Landkreis - Amt Gemarkungen Zapel Hof, , Wessin, Radepohl

Projekt:

Errichtung und Betrieb von 20 WEA Enercon E-138 Nabenhöhe 160 m

Avifaunistische Kartierungen 2017 Brutvogelkartierung Endbericht

Vorhabenträger KNE Kloss New Energy GmbH Meschendorfer Weg 12 18230 Ostseebad Rerik

Stand: Oktober 2018

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Dipl. Ing. Karin Kostka Tel./ Fax: 03395 303996 / 300238 Dörfelstraße 12, 16928 Pritzwalk e –mail : [email protected] Inhalt 1

Abgrenzung des geplanten Windeignungsgebietes Nr. 45/18 „Wessin“ (rot) gem. der zweiten Stufe des Beteiligungsver- fahrens des Regionalen Raumentwicklungsprogramms Westmecklenburg (RREP WM) im Bezug zu Altgebieten gem. RREP WM 2011 (blau). Stand: August 2018 (58. Verbandsversammlung), unmaßstäblich.

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Tel./ Fax:03395 303996 / 300238

Dipl. Ing. Karin Kostka Dörfelstraße 12, 16928 Pritzwalk

Inhalt

Inhalt 2

1 Veranlassung 4

2 Naturräumliche Einordnung und Lagebeschreibung 4

3 Aktuelle Standortplanung, Kranstellflächen und Zuwegungen 6

4 Datenrecherchen und Auswertung von Bestandsdaten 8

5 Brutvogelkartierung 9

5.1 Untersuchungsgebiet ...... 9

5.2 Methodik der Brut- und Gastvogelkartierung ...... 10

5.3 Ergebnisse Brut- und Gastvögel ...... 15

5.3.1 Gesamtbestand ...... 15

5.3.2 Greif- und Großvögel und Horstsuche ...... 17

5.3.2.1 Zusammenfassende Auswertung für die Arten Mäusebussard (Buteo buteo) und Rotmilan (Milvus milvus) ...... 23

5.3.3 Koloniebrüter ...... 23

5.3.4 Geschützte Brutvogelarten ...... 24

5.3.5 Bedeutung des Untersuchungsgebietes für die Brut- und Gastvögel ...... 30

6 Zusammenfassung 32

7 Anlagen 34

Karte 1: Brutvogelkartierung 2017 (500 m-Radius), M 1:10.000 ...... 34

Karte 2: Horstsuche Greif- und Großvögel 2017 (1.000 m-Radius), M 1:20.000 ...... 34

Literaturverzeichnis 35

Inhalt 3

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Begehungstermine der Brut- und Gastvogelkartierung mit Zeit- und Witterungsangaben .... 11

Tabelle 2 Verwendete Symbole für Verhaltensweisen von Vögeln im Verlauf der Brut- und Gastvogelkartierung geändert nach SÜDBECK ET AL. (2005) ...... 12

Tabelle 3 Liste der im UG nachgewiesenen Brut- und Gastvögel während der Brutsaison 2017; Brutvogelarten mit Schutzstatus sind fett hervorgehoben ...... 16

Tabelle 4 Ergebnisse der Kartierung von Greif- und Großvögeln 2017 ...... 18

Tabelle 5 Brutergebnisse des Fischadlers im Umfeld des WEG Wessin von 2012 bis 2016 ...... 25

Tabelle 6 Brutergebnisse des Seeadlers im Umfeld des WEG Wessin von 2013 bis 2016 ...... 29

Tabelle 7 Brutergebnisse des Weißstorchs im Umfeld des UG von 2012 bis 2016 ...... 30

Tabelle 8 Für die avifaunistische Bedeutung zu bewertende Brutvogelarten im UG (VHF + 500 m- Radius) und ermittelte Punkte nach BEHM UND KRÜGER (2013) ...... 31

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Grundlage der Zug- und Rastvogelkartierung 2016/2017: Gebietskulisse des WEG 44/16 „Wessin“ gem. 1. Entwurf der Teilfortschreibung des RREP WM ...... 6

Abbildung 2 Grundlage der Brut- und Gastvogelkartierung 2017: Gebietskulisse des WEG 44/16 „Wessin“ gem. 1. Entwurf der Teilfortschreibung des RREP WM mit der Standortplanung zur Errichtung von 16 WEA (Stand April 2017) ...... 6

Abbildung 3 aktuelle Gebietskulisse des WEG 45/18 „Wessin“ (Stand: August 2018) mit den aktuell geplanten 20 WEA Standorten inkl. Zuwegungen (Stand: September 2018) ...... 7

Abbildung 5 Flächennutzung im 2.000 m-Radius um den Rotmilanhorst, hellgrün = 2.000 m-Radius um den Horst, blau Niederungsgebiet des Teufelsbaches, gelb = Raps, dunkelgrün = Grünland, orange = Getreide, hellrot = Mais, braun = Kartoffeln ...... 27

Abbildung 6 Ackerflächen und das Niederungsgebiet des Teufelsbaches, südöstlich des Rotmilanbrutplatzes, Blickrichtung von Norden nach Süden ...... 28

K.K – RegioPlan - Doerfelstraße 12, 16928 Pritzwalk Oktober 2018 Veranlassung 4

1 Veranlassung

Ein Vorhabenträger, plant die Errichtung und Inbetriebnahme von Windenergieanlagen (WEA) innerhalb des noch im Verfahren befindlichen Windeignungsgebiet (WEG) Nr. 45/18 „Wessin“ auf dem Gebiet der Gemarkungen Wessin, Barnin, Radepohl und Zapel Hof der Stadt Crivitz, im Landkreis Ludwigslust- Parchim (LUP).

Das geplante WEG wurde im Regionalen Raumentwicklungsprogramm Westmecklenburg, Teilfort- schreibung zum geänderten Entwurf des Kapitels 6.5 Energie zur zweiten Stufe des Beteiligungsver- fahrens, Stand: August 2018 (RREP WM 2018) als Windeignungsgebiet Nr. 45/18 „Wessin“ ausgewie- sen.

Die aktuelle Planung sieht vor, hier einen Windpark mit insgesamt 20 Windenergieanlagen (WEA) des Typs Enercon E 138 mit einer Nabenhöhe (NH) von 160 m zur Gewinnung von Elektrizität aus erneu- erbarer Energien zu errichten und in Betrieb zu nehmen.

Innerhalb des ausgewiesenen WEG Nr. 45/18 „Wessin“ werden derzeit noch keine WEA betrieben.

Der o.g. Vorhabenträger hat unser Büro mit einer vollumfänglichen avifaunistischen Kartierung beauf- tragt. Diese umfasst sowohl die Erfassung der Zug- und Rastvögel von September 2016 bis April 2017, als auch die Erfassung der Brut- und Gastvögel von Februar bis Juli 2017. Der vorliegende Bericht beschäftigt sich ausschließlich mit der Brut- und Gastvogelkartierung. Für die Erfassung der Zug- und Rastvögel wurde ein separater Bericht erstellt.

Der Vorhabenträger beauftragte unser Büro mit der Durchführung und Auswertung von avifaunistischen Untersuchungen im geplanten WEG, um einen Überblick über die avifaunistische Diversität im Gebiet zu erhalten.

2 Naturräumliche Einordnung und Lagebeschreibung

Das ausgewiesene WEG Nr. 45/18 „Wessin“ befindet sich ca. 1,7 km östlich von Crivitz (Landkreis LUP, MV), 13,5 km nordwestlich von Parchim, 22 km westlich von Goldberg, 20,7 km nordwestlich von Lübz und 17,3 km südwestlich von Sternberg. Das WEG liegt zwischen den Ortschaften Zapel-Hof und Zapel- Ausbau im Südwesten, Neu Ruthenbeck im Südosten, Radepohl im Nordosten, Wessin und Hof Barnin im Norden sowie der Stadt Crivitz im Westen.

Das WEG liegt im Bereich der Großlandschaften „Höhenrücken und Mecklenburgisch-Brandenburgi- sche Seenplatte“ und „Vorland der Mecklenburgischen Seenplatte“ in den Landschaftseinheiten „Seen- platte des Oberen Warnow-Elde-Gebietes“ und „Parchim-Meyenburger Sand- und Lehmfläch-en“

(SCHULTZE 1955; HURTIG 1957).

Das von der Planung beanspruchte Gebiet liegt auf dem Kartenblatt der Topographischen Karte 1:25.000 TK-25 2436 .

K.K – RegioPlan - Doerfelstraße 12, 16928 Pritzwalk Oktober 2018 Naturräumliche Einordnung und Lagebeschreibung 5

Das Geländeniveau bewegt sich zwischen 60 m ü. NN am westlichen Ortsrand von Zapel Hof und 82,8 m ü. NN südlich von Wessin.

Im Gebiet sind nur wenige stehende Gewässer vorhanden. Dabei handelt es sich um Kleingewässer der Zapeler Teiche bei Zapel Hof und Zapel-Ausbau sowie um ein Feldsoll südlich von Wessin. Außer- halb des 1.000 m-Umfeldes, im 3.000 m-Radius um die Außengrenze des WEG Nr. 45/18 „Wessin“ befinden sich zwei größere Gewässer, der Barniner See im Nordwesten und das Krumme Moor im Südosten. Darüber hinaus bestehen drei kleinere ehemalige Fischteiche am östlichen Ortsrand von Wessin. Das Krumme Moor ist seit 1990 als Naturschutzgebiet mit einer Fläche von ca. 11 ha ausge- wiesen (LUNG MV 2018). Südlich von Radepohl befindet sich am Teufelsbach außerdem ein größeres Torfstichgewässer.

Bestehende Fließgewässer sind der Teufelsbach östlich des WEG, welcher in einer vermoorten Niede- rung verläuft sowie darüber hinaus vereinzelte Entwässerungsgräben innerhalb der Ackerflächen, die jedoch ohne übergeordnete Funktion bestehen. Die beiderseits an den Teufelsbach angrenzenden Flä- chen werden als extensives Dauergrünland genutzt.

Der Teufelsbach hat seinen Ursprung bei Friedrichsruhe und fließt östlich des WEG, südlich von Rade- pohl in nördlicher Richtung. Er mündet nordöstlich des Untersuchungsgebietes bei Bülow in die Warnow.

Die vorherrschende Form der Landnutzung im WEG sind intensiv bewirtschaftete Ackerflächen, welche während der Brutsaison 2017 mit Mais, Wintergerste und Kartoffeln bestellt waren. Das Landschaftsbild weist einen monotonen, gering strukturierten und weitgehend ausgeräumten Charakter auf.

Dauergrünland auf Niedermoorstandorten ist nur im Bereich des „Teufelsbachs“ südlich von Radepohl vorhanden. Außerdem befinden sich Dauergrünlandflächen nördlich von Zapel-Hof sowie zwischen Wessin und Radepohl.

Geschlossene Waldgebiete sind insbesondere im Nordwesten und Südosten vorhanden, wie beispiels- weise das Waldgebiet „Eichholz“ östlich von Crivitz, das Waldgebiet „Barniner Tannen“ östlich von Bar- nin sowie das Waldgebiet „Mordkuhle“ zwischen Wessin und Ruthenbeck. Bei diesen Waldbeständen handelt es sich um Kiefernmischwald und Laubmischwald unterschiedlicher Zusammensetzung und Al- tersstruktur. Innerhalb der Ackerflächen befinden sich darüber hinaus vereinzelt kleinere Feldgehölze, zumeist in den Randbereichen von Kleingewässern.

Entlang der vorhandenen Straßen und z.T. unbefestigten Wege sind darüber hinaus stellenweise, zu- meist lückige Hecken (Schlehe, Prunus spinosa) und Baumreihen (Pappel, Populus tremula) sowie Ein- zelbäume im Gebiet vorhanden

Im nordwestlichen Randbereich des WEG Nr. 45/18 „Wessin“ verläuft zwischen Zapel-Hof und Hof Bar- nin eine 380-kV-Hochspannungsfreileitung auf Tragmasten aus Stahlgitterfachwerk von Schwerin-Gör- ries nach Güstrow. Dort befindet sich auch ein Umspannwerk.

K.K – RegioPlan - Doerfelstraße 12, 16928 Pritzwalk Oktober 2018 Aktuelle Standortplanung, Kranstellflächen und Zuwegungen 6

3 Aktuelle Standortplanung, Kranstellflächen und Zuwegungen

Unser Büro wurde im September 2016 mit einer vollständigen Erfassung des Zug- und Rastvogelge- schehens beauftragt und hat hierzu auf Grundlage des Entwurfs zur Gebietskulisse des damaligen WEG 44/16 „Wessin“ gemäß dem 1. Entwurf der Teilfortschreibung des RREP WM (siehe Abbildung 1) Kar- tierungen durchgeführt.

Abbildung 1 Grundlage der Zug- und Rastvogelkartierung 2016/2017: Gebietskulisse des WEG 44/16 „Wessin“ gem. 1. Entwurf der Teilfortschreibung des RREP WM Nach Abschluss der Kartierarbeiten im April 2017 hat unser Büro auf Grundlage einer vom Vorhaben- träger mitgeteilten Standortplanung für die Errichtung und den Betrieb von 16 WEA eine vollständige Erfassung der Brutvogelsaison durchgeführt (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2 Grundlage der Brut- und Gastvogelkartierung 2017: Gebietskulisse des WEG 44/16 „Wessin“ gem. 1. Ent- wurf der Teilfortschreibung des RREP WM mit der Standortplanung zur Errichtung von 16 WEA (Stand April 2017)

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Nach Abschluss der Kartierungsarbeit zu den Zug- und Rastvögeln sowie zu den Brut- und Gastvögeln wurde unser Büro im September 2018 durch den Vorhabenträger über eine aktualisierte Standortpla- nung informiert (siehe Abbildung 3). Diese beinhaltet nun mehr die Errichtung von 20 WEA und basiert auf dem zweiten Entwurf zur Teilfortschreibung des RREP WM, in dem das WEG jetzt mit leicht verän- derter Gebietsabgrenzung unter der Bezeichnung Nr. 45/18 „Wessin“ geführt wird.

Abbildung 3 aktuelle Gebietskulisse des WEG 45/18 „Wessin“ (Stand: August 2018) mit den aktuell geplanten 20 WEA Standorten inkl. Zuwegungen (Stand: September 2018) Gegenüber der ursprünglichen Gebietsabgrenzung der in 2016 begonnenen Kartierungsarbeiten hat sich die aktuelle Flächenkulisse hinsichtlich ihres Umfangs vergrößert. Dazu wurde die Fläche im Wes- ten bis zu den Grenzen des Waldgebietes Eichholz erweitert. Die südliche Grenze des Gebietes wurde um ca. 200 m erweitert. Die nördliche Grenze hat sich nach Süden ca. 70 m verschoben. Im Osten hat sich die Gebietsabgrenzung nicht verändert.

Gemäß der „Artenschutzrechtlichen Arbeits- und Beurteilungshilfe für die Errichtung und den Betrieb von Windenergieanlagen“ (AAB WEA) Teil Vögel des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geo- logie Mecklenburg-Vorpommern (LUNG MV 2016) sind zur Erfassung von Brut- und Gastvögeln Unter- suchungen in einem Radius von 200 m um die geplanten WEA Standorte erforderlich. Außerdem sind bei planungsrelevanten windkraftsensiblen Arten die spezifischen Untersuchungsradien gem. AAB WEA Teil Vögel zu berücksichtigen.

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Die in 2017 durchgeführte Brut- und Gastvogelkartierung hatte die Gebietsabgrenzung des WEG Nr. 44/16 als Grundlage und basierte noch nicht auf einer konkreten Standortplanung.

Wegen der zu diesem Zeitpunkt fehlenden Standortplanung und zur Absicherung der weiteren Pla- nungsvarianten wurde in Abstimmung mit dem Vorhabenträger ein Untersuchungsradius von 500 m um die damalige Gebietsabgrenzung gewählt. Daher sind die Anforderungen der AAB von 200 m zur Er- fassung der Brut- und Gastvögel unter Berücksichtigung der Gebietsänderung des zweiten Entwurfs der RREP WM auch für die aktuelle konkrete Standortplanung erfüllt.

Das Plangebiet befindet sich zwischen der Bundesstraße B 392 (alt Landstraße L 15) im Norden und der Bundesstraße B321 von Crivitz nach Friedrichsruhe. Die Erschließung der geplanten WEA Stand- orte erfolgt zum großen Teil über den bereits vorhandenen Feld- und Wirtschaftsweg zwischen Zapel- Hof und Wessin sowie über die Verbindungsstraße von der B321 nach Wessin.

4 Datenrecherchen und Auswertung von Bestandsdaten

Ergänzend zu den eigenen Ergebnissen, der im Zeitraum von Februar bis Juli 2017 durchgeführten Kartierungsarbeiten, wurde im März 2017, entsprechend der Empfehlung der AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Kapitel 6.1) eine Abfrage zu vorliegenden Bestandsdaten ausgewählter Vogelarten an das LUNG MV gestellt. Die Abfrage beschränkte sich auf Arten, für die in MV besondere Festlegun- gen, im Sinne tierökologischer Abstandskriterien nach der AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Ka- pitel 6.1) gelten.

Mit Stand vom 30. März 2017 wurden durch das LUNG Daten zu Vorkommen der planungsrelevanten Greif- und Großvogelarten Fischadler, Seeadler, Wanderfalke und Weißstorch im Umfeld des WEG Nr. 44/16 „Wessin“ übermittelt. Nach dem zweiten Entwurf des RREP WM ist das Gebiet nun unter der Nr. 45/18 „Wessin“ geführt. Diese Daten wurden mit den selbst erhobenen Kartierungsergebnissen abge- glichen bzw. zur Darstellung und Einschätzung des Bestandes der betreffenden Arten im weiteren Um- feld des geplanten Vorhabens herangezogen.

Eine weitere Datenanfrage zu planungsrelevanten Vogelarten wurde auch an die Ornithologische Ar- beitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern e.V. (OAMV) gestellt. Durch die OAMV wurden jedoch keine vorhandenen Daten bereitgestellt. Die OAMV weist darauf hin, dass sie als eingetragener Verein keine Behörde ist und deshalb nicht den Bestimmungen des Umweltinformationsgesetzes (UIG) unter- liegt (FEIGE schriftl. Mitteilung).

Des Weiteren wurden im Internet öffentlich zugängliche Daten zur Bewertung der Situation der nach der AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016) planungsrelevanten Vogelarten und Artengruppen im Be- reich des WEG sowie in dessen 3.000 m-Umfeld herangezogen. Diese Daten wurden im Internet-Kar- tenportal des LUNG MV (2018) recherchiert.

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Ergänzend dazu wurden Informationen den Weißstorch betreffend beim Weißstorchbetreuer Dr. Lothar Daubner aus Klein Görnow herangezogen. Auch die einschlägigen Veröffentlichungen der Fachgruppe

Ornithologie in den Jahresberichten und Rundschreiben (DAUBNER 2012, 2013, 2014, 2015, 2016), wur- den auf relevante, den Planungsraum betreffende Daten durchgesehen. Diese wurden ergänzend in die Beschreibung der jeweiligen Arten einbezogen (Kap. 5.3 ff.)

5 Brutvogelkartierung

5.1 Untersuchungsgebiet

Der im nachfolgenden Text verwendete Begriff „Untersuchungsgebiet“ (UG) bezieht sich auf die folgend beschriebenen Untersuchungsräume, die den jeweiligen Kartierungen (500 Meter Radius für Brutvögel sowie artbezogen für die Greif- und Großvögel) zugrunde gelegt wurden.

In den Ergebniskarten (Karte 1: Brutvogelkartierung 2017 und Karte 2: Horstsuche Greif- und Großvögel 2017) werden die innerhalb dieser Untersuchungsradien ermittelten Kartierungsergebnisse aus der Brutsaison 2017 dargestellt.

Die eigentliche Kartierung der Brutvögel wurde von Anfang März 2017 bis Anfang Juli 2017 durchge- führt. Dabei wurde für die Kartierung aller Brutvogelarten ein Untersuchungsradius von 500 m um die Außengrenze der VHF gewählt.

Die aktuelle Grundlage für die Auswahl der Untersuchungsräume und der Methodik bildet die AAB- WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016), die seit dem 01. August 2016 in MV offiziell gilt.

Das Untersuchungsgebiet (UG) für die Brutvogelkartierung wird durch vier Vorgaben bestimmt:

1. Kartierung der Brutvögel im Umkreis von 500 m um die geplante WEG-Grenze

2. Horstkartierung im Umkreis von 1.000 m um die geplante WEG-Grenze, im Einzelfall bis zu 2.000 m

3. Kartierung der Greif- / Großvögel im Umkreis um die geplante WEG-Grenze, artspezifisch (LUNG MV 2016, Kapitel 6.2.1)

4. Erfassung der Koloniebrüter im Umkreis von 1.000 m um die geplante WEG-Grenze (LUNG MV 2016, Kapitel 5.1.19)

Die Anforderungen der AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016) wurden damit vollständig abgedeckt.

Im Folgenden wird auf eine Nennung der Begriffe Planungsfläche, Planungsraum und Untersuchungs- raum verzichtet. Es werden konsequent ausschließlich nur die Begriffe Vorhabenfläche (VHF) und Un- tersuchungsgebiet (UG) verwendet.

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5.2 Methodik der Brut- und Gastvogelkartierung

Optische Hilfsmittel zur Kartierung

Als optisches Hilfsmittel zur visuellen Beobachtung und Bestimmung der im UG vorkommenden Brut- und Gastvögel kam während der Kartierungsarbeiten ein binokulares, faltbares kompaktes Weitwinkel- Handfernglas (Carl-Zeiss-Jena Dekarem/Jenoptem 10 x 50 1 Q) zum Einsatz. Außerdem wurde ein monokulares kompaktes Feldbeobachtungsfernrohr (TSSP 80 MC) verwendet.

Methodik der Brutvogelkartierung

Während der Brutvogelkartierung wurden alle potenziell betroffenen im UG vorkommenden Vogelarten erfasst.

Dies schließt auch Vogelarten ein, die im UG selbst nicht brüten, dieses aber zur Nahrungssuche nutzen oder auf dem Weg zwischen ihren weiter entfernt gelegenen Brutplätzen und Nahrungsgebieten über- fliegen.

Die Kartierung der Brutvögel wurde in einem Umkreis von 500 m um die Außengrenze der VHF im März 2017 begonnen und bis Anfang Juli 2017 durchgeführt.

Besondere Berücksichtigung sollen, entsprechend der Vorgaben der AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Kapitel 6.2.1), auch die beiderseitigen Randbereiche der geplanten Zuwegungen sowie die um- liegenden Randbereiche der erforderlichen Kranstellflächen in einer räumlichen Tiefe von 200 m finden. Die Kartierungsergebnisse decken auch diese Bereiche vollständig ab. Außerhalb des UG werden keine zusätzlichen Wege geplant.

Außerdem wurden die vom LUNG festgelegten Ausschluss- und Prüfbereiche für die den Festlegungen der AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Kapitel 5.1 ff.) unterliegenden Vogelarten berücksichtigt.

Auch nachdem ab Ende April 2017 ein erster Entwurf der Anlagenkonfiguration und der Zuwegungspla- nung vorlag, wurde die Gebietsabgrenzung beibehalten um eine durchgehende Vergleichbarkeit der erhobenen Daten zu gewährleisten.

Das UG für die Brutvogelkartierung war damit größer, als in der AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Kapitel 6.2.1) mit 200 m um geplante Anlagenstandorte gefordert und ist damit immer noch für die ak- tuelle Gebietskulisse des WEG 45/18 „Wessin“ geeignet.

Die Brutvogelkartierung wurde von Anfang Februar bis Ende Juni 2017 an insgesamt 11 Terminen vor- genommen (Tabelle 1), wobei eine Begehung im Februar der Horstsuche von Greif- und Großvögeln galt, während die eigentliche Brutvogelkartierung an zehn Terminen in den Monaten März bis Juli statt- fand, die zeitlich annähernd gleichmäßig verteilt waren. Im Verlauf der Brutvogelkartierung wurden die bereits gefundenen Horste auf Besetzung kontrolliert.

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Die AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Kapitel 6.2.1) macht zur Anzahl der erforderlichen Bege- hungen keine Vorgaben. Dort wird jedoch auf SÜDBECK ET AL. (2005) verwiesen. Das LUNG MV (1999) sieht 3 bis 5 Begehungen, davon eine Nachtbegehung, vor. SÜDBECK ET AL. (2005) gehen jedoch für die Revierkartierung von einem Zeitaufwand von 6 bis 10 Begehungen aus.

Die höhere Anzahl an durchgeführten Begehungen als von LUNG MV (1999) gefordert, gewährleistet aufgrund einer daraus resultierenden größeren Datendichte eine bessere Möglichkeit der Einschätzung der tatsächlich bestehenden Brutreviere und erhöht zugleich die Nachweiswahrscheinlichkeit schwer feststellbarer Brutvogelarten.

Die Kartierungsarbeiten für die Erfassung der Brut- und Gastvögel wurde auf der Grundlage der für avifaunistische Bestandserhebungen geltenden Methodenstandards nach SÜDBECK ET AL. (2005) sowie

GNIELKA (1990) und BIBBY ET AL. (1995) durchgeführt. Der Brutvogelstatus der beobachteten Arten wird nach SÜDBECK ET AL. (2005) in drei Kategorien eingeteilt.

Vogelarten der Kategorie A (mögliches Brüten /Brutzeitfeststellung), die nur während der Brutzeit im UG beobachtet wurden und keine Verhaltensweisen zeigten, die zu einer Einstufung in Kategorie B (Brut- verdacht) oder C (Brutnachweis) führten, wurden lediglich als Gastvögel geführt.

Die Begehungen zur Brut- und Gastvogelerfassung, einschließlich der Horstsuche der Greif- und Groß- vögel wurden bei meist sonnigen und trockenen Witterungsverhältnissen, vorgenommen. Zwei Bege- hungen wurden auch in den Abendstunden, bzw. nachts vorgenommen. Die einzelnen Begehungen erfolgten an den verschiedenen Terminen jeweils mit wechselnder Streckenführung, von unterschiedli- chen Startpunkten aus und in abwechselnder Richtung um möglichst viele Teilbereiche auch zur Zeit der höchsten Gesangsaktivität zu kartieren.

Eine Übersicht der einzelnen Begehungstermine mit Angaben zur zeitlichen Dauer und zu den jeweili- gen Witterungsbedingungen wird in Tabelle 1 gegeben.

Tabelle 1 Begehungstermine der Brut- und Gastvogelkartierung mit Zeit- und Witterungsangaben Anzahl Datum Uhrzeit Dauer Witterung 1. 08.02.2017 07.00-13.00 Uhr 6 Std. -2°C, stark bewölkt, Wind mäßig O 2. 13.03.2017 06.30-12.30 Uhr 6 Std. 10°C, stark bewölkt, Wind mäßig S 3. 05.04.2017 06.00-12.00 Uhr 6 Std. 9°C, wolkig, Wind frisch W 4. 20.04.2017 06.00-12.00 Uhr 6 Std. 10°C, wolkig, Wind mäßig W 5. 03.05.2017 05.40-11.40 Uhr 6 Std. 11°C, stark bewölkt, mäßig O 6. 17.05.2017 16.00-22.00 Uhr 6 Std. 17°C, wolkig, Wind schwach S 7. 29.05.2017 04.30-10.30 Uhr 6 Std. 17°C,wolkig, Wind schwach W 8. 08.06.2017 16.00-22.00 Uhr 6 Std. 19°C, bedeckt, Wind mäßig SW 9. 15.06.2017 04.00-10.00 Uhr 6 Std. 14°C, heiter, Wind schwach W 10. 28.06.2017 05.00-11.00 Uhr 6 Std. 16°C, heiter, Wind schwach SO 11. 10.07.2017 05.00 -11.00 Uhr 6 Std. 14°C, stark bewölkt, Wind schwach W

Auf direkte Brutnachweise durch gezielte Nestersuche wurde aus Artenschutzgründen verzichtet, da Nester gebüsch- oder baumbrütender Vogelarten aufgrund der Belaubung kaum zu finden sind und es dadurch außerdem zu Störungen des Brutgeschäftes am Brutplatz und bei störungsanfälligen Vogelar- ten auch zur Aufgabe der Brut führen könnte. Zufällig gefundene Nester oder Bruthöhlen wurden jedoch mit erfasst. Zudem erfordert diese Methode einen außerordentlich hohen Zeit- und Arbeitsaufwand ohne vergleichbare Ergebnisse.

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Während der einzelnen Kartierungsdurchgänge wurden alle sich an dem jeweiligen Begehungstermin im UG aufhaltenden, optisch und akustisch wahrnehmbaren Vogelarten und Individuen, sowohl Brutvö- gel, Nahrungsgäste als auch Überflieger erfasst.

Diese Beobachtungen wurden jeweils einzeln und möglichst punktgenau in vorbereitete, topographi- sche Feldkarten tagesaktuell eingetragen.

Die Vogelnamen werden in den Feldkarten und den Plandarstellungen standardisiert mit einem bis drei

Buchstaben abgekürzt (SÜDBECK ET AL. 2005).

Die unterschiedlichen Verhaltensweisen der beobachteten Vögel wurden mit entsprechend vorgegebe- nen Symbolen gekennzeichnet. Diese Symbole sind für die Ermittlung der Revierzahlen am Ende der Brutsaison unerlässlich, werden aber in den Ergebniskarten nicht dargestellt. Hierbei wurde der von

SÜDBECK ET AL. (2005) empfohlene Katalog der Symbole vereinfacht. So wurden alle Lautäußerungen unter dem Symbol singend zusammengefasst und auf das Symbol warnend verzichtet. Ebenso wurde auf eine Unterteilung zwischen den Symbolen Nahrung suchend und Futter tragend verzichtet und beide Aktivitäten unter dem Symbol für Nahrungssuche zusammengefasst (Tabelle 2).

Tabelle 2 Verwendete Symbole für Verhaltensweisen von Vögeln im Verlauf der Brut- und Gastvogelkartierung geändert nach SÜDBECK ET AL. (2005) Symbol Erklärung < singend, rufend oder warnend  Nahrung suchend, Futter tragend  besetztes Nest oder Bruthöhle, brütend P Paar ~ auf Gewässer schwimmend  auffliegend  kreisend  überfliegend T ansitzend ↓ landend Nach Abschluss der Brut- und Gastvogelkartierung 2017 wurden die Daten aus den Feldkarten in eine Gesamtkarte übertragen, welche als Anlage dem vorliegenden Bericht beigefügt ist (siehe Kapitel 7).

Wiederholte Beobachtungen derselben Vogelart am selben Ort mit revieranzeigendem Verhalten bei verschiedenen Begehungen wurden als Brutrevier oder Brut- bzw. Revierverdacht zusammengefasst. Voraussetzung hierfür war, ob die Art der Beobachtung überwiegend als Revier anzeigend einzustufen ist und die umgebenden Habitatstrukturen aufgrund ihrer natürlichen Ausstattung als Bruthabitat für die betreffende Art geeignet gewesen sind.

Nur aus den Statusangaben für begründeten Brutverdacht und gesicherte Brutnachweise ist eine Ab- leitung als Reviervogel mit Brutvogelstatus möglich. Die Zahl der ermittelten Brut- oder Revierpaare ergibt sich aus der Summe von Brutverdachtsfällen und Brutnachweisen.

Bei Brutvögeln (gesicherter Brutnachweis) bzw. potentiellen Brutvögeln (begründeter Brutverdacht) ist jeweils der vermutete Reviermittelpunkt in der Karte angegeben, der jedoch nicht den, meist ohnehin unbekannten Neststandort und auch nicht den biologischen Reviermittelpunkt darstellt. Er zeigt nur die ungefähre Lage und damit nur die minimale Größe eines Brutreviers an.

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Mit der gewählten Methodik ist davon auszugehen, dass eine realistische Revierzahl für die erfassten Arten ermittelt wurde. Durch die flächendeckende Kartierung aller im UG vorkommenden Individuen jeder Art ist zudem eine Abschätzung der Größen der lokalen Populationen möglich.

Die einzelnen Durchgänge der Brut- und Gastvogelkartierung wurden zu verschiedenen Tageszeiten vorgenommen, da viele Vogelarten im Tagesverlauf unterschiedliche Aktivitätsmuster aufweisen.

So konnten auch in den frühen Morgen- bzw. den späten Abendstunden aktive Vogelarten erfasst und dadurch ein möglichst vollständiger Überblick über die im UG vorkommenden Brut- und Gastvogelarten erstellt werden.

In die artbezogene Betrachtung der Brut- und Gastvogelarten wurden alle nachgewiesenen Vogelarten mit einem Gefährdungsstatus nach den Roten Listen für MV (LUNG MV 2014) oder Deutschland

(GRÜNEBERG ET AL. 2015) und alle im Anh. 1 der EU-Vogelschutzrichtlinie (EU-VoSchRL) als besonders geschützt aufgeführten Arten einbezogen. Vogelarten, für die nach der für MV geltenden AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Kapitel 5.1 ff.) die Einhaltung von Mindestabständen zwischen Brutplätzen und den Standorten geplanter WEA vorgesehen ist, wurden hier ebenfalls mit dargestellt.

Die einzelnen Kartierungsergebnisse aller Vogelarten während der Brut- und Gastvogelkartierung wur- den kartographisch zusammengefasst und als Anlage (Karte 1: Brutvogelkartierung 2017) beigefügt.

Die vorliegenden Ergebnisse geben einen umfassenden Überblick des Artenspektrums der im UG le- benden Brut- und Gastvögel.

Methodik der Greif- und Großvogelerfassung, Horstsuche

Die Brutbestände einiger ausgewählter Greif- und Großvögel (Greifvögel, Störche, Kranich usw.) wur- den gemäß den Vorgaben der AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016) innerhalb der für diese Arten festgelegten Ausschlussbereiche um die Außengrenze der VHF vollständig erfasst. Die Methodik der

Artenerfassung erfolgte im Wesentlichen nach SÜDBECK ET AL. (2005) sowie nach BIJLSMA (1997). Die Erfassung war insbesondere auf mögliche Vorkommen konfliktträchtiger und planungsrelevanter Vogel- arten ausgerichtet.

Ergänzend dazu wurde der im Umkreis von 2 km um die VHF gelegene Horst des Weißstorches in Wessin auf Besetzung kontrolliert.

Bei Vogelarten, für die größere Ausschluss- und Prüfbereiche gelten, wurden die erforderlichen Daten beim LUNG und bei den zuständigen ehrenamtlichen Artenschutzkoordinatoren (sofern bereitwillig mit- geteilt) für MV erfragt.

Die im Umfeld bis zu 1.000 m um die VHF vorhandenen Gehölzstrukturen wurden am 08. Februar 2017 während einer ganztägigen Begehung durch zwei Mitarbeiter von K.K-RegioPlan vor dem Einsetzen des Blattaustriebs der Laubbäume begangen und auf das Vorhandensein von Horsten kontrolliert. Die beiden Mitarbeiter standen im Verlauf der gesamten Begehung über Handy miteinander in Kontakt.

Darüber hinaus wurde das 2.000 m-Umfeld der VHF ausschließlich nach Horsten des Rotmilans abge- sucht. Horste weiterer Arten sind gem. der AAB-WEA Teil Vögel im 2.000 m Radius nicht zu betrachten.

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Eine effektive Horstsuche ist nur während der laubfreien Jahreszeit in den zu dieser Zeit gut einsehba- ren Laubholzbereichen möglich. In Nadelholzbeständen kann diese Methode nicht angewendet werden. Hier sind Horste mitunter nur mit sehr viel Aufwand zu entdecken.

Während der Horstkartierung wurden alle Gehölzstrukturen, sowohl geschlossene Waldbereiche, als auch Baumreihen, Baumgruppen, Einzelbäume und Feldgehölze auf dort möglicherweise vorhandene Horststandorte abgesucht. Die straßen- oder wegebegleitenden Baumreihen wurden dabei, soweit eine Befahrung mit dem Auto möglich war, in Schrittgeschwindigkeit abgefahren und nach Horsten abge- sucht. Baumreihen, Einzelbäume, Baumgruppen und Feldgehölze innerhalb von Grünland- und Acker- flächen, abseits der durch das UG verlaufenden Wege, sowie Wegeabschnitte die nicht mit dem Auto befahrbar waren, wurden vollständig zu Fuß begangen.

Kleinere und größere Waldbereiche insbesondere in den nordwestlichen und südlichen Teilen des 1.000 m-Umfeldes des WEG wurden vollständig zu Fuß abgelaufen und nach Greif- und Großvogelhorsten abgesucht. Ebenso wurde die Suche nach Horsten des Rotmilans im Umfeld zwischen 1.000 und 2.000 m um die VHF durchgeführt.

Dabei wurden alle Bäume vom Erdboden aus mit einem Fernglas mit zehnfacher Vergrößerung in Au- genschein genommen und auf das Vorhandensein von Horsten kontrolliert. Die Position der gefundenen Horste wurden in den Feldkarten punktgenau vermerkt und die Art des Horsts tragenden Baumes be- stimmt. Die gefundenen Horste wurden während der folgenden Begehungen erneut aufgesucht um ge- sicherte Aussagen zur Besetzung und zur Artzugehörigkeit der dort ggf. brütenden Greif- und Großvögel treffen zu können. Wenn Horstbesetzung und Artzugehörigkeit bzw. Brutverhalten sicher bestimmt wer- den konnten, fanden keine weiteren Horstkontrollen statt, um Störungen zu vermeiden.

Die Ergebnisse der Horsterfassungen wurden in der Karte 2 dargestellt, die diesem Bericht als Anlage beigefügt ist. Die im Rahmen der Datenabfrage mitgeteilten Horststandorte außerhalb des Untersu- chungsraumes zur Horsterfassung wurden ebenfalls in die Kartendarstellung aufgenommen.

Koloniebrüter

Entsprechend der AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Kapitel 5.1.19) waren auch Brutvorkommen von regelmäßig in Kolonien brütenden störungssensiblen Vogelarten im 1.000 m-Umfeld der VHF beim LUNG abzufragen. Vorkommen von Koloniebrütern wurden durch das LUNG nicht mitgeteilt und konn- ten darüber hinaus im Rahmen der Kartierung nicht festgestellt werden.

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5.3 Ergebnisse Brut- und Gastvögel

5.3.1 Gesamtbestand

Während der Brutzeit 2017 wurden insgesamt 56 verschiedene Vogelarten im UG nachgewiesen. Dabei handelte es sich überwiegend um Vögel der offenen Agrarlandschaften sowie um Arten, die in Alleen und Heckenstrukturen oder fast ausschließlich innerhalb von Waldgebieten und deren Randbereichen leben.

Als Brutvögel mit gesichertem Brutnachweis oder begründetem Brutverdacht wurden 44 Vogelarten (78,57 %) festgestellt. 12 Arten (21,43 %) wurden im UG nur als Nahrungsgäste oder Überflieger ange- troffen.

Von den insgesamt 56 nachgewiesenen Vogelarten sind 22 Arten (39,29 %) entweder in den Roten Listen Mecklenburg-Vorpommerns bzw. Deutschlands als gefährdet geführt oder in deren Vorwarnlisten aufgenommen bzw. nach der Europäischen Vogelschutzrichtlinie geschützt.

Zur Nistplatzerfassung der Eulen und Spechte wurde im Februar 2017 eine Begehung im 1.000 m Um- feld durchgeführt, bei welcher der Waldkauz und die Waldohreule als Brutvögel festgestellt wurden.

Die gezielte Suche nach Greifvogelhorsten in der Brutsaison 2017 ergab die Funde von drei besetzten Horsten des Mäusebussards und zwei besetzten Horsten des Kolkraben. Auf Grundlage der Datenab- frage beim LUNG MV wurde der in diesem Rahmen mitgeteilte Weißstorchhorst in Wessin (1.200 m vom UG entfernt) auf Besetzung kontrolliert, für den im Frühjahr 2017 ein Besatz nachgewiesen werden konnte. Außerdem wurde aufgrund der naturräumlichen Ausstattung des UG und den mitgeteilten Daten des LUNG eine spezifische Horstsuche für den Rotmilan im 2.000 m Umfeld gem. AAB-WEA durchge- führt. Bei dieser wurde ein besetzter Horst festgestellt, welcher sich knapp außerhalb des 1.000 m- Umfeldes befindet.

Daneben wurden insgesamt vier Horste erfasst, welche während der Brutsaison 2017 unbesetzt waren. Zwei dieser Horste waren bereits bei der Kontrolle im Mai aufgrund natürlichen Zerfalls nicht mehr vor- handen. Von den übrigen zwei Horsten waren in Folge des fortschreitenden natürlichen Zerfalls nur noch Reste zu finden.

Im Rahmen der Horsterfassung konnten weitere 9 Horste dokumentiert werden, die während der ge- samten Brutsaison 2017 unbesetzt blieben. Bauart und Ausstattung lassen die Annahme zu, dass es sich hierbei um Wechselhorste der bereits dokumentierten Arten Mäusebussard und Rotmilan handelt.

Des Weiteren wurden während der Brutvogelkartierung drei Brutplätze bodenbrütender Greif- und Groß- vogelarten kartiert. Dabei handelte es sich um einen Brutplatz der Rohrweihe und zwei Brutplätze des Kranichs. Der Rohrweihenbrutplatz befand sich innerhalb des 500 m-Radius um die VHF.

Eine detaillierte Beschreibung der zuvor dargelegten Horste sowie der Brutplätze bodenbrütender Greif- und Großvögel findet sich im folgenden Kapitel 5.3.2.

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Die insgesamt 56 nachgewiesenen Brut- und Gastvogelarten lassen sich in die folgenden biologischen Gruppen einordnen:

 Sperlingsvögel (Passeriformes): 38 Arten (67,86 %)

 Taggreifvögel („Falconiformes“1): 4 Arten (7,14 %)

 Spechtvögel (Piciformes): 3 Arten (5,36 %)

 Eulen (Strigiformes), Gänsevögel (Anseriformes), Kranichvögel („Gruiformes“1), Schreitvögel („Ciconiiformes“1) und Taubenvögel (Columbiformes): jeweils 2 Arten (je 3,57 %)

 Hühnervögel (Galliformes): 1 Art (1,79 %)

In der folgenden Tabelle sind alle im Verlauf der Brut- und Gastvogelkartierung erfassten Vogelarten mit entsprechendem Schutzstatus (Rote Liste MV (VÖKLER ET AL. 2014), Rote Liste Deutschland

(GRÜNEBERG ET AL. 2015), Anhang 1 Europäische Vogelschutzrichtlinie EU-VoSchRL) sowie ggf. einzu- haltenden Ausschluss- und Prüfbereichen gem. der AAB-WEA Teil Vögel (LUNG MV 2016) aufgelistet.

Tabelle 3 Liste der im UG nachgewiesenen Brut- und Gastvögel während der Brutsaison 2017; Brutvogelarten mit Schutz- status sind fett hervorgehoben Nr. Deutscher Name Wissenschaftlicher RL- RL- EU- AAB-WEA BV NG/Ü Name MV D VoSchRL F 1 Amsel Turdus merula - - - - X - 2 Bachstelze Motacilla alba - - - - X - 3 Baumpieper Anthus trivialis 3 3 - - X - 4 Blaumeise Parus caeruleus - - - - X - 5 Blässralle Fulica atra V - - - X - 6 Bluthänfling Carduelis cannabina V 3 - - X - 7 Braunkehlchen Saxicola rubetra 3 2 - - X - 8 Buchfink Fringilla coelebs - - - - X - 9 Buntspecht Dendrocopos major - - - - X - 10 Dohle Corvus monedula V - - - - X 11 Dorngrasmücke Sylvia communis - - - - X - 12 Eichelhäher Garrulus glandarius - - - - X - 13 Elster Pica pica - - - - - X 14 Feldlerche Alauda arvensis 3 3 - - X - 15 Gelbspötter Hippolais icterina - - - - X - 16 Gimpel Pyrrhula pyrrhula 3 - - - X - 17 Goldammer Emberiza citrinella V V - - X - 18 Grauammer Emberiza calandra V - - - X - 19 Graureiher Ardea cinerea - - - - - X 20 Grünfink Carduelis chloris - - - - X - 21 Grünspecht Picus viridis - - - - X - 22 Höckerschwan Cygnus olor - - - - - X 23 Hohltaube Columba oenas - - - - X - 24 Klappergrasmücke Sylvia curruca - - - - X - 25 Kleiber Sitta europaea - - - - X - 26 Kohlmeise Parus major - - - - X - 27 Kolkrabe Corvus corax - - - - X - 28 Kranich Grus grus - - Anh. 1 PB: 500 m X - 29 Mäusebussard Buteo buteo - - - Einzelfall- X - prüfung 30 Mehlschwalbe Delichon urbica V 3 - - - X 31 Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla - - - - X - 32 Nachtigall Luscinia megarhynchos - - - - X -

1 „…“ : paraphyletische Gruppe (Gruppe von Organismen, deren Mitglieder zwar alle eine gemeinsame Stammart haben, die aber nicht alle Nachfahren dieser Stammart umfasst)

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Nr. Deutscher Name Wissenschaftlicher RL- RL- EU- AAB-WEA BV NG/Ü Name MV D VoSchRL F 33 Nebelkrähe Corvus cornix - - - - - X 34 Neuntöter Lanius collurio V - Anh. 1 - X - 35 Ortolan Emberiza hortulana 3 3 Anh. 1 - X - 36 Pirol Oriolus oriolus - V - - X - 37 Rauchschwalbe Hirundo rustica V 3 - - - X 38 Rebhuhn Perdix perdix 2 2 - - X - 39 Ringeltaube Columba palumbus - - - - X - 40 Rohrammer Emberiza schoeniclus V - - - X - 41 Rohrweihe Circus aeruginosus - - Anh. 1 AB: 500 m X - PB: 1.000 m 42 Rotkehlchen Erithacus rubecula - - - - X - 43 Rotmilan* Milvus milvus V V Anh. 1 AB: 1.000 m X* - PB: 2.000 m 44 Schafstelze Motacilla flava V - - - X - 45 Schwarzspecht Dryocopus martius - - Anh. 1 - X - 46 Singdrossel Turdus philomelos - - - - X - 47 Star Sturnus vulgaris - 3 - - X - 48 Stockente Anas platyrhynchos - - - - X - 49 Sumpfmeise Parus palustris - - - - X - 50 Turmfalke Falco tinnunculus - - - - - X 51 Waldkauz Strix aluco - - - - X - 52 Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix 3 - - - X - 53 Waldohreule Asio otus - - - - X - 54 Weißstorch* Ciconia ciconia 2 3 Anh. 1 AB: 1.000 m X* - PB: 2.000 m 55 Zaunkönig Troglodytes troglodytes - - - - X - 56 Zilpzalp Phylloscopus collybita - - - - X - Erläuterung zu den in Tabelle 3 verwendeten Abkürzungen: BV = Brutvogel, Art mit gesichertem Brutnachweis oder begrün- detem Brutverdacht im UG, * = Art wurde außerhalb des 1.000 m-Radius als Brutvogel nachgewiesen, NG = Nahrungsgast, ÜF= Überflieger, RL-MV = Rote Liste der Brutvögel Mecklenburg-Vorpommerns (VÖKLER ET AL. 2014), RL-D = Rote Liste der Brutvögel Deutschlands (GRÜNEBERG ET AL. 2015), 2 = stark gefährdet. 3 = gefährdet. V = Vorwarnliste, EU-VoSchRL = EU- Vogelschutzrichtlinie, Richtlinie 2009/14/147/EG, Anh. 1 = Anhang 1 der Europäischen Vogelschutzrichtlinie, AAB-WEA = Arten- schutzrechtliche Arbeits- und Beurteilungshilfe für die Errichtung und den Betrieb von Windenergieanlagen (LUNG MV 2016), AB = Ausschlussbereich, PB =Prüfbereich

5.3.2 Greif- und Großvögel und Horstsuche

Während der am 08.02.2017 von zwei Kartierern durchgeführten Horstsuche und den nachfolgenden Kontroll-Begehungen im Frühjahr 2017, wurden insgesamt 23 Horste und Brutplätze von Greif- und Großvögeln festgestellt. Von den erfassten Greif- und Großvogelhorsten waren drei von Mäusebussar- den, zwei Horste von Kolkraben und ein weiterer Horst vom Rotmilan besetzt. Daneben wurden ein Rohrweihenbrutplatz an einem Feldsoll sowie zwei Kranichbrutreviere erfasst. Ergänzend dazu wurde der Weißstorchhorst in Wessin auf Besatz kontrolliert.

Als unbesetzt ermittelte Horste und Reste alter, bereits länger ungenutzter Horste wurden ebenfalls mit erfasst. Nachfolgend werden die erfassten Horst- und Neststandorte in Tabelle 4 fotografisch belegt und ergänzend beschrieben. Sie wurden zudem auch kartografisch in der als Anlage beigefügten Karte 2 dargestellt.

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Tabelle 4 Ergebnisse der Kartierung von Greif- und Großvögeln 2017

Nr. Foto Beschreibung

1 Besetzter Horst des Mäusebussards (Buteo buteo) auf einer Bu- che im Waldgebiet „Eichholz“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, nördlich von Zapel Hof, westlich von Wessin, Stammumfang (BHU): 1,8 m, Höhe 15 m Funddatum: 08. Februar 2017, unbesetzt Kontrolle: am 20. April 2017 von Mäusebussard besetzt Kontrolle: am 03. Mai 2017: von Mäusebussard besetzt Kontrolle: am 29. Mai 2017: von Mäusebussard besetzt

2 Vermutlich alter Mäusebussard-Horst (Buteo buteo) auf einer Kiefer im Waldgebiet „Eichholz“, nördlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich von Zapel Hof, westlich von Hof Barnin und Wessin, Stammumfang (BHU): 0,9 m, Höhe 18 m Funddatum: 08. Februar 2017, noch unbesetzt Kontrolle: am 03. Mai 2017 unbesetzt

3 Horst des Weißstorches (Ciconia ciconia) auf einem Betonnist- mast mit künstlicher Horstunterlage in Wessin Funddatum: 08. Februar 2017, unbesetzt Kontrolle: am 05. April 2017 besetzt, ein Altvogel steht auf dem Horst

4 Alter unbestimmter Horst auf einer Kiefer im Waldgebiet „Mord- kuhle“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südöstlich von Wessin, südwest- lich von Radepohl, östlich der Ortsverbindungsstraße von Ruthen- beck nach Wessin, westlich des Teufelsbachs, Stammumfang (BHU): 1,2 m, Höhe 27 m Funddatum: 08. Februar 2017, unbesetzt Kontrolle: am 29. Mai 2017, kein Horst mehr vorhanden

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Nr. Foto Beschreibung

5 Vermutlich alter Mäusebussard-Horst (Buteo buteo) auf einer Kiefer im Waldgebiet „Mordkuhle“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südöst- lich von Wessin, südwestlich von Radepohl, östlich der Ortsverbin- dungsstraße von Ruthenbeck nach Wessin, westlich des Teufels- bachs, Stammumfang (BHU): 1,6 m, Höhe 20 m Funddatum: 08. Februar 2017, noch unbesetzt Kontrolle: am 20. April 2017, unbesetzt Kontrolle: am 17. Mai 2017, unbesetzt

6 Alter unbestimmter Horst auf einer Kiefer im Waldgebiet „Mord- kuhle“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südlich von Wessin, südwestlich von Radepohl, östlich der Ortsverbindungsstraße von Ruthenbeck nach Wessin, westlich des Teufelsbachs, Stammumfang (BHU): 1,5 m, Höhe 30 m Funddatum: 13. März 2017, unbesetzt Kontrolle: am 20. April 2017, unbesetzt, nur noch Horstrest vorhan- den

7 Vermutlich alter Mäusebussard-Horst (Buteo buteo) auf einer Kiefer im Waldgebiet „Mordkuhle“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südlich von Wessin, südwestlich von Radepohl, östlich der Ortsverbin- dungsstraße von Ruthenbeck nach Wessin, westlich des Teufels- bachs, Art unbestimmt, Stammumfang (BHU): 0,9 m, Höhe 18 m Funddatum: 13. März 2017, unbesetzt Kontrolle: am 03. Mai 2017, unbesetzt

8 Alter unbestimmter Horst auf einer Buche im Waldgebiet „Mord- kuhle“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südlich von Wessin, südwestlich von Radepohl, östlich der Ortsverbindungsstraße von Ruthenbeck nach Wessin, westlich des Teufelsbachst, Stammumfang (BHU): 1,5 m, Höhe 20 m Funddatum: 13. März 2017, unbesetzt Kontrolle: am 03. Mai 2017, kein Horst mehr vorhanden

9 Vermutlich alter Mäusebussard-Horst (Buteo buteo) auf einer Kiefer im Waldgebiet „Mordkuhle“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südlich von Wessin, südwestlich von Radepohl, östlich der Ortsverbin- dungsstraße von Ruthenbeck nach Wessin, westlich des Teufels- bachs, Stammumfang (BHU): 1,2 m, Höhe 22 m Funddatum: 13. März 2017, unbesetzt Kontrolle: am 03. Mai 2017, unbesetzt

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Nr. Foto Beschreibung

10 Alter unbestimmter Horst auf einer Kiefer im Waldgebiet „Mord- kuhle“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südlich von Wessin, südwestlich von Radepohl, östlich der Ortsverbindungsstraße von Ruthenbeck nach Wessin, westlich des Teufelsbachs, Stammumfang (BHU): 1,2 m, Höhe 25 m Funddatum: 13. März 2017, unbesetzt Kontrolle: am 03. Mai 2017, unbesetzt, nur noch Horstrest vorhan- den

11 Vermutlich alter Mäusebussard-Horst (Buteo buteo) auf einer Kiefer im Waldgebiet „Mordkuhle“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südlich von Wessin, nördlich von Ruthenbeck, östlich der Ortsverbindungs- straße von Ruthenbeck nach Wessin, westlich des Teufelsbachs, Stammumfang (BHU): 1,6 m, Höhe 30 m Funddatum: 13. März 2017, Horst unbesetzt Kontrolle: am 20. April 2017, Horst unbesetzt Kontrolle: am 17. Mai 2017 Horst unbesetzt

12 Vermutlich alter Mäusebussard-Horst (Buteo buteo) auf einer Lärche im Waldgebiet „Mordkuhle“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südlich von Wessin, südwestlich von Radepohl, östlich der Ortsverbin- dungsstraße von Ruthenbeck nach Wessin, westlich des Teufels- bachs, Stammumfang (BHU): 1,1 m, Höhe 10 m Funddatum: 13. März 2017, Horst unbesetzt Kontrolle: am 05. April 2017, Horst unbesetzt Kontrolle: am 20. April 2017 Horst unbesetzt

13 Horst auf einer Kiefer im Waldgebiet „Mordkuhle“, südlich der Bun- desstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südlich von Wessin, südwestlich von Radepohl, östlich der Ortsverbindungsstraße von Ruthenbeck nach Wessin, östlich des Teufelsbachs, eine Waldohreule flog vom Horst ab (Nachnutzer ?), Stammumfang (BHU): 1,5 m, Höhe 15 m Funddatum: 28. März 2017, eine Waldohreule fliegt vom Horst ab (evtl. Nachnutzer?) Kontrolle: am 20. April 2017 Horst unbesetzt

14 Vermutlicher Wechselhorst des Rotmilan (Milvus milvus) auf ei- ner Kiefer im Waldgebiet „Mordkuhle“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, süd- lich von Wessin, südwestlich von Radepohl, östlich der Ortsverbin- dungsstraße von Ruthenbeck nach Wessin, östlich des Teufels- bachs, Stammumfang (BHU): 0,6 m, Höhe 15 m Funddatum: 28. März 2017, Horst unbesetzt Kontrolle: am 05. April 2017, Horst unbesetzt Kontrolle: am 20. April 2017 Horst unbesetzt

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Nr. Foto Beschreibung

15 Besetzter Horst des Kolkraben (Corvus corax) auf einer Kiefer im Waldgebiet „Mordkuhle“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südlich von Wessin, südwestlich von Radepohl, östlich der Ortsverbindungs- straße von Ruthenbeck nach Wessin, östlich des Teufelsbachs, am 05.04.2017 von Kolkraben besetzt, Stammumfang (BHU): 1,5 m, Höhe 30 m Funddatum: 28. März 2017, Horst von Kolkraben besetzt Kontrolle: am 05. April 2017, Horst von Kolkraben besetzt Kontrolle: am 03. Mai 2017, Horst von Kolkraben besetzt

16 Besetzter Horst des Mäusebussards (Buteo buteo) auf einer Kiefer im Waldgebiet „Mordkuhle“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südlich von Wessin, südwestlich von Radepohl, östlich der Ortsverbin- dungsstraße von Ruthenbeck nach Wessin, westlich des Teufels- bachs, Stammumfang (BHU): 1,2 m, Höhe 30 m Funddatum: 28. März 2017, Horst unbesetzt Kontrolle: am 05.04.2017, Horst von Mäusebussard besetzt, ein Altvogel fliegt vom Horst auf

17 Besetzter Horst des Rotmilans (Milvus milvus) auf Kiefer im Waldgebiet „Mordkuhle“, nördlich der Bundesstraße B 321, südlich von Wessin, südwestlich von Radepohl, östlich der Ortsverbin- dungsstraße von Ruthenbeck nach Wessin, westlich des Teufels- bachs, Stammumfang (BHU): 1,20 m, Höhe 12 m Funddatum: 05. April 2017, Horst von Rotmilan besetzt Kontrolle: am 03. Mai 2017, Horst von Rotmilan besetzt, ein Altvo- gel fliegt vom Horst auf

18 Besetztes Brutrevier des Kranichs (Grus grus) im Niederungs- gebiet am Teufelsbach südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landes- straße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südlich von Wessin, nordöstlich von Ruthenbeck, südwestlich von Radepohl, östlich der Ortsverbindungsstraße von Neu Ruthenbeck nach Wessin, mit Phragmites-Schilfbestand und Erlenstreifen Funddatum: 05. April 2017, Brutrevier von Kranich besetzt

19 Besetzter Horst des Mäusebussards (Buteo buteo) auf einer Lärche im Waldgebiet „Mordkuhle“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südlich von Wessin, südwestlich von Radepohl, westlich der Ortsverbin- dungsstraße von Ruthenbeck nach Wessin, östlich des Teufels- bachs Funddatum: 20. April 2017, Horst von Mäusebussard besetzt Kontrolle: 02. Mai 2017, Horst von Mäusebussard besetzt

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Nr. Foto Beschreibung

20 Vermutlich alter Mäusebussard-Horst (Buteo buteo) auf einer Kiefer im Waldgebiet „Mordkuhle“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südöst- lich von Wessin, südwestlich von Radepohl, östlich der Ortsverbin- dungsstraße von Ruthenbeck nach Wessin, westlich des Teufels- bachs, Stammumfang (BHU): 1,1 m, Höhe 12 m Funddatum: 03. Mai 2017, Horst unbesetzt Kontrolle: am 17. Mai 2017 Horst unbesetzt

21 Besetztes Brutrevier des Kranichs (Grus grus) an einem verlan- deten Feldsoll südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südwestlich von Wessin, nordöstlich von Zapel Ausbau, westlich der Ortsverbindungsstraße von Ruthenbeck nach Wessin Funddatum: 20. April 2017, Revierpaar anwesend, kein Hinweis auf Brut Kontrolle: 29. Mai 2017, Revierpaar anwesend, keine Jungen

22 Besetzter Horst des Kolkraben (Corvus corax) auf einer Kiefer im Waldgebiet „Mordkuhle“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südöstlich von Wessin, nördlich von Ruthenbeck, östlich der Ortsverbindungs- straße von Ruthenbeck nach Wessin, westlich des Teufelsbachs, Stammumfang (BHU): 0,60 m, Höhe 18 m Funddatum: 29. Mai 2017

23 Horst der Rohrweihe (Circus aeruginosus) in einem Feldsoll süd- lich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), nördlich der Bundesstraße B 321, südwestlich von Wessin, nordöstlich von Za- pel Ausbau, westlich der Ortsverbindungsstraße von Ruthenbeck nach Wessin Funddatum: 29. Mai 2017 Kontrolle: 15. Juni 2017, Horst verlassen, keine Eier, keine Jun- gen, vermutlich Brutverlust durch Prädation

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5.3.2.1 Zusammenfassende Auswertung für die Arten Mäusebussard (Buteo buteo) und Rotmilan (Milvus milvus)

Die nachfolgende Auswertung der erfassten Horststandorte für die Arten Mäusebussard und Rotmilan kann anhand von Karte 2, welche sich in den Anlagen dieses Berichtes befindet, nachvollzogen werden.

Die Horste Nr. 1 und 2 befinden sich beide im Waldgebiet „Eichholz“ und liegen in einer Entfernung von ca. 520 m. Aufgrund dieser räumlichen Nähe kann die Vermutung aufgestellt werden, dass es sich bei dem Horst Nr. 2 um einen Wechselhorst zum 2017 besetzten Mäusebussard-Horst Nr. 1 handelt.

Aufgrund ihrer räumlichen Nähe kann angenommen werden, dass die Horste Nr. 4, 5 und 20 ein altes Revier des Mäusebussards darstellen. Alle drei Horste befinden sich im gleichen Waldgebiet und liegen nur 275 m (Abstand Horst Nr. 4 zu Nr. 20) bzw. 350 m (Abstand Horst Nr. 4 zu Nr. 5) voneinander entfernt. Die beiden Horste Nr. 5 und 20 lassen sich aufgrund ihrer Bauart dem Mäusebussard zuord- nen. Der Horst Nr. 4 war nur noch bei der ersten Begehung im Februar 2017 als Rest vorhanden und bei der zweiten Begehung im Mai 2017 nicht mehr vorhanden.

Bei dem Horsten Nr. 6 bis 10 und Nr. 19 handelt es ich vermutlich um ein System von Wechselhorsten des Mäusebussards. Auch diese Horste befinden sich alle am Rand des Waldgebietes „Mordkuhle“ in räumlicher Nähe zueinander (maximaler Abstand 715 m). Bei den beiden Horsten Nr. 7 und 9 handelt es vermutlich um Wechselhorste zum 2017 besetzten Horst Nr. 19. Die übrigen drei Horste Nr. 6, 8 und 10 waren 2017 schon stark im natürlichen Zerfall begriffen, sodass es sich hierbei vermutlich um alte, nicht mehr genutzte (Wechsel-)Horste des Mäusebussards handelt.

Bei den Horsten Nr. 11, 13 und 14 handelt es sich vermutlich um während der Brutsaison 2017 unbe- setzte Wechselhorste von Mäusebussard oder Rotmilan. Sowohl der besetzte Mäusebussard-Horst Nr. 16 als auch der besetzte Rotmilan-Horst Nr. 17 befinden sich in räumlicher Nähe zu den genannten Wechselhorsten.

5.3.3 Koloniebrüter

Während der Brut- und Gastvogelkartierung 2017 wurden im UG keine Brutvorkommen von Kolonie- brütern nachgewiesen. Auch Einzelbruten, gewöhnlich in Kolonien brütender Arten wurden im UG nicht festgestellt. Durchgeführte eigene Literaturrecherchen ergaben ebenfalls keine Hinweise auf Brutkolo- nien im UG.

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5.3.4 Geschützte Brutvogelarten

Als geschützte Brutvogelarten werden alle Vogelarten eingestuft, für die im Verlauf der Brutsaison 2017 mindestens ein Brutnachweis gelang und die mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllen:

- Die Art ist in der Roten Liste der Brutvögel MV (LUNG MV 2014) geführt;

- Die Art ist in der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands (GRÜNEBERG ET AL. 2015) geführt;

- Die Art ist im Anh. 1 der Europäischen Vogelschutzrichtlinie geführt;

- Die AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Kapitel 5.1 ff.) sieht für die Art einen Schutzbereich vor.

Nachfolgend werden die während der Brutsaison 2017 im UG nachgewiesenen geschützten Brutvogel- arten hinsichtlich ihres Vorkommens artbezogen dargestellt.

Ergänzend zu den während der Brutvogelkartierung 2017 erfassten Vogelarten werden hier die Arten Fischadler und Seeadler mit in die Betrachtung einbezogen, da nach Mitteilung des LUNG die VHF innerhalb der Restriktionsräume zu mehreren Brutplätzen dieser planungsrelevanten Großvogelarten liegt.

Baumpieper – Anthus trivialis – Zwei Reviere des Baumpiepers wurden an den westlichen Außen- kanten des Waldgebietes „Mordkuhle“ südöstlich von Wessin, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Lan- desstraße L 15) und nördlich der Bundesstraße B 321 erfasst. Beide Reviere befanden sich unmittelbar an der südöstlichen Außengrenze der VHF.

Bluthänfling – Carduelis cannabina – Innerhalb der VHF wurden zwei Reviere des Bluthänflings ge- funden. Ein Revier befand sich an einem Feldsoll südlich von Wessin nahe der Außengrenzen der VHF. Das zweite Revier wurde in der Nähe des Weges südlich von Wessin gefunden. Im 500-Umfeld um die VHF wurden keine Reviere des Bluthänflings gefunden.

Braunkehlchen – Saxicola rubetra – Während der Brutvogelkartierung 2017 wurden im UG insgesamt fünf Braunkehlchenreviere kartiert, von denen sich drei in Hochstaudenstrukturen im Übergangsbereich der Ackerflächen zu Feldsöllen innerhalb der VHF befanden. Zwei weitere Reviere befanden sich in der Nähe des Weges von Wessin nach Zapel-Hof, im 500- Radius um die VHF.

Feldlerche – Alauda arvensis – Es wurde versucht den Bestand quantitativ zu erfassen und die Re- viere zu verorten. Insgesamt wurden im UG 15 Feldlerchenreviere während der Kartierungen 2017 do- kumentiert. Davon befanden sich sechs Reviere auf Ackerflächen innerhalb der VHF. Im 500 m-Umfeld der VHF wurden neun weitere Reviere der Feldlerche ermittelt. Der Verbreitungsschwerpunkt mit 10 Revieren lag dabei im westlichen Teil des UG.

Fischadler – Pandion haliaetus – Im weiteren Umfeld der VHF befinden sich nach Angaben des LUNG mehrere Brutplätze des Fischadlers, südöstlich der VHF bei Militzhof, Tramm und Klinken. Insgesamt wurden durch das LUNG fünf bekannte Brutplätze dieser Art mitgeteilt. Die AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Kapitel 5.1.2) legt für den Fischadler einen Ausschlussbereich von 1.000 m um den jeweiligen

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Horststandort fest. Dieser Ausschlussbereich wird durch die Abgrenzung der VHF in keinem Fall unter- schritten. Zudem ist auch ein Prüfbereich von 3.000 m um Fischadlerhorste zu berücksichtigen. Die VHF liegt vollständig außerhalb der festgelegten 3.000 m-Prüfbereiche um alle bekannten Brutplätze des Fischadlers. In den Jahren von 2012 bis 2016 waren jährlich nicht mehr als zwei Fischadlerhorste gleichzeitig besetzt. Während der Brutsaison 2016 fanden erfolgreiche Bruten bei Tramm und bei Klin- ken statt. Die Brutergebnisse für die Jahre 2012 bis 2016 basieren auf DAUBNER (2012, 2013, 2014, 2015, 2016) und werden in Tabelle 5 dargestellt.

Tabelle 5 Brutergebnisse des Fischadlers im Umfeld des WEG Wessin von 2012 bis 2016 Ort 2012 2013 2014 2015 2016 Klinken I Hu BPo Hu Hu Hu Klinken II - - - BPm3 BPm3 Crivitz/Militzhof BPm2 Hu Hu Hu Hu Tramm I BPm2 Hu BPm3 Hu BPm2 Tramm II - BPm3 BPm2 BPm3 Hu Erläuterung zu den in Tabelle 5 verwendeten Abkürzungen: BPm = Brutpaar mit Jungen, BPo = Brutpaar ohne Junge, Hu = Horst unbesetzt

Während der Begehungen zur Brut- und Gastvogelkartierung in der Brutzeit 2017 wurden an keinem der Termine Fischadler im UG beobachtet. Damit kann ausgeschlossen werden, dass Flugkorridore der Fischadler von deren Brutplätzen zu weiter entfernt gelegenen Nahrungsgewässern über die VHF ver- laufen.

Gimpel – Pyrrhula pyrrhula – Ein Brutrevier des Gimpels wurde im 500 m-Umfeld der VHF am Süd- westrand des Waldgebietes „Eichholz“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15) west- lich von Wessin nachgewiesen.

Kranich – Grus grus – Während der Brutzeit 2017 wurden im UG zwei Brutreviere des Kranichs nach- gewiesen. Ein Brutplatz lag innerhalb der VHF an einem Feldsoll, dass sich an der nördlichen Außen- grenze südlich von Wessin, und westlich der Verbindungsstraße von der B 321 nach Wessin befindet. Die AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Kapitel 5.1.6) sieht für den Kranich keinen planerisch zu berücksichtigenden Ausschlussbereich vor. Der vorgegebene 500 m-Prüfbereich um diesen Brutplatz wird teilweise durch die VHF überlagert. Dies betrifft besonders die Standorte der geplanten WEA8, WEA9, WEA10 und WEA12 (siehe Abbildung 3).

Das Kranichpaar nutzte jedoch zur Nahrungssuche ausschließlich außerhalb der VHF gelegene Acker- flächen, südwestlich, südlich und südöstlich von Wessin, beiderseits der Verbindungsstraße von der B 321 nach Wessin. Zum Schutz des Kranichs wird empfohlen im Rahmen einer CEF-Maßnahme ein neues Brutbiotop für den Kranich außerhalb des Wirkbereichs des geplanten Windparks anzulegen. Das zweite Kranichrevier wurde im Rahmen der Greif- und Großvogelerfassung knapp außerhalb des 1.000 m-Radius um die Außengrenze der VHF kartiert (siehe Karte 2 Nr. 18). Es befindet sich im Nie- derungsgebiet des Teufelsbaches, südlich von Wessin, am südöstlichen Rand des Waldgebietes „Mord- kuhle“, nördlich der Bundesstraße B 321.

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Mäusebussard – Buteo buteo – Im UG wurden während der Brutzeit 2017 drei besetzte Horste des Mäusebussards erfasst (siehe Karte 2 Nr. 1, 16 und 19). Einer dieser Horststandorte lag nur wenig außerhalb der südlichen Grenze der VHF, innerhalb des 500 m-Radius. Für dieses Brutpaar ist anzu- nehmen, dass sich ein Teil der Nahrungsflächen innerhalb der VHF befindet. Die AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Kapitel 5.1.14) sieht für Brutplätze des Mäusebussards keine Ausschluss- oder Prüf- bereiche vor. Es ist jedoch eine Einzelfallprüfung vorzunehmen.

Neuntöter – Lanius collurio – Insgesamt drei Brutreviere des Neuntöters wurden im UG während der Brutsaison 2017 lokalisiert. Von diesen befand sich ein Revier am unmittelbaren Rand des 500 m-Ra- dius um die VHF westlich von Wessin und südlich der Bundesstraße B 392. Die beiden anderen Reviere dieser Art wurden in Gebüschstrukturen in den Übergangsbereichen von Ackerflächen zu Feldsöllen südwestlich und südlich von Wessin innerhalb der VHF nachgewiesen. Damit befinden sich alle kartier- ten Neuntöterreviere am Rand bzw. innerhalb des 500 m-Umfelds der VHF.

Ortolan – Emberiza hortulana – Im UG wurde während der Brutzeit 2017 ein Revier des Ortolans am östlichen Rand des Waldgebietes „Eichholz“, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), westlich von Wessin nachgewiesen. Es befindet sich innerhalb des 500 m-Umfeldes der VHF. Das kar- tierte Ortolanrevier liegt an der nordwestlichen Arealgrenze der Verbreitung dieser Vogelart in Mitteleu- ropa.

Rebhuhn – Perdix perdix – Ein Revier des Rebhuhns wurde während der Brutsaison 2017 in einer Hochstaudenflur an einem Wegrand nordöstlich von Zapel Hof, in einer Entfernung von ca. 80 m von der südlichen Außengrenze der VHF nachgewiesen.

Rohrweihe – Circus aeruginosus – An einem Feldsoll südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landes- straße L 15), westlich von Wessin wurde ein Brutplatz der Rohrweihe festgestellt. Dieser befindet sich innerhalb des 500 m-Radius um die Außengrenze der VHF. Die AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Kapitel 5.1.8) sieht für Brutplätze der Rohrweihe (außer reine Ackerbruten im Getreide) die Einhaltung eines Ausschlussbereichs von 500 m und einen Prüfbereich von 1.000 m vor. Das Brutrevier liegt ca. 300 m vom geplanten Standort der WEA 3 entfernt (siehe Abbildung 3). Die WEA 3 befindet sich damit innerhalb des Ausschlussbereiches von 500 m um den Niststandort. Da eine Verschiebung der geplan- ten WEA-Standorte nicht möglich ist, wird als Vermeidungsmaßnahme die Einführung von Abschaltzei- ten für die WEA 3 von empfohlen. Nach den Untersuchungen von SCHREIBER (2016) sollten die Ab- schaltzeiten aufgrund der Nahrungsflüge die gesamte Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang umfassen und sollten sich dann von Anfang April bis Mitte Mai (Balzzeit) und von Anfang Juli bis Anfang August (Ausfliegephase und Umherstreifen der anfangs unerfahrenen Jungvögel) hinein erstrecken.

Nahrungsflüge der Rohrweihe wurden sowohl über Ackerflächen westlich als auch südlich von Wessin beobachtet. Die zur Nahrungssuche angeflogenen Äcker befanden sich ausschließlich südlich der Bun- desstraße B 392 (alt Landesstraße L 15), westlich und nördlich der VHF.

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Rotmilan – Milvus milvus – Ein besetzter Horst des Rotmilans wurde im Frühjahr 2017 auf einer Kiefer am Südrand des Waldgebietes „Mordkuhle“ nördlich der Bundesstraße B 321 südlich von Wessin ge- funden (siehe Karte 2 Nr. 17). Dieser Horst befand sich bereits außerhalb des 1.000 m-Radius um die Außengrenze der VHF. Der nach der AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Kapitel 5.1.11) vorge- schriebene Mindestabstand von 1.000 m um diesen Horststandort zur Außengrenze der VHF wird damit eingehalten. Die VHF liegt jedoch teilweise innerhalb des Prüfbereichs von 2.000 m um diesen Horst. Die AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016) gibt bei Horsten innerhalb des Prüfbereiches die Schaffung von Lenkungsflächen als Vermeidungsmaßnahme vor. Dazu müssen nach GRÜNKORN ET AL. (2016) wichtige Nahrungsgebiete und Flugwege der Art ermittelt werden.

Während der Brutsaison 2017 wurden Rotmilane mehrfach bei Nahrungsflügen, ausschließlich auf Ackerflächen außerhalb der VHF festgestellt, so östlich von Zapel Ausbau sowie südlich und westlich von Wessin. Überflüge von Rotmilanen über die VHF wurden bei keiner Begehung beobachtet.

Auf den im 2.000 m-Prüfbereich um diesen Rotmilanhorst gelegenen Ackerflächen im Bereich der VHF waren im Berichtsjahr 2017 Getreide, Kartoffeln, Mais und Raps angebaut.

Als Hauptnahrungsflächen des Rotmilanpaares vom Brutplatz im Waldgebiet „Mordkuhle“ sind insbe- sondere die Flächen im Niederungsgebiet des Teufelsbaches zwischen Radepohl und Neu Ruthenbeck am östlichen Rand des UG zu betrachten. Insbesondere die dort vorhandenen Grünland- und Brachflä- chen sind als Nahrungshabitate für den Rotmilan von Bedeutung, der auf kurze Bodenvegetation ange- wiesen ist um seine Nahrungstiere erbeuten zu können. Darüber hinaus nutzen die Rotmilane zur Nah- rungssuche auch regelmäßig gemähte Grünlandflächen nördlich von Zapel Hof. Die folgenden Abbil- dungen zeigen die Flächennutzung im Umfeld des Rotmilanbrutplatzes im Waldgebiet Mordkuhle (Abbildung 4) sowie den Lebensraum im Umfeld des Rotmilanhorstes im Frühjahr 2017 (Abbildung 5).

Abbildung 4 Flächennutzung im 2.000 m-Radius um den Rotmilanhorst, hellgrün = 2.000 m-Radius um den Horst, blau Niederungsgebiet des Teufelsbaches, gelb = Raps, dunkelgrün = Grünland, orange = Getreide, hellrot = Mais, braun = Kartoffeln

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Abbildung 5 Ackerflächen und das Niederungsgebiet des Teufelsbaches, südöstlich des Rotmilanbrutplatzes, Blick- richtung von Norden nach Süden

Weitere Horste oder Reviere des Rotmilans wurden während der Brutsaison 2017 im 2.000 m-Umfeld der VHF nicht nachgewiesen. Durch das LUNG wurden keine Brutreviere des Rotmilans mitgeteilt. Auch das Internet-Kartenportal Umweltkarten Mecklenburg-Vorpommern enthält keine Nachweise von Brut- revieren des Rotmilans im 2.000 m-Radius um die VHF, da dieser Bereich von 2011 bis 2013 nicht kartiert wurde (LUNG MV 2018).

Schwarzspecht – Dryocopus martius – Im UG wurden während der Brutvogelkartierung 2017 insge- samt fünf Reviere des Schwarzspechts ermittelt. Alle diese Reviere befanden sich in Waldbereichen außerhalb der VHF. Vier dieser Reviere wurden im Waldgebiet „Mordkuhle“ südlich von Wessin und nördlich der Bundesstraße B 321 nachgewiesen. Das fünfte Schwarzspechtrevier wurde im Waldgebiet „Eichholz“ westlich von Wessin und südlich der Bundesstraße B 392, am westlichen Rand, außerhalb des 500 m-Radius um die VHF kartiert.

Seeadler – Haliaeetus albicilla – Durch das LUNG wurden zwei Brutreviere im Umfeld der VHF mit- geteilt, die sich bei Barnin und Venzkow, nördlich der VHF befinden. Die AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016) schreibt für den Seeadler einen Ausschlussbereich von 2 km und einen Prüfbereich von 6 km vor. Das Brutrevier bei Barnim liegt ca. 2,7 km vom WEG entfernt und damit außerhalb des Ausschluss- aber innerhalb des Prüfbereiches für die Art. Sowohl der Ausschluss- als auch der Prüfbereich des Seeadlerreviers bei Venzkow werden durch die VHF nicht berührt.

Beide Brutreviere sind erst in den letzten Jahren von den Seeadlern besiedelt worden, das Revier Venz- kow im Jahr 2013 und das Revier Barnin im Jahr 2015. Die Brutergebnisse für die Jahre 2013 bis 2016 basieren auf DAUBNER (2012, 2013, 2014, 2015, 2016) und werden in Tabelle 6 dargestellt. Während der Brutzeit 2016 waren beide Reviere besetzt, ohne dass jedoch Bruten stattfanden.

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Tabelle 6 Brutergebnisse des Seeadlers im Umfeld des WEG Wessin von 2013 bis 2016 Ort 2013 2014 2015 2016 Barnin - - BPo RPa Venzkow BPm2 BPo RPa RPa Erläuterung zu den in Tabelle 6 verwendeten Abkürzungen: BPm = Brutpaar mit Jungen, BPo = Brutpaar ohne Junge, RPa = Revierpaar anwesend, ohne Brut

Während der Begehungen zur Brut- und Gastvogelkartierung in der Brutzeit 2017 wurden an keinem der Termine Seeadler im UG beobachtet. Damit kann ausgeschlossen werden, dass Flugkorridore der Seeadler von deren Brutplätzen zu weiter entfernt gelegenen Nahrungsgewässern über die VHF ver- laufen.

Star – Sturnus vulgaris - Innerhalb der VHF wurden zwei Reviere des Stars gefunden. Ein Revier befand sich an einem Feldsoll südlich von Wessin nahe der Außengrenzen der VHF. Das zweite Revier wurde in der Nähe des Weges südlich von Wessin gefunden. Im 500-Umfeld um die VHF wurden drei weitere Reviere des Stars gefunden. Ein Revier befand sich im nordwestlichen Bereich des UG. Die zwei weiteren Reviere befanden sich südlich von Wessin, eines nahe des Weges und das andere im Waldgebiet „Mordkuhle“.

Waldlaubsänger – Phylloscopus sibilatrix – Im Waldgebiet „Mordkuhle““ südlich von Wessin, südlich der Bundesstraße B 392 (alt Landesstraße L 15) wurde während der Brutvogelkartierung 2017 ein Brut- revier des Waldlaubsängers festgestellt. Dieses Revier liegt innerhalb des 500 m-Radius um die Au- ßengrenze der VHF.

Wanderfalke – Falco peregrinus – Durch das LUNG wurden Vorkommen des Wanderfalken im Umfeld der VHF mitgeteilt, die sich nach dem Kartenportal Umwelt MV südlich von Crivitz bei Tramm und süd- lich von Domsühl befinden (vergl. DAUBNER 2012). Zu Horsten des Wanderfalken ist nach der AAB- WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Kapitel 5.1.9) ein Ausschlussbereich von 1 km und einen Prüfbereich von 3 km einzuhalten. Sowohl die Ausschluss- als auch die Prüfbereiche für die beiden genannten Reviere des Wanderfalken berühren die VHF nicht. Während der Brut- und Gastvogelkartierung wurden an keinem der Begehungstermine Wanderfalken im UG beobachtet.

Weißstorch – Ciconia ciconia – Horste des Weißstorches wurden durch das LUNG in den umliegen- den Orten Frauenmark, Goldenbow, Klinken, Severin, Wessin und Zölkow mitgeteilt. Davon sind die Horste in Goldenbow, Klinken und Wessin als regelmäßig besetzt zu bewerten. Der zur VHF nächstge- legene Weißstorchhorst befindet sich in Wessin auf einem Nistmast, ca. 1.200 m von der Außengrenze der VHF entfernt.

Die Horststandorte in Frauenmark, Severin und Zölkow sind bereits seit mehreren Jahren nicht mehr besetzt. Nachfolgend werden die Brutergebnisse der einzelnen Horste für den Zeitraum der Jahre von 2012 bis 2016 wiedergegeben (Tabelle 7). Die Daten basieren auf den Ergebnissen der jährlichen Be- standserfassungen des Weißstorches im Gebiet des Altkreises Parchim durch DAUBNER (2012, 2013, 2014, 2015, 2016) und weitere ehrenamtliche Mitarbeiter.

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Tabelle 7 Brutergebnisse des Weißstorchs im Umfeld des UG von 2012 bis 2016 Ort Standort 2012 2013 2014 2015 2016 Frauenmark NM Hu - Hu - Hu Goldenbow B HPm1 HPo HPo HPm2 HPm2 Klinken NM - HPm2 HPm3 HPm3 HPm3 Severin NM - - HPo Hu - Wessin NM HPm2 HPm2 HPo HPm2 HPm3 Zölkow NM HPo HPm2 HPo Hu Hu Erläuterung zu den in Tabelle 7 verwendeten Abkürzungen: HPm = Horstpaar mit ausfliegenden Jungen, HPo = Horstpaar ohne Junge, Hu = Horst unbesetzt, B = Baum, NM = Nistmast

Der nach der AAB-WEA, Teil Vögel (LUNG MV 2016, Kapitel 5.1.5) einzuhaltende Ausschlussbereich von 1.000 m zwischen der Außengrenze der VHF und den genannten Weißstorchbrutplätzen wird durch die Abgrenzung des WEG nicht unterschritten. Die VHF ragt jedoch südlich von Wessin in den 2.000 m-Prüfbereich des dortigen Weißstorchbrutplatzes hinein.

Anhand vorliegender Luftbilder (google earth, gaia-mv) und eigener Beobachtungen ist festzustellen, dass die landwirtschaftlichen Nutzflächen in diesem Bereich intensiv ackerbaulich genutzt werden. Grünlandflächen, als prioritäre Nahrungshabitate des Weißstorches sind hier nicht vorhanden (vergl. Abbildung 4).

Die angebauten Ackerkulturen, wie Getreide, Kartoffeln, Mais und Raps, geben dem Weißstorch auf- grund ihrer Wuchshöhe und Vegetationsdichte nicht die Möglichkeit zur Nahrungssuche. Diese Acker- flächen sind für den Weißstorch nur kurzzeitig, während der Bodenbearbeitung im Frühjahr und nach der Ernte im Sommer, sowie unmittelbar während der Erntearbeiten nutzbar.

Die durchgeführten Beobachtungen zeigen, dass die intensiv ackerbaulich genutzten Flächen im UG nicht von Weißstörchen zur Nahrungssuche angeflogen werden. Die 2.000 m-Prüfbereiche um die Weißstorchvorkommen in den anderen Ortschaften werden durch die VHF nicht berührt.

5.3.5 Bedeutung des Untersuchungsgebietes für die Brut- und Gastvögel

Das für die Einschätzung der avifaunistischen Bedeutung des UG angewandte Bewertungsverfahren basiert auf BEHM UND KRÜGER (2013). Dieses Verfahren erfordert Daten aus mindestens 5 Erfassungs- jahren, jedoch reicht für die aktuelle Planung nach den Vorgaben des LUNG MV (2016) ein Erfassungs- jahr aus. Es verknüpft die Daten der im UG vorkommenden Brutvogelarten in einer speziellen mathe- matischen Operation. In deren Ergebnis ist eine Einstufung des UG als Bereich mit weniger als lokaler oder mit lokaler, regionaler, landesweiter oder nationaler Bedeutung als Vogelbrutgebiet möglich.

Bei dieser Bewertungsmethode werden Brutverdacht und Brutnachweis als gleichwertig gesetzt. Aus- schließlich die gefährdeten Brutvogelarten der regionalen bzw. nationalen Roten Listen erhalten dabei eine Wertzahl, die sich aus der Anzahl der Brutpaare pro Gefährdungsgrad ergibt.

Die Summe der Wertzahlen wird durch einen Flächenfaktor dividiert und ergibt die Bewertungspunkt- zahl. Der Flächenfaktor entspricht der Größe des UG in km², jedoch mindestens 1,0. Für alle unter 25 erhaltenen Punktzahlen werden die regionalen Roten Listen herangezogen, für alle Punktzahlen dar-

über die Rote Liste Deutschlands (GRÜNEBERG ET AL. 2015).

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Eine Punktzahl ≤ 4 Punkte ergibt eine geringe, 4 bis 8 Punkte eine lokale, 9 bis 15 Punkte eine regionale, 16 bis 24 Punkte eine landesweite und ab 25 Punkte (auf der nationalen Roten Liste) eine nationale Bedeutung.

Die VHF ist ca. 1,84 km² groß. Zusammen mit dem 500 m Radius umfasst das UG eine Fläche von 6,88 km². Er besteht vorwiegend aus relativ strukturarmen, intensiv genutzten Ackerflächen und Waldbestän- den unterschiedlicher Arten- und Alterszusammensetzung. Das ermittelte Artenspektrum ist als durch- schnittlich einzustufen. Der größte Teil der im UG nachgewiesenen Brutvogelarten ist weit verbreitet und unterliegt keiner Gefährdung.

Als Brutvögel wurden in der VHF und im 500 m-Umfeld sieben Vogelarten (Tabelle 8) nachgewiesen, die in der Roten Liste MV (LUNG MV 2014) in eine Gefährdungskategorie eingestuft wurden.

Tabelle 8 Für die avifaunistische Bedeutung zu bewertende Brutvogelarten im UG (VHF + 500 m-Radius) und ermittelte Punkte nach BEHM UND KRÜGER (2013) Deutscher Name Wissenschaftlicher Name RL VHF UG (VHF + 500 Punkte Punkte UG (VHF MV m-Radius) VHF + 500 m-Radius) Baumpieper Anthus trivialis 3 - 2 - 1,8 Braunkehlchen Saxicola rubetra 3 3 5 2,5 3,6 Feldlerche Alauda arvensis 3 6 15 4,0 5,5 Gimpel Pyrrhula pyrrhula 3 - 1 - 1,0 Ortholan Emberiza hortulana 3 - 1 - 1,0 Rebhuhn Perdix perdix 2 - 1 - 2,0 Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix 3 - 1 - 1,0

Daraus ergibt sich für die Reviere innerhalb der VHF eine Punktzahl von 3,53. Für das gesamte UG (VHF + 500 m Radius) ergeben sich 2,31 Punkte. Der VHF und ihrem 500 m-Umfeld ist damit eine geringe Bedeutung für Brutvögel zuzuordnen. Diese Einschätzung dient aufgrund der Erfassungen aus nur einer Brutsaison nur als Hinweis zur Bedeutung des UG für Brutvögel.

Auch das Umfeld des Plangebietes, das ebenfalls vorrangig durch intensiv genutzte Ackerflächen und geschlossene Waldbereiche geprägt wird, weist keine besondere Bedeutung für die Brutvogelgemein- schaft auf.

Das UG wurde regelmäßig, wenn auch in relativ geringem Umfang durch Gastvögel zur Nahrungssuche genutzt.

Greifvögel wurden nur selten auf den innerhalb der VHF gelegenen Flächen bei der Nahrungssuche beobachtet. Überwiegend wurden Ackerflächen im nördlichen und östlichen Teil des UG aufgesucht, die sich in den äußeren Randbereichen der VHF bzw. deutlich außerhalb von dieser befanden. Im 500 m-Bereich um die VHF wurden nahrungssuchende Greif- oder Großvögel in sechs Arten angetrof- fen (Graureiher, Kranich, Mäusebussard, Rohrweihe, Rotmilan und Turmfalke).

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6 Zusammenfassung

Die vorliegenden Daten zur Brut- und Gastvogelkartierung aus den Monaten Februar bis Juli 2017, im 500 m-Umfeld der Außengrenze der VHF für die Revierkartierung aller Brutvogelarten sowie im erwei- terten Umfeld für die Kartierung der Greif- und Großvögel sowie Koloniebrüter entsprechend der Vor- gaben der AAB-WEA, Teil Vögel (Lung 2016, Kapitel 5.1 ff.), geben einen umfassenden Überblick über das während der Brutzeit im UG vorkommende Arteninventar.

Insgesamt wurden während der Brutsaison 2017 im UG 56 Vogelarten nachgewiesen, davon 44 Arten (78,57 %) als sichere Brutvögel mit gesichertem Brutnachweis oder als potentielle Brutvögel mit begrün- detem Brutverdacht. Weitere zwölf Arten (21,43 %) wurden hier nur während der Nahrungssuche oder als Überflieger festgestellt.

Auf Grundlage der vorliegenden Kartierergebnisse für die Brutsaison 2017 sind im Hinblick auf den noch zu erarbeitenden Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag (AFB) folgende Hinweise zu beachten:

- Ein Kranichbrutplatz befindet sich innerhalb der VHF. Auf Grundlage der aktuellen Standortpla- nung befinden sich die Standorte der WEA8, WEA9, WEA10 und WEA12 (siehe Abbildung 3) innerhalb des 500 m Prüfbereiches um diesen Brutplatz. Zum Schutz des Kranichs wird daher die Schaffung eines neuen Brutplatzes außerhalb des WEG als CEF-Maßnahme empfohlen.

- Im Verlauf der Greif- und Großvogelerfassung 2017 wurden mehrere (zum Teil nicht mehr ge- nutzte) Brutreviere des Mäusebussards im 1.000 m Umfeld um die VHF festgestellt. Die AAB- WEA, Teil Vögel sieht für diese Art die Durchführung einer Einzelfallprüfung vor.

- In der Nähe des geplanten Standortes von WEA3 (siehe Abbildung 3) wurde ein Brutplatz der Rohrweihe festgestellt. Da sich dieser innerhalb des 500 m Ausschlussbereiches befindet, wir empfohlen Abschaltzeiten für diese WEA während der Brutzeit der Rohrweihe festzusetzen.

- Im Verlauf der Greif- und Großvogelerfassung 2017 wurde ein Rotmail-Horst knapp außerhalb des 1.000 m Umfeldes um die VHF kartiert. Die VHF liegt zwar außerhalb des Ausschlussbe- reiches von 1.000 m, jedoch innerhalb des Prüfbereichs von 2.000 m für den Rotmilan. Daher wird auf Grundlage der durchgeführten Analyse möglicher Beeinträchtigungen von Nahrungs- flächen die Schaffung von Lenkungsflächen empfohlen.

Die verkehrstechnische Anbindung soll so geführt werden, dass bereits im Gebiet vorhandene Straßen und Wege genutzt werden, von denen dann Abzweigungen über die Ackerflächen zu den geplanten WEA-Standorten verlaufen.

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Aufgrund seiner teilweise abwechslungsreichen Ausstattung mit verschiedenen Strukturen, wie Acker- rändern, linearen Gehölzstrukturen, Feldwegen und Randlagen des dörflichen Siedlungsraumes bietet das UG eine Vielzahl an Lebensräumen für zahlreiche Vogelarten mit unterschiedlichen Lebensraum- ansprüchen. Brutvorkommen von Wiesenbrütern bestehen im UG nur wenige, da Grünlandflächen weit- gehend fehlen.

Erarbeitet im April 2018 durch:

Falk Schulz, Mitarbeiter Artenschutz K.K-RegioPlan und Vorsitzender des NABU-KV Prignitz

Aktualisiert im Oktober 2018 durch:

Claudia Bischoff (M. Sc.), Artenschutzfachliche Mitarbeiterin K.K-RegioPlan

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7 Anlagen

Karte 1: Brutvogelkartierung 2017 (500 m-Radius), M 1:10.000

Karte 2: Horstsuche Greif- und Großvögel 2017 (1.000 m-Radius), M 1:20.000

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