Die Juden in Den Geheimen NS-Stimmungsberichten 1933-1945 SCHRIFTEN DES BUNDESARCHIVS 62 Die Juden in Den Geheimen NS-Stimmungsberichten 1933-1945
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten 1933-1945 SCHRIFTEN DES BUNDESARCHIVS 62 Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten 1933-1945 Herausgegeben von Otto Dov Kulka und Eberhard Jäckel unter Mitarbeit von Anne Birkenhauer, Andrea Fiedermutz, Georgia Hauber, Louise Hecht, Stefan Kley, Silvia Noll, Noa Nussbaum und Dorthe Seifert Droste Verlag Düsseldorf Bibliografische Informationen Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN: 3-7700-1616-5 © 2004 Droste Verlag GmbH Düsseldorf Sämtliche Rechte am Werk einschließlich aller seiner Teile, insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, photomechanische Wiedergabe und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, vorbehalten. Schutzumschlaggestaltung unter Verwendung eines Photos von der Verhaftung von Juden in Oldenburg nach dem Novemberpogrom 1938 (Photoarchiv Yad Vashem, Jerusalem, Sign. 100737) Printed in Germany – Herstellung: Druckzone GmbH & Co. KG, Cottbus Geleitwort Die vorliegende Edition macht eine Vielzahl wichtiger Quellen zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Deutschland in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft der Forschung und allen zeitgeschichtlich Interessierten zugänglich. Sie in seiner Schriftenreihe zu publizieren, steht dem Bundesarchiv gut an – stammt doch ein umfangreicher Teil der geheimen Berichte aus seinen Beständen. Die Herausgeber dieser Quellensammlung, die inzwischen emeritierten Professoren Otto D. Kulka (The Hebrew University of Jerusalem) und Eberhard Jäckel (Universität Stuttgart) haben mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern insgesamt 3744 Dokumente aus deutschen und ausländischen Archiven sowie publizierten Sammlungen ausgewählt und zusammengetragen: Berichte von Ver- waltungsbehörden, NSDAP-Dienststellen, Polizei, SD und Gestapo. Die lange Bear- beitungszeit des bereits von meinen Amtsvorgängern nachdrücklich geförderten Projekts eröffnete die große Chance, Archivgut einzubeziehen, das vormals in den Archiven der DDR verwahrt wurde. Auch der Zugang zu den Sonderarchiven in Moskau konnte die Quellenbasis wesentlich verbreitern. Als die Edition konzipiert wurde, war ebenfalls nicht vorstellbar, dass sie in einer repräsentativen Auswahl abgedruckter Dokumente erscheinen würde in einem Band, dem eine CD-ROM mit der vollständigen Edition und einem elektronischen Navigations- und Suchsystem beigegeben ist, das unter anderem die Volltextrecherche erlaubt. Das Bundesarchiv möchte damit in Fortsetzung der online-Bereitstellung seiner Erschließungsleistungen und der Präsentation der Kabinettsprotokolle der Bundesregierung im Internet auch für diese Edition eine zeitgemäße Publikationsform anbieten. Wie dem Titelblatt zu entnehmen ist, waren am Zustandekommen dieses großen Werkes viele beteiligt, denen mein aufrichtiger Dank gilt. Ich möchte aber auch auf die vielen Archivare aus dem Bundesarchiv hinweisen, deren Unterstüt- zung, Rat und praktische Hilfe im Hintergrund zum selbstverständlichen Geschäft einer Dienstleistungseinrichtung für die Forschung gehört, in diesem besonderen Fall aber auch besondere Würdigung verdient. Ihnen, die ich in chronologischer Reihenfolge ihrer Beteiligung nenne, möchte ich an dieser Stelle herzlich danken: Dr. Heinz Boberach, Prof. Dr. Hans Booms, Dr. Wolfram Werner, Prof. Dr. Friedrich P. Kahlenberg, Dr. Siegfried Büttner, Dr. Matthias Rest, Dr. Ernst Ritter, Dr. Hans- Dieter Kreikamp, Dr. Thomas Trumpp, Dr. Klaus Oldenhage, Dr. Wilhelm Lenz, Dr. Achim R. Baumgarten und Dr. Tilman Koops. In diesen Dank schließe ich Frau Anita Wennholz ein, die das Manuskript für den Druck fertiggestellt hat. Der Edition wünsche ich, dass sie der Forschung Impulse geben und allen Lesern neue Einsichten vermitteln wird. Koblenz, im August 2003 Prof. Dr. Hartmut Weber Präsident des Bundesarchivs 5 Vorwort der Herausgeber Die Geschichte der Juden in Deutschland unter der NS-Herrschaft muß auf zweierlei Wege n erschlossen werden: sowohl aus nationalsozialistischen als auch aus jüdischen Quellen. Grundlegende Quellen zu beiden Bereichen zu edieren, war das Ziel eines gemeinschaftlichen Projektes an den Universitäten Jerusalem und Stuttgart. Die hier vorliegende Edition enthält Berichte der NS-Überwachungsor- gane über Aktivitäten und Organisationen der Juden, sowie über die Einstellung der nichtjüdischen Bevölkerung zu ihnen und zur Judenpolitik des Regimes. Als komplementäres Gegenstück sind die jüdischen Quellen über die Zentralorganisa- tion der Juden, ihre Aktivitäten und ihr Selbstverständnis angesichts von Verfol- gung und Vernichtung in einer parallel laufenden Edition1 enthalten. Gerade wegen des unterschiedlichen Entstehungszusammenhanges der Dokumente ergänzen sich die beiden, zunächst völlig unabhängigen Teile des Editionsprojektes und ermögli- chen so neue Erkenntnisse. Sie eröffnen in Verbindung mit der in der Geschichts- schreibung bereits eingehend erforschten NS-Ideologie und -Politik zur „Lösung der Judenfrage“ neue Horizonte für die Gesamtdarstellung dieses trotzdem noch immer unfaßlichen Kapitels der jüdischen Geschichte in Deutschland. Auch zur weiterführenden Erforschung der Lokal- und Regionalgeschichte der Juden im nationalsozialistischen Alltag bieten die vorliegenden Quellen reichhaltiges Mate- rial. Dabei soll das mit Erklärungen, Anmerkungsapparat und ausführlichen Hilfsmitteln versehene Buch über den Kreis der Fachhistoriker hinaus einem brei- ten Lesepublikum dienen. Aus der zugleich mit dem Buch erscheinenden CD-ROM- Gesamtausgabe von 3744 Dokumenten haben die Herausgeber für den vorliegenden Band 752 Dokumente zusammengestellt, die dem Leser ein aussage- kräftiges Bild dieser Zeit bieten. Während das Gesamtkorpus den Forschern fast unbegrenzte Möglichkeiten für weitergehende Fragestellungen und Arbeiten eröffnet, kann der Leser des eingehender bearbeiteten Auswahlbandes die facetten- reiche und zugleich verhängnisvolle Geschichtsentfaltung verfolgen. Wie in der Forschung seit mehreren Jahren bekannt, verfaßten verschiedene Staats- und Parteistellen im Dritten Reich regelmäßig geheime Lage- und Stim- mungsberichte. Diese sollten dem Regime ein möglichst zuverlässiges Bild darüber liefern, inwieweit es von der Bevölkerung unterstützt wurde und was diese von seiner „Judenpolitik“ hielt. Die Berichte enthalten darüber hinaus eine Be- standsaufnahme von Leben, Stimmung und Aktivitäten der jüdischen Bevölkerung, so, wie die Überwachungsorgane sie wahrnahmen. Abgefaßt wurden die Berichte auf lokaler, regionaler und auf Reichsebene; sie liegen heute in unterschiedlicher Vollständigkeit vor. Dabei sind die unteren Berichtsebenen wie Bürgermeister, Landräte, Gendarmerien etc. schwerer zugänglich und weniger erforscht. Die Be- richte der höheren Ebenen – von den Regierungsbezirken aufwärts – konnten von den Herausgebern weitgehend komplett erfaßt werden. Seit langem liegen verschiedene Editionen von NS-Lage- und Stimmungsbe- richten vor. Einige von ihnen enthalten vollständige Berichte, aber alle sind entwe- 1 Kulka, Otto D. (Hrsg.), Deutsches Judentum unter dem Nationalsozialismus, Bd. I, Dokumente zur Geschichte der Reichsvertretung der deutschen Juden 1933-1939, Tübingen 1997; Bd. II (1939-1943) in Vorbereitung. 7 der regional, zeitlich oder auf eine bestimmte berichterstattende Stelle (wie Gestapo oder SD) begrenzt. Die vorliegende Quellenedition konzentriert sich erstmals auf das Thema „Juden“. In diesem Themenbereich wurden die Dokumente aller be- richterstattenden Stellen aus dem Reichsgebiet in den Grenzen von 1937 für den gesamten Zeitraum 1933-1945 erfaßt. Hinzu kommen einige wenige Berichte aus Österreich (der damaligen „Ostmark“), dem Sudetenland und Elsaß-Lothringen, wenn sie auf das gesamte Reichsgebiet übertragbare Aussagen enthalten. Für die Materialerfassung dienten die Bestände des Bundesarchivs als Aus- gangsbasis. Außerdem recherchierten die Herausgeber und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Hauptstaats- und Staatsarchiven bzw. Generallandes-, Landeshaupt- und Landesarchiven Deutschlands, sowie in den Wojewod- schaftsarchiven der ehemals deutschen Gebiete in Polen. So wurden in mehr als 30 Archiven größere Bestände gesichtet; von 15 weiteren Archiven konnten einzelne Dokumente brieflich bestellt werden. Schließlich wurden Anfragen an eine Reihe von Stadtarchiven gerichtet. Leider liegen jedoch selbst in einigen Archiven von Städten mit einstmals bedeutenden jüdischen Gemeinden nur wenige einschlägige Berichte vor. Wichtige weitere Dokumente von den Judenreferaten des SD und der Gestapo, die das Material aus dem Bundesarchiv ergänzen, wurden Anfang der 90er Jahre im Mos- kauer Sonderarchiv (Osobyi Archiv Moskva) entdeckt. Einige Kopien davon wurden den Herausgebern freundlicherweise von Michael Wildt (aus den Beständen der For- schungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg) zur Verfügung gestellt, die übrigen von der Moskauer Forscherin Elena Levina für uns recherchiert. Für die wissenschaftliche Bearbeitung der SD-Berichte sind zudem die vom Judenreferat im SD-Hauptamt ver- faßten Anweisungen und kritischen Bemerkungen zur Berichterstattung der unterge- ordneten Ebenen von besonderer Bedeutung. Kopien dieser ebenfalls im Moskauer Sonderarchiv erhaltenen Dokumente überließ uns das Archiv von Yad Vashem. Darüber hinaus erhielten wir wertvolle Gestapo-Berichte über Juden im kommunistischen Widerstand vom Centre de Documentation Juive Contemporaine in Paris und regionale SD-Berichte