10. November 1964: Fraktionssitzung 1
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FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 10. 11. 1964 10. November 1964: Fraktionssitzung ADL, Bestand Wolfgang Mischnick, A40-758. Überschrift: »Kurzprotokoll der Frakti- onssitzung am 10.11.1964«. Zeit: 14.45–19.30 Uhr. Vorsitz: Zoglmann; zwischenzeitlich: Mende, später: Mischnick. Entschuldigte Fraktionsmitglieder: 2. Sitzungsverlauf: A. Geschäftliche Mitteilungen. B. Vorbereitung der Tagesordnung. C. Kassenbericht. D. Wahl des Fraktionsvorstands. E. Vorbereitung der Tagesordnung. F. Wahl des Fraktionsvorstands. G. Vorbereitung der Tagesordnung. H. Wahl des Fraktionsvorstands. I. Vorbereitung der Tagesordnung. J. Berichte aus den Arbeitskreisen. [A.] Geschäftliche Mitteilungen: Bekanntgabe der entschuldigten Kollegen. Herrn Peters werden Genesungswünsche der Fraktion übermittelt. Herrn von Kühlmann-Stumm geht es besser. Er ist in Bad Kis- singen. [B.] Zu TO-Punkt 1): Die Mitarbeiter sind gebeten worden, den Raum vorläufig zu verlassen. Dr. Mende: Verliest den Leitartikel des »Berliner Morgen«, mit 250 000 Auflage, stärk- ste Berliner Tageszeitung. Derselbe Tenor ist in der CDU-Presse festzustellen. Noch schärfer äußern sich die Zeitungen Skandinaviens. Die negative Kritik erfaßt auch die FDP. Die innerparteilichen Konsequenzen in der CDU sind bisher nicht gezogen. Die FDP hat sich bisher absichtlich zurückgehalten. Wir können hoffen, daß der Wähler zur Einsicht kommt, daß die Schwierigkeiten nicht von der FDP ausgehen. Erforderlich ist bei uns ein Höchstmaß an Geschlossenheit, spektakuläre Erklärungen sind nicht am Platze. Einige Landesverbände haben ihre Sorgen über Form und Stil der Erklärung des Kollegen Kreitmeyer zum Ausdruck gebracht. Der Begriff »Futterkrip- pe« ist in den politischen Jargon von Thälmann und Goebbels aufgenommen worden. Entscheidungen für den Herbst 1965 sind noch nicht zu fällen. Er bittet um keine Er- klärungen gegen Personen (Gerstenmaier1) der CDU. Unsere Manövrierfähigkeit darf 1 Eugen Gerstenmaier, MdB (CDU), Bundestagspräsident. Copyright © 2018 KGParl 1 FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 10. 11. 1964 nicht weiter eingeschränkt werden. Gerstenmaier hat sich nicht zufällig mit Strauß2 akkordiert. Der Bundesvorstand bittet alle Kollegen, Interviews an Illustrierte nicht zu geben, ohne vorher Verbindung mit dem Fraktionsvorstand oder mit der Pressestelle aufgenommen zu haben. Der Kampf der Illustrierten geht um die 1,5-Mio.-Grenze. Die »Neue Illu- strierte« hat durch ihre Serie »Sex im Büro« in 3 Monaten die Auflage um 247 000 er- höht. Im Kabinett hat sich gegen starken Widerstand die Auffassung von Dr. Bucher und Dr. Dehler durchgesetzt, daß für Verbrechen in der NS-Zeit keine Verlängerung der Ver- jährungsfristen eingeführt werden soll. Es ist daher nicht gerade einfach, wenn ein Lan- desvorsitzender in solch einem Augenblick eine Generalamnestie verlangt. Frau Dr. Kiep-Altenloh: (zGO3) Beantragt, die TO des Bundestages zu erledigen und dann über die anderen politischen Fragen zu debattieren. Kreitmeyer: (zGO) Bittet um persönliche Erklärung. Er gesteht ein, daß das Wort »Futterkrippe« schlecht war. Es ist nach der offiziellen Rede auf einem Seminar, an dem 18- bis 28-jährige teilnahmen, gefallen. Er sei zu seinem Referat beglückwünscht wor- den, mit dem Bemerken, daß er als einziger konkret gewesen sei. Im Anschluß daran habe man ihn gefragt, wie es aussehe, wenn bei der nächsten Wahl CDU und SPD gleich stark seien. Daraufhin habe er erklärt, daß es verständlich sei, daß andere nach 14 Jahren auch zur »Futterkrippe« drängen würden. Wenn die Fraktion dementieren wolle, könne man sagen, daß die Sache so nicht darge- legt worden sei, sondern aufgrund »allgemeiner theoretischer staatspolitischer Erwä- gungen« eine entsprechende Veröffentlichung zur Folge gehabt hätte. Zoglmann: Die Fraktion ist dankbar für diese persönliche Erklärung. Dr. Starke: Gibt ebenfalls eine Erklärung über Äußerungen in Würzburg. Nach seiner Auffassung hat die »Mainpost« seine Worte korrekt wiedergegeben. In dem uns un- freundlich gesinnten »Münchner Merkur« erschienen sie in einem anderen Sinnzusam- menhang. Moersch: Der Rundfunk hat den Wortlaut ebenfalls korrekt wiedergegeben. Zoglmann: Betr.: Große Anfrage zur Energiesituation. Sie wurde von der CDU am Freitag zur Mitunterzeichnung vorgelegt. Die erreichbaren Kollegen wurden um Stellungnahme gebeten. Dr. Imle: Er wurde zwischen 11.00 und 11.30 Uhr unterrichtet, so daß eine Einberu- fung des AK II nicht mehr möglich war. Er glaubte, daß wir so mitmachen können, es handelte sich um Dinge, die mit Neef4 entsprechend erörtert worden waren. Zoglmann: Bedenken bestehen wegen der 140 Mio. Die Sprecher sollten sich hier vor- sichtig äußern. Weiter liegt ein Schreiben von Dr. Starke vor, das die Stellungnahme zu Gerstenmaier betrifft. Er bittet, die Diskussion darüber nach Abschluß der TO zu beginnen. Am Mittwoch, den 1 1.11.1964, findet um 20.00 Uhr ein Empfang durch die Fraktion im Bergischen Hof statt. Kommunalpolitiker aus Hamburg und Niedersachsen sind Gäste der Fraktion. Er bittet um zahlreiche Teilnahme. 2 Franz Josef Strauß, MdB (CSU), Vorsitzender der CSU-Landesgruppe, stellvertretender Vorsitzen- der der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Landesvorsitzender der CSU. 3 »zur Geschäftsordnung«. 4 Fritz Neef, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft. Copyright © 2018 KGParl 2 FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 10. 11. 1964 Von der SPD-Fraktion geht eine Petition aus, die zur Unterschrift herumgereicht wird und an den Bundestag wegen der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel gerichtet werden soll. Er bittet, möglichst nicht zu unterschreiben. Dr. Dörinkel: Fragt, ob es sich hier um einen Intelligenztest handelt. Zoglmann: Am 21.11.1964 findet ein Gespräch mit dem Verteidigungsminister über Verteidigungsfragen statt. Die Europapolitik wird in der kommenden Woche mit Außenminister Schröder5 erör- tert. An den Bundeskanzler ist ein Schreiben wegen der Koalitionsbesprechungen ergangen. Bis gestern war auf den Brief nicht geantwortet worden. Er hat heute gehört, daß der Brief durch ein Gespräch mit Weyer6 wohl überholt sei. Erhard möchte keine festen regelmäßigen Termine vereinbaren. Er sei jedoch jederzeit von Fall zu Fall zu einer Besprechung bereit. Er (Zoglmann) ist der Auffassung, daß, wenn der Kanzler sich mit der CDU berät, dies seine Angelegenheit ist. Anders liegen die Dinge, wenn periodisch offizielle Gespräche zur Vorbereitung der TO des Plenums stattfinden. In diesem Falle geht es um Koalitionspolitik, so daß Vertreter der FDP zu beteiligen sind. Die Fraktion billigt diese Stellungnahme. Zoglmann teilt mit, daß im Falle seiner Wiederwahl ein anderer Vertreter als Vorsitzen- der amtieren müsse, da er nächste und übernächste Woche nicht anwesend ist. Zu TO-Punkt 2): Dürr: Erstattet den Bericht aus dem Ältestenrat. Mittwoch vormittag Plenarsitzung, nachmittags frei für Ausschüsse, Donnerstag Aus- schüsse mit Ausnahme der Fragestunde 14–15.00 Uhr. Freitag Plenarsitzung. Am Mitt- woch werden Dringlichkeitsfragen der SPD in der Fragestunde gestellt, am Freitag erfolgt die Debatte. über die Große Anfrage zur Energiesituation. Die SPD wird eben- falls eine Große Anfrage einbringen. Anfang Dezember werden folgende Themen be- handelt: Große Anfrage der FDP zur Bundeswehr, Große Anfrage der SPD über Preis- steigerungen und den Notstand auf den Straßen und die Postgebühren; in der zweiten Dezemberwoche wird der Bildungsnotstand diskutiert. Parlamentsreform, Vorschlag Gerstenmaier: In jeder Woche Mittwoch nachmittag Plenum. CDU und SPD haben zugestimmt. FDP Bedenken angemeldet. Das würde bedeuten, daß es ab Januar keine reine Ausschußsit- zungswoche mehr gibt (außer bei Tagungen in Berlin). Umbauten im Reichstag würden bei Ausschußsitzungen Schwierigkeiten hervorrufen. Deshalb bittet Gerstenmaier, im kommenden Jahr davon zunächst abzusehen. FDP hat Auffassung vertreten, daß Ausschußsitzungen an anderen Orten in Berlin stattfinden können. Zu TO-Punkt 3): Zoglmann: Verliest die Fragen der SPD zur Außenpolitik. Dr. Mende: Hält es für zweckmäßig, wo wir nicht angesprochen sind, keine Fragen zu stellen. 5 Gerhard Schröder, MdB (CDU), Bundesminister des Auswärtigen. 6 Willi Weyer, Minister für Inneres sowie Stellvertreter des Ministerpräsidenten des Landes Nord- rhein-Westfalen (FDP), Landesvorsitzender der FDP in Nordrhein-Westfalen, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP. Copyright © 2018 KGParl 3 FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 10. 11. 1964 Moersch: Wenn eine Presseerklärung noch erfolgen soll, muß sie sofort beschlossen werden. Dr. Rutschke: Der eigene Standpunkt sollte klargelegt werden. Dr. Achenbach: Es handelt sich um eine Auseinandersetzung innerhalb der CDU. Wir sollten nichts zur Substanz sagen. Gerstenmaier und Schröder haben uns nicht gefragt. Wir sollten daher jetzt nicht eingreifen. Frau Dr. Heuser: Wir beklagen, daß unsere Redner zu spät zum Zuge kommen. Pres- sewirksame Erklärungen müssen daher vorher abgegeben werden. Kreitmeyer: Spricht sich für eine Erklärung aus. Zoglmann: Schlägt vor, daß die Herren Dr. Achenbach, Dr. Starke und Moersch eine Erklärung vorbereiten sollen. Dr. Mende: Weist darauf hin, daß bei einem Teil der Zeitungen bereits um 15.00 Uhr Redaktionsschluß ist. Er schlägt etwa folgende Erklärung vor: Die FDP bedauert, daß unterschiedliche Auffassungen zur Außenpolitik zum Gegenstand öffentlicher Ausein- andersetzungen durch maßgebliche Vertreter der CDU geworden sind. Die FDP erwar- tet, daß alles unternommen wird, daß die ungeklärten Fragen in den dazu zuständigen Gremien geklärt werden. Dr. Achenbach: Das sollte Gegenstand eines Koalitionsgespräches