Gesundheit

UMWELTBERICHT 2015

www..ch 1 INHALT

Zusammenfassung 4

Vorwort 5

Abfall und Recycling 7

Energie 11

Verkehr – Mobilität 15

Lärm 21

Luft 25

Wasser 29

Greifensee 33

Boden 37

Natur und Landschaft 41

Wald 45 ZUSAMMENFASSUNG VORWORT

Die Bevölkerung der Stadt Uster wächst, und Uster verfügt über qualitativ hochwertiges Trink­ Liebe Leserin, lieber Leser ­damit verstärkt sich der Druck auf die Umwelt. wasser. Der Wasserverbrauch pro Tag und Kopf In einigen Bereichen kann der Zustand der Um­ liegt unter dem Durchschnitt des Kantons Zürich. Sie halten den ersten Umweltbericht der Stadt welt auf dem Gemeindegebiet als gut bis sehr gut Herausforderungen für die Zukunft sind die Uster in den Händen. Der Zustand der Umwelt ­bezeichnet werden, in anderen Bereichen sind ­Sicherstellung der Wasserversorgung auch in betrifft uns alle. Es ist für das Wohlergehen der weitere Massnahmen nötig. ­Trockenperioden sowie die Reduktion von Mikro­ Bevölkerung entscheidend, ob wir saubere Luft verunreinigungen in der Abwasserreinigungs­ zum Atmen, sauberes Wasser zum Trinken und Beim Thema Abfall und Recycling ist die Stadt anlage. gute Böden für die landwirtschaftliche Produktion Uster auf dem richtigen Weg. Es werden immer haben. Auch nehmen wir mit unseren Aktivitäten mehr Wertstoffe separat gesammelt, und die Mit der -Schutzverordnung wird ein Einfluss auf die Umwelt. Wir produzieren Abfall, ­Recyclingquote liegt bei hohen 54,9 %. möglichst harmonisches Nebeneinander von verbrauchen Energie und sind mobil. Mensch und Natur am Greifensee ermöglicht. Die Auch beim Thema Energie ist die Stadt Uster sehr Phosphorkonzentration im Greifensee ist zwar in Dieser Umweltbericht bildet den Zustand der aktiv. Uster ist seit 2001 «Energiestadt» und er­ den letzten vier Jahren gesunken, aber immer ­Umwelt auf dem Gemeindegebiet Uster ab. Er reichte beim Reaudit 2012 den vorbildlichen noch als zu hoch einzustufen. zeigt auf, wie sich die Situation in Uster in den ­Realisierungsgrad von 71 %. Mit der kommunalen verschiedenen Themenbereichen darstellt, wo Energieplanung setzt sie sich für die Reduktion Die landwirtschaftlich genutzten Böden sind qua­ alles zum Besten steht und wo weitere Massnah­ des Energieverbrauchs und eine Veränderung des litativ hochwertiger als der kantonale Durch­ men angebracht und geplant sind. Er soll alle vier Energieträgermixes ein. schnitt. Für die Erhaltung dieser Fruchtfolge­ Jahre erscheinen, damit die Entwicklung auf­ flächen pflegt die Stadt Uster seit vielen Jahren gezeigt und verfolgt werden kann. Dank der Anbindung an die Oberlandautobahn eine gute Zusammenarbeit mit den Landwirt­ sowie an das S-Bahn-Netz weist Uster attraktive schaftsbetrieben. Als politische Vorsteherin der Abteilung Gesund­ Anschlüsse an das überkommunale Verkehrsnetz heit ist es mir ein Anliegen, dass die Einwohne­ auf. Das Verkehrsaufkommen nimmt stetig zu und Im Rahmen des Landschaftsentwicklungskon­ rinnen und Einwohner von Uster in einem mög­ trägt damit zur Lärm- und Luftschadstoffbelas­ zepts wurde ein Vernetzungsprojekt erarbeitet. lichst gesunden Umfeld leben können. Deshalb tung bei. Zwei Drittel der Landwirte beteiligen sich am Pro­ ist es die Aufgabe der Stadt Uster, den Zustand jekt und werten mittels gezielter Bewirtschaftung der Umwelt auf dem Gemeindegebiet zu doku­ Der Strassenverkehrslärm ist die bedeutendste naturnahe Lebensräume auf. Dank der Informa­ mentieren und wo nötig, Massnahmen zur Lärmquelle in Uster. Am höchsten ist die Lärm­ tion der Bevölkerung wird das Verständnis über ­Verbesserung anzuregen. belastung entlang der Autobahn und den Einfall­ ­Zusammenhänge von Natur- und Landwirt­ strassen. Deshalb sind Massnahmen zur Lärm­ schaftsanliegen gefördert. Der Umweltbericht soll die Einwohnerinnen und verminderung an der Quelle dringend nötig, Einwohner von Uster sowie weitere Interessierte sowohl am Fahrzeug als auch bei den Strassen­ Der städtische Wald wird fachmännisch gepflegt, über die umweltrelevanten Aktivitäten und Kenn­ belägen. damit er die vielfältigen Ansprüche als Lebens­ zahlen informieren und zum verantwortungs­ raum für Pflanzen und Tiere, als Erholungsraum vollen Umgang der Bevölkerung mit den natür­ Die Luftqualität hat sich in den letzten 25 Jahren für die Menschen und als Energielieferant erfüllen lichen Ressourcen beitragen. Dies, damit Uster schweizweit stark verbessert. Die Belastung mit kann. Eine Besonderheit findet sich auf dem als attraktiver Wohnstandort mit hoher Naherho­ Stickstoffdioxid liegt in Uster unter dem Grenz­ Schlosshügel, wo besonders gute Wachstums­ lungsqualität erhalten bleibt. wert. Auch die Feinstaubbelastung nimmt lang­ bedingungen für die seltenen Eiben vorherrschen. sam ab. Die Ozonbelastung hingegen liegt in den Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei der Sommermonaten immer noch grossflächig über Lektüre und die eine oder andere spannende dem Stundenmittel-Grenzwert. ­Erkenntnis!

Esther Rickenbacher Abteilungsvorsteherin Gesundheit Stadträtin

4 | Zusammenfassung 5 ABFALL UND RECYCLING

Verursacht durch die Bevölkerungszunahme, den Die Verbrennung von Abfällen in Kehrichtverbren­ steigenden Wohlstand und den Konsum ent­ nungsanlagen benötigt nicht nur viel Energie, stehen immer­ mehr Abfälle. In der Schweiz waren­ sondern produziert auch Schadstoffe, die in die es im Jahr 2013 rund 21,5 Millionen Tonnen ­Abfall, Atmosphäre gelangen. Dank technischer Mass­ wobei der grösste Teil (rund 12 Mil­lionen Tonnen) nahmen konnten der Energieverbrauch und der durch Bautätigkeit verursacht ­wurde. Weitere Ausstoss von Schadstoffen deutlich reduziert sind Siedlungsabfälle, Abfall aus Industrie und werden. Im Vergleich mit dem Verkehr, den Gewerbe sowie Klärschlamm.1 ­Heizungen und ­Industriefeuerungen wird die ­Umwelt wegen der Kehrichtverbrennungs­- Mit Siedlungsabfällen sind Abfälle aus Haushalten anlagen nur noch gering be­lastet. Die Kehricht­ gemeint, also Kehricht, Sperrgut und separat verbrennungs­anlagen nutzen­ zudem die Verbren­ ­gesammelte Abfälle. In der Schweiz entstanden nungswärme zur Stromerzeugung. Heute deckt im Jahr 2013 5,71 Millionen Tonnen Siedlungs­ die aus der Abfallverbrennung gewonnene Ener­ abfälle, was 702 Kilogramm pro Einwohner und gie rund 5 % des Strom- und Wärme­bedarfs im Jahr entspricht. Etwas mehr als die Hälfte davon ­Kanton Zürich.5 wurde rezykliert, der Rest in Kehrichtverbrennungs­ anlagen verbrannt.2 Insbesondere Glas, Alumi­ Das grösste Problem der Abfallbewirtschaftung niumdosen, PET-Getränkeflaschen sowie Alt­ ist heute vielmehr der enorme Ressourcen­ papier erreichen heute hohe Recyclingquoten von verbrauch. Bereits bei der Produktion soll daher über 90 %.3 an die Wiederverwertbarkeit von Produkten ­gedacht werden. Der Begriff «Urban­ ­Mining» Eine Kehrichtsack-Analyse des Bundesamtes für macht darauf aufmerksam, dass Konsumgüter Umwelt aus dem Jahr 2012 zeigte jedoch, dass und Bauwerke das zukünftige Rohstofflager sind.6 das Recycling-Potenzial noch lange nicht aus­ Ziel des «Urban Mining» ist es, Rohstoffe wie geschöpft ist. Rund ein Fünftel des untersuchten ­Eisen, Aluminium, Stahl, Kupfer, Messing, Zink Kehrichts enthielt rezyklierbares Material; der und Edelmetalle für die Wieder­verwendung grösste Teil davon waren biogene Abfälle, aber ­zurückzugewinnen und in den Wirtschaftskreis­ auch Glas, PET-Flaschen oder Kunststoffe liessen lauf zurückzuführen. In diesem Sinne hat sich die sich darin finden.4 Der Kanton Zürich zielt zukünf­ Abfallbewirtschaftung in den letzten Jahren tig auf eine Steigerung der gesammelten Kunst­ ­immer mehr zu einer Ressourcenwirtschaft stoffmenge (PE-Milchflaschen, diverse Flaschen, ­entwickelt. Plastikschalen, Tragetaschen und Plastikbecher). Dadurch sollen mit der Hilfe des Detailhandels zusätzlich rund zwei Kilogramm Kunststoff­ verpackungen pro Person und Jahr gesammelt werden.

1 www.bafu.admin.ch/umwelt > Themen > Abfall 2 Schweizerischer Bundesrat, Umwelt Schweiz 2015, S. 24 3 www.bafu.admin.ch/umwelt > Themen > Abfall 4 Kanton Zürich, Umweltbericht 2014, S. 14 5 www.zh.ch > News > Medienmitteilungen, Zürcher Abfallwirtschaft mit «Urban Mining» auf Erfolgskurs, 30.03.2015 6 Kanton Zürich, Umweltbericht 2014, S. 14

6 | Abfall und Recycling 7 SITUATION IN USTER Mit einem Drei-Säulen-Konzept Das Grüngut, das der Vergärungsanlage zuge­ Abb. 2 gegen Littering führt wird, kann zur Stromgewinnung genutzt Aufteilung der Ustermer Siedlungsabfälle, 2014 Ein dichtes Netz an Mit Littering ist die Verunreinigung von Strassen, werden. Pro Tonne Grüngut entstehen rund 140 Entsorgungsmöglichkeiten­ Plätzen, Parkanlagen oder öffentlichen Verkehrs­ Kilowattstunden (kWh) Strom, 330 kWh Wärme Der Ustermer Bevölkerung steht ein dichtes Netz mitteln mit unbedacht oder absichtlich fallen und oder 510 kWh Gas. Zum Vergleich: Ein Fernseher, Kehricht (46,83 %) an Entsorgungsmöglichkeiten zur Verfügung. In liegen gelassenen Abfällen gemeint. Im Jahr 2014 der vier Stunden täglich in Betrieb ist, verbraucht Papier (13,12 %)

der Stadt Uster gibt es insgesamt 25 Sammel­ hat die Stadt Uster rund 234 Tonnen Abfall aus etwa 130 kWh im Jahr. Karton (4,15 %) stellen für Glas, Aluminium, Dosen, Textilien und öffentlichen Abfalleimern und von der Strasse Bruch- und Ganzglas (7,55 %) Schuhe. eingesammelt. Die Verunreinigungen wegen Es werden immer mehr ­Littering werden nicht nur als störend wahr­ Wertstoffe gesammelt­ Metall (2,02 %) An der Hauptsammelstelle Dammstrasse kann genommen, sondern verursachen auch hohe Wie in der gesamten Schweiz stieg in den letzten Grubengut (2,95 %)

man an sechs Tagen pro Woche rund zwanzig ­Reinigungskosten. Im Kanton Zürich betragen die Jahren auch in Uster die Abfallmenge an. Im Jahr Grüngut (19,79 %) verschiedene Wertstoffe abgeben. Für die ­Kosten rund 30 Millionen Franken pro Jahr.7 2014 wurden rund 14 600 Tonnen Abfall gesam­ Elektrogeräte (1,69 %) ­folgenden Abfälle bietet die Stadt Uster Abfuhren melt. an: Kehricht, Sperrgut, Grüngut, Papier, Karton, Die Stadt Uster geht mit einem Drei-Säulen-­ Übrige (1,8 %) Grossmetall sowie Textilien und Schuhe. Konzept gegen Littering vor: Der Kehricht machte etwas weniger als die ­Hälfte aus, das gesammelte Grüngut rund einen Fünftel,­ Quelle: Stadt Uster, Abfall und Umwelt Über den Handel zu entsorgen sind: PET, Plastik­ ▪▪Sensibilisierung und Prävention die Papiersammlung rund 13 % (siehe Abb. 2). flaschen, Autobatterien, Pneus sowie Sonder­ ▪▪Reinigung abfälle. ▪▪Intervention und Bussen Werden Stoffe nach ihrer Verwendung wieder­ Abb. 3 verwertet, zu anderen Produkten umgewandelt Entwicklung der Kehricht- und Wertstoffmenge in Uster

Für Sonderabfälle aus Haushalten bietet die Stadt Als Bestandteil dieses Konzeptes lancierte die oder in Rohstoffe aufgespalten, handelt es sich in Tonnen Uster zudem mobile Sammlungen an, die im Stadt Uster im Sommer 2012 die Kampagne «Gib um sogenannte Wertstoffe. Seit 2004 konnte die

­Entsorgungskalender angekündigt werden. mer en Chorb»: Stadtweit wurden an neural­ Menge an gesammelten Wertstoffen in Uster Total Kehricht Total Wertstoffe gischen Punkten «Tags» (Symbole) aufgesprayt, deutlich erhöht werden, die Kehrichtmenge blieb 9000 Aufgaben der Abfallbewirtschaftung die vor Ort zum Mitmachen animieren sollten. seit 2006 stabil (siehe Abb. 3). Im Jahr 2014 stan­ 8000 Die Aufgaben der Abfallbewirtschaftung leiten den rund 6900 Tonnen Kehricht etwa 8400 7000 sich aus den verschiedenen Umwelt- und Abfall­ Verdoppelung der ­Tonnen Wertstoffen gegenüber. 6000 gesetzen sowie dem städtischen Leistungsauftrag Grüngutmenge seit 2010 5000 ab: Per Januar 2012 wurden die Grüngutgebühren in 4000 der Stadt Uster aufgehoben, um eine grössere 3000 ▪▪Umwelt schonen und Ressourcen einsparen, Menge an Grüngut sammeln zu können. Ver­ 2000 indem Abfälle vermieden und vermindert oder gleichbar mit anderen Gemeinden, in denen die 1000 fachgerecht verwertet werden Kosten über die Entsorgungsgrundgebühr 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 ▪▪Bevölkerung und Verwaltung über das Dienst­ ­gedeckt sind, stieg dadurch die Menge an gesam­ leistungsangebot informieren und beraten meltem Grüngut beträchtlich: Sie verdoppelte Quelle: Stadt Uster, Abfall und Umwelt ▪▪Den Kehricht fachgerecht, kundenfreundlich, sich von rund 1500 Tonnen im Jahr 2010 auf rund ökologisch und wirtschaftlich entsorgen 2900 Tonnen im Jahr 2014 (siehe Abb. 1). ▪▪Unter Berücksichtigung von ökologischen und wirtschaftlichen Kriterien Separatabfuhren durchführen Abb. 1 ▪▪Haupt- und Quartiersammelstellen mit einem In Uster gesammeltes Grüngut dem Standort angepassten Angebot kunden­ in Tonnen

freundlich betreiben 3000 FAZIT GEPLANTE MASSNAHMEN Die Abfallbewirtschaftung 2500 finanziert sich selbst ▪▪Die Abfallbewirtschaftung in Uster weist einen ▪▪Die gesammelte Menge Grüngut soll weiter Die Abfallbewirtschaftung ist von Gesetzes ­wegen 2000 hohen Standard auf. Seit 2008 ist die erhöht werden. spezialfinanziert. Dies bedeutet, dass sie sich mit­ ­Recyclingquote grösser als 50 %. Dies bedeu­ Weitere Quartiersammelstellen sollen auf 1500 ▪▪ tels Gebühreneinnahmen selbst finanzieren muss tet, dass mehr Wertstoffe als Kehricht gesam­ ­Unterflurcontainer umgerüstet werden, um und ein Einnahme- beziehungsweise Ausgaben­ 1000 melt werden. ­eine möglichst ökologische und ökonomische überschuss per Ende Jahr in den Bestand der ▪▪Der Kanton Zürich verfügt im Abfallbereich Leerung zu gewährleisten und ein modernes Spezialfinanzierung fliesst. Per Januar 2012 500 über hohe Entsorgungsstandards, eine leis­ Erscheinungsbild zu schaffen. ­wurden die jährlichen Entsorgungsgrundgebüh­ tungsfähige Infrastruktur sowie klare gesetz­ 0 ren von 72 auf 67 Franken pro Haushalt und liche Bestimmungen. 2010 2011 2012 2013 2014 ­Betrieb gesenkt. Die Abfallentsorgung der Stadt ▪▪Dank technischen Massnahmen konnte die MEHR ZUM THEMA Uster gehört somit zu den günstigsten im Kanton Quelle: Stadt Uster, Abfall und Umwelt Schadstoffbelastung und der Energie­verbrauch Zürich. bei der Verbrennung von Abfall verringert ▪▪www.suubers-uster.ch ­werden. Die grösste Herausforderung ist heut­ ▪▪Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft zutage der enorme Ressourcenverbrauch. www.awel.zh.ch > Abfall, Rohstoffe & Altlasten

7 Kanton Zürich, Umweltbericht 2014, S. 16

8 | Abfall und Recycling 9 ENERGIE

Seit 2000 hat sich der Energieverbrauch der men. Verwaltungsintern erfolgt die Koordination Schweiz nach jahrzehntelangem starkem Anstieg der energierelevanten Aktivitäten über die Fach­ trotz Bevölkerungswachstum stabilisiert. Am gruppe Energie. meisten Energie verbrauchte im Jahr 2013 der Verkehr mit 35 %, gefolgt von den Haushalten Uster schneidet im Audit mit 29 %. Rund zwei Drittel des Energiebedarfs von 2012 vorbildlich­ ab stammen aus fossilen Brenn- und Treibstoffen, Im Jahr 2012 erreichte Uster den vorbildlichen rund 22 % aus erneuerbaren Energiequellen wie Realisierungsgrad von 71 %. Dabei ist zu beach­ der Wasserkraft. Zu beachten ist jedoch, dass ten, dass die Anforderungen für das Label laufend viele der in der Schweiz konsumierten Güter mit verschärft wurden. Das Spinnendiagramm (siehe hohem Energieaufwand im Ausland produziert Abb. 5) gibt Auskunft darüber, welchen Prozent­ werden.8 anteil die Stadt Uster von ihrem energiepoliti­ schen Handlungsspielraum ausschöpft. Insge­ Die fossilen Brenn- und Treibstoffe sind für rund samt ist das Profil ausgeglichen. Am besten drei Viertel der Treibhausgasemissionen verant­ schneidet Uster in den Bereichen Entwicklungs­

wortlich. Da das CO2 85 % aller Treibhausgas­ planung/Raumordnung, Mobilität sowie Interne emissionen ausmacht, steht es im Zentrum der Organisation ab. Klimadiskussion. Um den Temperaturanstieg ­beziehungsweise die Klimaerwärmung zu stop­ Abb. 4 pen, müssen die CO2-Emissionen langfristig ­gesenkt werden.9 Ergebnisse Audits

in % Ziel der langfristigen Energiepolitik des Kantons Zürich ist es, ein gesundes Wirtschaftswachstum 75 und einen hohen Lebensstandard bei gleichzeiti­ 70 ger Schonung der Umwelt zu ermöglichen. Im 71 kantonalen Energiegesetz (EnerG) ist das Ziel 65 66 verankert, bis 2050 die CO2-Emission von heute knapp 6 auf 2,2 Tonnen pro Person und Jahr zu 62 60 60 senken. Ausserdem sollen fossile durch nicht­ 55 fossile Energieträger ersetzt sowie die Energie effizient genutzt werden. Mit möglichst im Inland 50 produziertem Strom soll eine ausreichende, 2001 2004 2008 2012

­verlässliche und preisgünstige Versorgung sicher­ Quelle: Stadt Uster, Fachgruppe Energie gestellt werden.

Abb. 5 Energiepolitisches Profil von Uster, 2012

SITUATION IN USTER Realisierungsgrad Audits in %

«Energiestadt» als Tatbeweis geplant effektiv Seit 2001 ist Uster «Energiestadt». Mit dem Label werden Städte und Gemeinden ausgezeichnet, Entwicklungsplanung, Raumordnung die eine nachhaltige kommunale Energiepolitik 100 % vorleben und umsetzen. Eine wichtige Bedingung 75 % für das Label ist die Teilnahme an einer regel­ Kommunale mässigen Leistungsüberprüfung, bei der insge­ Kommunikation, 50 % Gebäude, Anlagen samt 87 Bereiche ausgewertet werden. Für die Kooperation Auszeichnung müssen die Gemeinden mindestens 25 % 50 % der realisierbaren Massnahmen gemäss ­einem Massnahmenkatalog umgesetzt haben.

Die Stadt Uster (Stadtverwaltung und Energie Uster AG) bestand in den Jahren 2004, 2008 und Interne Versorgung, 2012 erfolgreich die Reaudits und konnte ihre Organisation Entsorgung Leistungen kontinuierlich steigern (siehe Abb. 4). 2012 sprach sich der Stadtrat für ein erneutes

Audit im Jahr 2016 aus und verabschiedete ein Mobilität Aktivitätenprogramm mit 21 konkreten Massnah­ Quelle: Reauditbericht Energiestadt

8 Schweizerischer Bundesrat, Umwelt Schweiz 2015, S. 42 9 Kanton Zürich, Umweltbericht 2014, S. 48

10 | Energie 11 Nachhaltigkeit dank Seit dem Jahr 2000 wird die Abwärme des Ab­ Energie Uster AG pumpen, der Ersatz von Kühlschränken oder der kommunaler Energieplanung wassers, das vorher in der Abwasserreinigungs­ Die Energie Uster AG versorgt die Stadt und Einsatz von effizienten Leuchtmitteln gefördert. 2010 betrug der gesamte Wärmebedarf in Uster anlage (ARA) in Niederuster gereinigt wird, nach ­Region Uster mit der gewünschten Menge und rund 355 Gigawattstunden (GWh) Endenergie, dem Prinzip der «kalten Fernwärme» für die Qualität an Strom, Gas und Wasser. Zudem Der Fonds wird jährlich mit rund 600 000 Franken was etwa 35 Millionen Liter Heizöl entspricht. ­Beheizung von Wohnungen genutzt. Bisher wer­ ­betreut sie die öffentliche Beleuchtung und stellt gespiesen. Er ergänzt die bisherigen Ökoange­ Über 90 % der Wärme wird mittels Verbrennung den über 400 Wohnungen mit dieser umwelt­ mit einer Pikettorganisation rund um die Uhr eine bote wie Ökostromprodukte (Aabachstrom, fossiler Brennstoffe (Heizöl, Erdgas) ­erzeugt. Die freundlichen Energie versorgt, im Endausbau zuverlässige Versorgung sicher. Die Energie Uster ­Solarstrom und Aquastrom), Biogas (5 %, 20 % Wärmeproduktion in Uster verursacht jährlich können es bis zu 2500 Wohnungen sein. Die 2014 AG fördert den haushälterischen Umgang mit oder 100 %), Online-Energieberatung für Privat­ ­einen Pro-Kopf-Ausstoss an Treibhausgasen von erstellte grosse Fernwärmeleitung führt von der Energie und Wasser sowie die Anwendung effi­ haushalte zur Effizienz- und Kostenoptimierung 2,9 Tonnen. ARA über Hohfuren bis zum Zellwegerareal. zienter, energiesparender Geräte und Anlagen. sowie den ökologischen Treibstoff Naturgas für Erdgasfahrzeuge. Dank dem Ökofonds liegt der Uster hat sich als Energiestadt dazu verpflichtet, Stadtrat fördert Vor einigen Jahren gründete die Energie Uster AG Wasserkraftanteil im allgemeinen Strommix seit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Dazu energiesparende Standards einen Ökofonds, der einerseits die Förderung Anfang 2009 bei hohen 50 %, ab 2013 sogar bei wurde eine kommunale Energieplanung erarbei­ Das grösste Energiesparpotenzial in unseren Brei­ ­erneuerbarer Energien und andererseits die über 90 %. Im Jahr 2014 baute die Energie Uster tet, die gemäss kantonalem Gesetz auf die Sen­ tengraden liegt in der Reduktion des Bedarfs an ­Unterstützung von Massnahmen zur Steigerung AG zwei grosse Fotovoltaik-Anlagen, die zusam­

kung des CO2-Ausstosses abzielt. Dieses Ziel will Heizenergie für Bauten. Die Einsparungen können der Energieeffizienz zum Ziel hat. Im Vordergrund men rund 300 000 kWh Solarstrom pro Jahr pro­ die Gemeinde im Bereich der Wärmeversorgung mit einer optimierten Gebäudeisolation erreicht stehen Haushalts- und Sanierungsberatungen, es duzieren.10 konkret umsetzen. werden. werden aber auch Fotovoltaik-Anlagen, Wärme­

Der energiepolitische Absenkpfad Im Bauwesen hat sich für neue und moderni­sierte Mit dem energiepolitischen Absenkpfad ist die Gebäude unter dem Label MINERGIE® ein Stan­ grafische Darstellung der energiepolitischen Zie­ dard etabliert, bei dem – im Vergleich zur her­ 10 Energie Uster AG, Geschäftsbericht 2014, S. 17 le gemeint (siehe Abb. 6). Er umfasst einerseits die kömmlichen Bauweise – lediglich ein Drittel an Reduktion des Energieverbrauchs, andererseits Wärmeenergie benötigt wird. Zugleich wird damit die Veränderung des Energieträgermixes. So soll auch ein deutlich höherer Wohnkomfort erreicht. der Anteil erneuerbarer Energien erhöht, der ­Verbrauch an fossilen Energieträgern (hauptsäch­ Der Ustermer Stadtrat hat beschlossen, bei lich Heizöl) weiter reduziert und der Anteil an ­Arealüberbauungen und Wettbewerben mit FAZIT GEPLANTE MASSNAHMEN ­Abwärme am Gesamtwärmeverbrauch gesteigert ­städtischer Beteiligung auf den MINERGIE®- werden. Standard oder gleichwertige Standards zu setzen. ▪▪Seit 2001 ist Uster «Energiestadt» und erreich­ ▪▪Die Stadt Uster strebt das Label «Energiestadt Die ­aktuellsten Neubauten der Stadt wie bei­ te im Audit von 2012 den vorbildlichen Reali­ Gold» an. Abb. 6 spielsweise das Schulhaus Oberuster sowie das sierungsgrad von 71 %. ▪▪Die Instrumente der Raumplanung werden Absenkpfad der Stadt Uster Alters- und Pflegeheim Dietenrain erfüllen die ▪▪Uster hat sich als Energiestadt dazu verpflich­ ­aktiv angewendet (z. B. Schaffung von Zonen ® Wärmebedarf in GWh pro Jahr MINERGIE -­Anforderungen. Auch das geplante tet, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. für erneuerbare Energien). Hallenbad Buchholz wird in diesem Standard Dieses Ziel will die Gemeinde im Bereich der Energetische Vorgaben sollen in Zukunft in 400 ▪▪ ­gebaut. Im Zentrum prüft die Energie Uster AG Wärmeversorgung konkret umsetzen (z. B. Baurechtsverträgen und Landverkäufen ver­ 350 zurzeit die Realisierung eines Anergie-Wärme­ MINERGIE®-Standard bei städtischen Bauten, ankert werden. Der Gebäudestandard 2011 8 % -20 % -30 % 300 verbundes mit einem Erdwärmesondenfeld beim Erhöhung des Anteils an Abwärme am gesam­ mit vermehrter Verwendung erneuerbarer 250 Schulhaus Pünt. Dieser Verbund würde dank der ten Wärmeverbrauch). Energien soll sowohl für Neubauten als auch 25 % thermischen ­Vernetzung benachbarter Liegen­ Mit der kommunalen Energieplanung und wei­ für bestehende Liegenschaften der Stadt ­Uster 200 ▪▪ 63 % 45 % schaften im Zentrum von Uster die saisonale Nut­ teren Aktivitäten unternimmt die Stadt Uster konsequent umgesetzt werden. 150 zung von ­Abwärme ermöglichen. im Bereich Energie grosse Anstrengungen, um Mit der Förderung von Biogas und der Reali­ 65 % ▪▪ 100 für die Zukunft gerüstet zu sein. Seitens der sierung von Nahwärmeverbunden soll der 50 % 50 Energiesparpotenzial bei privaten Grundeigentümer sind bei den Ge­ ­Einsatz erneuerbarer Energien – sofern wirt­ 29 % 0 10 % 5 % der Sanierung von Altbauten bäudesanierungen verstärkte Anstrengungen schaftlich vertretbar – gesteigert werden. 2010 2015 2020 2025 2030 2035 Das Gebäude- und Wohnungsregister zählt in erforderlich, um die angestrebten Klimaziele ­Uster 4253 Gebäude zur Wohnnutzung. Die zu erreichen. Abwärme, Erd- und Umweltwärme, Biomasse ­gesamte Wohnfläche beträgt rund 1,5 Millionen ▪▪Die fossilen Brenn- und Treibstoffe sind für MEHR ZUM THEMA (inkl. Biogas) und Strom für Wärmeerzeugung Quadratmeter. Lediglich 5 % davon wurden rund drei Viertel der Treibhausgasemissionen Erdgas ­bereits einmal wertvermehrend saniert. Zwei verantwortlich. Um den Klimawandel zu stop­ www.uster.ch > Wohnstadt am Wasser > Heizöl ▪▪ Drittel aller Wohngebäude wurden noch vor 1985 pen, müssen die CO2-Emissionen langfristig Energiestadt erstellt. Diese Wohnungen verbrauchen pro gesenkt werden. www.energiestadt.ch Quelle: Energieplanungsbericht Stadt Uster vom 23.10.2012 ▪▪ ­Quadratmeter Wohnraum rund 170 kWh pro Jahr ▪▪www.energieuster.ch für Raumwärme. Heutige Neubauten dürfen noch ▪▪Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, Die Nutzung aus Abwärme beträgt in Uster ­heute einen Verbrauch von etwa 50 kWh (entspricht 5 www.awel.zh.ch 7 % des gesamten Wärmeverbrauchs. 2025 ­sollen Liter Heizöläquivalent) pro Jahr und Quadrat­ ▪▪Bundesamt für Energie (BFE), es 25 % sein, 2035 gar 45 %. Dieses Ziel kann meter aufweisen. Gemäss dieser Grobschätzung www.bfe.admin.ch nur mit der konsequenten Umsetzung der geplan­ besteht ein immenses Sparpotenzial von rund 12 ▪▪Verband Schweizerischer Elektrizitäts­ ten Massnahmen erreicht werden. Millionen Liter Heizöläquivalent bei der energeti­ unternehmen (VSE), www.strom.ch schen Sanierung von Altbauten. ▪▪www.minergie.ch

12 | Energie 13 VERKEHR – MOBILITÄT

In den letzten Jahren hat das Verkehrsaufkom­ Das Verkehrswachstum stellt nicht nur für die men in der Schweiz stetig zugenommen. Zürche­ Verkehrsinfrastruktur, sondern auch für die rinnen und Zürcher legten im Jahr 2010 durch­ ­Bevölkerung eine immer grössere Belastung dar. schnittlich rund 36 Kilometer pro Tag und Person Der Strassenverkehr ist im Kanton Zürich der zurück, davon 57 % mit dem motorisierten Hauptverursacher von Lärm- und Luftschadstoff­ Individual­verkehr, 32 % mit dem öffentlichen Ver­ belastungen und für einen Drittel des klima­

kehr (ÖV), 2 % mit dem Velo und den Rest mit relevanten CO2-Ausstosses verantwortlich (siehe übrigen Verkehrsmitteln oder zu Fuss.11 Die auch Kapitel Luft und Lärm). Wegen des Baus von ­Zunahme der ­Mobilität wird dabei ­einerseits Verkehrsinfrastrukturen können zudem negative ­wegen das Bevölkerungswachstum, andererseits Auswirkungen auf das Landschaftsbild, auf die aber auch wegen der immer stärker ausgebauten ­Naturschutzgebiete und das Grundwasser ent­ Verkehrsinfrastrukturen­ verursacht. Diese locken stehen (siehe Kapitel Natur und Landschaft). Zuziehende auch in periphere Regionen, was wie­ derum eine Nachfrage nach besseren Infrastruk­ Ziel des Kantons Zürich ist, das Verkehrswachs­ turen auslöst. tum mit dem öffentlichen Verkehr auf­zufangen. Zwischen 2005 und 2010 konnte dieses Ziel er­ reicht ­werden: Der ÖV war für 80 % des Wachs­ tums verantwortlich. Ausserdem verabschiedete der Kanton Zürich­ 2010 ein Programm zur Förde­ rung der ­Velonutzung. Das Velo ist mit Abstand das umweltfreundlichste und energiesparendste ­Verkehrsmittel.12

11 Kanton Zürich, Umweltbericht 2014, S. 24 12 Kanton Zürich, Umweltbericht 2014, S. 24–26

14 | Verkehr – Mobilität 15 SITUATION IN USTER Abb. 7 Hohe Verkehrsbelastungen weisen zudem die Seit 2001 hat sich der Motorisierungsgrad Durchschnittlicher Tagesverkehr Riedikerstrasse beim Ortseingang (rund 19 000 der Ustermer Bevölkerung stabilisiert Guter Anschluss an das an 8 Messpunkten Fahrzeuge pro Tag) sowie die Winterthurer­strasse Der Personenwagenbestand belief sich im Jahr überregionale Verkehrsnetz und die Pfäffikerstrasse mit je rund 16 500 Fahr­ 2013 auf 474 Personenwagen pro 1000 Einwoh­ Mit der S-Bahn und drei Anschlüssen an die Ober­ zeugen auf. Im Vergleich mit dem Jahr 2001 hat ner (Pw/1000 E). Dieser Wert liegt höher als bei­ landautobahn (A53) ist Uster gut an den über­ der Verkehr auf der Oberlandautobahn am stärks­ spielsweise derjenige der Stadt Winterthur

regionalen Verkehr angebunden. Dank der ten zugenommen, gefolgt von der Winterthurer­ ­(414 Pw/1000 E) mit ihrem dichteren öffentlichen ­Realisierung der Autobahn konnte die stark strasse. Ein geringeres Verkehrsaufkommen ist Verkehrsnetz. Im Vergleich mit dem Durch­ ­frequentierte Zürichstrasse, die aus der Richtung 8 1 auf der Zürichstrasse und der Riedikerstrasse schnittswert des Zürcher Oberlands (541 Pw/ Nordwesten ins Zentrum führt, auf zwei Spuren ­(Dietenrain) zu beobachten. 1000 E) ist er jedoch als tief einzustufen. zurückgebaut werden. Uster verfügt über ein ­attraktives Zentrum, das den Verkehr über ­Kreisel 3 Seit 1965 stieg die Zahl der Personenwagen in abwickelt. Diese tragen zur Verflüssigung des 4 Uster stetig an, wobei die Zunahme wegen des Verkehrs bei. Auch die Erschliessungsqualität mit Anstiegs der Ustermer Bevölkerung und der dem öffentlichen Verkehr ist hoch: Rund 97 % ­höheren Motorisierung erfolgte. Waren es 1965 2 der Ustermer Bevölkerung weisen eine ­gute Er­ 5 lediglich 147 Pw/1000 E, sind es heute mehr als schliessung auf.13 450. Seit 2001 hat sich der Wert stabilisiert (­siehe 7 Abb. 8). Die Verkehrssituation in Uster wird stark vom Bahnverkehr geprägt. Beinahe sämtliche Haupt­ 6 Abb. 8 verkehrsachsen queren die Gleise der S-Bahn- Motorisierungsgrad der Ustermer Bevölkerung

Strecke mit Bahnübergängen. Lediglich die PW / 1000 E Dammstrasse verfügt über eine Bahnunterfüh­ rung. Die häufigen Schliesszeiten, die wegen­ 500 450 der hochfrequentierten S-Bahnen verursacht 1 Verkehrspunkte ­werden, führen in Spitzenstunden zu Rückstaus. 400 350 Diese wirken sich teilweise negativ auf die Pünkt­ Quelle: Geographisches Informationssystem der Stadt Uster, 1 : 100 000 lichkeit der Busse aus. 300 250 Hohe Verkehrsbelastung auf der 200 Oberlandautobahn­ Durchschnittlicher Tagesverkehr 150 Der durchschnittliche Tagesverkehr wird in der 100 Region Uster an unterschiedlichen Verkehrs­ 2001 2013 50 0 messpunkten ermittelt (siehe Abb. 7). Während 60 000 2010 1975 1970 1965 1995 1985 1980 2013 auf der Oberlandautobahn beim ­Messpunkt 1990 2005 2000 Oberuster (2) rund 29 000 Fahrzeuge gezählt ­wurden, sind es auf Höhe Nänikon (1) mit 52 500 50 000 Quelle: Gemeindeporträtdatenbank, Statistisches Amt Kanton Zürich14 Fahrzeugen fast doppelt so viele. Dies ­bedeutet, dass die Autobahnanschlüsse Uster West und 40 000 ­Uster Nord stark frequentiert werden. 30 000

20 000

10 000

0 Aathalstrasse A53 (Nänikon) Pfäffikerstrasse 5 A53 (Oberuster) A53 1 4 2 Winterthurerstrasse 3 Zürichstrasse (Nänikon) 8 Riedikerstrasse (Dietenrain) Riedikerstrasse (Ortseingang) Riedikerstrasse 7 6

Quelle: Fachstelle Verkehrstechnik Baudirektion Kanton Zürich

13 www.statistik.zh.ch > Daten > Gemeindeporträt. Als gut erschlossen gilt, wer im Umkreis von 750 m 14 Aufgrund einer unvollständigen Datenlage zwischen 1965 und 1975 können einer S-Bahn-Haltestelle oder im Umkreis von 400 m einer Bushaltestelle wohnt für diese Zeit keine Aussagen gemacht werden

16 | Verkehr – Mobilität 17 Entlastung des Durchgangsverkehrs­ Dichtes Netz des öffentlichen Verkehrs Die Linien der VZO haben auf dem Gemeinde­ Ustermer Velofahrende sind mit Wegnetz­ durch Projekt Uster West Der Bahnhof Uster wird mit den S-Bahn-­Linien gebiet von Uster im Jahr 2013 rund 10 200 Ein­ und Verkehrsklima zufrieden Um das Stadtzentrum vom Durchgangsverkehr S5/S15 (Zürich – Rapperswil), S9 (Zürich – ­Uster) steigende pro Tag gezählt.16 Dies ist etwas Pro Velo Schweiz – der nationale Dachverband zu entlasten und den Rückstau am Bahnübergang und S14 (Zürich – Hinwil) bedient. Zusammen ver­ ­weniger als im Vorjahr, was auf Baustellen auf der lokalen und regionalen Verbände für die Winterthurerstrasse zu vermeiden, ist die fügen die S5 und die S15 über einen Viertelstun­ dem Gemeindegebiet zurückzuführen ist. Seit ­Interessen der Velofahrenden – führt alle vier Strassen­­überführung Uster West seitens Kanton dentakt von und nach Zürich. Der Hauptbahnhof dem Angebotsausbau im Jahr 2009 haben sich Jahre eine Umfrage zur Zufriedenheit der Velo­ in Planung (siehe auch Kapitel Lärm). Zusammen ­Zürich ist von Uster aus in weniger als 15 Minuten die Zahlen der Einsteigenden kaum mehr verän­ fahrenden durch. Im Jahr 2013 belegte Uster mit der Moos­ackerstrasse, die künftig die erreichbar. Am Wochenende verkehrt die Nacht­ dert (siehe Abb. 10). ­unter den elf teilnehmenden mittelgrossen Riediker­strasse mit der Wilstrasse verbinden soll, linie SN5 im Stundentakt. Die Zahl der Einstei­ ­Städten den 6. Rang.17 Die besten Noten verga­ kann der Durchgangsverkehr längerfristig um das genden pro Tag nimmt seit Jahren an beiden ben die Ustermer Velofahrenden an das Wegnetz Zentrum ­herumgeleitet werden. Diese Projekte ­S-Bahnhöfen des Ustermer Gemeindegebietes und das Verkehrsklima (Rücksicht der Verkehrs­ sind im kantonalen Verkehrsrichtplan verankert. (Uster und Nänikon-Greifensee) zu. 2013 waren teilnehmenden), am schlechtesten wurde der es an beiden Bahnhöfen rund 13 000 Personen Stellenwert des Velos im Gesamtverkehr bewer­ (siehe Abb. 9).15 tet. So fühlen sich die ­Velofahrenden beispiels­ Abb. 9 weise in Unterhaltsfragen (Schneeräumung etc.) Einsteigende pro Tag (SBB) Auf dem Gemeindegebiet von Uster gibt es fünf gegenüber anderen ­Verkehrsteilnehmenden be­ Ortsbuslinien, vier Regionalbuslinien und zwei nachteiligt. Bahnhof Uster Bahnhof Nänikon-Greifensee Postautolinien, die von den Verkehrsbetrieben

15 000 Zürichsee und Oberland (VZO), den Verkehrs­­­ betrieben Glatttal (VBG) und von der Postauto

12 000 Schweiz AG betrieben werden. Mit Ausnahme der Linie 727 verkehren alle Linien über den Bahnhof Uster. 9 000

6 000 Abb. 10 Einsteigende pro Tag der VZO-Busse 3 000 (gesamtes Gemeindegebiet)

0 15 000 16 ZVV, Fahrgastzählung 2010 2011 2012 2013 17 Pro Velo Schweiz, Prix Velostädte 2014, Schlussbericht Fokus Uster Quelle: ZVV, Fahrgastzählung 12 000

9 000

6 000 FAZIT GEPLANTE MASSNAHMEN 3 000 ▪▪Mit der Anbindung an die Oberlandautobahn ▪▪Der Verkehrsrichtplan soll konsequent um­ 0 und das S-Bahn-Netz ist Uster verkehrstech­ gesetzt werden. 2008 2009 2010 2011 2012 2013 nisch sehr gut erschlossen. ▪▪Mit dem Projekt Uster West wird eine Entlas­ Dank dem Bau der Oberlandautobahn konnte tung des Zentrums vom Durchgangsverkehr Quelle: VZO, Gemeindeblatt 2013/2014 ▪▪ der Durchgangsverkehr im Zentrum in Ost- angestrebt. West-Richtung stark vermindert werden. Mit der Redimensionierung der Zürichstrasse und den zahlreichen Kreiseln im Stadtgebiet kann MEHR ZUM THEMA Uster den anfallenden Verkehr stadtverträglich abwickeln. ▪▪Kanton Zürich, Tiefbauamt, ▪▪In Zukunft müssen die Stärken des Verkehrs­ www.tiefbauamt.zh.ch systems weiter ausgebaut und das Zentrum ▪▪Kanton Zürich, Statistisches Amt, noch mehr vom Durchgangsverkehr entlastet www.statistik.zh.ch werden. ▪▪www.vzo.ch ▪▪In den letzten Jahren hat das Verkehrsaufkom­ ▪▪www.sbb.ch men in der Schweiz stetig zugenommen. Der ▪▪www.velostaedte.ch Strassenverkehr ist im Kanton Zürich der Hauptverursacher von Lärm- und Luftschad­ stoffbelastungen und für einen Drittel des kli­

marelevanten CO2-Ausstosses verantwortlich. ▪▪Der Kanton Zürich fördert aus diesem Grund die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel und des Velos.

15 VZO, Gemeindeblatt 2013/2014

18 | Verkehr – Mobilität 19 LÄRM

Rund zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung fühlt Abb. 11 sich wegen Lärm gestört.18 Lärm wirkt sich Lärmbelastung wegen Strassenverkehr

­negativ auf die Gesundheit aus: Ein erhöhter Tageswerte ­Geräuschpegel kann Stress, Nervosität, Störun­ gen des Schlafs, der Leistungsfähigkeit und der Konzentration verursachen. Übermässiger Lärm kann zu erhöhtem Blutdruck, zu Herz-Kreislauf- Krank­heiten führen oder auch soziale Störungen wie Aggressionen auslösen.

Der bedeutendste Lärmverursacher in der Schweiz ist der Strassenverkehr, danach folgt mit grossem Abstand der Bahn- und Flugverkehr. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich Lärmprobleme aufgrund der verdichteten Sied­ lungsnutzung, der zunehmenden Urbanisierung, der steigenden Mobilitätsansprüche sowie der Entwicklung hin zu einer 24-Stunden-Gesellschaft < 40 dB 60 – 64,9 dB zukünftig weiter verschärfen. 40 – 44,9 dB 65 – 69,9 dB

45 – 49,9 dB 70 – 74,9 dB

50 – 54,9 dB > = 75 dB

SITUATION IN USTER 55 – 59,9 dB

Strassenverkehrslärm als Quelle: Bundesamt für Umwelt, BAFU, www.bafu.admin.ch/laerm bedeutendste Lärmquelle Wie im gesamten Kanton Zürich ist der Strassen­ Sanierungsprojekte sollen den Lärm lärm auch in Uster der grösste Lärmverursacher. an der Quelle verringern Während die Belastungen wegen des Flug- und Die Lärmschutz-Verordnung (LSV) schreibt vor, Eisenbahnverkehrs weitgehend unter dem Grenz­ dass die Bevölkerung vor schädlichem oder wert liegen, wird dieser im Bereich des Strassen­ ­lästigem Lärm geschützt werden muss. Gemäss verkehrs tagsüber überschritten. Am höchsten der LSV sind die Lärmsanierungen mit folgenden ist die Lärmbelastung entlang der Autobahn und Prioritäten anzugehen: Vorrangig soll die Lärm­ der Einfallstrassen (siehe Abb. 11). Trotz der Fort­ sanierung bei der Quelle ansetzen. Ist dies nicht schritte in der Lärmbekämpfung sind die Men­ möglich, soll die Ausbreitung des Lärms beispiels­ schen heute vielerorts stärkeren ­Belastungen weise mit Lärmschutzwänden verhindert werden. ausgesetzt als noch vor zwanzig Jahren. Gründe Als ­Ersatzmassnahme kann der Lärm im Gebäude­ sind der wachsende Verkehr und die schwereren innern mit Schallschutzfenstern oder speziellen Fahrzeuge. Im Kanton Zürich sind rund 40 000 Lüftungsanlagen gedämpft werden. Gebäude entlang von Staats­strassen von Lärm über dem Immissionsgrenzwert betroffen. Sowohl der Kanton Zürich als auch die Stadt ­Uster haben für ihre Strassen Lärmsanierungsprojekte initiiert. Für Staatsstrassen und deren Kosten ist der Kanton zuständig, für Gemeindestrassen die Stadt.

18 Kanton Zürich, Umweltbericht 2014, S. 42

20 | Lärm 21 Lärmreduktion an der Sonnenberg- Einzelpersonen fühlen sich Sanierung der Schiessanlage Störungen wegen strasse­­­ dank bereits realisiertem vom Fluglärm­ gestört Mühleholz bereits realisiert Freizeit- und Alltagslärm­ Sanierungsprojekt­ Die verschiedenen An- und Abflug­varianten vom Mit der Anlage Mühleholz besitzt die Stadt Uster Lärm entsteht an den verschiedensten Orten und Der Ustermer Stadtrat verlangt aus Gründen des und zum Flughafen Zürich-Kloten sind immens eine Schiessanlage von regionaler Bedeutung. auf unterschiedlichste Art und Weise, beispiels­ Ortsbildschutzes, innerstädtisch auf Lärmschutz­ vielfältig. Abbildung 12 veranschaulicht die Flug­ Entsprechend findet auf dieser Anlage eine weise wegen Freizeitanlagen, Sportveranstaltun­ wände zu verzichten. Stattdessen soll mit Lärm­ spuren der An- und Abflüge an einem Tag. Uster ­beträchtliche Anzahl an Schiessanlässen statt. gen, Schulhäusern, Baustellen, Hauswartungen, reduktion an der Quelle – beispielsweise mit muss also mit Überflügen in beinahe alle Rich­ Klima- und Lüftungsanlagen, Partys oder Musik. ­lärmarmen Belägen – der gesamte Strassenraum tungen und in äusserst unterschiedlichen Höhen­ Lärmtechnische Untersuchungen in den 1990er- Ausgelöst von den heutigen Lebensumständen entlastet werden. Entsprechende Vorstösse direkt lagen rechnen. Obwohl die Grenzwerte gemäss Jahren hielten fest, dass es insbesondere in der reagiert die Bevölkerung immer empfindlicher und beim kantonalen Tiefbauamt wurden bisher­ ab­ Lärmschutz­verordnung nicht annähernd erreicht Wohnzone eingangs Wermatswil zu Überschrei­ aggressiver auf Störungen ihres Ruhebedürf­ lehnend beantwortet. Das kantonale Lärm­ werden, können einzelne Überflüge dennoch zu tungen des gesetzlichen Grenzwertes kam. Die nisses. Die Stadtpolizei und auch die Baupolizei sanierungsprojekt gelangt demnächst zur Stör­wirkungen bei Einzelpersonen führen. Stadt realisierte daher ab 2003 ein Sanierungs­ suchen jeweils gemeinsam mit allen Beteiligten ­A u fl a g .e projekt. Verschiedene Massnahmen wie der Ein­ nach einem gangbaren Mittelweg. bau von Lägerblenden und die Straffung des Bereits realisiert wurde die Sanierung im unteren Abb. 12 Schiessbetriebs haben dazu beigetragen, dass Teil der Sonnenbergstrasse, wobei lärmarme Flugspuren des Ostanflugkonzepts die Lärmgrenzwerte nun eingehalten werden ­Beläge eingebaut wurden. Erfreulicherweise an einem Beispieltag ­können. Trotz dieser Massnahmen ist die Bevöl­ konnte eine Lärmreduktion zwischen 3 und ­ kerung in der nahen Umgebung je nach Witte­ Abflüge Anflüge 6 dB(A) festgestellt werden, was rund einer rung und Windverhältnissen nach wie vor vom ­Halbierung des Lärms entspricht. Über das Lang­ Schiesslärm betroffen. zeitverhalten dieser Beläge­ sind noch keine Aus­ sagen möglich.

Die geplante Umfahrungsstrasse Uster West soll das Stadtzentrum vom Durchgangsverkehr ent­ lasten. Das Projekt wird aber erst weiter­geführt, wenn die Rechtsstreitigkeiten um die ­genaue Moorabgrenzung geklärt sind.

Verbesserte Situation beim Eisenbahn- lärm dank Sanierungsprojekt der SBB

Vom Eisenbahnlärm betroffen ist ein kleiner Teil Quelle: Flughafen Zürich AG, www.flughafen-zuerich.ch > der Ustermer Bevölkerung mit Wohnungen Das Unternehmen > Lärm, Politik & Umwelt > Flugbewegungen ­unmittelbar entlang der Bahnlinie. Die SBB sind verpflichtet, Lärmsanierungen für ihre Anlagen vorzunehmen. In Uster wurde zwischen 2008 und Die Stadt Uster ist Mitglied im Fluglärmforum Süd. FAZIT GEPLANTE MASSNAHMEN 2013 ein Lärmsanierungsprojekt realisiert. Im Dieser Zusammenschluss von Gemeinden setzt Ausgangszustand waren 1748 von insgesamt sich dafür ein, dass die eingeführte Südausrich­ ▪▪Die Lärmbelastung wegen des Strassen­ ▪▪Der Lärm soll primär an der Quelle vermindert 2000 Personen einer Lärmbelastung über dem tung des Flughafens wieder rückgängig gemacht verkehrs ist in Uster wie auch andernorts über­ werden, beispielsweise durch lärmarme gesetzlichen Grenzwert ausgesetzt.19 Mit der Roll­ wird. Die bisherigen Erfahrungen zeigen aller­ all entlang vielbefahrener Strassen zu hoch. Strassenbeläge.­ materialsanierung und dem Bau einer Lärm­ dings, dass die Flughafenpolitik massgeblich von ▪▪Verschiedene Sanierungsprojekte konnten ▪▪Raumplanerische Massnahmen oder eine schutzwand in Oberuster verbleiben 2015 noch den Bundesämtern bestimmt wird und dabei ­bereits realisiert werden oder sind in Planung. ­geeignete Verkehrsplanung sollen helfen, 104 Personen mit einer übermässigen Belastung. ­kommunale Interessen auf der Strecke bleiben. ▪▪Zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung fühlt lärm­arme Gebiete zu erhalten. In Zukunft will Hier sind Ersatzmassnahmen in Form von Schall­ sich von Lärm gestört. Der Lärm kann sich das Bundesamt für Umwelt (BAFU) zudem ver­ schutzfenstern vorgesehen. Realisiert wird das ­negativ auf die Gesundheit auswirken. mehrt Anreize zur Lärmreduktion schaffen und Sanierungsprojekt vom Kanton, der Bund über­ ▪▪Trotz Bemühungen in der Lärmreduktion ist lärmarme Technologien bei Fahrzeugen und nimmt 50 % der Kosten. Diese baulichen Ein­griffe die Bevölkerung heute teilweise stärkeren Fahrbahnen fördern. setzen das Einverständnis und die Mitwirkung der Lärmbelastungen ausgesetzt als noch vor ▪▪Ein Lärmbelastungskataster wird erarbeitet, Grundeigentümer voraus. Vorleistungen werden zwanzig Jahren. Es ist anzunehmen, dass die der Auskunft über die Lärmbelastung der zurückerstattet, sofern die Ausführungen den Belastungen aufgrund der steigenden Mobili­ ­Gemeindestrassen gibt. ­Anforderungen entsprechen. tät und Urbanisierung zukünftig weiter steigen. ▪▪Die Lärmsanierungsprojekte an den Staats- und Gemeindestrassen werden zum Abschluss ­gebracht.

MEHR ZUM THEMA

▪▪Kanton Zürich, Tiefbauamt, www.laerm.zh.ch ▪▪Bundesamt für Umwelt, BAFU, www.bafu.admin.ch/laerm

19 SBB, Plangenehmigungsverfahren Lärmsanierung Uster, September 2009

22 | Lärm 23 LUFT

Eine hohe Luftqualität ist für die Gesundheit sehr Auch Ammoniak (NH3) trägt zur Überdüngung wichtig, da ständig Luft ein- und ausgeatmet und Versauerung der Böden bei. Da die Belastung wird. Schadstoffe in der Luft können Atemwegs-, mit Ammoniak hauptsächlich aus Harn und Kot Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen aus­ der Nutztiere besteht, lancierte der Kanton Zürich­ lösen. Insbesondere die ganz kleinen Feinstaub­ im Jahr 2012 das Ressourcenprojekt ­Ammoniak. partikel gelangen tief in die Lunge und sind Mit Schleppschläuchen soll die ­Gülle bodennah ­besonders schädlich für die Gesundheit. Die ausgebracht werden, wodurch eine Verringerung Schadstoffbelastung hat jedoch nicht nur nega­ der Emissionen um etwas weniger­ als einen tive Auswirkungen auf die Menschen, sondern ­Drittel erwartet wird. auch auf Ökosysteme, Gebäude, Materialien und das Klima. Feinstaub (PM10) Unter Feinstaub (PM10) werden alle Partikel mit In den letzten 25 Jahren hat sich die Luftqualität einem Durchmesser von höchstens 0,01 Millime­ in der Schweiz und im Kanton Zürich stark ver­ tern verstanden. Feinstaub ist ein komplexes bessert. Verschiedene von der Bevölkerung, der ­Gemisch aus festen und flüssigen Teilchen mit Industrie, dem Gewerbe und der öffentlichen unterschiedlicher Zusammensetzung, Herkunft Hand umgesetzte Massnahmen haben zu dieser und Wirkung. Einige Bestandteile werden direkt Entwicklung beigetragen. Seit 2000 setzt sich als Partikel ausgestossen, andere werden aus dieser Trend jedoch nicht in gleichem Tempo fort. Vorläufersubstanzen direkt in der Luft gebildet. Die Messwerte der Schadstoffe Stickstoffdioxid, Russ ist ein besonders gesundheitsschädlicher Ozon und Feinstaub überschreiten nach wie vor Bestandteil von Feinstaub, da er als krebserzeu­ regelmässig die in der Luftreinhalte-Verordnung gend eingestuft wird. festgelegten Grenzwerte.20 Der Kanton Zürich gilt als eine der Regionen in der Schweiz mit der 2013 stammten im Kanton Zürich 35 % des Fein­ höchsten Luftbelastung. staubs aus dem Verkehr, 31 % aus Feuerungen, 21 % aus der Industrie und dem Gewerbe sowie Stickoxide und Ammoniak 13 % aus der Land- und Forstwirtschaft.23 Am

Stickoxide (NO und NO2) entstehen insbesondere höchsten ist die Belastung entlang von stark bei Verbrennungsprozessen in Motoren und ­befahrenen Strassen, wo sich Strassenstaub bil­ ­Feuerungen. Im Kanton Zürich wurden 2013 61 % det und Russ-Emissionen von Dieselmotoren ent­ des Stickoxids vom Verkehr verursacht, 22 % stehen. In ländlichen Gegenden steigt die stammten aus Feuerungen, 11 % aus ­Industrie ­Belastung aufgrund von Holzfeuerungen und Ver­ und Gewerbe sowie 6 % aus der Land- und Forst­ brennungen von Grüngut. wirtschaft.21 Deshalb befinden sich die höchsten Belastungen an stark befahrenen­ Strassen inner­ Ozon

halb des Siedlungs­gebietes. Dieselmotoren emit­ Bodennahes Ozon (O3) ist ein Gas, das aus tieren deutlich mehr Stickoxide als vergleichbare ­anderen Substanzen wie Stickoxiden (NOx) und Benzinmotoren mit Katalysator.22 flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) in der Atmosphäre gebildet wird. Sonneneinstrah­ Wegen des übermässigen Stickstoffeintrags wer­ lung und hohe Temperaturen begünstigen die den die Böden und Gewässer versauert und über­ Entstehung des Gases. Ozon hat negative Aus­ düngt. Dadurch gerät die Nährstoffversorgung wirkungen auf die Gesundheit (z. B. Reizung der aus dem Gleichgewicht, die Artenvielfalt wird Atemschleimhäute, verminderte Leistungsfähig­ ­bedroht und die Wälder werden weniger resistent keit der Lungen), schädigt Pflanzen und trägt als gegenüber Trockenheit, Frost und Stürmen. Treibhausgas zur Klimaveränderung bei.

20 Kanton Zürich, Umweltbericht 2014, S. 44 21 Kanton Zürich, Umweltbericht 2014, S. 45 22 Ostluft, Luftqualität 2013, S. 14 23 Kanton Zürich, Umweltbericht 2014, S. 45

24 | Luft 25 Abb.Ust e14r PM10-Immissionen 2010 SITUATION IN USTER In näherer Zukunft kann mit einer weiteren leich­ < 12 µg/m³ 16 - 18 µg/m³ 22 - 24 µg/m³ Ozonbelastungen in Sommermonaten­ BFS-Nummer: 198 12 - 14 µg/m³ 18 - 20 µg/m³ 24 - 26 µg/m³ ten Abnahme der Stickstoffdioxid-Belastungen Modellierte PM10-Immissionen 14in - 16 µgUster,/m³ 20 - 22 µg2010/m³ > 26 µg/m³ über dem Grenzwert

Stickstoffdioxid knapp gerechnet werden. Gemäss einem eher pessimis­ Die Spitzenbelastungen mit Ozon (O3) haben im unter dem Grenzwert­ tisch modellierten Szenario wird für das Jahr 2020 Kanton Zürich abgenommen, da Vorläuferschad­ Auch in Uster kann der allgemeine Trend zu einer eine Belastung zwischen 20 bis 25 μg/m3 entlang stoffe reduziert werden konnten.27 Dennoch liegt verbesserten Luftqualität beobachtet werden. der Autobahn sowie im Stadtzentrum und zwi­ die Ozonbelastung in Sommermonaten gross­ Der beim Stadthaus Uster gemessene Jahres­ schen 10 und 20 μg/m3 im übrigen Gemeinde­ flächig über dem Stundenmittel-Grenzwert von 24 3 mittelwert Stickstoffdioxid (NO2) sank in den letz­ gebiet vorausgesagt. 120 μg/m . In ländlichen Gebieten ist die ten zehn Jahren kontinuierlich und erreichte im ­Belastung grösser als in städtischen, da das Ozon Jahr 2014 mit 24,2 μg/m3 einen Tiefstand (siehe Verringerung der Feinstaubbelastung­ in der Stadt von anderen Schadstoffen abgebaut Abb. 13). Der gemessene Wert liegt unter dem prognostiziert wird. Grenzwert von 30 μg/m3. Grundsätzlich ist die Die Feinstaubbelastung wird mithilfe eines kom­ Belastung mit Stickstoffdioxid entlang der plexen Flächenmodells berechnet. Die Daten des Dank Sanierungen emittieren Ustermer ­Autobahn am höchsten, gefolgt vom Stadt­ Modells stammen aus verschiedenen Quellen, die Zentralheizungen weniger Stickoxide zentrum. für die Lufthygiene relevant sind. Das Modell dient Im Jahr 2014 wurden in Uster ca. 770 Zentral­ dem ganzen Kantonsgebiet als Grundlage für kon­ heizungen mit Öl, 3150 mit Gas- und ca. 100 mit krete Massnahmen und als Werkzeug für einen Holzbrennstoffen beheizt. Von den Heizungen, ) 4 9

Abb. 13 0 2 0

Blick in die Zukunft. 0 die mit fossilen Brennstoffen (Öl oder Gas) A ( J

e i f a r g o

Jahresmittelwert Stickstoffdioxid (NO ), p ­betrieben werden, sind nur noch 5 % sanierungs­ o t

2 s e d n a L r ü

Belastung beim Stadthaus Uster In Uster wurde 2010 der Feinstaub-Jahresmittel­ f bedürftig. Dies bedeutet, dass die Zentralheizun­

s e t m a

3 s e d in µg/m³ wert auf 18 bis 20 μg/m modelliert, südlich von n gen in Uster dank Sanierungen weniger Stick­oxide B u

s e d 3 g n

(siehe Abb. 14) u

Nossikon auf 16 bis 18 μg/m . Die g aussondern. i l l i w e B

35 t m i

t

Belastung lag somit unter dem Grenzwert von r e i z u d o

3 r 30 p e

20 μg/m . R Handlungsbedarf besteht vor allem bei den Holz­ AWEL / LH / September 2012 0 0.5 1 2 3 km 25 feuerungen: Um die Feinstaubbelastungen zu

3 3 20 Prognosen bis 2020 gehen tendenziell von einer < 12 μg/m 20 – 22 μg/m ­reduzieren, sollen gemäss Massnahmenplan des

Reduktion der Feinstaubbelastung aus. Ob die 3 3 Kantons Zürich die Grenzwerte verschärft und 15 12 – 14 μg/m 22 – 24 μg/m Prognosen eintreffen oder nicht, hängt jedoch die Kontrollen ausgeweitet werden. 10 14 – 16 μg/m3 24 – 26 μg/m3 auch vom technischen Stand der motorisierten 3 3 5 Fahrzeuge beziehungsweise der Motoren ab. 16 – 18 μg/m > 26 μg/m 0 Dank strengen Abgasvorschriften des Bundes 18 – 20 μg/m3 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 wurden die Fahrzeuge in den letzten Jahren im­ mer sauberer.25 Auf dem Gemeindegebiet Uster Quelle: Baudirektion Kanton Zürich, AWEL Quelle: Ostluft geht ein pessimistisches Szenario von einem ge­ Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft ringen Anstieg der Werte aus, ein optimistisches Szenario von einer leicht niedrigeren Belastung.26 27 Kanton Zürich, Umweltbericht, S. 44

FAZIT GEPLANTE MASSNAHMEN

▪▪In Uster sank der Jahresmittelwert Stickstoff­ ▪▪Die Stickstoffdioxid-Messungen beim Stadt­ dioxid in den letzten zehn Jahren und lag 2014 haus werden weitergeführt. unter dem in der Luftreinhalte-Verordnung ▪▪Gemäss Massnahmenplan des Kantons Zürich festgelegten Grenzwert. werden die Grenzwerte für Feinstaub ver­ ▪▪Die Feinstaubbelastung lag im Jahr 2010 unter schärft und die Kontrollen der Holzfeuerungs­ dem Grenzwert. anlagen ausgeweitet. ▪▪Die Ustermer Zentralheizungen emittieren ▪▪Die Luftreinhalte-Vorschriften des Bundes wer­ dank Sanierungen weniger Stickoxide. den konsequent durchgesetzt und kontrolliert. ▪▪Die Luftqualität hat sich in den letzten 25 Jah­ ren in der Schweiz und im Kanton Zürich stark verbessert, seit 2000 setzt sich dieser Trend MEHR ZUM THEMA jedoch nicht in gleichem Ausmass fort. ▪▪Die Schadstoffbelastung beeinträchtigt die ▪▪Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, ­Gesundheit und wirkt sich negativ auf Öko­ www.luft.zh.ch systeme, Gebäude, Materialien und das Klima ▪▪Bundesamt für Umwelt, BAFU, aus. www.bafu.admin.ch/luft 24 www.awel.zh.ch > Luft, Klima & Elektrosmog > Luftqualität > www.ostluft.ch Immissionskarten > Gemeinden U–Z > Uster > NO2 20h ▪▪ 25 www.awel.zh.ch > Luft, Klima & Elektrosmog > Verkehr 26 www.awel.zh.ch > Luft, Klima & Elektrosmog > Luftqualität > Immissionskarten > Gemeinden U–Z > Uster > PM10 20t/20h

26 | Luft 27 WASSER

Rund 80 % der befragten Zürcher Bevölkerung Das aus Grundwasser gewonnene Ustermer gibt gemäss einer Umfrage an, mehrmals täglich Trinkwasser kann ohne Aufbereitung verteilt wer­ oder (fast) jeden Tag Hahnenwasser zu trinken.28 den, da die Qualität vollumfänglich den gesetz­ Wasser ist das wichtigste menschliche Nahrungs­ lichen Vorgaben entspricht. Um die Qualität des mittel überhaupt und muss deshalb den strengen Grundwassers möglichst zu erhalten und zu Qualitätskriterien der schweize­rischen Lebens­ ­sichern, wurden im Umkreis der Reservoirs mittelgesetzgebung genügen. Schutzzonen errichtet. Die Wasserversorgung in Uster wäre auch bei gestörten Grundwasser­ Qualitativ hochwertiges Trinkwasser ist geruch­ verhältnissen sichergestellt, da in Notfällen über los, in seinem Erscheinungsbild klar und frei von die Gruppenwasserversorgung Vororte und Krankheitskeimen und schädlichen Substanzen. ­Glattal (GVG) Zürichseewasser bezogen werden Das kantonale Laboratorium überprüft laufend könnte. die Qualität des Ustermer Trinkwassers.29 Abb. 15 Trinkwasserversorgung Uster

SITUATION IN USTER

Wassergewinnung aus Grundwasser Das Ustermer Trinkwasser wird zu 100 % aus Grundwasser gewonnen (siehe Abb. 15). Gesamt­ schweizerisch beträgt der Anteil der Wasser­ gewinnung aus Grundwasser rund 40 %, der Rest stammt aus Quellwasser (40 %) sowie aus Ober­ flächengewässern (20 %).30

Die Energie Uster AG versorgt die Stadt Uster mit Wasser. Sie verfügt über moderne Anlagen, die die Wasserversorgung steuern und überwachen. Mithilfe von elf Grundwasser- und Zonen­ pumpwerken wird das Wasser in sieben Reser­ voirs mit einem Fassungsvermögen von rund 16 200 Kubikmetern gepumpt. Von dort aus ­gelangt es über Leitungen in Privathaushalte und Industriebetriebe. Wasserreservoirs Grundwasserförderanlagen Brauch- und Konzession (l/min) Löschwasserreserve in m3 2000 1000 4000 3000 6000

5000 9000

Wasserdruckzonen

Hochzone

Obere Zone

Untere Zone

Quelle: Geographisches Informationssystem der Stadt Uster, basierend auf Grundlagedaten der Energie Uster AG

28 Kanton Zürich, Imageanalyse Trinkwasser, 2011 29 Die Kennzahlen werden auf www.wasserqualitaet.ch oder auf www.energieuster.ch publiziert 30 www.trinkwasser.ch > Wasserversorgung > Wassergewinnung

28 | Wasser 29 Qualität des Ustermer Trinkwassers Abwasserreinigung in der ARA Jungholz Die ARA Jungholz erzielte im Jahr 2014 aus­ Mikroverunreinigungen – Grundsätzlich verfügt Uster über qualitativ hoch­ Das gebrauchte Trinkwasser aus privaten Haus­ gezeichnete Resultate (siehe Tab. 1): Der chemi­ ­Herausforderung für die Zukunft wertiges Trinkwasser.31 Mit einer Gesamthärte halten und der Industrie wird in der Kanalisation sche Sauerstoffbedarf ist beispielsweise ein Die Gewässer des Kantons Zürich sind stark mit von über 35 französischen Härtegraden (fH) ist gesammelt und der Abwasserreinigungsanlage ­Indikator für den Reinigungsgrad des Wassers. Mikroverunreinigungen belastet.36 Dies hängt es als hart zu bezeichnen. Die Ursache für diese (ARA) Jungholz Uster zugeführt. Zusätzlich zum Mit einem Wert von 96,2 % wurde die Vorgabe ­einerseits mit der hohen Bevölkerungsdichte zu­ Wasser­härte liegt in den geologischen Gegeben­ Trinkwasser dringt weiteres Wasser in die Kana­ der Stadt Uster (90 %) deutlich übertroffen. Auch sammen, andererseits mit der ungenügenden heiten im ­Untergrund. Der Wert für die Härte lisation ein, beispielsweise Strassen- und Regen­ bei der Phosphorreduktion erzielte die ARA Verdünnung von gereinigtem Abwasser bei der setzt sich aus dem Gehalt an Kalzium und Mag­ abwasser oder Wasser aus Drainageleitungen. ­bessere Werte als die von der Stadt vorgegebe­ Rückleitung in die Fliessgewässer mit geringer nesium ­zusammen. nen 85 %: Dem gereinigten Abwasser konnten Wasserführung. Im Jahr 2014 reinigte die ARA Jungholz für die 97 % des Phosphors entnommen werden (siehe Nitrat entsteht wegen der landwirtschaftlichen Stadt Uster und die Gemeinde Greifensee mehr auch Kapitel Greifensee). Mikroverunreinigungen sind organische Spuren­ Belastung des Bodens (z. B. mit Gülle, Mist oder als 6 Millionen m3/a Wasser (siehe Tab. 1). Der stoffe, die in kleinsten Konzentrationen in Kompost). Dank Kooperationen mit der Landwirt­ ­Reinigungsprozess setzt sich aus folgenden vier Energiegewinnung in der ARA Jungholz ­Gewässern nachgewiesen werden. Sie stammen schaft konnte der Nitratwert im Kanton Zürich Reinigungsstufen zusammen: Der in Folge der Reinigung anfallende Schlamm von Pflanzenschutz-, Arznei- und Reinigungs­ stabilisiert werden. Die Nitratwerte bewegen sich kann zur Energiegewinnung genutzt werden. mitteln oder von Körperpflegeprodukten. Bereits in Uster je nach Jahreszeit und Witterung zwi­ 1. Mechanische Reinigung (mit Rechenanlage, ­Wegen der Faulung des Schlamms wird Biogas geringe Konzentrationen wirken sich nachteilig schen 8 bis 23 mg/l und liegen somit unter dem Sandfang, Vorklärung) produziert, das als Energielieferant für Strom und auf die Wasserlebewesen aus. schweizerischen Toleranzwert von 40 mg/l. Zeit­ 2. Biologische Reinigung (mit Mikroorganismen Wärme dient. Rund 30 % des benötigten Stroms – weise wird die Belastung jedoch an ­gewissen in Belebtschlammanlage) insgesamt sind es 49 kWh pro Einwohner und Um die Konzentration von Mikroverunreinigungen landwirtschaftlich intensiv genutzten Stellen als 3. Chemische Reinigung (Phosphorreduzierung Jahr – kann die ARA dadurch selbst herstellen. zu reduzieren, werden heute Reinigungsstufen zu hoch eingestuft. Ziel ist es, in der Schweiz und mittels Eisensalzen) Die Wärme, die für den Faulungsprozess und die wie die Behandlung mit Ozon (Ozonung) ange­ der EU langfristig einen Wert unter 25 mg/l 4. Filteranlage (zweifacher Sandschichtenfilter) Heizung der Gebäude benötigt wird, kann im wandt. Im Kanton Zürich müssen zwischen 30 ­anzustreben. Blockheizkraftwerk sogar selbst hergestellt und 40 Abwasserreinigungsanlagen aufgerüstet Nach der Reinigung wird das Wasser in den ­werden. werden. Auch die ARA Jungholz Uster soll bis Wasserverbrauch ­Greifensee eingeleitet. Um Pumpenergie zu 2035 mit einer Anlage zur Reduktion der Mikro­ Wasser ist nicht nur das wichtigste Nahrungs­ ­sparen, wurde für die ARA Jungholz ein möglichst verunreinigungen ausgestattet werden. mittel, sondern dient auch der Körperpflege und tiefer Standort nahe dem Greifensee gewählt. Hygiene. Wie in den meisten anderen mittel­ europäischen Ländern sinkt auch in der Schweiz der Wasserverbrauch seit den 1980er-Jahren. Tab. 1 Gründe dafür sind das Verschwinden wasser­ Kennzahlen der ARA Jungholz Uster, 2014 intensiver Industriezweige, das Aufkommen von Wasserspartechnik und möglicherweise auch das Einwohnerwerte 41 436 Sparverhalten der Bevölkerung.32 Uster und Greifensee 35 Zu reinigende Abwassermenge 6 182 112 m3/a Pro Tag und Kopf wurden in Uster 2014 184,7 pro Jahr ­Liter Wasser verbraucht.33 Im Kanton Zürich 36 Kanton Zürich, Umweltbericht 2014, S. 52 – 54 Reinigungsgrad chemischer 96,2 % ­waren es 2012 268 Liter.34 Voraussichtlich werden Sauerstoffbedarf (CSB) das anhaltende ­Bevölkerungswachstum sowie der prognostizierte Klimawandel mit ausgeprägten Reduzierte Phosphormenge 22 550 kg/a ­Trocken- und ­Hitzeperioden zu einem höheren Wasser­bedarf führen. Wichtig sind deshalb die Phosphormenge in den See 697 kg/a Sicherstellung des Grundwasservorrats, die über­ FAZIT GEPLANTE MASSNAHMEN regionale ­Verteilung sowie die Erschliessung Reinigungsgrad Phosphor 97,0 % ­weiterer ­Ressourcen. ▪▪Die Wasserqualität des Ustermer Trinkwassers ▪▪In der ARA Jungholz Uster muss gemäss ist ausgezeichnet. ­gesetzlicher Auflage bis 2035 eine Anlage zur Quelle: ARA Jungholz Uster ▪▪Der Stromverbrauch der ARA ist hoch. 30 % Reduktion von Mikroverunreinigungen (Ozo­ des Stromverbrauchs kann jedoch über das nung) eingebaut werden. Blockheizkraftwerk selbst hergestellt werden. ▪▪Zusätzlich müssen in der ARA die mechanische ▪▪Im Bereich der Mikroverunreinigungen besteht Reinigungsstufe sowie die Filteranlage den ein grosser Handlungsbedarf. ­hydraulischen Anforderungen angepasst ▪▪Mit dem Trinkwasser muss haushälterisch um­ ­werden. gegangen werden, da Bevölkerungswachstum und Klimawandel langfristig wieder zu einem höheren Trinkwasserverbrauch führen. MEHR ZUM THEMA

▪▪www.energieuster.ch ▪▪Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, www.awel.zh.ch > Wasser & Gewässer 31 Für typische Werte aus einer Trinkwasserprobe in Uster siehe www.energieuster.ch > Trinkwasser www.trinkwasser.ch 32 ▪▪ www.svgw.ch > Wasser www.wasserqualitaet.ch 33 Energie Uster AG, Geschäftsbericht 2014 ▪▪ 34 www.statistik.zh.ch > Daten > Gemeindeporträt 35 Die Einwohnerwerte setzen sich aus der Anzahl Bewohnerinnen und Bewohner und den umgerechneten Einwohnerwerten aus Gewerbe und Industrie zusammen

30 | Wasser 31 GREIFENSEE

Das Einzugsgebiet Abb. 16 Der Greifensee ist mit einer maximalen Länge Schutzzonen um den Greifensee von rund 6,5 Kilometern, einer maximalen Breite von 1,6 Kilometern und einer Fläche von 8,45 Quadratkilometern der zweitgrösste See des ­Kantons Zürich. Das Einzugsgebiet des Greifen­ sees liegt zwischen dem Pfannenstiel im Westen und dem Bachtel im Osten und umfasst eine ­Fläche von 164 Quadratkilometern. Das gesamte Gewässernetz weist eine Länge von 360 Kilo­ metern auf, wovon etwas weniger als ein Drittel eingedolt ist. Hauptzuflüsse des Greifensees sind die Ustermer ­Aa (Ausfluss des Pfäffikersees) und der , Abfluss­ ist die Glatt.

Mehr als die Hälfte des Einzugsgebietes wird land­ wirtschaftlich genutzt, der Rest besteht aus Wald (20 %), Siedlungsgebiet (16 %) und unprodukti­ vem Gebiet (11 %). Es umfasst 13 Gemeinden, in denen rund 120 000 Personen wohnen.37

Besonders erwähnenswert sind die Riedland­ schaften von kantonaler und nationaler Bedeu­ tung sowie die meliorierte Ebene des Gossauer Rieds, die landwirtschaftlich intensiv genutzt wird. Eine gewisse Hochwassergefahr besteht wegen der steilen Bäche vom Pfannenstiel und Bachtel. Wegen seiner Lage inmitten der Agglo­ Naturschutzzonen meration Zürich ist der Greifensee ein attraktives Landschaftsschutzzonen

Naherholungsgebiet. Waldschutzzonen

See- und Uferschutzzonen A

See- und Uferschutzzonen B

See- und Uferschutzzonen C

Erholungszonen

Quelle: Geographisches Informationssystem des Kantons Zürich (GIS-ZH), GIS-Browser (Karte: Überkommunale Natur- und Landschaftsschutzverordnung / maps.zh.ch)

Schutzzonen regeln labiles Gleichgewicht zwischen Naturschutz und Nutzung Im Laufe des 20. Jahrhunderts nahm auf der ­einen Seite die Bevölkerung im Umkreis des Grei­ fensees explosionsartig zu, auf der anderen ­Seite wurde aber auch der Naturschutz zu einem wich­ tigen Thema. Um das Gleichgewicht zwischen dem zunehmenden Erholungsdruck und dem ­Naturschutz zu regeln, wurde 1941 die erste ­Greifensee-Schutzverordnung erlassen. Ihr Ver­ dienst war es, dass das Seeufer langfristig von Bebauungen frei gehalten wurde. Zudem ­diente sie als Grundlage für die heute gültige Schutz­ verordnung, die 1994 in Kraft trat.

37 Baudirektion Kanton Zürich, AWEL Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, Massnahmeplan Wasser Einzugsgebiet Greifensee 2006, S. 9

32 | Greifensee 33 Die Schutzverordnung von 1994 war umstritten, Ein Reservat für seltene Abb. 17 Ein Fischrefugium hilft gegen da sie eine Einschränkung für den Wassersport, Vogel- und Pflanzenarten Phosphorkonzentration im Greifensee den zu niedrigen Sauerstoffgehalt

die Fischerei sowie für Erholungssuchende mit Der Greifensee ist eines von 15 Grossschutz­ mg P tot/l Ein zu niedriger Sauerstoffgehalt im Wasser ge­ sich brachte. So sind 8 % der Seefläche ganzjäh­ gebieten im Kanton Zürich und seit 2009 ein fährdet den Lebensraum von Fischen und ande­ rig gesperrt, und zu den Schilfbeständen muss ­nationales Wasser- und Zugvogelreservat. Dank Jahresmittelwerte der Volumen gewichteten Tiefenprofile ren Wassertieren. Mitte der 1950er- bis Ende der Zielwert Abstand gehalten werden. Am Ufer dürfen inner­ der unverbauten Ufer konnten sich Schilf­gürtel, 1970er-Jahre dehnte sich die sauerstofffreie Zone halb der Schutzzone die Wege nicht verlassen Flachmoore und Riedwiesen erhalten. An den 0,50 in den Seen aufgrund des unzureichend gereinig­ und Hunde müssen an der Leine geführt werden. Ufern und im See leben zahlreiche gefährdete ten Abwassers aus. Auch wenn sich die Situation 0,40 Tier- und Pflanzenarten. dank des Rückgangs der Phosphorkonzentration

Zonen für Naturschutz und Erholung 0,30 in allen Seen verbessert hat, werden sich noch Zentrales Prinzip der Schutzverordnung ist die Eine Studie der kantonalen Fachstelle Natur­ lange keine natürlichen Sauerstoffverhältnisse Unterscheidung in Zonen, in denen einerseits der schutz untersuchte zwischen 1994 und 2012 die 0,20 einstellen. Die gesetzliche Anforderung von min­

Mensch und andererseits die Natur Vorrang hat. Bestände von Brutvögeln am Greifensee und kam destens 4 mg O2/l kann in den grossen Seen nicht In den Gebieten am oberen und unteren Greifen­ zu einem erfreulichen Fazit.38 Seit 1994 haben 0,10 ganzjährig eingehalten werden.40 see steht der Natur- und Uferschutz im Vorder­ sich innerhalb der Schutzzonen die für Brutvögel 0,00 grund. Die Zone entlang des Ustermer Seeufers wichtigen Schilfgürtel ausgedehnt, die Binsen- Im Greifensee kommt es in den Sommermonaten dient hingegen der Erholung, soweit dies mit dem und Röhrichtbestände haben sich regeneriert. 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2000 regelmässig zu kritischen Situationen für Fische, Schutz des Gebietes vereinbar ist. In dieser Zone Dies führte zu einer Stabilisierung der Bestände insbesondere für Felchen: In den oberen Schich­ sind insbesondere Anlagen wie Freibäder, ein von gefährdeten Vogelarten. Einige sind sogar Quelle: AWEL Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, Gewässerschutz ten ist zwar genügend Sauerstoff vorhanden, Seerestaurant sowie Parkanlagen und grosse wieder zurückgekehrt, beispielsweise die Zwerg­ aber die Temperaturen sind zu hoch; gleichzeitig Parkplätze zugelassen. dommel – die kleinste Reiherart – oder der Rohr­ herrscht in den unteren kühleren Schichten schwirl. Die Abwesenheit von ­Menschen während Das vom Kanton vorgegebene Ziel ist deshalb, ­Sauerstoffknappheit. 2009 wurde daher eine Die Landschaftsschutzzone zwischen dem See­ der Brutzeit im Frühling hat sich zudem positiv die Phosphorkonzentration im Greifensee zu ­Belüftungsanlage installiert, die ein örtlich ufer und dem Siedlungsrand dient der Erhaltung auf die Brutbestände der Haubentaucher­ aus­ ­reduzieren. Einerseits soll dies mit einer möglichst ­begrenztes Fischrefugium mit erhöhter Sauer­ der landschaftlichen Eigenart und Vielfalt des gewirkt. Für die Flusssee­schwalbe wurden spe­ tiefen Phosphorkonzentration im gereinigten stoffkonzentration ermöglicht. ­Gebietes. Zum Schutz des Landschaftsbildes soll zielle Brutflosse im See installiert. Wasser erreicht werden, anderseits soll die die Zone von neuen Bauten, Anlagen und ­Menge an gereinigtem Wasser möglichst hoch Gelände­veränderungen freigehalten werden. Da Zu hohe Phosphorkonzentration und diejenige an nichtgereinigtem Restwasser der Siedlungsrand in hohem Mass das Land­ im Greifensee möglichst klein gehalten werden. schaftsbild prägt, müssen sich Neubauten, die Über gereinigtes Abwasser, Entlastungen aus der sich westlich der Seestrasse in der Siedlungsrand­ Kanalisation und die Landwirtschaft gelangt Phos­ zone befinden, gut in die Landschaft einfügen. phor in die Flüsse und Seen. Um den Zustand der Seen zu verbessern, fanden in den letzten Jahr­ Greifensee-Stiftung zehnten Bemühungen zur Reduktion der Phos­ Für ein harmonisches Nebeneinander von Mensch phorbelastungen statt. Eine hohe Phosphor­ und Natur am Greifensee setzt sich die Greifen­ konzentration ist unerwünscht, da diese das see-Stiftung ein. Sie wurde 1997 von den sieben Algenwachstum fördert. 40 AWEL Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, Zürcher Gewässer 2012, Hauptbericht, S. 66f., Seegemeinden Egg, Fällanden, Greifensee, Maur, www.awel.zh.ch > Wasser & Gewässer > Gewässerschutz > Gewässerqualität Mönchaltorf, Schwerzenbach und Stadt Uster Die Konzentration im Greifensee ist zwar in den ­gegründet. Die Aufgaben der Stiftung umfassen letzten vier Jahren trotz Siedlungswachstum die vier Themenbereiche Naturschutz, Erholung, ­gesunken, ist aber immer noch als zu hoch ein­ 39 Bildung und Öffentlichkeitsarbeit. Grundlage für zustufen (siehe Abb. 17). Unter natürlichen ihre Tätigkeit bilden die 1994 erstellte Verordnung ­Bedingungen wäre er ein nährstoffarmer See mit zum Schutz des Greifensees sowie ein Zusam­ geringen Phosphorkonzentrationen unter 0,02 mg FAZIT GEPLANTE MASSNAHMEN menarbeitsvertrag mit dem Kanton. pro Liter See­wasser. ▪▪Das Bevölkerungswachstum führt zu einem ▪▪Der Phosphoreintrag in den Greifensee soll Die Greifensee-Stiftung betreibt die Naturstation zunehmenden Druck auf die Landschaft rund weiter reduziert werden. Silberweide am oberen Greifensee. Sie bietet um den Greifensee. Schutzzonen regeln das ▪▪Die Entlastungsverhältnisse der ARA Jungholz ­einen Spielplatz, ein Bistro mit Ausstellung, einen labile Gleichgewicht zwischen Nutzung und sollen verbessert und optimiert werden, damit Beobachtungsposten für Vögel sowie einen Erholung; auch die Greifensee-Stiftung setzt möglichst wenig Wasser aus der Kanalisation ­Erlebnispfad durch Magerwiesen und Moore. Die sich für ein harmonisches Nebeneinander von in den Greifensee gelangt. Ranger der Greifensee-Stiftung sind zudem fast Mensch und Natur ein. täglich am Greifensee und Pfäffikersee unter­ ▪▪Der Greifensee ist seit 2009 ein nationales wegs, wo sie für Information und Aufsicht ver­ Wasser- und Zugvogelreservat. MEHR ZUM THEMA antwortlich sind. ▪▪Der Zustand des Greifensees verbessert sich langsam und die Phosphorkonzentrationen ▪▪www.greifensee-stiftung.ch nehmen ab. ▪▪www.greifenseeschutz.ch ▪▪Um die für Fische notwendigen Sauerstoff­ ▪▪Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, konzentrationen im Greifensee zu erreichen, www.awel.zh.ch > Wasser & Gewässer sind weitere Anstrengungen zur Verminderung 38 www.zh.ch > News > Medienmitteilungen, Studie zeigt: Vögel profitieren von See- und Uferschutz­zonen, des Phosphoreintrags notwendig. 13.08.2013; Referate von Ursina Wiedmer, Leiterin Fachstelle Naturschutz ALN, Dr. Martin Weggler, ­Orniplan AG Zürich; Hanspeter Tschanz, Gebietsbetreuer Greifensee, Fachstelle Naturschutz ALN 39 AWEL Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, Zürcher Gewässer 2012, Hauptbericht, S. 65, 70, www.awel.zh.ch > Wasser & Gewässer > Gewässerschutz > Gewässerqualität

34 | Greifensee 35 BODEN

Der Boden erfüllt verschiedene wichtige Funk­ Die belasteten Standorte im Kanton Zürich stam­ tionen: Als Lebensraum von Tieren und Pflanzen men aus früheren Jahren und sind im «Kataster ermöglicht er Biodiversität. Er filtert Schadstoffe der belasteten Standorte» aufgeführt. Nur ein aus dem Niederschlagswasser, speichert Wasser kleiner Teil birgt Risiken für schädliche oder und Nährstoffe. Der Boden ist ein kostbares, nicht ­lästige Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. erneuerbares und nur begrenzt verfügbares Gut. Anders als Luft und Wasser kann der Boden – Im Rahmen einer Untersuchung wird abgeklärt, wenn überhaupt – nur mit grossem Aufwand welche Standorte sanierungs- oder über­ ­wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt wachungsbedürftig sind. Erst wenn Standorte werden. Um auf die zentrale Funktion des Bodens sanie­rungspflichtig sind, spricht man von als Grundlage des Lebens aufmerksam zu ­«Altlasten». Bei den meisten belasteten Stand­ ­machen, hat die UNO-Generalversammlung das orten in Uster sind keine schädlichen oder lästi­ Jahr 2015 zum «Internationalen Jahr des Bodens» gen Einwirkungen zu erwarten. Lediglich ein paar erklärt.41 wenige Standorte sind überwachungs- und sanierungs­bedürftig (siehe Abb. 18). Die Bedrohung des Bestands und der Funktions­ fähigkeit des Bodens resultiert einerseits aus der Siedlungsentwicklung. Der Bau von Gebäuden, Abb. 18 Strassen und weiterer Infrastruktur verbraucht Belastete Standorte in Uster in der Schweiz nach wie vor jede Sekunde rund 0,7 Quadratmeter Kulturland.42 Rund 60 % des Siedlungs­areals waren 2009 versiegelt, das heisst, von ­Gebäuden, Strassen oder anderen ­Infrastrukturen bedeckt. Andererseits beein­ trächtigen Schad­stoffe aus der Luft oder der un­ sachgemässe ­Einsatz von Chemikalien in Land­ wirtschaft und Gärten­ die Qualität des Bodens.

Verdichtete Böden erhöhen das Risiko von Über­ schwemmungen, Hochwasser und Erosion. ­Letztere führt zum Verlust der fruchtbaren

­Humusschicht und zur Freisetzung von CO2. Schadstoffe können über Pflanzen in die Nahrungs­kette gelangen und schädigen damit ­ die Gesundheit von Mensch und Tier.

Belastet, keine schädlichen oder lästigen Einwirkungen zu erwarten

SITUATION IN USTER Belastet, untersuchungsbedürftig

Belastet, weder überwachungs- noch sanierungsbedürftig Kaum untersuchungsbedürftige Standorte in Uster Belastet, überwachungsbedürftig Belastete Standorte entstehen wegen Bautätig­ Belastet, sanierungsbedürftig keiten, Unfällen oder der unsachgemässen In Bearbeitung ­Ablagerung von Abfall. Die Belastung mit Schad­ stoffen nimmt gesamtschweizerisch tendenziell Quelle: Geographisches Informationssystem des Kantons Zürich (GIS-ZH), GIS-Browser (Karte: Kataster der belasteten Standorte ab. Beispielsweise sank die Konzentration von Blei KbS / maps.zh.ch) und Schadstoffen in der obersten Bodenschicht in den letzten zwei Jahrzehnten, die Konzentra­ tion ­anderer Schadstoffe blieb stabil.43

41 www.boden2015.ch 42 Schweizerischer Bundesrat, Umwelt Schweiz 2015 43 Schweizerischer Bundesrat, Umwelt Schweiz 2015

36 | Boden 37 Fruchtfolgeflächen zur Auf dem Gemeindegebiet Uster gibt es keine Intensive Zusammenarbeit Belastetes Bodenmaterial muss Erhaltung des landwirtschaftlichen­ ­Flächen der NEK 1, stattdessen machen die NEK 2 mit den Landwirten kontrolliert verschoben werden Produktionspotenzials­ 39 % aller Fruchfolgeflächen aus. Im Vergleich Die Anzahl der in der Landwirtschaft beschäftig­ Bei Bautätigkeiten entstehen im Kanton Zürich Fruchtfolgeflächen sind Böden in der Landwirt­ zum Kanton Zürich weist Uster in dieser Klasse ten Personen und Betriebe sinkt in Uster seit 1985 jährlich rund 2 Millionen Kubikmeter Bodenaus­ schaftszone, die für die ackerbauliche Nutzung fast doppelt so viel Fläche auf. Die NEK 3 und 5 kontinuierlich. Im Jahr 2013 arbeiteten 217 hub.48 Etwa die Hälfte wird andernorts wieder­ geeignet sind. Der Bund verpflichtet die Kantone belaufen sich auf rund einen Fünftel, die NEK 4 ­Personen für die Landwirtschaft in insgesamt 64 verwertet. Da schätzungsweise ein Fünftel des zur Erhaltung eines Mindestanteils an Frucht­ auf 3 %. Die NEK 6 ist mit 10 % anteilsmässig ­Betrieben.47 Gleichzeitig stagnierte schweizweit ausgehobenen Materials mit Schadstoffen wie folgeflächen, um die natürlichen Lebensgrund­ deutlich kleiner als die kantonale Fläche (16 %), das landwirtschaftliche Einkommen. beispielsweise Schwermetallen belastet ist, muss lagen zu schützen und im Krisenfall die Ernährung was aufgrund der schlechteren Qualität dieser die Verschiebung kontrolliert erfolgen. zu sichern. Im Vordergrund steht also nicht die Klasse jedoch positiv zu bewerten ist. Die Stadt Uster pflegt seit vielen Jahren eine in­ aktuelle Nutzung, sondern die langfristige Erhal­ tensive Zusammenarbeit mit den Landwirt­ 2004 wurde eine Baubewilligungspflicht für die tung des landwirtschaftlichen Produktionspoten­ schaftsbetrieben. Aktuelle Bemühungen zielen Verschiebung von belastetem Bodenaushub ein­ zials. Werden Fruchtfolgeflächen für die Erstel­ Abb. 19 einerseits auf eine verbesserte Wirtschaftlichkeit geführt. Diese Massnahme hat dazu beigetragen, lung von Bauten und Anlagen benötigt oder der Nutzungseignungsklassen auf der Betriebe, andererseits auf eine Verringerung dass in 80 % der Fälle keine Neubelastungen ent­ Bauzone zugewiesen, müssen sie kompensiert dem Gemeindegebiet Uster (Juni 2012) der Umweltbelastungen. So soll Erosion­ vermie­ stehen. werden. Dies geschieht, indem schlechter nutz­ den und die dem Greifensee zugeführte Nitrat­ -, bare ­Flächen entsprechend aufgewertet werden. Phosphat- und Pestizidbelastung reduziert wer­ Die Kompensation wird jedoch auch kritisiert, da den. Und es sollen­ Kräfte zum Klimaschutz die Qualität der baulich-technisch aufgewerteten ­mobilisiert werden (siehe auch Kapitel Greifensee). ­Fläche nicht mit derjenigen der ursprünglichen Fruchtfolgefläche mithalten kann.44

Zu wenig Fruchtfolgeflächen im Kanton Zürich Zürich gehört zu den vier grössten Ackerbau­ kantonen in der Schweiz. Der Bund hat dem ­Kanton Zürich einen Mindestumfang von 44 400 Hektaren Fruchtfolgeflächen zugeteilt, was 10 % des ­gesamtschweizerischen Umfangs entspricht. Da dieser Umfang knapp nicht eingehalten ­werden kann, muss der Schutz der Fruchtfolge­ flächen verstärkt und deren Kompensation bei Beanspruchung konsequent umgesetzt werden.45 1 – Uneingeschränkte Fruchtfolge 1. Güte 47 www.statistik.zh.ch > Daten > Gemeindeporträt 48 Fruchtfolgeflächen in Uster 2 – Uneingeschränkte Fruchtfolge 2. Güte Kanton Zürich, Umweltbericht 2014, S. 57 Die landwirtschaftliche Nutzfläche in Uster um­ 3 – Getreidebetonte Fruchtfolge 1. Güte fasst 1264 Hektaren Land, was einem Anteil von 40,7 % der gesamten Gemeindefläche ent­ 4 – Getreidebetonte Fruchtfolge 2. Güte spricht.46 Um die Anbaumöglichkeiten für die 5 – Futterbaubetonte Fruchtfolge Landwirtschaft zu umschreiben, wird die Nutz­ 6 – Futterbau bevorzugt, Ackerbau stark eingeschränkt

fläche in zehn Nutzungseignungsklassen (NEK) 7 – Gutes bis mässig gutes Wies- und Weideland FAZIT GEPLANTE MASSNAHMEN eingeteilt (siehe Abb. 19). Die Standorte der NEK 8 – Wiesland (wegen Nässe nur zum Mähen geeignet) 1 bis 5 sind als Fruchtfolgeflächen geeignet, ▪▪In Uster gibt es nur wenige Standorte, die ▪▪Bei Baubewilligungen wird überprüft, ob der Standorte der NEK 6 nur bedingt und werden 9 – Extensives Wies- und Weideland ­bezüglich Altlasten überwachungs- und Boden belastet ist. Belasteter Bodenaushub deshalb flächenmässig zur Hälfte dazugezählt, 10 – Streuland ­sanierungsbedürftig sind. wird nur kontrolliert verschoben, um Neube­ die Standorte 7 bis 10 sind als Fruchtfolgeflächen ▪▪Die landwirtschaftliche Nutzfläche weist im lastungen zu vermeiden. ungeeignet. Quelle: Geographisches Informationssystem des Kantons Zürich Vergleich mit dem kantonalen Durchschnitt ▪▪Die Zusammenarbeit mit den Landwirtschafts­ (GIS-ZH), GIS-Browser (Karte: Landwirtschaftliche Nutzungseignungs­ eine hohe Qualität auf. betrieben in Uster soll fortgeführt werden. karte / maps.zh.ch / 04.06.2012) ▪▪Der Boden ist ein nicht erneuerbares und nur begrenzt verfügbares Gut. Insbesondere die Versiegelung der Böden, Schadstoffe aus der MEHR ZUM THEMA Luft oder der unsachgemässe Einsatz von ­Chemikalien bedrohen den Bestand und die ▪▪Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, Qualität. www.awel.zh.ch > Abfall, Rohstoffe & ▪▪Die verminderte Qualität der Böden erhöht das Altlasten Risiko von Überschwemmungen und den Ver­ ▪▪Amt für Landschaft und Natur, lust der Humusschicht. Schadstoffe können in www.aln.zh.ch > Bodenschutz die Nahrungskette gelangen und die Gesund­ ▪▪www.maps.zh.ch > Fruchtfolgeflächen heit von Mensch und Tier schädigen. ▪▪Bodenschätze, Broschüre des Nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden» NFP 68 44 www.nzz.ch, Gastkommentar zur Agrarpolitik, Fruchtfolgeflächen nicht überbauen, 04.04.2015 45 Amt für Landschaft und Natur, Fruchtfolgeflächen im Kanton Zürich sind knapp, www.aln.zh.ch > Bodenschutz > Bodenzustand > Themen > Fruchtfolgeflächen im Kanton Zürich 46 www.statistik.zh.ch > Daten > Gemeindeporträt

38 | Boden 39 NATUR UND LANDSCHAFT

Die Landschaft umfasst den gesamten Lebens­ Das Stadtbild wird einerseits vom Aabach und raum und ist äusserst vielfältig. In der Schweiz seinen Industrielandschaften geprägt, anderer­ reicht das Spektrum von der urbanen Stadtland­ seits von der Tatsache, dass Uster historisch aus schaft bis zum vergletscherten Hochgebirge. Die mehreren Weilern zusammengewachsen ist. Die Landschaft hat unterschiedliche Funktionen: Sie sechs Aussenwachten gruppieren sich rund um dient als Wirtschafts- und Standortfaktor, trägt das Kerngebiet von Uster. zur Herausbildung von Identität und Kultur bei, bietet Raum für Erholung und ist Grundlage für Inventar der schützenswerten Biodiversität. Natur- und Landschaftsobjekte Seit 1979 verfügt Uster über ein überkommuna­ Die Landschaft wird stark vom Menschen ­geprägt. les, seit 1986 über ein kommunales Inventar der Wegen Bevölkerungswachstum, zunehmender schützenswerten Natur- und Landschaftsobjekte. Mobilität, steigender Ansprüche an Wohnen, In der überkommunalen Schutzverordnung sind Energie und Konsum sowie Intensivierung der 20 Schutzobjekte aufgelistet, in der kommunalen Landwirtschaft gerät sie zunehmend unter Druck. Schutzverordnung 90. Es handelt sich dabei um Die Siedlungsflächen dehnten sich seit Mitte des Objekte verschiedenster Art wie Feuchtgebiete, 20. Jahrhunderts auf Kosten der Landwirtschafts­ Trockenstandorte, Gehölze, Hecken und Einzel­ flächen aus. Wachsende Siedlungs- und Verkehrs­ bäume (siehe auch Kapitel Greifensee). flächen führen zu Zerschneidung und Zersiede­ lung. Negative Folgen dieser Entwicklungen sind Landschaftsentwicklungskonzept ökonomischer und ökologischer Art: Sie bewirken 2003 und 2006 erstellte Uster in zwei Etappen die Gleichförmigkeit der Landschaft, beeinträch­ das Landschaftsentwicklungskonzept (LEK). Ziel tigen landwirtschaftliche Produktionsflächen dieses Konzeptes ist, die attraktive Kultur- und ­sowie Lebensräume für Tiere und Pflanzen, und Naturlandschaft in ihrer Eigenart, Vielfalt und sie verursachen hohe Infrastrukturkosten bei­ Schönheit zu erhalten und aufzuwerten. In der spielsweise für die Wasser­versorgung der Bevöl­ ersten Etappe des LEK standen die Themen Land­ kerung. wirtschaft, Natur und Landschaft, Forstwirtschaft und Fliessgewässer im Vordergrund, die zweite Etappe des LEK behandelte den Siedlungsraum, lokale Produktions­abläufe, die Vermarktung von SITUATION IN USTER landwirtschaft­lichen Erzeugnissen und die ­Erholungsnutzung. Vielfältige Ustermer Landschaft Verschiedene Naturräume prägen die äusserst vielfältige Ustermer Landschaft: Südwestlich der Stadt liegt der Greifensee mit seiner eindrück­ lichen Uferlandschaft, südlich erstreckt sich die Drumlinlandschaft 49 des Zürcher Oberlandes und östlich stellt das Aatal­ eine Verbindung zum ­Pfäffikersee her. Die zwei grössten Wälder sind der Hardwald im Norden und der Oberustermer Wald im Nordosten. Uster weist zudem grössere Feuchtgebiete wie das Werriker Glattenriet und das Hoperenriet auf.

49 Drumlins sind längliche Hügel mit tropfenförmigem Grundriss, die während der Eiszeit entstanden sind

40 | Natur und Landschaft 41 Erfolgreiches Vernetzungsprojekt Die Stadt Uster informiert die Bevölkerung regel­ Die Stadt Uster fördert lokale Natur- und Landschaftsschutzkommission Wichtiger Teil der ersten LEK-Etappe war die mässig über die Qualitäten in den Bereichen naturschonende Produktekreisläufe In Uster gab es in den letzten Jahrzehnten ver­ ­Erarbeitung und Umsetzung des Vernetzungs­ ­Erholung, Wohnen und Natur. Beispielsweise Der Verein «Uster Plus» vernetzt Produzentinnen schiedene Kommissionen, die sich mit Natur und projektes. Mittels gezielter Bewirtschaftung sol­ führt sie regelmässig Stadtwanderungen zu und Produzenten mit Konsumentinnen und Kon­ Landschaft beschäftigten. Von 2003 bis 2005 war len naturnahe Lebensräume wie Blumenwiesen, ­Themen der Landschaft durch. 2014 und 2015 sumenten. Er unterstützt Landwirte im Aufbau es die LEK-Kommission, zwischen 1986 und 2002 Buntbrachen, Obstgärten und Hecken gepflegt ­wurden bei Ökoflächen Informationstafeln für von lokalen natur- und landschaftsschonenden sowie ab 2014 die «Natur- und Landschafts­ sowie ökologisch und gestalterisch aufgewertet ­Naherholungssuchende und Interessierte auf­ Produktekreisläufen. Die Stadt Uster unterstützt schutzkommission (NLK)».52 Die Kommission setzt werden. Landwirte, die die Bewirtschaftung auf gestellt, die Informationen zu den Bewirtschaf­ die Tätigkeiten des Vereins im Rahmen des sich für folgende Ziele ein: die Bedürfnisse ausgewählter Tier- und Pflanzen­ tungsmassnahmen sowie zu den ­geförderten ­Vernetzungsprojektes (siehe S. 42). arten ausrichten, haben einen Anspruch auf Tier- und Pflanzenarten enthalten. ▪▪Naturobjekte und natürliche Landschafts­ ­Bonusentschädigungen. Um die Bekanntheit der lokalen Produkte zu formen in ihrer Eigenart, Vielfalt und Schönheit ­fördern, ist «Uster Plus» beispielsweise am zu erhalten Das Vernetzungsprojekt verläuft äusserst erfolg­ Abb. 20 ­Wochenmarkt oder an der Uster-Messe vertreten. ▪▪Lebensräume für die Erhaltung der vielfältigen reich. Zwei Drittel der Landwirte beteiligen sich Zielerreichung LEK, Biodiversitätsförderflächen Zusätzlich dient «Uster Plus» für die Mitglieder heimischen Flora und Fauna sicherzustellen,

am Projekt. Der Anteil der ökologisch wertvollen in ha des Vereins als Plattform zur Vermarktung ihrer aufzuwerten und zu vernetzen Flächen konnte sukzessiv gesteigert werden, ­Produkte. Sich einem offenen und konstruktiven Dialog 250 ▪▪ ­beträgt heute mehr als 20 % der landwirtschaft­ zu stellen und die Anliegen des Natur- und lichen Nutzfläche und übersteigt den vom Kanton Landschaftsschutzes zu koordinieren sowie der 200 vorgeschlagenen Flächenzielwert deutlich (siehe Öffentlichkeit näher zu bringen Abb. 20). In den vergangenen Jahren konnten über 700 Hochstamm-Obstbäume, markante 150 ­Einzelbäume und zahlreiche Hecken gepflanzt ­sowie rund 25 Hektaren neue Blumenwiesen und 100 Buntbrachen angelegt werden. Der Stadtrat hat 52 Präsidiert wird die NLK vom Abteilungsvorsteher Bau, weitere sechs Mitglieder sollen die Nutzer­ im Mai 2015 entschieden, das Vernetzungsprojekt 50 gruppen aus Biologie, Landschaft, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd und Erholung repräsentieren bis 2022 fortzuführen.50

0 Regelmässige Information Ziel 2009 2010 2011 2012 2013 2014 der Bevölkerung Ziel der zweiten Etappe des LEK war es insbe­ Quelle: Baudirektion Kanton Zürich, Fachstelle Naturschutz sondere, die Siedlung so gut wie möglich in die Landschaft einzubinden sowie Frei- und Grünräu­ FAZIT GEPLANTE MASSNAHMEN me in ihrer ökologischen und gestalterischen Viel­ falt zu erhalten. Unter anderem bildet der Aabach ▪▪Uster verfügt mit seinen Instrumenten zum ▪▪Die Natur- und Landschaftswerte in Uster sol­ hierbei ein landschaftlich wertvolles Rückgrat mit Schutz der Landschaft und der Natur – len langfristig erhalten und gemäss LEK geför­ hoher Erholungs-, Erlebnis- und Naturqualität. dem Inventar und der Schutzordnung der dert werden. Der Kantonsrat hat im Juni 2015 entschieden, die ­schützenswerten Natur- und Landschafts­ ▪▪Die Massnahmen gemäss LEK sollen umge­ Sanierung der zwölf historischen Wasserkraft­ objekte sowie dem Landschaftsentwick­ setzt und das Erreichen der Zielwerte sicher­ anlagen zwischen und Uster zu lungskonzept – über effektive Möglichkeiten gestellt werden. ­finanzieren.51 zur Beeinflussung der Landschafts­gestal­tung. ▪▪Inventarisierte naturnahe Lebensräume sollen ▪▪Die Landschaft gerät zunehmend unter Druck: in quantitativer und qualitativer Hinsicht lang­ Siedlungsflächen dehnen sich auf Kosten der fristig gesichert und sachgemässe Pflege ge­ Landwirtschaftsflächen aus. Die Zersiedelung währleistet werden. führt unter anderem zu einer Beeinträchtigung ▪▪Das Verständnis über Zusammenhänge von der landwirtschaftlichen Produktionsfläche und Natur- und Landwirtschaftsanliegen soll bei der Lebensräume für Tiere und Pflanzen. der Bevölkerung und Interessengruppen ▪▪Es ist wichtig, die Anliegen von Natur und ­gefördert werden. Landschaft vermehrt anzusprechen, die ▪▪Die Koordination und Kommunikation zwischen ­Bevölkerung zu sensibilisieren und das Land­ Landwirtschaft, Natur und Landschaft, Bei­ schaftsverständnis zu fördern. tragswesen, Jagd, Forstwirtschaft, lokaler ­Produktion und Vermarktung sowie die Infor­ mation der Bevölkerung sollen sichergestellt werden.

MEHR ZUM THEMA

▪▪Amt für Landschaft und Natur, www.aln.zh.ch > Landwirtschaft > Landschaftsqualität ▪▪www.usterplus.ch

50 www.uster.ch/news, Erfolgreiche Landschaftsentwicklung, 05.06.2015 51 www.nzz.ch, Sanierung der Aabach-Kraftwerke, Neuer Strom aus alten Anlagen, 08.06.2015

42 | Natur und Landschaft 43 WALD

Der Wald prägt das Landschaftsbild, bietet Die Wachstumsbedingungen für den Wald haben ­Lebensraum für Pflanzen und Tiere, ist Erholungs­ sich an vielen Orten verschlechtert.55 Eine Bedro­ raum für die Menschen und schützt vor Natur­ hung für den Wald stellen insbesondere die Stick­ gefahren. Er ist zudem ein wichtiger Energie- und stoff-Immissionen dar, die zur Versauerung der Rohstofflieferant, reinigt die Luft und klärt das Böden beitragen (siehe Kapitel Luft/Boden). Eine Trinkwasser. Der Wald ist deshalb besonders Versauerung führt unter anderem zu einer ver­ schützenswert. ringerten Bodenfruchtbarkeit und zu einem Nähr­ stoffungleichgewicht, was wiederum die Filter­ Etwa 32 % der Schweizer Landesfläche sind be­ leistung beeinträchtigt. Längerfristig könnte waldet.53 In den letzten Jahren ist die Waldfläche dadurch eine technische Trinkwasseraufbereitung stetig gewachsen. Dieses Wachstum fand jedoch nötig werden. Die Waldpolitik 2020 zielt daher auf vor allem in den Alpen statt, im Mittelland stag­ einen Rückgang der Stickstoff-Immissionen auf niert die Fläche. Mit einem Waldanteil von rund maximal 20 Kilogramm pro Jahr und Hektare.56 29 % der Kantonsfläche liegt der Kanton Zürich Als forstwirtschaftliche Möglichkeit bietet sich die unter dem schweizerischen Mittel, aber über dem Förderung der Baumartenvielfalt an, da diese Durchschnittswert des Mittellands (25 %). Der dem einseitigen Nährstoffentzug entgegenwirkt. Kanton Zürich ist der drittgrösste Holzproduzent der Schweiz.54 Eine weitere Herausforderung für die Wälder ist der Klimawandel, der voraussichtlich aufgrund In den 1980er-Jahren war das «Waldsterben» ein der höheren Temperaturen und längeren öffentlich breit debattiertes Umweltthema, das ­Trockenperioden im Sommer eine Veränderung die Besorgnis über das Aussterben des Waldes der Baumarten mit sich bringen wird. ausdrückte. Heute wird eher davon ausgegangen, dass es dem Wald besser geht als damals ange­ nommen. Dennoch kommt eine Langzeitstudie des Instituts für Angewandte Pflanzenbiologie ­ zu einem ernüchternden Ergebnis:

53 www.bafu.admin.ch > Themen > Wald 54 www.aln.zh.ch > Wald > Zürcher Wald 55 www.waldbeobachtung.ch 56 Schweizerischer Bundesrat, Umwelt Schweiz 2015

44 | Wald 45 SITUATION IN USTER Abb. 21 Seltener Eibenbestand auf Sturm «Lothar» schaffte Eigentumsverhältnisse des Ustermer Walds dem Schlosshügel pflegeintensive Jungwälder Waldentwicklungsplan als Grundlage Es wird geschätzt, dass die Buche die am weites­ Der Sturm «Lothar» wirkte 1999 in der Region Privatwald Stadtwald Kantonswald für den Ustermer Forstdienst ten verbreitete Baumart ist, gefolgt von der Uster – wie auch in anderen Gegenden der Damit der Wald seine Funktionen auch künftig ­Fichte, Tanne, dem Bergahorn und der Esche. Schweiz – besonders heftig. Viele Waldbestände erfüllen kann, hat der Kanton Zürich den für Das Verhältnis von Laubholz zu Nadelholz dürfte wurden wegen des Sturms selbst, aber auch Waldeigentümer verbindlichen Waldentwick­ rund 50:50 betragen. Da die Baumartenpalette ­wegen Folgeschäden wie dem Käferbefall stark lungsplan (WEP) erarbeitet. Der WEP erfasst und sehr gross ist, ist der Wald gut für die Zukunft in Mitleidenschaft gezogen. gewichtet die verschiedenen Ansprüche an den ge­rüstet. Wald, legt die langfristigen Ziele der Waldent­ Als Folge des Sturms sind 50 % der Waldflächen wicklung fest, zeigt Interessenkonflikte und Voll­ Eine Besonderheit findet sich auf dem Schloss­ in Uster weniger als 15 Jahre alt und gelten als zugsprioritäten auf und macht Aussagen über das hügel, wo die sonst auf dem Gemeindegebiet Jungwald. Sie sind besonders pflegeintensiv und weitere Vorgehen. Somit dient er dem Ustermer ­nirgends anzutreffenden Eiben besonders gut ergeben keinen Holzertrag. Es wird einige Jahre Forstdienst als wichtige Grundlage für die täg­ wachsen. Da dort kein Wild lebt und sie nähr­ dauern, bis die Holzerträge auf dem Gemeinde­ liche Arbeit im Wald. stoffarme Böden bevorzugen, finden sie an den gebiet wieder das Niveau der Jahre vor «Lothar» steilen, ­felsigen und schattigen Abhängen des erreicht haben. 26 % der Gemeindefläche ist bewaldet Hügels beste Bedingungen vor. Bei Forstarbeiten Die totale Waldfläche auf dem Gemeindegebiet wird die Eibe begünstigt, vor allem, weil sie eine der Stadt Uster beträgt 733 Hektaren, was 26 % langfristig gefährdete Art ist. der Gemeindefläche entspricht. Ein Grossteil der Waldfläche ist Eigentum von Privaten und Korpo­ rationen, 20 % gehören der Stadt Uster (siehe Abb. 21). Jedes Jahr werden rund 25 bis 30 ­Hektaren des Ustermer Waldes gepflegt, 2013

waren es 26 Hektaren. Quelle: Geographisches Informationssystem der Stadt Uster, 1 : 100 000

Grundsätzlich wird der Wald multifunktional ge­ nutzt, je nach Gebiet gibt es jedoch unterschied­ In Uster überwiegt liche Schwerpunkte (Vorrangfunktionen). So steht der Waldmeister-Buchenwald zum Beispiel im Näniker Hard – dem anteilsmäs­ In der Forstwirtschaft werden unterschiedliche sig grössten Teil des Stadtwaldes – die Holznut­ Waldtypen beziehungsweise Waldgesellschaften zung im Vordergrund, bei den stadtnahen und unterschieden, die je charakteristische Arten­ innerstädtischen Wäldern hingegen die Erholung kombination aufweisen. Die Waldgesellschaften und der Naturschutz. Im Jungholz westlich der beschreiben einen natürlichen Idealzustand ohne Stadt befindet sich beispielsweise ein Orchideen­ die Einwirkung des Menschen und können standort von überkommunaler Bedeutung. ­dadurch von der tatsächlich beobachtbaren­ ­Artenkombination abweichen. FAZIT GEPLANTE MASSNAHMEN Die Waldgesellschaften können in der Wald­­- ve­getationskarte des Kantons Zürich nach­ ▪▪Der Sturm «Lothar» hat auf dem Ustermer ▪▪Der Wald soll weiterhin so bewirtschaftet geschlagen werden.57 In Uster überwiegt der Gemeindegebiet einschneidende Schäden ­werden, dass er seine gesellschaftlichen, Waldmeister-Buchenwald. Dabei handelt es sich ­hinterlassen. ­ökologischen und ökonomischen Funktionen um Buchen- oder Buchenmischwälder, die nach ▪▪Um die vielfältigen Ansprüche an den Wald zu ­nachhaltig und uneingeschränkt erfüllen kann. dem dort ­typischerweise anzutreffenden Wald­ koordinieren, hat der Kanton mit dem Wald­ ▪▪Der städtische Wald soll entsprechend den meisterkraut benannt sind. entwicklungsplan ein effizientes Instrument festgelegten Schwerpunkten (Vorrangfunk­ erstellt. tionen) fachmännisch gepflegt werden. ▪▪Stickstoff-Immissionen führen zur Versaue­ ▪▪Die Naturwerte wie alt- und totholzreiche rung der Böden. Dadurch wird die Bodenfrucht­ Waldpartien, strukturreiche Waldränder, barkeit beeinträchtigt und das Nährstoffgleich­ ­seltene Waldstandorte und gefährdete gewicht gerät aus der Balance. ­Pflanzen- und Tiervorkommen sollen erhalten ▪▪Der Wald erfüllt heute vielfältige Ansprüche: und ­gefördert werden. Für Pflanzen und Tiere ist er Lebensraum, für die Menschen Erholungsraum. Er liefert Bau­ holz, ist Energielieferant, reinigt die Luft und MEHR ZUM THEMA klärt das Trinkwasser. ▪▪www.wald.kanton.zh.ch ▪▪Vegetationskundliche Kartierung der Wälder im Kanton Zürich, maps.zh.ch ▪▪Bundesamt für Umwelt, BAFU, www.bafu.admin.ch > Themen > Wald ▪▪www.waldbeobachtung.ch

57 www.maps.zh.ch > Vegetationskundliche Kartierung der Wälder im Kanton Zürich

46 | Wald 47 Herausgeberin Stadt Uster Bahnhofstrasse 17 8610 Uster www.uster.ch

Projektleitung Abteilung Gesundheit, Abfall und Umwelt

Projektmitarbeit Abteilung Bau, Fachgruppe Energie, Energie Uster AG

Fotografie Alex Lörtscher, Uster

Layout MADdesign, Uster

Korrektorat Wortstark, Zürich

Druck Druckerei Zimmermann GmbH, Uster

Bezugsquelle www.uster.ch/ umweltaktionen

November 2015