Deutscher Bundestag

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Deutscher Bundestag Plenarprotokoll 15/3 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 3. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. Oktober 2002 Inhalt: Tagesordnungspunkt 5: Namentliche Abstimmung . 45 D Beratung und Beschlussfassung des An- trags der Bundesregierung . 35 A Nächste Sitzung . 48 A Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter Berichtigung . 48 B deutscher Streitkräfte an dem NATO-ge- führten Einsatz auf mazedonischem Terri- torium zum Schutz von Beobachtern inter- Anlage 1 nationaler Organisationen im Rahmen der weiteren Implementierung des politischen Liste der entschuldigten Abgeordneten . 49 A Rahmenabkommens vom 13. August 2001 auf der Grundlage des Ersuchens der maze- donischen Regierung vom 8. Oktober 2002 Anlage 2 und der Resolution 1371 (2001) des Sicher- Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten heitsrats der Vereinten Nationen vom Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- 26. September 2001 (Drucksache 15/10) . 35 B NEN) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag der Bundesregierung über die Fortset- Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . 35 B zung der Beteiligung bewaffneter deutscher Paul Breuer CDU/CSU . 36 C Streitkräfte an den NATO-geführten Einsatz auf mazedonischem Territorium zum Schutz Günther Friedrich Nolting FDP . 38 C von Beobachtern internationaler Organisationen Joseph Fischer, Bundesminister AA . 39 C im Rahmen der weiteren Implementierung des politischen Rahmenabkommens vom 13. Au- Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . 41 A gust 2001 auf der Grundlage des Ersuchens Gernot Erler SPD . 42 B der mazedonischen Regierung vom 8. Oktober 2002 und der Resolution Nr. 1371 (2001) des Petra Pau fraktionslos . 44 A Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ 26. September 2001 DIE GRÜNEN . 44 D (Drucksache 15/10) . 49 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 3. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 23. Oktober 2002 35 (A) (C) 3. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. Oktober 2002 Beginn: 10.00 Uhr Präsident Wolfgang Thierse: dass eine weitere Eskalation der Gewalt und ein drohen- der Bürgerkrieg im Keim erstickt werden konnten. Es ist Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die dabei in mustergültiger Weise gelungen, zivile und mi- Sitzung ist eröffnet. litärische Instrumente mit dem gemeinsamen Ziel der Friedenssicherung zu verknüpfen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 5 auf: Beratung und Beschlussfassung des Antrags der Die gesamte Region hat nunmehr eine wirkliche Per- Bundesregierung spektive für die Zukunft gewonnen. Eines der wichtigsten Ziele aber bleibt, das nur langsam wachsende Vertrauen Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut- zwischen den slawischen und albanischen Mazedoniern scher Streitkräfte an dem NATO-geführten weiter zu festigen. Einsatz auf mazedonischem Territorium zum Schutz von Beobachtern internationaler Orga- Bei der Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit nisationen im Rahmen der weiteren Implemen- und Ordnung gibt es sichtbare Fortschritte; der Aufbau (B) tierung des politischen Rahmenabkommens der multiethnischen Polizei ist auf einem guten Weg. Jetzt (D) vom 13. August 2001 auf der Grundlage des Er- kommt es darauf an, diese Erfolge umsichtig und beharr- suchens der mazedonischen Regierung vom lich zu konsolidieren. Nur mit einem umfassenden Aus- 8. Oktober 2002 und der Resolution 1371 (2001) bau der multiethnischen Polizei und deren kontinuierli- des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom cher Präsenz in den vorwiegend von Albanern bewohnten 26. September 2001 Gebieten wird es gelingen, ein fortdauerndes Sicherheits- – Drucksache 15/10 – vakuum zu vermeiden. Dieser Prozess braucht allerdings noch Zeit. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen Zöge sich die internationale Gemeinschaft jetzt zurück, Widerspruch. Dann ist so beschlossen. würden diese positiven Entwicklungen leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Wir dürfen Mazedonien nicht zu früh sich Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Bundesmi- selbst überlassen, nister der Verteidigung, Peter Struck, das Wort. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Dr. Peter Struck, Bundesminister der Verteidigung: insbesondere deshalb nicht, weil es noch immer rund Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das En- 15 000 Vertriebene gibt, die in ihre Heimat zurückkehren gagement der internationalen Gemeinschaft in Mazedo- wollen und integriert werden müssen. nien ist eine Erfolgsgeschichte. Der jüngste Meilenstein auf dem Weg Mazedoniens zu (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten einer vollständigen Normalisierung des öffentlichen Le- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) bens waren die Parlamentswahlen am 15. September. Wenn wir die heutige Situation dieses Landes mit der Lage Diese Wahlen sind geordnet und störungsfrei verlaufen; vergleichen, in der es war, als wir zum ersten Mal über ein alle Parteien haben sich den demokratischen Spielregeln internationales Mandat entscheiden mussten, können wir unterworfen. Das Ergebnis dieser Wahlen wird landesweit sagen, dass das Engagement der internationalen Gemein- akzeptiert. Der friedliche Regierungswechsel ist mittler- schaft Mazedonien auf den Weg der inneren Versöhnung weile eingeleitet. gebracht sowie zum Erhalt eines multiethnischen Charak- In der neuen mazedonischen Regierung werden aller ters und zur Festigung der Demokratie geführt hat. Voraussicht nach alle Ethnien angemessen vertreten sein. NATO, Europäische Union und OSZE haben unter Der künftige Ministerpräsident Crvenkovski beweist dem Dach der Vereinten Nationen so zusammengewirkt, politische Klugheit, indem er albanische Partner in sein 36 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 3. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 23. Oktober 2002 Bundesminister Dr. Peter Struck (A) Kabinett aufnehmen wird, obwohl er das von den Mehr- NATO die Möglichkeit zu geben, ihre wichtige Aufgabe (C) heitsverhältnissen her nicht bräuchte. zunächst bis zum 15. Dezember zu erfüllen. Ich denke, meine Damen und Herren, dass der Bundestag, indem er (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ dem Antrag der Bundesregierung zustimmt, in einer guten DIE GRÜNEN) Kontinuität zum Aufbau stabiler Verhältnisse auf dem Die NATO hat entscheidend dazu beigetragen, den po- Balkan beitragen kann. litischen Prozess der inneren Versöhnung und der Norma- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ lisierung der Lebensbedingungen voranzubringen. Die DIE GRÜNEN) Bundeswehr hat hierbei seit Beginn der Operation Fox im Juni vergangenen Jahres substanzielle Beiträge geleistet. Deutschland ist mit rund 220 Soldaten zweitgrößter Trup- Präsident Wolfgang Thierse: pensteller. Wir können mit Stolz feststellen, dass unsere Ich erteile das Wort dem Kollegen Paul Breuer, Soldaten und Soldatinnen mit ihrem ausgeprägten Fin- CDU/CSU-Fraktion. gerspitzengefühl und ihrem klaren und zugleich zurück- haltenden Auftreten das Vertrauen der gesamten mazedo- nischen Bevölkerung gewonnen haben. Paul Breuer (CDU/CSU): (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Man- DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der dat für den Einsatz der Bundeswehr zum Schutz der in- CDU/CSU und der FDP) ternationalen Beobachter in Mazedonien soll heute über den 26. Oktober hinaus bis zum 15. Dezember dieses Jah- Den Beobachtern der Europäischen Union und der res verlängert werden. OSZE kommt bei der Wiederherstellung normaler Le- bensverhältnisse in Mazedonien weiterhin herausragende Ich stimme dem Bundesverteidigungsminister, Herrn Bedeutung zu. Die Situation im Land ist allerdings noch Struck, zu, wenn er sagt, der Einsatz der Bundeswehr im nicht so stabil, dass die Beobachter auf militärischen Rahmen des Einsatzes von 13 NATO-Nationen sei ein Er- Schutz verzichten können. Bei der Entscheidung des folg gewesen. Bundestages geht es deswegen darum, für die Beobachter (Beifall bei Abgeordneten der SPD) der Europäischen Union und der OSZE militärischen Ich will jedoch darauf hinweisen, dass wir bei der Ab- Schutz zu gewährleisten. Präsident Trajkovski hat daher stimmung im vergangenen Jahr, nachdem wir hier im gebeten, die Operation Fox zunächst bis zum 15. Dezem- Deutschen Bundestag darüber debattiert hatten, feststel- ber dieses Jahres fortzusetzen. Es liegt in unserem Inte- len mussten, dass die rot-grüne Regierung Schröder für resse und in unserer Verantwortung, uns der Bitte der ma- diesen Einsatz über keine eigene Mehrheit verfügte. (B) zedonischen Regierung um diese Unterstützung nicht zu (D) versagen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Wir von der Opposition waren es, die Ihnen, Herr Bun- DIE GRÜNEN) deskanzler, damals die Möglichkeit gegeben haben, die- sen Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der NATO zu ei- Die internationale Gemeinschaft, insbesondere die EU ner Erfolgsgeschichte werden zu lassen. und die OSZE, bleibt in gleicher Weise umfassend gefor- dert, das Land politisch, ökonomisch und gesellschaftlich (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – an das Europa der Integration heranzuführen. Widerspruch bei der SPD) In Mazedonien und in internationalen Organisationen, – Liebe Kolleginnen und Kollegen, dass Sie das schmerzt, auch in der NATO, beginnen Diskussionen über die Frage, kann ich verstehen; es ist aber die Wahrheit. – ob auch im Jahre 2003, also über den beabsichtigen Zeit- (Beifall bei der CDU/CSU) raum hinaus, ein internationales militärisches Engagement erforderlich sein wird. Hier sollte der Maßstab sein, ob die Mit dieser Abstimmung des Deutschen Bundestages Stabilität, die wir so mühsam aufgebaut haben, ausreicht, wurde die deutsche Handlungsfähigkeit
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