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Jochen Babist

Anthropogene Geländemorphologie des Bergbaureviers bei Fürth im mittleren Odenwald (Südhessen) - Entstehung einer Kulturlandschaft

Bibliographie/Zitationsweise:

Babist, J. (2013): Anthropogene Geländemorphologie des Bergbaureviers Weschnitz bei Fürth im mittleren Odenwald (Südhessen) - Entstehung einer Kulturlandschaft. In: Mining and Cultural Landscape; 8th International Symposium on archaeological Mining History in /Odenwald. Silvertant, J. (Ed.), publ. by Institute Europa Subterranea; ISBN 978-90-817853-3-4; S. 72-101.

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Zitationsweise der Online-Version:

Babist, J. (2013): Anthropogene Geländemorphologie des Bergbaureviers Weschnitz bei Fürth im mittleren Odenwald (Südhessen) - Entstehung einer Kulturlandschaft. Online-Publikationen des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald e. V. ; http://www.forschung.geo-naturpark.net/Datum des Abrufs.

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Anthropogene Geländemorphologie des Bergbaureviers Weschnitz bei Fürth im mittleren Odenwald (Südhessen) - Entstehung einer Kulturlandschaft

Jochen Babist, Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Odenwald

Inhalt

Weschnitz - ein Waldhufendorf als Bergbausiedlung? 1 Siedlungsungünstig, jedoch reich gesegnet - Geomorphologie und geologische Ressourcen 5 Eisen als strategisches Metall - eine Randbemerkung 8 Anthropogene Geländemorphologie als Schlüssel zur Bewertung des Bergbaus bei Weschnitz 10 Bergbaurelikte 13 Verhüttungsplätze 21 Podien und Meilerplätze („Kohlplatten“) 23 Altwege 26 Ackerterrassen und Kulturwechselstufen 27 Steinbrüche und Dolomitgruben 28 Bewertung und Diskussion - Landnutzung und Landschaftsentwicklung im Bergrevier Weschnitz 28 Schlussbetrachtung 32 Danksagung 33 Literaturverzeichnis 33

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Anthropogene Geländemorphologie des Bergbaureviers Weschnitz bei Fürth im mittleren Odenwald (Südhessen) - Entstehung einer Kulturlandschaft

Jochen Babist, Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Odenwald

Kulturlandschaft kann als Produkt endogener (Geodynamik/Plattentektonik), exogener (Morpho- dynamik/atmosphärische Prozesse) und den Folgen anthropogener Eingriffe in die natürlichen Systeme verstanden werden1. Die heute erfassbaren Elemente einer Kulturlandschaft umfassen damit nicht nur die anthropogenen Formen, sondern konsequenterweise auch die natürliche Geomorphologie und die geologische Ressource (Böden und Lagerstätten). Um alle Facetten der Entwicklungsgeschichte einer Kulturlandschaft erfassen und bewerten zu können, muss eine Erfolg versprechende Analyse interdiszplinär naturwissenschaftlich und historisch/gesellschaftswissenschaftlich angelegt sein. Im vorliegenden Beispiel des kleinen Ortes Weschnitz (Gemeinde Fürth, Kreis Bergstraße, Südhessen) steht ein historisch hoch interessanter Kulturlandschaftsausschnitt im Gebiet des mittleren Odenwaldes im Fokus. Ausgangspunkt für die Studie ist die Frage nach der Bedeutung des einstigen Eisenerzbergbaus für die Erschließung und Kolonisierung der Region des zentralen Odenwaldes. Trotz der frühen Erwähnung von „Erzgruben“ als Landmarke bereits im 8. Jahrhundert wurde die Besiedlung bislang recht einseitig vom Standpunkt der landwirtschaftlichen Nutzung betrachtet und erst rund 200 bis 300 Jahre später angesetzt2. Umgekehrt fand die Frage nach der Organisation des frühen Montanwesens mit seiner notwendigen Infrastruktur (Versorgung, Transport, Arbeitskräfte, Siedlungsräume etc.) fast ebenso wenig Beachtung bei den wenigen historischen Arbeiten zur Bergbaugeschichte der Region (vgl. Gesamtliteratur am Ende des Aufsatzes).

Weschnitz - ein Waldhufendorf als Bergbausiedlung? Im Gegensatz zur Oberrheinebene und der Bergstraße gibt es im Weschnitztal bislang keine oder kaum Funde, die auf eine kontinuierliche Besiedlung vor der fränkischen Zeit hinweisen. Für den zentralen Odenwald gibt es keine Nennung einer Zugehörigkeit zu den frühen Verwaltungseinheiten, den Gauen3. Vor allem in den heutigen Orten östlich und nordöstlich des Weschnitztales dominiert die streifenförmige Flurteilung der Waldhufendörfer, die auf eine planmäßige Rodung und Aufteilung des zunächst mit Wald bestandenen Neusiedellandes ab etwa 1000 n Chr. hinweist. Diese Rodung wird allgemein mit der Kolonisierung durch das karolingische Kloster in Verbindung gebracht4. In der Urkunde 140 des Codex Laureshamensis5 wird Weschnitz („Wisgoz“) erst 1094 als Teil der Villikation Fürth genannt6. Die historische Flurkarte des Ortes zeigt im Kern ebenfalls den

1 Babist, (2010), S. 164. 2 vgl. z. B. Nitz (1962) 3 Kleberger (1958), S. 12. 4 Nitz (1962), S. 83 ff. 5 CL Chronik 140, Reg. 3627. 6 Glöckner (1929), S. 277-280. 1

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streifenförmigen Typus eines Waldhufendorfes und weist damit darauf hin, dass die heutige Siedlung aus einer planmäßigen, ackerbaulichen Rodungssiedlung hervorgegangen sein muss7. Geht man von einem bis um das Jahr 1000 weitgehend siedlungsleeren Mittelgebirgsraum aus, ist die frühe urkundliche Erwähnung von Erzgruben bereits im Jahr 795 überaus bemerkenswert. Zum einen widerspricht allein der Zeitpunkt dem allgemein vermuteten Besiedlungsgang, zum anderen ist das Waldhufendorf mit seiner Streifenflur funktional kaum bei einer Siedlung zu erwarten, deren wirtschaftlicher Schwerpunkt in der Förderung und Verarbeitung von Eisenerz lag. Das Gleiche gilt auch für viele weitere Orte im zentralen Odenwald, in deren Gemarkungen auffällig große Bergbauflächen zu finden sind. Dass sich der Bergbau erst nach der ersten Rodungs- und Siedlungsphase im Hochmittelalter etablierte, bei der die Waldhufen entstanden, ist zumindest für Weschnitz aufgrund der Urkundenlage auszuschließen. Entscheidend für die Beurteilung einer möglichen vorangegangen Siedlungsphase ist die Urkunde 6 des Codex Laureshamensis8. In dieser Urkunde werden die Grenzen der Mark Heppenheim beschrieben, die Karl der Große 773 dem aufstrebenden Kloster Lorsch schenkte. Die Fassung im Kopialbuch stammt vermutlich aus der Zeit um 11709 und verbindet in einer zweispaltigen Aufzählung die originären Grenzpunkte, die während eines Placitums im Jahr 795 festgelegt wurden, mit jüngeren Ergänzungen10. Hintergrund für diese Grenzfestlegung sollen Streitigkeiten des Bistums Worms mit dem seit 772 reichunmittelbaren Kloster Lorsch gewesen sein: Im mittleren Weschnitztal überschnitten sich 773 der historisch gewachsene Anspruch des Bistums Worms mit der Schenkung der Mark Heppenheim an das Kloster11. Bereits in der um 800 entstandenen, älteren Version der Grenz- beschreibung ist von Erzgruben als Grenzpunkten die Rede: „Winterchasto – Gelicheberga – Arezgrefte – Walehinhoug“. Die Lokalisierung der genannten „Arezgrefte“ ist in der älteren Literatur umstritten – sie werden in den Bergwerken in der Nähe des heutigen Dorfes Erzbach (Gemeinde Reichelsheim) ebenso gesehen12, wie sie dem im Kristallin liegenden „Gumpener Kreuz“ zwischen Fürth und Reichelsheim zugeordnet werden13. Mössinger14 und Kleberger15 hingegen setzen sie mit den Erzgruben bei Weschnitz unterhalb des Kahlberges gleich. Betrachtet man den großräumigen Grenzverlauf der früheren Beschreibung, so fällt mit den eindeutig zuzuordnenden Ortslagen „Adolfesbach“ (Alsbach) – „Felisberk“ (Felsberg) – „Winterchasto“ (Höhe beim heutigen Dorf Winterkasten) – „Walehinhoug“ (Kahlberg) – „Hildigeresbrunno“ (Hildegeres- brunnen) ein generell gegen Südosten gerichteter Verlauf ins Auge, der im Wesentlichen den Wasserscheiden zwischen , , Gersprenz, Weschnitz und Ulfenbach folgt (Abb. 1). Die im mittleren Odenwald etwa Nord-Süd verlaufende Grenze zwischen Grund- und Deckgebirge mit den an der Basis des Buntsandsteins aufgeschlossenen Erzvorkommen kreuzt die Wasserscheide genau an der

7 HSTAD, O61 Buxbaum Nr. 1/452. 8 CL Chronik 6, 6a, Reg. 849. 9 Möller (1938), S. 221-262. 10 Glöckner (1929), S. 277-280. 11 Kleberger (1958), S. 7; Loehrke (1970), S. 35 f. 12 Simon (1858), S. 9, 123; Glöckner (1929), S. 279. 13 Christ (1913) 14 Mössinger (1957), S.7 f. 15 Kleberger (1958); S. 19. 2

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Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes bei Fürth/Weschnitz (rot). Schwarz dargestellt ist der vermutete Verlauf der Grenze der Mark Heppenheim nach der Beschreibung von 795. Die „Arezgrefte“ werden als Landmarke innerhalb der Grenzlinie zwischen Bergnamen und anderen geographischen Bezeichnungen (violett) erwähnt. Im Gegensatz zur weiten, offenen Weschnitzsenke bestimmen enge Kerbtäler das Landschaftsbild um Weschnitz (Kartengrundlage: Naturpark Bergstraße-Odenwald). heutigen Ortslage des Dorfes Weschnitz. Die in der jüngeren Spalte der Urkunde auftretende Präzisierung „inde in mediam arezgrefte“- mitten durch die Erzgruben18 - könnte sich damit auf den räumlichen Schwerpunkt des Abbaus am heutigen Kapellenberg zwischen den beiden Teilrevieren Altwiese im Süden und Jägersburg - Wegscheide im Nordosten beziehen. Da es sich bei dem Vorkommen zwischen Weschnitz und Rohrbach um die bedeutendste Eisenerzlagerstätte im mittleren Odenwald handelt (Abb. 2) dürften (wie bereits Mössinger 1957 vermutete) Vorkommen im Kristallin auszuschließen sein. Prospektionsbegehungen entlang der Wasserscheide zwischen Gumpener Kreuz, Stotz und Weschnitz ergaben keinerlei montan- archäologische Befunde. Am Gumpener Kreuz tritt ein teilweise mit wenig Limonit vererzter Quarzgang auf, und die Kluftflächen der Kataklasite im Bereich der Otzberg-Störungszone weisen sporadisch Hämatitbeläge auf Harnischflächen auf. Diese spärlichen Vorkommen dürften jedoch kaum einer Erzgrube als Basis gedient haben, die Ende des 8. Jahrhunderts als wichtige Landmarke Eingang in die Grenzbeschreibung gefunden hat.

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Abb. 2: Die Erzlagerstätte in der Zechstein-Formation streicht entlang der Buntsandstein-Schichtstufe zwischen Weschnitz und Ober-Kainsbach aus. Entlang des Ausstriches finden sich Bergbauspuren aus dem Mittelalter, der frühen Neuzeit und der Zeit der Industrialisierung (Manganerzbergbau). Südlich von Weschnitz ist die Grenze zwischen Kristallin und Buntsandstein störungsgebunden. Hier war der erzführende Horizont nicht mehr aufgeschlossen und wurde nicht mehr abgebaut. 4

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Wenn die Eisenerzgruben bei Weschnitz den „Arezgrefte“ der Urkunde von 795 entsprechen, muss in karolingischer oder vorkarolingischer Zeit ein komplett funktionierendes Montanwesen mit Verhüttung, Holzkohleproduktion, Transport und Versorgung in Form einer Siedlung bestanden haben. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Gruben zur Zeit der Schenkung Karls des Großen tatsächlich aktiv bebaut wurden, oder ob es sich um bereits zuvor bestehende, aktuell jedoch aufgelassene Betriebe gehandelt haben könnte. Steinmetz interpretiert die beurkundete Schenkung Ludwigs des Deutschen an die Salvatorkapelle in Frankfurt als mögliches Indiz für eine Intensivierung des Erzbergbaus im nördlich von Weschnitz gelegenen Ostertal („Osternaha“) im 9. Jahrhundert16. Auch dort17 und in Erzbach18 zeigen jedoch die alten Flurkarten eine eindeutige Waldhufenflur19. Erst eine Urkunde aus dem 11. Jahrhundert kann wieder als deutlicherer Hinweis auf Eisenerzbergbau und verarbeitendes Gewerbe in Weschnitz bzw. Fürth gewertet werden20. Um 1094 werden in einer Abgabenliste des Klosterhofes Fürth an das Kloster auf dem Heiligenberg bei Heidelberg jährliche Abgaben eiserner Gebrauchsgüter erwähnt21. Möglicherweise erklärt also eine Abbaupause vor dem 11. Jahrhundert, wieso das Dorf Weschnitz als planmäßige Rodungssiedlung mit streifenförmigen Fluren angelegt wurde - eine erste, als Streusiedlung angelegte Bergbausiedlung wäre entsprechend zuvor wüst gefallen, der Wald hätte sich erneut ausgebreitet.

Siedlungsungünstig, jedoch reich gesegnet - Geomorphologie und geologische Ressourcen Das Gewässer Weschnitz entspringt 2 km südlich des Ortes bei Hammelbach, fließt zunächst nach Norden, um dann mit einem auffälligen Knick gegen Nordwesten in die weitläufige und offene Weschnitzsenke einzutreten (Abb. 1). Das enge Durchbruchstal zwischen Krumbach und Weschnitz besitzt ein deutlich stärkeres Gefälle als der folgende Verlauf innerhalb der Senke. Nördlich von Weschnitz entwässert der Osterbach zur Gersprenz und bildet damit eine Fortsetzung des Talverlaufes, den die Weschnitz innerhalb der ersten beiden Kilometer ihres Laufes nutzt. Diese ursprünglich durchziehende Talstruktur wurde durch rückschreitende Erosion der tributären Bäche zur Weschnitzsenke erst im Pleistozän angeschnitten (Abb. 3), wie fehlende Buntsandstein-Schotter in den ersten beiden Terrassengenerationen der Weschnitz belegen22. Der Höhenrücken westlich von Weschnitz wird aus dem rund 330 Millionen Jahre alten, porphyrischem Trommgranit23 aufgebaut. Er wurde entlang der „Otzberg-Störungszone“ teilweise mylonitisch, teilweise kataklastisch deformiert. Die Störungszone wurde bereits während der Variskischen Gebirgsbildung als abschiebende, sinistrale Blattverschiebung angelegt und im Tertiär

16 Steinmetz (2010), S. 99. 17 HSTAD, O61 Buxbaum Nr. 1/325-326. 18 HSTAD, O61 Buxbaum Nr. 1/92. 19 Lediglich auf der Flurverteilung von Rohrbach könnte an der Stelle des Oberdorfes eine ältere Streusiedlung bestanden haben: Hier stimmt die Flurteilung in etwa mit dem Verlauf der Erzlagerstätte ein und entspricht nicht dem Waldhufen-Prinzip (HSTAD, O61 Buxbaum, Nr. 1/370). 20 Mössinger (1957), S. 9; Loehrke (1970), S. 31. 21 CL Chronik 140, Reg. 3627 22 Semmel (1961), S. 448-450. 23 Stein (2000), S. 128 ff. 5

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reaktiviert24. Innerhalb der Kristallin-Region des Untersuchungsgebietes treten typisch dendritische Kerbtalsysteme mit zahlreichen Nebenbächen auf; die Bergkämme sind entweder flach kuppig oder (wie im Falle des Erzberges und Krähberges westlich von Weschnitz) fast gratartig und scharf herausgebildet.

Abb. 3: Geologie und Geomorphologie des Untersuchungsgebietes (Overlay über 3D-Geländemodell, basierend auf den LIDAR-Daten des Hessischen Landesamtes für Bodenmanagement). Gut zu erkennen ist der Wechsel der Talmorphologie aus dem älteren Nord-Süd-Tal, das der Otzberg- Störungszone folgt, hin zu dem engen Durchbruchstal (im Vordergrund rechts), das durch rück- schreitende Erosion aus der Weschnitzsenke die ältere Talform kappte. An der Stelle, an der die Grenze zwischen Kristallin und Deckgebirge die Störung verlässt, ist eine Schichtstufe ausgebildet. An deren Basis streicht die erzführende Zechstein-Formation aus.

Der Höhenrücken östlich des Tales zwischen Hammelbach und Weschnitz besteht aus dem Buntsandstein des mesozoischen Deckgebirges. Da Buntsandstein durch seine Klüftigkeit und hohe Porosität eine gute Permeabilität besitzt, ist der Oberflächenabfluss in diesem Teil des Untersuchungsgebietes deutlich geringer. Daraus resultiert ein weitständigeres, weniger verzweigtes Gewässersystem. Die Verwitterungseigenschaften der flach gegen Osten einfallenden Buntsandsteinschichten bestimmen das treppenartige Relief mit Hochflächenresten am Kahlberg.

24 Stein et al. (2001), S. 92; Schälicke (1975), S. 54. 6

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Während die lithologische Grenze zwischen Grundgebirge (Granit) und Buntsandstein (Deckgebirge) südlich von Weschnitz der Otzberg-Störungszone folgt, löst sie sich nordöstlich des Ortes vom Verlauf der Verwerfung und stellt die Basis einer nach Nordosten verfolgbaren, gut ausgeprägten Schichtstufe mit Steilhang dar (Abb. 3)25. Er wird durch den rund 50 m mächtigen, teilweise verkieselten Geröllsandstein der Eck-Formation (sm1 der alten hessischen Gliederung) gebildet26. In der in das Hangende folgenden Miltenberg-Formation stellt der „Pseudomorphosensandstein“ mit teilweise mehreren Meter mächtigen Bänken einen weiteren Stufenbildner dar. An der Basis der Buntsandstein-Schichtstufe zwischen Weschnitz und Rohrbach sind eine rund 25 bis 30 m mächtige Tonstein- und Dolomit-Serie der Zechstein-Formation und Siltsteine, Sandsteine und Konglomerate des Rotliegend (Perm) aufgeschlossen. Entlang der abschiebenden Störung südlich von Weschnitz wurden diese Gesteine aufgrund ihrer geringen Mächtigkeit komplett weggestört und treten nicht zu Tage. Hier grenzen Trommgranit und Buntsandstein störungsgebunden direkt aneinander (Abb. 3). Innerhalb der Zechstein-Formation sind stark manganhaltige Eisenerze eingelagert. Die limonitischen und hämatitischen Eisenerze treten in unregelmäßigen Nestern, jedoch immer schichtgebunden an der lithologischen Grenze zwischen Karbonat und Tonstein auf. Der Dolomit wird teilweise durch die oxidischen Erze ersetzt, teilweise ist er in der Nachbarschaft der Erze verkieselt („Hornstein“). Die Erze sind lokal mit Baryt durchsetzt und führen Gehalte von Kupfer, Kobalt, Nickel und Arsen. Während des Manganerzbergbaus im 19. Jahrhundert konnte beobachtet werden, dass der Erzgehalt mit zunehmender Entfernung von der Schichtstufenstirn und steigender Mächtigkeit der Buntsandstein-Überdeckung abnimmt27. In der zitierten älteren Literatur werden daher Verwitterungs- bildungen und hydrothermal-metasomatische Bildungen kontrovers diskutiert. Eine Neubewertung der historischen Beobachtungen und die unlängst bei Rohrbach entdeckten Saprolithe auf Rotliegend-Gesteinen sprechen jedoch für eine mindestens zweiphasige Erzan- reicherung (Babist in Vorb.), wie sie auch Simon & Stoppel28 vermuten. Demnach fungierte der karbonatische Horizont der Zechstein-Formation mit den überlagernden, undurchlässigen Tonsteinen als chemische Falle aszendenter Lösungen, aus denen stratiform Siderit, Rhodochrosit, Baryt und Quarz ausgefällt wurden. Mit der Abtragung des Deckgebirges und der Entstehung der Buntsandstein- Schichtstufe im nördlichen Odenwald im Oligozän-Miozän gelangte die primäre Lagerstätte in den Einfluss der tropischen bis subtropischen Verwitterung. Die Karbonate wurden zu konkretionären, oxidischen Eisen- und Manganerzen umgesetzt. Eine unabhängige Bestätigung dieses Modells gibt die mit der 40Ar/39Ar-Methode radiometrisch auf die Wende Oligozän/Miozän (23 Ma) datierte Bildung eines knolligen Romanéchit-Aggregates aus der Zechstein-Lagerstätte bei Ober-Kainsbach29. Die reichsten Erze traten sehr oberflächennah unmittelbar an der Basis der Buntsandstein-Schichtstufe auf, die zudem als geomorphologisches Leitmerkmal bei der Prospektion half. In den Lagerstätten- teilen, die unter der erhaltenen Buntsandstein-Überdeckung lagern, sind die Gehalte wegen der fehlenden Zweitanreicherung geringer.

25 Vgl. z. B. Zienert (1986), S. 15-18. 26 Backhaus (1975), S. 304-306. 27 vgl. u. a. Andrae (1896), Chelius (1897), von Kraatz-Koschlau (1897), Delkeskamp (1901), Salomon (1903), Meyer (1913), Salomon (1914), Udluft (1923), Hummel (1924), Klemm (1928). 28 Simon & Stoppel (2003), S.105-110. 29 Hautmann & Lippolt (2000), S. 69 ff. 7

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Gemessen am Wert der leicht erreichbaren Eisenerze ist der landwirtschaftliche Ertrag der Böden für den Ackerbau bei Weschnitz eher gering - auf der Westseite dominieren steile, steinige und lehmige Verwitterungsböden über Kristallin, auf der Ostseite überdecken nur gering lösshaltige, stark sandige Schuttdecken des Buntsandsteins die Hänge der Schichtstufe. Die Erreichbarkeit des Siedlungsplatzes durch das enge Durchbruchstal der Weschnitz bis Fürth ist erschwert, die Höhenrücken steigen entlang der Wasserscheide Rhein/ steil an. An der Basis der Schichtstufe treten bedingt durch die Wasser stauenden Tonsteine der Zechstein-Formation Schichtquellen zu Tage, die eine Wegeführung entlang des Buntsandstein-Randes zumindest erschwerten.

Eisen als strategisches Metall - eine Randbemerkung Ein möglicher Hintergrund für einen bereits im Frühmittelalter und der Karolingerzeit betriebenen Eisenerzbergbau in der Lagerstätte des mittleren Odenwaldes sind die Mangangehalte der Eisenerze, die einen besonders korrosionsbeständigen und harten Stahl ergeben. Er dürfte für Rüstungen, Panzerungen, später auch für die Herstellung erster Feuerwaffen, hervorragend geeignet gewesen sein. Anlass, auf die leicht erreichbaren Eisenerzvorkommen zurückzugreifen, gab es dabei genug: Nach der Erhebung des Klosters Lorsch zum Reichskloster 772 war die wirtschaftlich prosperierende Abtei als eine von 14 im gesamten Karolingerreich (!) verpflichtet, ihren Anteil am Heeresaufgebot zu stellen30. Im „Indiculus loricatorum Ottonis II. in Italiam mittendorum“31 wird Lorsch zur Entsendung fünfzig gepanzerter Reiter aufgefordert, die Otto der II. zusätzlich zum bereits in Italien stehenden Heer benötigte. Die ebenfalls zu stellende Ausstattung der Panzerreiter umfasste 806 nach einem erhaltenen Brief aus der Kanzlei Karls des Großen an Abt Fulrad32 eine komplette Rüstung mit Schild, Lanze, Sax (Hiebschwert), Pfeil und Bogen und eisernem Werkzeug wie Spitzhacke und Spaten. Zu Ende der Streitigkeiten um die Abtei zwischen dem Lorscher Abt Udalrich und dem durch Heinrich IV. unterstützten Erzbischof Adalbert von Bremen soll Udalrich schließlich mit einem Gefolge von 1200 Reitern in der Pfalz Tribur eingeritten sein33. Im Hoch- und Spätmittelalter geriet die Region nach Aufhebung der Immunität des Klosters Lorsch durch Papst Gregor IX. und der Übergabe der Verwaltung des Klosters Lorsch an das Bistum Mainz ab 1232 in ein Spannungsfeld zwischen Mainz, der Pfalzgrafschaft (die zuvor die Obervogtei über Lorsch ausübte) und den Schenken von Erbach (deren Territorium mit großer Wahrscheinlichkeit aus einem alten Allodialgut hervorgegangen war)34. Fürth und Weschnitz gehörten zum Mainzer Territorium, das jedoch unter immer stärkeren Einfluss der Pfalzgrafschaft geriet. Zwischen den Schenken von Erbach und dem Pfalzgrafen kam es vermutlich bereits um 1280 zu ersten gewaltsamen Auseinan- dersetzungen35, 1307 wurde zerstört und gelangte in den Besitz des Pfalzgrafen36. In Fürth und dem oberen Weschnitztal kam es immer wieder zu Kampfhandlungen zwischen Mainz und der Pfalz, der die Burg Lindenfels gehörte. 1308 schließlich einigten sich der Pfalzgraf und der Mainzer Erzbischof darauf, dass der Mainzer Besitz bei und Fürth dem Pfalzgrafen zu Lehen

30 Wehlt (1980), S. 173. 31 Monumenta Germaniae Historica. Constitutiones I, Nr. 436,, S. 632-633. 32 Wehlt (1980), S. 174. 33 Wehlt (1980), S. 175. 34 Steinmetz (2000). 35 Steinmetz (2000), S. 87. 36 Kleberger (1958), S. 65 ff. 8

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gegeben wurde37. Ab 1344 stand Fürth wieder unter der Herrschaft des Erzbistums Mainz, gelangte jedoch durch Verpfändung teilweise mehrfach wieder unter den Einfluss der Pfalz. Als sich Pfalzgraf Friedrich bei der Mainzer Stiftsfehde 1461/1462 im Streit um die Besetzung des Mainzer Bischofsstuhles auf die Seite des abgesetzten Diether von Isenburg stellte, verpfändete das Bistum Mainz den gesamten Bergsträßer Einflussbereich für 100.000 Gulden an die Pfalz.

Abb. 4: Fundstücke vom Roten Kandel bei Erzbach. Während des Ersten Weltkrieges wurden dort manganhaltige Schlacken abgefahren und als Zuschlag für die Stahlherstellung verwendet. Die Teile von Stielbüchsen und die Pulverkammer belegen die Anwesenheit einer herrschaftlichen Waffenschmiede um 1400 (Foto aus Knaff 1925).

Werkstücke aus einer Waffenschmiede der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert am Roten Kandel (Abb. 4) belegen zumindest für das Territorium der Erbacher eine strategische Bedeutung des Eisenerzes innerhalb der turbulenten Zeit der konkurrierenden Territorialherrschaften38. Funde von Bergeisen aus der gleichen Schmiedewerkstatt weisen auf einen gleichzeitigen Betrieb in den benachbarten Gruben hin, der - wie die Waffenproduktion auch - herrschaftlich geführt worden sein muss. Aus dem nördlichen Teil der Zechstein-Lagerstätte bei Ober-Kainsbach ist eine 900 Gramm schwere, aus Eisen gegossene Geschützkugel bekannt, die an der Stelle einer befestigten mittel- alterlichen Kleinburg („Steinernes Haus“) aufgefunden wurde39.

37 Loehrke (1970a), S. 54 f. 38 Knaff (1925), S. 102-108. 39 Dascher (2012), S. 8. 9

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Abb. 5: Die „Abgelöst-Steine“ entlang der ehemaligen Grenze zwischen Kurmainz und Erbach wurden nach 1461 gesetzt, als der gesamte Bergsträßer Besitz an die Kurpfalz (Rautenwappen) verpfändet worden war. Erst 1650 wurde das Pfand wieder eingelöst, und Mainz erhielt seinen Besitz zurück - zu diesem Zeitpunkt markierte Mainz seinen Anspruch auf den alten Grenzsteinen mit dem „Mainzer Rad“ und der Aufschrift „ABGELOST“.

Für das Abbaugebiet bei Weschnitz, dass jeweils in der Hand der Pfälzer respektive Mainzer Herrschaft lag, dürften Bergbau und Weiterverarbeitung ebenfalls strategisch bedeutend und daher in gleicher Weise herrschaftlich organisiert gewesen sein. Die entlang der Grenze zur Herrschaft Erbach stehenden „Abgelöst-Steine“ wurden nach 1461 gesetzt und durchziehen den nördlichen Teil des Weschnitzer Bergbaugebietes (Abb. 5). Größe, sorgfältige Bearbeitung und die nach Einlösung des Pfandes durch Mainz auf jedem Stein eingemeißelten „Mainzer Räder“ mit der Inschrift „ABGELOST 1650“ demonstrieren die Bedeutung der Grenze auch in der frühen Neuzeit. Zumindest ein Argument für diese kulturhistorische wertvolle Grenzsteinreihe bei Weschnitz ist sicher auch im Anspruch auf die in dieser Zeit noch nicht restlos abgebauten Eisenerze zu sehen. Noch nach dem Dreißigjährigen Krieg war die Odenwälder Eisenindustrie eng mit der Rüstungs- produktion verbunden: Die Eisenhütte in Michelstadt-Steinbach, die von der aus der Grafschaft Rappoltstein eingewanderten Familie Ensinger betrieben wurde, versorgte die Holländische Marine mit hochwertigen Kanonen40 bis etwa 1673.

Anthropogene Geländemorphologie als Schlüssel zur Bewertung des Bergbaus bei Weschnitz Der hier gewählte Lösungsansatz zur Beantwortung der Frage nach der Besiedlungsgeschichte des Arbeitsgebietes und der Bewertung des Bergbaus für die Entwicklung der Kulturlandschaft ist die komplette Aufnahme aller morphologischen Elemente. Jeglicher Eingriff in den Boden, der mit anthropogener Nutzung verbunden ist, hinterlässt an der Oberfläche oder im Boden selbst Spuren. Über die räumlichen Bezüge einzelner morphologischer Elemente können funktionale Beziehungen abgeleitet werden, wenn die zeitliche Stellung ihrer Entstehung geklärt ist. Geometrische

40 Hardes (1986), S.37. 10

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Überprägungsbeziehungen ergeben relative Altersabfolgen, die im Falle fehlender absoluter Datierungsmöglichkeiten zumindest Hinweise auf die zeitlich Abfolge konkurrierender oder einander ablösender Nutzungsformen geben können. Innerhalb von drei Jahren (2009 bis 2012) wurde das Gebiet entlang der bekannten Ausstriche des Erzvorkommens zwischen Weschnitz (Gemeinde Fürth) und Rohrbach (Gemeinde Reichelsheim) während der vegetationsfreien Monate im Maßstab 1 : 1000 morphologisch kartiert41. Dabei wurden nicht nur die Bergbauspuren selbst, sondern auch alle weiteren morphologischen Kulturland- schaftselemente wie Altwege, Schlackenhalden, Meilerplätze, Grenzgräben, Ackerterrassen etc. aufgenommen. Die Grundkartenerstellung erfolgte mittels GPS und öffentlich zugänglicher Karten- und Katasterdaten (Hessen Viewer). Wegeverläufe wurden via Tracking mit GPS nachkorrigiert, um eine optimale Auflösung der Grundkarte zu erreichen. Im Gelände wurden Böschungskanten und - Formen von Hand mit Schrittmaß und Kompass auf Kartenausdrucken zeichnerisch erfasst, die dann am Arbeitsplatz zu Hause sukzessive digitalisiert eine Vektorgrafik ergaben. Für den Raum Weschnitz konnte zusätzlich ein Laserscan des Hessischen Landesamtes für Bodenmanagement Wiesbaden ausgewertet werden. Die nachträgliche Einarbeitung der am Boden verifizierten Verdachtsflächen ergab für die intensiv begangenen Bergbaue selbst keine weiteren Objekte; in der Peripherie bzw. innerhalb von schlecht zugänglichen Waldbereichen lag die Erfassungsquote bei der vorangegangenen Kartierweise bei rund 85%. Die Erfassung der Waldflächen östlich von Rohrbach bis zum Mossautal ist noch nicht abgeschlossen. Eine derartige Dokumentation wurde bislang in diesem Gebiet noch nicht durchgeführt. Die Ansätze Friedrich Mössingers42 blieben auf Bergbauhalden, Meilerplätze und Schlackenvorkommen begrenzt und sind - dies zeigte die Kartierung bei Weschnitz - bei weitem nicht vollständig.

Abb. 7: 3D-Geländemodell zur Visualisierung der Beziehung zwischen Haldentypus A und B im Bergbaufeld Altwiese (Blick gegen Süden, etwa 1,5fach überhöht; LIDAR- Daten des Hessischen Landesamtes für Bodenmanagement).

41 zur systematisierten Technik der hier vorgestellten Kartierweise siehe Babist (2010). 42 Mössinger, (1957), S. 29, 61, 101.

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Bergbaurelikte Der Blick auf die Karte (Abb. 6) verrät, wie stark die Basis der Buntsandstein-Schichtstufe, an der die Zechstein-Formation mit dem flözartigen Erzlager zu Tage ausstreicht, durch Bergbau überprägt ist. Die Halden stellen bis auf wenige Ausnahmen Schachthalden dar; Tagstollenhalden sind selten. Die meisten Pingen sind als Schachtpingen anzusprechen, Einsturzpingen sind sehr selten anzutreffen. Nur zwei Stollenanlagen setzen als Wasserlösungsstollen im Liegenden des Erzlagers an, einer im Bereich der Alme und ein anderer im Seitental zur „Altwiese“ südlich des Ortes. Die tiefsten Schachtanlagen sind dort rund 30 m über dem Erzlager im Buntsandstein angesetzt (Abb. 10) und stehen vermutlich mit der rund 200 m langen Wasserlösung in Verbindung (Abb. 7). Der Abbau umfasste damit in der Regel nur das von Hangschutt überdeckte Ausgehende selbst und reicht nicht weit unter die Buntsandstein-Überdeckung, da dort die verwitterungsbedingte zweite Erzanreicherung nicht aus- gebildet ist. Die Halden zeigen eine inverse Stratigraphie: Das Erzlager wird von Tonstein überlagert, der in den untersten Buntsandstein übergeht. Je nach Anschnittsniveau findet sich also über dem Erzlager selbst (Ausgehendes), über dem Tonstein oder über anstehendem Buntsandstein sandiger Solifluktionsschutt, der während des Pleistozäns die Basis der teriären Schichtstufe überwanderte. Beim Anlegen der Schächte wurde zunächst der Solifluktionsschutt durchörtert, anschließend - je nach Schachtposition - Tonstein und zuletzt der Zechsteindolomit mit dem Erz selbst. In dieser Reihenfolge wurden die Berge auf Halde geschüttet, sodass zumeist umgelagerter Tonstein auf umgelagertem Hangschutt zu liegen kam (Abb. 8).

Abb. 8: Je nach Position der Schächte entstand in der Haldenschüttung eine inverse Stratigraphie. Auf dem Ausgehenden gelangte nur der überdeckende Solifluktionsschutt auf die Halde, in höheren Positionen vor allem Tonstein, der das direkte Hangende des Erzlagers bildete.

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Die Haldenschüttungen gruppieren sich in drei Teilbereichen um den Kahlberg: dem Feld Wegscheide im Osten, dem Feld Kapellenberg/Almen unmittelbar östlich des Ortes und dem Feld Altwiese im Tälchen südlich des Ortes (Abb. 6). Während die Felder Wegscheide und Kapellenberg/Almen nur durch moderne Landschaftseingriffe (Straßenbau, spätere Acker- und Wiesenflächen) scheinbar getrennt sind, ist das südliche Feld Altwiese offenbar durch eine tektonische Störung abgesetzt. Die tiefste Haldenschüttung liegt hier mit rund 370 m ü. NN. etwa 15 m höher als am Friedhof - dies dürfte ein Hinweis auf einen geringen Versatz entlang einer vermutlich Nordwest-Südost streichenden Störung sein. Insgesamt wurden bei Weschnitz 433 im Relief sichtbare Haldenschüttungen auskartiert, die sich in Größe und Form in drei Typen einteilen lassen (Tab. 1).

Haldentypus Vermutete Anzahl Anzahl gesicherte Tagstollen oder Zeitstellung Haldenschüttungen Schachtanlagen Wasserlösung kartiert mit Zugehörigkeit zum Haldentypus

A, kleinvolumige Frühmittelalter, 355 217 keine Ringhalden Hoch- und Spätmittelalter bis ca. 1500

B, großvolumige ca. 1500 bis 1708 43 31 2 Halden mit gerundeten Böschungskanten

C, großvolumige nach 1850 bis 35 25 2 (unsicher 4) Halden mit 1914 scharfen Böschungskanten

Tabelle 1: Übersicht über die Anzahl und Zuordnung der Einzelobjekte zu den Haldentypen.

Die größte Anzahl entfällt mit 355 auf meist kleinvolumige Ringhalden und flache Plateaus mit geringer Erhebung von wenigen Dezimetern und Durchmessern bis 10 Metern (Abb. 9)43. Die Volumina dieses Typus A bewegen sich zwischen 5 und 15 Kubikmetern. Ihre Haldenränder sind stark gealtert, die Böschungswinkel liegen unter 20°, die Böschungskanten sind nur schwach ausgeprägt. Zum Typus A gehören 217 eindeutig nachweisbare, flache Schachtpingen, die untereinander Abstände von weniger als 15 m zueinander aufweisen.

43 Diese Haldenschüttungen sind im Laserscan i. d. R. nicht mehr einzeln aufgelöst; hier zeigt sich der Vorteil der - zeitraubenden - konventionellen Kartierweise. 14

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Abb. 9: Haldentypus A - kleinvolumige Ringhalden im Bergbaufeld Altwiese. Die Schachtabstände betragen teilweise weniger als 15 m.

Typus B ist durch eine deutlich größere Grundfläche gekennzeichnet und besitzt Volumina von mehreren 100 bis über 2000 Kubikmetern. Die Böschungswinkel der Halden des Typus B liegen meist bei 25 bis 30°, die Böschungskanten sind deutlich besser definiert (Abb. 10). Insgesamt wurden in Typus B 43 Haldenobjekte erfasst - wiederum überwiegend Schachthalden, denen 31 eindeutige Schachtpingen zuzuordnen sind.

Abb. 10: Haldentypus B - größervolumige Schachthalde mit steilerem Böschungs- winkel im Bergbaufeld Altwiese. 15

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Typus C gleicht in Volumen und Grundfläche Typus B, besitzt jedoch steilere Böschungswinkel um 30° und sehr gut definierte Böschungskanten (geringer Alterungsgrad; Abb. 11). Den erfassten 35 Haldenschüttungen stehen 25 gesicherte Schachtpingen gegenüber.

Abb. 11: Haldentypus C - großvolumige Halde mit gut definierten Böschungskanten am Forsthaus Almen.

Die drei Haldentypen bilden ein typisches räumliches Verteilungsmuster (Abb. 7). Während Typus A großflächig vertreten ist und kleinreliefierte Pingengelände bis zur ausstreichenden Liegendgrenze des Erzlagers bildet, sind Halden des Typus’ B am bergseitigen Rand der alten Pingengelände oder (wie im oben bereits erwähnten Fall Altwiese, Abb. 10) bereits im Steilanstieg der Buntsandstein-Schichtstufe angelegt. Die größeren Halden des Typus’ B weisen eine systematische Anlage auf: Entweder liegen die Schachthalden mit gleicher Höhe der Hängebank nebeneinander (Bereich Kapellenberg/Rödchen; Abb. 9), oder sie besitzen wie im Fall der höher liegenden Schachtanlagen an der Altwiese einen Abfuhrweg mit Gebäudestandort (Abb. 7). Wo Halden des Typus’ B die Haldenkomplexe des Typus’ A berühren, stellen sie immer die jüngeren Schüttungen dar. Halden des Typus’ C gehören entweder zu Betrieben, die in zuvor unbebauten Arealen arbeiteten (Halde nördlich der Straßenkreuzung Wegscheide), oder sie liegen innerhalb der älteren Gruppen (Forsthaus Almen) und überschütten diese. Nach mehreren Anhaltspunkten lassen sich die (zunächst nur ausgehend von ihrer Morphologie definierten) Haldengruppen groben Zeitabschnitten zuweisen (vgl. Tab. 1): (1) Die Halden des Typus’ C in der Nähe des Forsthauses Almen (Abb. 11) und am Kapellenberg können sicher der letzten Bergbautätigkeit im 19. Jahrhundert zugewiesen werden. 1856 und 1873 fanden Mutungen im Altbergbaugebiet statt, in deren Folge die Grubenfelder „Fürther Centwald I“,

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„Alice“ und „Willi“ vergeben wurden44. 1873 waren die Aufschlussarbeiten durch die Firma Schultheiß aus Bornheim an vier neuen, bis zu 25 m tiefen Schächten begonnen worden45. Zwischen 1888 und 1893 baute die Firma & Schulte aus Siegen in der Nähe des Forsthauses Almen ab46. Mit Unterbrechungen wurde der Grubenbetrieb bis 1914 fortgeführt. Die Aufschlussarbeiten innerhalb der Altbergbaue werden verständlich, wenn man berücksichtigt, dass in dieser Zeit in erster Linie Manganerze gefördert wurden, die die Alten stehen ließen oder sogar zur Verfüllung ausgeerzter Grubenbaue verwendeten. Einen deutlichen Hinweis auf das Verfüllen ausgeerzter Grubenbaue gibt die geringe Anzahl von Einsturzpingen im gesamten Gebiet. Zwischen 1858 und 1929 wurden ferner an der Alme nordöstlich von Weschnitz mehrere unverquarzte Barytgänge abgebaut (Gewann „Bei den Steinmauern“)47. (2) Die Halden der Gruppe B sind bislang nicht direkt datierbar, allerdings kann aus Beobachtungen an den beiden im Steilhang an der Altwiese gelegenen Schachtanlagen (Abb. 7) eine ungefähre Altersstellung abgeleitet werden. Auf den beiden Haldenplateaus fanden sich Spuren eines Kohlenmeilers. Eine Buche auf der oberen Halde konnte bei Fällarbeiten 2009 auf 119 Jahre datiert werden, anbei fand sich ein etwa 20 Jahre alter, ebenso großer Wurzelstock. Da der Bestand laut Dokumentation aus einer Naturverjüngung hervorgegangen ist (frdl. Mitt. Revierförster J.-U. Eder), müssen die ersten Bäume der früheren Generation vor wenigstens 260 Jahren gewachsen sein. Mit dieser Schätzung und der Beobachtung des Meilerplatzes auf dem Haldenplateau kann eine Anlage im 19. Jahrhundert ausgeschlossen werden. Da der Grubenbetrieb in Weschnitz wegen erschöpfter Erzvorkommen Anfang des 18. Jahrhunderts eingestellt werden musste (s. u.), sind diese Halden und auch die weiteren des Typus’ B mit großer Wahrscheinlichkeit in die frühe Neuzeit (zwischen dem 16. Jahrhundert und 1708) einzuordnen. Urkundliche Belege des Bergbaus für die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg fehlen leider weitgehend; lediglich für das Jahr 1546 ist eine Visitation der Gruben durch Münzmeister Hamel aus Heidelberg und einen Bergmeister Ruelin aus Waldsassen in der Oberpfalz erwähnt48. 1644 wurden die Eisenerzgruben von Weschnitz auf 15 Jahre an Conrad Ensinger verliehen49, 1657 übernahm er auch den Kurpfälzischen Eisenhammer in Wald-Michelbach50. Ähnlich wie in Michelstadt finden sich auch in den ab 1663 erhaltenen Kirchenbüchern von Fürth Hinweise auf eingewanderte Bergleute, vor allem aus Tirol. Sie brachten das im Dreißigjährigen Krieg verloren gegangene Fachwissen wieder in die Region. Für den Zeitraum zwischen 1663 und 1712 sind 64 Bergleute erwähnt, die meisten Nennungen treten jedoch bis etwa 1680 auf. Im ersten Kirchenbuch Fürth ist außerdem ein Verzeichnis von 21 „berg Knapen“ enthalten, „die in der Pfarr Fürth haben zu Ehren Gottes in die Kirchen ein Cantzeltuch von Damast machen lassen, geschehen den 20. May Anno 1668“51. Bereits 1669 wurde das verarbeitende, Kurpfälzische Hammerwerk in Wald-Michelbach wegen Erzmangels stillgelegt39, sodass davon ausgegangen werden muss, dass auch die Weschnitzer Gruben kaum noch Erz lieferten.

44 Hundt (1941), S. 31 45 Akten der Bergaufsicht im RP , Grubenfeldkarte „Alice“ von 1873. 46 Arras (1990), S. 18; Gemeindearchiv Fürth XXII/7/Fsz. 57/Kast.673 47 Fettel (1987), S. 104-106. 48 Mössinger (1957), S. 59. 49 Mössinger (1957), S. 59. 50 Pfeifer (1934) 51 Knapp (1991), S. 13. 17

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Nach letzten Versuchen der Wiederinbetriebnahme um 169952 stand der Bergbau in Weschnitz wegen erschöpfter Erzvorkommen 1708 endgültig still53. Vergleicht man die Halden des Typus’ B mit den älteren Ringhalden des Typus’ A, so fällt ein Stilwechsel in der Bergbautechnik ins Auge. Konnte man während der ersten Bergbauperiode noch mit kleinen Schachtanlagen im Ausgehenden arbeiten, war man nach Erschöpfung der reichsten Vorkommen gezwungen, das Erzlager unter größerer Überdeckung zu erschließen (Abb. 12). Schachtteufen bis 30 m bedeuteten größere Investitionen, höheren Aufwand im Ausbau der Gruben und vor allem durch die größeren Grubengebäude stärkeren Wasserzufluss. Es dürfte also kein Zufall sein, dass die im Buntsandstein ansetzenden Schachtanlagen im Steilhang an der Altwiese mit einer Wasserlösung in Verbindung standen (Abb. 7).

Abb. 12: Der Bergbau im flözartigen Eisenerzlager breitete sich räumlich von Ausgehenden zum Buntsandstein hin aus. Durch die tieferen Schächte wurden sukzessive tiefer angesetzte Wasserlösungsstollen notwendig. Die Bergbauspuren im Gelände werden damit tendenziell von Ausgehenden nach oben und unten jünger.

Unterhalb der Wasserlösung führte der Bach ausreichend Wasser, um eine ausgegangene frühere Mühle (unklarer Standort, evt. in der Nähe des Gewanns „Mühlwiese“54) anzutreiben. In einer Beschreibung aus dem Jahr 1668 heißt es: „Zue Weschnitz hats auch ein mühl gehabt, […] welche aber gantz abgegangen und nur von wenig wassers, so sich vom stollen deß bergwercks und etlichen bronnenquellen gesamblet, getriben worden…“55. Die einzige Konstellation mit einer Wasser-

52 Reutter (1973), S. 200-202 53 Mössinger (1957), S. 59. 54 Reitz (1997), S. 133. 55 zitiert nach Knapp (1994), S. 344.

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zuführung über eine Wasserlösung ist über das Seitentälchen zur Altwiese denkbar; gleichzeitig gibt die Quelle damit einen Hinweis auf das Minimalalter der Anlage des Wasserlösungsstollens. (3) Die kleinreliefierten Pingenfelder mit den Halden des Typus’ A sind nach den beobachteten Überprägungen durch die beiden anderen Gruppen die ältesten Bergbaurelikte bei Weschnitz. Bei einer Notgrabung an der Stelle des ehemaligen Gartens des Forsthauses Almen konnte die Verfüllung einer rund 1 m messenden Schachtpinge freigelegt werden (Abb. 13). Neben eingeschwemmtem Halden- material fand sich manganreiches Erz als Verfüllung - ein klarer Beleg für einen Versatz während eines aktiven Abbaubetriebes in der unmittelbaren Nachbarschaft. Die innere Pingenfüllung war durch ein humoses Band gegen die die Toneinschlämmung bzw. den sandigen Hangschutt abgegrenzt. Ein ähnliches Phänomen konnte bei der Grabung im Pingenfeld Rohrbach im Juli 2012 beobachtet werden, bevor die Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Odenwald auf die Überreste eines Reifenschachtes aus Buchen- und Birke-Flechtwerk traf (Babist i. Vorb.). Dieser im Erzbergbau sonst untypische Schachtausbau war im wasserreichen Hangschutt und unterlagernden, plastischen Tonstein durch seine elastischen Eigenschaften hervorragend geeignet, um relativ kurzzeitige Zugänge zum Erzlager freizuhalten. Die Schächte dürften nach bisherigen Erkenntnissen nur 80 bis 100 cm Durchmesser und Teufen bis etwa 5 m gehabt haben. Da die Kleingruben keine Wasserlösungsstollen besaßen, waren zur Förderung des Erzes und der Berge, zur Förderung des zudringenden Wassers, zur Bewetterung und Fahrung mindestens jeweils drei Schächte gleichzeitig offen zu halten. Die kurzen Abstände zwischen den Schachtpingen legen , dass sich der Abbau nur im Radius von 10 bis 15 m um den jeweiligen Schacht vollzog, bevor ein weiterer Schacht an das System angegliedert und der alte mit Bergen wieder versetzt wurde. Damit ist das „chaotische“ Erscheinungsbild der Odenwälder Pingenfelder sicher kein Ausdruck eines Raubbaus im Erzlager, sondern ganz im Gegenteil ein wohl angepasstes Vorrichtungssystem, das mit minimalem Aufwand vermutlich fast 100% der oberflächennahen, bauwürdigen Erze erreicht haben dürfte (vgl. Abb. 12).

Abb. 13: Das Planum 0,0 m der Notgrabung am Forsthaus Almen zeigte eine Schachtverfüllung im mittelalterlichen Pingenfeld aus manganreichem Erz (schwarz) und Ton - ein Hinweis auf die Verfüllung von Schächten während des fortschreitenden Betriebes.

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Die Altersstellung des Haldentypus’ A ist sicher mittelalterlich, möglicherweise auch in Teilen als frühmittelalterlich anzusprechen. Eine mehrjährige Forschungsgrabung in einem analog aufgebauten Grubenfeld bei Erzbach erbrachte eine mindestens dreiphasige Anlage von Wasserlösungsstollen unter den alten Pingenfeldern, wobei die älteste Phase mit einem ovalen Stollenquerschnitt von 110 x 55 cm noch dem 13. oder 14. Jahrhundert zuzurechnen ist (Babist i. Vorb.). Wenn der Abbaufortschritt innerhalb der Lagerstätte für beide Orte einigermaßen vergleichbar ist, sollten die Weschnitzer Halden des Typus’ A ebenfalls minimal in diese Zeit (vor ~ 1500) datieren. Die erste Anlage der Wasserlösungsstollen markiert den Zeitpunkt der Erschöpfung der oberflächennahen Reicherze (Abb. 12). Fasst man die Beobachtungen an den Bergbaurelikten bei Weschnitz zusammen, wird deutlich, dass die in ihrer Fläche bedeutendste Bergbautätigkeit mit der Entstehung des Haldentypus’ A zusammenfällt. Gegen große Abbaubereiche der frühneuzeitlichen Gruben sprechen die Urkundenlage (s. o.) und die trotz des Vorrichtungsaufwandes relativ geringen Haldenvolumina. Auf der Basis dieser Beobachtungen kann daher überschlägig das Ausbringen aus der Erzlagerstätte bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges unter folgenden Annahmen ermittelt werden:

- Das abgebaute Erzlager entspricht der Umhüllenden des Haldenareals. - Dies ist eine Minimalannahme, da davon ausgegangen werden kann, dass weitere Halden außerhalb des Waldgebietes eingeebnet wurden und nicht mehr sichtbar sind. Die Flächenberechnungen der Kartierten Pingenfelder mit Haldentypus A wurden mit Quantum GIS Lisboa 1.8.0 durchgeführt. - Das Erzlager wird im Rechenmodell als horizontales Flöz gleichmäßiger Mächtigkeit und Zusammensetzung angenommen. - Dies ist eine Minimalannahme, da die in der Horizontalen berechneten Abbauflächen nicht der tatsächlichen Grundfläche des tektonisch mit bis zu 5° eingekippten Erzlagers entsprechen. - Die Mächtigkeit des Erzlagers beträgt durchschnittlich 0,3 und 2,0 m, für die Berechnung wird der Minimalwert von 0,3 m angenommen. - Die Erze sind nesterweise verteilt, und die Mächtigkeiten schwanken in Wirklichkeit zwischen diesen Werten. In der Grube „Fürther Centwald“ am Forsthaus Almen betrug die Erzmächtigkeit nach Aussagen von Bergleuten des 19. Jahrhunderts 1 bis 2 m56. In Bohrungen im Feld „Alice“ erreichte das Erzlager Mächtigkeiten um 0,25 m57. - Die durchschnittliche Dichte des abgebauten Erzes beträgt 4,6 g/cm³. - Diese Annahme ergibt sich aus der Zusammensetzung eines angenommenen Reicherzes aus 50% Limonit (Dichte ca. 4,0 g/cm³) und 50% Hämatit (5,2 g/cm³). Mangangehalte in Form der Minerale Romanèchit (Dichte 4,7 g/cm³) und Pyrolusit (Dichte 5,2 g/cm³) und weitere Begleitminerale sind nicht berücksichtigt. Die wahre durchschnittliche Zusammensetzung des in Weschnitz verhütteten Erzes ist derzeit noch nicht bekannt.

56 Stark (1994), S. 272. 57 Hundt (1941), S. 31. 20

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- Nach Knaff58 lag das Ausbringen der mittelalterlichen Schmelze am Roten Kandel bei Erzbach (Gemeinde Reichelsheim), die er wegen der hohen C-Gehalte bereits als Floßofen interpretiert, bei 1 to Roheisen zu 3,8 to Erz. - Da keine weiteren Analysen und Abschätzungen für den Bereich Weschnitz vorliegen, wird dieser Wert für die überschlägige Berechnung des Ausbringens für mittelalterliche Verhältnisse angenommen. - Für die Verhüttung im indirekten Verfahren wurden nach Hardes59 pro 1 to Roheisen 2 to Holzkohle benötigt.

Tabelle 2 zeigt die sich aus diesen Annahmen ergebenden Werte für die Weschnitzer Pingenfelder.

Pingenfeld Fläche Abgebaute Erzmenge Roheisen Holzkohleverbrauch

Wegscheide 34.281 m² 47.308 to 12.449 to 24.899 to

Kapellenberg/Almen 69.810 m² 96.338 to 25.352 to 50.704 to

Altwiese 28.426 m² 39.228 to 10.323 to 20.646 to

GESAMT 132.517 m² 182.874 to 48.124 to 96.249 to

Tabelle 2: Übersicht über die Ergebnisse der Berechnung der Abbaumengen und des Ausbringens. Die Werte dürfen aufgrund der vielen Annahmen nur als Größenordnung betrachtet werden!

Aus der ebenfalls bereits abgeschlossenen Kartierung der Pingenfelder von Rohrbach und Erzbach (Haldentypus A), die nördlich an den hier vorgestellten Bereich der Lagerstätte anschließen, ergeben sich weitere 89.743 m² Abbaufläche - bei gleichen Annahmen wären dies weitere 123.845 to Erz, wobei bekannt ist, dass die Mächtigkeiten im Raum Erzbach bis auf 3 m anstiegen60. Bei durchschnittlich 1,5 m Erzmächtigkeit entspräche die oben genannte Abbaufläche einer abgebauten Erzmenge von 619.227 to mit einem entsprechenden Ausbringen von 162.954 to Roheisen. Nicht inbegriffen in dieser Kalkulation sind die Pingenfelder des südlich angrenzenden Überwaldes, der Reviere Bockenrod, Ober-Kainsbach, , Kinzigtal, , Steinbach, Michelstadt, Momart und Zell.

Verhüttungsplätze Im kartierten Areal um Weschnitz fanden sich bislang lediglich zwei Verhüttungsplätze - ein sehr kleines Podium im Bereich des Tälchens der Altwiese und ein sehr umfangreicher, vermutlich lange genutzter Platz im Talgrund in der Ortslage Weschnitz („Schmelzbuckel“; Abb. 14).

58 Knaff (1925), S. 109. 59 Hardes (1986). 60 Stark (1994), S. 273. 21

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Abb. 14: Der „Schmelzbuckel“ bei Weschnitz ist ein zentraler Verhüttungsstandort mit großer Schlackenhalde, Schlackenstreufeld und Podium, auf dem sich vermutlich die Schmelze selbst befand (Foto: J. Zelt).

Eine Streuverteilung mit Rennofenstandorten, teilweise an Meilerplätze angegliedert61, wie sie im Dietzhölztal-Projekt im -Dill-Gebiet aus dem Hochmittelalter bekannt sind62, tritt bei Weschnitz nicht auf. Bachbegehungen entlang des von der Wegscheide kommenden Seitenbaches des Osterbaches brachten keine Schlackenführung. Im Oberlauf der Weschnitz dagegen treten Schlacken sehr häufig auf63. Ein ganz ähnliches Bild wie in Weschnitz bietet sich im Bereich Erzbach und Rohrbach, wo ebenfalls bislang nur zwei zentrale Schlackeplätze ausfindig gemacht werden konnten. Bei aller Vorsicht scheint derzeit die Vermutung haltbar, dass im Bergbaurevier Weschnitz - Rohrbach sehr früh zentrale Verhüttungsstandorte geschaffen worden sein müssen, die auf einen hohen Organisationsgrad des Prozesses vom Abbau bis zur Verhüttung schließen lassen. Im fayalithischen Schmelzsystem des direkten Verfahrens sind FeO-Gehalte von 60% in der verbleibenden Schlacke üblich64, allerdings kann in einer freien Mischbarkeit Eisen durch Mangan ersetzt werden. Hier scheint das Geheimnis der Odenwälder Erze zu liegen, denn durch hohe Mangangehalte wird der relativ

61 Willms (1996), S. 44. 62 Jockenhövel & Willms (2005). 63 Schmitt, A. & Pozarycki, L. (2011). 64 Kronz & Keesmann (2003), S. 262. 22

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niedrige Eisen-Gesamtgehalt65 ausgeglichen, sodass auch geringerwertige Eisenerze, die eigentlich im direkten Verfahren nicht mehr zu verhütten gewesen wären66, verwertet werden konnten. Die Frage, ob zunächst im direkten Verfahren an zentralen Standorten mit Stücköfen gearbeitet wurde, um schließlich zum indirekten Floßofenverfahren überzugehen (nach Knaff Ende des 14. Jahrhunderts), ist derzeit noch unklar. Erste Schlackeuntersuchungen mittels Dünnschliffmikroskopie zeigen jedoch, dass offenbar mehrere Verfahrensschritte angewendet wurden, bei denen Schlacke auch einer Zweitschmelze zugeführt worden sein muss. Es ist außerdem nicht auszuschließen, dass ältere Verhüttungsstandorte im Talbereich unter Kolluvien liegen. Für die Berghänge ist dies jedoch wegen der fehlenden Schlackenfunde an den aufgenommenen Podien auszuschließen.

Podien und Meilerplätze („Kohlplatten“) Am Kahlberg, der Wegscheide und an den Talhängen bei der Altwiese finden sich über 200 Podien, die in 178 Fällen durch Form, Größe und Holzkohlefunde als Meilerplätze für die Holz- kohleproduktion angesprochen werden konnten. Die Meilerplatten besitzen 8 bis 12 m Durchmesser, sind oval und wurden durch Abgraben des Hangschutts auf der Bergseite erstellt (Abb. 15). In einem angeschnittenen Meilerplatz bei Rohrbach konnte eine Mehrfachbelegung durch eine gekappte Holzkohle-Sandschicht nachgewiesen werden (Abb. 16).

Abb. 15: Kohlplatte im Tälchen an der Altwiese (10,4 x 13,1 m Außenmaße in Abb. 17).

65 Knaff (1925) nennt für einen Erzfund vom Roten Kandel im Kontext der Waffenschmiede Gehalte von 29 % Fe, aber 14 % Mn, S. 108. 66 Kronz & Keesmann (2003), S. 270 ff.. 23

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Abb. 16: An dieser durch modernen Wegebau angeschnittenen Kohlplatte finden sich zwei Schichten Holzkohle. Die untere Schicht ist nur in einem Zwickel erhalten, da die Meilerplatte bei der Wiederbenutzung komplett abgeräumt, planiert und vergrößert (?) wurde (Nähe Steinerner Tisch bei Reichelsheim/Rohrbach).

Abb. 17: Diese Dreiergruppe Kohlplatten im Tälchen an der Altwiese besitzt Sichtkontakt zueinander; an der größten Meilerplatte findet sich ein kleineres Podium, an dem vermutlich die Köhlerhütte stand (CAD-Zeichnungen nach Aufmaß mit Totalstation erstellt durch K. Klepper).

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Auffällig ist das Fehlen der Meilerplätze am Südhang des Kapellenberges (Abb. 6): Entweder wurde der Wald an dieser Stelle als Hochwald genutzt, oder er war während der Betriebszeit der Meiler nicht vorhanden. Die höchste Dichte findet sich dagegen im Tal an der Altwiese mit Abständen von 100 bis teilweise 70 m. Häufig treten Gruppen auf, in denen jeweils eine Kohlplatte eine angegliederte „Wohngrube“, einen eingetieften Standort einer Köhlerhütte67, besitzt. Ein Köhler betrieb meist mehrere Meiler gleichzeitig - der Hüttenstandort war dabei so ausgelegt, dass alle aktiven Meiler einsehbar waren (Abb. 17). Die Dichte der Meilerplätze auf der westlichen Talseite ist deutlich geringer als am Kahlberg. Die Meilerplätze wurden weitgehend unabhängig von der Exposition in mittleren Hanglagen angelegt, nur die Steillagen am Kahlberg wurden gemieden. Sogar in Kammlage finden sich Meilerplätze - dies weist auf eine relativ dichte Bestockung während der Betriebszeit hin, da die Meiler wegen der Brandgefahr nicht dem direkten Wind ausgesetzt sein durften. Zwischen den Meilerplätzen lassen sich teilweise pfadartige Altwege nachweisen, über die die Holzzufuhr und der Abtransport der Holzkohle erfolgten. In einigen Altwegeverläufen (wie beispielsweise aus dem Tälchen der Altwiese auf den Kamm zum Kahlberg; Abb. 6) wurden Meilerplätze auf aufgelassenen Wegestrukturen aufgeschüttet. In drei Fällen (Bergbaufelder Wegscheide und Altwiese) wurden die Haldenplateaus von Halden des Typus’ B als Meilerplatz genutzt (Abb. 18). Damit stellt sich die Frage nach der zeitlichen Einordnung der Kohlplatten: Offenbar wurde die Holzkohleherstellung auch nach dem Ende des Bergbaus weiterbetrieben. Es muss also kein kausaler und zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Betrieb der Schmelze in Weschnitz und der Niederwaldwirtschaft bestehen. Allerdings nahm die Intensität der Platzmeilerei nach dem Ende des Bergbaus drastisch ab - so werden 1860 noch 43 gewerbliche Holzkohlebrennereien im Großherzogtum Hessen genannt68. Neben den Meilerplätzen mit 11 bis 12 m Durchmesser wurden auch kleinere Podien mit 4 bis 5 m Durchmesser beobachtet, die jedoch keine Holzkohle aufwiesen (eine Beprobung mit Bohrstock steht noch aus). Möglicherweise handelt es sich bei diesem Typ um ältere, teilweise überschüttete Kohlplatten früher Platzmeiler. Es ist durchaus denkbar, dass solche kleineren Kohlplatten ursprünglich in weitaus größerem Umfang existierten, dann aber durch früh neuzeitliche Meilerplätze überprägt wurden. Die Köhler hätten damit ausgehend von den kleineren Podien die Flächen vergrößert, um einen Meiler mit größerem Rauminhalt aufbauen zu können. In diesem Fall wäre eine Verlagerung der Podiumsfläche hangaufwärts zu erwarten. Zu dieser Fragestellung ist derzeit eine zerstörungsfreie Untersuchung mit hochauflösender Geoelektrik in Arbeit.

Hinweise auf Grubenmeiler fanden sich bislang noch nicht - sie sind eventuell auch in unmittelbarer Nähe der Verhüttungsplätze zu finden, an denen Detailprospektionen noch ausstehen.

67 Schnur (2000), S. 20-21. 68 Morr & Karl (1995), S. 4. 25

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Abb. 18: Auf dieser durch eine Rückegasse angeschnittenen Halde des Typus’ B befand sich nach der Betriebsaufgabe ein Meilerplatz. Seine Holzkohleablagerungen überdecken partiell den Haldenschutt.

Neben den gesicherten und vermuteten Meilerplätzen treten innerhalb der Bergbaufelder vereinzelt Podien auf, die Gebäudestandorten und möglicherweise Grubenhäusern zuzuordnen sind. Die größte Anzahl dieser Podien findet sich im Bergbaugebiet Erzbach - Rohrbach, wo auch die Flurformen von der sonst streifenförmigen Aufteilung abweichen. In den Bergbaufeldern bei Weschnitz dürften die vorhandenen Podien Standorte bergbaubezogener Gebäude oder Werkplätze (Poch- und Scheidstellen) gewesen sein. Eine Ausnahme bilden drei größere Podien im Bergbaufeld Altwiese, die innerhalb des sich gegen Westen öffnenden Tälchens möglicherweise einen Siedlungsplatz darstellen. Unterhalb des Bergbaufeldes Kapellenberg/Alme bildet der heute größtenteils bebaute Bereich der „Alme“ ebenfalls ein siedlungsgünstiges Areal. Dort soll beim Ausheben einer Baugrube in den 1990er Jahren ein „Schacht“ angeschnitten worden sein (mdl. Mitt. W. Götzinger). Aufgrund der Lage der Häuser in den Sand- und Siltsteinen des Rotliegenden bzw. dem Kristallin (d. h. im Liegenden des Erzlagers!) erscheint es jedoch eher wahrscheinlich, dass es sich um ein Grubenhaus gehandelt haben könnte. Leider wurde der Befund nicht archäologisch dokumentiert.

Altwege

Das Altwegesystem im Untersuchungsgebiet ist stark durch Besiedlung und den modernen Forstwege- und Straßenbau gestört. Zwei alte Hauptverbindungen durchziehen das Kartiergebiet: Die „Alte Poststraße“ führt von kommend, durch die Einsattelung südlich des Kahlbergs zur Wegscheide (Abb. 19). Ihr folgen mehrere breite Forstwege, die jedoch durch ältere, seitlich liegende Hohlwege noch die alte Trassenführung erkennen lassen. Aus dem Bergbaufeld Altwiese führt ein ausgeprägtes Hohlwegebündel auf diese Trasse und trifft sie bei der Einsattelung südlich des Kahlberges (Abb. 6).

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Abb. 19: Hohlweg im Hohlwegebündel der „Alten Poststraße“ an der Wegscheide.

Der Grenzweg entlang der heutigen Kreisgrenze zwischen Wegscheide und Almen ist ebenfalls eine alte Wegeverbindung erster Ordnung, die sich am Nordrand des Kahlbergs gabelt und mit einem Ast gegen Ober-Ostern, dem anderen mit einem sehr tief eingeschnittenen (inzwischen leider teilverfüllten) Hohlwegebündel zur heutigen Straßenkreuzung in Ortsmitte Weschnitz führt.

Aus dem Bergbaufeld Wegscheide führt ein verfüllter, im unteren Teil noch mehrere Meter tief eingeschnittener Hohlweg auf die alte Wegeverbindung zwischen Ober-Ostern und Erzbach (Abb. 6).

Die beschriebenen Wegesysteme wurden bislang noch nicht weitergehend untersucht. Die sekundären Verbindungen zeigen jedoch für alle drei Bergbaufelder eine deutliche Anbindung an die Haupt- wegesysteme und die beiden möglichen Siedlungsplätze, sodass ihre Anlage oder zumindest Nutzung mit dem Erztransport bzw. Holz-/Holzkohletransport in Zusammenhang stehen dürfte.

Ackerterrassen und Kulturwechselstufen Ackerterrassen entstanden beim Pflügen parallel oder schräg zum Hang, wenn Bodenmaterial aktiv zur Feldgrenze verlagert oder nachträglich abgeschwemmt wurde. Das Vorkommen der Ackerterrassen markiert noch heute die seit dem Mittelalter und der frühen Neuzeit primär landwirtschaftlich genutzten Flächen. Sie finden sich durchwegs in flacheren Hangbereichen über Kristallin oder

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Rotliegend. Eine Ausnahme bilden nur die Terrassen am südwestlichen Kartenrand gegen Hammelbach - hier ist der ansonsten ungünstige Buntsandsteinboden mit Lösslehm angereichert, so- dass bessere Erträge zu erzielen waren (Abb. 6). Durch Bodenabtrag entstandene Kulturwechselstufen finden sich fast ausschließlich entlang der heutigen Waldränder. Dies ist ein deutlicher Hinweis, dass die intensiv landwirtschaftlich genutzte Fläche nie die Hänge der Buntsandsteinschichtstufe einbezogen hat (eine Ausnahme könnte freilich die mit der Niederwaldwirtschaft verbundene Hackwaldnutzung darstellen).

Steinbrüche und Dolomitgruben Etwa ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden entlang der Buntsandstein-Schichtstufe Bausandstein-Brüche innerhalb des Eck’schen Geröllsandsteins (Walburgiskapelle und am Osthang des Weschnitztales gegen Hammelbach; Abb. 6 und 7)69. Die inzwischen bewaldeten Halden der Brüche waren mit Schütthöhen von bis zu 30 m landschaftsprägend. An der Nordwestecke des Kahlberges finden sich mehrere kleinere Schurfe, die auf Untersuchungen zur Sandsteinqualität zurückgehen. Erste Abbautätigkeiten reichen mindestens bis in das 17. Jahrhundert zurück, denn das erste Kirchenbuch Fürth erwähnt einen Steinhauer aus Tirol, der in Weschnitz ansässig wurde70 In der Zeit um 1858 bis etwa 1905 wurde in zwei Tagebauen am Kapellenberg („Drechslersgrube“, heute noch erhaltener Tagebau westlich des Friedhofes) und zwischen der ehemaligen Gaststätte „Jägersburg“ und der Wegscheide Dolomit zur Kalkmörtel-Herstellung abgebaut71. Um aus dem relativ minderwertigen Ausgangsmaterial, das durch seinen hohen Magnesiumgehalt für das gewöhnliche Kalkbrennen ungeeignet war, dennoch einen gut bindigen Mörtel herstellen zu können, musste der Dolomit bei deutlich höheren Temperaturen als gewöhnlicher Kalkstein gebrannt werden72. Alternativ war auch ein Auswaschen des gelöschten Kalkes möglich, da man so das unerwünschte Magnesium als Magnesiumhydrogenkarbonat entfernen konnte. Der arbeits- und energieaufwändige Prozess der Kalkmörtelherstellung aus dem Dolomit der Zechstein-Formation lässt sich nur dann bewerten, wenn man sich die fehlenden Kalkvorkommen im Kristallin und Buntsandstein vergegenwärtigt, die den Abbau dieses Rohstoffes unter Vermeidung hoher Transportkosten aus anderen Regionen erst rentabel gestalteten und notwendig machten.

Bewertung und Diskussion - Landnutzung und Landschaftsentwicklung im Bergrevier Weschnitz Die Landschaft um Weschnitz wurde über Jahrhunderte intensiv genutzt. Die Kartierung der anthropogenen Geländemorphologie konnte zeigen, welche Bedeutung dabei der Eisenerzbergbau bereits im Mittelalter hatte. Auch wenn eine direkte Datierung der Halden des Typus’ A bislang nicht möglich war, wird aus den oben gezeigten Geländebefunden deutlich, dass die oberflächennahen Lagerstättenteile (und damit der bedeutendste Anteil des gesamten Erzlagers) bis zum Ende des 15. Jahrhunderts bereits abgebaut gewesen sein müssen.

69 Stark (1994), S. 274. 70 Knapp (1991). 71 Arras (1990), S. 35 f. ; Stark (1994), S. 267 ff. 72 Klemm (1928), S. 41. 28

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Die unmittelbare Auswirkung dieser Eingriffe zeigt sich noch heute: Das Bodensubstrat im Bereich der Bergbaufelder wurde vollkommen verändert, da an Stelle der ursprünglich vorhandenen pleistozänen Solifluktionsdecken aus Sand und Buntsandsteinschutt in den Haldenschüttungen großflächig wasserstauende Tonsteine abgelagert wurden (Abb. 8 und Abb. 20). Entsprechend beinhaltet die Bestockung der Waldflächen heute Laubmischwald (Buchen, Eichen) an Stelle der sonst auf den Buntsandsteinböden angebauten Nadelhölzer (Abb. 21).

Abb. 20: Haldenschnitt am Forsthaus Almen - Veränderung des Bodensubstrates vom sandigen Hangschutt (Basis der Halde, im Bild unten) zu zunächst rotem, tonigem Haldenmaterial und erzführendem Tonmaterial (oben).

Durch die unmittelbare Entwaldung (Grubenholz, Holzeinschlag für Meilerei, s. u.) und der Veränderung des Oberflächenabflusses durch das abgelagerte tonige Haldenmaterial kam es an der Basis der Schichtstufe im ausstreichenden Rotliegenden (schlecht zementierte Sand- und Siltsteine) zu intensiven Erosionsereignissen mit Runsenbildung. In der Quellmulde des Osterbaches am Forsthaus Almen lässt sich nachweisen, dass diese Erosionsereignisse während des aktiven Bergbaus abgelaufen sein müssen: Hier befindet sich eine Schachtanlage unmittelbar auf einem etwa 4 bis 5 m breiten Sporn zwischen zwei Rinnensystemen, deren Böden rund 5 m tiefer als der Schachtkopf liegen (Abb. 22). Der mögliche Abbauradius des Schachtes hätte in dieser Situation nur 2 bis 3 m betragen. Das Abteufen dieses Schachtes stellt also

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einen Terminus post quem für die Rinnenbildung dar. Etwas oberhalb treten Haldenschüttungen in die Rinnen auf, die zum Zeitpunkt der weiteren Aktivitäten bereits eingetieft gewesen sein müssen.

Abb. 21: Blick von Westen auf die Siedlung „Alme“ (Ober-Ostern) und den Kahlberg. Die Basis der Schichtstufe ist durch Haldenschüttungen stark überprägt; dort gedeiht Laubwald im Gegensatz zur Nadelholz-Bestockung im sandigen Hangschutt der Schichtstufe.

Abb. 22: Ein Hinweis auf plötzliche Erosionsereignisse während der Bergbauzeit gibt diese Schachtanlage auf einem etwa 5 m breiten Sporn zwischen zwei Runsen (Kreis). Die obere Halde wurde nach dem Erosionsereignis in die Rinne eingeschüttet. 30

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Ein ganz ähnlicher Befund stammt aus dem Bergbaufeld Wegscheide. An der nordwestlich gelegenen, tiefen Runse wird eine zuvor entstandene (mittelalterliche?) Ackerterrasse abgeschnitten (Abb. 6). Der Boden- und Gesteinsabtrag erfolgte mit Sicherheit linienhaft und lokal, nicht in der Gesamtfläche; Gleiches gilt für die Sedimentation umgelagerter Massen: Am Fuß des Kapellenberges fanden sich in 65 cm Tiefe im Kolluvium zwischen einzelnen Halden Holzkohlereste, die Halden des Typus’ A an der Altwiese dagegen sind nicht von jüngeren Kolluvien überdeckt worden. Mit der für die Verhüttung notwendigen Holzkohleherstellung verbunden war die Niederwald- wirtschaft, die spätestens im 16. Jahrhundert große Teile des zentralen Odenwaldes geprägt hat. Im Turnus von 15 bis 20 Jahren wurde der Laubwaldbestand (Buche, Eiche, Hainbuche, Hasel) abgehauen und verkohlt, in der folgenden Phase wurde der Wald, bis die Stockausschläge eine gewisse Größe erreichten, als Waldweide und zur Hackwaldwirtschaft genutzt. Im Odenwald reicht diese Form der Bewirtschaftung mindestens bis ins 13. Jahrhundert zurück73. Im Saalbuch für die Erbachischen Ämter Michelstadt und Reichelsheim heißt es in einer Beschreibung der Wälder des „Morspergs“ 1576 für den Bereich der Buntsandstein-Schichtstufe am Mossauer Bild oberhalb Rohrbach: „Es liegt ein stücklein Aichen holtz bey dem Newen Bildt in deren von Mosen guether, […] muss achtung darauf gegeben werden, und ist auch vor der Zeit durch die Schmidt zu Hiltersklingen verkohlt worden, wird wiederumb mit Jungen Aichenen Holtzuff erwachsen…“74. Ganz ähnliche Verhältnisse werden im Saalbuch für den gesamten Höhenrücken zwischen Ober-Kainsbach, Rehbach und Mossautal angegeben. Bei aller Vorsicht gibt die oben ausgeführte Bilanzierung zum Ausbringen des Roheisens zumindest ein Einblick in die Größenordnung des Bergbau- und Hüttenbetriebes bei Weschnitz und die zugehörige Holzkohleproduktion. Nähme man - was selbstverständlich ebenfalls nicht realistisch ist - einen kontinuierlichen Gruben- und Schmelzbetrieb zwischen 800 und 1618 n. Chr. an, läge der Jahresverbrauch an Holzkohle für die Verhüttung der Weschnitzer Erze bei etwa 118 to pro Jahr. 1 Festmeter (fm) Laubholz ergab eine Holzkohlemenge zwischen 1 und 3 Zentnern, durchschnittlich also rund 100 kg75. Damit entspräche die hypothetische Jahresmenge einem Holzverbrauch von 1180 fm. Bei einer Meilergröße eines (früh neuzeitlichen) Platzmeilers mit 30 fm wären rund 40 Meiler notwendig gewesen, diese Menge Holzkohle gleichzeitig auf einer Fläche von etwa 5,9 ha zu produzieren (Bestockung mit 150-200 fm/ha angenommen). Geht man realistischer davon aus, dass die Gesamtmenge Eisenerz nicht kontinuierlich gefördert und verhüttet wurde, sondern einzelne Ruhephasen und Intensivphasen einander abwechselten, wird der erhebliche Bewirtschaftungsdruck auf die Waldflächen verständlich. Je nachdem, in welcher Zeit die erste Blütephase des Bergbaubetriebs und der Verhüttung einsetzte, muss es so zu ersten großflächigen Rodungen gekommen sein. Im Fall einer einsetzenden Hackwaldwirtschaft hätte dies unweigerlich zu Massenverlagerungen bei Starkregenereignissen geführt. Für den zentralen Odenwald scheinen neue pollenanalytische Daten aus dem „Roten Wasser“ bei Olfen und dem Eutergrund diese Entwicklung zu bestätigen. Lagies76 geht von einer Rodungs- und Siedlungsphase bereits im Frühmittelalter vor den ersten bekannten Ortsgründungen im 11. Jahrhundert aus.

73 Hörr (1995), S. 49 ff. 74 Gräflich Erbachisch-Fürstenauisches Archiv Steinbach, III/122/3. 75 Hörr (1995), S. 74. 76 Lagies (2002), S. 232 ff. 31

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Bei Etzean (Stadt ) konnte Hardes77 in den 1960er Jahren eine Waldschmiedesiedlung mit Verhüttungsanlage nachweisen, die in das 9. bis 12. Jahrhundert datiert und unabhängig zur späteren Aufteilung der Waldhufen steht. Der dokumentierte Haustypus war interessanterweise kein Gruben- haus sondern ein einfacher, ebenerdiger Ständerbau. Im Grunde zeigt sich hier genau die nach den derzeitigen Befunden aus der anthropogenen Geländemorphologie für Weschnitz erwartete Situation - zwischen einer ersten montanwirtschaftlich bedingten Rodungs- und Siedlungsphase und der agrarisch strukturierten zweiten Siedlungsanlage als Waldhufendorf besteht ein Hiatus, während dessen der Wald vom zuvor gerodeten Land wieder Besitz ergriff und die erste Siedlung wüst fiel. Im Falle einer Kontinuität hätte die spätere Siedlung den Charakter einer bergbaulichen Streusiedlung übernommen. Auf eine frühe Siedlung weist indirekt auch die fehlende Streuung der Verhüttungsplätze hin. Ein schon früh bestehender, hoher Grad der Zentralisierung ließ sich nur in einer Siedlung bewerkstelligen, in der Transport, Versorgung und die arbeitsteiligen Prozesse der Verhüttung und des Schmiedens gebündelt werden konnten. Möglicherweise liegt hier auch der Grund für das Fehlen von hochmittelalterlichen Grubenmeilern - sie könnten im unmittelbaren Umfeld der Siedlung bestanden haben, wie dies auch in einem Fall bei Etzean festgestellt wurde78. Es bleibt also die Frage nach der Lage der vermuteten ersten frühmittelalterlichen Siedlung. In der eingangs zitierten Grenzbeschreibung der Mark Heppenheim von 795 taucht ebenso wie in der Beschreibung der Mark Michelstadt von 819 ein Vicus „Manoldescella“79 oder „Manegoldescella“80 auf, der nach Meinung vieler Autoren am Oberlauf der Weschnitz gelegen haben soll81. Ob damit möglicherweise das Tälchen, in dem sich das Bergbaufeld Altwiese befindet, gemeint sein könnte, bleibt ohne archäologische Bestätigung aber weiter offen. Während der zweiten Siedlungsphase blieb der Bereich der Buntsandstein-Schichtstufe (mit Ausnahme der Hackwaldwirtschaft und Waldweide) von intensivem Ackerbau verschont. Das Nutzungsmuster der Landschaft verschob sich hin zur Landwirtschaft mit zunächst kombinierter Bergbautätigkeit. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden immigrierende Bergleute aus Tirol (Raum Schwaz und Innsbruck) in die Dorfgemeinschaft integriert. Als neues, Landschaft prägendes Gewerbe trat spätestens 1850 die Sandsteinindustrie hinzu, die mit dem Bau der Bahnstrecken im Weschnitztal und Überwald einen starken Aufschwung erlebte. In dieser Zeit entstand auch das moderne Straßen- und Wegenetz, das die Morphologie noch heute dominiert (Abb. 6). Während der letzten Bergbauphase im 19. und 20. Jahrhundert wurden die gewonnenen Bodenschätze mit Ausnahme des Dolomits nicht mehr vor Ort weiterverarbeitet.

Schlussbetrachtung Die vorliegende Arbeit zeigt, welche Faktoren die historische und morphologische Entwicklung einer Kulturlandschaft beeinflussen können. Erzvorkommen lieferten in vielen siedlungsungünstigen Regionen die Initialzündung zu Rodung und Landnutzung; so vermutlich auch im Odenwald. Um diese vielfältig verschränkten Prozesse zu analysieren, ist eine Betrachtung der Gesamtheit der Kulturlandschaftselemente, aber auch der in den Böden gespeicherten geo-archäologischen und

77 Hardes (1967), S. 97, 100. 78 Grabung 1968 nach Unterlagen aus dem Kreisarchiv Erbach, Nachlass Hardes. 79 CL Chronik 6, 6a, Reg. 849. 80 CL Chronik 21, Reg. 3151. 81 vgl. z. B. Loehrke (1970), S. 42. 32

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archäologischen Informationen notwendig. Zwischen Weschnitz und Rohrbach wird die genauere Untersuchung der Kolluvien der folgende Schritt sein, der die Bedeutung, aber auch die Umweltfolgen des frühen Bergbaus aufklären helfen soll. Vor allem konkrete Datierungen einzelner Objekte sind notwendig, um die Aussagen und Entwicklungstendenzen konkreter darstellen zu können. Das „Archiv Kulturlandschaft“ enthält nicht nur Informationen zur Geschichte einer Region, sondern es zeigt auch, wie ein über Jahrhunderte intensiv genutzter Naturraum auf den menschlichen Eingriff reagiert. Das „Feldlabor“ Kulturlandschaft mit seinen vielfältigen Spuren historischer Nutzung ist ein wichtiger Teil der kulturellen Identität, den es zu schützen gilt.

Danksagung Der Autor bedankt sich bei den Kollegen der Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Odenwald, allen Helfern und Förderern, die das Projekt „Mittelalterlicher und früh neuzeitlicher Eisenerzbergbau im mittleren Odenwald“ nach Kräften unterstützen. Im Rahmen des Projektes 15b – Alter Bergbau in Hessen; Bergbau im Odenwald – war es dank der Hessen-Archäologie möglich, die LIDAR-Daten zur Verifizierung und Ergänzung der dreijährigen Kartierarbeit zu verwenden. Ein besonderer Dank geht an den Bezirksarchäologen Dr. Holger Göldner, der ein immer offenes Ohr für Bergbau-Fragen aus dem Odenwald besitzt, an Frau Dr. Vera Rupp, die die Integration des ehrenamtlichen Engagements in ein landeseigenes Projekt ermöglichte, und an den stellvertretenden Landesarchäologen Herr Dr. Udo Recker, der die Genehmigung für die Verwendung der LIDAR-Daten erteilte. Ganz herzlich danken möchte ich auch den Kooperationspartnern vom Institut für Physische Geographie der Universität Frankfurt, Herrn Prof. Dr. Heinrich Thiemeyer und Dr. Rainer Dambeck, die das Projekt auf Seite der Bodenkunde und Geoarchäologie begleiten. Revierförster Jens-Uwe Eder verfolgt die Arbeiten in seinem Revier mit Spannung und größtmöglichem Eigenengagement - die Zusammenarbeit in der Geländearbeit, vor allem aber hinsichtlich der Schonung der Bergbaurelikte, Meilerplätze etc. besitzt Vorbildcharakter und sollte auf andere Regionen übertragen werden. Vielen Dank dafür! Gedankt sei auch dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald e. V., der das Projekt ideell unterstützt - die Ergebnisse der Untersuchungen sollen über die „Geopark vor Ort-Begleiter“ einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich gemacht werden, um das Verständnis für den Schutz der Kulturlandschaft zu stärken.

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