Quick viewing(Text Mode)

Regionale Baukultur Im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Regionale Baukultur Im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis -Lübbecke

Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Ein Projekt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Zusammenarbeit mit dem Kreis Minden-Lübbecke. Gefördert mit Mitteln des EU-Programms LEADER +

Auftraggeber: Kreis Minden-Lübbecke Portastraße 13 32423 Minden

Ansprechpartner: Herr Jürgen Thielking Herr Gerhard Kipp

Auftragnehmer: LWL – Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen Fürstenbergstraße 15 48133 Münster

Amtsleitung: Eberhard Eickhoff Referatsleitung: Udo Woltering Bearbeitung: Darius Djahanschah Cornelia Otto Wolfram Zalberg

Endbericht Münster, im Juni 2007

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 1 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

INHALT

Seite

1. Anlass 3 2. Zielsetzung 6 3. Aufgabe 8 4. Methodik 10 5. Bestandsaufnahme/-analyse 15 5.1 Lage im Raum 15 5.2 Naturräumliche Situation 16 5.3 Kulturlandschaften/Siedlungsstruktur 19 5.4 Dorfbauliche Typologien 27 5.5 Haus- und Hoftypologien/Gestalt 31 5.6 Freiraum 35 5.7 Neues Bauen im Mühlenkreis 39 6. Die Testentwürfe 44 6.1 Sielhorst (Stadt ) 45 6.2 Südhemmern (Gemeinde Hille) 49 6.3 Rothenuffeln (Gemeinde Hille) 54 6.4 Frotheim (Stadt ) 56 6.5 Möllbergen (Stadt ) 61 6.6 Hävern (Stadt ) 64 7. Entwurfshilfen 67 7.1 Gestaltkriterien Städtebau 69 7.2 Gestaltkriterien Gebäude 72 7.3 Gestaltkriterien Freiraum 79 8. Kommunikation 85 9. Fazit 86

Anhang:

- Literaturliste 87 - Liste Kartenbestand 88 - Liste der beteiligten Partner 89 - Anschreiben an Mitgliedskommunen 90 - Charakterisierung der Kulturlandschaftsbereiche 93 - Übersicht Vortragsveranstaltungen 93 - Projektinfoflyer 94 - Projektleporello 95 - Presseecho 97 - Karte mit Leader+-Kulisse 100 - Karte Oberflächennahe Materialvorkommen 101 - Karte Kreisgebiet 102 - Kulturlandschaftsbereiche im Kreis Minden-Lübbecke 103 - Landwirtschaftliche Flächennutzung im Kreis MI 104

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 2 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

1. ANLASS

Auch vor den Toren der Weiler, Dörfer und Kleinstädte des ländlich geprägten Raumes Westfalens machen die „Seg- nungen“ eines global orientierten Bauens nicht halt. „Stil“ wird gewünscht, egal welcher, sei es toskanisch, friesisch oder alpenländisch. Eine Orientierung an ortsprägenden Bauwerken und regionstypischen Eigenarten wird nur noch in den seltensten Fällen gewünscht. Heimatstil heißt für die wenigen Traditionsbewussten oft: Es muss Fachwerk sein, auch wenn das Fachwerk zur bloßen Fassade herhalten muss und sich in seiner tradierten Form seit beinahe zwei Jahrhunderten überlebt hat. Eine Ausrichtung auf etwas Neues, die Anpassung an moderne Technik und Materia- lien sucht man vergeblich. Eine Transformation in eine ak- tuelle Architektursprache fehlt. Bemühungen um die Wahrung ortstypischer Dorfbilder und die Pflege und Fortentwicklung lokaler Bautraditionen wer- den zunehmend abgelöst durch die Laisser-Faire-Praxis eines Anything Goes im Kampf der Kommunen um Ge- werbeansiedler oder Neubürger.

Steildach, Flachdach, Pultdach oder Walmdach – rot oder schwarz. Darf`s ein bisschen mehr rosa sein?

„Deregulierung“ heißt das Zauberwort. Der Kunde, der Markt entscheidet! Dass die Planung eines Wohngebietes und seiner Einzelgebäude und Vorgärten oder die Sanie- rung eines Altbaus am Dorfplatz auf den öffentlichen Raum wirken, der von jedermann genutzt wird (werden muss!), es sich also um eine höchst öffentliche Angele- genheit handelt, wird oft selbst von den Vertretern der All- gemeinheit nicht mehr erkannt. Der Begriff „Allgemein- wohl“, also die Rücksichtnahme des Einzelnen zum Wohl der Gemeinschaft, ist aus dem Wortschatz der Planungs- ausschüsse verschwunden.

Der Kreis Minden-Lübbecke, der im September 2006 als erster Kreis dem Bündnis für regionale Baukultur in West- falen beigetreten ist, verfolgt mit der Beauftragung der vor- liegenden Arbeit, für zukünftige Planungen in den ihm an- geschlossenen Städten und Gemeinden neue Impulse für ein regionsbewusstes Bauen zu setzen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 3 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Dazu hat der Kreis in den letzten Jahren bereits verschie- dene Initiativen zur Stärkung der regionalen Komponente in der Siedlungsentwicklung unternommen. Die regionale Baukultur wurde als eine wichtige Identifikationsmöglich- keit der Menschen im Kreis erkannt. So wurde im Jahr 2003 der Wettbewerb „Das Mühlen- kreishaus“ durchgeführt. Dabei wurde die Architekten- schaft aufgefordert, ein Einfamilienhaus zu entwerfen, das deutliche Bezüge zu vorgefundenen Gestaltungsmerkma- len der Region aufweist. Mit der Broschüre „Nachhaltige Siedlungsentwicklung im ländlichen Raum“ macht die Kreisverwaltung u.a. auf die Bedeutung von ortstypischen Gestaltungsmerkmalen und die Verwendung regionaler Baustoffe aufmerksam. Mit der Bauernhausbörse und dem Arbeitskreis „Umnut- zung“ wird außerdem das Ziel verfolgt, die prägende Ge- bäudesubstanz in den Dörfern und im Außenbereich durch Umnutzung zu sichern.

Qualität durch Vielfalt oder gesichtlslose Einfalt?

Die kritische Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der bisherigen Einzelprojekte führte zu der Erkenntnis, dass für die Diskussion einer zukunftsfähigen Siedlungsentwick- lung eine Grundlagenerhebung bezüglich der vorhandenen Baukultur des Kreises Minden-Lübbecke fehlt. Ausgehend von diesem Defizit entstand für den Kreis Minden- Lübbecke die Überlegung, eine Dokumentation über die regionale Baukultur zu erstellen und damit Hinweise und Anregungen zur Pflege und Weiterentwicklung einer regio- nalen Baukultur zu schaffen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 4 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Ausgangspunkt des Projektes waren eine Reihe von Fra- gen, die mit den vorliegenden Ergebnissen nur zum Teil beantwortet werden können, da sie sich immer wieder neu stellen:

Welchen Wert messen wir unserer Kulturlandschaft bei? Wollen wir sie pflegen und erhalten?

Läuft heute beim Bauen im ländlichen Raum irgendetwas schief? Wenn ja: was?

Gelungene Landung auf der Weide? Dörfliche Kreativität?

Welche Entwurfshinweise kann man aus der Analyse ortstypischer Gebäude der Vergangenheit für heutige, mo- dern genutzte Wohnäuser ableiten? Welche gestalterischen Mindeststandards sind für das Bauen im ländlichen Raum legitim? Welche Regelungstiefe akzeptiert der „Endverbrau- cher“/die Gesellschaft?

Was ist „regionaltypisches“ Bauen? Was ist lediglich „gute“ Architektur?

Ein Dächlein und ein bisschen Reet ... und alles wird gut?

Welche Handlungsoptionen und –verpflichtungen haben örtliche Politik und Planungsverwaltung? Welche Rolle können Architekten und Planer überneh- men? Wie sehen die Wünsche der Bauherrenschaft aus?

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 5 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

2. ZIELSETZUNG

Was heißt „regional Bauen“?

Das Projekt setzt sich mit der Fragestellung auseinander: Durch welche Merkmale können Dorfgestalt und Architek- tur des Mühlenkreises charakterisiert werden? Welche Qualitäten kennzeichnen eine gute, eine „regionale“ Archi- tektur, ein „richtiges“, aus dem Ort entwickeltes städtebau- liches Konzept? Wodurch definiert sich ein regionsspezifi- scher Planungsansatz für die Erweiterung eines typischen ost-westfälischen Dorfes? An welchen Kriterien sollte sich die Gestaltung eines ortstypischen Gebäudeentwurfes ori- entieren? Wie kann ein Diskurs mit den planenden Akteuren und ei- ner interessierten Bürgerschaft geführt werden?

Zielsetzung war also gleichermaßen die Erarbeitung einer Lesehilfe für das, was als „typisch Mühlenkreis“ bezeichnet werden kann und die Generierung einer Planungshilfe für ein regionsbewußtes Planen und Bauen. Parallel dazu sollte ein kreisweiter Fachdiskurs mit allen am Planungs- und Bauprozess beteiligten Akteuren initiiert werden und ein über die Projektphase hinaus wirkendes Instrumentari- um für einen qualitätvollen und fachlich fundierten Umgang mit den zukünftig anstehenden Planungaufgaben im Kreis Minden-Lübbecke enstehen.

Das Endprodukt dieses Förderprojektes ist weder als wis- senschaftliches Kompendium aller im Kreis vorkommen- den Siedlungsstrukturen, Haustypen, Konstruktionen und Gestaltmerkmale, noch als umfassendes Regelwerk für Festsetzungen zukünftiger Bebauungspläne zu verstehen.

Vielmehr sollen die in Form eines Leporello gestalteten „Empfehlungen für ein regionsbewußtes Bauen“, die allen Politikern, den planenden Verwaltungen, den Planern und Architekten, sowie interessierten Bürgern zur Verfügung gestellt wurden, sowie die zahlreichen Vortrags- und In- formationsveranstaltungen eine Planungsphilosophie, eine Denkrichtung aufzeigen, in deren Mittelpunkt der pflegliche Umgang mit dem bauhistorischen Erbe und eine Trans- formation regionaler Gestaltmerkmale in eine zeitgemäße Architektursprache stehen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 6 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Die zahlreichen Gespräche mit Politikern, Planern und Ar- chitekten, sowie der aktuelle Diskurs in der Fachöffentlich- keit machen deutlich, dass die Frage, was unter regiona- lem Bauen zu verstehen ist, nicht eindimensional beant- wortet werden kann. Dennoch lassen sich zahlreiche As- pekte benennen, an denen sich qualitätssichernde Instru- mente und Prozesse orientieren können.

Einige vorläufige Fragen: Könnte „Regional Bauen“ nicht heissen... • ... zuallererst den Ort mit allen Sinnen zu begreifen? • ... sich unterzuordnen? • ... auf eine Alltagsarchitektur abzuzielen, die über modi- sche Strömungen hinaus Bestand hat? • ... im besten Sinne nachhaltig zu bauen? • ... an vorhandene Strukturen in Maßstab und Proportion anzuknüpfen? • ... das Verhältnis von Freiraum und Bebauung aus der Kulturlandschaft zu entwickeln? • ... vorgefundene Gestaltmerkmale zu aktualisieren? • ... das Detail zu würdigen? • ... nicht hinter bestehende Gestaltqualitäten zurückzufal- len, sondern Vorhandenes zu bereichern? • ... nicht nur nach hinten, sondern auch nach vorne zu schauen? • ... dem Vorhandenen auch neue und eigene Qualitäten hinzuzufügen? • ... aus eigenem Regionsverständnis neue Technologien, Konstruktionen und Formsprachen zu entwickeln? • ... zukünftige städtebauliche Strukturen/Gebäude aktuel- len Nutzanforderungen anzupassen?

Fazit: Gibt es klar definierbar die Mühlenkreis-Architektur oder muss eher von verschiedenen Mühlenkreis- Architekturen, von verschiedenen Wegen auf der Suche nach regionaler Architektur, gesprochen werden?

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 7 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

3. AUFGABE

Die Bestandsaufnahme und Analyse der vorgefundenen lokalen Eigenarten im Rahmen einer kreisweiten Studie zur regionalen Baukultur des ländlichen Raumes und die praktischen Erfahrungen bei der Durchführung von Test- entwürfen für Erweiterungsgebiete bestehender Dörfer sollten als Grundlage für die Erarbeitung von Leitbildern und Entwurfshilfen für zukünftiges Planen und Bauen im Kreis Minden-Lübbecke dienen. Im Rahmen eines breit angelegten Kommunikationsprozesses mit Akteuren aus Politik, Verwaltung und ehrenamtlicher Heimatpflege sowie mit Planern, Architekten und weiteren Multiplikatoren sollte über Inhalte, Qualitäten und Bedeutung regionaler Baukul- tur informiert und diskutiert werden.

Aus der Zielstellung, das bauliche Erbe des ländlichen Raumes zu pflegen und zu erhalten und darüber hinaus entwurfliche Leitprinzipien und Ideen zur Fortentwicklung der regionalen Baukultur zu entwickeln, entstand der Ar- beitsauftrag, die verschiedenen Kulturlandschaften, Sied- lungs- und Gestaltungsmerkmale im ländlichen Raum des Kreises Minden-Lübbecke systematisch zu erfassen. Auf der Grundlage der Beschreibung und Bewertung vor- handener Siedlungsmuster, Haus- und Hofformen sowie lokaler Gestaltmerkmale wurden Leitbilder, Typologien und Entwurfshilfen für das zukünftige regionale Bauen im länd- lichen Kontext erarbeitet. Dabei war zu beachten: Tradierte Gestaltqualitäten müs- sen in eine zeitgemäße Architektursprache transformiert werden. Eine zukunftsfähige Siedlungsentwicklung und ei- ne nachhaltig ausgerichtete Gebäudeplanung muss aktuel- len Nutzungs-, Konstruktions- und Materialanforderungen gerecht werden, ökonomisch umsetzbar sein und auf die Bedürfnisse der Bauherren- und Nutzerschaft angemessen reagieren, ohne jedoch lokale und regionale Eigenarten zu ignorieren.

Aufgrund der deutlichen Unterschiede in der städtischen und ländlichen Bauweise beschränkte sich die Untersu- chung auf den ländlichen Bereich mit seinen besonderen Eigenarten und überkommenen Bauformen. Das Projekt wurde im Rahmen des EU-Programms LEA- DER+ gefördert, das insbesondere auf die Weiterentwick- lung des ländlichen Raumes abzielt. Der Untersuchungs- raum deckte somit die LEADER+ -Gebietskulisse ab, die größere zusammenhängende, verstädterte Siedlungsge- biete wie z.B. die Stadtgebiete Minden und Lübbecke von der Untersuchung ausnimmt. Das Projekt nahm das zentrale Anliegen des Fördermittel- gebers auf, private und öffentliche Akteure zusammenzu- führen, Strategien und Projekte verschiedenster Sektoren

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 8 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

zu integrieren und Einzelinformationen zu vernetzen und baute somit auf einem breit angelegten Kommunikations- prozess unter allen am Planen und Bauen beteiligten Ak- teuren. Dazu wurden Vorträge, Diskussionsforen und Fachveranstaltungen organisiert, Informationsmaterialien (Internetangebote, Broschüren, Ausstellungstafeln) erar- beitet, sowie eine intensive Öffentlichkeitsarbeit durchge- führt.

Zusammengefasst ergaben sich vier Arbeitsschwerpunkte:

1. Teilräumlich differenzierte Beschreibung der aktuell ablesbaren Kultur- und Hauslandschaften des Kreisge- bietes 2. Identifizierung der regionaltypischen städtebaulichen (dorfbaulichen) Strukturen und Gestaltmerkmale 3. Ableitung von Leitbildern und Typologien für regional eingepasste Siedlungsergänzungen und Neubauten 4. Kommunikation der Ergebnisse im Kreisgebiet

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 9 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

4. METHODIK

Literatur- und Materialrecherche

Die Projektbearbeitung begann mit einer umfangreichen Literatur- und Materialrecherche der über den Kreis Min- den-Lübbecke verfügbaren Buchveröffentlichungen, Plan- und Kartenwerke. Insbesondere die Befassung mit histori- schem Kartenmaterial und mit Abhandlungen zur Sied- lungs- und Landnutzungsgeschichte war hilfreich, die heu- te überkommenen und weiterhin wirksamen Strukturen le- sen zu lernen und zu verstehen. Auf eine detaillierte Darlegung der historischen Genese der Kreissiedlungsentwicklung wird jedoch im Rahmen des vorliegenden Berichtes verzichtet, da sie ausführlich in an- deren Veröffentlichungen nachgelesen werden kann und zum Verständnis der Ergebnisse dieser Arbeit nicht im Einzelnen vorausgesetzt werden muss.

Auswertung der topographischen Karte 1 : 50.000

Obwohl der Untersuchungsraum sich über den gesamten Kreis Minden-Lübbecke (Gebietskulisse LEADER+) er- streckt, war es nicht möglich, flächendeckend die Sied- lungsstruktur mit Vor-Ort-Erhebungen zu erfassen. Des- halb wurde zunächst eine flächendeckende Kartenauswer- tung der TK 50 durchgeführt, um charakteristische und wiederkehrende Siedlungsmuster sowie herausragende Einzelstrukturen und lokale Bersonderheiten der Besied- lung zu identifizieren. Etwa 130 Dörfer bzw. Siedlungsbe- reiche wurden herausgefiltert und in Einzelkarten M. 1:10.000 umgesetzt. Als repräsentative Ausschnitte der Kreissiedlungsstruktur bildeten sie den Grundstock für die gezielte Bereisung und wurden nachfolgend einer genaue- ren Betrachtung unterzogen.

Eine Vergrößerung der Karte befindet sich im Anhang

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 10 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Örtliche Bestandsaufnahme

Im Rahmen einer ersten, etwa 15 Tage umfassenden Kreisbereisung wurden ca. 150 – 200 Siedlungsbereiche inspiziert und photographisch dokumentiert. Die Teilberei- che wurden in Hinblick auf naturräumliche Bedingungen, Siedlungsstruktur, Landnutzungs- und Erschließungsfor- men, baulich-räumliche Situation, freiräumliches Umfeld sowie bauliche Merkmale, insbesondere Kubatur, Propor- tion und Materialität, untersucht. Neuere Siedlungsentwick- lungen und Beispiele zeitgenössischen Bauens wurden ebenfalls aufgenommen. Prägende Panoramen, dorfbauliche Situationen, Einzelge- bäude sowie Details wurden festgehalten.

Bestandsbewertung

Auswertung der örtlichen Bestandsaufnahme

Die Auswertung der im Rahmen der örtlichen Be- standsaufnahme entstandenen ca. 1200 Photographien sowie der Vor-Ort-Notizen zielte darauf ab, prägende Strukturen, Merkmale und lokale Eigenheiten zu identifizie- ren und wiederkehrende Typologien und Merkmalshäufun- gen bestimmten Teilräumen zuzuordnen.

Die Analyse umfasste folgende Parameter:

- Naturräumliche Situation/Geomorphologie/Relief - Siedlungsform/Siedlungsdichte - Landnutzung/Oberflächenstruktur - Merkmale der Landerschließung/Infrastruktur - Dorfbauliche Struktur/Räumliche Figuration - Lage im Landschaftsraum - Topographische Situation - Größe/Ausdehnung/Form - Ortsrandausbildung - Silhouette/Höhenentwicklung der Bebauung - Gruppierung der Einzelbaukörper - Ausbildung des öffentlichen Raumes - Haus- und Hoftypologien - Gruppenbildung/Raumbildung - Gebäudekubatur/-form/-proportion/- maßverhältnisse - Geschossigkeit/Trauf- und Firsthöhe - Konstruktion/Gestaltung - Trauf- und Ortgangausbildung - Fassadengliederung (Sockel-/Attikaausbildung) - Fenster-/Tür- und Öffnungsausbildungen - Wandausbildung/Bekleidung - Schmuckformen/Sonderdetails - Materialität/Farbe - Freiraum - Gartenausbildung - Pflanzenwahl - Einfriedungen

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 11 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Auswertung vorhandenen Planmaterials

Historisch betrachtet haben die unterschiedlichen natur- räumlichen Gegebenheiten ihre jeweils eigenen Anforde- rungen an Landnutzung, Besiedlung, Hofformen und Ge- bäudeausprägung hervorgebracht und zu lokal variieren- den Strukturen und spezifischen gestalterischen Ausfor- mungen geführt. Die heutige Siedlungsstruktur ist durch Flurbereinigung, moderne Landbewirtschaftungsformen und Nachkriegszersiedlung stark überformt. Um die ursprüngliche (prototypische) Ausbildung der un- terschiedlichen Siedlungs- und Landerschließungsformen erkennen, beschreiben und bewerten zu können, war es daher erforderlich, sich zunächst die Siedlungsgenese im Kreis Minden-Lübbecke vor Augen zu führen. Die erhal- tenswerten und weiterzuentwickelnden Qualitäten mussten analytisch herauskristallisiert werden, um Charakteristika und Typologien benennen zu können. Dazu wurden die verschiedenen Zeitschichten vorhandener historischer Kar- ten (Le Coq, Karte von Rheinland und Westfalen, Urmeß- tischblatt, Königlich Preußische Landesaufnahme, TK 25 Nachkriegsjahre) für einzelne Siedlungsbereiche ausge- wertet. Auch finden frühere Herrschaftsstrukturen und gesell- schaftliche Abhängigkeiten ihre Ausdrucksform z.B. in Her- renhäusern, Gutshöfen, Haupthöfen oder Kötterstellen.

Die jeweils zur Verfügung stehenden lokalen Materialien und Baustoffe sind in der Regel bis heute noch in der ü- berkommenen Gebäudesubstanz ablesbar. Über die Dar- stellung der regionalen oberflächennahen Vorkommen dieser Ursprungsmaterialien können diese Zusammen- hänge besonders deutlich gemacht werden.

Eine Vergrößerung der Karte befindet sich im Anhang

Ergänzend dazu wurden Karten zur naturräumlichen Glie- derung und zur landwirtschaftlichen Flächennutzung bzw. Bodenwertigkeit analysiert.

Abgrenzung Kulturlandschaftsbereiche

Aufgrund der stark variierenden naturräumlichen Gege- benheiten und der daraus resultierenden historisch ge-

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 12 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

wachsenen Landnutzungs- und Besiedlungsformen kön- nen im Kreisgebiet verschiedene Kulturlandschaften bzw. Hauslandschaften ausgemacht werden. Auf der Grundlage der Bestandsaufnahme und der oben beschriebenen Kar- tenauswertung wurden die verschieden Kulturlandschafts- bereiche mit ihren Merkmalen beschrieben und voneinan- der abgegrenzt. Die Ergebnisse sind in der Karte „Kultur- landschaftsbereiche“ abzulesen.

Entwicklung von Arbeits- und Entwurfshilfen

Erarbeitung von Testentwürfen

Für sechs ausgesuchte Planungsgebiete, die die charakte- ristischen Fragestellungen und Merkmale der unterschied- lichen Kulturlandschaftsbereiche repräsentieren, wurden sog. Testentwürfe erarbeitet. Sie umfassen sowohl die Entwicklung eines städtebaulichen bzw. dorfbaulichen Konzeptes aus der Analyse des Gesamtkontextes, als auch die Erarbeitung konkreter hochbaulicher und frei- räumlicher Gestaltungsvorschläge. Die jeweiligen Bearbei- tungsmaßstäbe (M. 1 : 10.000 bis M. 1 : 200) ergaben sich aus den unterschiedlichen Aufgabenstellungen.

Entwicklung von Typologien/Leitprinzipien

Auf der Grundlage der Bestandsauswertung und der oben beschriebenen entwurflichen Bearbeitung zukünftig mögli- cher Planungs- und Bauaufgaben sollten prototypische Entwurfsansätze für die unterschiedlich geprägten Kultur- landschaftsbereiche formuliert werden. Ziel war die Entwicklung von Leitprinzipien, Leitmotiven bzw. Siedlungs- und Gebäudetypologien, die die regional prägenden Struktur- und Gestaltungsmerkmale aufnehmen und sie vor allem zukunftsfähig weiterentwickeln. Bei der Bearbeitung zeigte sich, dass sich der Anspruch, für jeden einzelnen Kulturlandschaftsbereich ein eigen- ständiges und allgemein anwendbares Entwurfsleitbild zu entwickeln, nicht durchhalten ließ. Vielmehr handelte es sich in allen sechs Fällen um entwurfliche Aufgabenstel- lungen, die sich mit Ortsranderweiterungen von Dörfern befassten. Entwurfsaufgaben, wie etwa die städtebauliche Ergänzung in Streusiedlungslagen, kamen nicht vor, da sie planungsrechtlich nicht realisierbar wären. Vielmehr vari- ierten die Lösungsansätze durch die Vorgaben der örtlich vorgefundenen Siedlungs- und Baustruktur (Genius Loci), als dass sie sich an einem spezifischen Kulturlandschafts- raum festmachen ließen.

Erarbeitung von Entwurfshilfen

Die Ergebnisse der Bestandsbewertung (prägende regio- nale Strukturen und Gestaltwerte), beispielhafte Entwurfs-

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 13 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

vorschläge (Testentwürfe) sowie städtebauliche und hoch- bauliche Leitmotive, Entwurfsprinzipien und Gestaltungs- details liegen in einer anschaulich dargestellten Entwurfs- hilfe (Leporello „Empfehlungen für ein regionsbewußtes Bauen“) vor, so dass der planenden Verwaltung und den im Kreis tätigen Architekten für alltägliche Planungsaufga- ben eine praxisnahe Entwurfshilfe zur Verfügung steht.

Kommunikation

Beteiligung politische Gremien/Verwaltungen

Für die Dauer des Projektes wurden sowohl Verwaltung, als auch politische Gremien kontinuierlich über Projektzie- le, - inhalte und -fortschritte informiert. Bestandteil des Pro- jektes war sowohl die intensive Zusammenarbeit mit der Fachverwaltung, als auch der breite politische Diskurs der zuständigen Gremien zur Zukunft des regionalen Bauens im Kreis Minden-Lübbecke. Mit wenigen Ausnahmen wur- de eine Projektpräsentation in den Planungsausschüssen der kreisangehörigen Kommunen durchgeführt.

Informationsveranstaltung für Kreis und Kommunen

Am 17. Mai 2006 wurde eine zentrale Projektpräsentation (Vorstellung der Ergebnisse/breite Fachdiskussion) im Heimathaus Südhemmern (Hille) mit allen im Kreis Min- den-Lübbecke mit Planungs- und Entwicklungsaufgaben befassten Akteuren (Poltik/Fachverwaltung/Heimatpflege/ Architekten und Planer) durchgeführt.

Überregionale Fachveranstaltung

Unter Beteiligung externer Fachreferenten aus Wissen- schaft und Praxis wurde am 28. September 2006 das Pro- jekt abschließend in einer überregionalen Fachveranstal- tung vorgestellt und im Zusammenhang mit der Präsenta- tion anderer Beispiele und Projekte zum regionalen Bauen im ländlichen Raum fachlich eingeordnet.

Veröffentlichungen/Ausstellungen/Internetauftritt

Ergänzend zu den o. g. Veranstaltungen wurden die Pro- jektergebnisse schriftlich aufgearbeitet (Leporello, Projek- tinfoflyer) und auch im Internet zum download zur Verfü- gung gestellt. Zur weiteren Kommunikation der Projekter- gebnisse steht darüber hinaus eine Posterausstellung (Wanderausstellung) zur Verfügung. Eine allgemein nutz- bare PowerPointPräsentation kann ebenfalls durch das LWL-Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen be- reitgestellt werden.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 14 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

5. BESTANDSAUFNAHME/-ANALYSE

5.1 Lage im Raum

Der Kreis Minden-Lübbecke erstreckt sich beidseitig des in Ost-West-Richtung verlaufenden Wiehen- /Wesergebirges und der in Süd-Nord-Richtung fließenden . Er bildet den nordöstlichen Teil des Landes Nordrhein-Westfalen und wird umgeben von den niedersächsischen Landkrei- sen Osnabrück im Westen, und Nienburg im Norden sowie Schaumburg im Osten. Seine südliche Be- grenzung bilden die nordrhein-westfälischen Kreise Lippe mit dem Lipper Bergland sowie . Der Kreis Minden- Lübbecke liegt zwischen den Wirtschaftsschwerpunkten Bielefeld (40 km), Hannover (60 km), (100 km) und Osnabrück (60 km).

Lage in NRW Kreisgebiet mit zugehörigen Kommunen Eine Vergrößerung der Kreiskarte befindet sich im Anhang

Die Bevölkerungsdichte des Kreises liegt mit 280 Einw/km² etwas über dem Bundesdurchschnitt. Die Bevöl- kerungsdichte nimmt von Süden nach Norden und von Os- ten nach Westen kontinuierlich ab. Folglich ist die Ge- meinde im Nordwesten des Kreises mit 88 Einw./km² die am dünnsten besiedelte Kommune. Ande- rerseits leben in den drei Kommunen Minden, Porta Westfalica und mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Zu den dichter besiedelten Regionen gehö- ren die Bereiche des Ravensberger Hügellandes und der nördliche Fuß von Weser- und Wiehengebirge; hier reiht sich Ortschaft an Ortschaft. Diese Gebiete verfügen über fruchtbaren Lößboden und wurden bereits früh kultiviert. Besonders dünn besiedelt sind die nördlichen Teile des Kreises sowie ein Streifen südlich des Mittellandkanals (Geest- und Moorgebiet). Die Mittelgebirge selbst sind dicht bewaldet und nahezu unbewohnt. Eine Ausnahme bildet hier nur das Eggetal ganz im Westen des Wiehen- gebirges.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 15 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

5.2 Naturräumliche Situation

Der Kreis hat mit Mindener Land und Lübbecker Land An- teil an der Norddeutschen Tiefebene, die Höhenzüge von Wiehengebirge und gehören zur deutschen Mittelgebirgsschwelle, ebenso der auf Kreisgebiet liegende Teil des Ravensberger Hügellandes. Im Osten des Kreises verläuft von Süden nach Norden die Weser, von deren Lauf 59 km im Kreisgebiet liegen, bzw. teilweise die Kreis- grenze bilden. Der Mittellandkanal durchquert den Kreis relativ mittig von Westen nach Osten auf einer Länge von 39 km. Im Westen ragt das Kreisgebiet bis auf 350 m Ent- fernung an das Ufer der Hunte heran.

Mindener Land und Lübbecker Land sind die Tieflandbe- reiche des Kreises, nehmen dessen Norden und Mitte ein und machen zusammen über 4/5 der Kreisfläche aus. Die Unterscheidung geht auf die alte Zweiteilung des Kreisge- bietes zurück und spielt naturräumlich keine Rolle. Das Land besteht im Norden aus Geest mit Sandern und Mooren, es ist hier eher unfruchtbar, der Anteil an Grün- land hoch. Weite Bereiche sind aufgeforstet. (Staatsforst Minden, Espelkamp, Levern). Der Grünlandanteil nimmt zudem im nördlichen Kreisgebiet von Osten nach Westen stetig zu. Westlich von Espelkamp liegt der Große Auesee. Südlich des Mittellandkanals verläuft zur Weser hin ein ca. 3-4 km breites Urstromtal. Zahlreiche Findlinge, darunter der größte Norddeutschlands in Tonnenheide, sind Zeu- gen der vorletzten Eiszeit. Die Eisgrenze verlief in etwa auf Höhe des Kanals. Das Urstromtal ist überwiegend Grün- land (Mindener Wiesen), tlw. auch nicht genutztes Unland (Moor). Ein anderes Bild bietet der sich nördlich unmittel- bar an die Gebirge anschließende Landstreifen; hier wurde während der Eiszeit Löß abgelagert. Es findet sich heute bester Boden, der intensiv ackerbaulich genutzt wird.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 16 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Die Mittelgebirge bedecken mit ca. 72 km² etwa 1/12 der Kreisfläche. Wiehengebirge und Wesergebirge durchzie- hen das südliche Kreisgebiet in Ost-West-Richtung, der liegt isoliert im Nordwesten. Das Wie- hengebirge ist heute beinahe durchweg bewaldet. Dies geht auf die Aufforstung in Preußen Anfang des 19. Jahr- hunderts zurück. Zuvor wurde das Wiehengebirge bis zum Gebirgskamm hin weidewirtschaftlich genutzt. Der Kreisanteil am Ravensberger Hügelland umfasst mit ca. 142 km² 1/6 der Fläche. Auch hier gibt es seit der Eis- zeit Lößauflage mit entsprechender Bodenfruchtbarkeit und intensiver Landnutzung. Der Waldanteil im Kreis ist mit 10,9% der Fläche ver- gleichsweise gering (Deutschland 30%, NRW 24,7%), dennoch kann man von Pr. Oldendorf bis Minden auf dem Kammweg des Wiehengebirges wandern, ohne den Wald zu verlassen. Auch die Stadt Espelkamp gilt als Stadt im Wald. Die Bergwälder von Wiehengebirge (4.290 ha) und Wesergebirge (980 ha) sind die größten geschlossenen Waldgebiete, nennenswert sind außerdem der Stemweder Berg (750 ha), das Heisterholz (Staatsforst Minden, 850 ha), die Pohlsche Heide (690 ha) und der Lever Wald (610 ha). Aufgeschlüsselt nach Kommunen liegt der Waldanteil zwischen knapp 20% der Fläche des Stadtgebietes Lüb- beckes und kaum 3% in der Stadt Rahden.

Im Osten grenzt der Kreis unmittelbar an den rund 40 km² großen Schaumburger Wald. Der Anteil der landwirtschaft- lichen Nutzfläche (LNF) liegt mit 58,8 v.H. deutlich über dem Landesdurchschnitt (44,1 v.H.) und ist auch der höchste Wert aller Landkreise des Regierungsbezirkes (Durchschnitt OWL: 51,8 v.H.). Auf kommunaler Ebene schwankt dieser Wert zwischen den beiden Extre- ma Bad Oeynhausen (29,5 v.H.) und der Stadt Rahden (82,1 v.H.). Letztere Kommune weist damit den größten Anteil LNF in Ostwestfalen-Lippe überhaupt auf.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 17 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Mit 2,6 v.H. hat der Kreis einen vergleichsweise hohen An- teil an Gewässerflächen, der signifikant höher liegt als im Landesdurchschnitt (1,8 v.H.). Der Kreis hat mitteleuropäisch-ozeanisches Klima mit warmen Sommern und milden Wintern. Niederschläge fal- len zu allen Jahreszeiten. Schneereiche, lange Winter tre- ten nur sporadisch auf. Das Wiehen- und Wesergebirge bilden eine lokale Was- serscheide. Südlich des Gebirgskammes fließen die Bä- che nach Süden zur Werre, nördlich dessen zur Großen Aue oder direkt in die Weser. Der westlichste Teil der Ge- meinde Stemwede und der Stadt Pr. Oldendorf entwäs- sern in die Hunte. Die gesamte Fläche entwässert über verschiedene Nebenflüsse (Große Aue, Bastau, Werre) letztlich in die Weser. Die höchsten Berge des Kreises sind der 320 m hohe Heidbrink und der 319 m hohe Wurzelbrink im Wiehenge- birge.

*(Die Aussagen zu Lage im Raum und Naturraum sind weitestgehend Infor- mationen aus WIKIPEDIA entnommen!)

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 18 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

5.3 Kulturlandschaften/Siedlungsstruktur

Naturraum, Siedlungsstruktur und Landschaftsbild hängen eng miteinander zusammen und bedingen sich gegensei- tig. Die naturräumlichen Gegebenheiten einer Region - wie insbesondere geologische Verhältnisse, Topographie, po- tentielle natürliche Vegetation und die klimatischen Bedin- gungen – sind neben anderen Faktoren, wie beispielswei- se die strategische Lage im Raum, das Vorkommen be- sonderer Bodenschätze und die vorherrschenden sozio- ökonomische Bedingungen, ausschlaggebend für Nut- zung, Strukturierung und Gestaltung eines Landschafts- raumes. Gesamtheitlich kann das sichtbare Produkt eines anthro- pogen überformten Stückes Erdoberfläche als Kulturland- schaft bezeichnet werden. Kulturlandschaft wird ganzheitlich wahrgenommen. Die beiden untenstehenden Bilder weit entfernt liegender Kul- turlandschaften machen deutlich, dass neben den rein physisch benennbaren Parametern im Kulturlandschafts- bild auch (z. T. unbewusst) gesellschaftliche Verhältnisse, klimatische Bedingungen, Temperaturen, Lichtstimmun- gen, Gerüche, Geräusche etc. wahrgenommen werden können. Es entsteht ggf. sogar eine bildhafte Vorstellung von der Art der Bewohner eines bestimmten Ortes und ih- rer Mentalität, ohne dass dazu konkret definierbare Hin- weise auf den Bildern zu erkennen sind. Der Begriff der Kulturlandschaft ist also weitaus umfas- sender als etwa die Bezeichnungen Landschaft, Land- schaftsbild oder Ortsbild. Kulturlandschaft ist Abbild der gesamten historischen Genese einer Region, eines Ortes.

Europa, Deutschland, Nordrhein-Westfalen und auch der Landesteil Westfalen-Lippe weisen sehr unterschiedliche und deutlich von einander zu unterscheidende Kulturland- schaften auf.

Münsterland Märkisches Sauerland Ruhrgebiet

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 19 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Auch Ost-Westfalen-Lippe ist geprägt durch eigenständige Kulturlandschaftsbilder, die zu einer Identifikation mit dem Raum beitragen und für die dort aufgewachsenen und le- benden Menschen ein Gefühl von Heimat auslösen kön- nen.

Raumplaner, Städtebauer und Architekten, die sich mit der Pflege und Fortentwicklung dieses in großen Teilen sehr ländlich-dörflich geprägten Raumes befassen, sollten die Eigenart der Kulturlandschaft, ihrer Landnutzungsformen und Siedlungsstrukturen verinnerlicht haben, sollten den vorgefundenen Raum sorgfältig „gelesen“ haben. Nur aus einem daraus resultierenden Bewusstsein für das Wesen einer Region können städtebauliche Entwicklungen, Be- bauungskonzepte, Landschaftsplanungen und Gebäude- entwürfe enstehen, die örtlichen Bezug haben und sich in die vorgefundene Situation einpassen.

Eine Region mit vielen Gesichtern

Die Analyse von Naturraum, Siedlungsstruktur und Land- schaftsbild des Untersuchungsraumes und der angren- zenden Gebiete macht deutlich, dass der Kreis Minden- Lübbecke außerordentlich vielfältig strukturiert ist. Es kann nicht von der Kulturlandschaft des Mühlenkreises gespro- chen werden. Vielmehr sind verschiedene Landschaften mit ihren spezifischen Siedlungsstrukturen und Landnut- zungsmustern klar voneinander zu unterscheiden. Bereits wenige Ausschnitte einer einzigen Kommune (Pe- tershagen) aus der TK 25 zeigen die gravierenden Unter- schiede der vorhandenen Besiedlungsformen: Über gewachsene Dorfformen (Haufendörfer, Straßendör- fer), geplante Stadtanlagen (z. B. Schlüsselburg), drubbel- hafte Verdichtungsformen bis zu Streusiedlungen ist be- reits innerhalb einer Kommune ein breites Spektrum unter- schiedlicher Siedlungsstrukturen und Landnutzungsformen anzutreffen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 20 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Unregelmäßiges Haufendorf Gewachsenes Straßendorf

Geplante Stadtanlage Straßendorf (Nachbarkommune)

Verstreute Einzelhöfe Drubel

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 21 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Moorhufensiedlung

Auch die Auswertung der unterschiedlichen Landschafts- bilder zeigt die naturräumliche Vielfalt des Kreisgebietes, aus der die verschiedenen Landnutzungsformen mit ihrem Siedlungsgefüge und dessen baulicher Ausprägung zu er- klären sind.

Die fünf Kulturlandschaftsbereiche

Eine Vergrößerung der Karte befindet sich im Anhang

Im Wesentlichen können fünf Kulturlandschaftsbereiche unterschieden werden, die sich eng an den naturräumli- chen Gegebenheiten orientieren:

1. Moorniederungs- und Geestbereiche (Diepholzer Moorniederung, Rahden-Diepenauer Geest, Loccumer Geest) Charakteristisch u. a.: Hoher Anteil Grünlandnutzung, his- torisch bedingte Entwässerungs- und Infrastrukturen, vor-

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 22 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

wiegend Drubbel- und Streusiedlungsstrukturen, sehr hohe Anzahl an Hofstellen, kleinere Hofanlagen, kleinere Ge- bäude, Alleen

Ackerlandschaft mit typischer Dorfsilhouette, Varl Bulzendorf, Rahden

Naturnahe Grünlandbewirtschaftung, Preußisch Ströhen, Rahden

Kultivierte Moorlandschaft, Große Holz, Stemwede

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 23 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

2. Mittelweserbereich (Streifen beidseits der Weser nördl. von Porta Westfalica) Charakteristisch u. a.: Höherer Anteil ackerbauliche Nut- zung, gute Bodenwerte, spärliche Besiedlung, kompaktere Siedlungsformen, Abgrabungsflächen

Weseraue bei Schlüsselburg, Petershagen

3. Lübbecker Lößland (Streifen hoher Bodengüte, nördlich dem Wiehengebirge vorgelagert) Charakteristisch u. a.: Beste Bodenwerte, fast ausschließ- lich ackerbauliche Nutzung, kompakte Besiedlungsformen, Dörferkette mit regelmäßigen Abständen zwischen den Dörfern, bedeutende landwirtschaftlich geprägte Dorfen- sembles, große Hofanlagen

Schwedenschanze Richtung Holzhausen, Preußisch Oldendorf

4. Mittelgebirgsstreifen (Wiehengebirge, Wesergebirge) Charakteristisch u.a.: Bewegte Topographie, waldreich, zahlreiche Sieken mit eingestreuten Hofanlagen, Wechsel von Grünland und Ackerbau, kompakte Besiedlungsfor- men, spärliche Besiedlung

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 24 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Wiehengebirgsvorland mit gemischter Acker- und Grünlandnutzung, Börninghausen, Preußisch Oldendorf

Siek mit Drubbel im Wiehengebirgsvorland, Holzhausen, Preußisch Oldendorf

5. Ravensberger Mulde (Ravensberger Hügelland westlich der Weser, - Hamelner Weserland östlich der Weser) Charakteristisch u.a.: Fast ausschließlich ackerbauliche Nutzung, großer Strukturreichtum, extreme Zersiedlung, topographisch abwechslungsreich

Ravensberger Hügelland - strukturreich, zersiedelt, Holsen, Hüllhorst

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 25 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Differenzierende Hinweise auf Landnutzungs- und Besied- lungsvoraussetzungen können u. a. auch Kartenwerken zur naturräumlichen Gliederung und der unten abgebilde- ten Standortkarte zur landwirtschaftzlichen Flächennut- zung entnommen werden.

Westfälisches Amt für Landschafts- und Baukultur

Herne, 17. November 2005, Darius Djahanschah 32 Kulturlandschaft gestalten – regionale Eigenart bewahren

Eine Vergrößerung der Karte befindet sich im Anhang

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 26 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

5.4 Dorfbauliche Typologien

Im Rahmen des Förderprojektes wurden nur die städte- baulichen bzw. dorfbaulichen Strukturen des ländlich ge- prägten Kreisgebietes untersucht, da die Leader +-För- derkulisse die verstädterten Bereiche nicht umfasste. Typologisch unterschieden werden können die kompakte Ortschaft, das gewachsene Dorf, Drubbel und Weiler, Hof- ensemble und Einzelhöfe sowie Wohnsiedlungssplitter und Werks- und Arbeitersiedlungsbau.

Ort

Kompakte Ortschaften mit weithin sichtbarer Kirchturm- silhouette, umgeben von der Kulisse steiler, roter Dächer, bilden eher die Ausnahme und finden sich in der Regel dort, wo die Landschaft seichte Hügelungen hervorge- bracht hat. Sowohl in der flachen Ebene, als auch auf dem nahezu unbebauten Rücken des Wiehen- und Weserge- birges sind sie nicht zu finden.

Levern, Stemwede Ortskern

Friedewalde, Petershagen Wehdem, Stemwede

Gewachsenes Dorf

Große Verbreitung haben dagegen die zahlreichen, oft sehr kleinen gewachsenen Bauerndörfer, die zum größten Teil aus der Anhäufung von fünf bis zehn landwirtschaftli- chen Hofstellen, ihrer Nebengebäude und Folgenutzungen entstanden sind. Über die bäuerliche Nutzung hinausrei- chende Funktionen und Infrastrukturen fehlen häufig gänz- lich und sind nur in den größeren Dörfern anzutreffen. Die größeren und bedeutsameren Dörfer finden sich bei- spielsweise auf den fruchtbaren Böden der nördlich dem

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 27 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Wiehengebirge vorgelagerten Lößflächen oder auch in sehr kompakter Form im Einzugsbereich der Weserniede- rung.

Hävern, Petershagen Ortsrand, Viehweiden

Hävern, Petershagen Dorfstraße

Drubbel, Weiler und Einzelhöfe

Ebenso weit verbreitet sind die oft nur aus zwei oder drei Höfen bestehenden Drubbel oder Weiler. Sie beherrschen das Landschaftsbild in weiten Teilen des Kreises. Je weiter man in den Norden bzw. Westen des Kreises kommt, des- to spärlicher wird die Besiedlung. In den ehemaligen Moorgebieten weichen die Drubbelstrukturen mit einge- streuten Einzelhöfen zum Teil ganz einer Besiedlung mit kleinen Einzelhöfen. Es handelt sich dabei häufig um fort- entwickelte Strukturen ehemaliger Moorhufenbesiedlun- gen.

Eininghausen, Preußisch Oldendorf Holsen, Hüllhorst

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 28 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Holsen, Hüllhorst Preußisch Ströhen, Rahden

Siedlungssplitter

Vereinzelt finden sich auch immer wieder Wohnsiedlungs- splitter aus neuerer Zeit, die über bäuerliche Besiedlungs- ansätze hinausweisen, aber durchaus Bedeutung für die überkommenen Siedlungsstrukturen und städtebaulichen Gestaltqualitäten des Kreises aufweisen. Die Siedlungs- splitter sind durch einfache, aber großzügige Straßenräu- me charakterisiert, deren Bild häufig durch zweireihige Laub- oder Obstbaumalleen geprägt ist.

Eldagsen, Petershagen

Werksiedlungsbau

Wülpke, Porta Westfalica Kleinenbremen

Vor allem im Osten des Kreisgebietes finden sich, z. T. stark überformt, bauliche Zeitzeugen der bergbaulichen

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 29 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Geschichte der Region. Sie verkörpern ländlich geprägte Beispiele des Arbeiterwohnungsbaus, entfalten jedoch aufgrund ihrer geringen Quantität für den Gesamtraum des Kreises keine Vorbildwirkung im Rahmen eines regionalty- pischen Gestaltungsansatzes.

Neubausiedlungen

Sielhorst, Rahden Wehdem, Stemwede Ebenso wie im gesamten Nachbarraum Ostwestfalen- Lippes finden sich auch in den sehr ländlich geprägten Be- reichen des Kreises Minden-Lübbecke immer wieder klei- nere Neubaugebiete, die an die z. T. winzigen gewachse- nen Dorflagen „angeklebt“ wurden. Die Strukturen der Neubaugebiete orientieren sich an städtischen Mustern. Eine Integration in den gewachsenen Dorfkörper findet re- gelmäßig nicht statt. Die Siedlungserweiterungen wirken nicht nur als Fremdkörper, sondern stellen darüberhinaus oftmals eine strukturelle Bedrohung für die überkommene Substanz dar.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 30 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

5.5 Haus- und Hoftypologien/Gestalt

Haustypen

Die Typologie der Haupthäuser der bäuerlichen Hofstellen geht zurück auf den Grundtypus des niederdeutschen Hal- lenhauses. Die eingeschossigen Gebäude sind in der Re- gel geprägt durch eine eindeutige Längsausrichtung, ton- pfannengedeckte Steildächer mit Neigungen um 45°, knappe Trauf- und Ortgangausbildungen und eine klare Aufteilung in Wohn- und Wirtschaftsteil. Äußerlich ist der Wohnteil durch die Häufung vertikal gerichteter, zweiflüge- liger Holzfenster und ein oder zwei seitliche Eingangstüren charakterisiert, während der Wirtschaftsteil durch kleinere Belichtungs- und Belüftungsöffnungen, die oftmals mit Holzklappen geschlossen werden können und vor allem durch das meistens giebelmittig gelegene große Deelentor geprägt ist.

Offelten, Preußisch Oldendorf Hävern, Petershagen

Daneben finden sich Stall-, Scheunen- und Speicherge- bäude sowie weitere untergeordnete Nebengebäude, die in der Regel ähnliche Dachausbildungen vorweisen und zusammen mit dem Haupthaus ein bauliches Ensemble bilden, das unterschiedlichste Figuren hervorgebracht hat. Durch die Ablösung der ursprünglichen schwarz-weißen Lehm-Fachwerkbauweise durch neuere Materialien und Wandaufbauten finden sich z. T. innerhalb eines einzigen Hofensembles sowohl Fachwerkgebäude mit weiß geputz- ter Ausfachung oder mit Backsteinausfachung, als auch massiv ausgebildete Gebäude mit roten Klinkerfassaden oder weiß geputzten Außenwänden.

Hüllhorst Börninghausen, Preußisch Oldendorf

Ein einheitliches Bild, wie wir es beispielsweise aus den gewachsenen Orten des Sauerlandes kennen, lässt sich

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 31 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

für das Kreisgebiet Minden-Lübbecke nicht identifizieren. Kreistypisch ist eher der Wechsel der oben beschriebenen Materialien, wenn auch vereinzelt manche Dörfer (z. B. Of- felten, Preußisch Oldendorf) insgesamt noch ein sehr ma- terialeinheitliches Bild aufweisen.

Offelten, Preußisch Oldendorf Preußisch Ströhen, Rahden

Sonderbauten

Neben den oben beschriebenen Grundtypen finden sich im Kreisgebiet verschiedene, oftmals ebenfalls auf die bäuer- lich-ländliche Nutzung zurückgehende Sonderbauten. Hier sind vor allem größere Speicher- und Silogebäude und na- türlich die zahlreichen Mühlen zu nennen, denen der „Müh- lenkreis“ Minden Lübbecke seinen besonderen Namens- zusatz verdankt.

Hahlen, Minden Südhemmern, Hille

Daneben finden sich eine ganze Anzahl feudaler und hochherrschaftlicher Landsitze und Güter mit z. T. bedeut- samen Garten- und Parkanlagen. Für die Entwicklung eines regionsspezifischen und alltags- tauglichen Bautypus und für die Suche nach ortsbezoge- nen städtebaulichen Ansätzen spielen die Sonderbauten allenfalls eine sehr untergeordnete Rolle.

Stockhausen, Lübbecke Costedt, Porta Westfalica

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 32 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Details

Die material- und konstruktionsgerechte Durchbildung des baulichen Einzeldetails spielt für die architektonische Qua- lität eines Gebäudes eine zentrale Rolle. Für den Kreis Minden-Lübbecke lassen sich wiederkeh- rende Details, wie z. B. der Steckwalm oder der Geckpfahl benennen, jedoch ist die Übernahme dieser überkomme- nen baulichen Ausprägungen in das aktuelle Bauen in aller Regel nicht sinnvoll und nicht begründbar.

Veltheim, Porta Westfalica

Frille, Petershagen Hartum, Hille

Sehr wohl kommt es aber darauf an, dass das bauliche Detail, und hier muss besonderes Augenmerk auf die Aus- führung der gebäudeprägenden Ortgang- und Traufdetails gelegt werden, auch für das zeitgenössische Bauen wei- terhin auf ähnlich hohem Niveau kultiviert wird, wie es uns die einfachen bäuerlichen Nutzgebäude der vergangenen Jahrhunderte, die ohne Hinzuziehung eines Architekten entstanden, eindrucksvoll vormachen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 33 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Frille, Petershagen

Gehlenbeck, Lübbecke

Vor allem Materialauswahl und Farbgebung sollten be- wusst in Bezug zu dem die Kulturlandschaft prägenden baulichen Erbe gesetzt werden. Das bedeutet insbesonde- re die weitere Verwendung des Ziegelsteins, weiß geputz- ter Außenwandflächen und roter Dacheindeckungen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 34 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

5.6 Freiraum

Die Freiräume der ländlichen Bereiche des Kreises sind geprägt durch die bäuerliche Landnutzungs- und Landbe- wirtschaftungsgeschichte der Agrarregion.

Niedermehnen, Stemwede

So bestimmen hofnahe Kleinstwäldchen, Obst- und Vieh- wiesen, bäuerliche Wirtschaftsgärten und weitgehend un- befestigte Hofflächen das Bild im Umfeld der landwirt- schaftlichen Hofstellen. Bereits aus einiger Entfernung he- ben sich die Dörfer, Drubbel und Einzelhöfe durch ihre Einbettung in gewachsenen Laubbaumbestand aus der Landschaft ab. Der ländliche Charakter ist vor allem auf die großkronigen Bäume der Dorfstraßen, Plätze und Hof- räume zurückzuführen.

Schathorst, Hüllhorst Veltheim, Porta Westfalica

Eigentumsgrenzen und Bereiche unterschiedlicher Nut- zung sind häufig durch Bruchstein- und Ziegelmauern, ein- fache Staketenzäune und durch heimische Hecken von- einander getrennt, was zu einer wohltuenden kleinteiligen Gliederung der Dorfräume beiträgt.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 35 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Stockhausen, Lübbecke

Der bäuerliche Charakter wird zum Teil durch die in der freien Landschaft weidenden Nutz- und Haustiere be- stimmt, die noch bis heute in einigen Dörfern das Erschei- nungsbild mitprägen.

Schüttenhöfe, Hüllhorst Dort sind die Freiflächen einfach und nach Gesichtspunk- ten einer wirtschaftlichen Effizienz strukturiert. Höhen- versprünge, vieleckige oder organische Gliederungen der Flächen sind untypisch. Die Auswahl der verwendeten

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 36 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Pflanzen und Bäume beschränkt sich auf wenige Sorten. Zurückhaltung bei der Vielfalt der Auswahl von Einfrie- dungs- und Oberflächenbefestigungsmaterialien ist ebenso zu beobachten.

Offelten, Preußisch Oldendorf

Vennebeck, Porta Westfalica

Heute haben sich allerdings Struktur und Ausgestaltung der meisten hofumgebenden Freiflächen stark verändert und entsprechen nicht mehr den romantischen Vorbildern des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.

Nutzgarten in Neuenknick, Petershagen Bauerngarten in Hartum, Hille

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 37 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Insbesondere nördlich des Wiehengebirges ist das Bild der Kulturlandschaft durch die zahlreichen Alleen geprägt. Auf- fällig sind hier nicht nur die vielen altgewachsenen Obst- baumalleen, sondern in ihrer Besonderheit auch die Mischbaumalleen aus Birken und Eichen, die sich vorwie- gend im Rahdener Raum finden.

Moorort, Rahden

Tonnenheide, Rahden Tonnenheide, Rahden

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 38 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

5.7 Neues Bauen im Mühlenkreis

Die Beschäftigung mit dem aktuellen Baugeschehen im Kreis Minden-Lübbecke macht deutlich, dass offensichtlich ein großer Wunsch nach „stilvollem“ Bauen besteht, unab- hängig davon, um welchen Stil es sich handelt. Hochkonjunktur hat derzeit das Vorbild der toskanischen Landvilla, aber auch angelsächsische, friesische oder al- penländische Haustypologien inspirieren Bauträger und Bauherrschaften gleichermaßen auf der Suche nach „Indi- vidualität“ und Selbstverwirklichung.

Auch das längst, nach heutigen technischen Möglichkeiten obsolete Fachwerkhaus erfreut sich ungebrochener Be- liebtheit, auch wenn man es oft nicht so ganz genau nimmt mit historischem Vorbild und überkommener handwerklich- konstruktiver Tradition.

Auf dem Bokshorn, Porta Westfalica Heide, Petershagen

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 39 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Dützen, Minden Preußisch Ströhen, Rahden

Die neuen Wohngebiete, die oft wie „angeklebt“ an die al- ten Dorfkerne wirken, orientieren sich in ihrer Struktur oft an städtischen Siedlungsmustern und lassen eine Integra- tion in den gewachsen Dorfkörper regelmäßig vermissen. Auf viel zu kleinen, streng nach Vermarktungsanforderun- gen zugeschnittenen Grundstücken, werden zu große Ein- zelgebäude errichtet. Eine dorfgerechte Gestaltung des öf- fentlichen Raumes, eine systematische Durchgrünung und die Ausbildung eines harmonischen Dorfrandes finden häufig nicht statt. In den Bebauungsplänen wird zwar z. T. das Bemühen um regionaltypische Gestaltmerkmale (Steildach, rote De- ckung, Klinker) bei den Gebäuden sichtbar, aber sowohl in der städtebaulichen Konzeption, als auch in der architek- tonischen Detailgestaltung gelingt es nicht, an die räum- lich-funktionalen und ästhetischen Qualitäten der gewach- senen Dörfer anzuknüpfen.

£ ¤

¢ ¥ ¦§ ¨ © ¥  § ¡

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 40 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Das Postulat nach uneingeschränkten Entfaltungsrechten des Einzelnen bringt viel Abwechslung und Formenvielfalt in das Bild der neuen Wohnsiedlungen. Ein mit der Region identifizierbares Gesamterscheinungsbild entsteht jedoch nicht. Die so generierten Haustypen sind beliebig und aus- tauschbar und können ebenso im Rheinland, in Hessen oder Mecklenburg gefunden werden.



 



£ ¤ £ £

 ¥¥ ¨  ¥ ¥  ¥ ¥ ¦§ ¨ ¢ ¡   ¥  ¦ 



 

¤ £ £

¢ ¥  ¨  ¢ ¡ ¥ ¨ ¦¥ 

Wohltuend sind da Ansätze, die die Absicht verfolgen, re- gionaltypische Gestaltmerkmale in zeitgemäße Architektur zu übersetzen.

Preußisch Oldendorf

Gehlenbeck, Lübbecke Südhemmern, Hille

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 41 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

"Mühlenkreishaus", Hille/Südhemmern

Auch finden sich im Kreis interessante Ansätze bei der Umgestaltung und Erweiterung der ehemals landwirt- schaftlich genutzten Gebäude.

Oberlübbe, Hille Volmerdingsen, Bad Oeynhausen

Im Bemühen um eine selbstbewusste Neuinterpretation dörflich-ländlichen Bauens kommt den wenigen Beispielen von einheitlich gestalteten Gebäudegruppen eine beson- dere Bedeutung zu. Die Beispiele aus Lerbeck und Schnathorst zeigen, dass die Verwendung einheitlicher Haustypen, die Verständi- gung auf eine gemeinsame Materialauswahl und die be- wußte Durchgestaltung der Vorbereiche der Häuser und des Straßenraumes Raumgefüge hervorbringen, die durchaus mit der Qualität der gewachsenen Dorfräume mithalten können, auch wenn sie sich von den funktionalen Anforderungen und in ihrer ästhetischen Ausprägung deut- lich von den überkommenen Räumen unterscheiden.

Lerbeck, Porta Westfalica

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 42 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Schnathorst, Hüllhorst

Darüberhinaus sind aus den letzten 30 - 40 Jahren Bauge- schichte architektonisch hochwertige Einzelbauten im Kreis zu finden, die zwar auf hohem Niveau den derzeiti- gen Zeitgeist „guter“ Architektur abbilden, doch ob sie für den jeweiligen Standort unter dem Gesichtspunkt „regions- typisch“ die richtige Antwort darstellen, kann in Frage ge- stellt werden.

Eldagsen, Petershagen Kleinenbremen, Porta Westfalica

Kleinenbremen, Porta Westfalica

Holsen, Hüllhorst Stemmer, Minden

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 43 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

6. DIE TESTENTWÜRFE

Nach Untersuchung der Kulturlandschaft und ihrer vor- herrschenden Siedlungsmuster und nach Auswertung der vorgefundenen Dorfstrukturen und der Gestaltmerkmale ihrer öffentlichen Räume und der sie bildenden Hausgrup- pen und Einzelgebäude ging es in einer zweiten Phase darum, die gewonnenen Erkenntnisse und die daraus vor- läufig abgeleiteten Ansätze für die bauliche Entwicklung im Kreis Minden-Lübbecke an zukünftigen Planungs- und Bauaufgaben zu überprüfen. Die kreisangehörigen Kommunen waren aufgerufen, Sied- lungsflächen zu benennen, für die in den nächsten Jahren eine Wohnsiedlungsentwicklung ansteht. Für folgende Dorflagen wurden Flächen benannt, für die im Rahmen von städtebaulichen Testentwürfen konkrete Bebauungskonzepte entwickelt wurden:

- Sielhorst, Stadt Rahden - Südhemmern, Gemeinde Hille - Rothenuffeln, Gemeinde Hille - Frotheim, Stadt Espelkamp - Möllbergen, Stadt Porta Westfalica - Hävern, Stadt Petershagen

Die Aufgabenstellungen der einzelnen Testentwürfe gli- chen sich insoweit, als es in allen Fällen um die Wohnsied- lungserweiterung von bestehenden, gewachsenen Dörfern ging. Siedlungskonzepte im freien Landschaftsraum stan- den wegen der entgegenstehenden planungsrechtlichen Rahmenbedingungen nicht an, obgleich die Kulturland- schaft des Kreises in großen Teilen durch Streubesiedlung und vereinzelt in der Landschaft liegende Höfe und Ge- bäudegruppen charakterisiert ist. Die verschiedenen Testentwürfe zeigen also unterschiedli- che Bearbeitungen des Themas Dorfranderweiterung. Die städtebaulichen Grundansätze variieren jedoch erheblich, da die jeweils vorgefundenen Ausgangssituationen sich sehr stark voneinander unterschieden und die Größenord- nung der zu realisierenden Erweiterung von einigen weni- gen Häusern bis zu ganzen Baugebieten, die fast der Grö- ße des bestehenden Dorfes entsprachen, reichten. Bauliche Konzeption und Grünordnungsplanung entstan- den Hand in Hand. Besonderes Augenmerk wurde auf die Thematik der Ortssilhouette gelegt. Für einzelne Testent- würfe entstanden photorealistische Vorher-Nachher- Simulationen der Dorfränder.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 44 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

6.1 Sielhorst (Stadt Rahden)

Die Hofbildung

Weite Teile des Mühlenkreises sind geprägt durch Streu- siedlungsstrukturen mit Einzelhöfen und Drubbeln. Kennzeichnend ist die Hofbildung durch Gruppierung ver- schiedener landwirtschaftlicher Haupt- und Nebengebäude und deren großzügige und reich differenzierte Einbindung in den Agrarlandschaftsraum.

Flurkarte mit Bauplatz

Flurkarte und Luftbild zeigen die locker in den Land- schaftsraum eingestreuten Einzelhöfe, die über das Netz der Straßen und Wirtschaftswege miteinander verbunden sind und in der Regel aus mehreren unterschiedlich gro- ßen landwirtschaftlichen Funktionsgebäuden bestehen, die einen gemeinsamen Hofraum bilden. Oft führen Baumrei-

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 45 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

hen auf die Höfe zu, viele Höfe besitzen kleine Bauern- wäldchen. Der Übergang von der Hofstelle in die großflä- chige Ackernutzung erfolgt gestuft über hausnahe Nutz- gärten, große Einzelbäume, Obstwiesen, reliefbegleitende Gehölzstreifen und Ackerrandstreifen.

Der städtebauliche Entwurf zeigt die Übersetzung dieser regionsprägenden Siedlungstypologie für die westliche Ortsrandergänzung von Sielhorst.

Vorgefundene Situation

Eingefügte Neubebauung

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 46 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Der Planausschnitt zeigt die Ausbildung eines großen und eines kleinen Wohnhofes mit gemeinschaftlicher Hofflä- che, zentralisiertem Parken, individuellen Einzelgärten und in gemeinsamer Nutzung und Bewirtschaftung befindlichen Obstwiesen. Grundstücks- und Gebäudegröße sowie Zuschnitt und Ausrichtung variieren von Einheit zu Einheit.

Die Simulation der Hausgruppe zeigt die angestrebte Vari- anz bei Hausform, Größe der Einheit und Materialwahl. Die großvolumigen Steildachhäuser, die zum Teil durch Nebengebäude miteinander verbunden sind, formen einen gemeinsamen Hofraum und knüpfen haustypologisch an die in der Umgebung vorhandenen landwirtschaftlichen Hofstellen mit ihren unterscheidbaren Einzelgebäuden an. Als Fassadenmaterial stehen gleichberechtigt roter Klinker und die weiß verputzte Wand bzw. Kombinationen beider Oberflächen zur Verfügung. Immer wieder sollten für un- tergeordnete Bauteile oder Nebengebäude auch Holzver- schalungen eingesetzt werden.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 47 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Der Ortsrand vor der Bebauung

Der Ortsrand mit simulierter Bebauung

Der Ortsrand mit simulierter Bebauung/Ausschnitt

Die Simulation verdeutlicht, dass der dörflich-bäuerliche Ortsrand sein Gepräge nicht nur über die großvolumigen, langgestreckten Gebäude mit den ruhigen Dachflächen er- fährt, sondern dass eine Einbindung der Neubebauung über bewußt plazierte Einzelbäume, über eingestreute Obstbäume und durch Heckeneinfriedungen erfolgen soll- te.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 48 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

6.2 Südhemmern (Gemeinde Hille)

Lückenschluss im Straßendorf

Flurkarte mit Planungsgebiet

Für Südhemmern lassen sich zwei gewachsene Ortsberei- che identifizieren, zwischen die sich ein nach städtischen Mustern konzipiertes Wohnsiedlungsgebiet der Nach- kriegszeit geschoben hat. Für den westlichen Ortsbereich bestand die Aufgabe darin, das aus einer Aneinanderreihung von Einzelhöfen beste- hende Straßendorf und seine zugehörigen Freiflächen neu zu ordnen bzw. um eine weitere Wohnbebauung zu ergän- zen. Das untenstehende Luftbild zeigt die Höfereihe entlang der Dorfstraße und die für eine Bebauung vorgesehenen süd- lich angrenzenden Freiflächen.

Der Planungsansatz des Testentwurfes sah die phasen- weise Lückenschließung der an der Dorfstraße liegenden

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 49 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

unbebauten Grundstücke im Maßstab der vorhandenen Bauernhäuser und Hofgruppen vor. Dabei wurde es als zwingend notwendig angesehen, die kleinen, jeweils südlich an die Höfe anschließenden Frei- flächen zu sichern und somit den für die gewachsene Situ- ation charakteristischen offenen Wiesen- und Ackerstreifen zu erhalten.

Phase 1 im Luftbild

Phase 1 in der Plandarstellung

Isometrie der ersten Hofeinfügung

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 50 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Phase 2 im Luftbild

Phase 2 in der Plandarstellung

Isometrie der zweiten Hofeinfügung

Der Testentwurf sieht vor, in einer dritten Phase den am Mittellandkanal nach dem Krieg entstandenen einhüftigen Siedlungssplitter um eine Wohnbebauung mit Einzelhäu- sern auf der anderen Straßenseite zu vervollständigen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 51 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Hier wird bewusst nicht auf eine hofartige, bäuerliche Be- siedlungsform Bezug genommen.

Phase 3 im Luftbild

Phase 3 in der Plandarstellung

Isometrie der Ergänzung des Siedlungssplitters

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 52 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Isometrie der gesamten baulichen und freiräumlichen Ergänzung

Luftbild der Gesamtplanung

Die Luftbildmontage macht deutlich, dass neben der Erar- beitung des Bebauungsvorschlages der Gestaltung der Freiflächen eine gleichermaßen große Sorgfalt entgegen- gebracht wurde.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 53 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

6.3 Rothenuffeln (Gemeinde Hille)

Den Ortsrand „zuende“ bauen

Der Testentwurf für die im Rahmen des Projektes kleinste zu beplanende Fläche setzt sich mit zwei nebeneinander- liegenden Bauparzellen am westlichen Ortsrand von Ro- thenuffeln auseinander.

Flurkarte mit Bauplatz Der zusammenhängende Dorfbereich stellt sich heute sehr heterogen dar und ist durch die Siedlungsentwicklung der letzten 30 - 40 Jahre sehr stark überformt. Die für diese Region typischen und tradierten Formen lassen sich allen- falls aus dem weiteren Umfeld ablesen, das durch drub- belhafte bäuerliche Ansiedlungen charakterisiert ist und in der Regel größere bauliche Ensembles aufweist, die stark in alten Baumbestand eingewachsen sind.

Plangebiet vor der Bebauung

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 54 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Luftbild ohne Bebauung Luftbild mit geplanter Bebauung

Der Bebauungsvorschlag zeigt in zwei Varianten die bauli- che und freiräumliche Abrundung des westl. Dorfrandes.

Bebauungsvariante 1 Bebauungsvariante 2

Heutiger Ortsrand ohne Neubebauung

Ortsrand mit simulierter Bebauung

Die Fotomontage zeigt wiederum das Zusammenspiel großvolumiger Gebäude mit steilen, rot gedeckten Dach- flächen, die größtenteils über großkronigen Baumbestand in den Landschaftsraum eingebunden werden. Auf diese Weise entsteht der für diese Kulturlandschaft charakteristi- sche Zusammenklang zwischen umgebendem grünen Blätterpelz und den ruhigen großen roten Dachflächen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 55 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

6.4 Frotheim (Stadt Espelkamp)

Step by Step

Auch wenn das ungebremste Siedlungswachstum im länd- lichen Raum inzwischen seinem Ende entgegengeht, kann es in Ausnahmefällen für den Fortbestand einiger Dörfer und ihrer technischen und sozialen Infrastruktureinrichtun- gen überlebenswichtig sein, auch in größerem Umfang Siedlungsergänzungen anzugehen.

Flurkarte mit den beiden Plangebieten

Wichtig dabei ist eine vorausschauende Planung in Reali- sierungsabschnitten, eine städtebauliche Konzeption, die sich an ländlichen Siedlungsformen orientiert und eine sorgfältig, der baulichen Realisierung vorausgehende Orts- rand- und Freiraumplanung. Zunächst müssen vorhandene Lücken geschlossen, dann die weniger empfindlichen und zuletzt – nach erneuter Prü- fung der Unverzichtbarkeit! – die für Landschaftsbild und Ortsrandsilhouette bestimmenden Flächen bebaut werden. Die Grenzen des „alten“ Dorfes sollten dabei immer deut- lich ablesbar bleiben. Der hier gezeigte Entwurf für Frotheim verdeutlicht ein langfristig angelegtes Dorfwachstum in kleinen Einzel- schritten.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 56 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Planzeichnung Step 1

In einem ersten Bauabschnitt werden zunächst die vorhan- denen Lücken im gewachsenen Dorfkörper geschlossen. Zusätzlich wird eine historische Wegebeziehung zu einem benachbarten Dorfteil über die Anlage einer zweireihigen Laubbaumallee wieder im Landschaftsraum deutlich ge- macht.

Planzeichnung Step 2

Im zweiten Schritt wird der östliche Teil des Dorfes, der be- reits durch Neubaugebiete aus jüngster Zeit vorgeprägt ist, um ein weiteres Baugebiet ergänzt. Die geplante Häuser- gruppe formt einen dorfangerartigen zentralen Platz in ih- rer Mitte und interpretiert auf diese Weise die konzeptio- nelle Orientierung an ländlichen Besiedlungsmustern. Zeitgleich dazu soll mit der Realisierung einer Freiraum- planung begonnen werden, die einerseits den Rand des

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 57 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

„alten“ Dorfes festschreibt und ein Verkleben mit den Neu- baugebieten verhindert.

Hausgruppe mit Anger

Andererseits sollen die Neubaugebiete eine für das Bauen im ländlichen Raum typische, großzügige Eingrünung durch Obstwiesen und Großgrün erhalten. Die Baugebiete selbst sollen auch im Inneren massiv durchgrünt werden. Im Zuge der Freiraumplanung soll auch der vorhandene Dorfbach renaturiert werden. Im Laufe weniger Jahre soll so insgesamt ein dörflicher Freiraum entstehen, der die Anlage von standardisierten Kinderspielplätzen, zumindest für die größeren Kinder und Jugendlichen, überflüssig macht und – im Unterschied zu den Gegebenheiten von Stadt – dörfliches Leben, Erleben und Spielen ermöglicht.

Planzeichnung Step 3

Abschnitt 3 sieht die Ergänzung einer weiteren angerartig strukturierten Wohngruppe im östlichen Teil und eine klei- nere bauliche Ergänzung mit wenigen Einzelgebäuden und nachgelagerter Obstwiese im Westen vor.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 58 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Luftbild ohne bauliche Ergänzungen

Luftbildsimulation Step 1

Luftbildsimulation Step 2

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 59 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Luftbildsimulation Step 3

Das Luftbild der Gesamtmaßnahme zeigt als letzten Bau- abschnitt eine Einzelhausbebauung entlang der neu ge- planten Allee.

Luftbildsimulation Step 4 (Gesamtmaßnahme)

Die der Bebauung vorgelagerte Allee und bewusst gesetz- te Einzelbaumpflanzungen sollen im Zusammenhang mit den Dächern der längs zum Ortsrand stehenden Neubau- ten wiederum das kulturlandschaftstypische Zusammen- spiel von Großgrün und ruhigen roten Dächern am Orts- rand von Frotheim hervorbringen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 60 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

6.5 Möllbergen (Stadt Porta Westfalica)

Kleckern statt Klotzen

Flurkarte mit Plangebiet

Auch der Dorfkern von Möllbergen wurde in den letzten 30 - 40 Jahren stark überformt, die bäuerliche Vergangenheit weicht mehr und mehr einer dörflichen Wohnfunktion. Aus dem unmittelbaren Umfeld des für den Testentwurf vorgeschlagenen Bauplatzes lassen sich kaum spezifische städtebauliche Strukturvorgaben ableiten. Der Entwurf setzte sich somit vor allem mit der Frage auseinander, wieviel Neubebauung und welcher Verdichtungsgrad für die südöstliche Abrundung des Dorfkörpers angemessen ist.

Plangebiet , Bestand

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 61 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Es entstanden zwei Bebauungsvarianten. Stoßrichtung der Variante 1 war dabei, die bestehenden baulichen Ansätze östlich der Dorfstraße lediglich zuende zu bauen. Dabei wurden die vorhandenen beengten Grundstücke im rückwärtigen Bereich vergrößert, so dass gut nutzbare Gärten entstanden. Über einen kurzen Er- schließungsstich wurden zudem drei weitere Grundstücke erschlossen, die mit ihrer Bebauung und den bewußt pla- zierten Baumpflanzungen den östlichen Dorfrand abrun- den.

Plangebiet, Bebauungsvariante 1

Plangebiet, Bebauungsvariante 2

Die deutlich auf Zuwachs ausgerichtete Variante 2 lagert dem bestehenden Dorf durch ein zusätzliches Erschlie- ßungsband, das in der Mitte unterbrochen ist und jeweils nur eine Zufahrt von Norden oder von Süden zulässt, ein kleines neues Wohngebiet vor. Das Gebiet ist über eine

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 62 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

grüne Fussgängerachse an den gewachsenen Dorfbereich mit Kirche angeschlossen. Die Klammerfunktion zwischen dem „alten“ Dorf und der Neubebauung wird durch einen Obstwiesenstreifen bewerkstelligt.

Luftbildkarte, Bestand

Fotomontage Bebauungsvariante 1 Fotomontage Bebauungsvariante 2

Ausschnitt Variante 1 Ausschnitt Variante 2

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 63 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

6.6 Hävern (Stadt Petershagen)

„Behutsame Verdichtung“

Lage des kompakten Dorfes im Landschaftsraum

Für das Bauerndorf Hävern war die Aufgabenstellung eine völlig andere als bei den vorher betrachteten Testentwür- fen. Wenngleich auch hier die Frage nach Entwicklungspo- tentialen, nach der Ausweisung neuer Bauplätze gestellt war, stand im Vordergrund der planerischen Überlegungen die Erhaltung des strukturell herausragend gut erhaltenen Dorfes und die sehr behutsame Suche nach Verände- rungspotentialen. Das Dorf ist geprägt durch die Drubbelung, z. T. noch im Vollerwerb stehender stattlicher Höfe und ihrer zugehöri- gen Hof- und Freiflächen. Im Zentrum des Dorfes befindet sich ein Vieh- und Obstwiesenstreifen, der maßgeblich den Charkter mitbestimmt und weitgehend von Bebauung frei- gehalten werden sollte.

Wiesenstreifen im Dorfzentrum Offene Hofflächen

Dorfstraße mit großen Hofanlagen

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 64 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Ergänzung der Grünstrukturen

Hauptaugenmerk der Planung bestand also auf der Siche- rung und Ergänzung der vorhandenen Grünstrukturen. Insbesondere für die Ortsränder wird über ergänzende Baumpflanzungen und Gehölzstreifen die Ausbildung ei- nes harmonischen Übergangs zwischen Hofbesiedlung und Ackerflächen vorgeschlagen.

Behutsame Einfügung von Neubebauung Parallel dazu kann mit der Ausweisung einzelner Bauplät- ze begonnen werden, damit das Dorf die Chance zu einem moderaten Wachstum bzw. auch zu der notwendigen Ver- jüngung und Anpassung bekommt. Es sollten alle denkba- ren Anstrengungen unternommen werden, die bestehen- den Gebäude in Nutzung zu halten. Umnutzungswünschen muss trotz Konflikten mit landwirtschaftlichen Emissionen nachgegangen werden, da sicher sonst innerhalb von we- nigen Jahren die intakte Struktur des Dorfes zerfallen wird.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 65 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Luftbildkarte mit Bestand

Luftbildkarte mit Ergänzung der Grünstrukturen

Luftbildkarte mit behutsamer Ergänzung einzelner Bauplätze

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 66 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

7. ENTWURFSHILFEN

Zukünftig regional bauen!

Den nachfolgenden Hinweisen zur Gestaltung von Bauge- bieten und Gebäuden im Kreis Minden-Lübbecke sollen zunächst einige grundlegende Überlegungen vorangestellt werden:

• Erste Pflicht: Weiternutzung und Umnutzung vorhande- ner Infrastrukturen und Gebäude.

Das Bild der Kulturlandschaft, die Gestalt der Höfe und der charktergebenden Einzelgebäude und der Gesamteindruck des dörflichen Lebens sind bis auf den heutigen Tag sehr stark geprägt durch die überkommene Bausubstanz und die über Jahrhunderte gewachsenen städtebaulichen Strukturen. Das Maß, in welchem historische Substanz aufgegeben und durch neuzeitliche Architekturen und städtisch beeinflusste Wohn- und Lebensmuster ersetzt wird, ist bestimmend dafür, ob der identitätsstiftende Charakter eines Ortes, eines Dorfes oder auch einer einzelnen Hofstelle ablesbar bleibt. Überwiegen ak- tuelle Einfügungen und knüpfen diese nicht an vorgefundene Merkmale an, geht der Charakter eines Ortes unwiederbring- lich verloren. Deshalb ist es unerlässlich, zunächst alle An- strengungen zu unternehmen, die vorhandene Substanz wei- ter- bzw. umzunutzen, bevor man daran geht, neue Wohnge- biete und Bauplätze auszuweisen.

• Für das Kreisgebiet lassen sich eindeutig regionale Sied- lungsformen und ortstypische Gestaltmerkmale nach- weisen.

Die Auseinandersetzung mit den vorherrschenden Siedlungs- mustern und baulichen Strukturen im Kreis Minden-Lübbecke hat unzweifelhaft deutlich gemacht, dass ortstypische Ge- staltmerkmale benannt werden können. Das Erscheinungsbild der Dörfer und ortsprägenden Gebäude ist nicht zufällig oder beliebig. Im Bemühen um ein regionsbezogenes Bauen ist es also durchaus möglich, diese im Bestand identifizierten und klar benennbaren Merkmale bei der Konzipierung einer Sied- lungsergänzung, eines Neu- oder Umbaus und auch bei der Gestaltung der öffentlich wirksamen Räume zu berücksichti- gen.

• Eine Eins-Zu-Eins -Übertragung vorgefundener Merkma- le, also der über Jahrhunderte gewachsenen Baupraxis, auf zukünftige Neubauvorhaben kann nicht ohne Weite- res erfolgen.

Veränderte Nutzungsanforderungen und Lebensbedingungen, technische Neuerungen, ein stark verbreitertes Angebot an Materialien und die sich ständig erneuernden Auffassungen im Umgang mit architektonischer Gestaltung machen es erforder- lich, die gewonnenen Erkenntnisse über regionaltypische Ges- taltelemente im baulichen Bestand an die aktuellen Bedingun- gen und Möglichkeiten beim neuen Bauen anzupassen. Das kann beispielsweise bedeuten, dass die Integration eines Neubaus in den Kontext eines Fachwerkdorfes durchaus mit neuzeitlichen Materialien und Konstruktionen erfolgt.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 67 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Entscheidend ist in jedem Fall zumindest die Bezugnahme auf die Maßstäblichkeit der umliegenden Kubaturen und Detailie- rungsgrade.

• Besonders für den städtebaulichen Ansatz gilt: Orientie- rung immer an der individuell vorgefundenen Situation ( Genius Loci ).

Jede einzelne Bauaufgabe, und das gilt besonders für städte- bauliche Aufgabenstellungen, bedarf zunächst der genauen Auseinandersetzung mit der vorgegebenen Situation. Städte- bauliches Konzept und architektonischer Entwurfsansatz müs- sen aus Struktur und Merkmalen der umgebenden Bebauung abgeleitet werden. Die für jede Situation und für jede Bauaufgabe richtige städ- tebauliche Figur und das richtige regionaltypische Gebäude gibt es nicht. Sehr wohl aber lassen sich banale (der Situation abträgliche) und fachlich begründete (die Situation berei- chernde) Entwurfsansätze nach benennbaren Kriterien von- einander abgrenzen.

• Eine zuwachsorientierte Siedlungserweiterung ist im ländlichen Raum weitgehend abgeschlossen. Ergänzun- gen und Neubausiedlungen sind zuerst in den Dienst der Siedlungsreparatur (Ortsrand, Silhouette, Lücken- schluss, Infrastruktur, Grünraum) zu stellen und müssen unter dem Blickwinkel einer qualitätssichernden und ver- bessernden Dorferneuerung beurteilt werden.

• Eine entwurfliche Orientierung an städtischen Bauformen führt in gewachsenen Dorfstrukturen zu Fremdkörpern.

• Gestaltmerkmale, die eindeutig von jedermann mit frem- den Kulturlandschaften assoziiert werden können (Cot- tage-Architektur, Toskanahaus, Friesenhaus, Schwarz- regionsbezogenen Bauens im Mühlenkreis Minden- Lübbecke nicht integrierbar.

Die folgenden Empfehlungen für ein regionsbewusstes Bauen teilen sich in städtebauliche, hochbauliche und frei- räumliche Gestaltkriterien auf.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 68 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

7.1 Gestaltkriterien Städtebau

Verhältnis Bebauung/Freiraum

• Ländlichen Maßstab beibehalten (Verhältnis Überbau- ung/Freiraum) • Ländliche Siedlungen brauchen reichlich umgebendes Garten- und Wiesenland! • Sorgfältig geplante Freiraumstrukturen sind das A und O!

Städtische und dörfliche Besiedlungsformen unterscheiden sich grundlegend bezüglich ihres Verdichtungsgrades. Während Städte gewissermaßen „steingewordene Ver- dichtungen“ im Landschaftsraum sind, sind Dörfer symbio- tisch in die sie umgebende Landschaft eingebettet. Die Übergänge sind fließend. Das gilt natürlich auch für die Konzeption neuer Sied- lungsbereiche an den Rändern der Dörfer. Unerlässlich ist hier eine systematische Durchgrünung und Vernetzung mit dem angrenzenden Freiraum. Bei ähnlich großen überbau- ten Flächen bedeutet dies in der Regel für das dörfliche Siedeln die Ausweisung deutlich größerer Einzelgrundstü- cke bzw. angeschlossener „grüner Pachtflächen“. Der gewünschte „dörfliche“ Eindruck kann erst dann ent- stehen, wenn Überbauung und zugehöriger Grünraum in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Im Landschaftsbild muss der neue Siedlungsansatz eher grün als steinern erscheinen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 69 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Siedlungsgrundriss

• An gewachsenen und regionstypischen Dorfgrundrissen und Freiraumstrukturen orientieren. • Vielfältige Strukturen/unterschiedliche Größenordnun- gen/immer wieder Sonderfälle und individuelle Einfügun- gen anstreben. • Orthogonale Strenge vermeiden (z. B. keine monostruk- turierten Solarsiedlungen/keine Baugebiete mit Einheits- grundstücksgrößen). • Vermeidung städtischer Vorbilder und Strukturen.

Allzu oft fußen Entwürfe für Siedlungserweiterungen in Dörfern auf den Planungserfahrungen aus städtischen Verdichtungsräumen. Die aus den Stadtrandsiedlungen bekannten Muster werden unreflektiert auf die völlig an- ders vorgeprägten Situationen in den Dörfern übertragen. Die Stadt wird in das Dorf importiert. Im Dorfbild entstehen Fremdkörper mit Mini-Vermarktungsparzellen in städtisch- orthogonaler Strenge. Dörfer haben jedoch ihre eigenen Siedlungsmuster und Erscheinungsbilder. Bei sorgfältigem Studium des ge- wachsenen Dorfkörpers lassen sich individuelle Merkmale für jedes einzelne Dorf identifizieren, die dann bei Erweite- rungsplanungen fortgeführt werden können. Jedes Dorf hat seinen eigenen „Fingerabdruck“, der im Vorfeld jeder Planung zunächst „gelesen“ werden muss. Sehr oft sind die anzutreffenden dorfbaulichen Figuren e- her organisch gewachsen als geometrisch geplant und durch vielfältige Sondersituationen und unterschiedliche Größenordnungen bei Gebäuden und Grundstückszu- schnitten geprägt. So entstehen unregelmäßige Räume und sehr abwechslungsreiche Situationen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 70 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Silhouette

• Bauliche Ensembles mit unterschiedlichen Gebäudehö- hen anstreben. • Gebäudeensembles mit „grünem Pelz“ umstellen. • Rot-Grün-Kontrast (rote, ruhige Steildachflächen – großkronige Haus- und Hofbäume) kultivieren.

Wie bereits zuvor beschrieben ist die Silhouette der Dörfer im Kreis Minden-Lübbecke in der Regel durch das Wech- selspiel der ruhigen, großen, von Aufbauten und Fenstern freigehaltenen, roten Steildächer mit den sie umgebenden großkronigen Laubbäumen, die die Gebäude quasi in ei- nen „grünen Pelz“ einbetten, geprägt. Das Bild der Kultur- landschaft ist geradezu charakterisiert durch den sich dar- aus ergebenden Rot-Grün-Kontrast. Große Bedeutung für die Silhouettenbildung der Dörfer, Drubbel und Einzelhöfe kommt der Begebenheit zu, dass die baulichen Ensembles oftmals aus Einzelgebäuden un- terschiedlicher Ausdehnung, Form und Höhenentwicklung bestehen, die in verschiedensten Winkeln zueinander in Bezug stehen. Für die Konzeption neuer Dorfsiedlungsbereiche bedeutet dies, darauf hinzuwirken, dass Gebäude unterschiedlicher Größe, Höhe und Baukörperstellung entstehen können. Untergeordnete Nebengebäude und Anbauten spielen da- bei eine wichtige Rolle und erlauben den Verzicht auf den kostspieligen und manchmal wassertechnisch problemati- schen Ausbau von Kellergeschossen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 71 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

7.2 Gestaltkriterien Gebäude

Hausform/-größe

• Klare Längsform (Langhaus!): Proportion mind. 3 zu 2 (Länge zu Breite) • Klarer Baukörper; Vermeidung von Versprüngen, Erker- anbauten, Loggienrücksprüngen, Balkonen, Vordächern • Giebelbreite max. 10m (bei großen Gebäuden bis 12m) • evtl. zweites Vollgeschoss zulassen • Traufhöhe mind. 2,80m bis max. 5,00m; Firsthöhe max. 11m

Die in ihrer Typologie auf das niederdeutsche Hallenhaus (Langhaus) zurückgehenden Bauernhäuser und landwirt- schaftlichen Nutzgebäude, durch die das Bild der Kultur- landschaft der Region im wesentlichen charakterisiert ist, haben in ihrer Kubatur in aller Regel eine einfache, klar längs ausgerichtete Grundform. Versprünge, Abknickun- gen, komplizierte Einschiftungen und vieleckige Anbauten sind typischerweise nicht anzutreffen. Vorherrschend sind also einfache, klare, üblicherweise eingeschossige Bau- körper mit überhöhter Traufe und steilem, geschlossenem Dach. Die Vorgaben in den Bebauungsplänen für dörfliche Erwei- terungen sollten also zumindest auf eine klare Längsaus- richtung der Gebäude, auf die Verwendung steiler Dächer und auf größere zusammenhängende Kubaturen hinwir- ken. Um die Dächer möglichst frei von Aufbauten und komplizierten Verschachtelungen zu halten, kann es sinn- voll sein, baurechtlich eine Zweigeschossigkeit zu erlau- ben, die die Ausbildung hoher Drempel und großer Dach- neigungen ermöglicht. Die maximaleTraufhöhe sollte aller- dings im B-Plan festgesetzt werden.

Einfache, klar längs gerichtete Baukörper mit ruhigen, steilen Dächern

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 72 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Dachausbildung

• Hauptbaukörper in aller Regel Satteldach; Anbauten, Ne- bengebäude auch Pultdächer, ggf. Abwalmungen • Einfaches Dach, Vermeidung komplexer Dachstrukturen • Dachneigung Satteldach 42° - 50°; Pultdächer max. 25° • Weitgehender Verzicht auf Dachaufbauten und Dachflä- chenfenster; keine Loggien • Wenn Dachaufbauten dann in einfachen Formen: Gie- belhäuschen, Schleppgauben u. ä. • Knappe Trauf- und Ortgangdetails; Überstände: Traufe max. 40cm, Ortgang max. 20cm

Obenstehende Bilder von ortsbildprägenden und z. T. denkmalgeschützten Gebäuden aus dem Mühlenkreis zei- gen, dass die Dächer der Region grundsätzlich steil, rot gedeckt und weitgehend frei von Aufbauten sind. Ebenso wichtig für das Erscheinungsbild sind die durchgehend knappen Trauf- und Ortgangdetails. In einem Landschaftsraum, dessen Dorfsilhouetten vor al- lem durch die Dachflächen bestimmt werden, ist der ge- stalterische Umgang mit Ausbildung und Materialität des Daches der gestaltgebende Faktor. Flach geneigten Dä- chern, ausladenden Dachüberständen, vielförmigen Dach- aufbauten und farbigen oder glänzenden Dacheindeckun- gen muss somit eine klare Absage erteilt werden.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 73 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Fassadengliederung, Öffnungen

• Strukturierung in Sockelbereich – Hauptfassade – Drem- pelzone – ggf. Giebeldreieck • In der Regel Verwendung stehender Formate • Untergliederung großflächiger Verglasungen (ab ca. 90cm Rohbauöffnung, senkrechte Fensterteilung ratsam) • Betonung von Sonderöffnungen durch Klappen- und Schiebeelemente

Frille, Petershagen Lahde, Petershagen

Ländliches Bauen ist überwiegend durch bäuerlich genutz- te Wirtschaftsgebäude geprägt. Die Fassaden dieser Ge- bäude unterscheiden sich von städtischen Haustypen da- durch, dass sie Öffnungen unterschiedlichster Formate aufweisen, die oftmals über farbig behandelte Holzklappen geschlossen werden können. Überwiegend handelt es sich dabei um stehende Formate. Die wiederkehrende Aneinanderreihung gleicher Öffnungs- formate ist dem ländlichen Bauen fremd. Die Fassaden sind sehr individuell gestaltet und zeigen sehr direkt die dahinterliegenden Nutzungen der Innenräume. Farbig behandelt sind auch oftmals die Giebelverbrette- rungen. Die Trauffassaden der Haupthäuser, an denen sich klar die Aufsplittung in Wohn- und Wirtschaftsteil ablesen lässt, lassen in der Regel keine Symmetrie erkennen, während die Wirtschaftsgiebel, mit ihren oft mittig liegenden Deelen- toren und auch die Wohngiebel auf der gegenüberliegen- den Seite einem symmetrischen Aufbau folgen.

Moderne Interpretationen von Gestaltelementen bäuerlicher Nutzgebäude

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 74 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Material/Farbe

• Fassade: Roter Verblendstein (Tonziegel, Normalformat, Kohlebrand, rot bis rot-braun-bunt, mittelgrau verfugt, nicht gesandet) und Putz weiß/hell, Holzverschalung • Untergeordnete Flächen: Holzverschalung, farbig oder unbehandelt; Zinkblech, Sandstein (Sockelbereich, Ge- wände, Einfriedungen) • Fenster und Türen: Holz, weiß, farbig (grau, grün), natur, i. d. R. keine Sprossen! • Dach: Rote bis rot-braune Tondachziegel, nicht glänzend!

• Kritische Materialien: Sichtbeton, Kalksandstein Sicht- mauerwerk, großformatige Klinker, weiße, graue und hellbraune Klinker, Fachwerkimitate, grelle Farban- striche und künstliche, glänzende Materialien

Rote Tondächer, Backstein- und Putzfassaden, schwarz- weißes und schwarz-rotes Fachwerk sowie untergeordnete „Zutaten“ in Holz natur oder farbig sind die vorherrschen- den Materialien der überkommenen Bausubstanz des Kreises. Oftmals finden sich alle Materialien in lockerer Mi- schung in einem Dorf oder auf einer einzigen Hofstelle.

Aufgrund der herausgehobenen Bedeutung der Dächer für den dörflich-länd- lich geprägten Landschaftsraum des Mühlenkreises ist hier die weithin sichtba- re Installation moderner Technik zur Solarnutzung kritisch zu sehen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 75 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Die obenstehende Vogelschau eines photorealistisch simulierten Vorschlags für eine dörflich geprägte Wohn- gruppe und die weiter folgenden Testentwürfe für Hausty- pen und Fassadenvariationen regionaltypischer Neubau- ten sollen verdeutlichen, dass im Rahmen einiger weniger Material- und Formvorgaben eine hohe Varianz der Ge- bäudearchitektur und sehr wohl unterscheidbare und ab- wechslungsreiche Erscheinungsbilder realisierbar sind.

Haustyp 1

Haustyp 2

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 76 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Haustyp 3

Haustyp 4

Haustyp 5

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 77 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Giebelgestaltungsvarianten (Beispiel Haustyp 3)

Die untenstehenden Fassadenvarianten zum Haustyp 3 zeigen, dass bei Verwendung weniger vorgegebener Ma- terialien (roter Klinker, weißer Putz, Holzverschalung) unterschiedlichste Gestaltungskompositionen möglich sind.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 78 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

7.3 Gestaltkriterien Freiraum

Gartengestaltung (Struktur, Oberflächen)

• Offene Flächen, Schotterdecken, Obstwiesen, Nutzgär- ten • Einfache Strukturen, keine organischen „Hügelwelten“ • Keine reinen Ziergärten, kein buntes „Allerlei“ • Einfriedung mit heimischen Hecken • Kleinvieh willkommen!

Offene Flächen

Beispiele prägender Hofräume der Region

Die Innenbereiche der gewachsenen Hofräume sind meis- tenteils offengehalten und nur im Bereich von Rangierflä- chen und Zufahrten stärker befestigt. Pflasterungen sind da, wo sie bei alten Höfen Verwendung fanden, aus Natur- stein und bewegen sich in einem Farbspektrum von anth- razit, grau und dunkelbraun. Mit farbigen Pflasterungen sollte sparsam umgegangen werden.

Beispiele von Hofgestaltungen aus jüngster Zeit

Nutzgärten, Vieh- und Obstwiesen/Einfache Strukturen

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 79 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Die Anzahl der verwendeten Pflanzen ist in aller Regel ge- ring. Ebenso ist auch die Auswahl der Materialien zur Be- festigung der Oberflächen zurückhaltend. Im Zusammen- wirken mit den aufstehenden Gebäuden und den Grund- stückseinfriedungen entsteht so ein sehr einfaches und harmonisches Gesamtbild. Asiatisch inspirierte Bambusgärten, Steingartenarchitektu- ren und kunstvoll inszenierte Versprünge und Hügelwelten würden beispielsweise in starkem Kontrast zu dem westfä- lisch-bäuerlichen Umfeld stehen und das dörfliche Bild der Kulturlandschaft empfindlich stören. Bemühungen um ein regionsbezogenes Bauen müssen daher unbedingt die Gestaltung des freiräumlichen Umfeldes der Gebäude mit umfassen.

Hecken und Einfriedungen

Oft sind die Vorgärten, Obst- und Viewiesen mit einfachen Lattenzäunen (Staketenzäunen), Natur- oder Backstein- mauern, meistens jedoch mit heimischen Hecken einge- friedet. Diese Einfriedungen spielen eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung des dörflichen Charakters der gewach- senen Ortschaften. Fallen sie ganz weg oder werden sie beispielsweise durch Pflanzkübelmauern, Sportplatzzäune oder Tuja- und Weihnachtsbaumhecken ersetzt, kann das dörfliche Erscheinungsbild verloren gehen und dem Ein- druck einer beliebigen „Irgendwo-Wohnsiedlung“ weichen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 80 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Baum- und Pflanzenwahl

• Niederungs-/Geestbereich: Birken, Erlen, Eichen, Obst- bäume • Löß-/Hügellandbereich: Eichen, Kastanien, Linden, Obst- bäume • Hecken: Buche, Liguster, Weiß- und Rotdorn • Keine Koniferen und Exoten!

Nichts prägt - neben den Tausenden von landwirtschaftli- chen Nutzgebäuden - das Bild der Kulturlandschaft des Mühlenkreises so eindringlich wie der gewachsene alte Baumbestand der Eichen, Linden, Kastanien, Erlen, Birken – und natürlich der Obstbäume. Sie bestimmen gleichermassen den „natürlichen“ Charkter der Bauerndörfer, wie die Silhouette der Drubbel und Ein- zelhöfe im freien Landschaftsraum. Ohne sie wären die Dörfer und Hofensemble nicht vorstellbar. Bedauerlicherweise wird dies jedoch bei der Planung von Siedlungserweiterungen oder auch bei der Umnutzung von Hofstellen nicht mit der gebührenden Sorgfalt berücksich- tigt. Manche Gemeinden gehen sogar dazu über, im öf- fentlichen Raum gänzlich von der Anpflanzung von groß- kronigen Laubbäumen abzusehen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 81 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Die sorgfältige Planung des Großgrüns und die bewusste Plazierung großkroniger Einzelbäume müssen daher un- bedingt bei der Ausgestaltung von Bebauungskonzepten für Siedlungserweiterungen im ländlichen Raum Berück- sichtigung finden, soll der regionstypische Charakter der Dörfer nicht verloren gehen.

Die Alleen

Für die Kulturlandschaft des Kreises kommt den Alleen, die in auffallend großer Zahl insbesondere den Land- schaftsraum nördlich des Wiehengebirges strukturieren, eine prägende Rolle zu. Sie zu erhalten und fortzuentwi- ckeln ist daher eine weitere wichtige Zukunftsaufgabe bei der Pflege der überlieferten Kulturlandschaft.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 82 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Straßenraum

• Einfache Materialien (i. d. R. Asphaltdecke/mehrreihige Pflasterrinne/Rasenstreifen/offener Entwässerungsgra- ben • Keine Markierungen, keine roten Pflasterungen, keine Pflasterornamente • Bewusste Setzung von Straßenbäumen, Alleeausbildun- gen

Sowohl die Straßenprofile der Dörfer, als auch die der frü- hen Wohnsiedlungen und Wohnsiedlungssplitter im Kreis Minden-Lübbecke sind durchweg sehr einfach aufgeteilt und mit wenigen unterschiedlichen Materialien ausgestat- tet. Fast immer gibt es mittig eine ungeteilte, asphaltierte, ca. 5 - 6 m breite Fahrbahn, rechts und links anschließend ein ca. 2 - 3 m breites grünes Bankett, in das häufig Allee- bäume eingestellt sind und das gelegentlich durch eine Natursteinrinne von der Fahrbahn getrennt ist, und schließlich die ortstypischen Einfriedungen der angren- zenden Vorgärten.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 83 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Betonsteinpflasterungen, rote Oberflächenfarben, Hoch- borde, Versätze und grafische Muster kommen in den ge- wachsenen Straßenräumen des ländlichen Raumes nicht vor und sollten somit auch für die Straßen- und Platzaus- bildungen der Siedlungserweiterungen nicht eingesetzt werden.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 84 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

8. KOMMUNIKATION

Vortragsveranstaltungen/Infobroschüren/ Ausstellungen/Baumessen/Internetpräsentation

Zentraler Bestandteil des Förderprojektes war die kreiswei- te Kommunikation der Projektziele und -ergebnisse. In 12 Vortragsveranstaltungen im Kreisgebiet und weiteren 5 Fachveranstaltungen außerhalb des Kreises wurde das Projekt insgesamt etwa 1000 Personen im Rahmen eines einstündigen Vortrages vorgestellt. In 8 von 11 kreisange- hörigen Kommunen wurde das Projekt im zuständigen po- litischen Gremium ausführlich diskutiert. Darüber hinaus waren auf zwei Sonderveranstaltungen insbesondere alle Architekten im Kreis und auch die interessierte Bürger- schaft aufgerufen, über das Projekt zu diskutieren und ih- re Erfahrungen einzubringen. Im September 2006 konnte auf einem überregionalen Baukultursymposium das Pro- jekt ausführlich einem breiten Fachpublikum vorgestellt werden. Die Resonanz aus der Fachwelt (planende Verwaltung, Städtplaner und Architekten) war durchgängig positiv, während die mit den Projektergebnissen vorgestellte Neu- justierung der Planungspraxis in den Dörfern Politik und Bürgerschaft spaltete. Während die Mehrzahl der Pla- nungsausschüsse die vorgestellten Handlungsperspekti- ven begrüßte, führte die Projektvorstellung in drei Aus- schüssen zu einer polarisierten Diskussion zwischen en- gagierten Befürwortern und Umsetzungsskeptikern. Insgesamt jedoch lösten die Präsentationen bei allen Be- teiligten und Entscheidern einen Prozess des Nachden- kens über den zukünftigen Umgang mit Fragen des dörfli- chen und regionsbezogenen Bauens aus. Über die Veran- staltungen wurde in der lokalen Presse berichtet. Weiterer wichtiger Baustein war die Fertigung einer attrak- tiven, gut verständlichen und ansprechenden Projektdar- stellung in Printform. Entstanden ist ein 14-seitiger Projekt- Leporello, der zu den Vortragsveranstaltungen auslag, an alle Politiker, Planer und Architekten im gesamten Kreis Minden-Lübbecke versand wurde und der planenden Ver- waltung für ihre tägliche Arbeit zur Verfügung steht. Der Leporello zeigt die kreistypischen Siedlungsmuster und Gestaltmerkmale des ländlichen Raums auf und gibt vor allem Hinweise für ein regional ausgerichtetes Planungs- verständnis. Darauf fußend wurden 14 Ausstellungstafeln hergestellt, die durch die einzelnen kreisangehörigen Ge- meinden wandern und bereits auf zwei Baufachmessen im Kreis gezeigt wurden. Schließlich können unter www.landschafts-und-baukultur.de die vollständige Pro- jektdokumentation und der Projektleporello heruntergela- den werden. Zudem gibt es eine vorgefertigte Power- PointPräsentation des Projektes, die allen Interessierten für ihre Arbeit vor Ort zur Verfügung gestellt werden kann.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 85 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

9. FAZIT

Die Auseinandersetzung mit den prägenden Kulturland- schaften und Dorfbildern, mit den charakteristischen Hof- lagen und Einzelgebäuden des Kreises Minden-Lübbecke hat gezeigt, dass für diesen Raum eindeutig eine regionale Bautradition mit klar umrissenen Struktur- und Gestalt- merkmalen identifiziert werden kann. Der Mühlenkreis be- sitzt bis heute ein unverwechselbares Gesicht, das aller- dings durch unmaßstäbliche Siedlungsplanungen und re- gionsfremde Architekturen vor allem in den kleineren Dör- fern akut bedroht ist. Die Diskussionen in Bürgerschaft, Politik und Verwaltung haben gezeigt, dass es dringend erforderlich ist, die vor- handenen baukulturellen Werte und Qualitäten im Kreis deutlich zu machen und bei allen Handlungsakteuren ein breiteres Bewusstsein für den Stellenwert des baulichen Erbes bzw. für einen angemessenen Umgang mit den vorgefundenen Strukturen zu fördern. Die vorliegende Arbeit dokumentiert deshalb die verschie- denen Kulturlandschaften des Mühlenkreises und ihre cha- raktergebenden Dorf-, Hof- und Haustypologien und gibt Anregungen und Hilfestellungen, wie bestehende regiona- le Eigenarten beim zukünftigen Planen und Bauen berück- sichtigt werden können. Die erarbeiteten „Empfehlungen für ein regionsbewusstes Bauen“ versuchen dabei eher, für ein am vorgefundenen Ort orientiertes Weiterbauen zu sensibilisieren, als konkre- te wiederholbare Rezepturen für Siedlungs- und Gebäu- deplanungen vorzugeben. Wesentliche Erkenntnis aus der entwurflichen Auseinan- dersetzung mit möglichen Planungen für kleinere Dorfer- gänzungen ist, dass jede Planungsaufgabe, sei es für die Ausweisung eines Wohnbaugebietes oder für die Einfü- gung eines Einzelgebäudes, aus der individuellen Befas- sung mit der vorhandenen Situation – dem „genius loci“ – heraus erarbeitet werden muss. Es gibt nicht „die“ Dorfer- weiterungsstruktur, die für den ganzen Kreis angewendet werden könnte und es gibt auch nicht „das“ Mühlenkreis- haus, sondern eher eine Fülle von architektonischen Lö- sungen, die sich in einem bestimmten Spektrum von Maß- stab und Proportion, von Materialität und Detailgestaltung bewegen.

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 86 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Anlage 1 Literaturliste

Fachliteratur lokal

• Bauen & Wohnen im Mühlenkreis Minden-Lübbecke • Ziegeleien überall – Mindener Geschichtsverein • Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins – Jahrgang 68 - 1996 • Das „Mühlenkreishaus“ - Wettbewerbsdokumentation • Offelten – Dorf und Flurentwicklung im Lübbecker Lößvorland • Offelten – Portrait eines Dorfes im Mindener Land • Die etwas andere Industrialisierung – Wirtschaftsgeschichte ML • Historische Entwicklung der Landwirtschaft im Kreis ML • Strukturgutachten Land- und Forstwirtschaft im Kreis ML • 900 Jahre Meißen (Minden) • Bauernhausfibel – Region ML, Loseblattsammlung • Siedlung und Landschaft in Westfalen – Die bäuerl. Siedlung des Ravens- berger Landes bis 1770 • Unser Dorf hat Zukunft 2005, Kreis ML - 26 Dörfer im Wettbewerb • Untersuchung zur Dorferneuerungsbedürftigkeit - Stadt Petershagen • Dorfentwicklungs-/erneuerungskonzepte - Stadt Espelkamp/Isenstedt - Stadt Espelkamp/Fiestel - Stadt Lübbecke/Gehlenbeck - Stadt Petershagen/Heimsen - Stadt Petershagen/Frille - Stadt Petershagen/Wietersheim - Stadt Petershagen/Friedewalde • Gebietsentwicklungsplan, Teilabschnitt Oberbereich Bielefeld • Historische Photos Kreis Minden-Lübbecke, Volkskundliche Kommission • Aktuelle Photographien Kreis Minden-Lübbecke, Kreisverwaltung

Fachliteratur übergreifend

• Geo – Satelitenbildatlas Deutschland • Rheinland und Westfalen – Städte und Landschaft im farbigen Luftbild • Luftbildatlas Nordrhein-Westfalen • Westfalen im Luftbild • Dorfformen in Westfalen-Lippe • Haus und Hof Deutscher Bauern • Alte Bauernhäuser zwischen Weser und • Bauen im ländlichen Raum • Weinkulturlandschaft Mosel • Bauen in der Westeifel • Bauen und Wohnen im Sauerland • Wörterbuch Allgemeine Geographie, Diercke • Die Siedlungen des ländlichen Raumes, Lienau • Die Siedlungstypen in Deutschland, Radig • Der ländliche Raum, Henkel

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 87 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Anlage 2 Liste Kartenbestand

Königl. Le Coq Karte der Topographische Preuss. Topographische Gegend Karte von Rhein- Urmeß- Topographische Luftbild- Landesauf Karte von Le Coq land und Westfa- tischblatt Karte karte nahme Westfalen ohne len 1 : 25 000 1 : 25 000 1 : 25 000 1 : 100 000 Maßstab 1 : 80 000 1 : 25 000

Blatt 9 9 Nr.3 Lübbecke 3416 1837 1899 1983 1988 1797 bis 1805 1807 1841-1858 Blatt 10 10 Nr.4 Minden 3417 1837 1899 1983 1988 1797 bis 1805 1807 1841-1858 Nr.10 3418 1837 1899 1978 1985 1841-1858 Bahrenborstel 3515 1837 1897 1983 1988 Hunteberg 3516 1837 1897 1971 1987 1991 Lemförde 3517 1837 1898 1971 1987 1991 Rahden 3518 1837 1898 1971 1985 Diepenau 3519 1837 1898 1973 1985 Uchte Süd 3520 1837 1897 1975 1985 Loccum 3616 1837 1898 1983 1988 Preuß.Oldendorf 3617 1837 1898 1973 1988 1991 Lübbecke 3618 1837 1898 1981 1996 1991 Hille 3619 1837 1898 1981 1987 1997 1991 Petershagen 3620 1837 1898 1972 1985 Wiedensahl 3716 1837 1898 1983 1988 Melle 3717 1837 1898 1972 1988 1991 Kirchlengern 3718 1837 1898 1972 1986 1991 Bad Oeynhausen 3719 1837 1898 1972 1986 1991 Minden 3720 1837 1898 1972 1985 Bückeburg

DGK 1:5000 flächendeckend, div. Fachkarten und -planungen

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 88 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Anlage 3 Liste der beteiligten Partner

Kreis Minden-Lübbecke, Portastraße 13, 32423 Minden, Tel. 0571/807-0

Stadt Bad Oeynhausen, Rathaus II, Schwarzer Weg 6, 32543 Bad Oeynhausen, Tel. 05731/14-0

Stadt Espelkamp, Wilhelm-Kern-Platz 1, 32339 Espelkamp, Tel. 05772/8011

Gemeinde Hille, Am Rathaus 4, 32479 Hille, Tel. 0571/4044-0

Gemeinde Hüllhorst, Löhner Straße 1, 32609 Hüllhorst, Tel. 05744/9315-0

Stadt Lübbecke, Kreishausstraße 2 - 4, 32312 Lübbecke, Tel. 05741/276-0

Stadt Minden, Kleiner Domhof 17, 32423 Minden, Tel. 0571/89-1

Stadt Petershagen, Bahnhofstraße 63, 32469 Petershagen, Tel. 05702/822-0

Stadt Porta Westfalica, Rathaus III, Hauptstraße 23 - 27, 32457 Porta Westfalica, Tel. 0571/791-0

Stadt Preußisch Oldendorf, Rathausstraße 3, 32361 Preußisch Oldendorf, Tel. 05742/9311-0

Stadt Rahden, Lange Straße 9, 32369 Rahden, Tel. 05771/73-0

Gemeinde Stemwede, Buchhofstraße 13, 32351 Stemwede-Levern, Tel. 05474/206-0

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 89 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Anlage 4 Anschreiben an Mitgliedskommunen

Entwurf Erstanschreiben für Kommunen

Sehr geehrter Herr .... (Bürgermeister, Bauamtsleiter, ...), der Kreis Minden-Lübbecke beabsichtigt, im Rahmen eines LEADER +-Projektes ge- meinsam mit dem Westfälischen Amt für Landschafts- und Baukultur beim Land- schaftsverband Westfalen-Lippe in Münster ein Projekt zur „Regionalen Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke“ durchzuführen. Das Projekt wird in der beiliegenden Projektinfo kurz skizziert.

Das Bau- und Planungsamt und das projektbearbeitende Fachamt des Landschafts- verbandes sind dabei sehr daran interessiert, Sie zu einem möglichst frühen Zeitpunkt in das geplante Projekt einzubinden und hoffen auf Ihre tatkräftige Unterstützung. Das Vorhaben soll eine breite und kreisweite Fachdiskussion zur Bedeutung der regio- nalen Baukultur und ortstypischer Gestaltungsmerkmale auslösen. Als Ergebnis soll Ihnen eine Planungs- und Beurteilungshilfe für regionaltypisches Bauen im ländlichen Raum des Kreises Minden-Lübbecke zur Verfügung stehen.

Da aufgrund der Größe des Kreisgebietes und der zur Verfügung stehenden knappen Planungsmittel durch das bearbeitende Amt keine flächendeckende Erfassung geleistet werden kann, bitte ich gleich in der Startphase des Projektes in zwei Punkten um Ihre Mithilfe: 1.) Bitte benennen Sie die Gebäude Ihrer Kommune, die Sie für außerordentlich prägend/ortstypisch im Sinne einer regionalen Baukultur halten. Es können auch ganze Ortslagen bzw. Gebäudeensemble genannt werden. Bitte tragen Sie die Standorte in eine Kopie der Kreiskarte oder in eine andere geeignete Planunterlage ein. Auch anderes Anschauungsmaterial wird gerne entgegengenommen. 2.) Bitte benennen Sie Neubauten der letzten 10 Jahre, die Sie im Sinne einer regionalen Bautradition oder auch im Sinne einer außergewöhnlichen Archi- tekturqualität für besonders gelungen halten und tragen diese ebenfalls in eine Karte ein. Hinweis: Das Projekt zielt bewußt auf den ländlich geprägten Raum mit seinen Dörfern, kleineren Ortslagen, Streusiedlungen und Einzelhöfen ab, so dass städtische Strukturen und verstädterte Agglomerationsräume nicht Gegenstand der Untersuchung sind.

Ich würde mich freuen, wenn Sie neben der täglichen hohen Arbeitsbelastung etwas Zeit zur Unterstützung des für die zukünftige Entwicklung des Kreises wichtigen The- mas erübrigen könnten. Bei Rückfragen können Sie sich direkt an das Bau- und Planungsamt des Kreises oder an den bearbeitenden Architekten des Westfälischen Amtes für Landschafts- und Bau- kultur, Herrn Dipl.-Ing. Darius Djahanschah, Tel. 0251/591-4002, wenden.

Bitte senden Sie die Arbeitskarten innerhalb der nächsten zwei Monate (also etwa bis Ende Juni 2005) direkt an:

Landschaftsverband Westfalen-Lippe Westfälisches Amt für Landschafts- und Baukultur - Herrn Darius Djahanschah –

48133 Münster

Ich bedanke mich schon jetzt für Ihre Unterstützung und verbleibe mit freundlichen Grüßen

i. A. Jürgen Thielking Dipl.-Ing. Architekt - Amtsleiter –

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 90 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Einladung zur Diskussionsveranstaltung am 17.05.2006

An die Städte und Gemeinden, Architekten und Heimatpfleger im Kreisgebiet Minden-Lübbecke

Datum: 17. Dezember 2007

Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Kreis Min- den-Lübbecke - Gibt es sie? - Wie sieht sie aus?

Projektpräsentation und Diskussionsveranstaltung am 17. Mai 2006

Sehr geehrte Damen und Herren, die Diskussion um die Baukultur hat in den letzten Jahren wieder an Stellen- wert gewonnen. Eine Rückbesinnung auf regionale Identitäten könnte eine Antwort auf die Austauschbarkeit von Architekturformen und der gebauten Umwelt sein.

Der Kreis Minden-Lübbecke hat dazu in Zusammenarbeit mit dem Westfäli- schen Amt für Landschafts- und Baukultur (Landschaftsverband Westfalen- Lippe) ein gemeinsames Projekt initiiert. Erste Ergebnisse des Projektes sollen in einer Veranstaltung vorgestellt und zusammen mit Ihnen besprochen und diskutiert werden.

Dazu lade ich Sie ein in das

Müllerhaus an der Windmühle in Hille-Südhemmern, Mühlenheide 22 am 17. Mai um 16.00 Uhr

Ab 15.30 Uhr besteht bei einem Stehkaffee die Gelegenheit zu einem ersten Gedankenaustausch. Um einen Überblick über die Teilnehmerzahl zu erhal- ten, möchte ich Sie bitten, sich bis zum 5. Mai 2006 mit dem beigefügten For- mular anzumelden.

Mit freundlichen Grüßen Im Auftrage:

(Jürgen Thielking) (Gerhard Kipp)

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 91 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Briefentwurf Anschreiben Kommunen wg. Vortrag zur Baukultur

Sehr geehrte(r) Frau/Herr Bürgermeister ...,

am 17. Mai 2006 hat der Kreis Minden-Lübbecke in Zusammen- arbeit mit dem Westfälischen Amt für Landschafts- und Baukultur erstmalig die bisherigen Ergebnisse des LEADER +-Projektes „Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke“ in Hille der lokalen Fachöffentlichkeit präsen- tiert und mit Planern, Fachleuten der Kommunalverwaltungen, Politikern und Heimatpflegern diskutiert. Aus Ihrem Hause war ebenfalls Herr .... anwesend, dem das Projekt bereits seit der Startphase im Jahre 2005 bekannt ist. Eine kurze Projektbe- schreibung finden Sie im beiliegenden Faltblatt.

Bei der Veranstaltung wurde von verschiedener Seite der Wunsch geäußert, die Projektergebnisse auch in den zuständi- gen Fachausschüssen bzw. Räten der kreisangehörigen Kom- munen vorzustellen.

Die Kommunikation und Diskussion der Arbeitsergebnisse mit allen beteiligten lokalen Akteuren ist auch Bestandteil des LEA- DER +-Projektes. Ich möchte Ihnen daher anbieten, die bisherigen Projektergeb- nisse Ihrem zuständigen politischen Gremium vorzustellen und mit Ihnen gemeinsam zu erörtern.

Die Präsentation des Projektes in den verschiedene Kommunen soll in den ersten drei Monaten nach Ende der sommerlichen Sit- zungspause stattfinden. Bitte teilen Sie mir möglichst frühzeitig mit, ob Sie eine Projekt- präsentation vorsehen wollen und wann ein etwa einstündiger Tagesordnungspunkt in eine der kommenden Sitzungen einge- baut werden soll. Für Rückfragen stehe ich gerne unter Tel: 0251/591-4002 zur Verfügung. Zuständiger Ansprechpartner des Kreises Minden- Lübbecke ist Herr Gerhard Kipp (Tel: 0571/807-2313).

Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag

Darius Djahanschah

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 92 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Anlage 5 Charakterisierung der Kulturlandschaftsbereiche

Anlage 6 Übersicht Vortragsveranstaltungen

Zuhörer (ca.)

(1) 17 – 11 – 05 Herne (LWL-Baukultursymposium) 100 (2) 27 – 05 – 06 Hille (Fachsymposium) 60 (3) 06 – 09 – 06 Stemwede (Bauausschuss) 25 (4) 11 – 09 – 06 Porta Westfalica (Bauausschuss) 30 (5) 20 – 09 – 06 Rahden (Bau- und Verkehrsausschuss des Kreises MI) 25 (6) 28 – 09 – 06 Minden (LWL-Baukultursymposium) 100 (7) 26 – 10 – 06 Bielefeld (Fachvortrag bei der DGGL) 20 (8) 30 – 10 – 06 Hüllhorst (Bauausschuss) 10 (9) 15 – 11 – 06 Espelkamp (Bauausschuss) 40 (10) 15 – 11 – 06 Lübbecke (Bauausschuss) 30 (11) 20 – 11 – 06 Petershagen (Bauausschuss) 30 (12) 22 – 01 – 07 Rosengarten-Nenndorf (Olfry Backsteintage) 150 (13) 23 – 01 – 07 Bad Nenndorf-Riepen (Olfry Backsteintage) 150 (14) 24 – 01 – 07 Preußisch Oldendorf (Bauausschuss) 30 (15) 25 – 01 – 07 Lohne (Olfry Backsteintage) 150 (16) 26 – 02 – 07 Minden (Kreistagsfraktion CDU) 30 (17) 28 – 02 – 07 Friedewalde (Jahreshauptversammlung Heimatverein) 50

Zuhörer insgesamt: 1030

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 93 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Anlage 7 Projektinfoflyer

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 94 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Anlage 8 Projektleporello

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 95 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 96 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Anlage 9 Presseecho (Auswahl)

Mindener Zeitung, 29.09.2006

Neue Westfälische, 16.02.2007

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 97 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Neue Westfälische, 03.11.2006

Mindener Tageblatt, 18.05.2006

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 98 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Neue Westfälische, 18.11.2006

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 99 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Karte mit Leader+-Kulisse

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 100 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Karte Oberflächennahe Materialvorkommen

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 101 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Karte Kreisgebiet

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 102 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Kulturlandschaftsbereiche im Kreis Minden-Lübbecke

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 103 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Landwirtschaftliche Flächennutzung im Kreis MI Teil 1 (West)

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 104 Regionale Baukultur des ländlichen Raumes im Mühlenkreis Minden-Lübbecke

Landwirtschaftliche Flächennutzung im Kreis MI Teil 2 (Ost)

LWL - Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen 105