Gerlinde Kaltenbrunner Fasziniert von eisigen Höhen

VON GABY FUNK

Die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner ist die derzeit erfolgreichste Höhenbergsteigerin der Welt. Ihr Ziel ist es, alle 14 Achttausender zu besteigen – aber nur auf ihre eigene Art. Sie hat die besten Voraussetzungen dazu.

werden allerdings nur die Hauptgipfel ge- zählt. Nach der Britin Ginette Harrison, die 1995 die erste Frau auf dem Kangchend- zönga war und im Oktober 1999 in einer La- wine am ums Leben kam, ist Kaltenbrunner die zweite Frau, die auf dem Gipfel dieses von allen Seiten sehr abwei- send wirkenden Kolosses stand. Auch Kal- tenbrunners Teamgefährten hatten am Gip- fel viel Grund zur Freude: Für Dujmovits war es der elfte Achttausender, wobei er auf dem und Shisha Pangma sogar zweimal stand. Gustafsson und Lock hat- ten damit ebenfalls ihren elften Achttau- sender geschafft, für Hirotaka Takeuchi war Gerlinde Kaltenbrunner Am 14. Mai 2006 hatte sie es geschafft: es der achte. im Cholatse Basislager. Um 16:30 Uhr Ortszeit stand Gerlinde Kal- Der »Kantsch«, wie er im deutschen Alle Fotos: Archiv Kaltenbrunner. tenbrunner zusammen mit ihrem Lebens- Sprachraum genannt wird, gehört zu den gefährten, dem Expeditionsveranstalter anspruchsvollsten unter den höchsten Ber- aus dem badischen Bühl, so- gen der Welt. Kaltenbrunners erster Ver- wie den ebenfalls sehr erfahrenen Höhen- such im Jahre 2003, zusammen mit Dujmo- bergsteigern Hirotaka Takeuchi aus Japan, vits, Takeuchi und Gustafsson den dritt- Veikka Gustafsson aus Finnland und An- höchsten Berg der Erde zu besteigen, war drew Lock aus Australien auf dem Gipfel gescheitert. Sie mussten damals in der von des 8586 Meter hohen Kangchendzönga in Hängegletschern strotzenden Nordwand Nepal. Damit hatte die sympathische Öster- wegen des schlechten Wetters umkehren. reicherin ihren neunten Hauptgipfel der 14 Jetzt hatte das Team die Route der engli- Achttausender erreicht und ist inzwischen schen Erstbegeher über die Südwestseite

Abbildungen rechte Seite die erste Frau der Welt, die so viele Acht- gewählt. Auf einer Höhe zwischen 8000 und von oben: tausender erfolgreich bestiegen hat. Zudem 8500 Metern wird dabei Klettern im kom- stand Kaltenbrunner bei früheren Expedi- binierten Gelände mit Fels im III. und IV Vom Gipfel des Kangchendzönga zum tionen noch auf dem 8041 Meter hohen Vor- Schwierigkeitsgrad verlangt und Kamin- Yalung Kang. gipfel des und dem 8013 Me- klettern kurz unter dem Gipfel. ter hohen Vorgipfel des Shisha Pangma, die Die Voraussetzungen für einen Erfolg Gerlinde nach dem Gipfel im Lager III nach beide kaum niedriger sind als ihre – wegen waren zunächst schlecht: Acht Tage lang sa- durchfrorener Nacht. Wechten und Lawinengefahr oft nicht er- ßen sie nach der Ankunft wegen zu viel reichbaren – höchsten Punkte. Bei der Neuschnee im Basislager fest, danach war Gerlinde fast steif vor Kälte (Kantsch Lager Sammlung der 14 Achttausender, die Rein- harte Spurarbeit erforderlich. Am Gipfeltag III). hold Messner als erster vollständig hatte, verzögerte das Wetter den Aufbruch von

120 BERGSPORT HEUTE BERG 2007 Lager III auf 7700 Meter Höhe. Statt um Mit- anstrengende und nervtötende Angelegen- ternacht gingen sie fünf Stunden später los. heit – umso schwieriger, oft sogar aus- Es schneite, am Gipfel riss es jedoch kurz sichtslos ist es in einem Sturm, bei eisiger ganz auf, so dass sie auch den beeindru- Kälte, in dehydriertem, er- ckenden Rundumblick genießen konnten, schöpftem Zustand und bevor sie den Abstieg begannen. Um 19 Uhr mit klammen Fingern, die wurde es dunkel. Da die Fixseile in der in dicken Handschuhen Route zu alt waren, um sie für einen raschen stecken. »Es war brutal. Im Abstieg zu nutzen, kletterten sie im Schein Zelt mussten wir uns zu- ihrer Stirnlampen ab und bewältigten die erst gegenseitig das Eis schwierigen Felsabschnitte durch Abseilen. aus dem Gesicht kratzen. Sturm kam auf, den Dujmovits und Kal- Wir lagen zu zweit auf ei- tenbrunner auf eine Stärke von 100 Stun- ner Isomatte, mehr Platz denkilometer schätzten. Kurz bevor sie La- gab es im notdürftig auf- ger III erreichten, brach Dujmovits bei gestellten Zelt nicht. Un- schlechter Sicht durch die Schneedecke ei- sere Schlafsäcke waren ner Gletscherspalte, konnte sich aber hal- völlig durchnässt. Es war ten. Gegen 21 Uhr erreichten sie wieder La- eine eiskalte, sehr stürmi- ger III auf 7700 Meter Höhe. Ein Portugiese sche und schlaflose Nacht. hatte ihre Zelte inzwischen wegen des Erst am frühen Morgen Sturms vorsorglich abgebaut. Der Lager- waren wir in der Lage, platz war völlig zugeweht. Schon bei star- Schnee zu schmelzen und kem Wind ist der Aufbau eines Zeltes eine zu trinken«, berichtet Kal-

BERG 2007 GERLINDE KALTENBRUNNER 121 Unbeschreiblicher Aus- blick vom Lager III am Richtung Cho Oyu (morgens). tenbrunner, die nun wirklich nicht zu de- Kaltenbrunner und Dujmovits nur noch 116 nen gehört, die ihre Berichte dramatisieren. Höhenmeter unter dem Gipfel. Dujmovits Dabei stellte sich heraus, dass Dujmovits beschließt, trotz des nahen Zieles umzu- sich die Nase angefroren hatte. kehren. Es ist zu spät, das Risiko eines nächtlichen Abstiegs durch die teils über 50 Umkehr am Lhotse – nur 116 Höhen- Grad steile Lhotse-Rinne bei Neuschnee, meter vor dem Ziel auf teils harter Unterlage und in völlig ver- Nach dem Abstieg ins Basislager waren ausgabtem Zustand ist viel zu groß. »Auch sie alle so erschöpft, dass Takeuchi, Kal- ein ungeplantes Biwak hätten wir nicht tenbrunner und Dujmovits beschlossen, überlebt«, schreibt er in seinem Expedi- sich vor ihrem nächsten Ziel, der Besteigung tionstagebuch. Kaltenbrunner zögert, will des Lhotse (8516 m), eine dreitägige Erho- zunächst weiter, der Gipfel ist schließlich so lung in der Ama Dablam Garden Lodge bei nah. Dujmovits hat Angst um sie und steigt Tengpoche auf etwa 3700 Meter Höhe zu mit feuchten Augen ab, schließlich folgen gönnen. Am 22. Mai waren sie wieder im ihm Takeuchi und Kaltenbrunner doch Everest-Basislager zurück, das gleichzeitig nach. »Die Entscheidung, so kurz unter dem Ausgangspunkt ist für die Besteigung des Gipfel umzudrehen, war schwierig. Ich Lhotse. Die meisten Expeditionen waren brauchte gut zehn Minuten dafür, doch jetzt, zum Ende der Saison, bereits abge- dann spürte ich, dass ich vom Gipfel viel- reist, die anderen packten. Am 26. Mai, nur leicht nicht mehr zurückkommen würde 12 Tage nach dem hart erkämpften Kantsch, und musste an den Tschechen denken, der brechen Kaltenbrunner, Dujmovits und Ta- vier Tage zuvor tödlich abgestürzt war und keuchi von ihrem Hochlager in 7200 Meter am Einstieg der Rinne lag«. Im Nachhinein Höhe auf zum Gipfel. Ihnen bleibt nur die- sei sie sehr froh über ihre Entscheidung, die ser einzige Tag, um ihr Ziel zu erreichen, da an einem Achttausender jeder für sich allein für den nächsten schon wieder schlechtes treffen müsse. Umdrehen zu können, auch Wetter angekündigt ist – die Vorboten des so kurz unter dem Gipfel, ist dort oben von Monsuns. Kaltenbrunner und Dujmovits existenzieller Bedeutung. Viele, darunter spuren abwechselnd rund 1200 Höhenme- auch sehr erfahrene Höhenbergsteiger, ter durch die Wand, Takeuchi folgt den bei- schafften das nicht in einer ähnlichen Situ- den langsam nach. Um 17 Uhr befinden sich ation und bezahlten dafür mit dem Leben –

122 BERGSPORT HEUTE BERG 2007 Beispiele dafür gibt es in der Geschichte des gung des Gasherbrum II (8035 m) im ver- Höhenbergsteigens sehr viele und jährlich gangen Jahr: Nach 16 Stunden Aufstieg in kommen neue dazu. teils hüfttiefem Schnee und bei Temperatu- ren von bis zu minus 28 Grad Celsius er- Besteigungsstil – Wege zum Gipfel reichte sie den Gipfel. Nur zwei Mitglieder Alle ihre Achttausender hat die 35jährige eines italienischen Teams konnten ihr fol- Höhenbergsteigerin ohne Nutzung von gen, 13 weitere, die mit ihr aufgebrochen künstlichem Sauerstoff bestiegen. »Durch waren, mussten umkehren. Darunter auch künstlichen Sauerstoff wird die Besteigung ein italienischer Bergsteiger, der sie als Ein- eines Achttausenders zu der eines Sechs- ziger beim Hinaufwühlen durch den tausenders degradiert«, sagt sie und fügt Schnee mal eine Stunde lang ablöste und hinzu, dass dies zwar jeder für sich ent- sich dabei so verausgabte, dass er absteigen scheiden müsse, aber dass sie lieber auf die musste. Allein fürs Spuren der letzten 200 Besteigung eines Achttausenders verzich- Höhenmeter benötigte die schmale, beson- ten würde, wenn sie dazu Sauerstoff aus der nen und überhaupt nicht verbissen wir- Flasche bräuchte. Außerdem habe sie keine kende Bergsteigerin fünf Stunden und Lust, am Berg mit einer Maske im Gesicht wühlte sich dabei teils rittlings auf dem unterwegs zu sein. Bei ihren ersten Expe- Grat sitzend bis zum Gipfel durch. Nach ditionen war sie zwar noch in größeren dieser »Tour de Force« bewältigte Kalten- Gruppen, teils auch mit Fixseilen unter- brunner auch noch den Abstieg über 3000 wegs, inzwischen bevorzugt sie bei ihren Höhenmeter vom Gipfel bis ganz hinab ins Achttausender-Besteigungen aber längst Basislager, weil sie leichte Erfrierungen an den wesentlich anspruchsvolleren alpinen den Zehen davongetragen hatte und sie so Stil im kleinen Team, wobei jeder im Ruck- schnell wie möglich richtig versorgen sack mitschleppt, was er braucht. Dabei wollte. Als sie im Basislager eintraf, war sie wird einem der Auf- und Abstieg nicht rund 30 Stunden am Stück unterwegs! durch Sherpas erleichtert, die am Berg Fix- seile legen, eine Hochlagerkette errichten und die schweren Lasten schleppen, oft so- gar noch den Rucksack der Gipfelstürmer, wie das bei vielen kommerziellen Expedi- tionen, vor allem am üblich ist. »Der Alpinstil ist eine wesentlich grö- ßere Herausforderung, vor allem in an- spruchsvollen Routen. Dafür sind dort dann nicht so viele Leute unterwegs.« Sie habe die Einsamkeit am Lhotse und auch den Rückmarsch nach Lukla am Ende der Sai- son sehr genossen: »Wir waren völlig allein in dieser faszinierenden Landschaft mit ih- ren gewaltigen Dimensionen. Das war ge- nial und ein sehr eindringliches Erlebnis.« Ihre extreme Leistungsfähigkeit in dieser Gerlinde beim Spuren Die Besteigung des Kantsch war bei die- Männerdomäne hat Kaltenbrunner auch nach Lager II am Gasherbrum II. sen Verhältnissen sehr anstrengend und schon früher bewiesen: Während ihrer Be- hart, doch Kaltenbrunner ist bekannt dafür, steigung des (8125 m) im Juni dass sie sich auch bei schwierigsten Ver- 2003 verliehen ihr kasachische Höhenberg- hältnissen durchbeißt, wenn aus ihrer Sicht steiger den Spitznamen »Cinderella Cater- das Risiko dabei vertretbar ist. Ein ein- pillar«. Fragt man Kaltenbrunner, wie sie zu dringliches Beispiel dafür ist ihre Bestei- diesem Spitznamen kommt, der das schöne

BERG 2007 GERLINDE KALTENBRUNNER 123 Aschenputtel mit einem leistungsstarken Viele ihrer Achttausender musste sie amerikanischen Bulldozer vereint, lacht sie sich bei sehr schlechten Verhältnissen er- und erzählt gerne die Anekdote: kämpfen. Ihre anspruchsvollste Achttau- »Während meiner Besteigung des Nanga sender-Besteigung, die in Bergsteigerkrei- Parbat gab es viel Neuschnee, und als ich sen weltweit Aufsehen erregte, war jedoch das Hochlager erreichte, kamen mir kasa- die erste Überschreitung des Shisha Pang- chische Bergsteiger entgegen und wollten ma (8027 m) im reinen Alpinstil – mit Auf- mir meinen schweren Rucksack abnehmen. stieg durch die steile, rund 2000 Höhenme- Ich wollte aber weiter, packte zusätzlich Fix- ter hohe Südwand und Abstieg über den seil auf meinen Rucksack obendrauf, ging Normalweg auf der Nordseite – die ihr im Ralf und Gerlinde in Lager I am an ihnen vorbei und sicherte den weiteren Mai 2005 zusammen mit Takeuchi und Duj- Kangchenzönga. Aufstieg für alle ab. Die Kasachen waren movits gelang. völlig überrascht und nannten mich fortan Shisha-Pangma: die erste Überschrei- ›Cinderella Caterpillar‹. tung Als ich dann beim Ab- Am 2. Mai stiegen sie in die steile Süd- stieg zusammen mit mei- wand ein, am 7. standen sie auf dem Gipfel, nem damaligen Expe- danach erfolgte der Abstieg über den Nor- ditionsgefährten, dem malweg an der Nordseite des Berges. Nie Spanier Iñaki Ochoa de zuvor hatte jemand diesen Berg von Süden Olza, einem höhenkran- nach Norden überschritten. Beim Aufstieg ken Kasachen das Leben durch die Südwand mussten sie mit ihrem retten konnte, in dem wir ihn durch die schweren Gepäck senkrechte Abschnitte im Kinshofer Flanke hinab brachten ins Camp kombinierten Gelände und lange, 60 Grad Im Abstieg vom I in der zu seinen Gefährten, hatte ich neue Freunde steile Rinnen mit Blankeis bewältigen, wo- Querung zu Lager III. gewonnen.« bei sie sich im Vorstieg abwechselten oder seilfrei kletterten. Es schneite, der Fels war mit Neuschnee bedeckt und dazu brüchig: »Das war das Brüchigste, was ich je geklet- tert bin«, lautet Kaltenbrunners Kommen- tar dazu. Zu den geplanten Wand-Biwaks kam auf 7400 Meter Höhe durch starken Schneefall und akute Lawinengefahr auch noch ein nicht eingeplanter Ruhetag in ei- ner kleinen Felsnische hinzu. Ralf Dujmo- vits, der in seiner langjährigen Laufbahn als Extrembergsteiger schon viele heikle Situ- ationen erlebte, hat die Situation eindring- lich in seinem Expeditionstagebuch be- schrieben: »Erstmals kommen Zweifel in mir auf: Das Gas geht zur Neige, wir sind an absolut exponierter Stelle, die Erholung in den tropfnassen Schlafsäcken geht gegen Null, der Appetit ist ebenfalls am Null- punkt und draußen donnern die Lawinen. Selten habe ich vor einem Gipfelaufstieg schlechter und unruhiger geschlafen. Ger- linde hält die Moral aufrecht und lässt sich nicht wirklich einschüchtern ... Wir werden

124 BERGSPORT HEUTE BERG 2007 es schaffen!« Über 600 Höhenmeter schwie- tig. Der Unterschied zwischen einer tech- riges Klettern in dünner Luft bis zum Gip- nisch schwierigen Achttausender-Bestei- fel liegen da noch vor ihnen – und danach gung im Alpinstil zu einer kommerziellen der Abstieg. Achttausender-Expedition auf einem tech- Was eine Übernachtung und ein solcher nisch einfachen Normalweg mit eingerich- »Ruhetag« in einer steilen Wand in dieser teten Hochlagern, künstlichem Sauerstoff Höhe bedeuten, können sich nur Wenige und Sherpas, die die Lasten schleppen und richtig vorstellen: In ihrer dicken Daunen- den Auf- und Abstieg mit Fixseilen absi- bekleidung und den feuchten Schlafsäcken chern, könnte jedenfalls kaum größer sein. liegen die Drei auf einer Fläche von 1,50 Me- ter Breite und 2 Meter Länge dicht anein- Dramatische Rettung am Everest ander gezwängt, die beiden Männer mit Nach der erfolgreichen Überschreitung dem Kopf nach hinten, Kaltenbrunner mit des Shisha Pangma hatte das Trio im ver- dem Kopf nach vorn. Jeder spürt die kleins- gangenen Jahr eigentlich noch te Bewegung der anderen, Umdrehen ist die Durchsteigung der Everest- nur nach Absprache möglich. Durch Kon- Nordwand mit ihren rund 3000 densation bildet sich eine Raureifschicht an Höhenmetern im alpinen Stil der Innenwand, nasskalter Reif splittert durch das Supercouloir geplant herab, wenn einer an die Zeltwand stößt. – eine kühne und technisch Schneeschmelzen, Kochen und Pinkeln sind schwierige »Magic Line«, deren mühsame Tätigkeiten, da dies auf kleinstem Begehung im alpinen Stil 1986 Raum nicht nur sehr viel Geduld, sondern erstmals den Schweizer Spit- auch viel Geschick verlangt. Im Gegensatz zenbergsteigern Erhard Loretan zu den Männern, die in eine Weithals-Fla- und Jean Troillet gelang und sche pinkeln, muss Kaltenbrunner dazu je- seither ohne Nutzung künst- des Mal ihre Schuhe anziehen und das Zelt lichen Sauerstoffs nicht wieder- verlassen – bei Temperaturen von bis zu mi- holt wurde. Starker Höhenwind nus 32 Grad und Wind. Ein erholsamer, die vereitelte den Versuch des Trios lange Wartezeit verkürzender Schlaf ist – jedoch bereits im Vorfeld. Als wenn überhaupt – nur kurz möglich. Selten sie stattdessen auf die Normal- wird einem die Relativität der Zeit so stark route am Everest auswichen, bewusst wie an einem solchen Tag – sie ver- entwickelte der eigentlich bes- rinnt so langsam, als würde sie angehalten tens akklimatisierte Takeuchi und als hätten die gewohnten Zeit-Einhei- im Hochlager auf 7750 Meter Höhe völlig Im Eisbruch nach ten völlig andere Dimensionen angenom- unerwartet ein Höhenhirnödem. Dujmovits Lager I am Hidden Peak (G I). men. Außer Kochen, Trinken, Essen, Pin- und Kaltenbrunner schafften es in einer dra- keln und vor sich Hindösen hat man nichts matischen nächtlichen Rettungsaktion dank zu tun, und die Gedanken darüber, wie es ihrer medizinischen Kenntnisse, dass er weitergeht, drehen sich gebetsmühlenar- überlebte. Zutiefst bewegt und glücklich tig im Kopf, wenn man es nicht schafft, sie brachten sie ihn hinab ins Basislager – der auszublenden. Es sind nicht nur die berg- Everest war damit in diesem Jahr abgehakt. steigerischen Fähigkeiten, eine ausgezeich- Die Verhältnisse waren gut, Kaltenbrunner nete Höhen-Akklimatisation und eine ex- bestens akklimatisiert und in ausgezeich- treme Leistungs- und Leidensfähigkeit, die neter Form. Sie hätte wohl kaum Schwie- für solche Unternehmen benötigt werden. rigkeiten gehabt, den Everest ohne künst- Die mentale Stärke, die Fähigkeit, all dies lichen Sauerstoff zu erreichen. Kaltenbrun- gelassen zu ertragen und fest daran zu glau- ners Kommentar dazu: »Es ist eine große ben, dass man die Situation bewältigen Bereicherung im Leben, wenn man einem wird, sind dabei mindestens ebenso wich- Freund das Leben retten kann!«

BERG 2007 GERLINDE KALTENBRUNNER 125 Ereignisse, wie sie sich in diesem Früh- hatten Kaltenbrunner und Dujmovits beide jahr am Everest abgespielt haben, wo etwa viel Glück, als bei der berüchtigten Que- 30 bis 40 auf- und absteigende Gipfelbe- rung unter dem Gletscherbruch die Eis- zwinger an David Sharp, einem 34jährigen brocken knapp an ihnen vorbeidonnerten. Briten, vorbei stapften, ohne dem in einer Sie weiß genau, wie schnell auch die Besten Schneehöhle im Sterben liegenden Mann zu und Vorsichtigsten in diesen wunderschö- helfen, verurteilt sie aufs Schärfste. »Es ist nen, lebensfeindlichen Höhen umkommen furchtbar. Da fehlen einem schlicht die können. Durch eine optimale Vorbereitung Worte. Welchen Wert hat für die denn ein versucht sie das Risiko so gering wie mög- Menschenleben, wenn sie nur wegen eines lich zu halten: »Ein gewisses Restrisiko Gipfels an einem Sterbenden vorbeigehen, bleibt aber immer beim Höhenbergsteigen. ohne nach ihm zu schauen und ohne we- Ich denke aber, dass ich die Risiken inzwi- nigstens zu versuchen, ihm zu helfen. Kein schen gut einschätzen kann. Außerdem Gipfel ist es wert, dass man jemanden an- glaube ich, dass es vorbestimmt ist, wann deren sterben lässt!« das Leben endet. Ralf und ich haben uns mit Takeuchis Rettung am Everest war nicht der Möglichkeit, dass dem anderen etwas das einzige Mal, dass Kaltenbrunner dank passieren könnte, intensiv auseinanderge- ihrer medizinischen Kenntnisse als Kran- setzt. Die Vorstellung ist furchtbar und läh- kenschwester anderen Bergsteigern helfen mend – unterwegs muss man das ausblen- und sogar Leben retten konnte. Sie kennt den können, sonst geht man gar nicht los.« aber auch die andere Seite: Vom hilflosen Ein ängstlicher Typ sei sie nicht, das be- Zuschauenmüssen beim tödlichen Absturz deute aber nicht, dass sie in eher alltäg- eines Bergsteigers, über ihre vergeblichen lichen Dingen keine Angst kenne: »Unbe- Versuche, einen völlig erschöpften öster- schreibliche Angst hatte ich beispielsweise, reichischen Bergsteiger, den sie kannte und als ich in Skardu in Pakistan zum Zahnarzt schätzte, vom weiteren Aufstieg in den si- musste«, bekennt sie und lacht. »Ralf war cheren Tod abzubringen, bis hin zur Angst nicht da, unser pakistanischer Fahrer ging um ihren Lebensgefährten, als der am netterweise mit und hielt mir die ganze Zeit Shisha Pangma von einem großen Stein ge- über die Hand«. troffen, fast aus der Wand geschleudert, zum Glück aber nur an der Wade verletzt Beginn einer tiefen Leidenschaft

Beim Klettern in der wurde. Und bei ihrer erfolgreichen Bestei- Ihre Bergbegeisterung verdankt Kalten- Hitze Thailands. gung des Annapurna I (8091 m) im Mai 2004 brunner dem Pfarrer ihrer Heimatgemeinde Spital am Pyhrn in Oberösterreich, Dr. Erich Tischler. Der begeisterte Alpinist nahm sie nach der Sonntagsmesse auf zahlreiche Bergtouren mit. Ihre ersten Klettertouren machte sie im Alter von 13 Jahren, während sie die Skihauptschule Windischgarsten be- suchte und dort zur Rennläuferin ausge- bildet wurde. Sie gewann zwar unter an- derem den Landestitel ihrer Altersklasse, Wettkämpfe machten ihr aber keinen Spaß, weil sie dabei gegen ihre Freundinnen an- treten musste. Sie hörte damit auf. Ihre große Leidenschaft war das Bergsteigen, und in den kommenden Jahren nutzte sie auch während ihrer Ausbildung zur Kran- kenschwester jede Möglichkeit für Ski-, Eis-

126 BERGSPORT HEUTE BERG 2007 und Klettertouren. Als sie dann im Alter von 23 Jahren zum ersten Mal auf einem Achttausender stand, dem Vorgipfel des Broad Peak, war sie zutiefst fasziniert. Vier Jahre später erreichte sie den Gipfel des Cho Oyu (8021 m). Das Geld für ihre ersten Ex- peditionen verdiente sie sich zum Teil durch die Geldprämien, die sie bei Mountain- Bike-Rennen gewann. Auch in diesem Be- reich brillierte Kaltenbrunner, die schon seit vielen Jahren täglich mehrere Stunden in- tensiv Ausdauer und Kraft trainiert. Am liebsten auf Touren in den Bergen, daheim in Bühl, wo sie inzwischen zusammen mit Dujmovits lebt, beim Biken, Langlaufen, Joggen, an der Kletterwand oder auf dem Fahrrad-Ergometer.

Konkurrenz in dünner Luft? hatte, dass ihr an beiden Füßen jeweils das Die letzten Schritte zum In vielen Medien wurde Kaltenbrunner vordere Glied eines Zehs amputiert werden Gipfel des . gleich nach ihren ersten Achttausendern mit musste. Den Mount Everest hat Pasabán der bis dahin berühmtesten und erfolg- auch schon bestiegen, allerdings als einzi- reichsten Höhenbergsteigerin verglichen, gen ihrer Achttausender mit Unterstützung der seit 1992 am Kangchendzönga ver- durch künstlichen Sauerstoff. Ferner gehört schollenen Polin Wanda Rutkiewicz, die die Italienerin (Jahrgang 1961) vom Besteigungsversuch ihres neunten zum sehr exklusiven Club der erfolgreichen Achttausenders nicht zurückkehrte. Sammlerinnen von Achttausendern – ohne Auch als weiblicher Reinhold Messner Nutzung von künstlichem Sauerstoff und wurde Kaltenbrunner schon bezeichnet. meist im alpinen Stil. Zusammen mit ihrem Vergleiche wie diese können die sonst sehr Mann Romano Benet gelang Meroi im Früh- gelassene Österreicherin richtig ärgern: jahr dieses Jahres mit der Besteigung des »Rutkiewicz war in einer anderen Zeit und Dhaulagiri (8167 m) ihr siebter der 14 Acht- unter ganz anderen Bedingungen erfolg- tausender. Letztes Jahr standen beide sogar reich. Und ein Vergleich mit Messner ist völ- schon einmal dort oben, bis sie erfuhren, lig absurd. Mein Traum ist es, alle 14 Acht- dass sie bei schlechter Sicht den Vorgipfel tausender zu besteigen. Natürlich wäre es mit dem Hauptgipfel verwechselt hatten, schön, die erste Frau zu sein, die das schafft. der 30 Meter höher ist. In diesem Jahr über- Aber darum geht es mir überhaupt nicht. schritten sie daher den ganzen Gipfelgrat, Mir geht’s ums Erlebnis, um jeden einzel- um sicher zu sein. Meroi und ihr Mann ver- nen dieser Gipfel, manchmal auch um eine suchten nach dem Erfolg am Dhaulagiri mit ganz bestimmte Route.« Auch die Spanie- ihrem kleinen Team gleich noch eine Be- rin Edurne Pasabán, die am 1. August 33 steigung des gefährlichen Annapurna I Jahre alt wird, hatte seit ihrer Besteigung (8091). Sie drehten aber um, als im Glet- des Nanga Parbat im vergangenen Jahr wie scherbruch ganze Séracs zusammenbrachen Kaltenbrunner acht der 14 Achttausender- und herabdonnerten. Kaum wieder zurück gipfel auf ihrer Erfolgsliste, darunter den in Italien, wollen Meroi und Benet Mitte technisch schwierigen und gefährlichen , Juni mit ihren Gefährten zu einem weiteren an dem sie sich im September 2004 beim Ab- Besteigungsversuch ihres Traumgipfels K2 stieg so schwere Erfrierungen zugezogen über den Abruzzi-Grat aufbrechen, nach-

BERG 2007 GERLINDE KALTENBRUNNER 127 dem sie in den Jahren zuvor am K2 schon etwa ein Jahr nach Messner vervollständigt zweimal wegen schlechter Verhältnisse um- – ebenfalls mit Alleingängen, Erstbegehun- kehren mussten. gen schwierigster Routen und sogar meh- In vielen Medien war die Rede vom Kon- reren Wintererstbegehungen. 1989 kam er kurrenzkampf der Frauen um den Titel, die am Lhotse ums Leben. erste Frau zu sein, die auf allen Achttau- Im vergangenen Jahr hatten Kaltenbrun- sendern stand. Kaltenbrunner betont, dass ner und Pasaban bereits geplant, den Broad sie sich durch die Medien in keinen Kon- Peak (8047 m) gemeinsam zu besteigen. Das kurrenzkampf drängen lasse. Das sei beim scheiterte daran, dass Kaltenbrunner nach Höhenbergsteigen völlig fehl am Platz. Im der Besteigung des Gasherbrum II wegen ih- Frühjahr hat Kaltenbrunner Meroi erstmals rer Erfrierungen an den Zehen kein Risiko bei der Zwischenlandung auf dem Flugplatz eingehen wollte. »Vielleicht klappt es bei ei- Doha im Scheichtum Quatar getroffen. »Ich nem anderen Projekt.« In diesem Frühjahr habe mich sehr darüber gefreut, Nives end- versuchte Pasabán nicht einmal, ihre Samm- lung »voranzutreiben«. Sie ging lieber zum Bergsteigen nach Südamerika. Und Kalten- brunner beschloss nach dem hart erkämpf- ten Kantsch und dem kurz unter dem Gip- fel gescheiterten Besteigungsversuch des Lhotse, diesmal im Sommer in den Alpen zu klettern. »Diese beiden Achttausender im Frühjahr waren sehr anstrengend für uns. Wir spüren beide, dass der Körper nun eine Regenerationszeit braucht. Jetzt freue ich mich sehr auf unsere Touren in den Alpen.«

Tiefe Begeisterung als Antrieb Wer Kaltenbrunner näher kennt, weiß, dass sie wirklich meint, was sie sagt. Es geht ihr nicht um irgendwelche Rekorde, son- Zurück im letzten Biwak lich einmal persönlich kennenzulernen. Man dern ums »Erlebnis Berg« in dieser gran- nach dem Gipfel des hört immer nur voneinander, und dann diosen Urlandschaft mit ihren gewaltigen Annapurna. fragt man sich natürlich schon, wie die an- Dimensionen und um das Ausleben ihrer dere ist und welche Einstellung sie hat. Sie Leidenschaft. Es ist eine tiefe, fest in ihr ist total nett und war mir auf Anhieb sehr verwurzelte Begeisterung fürs Bergsteigen, sympathisch. Ich halte ihr die Daumen für die sie antreibt – kein kurz aufloderndes den K2, den sie sich in diesem Jahr nochmals Feuer, angefacht durch Eitelkeit, Ehrgeiz vorgenommen hat « Edurne Pasabán hat und Suche nach Selbstbestätigung im Zu- Kaltenbrunner bereits früher kennenge- sammenhang mit dem Erreichen eines my- lernt und steht in E-Mail-Kontakt mit ihr: thisch aufgeladenen Höhensuperlativs, der »Edurne ist sehr sympathisch, sie empfin- so viele andere dazu treibt, den Mount Eve- det dieselbe Leidenschaft wie ich und ist rest zu besteigen – teils ohne jegliche berg- auch sehr stark«. Auch Pasabán wehrt sich steigerische Erfahrung und wirklich um je- gegen den Druck durch Medien, die über den Preis. einen Konkurrenzkampf der drei Frauen Kaltenbrunner genießt es, monatelang im beim Sammeln aller Achttausender berich- Himalaja und im Karakorum unterwegs zu ten, wie er Reinhold Messner und dem Po- sein mit Freunden und Menschen aus völ- len Jerzy Kukuczka nachgesagt wird. Der lig verschiedenen Kulturbereichen. Berg- Pole hatte seine Achttausender-Sammlung steigen bedeutet für sie eben nicht »Kampf

128 BERGSPORT HEUTE BERG 2007 um den Berg« oder die »Eroberung des Un- haben wollen und ob Höhenbergsteigen nützen«, sondern Lebensform und Lebens- dann für sie noch in Frage käme, wird ei- inhalt zugleich. Und wenn sie von ihren Er- nem Mann nicht gestellt. Gleichzeitig stel- lebnissen oder ihrem nächsten Projekt er- le ich aber bei meinen Diavorträgen fest, zählt, dann strahlen ihre braunen Augen, dass viele Menschen, Männer und Frauen, ganz egal, wie schwierig und anstrengend davon fasziniert sind, was ich mache. Die eine Besteigung war oder werden wird. verstehen mich und finden es gut.« Während in unserem Kulturraum bei Seit 2003 ist Kaltenbrunner Profiberg- Männern das Bergsteigen als Lebensform steigerin dank ihrer Sponsoren Schöffel, und Lebensinhalt seit vielen Generationen Lowa, Deuter, Komperdell, Petzl, Gore problemlos akzeptiert, wenn nicht sogar Footwear sowie ihrer Heimatgemeinde Spi- bewundert wird, zumal einst eine bedeu- tal am Pyrnh, der VKB-Bank und dem Ver- tende Erstbesteigung oder Erstbegehung als ein der Österreichischen Naturfreunde. Eroberung, als nationale Heldentat zum Ferner bekommt sie Honorare für Fernseh- Ruhme des Vaterlandes gefeiert wurde, war auftritte und den Abdruck von Fo- das bei bergsteigenden Frauen bekanntlich tos. Auch ihre Dia- und Filmvor- Gerlinde Kaltenbrunner, anders. Diesbezüglich hat sich inzwischen träge sind inzwischen sehr gefragt geb. am 13. Dezember 1970 vieles verändert, im Vergleich zu anderen im deutschsprachigen Raum. Wer in Kirchdorf/Krems. Disziplinen wie beispielsweise dem Sport- je die Gelegenheit hat, bei einem klettern, ist Höhenbergsteigen aber auch Vortrag von ihr dabei zu sein, Bestiegene Achttausender: heute noch eine Männerdomäne. wird begeistert sein – von der Art 1994 Broad Peak (Vorgipfel, »Beim Höhenbergsteigen muss man als wie sie erzählt, von den beein- 8041 m) Frau am Anfang schon mehr Leistung brin- druckenden Bildern und von ihrer 2000 Shisha Pangma (Vorgipfel, gen als ein Mann, um akzeptiert zu werden. Ausstrahlung. Ohne Sponsoren 8013 m) Es gibt so wenige Frauen in diesem Bereich, könnte sie die extrem teuren Acht- Achttausender-Hauptgipfel: und noch weniger, die richtig stark sind. In- tausender-Expeditionen nicht fi- 1998 Cho Oyu (8201 m) zwischen habe ich bezüglich Akzeptanz nanzieren und ihre Träume nicht 2001 (8463) aber überhaupt kein Problem mehr« sagt verwirklichen. Einen kleinen Ha- 2002 (8163 m) Kaltenbrunner und lächelt. Oft wird das ken hat dieser Lebensstil eines 2003 Nanga Parbat (8125 m) Höhenbergsteigen für etwas Männlich- Profis dann aber doch: Nach dem 2004 Annapurna I (8091 m) Kriegerisches gehalten und als heroische monatelangen Aufenthalt in die- 2004 Gasherbrum I (8068 m) Bewährung im Kampf gegen die Natur ver- sen faszinierenden Urlandschaf- 2005 Shisha Pangma ( 8027 m, standen. Kaltenbrunner betrachtet techni- ten, in denen es allein ums Berg- erste Überschreitung) sche Schwierigkeiten oder schlechte Ver- steigen geht, um ihre Traumziele, 2005 Gasherbrum II (8035 m) hältnisse bei ihren Expeditionen zwar auch ihre Freunde und die existenziel- 2006 Kangchendzönga (8586 m). als Herausforderung, aber nicht zum len Dinge des Lebens, fällt es ihr Kampf gegen den Berg und die Natur, son- gleich nach der Rückkehr schwer, Infos: dern als Herausforderung an ihre Fähig- sich wieder dem stressigen Alltag www.gerlinde-kaltenbrunner.at keiten, ihre Erfahrung, ihre Intuition und eines Profis zu stellen. Der Kon- ihren Instinkt. »Viele Menschen können sich trast zwischen diesen beiden Welten ist ihr nicht vorstellen, dass das Besteigen von kurz nach der Rückkehr zu extrem. »Aber Gipfeln einen tatsächlich ausfüllen kann. man gewöhnt sich daran. Außerdem steht Momentan ist das bei mir aber so, vielleicht jetzt immer schon fest, wann ich wieder auf- ändert sich das einmal. Das kann ich nicht brechen darf.« Und wenn sie ihre Achttau- ausschließen. Grundsätzlich ist es aber sender-Sammlung eines Tages zusammen schon so, dass männliche Extrembergstei- haben sollte – an weiteren Traumzielen in ger nie danach befragt werden, ob ihnen das den Bergen fehlt es ihr nicht. Es sind näm- Bergsteigen als Lebensform und Lebensin- lich nicht nur die höchsten Berge der Welt, halt genügt. Auch die Frage, ob sie Kinder die sie faszinieren.

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