ALGORISMUS 58 2 Ohne
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Vorwort Das vorliegende Buch enthält ca. 1550 Kurzbiographien von Personen, die von WS 1907/08 bis WS 1944/45 an deutschen Universitäten und Technischen Hochschulen promovierten 1. Von den in Mathematik Promovierten kamen ca. 9% aus dem Ausland und ca. 8% waren Frauen 2. Die meisten sind in Deutsch- land geborene Personen, aber es kamen Personen aus 22 Ländern, um hier ihren Doktortitel zu erwerben. Die Personen promovierten an 24 Universitäten und elf Technischen Hochschulen. Die meisten Biographien werden hier erstmals publiziert. Das Buch doku- mentiert die Karrieren wie auch Brüche im Lebens- und Berufsweg in- und ausländischer Mathematikerinnen und Mathematiker, dies in der Wissenschaft, im Schuldienst, in der Luftfahrtforschung, im Versicherungswesen, in der Poli- tik und in anderen Bereichen. Zu den Personen gehören neben bedeutenden Pro- fessorinnen und Professoren z.B. auch die erste deutsche Ministerin, eine Ro- manschriftstellerin, ein langjähriger Generaldirektor der Staatsbibliothek Preu- ßischer Kulturbesitz, der erste Botschafter Pakistans in der BRD. Der Band beruht auf mehrjährigen Forschungen, die durch das Land Rhein- land-Pfalz sowie die Volkswagenstiftung gefördert wurden. Die Berufswege von Mathematikerinnen und Mathematikern wurden für das Erfassen grundle- gender Trends analysiert und bildeten die Basis für das Buch [Abele/Neunzert/ Tobies 2004]. Die Veröffentlichung des biographischen Datenbestandes, die durch Prof. Dr. Menso Folkerts angeregt wurde, erforderte allerdings, die An- gaben zu den einzelnen Personen weiter zu vervollständigen. Diese Vollstän- digkeit zumindest annäherungsweise zu erreichen, war viel aufwendiger als ur- sprünglich angenommen. Die Autorin dankt Herrn Folkerts für die Anregung zu dieser Arbeit und in besonderem Maße für die Aufnahme des Buches in die von ihm edierte Reihe und dem Verlagsleiter Herrn Dr. Erwin Rauner für die gute Betreuung. Das vorliegende Lexikon ist ein biobibliographisches Werk mit Angaben zur Dissertation und zum Promotionsverfahren der Personen. Es wird jeweils ver- merkt, ob die Person in den Jahresverzeichnissen der deutschen Hochschul- schriften [J] mit biographischen Daten verzeichnet ist, ob Person plus Veröf- fentlichungen in Poggendorffs Biographisch-literarischem Handwörterbuch [Pogg.] [Pogg.Ma] enthalten sind, ob die Person Mitglied der Deutschen Ma- thematiker-Vereinigung war [Toepell 1991], ob sie in Lehrerkalendern, Philo- logenjahrbüchern, nachgewiesen werde konnte und ob ein Personalblatt [BBF] bzw. eine Kartei-Karte [BBF-Kartei] im Archiv der Bibliothek für bildungsge- 1 Unter den aufgenommenen Personen sind reichlich achtzig, die nicht in Mathematik promo- vierten, was aus dem Titel der Dissertation nicht immer zu erkennen ist. Zu den Auswahl- kriterien siehe Kapitel 2. 2 Die Namen der Frauen sind vor der Kurzbiographie mit [+] besonders gekennzeichnet. 6 VORWORT schichtliche Forschung in Berlin existiert. [BIA] verweist auf einen biographi- schen Index der Astronomie. Es werden auch Quellen aus den USA [OVP] [EC] angegeben, die Korrespondenzen von in die Emigration getriebenen Personen enthalten. Für diese und weitere Hinweise sowie das Zusenden von Materialien aus den USA gilt der besondere Dank Prof. Dr. Reinhard Siegmund-Schultze, Kristiansand (Norwegen). Außerdem werden im Netz verfügbare Datenbanken angegeben. Wichtige Hinweise steuerten Nachfahren bei. Maßgebliche Grundlage der Arbeit bildete die Analyse der Promotionsakten aus den Archiven der Universitäten und Hochschulen. Soweit ermittelt, werden Noten, Fächer in Rigorosum sowie betreuende und prüfende Personen mit an- gegeben. Zugang, Aktenbestand und Forschungsstand über die Akten sind in den Archiven der 35 Universitäten und Hochschulen sehr unterschiedlich. Des- halb wird dazu in Kapitel 3 ausgeführt. Bei der Arbeit in den Archiven konnte sich die Autorin auf die Hilfe von Archivarinnen und Archivaren sowie von Kolleginnen und Kollegen stützen, die in Verbindung mit den einzelnen Pro- motionsorten namentlich genannt werden. Allen Beitragenden sei bereits an dieser Stelle in hohem Maße gedankt. Die Diplom-Mathematikerin Yvonne Gehlert (Lenz), Kaiserslautern, schuf mit der ersten Eingabe von Daten eine Basis für den vorliegenden Band, wofür ebenfalls herzlich gedankt sei. Für die Gestaltung des Layouts gilt der Dank meinem Sohn Stefan Tobies, Diplom-Wirtschaftsinformatiker. Linz, im Juni 2006 Renate Tobies Inhalt Seite Vorwort 5 1 Berufswege in der Mathematik – Trends 9 2 Auswahlkriterien für die im Band enthaltenen Personen 13 3 Zum Forschungsstand über in Mathematik promovierte Personen an den einzelnen Hochschulorten 17 4 Kurzbiographien 37 Personenverzeichnis 379 Bibliographie 389 Abkürzungsverzeichnis 397 Abbildungsverzeichnis 401 Zur Autorin 403 8 Richard Courant Erich Hecke Ernst Hellinger Wallie Abraham Hurwitz 1 Berufswege in der Mathematik – Trends Im Folgenden werden die Berufsfelder der Personen beschrieben, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in Mathematik promovierten. 3 1. Für die in Deutschland geborenen Personen war eine Lehrtätigkeit an einer höheren Schule der traditionelle und am meisten gewählte Beruf. Hierher gehört auch die Lehrtätigkeit an mittleren technischen Fachschulen, Maschinenbau-, 3 Hinsichtlich Urteil und Einordnung sei auf [Abele/Neunzert/Tobies 2004] verwiesen. Die Zahlen werden im vorliegenden Buch gemäß dem aktuellen Forschungsstand präzisiert. 9 Seefahrts- und anderen Fach- und Handelsschulen. Ca. 46% der Männer und 62% der Frauen arbeiteten nachweislich im Lehrberuf. Von den ausländischen Mathematik-Promovenden ist für drei Männer ein Berufsweg im Schuldienst dokumentiert. 2. Eine Hochschullaufbahn bis zum Professorentitel erreichten 25% dieser promovierten Mathematiker aus Deutschland, entweder in Deutschland oder in einem anderen Land, was vielfach durch die erzwungene Emigration bedingt war. Weitere dreißig Männer brachten es bis zur Habilitation/Dozentur, wobei einige dieser Karrieren kriegsbedingt abbrachen. Die Professorinnen-Quote bei den in Deutschland geborenen Mathematikerinnen war im Vergleich zur Ge- genwart relativ hoch. Neun Frauen erhielten einen Professorentitel: Emmy Noether, Ruth Moufang, Hel Braun und Maria-Pia Geppert mit vorausgegan- gener Habilitation; Margarethe Hermann und Ruth Proksch ohne Habilitation; Marie Torhorst im Gebiet der Pädagogik; Irmgard Flügge-Lotz und Cäcilie Fröhlich in den USA. Dazu ist anzumerken, dass Frauen erstmals offiziell mit Erlass vom 21.2.1920 zur Habilitation zugelassen wurden und sich Emmy Noether 1919 als Erste mit Ausnahmegenehmigung nach zwei vergeblichen Anläufen (1915, 1917) habilitieren durfte. Darüber hinaus erreichten Erna We- ber nach Promotion in theoretischer Physik eine Professur in mathematischer Statistik und Ingeborg Schaacke in der Kristallographie 4, ausgehend von einer Dissertation mit einem gittergeometrisch-zahlentheoretischen Thema. Maria Bienias war kurze Zeit Dozentin an einer Pädagogischen Akademie und Jo- hanna Wiegandt Dozentin im Fernstudium an der Technischen Hochschule Dresden. Von den männlichen Personen aus dem Ausland (131), die in dieser Zeit an deutschen Hochschuleinrichtungen promovierten, konnten 55 ermittelt werden, die Professoren wurden, eine Quote von 42% (vgl. Tabelle 2 in Kapitel 3). Wel- che Wege die vier Ausländerinnen nach der Promotion gingen, ist nicht be- kannt: Jessie Cameron und Mary Taylor aus Großbritannien (GB), Süe-yung Kiang geb. Zee aus China sowie Petka Stoewa aus Bulgarien. 3. Die Tätigkeit in Mathematik promovierter Personen in einer Versiche- rungsgesellschaft oder einem statistischen Amt ist für 41 der in Deutschland geborenen Männer und für vier Frauen (Charlotte von Baranow geb. Kirchhoff, Anna Gils, Ruth Heidemann, Josefa von Schwarz) dokumentiert. Da die Quel- lenbasis für das Ermitteln entsprechender Karrieren schwierig ist, kann davon ausgegangen werden, dass der Anteil etwas höher liegt. Unter Felix Bernstein, der 1933 in die USA emigrierte, promovierten bis 1933 in Göttingen 26 Perso- nen mit einem versicherungsmathematischen Thema. Auch unter Paul Riebesell erwarben mehr als 20 Personen den Doktortitel in diesem Gebiet, in Hamburg, Berlin bzw. München. Doktoren mit einer Dissertation in Versicherungsmathe- 4 Die Biographien von Weber und Schaacke sind in diesem Buch enthalten. In die Statistik mathematischer Promotionen gehen sie nicht ein, da sie nicht in Mathematik promovierten. 10 BERUFSWEGE IN DER MATHEMATIK – TRENDS matik oder Statistik besaßen oft ein Examen in Versicherungstechnik. Der Stu- diengang Versicherungstechnik, einschließlich Versicherungsmathematik, war erstmals 1895 an der Universität Göttingen eingerichtet worden. Den ersten Studiengang nur für Versicherungsmathematik gab es seit 1896 an der Techni- schen Hochschule Dresden. Im Vergleich mit angelsächsischen und skandinavi- schen Ländern galt Deutschland bei der praktischen Anwendung mathematisch- statistischer Methoden in Technik und Wirtschaft jedoch in dieser Zeit als un- terentwickelt. (Vgl. [Abele/Neunzert/Tobies, Kap. 4.1]) 4. Während gegenwärtig die meisten Mathematik-Abschließenden mit Di- plom in die Wirtschaft/Industrie gehen, ist dies für die Promovierten des Unter- suchungszeitraumes nur für eine kleine Gruppe nachgewiesen: 32 Männer und vier Frauen. Das beruht nicht nur auf der schlechten Quellenbasis für derartige Karrieren, sondern vornehmlich darauf, dass ein Mathematik-Diplom spät ein- geführt wurde (vgl. [Abele/Neunzert/Tobies 2004, Kap. 4.1]). Die 1937 im Rahmen des Reichsverbandes deutscher mathematischer