Reich- Weiten Und Wert Des ARD-Medienverbunds
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Media Perspektiven 10/2018 | 462 Auftrag für eine funktionierende Demokratie, die Ergebnisse der ARD-Akzeptanzstudie 2018 auf informierte Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist, hat. (1) Die ARD aus Sicht der Bevölkerung: Reich- Kurz und knapp • Die ARD-Akzeptanzstudie erfasste erstmalig die Gesamtreichweite weiten und Wert des des ARD-Medienverbunds und erhob die Akzeptanz der Public- ARD-Medienverbunds Value-Leistungen. • 96 Prozent der deutschsprechenden Bevölkerung werden pro Von Birgit van Eimeren* und Andreas Egger* Woche von den Angeboten der ARD erreicht. • Hohe Reichweiten zeigen sich quer durch alle Landesteile und generationenübergreifend. Ö.-r. Rundfunk in Die Aufgaben und Leistungen des öffentlich-recht- • Zwei Drittel der Bevölkerung attestieren der ARD eine hohe der Diskussion lichen Rundfunks wurden gerade in den letzten Bedeutung für ihr eigenes Leben, 78 Prozent eine hohe Relevanz Monaten intensiv diskutiert. Die Vorstellungen zur für die Allgemeinheit. zukünftigen Ausgestaltung seines Auftrags reichen • Besonders geschätzt werden ihr verantwortungsvoller Journalismus von seiner Stärkung, da angesichts einer immer sowie vertrauenswürdige und vielfältige Programminhalte. fragmentierteren Gesellschaft seine Funktion als wichtiger denn je eingeschätzt wird, bis hin zur Beschränkung auf den vermeintlichen „Kernauf- In Deutschland haben allein die Daten aus den ARD-Akzeptanzstudie trag“, gemeint im Sinne eines Rückzugs aus für Währungsstudien AGF Videoforschung und Media- erfasst die Gesamt- Publikumsmehrheiten attraktiven Programmspar- Analyse Audio schon immer aufgezeigt, wie hoch reichweite und den ten. Der Rundfunkbeitrag scheint, zumindest der die Akzeptanz der öffentlich-rechtlichen Fernseh- Public Value der ARD veröffentlichten Meinung zufolge, manchen Bürgern und Radioangebote in der Bevölkerung ist. Allein ein Ärgernis zu sein. Hinzu kommt, dass der öffent- die Fernsehprogramme der ARD, also Das Erste, liche Rundfunk in vielen europäischen Ländern die sieben Dritten Programme, One, tagesschau24, Angriffen radikaler Parteien ausgesetzt ist, die eine der vom BR betriebene Bildungskanal ARD-Alpha Beschränkung seiner Inhalte und Ausspielwege sowie die gemeinsam mit dem ZDF bzw. weiteren anstreben. europäischen Partnern veranstalteten TV-Program- Kritik an den Medien und der Arbeit der Journa- me KiKA, Phoenix, 3sat und arte schalteten 2017 listen hat es immer gegeben. Sie ist essenzieller laut AGF Videoforschung wöchentlich 78,4 Prozent Bestandteil des meinungsbildenden Diskurses einer der Zuschauer ab 14 Jahren in Deutschland ein. freiheitlichen Demokratie. Jedoch haben in den Die Radioprogramme der ARD und des Deutsch- letzten Jahren die Angriffe gegenüber dem öffent- landradios erreichten wöchentlich 67,8 Prozent lich-rechtlichen Rundfunk an Schärfe zugenommen. Personen ab 14 Jahren. (2) Allerdings beziehen sich Neben dieser medien- und gesellschaftspoli- diese Währungsstudien immer nur auf Video oder tischen Debatte wird dem öffentlich-rechtlichen Audio und liefern so nur wenige Anhaltspunkte Rundfunk mitunter auch vorgeworfen, dass das über die Höhe der medienübergreifenden Gesamt- junge Publikum seine Angebote wenig nutze, seine reichweite des ARD-Verbundes mit allen seinen Leistungen weniger bekannt seien und ihm gerade Fernseh- und Radioprogrammen sowie den Digi- von jungen Menschen nur mäßige Wertschätzung talangeboten. Um diese Gesamtakzeptanz zu er- entgegengebracht werde. In diesen Aussagen heben, war eine Single-Source-Untersuchung not- kommt mehr oder wenig unterschwellig die Mei- wendig. Diese wurde mit der „ARD-Akzeptanzstudie nung zum Ausdruck, dass der öffentlich-rechtliche 2018“ konzipiert, um die medienübergreifende Rundfunk in seiner jetzigen Ausgestaltung ein Gesamtreichweite des ARD-Verbundes ebenso wie „Auslaufmodell“ sei, das nur noch wenig zu einem die Einschätzung seines gesellschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Konsens beitragen könne. individuellen Wertes („Public Value“) zu ermitteln. Entsprechend verfolgte die „ARD-Akzeptanz- Ö.-r.-Rundfunk und Auf der anderen Seite zeigt eine im März 2018 studie 2018“ zwei zentrale Ziele: sein Beitrag zum stattgefundene Volksabstimmung in der Schweiz 1. Erhebung der plattformübergreifenden Ge- gesellschaftlichen über die „No Billag“-Initiative der Kritiker der samtreichweite des ARD-Verbundes sowie der Zusammenhalt Schweizer Rundfunkgesellschaft (SRG), dass eine Reichweite der verschiedenen Angebote der ARD breite Mehrheit unverändert hinter dem öffentlich- in der Gesamtbevölkerung und in den unterschied- rechtlichen Rundfunk steht. 71,6 Prozent der lichen gesellschaftlichen Gruppen. Insbesondere Schweizer lehnten das „Ja zur Abschaffung der standen dabei auch die Fragen im Vordergrund, Radio- und Fernsehgebühren (Abschaffung der welchen Beitrag die regionalen und nationalen An- Billag-Gebühren)“ ab. Diese Bevölkerungsmehrheit gebote sowie die Fernseh- und Radioprogramme hat erkannt, welche Bedeutung der Public-Service- zu dieser Gesamtreichweite leisten. Da der ARD- Verbund seine Inhalte auf den unterschiedlichsten Ausspielwegen distribuiert, sollte darüber hinaus * BR-Unternehmensanalyse und Medienforschung. ermittelt werden, welche Rolle die ARD-Digitalan- Die ARD aus Sicht der Bevölkerung: Reichweiten und Wert des ARD-Medienverbunds 463 | Media Perspektiven 10/2018 Abb. 1 ARD-Akzeptanzstudie 2018 Aufbau des Studienteils zur Reichweitenerhebung 1. Mediennutzung (allgemein, Plattformen im Internet) Filter für 2. 2. Zeitfilter: Radio: gestützte Abfrage von Programmen nach ma-Splits plus offene Abfrage weiterer Ermittlung des Weitesten Nutzerkreises (WNK) = Programme. Stützung der nationalen Programme des Deutschlandradios und Klassik innerhalb der letzten 14 Tage genutzt. Radio in allen Splits. Stützung der Programme der Landesrundfunkanstalten (inkl. digitale Programme) in allen Splits der jeweiligen Sendegebiete. für alle Angebote im WNK TV: gestützte Abfrage der national verbreiteten öffentlich-rechtlichen Programme und ausgewählter privater Wettbewerber (reichweitenstärkste Programme plus Nachrichtenkanäle) sowie je Bundesland des jeweiligen Dritten Programms und der 3. Letztmalige Nutzung: übrigen Dritten als Sammelkategorie. Offene Abfrage weiterer Programme. Ermittlung der Wochenreichweite (= innerhalb der letzten Woche genutzt) bzw. der Tagesreichweite Online: plattformspezifische Abfrage in Blöcken. letzter Block (= gestern genutzt) digitale Plattformen als a) „Webseiten und Apps“: gestützte Abfrage der nationalen Einzelangebote von ARD Blockrotation: TV / Radio; und ZDF und ausgewählter Wettbewerber als Sammelkategorien. Je Bundesland für alle „gestern“ gestützte Abfrage der Angebote der jeweiligen Landesrundfunkanstalt und ausgewählter genutzten Wettbewerber als Sammelkategorien. Angebote b) „YouTube“ und „Facebook“: gestützte Abfrage der auf YouTube bzw. Facebook bereitgestellten Inhalte von ARD und ZDF sowie je Bundesland der jeweiligen 4. Nutzung zur aktuellen politischen Berichterstattung: Landesrundfunkanstalt als Sammelkategorien. Tagesreichweite akt. politische Berichterstattung. Quelle: ARD-Akzeptanzstudie 2018. gebote auf den eigenen und auf „fremden“ Platt- ortgröße und Haushaltsgröße sowie zusätzlich nach formen spielen, zum Beispiel die Reichweite auf Wochentagen gewichtet. (3) den eigenen Websites und Apps gegenüber der Nutzung der ARD-Inhalte auf Facebook oder You- Den beiden leitenden Forschungsfragen folgend bil- Befragungsinhalte Tube. deten die Erhebung der Reichweiten der verschie- und Umsetzung 2. Wie wird der Public Value der ARD, im Sinne denen Ausspielwege für die Inhalte des ARD-Me- ihres Wertes für die Gesellschaft sowie für den dienverbunds sowie der Bevölkerungsurteile zum Einzelnen, von der Bevölkerung eingeschätzt? Wert des ARD-Verbunds die beiden wesentlichen Blöcke der Repräsentativbefragung. Dazu wurden Methode im ersten Schritt die Reichweiten der ARD-Ange- Repräsentative Die ARD-Akzeptanzstudie 2018 wurde als telefo- bote nach Mediengattungen im jeweiligen Konkur- Befragung von nische Repräsentativuntersuchung (CATI) durch- renzumfeld abgefragt, um realistische Ergebnisse 1 502 Personen geführt. Um größtmögliche Repräsentativität zu er- zu erhalten. Zur Vermeidung von Reihenfolge-Effek- reichen, wurde ein sogenannter Dual-Frame-Ansatz ten wurden die Erhebungsblöcke für die Medien- verfolgt, das heißt, es wurden sowohl Interviews gattungen Hörfunk und Fernsehen zufällig rotiert, über Festnetz- als auch über mobile Telefonan- der Erhebungsblock zu den Onlineangeboten bil- schlüsse geführt. Der Anteil der über Mobiltelefon dete jeweils den Abschluss des ersten Studienteils. befragten Personen lag bei rund 20 Prozent. Grund- Die Erhebung selbst lehnt sich an die Methodik gesamtheit für die Untersuchung war die deutsch- der Währungsstudie Media-Analyse Radio an (vgl. sprechende Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutsch- Abbildung 1). (4) Die Basis bildet jeweils der soge- land. Aus dieser Grundgesamtheit wurde eine natio- nannte Zeitfilter, in dessen Rahmen erhoben wird, nal repräsentative Stichprobe von 1 502 Personen ob der Befragte innerhalb der letzten 14 Tage mit befragt. Die Stichprobenziehung erfolgte auf Basis einem bestimmten Angebot Kontakt hatte („Wei- der ADM-Auswahlgrundlage für Telefonstichproben tester Nutzerkreis“). Für alle Angebote im Weitesten bzw. der ADM-Auswahlgrundlage für Mobilfunk- Nutzerkreis können im Anschluss über die Abfrage stichproben. der letztmaligen Nutzung Wochenreichweite („in- Die Befragung wurde als Stichtagsuntersuchung nerhalb der letzten Woche genutzt“)