Nummer 7 / Mai 2013 - Das FC Kreuzlingen oldschool Fanzine seit 1999 / Preis Fr. 5.00 ~GRENZSTADTKURIER~

Truningers Traum und seine Erben. Der FCK 1936 und 2013. Storys about the finest traditional football club at the lake of constance

WHUFC-Reiseberichte von 1934 und 1936

Interview mit

FCK-Captain Marco Wagner Die Gastspiele der Londoner am Bodensee

Grenzstadtkurier Nummer 7 / Mai 2013 - Das FC Kreuzlingen oldschool Fanzine

~ The Editor Speaks ~

Mit reichlich Ver- letzten Wochen etwas eingeholt und doch hat spätung haltet Ihr die sich diese Neuerung im Heft gelohnt wie ich 7. Ausgabe des denke. Das Kapitel Vereinsgeschichte wurde Grenzstadtkuriers in gewohnt ausführlich, ein posthumer Dank an euren Händen. Diese dieser Stelle an Lisel Gutknecht. Diese hatte in Ausgabe war bereits den 30er-Jahren als junges Mädchen die ganzen für den Januar ge- Bilder aus der damaligen Zeit gesammelt. Heute plant, musste aber für mich ein grosser Schatz bei meiner Ge- aufgrund meines schichtsaufarbeitung. Immer mal wieder bekom- sonst schon grossen me ich auch Fotos aus den 50er-Jahren zuge- Zeitaufwandes für den steckt. Fast gänzlich fehlen dagegen Bilder aus FC Kreuzlingen hin- den 20er-Jahren und davor. Irgendwann in fer- tenan stehen. Ich den- ner Zukunft muss es mal ein Buch über Fussball ke es hat sich gelohnt, denn so kamen diesmal immerhin 48 Seiten zu- sammen. Es wurde auch Zeit für eine Premiere. Zum ersten Mal findet Ihr im Grenzstadtkurier ein Interview. Dieses fand mit unserem Captain

in Kreuzlingen geben, der Verein hätte es mit seiner Geschichte und seinen Geschichten auf jeden fall verdient. Eine weitere Projektidee die ich gerne verfolgen würde, wäre ein Reiseführer zu den 100 schönsten Fussballplätzen der Schweiz. Als Taschenbuch im Stil des früheren Marco Wagner statt. Allerdings vor dem Ab- „1000 Tipps für Auswärtsspiele“ in Deutschland. sprung unseres Trainers Marc Hodel und der Aber vorerst haben die Projekte beim FC Kreuz- brenzligen sportlichen Lage danach, hier wur- lingen Vorrang. den wir in der Aktualität von den Ereignissen der Sportlich konnte seit der letzten Ausgabe des Grenzstadtkuriers im Sommer 2012 der Aufstieg in die 1. Liga Classic bewerkstelligt werden. Diese ist nach einer Ligareform nur noch die vierthöchste Klasse der Schweiz. Durch die ein- gleisige 1. Liga Promotion und der Verkleine- rung der Challenge League ist diese Liga aller- dings sportlich nur unmerklich schwächer als die alte drittklassige 1. Liga. Der Aufstieg gelang unter Trainer René Benz und Co-Trainer Andy Böhm mit 13 Punkten Vor- sprung auf die Konkurrenz und einigen denk-

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~ The Editor Speaks ~

würdigen Spielen, unter anderem einem 6:0- Sieg gegen Chur 97. Für die kleine Kreuzlinger Message to you: Fanszene war dies der erste Aufstieg in ihrer nun 16-jährigen Geschichte. Auf diese Saison hin wurde mit Marc Hodel ein ehemaliger Schweizer Nationalspieler für das Traineramt verpflichtet und mit Oumar Kondé (ehemaliger -Spieler vom SC Frei- burg) gab es auch auf dem Platz einen grossen Namen. Die Saison in der vierthöchsten Schwei- zer Liga verlief bis in den Frühling 2013 zufrie-

Kontakt / Fanzinetausch: Daniel Kessler Tanneggstrasse 5 CH-8280 Kreuzlingen [email protected]

Verkaufsstellen / Mailorder: www.jamaicaskinhead.ch www.nofb-shop.de

Verkaufsstellen / Laden: Sportantiquariat Germond, Zürich

Verkaufsstellen / Pubs: Hörnli Irish Pub, Kreuzlingen

Verkaufsstellen / FCK: Bei den Heimspielen im Clubhaus denstellend. Dann folgte eine Niederlagenserie die uns kurz vor Saisonende bis auf einen Ab- Druck: stiegsplatz führte. Marc Hodel verliess den FCK Schalk Druck, Kreuzlingen und gab somit unerwartet vor Saisonende die Verantwortung für seine Mannschaft ab. Trainiert Die Bilder auf den Seiten 2, 3, 4, 5, 8, 9, 10, wird das Team derzeit von Co-Trainer Aydemir 11, 12 wurden grösstenteils von FCK- Demir. Dieser Grenzstadtkurier erscheint am Fotograf Mario Gaccioli aufgenommen. letzten Spieltag der Saison 12/13, retten kann Herzlichen Dank!

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~ The Editor Speaks ~

sich der FCK an diesem Tag nur mit einem Sieg gegen das bereits für die Aufstiegsspiele qualifi- zierte Zug 94. Den aktuellen Stand um den FC Kreuzlingen erfahrt ihr unter www.fck1905.ch. Unabhängig von der Ligazugehörigkeit über- nimmt mit Kristijan Djordjevic diesen Sommer ein junger, dynamischer und akribisch arbeiten- der Trainer unsere 1. Mannschaft. Djordjevic kennen vielleicht noch einige von Euch als Bun- desligaspieler vom VfB . Alle hoffen nun auf eine langfristige Zusammenarbeit um endlich das aufzubauen, was wir uns alle vorstellen und wofür die Weichen im Verein auch immer besser gestellt wer- den. Mit ei- nem enormen zeitlichen dem Gaelic Footballteam von St. Gallen und Irish Aufwand eini- Stew und Guinness Bier im Clubhaus. Der Anlass ger weniger wird mitorganisiert vom Hörnli Irish Pub Kreuz- Enthusiasten. lingen, der Inhaber und dessen Bruder sind Neben dem langjährige Spielbesucher und Kurvengänger Platz gab es beim FC Kreuzlingen und das Hörnli Irish Pub für die kleine der ideale Treffpunkt für Fussballfans welche Kreuzlinger eine gute Zeit verbringen wollen. Auch eines Fanszene na- unserer jährlichen Whiskykurven-Brunchs findet türlich auch dort statt. wieder jede Natürlich wurden auch wieder einige Spiele von Menge Höhe- befreundeten Clubs angefahren. Leider konnte punkte. Sei es ich aus zeitlichen Gründen nur wenige Spiele die Mottofahrt beim FC Singen 04 besuchen, genau gesagt war mit Anzügen ich in der vergangenen Saison nur beim Spiel zum Derby gegen den SSV Reutlingen im Hohenwiel- beim FC Frau- Stadion. Leider mussten die Singener auch enfeld, die gleich im ersten Jahr wieder in die Verbandsliga Aufstiegsparty absteigen. im Clubhaus, dann in der 1. Ein paar Whiskykurvler machten sich im letzten Liga die Ostschweizer Derbys gegen den FC Jahr auf den Weg nach Berlin und , Gossau, inklusive gegenseitiger Einladung ins leider fielen die geplanten Spielbesuche bei Clubhaus, die aufeinandertreffen mit Winterthur und dem Altonaer FC ins U21, hier besonders die Party in der Libero-Bar Wasser, beide Spiele wurden wegen schlechter und das vorangegangene Ligaspiel mit 50 FCK– Platzverhältnisse abgesagt. und FCW-Fans bei Schneegestöber in Oberwin- Beim FCK ist vor dem letzten Spiel wie gesagt terthur, nicht zuletzt die Lesung mit Frank Will- noch alles offen. Ein Abstieg würde uns zwar mann und Andreas Gläser vor 30 Leuten im FCK- Thurgauer Derbys gegen Frauenfeld, Sirnach Clubhaus und am kommenden Samstag folgt und Amriswil bringen und die Liga damit sogar dann noch der Irish Day im Klein Venedig mit

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~ The Editor Speaks ~

mehr Zuschauer anziehen, doch der FC Kreuzlin- gen hat zurecht den Ehrgeiz, sich zumindest in der 1. Liga Classic zu etablieren und weiterhin die klare Nr. 1 im Kanton Thurgau zu bleiben. Das hätte Hans Truninger, in den 30er-Jahren die treibende Kraft beim FC Kreuzlingen, sicher auch so gesehen. Für mich persönlich waren auch die Spiele im Tessin Höhepunkte der vergangenen Saison. Im italienischsprachigen Teil der Schweiz spielen zu können, hat gefühlt immer etwas von Europacup im Kleinformat und Urlaubsstimmung. Auch dies- mal wurden die drei Spiele bei Mendrisio (welche im Stadio Comunale sogar wieder über eine kleine Ultra-Gruppe verfügen), bei Biasca und dem Team Ticino U21 wieder mit verlänger- ten Wochenenden verbunden. Überhaupt die Auswärtsspiele, auf Tour für seinen Verein zu sein, das ist jedes Mal wieder eine schöne Sache. Da fährt man auch mal vor lauter Leidenschaft Beim FC Kreuzlingen wird die Matchpro- über eine doppelte Sicherheitslinie im Stadtver- grammkultur bekanntlich in Ehren gehalten kehr von Zürich um nicht den Anpfiff zu verpas- und auch in früheren Zeiten wurden umfang- sen oder fährt für ein Mittwochsspiel über die reiche Programmführer herausgegeben. Alpen und auf der Rückfahrt verfährt sich der Bereits 1932 erschien dieses tolle Turnierpro- Zeitungsreporter mit dem man unterwegs ist und gramm, welches mit der Unterstützung der landet mit einem in der Nacht mitten in der Stadt Kreuzlinger Schalk Druck GmbH nun neu Luzern. Doch bei so einer Fahrt entschädigen die herausgebracht wurde. Bereits das Original Fussballgeschichten die man in den jahrelangen wurde vor 80 Jahren von der Schalk Druck GmbH vervielfältigt. Der Reprint (46 A5- Seiten) ist für 10 Franken bei unseren Spielen erhältlich und beinhaltet nebst interes- santen Texten und Fotos auch zahlreiche Inserate des d a m a l i g e n Kreuzlinger G e w e r b e s . Damit spiegelt der Nachdruck ein schönes Stück Kreuzlin- ger Stadt– und Zeitgeschichte wieder.

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~ The Editor Speaks ~

Fahrten zur schönsten Nebensache der Welt erlebt hat und man sich erzählt. Auch in den Clubhäusern der anderen Vereine ist es oft sehr schön, mit Leuten noch ein Bier trinken, die ebenfalls den regionalen Fussball lieben. Die Seele des Fussballs kann man auch hier finden, in der 1. Liga Classic, nicht sofort, aber wenn man die Augen offen hält. Zum ersten Mal seit vielen Jahren hatten wir für zwei Spielen auch wieder einen kleinen Fanbus organisiert. Die zweite Fahrt führte uns ins schö- le 2. Liga zu klappen. Ausserdem qualifizierte ne Zürcher Stadion Utogrund, war auch mal wie- sich der Verein vom Döbeli erstmalig für die 1. der schön hier zu sein, besonders wenn dann Hauptrunde des Schweizer Cups (1/32-Finale). noch fast die gesamte Sektion Züri anwesend ist. Was eine grosse Leistung für einen 3.-Ligisten darstellt. Immerhin fünf Runden gegen teils hö- herklassige Vereine musste der AS Calcio dabei überstehen. Unser FC Kreuzlingen qualifizierte sich ebenfalls für den Schweizer Cup, so könnte es theoretisch zur ersten Pflichtbegegnung der beiden Stadtvereine kommen. Die Auslosung für die Pokalrunde, bei der auch alle Schweizer Profi-Vereine teilnehmen, wird im August 2013 vorgenommen, die Spiele werden voraussicht- lich im September 2013 zur Austragung gelan- Stolz packte ein Zürcher sein neues Fanzine aus, gen. die anderen Zürcher gaben gleich zu verstehen, dass dieses wie ein Kirchenblatt aussähe und die Wir freuen uns übrigens immer sehr, neue Fuss- darin enthaltenen Fotos sehr feminin geraten ballfreunde bei uns im Hafenareal zu sehen. Also seien, sonst aber eine feine Sache wäre. Herr- schaut auf Euren Fussballreisen bei uns im Klein lich. Venedig vorbei. Die Spieltermine findet Ihr ebenfalls unter www.fck1905.ch. Unser Stadtkonkurrent AS Calcio Kreuzlingen schnuppert auch etwas Morgenluft. Es scheint Ich wünsche Euch viel Spass mit dem Grenz- diesen Sommer mit dem Aufstieg in die regiona- stadtkurier, wir sehen uns am Fussballplatz!

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~ Andere über uns ~

All to nah, Nr. 16 über den Kreuzfahrt der Herzen. Der Song der vier Songs ist Grenzstadtkurier Nr. 6 eine Hommage an den eigenen Verein im Stile Ebenfalls handnummeriert ist der Grenzstadtku- Dean Martins That‘s Amore. „Wenn der Samstag rier des FC Kreuzlingen. Das Heft bezeichnet sich dann kommt und die Reise sich lohnt - das ist FCK. im Untertitel selbst als Wo die Tribüne steht und die Seebriste weht - das „oldschool-Fanzine“ und so ist FCK“ - einfach schaurig schön! Ist die Abnei- kommt es, bis auf den offen- gung gegen Schötz, die aufmerksamen Lesern der sichtlichen Einsatz von Com- All to nah nicht entgangen sein dürfte, im ersten putertechnik, auch daher. Für Lied noch eine Randbemerkung, wird sie im zwei- meinen Geschmack hat Daniel ten (Refrain: „Schötz bleibt Scheisse und wir wolln in den letzten Ausgaben im- Bier“) zum leitenden Motiv. Um Alkohol, Fussball mer den optimalen Themen- und das doofe Schötz geht es auch in den beiden mix getroffen. In der aktuellen Songs der B-Seite - hier allerdings auf Englisch. Ausgabe gewinnt mensch Möge es helfen die internationalen Gewässer nicht nur einen Eindruck von (und Märkte) zu erobern! der Hinrunde des FCK, son- Zwölf, Nr. 30 über die dern blickt auch, wie gewohnt, gemeinsam mit 7“-Single Kreuzfahrt der Herzen dem Autor zurück in die Geschichte des Vereins Just als diese Rubrik aufgrund nicht nachwachsen- (1934/35) und der Fanszene (2007). Abgerundet der Ressourcen einzugehen droht, kommt aus der wird dies durch Gastberichte aus Berlin und von Grenzstadt die Erlösung: Die gefürchtete Whisky- der All to nah. kurve des FC Kreuzlingen besingt sich und ihren All to nah, Nr. 16 über die Verein auf einer 4-Song-Schallplatte, die jeder Hafenschlampe Nr. 7 Galionsfigur das Herz bricht: „Wenn der Samstag Und wie es mit unterklassigen Vereinen, die dafür dann kommt und die Reise sich lohnt - das ist FCK. über Weltfanszenen verfügen, so läuft, erreichte Wo die Tribüne steht und die Seebrise weht - das mich auch noch ein zweites Fanzines aus Kreuzlin- ist FCK“, singt Rafioli Pizzanta - Punkrock im Ge- gen. Die Hafenschlampe erscheint umschichtig wand des Seemannsliedes. So was hat die 2. Liga mit dem Grenzstadtkurier und ist ein durchaus interregional lange nicht gesehen. Bereit zum hochwertig zu bezeichnendes Magazin. Aufwändi- Entern! ges Layout und dickes Papier lassen eine ganz Zwölf-Sonderausgabe „Fankultur“ besondere Lust auf die spitzen bis bissigen Sati- Aus dem Text „Fanzines - Der Blick von unten“ ren im Inneren des Heftes aufflammen. Da wird Wer regelmässig ein Stadion besucht, soll die die Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes neu Augen offenhalten nach jungen Menschen mit geschrieben. Und während es noch dumpf durch Stapeln kleiner Zeitschriften in den Händen. Die Altona hallt: „Die absolute Härte sind Oberlippen- Fanzines verdienen Beachtung, sie sind ein klei- bärte!“, haben die Schweizer_innen bereits einen nes Rädchen in jenem umweltverträglichen Mo- mehrseitigen Katalog erstellt, der informiert wel- tor, der den Fussballplatz zu einem besseren Ort che Gefahren sich hinter den unterschiedlichen macht. Keine Stadt beweist das besser als Kreuz- Schnauzern verbergen... lingen: Der Verein spielt in der 1. Liga, doch hat All to nah, Nr. 19 über die er eine Kurve, die mit der „Hafenschlampe“ und 7“-Single Kreuzfahrt der Herzen dem „Grenzstadtkurier“ gleich zwei wunderbare Dass die Kreuzlinger vom FCK ordentlich schrei- Postillen produziert. Entsprechend angenehm ben können, beweisen sie bereits seit Jahren in sind die Besuche in „Klein Venedig“, dem Platz ihren beiden herausragenden und abwechselnd auf dem Kreuzlinger Hafenareal. erscheinenden Fanzines Grenzstadtkurier und Hafenschlampe. Um nun auch musikalisch wahr- Die „Hafenschlampe“ und die Single „Kreuzfahrt der genommen zu werden, haben sich die Whiskykur- Herzen“ sind ein Gemeinschaftsprojekt von Capitao ve Allstars ordentlich ins Zeug gelegt. Herausge- Urso Azul, dem Trinker und weiteren Kurvenaktivisten. kommen ist diese 7“-Vinyl-Single mit dem Namen

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Grenzstadtkurier Nummer 7 / Mai 2013 - Das FC Kreuzlingen oldschool Fanzine

~ Marco Wagner im Gespräch ~

Hallo Marco erleben, die als Spieler selbst erfolgreiche Profis, teils auch Nationalspieler waren. Da Schön das Du dich als Captain des FC Kreuzlin- kann man natürlich viel lernen. gen bereit erklärt hast, dem Grenzstadtkurier ein Interview zu geben. GK: Bei welchem Verein hast Du dein Fuss- ball-Einmaleins gelernt? Mein Heimatverein ist der SV Litzelstetten, in einem Vorort von Konstanz. Dort bin ich auch aufgewachsen. GK: War es dein Ziel Profi-Fussballer zu werden oder war das nie ein Thema für Dich? Klar träumt man als kleiner Junge davon einmal bei einem großen Verein vor vielen Zuschau- ern oder sogar für sein Land spielen zu kön- nen. Ich denke aber, ich war immer sehr realis- tisch. Mein Ziel war es stets den Fussball auf gutem Niveau und meine schulische Ausbil- dung zu verbinden. GK: Beim FC Kreuzlingen kannst Du nicht allein vom Fussball Leben, wo kommst Du sonst zu deinem Lohn? Ich befinde mich gerade in den Entzügen mei- nes Masterstudiums an der Uni Konstanz und arbeite währenddessen bei der Holy Fashion Group/ Strellson AG in Kreuzlingen. Wie es dann weitergeht, wird sich hoffentlich bald zeigen. GK: Du hast auch viele Spieler erlebt, wer hat dich spielerisch am meisten beein- GK: Mittlerweile gehörst Du schon zu den druckt? alten Hasen beim FCK und hast in deiner Karriere viele Trainer kommen und gehen Oh, da gab es natürlich ebenfalls einige beim sehen, wo lagen die Stärken der einzelnen? FC Kreuzlingen, die zum Teil dann auch den Sprung ins Profi-Geschäft geschafft haben, wie Ja, das stimmt, ein paar Trainer habe ich schon Sokol Maliqi, Samel Sabanovic oder Toco Stasi- erlebt. Da nimmt man natürlich von jedem ak, mit dem ich beim FC 08 Villingen zusam- Coach das eine oder andere Positive mit. Sei es men spielte. Es ist aber schwer da jemand spe- taktisch, menschlich oder trainingstechnisch, ziell herauszunehmen, da viele Spieler unter- was einem eventuell auch zu Gute kommen schiedlichste Stärken hatten, von denen man könnte, falls man selbst einmal eine Trainertä- sich auch selbst das eine oder andere abschau- tigkeit übernehmen sollte. Ich denke am lehr- en konnte. reichsten war dabei, besonders als junger Spieler, die Professionalität z. B. eines Willy GK: Du hattest dein Debüt beim FCK mit 19 Scheepers, Fredy Iten oder Marc Hodel mitzu- Jahren unter Fredy Iten, wie kam es dazu?

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~ Marco Wagner im Gespräch ~

Ich war schon zuvor als sehr junger Spieler Die Zeit war natürlich sehr schön. Auch wenn unter Willy Scheepers beim FCK unter Vertrag. es mit dem Abitur zur selben Zeit schon auch Als dann nach meiner Zeit beim FC 08 Villin- mitunter sehr schwierig war, alles unter einen gen Bruno Amann bzw. Fredy Iten anfragten, Hut zu bringen und weder das eine noch das habe ich sofort zugesagt, da der FCK damals andere zu vernachlässigen. Aber ich denke, eine junge, interessante Mannschaft mit einem guten Trainer hatte und ich mich auch persön- lich in Kreuzlingen sehr wohl gefühlt habe. GK: Am 3. August 2005 liefst Du zum ersten Mal im grün-weissen Trikot auf. Das Cup- Spiel gegen GC Biasca ging nach Elfmeter- schiessen verloren, ausgerechnet dein Elf- meter wurde gehalten, kannst Du dich da- ran erinnern? Oje, das ist aber schon sehr sehr lange her! Aber ehrlich gesagt, kann ich mich wirklich nicht mehr daran erinnern. Vielleicht zeigt das auch, dass das zwar ärgerlich ist, aber im Fuss- ball eben dazu gehört und man dann einfach nach vorne schauen muss. GK: Die Mannschaft war damals sehr stark besetzt. Christian Leite, Tobias Portmann, das hat ganz gut geklappt und es hat riesig Mato Maric, Chad Zlateff und Samel Saba- Spaß gemacht vor einem größeren Publikum novic standen unter anderem im Team, hast zu spielen, gerade wenn man noch sehr jung Du noch Kontakt zu ehemaligen Spielern? ist. Da hat der FCK wohl auch noch ein wenig Das stimmt, die Mannschaft hatte wirklich Qua- Nachholbedarf. Wenn man neben den tollen lität. Wir waren damals ja auch relativ erfolg- Fans von der Whiskykurve, die uns auch aus- reich. Kontakt habe ich aus dieser Zeit natür- wärts oft zahlreich unterstützen, noch mehr lich besonders noch zu den Spielern, die hier Zuschauer zu den Spielen mobilisieren könnte, aus der Region stammen bzw. hier leben, wie das wäre schon schön und wünschenswert für Kürsat Ortancioglu oder Serdar Kokal. Und Verein und Spieler. natürlich zu Ingo Backert, mit dem ich jetzt noch beim FCK zusammenspiele. Ansonsten eigentlich eher gelegentlich mit dem ein oder anderen durch Plattformen, wie Facebook, wie Korrigenda: es heutzutage wohl üblich ist. Oder wenn man Grenzstadtkurier Nr. 6 / Serdar Kokal sich mal zufällig getroffen bzw. gegeneinander gespielt hat. In der letzten Ausgabe wurden Serdar Kokal 29 Tore in der Kreisliga zugesprochen, in Tat GK: Vor deiner Zeit beim FCK hast Du auch und Wahrheit waren es in einer Saison über schon als sehr junger Spieler für den FC 08 40 Tore in der Bezirksliga. Damit war Serdar Villingen in der Oberliga gespielt, mitunter Kokal nicht nur beim Türkischen SV Konstanz vor 2'000 Zuschauern, wie war diese Zeit für ein äusserst erfolgreicher Torschütze. Vielen dich? Dank für den Hinweis.

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~ Marco Wagner im Gespräch ~

GK: Zwischendurch warst Du ein Jahr beim doch eigentlich immer auf das Sportliche und VfB Friedrichshafen, wieso hast Du damals versucht damit den Verein aber auch sich den FCK verlassen und wie kam es zum selbst weiterzubringen. Auf alles andere hat Comeback? Das lag eigentlich weniger am FCK als an der neuen interessanten Aufgabe. Der Kontakt ent- stand damals über Ingo Backert, der ebenfalls beim VFB spielte, weshalb ich den Verein auch immer ein wenig verfolgte. Überzeugt hat mich dann die gute Perspektive, da Friedrichshafen meines Erachtens deutlich unter den dortigen Möglichkeiten spielt. Und wenn man sich vor Augen führt, dass wir damals schon in der Ver- bandsliga teilweise bis zu 1500 oder 2000 Zu- schauer in einem wunderschönen Stadion hat- ten, merkt man schnell, dass Friedrichshafen eigentlich eine Fussballstadt ist und einiges möglich wäre. Leider schafft man es, ähnlich wie in Konstanz, nicht, dies zu nutzen. GK: Spielen die Mannschaften diesseits des See’s einen anderen Fussball? Wird in der Schweiz mehr Wert auf die Technik gelegt und auf der deutschen Seite geht’s rustika- ler zur Sache? Oder sind das alte Vorurtei- le? Ich denke schon, dass sich die Zeiten diesbe- züglich deutlich geändert haben. Was aber aus meiner Sicht auffällig ist, ist, dass gerade in der schweizerischen 1. Liga sehr viele Spieler man als Spieler ja auch weniger Einfluss. Ich durch ihre Juniorenzeit bei Profivereinen eine denke, die größte Veränderung im Verein sehr gute taktische und technische Ausbildung liegt wohl darin, dass man finanziell einfach genossen haben und die Mannschaften davon kleinere Brötchen backen muss. Dadurch hat natürlich profitieren. Ansonsten ist das, denke man aber auch andere Wege eingeschlagen, ich, eher team- als eine landesspezifische Fra- die sich jetzt als nicht minder erfolgreich her- ge. ausgestellt haben. Mit jungen und regional GK: Zusammen mit Ingo Backert und Ma- verwurzelten Spielern und vielen freiwilligen nuel Ferrone hast Du noch die letzte 1.-Liga- Helfern rund um die Mannschaft bzw. den Ver- Zeit beim FCK miterlebt, es war eine turbu- ein konnte man den FCK wieder zurück in die lente Zeit für den FC Kreuzlingen. Wie hast 1. Liga bringen. Und wer weiß, wohin der Weg Du das erlebt und spürst Du Veränderungen noch führt. beim FC Kreuzlingen seit dieser Zeit? GK: Letzten Sommer bist Du mit dem FCK Turbulent trifft es wohl teilweise sehr gut. Es in die 1. Liga zurückgekehrt, wirst Du als wurde auf alle Fälle nie langweilig. Aber als Spieler in der 1. Liga mehr gefordert? wo Spieler konzentriert man sich letzten Endes

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~ Marco Wagner im Gespräch ~

siehst Du die Unterschiede zur 2. Liga Inter- regional? Auf alle Fälle ist das Niveau in der 1. Liga schlicht und einfach höher. Gerade da wir im letzten Jahr doch eine für die 2. Liga über- durchschnittlich starke Mannschaft hatten und den Aufstieg, ohne überheblich zu wirken, doch sehr deutlich realisieren konnten, wird man in dieser Liga doch mehr gefordert. Be- sonders weil man auf der einen Seite gegen viele junge Spieler antritt, die das große Ziel haben Profifussballer zu werden. Und auf der anderen Seite gegen Spieler, die aus diesem Bereich kommen. Da liegt es ja auf der Hand, dass das Niveau zwangsläufig besser ist. weilig wird. Aber Spaß beiseite. Was den FCK, GK: Gegen welche Mannschaften oder Spie- denke ich, eindeutig von anderen Vereinen ler in unserer Liga ist es besonders unange- unterscheidet und was der FCK diesen auch nehm zu spielen? voraus hat, sind die Fans. Ich denke nicht, dass ein anderer Verein auf dieser Ebene einen Als besonders unangenehm empfinde ich ei- vergleichbaren Fanclub hat, der seine Mann- gentlich keine Mannschaft. Auch wenn man die schaft und den gesamten Verein derartig un- Spiele im Tessin, vielleicht aufgrund der länge- terstützt. Das ist schon toll und macht die Spie- ren Fahrt und der sehr intensiven tessiner ler dankbar. Spielweise, als unbequem bezeichnen könnte. Obwohl wir in dieser Saison dort ja sehr erfolg- GK: Du hast dich mal, wie ich finde ganz zu reich waren.J Ich denke aber, dass man sich recht, über einzelne Sprüche aus der Whis- eher über Duelle gegen vermeintliche Spitzen- kykurve beklagt. Wie siehst Du die letzte mannschaften freuen sollte, als andere Spiele Zeit, spürst du eine positive Veränderung als unbequem zu empfinden. und wie wichtig ist die Unterstützung für die Mannschaft? GK: Welches Erlebnis oder welches Spiel ist dir am meisten in Erinnerung geblieben Beklagen ist vielleicht etwas zu viel gesagt. beim FCK? Aber ich denke bei aller Emotion, die den Fussball ja auch bekanntlich ausmacht, ist ge- Da gab es einige Spiele. Aber wenn ich mich rade im Amateurbereich Fairness, besonders entscheiden müsste, würde ich vielleicht das nach dem Spiel und auch von außen, eine letzte Saisonspiel in Mendrisio vor einigen wichtige Angelegenheit. Gerade in der heuti- Jahren nennen, in dem wir durch ein 3-2 in der gen Zeit hat man genügend negative Beispiele, 90. Minute den Nichtabstieg sichern konnten wieweit das Fehlen von Fairness und sozialem oder noch zuvor den 4-3 Derbysieg gegen Umgang führen kann. Aber das waren in die- Frauenfeld auf dem alten Burgerfeld. sem Fall wirklich nur Kleinigkeiten und haben GK: Gibt es etwas, dass den FC Kreuzlingen sich meines Wissens auch nicht wiederholt. von anderen Vereinen auf diesem Niveau Und wie gesagt, macht gerade die Unterstüt- unterscheidet? zung der Whiskykurve - während den Spielen und abseits davon - den FCK aus und setzt bei Der Unterschied ist vielleicht, dass es beim FCK auch außerhalb des Spielfeldes nie lang-

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~ Marco Wagner im Gespräch ~

sportliche Situation nicht vernachlässigt. Keine einfache Aufgabe. Ich hoffe aber, der FCK hat sich dann in der 1. Liga etabliert und kann mehr Zuschauer ins Hafenareal locken. Wünschens- wert wäre sicher auch ein verbesserter Unter- bau, z. B. bei den Junioren. Aber ich bin der Ansicht, wenn man die vielen engagierten Hel- fer und das tolle Umfeld des Vereins kennt, ist dies auch ein Ziel, das im Bereich des Mögli- chen liegt. Eventuell auch mit gebündelten Kreuzlinger Kräften!? Zumindest hätte dies so- wohl der Verein als auch seine Mitglieder ver- dient. Vielen Dank Marco und weiterhin viel Erfolg und Spass beim FC Kreuzlingen! den Spielern das ein oder andere weitere Das Interview fand vor dem Trainerabgang von Quäntchen an Energie frei. Marc Hodel statt. GK: Was willst Du in deiner aktiven Zeit als Marco Wagner Fussballer noch erreichen? Captain FC Kreuzlingen, Nr. 14 Ich möchte sicherlich noch so lange es geht 18.09.1985 verletzungsfrei spielen, wenn möglich beim Verteidigung / Mittelfeld FCK und mithelfen, den Verein wieder in der 1. 1.86 Meter Liga zu etablieren. Vielleicht kann man sich ja 139 Pflichtspiele für den FCK, 7 Tore auch nochmal in Richtung Spitze orientieren 49 Spiele 2. Liga IR / 90 Spiele in der 1. Liga und die ein oder andere Überraschung schaf- Keine einzige rote Karte beim FCK. fen. Wer weiß. 17 Oberliga-Spiele für Villingen. GK: Wie siehst Du deine Zukunft nach der aktiven Zeit, könntest Du dir ein anderes Amt im Fussball vorstellen, etwa als Trai- ner? Natürlich möchte dem Fussball sehr gerne treu bleiben, da er ja schon immer ein Teil meines Lebens war. Wo oder in welcher Form, ob als Trainer oder vielleicht sogar einer technischen Funktion, kann ich jetzt jedoch noch nicht ab- schätzen. GK: Wo siehst Du den FC Kreuzlingen in 10 Jahren? Das ist natürlich eine schwierige Frage, da das wahrscheinlich auch damit zusammenhängt, wie schnell und gut man die Altlasten des Ver- eins bereinigen kann und dabei trotzdem die

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~ Arminia Hannover ~

Im Grenzstadtkurier kommen in Vergessen- gründung) mit einem 2:1 über Borussia Harburg heit geratene Traditionsvereine zu Wort, des- als erster hannoverscher Verein überhaupt auch sen Erbe von einer kleinen Gruppe Enthusias- gewannen. ten weiter getragen wird. In der letzten Aus- Seinerzeit war der ärgste Rivale des SVA der SV gabe machte Jan Stöver mit Altona 93 den Eintracht Hannover, ein Verein der heutzutage in Anfang. In dieser Ausgabe stellt uns Torsten der Kreisliga (8. Liga) verschwunden ist. Von Bunde den heutigen Landesligisten Arminia sprach seinerzeit noch niemand Hannover vor - ein liebenswerter Verein mit großartig. Mit dem Gewinn der Norddeutschen grosser Vergangenheit. Meisterschaft ging auch die Qualifikation zur “Die blauen Jungs aus Bischofshol mit den grün- Deutschen Meisterschaft einher. Hier unterlag weiß-grünen Vereinsfarben”. Mit diesem Zitat man im Viertelfinale am 16. Mai 1920 allerdings muss einfach jede Vorstellung des Sportverein Titania Stettin mit 1:2. Arminia von 1910 e. V. Hannover beginnen. In den folgenden Jahren wechselten sich die Denn das ist definitiv eines der Merkmale un- Erfolge auf lokaler und norddeutscher Ebene ab, seres Vereins. zu einer erneuten Norddeutschen Meisterschaft Gegründet wurde Arminia am 1. Mai 1910 als FC Arminia Hannover und trat unter diesem Namen ab der Saison 1912/1913 im Punktspielbetrieb in der Klasse 4a im Bezirk VII des NordFV in Han- nover an. In der Zeit davor war man einer der vielen wilden Vereine, die an keinem regulären Spielbetrieb teilnahmen. Bis zur Saison 1915/1916 stieg man jedes Jahr als Meister auf und gewann 1916 auch den Meistertitel in der damals höchsten Spielklasse (Klasse 1 Bezirk VII Hannover). Und um noch kurz auf das oben ste- hende Zitat einzugehen: Gegründet wurde der Verein mit den Farben Grün-Weiß-Grün. Seinerzeit durfte allerdings jede Trikotfarbe nur einmal vergeben werden und Grün sowie Weiß waren bereits vergeben. Daher spielte man die ersten Jahre in einem Silbergrau (nicht hübsch, reichte es aber leider nicht mehr. Dafür wurde in aber selten) ehe durch eine Vereinsfusion die den 1920er Jahren die Tradition der internatio- Trikotfarbe Blau frei wurde, die sich der SV Ar- nalen Freundschaftsspiele eingeführt. So wurden minia natürlich sofort sicherte. beispielsweise Újpest Budapest (1:0), Ga- latasaray Istanbul (5:3) oder Ferencvaros Buda- Am 23. August 1918 fusionierte der FC Arminia pest (7:0) geschlagen. Zudem wurde 1924 mit mit dem Rugbyclub Merkur Hannover zum SV dem Verkauf von Tribünenbausteinen der Arminia-Merkur von 98 e. V. Diese Fusion hielt Neubau einer Haupttribüne finanziert, die in allerdings lediglich bis Februar 1920 und die ihrer heutigen Form auch noch fast im Origi- Wege trennten sich wieder. Der Fußballverein nalzustand steht! Das dazugehörige Dach kam in heißt seitdem SV Arminia von 1910 e. V. Hanno- den 1970er Jahren vom Stadion Rote Erde aus ver und feierte im Jahr 1920 auch gleich den Dortmund. ersten großen Erfolg. Wir wurden Meister der Kreisliga Hannover und qualifizierten uns damit Bis zum Ende des 2. Weltkriegs feierten die für die Norddeutsche Meisterschaft die wir am 1. “Blauen” zwar noch einiges an Erfolgen, wurden Mai 1920 (also genau zehn Jahre nach Vereins- allerdings so langsam auch von Hannover 96 als

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~ Arminia Hannover ~

führender Verein in der Stadt abgelöst. Zu dieser desligist FC 08 Homburg mit 2:1 geschlagen) Zeit kamen zu vielen Spielen die Zuschauer in gegen den 1. FC Köln. Nachdem der 1. FC vier- und fünfstelliger Anzahl. Zudem hatte Ar- bereits zur Halbzeit mit 3:0 führte trieben 10.000 minia mit Werner Schulz den ersten National- Zuschauer in Bischofshol die Arminen nach spieler (4 Länderspiele), der aus Hannover kam. vorne und innerhalb von 60 Sekunden stand es nur noch 3:2 für den Bundesligisten, ehe Falko Aufgrund der Tatsache, dass die Alliierten nach Götz in Diensten der Kölner mit dem 4:2 die Ende des 2. Weltkriegs auch alle Sportvereine auflösten, musste sich auch der SV Arminia “neu erfinden”. Deshalb trat man zwischen Oktober 1945 und Dezember 1945 unter dem Namen SV Bischofshole an, durfte sich dann aber nach Genehmigung durch die britische Militärregier- ung zum 01.01.1946 wieder in SV Arminia um- benennen bzw. diesen Verein neu gründen. Ende der 1950er Jahre ging es dann in die Zweitklassigkeit (von der in die Amateuroberliga Niedersachsen. 1963/1964 stand in Deutschland die Einführung der Bundesliga an und lange Zeit sah es so aus, als ob auch Arminia dort mitspielen würde. Lei- der wurden wir in der Qualifikationssaison nur Tabellenzehnter und mussten so zurück in die Zweitklassigkeit. 1966/1967 und 1967/1968 scheiterte der Verein als jeweiliger Regional- ligameister in den Aufstiegsrunden zur Bun- desliga. 1974/1975 wurde dann die 2. Bundesliga einge- führt. Der Aufstieg in die Nordstaffel gelang dem SVA schließlich 1976, nachdem man bereits vorher in den Aufstiegsrunden scheiterte. Vier Jahre konnten sich die “Blauen” in dieser Liga halten. 1979/1980 spielten in dieser Staffel mit Arminia, dem OSV Hannover und Hannover 96 sogar drei Vereine aus der Landeshauptstadt Niedersachsen. Leider stieg der SVA am Ende Entscheidung erzielte. dieser Spielzeit ab. Nur eine Saison zuvor stand man endlich wieder vor den Roten vom Nach einigen Jahren im viertklassigen Ama- Maschsee und war zumindest für eine Saison teurlager ging es 1997 noch einmal in die Re- lang erneut Hannovers erfolgreichste Mann- gionalliga hoch. In dieser Liga traf man neben schaft. Noch zweimal wurde in den Aufstiegsrun- dem Stadtteilverein Sportfreunde Ricklingen den um die Rückkehr in die 2. Bundesliga auch wieder auf Hannover 96, die es zum 100jäh- gekämpft, diese allerdings verpasst. rigen Jubiläum 1996 schafften, in die Drittklassigkeit abzusteigen. Das bis heute letzte Am 23. September 1989 stand dann das bisher Pflichtspielderby gewann Blau gegen Rot am 13. letzte größere, sportliche Highlight in der Ver- Februar 1998 mit 4:3 im einsgeschichte an: Heimspiel in der 2. DFB-Pokal vor lediglich 9.925 Zuschauern, was gleichzeitig -Hauptrunde (in der 1. Runde wurde der Bun-

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~ Arminia Hannover ~

die einzige Saisonniederlage für 96 bedeutete. um diese, im Gegensatz zu den besagten an- Neben den genannten Vereinen waren zu dieser deren Vereinen BSV Kickers Emden und SV Ein- Zeit auch Vereine wie tracht Nordhorn, auch zu Ende spielen zu kön- nen. So spielt der SV Arminia Hannover seit der Saison 2011/2012 wieder in der Han- nover und versucht sich seitdem an der Rück- kehr in die , die aber aufgrund der dort spielenden Vereine und damit auch aus Zuschauersicht derzeit eher uninter- essant ist. Wesentlich interessanter wäre da schon die Nord, wobei hierfür einiges an finanziellem Aufwand notwendig oder der VfL Osnabrück in dieser Liga aktiv. wäre. Schauen wir mal, wohin der Weg führt. Zudem wurde mit Markus “Ente” Erdmann ein Armine auch noch Torschützenkönig der Liga: 34 Neben der Fußballsparte (seit 2010 auch wieder Treffer. Und das, obwohl 96 als Meister und spät- im Frauenbereich) gibt es seit Jahrzehnten erer Aufsteiger beispielsweise alleine ein bereits die Sparten Gymnastik, Handball und Torverhältnis von 120:29 hatte. Tischtennis. Neu hinzugekommen sind in den letzten Jahren American Football (2007 – Hanno- Pünktlich zum Jahr 2000 begannen die Verbände ver Spartans), Inline-Skaterhockey (2009 – Han- mit einigen Ligenreformen. So stieg Arminia aus nover Hotshots), Futsal (2010) und Poker (2012). der Regionalliga in die Oberliga Niedersachsen/ Bremen ab. 2004/2005 gab es dann eine Oberli- ga Nord mit den Bundesländern Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein, für welche sich der SVA erfolgreich qualifizierte. Im Mai 2007 musste Arminia dann mit rund 900.000 Euro Verbindlichkeiten einen Insolven- zantrag stellen. Damit war der erstmalige Gang in die Fünftklassigkeit besiegelt. Die Insolvenz selbst konnte aber glücklicherweise abgewendet werden. Im Jahr 2009 ging es dann noch eine Ebene tiefer: Sechsklassigkeit! Zwar konnte der sofortige Wiederaufstieg geschafft werden, die Oberliga selbst dann aber erneut nicht gehalten werden. Sportlich ging es erneut runter in die 6. Liga. Mit dem bitteren Beigeschmack, dass zwei Oberligisten die Lizenz erhalten hatten, anschließend aber während der laufenden Spielzeit die Insolvenz beantragten. Es gab diesbezüglich bereits vorher Gerüchte und ausreichend Hinweise, die vom Niedersäch- sischen Fußballverband (NFV) allerdings während der Lizensierung ignoriert wurden. Zu diesem Zeitpunkt war der SVA auf einem wirtschaftlich gesunden Niveau und stand als erster Nachrückerverein für die Oberliga bereit

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~ Arminia Hannover ~

Fans: nen aus dem Fanclub-Umfeld organisierte Strafraummilizcup statt. Ein Fußballturnier von Eine richtig feste Fanstruktur gibt es beim SV Fans für Fans, zu dem befreundete Fanclubs Arminia so direkt nicht. Nach dem Aufstieg in die anderer Vereine seit über 12 Jahren eingeladen 2. Bundesliga Nord wurde 1977 der Fanclub 77 werden und zusammen ein schöner Tag auf der gegründet, der vom Namen her auch heute noch Vereinsanlage verbracht wird. Gespielt wird existiert und damit einer der ältesten Fanclubs dabei auf Halbfeld und dies seit einigen Jahren sein dürfte. Einge der Gründungsmitglieder sind auch direkt im Stadion! Die weiteste Anreise hatten bisher wohl die Anhänger des Luton Town FC. Seit Januar 2012 gibt es mit dem “Blick über den Lahmannhügel” zudem ein Fanzine aus dem Vereinsumfeld, dass mehr oder weniger halbjährlich erscheint. Denn es gibt auch einen kleinen, reisefreudigen Teil an Fans, der seine Freizeit im In- und Ausland mit dem Besuch von Fußballspielen verbringt und darüber im Heft auch nach wie vor im Umfeld anzutreffen oder in Vereinsfunktionen selber aktiv. Ende April 2004 gab es von einigen jüngeren Leuten den Versuch mit der Ultra Fraktion Ar- minia Hannover (UFAH) neuen Schwung auf die Ränge zu bringen. Allerdings dezimierte sich die Truppe recht schnell selbst und das ganze “Projekt” schlief somit recht bald wieder ein. Was zumindest bei einigen Personen die dort dabei waren, sehr schade ist. Ansonsten gibt es bei Arminia eher kurze, spielbezogene (einige würden wohl sagen: old- school) Anfeuerungen und nichts, was in berichtet. Es versteht sich natürlich von selbst, irgendeiner Art und Weise in den Ultrabereich dass auch alle Spiele zumindest der 1. Herren- geht. Dafür sind aber alle Menschen am Bischof- mannschaft im Heft zu finden sind. sholer Damm gern gesehene Gäste. Ausnahmen Zudem stammen beispielsweise das Fußball- stellen hier lediglich Nazis und (rechte) Hooli- magazin nordvier ebenfalls aus dem Umfeld des gans dar. Dazu pflegen wir (bzw. versuchen es SV Arminia Hannover und auch einer der Vor- zumindest ☺) Freundschaften zu Anhängern vom sitzenden stammt direkt aus der Fanszene. VfB Oldenburg, RSV Göttingen 05, Altonaer FC 1893, VfL Germania Leer, FC Bremerhaven oder Internetlinks: Luton Town FC. Zudem sind eigentlich immer http://www.svarminia.de Vereinsseite bekannte hannoversche Gesichter des FC St. Pauli-Fanclub Hannover bei Spielen der Arminen http://www.bischofshol.de Fanclub 77 vor Ort und es gibt persönliche Kontakte http://www.lahmannhuegel.de Fanzine beispielsweise zu Tennis Borussia Berlin oder http://www.nordvier.de nordvier Roter Stern Leipzig. Mehr oder weniger jährlich findet der von Perso-

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~Termine/Veröffentlichungen~

Outputs:

Hafenschlampe Nr. 7

Die letzte Ausgabe der unvergleichlichen „Hafenschlampe“ erschien vor nun auch schon fast wieder einem Jahr. Die Nummer 7 vom Juni 2012 ist aber auch nach einem Jahr noch taufrisch zu lesen, sind doch Themen wie „Thekenschläfer“, „Hirtenbriefe“ oder „Rob‘s König“ zeitlos gültig.

Natürlich verfügt eine Hafenschlampe auch nicht einfach über einen festen Preis oder ist mal eben an der Clubhaustheke zu erwerben. Da muss man sich zur rechten Zeit am rechten Ort durchfragen und durchtrinken - die Hafenschlampe findet einen dann fast von selbst. Die 8. Ausgabe ist auch schon in den Startlöchern und wird voraus- sichtlich zum Antira-Turnier in Winterthur erscheinen.

Termine: Für Groundhopper, die „Klein Venedig“- AntiRa-Turnier in Winterthur Postkarte: Im Sommer spielt die Whiskykurve mit einem eigenen Team am AntiRa-Fanturnier auf dem Wer auf Reisen beim FCK vorbeischaut, Reitplatz des FC Töss. Das legendäre Fantur- grüsst jetzt seine lieben Daheimgebliebenen nier hat seinen Ursprung beim FC St. Pauli und mit einer schicken Postkarte vom Hafenareal wird dieses Jahr von der Winterthurer Bierkur- „Klein Venedig“. ve organisiert. Für das Turnier werden antiras- Die Postkarte erschien in Zusammenarbeit sistische Fangruppierungen aus ganz Europa mit der Fussball-Postkarten-Edition von anreisen. Angemeldet sind unter anderem knappdaneben.net und wird dort auch ver- Teams von Girondins Bordeaux, Athletic Bil- trieben. Die wunderschöne und detailreiche bao, Atalanta Bergamo, Tennis Borussia Berlin, Aufnahme stammt von Foto Gaccioli, Kreuz- FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf. lingen. Ebenfalls erhältlich ist die Postkarte bei Heimspielen im Clubhaus sowie beim Freitag, 5. Juli 2013 Grenzstadtkurier unter der Adresse auf Seite 15.00-20.00 Uhr Ankunft der Teams, Gruppen 3. und Supporter Ab 20.00 Uhr Welcome Party

Samstag, 6. Juli 2013 Vormittag: Turnier Nachmittag: Turnier und alternatives Programm Abends: Konzerte

Sonntag, 7. Juli 2013 Vormittag: Turnier Nachmittag: Turnier, Final Matches Abends: Trophy Ceremony, Abschlussparty Nähere Infos rechtzeitig unter www.whiskykurve.ch

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~ Gastbericht Frank Willmann ~

Folgender Text erschien am 29. März 2013 im sich auch beim Fußball beobachten, etwa zehn Berliner Tagesspiegel (www.tagesspiegel.de). Prozent der 150 Zuschauer des FC Kreuzlingen sind deutsch. Kreuzlingen kickt in der vierten Unser Kolumnist Frank Willmann war auf Fußball- Schweizer Liga, Konstanz ist fußballerisch bedeu- Forschungsreise am Bodensee. Beim Schweizer tungslos. Obwohl dort, im Gegensatz zu Kreuzlin- Klub FC Kreuzlingen fand er Currywurst aus der gen, ein massiges Stadion steht. Warum weiß Tüte, Alt-Profis auf dem Weg zur Schlachtbank keiner. Gehört sich wahrscheinlich für die ortsan- und Viertliga-Helden, die nach Schnaps benannt sässigen Schwaben so. Forellen, Wölfe und Schützengrabenbier Der Bodensee wird bestrahlt von der Sonne. Lan- ge, bereifte Gräser lugen aus dem See und grü- ßen den Reisenden. Ich halte aus Neugierde an und betrachtete den sehr sauberen See. Ich sehe unter mir in zwei Meter Tiefe den Forellen beim Liebesspiel zu. Der schluchzende Nordwind, der mich aus der fernen Ostzone bis in die Schweiz begleitet hat, bringt bissige, feuchte Kälte. Nebel steigt. Ich denke kurz an ungute Wölfe, erinnere mich aber schnell daran, wie man in den Alpenre- publiken Problemtiere kuriert. Der Schweizer trinkt zum Fußball gern Schützen- sind. Eine Entdeckungstour. grabenbier (oder so ähnlich) und verwöhnt sich mit Currywurst. Die Wurst steckt in einer Tüte. Meine Lieblingsbeschäftigung ist die Fußballfeld- Wenn man beispielsweise in St. Gallen Senf auf forschung. So konnte es nicht ausbleiben, dass ich die Wurst packt, schütteln die Leute die Köpfe. In mich eines schönen Tages in die Schweiz auf- Kreuzlingen und Bern wiederum, schütteln die machte. In Berlin ruht wetterbedingt seit Monaten Leute die Köpfe, wenn man keinen Senf auf die der Ball, in der Schweiz sollen der Sage nach in Wurst macht. Die Schweiz hat noch eigenes Geld. Bodenseenähe Ballspielende Buben gesichtet Ist vielleicht besser so. Zehn Franken Eintritt kos- worden sein. tet das Pokalspiel der beiden Vierligisten. Wer Schweizer wie Berliner werden vom gleichen gewinnt, kann im nächsten Jahr einen der Schwei- Nachtmahr geplagt. Es ist der Schwabe, der in zer Topklubs zugelost bekommen. Ich stelle mich seiner vielfältigen Gestalt nicht nur die Hirne ok- zu den Herren und Damen der Whiskykurve. DIE kupiert. Ich kam auf meiner kleinen Reise mit drei Kreuzlinger Fans. Heute sind es etwa zwanzig. Ich verschiedenen Dialekten des Schweizerdeutsch in brülle mit ihnen „Kruzliinge“. Jemand neben mir Berührung. In Kreuzlingen am Bodensee, klang sagt, die Städte bestehen aus Krebszellen. Für das die Schweizer Bezeichnung für uns Deutsche nach Bier berappt man vier Franken, der Schiedsrich- „Schwaab“. In St. Gallen hörten meine Ohren ein ter ist ne echte Pfeife, war uns schon vorm Spiel „Schwoobe“. In Bern wandelte sich der Begriff in klar. In der Kurve wird neben Bier auch Bio- „Schwoabeoi“. Oder so ähnlich. Gemeint ist sozu- Rotwein und biologischer Prosecco getrunken. sagen immer das Gleiche: der dicke Bruder aus Jedenfalls beweist das ein frohsinniger Schweizer dem Norden, der über die Jahrhunderte das mit gut gefülltem Weinglas. Schweizer Paradies berückt. Deutschland = Ecke heißt Corner und der Rotweinschweizer Schwaben. Wir Deutschen erfreuen uns im Aus- meint kurz nach Anpfiff, das Spiel würde heute eh land nicht überall außergewöhnlicher Beliebtheit. im Penaltyschießen entschieden werden. Die Kreuzlingen und Konstanz sind heute für die jün- Schweiz ist fußballerisch von England koloniali- gere Generation praktisch eine Stadt. Das ließ siert worden. Die Whiskykurve hat zwei Fanzines,

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~ Gastbericht Frank Willmann ~

eins heißt Hafenschlampe und wird von einem der Whiskykurve in den höchsten Tönen. Archäologen heraus gegeben. Feinster Lesestoff. Der Schiedsrichter hat ein Einsehen und lässt Neben mir ein exilierter Rathenower, leider war etliche Minuten nachspielen. Wer sollte es anders DER ESTE nicht da, der gern mal die ganze Kurve sein als Zwetschgen-Lutz (vielleicht habe ich, was mit nur sehr wenig müffelndem estnischem Tro- den Namen betrifft, etwas falsch verstanden), der ckenfisch abfüllt. Bei Kreuzlingen kickt mit Kondé mit einem feinem Solo auf der linken Seite Kreuz- lingen glücklich macht. 1:1 in der 96. Minute, es geht in die Verlängerung. Nach jeweils zwei wei- teren Toren muss das Elfmeterschießen, bzw. das Schützengrabenbier entscheiden. Ich trabe mit vielen neuen Freunden hinter das Tor. Wir haben dort nicht spielentscheidend gepöbelt. Glaube ich. Den Schiedsrichter juckt's nicht, den gegneri- schen Torwart schon. Kreuzlingen gewinnt selbst- verständlich das Elfmeterschießen. Im Vereins- heim lerne ich nun ein weiteres Nationalgetränk der Schweizer kennen. Es besteht aus einem kräf- tigen Teil Zwetschgenschnaps. Hinzu kommt ein wenig warmes Wasser, ein Schuss Kaffee und etwas Zucker. Es hört merkwürdigerweise eben- falls auf den Namen Zwetschgen-Lutz. ein ehemaliger Bundesligaprofi. Meist trabte er gelassen übers Feld. Die Schweiz scheint für viele Frank Willmann wurde 1963 in Weimar gebo- Altprofis kurz vor der Schlachtbank eine nette ren, reiste 1984 nach West-Berlin aus, veröffent- Adresse zu sein. Wie überall auf der Welt, ist un- lichte zwischen 1990 und 2002 zehn Prosa– und ter den Zuschauern ein Ostler. Der Rathenower Lyrikbände, schreibt Bücher zur Fussballkultur meint, womöglich würden die Deutschen wegen sowie Kolumnen und gibt Anthologien heraus. Er der dicken Autos und des ewigen Kopfnickens ist Mitglied der Autoren-Nationalmannschaft und „Schwaab“ genannt. Das mit dem Kopfnicken lebt in Berlin. habe ich nicht verstanden, mag am Schützengra- benbier (oder so ähnlich) gelegen haben. Seine Fussballwerke: „Und niemals vergessen - Eisern Union!“ Basis- Die Hoffnung heißt Zwetschgen-Lutz druckverlag, Berlin 2000, mit Jörn Luther Ein Herr Bela Volentik begründete 1935 seine Trainerkarriere in Kreuzlingen, die ihn über di- „BFC Dynamo - Der Meisterclub“ Das neue verse europäische Großvereine wie Sporting Berlin, Berlin 2003, mit Jörn Luther Lissabon, irgendwann zum BFC Dynamo nach „Stadionpartisanen - Fans und Hooligans in der Ostberlin führte. Um 1967 betreute er die Dyna- DDR“ Neues Leben, Berlin 2007 mokicker. Dieser Umstand ist die Ursache der letztjährigen Forschungsreise einiger Kreuz- „Ultras Kutten Hooligans: Fussballfans in Ost- linger ins Berliner Schwabenparadies Hohen- Berlin“ Jaron Verlag, Berlin 2008 schönhausen. „Zonenfussball - von Wismut Aue bis Rotes Kurz vor Spielende fällt endlich das erste Tor. Banner Trinwillershagen“ Neues Leben, Berlin Leider für den Gegner. Nun wechselt der Kreuz- 2011 linger Trainer Zwetschgen-Lutz ein. Der schiebt „Stadionpartisanen nachgeladen“ nofb- ein feines Bäuchlein vor sich her und ist mir auf shop.de, Berlin 2013 Anhieb sympathisch. Mein vom Schützengraben- bier verfeinerter Schnabel tiriliert gemeinsam mit „Fluch der Wahrheit - Willmanns Fussballko- lumne“ Culturcon Medien, Berlin 2013

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~ Gastbericht Pascal Claude ~

Gastbericht von Pascal Claude, erstmals veröf- scheint der Sack nie leer zu werden. Ein Fisch nach fentlicht auf www.knappdaneben.net dem andern findet an die Luft und dort begeisterte Abnehmer im Alter zwischen 4 und 43 Jahren. “In Kreuz-ling-eeeen, wenn Samstag ist”, singen Rafi- oli Pizzanta und seine Sängerknaben auf der bewe- Er habe, löst der barmherzige Verköstiger das Rät- genden Kleinschallplatte “Kreuzfahrt der Herzen”. In sel, geräucherten Fisch durch einen Mann aus Est- Kreuzlingen, wenn Samstag ist, sollte man sich um 16 land schätzen gelernt, mit dem er eine Reise zu ei- Uhr im Hafenareal “Klein Venedig” eingefunden nem Quali-Spiel zwischen Italien und Estland ange- haben, wenn man noch alle Tassen im Schrank hat. treten habe, um dann in Modena Fisch fressend Also zum Beispiel nicht blöd genug ist, sich an ei- durch die Kneipen zu ziehen, an jedem Ort einen nem Zwei-Perron-Bahnhof wie Berlingen aufs falsche schönen Berg Fischabfall zurücklassend. Ein Este – Perron zu stellen. Aber: “Wenn der Samstag dann besagter steht übrigens zufrieden daneben – habe kommt und die Reise sich lohnt – das ist FCK”, und die immer einen Notvorrat an geräuchertem Fisch da- Reise lohnt sich eben auch mit Verspätung, denn bei, und weil diese Tradition gerne weitergegeben “wo die Tribüne steht und die Seebrise weht – das ist wird, hat der Este heute dem Kreuzlinger einen Sack FCK”. Wir schaffen es haargenau auf die 38. Minute voll mitgebracht. “Werfen wir die Köpfe den Blauen und hören den Speaker sagen: “In der 38. Minute nach?”, fragt ein Mädchen. “Was fällt dir ein!”, erwi- geht der FC Gossau zwei zu eins in Führung.” In dert sein Vater. Nimmt einen Schluck, einen Fisch, und dann gleich noch einen Schluck. Oh wie durstig es macht, das salzige Tier! Am Ende haben wir drei Punkte, Gossau überholt um am Boden eine rechte Sauerei. Die Hafenkatzen können sich freuen auf den besten Samstagabend ihres Lebens, sie werden die Whiskykurve aller Voraussicht nach blitz und blank fressen. Oumar Kondé kommt sich bedanken, wie alle andern auch, und dass er dazu seine Handschuhe auszieht, ist nicht sonderlich klug, aber das kann er nicht wissen, das merkt er erst in der Kabine, wenn er sich fragt, weshalb um Gottes Willen seine Hände plötzlich so ganz furchtbar nach Fisch riechen. Gong, Feierabend. Bis bald, FCK. In der Bodensee- arena nebenan beziehen Stress, Fankhauser und die restlichen paar Voices of Switzerfuckingland Stel- lung, doch bevor sie zu wüten beginnen, sind wir weg. ”In Kreuz-ling-eeeen, wenn Samstag ist”.

Erwartung sackdicker Luft begeben wir uns in die Whiskykurve. Stimmung: gelassen. Niemals ein Penalty sei es zwar gewesen, aber wer sonst keine Sorgen hat. In der Pause hören wir die aktuellsten Transferepisoden und Interna rund um Trainer Marc Hodel, der neben Oumar Kondé den FCK 1905 seit dieser Saison beglückt. Dann Wiederanpfiff. Und der FCK legt los: 2:2, 3:2, Jubel. In der Kurve greift einer in seinen Plastiksack. Und holt einen Fisch heraus. Einen ganzen, geräucherten. Ein Handgriff, weg ist der Kopf. Noch ein Handgriff, der Fischbauch ist offen. Innereien raus, Fischchen filetieren. Und dann schön unter den Seinen verteilen. Und wie weiland beim Heiland seiner wundersamen Brotvermehrung

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~ Kreuzlinger Fussballplätze ~

Ein Fussballclub und seine Odysee durch die werden, etwa 700 Zuschauer säumten den Platz Gemeinde – eine Rückschau auf die Fussball- bei einem Spiel gegen den FC St. Gallen. Gegen heimstätten des FC Kreuzlingen. Sparta Schaffhausen kamen bei strömendem Regen gar über 1‘000 Zuschauer. Die gesell- geschrieben für sport-fan.ch schaftliche Anerkennung erfuhr zu Beginn der Heute trägt der FC Kreuzlingen seine Heimspie- 30er-Jahre ihren ersten Höhepunkt, eine Gönner le im Hafenareal aus, wie auch schon von den -Vereinigung unterstützte den FC Kreuzlingen 60er- bis Mitte der 90er Jahre. Die Zeit im Bur- nun tatkräftig. Mit der Verpflichtung eines engli- gerfeld dazwischen ist auch noch gut in Erinne- schen Profi-Trainers und der finanziellen Unter- rung. Die Älteren wissen, dass es früher an der stützung von Fabrikanten gelang eine beispiello- Konstanzerstrasse einen Fussballplatz gab, viel- se Siegesserie auf dem Egelsee, welche sich bis leicht mag sich einer auch noch an die Zeit erin- ins Finale der Ostschweizer Meisterschaft fort- nern, als er dort den Vater an grosse Fussball- setzte. Schon bald genügte der Sportplatz feste begleitete – etwa gegen die AS Roma oder Egelsee nicht mehr den gestiegenen Ansprü- den FC Everton. Aber kaum noch bekannt ist, chen. dass die Kreuzlinger Fussballpioniere zuerst noch unter dem Namen „Concordia“ im Grün- dungsjahr 1905 am alten Viehmarktplatz und Das Grenzland-Stadion an der kurz darauf an der Sonnenstrasse dem Ball Konstanzerstrasse nachjagten. Zwei Jahre später fand man an der In der Sommerpause 1932 stellte die Seifenfab- Bahnhofstrasse bei der alten Post idealere Be- rik Schuler dem FCK an der Konstanzerstrasse dingungen vor. Die Mobilmachung von 1914, (hinter dem heutigen Denner), eine grosse Flä- aber auch die Jahre davor, brachten einen gros- che zur Errichtung einer Fussballanlage zur Ver- sen Mitgliederschwund mit sich, sodass die fügung. Es entstand ein Fussballplatz welcher Platzmiete an den Posthalter nicht mehr begli- 5‘000 Zuschauern genügte, mit überdachten chen werden konnte und man weiterzog auf Sitzplätzen und bald auch mit der zweitältesten einen Rasenplatz im Seegarten, wo auch erste Flutlichtanlage der Schweiz, welche populäre grössere Fussballturniere abgehalten wurden. Abendspiele ermöglichte. Ein echtes Schmuck- stück um das man weitherum beneidet wurde. Auf dem später in „Grenzland-Stadion“ umbe- nannten Fussballplatz wurden eindrückliche Erfolge gefeiert. Schweizer Amateurmeister und Schweizer Fussballmannschaft des Jahres 1934, Aufstiegsberechtigung in die Nationalliga A, sogar Freundschaftsspiele gegen die AS Roma, Racing Club Paris, FC Everton, West Ham Uni- ted, 1860 München, Honved Budapest und viele weitere europäische Fussballgrössen fanden im kleinen Stadion an der Konstanzerstrasse statt. Selbst der damals amtierende Schweizer Meister Der FC Kreuzlingen im Seegarten (ca. 1912-1925) Servette Genf hatte an der Konstanzerstrasse vor 3‘000 begeisterten Zuschauern mit 3:2 das nach sehen. Zwischen 30‘000 und 50‘000 Zuschauer Der Sportplatz Egelsee besuchten die FCK-Spiele in den 30er-Jahren Mitte der zwanziger Jahre entwickelte sich der pro Saison. Extra-Züge an die Kreuzlinger Spiele Fussball mehr und mehr zum Zuschauersport. waren keine Seltenheit. 1925 konnte der Sportplatz Egelsee bezogen

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~ Kreuzlinger Fussballplätze ~

Mülldeponie präsentierte sich jedoch in einem schwierigen Zustand. Der neue Platz war bereits nach wenigen Trainings nicht mehr bespielbar und musste wieder verlassen werden. So spielte man die Meisterschaftsspiele zwischen 1959 und 1962 beim FC Tägerwilen, eine denkbar schwie- rige Situation. Die Trainings wurden in dieser Zeit im Grüntal abgehalten. Nachdem das Hafenareal notdürftig saniert wur- de, konnte man dort ab 1962 immerhin seine Meisterschaftsspiele unter einfachsten Bedin- gungen austragen. Sportlich ging es erst 1981 mit dem Aufstieg in die 1. Liga aufwärts. Zahlrei- che Zuschauer säumten die Spiele in den 80er und 90er-Jahren, wo es schöne Cupspiele und spannende Derbys zu sehen gab. Der Plan einer überdachten Tribüne mit Clubräumlichkeiten als Anbau an die Eishalle musste wieder in der Schublade verschwinden, da die Stadt für das Gelände im Hafenareal nur eine befristete Nut- zung für den Sport vorsieht.

Der FC Kreuzlingen an der Konstanzerstrasse Die erste Zeit im Hafenareal (1962-1997) (1932 bis 1959)

Das Burgerfeld Das Hafenareal Nachdem der FC Kreuzlingen 1997 zum wieder- Diese schönste Kreuzlinger Fussballzeit ging holten Male in die höchste Amateurliga aufstieg, spätestens Mitte der 50er-Jahre endgültig zu zog es den FCK für die Meisterschaftsspiele ins Ende. Schon bald mussten die verbliebenen Burgerfeld. Dort verbrachte der FC Kreuzlingen Kreuzlinger Fussballfreunde auch vom in die sportlich erfolgreiche 1. Liga – Jahre. Den gröss- Jahre gekommenen „Grenzland-Stadion“ Ab- ten Erfolg im Burgerfeld feierte der FC Kreuzlin- schied nehmen. Die zentrale Lage des Fussball- gen 2004 mit der Teilnahme an den Aufstiegs- platzes wurde dem FC Kreuzlingen 1959 zum spielen zur Challenge League gegen den FC Verhängnis. Die Stadt benötigte den Platz für Baulmes. Wohnsiedlungen und in kurzer Zeit musste der FCK seine geliebte Anlage verlassen. Zugewie- Als relativ komfortabel für die Zuschauer erwies sen wurde den Kreuzlinger Fussballern der heu- sich die grosse, teils überdachte Tribüne, sah tige Platz im Hafenareal. Die aufgeschüttete man von der Distanz zum Spielfeld durch die

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~ Kreuzlinger Fussballplätze ~

Leichtathletikbahn ab. Schwierig für den Verein jedem Auswärtsspiel in der 1. Liga sah man war dagegen die Organisation zwischen dem Fussballplätze die einen Spielbesuch angeneh- eigentlichen Clubgelände im Hafenareal und mer machten. Wer mal ein Fussballspiel auf dem Meisterschaftsspielort, ausserdem war der einem matschigen Erdhügel erlebt hat, weiss Aufbau eines Clubhauses verunmöglicht und was Kreuzlinger Fussballzuschauer gewohnt eine höhere Miete zu entrichten. waren. Besonders bei schlechter Witterung wurde ein Spielbesuch zum zweifelhaften Ver- gnügen und kostete dem FCK immer wieder viele Zuschauer und die damit verbundenen dringenden Einnahmen. Kurzzeitige Verbesserung brachte eine von den Wasserballern übernommene Stahlrohrtribüne. An den Sitzplätzen mit einer tollen Sicht aufs Spielfeld hatte man allerdings nur kurz seine Die Tribüne im Burgerfeld, hier spielte der FC Freude, die Tribüne war bald Sanierungsbe- Kreuzlingen von 1997 bis 2006. dürftig und wurde an den Eishockey-Club ab- Zwischenzeitlich kam eine Sportanlage gegeben. „Seezelg“ beim Schwimmbad Hörnli ins Ge- Da der jetzige Standort Hafenareal noch min- spräch. Die Pläne wurden 2001 ausgearbeitet destens 10-15 Jahre für den FC Kreuzlingen und sahen bei einer Bausumme von 6 Millionen erhalten bleibt (das ist auch die Mindestlebens- Franken als Kernstück eine überdachte Tribüne zeit des neuen Kunstrasenplatzes nördlich des mit rund 1‘000 Sitzplätzen vor. Weitere Fussball- Hauptplatzes), hatte sich 2010 eine Projekgrup- plätze, Clubräumlichkeiten und ein kleines Club pe mit Unterstützung der Stadt an die Arbeit -Café hätten die Anlage abgerundet. In der gemacht, Stadtentwicklungsplanung wurde das Gebiet „Seezelg“ als zu dezentral wieder verworfen. Das Stadion wurde 2004 praktisch identisch vom FC Wohlen gebaut.

Die Rückkehr ins Hafenareal Schliesslich kehrte der FC Kreuzlingen 2006 zurück ins Hafenareal. Allen Beteiligten war Das 2001 beim Hörnli geplante Stadion Seezelg klar, dass man die Situation im Hafenareal ver- bessern musste, um die Zuschauer wieder zum Fussball zu locken. Mit Hilfe von diversen Fir- men und FCK-Freunden konnten ausrangierte Schulcontainer aus Tägerwilen ins Hafenareal transportiert und zu einem zweck- mässigen Clubhaus umgebaut werden. Vor und nach den Spielen und bei diversen Anlässen entwickelte sich die darin befindliche Clubbeiz zum Mittelpunkt des Fussballclubs. Für die Zu- Die ehem. Stahlrohrtribüne auf dem Hafenareal schauer war die Infrastruktur allerdings noch lange nicht zufriedenstellend. Bei praktisch um mit kleinem Budget die Situation passabel zu gestalten. Die ersten positiven Weichen waren

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~ Kreuzlinger Fussballplätze ~

damit gestellt und in einer Abstimmung geneh- ballplätze und es bestehen in dem Gebiet gros- migte das Kreuzlinger Stimmvolk das Stadt- se Landreserven. budget inklusive Fr. 120‘000.00 zur Aufwertung Nachteilig wirkt sich im Döbeli, nebst dem tan- des Hafenareals. Am 21. Mai 2011 konnte zum gieren einer bestehenden Schrebergartenanla- Spitzenspiel der 2. Liga Interregional gegen ge, vor allem die anspruchsvolle Planung aus. den FC Balzers die heutige kleine Tribüne Die entsprechenden Flächen gehören der Stadt Konstanz, sind von dessen Gemeinderat zwar zur späteren Sportnutzung vorgesehen, aber die Abstimmung zweier Städte, mehrerer Ver- eine und Interessengruppen werden Zeit und Geduld beanspruchen. Auch die Konstanzer Fussballer, welche mit dem neu fusionierten SC Konstanz-Wollmatingen behutsam ein neues Aushängeschild aufbauen wollen, plagen Platz- 2012: Das Hafenareal mit Sitz- und Stehplatzstu- probleme, ein vielleicht sogar gemeinsamer fen Weg in dieser Frage ist noch Zukunftsmusik. mit 126 Sitz- und etwa 200 Stehplätzen einge- Die Platzsituation war für den FC Kreuzlingen in weiht werden. Auch der FC Kreuzlingen konnte seiner über 100-Jährigen Geschichte nie ein- seinen finanziellen Beitrag an die Tribüne in fach, sieht man von den Jahren an der Konstan- kurzer Zeit aufbringen, für jeden Sitz war zerstrasse ab. In der laufenden Meisterschaft schnell ein Sponsor gefunden. Zu Beginn der besuchen im Schnitt wieder mehr als 300 Rückrunde wurden weitere kleine Anpassun- Kreuzlinger und Kreuzlingerinnen ihren FCK – gen vorgenommen und heute überzeugt die die Einwohner haben ihren FC Kreuzlingen mit Anlage durch eine tolle Sicht aufs Spielfeld und seiner bewegten Geschichte nicht vergessen. kurze Wege zum Clubhaus. Einziger Wermuts- Eine zweckmässige und identitätsstiftende Hei- tropfen ist eine fehlende Überdachung. Auf- mat sollte der FC Kreuzlingen eines Tages auch grund der städtischen Raumplanung sind wei- auf Dauer erhalten. Solange wird man sich über tere Bebauungen im Hafenareal nicht er- jeden Zuschauer im Hafenareal freuen und wei- wünscht. Eine temporäre Lösung mit einer wet- ter seinen Beitrag zu einer vielfältigen Stadtkul- terfesten Schirmüberdachung ist in Abklärung. tur leisten.

Die Zukunft Wie bereits erwähnt wurde, ist das Gebiet Ha- fenareal in der neuen städtischen Raumplanung langfristig nicht mehr für Sportanlagen vorge- sehen. Das im Westen von Kreuzlingen gelege- ne Gebiet „Döbeli“ gilt als idealere Lösung für eine zukünftige Fussballheimat. Bereits in der Planung zu den erwähnten Steh- und Sitzstufen im Hafenareal wurde dies berücksichtigt, so sind die verwendeten Betonelemente auch für Bild: Hauptplatz/Clubhaus vom AS Calcio Kreuz- lingen im Döbeli einen Umzug geeignet. Das relativ zentral und verkehrsgünstig gelegene Döbeli verfügt be- reits über zwei vom AS Calcio genutzte Fuss-

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~ Zwei Profis auf Reisen ~

Zwei kleine Fussball-Touren standen 2012 auf Automat. Wir bissen in die Köstlichkeiten, Bella dem Programm. Die Wochenendfahrten führten Italia. Dafür sind wir gefühlte 10 Kilometer gelau- meinen Fussballfreund und mich diesmal in zwei fen, wieso auch nicht. Am nächsten Abend zum klassische Fussballländer. Im Januar gings nach altehrwürdige Stadio Atleti Azzuri d‘Italia, war Norditalien und im Oktober nach London (West bei diesem Spiel mit 26‘000 Zuschauern ausver- Ham - Arsenal und Tottenham - Aston Villa). Se- kauft. Davor hatten die das ganze Jahr kein einzi- rie A und Premier League. Normalerweise be- ges ausverkauftes Spiel. Das ganze Jahr. Dazu vorzuge ich die kleinen Fussballorte, doch in personalisierte Karten, also schwer sowas noch England habe ich auf dem Mittelklasse-Level zu bekommen. Ein Ticketschalter hatte zwar (Vereine wie Brighton, Crystal Palace oder Mill- offen, aber da wurde uns eine Karte zu einem wall) schon einige Spiele gesehen und Italien Preis angeboten bei dem man normalerweise war für mich gänzlich Neuland, da schaut man die halbe Saison hätte zuschauen können. So sich auch gerne zuerst mal in der höchsten Liga sieht also der legalisierte Schwarzmarkt aus, die um. In Italien wollten wir in drei Tagen an drei Verbrecher sitzen jetzt im Kassenhäusschen. So Spiele, dass hörte sich vernünftig an. Da diese sind sie, die Italiener. Wie die Idioten also zehn- Reise nebst schönen Eindrücken auch von Plei- mal ums Stadion gerannt um doch noch eine ten, Pech und Pannen handelte, berichte ich Euch von dieser Tour. Schliesslich liest man zwar gerne, wenn jemand ein schönes Stadion be- sucht, aber noch viel lieber liest man, wie einer grandios daran scheitert ein solches zu besu- chen.

Atalanta Bergamo - Juventus Turin 0:2 Freitagabend in Bergamo angekommen, Pizza, Rotwein, Dolce Vita, Du kannst kommen! In der winterlich kalten Stadt haben wir uns zu Fuss vom Handy navigieren lassen - so lange, bis alle Pizzerias geschlossen hatten. Na gut, Bergamo ist keine Kleinstadt, da wird man doch noch was warmes zu Essen finden. Ein Snackautomat an dem wir vorbei liefen, liessen wir noch lachend links liegen, was wir noch bitter bereuen sollten. Karte zu finden und dabei bereits komische Bli- Da, ein Mc Donalds, an der Tür angekommen, cke von einheimischen Messerstechern geern- schliesst der Angestellte direkt vor uns ab. Was tet, aber dann der Augenblick auf den wir ge- soll‘s. Weiter zum Bahnhof, da hat doch immer wartet hatten. Ein alter Mann mit einer Karte zu was offen. In der Ferne leuchtet schon ein Kebab viel. Zum Schnäppchenpreis, natürlich mit Stand. Nichts wie hin. Es kommen uns schon falschem Namen. Kann man aber versuchen. Ich Leute mit Kebabs in der Hand entgegen. Aber hatte jetzt also eine Karte - mit falschem Namen klar, als wir dort sind, gibt’s keinen mehr zu zwar, aber immerhin. Die habe ich mit grosszü- kaufen. Dafür werden uns am Bahnhofsplatz giger Geste an meinen Begleiter weitergereicht. Drogen angeboten (wahrscheinlich sahen wir so Mein Fussballfreund ging also zum Eingang, verzweifelt aus). Unsere letzte Rettung, der aber hatte seinen Ausweis im Hotelzimmer, kann Snackautomat den wir Stunden vorher irgendwo passieren, aber so geht’s nicht in Italien. Also gesehen hatten. Weit nach Mitternacht und eini- landete die Karte wieder bei mir. Ich hatte mehr ge Fluchwörter später, hatten wir diesen wieder Glück, mit Ausweis und falschem Namen kam ich gefunden. Bei Kaufhausmusik und Dreieckbröt- rein. Das erste Tor für Juventus schoss der chen standen wir also halbverhungert vor dem Schweizer Stephan Lichtsteiner. Die Bergamas-

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~ Zwei Profis auf Reisen ~

ker Rentner-Gang hinter mir und vor mir nun wild am fluchen. Die Atalanta - Tifosi in der Fan- kurve wirkten mit ihrem Support ziemlich bri- tisch und das nicht nur wegen der bekannten Union Jacks in den Klubfarben blau/schwarz/ weiss. Hat gefallen. Währenddessen vertrieb sich mein Bekannter mit deutschen Groundhop- pern das Spiel in der Stadionbar. Die wussten‘s auch nicht besser mit den Karten.

Novara Calcio - AC Milan 0:3 Am nächsten Tag gings nach Novara, westlich von Mailand. Erstmals seit 55 Jahren wurde No- vara Calcio wieder Erstklassig. Stieg aber Ende der Spielzeit direkt wieder in die Serie B ab. fen lassen. Nichts wie raus, nichts wie weg aus Novara. Es zeichnete sich langsam ab: Zwei Profis auf Tour.

Inter Mailand - Lazio Rom 2:1 Zurück nach Mailand, und ab zum San Siro. 83‘000 Plätze - da müssen doch zwei Plätze übrig sein. Bereits Stunden vor dem Spiel am noch geschlossenen Kassenhäuschen gestanden, dies- mal überliessen wir nichts mehr dem Zufall. War eiskalt. Mit meinen coolen, aber wetteruntaugli- chen Gola-Turnschuhen hab ich mir dann beim langen stehen auf eiskaltem Beton (und wohl schon zuvor durch die stundenlangen Irrwege in Bergamo) eine schmerzhafte Sehnenentzündung Beim Spiel gegen Milan handelte es sich also um geholt. Nun hatten wir die Karten, aber ich konn- ein echtes Derby. Karten im Vorverkauf? Hatten te nicht mehr laufen. Mein Bekannter schleppte wir versucht, aber die Kartenagenturen mit ihren mich ins San Siro. Ins Heiligtum, fast oberster Fantasiepreisen waren jenseits von Gut und Bö- Stock, keine einfache Sache wenn jeder Schritt se, nicht mit uns. Novara war die ganze Saison wie die Hölle schmerzt. Da war er also endlich, schliesslich nicht ausverkauft. Aber natürlich an der italienische Fussball, zu zweit sassen wir dem Spiel. Ihr ahnt es schon, das wurde uns zum nebeneinander im Stadion. Den Tränen der Rüh- Verhängnis. Für das knapp 18‘000 Plätze umfas- rung nahe, den Tränen der Erleichterung. Bei sende Stadio Silvio Piola gabs keine Karten mir waren‘s bald Tränen der Schmerzen. Um uns mehr. Schade eigentlich. Sehr schade eigentlich. herum hüpften die Ultras glückselig. Der beis- Wenigstens gabs hier Salsiccia, vor Frust hab ich sende Rauch der Bengalos betäubte meinen gleich zwei gegessen. Dann wollten wir im Pub Schmerz. Danach zum Auto geschleppt, nach ein mit den Novara-Ultras was bestellen, war natür- paar Kilometern am Steuer gleich mal blitzen lich unmöglich bei dem Gedränge. Wenigstens lassen, natürlich aber erst in der Schweiz, wo‘s auf die Toilette, ging auch, doch anschliessend richtig teuer wird, wenn‘s hart kommt, dann die verspiegelte WC-Ausgangstür nicht aufge- gleich richtig. Zuhause zum Notarzt. Andere bracht, wie ein Idiot von der Putzfrau befreien brauchen Aserbaidschan, für uns war das Land lassen, das komische am Ganzen, mein Bekann- südlich der Alpen Herausforderung genug. In ter musste sich auch schon von der Putzfrau hel- England sahen wir dann übrigens alle Spiele.

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~ Fussball & Fankultur ~

Stadionpartisanen nachgeladen Der Fluch der Wahrheit - Frank Willmann Willmanns Fussballkolumne nofb-shop.de, D 2013 Frank Willmann ISBN 978-3-00-039788-2 Culturcon Medien, D 2013 Die komplett überarbeitete und stark erweiterte ISBN 978-3-94-406803-9 Neuauflage mit 377 neuen Fotos und Dokumen- Endlich gibt es ten aus dem MfS-Archiv ist ein echter Wälzer zur Frank Willmanns Geschichte der Fussballfans in der DDR. In ers- beim Berliner Ta- ter Linie kommen die damaligen Fans selbst zu gesspiegel erschei- Wort - und nende Fussballko- das ausführ- lumne in Buchform. lich auf über Der Autor geht bei 460 Seiten. den im Sammel- Aber auch band ausgewählten e i n s t i g e Texten wieder der Funktionäre, Frage nach, wovon Journalisten der Fussball wirk- und Mitar- lich lebt. Dabei hat beiter des er ein Gespür, wo Ministeriums die Orte zu finden für Staatssi- sind und erlebt c h e r h e i t daher reichliche, s c h i l d e r n mitunter skurrile, Begebenheiten rund um den ihre Erinne- kleinen Fussballkosmos den wir so lieben. Zugu- r u n g e n . te kommt den Texten, dass Frank Willmann sein Geschichte Handwerk einfach beneidenswert gut versteht für Geschichte taucht man tiefer hinab in die und ein Meister im Umgang mit Buchstaben, Welt der damaligen Fussballfans im DDR- Wörtern und Sätzen ist. Dann ist da noch das Regime. Man liest von Leidenschaft, Problemen entscheidende Gespür für die mitunter komi- mit dem Staatsapparat oder einfach von einer schen Momente, womit auch der subtile Humor typischen Fussballjugendzeit, wie sie viele von nicht zu kurz kommt. 59 kleine Fussballgeschich- uns nicht soviel anders selbst erlebten. Mal lus- ten, die gute Laune machen! tig, mal nachdenklich, erzählen die Protagonis- ten von ihrem Schicksal, Fussballfan in einem Kinder der Westkurve - Staat zu sein, bei welchem alles nonkonforme Die Geschichte der HSV-Fans verdächtig und politisch war. Das sich dabei Hamburger Schriftmanufaktur, D 2012 manche Erlebnisberichte gleichen, ist nur lo- ISBN 978-3-00-039323-5 gisch und macht die geschilderten Episoden Was für ein Buch! Allein schon die äusseren Mas- noch glaubwürdiger. „Stadionpartisanen nachge- se: 3,3 Kilogramm schwer, über 650 Seiten stark. laden“ ist ein mit Herzblut herausgegebener Ein wahres Mammutprojekt haben die Autoren Wälzer, den man sich gerne ins Buchregal stellt. hier durchgezogen. Entstanden ist das beste An Fankultur interessierte oder damalige Zeit- Buch, das jemals über eine deutsche Fanszene zeugen, werden das Buch am Stück lesen, man geschrieben wurde. Ein Standardwerk und eine kann sich aber auch gut immer mal wieder ein hohe Messlatte für nachfolgende Buchprojekte Kapitel vornehmen. Ein echtes Lese– und Blätter- anderer Fanszenen. Genau so und nicht anders werk eben. sollte ein Buch über ein solches Thema sein. Sehr lesenswert geriet schon der Einstieg über die Heimstätten der HSV-Fans und über die Fussball-

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~ Fussball & Fankultur ~

freunde der Gründerzeit. Der Mythos Westkurve Ultras Italien - Bildband kommt natürlich nicht zu kurz, die Ultraszene Passione e Mentalità 1998-2006 wird ausführlich beschrieben, die Urgesteine Josef Gruber der Fanszene kommen zu Wort, es geht um Fan- Burkhardt & Partner, D 2012 zines, Auswärtsfahrten, Fanpolitik, Partys, Treff- ISBN 978-3-94-015910-6 punkte, Fanclubs, Sammler, Fanfreund– und Das von „Blickfang Ultra“ promotete Buch dürfte Feindschaften und um alle weiteren Begleiter- vor allem diejenigen Ansprechen, welche nach scheinungen rund um die Spiele und die Fansze- dem vielbeschworenen Lebensgefühl der faszi- ne. In „Kinder der Westkurve“ werden aber auch nierenden aber auch gewalttätigen italienischen die dunklen Seiten der Fankultur beleuchtet, die Ultra-Szene der Faszination der Gewalt, der Rechtsextremismus, früheren Jahre besonders in den 80er Jahren. Das die Macher Ausschau halten. aus der Fanszene selbst kommen und beim HSV Auf 320 Seiten sozialisiert wurden, merkt man dem Buch positiv bekommt man an. Mit soviel mittels hunderter Liebe zum Detail Farbfotos einen wird alles aufge- Einblick in die arbeitet, da wird heute anschei- einem wieder nend mehr oder klar, manche weniger unterge- Dinge übergibt gangene Ultra- man in Vereinen Welt der Jahre am besten an 1998 - 2006. Was Fans - dann wohl auch die kommen Werke letzten Jahre wa- mit Seele und ren, bevor die Leidenschaft Szene an seiner eigenen Gewalttätigkeit erstick- heraus. Ein wei- te, ein Mahnmal vielleicht auch für die Ultrabe- teres Geheimnis wegungen hierzulande. Einziger Nervfaktor der des Buches: Die wenigen, aber interessanten Texte und Inter- Offenheit. Es views, ist die teilweise fehlende Distanz zur Ge- wird kein Aspekt walt, nicht nur der Gruppen, sondern auch des ausgeklammert, so kommt das Buch ehrlich und Herausgebers. Wobei man als kritisch denken- authentisch rüber. Neben den knapp 2‘000 (!) der Mensch darüber hinweg sehen kann. Eine Fotos bestechen die Texte durch Selbstreflexion, Kaufempfehlung für alle, die mehr über die itali- Insider Informationen, (Selbst-)Ironie, Akribie enischen Ultragruppen und ihre Geschichte er- und Leidenschaft. Dabei gelingt „Kinder der fahren möchten. Westkurve“ der Spagat zwischen Sachbuch und Fanzine-Stil ausgezeichnet. Alle Akteure der HSV Buenos Aires - Die Welthauptstadt des Fuss- -Fanszene können sich über dieses Werk freuen, balls (Bildband) man darf gespannt sein, ob es bei anderen Ver- Reinaldo H. Coddou einen Nachfolgebücher geben wird, die an die- Edition Panorama, D 2011 sen Meilenstein herankommen. Es dürfte schwer ISBN 978-3898234306 werden. Nirgends sonst, ausser vielleicht noch in London, Fazit: Eine Pflichtlektüre für jeden HSV-Fan und prallen soviele Profi-Vereine in einer Stadt aufei- eine Bereicherung für alle am Thema Interessier- nander wie in Buenos Aires. Leistungsfussball in te. den höchsten Ligen wird in gleich 60 Vereinen gespielt und kaum an einem anderen Ort wer-

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~ Fussball & Fankultur ~

den die Vereine Claude. so leidenschaft- lich in ihren Stadt- Swiss League Player‘s Record teilen gelebt, wie Ligue Nationale A 1933 - 2008 in der Hauptstadt Jean-Pierre Malherbe / Guy de Dekker A r g e n t i n i e n s . Heart Books, Belgien 2012 Reinaldo Coddou, Vom empfehlenswerten Sportantiquariat Ger- welcher vielen mond wurde ich auf dieses Statistikbuch auf- von euch viel- merksam gemacht. Die Belgier Jean-Pierre Mal- leicht von „11 herbe und Guy de Dekker haben sich die Mühe Freunde“ bekannt gemacht, sämtliche Spieler der höchsten Schwei- ist, lebt seit vielen zer Spielklasse seit Einführung der eingleisigen Jahren in Buenos Nationalliga A, aufzuführen. Geordnet nach Ver- Aires, was man ein und Spieljahr mit der Anzahl Spiele pro Sai- seinem Bildband son und den geschossenen Toren. Die 250 akri- anmerkt. In einem bisch zusammengetragenen Seiten beinhalten schönen handlichen Format bietet das Buch auf auch alle Tabellen seit 1933, die Ewige Tabelle, 315 Seiten spektakuläre, wie auch persönliche alle Torschützenkönige und eine interessante Einblicke in die fast schon religiöse Liebe der Bibliography als Quellenangabe. Das hat auf den „Portenos“ zum Fussball ihrer aussergewöhnli- ersten Blick zwar den Charme eines Telefon- chen Stadt. Ich konnte mir noch ein Exemplar im buchs, doch gerade das altmodische Layout ist in FCZ-Museum sichern, anscheinend ist das Buch der heutigen reizüberfluteten Zeit auch ange- vergriffen. Auf Amazon steht es derzeit bei stol- nehm. Doch nicht nur für Statistikfreaks und aus- zen 129 Euro. Regulär war das Buch für 25 Euro gesprochene NLA-Fans ist die Zusammenstel- zu haben, gut möglich, dass der Bildband neu lung interessant, als Nachschlagewerk ist das aufgelegt wird. bereitgestellte Datenmaterial auch hilfreich für Fussballhistoriker. Calcio a 45 giri Leider kommt der Riccardo Scannapieco FCK zwar nicht Caratterimobili, I 2013 direkt drin vor, ISBN 978-8-88-9698933-3 auch wenn ihm in Ein Büchlein über Vinylsingles, welche italieni- der ersten Saison sche Fussballvereine huldigen. Allein schon die 33/34 ein Start- Idee ist grossartig. Herausgebracht wurde das platz in der neuen Kompendium vom Bologneser Mod-, Beat– und NLA zugestanden Obskur-Vinyl-DJ Riccardo „Scanna“. Dabei wer- hätte, doch so den sämtliche bekannte Veröffentlichungen nach manch ein Spieler Verein geordnet aufgelistet, die schönsten von Kreuzlingen Covers gibt’s dazu, leider hat man von den Tex- findet sich in den ten, als des italienisch nicht mächtigen, nicht Anfangsjahren im viel. Dafür entschädigt, nebst der liebevollen Swiss League Play- Aufmachung, die beigefügte CD mit einer schö- er‘s Record Book nen Auswahl an italienischen Fussballliedern. nach einem Ver- Spätestens bei einer Auswärtsfahrt mit dem Auto einswechsel an ins Tessin kann man damit seine Freundin in den anderer Stelle wieder und wird so auch für die Wahnsinn treiben. Kreuzlinger Clubhistorie interessant. So ver- Ein Anfang ist gemacht - jetzt fehlt nur noch ein schlug es nicht nur wie bekannt Norman Smith deutschsprachiges Werk zum Thema von Pascal und Béla Volentik zum FC St. Gallen (letzteren

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~ Fussball & Fankultur ~

auch noch zu diversen anderen Vereinen), auch Borussia für das Trainingslager am Bodensee. So Anton Bacher, Volery und Colongo (alle Servette fiel das bereits zugesagte Freundschaftsspiel Genf), Josef Hautle (ebenfalls FC St. Gallen) und zwischen dem FC Kreuzlingen und Tennis Borus- Walter Korber (FC Luzern) wechselten in den sia Berlin ins Was- dreissiger Jahren vom FC Kreuzlingen in die ser und Jörg muss- höchste Schweizer Spielklasse. Das Statistical te seine Reiseplä- Overview gibt’s für Fr. 47.00 unter ne umdisponie- www.sportantiquariat.ch. ren. Stattdessen also die Baltischen Blick über den Lahmannhügel, Nr. 3 Länder plus Finn- Torsten Bunde land. Die Reise– Hannover, Januar 2013 und Hoppingbe- [email protected] richte auf 76 A5- Ein richtig schönes Oldschool-Groundhopper- Seiten lassen auf Zine bieten Torsten Bunde und seine Mitstreiter einen gelungenen mit dem Blick über den Lahmannhügel“. Auf 128 Aufenthalt schlies- A5-Seiten gibt es in der 3. Ausgabe schön old- sen. Tolle Berich- school gelayoutete Hoppingberichte aus Belgi- te, wie derjenige en, Dänemark, England, Frankreich, Niederlan- über einen finni- de, Österreich, Schweden, Serbien, Spanien und schen Verein na- aus allen möglichen deutschen Ligen. Auch die mens Sexy Pöxyt“, was übersetzt „Sexy Hosen“ Schweiz ist vertreten mit der Partie FC St. Gallen heisst, und dessen Offizielle auf Nachfrage pein- gegen den FC Lausanne Sport. Die Kommerz- lich berührt meinten, dass sie bei der Vereins- AfG-Arena mit seinen ganzen Begleiterscheinun- gründung 1985 nicht dabei gewesen wären und gen ging dem Besucher anscheinend ganz schön nichts für den bescheuerten Namen könnten. Der auf die Nerven. Das nächste Mal empfiehlt sich Sexy Pöxyt - Torwart köpfte in der 91. Minute unser Hafenareal als Alternative. Selbstverständ- übrigens zum Ausgleich ins gegnerische Tor und lich kommt unter den sage und schreibe 137 wurde anschliessend von den drei einzigen Sexy Spielberichten auch der Lieblingsverein Arminia Pöxyt - Fans unter den 31 Zuschauern über- Hannover nicht zu kurz, gleich 35 Spielbesuche schwänglich gefeiert — Groundhopperperlen fallen auf diesen. Eine Reisefreudigkeit, die in eben. Wenn ich mir anschaue, wo Jörg im letzten Kreuzlingen manchmal leider zu kurz kommt. halben Jahr überall war, schreit es geradezu Das Heft ist was für Hoppingfreunde, flüssig ge- nach einem nächsten Teil vom Edelstahl, da wäre schrieben, aufschlussreiche Fotos und mit Sinn sehr Interessantes dabei und das mit dem Spiel- für Humor. besuch im Hafenareal holen wir auch noch nach, ob mit oder ohne TeBe! Edelstahl, Groundhopping Special Nr. 2 All to nah, Rundschrift der Anhänger des AFC Jörg Pochert von 1893 Berlin, Dezember 2012 Jan Stöver [email protected] Hamburg, Nr. 16 (März `12), Nr. 17 (August Unser TeBe-Freund Jörg Pochert hat nach seinem `12), Nr. 18 (Oktober `12), Nr. 19 (Februar `13) 2010 erschienenen Groundhopping Special Nr. 1 [email protected] (Tour durch Grossbritannien, Nordirland und Sehr fleissig sind die Fanzinemacher aus Altona, Irland) nun eine weitere Ausgabe für Hopping- erscheint ein Grenzstadtkurier, kann man davon Freunde zusammengestellt. Diesmal führte seine ausgehen, dass in gleicher Zeit vier Ausgaben Reise nach Finnland, Estland und Lettland. vom All to nah erschienen sind. Ein oldschool- Grund der Reise war die Absage von Tennis Fanzine, oder eine Rundschrift, wie sie wohl

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~ Fussball & Fankultur ~

besser nicht zu Altona passen könnte. Allein Vinyl-Single „Kreuzfahrt der Herzen“ vorgestellt. schon das Kapitel „Der Fussballpoet“, mit kurzen Reimen zu jedem AFC-Spiel, eine von der engli- Unterwegs - Das etwas andere Fanzine aus schen Fussballkultur aufgegriffene Idee, die Österreich wunderbar ins Heft passt. Dazu die von Künstlern Josef Gruber gestalteten AFC-Sammelbilder, kreativ geschrie- Nr. 7 (November 2012) bene Kurzgeschichten, Interviews, Karikaturen, [email protected] viel Geschichts– und Fanbezug, ein paar Spiel- Ich dachte schon, dass ich beim Grenzstadtku- berichte, eine Bücherecke und ein Fanzinesam- rier eine lange Pause gemacht habe, aber das melsurium, und so weiter. Wahnsinn was die scheint nicht nur mir und Jörg vom Edelstahl so Fanszene rund um Altona 93 für ein kreatives zu gehen. Nach 12 Jahren Pause erschien nun die Potential hat! und dann noch so ausgesprochen Nr. 7 vom „Unterwegs“. Am einfachen Word- altmodische Sachen wie eine Rätselfrage pro Layout mit Klebetechnik hat sich nach all den Ausgabe und Kartengrüsse (!), muss ich noch Jahren nichts verändert, also kann der Fokus s a g e n , ganz auf die Texte gelegt werden. Die Artikel dass ich sind lebendig geschrieben und die Themenaus- das All to wahl ist interessant gelegt, vom Interview mit nah liebe? einem alten Italien-Fahrer, einem Salzburg- Interessant Fanclub in Wien und mit dem alten Wigan– und sind auch Liverpool-Fan Ted Nugent über ausgesuchte die Gast- Spielberichte von Italien, England und Polen, b e r i c h t e dazwischen auch mal ein 6.-Liga-Spiel mit von ande- Fanszenen in Österreich und dann ein Bericht ren, meist über die Fedayn Napoli 1979. Inklusive eines aus k l e i n e n dem Neapolitanischen übersetzten Interviews Kurven. In mit der Gruppe aus einem alten Supertifo. Hier der Nr. 16 wurden keine Mühen und Kosten gescheut. ist ein 4- Langweilig wird’s einem dabei nicht. Ist aber s e i t i g e r noch nicht alles, es geht weiter mit einem Fanzi- G r e n z - nemacher-Interview, gefolgt von einem wieder stadtkurier sehr spannenden Interview mit einem alten Ein- - B e r i c h t tracht-Fan, Subkultur beim Fussball vor 30, 40 über den Jahren kommt da zur Sprache, sehr cool. Der hat FC Kreuz- alles durchgemacht, vom traditionellen Skinhead lingen und über die Adler-Front bis zum bekannten Techno- die Whis- DJ. Zum Abspann dann noch Reviews über Bü- kykurve im Heft, dazu Reviews über den Grenz- cher, DVD‘s und Fanzines. Alles mit viel Insider- stadtkurier Nr. 6 und die Hafenschlampe. Leider wissen, da ist einer schon Jahrzehnte unterwegs. hat der letzte Spielbesuch einiger Whiskykurvler Wie ihr euch bei der Themenauswahl schon vor- bei Altona nicht geklappt, der geplante Spielbe- stellen könnt, liegt auch eine gewisse Faszination such fiel wegen Schneefalls aus. In der Nr. 19 für Gewalt beim Fussball vor. Ist zweifellos ein gibt’s eine CD als Beilage mit 14 für Altona auf- Teil der Fankultur-Geschichte, hat auch wie im genommenen Songs. Haben wir im Fan-Bus zum nachfolgenden „Pasión Latina“ eine unbedingte Auswärtsspiel nach Wettswil durchgehört, hat Berechtigung erwähnt zu werden, als Teil der uns prima die Zeit vertrieben und nach ein paar eigenen (Jugend-)Geschichte noch nachvollzieh- Bier fallen auch die qualitativ schwächeren bar, aber hier wird schon ein bisschen exzessiv Songs nicht mehr ins Gewicht. Ebenfalls in der auf dem Thema rumgeritten. Na gut, jedem das Nr. 19 wird in der Rubrik „Plattenkiste“ unsere seine, solang man‘s selbst so hält. Zurück zum

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~ Fussball & Fankultur ~

Thema, der Autor zeigt sich auch verantwortlich derem, weil der Layouter schwanger wurde, für eine Buchveröffentlichung, der Bildband wenn nicht sogar sein Baby stillen musste, und „Ultras Italien“ auf der vorigen Seite stammt säugen. Mit anderen Worten, es ist die übliche ebenfalls aus seinem (Bild-)Fundus, ausserdem Geschichte, immer die gleichen machen fast ist er mit einem Blog im Internet vertreten. alles und irgendwann ist das Fass voll, oder leer. Sehr schade, denn der Zugriff! Ist (war?) eines Pasión Latina - Magazin für Fussball & Fan- der besten Fanzines im deutschsprachigen kultur in Lateinamerika Raum. Die vielleicht letzte Nummer muss man Nr. 4 (2013) natürlich noch unbedingt erwerben, auch wenn Vertrieb: www.nofb-shop.de die Nr. 9 anscheinend auch dünner als zuletzt Wer sich für Fuss- daherkommen wird. ball– und Fankul- tur in Südamerika Zwölf - interessiert, ist mit Sonderausgabe Fankultur dem Pasión Latina Redaktion u.a. Saro Pepe, Mämä Sykora bestens bedient. Oktober 2012 Das vollfarbig [email protected] erscheinende Das 120 Seiten dicke Sonderheft „Fankultur“ war A 5 e r - M a g a z i n gleichzeitig die Begleitpublikation zur Sonder- b e ri ch t e t a uf ausstellung „Fankultur - Szenen aus dem Stadi- deutsch über alles on“ im FCZ-Museum. Die Erwartung an diese wissenswerte rund Ausgabe war gross, sind doch schon die regulä- um die südameri- ren Ausgaben des „Zwölf“ ein äusserst sympa- kanischen Szenen. thischer Lesestoff. Um es kurz zu machen, das in In der Nr. 4 wird einer 6‘000er Auflage erschienene Fankulturheft das Hauptaugen- erfüllte die hohen Erwartungen voll und ganz. merk auf Uruguay Allein schon die Aufmachung, wie bei „Zwölf“ gelegt. Jeder ein- gewohnt, sympathisch gelayoutet und auf schö- zelne Verein, welcher über eine Fanszene ver- nem oldschool-Papier gedruckt. Dazu wunder- fügt, wird vorgestellt und auch die Geschichte schöne neue Fotos (wie man selbst das Thema der Clubs kommt dabei nicht zu kurz. Präsentiert Kinder-Ultras vom FC Wiesendangen mit so tol- wird das ganze mit einer Landkarte, den Ver- len Bildern in Szene setzen kann, ist fast schon einswappen, den Stadien, Spitznamen der Verei- erschreckend - sind doch Kinder-Ultras ein für ne, Infos zu Land & Leute etc. Also auch für eine Besucher unterklassiger Fussballspiele allseits Reiseplanung sehr gut geeignet! Das Pasión Lati- bekanntes, wie auch gefürchtetes Phänomen). na überzeugt dabei voll und ganz und war sicher Dafür wird mit einem anderen Unding genüsslich schon für viele der Auslöser, selbst diesen fuss- abgerechnet, dem unsäglichen Nati-Publikum ballverrückten Kontinent zu besuchen. (Kuh-Krux-Klan). Anschliessend entschädigt gleich wieder der reichhaltige Fundus an alten Zugriff! Fanbildern - ein Genuss. Bei einem runden Tisch Fanzine des BFC Dynamo, Nr. 9 kommts zum Spielabbruch mit einem Diskussi- Mai 2013 onsteilnehmer, somit ist auch ein kleiner Eklat im [email protected] Heft. Kein Wunder, berührt das Thema „Fans & Auch der Zugriff! benötigte über anderthalb Fussball“ doch ganz emotionale Dinge, wird Jahre für die neue Ausgabe. Dieser erscheint auch mal politisch, mal unvernünftig und befin- vier Tage nach diesem Grenzstadtkurier am 29. det sich in einem ständigen Prozess wie die gan- Mai 2013. Wahrscheinlich wird es die letzte Aus- ze Gesellschaft. Mit diesem Sonderheft bekommt gabe der dynamischen Berliner sein. Unter an- das Spiel mit seinen Begleitumständen eine wei-

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~ Fussball & Fankultur ~

tere Liebeserklärung. Ein Interview mit den ers- läuft und was die Jugend von heute so treibt, ist ten Ultras der Schweiz findet sich auch im Heft, hier bestens bedient. die wilden Siebziger werden porträtiert und zeigen schonungslos, wie gewalttätig schon da- Erlebnis Fussball mals die Fankurven mitunter waren, nur ging die Letzte Ausgabe: Nr. 58 (Februar 2013) Presse viel nüchterner mit dem Thema um. Es [email protected] geht um Ultras, TV-Fans, Hooligans, Auswärtsrei- Das älteste deutsche Kurvenmagazin. Seit kur- sen, dem Verlust des Humors, die Gegentribüne, zem mit einem neuen Redaktionsteam. Spielbe- den Schweizer Cupfinal, Fangesänge, Bier, Fan- richte, Interviews, Kommentare. Hunderte Fotos. zines, die Entfremdung von Spielern und Fans und vielem mehr. FCK-Matchprogramm- Blickfang Ultra Zeichner Christophe Badoux hat auch seinen Letzte Ausgabe: Nr. 27 (April 2013) Comic untergebracht. Sehr schön. Wenn man ein [email protected] Heft zu diesem Thema braucht, dann dieses. Hier wird das eigene (Ultra-)Handeln auch mal gerne kritisch hinterfragt. Kreative Berichte, tolle Fotos. Mit Arne Lorenz ist ein früher oft in der Anschliessend noch die bekannten deutschspra- Whiskykurve gesehener Bekannter im Redakti- chigen und vereinsübergreifenden Ultra- onsteam. Magazine, alle (mehr oder weniger) im Format A5, vollfarbig, ziemlich professionell gelayoutet 45° und jeweils ziemlich umfangreich. Wer wissen Letzte Ausgabe: Nr. 6 (April 2013) will, was jenseits unserer oldschool-Gruppen [email protected] Das neueste überregional erscheinende Kurven- heft. Fast ausschliesslich Spielberichte mit Hin- tergrundinfos. Etwas schlichter gelayoutet als die Konkurrenten. Erscheint monatlich.

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~ Vereinsgeschichte ~

Anfang der dreissiger Jahre herrschte beim FC bourg im Gespräch, doch bereits nach einem Kreuzlingen Aufbruchsstimmung. Es kamen in Spiel wurde dieser durch Cerveny ersetzt. Cer- der Grenzstadt Fussballfreunde und lokale veny kam von Viktoria Pilsen (Tschechien) an Industrielle zusammen, die mit grosser Leiden- den Bodensee und bekam einen auf drei Mona- schaft ein fussballerisches Aushängeschild am te befristeten Vertrag, gleichzeitig agierte Cer- Bodensee aufbauen wollten. Es folgte das En- veny auch als Mittelfeldspieler an der Konstan- gagement eines englischen Profitrainers zerstrasse. Anschliessend drehte sich das Trai- (Norman Smith) und überdurchschnittlichen nerkarussell beim FCK weiter. Mit Heiner Spieler aus der ganzen Region. Daraus resul- Stuhlfauth, der Torhüter-Legende vom 1. FC tierten drei Aufstiege in Folge und der Schwei- Nürnberg, übernahm ein Trainer im Doppel- zer Amateurmeistertitel. Nach dem der Verein amt den FC Konstanz 1900 und den FC Kreuz- jedoch aus finanziellen Gründen auf den Auf- lingen. Nicht ganz unüblich zur damaligen stieg in die Nationalliga A verzichtete, verliess Zeit, auch Norman Smith betreute zeitweise auch der erfolgreiche Trainer Norman Smith den FC Konstanz neben seinem Engagement in den FCK und wechselte zum aufstrebenden FC Kreuzlingen. Stuhlfauth galt bis in die 50er- St. Gallen. Es folgte eine Saison mit dem unga- Jahre als eine der grössten Legenden des deut- rischen Trainer Béla Volentik. Dieser führte die schen Fussballs (siehe Kasten). Auch ansons- Grenzstädter in eine mittelmässige Saison und ten verfügte der FCK über eine namhafte wechselte anschliessend zum FC Aarau. Béla Mannschaft. Mit Eugen Kipp, dem Sohn des Volentik startete danach eine sehr erfolgreiche gleichnamigen deutschen Fussballpioniers, Karriere, welche ihn mit MTK Budapest bis ins Kurt Imhof, Walter Burkhardt, Eduard Zuber, Europacup-Finale brachte. Erich Steinauer und vor allem mit Walter Derweil starteten die Kreuzlinger die Vorberei- Korber (später FC Luzern), Anton Bacher (B- tungen zur Saison 35/36. Zuerst war beim Internationaler), dem ungarischen Profi Josef FCK mit Wagenhofer der Trainer vom FC Fri- Volery, dem Verteidiger Cueny, dem Mittelfeld-

Oben v.l.n.r.: Pfaff, Hofstetter, Müller I, Anderegg, Plancherel, Müller II, Korber, Bacher, Stuhlfauth Unten v.l.n.r.: Hans Lehmann, Schwaibold, Gustav Lehmann

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spieler Richi Müller und den Stürmern Colongo während 3 Weltmeisterschaften auf der Trai- und Anderegg sah man in der Grenzstadt auf nerbank der Schweizer Nationalmannschaft. sportlicher Seite zuversichtlich in die kommen- Insgesamt 77 Spiele betreute er das Schweizer de Saison. Weniger rosig sah die finanzielle Situation beim FCK aus. Die vorangegangene Heiner Stuhlfauth Saison wurde von deutlich weniger Zuschau- Im Sommer 1935 sorgte ern besucht, einerseits durch die schwächeren am Bodensee eine Trai- Leistungen, aber auch durch ein völliges Aus- nerverpflichtung für bleiben der bis anhin zahlreichen Konstanzer Schlagzeilen. Der FC Zuschauer. Ein Grund dürften die Vorkomm- 1900 Konstanz und der nisse beim Spiel gegen Waldhof Mannheim FC Kreuzlingen ver- gewesen sein (siehe Grenzstadtkurier Nr. 5), pflichteten gemeinsam ein weiterer die immer angespanntere politi- die deutsche Torhüter- sche Lage dieser Zeit. Die Kasse wies zu Sai- Legende Heiner Stuhl- sonbeginn ein Minussaldo von Fr. 2‘500.00 fauth für das Traineramt. aus, weiter schlug ein Kredit mit Fr. 3‘000.00 Von 1916 bis 1933 stand zu buche und die Affäre Oxford City (siehe Heiner Stuhlfauth 606 Spiele im Tor des damals Grenzstadtkurier Nr. 6) kam die Kreuzlinger erfolgreichsten deutschen Fussballvereins, des Fr. 1‘500.00 zu stehen. Auch bei diversen Kon- 1. FC Nürnberg. Ausserdem absolvierte er in stanzer und Kreuzlinger Firmen stand man in dieser Zeit 21 Länderspiele für die deutsche der Kreide und die letzten Internationalen Nationalmannschaft. Fünf deutsche Meistertitel Spiele gegen Viktoria Pilsen und den däni- gewann Stuhlfauth mit den Franken: 1920, 1921, schen Meister Aarhus GF vergrösserten den 1924, 1925 und 1927. Seine aktive Karriere been- Schuldenberg durch den schlechten Zuschau- dete der Nürnberger 1933 und wurde Trainer bei erzuspruch weiter. Mit einer Plakataktion woll- den Kickers Würzburg. te man die verlorenen Konstanzer Zuschauer Sein anschliessendes Doppelamt beim FC Kreuz- durch neue Fussballanhänger aus dem Thur- lingen und FC 1900 Konstanz machte den Nürn- gauer Umland ersetzen, von Romanshorn bis berger nicht glücklich, sein Abstecher an den Frauenfeld warb der FCK in der Saison 35/36 Bodensee dauerte nur eine Saison und geriet bei für seine Spiele - meist ohne grösseren Erfolg. beiden Vereinen nur mässig erfolgreich. Wäh- Grosse Hoffnung setzte man in das Spiel gegen rend seiner Zeit am Bodensee stand er noch den Rekordmeister Grasshoppers, 50% der mindestens einmal selbst im Tor und zwar am 10. Einnahmen gingen an den FCK, 50% an GC. Mai 1936 für den FC 1900 - Stadtrivalen VfR Kon- Doch bereits hier enttäuschte der Zuschauer- stanz in einem Freundschaftsspiel gegen den aufmarsch. Karlsruher FV.

Danach zog es Heiner Stuhlfauth wieder zurück 07.08.1935, Vorsaison nach Nürnberg, wo er dem Ältesten-Rat angehör- FCK - Grasshopper Club Zürich 4:4 (2:2) te und mit der „Sebaldusklause“ ein bei Fussbal- Grenzland-Stadion, 1‘200 Zuschauer lern, Schauspielern und Politikern beliebtes Zum Saisoneröffnungsspiel konnte der FC Lokal eröffnete. 1953 nahm die deutsche Torwart- Kreuzlingen mit dem Rekordmeister und Natio- legende an einer USA-Tour des DFB teil, welche nalliga-Spitzenclub Grasshopper Zürich gleich er als Höhepunkt seiner Karriere beschrieb. einen Hochkaräter zu einem Abendspiel im Noch 1956 wurde Stuhlfauth im „Kicker“ zum Grenzland-Stadion empfangen. An der Seitenli- populärsten deutschen Fussballspieler gewählt. nie bei den Zürchern stand der gerade erst Heiner Stuhlfauth verstarb am 12. September verpflichtete Karl Rappan. Er sollte es mit GC 1966 an einem Herzinfarkt. Bis zum heutigen Tag auf 5 Meistertitel und 7 Pokalsiege bringen, wird Heiner Stuhlfauth vor jedem Bundesliga- weitere Meistertitel folgten für ihn mit Servette Heimspiel des 1. FC Nürnberg auf der Video- Genf und Lausanne Sports. Zudem sass er leinwand des Frankenstadions geehrt.

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11.08.1935, Vorsaison FC Liestal - FCK 1:3 Beim zweiten Vorsaisonspiel hinterlassen die Kreuzlinger einen starken Eindruck beim FC Eugen Kipp jun. Eugen „Bubi“ Kipp junior spielte in der Saison 35/36 für den FC Kreuzlingen. Geboren wurde Eugen Kipp am 25. Februar 1912 als Sohn des gleichnamigen deutschen Fussball-Pioniers. Der Aussenstürmer durchlief die gesamte Juniorenzeit bei den . 1931 kam er zum ersten Pflichtspiel für die 1. Mannschaft der Kickers. Während seines Bauingenieur-Studiums in der Schweiz spielte er von 1932 bis 1934 für den Nationalliga-Club FC Bern. Nach seinem einjährigen Gastspiel beim FC Kreuzlingen kehrte er am 15. Novem- ber 1936 zu den Stuttgarter Kickers zurück, denen er bis zu seinem Karriereende 1947 treu Eugen Kipp in Kreuzlingen blieb. Viermal erreichte er mit den Stuttgartern die Endrunde der deutschen Meisterschaft, Team - bis heute Rekord. wobei ihm dort insgesamt sieben Tore gelan- Der neue Kreuzlinger Trainer Cerveny von Vic- gen. toria Pilsen war an diesem Spiel wegen Krank- heit abwesend, dafür integrierten sich die bei- Spiele mit Eugen Kipp für und gegen seinen den Neuverpflichtungen Imhof und Kipp glän- Heimatverein: zend ins Kreuzlinger Spiel. 23.08.1936 Bei dem spannenden „Vergleichswettkampf“ FC Kreuzlingen - Stuttgarter Kickers 4:3 war von Überlegenheit des Gegners nichts zu FCK mit Eugen Kipp merken. Der FCK ging durch Anderegg mit 1:0 in Führung, zwei Elfmeter sorgten zur zwi- 27.09.1936, Sportplatzeinweihung schenzeitlichen GC-Führung, ehe erneut Ande- FC Winterthur - Stuttgarter Kickers 1:6 regg nach einem Eckball vom FCK-B- Kickers mit FCK-Gastspieler Eugen Kipp

Internationalen Bacher zum Ausgleich köpfen 03.01.1937 konnte. In der 2. Halbzeit ging es munter wei- Stuttgarter Kickers - FC Kreuzlingen 3:2 ter. FCK-Stürmer Korber sorgte mit einem 25m Kickers mit Eugen Kipp -Prachtsschuss zum zwischenzeitlichen 3:3 für Aufsehen, ehe das Spiel mit dem ehrenvollen Eugen Kipp sen. Schlussresultat von 4:4 endete. Bei GC war es die erste Saison für Alfred Bickel, er sollte den Der Vater des „Kreuzlinger“ Eugen Kipp be- Grasshoppers 21 Jahre treu bleiben und es in stritt zwischen 1908 und 1913 insgesamt 18 dieser Zeit zu 71 Länderspielen bringen. Eben- Länderspiele für Deutschland und erzielte da- falls in Kreuzlingen dabei: Severino Minelli, mit bei 10 Tore. Er nahm am ersten offiziellen Län- 80 Länderspielen lange Zeit Schweizer Rekord- derspiel der deutschen Nationalmannschaft in Internationaler und in seiner Zeit ein Weltklas- Basel gegen die Schweiz und 1912 an den se-Verteidiger. olympischen Sommerspielen teil. Eugen Kipp senior starb 1931 an den Spätfolgen einer Kriegsverletzung aus dem 1. Weltkrieg.

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Liestal. Die Basellandschaftliche Zeitung kün- digte im Vorfeld „die bekannte Thurgauer 09.09.1935, 1. Liga Mannschaft“ in Liestal an. Lediglich der Concordia Basel - FCK 0:4 (0:2) schmale Platz macht den Kreuzlinger Flügel- Landhof, 300 Zuschauer stürmern zu schaffen. Nur der herausragende Tore: Bacher (2), Kipp, Korber Torhüter der Liestaler konnte eine Kanternie- In Basel freute man sich auf das Wiedersehen derlage verhindern. mit den Kreuzlingern, welche durch ihren gros- sen Cup-Sieg über das damals zwei Klassen 22.08.1935, Vorsaison höher spielende Nordstern am Rheinknie für FCK - FC Oerlikon 7:2 (6:1) gewaltig Aufsehen sorgten. Der FCK hat sich Im letzten Trainingsspiel zeigen die Kreuzlinger nach der Heimschlappe gegen Juventus über- vor 500 Zuschauern eine zufriedenstellende raschend schnell gefangen. Concordia, das mit Leistung gegen überforderte Zürcher. aller Macht auf einen Wiederaufstieg in die höchste Spielklasse hinarbeitet, gleich derart 25.08.1935, 1. Liga deutlich zu schlagen, war überraschend. FCK - FC Brühl St. Gallen 2:1 (1:0) Grenzland-Stadion, 800 Zuschauer 22.09.1935, 1. Liga FCK: Imhof; Cueny, Volery; Pfaff, Cerveny, FCK - Sparta Müller; Colongo, Anderegg, Korber, Kipp, Ba- Schaffhausen cher. 1:0 Tore: Korber, Bacher G r e n z l a n d - Ein leidenschaftlicher Kampf der alten Kontra- Stadion, 800 henten wurde den 800 Zuschauern im Grenz- Zuschauer land-Stadion geboten. Es entwickelte sich ein Eine überaus sehr ausgeglichenes Fussballspiel, die Brühler nervöse Span- kämpften wie die Löwen. Die Kreuzlinger nung lag über vergaben mehrere hochkarätige Chancen, doch den 90 Minuten bei einem Pfostenschuss der Brühler war auch und leider feier- Glück dabei. Nach dem Seitenwechsel drückte ten auch die Lei- Brühl teilweise gewaltig und verschiesst in denschaften der dieser Phase auch einen Elfmeter. Die Leiden- Zuschauer kaum schaft steigt bei beiden Mannschaften ins Un- zu überbietende ermessliche. Am Ende nutzt Bacher einen Ab- T r i u m p h e wehrfehler der Brühler zum Siegtreffer an der (Thurgauer Volks- Konstanzerstrasse. freund). Cerveny entpuppt sich als 02.09.1935, 1. Liga sehr intelligenter FCK - Juventus Zürich 1:5 (0:2) Mittelstürmer. FCK-Stürmer Walter Korber Grenzland-Stadion, 500 Zuschauer. Der Ungar Volery FCK-Tor: Cerveny. und Cueny als geschickte Abwehrspieler. Ba- Die ersten Minuten war die Grenzstadt-Elf klar cher flankt ausgezeichnet. Das Spiel entschei- überlegen, dann folgte aber ein rascher Abbau. det ausgerechnet ein Eigentor des besten Spar- Die Italiener kamen mächtig in Schwung. Auch ta-Spielers. der FCK hatte seine Druckphasen, aber jeweils ohne Torerfolg. Im Angriff durchschaubar, 29.09.1935, 1. Liga spielerisch enttäuschend präsentierten sich die SV Seebach Zürich - FCK 3:3 (1:1) Hafenstädter. Der Gast dagegen effizient, für Ettenfeld, 600 Zuschauer die Kreuzlinger Anhänger war es zum Verzwei- Tore: Korber, Bacher, Cerveny. feln schrieb der „Sport“ nach dem Spiel. Beim alten Traditionsclub SV Seebach hat der

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FCK einen guten Eindruck hinterlassen. Auf man sich von ihm versprach. Im Vorspiel traf keiner Position konnte man bei den Kreuzlin- die Fussballmannschaft des Infanterie Regi- gern einen Schwachpunkt ausmachen. ments 31 (mit Habrik und Robein vom FCK) auf das Team des Infanterie Regiments 32 (mit 06.10.1935, 1/32-Finale Schweizer Cup diversen Nationalliga-Spielern). Das Vorspiel Sparta Schaffhausen - FCK 0:1 (0:0) der Militär-Verbände fand grossen Beifall und Sportplatz Schützenhaus, 1‘800 Zuschauer doch galt das Hauptinteresse dem anschlies- Tor: Cerveny. senden Verbandsligaspiel. Dabei zeigte sich Der FCK erweist sich mit grossem Kampfgeist Bacher in hervorragender Verfassung, Kipp erneut als echte Cupmannschaft und zeigte ein und Cerveny harmonierten auf dem Platz eben- variantenreiches Spiel. Erneut scheitern die falls ausgezeichnet. Schlussendlich ein ver- Schaffhauser am Rivalen aus der Grenzstadt. dienter Sieg im Spitzenspiel.

13.10.1935, 1. Liga 20.10.1935, 1. Liga FCK - FC Luzern 4:2 (1:0) Blue Stars Zürich - FCK 2:1 (1:1) Grenzland-Stadion, 2‘500 Zuschauer Herdern, 200 Zuschauer Sport: Dieses Spiel war das Hauptereignis der Wenn die Radfahrer „Helden der Landstrasse“ Ostgruppe. Die beiden Spitzenclubs trafen in sind, dann sind die Fussballer „Helden des der Grenzstadt aufeinander und dabei muss- Morasts“, zumindest diejenigen, welche an ten die Leuchtenstädter die erste Niederlage diesem Nachmittag auf dem Fussballplatz Her- der Saison einstecken. FCL und FCK nun dern um die Meisterschaft kämpften. Ununter- punktgleich. Tore: Bacher (3), Cerveny. brochen strömender Regen sorgte für einen FCK: Imhof; Cueny, Anderegg; Hofstetter, Pfaff, Platz unter Wasser, der Ball nassschwer und Müller; Lehmann, Korber, Cerveny, Kipp, Ba- der Sumpfboden ohne Grund wie der „Sport“ cher. vermerkte. Die in weinrot spielenden Kreuzlin- Kreuzlingens grosser Tag hatte gehalten was ger fanden gegen das Schlusslicht bei diesen

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Platzverhältnissen keinen Weg. Dabei wäre es 11.11.1935, Länderspiel in Kreuzlingen so wichtig gewesen hier die Punkte einzufah- Schweiz B - Gau Baden 3:1 (2:1) ren. Die Kreuzlinger zeigten ein wahres Schei- Grenzland-Stadion, 5‘200 Zuschauer benspiel gegen die wacker kämpfenden Zür- Vor grosser Zuschauerkulisse fand am 11. cher, jedoch ohne abschliessenden Erfolg. Da- November 1935 in Kreuzlingen ein Spiel zwi- gegen zeigte sich Blue Stars effizient in der schen der Schweizer B-Nationalmannschaft Chancenauswertung. und einer Badener Auswahl statt. Im Schwei- zer Team spielte mit Anton Bacher auch ein 02.11.1935, Privat-Spiel Kreuzlinger vor heimischem Publikum. Das FC St. Gallen - FCK 2:2 (0:1) Spiel endete mit 3:1 für die Schweiz, was der Espenmoos, 1‘000 Zuschauer damals landesweit dreimal wöchentlich er- Der Nationalliga-Verein FCSG testete in diesem schienenen Zeitschrift „Sport“ eine ausführli- Spiel seine Neuverpflichtungen Lehmann von che Titelgeschichte wert war. den Young Boys Bern sowie die Lustenauer Der Kreuzlinger Bacher zeigte einen nervösen Vogel und Hollenstein. Ebenfalls zum ersten Start, steigerte sich aber im Laufe der Spiel- Einsatz für die St. Galler kam Gottard vom FC dauer merklich. Nach einem beachtlichen Fulham. Mit Norman Smith lief für die St. Gal- Spielzug Bachers, er spielte zwei Spieler ge- ler zudem der ehemalige Erfolgstrainer der konnt aus, traf anschliessend aber nur die Kreuzlinger auf. Die Grenzstadt-Elf präsentier- Latte, wolle dieser unbedingt seinen Treffer te sich einheitlicher und ausgeglichener. Auch nachholen und agierte dabei zu eigensinnig. im technischen Bereich musste sich der FCK Im ganzen zeigte der Kreuzlinger B- nichts vormachen lassen. Die beiden Kreuzlin- Internationale aber eine ansprechende Leis- ger Tore schoss Cerveny auf jeweils glänzende tung an diesem Nachmittag. Vorarbeit von Bacher. Der FCSG mit Abseitstor zum Ausgleich und davor mit einem spektaku- lären 30m-Knaller. Finale konnte sich der FCK auswärts mit 1:3 gegen den SV Seebach Zürich durchsetzen. 25.11.1935, 1. Liga Ganze Zehnmal war das 1/16-Finale für die FC Chiasso - FCK 2:1 (1:0) Kreuzlinger Endstation. Campo Sportivo, 400 Zuschauer Die lautstarken Anhänger der Bianconeri Tor: Kipp mussten dabei lange zittern. Erst als es in den Die in zebragestreiften Trikots spielenden letzten zwanzig Minuten zu regnen begann, Kreuzlinger erleben bei Chiasso eine Fussball- setzte sich Lugano durch. Nun rollte Angriff schlacht. Eine aggressive Partie, gespickt mit um Angriff aufs Kreuzlinger Tor. Von dem Spiel Gehässigkeiten und Unsportlichkeiten. Der wurde ausführlich mit Fotostrecke im „Sport“ Schiedsrichter lässt alles durchgehen. Blut- berichtet. überströmt muss der Chiasso-Torhüter das Spielfeld verlassen. Am Ende siegt Chiasso, 09.12.1935, 1. Liga dass einzige FCK-Tor durch Kipp. FCK - FC Winterthur 0:2 (0:1) Grenzland-Stadion, 200 Zuschauer 01.12.1935, Achtelfinale Schweizer Cup Der FCK musste mit einigen Ersatzspielern bei FC Lugano - FCK 4:1 (0:0) diesem Meisterschaftsspiel antreten. Die Kon- Campo Marzio, 1‘000 Zuschauer stanzerstrasse präsentierte sich mit einem Kreuzlingen: Imhof; Cueny, Anderegg; Müller, schneebedeckten Spielfeld und die Tribüne mit Pfaff, Hofstettler; Bacher, Kipp, Korber, Leh- einem Zuschauerminusrekord. Der FCK hatte mann, Colongo. mehr Torchancen, zeigte sich aber fahrlässig Zum ersten und vorerst letzten mal in seiner im Abschluss. Die Grenzstädter waren fast Vereinsgeschichte spielte der FCK in einem durchgehend überlegen, zum verzweifeln für Achtelfinale des Schweizer Cups. Im 1/16- die wenigen Zuschauer.

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Nach vielen Sonntagen mit magerer Kost end- 15.12.1935, 1. Liga lich wieder ein Klassiker welches das Herz der FC Oerlikon - FCK 3:3 (1:3) Fussballfreunde erfreute. Das Spiel wurde mit Neudorf, 400 Zuschauer „Bark gegen Stuhlfauth“ beworben, denn auf Das Spiel fesselte das Publikum bis zum letz- beiden Trainerbänken waren Legenden des 1. ten Augenblick. In der 2. Halbzeit startete O- FC Nürnberg für die Mannschaften verantwort- erlikon eine famose Aufholjagd, Kreuzlingen lich. Auf Seiten der Kreuzlinger Heiner Stuhl- konnte seinem Renommee in keiner Weise fauth und bei Sparta Schaffhausen Gustav mehr gerecht werden. Tore: Bacher, G. Leh- Bark - in den 20er-Jahren (wie Stuhlfauth) ein mann, Korber. Weltklassespieler beim damaligen deutschen Serienmeister aus Franken. Dabei kam die 12.01.1936, 1. Liga Stuhlfauth-Elf glimpflich davon. Sparta hätte mit mindestens zwei oder drei Toren Differenz gewinnen müssen. Die Kreuzlinger spielten erstmals mit Torhüter Schwaibold, welcher den verunfallten Imhof glänzend ersetzte. Zu die- sem Klassiker fanden sich bei eisiger Kälte 1‘200 Zuschauer ein.

17.02.1936, 1. Liga FCK - SV Seebach Zürich 3:2 (2:2) Grenzland-Stadion, 450 Zuschauer Tore: Lehmann II (2), Korber Zu Beginn zeigt sich der FCK überlegen, doch die zweimalige Führung durch Lehmann kön- nen die Gäste jeweils ausgleichen. In der zwei- ten Halbzeit entwickelt sich ein Spiel auf Bie- gen und Brechen. Entschieden wird die Begeg- nung durch ein Tor Korbers auf Vorarbeit von FCK - FC Zürich 6:2 (4:0) Bacher. Grenzland (Nebenplatz), 250 Zuschauer Tore: Korber (2), Lehmann (2), Müller, Eigentor 23.02.1936, 1. Liga FCK : Imhof, Müller II, Anderegg; Pfaff, Plan- FC Luzern - FCK 7:1 (5:0) cherel, Hofstetter; Lehmann I, Lehmann II, Stadion Allmend, 1‘600 Zuschauer Korber, Müller I, Robein. Tor: Lehmann II Bei strömendem Regen fand das Spiel auf dem Der „Sport“ berichtete: Es gab einst ein grosses Nebenplatz statt. Dabei bekamen die wenigen Team unter dem Namen FC Kreuzlingen, ge- FCK-Anhänger ein Spiel gezeigt, welches so achtet und gefürchtet im ganzen Schweizerlan- leider schon lange nicht mehr zu bestaunen de, selbst im Auslande. Was aber heute gegen war. Es machte den Anschein, als das Trainer den FC Luzern auf der Allmend spielte, war Stuhlfauth mit seiner Methode auf dem richti- nur noch das Wrack einer einst grossen Mann- gen Wege ist. Ebenfalls positiv wurde der neue schaft. Zwar mussten die Kreuzlinger ihren Mittelläufer Plancherel vermerkt, welcher Sys- bewährten Mittelstürmer Korber ersetzen, aber tem in die Reihen brachte. dessen Absenz allein entschuldigte sicher die hohe Niederlage nicht. 09.02.1936, 1. Liga Sparta Schaffhausen - FCK 1:1 (1:0) 02.03.1936, 1. Liga Schützenhaus, 1‘200 Zuschauer FC Brühl St. Gallen - FCK 1:1 (0:1) Tor: Lehmann II Krontal, 1‘000 Zuschauer

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Die Wettspiele gegen Kreuzlingen scheinen den FC Winterthur - FCK 1:4 (0:3) Krontalleuten gar nicht zu liegen, denn auch Schützenwiese, 1‘500 Zuschauer diesmal gelang es den favorisierten Platzherren Kreuzlingen: Imhof; Steinauer, Hofstetter; nicht, den Thurgauern, die sich in St. Gallen Spälti, Pfaff, Müller; Lehmann, Plancherel, immer besonders anstrengen, beide Punkte Anderegg, Korber, Robein abzunehmen. Vom ersten bis zum letzten Pfiff waren die Gäs- te schneller, entschlossener, spielten mit 08.03.1936, 1. Liga Schmiss und Temperament und distanzierten FCK - Blue Stars Zürich 0:4 (0:3) so die Winterthurer in allen Belangen. Grenzland-Stadion, 400 Zuschauer Den Kreuzlingern, die vielfach drückend über- 22.04.1936, 1. Liga legen spielten, stand das Glück gar nicht zur FCK - FC Oerlikon 1:2 (0:2) Seite. Korber schoss dreimal an die Latte und Grenzland-Stadion, 500 Zuschauer sowohl Lehmann wie auch Müller vermochten Das letzte Meisterschaftsspiel auf hiesigem den Ball nicht ins leere Tor zu schiessen. Die Platze brachte nochmals die Leidenschaften Thurgauer spielten ganz schön, doch die Gäste von Spielern und Zuschauern in Wallung. Die machten die Tore. Auch nach dem Seitenwech- erste Halbzeit gehört den Zürchern, nach der sel drücken die Kreuzlinger mit allen Kräften, Pause wollen diese das Resultat nur noch hal- der Zürcher Torwart hat weit mehr Arbeit als ten. Ein Prachtschuss Andereggs findet den Imhof, doch die schnellen Blue Stars schiessen Weg ins Netz, Kreuzlingen drückt, doch Oerli- überraschend auch noch das 0:4. kon klärt mehrmals in grösster Not auf der Linie. Der Ausgleich will nicht mehr gelingen. 22.03.1936, 1. Liga Was man nachher zu sehen bekommt hat mit FC Zürich - FCK 1:2 (0:2) Sport gar nichts mehr zu tun (Thurgauer Letzigrund, 500 Zuschauer Volksfreund). Kreuzlingen: Imhof; Cueni, Hofstetter; T. Mül- ler, Pfaff, R. Müller; Lehmann, Plancherel, 03.05.1936, 1. Liga Korber, Anderegg, Robein Juventus Zürich - FCK 5:1 (2:1) Aus dem „Sport“: Kreuzlingen hat besser ge- Förrlibuck, 300 Zuschauer spielt als Zürich, ohne jedoch grösseren An- Das deutliche Score kam erst gegen Schluss sprüchen gerecht zu werden. FCK-Tore durch der Partie zustande, als sich Kreuzlingen, das Korber und Plancherel. Da ein vermeintlicher ohne grossen Einsatz und im allgemeinen mit Treffer der Zürcher nicht gegeben wurde hat recht primitiven Mitteln spielte, bereits ge- der FCZ Protest eingelegt, der Ball sei hinter schlagen bekannte. der Torlinie gewesen und dies auch zufällig photografisch festgehalten worden. Abschlusstabelle 1. Liga Saison 35/36

29.03.1936, 1. Liga 1. FC Luzern (NLA/1)* 45-27 29 FCK - FC Chiasso 4:2 (1:1) 2. Juventus Zürich (1.LP/3) 51-44 27 Grenzland-Stadion, 500 Zuschauer 3. Brühl St.Gallen (1.LP/3) 41-33 24 Noch selten ist ein Spiel mit so viel Rasse und 4. FC Chiasso (NLB/2) 51-45 23 Temperament auf hiesigem Platz ausgetragen 5. FC Oerlikon Zürich (2.IR/5) 51-52 23 worden. Der beste Mann auf im Grenzland- 6. FC Kreuzlingen (1.LC/4) 46-46 22 Stadion war ohne Zweifel der Kreuzlinger Pfaff, 7. FC Winterthur (NLB/2) 33-33 21 der eine ganz hervorragende Partie lieferte. 8. Blue Stars Zürich (2.L/6) 36-44 21 FCK-Tore durch Anderegg (2), Müller und Leh- 9. FC Zürich (NLA/1) 35-45 19 mann. 10. Concordia Basel (2.IR/5) 33-50 19 11. Sparta Schaffhausen (1.LP/3) 38-35 18 05.04.1936, 1. Liga 12. SV Seebach Zürich (4.L/8) 35-33 18

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*Heutige Liga / Klasse regg, Plancherel, Lehmann West Ham United: Conway; Bicknell, Walker; 11.04.1936, Privat-Spiel Fenton, Barrett, Cockcroft; Foreman, Foxall, FCK - Innsbrucker AC 3:0 (1:0) Simpson, Goulden, Morton Grenzland-Stadion, 500 Zuschauer Bereits zum zweiten Mal gastierte die grosse Die Kreuzlinger legten gegen die Tiroler eine Londoner Fussballmannschaft in Kreuzlingen. Leistung an den Tag, die an vergangene Zeiten Dabei bot sich in der Grenzstadt erneut die erinnern liess. Die sympathischen Innsbrucker Gelegenheit, grosse Fussballstars der damali- hätten ein Ehrentor verdient gehabt, doch fehl- gen Zeit auf dem Platz zu erleben. Ted Fenton, te es ihnen an der Durchschlagskraft im Joe Cockcroft, Stan Foxall, Jackie Morton und Sturm. Die FCK-Tore schossen Robein (2) und vor allem West Ham - Legende Jim Barrett, Lehmann. welcher in 15 Jahren 442 Spiele für West Ham absolvierte und nie für einen anderen Verein April 1936, Privat-Spiel spielte. Die damalige Presse: „Das Nachtspiel FCK - Stadtauswahl Konstanz 1:3 (0:1) vom vergangenen Samstag wurde zu einem Grenzland-Stadion, 900 Zuschauer Lehrspiel, wie man es sich schöner nicht wün- Das Spiel gegen die Stadtauswahl Konstanz schen konnte. Die berühmten Londoner de- enttäuschte, von Fussball zweiter Garnitur war monstrierten allerbeste Klasse, aber leider - in der lokalen Presse die Rede. Besonders die um es gleich zu sagen - etwas mehr Rasse hät- Kreuzlinger zeig- te man sich doch gewünscht. Dass West Ham ten ein überra- das W-System zeigte, war zu erwarten, aber schend schwaches dass die Vorführung so glänzend funktionierte, Spiel, während die hat doch auf das angenehmste überrascht. Wie Konstanzer Elf der Riese Barrett seine Leute dirigierte, wird immerhin kämpfe- man sobald nicht wieder zu sehen die Gelegen- risch überzeugen heit haben. Immer wieder fällt auch Goulden konnte. Das Spiel auf, der wirklich ein Stürmer ganz grossen muss so schwach Formates ist. Kreuzlingen, das in verstärkter gewesen sein, Aufstellung mit einigen neuen Spielern antrat, dass sich der Re- löste seine Aufgabe glänzend. Namentlich die porter entschul- Hintermannschaft und besonders der Tor- digte, er wolle wächter waren auch für die Engländer ein nichts vom Spiel- schwer zu nehmendes Bollwerk. Die beiden verlauf schreiben, Tore, welche den Gästen glückten, fielen ihnen man solle mit wahrhaftig nicht in den Schoss, sondern seinen Bemerkun- mussten tatsächlich erkämpft werden. gen Vorlieb neh- men (Südkurier 27.05.1936, Privat-Spiel oder Thurgauer FCK-Torwart Walter Imhof FCK - Young Fellows Zürich 1:3 (0:1) Volksfreund). Als Grenzland-Stadion, 600 Zuschauer einzig positives wird die faire Spielweise beider Der amtierende Schweizer Cupsieger vermoch- Mannschaften bemerkt. te in Kreuzlingen keine besondere Anziehungs- kraft auszuüben. Das einzige Tor vor der Pause 16.05.1936, Privat-Spiel erzielt der Schweizer Nationalspieler Müller. FCK - West Ham United London 0:2 (0:1) Das einzige Kreuzlinger Tor schiesst Lehmann. Grenzland-Stadion, Zuschauerzahl unbekannt Als schwer einzunehmendes Bollwerk ent- Tore: 43. Foreman 0:1, 70. Simpson 0:2 puppte sich die Zürcher Verteidigung, doch FCK: Fuchs; Häfeli, Steinauer; Hofstetter, Wa- auch das grobe Spiel einiger Akteure fiel auf. genhoffer, Pfaff (Müller); Robein, Korber, Ande- Besonders des berüchtigten österreichischen

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~ Vereinsgeschichte ~

YF-Spielers Gustav Tögel, der einige Zeit ohne Grenzland-Stadion, 100 Zuschauer Fussballschuhe spielte, hinterliess seinen be- Das regnerische Wetter lockte kaum 100 Zu- sonderen Eindruck. Insgesamt hätte man vom schauer zu diesem Derby. Der gebotene Sport Schweizer Cupsieger mehr erwarten können. ähnelte dem Wetter. Fünf Minuten vor Schluss führten die Kreuzlinger noch mit 2:1, inner- 02.06.1936, Privat-Spiel halb von drei Minuten drehten die Konstanzer Stadtauswahl Konstanz - FCK 3:2 (2:1) das Spiel auf 2:4. Der 1919 gegründete VfR Waldhof Mannheim - Stuttgarter Kickers 3:2 Konstanz spielte drei Jahre später für eine Bodensee-Kampfbahn, 5‘000 Zuschauer Saison in der höchstmöglichen Spielklasse, der Die dritte grosse (Doppel-)Veranstaltung in der Gauliga Baden, löste sich 1943 vorläufig auf neu gebauten Bodensee-Kampfbahn wurde an und ging 1946 im neugegründeten VfL Kon- diesem Wochenende ausgetragen. Vorausge- stanz auf. Der alte Vereinsname lebte schliess- gangen waren die Spiele FC Schalke 04 - lich noch von 1953 bis 2012 im FC Konstanz Lausanne Sports und Danzig - Baden. 1900 VfR weiter. Im ersten Spiel standen sich eine Stadtaus- wahl Konstanz (Spieler vom FC und VfR Kon- Die Saison 35/36 im Rückblick stanz) und der FC Kreuzlingen gegenüber. Der Kreuzlinger Elf wurde im Südkurier attestiert Die Saison 35/36 war für den FCK wie auch über die besseren Techniker zu verfügen, doch die vorangegangene Saison eher ernüchternd. über den Kampf kamen die Konstanzer zu ei- Zwar entsprach der 6. Platz in der damals n e r 2 : 0 - zweithöchsten Führung. An- 1. Liga gerade deregg ver- noch den Er- kürzte noch wartungen, vor der Pause doch nur weni- zum 2:1. Nach g e S p i e l e der Pause konnten Erin- machte zwar nerungen an der FC Kreuz- die glanzvollen lingen das Saisons davor Spiel, doch wecken. In den Konstanz er- Pflichtspielen höhte auf 3:1, begeisterten mehr als den vor allem das Anschlusstref- 4:2 gegen den fer (erneut FC Luzern vor durch Ande- fantastischer regg) gelang heimischer den Kreuzlin- Kulisse und gern nicht mehr. Im anschliessenden Spiel die Duelle gegen Sparta Schaffhausen. In den besiegte Waldhof Mannheim die Stuttgarter Vergleichswettkämpfen gab es erneut ehrenvol- Kickers ebenfalls mit 3:2. Beide Spiele begeis- le Resultate (4:4 gegen Rekordmeister GC, 3:0 terten die 5‘000 Zuschauer in der Bodensee- gegen Innsbruck und vor allem dass respek- Kampfbahn, nur Schiedsrichter Knoblauch table 0:2 gegen West Ham United), doch insbe- war nicht immer recht im Bilde, wird im sondere die Zuschauerzahlen (und damit die „Südkurier“ vermerkt. Einnahmen, um solche Spiele zu finanzieren) blieben deutlich hinter den Erwartungen zu- 06.06.1936, Privat-Spiel rück. Auch die drei Niederlagen gegen Kon- FCK - VfR Konstanz 2:4 (1:0) stanzer Mannschaften waren ungewohnt.

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~ West Ham United London ~

In den dreissiger Jahren begab sich dinner we visi- West Ham United zweimal auf eine ted Constance, Schweizertour. Beide Tourneen (wie , the auch viele andere Touren grosser euro- frontier being päischer Clubs in die Schweiz) wurden only five minu- zu dieser Zeit ausschliesslich vom FC tes' walk from Kreuzlingen organisiert. Der FCK trug our head- auch die finanziellen Risiken einer quarters. solchen Tour. Wieviel damals der Lon- Across the main doner Profi-Verein verlangte, ist road is a white nicht bekannt, er dürfte aber deutlich line, which teurer, als der dänische Meister Aar- denotes the hus gewesen sein, welcher kurz zuvor frontier, and für Fr. 1‘000.00 an die Konstan- the military officers are on each si- zerstrasse kam. Zum Vergleich, eine de. Going into Germany you have to Stehplatzkarte kostete damals in declare that you have no paper money Kreuzlingen Fr. 1.20, ein Sitzplatz or gold coins, and also to show, on Fr. 1.40. occasions, how much silver you have, as the allowed amount is 65 Swiss Anschliessender Reisebericht ist zur francs. damaligen Zeit vom West Ham United I was surprised that there was no mi- Director A.C. Davis verfasst worden. litary display in Constance; except Während diesen Jahren spielte der Lon- for an occasional brown uniform the doner Verein in der Division Two, der absence of police, etc., was remarkab- damals zweithöchsten englischen Liga. le. Constance, one of the oldest cities in Europe, goes back to pre-Christian West Ham United Tour 1934 days. Two thousand years B.C., the first settlement was established. Young Boys Bern - WHUFC 2:2 About the year 1000 the foundation was FC Kreuzlingen - WHUFC 2:9 laid for the splendid cathedral, the Swiss Internat. Team - WHUFC 3:1 building of which was carried on for FC St. Gallen - WHUFC 1:0 generations. Nearly all the emperors FC Luzern - WHUFC 2:9 of the Roman Empire have lived within its walls. SATURDAY, MAY 12th. 1934 The City's period of greatest splendour was from 1414 to 1417, when Up early, and breakfast over, we left the Grand Council of the Roman Ca- Berne by motor-coach at 9.30 a.m. for tholic Church was held there, the only Kreuzlingen, and after a three hours' one ever to take place on German soil. run through ever-changing scenery we Many famous men have come from arrived at Zurich, and lunch was taken Constance, among them Count Zeppelin, at the Carlton Elite Hotel, where we and the City can look back on a great met Dr. Bensemann, one of the best past whose fates have left their im- known German football officials, who press on many ancient buildings. Some we first met in Nuremburg ten years time was spent on the splendid prome- ago. nade watching the Dornier flying boat Leaving Zurich at 2 p.m. we arrived at on its pleasure jaunts. Kreuzlingen at 4.30 and were welcomed at the hotel by Norman Smith and the officials of the local club. After SUNDAY, MAY 13th. 1934

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~ West Ham United London ~

of the Kreuzlingen Football Club, I The weather is kind as the sun is shi- have the pleasure to greet you offici- ning brilliantly. We are to play our ally and wish to express our thanks second game of the tour today in that you came to our village, Kreuz- Kreuzlingen, a small town of only lingen, which, I am sure, is the smal- 9,000 inhabitants, and it says much lest place you have ever played at. for the keenness and sportsmanship of The number of spectators this af- the officials of the club that they ternoon has shown you, in comparison arranged and guaranteed our tour to the 9,000 inhabitants of Kreuzlin- through Switzerland, and the local gen, that football over here is not people have one of the best sportsmen only a matter of interest for sports- that it has been my privilege to meet men, but also for the whole populati- in Mr. Schuler. At 4 p.m. the teams on. But at present we are only at the turned out as follows beginning, and it is therefore of gre- at value for us to be able to show the 9 - 2 (Wood 2, Barrett 2, Ruffell 2, public a team which comes from the Musgrave 2, Fenton) mother country, not only of football, but of mostly all other sports. (Spielbericht aus FCK-Sicht im Grenz- "Our aim in having West Ham United stadtkurier Nr. 6) here was to show the public what foot- The home side put up a very stubborn ball demands of each individual player game during the first half and it was physically and psychologically, and 1 30 minutes before a goal came, and the am glad to say we have succeeded. I second was scored just on half-time. thank you again." To the health of After the West Ham United. interval our boys put up Mr. Frank a very fine Pratt exhibition replied on of football, behalf of and de- the visi- lighted the tors and a spectators, very by scoring pleasant seven more surprise goals, and was sprung ran out win- upon us ners 9-2, when Mr. the goals Hans being scored Truninger by Wood (2) presented Barrett (2), a wrist Ruffell (2), watch to Musgrave each mem- (2), Fenton. ber of our After the game both teams and offi- party. cials dined together, and Mr. Otto Binswanger, in welcoming our Club, said : Those included in the tour were : G. "As president of the association for Watson, A. Chalkley, A. Walker, L. Anderson, friends of football, and in the name J. Barrett W. St Pier, J. Musgrave, J. Cock-

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~ West Ham United London ~

roft, J. Wood, J. Morton, T. Tippett, E. the Apollo Cinema, with Laurel and Fenton. L. Goulden, J. Ruffell. J. Tonner W. Hardy and Schnozzle Durante in Moore, J. R. Rooff, W. J. Cearns, F. R. "Hollywood Party" Pratt and A. C. Davis.

SATURDAY, MAY 16th.

West Ham United Tour 1936 Boating and swimming were indulged in, Swiss National Team - WHUFC 0:1 as the weather was glorious, and we FC Kreuzlingen - WHUFC 0:2 paid a visit to the Deutshe Bank in FC Aarau - WHUFC 2:4 Constance to buy registered marks, Lausanne Sports - WHUFC 1:0 which make the English Pound full va- lue; whereas by changing a Pound Note THURSDAY, MAY 14th. 1936 in Germany you only receive 12½ marks, which is less than two-thirds par va-

All were out fairly early, and at lue. 10.40 a.m. we entrained for Kreuzlin- About 200 yards from the Helvetia Ho- gen; the journey was very pleasant, as a succession of streams, hills and valleys culminated in a magnificent view of the Rhine Falls at Neuhausen. On arrival at Schaffhausen we had an hour to wait, so a walk was taken through the town. Entraining again at 1 p.m., we arrived at Kreuzlingen at 2.15 p.m., being met at the station by the officials of the local club.

FRIDAY, MAY 15th.

Bild oben: Tanzlokal „Wilder Mann“ in Meersburg A quiet morning spent mostly idling on tel (our headquarters) is the Fron- the lakeside at Constance; after lunch tier, with Swiss and German Customs a trip was made to Meersburg, an an- guards. Passports are examined each cient German town on the west side of time you go through, and you are only the Bodensee. We finished the day at allowed to take a few Swiss francs with you and no foreign money at all; coming out of Germany you are allowed to bring only 10 marks. After spending two or three days in the district one is impressed with the apparent cheerfulness and prosperity of the German people, anything in the way of depressed circumstances being conspicuous by its absence. The afternoon was passed quietly, as we were playing our second game in the evening against Kreuzlingen F.C., again by floodlight. The kick-off was at 8.30 p.m., and the teams lined up as follows:-

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~ West Ham United London ~

West Ham United: Conway, Bicknell, A. the entire people and all officials Walker, Fenton, Barrett, Cockroft, will do their utmost that every visi- Foreman, Foxall, Simpson, Goulden, tor, irrespective of nationality, will Morton. depart from Germany with the best im- Kreuzlingen: Fuchs, Steinaur, Hasfeli, pressions, and a wish -'Auf Wiederse- Plaff, Wagenhoffer, Hofsrettcr, Le- hen’."ROBERT WAGNER mann, Plancherel, Anderegg, Korber and "Reichsstatthalter von Baden” Robein.

The floodlighting of the ground was After lunch we accompanied some of our quite good, and a fine exhibiti- Swiss friends to Constance for the on was put up by both teams, Inter-State match between Dan- the Kreuzlingen goalkeeper zig and Baden, The new especially giving a great is one of display. The match ended in a the best we win for the “Hammers" by 2- have seen, and 0, Foreman and Simpson sco- has been built ring in the country overlooking the SUNDAY, MAY 17th. lake.

The teams lined The weather was again up and, after very fine and another giving the natio- visit to Constance was nal salute, the made, in order to ob- game started. Baden tain a further supply put up some fine of registered marks, football, and it and as these were looked an easy thing required for expen- for them, but after ses later in the half-time three snap day, one of the goals by Danzig left the party had to stay Baden team in arrears, behind with the and they were eventually money. beaten by 5-4. That the German After the game it was de- authorities are cided to walk through the keen to get foreign woods to the ferry - only visitors is emphasised by ten minutes' walk we were the fact that they have told, but after a good sharp booklets printed in English, which walk we covered the ground in are given to you by the frontier gua- half an hour. The ferry landed rds, and in which the following invi- us again at Meersburg. tation appears:- Dinner was served on the of "The State of Baden wishes to extend the Wilder Mann Hotel, and, after a to you a hearty welcome. It expresses very pleasant day, we arrived back at herewith the hope that your stay in Kreuzlingen about 10.30 p.m. our country will be a pleasant and H. Conway, C. Bicknell, A. Walker, C. agreeable one. Walker, E. Fenton, J, Barrett, J. Cockcroft, "According to traditional German hos- J. Collins, J. Foreman, L. Conwell, P. Simp- pitality, not only the tourist indust- son, S. Foxall, L. Goulden, J. Morton, J. ry in all its various branches, but Ruffell, C. Paynter, W. Cearns, F. Pratt and

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~ 1. Mannschaft 1936 ~

Legende), Dédé Sandoz, Sandoz, Dédé Legende),

:

-

„11 Freunde sollt ihr sein“ ihr sollt Freunde „11

Staad.

-

Unsere 1. Mannschaft am 10. April 1936 bei einem gemeinsamen Spaziergang Spaziergang gemeinsamen einem bei 1936 April 10. am Mannschaft 1. Unsere Konstanz nach Hofstetter, Paul Müller, Richi Lehmann, Hans Pfaff, (…) v.l.n.r.: Oben Korber Walter und Steinauer Erich Plancherel, Pierre (…), Franz Torwart (deutsche Stuhlfauth Heiner v.l.n.r: Unten Schwaibold Paul

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