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UniReport UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 | Jahrgang 47 | Goethe-Universität Frankfurt am Main 6.14 Stabwechsel Werner Müller-Esterl übergibt an Birgitta Wolff Interview Seite 8 und 9 www.unireport.info Foto: Dettmar

Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Sind die Studierenden politikmüde? nicht nur das ereignisreiche Jubilä- umsjahr, sondern auch die Amtszeit von Universitätspräsident Werner Fragen an den AStA-Vorsitzenden Daniel Katzenmaier zum neuen Müller-Esterl nähert sich dem Ende. Studierendensurvey­ Komplexe Atmosphäre 11 Birgitta Wolff übernimmt am 1. Ja- nuar die Amtsgeschäfte. Wir haben Geowissenschaftler entwickeln wichtige Bausteine zum Verständnis Müller-Esterl einige Fragen zu sei- Im Abstand von drei Jahren werden im Auftrag des nie hat wirklich mitbestimmen können, warum sollte ner sechsjährigen Präsidentschaft von Wolken- und Wetterphänomenen. Bundesbildungsministeriums rund 29.000 Studierende an man das dann an der Uni wollen? gestellt – er zieht insgesamt eine Hochschulen und Fachhochschulen zu ihrer Studiensitu- sehr positive Bilanz, benennt aber auch ‚Baustellen‘ und künftige He- ation befragt. Laut aktuellem Studierendensurvey hat nur Nun war ein Ergebnis des aktuellen Studierenden­ rausforderungen (S. 8/9). Dass die noch knapp ein Drittel der Befragten ein starkes surveys, dass eine Mehrheit der Studierenden insgesamt gerade begonnene Weihnachtszeit Interesse an Politik. mit ihrem Studium zufrieden ist; eine Befragung an der auch für den Soziologen jede Men- Goethe-Uni 2012 hat ein ganz ähnliches Ergebnis ge interessanter Phänomene bereit- Herr Katzenmaier, Bundesbildungsministerin Wanka gebracht. Ist eine solche Zufriedenheit eine gute Voraus- hält, zeigt der Bericht einer Lehrfor- hat auf Grundlage des Surveys die Politikferne der setzung für Interesse und Partizipation an Politik? Let’s say it in English? 15 schungsgruppe unter der Leitung heutigen Studierenden kritisiert. Wenn man sich die Da stellt sich die Frage: Was heißt Zufriedenheit? Ist Schreitet die Englischsprachigkeit von Prof. Stegbauer: Die weih- Beteiligung an der Wahl des Studierendenparlaments an eine Alternative zu den heutigen Verhältnissen denk- unaufhaltsam voran? Oder handelt es nachtlichen Festivitäten mit ihren der Goethe-Uni anschaut, müsste man ihr wahrschein- bar? Eine Frage, die sich gerade die Mitbegründer der sich nur um einen Modetrend? festen Ritualen und Gewohnheiten lich Recht geben, oder? Kritischen Theorie, Adorno und Horkheimer, immer mögen zwar nicht bei allen Zeitge- Wenn man davon ausgeht, dass Studierende gesell- gestellt haben. Wenn man den heutigen Studierenden nossen auf Gegenliebe stoßen. Aber, schaftlich betrachtet über ein höheres Bildungsniveau eine Alternative zur Bologna-Reform vor Augen stel- so ein Ergebnis der Untersuchung, verfügen, muss einen dieses Ergebnis der Studie schon len könnte, würden sie vielleicht merken, dass sie mit versorgt es doch auch die Weih- nachtsskeptiker mit jeder Menge an mulmig stimmen. Die Wahlbeteiligung von 14 –15 % der 50- bis 60-Stunden-Woche, worunter Hobbys und interessantem Klatsch und Tratsch bei den Stupa-Wahlen ist sicherlich sehr niedrig, wobei soziales Leben sicherlich leiden, doch nicht zufrieden wir im Bundesdurchschnitt noch recht gut liegen – bei sind. Wenn nun aber in der Politik von „Alternativ­ über die Mitfeiernden (S. 3). Studieren am Das Team des UniReports wünscht vielen großen Universitäten liegt die Wahlbeteiligung losigkeit“ gesprochen wird, dann färbt das sicherlich Niederräder Ufer 16 Ihnen schöne Feiertage und einen nur bei 3–5 %. Man muss natürlich auch sehen, dass auch auf die Studierenden ab. guten Start ins neue Jahr – und bei Kommunal-, Landtags- oder Europawahlen die Ein Porträt des Medizin-Campus, auf natürlich viel Spaß bei der Lektüre! Beteiligung auch recht niedrig ist. Die Frage ist aber Könnte das Desinteresse an Politik auch daran liegen, dem auch Zeugen der Uni-Geschichte zu besichtigen sind. Dirk Frank doch, warum sich weniger Leute für Politik interessie- dass der Politikbetrieb heute zu komplex, zu undurch- ren, und das ist eine gesamtgesellschaftliche Frage. schaubar ist? Sind aber auch Politikfragen nurmehr Man könnte über Formen der direkten Demokratie sachbezogen zu lösen und nicht mehr mit „Visionen“, sprechen wie z. B. Bürgerbefragungen. Wenn sich die wie vielleicht noch in den 60ern und 70ern? Bundesregierung stärker für mündigere Strukturen an 68 war neu in der BRD, ein erster Bruch mit dem Poli- den deutschen Hochschulen einsetzte, dann würden tikbetrieb, wird daher ganz anders wahrgenommen als sich die Studierenden vielleicht auch für Politik begeis- die Brüche danach. 1977 und 1988 gab es auch in tern. Die Studierendenschaft fordert ja z. B. eine pari- Frankfurt Proteste an der Goethe-Universität, mit Schottet sich Europa ab? 24 tätische Besetzung der Gremien. Aber auch in der neuen Ideen wie beispielsweise Autonomen Tutorien Nico/Photocase Foto: Mr. ­Gesellschaft, in der Schule oder am Arbeitsplatz brau- oder selbstverwalteten Cafés, die immer noch sehr prä- Der Grünen-Politiker Tom Koenigs Johann Wolfgang Goethe-Universität | Postfach 11 19 32 60054 Frankfurt am Main | Pressesendung | D30699D chen wir mehr Partizipation. Wenn man in der Schule gend sind in manchen Fachbereichen. Es gibt auch plädiert in seinem Gastbeitrag für eine Deutsche Post AG | Entgelt bezahlt Fortsetzung auf Seite 6 neue Flüchtlingsstrategie. 2 UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 Aktuell Tierversuche – die Sicht eines Ethikers

von Dieter Birnbacher schen leiden können. Allen leidens- selbst sind, die die Tiere leiden las- Grundlage des deutschen Tier- fähigen Wesen wird ein Eigenwert­ sen, bestehe hinsichtlich der Frage schutzgesetzes. Es begrenzt die Be- Wie weit kann/darf zugeschrieben. Der Biozentrismus der Tierversuche kein ­eigentlicher lastung von Tieren durch von der Tierschutz gehen? ie Debatte um die Zulässig- auf der anderen Seite erkennt einen ethischer Konflikt: Leidenszufü- ­Menschen zugefügte Schmerzen, keit und die Grenzen von derartigen Eigenwert allen Lebe­ gung dürfe nur mit Leidenszufü- Leiden und Schäden und fordert Tierversuche haben eine große wissenschaftlichen Tierver- wesen einschließlich der niederen gung, nicht aber mit Leidenlassen für die Tötung von Tieren einen Bedeutung für den medizini- D suchen ist keine neue Debatte. Sie Tiere und der Pflanzen zu. Einige verglichen werden. Diese – u. a. in „vernünftigen“ Grund – ein unbe- schen Fortschritt. Die ethischen wird spätestens seit dem 17. Jahr- Vertreter dieser Auffassung gehen Deutschland von Ursula Wolf ver- stimmter Rechtsbegriff, der es Verpflichtungen und rechtlichen hundert geführt, mit – wie etwa der sogar so weit, allen nicht-menschli- tretene – Position trifft allerdings ­erlaubt, die Akzeptabilität der Vorgaben haben zugenommen, Briefwechsel zwischen René Des­ chen Lebe­wesen ein gleich starkes auf die Kritik, dass sie mit dem Ge- Gründe den jeweils vorherrschen- doch wird tierexperimentelle cartes mit seinem englischen Brief- Recht auf Leben und Entwicklung bot zwischenmenschlicher Solida- den gesellschaftlichen­ Anschauun- Forschung nach wie vor kritisch partner Henry More zeigt – ähnli- zuzusprechen.­ Prominentestes Bei- rität schwer verträglich ist. Auch gen ­anzupassen. Das Tierschutzge- beäugt oder gar komplett chen Positionierungen, wie wir sie spiel für diese Auffassung ist Albert dann, wenn es nicht der Mensch setz schützt also die Tiere um ihrer abgelehnt. Der Philosoph Dieter heute finden. Allerdings vertritt Schweitzers „Ethik der Ehrfurcht selbst ist, der das Leiden eines selbst willen – im Gegensatz zu Birnbacher beschäftigt sich heute so gut wie keiner mehr die vor dem Leben in allen seinen Er- Schwerkranken verursacht, be- ­älteren Gesetzen, die Tiere nur so- seit vielen Jahren schon mit Auffassung Descartes’, dass Tiere, scheinungsformen“. Sie hat aller- trachtet er sich in der Regel doch weit schützten, wie es die Vermei- der ethischen Dimension von weil sie über keine Sprache verfü- dings die wenig akzeptable Konse- als für die mögliche Verhinderung dung öffentlicher Ärgernisse oder Tierversuchen. Auf der Jahres­ gen, deshalb empfindungslose quenz, keinerlei Differenzierungen und Linderung dieses Leidens einer vermeintlichen Verrohung tagung der Gesellschaft für Automaten­ sind. Allerdings wird zwischen den Arten des Lebendigen nicht weniger verantwortlich als von Menschen erforderte –, was Versuchstierkunde (GV-SOLAS) auch in der gegenwärtigen ethi- zuzulassen und davon abzusehen, für die eines durch Menschen be- aber nicht heißt, dass Tiere auch als im vergangenen September schen Diskussion über den mensch- in welchem Ausmaß Tiere davon, wirkten. Träger von subjektiven Rechten an der Goethe-Universität lichen Umgang mit Tieren überwie- wie Menschen mit ihnen umgehen, Vertreter einer tierethischen mit eigener (durch Stellvertreter hielt er einen viel beachteten gend davon ausgegangen, dass dem subjektiv betroffen sind. Pflicht zur Leidensminderung be- wahrgenommene) Klagebefugnis Vortrag dazu. In seinem Essay Menschen ein grundsätzliches mo- rufen sich im Wesentlichen auf betrachtet werden. Bei der Recht- für den UniReport diskutiert ralisches Recht auf die Verfügung Wann ist Tierleid gerechtfertigt? zwei – insbesondere von Schopen- fertigung von belastenden Tierver- er historische und aktuelle über Tiere und die Nutzung von Die „Tierschutz“-Position ist patho­ hauer formulierte – Argumente: suchen sind von Rechts wegen Positionen und zeigt Grenzen Tieren zu eigenen Zwecken zu- zentrisch, indem sie die Leidens- dass höhere Tiere (zu denen min- zwei Arten komplexer Beurteilung des Tierschutzes auf. UR kommt. Allerdings stößt dieses vermeidung in den Mittelpunkt destens die Wirbeltiere gehören) und Abwägung erforderlich: erstens grundsätzliche Recht an eine stellt. Sie schließt eine Tötung von leidensfähig sind, und dass nicht zu die Gewichtung der auf dem Spiel Grenze, wenn Tiere durch die Tieren nicht aus, fordert aber, dass sehen ist, warum die in allen stehenden tierlichen und mensch- menschliche Nutzung erheblich be- diese möglichst angst- und lei- Ethiksystemen anerkannten Pflich- lichen Güter und zweitens – auf lastet oder ohne hinreichenden densfrei erfolgt. Diese Position ten zur Unterlassung von Leidens- dem Hintergrund der Güterbewer- Grund getötet werden. wird in der gegenwärtigen Diskus- zufügung und zu aktiver Leidens- tung – die Feststellung der „Unum- sion in mehreren Varianten ver- linderung bei Menschen nicht gänglichkeit“ der Belastung der Tierschutz contra Tierrecht/ treten, die sich darin unterschei- gleichermaßen für alle leidens­ Tiere angesichts der Bedeutung der Tierschutz oder Tierrecht? den, welche Trade-offs­ sie zwischen fähige Wesen gelten müssen. Die von dem jeweiligen Versuch erwar- Diese Auffassung kann man grosso der Zufügung von Leiden („Belas- Tatsache, dass Tiere keine Moral- teten Ergebnisse. „Unumgänglich- modo als „Tierschutz-Position“ be- tungen“) bei Tieren einerseits und zeichnen – im Gegensatz zu „Tier- mensch­lichen Gütern andererseits rechts-Positionen“, die Tieren (bzw. zulässt. Die dem aktuellen politi- bestimmten höheren Tieren) wei- schen mainstream und dem deut- Dieter Birnbacher ist seit 1996 Überblick tergehende Rechte zuschreiben. Die schen Tierschutzgesetz entspre- Professor für Philosophie an „Tierschutz“-Position lässt sich ver- chende schwächere ­Variante geht der Heinrich-Heine-Universität

stehen als eine Art „goldene Mitte“ davon aus, dass Belastungen von ­Düsseldorf. Er ist unter anderem zwischen zwei Extrempositionen, Tieren – durch Tierversuche, aber Mitglied der Zentralen Ethik- Aktuell 2 die beide in unserem Kulturkreis in vor allem auch durch die überwie- kommission der Bundesärzte­ Bezug auf Tiere nur (noch) selten gend als belastend einzustufende kammer und der Ethikkommission Forschung 11 vertreten werden, dem Anthropo- landwirtschaftliche Tierhaltung – der Medizinischen Fakultät der zentrismus und dem Biozentrismus. nicht nur zur Verhinderung bzw. Universität Düsseldorf und gehört Reportage 16 Anthropozentrismus bedeutet, dass Minderung menschlichen Leidens dem Wissenschaftlichen Beirat der sich der Umgang mit Tieren allein zu rechtfertigen ist, sondern auch Giordano-Bruno-Stiftung an. am Maßstab menschlicher Interes- durch andere menschliche Güter Jubiläum 18 sen und Gefühle orientiert. Diese wie Leben, Sicherheit, Wissenser- Position war im Westen über Jahr- werb und Genuss. Eine stärkere – Foto: privat Kultur 19 hunderte hinweg dominant. Ihre den Pathozentrismus enger und prominentesten Vertreter waren wörtlicher auslegende – Variante International 20 Immanuel Kant und – repräsentativ fordert, als Rechtfertigungsgrund subjekte und keine möglichen Ver- keit“ der Belastung bedeutet, dass für die christliche Moraltheologie – für die Leidenszufügung bei Tieren tragspartner sind, die in der Lage Alternativmethoden nicht zur Ver- Thomas von Aquin. Kant war ausschließlich die Leidensminde- wären, sich mit dem Menschen fügung stehen, dass der Tierver- Campus 21 durchaus kein Tierverächter, aber rung bei Menschen gelten zu las- über wechselseitig bestehende such im Sinne von refinement opti- den Schutz der Tiere konnte er im sen. Danach lassen sich Belastun- Rechte und Pflichten zu verständi- miert und die Belastung der Tiere, Impressum 25 Rahmen seiner Philosophie ledig- gen von Tieren etwa für Grund- gen, kann danach kein Grund sein, gemessen an der wissenschaftli- lich durch die Pflicht des Menschen lagenforschung und Ernährung diese Pflichten nicht auch für lei- chen, therapeutischen oder ander- Bücher 26 zur Selbstachtung und die Vorsorge nur insoweit rechtfertigen, als sie densfähige Tiere gelten zu lassen. weitigen Bedeutung des Versuchs- gegen Verrohung im Umgang mit indirekt der Leidensminderung Andernfalls bestünden diese Pflich- zwecks, im Sinne der sogenannten Bibliothek 27 Menschen begründen. Kant zufolge dienen. Eine noch stärkere Vari- ten ja auch nicht gegenüber un- 3-R-Regel (Replacement, Reduction, sollten Pflichten nur gegenüber ante vertritt schließlich die Posi- mündigen Menschen. Allerdings Refinement) minimiert wird. ­Wesen bestehen können, die ihrer- tion, dass zwischen Leidenszufü- wird eine Verpflichtung zur aktiven Das Kriterium der Leidensfähig- Freunde 28 seits moralfähig sind. Der Anthro- gung und Leidensminderung eine Fürsorge in der Praxis zumeist nur keit setzt also den Versuchen mit pozentrismus war allerdings bereits ethische Asymmetrie besteht. Da- für Tiere in der Obhut des Men- leidensfähigen Tieren Grenzen, be- Studium 29 vor Kant durch David Hume und nach ist eine aktive Leidenszufü- schen und für von Menschen zu inhaltet aber keine kategorische Jean-Jacques Rousseau in Frage ge- gung bei Tieren grundsätzlich Nutzungszwecken gezüchtete Tiere Ablehnung von belastenden Tier- Menschen 30 stellt worden. Heute wird überwie- ­moralisch bedenklicher als ein anerkannt. Bei Wildtieren stehen versuchen. Vielmehr erlaubt das gend die Kritik geteilt, die ­Jeremy passives Zulassen gleich schwer- einer Fürsorgepflicht u. a. Natur- Kriterium eine Abwägung zwi- Bentham implizit und Arthur wiegender Leiden bei Menschen. schutzüberlegungen entgegen. schen den Belastungen, denen Termine 31 Schopenhauer explizit an Kants Da es die Natur sei, die Menschen Tiere im Versuch ausgesetzt sind, Auffassung übten. Nach beiden an Krankheiten leiden lasse, die Ersetzen, Reduzieren, Optimieren und dem daraus erwartbaren Nut- Der nächste UniReport (1/2015) kommt es nicht darauf an, ob Tiere wir dann mittels Tierversuchen zu Die in der Öffentlichkeit wie in zen für den Menschen. Zugleich erscheint am 06.02.2015, Redaktions- schluss ist der 16.01.2015. denken oder reden können wie bekämpfen suchen, während es der Tierethik vorherrschende Menschen, sondern ob sie wie Men- im Falle der Tierversuche wir „Tierschutz-Position“ ist auch die Fortsetzung auf Seite 22 Aktuell UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 3

Klischees unterm Weihnachtsbaum  Wellness für die Mutter – Alkohol für den Vater  Kunden ie Suche nach Weihnachts- weise deutet sich hier ein veränder- geschenken gestaltet sich tes Rollenbild an.  Djedes Jahr aufs Neue an- strengend. Möglichst persönlich Zeit des Schenkens und des  Traditionelle Bräuche/Anlässe sollte es sein, vielleicht gar etwas Lügens? Adventskalender Selbstgemachtes und bloß nicht das Jedes Jahr die hässliche Krawatte, Arbeitskollegen schriftliche Grüße zu Weihnachten Kirche Gleiche wie schon letztes Weih- der Krimi mit den ungeliebten Kli- Adventskranz Geschwister nachten. Manch ein Schenkender schees oder die Marmelade, die Mutter Weihnachtsmarkt Vater Großeltern wendet sich voller Verzweiflung an nicht gegessen wird. Wir bekom- Weihnachtsfeier (Verein, Firma etc.) Kinder die Internetgemeinde. Nun, dort men immer wieder schon bekannte Vereine Plätzchen backen Adventssonntag Ehepartner findet man keineswegs das erhoffte Geschenke – gerade auch weil es Wichteln Enge Freunde persönliche Geschenk für den Papa. schwer fällt, die Wahrheit darüber Nikolaus Freunde Weihnachtsschmuck Genau im Gegenteil: Da engel- zu sagen. Wenn man ein Geschenk Heiligabend chen83 und wichtel91 den Be- beanstandet, so wirkt dies wie eine Bekannte Weihnachtsfeiertage weitläufigereVerwandtschaft Partner Geschenke schenkten überhaupt nicht kennen, Kritik am Schenkenden. Das Ge- lässt sich hier beobachten, welche schenk auszuschlagen würde die Geschenke der abstrakten Rolle des Beziehung in Frage stellen. Zum Teil Ergänzung Grinch gucken Ego

Vaters zugeordnet werden. Aus ins- erklärt sich das daraus, dass Ge- Shopping Schwager/Schwägerin  gesamt 2.000 Geschenkvorschlägen schenke eine doppelte Bedeutung Schwiegererltern Neuer Partner eines Elternteils für Mutter, Vater, Freundin und besitzen: einerseits die Gabe als Freund ließ sich aufzeigen, welche Handlung, die damit die Anerken- Vorstellungen mit diesen Rollen nung des Beschenkten sowie die Das Netzwerkdiagramm zeigt die Beziehung zwischen Weihnachtsevents und ihren Teilnehmern. An den Kernelementen verbunden sind. Betrachtet man die Beziehung zwischen den Beiden ist die engere Familie beteiligt. Je entfernter die Beziehung, umso weniger gemeinsame Ereignisse stehen für weihnacht­ Geschenkideen für Eltern, dann ausweist und festigt, andererseits liche Treffen zur Verfügung. Die Verbindung zwischen Weihnachtselementen und Teilnehmern ist umso dicker gezeichnet, je öfter diese in den Interviews genannt wurde. zeigt sich, dass diese immer noch der Inhalt, das, was nach dem Aus- dem traditionellen Familienbild ver- packen übrig bleibt. Eine Zurück- haftet sind. Müttern wird unter- weisung würde auch die Intention, fen bei Geschenken ein wenig ein- leerung der Rituale sprechen: Jeder feiern kennt wohl jeder. Solche un- stellt, dass sie sich nach gemeinsa- die mit dem Geschenk verbunden dämmen können. macht’s, doch kaum einer weiß wa- freiwilligen Kontakte, denen man mer Zeit mit ihren Kindern sehnen, ist, betreffen. Die Interviewten sag- rum. Dies ist allerdings unerheblich, nur schwer entrinnen kann, haben und wenn das nicht geht, dann ten, dass je nach Beziehung mehr Die Macht der Mütter denn die Bedeutungsaufladung der aber auch ihr Gutes. Sie versorgen muss wenigstens der Fotokalender an Wahrheit gewagt werden könne; Jedes Weihnachtsfest in jeder Familie­ Rituale entscheidet nicht darüber, ob einen mit neuen Informationen. unter den Weihnachtsbaum. Sehr wenn es sich um eine sehr enge Be- ist unterschiedlich. Das wird zur He- diese stattfinden. Vielmehr entschei- Den unvermeidlichen Events zur häufig werden zudem Wellness und ziehung handelt, ist man eher be- rausforderung, wenn zwei Partner det die Konstellation der teilneh- Weihnachtszeit lässt sich so auch et- Kosmetik empfohlen. Aus Sicht der reit, Kritik zu üben, dann aber nicht sich zum ersten Mal dazu entschlie- menden Personen darüber, welche was Positives abgewinnen: als spru- Forennutzer begießen Väter den im Moment der Bescherung. Offen ßen, Weihnachten gemeinsam zu Feierabend mit Alkohol und ver- ist man eher hinter dem Rücken der verbringen. Untersucht wurde, wie bringen die Freizeit bevorzugt mit Schenkenden, wodurch es mit die- junge Paare aus den verschiedenen ihren Autos. Außerdem werden Ge- ser Person zu einer Art von Kom- Weihnachtselementen, die sie aus schenke für sportliche Aktivitäten plott kommt, was die Beziehung ihren Herkunftsfamilien kennen, ein vorgeschlagen. Oft werden zudem zum Mitwisser festigt. Überspitzt gemeinsames Weihnachtsfest ent- technisches Spielzeug und Fanarti- könnte man sagen, dass fortgesetzte werfen. Was gibt es zu essen? Wann kel empfohlen. Die Geschenkvor- Unwahrheit eine Rückkehr zur gibt es Geschenke? Gehen wir zum schläge für Väter sind deutlich viel- Wahrheit immer mehr verhindert – Gottesdienst? Das Ergebnis zeigt, fältiger als für Mütter. und am Ende fast alle über die Un- dass vor allem Kinder einen Um- Spannend an den Geschenkvor- zufriedenheit Bescheid wissen, nur bruch im Denken über Weihnachten schlägen für Freundin und Freund der Schenkende nicht. Damit es und die Durchführung weihnachtli- ist, dass hier nicht die Geschlechter- nach Möglichkeit nicht so weit cher Rituale aus­lösen. Interessieren rollen im Vordergrund stehen, son- kommt, gibt es vor allem für Kinder sich junge Paare zunächst kaum für dern die Beziehung. In der Vorstel- Wunschlisten, die das Danebengrei- Weihnachten, so gewinnt das Weih- lung der User ist die ideale Freundin nachtsfest durch Kinder wieder an Die Autoren: Mara Kische, Denise Schmelzer, Peter Stumm, Christina Andree, schön und sexy – was in Vorschlä- Bedeutung. In dieser Situation ist es Daniel Marciniak, Svenja Krummnow, Christoph Heckwolf, Valeska Ober-Jung, gen für Dessous und Kosmetik zum Weihnachten – notwendig, die unterschiedlichen Sarah Simon, Mareike Seipel, Natascha Schmidt, Daniela Knob, Alice Neblik, Shalini Tirputhee, Lukas Tron, Marc-Christian Schäfer, Christian Stegbauer Ausdruck kommt. Der Freund wird Soziologisch­ gegen Rituale aus den Herkunftsfamilien eher als schlecht gekleidet, Compu- den Strich gebürstet zusammenzubringen. Durch ge- ter spielend und sportlich darge- meinsame Aushandlung entsteht Bräuche durchgeführt werden. Sind delnde Informationsquelle zum Jah- stellt. Die Geschenkeberater im In- Was schenken wir unseren eine neue, ganz eigene Tradition. zum Beispiel Kinder im Haus, gibt resende, die einen mit dem neuesten ternet stellen sich die beiden Lieben? Wie unehrlich sind Dabei spielt vor allem die Mutter es das volle Weihnachtsprogramm, Klatsch und Tratsch versorgt. Die Partner als sehr ineinander verliebt wir an Weihnachten? Wie eine herausragende Rolle. Sie initi- vom Besuch des Weihnachtsmarktes soziologische Netzwerkforschung vor. Deshalb beziehen sich fast alle verändern sich Traditionen, iert die Gestaltung des Festes und über die Nikolausfeier bis zum ge- sagt, dass uns die Menschen, mit de- Geschenküberlegungen auf ge- wenn junge Familien beginnen, dessen Bestandteile. Diese Beobach- meinsamen Plätzchenbacken. Wer- nen wir uns nur selten treffen, mit meinsame Aktivitäten: Urlaub, ihr eigenes Weihnachten zu tung unterstützt die Vermutung, dass den die Kleinen älter und verlassen Informationen versorgen, an die wir Städtetrip, romantisches Abendes- gestalten? Mit wem kommen die Macht darüber, wie das Weih- die elterliche Obhut, geht man lo- sonst nur sehr schwer herankom- sen, Kuscheln, Sex. Eine alternative wir anlässlich der Feiertage nachtsfest begangen wird, fest in ckerer mit den Ritualen um. men können. Es kann gut sein, dass Idee ist das Bedrucken von Tassen, in Kontakt? Diesen Fragen ist Frauenhand liegt. Diese Rolle scheint wir so für uns wichtige Neuigkeiten Alle Jahre wieder – unfreiwilliges T-Shirts, Mousepads etc. mit Fotos, eine Lehrforschungsgruppe trotz Emanzipation und Umdenken entdecken. Die Untersuchungen Wiedersehen wodurch die Angebetete oder der des Fachbereichs Gesell- in Fragen der Arbeitsteilung zwi- zeichnen ein Weihnachtsfest, wel- Traumprinz an den oder die andere schaftswissenschaften unter schen den Geschlechtern gerade an Die Untersuchung der verschiede- ches in Traditionen erstarrt ist und immer erinnert werden soll. Wäh- Anleitung von Prof. Christian Weihnachten unveränderlich zu sein. nen Events rund um Weihnachten insbesondere traditionelle Geschlech- rend die Beziehung zu Vater und Stegbauer nachgegangen. zeigt auf, mit wem man sich zu wel- ter- und Familienrollen eher festigt Sinnentleerte Rituale Mutter kaum zu lösen ist, muss Hierfür wurden 32 qualitative chem Anlass trifft (siehe Netzwerk- als in Frage stellt. die Paarbeziehung gepflegt werden, Interviews durchgeführt und Wie beschrieben entwickeln Fami- graphik). Je näher sich die Personen Lehrforschungsgruppe Prof. Stegbauer damit sie nicht einfach eines Tages 2.000 Geschenkvorschläge aus lien ihre eigene Weihnachtskultur. der Kernfamilie stehen, an umso wieder zerbricht. Übrigens müsste Hilfeforen im Internet ausge- Allerdings bleibt die Frage nach dem mehr Weihnachtselementen neh- sich das Vorurteil „Frauen verste- wertet. Mit der Datensamm- „Warum“ der Bräuche offen, nie- men diese gemeinsam teil. Weih- Mehr Informationen zu dem Projekt hen nichts von Technik“ eher auf lung wurde bereits im Sommer mand fragt mehr danach. Wer weiß nachtszeit steht aber auch für die finden Sie unter: Mütter beziehen, denn Freundin- begonnen. Jetzt liegen erste schon, warum wir an den vier Ad- unfreiwillige Pflege von Be­  http://weihnachtssoziologie. nen, wird der Umgang mit Technik Ergebnisse vor. ventssonntagen Kerzen anzünden? ziehungen. Anstandsbesuche und wordpress.com durchaus zugetraut. Möglicher- Man kann hier von einer Sinnent- obligatorische­ Betriebsweihnachts- 4 UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 Aktuell Thomas Piketty: Die Reichen werden immer reicher Französischer Wirtschaftsprofessor stellt sein Buch »Das Kapital im 21. Jahrhundert« an der Goethe-Universität Frankfurt vor

Thomas Piketty, Forschungsdirektor zahl von Grafiken. Diese zeigen, mel zusammen, die schon als here Besteuerung von Vermögen an der EHESS Paris und Wirtschafts- dass die Ungleichheit der Vermö- die neue „Weltformel“ bezeichnet mit Spitzensteuersätzen von bis zu professor an der Paris School of gensverteilung in den Jahren von wird: r > g. Das „r“ in der Formel 80 Prozent. Economics, kam am 10. Oktober 1930 bis 1975 weltweit zunächst steht für die Rendite, die man auf Trotz seines internationalen Erfol- anlässlich der Veröffentlichung der abgenommen hat. Diese Entwick- sein Vermögen erhält, und das „g“ ges präsentiert sich Piketty in deutschen Ausgabe seines Buches lung, erklärt Piketty, sei aber vor al- für das Wirtschaftswachstum bzw. Frankfurt bescheiden und betont „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ an lem auf ungewöhnliche Ereignisse den Anstieg der Arbeitseinkom- immer wieder, dass die von ihm die Goethe-Universität. Auch hier wie den zweiten Weltkrieg, die men. Laut Piketty bedeutet diese zusammengestellten Daten durch- stieß Piketty auf großes Interesse bei Weltwirtschafts- und Ölkrise zu- Ungleichung, dass die Menschen, aus nicht fehlerfrei und lückenlos Studierenden und Fachkollegen. rückzuführen, die einen Großteil die bereits über ein großes Ver­ seien. Vielleicht will er damit den der Vermögen zerstört hatten. mögen verfügen, ihr Geld viel kritischen Stimmen zuvorkom- Die Ungleichheit nimmt zu Schaue man sich dagegen die schneller vermehren können als men, die in den letzten Monaten Pikettys umfangreiche Datensamm- Einkommensverteilung in den USA die Löhne und Gehälter der weni- immer wieder an der Vollständig- lung und -analyse hat weltweit eine seit 1980 an, so Piketty, zeige sich ger Vermögenden ansteigen. Die keit seiner Daten und den daraus Debatte über die ungleiche Vertei- eindeutig, dass die Ungleichheit in Mittelschicht mit ihren Arbeitsein- resultierenden Ergebnissen ge- lung von Einkommen und Vermö- dieser Zeit stark zugenommen hat. kommen fällt also im Zeitverlauf zweifelt haben. Piketty hat die in gen angestoßen. Der französische Seit den 1980er Jahren sei die Wirt- immer weiter hinter den Reichen seinem Buch verwendeten Daten Ökonom vertritt die These, dass im schaft in den USA zwar kräftig ge- zurück und die Ungleichheit auf seiner Webseite öffentlich zur Kapitalismus die Reichen auf Dauer wachsen, allerdings habe die Mittel- wächst. Damit konzentriert sich Verfügung gestellt und möchte die immer reicher und die Armen im- schicht davon kaum profitiert. In Foto: Dettmar der Reichtum zunehmend in den Datensätze auch in Zukunft weiter mer ärmer werden. Die Ungleich- Deutschland könne man eine ähnli- Händen weniger Menschen. Genau vervollständigen. Eine umfangrei- heit nimmt also zu. Belegen will che Entwicklung beobachten, erläu- drei Mal so schnell wächst wie das das sei in den letzten Jahrzehnten che Sammlung von Daten zu Ein- ­Piketty diese These anhand histori- tert Piketty. Auch hier hätten die Vermögen aller anderen. verstärkt der Fall gewesen, so kommen und Vermögen hält Pi- scher Daten, die bis ins 18. Jahr- mittleren Einkommen trotz wirt- ­Piketty. Er hält es für wahrschein- ketty für sinnvoll, da dadurch mehr hundert zurückreichen. schaftlichem Aufschwung wenig Die »Weltformel« lich, dass die Schere zwischen Arm Transparenz entsteht und eine fun- Die Ergebnisse seiner Datenana- zugelegt. Piketty hat außerdem fest- Doch was ist der Grund für diese und Reich in Zukunft noch weiter diertere Diskussion über Themen lyse präsentiert Piketty seinem Pub- gestellt, dass das Vermögen der Su- Entwicklung? Piketty fasst seine auseinandergehen wird. Um dies wie Ungleichheit und Besteuerung likum in Frankfurt mit einer Viel- perreichen jährlich durchschnittlich Ergebnisse in einer einfachen For- zu verhindern, fordert er eine hö- möglich wird. Ina Christ

Ein Homininen-Schädel aus dem Drucker Virtuelle Anthropologie für die Schule

ie fossilen Funde von Kno- Ablenkung paralleler Lichtstreifen stufe, die in der Lehrerfortbildung und Biologie Do-it-Yourself-Mik- kennen. Damit loteten sie auch die chenfragmenten unserer rekonstruieren. Aus den Daten vermittelt wird. Dank der Förde- roskope. Viele Bauteile des Mikro- Grenzen des Verfahrens für die Dmenschlichen Vorfahren werden im Rechner dreidimensio- rung durch die Freunde und Förde- skops wurden durch 3D-Druck künstlerische Anwendung aus. sind selten. Früher arbeiteten nale Modelle erstellt. rer der Goethe-Universität konnte hergestellt und die Optik stammt „So unterschiedlich die Intentio- ­Paläoanthropologen mit Abgüssen. inzwischen auch ein kommerziel- aus einer Web-Cam. So lernten die nen des Einsatzes zwischen den Heute können sie dank der Scannen mit dem Handy ler 3D-Drucker angeschafft wer- Kunststudenten nicht nur, wie ein Fachbereichen auch sind, das Po- 3D-Scan-Technik nicht nur digitale „In Form von Handy- oder digita- den, der unter anderem im Schü- Mikroskop funktioniert, sondern tential dieser Technik verbindet“, Kopien in alle Welt verschicken, len Fotokameras besitzt heute fast lerlabor, dem Goethe-BioLab, auch verschiedene biologische Ob- zieht Dierkes das Fazit des Pro- sie am Computer rekonstruieren jeder schon, ohne es zu ahnen, eingesetzt wird. Die in Kunststoff jekte wie den Wasserfloh näher jekts. Anne Hardy und ergänzen, sondern auch mit eine funktionsfähige 3D-Scansta- reproduzierten Objekte dürfen ma- 3D-Druckern reproduzieren. In- tion in der Tasche“, sagt Prof. Paul ximal die Größe eines Basketballs zwischen ist die Technik so er- Dierkes. Er hat die virtuelle Repro- haben. Der schichtweise Aufbau schwinglich, dass sie auch im duktion von Homininen-Schädeln durch dünnen, rasterförmig aufge- Schul­unterricht der Oberstufe ein- als eine Möglichkeit erkannt, Schü- tragenen Kunststoff-Faden dauert gesetzt werden kann. lerinnen und Schülern der Ober- allerdings etwa 15 Stunden – je Nur etwa ein Prozent der heuti- stufe die Paläoanthropologie nahe- nachdem, wie detailgetreu die Wie- gen Lebewesen werden als Verstei- zubringen. „Damit werden die mo- dergabe sein soll. nerung überliefert. Es ist daher dernen Forschungsmethoden nicht kein Wunder, dass die bisher ge- nur anschaulich, sondern durch Mikroskop aus 3D-Druck fundenen Homininen-Fossilfunde eigenes Experimentieren auch Die Möglichkeiten des 3D-Drucks auf der Ladefläche eines Gelände- nachvollziehbar“, so Dierkes. „Die faszinierten insbesondere eine fahrzeugs Platz finden würden. Das Schülerinnen und Schüler wenden Lehramtstudentin mit der Fächer- macht sie äußerst wertvoll. Die eigenständig digitale Mess- und kombination Biologie und Kunst. Originalfunde gehören den zumeist Analysewerkzeuge an und erken- Auf ihre Anregung hin konzipier- afrikanischen Ländern, in denen nen die Vorteile und Grenzen bei ten Sandra Zimmermann und Dr. sie gefunden wurden. In früheren der Vermessung digitaler Schädel“, Guido Klees einen Workshop für Zeiten mussten Paläoanthropolo- ergänzt Sandra Zimmermann, wis- Lehramtsstudierende der Kunst, gen lange Reisen an den Fundort senschaftliche Mitarbeiterin am bei dem verschiedene 3D-Scan- unternehmen oder mit Kopien ar- Institut für Didaktik der Biowissen- verfahren mit eigenen Objekten beiten. Doch durch die Abgussme- schaften. erprobt und anschließend im thode wurden die oft brüchigen Neuerdings können die digitali- 3D-Druck reproduziert wurden. und empfindlichen Funde geschä- sierten Schädel auch mithilfe eines Im Rahmen eines weiteren inter- digt. Deshalb stellt die berührungs- 3D-Druckers reproduziert werden. disziplinären Seminars, welches freie 3D-Scan-Methode einen gro- Dierkes experimentierte zuerst mit Dierkes zusammen mit Prof. ßen Fortschritt dar. Die Oberfläche einem Open-Source-3D-Drucker, ­Verena Kuni (Kunst / Visuelle Kul- wird dabei mithilfe eines Lasers den er mit seinem Team selbst tur) und Marcus Link vom Hacker- oder „Structured Light Kameras“ zusammenbaute. Es entstand eine space FFM konzipierte, bauten abgetastet, die das Objekt aus der Unterrichtseinheit für die Ober- Lehramtsstudierende der Kunst Aktuell UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 5 Das »Beschweigen« durchbrochen »Im Labyrinth des Schweigens« – Spielfilm über die Vorgeschichte des Frankfurter Auschwitz-Prozesses

ie Vorgeschichte eines Strafprozesses zum Sujet Deines Spielfilms zu machen ist ein gewagtes Unterfangen. Staatsanwaltschaftliche Ermittlun- gen werden in der Regel in mühe- voller Arbeit am Schreibtisch einer Amtsstube vollbracht. Justizjuristen, genauer: die Sachbearbeiter der einzelnen Verfahren, sind nüch- terne Beamte, die ihre Gefühle zu zügeln wissen. Einen dramatischen Arbeitstag mit allerhand Turbulen- zen haben sie meist nicht. Im Fall des Frankfurter Auschwitz-Prozes- ses stellte sich die Arbeitssituation für die beiden jungen Staats­ anwälte, die vom hessischen ­Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (1903 –1968) Mitte 1959 beauf- tragt worden sind, den Verbre- chenskomplex Auschwitz aufzu- klären, etwas anders dar. Georg Friedrich Vogel (1926 – 2007) und Joachim Kügler (1926 – 2012) wa- ren auf ihre Tätigkeit nicht vorbe- reitet. Weder lagen ihnen histori- sche Darstellungen vor, die eine Einarbeitung in den Untersu- chungsgegenstand ermöglicht hät- ten, noch konnten sie Historiker konsultieren, die die Geschichte des Konzentrations- und Vernich- Gedreht wurde „Im Labyrinth des Schweigens“ unter anderem auch am IG-Farben-Haus: Staatsanwalt Johann Radmann (Alexander Fehling) auf dem Weg ins tungslagers Auschwitz erforscht Archiv. Foto: © CWP Film / Universal Pictures / Heike Ulrich hatten. Vogel und Kügler leisteten intensive Archivarbeit, fuhren Mitte 1960 hinter den Eisernen dere Dienstgrade, die KZ-Häftlinge schied er, von der ihm nachgeord- verschlungene Geschichte des so- ­sollen aus den Strafprozessen ge- Vorhang nach Polen und sichteten „auf der Flucht“ erschossen hatten. neten Behörde die Ermittlungen genannten Vorverfahrens darzu- gen NS-Täter „Lehren“ ziehen, sie Dokumente, vernahmen Ausch- Gnielka kannte die Formulierung, führen zu lassen. stellen, wäre keine im Kino erleb- sollen eine „Geschichtsstunde“ er- witz-Überlebende und SS-Zeugen. wusste aus eigener Erfahrung, was und erfahrbare Erzählung gewesen. halten. Bauer geht es vorrangig Unterstützung erhielten sie von vorgebliche Erschießungen „auf Fiktionalisierung des Geschehens Neben den historischen Figuren um Sachaufklärung, weniger um dem einstigen Auschwitz-Häftling der Flucht“ bedeuteten. Er war als Der Spielfilm „Im Labyrinth des Fritz Bauer, Thomas Gnielka und Sühne der Schuld, die die Ange- und Generalsekretär des Internati- Pennäler mit seiner Klasse von Schweigens“ erzählt die Geschichte Hermann Langbein kommen folg- klagten auf sich geladen haben. onalen Auschwitz-Komitees, Her- Berlin in die Nähe des Lagers Aus- bis zum Tag der Eröffnung der lich nur noch fiktive Personen vor. Der Film endet mit dem Beginn mann Langbein (1912 –1995), der chwitz gebracht worden, um Flak- Hauptverhandlung im Frankfurter Die notwendige Fiktionalisierung der Hauptverhandlung. Von Bauer nicht nur die Namen vieler Ausch- geschütze zu bedienen.1 Nicht nur Römer in verdichteter und deshalb dient der Spezifizierung und Dra- noch durch Handschlag beglück- witz-Täter sondern auch die Adres- als Flakhelfer­ wurden die Jugend­ auch in vereinfachter Form. Die matisierung des Geschehens. Ein wünscht und belobigt, betreten die sen von Auschwitz-Überlebenden lichen eingesetzt, sie mussten auch Auschwitz-Überlebender zum Bei- Anklagevertreter den Gerichtssaal, den Staatsanwälten zur Verfügung vorüber­gehend Häftlinge eines spiel, der einen Auschwitz-Aufse- wohl wissend, dass sie Geschichte stellen konnte. ­Außenkommandos bewachen. her auf der Straße erkennt und an schreiben werden, jedoch auch mit Hier hatte Gnielka mit eigenen Au- Gerechtigkeit im Lande der Täter dem Bewusstsein, dass die bevor- Journalist bringt den Auschwitz-­ gen die verbrecherische Praxis der längst nicht mehr glauben kann. stehende Beweisaufnahme 20 Jahre Prozess ins Rollen SS beobachten können, angeblich Ein junger, unbedarfter Staatsan- nach der Tat schwierig sein wird. Wie war es dazu gekommen, dass „fliehende“ Häftlinge hinterrücks walt, der sich der Sache mit Eifer Der berührende, aufwühlende Fritz Bauer in Sachen Auschwitz zu töten. Gnielka schickte die Do- annimmt und ihr zunächst keines- und spannende Film von Regisseur initiativ werden konnte? In Gang kumente Bauer zu und Hessens wegs gewachsen ist. Staatsanwalt Giulio Ricciarelli und Drehbuchau- brachte ein investigativer Journa- oberster Strafverfolger führte beim Johann Radmann, gespielt von torin Elisabeth Bartel setzt den list die ganze Angelegenheit. Dem Bundesgerichtshof einen Beschluss ­Alexander Fehling, wird von sei- Männern, die den Auschwitz-Pro- Engagement von Thomas Gnielka herbei, durch den das Landgericht nen Kollegen belächelt und von zess in Gang brachten und vorbe- (1928–1965) ist es zu verdanken, Frankfurt am Main in Sachen Aus- seinem Vorgesetzten attackiert. reitet haben, ein filmisches Denk- dass Frankfurt am Main der Ort chwitz für zuständig erklärt wurde. Fritz Bauer (gespielt von Gert mal. An diese rechtschaffenen und wurde, in dem „Auschwitz vor Ge- Bauers Vorgehensweise war mit Voss), der ihn mit der Leitung der couragierten Akteure im vergan- richt“ stand. dem Leiter der Frankfurter Staats- Ermittlungen betraut hat, hält ihm genheitsvergessenen Nachkriegs- Gnielka besuchte einen Ho- anwaltschaft nicht abgesprochen. jedoch den Rücken frei und ver- deutschland zu erinnern ist eine locaust-Überlebenden, der in seiner Prompt lehnte Oberstaatsanwalt leiht dem gelegentlich wankel­ herausragende Leistung des Films. Wiedergutmachungssache von dem Heinz Wolf (1908 –1984) die Über- mütigen Strafverfolger Stabilität. Werner Renz, Fritz-Bauer-Institut Mitarbeiter der Frankfurter Rund- nahme des Verfahrens ab, zumal Bauer gibt dem Ermittler ein Pro- schau Unterstützung brauchte. In in Stuttgart bereits seit März 1958 zesskonzept, das die Staatsanwalt- 1 „Als Kindersoldat in Auschwitz. der Wohnung des Mannes entdeckte ein Verfahren gegen Auschwitz- schaft umsetzt. Ein Großprozess Die Geschichte einer Klasse.“ Romanfragment von Thomas Gnielka. Mit einer Dokumentation. der aufmerksame Journalist acht Täter anhängig war. Wolf drang gegen eine Vielzahl von Angeklag- Hrsg. von Kerstin Gnielka und Werner Renz, Blatt vergilbte, zum Teil angesengte deshalb darauf, das Frankfurter ten, die durch ihre in Auschwitz CEP Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2014. Papiere. Die Briefköpfe von vier Verfahren dorthin abzugeben. Ge- ausgeübten Funktionen die Struk- Schreiben lauteten „Kommandan- gen Bauers politischen Willen, in tur des Lagers möglichst vollständig tur Konzentrationslager Auschwitz“ Frankfurt die Auschwitz-Verbre- Generalstaatsanwalt Fritz Bauer in abbilden. Bauer geht es um Auf­ seinem Frankfurter Arbeitszimmer; und datieren auf das Jahr 1942. In chen aufklären zu lassen, kam der im Film wird er gespielt vom kürzlich klärung, um Wissensvermittlung, den Schreiben werden SS-Wach- ahndungsunwillige Behördenleiter verstorbenen Gert Voss. um Bewusstseins- und Einstel- posten aufgeführt, durchweg nie- freilich nicht an. Per Weisung ent- fotografie: stefan moses lungsänderung. Die Deutschen 6 UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 Aktuell Nachdenken über Volker Bohn Raimund Fellinger über den im Sommer verstorbenen Germanisten

in Nekrolog für eine bestimmte Person dürfe sich men, praxisbezogen sein. Damit lädt eine (1) Person sich auf gerechterweise nicht von einem Nekrolog „für alle“ (eine unsortierte Auswahl): Dekanat des Fachbereichs 10 Eunterscheiden, so befand durchaus nicht uniro- 1973 / 1974, 1984 /1985, 2000 bis 2006, geschäftsführender nisch Alfred Polgar − über dessen Prosa schrieb Volker Direktor der Stiftungsgastdozentur Poetik, Buchschreiber, Bohn seine 1968 an der Goethe-Universität abgeschlos- Herausgeber diverser Bücher, Rezensent in den verschiedens- sene Dissertation, die immer noch den Standard der For- ten Medien, eine sechsteilige Fernsehserie über deutsche schung vorgibt. Um solchem Anspruch an einen Nachruf ­Literatur nach 1945, Verfasser überraschender Wissenschafts- gerecht zu werden, könnte man das von (in essays, ­Begründer und wissenschaft­licher Leiter des Fort­ Wunschloses Unglück − ihm hat Bohn einen erzähltheoreti- bildungs­programms Buch- und Medienpraxis, Ombudsmann schen Essay gewidmet) erprobte Verfahren über Leben für den Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten, nicht und Sterben seiner Mutter heranziehen, um so die zeitty- mitgezählt die zigfache Geschäftsführerrolle am eigenen pischen Schemata auf eine Person anzuwenden und zu ­Institut und die Prüfungen der Studenten, unter denen er als betrachten, wo wie welche Abweichungen sich ergeben. engagierter Betreuer einen Ruf besaß, der ihm phasenweise 1941 in Wiesbaden geboren, begann er 20 Jahre später mit 75 Prozent aller Examina bescherte. dem Studium (Germanistik, Geschichte, Pädagogik und Phi- Solch ein Überblick führt zur Vermutung, er habe sich losophie) an der Johann Wolfgang Goethe-Universität. Der selbst zum ­Machen getrieben und sich zum Machen­ treiben weitere absehbare, wenn auch erkämpfte Weg: ab dem Win- lassen. Doch selbst in seiner sechsjährigen Dekanatszeit, tersemester: 1965 / 1966 wissenschaftliche Hilfskraft, nach die 2006 mit dem Ruhestand auslief, konnte Volker Bohn der Promotion Assistent, nach Inkrafttreten des Hessischen nicht verhindern, dass die Reform, die sich abzeichnete (mit Hochschulgesetzes 1970 C-2-Professor am Deutschen Semi- ­Modularisierung und Bachelor), die Reform, von der sein nar (dem späteren Institut für Sprache und Literatur II). Nicht Tun sich herleitete, auslöschen­ würde: Um ein Leuchtturm absehbar war, dass hier einer die mit der Reform verbunde- zu sein, braucht es mehr Menschen wie Volker Bohn (gestor- nen Postulate bis in die eigenen Wurzeln verkörperte:­ Studie- ben am 5. 7. 2014) − heißt über ihn nachdenken doch „für ren setzte die Freiheit(en) der Studenten voraus, um das Ler- alle“ nachdenken? nen zu lernen und dadurch eigenständig zu werden, das Mittun in den Universitätsgremien hielt er für selbstverständ- Raimund Fellinger studierte Germanistik, Linguistik und Politik- lich, die Themen seine Seminare und Vorlesungen reichten wissenschaft an der Goethe-Universität und war wissenschaftliche bis zur Besprechung literarischer Neuerscheinungen, die Stu- Hilfskraft bei Volker Bohn; er ist heute Cheflektor des Suhrkamp Foto: Suhrkamp dienpläne sollten, ohne zum Anwendungswissen zu verkom- Verlages.

Fortsetzung von Seite 1, „Sind die Studierenden politikmüde?“ heute noch eine Hochschulpolitik eine Verklärung. Bestimmte Kreise sechs Semestern ihren Abschluss nur für eine begrenzte Zeit hier, an politischen Initiativen, auch in mit Visionen und Studierende, die wollen uns vielleicht damit vorgau- haben. Es hängt immer davon ab, weil sie nach drei Jahren schon für kulturellen und sozialen Studi- sich in Diskussionen einmischen – keln, dass wir entscheiden können, ob ich die Uni als Bildungsfabrik den Master die Uni wieder wech- Gruppen. Je mehr sich beteiligen ich schätze die Zahl an der Goethe-­ ob wir Kinderarbeit in Indien wol- sehe, die ich möglichst schnell seln müssen. und einbringen, umso mehr wird Uni auf ungefähr 1.000, angesichts len oder wie unsere Produkte her- durchlaufe, oder als Lebensraum, die Studierendenschaft auch ge- einer Gesamtstudierendenzahl von gestellt werden. Die Wahl für oder in dem ich mich einbringen und Wie hat denn das politische ­Engage- hört! 46.000 Studierenden ganz klar eine gegen ein Produkt ist nicht wirklich gestalten kann. Dafür würde ich ment bei Ihnen selber angefangen? Die Fragen stellte Dirk Frank. Minderheit. Es liegt aber auch an eine politische Entscheidung, wenn auch das jetzige Präsidium kritisie- Auch schon vor dem Studium? den Reaktionen der Universitäts­ doch die ganze Gesellschaft waren- ren, das in den letzten sechs Jahren Ich denke, dass ich sehr stark durch leitung, die bei Protesten oft verwal- förmig organisiert ist. nichts dafür getan hat, dass sich et- meine Familie geprägt bin: Meine Zum Weiterlesen tungsjuristisch vorgeht, obwohl es was ändert. Mutter war gewerkschaftlich enga- Studiensituation und studentische doch um politische Fragen geht. Da- Welche Chancen, aber auch Gefahren giert und im Personalrat der Poli- Orientierungen. 12. Studieren- von lassen sich viele Studierende bieten denn Internet und Social Wie versuchen Sie denn, gerade die zei; mein Vater war bei den Freien densurvey an Universitäten und abschrecken, weil sie keine Chan- Media für politische Beteiligung? Erstsemester für Hochschulpolitik zu Wählern und hat Bürgerbegehren Fachhochschulen cen für Veränderungen sehen. Das Internet ist ein Abbild unserer interessieren? gemacht. Bei uns zuhause waren  www.bmbf.de/pub/12._Studieren - Gesellschaft und daher sind die dort Ganz wichtig: den Studierenden zu politische Diskussionen ganz nor- densurvey_barrierefrei.pdf Anscheinend ordnen sich auch bedenklichen Phänomene auch an- erklären, dass es den AStA gibt und mal. Ich bin allerdings erst politisch immer weniger Studis als links oder derswo zu finden. Nach wie vor sind welche Arbeit er leistet. Wir wollen aktiv geworden im Studium, und Erste universitätsweite rechts ein – wundert Sie das? meiner Ansicht nach Seminare und grundsätzlich eine Lobby für alle da waren natürlich die Proteste ge- Studierendenbefragung an der Mein Eindruck ist ein anderer: Vorlesungen die geeignetsten Orte, Studierenden sein, sei es im Senat gen Studiengebühren der Auslöser. Goethe-Universität (2012) Vielleicht sagt von den 46.000 Stu- wo Debatten stattfinden und Fragen oder auch im Landtag. Was wir Da war mir sofort klar: Da muss  www.uni-frankfurt.de/46821406/ dierenden die Hälfte: Ich weiß an die Gesellschaft formuliert wer- zum Beispiel mit dem Semester­ man etwas dagegen tun. Als dann Gesamtbericht-FINAL.pdf nicht, wo ich stehe. Es gibt immer den können. Ein Negativ-Beispiel ticket erreicht haben, ist gerade von Frankfurt aus ein Beitrag dazu noch recht klare Positionen und sind in Frankfurt die Wirtschafts- wegen des Pendelns vieler Studis geleistet wurde, dass die Studien- ­Visionen. Daher lehne ich auch die wissenschaften: Wenn dort nur ein essentiell wichtig, ich selber nutze gebühren bundesweit gekippt wer- These vom „Ende der Geschichte“ Modell gelehrt wird, muss man sich das Ticket jeden Tag für die Strecke den, hat das die Wirksamkeit des und vom Siegeszug der liberalen vielleicht auch nicht wundern, wa- Darmstadt – Frankfurt. Wir haben eigenen Protestes spürbar gemacht. Gesellschaft ab, die sich angeblich rum die Studierenden unpolitisch aber auch viele AStA-Veranstal- immer weiter entwickelt und opti- sind. Aufgabe der Uni wäre aber, tungsreihen; im Café KoZ in Bo- Wir stehen kurz vor den Gremien- miert. Die kriegerischen Auseinan- ganz verschiedenen Denkrichtun- ckenheim kann man sich ohne wahlen – was wünschen Sie sich dersetzungen und ökonomischen gen und -traditionen, vom Neolibe- Konsumzwang treffen. Wir verfü- persönlich? Wahrscheinlich eine Krisen der letzten Zeit sprechen ralismus über Keynes und Marx bis gen über finanzielle Mittel, um stu- möglichst hohe Wahlbeteiligung? nicht gerade für eine Fortschritts- zur Kritischen Theorie, einen Ort zu dentische Projekte zu fördern; auch Ja, auf jeden Fall: Man sollte sich geschichte. geben. über QSL-Mittel können Studis mit gut informieren und dann zur Dozenten eigene Seminare anbie- Wahl gehen. Diejenige Liste wäh- Wenn sich die starren Grenzen des Hier könnte man natürlich ein- ten. Die ungefähr 30 Personen, die len, sei es für den Senat oder fürs Politischen auflösen und auch wenden, dass die von Ihnen beklagte sich im AStA engagieren, können Studierendenparlament, die einem andere Bereiche des täglichen Lebens Einseitigkeit in der Lehre eigentlich aber nicht die breite Basis ersetzen. am ehesten zusagt. Aber: Wenn politisiert werden – ist dann der genau den studentischen Protest auf Wenn die sich nicht einbringt, sich man es wörtlich nimmt, gibt man Kauf eines Joghurts auch ein den Plan rufen müsste. nicht wehrt, dann ist unser Spiel- seine Stimme ja nur „ab“ – davor politischer Akt? Es gibt schon Studierende, die diese raum begrenzt. Ein großes Problem warne ich! Stattdessen sei allen Für mich ist die Wahl des richtigen Widersprüche sehen, und es gibt unserer Arbeit: Durch die Bache- Studis geraten: Beteiligt Euch auch Joghurts nicht politisch, das wäre welche, die wollen möglichst nach lor-Studiengänge sind viele Studis in möglichst vielen Gremien und Aktuell UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 7 Supercomputer ist Energiespar-Weltmeister kurz notiert 10 Jahre Weiterbildungsakademie Von Wissenschaftler der Goethe-Uni entwickelter Rechner landet auf Platz 1 der »Green500« Sportmedizin

Der neue an der Goethe-Universität und dem FIAS konstruierte Supercomputer „L-CSC“ im Darmstädter Prof. Lindenstruth GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung am Superrechner. hat im weltweiten Vergleich der energiesparendsten Foto: © GSI/SANAM Hochleistungscomputer den Weltmeistertitel errungen. Auf Anhieb erreichte der neue Höchstleistungsrechner

Platz eins auf der am Donnerstag in New Orleans Prof. Winfried Banzer dankt seiner Mitarbeiterin veröffentlichten Rangliste „Green500“, die weltweit Dr. Kirsten Brettmann. Foto: Hofmann die Energieeffizienz der schnellsten Supercomputer vergleicht. Mit einer Rechenleistung von 5,27 Milliarden Mit einer Jubiläumsfeier hat die Goethe- Rechenoperationen pro Sekunde je Watt hat „L-CSC“ Universität die Arbeit der Weiterbil- zugleich einen neuen Weltrekord für Energieeffizienz dungsakademie Sportmedizin gewürdigt. bei Supercomputern aufgestellt. Nach der Begrüßung seitens Prof. Winfried Banzers, Leiter der Abteilung Sportmedizin, wiesen Universitäts­ vizepräsidentin Prof. Tanja Brühl und Prof. Rolf van Dick, Dekan des Fach- bereichs Psychologie und Sportwissen- Einsatz von handelsüblichen schlossen waren hatten, allerdings der Pharma-Industrie oder Model- „L-CSC“ befindet sich noch im schaften, auf die Bedeutung der Grafikkarten derart schlechte Speicheranbin- lierungen im Finanzsektor. „Hier Aufbau. Gegenwärtig sind 56 von wissenschaftlichen Weiterbildung hin. Der superschnelle und energie­ dungen, dass sie nicht wirklich ein- entstehen zwei gleichzeitige Vor- insgesamt 160 Servern installiert. 35 Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sparende Computer wurde von setzbar waren. Wir hatten aber teile. Auf der einen Seite sinken die Schon damit gehört der Rechner werden in den Bereichen Prävention, Prof. Volker Lindenstruth und sei- schon damals evaluiert, welche Kosten im Betrieb, die erheblich in Darmstadt zu den schnellsten Rehabilitation und Gesundheitssport nem Team entwickelt. Lindenst- Vorteile sich hier ergeben könnten. sind. Zum anderen kann bei glei- Computern der Welt. Auf der – angeboten. Jährlich werden über ruth hat an der Goethe-Universität Die Software wurde von Anfang an chen Kosten mehr Komplexität ge- ­allein an Geschwindigkeit orien- 300 Teilnehmende weitergebildet; unter- die Professur­ für die Architektur in diese Richtung hin entwickelt, rechnet werden. Hier ist allerdings tierten – weltweiten Rangliste stützt wird die Weiterbildungsakademie von Hochleistungsrechnern inne. da absehbar war, dass die Industrie zu berücksichtigen, dass die sehr „Top500“ belegt er gegenwärtig von ca. 45 nebenberuflichen Lehrkräften Finanziert wird die Professur von sich in dieser Richtung entwickeln hohe Parallelität der Grafikarten mit 316,7 Billionen Rechenopera- und Referenten. UR der Landesinitiative­ zur Entwick- würde. Auf diese Weise konnten auch genutzt werden muss, und dies tionen pro Sekunde – etwa drei- lung von ­wissenschaftlich-ökono­- wir immer ziemlich schnell die bedeutet oft, dass die Algorithmen tausend Mal schneller als ein nor- Masterprogramm mischer Exzellenz (LOEWE). Der neuesten Entwicklungen in diesem zumindest angepasst werden müs- maler Büro-PC – Rang 168. Nach „LL.M.Legal Theory“ Supercomputer wird am GSI Sektor nutzen und unsere Software sen“, so Lindenstruth. der ­Fertigstellung in den nächsten Helmholtzzentrum für Schwerio- gleichzeitig weiter entwickeln“, er- Mit dem Weltmeistertitel für ­Wochen wird er noch drei Mal Am Fachbereich Rechtswissenschaft hat nenforschung in Darmstadt für Si- läutert Lindenstruth. „L-CSC“ haben die Forscher des schneller rechnen. „L-CSC“ ist zum laufenden Wintersemester das mulationen und Berechnungen in FIAS bereits den dritten Erfolg in- eine Weiterentwicklung der Super­ neue Masterprogramm „LL.M. Legal der physikalischen Grundlagenfor- Wetterprognose, Finanzsektor nerhalb von vier Jahren auf der computer „LOEWE-CSC“ und Theory“ begonnen. Dem Programm liegt schung eingesetzt. Er dient vor al- und Crash-Simulationen weltweiten Hitliste der Öko-Super- „SANAM“, und setzt noch stärker eine mehrjährige und mit ERASMUS- lem auch zur Vorbereitung von Der Entwickler des „L-CSC“, Vor- computer gelandet: 2010 kam der als seine Vorgänger auf die Re- LLP-Mitteln geförderte Aufbauphase Experimenten am großen inter­ standsvorsitzender des FIAS, Leiter Frankfurter Supercomputer „LOE- chenleistung von Grafikkarten. zu­grunde. In europaweiter Zusammenar- nationalen Beschleunigerzentrum der IT der GSI und Professor für WE-CSC“ der Goethe-Universität Seinen Namen hat er in Anleh- beit mit renommierten Partneruniversitä- FAIR (Facility for Antiproton­ and die Architektur von Hochleistungs- als umweltfreundlichster Großcom- nung an den Vorgänger bekom- ten bietet die Goethe-Universität damit Ion Research), das gegenwärtig in rechnern an der Goethe-Universität puter Europas auf Rang acht, zwei men. „L-CSC“ rechnet jedoch ein englischsprachiges Programm in den Darmstadt entsteht. Er setzt vor Frankfurt sieht in dem Spitzenplatz Jahre später erreichte der in Frank- deutlich schneller als der vier juristischen Grundlagen an. Es trägt dem ­allem eine effiziente Kühlung und seines Höchstleistungscomputers furt und Darmstadt entwickelte Jahre alte Vorgänger „LOEWE-CSC“ Umstand, dass die Goethe-Universität handelsübliche Grafik­karten ein, eine Bestätigung für die jahrelangen saudi-arabische Rechner „SANAM“ und erzielt mit der gleichen Menge inzwischen international als interdiszip- um Energieverbrauch und Inves­ Bemühungen um Energieeffizienz. den zweiten Rang bei den Energie die mehr als siebenfache linär führender Standort der Reflexion titionskosten der Supercomputer Das Spektrum der Einsatzbereiche „Green500“. Die Rangliste bewer- Rechenleistung. Erreicht wurde auf Normativität gilt, und in der Rechts- zu reduzieren. „Grafikkarten sind von HPC-Systemen ist sehr groß: tet, wie viele Rechenoperationen dies durch die Verwendung von wissenschaft den Empfehlungen des schon seit langer Zeit verhältnis- zum Beispiel bei Klima-Berechnun- pro Sekunde ein auf Geschwindig- mehr optimierten Hochgeschwin- Wissenschaftsrats zur Juristenausbil- mäßig rechenstarke Zusatzgeräte gen des Deutschen Wetterdienstes, keit getrimmter Höchstleistungs- digkeits-Grafikchips und durch dung vom 9. November 2012 Rechnung. im Computer. Die ersten Genera­ Crash-Simulationen in der Auto- rechner mit einem Watt elektrischer verbesserte, am FIAS entwickelte Infos unter www.legaltheory.eu UR tionen, die noch über AGP ange- mobilindustrie, Drug Engineering in Leistung erreicht. Software. UR Poetikvorlesungen im Sommer­ semester 2015 Dritter Durchgang von ProProfessur erfolgreich gestartet

ie fünf hessischen Univer- 5– 6 Jahren und 11 in 1– 2 Jahren Nachwuchsgruppe leitet, betont: lichen Schwierigkeiten ansprechen sitäten fördern von April erreicht haben. Katrin Eichler ist „Die Förderung und Unterstützung und wie konstruktiv das Feedback D2014 bis September 2015 eine von 14 Mentees. Sie arbeitet durch ProProfessur ist sehr nah an innerhalb der Gruppe ist. Außer- wiederum 45 hoch qualifizierte als Oberärztin in der Radiologie der aktuellen beruflichen Situation dem freue ich mich sehr darüber, Foto: Amrei-Marie/Wikipedia Wissenschaftlerinnen aller Fächer, und hat kürzlich ihre Habilitation der Mentees ausgerichtet. Ich pro- dass die Goethe-Universität Fort- die eine Professur anstreben. Gear- abgeschlossen. Warum ist ProPro- fitiere davon, dass ich sowohl Input bildungen und ein Mentoring- Der Schriftsteller Clemens Meyer über- beitet wird in den Programm­ fessur für sie interessant? „Es ist über die Intensivtrainings z. B. zur Gesamtkonzept wie dieses anbie- nimmt im kommenden Sommersemester bausteinen: One-to-one-Mento- eine Chance für jede von uns auf Drittmittelakquise erhalte und tet, das es mir als junger Wissen- die Frankfurter Poetikdozentur. In Leipzig ring mit erfahrenen Professorinnen dem Wege zur Professur, in einer mich mit den Mentees in einer ver- schaftlerin ermöglicht, meine aufgewachsen, arbeitete Meyer nach und Professoren, wissenschafts­ ganz besonderen Gruppe von hoch gleichbaren Qualifizierungsphase Qualifi­kation auch in Bereichen dem Abitur unter anderem als Bauarbei- spezifischen Intensivtrainings und ­qualifizierten Wissenschaftlerinnen austauschen kann, als auch davon, wie Genderkompetenz,­ Hochschul­ ter und Möbelpacker und studierte dann strategischem Networking. Die zusammen mit professionellen Tu- dass meine Mentorin mich mit management und Führung aus­ am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Nachfrage war mit 84 Bewerbun- toren Fragen zu stellen, Probleme Tricks und Tipps versorgt, die für zubauen und mein wissenschaft­ In seinem Debütroman „Als wir träumten“ gen anhaltend hoch. Die Ausgangs- zu erörtern und Antworten zu fin- die anstehende Karrierephase rele- liches Profil weiter zu schärfen.“ (2006) schildert er den Alltag Leipziger erhebung hat gezeigt, dass 29 % den. Das wollte ich mir auf keinen vant sind.“ Im Rückblick auf die Astrid Franzke Vorstadtjugendlicher zur Wendezeit. der Mentees bereits Listenplätze in Fall entgehen lassen!“ Startphase des Projektes sagt Tanja Meyer wird vom 9.6.– 7.7.2015 seine Berufungsverfahren erreicht hat- Die Erziehungswissenschaftle- Betz: „Überrascht hat mich, mit Vorlesungen halten. Die Abschlusslesung­ ten. Das Ziel, die Professur, wollen rin Betz, die eine Juniorprofessur welcher Offenheit die Mentees  www.proprofessur.de findet am 8.7. im Literaturhaus statt. UR 20 Mentees in 3– 4 Jahren, 14 in innehat und eine Schumpeter- ­aller Fachrichtungen ihre beruf­ 8 UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 Aktuell »Die Universität läuft unter Volldampf« Universitätspräsident Müller-Esterl mit einem Rückblick auf seine Amtszeit

UniReport: Herr Müller-Esterl, Sie stehen am Ende Ihrer Main mittlerweile zu einer der stärksten Forschungsstand- Gerade haben wir den 9. SFB hinzugewonnen, der zehnte ist Amtszeit – höchste Zeit, in Ruhe Bilanz zu ziehen. Gibt es orte der Republik macht. im Rollen. etwas, worauf Sie besonders stolz sind in der Forschung? Müller-Esterl: Die Goethe-Universität hat ihr Ziel erreicht, Beim Thema Bauen hat die Goethe-Universität nicht zuletzt Jetzt mal persönlich gefragt: Würden Sie selbst heute nochmal in der Forschung national und international stärker sichtbar durch den Status als Stiftungsuniversität neue Spielräume studieren, welches Studienfach würden Sie wählen, und vor zu werden. Wir haben mittlerweile zehn große Forschungs- gewonnen. allem: wo? zentren, die jährlich über zwei bis acht Millionen Euro Dritt- Ja, das macht mich stolz: Wir haben die Autonomie, die Ich habe die Chemie als ein sehr anspruchsvolles Studium mittel verfügen und sich über alle Fachbereiche er­strecken. das Land Hessen uns großzügig mit der „Stiftungsuniversität“ erlebt, die Medizin mit großem Interesse erlernt, aber mein Das nenne ich „Spitze in der Breite“. Nimmt man noch das gewährt hat, nicht nur als neue Rechtsform betrachtet, son- geheimer Wunsch war immer die Biologie. In einem zwei- „Forschungskolleg-Humanwissenschaften“ und das „Frank- dern sie vor allem auch aktiv mit Leben erfüllt. ten Leben würde ich also Biologe werden oder – auch das furt Institute for Advanced Studies“ (FIAS) hinzu, so erkenne könnte ich mir vorstellen – einen ärztlichen Beruf aus- ich ein klares Profil der Goethe-Universität,­ das sich aus dem Wettbewerb heraus geformt hat und moderne, gesellschaft- lich relevante Forschungsgebiete umfasst.

Ihnen wurde immer nachgesagt, dass Sie sich vor allem auf die Forschung konzentrieren, tatsächlich hat es in Ihrer Amtszeit auch einen Aufbruch in der Lehre gegeben … Was manch einen überrascht hat ... Ja, wir sind auch in der „Lehre“ deutlich vorangekommen. Wir haben mit „Starker Start ins Studium“ ein vollkommen neues Programm aufge- setzt, das mit mehr als 20 Millionen Euro von Bund und Län- dern unterstützt wird; auch mit unserem Professoren-Pro- gramm, infolge dessen 40 neue Professuren geschaffen wurden, haben wir eine einmalige Initiative gestartet und rasch und unkompliziert auf die zunehmende Zahl von Stu- dierenden reagiert. Nicht zuletzt haben wir auch etwas auf der infrastrukturellen Seite getan, mit dem Bau des Seminar- hauses und des Seminarpavillons – das sind alles Eigeninitia- tiven der Goethe-Universität, die helfen, den ungebrochenen Zustrom von Studierenden zu bewältigen.

Baulich hat die Goethe-Universität ohnehin eine erfreuliche Entwicklung genommen. Selbstverständlich springt die dynamische Entwicklung des Campus Westend ins Auge mit den jüngsten Maßnahmen: PA-Gebäude, PEG-Gebäude sowie der Forschungsbau für den Exzellenzcluster „Normative Ordnungen“. Aber auch die Neubauten auf dem Riedberg mit dem Biologicum, dem ­Forschungsbau für den Exzellenzcluster „Makromolekulare

Komplexe“ und dem Otto-Stern-Zentrum – hier ist eine Foto: Dettmar moderne „Science City“ entstanden, die unseren Naturwis- senschaften eine optimale Ausstattung bietet. Eine sprung- hafte Entwicklung macht auch der Campus Niederrad durch: Zwei neue Forschungstürme sind hier entstanden, Die Universitäten in Deutschland stehen ja heute mehr denn je üben. Keine Frage, studieren würde ich an der Goethe-Uni- das Zentral­gebäude wurde renoviert und erweitert, Medi- in Konkurrenz zueinander. Wo sehen Sie die Goethe-Universität versität. Ist doch klar! Ich glaube, dass unsere drei Stand- cum und Audimax sind im Bau und vieles mehr. Erwähnt im Konzert der großen Hochschulen? orte im West­end, Riedberg und Niederrad in Deutschland sei auch das gute Zusammenwirken mit unseren außeruni- Ich glaube, dass Gewicht der Goethe-Universität in der deut- Vorzeigecharakter haben – insbesondere der Campus Wes- versitären Partnern: Neubauten sind entstanden für das schen Hochschullandschaft ist größer geworden – unsere tend wird von ­vielen bewundert. Aber: Es bleibt noch eini- Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte im Stimme wird gehört! Wir sind bei den Rankings stets unter ges zu tun, angefangen vom 3. Bauabschnitt und der Bib- Westend und für das Max-Planck-Institut für Hirnforschung den Top Ten der Nation. Gerade ist das Shanghai-Ranking liothek im Westend über den Neubau von Chemie und am Riedberg; bald kommen Neubauten für das erschienen, in dem wir nur noch Heidelberg, die beiden Informatik/Mathematik am Riedberg bis hin nach Nieder- Max-Planck-Institut für Empirische Ästhetik, für das Deut- Münchner Universitäten und Bonn vor uns haben. Aber rad, wo sich gerade die größte Baustelle in Hessen befindet. sche Institut für Pädagogische ­Forschung (DIPF) im Wes- auch beim Wissenschaftsrat und bei der Deutschen For- Bis 2025 wird die ­Goethe-Universität praktisch neu errich- tend und für das Ernst-Strüngmann-Institut in Niederrad schungsgemeinschaft haben wir an Gewicht gewonnen und tet sein – ein großes Privileg für uns und eine einmalige hinzu. „Viele Partner – ein Forschungscampus“, das ist die sind dort in fast allen Gremien vertreten. Und auch bei den Kraftanstrengung des Landes Hessen, für die wir sehr Idee, die dahintersteckt, und die Region Frankfurt-Rhein- Sonderforschungsbereichen stehen wir besser als je zuvor da: dankbar sind.

Nach der Wahl zum Präsidenten (3.11.2008), mit Hochschulrat Rolf Beim 80. Geburtstag von Jürgen Habermas (2009). Foto: Dettmar Vorstellung des Body of knowledge (2010): mit Stifterin Johanna Breuer (l.) und Vorgänger Rudolf Steinberg. Foto: Lecher Quandt und Künstler Jaume Plensa. Foto: Dettmar Aktuell UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 9

Dann müssten wir nur noch einen Zauber finden, der das gelungen, qualifizierte Kräfte zu gewinnen, die viele Auf­ unserer „Außenstation“, dem Forschungskolleg Human­ Wohnungsproblem der Frankfurter Studenten lösen könnte … gaben kompetent bearbeiten und denen wir hier viel Ver- wissenschaften in Bad Homburg. Gerade im Jubiläumsjahr Hier gibt es echten Nachholbedarf in Frankfurt. Wir haben trauen entgegenbringen. haben uns Stadt und Region herzlich empfangen. Das grenzt mit dem AStA, dem Studentenwerk, der Stadt und dem Land an ein Wunder, wenn man bedenkt, was für Gräben zwi- über neue Wege nachgedacht; wir haben Aufrufe gestartet, Wie hat sich Ihr Blick auf die Universität im Verlauf Ihrer schen Universität und Stadt in den 60er und 70er Jahren damit private Vermieter Zimmer zur Verfügung stellen; und Amtszeit verändert? ­bestanden, zwischen einer revoltierenden Studentenschaft wir haben geholfen, dass neue Studierendenheime gebaut Auf jeden Fall hat sich meine Perspektive erweitert. Ich habe einerseits und einer verschreckten Bürgerschaft andererseits. wurden. So hat mittlerweile Niederrad zwei Wohnheime mit zweimal alle Fachbereiche besucht, habe die Professoren re- In den vergangenen Jahren ist viel geschehen, um diese Spal- mehr als 330 Plätzen zu bieten – vor sechs Jahren gab es gelmäßig zum Austausch beim „Präsidenten-Dinner“ eingela- tung zu überwinden, und wir danken allen Persönlichkeiten nicht eines! Auch am Riedberg und im Westend sind neue den, habe die Fachbereiche bei Konferenzen getroffen, die De- und politischen Kräften, die dazu beigetragen haben. Wohnheime entstanden und werden weitere gebaut. Also kane bei Klausuren – und ich habe jeden Monat einen Jour Fortschritt, aber noch immer großer Bedarf. fixe mit dem AStA gehabt. Mein Blick auf die Universität ist Sie sprachen gerade schon an, dass Frankfurt eine kritische breiter, aber auch tiefer geworden. Ich habe das Glück gehabt, Tradition hat, die sich auch in der Studierendenschaft bemerk- In Ihrer Amtszeit sind die Studierendenzahlen stark gestiegen. zahlreiche interessante Persönlichkeiten in der Universität, bar macht. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu den Studierenden Wie würden Sie angesichts dieses immensen Aufwuchses die aber auch darüber hinaus in Wissenschaft, Politik und Wirt- und speziell zum AStA in Ihrer Amtszeit charakterisieren? Situation bewerten: Ist das Studium in Frankfurt heute noch schaft kennenlernen zu dürfen, von denen ich viel gelernt Es war ein konstruktiv-kritisches Verhältnis. Ich kann gewiss attraktiv? habe und die meinen Blick auf die Dinge geschärft haben. nicht behaupten, dass wir immer einer Meinung waren oder Wir haben seit 2007 50 % mehr Studierende aufgenommen, dass ich mich mit allem identifizieren konnte, was von stu- sind von 31.000 auf 46.000 Studierende angewachsen. Das Mit Ihrer Amtszeit geht auch das Jubiläum der Goethe-Uni­ dentischer Seite und dem AStA vorgeschlagen wurde. Aber ist nicht spurlos an uns vorübergegangen. Auf der einen Seite versität zu Ende. Gab es da einen herausstechenden Moment, es war ein Spannungsverhältnis, mit dem man leben kann; haben wir neue Studierende stets mit offenen Armen emp- der Ihnen in Erinnerung geblieben ist? nämlich, wenn wechselseitiger Respekt gegeben ist – und das fangen. Mein besonderer Dank gilt hier unserem Lehrperso- Der Neujahrsempfang der Stadt Frankfurt mit ihren Bürgern war in den allermeisten Situationen der Fall. Ich erwarte nal, das angesichts des Ansturms Großes geleistet hat, noch war für mich sehr bewegend – es waren 1.500 Menschen da! nicht, dass eine Studierendenschaft alles abnickt, was ein dazu, um den stetig steigenden Anforderungen gerecht zu Ebenso das Konzert mit Zubin Metha und 2.200 geladenen Präsidium beschließt. Das wäre zu wenig. Lieber eine kriti- werden. Auf der anderen Seite haben uns Bund und Land Gästen in der Alten Oper oder der Goethe-Abend mit sche Studierendenschaft als eine, die ohne Hinterfragen alles mit dem Hochschulpakt 2020 zum Ausbau zusätzlicher Stu- Klaus-Maria Brandauer. Nicht zu vergessen die Poetik-Vorle- hinnimmt. dienplätze unter die Arme gegriffen. Die Mittel haben es uns sungen von Terezia Mora und . Der Höhe- ermöglicht, den enormen Zuwachs einigermaßen zu bewälti- punkt aber war der 18. Oktober mit 900 Ehrengästen in der Zu Beginn Ihrer Amtszeit sagten Sie, Sie hätten gespürt, welches gen. Aber wir waren auch gut vorbereitet und haben früh­ Paulskirche und dem Bundespräsidenten, der engagiert zu Maß an Verantwortung Sie sich auf Ihre Schultern geladen zeitig eine „Task Force G8“ eingesetzt, die sehr gut gearbeitet unserer Universität und zum deutschen Hochschulsystem hätten. Mit welchem Gefühl blicken Sie dem Moment entgegen, hat. Natürlich gab es hier und da Engpässe, insbesondere zu sprach. Unvergessen auch der Abend der Geburtstagsfeier auf an dem Sie diese Last abgeben können? Semesterbeginn, wo viele Seminarräume und Vorlesungssäle dem Campus Westend mit einem fantastischen Feuerwerk Mit Erleichterung! Als Präsident ist man immer im Fokus überfüllt waren. Was mir aber am meisten Sorgen bereitet, ist und vielen tausend Gästen, die mit uns die „100“ gefeiert und letztlich immer für alles verantwortlich. Das ist eine die Betreuungssituation, also die Zahl der Studierenden pro ­haben. Bürde, die nicht leicht zu tragen ist. Aber ich habe diese Ver- Professur: 2007 betrug sie noch 1 : 50, jetzt sind wir bei knapp antwortung ja auch wahrnehmen wollen. Daher muss man 1 : 80 – keine gute Entwicklung. Im Jubiläumsjahr sind viele Kosten angefallen, die gegen­ auch den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören finden. Summa finanziert werden mussten. Sie sind gewissermaßen zum Chef- summarum bin ich zufrieden mit dem Erreichten. Natürlich Was heißt das für Forschung und Lehre? Fundraiser der Goethe-Universität geworden. Wie wächst man hätte es hier und da auch ein wenig mehr sein können. Aber Bei aller Bedeutung der Lehre muss immer klar bleiben, dass in eine solche Rolle hinein? man sollte auch nicht unmäßig sein. Es ist ein schmaler Grat unsere Professorinnen und Professoren auch eine zweite Auf- Learning by doing! Es ist einem nicht in die Wiege gelegt, zwischen zu viel wollen und zu wenig riskieren. Die Univer- gabe haben: die Wissenschaft voranzubringen. Unser Kernge- aber ich glaube, wir – vor allem der zuständige Vizepräsident sität läuft jedenfalls unter Volldampf, sie hat Luft unter den schäft heißt nun einmal Forschung und forschungsgeleitete Manfred Schubert-Zsilavecz und das engagierte Fundrai- Flügeln und beste Aussichten, in den kommenden Jahren Lehre – das ist heutzutage kaum mehr unter einen Hut zu sing-Team – waren nicht ohne Erfolg: Am 18. Oktober hatten weiterzukommen. bringen. Daher glaube ich, dass sich unsere Hochschulsystem wir 71 Millionen Euro an eingeworbenen Spenden beisam- weiter ausdifferenzieren muss; dass also die Fachhochschulen men. Wir haben keinerlei Landesmittel für die Feierlich­ Was Ihre eigene persönliche Zukunft angeht: Haben Sie Pläne eine stärkere Rolle in der grundständigen Lehre übernehmen keiten verwendet. Hier ist also klar der Anspruch einer für die Zeit ab dem 1. Januar 2015? müssen – also in der Bachelor-Ausbildung; und dass sich Uni- ­Stiftungsuniversität eingelöst worden. Das sollte uns Mut Ich bin ein bekennender Anhänger der „Toskana-Fraktion“ versitäten stärker auf Master-Programme und Promotionen machen für die Zukunft: voranzuschreiten auf dem langen und werde zu Beginn des Jahres erst einmal dorthin fahren. fokussieren müssen, um die Qualität zu sichern. Hier gibt es Weg bis hin zu dem Status, den Universitäten wie Harvard Danach kehre ich an meinen „alten“ Fachbereich – die Medi- dringenden Handlungsbedarf. Ansonsten können wir dem bereits erreicht haben, nämlich der Finanzierung der Grund- zin – zurück und widme mich dort endlich wieder einmal der Anspruch nicht mehr gerecht werden, Forschung auf inter­ mittel aus den Zinserlösen des Stiftungsstocks. Hier liegt noch Lehre, daran habe ich immer viel Freude gehabt. national hohem Niveau zu betreiben. ein weiter Weg vor uns. Das Ziel werden wir auch in den nächsten 20 Jahren nicht erreichen, aber: Die Tür steht offen, ... also kein Ruhestand? Themenwechsel: Ihre Art des Arbeitens als Präsident. Sie haben die Richtung ist vorgegeben und die ersten Schritte wurden Aufgrund des hohen Tempos, das man als Präsident jahrelang ja beispielsweise das Stabstellenmodell eingeführt. erfolgreich getan. fährt, ist es nicht zu empfehlen, direkt auf null zurückzufah- Was die Präsidialverwaltung anbelangt, so habe ich auf starke ren, ansonsten droht ein Entlastungssyndrom. Das muss ja Stabstellen gesetzt, die dem Präsidium direkt zuarbeiten. Das Zu Anfang Ihrer Amtsperiode haben Sie sich gewünscht, nicht sein ... fängt an mit der Forschungs- und Nachwuchsförderung, geht dass Stadt und Universität enger zusammenrücken werden. weiter über Medien und Kommunikation, Internationalisie- Wo stehen wir heute? Gibt es denn etwas, das Sie Ihrer Nachfolgerin mit auf den Weg rung, Fundraising, Strategie sowie Lehre und Qualitätssiche- Das Jubiläumsjahr steht beispielhaft dafür, dass die Rückkehr geben möchten? rung, bald auch EU-Strategie. Wir haben die vorhandenen zu einer Universität geglückt ist, die von der Stadt und ihren Ich wünsche ihr eine glückliche Hand bei dieser großartigen Ressourcen gebündelt, neu aufgestellt und mittlerweile auch Bürgern getragen wird. Aber wir haben dafür auch viel getan Aufgabe. Selbstverständlich Begeisterung und Freude für durch drittmittelfinanziertes Personal verstärkt, ohne dabei – mit den Vortragsreihen der „Bürgeruniversität“, der Kinder­ das, was sie tut. Möge sie die Goethe-Universität zu neuen die Präsidialverwaltung unnötig aufzublähen. Und: Es ist uns universität, der Universität des 3. Lebensalters oder auch mit Ufern führen. Die Fragen stellten Imke Folkerts und Dirk Frank.

Beim ZEIT CAMPUS TALK (2011), mit Giovanni di Lorenzo (Mitte) Relaxen auf dem Sommerfest (2014). Foto: Kaltenborn Bei der Rede zum Festakt in der Paulskirche (18.10.2014). und Günther Jauch (r.). Foto: Lecher Foto: Dettmar 10 UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 Aktuell Der ›ganze Mensch‹ und die Geschichtsschreibung Bertram Schefold über die Kantorowicz-Biographie von Janus Gudian

s war eine Politik des Kura- leistete er politischen Widerstand, Herkunft in Posen Kantorowiczs (Manfred Riedel) etwas anders gangen; das Rätsel zu lösen war tors Riezler, der jungen diesmal gegen den McCarthyis- Charakter prägte, wie er über die deuten, doch lassen sich so kom- nicht schwierig. Der Herausgeber EFrankfurter Universität nach mus, und ging von Berkeley nach akademische Ausbildung hinaus plexe Persönlichkeiten und Schick- Walther Greischel bemerkt im dem Ersten Weltkrieg Profil zu Princeton. eine zweite Erziehung in Heidel- sale nie eindeutig verorten. Buch selbst, dass es auf einem Erin- ­verleihen, indem er Vertreter in berg im Kreis um Gundolf erfuhr, Ein Postscriptum: Am Schluss nerungsmanuskript beruht und der Weimarer Zeit einflussreicher »Origineller Sonderling« und sehr bemüht sich Gudian, Ge- des Bandes ist die schöne Büste gerade das fragliche Kapitel hätte Strömungen berief, so marxistische Janos Gudian hat für die Reihe orges Einfluss auf das Geschichts- Kantorowiczs abgebildet, deren bearbeitet werden müssen. Wenn ­Intellektuelle, die nicht an die Gründer, Gönner und Gelehrte eine bild Kantorowiczs genauer zu be- erste Fassung der Basler Bildhauer Thormaehlen länger gelebt hätte, ­kommunistische oder die sozial­ Biographie geschrieben, die auf- stimmen, wobei man freilich von Alexander Zschokke (1894 –1981) würde er als Kunsthistoriker zwei- demokratische Partei gebunden grund seiner verstehende Einfüh- der Dichtung, den Wurzeln der um 1926 in der Zeit geschaffen ha- fellos die Lösung ergänzt haben: ­waren, und, dazu einen Gegensatz lung mit moderner Distanz verbin- Gedanken im Siebenten Ring Geor- ben muss, als im Kreis und in Ge- Zschokke und Fueter haben, ver- bildend, Anhänger Stefan Georges. denden Lektüre der Texte und ges und dem Bestreben Kantoro- genwart Georges aus dem noch mutlich bei den Lesungen, je ein Unter den Letzteren ragt der Histo- seiner viele Einzelheiten zutage för- wiczs, im Friedrich II. auf Georges ungedruckten Manuskript des Porträt Kantorowiczs modelliert. riker Ernst Kantorowicz (1895- dernden Archivarbeit eine klare Dante vorzubereiten, weniger er- Friedrich II. gelesen wurde. Diese Der Frankfurter Kopf Zschokkes 1963) aus mehreren Gründen her- Vorstellungen von der wissenschaft- fährt als aus Gudians Auswertung Büste hat die Goethe-Universität wird im Katalog seiner Werke von vor. Er war selbst ein naher Freund lichen Leistung und ein sehr an- der Briefe, wo ihm wirkliche Ent- 1963 auf Empfehlung Harald Claire Rössiger nachgewiesen, der- des Dichters. Sein großes Werk über schauliches, ja unterhaltendes Bild deckungen gelungen sind: So in ­Kellers gekauft. In einem Beitrag jenige Fueters in Max Fueter: den Staufischen Kaiser Friedrich II. des Menschen Kantorowicz ent- einem Brief an George, in dem von Michaela Filla für das Uni­- 80 Bildtafeln, herausgegeben von war nach Inspiration durch George wirft. Obwohl ein origineller Son- Kantorowicz den erstaunlichen, ver­sitätsarchiv wurde die „Zu- Wilhelm Stein, Bern 1960, Seite 15 und mit dessen praktischer Hilfe derling, wusste er sich sicher und aber nicht ausgeführten Plan ent- schreibung der Bronze (...) bezwei- und Tafel 53. Fueters Darstellung 1927 erschienen und ein sensatio- souverän auf den verschiedensten wirft, den Wirren der Zeit um 1932 felt“, weil in den Erinnerungen wirkt verhaltener und klassizisti- neller Erfolg geworden – ein Buch, gesellschaftlichen Ebenen zu bewe- durch ein Buch über das Interreg- Thormaehlens (auch eines George- scher, Zschokkes Kantorowicz lässt das leider auch führende National- gen: als Soldat und im Bürgerkrieg, num einen Spiegel vorzuhalten. Freundes) berichtet wird, wie der die Spannung zwischen innerer sozialisten faszinierte, was Kantoro- als Student in Heidelberg und im Gudian taucht in die Komplikatio- Berner Bildhauer Max Fueter Schau und Lebensdrang des Porträ- wicz ein Leben lang peinlich bleiben Kreis der Dichterfreunde, im deut- nen unserer Universitätsgeschichte (1898 –1983) im Zusammenhang tierten ahnen. Bertram Schefold sollte. Er wurde 1930 Honorar­ schen und im amerikanischen aka- ein, wenn es um die Berufung des mit jenen Lesungen einen Kopf professor und 1932 Ordinarius für demischen Milieu. Er war mutig, nicht habilitierten, als Historiker Kantorowiczs modelliert habe. Ei- mittelalterliche­ Geschichte an unse- aber auch ein Genießer, wie mir das nicht zunftmäßig ausgebildeten nen solchen Verdacht zu äußern, Janus Gudian: Ernst Kantorowicz. rer Universität. In einer berühmten auch vor einem halben Jahrhundert Kantorowicz geht und schon kurz ohne weiter nachzuforschen, ist Der „ganze Mensch“ und die Vorlesung verteidigte er die geistige von einigen seiner Freunde wie danach um die Vertreibung des Or- ein starkes Stück, denn es wird da- Geschichtsschreibung.­ Gründer, Tradition Deutschlands gegen ihre ­Edgar Salin erzählt wurde, der dinarius. Dem Anlass der Biogra- mit unterstellt, es habe einer der Gönner und Gelehrte. Biographien­ nationalsozialistische Vereinnah- ­Kantorowicz zum Wiederabdruck phie entsprechend knapper, aber bekanntesten Schweizer Künstler reihe der Goethe-Universität Frank- mung, als man ihn wegen seiner des Friedrich II. gedrängt hatte. wohlgelungen fand ich das letzte seiner Generation das Werk eines furt am Main. Societäts-Verlag 2014. jüdischen Herkunft vertrieb. Es ge- Kapitel über den nach Amerika anderen als sein eigenes verkauft, lang ihm, im amerikanischen Exil Einfluss Georges verschlagenen George-Freund. Er also betrogen. Da meine Familie eine zweite glänzende Karriere als Es wird sehr plausibel erklärt, habe sich stark gewandelt und der mit Zschokke bekannt, ja befreun- Mediävist aufzubauen. Noch einmal wie seine deutsch-jüdisch-polnische Moderne zugewandt, was Andere det war, bin ich der Sache nachge-

Anzeige Forschung UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 11 Komplexe Atmosphäre Forschung zu Wolkenbildung und Schwerewellen am Institut für Atmosphäre und Umwelt

asser, Schwefelsäure, Cluster“, erläutert Curtius. „Wir und damit hat sich’s – haben unser Experiment am CERN Wdavon gingen Atmo- in Genf gemacht, und zwar unter sphärenforscher früher aus. Aber Bedingungen, wie sie tatsächlich in der Kreis der Verdächtigen hat sich der Atmosphäre herrschen. Das deutlich erweitert: „Vor ein paar heißt vor allem: Die Konzentratio- Jahren dachte man, Wolken ent- nen an Schwefelsäure und DMA stehen in der Atmosphäre, wenn waren extrem gering. Nur eines Wassermoleküle auf Partikel aus von tausend Milliarden Teilchen Sulfat treffen und zu Flüssigkeit war ein DMA- oder Schwefelsäure- kondensieren, und dass ein großer molekül, da ist es entscheidend, Teil dieser Sulfatpartikel sich in der dass die Moleküle aneinander kle- Atmosphäre neu gebildet hat, in- ben bleiben und nicht wieder aus- dem Schwefelsäure und Wasser- einanderfliegen, wenn sie sich moleküle sich zusammenlagern. schon mal treffen.“ Heute wissen wir, dass das Szenario DMA entsteht in der Landwirt- viel komplexer ist“, sagt Joachim schaft, gasförmige Schwefelsäure Curtius, Professor für experimen- entsteht aus Schwefeldioxid, das telle Atmosphärenforschung an der beispielsweise bei der Verbrennung Goethe-Universität. Er zählt auf: fossiler Materialien gebildet wird. „In der Atmosphäre wurden auch Ihr Zusammenwirken wurde zwar Molekülanhäufungen, so genannte unter atmosphärischen Bedingun- Cluster, aus verschiedenen organi- gen, aber eben doch nur im schen Substanzen als Kondensati- ­Labor­experiment am Boden nach- onskeime nachgewiesen.“ Wissen- gewiesen. Allerdings könnte das schaftler aus seiner Arbeitsgruppe Forschungsflugzeug HALO (High haben zusammen mit einem inter- Altitude and LOng Range Research nationalen Forscherteam jetzt in Aircraft) dazu beitragen, dass auf- einem Laborexperiment nachge- geklärt wird, welche Vorgänge tat- Das „CLOUD-Experiment“ in der Kernforschungseinrichtung CERN (Oktober 2013). Foto: © CERN wiesen, dass das Clusterwachstum sächlich bei der Partikelneubildung entscheidend erleichtert wird, in der Atmosphäre ablaufen. HALO wenn nicht nur Schwefelsäure-, wird vom Deutschen Zentrum für gerichtet wurde. Daran beteiligt sinkt, ist das an den Wolkenbän- rechnet, liegen so weit auseinan- sondern zugleich Dimethylamin Luft- und Raumfahrt (DLR) betrie- sind noch zehn weitere deutsche dern sichtbar, die dann beispiel- der, dass sich in einer Schwerewelle (DMA)-Moleküle in die Cluster ben, verschiedene Forschungsinsti- Institutionen, so etwa die Universi- weise über Niederursel oder dem die vertikale Luftbewegung zwi- eingebaut werden. tutionen nutzen es gemeinsam, tät Mainz, das Max-Planck-Institut Riedberg auftauchen.“ schen den Punkten mehrmals um- und Curtius koordiniert zusammen für Meteorologie in Hamburg, das Schwerewellen entstehen aber kehrt. Das heißt, dass Wettermo- »Superklebstoff« für die Atmosphäre mit Forschern aus Leipzig und DLR bei München und der Deut- nicht nur, wenn Luftmassen Ge- delle diesen Wechsel zwischen In einem Beitrag für die amerikani- Dresden das HALO-Forschungs- sche Wetterdienst (DWD) in Offen- birge überströmen, sondern auch Aufsteigen und Absinken ignorie- sche Fachzeitschrift „Proceedings programm der DFG. bach. In den nächsten drei Jahren in Gewittern, weil diese stets mit ren, obwohl sein Einfluss auf das of the National Academy of Scien- Die jüngste HALO-Messkampa- planen die Wissenschaftler Labor­ einem vertikalen Lufttransport ver- Wetter in Wirklichkeit dramatisch ces“ berichten die Wissenschaftler gne führte ins brasilianische Ama- experimente und Messkampagnen; bunden sind – das ist beispielsweise sein kann. Und manchmal geht es um Curtius zunächst, wie sie ein zonasgebiet, wo die Entstehung außerdem sollen Theorien ent­ erkennbar an den charakteristi- nicht nur darum, in den nächsten bewährtes Messverfahren in einem und Entwicklung tropischer Gewit- wickelt und Computersimulatio- schen, ambossförmigen „Cumulo- Tagen das Wetter beispielsweise wesentlichen Punkt weiterentwi- terwolken untersucht wurde. „Zur nen berechnet werden. Sprecher nimbuswolken“, die sich oft kilo- im Rhein-Main-Gebiet vorherzu­ ckelt haben: Dieses Messverfahren, Partikelneubildung sind aktuell der neuen DFG-Forschergruppe ist meterhoch auftürmen, wenn ein sagen, sondern es werden größere ein spezielles Massenspektrometer, keine HALO-Messungen geplant“, ­Ulrich Achatz, Professor für theore- Gewitter ,in der Luft liegt‘. Schließ- Gebiete betrachtet, oder es geht um eignet sich nämlich für den Nach- schränkt Curtius ein, „aber wir tische Atmosphärenforschung an lich werden Schwerewellen von Klimamodelle, die die Entwicklung weis elektrisch geladener Teilchen. würden uns einen großen Erkennt- der Goethe-Universität. den Hoch- und Tiefdruckgebieten im Laufe der Jahrzehnte, Jahrhun- Im unteren Teil der Atmosphäre, nisgewinn davon erhoffen, wenn Er erläutert: „Schwerewellen abgestrahlt. Achatz erklärt dazu: derte beschreiben – dann liegen die wo Wolken entstehen, kommt es wir sie eines Tages durchführen entstehen aus dem Wechselspiel „Schon von der Wetterkarte her Datenpunkte noch wesentlich wei- aber vor allem auf neutrale (unge- könnten. Wir vermuten, dass auch von Schwerkraft und Druckgra- kennen wir die Tatsache, dass sich ter auseinander. ladene) Cluster an. Der Trick von in der freien Troposphäre, also in dientenkraft: Weiter unten, also nä- Luft um die Hoch- und Tiefdruck- Achatz’ Ziel ist es also, im Rah- Curtius und seinen Mitarbeitern einer Höhe oberhalb von zwei Ki- her an der Erdoberfläche, ist der gebiete herum bewegt, entlang den men der neuen DFG-Forscher- bestand darin, dass sie diese neut- lometern, Cluster entstehen und Luftdruck größer. Das treibt die Linien konstanten Drucks. Einer- gruppe einen Baustein für Wetter- ralen Cluster mit Hilfe einer eigens neue Partikel gebildet werden, al- Luftpakete nach oben, und die Luft seits werden nämlich die Luftmole- und Klimamodelle zu entwickeln, dafür entwickelten Ionenquelle in lerdings dort eher aus Schwefel- kühlt sich ab. Hat ein Luftpaket eine küle vom hohen zum niedrigen eine sogenannte Parametrisierung, geladene Teilchen umwandelten; säure, Ammoniak und Wasser, da Höhe erreicht, in der es dichter und Luftdruck getrieben, und anderer- die den Benutzern eines Modells anschließend konnten sie Größe das DMA nur nahe an den Quellen schwerer als seine Umgebung ist, seits wird diese Bewegung durch angibt, wie sich die Schwerewellen und Zusammensetzung der ur- am Boden vorkommt. In jedem wird es durch die Schwerkraft wie- die Erdrotation beeinflusst. Den auf Wetter und Klima auswirken, sprünglich neutralen Cluster be- Fall interessiert uns, inwieweit die der nach unten gezogen, und die daraus resultierenden Zustand, in obwohl sie sich auf so kleinen stimmen. Partikelkonzentrationen in der At- Luft erwärmt sich wieder.“ Auf dem sich die Luft entlang der Iso- ­Gebieten abspielen, dass sie für das Mit dem neuen Messverfahren mosphäre durch die Neubildung diese Weise bestünden Schwerewel- baren bewegt, strebt die Natur mit Modell nicht „sichtbar“ sind. Au- konnten die Forscher das Cluster-­ beeinflusst werden. Das kann gro- len abwechselnd aus Bereichen ab- Macht an. Wenn das äußerst kom- ßerdem streben die Atmosphären- Wachstum direkt beobachten – und ßen Einfluss auf die Struktur und sinkender und aufsteigender Luft, plexe System der Atmosphäre die- forscher der Goethe-Universität an, sie stellten fest, dass das Wachstum das Reflexionsverhalten von Wol- charakterisiert durch periodische ses Gleichgewicht verlässt, etwa die Zusammenarbeit mit dem DWD in Anwesenheit von DMA extrem ken haben und wirkt sich somit auf Veränderungen von Windgeschwin- durch ,Überschießen‘ der eigenen weiter zu vertiefen und verstärkt begünstigt ist: Während Cluster, unser Klima aus.“ digkeit, Druck, Dichte und Tem­ Dynamik, dann versucht sie, die- die Meteorologie der unteren ein die nur aus Schwefelsäure beste- peratur. sen Zustand wieder herzustellen, bis zwei Kilometer, der „atmosphä- hen, erst von einer bestimmten DFG-Forschergruppe zu indem Schwerewellen abgestrahlt rischen Grenzschicht“, zu erfor- Mindestgröße an stabil sind, be- ­Schwere­wellen Nordwind in Frankfurt werden. schen. Auch davon erhoffen sie stand diese Barriere nicht, wenn 2016 wird HALO im Auftrag des Achatz nennt ein Beispiel, das Viele der Ursachen für Schwere­ eine bessere Modellierung von zusätzlich DMA-Moleküle in die DLR abheben und dabei auch Frankfurtern vertraut sein dürfte: wellen sind erst unzureichend ver- Wetter und Klima. Stefanie Hense Cluster eingebaut wurden. ­Messungen zu so genannten „Wenn der Wind in Frankfurt aus standen – ihre Auswirkungen auf „Das bedeutet: Wenn DMA be- Schwere­wellen ausführen. Mit die- Norden kommt, streichen die Luft- Wetter und Klima aber noch weni- teiligt ist, bleibt jedes weitere sen Schwerewellen wird sich eine massen über den Taunus hinweg. ger. Ein Hauptproblem: Die Daten- Schwefelsäure-Molekül, das mit Forschergruppe unter Federfüh- Dabei entstehen Schwerewellen, punkte, an denen beispielsweise dem Cluster zusammenstößt, da- rung der Goethe-Universität befas- und wenn die Luft in diesen der DWD mit seinen Modellen die ran kleben und vergrößert das sen, die von der DFG kürzlich ein- Schwerewellen aufsteigt und ab- konkreten Vorhersagewerte be- 12 UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 Forschung kurz notiert

Vom Auditoriumsgebäude OLAT-Kurs konnten sich die Dozenten zum Campus Bockenheim – einen zweistündigen Termin buchen, Eine Baugeschichte währenddessen die OLAT-Autoren von einem der OLAT-Administratoren im eigenen Büro besucht wurden. Das Angebot wurde gut angenommen, so dass in den nächsten Semesterferien erneut diese Aktion stattfinden soll. Auf positive Resonanz stießen auch wieder die OLAT-Autorentage, die im Juli stattfanden. Am ersten Tag gab es neben einer ausführlichen Aussprache Im Rahmen der Jubiläumsfeiern lenkte unter den Nutzern und Nutzerinnen und Foto: Dettmar eine Gruppe von Kunstgeschichtsstuden- Tipps und Tricks bei der Kurserstellung ten den Blick zurück in die Architektur-­ ­ und -gestaltung vor allem zwei zentrale Goethe, Deine Forscher Geschichte des Campus Bockenheim. Themen: Urheberrecht in Online-Kursen Gefördert vom Förderfond Lehre und zukünftigen Entwicklungen der erarbeitete sie unter der Leitung von Lernplattform. Am zweiten Tag gab es Bekim Agai, Islamwissenschaftler H. Barr, B. Güdelhöfer, B. Marten und parallele Workshops zu den Themen B. Rudhof über zwei Semester hinweg ePortfolio sowie Blog und Wiki. Auch das Ausstellungskonzept. Installatio- im kommenden Sommersemester ier Jahre – verglichen mit den einhundert islamischen Geschichte hält: „Zusammen mit den nen, Lagepläne, Bauzeichnungen in werden die OLAT-Autorentage wieder Jahren, während der an der Goethe-Univer- Studierenden öffne ich immer wieder neue Tore in Grund- und Aufriss sowie historische angeboten. Ruth Kurschat Vsität geforscht und gelehrt wird, ist das ein die Vielschichtigkeit islamischer Ideen und histori- Aufnahmen ließen die Geschichte der Klacks. Seit fast vier Jahren besteht das „Institut für scher Wirklichkeiten“, schwärmt Agai, „so kann ich einzelnen Gebäude aufleben. So wur- Ausstellung Via Finlandia Studien der Kultur und Religion des Islam“ in seiner ihnen die Breite einer Religion und Kultur zeigen, den sowohl die im Laufe der Jahre wandert nach Berlin jetzigen Form, seit gut einem Jahr ist Bekim Agai die die meisten von ihnen nur in einer Ausprägung vorgenommenen Veränderungen als (40) dessen geschäftsführender Direktor. Alles an- kennengelernt haben.“ auch die Bezüge zur aktuellen Bebau- dere als ein Klacks ist es hingegen für Agai, dass das Seine Neugier, sein Interesse machen allerdings ung verständlich. Zu sehen waren auch Bundesministerium für Bildung und Forschung nicht an den Grenzen der eigenen Religion halt: Für kleine, verschollen geglaubte Architek- (BMBF) von 2010 an insgesamt vier Zentren für Agai war es schon während des Studiums selbstver- turmodelle mit der Bebauung Ferdinand ­Islamische Studien (Münster / Osnabrück, Tübin- ständlich, sich mit den „Nachbar-Religionen“ Chris- Kramers. Zur Ausstellung ist ein kleiner gen, Frankfurt/Gießen und Nürnberg-Erlangen) tentum und Judentum zu befassen, und auch heute Katalog erschienen. Die Installation im Schritt für Schritt die finnische fördert. „Mit Fug und Recht können wir hier von noch gehört religiöse Toleranz für ihn im akademi- ehemaligen SSC ist weiterhin zu sehen. Geschichte wahrhaftig erleben: Ein einem Paradigmenwechsel in der Islamforschung schen Alltag unbedingt dazu: „Religion kann in der Viola Hildebrand-Schat solches Erlebnis bietet die Ausstellung sprechen, der wissenschafts- und gesellschaftspoliti- heutigen Zeit nur im Miteinander studiert werden. „Via Finlandia“ anhand imposanter sche Bedeutung hat“, sagt Agai. „Nun gehört der Judentum, Christentum und Islam haben sich ja Fotoband zum AfE-Turm Zeittafeln von einer Gesamtlänge von Islam auch auf universitärer Ebene zu Deutschland. miteinander entwickelt, so dass wir sie nicht isoliert über 40 Metern. Ausgehend von der Er wird nicht mehr als Forschungsobjekt betrachtet, voneinander betrachten und erforschen können. schwedischen Zeit Finnlands wird die als Religion fremder Kulturen, sondern Studierende Daher stehen die Islamischen Studien in gutem Geschichte des Landes bis in die beschäftigen sich auf wissenschaftlichem Niveau Kontakt zu den christlichen Theologien und den jü- Gegenwart erzählt im Wechselspiel zur mit ihrer eigenen Religion – nicht anders als etwa dischen Studien. Viele Mitarbeiterinnen und Mitar- literarischen Entwicklung – aber auch Studierende in katholischer­ oder evangelischer beiter des Instituts und auch viele Studierende sind währungs-, religions- und rechtsge- Theologie.“ zudem in interreligiöse Foren und Arbeitskreise ein- schichtlich relevante Ereignisse sind Geboren und aufgewachsen in Essen, gab Agai gebunden.“ berücksichtigt wie auch Kunst, Film, seinem wissenschaftlichen Interesse zunächst in Design und Sport. Die Ausstellung ist Bonn nach: Dort studierte er Islamwissenschaften, Verzerrtes Islam-Bild Nach der gleichnamigen Ausstellung ein Ergebnis engagierter Studierender Geschichte und Psychologie, bevor er für seine Pro- Agai bedauert allerdings, dass alle interreligiösen Be- im letzten Jahr in der Bildstelle des des interdisziplinären und praxisorien- motion in Islamwissenschaften nach Bochum gegnungen letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Kunstgeschichtlichen Instituts ist nun tierten Projekts „Nordic Images and wechselte. Nachdem er anschließend als Assistent Stein bleiben, solange medienträchtige Einzelereig- die zugehörige Publikation erschienen. Perspectives“ (Noriper; Projektleitung: in Bonn und als Postdoc in Halle/Wittenberg tätig nisse – wie etwa das Auftreten einer „Scharia-Poli- Auf 115 Seiten findet man zahlreiche Helena Lissa Wiessner) am Wilhelm ­gewesen war, kehrte er 2010 mit einer BMBF-­ zei“ in Duisburg – die öffentliche Wahrnehmung großformatige Farbfotografien sowie Merton-Zentrum. Aufgrund der großen Nachwuchsforschergruppe nach Bonn zurück und dominieren: Interviews mit Menschen, die im Turm Resonanz in der Frankfurter Zentralbib- wechselte 2013 an die Goethe-Universität, zu- „Unsere Studierenden wollen aus ganz unter- gearbeitet, gelernt und gelehrt haben. liothek wird die Ausstellung nun weiter nächst vertretungsweise und einige Monate später schiedlichen persönlichen Motiven etwas über den Der AfE-Turm, ein wichtiges Zeugnis für wandern, u. a. in die Hauptstadt Berlin als ­ordentlicher Professor für „Gesellschaft und Islam und die islamische Kultur lernen. Viele von die Architekturgeschichte der Stadt und und schließlich nach Finnland. Weitere Kultur des Islam in Geschichte und Gegenwart“. Er ihnen leiden darunter, dass das nicht einfach als wis- der Geschichte der Frankfurter Universi- Informationen: https://de-de.facebook. möchte den Studierenden die Vielschichtigkeit in- senschaftliches Interesse gilt, sondern in der Öffent- tät, darf auch nach der Sprengung nicht com/noriper UR nerhalb des Islams vermitteln: „Der Islam hat sich lichkeit oft mit Skepsis gesehen wird.“ vergessen werden. „Der AfE-Turm. immer in bestimmten Kontexten entwickelt. So Überdies werde das Bild des Islam in der Öffent- Fotografien von Christian Engels und UniReport zu Gremienwahlen sind die ersten universitären Einrichtungen in der lichkeit durch das Wüten von Terror-Organisationen Per Schorn“. 115 S., zahlr. Illustrationen, Abbasidenzeit, im elften und zwölften Jahrhun- verzerrt: „Die ungeheuerliche Gewalt einer Gruppe, schwarzer Leineneinband mit Prägung. dert, in einem ganz bestimmten gesellschaftlichen die sich selbst Islamischer Staat nennt, hat mit dem 34,90 Euro (Sonderpreis für Studie- Kontext entstanden, der auf die Lerninhalte in Religions- und Gesellschaftsverständnis der Mehr- rende), 39,90 Euro (Normalpreis). ­islamischer Theologie wirkte, und ebenso wirkt der heit nichts zu tun. Die Deutungshoheit über den Erhältlich in der Bildstelle des Kunst- heutige Kontext auf das Studienfach Islamkunde ­Islam darf nicht Extremisten und Gewalttätern über- geschichtlichen Instituts, Campus von heute.“ lassen werden. In Deutschland muss diese Deutung Bockenheim, Senckenberganlage 31, aus der Mitte der Gesellschaft heraus erfolgen, unter 60325 Frankfurt. Kontakt: reichert@ Vielschichtigkeit islamischer Ideen anderem an den Universitäten“, fordert Agai. kunst.uni-frankfurt.de Doris Reichert In seinem Fach begegnet auch ihm immer wieder Die Rahmenbedingungen dafür sind geschaffen: Zu den anstehenden Gremienwahlen an Neues: auf wissenschaftlichen Kongressen natürlich, In den kommenden zwei Jahren wird die „Anschub- OLAT: Pimp my course/Autorentage der Goethe-Universität erscheint wie etwa auf der internationalen Konferenz „Hori- finanzierung“ seines Instituts durch das BMBF wieder ein Wahl Spezial. Die Ausgabe zonte der islamischen Theologie“, die kürzlich am ­weiterlaufen, eine Verlängerung ist möglich. An- des UniReport bietet einen Überblick Zentrum für islamische Studien der Goethe-Univer- schließend wird die Universität vertragsgemäß die über wichtige Termine, über Programme sität stattfand. Genauso aber bei Lehrveranstaltun- Finanzierung übernehmen. Für diese Zukunft ist für die Senats- und StuPa-Wahlen oder gen seines Instituts, und zwar nicht nur, wenn in der Agai zuversichtlich: „Eine akademische Tradition Listen mit den Kandidatinnen und Vorlesungsreihe „Der Koran – Ein Text im Dialog und die Ausbildung an den Universitäten wird auch In den ersten beiden Septemberwochen Kandidaten für Senats-, StuPa- und zwischen Osten und Westen“ international renom- die Sprecherinnen und Sprecher der nächsten Gene- fand erstmalig vom Kompetenzzentrum Fachbereichsratswahlen. Das UniReport mierte Wissenschaftler darüber vortragen, wie sie ration hervorbringen, die Vorurteilen der Gesell- Lernsysteme angeboten die Aktion Wahl Spezial erscheint in der Woche sich dem Koran aus verschiedenen Richtungen an- schaft kompetent entgegentreten können.“ „Pimp my Course“ statt. Über einen vor den Weihnachtsferien. UR nähern. Sondern auch, wenn er sein Seminar zur Stefanie Hense Forschung UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 13 »Lebenslanges Lernen« – wie gehen ­Institutionen und Pädagogen mit einer bildungspolitischen Formel um? Dieter Nittel erforscht, wie etabliert der erweiterte Begriff von Erziehung und Bildung ist

ass Bildungsprozesse nicht einfach mit dem Verlassen der Schule und mit Ddem Eintritt ins Berufsleben enden, wird wohl niemand mehr bestreiten. Allein die Vielzahl an Pädagogen, die heute außerhalb der klassischen Institutionen agieren, stehen für eine Entgrenzung des Bildungsbegriffs, wie der berühmte ­Bielefelder Soziologe Niklas Luhmann festgestellt hat: Beispiele für ihn wa- ren die zahlreichen Pädagogen, die in der au- ßerschulischen oder beruflichen Weiterbildung ­tätig sind. Rund 40 bis 50 Milliarden Euro ge- ben allein Unternehmen heute für Fort- und Weiterbildung aus. Wenn jedoch nicht (mehr) Kindergarten und Schule das Bildungssystem erschöpfend repräsentieren, dann stellt sich laut Luhmann systemtheoretisch­ die Frage, was überhaupt als das „Medium“ des Systems fungiert: nämlich nicht mehr die Kindheit, sondern vielmehr der ganze Lebenslauf des In- dividuums. Eine Desintegration der alten Kate- gorien beobachtet auch Prof. Dieter Nittel, der sich als Erziehungswissenschaftler mit Fragen der Professions- und Organisationsforschung beschäftigt, auch bei „Erziehung“ und „Bil- dung“: Während die Betreuung im Kindergar- ten immer mehr als „Bildung“ betrachtet wird, fällt dagegen beim Umgang mit dem abwei- chenden Verhalten von Erwachsenen sehr häufig der Begriff „Erziehung“: „Daher ist es sinnvoll, vom Lebenslangen Lernen zu spre- chen, weil es beide Dimensionen, die im Engli- schen mit ‚Education‘ ohnehin verbunden sind, umfasst“, so Nittel. Die Segmente des Bildungssystems müssen zunehmend miteinander kooperieren. Im Rahmen des „Schülercampus“ erkunden Schüler verschiedene Fehlendes Wir-Gefühl bei Pädagogen Studiengänge und erproben das wissenschaftliche Arbeiten an der Goethe-Universität. Foto: Dettmar Das Konzept des Lebenslangen Lernen (LLL, engl. „Lifelong Learning“) erfreut sich einer hohen Akzeptanz im Bildungs- und Erzie- auch hinsichtlich Prestige und Selbstwahr- Neue Lehr- und Lernformen müssen erprobt hungswesen und wird auch von Politikern nehmung von einer Erzieherin. Doch sind und umgesetzt werden, Didaktikzentren fin- gerne ins Feld geführt, wenn es um die Mo- beide Akteure in einem System, dessen Seg- det man daher heute nahezu an jeder Uni- PAELL und LOEB dernisierung des Bildungssystems geht. Die mente zunehmend miteinander kooperie- versität. Wenn Hochschulen zunehmend um Während es in PAELL wissenssoziolo- Internationalisierung von Bildungsdiskursen ren und ­zusammenarbeiten müssen, z. B. die besten Studierenden konkurrieren – dies gisch um Einstellungen und Selbst- / und Vergleichsstudien mag dabei eine wich- beim Übergang vom Kindergarten in die wird in ­einigen Jahren angesichts des demo- Fremdeinschätzungen der pädagogischen tige Rolle gespielt haben. Doch welches Ver- Grundschule und von da aus auf eine wei- graphischen Wandels eintreffen –, werden Akteure ging, wird es sich in einem von hältnis haben in Deutschland die pädagogisch terführende Schule. Die Befragung im Rah- gute Studienbedingungen ein wichtiger der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Tätigen zum Lebenslangen Lernen, welche men von PAELL­ ergab erstaunlicherweise, Standortfaktor sein. Wenn langfristig die Projekt namens LOEB, das wiederum Bedeutung hat das Konzept für ihren berufli- dass bei Erziehern, Grundschullehrkräften schrumpfende Zahl an Studierenden den ­gemeinsam von der Goethe-Universität chen Alltag? Das stand im Fokus von PAELL – und Erwachsenenbildnern, die gesellschaft- Unis sinkende Landesmittel beschert, wird und der LMU durchgeführt wird, eher „Pädagogische Erwerbsarbeit im System des lich gesehen über keine sehr hohe Reputa- man sich zwecks Finanzierung stärker mit darum gehen, wie sich Einstellungen lebenslangen Lernens“, ­einem gemeinsamen tion verfügen, das Konzept des LLL ein gro- der vierten Kernaufgabe der Universitäten, zu LLL in der Praxis und in den DFG-Projekt der Goethe-Universität­ und der ßes Maß an Zustimmung genießt und auch dem Bereich Weiterbildung, auseinanderset- Organisations­strukturen niederschlagen. Ludwig-Maximilians-Universität München, im Gespräch überzeugend begründet wer- zen müssen. „In einem Land wie Australien Dann wird auch die Frage im Fokus das 2011 abgeschlossen­ wurde. Das Neue an den kann. Bei Real- und Gymnasiallehrern gehören die Universitäten gerade auch mit stehen, inwieweit Institutionen bereits der Untersuchung:­ Die unterschiedlichen im ist die Zustimmung eher moderat, und Be- ihren Weiterbildungsangeboten bereits zu ihre eigene Fort- und Weiterbildungs­ Bildungssystem agierenden Gruppen, von der gründungen sind weniger fundiert, wäh- den wichtigsten Pfeilern der Wirtschaft“, er- praxis am Konzept des LLL ausrichten. frühkindlichen Bildung bis hin zur Alters­ rend bei Hochschullehrern und Beschäftig- läutert Nittel, warnt aber gleichzeitig: „Die bildung, wurden anders als bisher als aufein­ ten der außerschulischen Jugendbildung Hochschulen sollten sich andererseits aber ander bezogene und an einem gemeinsamen sogar Indifferenz und kultur­kritische Mei- nicht verzetteln, indem sie zu vielen Bil- Projektleitung Ziel – dem Lebenslauf von Individuen – arbei- nungen zum LLL anzutreffen sind. „Das ist dungsaufträgen gerecht werden wollen.“ Ein Prof. Dr. Dieter Nittel tende Berufsgruppen betrachtet. Nittel beklagt auch einfach zu erklären: Beispielsweise ein System müsse immer auch seine Grenzen im (Goethe-Universität Frankfurt am grundsätzlich, dass bei den pädagogisch Täti- Wirtschaftsprofessor, bei dem Studierende Blick haben, Institutionen für sich jeweils Main) gen ein Wir-Gefühl fehlt – man nehme sich ihren Master erwerben oder promovieren, Stärken und Risiken definieren. Vor diesem Prof. Dr. Rudolf Tippelt (Ludwig-­ nicht als Kollegen wahr. Dies habe nicht allein vergibt ein derart hohes Bildungskapital, Hintergrund seien die gewonnenen Erkennt- Maximilians-Universität München) mit den unterschiedlichen Einkünften zu tun: dass er sich nicht intensiv mit der Formel nisse aus dem Projekt PAELL auch bei kirch- „In der Medizin beispielsweise klaffen die Ein- des LLL beschäftigen muss – für ihn ist die lichen und staatlichen Bildungsträgern sehr Weitere Informationen künfte zwischen Spitzen- und Geringverdie- Bedeutung seiner Arbeit für die Bildungs- gefragt, betont Nittel. df PAELL nern mehr auseinander, und dennoch findet biographie seiner Klientel eine Selbstver-  www.uni-frankfurt. man dort eine Art von ‚Corps-Geist‘“, so Nittel. ständlichkeit“, erläutert Nittel. de/51371507/13718

Höhere Motivation bei den ›Schlechter­ Ausblick LOEB bezahlten‹ Der hohe Veränderungsdruck im Bildungs-  www.uni-frankfurt. Nun unterscheidet sich ein Gymnasiallehrer system stellt auch die Hochschulen und ihre de/51294053/125 nicht nur in puncto Bezahlung, sondern Lehrenden vor neue Herausforderungen. 14 UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 Forschung Technische und menschliche Assistenten im Alter Frankfurter Forum für interdisziplinäre Alternsforschung erforscht das ›normale‹ Altern. Projekte zur sozialen Robotik und ­Patientenselbstbestimmung bei Demenz

vention zu erfüllen“, betont Julia Haberstroh. EmMa möchte hier Abhilfe schaffen und Maßnahmen zur assistierten Entscheidung für Menschen mit Demenz zur Verfü- gung stellen. Bislang ist gängige Praxis, dass Patienten, denen die Einwilligungs­fähigkeit abgespro- chen wurde, ein Betreuer oder Bevollmächtigter zur Seite ge- stellt wird, der die Entscheidung ­stellvertretend übernimmt. Davon will (und muss) man nun weg- kommen: weg von der Stellvertre- tung hin zu einer ­Assistenz. „Statt dem Patienten die generelle ­Handlungsfähigkeit abzusprechen, muss jede Entscheidung für oder gegen eine medizinische Behand- lung speziell und neu geprüft und unterstützt werden“, erläutert die Expertin auf dem ­Gebiet der Kom- munikation mit Demenzkranken. Jeweils angepasst werden müssen Formen der Vermittlung von In- formationen, da bei Patienten mit Demenzerkrankungen die verbale Kommunikation oftmals gestört ist. „Unsere bisherige Forschung weist darauf hin, dass u. a. die Zu- Die Roboter-Robbe Paro. Foto: Klaus Ditte hilfenahme von Gedächtnisstüt- zen, Visualisierungen und beson- Der demographische Wandel, das künftig in Altenheimen erprobt deren Sprachstilen hilfreich sein Altern der Gesellschaft, aber auch werden soll. Deren Preis von ca. FFIA – Frankfurter Forum für kann.“ Es bedarf einer verbalen ein gestiegenes Bewusstsein dafür, 5.000 Euro liegt recht hoch, sodass und non-verbalen Vereinfachung, dass auch im Alter Partizipation und sich kaum Einzelpersonen ein sol- interdisziplinäre Alternsforschung ohne allerdings in den berüchtig- Teilhabe an Gesellschaft sicher­ ches Gerät anschaffen werden. „Das Wie lässt sich das Leben im Alternsverlauf gestalten und meistern, was ten ‚baby-talk‘ zu verfallen: „Der gestellt werden muss, bilden den Gerät hat eine Kuscheltieroptik mit müssen Individuen und Gesellschaft lernen und leisten, um erfolgreich, ist nicht geeignet, weil er von den Hintergrund des gerade eröffneten Kunstfell und reagiert auf Berüh- zufrieden und würdevoll zu altern? Diesen Fragen widmet sich das im Patienten zurecht als kränkend, Frankfurter Forums für interdiszipli- rung, auditive und visuelle Reize“, Oktober 2014 an der Frankfurter Goethe-Universität eröffnete Forum. Ziel frustrierend und demotivierend näre Alternsforschung (FFIA). Zwei erläutert Monika Knopf. Es reagiert ist die Erforschung von Bedingungen guten Alterns, von Alternsprozessen wahrgenommen werden kann“, laufende Projekte, einmal aus dem nicht nur, sondern ist begrenzt lern- und von Alternsfolgen aus lebens-, kultur- und sozialwissenschaftlichen erklärt Haberstroh. Bereich „Individuelle und räumliche fähig und kommuniziert auch aktiv Perspektiven zur Förderung der Lebensqualität im hohen Alter. Das Forum Um die von der UN-Behinder- Fragen des Alterns“ und „Rechtliche mit der Person und kann somit mög­ möchte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zusammenbringen, die tenrechtskonvention geforderte und ethische Fragen des Alterns“ licherweise bei Einsamkeit, Lange- zum Thema Altern aus verschiedenen Disziplinen forschen, neue interdiszi- Assistenz für Menschen mit De- sollen im Folgenden exemplarisch weile oder auch Schmerzen für plinäre Projekte bean tragen und durchführen und den wissenschaftlichen menz leisten zu können, bedarf es vorgestellt werden. Trost, Ablenkung und Linderung Nachwuchs fördern. Beteiligt sind zunächst die universitären Fachbereiche Kenntnisse über die individuellen sorgen. Rechtswissenschaften, Gesellschaftswissenschaften, Erziehungswissen- Bedürfnisse der Person. Hierfür Hilfe durch emotionale Roboter Die Idee, Robotik in der Alten- schaften, Medizin, Psychologie und Sportwissenschaften. Die Finanzierung bleibt den Ärzten im stressigen Die zunehmende Alterung der Ge- pflege einzusetzen, stammt aus Ja- des FFIA wird zunächst über eine Laufzeit von 5 Jahren durch eine Förde- Alltag oft nicht die nötige Zeit. sellschaft ist bereits heute nicht zu pan, wo ein ähnlicher demographi- rung der BHF-Bank-Stiftung (Frankfurt a. M.) ermöglicht. Zur Realisierung Die Assistenz ist daher in der Pra- übersehen. Auch die Zahl an Hoch- scher Wandel zu beobachten ist. von Einzelprojekten wird eine Förderung bei variablen öffentlichen und xis oft Aufgabe der Angehörigen, altrigen (älter als 85 – 90 Jahre) Allerdings, konzediert Monika privaten Drittmittelgebern eingeworben. Bevollmächtigten und Betreuer, nimmt stark zu. Der Unterstüt- Knopf, ist dort aufgrund anderer denen ebenfalls oft die Zeit fehlt. Kontakt zungsbedarf gerade bei der letztge- kultureller Prägungen der Umgang Um beispielsweise von der Be- Prof. Dr. Frank Oswald, Fachbereich Erziehungswissenschaften nannten Altersgruppe ist immens, mit künstlichen Dialogpartnern treuung leben zu können, werden und Sprecher der Initiativgruppe; Tanja Müller, Koordinatorin. Pflege- und Betreuungspersonal auf nichts Außergewöhnliches; nicht manchmal unmögliche Klienten- Tel. (069) 798-36398; [email protected]. lange Sicht – der Beruf Altenpfleger von ungefähr stammt das digitale zahlen aufgenommen – von bis zu  www.uni-frankfurt.de/ffia ist nicht sehr attraktiv – kaum in Kinderspielzeug Tamagotchi aus Ja- 80 Klienten pro Berufsbetreuer ausreichender Zahl vorhanden. Ob pan. Ob die Akzeptanz für emotio- hört man in drastischen Fällen. und in welcher Form technische Lö- nale Roboter in Deutschland ähn- Angehörige von Demenzkranken sungen helfen können, untersucht lich hoch sein kann, muss erst noch schen Artefakts ein, dessen Akzep- derte Projekt EmMa unterwegs: können oft mit mehr Zeit und Prof. Monika Knopf, Entwicklungs- getestet werden. Die ersten Ergeb- tanz durch das Projekt ebenso getes- Das von der Psychologin Dr. Julia Wissen über die Vorlieben und psychologin an der Goethe-Univer- nisse signalisieren, so Knopf, eine tet werden soll. „Eine Art Skype auf Haberstroh geleitete Projekt Wünsche des Betroffenen assis- sität, in einem vom BMBF-geförder- moderate Zustimmung, die sich im Rädern, ein bewegliches Gerät mit knüpft an die UN-Behinderten- tieren. Besonders schwierig ge- ten Projekt „ERimAlter“. An dem Verlauf eines gestuften, immer kon- Bildschirm, das die Echtzeit-Kom- rechtskonvention an, nach der staltet sich jedoch die Betreuung interdisziplinären Projekt sind ne- kreter werdenden Interviews noch munikation mit Familie und Freun- Staaten dafür Sorge tragen müs- der zunehmenden Zahl an allein- ben Psychologen auch Erziehungs- verbesserte. Die Gruppe der „fitten den ermöglicht; ebenso können sich sen, dass Menschen mit Behinde- lebenden Menschen mit Demenz. wissenschaftler, Mediziner und Ver- älteren Menschen“ (70 – 80 Jahre) aber auch Ärzte und Pfleger auf di- rung ihr Recht auf Selbstbestim- Das Projekt EmMa hat den An- treter aus den Bereichen Pflege und gab allerdings an, sich ein solches gitalem Weg einen Eindruck vom mung maximal wahrnehmen spruch, dass die entwickelten as- Technik aus der Frankfurt University Gerät aktuell nicht anschaffen zu Zustand des Patienten verschaffen“, können. Auch Demenz gilt recht- sistierenden Maßnahmen ohne of Applied Sciences beteiligt. Digitale wollen; eine Nutzung in ­einem erläutert Monika Knopf. lich als Behinderung. „Obwohl viel Zeitaufwand sowohl von Ärz- Technologie, so die Überlegung, möglichen Krankheitsfall wurde je- auch Deutschland die Konvention ten als auch von Betreuern, Be- kann auch im emotional-menschli- doch nicht ausgeschlossen. Ähnlich Der Entscheidungs-Assistent unterschrieben hat, gibt es bislang vollmächtigten und Angehörigen chen Bereich unterstützen. PARO schätzt diese Personengruppe die Auf einem ganz anderen Feld ist keine geeigneten Maßnahmen, praxistauglich umgesetzt werden heißt eine Roboter-Robbe, die zu- Bedeutung eines zweiten techni- das von der VW Stiftung geför- um die Anforderungen der Kon- können. df Forschung UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 15 English – no problem? Seit die Goethe-Universität größere Internationalität anstrebt, wird mehr Englisch gelehrt, gelesen, gesprochen: Post-Docs und Studierenden aus New York, Rio, Tokio gefällt das. Und »German native speakers«?

enn der Finanzwissen- mester sind bei uns deswegen noch Das böse Erwachen in höheren möchte ich nicht einen Teil meines verlust am oberen Ende in Kauf schaftler Alfons Weichen- nicht vorstellig geworden“, sagt Semestern findet laut Ulrike Helbig Gehirns mit Wortsuche und Über- nehmen.“ Wrieder sich anschaut, Blasczyk. Nur eine Gruppe, das ist denn auch weniger bei den Studie- setzung belegen.“ Sonst sinke der Der Wandel kam schnell: In wie viele Lehrveranstaltungen er bekannt, habe unter der Anglisie- renden, sondern bei der Uni statt: wissenschaftliche Gehalt auf ein ­Alter Geschichte publizierten Wis- und seine Kollegen am Fachbereich rung zu leiden: Bildungsausländer „Englischsprachige Lehrveranstal- deutlich niedrigeres Niveau. Davon senschaftler bis vor hundert Jahren Wirtschaftswissenschaften schon wie Osteuropäer, die nicht Eng- tungen werden von den Studieren- komme bei den Zuhörern durch noch in Latein. Altgriechisch ist auf Englisch halten, ist der Prode- lisch, sondern beispielsweise den nach Möglichkeit umgangen die Sprachbarriere vielleicht wiede- wichtig für das Quellenstudium. kan für Internationale Angelegen- Deutsch als Zweitsprache erlernt oder gemieden und die englisch- rum nur ein Teil an. „Aber viel- Spanisch, Italienisch, Französisch heiten hochzufrieden: „Wir haben haben. „Da 80 bis 90 Prozent unse- sprachigen Masterstudiengänge leicht ist ein gewisse Verflachung und Englisch, um die Veröffent­ die volkswirtschaftlichen Master- rer Literatur auf Englisch verfasst werden so selten gewählt, dass sie und Standardisierung des Wissens lichungen anderer Forscher lesen und die Graduiertenprogramme ist, kann ich es ihnen aber leider ums Überleben kämpfen oder ein- ja das Ziel.“ zu können, berichtet Geschichts­ komplett auf Englisch umgestellt nicht ersparen, sich mit der Spra- gestellt werden.“ Zu Recht, findet professor Frank Bernstein. „In den und bieten auch in höheren Se- che vertraut zu machen. Egal, in sie: „Das Erlernen komplexer na- Nur »eine« Lingua Franca? Geisteswissenschaften erschließen mestern der Bachelorprogramme welcher Sprache ich lehre“, erklärt turwissenschaftlicher Sachverhalte Was sagt ein Sprachprofi zu den wir uns die Welt über Sprache. Sie immer mehr auf Englisch an.“ Da- Rolf van Dick, Professor für Sozial- funktioniert am besten in der Mut- verstärkten Ambitionen von Medi- ist das elementarste Vehikel der für gibt es viele pragmatische pychologie. Als Pionier an seinem tersprache.“ So würde die Stoff- zinern, Chemikern und Ökono- Verständigung – mit ihrer Genauig- Gründe: „Wenn wir nicht attraktiv Fachbereich begann er schon 2006 wechselphysiologie, die an sich men, zweisprachig zu forschen und keit, rhetorischen Qualität, ihrem sind für die Studierenden ausländi- damit, in Englisch zu lehren, erhob schon eine Herausforderung als zu lehren? Die Amerikanistikpro- Nebensinn, ihrer Raffinesse.“ Da- scher Partner-Unis, können auch per Fragebogen die Akzeptanz und Lernprozess sei, in Englisch gelehrt, fessorin Susanne Opfermann ant- her warnt er davor, Anglisierung wir unseren Studierenden keinen blieb dabei. „Die Studierenden der eine Überforderung darstellen. wortet pragmatisch: „Wenn man mit Internationalisierung zu ver- Austausch ermöglichen.“ Die Wis- Arbeits- und Organisationspsycho- „Daher haben unsere Studierenden Internationalität will, muss man wechseln. „Die Stärke einer Uni- senschaftssprache für Wirtschaft sei logie wollen später in internationa- einen respektablen Grund, fremd- auch entsprechende Angebote ma- versität ist die Anerkennung von längst Englisch, die Lehrenden len Konzernen oder Beratungen sprachige Lehrveranstaltungen zu chen.“ Englisch als Lingua Franca Diversität und Individualität der dementsprechend geübt und inter- arbeiten und finden es toll, in Ver- meiden.“ sei nicht das Englisch, mit dem Fachkulturen.“ Momentan sei die national aufgestellt und der angel- anstaltungen schon einmal ihr ihre Studierenden umgehen müs- englische Sprache in vielen Wis- sächsischen Literatur kann Wei- Englisch einzusetzen.“ Nur ein Modetrend? sen. „Es ist Englisch auf simplem sensbereichen der Filter, um inter- chenrieder – auch aus Perspektive Argumente fürs Lehren, Lesen, ­Niveau. Aber die Sprache bietet national wahrgenommen zu wer- der Studierenden – viel abgewinnen: Englisch – in den Naturwissen- Verstehen und Sprechen in der sich an, weil sie sich gut lernen den. Aber als Historiker glaubt er „Sie ist sehr direkt, weniger gedrech- schaften schon Routine? Muttersprache gibt es viele – von lässt und damit den Informations- an wellenförmige Entwicklungen: selt und einfach zu verstehen.“ Blick zum Campus Riedberg: Dass pragmatischen wie Arbeitserleich- austausch weltweit möglich macht“, „Langfristig werden sich nicht-eng- in den Naturwissenschaften schon terung, Zeitersparnis, besserer Ver- erklärt Opfermann. Dafür müsse lischsprachig aufgewachsene Men- Wer die Wahl hat, entscheidet lange nichts mehr ohne Englisch ständlichkeit bis hin zu Identitäts-, man „möglicherweise manchmal schen nicht so dominieren lassen.“ sich für Deutsch? geht, ist bekannt. „Die Fachlitera- Kultur- und vor allem Qualitätser- einen gewissen Komplexitäts­ Julia Wittenhagen Dass ihm, der schon in Oxford und tur ist zu 99 Prozent in Englisch halt im Ausdruck. Manch einer Princeton lehrte, seine Vorlesung verfasst und bei internationalen wundert sich, wie leichtfertig diese „Fundamentals of public policy“ Forschungsvorhaben ist die Ge- Vorteile aufgegeben werden für leicht von der Hand geht, glaubt schäftssprache Englisch“, erklärt den übersetzungsfreien Transfer man gern. Was aber ist mit den Prodekan Clemens Glaubitz vom von Forschung in Lehre, die Min- Studierenden? „Ich glaube, dass sie Fachbereich Chemie, Biochemie, derheit ausländischer Studierender heute weniger Probleme mit Eng- Pharmazie. Dennoch dominieren und eine vermeintlich bessere lisch haben als noch vor 20 Jahren, in den Grundstudiengängen deut- „Employability“. Ungeklärt bleibt weil einige schon während der sche Veranstaltungen. „Würden auch, wie gut es um die Zweispra- Schulzeit ins Ausland gehen und wir primär auf internationale Be- chigkeit der Beteiligten (auch Leh- begreifen, dass heute vieles auf Eng- werber setzen, würden wir natür- renden!) wirklich bestellt ist. Rund lisch stattfindet“, sagt Weichen­ lich alles auf Englisch anbieten. Da um das Thema gibt es in Deutsch- rieder. Er gibt aber zu, dass – wenn die Grundstudiengänge aber mit land längst öffentlich ausgetragene eine Veranstaltung parallel in Eng- inländischen Studierenden über- Debatten und Arbeitskreise, in lisch und Deutsch angeboten wird – laufen sind, kommt dieser Aspekt ­denen die scheinbar rückständigen die deutsche besser besucht ist. erst bei Masterstudiengängen und Deutsch-Bewahrer mit den schein- Daher setzt sich die Fachschaft Promotionen zum Tragen“, sagt bar fortschrittlichen „Globalesisch“- Wiwi für die Erhaltung der Wahl­ Glaubitz. Nach seiner Beobachtung Radebrechern wetteifern. freiheit zwischen Deutsch und bringen die meisten Studierenden „Solange man an Deutsch als Englisch ein: „Wer Wirtschaftswis- gute Vorkenntnisse mit und wach- Muttersprache festhält, kann doch senschaften studiert, ist darauf vor- sen in die Anforderungen hinein. eine Lehrveranstaltung auf Eng- bereitet, dass er Englischkenntnisse Doch manchen Abiturienten lisch nie so gut sein wie eine in haben muss, und wir finden es mit Berufswunsch Chemielehrer, meiner Muttersprache. Denn wer auch gut, wenn Professoren aus Apotheker oder Physiker kann die spricht schon zwei Sprachen gleich dem Ausland zu uns kommen und Vorstellung, im Studium zweispra- gut?“, fragt sich Werner Plumpe, ihre Vorlesung auf Englisch halten. chig agieren zu müssen, ganz schön Professor für Wirtschafts- und Aber nach Möglichkeit sollte es im- schocken, weiß Ulrike Helbig. Sie ­Sozialgeschichte an der Goethe- mer Alternativ-Veranstaltungen, ist mit ihrer Kollegin Susanne Universität. „Ich bin doch kein Übungen und Tutorien auf Deutsch Mompers am Campus Riedberg für Englischlehrer, sondern ein Wis- geben“, erklärt Bachelorstudent Schülermarketing und Studienbe- senschaftler, der sich in höchster Yannic Ambach-Opitz. „Jeder sollte ratung in den naturwissenschaftli- Präzision ausdrücken möchte“, so die Chance auf ein deutsches An- chen Fächern zuständig: „Einige Plumpe. Er betrachtet die Umstel- gebot haben. Dabei denken wir Studieninteressierte lassen sich da- lung auf Englisch im Hochschul- auch an die Studierenden aus dem durch ganz vom Studium abhalten, lehrbetrieb als schädlichen Mode- Ausland, die Deutsch als Zweit- andere sagen, dass sie dann erst für trend und gehört zu den wenigen, sprache hatten.“ ein Jahr ins englischsprachige Aus- die sich damit offen gegen den Zeit- Aus seiner Praxis als Studien­ land gehen wollen, und die ­meisten geist stellen: „Sie ist ein Angriff auf berater am Fachbereich 1– 5 kann hoffen, dass sie irgendwie durch- die Qualität der Wissenschaft.“ Marco Blasczyk nicht zurückmel- kommen.“ Die Fachbereiche hät- Sein Beispiel: „Wenn ich einen den, dass Vorlesungen oder Texte ten erfreulicherweise mit fach­ Vortrag halte über den Zusammen- in Englisch Studierende abschrecken spezifischen Englischkursen im hang zwischen kultureller Mentali- Spitzenreiter unter den deutschen Großstädten: Laut der Studie EF ENGLISH oder vor große Probleme stellen. Rahmen des Programms „Starker tät und ökonomischen Alltagsprak- PROFICIENCY INDEX beherrschen Frankfurter besonders gut Englisch. „Auch Studierende höherer Se- Start“ reagiert. tiken im 17. Jahrhundert, dann www.ef.de/epi Foto: Dettmar 16 UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 Reportage

Foto: Lecher

Studieren mit Skyline-Blick Die Universitätsklinik am Niederräder Ufer entwickelt sich zum klinischen Qualitätszentrum und bietet als Campus Raum für studentisches Leben

Von Melanie Gärtner Klinikums auch in Betracht kam, war die Stadt bereits dem Gelände erleichtern und verhindern, dass sich die einen Eigen­tümer des Geländes am Niederräder Ufer. Die ersten ungewollt in die Bereiche der anderen verirren. „Ich finde es agger, Baugruben und Baukräne prägen derzeit das errichteten Krankenhausgebäude waren 1884 das Gebäude sehr bereichernd, dass Klinikbetrieb, Forschung und Lehre Bild des Universitätsklinikums am Niederräder Ufer. für Haut- und Geschlechtskrankheiten, der Isolierpavillon, auf dem Gelände Hand in Hand gehen“, sagt Hans Dieter BDass Campus und Klinik ihr Gesicht verändern, ha- das Wirtschaftsgebäude und ein Leichenhaus. Es folgten Möller. „Den Patienten steht der dynamische Bereich der ben sie im Laufe ihrer Geschichte allerdings schon oft getan. die Verwaltungsgebäude, das Ärztekasino­ und die Apo- jungen Studierenden gegenüber. Damit sind die Patienten „Es ist unglaublich, was man hier entdecken kann, wenn theke, die Klinik für Hautkranke, das pathologische Insti- nicht nur von anderen Kranken umgeben.“ man mit offenen Augen über dieses Gelände geht“, sagt tut, Frauenklinik und Carolinum. 1914 wurde die Frank­ Ralph Demant. Er hat die Hände tief in den Jackentaschen furter Stiftungsuniversität gegründet und Klinik und Raum für Studierende vergraben und schlendert über den Campus. Während an- Lehrbetrieb auf dem Gelände verbunden. Eine der Studierenden ist Anna Allafi, die mit dem Fahrrad dere Neugierige an den Baustellen stehenbleiben und der Dies ist bis heute so. In der Universitätsklinik werden über den Campus saust. Sie ist im 9. Semester und hat viel Zukunft beim Wachsen zusehen, ist der Blick von Ralph De- nicht nur Patienten behandelt und Krankheiten erforscht, mant in die Vergangenheit gerichtet. „Hinter der Frauenheil- sondern auch angehende Ärzte ausgebildet. Auf dem Cam- kunde in Haus 15 liegt der sichtbare Teil eines alten Operati- pus Niederrad, der mit dem Gelände des Klinikums ver- onsbunkers“, sagt er und deutet auf einen Betonsockel, auf schmilzt, liegen Hörsaalgebäude und Krankenzimmer Haus Medizinstudium in der Historie dem derzeit Baucontainer platziert sind. Der 1943 erbaute an Haus. Die Vereinbarkeit von Klinikbetrieb und Medizin- Bunker diente schon als Lazarett und wurde später als Poli- studium auf dem Gelände zu optimieren war u. a. Teil des Bereits vor der Gründung der heutigen Goethe-Universität klinik der Chirurgie genutzt. Seit 2012 steht er unter Denk- Masterplans für die großangelegten Bauarbeiten, die seit 2007 wurden in Frankfurt Ärzte ausgebildet. 1812 gründete Karl malschutz. „Die wenigsten wissen, dass dies ein Bunker ist“, das Bild des Klinikums prägen. Der eigentliche Grund für die Theodor von Dalberg eine großherzogliche Universität mit sagt Demant. „Und noch weniger Leute wissen, dass 1972 der Kernsanierung waren Asbestbefunde­ im Zentralhaus 23, einer medizinischen Hochschule. Im „Lyzeum Carolinum“ RAF-Terrorist Andreas Baader darin behandelt wurde, nach- Brandschutzdefizite und die im Laufe der Zeit notwendig ge- mussten Studierende zunächst eine zweijährige Grundaus- dem er bei seiner Festnahme im Nordend angeschossen wordene Erneuerung der betriebstechnischen Anlagen. Bei bildung in Geschichte, Philosophie, Mathematik und Natur- wurde.“ Der Campus Niederrad ist für den passionierten dieser Gelegenheit sollte im selben Zuge die Patientenversor- lehre durchlaufen. Dies sollte sie auf eine Spezialisierung ­Hobbyhistoriker Ralph Demant eine historische Fundgrube, gung verbessert und das Areal baulich zum Campuszentrum für die juristische oder medizinische Fakultät vorbereiten. auf die ihn die Tochter seiner Lebensgefährtin aufmerksam verdichtet werden. Der erste Bau­abschnitt, die Sanierung Danach erfolgte entweder eine juristische Ausbildung am machte, die im Klinikum arbeitete. Seitdem stöberte er in und Erweiterung des Zentralgebäudes Haus 23, wurde erst Sitz des ehemaligen Reichskammergerichts in Wetzlar oder Büchern, Archiven und im Internet und erkundete die Ver- Ende Juni 2014 nach sechs Jahren Bauzeit abgeschlossen. eine medizinisch-chirurgische Ausbildung. Diese war an gangenheit des Geländes. Seit einigen Monaten bietet er der Senckenbergischen Stiftung in Frankfurt angesiedelt. für interessierte Bürger einen historischen Stadtspaziergang Qualitätszentrum Die 1793 von Johann Christan Senckenberg gegründete über das Areal an. „Unser Konzept ist die Konzentration“, sagt Diplomingenieur Stiftung finanzierte neben dem Medizinischen Institut und Hans Dieter Möller, Dezernent für bauliche Entwicklung am dem Bau des Bürgerhospitals u.a. auch die erste­ Frankfurter Der historische Blick Klinikum der Goethe Universität. „Alle somatischen Berei- Anatomie. Der erste Körper, der dort obduziert wurde, war Die Spuren der Vergangenheit sind auch um das Rosen- che des Klinikums werden baulich miteinander verbunden, Senckenberg selbst, der bei einem Unfall auf der Baustelle gärtchen herum gut sichtbar. Die Gebäude um die Grünan- so dass kein Patient für eine interdisziplinäre Behandlung das des Bürger­hospitals ums Leben gekommen war. lage, in denen heute u. a. die HNO-Klinik eingerichtet ist, Gebäude verlassen muss. Wir sind für eine Medizin der kur- Das „Lyzeum Carolinum“ nahm 1812 den Lehrbetrieb auf, gehören zur alten Bausubstanz, in der ab dem Ende des 19. zen Wege. Das ist in Deutschland einzigartig.“ Neben der wurde aber bereits zwei Jahre später durch den Vormarsch Jahrhunderts das städtische Klinikum untergebracht­ war. Konzentration der Patientenbehandlung sieht der Master- Napoleons wieder geschlossen. Hundert Jahre später Die Stadt Frankfurt hatte sich unter Oberbürgermeister Jo- plan auch vor, dass die Bereiche Forschung und Lehre kon- wurde schließlich die Frankfurter Stiftungsuniversität hannes von Miquel 1881 dafür entschieden, das neue Städ- zentriert um das Zentralgebäude herum angesiedelt werden. gegründet. tische Krankenhaus in Sachsenhausen zu errichten. Im Klar voneinander abgegrenzte Strukturen sollen Patienten, Gegensatz zum Röderbergweg,­ der für den Neubau eines Besuchern und jungen Studierenden die Orientierung auf Reportage UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 17

sich zum Lernen entweder nach Hause oder auf einen ande- ders aber auch für Studierende, die aufgrund der Wohn- ren Campus der Goethe-Universität zurückzieht. „Neben raumsituation pendeln müssen.“ Der Campus mit der privile- der Bibliothek und dem Lernstudio gab es im letzten Jahr gierten Lage soll in Zukunft nicht nur durch die Umbauten wenig Gelegenheit, sich zum Lernen zusammenzusetzen. aufgewertet werden. Auf dem Platz des ehemaligen Park­ Die alte Wäscherei, in der das Studierendenhaus übergangs- platzes vor dem Zentralgebäude wird eine Grünanlage ent- weise untergebracht wurde, war zwar super für Partys, aber stehen. „Es soll auf dem Gelände einen öffentlichen Raum tagsüber kein angenehmer Aufenthaltsort.“ geben, an dem man sich gerne aufhält“, sagt Hans Dieter Auch wenn die Baumaßnahmen den Alltag auf dem Möller. „Dieser Bereich wird die Möglichkeit bieten, dass so- Campus im ersten Moment erschweren, werden sie in Zu- wohl Patienten, Mitarbeiter und Studierende sich begegnen kunft doch dafür sorgen, dass sich die Studienbedingun- und austauschen können.“ gen verbessern. Die Baustelle zwischen Haus 9 und 10, die in unmittelbarer Nähe zur Bibliothek für Unruhe sorgte, wird zukünftig das Medikum beherbergen. In dem Lern- und Prüfungszentrum werden Studierende in authenti- schen Lernsituationen und direkt auf dem Campus auf den klinischen Betrieb und auf den Umgang mit dem Patienten vorbereitet werden können. Statt dem Interimshörsaalge- bäude wird ein neu entstehendes Audimax in Zukunft 550 Studierenden, also einem ganzen Jahrgang, Platz bieten. Das modernisierte Wirtschaftsgebäude mit Patienten- und Mitarbeiterküche wird einen Speisesaal mit Außensitz­ bereich und eine Cafeteria haben. Das neue KOMM-Zent- rum für die Studierenden wurde bereits fertiggestellt und im Juli eingeweiht. Das Gebäude wird derzeit noch einge- Carolina Roldán. Foto: Melanie Gärtner richtet, soll aber auf dem Campus mehr Raum für studen- tisches Leben wie Bücherflohmärkte oder kulturelle Akti- vitäten bieten. „Es ist wirklich toll, dass der Neubau des Stätte der Begegnung Hauses nun doch so schnell ging“, sagt Anna, die es sich Mehr Raum für Begegnung ist auch etwas, worüber sich Dr. mittlerweile auf einem Sofa im KOMM gemütlich gemacht Carolina Roldán sehr freut. Die Wissenschaftlerin aus Chile hat. „Das wird richtig schön hier. Jetzt haben wir wieder ist auf dem Weg ins Carolinum, dem Zentrum für Zahn-, einen Ort, an dem man sich ungezwungen zusammen­ Mund- und Kieferheilkunde. Erst vor wenigen Wochen hat setzen kann.“ sie hier die Disputation ihrer Doktorarbeit bestritten. 2008 forschte sie in Frankfurt mit einem Stipendium zur wissen- Stele zu Ehren eines Retters Cityklinik schaftlichen Aus- und Fortbildung in Deutschland über Mit einer Stele vor dem Hauptgebäude des Universitätsklinikums Neben der unmittelbaren Nähe zum Mainufer und dem be- Schluckmuster und arbeitete danach an der Poliklinik für erinnert die Universität an den beherzten Einsatz des Neuropatho­ gehrten Blick auf die Frankfurter Skyline ist es vor allem die zahnärztliche Prothetik an ihrer Promotion. „Als ich noch logen Philipp Schwartz. Selbst ein Verfolgter, entging er am zentrale Lage, die den Standort am Niederräder Ufer so at- neu in Frankfurt war, hatte ich Schwierigkeiten, mich auf 23. März 1933 nur knapp der Verhaftung und flüchtete unmittelbar traktiv macht. „Das Uniklinikum ist hervorragend in die städ- dem Campus zu orientieren. Die verschiedenen Fakultäten nach Zürich. Hier begründete der Frankfurter Pathologieprofessor die „Notgemeinschaft Deutscher Wissenschaftler im Ausland“. Bei tische Versorgung eingebunden“, sagt Hans Dieter Möller. liegen so verstreut“, sagt sie. „Wenn man hier studiert hat, ist der Einweihungsfeier der Stele am 24. November nannte der Dekan „Vom Hauptbahnhof sind es mit der Straßenbahn nur etwa das sicher anders. Dann durchläuft man verschiedene Abtei- des Fachbereichs Humanmedizin, Prof. Pfeilschifter, Philipp zehn Minuten Fahrtzeit. Das ist für Patienten wichtig, beson- lungen und kann viele Kontakte knüpfen.“ Die Zahnärztin Schwartz eine „Lichtgestalt in der dunkelsten Epoche deutscher hat in ihrer Laufbahn international bereits an Universitäten Geschichte“. Foto: Dettmar wie der Universidad de Chile in Santiago oder der Cairo Uni- versity in Ägypten gearbeitet. „Für meinen Forschungsansatz zu tun. „In den ersten vier vorklinischen Semestern war ich ist ein interdisziplinärer Austausch sehr wichtig“, sagt sie. jeden Tag hier auf dem Campus“, sagt sie und schließt ihr „Ich finde es daher großartig, dass es in Zukunft aufdem Fahrrad ab. „Im Moment habe ich weniger Vorlesungen, Campus mehr Raum geben soll, in dem man Kollegen aus muss dafür aber viel lernen. Da arbeite ich lieber von zu anderen Fachbereichen begegnen kann.“ Hause aus – bei den vielen Baustellen ist es mir auf dem Campus oft zu unruhig.“ Die Bauarbeiten am Universitäts- klinikum betreffen auch die Bereiche der Studierenden. Direkt neben der Bibliothek befindet sich eine große Bau- Infos zum historischen Rundgang stelle. Das Hörsaalgebäude wurde durch einen Interimshör- über das Gelände des ­Klinikums: saal ersetzt und das Studierendenhaus KOMM abgerissen.  www.historischer-stadtspaziergang-frankfurt.de „Es gab im letzten Jahr kaum Raum für uns“, sagt Anna, die Anna Allafi. Foto: Melanie Gärtner

Grafik: Armin Schieb 18 UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014

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Jubiläums-Impressionen 1 Festakt am 18. Oktober: Universitäts- präsident Werner Müller-Esterl und Oberbürgermeister Peter Feldmann begrüßen Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schardt vor der Paulskirche. Foto: Dettmar 2 Der Bundespräsident bei seiner Rede. Foto: Dettmar 3 Empfang der Festakt-Gäste in den Römerhallen. Foto: Lecher 4 Eröffnung im Museum Giersch: Die Kuratorin Dr. Charlotte Trümpler zeigt Wissenschaftsminister Boris Rhein (Mitte) und Werner Müller-Esterl die Jubiläums-Ausstellung „Ich sehe wunderbare Dinge“. Foto: Dettmar 5 Der Uni-Präsident läutet am 17. Okto- ber den Handel an der Frankfurter Wertpapierbörse ein. Links: Gregor Pottmeyer, Finanz- und Personalvor- stand der Deutsche Börse AG; rechts: Dr. Olaf Kaltenborn, Pressesprecher der Goethe-Universität. Foto: André Langer 6 Johannes Schildgen, Gewinner des Goethe-Slams. Foto: Dettmar 7 Jubiläumstorte des Studentenwerks. 6 7 Foto: Dettmar Kultur UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 19 Begegnungen und Resonanzen Musik und Film in den Poetikvorlesungen

Die Frankfurter Poetikvorlesungen Mannheim; verschiedene Festivals und Oskar 1960er und 1970er Jahre war zu- mäßig einzelne Folgen realisiert werden im Wintersemester 2014 / 15 und Reihen wurden seiner Musik Loerke komponiert hat. Allein die nächst Fernsehen und verdankt hat. Selbst für die nun allseits ge- einen etwas anderen Weg beschrei- gewidmet. Fülle der Textdichter, deren Werke seine Entstehung weitgehend der forderten deutschen „Qualitätsse- ten: Unter dem Motto „Poetiken Wolfgang Rihms Musik ist im er im weiteren Verlauf seines Arbeit, die wagemutige Fernsehre- rien“ hat Dominik Graf schon das zwischen den Künsten – Dialoge mit aktuellen Konzertleben – in Thea- Schaffens als Lieder musikalisch dakteure wie Eckart Stein, der Modell geliefert, mit dem ein- der Literatur“ werden die Bezüge ter, Konzert, Radio und auf Ton­ gefasst hat, weist Rihm als profun- langjährige Leiter des kleinen Fern- drucksvollen Zehnteiler „Im Ange- zwischen musikalischen, filmischen träger – in einem Maße präsent wie den Literaturkenner aus: Die sehspiels, mit Regisseuren wie sicht des Verbrechens“ (2010), der und literarischen Kompositionen wohl keine andere der Komponis- künstlerische Beschäftigung mit ausgelotet. Für dieses Projekt tenkollegen seiner Generation. Gedichten von Petrarca, Eduard konnten der Komponist Wolfgang Dies mag sich zum einen seinem Mörike, , Achim Rihm und der Regisseur Dominik Graf enormen Œuvre verdanken, das von Arnim, Joseph Eichendorff, gewonnen werden. Die Musikwis- mittlerweile um die 500 Werke un- Hölderlin, Goethe, Karoline von senschaftlerin Prof. Marion Saxer terschiedlichster Gattungen und Günderrode, Georg Büchner, und der Filmwissenschaftler Prof. Besetzungen umfasst, von Solo- ­Arthur Rimbaud, Christine Lavant, Vinzenz Hediger stellen im Folgenden werken für verschiedene Instru- Else Lasker-Schüler, Hermann die beiden neuen Poetikdozenten vor. mente über Lieder-Zyklen, Kam- Lenz, , Paul Fleming, mer- und Ensemblemusik bis hin Peter Härtling, Monique Thoné, zu zahlreichen Orchester- und ei- , Wolf Wondratschek, Musik als „subjektivste Kunst“ – ner ganzen Reihe von Bühnenwer- Heiner Müller und Durs Grünbein Wolfgang Rihm ken, die Interpreten und Veranstal- belegen sein breites literarisches Wolfgang Rihm wurde 1952 in tern viele Möglichkeiten für die Interesse. Dazu kommen die Büh- Karlsruhe geboren. Er studierte Programmgestaltung bieten und nenwerke, darunter die Kammero- zwischen 1968 und 1976 Komposi- zudem auch noch sehr gut spielbar per „Jakob Lenz“, das Monodram tion in Karlsruhe, Köln und Frei- sind. „Das Gehege. Eine nächtliche burg bei Eugen Werner Velte, Karl- Für Rihm ist Musik die „subjek- Szene“ (2004 / 2005) nach Botho heinz Stockhausen, Klaus Huber, tivste Kunst“ und so vertritt er Strauß, „Penthesilea Monolog“ Wolfgang Fortner und Humphrey konsequent eine Ästhetik, in der (2005) nach , Searle. In Freiburg studierte er au- das subjektive Ausdrucksbedürfnis um nur wenige der vielen litera- ßerdem Musikwissenschaft bei im Mittelpunkt steht, obgleich er risch angeregten Beispiele zu nen- Hans Heinrich Eggebrecht. Ver- um dessen genuine Gefährdung nen. Eine „Vertonung“ literarischer schiedene Stipendien (u. a. Villa und stets vom Scheitern Be- Vorlagen im traditionellen Sinn Massimo, Rom) und Auszeichnun- droht-Sein genau weiß. Es mag lehnt Rihm als Unmöglichkeit ab. gen folgten, darunter der Rolf Lie- auch dieser ästhetische Ansatz sein, Vielmehr entwickelt er eine Viel- bermann-Preis (für Die Hamletma- der an Positionen der Tradition an- zahl ganz eigener, neuer musikali- schine), das Bundesverdienstkreuz, knüpft, der es Rihms Musik ermög- scher Beziehungen zu Texten, de- der Jacob Burckhardt-Preis der Jo- licht, eine Vielzahl von Hörern un- ren Versuchscharakter er betont. hann Wolfgang von Goethe-Stif- mittelbar zu erreichen. Marion Saxer

Dominik Graf. Copyright: Susie Knoll

Kinofilme & »German quality TV« – Dominik Graf Kluge, Schroeter, Sanders-Brahms für den WDR realisiert wurde und Wenn man Kritikern, Literatur- oder Farocki leisteten. Man könnte von einem lettisch-jüdischen und Filmwissenschaftlern glauben sogar so weit gehen zu sagen, dass Emigranten erzählt, der im Dienst darf, leben wir im Zeitalter des die Qualitätsserie ohnehin eine der Berliner Polizei im Milieu der „Quality TV“. Amerikanischen Pro- deutsche Erfindung ist und Rainer Russenmafia ermittelt, einem Mi- duzenten sei es zu verdanken, dass Werner Fassbinders „Berlin Alex­ lieu, mit dem er zugleich ver- das einstige Schmuddelmedium anderplatz“ (1980) und Edgar wandtschaftlich verbandelt ist. Aus Fernsehen nun endlich sich auf Reitz’ „Heimat“ (1984) in diesem der Intimität persönlicher Ge- Augenhöhe mit Kino und Literatur Feld die ersten Maßstäbe setzten. schichten ein Panorama der (deut- bewege. Seit einigen Jahren nun Und zweitens hat sich die Praxis schen) Gesellschaft und ihrer Epo- schon sind im Fernsehen Serien des Fernsehens in Kinoqualität, das chen zu entwerfen: Diese Qualität wie „The Sopranos“ und „Mad zugleich als Kino verstanden wer- von Grafs Arbeit könnte man als Men“ zu sehen, denen die Kritik den kann, das aus dem Fernsehen eines großen Romanschriftstellers Kinoqualität attestiert und zubil- heraus entsteht, in Deutschland würdig beschreiben, oder einfach ligt, dass sie Geschichten von einer durchaus kontinuierlich fortge- nur als das, was Kino im Moment Vielschichtigkeit erzählen, wie man setzt, wofür in paradigmatischer seines Gelingens leistet. Dass Graf sie sonst nur aus dem Roman Weise das Werk von Dominik Graf in den USA (noch) nicht so gefeiert kennt. So sehr hat die Legende steht. wird wie die Macher­ des „quality vom „Quality TV“ Fuß gefasst, dass Geboren und aufgewachsen in TV“ liegt vor allem daran, dass nun auch die deutschen Fern­seh­ München, wo er ab 1974 die Hoch- amerikanische Fernsehkritiker nur anstalten, aufgescheucht durch ei- schule für Fernsehen und Film „Wetten dass …?“ kennen. Nach nige flüchtig recherchierte Artikel ­absolvierte, beherrscht Graf alle der Frankfurter Poetik-Vorlesung in der New York Times über den Register des Kinospielfilms ebenso wird es für solche Un- und Teil- Wolfgang Rihm. Copyright: Universal Edition Eric Marinitsch vermeintlich desolaten Zustand des souverän wie die unterschiedli- kenntnis erst recht keine Rechtfer- deutschen Fernsehens, dem Trend chen Formate der Fernseh-Fiktion. tigung mehr geben. tung, der Bach-Preis der Stadt Die Beschäftigung mit anderen hinterhereilen und ihre eigenen Der Bogen seines Werks reicht vom Vinzenz Hediger Hamburg und 2003 der Ernst von Künsten gehört zu den Konstanten „Qualitätsserien“ in die Produktion historischen Kino-Drama „Die ge- Siemens Musikpreis. Seit 1973 von Rihms kompositorischem Den- geben. In der allgemeinen Eupho- liebten Schwestern“, der von der wirkt er an der Musikhochschule ken. Dass neben der Bildenden rie über das „quality TV“-Phäno- Dreiecksbeziehung zwischen Fried- Termine Karlsruhe und hat dort seit 1985 Kunst die Literatur für ihn eine men werden zwei Dinge vergessen. rich Schiller und den Schwestern 27. Januar 2015: Wolfgang Rihm eine Professur für Komposition zentrale Rolle spielt, dafür steht be- Erstens gab es Fernsehen in Kino- Charlotte und Caroline von Lenge- 3. Februar 2015: Dominik Graf inne. Bei den Darmstädter Ferien- reits sein „op. 1“ aus den Jahren qualität auch früher schon, aller- feld handelt und bei der Berlinale Campus Westend, kursen ist Rihm seit 1973 immer 1968 –1970 ein, in dem der junge dings nicht in den USA, sondern in 2014 im Wettbewerb lief, über Hörsaalzentrum, HZ 1&2. wieder ein viel beachteter Dozent. Rihm „Gesänge“ zu Gedichten von dem vermeintlich so abgeschlagen mehrere „Tatort“-Filme bis zur Kri- Beginn jeweils um 18 Uhr, Er ist Mitglied der Akademien der , Hölderlin, Stefan Ge- vor sich hin sendenden Deutsch- miserie „Polizeiruf 110“, bei der er Eintritt frei. Künste München, Berlin und orge, August Stramm, , land. Das neue deutsche Kino der in den letzten zehn Jahren regel- 20 UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 International Dorniger Weg ins fremde Land Die Ethnologie-Studentin Julia Scheib erforscht, wie afrikanische ­Studierende an der Goethe-Universität ihr neues und fremdes Umfeld wahrnehmen und erleben

icht nur geographisch ge- kommen, erfahren hat, ist extrem Mensa ist für die meisten zu teuer, leisten. Im Rahmen des Studien- zum Thema schreiben. Derzeit ver- sehen ist der Weg von ernüchternd. denn das Budget für Essen und kongresses UNIversal, der als Jubi- sucht sie ihre Ergebnisse an der N­Afrika nach Deutschland Wenn die Studierenden endlich Kleidung liegt monatlich oft nur läumsprojekt im Sommersemester Universität bekannt zu machen. ein weiter, mit schier unüberwind­ in ihrem Wunschland angekom- zwischen 10 und 50 Euro.“ Aber 2014 stattfand, konnte Scheib be- Denn Erkenntnisse, wie sie Julia lichen Hürden: Drei bis vier Jahre men sind, warten weitere Heraus- auch andere, für Frankfurter eher reits ihre ersten Ergebnisse vorstel- Scheib zusammengetragen hat, kann es allein dauern, bis tatsäch- forderungen auf sie. Nun gilt es banal klingende Alltagsphänomene len. Mittlerweile ist auch ein Paper ­werden für eine Universität, die lich ein Studium in Europa begon- nämlich, Wohnung und Job zu fin- können den ausländischen Studie- dazu in einem Sammelband er- auch ihre internationalen Studieren- nen werden kann, weiß Julia den. Und nicht zuletzt den ganz renden das Leben in Deutschland schienen. Nächstes Jahr möchte den und Dozierenden willkommen Scheib zu berichten: Ohne Stipen- normalen Alltag zu bewältigen. erschweren, wie z. B. die öffentli- Julia Scheib ihre Bachelor-Arbeit ­heißen möchte, immer wichtiger. df dium muss Im Heimatland zuerst Dies sind Fragen, die eine ange- chen Verkehrsmittel. ein Sprachkurs besucht werden, hende Ethnologin besonders inter- Aber, das ist Julia Scheib sehr den man selber bezahlen muss. Ein essieren. In Form einer „teilneh- wichtig, man sollte auch offener teurer Flug muss gebucht werden, menden Beobachtung“ interagiert auf ausländische Studierende zu­ ohne den kein Visum erteilt wird. Julia Scheib mit ihrer Zielgruppe: gehen und vielleicht eigene Vorur- Falls sich die Ausstellung der Pa- „Ich befrage die Studierenden nicht teile reflektieren.: piere verzögert, kann der Flug so- anhand eines statischen Fragebo- „Die meisten (angehenden) Stu- gar verfallen. Zudem muss für die gens, sondern führe offene Gesprä- denten beklagen einen mangeln- Dauer des Aufenthaltes im Ausland che, begleite die Personen durch den Kontakt zu deutschen Studen- ein Sicherungskonto in Höhe von ihren Alltag und bin beispielsweise ten und fühlen sich oft sehr alleine. ca. 8.000 Euro eingerichtet wer- dabei, wenn sie ihr Visum verlän- Viele Angebote der Universität, ge- den. Stipendienprogramme gibt es gern. Einzelinterviews, aber auch rade auch für ausländische Studen- nahezu keine mehr, universitäre Gruppengespräche stehen auf dem ten, sind nur unzureichend bekannt Partnerschaften sind rar. Was Julia Programm. Viele kulturell und so- oder können wegen Zeitmangel Scheib im Rahmen ihres studenti- zial bedingte Eingewöhnungspro- auch gar nicht wahrgenommen schen Forschungsprojektes von af- bleme haben die Gespräche zutage werden. Auch in dieser Hinsicht rikanischen Studierenden, die alle gefördert. Das Leben ist wesentlich möchte Scheib mit ihrem For- aus einem Land südlich der Sahara teurer als erwartet – „selbst die schungsprojekt Aufklärungsarbeit Auf dem Studienkongress UNIversal. Foto: Julia Wirth auslandsförderung

Informationen des International Semesterstipendien für ein Studium Japan-Austauschprogramme 2015/16 China-Austauschprogramm 2015/16 Auslands-BAföG Office zu Förderprogrammen für an der University of Birmingham und Auslandsaufenthalte an der Tel Aviv University 2015/16 Im Rahmen der gesamtuniversitären Studierende der Goethe-Universität Aufgrund der hohen zusätzlichen Kosten Austauschprogramme mit dem Center haben die Möglichkeit, sich für einen stehen die Chancen auf eine Ausbildungs­ Kontakt für alle unten ausgeschriebenen Aus Mitteln der Strategischen for Japanese Language and Culture der ein- bis zweisemestrigen Studienaufent- förderung nach BAföG für einen Programme – sofern nicht anders Partnerschaften kann jeweils ein/e Doshisha University in Kyoto (für halt bei Erlass der Studiengebühren an Studien-/Praktikumsaufenthalt im vermerkt: Studierende/r ein Semesterstipendium Studierende der Japanologie bzw. der Fudan University in Shanghai zu Ausland wesentlich besser als für eine für ein studiengebührenbefreites Stu- anderer Fächer mit eindeutigem bewerben. Inlandsförderung. Bekommt man Aus­- International Office dium an der University of Birmingham Japan-Bezug im Studium) und der Osaka lands-BAföG werden Studiengebühren Campus Westend (2.825 Euro) und an der Tel Aviv University (für Studierende fast aller Kontakt/Bewerbungsstelle: bis 4.600 Euro im Jahr übernommen. PEG, 2. Stock University (4.250 Euro) erhalten. Fachbereiche) können Studierende der International Office E-Mail: Goethe-Universität ein oder zwei Bewerbungsfrist: 10. Februar 2015 Kontakt: das je nach Region zuständige [email protected], Kontakt/Bewerbungsstelle: Semester an einer der japanischen Informationen und Antrags­ Amt für Ausbildungsförderung [email protected] International Office Gasthochschulen studieren. formulare: Antragsfrist: in der Regel sechs Bewerbungsfrist: 3. Februar 2015 Monate vor Antritt des geplanten  www.uni-frankfurt.de/io  www.uni-frankfurt.de/38434311/ Informationen und Bewerbungs­ Kontakt/Bewerbungsstelle: china1 Auslandsaufenthaltes formulare: demnächst auf der International Office Informationen und Antragsformulare: Mit ERASMUS+ in Europa studieren Homepage des Study Abroad Teams Bewerbungsfrist: 10. Februar 2015  www.bafoeg.bmbf.de DAAD – Jahresstipendien unter Direktaustauschprogramme: Informationen und Antragsformulare: Für das Studienjahr 2015/16 können sich wieder Studierende verschiedener  www.uni-frankfurt.de/38298535/  www.uni-frankfurt.de/38298567/ Der DAAD bietet Jahresstipendien für Bildungskredit Fachbereiche im derzeit mindestens direktaustausch_studyabroad japan Studierende aller Fächer für das Studium an einer Hochschule eigener Wahl. Die Neben bzw. unabhängig von BAföG und 2. / 3. Semester (Master ab 1. Sem.) für unabhängig vom Einkommen der Eltern Studium an der Karlsuniversität Bewerber müssen sich um Formalitäten ein- bis zweisemestrige Studienaufent- Studium in Seoul, Korea 2015/16 kann für einen Auslandsaufenthalt – Prag 2015/16 bzgl. der Bewerbungs- und Zulassungs- halte an einer europäischen Hochschule Studium oder Praktikum – ein zinsgüns- Im Rahmen der gesamtuniversitären modalitäten der ausländischen bewerben. Eine Übersicht über die tiger Bildungskredit von 300 Euro pro Im Rahmen der Universitätspartner- Austauschprogramme mit verschiedenen Hochschule selbständig kümmern. ERASMUS+-Programme und die Monat beantragt werden. Innerhalb schaft Frankfurt-Prag besteht für Universitäten in Seoul können zuständigen Programmbeauftragten ist eines Ausbildungsabschnittes können Frankfurter Studierende aller an der Studierende der Goethe-Universität Kontakt: International Office auf der Webseite des Study Abroad mindestens drei, maximal 24 Monats­ Karls-Universität vertretenen Fachrich- einen ein- oder zweisemestrigen Bewerbungsstelle: DAAD Teams des International Office zu finden. raten bewilligt werden. Der Kredit ist tungen die Möglichkeit, ihr Studium Studienaufenthalt bei Befreiung von Bewerbungsfristen sind länder­ Bewerbungsfrist und -ort: 2. Februar vier Jahre nach der ersten Auszahlung in durch einen Semesteraufenthalt an Studiengebühren an der koreanischen abhängig, siehe www.daad.de 2015 bei den Programmbeauftragten im monatlichen Raten von 120 Euro an die dieser zu ergänzen. Der/ Die Erstplat- Gasthochschule verbringen oder am Informationen und Antragsformulare: Fachbereich Kreditanstalt für Wiederaufbau zierte erhält ein Semesterstipendium Summer Program teilnehmen.  www.daad.de zurückzuzahlen. Der Bildungskredit kann Informationen und Bewerbungs­ aus Mitteln des Programms Strategische jederzeit schriftlich oder per Internet formulare: Programmbeauftragte Partnerschaften (2.900 Euro). Kontakt/Bewerbungsstelle: Gesetzliche Förderungsmaßnahmen beantragt werden. und International Office International Office für Studien- und Praxisaufenthalte Kontakt/Bewerbungsstelle: Bewerbungsfrist: 10. Februar 2015 im Ausland:  www.uni-frankfurt.de/38298572/ Kontakt: Bundesverwaltungsamt International Office Informationen und Antragsformulare: erasmus_studyabroad Bewerbungsfrist: 3. Februar 2015 Antragsfrist: jederzeit Informationen und Antragsformulare:  www.uni-frankfurt.de/38434719/ Informationen und Antragsformulare: korea1  www.uni-frankfurt.de/38434915/  www.bildungskredit.de prag1 Campus UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 21

Die Universität zwischen Humboldt und Humanressourcen Wissenschaftliche Gesellschaft lädt zu Vortrags- und Diskussionsreihe / Auftakt mit Enrico Schleiff und Werner Plumpe

Wie sieht die Universität der Zukunft Auf all diese Rahmenbedingun- aus? Welchen Aufgaben wird sie gen gelte es zu reagieren, so sich stellen müssen, welche Wege Schleiff: Die Wissenschaftler müss- sind die richtigen, um diese ten kreativ und dynamisch damit Aufgaben zu erfüllen? Oder ist die umgehen, aber auch Fehlentwick- Universität, wie wir sie kennen, gar lungen ansprechen. Sie müssten in Gefahr? Diesen Fragen sind Enrico sich bei der Drittmitteleinwerbung Schleiff, Vizepräsident der Goethe- einbringen und das Thema Inter- Universität und Professor für nationalisierung voranbringen. Molekularbiologie, und Werner Nachwuchswissenschaftlern soll- Plumpe, Professor für Wirtschafts- ten sie ausreichend Freiraum zuge- geschichte an der Goethe-Univer­ stehen und mit anderen relevanten sität, beim Eröffnungsvortrag der gesellschaftlichen Bereichen ko- Veranstaltungsreihe „Zwischen operieren. Leitung und Verwaltung Humboldt und Humanressourcen“ der Universitäten wiederum müss- auf den Grund gegangen. ten bestmögliche Voraussetzungen für Forschung und Lehre schaffen ibt es sie noch, die Hum- und dem Staat gegenüber einer- boldt‘sche Vorstellung einer seits die notwendigen Autonomie- GEinheit von Forschung und ansprüche geltend machen, ande- Lehre? Wird dieses Ideal auch in rerseits auch eine ausreichende Zukunft gelten, angesichts von Grundausstattung einfordern. Um Massenuniversitäten und Mittel­ auch künftig konkurrenzfähig zu knappheit? Im Prinzip ja, aber in sein, müssten sich die Universitä- der Realität ist das so eine Sache – ten spezialisieren. Und Schleiff plä- Foto: Frank diesen Eindruck gewannen die Zu- dierte für eine Förderung der Inter- hörer bei der Auftaktveranstaltung nationalisierung durch Ausweitung Überforderung der Universitäten? zur Reihe der Wissenschaftlichen der Englischsprachigkeit in Lehre Zwischen Humboldt und Humanressourcen Moderator Prof. Hartmut Leppin (Mitte) Gesellschaft. Naturwissenschaftler und Verwaltung. im Gespräch mit Prof. Enrico Schleiff (l.) und Prof. Werner Plumpe. Enrico Schleiff erläuterte, die Ziele Die Reihe wird im Dezember mit folgenden Veranstaltungen

Universität als »Ausbildungs­ ­fort­gesetzt, die jeweils von 16 bis 18 Uhr im Eisenhower-Raum der deutschen Universität seien Die „Wissenschaftliche Gesellschaft dieselben wie früher: Durch konti- station«? (1. OG, Raum 1.314) im IG-Farben Haus am Campus Westend an der Johann Wolfgang Goethe-­ nuierliche kritische Forschung aus „In meinem Fall wäre Englisch in ­stattfinden. Der Eintritt ist frei. Universität Frankfurt“ geht auf eine der freien Grundlagenforschung der Lehre nicht gut, darunter würde Straßburger Gründung zurück. Sie zählte schon früh hochrenommierte heraus solle die Wissenschaft einen die Wirtschaftsgeschichte leiden“: 11. Dezember 2014 Gelehrte zu ihren Mitgliedern. 1918 Beitrag zur Lösung technologischer Werner Plumpe vertrat nicht nur musste sie nach Heidelberg wechseln, und gesellschaftlicher Probleme hier eine andere Auffassung. Der Sprachen und Publikationsformen der Zukunft und seit 1931 hat sie ihren festen Sitz leisten und als Ideengeber fungie- Geschichtsprofessor zeichnete ein Prof. Dr. Peter Janich (Wissenschafts­theorie); Prof. Dr. Dirk Rischke an der Frankfurter Universität. Dem Ideal ihrer Anfänge gemäß hat sie sich ren. Das zweite Ziel sei die Lehre pessimistisches Bild. Es sei zweifel- (Theoretische Physik); Moderation: Prof. Dr. Julika Griem (Anglistik). nie in geisteswissenschaftliche und im Sinne einer ganzheitlichen Bil- haft, dass man nur mehr Geld brau- naturwissenschaftliche Klassen aufge- dung junger Menschen: Die Stu- che, um die Universität zukunftsfä- 15. Januar 2015 spalten, wodurch sie nach wie vor ein dierenden sollten befähigt werden, hig zu machen. Ganz Historiker, Forum für alle Wissenschaftsdisziplinen auf selbstbestimmte Weise und auf blickte Plumpe zurück ins 19. und Wo sind Vorstöße in Neuland bietet. wissenschaftlichen Erkenntnissen 20. Jahrhundert, als die deutsche zu erwarten? basierend beruflich tätig zu sein. Universität eine föderal organisierte Prof. Dr. Harald Schwalbe (Biochemie); Prof. Dr. Rainer Forst (Philosophie); Ergänzt werde das Humboldt‘sche Struktur hatte, die um Eliten kon- Moderation: Prof. Dr. Michael Stolleis (Rechtsgeschichte). Postulat durch die „Third Mission“: kurrierte. Seit den 50er-Jahren des die Aufgabe, Wissen in die Gesell- 20. Jahrhunderts habe sich die 29. Januar 2015 schaft zu transferieren und auf deutsche Universität zu einer Mas- diese Weise außerhalb von For- senuniversität entwickelt, Eliten Welche Formen von Forschung und Lehre sind zukunftsträchtig? schung und Lehre Verantwortung seien nicht mehr erwünscht. Die Prof. Dr. Volker Mosbrugger (Paläontologie); Prof. Dr. Thomas Duve zu übernehmen – etwa als Think Bologna-Reformen seien quasi eine (Rechtsgeschichte); Moderation: Prof. Dr. Joachim Engels (Biochemie). Tanks für die Politik oder als Ort Antwort auf den Massenandrang. der Diskussion und Bildung für „Wir sind mit dieser unglaublichen Bürger. Bürokratie nicht glücklich. Die Die Kombination dieser drei Komplexität des Systems ist kaum systems zunehmend strategisch, beziehen könne, um die Unis zu Ziele ist Schleiff zufolge nur an der noch zu bewältigen“, resümierte was nicht unbedingt im Sinne ihrer verkleinern, damit sie sich wieder Universität möglich – nicht aber an Plumpe. Die Differenziertheit der wissenschaftlichen Ziele sei. Um an mehr auf ihre eigentlichen Zu- Fachhochschulen oder Forschungs- Fächer habe wegen der quantitati- Forschungsgelder zu kommen, ständigkeiten besinnen könnten. instituten. Ob dies auch in Zukunft ven Anforderungen gelitten. Von müsse man immer wieder Anträge Das sei für bestimmte Fächer wie gelte, das hänge vor allem von den der Öffentlichkeit werde die Univer- schreiben, zugleich werde man in Ethno­logie oder Geschichte, die Rahmenbedingungen ab. Und die sität vor allem als Ausbildungssta- der Lehre evaluiert und solle auch einen ungebremsten Andrang er- hätten sich in den vergangenen tion wahrgenommen, ihre gesell- noch forschen: „Das frisst einen lebten, auch keine Lösung, so Jahren deutlich verändert: So schaftliche Bedeutung sei stark auf“, so Plumpe. Er sehe durchaus Werner Plumpe. Einig waren sich schreite die Spezialisierung der Dis- zurückgegangen. Und die Politik? die Gefahr, dass die Universität die ­beiden Vortragenden darin, ziplinen rasch voran, die Finanzie- Sie klebe an Begriffen wie Internati- „auseinanderfällt“ und sich auf- dass ­wieder mehr Grundmittel für rung durch den Staat ist immer onalisierung, die nicht hinterfragt löse. „Alles in allem glaube ich die Forschung zur Verfügung ste- stärker wettbewerblich orientiert, würden. Eine übergeordnete Idee aber, das System wird einfach wei- hen müssten. „Die Gesellschaft der Drang, Forschung zu messen von Universität habe sie nicht mehr. termachen wie bisher.“ muss sich bewusst sein über den und zu standardisieren, wachsen, Und die Uni-Verwaltungen seien Michael Stolleis, früherer Di- Impact von Forschung auf die und die – allenfalls teilinformierte – nur noch „Einkommensmaximie- rektor des Max-Planck-Instituts Lehre“, so Enrico Schleiff. Und die Öffentlichkeit mische in der Dis- rer“ und „parametergetriebene Ein- für Europäische Rechtsgeschichte Wissenschaft dürfe sich nicht kussion kräftig mit. Und aufgrund richtungen“. und Vorstandsmitglied der Wissen­ mehr in ein Korsett zwängen las- ­einer „missverstandenen Wertig- Auch die Professorenschaft schaftlichen Gesellschaft, warf die sen, um den Anforderungen der keit akademischer Bildung“ wachse nimmt Plumpe nicht von seiner Frage auf, warum man die Fach- Drittmitteleinwerbung gerecht zu der Anteil der Bevölkerung, der Kritik aus: Die Kollegen verhielten hochschulen nicht stärker in die werden. eine Hochschulbildung anstrebt. sich angesichts des neuen Anreiz- Ausbildung der Studierenden ein- Anke Sauter 22 UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 Campus

Fortsetzung von Seite 2, Dieter Birnbacher: „Tierversuche – die Sicht eines Ethikers“ legt es nahe, dass die Zulässigkeit belasten- nur den belastenden) sehr viel kritischer ge- tion des Tierschutzgesetzes als eines ethisch für die heute sich rapide und weltweit aus- der Tierversuche wesentlich davon abhängt, genüber, da sie eine Abwägung zwischen den ausgerichteten Tierschutzes aus den Angeln breitenden Formen der Tiernutzung. Diese in welchem Maß Tiere aufgrund ihrer unter- Belastungen, die Tieren aus dem Versuch (so- gehoben würde“. Mit der Übertragung des ethischen Positionen haben allerdings wenig schiedlich ausgeprägten neuronalen Ent- wie aus seinen Voraussetzungen, Begleitum- Würdebegriffs auf Tiere allgemein („Würde Aussicht auf Durchsetzung – jedenfalls so- wicklungsniveaus leidensfähig­ sind. Um die ständen und Folgen) erwachsen, und der Kreatur“) hat diese Tendenz in der lange sie nicht nur die Tötung von Tieren zur Leidensfähigkeit von Tieren zu beurteilen, menschlichem Nutzen in der Regel grund- Schweiz sogar den Rang einer Verfassungs- Fleischerzeugung und im Zusammenhang bedarf es dabei jeweils einer Synopse von sätzlich ablehnen. Für die Mehrzahl der ge- norm erlangt. mit Tierversuchen ausschließen, sondern neuronalen, endokrinologischen und Ver- genwärtigen Tierethiker, die „Tierrechts-­ auch die Nutzung, Züchtung und gezielte haltensindikatoren nach bestem wissen- Positionen“ vertreten, sind Tierver­suche Nicht jeder Tierversuch lässt sich ersetzen Hervorbringung von höheren Tieren als schaftlichem Kenntnisstand. Für eine Abstu- allenfalls in Ausnahmefällen rechtfertigbar, Derselbe Trend findet sich auch in der profes- Haus- und Schoßtiere. fung des ethisch begründeten Tierschutzes zumindest insoweit sie – wie es überwiegend sionellen Tierethik. So ver-tritt der bekannte Solange nicht alle Tierversuche für be- kommt insbesondere der Fähigkeit von Tie- der Fall ist – Säugetiere betreffen. Entschei- Utilitarist und Kritiker der Massentierhal- deutende wissenschaftliche und therapeuti- ren zu Selbstbewusstsein Bedeutung zu. dende Prämisse ist dabei, dass Vertreter von tung Peter­ Singer in seinen neueren Veröf- sche Ziele durch Ersatzverfahren ersetzbar Tiere wie Menschenaffen, bei denen auf- „Tierrechts-Positionen“ (höheren) Tieren fentlichungen ein Tötungsverbot nicht nur sind (diese Situation ist, soweit ich sehe, grund ihres hohen Entwicklungsstandes von nicht nur in der Regel ein Recht auf Leben für die über Selbstbewusstsein verfügenden weiterhin gegeben), würde ein vollständiges Selbstbewusstsein und einer dadurch er­ zuschreiben, sondern vielfach auch ein Recht Menschenaffen, sondern für Säugetiere Verbot der tierexperimentellen Forschung heblich gesteigerten Erlebnisfähigkeit aus­­- auf Schutz vor jeder Art Verzwecklichung. Es ­allgemein. Andere prominente Tierethiker­ nach Auffassung der Vertreter von Tier- zugehen­ ist, müssen besonders geschützt leuchtet ein, dass Tierversuche mit einem wie Tom Regan erkennen – in der Tradition schutz-Positionen (in ihren am häufigsten werden.­ Recht auf Nicht-Verzwecklichung durchweg, des Neukantianers Leonard Nelson – höhe- vertretenen Varianten) die Idee des Tier- mit einem Recht auf Leben überwiegend un- ren Tieren Würde zu und vertreten auf deren schutzes überdehnen. Es wäre nur schwer Nur wenige Tierversuche sind belastend vereinbar sein müssen. Wird Tieren ein Recht Grundlage ein allgemeines Verzweckli- mit der mitmensch­lichen Fürsorgepflicht Tierversuchskritiker berücksichtigen nur sel- auf Leben im schwachen Sinne zugeschrie- chungsverbot, mit radikalen Konsequenzen vereinbar. ten, dass nur der kleinere Teil der Tierversu- ben, d. h. im Sinne eines Rechts, nicht getötet che als belastend gelten kann. Die Schätzun- zu werden, kann auch ein menschliches gen bewegen sich zwischen 6 und 20 %. Ein Recht auf Leben in demselben schwachen erheblicher Teil der Versuchstiere wird im Sinne nur wenig dagegen ausrichten. Nur in Labor gehalten und zur Organentnahme ge- wenigen Fällen würde ein Mensch dadurch, tötet. Außerdem gibt es die Kategorie der fi- dass auf die Tötung von Tieren verzichtet nalen Tierversuche, bei der Tiere vor den wird, wortwörtlich getötet. In der Regel Versuchen narkotisiert und nach Ende des würde er dadurch, dass ein die ­Tötung bein- Versuchs noch in Narkose getötet werden – haltender Tierversuch unterlassen wird, le- mit dem Ziel, ihnen leidvolle Empfindungen diglich nicht am Leben erhalten. zu ersparen. Aus Sicht der „Tierschutz“-Posi- tion bestehen gegen dieserart Versuche, so- Sensibilisierung für den Tierschutz nimmt lange von ihnen biologische und medizini- zu / Tiertötung moralisch umstritten sche Erkenntnisfortschritte zugunsten des Es ist unübersehbar, dass sich Tierrechts-­ Menschen zu erwarten sind, keine grund- Positionen gegenwärtig im Aufwärtstrend sätzlichen Einwände. Auch die Laborhal- befinden. Nicht nur hat den letzten Jahren tung als solche lässt sich, zumal bei kognitiv in der Gesellschaft die Sensibilisierung für niedriger entwickelten Tieren, nicht generell den Tierschutz insgesamt zugenommen. als leidensverursachend betrachten. Häufig Auch die zwischen Tierschutz- und Tier- leben Tiere in Laborhaltung länger, haben rechtsposition strittige Tiertötung – insbe- Anzeige einen besseren Gesundheitszustand und er- sondere die zur Erzeugung von Luxuspro- leiden weniger Verletzungen durch Konkur- dukten wie Fleisch und Pelzen und im renten oder Fressfeinde als bei einem Leben Zusammenhang mit Tierversuchen, bedeu- in Freiheit. tend weniger die im Zusammenhang mit Andererseits lassen Befürworter von Tier- Schädlingsbekämpfung – wird zunehmend versuchen häufig außer Acht, dass die Praxis als moralisch bedenklich empfunden. der Tierversuche­ zum Teil weit hinter den Ethisch begründeter Vegetarismus und Vega- ­Anforderungen eines konsequent pathozen- nismus finden zunehmend Anhänger, insbe- trischen Tierschutzes zurückbleibt. Als aktu- sondere in der jüngeren Generation. Das elle Probleme seien hier vor allem die Folgen chicken sexing, bei dem männliche Eintags- des publication bias und die mangelnde Er- küken massenhaft getötet werden, wird folgskontrolle genannt. Publication bias führt nicht mehr selbstverständlich akzeptiert und dazu, dass negative Resultate nicht veröf- ist in einigen Bundesländern verboten wor- fentlicht werden, so dass Versuche unnötig den. Umstritten ist auch die hohe Zahl der wiederholt oder von vornherein aussichtlose Tötungen von gentechnisch veränderten Forschungsstrategien eingeschlagen werden. Mäusen für die Tierversuchsforschung, die Mangelnde Erfolgskontrolle heißt, dass nur sich als Fehlzüchtungen oder in anderer selten überprüft wird, ein wie großer Anteil Weise für Versuche ungeeignet erweisen der belastenden Tierver­suche tatsächlich und deren weitere Haltung prohibitive Kos- Eingang in die – medizinische oder ander- ten verursachen würde. weitige – Praxis findet. Während von -Tier Diese Entwicklung hat sich auch in der versuchsbefürwortern immer wieder darauf politischen und juristischen Debatte nieder- hingewiesen wird, eine wie große Zahl der geschlagen. So findet sich in der Rechtspre- in Biologie und Medizin vergebenen Nobel- chung eine Tendenz, die Tötung eines Tiers preise Forschungen galt, die u. a. Tierversu- als maximale Schädigung zu betrachten und che beinhalteten, stellen die bisher unter- damit die Hürden für eine Rechtfertigung so nommenen Studien zum tatsächlichen zu erhöhen, dass für die Forschung mit gen- Nutzen von Tierversuchen der Tierversuchs- technisch modifizierten Tieren kaum noch forschung ein schlechtes Zeugnis aus. Vieles Raum bleibt. Denn dadurch, dass die Tötung spricht dafür, dass der menschliche Nutzen als eine Schädigung gefasst wird, fällt sie un- von Tierversuchen nicht nur von den For- ter den § 7a Abs. 2 Nr. 4 des Tierschutzgeset- schern selbst, sondern auch von Kontroll­ zes, der u. a. besagt, dass diese „nicht aus gremien und Genehmigungsbehörden syste- Gründen der Arbeits-, Zeit- oder Kostener- matisch überschätzt wird. sparnis zugefügt werden“ dürfen. In demsel- ben Sinne hatte 1985 bereits das Oberlan- Tiere sollen nicht verzwecklicht werden / desgericht Frankfurt am Main geurteilt: Recht auf Leben Ökonomische Gründe für die Ausfüllung des Im Gegensatz zu den Vertretern der „Tier- Begriffs „vernünftiger Grund“ seien nicht schutz-Position“ stehen Vertreter der „Tier- ausreichend, „weil bei Anlegung eines allein rechts-Position“ Tierversuchen (und nicht ökonomischen Maßstabs die Grundkonzep- Campus UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 23 Bewachen, behüten und bewahren? Günter Ropohl entwirft in seinem neuen Buch das düstere Bild einer den Einzelnen bevormundenden »Besorgnisgesellschaft«

Herr Prof. Ropohl, Sie sprechen in Dass ein bestimmter Nichtrau- wohnheiten auszutreiben, die ge- Sie zeigen in dem Kapitel über nicht immer leicht zu befolgen. Ihrem Buch, das den Untertitel trägt cherschutz eingehalten wird, ist wissen Leuten nicht passen. „Werte“ auf, wie die Gesellschaft in Zum einen haben wir heute eine „Hintergründe der Tabakbekämp- ja prinzipiell in Ordnung. Aber den 60ern und 70ern sich von vielen Flut an (selbst ernannten) Ratge- fung“, vom Kreuzzug gegen die den rauchenden Menschen müs- Sie sprechen in Ihrem Buch sogar Normen und Verboten gelöst hat, im bern, zum anderen aber auch Äm- Raucher … sen auch menschenwürdige von der Ausgrenzung von Rauchern Zeichen einer neuen Selbstentfaltung ter und wissenschaftliche Instituti- … die Formulierung stammt nicht Plätze für ihre Gewohnheit einge- – geht das nicht etwas zu weit? und Selbstständigkeit … onen, die fortlaufend – um sich von mir, sondern von amerikani- räumt werden. Raucher müssen Im Falle des Tabakkonsums ist das … was damals auch zur Raucher- wohl selbst zu legitimieren – Warn- schen Tabakbekämpfern: „The cru- heute bei Wind und Wetter drau- meines Erachtens wirklich eine laubnis in Uni-Seminaren geführt hinweise ausstoßen. Nicht alles, sade against tobacco.“ ßen stehen. Wenn ich noch an Ausgrenzung oder gar Diskriminie- hat … (lacht) was die Wissenschaft publiziert, rung, wenn man, sofern man kann Anspruch auf unbezweifel- Im Kern machen Sie der Medizin, raucht, vom öffentlichen Leben Ein neuer, offener Geist in der bare Wahrheit erheben. dem Gesundheitswesen und der ausgeschlossen wird. Das hat auch Gesellschaft entsteht – aber dann Politik den Vorwurf, den Zusam- ein Minderheitsvotum des Bundes- schlägt Ihrer Ansicht nach die Spiegelt Ihr Buch vielleicht eine menhang zwischen Tabakkonsum verfassungsgerichts so gesehen. Gesellschaft wieder in eine Verbots- generationsspezifische Sicht auf die (auch dem passiven) und Krankheit gesellschaft um. heutige Gesellschaft? zu monokausal darzustellen. Nun sprechen Sie in Ihrem Buch Es erscheint ja etwas paradox, dass Das mag sein. Ich habe den Ein- Die Motivation meiner Beschäfti- auch über andere Phänomene des eine Welt mit recht hohen Sicher- druck, dass bei jüngeren Menschen gung waren vor allem wissen- Konsums und befürchten eine sich heitsstandards in immer höherem die Freiheit im Wertekatalog nicht schaftliche Behauptungen über die ausbreitende Verbotskultur. Maße von dem Willen geprägt ist, mehr ganz so weit oben steht, wie angeblichen Gefahren des sog. Es gibt genügend andere Bereiche, Risiken zu minimieren. Je besser es es bei meiner Generation noch der „Passivrauchens“. Da ich mich als wo eine bestimmte Art der Besorgnis dem Menschen geht, desto stärker Fall war. Forscher lange Zeit mit der Tech- bereits zu beobachten ist, z. B. die ge- wird wohl die Angst, diesen Status Werden Sie einen zweiten Band nikfolgenabschätzung beschäftigt nerelle Helmpflicht für Radfahrer wieder zu verlieren. Zum anderen schreiben über die Hintergründe der habe, konnte ich das kaum fassen. oder Rauchmelder in der Wohnung. habe ich den Verdacht, dass es Alkoholbekämpfung? Ich bin tatsächlich zu dem Ergebnis Ein paar hundert Menschen kom- quasi-reli­giöse Schuldgefühle sind: (lacht) Ja, das möchte ich nicht gelangt, dass das ein völlig unbe- Günter Ropohl men jährlich beim Wohnungsbrand Man glaubt, sich in Buße üben zu ausschließen, aber im Augenblick gründeter Alarmismus ist. Zwar Besorgnisgesellschaft. ums Leben. Wie viele davon durch müssen. Eine psychologische Deu- beschäftige ich mich mit anderen werden die Rauchverbote offiziell Hintergründe der Tabakbekämp- einen Rauchmelder gerettet werden tung, die allerdings schwer zu be- Themen. mit dem Passivrauchen begründet, fung. können, weiß niemand. Die Angst weisen ist. Die Fragen stellte Dirk Frank. aber im Prinzip möchte man das Berlin: Parodos Verlag 2014 treibt Politik und Verbraucher zu sol- Rauchen generell verbieten. chen Vorschriften. Ein Problem der heutigen Zeit liegt doch vielleicht auch in der Vielzahl Günter Ropohl war bis 2004 Lassen Sie denn das Argument zu, der Uni arbeiten würde, dürfte Man könnte also sagen, dass die sich oft auch widersprechender Professor für Allgemeine Technologie dass Nichtraucher, unabhängig von ich nicht mal mehr in meinem ei- „Besorgnisgesellschaft“ auch eine Expertenmeinungen. Wie kann man an der Goethe-Universität. den Gesundheitsgefahren, sich vom genen Dienstzimmer rauchen. Es „Angstgesellschaft“ ist. sich als „Otto Normalverbraucher“ Rauch belästigt fühlen und daher geht eben, wie ich aufzeigen Ja, wie das kürzlich auch der Kol- dagegen wappnen? auf der Verbannung des Rauchens wollte, nicht um Gesundheits­ lege Heinz Bude in einem neuen Die Empfehlung, dem gesunden aus öffentlichen Räumen beharren? gefährdung, sondern darum, Ge- Buch genannt hat. Menschenverstand zu folgen, ist

Linguistik: DFG-Graduiertenkolleg bewilligt Nach der Verlängerung der DFG-Forschergruppe »Relativsätze«: Linguistik freut sich über GRK »Nominale Modifikationen«

achdem im Frühsommer ­Zusammenarbeit mit der Forscher- tion bezieht sich auf eine Nominal- Für syntaktische Untersuchun- Hier sind Intonation und Prosodie dieses Jahres die im Jahr gruppe „Relativsätze“ eine dauer- phrase. So ist ein altes Auto ein gen fruchtbar ist ein Vergleich am Werk. N2011 gegründete DFG-For- hafte und international sichtbare Auto, mit der Modifikation, nicht ­zwischen Sätzen und modifizierten schergruppe „Relativsätze“ um drei linguistische Forschungsplattform mehr neu zu sein. Schon dieses Nominalphrasen. Sätze benötigen Vernetzung der Perspektiven weitere Jahre verlängert wurde, einzurichten. Eine interdisziplinäre Beispiel zeigt, dass die Kategorie Subjekte, die in ihnen häufig eine Die Untersuchung nominaler Mo- bewilligte die DFG dem Institut für und sprachübergreifende Perspek- einer Nominalphrase bei ihrer bestimmte „thematische“ Rolle er- difikationen bezieht alle an der Linguistik nun ein Graduiertenkol- tive auf das Thema der nominalen ­Modifikation bewahrt, aber ihre füllen, die des Agens. So über- Goethe-Universität­ repräsentierten leg mit der Themenstellung „Nomi- Modifikation ist hierfür grund­ Bedeutung verändert wird. In der nimmt Peter den aktiven Part in linguistischen Forschungsschwer- nale Modifikationen“. Das Gradu- legend. Regel handelt es sich dabei um eine dem Satz: Peter repariert das Auto. punkte ein: Syntax, Phonologie, iertenkolleg setzt das von 2000 bis Bedeutungsverengung – ein altes Thematische Rollen können auch Semantik, Psycholinguistik, histori- 2010 am Institut für Linguistik ar- Nominalphrasen im Auto ist ein Auto – aber es gibt auch innerhalb modifizierter Nominal- sche Linguistik und Typologie. Wis- beitende Graduiertenkolleg „Satz­ ­Sprachvergleich bemerkenswerte Ausnahmen: ein phrasen abgebildet werden. In der senschaftlich ergiebige Resultate arten“ fort. 12 Nachwuchswissen- Nominalphrasen sind sprachliche­ angeblicher Mörder ist noch lange Nominalphrase Peters Reparatur des sind nur in der Vernetzung dieser schaftlerInnen erhalten hier die Gebilde, die in der Regel aus No- kein Verbrecher. Als Modifikatio- Autos, trägt Peter ebenfalls die Perspektiven möglich. Sie verspre- Gelegenheit, ihre Doktorarbeiten men und Artikel bestehen. Im nen können verschiedene syntakti- Agensrolle. Dies gibt Anlass zu der chen neue Erkenntnisse über Ge- im Rahmen eines international re- Deutschen tritt der Artikel im Rah- sche Kategorien wirksam werden. Vermutung, dass sich die Struktur nese und Gestalt des mensch­lichen nommierten Forschungsumfelds men einer Nominalphrase nur ein- Im Gegensatz zum Artikel können modifizierter Nominalphrasen in Sprachvermögens. Die Promoven- abzuschließen. Ein Austauschpro- mal auf. Es heißt: das Auto und zu einer Nominalphrase mehrfache Analogie zur komplexen Struktur- den, die am Institut für Linguistik­ gramm mit der angesehenen Uni- nicht das ein Auto. Der Aufbau von und verschiedenartige Modifikatio- bildung von Sätzen analysieren derzeit ihre Arbeit aufnehmen, wer- versity of Pennsylvania in Philadel- Nominalphrasen ist Gegenstand nen treten: das alte Auto, das von lässt. Ein interessanter Aspekt von den von der Ver­netzung dieser For- phia bietet den Promovenden die sprachübergreifender typologischer Peter repariert wird. Sowohl inner- Nominalphrasen ist ihre Fähigkeit, schungsschwerpunkte umso mehr Chance auf einen Auslandsaufent- Untersuchungen, da es Sprachen halb einer Sprache als auch aufgrund ihrer so genannten „In- profitieren, als die Zusammenarbeit halt an einer der linguistisch profi- gibt, die über kein Artikelsystem ­sprachübergreifend weisen nomi- formationsstruktur“ diskontinuier- der Goethe-Universität mit der liertesten amerikanischen Univer- verfügen, solche, in denen Artikel nale ­Modifikationen unterschiedli- lich zu erscheinen, wie in dem UPenn in ­Philadelphia dem neuen sitäten. vor dem Nomen erscheinen und che Wortstellungsmuster auf: (Das Satz: Autos hat Peter viele repariert. Graduiertenkolleg eine interna­ Das übergeordnete Ziel des solche, in denen sie dem Nomen alte Auto vs. das Auto, das alt ist, der Im Englischen ist dagegen eine tionale Forschungsperspektive er­ ­Graduiertenkollegs ist es, in enger folgen. Eine nominale Modifika- rote Wein vs. il vino rosso). ähnliche Aufspaltung unmöglich. öffnet. Matthias Schulze-Bünte 24 UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 Campus Europa braucht eine neue Flüchtlingsstrategie Von Tom Koenigs den Regionen werden die Durch- offener und angstfreier geworden, Der dritte Punkt ist der kompli- zügler in jeder Weise missbraucht. das wirkt sich positiv auf ihre Gast- zierteste. Was tun wir, was tut die roße Wanderungen hat es Und selbst wenn sie das diesseitige freundschaft aus. EU, um die Lage in den Herkunfts- in der Geschichte immer Ufer in Griechenland oder Bulga- Die Politik allerdings hinkt noch ländern zu verbessern? Wie unter- Ggegeben. Menschen versu- rien erreicht haben, werden sie immer hinterher. Es sind vor allem stützen wir die Nachbarländer der chen, vor Hunger und Elend, aber häufig erneut Opfer von Men- drei Versäumnisse, denen die aktu- Konfliktherde, die den Großteil der auch vor Unterdrückung und Ter- schenschmugglern und unwilligen elle Krise zu verdanken ist. Flüchtenden aufnehmen? Wie ror zu flüchten. Die Flüchtenden Behörden, die ihre Verpflichtungen So gibt es in der EU und ihren kann die Lage in den Transitländern aufzunehmen und mit ihnen ge- nicht wahrnehmen. Mitgliedstaaten keine solidarische verbessert werden, in denen Flücht- meinsam neue Lebenschancen zu Aber das ist nur ein Teil des Bil- europäische Asylpolitik. Stattdessen linge oft schlimmsten Misshandlun- entwickeln zählt zu den Kernauf- des. Anders als vor 20 Jahren ant- werden die Institutionen in den gen ausgesetzt sind? Der Traum gaben jeder menschenrechtlich ori- worten in Deutschland diesmal südlichen EU-Ländern mit dem An- handelt von einem Deutschland, entierten Politik. zehntausende Bürgerinnen und sturm weitgehend allein gelassen. das – nach all dem, was es angerich- Europa und Deutschland sind Bürger auf den Anstieg der Asyl­ Anstatt sich massiv für europäische tet hat – auf genuin politische Ge- davon weit entfernt. Das hat viele bewerber-Zahlen mit aktivem Mit- Solidarität einzusetzen, tragen die staltung verzichtet. Anstatt durch Gründe. Offenbar sind arme Ge- gefühl. Flüchtlingsinitiativen ver- Erstaufnahmeländer ihrerseits den eine aktive, menschenrechtsorien- Tom Koenigs. Foto: privat sellschaften häufig großzügiger mitteln zwischen Zuwanderern Konflikt auf dem Rücken der tierte Außenpolitik die Situation in und menschenfreundlicher als rei- und „Einheimischen“ – die in vie- Flüchtlinge aus und versuchen, den Nachbarregionen zu verbessern den Menschenrechten – einher­ chere – vielleicht, weil wir glauben, len Fällen ebenfalls erst ein paar diese in irgendeiner Form an die soll Deutschland, so eine Vorstel- gehen müsste, versteht sich von mehr zu verlieren zu haben, wäh- Jahre oder Generationen auf dem nördlichen Regionen weiterzu- lung, die von der CSU bis zur ­Linken selbst. rend wir in Wahrheit problemlos heutigen deutschen Staatsgebiet schieben. Die humanitären Kosten reicht, als Wirtschaftsmacht einen Im Nahen Osten und in den af- mehr verschenken könnten. Viel- zuhause sind. Viele Behörden dieser bürokratischen Skrupellosig- Weltmarkt mit Gütern versorgen, rikanischen Krisenregionen haben leicht fürchten wir uns auch, weil ­fördern inzwischen dieses enorme keit sind immens. der von anderen Mächten geordnet sich Millionen auf den Weg ge- uns die Zuwanderer aus den aktu- ­Engagement. Sie haben die alte Es gibt, zweitens, kein strategi- wird. Die Ambivalenz im Verhältnis macht. Die wenigsten von ihnen ellen Krisenregionen manchmal Vorstellung hinter sich gelassen, sches Konzept für die Einwande- vieler Deutscher zu den USA ent- möchten in Flüchtlingslagern woh- sehr fremd erscheinen. man müsse die Asylbewerber nur rungsgesellschaft, die wir längst – steht aus dieser Vorstellung. Geord- nen, ihre Länder verlassen oder gar So schottet sich Europa ab. Die schlecht genug behandeln, damit und das mit guten Gründen – sind. net soll schon werden, irgendwer nach Europa kommen. Ihnen südliche Grenze mit dem Mittel- sie zurückgehen, und gehen aktiv Europa und auch Deutschland muss es ja auch tun, aber so, wie durch humanitäre Hilfe und aktive meer ist inzwischen zur töd­lichen und kompetent ihren Aufgaben brauchen Einwanderung. Gleich- die Amerikaner das machen, ist es politische Gestaltung ihre Situation Falle geworden, in den anliegen- nach. Die deutsche Gesellschaft ist zeitig gehen wir von der Fiktion ­natürlich nicht richtig. zu erleichtern und, wo nötig, das geschlossener Grenzen aus – ei- Damit soll nicht bestritten wer- Bleiben zu ermöglichen, wäre eine gentlich darf niemand kommen, es den, dass eine Kritik etwa der ame- Option einer solidarischen und sei denn, er habe einen 150-pro- rikanischen Nahost-Politik gute strategischen Europäischen Politik, Frankfurter Bürgeruniversität zentigen Berechtigungstitel, den er Gründe haben kann. Die Konse- die das Schwergewicht dieser po- Diskussionsreihe »Alles nur Schwarzmalerei? oder sie aber fast immer erst in quenz wäre aber, dass Deutschland tentiellen Großmacht in ihrer un- Schlaglichter globaler Krisen« Deutschland selbst erwerben kann. selbst, im Rahmen von EU und VN, mittelbaren Nachbarschaft wirk- Tom Koenigs, menschenrechtspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90 / Einwanderer und Flüchtlinge müs- dann eine aktive politische Rolle sam werden lässt. Stattdessen Die Grünen, sitzt am 26. Januar mit auf dem Podium, wenn es um die sen sich deshalb ständig an den übernehmen müsste. Dass damit zerreibt und spaltet sich die Euro- ­gesetzlichen Regelungen vorbei eine Modernisierung, d. h. eine Re- päische Union in kleinlichsten Frage geht „Welche Einwanderungspolitik braucht Deutschland?“. ­bewegen. Eine positive Willkom- duzierung von Gewalt, stärkere Konflikten. Wenn Deutschland Mit Koenigs diskutieren dann Pater Balleis (Direktor des Jesuiten-Flücht- menskultur für erwünschte Zuwan- politische Impulse, mehr Verständ- nicht als Impulsgeber tätig wird, lingsdienstes) und Prof. Dietrich Thränhardt (Migrationsforscher, Universität derer sieht anders aus. Gut gestaltet nis für kulturelle Differenz und kann auch die Flüchtlingsproble- Münster). könnte sie aber einen Teil der illega- eine nachhaltige Wirtschaftsent- matik nicht verantwortungsvoll  www.buerger.uni-frankfurt.de len Flüchtlingsströme in legale Ein- wicklung – mit anderen Worten: und auf der Basis der Menschen- wanderung verwandeln. eine konsequente Orientierung an rechte gelöst werden.

Déliberer, participer, représenter Der sechste Alfred Grosser-Gastprofessor ist der Pariser Politikwissenschaftler Yves Sintomer

ir dürfen einen span- Herzen. Der Professor, der fließend neue Visionen, um die Werte der ler Wegbereiter der deutsch-fran- über meinen Aufenthalt in Frank- nenden Kollegen einla- gut deutsch spricht, ist der Goethe- alten Demokratien zu verteidigen.“ zösischen Aussöhnung nach dem furt“, sagte Sintomer. Neben Haber- Wden, der mit den Studie- Universität schon länger als Mit- Dabei lohne sich ein Blick auf neue Zweiten Weltkrieg.“ mas basiert seine Forschung auf den renden und den Bürgern der Stadt glied des wissenschaftlichen Beirats Demokratien in Lateinamerika Programmkoordinatorin Prof. Werken von Marx und Weber, au- über brennende Fragen der Gesell- des Instituts für Sozialforschung (IfS) oder Tunesien. Trotz unterschied­ Dr. Birgit Blättel-Mink würdigte ßerdem auf dem Ansatz der ‚global schaft diskutieren wird“, sagte Vize- verbunden. licher politischer Kulturen seien Yves Sintomer als international history‘, der sich mit historischen präsidentin Prof. Dr. Tanja Brühl bei „Es geht Frankreich strukturell sich Deutschland und Frankreich ­anerkannten Experten für die aktu- Fragestellungen in weltübergreifen- der Vorstellung. Ziel der ‚Alfred und politisch nicht gut“, führte sich heute so ähnlich wie nie, sagte ellen Herausforderungen, denen der Perspektive beschäftigt. In Grosser-Gastprofessor für Bürger­ ­Sintomer aus. „Marine Le Pen ist als er. „Es gibt bei der Gestaltung von demokratische Staatssysteme aus- Deutschland publizierte er zuletzt gesellschaftsforschung‘ sei es, „die neue Präsidentin möglich.“ Die Europa keine Alternative zu diesen gesetzt sind. „Wie können alte von zwei Bücher über Bürgerhaushalte. Forschung und den öffentlichen ­Politik reagiere verspätetet auf ge- Ländern.“ neue Demokratien lernen?“, umriss Julia Wittenhagen Diskurs über die Bürgergesellschaft sellschaftliche Entwicklungen wie Alfred Grosser hat als Namens­ sie das Thema des öffentlichen Vor- am Standort Frankfurt voranzu- etwa die Kraft von Bürgerbewegun- patron und zugleich erster Vertre- trags am 29. 1. Schwerpunkte des bringen und international sichtbar gen durch die Vernetzung und Kom- ter der 2009 initiierten Gastprofes- Professors für Politikwissenschaft an Im Rahmen der Gastprofessur findet zu machen“, so Brühl. Dafür sei munikation über Internet. Viele sur Sintomer schon per Karte zu der Université Paris 8 und Senior folgende öffentliche Veranstaltung kein besserer Partner vorstellbar Themen wie Wissenschaft und Tech- seiner neuen Aufgabe gratuliert. Fellow des Institut Universitaire­ de statt: als die Stiftung Polytechnische Ge- nologie würden sich außerhalb der „Alfred Grosser wird am 1. Februar France seien die theoretische­ Fun- „Die Krise der repräsentativen sellschaft, die auf Anregung der Politik entwickeln, Fragen wie die 2015 seinen 90. Geburtstag feiern“, dierung deliberativer Demokratie, Demokratie – Frankreich und Deutsch-Französischen Gesellschaft zunehmende soziale­ Ungleichheit hob der Vorstandsvorsitzende der die Ausprägungen partizipativer Deutschland im Vergleich“ von Anfang an die Finanzierung der nach neuen Lösungen verlangen. Stiftung Polytechnische Gesell- Demokratie in Europa und die Ver- Bürgervorlesung von Prof. Dr. Yves Gastprofessur übernommen hat. „Noch ist die Demokratie stabil, schaft, Dr. Roland Kaehlbrandt, änderung der politischen Repräsen- Sintomer (in deutscher Sprache). Genau wie dem in Frankfurt ge- aber wie lange noch?“, fragte er. hervor. „Die Beschäftigung mit tation in Frankreich, Deutschland, Donnerstag, 29. Januar 2015, borenen Publizisten, Politologen „Die Herausforderungen für Frank- dem deutsch-französischen Ver- Brasilien und China. „Eine große 19 Uhr, PEG-Gebäude, Raum 1.G 192, und Soziologen Alfred Grosser reich sind heute die gleichen wie hältnis in diesem Wintersemester Rolle spielen für mich dabei die Campus Westend, Grüneburgplatz 1, ­liegen auch Sintomer die deutsch- für alle westeuropäischen Länder wird so zugleich zu einer Würdi- Schriften von Jürgen Habermas, in- 60323 Frankfurt am Main französischen Beziehungen am und Südeuropa. Wir brauchen gung seiner Leistungen als zentra- sofern freue ich mich besonders Campus UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 25

Impressum Ein Kampf mit Verneigung Herausgeber Der Präsident der Goethe-Universität Bei der Kampfsportart Ju-Jutsu wird am Zentrum für Hochschulsport nicht nur Selbstverteidigung gelehrt, Frankfurt am Main V. i. S. d. P. Dr. Olaf Kaltenborn (ok) sondern auch, wie man damit verantwortungsvoll umgeht Redaktion Dr. Dirk Frank (df) s wird geworfen, getreten das Kampftechniken aus Aikid¯o, [email protected] und geschlagen. Und doch Judo und Karate kombiniert. Da das Alexander Theil (Assistenz) Egeht es in der Halle am Zent- Ergebnis große Ähnlichkeit zu Jiu- [email protected] rum für Hochschulsport alles andere Jitsu hatte, einer Technik der japa- Abteilung als brutal zu. Barfuß, den weißen nischen Samurai, nannte man den Marketing und Kommunikation Kittel mit dem schwarzen Gürteln Sport Ju-Jutsu. Bei dieser sanften Grüneburgplatz 1 um den Leib geschlungen, tritt Ju- Kunst dominieren sogenannte sanfte 60323 Frankfurt am Main Jutsu-Trainer Torsten Kastl in die Techniken wie Bewegungslehre Tel: (069) 798-12472 /-23819 Mitte seiner Schüler und demonst- oder Hebel- und Wurftechniken ge- Fax: (069) 798-763 12531 riert eine Abfolge von Schlägen und genüber Tritten und Schlägen. [email protected] www.uni-frankfurt.de Griffen. Dann tritt er zurück, ver- „Das Ju-Jutsu kennt eine ganze neigt sich respektvoll und überlässt Bandbreite von Techniken, mit de- Mitarbeiter dieser Ausgabe die Matte den Schülern, die sich nen man sich effektiv verteidigen Julia Wittenhagen, Dr. Stefanie Hense, paarweise daran machen, sich an kann“, sagt Torsten Kastl. „Ich Melanie Gärtner, Dr. Anke Sauter, den Armen zu packen. Schläge, würde aber trotzdem nicht sagen, Tamara Marszalkowski, Ina Christ, Dr. Anne Hardy, Imke Folkerts, Eva Kammann Tritte und Wurftechniken sind aller- dass ich überwiegend Selbstvertei- dings nur ein Teil dessen, was die digung unterrichte. Im Ju-Jutsu Anzeigenverwaltung Schüler im Ju-Jutsu lernen, denn geht es um Respekt und Verant- Auf dem Weg zum schwarzen Gürtel: Sophie mit ihrem Trainer Torsten Kastl. CAMPUSERVICE Torsten Kastl, Ju-Jutsu-Trainer am wortung gegenüber dem anderen – Foto: Gärtner Axel Kröcker Zentrum für Hochschulsport, geht es das lernt man ganz automatisch, Rossertstr. 2 vor allem darum, dass die Schülern wenn man den Sport lang­fristig so wichtig, wenn man die Techni- tät Wirtschaftswissenschaften stu- 60323 Frankfurt am Main Tel: (069) 715857-124 lernen, mit ihrem Wissen verant- ausübt. Die Fähigkeit zur Selbstver- ken beherrscht.“ Auch Sophie (24) dierte. Sieben Jahre später legte er Fax: (069) 715857-20 wortungsvoll umzugehen. „Es gibt teidigung ist dann fast automatisch ist von Ju-Jutsu ganz begeistert. Die die Prüfung zum schwarzen Gürtel [email protected] einen Satz, den ich meinen Schülern ein ­Nebenaspekt.“ Studentin der Wirtschaftswissen- ab. Seitdem unterrichtet er und immer sage: Mit dem, was wir hier Torsten Kastl versucht daher, schaften hatte schon immer Lust, verbringt in der Woche mindestens Gestaltung lernen, soll es nicht nur für mich, son- seine Schüler so für den Sport zu eine Kampfsportart zu lernen. Auch zehn Stunden auf der Matte. „Ich Nina Ludwig M. A. dern auch für andere sicherer wer- begeistern, dass sie dabeibleiben. sie probierte Ju-Jutsu am Zentrum habe von dem Sport vor allem Goethe-Universität Frankfurt am Main Mitarbeit: Dagmar Jung-Zulauf den“, sagt Torsten Kastl. „Wenn ich Und das mit Erfolg. Die Kurse am für Hochschulsport aus und blieb. ­Gelassenheit und die Freude an lerne mich zu verteidigen, muss ich Zentrum für Hochschulsport sind Mittlerweile ist sie im dritten Jahr ­Bewegung gelernt. Das versuche Korrektorat auch lernen, solche Situationen zu gut besucht. Viele Schüler schnup- dabei und möchte es bis zum ich auch an meine Schüler weiter- Hartmann Nagel Art & Consulting erkennen und zu vermeiden.“ pern aus Neugier rein und bleiben. schwarzen Gürtel schaffen. „Ich zugeben.“ Melanie Gärtner August-Siebert-Str. 12 So wie Ivan (29). Der Ethnologie- mag vor allem das Klima in der 60323 Frankfurt am Main Respekt und Verantwortung student ist seit etwa einem Jahr Gruppe, sagt sie. „Das Verhältnis Druck Der Kampfsport Ju-Jutsu entstand ­dabei und hat bereits die Prüfung von Männern und Frauen ist sehr Das Training findet in diesem Semes- Frankfurter Societäts-Druckerei zwischen 1967 und 1969 auf An- für den gelben Gürtel abgelegt. ausgewogen. Und unser Trainer ter jeden Dienstag und Freitag statt. Druckzentrum Mörfelden frage des deutschen Bundesinnen- Beim Ju-Jutsu begeistern ihn vor Torsten Kastl hat einfach eine tolle Anfänger trainieren von 17.00-18.30h, Kurhessenstraße 4–6 ministeriums, das für die deutschen allem die vielfältigen Bewegungs­ Art, den Sport rüberzubringen.“ Fortgeschrittene von 19.00-20.30h. 64546 Mörfelden-Walldorf Sicherheitskräfte eine alltagstaug­ abläufe. „Das ist nicht wie im Fit- Für Torsten Kastl ist Ju-Jutsu Infos und Anmeldung unter: Vertrieb liche Technik der waffenlosen nessstudio, wo man nur einzelne nicht nur Sport, sondern Lebens-  http://zfh-db.sport.uni-frankfurt.de HRZ Druckzentrum der Universität Selbstverteidigung suchte. Ein Gre- Partien des Körpers trainiert“, sagt haltung. Auch er hatte Ju-Jutsu Senckenberganlage 31 mium des deutschen Dan-Kollegi- Ivan. „Ju-Jutsu­ ist allround-Fitness. am Zentrum für Hochschulsport 60325 Frankfurt am Main ums, also der Schwarzgürtelträger, Es braucht vor allem Ausdauer und kennen­gelernt. Das war 1986, Tel: (069) 798-23111 entwickelte daraufhin ein System, Flexibilität. Kraft ist dabei gar nicht als er an der Goethe-Universi- Der UniReport ist unentgeltlich. Für die Mitglie- der der VFF ist der Versandpreis im Mitglieds- beitrag enthalten. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Der UniReport erscheint in der Regel sechs Mal pro Kreative treffen sich im virtuellen Raum Jahr. Die Auflage von 15.000 Exemplaren wird an die Mitglieder der Universität Frankfurt verteilt. Wettbewerb von Buchmesse und Goethe-Unibator: Projekt Oetinger34 gewinnt einen der ersten Preise Für unverlangt eingesandte Artikel und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Die Redaktion behält sich Kürzungen und Angleichungen an re- ns Internet werden heute mas- Dann werden die anderen notwen- lässt sich also über jede Internet­ schäft. Oetinger34 ist ein neuer An- daktionelle Standards vor. Urheber, die nicht er- senhaft Texte, Bilder und Musik digen Rollen für die Entwicklung verbindung aufrufen, und zeigt das satz, der das Beste aus digitalem und reicht werden konnten, werden wegen nachträg- licher Rechteabgeltung um Nachricht gebeten. Ihochgeladen, die vom User je- des Buches ausgeschrieben, worauf entstehende Werk schon in etwa so, klassischem Publizieren zusammen- derzeit abgerufen und interaktiv ge- sich Leute aus der Community be- wie es nachher aussehen soll. Das führt“, sagt Tea Herovic. Sieht sie in nutzt werden können. Dass aber werben können. Oder der Kreative fertige Werk wird schließlich zum dieser Verlagerung des Prozesses ins auch der kreative Prozess zur Erstel- stellt sich selber sein Team zusam- Voting eingereicht. Die komplette Virtuelle das Zukunftsmodell im lung eines Produktes im Netz statt- men.“ Die Projekte entstehen Community votet dann, das Oetin- Verlagswesen? „Das eindeutig zu be- findet, ist sicherlich ein noch neuer ­zunächst unter Ausschluss der ger34-Lektorat sichtet schließlich antworten ist schwierig, zunächst ist Ansatz. Oetinger34, ein Projekt des Öffentlichkeit mit einer eigens pro- die besten Ideen. „Bisher war Oetinger34 als ein mutiges Experi- renommierten Verlages Friedrich grammierten Software namens Self-Publishing der große Gegen- ment zu sehen. Manche Autoren Oetinger, ist eine Online-Commu- Weißraum. Sie ist browserbasiert, spieler zum klassischen Verlagsge- sind für diesen Weg offen, andere nity, die Kreative mit Junior-Lekto- bevorzugen den klassischen Weg. Kein langes Suchen mehr ren und auch Lesern zusammen- Mittlerweile sind knapp 300 Krea- An sechs Standorten liegt der bringt. Die Idee: Guter Content kann tive auf unserer Plattform.“ Obwohl UniReport in „Dispensern“ aus, die entstehen, wenn die Möglichkeiten 2. Digital Publishing Creative Ideas Wettbewerb das Projekt erst im Frühjahr 2014 an zeitnah mit den neuen Ausgaben digitaler Produktion und Kommuni- den Start gegangen ist, konnten im bestückt werden. Die im Design Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse 2014 wurden zwei erste Preise ver­ kation kollaborativ genutzt werden. Rahmen des ersten Votings bereits des UniReport gehaltenen Zeitungs- geben: Der Preis in der Kategorie „Intrapreneurship “ ging an Oetinger34, den Tea Herovic, Projektmanagerin bei vielversprechende Ideen ermittelt ständer findet man an folgenden Preis in der Kategorie „Entrepreneurship“ erhielt das italienische Unternehmen Oetinger34, erläutert den Ablauf: werden. Sechs von ihnen – Kinder-, Orten: Campus Westend – Gebäude Tworeads, das einen referenzbasierten Empfehlungsalgorithmus für Sachbücher „Zuerst muss man sich bewerben. Jugend- und Bilderbücher – werden PA, im Foyer/Treppenaufgang; Hör- präsentierte und damit gegenüber Amazon eine vielversprechende Alternative Dabei müssen Talent und Motiva- im kommenden Jahr als Print und saalzentrum, Ladenzeile; Gebäude anbietet. Der Digital Publishing Creative Ideas Wettbewerb wird von der Frank­ tion nachgewiesen werden. Nach E-Books erscheinen. df PEG, Foyer; Gebäude RuW, Foyer; furter Buchmesse gemeinsam mit dem Goethe-Unibator, dem Gründerzentrum erfolgreicher Bewerbung kann auf House of Finance, Foyer. Campus der Goethe-Universität, ausgerichtet, und fand 2014 zum 2. Mal statt. der Plattform vom Autor oder Illust- Riedberg – Gebäude N, Foyer vor rator ein Projekt eröffnet werden. Mehr Infos unter  www.goetheunibator.de  www.oetinger34.de Mensaeingang. Das kann ein Bild oder ein Text sein. 26 UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 Bücher

Tim Engartner Lisette Gebhardt, Evelyn Schulz (Hrsg.) Matthias Jahn Dieter Nittel, Julia Schütz, Rudolf Tippelt Benjamin Ortmeyer Pluralismus in der sozialwissen­ Neue Konzepte japanischer Literatur? Zur Rechtswirklichkeit der Pädagogische Arbeit im System Jenseits des Hippokratischen Eids schaftlichen Bildung Nationalliteratur, literarischer Kanon Pflichtverteidigerbestellung des lebenslangen Lernens Josef Mengele und Zur Relevanz eines politik- und die Literaturtheorie Eine Untersuchung zur Praxis der Ergebnisse komparativer Berufs­ die Goethe-Universität didaktischen Prinzips ­Beiordnung durch den Strafrichter gruppenforschung EB-Verlag, Berlin, 2014 nach § 140 Abs. 1 Nr. 4 StPO in der Duncker & Humblot 2014, Berlin 342 Seiten, gebunden, 20,00 Euro Bundesrepublik Deutschland Beltz Juventa 2014, Weinheim / Basel Protagoras Academicus 2014, 55 Seiten, kartoniert, 9,90 Euro 289 Seiten, kartoniert, 29,95 Euro Frankfurt am Main De Gruyter, Berlin, 2014 154 Seiten, kartoniert, 14,80 Euro 320 Seiten, gebunden, 149,95 Euro

ie Prinzipien des Pluralismus zu ver­ er vorliegende Band dokumentiert den as Werk enthält die von der „For- n dem komparativ angelegten Forschungs- osef Mengele promovierte 1938 an der Dkennen hieße der sozialwissenschaft­ Daktuellen Forschungsstand der deutsch- Dschungsstelle Recht und Praxis der Iprojekt „Pädagogische Erwerbs­arbeit im JGoethe-Universität unter Otmar von lichen Theorien-, Paradigmen- und Werte- sprachigen Japanologie. Insgesamt zehn Strafverteidigung“ an der Goethe-Universi- System des lebenslangen Lernens“ wurden Verschuer, dem Leiter des 1935 gegründe- vielfalt den Boden zu entziehen. Pluralis- Aufsätze widmen sich Themen, Konzepten tät erstellte empirische Studie zur Rechts- die Zusammenarbeit, die beruflichen Selbst- ten „Instituts für Rassenhygiene und Erbbio- mus kann im Kontext sozialwissenschaft- und Formen japanischer Literatur und Kultur wirklichkeit der Beiordnung des Verteidi- und Fremdzuschreibungen sowie die Ein- logie“, mit einer Arbeit zu „Sippenunter­ licher Bildung nur im Zusammenspiel der vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in gers nach dem neuen, seit 2010 geltenden stellungen zum lebenslangen Lernen unter- suchungen bei Lippen-Kiefer-Gaumen- sozialwissenschaftlichen Teildisziplinen die Gegenwart. So werden tradierte Tropen Recht. Die Monografie fasst die Ergebnisse schiedlicher pädagogischer Berufsgruppen spalte“. Nach Kriegsbeginn ist er zunächst existieren. Das heißt, die Legitimität kon- moderner Literatur wie die des Flaneurs im der Befragung von gut 3.300 Verteidigern empirisch analysiert. Das vorliegende Buch Truppenarzt sowie Rassengutachter der SS kurrierender Ideen, alternativer methodolo- Kontext japanischer und internationaler zusammen. Sie kommt insbesondere zu dokumentiert die Ergebnisse jahrelanger und nimmt in dieser Funktion ab 1942 am gischer Zugänge und verschiedener diszi­ Stadtdiskurse besprochen, sowie auch folgenden Ergebnissen: 80 % der Strafver- Forschung, deren spezielle Aus­richtung – „Russland-Feldzug“ Teil. 1943 wird Mengele plinärer Interpretationen müsse anerkannt beispielsweise die Rolle und der Einfluss teidiger halten eine Vorverlagerung des anders als in der Vergangenheit – eine strikt Lagerarzt im KZ Ausschwitz-Birkenau, wo er werden. weiblicher Autorinnen nach 1989. An ande- Bestellungszeitpunkts auf den Zeitpunkt vergleichende Perspektive ist, durch die die jene Verbrechen beging, die seinen Namen­ Der vorliegende Band zeigt die Vorzüge rer Stelle wird, vor dem Hintergrund einer des sogenannten Vorführungstermins verschiedenen Berufsgruppen gegenüber- heute synonym mit den Gräueltaten­ der einer von Pluralismus geprägten sozialwis- aus Okinawa gegen das Zentrum­ Tokio ­(Paragraphen 115, 115a StPO) beim Ermitt- stellt werden, statt sie getrennt voneinander Nazis machen. Nach Kriegsende floh er senschaftlichen Bildung auf und untersucht schreibenden Szene, die Validität des Kon- lungsrichter für zwingend notwendig oder zu betrachten. Das wissenschaftliche Inter- nach Südamerika und konnte sich bis zu die Risiken monistischer Deutungsmuster. zepts einer japanischen Nationalliteratur in zumindest für wünschenswert. Die der­ esse konzentriert sich dabei fast ausschließ- seinem Tod durch einen Badeunfall im Jahre Engartner sieht ein solches Risiko vor al- Frage gestellt. Vor allem aber widmet sich zeitige Rechtslage reagiere zu spät auf die lich auf den Binnenbereich des Erziehungs- 1979 erfolgreich jedweder Strafe entziehen. lem in der übermäßigen Gewichtung der der Band der Dreifach-Katastrophe vom Ausnahmesituation, in der sich der Be- und Bildungssystems. Über 1.600 ErzieherIn- Der 1981 von der Frankfurter Staatsanwalt- Ökonomie, welche er in sogenannten Inte- 11. März 2011, auf die hierzulande schlicht schuldigte befindet. Auswahlkriterien bei nen, LehrerInnen unterschiedlicher Schul- schaft erlassene Haftbefehl – in vollem grationsfächern wie „Politik und Wirt- mit dem Begriff „Fukushima“ Bezug genom- der Beiordnung waren nach den Erfahrun- formen, MitarbeiterInnen der Erwachsenen- Umfang im Buch enthalten – markiert den schaft“ und „Gemeinschaftskunde“ mani- men wird. Wo steht das Land? Wo die Lyrik gen der Praktiker u. a. auch, ob ein Rechts- bildung und der außerschulischen Jugend- Endpunkt einer teils grotesken Geschichte festiert sieht. Die wirtschaftswissenschaft- und Literatur, wo das Theater? Zwischen anwalt zum persönlichen Bekanntenkreis bildung sowie auch HochschullehrerInnen versäumter Strafverfolgung. Mengeles Dok- liche Perspektive müsse gleichgewichteter Traumaverarbeitung­ und Gesellschaftskritik des Ermittlungsrichters gehört (so 54,0 % wurden im Rahmen der Studie befragt. tortitel wurden erst 1963 rechtsgültig aber- Teil der klassischen Trias von Politik, Sozio- stellt sich einer weiteren Generation die der Verteidiger) und ob er einen Verteidi- Besonderes Interesse gilt der faktischen kannt. Otmar von Verschuer war auch nach logie und Ökonomie bleiben, sodass öko- wiederkehrende­ Frage: Wie schreibt man gungsstil ohne Konfliktbereitschaft oder Orientierungskraft des lebenslangen Ler- Kriegsende noch für einen Posten in der nomische Bildung auch weiterhin nicht über das Unbeschreibliche? auch nur -fähigkeit pflegt (so 16,4 % der nens der pädagogischen Berufsgruppen. Frankfurter Universitätsmedizin im Gespräch über monoperspektivische Erklärungsmus- Verteidiger). Über ein Drittel der Verteidi- und bis zu seinem­ Lebensende 1969 in den ter geschieht. Warum dem so ist, und be- Lisette Gebhardt ist Professorin der ger hat die Erfahrung gemacht, dass die Dieter Nittel ist Professor im Fachbereich akademischen Kreisen der Bundesrepublik nachbarte Fragen, beantwortet Engartner ­Japanologie (Kultur- und Literaturwissen- Gerichte im Regelfall einen Wechsel zum Erziehungswissenschaften der Frankfurter aktiv. Im Kontext des 100jährigen Jubiläums­ in diesem Plädoyer für den Pluralismus. schaft) an der Goethe-Universität. Aktuelle Verteidiger des Vertrauens in Fällen einer Goethe-Universität. der Goethe-Universität richtet „Jenseits des Forschungsprojekte sind der japanische­ Pre- sog. „Verlegenheitswahl“ in der plötzlichen Hippokratischen Eids“ den Blick auf das Tim Engartner ist Professor für Didaktik kariatsdiskurs sowie die Reaktion der Litera- Haftsituation nicht unter vereinfachten Julia Schütz ist Wissenschaftliche Mit­ wohl dunkelste Kapitel der Frankfurter­ Wis- der Sozialwissenschaften mit dem Schwer- tur- und Kulturszene auf „Fukushima“. Voraussetzungen zulassen. arbeiterin am College der Leuphana Uni- senschaftsgeschichte. punkt „Schulische Politische Bildung“ versität Lüneburg. am Institut für Politikwissenschaft der Evelyn Schulz ist Professorin für Literatur Prof. Dr. Matthias Jahn ist seit 2013 Benjamin Ortmeyer ist apl. Professor Goethe-Universität sowie Direktor und Literaturgeschichte am Japan- ­Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Straf- Rudolf Tippelt ist Professor für Allge- für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Akademie für Bildungsforschung und Zentrum der Ludwig-Maximilians-Univer- prozessrecht, Wirtschaftsstrafrecht und meine Pädagogik und Bildungsforschung der Goethe-Universität und leitet Lehrerbildung. sität München. Rechtstheorie an der Goethe-Universität. am Institut für Pädagogik der Ludwig-­ die Forschungsstelle NS-Pädagogik. Maximilians-Universität München.

Klaus Bethge und Claudia Freudenberger (Hrsg.) 100 Jahre Physik an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main 1914 – 2014

Frankfurt Academic Press (Verlag), Frankfurt am Main, 664 Seiten, Hardcover mit Lesebändchen, 36,00 Euro

Jahre Goethe-Universität heißt auch 100 Jahre War die Physik einer der fünf Gründungsfachbereiche mit dem universitären, kulturellen und wirtschaftlichen 100 Physik in Frankfurt am Main. Der vorliegende Band der Universität, so war sie auch gleich wesentlich in die Leben Frankfurts verbunden. verzeichnet und stellt jene 43 PhysikerInnen vor, die in die- Entwicklung der jungen Uni eingebunden: Ihr erster Rektor Unterstützt vom Frankfurter Förderverein für Physika­ sem Jahrhundert an der Frankfurter Universität lehrten oder war der Physiker Richard Wachsmuth, dessen Geschichte lische Grundlagenforschung sowie etlichen Unternehmen forschten. Die Herausgeber Klaus Bethge und Claudia Freu- vom »Wissenschaftlichen Hilfsarbeiter« durch 18 Jahre im Rhein-Main-Gebiet, die traditionell viele der hier aus- denberger aus der Frankfurter Kernphysik haben sich hierbei Leitung der Universität bis zu seiner Emeritierung 1932 gebildeten Physiker beschäftigen, ist der Band zugleich auf die bereits Verstorbenen beschränkt. erzählt ist. auch ein wertvoller Beitrag zur Geschichte der Region im Das Buch ist reich bebildert und hält außergewöhnliche Die Autoren der Portraits sind durchweg selbst Physiker, Allgemeinen. biographische und wissenschaftsgeschichtliche Ent­ teils Schüler der Portraitierten, durch deren Kurzvitae die deckungen bereit. Wissenschaftler-Biographien wie die Geschichte der Physik bis in die Gegenwart vermittelt Klaus Bethge ist Professor Emeritus für Physik und war von Max von Laue zeigen mühsame akademische Wege wird. Zeitgeschichtliche Querverweise stellen die Bio­ lange Jahre Geschäftsführender Direktor am Institut für auf oder geben eigensinnige Forscherleben wie das des graphien in einen größeren historischen Kontext. Viele Kernphysik. Experimental-Genies Otto Stern wieder, der in Frankfurt dieser Lebenswege zeichnete zudem ein hohes gesell- den für die moderne Physik grundlegenden Stern-Ger- schaftliches Ethos aus, etwa der von Friedrich Dessauer, Claudia Freudenberger ist langjährige Techn. Mitarbeiterin­ lach-Versuch anstellte. generell waren die meisten akademischen Karrieren eng am Institut für Kernphysik der Goethe-Universität. Bibliothek UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 27

Campus Bockenheim

Universitätsbibliothek Große Zufriedenheit bei Nutzern der BSP Johann Christian Senckenberg Zentralbibliothek Tel: (069) 798-39205 /-39208 iPad-gestützte Befragung an der Bibliothek für Sozialwissenschaften und Psychologie [email protected] www.ub.uni-frankfurt.de

ie Bibliothek für Sozialwis- tende beantworteten ca. 20 Fragen FB 09 senschaften und Psycholo- und benötigten dafür im Durch- Kunstbibliothek Tel: (069) 798-24979 Dgie (BSP), eine Fusion von schnitt neun Minuten. Die Teilnah- www.ub.uni-frankfurt.de/kunstbibliothek mehreren dezentralen Bibliothe- mequote betrug 72 Prozent. Ins­ kmbhome.html ken und der psychologischen Test- gesamt konnten 414 Antworten Fachbibliothek zur Sozialen Gerontologie sammlung, bietet ihren gut 10.000 ausge­wertet werden. an der U3L Nutzern knapp 500 Arbeitsplätze Die wichtigsten Ergebnisse sind: Juridicum, Raum 612 bei einem Literaturbestand von Die BSP wird von 87 Prozent aller Tel: (069) 798-28862 derzeit 348.000 Medieneinheiten.1 Befragten genutzt und zwar zu [email protected] Sie wurde zu Beginn des Sommer- 70 Prozent von Nutzern der im www.u3l.uni-frankfurt.de semesters 2013 in PEG-Neubau auf PEG ansässigen Fachbereiche. Campus Westend dem Campus Westend eröffnet. Die meisten Nutzer kommen Das einjährige Bestehen war An- mehrmals wöchentlich in die Bib- FB 01/02 lass für eine Nutzerbefragung, um liothek. Sie nutzen am häufigsten Bibliothek Recht und Wirtschaft (BRuW) Tel: (069) 798-34965 /-34968 zu ermitteln, wie die Bibliothek die Buchausleihe. Sehr wichtig ist www.ub.uni-frankfurt.de/bruw/home.html bewertet wird und ob bzw. an ihnen ebenfalls die Nutzung der ­welcher Stelle Verbesserungs­bedarf Bibliothek als Lernort. Neben dem FB 03 bis 05, 11 Bibliothek Sozialwissenschaften besteht. häufigen Arbeiten an den Einzelar- und Psychologie (BSP) Die Befragung wurde in der Zeit beitsplätzen finden sie es wichtig Tel: (069) 798-35122 vom 30.6. bis 19.7.2014 durch­ und gut, direkt am Regal nach [email protected] geführt. Im Hörsaalgebäude, im ­Büchern oder aktuellen Zeitschrif- www.ub.uni-frankfurt.de/bsp ­Gebäude der Fachbereiche Psycho- tenheften recherchieren zu kön- FB 06 bis 08, 09 (z. T.), 10 logie, Erziehungs- und Gesell- nen. Knapp 10 Prozent der Nutzer Foto: Dettmar Bibliothekszentrum schaftswissenschaften (PEG), der treffen in der Bibliothek Kommili- Geisteswissenschaften (BzG) BSP, in der Cafeteria­ „Dasein“ und tonen und nutzen die Gruppenar- Infotheke Querbau 1 im Außenbereich wurden 429 Per- beitsräume. niger gut bis schlecht. 12 Prozent öffnung und erweiterten Öffnungs- Tel: (069) 798-32500 Infotheke Querbau 6 sonen zur Bibliothek befragt. Sie 85 Prozent sind mit dem Servi- beurteilen die Bibliothek neutral zeiten am Samstag ist verständlich, Tel: (069) 798-32653 gaben ihre Antworten direkt in die ceangebot der Bibliothek zufrieden bzw. machten keine Angabe. Im wenn man die unterschiedlich www.ub.uni-frankfurt.de/bzg dafür ­bereitgestellten iPads ein. bzw. sehr zufrieden, weniger als Durchschnitt wird die BSP mit der lange Aufenthaltsdauer in der Bib- 293 Studierende und 136 Mitarbei- 3 Prozent finden die Bibliothek we- Schulnote 2 bewertet. liothek betrachtet und Sonntags- Campus Riedberg 83 Prozent der Nutzer, die eine Be- nutzern dieselbe Arbeitsdauer wie FB 11, 13 bis 15 ratung durch Bibliotheksmitarbei- Samstagsnutzern unterstellt: an Bibliothek Naturwissenschaften tende in Anspruch nehmen, schät- Werktagen wird die Bibliothek Wie gut beurteilen Sie im Allgemeinen die BSP?2 Tel: (069) 798-49105 zen die kompetente Beratung. überwiegend durchschnittlich 10 www.ub.uni-frankfurt.de/bnat/home.html Anworten in % 80 70 Prozent aller Antwortenden bis 30 Minuten, samstags hingegen sind mit den Öffnungszeiten zufrie- überwiegend mehr als vier Stun- Campus Niederrad 60 58,4 den bzw. sehr zufrieden. 12 Pro- den genutzt. FB 16 40 zent der Antworten fielen neutral 63 Prozent der Nutzer geben an, Medizinische Hauptbibliothek (MedHB) aus, 18 Prozent sind mit den Öff- dass die Bibliothek gute Arbeits­ Tel: (069) 6301-5058 20 27,0 11,8 2,5 nungszeiten weniger zufrieden mög­lichkeiten und eine ausrei- www.ub.uni-frankfurt.de/medhb/medhb.html 0,3 0 bzw. unzufrieden. chende Anzahl an Arbeitsplätzen sehr gut gut neutral weniger gut schlecht Der gleichermaßen häufig ge­ bietet. 21 Prozent stimmen dem Informationsveranstaltungen äußerte Wunsch nach Sonntags­ nicht zu, 16 Prozent enthalten sich in der Zentralbibliothek – Überblick über die Angebote der UB einer Antwort. In einer weiteren – Literatursuche im Katalog Frage geben allerdings 30 Prozent – Informationen zu Ausleihe, Anmeldung der Nutzer an, dass die Bibliothek und Bibliotheksausweis Nutzverteilung nach Zugehörigkeit zu Fachbereichen bzw. Einrichtungen, Gastnutzer3 zum Arbeiten­ vor Ort zu voll ist. – Nutzung von E-Journals und E-Books Angaben in % Häufig wurde der z. T. schlechte – Einfache Recherche nach Aufsatzliteratur 3 – Gesellschaftswissenschaften 25,0 WLAN-Empfang im gesamten in Datenbanken 4 – Erziehungswissenschaften 15,0 – Ergebnisse speichern oder drucken PEG-Gebäude ­kritisiert – ein uner- Dauer jeweils ca. 1,5 Stunden 5 – Psychologie u. Sportwissenschaften 12,1 wartetes Ergebnis dieser Befra- Lehramt 11,3 gung. Ariane Streicher Bibliothekseinführung für Erstsemester / 11 – Geowissenschaften/Geographie 7,3 Einsteiger Gastnutzer 6,3 Bibliothekseinführung für Fortgeschrittene 2 – Wirtschaftswissenschaften 6,3 1 Dugall, Berndt [Hrsg.](2013): Universitätsbiblio- Bibliothekseinführung für sonstige 1 – Rechtswissenschaften 5,0 thek Johann Christian Senckenberg. Frankfurt am Interessenten Main: Universitätsbibliothek Johann Christian in einer zentr. Einrichtung 3,8 Senckenberg, S. 66 – 68 Termine und Anmeldung 8 – Philosophie u. Gesichtswissenschaften 2,5 urn:nbn:de:hebis:30:3-278339 bei der Info der Zentralbibliothek: 16 – Medizin 2,3 2 Eigene Darstellung Bockenheimer Landstr. 134 - 138 9 – Sprach- und Kulturwissenschaften 2,0 3 Eigene Darstellung http://www.ub.uni-frankfurt.de/benutzung/ 10 – Neuere Philologie 1,5 literatursuche.html 12 – Informatik/Mathe 0,8 Tel.: 069/ 798-39205 oder -39208 E-Mail: [email protected] 14 – Bioch. Chemie, Pharmazie 0,3 6 – Ev. Theologie 0,3 0 5 10 15 20 25 30 www.ub.uni-frankfurt.de 28 UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 Freunde

»Die Bedeutung der Goethe-Universität war noch nie so groß wie gerade jetzt. In einer schrumpfenden deutschen Bevölkerung wird die Attraktivität und Stellung der Goethe-Universität erheblich dazu beitragen, dass Frankfurt eine dynamische, internationale und einladende Metropole bleibt.«

Gerhard Berssenbrügge, Vorsitzender des Vorstands der Nestlé Deutschland AG Foto: Dettmar

Vorstand langfristigen Planungshorizont mit schritt der Arzneimittelforschung. Prof. Dr. Wilhelm Bender (Vorsitzender), Mitgliederversammlung 2014 dauerhafter Finanzierung. Für viele große Erkrankungsberei- Dr. Sönke Bästlein, Udo Corts, Alexander Den Abschluss der Mitglieder- che wurden hochwirksame, hoch- Demuth, Dr. Thomas Gauly, Holger Das Jubeljahr aus Sicht der Freunde versammlung bildete ein mitrei- intelligente Arzneimittel gefunden, Gottschalk, Prof. Dr. Heinz Hänel, ßender Gastvortrag von Prof. Man- die heute das Krankheitsrisiko Prof. Dr. Hans-Jürgen Hellwig, fred Schubert-Zsilavecz zum deutlich senken. Prof. Schubert- Julia Heraeus-Rinnert, Michael Keller, as Jubiläumsjahr hat auch den Stadt Frankfurt durchaus hohe Thema „Die Bedeutung innovati- Zsilavecz erläuterte beispielhaft die Dr. Friederike Lohse, Prof. Dr. Dr. Matthias Freunden eine Vielzahl von Aufmerksamkeit. Die Vereinigung ver Arzneimittel für die Fortschritte Entwicklung einiger moderner Me- Lutz-Bachmann, Renate von Metzler, D Prof. Dr. Werner Müller-Esterl, Prof. Dr. Veranstaltungen beschert, und ins- ist außerdem sehr dankbar für die in der Medizin“. Ein heute gebore- dikamente und vermittelte einen Rudolf Steinberg, Claus Wisser besondere die beeindruckende Feier großzügigen Erbschaften von Frau nes Mädchen hat eine Lebenser- Eindruck davon, wie langwierig in der Paulskirche veranschaulichte Ilse Oertel und Prof. Dr. Gerhard wartung von knapp 100 Jahren – und aufwendig sich diese For- Geschäftsführer die überregionale Bedeutung der Ross in diesem Jahr. Trotz des ge- diese stark gestiegene Lebens- schung gestaltet, die so entschei- Alexander Trog Goethe-Universität. In seinem Be- genwärtigen Niedrigzinsumfeldes erwartung ver­danken wir neben dend für unsere Lebensqualität ist. richt über das laufende Jahr wies kann der Schatzmeister Dr. Sönke der verbesserten Ernährung­ und Dr. Friederike Lohse Postfach 11 19 32 der Vorsitzende des Freundesvor- Bästlein der Vereinigung bescheini- der Hygiene maßgeblich dem Fort- 60054 Frankfurt am Main stands Prof. Wilhelm Bender auch gen, dass sie wirtschaftlich gesund [email protected] darauf hin, dass sich die Freunde ist bei stabiler Vermögenslage. Tel: (069) 910-47801, Fax: (069) 910-48700 schon jetzt auf ihr eigenes 100-jäh- Exemplarisch stellte Julia He- riges Jubiläum in 2018 vorbereiten raeus-Rinnert drei Projekte vor, die Konto und dazu ihre durchaus spannende mit einer Finanzspritze der Freunde Deutsche Bank AG Geschichte aufarbeiten lassen. in 2013 realisiert werden konnten. »Förderung des wissenschaftlichen­ Gefördert haben die Freunde die Zuerst begeisterte Prof. Horst Filiale Frankfurt Goethe-Universität in 2013 mit 1,1 Schmidt-Böcking sich und die Zuhö- BLZ 50070010, Konto-Nr. 700080500 Mio. Euro, davon gingen 665.000 rer für die historische Nobelpreisap- Nachwuchses 2.0« Freunde der Universität Euro für die Projektförderung direkt paratur von Otto Stern zur Messung UniWiND-Tagung mit designierter Universitätspräsidentin in die Fachbereiche. Auf der Ein- von Molekularstrahlen, die im Fach- Birgitta Wolff Freunde der Universität nahmeseite machen sich die niedri- bereich Physik nachgebaut wurde. gen Zinsen bemerkbar. Neue Ein- Mit den Studenten wurde das weg- Die Vereinigung von Freunden und Förde- nahmequellen wurden aufgetan weisende Experiment von Stern, nter der Schirmherrschaft der Förderung des wissenschaftlichen rern der Goethe-Universität mit ihren rund durch die Weiterleitung­ von Buß- dem ersten Mitarbeiter Einsteins Bundesministerin für Bildung Nachwuchses beteiligt. Eröffnet 1.600 Mitgliedern hat im vergangenen U geldern, und die angepassten Bei- und an der Goethe-Universität von und Forschung, Prof. Dr. Johanna wurde die Tagung mit Impulsvorträ- Jahr mit knapp 440.000 Euro rund 240 For- schungsprojekte aus allen Fachbereichen tragssätze für die Kuratoriumsmit- 1914 – 21, wiederholt. Lisa Gehrlein Wanka, fand die diesjährige gen von Dr. Wilhelm Krull (Volks- der Universität unterstützt, die ohne diesen glieder bieten erfreulich zusätzlichen berichtete von ihrer Diplomarbeit öffentliche UniWiND-Tagung vom wagenStiftung) und Dr. Thomas Beitrag nicht oder nur begrenzt hätten Spielraum. Mehr Mitglieder als die über die Shoah-Überlebenden, für 1.–2. Oktober 2014 im Rahmen der Kathöfer (Hochschulrektorenkon- realisiert werden können. Einige dieser derzeit rund 1.600 zu gewinnen, die sie u. a. Interviews in London ge- Feierlichkeiten zum 100jährigen ferenz), die eine Diskussion zur Zu- Projekte stellen wir Ihnen hier vor. private wie Firmen, ist ein besonde- führt hatte. Auf die Spuren von Jubiläum der Goethe-Universität kunft und Internationalisierung der res Anliegen der Freunde. Es steigt ­Alexander von Humboldt und Darwin auf dem Campus Westend in Promotion anstießen. Angesichts damit nicht nur der finanzielle Frei- entführte Prof. Hans Peter Klein das Frankfurt am Main statt. europäischer Bestrebungen zur Freunde Aktuell heitsgrad, sondern auch die Wahr- Publikum nach Süd-Amerika, mit Der Universitätsverband zur Angleichung der Promotionsphase nehmung der Vereinigung und da- Photos einer Studienreise von Lehr- Qualifizierung des wissenschaft­ an die ersten beiden Studienphasen Per E-Mail informieren wir unsere Mitglie- mit auch der Universität. Prof. amtsstudierenden der Biologie. lichen Nachwuchses in Deutsch- Bachelor und Master (Bologna-Pro- der schnell und aktuell über interessante Bender wiederholte seinen Aufruf Ein wenig wehmütig erteilte land (UniWiND) ist ein Netzwerk zess) wurde explizit bekräftigt, dass Veranstaltungen an der Universität. Inter- an die Mitglieder, selbst aktiv Mit- Prof. Bender dem Präsidenten Prof. von derzeit 39 Universitäten mit der Kern der Promotion die eigen- esse? Teilen Sie uns doch bitte einfach Ihre E-Mail-Adresse mit: glieder zu werben. Werner Müller-Esterl das Wort, der dem Ziel der Verbesserung der ständige und originäre Forschung Das INNOVATIONSFORUM hat die Mitgliederversammlung in die- ­Bedingungen für Nachwuchswis- ist. Zusätzliche Qualifizierungsange- Lucia Lentes auch in 2014 einen stattlichen ser Funktion das letzte Mal über senschaftlerinnen und Nachwuchs- bote wären zu begrüßen, grundsätz- [email protected] Überschuss für die Freunde erzielt die vielfältigen Aktivitäten und Er- wissenschaftler während ihrer lich aber freiwillig. Tel: (069) 798-12756 und mit der Verleihung des folge der Goethe-Universität infor- ­Promotion und in der frühen Post- Neue Organisationsformen und ­Goethe-Innovations-Preises junge mierte. Die finanzielle Situation doc-Phase. Karrierewege für den wissen- Förderanträge an die Freunde Gründer aus dem Goethe-Unibator bleibt trotz Drittmittelrekord unbe- In den vergangenen Jahren hat schaftlichen Nachwuchs waren das ausgezeichnet. Wie die Initiatorin friedigend, da ganze 40% der Mit- sich die Doktorandenqualifizierung Leitthema am Nachmittag des

Dr. Friederike Lohse feststellte, ge- tel zeitlich befristet sind. Die Uni- in Deutschland maßgeblich verän- ­ersten Tages. Dazu diskutierte Susanne Honnef [email protected] nießt diese Veranstaltung in der versität aber benötigt einen dert. Förderlinien und Programme ­Wissenschaftsjournalistin Heike Tel: (069) 798-12433 von Bund, Ländern und Wissen- Schmoll (FAZ) auf dem Podium schaftsorganisationen haben sich mit der zukünftigen Präsidentin sowohl auf Organisationsformen der Goethe-Universität, Birgitta Bitte vormerken und Strukturen als auch auf Wolff, und Vertreterinnen und die individuellen Karrierewege für Vertretern von Hochschulrekto- 14. März 2015 den wissenschaftlichen Nachwuchs renkonferenz, Wissenschaftsrat, Verleihung des Paul Ehrlich- und ausgewirkt. Die UniWiND-Tagung DFG, UniWiND sowie der Jungen Ludwig Darmstaedter-Preises lieferte eine Plattform für eine Be- Akademie. Insgesamt ein Dutzend standsaufnahme und einen vorsich- fachliche Workshops zu Themen tigen Blick in die Zukunft der Nach- wie Internationalisierung, Promo- wuchsförderung in Deutschland. vierendenerfassung oder Quali- 200 Teilnehmerinnen und Teil­ tätssicherung rundeten das Pro- nehmer aus Universitäten, Hoch- gramm ab und sorgten dafür, dass schulen, Graduierteneinrichtungen, die Tagung zu einem lebendigen Wissenschaftsorganisationen und Forum für Diskussion, Positionie- Politik haben sich an der Diskussion rung und Vernetzung wurde. www.freunde.uni-frankfurt.de Foto: Dettmar über die Herausforderungen der Eva Kammann Studium UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 29 »Jeder trägt Vorurteile in seinem Kopf« Das Projekt »Academic Experience Worldwide« hilft asylsuchenden Akademikern bei der Integration

ie waren bereits seit Monaten in dem Tandems heraus: Studierende helfen Asylbe- kleinen deutschen Dorf im Norden. werbern bei sprachlichen Hürden und Amts- SDoch mussten sie erst Merle Becker be- gängen, Asylbewerber helfen Studierenden gegnen, damit jemand aus dem 600 See- bei inhaltlichen Schwierigkeiten im Stu- len-Dorf mit ihnen ins Gespräch kam. Becker dium. Dabei entsteht kein Machtgefälle, wie erfuhr, dass die Asylbewerber bereits seit vier es bei anderen Hilfsorganisationen meist der Monaten im Dorf ihrer Eltern waren und bis Fall ist. zu diesem Zeitpunkt noch niemand mit ih- nen geredet hatte. Dabei sei das Dorf so klein, Menschen mit Biographie dass jeder jeden kenne, so Becker: „Das hat An dem Projekt nehmen viele Asylbewerber mich extrem schockiert. Ich hatte schon viele aus Eritrea, Afghanistan, Äthiopien und an- Personen gehört, die über die Asylsuchenden deren Ländern teil und aus allen möglichen geredet haben, aber niemand hatte mit ih- Fachbereichen wie Wirtschaftswissenschaft, nen gesprochen.“ Lehreramt, Medizin, Geographie und Geis- teswissenschaften. Der Andrang sei groß: Auf Augenhöhe „Die Menschen suchen einen Ausweg aus Dieses Erlebnis teilte Merle Becker ihrer der Isolation“, so Becker. Es sei besonders Freundin Melusine Reimers mit, die sich im schwierig für die Menschen, dass sie in ihrem Studium viel mit Flüchtlings- und Asylpolitik Heimatland etwas erreicht hätten, zum Bei- auseinandergesetzt hatte. Bei einem Glas spiel eine Anwaltskanzlei hatten oder eine Bier grübelten beide über die Problematik eigene Praxis, doch wenn sie nach Deutsch- und entwickelten gemeinsam eine Idee. Sie land kommen, sie von Glück reden können, brauchten jedoch erst einmal einen Fokus, dass sie als Putzkraft tätig sind. „Und dass „denn das Problem ist zu groß. Man kann die überhaupt jemand mal fragt, was sie für Welt nicht auf einmal retten“, so Becker. Sie Qualifikationen mitbringen. Flüchtlinge konzentrierten sich auf die Umsetzbarkeit werden primär als Flüchtlinge behandelt und und ihre vorhandenen Ressourcen und lan- nicht als Personen, die darüber hinausge- deten schnell bei der Universität. So kam die hende Interessen verfolgen“, so Reimers. Da- Idee zustande, das Projekt im akademischen bei handele es sich um Menschen mit Bio- Rahmen anzusiedeln und speziell auf Asyl- graphien und Fähigkeiten, von denen die bewerber mit Abschluss auszurichten. Im Gesellschaft profitieren könne. Es fehle ganz Mittelpunkt ihrer Idee stand die Möglichkeit, klar an Kommunikation. „Wir haben letztens dass die Asylsuchenden etwas zurückgeben erfahren, dass ein Asylbewerber schon zwei können, damit sich alle auf einer Augenhöhe Jahre in Deutschland war, bevor er seinen begegnen und wertvolle Potentiale genutzt Antrag stellte. Als wir ihn fragten, was er werden. So bildete sich das Konzept eines denn so lange gemacht habe, antwortete er,

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Fotos: Academic Experience Worldwide

er hätte seinen Master in München gemacht. aus Äthiopien in seiner Masterarbeit mit Er erzählte uns davon nichts, weil ihm im- denselben Methoden vorgegangen ist, die sie mer gesagt wurde, dass Asylbewerber mit auch angewendet hätten. Übrigens schrieb ihren Abschlüssen nicht arbeiten könnten“, dieser Student seine Arbeit über Flüchtlinge so Becker. Auch in den Medien seien die aus dem Südsudan und wurde kurz darauf Asylbewerber hauptsächlich als homogene selbst zum Flüchtling. Gruppe dargestellt. „Die sind arm, die brau- chen Hilfe. Sie werden überhaupt nicht als Teil der deutschen Gesellschaft einzelne Menschen dargestellt“, so Becker. Becker und Reimers führten am Ende des Es werde nicht wahrgenommen, dass sie et- ­Semesters eine Evaluation durch und bekamen was erlebt und aufgebaut haben, dass sie Fa- durchweg positive Rückmeldung. „Die Asyl- milie haben und Wünsche, Ziele, Talente. bewerber haben fast alle bei der Evaluation „Niemand will sein Zuhause verlassen“, angegeben, dass sie sich freuen, dass es deut- meint Becker. sche Menschen gibt, die sich dafür interessie- ren, wer sie sind und was sie machen. Über- Durch die postkoloniale Brille haupt das Gefühl zu haben, Teil der deutschen Begleitend zu den Tandems, die Asylbewer- Gesellschaft zu sein“, sagt Reimers. ber und Studierende selbstständig und privat Tamara Marszalkowski organisieren, finden wöchentlich im Wechsel ein Seminar und eine Sprechstunde statt. Letztes Semester wurde im Seminar, das von Für die Teilnahme an dem Projekt werden Reimers geleitet wird, das Bild der Asylsu- den Asylbewerbern Zertifikate ausgestellt, chenden in den Medien analysiert. „Da ha- die sich in Zukunft positiv auf ihren Antrag ben die Asylbewerber gesehen, wie sie in den auswirken könnten. Medien dargestellt werden. Das war sehr schockierend für sie“, sagt Reimers. Es ent- Spenden (für den Gast­hörerbeitrag und stand das Bedürfnis, dieses Bild zurechtzurü- Rmv-Tickets), Helfer und Tandempartner cken, indem mit einem befreundeten Film- ­werden immer gesucht! team ein Kurzfilm erarbeitet wird. Ergänzt werden soll der Film durch ein Fotoprojekt. Näheres unter „Jeder trägt Vorurteile in seinem Kopf, man  www.aeworldwide.de muss sich dessen nur bewusst sein“, so Be- cker. Auch die Studierenden reagierten über- rascht, als sie merkten, dass der Flüchtling 30 UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 Menschen

Neuberufene gung junger Erwachsener forschte. Im in Folge ideal für inter- und transdiszi­ Ansätzen, Indikatoren für eine tierge- Begründung hervor, dass Daniela Elsner Wintersemester 2009/10 vertrat sie am plinäre Themen im Bereich der Soziali­ rechte Haltung von Wildtieren zu ermit- Studierende der Lehramtsstudiengänge Julia Karbach Fachbereich für Erziehungswissenschaf- sations-, Kindheits- und Gesundheitsfor- teln. Dabei werden in den Ausscheidun- in Anglistik und Amerikanistik zur Durch- ten der Goethe-Universität bereits die schung qualifiziert. Sechs Jahre arbeitete gen der Zootiere die Hormone Cortisol und führung individueller Forschungsprojekte Professur mit dem Schwerpunkt Sozialpä- sie daraufhin an der Fakultät für Gesund- deren Stoffwechselprodukte gemessen. anrege. Elsner hatte bereits in diesem dagogik und Jugendhilfe. Zu den Schwer- heitswissenschaft der Universität Biele- So können die Forscher feststellen, wie Jahr den „1822-Universitätspreis für punkten ihrer Forschung zählen soziale feld zu Themen der qualitativen Versor- beispielsweise die Elefanten auf Verände- ­exzellente Lehre“ an der Goethe-Univer- Ungleichheitsverhältnisse und Handlungs- gungsforschung und lehrte dort quali­­- rungen in ihrem Gehege oder hohe Besu- sität erhalten, der von der Stiftung der befähigung in Kindheit und Jugend sowie tative Methoden. 2010 wechselte sie an cherzahlen reagieren oder wie sich in der Frankfurter Sparkasse gemeinsam mit Interventionslogiken sozialer Arbeit und das Institut für Sozialforschung Frankfurt afrikanischen Savannenanlage der Zu- der Goethe-Universität vergeben wird. sozialpädagogische Nutzungsforschung. und wand sich wieder der grundlagen­ oder Abgang von Tieren auf einzelne Her- orientierten Sozialforschung zu. Ihr heuti- denmitglieder auswirkt. Den Biologie-­ ger Forschungsschwerpunkt stellt die Didaktiker verbindet eine langjährige Nachruf Foto: privat Lukas Wiewiorra Entwicklung von Kindern mit schwersten Kooperation mit dem Kronberger Freige- Erkrankungen bzw. Fehlbildungen und hege, die nun vertieft werden soll. Die Walter Sterzel Julia Karbach ist seit dem 1. Oktober ihre Integration in die Gesellschaft dar. anlässlich der Feierlichkeiten des 100. Ju- 2014 Professorin für Pädagogische Psy- Hierzu leitet sie seit 2012 auch ein biläums der Goethe-Universität von der chologie am Institut für Psychologie der DFG-Projekt mit dem Titel „Sozialisati- „von Opel Hessischen Zoostiftung“ gestif- Goethe-Universität. Sie studierte Psycho- onstheoretische Untersuchung zur sozia- tete Professur ist auf fünf Jahre angelegt logie an der Universität des Saarlandes lisatorischen Wirkung von Krankheitser- und mit jährlich 100.000 Euro dotiert. und der Universität Santa Barbara (USA). fahrungen bei chronisch schwer kranken Ihr Diplom 2005 und ihre Promotion 2008 Kindern und ihren Eltern“. Sie lehrt vor- absolvierte sie im Bereich kognitive Ent- wiegend qualitative Methoden im Be- Ehrendoktor wicklungspsychologie der Lebensspanne. Foto: privat reich der Familiensoziologie, Sozialisa- Ihre Dissertation wurde 2009 mit dem tions- bzw. Kindheitsforschung. Ehrendoktor für Hans-Heino Ewers Foto: privat Margret-und-Paul-Baltes-Preis für her- Lukas Wiewiorra hat im April die Junior- ausragende entwicklungspsychologische professur für Wirtschaftsinformatik und Simone Wies Im April dieses Jahres starb Professor Dissertationen ausgezeichnet. Nach einer Mikroökonomie an der Goethe-Universität Dr. Walter Sterzel kurz nach Vollendung Tätigkeit als Postdoktorandin am Lehr- Frankfurt übernommen. Er promovierte am seines 82. Lebensjahres. In Frankfurt ge- stuhl für Differentielle Psychologie und Karlsruher Institut für ­Technologie (KIT) im boren, studierte er hier Chemie. Schon in Psychologische Diagnostik hatte sie von Rahmen des interdisziplinären DFG-Gra- seiner Diplom- und Doktorarbeit behan- 2011 bis 2014 eine Juniorprofessur für duiertenkollegs „Information Manage- delte er den Einfluss von Gitterbaufehlern Pädago­gische Psychologie an der Univer- ment and Market Engineering“ zum (Teilchengröße, Gitterverzerrungen, Leer- sität des Saarlandes inne. In der Lehre Thema „Netzneutralität und Quality of stellen, Fremdatome usw.) auf Eigen- vertritt Julia Karbach die Pädagogische Service“. Zuvor erwarb er sein Diplom in Foto: Dettmar schaften kristalliner Festkörper. 1965 Psychologie in den Studiengängen der Volkswirtschaftslehre mit dem Schwer- ­erteilte die Naturwissenschaftliche Fakul- Psychologie und der Lehramtsaus­bildung. punkt Industrieökonomik an der Universi- Foto: Dettmar tät ihm den Lehrauftrag „Anwendung der Ihre Forschung ist empirisch und inter­ Hans-Heino Ewers ist seit 1989 Profes- tät Bonn. In seiner Forschung beschäftigt sor für Germanistik an der Goethe-Univer- Molekülspektroskopie in der anorgani- disziplinär geprägt, die Schwerpunkte sich Lukas Wiewiorra mit aktuellen kom- schen Chemie”, ein Rahmenthema auch liegen im Bereich der Entwicklung und Simone Wies ist seit Juli 2014 Junior- sität und Leiter des Schwerpunkts Kinder- munikationstechnischen sowie ökonomi- professorin für Marketing und Finance und Jugendliteratur. Seit nunmehr über 20 für Arbeiten, die er in der Folge mit seinen Plastizität kognitiver Funktionen, der Un- schen Fragestellungen im Bereich der Mitarbeitern ausführte, unter diesen Re- tersuchung von Prädiktoren für Schul- am Research Center SAFE der Goethe- Jahren bemüht sich Prof. Dr. Ewers um ­Telekommunikationsbranche und der In- Universität Frankfurt. Zuvor forschte sie enge Zusammenarbeit mit der ungari- nate Haevecker, die er 1967 heiratete. und Studienerfolg sowie der Psycho­ ternetwirtschaft. In diesem Rahmen be- 1969 habilitierte er mit einer Untersu- kardiologie. Ihre Forschungs­ergebnisse als Post-Doctoral Researcher an der schen Germanistik. Die Frankfurter Buch- fasst er sich mit der Gestaltung und Ak- ­Fuqua School of Business der Duke Uni- messe des Jahres 1999 – mit Ungarn als chung über Fehlordnung in Carbonatkris- wurden in zahlreichen inter­nationalen zeptanz von elektronischen Diensten, der tallen und ihre Wirkung auf die Infra- Fachzeitschriften mit peer-review ver­ versity (USA). Ihren M.Sc. (Marketing Gastland – beflügelte eine Kooperation, Analyse von neuen Geschäftsmodellen und Finance) und Ph.D. (Finance) absol- die bis heute eine Vielzahl von gemein­ rotspektren. Einen Ruf als Professor an die öffentlicht. Weitere Informationen finden sowie der Governance in Netzindustrien. Universität Dortmund lehnte er 1970 ab Sie unter www.juliakarbach.de. vierte sie an der Universität Maastricht. samen Konferenzen, Vorträgen und Publi- Er ergänzt das Lehrangebot des Fachbe- In ihrer Forschung widmet sich Simone kationen sowie auch Förderungen im und wurde im Jahr darauf zum Professor reichs Wirtschaftsinformatik und Informa- Wies den Interaktionen zwischen Kapi- Rahmen des Erasmus-Programms hervor- für Anorganische Chemie ernannt. In den Alexandra Klein tionswirtschaft im Wintersemester mit talmärkten und Management-Entschei- gebracht hat. Aufgrund seiner Verdienste­ Gremien der Universität engagierte er sich der Veranstaltung­ „Kommunikationstech- dungen mit ­einem besonderen Fokus auf um den kulturellen und wissenschaft­ ungewöhnlich stark. Der neu gebildete nik und Netzindustrien“ im Bachelor-Pro- Innovations-Entscheidungen. Sie unter- lichen Austausch zwischen Deutschland Fachbereich Chemie wählte ihn zwischen gramm. In der Veranstaltung werden sucht dabei, wie Kapitalmärkte Inno­ und Ungarn sowie auch seiner Mithilfe bei 1972 und 1987 fünfmal zum Dekan, ein Grundlagen der Infrastruktur in Zugangs- vations- und Marketingstrategien von der Etablierung einer ungarischen Kinder- Ausdruck großen Vertrauens seiner Kolle- netzen und der Netzwerkökonomie sowie Unternehmen bewerten und wie diese und Jugendliteraturforschung wurde Prof. gen und Folge seiner ruhigen, stets auf die Gestaltung und Standardisierung von Finanzierungs­formen und Bewertungen Dr. Ewers am 06. November der „Doctor et Ausgleich bedachten Art. Dem Senat der Kommunikationssystemen unter regulato- wiederum Innovations- und Marketings- Professor Honoris Causa“ der 1367 ge- Goethe-Universität gehörte er fünf Jahre, rischen Rahmenbedingungen behandelt. trategien beeinflussen. Damit einher­ gründeten Universität Pécs verliehen. ihrem Lehr- und Studienausschuss elf Lukas Wiewiorra bietet darüber hinaus gehend beschäftigt sich Simone Wies Jahre lang an. Wissenschaftliche Fragen, Foto: Dettmar regelmäßig Seminare zu aktuellen Themen mit der generellen Bewertung und Per- auch jenseits der Chemie, beschäftigten in der Telekommunikationsbranche an. formance von Marketing ­Assets und Auszeichnung ihn weiter, darunter auch die Paläontolo- gie nebst der Präparation von Fossilien. Alexandra Klein ist seit April 2014 Pro- ­erforscht, wie Anreizsysteme in Unter­ Eine Trilobiten-Unterart aus dem Huns- fessorin für Erziehungswissenschaften mit Claudia Peter nehmen Investments in derartige Assets Daniela Elsner erhält Ars legendi- rück-Schiefer heißt nach ihm Chotecops dem Schwerpunkt „Soziale Ungleichhei- begünstigen oder erschweren. Neben Preis 2014. Sterzeli. 1987 wieder zum Dekan gewählt, ten in Kindheit und Jugend“ am Institut­ für ­ihren Forschungstätigkeiten lehrt sie im konnte er das Amt nach einem schweren Erwachsenenbildung und Sozialpädagogik­ Marketing Analytics Master-Programm Bergunfall nicht mehr antreten. Ein langer des Fachbereichs Erziehungswissenschaf- an der Goethe-Universität. Klinikaufenthalt und verschiedene Erkran- ten der Goethe-Universität. Seit 2010 war kungen beeinträchtigten seine Lebens- sie an der Westfälischen Wilhelms-Uni- qualität bis zum Ruhestand 1997. Denen, versität Münster als Studienrätin im Stiftungsprofessur die ihn kannten, bleibt er in lebendiger Hochschuldienst mit dem Schwerpunkt ­Erinnerung. Martin Trömel Beratung und Diagnostik im Arbeitsbe- Paul Dierkes tritt demnächst die reich Sozialpädagogik tätig. Mit einer Ar- Foto: Dettmar neue Stiftungsprofessur „Zootier­ beit zur Rekonstruktion virtualisierter For- biologie/Opel-Zoo-Professur“ an. Foto: privat men sozialer Ungleichheit, die unter dem Claudia Peter hat zum 16. März 2014 im Der künftige Stiftungsprofessor für „Zoo- Geburtstage Titel „Soziales Kapital Online“ veröffent- Fachbereich 3 die Professur für Soziolo- tierbiologie/Opel-Zoo-Professur“ wird die Prof. Daniela Elsner, Geschäftsfüh- licht ist, wurde sie 2008 an der Universität gie mit Schwerpunkt Qualitative Metho- Tierhaltung im Zoologischen Garten erfor- rende Direktorin des Instituts für Eng- 75. Geburtstag Bielefeld bei Prof. Dr. Dr. h. c. Hans-Uwe den angetreten. Ihre akademische Sozia- schen. Gegenstand der Forschung sind die land- und Amerikastudien, erhält den Ars Prof. Dr. Joachim Weidmann Otto promoviert. Nach Abschluss der for- lisation hat sie von 1997 bis 2003 bei Verhaltensbiologie, die Stressphysiologie legendi-Preis 2014. Die insgesamt mit Fachbereich Mathematik, Vizepräsident mativen Evaluation der Bundesinitiative Prof. Dr. Bruno Hildenbrand (Jena) erhal- und die Umsetzung von Arten- und Natur- 50.000 Euro dotierte Auszeichnung der der Goethe-Universität zw. 1990-1994 „Jugend ans Netz“ (BMFSFJ) an der Uni- ten, an dessen Arbeitsbereich sowohl die schutzaktivitäten im Zoo. So interessieren Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und versität Bielefeld, an der sie als wissen- hermeneutische als auch die sozialphä- sich Dierkes und Zoodirektor Dr. Thomas des Stifterverbandes für die Deutsche Prof. Dr. Edmund Weber schaftliche Mitarbeiterin beteiligt war, nomenologische Tradition der interpreta- Kauffels für die Bedingungen, unter denen Wissenschaft wird in diesem Jahr für Fachbereich Evangelische Theologie wechselte sie 2006 an die Universität­ tiven Sozialforschung gepflegt wurde. die Pflege von Wildtieren in menschlicher „Forschendes Lernen“ verliehen. Die Potsdam, wo sie gemeinsam mit Prof. Dr. Zusammen mit ihrer grundständigen Obhut weiter verbessert werden kann. Jury unter der Leitung von Prof. Holger 70. Geburtstag Hans Oswald im DFG-Projekt „Jugendse- ­naturwissenschaftlichen Ausbildung (Dip­ Unter anderem gehören Untersuchungen Burckhardt, Vizepräsident der Hochschul- Prof. Dr. Wolfgang Glatzer xualität“ zur sexuellen Handlungsbefähi- lom in Ernährungswissenschaft) war sie zur Hormonausschüttung zu den neueren rektorenkonferenz (HRK), hebt in ihrer Fachbereich Gesellschaftswissenschaften Termine ab 7. Dezember 2014 Termine UniReport | Nr. 6 | 5. Dezember 2014 31

Begründung hervor, dass Daniela Elsner 10. Dezember 2014 bis nalisierte Kontrollinstanz kennt. Medial Mobilization and Institutionalization in Studierende der Lehramtsstudiengänge 11. Februar 2015 wird jedoch häufig ein von Halbwissen East Asia“, welches von der Volks­wagen in Anglistik und Amerikanistik zur Durch- geprägtes Zerrbild struktureller Rigidität Stiftung unterstützt wird. Während am führung individueller Forschungsprojekte Ringvorlesung Wintersemester transportiert, wodurch ein gesellschaft- ersten Tag theoretische Ansätze und anrege. Elsner hatte bereits in diesem 2014/2015 licher Dialog über den Text zumeist historische Hintergründe zum Schutz Jahr den „1822-Universitätspreis für Denken und Glauben erschwert wird. Abseits von Populismus der Schwachen betrachtet werden, wird ­exzellente Lehre“ an der Goethe-Univer- und Polemik versucht die Vortragsreihe am zweiten Tag der Schutz Schwa- sität erhalten, der von der Stiftung der Beginn jeweils 14.00 Uhr, einem breiten Publikum die Vielfalt von cher anhand von Katastrophenopfern, Frankfurter Sparkasse gemeinsam mit Campus Bockenheim, Lese- und Auslegungstraditionen näher- Beschäftigten, Tierschutz und Schutz von der Goethe-Universität vergeben wird. Hörsaalgebäude, Saal HV, zubringen sowie den aktuellen Stand der kulturellem Erbe im Vergleich zwischen Winterkonzerte in der »Kirche am Campus« Eintritt frei interdisziplinären, wissenschaftlichen­ China und Japan diskutiert. In Zusammenarbeit mit der Frankfurter­ Hochschule für Musik Koranforschung aufzuzeigen. Veranstalter: Nachruf und Darstellende Kunst veranstaltet die Evangelische Studierenden­ Prof. Iwo Amelung (FB09), Die Veranstaltungsreihe widmet sich 15. Dezember gemeinde in diesem Semester eine Reihe von Winterkonzerten. Prof. Moritz Bälz (FB01), Walter Sterzel seit Semesterbeginn dem Verhältnis Koran-Übersetzung als Politikum. Prof. Heike Holbig (FB03) und von Denken und Glauben im Kontext Die Übertragung (1895) von M. M. Prof. Cornelia Storz (FB02) 11. Dezember 2014 05. Februar 2015 verschiedener Forschungsfelder von Ljubibratić Mathematik bis Theologie. Entlang von www.protectingtheweak. „Laon“-Ensemble für Alte Musik Duo „Despasillo“ Enes Karić (Sarajevo)   Trennlinien und Berührungspunkten nä- uni-frankfurt.de mit Hyowon Lee (Blockflöte), Suna mit Carlos M. Vivas (Gitarre) hert sich die Ringvorlesung der Grauzone 12. Januar 2015 Park (Barockoboe) & Euna Hwang & Leidy Jáuregui García (Violine) zwischen Erkenntnis und Erleuchtung. Wieviel Kritik verträgt der Koran? (Cembalo) 10. Dezember 2014 12. Februar 2015 Zum gegenwärtigen Stand 10.12.2014 15. Januar 2015 der ­historisch-kritischen Koran­ In 80 Minuten um die Welt! Denken und Glauben Vortrag forschung Violoncello & Klavier Ein Benefizkonzert zu Gunsten in der Psychologie Ägyptens Wasserressourcen in mit Christoph Wagner & Anca Lupu Ärzte ohne Grenzen. Nicolai Sinai (Universität Oxford) Prof. Dr. Viktor Sarris (FB Psychologie) Zeiten des globalen Wandels „36 Finger“ – Klarinettenquartett 26. Januar 2015 22. Januar 2015 mit Julia Huk, Ralph Schweizer, Im April dieses Jahres starb Professor 17.12.2014 Prof. Olaf Bubenzer Viele Wege zum Text? Gespräche Zwei Klavier-Soli mit Mu He & Nassim Alizadeh & Magdalena Dr. Walter Sterzel kurz nach Vollendung Über das Verhältnis zwischen (Universität zu Köln), 18.15 Uhr, zwischen muslimischen Gelehrten Aristotelis Papadimitriou Wilhelm seines 82. Lebensjahres. In Frankfurt ge- ­Mathematik und Musik Campus Bockenheim, Hörsaal- boren, studierte er hier Chemie. Schon in und Orientalisten Jeweils donnerstags Prof. Dr. Holger Lorenz gebäude, 4. Stock, Hörsaal H 14, 29. Januar 2015 seiner Diplom- und Doktorarbeit behan- Stefan Wild (Universität Bonn) um 19.30 Uhr, im Studierenden­haus (FB Informatik und Mathematik) Mertonstraße 17–21 Horn & Klavier delte er den Einfluss von Gitterbaufehlern Campus-Bockenheim, Jügelstraße 1 mit Andrew Young (Teilchengröße, Gitterverzerrungen, Leer- 09. Februar 2015 14.01.2015 www.esg-frankfurt.de Den Text verstehen. Der Vortrag beleuchtet an ausgewählten & Katerina Moskaleva  stellen, Fremdatome usw.) auf Eigen- Denkender Glaube in der islami- Zeitgenössische Koranhermeneutik Fallbeispielen die komplexe Wasser­ schaften kristalliner Festkörper. 1965 schen Philosophie des Mittelalters ­erteilte die Naturwissenschaftliche Fakul- in der islamischen Welt situation Ägyptens und versucht Aus­ tät ihm den Lehrauftrag „Anwendung der Prof. Dr. Gertrude Deninger-Polzer blicke auf zu erwartende Entwicklungen Bekim Agai (Goethe-Universität), Die Vorträge sind öffentlich, erfordern Le Mura die Sana’a (1971), Molekülspektroskopie in der anorgani- (FB Katholische Theologie) in Zeiten globalen (Klima-)Wandels. Rotraut Wielandt (Universität Bamberg), aber eine Anmeldung per E-Mail: Appunti per un film sull’India (1968) schen Chemie”, ein Rahmenthema auch Veranstalter: 21.01.2015 Katajun Amirpur (Universität Hamburg) [email protected] für Arbeiten, die er in der Folge mit seinen Institut für Physische Geographie Der Glaube, der nach dem 5. Februar 2015 Mitarbeitern ausführte, unter diesen Re- Die Vorträge sind öffentlich und kostenfrei. Verstehen fragt  www.fgg-info.de Weitere Informationen: Queer Pasolini nate Haevecker, die er 1967 heiratete. Veranstalter: Prof. Dr. Markus Wriedt  www.normativeorders.net Thomas Waugh, Film: Teorema (1968) 1969 habilitierte er mit einer Untersu- ZEFIS Zentrum für islamische Studien (FB Evangelische Theologie) chung über Fehlordnung in Carbonatkris- der Goethe-Universität 21. Januar und 11. Februar Veranstalter u. A.: tallen und ihre Wirkung auf die Infra- Institut für Theater-, Film- und 28.01.2015  www.islamischestudien.uni-frank- 18. Dezember 2014 bis rotspektren. Einen Ruf als Professor an die Workshop-Reihe der Medienwissenschaft, Über das Denken der Computer furt.de 5. Februar 2015 Universität Dortmund lehnte er 1970 ab Normativen Ordnungen Institut für Kunstgeschichte und Prof. Dr. Gillian Queisser, und wurde im Jahr darauf zum Professor (Exzellenzcluster) Film- und Vortragsreihe Institut für romanische Sprachen und für Anorganische Chemie ernannt. In den (FB Informatik und Mathematik) 18. Dezember 2014 und Literaturen der Goethe-Universität Gremien der Universität engagierte er sich Die Workshop- und Vortragsreihe der Die Revolution findet 04.02.2015 22. Februar 2015 Weitere Informationen: ungewöhnlich stark. Der neu gebildete Exzellenzcluster beschäftigt sich mit trotzdem statt Die Macht der Ideologie der Konstruktion bzw. Konstruiertheit  www.pier-paolo-pasolini.de Fachbereich Chemie wählte ihn zwischen Konzerte Das Kino von Pier Paolo Pasolini 1972 und 1987 fünfmal zum Dekan, ein Prof. Dr. Dr. h. c. Günther Böhme, (U3L) Akademisches Orchester gesellschaftlicher Normativität und Ausdruck großen Vertrauens seiner Kolle- dem subversiven Potential, das diesen In nur vierzehn Jahren, zwischen 1961 22. Januar 2015 11.02.2015 und akademischer Chor gen und Folge seiner ruhigen, stets auf Normen zugleich inhärent ist. In diesem und 1975, schuf der Regisseur Pier Ausgleich bedachten Art. Dem Senat der Wissen und Glauben zwischen 18. Dezember 2014 Wintersemester geht es speziell (u. a.) Paolo Pasolini zweiundzwanzig Filme. Vortrag Goethe-Universität gehörte er fünf Jahre, Theorie und Praxis um die Themen Gewalt, Geschlechter- Adventskonzert Fast alle zählen zu Schlüsselwerken Krisendiskurse und Securiti­ ihrem Lehr- und Studienausschuss elf Überlegungen zum Verhältnis von Unterdrückung, Pornografie und poli- des Weltkinos, die gleichzeitig immer zation von Wasser: Forschung Beginn 20.00 Uhr, Heiliggeistkirche im tische Affekte. Die Vorträge finden in Jahre lang an. Wissenschaftliche Fragen, Religion, Philosophie und Wissenschaft eine Herausforderung gesellschaftlicher über gesellschaftliche Natur- auch jenseits der Chemie, beschäftigten in einer postsäkularen Gesellschaft Dominikanerkloster, Dominikanergasse 5 englischer Sprache statt Ordnung waren – oft auch Anlass für Navidad nuestra – Ariel Ramirez verhältnisse am Beispiel des ihn weiter, darunter auch die Paläontolo- einen Skandal. Internationale Experten Projekts WaterPower gie nebst der Präparation von Fossilien. Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann A Christmas Festival – Leroy Anderson 21. Januar 2015 setzen sich in dieser Veranstaltungs- (FB Philosophie) 16–19 Uhr, Campus Westend, Gebäude Eine Trilobiten-Unterart aus dem Huns- 22. Februar 2015 reihe mit ausgewählten Filmen Pasolinis Die jeweils im Wintersemester statt- rück-Schiefer heißt nach ihm Chotecops Veranstalter: „Normative Ordnungen“, Raum EG.02 auseinander. Semester-Abschlusskonzert findende ISOE-Lecture widmet sich Sterzeli. 1987 wieder zum Dekan gewählt, Universität des 3. Lebensalters aktuellen Fragen der Nachhaltig- Beginn 18.00 Uhr Connected by Commitment. Rethink­ Beginn 20.15 Uhr konnte er das Amt nach einem schweren keitsforschung. Der aktuelle Vortrag  www.u3l.uni-frankfurt.net Frauenfriedenskirche Frankfurt ing Relations of Oppression and Our Deutsches Filmmuseum, Bergunfall nicht mehr antreten. Ein langer zum Forschungsprojekt WaterPower Giuseppe Verdi – Requiem Responsibility to Undermine Them Schaumainkai 41, Klinikaufenthalt und verschiedene Erkran- verdeutlicht, dass verursachende (Solisten, Akad. Chor und Orchester der Mara Marin (Normative Ordnungen, Kartenkauf unter 069/961 220 220 kungen beeinträchtigten seine Lebens- 15. Dezember 2014 bis Faktoren für die Wasserkrise mit Goethe-Universität, Leitung: Helmut Bartel) Frankfurt a. M.) qualität bis zum Ruhestand 1997. Denen, 09. Februar 2015 Blick auf gesellschaftliches Handeln die ihn kannten, bleibt er in lebendiger Eintrittskarten im VVK und Pornography: A Source of Oppres- 18. Dezember 2014 betrachtet werden müssen. Wasser- Martin Trömel ­Erinnerung. Öffentliche Veranstaltungsreihe an der Abendkasse sion or a Tool for Emancipation? mangel ist nicht ausschließlich ein (Stiftungsgastprofessur Wissenschaft „La sequenza del fiore di carta“ und Mari Mikkola (Berlin) die Subjektivität der Plansequenz natürliches, sondern oft ein sozial und Gesellschaft, Zentrum für islamische und politisch strukturiertes Phäno- Toni Hildebrandt, Film: Studien der Goethe-Universität „Zefis“) 22. bis 24. Januar 2015 11. Februar 2015 men, was am Beispiel der west-af- Geburtstage Il Vangelo Secondo Matteo (1964) Der Koran. Ein Text im Dialog rikanischen Küstenstadt Accra, der Internationale Konferenz 16–19 Uhr, Campus Westend, Gebäude 75. Geburtstag zwischen Osten und Westen „Normative Ordnungen“, Raum EG.02 15. Januar 2015 Hauptstadt Ghanas aufgezeigt wird. Protecting the Weak Prof. Dr. Joachim Weidmann Mythos und Kino: Jeweils montags, Beginn 18.00 Uhr, Politics of Affect Between Intensity Prof. Dr. Antje Bruns (Humboldt-­ Fachbereich Mathematik, Vizepräsident Pasolinis Griechenland Campus Westend, Beginn am Freitag um 9.00 Uhr, and Control Universität, Berlin) der Goethe-Universität zw. 1990-1994 Renate von Metzler-Saal, 1. Stock, Campus Westend, Massimo Fusillo, Film: Medea (1969) Serhat Karakayli (Hamburg) 18 Uhr, Campus Bockenheim, Eintritt ist frei Eisenhower-Raum IG 1.314 Prof. Dr. Edmund Weber Neue Mensa, Raum KIII Why Politics Can’t Do away with 22. Januar 2015 Fachbereich Evangelische Theologie Veranstalter: Institut für sozial-­ Dialektik oder Dogma? Geschichte und Die Konferenz ist Teil des interdisziplinä- Emotions – and why that is a Good Pasolini’s Third World ökologische Forschung (ISOE) 70. Geburtstag Gegenwart der Koranrezeption sind ren Forschungsprojekts „Protecting the Thing Luca Caminati, Filme: Prof. Dr. Wolfgang Glatzer einzigartig, da der Islam keine institutio- Weak. Entangled Processes of Framing, Judith Mohrmann (Berlin) Sopralluoghi in Palestina (1963),  www.isoe.de Fachbereich Gesellschaftswissenschaften