge

Albersdorf - (-) - (Neuansiedlung) - - (1) 3 Delve 3 (2) 1 Dückerswisch - (3) ? Glüsing 2 (-) - Heide-Süderholm 1 (-) 2 Hennstedt-Appedör - (1) - Hennstedt-Horst - (-) 1 (Lucht) - (-) 3 Hochdonn (Meierei) 1 (-) - Kleve - (1) - Linden (Juhl) 2 (3) 2 Linden-Pahlkrug - (4) - 2 (2) - Pahlen (Schwimmbad) - (2) - 1 (1) - - 1 Schlichting - - Süderheistedt - - 3 (3) - (Meyer) 4 (4) - 1 (-) 2 - 3 -Neuenfähre (x) - 20 18

Nachweislich sind also fast so viele loren haben, denn es wurden zwar Füt- Jungstörche gestorben wie ausgeflo- terungen beobachtet, aber keine toten gen. Zusätzlich zu den aufgeführten Jungen gefunden. – Anders herum ge- Jungenverlusten dürften die Paare in rechnet waren bei uns nur 40% der Dückerswisch, Linden-Pahlkrug, Pahlen Paare erfolgreich, damit stellt Dithmar- (Schwimmbad), Schlichting und Süder- schen den diesjährigen Minusrekord heistedt ebenfalls alle ihre Jungen ver- auf. Das gilt auch für den JZa-Wert NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 9 – (ausfliegende Junge pro alle Paare), Störche geworfen. Im Augenblick (Niko- der bei uns mit 0.80 extrem klein ist. laustag) befinden sich zwei in Spanien Landesweit liegt er bei 1,54 und damit in der Nähe von Madrid und die ande- auch unter dem langjährigen Durch- ren vier in Afrika, und zwar je einer im schnitt von 1,61. Hier hatten von den Tschad und in Äthiopien und die letzten genannten 272 Paaren 185 Bruterfolg, beiden im Sudan. Alle Einzelheiten zum der Anteil der erfolglosen Paare liegt Zug und zum Aufenthalt können Sie auf somit bei rund 32%. der Internet-Seite des NABU-Bundes- Abschließend sei noch ein kurzer Blick verbandes unter „Aktionen und Projek- auf die 6 aus Dithmarschen und dem te“ und hier unter „Weißstörche auf benachbarten Kreis Schleswig-Flens- Reisen“, weiter unter „Karte und Tage- burg mit Satellitensendern versehenen bücher“ finden. Viel Spaß beim Lesen.

Seltenheiten im Speicherkoog - Highlights aus dem Jahr 2013

Fabian Schrauth, NABU Nationalparkhaus „Wattwurm“

Auch dieses Jahr waren im Meldorfer Speicherkoog wieder einige seltene Vogelarten zu beobachten. Bei den Li- mikolen sind unter anderem mehrere Sumpfläufer-Beobachtungen über den gesamten Sommer verteilt sowie zwei Graubrust-Strandläufer hervorzuheben. Zur Freude aller Ornithologen aus der Region (und der gesamten Westküste)

Sumpfohreule

Über den gesamten Sommer hinweg ließen sich vor allem im Südkoog Sumpfohreulen beobachten, neben zum Teil über 70 Löfflern am Hochwas- serrastplatz. Mit dem beginnenden Herbstzug konnten zwei Raub-

Grasläufer hielt sich auch dieses Jahr wieder ein Grasläufer an der „altbekannten“ Stelle im Südwesten des Wöhrdener Lochs auf. Ganze 14 Tage lang war der Vogel zu beobachten und damit auch dieses Jahr die seltenste Art, die nachgewiesen wer- den konnte. Zudem wurden über einen Zeitraum von zwei Monaten immer wie- der Odinshühnchen in beiden Natur- schutzgebieten gesichtet, maximal vier Vögel am Wöhrdener Loch und zwei am Kronenloch. Raubseeschwalbe NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 10 – seeschwalben, drei Zwergseeschwalben und eine Rohrdommel am Miele- Speicherbecken sowie ein Rotkehlpieper am Wöhrdener Loch verzeichnet werden. Im Herbst war das Highlight eine Eisente am Wöhrdener Loch und wie gewohnt sind momentan mit etwas Glück Raub- würger (entlang des Kronenlochs) und Raufußbussarde (v.a. im Südkoog) zu beobachten. Zudem hielten sich zuletzt zwei Nebelkrähen nördlich der Miele auf. Auch wenn dieses Jahr eine Seeadler- Brut und die Herbstrast der Mornellre- genpfeifer im Gebiet ausblieben, war es doch insgesamt ein interessantes Vogel- jahr. Viel Spaß beim Beobachten im Raubwürger nächsten Jahr, es lohnt sich!

Unverhofft kommt oft

Uwe Peterson

Im Laufe des Jahres hat mir Hans- Fläche und der Masse an organischem Jürgen Meints immer wieder von seiner Material unmöglich. So fragte ich einen Sorge berichtet, dass die Schafstedter jüngeren Landwirt hier aus Nindorf, ob Spülfläche, die von der OG Hademar- er einen Berufskollegen aus Schafstedt schen betreut wird und auf der neben oder der näheren Umgebung kenne, mehreren Orchideenarten weitere der diese Arbeit leisten könne. Er ver- Pflanzen der Roten Liste wachsen, all- sprach, sich darum zu kümmern. Am mählich verbuscht und somit als Le- Freitag teilte er mir kurz und bündig mit, bensraum für diese weniger robusten dass sich nicht umgehört hätte und statt Arten verloren zu gehen droht. Er hat dessen selber kommen würde. wohl meinen Rat befolgt und sich den Am Einsatztag hat meine Frau dann Vorsitzender der benachbarten OG ge- noch schnell einige Brötchen gekauft, wandt und ihm dringend ans Herz ge- geschmiert und belegt, damit die Helfer legt, die Fläche mähen zu lassen. So wenigstens nicht hungrig nach Hause erhielt ich Anfang Dezember plötzlich gehen müssten, denn die sonst übliche einen Anruf des Vorsitzenden, Herrn Erbsensuppe war nicht bestellt worden. Ott, in dem er mir mitteilte, dass die Wider Erwarten kamen dann – voraus- Fläche gemäht und der kommende gesetzt ich habe richtig gezählt – ins- Sonnabend als Termin für einen Ar- gesamt 16 Leute, davon 6 von uns, zu- beitseinsatz vorgemerkt sei, bei dem sammen, so dass wir mit dem Harken dann das Mähgut aus der Fläche ent- bald nach 12.00 Uhr fertig waren. Da fernt werden sollte. Er fragte, ob wir von ich weniger Helfer erwartet hatte, hatte unserer Gruppe wie auch schon in ich auch den Trecker zu spät bestellt, früheren Jahren uns daran beteiligen so dass wir mit dem Aufladen und Weg- würden, was ich zusagte. Auf meine fahren erst kurz vor halb zwei fertig wa- Frage nach einem Trecker mit Anhä- ren, auch dank des mit stakenden Tre- nger für den Transport teilte er mit, ckerfahrers Torsten Timm, dem hier dass er keinen habe und das Mähgut noch einmal ganz herzlich dafür ge- so an den Rand geschafft werden solle. dankt sei. Allgemein wurde die Arbeit – Dies erschien mir bei der Größe der harken und aufladen – als schwer be- NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 11 – zeichnet, weil im letzten Jahr nicht ge- dankten und sich über die Rückmel- mäht worden war und somit viel sperri- dung von anderer Seite, dass die Flä- ges Astmaterial sich immer wieder in che jetzt endlich wieder gut aussähe, der Harke verfing, die Harke hinter den freuten und mir dies auch mitteilen woll- Resten der Triebe hängen blieb und ten. Gemeinsam können wir uns jetzt auch das Aufladen schwierig machte. mit großer Wahrscheinlichkeit auf ein Am Sonntag drauf erhielt ich dann noch blütenreiches Jahr auf unserer Fläche einen Anruf des Ehepaars Berger, die freuen. sich für unseren Einsatz herzlich be-

Unsere Eulen in Dithmarschen

Dirk Berking mit Hilfe von Torsten Nummsen

Auch in diesem Jahr konnten die Eu- Land nicht nachgewiesen werden. Beim lenschützer in Dithmarschen bei den Uhu war es witterungsbedingt ein sehr Kleineulen keinen Erfolg verbuchen. turbulentes Jahr. Insbesondere bei der Schleiereule ge- 107 Paare hen die Bestände dramatisch zurück. 55 angefangene Bruten Im Land wurden in ca. 2000 Nisthilfen 42 erfolgreiche Bruten nur 66 Paare gezählt. In Dithmarschen 120 Junge waren es 13 Bruten. Dass nur 51,4 % brüteten, lag an zwei Beim Steinkauz gab es in diesem Jahr Hauptgründen: Einwirkungen des spä- 69 Bruten. 138 Jungvögel wurden ge- ten Kälteeinbruchs und wieder ein- zählt. Viele Steinkauzpaare schritten mal intensiver illegaler Verfolgung. nicht zur Brut. Dieses Verhalten zeigen Wer Anfang März noch nicht brütete, viele Vögel, wenn die körperliche Fitnis setzte mit der Balz aus und begann neu oder das vorhandene Nahrungsangebot erst Anfang April - So spät, wie noch nicht ausreichend sind. nie festgestellt. Erstmalig deshalb be- Nutznießer dieser schlechten Zahlen gannen die letzten Paare erst im Mai waren die Dohle und der Turmfalke. 74 mit der Brut. Turmfalken nutzten die Nisthilfen in Das war bei den vielen Paaren schwer Dithmarschen zur Brut. Bei der Dohle zu kontrollieren und nicht leicht einzu- lagen die Zahlen bei ca. 80 Paaren ordnen. Eine geringe Fehlerquote in der (nicht alle Gebietsbetreuer melden die- Beurteilung ist deshalb nicht auszu- sen Vogel). schließen. (Zum Uhu U. Robitzky & R. Als Gründe werden die kalten und Dethlefs pers. Mitt.). schneereicheren Winter angegeben. Zusätzlich auch die Umgestaltung der Feldfluren, insbesondere der Grün- landumbruch. Dagegen spricht aber der hohe Bruterfolg in der Nordermarsch mit 7 Brutpaaren. Vielleicht liegt auch im Konkurrenzdruck durch Turmfalke und Dohle eine Ursache. Es bleibt also spannend, in welche Richtung sich die Entwicklung der Be- stände im nächsten Jahr bewegt. Rauhfußkauz und Sperlingskauz konn- ten in diesem Jahr als Brutvögel im

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 12 –

Wieder nichts

Uwe Peterson

Nachdem die Seeadler im letzten Jahr lange Zeit nichts mehr von Seeadlern auch wieder nicht zur Brut geschritten zu bemerken. waren, blieb das Revier im Sommer Genau wir im Vorjahr wurde auch in unbesetzt, erst Anfang September wur- diesem Jahr der erste Adler Anfang de der erste Adler wieder beobachtet, September festgestellt, jetzt scheint im Dezember dann erstmalig auch wieder ein Paar da zu sein. zwei. Anfang Januar konnte ich zwei Warum es im Revier des Speicherkoo- Adler auf einer Eisfläche im NSG Kro- ges so oft zum Wechsel der Vögel nenloch sitzend sehen, bis sie von ei- kommt, denn auch die weiblichen Tiere nem vorbei schnürenden Fuchs aufge- haben mehrfach gewechselt, wie wir scheucht wurden. Einer allerdings war anhand der Größe und Gefiederfärbung noch nicht ausgefärbt, so dass sich er- erkennen konnten, ist nicht genau er- ste Zweifel einstellten, ob er schon ge- klärbar. Einen Deutungsansatz hat der schlechtsreif war. Hier konnte auch ehemalige Leiter der Projektgruppe festgestellt werden, dass beide Vögel Seeadlerschutz, Professor Kollmann, unberingt waren. Damit war klar, dass geliefert, indem er postuliert, dass ein das polnische Männchen, das seit Be- gutes Nahrungsrevier sehr begehrt und ginn der Revierbesetzung vorhanden damit auch umkämpft ist und es dabei war, durch ein anderes Tier ersetzt bei noch nicht gut aufeinander einge- worden war. Über den Verbleib des al- spielten Paaren leichter zu einem ten Männchens ist nichts bekannt. Wechsel kommen kann. Im Februar konnten einmal vier Adler Es bleibt also wieder nur auf das gleichzeitig über dem Horstrevier beob- nächste Jahr zu hoffen, dass es dann achtet werden. Zwei zunächst sichtbare endlich zum zweiten Mal in nun mehr Adler zeigten sogar Ansätze eines als einem Jahrzehnt Seeadler in Dith- Balzfluges, bis sie von den anderen marschen zu einem Bruterfolg kommt. zwei abgelenkt wurden. Weil dann aber Vielleicht macht es das zweite Seead- alle den sichtbaren Bereich verließen, lerpaar im Süden des Kreises ja bes- sind Aussagen über das weitere Ver- ser, denn auch es ist wieder in seinem halten der Adler untereinander, ob sie Revier. sich z.B. bekämpften oder friedlich mit- einander umgingen, nicht möglich. Bei regelmäßigen Kontrollen des Horst- reviers konnten meist zwei Adler ge- sichtet werden, einmal sogar eine Ko- pulation. Zeitweilig aber war auch ein drittes Tier zu beobachten, wobei auch diesmal das Verhältnis der Adler zuei- nander nicht geklärt werden konnte. Bis Ende März blieb es unklar, ob mit einer Brut begonnen worden war. Dann aber waren bei mehreren Kontrollen keine Adler auf dem Horst oder in der nähe- ren Umgebung mehr zu sehen. Damit stand fest, dass nicht gebrütet wurde. Bis in den April hinein konnten noch Adler beobachtet werden, dann war

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 13 –

Beobachtungen am Storchenhorst in Linden-Pahlkrug 2013 - Ein HPo Jahr und trotzdem viel Interessantes

Rolf Zietz

Seit 1979 besteht nun unser Mastnest den o.g. Jahren nicht ein. Von 1993 – in unserem Garten ca. 12 Meter hinter 2012, also in 20 Jahren in ununterbro- dem Haus den Störchen als Brutplatz chener Reihenfolge hatten unsere zur Verfügung. In den 35 Jahren von Störche Bruterfolg. 1979 – 2013 haben wir so manche Erwähnenswert auch unser männlicher Geschichten mit und um unsere Stör- Senderstorch „Hobor“, der als erster che erlebt. Storch in Schleswig-Holstein im Jahre Man ist sicherlich geneigt zu sagen, es 2009 einen GPS-Solarsender erhielt gibt nichts Neues. Doch kein Jahr ist und bis zu seinem Tod auf dem Früh- wie das vorjährige, und es gibt nichts jahrszug 2011 in der Südost-Türkei was es nicht doch gibt. sehr viele interessante Daten liefern konnte. 2013 begann die Storchensaison für unseren Horst außergewöhnlich früh. Denn schon am Sonntag, 03.03.13, steht um 7.30 Uhr ein unberingter Storch im Horst. Noch am gleichen Vormittag erhalte ich einen Anruf aus Hennstedt-Horst, dass auch dort ein Storch im Nest sei. Ich vermute sofort, dass dort der schon Zu Beginn dieser Aufzeichnung möch- viele Jahre ansässige männliche Brut- te ich deshalb mal einiges an Zahlen- storch Arnhem 4682 eingetroffen sein material voranstellen. könnte. In 35 Jahren (1979 –2013) schlüpften Dieser Storch ist nachgewiesener in diesem Horst 93 Junge, die auch Westzieher. Ablesungen aus der Nähe flügge wurden. Fünf der Jungstörche von Gibraltar liegen vor. Etliche Jahre wurden aus verschiedenen Gründen schon taucht er Ende Februar bzw. An- ausgehorstet und flogen aus Pflegesta- fang März an seinem Bruthorst auf. tionen (Süderstapel, Bergenhusen und Gegen 11.00 Uhr landet dann ganz Eekholt) artgerecht ins Winterquartier zielstrebig ein rechts oben metall- ab. beringter Storch, den ich als alten „Be- Dreimal, nämlich in den Jahren 1994, kannten“ auch sofort ablesen kann. Es 2005 und 2010 gab es jeweils ein Re- ist das Männchen Arnhem 4682. Er ist kordbrutergebnis, als gleich 5 Jung- überhaupt nicht scheu und ich kann al- störche großgezogen wurden. Und les hinter unserem Haus herum arbei- nicht weniger als 14 mal gab es Bruten ten, es stört ihn nicht im geringsten. mit 4 flüggen Jungen. Da mir bekannt ist, dass er in Henn- HPo, die Schreckensabkürzung wohl stedt-Horst Futter annimmt, und es in für jeden Storchenhorstbesitzer, kam diesen Tagen immer noch sehr kalt auch bei uns vor. In den Jahren 1980, war, biete ich einige Eintagsküken in 1982, 1984, 1990, 1991 und 1992 wa- einem Eimer an. Er frisst hier sofort ren zwar Brutpaare die ganze Saison gierig aus dem Futtereimer. Gegen auf dem Horst, der Bruterfolg stellte 12.30 Uhr fliegt ein zweiter Storch den sich aus unterschiedlichen Gründen in Horst an. NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 14 – Beringung Elsa unten rechts. Sie klap- Wir hatten die Bauarbeiten auf Anfang pern gemeinsam und nach dieser Be- März terminiert, da wir die immer übli- grüßung beißt 4682 das Weibchen cherweise ab Anfang April eintreffen- 1x716 recht heftig in den Hals und ka- den (Ost)- Störche nicht stören wollten. tapultiert sie regelrecht aus dem Nest. Da dieses Paar (Arnhem 4682 und Sie umfliegt daraufhin mehrfach den DEW 1x716, Vorjahrespaar in 2012 Horst, landet aber nicht mehr bei dem beide unberingt) hier aber überhaupt verbliebenen Männchen, sondern steht nicht hergehörte, hätte es uns auch nun auf der Sirene des Nachbarhau- nicht weiter beunruhigt, wenn das Paar ses, wo ich sie gleich zweifelsfrei able- das Weite gesucht und seinen alten sen kann. Auch als das Männchen Brutplatz in Hennstedt-Horst wieder 4682 für ca. 15 - 20 Minuten den Horst aufgesucht hätte. verlässt und in der Hauskoppel herum- Doch weit gefehlt – hauptsächlich er spaziert, nutzt das Weibchen diese blieb, und tagsüber war oft das Weib- Gelegenheit nicht, um auf den freien chen auch da. Einige Nächte blieb der Horst zu kommen. Der Holländer 4682 Horst aber auch leer. Eine Nachfrage übernachtet sogar hier, das Weibchen in Hennstedt-Horst ergab, dass dort allerdings nicht. Am nächsten Morgen, weder ein Einzelstorch noch ein Paar 04.03.13, ist das Weibchen allerdings nächtigte. gleich wieder da. Am 05.03.13 beginnen die Bauarbeiten Es kommt zu einer Kopula im Sitzen an der rückwärtigen Giebelfront unse- und anschließend zu einigen Paarun- res Hauses. Entfernung zum Horst gen im Stehen. Die Paarungen schei- ganze 15 Meter. In keiner Weise stört nen nicht so recht zu gelingen, denn sich das Paar daran, auch nicht, als das Weibchen winkelt dabei die Flügel die Zimmerleute ein hohes Baugerüst kaum ab und dadurch rutscht das errichten müssen, um die Verklei- Männchen bei der Kopula vom Rücken dungsarbeiten durchführen zu können. des Weibchens ab. Gleich nach diesen Die Zimmerleute arbeiten stundenlang Paarungsversuchen beißt 4682 heftig fast in Höhe der auf dem Nest weilen- in den Hals des Weibchens und stößt den Störche. sie kraftvoll vom Horst herunter. Am 28.03.13 wurde auf Wunsch des Tagsüber duldet 4682 das Weibchen NDR versucht, eine Web-Cam in ei- mit auf dem Horst. Er paart sich im nem hohen Baum ca. 10 Meter neben Laufe des Tages einige Male mit ihr. dem Horstmast anzubringen. Dazu war Das merkwürdige Ritual – heftiger ein stundenlanger Einsatz eines Halsbiss nach der Paarung und Raus- Hubsteigers erforderlich. Das Paar wurf aus dem Nest – wiederholt sich schaute dem Treiben aus ca. 200 Me- ständig. Nachts ist er alleine hier, das ter Entfernung aus der Hauskoppel Weibchen darf hier offensichtlich nicht heraus zu. Es kam aber postwendend bei ihm im Horst mit übernachten. wieder auf den Horst, als sich der Hubsteiger kaum 50 Meter von seinem Bei diversen Bauarbeiten völlig oh- Einsatzort entfernt hatte. ne Scheu

Im Frühjahr 2013 standen hinter unse- rem Haus in unmittelbarer Nähe zum Mastnest umfangreiche Bauarbeiten an. Es sollte die rückwärtige Giebel- front verkleidet, ferner eine große Ter- rasse gebaut werden. Und zusätzlich wurde an zwei Tagen versucht, für den NDR eine Web-Cam zu installieren.

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 15 – Das Unternehmen Web-Cam scheiter- steig zurück, stand 4682 wieder im te letztendlich, weil trotz aller Bemü- Horst. hungen die Verbindung über das Han- Ich lasse mich bei diesen eisigen dy-Netz immer nach ca. 30 Minuten Temperaturen erweichen und gebe zusammenbrach. Deshalb unternah- dem Storch etwas Futter. Ich hatte men wir am 30.03.13 einen zweiten nicht ständig gefüttert, in der Hoffnung Versuch, den wir dann aber nach 4- er würde sein bisheriges Brutnest in stündiger Arbeit mit erneutem Hubstei- Hennstedt-Horst wieder besetzen. Es gereinsatz erneut erfolglos abbrechen waren übrigens Mitte März schon an mussten, obwohl wir sogar die Anten- mehreren Orten Einzelstörche – im ne in einem Fernsehfachgeschäft noch benachbarten Glüsing sogar schon das zusätzlich präparieren ließen. Brutpaar – eingetroffen. Wie bereits erwähnt und wie es die Die bis in die erste Aprildekade andau- obigen Beispiele auch zeigen, waren ernde Starkfrostperiode (siehe bei die Störche, was Bauarbeiten, Bau- Bauarbeiten) wurde aber von allen Tie- lärm, bzw. Störungen in unmittelbarer ren gemeistert, auch weil sehr besorg- Horstnähe anbelangte, völlig „schmerz- te Anwohner Futter auslegten. Das los“. klappte hervorragend, obwohl diese Bis zum 13.04.13 war es wegen des Tiere niemals zuvor gefüttert worden unwahrscheinlich langen Frostwetters waren, und auch einen Storch zu füt- nicht möglich gewesen, die Arbeiten an tern für die Anwohner völliges Neuland der Terrasse zu vollenden, weil bis da- war. hin das Erdreich immer noch nicht Bis fast Ende März hatten wir einen für durchgetaut war. Es mussten noch ca. diese Jahreszeit ungewöhnlich hefti- 10 Kubikmeter Füllkies eingebracht gen Kälteeinbruch. Fast jede Nacht be- und verdichtet sowie die schweren Bo- trug die Temperatur bis zu minus denplatten gelegt und zugeschnitten 12Grad und es gab auch reichlich werden. Schneefall. Den Futterplatz, den ich al- Zwei nicht gerade leise Rüttelplat- le paar Tage mal beschicke, musste ten/Wacker ließen die Erde erbeben, ich dabei mehrfach mit dem Schnee- aber nicht mal das störte Arnhem schieber und dem Besen freihalten. So 4682, der fast die ganze Zeit auf dem etwas hab ich in dieser Form in all den Horst stand und sich in stoischer Ruhe Storchenjahren seit 1979 noch nie er- putzte. lebt. Um Mitte März herum hatten wir einen heftigen Spätwintereinbruch mit Nacht- temperaturen von minus 10 –12 Grad und auch reichlich Schneefall. In der frühen Abenddämmerung so bei ca. 5- 7 Grad minus sitzt 4682 tief geduckt im Horst. Auch am darauf folgenden Mor- gen bei minus 11 Grad sitzt er im Horst. Eine meiner frühmorgendlichen „Amtshandlungen“ ist es, die Zeitung zum Nachbarn auf der gegenüberlie- genden Straßenseite zu bringen. Wenn der im Horst sitzende 4682 mich er- blickte, stand er sogleich auf und flog Weitere Nestbesucher einige Runden um mich herum, wobei er sogar einige Male in der Hauskoppel Am 13.03.13 war wieder einmal ein des Nachbarn landete und wohl mitbe- sehr großer, ganz sauberer, unbering- kam, dass ich die Zeitung in den Brief- ter Storch auf dem Horst, der sogleich kasten steckte. Kam ich auf dem Rad- mit Zweigen zu packen begann. NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 16 – Am 15.03.13 ist das Brutmännchen Das neue Weibchen trifft ein aus dem benachbarten Glüsing für ca. 20 Minuten hier auf dem Horst. Am 14.04.13 dann eine bedeutende Veränderung. Unser altes unberingtes Weiteres rätselhaftes Verhalten von Weibchen trifft ein. Das Männchen Männchen Arnhem 4682 4682 sitzt im Horst. Der den Horst um- kreisende Storch (wie sich bald her- Am 27.03.13 darf erstmals das Weib- ausstellte war es unser Weibchen) lan- chen DEW 1x716 (übrigens freifliegen- det auf dem Hausdach, während 4682 der Überwinterer im Westküstenpark sich alles im Horst sitzend anschaut St.Peter-Ording) hier mit im Horst und auch keine Drohgebärden veran- übernachten. Will er sie nun doch an- staltet, auch vertreibt er sie nicht vom nehmen??? Hausdach. Nach ca. 30 Minuten steht Sie paaren sich ja schon seit dem sie auch schon im Horst, und bald da- 04.03.13, doch zu einer Eiablage rauf erfolgt die erste Paarung. Aber scheint es wohl noch nicht gekommen was macht das Männchen 4682 ?? zu sein. Gleich nach der Paarung faucht er das Ab dem 31.03.13 gab es dann Ehe- neue Weibchen an, beißt auch sie in krach bei dem Paar. Männchen 4682 den Hals und stößt sie anschließend verfolgt das Weibchen im Fluge mit vom Nest. ständigem Drohgeklapper und duldet Ist 4682 so verhaltensgestört??? Der sie zum wiederholten Male nicht auf Vorgang wiederholt sich 4-5 Mal. Sie dem Horst. landet dann immer in der Hauskoppel, Abends darf sie auch nicht wieder mit und nach ein paar Minuten fliegt sie aufs Nest und muss die Nacht auf der den Horst immer wieder an. Schließlich Sirenenkuppel des Nachbarhauses wird sie geduldet. stehend verbringen. Nach wie vor lehnt Nach der fünften Paarung beißt er sie 4682 sein bisheriges Weibchen in die- nicht mehr vom Nest. Am Abend ihres ser Saison als Partnerin ab. Ergänzend Ankunftstages nimmt sie in gewohnter muss noch erwähnt werden, dass in Weise das ihr angebotene Futter auf. der Saison 2012 die Brut von 4682 und An drei aufeinander folgenden Tagen, 1x716 in Hennstedt-Horst gescheitert nämlich am 17., 18. und 19.04.13 hatte war. das sich neu gebildete Paar seine Be- Die Störchin DEW 1x716 wurde währungsprobe. Bis zu drei Fremd- schließlich auch nicht in Linden- störche waren ständig in der Luft. Die Pahlkrug ansässig, sie siedelte nach ganzen Tage über ein Dauergeklappe- Kleve/Dithmarschen um. re. Das Paar fliegt im 5 Minuten Takt Auch dort hat sie keine Eier gelegt. vom Horst, jagt in der Luft die Fremd- Mehrfach konnte ich beobachten, dass störche und kommt dann mit großer sie dort den Brutpartner, das Männ- Geschwindigkeit wieder angerauscht, chen DEW 3x860, welches im Nest um auf dem Horst zu landen und die saß, einige Male begattete.!!!!!!!!!!!!!!! nächsten Drohklapperstrophen anzu- Bei dieser Störchin spielten wohl die stimmen. Immer wenn das Horstpaar Hormone total verrückt. die Fremdstörche vermeintlich vertrie- Von Ende März bis 13.04.13 sind ben hatte, war nur für kurze Zeit Ruhe tagsüber das Männchen 4682 und ab eingekehrt. Zuerst kam immer ein und an auch mal wieder 1x716 hier auf Fremdstorch wieder, dann waren alle dem Horst. Nachts bleibt der Horst drei wieder da. Das ganze ging bis in auch mal leer, und am 11.04.13 kommt die Dämmerung hinein. sogar die telefonische Meldung, dass Bei diesem Kräftemessen um die Luft- das Paar Arnhem 4682 und 1x716 auf hoheit bzw. um den Horst zähle ich an dem Horst in Apeldör kopulierten. einem Tag bis zu 15 Anflüge des einen Fremdstorches auf das im Horst ste- NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 17 – hende Paar, welches natürlich den Am 24.05.13 kann ich dann die erste Horst verteidigt. Der Fremdstorch hatte Fütterung durch das Weibchen be- dabei immer schon die Beine zur Lan- obachten. Auch am 29. und 30.05.13 dung „ ausgefahren“ und fliegt dann in sind noch Fütterungen zu beobachten, nicht mal 1 Meter Höhe über die Köpfe alles läuft also bis dahin völlig normal des Paares hinweg. ab. Aber es kommt zu keinen direkten Be- Am 01.06.13 hat sich die Beinverlet- rührungen bzw. ernsthaften Kampf- zung des Männchens wieder halbwegs handlungen. Sollte dieser hartnäckige normalisiert, er läuft jetzt annähernd – auch unberingte Fremdstorch – un- normal. ser unberingtes Brutmännchen der Als er auf den Horst fliegt, findet aber Jahre 2011 und 2012 gewesen sein? keine Fütterung statt. Ich kann leider Der hatte hier immerhin 8 Jungstörche keine kleinen Köpfchen von Jungstör- großgezogen, deshalb halte ich es für chen feststellen, da scheint etwas nicht unwahrscheinlich, dass – falls er es in Ordnung zu sein. Was ist schief ge- denn gewesen sein sollte – ohne direk- gangen?????? te Kampfhandlung aufgegeben hat. Ein heftiger, kurzer Sturzregen mit 10 Nur einmal gelangt der Fremdstorch in Liter pro Quadratmeter kann eigentlich den Horst, wird aber sogleich vom nicht die Ursache des Sterbens der heimkehrenden Paar wieder vertrie- Jungstörche gewesen sein, denn der ben. Horst war wasserdurchlässig und die In den folgenden Tagen ist das nun erst wenige Tage alten Jungstörche neue Paar Arnhem 4682 und das un- wurden in dieser Phase noch gehudert. beringte Weibchen sich ziemlich einig. Es müssen wohl aber noch unbefruch- Sie harmonieren jetzt und paaren sich tete Eier vorhanden gewesen sein, mehr als 10 Male täglich. denn das normale Brutgeschäft wurde Ab 21.04.13 dürfte das erste Ei im noch den ganzen Juni hindurch fortge- Horst gelegen haben, denn jetzt ver- setzt. Irgendwann lag dann mal ein lässt immer nur ein Storch den Horst zerstörtes Ei unter dem Nestmast. und es finden die bekannten Brutablö- Die Zeit nach dem Brutabbruch ab ca. sungen bzw. das Wenden des Geleges Anfang Juli bis zum gemeinsamen statt. Wegzug am 24.08.13 verlief unspekta- In der ganzen Zeit, während der das kulär. Gelegentlich traten harmlose Männchen 4682 hier schon am Horst Fremdstörche auf, aber das war zu ist, fällt auf, wie wenig dieser Stor- diesem Zeitpunkt auch nicht mehr von chenmann den Nestausbau betreibt. Bedeutung. Das Männchen 4682 baute Zweige holt er fast überhaupt nicht und so gut wie gar nicht, und nach dem nur ab und an schleppt er etwas altes Brutabbruch kam es nur gelegentlich Heu als Polstermaterial ein. wieder zu erneuten Paarungen. Das war schon sehr auffällig, hatten doch in all den Jahren die Störche sehr Ein neuer Horst ist erforderlich viel Nistmaterial eingetragen. An man- chen Tagen gar bis zu 20 Zweige, so Von den gewaltigen Horstausmaßen dass der Jahresring immer beträchtli- hatte ich bereits berichtet. Am 03.09.13 cher zunahm. Der Horst hatte schließ- – nach ergiebigen Regenfällen – stürz- lich einen Durchmesser von 2,80 Meter ten dann mehr als 5 große Schubkar- und dürfte weit mehr als eine Tonne ren voll überstehenden Nistmaterials Gewicht gehabt haben. herab. Am 23.05.13 ist Arnhem 4682 am lin- Seit 2011 hatten sich bis zu 3 Dohlen- ken Bein (nicht das Ringbein) verletzt. paare eingenistet, und regelrechte Er humpelt sehr stark, setzt das Bein Tunnel in Richtung Horstmitte voran- kaum auf, aber es scheint nicht gebro- getrieben. chen zu sein. NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 18 – Nun sah der Horst recht ramponiert Beringungsdaten der beteiligten aus, aber die Dohlen, mitunter bis zu 8 Störche Tiere, wühlten weiter in den Tunneln herum, sie demontierten viel Nistmate- Arnhem 4682 – Männchen – beringt rial und schmissen es zu Boden. am 03.06.2000 in Staphorst Dominee- Am 08.11.13 wurde deshalb der alte sakker(NL 15) Overijssel/ Niederlande

Horst komplett bis auf das Haltegerüst DEW 1X716 – Weibchen – beringt heruntergenommen. Ich hatte einen 06.06.2004 in St.Peter-Ording/Westkü- neuen Horst, bestehend aus zwei sehr stenpark./Kreis Nordfriesland/Schles- fest gebundenen Reisigringen, im wig Holstein. Durchmesser von 1.60 Meter und noch ein dazu passendes Trägergerüst und Dort freifliegende Überwinterin (mehr- eine Vorrichtung zur Durchlüftung des fach nachgewiesen) Nestbodens gebaut. Mein langjähriger stets zuverlässiger DEW 3X860 – Männchen – beringt Mitstreiter Johannes Juhl und ich 11.06.2007 in Tellingstedt/Kreis Dith- brauchten fast einen ganzen Nachmit- marschen/ Schleswig-Holstein. tag für das Abtragen des alten Horstes DEW 3x934 – Männchen – beringt am und das Aufbringen des neuen. 27.06.2008 in Bargen/Erfde Kreis Nun hoffen wir natürlich, dass das Schleswig-Flensburg/ Schleswig- neue dohlensichere Nest auch zur Holstein. Brutsaison 2014 angenommen wird und die Störche unsere ganzen Bemü- Unberingtes Weibchen. Brut seit meh- hungen zu würdigen wissen. reren Jahren in Linden-Pahlkrug.

Quellen in Dithmarschen Hans-Jürgen Meints

1. Einleitung landeis blies besonders im Sommer Die Landschaft der Dithmarscher ein sehr starker Fallwind ins Glazial- Geest verdankt ihre Entstehung den vorland. Dieser trocknete zunächst die Gletschern der vorletzten, der Saale- oberen Bodenschichten aus. Dann Vereisung, genauer dem Warthe-Stadi- blies er die feinen Bodenbestandteile, um dieser Vereisung vor ca. 150.000 also vor allem den Ton, aus dem Bo- Jahren. Die Gletscher haben damals den heraus und verfrachtete ihn meist Moränen hinterlassen. An einigen Stel- weit nach Süden, wo er am Mittelge- len haben sich auch Schmelzwasser- birgsrand als fruchtbarer Löß abgela- sande abgelagert. Wie in Ostholstein gert wurde, z. B. in der Hildesheimer während der Weichseleiszeit setzten Börde. Der Boden magerte aus und sich die Moränen aus unterschiedli- zurück blieben vor allem Sande. chem Substrat zusammen. Neben leh- Sandboden aber speichert Wasser au- migem Material kamen auch Sande, ßerordentlich schlecht und bindet, an- Kiese und Findlinge (erratische Blöcke) ders als Lehmboden, auch keine Nähr- vor. salze. Sandböden waren daher für die Während der letzten Kaltzeit waren Niederdeutschen „güst“, d. h. unfrucht- Relief und Boden zum Teil erheblichen bar. Der Name Geest leitet sich von Veränderungen unterworfen. Über ge- güst ab. Nun konnte der Fallwind aber frorenem Untergrund geriet während natürlich nur die oberen Bodenberei- des Eiszeitsommers der Boden beson- che ausblasen. Unter der Oberfläche ders in Hanglagen ins Rutschen. Das blieben daher vielerorts mehr oder we- Relief flachte sich ab. Bedeutsamer niger ausgedehnte Lehmlinsen erhal- aber war ein anderer Vorgang. Vom In- ten. Solche Lehmvorkommen wurden

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 19 – bis in die jüngere Zeit zur Ziegelher- der Wurzel der Rinne austritt und dann stellung ausgebeutet, so bei Wolmers- in einem Bächlein oder Rinnsal, viel- dorf und . leicht mit Stauinseln, abfließt. Wir wol- Nun sind die genannten Lehmlinsen len uns nun solchen Quellen, ihrer Art unterschiedlichen Tonanteils ganz ent- und ihrer Vegetation zuwenden. Damit scheidend für den Wasserhaushalt in wird auch ihre Bedeutung für die Vege- unserem Gebiet. Kommen sie in Tiefen tation unseres Gebiets deutlich er- bis etwa 3 m unter Flur vor, sind sie kennbar. bedeutsame Stauwasserschichten. Die Früher sind Quellen offensichtlich noch Stauwasserschichten aber sind die Vo- wesentlich häufiger gewesen. Prof. Dr. raussetzung für unsere Quellen. Dort, Wegemann, Kiel nennt in „Die Flurna- wo sie an die Oberfläche gelangen, men Dithmarschens“ 70 Bezeichnun- kann Wasser austreten. Seit der Ent- gen mit dem Wort Born = Quelle. Heu- stehung der Geest hat in der Land- te sind uns Hollenborn und Quickborn schaft eine gewisse Zertalung stattge- geläufig. Die Quelle, nach der Quick- funden. Neben Erosionsrinnen sind born seinen Namen trägt, ist jetzt ver- auch die Geesthänge stellenweise da- rohrt. Die Gemeinde hat aber einen von betroffen. Wir können nach der Stein gesetzt, auf dem ein Text des be- Morphologie drei Typen von Quellen rühmten dithmarscher Chronisten Ne- unterscheiden: Quellhänge, die meist ocorus zu lesen ist. „Quickborn, welche flächenartig auftreten, Quellhügel, die seinen Namen hefft von dem schonen mehr punktförmig ausgeprägt sind und Springe de to Süden davon Dach und Quellrinnen, in denen das Wasser an Nacht lopt wo hart itt frust.“

Abb. 1. Verrohrte Quelle in Quickborn Abb. 2. Stein mit Text von Neocorus

2. Quellhänge im bewirtschafteten typisch ist bzw. war. Um 1965 waren Freiland noch etliche dieser Quellhänge unge- a. Großseggenrieder stört vorhanden. Im Laufe der 70er und Die großen Niederungsgebiete Dith- 80er Jahre aber ist nach und nach fast marschens, nämlich die Fieler und die alles entwässert oder auf andere Wei- Windberger Niederung werden an ih- se vernichtet worden. Das hat sich auf rem Rande von den Abhängen der Arten, die besonders an diese Standor- Geest begrenzt. Hier gab es einst eine te angepasst sind, gravierend ausge- größere Anzahl von Quellhängen. Die wirkt. meisten von ihnen sind heute im Zuge Ich greife einige Beispiele dieses von Entwässerungsmaßnahmen und Quelltyps heraus, damit auch Unter- anderen Eingriffen zerstört. Immerhin schiede erkennbar werden. An einigen besitze ich für eine Reihe von ihnen Stellen tritt das Quellwasser nicht am Vegetationslisten, die zeigen, welches Hang sondern an dessen Fuß aus. Artenspektrum für diese Quellhänge Dann ist der Abfluss langsamer. Da NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 20 – das Quellwasser zwar sauerstoffreich terschiedlicher Ausprägung. Als Bei- ist, der Boden aber praktisch ständig spiel greife ich eine heute noch intakte wassergesättigt und daher sauerstoff- Fläche an der Frestedter Au nordwest- frei, bildet sich aus den Pflanzenresten lich von heraus. Hier kommt ein fein-schlammiger organischer Bo- der Typus vor, der in unseren Quell- den, das Anmoor. Auf diesen quelligen sümpfen am häufigsten ist: das Schna- Böden wachsen Großseggenrieder un- belseggenried.

Abb. 3. Quellhang bei

Seinen Namen hat es von der vorherr- Schwertlilie (Iris pseudacorus), Bach- schenden Art, der Schnabelsegge (Ca- bungen-Ehrenpreis (Veronica becca- rex rostrata). Sie steht oft „mit den bunga), Sumpf-Pippau (Crepis paludo- Füssen“ im Wasser. Mit ihr vergesell- sa), Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palust- schaftet und reichhaltig vertreten sind re), Wassernabel (Hydrocotyle vulga- meistens eine ganze Reihe ausgespro- ris), Kleiner Baldrian (Valeriana dioica), chener Nässezeiger: Schmalblättriges Strauß-Gilbweiderich (Lysimachia thyr- Wollgras (Eriophorum angustifolium), siflora), Sumpf-Veilchen (Viola palust- Fieberklee (Menyanthes trifoliata, RL ris), Sumpf-Labkraut (Galium palustre) 3), Berle (Berula erecta) Sumpf- und andere. Vertreten sind auch eine Blutauge (Potentilla palustris, RL 3) Reihe weiterer Seggenarten, die aber und Sumpf-Dotterblume (Caltha palust- nicht vorherrschend sind. Es handelt ris). Sie werden begleitet von weiteren sich um Zeilensegge (Carex disticha), Nässezeigern: Wasserminze (Mentha Zierliche Segge (Cx. acuta), Sumpf- aquatica), Schlamm-Schachtelhalm Segge ( Cx. acutiformis), Rispensegge (Equisetum fluviatile), Igelkolben (Cx paniculata) und Wiesen-Segge (Sparganium ramosum), Wasser- (Cx. nigra).

Abb. 4 Abb. 5. Abb. 6. Schnabelsegge Fieberklee Sumpf-Dotterblume

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 21 – Besonders zu erwähnen sind das Vor- Blutauge, Sumpf-Dotterblume, Breit- kommen des Breitblättrigen Knaben- blättriges Knabenkraut und Wasser- krauts (Dactylorhiza majalis) und des minze, aber auch Teufelsabbiss (Suc- Zungen-Hahnenfuß (Ranunculus lin- cisa pratensis) und Quellkraut (Montia gua). Das Knabenkraut kann als cha- fontana). rakteristisch für unsere Quellsümpfe Auf der heute noch intakten Fläche gelten. Es ist, bzw. war, in fast allen nördlich der zuerst beschriebenen unseren Sümpfen vertreten. Im Jahre (nördlich Frestedt) wurden 50 Arten 2005 zählte ich hier 73 blühende festgestellt. Neben der noch dominan- Exemplare. Insgesamt wurden 54 Ar- ten Schnabelsegge treten aber auch ten notiert. Das ist eine bemerkenswer- andere Bestandsbildner auf. Es sind te Vielfalt. die Fadensegge (Cx. lasiocarpa, RL 2) Eine ähnliche Artenkombination hatten und die Spitzblütige Binse (Juncus a- wir vor der Zerstörung des Quellhangs cutiflorus, RL 3). Daneben sind sieben durch Entwässerung in dem kleinen, weitere Seggenarten vertreten. Beson- steileren Quellhang bei Ellerbrook. 35 ders häufig sind Kleiner Baldrian und Arten wurden hier gezählt, darunter Sumpf-Veilchen. Vom Breitblättrigen wieder die charakteristischen Arten Knabenkraut wurden 99 blühende Schnabelsegge, Fieberklee, Sumpf- Exemplare gezählt.

Abb. 7. Breitbl. Abb. 8. Kleiner Baldrian Abb. 9. Sumpf-Veilchen Knabenkraut

Nachdem während der 70er und 80er wurden die Nasswiesen südlich von St. Jahre etliche Quellhänge, die sich gut Michaelisdonn entwässert. Hier hat den beschriebenen zuordnen lassen, nicht die Schnabelsegge vorge- zerstört waren, setzte auch bei den herrscht, sondern Sumpf-Segge und Behörden ein Umdenken ein. Der etwa Zeilen-Segge. Der Fieberklee und 150 m lange und 80 m breite Sumpf Sumpf-Veilchen waren im Jahre 2006 bei Immenstedt wurde genau wie der verschwunden, von Blutauge und Hang bei Ellerbrook, die Wiese vor Sumpf-Dotterblume gab es nur noch dem Klevhang beim ehemaligen Wind- Reste. In einem Graben hatte sich das berger Bahnhof und der Quellsumpf im Quellgras (Catabrosa aquatica, RL 2) Krumstedter Vierth noch durch radikale noch erhalten. Die kleine Fläche bei Entwässerung zerstört. Erst um 2004 Quickborn und die bei Hochdonn gin-

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– 22 – gen durch Aufschüttungen verloren. Kosten der Besitzerin wieder herge- Einem illegalen Umbruch fiel eine Flä- richtet werden, aber da auch die Bo- che zum Opfer, die an der Autobahn A denstruktur zerstört war, konnte sich 24 nördlich des ehemaligen Gnaden- die alte Pflanzengemeinschaft nicht hofs liegt. Die Vegetation wurde total wieder entwickeln. Inzwischen gehören vernichtet. Zwar sollte die Fläche auf Quellen zu den geschützten Biotopen.

Abb. 10.. Zerstörter Quellsumpf Abb. 11. nach der „Wiederherstellung“

Abb. 12. Bach-Nelkenwurz Abb. 13. Kriechender Abb. 14. Mädesüß Günsel

b. Veränderte oder verarmte Groß- betrachtet wurde, erwies sich dann seggenrieder aber als nachteilig. Beweidung und Wie aus der Verbreitungskarte der Vertritt hatten verhindert, dass konkur- Quellbiotope hervorgeht, ist eine An- renzschwächere Arten verdrängt wur- zahl von Quellfluren zwar nicht ver- den. Die im Zusammenhang mit der nichtet worden, hat sich aber bei Ver- Flurbereinigung durchgeführten Ent- lust wichtiger Arten verändert. In der wässerungsmaßnahmen wirkten sich Regel war Nutzungsaufgabe die Ursa- auf unsere Fläche zwar nicht stark, che, aber auch Teilentwässerung. So aber doch im oberen Bereich aus. Die wurde der artenreiche Quellsumpf Folgen waren, dass die hochwüchsi- nordöstlich von im Zusam- gen Gräser, darunter vor allem die menhang mit der Flurbereinigung ein- Flatterbinse (Juncus effusus) sich auch gezäunt und damit aus der Nutzung dort ausbreiteten, wo zuvor niedriger genommen. Was zunächst als Gewinn Bewuchs herrschte. Daher verschwan-

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 23 – den Stachel-Segge (Cx echinata, RL2), ders umfangreiches Vorkommen be- Hirsesegge, Zittergras (Briza media, saß. 1983 wurden fast 500 blühende RL 2), Sumpf-Sternmiere (Stellaria Pflanzen gezählt. Gut behauptet hat palustris, RL 3), Sumpf-Veilchen, Blut- sich dagegen die Sumpf-Dotterblume. wurz (Potentilla erecta), Teufelsabbiss, Trotz der Schutzmaßnahme sind also Kleiner Baldrian, Schmalblättriges besonders schützenswerte Arten verlo- Wollgras und vor allem das Breitblättri- ren gegangen, ist auch die Artenvielfalt ge Knabenkraut, das hier ein beson- geschrumpft.

Abb. 15. Sumpf-Blutauge Abb. 16. Stachel- Abb. 17. Schmalblättriges Woll- Segge gras

Nutzungsaufgabe führte auch zur Ver- den. Die Großseggen (Zeilen-Segge, armung der Vegetation im Quellhang Rispen-Segge und Sumpf-Segge) ha- bei Dellmath, westlich von Sarzbüttel ben sich noch behauptet, Auch ein und bei dem südlich von Großenrade. kleiner Rest des Sumpf-Blutauges war Bei Dellmath herrschten stärker als die im Jahre 2006 noch vorhanden. Die Schnabel-Segge die Sumpf-Segge und ausgesprochenen Nässezeiger Fieber- die Zeilen-Segge vor. Auch die Rispen- klee, Rundblättriger Sonnentau, Mittle- Segge war vertreten. Diese Arten ha- rer Sonnentau (Drosera intermedia, RL ben sich auch heute noch behauptet. 1), der hier eines der wenigen Vor- Verdrängt wurden dagegen Stachel- kommen in Dithmarschen besaß, der Segge, Kleine Gelbsegge, Wasserna- Kammfarn (Dryopteris cristata, RL 2), bel, der ohnehin nur in kleinem Be- Sumpf-Dotterblume, Glockenheide, stand vorhandene Fieberkle, das Rasen-Binse, Faden-Binse (Juncus fi- Sumpf-Veilchen und der Zungen-Hah- liformis, RL 3), Lungen-Enzian und nenfuß (Ranunculus lingua, RL 2). manch andere Art sind verschwunden. Klei-ner geworden sind die Bestände c. Pfeifengrasfluren von Sumpf-Dreizack (Triglochin palust- Pfeifengrasgesellschaften entstehen re, RL 2) und Blutauge. nach Entwässerung an nassen oder Bei Großenrade ist wegen der Kürze armen Standorten. Sie sind in unserem der Zeit noch keine große Verände- Gebiet selten. Drei Flächen besitzen rung festzustellen. Das Breitblättrige aber wegen ihres Arteninventars eine Knabenkraut ist aber bereits ver- besondere Bedeutung. Es handelt sich schwunden. um einen quelligen Hang bei Schmal- Die Fläche östlich von Schmalbek liegt bek, einer Ausbausiedlung östlich von am Fuße des Geestrandes. Hier hat Windbergen und einer Wiese bei Gu- sich besonders die Regulierung der dendorf. In einem dominanten Pfeifen- Frestedter Au nachteilig ausgewirkt, grasbestand kamen Lungen-Enzian denn sie ist erheblich trockener gewor- (Gentiana pneumonanthe, RL 1), Äh-

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 24 – renlilie (Narthecium ossifragum, RL 3), 3), Hirse-Segge (Cx. panicea, RL 3) Rundblättriger Sonnentau (Drosera ro- und Rasenbinse (Trichophorum cespi- tundifolia, RL 3), Glockenheide (Erica tosum, RL 2) vor. tetralix), Gagelstrauch (Myrica gale, RL

Abb. 18. Lungen- Abb. 19. Ährenlilie Abb. 20. Rundbl. Sonnentau Enzian

Im Zusammenhang mit der allgemei- culata, RL 3), von dem etwa 50 nen Entwässerung der Landschaft ist Exemplare blühten. Das Gefleckte auch dieser Hang trockener geworden. Knabenkraut ist heute in Dithmarschen Dieser Vorgang wirkte sich seit den fast ausgestorben. 1970 wurde die als 80er Jahren des 20. Jahrhunderts aus. „Schäferwiese“ bekannte Fläche ent- Das Pfeifengras wurde kräftiger und wässert und umgebrochen, so dass höher. Sonnentau, Lungen-Enzian, Hir- daraus eine Magerweide entstand. Die sesegge und Rasenbinse verschwan- Beweidung wurde intensiviert. Eine für den. Die Bestände der Ährenlilie und Dithmarschen einmalige Nasswiese der Glockenheide gingen deutlich zu- war verloren. rück. Bewirtschaftet wurde und wird 3. Hangquellen im Wald diese Fläche nicht. Dithmarschen ist ein waldarmer Kreis. Am Südwestrand von gab Dennoch gibt es Bereiche, die Quellen es 1965 eine Pfeifengraswiese, die aufweisen. Es handelt sich um die zwar oberflächlich nicht besonders Wälder bei und , be- quellig war, aber zeitweilig nass. Dia- sonders aber um den Riesewohld. Da- gonal zog sich eine Senke durch die gegen sind die Forsten bei Welmbüttel, Fläche. Zu den beiden freien Ecken , Gudendorf und der Forst stieg das Gelände deutlich an. Bei Christianslust zu trocken. starken Regenfällen sickerte Wasser Beginnen wir mit dem Riesewohld. Er von den höchsten Punkten bis in die ist der größte zusammenhängende Senke. Die Wiese wurde von Schafen Wald im Kreise und erstreckt sich zur beweidet. Der Pfeifengrasbestand war Hauptsache am Westrand eines Hö- durchsetzt mit Hirsesegge, Kleiner henzuges, der von Nordhastedt bis Gelbsegge (Cx. tumidicarpa, RL 3), Tensbüttel mit einer Höhe bis zu 67 m Hunds-Straußgras (Agrostis canina, reicht. Infolge Steigungsregens haben RL 3), Wassernabel Glockenheide und wir hier mit die höchsten Niederschlä- Borstgras (Nardus stricta, RL 3). In den ge in Schleswig-Holstein. Der Boden höheren Bereichen wuchs die Sparrige ist in großen Bereichen lehmig und be- Binse (Juncus squarrosus, RL 3). Die sitzt gute Staueigenschaften. Die für uns bedeutsamsten Arten aber wa- Grundwasserstände sind in den ein- ren der Rundblättrige Sonnentau, zelnen Waldgesellschaften unter- reichlich Lungenenzian und das Ge- schiedlich, weisen aber im Laufe des fleckte Knabenkraut (Dactylorhiza ma- Jahres eine charakteristische Schwan- NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 25 – kung auf, wobei sie während des Win- sie in Abhängigkeit von den Nieder- terhalbjahres stets gleichmäßig und schlägen schwanken. deutlich höher sind als im Sommer, wo

Abb. 21. Grundwasserstände im Riesewohld (H.-J. Meints)

Quellbereiche treten dort auf, wo der Im Riesewohld gibt es eine ganze Rei- Grundwasserspiegel ganzjährig ziem- he mehr oder weniger ausgedehnter lich oberflächennah ist. Uns interessie- Quellhänge. Sie lassen sich im we- ren daher die Wasserstandskurven 1 sentlichen drei Vegetationstypen zu- bis 3. Nach stärkerem Regen steigen ordnen: den Schaumkraut–Milzkraut- die Grundwasserstände auch im Quellfluren, dem Winkelseggentypus Sommer erheblich an. Im Messzeit- und dem Großseggenried. Die raum folgte einem sehr regenreichen Schaumkraut-Milzkraut-Quellflur wird Frühjahr ein außergewöhnlich trocke- im Zusammenhang mit den Quellhü- ner Sommer mit niederschlagsfreien geln besprochen. Der Winkelseggen- Perioden vom Quellsumpf ist der häufigste. Er findet 28. 05. bis 18. 06., ein besonders gut ausgeprägtes und 25. 06. bis 08. 07., artenreiches Beispiel in einem Quell- 13. 07. bis 18. 08, hang westlich vom Gnadenhof und 25. 08. bis 30. 09. südlich von Quellental. Bestandsbil- Starke Sommerregen fielen lediglich dend tritt neben der Winkelsegge Ende Juni, Mitte Juli und Ende Au- (Carex remota) die Wald-Simse (Scir- gust.. In niederschlagsreichen Som- pus sylvaticus) auf, Wald-Schach- mern muss daher mit Grundwasser- telhalm (Equisetum sylvaticum) und ständen gerechnet werden, wie sie Wasserminze (Mentha aquatica) sind 1969 in der Zeit vom 20. Juni bis 20. ebenfalls mit hohem Anteil vertreten. Juli 1969 herrschten. Als Nässezeiger kommen Schmalblätt- NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 26 – riges Reitgras (Calamagrostis cane- storben. Das hat seinen Grund darin, scens), Sumpf-Kratzdistel (Cirsium dass beim Ausbau der Verbindungs- palustre), Wechselblättriges Milzkraut wege zwischen Sarzbüttel und Röst (Chrysosplenium alternifolium), Sumpf- und Odderade und Ganzenbek an den Labkraut (Galium palustre), Gilbweide- Seiten der beiden Straßen tiefe Grä- rich (Lysimachia vulgaris), Mädesüß ben angelegt wurden, die die angren- (Filipendula ulmaria), Kriechender zenden Flächen entwässern. Gräben Hahnenfuß (Ranunculus repens), Klei- wurden auch in einem größeren Be- ner Baldrian (Valeriana dioica, RL 2), reich östlich von Odderade gezogen. Großer Baldrian (Valeriana procur- Sehr nasse und nasse Stellen im Rie- rens), Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) sewohld werden gut durch die Vor- und andere hinzu. kommen von Fuchsschem Knaben- Die dauernde Nässe wird dokumentiert kraut und Grünlicher Waldhyazinthe durch einen schönen Bestand des angezeigt, wobei das Knabenkraut auf Fuchsschen Knabenkrauts (Dactylorhi- höhere Nässe hinweist. Die beiden za fuchsii, RL 3) Die übrigen Quellhän- Verbreitungskarten geben außerdem ge dieses Typs sind fast alle während Hinweise auf die Bestandsentwicklung der letzten drei Jahrzehnte trockener und die Mengen der Pflanzen. geworden, das Knabenkraut ausge-

Abb. 22. Vorkommen des Fuchsschen Abb. 23. Vorkommen der Grünlichen Knabenkrauts im Riesewohld Waldhyazinthe im Riesewohld Kleines Symbol: bis 5 Exemplare Kleines Symbol: bis 10 Exemplare Mittleres Symbol: 6-15 Exemplare Mittleres Symbol: 11-30 Exemplare Großes Symbol: mehr als 15 Exemplare Großes Symbol: mehr als 30 Exempl.

Zeichenerklärung: Kreis: nach 1982 nicht mehr beobachtet, Stern: nach 1997 nicht mehr beobachtet, Punkt: 2010 noch vorhanden.

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 27 – Die zuvor erwähnten Quellen findet der östliche enthält Elemente der man u. a. am Südrand des Riese- Quellflur mit den beiden Milzkräutern. wohlds nördlich der Straße nach Al- Ein ähnlicher Quellhang befindet sich bersdorf, südöstlich vom Wasserwerk am Ostrand des Arkebeker Waldes. Odderade, südlich von Westerwohld. Bei Bunsoh ist die Quellstaffel der Bei Hohenhain (Nordhastedt) gibt es Bornsbek vom gleichen Typus zu er- zwei Quellbereiche. Der westliche ent- wähnen. spricht mehr dem Winkelseggentypus,

Abb. 24. Wald-Simse Abb. 25. Grünliche Waldhy- Abb. 26. Wald- azinthe Schachtelhalm

Nördlich der Verbindungsstraße Sarz- mula), Hexenkraut, Schmalblättrigem büttel-Röst und östlich von Sarzbüttel Reitgras, Bach-Nelkenwurz, Kriechen- hat sich ein Sumpf-Seggenried (Cx. dem Günsel und anderen. Auf den acutiformis) entwickelt. In diesem nas- Flächen unterhalb der Haupt-Quell- sen Ried treten neben der Winkel- zone wurden 1996 etwa 400 Exempla- Segge unter anderen die beiden Milz- re der Grünlichen Waldhyazinthe ge- kräuter (Chrysosplenium oppositifolium zählt. Das Große Zweiblatt (Listera und Ch. alternifolium), Sumpf- ovata, 30 Pflanzen) wurde nach 1996 Schwertlilie (Iris pseudacorus), Bitter- nicht mehr beobachtet. Die Quellberei- Schaumkraut (Cardamine amara), che im Wäldchen nördlich der Chisti- Wald-Schachtelhalm, Stengellose Pri- anshütter Straße sind durch die Regu- mel und einige Exemplare des Fuchs- lierung der Süderau deutlich trockener schen Knabenkrauts auf. geworden, und die Zahl der Nässezei- Einige Quellhänge gibt es auch im Os- ger ist deutlich zurückgegangen. ten des Kreises. Einer befindet sich in Der Quellsumpf in der Mitte des Oster- einem Wäldchen südlich der Straße rader Gehölzes trägt eine Winkelseg- nach Christianshütte (Süderrader Red- gen – Schaumkraut – Vegetation mit der). Im Hauptquellhang herrschen Wechselblättrigem Milzkraut und der Winkelsegge, Bingelkraut (Mercurialis ganzen Palette der Nässezeiger. Er- perennis) und Waldsimse vor, begleitet wähnenswert ist ein schöner Bestand von Nässezeigern wie Mädesüß, Flam- des Fuchsschen Knabenkrauts, der al- mender Hahnenfuß (Ranunculus flam- lerdings, wohl wegen zunehmender NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 28 – Beschattung, zurückgegangen ist. Im beccabunga) festgestellt werden. Ein Randbereich findet sich die Grünliche Quellhügel ist eingezäunt und mit Erlen Waldhyzinthe. bewachsen. Bei Heinkenstruck schließlich gibt es Während sich bei Osterwohld immer- einen Quellhang von etwas anderem hin noch etliche Quellhügel erhalten Gepräge. Zwar machen auch hier Win- haben, besitzen wir keine Informatio- kelsegge und Wald-Simse einen guten nen darüber, wo sich im Bereich der Teil des Bestandes aus, aber der Win- dithmarscher Geest sonst noch Quell- terschachtelhalm und das Bingelkraut hügel befinden. Walter Denker geht sind auch reichlich vertreten. Im Rand- davon aus, dass es sie gibt. Einige bereich, wo es nicht ganz so nass ist, sind offenbar bei vorhanden. ist die Waldhyzinthe zahlreich. Schließ- Ein weiterer befindet sich bei Nindorf, lich ist im unteren, besonders nassen ein anderer wurde vor Eingriffen Bereich, ein kleines Vorkommen der dadurch geschützt, dass er im Trup- Walzen-Segge (Carex elongata) vor- penübungsgelände nordwestlich von handen, womit hier ein Element des Albersdorf liegt. Erlenbruchs auftaucht. Dieser Quellhügel ist ein Glücksfall für 4. Quellhügel den Botaniker und die Pflanzenwelt a. Quellhügel im Wirtschaftsfreiland Dithmarschens. Ich entdeckte ihn im Dort, wo auf ziemlich ebenem Unter- Jahre 1981. Hier hatte sich ein Klein- grund im Dauergrünland Wasser seggenried mit sonst in Dithmarschen punktförmig aus der Erde sprudelt, bil- nicht nachgewiesenen und im Lande den sich kreisförmige Quellhügel. Das Schleswig-Holstein vom Aussterben Wasser fließt nach allen Seiten und la- bedrohten Arten erhalten. Es handelte gert dabei organisches Material ab. sich um die Saum-Segge (Cx. hostia- Solche Quellhügel ragen nur leicht na, RL 1), die Zweihäusige Segge (Cx. über ihr Umfeld empor. Sie fallen vor dioica, RL 1) und die Floh-Segge (Cx. allem durch ihre von der Umgebung pulicaris, RL 1). Daneben kamen Sta- abweichende Vegetation auf. chel-Segge (RL 2), Kleine Gelbsegge Auf Anregung des damaligen BUND- (RL 3), Zittergras (RL 2), Fettkraut Vorsitzenden Hermann Bock-Metzner (Pinguicula vulgaris, RL 1), und Sumpf- wurden 1989 Pflegepläne für Quellen, Herzblatt (Parnassia palustris, RL 1) Quellsümpfe, Sumpfdotterblumenwie- vor, also alleine fünf Arten, die in SH sen und naturnahe unverbaute Bäche vom Aussterben bedroht sind. Zum im Bereich der Gemarkung Nord- Schutz dieser bedeutsamen Pflanzen- hastedt vom Landesamt für Natur- gemeinschaft wurde 1985 die Schaf- schutz und Landschaftspflege heraus- beweidung auf der Fläche eingestellt. gegeben. Die grundlegenden Kartie- Doch das erwies sich als falsch. Durch rungen dafür wurden von Walter Den- die Trittspuren hatten die konkurrenz- ker durchgeführt. Für den Gemar- schwachen Arten die Möglichkeit, sich kungsteil Osterwohld stellte Denker im besser zu behaupten. Dauergrünland 38 Quellen fest, die zu einem größeren Teil zu den Quellhü- geln zu rechnen waren. Viele Quellen waren 1989 durch Teich- anlagen oder Drainagen bereits zer- stört, einige fielen dem Autobahnbau zum Opfer. Die noch vorhandenen sind mehr oder weniger beeinträchtigt. 1989 konnten als Restvegetation ehemaliger Quellsümpfe noch Bitter-Schaumkraut, Wald-Simse, Quellsternmiere (Stellaria uliginosa) und Bachbunge (Veronica NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 29 –

Abb. 27. Zweihäu- Abb. 28.Floh- Abb. 29. Borstige Moorbinse sige Segge Segge

So sind leider inzwischen Saum- und dem Sumpf-Herzblatt gibt es heute Segge, Zweihäusige Segge und Floh- Ansiedlungen im Speicherkoog. Neu- segge verschwunden. Lediglich von erdings ist die Pflege des Quellhügels der Floh-Segge konnte Saat gewonnen wieder eingeführt worden. Vielleicht ist und die Art an anderer Stelle wieder dadurch auch eine Wiederbesiedlung angesiedelt werden. Der Fettkraut-Be- mit einigen der seltenen Arten möglich. stand ist kleiner geworden. Von ihm

Abb. 30. Fettkraut Abb. 31. Sumpf-Herzblatt Abb. 32. Zittergras

Nicht so spektakulär ist der Quellhügel chendem Günsel (Ajuga reptans), bei Nindorf. Er ragt zwar deutlich aus Wasserminze, Mädesüß und anderen der Umgebung heraus, die Vegetation zusammen. An besonderen Arten besteht aber zur Hauptsache aus nicht kommen neben der Sumpf-Dotter- gefährdeten Arten. Sie setzt sich aus blume nur Sumpf-Dreizack (Triglochin Wiesen-Segge (Carex nigra), Winkel- palustre, RL 2) und die Borstige Moor- Segge, Sumpf-Blutauge, Kuckucks- binse (Isolepis setaceus, RL 3) vor. Lichtnelke (Lycnis flos cuculi), Krie-

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 30 – b. Quellhügel im Wald schlossener weißer Blütenteppich des Im Riesewohld sind zwei Quellhügel Bitter-Schaumkrauts den Aspekt, im bekannt. Der eine liegt nordöstlich von Sommer ist es die Wald-Simse. Beide Odderade und trägt ein Sumpf- Milzkräuter, Kleiner Baldrian, Sumpf- Seggen-Ried mit der bereits beschrie- Labkraut, Sumpf-Weidenröschen (Epi- benen Begleitvegetation (Abb. 33). Der lobium palustre), Mädesüß, Flutender andere befindet sich unmittelbar nörd- Schwaden (Glyceria fluitans), Gemei- lich der Straße Sarzbüttel-Röst.und ist nes Rispengras (Poa trivialis). Was- geprägt von einer gut ausgebildeten serminze und Waldschachtelhalm er- Quellflur. Im Mai beherrscht ein ge- gänzen den Bewuchs (Abb. 34).

Abb. 33. Quellhügel im Riesewohld mit Quellflur Abb 34. Quellhügel mit Abflussrinne im mittleren Riesewohld

Abb.35. Wechselblättriges Abb. 36. Bitter- Abb. 37. Sumpf- Milzkraut Schaumkraut Kratzdistel

5. Quellrinnen NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 31 – a. Quellrinnen im Wald Gräben der inzwischen in Grünland Im Riesewohld herrscht nicht nur ein umgewandelten Randflächen gespeist. starkes Gefälle nach Westen, auch in- Vegetationseinheiten können und sol- nerhalb des Gebiets ist das Relief teil- len daher für den Quellbereich nicht weise sehr bewegt. Dort haben sich an angegeben werden. Es müssten sonst vielen Stellen ausgeprägte Abflussrin- Moore und Grünlandvegetation be- nen und Bäche gebildet. Die Rinnen schrieben werden. Die Quellbereiche sind sicherlich bereits durch eiszeitli- sind aber in der Karte der Quellen ver- che Schmelzwässer vorgeprägt. An ih- zeichnet. Bei einer Reihe von Quellen rer Wurzel finden wir heute Quellen. In sind Teiche angelegt worden. Das gilt ihrem Verlauf dringt seitlich oft weite- für Quellental im Riesewohld, für Hol- res Quellwasser ein und speist so die lenborn, Osterwohld, einem Bereich Bäche. Wo die Rinnen Erweiterungen der Gieselau und Friedrichshof. Au- besitzen, hat sich gelegentlich eine ßerdem existieren seit langem die Quellflur mit Bitter-Schaumkraut und Mühlenteiche von Albersdorf, Wester- Wald-Simse entwickelt, wie sie beim wohld, Nordhastedt und Schafstedt. Quellhügel beschrieben wurde. Wo die Quellen aber im Nadelwald entsprin- Literatur: gen und die Bäche ihren Oberlauf be- Ellenberg, Heinz und andere: Zeiger- sitzen, fehlt Quellvegetation. An eini- werte von Pflanzen in Mitteleuropa, gen Stellen wurden im Quellbereich Göttingen 2001 Teiche ausgehoben. Landesamt für Naturschutz und Land- b. die Quellbereiche der süderdith- schaftspflege: Pflegepläne für marscher Bäche und Auen Quellen, Quellsümpfe, Sumpfdot- Neben den beiden großen Auen, die terblumenwiesen und naturnahe, zentral durch Dithmarschen fließen, unverbaute Bäche, Kiel 1989 der Miele und der Süderau mit ihren Landesamt für Naturschutz und Lan- Quellbächen, besitzt unser Gebiet eine despflege: Faltblatt: Quellen Reihe weiterer Wasserläufe, die die Landesamt für Natur und Umwelt: Die Geest randlich zum Nord-Ostsee- Farn-und Blütenpflanzen Schles- Kanal und zur Eider hin entwässern. wig-Holsteins, Rote Liste, Band 1, Die bedeutendsten sind die Gieselau Kiel 2006 mit ihrem Hauptzufluss, der Westerau, Oberdorfer, Erich: Pflanzensoziologi- die Süderau bei Süderrade, der sche Exkursionsflora, Stuttgart Schafstedter Mühlenbach, der Helm- 1983 schenbach bei Quickborn, die Fried- Raabe, Ernst Wilhelm: Atlas der Flora richshöfer Au und die Burger Au. Der Schleswig-Holsteins und Ham- Quellbereich der Holstenau bei burgs, Neumünster 1987 Eggstedt ist durch den NO-Kanal vom Tüxen, Reinhold: Die Pflanzengesell- Unterlauf abgeschnitten. schaften Nordwestdeutschlands, Miele und Süderau besitzen mehrere Lehre 1970, Reprint Zuflüsse. Bei der Miele sind es Land- Wegemann, Prof. Dr.: Die Flurnamen graben, Dehringstrom und Dellbrückau Dithmarschens, Erscheinungsort mit der Tensbütteler Au. Die Süderau und – jahr unbekannt bezieht ihr Wasser von der Spütjenau, Den Herren Dr. Volker Arnold, Walter der Weddelbek, der Schafau und der Denker und Reimer Stecher danke Frestedter Au. ich für Bildmaterial und Informatio- Mit Ausnahme der Tensbütteler Au, die nen. im Oberlauf ein Kiesbett besitzt, haben alle Bäche ein Moorbett, fließen also Bildnachweis: Dr. Volker Arnold Nr. 34, durch Niedermoor-Torfböden. Ihr Reimer Stecher Nr. 1, 2, 3, 10, 11, Quellbereich liegt daher im Moor, oder 33, Wikipedia Nr. 36, Verfasser: das Wasser wird aus den Drains und übrige NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013 – 32 –

Abb. 32. Quellen im ehemaligen Kreis Süderdithmarschen

Hangquellen zerstört Hangquellen verändert oder verarmt Hangquellen intakt Quellhügel zerstört Quellhügel verändert Quellhügel intakt Quellen im Riesewohld nach V. Arnold Quellbereich eines Baches Die großen Symbole kennzeichnen Quellen, deren Vegetation näher beschrieben wurde Teichanlagen

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2013

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Impressum:

Herausgeber: Kreisgruppe Dithmarschen im Naturschutzbund Deutschland

Vorstand: 1.Vorsitzender: Uwe Peterson, Dorfstraße 12, 25704 Nindorf, (Tel.04832-5485) 2.Vorsitzender: Hans-Jürgen Meints, Klaus-Groth-Str. 26, 25704 (Tel.04832- 7547). Schriftführer: Dieter Grade, Papenknüll 12, 25712 Brickeln (Tel.04825-1466) Kassenführer : Asmus Lensch, Gravensteiner Straße 1e, 25704 Meldorf (Tel.04832- 3432). Beisitzer: Peter Gloe, Meldorf, Dirk Leiberger, Meldorf; Stefan Heuseler, Heide, Reimer Stecher, Nordhastedt

Alle Vorstandsmitglieder helfen Ihnen gerne bei Fragen zur Natur und zum Natur- schutz.

Darüber hinaus haben wir „Spezialisten“ für die Gebiete:

Botanik allgemein: Hans-Jürgen Meints, (Tel.04832-7547), Reimer Stecher (Tel. 04804-602 oder 04832-2301) Eulen: Reimer Berlin (Tel. 04833-2663) Dirk Berking (Tel. 04833-1354) Fledermäuse: Ursula und Uwe Peterson (Tel.04832-5485), Mauersegler: Stefan Heuseler (Tel. 0481-7889783) Orchideen: Asmus Lensch (Tel.04832-3432) Wattenmeer u. Speicherköge: Peter Gloe (Tel.04832-3942) Weißstorch: Uwe Peterson (Tel.04832-5485) Schriftleiter (Jahresbericht): Dieter Grade (Tel.04825-1466)

Anträge um Aufnahme als Mitglied, Adressenänderungen sowie Beitrags- und Spen- denzahlungen nimmt der Kassenführer entgegen.

Konto der Kreisgruppe: Kto.-Nr. 154 849 bei der Sparkasse Westholstein BLZ 222 500 20

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Die NABU–Kreisgruppe Dithmarschen betreut folgende Gebiete:

– Elendsmoor ...... 1 ha Eigentum – Rüsdorfer Moor ...... (4 Teilflächen ) .... 5 ha Pacht – Mieleniederung ...... 0,5 ha Eigentum – Eggstedter Moor ...... (4 Teilflächen ) .... 4,15 ha Eigentum – Süderholmer Moor ...... 2,5 ha Pacht

Vom NABU im Kreis Dithmarschen betreute Naturschutzgebiete und die Referenten:

— Delver Koog: Beate Hansen, Süderstraße 80, 25788 Delve, Tel. 04803-601891 oder 015224880298, — Dithmarscher Eidervorland: Sibylle Stromberg, Katingsiel 14, 25832 Tönning, Tel. 04862-8004, — Fuhlensee und Umgebung: Asmus Lensch, Gravensteiner Str. 1e, 25704 Meldorf, Tel.04832-3432, — Grüne Insel mit Eiderwatt: Sibylle Stromberg, Katingsiel 14, 25832 Tönning, Tel. 04862-8004, — Insel Trischen: Julia Baer, Vogelinsel Trischen, 25718 , — Kronenloch und Eberhard Matzat, Am Mühlenberg 7, 25712 Burg, Tel.: Wöhrdener Loch 04825-8996 und Ernst Gloe, Schleswiger Str. 8, 25704 Meldorf, Tel.: 04832-1277

in Zusammenarbeit mit dem NABU–Landesverband Schleswig–Holstein, dem Landesamt für den Nationalpark „Schleswig–Holsteinisches Wattenmeer“, dem Kreis Dithmarschen, dem Amt für ländliche Räume, Husum, dem staatlichen Umweltamt, Schleswig, und dem Deich– und Hauptsielverband Dithmarschen.

Weiterhin bietet der NABU

 monatliche Informationsveranstaltungen in Nindorf (s. Jahresprogramm),

 Führungen in interessante Lebensräume unter fachkundiger Leitung,

 Mitwirkungsmöglichkeiten an Biotoppflege– und –gestaltungsmaßnahmen,

 Anleitung zu selbständiger naturkundlicher Betätigung in und außerhalb unserer Betreu- ungsgebiete,

 die Möglichkeit, selbst Initiativen zu praktischer und informativer Naturschutzarbeit zu entwickeln und durchzuführen.

Bitte nehmen Sie teil und bereichern Sie unsere Arbeit durch Ihre Mitwirkung!

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– 35 – Jahresprogramm 2014

der KG Dithmarschen im Naturschutzbund Deutschland Landesverband Schleswig-Holstein

1. Informationsabende:

Sie finden jeweils am ersten Donnerstag im Monat statt; ausgenommen ist in diesem Jahr nur der Monat Februar, wo wegen der Jahreshauptversammlung kein Informati- onsabend stattfindet. Im Mai fällt der erste Donnerstag auf den 1., einem gesetzli- chen Feiertag, der oft zu einem sehr langen Wochenende ausgenutzt wird. Daher wird der Informationsabend auf den 8. Mai verschoben. Im Juni oder Juli kann, witte- rungsabhängig, kurzfristig statt des Vortrages eine Abendexkursion z.B. zur Verbes- serung der Kenntnis von Vogelstimmen oder von Pflanzen angesetzt werden. Beginn ist stets um 19.30 Uhr im „Nindorfer Hof“, 25704 Nindorf, Hauptstr. 55. Diese Termi- ne werden mit einer Inhaltangabe des Referats auf der Web-Site der Kreisgruppe, der Internet-Seite des NABU-Bundesverbandes unter „Termine“ sowie in der örtli- chen Presse auf der Meldorf-Seite i.d.R. am direkt vorhergehenden Mittwoch be- kannt gegeben. Gäste dürfen gerne mitgebracht werden, der Eintritt ist frei.

2. Jahreshauptversammlung:

Findet, wie auch in den Vorjahren, im Februar statt, und zwar am Sonntag, den 2. Februar 2014 um 15.00 Uhr ebenfalls im „Nindorfer Hof“. Auf der Tagesordnung ste- hen neben den üblichen Regularien wie Tätigkeits- und Kassenbericht auch Neuwah- len des Vorstandes. Den Abschluss bildet ein Lichtbildervortrag von Herrn W. v. Schenck, Wildpark Eekholt, über den Wolf in Schleswig-Holstein.

3. Wanderungen und Exkursionen:

Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch keine Exkursionsziele festgelegt, sie werden recht- zeitig auf den Informationsabenden, der Web-Site der Kreisgruppe, der Internet-Seite des NABU-Bundesverbandes unter „Termine“ sowie in der örtlichen Presse auf der Meldorf-Seite bekannt gegeben.

4. Arbeitseinsätze:

Möglich sind Arbeitseinsätze zum Entfernen des Mähguts von verschiedenen Flä- chen, Ort und Zeit lassen sich aber jetzt noch nicht festlegen, sie werden wie unter „3. Wanderungen und Exkursionen“ beschrieben bekannt gegeben.

4. Weitere, überregionale Veranstaltungen:

4.1. Stunde der Wintervögel: 3.-6. Januar 2014 4.2. Stunde der Gartenvögel: 9.-11. Mai 2014 4.3. Fledermaus-Nacht: Bad Segeberg 30. August 2014 4.4. Westküsten-Vogelkiek: 2.-5. Oktober 2014

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