ZÜRICH UND REGION Den Häusern Ihre Seele Lassen Kinderpornographie Aus Dem Internet Der Entführung Seiner Tochter Schuldig
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48Samstag/Sonntag, 7./8.Juni2003 Nr.130 ZÜRICH UND REGION NeuöZürcörZäitung Geschworenengericht in Zürich Der Entführung seiner Tochter schuldig 21 Monate Zuchthaus für spanischen Vater Weil er seine zur Tatzeit fünfjährige Tochter durch ihre Grossmutter nach Spanien bringen liess, ist ein spanischer Vater und verurteilter Kokainhändler vom Geschwore- nengericht Zürich zu 21 Monaten Zuchthaus verurteilt worden. Das Gericht sprach ihn der qualifizierten Entführung und der Entziehung von Unmündigen schuldig. brh. Im September 2000 ist eine spanische ser Mutter war das Gericht nicht allzu sehr über- Grossmutter mit ihrer Enkelin von Zürich nach zeugt, machte sie doch ebenfalls widersprüchliche Spanien gefahren; angeblich für eine Ferienreise Aussagen, allerdings in einem deutlich geringeren und angeblich mit Wissen der Mutter des damals Masse als der Angeklagte. Die Geschworenen fünfjährigen Kindes. Das Geschworenengericht waren vor allem zur Auffassung gelangt, die Frau Zürich hat am Freitagabend diese Ferienreise seientgegen den Beschuldigungendes Angeklag- anders beurteilt und gemäss den Anträgen der ten eine gute Mutter gewesen und habe der Toch- Staatsanwaltschaft den Vater des Kindes wegen ter so gut geschaut, wie es ihr als erwerbstätige, qualifizierter Entführung und Entziehung von alleinerziehende Mutter möglich gewesen sei. Der Unmündigen verurteilt. Hatte der Staatsanwalt Angeklagte hatte mehrfach behauptet, seine ehe- am Donnerstag in seinem Plädoyer eine Bestra- malige dominikanische Freundin bewege sich in fung mit drei Jahren Zuchthaus verlangt, so urteil- schlechten Kreisen, prostituiere sich und ziehe die ten die Geschworenen bezüglich des Strafmasses Tochter in Drogengeschichten mit hinein. Die milder und verhängten eine Freiheitsstrafe von 21 Richter billigten dem Mann immerhin zu, dass er Monaten Zuchthaus. Der dreissigjährige Vater die Entführung aus Sorge um das Kind inszeniert muss demnach nicht mehr lange im Gefängnis habe – auch wenn diese Sorge unberechtigt ge- bleiben, entspricht diese Strafe doch fast haar- wesen sei. Ausserdem sei das Kind während der Alfred Sulzer ist auf Baugerüsten zu Hause. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, historische Bauten vor genau seiner Untersuchungshaft, die angerechnet Zerfall und Abbruch zu retten. «Flicken, wenn immer möglich», heisst seine Devise. (Bild Peter Fischli) ganzen Entführung, die zwölf Tage gedauert werden kann. Sein Verteidiger hatte Freispruch hatte, nie gefährdet gewesen oder brüskiert wor- für den nicht geständigen Spanier verlangt, im den, sondern immer im ihm vertrauten Kreise der Falle eines Schuldspruches eine Strafe von höchs- Familie geblieben. Den Häusern ihre Seele lassen tens einem Jahr Gefängnis. Der Mann hatte die Entführung seiner Tochter aus der Strafanstalt Der Verteidiger hatte in seinem Plädoyer ver- Alfred Sulzers respektvoller Umgang mit alter Bausubstanz heraus organisiert, da er eine langjährige Zucht- geblich versucht, die Schuld an der Entführung hausstrafe wegen Kokainhandels absitzen musste der Grossmutter zuzuschieben; die Idee der pem. «Armut ist oft der beste Denkmalpfle- Sulzer kommt in diesem Zusammenhang auf (NZZ 3.6.03). Ferienreise sei von ihr gekommen, sein Mandant ger!» Der diesen Satz fast beiläufig ausspricht, als ein grösseres Stück Land in der Stadt Winterthur Das Geschworenengericht zweifelte stark an habe sich diesen Plänen einfach nicht widersetzt, wir das 300 Jahre alte Haus an der Wädenswiler zu sprechen, das sich seit über 200 Jahren in der Glaubwürdigkeit des spanischen Vaters, der habe im Gefängnis eine Reisevollmacht für das Seestrasse in Augenschein nehmen, heisst Alfred Familienbesitz befindet und gelegentlich, mit ge- zu Beginn der Untersuchung ein Geständnis ab- Kind unterschrieben – obwohl er über kein Sorge- Robert Sulzer. Einblick erhalten in materielle bührender Rücksicht auf das historisch gewach- gelegt hatte, dieses mehrmals mündlich und recht verfügt – und seidavon ausgegangen, seine Entbehrung und grosse Sparsamkeit, die das sene Ambiente, überbaut werden soll. Nach den schriftlich bestätigte und erst über ein Jahr später Mutter werde die Kindesmutter über diese Leben der Vorfahren prägte, hat der Spross der absehbaren Handwechseln werde die Familie plötzlich stückweise zurücknahm. Ausserdem fing Ferienreise wohl informiert haben. Gegen die Winterthurer Industriellenfamilie durch sein En- «hocherhobenen Hauptes» durch die Stadt gehen er immer mehr an, die Mutter seiner Tochter zu Grossmutter war ein separates Verfahren eröffnet gagement für historische Bausubstanz. «Es ist un- können, im Bewusstsein nämlich, mehr als nur diffamieren. Auch von der Glaubwürdigkeit die- worden, das inzwischen jedoch eingestellt ist. glaublich, was die früheren Bewohner dieses alten architektonische Dutzendware geschaffen zu ha- Hauses alles aufbewahrt haben», sagt er freude- ben, sagt Sulzer. – Der Liebhaber alter Häuser ist strahlend. «Die Hausbesitzer hofften, die Dinge im Übrigen nicht nur der Vergangenheit zugetan. eines Tages wiederverwenden zu können.» Eines Tages werde er sich einen Wunschtraum er- Besondere besteht etwa darin, dass der Schall- Ethik-Kommissionen füllen, sagt Sulzer augenzwinkernd, nämlich den schutz nicht vollumfänglich zeitgemässem Kom- Im alten Wädenswiler Gebäude mit der Haus- fortverständnis entspricht oder dass Wohnungs- weisen Vorwürfe zurück nummer 137 haben die Handwerker vor wenigen Bau eines topmodernen Einfamilienhauses auf der grünen Wiese. Wann der Traum in Erfüllung grundrisse den üblichen Rahmen sprengen. Die Tagen das Feld geräumt. Beider Restaurationder fünf Wohnungen im Haus hat Sulzer vor drei Kritik an der Impfstudien-Durchführung Liegenschaft, die nach dem Dafürhalten der kan- gehen soll, lässt er offen. Mit dem Zeitgeistigen zu tun hat er auch als Präsident des Winterthurer Wochen zur Vermietung ausgeschrieben. Für zwei kus. Die Spezialisierte Unterkommission für tonalen Denkmalpflege zum Schutzobjekt von der Wohnungen werden dieser Tage die Verträge Spezialfächer und die kantonale Ethikkommis- regionaler Bedeutung erhoben werden sollte, Kunstvereins, des Trägers des Kunstmuseums, das sich als Haus der Moderne versteht. unterschrieben. Die Dachwohnung von über 200 sion haben in einer gemeinsamen Medienmittei- konnte Sulzer auf einen soliden Grundstock von Quadratmetern Fläche seiwidereigenesErwarten lung vom Freitag Vorwürfe zurückgewiesen, die unverfälscht gebliebener Bausubstanz zurückgrei- * schnell weggewesen. Ein deutscher Bankier mit im Zusammenhang mit der Genehmigung der fen. Aber nicht nur: Über Monate hinweg hatte er Alfred Sulzer ist auf Mietersuche. Das histori- Familie habe sich spontan dafür erwärmt, erzählt Hautkrebs-Impfstudie des Universitätsspitals Zü- gebrauchte Türen, Schlösser, Balken oder Trep- sche Haus, das dritte insgesamt, das er in der Sulzer. Für ihn bedeute die Erhaltung von alter rich gegen sie erhoben worden waren (NZZ vom pengeländer gesammelt. Fündig geworden ist er Zürichseegemeinde mit Unterstützung der kanto- Bausubstanz nicht nur Passion und Hobby, son- 27.5.03.). Die Bewilligung der Studie ist laut der in Abbruchliegenschaften, etwa in Winterthur, in nalen Denkmalpflege, des Architekten Louis dern auch Geschäft. Investitionen in Abbruch- Mitteilung nach gründlicher Prüfung aller für die Schönenberg, in Dübendorf oder in Horgen. Demmler sowie eines Teams von bewährten objekte tätige er nur, wenn eine akzeptable Ren- Durchführung der Multizenter-Studie erforderli- * Handwerkern renoviert hat, bedarf, um zu neuem dite zu erwarten sei. «Sechs Prozent brutto sollten chen Unterlagen erfolgt. Einwände dagegen, dass Das vielleicht der Not, gewiss aber umsichti- Leben zurückzukehren, einer ausgewählten Be- es schon sein», präzisiert er. Bisher sei die Rech- sie als Zusatz («Amendment») zur vorhergegan- gem Kalkül entspringende Sammelfieber der Alt- wohnerschaft, die das Besondere schätzt. Dieses nung aufgegangen. genen Pilotstudie und nicht als eigenständige Stu- vorderen ist Sulzer bei der Renovation des herun- die genehmigt worden war, seien irrelevant, er- tergekommenen Wohnhauses, das er vor dreiJah- Aus dem Bezirksgericht Zürich klärt Jan Fischer, der Präsident der Spezialisierten ren dem Kanton abgekauft hatte, sehr zustatten Unterkommission für Spezialfächer. Die in die gekommen. Er zeigt auf eine Reihe von Fenstern Kritik geratenen, da nicht für die Behandlung von aus bestem Eichenholz, wovon sich eines auf dem Kinderpornographie aus dem Internet Menschen zugelassenen Substanzen seien ledig- Dachboden wiederfand, oder auf eine massige lich zur Herstellung des Impfstoffes benutzt wor- Nussbaumtüre mit schweren Beschlägen, die Bedingte Gefängnisstrafe für einen 47-jährigen Zürcher den, erklärt Fischer. Ihre Verwendung im Zusam- herumlag und jetzt, von kundiger Hand renoviert, menhang mit der Studie sei in diesem speziellen am Hauseingang wieder ihren Dienst tut. Über- ekk. In der Schweiz kam der Stein Mitte des rück. Heute surfe er nur noch gelegentlich im Fall von den Ethikkommissionen als unbedenk- haupt hat sich der Bauherr bei der Renovation vergangenen Jahres ins Rollen: Nach dem Auf- Internet, sagte der Angeklagte, er erledige bei- lich eingestuft worden. Zudem ist die Verwen- des Doppelwohnhauses zur hinteren Lände, wie fliegen der US-Firma Landslide, die im Internet spielsweise seine Bankgeschäfte über den Com- dung nicht zugelassener Stoffe laut der Medien- Sulzer die Liegenschaft mangels eines überliefer- kinderpornographische Websites angeboten hatte, puter. Der Gerichtsvorsitzende erläuterte zum Ur- mitteilung