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48Samstag/Sonntag, 7./8.Juni2003  Nr.130 ZÜRICH UND REGION NeuöZürcörZäitung

Geschworenengericht in Zürich Der Entführung seiner Tochter schuldig 21 Monate Zuchthaus für spanischen Vater Weil er seine zur Tatzeit fünfjährige Tochter durch ihre Grossmutter nach Spanien bringen liess, ist ein spanischer Vater und verurteilter Kokainhändler vom Geschwore- nengericht Zürich zu 21 Monaten Zuchthaus verurteilt worden. Das Gericht sprach ihn der qualifizierten Entführung und der Entziehung von Unmündigen schuldig.

brh. Im September 2000 ist eine spanische ser Mutter war das Gericht nicht allzu sehr über- Grossmutter mit ihrer Enkelin von Zürich nach zeugt, machte sie doch ebenfalls widersprüchliche Spanien gefahren; angeblich für eine Ferienreise Aussagen, allerdings in einem deutlich geringeren und angeblich mit Wissen der Mutter des damals Masse als der Angeklagte. Die Geschworenen fünfjährigen Kindes. Das Geschworenengericht waren vor allem zur Auffassung gelangt, die Frau Zürich hat am Freitagabend diese Ferienreise seientgegen den Beschuldigungendes Angeklag- anders beurteilt und gemäss den Anträgen der ten eine gute Mutter gewesen und habe der Toch- Staatsanwaltschaft den Vater des Kindes wegen ter so gut geschaut, wie es ihr als erwerbstätige, qualifizierter Entführung und Entziehung von alleinerziehende Mutter möglich gewesen sei. Der Unmündigen verurteilt. Hatte der Staatsanwalt Angeklagte hatte mehrfach behauptet, seine ehe- am Donnerstag in seinem Plädoyer eine Bestra- malige dominikanische Freundin bewege sich in fung mit drei Jahren Zuchthaus verlangt, so urteil- schlechten Kreisen, prostituiere sich und ziehe die ten die Geschworenen bezüglich des Strafmasses Tochter in Drogengeschichten mit hinein. Die milder und verhängten eine Freiheitsstrafe von 21 Richter billigten dem Mann immerhin zu, dass er Monaten Zuchthaus. Der dreissigjährige Vater die Entführung aus Sorge um das Kind inszeniert muss demnach nicht mehr lange im Gefängnis habe – auch wenn diese Sorge unberechtigt ge- bleiben, entspricht diese Strafe doch fast haar- wesen sei. Ausserdem sei das Kind während der Alfred Sulzer ist auf Baugerüsten zu Hause. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, historische Bauten vor genau seiner Untersuchungshaft, die angerechnet Zerfall und Abbruch zu retten. «Flicken, wenn immer möglich», heisst seine Devise. (Bild Peter Fischli) ganzen Entführung, die zwölf Tage gedauert werden kann. Sein Verteidiger hatte Freispruch hatte, nie gefährdet gewesen oder brüskiert wor- für den nicht geständigen Spanier verlangt, im den, sondern immer im ihm vertrauten Kreise der Falle eines Schuldspruches eine Strafe von höchs- Familie geblieben. Den Häusern ihre Seele lassen tens einem Jahr Gefängnis. Der Mann hatte die Entführung seiner Tochter aus der Strafanstalt Der Verteidiger hatte in seinem Plädoyer ver- Alfred Sulzers respektvoller Umgang mit alter Bausubstanz heraus organisiert, da er eine langjährige Zucht- geblich versucht, die Schuld an der Entführung hausstrafe wegen Kokainhandels absitzen musste der Grossmutter zuzuschieben; die Idee der pem. «Armut ist oft der beste Denkmalpfle- Sulzer kommt in diesem Zusammenhang auf (NZZ 3.6.03). Ferienreise sei von ihr gekommen, sein Mandant ger!» Der diesen Satz fast beiläufig ausspricht, als ein grösseres Stück Land in der Stadt Winterthur Das Geschworenengericht zweifelte stark an habe sich diesen Plänen einfach nicht widersetzt, wir das 300 Jahre alte Haus an der Wädenswiler zu sprechen, das sich seit über 200 Jahren in der Glaubwürdigkeit des spanischen Vaters, der habe im Gefängnis eine Reisevollmacht für das Seestrasse in Augenschein nehmen, heisst Alfred Familienbesitz befindet und gelegentlich, mit ge- zu Beginn der Untersuchung ein Geständnis ab- Kind unterschrieben – obwohl er über kein Sorge- Robert Sulzer. Einblick erhalten in materielle bührender Rücksicht auf das historisch gewach- gelegt hatte, dieses mehrmals mündlich und recht verfügt – und seidavon ausgegangen, seine Entbehrung und grosse Sparsamkeit, die das sene Ambiente, überbaut werden soll. Nach den schriftlich bestätigte und erst über ein Jahr später Mutter werde die Kindesmutter über diese Leben der Vorfahren prägte, hat der Spross der absehbaren Handwechseln werde die Familie plötzlich stückweise zurücknahm. Ausserdem fing Ferienreise wohl informiert haben. Gegen die Winterthurer Industriellenfamilie durch sein En- «hocherhobenen Hauptes» durch die Stadt gehen er immer mehr an, die Mutter seiner Tochter zu Grossmutter war ein separates Verfahren eröffnet gagement für historische Bausubstanz. «Es ist un- können, im Bewusstsein nämlich, mehr als nur diffamieren. Auch von der Glaubwürdigkeit die- worden, das inzwischen jedoch eingestellt ist. glaublich, was die früheren Bewohner dieses alten architektonische Dutzendware geschaffen zu ha- Hauses alles aufbewahrt haben», sagt er freude- ben, sagt Sulzer. – Der Liebhaber alter Häuser ist strahlend. «Die Hausbesitzer hofften, die Dinge im Übrigen nicht nur der Vergangenheit zugetan. eines Tages wiederverwenden zu können.» Eines Tages werde er sich einen Wunschtraum er- Besondere besteht etwa darin, dass der Schall- Ethik-Kommissionen füllen, sagt Sulzer augenzwinkernd, nämlich den schutz nicht vollumfänglich zeitgemässem Kom- Im alten Wädenswiler Gebäude mit der Haus- fortverständnis entspricht oder dass Wohnungs- weisen Vorwürfe zurück nummer 137 haben die Handwerker vor wenigen Bau eines topmodernen Einfamilienhauses auf der grünen Wiese. Wann der Traum in Erfüllung grundrisse den üblichen Rahmen sprengen. Die Tagen das Feld geräumt. Beider Restaurationder fünf Wohnungen im Haus hat Sulzer vor drei Kritik an der Impfstudien-Durchführung Liegenschaft, die nach dem Dafürhalten der kan- gehen soll, lässt er offen. Mit dem Zeitgeistigen zu tun hat er auch als Präsident des Winterthurer Wochen zur Vermietung ausgeschrieben. Für zwei kus. Die Spezialisierte Unterkommission für tonalen Denkmalpflege zum Schutzobjekt von der Wohnungen werden dieser Tage die Verträge Spezialfächer und die kantonale Ethikkommis- regionaler Bedeutung erhoben werden sollte, Kunstvereins, des Trägers des Kunstmuseums, das sich als Haus der Moderne versteht. unterschrieben. Die Dachwohnung von über 200 sion haben in einer gemeinsamen Medienmittei- konnte Sulzer auf einen soliden Grundstock von Quadratmetern Fläche seiwidereigenesErwarten lung vom Freitag Vorwürfe zurückgewiesen, die unverfälscht gebliebener Bausubstanz zurückgrei- * schnell weggewesen. Ein deutscher Bankier mit im Zusammenhang mit der Genehmigung der fen. Aber nicht nur: Über Monate hinweg hatte er Alfred Sulzer ist auf Mietersuche. Das histori- Familie habe sich spontan dafür erwärmt, erzählt Hautkrebs-Impfstudie des Universitätsspitals Zü- gebrauchte Türen, Schlösser, Balken oder Trep- sche Haus, das dritte insgesamt, das er in der Sulzer. Für ihn bedeute die Erhaltung von alter rich gegen sie erhoben worden waren (NZZ vom pengeländer gesammelt. Fündig geworden ist er Zürichseegemeinde mit Unterstützung der kanto- Bausubstanz nicht nur Passion und Hobby, son- 27.5.03.). Die Bewilligung der Studie ist laut der in Abbruchliegenschaften, etwa in Winterthur, in nalen Denkmalpflege, des Architekten Louis dern auch Geschäft. Investitionen in Abbruch- Mitteilung nach gründlicher Prüfung aller für die Schönenberg, in Dübendorf oder in Horgen. Demmler sowie eines Teams von bewährten objekte tätige er nur, wenn eine akzeptable Ren- Durchführung der Multizenter-Studie erforderli- * Handwerkern renoviert hat, bedarf, um zu neuem dite zu erwarten sei. «Sechs Prozent brutto sollten chen Unterlagen erfolgt. Einwände dagegen, dass Das vielleicht der Not, gewiss aber umsichti- Leben zurückzukehren, einer ausgewählten Be- es schon sein», präzisiert er. Bisher sei die Rech- sie als Zusatz («Amendment») zur vorhergegan- gem Kalkül entspringende Sammelfieber der Alt- wohnerschaft, die das Besondere schätzt. Dieses nung aufgegangen. genen Pilotstudie und nicht als eigenständige Stu- vorderen ist Sulzer bei der Renovation des herun- die genehmigt worden war, seien irrelevant, er- tergekommenen Wohnhauses, das er vor dreiJah- Aus dem Bezirksgericht Zürich klärt Jan Fischer, der Präsident der Spezialisierten ren dem Kanton abgekauft hatte, sehr zustatten Unterkommission für Spezialfächer. Die in die gekommen. Er zeigt auf eine Reihe von Fenstern Kritik geratenen, da nicht für die Behandlung von aus bestem Eichenholz, wovon sich eines auf dem Kinderpornographie aus dem Internet Menschen zugelassenen Substanzen seien ledig- Dachboden wiederfand, oder auf eine massige lich zur Herstellung des Impfstoffes benutzt wor- Nussbaumtüre mit schweren Beschlägen, die Bedingte Gefängnisstrafe für einen 47-jährigen Zürcher den, erklärt Fischer. Ihre Verwendung im Zusam- herumlag und jetzt, von kundiger Hand renoviert, menhang mit der Studie sei in diesem speziellen am Hauseingang wieder ihren Dienst tut. Über- ekk. In der Schweiz kam der Stein Mitte des rück. Heute surfe er nur noch gelegentlich im Fall von den Ethikkommissionen als unbedenk- haupt hat sich der Bauherr bei der Renovation vergangenen Jahres ins Rollen: Nach dem Auf- Internet, sagte der Angeklagte, er erledige bei- lich eingestuft worden. Zudem ist die Verwen- des Doppelwohnhauses zur hinteren Lände, wie fliegen der US-Firma Landslide, die im Internet spielsweise seine Bankgeschäfte über den Com- dung nicht zugelassener Stoffe laut der Medien- Sulzer die Liegenschaft mangels eines überliefer- kinderpornographische Websites angeboten hatte, puter. Der Gerichtsvorsitzende erläuterte zum Ur- mitteilung im Rahmen von Studien zulässig und ten Namens getauft hat, ein weiteres Mal jener wurde gegen zahlreiche Verdächtige ermittelt. teil, das Verschulden des Angeklagten wiege gehört «geradezu zum Wesen der experimentellen Maxime befleissigt, die ihm so sehr am Herzen Allein im Kanton Zürich wurden Ermittlungen schwer. Er sei nicht zufällig einmal über eine ein- medizinischen Forschung». liegt: In historischen Häusern soll nicht mit bra- gegen über 300 Personen ausgelöst. Kinderporno- schlägige Internetseite gestolpert, hinter seinem Von der Art der Durchführung der Studie chialer Gewalt in bauliche Strukturen und Grund- graphie im Internet rückte auf einen Schlag ins Vorgehen habe eine Systematik gesteckt. Zudem distanzieren sich die Ethikkommissionen jedoch. risse eingegriffen werden. «Das kostet nur einen Bewusstsein der Öffentlichkeit. seier nichtnur Konsument gewesen, sondern Diese sei von Umständen geprägt, über welche Haufen Geld und beraubt die alten Bauten ihrer habe selber Sites eröffnet und sich mit Gleich- die Projektleiter die Ethikkommissionen nicht in Seele», begründet Sulzer sein Credo. 1700 Pornobilder heruntergeladen gesinnten ausgetauscht. Dadurch sei er zum Kenntnis gesetzt hätten. Fischer betont, dass die Im Gespräch äussert Alfred Sulzer sein Bedau- Die Untersuchungsbehörden verfolgten straf- «Rädchen im Getriebe einer abscheulichen Ethikkommissionen es nicht erlaubt hätten, die ern darüber, dass die perfektionistische Wohnkul- bare Pornographie (Art.197 StGB) freilich schon Maschinerie» geworden. Zum Schluss empfahl Kosten für die experimentelle Therapie auf tur in diesem Land, der immer nur das Beste und vorher. Vor fast genau einem Jahr wurde bei der Vorsitzende dem Angeklagten, fachliche Hilfe Patienten abzuwälzen. Experimentelle Therapien Neueste gut genug ist, bisher keinen echten Markt einem heute 47-jährigen Zürcher eine Hausdurch- in Anspruch zu nehmen, um sein Leben in den dürften aus ärztlich-ethischer Sicht grundsätzlich für alte Baumaterialien habe aufkommen lassen. suchung durchgeführt. Auf seinem Laptop zu Griff zu bekommen. nicht verrechnet werden. In Frankreich etwa lägen die Dinge diesbezüglich Hause und seinem PC am Arbeitsplatz hatte er völlig anders. Ganz auf sich allein gestellt ist Sul- rund 1700 pornographische Fotos aus dem Inter- zer bei der Suche nach historischen Baumateria- net heruntergeladen. Er speicherte solche Darstel- In Kürze lien dennoch nicht. Als Obmann der 180 Mitglie- lungen auf Homepages, die von ihm eingerichtet Zeugenaufruf nach Velounfall in Fehraltorf Lastwagenfahrer auf Parkplatz schwer verletzt der zählenden Zürcher Sektion der Domus Anti- und betreut wurden. Ein Teil der Bilder zeigte qua Helvetica, einer Vereinigung von Besitzern sexuelle Handlungen mit Kindern, mit Tieren ekk. Auf der Rumlikerstrasse oberhalb von Fehralt- ekk. In Höriistam Freitagein43-jährigerLast- historischer Liegenschaften, pflegt er regen Kon- oder mit menschlichen Ausscheidungen. dorf ist am Freitagabend ein 56-jähriger Velofahrer bei wagenfahrer beieinemUnfall schwer verletzt worden. takt zu Leuten, die ständig auf der Suche nach einem Unfall schwer verletzt worden. Der Rennvelo- Er wurde auf einem Parkplatz zwischen zwei Lastwagen Der 47-Jährige ist am Freitag vom Zürcher Be- fahrer, der aus Richtung Rumlikon kam, geriet gemäss eingeklemmt, als er dabei war, sein Fahrzeug abzu- Baumaterial aus vergangenen baugeschichtlichen zirksgericht wegen mehrfacher Pornographie zu 9 einem Communique ´ der Kantonspolizei um 19 Uhr 15 schliessen. Gemäss Angaben der Kantonspolizei fuhr Epochen sind. In der Vereinigung unterstützen Monaten Gefängnis bedingt verurteilt worden. aus noch nicht geklärten Gründen über den rechten ein Personenwagenlenker um 16 Uhr 30 auf der Wehn- sich die Mitglieder beim Aufspüren von noch re- Das Gericht folgte damit dem Antrag des Bezirks- Fahrbahnrand und prallte dort gegen eine Kurven- talerstrasse Richtung Höri. Der Automobilist wurde von paraturfähigen Bauteilen gegenseitig. anwalts. In der Schweiz sind der Erwerb, die Be- blende. Obschon er einen Helm trug, erlitt der Mann einem manövrierenden Lastwagen überrascht. Er wich * schaffung und der Besitz sexueller Darstellungen schwere Verletzungen und musste mit einem Rettungs- nach rechts aus, wo das Auto gegen einen parkierten mit Kindern oder Tieren strafbar. Der Beschul- helikopter ins Spital gebracht werden. Zeugen des Un- Lastwagen stiess. Dieser wurde seitwärts gegen einen Die Passion für historische Liegenschaften ist falls werden gebeten, sich mit der Kantonspolizei weiteren Lastwagen geschoben, dessen Lenker gerade Alfred Sulzer nicht in die Wiege gelegt worden. In digte war in allen Punkten geständig. Er bestätigte in der Verhandlung, dass er von seinem ehemali- Zürich, Verkehrszug Hinwil, Telefon 01 938 30 10, in dabeiwar, dieFahrertür abzuschliessen.Der Mann Bern, wo der 1948 geborene Jurist einen Teil sei- Verbindung zu setzen. wurde zwischen den Lastwagenkabinen eingeklemmt ner Jugend verbrachte, wohnte die Familie in gen Arbeitgeber fristlos entlassen und sofort frei- gestellt wurde, als seine Aktivitäten aufflogen. und erlitt schwere Verletzungen. Er wurde mit einem einem Einfamilienhaus, das damals, in den sech- Rettungshelikopter ins Spital gebracht. ziger Jahren, den Rahmen des Üblichen sprengte Wenige Monate später fand er wieder eine Stelle Motorradfahrer in Uetikon schwer verletzt als Hausabwart. und für ein gewisses Aufsehen sorgte. Als Ärger- flo. Ein 50-jähriger Motorradlenker ist am Freitag- nis empfindet er die zeittypische Lieblosigkeit, Karte der Blumenwiesen im Kanton «Abscheuliche Maschinerie» abend kurz nach 18 Uhr in Uetikon am See schwer ver- mit der sich der heutige Mensch den Bauten sei- letzt worden. Gemäss Angaben der Kantonspolizei be- tox. Der Kanton Zürich kartiert laut Mitteilung aus ner Vorfahren nähert. Der schon fast zwanghafte Der Angeklagte führte ferner aus, dass er mit absichtigte ein 64-jähriger Personenwagenlenker, von der Volkswirtschaftsdirektion gegenwärtig seine Blu- Drang zur Gewinnmaximierung vieler Grund- seiner gesundheitlich angeschlagenen Mutter in der Bergstrasse nach links in die Seestrasse einzubiegen. menwiesen. Mit dieser Grundlage sollen Prioritäten für eigentümer bewirke, bemerkt Sulzer, dass vieler- einer Zweizimmerwohnung lebe und auf einem Beim Wegfahren von der Stoppstrasse übersah er den die Erhaltung dieser artenreichen und ökologisch wert- orts hervorragende Bausubstanz aus früheren Klappbett im Wohnzimmer nächtige. In seiner von links her in Richtung Zürich fahrenden Motorrad- vollen Landwirtschaftsflächen gesetzt und die Pflege der Jahrhunderten dem Erdboden gleichgemacht Freizeit spiele er in einem Amateur-Theaterverein lenker, und es kam zur Kollision. Der Motorradlenker Flächen optimiert werden. Der Bund ist seit 1996 daran, werde, obwohl sich eine fachgerechte Instandstel- mit und lese viele Bücher. Die letzte feste Bezie- kam zu Fall und zog sich schwere Verletzungen zu. Er einen gesamtschweizerischen Überblick über die noch lung in vielen Fällen lohnte. hung mit einer Frau liege mehr als zehn Jahre zu- musste mit der Sanität ins Spital gebracht werden. vorhandenen Wiesen und Weiden zu erstellen. NeuöZürcörZäitung SPORT Samstag/Sonntag, 7./8.Juni 2003  Nr.13049

Keine Sirenen mehr U-21-Team mit Glück 1:0-Sieg der Schweizer Die Schweiz spielt in der EM-Qualifikation gegen Russland – und gegen die Statistik gegen den Leader aus Russland Das Qualifikationsprogramm für die rwe. Freiburg, 6.-Juni Euro 2004 in Portugal geht in die ent- Anfänglich recht gut gespielt, später den Faden scheidende Phase über. Die Schweizer verloren, aber dennoch knapp gewonnen – dies Fussballer führen die Gruppe 10 nach ist aus der Sicht der Schweizer U-21-Fussballer Hälfte der Spiele an und stehen vor das Fazit einer Partie, die nicht zuletzt von der Taktik geprägt war. Gegen Russland vertraute die zwei wichtigen Heimspielen. Am Sams- SFV-Auswahlauf die starke Abwehr sowie zwei tag treffen sie im ausverkauften St.- Angreifer (Muff und Streller). Beide sind gross Jakob-Park auf Russland, am Mitt- gewachsen und geben somit jeder gegnerischen woch im Stade de Gen`eve auf Alba- Abwehr Probleme auf. Spielerisch vermochte das nien. Derweil kann Irland in Dublin neu formierte Team keine Begeisterung zu ent- fachen; trotzdem setzten sich die jungen Schwei- gegen Albanien und dann gegen Geor- zer knapp 1:0 durch und rückten damit auf den gien Boden gutmachen. ersten Platz der Tabelle vor. bir. Feusisberg, 6.-Juni Die Russen waren die bessere Mannschaft, kombinationssicherer und physisch robuster. Ihr Im Schweizer Klubfussball werden zwar nach- Mangellagim Abschluss,wo sie zu unkonzen- einander Traditionsvereine wie der FC Lugano, triert agierten und ihnen das Glück fehlte. Sie Lausanne-Sports und wohlbaldauch der FC Sion spielten zu Beginn recht hoch, störten früh und beerdigt, aber das alles tut der Freude und Zuver- gaben dem Gegner kaum Gelegenheit, das Ge- sicht auf höchster nationaler Ebene keinen Ab- schehen von hinten her zu entwickeln. Allerdings bruch. Dem FC Baselund dem Grasshopper- war auch nicht zu übersehen, dass die Schweizer Club sei gedankt. An der Nacht des Schweizer in diesen Belangen nicht allzu viel Talent zeigten. Fussballs in Bern erschienen am vergangenen Trainer- und Spielerrat: Der gesundheitlich angeschlagene Johann Vogel (Mitte) bespricht sich nach- Trotzdem: Das Team Challandes war in diesem Montag viele Mitglieder der Szene mit glänzen- Abschnitt das gefährlichere, was beispielsweise denklich mit Mannschaftsarzt Roland Biedert (links) und Coach Köbi Kuhn. (Bild Andreas Meier) den Augen, die Hauptsponsoren des Verbandes durch einen Schuss gegen die Latte von Muff gaben Vertragsverlängerungen bekannt, erhöhten (nach herrlicher Kombination über diverse Statio- ihre Beiträge zum Teilerheblichund blickenjetzt die Jugoslawen in zwei Barrage-Spielen mit dem ment entgegen, dass «jede Serie einmalzu Ende nen) in der 21. Minute unterstrichen wurde. Nur schon enthusiastisch in Richtung der fernen Euro Gesamtscore von 1:12. Und vorbei war die ganze geht». eine Minute später folgte nicht unerwartet das 1:0 2008, die in der Schweiz und in Österreich statt- Qualifikations-Herrlichkeit. Die Hoffnung des Chefcoachs ist nicht unbe- durch Streller, der einen Flankenball Schweglers finden wird. Als Erster schritt Ralph Zloczower, Der Mannschaft von Kuhn und ihrer Entou- gründet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten ver- (GC) ins Tor verlängerte. Damit war für die Gäste der Präsident des Schweizerischen Fussballver- rage sei vor allem aus drei Gründen zur Vorsicht stand er es, mittels personeller Entscheide (Ver- der Zeitpunkt gekommen, aus dem Zentrum her- bands, vor die in noble Tücher gekleidete Gesell- geraten. Erstens ist das Team, trotz seinen Erfol- abschiedung Sforzas) Unstimmigkeiten aus dem aus den Druck zu verstärken – dort, wo die schaft und erinnerte, in einem Ton, als würde er gen und trotz dem guten «Lauf» des FC Basel, Weg zu räumen. Wenn vor dem Schweizer nicht überdurchschnittlich besetzt wa- zur Mobilmachung aufrufen, an kurzfristigere noch nicht gefestigt. Dazu genügt der Blick aufs Russland-Spiel sagt, dass «etwas Grosses» mög- ren. Doch die Abschlussversuche konnten, weil in Aufgaben. In den zwei Heimspielen gegen Russ- letzte Jahr, in dem sich nebst allen Höhen auch lich sei, geht dies auch auf die neue Harmonie der Regel zu hoch angesetzt, Keeper Wölfli (FC land und Albanien rechne er mit sechs Punkten, kleinere Tiefen einnisteten. Zweitens waren die Thun) lange nicht beunruhigen. Obwohl die Rus- gab der Präsident seinen Hoffnungen Ausdruck. Schweizer nach ihrer letzten Qualifikation für ein sen mit zunehmender Dauer in Fahrt kamen, fri- Die Atmosphäre blieb auch danach ungetrübt. grosses Turnier (Euro 1996 in England) stets an Voraussichtliche Aufstellungen scher und spritziger wirkten, war es letztlich dem Man hätte zum Schluss kommen können, dass die ihren Heimspielen gescheitert, zuletzt im Anlauf Schweiz: Stiel; Haas, , Müller, Unvermögen ihrer Angreifer zuzuschreiben, dass Schweiz bereits für die Europameisterschaft 2004 zum World Cup 2002 gegen Russland (0:1), Slo- Magnin; Cabanas, Celestini, Spycher/Wicky; sie die Partie verloren. in Portugalqualifiziertist. wenien (0:1) und Jugoslawien (1:2). Und drittens ; Frei, Chapuisat. Diese, und nicht das Turnier 2008, ist das war die Auswahlaus Russlandoder der früheren Russland: Owtschinnikow; Wassili Beresutski, naheliegende Ziel, obschon Nationaltrainer Köbi Sowjetunion für die Schweizer fast immer eine Ignatschewitsch, Alex Beresutski; Aldonin, Smer- nals verheimlichen aber nicht, dass der mit allen Kuhn die laufende EM-Kampagne zu Beginn Nummer zu gross. Die Spiele im Osten endeten tin; Gusew, Semak, Karajka; Sitschew, Bulikin. Mitteln geführte Zweikampf zwischen dem GC noch als Übergangsphase bezeichnet hatte. meistens mit vier Gegentoren, und auch die Schiedsrichter: Dauden Ibanez (Spanien). und dem FCB auch in der SFV-Auswahlnoch Immerhin: Nach Hälfte der EM-Ausscheidung Spiele im eigenen Land wurden nicht gewonnen. nicht ganz zu Ende ist. Man habe ein «übergeord- Im Oktober 2001 gingen die Schweizer mit Trai- netes Ziel», sagt GC-Torhüter Fabrice Borer dar- ner Kuhn in Moskau gleich 0:4 unter. Im Rück- innerhalb des Teams zurück. Während der Liver- über. Auch FCB-Vertreter Murat Yakin wischt Gefährdeter Einsatz Vogels blick sagt Murat Yakin, dass damals die Sirenen pool-Star Stephane ´ Henchoz nach einer Nicht- die Animositäten weg. Er spricht von «den einzel- (si) Johann Vogels Einsatz im EM-Qualifika- «sehr laut» gewesen seien. Auch wenn Köbi berücksichtigung gegen Jugoslawien 2001 noch nen Charakteren», die jetzt entscheiden. Auf dass tionsspielgegen Russlandist höchst fraglich. Kuhn aus eigener Erfahrung als Spieler und Trai- davonlief, will er jetzt gemäss Kuhn, obwohl ihm der Weg nach Portugalmöglichstkurz bleibt. Schon am Donnerstag hatte der PSV-Aufbauer ner weiss, dass bezüglich Schweiz/Russland «die nach seiner langen Absenz die Ersatzbank droht, Und auf dass die verstummten Sirenen nicht von wegen hoher Körpertemperatur und damit ver- Statistik nicht lügt», hält er ihr trotzig das Argu- «zu hundert Prozent» dabei sein. Die Professio- neuem losheulen. bundener Magenunstimmigkeiten nicht trainieren können. Darauf verschlechterte sich sein Gesund- heitszustand. Der 56fache Internationale erlitt einen Hautausschlag und verbrachte die Nacht auf Der Schweizer Nationalspieler der Zukunft kommt aus dem Balkan den Freitag im Spitalvon Lachen. Am Freitag- nachmittag suchte er zu genauen Abklärungen Fussball als Spiegel der Migration einen Dermatologen in Zürich auf, der eine Aller- gie feststellte. Diese konnte noch nicht genau iden- ven. Es kommt selten vor, dass sich eine her die ZahllizenzierterFussballervon 180000 ler ausländischer Herkunft bestätigt auch die tifiziert werden. Weitere Abklärungen sind not- Schweizer Institution mit Staatscharakter aktiv um auf 220000 steigern konnte. «Der Grossteilder These, dass die Secondos im Fussball eine Mög- wendig. Vogelwird medikamentös behandelt. das Wohleines Kosovo-Albanerskümmert. Im Immigranten kommt aus fussballverrückten Län- lichkeit zum sozialen Aufstieg sehen. Dies wird Fall von war dies anders: Damit das dern», erklärt Hasler diese Entwicklung. In den durch die Tatsache untermauert, dass der Auslän- Einbürgerungsgesuch des Kosovo-Albaners fünfziger und sechziger Jahren wanderten in erster deranteilin den Vereinen deutlichhöher ist als liegt die SFV-Auswahl an der Spitze ihrer Quali- «nicht zuunterst auf dem Stapellandet»,wie es Linie Menschen aus Italien, Spanien und Portugal derjenige an der Gesamtbevölkerung (ein Drittel fikationsgruppe, was schon lange nicht mehr zu Hansruedi Hasler, Technischer Direktor im in die Schweiz ein, was sich sogleich in den Statis- gegenüber rund 20 Prozent). Eine weitere Bestäti- konstatieren war. Doch der Weg nach Portugalist Schweizerischen Fussballverband, formuliert, tiken des SFV niederschlug. Einzig bei der gung dafür ist die überproportionale Vertretung noch lang, womöglich sogar länger, als es das habe sich der Verband in das Verfahren einge- Gruppe der Tamilen, die vor dem Bürgerkrieg auf der Ausländer in den Auswahlmannschaften, so- Restprogramm (drei Heimspiele gegen Russland, schaltet. Auf diese Weise wurde Ramas Gesuch Sri Lanka geflüchtet waren, machte sich deren wohlauf Klub-alsauch auf Verbandsebene. Albanien und Irland, Auswärtsmatch in Moskau) schneller behandelt als andere, und so konnte der Präsenz in der Schweiz kaum in den Fussballver- Wenn in den Vereinen also eine Selektion getrof- vorgibt. Wird nämlich die Schweiz nicht Grup- Stürmer des FC Thun im Hinblick auf die beiden einen bemerkbar. Die Zunahme lizenzierter Spie- fen wird, schneiden die Spieler ausländischer Her- penerster, muss sie in die Barrage gegen einen EM-Qualifikationsspiele gegen kunft deutlich besser ab: In den Aus- anderen Gruppenzweiten. In Play-off-Spielen Russland und Albanien in die wahlteams der Klubs sind sechs von dieser Art kann sich allerhand drehen und wen- Schweizer Fussballnationalmann- zehn Fussballern Secondos, in den den. Während der Qualifikation zur WM 1998 schaft aufgeboten werden. Stolz prä- Verbandsauswahlen stellen sie die distanzierten die Ungarn zum Beispieldie sentierte er am Montag vor den Hälfte der Mannschaften. Laut Has- Schweizer um immerhin zwei Punkte. Und was Kameras des Schweizer Fernsehens ler bemüht sich der SFV derzeit um geschah hinterher? Die Ungarn verloren gegen DRS den provisorischen roten Pass. ein beschleunigtes Einbürgerungs- verfahren für zahlreiche U-16-Aus- Rama ist der erste Kosovo-Alba- wahlspieler, denn sie müssen im Be- SPORT ner in der Schweizer Fussballnatio- sitze des Schweizer Passes sein, wol- nalmannschaft. Seine Berufung setzt len sie im Herbst an der Qualifika- Ein Holländer in Paris auf Höhenflug eine Entwicklung fort, die die Er- tion zur U-17-EM teilnehmen. Wäre Der Holländer Martin Verkerk steht völlig überraschend scheinung des Schweizer Auswahl- die Initiative, welche die automati- im Finaldes French Open im Roland-Garros.Er be- teams in den letzten Jahren geprägt sche Einbürgerung der Secondos siegte den Argentinier Coria nach hartem Kampf in drei hat. Viele Nationalspieler sind ent- forderte, vor einigen Jahren nicht am Sätzen und trifft sonntags auf Juan-Carlos Ferrero. 51 weder selber immigriert oder in der Ständemehr gescheitert, die Schwei- Schweiz aufgewachsene Söhne von Ring frei für Riad Menasria zer Auswahlteams würden wohl Arbeitsmigranten oder Flüchtlingen. noch besser abschneiden. Mit Rama, Cabanas, Cantaluppi, In seinem 18.Kampf als Berufsboxer möchte der in der Im Verlauf des letzten Jahrzehnts Schweiz ansässige Algerier Riad Menasria am Pfingst- Celestini und den Brüdern Yakin stehen insgesamt sechs Secondos im haben die Spieler aus dem ehemali- montag in Bern den nächsten Schritt in Richtung seines gen Jugoslawien die Italiener als Ziels – «un bon titre» – tun. 51 gegenwärtigen Kader. Die letzten grossen Erfolge Mitte der neunziger grösste Ausländergruppe im SFV ab- Im Tempo der Griechen Jahre feierte der SFV nicht zuletzt gelöst. Zählte der Verband 1985 noch 2200 lizenzierte Fussballer aus In Athen kommen die Vorbereitungen für die Olympi- deshalb, weil Secondos wie Türkyil- schen Sommerspiele 2004 endlich voran. Wie es dem maz, Subiat, Sforza, Vega oder Pas- Jugoslawien, sind es heute fast Naturell der Griechen entspreche, sei dies erst möglich, colo wichtige Spieler waren. 20000 (aufgeschlüsselt auf die wenn sie «das Messer am Hals» spürten. 53 Nachfolgestaaten). Es überrascht da- Die Zusammensetzung der her nicht, dass zahlreiche Ex-Jugo- Fussball-Nationalliga goodbye Schweizer A-Auswahlspiegeltdie slawen zahlenmässig stark in den Den Nationalliga-Chefs ist in Bern der grosse Wurf ge- Situation, wie sie sich im gesamten Auswahlteams des Verbandes prä- lungen: Der Begriff Nationalliga verschwindet, die Verband feststellen lässt: Die Zahl sent sind. Nach Boris Smiljanic ist A-Liga heisst künftig Super League, die B-Liga Chal- der lizenzierten Fussballer ausländi- Milaim Rama zwar erst der zweite lenge League. Eine Super-Idee. 53 scher Herkunft steigt. Lag der Anteil Fussballer aus diesem Raum im der Ausländer an den lizenzierten Nationalteam, in absehbarer Zeit Zahlen und Fakten 50 Spielern insgesamt 1985 noch bei wird sich dies aber mit grosser einem Viertel, ist er in der Zwischen- Wahrscheinlichkeit ändern. «Es gibt zeit auf ein Drittelangewachsen. Da viele sehr talentierte Spieler aus Ex- WETTER/VERMISCHTES in den letzten Jahren auch viele Jugoslawien in unseren Auswahl- Menschen eingebürgert worden teams», sagt Hasler. Weil diese An der Wiege des Nonnentums sind, dürfte der Anteilder Fussballer Mannschaften das Reservoir des Das koptische Kloster von St. Demiana im Nildelta gilt ausländischer Herkunft tatsächlich A-Nationalteams bilden, wird in als Wiege des Nonnentums. Ein Augenschein in dem noch höher sein. Ihre Präsenz ist mit wenigen Jahren eine kleine Balkan- aus dem 4. Jahrhundert stammenden Kloster. 60 ein Grund dafür, dass der SFV seit- Milaim Rama – der erste Kosovo-Albaner im Schweizer Aufgebot. (Bild key) Auswahlfür die Schweiz spielen.