Perspektiven Der Wissenschaftskommunikation Im Digitalen Zeitalter
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Peter Weingart, Holger Wormer, Andreas Wenninger und Reinhard F. Hüttl (Hg.) Perspektiven der Wissenschaftskommunikation im digitalen Zeitalter Perspektiven der Wissenschaftskommunikation im digitalen Zeitalter Herausgegeben von Peter Weingart, Holger Wormer, Andreas Wenninger und Reinhard F. Hüttl VELBRÜCK WISSENSCHAFT Erste Auflage 2017 © Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2017 www.velbrueck-wissenschaft.de Printed in Germany ISBN 978-3-95832-117-5 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Inhalt Daniela De Ridder (MdB) Vorwort: Bemerkungen aus der Politik . 9 Stefan Müller (MdB) Wissenschaftskommunikation und soziale Medien. Herausforderungen für die Forschungspolitik . 13 Einleitung Peter Weingart, Holger Wormer, Andreas Wenninger und Reinhard F. Hüttl Zwischen Euphorie und erster Ernüchterung. Social Media in der Wissenschaftskommunikation . 19 Wissenschaft und Öffentlichkeit im Wandel Peter Weingart Wissenschaftskommunikation unter digitalen Bedingungen. Funktionen, Akteure und Probleme des Vertrauens . 31 Elisabeth Hoffmann Verortung der Wissenschafts-PR zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Medien . 60 Christoph Neuberger und Otfried Jarren Thesen zum Wandel der Wissenschaftsöffentlichkeit und zur Wissenschaftsvermittlung im Internet . 65 Axel Bruns Das Modell The Conversation. ›Academic Rigour, Journalistic Flair‹ . 78 Jan-Hinrik Schmidt Soziale Medien als Intermediäre in der Wissenschaftskommunikation . 82 Christian Pentzold Wikipedia und Wissenschaftskommunikation . 116 Markt, Verbreitungen und mögliche Wirkmechanismen von Wissenschaftskommunikation Leyla Dogruel und Klaus Beck Social Media als Alternative der Wissenschaftskommunikation? Eine medienökonomische Analyse. 123 Andrea Geipel Die audiovisuelle Vermittlung von Wissenschaft auf YouTube . 188 Holger Wormer Mythos Gatewatching. Die erhoffte Korrektivfunktion von Social Media im Lichte von »Dementiforschung« und »Fake News« . 196 Jonathan Focke Wissenschaft auf Facebook . 214 Künftige Perspektiven der Wissenschaftskommunikation vor dem Hintergrund technischer Entwicklungen Henning Lobin Aktuelle und künftige technische Rahmenbedingungen digitaler Medien für die Wissenschaftskommunikation . 223 Andreas Wenninger Wissenschaftsblogs und wissenschaftliche Blogosphäre . 259 Andreas Hotho Social Media und Künstliche Intelligenz in der Wissenschaftskommunikation. Ein visionärer Ausblick . 269 Adrian Rauchfleisch Wissenschaft auf Twitter . 291 Wissenschaftskommunikation in den Social Media: über die Debatte zur Wissenschaftskommunikation Sabine Maasen und Andreas Wenninger Schneller, bunter, informativer. Mit Social Media zu einer neuen Wissenschaftskommunikation? . 297 Dietram Scheufele The Science of Science Communication. Forschungsergebnisse aus den USA und ihre Übertragbarkeit auf Deutschland. 331 Die Autorinnen und Autoren . 337 Mitwirkende der Akademien-Arbeitsgruppe . 340 Daniela De Ridder (MdB) Vorwort: Bemerkungen aus der Politik Bei Anhörungen im Bundestag ist es üblich, dass neben den Stellung- nahmen der Expertinnen und Experten auch Drucksachen mit Hin- tergrundwissen an die Abgeordneten ausgegeben werden. Eine dieser Drucksachen war im Oktober 2015 die Empfehlung der Arbeitsgruppe von Leopoldina, acatech und der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften »Zur Gestaltung der Kommunikation zwischen Wis- senschaft, Öffentlichkeit und den Medien«. Diese Publikation war das Produkt einer intensiven Auseinandersetzung der Akademien mit dieser wichtigen Thematik. Die Empfehlungen an Wissenschaft, Gesellschaft und traditionelle Medien treffen den Kern der Wissenschaftskommu- nikation und zeigen deutlich deren Relevanz und deren Perspektiven. Gleichzeitig werden aber Probleme und Herausforderungen nicht verschwiegen. Die Fragestellung der Folgearbeitsgruppe zur »Wissen- schaftskommunikation im digitalen Zeitalter« ist mehr als reizvoll; denn die Sozialen Medien beeinflussen unser aller Leben heute maßgeblich. Als Politikerin weiß ich den direkten Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern sehr zu schätzen. Gleichzeitig kenne ich jedoch auch die Schattenseiten der Kommunikation und Berichterstattung in den Sozi- alen Netzwerken: So hat die Anonymität im Netz Auswirkungen auf Objektivität, Überprüfbarkeit und Seriosität des geschriebenen Wortes. Diese Entwicklungen haben längst auch die Wissenschaft erreicht und nehmen großen Einfluss auf sie. Daher ist es aus meiner Sicht die richtige Zeit, jetzt auch die Auswirkungen der Social Media auf die Kommunikation in der Wissenschaft näher zu untersuchen. Ich sehe hier einen großen Bedarf, denn die Potenziale, die für die Wissenschaft in den Sozialen Medien liegen, sind enorm: Denken Sie an die großen Reichweiten! Denken Sie an die Möglichkeit für einzelne Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftler, ihre Ergebnisse einer breiten Öffentlich- keit zu präsentieren! Denken Sie an die vielfältigen Kanäle, über die neue Daten generiert werden könnten! Oder denken Sie an den direkten Austausch und die Kooperationen, die durch die Sozialen Medien in der Wissenschaft stark vereinfacht werden könnten. Schon die Herangehensweise der Arbeitsgruppe zeigt, wie gut die Fra- gestellung bei der Arbeitsgruppe der Akademien angesiedelt ist; denn dass die Kernthesen der Gruppe bereits im Vorfeld auf einem Blog1 1 https://scilogs.spektrum.de/Wissenschaftskommunikation-hoch-drei/ 9 DANIELA DE RIDDER vorgestellt und von interessierten Rezipientinnen und Usern diskutiert wurden, greift bereits den Kern der Fragestellung im Untersuchungs- design auf: Wissenschaft findet nicht mehr nur im vielgescholtenen Elfenbeinturm statt, sondern sie sucht immer stärker den Weg in die Gesellschaft; neben Expertinnen und Experten werden neue Öffentlich- keiten eingebunden. Die Arbeitsgruppe zeigt für mich eindrucksvoll, wie gelingende Wissenschaftskommunikation aussehen kann. Wie wirken sich die Eigenarten von Social Media auf die Kommuni- kation wissenschaftlicher Inhalte, Designs, Formate und Kanäle sowie ihre Erstellung aus? Ich möchte an dieser Stelle – wie viele Kommentatorinnen und Kom- mentatoren des Blogs zuvor – die Gelegenheit nutzen und einige Gedan- ken zur leitenden Fragestellung der Akademien-Arbeitsgruppe in vier Schlaglichtern vorstellen: 1.) Social Media sind kein Allheilmittel ohne Nebenwirkungen Durch die Sozialen Medien – beziehungsweise den professionellen Um- gang mit diesen Medien – können Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler leichter PR-Arbeit für ihre eigene Forschung betreiben. Das ist einerseits positiv, da die Wissenschaft stärker in den öffentlichen Fokus gerückt und Interesse in zahlreichen unterschiedlichen Milieus geweckt wird. Dies setzt auch die digitale Einbindung weiterer Bevölkerungs- kreise, insbesondere auch aus sozial schwächeren Familien und jenen mit geringem Bildungskapital voraus. Andererseits fällt die objektive Bewertung der Qualität von For- schung schwerer, da der Filter einer kritischen Berichterstattung in die- sem Szenario abhanden zu kommen droht oder zumindest geschwächt wird. Ich denke hier insbesondere an den Wissenschaftsjournalismus, der in der Funktion des »gatekeepers« eine wichtige Funktion übernom- men hat. Rezipientinnen und Rezipienten sind nicht immer in der Lage, die Relevanz und die Qualität der Forschung zu begutachten, sodass es zu falschen Bewertungen kommen kann. Es muss daher Wege geben, Social Media so zu nutzen, dass die Bedeutung von Forschung sich nicht im Wissenschaftsmarketing erschöpft. 2.) Der Transfer gesicherten Expertenwissens als Aufgabe von Wissen- schaftskommunikation ist wichtiger denn je! Angesichts von Fake News muss Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftlern mehr denn je eine Plattform für die Wissenschaftskommuni- kation bereitgestellt werden, um Erkenntnisse und Befunde präsentieren zu können. Gleichzeitig kommt der Wissenschaftskommunikation die wichtige Aufgabe zu, Relevanz und Tragweite der Forschung zu ver- deutlichen, um nicht trügerische Informationen zu verbreiten. Dabei muss es einen Codex geben, an dem sich die Wissenschaftskommuni- 10 VORWORT kation orientieren sollte. In der Szene existieren bereits viele Initiati- ven, die solche Leitlinien erarbeitet haben, wie etwa der Siggener Kreis. Jedoch müssen sie auch im Wissenschaftssystem anerkannt und durch einen breiten Konsens getragen werden. 3.) Social Media in der Wissenschaftskommunikation bergen Chancen für mehr Partizipation Durch die Sozialen Medien erreichen Nachrichten aus der Wissenschaft heute viel mehr Menschen als vor 20 Jahren. Gleichzeitig werden auch Menschen erreicht, die zuvor keinen Zugang zur akademischen Welt oder gar zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen hatten. Allerdings werden durch die digitale Kluft gerade ältere Menschen oder Bevöl- kerungsgruppen mit geringem Bildungskapital nicht in gleichem Maße erreicht. Dennoch bestehen gute Chancen, mehr Menschen für die Wissen- schaft zu begeistern. Gleichzeitig müssen alternative – ja traditionelle – Angebote der Wissenschaftskommunikation bestehen bleiben, um dem »digital divide«, also einer Spreizung je nach Zugangschancen zu Sozi- alen Medien, vorzubeugen. Ich sehe insbesondere durch die Einbindung junger, interessierter Menschen gute Perspektiven, ein positives Bild der Wissenschaft in der Gesellschaft zu zeichnen, gerade auch durch den Kontakt zu Menschen, die aus sozial schwächeren Familien kommen. Es bedarf