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Konversion und Regionalentwicklung in den Landkreisen und - Demographische Entwicklung

Bearbeitung Prof. Dr. Ruth Rohr-Zänker Diplom Soziologe Wolfgang Müller Diplom Mathematiker Björn-Uwe Tovote Diplom Geographin Bilge Tutkunkardes

Hannover, Dezember 2012

STADTREGION Büro für Raumanalysen und Beratung Hornemannweg 5 30167 Hannover Telefon: 0511 228 2165 Fax: 0511 228 2461 E-Mail: [email protected] URL: www.StadtRegion.net

Vorwort

Im Januar 2012 wurde STADTREGION von den Landkreisen Heidekreis und Celle, den Städten , Bergen und Celle sowie dem gemeindefreien Bezirk beauftragt, die Bevölkerungsentwicklung zu analysieren und zu prognosti- zieren und zu untersuchen, welche Folgen der Abzug der britischen Streitkräfte und die geplante Reduzierung von Dienstposten der Bundeswehr auf die Entwicklung der Bevölkerung in den beiden Landkreisen haben wird.

Der vorliegende Bericht ist das Ergebnis dieser Arbeit. Sie wurden von den Mitgliedern der Steuerungsgruppe aus Vertretern der Auftraggeber begleitet und unterstützt.

Daneben leisteten zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landkreisverwal- tungen, der Stadt Celle und weiterer Institutionen, darunter insbesondere der Agentur für Arbeit Celle und der Wehrbereichsverwaltung Nord, wertvolle Zuarbeit, indem sie Daten und Informationen zusammenstellten und aufbereiteten.

Schließlich haben viele Gesprächspartner aus den Landkreisen mit ihrem Wissen, ihren Bewertungen und Einschätzungen erheblich zu dem Ergebnis der Arbeit beigetragen.

Allen Beteiligten danke ich sehr herzlich.

Prof. Dr. Ruth Rohr-Zänker

Inhalt

1 Einführung - Ziele der Studie ...... 1

2 Siedlungsstruktur ...... 7

3 Bevölkerungs- und Altersstrukturentwicklung ...... 9 3.1 Einwohnerentwicklung auf Landkreis-Ebene ...... 9 3.2 Einwohnerentwicklung auf Gemeindeebene ...... 11 3.3 Anteile und Merkmale der Migranten ...... 16 3.4 Militärangehörige als Einwohner ...... 19 3.5 Altersstrukturentwicklung ...... 22 3.5.1 Landkreis-Ebene ...... 22 3.5.2 Gemeinde-Ebene ...... 24 3.6 Zusammenfassung und Fazit ...... 27

4 Haushaltsstruktur ...... 29 4.1 Größenstruktur...... 29 4.2 Perspektive ...... 31 4.3 Zusammenfassung und Fazit ...... 32

5 Wanderungsmobilität ...... 33 5.1 Wanderungsverflechtungen ...... 33 5.2 Wanderungsmobilität nach Alter ...... 37 5.3 Zusammenfassung und Fazit ...... 39

6 Bevölkerungsprognose ...... 41 6.1 Methodik ...... 41 6.2 Ergebnisse der Status-Quo-Prognose ...... 42 6.2.1 Einwohnerentwicklung ...... 43 6.2.2 Altersstrukturentwicklung ...... 47 6.3 Ergebnisse der Szenario-Prognose ...... 51 6.4 Zusammenfassung und Fazit ...... 53

7 Soziale Entwicklung ...... 55 7.1 Erwerbsbeteiligung und Arbeitslosigkeit ...... 55 7.2 Kaufkraft und Einkommenssituation ...... 57 7.3 Abhängigkeit von Sozialleistungen ...... 58 7.4 Zusammenfassung und Fazit ...... 60

8 Perspektiven für demographie-sensible Versorgungs- und Infrastrukturangebote ...... 63 8.1 Tageseinrichtungen für Kindern im Vorschul-Alter ...... 64 8.1.1 Herausforderungen ...... 64 8.1.2 Betreuungssituation ...... 66 8.1.3 Schlussfolgerungen ...... 68 8.2 Schulen ...... 69 8.2.1 Herausforderungen ...... 69 8.2.2 Situation in den Landkreisen Celle und Heidekreis ...... 69 8.2.3 Schlussfolgerungen ...... 72 8.3 Nahversorgung ...... 73 8.3.1 Herausforderungen ...... 73 8.3.2 Versorgungssituation ...... 74 8.3.3 Schlussfolgerungen ...... 75 8.4 Ambulante Gesundheitsversorgung ...... 76 8.4.1 Herausforderung ...... 76 8.4.2 Ärzte-Versorgung ...... 78 8.4.3 Schlussfolgerungen ...... 78 8.5 Technische Netz-Infrastruktur: Frischwasserversorgung und Abwasserentsorgung ...... 79 8.5.1 Herausforderungen ...... 79 8.5.2 Situation an den Militärstandorten der Briten ...... 80 8.5.3 Schlussfolgerungen ...... 81

9 Literaturliste ...... 83

10 Anhang ...... 85 10.1 Liste der Gesprächspartner ...... 85 10.2 Tabellen ...... 86

1

1 Einführung - Ziele der Studie

Die Landkreise Celle und Heidekreis, der gemeindefreie Bezirk Osterheide sowie die Städte Bergen, Celle und Bad Fallingbostel wollen sich frühzeitig mit den zu erwarten- den Auswirkungen des geplanten Abzugs britischer Streitkräfte und der Verringerung von Dienstposten der Bundeswehr auseinandersetzen und sich auf Strategien und Handlungskonzepte verständigen, mit denen einer Schwächung des Raums entgegen- gewirkt und seine Wettbewerbsfähigkeit langfristig gesichert werden kann.

Grundlage ihres Handelns soll das Projekt „KonRek – Konversion und Regionalentwick- lung in den Landkreisen Celle und Heidekreis“ sein. In diesem Projekt werden in acht aufeinander folgenden Phasen Planungsgrundlagen erarbeitet, prioritäre Handlungs- felder ausgewählt, Handlungsempfehlungen und -strategien erarbeitet, Szenarien für die Nachnutzung frei werdender Kasernengelände entwickelt und letztlich ein Leitfa- den für die interkommunale und regionale Zusammenarbeit bei der Umsetzung kon- kreter Projekte erstellt.

Eine unerlässliche Voraussetzung für regionale Handlungskonzepte sind belastbare Grundlageninformationen über Trends der Bevölkerungs- und der Regionalentwick- lung. Folgerichtig waren in den ersten Phasen des Projekts

. die demographische Entwicklung (Phase 1) . die Raumstruktur und räumliche Entwicklungstrends (Phase 2) zu untersuchen.

Dieser hier vorgelegte Bericht zur „Demographischen Entwicklung“ macht deutlich, wie sehr sich die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der beiden Landkreise und ihrer Städte und Gemeinden in den letzten Jahren aufgrund der demographischen Entwick- lung verändert haben und welche weiteren Veränderungen absehbar sind. In der Folge ist mit tiefgreifenden Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, den Wohnungsmarkt, auf die Nachfrage nach Infrastruktureinrichtungen und die Auslastung der Infrastrukturan- gebote sowie auf die kommunalen Haushalte zu rechnen.

In dieser Situation wird der Abzug von Militärpersonal den demographischen Wandel in den Landkreisen Celle und Heidekreis überlagern und im Effekt beschleunigen und intensivieren. Zudem werden die Belastungen durch den Abzug der britischen Streit- kräfte und die Verringerung der Bundeswehrpräsenz besonders schwer aufzufangen sein.

Der Bericht behandelt, nach einer kurzen Darstellung der Siedlungsstruktur, schwer- punktmäßig die Bevölkerungs- und Altersstrukturentwicklung, die Wanderungsmuster und -verflechtungen, die Haushaltsstruktur und die soziale Struktur in den Landkreisen Celle und Heidekreis. Dabei werden die Angehörigen der Militärs jeweils gesondert betrachtet. Zum Schluss wird die Relevanz der demographischen Entwicklung für aus- gewählte Bereiche der Daseinsvorsorge diskutiert.

2

Zu Beginn, d.h. als Teil dieser Einführung, werden Informationen über die Militärstan- dorte und die Zahl der stationierten Soldaten und ihrer Angehörigen überblicksartig dargestellt.

Standorte britischer Streitkräfte

Einwohner 2011 695 Haushalte 2010 364 Camp Bergen- Arbeitsplätze 2011 694 Wohnungen 2011 402

Britische Streitkräfte: Soldaten stationiert 2.240 Familienangehörige 2.190

Wohnformen im Camp: Soldaten kaserniert 1.380 Wohnungen für Familien im Camp 200 Familienangehörige im Camp 400

Zivilbeschäftigte: bei britischen Streitkräften 270 ausgelagert (Babcock) 69

Einwohner 2011 737 Osterheide Haushalte 2010 335 Camp Oerbke Arbeitsplätze 2011 89 Wohnungen 2011 354

Britische Streitkräfte: Soldaten stationiert 2.500 Familienangehörige 2.090

Wohnformen im Camp: Soldaten kaserniert 1.640 Wohnungen für Familien im Camp 200 Familienangehörige im Camp 400

Zivilbeschäftigte: bei britischen Streitkräften 320 ausgelagert (Babcock) 70

3

Einwohner 2011 69.972 Stadt Celle Haushalte 2010 35.576 Arbeitsplätze 2011 31.723 Wohnungen 2011 36.717

Britische Streitkräfte: Soldaten stationiert 530 Familienangehörige 540

Wohnform: Soldaten kaserniert 211 Soldaten in eigener Wohnung mit Familien- 319 angehörigen

Wohnungen für britische Streitkräfte Wohnungen verwaltet von BImA 319 davon angemietet von privat 73 davon in Bundeseigentum BImA 246 Anteil des Wohnungsbestands 0,9%

Zivilbeschäftigte: bei britischen Streitkräften 20

Besonderheit: Britische Streitkräfte im Sommer 2012 abgezogen

Wohnstandorte britischer Streitkräfte

Einwohner 2011 12.794 Bergen Haushalte 2010 5.881 Arbeitsplätze 2011 2.666 Wohnungen 2011 5.786

Angehörige britischer Streitkräfte als Einwohner: Soldaten 660 Familienangehörige 1.790 Briten insgesamt 2.450

Wohnungen für britische Streitkräfte: Wohnungen angemietet von der BImA 837 Anteil des Wohnungsbestands 14% Wohnungen belegt 660

4

Einwohner 2011 11.329 Bad Fallingbostel Haushalte 2010 5.278 Arbeitsplätze 2011 4.809 Wohnungen 2011 6.812

Angehörige britischer Streitkräfte als Einwohner: Soldaten 660 Familienangehörige 1.640 Briten insgesamt 2.300

Wohnungen für britische Streitkräfte: Wohnungen angemietet von der BImA 895 Anteil des Wohnungsbestands 13% Wohnungen belegt 660

Standorte der Bundeswehr

Einwohner 2011 15.923 Munster Haushalte 2010 7.521 Arbeitsplätze 2011 3.981 Wohnungen 2011 7.381

Dienstposten: Insgesamt 6.260 davon Soldaten 5.260 davon Zivilbeschäftigte 1.000

Reduzierung geplant: Dienstposten insgesamt 1.280 davon Soldaten 1.180 davon Zivilbeschäftigte 100

Einwohner 2011 6.753 Faßberg Haushalte 2010 3.153 Arbeitsplätze 2011 1.103 Wohnungen 2011 3.180

Dienstposten: Insgesamt 2.160 davon Soldaten 1.860 davon Zivilbeschäftigte 300

Reduzierung geplant: Dienstposten insgesamt 190 davon Soldaten 170 davon Zivilbeschäftigte 20

5

Einwohner 2011 69.972 Stadt Celle Haushalte 2010 35.576 Arbeitsplätze 2011 31.723 Wohnungen 2011 36.717

Dienstposten: Insgesamt 1.130 davon Soldaten 840 davon Zivilbeschäftigte 290

Reduzierung geplant: Dienstposten insgesamt 370 davon Soldaten 170 davon Zivilbeschäftigte 200

Einwohner 2011 695 Lohheide Haushalte 2010 364 Arbeitsplätze 2011 694 Wohnungen 2011 402

Dienstposten: Insgesamt 700 davon Soldaten 100 davon Zivilbeschäftigte 600

Reduzierung geplant: Dienstposten insgesamt 90 davon Soldaten 20 davon Zivilbeschäftigte 70

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7

2 Siedlungsstruktur

Mit insgesamt knapp 320.000 Einwohnern auf einer Fläche von 3.420 qkm gehören die beiden Landkreise Celle und Heidekreis zu dem dünn besiedelten, ländlich geprägten Raum im mittleren Niedersachsen. Die Einwohnerdichte und der Anteil der Siedlungs- fläche an der Gesamtfläche liegen deutlich unterhalb des Landesdurchschnitts.

Tabelle 1: Bevölkerungsdichte und Besiedlungsdichte

Einwohner Fläche Einwohner je Anteil Siedlungs- und Ver- 2011 in qkm qkm kehrsfläche an Gesamtfläche Landkreis Celle 177.591 1.545 115 11% Heidekreis 138.784 1.874 74 9% Niedersachsen 166 14% Quelle: LSKN

Die unbesiedelten Flächen sind überwiegend landwirtschaftlich (jeweils zu etwa 40%) und forstwirtschaftlich genutzt; daneben nehmen aber auch ausgedehnte Naturräume und ausgedehnte militärisch genutzte Flächen einen großen Anteil für sich in An- spruch.

Abbildung 1: Bevölkerungsdichte und Einwohneranteile 2011

Datengrundlage: LSKN

8

Die beiden gemeindefreien Bezirke Lohheide im Landkreis Celle (91 qkm) und Osterheide im Heidekreis (178 qkm), über die sich der NATO-Truppenübungsplatz Bergen-Hohne erstreckt, machen 6% (Landkreis Celle) bzw. 9,5% (Heidekreis) des je- weiligen Kreisgebiets aus; ihre offizielle Einwohnerzahl liegt jeweils unter 800 Perso- nen1.

Gleichwohl gibt es Unterschiede zwischen den beiden Landkreisen: der Heidekreis ist größer und hat weniger Einwohner; er ist somit noch weniger dicht besiedelt als der Landkreis Celle. Mit 74 Einwohnern je qkm gehört er zu den Regionen mit der gerings- ten Bevölkerungsdichte in Deutschland.

Die höhere Bevölkerungsdichte im Landkreis Celle ist auf die hohe Bevölkerungszahl im Oberzentrum Celle zurückzuführen. Die nahezu 70.000 Einwohner stellen 40% der Bevölkerung des Landkreises, und mit 400 Einwohnern je qkm treibt die Stadt die durchschnittliche Bevölkerungsdichte erheblich nach oben. Im übrigen Gebiet des Landkreises liegt die Bevölkerungsdichte weit darunter (vgl. Tabelle 17 im Anhang). Dabei hebt sich allerdings der Süden mit den flächenmäßig relativ kleinen Gemeinden , Hambühren, und durch eine relativ größere Dichte deut- lich von den nördlich gelegenen Gemeinden und der Stadt Bergen ab; die Nähe zum Wirtschaftsraum Hannover und die Spillover-Effekte aus der Stadt Celle haben dort in den letzen Jahrzehnten zu hohen Bevölkerungsgewinnen geführt.

Der Heidekreis hat im Unterschied zum Landkreis Celle kein dominierendes Zentrum und keine Stadt mit einer Dichte von mehr als 200 Einwohner je qkm. In den zwei größten Städten (knapp 24.000 Einwohner) und (knapp 22.000 Ein- wohner) leben jeweils nur 17% bzw. 16% der Bevölkerung. Die weiteren drei Städte Bad Fallingbostel, Munster und kommen gemeinsam auf ein weiteres Drittel der Bevölkerung. Die am dichtesten besiedelte Stadt ist das flächenmäßig kleine Bad Fallingbostel mit 180 Einwohnern je qkm. Soltau und haben zwischen 100 und 110 Einwohner je qkm; alle anderen Städte und Gemeinden liegen darunter.

1 Neben den mit Wohnsitz gemeldeten Personen wohnen zahlreiche nicht-meldepflichtige Angehörige der britischen Streitkräfte in den Bezirken; siehe dazu Kapitel 3.4.

9

3 Bevölkerungs- und Altersstrukturentwicklung

3.1 Einwohnerentwicklung auf Landkreis-Ebene

In Folge der politischen Umbrüche in Osteuropa und des Krieges im ehemaligen Jugo- slawien führten internationale Zuwanderungsströme überall in Deutschland zu hohen Einwohnerzuwächsen. Damit war die Phase der Stagnation und leichten Bevölkerungs- verluste, die schon in den 1970er Jahren eingesetzt hatte, vorerst beendet. In Nieder- sachsen wie in den anderen westlichen Bundesländern wuchs die Einwohnerzahl zu- dem durch Zuwanderungen aus den neuen Bundesländern. Innerhalb von acht Jahren schnellte die Bevölkerungszahl um 617.000 Menschen, das waren fast 9%, in die Höhe. Mitte der 1990er Jahre schwächte sich die Entwicklung bereits wieder ab; 2004 war der Zenit erreicht, seitdem ist die Zahl der Einwohner in Niedersachsen leicht rückläufig.

Abbildung 2: Bevölkerungsentwicklung 1987 bis 2011

Index: 1987=100 120

115 Heidekreis 110 Niedersachsen

Landkreis Celle 105

100

95

90 1987 1991 1995 1999 2003 2007 2011 Datengrundlage: LSKN

Diese politischen Entwicklungen sind auch die Hauptursache für das Bevölkerungs- wachstum in den Landkreisen Celle und Heidekreis.

Wie aus Abbildung 2 ersichtlich, wuchs die Einwohnerzahl im Landkreis Celle proporti- onal zum Landesdurchschnitt, im Heidekreis dagegen deutlich dynamischer. In beiden Landkreisen ist der Bevölkerungsrückgang seit 2005 aber stärker als im Landesdurch- schnitt. Hier zeigen sich vermutlich schon die Effekte neuer Wanderungsmuster, die darauf beruhen, dass die urbanen Räume an Attraktivität gewinnen und sich die Zu- wanderung in ländliche Räume verringert.

Im Landkreis Celle lebten Ende 2011 etwa 177.600 Personen mit Erstwohnsitz. Die höchste Einwohnerzahl hatte der Landkreis im Jahr 2004 mit 182.700 Einwohnern er- reicht; damit war er in den 17 Jahren seit 1987 (Stand: 165.400 Einwohner) um 10,5% gewachsen. Seitdem ist die Bevölkerungszahl um fast 3% zurückgegangen.

10

Abbildung 3: Einwohnerentwicklung im Landkreis Celle 1987 bis 2011

Einwohner 185.000

180.000

175.000

170.000

165.000

160.000

155.000 1987 1991 1995 1999 2003 2007 2011 Datengrundlage: LSKN

Im Heidekreis lebten Ende 2011 etwa 138.800 Einwohner mit erstem Wohnsitz. Auch hier lag der Höhepunkt mit 142.800 Einwohnern in der Mitte des ersten Jahrzehnts; gegenüber 1987 (123.100 Einwohner) hatte der Zuwachs 16% betragen. Seit 2004 ist die Einwohnerzahl um etwa 4.000 Personen bzw. fast 3% zurückgegangen.

Abbildung 4: Einwohnerentwicklung im Heidekreis 1987 bis 2011

Einwohner 145.000

140.000

135.000

130.000

125.000

120.000

115.000

110.000 1987 1991 1995 1999 2003 2007 2011 Datengrundlage: LSKN

Die Aufgliederung der Einwohnerentwicklung in die natürliche und die wanderungs- bedingte (vergl. Abbildung 4 und Abbildung 5) zeigt, dass der hohe Einwohnerzu- wachs in den 1990er und frühen 2000er Jahren in beiden Landkreisen ausschließlich auf Wanderungsgewinne zurückzuführen war; diese Gewinne wurden durch die natür- liche Entwicklung, als den Saldo von Geburten und Sterbefällen, durchweg leicht ge- schmälert.

11

Seit Mitte des letzten Jahrzehnts führen Wanderungsverluste und natürliche Verluste gemeinsam zum Bevölkerungsrückgang. Dabei hat sich die Schere zwischen der Zahl der Geburten und der Zahl der Todesfälle immer weiter geöffnet und die natürlichen Verluste verstärkt.

Abbildung 5: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung Landkreis Celle 1987 bis 2011

Personen 2.500

2.000

1.500

Wandersaldo 1.000

natürlicher Saldo 500

Gesamtsaldo 0

-500

-1.000

-1.500 1987 1991 1995 1999 2003 2007 2011 Datengrundlage: LSKN

Abbildung 6: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung Heidekreis 1987 bis 2011

Personen 2.500

2.000

1.500

Wandersaldo 1.000

natürlicher Saldo 500

Gesamtsaldo 0

-500

-1.000

-1.500 1987 1991 1995 1999 2003 2007 2011 Datengrundlage: LSKN

3.2 Einwohnerentwicklung auf Gemeindeebene

Die Trends der Bevölkerungsentwicklung verliefen in den meisten kreiszugehörigen Städten und Gemeinden ähnlich; fast überall wechselte zwischen 2000 und 2011 das Vorzeichen von plus auf minus. Die folgenden Abbildungen zeigen die Bevölkerungs- entwicklung für die Städte und Gemeinden in den beiden Landkreisen seit dem Jahr 2000. In der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts gibt es noch ein ausgeprägtes Ne- beneinander von Wachstum, Stagnation und Schrumpfung. In der zweiten Hälfte des

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Jahrzehnts hat sich das Blatt überall gewendet; es gibt kein Wachstum mehr, nur noch Stagnation und Schrumpfung unterschiedlicher Intensität.

Abbildung 7: Bevölkerungsentwicklung 2000 bis 2005

Datengrundlage: LSKN

Abbildung 8: Bevölkerungsentwicklung 2005 bis 2011

Datengrundlage: LSKN

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Aus der Darstellung über die Zeit in Abbildung 9 lässt sich erkennen, dass im Landkreis Celle die Gemeinde Unterlüß und der gemeindefreie Bezirk Lohheide mit sehr hohen Verlusten über den gesamten Beobachtungszeitraum seit 2000 eine besondere Ent- wicklung nahmen. Aber auch die Stadt Bergen und die anderen Gemeinden im nördli- chen Bereich des Landkreises verzeichneten in den letzten 10 Jahren überproportional hohe Verluste. Dagegen wiesen die Gemeinden im Süden noch erhebliche Zuwächse auf; allerdings setzen sich die Bevölkerungsgewinne auch dort nicht mehr fort.

Abbildung 9: Einwohnerentwicklung in Städten und Gemeinden im Landkreis Celle 2000 bis 2011

Index: 2000=100 110

Winsen () 105 Hambühren Wathlingen 100 Wietze Flotwedel Landkreis Celle 95 Celle 90 Faßberg Bergen 85 Unterlüß Lohheide

80 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Datengrundlage: LSKN

Eine Aufgliederung nach natürlicher Entwicklung und Wanderungsdynamik von 2000 bis 2011 für die Städte Celle und Bergen sowie die Gemeinden Winsen (Aller), Unterlüß und Faßberg zeigt das Spektrum der Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Celle auf.

Abbildung 10: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung in Städten und Gemeinden im Landkreis Celle 2000 bis 2011

Personen Stadt Celle Personen Winsen (Aller) 600 250

400 200

150 200 Wandersaldo Wandersaldo

natürlicher Saldo 100 natürlicher Saldo 0 Gesamtsaldo Gesamtsaldo 50 -200 0

-400 -50

-600 -100 2000 2003 2006 2009 2011 2000 2003 2006 2009 2011

14

Personen Bergen Personen Unterlüß 100 0

50 -20

-40 0 Wandersaldo Wandersaldo

natürlicher Saldo -60 natürlicher Saldo -50 Gesamtsaldo Gesamtsaldo -80 -100 -100

-150 -120

-200 -140 2000 2003 2006 2009 2011 2000 2003 2006 2009 2011

Personen Faßberg 150

100

50 Wandersaldo

natürlicher Saldo 0 Gesamtsaldo

-50

-100

-150 2000 2003 2006 2009 2011

Datengrundlage: LSKN

Überall liegt die Zahl der Geburten unter der Zahl der Todesfälle, so dass der natürli- che Saldo negativ ausfällt und Wachstum oder Schrumpfung allein davon abhängt, in welchem Ausmaß die Einwohner zuwanderten und abwanderten.

In der Stadt Celle war der Sterbeüberschuss so groß, dass die geringen Wanderungs- gewinne der letzten Jahre nicht mehr ausreichten, die natürlichen Verluste zu kom- pensieren. In Winsen (Aller) dagegen wurden die natürlichen Verluste auch in den letzten Jahren noch weitgehend durch Wanderungsgewinne ausgeglichen. Anders in Bergen und Faßberg, dort übersteigen die Wanderungsverluste die natürlichen Verlus- te bei weitem und sind somit maßgeblich für den Einwohnerrückgang verantwortlich; allerdings gilt dieses Muster für Faßberg erst seit 2005. Und in Unterlüß tragen Wan- derungsverluste und natürliche Verluste gleichermaßen zum Einwohnerrückgang bei.

Auch im Heidekreis nahm die Bevölkerungsentwicklung unterschiedliche Formen an, und Wachstum und Schrumpfung lagen nahe beieinander. Besonders starke Einwoh- nerverluste musste der gemeindefreie Bezirk Osterheide hinnehmen: innerhalb von 7 Jahren hat er nahezu 15% seiner Einwohnerzahl verloren. Aber auch in Munster und in der Samtgemeinde gingen die Bevölkerungszahlen stark überproportional zurück. Dagegen verzeichneten die Samtgemeinden und sowie die Gemeinde Wiezendorf bis vor wenigen Jahren noch erhebliche Zuwächse.

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Abbildung 11: Einwohnerentwicklung in Städten und Gemeinden im Heidekreis 2000 bis 2011

Index: 2000=100 110

Schwarmstedt 105 Ahlden 100 Schneverdingen Walsrode Heidekreis 95 Soltau Neuenkirchen 90 Bad Fallingbostel Bomlitz Rethem/Aller 85 Munster Osterheide

80 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Datengrundlage: LSKN

Das Spektrum an unterschiedlichen Kombinationen von natürlicher Entwicklung und Wanderungsentwicklung lässt sich an den Städten Bad Fallingbostel und Munster so- wie den Samtgemeinden Schwarmstedt und Rethem aufzeigen.

Abbildung 12: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung in Städten und Gemeinden im Heidekreis 2000 bis 2011

Personen Bad Fallingbostel Personen Munster 150 200

100 100

50 Wandersaldo 0 Wandersaldo

natürlicher Saldo natürlicher Saldo 0 -100 Gesamtsaldo Gesamtsaldo

-50 -200

-100 -300

-150 -400 2000 2003 2006 2009 2011 2000 2003 2006 2009 2011

Personen Schwarmstedt Personen Rethem/Aller 300 40

20 200 0 Wandersaldo Wandersaldo 100 natürlicher Saldo -20 natürlicher Saldo

Gesamtsaldo Gesamtsaldo -40 0

-60 -100 -80

-200 -100 2000 2003 2006 2009 2011 2000 2003 2006 2009 2011 Datengrundlage: LSKN

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In Bad Fallingbostel wiederholt sich das kreisweite Muster, wonach in der ersten Hälfte des Jahrzehnts die Wanderungsgewinne über den natürlichen Verlusten lagen, in der zweiten Hälfte dann aber Wanderungsverluste und natürliche Verluste gemeinsam zum Rückgang der Einwohnerzahl beitrugen. Dagegen mussten die Stadt Munster und die Samtgemeinde Rethem über den Zeitraum der letzten 10 Jahre fast durchgehend relativ hohe Wanderungsverluste und damit erhebliche Einwohnerverluste hinnehmen. Im Gegensatz dazu konnte die Samtgemeinde Schwarmstedt fast über das gesamte Jahrzehnt Wanderungsgewinne und damit einen deutlichen Einwohnerzuwachs verbu- chen. Erst in den letzten drei Jahren reichen die schwachen Wanderungsgewinne nicht mehr, die steigenden natürlichen Verluste auszugleichen.

Bisher hat vor allem der Wanderungssaldo das Vorzeichen der Einwohnerentwicklung bestimmt. In Zukunft ist aber von erheblich steigenden Sterbeüberschüssen und damit von einem größeren Einfluss der natürlichen Entwicklung auf die Gesamtentwicklung auszugehen. Damit würde es steigender Wanderungsgewinne bedürfen, um die Ster- beüberschüsse zu kompensieren.

3.3 Anteile und Merkmale der Migranten

Als Folge der Zuwanderungen erhöhte sich die Zahl der Menschen aus anderen Län- dern und Kulturen. Im Jahr 2010 betrug der Anteil der Migranten in Niedersachsen 17% der Bevölkerung (7% Ausländer und 10% Deutsche mit Migrationshintergrund).

In den beiden Landkreisen Celle und Heidekreis ist der Anteil an Migranten, wie insge- samt in ländlichen Räumen, vermutlich um einige Prozentpunkte geringer. Genaue Zahlen liegen dazu nicht vor, weil ‚Deutsche mit Migrationshintergrund2 nur über den Mikrozensus erfasst und in der amtlichen Statistik für die Kreis- und Gemeindeebene nicht ausgewiesen werden. Wenn man aber das Verhältnis in Niedersachsen von 1,5 Deutschen mit Migrationshintergrund zu 1 Ausländer auf die Teilräume überträgt, haben derzeit etwa 12% bis 13% der Bevölkerung in den Landkreisen Celle und Heide- kreis3 einen Migrationshintergrund. Entsprechend wären 5% der Einwohner Migranten mit nicht-deutscher Staatszugehörigkeit und zwischen 7% und 8% Deutsche mit Mig- rationshintergrund.

Detailliertere Angaben liefert die amtliche Statistik nur für die Ausländer. Parallel zum Einwohnerwachstum stieg ihre Zahl ab Ende der 1980er Jahre stark an; in den 10 Jah- ren zwischen 1987 und 1997 schnellte sie im Landkreis Celle um 60%, im Heidekreis um fast 100% hoch4. Danach sank sie wieder leicht ab.

Der Rückgang war besonders ausgeprägt bei türkischen Staatsbürgern sowie bei Bür- gern aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawien, von denen viele nach dem Ende

2 Deutsche mit Migrationshintergrund sind eingebürgerte Personen, Aussiedler, in Deutschland gebore- ne Personen mit mindestens einem ausländischen oder im Ausland geborenen Elternteil. 3 Im Heidekreis wird von 10-15% ausgegangen; siehe Landkreis Heidekreis (Hrsg) 2012: Bildung im Heidekreis, Erster Bildungsbericht für den Heidekreis, Seite 23-24. 4 Der Höchststand war 1997 erreicht; in diesem Jahr lebten im Landkreis Celle 11.610 Ausländer und im Heidekreis 7.830 Ausländer (LSKN).

17 des Balkankrieges in ihre Ursprungsländer zurückgekehrt sind. Mittlerweile ist die Zahl der Ausländer in beiden Landkreisen relativ konstant; sie hat sich in den letzen fünf Jahren kaum verändert.

Zum Teil kann diese Konstanz mit der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts aus dem Jahr 2000 erklärt werden, wonach die weitaus meisten Neugeborenen ausländischer Eltern die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten5. Dadurch gibt es in der Statistik im- mer weniger ausländische Kinder.

Tabelle 2: Zahl und Anteil der Ausländer 1990, 2000 und 2011

Zahl der Ausländer Anteil der Ausländer 1990 2000 2011 1990 2000 2011 Landkreis Celle 7.381 10.344 8.845 4,3% 5,7% 5,0% Heidekreis 4.514 7.524 7.034 3,6% 5,4% 5,1% Niedersachsen 377.083 526.077 543.748 5,1% 6,6% 6,9%

Quelle: LSKN

Die größte Gruppe unter den Ausländern stellen nach wie vor die Türken (Landkreis Celle 25%, Heidekreis 18%), auch wenn ihr Anteil seit 2000 um etwa ein Drittel gesun- ken ist. Da die Neugeborenen türkischer Eltern meist deutsche Staatsbürger sind, liegt der Anteil der türkischstämmigen Bevölkerung aber weit höher als der Ausländerstatus vermuten lässt.

Bürger anderer europäischer Staaten machen insgesamt gut 50% im Landkreis Celle und 60% im Heidekreis aus; darunter sind Zuwanderer aus Polen, aus den Balkanstaa- ten und aus der Russischen Föderation am stärksten vertreten. Ihre Bedeutung für die Bevölkerungsentwicklung der letzten zwei Jahrzehnte ist aber weit größer als diese Zahlen andeuten, denn viele der Zuwanderer aus den östlichen Ländern bekamen als Spätaussiedler die deutsche Staatsbürgerschaft, gelten heute also als Deutsche mit Migrationshintergrund.

Eine seit Jahrzehnten stabile und mit einem Anteil von etwa 10% relativ große Gruppe unter den Ausländern sind Briten und Nordiren. Etwa drei Viertel von ihnen sind Män- ner, die meisten vermutlich ehemalige Angehörige der britischen Streitkräfte. Für diese Annahme spricht ihr relativ hohes Alter: mehr als die Hälfte der etwa 900 Briten und Nordiren im Landkreis Celle und der etwa 500 im Heidekreis sind zwischen 45 und 60 Jahre alt und weitere nahezu 20% älter als 60 Jahre.

Abgesehen von den Briten und Nordiren unterscheidet sich die ausländische Bevölke- rung von der deutschen durch eine deutlich jüngere Altersstruktur. Der Anteil der 18- bis 44jährgen Ausländer ist deutlich höher, der Anteil der über 60Jährigen deutlich geringer als in der deutschen Bevölkerung. Da die seit dem Jahr 2000 geborenen Kin- der ausländischer Eltern überwiegend als Deutsche erfasst sind, ist der Anteil ausländi- scher Kinder und Jugendlicher vergleichsweise gering.

5 Seit 2000 gilt das Geburtsortprinzip in Deutschland; bis zur Volljährigkeit bzw. dem 23. Lebensjahr ist die doppelte Staatsbürgerschaft möglich; danach müssen sich die Menschen für eine Staatsbürger- schaft entscheiden.

18

Tabelle 3: Altersstruktur Deutsche und Ausländer 2011

Landkreis Celle Heidekreis Alter Deutsche Ausländer Deutsche Ausländer 0 bis 17 Jahre 18% 13% 18% 14% 18 bis 44 Jahre 30% 46% 31% 48% 45 bis 59 Jahre 23% 23% 23% 23% 60 Jahre und älter 29% 18% 28% 15%

Quelle: LSKN

Die ausländische Bevölkerung der beiden Landkreise ist nicht gleichmäßig auf die ein- zelnen Städte und Gemeinden verteilt. Im Landkreis Celle sind die Unterschiede be- sonders groß; auf der einen Seite befinden sich die Städte Bergen und Celle mit einem deutlich überproportionalen Ausländeranteil, auf der anderen Seite die meisten kleine- ren Gemeinden mit einem stark unterproportionalem Ausländeranteil. Im Heidekreis ist die Polarisierung geringer.

Für Celle erklärt sich der überproportional hohe Anteil an Ausländern (6%) aus der Größe der Stadt. In Bergen (7% Ausländer) und Bad Fallingbostel (8% Ausländer) spie- len wahrscheinlich die britischen Streitkräfte eine besondere Rolle, vermutlich wohnen dort besonders viele der britischen Zivilbeschäftigten und ehemaligen Soldaten.

Abbildung 13: Ausländeranteile 2011

Datengrundlage: LSKN

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3.4 Militärangehörige als Einwohner

Die Bundeswehr ist mit 10.300 Personen (davon 8.100 Soldaten und 2.220 Zivilbe- schäftigte) und die britischen Streitkräfte sind mit 5.270 Soldaten und 730 Zivilbe- schäftigten in den beiden Landkreisen präsent. Die Anwesenheit des Militärs trägt also in erheblichem Umfang zur Einwohnerzahl im Landkreis Celle und im Heidekreis bei.

Abbildung 14: Standorte der Bundeswehr und der Britischen Streitkräfte

Datengrundlage: eigene Erhebung

Aussagen darüber, wie viele von ihnen in den beiden Landkreisen wohnen, sind nur für die britischen Soldaten eindeutig zu treffen. Über die Wohnorte der Bundeswehrsolda- ten gibt es keine detaillierten Angaben. Bei den Zivilbeschäftigten kann man aber da- von ausgehen, dass sie ganz überwiegend zur angestammten Bevölkerung gehören und in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnen. Der direkte positive Effekt auf die Ein- wohnerzahl durch die Präsenz der Militärs geht also von den Soldaten und kaum von den Zivilbeschäftigten aus.

Für die Angehörigen der britischen Streitkräfte ist dieser Effekt eindeutig festzuma- chen. Anfang 2012 lebten 5.270 britische Soldaten und 4.820 Familienangehörige, also fast 10.100 Briten in den Landkreisen Celle und Heidekreis. Allerdings zählen sie in den offiziellen Meldedaten gar nicht mit. Die britischen Soldaten und ihre Familienangehö- rigen unterliegen in Deutschland keiner Meldepflicht und sind in den Einwohnerdatei- en nicht erfasst.

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Tabelle 4: Angehörige der Britischen Streitkräfte im Landkreis Celle und im Heidekreis (Stand Frühjahr 2012)

Wohnstandort Britische Familienan- Briten Einwohner Anteil Briten Soldaten gehörige insgesamt mit gegenüber erstem Einwohnern Wohnsitz mit Erst- Wohnsitz Camp Bergen Hohne / 1.580 400 1.980 695 285,0% Lohheide Stadt Bergen 660 1.790 2.450 12.790 19,2% Stadt Celle* 530 540 1.070 69.970 1,5% Landkreis Celle 2.770 2.730 5.500 177.590 3,1%

Camp Oerbke / Osterheide 1.840 450 2.290 737 311,0% Stadt Bad Fallingbostel 660 1.640 2.300 11.330 20,3% Heidekreis 2.500 2.090 4.590 138.780 3,3%

Insgesamt 5.270 4.820 10.090 316.370 3,2% * im Sommer 2012 sind die britischen Streitkräfte vollständig aus Celle abgezogen Quelle: eigene Erhebung, LSKN

Knapp die Hälfte von ihnen wohnt auf militärischem Sperrgebiet im Camp Bergen- Hohne (gemeindefreier Bezirk Lohheide) oder im Camp Oerbke (gemeindefreier Bezirk Osterheide). Die meisten aber wohnen in einer eigenen Wohnung in den benachbar- ten Städten Bergen und Bad Fallingbostel. Bis zum Sommer 2012 lebten zudem mehr als 1.000 Briten in der Stadt Celle; sie sind mittlerweile aber aus Deutschland abgezo- gen.

Die britischen Soldaten und ihre Familienangehörigen stellen in den gemeindefreien Bezirken Lohheide und Osterheide das Gros der Einwohner. Aber auch in Bergen und Bad Fallingbostel machen sie jeweils einen ganz beachtlichen Anteil an der Bevölke- rung aus; sie erhöhen die Einwohnerzahl faktisch um 20% gegenüber der offiziellen Statistik.

Wie viele Soldaten der Bundeswehr in den Standortgemeinden bzw. in den beiden Landkreisen wohnen, ist ungleich schwerer zu sagen. Zwar unterliegen sie der Melde- pflicht und sind an ihrem Erstwohnsitz in der Einwohnerstatistik der Landesämter ent- halten, aber es gibt für die Bundeswehrsoldaten keine Residenzpflicht, so dass der Wohnsitz nicht zwangsläufig mit dem Stationierungsort identisch ist. Nach Aussage der Experten ist die Mobilität unter den Soldaten sehr groß und viele von ihnen sind Tages- oder Wochenendpendler. Nach ihrer Einschätzung wohnen zwischen 50% und 60% der Bundeswehrsoldaten innerhalb des Landkreises, in dem sie stationiert sind, dabei ganz überwiegend in der jeweiligen Standortgemeinde. Die anderen 40% bis 50% leben im Tagespendelbereich außerhalb des jeweiligen Landkreises.

Die meisten der vor Ort wohnenden Soldaten haben ihren Familienwohnsitz in der Region. Aber es gibt auch Fernpendler unter ihnen, die sich nur die Woche über in ihrer Standortgemeinde aufhalten und die Wochenenden bei ihren Familien verbrin- gen, ihren Erstwohnsitz also woanders haben.

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Für Munster und Faßberg lässt Tabelle 5 den Schluss zu, dass die Soldaten und ihre Familienangehörigen einen sehr großen Teil der Bevölkerung im allgemeinen und der Erstwohnsitz-Bevölkerung im besonderen ausmachen. In Munster selber geht man davon aus, dass diese Gruppe etwa 5.000 Personen umfasst und fast ein Drittel der Einwohner stellt. In Faßberg schätzt man sie auf 1.200 bis 1.400 Personen bzw. ein knappes Fünftel der Einwohner; dort ist der Anteil der Auspendler in benachbarte Städte und Gemeinden offenbar relativ hoch.

Tabelle 5: Bundeswehr-Soldaten im Landkreis Celle und im Heidekreis 2012

Anteil Soldaten Bundeswehr- Einwohner mit gegenüber Standort Soldaten erstem Einwohnern mit stationiert* Wohnsitz Erst-Wohnsitz Bergen/ Bergen-Hohne** 100 12.790 0,8 % Faßberg 1.860 6.750 28,0 % Celle 840 69.970 1,2 % Landkreis Celle 2.800 177.590 1,6 %

Munster 5.260 15.920 33,0 % Walsrode 40 23.870 0,2 % Heidekreis 5.300 138.780 3,8 %

Insgesamt 8.100 316.370 2,6 % * geschätzt; bekannt ist nur die Anzahl der Dienstposten (Soldaten und Zivilbeschäftigte) ** die Kommandantur Bergen-Hohne liegt im militärischen Sperrbezirk; der Wohnort ist Bergen Quelle: eigene Erhebung, LSKN

In den anderen Standortgemeinden schlägt die Anwesenheit der Bundeswehr nur in geringem Maße durch. In Bergen-Hohne und Walsrode sind nur sehr wenige Soldaten stationiert, in Celle machen sie nur einen geringen Anteil an der Bevölkerung aus.

Perspektive Die Einwohnerzahl in den Landkreisen Celle und Heidekreis wird sich durch den Abzug der Britischen Streitkräfte aus Deutschland, aber auch durch die Bundeswehrstruktur- reform erheblich reduzieren. Die britischen Streitkräfte werden bis 2020 vollständig abgezogen, damit verlassen mehr als 10.000 Briten die Region.

Nach den Plänen des BMVg bzw. nach dem jetzigen Kenntnisstand werden die 10.300 Dienstposten (8.100 Soldaten und 2.220 Zivilbeschäftigte) der Bundeswehr in der Re- gion um 1.930 Posten, also um nahezu 20% reduziert, darunter entfallen 1.540 auf Soldaten und 390 auf Zivilbeschäftigte. Die meisten Zivilbeschäftigten werden an einen wohnortnahen Arbeitsplatz versetzt oder in den Ruhestand wechseln; es kann also davon ausgegangen werden, dass sie ihren Wohnort nicht wechseln. Bei den Soldaten wird es vermutlich aber zu einer größeren Zahl an Abwanderungen kommen.

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Tabelle 6: Reduzierung von Dienstposten bei der Bundeswehr (Stand Oktober 2012)

Bundeswehr- davon Standort Dienstposten Soldaten Zivilbeschäftigte Bergen-Hohne 90 20 70 Faßberg 190 170 20 Celle 370 170 200 Landkreis Celle 650 360 290

Munster 1.280 1.180 100 Heidekreis 1.280 1.180 100

Insgesamt 1.930 1.540 390 Quelle: eigene Erhebung

Den Standortgemeinden der Bundeswehr droht neben der Reduzierung der Dienst- posten auch durch die Änderung des Melderechts ein Verlust an offiziell gemeldeten Einwohnern. Das vom Bundestag beschlossene neue Meldegesetz (Gesetz zur Fort- entwicklung des Meldewesens (MeldFortG)) sieht vor, Berufs- und Zeitsoldaten, die in Gemeinschaftsunterkünften wohnen, von der Meldepflicht am Dienstort zu befreien, soweit sie einen Wohnsitz im Inland haben. Ein Änderungsentwurf des im Bundesrat abgelehnten MeldFortG nimmt diese grundsätzliche Befreiung wieder zurück und lässt sie nur noch für Soldaten zu, die verheiratet oder für weniger als 6 Monate am Dienst- ort eingesetzt sind. In jedem Fall aber wird die Zahl der Bundeswehrsoldaten mit Erst- wohnsitz in den Standortgemeinden zurück gehen. In Munster macht die Gruppe der Soldaten, die in Gemeinschaftsunterkünften wohnen und in der Stadt mit Erstwohnsitz gemeldet sind, derzeit 300 Personen aus. Ohne Meldepflicht hätten die meisten wahr- scheinlich ihren alten Wohnsitz behalten.

3.5 Altersstrukturentwicklung

3.5.1 Landkreis-Ebene

Beide Landkreise haben eine ähnliche Altersstruktur, die zudem weitgehend dem Lan- desdurchschnitt gleicht (vergl. Abbildung 15).

Abbildung 15: Altersstruktur 2010

in Prozent 25

20 Landkreis Celle

15 Heidekreis

Niedersachsen 10

5

0 0 bis 17 18 bis 29 30 bis 44 45 bis 59 60 bis 74 75 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre und älter Datengrundlage: LSKN

23

Eine leichte Abweichung gegenüber den Landeswerten findet sich in den etwas höhe- ren Anteilen von Kindern und Jugendlichen und den etwas geringeren Anteilen der jüngeren Erwachsenen unter 30 Jahren. Diese Struktur ist typisch für ländliche Räume und Folge einer Haushaltsstruktur mit überproportional vielen Familien und Folge der Abwanderung junger Menschen in urbane Räume.

Die fortgeschrittene Alterung der Gesellschaft zeigt sich an dem Besatz der 45- bis 60Jährigen; sie sind die zahlenmäßig stärkste Altersgruppe. Im Vergleich zwischen den beiden Landkreisen wird aber deutlich, dass die Alterung im Landkreis Celle schon etwas weiter fortgeschritten ist; dort sind die 60- bis 75 Jährigen beinahe ebenso zahl- reich vertreten wie die 30- bis 45Jährigen.

Noch deutlicher lässt sich die Alterung über die Zeit darstellen. In den letzten 20 Jah- ren hat sich die Altersstruktur der Bewohner in beiden Landkreisen erheblich verscho- ben, wenngleich die Zuwanderungsströme in den 1990er Jahren zumindest kurzfristig für eine Verjüngung gesorgt haben.

Abbildung 16: Altersstruktur 1987, 2000 und 2010

in Prozent Landkreis Celle 25

20 1987

15 2000

2010 10

5

0 0 bis 17 18 bis 29 30 bis 44 45 bis 59 60 bis 74 75 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre und älter

in Prozent Heidekreis 25

20 1987

15 2000

2010 10

5

0 0 bis 17 18 bis 29 30 bis 44 45 bis 59 60 bis 74 75 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre und älter Datengrundlage: LSKN

24

Im Jahr 1987 waren die vier Altersgruppen unter 60 Jahren mit jeweils etwa 20% gleich stark, die beiden ältesten Gruppen deutlich schwächer besetzt. Im Jahr 2000 lässt sich die Konzentration der geburtenstarken Jahrgänge in der Gruppe der 30- bis Mitte 40Jährigen ablesen. Diese Altersgruppe wurde zudem durch die altersselektiven Zu- wanderungen gestärkt. Ihre große Zahl führte zu einem Anstieg der Geburten und somit zu wachsenden Anteilen der unter 18Jährigen. Augenfällig ist der starke Rück- gang der 18- bis 30Jährigen. Er ist zum einen Folge des Übergangs der geburtenstar- ken Jahrgänge in die nächst höhere Altersgruppe; zum anderen hat sich in den 1990er Jahren offenbar die Abwanderungsmotivation der jungen Erwachsenen stark erhöht.

Im Jahr 2010 befinden sich die geburtenstarken Jahrgänge schon zu großen Teilen in der Gruppe der 45- bis 60Jährigen. Damit sind die Zahl der potenziellen Eltern und die Zahl der Kinder wieder deutlich geschrumpft. Gleichzeitig haben die älteren Generati- onen stark zugelegt.

3.5.2 Gemeinde-Ebene

Die Altersstruktur der meisten Städte und Gemeinden entspricht weitgehend der des Landkreis-Durchschnitts (siehe Tabelle 24 im Anhang). Dennoch unterscheiden sich die Kommunen in den Ausprägungen. Das Spektrum an Unterschiedlichkeit lässt sich exemplarisch am Bevölkerungsaufbau einiger Städte und Gemeinden im Vergleich zum jeweiligen Landkreis darstellen.

Abbildung 17: Bevölkerungsaufbau Landkreis Celle und Heidekreis 2010

Landkreis Celle Heidekreis

Datengrundlage: LSKN

In der Stadt Celle ist die Altersgruppe der 20- bis 30Jährigen relativ stark besetzt. Hie- rin kommt die Attraktivität größerer Städte für junge Menschen zum Ausdruck. Sie wandern in geringerem Maße ab als es in den kleineren Gemeinden der Fall ist, oder sie wandern in größerer Zahl für den Einstieg ins Berufsleben oder zur weiteren Aus- bildung zu. Etwas schwächer ausgeprägt zeigt sich dieses Muster auch in Soltau, dem größten Wirtschaftszentrum im Heidekreis.

25

Abbildung 18: Bevölkerungsaufbau Stadt Celle und Stadt Soltau 2010

Stadt Celle Stadt Soltau

Datengrundlage: LSKN

Die Samtgemeinden Wathlingen und Ahlden repräsentieren die Wohnstandorte für Familien; in ihnen sind die Elterngeneration der Mitte 30- bis Ende 40Jährigen und ihre mittlerweile jugendlichen Kinder überproportional zahlreich vertreten. Allerdings gibt es deutlich weniger jüngere Familien, was sich am geringen Besatz der unter 10Jährigen und der Anfang 30Jährigen zeigt. Die Gruppe der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 30 Jahren ist äußerst schwach besetzt, was auf eine hohe Abwande- rungsrate in dieser Altersgruppe hinweist. Einen ähnlichen Altersaufbau haben die meisten anderen kleineren Gemeinden mit überwiegender Wohnfunktion, wie Schwarmstedt, Wietzendorf, Rethem, Lachendorf und Flotwedel.

Abbildung 19: Bevölkerungsaufbau Samtgemeinden Wathlingen und Ahlden 2010

Wathlingen Ahlden

Datengrundlage: LSKN

In der Stadt Schneverdingen und in der Gemeinde Unterlüß fällen das Übergewicht der älteren und der schwache Besatz der jüngeren Gruppen auf. In diesen beiden Kommu- nen ist die Alterung am weitesten fortgeschritten. Dort gibt es überproportional viele

26

über 60Jährige. In Unterlüß stellen die Anfang 70Jährigen zahlenmäßig sogar die stärksten Jahrgänge.

Abbildung 20: Bevölkerungsaufbau Schneverdingen und Unterlüß 2010

Schneverdingen Unterlüß

Datengrundlage: LSKN

Die beiden Städte Bad Fallingbostel und Bergen haben als Wohnstandorte britischer Militärangehöriger effektiv eine sehr junge Bevölkerung. Da die offiziellen Meldedaten die britischen Einwohner aber nicht enthalten, spiegelt sich diese besondere Alters- struktur in Abbildung 21 nicht wieder. In Bad Fallingbostel gleicht der Bevölkerungs- aufbau der Erstwohnsitz-Einwohner weitgehend dem des Landkreis-Durchschnitts. Bergen dagegen hat auch unabhängig von den britischen Einwohnern eine relativ junge Bevölkerung; sowohl die Zahl der Kinder und Jugendlichen wie auch die Zahl der jungen Erwachsenen bis Mitte 20 ist verhältnismäßig hoch, die der Älteren entspre- chend niedriger.

Abbildung 21: Bevölkerungsaufbau Bad Fallingbostel und Bergen 2010

Bad Fallingbostel Bergen

Datengrundlage: LSKN

27

Eine ganz besondere geschlechtsspezifische Altersstruktur weisen die Bundeswehr- standorte Munster und Faßberg auf. Als Konsequenz des hohen Anteils von Soldaten an der Bevölkerung gibt es dort einen großen Überhang an Männern.

Abbildung 22: Bevölkerungsaufbau Faßberg und Munster 2010

Faßberg Munster

Datengrundlage: LSKN

In Abbildung 22 ist nur die Bevölkerung mit Erstwohnsitz einbezogen; bezöge man die gesamte Wohnbevölkerung ein, läge der Männerüberschuss noch deutlich darüber. Offenbar wandern die meisten von ihnen aber wieder ab, wenn sie aus dem Dienst bei der Bundeswehr ausscheiden, denn bei den Mitte 50Jährigen ist der Überhang an Männern deutlich abgebaut.

3.6 Zusammenfassung und Fazit

Die beiden Landkreise haben in den 1990er und frühen 2000er Jahren sehr hohe Ein- wohnerzuwächse verzeichnet. Innerhalb von 15 Jahren hat der Landkreis Celle 10%, der Heidekreis sogar 16% an Einwohnern hinzugewonnen. Dieses hohe Wachstum war fast ausschließlich auf Zuwanderungen überwiegend junger Familien im Zuge der Ei- gentumsbildung zurückzuführen.

Seit einigen Jahren haben beide Landkreise Wanderungsverluste, die die natürlichen Verluste durch Sterbeüberschüsse verstärken. Gegenüber dem Landeswert sind die Bevölkerungsverluste überproportional hoch. Bisher wurde die Einwohnerentwicklung vor allem durch die Differenz von Zu- und Abwanderungen bestimmt. In Zukunft ist von erheblich steigenden Sterbeüberschüssen und damit von einem wachsenden Ein- fluss der natürlichen Entwicklung auf die Gesamtentwicklung auszugehen. Die Aussicht auf hohe Wanderungsgewinne, die die natürlichen Verluste ausgleichen könnten, be- steht angesichts schrumpfender Zuwanderungspotenziale für die ländlichen Räume nicht. Die Landkreise müssen sich also darauf einstellen, dass sich die Verluste verste- tigen.

28

Innerhalb der Landkreise hat die Einwohnerentwicklung zum Teil recht unterschiedli- che Pfade genommen, so dass Wachstum, Stagnation und Schrumpfung nahe beiei- nander lagen. Dabei fanden sich wachstumsstarken Kommunen vor allem im Einzugs- bereich des Wirtschaftsraums Hannover sowie im Norden vom Heidekreis, wo die We- ge nach Hamburg kurz sind, die wachstumsschwachen Kommunen vor allem im Nor- den vom Landkreis Celle und im äußersten Nordosten vom Heidekreis. Mittlerweile ist die Wachstumsdynamik aber überall abgebaut.

Mit der Stagnation und dem Rückgang an Einwohnern verstärkt sich die Alterung der Bevölkerung. Die geburtenstarken Jahrgänge sind mittlerweile weit über die Familien- gründungsphase hinausgewachsen, so dass die Geburtenzahlen immer kleiner gewor- den sind. Derzeit leben schon mehr 45- bis 60Jährige als 30- bis 45Jährige in den Städ- ten und Gemeinden der beiden Landkreise. Von der gesellschaftlichen Alterung sind alle Städte und Gemeinden betroffen.

Deutlich jünger sind die Migranten, so dass es aus ihren Reihen auch weiterhin pro- portional mehr Geburten geben wird als von der deutschstämmigen Bevölkerung. Damit vergrößert sich die kulturelle und ethnische Vielfalt ebenso wie der Bedarf an Integrationsleistungen und Förderprogrammen für Kinder. Diesen Herausforderungen sehen sich im Heidekreis alle Städte und Gemeinden gegenübergestellt, im Landkreis Celle vor allem die Städte Celle und Bergen, in denen die weitaus meisten ausländi- schen Mitbürger wohnen.

Die Präsenz der Bundeswehr und der britischen Streitkräfte trägt erheblich zur Ein- wohnerzahl im Landkreis Celle und im Heidekreis bei. In Munster und Faßberg machen Bundeswehrangehörige, in Bergen und Bad Fallingbostel Angehörigen der britischen Streitkräfte einen großen Anteil der Bevölkerung aus. Da letztere in Deutschland nicht meldepflichtig sind, fehlen sie in der offiziellen Einwohnerstatistik; faktisch erhöhen sie aber die Einwohnerzahl in Bergen und Bad Fallingbostel um etwa 20%.

29

4 Haushaltsstruktur

4.1 Größenstruktur

Es gibt keine offizielle Statistik über die Zahl und Größenstruktur der privaten Haus- halte in den Landkreisen Celle und Heidekreis6. Die folgenden Aussagen beruhen auf der Haushaltsgenerierung der NBank7. Danach verteilte sich die Bevölkerung 2010 im Landkreis Celle auf 85.610 und im Heidekreis auf 64.790 Haushalte.

Aus dem Abgleich mit der Einwohnerzahl ergibt sich ein Durchschnittswert von 2,09 Personen pro Haushalt für den Landkreis Celle und 2,16 Personen pro Haushalt für den Heidekreis. Diese Werte liegen über dem Landesdurchschnitt von 2,07 Personen pro Haushalt. Damit gehören die beiden Landkreise, insbesondere aber der Heidekreis, zu den Regionen in Niedersachsen mit einem leicht überproportional großen Anteil an Familienhaushalten. Dennoch gilt auch für sie, dass die kleinen Haushalte weit in der Überzahl sind, wie Abbildung 23 zeigt. Haushalte mit drei und mehr Personen machen weniger als 30% aus8.

Abbildung 23: Haushaltsgrößenstruktur im Landkreis Celle und Heidekreis 2010

Landkreis Celle Heidekreis

14% Einpersonenhaushalte 15% Einpersonenhaushalte 38% 35% 13% Zweipersonenhaushalte 14% Zweipersonenhaushalte

Dreipersonenhaushalte Dreipersonenhaushalte

35% Haushalte mit vier und 36% Haushalte mit vier und mehr Personen mehr Personen

Datengrundlage: N-Bank

Die stetige Verkleinerung der Haushalte findet bereits seit Jahrzehnten statt. Ursache für diese Entwicklung sind sich überlagernde Trends von gesellschaftlicher Alterung und Verhaltensänderungen. Ältere Menschen leben meist in kleinen Haushalten. Aber auch immer mehr jüngere Menschen leben allein, die Singularisierung hat sich auf alle Altersgruppen ausgedehnt. Da gleichzeitig immer weniger Kinder in junge Haushalte hineingeboren werden, schmilzt die Zahl größerer Familienhaushalte kontinuierlich ab.

Die Dominanz kleiner Haushalte und der Rückgang größerer Haushalte haben sich in allen Städten und Gemeinde der beiden Landkreise durchgesetzt. Gleichwohl gibt es gravierende interkommunale Unterschiede.

6 Haushaltszahlen des Mikrozensus gibt es nur für größere regionale Einheiten. 7 Durchgeführt vom Niedersächsischen Institut für Wirtschaftsforschung. 8 Der Landeswert liegt bei gut 25% (NBank).

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In den größten Städten ist der Anteil kleiner Haushalt überproportional hoch. Am stärksten gilt dies für Celle; in der Stadt machen Einpersonenhaushalte einen Anteil von 44% aus. Nirgends sonst im Landkreis ist dieser Haushaltstyp auch nur annähernd so stark vertreten. In allen anderen Kommunen beläuft sich der Anteil an Einpersonen- haushalten auf 33% bis 35%. Daran zeigt sich, wie sehr der Durchschnittswert für den Landkreis durch die Situation in der Stadt Celle hochgetrieben wird.

Abbildung 24: Haushaltsgrößenstruktur in den Städten Celle und Soltau 2010

Stadt Celle Soltau

11% Einpersonenhaushalte 13% Einpersonenhaushalte 11% 38% 44% 12% Zweipersonenhaushalte Zweipersonenhaushalte

Dreipersonenhaushalte Dreipersonenhaushalte 34% Haushalte mit vier und 36% Haushalte mit vier und mehr Personen mehr Personen

Datengrundlage: N-Bank

Auch im Heidekreis ist der Anteil an Einpersonenhaushalte in den einwohnerstärksten Städten, in Soltau und Walsrode mit jeweils 38% am größten (siehe Tabelle 26 im An- hang). Gegenüber dem Kreisdurchschnitt sind die Abweichungen aber gering.

In den kleineren familienorientierten Gemeinden gibt es überproportional viele grö- ßere Haushalte. Neben Wathlingen und Wietzendorf gehören auch Rethem und Ahlden im Heidekreis sowie Lachendorf im Landkreis Celle zu den Gemeinden mit den meisten größeren Haushalten. Allerdings bringen auch sie es höchstens auf ein Drittel an Drei- und Mehrpersonenhaushalten.

Abbildung 25: Haushaltsgrößenstruktur in Wathlingen und Wietzendorf 2010

WathlingenSoltau Wietzendorf

16%13% Einpersonenhaushalte 18% Einpersonenhaushalte Einpersonenhaushalte 32% 33%38% 12% 15% Zweipersonenhaushalte Zweipersonenhaushalte Zweipersonenhaushalte 15% Dreipersonenhaushalte Dreipersonenhaushalte

36% Haushalte mit vier und Haushalte mit vier und 36% 35% mehr Personen mehr Personen

Datengrundlage: N-Bank

31

In den Standortgemeinden, mit Ausnahme von Celle, liegt die Haushaltsgrößenstruktur im Durchschnitt; die Ein- und Zweipersonenhaushalte machen 69% oder 70%, die Drei- und Mehrpersonenhaushalte 29% oder 30% aus.

Abbildung 26: Haushaltsgrößenstruktur in Standortgemeinden 2010

Bergen Bad Fallingbostel Bergen

16% Einpersonenhaushalte 15% 34% 35% 16% 14% 14% 34% Zweipersonenhaushalte 14% Dreipersonenhaushalte

Haushalte mit vier und 36%36% Einpersonenhaushalte 36% mehr Personen Zweipersonenhaushalte

Faßberg Dreipersonenhaushalte Munster

Haushalte mit vier und 16% Einpersonenhaushalte 15% 35% mehr Personen 35% 13% Zweipersonenhaushalte 15%

Dreipersonenhaushalte

Haushalte mit vier und 36% 35% mehr Personen

Datengrundlage: N-Bank

4.2 Perspektive

Für die zukünftige Entwicklung ist von einer weiteren Zunahme kleiner Haushalte aus- zugehen. Zahl und Anteil der Drei- und Mehrpersonenhaushalte nehmen mittelfristig erheblich ab, weil in vielen Familienhaushalten die Kinder ausziehen und einen eigenen Haushalt gründen, während immer weniger junge Familien mit kleinen Kindern nach- rücken. Diese Entwicklung trifft vor allem die Gemeinden, in denen der Familienanteil derzeit noch relativ hoch ist, also die präferierten Wohngemeinden.

Abbildung 27: Abschätzung der Haushaltsgrößenentwicklung 2010 und 2030

Landkreis Celle Heidekreis

Haushalte mit vier und 4 und mehr Personen-HH 4Haushalte und mehr mit Personen vier und-HH mehr Personen mehr Personen

3-Personen-HH 3-Personen-HH Dreipersonenhaushalte Dreipersonenhaushalte

Zweipersonenhaushalte 2-Personen-HH Zweipersonenhaushalte2-Personen-HH

Einpersonenhaushalte Einpersonen-HH EinpersonenhaushalteEinpersonen-HH Haushalte insgesamt Haushalte insgesamt HaushalteHaushalte insgesamt insgesamt

-35 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 -35 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 Zu-/Abnahme in Prozent Zu-/Abnahme in Prozent Datengrundlage: N-Bank

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Nach der Haushaltsprognose der NBank wird sich aber nicht nur die Haushaltsgrößen- struktur ändern. Durch die Bevölkerungsabnahme wird auch die Zahl der Haushalte zurückgehen, bis 2030 um gut 5%.

4.3 Zusammenfassung und Fazit

Trotz stagnierender und schrumpfender Einwohnerzahlen ist die Zahl der Haushalte in den letzten Jahren weiter angestiegen. Ursache dieser Entwicklung ist die stetige Zu- nahme kleiner auf Kosten der größeren Haushalte. Obwohl in den meisten Städten und Gemeinden im Landkreis Celle und im Heidekreis überproportional viele Familien- haushalte leben, bringen es die Drei- und Mehrpersonenhaushalte nur noch auf eine Anteil von maximal einem Drittel. In den größeren Städten machen sie nur ein Viertel aus, dafür ist dort die Zahl der Einpersonenhaushalte überproportional hoch.

Auch in Zukunft wird sich die Verkleinerung der Haushalte fortsetzen. Die größten Zuwachsraten werden für die Zweipersonenhaushalte erwartet. Diese Entwicklung ist weitgehen darauf zurückzuführen, dass eine große Zahl an Kindern in den nächsten Jahren aus dem Elternhaus ausziehen und die Eltern in einem kleineren Haushalt zu- rücklassen wird. Besonders stark wird dieser Übergang von Familienhaushalt in ‚emp- ty-nesters‘-Haushalt in den kleineren Wohngemeinden sein.

Aber der Abbau größerer und die Zunahme kleiner Haushalte wird mittelfristig nicht mehr ausreichen, die Zahl der Haushalte insgesamt stabil zu halten. Mit zunehmenden Einwohnerverlusten wird mittelfristig auch die Zahl der Haushalte abnehmen. Nur bei den Zweipersonenhaushalten wird es weiterhin einen absoluten Zuwachs geben.

33

5 Wanderungsmobilität

Die Bevölkerungsentwicklung wird maßgeblich von der Differenz zwischen Zu- und Abwanderungen bestimmt. In Kapitel 3.1 und Kapitel 3.2 ist aufgezeigt, wie eng die Veränderungen der Einwohnerzahlen im Landkreis Celle und im Heidekreis von den jährlichen Wanderungssalden abhängen.

Die Salden sind aber nur der Abgleich zwischen Zu- und Abwanderungen. Darüber, welche Wanderungsströme in welcher Größenordnung sich dahinter verbergen, geben sie keine Auskunft. Eben so wenig zeigen sie auf, woher die Zuwanderer kommen und wohin die Abwanderer ziehen. Da Wanderungen aber nicht nur auf die Zahl der Ein- wohner, sondern auch auf ihre Struktur wirken, und da sich aus dem Muster der Zu- und Abwanderungsströme künftige Tendenzen zum Wanderungsgeschehen ableiten lassen, wird die Wanderungsmobilität in den beiden Landkreisen im folgenden näher beleuchtet.

Seit Anfang des Jahrhunderts haben jährlich zwischen 5.400 und 6.500 Personen ihren Hauptwohnsitz in den Landkreis Celle verlegt und 5.500 und 5.800 Personen meldeten ihren Hauptwohnsitz ab. Im Heidekreis sind 4.400 bis 6.000 Personen pro Jahr zugezo- gen und 4.700 bis 5.100 Personen weggezogen. Dadurch wurde in jedem Jahr ein An- teil von etwa 3% der Bevölkerung ausgetauscht9.

In beiden Landkreisen ist die Zahl der Abwanderer über den Zeitraum von 10 Jahren nahezu konstant; nur die Zuwanderer sind über die Zeit weniger geworden, was dazu führte, dass der Wanderungssaldo in beiden Landkreisen seit 2006 ein negatives Vor- zeichen hat (vergl. Tabelle 27 im Anhang).

5.1 Wanderungsverflechtungen

Die Analyse der Wanderungsverflechtungen mit verschiedenen Raumtypen zeigt für beide Landkreise relativ stabile Muster. Dabei liegen Zu- und Abwanderungszahlen meist recht nahe beieinander, so dass Gewinne bzw. Verluste nur geringe absolute Werte darstellen.

Die engsten Wanderungsverflechtungen haben beide Landkreise mit anderen Kom- munen in Niedersachsen; zwischen 2000 und 2010 umfasste dieser Strom im Landkreis Celle jährlich 5.500 bis 6.000 Zu- und Abwanderungen und im Heidekreis jährlich 4.500 bis 4.800 Wanderungsfälle. Während aber die Zahlen der Abwanderungen über den gesamten Zeitraum weitgehend konstant blieben, haben sich die Zuwanderungen deutlich abgeschwächt; aus den Wanderungsgewinnen in den ersten Jahren des Jahr- zehnts wurden im Laufe der Jahre Wanderungsverluste.

Die Wanderungsströme mit den anderen westlichen Bundesländern haben in beiden Landkreisen einen Umfang von jeweils 1.500 bis 2.000 Zu- und Abwanderern pro Jahr.

9 Der Umfang der Wanderungen innerhalb der Landkreise, bei denen Gemeindegrenzen überschritten werden, ist deutlich geringer. Im Landkreis Celle liegen sie um etwa 40%, im Heidekreis um 60% unter den Kreisgrenzen überschreitenden Umzügen.

34

Im Landkreis Celle lag die Zahl der Abwanderer immer um einige Hundert über der Zahl der Zuwanderer. Im Heidekreis stehen konstante Abwanderungszahlen sinkenden Zuwanderungszahlen gegenüber. Für beide Landkreise erwachsen daraus seit Jahren relativ hohe Wanderungsverluste. Auffällig ist dabei, dass beide Landkreise gegenüber jedem einzelnen der westlichen Bundesländer ein Wanderungsdefizit haben.

Abbildung 28: Zu- und Abwanderungen im Landkreis Celle 2001 bis 2010

Personen 3.500

3.000 aus übrigem Niedersachsen 2.500 in übriges Niedersachsen

aus übrigen westlichen Bundesländern 2.000 in übrige westliche Bundesländer

1.500 aus Ausland ins Ausland

1.000 aus östlichen Bundesländern in östliche Bundesländer 500

0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Datengrundlage: LSKN

Die Wanderungsbeziehungen mit den östlichen Bundesländern und dem Ausland sind vom Umfang her nachrangig. Das sah in den 1990er Jahren bekanntermaßen ganz anders aus. Dennoch verzeichnen beide Landkreise noch immer Wanderungsgewinne gegenüber den östlichen Bundesländern. Allerdings haben sie sich in den letzten Jah- ren erheblich abgeflacht. Aus den internationalen Zu- und Abwanderungen lässt sich kein Muster ablesen; sie liegen zahlenmäßig sehr nahe beieinander und haben in den vergangenen zehn Jahren abwechselnd zu geringfügigen Gewinnen und geringfügi- gen Verlusten in den beiden Landkreisen geführt.

Abbildung 29: Zu- und Abwanderungen im Heidekreis 2001 bis 2010

Personen 3.500

3.000 aus übrigem Niedersachsen 2.500 in übriges Niedersachsen

aus übrigen westlichen Bundesländern 2.000 in übrige westliche Bundesländer

1.500 aus Ausland ins Ausland

1.000 aus östlichen Bundesländern in östliche Bundesländer 500

0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Datengrundlage: LSKN

35

In Abbildung 30 und in Abbildung 31 sind zusammenfassend die Salden der unter- schiedlichen Wanderungsströme dargestellt. Sie verdeutlichen die im Heidekreis mäßi- gen, im Landkreis Celle stetigen und relativ hohen Verluste gegenüber den westlichen Bundesländern, die abnehmende Bedeutung der Zuwanderung aus den östlichen Bun- desländern und die geringen quantitativen Effekte der internationalen Wanderungen.

Abbildung 30: Wanderungssalden Landkreis Celle 2001 bis 2010

Personen 1.400

1.200

1.000

800 übriges Niedersachsen 600 übrige westliche Bundesländer

400 östliche Bundesländer Ausland 200 Gesamtsaldo 0

-200

-400

-600 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Datengrundlage: LSKN

Abbildung 31: Wanderungssalden Heidekreis 2001 bis 2010

Personen 1.400

1.200

1.000

800 übriges Niedersachsen 600 übrige westliche Bundesländer

400 östliche Bundesländer Ausland 200 Gesamtsaldo 0

-200

-400

-600 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Datengrundlage: LSKN

Die eindrucksvollste Verschiebung aber ist der Abbau der Wanderungsgewinne und das Einsetzen von Wanderungsverlusten gegenüber den anderen Kommunen in Nie- dersachsen. Zum Teil hängt diese Entwicklung mit der rückläufigen Zuwanderung von Spätaussiedlern zusammen, die über Friedland nach Deutschland einreisten; wenn sie von dem Aufnahmelager in ihre späteren Wohnorte weiterreisten, wurden sie in der Statistik als Zuwanderer aus dem Landkreis Göttingen geführt. Zu Anfang des Jahr-

36 zehnts kamen im Landkreis Celle noch 150 bis 200 Personen pro Jahr an; im Heidekreis lag ihre Zahl mit knapp 100 schon deutlich niedriger. Seit 2005 ist dieser Strom aber völlig versiegt. Die wichtigere Ursache für den negativen Wanderungssaldo ist aber vermutlich die rückläufige Zuwanderung von jungen Haushalten in die Neubaugebiete der kleineren Wohngemeinden in den beiden Landkreisen.

Um die aktuellen Wanderungsverflechtungen genauer zu erkennen und die Push- und Pull-Faktoren zu verdeutlichen, wurden die Wanderungsströme kleinteiliger analy- siert10. Dabei zeigte sich, dass beide Landkreise am intensivsten mit der Region Han- nover verflochten sind; im Landkreis Celle belaufen sich die Wanderungsfälle auf gut 2.000 pro Jahr, im Heidekreis auf gut 1.000 pro Jahr. Einen relativ großen Anteil ma- chen auch die Wanderungen zwischen dem Heidekreis und dem Landkreis Celle aus. Mit 500 Wanderungsfällen pro Jahr sind diese regionalen Verflechtungen relativ stark.

Weitere auffällige Wanderungsströme bestehen im Landkreis Celle mit dem Landkreis (400 Wanderungsfälle) sowie mit Hamburg (400 Wanderungsfälle) und Berlin (300 Wanderungsfälle).

Der Heidekreis ist noch relativ stark mit Hamburg (640 Wanderungsfälle) sowie den Landkreisen (gut 400 Fälle) und (knapp 350 Fälle) verflochten. Alle anderen Wanderungsströme waren deutlich schwächer.

Die meisten Wanderungsfälle sind gegenläufig und heben sich in ihrer Wirkung auf die Einwohnerzahl wieder auf. So setzten sich die 500 Wanderungsfälle zwischen den Landkreisen Celle und Heidekreis aus 247 Zuwanderungen in den Heidekreis und 255 Abwanderungen aus dem Heidekreis zusammen; im Effekt hatte der Landkreis Celle ein Wanderungsplus von 8 Personen, der Heidekreis einen entsprechenden Verlust.

Abbildung 32: Jährliche Wanderungssalden mit ausgewählten Räumen Landkreis Celle (gemittelter Wert der Jahre 2008 bis 2010)

Region Hannover ohne Stadt LH Hannover Landkreis Gifhorn Landkreis Landkreis Heidekreis Landkreis Lüneburg übriges Niedersachsen Berlin Hamburg Bremen

-150 -100 -50 0 50 Wanderungssaldo Datengrundlage: LSKN

10 Wegen der geringen Zahl der Wanderungsfälle wurden die Mittelwerte von drei Jahren (2008 bis 2010) zugrunde gelegt.

37

Aber nicht alle Wanderungsströme heben sich in ihrer Wirkung wieder auf. Abbildung 32 und Abbildung 33 zeigen, dass beide Landkreise relativ viele Einwohner an die Großstädte verlieren, in erster Linie an Hannover, aber auch an Hamburg, Bremen und Berlin. Auch gegenüber den Universitätsstädten , Osnabrück und Olden- burg überwiegen die Abwanderungen, sind die Salden also negativ. Selbst die Verluste gegenüber dem Landkreis Lüneburg sind vor allem auf die Zuzüge in die Stadt Lüne- burg zurückzuführen. Diese Ergebnisse verweisen darauf, dass der Arbeitsmarkt, die Hochschulen und die weiteren Ausbildungsangebote in den Groß- und Universitäts- städten als sehr starke Pull-Faktoren wirken.

Abbildung 33: Jährliche Wanderungssalden mit ausgewählten Räume Heidekreis (gemittelter Wert der Jahre 2008 bis 2010)

Region Hannover ohne Stadt LH Hannover Landkreis Rotenburg Landkreis Landkreis Landkreis Celle Landkreis Lüneburg Landkreis Uelzen Landkreis Harburg übriges Niedersachsen Berlin Hamburg Bremen

-100 -50 0 50 Wanderungssaldo Datengrundlage: LSKN

Gegenüber den benachbarten Landkreisen sind die Salden, ob positiv oder negativ, meist klein. Allerdings verzeichnen sowohl der Heidekreis als auch der Landkreis Celle gegenüber der Region Hannover (ohne die Landeshauptstadt) und der Heidekreis zudem gegenüber dem Landkreis Harburg etwas höhere Gewinne. Dabei spielen wahr- scheinlich der Wohnungsmarkt und der ländliche Charakter als Pull-Faktor immer noch eine wichtige Rolle.

5.2 Wanderungsmobilität nach Alter

Wanderungsmobilität konzentriert sich auf jüngere Altersgruppen und nimmt mit zu- nehmendem Alter ab. Ein erster im Lebenszyklus maßgeblicher Grund für einen Orts- wechsel ist der Eintritt in die berufliche oder Hochschul-Ausbildung, ein weiterer dann der Berufseinstieg oder ein Arbeitsplatzwechsel. Nach der beruflichen Konsolidierung erfolgen Ortswechsel häufig als wohnungsbedingte Nahwanderungen. Zudem spielen natürlich auch persönliche Gründe und Vorlieben eine Rolle bei Ortswechseln bzw. der Wohnortwahl.

38

Dieses Muster gilt auch für den Landkreis Celle und den Heidekreis. Die Wanderungs- bäume11 in Abbildung 34 demonstrieren, dass die Mobilität unter jungen Erwachsenen am höchsten ist und sich mit zunehmendem Alter immer weiter abschwächt. In den beiden Landkreisen entfallen etwa 35% der Zuwanderungen und 45% der Abwande- rungen auf die 18- bis 29Jährigen.

Abbildung 34: Jährliche Wanderungsmobilität nach Alter (2008-2010)

Landkreis Celle Heidekreis

Datengrundlage: LSKN

Aus den Wanderungsbäumen sind für beide Landkreise Wanderungsverluste bei den hochmobilen 18- bis Ende 20Jährigen zu erkennen; sie beliefen sich für diese Alters- gruppe im Landkreis Celle auf 450 Personen, im Heidekreis auf 400 Personen pro Jahr. In den anderen Altersgruppen liegen die Zu- und Abwanderungszahlen weitgehend auf demselben Niveau, in der Summe ergab sich für den Landkreis Celle über alle an- deren Altersgruppen ein Plus von 250, im Heidekreis ein Plus von 150 Zuwanderern.

Die beiden Landkreise haben in den letzen Jahren keine nennenswerten Zuwanderun- gen mehr von der Zielgruppe ‚junge Familien‘ gehabt. Die Wohnstandorte in der Nähe der großen Agglomerationen Hannover und Hamburg haben demnach an Attraktivität für städtische Zuwanderer verloren. Hier zeigt sich ein grundsätzlicher Trendwechsel: die Suburbanisierungstendenzen haben sich in den letzten Jahren erheblich abge- schwächt und die Zahl derer, die ihren Wohnstandort aus den Städten in das Umland oder den ländlichen Raum verlegt, ist stark zurückgegangen.

Die Wanderungsverluste der beiden Landkreise rühren demnach vor allem daher, dass überproportional viele junge Frauen und junge Männer die Region verlassen, um ihre Ausbildung oder ihr Studium in einer nahegelegenen Groß- bzw. Universitätsstadt zu beginnen. Damit erklären sich die hohen Wanderungsverluste gegenüber den Städten

11 Da die jährlichen Werte z.T. sehr gering sind und zudem stark schwanken, wurden für die Darstellung der Wanderungsmobilität nach Alter drei Jahre zusammengefasst und daraus ein Jahreswert ermittelt.

39

Hannover, Hamburg, Berlin und Bremen, aber auch die Defizite gegenüber Lüneburg, Braunschweig, Osnabrück und .

Eine Sonderauswertung mit Hamburg ergab, dass sich die Wanderungsverluste auf die 18- bis 24Jährigen konzentrieren. In der Gruppe der 30- bis 50Jährigen verzeichneten beide Landkreise geringe, in der Gruppe der über 50Jährigen etwas höhere Wande- rungsgewinne. Da es sich in diesen Altersgruppen aber um geringe Fallzahlen handelt, können ihre Gewinne die Verluste der Jüngeren bei weitem nicht kompensieren.

Als Besonderheit gegenüber anderen Regionen fällt unter den 30- bis 50Jährigen die hohe Wanderungsmobilität von Männern auf. Männer stehen für 60% der Wande- rungsfälle, Frauen damit nur für 40%. Vermutlich hängen diese geschlechtsspezifischen Unterschiede mit der Präsenz der Bundeswehr und den häufigen Standortwechseln von Soldaten zusammen. Sie verweisen auch darauf, dass ein beträchtlicher Teil der Wanderungen in dieser Altersgruppe keine Familienwanderungen sind.

5.3 Zusammenfassung und Fazit

In jedem Jahr werden etwa 3% der Bevölkerung im Landkreis Celle und im Heidekreis durch die Wanderungsmobilität ausgetauscht. Dabei liegt der Schwerpunkt bei den jüngeren Altersgruppen, die Rotation bei ihnen ist also deutlich höher.

Wie allgemein üblich, bestehen die stärksten Wanderungsverflechtungen mit nahege- legenen Räumen. Am engsten sind beide Landkreise mit der Region Hannover sowie weiteren benachbarten Landkreisen verflochten. Dabei sind die Beziehungen zwischen dem Landkreis Celle und dem Heidekreis besonders intensiv. Relativ stark sind die Wanderungsströme zudem mit Hamburg und Berlin.

Die Wanderungsverflechtungen mit verschiedenen Raumtypen zeigen für beide Land- kreise über die Zeit relativ stabile Muster. Dabei lagen Zu- und Abwanderungszahlen meist recht nahe beieinander, so dass Gewinne bzw. Verluste nur geringe absolute Werte annahmen. Auffällig bei der Betrachtung über die letzen 10 Jahre ist aber, dass die Zuwanderungsströme tendenziell dünner geworden sind, während die Abwande- rungsströme stabil blieben. Insgesamt hat also die Wanderungsmobilität abgenom- men und aus den Wanderungsgewinnen sind mittlerweile Wanderungsverluste ge- worden.

Ein wichtiger Grund für rückläufige Zuwanderungszahlen ist das schwindende Potenzi- al an Zuwanderern. In den 1990er und frühen 2000er Jahren sind viele junge Familien im Zuge der Eigentumsbildung zugewandert. Die Altersgruppen, die Wohneigentum erwerben und sich aufgrund der geringeren Kosten im ländlichen Raum niederlassen, ist durch die demographische Entwicklung aber schon seit Jahren stark rückläufig. Zudem haben der Wertewandel und die zunehmende Berücksichtigung von Mobili- tätskosten urbane Räume als Wohnstandorte wieder attraktiver gemacht, so dass sich Abwanderungstendenzen aus den verstädterten Räumen und den Großstädten abge- schwächt haben. Und zum dritten finden sowohl internationale Zuwanderungen als auch Zuwanderungen aus Ostdeutschland nur mehr in sehr geringem Umfang statt.

40

Zwar verzeichnen beide Landkreise gegenüber den östlichen Bundesländern noch immer Gewinne, aber auch sie sind in den letzten Jahren deutlich geschrumpft.

Die Wanderungsverluste der beiden Landkreise rühren in erster Linie von Abwande- rungen in andere westdeutsche Bundesländer sowie in die niedersächsischen Groß- städte her. Neben beruflichen Gründen spielt der Wegzug junger Erwachsener, die für Studium, Ausbildung und Berufseinstieg schwerpunktmäßig in die nahe gelegenen Großstädte wechseln, dabei die größte Rolle.

Daraus folgt, dass sich die Wanderungsverluste auf die Altersgruppe der 18- bis 30Jährigen konzentrieren. Gerade in dieser Altersgruppe ist die Abwanderung aber selektiv. Es wandern vor allem die gut gebildeten jungen Menschen ab, die ihre An- sprüche nach Ausbildung, Weiterbildung oder attraktiven Stellenangeboten vor Ort nicht realisieren können; damit schwächen sie die Innovations- und Leistungsfähigkeit vom Landkreis Celle und vom Heidekreis.

41

6 Bevölkerungsprognose

6.1 Methodik

Die Bevölkerungs- und Altersstrukturprognose reicht bis ins Jahr 2030. Grundlage sind die Bevölkerungszahlen des LSKN vom 31.12.2011 für die Städte und Gemeinden der beiden Landkreise. Als Basisjahre wurden die letzen vier Jahre, also 2008 bis 2011, herangezogen.

Die Prognose ist hierarchisch aufgebaut. Im ersten Schritt wurde sie für das Land Nie- dersachsen berechnet, im zweiten für die Landkreise und im dritten für die einzelnen Städte und Gemeinden. Mit diesem Verfahren ist die Belastbarkeit der Ergebnisse auch für die kleinen räumlichen Einheiten gesichert.

Mit dem Prognose-Verfahren wurde die Bevölkerungsentwicklung der letzten Jahre (natürliche Entwicklung und Wanderungsstrukturen nach Alter und Geschlecht) in die Zukunft fortgeschrieben und mit aktuell absehbaren Einflussfaktoren verknüpft. Das Prognose-System arbeitet nach dem Kohorten- bzw. Komponentenprinzip; damit wer- den für jede regionale Einheit (Landkreis, Gemeinde) und für jedes Prognose-Jahr die einzelnen Altersjahre nach Geschlecht differenziert betrachtet und berechnet. Das Mo- dell berücksichtigt dabei spezifische teilräumliche Geburtenraten und unterscheidet zwischen Fort- und Zuzügen, statt mit Wanderungssalden zu arbeiten.

Ziel war es, im ersten Schritt eine Trendprognose zu berechnen und auf dieser Grund- lage im Folgenden die Effekte des Abzugs von Militärangehörigen für die beiden Landkreise abzuschätzen. Dadurch wurden die Trends des demographischen Wandels von den Wirkungen des Truppenabzugs und der Reduzierung von Dienstposten ge- trennt betrachtet.

Für die Status-Quo-Prognose wurde davon ausgegangen, dass sich Sterbe- und Ge- burtenraten sowie Wanderungsverflechtungen in beiden Landkreisen nicht wesentlich von den Trends der letzten vier Jahre unterscheiden werden.

Eckpunkte der natürlichen Entwicklung sind eine konstante Fertilität und eine weiterhin leicht steigende Lebenserwartung. Für die Wanderungen wird davon ausgegangen, dass die Zahl der Zuwanderungen in den nächsten Jahren leicht ansteigt und sich erst ab 2015 wieder abbaut. Dieser Annahme liegt die Beobachtung zugrunde, dass die internationalen Zuwanderungen nach Deutschland seit 2011 merklich angestiegen sind. Dieses Muster wird voraussichtlich noch einige Jahre anhalten. Hintergrund ist die schlechte Arbeitsmarktsituation in den südlichen Euro-Ländern sowie die seit 2011 gewährte Freizügigkeit bei der Wahl des Wohn- und Arbeitsortes für Bürger aus den EU-Ländern, die im Zuge der Osterweiterung 2004 in die EU aufgenommen wurden.

Die Prognose für Niedersachsen geht davon aus, dass der Wanderungsgewinn von 19.200 Personen im Jahr 2011 bis 2015 noch leicht ansteigt und sich ab 2016 wieder abbaut. Die gegenüber 2008 bis 2010 höheren Zuwanderungen werden auf alle Land- kreise und kreisfreien Städte verteilt, so dass für die Jahre 2012 bis 2015 auch für den

42

Landkreis Celle und den Heidekreis von erhöhten Zuwanderungszahlen ausgegangen wird.

Um die Folgen der Reduzierung von Dienstposten der Bundeswehr auf die Bevölke- rungsentwicklung abschätzen zu können (vergl. oben Kapitel 3), wurde ein Szenario berechnet, das die direkten Effekte der Abwanderung von Militärangehören berück- sichtigt. Dafür wurde das Jahr 2016 als Zeitpunkt gesetzt, zu dem die Bundeswehran- gehörigen versetzt werden.

Der Abzug der britischen Streitkräfte (vergl. oben Kapitel 3) wird sich in beiden Land- kreisen vermutlich nicht in nennenswertem Umfang auf die Entwicklung der Einwoh- nerzahlen niederschlagen: die Soldaten und ihre Familienmitglieder gehören nicht zur Erstwohnsitz-Bevölkerung und von den Zivilbeschäftigen der Britischen Streitkräfte wird angenommen, dass sie ihren Wohnort trotz eines Arbeitsplatzverlusts beibehal- ten.

Szenario Bundeswehr: Offizielle Angaben zu Wohnort und persönlichen Merkmalen der Militärangehörigen (wie Alter; Geschlecht; mit Familie oder Alleinstehend) sind nicht verfügbar und eine Feinplanung der Reduzierung von Dienstposten liegt noch nicht vor. Daher beruhen alle Annahmen zur Abwanderung von Bundeswehrangehöri- gen im Zuge der Bundeswehrstrukturreform auf Informationen und Einschätzungen von Vertretern der Standortverwaltungen, der Standortgemeinden und der Wehrbe- reichsverwaltung Nord.

Es wurde davon ausgegangen, dass Abwanderungen nur für Soldaten und hochqualifi- zierte Zivilbeschäftigte (Wissenschaftlicher, Ingenieure) infrage kommen. Alle anderen Zivilbeschäftigten, und das ist das Gros, werden - so die Annahme - zu ihrer neuen Dienststelle pendeln oder in den Ruhestand wechseln.

Für die Annahmen zum Anteil

. der Bundeswehrangehörigen, die ihren ersten Wohnsitz in der Standortgemeinde oder in einer anderen kreiszugehörigen Kommune haben, . der Alleinstehenden und der im Familienverbund vor Ort lebenden Bundeswehr- angehörigen . derer, die bei ihrer Versetzung abwandern und derer, die ihren Wohnsitz vor Ort behalten und zum neuen Arbeitsort pendeln, wurde mit Margen gearbeitet. Aus den unterschiedlichen Kombinationen wurden letzt- lich zwei ausgewählt, die jeweils ein geringes bzw. ein hohes Abwanderungsaufkom- men repräsentieren.

6.2 Ergebnisse der Status-Quo-Prognose

In Kapitel 3 sind die Trends der Bevölkerungs- und Altersstrukturentwicklung ausführ- lich dargestellt. Danach hat sich der Umbruch von Wachstum auf Stagnation und Schrumpfung Ende des letzen Jahrzehnts flächendeckend, d.h. für alle Städte und Ge- meinden durchgesetzt. Auf Kreisebene hatte der Bevölkerungsrückgang schon früher

43 eingesetzt; er ist sowohl auf natürliche Verluste aus Geburtendefiziten als auch auf Wanderungsverluste zurückzuführen.

Die Alterung der Gesellschaft ist bereits weit fortgeschritten; die am stärksten besetzte Altersgruppe sind die 45- bis 60Jährigen; die Zahl der jungen Erwachsenen, die die potenziellen Eltern stellen, ist stark geschrumpft und die Zahl der Kinder entsprechend kleiner geworden. Auf diesen empirischen Grundlagen baut die Prognose auf.

6.2.1 Einwohnerentwicklung

Unter Status-Quo-Bedingungen werden die Landkreise Celle und Heidekreis aufgrund von Geburtendefiziten und Wanderungsverlusten zukünftig weiter Einwohner verlie- ren. Nach der Prognose wird die Einwohnerzahl im Jahr 2030 im Landkreis Celle um gut 7% und im Heidekreis um knapp 8% unter der des Jahres 2011 liegen.

Abbildung 35: Bevölkerungsentwicklung 2011 bis 2030

Index: 2011=100 110

105 Niedersachsen

Landkreis Celle 100 Heidekreis

95

90 2011 2016 2021 2026 2030 Datengrundlage: LSKN; Prognose StadtRegion

Mit dieser Entwicklung wären die Verluste beider Landkreise erheblich größer als die für Niedersachsen prognostizierten. Dieser Unterschied ist zum einen darin begründet, dass die Landkreise Celle und Heidekreis zu weit unterproportionalen Anteilen an den verstärkten Zuwanderungen aus EU-Ländern profitieren. Zum anderen drücken sich darin Wanderungsverluste gegenüber den niedersächsischen Großstädten aus (vergl. Kapitel 5.1).

Der längerfristige Rückblick zeigt noch klarer, mit welcher Dynamik die beiden Land- kreise Einwohner verlieren. Im Landkreis Celle wird die Bevölkerungszahl im Jahr 2030 auf das Niveau von 1987 gesunken sein. Der Heidekreis wird bis 2030 zwei Drittel sei- ner Bevölkerungsgewinne wieder abgegeben haben.

44

Abbildung 36: Bevölkerungsentwicklung 1987 bis 2030

Index: 1987=100 120 Prognose

115

110 Niedersachsen

105 Heidekreis

Landkreis Celle 100

95

90 1987 1993 1999 2005 2011 2017 2023 20292030 Datengrundlage: LSKN; Prognose StadtRegion

Am 31.12.2011 haben im Landkreis Celle 177.590 Menschen mit Erstwohnsitz gelebt. 2020 werden es voraussichtlich noch 171.600 und im Jahr 2030 noch 164.500 sein; das wäre ein Verlust von fast 6.000 Einwohnern bis 2020 und weiteren 7.000 Einwohnern bis 2030.

Abbildung 37: Bevölkerungsentwicklung Landkreis Celle 1987 bis 2030

Einwohner 185.000 Prognose

180.000

175.000

170.000

165.000

160.000

155.000 1987 1993 1999 2005 2011 2017 2023 20292030 Datengrundlage: LSKN, Prognose StadtRegion

Für den Heidekreis geht die Prognose von einem Verlust von 5.200 Einwohnern bis 2020 und weiteren fast 5.600 Einwohnern bis 2030 aus. Die derzeitige Einwohnerzahl (Stand 31.12.2011) beträgt 138.780 Personen; 2020 ist sie nach der Prognose auf 133.600 und 2030 auf 128.000 Personen zurückgegangen.

45

Abbildung 38: Bevölkerungsentwicklung Heidekreis 1987 bis 2030

Einwohner 145.000 Prognose 140.000

135.000

130.000

125.000

120.000

115.000

110.000 1987 1993 1999 2005 2011 2017 2023 20292030 Datengrundlage: LSKN, Prognose StadtRegion

Diese Entwicklung ist in beiden Landkreisen darauf zurückzuführen, dass sich das Ge- burtendefizit weiter vergrößert. Durch hohe Anteile älterer Bevölkerungsgruppen wer- den die Sterbefälle zunehmen, während die sinkende Zahl potenzieller Mütter zu ei- nem Rückgang an Geburten führt. Die wachsenden natürlichen Verluste sind nur durch kontinuierlich steigende Wanderungsgewinne auszugleichen. Für eine solche Entwick- lung gibt es aber keine Anhaltspunkte; die Prognose geht vielmehr davon aus, dass sich zu den hohen natürlichen Defiziten moderate Wanderungsdefizite addieren.

Abbildung 39: Bevölkerungsprognose 2011 bis 2030

Prognose StadtRegion

46

Für die einzelnen Städte und Gemeinden unterscheiden sich die Prognosewerte zum Teil erheblich. Allerdings wird ein Zuwachs an Einwohnern für keine Kommune mehr erwartet. Im besten Fall verläuft die Entwicklung stabil, so für Winsen (Aller) im Land- kreis Celle sowie für Bispingen und Schneverdingen im Heidekreis. Die meisten Städte und Gemeinden kommen den Kreiswerten von minus 7% bzw. minus 8% sehr nahe. Deutlich höhere Verluste werden im Nordwesten und in der Mitte der Region erwartet. Den Verlauf der prognostizierten Einwohnerentwicklung zeigen die folgenden Abbil- dungen.

Abbildung 40: Bevölkerungsentwicklung der Städte und Gemeinden im Landkreis Celle 2011 bis 2030

Index: 2011=100 105 Winsen (Aller) Wathlingen 100 Celle LK Celle 95 Wietze Lachendorf 90 Hambühren Hermannsburg 85 Eschede Flotwedel 80 Bergen Faßberg 75 Unterlüß Lohheide 70 2011 2016 2021 2026 2030

Datengrundlage: Prognose Stadtregion

Abbildung 41: Bevölkerungsentwicklung der Städte und Gemeinden im Heidekreis 2011 bis 2030

Index: 2011=100 105 Bispingen Schneverdingen 100 Neuenkirchen Soltau 95 Walsrode Heidekreis 90 Wietzendorf Ahlden 85 Schwarmstedt Bomlitz 80 Bad Fallingbostel Munster 75 Rethem/Aller Osterheide 70 2030 2011 2016 2021 2026 Datengrundlage: Prognose StadtRegion

47

Im Landkreis Celle ist die Streuung größer als im Heidekreis. Gleichwohl gilt für beide Landkreise, dass den gemeindefreien Bezirken ein weiterer drastischer Einwohnerver- lust prognostiziert wird.

Im Landkreis Celle werden zudem auch für Unterlüß extrem hohe Verluste erwartet. Sollte dort allerdings die Zahl der Arbeitsplätze bei Rheinmetall, wie geplant, stark erhöht werden, könnte die Entwicklung auch ganz anders verlaufen.

Im Heidekreis entfernt sich, abgesehen vom gemeindefreien Bezirk Osterheide, vo- raussichtlich keine Kommune deutlich von dem Landkreiswert. Rethem und Munster liegen zwar im unteren Bereich, sind aber mit minus 12% nicht sehr weit entfern vom Kreisdurchschnitt (knapp 8%).

Der konzentrierte Blick auf die Standortgemeinden zeigt, dass sie alle, mit Ausnahme von Celle, in den letzten fünf Jahren überproportional viele Einwohner verloren haben und dass sich der relativ stärkere Bevölkerungsrückgang voraussichtlich fortsetzen wird. Dabei sind die Einbrüche durch den geplanten Wegzug von Militärangehörigen noch gar nicht berücksichtigt. Allerdings drückt sich in der bisherigen Einwohnerent- wicklung durchaus schon der schleichende Rückzug der Militärs aus.

Abbildung 42: Bevölkerungsentwicklung in den Standortgemeinden 2011 bis 2030

Index: 2006=100 110 Prognose

105

100 Stadt Celle

Landkreis Celle

95 Heidekreis Bad Fallingbostel

Bergen 90 Munster

Faßberg 85 2006 2012 2018 2024 2030 Datengrundlage: LSKN; Prognose StadtRegion

6.2.2 Altersstrukturentwicklung

Nicht nur die Zahl der Einwohner, auch ihr Altersaufbau wird sich weiter verändern. Der Vergleich der Altersbäume von 2010 und 2030 in Abbildung 43 zeigt, wo die Schwerpunkte dieser Veränderungen liegen: 2030 sind die Altersbäume nach oben hin deutlich stärker, nach unten hin schwächer besetzt.

Derzeit sind die geburtenstarken Jahrgänge zwischen 40 und 50 Jahre alt; bis 2030 haben die meisten von ihnen die 60 überschritten; dann sind die am stärksten besetz-

48 ten Jahrgänge die Anfang bis Mitte 60Jährigen. Zudem wird die Zahl der über 80Jährigen erheblich zunehmen. Das ist vor allem der wachsenden Zahl alter Männer zuzurechnen. Bisher stellten sie aufgrund der hohen Kriegsverluste einen sehr viel ge- ringeren Anteil unter den Hochaltrigen als Frauen; zukünftig werden sich diese ge- schlechtsspezifischen Unterschiede auswachsen.

Die größten Verluste wird es bei den 40- bis Mitte 50Jährigen sowie den Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis Mitte 20 Jahre geben.

Abbildung 43: Bevölkerungsaufbau Landkreis Celle und Heidekreis 2011 und 2030

Landkreis Celle Heidekreis

Datengrundlage: LSKN; Prognose StadtRegion

Aus der Zusammenfassung zu Alterskohorten in Abbildung 44 und in Abbildung 45 lassen sich die Schwerpunkte der altersstrukturellen Veränderungen ablesen.

Abbildung 44: Prognose der Altersstruktur im Landkreis Celle

in Prozent 25

20

15 2011

2020

10 2030

5

0 0 bis 17 18 bis 29 30 bis 44 45 bis 59 60 bis 74 75 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre und älter Datengrundlage: LSKN, Prognose StadtRegion

49

Abbildung 45: Prognose der Altersstruktur im Heidekreis

in Prozent 25

20

15 2011

2020

10 2030

5

0 0 bis 17 18 bis 29 30 bis 44 45 bis 59 60 bis 74 75 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre und älter Datengrundlage: LSKN, Prognose StadtRegion

Die Alterung der geburtenstarken Jahrgänge drückt sich in der Abnahme der 45- bis 60Jährigen und der Zunahme der 60- bis 75Jährigen aus. Augenfällig sind auch die Verschiebungen im Verhältnis der jüngsten und der ältesten Gruppe: derzeit gibt es deutlich mehr Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre als über 75Jährige. Bis 2030 sind die beiden Altersgruppen gleich stark.

Für die einzelnen Städte und Gemeinden verläuft die prognostizierte Entwicklung vom Trend her wie auf der Kreisebene. Allerdings weichen sie im Altersaufbau z.T. vonei- nander ab (siehe ober Kapitel 3.5.2); dadurch sind die Ausgangsbedingungen und in der Folge dann auch die weiteren Entwicklungen leicht unterschiedlich.

Abbildung 46: Bevölkerungsaufbau Ahlden und Winsen (Aller) 2011 und 2030

Ahlden Winsen (Aller)

Datengrundlage: LSKN; Prognose StadtRegion

Besonders auffällig ist dies in Gemeinden, die als attraktive Wohnstandorte für Fami- lien in den 1990er und frühen 2000er Jahren stark gewachsen sind. Da sich in den Fol-

50 gejahren weniger junge Familien angesiedelt haben, ist die Altersstruktur von der Al- terskohorte geprägt, die seinerzeit zugewandert ist. Am Beispiel von Ahlden und Win- sen zeigt sich, dass diese Gemeinden in den nächsten Jahrzehnten eine Transformation von einer stark familiengeprägten zu einer stark alternden Kommune erleben werden. Diese Perspektive haben auch Flotwedel, Hambühren, Lachendorf, und Rethem.

Der Bevölkerungsaufbau der Standortgemeinden Bad Fallingbostel, Bergen und Celle entspricht weitgehend dem Bild der Landkreise. Munster und Faßberg haben aufgrund der großen Zahl an Soldaten einen sehr spezifischen Altersaufbau. In der Prognose wird dieser konzentrierte Besatz einzelner Jahrgänge nicht weiter geführt und von einem größeren Altersmix ausgegangen.

Abbildung 47: Bevölkerungsaufbau in den Standortgemeinden Bad Fallingbostel, Bergen und Celle 2011 und 2030

Bad Fallingbostel Bergen

Celle

Datengrundlage: LSKN, Prognose StadtRegion

51

Abbildung 48: Bevölkerungsaufbau in den Standortgemeinden Munster und Faßberg 2011 und 2030

Munster Faßberg

Datengrundlage: LSKN; Prognose StadtRegion

6.3 Ergebnisse der Szenario-Prognose

Das Szenario „Bundeswehr“ wurde für zwei Varianten gerechnet - eines mit einer ge- ringeren und eines mit einer größeren Zahl an Abwanderungen. Innerhalb dieses Spektrums werden sich die durch die Bundeswehrstrukturreform hervorgerufenen Bevölkerungsverluste vermutlich bewegen.

In Tabelle 7 sind die Annahmen für die beiden Varianten dargestellt. Ein geringes Ab- wanderungsaufkommen läge danach für die beiden Kreise bei gut 900 Personen, ein hohes bei über 3.000 Personen.

Tabelle 7: Annahmen zur Abwanderung von Bundeswehrangehörigen und ihren Familienmitgliedern

aus dem Land- aus dem Insgesamt kreis Celle Heidekreis Variante 1 330 590 925

Variante 2 1.140 1.885 3.025

In Variante 1 wird von einem hohen Anteil alleinlebender Bundeswehrangehöriger, einem geringen Anteil an Soldaten, die im Landkreis mit erstem Wohnsitz gemeldet sind und einer geringen Neigung abzuwandern ausgegangen. In Variante 2 wurde ein hoher Anteil an Familien mit Wohnsitz im Landkreis mit einer hohen Abwanderungs- bereitschaft kombiniert. Da die meisten Dienstposten in Munster wegfallen, wird der Heidekreis in höherem Maße von Abwanderungen betroffen sein als der Landkreis Celle.

52

Für die Bevölkerungszahl in den Landkreisen sind die Auswirkungen der Bundeswehr- strukturreform gering. Bei der Variante mit dem höchsten Abwanderungsaufkommen würde der Landkreis Celle gegenüber der Status-Quo-Prognose bis 2030 zusätzlich 0,7% seiner Einwohner verlieren, der Heidekreis 1,6%.

Tabelle 8: Einwohnerverluste 2030 gegenüber 2011

Landkreis Celle Heidekreis absolut Anteil absolut Anteil Status-Quo 13.100 7,4% 10.800 7,8%

Variante 1 13.400 7,5% 11.450 8,2%

Variante 2 14.400 8,1% 13.000 9,4%

Prognose StadtRegion

Sehr viel stärker als auf der Landkreisebene wird sich die Abwanderung von Angehöri- gen der Bundeswehr auf die Bevölkerungsentwicklung in den Standortgemeinden auswirken. In der Garnisonsstadt Munster fallen vorrausichtlich 1.200 Dienstposten für Soldaten weg. Damit wird die Stadt über den nach der Status-Quo-Prognose erwarte- ten Einwohnerverlust von 1.860 Personen (fast 12%) bis 2030 nach Variante 1 zusätz- lich 2.000 (insgesamt 13%) und nach Variante 2 gut 2.500 (insgesamt 16%) Einwohner verlieren.

Abbildung 49: Bevölkerungsprognose Munster 2011 bis 2030

Personen 16.500

16.000

15.500 Status Quo

15.000 Szenario Variante 1 Szenario Variante 2 14.500

14.000

13.500

13.000 2011 2016 2021 2026 2030 Prognose StadtRegion

In der Stadt Celle werden 370 Dienstposten gestrichen; die Zahl der potenziellen Abwanderer beträgt aber mehr als 500. Hintergrund sind Umstrukturierungen, die dazu führen, dass fest stationierte Soldaten abgezogen und durch kurzfristig anwe- sende Auszubildende ersetzt werden. Aufgrund der Größe der Stadt wirken sich die Abwanderungsverluste vergleichsweise schwach auf die Bevölkerungsentwicklung aus: während die Status-Quo-Prognose bis 2030 einen Einwohnerverlust von 5,6% (gut 3.900 Personen) erwartet, liegt er in der Variante 1 mit 5,8% kaum, in Variante 2 mit 6,5% leicht höher.

53

Abbildung 50: Bevölkerungsprognose Stadt Celle 2011 bis 2030

Personen 71.000

70.000

69.000 Status Quo

Szenario Variante 1

68.000 Szenario Variante 2

67.000

66.000

65.000 2011 2016 2021 2026 2030 Prognose StadtRegion

Vom Bundeswehrstandort Faßberg werden vermutlich nur 170 Soldaten abgezogen. Die Bevölkerungsentwicklung wird davon relativ wenig tangiert. Statt der von der Sta- tus-Quo-Prognose erwarteten Einwohnerverluste von 13,9% (gut 900 Personen) liegt der Rückgang nach der Variante 1 bei 14,1% und nach Variante 2 bei 14,5% (980 Per- sonen). Wenngleich diese Werte sehr gering sind, verstärken sie dennoch die ohnehin schon sehr problematische Bevölkerungsentwicklung in Faßberg.

Abbildung 51: Bevölkerungsprognose Faßberg 2011 bis 2030

Personen 6.900

6.700

6.500 Status Quo

Szenario Variante 1

6.300 Szenario Variante 2

6.100

5.900

5.700 2011 2016 2021 2026 2030 Prognose StadtRegion

6.4 Zusammenfassung und Fazit

Im Landkreis Celle und im Heidekreis wird die Zahl der Einwohner weiter zurückgehen; dabei werden die Verlustraten über dem Landesdurchschnitt liegen. Die Ursachen für den Bevölkerungsrückgang sind hohe und steigende Sterbeüberschüsse sowie mode- rate Wanderungsverluste.

Diese Entwicklung wird durch den Abbau von Dienstposten für Bundeswehrsoldaten verstärkt. Zudem verlieren die beiden Landkreise durch den Abzug der britischen Streitkräfte mehr als 10.000 Einwohner.

54

Von dem Bevölkerungsrückgang sind alle Städte und Gemeinden im Landkreis Celle und im Heidekreis betroffen. Zukünftig werden sie sich nicht mehr dadurch unter- scheiden, ob sie wachsen, stagnieren oder schrumpfen, sondern nur noch, wie stark sie schrumpfen.

Die Bundeswehrstandorte Munster und Faßberg gehören auch unabhängig von den Effekten durch die abnehmende Zahl stationierter Soldaten zu den Kommunen mit der negativsten Prognose. Dort wird der Abzug von Bundeswehrsoldaten die hohe rück- läufige Einwohnerentwicklung noch verstärken; vor allem in Munster wird die Reduzie- rung von Bundeswehrdienstposten aufgrund ihres großen Umfangs sehr weitreichen- de Folgen haben. Eine andere, in der Prognose nicht berücksichtigte Gefahr, Soldaten als Einwohner zu verlieren, birgt das neue Meldegesetz (MeldFortG) (siehe Kapitel 3.4). Es sieht vor, dass Soldaten, die in Gemeinschaftsunterkünften wohnen, von der Melde- pflicht am Dienstort befreit werden. Mit seiner Verabschiedung würden Münster, Faß- berg und Celle zusätzlich Einwohner mit Erstwohnsitz verlieren.

Noch gravierender werden aber die Einbrüche in Bergen und Bad Fallingbostel ausfal- len; mit dem Weggang der Briten verlieren sie ein Fünftel ihrer tatsächlichen Bewoh- ner. Da diese Bevölkerungsgruppe aber in der Meldestatistik nicht geführt wird, ist diese dramatische Entwicklung in den Prognosewerten nicht dargestellt.

Das beherrschende Merkmal der demographischen Entwicklung ist in beiden Landkrei- sen die Alterung der Bewohner. Insbesondere in den Wohn-Gemeinden, die in den vergangenen Jahrzehnten hohe Zuwanderungsgewinne verzeichneten, verläuft der Alterungsprozess durch die Kohortenalterung überproportional stark. Sie wird dadurch beschleunigt, dass zukünftig keine nennenswerten Zuzüge junger Familien zu erwarten sind, die Landkreise aber weiterhin junge Erwachsene verlieren werden, die für Studi- um, Ausbildung oder Berufseinstieg in die Wirtschaftszentren und Universitätsstädte abwandern.

Diese Befunde verweisen auf die Notwendigkeit, die künftige regionale Entwicklungs- planung an den demographischen Veränderungen auszurichten.

55

7 Soziale Entwicklung

Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs hat sich die Arbeitsplatzsituation in beiden Landkreisen in den letzten Jahren günstig entwickelt. Zwischen 2005 und 2011 ist die Zahl der Arbeitsplätze im Landkreis Celle um 10% und im Heidekreis um 7% gewach- sen; in der Folge hat sich die Erwerbstätigenquote erhöht und die Arbeitslosigkeit ver- ringert. Durch diese Entwicklung wurden soziale Probleme gegenüber der ersten Hälf- te des vergangenen Jahrzehnts gemildert. Sie sind allerdings bei weitem nicht abge- baut.

7.1 Erwerbsbeteiligung und Arbeitslosigkeit

2010 betrug die Erwerbstätigenquote für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Landkreis Celle 52% und im Heidekreis 54%; das ist gegenüber 2005 eine Zunahme um jeweils vier Prozentpunkte. Der Anteil der Einwohner, die in einem sozialversiche- rungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis stehen, ist also deutlich angestiegen. Dieser Zuwachs ist keine regionale Besonderheit, sondern Ergebnis des Wirtschaftsauf- schwungs in Deutschland nach 2005 und entspricht auch im Ausmaß dem Landes- durchschnitt. Er zeigt allerdings, dass die beiden Landkreise an der allgemeinen Wirt- schaftsentwicklung erfolgreich teilgenommen haben.

Tabelle 9: Erwerbstätigenquote* 2005 und 2010

Landkreis Celle Heidekreis Niedersachsen 2005 2010 2005 2010 2005 2010 Erwerbstätigenquote 48% 52% 50% 54% 49% 53%

* 18- bis 64jährige sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort an allen 18- bis 64jährigen Einwohnern. Quelle: Bertelsmann Stiftung

Neben den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen gibt es die geringfügig entlohnten Beschäftigungen, bei denen das Arbeitsentgeld regelmäßig 400 Euro im Monat nicht überschreitet. In diesen Beschäftigungsverhältnissen sind fast zwei Drittel Frauen. Es gibt sie weniger im produzierenden Gewerbe, in relativ großer Zahl aber in der Landwirtschaft und im Dienstleistungsbereich, dort besonders im Gaststättengewerbe und im Handel. Im Heidekreis ist die Zahl der Personen, die aus- schließlich einer solchen Beschäftigung nachgehen, überproportional hoch.

Tabelle 10: Verhältnis von Personen mit einer ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigung zu Einwohnern mit einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung 2012

Landkreis Celle Heidekreis Niedersachsen am Wohnort 19% 22% 20% Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Auch die geringfügig entlohnten Beschäftigungsverhältnisse haben im Laufe der letzen Jahre zugenommen. Zwar lässt sich allein daraus nicht schließen, dass auch die Ein-

56 kommensarmut zugenommen hat, weil nicht bekannt ist, ob diese Personen vorher überhaupt einer entlohnten Arbeit nachgegangen sind und welchen Beitrag die Ent- lohnung zum Haushaltseinkommen leistet. Aber der steigende Anteil der geringfügig entlohnten Beschäftigten im Nebenjob (vergl. Tabelle 11) lässt vermuten. dass für zu- nehmend viele Menschen der Haupt-Job nicht zum Lebensunterhalt ausreicht.

Tabelle 11: Geringfügig entlohnte Beschäftigte (GeB) am Wohnort 2003 und 2011

Landkreis Celle Heidekreis Niedersachsen 2003 2011 Verände- 2003 2011 Verände- Veränderung rung rung GeB insgesamt 12.363 15.747 + 27% 11.274 14.595 + 30% + 32% ausschließlich GeB 10.043 10.830 + 8% 9.151 10.120 + 11% + 11% im Nebenjob GeB 2.320 4.917 + 112% 2.123 4.475 + 111% + 125% Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Im Vergleich zur landesweiten Entwicklung haben geringfügig entlohnte Beschäfti- gungsverhältnisse im Landkreis Celle und im Heidekreis nur mäßig zugenommen. Ihr Wachstum verweist aber auf die Zunahme prekärer Einkommensverhältnisse und auf die Gefahr von Altersarmut.

Parallel zu der günstigen wirtschaftlichen Entwicklung ist die Zahl der Arbeitslosen zurückgegangen. Mitte des Jahres 2012 betrug die Arbeitslosenquote im Landkreis Celle 8,2% und im Heidekreis 7,2%. Damit ist sie allerdings in beiden Landkreisen we- niger stark gesunken als im Landesdurchschnitt; im Landkreis Celle lag sie zudem deutlich über dem Landeswert von 6,9%.

Abbildung 52: Arbeitslosenquote 2000 bis 2011

in Prozent 14

12

10

Landkreis Celle 8 Heidekreis 6 Niedersachsen

4

2

0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Der Sprung zwischen 2004 und 2006 ist auf die Änderung des Sozialgesetzbuchs II im Zuge der Hartz IV Reform zurückzu- führen, die bundesweit eine statistisch gesehen höhere Arbeitslosenquote mit sich brachte. Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe wurden zum Arbeitslosengeld II (ALG II) zusammengefasst und dadurch als ‚arbeitsfähig’ bezeichnete ehemalige Sozialhilfe- empfänger ab 2005 als Arbeitslose erfasst. Datengrundlage: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen, Bestand an Arbeitslosen und Arbeitslosen- quote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, Hannover, Juli 2012

57

Die weitaus meisten der Arbeitslosen in beiden Landkreisen sind Personen, die nicht arbeitslosengeldberechtigt, also Hartz IV-Leistungsempfänger sind. Im Landkreis Celle ist diese Gruppe deutlich größer als im Heidekreis.

Tabelle 12: Arbeitslose im Juli 2012

Insgesamt davon im davon im Rechtskreis Rechtskreis SGB III SGB II (Hartz IV) Landkreis Celle 6.660 28% 72% Heidekreis 4.700 34% 66% Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen, Kreisreport Juli 2012

7.2 Kaufkraft und Einkommenssituation

In beiden Landkreisen liegt die Kaufkraft der Bewohner unter dem Landeswert. Im Heidekreis ist der Abstand besonders groß.

Tabelle 13: Kaufkraft-Index 2011

Index (Deutschland = 100) Landkreis Celle 96,2 Heidekreis 92,3 Niedersachsen 97,8 Quelle: Michael Bauer-Research 2012

Die auffallend schwache Kaufkraft im Heidekreis zeigt sich auch im Vergleich der abso- luten Werte; sie liegt um 700 Euro pro Haushalt und um 600 Euro pro Person unter den Werten des Landkreises Celle. Dieser geringe Wert hat vermutlich negative Kon- sequenzen für die wirtschaftlichen Entwicklungspotenziale des Landkreises.

Tabelle 14: Kaufkraft absolut 2011

pro Einwohner pro Haushalt Landkreis Celle 19.120 Euro 40.450 Euro Heidekreis 18.440 Euro 39.860 Euro Quelle: GfK 2012

Der Anteil armer Haushalte, gemessen an einem Netto-Haushaltseinkommen von un- ter 1.000 Euro, entspricht in beiden Landkreisen mit 13% in etwa dem Landesniveau. Innerhalb der Landkreise zeigen sich aber deutliche Unterschiede: im Landkreis Celle haben die Stadt Celle, Bergen und Winsen mit mehr als 14% die höchsten Anteile ar- mer Haushalte, Hermannsburg mit 9% den geringsten; im Heidekreis liegt das Spekt- rum zwischen 8% in der Samtgemeinde Ahlden und nahezu 15% in Munster. Einkom- mensarmut gibt es also vor allem in den größeren Städten und in den durch Militär geprägten Orten, während in den kleineren Gemeinden mit dominanter Wohnfunktion eher weniger arme Haushalte leben.

58

Abbildung 53: Anteil der Haushalte mit geringem Einkommen* 2010

* Netto-Haushaltseinkommen unter 1.000 Euro Datengrundlage: Bertelsmann-Stiftung

7.3 Abhängigkeit von Sozialleistungen

Etwa 17.800 Einwohner im Landkreis Celle und 11.750 Einwohner im Heidekreis bezo- gen 2011 Sozialleistungen nach SGB II (Hartz IV) und SGB XII (Hilfe zum Lebensunter- halt, Grundsicherung im Alter und Leistungen für Asylbewerber). Während der Heide- kreis mit einem Anteil von 8,5% in etwa dem Landesniveau von 8,8% entspricht, liegt der Landkreis Celle mit einem Anteil von 10% über dem Landeswert.

Diese Bevölkerungsgruppe der Leistungsempfänger ist in den einzelnen Städten und Gemeinden unterschiedlich stark vertreten. Im Landkreis Celle reicht das Spektrum von 5% in Flotwedel bis 14% in der Stadt Celle. Und im Heidekreis haben Wietzendorf mit 3% den geringsten, Soltau und Munster mit 11% den höchsten Anteil an Sozialleis- tungsempfängern. Verhältnismäßig stark sind sie also vor allem in den größeren Städte Celle, Soltau und Munster vertreten, aber, wie aus Abbildung 54 zu erkennen, leben im Landkreis Celle auch in einer Reihe kleinerer Gemeinden relativ viele Sozialhilfeemp- fänger.

59

Abbildung 54: Anteil der Sozialhilfeempfänger (SGB II und SGB XII) 2011

Datengrundlage: LSKN

Ein Vergleich der Verteilung armer Haushalte und Sozialhilfeempfänger (Abbildung 53 und Abbildung 54) zeigt ein weitgehend einheitliches räumliches Muster: so leben in Celle, Soltau Munster, Bergen und Wietze viele Sozialhilfeempfänger und gleichzeitig viele einkommensarme Haushalte. Gleichzeitig sind beide Gruppen insbesondere in Bispingen und Hermannsburg, aber auch in Ahlden und Flotwedel nur schwach vertre- ten. Es gibt aber auch Divergenzen. In der Gemeinde Faßberg z.B. leben relativ viele einkommensarme Haushalte, aber nur wenig Sozialhilfeempfänger; ähnliches gilt für Winsen (Aller). D.h., dass dort relativ viele Einwohner nur sehr geringe Einkommen aus Arbeit und Rente beziehen.

Unter den Sozialhilfeempfängern machen die Bezieher von Hartz IV-Leistungen mit 84% den weitaus größten Anteil aus. Im Juni 2012 bezogen 14.780 Einwohner im Landkreis Celle und 10.350 Einwohner im Heidekreis bezogen Sozialleistungen nach SGB II (Hartz IV), das entspricht knapp 11% der Bewohner unter 65 Jahren im Landkreis Celle und 9,5% im Heidekreis. Der Heidekreis liegt damit zwar auf dem Landesniveau; da aber die Anteile der Hartz IV-Bezieher in Großstädten grundsätzlich immer höher liegen als in ländlichen Regionen, sind diese Quoten für beide Landkreise ein deutli- ches Anzeichen für besondere soziale Probleme.

60

Tabelle 15: Personen in Bedarfsgemeinschaften 2012

Landkreis Heide- Nieder- Celle kreis sachsen Anzahl der Personen in Bedarfsgemeinschaften 14.782 10.353 585.683 Anteil der Personen in Bedarfsgemeinschaften 10,7% 9,5% 9,5% an der Gesamtbevölkerung unter 65 Jahre Anzahl der Kinder unter 15 Jahren in Bedarfsgemeinschaften 4.192 2.871 160.860 Anteil der Kinder unter 15 Jahren in Bedarfsgemein- 16,5% 14,5% 14,7% schaften an Kindern unter 15 Jahren (‚Kinderarmut‘) Datengrundlage: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen, Kreisreport Juli 2012

Von besonderer sozialer Brisanz ist der Anteil von Kindern, die in Hartz IV-Familien leben. Der hohe Durchschnittswert im Landkreis Celle ist vor allem auf die Situation in der Stadt Celle zurückzuführen; 2010 lebten dort 25% der Kinder in armen Haushalten. Aber auch Bergen mit 20% sowie Wietze mit 18% und Eschede mit 16% trugen zu dem hohen Kreiswert bei. Im Heidekreis sticht Munster mit 15% Kinderarmut heraus. In allen anderen Städten und Gemeinden liegen die Quoten unter 13%12.

Bezieher von Hartz IV-Leistungen leben in sehr anderen Haushaltskonstellationen als die Gesamtbevölkerung (vergl. Abbildung 23 in Kapitel 4.1). Sie leben sehr viel häufi- ger allein, und in zwei Drittel bis drei Viertel der Zwei- und Mehrpersonenhaushalte müssen Kinder versorgt werden.

Abbildung 55: Haushaltsgröße der Bedarfsgemeinschaften 2012

Landkreis Celle Heidekreis

Bedarfsgemeinschaften 25% Bedarfsgemeinschaften 27% mit 1 Person mit 1 Person

Bedarfsgemeinschaften 52% Bedarfsgemeinschaften 55% mit 2 Personen mit 2 Personen 20% 21% Bedarfsgemeinschaften Bedarfsgemeinschaften mit 3 und mehr Personen mit 3 und mehr Personen

Datengrundlage: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen, Kreisreport Juli 2012

7.4 Zusammenfassung und Fazit

Der Heidekreis und der Landkreis Celle haben an der günstigen wirtschaftlichen Ent- wicklung der letzten Jahre in Deutschland teilgenommen. Die Arbeitslosigkeit ist zu- rückgegangen und die Erwerbsbeteiligung hat deutlich zugenommen.

Andererseits ist der Anteil geringfügig entlohnter Beschäftigungen in den letzten Jah- ren weiter angewachsen; damit haben sich die Risiken, die prekärer Arbeits- und Ein- kommensverhältnisse mit sich bringen, erhöht.

12 Quelle der Werte auf Gemeindeebene: : Bertelsmann-Stiftung

61

Erhebliche soziale Probleme zeigen sich auch an dem relativ großen Teil der Einwohner beider Landkreise, die von Einkommensarmut betroffen und von Sozialleistung abhän- gig ist. Insbesondere im Landkreis Celle ist die Zahl an Einwohnern, die auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind, unverhältnismäßig hoch.

Besonders brisant ist die große Kinderarmut und entsprechend groß ist die Herausfor- derung, den betroffenen Kindern durch Betreuungs-, Förder- und Ausbildungsangebo- te faire Entwicklungschancen und eine positive Zukunftsperspektive zu bieten.

Die einkommensschwachen und sozial benachteiligten Gruppen konzentrieren sich in den größeren Städten und Militärstandorten; angesichts der Abzugs- und Reduzie- rungsplanungen der britischen Streitkräfte und der Bundeswehr ist vor allem an diesen Orten eine Zunahme von Armut zu erwarten.

62

63

8 Perspektiven für demographie-sensible Versorgungs- und Infrastrukturangebote

Die demographischen Veränderungen setzen Rahmenbedingungen für die Entwick- lungsperspektiven der Landkreise und definieren die Herausforderungen. Ein wichtiges Handlungsfeld ist dabei die Sicherung der Daseinsvorsorge für die Bewohner und die Bereitstellung von Infrastrukturleistungen. Bevölkerungsrückgang und Alterung verän- dern die quantitative und die qualitative Nachfrage und verlangen nach neuen Schwerpunktsetzungen in der Infrastrukturausstattung. Bevölkerungsrückgang führt nicht unbedingt zu sinkenden, sondern auch zu steigenden Anforderungen an die Daseinsvorsorge.

. So sinkt mit der Verringerung der Kinderzahlen i.d.R. die Auslastung der Schulen und Kindertagesstätten. Daraus ergeben sich dann Fragen zur Tragfähigkeit dieser Einrichtungen. Andererseits schrumpft mit der Zahl der Kinder der Nachwuchs für alle Art gesellschaftlicher Aufgaben. Soll aber die Leistungsfähigkeit der Gesell- schaft aufrecht erhalten bleiben, muss der Nachwuchs besser qualifiziert und muss die Chancengleichheit für alle Kinder erhöht werden. Somit sinkt durch die demo- graphischen Veränderungen zwar die quantitative Nachfrage nach Plätzen in Ein- richtungen für die Kinderbetreuung, es steigen aber die Anforderungen an ihre Qualität. . Auch der quantitative Rückgang des Arbeitskräftepotenzials verlangt nach Verbes- serungen der Ausbildungsangebote, um junge Menschen besser zu qualifizieren und dadurch das Arbeitskräftepotenzial besser zu nutzen. Bildung und Qualifizie- rung, aber auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sind daher zentrale kommunale Handlungsfelder für die Gestaltung des demographischen Wandels. . Die Zunahme älterer und vor allem hochaltriger Menschen erfordert zusätzliche Infrastrukturangebote im Bereich Gesundheit, Betreuung und Pflege. Da Alter ein- her geht mit sinkender Automobilität, ist eine größere Leistungsfähigkeit und Fle- xibilität des öffentlichen Nahverkehrs notwendig. Um diesen Anforderungen ge- recht zu werden, gilt es, die Bereitschaft der Menschen für Selbsthilfe und bürger- schaftliches Engagement zu nutzen bzw. zu aktivieren. . Alterung der Bewohner und Schrumpfung der Bevölkerungszahlen führen tenden- ziell zu rückläufiger Kaufkraft. Damit werden die wirtschaftliche Tragfähigkeit ein- zelner Nahversorgungseinrichtungen gefährdet und Konzentrationsprozesse im Handel und Dienstleistungsbereich verstärkt. In Anbetracht der geringen Sied- lungsdichte im Landkreis Celle und im Heidekreis wird sich daher die Nahversor- gung in kleinen Orten und peripheren Lagen vermutlich weiter verschlechtern, so dass alternative Versorgungs- und Mobilitätsformen gefunden werden müssen. . Ein Rückgang der Bevölkerungszahlen führt tendenziell zur Unterauslastung tech- nischer Infrastrukturen. Diese müssen aber auch bei rückläufiger Nachfrage meist im gleichen Umfang aufrechterhalten bleiben. Die Kosten für fast alle technischen Netz-Infrastrukturen, ebenso wie für Schulen, Sporteinrichtungen und Schwimm- bäder, entstehen weitgehend unabhängig von der Zahl der Nutzer. Sinkt deren Zahl, verteilen sich die Fixkosten auf weniger Köpfe (Remanenzkosten-Effekt).

Zu den Begleiterscheinungen des demographischen Wandels gehört somit eine zu- nehmende Belastung der kommunalen Haushalte. Diese entsteht aber nicht nur aus steigenden Anforderungen der zunehmenden Zahl alter Menschen an soziale Infra-

64 strukturleistungen. Sie ist auch darauf zurückzuführen, dass mit einer abnehmenden Zahl einkommensteuerpflichtiger Bürger das Steueraufkommen tendenziell sinkt und mit der Zahl der Nutzer auch die Einnahmen aus Gebühren und Beiträgen zurückge- hen.

Im Heidekreis und Landkreis Celle werden diese Folgen des demographischen Wan- dels und die daraus entstehenden Herausforderungen für die Bereitstellung von Infra- strukturen der Daseinsvorsorge durch den Abzug der britischen Streitkräfte und der Verringerung von Dienstposten bei der Bundeswehr verstärkt.

Vor diesem Hintergrund wird im Folgenden das Angebot einiger demographie- sensibler Infrastrukturen dargestellt und hinsichtlich der zukünftigen Nachfrage, Aus- lastung und Tragfähigkeit bewertet.

8.1 Tageseinrichtungen für Kindern im Vorschul-Alter

8.1.1 Herausforderungen

Die Bereitstellung von Angeboten für die Kindertagesbetreuung und ihre Ausgestal- tung ist für die regionale Entwicklung angesichts der demographischen Veränderun- gen ein wichtiger Standortfaktor geworden:

. Für viele Eltern sind Angebote zur Betreuung ihrer Kinder eine Voraussetzung dafür, Erwerbstätigkeit und Familie überhaupt vereinbaren zu können. Angesichts eines absehbaren Mangels qualifizierter Arbeitskräfte müssen Betreuungsplätze für Kinder geschaffen werden, um das Potenzial der Arbeitskräfte zu nutzen. . Darüber hinaus braucht es ausreichende Angebote zur Betreuung und Förderung von Kindern, um die Bildungschancen benachteiligter Bevölkerungsgruppen zu ver- bessern. Besonders wichtig ist es für Kinder aus bildungsfernen oder nicht deutsch sprechenden Elternhäusern, möglichst früh in eine Tagesbetreuungseinrichtung zu kommen, wo sie gefördert und ihre Benachteiligungen ausgeglichen werden kön- nen. Damit lässt sich verhindern, dass Lernschwächen erst in der Schule entdeckt werden und damit der Schuleintritt für diese Kinder unter schlechten Bedingungen stattfindet. . In Anbetracht der demographischen Entwicklung sollte die Förderung und Bildung von Kindern höchste Priorität haben; da es immer weniger Nachwuchs gibt, müssen die Potenziale aller Kinder besser gefördert werden. Nur so können die Leistungsfä- higkeit der Gesellschaft und der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften längerfristig gesichert werden.

Bis vor einigen Jahren wurden Plätze in Kindertageseinrichtungen fast ausschließlich für Kinder angeboten, die älter als 3 Jahre sind. Krippenplätze waren äußerst selten und soweit Eltern einen Betreuungsplatz für unter 3Jährige benötigten, mussten sie private Lösungen finden. Mittlerweile sind die Städte und Gemeinden gesetzlich ver- pflichtet, einen Kindergartenplatz für Kinder jedes Alters bereitzustellen; ab 1.8.2013 hat ein Kind, das das erste Lebensjahr vollendet hat, bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres Anspruch auf einen Platz in einer Tageseinrichtung oder in einer Kinder- tagespflege. Nach einer Vereinbarung zwischen Bund, Ländern, Gemeinden und Wohl- fahrtsverbänden („Krippengipfel“) sollen bis 2013 für mindestens ein Drittel der Kinder

65 unter 3 Jahren Betreuungsangebote vorhanden sein. Ungeachtet dessen, schreibt der Gesetzgeber die Vorhaltung eines bedarfsgerechten Angebots vor.

Die Kommunen müssen nun dafür Sorge tragen, dass die Betreuungsangebote für Kinder unter 3 Jahren ausgebaut, ausgestattet und mit qualifiziertem Personal verse- hen werden. Das ist für sie, trotz der Fördermittel von Bund und Land, mit erheblichen Kosten verbunden.

In Anbetracht der demographischen Entwicklung ist der Ausbau der Betreuungsplätze von zwei gegenläufigen Bewegungen geprägt. Einerseits sinkt aufgrund rückläufiger Kinderzahlen die Nachfrage nach Plätzen für 3- bis 6Jährige schon seit einiger Zeit, anderseits gibt es einen großen Nachholbedarf für Betreuungsplätze der unter 3Jährigen.

Wie Abbildung 56 zeigt, wird die Zahl der unter 6Jährigen im Landkreis Celle (ohne Stadt Celle) und im Heidekreis voraussichtlich sukzessive weiter schrumpfen und bis 2030 um gut 10% unter ihrer gegenwärtigen Stärke liegen. Für die Stadt Celle ist da- von auszugehen, dass die Zahl der Geburten vorerst stabil bleibt und die Zahl der Kin- der erst nach 2010 zurückgeht.

Abbildung 56: Entwicklung der unter 6Jährigen 2011 bis 2030

Landkreis Celle ohne Stadt Celle Heidekreis Personen Personen 4.000 4.000

3.500 3.500

3.000 3.000 2011 2011 2.500 2.500 2020 2020 2.000 2.000 2030 2030 1.500 1.500

1.000 1.000

500 500

0 0 0 bis 2 Jahre 3 bis 5 Jahre 0 bis 2 Jahre 3 bis 5 Jahre

Stadt Celle Personen 2.000

1.800

1.600

1.400 2011 1.200 2020 1.000 2030 800

600

400

200

0 0 bis 2 Jahre 3 bis 5 Jahre Datengrundlage: LSKN, Prognose StadtRegion

66

8.1.2 Betreuungssituation

Die Betreuungsangebote für Kinder im Alter von 3 bis 5 Jahren sind durchweg so groß, dass die gesamte Nachfrage nach Betreuungsplätzen gedeckt werden kann. Die Be- treuungsquoten13 betragen im Landkreis Celle, in der Stadt Celle und im Heidekreis jeweils gut 90% und sind seit Jahren weitgehend stabil. Dabei sind 5jährige Kinder immer zu etwas größeren Anteilen in Kindertageseinrichtungen als die 3- und 4Jährigen.

Laut Aussage der Experten ist die Situation in allen Teilräumen bzw. allen Städten und Gemeinden der beiden Landkreise gleichermaßen befriedigend. Einschränkend ist aber anzumerken, dass die meisten Einrichtungen bislang ganz überwiegen nur eine Halb- tagsbetreuung anbieten. Eltern, die eine Dreiviertel- oder Ganztagsbetreuung benöti- gen, lösen dieses Problem offenbar meist privat. Zudem können differenziertere Aus- sagen zur Qualität der Betreuung und Förderung, zu Sprach- und Förderangebote für benachteiligte Kinder etc. nicht getroffen werden.

Für die unter dreijährigen Kinder ist die Betreuungssituation sehr viel angespannter als für die Kita-Kinder.

Im Landkreis Celle (ohne Stadt Celle) gab es 2011 für 895 Kinder Betreuungsplätze, davon 600 in Kindertagesstätten und 295 in vom Landkreis geförderter Kindertages- pflege14. Damit lag die Betreuungsquote bei etwa 34% und deutlich über dem Durch- schnittswert in Niedersachsen von 14%.

Abbildung 57: Betreuungsquoten bei den unter 3Jährigen 2011 / 2012

in Prozent 0 bis 2-Jährige 45

40

35

30

25

20

15

10

5

0 Stadt Celle LK Celle o. Stadt Heidekreis Niedersachsen

Quellen: Heidekreis, Landkreis Celle, Stadt Celle, LSKN

Im Jahr 2006, bevor die Ausbauplanung begann, gab es im Landkreis Celle nur 193 Plätze für unter 3Jährige. Für 2012 und 2013 sind weitere 290 Betreuungsplätze im Bau oder konkret geplant, so dass Ende 2013 voraussichtlich 1.185 Plätze zur Verfügung

13 Anzahl der Kinder in Kita-Betreuung je 100 der gleichen Altersgruppe 14 Alle Angaben nach Landkreis Celle, Jugendamt, Beschlussvorlage 0108/2012

67 stehen. Das entspräche einer Betreuungsquote von etwa 45%. Die meisten neuen Krippenplätze werden als Dreiviertel- oder als Ganztagsplätze geschaffen. Da bislang fast nur Berufstätige überhaupt eine Aussicht auf einen Krippenplatz haben, sind die Halbtagsangebote (von 8h bis 12h) für sie meist völlig unzureichend.

Trotz der anvisierten Quote von über 40% wird das Angebot nach Aussage des Ver- waltungsexperten nicht in allen Regionsteilen vom Landkreis Celle ausreichen. Insbe- sondere in den südlichen Gemeinden, in denen viele Doppelverdiener wohnen, die in den Wirtschaftsraum Hannover pendeln, ist die Nachfrage nach Krippenplätzen deut- lich höher. Dort gibt es Wartelisten und es wird erwartet, dass es sie auch über 2013 hinaus geben wird.

In der Stadt Celle liegt die Betreuungsquote der unter 3Jährigen aktuell schon bei 40%. Dafür stehen 340 Betreuungsplätze zur Verfügung; 2007 gab es für diese Alters- gruppe erst 49 Plätze. Das derzeitige Angebot an Krippen- und Tagesbetreuungsplät- zen wird aber der Nachfrage bei weitem noch nicht gerecht, so dass der weitere Aus- bau vorgesehen ist. Es gibt zwar keine Wartelisten, aber immer wenn eine neue Grup- pe aufgemacht wird, sind die Plätze sofort besetzt. Bisher werden Plätze fast nur an Berufstätige vergeben. Wenn ab August 2013 der Rechtsanspruch auf einen Be- treuungsplatz besteht, so die Erwartung der Experten in der Verwaltung, wird die Nachfrage stark zunehmen.

Im Heidekreis gibt es etwa 650 Betreuungsplätze; im Jahr 2007 waren es erst 200. Mit den derzeitigen Kapazitäten werden 19% der unter 3Jährigen mit Krippenplätzen und 9% mit Tagespflegeplätzen versorgt; es sind also für insgesamt 27% der Altersgruppe Betreuungsangebote vorhanden. Damit liegt die Betreuungsquote auch im Heidekreis über dem Landesdurchschnitt von 14%.

Die Betreuungseinrichtungen sind gleichmäßig über die Städte und Gemeinden des Kreises verteilt15. Das Ganztagsangebot ist im Heidekreis sehr gering; die entsprechen- de Betreuungsquote beträgt 3,5%; das ist deutlich weniger als der niedersächsische Durchschnitt von 4,8%.

Für den Zeitraum bis 2013 wurde ein Bedarfs- und Ausbauplan beschlossen, der jetzt in den Städten und Gemeinden umgesetzt wird. Die Planung sieht vor, 37% der unter 3Jährigen bis Ende 2013 betreuen zu können; für 26% der Kinder sollen dann Krippen- plätze und für 11% Tagespflegeplätze vorhanden sein.

Der Ausbau der Betreuungsangebote erfolgt in beiden Landkreisen als auch in der Stadt Celle schwerpunktmäßig über die Schaffung neuer Plätze, z.T. helfen Überkapa- zitäten an anderer Stelle aber auch, die Angebotslücke bei den Krippenplätzen zu schließen. So werden überzählige Plätze für Kinder zwischen 3 und 5 Jahren entweder umgewidmet oder die frei werdenden Mittel umgeleitet. Die Umstellung von Schulen auf den Ganztagsbetrieb hat in der Stadt Celle zudem Hortplätze überflüssig und da- mit Mittel zur Umwidmung für Krippenplätze frei gemacht.

15 siehe: Bildung im Heidekreis 2012. Erster Bildungsbericht, Karte S. 35

68

8.1.3 Schlussfolgerungen

Die Betreuungsangebote für 3- bis 5jährige Kinder sind in den Städten und Gemein- den der beiden Landkreise quantitativ ausreichend. Aufgrund der demographischen Entwicklung geht die Nachfrage sogar zurück, so dass die Betreuungsquoten gestei- gert werden konnten, ohne die Zahl der Plätze zu erhöhen.

Für die Gruppe der Kleinkinder unter 3 Jahren sind in den letzten Jahren viele neue Betreuungsplätze geschaffen worden und das Ziel des Krippengipfels, 2013 für ein Drittel dieser Altersgruppe Betreuungsplätze anzubieten, wird sicher erreicht, in den meisten Städten und Gemeinden sogar überschritten. Dennoch steht zu erwarten, dass das Angebot in etlichen Städten und Gemeinden nicht ausreichen wird, die wachsende Nachfrage zu befriedigen; mit dem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab Au- gust 2013 wird sie sich vermutlich deutlich erhöhen.

Wie weit die Qualität der Betreuungsplätze der Nachfrage hinsichtlich der Betreuungs- zeiten oder des Feriendienstes gerecht wird, ist nicht eindeutig zu beantworten. Ein zeitlich bedarfsgerechtes Angebot ist aber eine wichtige Voraussetzung für die Verein- barkeit von Familie und Beruf bzw. die Berufstätigkeit von Frauen. Offenbar gibt es auf diesem Gebiet noch erhebliche Defizite.

Auch zu den Erfolgen von Kinderbetreuungseinrichtungen bei der Integration und Förderung benachteiligter Kinder kann keine eindeutige Aussage gemacht werden. Dabei ist es von großer Bedeutung, dass Kinder gefördert und nicht nur betreut wer- den. Eine Förderung vor allem des Sprachvermögens und des Sprachverständnisses ist für die wachsende Gruppe der Kinder aus benachteiligten Haushalten16 unerlässlich, um ihnen gleiche Startchancen zu ermöglichen und ihnen die Integration in die Gesell- schaft zu erleichtern. Keine Zeit im Lebensverlauf eignet sich besser, die Nachteile der Herkunft auszugleichen als die ersten Lebensjahre. Frühe Förderung hilft also Kindern aus bildungsfernen Familien in besonderem Maße. Da aber die Betreuungsplätze für unter 3Jährige bislang überwiegend für Berufstätige vorgehalten werden, ist die früh- kindliche Förderung für benachteiligte Gruppen erschwert. Zudem geht eine zu große Zahl dieser Kinder erst im letzen Jahr vor der Einschulung in eine Kita; das ist aner- kanntermaßen zu spät, um Bildungsunterschiede noch ausgleichen zu können. Auf diesem Gebiet gibt es in beiden Landkreisen noch erheblichen Handlungsbedarf.

Eine bedarfsgerechte Planung von Betreuungsplätzen für Kleinkinder ist für die Land- kreise und Städte derzeit schwierig, weil angesichts des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz das Verhalten der Eltern nur schwer vorhergesagt werden kann. Zu erwarten ist aufgrund der bisherigen Erfahrungen, dass neue Angebote auch in An- spruch genommen werden. Unklar ist aber, welche Art der Betreuungsangebote insbe- sondere bezogen auf die Betreuungsdauer zukünftig besonders nachgefragt wird und welche zusätzlichen Aufwendungen eine bedarfsgerechte Anpassung erfordern wür- den Voraussichtlich wird aber vor allem das Angebot an ganztägiger oder zumindest dreivierteltägiger Betreuung erhöht werden müssen.

16 Im Landkreis Celle lebten 2011 fast 17%, im Heidekreis 15% aller Kinder unter 15 Jahren in Bedarfsge- meinschaften, siehe Kapitel 7.3

69

Die Angebote für Kinderbetreuung werden darüber entscheiden, ob Regionen ihr Ar- beitskräftepotenzial nutzen und ob sie die Ressourcen bisher wenig beteiligter Grup- pen ausschöpfen können. Trotz sinkender Kinderzahlen müssen die Aufwendungen für Kinderbetreuung daher weiter steigen.

8.2 Schulen

8.2.1 Herausforderungen

Die Herausforderungen zur schulischen Bildung, die sich aus der demographischen Entwicklung ergeben, sind weitgehend dieselben wie die zur Betreuung und Förderung von Kindern im Vorschulalter.

An erster Stelle stehen die qualitativen Anforderungen. Da es immer weniger Nach- wuchs gibt, muss die Förderung und Bildung von Kindern höchste Priorität haben, müssen die Potenziale aller Kinder besser gefördert werden. Nur so ist die Leistungs- fähigkeit der Gesellschaft und der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften längerfristig zu sichern.

Zudem beeinflusst die Qualität des kommunalen Schulangebots in hohem Maße Ent- scheidungen der Eltern über ihren Wohnstandort. Sie wird zukünftig gerade für ländli- che Regionen ein entscheidendes Merkmal in der Konkurrenz um qualifizierte Arbeits- kräfte sein.

Und drittens wird vor dem Hintergrund begrenzter kommunaler Mittel die Kosteneffi- zienz ein zunehmend wichtiges kommunalpolitisches Ziel. Es ist also auch im Bereich der Schulen zu überprüfen, wie mit der sinkenden Zahl an Kindern eine hohe Qualität in der Schulausbildung gesichert und gleichzeitig den steigenden spezifischen Kosten für die Bewirtschaftung der kommunalen Schulen begegnet werden kann.

8.2.2 Situation in den Landkreisen Celle und Heidekreis

Mit dem Rückgang der Geburten wird die Schülerpopulation seit Jahren kleiner. An- hand der Zahl der Klassen in den Grundschulen lässt sich nachvollziehen, wie sehr die vorhandenen Kapazitäten bereits unterausgelastet sind.

Tabelle 16: Zahl der Klassen in Grundschulen 2000 und 2011

Zahl der Klassen in Grundschulen 2000 2011 Abnahme Landkreis Celle 420 345 18% Heidekreis 311 262 16% Niedersachsen 16% Datengrundlage: LSKN

Diese Entwicklung ist aber bei weitem noch nicht abgeschlossen, denn die Schülerzah- len schrumpfen weiterhin. Dabei werden mittelfristig die Schulen der Sekundarstufe I

70 und der Sekundarstufe II stärker betroffen sein als die Grundschulen. Letztere haben ihre größten Einbrüche schon hinter sich. Dennoch wird die Zahl der Grundschüler in beiden Landkreisen bis 2020 noch einmal um etwa 15% abnehmen, danach dann über die für die nächsten 10 Jahre weitgehend stabil bleiben (vergl. Abbildung 58 und Ab- bildung 59). Bei den Schülern der Sekundarstufe I sowie den potenziellen Schüler der Sekundarstufe II ist von einem 25%igen Rückgang bis 2030 auszugehen; in diesen Altersgruppen setzt sich eine moderatere Entwicklung erst später durch.

Abbildung 58: Prognose der Schülerzahlen im Landkreis Celle bis 2030

Index: 2011=100 105

100

95

90

85 6 bis 9 Jahre 80 10 bis 15 Jahre 75 16 bis 17 Jahre

70 2011 2016 2021 2026 2030 Prognose StadtRegion

Abbildung 59: Prognose der Schülerzahlen im Heidekreis bis 2030

Index: 2011=100 105

100

95

90

85

6 bis 9 Jahre 80

16 bis 17 Jahre 75 10 bis 15 Jahre 70 2011 2016 2021 2026 2030 Prognose StadtRegion

Im Landkreis Celle gibt es etliche Grundschulen, die schon derzeit nicht mehr zweizü- gig geführt werden und deren durchschnittliche Frequenz unter 18 Schüler pro Klasse liegt17. Bei weiterhin rückläufigen Einschulungen steht mittelfristig ihre Überlebensfä-

17 siehe Projektgruppe Bildung und Region: Schulstrukturplanung Landkreis Celle, Bonn 2012; S. 14

71 higkeit zur Diskussion. Für den Heidekreis liegen diese Informationen nicht vor; die Situation wird vielerorts aber ähnlich sein.

Für die Schulen der Sekundarstufe I und Sekundarstufe II können aus der Bevölke- rungsprognose keine unmittelbaren Schlüsse auf die Auslastung von Schulen getrof- fen werden, weil sich Übergangsquoten in verschiedene Schulformen ändern können. So sind die sinkenden Schülerzahlen in Hauptschulen nicht vorrangig auf schwächer besetzte Jahrgänge sondern auf den Attraktivitätsverlust des Schultyps zurückzufüh- ren. Allerdings wird die demographische Entwicklung vermutlich aber auch kleinere Standorte von Hauptschulen und Realschulen unter die Tragfähigkeitsgrenze (120 Schüler bzw. 240 Schüler) drücken und sie damit gefährden.

Auch hinsichtlich der qualitativen Entwicklung sind die beiden Landkreise großen Her- ausforderungen ausgesetzt: Bildungsabschlüsse der Schulabgänger können als Indika- tor für die Entwicklungs- und Innovationsfähigkeit einer Kommune, ihre Attraktivität als Wohnstandort sowie als Standort für höherwertiges Gewerbe angesehen werden. Mit dieser Perspektive zeigen die Abschlüsse der Schulabgänger für beide Landkreise erhebliche Defizite auf.

Abbildung 60: Abschluss der Absolventen im Schuljahr 2009/2010

in Prozent

60

50

40 Landkreis Celle

Heidekreis 30 Niedersachsen 20

10

0 (Fach-)Hochschul- Realschul- Hauptschul- ohne Hauptschul- reife abschluss abschluss abschluss Datengrundlage: LSKN

Im Landkreis Celle sind fast 30% der Absolventen des Schuljahres 2009/201018 mit geringer Schulbildung (mit und ohne Hauptschulabschluss) abgegangen, im Heide- kreis war es ein Viertel des Jahrgangs. Selbst wenn dieser Wert nahe an dem Landes- durchschnitt liegt, ist er in einer Wissensgesellschaft, in der Wissen zu den wichtigsten gesellschaftlichen Ressourcen gehört, viel zu hoch.

Besonders problematisch ist in beiden Landkreisen der überproportional hohe Anteil an Absolventen ohne Hauptschulabschluss; im Schuljahr 2009/2010 betrug er über 8%

18 Werte für das Schuljahr 2010/2011 werden nicht dargestellt, weil sie aufgrund des doppelten Abitur- jahrgangs untypisch sind.

72

(Niedersachsen 6%). Damit sind soziale Probleme angelegt, denn diese Personengrup- pe ist in hohem Maße von Arbeitslosigkeit gefährdet19.

Zudem haben beide Landkreise nur relativ wenig Absolventen mit Hochschul- oder Fachhochschulreife. Im Landkreis Celle lag ihr Anteil 2009/2010 um 30%, im Heidekreis um 15% unter dem Landesdurchschnitt. Mit diesen Ergebnissen der schulischen Bil- dung ist die Aussicht, zukünftigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforde- rungen gerecht zu werden, nicht die beste.

Allerdings sind beide Landkreise auf einem guten Weg, die Qualität ihrer schulischen Bildung zu verbessern. In den letzten Jahren haben sich die Anteile der Absolventen mit Hochschulreife kräftig erhöht (gegenüber dem Schuljahr 2007/2008 um 18% in beiden Landkreisen) und die Anteile der Hauptschulabgänger sind deutlich kleiner geworden (2007/208 betrugen sie noch 25% im Landkreis Celle und 27% im Heide- kreis). Die Quote der Abgänger ohne Hauptschulabschluss ist mit 7% bis 8% aber seit Jahren relativ konstant, auf diesem Feld gibt es bisher also keine Erfolge.

In beiden Landkreisen gibt es umfängliche Aktivitäten als Reaktion auf die quantitati- ven und qualitativen Herausforderungen in der Schulentwicklung. Im Landkreis Celle ist das Gutachten der Projektgruppe Bildung und Region (biregio), Bonn: „Schulstruk- turplanung Landkreis Celle“ von 2011 in der Umsetzungsplanung. Und der Heidekreis hat im Rahmen des Programms „Lernen vor Ort“ ein Bildungsmonitoring eingerichtet und eine Strategiegruppe Bildung ins Leben gerufen, deren Ziel die bedarfsgerechte Bildungsarbeit im Heidekreis ist.

8.2.3 Schlussfolgerungen

Die meisten Schulstandorte im Landkreis Celle und im Heidekreis müssen mit weiter rückläufigen Schülerzahlen und abnehmender Kapazitätsauslastung rechnen. Aufgrund des hohen Fixkostenanteils bei der Bewirtschaftung der Schulgebäude werden die Ausgaben pro Schüler für die Kommunen erheblich steigen.

Veränderungen des Schulangebotes sind daher unvermeidbar. In unterausgelasteten Grundschulen wird es um die Grundsatzfrage gehen, ob der jahrgangsübergreifende Unterricht oder Kooperationen mit anderen Schulen eingeführt werden, ob sie mit vorschulischen Einrichtungen zusammengelegt oder sogar geschlossen werden müs- sen. Standortschließungen bieten nicht nur erhebliche Einsparpotenziale; sie führen auch dazu, dass andere Schulen ihre Kapazitäten besser auslasten und ihre spezifi- schen Kosten reduzieren können.

Entscheidungen über die Zukunft einzelner Standorte sind jeweils im Einzelfall mit seinem spezifischen lokalen Kontext zu treffen. Dabei werden neben Kosten die Lage der nächsten Grundschule und damit die Länge des Schulweges ebenso zu berücksich- tigen sein wie die Bedeutung der Schule für das soziale Gefüge und die Identifikation

19 Unter den Arbeitslosen machen Personen ohne abgeschlossene Ausbildung im Heidekreis 40%, im Landkreis Celle 49% aus (Bundesagentur für Arbeit, Kreisreport Celle und Kreisreport Heidekreis – Der Arbeitsmarkt im Juli 2012).

73 der Bürger mit ihrem Wohnort. Schulen sind gerade für kleine Gemeinden oft der Ort unterschiedlicher Aktivitäten und Kern des Zusammenlebens. Veränderungen im Schulangebot sind daher politisch heftig umstritten.

Allerdings wird von vielen Experten die Position vertreten, dass in sehr kleinen Schulen und durch jahrgangsübergreifenden Unterricht auf Dauer die Qualität der Bildung leidet, weil diese Schulen meist unzureichend ausgestattet sind und engagiertes Lehr- personal schwer zu halten ist. Größere Schulen bzw. räumlich gebündelte Angebote böten bessere Voraussetzungen für Schulspeisungen, Ganztagesbetreuung und eine hohe Qualität der Ausstattung20. Dagegen verbinden andere Experten mit jahrgangs- übergreifenden Klassen nicht unbedingt Bildungsnachteile, sondern sehen dadurch sogar die soziale Kompetenz der Kinder verbessert21. Allerdings erfordern sehr kleine Schulen alternative Lehrkonzepte sowie innovative Konzepte der Finanzierung und der Rekrutierung von Lehrpersonal.

In jedem Fall müssen die Kommunen die größtmögliche Kosteneffizienz in der Schul- versorgung anstreben. Nicht zuletzt, um eine hohe Qualität in der Schulausbildung zu sichern. Die verfügbaren Informationen lassen den Schluss zu, dass es im Landkreis Celle und im Heidekreis an Chancengleichheit und Bildungsförderung derzeit noch mangelt. Die Anteile an Schülern und Schülerinnen mit höherer Schulbildung sind verhältnismäßig gering, die Quoten der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss relativ hoch.

Die Landkreise müssen davon ausgehen, dass sie, anders als urbane Zentren, den Mangel an Bildung und Innovationspotenzialen der nachwachsenden Generationen nicht durch selektive Zuwanderungen ausgleichen können. Sie müssen diese Ressour- cen also aus sich selbst heraus entwickeln, d.h. mit den Menschen vor Ort.

8.3 Nahversorgung

8.3.1 Herausforderungen

Die Versorgung der Bewohner mit Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs ist für die Erhaltung der Lebensqualität in den Städten und Gemeinden unerlässlich. Im ländlichen Raum hat sich aber die Versorgungsqualität in den letzten Jahren ver- schlechtert – und sie droht sich weiterhin zu verschlechtern. Das ist einerseits auf ab- nehmende Käuferzahlen und geringere Nachfrage und Kaufkraft zurückzuführen, an- dererseits auf betriebswirtschaftlich bedingte Zunahmen der Verkaufsflächen sowie Umstrukturierungen und Zentralisierungen der Anbieter. Sie führen dazu, dass die Angebotsdichte in dünner besiedelten Räumen abnimmt und sich Standorte der Ver- sorger immer stärker an der Erreichbarkeit mit dem PKW orientieren. Parallel dazu

20 siehe u.a. NIW 2009: Gestaltung der Daseinsvorsorge im demographischen Wandel für das Gebiete der Regionalen Entwicklungskooperation Weserberglandplus, S. 323f 21 siehe u.a. Winkel, Rainer 2008: Innovative Konzepte im Bereich sozialer Infrastruktur. In: Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaft, Heft II, S. 117-134

74 erfolgt auch ein Rückzug der Filialen von Bank-, Sparkassen- und Postdienstleistern aus der Fläche.

Probleme entstehen dadurch vor allem für ältere Bewohner und für mobilitätseinge- schränkte Bürger. Sie sind besonders stark auf Versorgungsangebote in der Nähe ihres Wohnorts angewiesen. Die Sicherung des Nahversorgungsangebots in ländlichen Räumen ist damit – neben der wirtschaftlichen – auch eine soziale Aufgabe.

8.3.2 Versorgungssituation

Für den Heidekreis und den Landkreis Celle liegen aktuelle Bestandserhebungen und Analysen im Rahmen des „Konsensprojekt großflächiger Einzelhandel im Erweiterten Wirtschaftsraum Hannover“ vor22. Sie erlauben eine vergleichende Bewertung des Ein- zelhandelsbesatzes der Landkreise und ihrer Zentralen Orte.

Die Siedlungsstruktur und Versorgungsstruktur im Landkreis Celle ist sehr stark vom Oberzentrum Celle dominiert: knapp zwei Drittel der Verkaufsfläche sowie etwa die Hälfte der Einzelhandelsbetriebe im Landkreis sind hier angesiedelt23.

Dennoch können für den periodischen Bedarf, der für die Bewertung der Qualität der Nahversorgung entscheidend ist, fast alle Grundzentren ihre Funktion weitgehend erfüllen. Eine Ausnahme bildet die Samtgemeinde Flotwedel, deren Zentralitätskenn- ziffer von 67% auf Defizite bei der wohnortnahen Versorgung hinweist.

Abbildung 61: Einzelhandelszentralität der Zentralen Orte im Landkreis Celle

Aus Abbildung 61 lässt sich auch erkennen, dass die Kaufkraftbindung in einer Reihe von Gemeinden innerhalb von fünf Jahren erheblich abgenommen, der Kaufkraftzu- fluss dafür in andern erheblich zugenommen hat. Diese Schwankungen haben nicht

22 CIMA GmbH, Konsensprojekt großflächiger Einzelhandel im Erweiterten Wirtschaftsraum Hannover, Lübeck 2012 23 CIMA GmbH, 2012, Analysebericht Landkreis Celle, Fortschreibung 2011, S. 34ff

75 unbedingt mit Veränderungen im Einzelhandelsbesatz zu tun, sondern können auch auf Veränderungen der Kaufkraft zurückzuführen sein.

Der Heidekreis ist aufgrund seiner polyzentrischen Siedlungsstruktur relativ gleichmä- ßig mit Einzelhandelsangeboten für den periodischen wie den aperiodischen Bedarf versorgt.

Die Einzelhandelszentralität für den periodischen Bedarf, die für die Bewertung der Qualität der Nahversorgung am aussagekräftigsten ist, liegt in den meisten Grundzen- tren über oder nahe bei 100%, d. h. sie können die Nachfrage ihrer Bewohner befriedi- gen oder versorgen sogar über ihren Verflechtungsbereich hinausgehend Bewohner anderer Gebiete24. In den Gemeinden Neuenkirchen (78%) und Wietzendorf (82%) weisen jedoch deutlich niedrigere Zentralitätskennziffern auf Kaufkraftabflüsse hin. In der Samtgemeinde Ahlden gibt es bei einer Einzelhandelszentralität von 58% offenbar Defizite bei der wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung.

Abbildung 62: Einzelhandelszentralität der Zentralen Orte im Heidekreis

Offensichtlich ziehen Soltau, Bad Fallingbostel, Walsrode sowie die Samtgemeinden Rethem und Schwarmstedt den anderen Gemeinden erhebliche Kaufkraft für den peri- odischen Bedarf ab.

8.3.3 Schlussfolgerungen

Nach den vorliegenden Analysen sichern die Angebote des Einzelhandels in weiten Teilen des Landkreises Celle und des Heidekreises die Nahversorgung der Bewohner

24 CIMA GmbH, 2012, Analysebericht Landkreis Heidekreis, Fortschreibung 2011, S. 34ff

76 innerhalb der einzelnen Städte und Gemeinden. Gleichwohl gibt es Defizite in einzel- nen Samtgemeinden, die die Kaufkraft ihrer Einwohner für Waren des periodischen Bedarfs nicht vor Ort halten können. D.h., dass sich die Bewohner z.T. in hohem Aus- maß anderorts mit Waren des täglichen Bedarfs eindecken. Ob sie dazu gezwungen sind, weil die Angebote vor Ort unzureichend sind, oder ob sie Einzelhandelsmärkte in den größeren Städten bzw. an der Autobahn bevorzugen, kann hier nicht beurteilt werden.

Die Aussagen zur Qualität der Nahversorgung müssen allerdings recht ungenau blei- ben. Zum einen ist der Analysemaßstab grobmaschig. Ein relativ hoher Einzelhandels- besatz im Grundzentrum sagt nichts darüber aus, wo die Standorte des Einzelhandels im Verflechtungsbereich liegen und ob sich auch die Bewohner von Mitgliedsgemein- den, Ortschaften oder dörflichen Ortsteilen im näheren Umfeld ihrer Wohnung versor- gen können. Zudem fehlen Informationen über die genaue Art des Angebots für den periodischen Bedarf, also darüber, welche Waren- und Dienstleistungsbereiche abge- deckt bzw. nicht abgedeckt sind.

Aus mehreren Gesprächen mit den lokalen Experten ist deutlich geworden, dass die Nahversorgung zunehmend größere Mobilität der Nachfrager voraussetzt, nicht zu- letzt, weil autoverkehrsgünstige Standorte auf Kosten von Standorten in Ortszentren aufgegeben wurden. Zwar werden Ortszentren als Standorte für den Einzelhandel in jüngster Zeit wieder attraktiver, aber die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte haben es für immobile Gruppen immer schwieriger gemacht, sich eigenständig zu versorgen. In Anbetracht der Zunahme alter und insbesondere hochaltriger Menschen in den beiden Landkreisen wird die Herausforderung wachsen, die Nahversorgung in der Fläche zu sichern. Dabei sollten Ansätze zur mobilen Versorgung, zum Ausbau von e-commerce-Strukturen und zur organisierten Selbsthilfe in entsprechende Versor- gungskonzepte einbezogen werden.

8.4 Ambulante Gesundheitsversorgung

8.4.1 Herausforderung

Die wohnortnahe und hochwertige medizinische Versorgung ist ein entscheidender Standortfaktor. Während aber Ballungsgebiete i.d.R. hochwertig versorgt sind, fallen ländliche Räume zurück. Es gibt immer mehr Hinweise auf unbesetzte Arztpraxen und Klagen über ein schwindendes Interesse junger Ärzte, sich im ländlichen Raum nieder- zulassen. Mit Versorgungsengpässen oder einer schlechten Gesundheitsversorgung verlieren Regionen aber an Attraktivität für Einwohner und Betriebe.

Die demographische Entwicklung versetzt das bisherige Versorgungssystem unter großen Anpassungs- und Veränderungsdruck, denn die Alterung der Bevölkerung erzeugt eine steigende Nachfrage nach ärztlichen Versorgungs- und Pflegeangeboten.

Im Landkreis Celle und im Heidekreis wird die Zahl älterer Menschen trotz insgesamt rückläufiger Einwohnerzahlen weiterhin zunehmen (vergl. Kapitel 6.2.2). Dabei sind die

77

Hochaltrigen die relativ gesehen am stärksten wachsende Altersgruppe. Innerhalb der nächsten 10 Jahre wird ihre Zahl in beiden Landkreisen um 40% ansteigen. Die Gruppe der 65- bis 80Jährigen wird vorerst nur mäßig, dann 2020 bis 2030 aber um mehr als 20% anwachsen.

Abbildung 63: Relative Entwicklung von Altersgruppen im Landkreis Celle 2011 bis 2030

Index: 2011=100 150

140 über 80 Jahre

130 65 bis 80 Jahre

30 bis 44 Jahre 120 0 bis 5 Jahre 110 45 bis 64 Jahre 100 6 bis 9 Jahre

90 18 bis 29 Jahre

10 bis 17 Jahre 80

70 2011 2016 2021 2026 2030 Prognose StadtRegion

Abbildung 64: Relative Entwicklung von Altersgruppen im Heidekreis 2011 bis 2030

Index: 2011=100 150

140 über 80 Jahre

130 65 bis 80 Jahre

0 bis 5 Jahre 120 30 bis 44 Jahre 110 45 bis 64 Jahre 100 6 bis 9 Jahre

90 18 bis 29 Jahre

10 bis 17 Jahre 80

70 2011 2016 2021 2026 2030 Prognose StadtRegion

Ältere Menschen haben den größten Bedarf an hausärztlicher Betreuung: aufgrund von Mehrfacherkrankungen benötigen sie mehr als andere Altersgruppen eine wohn- ortnahe Versorgung durch Allgemeinmediziner. Um also die jetzige Versorgungsinten- sität zu halten, müsste die Zahl der Hausärzte deutlich ansteigen. Stattdessen sinkt die Attraktivität als Hausarzt, aber auch als Facharzt, im ländlichen Raum zu arbeiten.

78

Zwar ist die Ärzteversorgung keine kommunale Aufgabe. In Anbetracht der anstehen- den Probleme, gehört die Sicherung der medizinischen Grundversorgung aber sehr wohl zu den Herausforderungen, denen sich Kommunen stellen müssen.

8.4.2 Ärzte-Versorgung

Die Versorgungsdichte mit Allgemeinmedizinern ist im Heidekreis relativ gering: auf je 100.000 Einwohner kommen 43,6 Ärzte25 (Stand 2009); der Landeswert beträgt 48,8 Ärzte – ist also deutlich höher.

Der Landkreis Celle dagegen hat eine relativ hohe Versorgungsdichte; dort gibt es 49,7 Allgemeinmediziner je 100.000 Einwohner (Stand 2009) und damit mehr als im Lan- desdurchschnitt. Vermutlich trägt dazu vor allem die gute Versorgungslage im Ober- zentrum Celle zu diesem Ergebnis bei. Der Altersdurchschnitt dieser Ärzte ist allerdings relativ hoch; 2008 waren mehr als ein Drittel über 55 Jahre hatte alt26.

Nach Auskunft von Vertretern beider Landkreise ist die medizinische Versorgung in der Fläche weitgehend gut gesichert. Gleichwohl scheint es einige unterversorgte Standorte zu geben. Diese liegen im Landkreis Celle im Nordosten, im Heidekreis ver- streut in der Fläche. Über die Zahl und das Alter von Allgemeinmedizinern in den we- nig verdichteten Teilräumen haben die Verwaltungen der Landkreise keine Kenntnis; folglich wissen sie auch nichts über Probleme bei der Suche nach Nachfolgern für va- kante Arztpraxen. Allerdings beschäftigt sich im Modellprojekt27 „Zukunftsregion Ge- sundheit im Heidekreis“ ein Teilprojekt mit der Nachwuchsgewinnung von Ärzten; die Akteure sehen demnach durchaus Defizite in der Versorgung mit Medizinern.

8.4.3 Schlussfolgerungen

Die Ärzteversorgung im Landkreis Celle und im Heidekreis ist weitgehend gesichert. Allerdings ist die Situation in einigen kleineren Gemeinden unbefriedigend. Probleme gibt es dabei eher im Landkreis Celle, wo die Versorgung der Fläche aufgrund der monozentralen Struktur schwieriger ist als im polyzentrischen Heidekreis.

Die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung wird mit wachsenden Zahlen alter Menschen aber zunehmend schwieriger. Hinzu kommt, dass die Mobilität im Alter abnimmt, die Erreichbarkeit von Arztpraxen und Gesundheitseinrichtungen für immer mehr Einwohner der ländlichen Gemeinden zum Problem wird.

Zu den künftigen Herausforderungen wird sicher gehören, Standorte ärztlicher Versor- gung zu sichern. Dazu müssen Prioritäten festgelegt und, möglichst über interkommu- nale Abstimmungen, Handlungskonzepte entwickelt werden. In diesem Zusammen- hang sollte auch berücksichtigt werden, dass leistungsfähige Unterstützungsstrukturen

25 BBSR, Laufende Raumbeobachtung 2012 26 Nach Informationen der Kreisverwaltung, auf der Grundlage einer Auswertung der Kassenärztlichen Vereinigung Hannover 27 Modellvorhaben des Landes Niedersachsen

79 zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine wichtige Voraussetzungen für Standort- entscheidungen auch von Ärzten und Ärztinnen sind.

8.5 Technische Netz-Infrastruktur: Frischwasserversorgung und Abwasserentsorgung

8.5.1 Herausforderungen

Durch den Bevölkerungsrückgang kann die Sicherung einer nachfragegerechten und wirtschaftlich tragfähigen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung zum Problem werden.

Träger technischer Infrastrukturen können auf rückläufige Kundenzahlen nur schwer mit einer Reduktion des Angebots reagieren, weil die Versorgung auch bei Unteraus- lastung der Netze und Anlagen gewährleistet werden muss. Zudem führen die Unteil- barkeit der Anlagen (z.B. Kläranlagen) und die Langlebigkeit der Verteilungsnetze da- zu, dass die Kapazitäten nicht kurz- oder mittelfristig an eine sinkende Nachfrage an- gepasst werden können.

Das zentrale Problem für die Versorger ergibt sich durch die Kostenremanenz. Die Einsparmöglichkeiten in der Frischwasserversorgung und Schmutzwasserentsorgung sind minimal, vielmehr muss der hohe Anteil der Fixkosten auf weniger Nutzer umge- legt werden, so dass die Pro-Kopf-Belastung über Gebührenerhöhungen steigt.

Die Effekte einer rückläufigen Bevölkerungszahl beschränken sich aber nicht auf ein Ansteigen der Kosten pro Nutzer; es können auch zusätzliche absolute Kosten entste- hen. Das ist dann der Fall, wenn Maßnahmen ergriffen werden müssen, weil z.B. auf- grund verringerter Fließgeschwindigkeit die Verweildauer des Wassers im Netz steigt und die Qualität des Frischwassers durch verstärkte Keimbildung gefährdet wird oder weil es durch Ablagerungen zu verstärkten Korrosionsprozessen im Schmutzwasser- netz kommt.

Insbesondere in peripheren Gebieten mit weit verzweigten und wenig flexiblen Ver- sorgungssystemen erfordert die Unterauslastung von Netzsystemen und technischen Anlagen häufig erhebliche Aufwendungen, um Qualitätsprobleme und Substanzschä- den zu verhindern.

In den Landkreisen Celle und Heidekreis ergibt sich durch den Abzug von Militärper- sonal eine besonders brisante Situation. Der plötzliche Verlust von mehr als 10.000 Briten kann nicht ohne Schaden von den Systemen aufgefangen werden. Und die Ver- kleinerung des Bundeswehrpersonals um etwa 2.000 Personen wird teilräumlich auch nicht ohne Probleme bleiben.

80

8.5.2 Situation an den Militärstandorten der Briten

Die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung für die beiden Camps der briti- schen Streitkräfte erfolgt über Anlagen in den gemeindefreien Bezirken Lohheide und Osterheide.

Die Kläranlage in Osterheide versorgt den westlichen Teil des Truppenübungsplatzes und die Siedlungen im Bezirk. Sie wurde erst 1998 in Betrieb genommen, ist in einem entsprechend guten technischen Zustand und bei weitem noch nicht abgeschrieben; ihr Restwert beläuft sich auf 2,5 Millionen Euro. Die Auslastung und das Gebührenauf- kommen werden weitgehend durch die britischen Streitkräfte abgedeckt.

Mit einer Größe von 9.000 Einwohnergleichwerten (EGW) ist sie schon jetzt eher über- dimensioniert: die britischen Streitkräfte nutzen ein Äquivalent von 5.000 EGW und die Einwohnerzahl in Osterheide beträgt gut 700 Personen. Die Anlage hat damit große Reserven für Truppen, die zeitweise für Übungen anwesend sind.

Wenn die britischen Streitkräfte abziehen, werden die restlichen Nutzer die Kosten nicht übernehmen können. Bei einem Fixkostenanteil von 80% müssten die Gebühren auf eine Höhe steigen, die praktisch nicht durchsetzbar ist. Zudem fällt die Auslastung des gesamten Abwassersystems so weit zurück, dass es ohne großen zusätzlichen Aufwand nicht mehr betrieben werden kann.

In Lohheide stellt sich die Situation ähnlich dar. Der Bezirk hat die Kläranlage im Jahr 2000 von den Briten übernommen und die Abwasserbehandlungsanlage neu gebaut. Die gesamte Anlage ist weitgehend auf die britischen Streitkräfte ausgelegt; sie stellen etwa drei Viertel des Abwasseraufkommens und sind ein entsprechend großer Gebüh- renzahler.

Derzeit prüft das Staatliche Baumanagement in beiden Bezirken, welche technischen Lösungen es gibt, den Kapazitätsverlust nach dem Abzug der Briten aufzufangen. Wenn ein dezentrales System eingeführt wird, müssten die großen Kläranlagen ge- schlossen werden.

Das System der Frischwasserversorgung steht weniger grundsätzlich zur Disposition. In Oerbke gibt es ein Wasserwerk, der Anteil des Wasseraufkommens für die britischen Streitkräfte beträgt aber nur etwa 15%. Allerdings fällt mit ihrem Abzug ein großer Gebührenzahler aus, so dass die spezifischen Kosten kräftig steigen werden. Ein weite- res Problem ergibt sich durch das Kanalsystem. Die Wasserleitungen laufen durch das Kasernengelände. Wenn dort kein Wasser gezapft wird, kommt es aufgrund langer Standzeiten zu Qualitätseinbußen des Frischwassers im weiteren Bezirksgebiet. Über- legungen gehen dahin, ein neues bedarfsgerechtes Kanalsystem zu verlegen, das um das Kasernengelände herumgeführt wird.

Auch in Bergen und Bad Fallingbostel wird der Abzug der Briten zu eheblichen Ver- lusten beim Frischwasser- und Abwasseraufkommen führen. Bad Fallingbostel geht

81 von einem Verlust von 3.000 EGW aus28, wenn die 660 britischen Familien aus dem Stadtgebiet wegziehen. Dasselbe gilt für Bergen; dort erzielen die Wasserwerke derzeit etwa 10% ihres Frischwasserumsatzes bzw. 15% der Einnahmen aus der Abwasserent- sorgung durch die britischen Familien29.

8.5.3 Schlussfolgerungen

Grundsätzlich verläuft die Einwohnerentwicklung im Landkreis Celle und im Heidekreis auf einem Niveau, auf dem vorerst nicht mit größeren Problemen für die Wasserver- sorgung und Abwasserentsorgung zu rechnen ist.

Allerdings ist es in den vergangenen Jahrzehnten durch den Anschluss neuer Wohn- gebiete zu großen Netzerweiterung und in der Folge meist zu einer Entdichtung und sinkenden Auslastung der Kanalsysteme gekommen. Sie sind also insbesondere in den ländlichen Teilräumen nicht sehr robust und werden weiter sinkende Durchlaufmen- gen nur schwer ohne kostenträchtige Gegenmaßnahmen verkraften können.

Ein dramatisches Bild bietet sich für Osterheide und Lohheide. Dort wird der Abzug der britischen Streitkräfte zu Einbrüchen im Abwasseraufkommen und in der Frischwasser- abnahme führen, die einen umfassenden Umbau der Systeme erfordern.

Auch in Bad Fallingbostel und Bergen wird der plötzliche Rückgang der Nachfrage nach Wasserversorgung und Abwasserentsorgung nicht ohne weiteres zu bewältigen sein, sondern besondere Lösungen zur Qualitätssicherung und Kostendämpfung ver- langen.

28 nach dem RROP 2000 (S. 238) ist die örtliche Kläranlage für 60.000 EGW ausgelegt 29 Stadt Bergen (Hrsg) 2011: Auswirkungen des Abzuges der britischen Streitkräfte auf die Stadt Bergen, Landkreis Celle. Gutachten von Dr. Steinröx / Beratung und Projektentwicklung, Hamburg, S. 23

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9 Literaturliste

Bundesagentur für Arbeit, Kreisreport Celle und Kreisreport Heidekreis – Der Arbeits- markt im Juli 2012 CIMA GmbH 2012: Konsensprojekt großflächiger Einzelhandel im Erweiterten Wirt- schaftsraum Hannover, Analysebericht Landkreis Celle, Fortschreibung 2011, Lü- beck CIMA GmbH 2012: Konsensprojekt großflächiger Einzelhandel im Erweiterten Wirt- schaftsraum Hannover, Analysebericht Landkreis Heidekreis, Fortschreibung 2011, Lübeck Hickel, Rudolf 1992: Regionalökonomische Folgen des Abzugs der US-Army aus Bre- merhaven, Bremen Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen ( LSKN) 2011: Statistische Berichte Niedersachsen, Regionale Strukturen der Betriebe, Re- gisterstand 30.04.2011, Betrieb und Beschäftigtendaten für 2009, Hannover Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen ( LSKN) 2012: Kommunaler Finanzausgleich 2011, Statistische Berichte Niedersachsen, Han- nover Landkreis Heidekreis (Hrsg.) 2012: Bildung im Heidekreis 2012. Erster Bildungsbericht, Soltau NIW 2009: Gestaltung der Daseinsvorsorge im demographischen Wandel für das Ge- biete der Regionalen Entwicklungskooperation Weserberglandplus, Hannover Projektgruppe Bildung und Region (biregio) Bonn 2012: Schulstrukturplanung Land- kreis Celle Stadt Bergen (Hrsg) 2011: Auswirkungen des Abzuges der britischen Streitkräfte auf die Stadt Bergen, Landkreis Celle. Gutachten von Dr. Steinröx / Beratung und Pro- jektentwicklung, Hamburg StadtRegion / Forum zur Stadt- und Regionalplanung im erweiterten Wirtschaftsraum Hannover 2010: Auswirkungen von Siedlungsentwicklung und demographischem Wandel auf Auslastung und Kosten von Infrastrukturen, Hannover Winkel, Rainer 2008: Innovative Konzepte im Bereich sozialer Infrastruktur. In: Deut- sche Zeitschrift für Kommunalwissenschaft, Heft II, S. 117-134

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10 Anhang

10.1 Liste der Gesprächspartner

Name Position/Institution Konversionsbeauftragter, Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Paul Josef Bacher Sport Carsten Bauer Amtsleiter, Gesundheitsamt Landkreis Celle Regina Benedix Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Munster Peter Binz Fachbereichsleiter Bildung, Jugend du Soziales, Stadt Celle Herr Dobutowitsch Bildungsbüro Heidekreis Andreas Ege Bezirksvorsteher Gemeindefreier Bezirk Osterheide Britta Führer Gesundheitsamt Heidekreis Herbert Gerweler Wehrbereichsverwaltung Nord, Hannover Hermann Grube Oberstleutnant, Heeresfliegerwaffenschule; Immelmann-Kaserne, Celle Herr Heuer Jugendamt Landkreis Celle Hillrich Köster Bezirksvorsteher Gemeindefreier Bezirk Lohheide Adolf Köthe Bürgermeister der Stadt Munster Hugh Pierson British Forces , Verbindungsoffizier Garnison Bergen-Hohen Hans-Dieter Rech Allgemeine Fachberatung Kindertagesbetreuung Heidekreis Hans-Werner Schlitte Bürgermeister Gemeinde Faßberg Martin Stöckemann Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Bergen

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10.2 Tabellen

Tabelle 17: Bevölkerungszahl und Fläche in den Städten und Gemeinden (Stand 31.12.2011)

Bevölkerung Fläche in km² Einwohnerdichte in EW/qkm Bergen 12.794 163,8 78,1 Celle 69.972 175,0 399,8 Faßberg 6.753 102,0 66,2 Hambühren 10.055 56,7 177,3 Hermannsburg 8.102 118,6 68,3 Unterlüß 3.605 77,5 46,5 Wietze 7.975 63,0 126,7 Winsen (Aller) 12.892 155,4 83 Eschede 6.133 195,9 31,3 Flotwedel 11.317 112,8 100,3 Lachendorf 12.404 164,6 75,3 Wathlingen 14.894 68,5 217,5 Lohheide 695 91,3 7,6 Landkreis Celle 177.591 1.545,1 114,9

Bispingen 6.201 128,1 48,4 Bomlitz 6.915 64,1 107,9 Bad Fallingbostel 11.329 63,5 178,4 Munster 15.923 193,4 82,3 Neuenkirchen 5.605 96,7 58,0 Schneverdingen 18.864 234,6 80,4 Soltau 21.672 203,2 106,6 Walsrode 23.870 270,7 88,2 Wietzendorf 4.022 106,9 37,6 Ahlden 6.954 84,8 82,0 Rethem/Aller 4.566 108,7 42,0 Schwarmstedt 12.126 141,0 86,0 Osterheide 737 178,0 4,1 Heidekreis 138.784 1.873,6 74,1 Quelle: LSKN

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Tabelle 18: Einwohner im Landkreis Celle, im Heidekreis und im Land Niedersachsen 1987 bis 2011

Landkreis Celle Heidekreis Niedersachsen Jahr absolut Index: absolut Index: absolut Index: 1087=100 1087=100 1087=100 1987 165.428 100,0 123.109 100,0 7.163.602 100,0 1988 165.550 100,1 123.082 100,0 7.184.943 100,3 1989 167.508 101,3 124.249 100,9 7.283.795 101,7 1990 169.734 102,6 126.227 102,5 7.387.245 103,1 1991 171.465 103,6 127.899 103,9 7.475.790 104,4 1992 173.501 104,9 129.603 105,3 7.577.520 105,8 1993 175.722 106,2 131.002 106,4 7.648.004 106,8 1994 177.468 107,3 132.874 107,9 7.715.363 107,7 1995 179.143 108,3 134.811 109,5 7.780.422 108,6 1996 179.742 108,7 136.085 110,5 7.815.148 109,1 1997 180.269 109,0 137.381 111,6 7.845.398 109,5 1998 180.971 109,4 138.218 112,3 7.865.840 109,8 1999 181.441 109,7 139.173 113,0 7.898.760 110,3 2000 181.792 109,9 140.203 113,9 7.926.193 110,6 2001 181.962 110,0 141.192 114,7 7.956.416 111,1 2002 182.421 110,3 142.264 115,6 7.980.472 111,4 2003 182.665 110,4 142.740 115,9 7.993.415 111,6 2004 182.737 110,5 142.819 116,0 8.000.909 111,7 2005 182.444 110,3 142.678 115,9 7.993.946 111,6 2006 181.936 110,0 142.234 115,5 7.982.685 111,4 2007 181.115 109,5 141.692 115,1 7.971.684 111,3 2008 180.130 108,9 140.792 114,4 7.947.244 110,9 2009 179.247 108,4 140.053 113,8 7.928.815 110,7 2010 178.528 107,9 139.630 113,4 7.918.293 110,5 2011 177.591 107,4 138.784 112,7 7.913.502 110,5 Quelle: LSKN

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Tabelle 19: Natürlicher Saldo und Wanderungssaldo 1987 bis 2011

Landkreis Celle Heidekreis Jahr Natürlicher Wanderungs- Natürlicher Wanderungs- Saldo saldo Saldo saldo 1987 -120 13 -223 -129 1988 -128 250 -214 187 1989 -136 2.094 -231 1.398 1990 -148 2.374 49 1.929 1991 -216 1.947 40 1.632 1992 -33 2.069 46 1.658 1993 -38 2.259 -67 1.466 1994 -311 2.057 -139 2.011 1995 -322 1.997 -54 1.991 1996 -382 981 40 1.234 1997 -178 705 27 1.269 1998 -153 855 -111 948 1999 -209 679 -105 1.060 2000 -199 550 -42 1.072 2001 -247 417 -216 1.205 2002 -315 774 -168 1.240 2003 -450 695 -259 735 2004 -308 382 -242 302 2005 -376 82 -322 190 2006 -449 -48 -270 -188 2007 -485 -338 -268 -294 2008 -608 -363 -442 -466 2009 -681 -200 -475 -273 2010 -678 -41 -407 -23 2011 -682 -252 -495 -361 Quelle: LSKN

Tabelle 20: Einwohnerentwicklung in den Städten und Gemeinden im Landkreis Celle 2000 bis 2011

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2011 Bergen 13.609 13.491 13.505 13.445 13.099 12.942 12.794 Celle 72.127 71.647 71.536 71.146 70.745 70.242 69.972 Faßberg 7.151 7.111 7.274 7.141 6.921 6.858 6.753 Hambühren 9.796 10.037 10.129 10.275 10.159 10.159 10.055 Hermannsburg 8.511 8.514 8.532 8.414 8.287 8.172 8.102 Unterlüß 4.347 4.265 4.168 3.922 3.817 3.672 3.605 Wietze 8.135 8.248 8.248 8.260 8.139 8.087 7.975 Winsen (Aller) 12.293 12.554 12.750 12.891 12.913 12.895 12.892 Eschede 6.491 6.487 6.421 6.360 6.261 6.171 6.133 Flotwedel 11.440 11.637 11.645 11.585 11.485 11.316 11.317 Lachendorf 12.180 12.449 12.585 12.578 12.483 12.407 12.404 Wathlingen 14.852 15.151 15.183 15.155 15.058 14.891 14.894 Lohheide 860 830 761 764 763 716 695 Quelle: LSKN

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Tabelle 21: Einwohnerentwicklung in den Städten und Gemeinden im Heidekreis 2000 bis 2011

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2011 Bispingen 5.971 6.224 6.302 6.274 6.256 6.219 6.201 Bomlitz 7.136 7.183 7.218 7.112 6.990 6.924 6.915 Bad Fallingbostel 11.709 11.808 11.820 11.692 11.608 11.404 11.329 Munster 17.748 17.845 17.479 17.036 16.564 16.165 15.923 Neuenkirchen 5.758 5.786 5.726 5.729 5.710 5.715 5.605 Schneverdingen 18.422 18.931 19.040 19.072 18.997 18.837 18.864 Soltau 21.906 21.979 22.032 22.001 21.831 21.829 21.672 Walsrode 24.053 24.286 24.373 24.404 24.069 23.978 23.870 Wietzendorf 3.799 3.950 4.057 4.057 4.104 4.023 4.022 Ahlden 6.622 6.845 7.058 7.058 6.971 7.011 6.954 Rethem/Aller 4.897 4.923 4.915 4.797 4.698 4.601 4.566 Schwarmstedt 11.298 11.604 11.964 12.185 12.192 12.162 12.126 Osterheide 884 900 835 817 802 762 737 Quelle: LSKN

Tabelle 22: Ausländeranteile in den Städten und Gemeinden 2011

Ausländeranteil in Prozent Bergen 6,8 Celle 6,0 Faßberg 3,3 Hambühren 3,7 Hermannsburg 3,8 Unterlüß 5,4 Wietze 5,7 Winsen (Aller) 4,1 Eschede 2,8 Flotwedel 3,0 Lachendorf 3,2 Wathlingen 5,2 Lohheide 3,2 Landkreis Celle 5,0

Bispingen 3,6 Bomlitz 4,4 Bad Fallingbostel 8,5 Munster 4,8 Neuenkirchen 2,7 Schneverdingen 5,0 Soltau 5,2 Walsrode 5,7 Wietzendorf 3,1 Ahlden 5,2 Rethem/Aller 5,9 Schwarmstedt 3,5 Osterheide 3,3 Heidekreis 5,1 Quelle: LSKN

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Tabelle 23: Altersstruktur 1987, 2000 und 2010 (Anteile in Prozent)

Landkreis Celle Heidekreis Niedersachsen Altersgruppe 1987 2000 2010 1987 2000 2010 1987 2000 2010 0 bis 17 Jahre 20 21 18 19 21 18 15 20 17 18 bis 29 Jahre 19 13 13 20 13 13 24 14 14 30 bis 44 Jahre 19 23 19 19 24 19 20 24 20 45 bis 59 Jahre 20 19 23 20 18 23 20 18 23 60 bis 74 Jahre 14 16 18 14 16 17 14 16 17 75 Jahre und älter 8 8 10 8 8 10 8 8 9 Quelle: LSKN

Tabelle 24: Altersstruktur in den Städten und Gemeinden 2010 (Anteile in Prozent)

0 bis 17 18 bis 29 30 bis 44 45 bis 59 60 bis 74 75 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre und älter Bergen 20 15 18 22 16 9 Celle 17 14 18 22 18 11 Faßberg 16 12 19 25 18 9 Hambühren 20 12 19 22 19 8 Hermannsburg 19 12 17 22 18 12 Unterlüß 16 12 15 23 21 13 Wietze 18 11 18 24 20 9 Winsen (Aller) 17 11 19 23 19 9 Eschede 19 13 18 23 18 10 Flotwedel 20 12 19 23 17 9 Lachendorf 21 12 19 23 16 9 Wathlingen 20 12 21 23 17 7 Lohheide 16 11 17 23 21 11 Landkreis Celle 18 13 19 23 18 10

Bispingen 19 12 20 22 18 9 Bomlitz 19 12 19 22 18 9 Bad Fallingbostel 19 13 18 22 17 11 Munster 16 15 20 24 16 8 Neuenkirchen 18 13 19 23 17 10 Schneverdingen 18 12 19 23 19 10 Soltau 17 14 19 22 18 10 Walsrode 18 14 20 22 17 10 Wietzendorf 21 12 20 23 15 9 Ahlden 21 12 21 23 16 8 Rethem/Aller 19 13 20 22 17 9 Schwarmstedt 19 11 21 24 17 9 Osterheide 16 11 21 28 15 9 Heidekreis 18 13 19 23 17 10

Quelle: LSKN

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Tabelle 25: Haushaltsgrößenstruktur 2010

Landkreis Celle Heidekreis absolut in % absolut in % 1-Personen-Haushalte 32.701 38 22.955 35 2-Personen-Haushalte 30.352 35 23.329 36 3-Personen-Haushalte 10.816 13 8.728 13 4 und mehr Personen-Haushalte 11.744 14 9.781 15 Haushalte insgesamt 85.613 100 64.793 100 Datengrundlage: N-Bank

Tabelle 26: Haushaltsgrößenstruktur in den Städten und Gemeinden 2010

Haushalte in Prozent Einpersonen- Zweipersonen- Dreipersonen- Vier- und mehr- Haushalte haushalte haushalte haushalte Personenhaus- absolut halte Bergen 34 35 14 16 5.881 Celle 44 34 11 11 36.014 Faßberg 35 36 13 16 3.153 Hambühren 33 37 14 16 4.630 Hermannsburg 35 36 13 16 3.736 Unterlüß 35 37 13 15 1.718 Wietze 34 37 13 16 3.716 Winsen (Aller) 34 38 14 15 5.990 Eschede 34 36 13 17 2.820 Flotwedel 34 36 14 16 5.162 Lachendorf 34 36 15 16 5.639 Wathlingen 33 36 15 16 6.790 Lohheide 34 44 10 12 364 Landkreis Celle 38 35 13 14 85.613

Bispingen 34 36 13 17 2.792 Bomlitz 34 36 13 17 3.144 Bad Fallingbostel 35 36 14 15 5.278 Munster 35 35 14 15 7.521 Neuenkirchen 35 36 13 16 2.601 Schneverdingen 35 37 14 15 8.748 Soltau 38 36 12 13 10.451 Walsrode 38 36 13 14 11.431 Wietzendorf 32 35 15 18 1.782 Ahlden 33 35 14 18 3.100 Rethem/Aller 32 35 15 18 2.041 Schwarmstedt 34 36 14 16 5.568 Osterheide 34 36 15 16 335 Heidekreis 35 36 13 15 64.793 Datengrundlage: N-Bank

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Tabelle 27: Wanderungsströme 2001 bis 2011

Landkreis Celle Heidekreis Zuzüge Fortzüge Saldo Zuzüge Fortzüge Saldo 2001 6.298 5.881 417 5.922 4.717 1.205 2002 6.579 5.805 774 6.034 4.794 1.240 2003 6.436 5.741 695 5.819 5.084 735 2004 6.258 5.876 382 5.365 5.063 302 2005 5.637 5.555 82 5.004 4.814 190 2006 5.454 5.502 -48 4.674 4.862 -188 2007 5.393 5.731 -338 4.662 4.956 -294 2008 5.376 5.739 -363 4.456 4.922 -466 2009 5.556 5.756 -200 4.836 5.109 -273 2010 5.626 5.667 -41 4.812 4.835 -23 2011 5.581 5.833 -252 4.804 5.165 -361 Quelle: LSKN

Tabelle 28: Einwohnerentwicklung in den Städten und Gemeinden 2020 und 2030 als Index (2011=100)

2020 2030 Bergen 94 89 Celle 98 94 Faßberg 93 86 Hambühren 96 91 Hermannsburg 95 91 Unterlüß 89 80 Wietze 96 93 Winsen (Aller) 100 98 Eschede 95 90 Flotwedel 95 90 Lachendorf 97 93 Wathlingen 98 94 Lohheide 85 76 Landkreis Celle 97 93

Bispingen 99 97 Bomlitz 95 91 Bad Fallingbostel 95 90 Munster 94 88 Neuenkirchen 97 95 Schneverdingen 98 96 Soltau 97 94 Walsrode 97 93 Wietzendorf 96 92 Ahlden 96 91 Rethem/Aller 92 88 Schwarmstedt 96 91 Osterheide 84 71 Heidekreis 96 92

Quelle: Prognose StadtRegion

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Tabelle 29: Einkommensarmut in den Städten und Gemeinden 2010

Anteil der Haushalte mit geringem Einkommen in % Bergen 14,2 Celle 14,3 Faßberg 13,3 Hambühren 11,8 Hermannsburg 9,1 Wietze 13,1 Winsen 14,2 Eschede 11,6 Flotwedel 10,0 Lachendorf 11,4 Wathlingen 10,0 Landkreis Celle 12,9

Bispingen 8,0 Bomlitz 9,2 Bad Fallingbostel 14,1 Munster 14,6 Neuenkirchen 12,2 Schneverdingen 11,9 Soltau 14,3 Walsrode 14,5 Ahlden 7,9 Schwarmstedt 10,3 Heidekreis 12,5

Niedersachsen 12,9 Quelle: Bertelsmann Stiftung

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Tabelle 30: Anteil der SGB II und SGB XII-Empfänger in den Städten und Gemeinden 2011

SGB II und SGB XII – Empfänger in % Bergen 10,6 Celle 13,9 Faßberg 5,5 Hambühren 7,2 Hermannsburg 5,9 Unterlüß 11,2 Wietze 10,5 Winsen 6,8 Eschede 10,9 Flotwedel 5,0 Lachendorf 6,1 Wathlingen 7,0 Lohheide 5,9 Landkreis Celle 10,0

Bispingen 4,5 Bomlitz 8,1 Bad Fallingbostel 8,2 Munster 11,0 Neuenkirchen 5,8 Schneverdingen 7,8 Soltau 11,1 Walsrode 9,7 Wietzendorf 3,3 Ahlden 6,6 Rethem/Aller 6,6 Schwarmstedt 6,3 Osterheide 9,7 Heidekreis 8,5

Niedersachsen 8,8 Quelle: Bertelsmann Stiftung

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Tabelle 31: Kinder unter 6 Jahren 2011, 2020 und 2030

0 bis 2 Jahre 3 bis 5 Jahre 2011 2020 2030 2011 2020 2030 Landkreis Celle 4.318 4.200 3.800 4.567 4.320 4.080 Heidekreis 3.340 3.190 2.920 3.569 3.290 3.120 Datengrundlage: LSKN, Prognose: StadtRegion

Tabelle 32: Schüler zwischen 6 und 17 Jahren 2011, 2020 und 2030

6 bis 9 Jahre 10 bis 15 Jahre 16 bis 17 Jahre 2011 2020 2030 2011 2020 2030 2011 2020 2030 Landkreis Celle 6.852 5.850 5.670 11.652 9.410 8.770 4.060 3.430 2.960 Heidekreis 5.250 4.430 4.310 9.299 7.310 6.710 3.200 2.720 2.320 Datengrundlage: LSKN, Prognose: StadtRegion

Tabelle 33: Einwohner über 65 Jahre 2011, 2020 und 2030

65 bis 80 Jahre über 80 Jahre 2011 2020 2030 2011 2020 2030 Landkreis Celle 29.760 31.300 36.800 9.427 11.700 13.200 Heidekreis 22.614 22.700 28.500 7.053 9.200 9.700 Datengrundlage: LSKN, Prognose: StadtRegion