Offizielles Magazin für die Schiedsrichter im Deutschen Fußball-Bund 1/2015 Januar/Februar

In der Junioren- werden die Nachwuchs-Schiedsrichter (im Bild: Toni Wirth aus dem sächsischen Hohen Neuendorf) an den Spitzen-Bereich herangeführt.

Titelthema Gespräch Lehrwesen Porträt Talentförderung: Tagung: Der Strafstoß: Adi Weber: Die Arbeit mit den Treffen der Entscheidung Schiedsrichter- Schiedsrichtern der Obleute und mit besonderer Betreuer seit Junioren-Bundesliga Lehrwarte Bedeutung 51 Jahren Wenn aus auspowern aufladen wird.

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Unschlagbar nach dem Sport: Bitburger 0,0%. 0,0% Alkohol isotonisch Nach einer intensiven Trainingseinheit braucht man neue Energie. Denn damit der menschliche Organismus bestmöglich vitaminhaltig regenerieren kann, muss der Verlust von Wasser, Mineralstoffen und Vitaminen ausgeglichen werden. Als das einzige isotoni- sche alkoholfreie Bier mit 0,0% Alkohol und Vitaminen leistet Bitburger 0,0% genau dies: Erfrischung und Regeneration.

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Liebe Leserinnen und Leser, So stellt die sogenannte Schnittstelle vom Amateur- in den Profibereich hohe Anforde- in allen Verbänden unseres Landes arbeiten rungen an unser Vorgehen. Es muss unser die Verantwortlichen im Schiedsrichter-Wesen Bemühen sein, unabhängig von Herkunft, seit Jahren intensiv für die Werbung neuer Hautfarbe oder Geschlecht, alle Talente mit Unparteiischer. einheitlichen Vorgaben zu schulen.

Verschiedene Gründe und gesellschaftliche Klare Kriterien für die Aus- und Weiterbildung Umstände, die an anderer Stelle im Detail the- dieser Kolleginnen und Kollegen sind zu ent- matisiert werden müssen, führen dabei wickeln, und eine bundesweit einheitliche immer wieder zu dem bekannten Problem, Ausbildung von der Spitze des professionel- genügend neue Schiedsrichter für den Fuß- len Fußballs bis hinein in die Verbände ist zu ball zu gewinnen. gewährleisten. Einheitliche Ausbildung Titelthema Noch schwieriger, als neue Schiedsrichter zu Herbert Fandel, Auf dem Weg nach oben gewinnen, ist es für die Obleute und Lehrwarte Vorsitzender aber, die Unparteiischen über viele Jahre als des DFB- Wie Nachwuchsförderung in der Junioren- Schiedsrichter- feste Größen im Fußballsport zu etablieren Bundesliga funktioniert 4 Ausschusses. und zu halten. Allzu oft melden sich neue Kol- legen bereits nach wenigen Wochen und Panorama 9 Monaten wieder ab, weil sie sehr schnell Ein einheitliches Coaching- und Ausbildungs- erkennen, dass die Ausübung der Schieds- System fördert dabei die notwendige Trans- Gespräch richter-Tätigkeit nichts für sie ist. Sie werden parenz in der Bewertung von Leistungen und dabei mit Dingen konfrontiert, die bei Weitem damit von Auf- und Abstieg. „Kompetenzen schulen“ 12 nicht Jedermann bereit ist hinzunehmen. Mit Rainer Werthmann und Lutz Wagner sind Regel-Test Die äußeren Einflüsse, unflätige Kritik und Be- zwei absolute Fachleute beauftragt, diese schimpfungen gegen unsere jungen, neuen Un- Schnittstelle im deutschen Schiedsrichter- Rund um den Freistoß 15 parteiischen an der Basis sind erschreckend. Wesen in der Fortbildung mit Leben zu füllen. Häufig kann man das Verhalten erwachsener Ein erster wichtiger Schritt ist dabei ein Aus- Analyse Menschen am Spielfeldrand wirklich nicht bildungspool mit Unparteiischen, die bereits mehr nachvollziehen. Dennoch müssen wir in den Regionalligen amtieren und sehr gute Ein „lang gezogenes“ Foul uns darauf einstellen und gerade unsere jun- Anlagen besitzen, auch in höheren Spielklas- gen Schiedsrichter begleiten, ihnen helfen, sen als Unparteiische Verantwortung zu über- Welche Erkenntnisse man aus dem unerschrocken und mit Freude ihren Weg als nehmen. Bundesliga-Geschehen gewinnen kann 17 Schiedsrichter zu gehen. Es ist eine lohnens- werte Aufgabe für alle Verantwortlichen, das Das neu entstehende Leistungszentrum des Lehrwesen Positive und die schönen Seiten der Schieds- Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt/Main richter-Tätigkeit in den Mittelpunkt zu rücken. wird auch für unsere Schiedsrichter-Arbeit Der Strafstoß – Stress oder Routine? und die beschriebenen Ziele von großer Was im DFB-Lehrbrief Nr. 58 steht 22 *** Bedeutung sein. Porträt Dabei müssen wir auch unsere Talente in den Ihnen allen wünsche ich ein gesegnetes Blick nehmen. Diese herauszufinden, sie für Weihnachtsfest und einen guten Start in das Ein Leben für die Schiedsrichter ihre Spielleitungen zu stärken und behutsam neue Jahr 2015. in höhere Spielklassen zu führen, ist eine Wie der Arbeitstag fur̈ einen Schiedsrichter- schöne Verpflichtung. Ihr Betreuer aussieht 26

Der interessante Beitrag von Tobias Altehen- Blick in die Presse 29 ger zu den Lehrgängen der Junioren-Bundes- liga-Schiedsrichter zeigt, dass die einheitliche Aus den Verbänden 32 Schulung und Förderung junger, kompetenter Schiedsrichter ein ganz besonderes Anliegen der DFB-Schiedsrichter-Kommissionen ist. Vorschau 2/2015 34

Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen. SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 3 Titelthema Auf dem Weg nach oben

Fragt man auf einem Nachwuchs-Lehrgang in die Runde: „Was ist euer Ziel als Schiedsrichter?“, dann kommt nicht selten die Antwort: „Bundesliga“. Den Traum von der höchsten deutschen Spielklasse hegen viele junge Referees, doch bis ganz nach oben ist es ein sehr weiter Weg. Bereits einige Hürden auf diesem Weg genommen haben die Schiedsrichter der Junioren- Bundesligen. SRZ-Mitarbeiter Tobias Altehenger berichtet über die Arbeit mit den Talenten.

Treffen der Talente: Die Schiedsrichter der Junioren-Bundesliga werden in vier Städten Deutschlands regelmäßig geschult.

wanzig Männer in einem moder- sogar erst kurz davor. Auch die Stützpunkte Berlin, Barsinghausen, eher scherzhaft gemeinte – Wett- Znen Seminarraum, schick geklei- Namen auf den Namensschildern Frankfurt/Main und Hennef. bewerb: „Wer hat die weiteste det in Hemd und Jackett. Die Sport- wirken unvertraut. Nicht „Felix Anreise?“ Während es sich die Ver- schule Hennef als Austragungsort, Zwayer“, „“ oder „Da- Das Städtchen zwischen Köln und treter des Fußball-Verbandes DFB-Stützpunkt und Sitz der Hen- niel Siebert“ sind zu lesen; hier Bonn ist grundsätzlich der Anlauf- Mittelrhein bei ihrem Heimspiel nes-Weisweiler-Akademie. Vorne sitzen Niklas Dardenne, Björn punkt für die Schiedsrichter aus gemütlich machen können, referieren Lutz Wagner und Rainer Maertens oder Benedikt Seyler. dem Westen und Südwesten, gewinnt letztlich Björn Maertens Werthmann, prominente Gesichter Es tagen die Schiedsrichter der schließlich soll die Anreise für den aus Braunschweig die erste „Diszi- des Schiedsrichter-Wesens im DFB. Junioren-Bundesligen. Tageslehrgang nicht allzu weit plin“ des Tages mit deutlichem ausfallen. Dennoch: Auch hier gibt Abstand. Es wird viel gelacht, die Es könnte auch ein Kurzlehrgang Das Treffen in Hennef ist der zweite es Ausnahmen – etwa dann, wenn Stimmung unter den Teilnehmern der Bundesliga-Schiedsrichter Termin der laufenden Saison. Ins- der eigentlich vorgesehene Ter- ist gut. sein, der an diesem Mittwoch- gesamt 80 Schiedsrichter leiten min für einen Teilnehmer nicht nachmittag in Hennef stattfindet, Spiele in den Junioren-Bundesli- möglich war. Als die Vorstellungsrunde beendet nur die Gesichter im Plenum wir- gen. Um in einer angenehmen ist, übernimmt Lutz Wagner das ken noch etwas jung. Viele sind in Gruppenstärke arbeiten zu können, Schon bei der Vorstellungsrunde Zepter. Zusammen mit Rainer ihren frühen Zwanzigern, einige verteilt man sich daher auf die vier entwickelt sich so der – freilich Werthmann leitet der langjährige

4 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 ausgeglichen ist, gibt es Zweifel – und wenn es Zweifel gibt, pfeife ich besser nicht.“

An dieser Stelle wird klar, was Lutz Wagner mit „bedarfsorien- tiert“ meint: „Als Schiedsrichter bekommt man mit dem Anwärter- Lehrgang einen „Werkzeugkas- ten“ an die Hand, und je mehr wir uns schulen, je mehr wir uns fort- bilden, desto mehr „Werkzeuge“ kommen dazu. Nach einigen Jah- ren muss man dann in seinen Spielen eigentlich nur noch in kniffligen Szenen zum richtigen „Werkzeug“ greifen – und das kann je nach Spielklasse auch schon mal ein anderes sein.“ Gute Stimmung unter den Teilnehmern: „Bei den Stützpunkten haben wir immer eine perfekte Mischung aus lehrreichen Vorträgen und Lockerheit“, sagt Gerrit Glaß (Dritter von links). Ob die Nachwuchs-Talente in der Theorie schon das richtige „Werk- Bundesliga-Schiedsrichter alle Die Angesprochenen, Felix Weller Beobachter. Ein ähnliches Gespräch zeug“ parat haben, soll der soge- vier Stützpunkte der Junioren- und Björn Maertens, schauen ganz wie mit Felix und Björn hat er noch nannte Konformitätstest zeigen. Bundesliga, unterstützt jeweils genau hin. Dann sammeln sie Kri- vor einigen Wochen mit einem Rainer Werthmann aus der DFB- von ortsansässigen Vertretern terien. Gegen ein Handspiel spricht Bundesliga-Schiedsrichter geführt, Schiedsrichter-Kommission Elite aus der DFB-Schiedsrichter-Kom- die kurze Distanz, andererseits ist der im Spiel zuvor einen strittigen hat 15 Szenen vorbereitet, zu mission Amateure. In Hennef kom- der Arm leicht vom Körper abge- Handelfmeter gegeben hatte. denen jeweils auf einem Blatt zu plettieren Werner Föckler, der An- winkelt und angespannt. Die Kör- notieren ist, wie die korrekte Ent- setzer der Junioren-Bundesligen, perfläche wird nicht entscheidend Das interessiert natürlich auch die scheidung gelautet hätte. Weiter- und Andreas Thiemann, Obmann vergrößert, trotzdem fragen sie Nachwuchs-Talente der Junioren- spielen, direkter Freistoß, indirek- des Regionalverbandes West, das sich: Ist das noch eine natürliche Bundesligen. Lutz Wagner erzählt: ter Freistoß, Strafstoß? Gelbe Kar- Team der Lehrgangsleitung. Armhaltung? „Wir kamen nach dem Spiel in der te, Rote Karte, gar keine Karte? Die Kabine auf drei Kriterien, die für Szenen laufen durch und werden Nach ein paar einleitenden Worten Lutz Wagner muss schmunzeln. Er ein strafbares Handspiel, und drei, seitens der Lehrgangsleitung geht es los mit dem Programm. kennt diese Diskussionen, auch die gegen ein strafbares Handspiel unkommentiert gelassen. Die Teil- Wie so oft bei Schiedsrichter- aus seiner Praxis als Bundesliga- gesprochen haben. Wenn es so nehmer sind hoch konzentriert. Schulungen stehen zunächst Videoszenen auf der Tagesord- nung. Lutz Wagner macht aber schnell deutlich, dass es um mehr geht als das bloße Anschauen und Besprechen: „Die Szenen müssen bedarfsorientiert sein. Es bringt nichts, wenn wir nach zehn Zeitlu- pen sagen: ‚Das war richtig‘ oder ‚Das war falsch‘. Wir wollen Para- meter festlegen, die es auch uns in den Junioren-Bundesligen leichter machen, Szenen korrekt zu bewerten.“

Was damit gemeint ist, macht Wag- ner exemplarisch an einer Hand- spielszene deutlich. „Björn, du findest jetzt mal Argumente, wa- rum hier kein strafbares Handspiel vorliegt, und du, Felix, sagst uns, warum man hier hätte pfeifen müssen. Guckt euch die Szene noch mal an, und dann geht’s los In der Diskussion mit Lutz Wagner arbeiten die Unparteiischen Kriterien heraus, um Szenen mit euren Plädoyers!“ korrekt zu bewerten.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 5 Titelthema

Rainer Werthmann erläutert: „Die- ser Konformitätstest ist eine Eigenüberprüfung. Es geht weni- ger darum, das beste Testresultat zu erzielen, als vielmehr darum zu schauen: Wo habe ich möglicher- weise noch Schwächen, welche Art von Szenen bereiten mir noch Kopfzerbrechen? Aber auch für die Lehrgangsleitung ist so ein Test wichtig: Denn wenn beispielsweise die meisten Fehler bei Abseits- Situationen gemacht werden, kön- nen wir beim nächsten Stützpunkt darauf einen Schwerpunkt legen.“

Berlin, eine Woche später.

In der Geschäftsstelle des Berliner Fußball-Verbandes treffen sich nun Experten diskutieren: Wolfgang Haslberger (Zweiter von links) analysiert eine Videoszene. die Schiedsrichter aus dem Norden und Osten der Republik. Abermals Unter der Leitung von Bernhard nung, die Distanz ist kurz“, argu- Sein Kollege aus Australien, der haben sich Lutz Wagner und Rainer Zerr und Udo Penßler-Beyer ana- mentiert etwa Gerrit Glaß aus dem die Begegnung Honduras gegen Werthmann auf den Weg quer durch lysieren die Schiedsrichter in Fußball-Landesverband Branden- Ecuador leitete, kommt bei den Deutschland gemacht, diesmal räumlicher Trennung jeweils eine burg. „Hier hätte man schlichtweg Nachwuchs-Talenten etwas besser unterstützt von Bernhard Zerr und Spielleitung von der Fußball-Welt- nicht pfeifen dürfen.“ weg, aber auch hier haben die jun- Udo Penßler-Beyer. meisterschaft 2014: Gruppe A die gen Schiedsrichter einige kritische Warum Schiedsrichter Ahmed Anmerkungen. Anschließend stel- Hamoudi es dennoch getan hat, len die beiden Gruppen die von stellt die Gruppe indes vor ein Rät- ihnen analysierte Spielleitung im sel. „Das Stellungsspiel ist eigent- Plenum vor. lich gut, der Schiedsrichter hat freie Sicht auf die Situation.“ Eini- Die Szenen werden detailliert gen gut gelösten Szenen im Spiel besprochen, nach dem Fazit steht stehen überdies eine fehlende für die beiden WM-Schiedsrichter Gelbe Karte und teilweise fehlende sogar eine Beobachtungsnote auf Präsenz und „Tatortnähe“ entge- dem Papier. Was Lutz Wagner be- gen – insgesamt also eine unglück- sonders freut: „Die Bewertung der liche Spielleitung für den algeri- Vorgänge in den beiden Spielen schen Schiedsrichter. ist bislang bei allen Lehrgängen

Lutz Wagner und Rainer Werthmann betreuen nicht nur die Stützpunkte der Nachwuchs-Schiedsrichter, sondern bilden gleichzeitig eine Schnittstelle zwischen den Schiedsrichter- Kommissionen Amateure und Elite.

Auch in Berlin haben die Nach- Partie der Niederlande gegen wuchs-Talente die Videoszenen Australien, Gruppe B die Begeg- geschaut, auch in Berlin haben nung Honduras gegen Ecuador. In sie diskutiert und den Konformi- beiden Spielen gibt es Situatio- tätstest geschrieben. Das Pro- nen, die die Schiedsrichter stark gramm für die Lehrgänge ist gelöst haben, in beiden Spielen bei allen Stützpunkten identisch, unterlaufen den Referees aber nichtsdestoweniger können Wag- auch bemerkenswerte Fehler. ner und Werthmann auch flexibel auf individuelle Fragen und Der Handelfmeter für Australien ist Schwerpunkte reagieren. für Gruppe A beispielsweise über- haupt nicht nachzuvollziehen. „Die Zunächst aber werden die Teilneh- Handhaltung ist völlig natürlich, In Berlin analysierten Denis Waegert (Mitte) und seine Kolle- mer in zwei Gruppen aufgeteilt. der Arm steht nicht unter Span- gen die Schiedsrichter-Leistung bei zwei WM-Spielen.

6 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 „Wie würden Sie entscheiden?“ Während auf der Leinwand die Szenen abgespielt werden,… sehr ähnlich erfolgt. Das zeigt rungen aus der laufenden Saison uns, dass wir trotz einer insge- zu besprechen. samt sehr großen Gruppe ein ho- hes Maß an Konformität erreichen.“ Für Gerrit Glaß eine tolle Sache: „Für uns Schiedsrichter ist es Während des intensiven Kurzlehr- natürlich prima, dass wir uns bei gangs bleibt aber auch Platz für den Stützpunkten untereinander den persönlichen Austausch. In austauschen können. Einige kennt der Kaffeepause kommen die Teil- man ja von den Sichtungsturnieren nehmer ins Gespräch; untereinan- in Duisburg, das ist dann natürlich der, aber auch mit ihren Betreu- besonders nett.“ ern Wagner und Werthmann. Viele Nur 15 Euro im Jahr! kennen sich zwar noch von den Und worüber wird gesprochen? längeren Lehrgängen im Sommer, „Meistens über irgendwie beson- aber bei den Stützpunkten bietet ders abgelaufene Spiele aus der So entgeht Ihnen keine Ausgabe! sich die Gelegenheit, erste Erfah- aktuellen Saison oder über Hier schreiben die Fachleute – alle Informationen aus erster Hand!

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SCHIEDSRICHTER-ZEITUNGSCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2008 1/2015 3 7 Titelthema

Die Schiedsrichter der Junioren-Bundesliga 80 Talente aus ganz Deutschland

Seit 2003 bildet die A-Junioren- Von den Schiedsrichtern, die Bundesliga die höchste Spiel- heute in der Bundesliga im Ein- klasse für U 19-Mannschaften in satz sind, waren einige einst Deutschland, 2007 kam die selbst Schiedsrichter der Junio- B-Junioren-Bundesliga hinzu. ren-Bundesliga. So kam Bastian Für den DFB sind diese Spiel- Dankert auf seinem Weg in die klassen ideal für die Sichtung Bundesliga auf 36 Einsätze von Nachwuchs-Talenten – nicht allein bei den A-Junioren, nur bei Spielern, sondern natür- gefolgt von Robert Hartmann lich auch bei Schiedsrichtern. (27), und Marco Weitere Experten unterstützen die Lehrgangsleitung bei der Insgesamt 80 Schiedsrichter Fritz (beide 19), Arbeit mit den Nachwuchs-Referees (in der Bildmitte: Beob- aus ganz Deutschland pfeifen in (17), und Felix achter Bernhard Zerr). den Junioren-Bundesligen, alle Zwayer (beide 15 Spiele). Und unter 27 Jahre alt. Das Coaching der jüngste Bundesliga-Aufstei- gemeinsame Erfahrungen mit Be- gewisse Lockerheit und Spaß zu erfolgt durch vom DFB ausgebil- ger, , leitete obachtern; aber auch schon mal vermitteln.“ dete und speziell geschulte allein in der B-Junioren-Bundes- über Privates: Beruf, Studium und Beobachter. liga insgesamt 19 Partien. so weiter.“ Der Lehrraum im „Haus des Fuß- balls“ leert sich derweil allmäh- Gegen halb sieben ist der Lehr- lich. Jacketts werden wieder gang beendet. Es hat etwas länger angezogen, Hände ineinander gedauert als vorgesehen, für Lutz geschlagen, dann treten die Wagner ist aber die Beantwortung Schiedsrichter der Junioren- aller offenen Fragen wichtiger als Bundesligen den Heimweg an. die penible Einhaltung des Zeit- plans: „So oft sehen wir unsere Dass es für sie noch ein weiter Nachwuchs-Talente ja auch wieder Weg bis nach ganz oben ist, das nicht, da muss man sich schon mal wissen die Teilnehmer selbst. In etwas Zeit nehmen.“ Barsinghausen, Frankfurt/Main, Hennef und Berlin tagen Schieds- Die Teilnehmer wissen das zu richter, aber auch Realisten. Auch schätzen. Gerrit Glaß empfindet wenn die wenigsten der Nach- die Arbeit der Kommission insge- wuchs-Schiedsrichter es letztlich samt als sehr positiv: „Die bis in den Profi-Fußball schaffen Mischung stimmt einfach. Einer- werden – sie arbeiten trotzdem seits sind diese Lehrgänge sehr intensiv daran. Und träumen wird lehrreich, andererseits schaffen ja wohl erlaubt sein. die Referenten es auch, eine n

Hafes Gerspacher aus Südbaden zählt zum aktuellen Kreis In der Pause haben die Teilnehmer Gelegenheit zum kollegia- der Junioren-Bundesliga-Schiedsrichter. len Austausch.

8 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 Da war eine Dose des in Argentinien Vorgaben der EU einzuhalten – das Videobeweis II: hergestellten Sprays namens „9-15 ist unsere Aufgabe, wenn wir etwas fair play limit“ durch den TÜV Rhein- neu in Deutschland einführen. Und Testeinsatz in den land untersucht worden, was eine diese Aufgabe haben wir auch in Niederlanden? mediale Diskussion in Gang brachte. diesem Fall erfüllt“, so Klee weiter. Das Ergebnis: Die entsprechende Auch das Thema „Parabene“ sei un- Der Königlich-Niederländische Kennzeichnung und die von der EU problematisch: Das Spray sei kein Fußball-Bund (KNVB) plant die Ein- vorgegebenen Warnhinweise fehl- Kosmetikum und kein Nahrungs- führung des „Video-Schiedsrich- ten. Zudem seien im Spray auch mittel, sodass diese Einwände zu ters“ in der Ehrendivision. Ein Parabene enthalten, die im Verdacht vernachlässigen seien. entsprechender Antrag werde in stehen, hormonell wirksam zu sein. Kürze bei der FIFA eingereicht, Insgesamt 1.000 Dosen wurden sagte der Präsident des KNVB, „Das ist auch kein Wunder, wenn für den Start importiert und nach Michael van Praag. man dem TÜV eine Original-Dose den gesetzlichen Bestimmungen aus Argentinien vorstellt“, konterte gekennzeichnet. Zum Start erhielt Gegenüber der Zeitung „Dagblad Importeur Andreas Klee, der bei der jeder Bundesliga-Schiedsrichter van het Noorden“ erklärte van Einführung des Freistoß-Sprays im 15 Dosen. „Eine Dose reicht für Praag: „Der Video-Referee sitzt Hintergrund einen kühlen Kopf etwa 25 Meter, je nach Anwen- irgendwo außerhalb des Stadions bewahrte. „Die Produkte entspre- dungshäufigkeit also für zwei bis in einem Auto mit mehreren Bild- chend zu kennzeichnen und die drei Spiele“, sagt Klee. schirmen.“ Dieser sei über Kopf- hörer mit dem Schiedsrichter ver- bunden. Anhand des Videomateri- als könne der „Video-Schiedsrich- ter“ seinem Kollegen auf dem Platz bei Entscheidungen, wie zum Beispiel der Frage nach Gel- ben und Roten Karten sowie Straf- stößen, helfen.

Der KNVB habe laut van Praag bereits als erster Verband zwei

Panorama Jahre lang mit dem sogenannten „Video-Schiedsrichter“ experi- mentiert. Der KNVB hofft von der Robert Hartmann bei der Sprüh-Premiere in Bochum. Freistoß-Spray: Viel zuständigen FIFA-Kommission, dem Schaum um nichts International Football Association Videobeweis I: Platini jeweils zweimal pro Halbzeit mög- Board (IFAB), die Genehmigung für Nach vielen Diskussionen war es lich sein. einen regulären Testeinsatz zu am 17. Oktober so weit: Das Freistoß- und Busacca kritisch erhalten. Bisher hat der Weltfuß- Spray war endlich im deutschen „Der Videobeweis wird das Ende ball-Verband diese Art der Unter- Profifußball angekommen. DFB- FIFA-Präsident Joseph S. Blatter des Fußballs sein. Bald wird eine stützung nicht zugelassen. Schiedsrichter Robert Hartmann hatte sich bei der WM in Brasilien Drohne anstelle des Schiedsrichters sicherte sich als erster „Sprayer“ für den Videobeweis ausgespro- zum Einsatz kommen“, sagte UEFA- beim Zweitliga-Spiel VfL Bochum chen. Nun erhielt der 78-Jährige Präsident Michel Platini. Er sprach Platini: „Weiße Karte“ gegen Darmstadt 98 den Eintrag in erneut Gegenwind: Michel Platini, sich dafür aus, Schiedsrichter-Feh- die Bundesliga-Geschichtsbücher – Präsident der UEFA, kritisierte kürz- ler zuzulassen. Massimo Busacca für Meckern und erhielt von den Zuschauern lich die zunehmende Technologisie- sagte: „Wir müssen vorsichtig sein spontanen Szenenapplaus. rung im Fußball scharf, und auch mit der Technik. Der Videobeweis Geht es nach UEFA-Präsident Massimo Busacca, Chef der ist nur dann sinnvoll, wenn man Michel Platini, dann sollten die „Alle rechtlichen Dinge sind Schiedsrichter-Abteilung im Fuß- nach dem Betrachten der Bilder Disziplinarstrafen der Schieds- geklärt. Die Voraussetzungen zum ball-Weltverband (FIFA), mahnte zur auch eine Entscheidung treffen richter durch eine „Weiße Karte“ Einsatz des Sprays sind da. Es Vorsicht. kann.“ erweitert werden. Dies schlug der gibt keinen Grund, es nicht einzu- 59-Jährige in seinem neuen Buch setzen“, hatte Lutz Michael Fröh- Hintergrund war der Antrag des ita- Dies sei vor allem bei der Frage „Parlons Football“ vor. Mit dieser lich zuvor grünes Licht gegeben. lienischen Verbandes bei der FIFA, „Tor oder kein Tor“ hilfreich. „Aber könnten Unparteiische meckernde Der DFB-Abteilungsleiter Schieds- den Videobeweis in der Serie A ein- in den meisten Fällen bewegen sich Spieler für zehn Minuten auf die richter räumte gegenüber der zuführen. Der Plan der Italiener die Szenen, zum Beispiel Fouls im Strafbank schicken. Nachrichtenagentur SID alle sieht nach dem Beispiel Blatters Strafraum, in der Grauzone“, Bedenken zur Seite, die vor der vor, dass der Vierte Offizielle auf so der FIFA-Schiedsrichter-Chef. „Die Weiße Karte soll nicht mit der Einführung des Freistoß-Sprays einem Bildschirm auf Antrag der Und hier könnten Fernsehbilder Gelben Karte verwechselt werden, Mitte Oktober die Berichterstat- Trainer strittige Szenen kontrollie- eben auch nicht immer eindeutig die für Fouls im Spiel bestimmt tung bestimmten. ren kann. Diese „Challenges“ sollen Aufschluss geben. ist“, sagte der UEFA-Präsident.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 9 Panorama

Dies solle vor allem die Schieds- des Schiedsrichters in Frage zu achter auf Grundlage der letzten Im Anschluss an diese Analyse richter schützen. Laut Platini stellen, „seuchenartige Ausmaße“ Beobachtungs-Ergebnisse eine ein- berichteten Daniel Darandik und habe der „Wahn“, Entscheidungen angenommen. heitliche Bewertungslinie für die Jacob Pawlowski von den Erfah- neue Saison herausarbeiteten. rungen, die sie bei der Hochschul- Europameisterschaft in Rotter- Schwerpunkt des zweiten Lehr- dam sammeln konnten. gangstags war die Spielanalyse des Endspiels der Universitäts- Nach zwei intensiven Lehrgangs- Weltmeisterschaft 2014. Die tagen in Kaiserau zog Lutz Wag- Schiedsrichter und Beobachter ner ein positives Fazit der geleis- diskutierten dabei jeweils aus teten Arbeit: „Die Schiedsrichter ihrer Sicht die Schiedsrichter-Leis- und Beobachter gehen gut vor- tung und versuchten, Lösungsan- bereitet in die neue Saison. Es sätze für aufgetretene Probleme hat sich aber auch gezeigt, dass zu finden. Interessant waren dabei gerade im athletischen Bereich die Hinweise von Swen Eichler, der durchaus noch einige Reserven bei diesem Turnier in Malaga sind und deshalb die Zusammen- Meckernde Spieler sollen nach den Vorstellungen Platinis ebenfalls im Einsatz war und das arbeit mit Heinz-Dieter Antretter künftig für zehn Minuten auf die Strafbank. Endspiel live als Zuschauer ver- ein Schritt in die richtige Rich- folgt hatte. tung ist.“

Neue Impulse für hatte gemeinsam mit den beiden DFB-Futsal-Referees Futsal-Spezialisten Stefan Weber Online-Spielbericht und Stephan Kammerer ein umfas- „Futsal war in Fußball-Deutschland sendes Lehrgangs-Programm Eingabe besonderer Vorkommnisse noch vor wenigen Jahren ein zusammengestellt: Nachdem der Exot beim Spiel mit dem runden schriftliche Regeltest sowohl von Neben den Feldern „Aufstellung“ • eine Person abseits des Balls Leder. Inzwischen ist diese Form den Schiedsrichtern als auch von und „Spielverlauf“ wird der brutal treten des Hallenfußballspiels bei uns den Beobachtern gemeistert Schiedsrichter im Online-Spiel- • eine Person in einer Spielruhe angekommen“, resümierte Andreas wurde, bereitete Heinz-Dieter bericht inzwischen auch nach mit der Faust schlagen Thiemann am Ende des diesjähri- Antretter, der Fitness-Coach der „Vorkommnissen“ rund um das • eine Person durch das Bewer- gen Lehrgangs der DFB-Futsal- DFB-Schiedsrichter, erstmalig auch Spiel befragt. Diese Frage zielt fen mit einem Gegenstand ver- Referees und -Beobachter. Der die Futsal-Unparteiischen auf ihre auf Gewalthandlungen sowie letzen Verantwortliche für die Futsal- Leistungsprüfung vor. Auch gab er Vorfälle von Diskriminierung ab. • eine Tätlichkeit in übertriebe- Schiedsrichter in der DFB-Schieds- ihnen praktische Trainingstipps, ner Härte gegenüber einer richter-Kommission Amateure wies mit denen sie sich gezielt auf ihre Der Hintergrund dazu: Der DFB Person verüben. darauf hin, dass der Lehrgang ein Aufgaben vorbereiten können. und seine Mitgliedsverbände set- bedeutendes Element zur Fortbil- zen sich verstärkt gegen Gewalt Eine Diskriminierung ist zu mel- dung der deutschen Unpartei- In den folgenden Gruppenarbeiten im Amateurfußball, unter ande- den, wenn „ein Beschuldigter ischen sei. beschäftigten sich die Schiedsrich- rem gegenüber Schiedsrichtern, die Menschenwürde einer Per- ter unter anderem mit den diesjäh- ein. Um geeignete Maßnahmen son oder einer Personengruppe Lutz Wagner, der Verantwortliche rigen Regeländerungen und der entwickeln zu können, bedarf es durch herabwürdigende, diskri- für die Schiedsrichter-Lehrarbeit, Zeichengebung, während die Beob- weitreichender Kenntnisse zu minierende oder verunglimp- Umfang und Entstehung solcher fende Äußerungen oder Hand- Konflikte. Durch das Ausfüllen lungen, insbesondere in Bezug des Tabs „Vorkommnisse“ liefert auf Hautfarbe, Sprache, Religion, der Schiedsrichter dazu seit die- Abstammung, Herkunft oder ser Saison wichtige Informatio- Sexualität, verletzt“. nen. Beispiele für solche Situationen Folgende Definitionen sollen als sind: Hilfestellung bei der Beantwor- tung der Fragen zu den besonde- • eine Person wegen ihrer Haut- ren Vorkommnissen dienen: farbe beleidigen • die Herkunft einer Person Eine Gewalthandlung liegt dem- beschimpfen nach vor, wenn „ein Beschuldig- • gegenüber der Religion einer ter einen Geschädigten abseits Person herabwürdigend werden des Balls übermäßig hart oder • eine Person wegen ihrer brutal attackiert“. Beispiele sexuellen Orientierung beleidi- Die DFB-Futsal-Schiedsrichter und -Beobachter beim Lehr- dafür sind: gen. gang in Kamen-Kaiserau.

10 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 Daniel Siebert neuer FIFA-Schiedsrichter

Mit Daniel Siebert steht ab 2015 ein sagte: „Wolfgang Stark hat in den neuer Name auf der FIFA-Liste: Der zurückliegenden Jahren durch Bundesliga-Schiedsrichter über- seine hervorragenden Leistungen nimmt den Platz von Wolfgang auch im Ausland viel für das Stark, der Ende des Jahres aus Ansehen der deutschen Schieds- Altersgründen aus dem FIFA-Be- richter getan.“ reich ausscheidet. Das entschied das Präsidium des Deutschen Fuß- Über die Nominierung von Daniel ball-Bundes Ende Oktober in Frank- Siebert äußerte Fandel, dass die- furt am Main und folgte damit ser sich durch seine konstant einem Antrag des DFB-Schiedsrich- überzeugenden Spielführungen in ter-Ausschusses. Gleiches gilt für der Bundesliga für internationale Assistent Rafael Foltyn, der den Aufgaben empfohlen habe. international ausscheidenden Jan- Daniel Siebert (links) erhält ab 2015 den Platz auf der FIFA- Hendrik Salver ersetzt. Auf der Liste der FIFA-Schieds- Liste von Wolfgang Stark, der altersbedingt ausscheidet. richterinnen gibt es auch eine Herbert Fandel, Vorsitzender des Veränderung: Angelika Söder Christine Baitinger nominiert, die internationale Schiedsrichter- DFB-Schiedsrichter-Ausschusses, wurde als Nachfolgerin von sich dazu entschieden hat, ihre Laufbahn zu beenden.

Die internationalen Spiele der Deutschen im September und Oktober 2014 FIFA-Schiedsrichter unterwegs Name Wettbewerb Heim Gast Assistenten/Vierte Offizielle/Torrichter Deniz Aytekin EM-Qualifikation Ungarn Nordirland Kleve, Achmüller, Bornhorst, Fritz, Dingert Deniz Aytekin Champions League FC Barcelona APOEL Nikosia Kleve, Häcker, Lupp, Dingert, Hartmann Deniz Aytekin Champions League PFC Ludogorets (BUL) FC Basel Kleve, Häcker, Christ, Dingert, Stieler Champions League Atlético Madrid Juventus Turin Borsch, Lupp, Achmüller, Dankert, Fritz Felix Brych EM-Qualifikation Dänemark Portugal Borsch, Lupp, Foltyn, Dankert, Fritz U 21-EM-Qualifikation Griechenland Polen Häcker, Seidel, Stegemann Swen Eichler Futsal Cup, Russland Futsal Team Charleroi (BEL) MNK Alumnus Zagreb Swen Eichler Futsal Cup, Russland ISK Dina Moskau MNK Alumnus Zagreb Swen Eichler Futsal Cup, Russland MNK Alumnus Zagreb FC Deva (ROU) Manuel Gräfe Europa League Tottenham Hotspur FC Be ikta Istanbul Kleve, Bornhorst, Pickel, Stieler, Hartmann Manuel Gräfe EM-Qualifikation Wales Zypernş ş Kleve, Henschel, Schiffner, Dingert, Stieler Torsten Günther Euro Winners Cup Turnier in Catania (ITA) Torsten Günther Euro Beach Soccer League Turnier in Sopot (POL) Torsten Günther Euro Beach Soccer League Superfinale in Torredembarra (SPA) Torsten Günther Länderspiel Schweiz Kosovo Torsten Günther Länderspiel Schweiz Deutschland Riem Hussein WM-Qualifikation Frauen Ukraine Türkei Müller-Schmäh, Söder Riem Hussein Champions League Frauen FC Twente Enschede FC Paris Saint-Germain Biehl, Söder Marija Kurtes U 19-EM-Qualifikation FrauenPortugal Mazedonien Biehl Marija Kurtes U 19-EM-Qualfikation Frauen Russland Portugal Biehl Marija Kurtes Champions League Frauen Bristol Academy WFC (ENG) Raheny United FC (IRL) Rafalski, Wolk Wolfgang Stark Länderspiel Serbien Frankreich Pickel, Henschel, Lupp, Stieler, Hartmann Wolfgang Stark Champions League Ajax Amsterdam FC Paris Saint-Germain Pickel, Schiffner, Borsch, Gräfe, Fritz Wolfgang Stark EM-Qualifikation Slowenien Schweiz Pickel, Bornhorst, Häcker, Aytekin, Siebert Bibiana Steinhaus WM-Qualifikation Frauen Finnland Frankreich Rafalski, Wozniak Bibiana Steinhaus Champions League Frauen Ryazan-VDV (RUS) FC Rosengård (SWE) Rafalski, Wozniak Europa League FC Dnipro Dnipropetrovsk (UKR) Inter Mailand Henschel, Achmüller, Willenborg, Dankert, Siebert Felix Zwayer U 21-EM-Qualifikation Spanien Serbien Achmüller, Beitinger, Hartmann Felix Zwayer Europa League PAOK Saloniki AC Florenz Schiffner, Achmüller, Kempter, Dankert, Hartmann

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 11 Gespräch „Kompetenzen schulen“ Im November trafen sich die Obleute und Lehrwarte der Verbände zu ihrer jährlichen Tagung in Frankfurt am Main. Mit dem dienstältesten Teilnehmer, dem saarländischen Schiedsrichter-Obmann Heribert Ohlmann, sprachen die SRZ-Mitarbeiter David Bittner und Bianca Riedl über aktuelle Pro- bleme und Entwicklungen in der Verbandsarbeit.

Feststellung der Realität. Die Bundesliga und der internationale Fußball forderten viel Zeit und Kraft. Die wachsende Professionalisierung der Bundesliga ging zu Lasten der Amateure. Jetzt aber – und das konnte man bei der diesjährigen Tagung ganz deutlich sehen – diskutieren wir Obleute ausschließ- lich und intensiv über Themen an der Basis. Wir stecken unsere ganze Energie in den Amateurbe- reich. Hilfreich ist sicherlich, dass in der Schiedsrichter-Kommission Amateure Personen sitzen, deren Kenntnisse aus der Basisarbeit stammen, die sich also auch für diese einsetzen.

Wie kann die Kommission Ama- teure Sie und die anderen Obmän- ner in den Verbänden konkret unterstützen?

Ohlmann: Ich erwarte, dass die Ideen unserer Tagung aufgegriffen und umgesetzt werden. Mein Lieb- Im Interview mit der Schiedsrichter-Zeitung betrachtet Heribert Ohlmann aktuelle Entwicklun- lingsthema ist die Schulung der gen im Schiedsrichter-Wesen aus dem Blickwinkel eines Verbands-Obmanns. Obleute. Solche Schulungen haben bereits sehr erfolgreich für die err Ohlmann, seit 1993 sind Sie auch das Aushalten von Konflikten, Ein entscheidender Punkt diesbe- Lehrwarte stattgefunden. Das Glei- Hbereits Schiedsrichter-Obmann Personalführung, Haushaltsfüh- züglich war die Schiedsrichter- che müsste es jetzt auch für die im Saarland. Was motiviert Sie, die- rung und Rhetorik. Reform mit der Trennung in Elite Obleute geben – und da ist der DFB ses Amt schon so viele Jahre lang und Amateure. gefragt, diese Schulungen zentral auszuüben? Wie hat sich das Schiedsrichter- zu organisieren, denn beim DFB Wesen an der Basis in den vergan- Wie bewerten Sie diese Reform, die stecken das Know-how sowie die Heribert Ohlmann: Es sind zum genen Jahrzehnten verändert? inzwischen mehr als ein Jahr finanziellen Mittel. einen der Spaß und die Freude, mit zurückliegt? anderen Menschen zu arbeiten. Das Ohlmann: An der Basis leben wir Wie dringend ist denn die Fortbil- Zweite ist die Möglichkeit, Dinge noch in den gleichen Strukturen, Ohlmann: Ich war immer ein Befür- dung der Mitarbeiter an der Basis? voranbringen zu können. Die Tätig- aber das Umfeld hat sich gewan- worter dieser Reform. Wenn man keit als Schiedsrichter-Obmann ist delt. Der Amateurfußball insgesamt sich die früheren Tagungen der Ohlmann: Ich halte sie für sehr lebensprägend. Ohne meine hat sich verändert, dessen Stellen- Obleute anschaut, standen dort wichtig. Denn wir gehen, insbeson- Schiedsrichter-Vergangenheit wäre wert hat abgenommen. Aktionen zwar immer auch die Themen der dere in den Kreisen, immer wieder ich vermutlich nicht Schulleiter wie die „Amateur-Kampagne“, um Amateure auf dem Plan, aber der auf die Suche nach Funktionären, geworden. Sie hat es mir ermög- den Amateurfußball zu stärken, Schwerpunkt der Arbeit des DFB- die dem Amt des Obmanns gewach- licht, bestimmte Kompetenzen zu organisiert der DFB ja nicht ohne Schiedsrichter-Ausschusses war sen sind. Da wird auch mal ein erwerben: das Durchstehen schwie- Grund. Andererseits hat sich auch stets die Bundesliga. Dies ist kein „normaler Schiedsrichter“ von riger Situationen, die Fähigkeit, das Schiedsrichter-Wesen hin zur Vorwurf an die Mitglieder dieses heute auf morgen zum „Vorgesetz- schnell und mutig zu entscheiden, Professionalität verändert. Ausschusses, sondern nur eine ten“ – hat aber nie die Kompeten-

12 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 zen erworben, die er für diese Tätigkeit braucht. Er muss plötzlich Zur Person eine Gruppe führen, Prozesse steu- ern, Gespräche führen, Spiele ver- Heribert Ohlmann teilen, Schiedsrichter motivieren, Öffentlichkeitsarbeit machen. Die Der Obmann des Saarländi- Anforderungen an einen Obmann schen Fußballverbandes ist sind im Vergleich zu früher viel 61 Jahre alt. Als Schiedsrichter höher. war er selbst bis zur Oberliga aktiv, darüber hinaus war er Wie leicht ist es für Sie heutzutage bis 1980 als Assistent in der überhaupt noch, Mitarbeiter für die Der Vorsitzende Helmut Geyer und seine Mitarbeiter in der 2. Bundesliga tätig. Ein Jahr Schiedsrichter-Arbeit im Verband, Schiedsrichter-Kommission Amateure rücken wieder ver- später übernahm er das Amt aber auch in den Kreisen zu gewin- stärkt Themen in den Fokus, die die Basis betreffen. des Verbands-Lehrwarts, seit nen? 1993 ist er Verbands-Schieds- Die Fragen, die man sich stellen Sind wir so aufgestellt, dass das für richter-Obmann. Ohlmann: Die Menschen drängen muss, sind zum Beispiel: Sind wir die Schiedsrichter von heute noch sich für ein Ehrenamt nicht unbe- noch so aufgestellt, dass wir die attraktiv und motivierend ist? Im dingt auf. Manchmal melden sich jungen Leute noch motivieren kön- Saarland untersuchen wir im über 18 waren, wurden vom Ver- auch Personen, die für ein Amt nen? Wie werden wir den verschie- Moment, inwieweit sich unsere band finanziell bei der Ausrüstung nicht geeignet sind. Es ist ein biss- denen Altersgruppen gerecht? Wo Strukturen negativ für die Schieds- unterstützt. Und es gab eine chen so wie bei einer Abiturfeier in hakt es? Wie müssen wir uns für richter-Erhaltung auswirken. Aktion, die nannten wir „399“, weil der Schule: In jedem Jahrgang gibt die Zukunft aufstellen? wir 399 Vereine im Saarland haben. es wenige Schüler, die arbeiten. Was möchten Sie diesbezüglich Der Gedanke war: Wenn jeder Ver- Viele stehen gerne vor dem Büffet, Woran denken Sie konkret? ändern? ein nur einen neuen Schiedsrichter aber dahinter möchte keiner meldet, hätten wir 399 Schiedsrich- stehen. Und die wenigen, die sich Ohlmann: Wir leben noch in Struk- Ohlmann: Die Strukturen zu verän- ter mehr. Beide Aktionen führten engagieren, müssen sich auch turen der 70er-Jahre: Es gibt dern, ist schwierig, aber Fakt ist: nicht zum gewünschten Erfolg. noch ständiger Kritik aussetzen. Obmänner, Gruppen, Kreise, Lehr- Die Beteiligung an den Lehraben- Viele Fußballer spielen selbst so Mein Gefühl ist, dass sich das nur und Kameradschaftsabende. Wir den wird weniger. Deshalb tendiere lange, wie es ihre Kräfte zulassen, wenige antun möchten. kämpfen aktuell nicht nur mit dem ich derzeit hin zu „leistungsbezo- wechseln danach vielleicht zum Problem der Schiedsrichter-Gewin- genen Lehrabenden“. Die Schieds- Tennis oder Golf. Sich anschließend Abgesehen von der Mitarbeiter- nung, sondern verstärkt auch mit richter der obersten zwei Spielklas- in die Verantwortung zu begeben, Gewinnung, Ansetzungen und Lehr- dem Problem der Schiedsrichter- sen im Saarland treffen sich zum die das Schiedsrichter-Wesen gangsplanungen – worin sehen Sie Erhaltung. Wir bilden unheimlich Beispiel jeden Dienstag, das könnte erfordert, ist für die wenigsten eine heute ihre Aufgabe als Verbands- viele Schiedsrichter aus und schaf- man in etwas abgewandelter Form wirkliche Perspektive. Schiedsrichter-Obmann? fen es dennoch nicht, eine positive auch auf die Kreisebene übertra- Bilanz zu erreichen. Das kann gen. Die wichtige Frage ist: Wie Eine andere Aktion in Ihrem Lan- Ohlmann: Eine Hauptaufgabe ist natürlich am sportlichen Umfeld stärke ich die Gemeinschaft unter desverband war die Kampagne sicherlich, die eigenen Leute hängen, aber vielleicht müssen wir den Schiedsrichtern und werde „Gewalt hat keine Klasse“, über die immer wieder zu motivieren und uns auch selbstkritisch fragen, ob zugleich den Leistungsanforderun- wir auch in der Schiedsrichter-Zei- die Begeisterung wach zu halten. es an unseren Strukturen liegt. gen gerecht? Diesbezüglich entwi- tung berichtet haben. Wie nachhal- ckeln wir im Saarland derzeit ein tig war diese Kampagne? Konzept, zu dem es spannende Diskussionen gibt. Ohlmann: Es wäre falsch gewesen zu erwarten, dass es nach dieser Während die Fluktuation unter den Aktion im saarländischen Fußball jungen Schiedsrichtern meist groß keine Gewalt mehr gibt. Was wir ist, fehlt die Altersklasse der 30- aber erreicht haben, ist Feinfühlig- bis 40-Jährigen bei den Anwärter- keit im Umgang mit diesem Thema. Lehrgängen meist gänzlich. Mit Die Aktion war also nachhaltig im welchen Argumenten wollen Sie Sinne einer Sensibilisierung zum diese Gruppe heutzutage überzeu- Thema Gewalt. Dass sich zum Bei- gen, die Schiedsrichter-Prüfung spiel die Vereine nach solchen Vor- abzulegen, wenn die sportlichen fällen entschuldigen und von sich Perspektiven als Unparteiischer aus gegen auffällig gewordene doch sehr begrenzt sind? Spieler und Zuschauer vereinsin- tern Maßnahmen einleiten, war Ohlmann: Was das angeht, bin ich vorher weniger der Fall – diese Ent- Gespannt verfolgt der saarländische Obmann mit seinem ehrlich gesagt selbst etwas ratlos. wicklung sehe ich positiv. Amtskollegen aus dem Südwesten, Erhard Blaesy, die Im Saarland haben wir vor ein paar Tagungsinhalte. Jahren mit Geld gelockt: Alle, die Bei der diesjährigen Tagung wurde

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 13 Gespräch unter anderem auch über Beobach- Nachricht, und damit ist für ihn die tungsbögen und Spielberichte Sache erledigt. online gesprochen, Ansetzungen werden seit Jahren per E-Mail Bei der diesjährigen Tagung wur- getätigt – wie sehr hat das Internet den die Pläne zu einer „Image- die Verbandsarbeit verändert? Kampagne“ für die Schiedsrichter vorgestellt. Inwieweit tragen sol- Ohlmann: Das Internet ist auf jeden che Aktionen zur Motivation der Fall eine große Erleichterung. Im Unparteiischen an der Basis bei? Saarland arbeiten wir seit Anfang der 90er-Jahre mit PC und Internet Ohlmann: Von dem Ansatz, junge sowie Programmen zur Spielvertei- Schiedsrichter, Prominente und lung. Dies hat die Arbeit des Nationalspieler mit einzubinden, Obmanns stark entlastet, da viele erwarte ich mir etwas Positives. Schreibtätigkeiten weggefallen Wenn Personen des öffentlichen Helmut Geyer (rechts), Vorsitzender der Schiedsrichter-Kom- sind. Das Problem des Internets ist Lebens sich nicht nur einmalig für mission Amateure, und Lehrwart Lutz Wagner (links) verab- jedoch, dass Kommunikation auf die Schiedsrichter-Tätigkeit einset- schiedeten bei der Tagung die ehemaligen Lehrwarte Günther eine ganz andere Weise stattfindet. zen, ist das vorteilhaft, aber es Thielking (Niedersachsen), Gerhard Theobald (Saarland) sowie Diese empfinde ich oft als unper- muss eben auch nachhaltig sein. Es den ehemaligen Obmann aus Mecklenburg-Vorpommern, Die- sönlich und als Verarmung des hilft nichts, dem Schiedsrichter an ter Setzkorn (von links). Gesprächs: Früher war es nötig, einem Tag die Hand zu geben und sich beim Obmann abzumelden, ihm acht Tage später an die Gurgel kurz vor Weihnachten: Welche Wün- Ich wünsche mir, dass das Image wenn man ein Spiel absagen zu gehen. sche haben Sie in Bezug auf das der Schiedsrichter gestärkt wird, musste, dazu fand Kommunikation Schiedsrichter-Wesen? dass wir neue Schiedsrichter statt. Heute schickt ein Schieds- Wenn diese Ausgabe der Schieds- bekommen und dass die, die wir richter eine E-Mail oder WhatsApp- richter-Zeitung erscheint, ist es Ohlmann: Ich habe drei Wünsche: haben, länger bei uns bleiben.

Obleute und Lehrwarte Das sind die aktuellen Themen

In der Runde der Verbands- die dazu benötigten Weiterbil- wurde kontrovers diskutiert. Einen Punkte im Mittelpunkt der Obleute wurde unter anderem dungsinhalte diskutiert, festge- aktuellen Stand zur Ausbildung von Tagung: Information, Erfah- die „Image-Kampagne“ für die legt und priorisiert. Diese sind: Beachsoccer-Schiedsrichtern prä- rungsaustausch und praxis- Schiedsrichter vorgestellt. Die Kommunikation, Rhetorik, Ge- sentierte Andreas Thiemann. Ab orientierte Hilfe. Agentur, die auch die „Amateur- sprächsführung sowie Konflikt-, der kommenden Saison ist die fußball-Kampagne“ betreut, Führungs- und Zeit-Management. Erstellung einer DFB-Liste für So erhielten die Teilnehmer stellte erste Ideen hierzu vor. Die Pilotphase der Weiterbildun- Beachsoccer-Schiedsrichter Informationen aus den Funk- Die Spots sollen für die Gewin- gen ist ab Mitte 2015 vorgesehen. geplant, da der Spielbetrieb in tionsbereichen Talentförderung nung und Erhaltung von diesem Bereich stetig wächst. (Regionalliga, Junioren-Bundes- Schiedsrichtern eingesetzt wer- Die Erfassung von Schiedsrich- liga, Sichtungslehrgänge), den und stehen unter dem ter-Profilen auf FUSSBAL.DE Bei den Lehrwarten standen drei Ausbildungs-Konzepte, Lehrma- Motto: „Unsere Schiedsrichter. terial, E-Learning, Lehrwarte- Echte Profis.“ Nach eingehender Schulungen, Lehrbriefe sowie Diskussion im Kreis der Obleute Futsal und Beachsoccer. wird die Agentur einen überar- beiteten Vorschlag in der nächs- Im zweiten Block, der Ausle- ten Sitzung des DFB-Schieds- gung, ging es vor allem um richter-Ausschusses vorstellen. aktuelle Regelfragen und Aus- legungen sowie um Anfragen Die 2007 begonnenen Weiterbil- aus den Verbänden. Das Thema dungen für Lehrwarte sollen ana- praxisorientierte Hilfe drehte log für Schiedsricher-Obleute in sich um Formen von Lehrme- den Kreisen fortgeführt werden. thoden im Bereich „Trainieren, Dazu setzten sich die Tagungs- Testen, Prüfen“. In Gruppenar- teilnehmer mit den Hauptaufga- beit diskutierten die Teilneh- ben von Kreis-Obleuten ausein- mer diesbezüglich Aspekte ander und thematisierten die Bei der Tagung in Frankfurt am Main arbeiteten die Teilneh- wie Formen, Umfang, Alternati- daraus resultierenden Herausfor- mer Aufgaben und Herausforderungen der Obmann-Tätigkeit ven sowie Gruppenorientie- derungen. Im Anschluss wurden heraus. rung.

14 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 Regel-Test Fragen

Situation 12 Bei der Ausführung eines Straf- Rund um den Freistoß stoßes springt der Torhüter mit beiden Beinen mehrfach in die Höhe und bewegt sich zusätzlich Im aktuellen Regel-Test von Lutz Wagner geht es unter anderem um die seitlich auf der Torlinie. In der Folge gelingt es ihm, den Straf- regelkonforme Freistoß-Ausführung und um mögliche Fehlerquellen für stoß abzuwehren. Welche Maßnah- den Schiedsrichter. me trifft der Schiedsrichter? Situation 13 Situation 1 nicht in einer Abseitsposition Spieler jedoch verletzt ist, bleibt Der Schiedsrichter hat wegen Bei der Ausführung eines Ecksto- befindet, den Ball gegen den Pfos- er am Boden liegen und wird einer Unsportlichkeit auf indirek- ßes schießt der Schütze den Ball ten. Von dort prallt der Ball zu anschließend vom Feld getragen. ten Freistoß für die angreifende direkt an den ersten Pfosten, von einem weiteren Angreifer, der im Wie soll sich der Schiedsrichter Mannschaft entschieden. Er ver- wo aus dieser zu ihm zurückprallt. Moment des Kopfballs nur noch verhalten? gisst aber, den Arm zu heben. Der Nun flankt der Spieler den Ball den Torwart vor sich hat, sich Ball wird direkt ins Tor geschos- erneut vor das Tor. Entscheidung? aber beim Kopfball hinter dem Situation 10 sen. Entscheidung? Ball befindet. Dieser Spieler Die verteidigende Mannschaft Situation 2 schießt den Ball ins Tor. Entschei- erhält einen Freistoß außerhalb Situation 14 In einem Spiel ohne neutrale dung? des eigenen Strafraums zugespro- Zweikampf an der Torlinie. Der Assistenten wird der Schiedsrich- chen. Der Abwehrspieler spielt Angreifer gerät dabei seitlich ter in Strafraumnähe vom Ball am Situation 6 den Ball dabei zu seinem Torwart neben dem Tor über die Torlinie Kopf getroffen, geht zu Boden und Ein Einwurf wird zwar korrekt aus- zurück. Er übersieht aber, dass ins Aus. Anschließend will der Ver- verliert den Blick zum Spielge- geführt, jedoch steht der einwer- dieser weit neben dem Tor steht teidiger, der noch innerhalb des schehen. Kurz darauf landet der fende Spieler etwa drei Meter hin- und den Ball nicht erreichen kann. Spielfelds steht, den Ball zu sei- Ball im Tor. Darf das Tor aner- ter der Seitenlinie. Entscheidung? Dieser rollt nun direkt und unbe- nem Torwart spielen. Der Angrei- kannt werden, wenn der Schieds- rührt ins eigene Tor. Entschei- fer läuft nun wieder ins Spielfeld, richter nicht sehen konnte, wie es Situation 7 dung? kann den Ball erreichen und ein erzielt wurde? Bei der Ausführung eines direkten Tor erzielen. Wie ist zu entschei- Freistoßes außerhalb des eigenen Situation 11 den? Situation 3 Strafraums tritt der verteidigende Der Anstoß bei Spielbeginn wird Direkter Freistoß für die angrei- Spieler in den Boden, sodass der in die eigene Hälfte zurückge- Situation 15 fende Mannschaft wenige Meter Ball bei der Ausführung nur wenige spielt, sodass der Schiedsrichter In welchen Fällen muss der vor dem Strafraum: Ein Angreifer Meter weit rollt. Um zu verhin- das Spiel unterbricht. Darüber Schiedsrichter sowohl einen indi- versucht, den Ball schnell wieder dern, dass ein Gegenspieler an erbost, beleidigt ein Spieler den rekten als auch einen direkten ins Spiel zu bringen, da das Spiel den Ball kommt, läuft er hinter Schiedsrichter. Entscheidung? Freistoß durch Pfiff freigeben? nicht durch Pfiff freigegeben wer- dem Ball her und spielt ihn den muss. Dabei schießt er einen erneut. Dadurch kann er aber Abwehrspieler an, der etwa fünf nicht verhindern, dass der Angrei- Meter vom Ball entfernt ist, aber fer danach den Ball erhält und mit dem Blick zum Ball rückwärts nun alleine auf das Tor zuläuft. wegläuft. Wie ist zu entscheiden, Wie hat der Schiedsrichter zu ent- wenn der Abwehrspieler den Ball scheiden? anschließend kontrollieren kann? Situation 8 Situation 4 Ein Angreifer wird kurz vor der Als der Schiedsrichter während Strafraumgrenze gefoult. Bevor einer Spielunterbrechung einen der Schiedsrichter deswegen verletzten Spieler fragt, ob dieser pfeifen kann, wird der Ball absicht- eine Behandlung wünscht, ver- lich von einem Abwehrspieler – neint der Spieler dies. Obwohl der allerdings nicht in unsportlicher Schiedsrichter durch ein deutli- Weise – mit der Hand innerhalb ches Handzeichen anzeigt, dass des Strafraums gespielt. Eine Tor- keine Betreuer benötigt werden, möglichkeit wurde nicht genom- betreten diese den Platz und lau- men. Entscheidung? fen zu dem Spieler. Wie muss der Schiedsrichter reagieren? Situation 9 Wegen eines Foulspiels unter- Situation 5 bricht der Schiedsrichter das Nach einer Flanke in den Straf- Spiel. Er will den schuldigen Spie- Warum der Schiedsrichter bei der Ausführung des indirekten raum köpft ein Spieler, der sich ler deshalb verwarnen. Da dieser Freistoßes unbedingt den Arm heben muss, zeigt Situation 13.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 15 Regel-Test Antworten

zum Tor führt, wird der Freistoß Rund um den Freistoß wiederholt. Situation 14 Tor, Anstoß. Gerät ein Spieler bei einem Zweikampf unverschuldet So werden die auf Seite 15 beschriebenen Situationen richtig gelöst. über die Begrenzungslinien ins Aus, so darf er unverzüglich und Situation 1 warnung dem Spielführer mit, so- beginnt bereits mit dem Pfiff. ohne Anmeldung auf das Spielfeld Indirekter Freistoß wegen zwei- dass für jeden der Umstehenden Das Auswechselkontingent ist zurückkehren. maligem Spielen des Balles. erkennbar ist, dass der verletzte nicht belastet, die erneute Ausfüh- Spieler verwarnt wurde. rung des Anstoßes darf jedoch Situation 15 Situation 2 nicht verzögert werden. Bei allen Freistößen gilt: Sie müs- Nein, weil der Schiedsrichter die Situation 10 sen dann mit Pfiff freigegeben korrekte Torerzielung nicht ver- Eckstoß. Hier gilt der Grundsatz, Situation 12 werden, wenn… folgen konnte. Es gibt einen dass aus einem Vorteil nicht Weiterspielen. Das Verhalten des • zuvor die „Mauer“ auf die vorge- Schiedsrichter-Ball dort, wo der unmittelbar (also direkt) ein Torwarts ist korrekt. Er darf sich schriebene Distanz beordert Unparteiische den Ball zum letz- Nachteil entstehen darf. auf der Torlinie bewegen. Er darf wurde, ten Mal bewusst wahrgenommen nur nicht den Abstand zum Schüt- • eine Persönliche Strafe ausge- hat. Situation 11 zen verkürzen. sprochen wurde, Wiederholung des Anstoßes, Rote • zuvor eine Verletzung mit Situation 3 Karte. Die Mannschaft darf sich Situation 13 Behandlung auf dem Spielfeld Weiterspielen, da der Abwehrspie- ergänzen, da das Spiel erst mit Wiederholung des Freistoßes. Hier stattfand ler klar zu erkennen gibt, dass er dem regelkonformen Anstoß liegt ein Schiedsrichter-Fehler vor. • oder wenn eine Auswechslung sich vom „Tatort“ entfernen will beginnt. Nur die Zeitnahme Wenn dieser Fehler unmittelbar durchgeführt wurde. und auch den Abstand einzuhal- ten gedenkt. Der Angreifer ver- zichtet auf den regulären Abstand des Gegenspielers und geht bewusst das Risiko ein, das eine schnelle Ausführung mit sich bringt.

Situation 4 Der Schiedsrichter schickt die Betreuer vom Feld, und der Spie- ler darf auf dem Spielfeld bleiben.

Situation 5 Tor, Anstoß. Kein Abseits, da sich der Torschütze beim Zuspiel nicht vor dem Ball befand.

Situation 6 Weiterspielen.

Situation 7 Weiterspielen. Der Schiedsrichter wendet in diesem Fall die „Vor- teil“-Bestimmung an.

Situation 8 Strafstoß. Bei zwei Vergehen der- selben Mannschaft zählt für die Spielfortsetzung immer das schwerere Vergehen.

Situation 9 Direkter Freistoß und Verwarnung. Der Schiedsrichter zeigt die Karte nicht dem verletzten Spieler auf Die Fälle, in denen der Schiedsrichter einen Freistoß durch Pfiff freigeben muss, werden in der der Trage, sondern teilt die Ver- Antwort zur Situation 15 erläutert.

16 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 Analyse Ein „lang gezogenes“ Foul

Auch für diese Ausgabe haben sich Lutz Michael Fröhlich und Lutz Lüttig Im Spiel FC Augsburg gegen den SC Freiburg (9. Spieltag) laufen einige Szenen aus dem deutschen Profi-Fußball herausgesucht, deren Ana- bei einem Augsburger Eckstoß von lyse nicht nur Schiedsrichtern einen Erkenntnis-Gewinn verschaffen könnte. der Strafraumgrenze aus der Frei- Im ersten Fall handelt es sich um eine spezielle Regelwidrigkeit. burger Pavel Krmas und sein Gegenspieler Ragnar Klavan Rich- tung Ball. Der Angreifer hat die günstigere Position und wird im Foto 1a Laufduell von hinten zunächst geklammert (Foto 1b), dann am Tri- kot gehalten und schließlich, als Klavan es trotzdem fast schafft, an den Ball zu kommen, von Krmas mit dem rechten Arm zu Boden gedrückt (Foto 1a).

Schiedsrichter Marco Fritz schaut sich die Entwicklung dieses „lang gezogenen“ Fouls aus einer güns- tigen Seitenposition an und ent- scheidet dann völlig zu Recht und in der Außenwirkung überzeugend auf Strafstoß. Er bestraft Krmas mit der Gelben Karte, was eben- falls korrekt ist. Denn „Rot“ kommt nicht in Frage, weil wegen der komplett fehlenden Ballkontrolle von einer glasklaren Torchance für Klavan keine Rede sein kann.

Von links kommt der Ball (knapp neben der Nr. 23), aber der Freiburger Pavel Krmas verhin- *** dert per „Armdrücken“, dass Ragnar Klavan an den Ball kommt. Eine „klare Wirkung“ liegt im Spiel ie richtige Einschätzung von „Genau hinschauen, von wem die sind dafür zwei wichtige Kriterien, Erzgebirge Aue gegen Eintracht DKörpereinsatz, Halten und Aktion ausgeht“ und „Klare Wir- die in unseren ersten drei Szenen Braunschweig (13. Spieltag) vor, Schubsen im Strafraum ist häufig kung erfordert klare Entscheidung“ beachtet werden müssen. als der Aue-Spieler Stipe Vucur zu ein schwieriges Thema. Mancher Boden geht. Er hat versucht, an Zuschauer beklagt die Rangeleien Foto 1b einen hoch in den Braunschweiger und die im wahrsten Sinne des Strafraum geschlagenen Freistoß Wortes handfesten Eins-gegen- heranzukommen, und wird daran Eins-Duelle, die man bei Eck- oder durch seinen hinter ihm herlaufen- Freistößen in diesem sensiblen den Gegenspieler Benjamin Kessel Gebiet des Spielfelds beobachten entscheidend gehindert. Denn der kann. zieht an seiner linken Schulter (Foto 2a) und dreht ihn so aus Andere Freunde unseres Sports dem Gleichgewicht. Vucur kommt finden, dass genau das zum zu Fall. modernen Fußball gehört. Und mit- tendrin befindet sich der Schieds- Dieses eindeutige Halten bestraft richter, der möglichst beiden Mei- Schiedsrichter Bastian Dankert nungen gerecht werden soll. Was außer mit dem fälligen Strafstoß wiederum nicht bedeuten darf, auch mit „Gelb“. Auch hier liegt dass er mal so und mal so pfeift – keine glasklare Torchance vor im Gegenteil: Er muss mit einer (keine Kontrolle des Balles durch berechenbaren Linie den Spielern Schon Sekunden vorher hatte das Foulspiel von Krmas (Nr. 2) den Angreifer), deshalb bleibt er die Grenzen aufzeigen. begonnen. zu Recht bei dieser Kartenfarbe.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 17 Analyse

Foto 2a Noch ein Hinweis, den man aus Schrei zu Boden. Erst in diesem dieser Situation gut ableiten kann: Sekundenbruchteil richtet der Das Foul geschieht schon, als sich Schiedsrichter seinen Blick auf der Ball noch hoch in der Luft diese Szene (Foto 3b). befindet (Foto 2b). Die Gefahr, die darin für einen unerfahrenen oder Während nun der unschuldige unkonzentrierten Schiedsrichter Matip den Ball mit einem sehr lauert: Er verfolgt zu lange den schönen Kopfball im Union-Tor fliegenden Ball – statt auf die unterbringt, versucht der Unpar- Zweikämpfe im Strafraum zu ach- teiische innerhalb von Zehntelse- ten. Und dann ist das Kriterium kunden, die richtige Entscheidung „Genau hinschauen, von wem die zu treffen. Dazu gleicht er das, was Aktion ausgeht“ schon nicht mehr er soeben noch – sicher nur aus zu erfüllen. den Augenwinkeln und nicht mit „scharf gestelltem“ Blick – wahrge- *** nommen hat, mit schon von ihm erlebten und bewerteten Situatio- Genau darum geht es auch in der nen ab. dritten Strafraumszene. Sie trägt Der Braunschweiger Benjamin Kessel reißt an der Schulter sich zu im Spiel FC Ingolstadt In diesen Erfahrungen des Schieds- seines Gegenspielers. gegen Union Berlin (13. Spieltag). richters kommen „freiwillige“ Wieder wollen zwei Spieler einen Stürze und Fouls von Angreifern im Foto 2b hoch in den Strafraum geschlage- Strafraum sicherlich des Öfteren nen Freistoß erlaufen. Allerdings vor, „Schwalben“ von Verteidigern bemerkt Abwehrspieler Michael allerdings sehr selten oder noch Parensen (Union) etwas zu spät, gar nicht. Mit der Erfahrungs- dass sich der Ingolstädter Marvin Mehrheitsentscheidung, die er nun Matip in seinem Rücken davon- fällt (Aberkennung des Tors und stiehlt, während der Schiedsrich- Freistoß für Union Berlin), liegt der ter noch zu einem Zweikampf Schiedsrichter leider falsch und außerhalb des Strafraums schaut – wird sich bei Ansicht der Fernseh- und hoffentlich nicht zum heran- Bilder entsprechend geärgert fliegenden Ball (Foto 3a)! haben.

Der erfahrene Profi Parensen weiß Man kann sich natürlich auch treff- um die Gefahr, die er mit seinem lich über die Unsportlichkeit des „Sekundenschlaf“ gegen den kopf- Union-Spielers aufregen, aber „so ballstarken Ingolstädter heraufbe- etwas gehört ja zum Geschäft“, schworen hat. Er stößt sich des- wie die Zyniker sagen. Wichtiger Das Foul (zentral vor dem Tor) findet statt, während der Ball halb mit der linken Hand leicht von für uns Schiedsrichter ist: Wer ein (Pfeil) sich noch hoch in der Luft befindet. Matip ab und stürzt mit einem Tor annulliert, muss ein eindeuti-

Foto 3a Foto 3b

Der Schiedsrichter schaut zunächst zu einem Zweikampf in ...die heikle Situation zwischen Parensen (weißes Trikot) und der Mitte, während sich links... Matip entwickelt.

18 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 ges Vergehen exakt wahrgenom- es im Regeltext heißt, und damit Foto 4a men haben und sich seiner Sache natürlich auch nicht mehr straf- sicher sein. Er muss also genau bar. gesehen haben, „von wem die Aktion ausgeht“. Sonst muss man Während sich dieser Ablauf selbst das Spiel laufen lassen. dem regelkundigen TV-Zuschauer erst in der dritten Zeitlupe er- *** schloss, hat Schiedsrichter Chris- tian Dingert den Vorgang aus Auch diese Folge der „Analyse“ einer sehr guten Position sofort kommt nicht ohne einen Blick auf richtig bewertet und somit den das Thema „Abseits“ aus. Zwei Treffer, den Harnik im Anschluss Szenen sollen ein weiteres Mal erzielte, zu Recht anerkannt. deutlich machen, was die Präzisie- rung bedeutet, die im Auslegungs- *** text der Abseitsregel vom Inter- national Football Association Soweit das Beispiel für den oben Board (IFAB) zu Beginn der Saison genannten Teil der Regel 11. Der 2013/2014 vorgenommen wurde. Text geht aber noch weiter. Neh- Als Romeu den Ball abspielt, befinden sich drei Mitspieler im men wir den Faden also noch ein- Abseits. Es heißt seitdem in der Regel 11: mal auf: „Die Berührung des Balles „Die Berührung des Balles durch durch einen Spieler der verteidi- Foto 4b einen Spieler der verteidigenden genden Mannschaft hebt eine Mannschaft hebt eine Abseitsstel- Abseitsstellung nur dann auf, lung nur dann auf, wenn es sich wenn es sich dabei um ein absicht- dabei um ein absichtliches Spielen liches Spielen des Balles han- des Balles handelt (...)“ delt,...“ Und jetzt folgt die Ein- schränkung: „...das nicht einer Schauen wir dazu auf eine Abwehraktion entspringt.“ Szene aus dem Spiel Eintracht Frankfurt gegen den VfB Stuttgart Die Erläuterung dazu folgt im (9. Spieltag). Regeltext sofort: „Die Abseitsstel- lung ist dann strafbar, wenn ein Bei einem Angriff seiner Mann- Spieler den Ball aus einer Tor- schaft will der Stuttgarter Oriol Abwehraktion eines Abwehrspie- Romeu den Ball vor dem Straf- lers erhält. Die Aktion des Abwehr- raum nach links passen (Foto 4a). spielers ist in diesem Fall ver- Etwa sieben bis acht Meter von gleichbar mit der Abwehr eines ihm entfernt verhindert Aleksan- Torwarts.“ dar Ignjovski am Teilkreis stehend Als der Pass auf Ignjovski (links am Bildrand, Nr. 2) zufliegt, das Zuspiel, indem er sein linkes Bevor wir das näher erläutern, steht sein linker Fuß zunächst auf dem Boden... Bein in die Flugbahn des Balles hier die Szene dazu: Im Spiel streckt (Fotos 4b und 4c). Damit München 1860 gegen Fortuna Foto 4c reagiert er erkennbar in Richtung Düsseldorf (13. Spieltag) will des Balles. Es handelt sich dabei Marin Tomasov aus einer zentra- also, wie im Regeltext beschrie- len Position aufs Düsseldorfer Tor ben, „um ein absichtliches Spielen schießen. Sein Gegenspieler Axel des Balles“ durch den Frankfurter. Bellinghausen blockt diesen Tor- schuss mit einem Spreizschritt Dass diese Aktion missglückt und (Foto 5a). Deshalb fliegt der Ball der Ball dennoch zu einem Angrei- im hohen Bogen zu dem Münchner fer gelangt, spielt keine Rolle. Das Rubin Okotie (Foto 5b), der wiede- besondere Pech Ignjovskis ist in rum im Moment des Schusses von diesem Fall allerdings, dass der Tomasov im Abseits stand. Diese zuvor am Schnittpunkt von Teil- Abseitsstellung ist strafbar, denn kreis und Strafraumlinie im Ab- Bellinghausen agiert hier im Sinne seits stehende Stuttgarter Martin des oben genannten Textes („Tor- Harnik (siehe Foto 4a) in Ballbe- Abwehraktion eines Abwehrspie- sitz kommt. Dessen Abseitsposi- lers“). Wie im Regeltext betont, tion beim Abspiel von Romeu ist drängt sich der Vergleich zum Tor- durch das absichtliche Eingreifen wartspiel in einer solchen Situa- ...und wird dann bewusst zum Ball ausgestreckt, um ihn aufzu- des Frankfurters aufgehoben, wie tion auf. halten.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 19 Analyse

Foto 5a Und da wissen wir schon länger, rüde Attacke, durch die die dass eine Abseitsstellung dann Gesundheit des Gegenspielers strafbar wird, wenn der Torwart gefährdet wird. den Ball abwehrt und der im Abseits stehende Angreifer dann Schiedsrichter Manuel Gräfe kann ins Spiel eingreift. Stichwort: „aus durch sein ausgezeichnetes Stel- seiner Position einen Vorteil zie- lungsspiel den Vorgang genau ein- hen“ (Regel 11, Diagramm 10). schätzen. Er zögert keine Sekunde und zeigt Jedvaj sofort die Rote *** Karte – geradlinig und konse- quent, wie man in solchen Situa- Die beiden geschilderten Abseits- tionen handeln muss. In der Bildmitte setzt Marin Tomasov zum Torschuss an, wäh- szenen forderten vom Schieds- rend Axel Bellinghausen von rechts den Ball blockt. richter und seinen Assistenten *** höchste Aufmerksamkeit, wie sie Foto 5b beim Geschehen rund um den und Und noch eine Szene in der Nähe im Strafraum selbstverständlich der Mittellinie (Foto 7a): Es läuft sein muss. Dass man aber auch in die 45. Minute im Spiel der 3. Liga anderen Bereichen des Spielfelds zwischen den Stuttgarter Kickers in der Konzentration nicht nach- und Preußen Münster (17. Spiel- lassen darf, zeigen die beiden fol- tag). Beim Stand von 0:1 grätscht genden Szenen. Beide spielen sich der Stuttgarter Fabian Baumgärtel im Mittelfeld ab, und beide haben mit gestrecktem Bein und offener schwerwiegende Folgen. Sohle von vorn in Marcus Piossek hinein (Foto 7b). Solche Attacken Im Spiel Bayer Leverkusen ge- erfolgen häufig aus Frust. In die- gen Schalke 04 (9. Spieltag) tra- sem Fall war es so, dass bei den Durch die Blockade von Bellinghausen fliegt der Ball hoch und gen die Schalker einen schnellen Stuttgartern das Spiel nicht lief in einem Bogen zum im Abseits stehenden Rubin Okotie. Konter vor, sie sind in diesem und Baumgärtel dann noch ein Moment in der Überzahl (Foto 6a). leicht zu stoppender Ball weit Foto 6a Der Leverkusener Tin Jedvaj wegsprang. Solche Situationen ahnt die Gefahr für sein 1:0 in erspürt ein guter Schiedsrichter Führung liegendes Team. Er rennt und hat dann auch im Mittelfeld dem Schalker Jan Kirchhoff alle Antennen auf Empfang hinterher, der den Ball Richtung gestellt. Mittellinie führt und ihn dann abspielt. Selbst wenn wie hier der Gefoulte den Angreifer kommen sieht und In diesem Moment springt Jedvaj noch versucht, mit einem Sprung ab und trifft Kirchhoff von schräg der wilden Attacke zu entkommen, hinten mit gestrecktem Bein und liegt eindeutig eine Gefährdung der Sohle im Bereich des Sprung- der Gesundheit vor. Die Rote Die Überzahl-Situation für Schalke 04 ist gut erkennbar, der gelenks (Foto 6b). Kirchhoff hat Karte, die Schiedsrichter Wolfgang Ort des Fouls ebenfalls. Glück und bleibt offensichtlich Stark sofort zückte, war völlig unverletzt. Dennoch ist das eine berechtigt. Foto 6b Foto 7a

Ohne Chance auf den Ball: Tin Jedvaj grätscht Jan Kirchhoff von hinten ab. Noch eine schlimme Grätsche in der Nähe der Mittellinie.

20 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 Im Spiel Borussia Dortmund Mainz 05 (9. Spieltag), die weni- Foto 8a gegen Hannover 96 (9. Spieltag) ger mit Regelkunde, sondern greifen die Niedersachsen über mehr mit dem Verhalten des den linken Flügel an. Leonardo Schiedsrichters zu tun hat. Bittencourt flankt zur Mitte, etwa acht Meter zentral vor dem Dort- Als der Wolfsburger Josuha Guila- munder Tor springen Sokratis vogui seinen Gegenspieler rüde (Dortmund) und der Hannovera- von den Beinen holt, unterbricht ner Jimmy Briand zum Ball. der Unparteiische das Spiel. Wäh- rend der „Täter“ sich abdreht, Sokratis kommt mit seinem nestelt der Schiedsrichter an sei- Grätschschritt kurz vor dem ner Brusttasche, zückt die Gelbe Angreifer an den Ball (Foto 8a). Karte und hält sie in die Luft. Allerdings kann der Dortmunder ihn nicht kontrolliert spielen, der Alle Zuschauer und wohl auch die Ball rutscht ihm übers Schienbein meisten Spieler sehen das – nur und springt dann an seinen Arm einer nicht: Guilavogui. Der kehrt (Foto 8b). dem Unparteiischen die ganze Zeit den Rücken zu (Foto 9). Ob Der Dortmunder Sokratis (gelbes Trikot) kann den Ball nicht Absicht oder nicht? Strafstoß sich der Wolfsburger Spieler aus kontrolliert abwehren. oder weiterspielen? Schiedsrich- Fürsorge oder aus Berechnung ter Tobias Stieler lässt das Spiel um das am Boden liegende Foto 8b laufen und liegt damit richtig. „Opfer“ kümmert, wissen wir Denn: Um das Gleichgewicht zu nicht. halten, hat Sokratis den rechten Arm gehoben, zugleich dient der Was wir als Schiedsrichter aber linke zur Absicherung des unver- beachten müssen: Die Verwar- meidlichen Sturzes. Das ist in nung ist zwar auch für die übri- einer solch fußballtypischen Situa- gen Akteure als Zeichen dafür tion eine normale, eine „natürli- gemeint, dass der Schiedsrichter che“ Armhaltung. Und die wiede- bestimmte Grenzen nicht unge- rum schließt die für einen Hand- straft überschreiten lässt. Aber in spiel-Strafstoß notwendige erster Linie gilt sie ja dem Spieler. Absicht aus. Und wenn Fernseh-Reporter in solchen Situationen gerne sagen: *** „Für dieses Foul sieht er die Gelbe Karte“, dann müssen wir dafür Zum Schluss noch eine Szene aus sorgen, dass es auch im wort- dem Spiel VfL Wolfsburg gegen wörtlichen Sinne so ist. n Einen Sekundenbruchteil später fliegt er ihm an den Arm. Foto 7b Foto 9

Der Stuttgarter Fabian Baumgärtel gefährdet mit gestreck- Der Schiedsrichter zeigt dem Wolfsburger Spieler Josuha tem Bein und offener Sohle die Gesundheit seines Gegners. Guilavogui die Gelbe Karte, aber der sieht sie nicht.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 21 Lehrwesen Der Strafstoß – Stress oder Routine? Ein Strafstoß kann ein Spiel entscheiden – und deshalb weiß jeder Schiedsrichter, wie wichtig diese Entscheidung ist. Was es rund um den Strafstoß für den Schiedsrichter zu beachten gilt, ist Thema im aktuellen DFB-Lehrbrief Nr. 58. Günther Thielking stellt ihn vor.

zenen wie diese hat wohl jeder SSchiedsrichter schon erlebt: Er hat auf Strafstoß entschieden und damit in diesen Sekunden ein Sze- nario eröffnet, das sich in jeder Spielklasse ähnelt. Es ist eine Ent- scheidung, die bei Spielern und Zuschauern den Adrenalinspiegel in die Höhe treibt.

Schließlich kommt es nun zur klas- sischen Mann-gegen-Mann-Situa- tion, bei der es nur einen Sieger und einen Verlierer geben kann. Hält der Torwart den Ball, dann ist er der Größte, und der Schütze wird belächelt, vielleicht auch bemitleidet. Geht der Ball dagegen ins Tor, so wird der Treffer wie selbstverständlich angesehen – denn aus elf Metern ungehindert ins Tor zu treffen, das ist nun wahrlich keine Kunst.

Im Gegensatz zum Schützen und zum Torhüter kann der Schieds- richter bei der Entscheidung auf Strafstoß nur selten zum Gewinner werden. Meist steht er zwischen den Fronten beider Teams und Das Szenario rund um die Strafstoß-Entscheidung ist Thema im aktuellen DFB-Lehrbrief. sieht sich einer extremen Stress- Situation ausgesetzt. danach folgende Ablauf müssen in möglich. Keine Kamera wird die ren den eventuell zögernden seinem Kopf automatisiert sein. Rechtmäßigkeit seiner Entschei- Schiedsrichter, der kaum eine Doch trotz dieser psychischen dung und sein Vorgehen später Chance hat, der „Chirurgie“ des Belastung sind Gedankenspiele für Zugeständnisse bei der Frage nach auflösen können. Kommentators zu entgehen. den Schiedsrichter fehl am Platz. einer solchen Spielstrafe gibt es Zögern würde als Unsicherheit nur, wenn sich aus dem Geschehen Im bezahlten Fußball sieht das Erweist sich seine Entscheidung ausgelegt, der Pfiff muss sofort heraus eventuell eine unmittelbare dagegen anders aus: Zahlreiche auf Strafstoß, „Vorteil“ oder „kein kommen. „Vorteil“-Situation entwickeln Fernsehsender zerlegen das Foul, Foul“ als richtig, dann ist er ein könnte: Kann der Referee vielleicht das zu der Entscheidung geführt Könner, ein Unparteiischer mit Fin- Dabei verlässt sich der Referee noch ein paar Zehntelsekunden hat, gleichsam wie auf einem gerspitzengefühl. Doch wehe der innerhalb von Sekundenbruchtei- warten, erst etwas später pfeifen? Seziertisch, vor einem Millionen- Mann in Schwarz hat sich geirrt len ausschließlich auf seine Wahr- publikum. Sie zeigen den Sturz des und die scheinbar korrekte Ent- nehmung und zieht daraus die In der Kreisklasse und im Jugend- Angreifers, noch bevor der Straf- scheidung wird zur Luftblase. Dann Konsequenzen. Der Pfiff und der fußball ist das ohne Probleme stoß ausgeführt ist, und präsentie- steht der Schiedsrichter in der

22 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 dann glaubwürdig vertreten kann, nen. Sie hoffen aber darauf, dass wenn er den Ablauf aus nächster ihnen in der Folgezeit bei nicht Nähe gesehen hat. Das Stellungs- eindeutigen Spielsituationen eher spiel inklusive des Überblicks über Freistöße oder eventuell ebenfalls die gesamte Strafraum-Situation ein Strafstoß zugesprochen wird. muss also stimmen. Hier darf sich der Schiedsrichter auf keinen Fall beeinflussen las- Hat der Schiedsrichter die Ent- sen. Er muss bei seiner Linie blei- scheidung auf Strafstoß getroffen, ben. so hat er dies mit einem klar hör- baren Pfiff und einer eindeutigen Auch die anschließende Ausfüh- Die oft knifflige Frage für den Unparteiischen: Fand das Ver- Körpersprache allen am Spiel rung von der Strafstoßmarke hat gehen innerhalb oder außerhalb des Strafraums statt? Beteiligten erkennbar zu machen. der Schiedsrichter mit der nötigen Ein zögerliches Pfeifen und ein Übersicht in ihrem Ablauf zu über- Kritik und muss sich rechtfertigen, Ball getrennt wird, bedeutet eben unentschlossener Laufstil werden wachen. Denn er trägt die Verant- um später in der Presse mit der Strafstoß. als Unsicherheit aufgefasst und wortung dafür, dass der Strafstoß fragwürdigen Note „ungenügend“ führen zu verstärktem Widerstand. den Regeln entsprechend ausge- abgestempelt zu werden. Geschieht ein solches Foul unmit- führt wird. telbar an der Strafraumlinie, so ist Deutlich und demonstrativ wird Deutlich wird an diesem Geschehen hierbei selbstverständlich noch der Schiedsrichter deshalb den Zudem hat er mit möglichen Fol- der Stellenwert, den der Strafstoß – die Frage zu beachten: War das Strafstoß anzeigen. Kommen die gen für den weiteren Spielcharak- oder wie das Fußballvolk sagt: der Vergehen innerhalb oder außer- Proteste zu laut, zu unangemes- ter zu rechnen, wenn es bei die- „Elfmeter“ – hat. Da überrascht halb des Strafraums? Unverzicht- sen, dann darf er nicht zögern, sem Strafstoß mehr als den üb- nicht, wenn der interessierte Regel- bare Helfer in solchen Situationen eine Persönliche Strafe auszuspre- lichen Protest gegeben hat oder fan erfährt, dass dem Strafstoß sind dann die Assistenten an der chen. wenn der Strafstoß zu einem mög- allein 180.000 Hinweise und dem Seitenlinie. licherweise spielentscheidenden „Elfmeter“ sogar rund 1,5 Millionen Die betroffenen Spieler wissen, Tor führte. Eintragungen bei Google gewidmet Für den Unparteiischen muss bei dass sie mit ihrer Kritik den Refe- sind. dieser Überlegung klar sein, dass ree kaum zu einer Rücknahme sei- Das bedeutet für den Schiedsrich- er solch eine Entscheidung nur ner Entscheidung bewegen kön- ter, dass er dem eindeutig erkenn- Vom „frechsten Elfmeter“ ist da baren Schützen erst dann mit dem die Rede, dem „schlechtesten Elf- Pfiff das Zeichen zur Ausführung meter der Welt, bei dem nicht mal gibt, wenn alle Voraussetzungen der Nachschuss das leere Tor traf“. gegeben sind, um diesen Spielvor- Dazu gibt es Hinweise und mathe- gang regeltechnisch einwandfrei matische Berechnungen zu den durchführen zu können. zahlreichen Tricks, um den Torwart mit Sicherheit zu überwinden. Der Unparteiische muss immer Filme, Bücher und Theaterstücke dann den Strafstoß wiederholen sind über den „Elfmeter“ geschrie- lassen, wenn aus dem Ergebnis ben worden, und viele haben eine Mannschaft einen Vorteil schon von Peter Handkes Werk bekommt, die bei der Ausführung „Die Angst des Tormanns beim Elf- gegen die Spielregeln verstoßen meter“ gehört. hat. Nicht selten gehört neben der Entscheidung auf „Elfmeter“ auch In der Lehrarbeit muss bei diesem hier eine gehörige Portion Mut Thema, bei der Frage „Die Ent- dazu, einen Strafstoß bei regel- scheidung auf Strafstoß – Stress widrigem Ablauf wiederholen zu oder Routine für den Schiedsrich- lassen. ter?“ deutlich werden, dass diese Entscheidung von folgender Prä- Im Lehrbrief 58 sprechen die Ver- misse geleitet wird: Sicherheit vor fasser handlungsorientierte Wege Schnelligkeit. an, mit denen die Schiedsrichter an diesem Thema arbeiten kön- Der Unparteiische muss von sei- nen. Die Vermittlung von Basiswis- nem Strafstoß-Pfiff absolut über- sen steht dabei im Mittelpunkt des zeugt sein. Ein heftiges Stoßen, Lehrmaterials zur Regel 14, in dem ein rücksichtsloses Treten oder auf die besondere Bedeutung der absichtliches Beinstellen eines Zusammenarbeit von erfahrenen Abwehrspielers im eigenen Straf- Hat der Schiedsrichter auf Strafstoß entschieden, muss er Unparteiischen mit noch jungen, raum gegen einen Angreifer, den Protesten der Verteidiger mit einer selbstbewussten eher unerfahrenen Schiedsrich- sodass dieser regelwidrig vom Körpersprache entgegentreten. tern hingewiesen wird. n

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 23 Lehrwesen

Acht Fragen an „Die Zweikampf-Bewertung in den Fokus rücken“

Die Fragen zum aktuellen Lehr- Strafraums?“ und die durch die Tor- haben wir tatsächlich ein „gehei- brief-Thema „Der Strafstoß – nähe gestiegene Wahrscheinlich- mes“ Zeichen gehabt: Wenn der Stress oder Routine?“ beantwor- keit einer „Notbremse“ erfordern. Assistent die Hand auf seine Schul- tet dieses Mal Bundesliga- Aus meiner Sicht ist die wichtigste ter gelegt hat, war er für Strafstoß. Schiedsrichter Markus Schmidt. Frage bei dieser Entscheidung aber die sorgsame Abwägung, ob das Sind Sie rund um die Strafstoß-Ent- Herr Schmidt, wie sehr steigt Ihr Vergehen tatsächlich einen Straf- scheidung und -Ausführung eigent- Puls heute noch an, wenn Sie im stoß-Pfiff rechtfertigt. lich toleranter, was Meckereien Spiel die Entscheidung „Straf- angeht – im Vergleich zu weniger stoß“ treffen müssen? spielentscheidenden Situationen? Markus Schmidt (41) aus Markus Schmidt: Der Puls steigt Schmidt: Vom Prinzip her nicht. Stuttgart pfeift seit 2003 da ehrlich gesagt immer an. Aber wenn ich nachdenke, wird es in der Bundesliga. Schließlich ist die Entscheidung sich nicht ganz vermeiden lassen: für oder gegen Strafstoß oft Die Aufregung bei den Spielern ist der korrekten Spielfortsetzung. auch eine spielentscheidende einfach höher – und dann muss Wenn es doch mal eine zu deutli- Situation. Grundsätzlich gilt: Je man ihnen schon einen Moment che Regelübertretung gibt, bin sicherer ich mir meiner Entschei- Zeit geben runterzukommen. Aber ich froh, wenn es gleich beide dung bin, desto cooler kann ich wer es übertreibt, wird genauso Seiten betrifft, dann ist die Frage sie treffen. Das hört sich so an, als gäbe es konsequent bestraft wie sonst der Spielfortsetzung nämlich Unterschiede, die im Regelheft auch! schon klar: Es gibt auf jeden Fall Welches sind die größten Stress- nicht so detailliert erwähnt sind? Wiederholung. faktoren für den Schiedsrichter Wie sehr achten Sie darauf, ob bei der Entscheidung auf Straf- Schmidt: Grundsätzlich macht es Spieler zu früh in den Strafraum Legen Sie beim Strafstoß wäh- stoß und wie kann er diese mini- keinen Unterschied, ob Vergehen laufen oder der Torwart sich zu rend des Elfmeterschießens die mieren? im Strafraum oder sonst wo auf früh von der Linie bewegt? Und Messlatte dabei anders als beim dem Platz stattfinden. Aber wenn wie viel Stress verursacht das? Strafstoß während des laufen- Schmidt: Ich glaube, dabei spie- wir „für die Praxis“ sprechen, dann den Spiels? len zwei Dinge eine Rolle: Einer- muss bei Fouls oder Handspielen im Schmidt: Bei beiden Vergehen gilt: seits bekommen Situationen im Graubereich, also wenn der Ganz verhindern lässt es sich in Schmidt: Das würde ich so nicht Strafraum schon von Seiten der Schiedsrichter einen Ermessens- der Praxis meistens nicht, aber es sagen. Aber beim Elfmeterschie- Akteure immer besondere Auf- spielraum hat, die Entscheidung im darf eben nicht übertrieben wer- ßen sind zwei Dinge angeneh- merksamkeit – und zum anderen Strafraum schon mit der gebotenen den. Die Überwachung finde ich mer: Es gibt keine Spieler, die zu bin ich mir als Schiedsrichter ja Vorsicht und Ausgewogenheit nicht unangenehm, stressig wird es früh reinlaufen können und vor selbst über die Tragweite der getroffen werden. Denn am Ende nur, wenn ein Vergehen vorliegt. allem: Ich bin nicht „schuld“, Entscheidung bewusst. Aber wird vor allem bei gegebenen Straf- Dann erfolgen sofort wieder Pro- dass es einen Elfmeter gibt. genau darin liegt die Chance: stößen diskutiert, ob diese berech- teste, und es stellt sich die Frage (lacht) Man sollte nicht die mögliche tigt waren oder nicht. Nicht gege- Bedeutung der Entscheidung in bene Elfmeter sind dagegen schnel- den eigenen Fokus rücken, son- ler vergessen. dern allein die Zweikampf-Bewer- tung. Und wenn ich dabei zur Gibt es in Ihrem Team spezielle Entscheidung Strafstoß gelange, Absprachen oder Zeichen für einen dann muss ich sie innerlich wie Strafstoß? Und wie gut ist es mög- äußerlich überzeugend vertreten. lich, in solch einem stressigen Moment noch mit den Assistenten Wie sehr braucht ein Schiedsrich- zu kommunizieren? ter beim Strafstoß das Talent für „Multitasking“? Schmidt: Seit wir mit dem Headset arbeiten, kann die Hilfe natürlich Schmidt: Nicht viel mehr als bei ganz einfach verbal erfolgen. Vor- allen anderen Entscheidungen her gab es bei Vergehen der vertei- auch. Zusätzliche Aufmerksam- digenden Mannschaft im Strafraum Auch bei der Ausführung muss die Konzentration hoch blei- keit kann die Frage „War das Foul immer die Absprache, mit den ben: Dann überwacht der Schiedsrichter die Spieler beider innerhalb oder außerhalb des Funkfahnen zu piepsen. Ganz früher Mannschaften, ob sie zu früh in den Strafraum hineinlaufen.

24 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 Fünf Meter Raum. Das neue C-Klasse T-Modell mit mehr Stauraum und variablem Sitzkonzept.

Elegante Sportlichkeit bis ins Detail. Das neue C-Klasse T-Modell definiert mit seinem progressiven Design in effizienter Leichtbauweise, den zahlreichen innovativen Sicherheits- und Assistenzsystemen und dem großzügigen, flexiblen wie hochwertigen Raumkonzept den Maßstab seiner Klasse neu. www.mercedes-benz.de/c-klasse-t-modell Eine Marke der Daimler AG Daimler der Eine Marke

Die Verbrauchswerte beziehen sich auf die zur Markteinführung (09/2014) verfügbaren Motoren des C-Klasse T-Modells (C 180/C 200/C 250/C 220 BlueTEC und C 250 BlueTEC). Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,0–4,3 l/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert: 140–108 g/km. Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 31

15:46 Porträt Ein Leben für die Schiedsrichter Seit 1963, also seit Beginn der Bundesliga-Geschichte, ist Adi Weber als Schiedsrichter-Betreuer tätig. Zunächst vier Jahre lang bei den Münchner Löwen, seit nunmehr 47 Jahren beim FC Bayern. Doch was ist eigentlich die Aufgabe eines Schiedsrichter-Betreuers in der Bundesliga? David Bittner hat Adi Weber bei einem Einsatz begleitet.

s ist kurz nach 13 Uhr, als Adi EWeber mit seinem schwarzen Multivan vor einem Münchner Hotel vorfährt. In der Lobby be- grüßt er den Schiedsrichter, den er beim heutigen Spiel der Bayern gegen Werder Bremen betreuen wird: Es ist Bastian Dankert aus Rostock, der für die Spielleitung eingeteilt ist. Die Begrüßung ist knapp, aber herzlich.

Während die Assistenten Chris- toph Bornhorst und René Rohde noch an der Rezeption ausche- cken, berichtet Adi dem Unpartei- ischen, dass auf den Straßen viel los sei. Die Bahn streikt gerade, entsprechend lang seien die Staus in der Stadt. Doch Adi Weber bleibt gelassen: „Wir sind noch jedes Mal pünktlich zum Spiel am Stadion gewesen – und auch nach dem Spiel haben die Schiedsrichter Seit 51 Jahren betreut Adi Weber in München die Schiedsrichter bei ihren Einsätzen. noch jedes Mal ihren Heimflug oder den Zug erreicht.“ dort für ihn weiter: Während die ziellen von der Ladebuchse, er Lokal in der Stadt, in dem man Unparteiischen zur Platzbesichti- organisiert Duschtücher für die während des Essens live von Mit seinen Diensten als Chauffeur gung draußen sind, richtet der 77- Schiedsrichter, bringt ihnen in zurückhaltender Klaviermusik beginnt für Adi Weber heute sein Jährige die Schiedsrichter-Kabine einer Kühlbox kalte Getränke. Ein begleitet wird. Arbeitstag als Schiedsrichter-Be- entsprechend her. paar belegte Brötchen und trocke- treuer. Als er mit den Schiedsrich- nen Kuchen haben die Mitarbeiter Waren die Schiedsrichter zu Be- tern – natürlich pünktlich – das Aus dem Nebenraum holt er die vom Catering-Service schon in der ginn seiner Tätigkeit meist einige Stadion erreicht, geht es dann Anzeigetafel für den Vierten Offi- Kabine bereitgestellt. Jahre älter als er selbst, so könn- ten die heutigen Unparteiischen Früher sah die Vorbereitung auf vom Alter her genauso gut Adi ein Spiel noch anders aus: „Da Webers Enkel sein. Für den Schieds- gab’s mittags vor dem Spiel auch richter-Betreuer spielt das aber mal einen schweren Schweinebra- keine Rolle: „Die menschliche ten und dazu ein Bier, hin und wie- Seite ist das Entscheidende. der sind wir auch mal noch zu Wenn ich mit den Schiedsrichtern einem Kaffee an den Tegernsee zusammen beim Essen sitze, spielt gefahren“, blickt Adi Weber in eine der Fußball nur ganz selten eine längst vergangene Zeit. Rolle – es gibt so viele andere Dinge, über die man sich unterhal- Zum gemeinsamen Essen mit den ten kann.“ Schiedsrichtern geht es heutzutage höchstens noch am Abend vor Früher sei ein ausführlicher Abend dem Spiel. Wenn die Schiedsrich- im Weinlokal durchaus mal drin ter es möchten, reserviert Adi gewesen, heutzutage sei jeder Weber einen Tisch in seinem Schiedsrichter am Abend vor dem Der Fahrdienst ist eine wesentliche Aufgabe des Betreuers. Stamm-Restaurant. Ein gutes Spiel rechtzeitig im Hotel.

26 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 nur allein gegen 70.000 Besucher im Stadion, sondern ist auch im Visier von Millionen Zuschauern an den Fernsehgeräten“, weiß Adi Weber, wie schwer die Aufgabe für die Schiedsrichter im Laufe der Jahre geworden ist.

Das spielt auch für seine Betreuer- Tätigkeit eine Rolle. Zwar habe er im Laufe der vielen Jahre große Sympathie für seinen Verein ent- wickelt, aber doch unterscheidet Adi Weber das „Fan sein“ von „fanatisch sein“: „Natürlich kommt es vor, dass ich als Schiedsrichter- Betreuer schon mal von irgendwel- chen Fanatikern verbal attackiert werde, wenn der Schiedsrichter eine falsche Entscheidung gegen Im Stadion besorgt Adi den Verein getroffen hat. Aber Kurz vor dem Anpfiff: Adi Weber begleitet die Schiedsrichter Weber die notwendigen Uten- selbst wenn alle im Stadion einen und die Mannschaften aufs Spielfeld. silien für die Schiedsrichter. Elfmeter fordern, und selbst wenn diese Forderung berechtigt ist, abgezogen, obwohl noch 1.000 Adi Weber „das Beste, was ich in „Die Schiedsrichter von heute ha- werde ich den Schiedsrichter Fans vor dem Stadion auf die meinem Leben getan habe, kurz ben ein top-professionelles Auf- immer in Schutz nehmen.“ Schiedsrichter warteten. Wir sind nach der Familiengründung“. Die treten“, lobt Adi Weber. Und fügt dann im Dunkeln über den Platz Zahl der Heimspiele – auch der schmunzelnd hinzu, dass er „eine Richtig brenzlig wurde es für ihn geschlichen und haben durch internationalen – nahm fortan zu. Betreuung wie früher“ in seinem und die Unparteiischen unter sei- einen Nebenausgang das Stadion Und auch wenn dies einen gravie- Alter auch gar nicht mehr schaffen ner Obhut in den ganzen 51 Jahren verlassen, von dort habe ich die renden Einschnitt in sein Familien- würde. ein einziges Mal. Das war Mitte der Schiedsrichter mit meinem Auto leben bedeutete, hatte Adi Weber 1960er-Jahre, kurz nach der Grün- zum Bahnhof gefahren.“ eine Lebensaufgabe gefunden, die Überhaupt habe sich einiges, viel- dung der Bundesliga, als Adi Weber ihn bis heute erfüllt. Und die ihm leicht sogar alles geändert wäh- noch bei den Münchner Löwen die Dass er im Jahr 1967 als Betreuer auch nach einer Krankheit half, rend der 51 Jahre, in denen Adi Schiedsrichter betreute: „Weil man von den „Blauen“ zu den „Roten“ schnell wieder auf die Beine zu Weber inzwischen die Schiedsrich- mit dem Schiedsrichter unzufrie- wechselte, hat mit diesem Vorfall kommen: „Nach einer Operation ter-Betreuung macht: Waren vor den war, hatte man im Stadion das freilich nichts zu tun, doch war war ich nach nur zwei Wochen wie- ein paar Jahren noch kleine Licht ausgeschaltet und die Polizei dieser Wechsel im Rückblick für der als Schiedsrichter-Betreuer im Geschenke wie Wimpel oder Einsatz, weil mein Arzt mir das zur Anstecknadeln für die Schiedsrich- besseren Genesung so empfohlen ter bei Bundesliga-Spielen üblich, hatte.“ so sind Präsente der Vereine inzwi- schen komplett verboten. Während sich Bastian Dankert kon- zentriert auf seinen heutigen Ein- In den allerersten Jahren seiner satz vorbereitet und mit seinem Tätigkeit waren es dagegen nicht Team auf dem Rasen warmmacht, nur Vereinsartikel, die Adi für die hat sich Adi Weber längst zurück- Schiedsrichter besorgte: „Als vor gezogen und trinkt zusammen mit 40 Jahren im Europapokal teils dem Schiedsrichter-Beobachter bettelarme Schiedsrichter – oft des heutigen Spiels, Winfried Buch- aus Osteuropa – nach München hart, noch einen Kaffee. „Mit Adi kamen, hatten diese auch schon weiß man als Schiedsrichter einen mal einen Notizzettel dabei, auf echten Partner an seiner Seite“, dem der Name von Hustensaft lobt Buchhart, selbst ehemaliger notiert war, den sie für ihre Kinder Bundesliga-Schiedsrichter, das in Deutschland besorgen sollten.“ „Urgestein im Schiedsrichter- Wesen“. Waren es damals auch nur zwei Ka- meras, die ein Spiel aufzeichneten, Im wahrsten Sinne an der Seite des so gibt es heutzutage mindestens Schiedsrichters ist Adi Weber auch 15 verschiedene Blickwinkel: „Der Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge erkundigt sich, wer der während der 90 Minuten des Spiels. Schiedsrichter pfeift dann nicht Unparteiische beim heutigen Spiel ist. Er hat seinen Stammplatz direkt an

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 27 Porträt der Mittellinie, unmittelbar neben ter haben zu Hause ihre Familien dem Spielereingang. Dort steht er sitzen und sind froh, wenn sie zwi- quasi in Rufbereitschaft des Vier- schen den vielen Einsätzen auch ten Offiziellen, falls er einmal kurz- einmal Zeit mit denen verbringen fristig gebraucht wird. können“, hat Adi Weber großes Verständnis für den Zeitdruck, der Das ist heute nicht der Fall. Souve- nach Spielende oftmals herrscht. rän gewinnen die Bayern mit 6:0 gegen die Gäste aus Bremen. Die Etwas Zeit mit der Familie ist auch, Unparteiischen stehen nicht im worauf sich der Schiedsrichter- Fokus. Betreuer an diesem Abend noch freut. Erst am nächsten Tag wird er Und so ist die Stimmung ent- den Kleinbus zurück zur Geschäfts- spannt, als Adi Weber nach dem stelle bringen und wieder gegen Spiel die Tür zur Schiedsrichter- seinen eigenen Wagen tauschen. Kabine aufschließt und sich gemein- Mittendrin statt nur dabei: Während der 90 Minuten hat Adi Auch die benutzten Duschtücher sam mit den Unparteiischen und Weber seinen Stammplatz an der Seitenlinie. wird er dann abgeben. „Obwohl ich dem Beobachter über eine gelun- an den Wochenenden viel unter- gene Spielleitung freut. Spiel gesehen und kann mir eine Er muss dafür sorgen, dass die wegs bin, hat meine Frau Verständ- eigene Meinung zur Schiedsrich- Schiedsrichter pünktlich zum Flug- nis dafür – denn sie weiß, wie gerne Als der Beobachter aber mit seiner ter-Leistung bilden.“ hafen kommen. ich dieses Hobby betreibe.“ Spielanalyse beginnt, verlässt der Betreuer die Kabine: „Erstens geht Während der Arbeitstag für Bastian Meistens essen die Schiedsrichter Zwei oder drei Jahre will Adi Weber es mich nichts an, was dort bespro- Dankert und sein Team beendet nach dem Spiel noch eine Kleinig- noch damit weitermachen, erzählt chen wird, und zweitens habe ich ist, wartet für Adi Weber die letzte keit im Stadion, erzählt der Betreu- er, als er die Schiedsrichter verab- als Zuschauer ja auch selbst das Herausforderung des Tages: er, doch dafür ist heute keine Zeit schiedet hat und wir auf dem Rück- mehr. Um überhaupt eine Chance weg in die Stadt sind. Solange er fit +++ Splitter +++ zu haben, es rechtzeitig zum Flug- bleibe und solange er mit den jun- hafen zu schaffen, hat Adi Weber gen Schiedsrichtern immer noch Adi Weber über… eine Sondergenehmigung einge- auf einer Wellenlänge liege. holt: Er darf mit den Schiedsrichtern … die Fußball-WM 1974: Zeit sehe ich auch kein Fuß- das Stadiongelände auf der Gegen- Selbst die Schiedsrichter-Prüfung Das Turnier in Deutschland ballspiel.“ Die Schiedsrichter- fahrbahn verlassen und entgeht abgelegt hat Adi Weber übrigens war für Adi Weber einer der Betreuung in der Allianz Arena damit geschickt den Staus der vie- nie – aufgrund beruflicher Ver- großen Höhepunkte: „Weil das übernimmt währenddessen len Abreisenden. pflichtungen war dafür nicht die Finale in München stattfand, der ehemalige Bundesliga- Zeit. Doch auch ohne selbst zur übernahm ich drei Tage lang Schiedsrichter-Assistent Josef „Super, Adi“, lobt Bastian Dankert Pfeife gegriffen zu haben, hat sein die Betreuung aller WM- Maier, der heute auch Mitglied den Betreuer, als der auf die Auto- Herz das ganze Leben lang an der Schiedsrichter, die zum in der DFB-Schiedsrichter- bahn einbiegt und in Richtung Schiedsrichterei gehangen – und Abschluss des Turniers nach Kommission Amateure ist. Flughafen düst. „Die Schiedsrich- das tut es auch heute noch. n München kamen. Ich organi- sierte das komplette Pro- …internationale Spiele: gramm – die Transporte vor Weil der offizielle Schiedsrich- Ort, aber auch eine Stadtfüh- ter-Betreuer bei Spielen der rung sowie einen gemeinsa- Champions League eine ver- men Ausflug in die Alpen.“ einsunabhängige Person sein muss, übernimmt auch in die- … das Oktoberfest: sen Spielen Josef Maier das Die „Wies’n“ ist für Adi Weber Amt, und Adi Weber beschränkt als Ur-Münchner neben der sich auf die Rolle des Chauf- Familie das Einzige, was über feurs. „Während es heute völ- dem Fußball steht. Als ehema- lig normal ist, dass alle Schieds- liger Verkaufsleiter einer gro- richter Englisch sprechen, ßen Münchner Brauerei musste ich mir anfangs in mei- betreut er noch heute die nem Bekanntenkreis zum Bei- sogenannten „Boxen“ in spiel russische oder finnische einem großen Oktoberfest- Dolmetscher organisieren – Zelt. „An allen 16 Tagen des sonst wäre eine Kommunika- Oktoberfests bin ich mindes- tion mit den Unparteiischen „Es gibt viele Dinge außer Fußball, über die man sich unter- tens zwölf Stunden auf den nicht möglich gewesen“, halten kann“: Adi Weber beim Abendessen vor dem Spiel Beinen – und während dieser erinnert sich Adi Weber. mit Christoph Bornhorst, René Rohde und Bastian Dankert (von links).

28 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 Blick in die Presse

ein. Und dann mit dem Schlusspfiff: „Schiri, alles toll. Super gepfiffen.“ Aber vorher hätte er mich am liebs- ten geschlagen. Gerade diese Spie- „Mit dem Anpfiff ler würden hinterher nicht glauben, wie sie sich auf dem Platz benom- setzt eine Wesens- men haben.

Veränderung ein“ Gibt es ein Problem-Alter?

Bothe: Ich pfeife Spiele in allen Vor drei Jahren wurde der Berliner Bereichen, außer im Kinder- und Amateur-Schiedsrichter Gerald Jugendbereich. Ganz schwierig Bothe auf dem Fußballplatz be- sind Spieler ab 50, die vielleicht im wusstlos geschlagen. Im „Tages- Berufsleben eine leitende Position spiegel“-Interview spricht der 54 haben oder selbstständig sind. Die Jahre alte Unparteiische darüber, Dem Berliner Schiedsrichter Gerald Bothe macht das Pfeifen können oft nicht akzeptieren, dass was sich seither geändert hat, weiter großen Spaß – trotz des Angriffs auf ihn vor drei Jahren. auf dem Platz die Regeln des Berli- sowie über den schwindenden ner Fußball-Verbandes gelten. Respekt, falsche Vorbilder und die Sprachstörungen und Schwindel- sen Altersstufe schwierig. Ältere Hinzu kommen die natürlich nach- Frage, warum er trotzdem weiter- gefühle, außerdem Sehstörungen, Spieler sind oft nicht bereit, eine lassenden körperlichen Fähigkei- pfeift. die etwa ein Vierteljahr anhielten. Entscheidung zu akzeptieren, ten. Was früher noch klappte, geht schon gar nicht von einem Schieds- irgendwann nicht mehr. Ganz, ganz Herr Bothe, warum wurden Sie als Wie lange haben Sie Pause richter, der vom Fußball sowieso schwierig. Schiedsrichter 2011 bei einem Spiel gemacht? keine Ahnung hat. der Berliner Senioren-Landesliga Warum meiden Sie den Jugendbe- zusammengeschlagen? Bothe: Keine zwei Wochen. Das Gibt es für Sie Problem-Spiele? reich? nächste Spiel war wieder bei den Gerald Bothe: Kurz vor Spielende Friedrichshainer Medizinern, da Bothe: Ja, aber es sind meistens Bothe: Da sind mir die Eltern zu habe ich den Stürmer der Gäste- war ich ja gut aufgehoben. die, bei denen man nicht damit anstrengend. Die nehmen das zu Mannschaft vom Platz gestellt. rechnet. Wenn man es erwartet, persönlich. Fußball ist ein Kontakt- Er wollte sich partout nicht beru- Haben Sie den Täter wieder gese- unterbindet man alles, was zur sport, das kann schon mal wehtun. higen und nach einer abfälligen hen? Eskalation führen könnte. Am Wird das eigene Kind gerempelt, Geste mir gegenüber blieb mir besten mit Persönlichen Strafen. gefoult oder gar verletzt, setzen keine andere Wahl. Als ich die Kar- Bothe: Nein. die Beschützer-Instinkte der Eltern ten einstecken wollte, bekam ich Meinen Sie Zeitstrafen? reflexartig ein. Ich soll das dann unvermittelt einen Schlag gegen Aber es gab doch Verhandlungen? unterbinden. Das ist eine falsche den Kopf. Von da an fehlt mir eine Bothe: Leider nicht, die sind ja Erwartung an den Schiedsrichter, halbe Stunde meines Lebens. Bothe: Bei der Sportgerichtsver- abgeschafft worden. Aber seit die übrigens in jeder Altersklasse. Ich handlung war er nicht anwesend. Mannschaften – erstmals in dieser kann keine Fouls unterbinden, ich Sie waren bewusstlos... Er wurde lebenslänglich gesperrt, Saison – in den unteren und den kann sie nur ahnden. Der Ehrgeiz kann aber nach fünf Jahren einen Seniorenbereichen bis zu fünf Spie- der Eltern und oft auch der Trainer Bothe: Ja, was aber viel gefähr- Antrag stellen, wieder spielen zu ler aus- und wieder einwechseln ist fast immer zu groß. licher war: Ich hatte durch den dürfen. Strafrechtlich gab es einen können, gebe ich den Trainern Schlag meine Zunge verschluckt. Deal der Anwälte des Täters mit der schon mal einen Wink, dass ein Hat sich das Leben eines Schieds- Ich wäre erstickt, wenn die gastge- Staatsanwaltschaft: vier Monate übermotivierter Spieler vielleicht richters im Berliner Amateur-Fuß- bende Mannschaft, die SG Medizin auf Bewährung. Und bei der zivil- etwas Abkühlung braucht. ball verändert? Friedrichshain, nicht einen Ret- rechtlichen Verhandlung hat er tungs-Assistenten in der Mann- sich anwaltlich vertreten lassen. Gibt es Problem-Vereine? Bothe: Eindeutig. Allein seit 1998, schaft gehabt hätte. Er hat das Es ist schließlich ein Versäumnis- als ich als Schiedsrichter anfing, Problem erkannt und wusste, was urteil ergangen. Er hat bis zum Bothe: Es gibt Vereine, in denen die hat der Respekt uns gegenüber zu tun ist. Ich bin erst in der Kabine Schluss nicht eingesehen, dass es Rolle des Schiedsrichters nicht klar gelitten. Fatal sind die Vorbilder im wieder zu mir gekommen und war falsch war, was er getan hat. genug vermittelt wird. Aber Fußball Fernsehen. Was die in der Bundes- dann insgesamt zwölf Tage im ohne Schiedsrichter funktioniert liga veranstalten, erleben wir auf Krankenhaus. Meine Frau war da- Pfeifen Sie seither anders? nicht, höchstens auf dem Bolzplatz dem Platz, und zwar eins zu eins. mals hochschwanger und das hat oder im Park. Oft sind gerade die sie natürlich sehr beunruhigt. Bothe: Eigentlich nicht. Ich war Spieler das Problem, die sich vor Gibt es Parallelen für Sie zwischen schon immer recht konsequent, dem Spiel besonders exponieren gesellschaftlichen Entwicklungen, Was wurde festgestellt? mache aber jetzt noch klarer Gren- und zeigen wollen, wie nett, höflich die Sie sehen, und Dingen, die auf zen meiner Wohlfühlzone deutlich und eloquent sie sind. Smalltalk dem Platz passieren? Bothe: Eine Gehirnerschütterung und versuche, noch mehr zu kom- ohne Ende. Aber sobald Sie anpfei- und zwei Blutgerinnsel. Ich hatte munizieren. Das ist ab einer gewis- fen, setzt eine Wesens-Veränderung Bothe: Ja, ganz klar. Sehen Sie, der

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 29 Blick in die Presse

anrufen will, wählt man am besten einem fremden Sportplatz“, ge- die dienstliche Nummer. Auf dem steht Elsen, „es ist erst ein Jahr Handy ist er nur schwer zu errei- alt und war ziemlich teuer“. Der chen – kein Empfang. Spruch „Schiri, wir wissen wo Dein Auto steht“ ist noch präsent. Vor Valentin Schoos sitzt also am Jahren wurde in der Eifel mal das Schreibtisch seines Büros in einem Auto von einem Schiedsrichter Gerolsteiner Autohaus, als er von gestohlen. Elsen hat schon viel einer Tat erzählt, die für ihn gar erlebt in seinen mehr als 40 Jah- keine große Sache war. „Das ist ren als Unparteiischer. doch gar nicht so dramatisch“, beschwichtigt er, „ich halte das für Gut nur, dass beim Mehlentaler SV Gerald Bothe in Aktion – hier beim Spiel Knallrot Wilmersdorf selbstverständlich, dass man in einer ist, der die Liebe zum PKW gegen TuS Makkabi der Ü 32-Landesliga. solch einer Situation hilft.“ Manch versteht. „Er war sehr besorgt um einer sieht das anders. Karl-Heinz sein Auto, das noch bei uns auf soziale Abstieg vieler Menschen Bothe: Nach dem Vorkommnis 2011 Elsen zum Beispiel: „Der Mehlenta- dem Parkplatz stand“, erzählt MSV- führt dazu, dass das Fußballspiel hat mich meine Frau gefragt, ob ler SV hat sich sehr sportlich und Trainer und Autoverkäufer Valentin zum wichtigsten Ereignis der ich nicht lieber mit der Schieds- fair verhalten. So hätte nicht jeder Schoos. Also parkte dieser es zu- Woche wird. Wo man den privaten, richterei aufhören will, weil sie Verein gehandelt.“ Fritz Skambraks nächst auf den sicheren Gemein- sozialen und wirtschaftlichen Angst um mich hat. Aber es macht vom Fußballkreis Eifel hat die deparkplatz um. Am nächsten Tag Frust der Woche vergessen kann. mir einfach zu viel Spaß. Und was Aktion für den Fairplay-Preis „Fair machte er einen Ausflug mit seiner Und dann kommt da so ein wäre das für ein Signal an meine ist mehr“ gemeldet. Aber was Frau ins 25 Kilometer entfernte Schiedsrichter daher und versaut 75.000 Schiedsrichter-Kollegen in genau ist denn nun eigentlich pas- Gerolstein und brachte Elsen sein einem das ganze Wochenende. Das Deutschland. siert? geliebtes Fahrzeug unversehrt ist für viele wirklich ein Drama. zurück. „Überhaupt keine Aktion“, Deshalb versuche ich auch immer, Das Gespräch führte Uwe Soukup. Kurz vor dem Halbzeitpfiff – es sagt Schoos, „die ganze Aufmerk- die Spiele mit kompletten Mann- stand 1:0 für den Mehlentaler SV – samkeit ist mir ja fast schon pein- schaften zu Ende zu bringen. Ich befanden sich die Gäste aus Lam- lich.“ weiß doch aus eigener Erfahrung, bertsberg im Angriff, und Schieds- dass Fußballspielen hilft, Frust richter Karl-Heinz Elsen orientierte Dass die Aktion des Mehlentaler SV abzubauen. „Schiri, wir wissen, sich in Richtung Mehlentaler Tor. vielleicht doch nicht so selbstver- Vollkommen unverhofft bekam er ständlich ist, zeigt die Reaktion von Und warum machen Sie das? wo Dein Auto einen Ball aus nächster Nähe Karl-Heinz Elsen selbst. Wenige Wohl kaum wegen der Aufwands- gegen den Hinterkopf. Unabsicht- Tage nach dem Spiel besuchte er entschädigung... steht!“ lich, da sind sich alle sicher. Elsen MSV-Trainer Valentin Schoos auf war benommen, musste das Spiel der Arbeit im Autohaus und be- Bothe: Nein, das sind 15 Euro plus Im Spiel Mehlentaler SV gegen die unterbrechen. Sofort waren Spieler dankte sich ausdrücklich. Die hilfs- fünf Euro Fahrgeld. Aber ich habe SG Lambertsberg II (Kreisliga C-2 beider Mannschaften da, um zu bereite Behandlung, die er durch trotz des Vorfalls nicht das Gefühl, Eifel) bekam Schiedsrichter Karl- helfen. Gustav Döhring, Vorsitzen- den ganzen Verein erfahren habe, fehl am Platz zu sein. Wir Schieds- Heinz Elsen einen Ball gegen den der des MSV, brachte Eis zum Küh- sei nicht selbstverständlich. richter haben ja genauso Spaß Kopf, brachte das Spiel aber trotz len und Wasser zum Trinken. Nach Stimmt, sollte es aber. „Wenn wir und Freude am Spiel. Man erfreut Gehirnerschütterung und Stau- 20 Minuten Unterbrechung pfiff mal ehrlich sind, dann wissen wir sich an Zweikämpfen, schönen chung der Halswirbelsäule noch zu Elsen das Spiel wieder an und doch, dass die Schiedsrichter auf Toren. Das ist doch das Tollste, Ende. Nach der Partie kümmerten brachte es souverän zu Ende. End- den Fußballplätzen die undank- was es gibt. Man kann das Spiel sich die Gastgeber rührend um stand war 5:0 für Mehlental. barste Aufgabe von allen haben“, genießen. Natürlich gehen wir den verletzten Schiedsrichter. sagt Schoos, „dabei sollten wir emotionsloser an die Sache ran Trainer Valentin Schoos fuhr sogar Nach dem Schlusspfiff fühlte sich doch froh sein, wenn einer wie als die Spieler – man muss ein dessen Auto nach Hause. Norman der Unparteiische allerdings nicht Herr Elsen in gehobenem Alter gewisses Gemüt haben, um Arnold berichtet über die unge- gut. „Mir wurde es etwas komisch überhaupt noch pfeift.“ Schiedsrichter zu sein. Es gibt wöhnliche Aktion. und man sah mir wohl auch an, immer eine Seite, der eine Ent- dass ich nicht richtig bei Sinnen Den Beinamen „Schneifelfüchse“ scheidung nicht passt. Aber man In der Schneifel ist die Welt noch in war“, sagt Elsen. Für die MSV-Ver- haben die Fußballer vom Mehlenta- kennt ja das Regelwerk mit allen Ordnung. Dort, tief im Westen, in antwortlichen war die Sache klar: ler SV übrigens von einem tieri- Auslegungen, die wichtig sind. Es einem Gebirgszug der Eifel nahe In diesem Zustand fährt er nicht schen Maskottchen: eine spezielle ist nicht leicht, zumal ohne Assis- der belgischen Grenze, ticken die mehr allein mit dem eigenen Auto Fuchsart, die in den wilden Wäl- tenten. Allein die Abseits-Proble- Uhren noch anders. Die Menschen nach Hause. Kurzerhand bestellten dern der Schneifel lebt. Einige matik. Ich kann ja nur in eine Rich- sind weniger gestresst, der Um- sie ihm ein Taxi. Das Geld dafür Eigenschaften vom Fuchs schaut tung schauen. Aber es macht Spaß gang miteinander ist herzlicher, spendierte der Verein. man sich beim MSV gerne ab. So und Freude, man bewegt sich. das Tempo etwas langsamer. Wenn ist ein Slogan des Vereins: „Mit List man den Trainer des Mehlentaler Doch damit nicht genug. „Ich lasse und Geschick – Mehlentaler SV“. Haben Sie mal ans Aufhören SV Gondenbrett – in Fachkreisen nicht gern mein Auto stehen – Den Begriff „Fairness“ könnten Sie gedacht? auch „Schneifelfüchse“ genannt – besonders nicht über Nacht an ruhig auch noch mit aufnehmen…

30 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 EROBERT BÄLLE IM MITTELFELD. UND HERZEN IM STURM.

Anna-Maria, Spielerin beim FC Viktoria 1889 Berlin. Eine von 1,1 Millionen Spielerinnen, die täglich beweisen, wie ernst es ihnen mit diesem Spiel ist. Mehr über Anna-Maria und den Amateurfußball in Deutschland auf kampagne.dfb.de

UNSERE AMATEURE. ECHTE PROFIS.

14:06 Aus den Verbänden

ermunterte er manch kurzfristig 30-jährigen Laufbahn kurzweilig Entscheidungen führten erfahrungs- Niedersachsen Enttäuschten auch zum Weiterma- gestaltete. gemäß zu Diskussionen. „Sich be- chen. stimmte Konfliktlösungs-Strate- Während ein Mensch täglich bis zu gien anzueignen“, lautete der Tipp Domurat folgt auf Mierswa Inzwischen Mitglied der Schieds- 10.000 Entscheidungen treffe, die des Profis. richter-Kommission Amateure, ver- mehr oder weniger unbewusst „Wer Berge erklimmen will, muss zichtete Mierswa auf eine erneute ablaufen, seien es bei einem Meyer, der die Spieler stets siezt, Täler durchwandern“, ist ein Kandidatur beim Verbandstag im Schiedsrichter pro Spiel bis zu 250 ist ein Freund von Kommunikation. Spruch, den in den vergangenen Oktober. Zu seinem Nachfolger Entscheidungen. „249 gute Ent- Doch, so sagte er, gebe es auch 14 Jahren viele niedersächsische wählten die Delegierten den lang- scheidungen sind nichts wert, Spielphasen, in denen kommuni- Schiedsrichter gehört haben. Die- jährigen Lehrwart Bernd Domurat wenn der entscheidende Pfiff aus- zieren weniger sinnvoll sei – son- sen Titel trug daher auch das Foto- (Wilhelmshaven). Dieser wählte für bleibt“, berichtete Florian Meyer dern in denen man den eigenen buch, mit dem die Mitglieder des seinen neuen Ausschuss eine aus Erfahrung. Wahrnehmungen vertrauen und Verbands-Schiedsrichter-Aus- Mischung aus erfahrenen und Mimik, Gestik und das Wort gezielt schusses die Amtszeit ihres Vorsit- neuen Beisitzern aus. Corinna Als Spielleiter habe man nur einen einsetzen müsse. zenden Wolfgang Mierswa (Uetze) Hedt wird sich weiter um die Entscheidungs-Zeitraum von maxi- nachzeichneten und sich von ihm Schiedsrichterinnen kümmern, mal 0,8 Sekunden. Später getroffene Henry Buchberger verabschiedeten. Manfred Steinhauer bleibt Anset- zer und Jens Goldmann ist für die Mierswa hatte das Amt im April Öffentlichkeitsarbeit und das 2000 nach dem Tod des gerade Beobachtungswesen zuständig. erst ins Amt gewählten Hans-Jür- Neu in den Ausschuss rücken Hin- gen Kasper übernommen und die rich van der Schüür und die beiden Unparteiischen immer wieder dar- Lehrwarte Matthias Kopf und Tino auf hingewiesen, dass Rückschläge Wenkel. Ausgeschieden ist Günther zu fast jeder Karriere gehören. Thielking. Mit seinem zweiten Leitsatz „Qua- lität setzt sich auf Dauer durch“, Jens Goldmann

Florian Meyer bei seinem Besuch in Bad Blankenburg.

mit 4:3 gewannen. „Nachdem der Baden Schiedsrichter-Austausch mit Südbaden schon über lange Schiedsrichter-Austausch Jahre umgesetzt wird, war es für mit dem Elsass den bfv und den Kreis Karlsruhe eine gelungene Premiere, die es Der Badische Fußballverband (bfv) hat in den zurückliegenden Jah- ren im Rahmen der länderüber- greifenden Zusammenarbeit der Bernd Domurat (links) überreichte Wolfgang Mierswa ein Fotoalbum mit Fußballverbände in der Pamina- vielen Erinnerungen. Region auf verschiedenen Gebie- ten bereits erfolgreiche Aktivitä- ten entwickelt. Nun wurde mit gebannt den Ausführungen von dem Schiedsrichter-Austausch mit Thüringen Florian Meyer, als der in der Lan- dem Elsässischen Fußballverband dessportschule in Bad Blanken- ein weiteres Puzzleteil in das har- burg referierte. Der Kreisfußball- monische Bild der deutsch-fran- Tipps vom Profi ausschuss Mittelthüringen hatte zu zösischen Freundschaft einge- der Veranstaltung eingeladen. passt. Wenn ein Bundesliga-Schiedsrich- ter über die Faszination seines „Schnell und sicher entscheiden in Ein Schiedsrichter-Team aus dem „Berufs“ spricht, dann kommt Lan- allen Lebenslagen“ – so lautete das Elsass leitete erstmals im Kreis geweile bei den Zuhörern ganz Thema des Vortrags, den Florian Karlsruhe das Kreisligaspiel zwi- bestimmt nicht auf. So lauschten Meyer mit Anekdoten, Bildern und schen der FVgg Weingarten und Die Schiedsrichter aus dem Elsass mehr als 100 Männer und Frauen Videosequenzen seiner mehr als dem VfB Knielingen, das die Gäste bei der Premiere in Weingarten.

32 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 nun weiterzuentwickeln gilt“, rigen Vorsitzenden des Pamina- Fußball-Regional-Verband Südwest sen „Rufbereitschaft“ für seine zeigte sich der Karlsruher Kreis- Fußball-Ausschusses, Erny Jacky, habe er nicht nur seinen eigenen rheinländischen Schiedsrichter vorsitzende Thomas Rößler mehr der beiden Mannschaftskapitänen Landesverband, sondern stets das und auch die Beobachter zu ste- als zufrieden mit dem reibungslo- ein Erinnerungs-Geschenk an große Ganze im Auge gehabt. hen, denn der Nachwuchs bei den sen Ablauf. Auch beide Mann- diese gelungene Premiere über- Unparteiischen lag dem erfahre- schaften erwiesen sich bei der reichte. Auch wenn er jetzt nicht mehr im nen Schiedsrichter immer sehr am Premiere als würdige Mitspieler, Dauereinsatz sein möchte, so ver- Herzen. sodass das Schiedsrichter-Team Dabei gab er der Hoffnung Aus- sprach Linn doch, in einer gewis- Ingo Zwank um den erfahrenen Pascal Fritz druck, dass damit ein weiteres keine besondere Mühe mit der und nachhaltiges Band der Ver- äußerst fairen Begegnung hatte. ständigung zwischen Deutschland Siegfried Vetter machte in seiner und Frankreich geknüpft wird. Württemberg Ansprache deutlich, dass man Mit dazu beigetragen haben Dieses Band wurde mit dem den Unparteiischen wieder das sicherlich die freundschaftlichen ersten Gegenbesuch eines Karls- Fair-Play-Banner übergeben Gefühl geben sollte, ein gleichge- Begrüßungsworte von Thomas ruher Schiedsrichter-Teams stellter Partner des Fußballsports Rößler und dem Vertreter des Anfang November bei einem Großartige Pionierarbeit in zu sein. Bekräftigt für sein Vorha- Elsässischen Fußballverbandes elsässischen Fußballspiel weiter Sachen Fair Play leistet seit nun- ben, eine Präventions-Maßnahme (Ligue d'Alsace de Football verstärkt. mehr 15 Jahren Siegfried Vetter für die Schiedsrichter durchzu- Association/LAFA) sowie langjäh- Uwe Ziegenhagen beim SV Pfrondorf/Mindersbach führen, habe ihn auch der wfv- im Württembergischen Fußball- Aktionstag, der bei den Vereinen verband. Seine aktuelle Präven- ein positives Echo gefunden Im Beisein seiner Beobachter-Kol- tions-Maßnahme gilt den Schieds- habe. Aber auch einige unschöne Rheinland legen aus dem Fußballverband richtern in Deutschland. Szenen, die sich auf und neben Rheinland verabschiedete Obmann dem Platz zugetragen haben, hät- Günter Linn im „Ruhestand“ Erich Schneider die „Institution Der Mindersbacher Schiedsrich- ten für ihn eine große Rolle Günter Linn“, die mit Zitaten wie ter- und Fair-Play-Beauftragte hat gespielt. Er sah viele Schiedsrichter kom- „Wenn es auf die Socken geht, ein 115 x 70 Zentimeter großes men und gehen, er war immer ein dann müssen wir präsent sein“, wetterfestes Banner entworfen Mit seiner aktuellen Maßnahme fairer Ansprechpartner und Sports- Generationen von Schiedsrichtern und fertigstellen lassen, das nun hofft Vetter auf Multiplikatoren, mann, der seinen Unparteiischen auf die Fußballplätze entlassen seiner Bestimmung übergeben „die auf diesen Fair-Play-Zug auf- „aus der Praxis für die Praxis“ sein hat. wurde und zwischen Schiedsrich- springen“. Gleichzeitig will er Wissen mit auf ihren sportlichen ter- und Spieler-Kabine hängt. aber auch sämtlichen Vereinen Weg gab: Jetzt hat Günter Linn, Schneider lobte das langjährige mit ihren Spielern, Funktionären der von 1966 bis 1982 insgesamt und enorme Engagement des Auch Funktionäre des Bezirks und Besuchern Mut machen, sich 129 Bundesliga-Spiele leitete und - heute 79-Jährigen auf den unzähli- Böblingen/Calw und des Sport- auf und neben dem Platz fair zu unter anderem - bis 2009 Schieds- gen Sport-Bühnen, denn wo der kreises Calw waren vor Ort, lob- verhalten. „Demonstrieren Sie richter-Ausschuss-Vorsitzender Altendiezer auch aktiv war – ob als ten die vorbildliche Initiative von Solidarität und Geschlossenheit. des Fußball-Regional-Verbandes Schiedsrichter, Funktionär oder Siegfried Vetter und dankten ihm Unterstützen Sie unsere Schieds- Südwest war, seine „Schiedsrich- Beobachter – wusste er zu über- für seine langjährige unermüdli- richter!“ ter-Beobachter-Brille“ ins Etui zeugen. Vor allem als Vorsitzender che Tätigkeit in Sachen Schieds- gesteckt. des Schiedsrichter-Ausschusses im richterei und Fair Play. Olaf Alsdorf

Günter Linn (links) erhielt von Verbands-Schiedsrichter-Obmann Erich Bezirks-Vorsitzender Richard Armbruster (links) mit dem Initiator Sieg- Schneider eine Dankesurkunde des Verbandes. fried Vetter.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 33 Impressum Spielplan

Herausgeber: Deutscher Fußball-Bund, Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt/Main, Vorschau 2/2015 Telefon 069/6788-0, www.dfb.de Die Ausgabe erscheint am 16. Februar 2015. Verantwortlich für den Inhalt: Ralf Köttker

Koordination: Titelthema David Bittner, Thomas Dohren Mitarbeiter dieser Ausgabe: Engagement für Tobias Altehenger, Lutz Michael Fröhlich, David Hennig, Manfred Kobstaedt, Klaus Löw, Schiedsrichter Martin Moers, Bianca Riedl, Günther Thielking, Lutz Wagner Lektorat: Klaus Koltzenburg Konzeptionelle Beratung: Lutz Lüttig Was Vereine selbst bewirken können, wenn es um den Erhalt ihrer Schiedsrichter geht, zeigen Bildnachweis: wir an vier positiven Beispielen: SRZ-Mitarbeiter David Hennig stellt die Konzepte von Verei- Christoph Assmann, David Bittner, Fishing 4, Udo Gottschalk, Wolf Heider-Sawall, David Hen- nen vor, bei denen die Zahl der Schiedsrichter in den vergangenen Jahren nicht rückläufig nig, imago, Andreas John, Christian Kaufmann, war, sondern teils erheblich zugenommen hat – wie zum Beispiel beim VfB Kirchhellen in Dennis Merl, Uwe Soukup, Günther Thielking Westfalen.

Gestaltung, Satz und Druck: AWD Druck + Verlag GmbH, Otto-Brenner-Straße 7, 52477 Alsdorf, Report Telefon 02404/22071, Fax 02404/81822, Halbzeit-Tagung E-Mail: [email protected] auf Mallorca Anzeigenverwaltung: AWD Druck + Verlag GmbH, Manfred Kuper Erscheinungsweise: Zweimonatlich. Jahresabonnementspreis 15,– Euro. Lieferung ins Ausland oder per Streifband auf Anfrage. Abonnements-Kündigungen sind sechs Wochen vor Ablauf des berechneten Zum zweiten Mal zieht es die Elite-Schiedsrichter des DFB zu ihrer Halbzeit-Tagung in den Süden. Zeitraums dem Abonnements-Vertrieb Auf Mallorca werden sie nicht nur die Entscheidungen der Vorrunde kritisch unter die Lupe bekannt zu geben. nehmen, sondern sich auch körperlich fit machen für die zweite Saisonhälfte. Tobias Altehenger Zuschriften, soweit sie die Redaktion betref- berichtet über die Erkenntnisse des Trainingslagers. fen, sind an den Deutschen Fußball-Bund, Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt/Main, [email protected], zu richten. Vertrieb: Lehrwesen AWD Druck + Verlag GmbH, Otto-Brenner-Straße 7, 52477 Alsdorf, Kompetenz in Telefon 02404/22071, Fax 02404/81822, Sachen Spielregeln E-Mail: [email protected] Nachdruck oder anderweitige Verwendung der Texte und Bilder – auch auszugsweise und in elektronischen Systemen – nur mit schrift- licher Genehmigung und Urhebervermerk. Die DFB-Schiedsrichter-Zeitung wird auf PEFC-zertifiziertem Papier gedruckt. Unter dem etwas abstrakt anmutenden Titel „Qualitätsmanagement: Fachkompetenz in Sachen Spielregeln“, erscheint im Dezember der DFB-Lehrbrief Nr. 59. Dabei geht es um die Vertiefung ABO von Basiswissen aus den amtlichen Spielregeln, vor allem für neu ausgebildete und junge bequem per E-Mail: Schiedsrichter. Günther Thielking erläutert die Inhalte des Lehrbriefs, bei dem dieses Mal die [email protected] Arbeit an Stationen im Mittelpunkt steht.

34 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2015 Leistung, die Respekt verdient.

Kennt 120 Seiten Regeln auswendig. Sieht alles. Trifft 200 Entscheidungen pro Spiel.

Liebt Fußball zu 100 %.

Läuft 12 Kilo- meter pro Spiel. Hat 60.000 Kritiker.

Kein Fairplay ohne Schiedsrichter. Was er auch macht – er kann es keinem recht machen. Obwohl er dafür sorgt, dass auf dem Rasen alles rechtens abläuft: Schiedsrichter zu sein ist ein harter Job. Und doch bringen über 70.000 Frauen und Männer Woche für Woche Fairplay ins Spiel – mit Neutralität, Sachverstand und einer großen Portion Leidenschaft. Genau wie DEKRA: Seit knapp 90 Jahren sorgen wir dafür, dass auch abseits des Rasens alles im grünen Bereich ist. www.dekra.de Automotive Industrial Personnel

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