d chmid, Ernt toni

150 Jahre Geschäe des -Konzerns

Geschte in finsteren Zeiten + Siemens-Welt heute

1. Ds Gespenst des Hauses Siemens - Geschäfte in finsteren Zeiten 11. Siemens-Welt heute - Vom Hoflieferanten zum Global Player

W __- 3 sozial-ökologische Witschatsforschung München e. V.

Schzgebühr 6,- DM Inhalt

I. Das Gespenst des Hauses Siemens

Geschäfte in finsteren Zeiten ...... 1

Der Krieg, der Vater aller Dinge ...... 2

Siemens sozial: Der Geist der "Volksgemeinschaft" ...... 3 Ein Volk, ein Reich, ein Siemens ...... 5

"Der Weg zum Krematorium führte am Siemenslager vorbei" ...... 8

Zu neuen Ufern - und der Geiz des Hauses Siemens ...... 11

II. Siemens-Welt heute

Vom Hoflieferanten zum Global Player ...... 13

Vom Monopol zum Multi ...... 13 Kerntechnologien, Kernkompetenzen - Kerngeschäfte ...... 19

Der Risiko-Konzern ...... 29

Siemens und der Staat: Neue Beziehung ... „ •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• 32

Fußnotenerklärungen, Literaturhinweise ...... 41

Impressum

isw-reporl Nr. 33, Oktober 1997

Herausgeber: isw sozial-ökologische Wirtschaftsforschung München e.V. 80639 München, Johann-von-Werth-Str. 3, Tel. 089/130041 Fax: 168 94 15

Konto: Sparda Bank München, Konto-Nr. 98 34 20 (BLZ 700 905 00)

Redaktion dieser Ausgabe: Ernst Antoni (Teil 1) Fred Schmid (Teil II, verantwortlich für Gesamtausgabe)

titelblatt-grafik: Bernd Bücking layout: Monika Ziehaus

Redaktionsschluß: 1. Oktober 1997

Eigendruck im Selbstverlag Schutzgebühr DM 6,-

Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit vorheriger Genehmigung des Jsw e.V. {lsw-graflken können unter Angabe der Quelle tn Flugblättern verwendetwerden. Bitte Belegexerrplaran Jsw e.V.) lsw-repori Nr. 33

Ernst Antoni der Vergangenheit" auf die der Konzern nach i 945 ge­ setzt hatte und die über einen langen Zeitraum hinweg gelungen schien, erwies sich letztlich als unmöglich. Seit Ende der 80er Jahre hat sich der Umgang mit der Unternehmensgeschichte in hauseigenen und firmenna­ "Wer vor seiner Vergangenheit flieht, hen Publikationen ein wenig gewandelt - wohl auch von verliert immer das Rennen." T.S. Eliot der Hoffnung getragen, damit spätestens zum i 50jähri­ gen Jubiläum die unschönen Anwürfe vom Tisch zu ha­ ben. "Flucht nach vorn" scheint seither die Devise zu lau­ ten: Zugeben, was ohnehin nicht mehr geleugnet werden kann, um dann von dieser Basis aus die Verantwortung für das Geschehene erst recht zu leugnen. Eine Methode, für die sich in letzter Zeit nicht allein der Siemens-Kon­ zern erwärmt hat, auch andere Großunternehmen und Banken haben ihre Archive der Wissenschaft (oder bes­ ser: ausgesuchten Wissenschaftlern) ganz oder teilweise geöffnet, Arbeiten gesponsert, die durchaus materialreich von ihren Tätigkeit in der NS-Zeit berichten. Im Falle Sie­ mens hat sich dieser Aufgabe der Historiker Wilfried Fel­ denkirchen unterzogen, Lehrstuhlinhaber für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte an der Universität -Nürnberg. Ihn als den neuen "Haus-Historiker" des Siemens-Konzerns zu bezeichnen, ist wohl recht und billig angesichts seiner zahlreichen Veröffentlichungen dazu (auf die er in den Anmerkungsapparaten seiner Bü­ cher stolz hinweist) - und so ganz von ungefähr kommt sicher auch die Übereinstimmung von Firmen- und Lehr­ Transparent zum 50. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau stuhl-Standort nicht.

Würdig, der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Be­ Worum es geht, sagt Feldenkirchen bereits in der Einlei­ deutung des Unternehmens entsprechend, begleitet von tung zu seiner i 995 erschienenen umfangreichen Studie schönen Reden, hätte man den Firmengeburtstag gerne "Siemens i 918 - i 945": "Das Forschungsprojekt zur Ge­ ungestört begangen. i 50 Jahre Siemens (aktueller Slo­ schichte des Hauses Siemens war zunächst dahingehend gan fürs deutschsprachige Publikum: "Willkommen da­ angelegt, zeltlich im Anschluß an die Veröffentlichung von heim. Wir gehören zur Familie"), gefeiert zu einer Zeit, in Georg Siemens den Neuaufbau des Hauses Siemens der mit dem Verschwinden der sich realsozialistisch nen­ nach i 945 und die weitere Entwicklung bis zur Gründung nenden Systemkonkurrenz lange verloren geglaubtes der Siemens AG zu untersuchen. Es stellte sich jedoch Terrain wieder zurückgewonnen werden konnte und sich schnell heraus, daß die wissenschaftliche Auseinander­ ganz neue Zukunftsperspektiven aufgetan haben. setzung mit der unmittelbaren Nachkriegszeit mit den Pro­ Es hätte ein schönes Jubeljahr werden können, dieses blemen der von den Alliierten zunächst vorgesehenen Jahr i 997, wäre da nicht wieder dieses Hausgespenst Zerschlagung des Hauses Siemens als Teil der Dekartel­ ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt worden, jener Geist lierungsbestrebungen, der Entnazifizierung, der Verlage­ aus finsteren, aber höchst profitablen Zeiten. Ein Wieder­ rung von Produktionsstätten und Firmen in das Gebiet der gänger mit einem Schild um den Hals: "Siemens und die westlichen Besatzungszonen nur dann in einer angemes­ Nazis". Schon einmal war er jäh und unerwartet aufge­ senen Weise erfolgen kann, wenn die bisher weitgehend vernachlässigte Zeit vor i 945 mit einbezogen und heute taucht • vor 25 Jahren - als ein "runder" Geburtstag ins zugängliche zeitgenössische Quellen berücksichtigt wer­ Haus stand. Damals, im bundesdeutschen "Olympiajahr" 3 i 972, hieß die Firmen-Doppelstrategie: ein bißchen igno­ den. " l rieren und ein bißchen verklagen1l - letzteres bezog sich Wobei die apologetische Absicht beim Werten der "bisher auf eine satirische "Festschrift" des Schriftstellers F.C.De­ weitgehend vernachlässigten Zeit" schon deutlich auf­ lius -, alles in allem aber möglichst bedeckt bleiben, wenn scheint: "Die vorliegende Untersuchung ordnet die Zeit es um die Frage der Siemens-Verwicklungen ins NS-Re­ der Weltwirtschaftskrise und des Nationalsozialismus in gime ging. einen größeren zeitlichen Rahmen ein, da bei der Bewer­ Richtig ruhig wollte es um das Gespenster-Thema jedoch tung dieser Jahre neben unzulässigen Verallgemeinerun­ auch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten nicht gen häufig der Fehler gemacht wird, die politische und mehr werden. Mit der zunehmenden wissenschaftlichen wirtschaftliche Entwicklung isoliert zu betrachten und Vor­ Aufarbeitung der Geschichte der Verfolgung und der Kon­ gänge und Entscheidungen handelnder Personen ab­ zentrationslager im NS-Staat kam immer wieder die Rolle strakt, nicht jedoch zeitimmanent zu werten." Allerdings: des Siemens-Konzerns zur Sprache; ehemalige Zwangs­ "Diese zeitimmanente Betrachtung darf und soll jedoch arbeiterinnen und Zwangsarbeiter meldeten sich zu Wort nicht zur Verharmlosung oder gar Entschuldigung von und machten Ansprüche geltend.2) "Siemens und die Na­ vergangenem Unrecht führen („.)."4) Im Resümee seiner zis" blieb - wenn auch nicht überaus breit in den meisten Firmengeschichte schreibt Feldenkirchen dann aber: "Die Medien behandelt - in der wissenschaftlichen und zum Untersuchung macht deutlich, daß Siemens ein Spiegel­ Teil auch in der öffentlichen Diskussion. Die "Flucht vor bild der deutschen Bevölkerung war. Auf allen Ebenen lsw-repori Nr. 33 des Unternehmens gab es sowohi Befürworter als auch Gegner des Nationalsozialismus; jedoch wurde keine of­ fene Opposition gegenüber den Machthabern betrieben. Inwieweit Möglichkeiten einer eigenständigen, von den Nationalsozialisten unabhängigen Unternehmenspolitik bestanden haben und inwieweit sich Unternehmer und Unternehmen der Einbindung in die Kriegswirtschaft oder Beschäftigung von Zwangsarbeitern hätten entziehen können, ohne die eigene unternehmerische oder persönli­ che Existenz zu gefährden, wird letztlich immer umstritten bleiben, heute jedoch nicht mehr grundsätzlich vemeint."5l Ein "banales Fazit", wie es in einer Rezension der "Zeit" zu dieser Firmengeschichte heißt: "Die Handlungsspiel­ räume eines der größten und wichtigsten Unternehmen im "Dritten Reich" werden nicht ausgelotet, sondern bis zur Unverständlichkeit relativiert."6l Ein nützliches Fazit für das "Haus Siemens" ist es aber allemal, weshalb es in einer Pressemitteilung Anfang i 997 - mit der es einem "Aktionsbündnis i 50 Jahre Si1emens - Entschädigung jetzt" und dessen zunehmender Medienresonanz entge­ gentreten will - schreibt: "Die Einstellung der deutschen Siemens-Mitarbeiter zum NS-Regime entsprach dem Mei­ nungsbild der damaligen Gesellschaft. Es gab auf allen Ebenen Anhänger der Nazis, ebenso aber Anti-Nazis und Mitarbeiter, die der Politik fernstanden. Auch unter den Vorstandsmitgliedern waren sowohl Befürworterals auch Gegner der Nationalsozialisten." 7l Dem lästigen Gespenst beigekommen ist, wie die Ent­ wicklungen im i 50. Jubiläumsjahr zeigten, das Unterneh­ men auch mit seinen "Flucht-nach-vorne"-Bemühungen bisher nicht. Es scheint wohl doch nicht auszureichen, ohnehin längst Bewiesenes zuzugeben (die Siemens-Par­ Hinterhaus Schöneberger Straße 19, die erste Werkstatt von Siemens & Halske tizipation am NS-Sklavenhaltersystem und an der "Ver­ im 1. Stock (a us: Feldenkirchen II) nichtung durch Arbeit" etwa), wenn die Bereitschaft fehlt, auch die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen. F.C. Delius, Autor der satirischen "Festschrift" zum i 25. Bevor wir aber auf die ganz finstere Zeit etwas näher Siemens-Geburtstag und deshalb damals (siehe oben) eingehen, ist ein Blick weiter zurück angebracht. In die vom "Haus" verklagter Störer des Jubiläums, bewertet die Gründerzeit und die ihr folgenden Jahrzehnte, jene Fir­ Karriere-Anfänge des jungen Siemens so: "Eins gegen menepoche, auf die man nach Art des Hauses besonders das andere abwägend, entschied er sich für beides - Offi­ stolz ist: Von der Hinterhof-Werkstatt zum Weltkonzern. zier und Ingenieur, Schrot und Korn. („.) Seine ersten Erfindungen trugen ihm den Respekt einiger Fachleute ein, seine Feuerwerkskünste verschafften ihm die Zunei­ gung des Hofs. Dem folgten sein Verfahren zur Messung Der Krieg, der Vater aller Dinge von Geschoßgeschwindigkeiten und seine nicht weniger bedeutende Erfindung der militärisch nutzbaren Schieß­ Als Werner Siemens (damals noch ohne "von") gemein­ baumwolle - zwei erste Volltreffer. Aber erst, als ihm die sam mit dem Mechanikermeister Johann Georg Halske Verbesserung des Wheatstoneschen Zeigertelegraphen im Oktober 1847 in einem Hinterhaus in der Berliner gelungen war und als er die militärische Bedeutung dieser Schöneberger Straße i 9 seine Werkstatt mit zehn Arbei­ Erfindung erkannt ( „. ) hatte, konnte der Offizier mit dem tern eröffnete (das nötige Kapital hatte gegen eine Ge­ Mechaniker J.G. Halske die 'Telegraphenbauanstalt Sie­ winnbeteiligung der Vetter und Justizrat Johann Georg mens & Halske' aus der Taufe heben."9l Siemens bereitgestellt), die "Telegraphen-Bauanstalt Sie­ mens und Halske", hatte er seine mehrjährige Milltärzeit Mit dem Militärischen eng verknüpft und von ihm profitie­ erfolgreich genutzt. Als Offiziersanwärter war er auf sei­ rend wird das sich rapide entwickelnde Unternehmen blei­ nen eigenen Wunsch hin abkommandiert worden an die ben. Bis in unsere Tage. Oft durchaus nicht einseitig "na­ Artillerie- und Ingenieursschule, wo er sich seine natur­ tional", sondern - wenn möglich - stets auch mit dem Blick wissenschaftlich-technischen Grundlagen erwarb. Nach aufs große Ganze: der Firma, die sich schon in ihrer seinem Studium zum Leutnant ernannt, begann er bald Gründerzeit mit Ablegern in England und Rußland nieder­ mancherlei zu erfinden, wobei ihn vor allem die elektri­ läßt, meist zum Wohle. sche Telegraphie faszinierte. Mit der sollte schließlich sei­ Erfindergeist und unternehmerisches Geschick sind das ne Firmengründung bald auch die ersten großen Erfolge eine; ohne den Krieg, der als "Vater aller Dinge" immer haben. So liest es sich gerafft in einer neuen Biographie wieder lukrative Geschäftsfelder eröffnet, wäre das "Haus des Firmengründers, auch hier ist der Verfasser der Er­ Siemens" wohl heute nicht mehr vorhanden. Im i 9. Jahr­ langer Historiker .8l hundert waren dies etwa der Krimkrieg und der Krieg von 1870/71 mit den Franzosen. Der Name Siemens steht in Dazu heißt es in einem Handbuch über die deutsche Rü­ diesen Jahrzehnten unzweifelhaft für die Modernisierung, stungsindustrie: "Vor dem Hintergrund der sich immer vor allem die Elektrifizierung des "Kriegshandwerks" - und stärker entfaltenden Technologie vollzog sich seit der Mit­ ist doch wegen all der nützlichen Dinge, die daneben ja te des 19. Jahrhunderts in der deutschen Rüstungsindu­ auch für den Hausgebrauch entstehen, wesentlich weni­ strie ein Strukturwandel in zweifacher Hinsicht. Zum einen ger mit einem martialischen Ruch behaftet als die be­ wurde die staatliche Rüstungsindustrie bis zum Ersten rühmten Waffenschmieden an Rhein und Ruhr. Auch das Weltkrieg von privatwirtschaftlichen Betrieben weitgehend wird sich in späteren Zeiten oft als nützlich erweisen: für verdrängt. ( „. ) Zum anderen verlagerte sich der Schwer­ internationale Beziehungen, besonders nach verlorenen punkt der Rüstungsproduktion allmählich von der Schwer­ Kriegen, und für die Corporate ldentity. industrie zu anderen Branchen."11) Als , 1888 von Kaiser Friedrich III. Auch die Ausgangsbasis für das "Weltgeschäft a la Fug­ geadelt, 1892 das Zeitliche segnet, hat er sein Ziel sicher ger" hat schon der alte Werner zementieren können. 1870 erreicht: "So habe ich für die Gründung eines Weltge­ wurde auf eine Siemens-Initiative hin die schäftes a la Fugger von Jugend an geschwärmt, welches gegründet, mit Siemens-Vertretern in den Führungsgremi­ nicht nur mir, sondern auch meinen Nachkommen Macht en und umgekehrt. Ein schöner Verbund, der national und und Ansehen in der Welt gäbe und die Mittel, auch meine international auf den Finanzmärkten zum Tragen kommen Geschwister und nähere Angehörige in höhere Lebensre­ wird und der wichtig bleibt im Umgang mit unliebsamen gionen zu erheben."10) Dorthin erhoben, wissen die Ange­ Konkurrenten. Ein Verbund auch, der es möglich macht, hörigen auch später stets um die Notwendigkeit der Ver­ in schwierigeren Zeiten - den ersten Jahren der Weimarer bindung von Macht und Ansehen mit Rüstungs- und Republik etwa und auch nach 1945 - Koninuitäten zu Kriegsgeschäften, zu deren erfolgreicher Durchführung es wahren, neue wichtige Partnerschaften zu knüpfen und logischerweise auch wieder des guten Kontaktes zu den die entscheidenden politischen Felder zu bestellen. jeweils Mächtigen bedarf. Bis 1914 sah das so aus. "Mit Unterstützung der Deut­ schen Bank und durch geschickte personelle Verilechtun­ gen der Firmen Siemens und AEG über Bankenaufsichts­ „A.hli'l�nforn(:hllng" räte entstand bis zum Ersten Weltkrieg ein Elektrokartell Der NS-Biograph des Firmengründers Werner von Siemens stellt mit zwei gleichwertigen marktbeherrschenden Großunter­ seinem Helden den jüdischen AEG-Konkurrenten Emil Rathenau nehmen. Vor Beginn des Ersten Weltkrieges beschäftigte gegenüber und betont: „Man hat in den Kreisen um Rathenau Siemens bereits 81 .745 Mitarbeiter. Der Umsatz betrug übersehen, daß beide Männer in ihrem Grundempfinden auf ganz 403 Mio. Mark, das Stammkapital belief sich auf 63 Mio. verschiedenem Boden standen. Das lag in der Rasse und prägte Mark. Durch Preisabsprachen, Dumpingpreise und Boy­ sich unternehmerisch aus." Der Sohn und Nachfolger des AEG­ kottmaßnahmen wurde jegliche Konkurrenz vernichtet („.) Gründers und zeitweilige Außenminister der Weimarer Republik mußte für seine „Rasse" mit dem Leben bezahlen. Von antisemiti­ Das risikobeladene freie Spiel der Marktkräfte und des schen Fememördem („Knallt ab den Walther Rathenau, die gott­ Wettbewerbs konnte so immer mehr ausgeschaltet wer­ verdammte Judensau") wurde er im Juni 1922 ermordet. den. Der Krieg bedeutete für Siemens und AEG zusätzli­ Die „Rassereinheit" der Siemens-Familie wiederum dokumentiert che Macht- und Expansionsmöglichkeiten. Für die Elek­ ein in der Bayerischen Staatsbibliothek vorhandener „Stammbaum troindustrie begannen jetzt 'goldene Zeiten'. ( „. ) Allein die der Familie Siemens", den ein Hermann Werner Siemens 1935 (Siemens-)Aufträge für Zubehörteile und Ausrüstungen in veröffentlicht hat. Dieser wiederum war der vom NS-„Rassen­ U-Booten, die sich 1914 auf 7,5 Mio. Mark beliefen, stie­ forscher" Hans F. K. Günther gepriesene Autor des erstmals 1917 gen enorm und betrugen in den ersten drei Kriegsjahren und dann bis weit in die NS-Zeit hinein immer wieder aufgelegten Werkes „Die biologischen Grundlagen der Rassenhygiene und der 63,5 Mio. Mark".12) Bevölkerungspolitik". Auf eine „Genealogie der Familie Siemens" wird auch in der neuen Haus-Geschichte nicht verzichtet. Der abgebildete Stamm­ Siemens sozial: baum, der bei einem Ananias (1538 - 1591) beginnt und dann Der Geist der "Volksgemeinschaft'" abrupt ins 19. Jahrhundert springt, entstammt allerdings einer neu­ eren Veröffentlichung eines anderen Autors. Geht es - zumindest in den firmeneigenen oder -naheste­ henden Publikationen - um die Sozialpolitik des Unterneh­ mens, dann wird der "Geist des Hauses Siemens" beson­ In den neuen Haus-Geschichten aus der Erlanger Profes­ ders strapaziert. Ob Georg Siemens oder Wilfried Felden­ sorenwerkstatt wird dies allerdings gerne relativiert. Bei kirchen: kein Haus-Historiker, der nicht auch hier beim Weltkrieg 1 und II wird vor allem auf die Verluste verwie­ Firmengründer anfängt. Schon Werner von Siemens habe sen, die das Unternehmen, als diese Kriege für Deutsch­ sich stets angelegen sein lassen, seinen Beschäftigten land verlorengegangen waren, zu erleiden hatte. Nach­ das Leben leichter zu machen. dem solchen Verlusten aber - wie sich aus den, diesen So leicht wohl auch wieder nicht, weshalb der Siemens­ Werken aus Gründen der Wissenschaftlichkeit beigege­ Gründer etwa die Einführung einer neuen sozialen Errun­ benen - Statistiken und umfangreichen Anmerkungsappa­ genschaft, der "Betriebskasse", vor allem als ein Mittel raten mühsam aber doch entschlüsseln läßt, in den sah, der "Streikmanie" beizukommen.13l Es gab also Kriegsjahren erst einmal gewaltige Gewinne vorangegan­ ziemlich von Anfang an bei den Belegschaften Empörung gen waren, mit denen vorhandene Grundstöcke ausge­ über die bestehenden sozialen Verhältnisse bei Siemens baut und in schwierige Nachkriegszeiten hinübergerettet (was durchaus mit den Gegebenheiten in anderen auf­ werden konnten, ändert sich nichts am Gesamtbild. Des­ strebenden Industriebetrieben in der zweiten Hälfte des sen Titel könnte schlicht lauten: 150 Jahre Kriegsge­ 19. Jahrhunderts korrespondierte), es gab auch dort, wie winne. überall, Versuche der abhängig Beschäftigten, der Unter- 4 lsw-report Nr. 33 nehmermacht ihre eigene organisierte Kraft entgegenzu­ hende Konflikte sollten grundsätzlich intern und unter setzen. Die Unternehmer reagierten darauf unterschied­ Ausschaltung von Außenstehenden gelöst werden. Ver­ lich aggressiv - und konnten sich bei ihren Maßnahmen stöße gegen die hierarchische Firmenstruktur wurden mit der staatlichen Unterstützung, bis hin zu den Bis­ Strafen bis zur Entlassung geahndet ( „. ) ." Der Erlanger marck'schen "Sozialistengesetzen", sicher sein. Haus-Historiker bezeichnet dies als "fürsorgerischen Pa­ Auch bei Siemens wurde die Peitsche nicht vergessen; triarchalismus". 1si allerdings behängte bereits der Firmengründer diese ab Dazu F .C. Delius in seiner satirischen "Festschrift": "Er und an mit einem Zuckerbrot. Das mag rückblickend - aus (Siemens) gründete 1872 eine der ersten Arbeitgeberver­ der Sicht derer, die finden, daß es heutzutage irgendwel­ einigungen , den 'Verein der Vertreter der Metallin­ cher Zuckerbrote eh nicht mehr bedarf, um die Leute zum dustrie Berlins' der seine Mitglieder verpflichtete, keinen Spuren zu bringen - eine soziale unternehmerische Lei­ Arbeiter ohne ein Abgangszeugnis seines vorhergehen­ stung gewesen sein. den Arbeitsherrn und keinen Streikenden früher als vier Wochen nach Ende des Streiks wieder einzustellen."17l Der "geborene Führer" bzw. "der Patriarch" schuf mit we­ nig Zuckerbrot und viel Peitsche "Betriebsgemeinschaf­ ten" nach dem Motto: Wer pariert, kann bei der "Familie" bleiben, wer opponiert,kann sehen, wo er bleibt. Für den Historiker Feldenkirchen ist das sicherlich "zeitimmanent". "Zeitimmanent" war allerdings auch, daß just damals Er­ rungenschaften erkämpft wurden, die sowohl für die kurz­ lebige Weimarer Demokratie als auch für unsere heutige - zumindest auf dem Papier und in öffentlichen Politiker-Be­ kenntnissen - als konstituierend empfunden wurden und werden: Koalitions- und Versammlungsrechte, Meinungs­ und Informationsfreiheit, Tarifrechte„. Werner von Sie­ mens war so sicherlich auch ein Pionier, wenn es darum ging, von Unternehmerseite aus allgemeinverbindliche rechtsstaatliche Entwicklungen zu verhindern. Seine Nachfahren haben dies dann immer wieder, sehr oft er­ Kabelfabrik mit Guttaperchapressen, um 1855 (aus: Feldenkirchen II) folgreich, auszubauen versucht: Mit der Finanzierung und Installierung von "gelben" Gewerkschaften, die den "Fir­ Ein Haus-Biograph, der - weil sein Buch in "finsteren Zei­ menfrieden" erhalten und die Betriebe gegen oppositio­ ten" erschien? - im Literaturverzeichnis der aktuellen Sie­ nelle Einflüsse abschotten sollten, mit der permanenten mens-Geschichte nicht auftaucht, bewertete das 1942 so: Zusammenarbeit mit willfährigen Staatsorganen (was ja "Wenn bis 1918 die Sozialdemokraten in den Siemensbe­ bei Rüstungsbetrieben irgendwie naheliegend ist), mit den trieben immer auf recht schwachen Füßen standen, so jeweiligen Konjunkturlagen entsprechenden Hire-and­ geht das auf die vorbildlichen sozialpolitischen Maßnah­ Fire- und sonstigen Repressions-Methoden. men zurück, die Werner Siemens als einer der ersten Die davon Betroffenen in den Jahren vor und nach dem noch vor der staatlichen Gesetzgebung durchführte. Die Ersten Weltkrieg wußten sich - auch auf andere "Häuser" Pensions-, Witwen- und Waisenkasse, 1872 aus Anlaß bezogen - durchaus den richtigen Reim zu machen auf des fünfundzwanzigjährigen Geschäftsjubiläums gestiftet, die angeblich so sozialen Verhältnisse, die sie in solchen die Gewinnbeteiligung der Beamten, die Sorge um gesun­ Betrieben vorfanden: "Wer nie bei Siemens-Schuckert de Arbeitsstätten, die Pflege eines echten Kamerad­ war, bei AEG und Borsig, der kennt des Lebens Jammer schaftsgeistes und vieles andere noch ist in seinem Ur­ nicht, der hat ihn erst noch vor sich", tönte es mit immer sprung nur aus der menschlichen Genialität dieses gebo­ wieder aktualisierten Variationen aus den Mietskasernen renen Führers erklärbar, der einen gesunden Egoismus der Arbeiterviertel. mit den humanen Anforderungen der Gesamtheit zu ver­ einigen wußte."14) Solche Verse waren in der Weimarer Republik bei den abhängig Beschäftigten Allgemeingut und beschrieben Vom "gesunden Egoismus" berichtet auch der aktuelle deren Lage. Der Siemens-Konzern dagegen, angeblich Biograph: "Andererseits ließ Werner von Siemens das durch den verlorenen Weltkrieg bis in die Existenz getrof­ Fürsorgeprinzip auch seinen Mitarbeitern gegenüber gel­ fen, entwickelte sich in relativ kurzer Zeit so: "Aufgrund ten, wobei sich sein gesunder Egoismus mit einem aus­ des enormen Nachholbedarfes und der vielseitigen Wie­ geprägten Gerechtigkeitsgefühl und einem Gefühl morali­ deraufbau-Erfordernisse der deutschen Wirtschaft, waren scher Verpflichtung verband. Auf seine Initiative entstand auch nach dem Krieg die Beschäftigungslage und der - im Vergleich mit anderen Unternehmen relativ früh - ein Auftragseingang unproblematisch. Das Stammkapital, nach patriarchalischen Gesetzen gestaltetes Sozial­ das bei Kriegsbeginn 1914 eine Höhe von 63 Millionen leistungssystem."15l Mark erreicht hatte, konnte bis 1921 auf 130 Millionen Beim ersten Biographen die - angeborene - Führernatur, Mark erhöht werden. Trotz der gutgehenden zivilen Ge­ beim zweiten "patriarchalische Gesetze". In der, auf die schäfte wollte Siemens aber dennoch nicht auf das loh­ damalige Zeit bezogenen "anti-sozialdemokratischen" nende Rüstungsgeschäft verzichten. So wurde für die Konsequenz treffen sie sich dann wieder: "Werner von Weiterentwicklung spezifischer militärtechnischer Geräte Siemens erwartete von seinen Mitarbeitern unbedingte ( „. ) bereits 1920 unter einem Decknamen die 'Gesell­ Loyalität und eine Einhaltung des Arbeitsfriedens. Anste- schaft für elektrische Apparate' gegründet."18l Wie andere isw·reporl l\lr. 33 5 einschlägige Unternehmen profitierte auch Siemens in der Liga" und sonstige Keimzellen des NS-Staats gesponsert Weimarer Republik von der geheimen (und oft auch gar wurden. Was nicht bedeutet, daß C.F. von Siemens in der nicht so geheimen) Aufrüstung, die in diesen Jahren trotz Weimarer Zeit nur auf solche Pferde gesetzt hätte. An­ alliierter Auflagen stattfinden konnte. fang der 20er Jahre saß er für die wirtschaftsliberale Der "soziale" Geist, den schon der Firmengründer zu för­ Deutsche Demokratische Partei sogar selbst im Reichs­ dern wußte, jedenfalls fand seine konkrete Ausformung tag - und er wußte Zuwendungen seines Hauses in ver­ dann '1933, als mit der nationalsozialistischen Machtüber­ schiedenen Spektren zu verteilen, wenn er es für die Fir­ nahme perfektioniert wurde, was betriebsintern stets an­ ma und gegen die organisierte Arbeiterbewegung für gestrebt war. Die Deutsche Arbeitsfront als Realisierung nützlich hielt. der alten Siemens-Sozial-Konzepte: Betriebsführer- und -gefolgschaft, "gemeinsame Interessen" (das Deutsche Reich muß größer werden und unser Betrieb daran ver­ dienen), Ausschalten derer, die diesen Interessen - wo­ möglich sogar noch organisiert - zuwiderhandeln. Und war es nicht hilfreich, daß das firmeneigene Betriebsge­ meinschafts-Konzept jetzt seine gesamtgesellschaftliche Erhöhung erfuhr als "Volksgemeinschaft"? Eine "Volksge­ meinschaft" nach dem Willen der Nazis von arisch Bluts­ verwandten, ein "Volk ohne Raum", das selbigen nun schleunigst zu erobern hatte. Mit Hilfe der Rüstungsindu­ strie und dieser zum Nutzen. am '.l)onntrflta91 bem

1933 23.4 Ubt trndimtttagmlät�!ll bot' bem �etwaltung�gebaube Chef des Hauses ist in den Jahren von 1919 bis 1941 (\llobtbamm) Carl Friedrich von Siemens. Fast so etwas wie ein "Wider­ standskämpfer'', folgt man den Ausführungen von Wilfried �ut 3uriidna�me alfo itiinblgungen, Feldenkirchen: "(Er) wird, was seine politische Grundein­ 9egen alle weltmm (fntCaff ungen, stellung betrifft, weitgehend einheitlich als Gegner des gegrn ble '5tll!egung bon \5ettlebm. Nationalsozialismus beschrieben, obwohl er in den von den Nationalsozialisten i 933 geschaffenen Generalrat eo lange Suben u. mu�lanbet der Wirtschaft berufen worden war, und obwohl gelegent­ alfl \lhbeltet unb \l!ngeOelfü In brn 23ettlebrn liche, letztlich wohl unvermeidliche Ergebenheitsadressen bejd)äftigt roetbrn, an die nationalsozialistische Führung auch als Beleg für bedaijtfein �eutfd)et mtbeitet eine unterstützende Haltung herangezogen werden könn­ feinen 12lrbeitß!>la�. ten. Die zahlreichen Auseinandersetzungen mit den d1t. war."19) 'Dnuf 19.f!tnMfm, !ib•tloltm�tQ 1, Es mag ja durchaus etwas dran sein, daß dem mächtigen Konzherren manche braunen Emporkömmlinge persön­ lich nicht gefielen und er noch viel weniger mochte, daß Diese "Offenheit" bestand auch noch im Oktober 1931 in diese Staatsführung ihm beim Schalten und Walten in New York, wo der Konzernchef bei General Electric "Die seinem Hause ab und an dreinreden wollte. Den gegenwärtige Lage Deutschlands" erklärte und die Ver­ maßgeblichen Positionen und Einflußmöglichkeiten im dienste Hitlers und seiner NSDAP würdigte: "Hitler hat Wirtschafts- und Staatsgefüge des "dritten Reiches", die seine wirklichen Anhänger zu starker Disziplin erzogen, er und die anderen Führungskräfte seines Hauses ein­ um revolutionäre Bewegungen des Kommunismus zu ver­ nahmen, tat dies kei nen Abbruch. hindern."21) Er rühmte die Bollwerk-Funktion der NSDAP Bei dem Gesindel um den Hitler-Vorgänger und Propa­ gegen linke Bestrebungen, betonte jedoch: "Wir wollen gandisten eines "nationalsozialistischen Systems unter ei­ aber in letzter Stunde nicht die Hoffnung aufgeben, daß nem Dikator", Dr. Eduard Stadtler, das C.F. von Siemens doch noch eine Befriedung der ganzen Welt eintreten wird nach der Revolution von 1918 über einen von seinem und dadurch dem Nationalsozialismus die wichtigsten Unternehmerkol legen Hugo Stinnes initiierten Fond aus Gründe für seine Agitation entzogen werden. Aus diesen Konzernen und Banken mit gefördert hat, mögen ihm Gründe unterstützen wir den Reichskanzler Brüning."22) auch die meisten Nasen nicht gepaßt haben. Aber Vielleicht hätte der Konzernherr wirklich lieber mit Hilfe schließlich ging es, so Stinnes, um "die Bezahlung einer des Notverordnungs-Kanzlers und Hitler-Wegbereiters sozialen Versicherungsprämie gegen Aufstände".20) Der Heinrich Brüning die "innere Sicherheit" garantiert und die Topf, in den die beteiligten Unternehmen damals einzahl­ "Befriedung der ganzen Welt" in die Wege geleitet be­ ten, brachte es auf einige i 00 Millionen Mark, mit denen kommen. Aber es hat halt nicht sollen sein - man mußte Fememörder, Freikorpsbanden, die "Antibolschewistische sich schließlich doch an den Hitler halten. 6 isw-report Nr. 33

Dem Brief vom 6. November i 932 an den Reichspräsi­ Es waren dann unter C.F.von Siemens und seinem Nach­ denten Paul von Hindenburg, mit dem führende industriel­ folger nicht nur "einige wenige", für die man nicht "Oppo­ le, Bankiers und Großagrarier (u.a. Schacht, Thyssen, sition treiben" wollte, sondern sehr viele, die für die "Exi­ von Schroeder) "die Übertragung der verantwortlichen stenzsicherung" des Hauses als Arbeitssklaven geschun­ Leitung eines mit den besten sachlichen und persönlichen den wurden und ihr Leben ließen. Auch "Arisierungen" in Kräften ausgestatteten Präsidialkabinetts an den Führer den 30er Jahren trugen zur "Existenzsicherung" bei.25l In der größten nationalen Gruppe" forderten, hat sich Sie­ den US-Ermittlungsakten über die Deutsche Bank, in der mens - entgegen bisherigen Annahmen - vielleicht doch aus naheliegenden Gründen Siemens ausgiebig gewür­ nicht angeschlossen. Sein Name fand sich zwar auf einer digt wird, sind in diesem Zusammenhang Traditionslinien Liste der Initiatoren des Schreibens; ob er es wirklich un­ angesprochen: "Die Akten des Siemenskonzerns enthal­ terzeichnet hat, ist aus den vorhandenen Quellen so nicht ten lange vor Hitlers Machtergreifung zahlreiche Hinweise ersichtlich. Über eine Weigerung des Siemens-Chefs, die auf eine antisemitische Personalpolitik."26l Dem Führer Petition zu unterschreiben, geht allerdings aus den Akten der "Horde politischer Abenteurer" aber und anderen Spit­ auch nichts hervor.23) zenkräften des "dritten Reiches" bot der Konzern in sei­ Aus wessen Feder der postume US-Nachkriegs-"Persil­ nen Werkshallen gerne ein Forum für ihre Reden und sah schein": "Carl Friedrich von Siemens was an upright de­ zu, daß die "Gefolgschaft" des Hauses ordentlich aufmar­ mocrat and an uncompromising opponent of the Nazi­ schierte. Schon wieder ein Stück "Existenzsicherung". Regime" stammt, teilt der Haus-Historiker leider nicht mit Dazu gehörte sicherlich auch - quasi als gegenseitige und die von ihm zitierten Siemens-Worte "bei der Verab­ Sicherungsmaßnahme - die "Adolf-Hitler-Spende der schiedung eines leitenden jüdischen Angestellten" (ohne deutschen Wirtschaft" zur Finanzierung der NSDAP-Ar­ genauere Hinweise darauf, wann, wo und wem gegen­ beit; Siemens war hier Jahr für Jahr mit mehreren Millio­ über sie formuliert wurden), zeigen lediglich, daß nicht nen dabei. Nachdem das Verhältnis zwischen Partei- und unbedingt ein fanatischer Antisemit sein muß, wer von Staatsführer und dem Firmenchef C.F. von Siemens am einer antisemitischen Herrschaft profitieren will: "Es geht Ende so frostig gewesen sein soll, ist es um so erstaunli­ mir nahe, Mitarbeiter, die meinem Hause jahrzehntelang cher, welch warme Worte der Gerneralfeldmarschall und treu gedient haben, nur um ihrer Abstammung wi llen ent­ Vorsitzende des Reichsverteididungsrates, Hermann Gö­ lassen zu müssen. Ich bin zwar Arbeitgeber von mehr als ring, in seinem Kondolenztelegramm an die Firmenleitung i 00.000 Menschen, aber Deutschland wird heute von ei­ fand: "Mit Carl Friedrich v. Siemens verliert die deutsche ner Horde politischer Abenteurer regiert, die mir nicht Industrie eine ihrer hervorragendst en Persönlichkeiten, mehr die Macht lassen, im eigenen Hause nach eigenem die als Unternehmer und als Wirtschaftsführer unverges­ Willen zu entscheiden. Das geht so weit, daß ich, wenn sen bleiben wird. Sein Name ist mit dem Aufstieg der ich um einiger weniger willen Opposition triebe, damit die industriellen Arbeit- und namentlich auch mit dem Aufbau Existenz des ganzen Hauses Siemens aufs Spiel setzen der deutschen Rüstung für alle Zeiten verknüpft." So würde."24l stand es in den "Siemens-Mitteilungen" 2 i 8/1 94 i zu le-

"Der Führer spricht zum schaffenden Volk". 1934 in einer Werkhalle von Siemens aus: Das Drille Reich, erster Band, Verlag Kurt Desch isw-r0por1 l\Jr. 88 7

sen. In diesem Haus-Organ findet sich in der Ausgabe worden! Aber es scheint da doch nach wie vor über dem 210/1940 auch dieses aufschlußreiche Zitat: "Uns alle ( „. ) großen Teich schützende Hände zu geben, die zu verhin­ erfüllt es mit Stolz und mit gläubiger Zuversicht, daß wir dern wissen, was in anderen Fällen schon vor längerer nach dem siegreichen Kampf der Waffen den neuen Zug Zeit möglich gemacht wurde. deutschen Schaffens gen Ostland einleiten dürfen." Wer zu den frühen, "zeitimmanent" noch nicht mit Samthandschuhen getätigten Ermittlungen der US-Behör­ den gegen Siemens etwas wissen will, ist nach wie vor auf das OMGUS-Buch über die Deutsche Bank angewie­ sen. Dort ist zu lesen: "Die Siemens-Gruppe half Hitler durch beträchtliche Zuwendungen, hatte viele ihrer füh­ renden Kräfte in Schlüsselstellungen der Nazi-Verwal­ tung, benutzte ihre Zweigwerke im Ausland zur Spionage­ tätigkeit und beschäftigte eine beträchtliche Anzahl von Zwangsarbeitern. Im ausführlichen Kapitel über Hermann­ Wemer von Siemens, den Nachfolger von Carl-Fried­ rich, 28l wird das noch einmal bekräftigt: " ist der Chef des Siemens-Konzerns, eines der größten Konzerne der Welt auf dem Gebiet der Elektro­ technik. Er war mit den führenden Unternehmen der Schwerindustrie und des Bankwesens in Deutschland verbunden. Der Siemenskonzern breitete sich über den ganzen Erdball, von Japan bis Argentinien, von Schwe­ den bis nach Spanien aus. Sein Netz ausländischer Toch­ tergesellschaften war ein Instrument der deutschen Spio­ nage und der Propagandatätigkeit der Nazis. Er beutete die Arbeitskraft von Zwangsarbeitern, Konzentrations­ lagerinsassen und Kriegsgefangenen aus. Die Männer um Siemens besaßen ausgezeichnete Verbindungen zur Nazipartei, und der Siemenskonzern konnte stets mit Un­ terstützung durch Nazipartei und Staatsapparat rechnen, während die Partei stets auf große Beiträge des Siemens­ konzerns zählen konnte."

Firmengründungstag

Die OMGUS-Berichte (OMGUS = Office of Military Go­ vernment for ), die Ermittlungsakten der Finanz­ abteilung der US-Militärregierung für Deutschland zu den Verantwortlichkeiten der Konzerne. und Banken für die Verbrechen des NS-Regimes, machen bis heute man­ chen wenig Freude, selbst dann, wenn sie ihnen ermögli­ chen, wissenschaftliches Neuland zu betreten: "Als eine detaillierte, erst im Verlauf dieser Untersuchung in Wa­ shington zugänglich gewordene Dokumentation ist der 1946 erstellte OMGUS-Bericht über Siemens hervorzuhe­ ben, der neben einem mehr als 150seitigen, einzeilig be­ schriebenen Textteil noch 400 Anlagen enthält. Dieser OMGUS-Bericht wurde vor allem unter dem Aspekt 'Sie­ Während in der neuen Haus-Geschichte viel Raum (vor mens als Rüstungsbetrieb' verfaßt und sollte unter ande­ allem im Anmerkungsapparat) dafür verwendet wird, wer rem dazu dienen, einerseits die Beteiligung des Hauses denn nun von den Siemens-Oberen ein eingeschriebenes Siemens an der Aufrüstung und der Führung des zweiten NSDAP-Mitglied war und wer nicht, ist das Fazit im Ab­ Weltkrieges zu dokumentieren, und andererseits die Zer­ schnitt "Politische Bindungen" im OMGUS-Bericht zu Her­ schlagung der Einheit des Hauses vorzubereiten. Die dar­ mann von Siemens zwar knapp aber wesentlich erhellen­ in enthaltenen zeitimmanenten Wertungen entsprechen der: "Siemens trat vielen Organisationen nicht selbst bei. dem heutigen Stand der Forschung nicht mehr. Die Anla­ Er hielt seine industriellen und politischen Verbindungen, gen des Berichts, die sich zum Teil im Siemens-Archiv die für den Erfolg bei Partei und Regierung notwendig nicht mehr nachweisen lassen, enthalten allerdings wichti­ waren, über seine wichtigsten Mitarbeiter aufrecht."29) ges Quellenmaterial." 27) Hermann von Siemens war, als dieser Bericht entstand, Diesen OMGUS-Bericht in Buchform einer breiten Öffent­ von den Alliierten inhaftiert worden. Allerdings, so Haus­ lichkeit bei uns zugänglich zu machen - das wäre ein Historiker Feldenkirchen: "Die Internierung stand auch wahrlich informativer Beitrag zum 150. Jubiläumsjahr ge- nicht in Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als 'Chef des 8 lsw-report Nr. 33

Hauses', sondern mit seiner Mitgliedschaft im Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Die sowohl unter Carl Friedrich als auch unter Hermann von Siemens zunehmenden 'Spen­ den' zugunsten der NSDAP können nicht als Beweis für "Ende des Jahres i 940 begann die Beschäftigung aus­ eine Unterstützung herangezogen werden, da sie den ländischer Arbeitskräfte in den Siemensbetrieben in Charakter der freiwilligen Zuweisung verloren hatten."30l größerem Ausmaß. Bei einer insgesamt steigenden Be­ legschaftszahl wurden zunehmend zivile ausländischer Mitarbeiter, die aufgrund von Arbeitsverträgen zunächst für eine begrenzte Zeit freiwillig zu Siemens kamen, im Verlauf des Krieges aber auch zwangsverpflichtete jüdi­ sche Mitarbeiter, Arbeitskräfte aus den besetzten Ostge­ bieten, Kriegsgefangene und schließlich Häftlinge aus den Konzentrationslagern Ravensbrück, Buchenwald, Flossenbürg und Auschwitz in fast allen Unternehmens­ bereichen beschäftigt. Die Entscheidung des Unterneh­ mens, Zwangsarbeiter einzusetzen, wurde primär unter wirtschaftlich-technischen Effizienzgesichtspunkten ge­ troffen, bei einigen Vorstandsmitgliedern aber auch durch Überlegungen beeinflußt, wie die deutsche Wirtschaft ihre als nationale Pflicht aufgefaßten Anforderungen erfüllen konnte; andere, vor allem ethische Kriterien blieben dabei unberücksichtigt. Auch wenn der Einsatz zumindest in der ersten Zeit nicht auf Initiative des·unternehmens erfolgte, hätte die Produktion ohne den Einsatz dieser Arbeits­ kräfte nicht in dem geforderten Maß fortgesetzt werden können."34l Dieses Zitat aus der "Schlußbetrachtung" von Feldenkir­ chens Siemens-Geschichte zeugt vom Unbehagen des Verfassers angesichts der Faktenfülle, die er auf den vor­ hergehenden Seiten ausbreiten mußte, um wissenschaft­ lichen Ansprüchen zu genügen. Das schlägt sich in der Mosaikentwurf für die Siemens-"Ehrenhalle" in Sprache nieder, weil doch gleichzeitig das dunkelste Ka­ pitel der Konzerngeschichte relativiert werden soll. Die ums Wohl des "Hauses Siemens" bis heute Besorg­ ten haben von Hermann von Siemens gelernt. In der OM­ GUS-Akle steht: "Einschätzung des Häftlings. Als Zeuge war Siemens sehr unwillig und ausweichend."31l Unwillig und ausweichend wird inzwischen eingestanden, was nicht geleugnet werden kann - und sofort uminterpretiert: "Die Tatsache, daß mehr als 20 Führungskräfte des Hau­ ses den Titel eines Wehrwirtschaftsführers erhalten ha­ ben, kann kaum als Beweis für eine rückhaltlose Unter­ stützung der Kriegsziele angesehen werden. ( ...) Als gesi­ chert darf man annehmen, daß kein Unternehmen wäh­ rend der NS-Zeit hätte bestehen können, dessen Führung in offener Opposition zu den Machthabern stand."32l Zitiert wird zur Entlastung sogar ein Zeuge aus dem Reichsluft­ fahrtsministerium mit den schönenen Sätzen: "Man woll­ te" (mit der Ernennung zum Wehrwirtschaftsführer) "ir­ gend jemandem einen Gefallen tun, und wollte ihm etwas Gutes antun, wollte ihn auszeichnen ...Man kann meiner Meinung nach aus der Verleihung des Titels, soweit sie Häftlingszeichnung, aus: Frauen-KZ Ravensbrück. Berlin 1935 von der Wehrmacht erfolgte, überhaupt keine Rück­ schlüsse ziehen auf die Einstellung des Betreffenden für oder gegen den Nationalsozialismus."33l Zu den "zwangsverpflichteten jüdischen Mitarbeitern" fin­ Zwang überall: Zur Annahme solcher Gefälligkeiten, zur det sich im Anmerkungsapparat folgendes aufschlußrei­ Übernahme wichtiger Ämter im Staats- und Wirtschafts­ ches Dokument aus dem Siemens-Archiv: "Der Mangel gefüge, zur finanziellen Unterstützung des NS-Regimes, an Arbeitskräften wurde im laufe des Berichtsjahres trotz zur Einbindung in die Planung und Durchführung des An­ des Einsatzes von Ausländern so groß, daß die Arbeits­ griffskrieges, zur Gewinnmaximierung. Und zur Ausbeu­ einsatzbehörden es nicht mehr vertreten konnten, die Ju­ tung von Arbeitssklavinnen und -sklaven, mit denen die den weiter ohne Beschäftigung zu lassen. Das Arbeitsamt kriegsbedingt reduzierten Belegschaften preisgünstig auf­ Berlin machte daher uns gegenüber die weitere Zuwei­ gefüllt wurden für die "Existenzsicherung" des Unter­ sung von Arbeitskräften von der Einstellung einer größe­ nehmens. ren Anzahl von Juden abhängig. Die Firmenleitung hat lsw-report Nr. 33 9

diesem Wunsch entsprochen. Für den Einsatz der Juden "Im Gegensatz zu den freien Arbeitskräften durften die wurde eine besondere Regelung getroffen. Sie dürfen Siemenshäftlinge nicht austreten, wenn sie dazu das Be­ nicht zusammen mit der deutschen Gefolgschaft beschäf­ dürfnis hatten. Es gab bestimmte Austretzeiten, während tigt werden, müssen in geschlossenen Gruppen arbeiten. derer die Häftlinge reihenweise herausgehen konnten. Da Oie Arbeitszeiten müssen von denen der deutschen Ar­ fast alle Häftlinge infolge dauernder Erkältung und als beiter abweichen. Sie werden geschlossen in den Betrieb Folge unzureichender Ernährung Blasenleiden oder chro­ hinein- und wieder herausgeführt usw. Auch sind die Ar­ nischen Durchfall hatten, führte dies zu einer furchtbaren, beitsbedingungen durch eine Anordnung vom 27. Juli quälenden und demütigenden Tortur. Ein besonders kras­ 1940 abwei chend von denen der deutschen Arbeiter fest­ ser Fall: Ein Häftling fleht die Aufseherin an, außer der geiegt worden. (... )A m Schluß des Berichtsjahres wurden Zeit auf die Toilette gehen zu dürfen. Sie erhält die Er­ (... ) insgesamt 3471 Juden beschäftigt."35) laubnis nicht. Sie muß sich beschmutzen (Durchfall). Sie Das war, wohlgemerkt, 1940/41 - noch bevor der Konzern muß erneut auf die Toilette, sie bittet erneut um Erlaubnis. damit begann, sich aus den Beständen der Konzentrati­ Wieder ein Nein. Darauf geht sie in die Heizungsanlage in onslager zu bedienen, beziehungsweise Betriebsnieder­ der Halle und setzt sich dort auf einen Kohleneimer, zieht lassungen direkt neben den KZs anzusiedeln. Wie es da­ sich dort ihre Hose aus. Der Meister Lombacher kommt nach jüdischen und nichtjüdischen Gefangenen erging, dazu. Er ruft die Aufseherin, damit sie die 'Missetäterin' die zur Arbeit bei Siemens gezwungen wurden, findet sich bestrafe! Er steht dabei, wie sie der Frau, die mit hochge· in der Haus-Geschichte eher "zwischen den Zeilen", und hobenen Röcken verschmutzt dasteht, die schmutzigen Aussagen von betroffenen Zeuginnen und Zeugen wer­ Hosen ins Gesicht schlägt."36) den "wertfrei" Entlastungsbehauptungen der Täter gegen­ über gestellt. Beispiel KZ Ravensbrü ck: "Nach Feststel­ lung der Unternehmensleitung wurden in den meisten Auch bei Siemens Lohngruppen im Lager Ravensbrü ck beachtliche Spitzen­ gab es antifaschistischen Widerstand leistungen erreicht, die teilweise sogar über den in den Der Widerstand gegen den deutschen Faschismus bei Siemens Berliner Werken erzielten Leistungen lagen, was auf die kam „von unten". Es waren Arbeiteriru1en und Arbeiter, Mitglie­ als vorbildlich bezeichnete Einrichtung der Werkstätten, der der von den Nazis verbotenen KPD und SPD und Unorgani· die Betriebsmittel, die allgemeine Ausstattung und die sierte, die in den Siemensbelrieben illegale Gruppen bildeten. In den Berliner Werken kursierten immer wieder Flugblätter, die sich Ordnung am Arbeitsplatz zurückgeführt wurde. ( .„ ) Die kritisch mit dem NS-Regime, aber auch mit den betriebsinternen Verhältnisse in Ravensbrü ck werden von den dort einge­ Verhältnissen auseinandersetzten. wiesenen Frauen in verschiedenen Erinnerungsberichten weitgehend einheitlich als scheußlich und entwürdigend geschildert, wenn auch öfters betont wird, daß die Arbeit im Siemensbetrieb gegenüber den anderen Beschäftigun­ gen noch die am besten zu ertragen de gewesen sei. ( ...) Oie Verhältnisse in den später eingerichteten, ebenfalls mit KZ-Häftlingen arbeitenden Betrieben unterschieden sich kaum von denen in Ravensbrück."36)

HITL[R, dos l:,tCJer KRIEG! Al• 1.u\•r ••r ,.„ h•vc:ll: 4•T *r.111•ct.•• �h1Utr ••• �n\•o'-• aaf„ Mlal'.l•t•f'l"'C,..,. 111"Ml••i•.rt� ••�• ••..,,„, C-••:lft:, 4••11• J•t.aHl• &tU1t

IllegaleBetriebszeitung 1935

1942 gelang es der kommmristischen Saefkow-Jakob-Bästlein· Gruppe ein reichsweites Netzwerk illegaler Verbindllllgen vor al­ lem in Rüstungsbetrieben aufzubauen. Hier wurden auch Sie­ mens-Betriebe einbezogen. Neben der Verbreitung von Flugblät­ tern, die zum Sturz des Hitlerregimes aufriefen, war ein Schwer­ pllllkt der Arbeiten dieser Gruppen die aktive Solidarität mit Zwangsarbeitern. Kontakte bestanden 1944 auch zu den Wider­ standskämpfern des Kreisauer Kreises lUld zrnn militärischen Wi­ derstand. Im Sommer 1944 kmmte die Gestapo das Netzwerk zer· schlagen, über 400 Widerstandskämpferinnen tmd -kämpfer wur­ Oas KZ Ravensb1ück: Luftaufnahme riach 1945 den zum Tode venuteilt und hingerichtet oder während der Haft ennordet. Hrsg.: Mah1t- und Gedenkställe Aavensbrück Auch bei Siemens gab es während der Kriegszeit Sabotagehand­ lungen gegen die Rüstungsproduktion, sowohl von mutigen ein­ "Besser zu ertragen" war die Arbeit bei Siemens zum zelnen als auch von Zwangsarbeitern lllld KZ-Häftlingen, die in Beispiel deshalb: 'Im Siemensberi cht vom Oktober 1945 der Gefangenschaft nationale tmd internationale illegale Häftlings­ hält es sich die Berliner Kon zernspitze zugute, 'seinen' komitees gebildet hatten. Und es gab immer wieder Menschen - Zwangsarbeiterinnen in Ravensbrück gestattet zu haben , aber leider war es insgesamt doch nur ein kleiner Teil der Beleg­ schaft -, die versuchten, das schwere Los der Arbeitssklaven zu herumliegendes Verpackungsmaterial oder sonstiges lindern. Solche humanitären Handlm1gen allerdings entsprachen wertloses Zeug zum Schutz gegen Kälte und Nässe unter keineswegs dem damaligen „Geist des Hauses" tmd wer dabei die dünne Häftlingskleidung zu stopfen."37) Ansonsten sah erwischt wurde, konnte in der Regel nicht erwarten, daß sich der Arbeitsalltag der Siemens-Sklavinnen in Ravens· Vorgesetzte schützend vor ilmstellen. brück. wie Zeuginnen berichten, so aus: 10 lsw-report Nr. 33

Ein Gefangener von Ebensee, einem gefürchteten Berichte der Opfer vor Gericht diskreditiert und die Täte­ Außenlager des KZ Mauthausen, in dem für die Rü­ rinnen ihrer Strafe entzogen wurden.40> Carola Sachse stungsproduktion von den Häftlingen Stollen gebaut wer­ zieht in der erwähnten Rezension des Feldenkirchen-Bu­ den mußten, berichtet über die Konkurrenz der Baufirmen ches in der "Zeit" die Bilanz: "Von Anfang 1942 bis (hier war die Siemens-Bauunion maßgeblich beteiligt) bei Kriegsende mußten mindestens 15.000 und wahrschein­ der "Vernichtung durch Arbeit": "Zwischen den Firmen lich noch viel mehr KZ-Häftlinge, Frauen und Männer, in gab es einen richtigen Kampf in Hinblick auf das Erhalten vielen Teilen Europas für Siemens arbeiten." Über die von möglichst widerstandsfähigen Häftlingsarbeitern. Hier "vielen Teile Europas" gibt eine firmeneigene Landkarte ging man mit uns wie mit Vieh um oder wie mit Negerskla­ "Werke und Geschäftsstellen in Großdeutschland"41> aus ven. Jeder Ingenieur wo llte möglichst starke und kräftige dem Jahr 1943 Auskunft: Von Metz bis Bialystock west­ Häftlinge haben, da man von ihm andererseits ebenfalls östlich, von "Krainburg" bis "Memel" süd-nördlich, er­ eine möglichst rasche und gute Arbeit erwartete. Die Fir­ streckt sich das Reich der "Niederlassungen", zu dem men führten so ein Verzeichnis 'ihrer' Leute nach den wohl im Jahr 1944 noch einige dazugekommen sind. Häftlings-Stammnummern, und sie bemühten sich, Mehr als 30 Prozent der Siemens-Gesamtbelegschaft wa­ schwache und erschöpfte Häftlinge durch verschiedene ren 1943 "Fremd"- und Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter Schachzüge einer anderen Firma oder der Konkurrenz und KZ-Häftlinge. Von der SS zur Verfügung gestellt oder zuzuschieben und gute zu sich zu ziehen."39) von ihr angefordert (was der Konzern bestreitet, in der Die "Vernichtung durch Arbeit" und die Vernichtung der Feldenkirchen-Untersuchung aber zumindest in Teilberei­ nicht mehr arbeitsfähigen Sklavinnen und Sklaven in den chen eingeräumt wird) schufteten Erwachsene und auch Konzentrationslagern war kein von der SS gehütetes Ge­ viele Kinder bis zu zwölf Stunden am Tag für Löhne unter heimnis. Wie in Ravensbrück, wo der Weg der Gefange­ 30 Mark monatlich. KZ-Gefangene konnten ihre Lage nen vom Lager zu den Siemens-Arbeitsplätzen am Kre­ nicht einmal durch diese Minimal-Löhne verbessern; hier matorium vorbeiführte, geschah dies überall mit Wissen profitierten SS und Konzern gemeinsam von der Sklaven­ vor allem übergeordneter Siemens-Mitarbeiter und nicht Arbeitskraft. selten auch durch ihre mittel- oder unmittelbare Beteili­ Es hat sich ausgezahlt: "Nach Beginn des Krieges war gung. Aus dem "Hause Siemens" kamen auch KZ-Aufse­ Siemens durch die zahlreichen direkten und indirekten herinnen, die sich nach 1945 vor alliierten Militärgerichten Anforderungen der Kriegsführung bis zur Grenze seiner verantworten mußten. Und aus dem gleichen "Hause" ka­ Leistungsfähigkeit ausgelastet. Das ging so weit, daß so men dann seltsame Zeugenaussagen, mittels derer die gut wie alle Zivilaufträge abgelehnt werden mußten. Im

Vi,.·7[;."f" . ·, "'"' \ .,. 1 ) SIEMENS%§

-:,(;Nz ) / Werke und Geschäftsstellen in Großdeutschland .....__ tf!ag$ll/j,' Produktionsstandorte _ \ von Siemens 1943 1. . ) (aus: Feldenkirchen: ("l.. •Kram�vrg . ..../·,._: o GeschBfr:;stei/e.? v�,� '- Siemens 1918-1945) ·� "- f Zuge dieser Entwicklung war der Siemens Konzern, nach er erzählt, auch wenn er diese Geschichte in dem hier dem l.G-Farben-Konzern und den Vereinigten Stahlwer­ zitierten Interview nicht näher ausbreitet. Ende 1944 war ken, zu drittgrößen deutschen Industriekonzern und zum er für Siemens in Schweden unterwegs gewesen und er größten Monopolunternehmen der Elektrotechnik in Euro­ "hatte eine geheime Karte mit den Beschlüssen der alliier­ pa emporgestiegen."42l Allein bei Siemens & Halske sah ten Jalta-Konferenz von Stockholm in die Berliner Zentra­ die Umsatzentwicklung so aus: Von 1925/26 bis 1943/44 le schmuggeln können".44l So konnte ein Großteil des steigert sich der Umsatz kontinuierlich von 207 auf 1037 Firmenvermögens rechtzeitig dem sowjetischen Zugriff Millionen Reichsmark. Große Zuwächse konnten - wie entzogen werden und mit US-amerikanischer Unterstüt­ den zahlreichen Tabellen in der Feldenkirchen-Studie zu zung der "Wiederaufbau" in Angriff genommen werden. entnehmen ist -, fast alle Firmenbereiche in diesem Zeit­ raum verzeichnen.

Umsäfa:e der Siemens & Halske AG von 1932/33 bis 1943/44 Geschäftsjahr Umsatz (in Mio. RM) 1 1932/33 167 1 1 1933/34 203 1 1 1934/35 257 1 1 1935/36 31 7 1 1 1936/37 381 1 1 1937/38 482 1 1 1938/39 575 1 Das Nürnberger Siemens-Werk 1945. (aus: Feldenkirchen: Siemens 1918-1945) 1 1939/40 607 1 1 1940/41 771 1 1 1941/42 869 1 1 1 Nachdem Tacke im Interview erst einmal richtig feststellt: 1942/43 947 "1 945 hat es bis in die Firmenspitze hinein Skeptiker ge­ 1 1943/44 1037 1 geben, die nicht geglaubt haben, daß Siemens jemals 1 Quelle: Feldenkirchen 1, S. 264 isw-tabelle 1 wieder über den Stand eines Provinzunternehmens hin­ auskommen könnte" und dann rückblickend schamlos Beim Aktienkapital fand 1942 eine große Kapitalerhöhung statt. Offenbar gewährten die Nazis damals das bis heute bestehende Mehrfach-Stimmrecht, damit die Siemens-Fami­ lügt, wenn er über das amerikanische Wohlwollen berich­ lie nicht an Einfluß verlor.' tet ("Dazu gehörte, daß wir soweit irgend möglich vermie­ den haben, Waffen zu produzieren. Ich glaube, daß es keine andere Firma in Deutschland gab, die dies so be­ wußt, wenn auch natürlich nicht aktenkundig gedacht und vollzogen hat. Wir haben uns in den besetzten Gebieten neuen Ufern � auch nicht an fremden Firmen bereichert und unsere Aus­ Hauses Siemens landsorganisation nicht zu Spionagezwecken benutzt")45l - gelingt dem alten Herrn schließlich, wenn auch etwas 1945 ging es dann bekanntlich kurz bergab. Aber wieder anders gemeint, doch noch ein essentieller Satz: "Das einmal sollten sich internationale Verbindungen und Ver­ einzige Kapital, das wir hatten, waren die Menschen."46l flechtungen auszahlen. Einer, der aktiv daran mitgewirkt Den fand die Redaktion des Siemens-Hausblattes so hat, sieht das heute so: "Wichtig für den Neubeginn war, schön, daß sie ihn gleich für die Überschrift zum Interview daß die führenden Männer von Siemens - von einigen verwendete. Ausnahmen abgesehen - immer Distanz zu den Nazis gehalten haben und frühzeitig darüber nachdachten, wie Das Kapital, das der Konzern nach 1945 zum Neubeginn es nach einem verlorenen Krieg weitergehen könne. Das schnell wieder zur Verfügung hatte, war zwar sehr wohl hat letztendlich dazu geführt, daß rechtzeitig vor dem Zu­ Kapital, aber zweifellos resultierte es aus der Arbeitskraft sammenbruch die Gruppenleitung West gegründet und 20 der Menschen, die bei und für Siemens ausgebeutet, ge­ Leute - darunter - in den Westen ge­ schunden, gequält und ermordet wurden. schickt wurden. ( ...) Wir waren uns bereits Mitte 1943 in Bei Siemens sieht man das bis heute selbstverständlich einem kleinen Kreis klargeworden, daß der Krieg verloren anders: "Zwangsarbeit war Teil der totalen Kriegsführung war. Unsere Unternehmenspolitik war deshalb von der des nationalsozialistischen Regimes. Die Unternehmen Zielsetzung bestimmt, alles zu tun, um nach dem Zusam­ waren in ein System totalitärer Wirtschaftslenkung einbe­ menbruch weiterleben zu können."43l zogen. Im Rahmen dieser Lenkungsmaßnahmen zur rigo­ Hier spricht der über 90jährige Dr. , von i 968 rosen Steigerung der Rüstungsproduktion mußten sie in bis 1971 erster Vorstandsvorsitzender der Siemens AG. den letzten Kriegsjahren auf Zuweisung der Arbeitsver­ i 932 zu Siemens gekommen, wird er i 943 Vertreter des waltung Zwangsarbeiter beschäftigen, zuletzt auch Kon­ späteren Firmenchefs Ernst von Siemens. Er weiß, wovon zentrationslagerhäftlinge."47l 12 isw-report Nr. 33

Dieser Schutzbehauptung steht nicht zuletzt die eides­ stattliche Erklärung des ehemaligen Auschwitz-Komman­ danten Rudolf Höß diametral entgegen: "Die Konzentrati­ Der rechte Geist onslager haben niemals Arbeitskräfte der Industrie ange­ der „Siemens�Stiftung" boten. Vielmehr wurden Häftlinge nur dann in die Betriebe entsandt, wenn die Betriebe vorerst um Konzentrations­ „Inden Diskussionsrunden der Münchner Siemens-Stif­ lagerhäftlinge angesucht hatten ( ...) Während meiner tung gehören radikale neurechte Vordenker seit langem Dienstreisen wurde mir fortgesetzt von leitenden Persön­ zu den ständigen Gästen. Verwunderlich ist das kaum, lichkeiten der Betriebe gesagt, daß sie mehr Häftlinge denn Sekretär der Denkfabrik für Wissenschaftler, Ma­ haben wollen. "48) nager, Politiker und Studenten war von 1964 bis 1985 Siemens ist nicht das einzige Großunternehmen, das dar­ Atmin Mohler. Der ehemalige Sekretär des Demo-kra­ auf pocht, daß die ganze Verantwortung für die Sklaven­ tie-Verächters Ernst Jünger gilt als als geistiger Vater ausbeutung beim Staat gelegen habe und es deshalb ge­ der deutschen neurechten Bewegung. Mohlers Nachfol­ genüber den Opfern keine Entschädigungspflicht gebe. ger als Sekretär der Siemens-Stiftung ist Dr. Heimich Der "Geiz des Hauses" manifestiert sich jedoch nicht nur Meier, in den 70er Jahren Aktivist der rechtsradikalen im herzlosen Verhalten den wenigen überlebenden der Jugendszene und Herausgeber des NPD-nahen, verfas­ Siemens-Sklaverei gegenüber auch in diesem Jubiläums­ sungsfeindlichen Blattes 'hn Brennpunkt'". („Stern", jahr, sondern besonders deutlich dort, wo der Konzern Hamburg, Nr. 44/1992, S. 28) seine "Großzügigkeit" an die Öffentlichkeit bringen will: Die „Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung" wurde 1958 "Siemens (gehörte) zu den wenigen Firmen, die in den in München gegründet. Ihren Namen hat sie von dem 50er und 60er Jahren freiwillig und ausdrücklich ohne An­ Mann, der den Konzern erfolgreich in die NS-Zeit erkennung einer Rechtspflicht Entschädigungszahlungen brachte. Eine Reihe von Siemens-Familienmitgliedern an jüdische Organisationen geleistet haben." 49) und führenden Kräften des Konzerns sind in den Stif­ Das klingt human, bezieht sich jedoch auf einen einzigen tungsgremien vertreten Ernst Nolte (der die Sowjetuni­ Fall, der im Jahr i 962 seinen Abschluß fand. Nach endlo­ on für den NS-Faschismus verantwortlich machte und sen zähen Verhandlungen gelang es der "Conference of damit den „Historikerstreit" au slöste), Helmut Diwald Jewish Material Claims against Germany", die sich um die (der an einem der ,,Republikaner"-Programme maßgeb­ Entschädigung jüdischer NS-Opfer kümmert, Siemens zu lich mitschrieb), Paul Carell (der unter seinem richtigen einer einmaligen Zahlung an die von ihr vertretenen Per­ Namen Paul Karl Schmidt einst SS-Mann und Sprecher sonen zu bewegen. Dazu war politischer Druck aus den des Nazi-Außenministers und hingerichteten Kriegsver­ USA und Israel nötig und einige Detektivarbeit, nachdem brechers Ribbentrop war) wurden als Referenten gela­ der Konzern sich weigerte, notwendige Dokumente einse­ den; daneben war und ist man bei der Stiftung bemüht, hen zu lassen. Am Ende erhielt jeder der von der Claims­ „neurechten" Ideologen aus dem In- und Ausland Foren Conference Vertretenen von Siemens einen einmaligen zu bieten. Entschädigungsbetrag von höchstens 3300 Mark.50l lsw-repori Nr. 33

Fred Schmid gramm schon wenige Jahre nach dem Krieg feststellen mußte. Sie haben ein Ausmaß angenommen, das vor fünfzig Jahren schier undenkbarers chien. Der Siemens-Konzern selbst ist als Super-Phönix aus der Asche hervorgegangen und präsentiert sich zu seinem i 50sten Jubiläum geldglänzender und mächtiger denn je: Mit dem höchsten Profit in der Firmengeschichte. Mit ei­ nem Rekordumsatz, der zum Jubiläum die i 00-Milliarden­ Schallmauer durchbricht. Die Börse bewertet den Ge­ samtkonzern mit über 60 Milliarden Mark - so hoch ist die Börsenkapitalisierung aller Siemens-Aktien. Die 6.842 Ta­ ler Startkapital des Artillerieleutnants und Firmengründers Werner Siemens und dessen Vetter Johann Georg haben sich also über die Jahre gut verzinst. Shareholder Val ue.

1. Vom Monopol zum Multi

Namentlich die 90er Jahre gerieten für Siemens nach dessen Angaben zur "expansivsten Phase seiner Firmen­ geschichte". Die Firma vollzog den Schritt vom nationalen Großkonzern, der zumindest im Behörden- und Kraft­ werksgeschäft eine monopolartige Stellung innehatte (mit "Monopolrenten" bei Post, Telekom, Bahn, Energie-Ver­ sorgungsunternehmen, usw.) zum globalen Elektro-Multi. Die Konzernleitung will seit Anfang der 90er Jahre Sie­ mens nicht länger als deutsches Unternehmen verstan­ den wissen, sondern als internationales oder transnatio­ nales. Auf der Siemenstagung 90 drückte das der damali­ ge Konzernchef Kaske so aus: "Wir müssen stärker denn je dem Eindruck entgegenwirken, daß wir ein deutsches Unternehmen sind, wenn auch mit einem umfangreichen Exportgeschäft. Wir sind ein Weltunternehmen" (Sie­ i 947 - das i OOjährige Jubiläum war für Siemens kein mens-Mitteilungen 6/90, Hauspostille des Konzerns, die Grund zum Jubel. Ein Großteil der Werke lag in Schutt bald darauf in "SiemensWelt" umgetitelt wurden und fort­ und Asche, große Betriebsteile in der "Sowjetischen Be­ an zweisprachig - deutsch und englisch - erschien). satzungs-Zone" (SBZ), der späteren DDR. Im Westen war das Gespenst der Demontage noch nicht ganz ver­ Mit dem 50jährigen Jubiläum fällt auch zusammen, daß scheucht. Für die Siemens-Oberen war es zudem nicht für Siemens erstmals mehr Menschen im Ausland als im opportun, lautstark und öffentlich zu jubilieren. Die Öffent­ Stammland (bei Einbeziehung der 1997 erworbenen, lichkeit hatte genug von Betriebs-Führern, Wehrwirt­ noch nicht konsolidierten schweizerischen Elektrowatt) ar­ schafts-Führern und anderen Führer-Figuren. Zu frisch im beiten. Beim i 25jährigen Firmenjubiläum betrug der lnter­ Gedächtnis war deren verhängnisvolle Rolle in Bezug auf nationalisierungsgrad, gemessen am Anteil der Auslands­ Faschismus und Krieg. Wille der Mehrheit der Bevölke­ belegschaft erst knapp ein Viertel. rung war die Entmachtung dieser Konzernherren, wie es in Volksentscheiden und Länderverfassungen zum Aus­ � druck kam. Auch die Berliner Stadtverordnetenversamm­ Dio weltgrößten Elektro"Konzemo lung beschloß am i 3. September i 947 ein "Gesetz zur - i 995 - Überführung von Konzernen und sonstigen wirtschaft­ Unternehmen Land Umsatz Mitarbeiter Gewinn lichen Unternehmen in Gemeineigentum". Der SPD-Ab­ in Mio. DM in Mio. DM geordnete Otto Bach begründete das Gesetz: "Wir wollen Matsushita Electric J 106670 265.400 1389 heute lösen, was i 919 verpaßt wurde - und weil es ver­ - General Electric USA 100777 229.000 9459 paßt wurde, sehen wir heute noch die Trümmer rauchen". 88763 376.000 2084 CDU-Vertreter Tubertius stand verbal nicht nach und er­ Siemens D klärte: "Hätten Konzerne und Trusts vor i 933 nicht Hitler Sony J 61 155 138.000 -4504 finanziert, so wäre es nicht zum Krieg gekommen. Aus Philips NL 57544 250.000 2248 tiefster sittlicher Sorge verlangen auch wir eine Änderung Mitsubishi Electric J 49908 111.100 646 unserer Wirtschaft". ABB CH 48552 209.600 1892 50 Jahre danach plagen die CDU keine derartigen Sorgen Alcatel Alsthom F 46078 191.800 - 7348 mehr. Ungemach bereiten ihr und der Siemens-Spitze Bosch D 35844 158.400 550 eher die noch verbliebenen demokratischen Rechte in 23905 27.600 1690 Wirtschaft und Gesellschaft. Ansonsten aber sind die al­ Xerox USA ten Besitz- und Machtverhältnisse in der Wirtschaft nicht General Electric GB 232434 82.300 1361 nur restauriert, wie der DGB in seinem Grundsatzpro- Quelle: Wirtschaftswoche, 19.12.96 isw-tabelle 14 lsw-report Nr. 33

Weltweit rangiert Siemens unter den 25 umsatzstärksten nahme der Direktinvestitionen und einer rasant ansteigen­ Industriekonzernen (1 996: Platz 24), gemessen an der den Zahl Transnationaler Konzerne und deren Tochterun­ Beschäftigtenzahl ist der Konzern unter den zehn größten ternehmen. Der Prozeß ist dabei regional konzentriert auf zu placieren. Die Frage ist nur, als was stuft man Sie­ die sog. Weltmarkt-Triade - Nordamerika, Westeuropa mens ein? Als Industriekonzern, als Dienstleistungs-Gi­ und pazifisches Becken. In diesen drei Triade-Regionen gant, als Systemanbieter, als eines der größten Software­ werden dreiviertel des Welt-Bruttosozialprodukts geschaf­ häuser, als "Bank mit angeschlossener Elektroabteilung" fen und realisiert. Diese Triade macht also im wesent­ (Börsen-Jargon)? lichen den sog. Weltmarkt aus (vgl. F. Schmid, Transna­ Unter den weltgrößten (Universal-) Elektro-Giganten ist tionale Konzerne) . Siemens auf Platz 3 zu finden, hinter General Electric Insbesondere Großkonzernen werden die nationalen oder (USA) und der japanischen Matsushita EI. lnd. auch regionalen Märkte in ihrer Kapitalverwertung zu Siemens ist mit 386.000 "Mitarbeitern" in insgesamt 190 klein: Sie exportieren aber nicht nur für den Weltmarkt, Ländern präsent. Mit weltweit mehr als 400 Fertigungs­ sondern sie gehen zunehmend dazu über, auch ihre Pro­ stätten, davon über 300 außerhalb Deutschlands. Das duktionsstätten zu internationalisieren, um so global Ko­ weltweite Firmenimperium umfaßt jedoch insgesamt 1511 stenvorteile wahrzunehmen. Beteiligungen (Monopolkommission, S. 137). Mit 50 Pro­ Besonders rasant vollzieht sich dieser Prozeß in den zent und mehr ist Siemens an 779 Firmen beteiligt - so strukturbestimmenden und sog. High-Tech-Branchen, wie viele Tochtergesellschaften hat kein anderer deutscher Elektronik, Telekommunikation, Chemie, Automomobil­ Konzern. industrie und Maschinenbau. Hier besteht aufgrund der hohen Forschungs- und Kapitalintensität ein gewisser Zwang zu Größe und Globalisierung. Siemens nimmt z.B. 1.1 Globalisierung: Zu Hause in der Triade im Bereich Telekommunikation - öffentliche Netze und Transnationale Konzerne (Multis) sind heute die beherr­ Anlagen - Platz 3 der Weltrangliste ein. Forschung und schenden und strukturbestimmenden Kapitalien auf dem Entwicklung sowie Produktion sind in diesem Bereich in­ Weltmarkt. Wie die die UNO-Behörde Unctad (United Na­ zwischen so kapitalintensiv, daß erst ab einem bestimm­ tions Centre on Transnational Corporations) in ihrem jähr­ ten Weltmarktanteil im Absatz der Kapitalvorschuß wieder lichen "World Investment Report" feststellt, hat seit Mitte eingespielt werden kann. Die Entwicklungskosten für ein der 80er Jahre die kapitalmäßige Verflechtung und Durch­ digitales Vermittlungssystem betragen z.Zt. mit etwa zwei dringung der Weltwirtschaft in einer neuen Dimension zu­ Milliarden DM genausoviel wie für einen Airbus. Der Ent­ genommen. Sie drückt sich aus in einer sprunghaften Zu- wicklungsaufwand für den 64-Megabit-Speicherchip be-

Siemens-Welt

„ )

Lateinamerika 18.000 "@„ 6% y. „;;_) p •=Fertigung D Zahlen = Beschaftigte (einschließlich Joint-Ventures) % = Anteil amWeltu msatz L Siemens ist il 190 Ländern der Erde vertreten. Quelle: Geschäftsberichte Der Konzern unterhält 400 Fertigungsstätten, davon 300außerhalb Deutschlands isw-grafil

trägt ca. 4 Milliarden DM - etwa vieITTla� so viei wie der wiederkehrende Chance" voll genutzt und sich zu Spott­ 16-Megabit-Speicher. Das sind Kapitalkosten, die nur . und Dumpingpreisen, und wie der "Spiegel" schreibt, "mit noch von den größten der Branche aufgebracht werden allen Tricks" einige der Filetstücke der dortigen Industrie können, umso mehr, als durch die Konkurrenz- und Paral­ unter <:len Nagel gerissen. Zu den "Tricks" gehörten ne­ lelentwicklungen sich die Lebenszyklen immer mehr ver­ ben intensiven Kontakten zur Treuhandanstalt und deren kürzen. Nach Ansicht des Siemens-Vorstands gilt im Te­ wendehalsigen früheren VVBNEB-Direktoren unter ande­ lekommunikationsbereich ein Weltmarktanteil von 15 Pro­ rem das Service-Angebot zur Erstellung der DM-Eröff­ zent als kritische Masse, um langfristig überleben zu kön­ nungsbilanzen. Siemens verpflichtete dafür die KPMG nen; d.h. weltweit ist nur noch für 6 bis 7 Konzerne Platz. Deutsche Treuhand-Gesellschaft, die gleiche Prüffirma, Diese wiederum haben nur als "Global Player" eine Chan­ die auch die Siemens-Konzernbilanz testiert. So wusch ce, wenn man bedenkt, daß in Europa der größte nationa­ denn eine Treu-Hand die andere und zum Spottpreis von le Telekommunikationsmarkt gerade 6 Prozent des Welt­ 250 Millionen DM erwarbde r Elektro-Gigant 16 ehemalige marktes hergibt. Siemens-Vorstandsboß von Pierer: "volkseigene" Betriebe samt Grundbesitz und 20.000 Be­ "Grundsätzlich schrumpft die Zahl der "Global Players" schäftigten (vgl. Spiegel 17.6.91 ). Jeder Arbeitsplatz ko­ eher; denn in der Regel verträgt ein Arbeitsfeld langfristig stete Siemens so im Durchschnitt 12.500 D-Mark - billiger nur fünf. bis sechs Wettbewerber mit eigener Systement­ gehts nicht mehr. Finanzielle und ökologische Altlasten wicklung." (SZ, 22.2.94). übernahm weitgehend die Treuhand auf Rechnung des Natürlich beschränkt sich die Internationalisierung des Steuerzahlers. Von Pierer damals: "Angesichts der natio­ Kapitals nicht nur auf High-Tech-Branchen. Transnationa­ nalen Aufgabe darf man es mit der Marktwirtschaft nicht ie Konzerne gibt es z.B. auch in der Mineralwasser-Bran­ übertreiben." (Spiegel, 17.6.91). che. Anders als etwa bei einem Limonaden-Hersteller ist Die vaterländische "Aufgabe" bestand im Einsammeln bei High-Tech·Branchen die multinationale Dimension zu­ und Ausführen staatlicher Milliarden-Aufträge z.B. im Te­ nehmend eine Voraussetzung, um überhaupt produzieren lekommunikationsbereich, was die Umsatzrendite im Sie­ und am (Welt-)Markt präsent bleiben zu können. Im Mine­ mens�Unternehmensbereich ÖN (Öffentliche Netze) auf ralwasserbereich gibt es Unternehmen lokaler Größen­ die nie wiederkehrende Rekordmarke von 9 Prozent ordnung und Weltunternehmen (Perrier). In der Telekom­ hochschnellen ließ. Die Ost-aktivitäten zogen das gesam­ munikation kann es nur noch Multis geben. Ähnliches te DeutschJand-Geschäft nach oben: "In Deutschland ha­ ließe sich auch in anderen High-Tech-Branchen wie Chip­ ben wir Anfang der neunziger Jahre durch den Boom und Computerfertigung, Automobil-, Luft- und Raumfahrt­ durch die Wiedervereinigung profitiert", bekannte von Pie­ industrie aufzeigen. re r in einem Spiegel-Interview (13.5.96). Ziel der Siemens-Expansionsstrategie ist deshalb die ge­ samte Triade. Siemens-Kaske glaubte 1989 noch mit zwei Regionen auszukommen: "Nur wer zumindest in zwei der drei Triade-Regionen Nordamerika, Europa, Ja­ pan , zu Hause ist, kann langfristig bestehen." (Die Welt, 10.7.89). Von Pierer nahm zur Vorwärtsstrategie die dritte Region, Asien/Pazifik, hinzu.

"'Heimatmarkt Eumpa" Erstrangiger Expansionsschwerpunkt war in den 80er Jahren Westeuropa. Mit der Offensive in anderen Triade­ regionen sinkt zwar der Anteil des Europa-Geschäftes, macht jedoch noch 66 Prozent des gesamten Konzern­ umsatzes aus - fünf Jahre davor waren es 75 Prozent des Geschäfts. "Westeuropa ist unser Heimatmarkt" verkün­ det Pierer. Besser wäre "Heimatbasis", denn es hat in der Eroberungsstrategie des Konzerns Sprungbrett-Funktion. Das zuständige Mitglied des Zentralvorstandes, Jürgen Radomski erläutert das: "Unser europäischer Heimat­ markt hat für Siemens strategische Bedeutung. Denn ge­ Bereits kurze Zeit darauf konnte die Siemens-KPMG­ rade damit wir in den außereuropäischen Wachstumsre­ "Treuhand" bei den DDR-Erwerbungen schwarze Zahlen gionen unsere Marktposition weiter verbessern, brauchen testieren. Die roten Zahlen der Bundes-Treuhand wurden wir eine starke Stellung in Europa als Basis für unser dafür von Jahr umso fetter. Der damalige Konzernchef Weltgeschäft." (SieW, 3/97). Aggressiver formulierte der Kaske rieb sich die Hände über den Geschäftserfolg: damalige Vorstandsboß Kaske zu Beginn der neunziger "Das ging schneller als erwartet. Wir hatten mehrere Jah­ Jahre: "Nur aus einer Position der Stärke in Europa kön­ re angenommen". Für den "Geschäftserfolg" mußte nicht nen wir die Weltmärkte erobern." (SieM 6/90). nur der Steuerzahler sondern auch die Belegschaft blu­ Die "Position der Stärke in Europa" konnte Siemens wie­ ten. Sie wurde von knapp 20.000 im Jahr 1991 auf 14. 700 derum mit dem Anschluß der DDR ausbauen. "Hier ergab Ende des Geschäftsjahres 95/96 dezimiert. Wäre nicht sich, die so nie wiederkehrende Chance eines sich von mit einer staatlichen Milliarden-Subvention in Dresden ein heute auf morgen erweiternden Heimatmarktes", resü­ neues Chip-Werk errichtet worden, sähe die Bilanz noch mierte Kaske 1991 (SZ 6./7.7.91). Siemens hat die "nie deprimierender für die Beschäftigten aus. 16 lsw-repori Nr. 33

Neben Filetstücken holt sich Siemens auch Grundstücke auf unser Niveau erhöhen, dann haben wir dort eine fast heim ins Konzernreich. Der Vorstand erhebt "Ost-Ansprü­ unangreifbare Wettbewerbsposition - und zwar für den che" für alle 30 ehemaligen Standorte auf dem Gebiet der Weltmarkt". Und: "Es wird noch viel Wasser die Moldau neuen Bundesländer "soziale Einrichtungen sowie zwei hinunterfließen, bis man dort nur auf 50 Prozent des hiesi­ Stiftungen mit einem Grundbesitz von 3,2 Millionen Qua­ gen Niveaus kommt". Recht behielt er, wie fünf Jahre dratmetern im Gebiet der ehemaligen DDR" (SZ, später ein Interview von Vorstand Radomski mit "Sie­ 12./13.3.97). Erfolgsaussichten sieht Siemens-Finanzchef mensWelt" (3/97) aufzeigt: "Derzeit liegen die Arbeits­ Baumann vorerst nur bei den nach Gründung der DDR kosten in Tschechien oder Polen etwa bei zehn Prozent enteigneten Betriebsteilen, das sind insbesondere die so­ der Vergleichswerte in Deutschland. Der Abstand ist also zialen Einrichtungen sowie etwa 34.000 Quadratmeter In­ enorm. Er ist übrigens wegen der Steigerung der Löhne dustriegebiet in Ost-Berlin. und Lohnzusatzkosten in Deutschland während der ver­ gangenen Jahre kaum geschrumpft. Nach meiner Über­ Singapur vor der Haustüre zeugung werden diese Länder ihre hervorragende Positi­ Nie wiederkehrende Chancen witterte Siemens auch in on bei den Arbeitskosten noch lange bewahren, auch Osteuropa. Von Pierer 1991 : "Wir dürfen die sich hier wenn das Lohnniveau allmählich steigt. Im übrigen er­ ergebenden Chancen nicht vorübergehen lassen". Aller­ reicht man dort im Hinblick auf Qualität und Produktivität dings wurden die dortigen Umsatz- und Absatzmöglich­ schon ein beachtliches Niveau, und, davon bin ich über­ keiten von Haus aus nüchtern eingeschätzt. Angepeilt zeugt, dies wi rd weiter verbessert. Deshalb sind wir gut wurden 3 Prozent des Konzernumsatzes. Siemens kon­ beraten, diese Ressourcen zu nutzen. Wir tun dies ja im zentrierte sich mit Joint Ventures auf die Bereiche, die Verbund mit Wertschöpfung in Deutschland und verbes­ weniger von der privaten denn von der staatlichen Nach­ sern so unsere globale Wettbewerbsposition". frage abhängig sind: Bahn, Post und Telekommunikation, EU und Hinterhof Osteuropa bleiben also Heimatbasis mit Energieanlagen/Kraftwerksnachrüstung und Sanierung. "strategischer Bedeutung". Geplant ist, daß bis zum Jahr Siemens strebte zum einen in Osteuropa "Niedriglohn­ 2000 der Anteil des Deutschland-Geschäfts von jetzt 40 standorte" an, "in denen wir so kostengünstig produzieren Prozent auf unter 30 Prozent fällt. Den Anteil des Ge­ können, daß sich die Produkte auf den kaufkraftschwa­ schäfts im übrigen Europa aber will man bei etwa 25 chen Ostmärkten absetzen lassen" (Kaske, HV-Rede Prozent stabil halten (vgl. SieW1/97). Dazu soll der Euro 1992, Redemanuskript, S. 10). beitragen. Siemens verspricht sich Vor.teile durch Wegfall währungsbedingter Transaktions- und Kurssicherungs­ kosten sowie "wettbewerbsverzerrender Wechselkurs­ änderungen". Als weiteren Vorteil nennt das "Siemens Info Forum" die "größere Steuer-, Preis- und Kostentran­ sparenz", was zusammen "mit den größeren Märkten wei­ tere Wachstumspotentiale" eröffne. t�m���m�m Standbein im weltgrößten Elektromarkt: US-Geschäft Umsatzentwicklun 1972 . 1997 Ein weiteres Viertel des Siemens-Umsatzes soll künftig Jahr Gesamt Inlands- Auslands- Ausland aus dem Amerika-Geschäft stammen. Ende des vergan­ (Mrd. DM) Geschäft Geschäft • in % 1 genen Geschäftsjahres lag der Anteil bei 18 Prozent - 12 esamt 1972 15,1 8,9 6,2 41,1 Prozent aus dem US-Geschäft, der Rest entfiel auf La­ 1977 25,2 12,3 12,9 51,2 teinamerika. 1991/92 waren es erst 13 Prozent. Insbeson­ 1983 39,5 17,3 22,2 56,2 dere das US-Geschäft boomt. Siemens hat bereits Ende 1988 59,4 30,8 28,6 48,1 des vergangenen Jahrzehnts Kurs auf den größten Elek­ 1989 61, 1 28,5 32,7 53,5 tromarkt der Welt genommen. Für die schnelle Veranke­ 1990 63,2 28,4 34,8 55,1 rung in diesem Billionen-Markt (1996: 1010 Milliarden 1991 73,0 33,3 39,7 54,4 DM) wurden Kapazitäten nicht in erster Linie durch 1992 78,5 36,5 42,0 53,5 Sachinvestitionen aufgebaut, sondern einfach durch 1993 81,6 37,3 44,4 54,4 Übernahmen von Firmen zugekauft. Bei diesem Firmen­ 1994 84,6 35,8 48,8 57,7 Shopping en gros kam Siemens die in den achtziger Jah­ 1995 88,8 37,9 50,9 57,3 ren aufgebaute Liquiditätsreserve in zweistelliger Milliar­ 1996 94,2 36,4 57,8 61,4 denhöhe zugute. Diese "Kriegskasse" wurde nun zielge­ 1997" 100,0 35,0 65,0 65,0 richtet zur Eroberung von Marktanteilen eingesetzt. Ge­ ' Export+ Umsatz Auslandsgesellschaften, " geschätzt fragt sei heute eine "gesunde Aggressivität" formulierte Quelle; Geschäftsberichte isw-tabelle Konzernstratege Franz damals. Und Originalton Siemens­ Vorstand: "Wir erobern in Zukunft jedes Schiff, das an uns vorüberkommt". Von Pierer hatte von Anfang an noch ein zweites strategi­ Mit der Eroberung der Stromberg Carlson und Fusion mit sches Ziel im Auge, wie er in einem Interview in der Wirt­ der Systems wurde Siemens in schaftswoche (i 4.2.92) bekannte: "Die Personalkosten den USA zum drittgrößten Anbieter in der öffentlichen liegen in der CSFR gerade bei fünf bis zehn Prozent von Vermittlungstechnik. Die Übernahme der Rolm von IBM denen in Deutschland. Die Leute sind gut ausgebildet, ließ zwar den Marktanteil bei privaten Nebenstellenanla­ und es gibt dort eine gewachsene Industriekultur. Wenn gen auf 15 Prozent steigen, brachte aber für Jahre rote wir jetzt noch die Produktivivität steigern und die Qualität Zahlen. Heute gilt Rolm als saniert. Siemens verfügt in lsw-report Nr. 33 17 den USA über 90 eigene Fertigungsstätten sowie über 70 Joint-Ventures und über 60 Fertigungsstätten fest ver­ rund 300 Standorte für Verkauf und Service und beschäf­ ankert und beschäftigt ca. 46.000 Mitarbeiter. Zielmarke tigt 47.1 00 Mitarbeiter, womit es dort der größte uausländi­ für die nächsten Jahre ist eine Verdoppelung des Ge­ sche Arbeitgeber" ist. "1990 waren es erst 30.000 Be­ schäftsanteils auf 20 Prozent (Pierer). schäftigte. Besonders stark expandiert Siemens derzeit in China, Der Umsatz in den USA soll auch in den nächsten Jahren dessen Elektromarkt inzwischen so groß ist wie der Deut­ überdurchschnittlich wachsen. Ziel ist es, den US-Anteil schlands. Von den 69 Joint-Ventures in Asien/Pazifik ha­ am weltweiten Siemens-Umsatz im Jahr 2000 "deutlich ben 36 eine chinesische Firma als Partner. Derzeit be­ auf 20 Prozent zu erhöhen". (Siemens Info Forum). schäftigt Siemens in China "10.000 Menschen, wobei es Pierer für vorstellbar hält, daß es bis zum Jahr 2000 drei­ mal soviele sind (vgl. WiWo, "13.4.95). Der China-Umsatz

� nvestiti©nsaktivitäten 1972 � 1996 soll dann auf "1O Milliarden ansteigen (vgl. HB, 6.5.97). Allein 75 Millionen Telefonanschlüsse will China bis zum Investitionen in ... FuE-Ausgaben 1 Jahr 2000 installieren "und da werden wir unbedingt da­ Sachanlagen Finanzanlagen beisein müssen" (Pierer). Jahr Mio. DM Mio. DM Mio. DM Um in China, Indien und auch Indonesien an Aufträge zu 1972 812 69 1200* kommen, steigt Siemens zunehmend als Kapitalgeber in 1977 1646 39 2100 1 Großprojekte, wie Kraftwerke und Telekommunikation 1983 2200 104 3470 1 ein. "Proj ekte auf diesen Märkten werden aufgrund der 1988 4089 1121 6480 1 damit verbundenen Risiken und der teilweise fehlenden 1 Kaufkraft immer mehr über die Finanzierung entschie­ 1989 41 26 3746 6875 den", schreibt Siemens im "Dialog intern" (August 97) und 1990 4391 2675 6980 1 trumpft dann auf: "Siemens kann hier seine Finanzpositi­ ' 1991 5003 592 7892 1 on voll ausspielen". Mit anderen Worten: Siemens stellt 1992 5560 301 4 7554 1 aus seinen umfangreichen liquiden Mitteln das Kapital zur 1 Verfügung und läßt sich das Risiko über die bundeseige­ 1993 4793 1881 7606 ne Hermes-Bürgschaft absichern. 4533 7508 1 1994 1188 Während in Indien und China die Markterschließung im 1995 5444 2021 7274 1 Vordergrund der Konzernaktivitäten steht, ist es bei den 1996 6649 1213 7296 1 kleinen Tigern wie Malaysia und Singapur mehr die Pro­ • Geschäftsjahr 72173 1 duktion für den Weltmarkt. Attraktiv sind für Siemens ne­ Quelle: Geschäftsberichte isw-tabelle 1 ben den niedrigen Löhnen und Sozialleistungen vor allem die total flexiblen Maschinenlaufzeiten. So liegen die Ar­ beitskosten beim Siemens-Montagewerk in Malacca (Ma­ Wachstumsstrategie in Asien/Pazifik laysia) mit 2500 Beschäftigten "bei nur 5 % des deut­ schen Niveaus. Konkret: Im Halbleiterwerk Regensburg Mit dem Wechsel im Vorstandsvorsitz änderte sich auch kostet die Arbeitsstunde an entsprechenden Arbeitsplät­ die Orientierung in Bezug auf die dritte Triade-Region. zen 40,63 DM - in Malacca jedoch nur 2,36 DM" (Siemen­ Kaske wollte von Asien/Pazifik nicht allzuviel wissen bzw. slnfoForum). Die Arbeitskosten seien jedoch nicht das al­ sich Zeit lassen. Gefragt, weshalb man in Japan bisher leinige Motiv für die Auslagerung der sog. Backend-Pro­ keinen Fuß hineinbringen konnte, antwortete er: "Wir hal­ duktion. Nach Siemens-Angaben liegen "die Kapitalnut­ ten es wie die Nürnberger, die Knödel nacheinander zu zungskosten aufgrund der längeren wöchentlichen Lauf­ essen pflegen, damit sie sich nicht verschlucken" (TopBu­ zeit der Geräte um 20%" niedriger (ebenda). Denn in Ma­ siness, Oktober "199"1). Pierer zeigt sich gieriger und er­ lacca läuft die Fertigung kontinuierlich in drei Schichten klärte gleich zum Amtsantritt: "Wir haben Südostasien zu an sieben Tagen der Woche. einem neuen strategischen Schwerpunkt erklärt" (mm 9/92), "zum dritten Standbein unseres Geschäfts". Aller­ Trotzdem wehrt sich die Geschäftsleitung gegen den Vor­ dings macht man sich hier noch nicht direkt an den wurf des Sozialdumpings (siehe Kasten auf Seite "18). großen Knödel Japan heran. Der zweitgrößten Elektro­ Gedumpt werden ja auch nicht primär die dortigen niedri­ markt der Welt mit einem Volumen von rund 745 Milliar­ gen Löhne, sondern mit der Drohung "Verlagerung in Bil­ den DM ("1 996) gilt als zu stark abgeschottet und be­ liglohnländer" erpreßt Siemens niedrigere Löhne und So­ herrscht von den japanischen Elektrogiganten. Lediglich zialleistungen in deutschen Betrieben. in der Medizintechnik konnte Siemens hier nennenswert "Wachstumszonen werden wir dort haben", schreibt die Fuß fassen. Derzeit macht Siemens lediglich "1 Prozent Siemens-Zeitschrift "1993 (3/93), "wo in einem liberalen seines Weltumsatzes mit Japan. Pierer hatte schon vor Umfeld Kapital und Know-how grenzüberschreitend auf fünf Jahren in einem SZ-lnterview ("1."10.92) präzisiert: billige Rohstoffe und preiswerte Arbeitskräfte treffen". "Stoßrichtung ist für uns zunächst weniger Japan, son­ dern die Region außen herum. Dort ist es schneller mög­ 1.2 Global Factory lich, Fuß zu fassen". Siemens forciert die Internationalisierung seiner Produkti­ Das Wildern im japanischen Hinterhof lohnte sich. Der onsstätten. Während inzwischen 60 Prozent des Konzern­ Umsatz in der Region - ohne Japan - belief sich zum umsatzes im Ausland erbracht werden, erfolgen noch Ende des Geschäftsjahres 95/96 auf 9,2 Milliarden DM zwei Drittel der Wertschöpfung im Inland. Das soll sich (etwa "1O % des Konzernumsatzes) und hatte sich seit nach dem Willen der Konzernleitung ändern. Dem zuneh­ "1990/9"1 weit mehr als verdreifacht. Siemens ist heute mit menden Auslandsumsatz "müssen natürlich auch die i8 lsw-reporl Nr. 33

Wertschöpfungsstrukturen folgen", betont von von Pierer Siemens will dieses "Global Sourcing" noch mehr aus­ (Die Woche, 12.9.97). Die Transnationalen Konzerne ma­ schöpfen bzw. systematisieren: Man müsse "Weltklasse chen so nicht nur bei der Mehrwertrealisierung die Märkte im Einkauf" werden, betonten Teilnehmer bei einem vom der Welt zu ihren Verwertungsplätzen. Sie sind infolge Zentraleinkauf gestalteten top-Workshop Ende i 996 in ihrer globalen Organisationsstruktur auch in der Lage - München. Bei einem weltweiten Einkaufsvolumen von 42 und aus Konkurrenzgründen zunehmend gezwungen - Milliarden Mark wolle man im laufenden Geschäftsjahr diesen Mehrwert in aller Herren Länder produzieren zu einen "zusätzlichen Ergebnisbeitrag von mindestens einer lassen. Sie unterhalten Produktionsstätten dort, wo die Milliarde Mark" erreichen (vgl. SieW i 2/96). Verwertungsbedingungen ihrem Urteil nach am günstig­ Internet und andere moderne Hochleistungsnetze wieder­ sten sind. Dieses vorgehen wird häufig auch als "Global um machen es möglich, auch hochqualifizierte Arbeits­ Sourcing" beschrieben, nämlich Ressourcen rund um die kräfte in die Wertschöpfung des Konzerns direkt einzube­ Welt dort anzuzapfen, wo es für die TNK am profitabel­ ziehen, in Echtzeit gewissermaßen. Zum Beispiel Soft­ sten ist - und zwar in Bezug auf Arbeitskräfte, Zulieferer, ware-Entwickler im indischen Bangalore. Siemens hat in Rohstoffe, Technologien, Infrastrukturen, staatliche Rah­ Indien zwei Software-Tochterfirmen angesiedelt und die menbedingungen. Zahl der Entwickler binnen zwei Jahren von 500 auf i 000 verdoppelt. Hans. H. Krafka, Chef der Siemens Communi­ cation Software in Bangalore gerät geradezu ins Schwär­ men, wenn er bei seinen indischen Mitarbeitern die "Fä­ „Hint�r Gitt�rn" higkeit zum abstrakte n Denken" preist. "Was an natürli­ wird „mit gmß�r Fr�ud� g�arb�it�t" chen Anlagen da ist, erfährt in der "ausgezeichneten" Siemens betreibe in seiner Chip-Montage in Malacca (Malaysia) (Krafka) und "beinharten" indischen Ausbildung entspre­ kein Sozialdumping, „sonderneher eine örtliche Vorreiterrolle bei chende Förderung - und so ergibt sich denn, genährt den sozialen Leistungen; gemessen an deutschen Maßstäben durch einen ständigen Strom von den Colleges, ein durchaus vergleichbare Lebensbedingungen". So heißt es in „Fak­ großer Pool an Begabungen, wo sich Firmen wie Sie­ ten und Argumente für die Unternehmenskommunikation '97" (Hervorhebungen ebenda). mens nur zu bedienen und die Besten herauszufischen brauchen. Auf eine Annonce kommen schon mal i 0.000 Die Arbeitskosten lägen bei nur 5 Prozentdes deutschen Niveaus, heißt es dort weiter. Konkret: Im Halbleiterwerk Regensburg kos­ Bewerbungen". (SZ, 22.5.97). Oft hole sich die Firma den tet die Arbeitsstunde an entsprechenden Arbeitsplätzen 40,63 DM Nachwuchs direkt vom Campus weg. - in Malacca nur 2,36 DM. Gemessen am Warenkorb sei das jedoch „durchaus vergleichbar Mad� by Si�m�ns World mit deutschem Einkommen". Die Steuersätze seien sehr niedrig. Für die Alterssicherung zahlen Mitarbeiter und Unternehmen in Transnationalen Konzernen wie Siemens steht so welt­ einen Fonds ein. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Kranken­ weit ein ungeheures Heer an Arbeitskräften zur Verfü­ versicherung und Mutterschutz werde nach deutschem Vorbild gung. Und weltweit kann die gleiche Technologie ange­ gewährt. wandt werden. Moderne Transport-, Kommun\kations­ Die meisten Beschäftigten kämen aus den umliegenden Dörfern.„ und Transaktionstechnologien erlauben zunehmend diese Zu einem etwas anderen Ergebnis kommt der Spiegel in seinem Faktoren zu einem globalen Prozeß der Wertschöpfung Bericht „Hinter Gittern" über die Siemens-Chip-Produktion in zu integrieren, ein globales Produktionsnetzwerk zu knüp­ Malacca (39/1995): Danach kommt zumindest ein Großteil der Beschäftigten nicht aus fen. Siemens-Kaske deutete diese Entwicklung bereits den „umliegenden Dörfern", sondern wird in Indonesien ange­ 1990 an: "Zwingende Konsequenz unserer weltweiten Be­ heuert. So wohnen z.B. 600 Indonesierinnen in tristen .fünfge­ tätigung ist, daß wir unsere Wertschöpfung im Sinne einer schossigen Wohnhäusern, die mit Stahlgittern gesichert sind. weltweiten Arbeitsteilung stärker internationalisieren müs­ „Punkt 22 Uhr wird das Gitter mit dem übermannshohen Stachel­ sen" (SieM, 6/90). Nach Einschätzung der UN-Konferenz drahtzaun geschlossen" ..„ „Ihr Arbeitgeber, sagt Ariffder Wäch­ für Handel und Entwicklung (UNCTAD) werden die ter, könne es sich nicht erlauben, daß sie weglaufen". Deshalb hat ihnen Siemens offenbar auch den Paß abgenommen, obwohl dies großen transnationalen Unternehmen durch neuen Welt­ von der malaysischen Regierung ausdrücklich untersagt ist. (Spie­ marktbedingungen geradezu gedrängt, "integrierte inter­ gel, 39/1995). Die Indonesier sind günstiger zu haben, als die nationale Produktionssysteme aufzubauen". In der daraus Malayen; wie etwa Lita Hariami, die in einer Kleinstadt auf Suma­ folgenden internationalen Arbeitsteilung innerhalb von Fir­ tra angeworben wurde. ,,Nachdrei Wochen Einarbeitung sitzt Lita men könne "jeder Teil der Mehrwertkette dorthin verlegt mindestens acht Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, vor werden, wo er am meisten zum Gesamtwerk der Com­ dem Mikroskop". Eigentlich müßte sie nur sechs Tage die Woche arbeiten. „Aber dann kann ich gar kein Geld sparen", sagt sie. Bei pany beiträgt" (World Investment Report 96, S. XXIII). einer 60stündigen Arbeitswoche verdient Lita nach eigenen Anga­ Das erfolge durch ein komplexes Beziehungsgeflecht zwi­ ben etwa 600 Ringgit (etwa 350 Mark) im Monat. Während der schen Mutterfirma und Filialen sowie der Filialen unterein­ ersten zehn Monate muß sie davon 240 Ringgit an ihren Agenten ander. weiterreichen. „Der Frust ist groß, doch es gibt kein Zurück" (ebenda). Erst nach Erfüllung ihres Zweijahresvertrages darf sie Ein anschauliches Beispiel des Aufbrechens der Wert­ zum Urlaub nach Hause und kann dort überlegen, ob sie noch ein schöpfungsketten und einer Integration in ein globales Jahr weiterarbeiten will. Produktionsnetzwerk liefert die "Siemens-Zeitschrift" „Ähnlich wie das Siemens-Werk in Malacca beschäftigen die mei­ (3/93) in einem Interview mit dem Geschäftsführer der sten multinationalen Konzerne „.ihre Arbeiter nur zwei oder drei Siemens Components Singapur. Er antwortet auf die Fra­ Jahre lang, um die Löhne niedrig zu halten. Dann holen sie sich ge nach den Gründen für den Aufbau der Chip-Fertigung neue billige Kräfte aus den Dörfern Sumatras und Javas" (eben­ in Singapur: " ...die Infrastruktur - Telekommunikation, da). auf der Festveranstaltung zum 30jährigen Bestehen des CDU-Wirtschaftsrates über das Siemens-Werk in Energie- und Wasserversorgung sowie das Transportwe­ Malacca: „„.und dort wird sieben Tage in drei Schichten und mit sen funktionieren hervorragend. Durch die Verbreitung großer Freude gearbeitet. Wirklich mit großer Freude". der englischen Sprache„.ein sehr gutes Bildungs­ system„.stehen hier Fachkräfte in einem Maß zur Verfü- lsw-rnpori Nr. 33 19

gung, wie man es sonst nur in hochentwickelten Industrie­ schreitender innovativer Produktionen und Aktivitäten zu ländern findet.. politisch ein sehr stabiles Land„ .Somit organi::>ieren und zu managen, könnte künftig zum wich­ haben wir hier ein sehr sicheres soziales und wir ligsh')n komparativen Vorteil transnationaler Unternehmen haben auch kei nerlei Sorge, daß sich daran Entscheiden­ werden." (lf'.0-SD23/96, S. 13). Allerdings muß, solange des ändern wird„.Für uns ist z.B. entscheidend, daß wir ein echtes Welt-Monopol bzw. -�

• über Siemens-Vermögensverwaltung GmbH ·Durch das so organisierte Produktionssystem verschafft " darunter auch Belegschaftsak!ionäre sich der transnationale Großkonzern das "Monopol der ""'" andere Unternehmen u. Institutionen, bzw. nicht erfaßt Quelle: Geschäftsbericht 96 / Falden & Argumente für Unternehmenskommunikation, verbesserten Produktionsweise" (Karl Marx), was für ihn Presseberichte. Stand: Sommer 1996 die Quelle von Extraprofiten ist. Das Münchner IFO-lnsti­ Die Zahl der Aktionäre betrug 573.000. 60 % des l

2. 1. Sh©ireholder soll. So wird auch im November 1 997 innerhalb der Sie­ Bei den Aktionären stagniert der lnternationalisierungs­ mens-Familie festgelegt, ob der bisherige Finanzchef Her­ grad. Seit Jahren halten Ausländer etwa 40 Prozent der mann Baumann zum Nachfolger von Hermann Franz im Siemens-Aktien. Bei der letzten Untersuchung der Aktio­ Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden gekürt wird. Von Bau­ närsstruktur zum Stichtag 1. August 1996, war ihr Anteil mann erwartet man sich einen noch größeren Rendite­ gar auf 38 Prozent gesunken. Zugenommen hat dagegen druck. Es treffe zu, so AR-Chef Franz in einem Interview die Bedeutung der institutionellen Anleger, d.h. der Invest­ mit dem "managermagazin" (8/96), daß "bei Siemens der mentgesellschaften, Versicherungen und Banken. Sie Aufsichtsratsvorsitzende eine besondere Position hat. verfügen jetzt über 45 Prozent der Siemens-Aktien und Das ist eine Tradition, die bei uns seit 150 Jahren gepflegt damit über den größten Anteil am Grundkapital. 1990 be­ wird. Siemens wurde als Familienunternehmen gegrün­ trug ihr Anteil erst 35 Prozent. "Die Entwicklung ist aus­ det, und fast alle meine Vorgänger waren Mitglieder der schließlich auf das verstärkte Engagement von Invest­ Siemens-Familie. Dieses hat zu einer stärkeren lnvolvie­ mentgesellschaften im In- und Ausland zurückzuführen; rung des Aufsichtsratsvorsitzenden in das Geschehen der sie halten jetzt 30 Prozent unserer Aktien gegenüber 23 Firma geführt". Prozent im Jahr 1993" (Geschäftsbericht '96, S. 5). Das Wort derer von Siemens hat Gewicht. Zwar besitzt Seit der ersten Erhebung 1970 hat sich die Gesamtzahl die Dynastie "nur" einen Anteil von knapp 7 Prozent der Aktionäre auf 573.000 mehr als verdoppelt. Knapp (6,94%) des Grundkapitals; wovon 5,29 Prozent auf drei Viertel der 489.000 deutschen Aktionäre sind Arbeit­ Stammaktien und 1 ,65 Prozent auf Vorzugsaktien entfal­ nehmer. Zu dieser Gruppe zählen auch die über 100.000 len. Letztere aber haben es in sich. Sie verleihen dem Belegschaftsaktionäre. Zusammen bringen es diese Hun­ Inhaber ein 6faches Stimmrecht, ein Apartheids-Privileg, derttausende Kleinaktionäre auf 17 Prozent des Grund­ das der Siemens-Familie 1942 von den Nazis zugestan­ kapitals. Einige Dutzend von ihnen kommen auf den jähr­ den wurde. Einschließlich dieser Mehrfachstimmrechte lichen Hauptversammlungen zu Wort, zu sagen haben sie erreicht die Familie einen Stimmenanteil von gut 14 Pro­ jedoch allesamt nichts. zent (14,03% nach eigenen Angaben; vgl. SZ, 14.2.95) aller Aktien. Da aber die Hauptversammlungspräsenz bei Siemens wie bei anderen großen Gesellschaften von Jahr zu Jahr sinkt und zuletzt nur noch 45 Prozent betrug, würde es Siemens bei "Kampfabstimmungen" auf ca. 30 Prozent der Stimmen bringen. Das ist mehr als die Sperrminorität von 25 Prozent, mit der alle entscheiden­ den Beschlüsse blockiert werden können; d.h. ohne oder gar gegen den Willen der Familie geht nichts. Und käme es wirklich zum Schwur, dann hätten die einzigen Groß­ aktionäre des "Hauses Siemens" schließlich noch die Großbanken mit ihren Depotstimmen auf ihrer Seite. Allen voran, die von einem Siemens gegründete und durch die Jahrhunderte mit Siemens eng befreundete Hausbank Deutsche Bank. Sie allein bringt es - je nach HV-Präsenz - auf etwa 20 Prozent der vertretenen Stimmen (vgl. dazu F. Schmid, Deutsche Macht-Allianz, S. 18). Enge Bande bestehen auch zum Allianz-Dresdner-Konglomerat. Professor Ekkehard Wenger, auf Siemens-Aktionärsver­ sammlungen Hauptkritiker des Mehrfachstimmrechts in einem SZ-lnterview (1 1 .3.97): "Grundsätzlich ermöglichen die Vorzugsaktien eine erhöhte Einflußnahme auf die Ge­ Familien-Oberhäupter: Aufsichtsrats-Vorsitzender a.D. Peter von Siemens und Auf­ sellschaft. Das fängt bei der Besetzung hochdotierter Vor­ sichtsrat Peter von Siemens jun. gelten als die Chefs der Siemens-Familie. stands- und Aufsichtsratsposten an und reicht bis zur Die Siemens-Familie besitzt sieben Prozent der Aktien am Konzern und kassierte daraus Lenkung der Geschäftspolitik und des Einsatzes von Stif­ im Geschäftsjahr 1996 ca. 56 Millionen DM an Dividende. Nicht viel, aber es reicht zum Leben. Der Wert ihres Aktienpakets hat sich von 1992 - dem Amtsantritt Pierers - bis tungsmitteln nach den Vorstellungen der Familie". zum Jubiläumstermin am 1. Oktober 1997 glatt verdoppelt: Von 2.200 Millionen DM auf 4.500 Millionen DM. Shareholder Value! Die "Vorstellungen der Familie" gehen in Richtung einer bedeutend höheren Rendite der Firma. Aufsichtsrat Peter von Siemens und dessen Vater und langjähriger Auf­ Di� ganz gmß� Si�m�ns-Famm� sichtsratsvorsitzende P.v.S. sen. gelten als die Chefs des Das Sagen hat bei der "Großen Siemens-Familie" allemal Siemens-Clans. Keß diktierte der Junior einem Journali­ noch die Familie Siemens. Über die Zahlenstärke dieser sten des österreichischen Wirtschaftsblattes "Trend" in Sippe gibt es keine genauen Angaben - die meist gehan­ die Feder: "Kein Milchmann sperrt für unsere Rendite sei­ delte Zahl beziffert 270 Clan-Mitglieder. Jedenfalls rücken nen Laden auf". Da ist sich die Siemens-Familie einig mit sie zu dem jährlichen Familientreff vor der Hauptver­ den institutionellen Anlegern. Ihnen ist die im Geschäfts­ sammlung jeweils in Kompaniestärke an. Hier müssen jahr 1996 erwirtschaftete Rendite von 10,5 Prozent zu dann die Siemens-Spitzenfunktionäre, insbesondere aber gering. Energisch und lautstark fordern sie eine rasche der Aufsichtsratsvorsitzende, Rede und Antwort stehen, Steigerung des Shareholder Values ( = der Wert, den das werden Grundsatzentscheidungen getroffen; z.B. wer der Unternehmen für die Aktionäre hat; richtet sich meist nach künftige Oberaufseher des "Hauses Siemens" werden Kursgewinnen, Dividende, Bezugsrechten). lsw-repori Nr. 33

der Jahresüberschuß und damit die im 96/97 auf diesem Niveau verharren, stürzte der Kurs der Sie­ mens-Aktie binnen zwei Stunden um 9 Prozent auf 72 Börsenwert des Siemens-Konzerns Mark ab. Da nützte ausnahmsweise auch die Meldung nichts, der Vorstand wolle weitere 6.000 Arbeitsplätze ab­ bauen. Obwohl Aufsichtsrats-Vorsitzender Franz verriet: 3·1 ,4 Mrd. DM "Sie brauchen heute doch nur veröffentlichen, daß Sie 20.000 Mitarbeiter raussetzen, und schon geht der Aktien- kurs hoch. Das ist " (mm 8/96). Seitdem beschwört von Pierer die Finanzwelt, man lege in '1 992 ·1 997 diesem Geschäftsjahr lediglich eine "Verschnaufpause" (30.9.92) ('l.'10.97) ein, um dann mit Gewinn und Rendite erneut "auf Steig­

Quelle: Geschäftsberichte: SZ, 2.10.97 isw-grafil

Jahresüberschuß 1972 - 1997 in Mio. DM

"Was die Gewinne angeht: uns geht es noch nicht gut genug." (von Pierer) Industriekonzern, Dienstleistungsunternehmen, Softwarehaus, Halbbank - Immobilien-Spekulant!? Siemens gründete zum 1. Ok­ tober 1994 die Siemens Immobilien Management GmbH & Co OHG, um das Immobilienvermögen „unter Marktgesichtspunkten zu managen" (Finanzvorstand Baumann). Der Konzern besitzt an 730 Standorten 45 Millionen Quadratmeter Grundstücke und Ge­ bäudeflächen von knapp 20 Millionen Quadratmeter. Rund zwei Drittel dieses Besitzes liegen in Deutschland. Der Buchwert des Grundbesitzes wird vom Konzern mit 1,98 Milliarden, der der Gebäude mit 6,3 Milliarden Mark beziffert. Der Marktwert er­ reicht ein Vielfaches dieser Summe. Angaben darüber lehnte Bau­ mann ab, da sonst ein Teil der stillen Reserven aufgedeckt würde. Der Infodienst Czerwensky Intern schätzt den Verkehrswert der "Die Gewöhnung 50 an jedes Jahr Immobilien - darunter auch 7629 Wohnungen - auf rund Milli­ mehr Geld - arden Mark. Er ist damit fast so hoch wie der Börsenkurswert des das ist zu Ende." Unternehmens. (von Pierer - zu Lohnforderungen) Die Gier ist unersättlich. Siemens hat zudem umfangreiche „Ost­ Ansprüche". Baumann zufolge besaß das Unternehmen bei Kriegsende 30 Standorte, soziale Einrichtungen sowie zwei Stif­ tungen mit einem Grundbesitz von 3,2 Millionen Quadratmeter im Gebiet der ehemaligen DDR. Für alle diese Projekte seien Ansprü­ '72 '77 '83 '88 '89 '90 '91 '92 '93 '94 '95 '96 '97' che geltend gemacht worden. (vgl. SZ, 12./13.3.94, 14.7.94). Quelle: Geschäftsberichte: SZ, 2.10.97 '1997 geschätzt (nach Zwischenbericht 3 % Zuwachs) Photo: Siemens-Konzernverwaltung Wittelsbacher Palais isw-grafil

Doch die institutionellen Anleger sind unerbittlich. "Die Ei­ "Milchmann" Peter von hat ausgesprochen was Aktionäre genkapitalrendite von 10,5 Prozent, die Siemens in die­ und Finanzmärkte wünschen: Eine höhere Rendite als sem Jahr präsentiert, löst bei internationalen Anlegern ein Treibsatz für den Siemens-Aktienkurs. Dabei hatte sich müdes Lächeln aus", schreibt das Wirtschafts- und Bör­ Heinrich Pierer von Esch seit seinem Amtsantritt im Jahre senblatt Capital (1 1/96). Auch in der Folgezeit hinkte der 1992 wahrlich alle Mühe gegeben, aus den Beschäftigten Siemens-Aktienkurs dem Rekordanstieg des Dax hinter­ immer mehr herauszuholen und die Eigenkapital-Rendite her. Fonds und Versicherungen vergleichen die Sharehol­ nach oben zu pushen, zuletzt auf 10,5 Prozent. Und das der-Value-Entwicklung bei Siemens mit anderen Konzer­ bei einem um zehn Prozent erhöhten Grundkapital. nen, insbesondere mit dessen Hauptrivalen General Elec­ Nimmt man die außerordentlichen Erträge durch den Ver­ tric. Dieser performanced jedoch eine Eigenkapitalrendite, kauf des Bereiches (Hochleistungsdrucker) noch die mehr als doppelt so hoch ist wie bei Siemens: dazu, sind es bereits 12,5 Prozent EK-Rendite. Prozent (vgl. Capital 11/96). In beispielloser Rambo-Ma­ Dem Clan und den institutionellen Anlegern, allen voran nier hatte GE-Boß Welch den Profit des US-Elektro-Multis den nationalen und internationalen Wertpapierfonds, nach oben getrieben, die Belegschaft angetrieben und reicht das noch nicht. Als der Vorstand Anfang November nicht profitabel genuge Firmenteile zerschlagen; nach der 22 isw-report Nr. 33

17 Siemens=Unternehmensbereiche

Anlagentechnik

Auflr.Vol. Energieerzeugung 9.ß Mrd Um!".atz 9.4Mrrl Antriebs 1 Schatt-u. Ergebnis 102 Mio J nstallafu:lnstechni k Auftr.Vol . 9,1 Mrd Booäf!iqle 20.000 Umsatz 8,0Mrd EV Auftr.Vol . 8,9Mn:I Ergebnis 410 Hio Umsatz 8.1Mrd ße\dläftigle19. 500 Ergebnis 111 Mio BOOiäftigte 41.llOO AuAr.Vol . 6.9 Mrrl Umsatz 6,6 Mrd Ergebnis 509 Mio Energie.Qbertragg. BeWliifligte17 . ooo u .-Verteilung Aufu.Vol. 6M1rd öffentl.Kommuni· Umsatz 5.11Mrtl kationmetre Ergebnis '-!� Mio Aufu".V0\.13,Lt Mrd Bm.h.l"ftigle20.000 Umsalz 11.B Mrd Ergeb.�i� :,'>S'iMio ßfühä fli9 te .33.000

&iemens -Nixdon &ysteme AG AuflT.Vu l. 13.9 Mrd Umsatz 13,&M!rl Ergebnis 52 Hio Bmhäfti le 34-. 100

AuAr.Vo\. 1.8 Mrd Umsatz 1.6Mrd Ergebnis 63 Mio BeldläAi te 5.300

AufkVol. 7'. 2 Mm Umsatz 1.1 Mrd HL Ergebnis 30 Mio ßescnäfligte2v100

BSHG Auftr.Vol. 6.s Mrd AT !Halbleiter Umsatz 4.3 Mm Erf)e.bnis 19 Mio ßf}c.häfl19te. 13.100 Auflr.Vol . 4-,8Mrrl Ums.atz 4,1 Mrd Ergebnis 603 Mio I!l Automobiltechrnk BachäRi)C 19.300 IX>Sc.h-siemens Hausgerate 6mbH ] AuAr.Vol. 1:1 Mn:i Auftr.\itl. 4,0MrU Umsatz 1,1 Mrd Umsatz 4-.DMrrl PR Ergebnis 201 Mio Ergebfri!. 111 Mio ßtsch5Aigte 22.500 Besdl.'ifli lt15.600

ra�iveBau ele­ Elektfom&hani� mente.u. Röhren Komponenten OsramGmbH Aufu.Ym . 2.1Mrd AuRr.VoL 1.'iMrd umsatz 2.oMrd Umsalz 1,3 Mrd Ergebnis. 23'3 Mio Efllebnis .34 Mio 1 AufttVol . 5,7Mnj Be.u:h�fliglf g .700 Beschäfli9te �.1 oo Umsatz 5.TMn:I Ergebnis369 Hio ß�lng/e 26.WO Beschäftigte nach Bereich (Stand 10.9.1996) BSH G: Beschäftigtenzahlvon 1995 Beschäftigte: weitere ca. 27.000 in Zentralstellen, Landesgesellschaften etc. / 1.700 i1 VS isw-grafik/bb lsw-report Nr. 33 23

Devise "Fix it, seil it or ciose it". Seine rabiaten Rationali­ germagazins" vom April i 997. Danach fordern selbst Vor­ sierungsmethoden trugen ihm den Spitznamen "Neutro­ standsmitglieder die Aufspaltung und Neustrukturierung nen-Jack" ein - entsprechend der Wirkung einer Neutro­ des Konzerns etwa unter einer Holding. Jedenfalls sei nenbombe, die Fabriken und Maschinen stehen läßt, die eine raschere Trennung von Geschäftsfeldern nötig, die Menschen aber vernichtet. Ein früherer GE-Manager for­ nicht die Mindestrendite von i 5 Prozent erbrächten. "Glo­ mulierte das einmal so: "Für Jack Welch zu arbeiten ist bal Player müssen Eigenkapitalrenditen von mindestens wie in den Krieg zu ziehen. Viele Leute sterben und die i 5 Prozent erwirtschaften, um auf den Finanzmärkten ak­ anderen müssen in die nächste Schlacht" (zit. nach Der zeptiert zu werden", meint der ehemalige Chef-Volkswirt Spiegel , 14.7.97). Und wie im Krieg steigen die Aktien der Bayernhypo, Volker Hölterhoff. Auf der Siemens­ wenn die Soldaten fallen. Der Shareholder Value bei GE Hauptversammlung drohte beispielsweise der Fondsma­ stieg wie bei keinem anderen Konzern. Der Börsenwert nager von Union Investment : "Man braucht nicht unbe­ beträgt 200 Milliarden Mark - die teuerste Firma der Welt. dingt Siemens-Aktien". Das gleiche "Erfo lgs"-Rezept wollen die institutionellen Offiziell spricht sich das Siemens-Top-Management zwar Anleger auch bei Siemens angewendet wissen. Immer gegen derartig rigorose Lösungen aus, verfolgt aber im wieder wurde auf der Hauptversammlung 97 in Berlin auf Grunde das gleiche Konzept wie GE-Jack-Welch. GE sei das Vorbild General Electric verwiesen und die schnelle "die Meßlatte für Siemens", betont denn auch Pierer. Und: Steigerung des Shareholder Values eingefordert. Etwa "Im internationalen Vergleich verdienen wir immer noch von jener Dame Bergdoll als Sprecherin der "Deutschen zu wenig. Wir müssen uns auch hier dem Wettbewerb Schutzvereinigung für Wertpapiersparen". Sie forderte stellen." (SieW 8/96). Und wie Jack-Welch setzt Siemens­ von Pierer die Traute zu "tiefgreifenden Einschnitten" und Pierer auf folgende drei Erfolgsmethoden: i. Umbau und im Verein mit anderen Fonds-Vertretern die Zerschlagung Neustrukturierung des Unternehmens. Konzentration aufs des Konzerns in mehrere Teilunternehmen. "Siemens Kerngeschäft. 2. Rigorose Rationalisierung. 3. Beschleu­ zerschlagen?" war denn auch der Aufmacher des "mana- nigung der Innovation.

Waffen-Elektronik: V©m Wh11111er zum L©©ser Auf der Waffenmesse 1991 in Singapur präsentierten sich Siemens­ men mit zweistelligen Milliarden-Umsätzen entstehen. Da weltweit Plessey noch als Kriegsgewinnler. "Siemens-Plessey Defence Sys­ die Militär-Budgets nicht steigen werden, sondern weiter schrump­ tem - A Winner in the Gulf' hieß es da in einem Prospekt für fen, müssen wir für SI rechtzeitig einen sicheren Hafen suchen, der Waffenelektronik. Einige der im Golfkrieg "siegreichen"Waff ensys­ diesem Bereich eine Zukunft sichert". So beabsichtigt der Konzern teme waren mit Siemens- bzw. Plessey-Elektronik ausgestattet und denn jetzt, eine jahrhundertalte "Kernkompetenz", das Waffen­ hatten damit u.a. Bomben und Granaten todsicher ins Ziel befördert. "Kerngeschäft", abzustoßen. Es soll dabei zu einem Deal mit der In Deutschland war Siemens im Zusammenhang mit dem Golfkrieg britischen General Electric Company (GEC) oder mit der Daimler­ und der Lieferung von Anlagen zu Militär-, Rüstungs- und Atomein­ Waffentochter DASA kommen. Bei der GEC spekuliert Siemens auf richtungen an den Irak in die öffentliche Kritik geraten. Frauen der die gänzliche Übernahme der Siemens-GEC-Gemeinschaftsfirma Initiative "Mütter gegen Atomtod" zogen die "Blutspur" bis zur GPT und damit deren öffentliche Nachrichtentechnik in Großbritan­ Konzernverwaltung am Wittelsbacher Platz und legten sich zum "die nien. Kommt Siemens mit DASA ins Geschäft, hofftder Konzern in in" vor den Eingang. Transparent: "Deutsche Waffen, deutsches einem Ringtausch auf Aktivitäten der Daimler-Tochter Debis. Auch Geld - morden mit in aller Welt". Der damalige KonzernschefKaske Alcatel und Thomson haben sich als Bewerber gemeldet. Möglich dementierte. Siemens sei "kein Rüstungsunternehmen". Und: "Wir wäre natürlich auch ein Gemeinschaftsunternehmen mit einer der liefern schußfeste, aber keine schießenden Telefone„. Allerdings fie­ Firmen. Die Daimler-Benz-Aerospace (DASA) hatte schon 1995 auf len Kaske seine Anzeigentexter in den Rücken, die worldwide protz­ eine Partnerschaft oder Joint-Venture mit der Siemens-Wehrtechnik ten: "Micro.electronic systems play a key role", spielen also eine gelurt, dann aber einen Korb bekommen. Ein DASA-Sprecher be­ Schlüsseb·olle in modernen Waffensystemen. Bei einer Gemein­ dauerte: "Der Siemens-Bereich hätte sehr gut zu uns gepaßt". (SZ, schaftswerbung des Elektronik-Konsortiums (Siemens/lnisel/Fiar/ 21.3.95). Fenanti) für den "Jäger 90" - dem heutigen "Eurofighter" - wird das anhand des Feuerleitradars einer Bordrakete sehr plastisch darge­ stellt (Wehrtechnik-Anzeige). Doch trotz der feindlichen Übernahme des britischen Rüstungselek­ tronik-Unternehmens Plessey im Jahr 1989, trotz der Siege im Golfkrieg und in der Schlacht um den Eurofighter war Siemens der waffentechnologische Durchbruch zur Weltspitze nicht so recht ge­ lungen. Gegenwärtig arbeiten auf dem Gebiet der Rüstungselektro­ nik (zusammengefaßt im Bereich "Sicherungstechnik (SI)") 5 .300 Siemens-Beschäftigte an Standorten in Deutschland, Belgien, Groß­ britannien und Australien. Sie erarbeiteten im Geschäftsjahr 1995/96 einen Umsatz von 1,6 Milliarden Mark. "In den Segmenten Bundes­ wehr und NATO in Europa finden wir uns in der Gruppe der fünf größten Anbieter", heißt es in "Fakten und Argumente für die Unter­ nehmenskommunikation". Das reicht offenbar nicht zur "Kernkom­ petenz", nicht zum Platz eins oder zwei in diesem Bereich. Von

Pierer in einem Interview mit "Siemens Welt" (5/97): " „. gerade das Beispiel SI zeigt, wie sehr die Dinge im Fluß sind. Hier ist weltweit ein Konzentrationsprozeß in Gang gekommen, bei dem Unterneh- 24 lsw-report Nr. 33 ·�------�-�------

Konzentration auf Nummer eins oder zwei werden. Dafür mußten wir Siemens ist bislang in 17 Unternehmensbereiche mit ins­ schneller werden, wendiger und wettbewerbsfähiger. Wir gesamt 250 Geschäftsfeldern strukturiert. Den Unterneh­ haben uns nicht vorgenommen, viele Leute zu entlassen, mensbereichen wurden auf der jährlichen Führungsklau­ sondern das Unternehmen umzubauen . Heute ist dieser sur der über 60 ranghöchsten Manager, traditionell am riesige Konzern flink wie eine kleine Firma". Ergänzt der Buß- und Bettag, klare Renditevorgaben gemacht, die Spiegel: "Während sich die Mitarbeiterzahl halbierte, hat zwischen 15 und 30 Prozent schwanken. Eine Quersub­ sich der Aktienkurs fast verzwanzigfacht". ventionierung werde der Zentralvorstand künftig nicht "Bank mit angeschlossener Elelrtroalbteihmg" mehr dulden, hieß es. Mit einem neuen Controlling- und Berichtsverfahren na­ Die Vorgabe einer Kapitalmarktverzinsung als Rendite­ mens EVA (Enterprise Value Account), Siemens-intern untergrenze an die Unternehmens-Bereichsleiter ist bei WIN (WertsteigerungslNitiative) soll das Management Siemens nicht nur virtuell, sondern hat einen realen Hin­ noch mehr auf die Steigerung des Unternehmenswertes - tersinn. Siemens verdiente über die Jahre mehr aus sei­ der Begriff Shareholder Value wird jedoch gemieden - nen Finanzgeschäften als im operativen Geschäft (vgl. getrimmt werden. (vgl. WiWo, 18.9.97). Die Manager be­ Grafik). Und der Konzern kann alternativ sofort im Finanz­ kommen die Rendite, mit der sich das eingesetzte Kapital bereich investieren. am Finanzmarkt verzinsen würde, als Meßlatte vorgege­ ben und müssen alle Entscheidungen danach ausrichten. Die Unternehmensbereiche werden danach überprüft, "ob Siemens00"Kriegskasse" sie eine führende Wettbewerbsposition haben oder wel­ Entwicklung Liquide Mittel 24,0 24,0 che Chancen bestehen, sie zu erreichen" (von Pierer, Der in Mrd. DM cw Spiegel, 7/97). Um zu einer befriedigenden Ertragslage zu , kommen ("dauerhaft Geld zu verdienen"), will Pierer in 69 allen Kernbereichen weltweit die Nummer-Eins- oder Nummer-Zwei-Position anstreben. Pierer: "Alle unsere rund 250 Geschäftsfelder müssen von der Technologie und vom Ergebnis her fähig sein, eine führende Position ..6) auf dem Weltmarkt zu erringen." (mm 4/97). Wo das aus @"' eigener Kraft nicht möglich sei, werde zugekauft oder werden Kooperationen abgeschlossen, notfalls auch ver­ kauft. "Straffung des Portfolios" nennt man bei Siemens diese Strategie, die jetzt zügig umgesetzt wird. Während sich der Konzern zwischen 1991 und 1995 von Firmen im Wert von drei Milliarden trennte (mit über 12.000 Beschäf­ tigten), stehen allein im laufenden Geschäftsjahr Ausson­ derungen ("Desinvestitionen") in Höhe von sechs Milliar­ den Mark an: insgesamt 15 Geschäftsfelder. Den Auftakt machten zu Beginn des Geschäftsjahres die 1-Center (hauseigene Geschäfte für Großhandelskunden) mit 2000 Mitarbeitern. Capital (1 1/97): "Für die betroffenen Arbeit­ nehmer ein Schock. Ende 1994 akzeptierten sie längere 1972 '77 '83 '90 '91 '92 '93 '94 '95 '96 Arbeitszeiten ohne Zuschläge, um sich den Verbleib im Quelle: Geschäftsberichte isw-grafik/MZ Konzern zu sichern. Nun fühlen sie sich betrogen". Weitere Beispiele sind: Die Fertigungs- und Servicezen­ Die Milliarden, die der Konzern in den vergangenen Jah­ tren für den Schaltschrankbau von ANL oder das Air-Traf­ ren in übernahmen und Beteiligungen an anderen Firmen fic-Management-Geschäft bei SI. Siemens zieht sich da­ investierte, haben seine "Kriegskasse" nur wenig beein­ bei auch "aus Gebieten zurück, die profitabel arbeiten" flußt. Sie wurden im wesentlichen aus den Zinse11rägen (Pierer) - aber eben nicht profitträchtig genug sind. finanziert. Der Pegelstand der Siemens-Geldflut liegt Aus Protest über die geplanten Auslagerungen verschie­ denn nach wie vor bei über 20 Milliarden Mark. So ist, wie dener Geschäftsfelder verließ der bayerische Bezirksleiter Finanzchef Baumann bedauert, auch der Börsenkalauer der IG Metall, Werner Neugebauer, den Siemens-Auf­ "nicht totzukriegen" wonach Siemens "eine Bank mit an­ sichtsrat. Nach seiner Ansicht werden die zunächst be­ geschlossener Elektroabteilung" sei. Ein Zinsergebnis von troffenen 3500 Beschäftigten erst den Anfang einer viel etwa 2 Milliarden Mark macht jedenfalls einer Regional­ größeren Entwicklung darstellen, bei der viele ihren Job bank schon alle Ehre. verlieren würden (vgl SZ, 24.7.96). Nach Neugebauer rei­ "Wir werden ein Elektrounternehmen bleiben", versicherte che zudem die Informationspraxis von Siemens gegen­ Baumann treuherzig auf der HV 93. Doch dessen Geld­ über den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat für eine und Gewinn-Strom steht derartig unter Hochspannung, wirksame Kontrolle nicht aus. Siemens-Kommentar: daß der Vorstand im gleichen Jahr eine eigene Geld­ ''Schmierenkomödie". Transformatoren-Gesellschaft errichtete: Die Siemens Die gleiche Desinvestment-Strategie verfolgte Welch bei Kapitalanlagegesellschaft (SKAG). Damit verwaltet und der Umstrukturierung der General Electric, wie er gegen­ managet Siemens den größten Teil seines riesigen Geld­ über dem Spiegel bekennt (1 4.7.97): "Wir wollten nur im vermögens in einer Art eigenen Investmentgesellschaft 'winning business' sein. Wir wollten angreifen, überall und betreibt auf eigene Faust Wertpapier-, Börsen- und lsw·report Nr. 33 25

Devisenspekulation. Bis dahin besorgten im wesentlichen Ähnliches gilt 'für Siemens. Moodys investors Service er­ die Großbanken die Vermögensverwaltung - asset ma­ kannte dem Konzern zwar Mitte '1997 das Top-Rating ab nagement - von Siemens. Anfang der neunziger Jahre und stufte ihn vom Tripie A (Aaa) auf Aa1 eine Stufe deckte sich Siemens vor allem mit Bundesanleihen ein, herunter. Grund für die Abqualifizierung ist die Einschät­ "weil sich damit mehr machen läßt", wie der damalige zung von Moodys, daß die Kosten für die geplanten Leiter der Zentralstelle Finanzierung, Gerhard Kluth, ver­ Akquisitionen des Konzerns eine Erosion der Bilanzliqui­ sicherte. Übrigens ein interessanter Geldkreislauf: Der dität erwarten lassen. Der Vorstand aber erwartet selbst Bund steckte hunderte Milliarden in die Finanzierung des nach der Herabstufung keine Verschlechterung der Finan­ "Aufbaus Ost", was Siemens lukrative Aufträge im Tele­ zierungskonditionen, zumal Siemens mit Ausnahme von kom- und anderen infrastrukturbereichen bescherte. Da GE gegenüber seinen Konkurrenten am besten bewertet sich Bund und Treuhand dabei immer mehr verschulde­ wird. Klar aber ist auch, daß der Druck zu Erhöhung von ten, mußten sie auf den Kapitalmärkten Anleihen aufneh­ Profit und Liquidität weiter zunehmen wird. men. Siemens, die Banken und andere Konzerne kauften Auch Siemens besorgt sich trotz seiner hohen Liquidität diese Staatspapiere und machten so aus Steuergeldern Geld direkt auf den Kapitalmärkten, und zwar zu den gün­ ein weiteres mal ihren Reibach. Selbst aber zahlten sie stigsten Konditionen: Da sich die Zinsen auf den Kapital­ immer weniger Steuern. märkten "auf einem historisch niedrigen Niveau" bewe­ gen, habe man eine Parallel-Anleihe von rund 2 Milliarden Finanzlcapital Mark in drei Währungen aufgenommen, gab der Vor­ Eine weitere Entwicklung läßt aufhorchen. Zum Jubilä­ standsvorsitzende auf der HV in Berlin bekannt: "Damit umstermin am i. Oktober i 997 bündelt Siemens die Ab­ erreichen wir, daß wir einen Teil unserer Finanzschulden satz- und Konzernfinanzierung und überführt sie in die mit langfristig festgeschriebenen und - wie wir meinen - Si�m�ms Fimmcial s�rvic�s (SFS). Der neue Bereich sehr niedrigen Zinssätzen bedienen können." (HV-Rede, übernimmt damit die Finanzierungs- und Beratungsfunkti­ Manuskript, S. 7). Die eigenen Liquiditätsreserve aber on für die anderen operativen Einheiten. "Aber nur für läßt man auf den Finanzmärkten "arbeiten". i i ,3 Prozent unser eigenes Geschäft", wie von Pierer auf der Sommer­ an Performance (= Anlageerfolg von Investmentanlagen) Pressekonferenz in Berlin versicherte. "Wir gründen also erziele man mit der SKAG, antwortete Baumann bei der keine Bank. Sehr wohl aber werden wir damit unsere HV in Berlin auf die Frage nach den bei der SKAG reali­ Kompetenz auf dem Gebiet des "financial engineering", sierten Ergebnissen. Dies ist dann zugleich die oben ge­ also dem Entwickeln un Umsetzen innovativer Finanzie­ nannte Meßlatte für Real-lnvestititionen im operativen Ge­ rungsmodelle, weiter ausbauen". Die Grenze zur direkten schäft. Plus einen entsprechenden Risikozuschlag. Kundenfinanzierung ist da schnell überschritten. Erinnert Das wiederum beschleunigt die Konzentration auf das sei an die Feststellung im Zusammenhang mit dem Süd­ Kerngeschäft, die Abspaltung weniger profitabler Be­ ostasien-Geschäft: "Projekte auf diesen Märkten werden triebs- und Konzernteile. In diesen Kernbereichen versu­ aufgrund der damit verbundenen Risiken und der teilwei­ chen die Transnationalen Konzerne möglichst schnell und se fehlenden Kaufkraft immer mehr über die Finanzierung weltweit solch monopolartige Positionen erreichen, die sie entschieden. Siemens kann hier seine Finanzposition voll früher auf nationaler Ebene innehatten, um daraus "Mo­ ausspielen." Ähnliches gilt für den Telekommunikations­ nopolrenten", also Extraprofite zu schöpfen. bereich, wo Siemens z.B. in Rußland und in Schwellen­ ländern den Aufbau von Mobilfunknetzen vorfinanziert. Meist übernimmt Siemens dann auch noch den Service 2.4 "top" � ""total ohne Personal" für das Netz, verdient also an der Lieferung der Anlagen, Nein, als "Neutronen-Heinrich" wolle er "nicht in die Ge­ am Service und an der Finanzierung. "Siemens-Land" schichte eingehen", erklärte der Konzernboß gegenüber heißen die so eroberten Gebiete im Manager-Jargon. der Wirtschaftswoche (i 3.2.i 997). Als "VamPierer" aber Siemens-Konkurrent General Electric erwirtschaftet aus hat er sich bereits einen Namen gemacht. Er hat denn Finanzdienstleistungen mehr als ein Drittel seines Be­ auch wie keiner seiner Vorgänger die Belegschaft ausge­ triebsgewinns. "Aus dem bescheidenen Kreditgeschäft, saugt. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit nutzte er die mit dem GE in den zwanziger Jahren den Absatz seiner Wirtschaftskrise zu verstärkter Antreiberei und Umstruktu­ Kühlschränke ankurbeln wollte, ist ein mächtiges Finanz­ rierung. "Wir müssen schlanker werden", betonte er imperium geworden", stellt die Wirtschaftswoche (2.9.94) (WiWo, 25.9.92). Er bedauerte nur, daß die Rezession fest. Dazu gehören der zweitgrößte Rückversicherer der nur relative kurze Zeit den Knüppel zur Einbleuung seines USA, die größten Leasinggesellschaften für Autos, Flug­ "Fitneßprogramms" hergab. i 994 gestand er: "So gese­ zeuge und Schiffscontainer, eine der bedeutendsten In­ hen kommt der Aufschwung für mich fast ein bißchen zu vestmentbanken der Wall Street und die Verwaltung von früh." (zit. nach DZ, 26.8.94). Im gleichen Jahr installierte rund i 00 Millionen Kreditkarten. Manfred Gentz, Chef der er sein Siemens-spezifisches Antreibersystem: "top" - Daimler-Dienstleistungstochter Debis: "Das Beispiel GE "time optimized processes". (siehe Kasten auf Seite 26). beweist, wie wichtig Finanzierungsfunktionen heute für ei­ 25 Prozent Produktivitätssprung allein in den vergange­ nen Industriekonzern sind-" (zit. nach WiWo). Es dürfte nen drei Jahren, das gabs noch nie. 20 Milliarden Mark an daher nur eine Frage der Zeit sein, bis auch Siemens Kosten wurden dadurch eingespart - in erster Linie Lohn­ diesen Schritt geht. "Die Symbiose zwischen Industrie­ kosten. Früher haben von Produktivitätszuwächsen zu­ und Finanzgeschäft ist perfekt", schreibt die WiWo mindest teilweise auch die Belegschaften profitiert; z.B. in (2.9.94) im Hinblick auf General Electric. "Über die finanz­ Form höherer Löhne, wodurch dann wiederum die Kauf­ gewaltige Mutter (erstklassiger Schuldner mit Triple A-Ra­ kraft stieg und das mehr Produzierte dann auch abgesetzt ting) kann sich die Bankentochter billiger als die meisten werden konnte. Oder die eingesparte Zeit wurde zum Teil Kreditinstitute Geld beschaffen". in Form von Arbeitszeitverkürzungen weitergegeben. 26 lsw-repori Nr. 33 ------··· -···-·-

Heute schlägt sich der Produktivitätszuwachs in erster Li­ den Gewinn doch noch um einige Prozent habe erhöhen nie in einem Zuwachs des Profits nieder: Wird dann zu können und "wir" wieder "ein Rekordjahr hinter uns" ha­ Firmenübernahmen oder Auslandsinvestitionen verwen­ ben. Pierer 1996 vor der SPD-Landtagsfrakiion in lrsee: det oder an die Geldanleger und Aktionäre weitergereicht. " ... meine f

„Es ist ind©ldrinati©n" Von der „Siemens�Familie" zu „Corporate ldentity''

„Andere Zeiten erfordern ein anderes Belegschaft gelten als kritische Masse, als gene Identität, ihre eigene Geschichte zu Verhalten."1) „Jeder einzelne muß sich als Sauerteig, der das ganze Unternehmen auf rauben, und Werte, die das Selbstver­ Teil eines globalen Teams verstehen"2l, Schwung bringen kann. „Enter the train ständnis der arbeitenden Menschen aus­ das "weltweit den Mehrwert im Auge"3) or leave the station", droht Vorstandsmit­ machen - Solidarität, Kampf um soziale hat. Der Konzern wird so strukturiert, daß glied Pribilla, denn .�hr seid Teil der Be­ Gerechtigkeit als kollektiver Prozeß - zu mit hoher Aggressivität Weltmärkte er­ wegung." „Es gilt, die Menschen auszu­ untergraben. Das Bewußtsein, daß beste­ obert werden können. Die Brutalität des richen", wird das Ziel benannt. Daß die­ hende soziale Rechte in Jahrzehnten ge­ Marktes soll an jeden Arbeitsplatz ge­ ses Ausrichten auf den diversen Vortrags­ meinsam erkämpft wurden, soll ausge­ bracht werden. Die Beschaulichkeit der folien mit einem Pfeilbündel ll) symboli­ löscht werden, damit sie ohne Widerstand „Siemens-Familie" ist in diesen Zeiten siert wird, ist mehr als ein fataler Zufall. wieder abgebaut werden können. Insofern nicht mehr angemessen. „Revolution von ist „Culture Change" bei Siemens nur der oben" benennt der „Spiegel" 4l den „Cul­ Mit Methoden, die vor zehn Jahren noch betriebliche Ableger einer gesellschaft­ ture Change", der Organisation, Denken eindeutig dem Sektenmillieu von Sciento­ lichen kulturellen Auseinandersetzung, und Handeln verändern soll. logy zugeordnet worden wären, wird die die darauf abzielt, den „eindimensionalen Bewegung vorangetrieben. So wurden Menschen" in der formierten neoliberalen Da Revolutionen bekanntermaßen nur ge­ „Teleways families" als Kern und Kader Gesellschaft zu schaffen, der bereit ist, macht werden, wenn der Leidensdruck der Bewegung quer durch die Hirarchie­ seine Rechte auf dem Altar der Globali­ groß genug ist und gleichzeitig Visionen ebenen gebildet. Jedes Mitglied der ,,f a­ sierung zu opfern. vorhanden sind, arbeiten die Kultur-Stra­ mily", erkenntlich an der „Teleways-Pla­ tegen an beidem. Negative Nachrichten kette" am Revers , hat die Aufgabe, im werden schonungslos verbreitet, „denn Schneeballsystem Unterfamilien zu grün­ nur so entsteht Druck, Bereitschaft und den und auf die Unternehmensziele einzu­ Kreativität für unternehmerisches Han­ schwören. deln auf allen Ebenen der Hierarchie."5) Aber nicht nur Leiden wird erlebt, son­ Verbunden mit „Culture Change" ist die dern auch Visionen werden geboten: Da Verbreitung amerikanischer Begrifflich­ ist der selbständig handelne Mitarbeiter, keit. Zum einen ist das Gesellschaftsmo­ der ;,Mit-Unternehmer", der sich voll mit dell der USA natürlich das Beispiel, von 1) H. v. Pierer, Dialog intern, den Unternehmenszielen identifiziert und dem es zu lernen gilt. Aber bedeutsamer September 1996 bedingungslos für Siemens „die vielen für eine Revolution ist die „kulturelle He­ 2) SiemensWelt 10/96 neuen, faszinierenden Möglichkeiten" 6l gemonie". Eine „Kulturrevolution", die in 3) Dialog intern, Dezember 1995 moderner Technik erschließt, damit Sie­ den Köpfen ansetzt, braucht neue Begrif­ 4) Der Spiegel, 45/1994 mens „als Trendsetter diesen Wandel ent­ fe, „die nicht historisch oder kulturell be­ 5) H.v. Pierer, Dialog intern, scheidend mitprägen"7) wird. „Das Unter­ legt sind". „Outplacement" läßt sich eben September 1996 nehmen des 21. Jahrhunderts wird eine besser vermarkten als „Rauswurf' oder 6) P. Pribilla, SiemensWelt 4/97 weltumspannende, zeit- und ortsunabhän­ „Entlassung", wo jeder gleich weiß, was ?) ebenda gige Struktur haben, die sowohl aus rea­ gemeint ist und es außerdem die histori­ 8) P. Pribilla, ÖN Line, 2/97 I len wie auch aus virtuellen Organisations­ sche und kulturelle Erfahrung gibt, daß 9) P. Pribilla, SiemensWelt 4/97 man sich kollektiv wehren kann. formen bestehen wird." 8) „Der weltweite 1 O) Kunert, Vorstandsmitglied Wettkampf findet einerseits in der Te ch­ „Culture Change", das ist der Versuch, der Siemens AG, in Der Spiegel, 45/1994 nik statt, ebenso aber auch in der Organi­ durch ,,Indoktrination" auf der Ebene ei­ 11) das Pfeilbündel war das Symbol des sation, und darauf müssen wir bei Sie­ nes Konzerns, den Belegschaften ihre ei- italienischen Mussolini-Faschismus mens unser Augenmerk richten. Ich bin der Meinung, daß wir uns an die Spitze der Bewegung setzen müssen." 9) Vision und Bewegung, das sind die Schlüsselwörter des „Culture Change". „Wie einst im Sozialismus die Spruch­ bänder, entrollen sich nun in dem kapita­ listischen Kombinat die Overhead-Folien: 'Die notwendige Produktivitätsverbesse­ rung erreichen wir nur, wenn wir eine Be­ wegung in Gang setzen, die das ganze Unternehmen erfaßt! ' Oder: 'Führungs­ kraft beweist sich darin, selbst bei Ab­ brucharbeiten Aufbruchstimmung erzeu­ gen zu können!' 'Es ist Indoktrination', gibt Kunert zu." 10) Wie amerikanische Sektenprediger ziehen die Missionare des „Culture Change" durch den Konzern. Massenveranstaltun­ gen mit Hymnen, Symbolen und perfek­ ten Shows begeistern Zehntausende. Be­ wegung soll entstehen, denn nur durch eine Bewegung würden sich so viele Menschen in ihrem Denken und Handeln verändern lassen. Zwanzig Prozent der isw-grafik/bb 28 lsw-report Nr. 33

Mitarbeiter 1uu::h Funktionsbereichen Entwickh.mg der Beschäftig1mgsstrnldln (Inland) AG-Bereich

Forschung und . Frauen 1 0/0 Enwlcklung 12% 13% 15% 100 % 1 1 78.000 38,600 Verwaltung und 16 % 15 % 15% 12� % allgem. Dienste ",{ Kaufmännisch 1 13 % 30 0 Tätige Angestellte Angestellte 29 °/t 11 % t Vertrieb 21 % 30 % 34 % + 5% 12 % Sekretärinnen

",{ Technisch 16 0 Tätige �1 Produktion 51 % Fach- 3 % r arbeite rinnen Gewerbliche Gewerblichet Mitarbeite- Mitarbeite- rinnen 1970 1980 1990 1996 rinnen 1 71 °/ Angelernte 42 °/ 71 % 39 % Quelle: Siemens-Unternehmenskommunikation '97 Arbeiterinnen Siemens, Mitarbeiter im Unternehmen 1990 T T isw-grafik/MZT i 1970 1996 l Die Zahlen beziehen sich auf die Siemens-AG. 1970: 214.000 Beschäftigte (Frauenantell 36 %) Entwicklung der Beschäfügungsstrnktm 1996: 161 .000 Beschäftigte (Frauenantell 24 %)

(Inland) Quelle: SiemensWelt 2197 isw-grafik/MZ

1 Angelernte 18 % Arbeiter Arbeiter t38 % 40 % Fach­ Arbeiter arbeiter 63 % l 1 i Hierarchie und Frauen 41 % bei Siemens 35 % Te chnisch Tätige 28 % Angestellte 62 % 22 % Angestelltetl : -i---- • i ----- 0 Frauen 1 Kaufmänn. 37%i 15%� 20 % 22 % 21 % Tätige 1 1 1 1 1 „ 1970 1980 1990 1996 ---- 50 Frauen (1,1 %) 4.500 Quelle: Siemens-Unternehmenskommunikation '97 Siemens, Mitarbeiter im Unternehmen 1990 isw-grafik/MZ

-- 1.320 Frauen ' (4,2 %) ' \ ' Vorbildungsstrnktm der Beschäftigten MFK \ \ \ (Inland) in % ca. 31.500 \ Frauen Männer \

83 65 53 41 Dohne berufliche Ausbildung Gesamtbelegschaft 203.000 Männer: 75 % Lehre oder Fachschul­ abschluß TOP-Management (Zentral- und Bereichsvorstände) OFK = Oberer Führungskreis MFK = Mittlerer Führungskreis

Von den 51 .200 Frauen bei Siemens-Inland sind: Universitäts-/ 15.300 Kaufmännisch Tätige (30 %), 7.500 Technisch Tätige (14 %) Fachhochschul­ 6. 100 Sekretärinnen/Schreibkräfte (12 %), 1.350 Facharbeiterinnen (3 %) abschluß 20.950Angelemte Gewerbliche (41 %) 1970 '80 '90 '96 1970 '80 '90 '96

Quelle: Siemens-Unternehmenskommunikation '97 Quelle: Siemens, Mitarbeiter im Unternehmen 1990 isw-grafik/MZ Siemens, Mitarbeiter im Unternehmen 1990 isw-grafik/MZ Siemens-Unternehmenskommunikation 1997 isw-reporl Nr. 33 29

AT oder Neonleuchtröhren für Brems- und Schlußlichter sind für Pierer unter den 5300 neuen Patenten so heraus­ Auch das hat "VamPierer" von seinem Vorbild "Neutro­ ragend, daß er sie auf der HV i 997 als Beispiele "revolu­ nen-Jack" abgeschaut: Die schwindelerregende Be­ tionärer Erfindungen" extra anführte. In der Tat gewaltige schleunigung des Innovationstempos. GE entwickelt heu­ Schritte zur Lösung dringender Menschheitsprobleme. Im te Produkte in Rekordzeit. Jack Welch: "Wir werden ein­ Jahr davor war für ihn der Bereich PN (Private Netze) ein mal auf die neunziger Jahre zurückblicken und sagen: Beispiel erfolgreicher Innovation und Verkürzung der Pro­ Mensch, waren das bequeme Zeiten. Mein Job wird alle duktzyklen. 90 Prozent der Produkte bei PN sind nicht fünf Jahre zehnmal intensiver. Immer schneller bekom­ älter als zwei Jahre. Handys kommen schon alle halbe men wir neue Informationen, entwickeln wir neue Ideen, Jahre neu auf den Markt. werden wir die Welt verändern. Was Jahre dauerte, ma­ Ein Indikator für die Beschleunigung des Innovationspro­ chen wir bald in Monaten. Und wofür wir heute noch Tage zesses ist bei Siemens immer die Zahl und der Anteil brauchen, erledigen wir schon bald in Stunden". neuer Produkte. 65 Prozent der Produkte sind jünger als fünf Jahre, vor zehn Jahren waren es erst 45 Prozent. Nach eigenen Angaben hat Siemens etwa 50.000 Pro­ dukte im Angebot, über 32.000 waren danach vor fünf Jahren überhaupt noch nicht im Sortiment. Der Konzern­ verwaltung reicht dies noch nicht, sie drückt aufs Innovati­ onstempo. Erster Erfolg: Im Geschäftsjahr i 996 konnte die Zahl der Patentanmeldungen um 45 Prozent gestei­ gert werden auf 5.300. i 997 sollen es nochmal i 5 Pro­ zent mehr werden. Alle Geschäftsbereiche müssen be­ richten, welche Produkte sie in 5, i 0 oder i 5 Jahren auf dem Markt haben wollen. Dabei hatte Firmengründer Werner von Siemens in einem Brief an J. Stein i 880 gewarnt: "Es ist wahres Gift für eine Erfindung, wenn sie zu früh und zu schnell auf den offe­ nen Markt getrieben wird! Der Rückschlag bleibt nicht aus und zerstört auch den gesunden Kern, der Zeit zum Wachsen braucht und Ruhe." (zit. nach Pierer/Oetinger, Das Neue, S. i 41 ). Für Pierer ist dieses "Problem, das Werner von Siemens hier beschreibt „. heute angesichts immer kürzerer Pro­ duktzyklen und eines immer höheren Innovationstempos aktueller denn je. Weltweit arbeiten so gut wie alle High­ Tech-Unternehmen daran, ihre 'time to market' zu verkür­ zen. Da bleibt wenig Zeit zum Reifen und zur "Ruhe" noch

isw-grafik/bb viel weniger". (ebenda). Wortgeklingel. In der Praxis hat diese Erkenntnis für ihn offenbar wenig Relevanz. So muß er i 992 in einem Zeit-Interview (2. 10.92) zugeben, daß beim Handy "noch nicht engültig erforscht ist, wie der Mensch in unterschiedlichen Situationen auf elektromag­ 3.1 "Wettlauf der Besessenen" netische Wellen reagiert". Von den Gefahren des radioak­ Diesem "Wettlauf der Besessenen", wie es der US-Öko­ tiven Brennstoffkreislaufes und den ungelösten Proble­ nom Paul Krugmann formulierte, hat sich auch der Sie­ men der Endlagerung radioaktiven Abfalls gar nicht zu mens-Chef verschrieben. "Schneller, schneller, schneller" reden. Er selbst treibt aus marktwirtschaftlichen Konkur­ bleut er seit Beginn seiner Amtszeit der Belegschaft ein. renz- und Profitgründen dieses Innovationskarussell mit "Time optimized processes" , "time based competition", am meisten an. "Beschleunigung der gesamten Wertschöpfungskette" . sind seine Lieblingsformulierungen. "Durch Innovationen und marktwirtschaftliche Weichen­ stellungen entstehen auch bei uns immer wieder neue Die "Beschleunigung des Innovationstempos" ist der dritte Märkte", meint von Pierer. Dabei hat diese hechelnde In­ Bestandteil der "top-Bewegung". Immer mehr neue Pro­ novations-Hast und -Hatz heute Auswirkungen, wo nicht dukte und diese schneller auf den Markt. nur "Kunden enttäuscht" oder der "Ruf des Unternehmens In dem Maße wie die Kaufkraft der Massen stagniert, muß geschädigt" werden kann, sondern Erde und Menschheit man wenigstens die Geldvermögensbesitzer zum Mehr­ zunehmend in Gefahr geraten. 1 mmer mehr zeigt sich die Konsum animieren. Zukunft hat vor allem der gehobenere Fragwürdigkeit dieser Art Marktwirtschaft, sind Frage- und und Luxuskonsum, haben immer neuere und teuere Pro­ lnfragestellungen dieses global ablaufenden technologi­ dukte. schen Wettrennens angebracht: Beispiel Autos: Modellvielfalt bis zum "geht nicht mehr" • Worin besteht der Sinn immer kürzerer Produktzyklen, und in immer kürzeren Abständen. Autos vollgestopft mit die zudem häufig - wie am deut lichsten in der Automobil­ Elektronik und sonstigem Schnickschnack. Automobil­ industrie nachvollziehbar - nur in Modellzyklen bestehen? technik ist einer der jüngsten und zugleich expansivsten Sogar dem japanischen Industrieministerium MITI kamen Bereiche bei Siemens. Der Seitenairbag des Bereiches inzwischen Bedenken. In einem "Appell an die Vernunft" - '.10 isw·repori Nr. 33

was imnmr e;:iin 1mi<:'r io TefcCJ„ Verlierer des irren Wetbewerbs schreiben Milliarden an fone und Personalcomputer betrage der Zyklus z.8. nur verlorenen Entwicklungskosten in den Wind. noch drei Monate. Die negierung wollte geg<:mcli est1 "Ver­ • Wer schätzt die Folgen der neuen technischen Ent­ schwendung natürlicher und münschlicher Ressourcen" wicklungen ein, wer bemißt ihre Sozial- und Umweltver­ intervenieren (vgl. 12.2.92). Wie eine regierungsamt­ träglichkeit? Usus ist, daß die Altlasten der modernen liche Studie ermittelte, entsprechen die ingenieurtech­ Produktion der Allgemeinheit bzw. dem Globus als exter­ nischen Leistungen für ein neues Produkt nicht dem tat­ ne Kosten aufgehalst werden. Elektronikschrott beispiels­ sächlichen f\leuc:,nungseffekl. Ihr s!renger Hinweis: "For·· weise gilt heute als einer der problematischsten Bereiche schung gehört erstrangig in die Entwic!dung von Basis­ bei der Entsorgung. Chip-Herstellung verbraucht Reinst­ technologien und nicht in kosmetische Verwandlungs­ wasser und hinterläßt hochgiftige Substanzen. Der Ein­ künste." (ebenda). satz von Chips wiederum verkürzt nicht nur Produkt­ • Wie hoch ist der Aufwand nutzlos vergeudeter natür­ zyklen, sondern auch das Arbeitsleben derjenigen, die licher und menschlicher Ressourcen, wenn man bedenkt, damit rausrationalisie1i werden. daß an Produkt- und Modellzyklen jeweils mehrfach paral­ lel gearbeitet wird? Mehr als ein Dutzend großer Automo­ Worin besteht der "Fortschritt" einer technologischen bilkonzerne entwickelt weltweit neue Modelle und kommt Entwicklung, die offenbar mehr Probleme schafft als sie im Grunde zu den gleichen Ergebnissen. Mercedes Benz löst. In keinem anderen Jahrzehnt wurden die Produktiv­ gibt den Aufwand für einen Modellwechsel (bis zum An­ kräfte schneller entwickelt, als in diesem. Gleichzeitig sind laufen der Serienproduktion) mit 4 Milliarden DM an und die die globalen Probleme, wie ökologische Zerstörung erklärt, daß der Modellwechsel wie bei den Jßpanern in und Raubbau, Hunger und Elend in der "Dritten" Welt zu Zukunft in kürzeren Abständen erfolgen soll. Auch beim neuen Dimensionen angewachsen. In den Industrielän­ 64- und 256-Megabit-Chip entscheiden wie bei den voran­ dern aber wächst der Reichtum einer Minderheit schier in gegeangenen Chipgenerationen ein paar Monate über Er­ den Himmel, während Massenarbeitslosigkeit und Verar­ folg oder Mißerfolg. Siemens-Zentralvorstands-Mitglied mung immer größerer Bevölkerungsschichten trotz Wirt­ Horst langer: "Wer mit hohen Stückzahlen niedrige schaftswachstum zunehmen. lsw-report Nr. 33 31

Die Schlacht um den Weltmarkt wird immer erbarmungs­ Aber auch die Störmeldeliste des Siemens-Brennelemen­ loser, erfordert immer größere Menschen- und Natur­ tewerkes Hanau, der bundesweit einzigen Anlage zur opfer. Es ist schon so, wie Die Zeit (20.3.92) vor ein paar Herstellung plutoniumhaltiger Mischoxid-Brennelemente Jahren schrieb: "Der„. gnadenlose Technologie-Wett­ (MOX) liest sich wie ein Bericht aus Frankensteins Gru­ kampf zwischen den Industrie-Multis aus den Vereinigten sellabor. Staaten, Europa und dem Fernen Osten geht in die letzte Runde. Am Ende werden nur wenige Giganten übrigblei­ ben und den Weltmarkt beherrschen. Auf dem Weg dahin testen die angeschlagenen Konzerne noch die Grenzen der Belastbarkeit von Staatskassen, aber auch der Um­ • 8. Oktober 1984: Ein Leiharbeiter wird mit Plutonium welt". kontaminiert. Er hatte vor Aufsetzen der Atemschutz­ maske 45 Sekunden lang Plutonium-Staub eingeatmet. Bei einer Untersuchung wird Plutonium im Blut festge­ stellt. • 2. Februar 1986: Ein Mitarbeiter wird an einer Hand­ 3.2 Kerngeschäft mit Kernkraft schuhbox mit Plutonium verseucht. Draußen vor der Olympiahalle hatten es Demonstranten • Mitte November 1987: Ein Mitarbeiter wird mit Pluto­ mit ihrem Transparent auf eine knappe Formel gebracht: nium verseucht. "Siemens - Atomkonzern Nr. 1: Strahlt - schlampt - • 11. Januar 1988: Ein Mitarbeiter wird mit Plutonium schiebt". Drinnen bei der Hauptversammlung 1992 be­ verseucht. gründeten kritische Aktionäre und Umweltschützer die • 14. April 1991: Ein Plutonium-Behälter reißt beim Vorwürfe in ihren Diskussionsbeiträgen ausführlicher. Einlassen in einen birdcage genannten Transportzylin­ "Siemens schiebt" - das bezog sich hauptsächlich auf den der. Stuhlanalysen der beiden an dem Zwischenfall be­ teiligten Mitarbeiter ergeben: Die beiden haben hochgif­ Münchner Klärwerk-Skandal, bei dem auch höhere Sie­ tigen Plutonium-Staub eingeatmet. mens-Chargen mit Bestechungsgeldern gearbeitet hatten, um an den Auftrag heranzukommen. Die ganz Oberen • 17. Juni 1991: Im Plutonium-Spaltstoffbunker werden vier Beschäftigte radioaktiv verseucht, als die Plastikum­ aber haben angeblich nichts gewußt. Fragt Kleinaktionär hüllung einer Plutonium/Uran-Pulver-Dose reißt. Klaus Kollat: "Wie können 1 ,5 Millionen Mark, die als Be­ • 19. Juli 1991: Bei 21 Spaltstoffgebinden bläht Gas die stechungsgelder verwendet wurden ohne Wissen der Fi­ Plastikumhüllungen auf. Es stellt sich heraus, daß die nanzabteilung verschwinden?". Doch mit so einem lächer­ Siemens AG das hessische Umweltministerium über lichen Betrag gibt sich Siemens-Oberbuchhalter Bau­ ähnliche frühere Aufblähungen nicht informierthat. mann auf der Hauptversammlung nicht ab. Keine Antwort. Ansonsten verschwinden bei Siemens nicht nur Millionen, Quelle:Die Zeit, 29.11.1991 sondern ganz andere Dinge unbemerkt, z.B. Akten, die im Fal le Klärwerk einiges hätten klären können. Oder jene 50 strahlendneuen Uran-Brennstäbe, die aus dem Siemens­ "Siemens strahlt". Wie Thomas von Taeuffenbach und Brennelementewerk Karlstein abhanden kamen und nach andere kritischen Aktionäre auf der erwähnten Hauptver­ einer Geisterfahrt quer durch die Republik in einem als sammlung aufzeigten, gab es in dem Werk bereits eine leer deklarierten Transportbehälter zufällig in Lingen/Elms Reihe von Strahlungsunfällen. Als 1991 Arbeiter Plutoni­ entdeckt wurden, wie kritische Aktionäre bemerkten. Wie um eingeatmet hatten, legte der damalige hessische Um­ Gernot Häublein in Vertretung der Kritischen Aktionäre weltminister Joschka Fischer das Werk kurzerhand still. e.V. und Eduard Bernhard, Vorstandsmitglied des Bun­ Für die neue, vierfach so große MOX-Fabrik, die Siemens desverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) auf­ dort gerade baute, verhängte er einen Baustopp. Es gab zeigten, ist der Geistertransport nicht das erste unbe­ eine Reihe von Ungereimtheiten im Zusammenhang mit merkte Verschwinden von Uran aus dem Werk Karlstein. dem Genehmigungsverfahren, das die damalige hessi­ Insgesamt gab es nach ihren Angaben in den vergange­ sche CDU/FDP-Koalition vor Ablauf ihrer Amtszeit noch nen sechs Jahren fünf ähnliche Atom-Schlampereien. Am im Eiltempo durchzog. Der Siemens-Vorstand reagierte spektakulärsten der Vorfall mit 25 kg Uran, die zufällig in mit Strafanzeige wegen "übler Nachrede" und klagte auf einem Staubsaugerbeutel in einem leerstehenden Schup­ Schadensersatz. pen entdeckt wurden. "Siemens schlampt !".

Bei diesen atomaren Schludereien ist es fast schon gro­ 3.3. Siemens-Boykott tesk, wenn sich ausgerechnet das für Atomkraftwerke zu­ ständige Vorstandsmitglied Adolf Hüttl über die großen Umweltschützer und Kritische Aktionäre wiederum rea­ gierten mit einem "Siemens-Boykott". Die Verbraucherin­ Sicherheitsmängel der osteuropäischen Atommeiler auf­ regt und fordert: "Diese Kraftwerke müssen wir schleu­ nen und Verbraucher sollen keine Produkte der "Atom­ nigst in Ordnung bringen". 12 bis 14 Milliarden würde das schmiede Siemens" mehr kaufen, bis der Konzern alle Geschäfte mit der Atomenergie beendet. Seit Dezember etwa kosten. In Ordnung gebracht werden mußten da erst 1993 rufen dazu 120 Umweltschutzverbände aus einmal die 250 Risse an den Rohren beim Atomkraftwerk Brunsbüttel. Fast jede vierte Schweißnaht stellte sich dort Deutschland und anderen europäischen Staaten auf, die sich im "Koordinationskreis Siemens-Boykott" zusammen­ bei einer Überprüfung als fehlerhaft heraus (vgl. SZ, geschlossen haben. 22.3.93). Schreibt der Spiegel (8.2.93). "Sogar ein Mate­ rialprüfer der Reaktor-Baufirma KWU entsetzt sich über Die Konzernverwaltung ficht das alles nicht an. Der Mann, das Ausmaß der Risse. 'Brunsbüttel war kurz vor der der ab 1992 an der Siemens-Spitze steht ist ein beson­ Leckage', urteilt der Fachmann". ders hartnäckiger Befürworter der Atomenergie. Pierer lsw�reporl Nr. 33

war davor Leiter der KWU. Nach Pierer hat "die Kernener­ ken in Deutschland gegeben seien. Für den KWU-Fram­ gie ihre Zukunft noch vor sich" und er ist überzeugt, "daß atome-Reaktor müsse ein Bauantrag mit Aussicht auf Er­ sich auf Dauer auch die Einstellung zur Kernenergie wan­ folg gestellt werden, wenn Deutschland nicht gegenüber deln wird. In Arner.ika ist das ganz deutlich zu spüren. Frankreich und der Welt seine "Satisfaktionsfähigkeit" in Dort werden zum Ende dieses Jahrhunderts, so nimmt Sachen Kernenergie verlieren wolle. (vgl. SZ, i 6.2.93). man an, wieder neue Kernkraftwerke gebaut werden. Die Bis heute kann die Bundesregierung Siemens-KWU noch Japaner bauen auch ..." (Spiegel-Interview, i 6.3.92). An keine konkrete Perspektive für den Bau eines neuen AKW beidem, an der "strahlenden Zukunft" und an der. Gehirn­ aufzeigen. Die Errichtung einer Pilot- und Demonstrati­ wäsche der Bevölkerung arbeitet die Konzernverwaltung. onsanlage auf deutschem Boden war für Siemens immer Bei letzterer vor allem in Form von Anzeigen, Konferen­ die Voraussetzung für Exporterfolge im Atomgeschäft. zen und der Schaffung von Präzendenzfällen, wie der Vor allem wurde dabei das Prüfverfahren abgewickelt und Errichtung des Forschungsreaktors FRM II in Garching erprobt. Im Juli i 997 verabschiedetedas Bundeskabinett bei München. Erstmals nach Tschernobyl würde damit ein neues Atomgesetz, das den Bestand von Atomkraft­ wieder eine Atomanlage in Deutschland errichtet. (Auf die werken in der Bundesrepublik sichern und den Export des vielschichtige Atom- und Atomwaffenproblematik im Zu­ neuen europäischen Druckwasser-Reaktors erleichtern sammenhang mit FRM II, der mit waffenfähigen Uran­ soll. "Dazu wird ein neues Prüfverfahren eingeführt, das brennstoff betrieben werden soll, kann im Rahmen dieser unabhängig von einem konkreten Standort für den Atom­ Arbeit nicht eingegangen werden). i 997 erfolgte die reaktor durchgeführt werden soll." (SZ, 17.7.97). Grundsteinlegung. Der Umsatz des Unternehmensbereiches KWU betrug im 40 Jahre Siemens-Atomtechnik waren dem Vorstand ei­ vergangenen Geschäftsjahr 8 Milliarden Mark, etwa nen Festakt wert. Neues Pierer-Argument in seiner Fest­ 28 Prozent entfielen dabei auf das Atomgeschäft. Neben rede: Um das Energieproblem in den Griff zu bekommen, Nachrüstungen bei AKW in Deutschland ist Siemens hier müsse Energie eingespart werden. Dies aber erfordere vor allem in Osteuropa bei Sicherheitsverbesserungen einen höheren Strombedarf, der sich bis zum Jahr 2020 von Reaktoren des russischen Typs WWER tätig, hofft verdoppeln werde. Und das wiederum sei nur mit zusätz­ aber noch immer auf den großen Auftrag zur Sanierung lichen AKWs möglich (Redemanuskript). der GUS-Atomkraftwerke. Deshalb entwickelt Siemens zusammen mit dem franzö­ Marktöffner zu diesen 60 Atomanlagen soll die Fertigstel­ sischen Partner Framatome SA einen neuartigen "Euro­ lung des Atomkraftwerks im slowakischen Mochovce päischen Druckwasser-Reaktor'' EPR'. Schon i 993 drohte sein. Pünktlich zum zehnten Jahrestag der Reaktorkata­ KWU-Chef Adolf Hüttl, die Zusammenarbeit mit Fram­ strophe von Tschernobyl im April i 996 unterzeichnete atome wäre nur dann fortführbar, wenn mittel- und lang­ Siemens den Vertrag zur Fertigstellung des Meilers der fristige Perspektiven zum weiteren Bau von Kernkraftwer- sowjetischen Bauart WWER-440, der seit der Wende in Osteuropa im Rohbau stand. Die Bundesregierung sicher­ te das Geschäft mit einer Hermes-Bürgschaft von i 46 Millionen DM ab. Westliche Sicherheitsstandards wird das AKW nicht erreichen. Der damalige Bayernwerke-Chef Eberhard Wild gestand ein, daß "wir diese Anlage in der Umgebung Münchens ..nicht bauen dürften". Bereits i 995 hatten i ,2 Millionen Osterreicher schriftlich gegen den Weiterbau protestiert. Auch das österreichische und das Europaparlament sprachen sich dagegen aus.

Siemens Staat:

Heinrich von Pierer: "Wir brauchen ...auch in Deutschland eine neue Form der Zusammenarbeit von Staat und Wirt­ schaft. " (zit. nach Die Wo che 17.3.94). Siemens war nach seiner Gründung sehr schnell vom Hinterhof-Fabrikanten zum Hof-Lieferanten der verschie­ denen Reiche und Republiken aufgestiegen. Jahrzehnte­ lang galt er auch als der "Amtslieferant der Bonner Repu­ blik" (Wirtschaftswoche): Bundespost, Bundesbahn, Bun­ deswehr, öffentliche Energiewerke, Öffentliche Rundfunk­ anstalten, Flughäfen, städtische Energie- und Klärwerke ... "Sie alle kauften bei Siemens - und zahlten, ohne lang zu fackeln" (WiWo, 26.i 0.95). Im geschützten Markt und bei noch einigermaßen vollen Staatskassen blühten Extraprofite, konnte sich der Kon­ zern sein üppiges Liquiditätspolster zulegen. "Kundenori­ entierung bedeutete für Siemens, die eigenen Abteilun­ gen spiegelbildlich den Behörden anzugleichen", stellt die 'Wirtschaftswoche' fest. "So wußten die einkaufenden Be­ amten gleich, an wen sie sich zu wenden hatten. In das lsw-report Nr. 33 33

f�ine Bezieh�ngsgeflecht zwischen den Vertriebsinge­ rneur�n und ihren verbeamteten Kunden einzudringen Beim Transrapid :zum Zug gekommen war fur Wettbewerber kaum möglich." (ebenda). Industriepolitik nach Konzernherrenart Das änderte sich mit zunehmender Globalisierung und Internationalisierung des Siemens-Geschäftes. Der Kon­ Ende des vergangenen Jahrzehnts ging Siemens unter die zern mußte hierzulande seinen Status als Hoflieferant Lokführer. Zuerst beteiligte sich der Konzern am Lokbau­ preisgeben, wollte er in andere Märkte eindringen; allen er ,,Krauss-Maffei-Verkehrstechnik GmbH". Binnen kür­ zester Zeit hat sich der Vorstand eine ganze Eisenbahn­ voran der weltgrößte Elektro- und Telekommunikations­ sammlung zusammengekauft. Man versprach sich vor al­ markt USA. Siemens setzte sich deshalb in Deutschland lem Geschäfte im Bahn-Hochgeschwindigkeitsbereich wenn auch widersprüchlich, für die Deregulierung de� und bei der Entwicklung und Vermarktung der Magnet­ Post- und Fernmeldewesens ein. Und beklagte umge­ schwebetechnik (Transrapid). kehrt lautstark "Wettbewerbsverzerrungen" in den USA und in Japan. Jahrelang ging das Gerangel um Finanzierung und Bau Das hinderte ihn jedoch nicht, beim "Boom durch die Wie­ einer 264 Kilometer Präferenzstrecke für den Transrapid dervereinigung" (Pierer) aus seiner Position eines Quasi­ von Hamburg nach Berlin. Aus Platzgründen soll hier nur die Schlußphase dieses Spektakels an Hand von Zeitungs­ �o�o�olisten noch einmal kräftig hinzulangen. Schreibt schlagzeilen dokumentiert werden. Vorauszuschicken ist, die Wirtschaftswoche' (26.10.95): "Ein letztes Mal mäste­ daß Anfang 1994 in einem Gutachten dreizehn Professo­ te sich der Riese an der Sonderkonjunktur und rüstete zu ren des Wissenschaftlichen Beirats des Verkehrsministeri­ seinen Preisvorstellungen die neuen Länder aus. Ganz ums das Vorhaben kritisierten. Das Finanzierungskonzept gleich, ob medizinische Geräte, S-Bahnen oder Telefon­ stehe auf wackeligen Beinen. Die Risikobereitschaft der kabel - der Bedarf nach Einrichtungen für die Infrastruktur Industrie und der Banken sei „unbefriedigend". erschien unerschöpflich. Doch dann war die Arbeit getan, und die Kapazitäten mußten zurückgefahren werden". Schreibt die SZ (21.2.94): „Hinter den Kulissen wird wei­ ter um die Finanzierung gerungen. Die Industriekonzerne Thyssen, AEG und Siemens sowie Großbanken und Ver­ Telekommunikation sicherungen versuchen das eigene Risiko zu begrenzen". Die größten Hersteller 1994 gemessen am Umsatz 1994: mit TK-Anlagen u. Geräten

Transrapid in der Schwebe - Verkehrsminister Wissmannn will die Magnetbahn -Experten befürchten „Milliardengrab" (SZ, 21.2.94). Siemens-Verkehrstechnik: Mit Transrapid und ICE auf Wachstumskurs (HB, 2.3.94). Man erhoffe sich vom Geschäftsvolumen einen Anteil von „einer Milliarde DM odet auch mehr" . Siemens erwartet gutes Geschäft durch Transrapid (SZ, 2.3.94). Umweltverbände lehnen Transrapid ab (SZ 2.3.94) Kabinett billigt Bau einer Transrapid-Trasse. SPD nennt das Projekt einen „Milliardenflopp (SZ, 3.3.94) Transrapid fährt auf Steuermitteln (SZ, 3.3.94)

1997:

Verkehrsminister Wissmann ist skeptisch. Bonn gegen „Transrapid um jeden Preis". (SZ, 14.1.97) Transrapid steht vor dem Aus - Finanzierung nicht realistisch (HB, 22. 1.97) Im Transrapid-Konsortium kriselt es schon seit geraumer Zeit (HB,22. 1.97). In der Firmengruppierung Thyssen/Siemens/Daimler-ABB/Bahn AG/Baukonzerne (Holzmann, Hochtief, Bilfinger+Berger) ist Quelle: International Telecommunlcatlon Union schon seit längerem ldar, daß der Transrapid zu einem Milliar­ denfiasko werden könnte, vergleichbar mit dem „Schnellen Brü­ ter". Die Baukonzerne schieden aus dem Konsortium aus. Im Wiedervereinigungsboom konnte Siemens denn auch Trotz Zweifeln an der Wirtschaftlichkeit: seine Liquiditätsreserve auf die Rekordmarke von 25 5 Die Industrie hält am Transrapid fest (SZ, 23.1.97) Milli�rde� Mar (Geschäft�jahr 92/93) aufstocken. D�r Bonn baut Transrapid trotz finanziellerRisiken Bereich Offentl1che� Netze (ON) konnte seine Umsatzren­ (SZ, 26./27.4.97) - Gesamtkosten von fast zehn Milliarden Mark. dite auf die Traumzahl 9 Prozent hochfahren und lieferte Das auf die drei Systemunternehmen - Thyssen, Siemens, Adt­ fast zwei Drittel des Siemens-Gewinns ab (vgl. WiWo, ranz (Daimler/ABB) abgemagerte Transrapid-Konsortium betei­ 25.9.92). ligt sich mit 500 Millionen Mark am Bau der Strecke Doch ebenfalls zu Beginn der neunziger Jahre kamen Transrapid bleibt Milliardenabenteuer (SZ 26./27.4.97) Deregulierung und Privatisierungin fast allen Staaten voll in Gang. Der globale Wettbewerb verschärfte sich gerade . ---· -""-��-----·�------

in ehemals öftenllichon l<-K;h·Drnoichun w!tJ TokcJ"' aus. Verbrämt werden diese An­ korn, Post, Bahn, Kraftwerkei, etc. Frisch sprüche an den mit angeblich(�!' Herstel lung von Staatsbetriebe wie etwa die Telekom "Chanceng!eichheW'. Pierer bereits bei seinem Amtsantritt und Post AG reagierten plötzlich prci©bewußt zu der selbstgestellten Frage "Was bedeutet eigentlich die Bank kam es zu Preisslikzen. Im Bereich Industriepolitik?": "Wir wollen mit Sicherheit keinen staat- der jährliche Preisverfall fast acht Prozent. Die Umsatz- lichen lnterventionismus. Andererseits möchten wir aber rendite in diesem Dt:Jteich fiel teilweise auf 3 Pm- mit denen der Staat die Wettbe­ zent. Unternehmensbereich Verkehr: von drei lndustrie sicherstellt." (Spiegel, Jahren fielen die Preise von S-Bahnen um 50 i:i1ozen!. 1 da für Siemens zunehmend Europa zum "Die Preise für Triebzüge stürzten in den w�rgangenen "Heimatmarkt" wird, ist es nur konsequent, wenn sich das Jahren um 40 Prozent, Lokomotiven wurden bis zu 50 damalige Vorstandsmitglied Baur zur "Sicherstellung ei­ Prozent billiger (Capital, 8/97). Auch in der traditionellen nes fairen Wettbewerbs und Förderung technischer Inno­ Kraftwerkstechnik gingen die Preise runier, im Geschäfts­ vationen" für eine "neue europäische Industriepolitik" - jahr 1994 um 30 Prozent und kamen erst im vergangenen insbesondere im Telekommunikationsbereich - einsetzt Geschäftsjahr einigermaßen zum Stillstand. Hütt! beziffer­ (Siemens-Zeitschrift 3/93). te den Preisverfall im Geschäftsjahr 1995/96 auf drei bis vier Prozent (vgl. HB, 15.1.97). Im Bereich Medizin forder­ ten die Kostendämpfungsgesetze im Gesundheitswesen Ch ip�IHlersteUer ihren Tribut. Krankenhäuser und Arztpraxen mußten spa­ - 1996 .. ren. Die Siemens-Geräte waren im Vergleich zur Konkur­ renz zu teuer. Fallende Preise !msten 1997 und 1998 Umsatz Marktanteil rund 600 Millionen Ertrag (vgl. Capita!, 8/97). Siemens will in Mrd US-$ nun die Kostendämpfung selbst zum Geschäft machen. Intel 16,938 12,0 % "Mit der Reform des Gesundheitswesens konzentrieren NEC 10,582 7,5 % sich Krankenhausverwaltungen weltweit auf Kostenredu­ Motorola 8,437 6,0 % zierung und Arbeitseffizienz", erklärte von Pierer auf der Hitachi 8,056 5,7 % Sommer-Pressekonferenz. Dabei soll ihnen die neuge­ ----·-- 7,981 5,7 % gründete Siemens Health ServicesGm bH helfen. Toshiba Texas lnstrumenls 7,090 5,0 % Neben diesen Preisstürzen in ehemals durch Staatsauf­ träge dominierten Bereichen, kam der elbitterte Preis­ Samsung 6,196 4,4 % kampf in anderen High-Tech-Branchen. Fujitsu 4,507 3,2 % 4,200 3,0 % • Im Bereich PN (z.B. Mobiltelefone) drückteder weltwei­ Milsubishi te Verdrängungswettbewerb die Preise nach unten. Pie­ SGS-Thomson 4,200 3,0 % rers Angaben zufolge sind die Preise bei Handys in drei Philips 4,130 2,9 % Jahren um 70 Prozent gefallen - "und das bei deutlich Matsushita 3,031 2,1 % verbesse1ier Technik". IBM 2,763 2,0 % Periodisch wiederkehrende Preisverfälle bei Chips wie Siemens 2,646 1,9% früher bei den berüchtigten "Schweinezyl

Mikro.Elektronik mit Makro-Förderung • Das 20 Hektar große Grundstück im Dresdner Norden nahe dem Flughafen , eine ehemalige GUS-Liegenschaft, Im konkreten Fall der Chip-Entwicklung und -produktion wird vom Land Sachsen saniert und von der Stadt er­ sieht das dann so aus: Chips seien wie Öl ein strategi­ schlossen. Siemens hat einen Freundschaftspreis ausge­ scher Rohstoff, wird argumentiert. Beherrsche Europa handelt: 70 Mark pro Quadratmeter, der Verkehrswert diese Technologie nicht, sei die Konkurrenzfähigkeit auch wird von Branchenkennern auf rund 1 oo Mark taxiert. auf anderen Gebieten gefährdet, da über die maßge­ schneiderten Chips, den sog. Asics, Systemwissen preis­ • Schließfich steuert das Bundesforschungsministerium gegeben werden müsse. Deshalb wurden auch eine Rei­ sein Scherflein bei und bezahlt die Hälfte einer 600 Millio­ he von europäischen Initiativen auf diesem Sektor gestar· nen Mark teuren Pilotanlage für die flexible Chipfertigung. tet, am bekanntesten JESSI (Joint European Submicron • Nicht zuletzt kann Siemens für die bis 1996 erstellten Silicon Initiative). Der Ruf nach staatficher Unterstützung Bauten und angeschafften Maschinen eine 50prozentige ging jedoch sehr schnell über FuE-Subventionen hinaus: Sonderabschreibung geltend machen, was einer zins· Der Staat solle gleich die Fabrik für den 64-Mega-Bit bau­ losen Steuerstundung gleichkommt." en, der gemeinsam von Siemens und IBM entwickelt wur­ "Woher nehmen Sie soviel Geld, Herr Knorr?", fragt Sie­ de; die Kosten und damit das Unternehmerrisiko seien zu mensWelt den Leiter des Bereiches HL, der ab 1994 eine hoch. Pierer gleich zu seinem Einstand als designierter Chip-Fabrik nach der anderen hochziehen läßt. Knorr Vorstandsvorsitzender im Jahre 1992: "Die nächste Fra· weicht der Frage aus. Die "Wirtschaftswoche" (2.9.94) ge, die sich ganz konkret stellen wird, ist: Wer baut eine nimmt bereits 1994 die Antwort vorweg: "Der Münchner 64-Megabit-Fabrik? Wir bauen sie allein nicht, wir bauen Konzern läßt sich seine 2,7-Milliarden-Mark-lnvestltion sie auch nicht alein mit IBM, denn solch eine Fabrik ist größtenteils von Bund und land finanzieren". ein Milliarden-lnvestment...Die Fabrik ist sehr teuer, und Dabei hatte das Wirtschaftsjournal bei dem Chipwerk in erfahrungsgemäß sind die am Markt erzielbaren Preise Dresden noch 450 Millionen Mark vergessen: "Die Kom­ nicht stabil. Kurz: Hier handelt es sich um ein gewaltiges mission der Europäischen Union (EU) hat Hilfen von 450 wirtschaftliches Risiko, das wir allein nicht tragen kön· Millionen DM an die Siemens AG für eine Produktions­ nen." (Spiegel-Interview, 16.3.92). Also Ruf nach dem stätte von dynamischen Speichern in Sachsen freigege­ Staat, nach Subventionen. Pierer: "Ich will nicht den Ein­ ben", teilt die SZ (14.4.94) mit. Durch die Produktion von druck erwecken, als wollte ich irgend jemanden unter DRAMs, einer neuen Generation, werde die Stellung der Druck setzen. Ich will nur ganz realistisch die Situation EU in einem industriellen Kernbereich gestärkt, der der­ schildern ... Wenn die Wirtschaft und der Staat eine Chip­ zeit noch von Nicht-EU-Staaten dominiert würde. fertigung hierzulande für unverzichtbar halten, dann müs­ sen gemeinsam entsprechende Mittel und Wege gefun­ Für Siemens-Pierer sind das alles "keine Sonderregelun­ den werden". Freie Marktwirtschaft? Unternehmerrisiko? gen", sondern man nehme nur Förderungen in Anspruch, Mit den hehren Prinzipien der Marktwirtschaft dürfe man die jedem Unternehmen offen stünden (vgl. SZ 7.6.94). es da nicht so genau nehmen. Pierer: "Es ist nötig, das Prinzip des Liberalismus zu überdenken, wenn es um die Weiterentwicklung der Mikroelektronik geht". Die weltgrößten EDV-Hersteller Siemens-Kaske wollte die Verstaatlichung der Chip-Pro­ -1995 - duktion gleich zur Dauereinrichtung machen. In einem Land Unsatz Mtarbeit« Gewinn Brief an EG-Kommissar Pandolfi forderte er, daß die EG � DM Mio. DM in Mo. in 1 künftig für jede Chip-Generation eine Großfabrik baut (vgl. 1 Hitachi J 124661 331.700 2176 HB, 19.2.97). IBM USA 103529 225.300 6013 73549 190.000 686 "Woher nehmen Sie soviel Geld?" Toshiba J t\EC J 67flJ7 152.700 1185 Die von Pierer geforderten "Mittel und Wege" wurden be­ Fujitsu J 50013 164.400 691 reits für den 16-Megabit-Chip gefunden.1994 legten in Dresden, nach einem spektakulär kurzen Genehmigungs­ Hewlett-Packard USA 48214 110.200 3772 verfahren von sechs Monaten, Biedenkopf und Pierer den \\llotorola USA 38909 144.900 2563 Grundstein für eine Chip-Fabrik, das "Siemens Microelec­ Sharp J 24834 43.900 683 tronics Center". Der Name ist etwas irreführend: Das Oigtal Eqt.ipment USA 19878 61.700 175 Werk wurde zwar von Siemens gebaut, aber zum großen Apple USA 16374 49.600 240 Teil aus der Öffentlichen Hand finanziert. Die �Wirt­ schaftswoche" (2.9.94) macht folgende Rechnung auf: Siemens l\ixdorf D 12800 37.200 62 Quelle: W�lstl>aftswoche, 19.12.1996 isw-tabele • "Auf 800 Millionen Mark", so der Dresdner SPD-Land­ tagsabgeordnete und Finanzexperte Friedemann Tiedt, Siemens stellte das Werk in einer Rekordbauzeit hin. "belaufen sich allein die direkten Beihilfen der Sachsen für 1995 wurde bereits mit der Produktion von 16-Megabit­ die Bayern. Das Geld kommt aus einer fünfprozentigen Chips begonnen, gerade noch rechtzeitig, um am Chip· lnvestltionszulage für bewegfiche Anlagegüter und einem Boom zu partizipieren. Wenige Wochen nach der Grund· 23prozentigen lnvestitionszuschuß. steinlegung in Dresden, gab Knorr bekannt, der jahrelang • Darüber hinaus bezahlt der Freistaat die Qualifizierung defizitäre HL·Bereich sei wieder in de schwarzen Zahlen der zukünftigen Chip-Werker, die voraussichtlich in dem zurückgekehrt. Siemens verdiente in den Geschäftsjahren österreichischen oder französischen Halblelterwerk von 95 und 96 runde 1,4 Milliarden Mark in der Chipherstel­ Siemens geschult werden. Kostenpunkt: weitere 34 Millio­ lung. Von einer Rückzahlung staatlicher Subventionsgel­ nen Mark. der ist nichts bekannt. Von Standort zu Standort Wird die Frage spannend, wo Siemens die nächste Chip­ Generation herstellt. Denn der 256-Megabit-Chip wird von Milliardenteures Standort-Doping auf Kosten der Steuer­ der Allianz Siemens, IBM, Toshiba entwickelt. der sich zahler hinderten Siemens jedoch nicht. bei der folgenden jetzt auch Motorola angeschlossen hat. Die milliardenteu­ Chip-Fabrik dem Standort Deutschland wieder den re Entwicklung wird vermutlich von allen drei beteiligten Rücken zu kehren. Ein Jahr nach der Grundsteinlegung in Staaten subventioniert. Dresden verkündete der Siemens-Vorstand, das nächste Chip-Werk werde in Newcastle/England errichtet. Hoff­ Keine Frage ist dagegen die nächste Strukturkrise im nungen hatten auch Villach, Dresden, Irlandund Singapur Halbleiterbereich. Nicht nur Siemens, sondern die ganze gehegt. Über die Höhe der öffentlichen Ansiedlungshilfen Branche verfiel angesichts des Absatzbooms in einen In­ machte der Konzern keine Angaben, "britische Industrie­ vestitionsrausch. Von 1995 bis 1997 gingen 50 neue kreise gehen davon aus, daß das Werk in den Genuß Chip-Fabriken weltweit im Betrieb, mit der Folge, daß die beträchtlicher Vergünstigungen kommen dürfte", schreibt Preise um 20 Prozent absackten. 100 weitere Produkti­ die SZ (516.8.95). So erlaube das Fördergebiet eine onsstätten sind geplant bzw. im Bau. Damit sind erneut 100%ige Abzugsfähigkeit der Baukosten (Gebäude) von riesige Überkapazitäten vorprogrammiert. Die Verluste der Körperschafts- und Gewinnsteuer und eine 1 Ojährige werden dann zu Lasten der Steuerzahler abgeschrieben Befreiung von der Grundsteuer. Außerdem lockt ein Mini­ und die Rechnung zahlen letztlich die Beschäftigten mit mum an Planungs- und Betriebsauflagen. Insgesamt war dem Verlust des Arbeitsplatzes. Siemens verdient auch von einem "Paket von Vergünstigungen" die Rede. Hinzu daran: Kurz nach der Festlegung auf den Standort New­ kamen dann noch der damals niedrige Pfundkurs und die castle erhielt der Konzern den Auftrag, britische Arbeits­ im Vergleich zu Deutschland niedrigeren Lohnkosten. Die ämter mit Computern zu bestücken (DZ, 11.8.95). Investitionen bezifferte Siemens auf zwei Milliarden Mark. Mltentscheidend sei die Internationalisierung des Chip­ 4.2 Den Fiskus im Griff geschäfts in den englischen Sprachraum gewesen. Während transnationale Konzerne wie Siemens bei Sub·· Wenige Tage danach wartete Siemens mit einer weiteren ventionen immer dreister zugreifen, führen sie selbst im­ Standort-Neuigkeit auf. Für die nächste und sechste Halb­ mer weniger an die Steuerkasse ab, wie aus der Entwick­ leiter-Fabrik - eine sog. "Backend-Fertigung" - werde ein lung des Aufkommens für Körperschaftsteuer (Gewinn­ Standort in China gesucht. Auch hierbei spiele die Markt­ steuer für Kapitalgesellschaften) ablesbar ist Diese glei­ erschließung die entscheidende Rolle. che immer mehr einer "freiwilligen Spende';, schreibt das Und noch im gleichen Jahr folgte die Meldung: Siemens Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DtW). "Inter­ errichtet mit Motorola ein Werk in den USA und will dort national operierende Konzerne lassen mehr denn je ihre Chips (Typ DRAM) mit 64 Megabit Speicherkapazität pro­ Gewinne dort anfallen, wo sie am wenigsten geschröpft duzieren. (vgl. SZ, 26.10.95). werden - im Ausland. Verluste dagegen werden im ln!and geltend gemacht." (Capital 5/94). Je erfolgre icher also Nationalstaaten mit Milliarden-Sub­ ventionen ihre "nationalen" TNK im High-Tech-Bereich Bei Siemens ist das in den Geschäftsberichten konkret aufpäppeln, umso multinationaler gerieren sich diese ablesbar. Im Zeit-Interview (2.10.92) gab Pierer zu sei­ dann. Auf der Suche nach neuen Fertigungsstellen kön­ nem Amtsantritt die Marschrichtung aus: "Insgesamt glau­ nen sie die einzelnen Staaten gegenseitig ausspielen und be ich, daß eine Industriepolitik den notwendigen Rahmen die für sie günstigsten Subventionen und sonstigen Rah­ dafür schaffen muß, daß sich Unternehmen vernünftig be·· menbedingungen herausholen. 1n ihrer ursprünglichen wegen können. Dazu gehört zum Beispiel, daß man die Absicht, die "heimische" oder regionale (EU) Industrie zu Steuergesetzgebung im Griff hat. Das heißt in Deutsch­ fördern und im Lande seßhaft zu machen, beschleunigen land Abbau der Unternehmensteuern". Siemens hat den die Nationalstaaten bzw. regionalen Institutionen so den Fiskus im Griff und die Steuerreform für sich längst vollzo­ Prozeß der Globalisierung. Um überhaupt High-Tech­ gen - mit einer radikalen Senkung des Spitzensteuersat­ Branchen anzusiedeln, werfen sie inzwischen jedem zes. Der Anteil der Steuern am Gewinn betrug 1990/9·1 Transnationalen Konzern öffentliche Gelder hinterher. noch fast 48 Prozent und sank dann bis zum Geschäfts­ Ende 1995 gab der US-Halbleiterkonzern (Advanced jahr 95 kontinuierlich ab, bis auf knapp 20 Prozent. Nur Micro Devices lnc.) AMD bekannt, daß er in Dresden für beim Rekordgewinn im vergangenen Geschäftsjahr rund 2,8 Mrd. DM eine Chipfabrik und ein Design-Center "spendete" Siemens wieder etwas mehr an den Fiskus, errichtet. "Die Amerikaner konnten unter vielen Standor­ so daß der Anteil auf 23 Prozent stieg. Besonders kraß ten auswählen", schreibt das Handelsblatt (15116.12.95). war der Steuerverfall im Inland. Hier brachte Siemens im "Dementsprechend gut war die Verhandlungsposition ge­ Geschäftsj ahr 95 sogar das Kunststück fertig, vom Fiskus genüber der sächsischen Landesregierung. Das Ergeb­ eine Steuergutschrift von 60 Millionen Mark zu erhalten nis: AMD erhält nicht nur 500 Millionen DM an "normaler und holte sich damit den Titel "Deutscher Meister im Steu­ Ostförderung", sondern zusätzlich 300 Millionen DM an ersparen", den die Platow-Briefe im Jahr davor an BMW Zuschüssen für die Errichtung des Forschungszentrums für eine ähnliche "Leistung" vergaben. und für die Wahl des Standorts Dresden. Dazu kommt Zahlt Siemens zu wenig Steuern? Heinrich von Pierer eine Bürgschaft über eine Milliarde Mark. bestreitet dies: "Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern So ist bei TNK nicht mehr viel Unterschied zu dem "Ideal­ kommen wir bei Steuern und Sozialabgaben allein in standort", den der Philips-Konzernchef einmal so be­ Deutschland im übrigen erheblich über zehn Milliarden schrieb: "Der ideale Standort wäre, einen Supertanker mit Mark. Diese Erträge werden durch Siemens erwirtschaf­ Fertigungsstätten zu bauen, der dort vor Anker geht, wo tet" (SieW 5/97). Da schau her! Durch Siemens! Peter von es gerade am billigsten ist". Und wo man die meisten Siemens oder die Siemens-Familie? Oder die Firma als Liegeplatz-Subventionen erhält, wäre zu ergänzen. solche? Tatsache ist, daß diejenigen, die noch Arbeit ha- lsw-report Nr. 33 37

II

2602 fl

Quelle: Geschäftsberichte isw-grafik/bb 38 ben in der Tat zuviel Steuern und Abgaben zahlen. Unter skript, S. 11): "Warum soll eigentlich ein 30jähriger Ent­ anderem, weil sie die Arbeitslosenunterstützungen und wicklungsingenieur nicht mal 50 Stunden und mehr in der Renten derjenigen mit finanzieren müssen, deren "Abbau" Woche arbeiten?", fragt er. Denn schließlich müsse "auch von Konzernen wie Siemens "lautlos und sozialverträglich Arbeit dem Gesetz von Angebot und Nachfrage folgen" gestaltet" (Pierer, WiWo i 3,4.95) wurde. Und um das De­ (AZ, i 7 Ji 8.2.96). fizit in der Staatskasse auszugleichen, das durch die ge­ Mit der Drohung der Ausgliederung erpreßte die Firmen­ ringeren Gewinnsteuerzahlungen der Unternehmen und leitung im September i 994 die 22.000 Mitarbeiter des Konzerne entsteht, deren Ertragsteueraufkommen konti­ Bereiches Wartung und Service von Großanlagen nuierlich auf die Größe eines Restpostens schrumpft . (ANL A 4). Jahresarbeitszeit mit Arbeitszeiten bis zu 60 "Natürlich verlangen wir vom "Vater Staat" und allem, was Stunden in der Woche ohne Mehrarbeitszuschläge, tarif­ dazugehört, auch gewaltige Leistungen", meint der Sie­ vertragswidrige Kürzungen vereinbarter Leistungen aus mens-Hofschreiber Willi Meier (SieM 6/96). Recht hat er, dem Bundesmontagetarifvertrag sowie befristete Einstel­ denkt man nur an die FuE-Subventionen an High-Tech­ lung von Montagearbeitern vor Ort auf der Baustelle, wa­ Konzerne, an die lnfrastrukturausgaben in deren Interes­ ren das Zugeständnis, um die Ausgliederung zu verhin­ se, an die Zuschüsse beim Bau von Chip-Fabriken, For­ dern. schungs-Reaktor, etc. Anregung für das betriebliche Vor­ Ausgegliedert bzw. an Fremdfirmen verkauft wurden schlagswesen: Um Transaktionskosten zu sparen, sollte Poststellen, Kantinen und sogar der Werkschutz, mit der ein Teil der Lohnsteuer der Siemens-Beschäftigten gleich Folge für die Kol leginnen, daß sie keinen oder einen an die Konzernkasse überwiesen werden. schlechteren Tarifvertrag hatten. Das hieß i.d.R. länger arbeiten für weniger Geld. Staat werden" Vorstandschef von Pierer hatte die Berliner Hau"Ruck"­ Rede des Bundespräsidenten bereits im Jahre i 993 vor­ weggenommen: "Selbstmitleidiges Verharren" sei kein Rezept und "wir brauchen eine neue Aufbruchstimmung" Der Aufbruch soll allerdings mit einem Abbruch beginnen: "Die Ansprüche an den Staat müssen zurückgenommen werden" - "um die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu sichern". (SZ, 6.7.93). Pierer meinte damit nicht die Sie­ mens-Ansprüche an die Staatskasse, sondern macht sich seit Jahren dafür stark, soziale und Umweltstandards zu dumpen: Wir müssen uns darauf einstellen, "den Gürtel enger zu schnallen;' (AZ, i 7./i 8.2.96). In einem Interview mit TopBusiness (Febr. 93) erklärte der damalige Sie­ mens-Vorstand und heutige AR-Chef Franz: "Unbestreit­ bar ist, daß wir in der Steuer-, Lohn-, Umwelt-, und Sozial­ politik in den letzten Jahren zuviel des Guten getan ha­ ben. Wir leben aber nicht auf einer Insel der Seligen, sondern im weltweiten Wettbewerb". Kein Wunder, daß Siemens zu den Vorreitern zählt, wenn es darum geht, soziale und Arbeitnehmerrechte abzubau­ Ausgegliedert wurden Abteilungen in Siemens-GmbHs, en. Zusammen mit Daimler Benz setzte sich Siemens an die dann meist nicht tarifgebunden sind. die Spitze bei der rechtswidrigen Kürzung der Lohnfort­ Hier erlitt die Konzernverwaltung allerdings jüngst eine zahlung im Krankheitsfall. In einem Rundschreiben hatte Schlappe. Siemens-Nixdorf gliedert 1700 Servicetechni­ der Vorstand bereits angekündigt, das Gesetz über die ker in mehrere GmbHs aus. Diese sollten nicht tarifgebun­ Kürzung der Lohnfortzahlung bereits zum i. Oktober den sein, die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich von 35 auf 1 996 anzuwenden. Es wäre ein glatter Vertragsbruch ge­ 40 Stunden verlängert werden. Nach heftigen Protesten wesen. Als es bei Daimler Benz zu Streiks kam und auch der Belegschaft wird es - zumindest vorerst - weder eine bei Siemens die Belegschaft unruhig wurde, machte die Flucht aus dem Tarifvertrag, noch die Rückkehr zur 40- Konzernverwaltung einen Rückzieher. Man wolle sich auf Stunden-Woche geben. Ein wichtiger Erfolg. eine juristische Klärung des Problems "Vertragsbruch" Strategisches Ziel der Konzernleitung bleibt jedoch "eine verlassen. Bei den dann beginnenden Tarifverhandlungen hohe Problemlösungskompetenz (zu) haben, die wir drohte Vorstandsmitglied Maly erpresserisch mit dem schnell und maßgeschneidert verfügbar machen, und bei "Ende des Flächentarifvertrages", falls es zu keiner "ver­ neuen Aufgaben ebenso schnell wieder neu verteilenun d nünftigen Lösung" komme. vernetzen können. Die Entscheidung, wer in einem welt­ Der Flächentarifvertrag ist Siemens bei seinem gnaden­ weiten Unternehmensverbund welche Tätigkeiten über­ losen Expansionsstreben ohnehin ein Dorn im Auge bzw. nehmen wird, ist in zunehmenden Maße auch davon ab­ ein Hemmschuh. Deshalb will sich die Konzernleitung aus hängig, ob zu vernünftigen Kosten das beste Know-how, den "einengenden Regeln unseres Tarifvertrages" befrei­ hohe Kompetenz, freie Kapazitäten und der beste Kun­ en, um nicht länger "dem Joch des Flächentarifvertrages denzugang zur Verfügung stehen. Das verstehen wir un­ zu unterliegen". (Pierer, Vortrag auf dem Forum Dienstlei­ ter einer virtuellen Organisation." (P. Pribilla, Schreiben stungswirtschaft 2000 des BMWi, 6.5.97, Redemanu- an die Mitarbeiter, Juli i 997). lsw-reporl Nr. 33 39

Dank E-Mail und Videokonferenz wird es bald gleichgültig sein, ob ein Kollege in München oder Manila arbeitet. „Der G�ist d�r Famm�" Folglich wird der Projektleiter bei gleicher Qualifikation „Unter schwierigsten Arbeits- und Lebensverhältnissen, häufig den geringer bezahlten Kollegen aus Manila in die Grup­ in voller Ungewißheit über das Schicksal ihrer nächsten Ange­ pe holen - schließlich ist es seine Aufgabe, das Projekt hörigen, beginnen die Männer und Frauen die Trümmer zu be­ kostengünstig abzuwickeln. seitigen, die Werkstätten instandzusetzen und die aus dem Schutt geborge-nen Maschinen zu reparieren." - So schildert Was aber wi rd dann mit den Facharbeitern in den das Siemens-Jubiläumsbuch von 1957 die harte Wiederaufbau­ Hochlohnländern? Sie werden ihre Gehaltsforderungen zeit nach dem Kriege. zurückschrauben müssen, um überhaupt noch in Projekte Doch „Dank und Anerkennung" waren schnell vergessen, als aufgenommen zu werden. 1954 die bayerischen Metallarbeiter 13 Pfennig Lohnerhöhung forderten und wegen der sturen Haltung der Unternehmer ihren Die ersten Schritte bei Siemens sind bereits getan: In Forderungen durch Arbeitsniederlegungen Nachdruck verlie­ sogenannten Skill-Datenbanken kann jeder Beschäftigte hen. Im bayerischen Metallarbeiterstreik 1954 reagierte Sie­ seine speziellen Fähigkeiten im firmeninternen Computer­ mens mit Drohungen und Entlassungen. Konzernherr Hermann system speichern. Vorgegebene Masken fragen detailliert von Siemens kehrte nach dem Streik den Herr-im-Hause-Sie­ nach Ausbildung, nach Sprachkenntnissen und nach der mens-Standpunkt heraus: „In den uns bekanntgewordenen we­ sentlichen Fällen haben wir die Entlassungen derer, die sich Beteiligung an Projekten. Projektteams werden über die­ vergangen hatten, aufrechterhalten. Betriebsangehörige, die sen internen Stellenmarkt zusammengestellt. vom Geist des Hauses Siemens keinen Hauch erfaßt haben, Siemens ist auf dem Weg, den Tarifvertrag zum Muster dürfen nicht wieder zu uns zurückkehren." (12. Oktober 1954 ). ohne Wert zu machen. „Dank und Anerkennung" auch auf der Hauptversammlung 1993 - mitten in der Wirtschaftskrise. Der neue Vorstandsboß Heinrich von Pierer: "Wenn wir trotz erschwerter Rahmenbe­ dingungen bisher ganz gut über die Runden gekommen sind, so 4.4. In Wirtschaft und Politik: verdanken wir dies in erster Linie dem Fleiß und der Tüchtig­ keit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihnen und unse­ Wenige entscheiden ren Betriebsrats-Mitgliedern möchte ich bei dieser Gelegenheit Nebst Fähigkeiten der "lieben Mitarbeiter", speichert die im Namen des Vorstands für die geleistete Arbeit und für das Konzernverwaltung auch deren politische Mandate. 1 n ei­ Verständnis bei der Lösung schwieriger Fragen danken. Ich wünsche mir, daß alle weiterhin gemeinsam an einem Strang nem "Fragebogen für Mandatsträger der Siemens AG" ziehen ... " sollen diese "Angaben zu Ihrem Mandat", "Angaben zu Der „Strang" wäre für die Siemens-Belegschaft zwei Jahre spä­ Ihren lnteressensschwerpunkten" kundtun. Man kann ja ter bald zum Strick um den Hals geworden. Am Rande der nie wissen wofür die 460 Mitarbeiter mit einem politischen Hauptversammlung 1995 setzte sich von Pierer für einen Mandat nütze sein können. Sechs davon sind in Landes­ „schnellen Beschluß über die Aussperrung" ein. Der zweite parlamenten als Abgeordnete aktiv, der Rest wirkt auf bayerische Metallarbeiterstreik war gerade im Anlaufen. Auch Bezirks-, Kreis- und kommunaler Ebene. Im Bundestag eine „Eskalation" wollte Pierer nicht ausschließen. Er stelle sich die Frage nach der demokratischen Legitimation des Vorgehens sitzt derzeit kein direkter Siemens-Vertreter. Das war mit der Gewerkschaft. Den geplanten Arbeitskampf diffamierte er dem CSU-Bundestagsabgeordneten Siemens-Vorstands­ als einen „Streik der Funktionäre" Auf der gleichen Aktionärs­ mitgl ied (Bereich "Sonderaufgaben") Gisbert Kley schon versammlung kündigte er einen Rekordgewinn für das laufende mal besser. Geschäftsjahr an (vgl. FAZ, 24.2.95). "Die Mandatsträger im Unternehmen werden zentral be­ treut und mit zusätzlichen Informationen zu unterneh­ mens- und gesellschaftspolitischen Themen versorgt", In einem Videofilm wird die Personalvision 2005 darge­ heißt es in "Fakten und Argumente für die Unternehmens­ stellt. "Ein virtuelles Projektteam mit Spezialisten entsteht, kommunikation". Schließlich haben gerade Kreistags- und die an verschiedenen Orten der Welt stationiert sind und Kommunalvertreter bei Genehmigungsverfahren ein ge­ sich teilweise nicht kennen. Sieben Monate lang werden wichtiges Wörtchen mitzureden. Wenn von Pierer das sie eng zusammenarbeiten. Am Ende des Projekts, stre­ auch eingeschränkt wissen möchte. Mit BOI-Chef Henkel ben sie wieder auseinander und suchen sich ein neues forderte er eine Beschleunigung der Entscheidungspro­ Team. Die Zukunftsvision existiert bisher nur als Video­ zesse und Genehmigungsverfahren und kritisierte in dem film. Doch von der Fiktion bis zur Realität ist es nicht mehr Zusammenhang die föderale Struktur und das Verhältnis­ weit. Mit dem Einsatz neuer Kommunikationstechniken wahlrecht. Er ärgerte sich nur, daß seine Ausführungen in und der zunehmenden Globalisierung wird sich binnen der Presse nicht soviel Resonanz gefunden hatten wie die weniger Jahre die Art und Weise, wie Menschen zusam­ des Chefindustriellen: "Vor drei Wochen habe ich auf dem menarbeiten, grundlegend ändern. Bayerischen Unternehmertag fast wörtlich das gleiche ge­ sagt. Aber bei mir kommt das irgendwie anders an." (zit. Ein wachsender Teil der Mitarbeiter wird nicht mehr in nach Spiegel, 21.7.97). eine bestimmte Abteilung eingebunden sein, sondern von einem Projektteam zum anderen wandern. Das erfordert Die Betreuung der hauseigenen Parlamentarier ist dem innovative Beurteilungs- und Entlohnungssysteme, neue Konzernherrn sogar ein eigener "Infodienst für die politi­ Führungskonzepte und sehr viel mehr Selbstverantwor­ schen Mandatsträger in der Siemens AG" ("kurz&aktuell") tung des einzelnen. Und es führt dazu, daß der Einfluß wert. Schließlich weiß von Pierer aus eigener Erfahrung von Gewerkschaften sinkt" (mm, 1.8.97). um die Argumentationsnöte von Kommunalpolitikern, die das ausbaden sollen was ihnen die Konzerne und Bonn Das Beschäftigungsverhältnis gehört dann der Vergan­ eingießen. Er selbst saß für die CSU achtzehn Jahre im genheit an. "Selbständige" sind auf der Suche nach Jobs Erlanger Stadtrat, und war auch damals schon Siemens­ - Wanderarbeiter im Internet. Angestellter. Beinahe wäre er sogar Volksvertreter auf 40 lsw Nr. 23

geworden. Bei der Kandidatenkür im Kernsätze ihrer immer so ähnlich: "Gürtel en­ "Roten Roß" von Hemldsberg scheiterte er knapp. Da ger schnallen", "!(ürzung der Lohni'orlzahlung im Krank­ beschloß er lieber Kapitalvertreter zu werden - mit mehr heitsfall", "Die Ansprüche an den Staat müssen zurüclq) E> Erfolg. Seit 1992 nimmt er "die schönste Aufgabe" wahr, nommen werden", "Lohnzuwächse unter der Inflationsra­ "die in der deutschen Wirtschaft zu vergeben ist" (Pierer te" - "die Gewöhnung an jedes Jahr mehr mehr über Pierer in Capital 10/92). Da sitzt er zwar nicht direkt Freizeit - das ist zu Ende", usw. usf. im Kabinett Kohl, hat aber "einen besonders guten Draht Wie hatte der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Ernst zu Bundeskanzler Helmut Kohl", wie der Spiegel (21 .7.97) von Siemens es 1965 formuliert: In der Wirtschaft und zu berichten weiß. Die beiden seien sich so ähnlich, daß "auch in der Politik werden die Entscheidung<�n von weni­ Pierer problemlos Kohls RedenschreibE1r Stephan Heim­ gen getroffen". Er hätte nur hinzufügen müssen: Von den­ bach übernehmen konnte. Vielleicht klingen deshalb die selben wenigen.

Hochamt des Siemens-Kapitals Fotografieren streng verbo­ deren deutschen Top-SO-Konzern en. Dazu Siemens-AR und ten. Dieses Foto gelang mit versteckter Kamera auf der französischer Arbeitgeberpräsident Jean Gandois, der im Auf­ Hauptversammlung i 976 im Kongreßsaal des Deutschen Mu­ sichts- bzw. Verwaltungsrat von sieben französischen Konzer­ seums. Fami lienchef Peter von Siemens saß damals dem Auf­ nen vertreten ist. Und der Schweizer Nikolaus Senn, Ehre n­ sichtsrat vor. Heute ist sein Sohn Peter im Siemens-Aufsichts­ präsident des Verwaltungsrates der Schweizerischen Bankge­ rat. Auch sonst hat sich dort nicht viel geändert. Aufsichtsrat sellschaft. Die Siemens-Vorstände Pierer, Baumann und Wil­ und Vorstand thronen nach wi e vor hinter einer drei Meter helm wiederum sind in sieben weiteren Aufsichtsräten ver­ hohen Brüstung. Nach wie vor repräsentieren sie die Macht­ treten. und Geldelite der deutschen Wirtschaft. Gewechselt haben Vor der Hauptversammlung i 965 bekannte sich der damalige lediglich die Personen, die vertretenen Konzerne sind die glei­ Aufsichtsratsvorsitzende Ernst von Siemens unumwunden zu chen geblieben - allen voran die Geldimperien Deutsche Bank diesem Macht-Filz: "Richtig ist, daß sich a1.11f diese Weise und Allianz Versicherung. (dmch persorn;ille Verff!ecMrn1g der Aufsichtsräte) eine Regte sich auf der HV i 993 ein Kleinaktionär auf: "Als Klein­ eng begrenzite Gmppe lummskristamsiert, die sil:h gegen­ aktionärssprecher komme ich sehr viel auf Hauptversammlun­ seitig informiert 1.md berät. Dieser verhäih11ismäßig !deine gen rum. Mich stört, daß mir auf jeder HV die gleichen Gesich­ Kweis von Männem steuert eirner1 ve rhä!tnismäßig ter begegnen. Mir ist da nur ein Wort eingefallen: Amigo!" Teil der Wirtschaft Aber wan1m sollte m1n1 daritn einen Mißstand sehen? Auch in der Politi!< werdEm die großem Die deutschen Kapitalvertreter im Siemens-Aufsichtsrat kon­ IEntscheidun�Jen von wenigen getroffem". trollieren sozusagen die "Deutschland AG": Sie bekleiden drei Vorstandsposten und weitere 38 Aufsichtsratsmandate in an- Photo: HaraldFrey, München lsw-repori Nr. 33 41

F1U1ßnotene1rklär1U1ngen�{;U Toil 1 35) ebd. S. 549 (Seite 1 - 12) 36) ebd. S. 207. Zu Ravensbrück vgl. auch: Ino Arndt, Das Frauenkon­ zentrationslager Ravensbrück, in: Dachauer Hefte, 3. Jg , Nr. 3/1987, Dachau, S. 125 ff.; Hanna Elling/Ursula Krause-Schmitt, Die Ravens­ 1) Der Schriftsteller F.C. Delius hatte "Unsere Siemens-Welt. Eine brück-Prozesse vor französischen Militärgerichten in Rastatt und Reut­ Festschrift zum 125jätuigen Bestehen des Hauses S." (Berlin 1972) lingen, in: Informationen. Zeitsduift des Studienkreises: Deutscher veröffentlicht. Der Siemens-Konzern ging vor Gericht, erreichte je­ Widerstand, 18. Jg., Nr. 37 /38/1993, Frankfurt/M., S. 22 ff. und Ursula doch lediglich, nach mehrjährigen juristischen Auseinandersetzungen, Krause-Schmitt, "Der Weg zum Krematorium führte am Siemenslager daß einige marginale Passagen entfernt werden mußten. Dokumentiert vorbei." Ravensbrückhäftlinge als Zwangsarbeiterinnen bei Siemens, ist dies ausführlich in der jüngsten Auflage des Buches von Delius ebd„ S. 38 ff. (Hamburg 1995). - Offiziell ignoriert wurde vom "Haus Siemens" die Publikation "Die große Siemens Familie. Report über 125 Jahre Aus­ 37) Ursula Krause-Schmitt, a.a.O„ S. 45 beutung", die eine Arbeitsgruppe beim Bezirksvorstand der DKP Süd­ 38) ebd„ S. 41 bayern zusammengestellt hatte (München 1972). Vermutlich wollte 39) Florian Freund, Arbeitslager Zement. Das Konzentrationslager man den Kommunisten und ihrer Broschüre (für die sie damals vor den Ebensee und die Raketenrüstung, Wien 1989, S. 254 Siemens-Werktoren fleißig warben) nicht zusätzlich Publizität zukom­ men lassen. 40) Ausführliches dazu in den Aufsätzen von Hanna Elling/Ursula Krause-Schmitt, a.a.O. 2) Vgl. dazu etwa: Die kalte Schulter des Hauses Siemens, Hg. Aktion Sühnezeichen Friedensdienste/Interessengemeinschaft ehemaliger 41) Feldenkirchen I, S. 202 Zwangsarbeiter unter dem NS-Regime, Königslutter 1990. 42) Bontrup/Zdrowomyslaw, a.a.O., S. 126 3) Wilfried Feldenkirchen, Siemens 1918-1945, München 1995 43) Interview mit Dr. Gerd Tacke in "Siemens-Welt" 1/97, S. 12 (im folgendenzitiert als Feldenkirchen I), S. 13 44) Delius 1972, S. 30 4 ) ebd. 45) Vgl. dazu die Zitate aus dem OMGUS-B ericht 5) Feldenkirchen I, S. 433 46) Interview Tacke, S. 12f. 6) Carola Sachse, Risse im Spiegel. Das Haus Siemens in der Zeit der 47) Siemens-Presse-Informationvom 7. Februar 1997 Weimarer Republik und des "Dritten Reiches", Die Zeit, Hamburg, 7.7.95 48) Zit. n. Reinhard Kühnl, Der deutsche Faschismus in Quellen und Dokumenten, Köln 1987, S. 401 7) Siemens Presse-Information,7.2.97 49) Siemens-Presse-Information, a.a.O. 8) Wilfried Feldenkirchen, Werner von Siemens. Erfinder und interna­ 50) Benjamin B. Ferencz, Lohn des Grauens. Die verweigerte Entschä­ tionaler Unternehmer, München 1996 (im folgenden zitiert als Felden­ digung für jüdische Zwangsarbeiter. Ein Kapitel deutscher Nachkriegs­ lcirchen II), S. 47ff. geschichte, Frankfurt/New York 1981, S. 153 ff. 9) F.C. Delius, Unsere Siemens-Welt (s.a. Anm. 1), Berlin 1972, S. 7. 10) zit. nach Delius 1972, S. 7 11) Heinz-J. Bontrup, Norbert Zdrowomyslaw, Die deutsche Rü­ stungsindustrie. Vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik. Ein Hand­ buch, Heilbronn 1988, S. 46 Uteraturhinweise zu Teil ii

12) ebd. S. 81 13 � 40) 13) Feldenkirchen II, S.267 14) Conrad Wandrey, Werner Siemens. Erster Band, München 1942, DIW-Wochenbericht 26/97, Forschung und Entwicklung in multinatio­ Seite 33. nalen Unternehmen aus der Sicht der BRD 15) Feldenkirchen II,S. 198 Härte!, Hans-Hagen/Jungnickel, Rolf: Grenzüberschreitende Produkti­ 16) ebd. on und Sturkturwandel - Globaliseirung der deutschen Wirtschaft, HWWA-Studie, Baden-Baden 1996 17) Delius 1972, S. 11 Garnreiter, Franz: Macht und Herrschaft in der Marktwirtschaft, isw­ 18) Bontrup/Zdrowomyslaw, a.a.O., S. 104f. report 32, München 1997 19) Feldenkirchen I, S. 212 IFO-Schnelldienst23/96, Globalisierung: Transnationale Unternehmen 20) George W.F.Hallgarten, Hitler, Reichswetu· und Industrie, Frank­ auf dem Vormarsch furt/M. 1962, S. 86 Monopolkommission, Wettbewerbspolitik in Zeiten des Umbruchs 21) Delius 1972, S. 24 (Hauptgutachten 1994/95), Baden-Baden 1996 22) Feldenkirchen I, S. 557 - die positive Würdigung der NSDAP wird Pierer, Heinrich von/Öetinger Bolko von: Wie kommt das Neue in die hier vorsichtshalber nicht zitiert. Welt, München 1997 23) ebd. , S. 438 Schmid, Fred: Transnationale Konzerne - Akteure der Globaliserung, in "Z" Nr. 31/1997 24) ebd., S. 557 UNCT AD, Word Investment Report 1996, Genf 1996 25) Johannes Ludwig, Boykott, Enteignung Mord. Die "Entjudung" der deutschen Wirtschaft. Hamburg/München 1989, S. 304 ff. und Welzmüller, Rudolf: Siemens - Eine Unternehmensanalyse, Frank­ OMGUS, Ermittlungen gegen die Deutsche Bank, Nördlingen 1985, furt/M. 1991 Seite 349 Delius, F.C.: Unsere Siemens-Welt, Hamburg 1995 26) OMGUS, a.a.O., S. 348 27) Feldenkirchen I, S. 17 Verwendete Abkürzungen 28) OMGUS, a.a.O„ S. 53 und S. 338 ff. für Zeitungen/Zeitschriften in Teil II 29) ebd. SZ = Süddeutsche Zeitung 30) Feldenkirchen I, S. 212 Wiwo = Wirtschaftswoche 31) OMGUS a.a.0„ S. 351 HB = Handelsblatt 32) Feldenkirchen I, S. 214 FAZ = Frankfurter Allgemeine Zeitung mm = manage1magazin 33) ebd., S. 560 IFO-SD = IFO-Schnelldienst 34) ebd., S. 432 f„ ausfütulich dokumentiert wird der Einsatz von SieW= Siemens Welt "Fremd" - und Zwangsarbeitern auf den Seiten 159 ff. SieM= Siemens-Mitteilungen Wehrmachts­ Liebe Abonnent! nnen, Förderinnen, Freundinnen des isw! verbrechen Vorwort von Lew Besymenski, Einleitung - 150 Ja hre Geschäfte des Siemens-Konzerns dieses Th ema hielten wir in der von Gert Meyer Redaktion fü r so wichtig, daß wir das Heft nun - entgegen unserer ursprüng­ 320 Seiten; DM 36.­ lichen Planung - nicht als sp ezial, sondern in wesentlich höherer Auflage als ISBN 3-89438- 138-8 report veröffentlicht haben. Aufgrund seines Umfangs, ist dieser report etwas

teurer - was aber natürlich keinen Einfluß auf die Abo-Beträge hat und auch Dokumente Dokumente über Verbre­ �tu !�e1fot111m chen an der Bevölkerung keine allgemeine Preiserhöhung einleitet. 'Ardrlviio und an Kriegsgefange­ Vorwort vun nen, die Massenver­ Die Beiträge des 6. isw-forums "Grenzen der Globalisierung" werden nun Lew S.synwo

Abo ftir 1997 noch nicht bemhlt? Johannes Klotz/ Ulrich Schneider (Hg.) Bevor wir in Kürze Zeit und Geld investieren, um die zweiten Zahlungs­ Die selbstbewußte erinnerungen zu verschicken, bitten wir auf diesem Wege nochmals alle, die Nation und ihr für ihr Abo 1997 noch keine 30,-DM auf unser Konto überwiesen haben, dies Geschichtsbild so bald wie möglich nachzuholen. Vielleicht erteilen Sie uns ja auch eine Geschichtslegenden der Einzugsermächtigung?! Neuen Rechten 222 Seiten, DM 29,80 ISBN 3-89438-137-X isw-vorstand und -redaktion

München, Oktober 1997 Beiträgevon Ludwig Elm, Robert Erlinghagen, Johan­ nes Klotz, Reinhard Kühnl, GertMeyer, Karl Heinz Rofü, Ulrich Schneider, Gerd R Ueberschär, Gerd Wiege! und Wolfgang Wippennann.

Schwer fisch: t Hermannus Pfeiffer Zeitgeist mit Gräten Der Kapitalismus Politische Perspektiven zwischen ich teste die junge We lt fri ßt seine Kinder Ökologie und Autonomie vierWochen zum Preis von 218 Seiten; DM 28,­ ISBN 3-89438-139-6 15 Mark statt des regulären Preises von 45 Mark.

Über den Standort Deutschland, seine Gegner, seine glorreiche Zukunft und das Das Schwertfisch-Buch - Beiträge und drohende Desaster für Dokumente aus dem Arbeitsschwerpunkt Ü Ich habe 15 Mark (Scheck, Bargeld) dieser den angehenden Glo­ 'Ökologie und Herrschaftskritik' des BUKO Bestellung beigelegt. balisierungssieger. (Schwertfisch) zu einem anderen Politikver­ e g e stabo-Gebühr ständnis, Entwicklungsma(n)nie und Patri­ �hn :i��h� �0s�;0 ��������i;1,:e archat, gesellscflaftliches Naturverhältnis, 0 � Politisierung der Subsistenz, Abwicklung des Frank Deppe Nordens, Baumkänguruhs, Kritik von Nach­ Fin de Siecle haltigkeit, . , Am Übergang ins von Claudia Bernhard, Helga Eblinghaus, Mein Testabo kann ich bis zum Ablauf der dritten Testwoche kündigen. Melde ich mich 21. Jahrhundert Bernhard Fedler, Bernd Hüttner, Kai Ka­ n(cht mehr bei Ihnen, dann wandelt sich das Testabo in ein reguläres Abo um. Dieses 200 Seiten, DM 28.­ schinski, Ulla Peters, Christoph Spehr, Armin verlängert sich monatlich, wenn ich es nicht 20 Tage vor Ablauf des Monats kündige. ISBN 3-89438- 121-3 Stickler, Heinz-Jürgen Stolz Ich kann diese Bestellung innerhalb von sieben Tagen (Poststempel) schriftlich beim Verlag 8. Mai, Am Treptower Park 28-30, 12435 Berlin, widerrufen. 232 S„ 24 DM

Verlag: YetiPress, J.-Liebig-Str. 25, 28357 "Die krisengeschüttelte Bremen, E-mail: [email protected] Coupon bitte einsenden an: Gegenwart... analysiert - Rabatte für We iterverl

tuift fÜI tin• zeit« Men&

Probe nummer gegen 5 Mark inBriefmarken: Zeit Spur Verlag Harald Buwert, Erikastraße 15, 82194 Gröbenzell Fti@tt@'tltJ�11l11lil1ftllilfi®

• Wer über alle Gebiete der Kommu­ nalpolitik kompetente Einführungen sucht,

• tti Urban- Endedes Ganemtiooenver­ wer die wichtigsten Konzepte und Debatten von BÜNDNIS 90/DIE tregs? / Slei d&m lernen will, Aktionärs. Beim 11 kleinsten11 sind es wenige modemilm Kl:lpl�llm'IU1!1 . „ für den/die gibt's nur eins - die Schllli - Neoliberalismus: Das moder­ reichhaltige Angebotspalette der AKP. hundert Mark. Beide möchten mit den Stimmen ne Projeld der Gegenaufklärung f Heininger- Stootsmooopolistischer Erstens: Wer die •Alternative Kom­ Ihrer Akti en für mehr Umweltschutz und mehr munalpolitik" (AKP) - die seit 17 Jah­ Kapi!alismus und Formations!heorie ren erscheinende Fachzeitschrift der soziale Gerechtigkeit bei den großen deutschen / IGsker - Stn.lldurel!e Überakkumu­ Grünen für "Kommunalas / Kommu­ Ko nzernen sorgen. - Für dieses Ziel werden wir lation und Krise der Erwerbsarbert / nalos " - noch nicbt kennt, sollte Asche Huffsctlmid - Globalisie1te Finanz­ auf sein Haupt streuen, Buße tun w1d auch 1997 in den Hauptversammlungen streiten. · märkte / Set.midi - T ransnatiooole ganz, ganz schnell ein kostenloses Konzerne / Strulynski - Atmende Lassen auch Sie sich durch uns vertrete n! Probeheft ordern. Die AKP erscheint Fabriken understickende Arbeiter / 6 mal im Jahr mit jeweils 68 Seiten Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, Sinus - Kapilalkonzentrelioo und - w1d kostet im Abo 66 DM. zentralisation Sehlackstraße 16, D-50737 Kö ln, 0221 -599 5647,Fa x-59910 24, Zweitens: Unser •Handbuch füralter­ eMail:100451 .1401 @CompuServe.com, http://ourworld. Und: native Kommunalpolitik» bietet mit 45 Lu� - Probleme des Klassenb&­ compuserve.com/homepages/Critical_Shareholders Kapitel, die von über 50 Fachleuten wußtselns/ Cooert- Aklualiti!I der aus allen Gebieten der Kommunalpoli­ MarJtSctien Kiipitalismuskritik / tik geschrieben wurden, so allerhand Seppmann - .Postmoderne"als Re­ Wissenswertes. Das engbedruckte, aliWund Ideologie / Miehe • Demo­ 415 Seiten dicke Werk verkaufen wir konkurrenzlos preiswert für nur 4 5 kratisierung der Ökonomie / Boris - DM (zzgl. 4 DM Porto), weil wir Zum Begriff• Entwlcldungsländer" wollen, daß möglichst viele Verant­ Bern:hte:Leioowitz / Rausch / wortliche in den Rathäusern damit arbeiten. Schweicher- Europa: Protestohne Alternativen?/ Helms - Gleichberech­ Drittens: Wer noch gezielter infor­ tigte Stadt / Krause / Sehweicha r - miert werden möchte, z.B. über wei­ Wehrmachtsverbrechen tere Fachbücher aus unserem Hause, Sonderhefte oder Themenpakete, soll­ l!O'M e 4-0 Seiten te einfach den aktuellen Gesamtkata­ Re.nnlllonen I A�tlonen log anfordernwld einen Blick hinein­ werfen. Eiru�s: 10,- DM (zzgl. V ernand): Im Abo: 54,- (4 Hefte/Jahr ind.VorsiAJteres Koordinationskreis Siemens-Boykott. Friedrichstraße 165, D-10117 Berlin Proboholt 10,- inci. Vons.Bezug: über Probeheftund Katalog an­ 030 - 204 47 84, Fax - 204 47 85, [email protected] den Buchhandel (ISSN 09�) od&f fordern bei: http://ourworld.compuserve.com/homepages/Critical_Shareholders/Siemens.htm direkt: Z-V-*>, KO!ner Str. 66, Alternative Spendenkonto: Dachverband KA.Konto 33 868 00, BIS Berlin, BLZ 100 205 00 60327F\'l\Jlkf\ul /M., Tal. 06917392934 Kommunalpolitik Luisenstr. 40, 33602 B ie lefeld , 'iil' 0521/177517, lll 0521/177568 Marxistische Blätter erscheinen 2monatlich Einzelheft: 12 DM II ZIITWl!fl!UR HUMANISMUS UMD lllfllAllll& MARXIS TISCHE (zzgl. Vers and) Jahresabo: 70,- DM BIATIER (incl. Versand), 5/97: ermäßigt: 60,- DM 80 Jahr� Oktob�rr�volufü>n Mit Beiträgen aus Rußland, von Bezug über: diesseits - die Zeltschrift für Jawaharlal Nehru , Günter Judick Neue Impulse Verlag, u weltliche Humanisten, un d Stefan Doernberg Hoffnungstr. 18, Atheisten und Außerdem u .a.: Herausforderung Schröder · Krenz' Konfessionslose 4 512 7 Essen Schlußwort Im PolltbOroprozeß - Bankenfusion, 50 Jahre unabhängiges Indien, Landwirtschaft In Tel.: 0201/200006, diesseits - die Zeltschrift für Ostdeutschland · Agrarrefonn In Portugal 74/75 Fax: 202467 Religionskritik, Aufklärung und Humanismus Zeitschrift für Kultur und diesseits -die Zeltschrift für Weltanschauung Selbstbestimmung, Redaktlonsadresse: soziale Verantwortung Hobrechtstraße 8 und Menschenrechte 12043 Berlin Tel .: 030/613904-0 h diesseits -herausgegeben vom Fax:030/6 13904·50 U Humanistischen e-Mail: hvdberlin @aol.com Verband Deutschlands Heft 1: Konjunktur für Weltanschauungen? (Sept. 1997) Kostenlose Probeexemplare: Heft 2: Vom heiligen Fest zum kommerziellen Event (März 1998) Heft 3: Humanistische Sozialarbeit (Sept. 1998) diesseits Zeittchrltt tor Humanl•mut und Autkl!rung HobrechltlraOe 8 Heft 4: Apokalyptikund Weltuntergang (März 1999) 12043 Berlin Telefon 030/613 904-0 Einzelverkaufspreis: 14,- DM (+ 3,50 Inland) Fax 030/613 904·50 Abopreis: 11,50 DM (+ 3,50 Inland) Analysen desisw sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V. (Auswahl)

lsw-report (erscheint vierteljährlich, z. T. mit beigeheftetem wirtschaftsinfo)

„„. report 9/1 O: lsw-forum: Globalisierung der Märkte, Strategien transnationaler Konzerne (Dez. 91 ), DM 6,- +Versand „„. report 11: Der Glpfel, diese Weltwlrtschaft? - Fakten u. Analysen zum Weltwirtschaftsgipfel (März 92) 5,- + Ve rsand „„. report 12: Mit Energie Ins Treibhaus. Technische Lösbarkeit u. politökonom. Interessen (Juni 92), DM 5,- +Versand „„. report 13: EG ·Vom Supermarkt zur Supermacht? (Oktober 92), DM 5,- +Versand „„. report 14: Friedensdividende oder neue Rüstungs-Renditen? nach dem Kalten Krieg (Jan . 93), DM 5,- + Ve rsand „„. report 15: Wirtschafts· und Mllltärmacht EG - Referate des 2. isw-forum (April 1993), DM 5,- + Versand „„. report 16: Wirtschafts reform In Osteuropa Markt - Krise - Hinterhof (Juni 1993), DM 5,- + Versand „„. report 17: Krieg der Konzerne, Thesen zur Weltmarktstrategie des Kapitals (Sept. 1993), DM 5,- +Versand „. „ report 18: Energie · Müll · Verkehr. Zur Umweltpolitik der Bundesregierung (Januar 1994), DM 5,- +Versand „„. report 19: Alternatlven zum Neollberallsmus, Referate des 2. isw-forum (April 1994), DM 5,- + Versand „„. report 20: Sackgasse Neollberallsmus, Arbeitslose, Arme, Staatssr.hulden (August 1994), DM 5,- +Versand „„. report21: Markt · Umweltschutz · Energiesteuer (Oktober 1994), DM 5,- +Versand „„. report 22: MedlenMultls und MultlMedla (Januar 1995), DM 5,- + Versan d „„. report 23: Kerneuropa · Keim zur Weihnacht (April 1995), DM 5,- +Versand „„. report 24: Arbeit ohne Zukunft? - Referate des 4. isw-forums (Juli 1995), DM 5,- + Versand „„. report25: 5 Jahre neue Bundesländer - Stand, Perspektiven, Alternativen (Oktober 1995), DM 5,- +Versand „„. report26: Cash · Crash, Caslno·Kapltallsmus (Januar 1996), DM 5,- + Versand „„. report 27: Neue Arbeitswelten - Lean Management, Lean Production (April 1996), DM 5,- +Versand „„. report 28: Grenzen des Sozlalstaats oder: Grenzen desSystem s? 5. isw-forum (Juli 1996), DM 5,- +Versand „„. report29: EURO-Strategien des Kapltals (Oktober 1996), DM 5,- +Versan d „„. report 30: Das Geschäft mit der Wohnung (Februar 1997), DM 5,- +Versand

„„. report 31: Deutsche Macht·Alllanz - Geld u. Macht der Deutschen Bank u. Allianz-Versicherung (April 97), DM 5,- +Vers.

„„. report32: Macht und Herrschaft In der Marktwirtschaft - Einkommensverteilung u. Kapitalkonzentration (Juli 1997), DM 5 .- + Vers.

„„. report 33: 150 Jahre Geschäfte des Siemens-Konzerns Geschäfte in dunkler Zeit - Siemens-Welt heute (Okt. 97), DM 6,- + Ve rs.

lsw-spezlal

„„. Nr. 8: Strategische Waffenbrüderschaft Deutschland· Türkei (April 1995), DM 5,- +Versand

„„. Nr. 9: Cuba llbre · Kuba llberal? Zu den Wirtschaftsreformen in Kuba (Januar 1997), DM 5,- + Versand

„„. Nr. 10 Energiesteuer · und dann? Klimaschutz erfordert Umbau von Wirtschaft u. Gesellschaft (April 97), 80 Seiten, DM 8,- + Ve rs.

lsw-wlrtschaftslnfo extra

„„. Nr. 25: Von Krise zu Krise · Standortkrieg oder Beschäftlgungspolltlk (April 96), DM 5,- + Versan d „„. Nr. 26: Mllllarden für Mllllonäre - zur geplanten Steuerreform 1999 (Febr. 97 - enth. in report 30 u. w&gd 3), DM 1,- +Versand

lsw wlrtschafts· & graflkdlenst

„„. Nr. 2: Reichtum und Kapltalmacht In Deutschland (November 1995), DM 8,- +Versand

„„. Nr. 3: Der Steuer-Skandal (Juni 1996), DM 10.- + Versand

„„. Nr. 4: Arm ut und Sozlalabbau In einem reichen Land (Januar 1997), DM 10,- + Versand

Ich bestelle die oben angekreuzte Titel Ich möchte Förderer(in) des isw e. V. werden.

Name Ich unterstütze die Arbeit ab .„„ .• „„„„ (MonaVJahr) mit einer

monatlichen Spende von .„„.„„„„ DM (mind. 10,- DM monatl.) Anschrift und erhalte alle Publikationen des isw e.V. kostenfrei zugesandt. 0 ich möchte als Förderer/i n auch den w&gd erhalten. Unterschrift 0 ich zahle nach Rechnungsteilung 0 ich zahle per Dauerauftrag 0 Ich abonniere isw-report bitte buchen Sie den Förderbeitrag von meinem Konto ab ab report .„ „. zum Jahresabc-Preis von DM 30,- (incl. Versand). isw-spezial, wirtschaftsinfo-extra und der Wirtschafts- und Einzugsermächtigung grafikdienst sind nicht im Abo enthalten.

Name, Vorname Konto-Nr. BLZ

Straße Bank

PLZ, Ort Die Abbuchung soll erfolgen: o vierteljährl. o halbjährl. o jährl.

Unterschrift

Diese Bestellung kann ich innerhalb von 10 Tagen bei isw e.V. widerrufen. Datum, Unterschrift Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.

Ich abonniere den isw-wi rtschafts & grafikdienst Name,Vorname Am Ende eines Kalenderjahres erhalte ich eine Rechnung über die im laufe des Jahres erhaltenen w&gd zzg. Versandpausch. Straße

Name,Vorname PLZ, Ort

Straße Bitte senden an:

PLZ, Ort isw sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V., Johann-von-Werth-Str. 3, 80639 München,

Unterschrift Telefon: 089/130041 /Fax: 089-1689415