Waldweg-Wanderung auf dem Jakobsberg

IKEK-Projektgruppe Jakobsberg mit

Verein KZ-Gedenk- und Dokumen- tationsstätte e.V.

Porta Westfalica aktiv erleben

KZ-Erinnerungswege zu den Orten der damaligen NS - Produktionsanlage Stöhr 1 und des damaligen KZ- Frauenaußenlagers Frettholzweg

Die beiden hier beschriebenen Wege führen zum verschütteten Eingang der NS-Produk- tionsanlage Stöhr 1 und zum Areal des KZ- Frauenlagers, eines der Außenlager des KZ Neuengamme an der Porta Westfalica, die von März 1944 bis April 1945 bestanden.

„Nicht-wissen-wollen ist die Stolpersteine „Wege des Erinnerns bedingungslose Kapitulation“ im Ortsteil Hausberge gegen das Vergessen“

Pierre Bleton - Einer von 4000 Seit 2015 wurden zudem 27 Stolpersteine In den ehemaligen Sandsteinstollen der Häftlingen in der Außenstelle zur Erinnerung an die Schicksale Hausber- Porta wurden während der Gewaltherr- Porta des Konzentrationslagers ger Juden durch den Künstler und Organi- schaft der Nazis im zweiten Weltkrieg Hamburg-Neuengamme 1944/45 sator der Initiative Stolpersteine, Gunter Häftlinge verschiedener Konzentrationsla- Demnig, verlegt. Stolpersteine bilden in- ger unter unsäglichen menschenverach- Im Auftrag des Stadtrates schuf 1992 zwischen bundesweit das „größte dezent- tenden Arbeitsbedingungen zur Sklavenar- der Portaner Künstler Dietmar Lehmann rale Mahnmal der Welt“. Damit schließt beit für die deutsche Rüstungsindustrie ein überzeugendes Bronzetafel-Mahn- sich der Kreis zu den örtlichen KZ-Mahn- gezwungen. Ab März 1944 mussten mal mit ausgemergelten KZ-Häftlingen malen, die als zeitgeschichtliche Mahnmale zwangsrekrutierte einheimische Fachkräfte auf einem übermannshohen Sandstein- an die Opfer der Nationalsozialisten an der und zeitweise bis zu 3000 KZ-Häftlinge und block. Am Rande des „Grünen Markt- Porta erinnern und damit auch an die örtli- Zwangsarbeiter beim Bau von Rüstungsbe- platzes“ mitten im Zentrum von Haus- chen Täter.  trieben in den Porta-Bergen schuften und berge wurde am 9. Oktober 1992 dieses leiden. Der Krieg war längst verloren, doch Mahnmal für die gesamte Stadt Porta die Kriegsmaschinerie der verbrecheri- Westfalica durch den damaligen Bürger- schen Hitler-Diktatur sollte weiterlaufen. Ehemalige NS-Produktionsanlage Stöhr 1 meister Heinrich Schäfer im Beisein von zwei KZ-Überlebenden und der Witwe Zwei Waldweg-Wanderungen auf dem von Pierre Bleton feierlich eingeweiht. Jakobsberg führen ab Fernsehturm als KZ-Erinnerungswege zu den Orten der Ein durch die Stadtgesellschaft initiierter damaligen NS -Produktionsanlage Stöhr 1 Runder Tisch führte 2009 zur Gründung und des damaligen KZ-Frauenaußenlagers des Vereins „KZ-Gedenk- und Dokumen- Frettholzweg. tationsstätte Porta Westfalica“ zur weite- ren Aufarbeitung der Geschichte. Der Nähere Einzelhei- Verein hat u.a. 2014 unter dem Titel ten können Sie von „Wege des Erinnerns“ sechs Tafeln mit den dort ausgestell- Informationen zum historischen Kontext ten Informationsta- der Portaner KZ-Außenstellen und feln entnehmen Rüstungsprojekte aufgestellt. oder hier abrufen: Auszug aus der Internet-Information oberen Stockwerk stellte die Veltrup ter anderem aus dem KZ Auschwitz, „KZ-Gedenkstättenverein Porta West- KG Teile für die Panzerabwehrwaffe dem Frauenaußenlager falica e.V.“ „Panzerschreck“ her. Dieser Stollen des KZ Neuengamme und dem wurde im April 1946 auf Befehl der Frauenaußenlager Reichenbach des englischen Militärverwaltung ge- KZ Groß-Rosen. Untertageverlagerung „Dachs sprengt. In Lerbeck wurde oberir- Das Lager war im März 1945 mit 967 1“ und „Stöhr 1“ disch eine Werkstatt zur Reparatur von Flugzeugmotoren eingerichtet. Frauen belegt. Mittelfristig war der Die Einrichtung der unterirdischen Ca. 3300 KZ-Häftlinge, ca. 2500 zivile Ausbau für bis zu 4.000 Insassinnen Verlagerung erfolgte auf Befehl des Arbeiter und nach Schätzung etwa vorgesehen. Die Frauen, die un- Jägerstabs ab März 1944. Nach und 2000 Kriegsgefangene und Zwangs- menschlichen Arbeits- und Lebens- nach zogen nun im unteren Stollen- arbeiter wurden an der Porta West- bedingungen ausgesetzt waren, teil im Jakobsberg (Dachs I, ca. 6500 falica und ca. 1000 Arbeitskräfte wurden von den z.T. weiblichen qm) Teile einer Schmierölraffinerie wurden im Bergwerk in Kleinenbre- Wachmannschaften stark misshan- der Deurag-Nerag aus Hannover ein, men eingesetzt. Damit waren zwi- delt. im oberen Stollenteil (Stöhr 1, 9 schen 6500 und 8500 Arbeitskräfte Stockwerke, knapp 9000 qm) zog Das Lager wurde am 01. April 1945 für den Ausbau der Stollen und für eine Röhrenproduktion für Phillips geräumt und die Gefangenen über die Rüstungsproduktion eingesetzt. aus Eindhoven/Hamburg sowie eine Bergen-Belsen und Beendorf in Richtung Neuengamme geschickt. Drahtspulenproduktion der Fa. Das Frauenlager in Hausberge Rentrup aus Stadthagen ein. Im obe- Nach einer tagelangen Fahrt erreich- Von Februar bis April 1945 waren ren Stollenteil wurde schon produ- te ein Teil der Frauen das Außenla- überwiegend Jüdinnen aus Ungarn ziert, die Produktion in Dachs I ger Salzwedel, ein anderer erreichte und Holland, die bereits andere stand bei Kriegsende erst kurz vor die Stadt Hamburg. Dort wurden sie Konzentrationslager überlebt hatten, dem Start. am 14. April bzw. Ende April/Anfang im Lager am Frettholzweg interniert. Mai von US-amerikanischen Trup- Ab Herbst 1944 produzierte auf den Sie wurden ab Februar 1945 in der pen befreit. Die Zahl der Todesopfer unteren drei Etagen die Dr. Ing Produktion von Radioröhren für Phi- ist nicht bekannt. Böhme GmbH & Co. KG aus lips in den Hammerwerken (Stöhr 1) Kugellager für Kampfflugzeuge, im eingesetzt. Die Häftlinge kamen un-