FOREVER and EVER FOREVER and EVER HSV Der HSV: Fast Immer Erste Klasse
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CHRISTOPH BAUSENWEIN FUSSBALLTRADITIONHSV SEIT 1887 FOREVER AND EVER FOREVER AND EVER HSV Der HSV: Fast immer erste Klasse Der Hamburger SV ist der einzige Verein in Deutsch- die Hamburger im Finale einer deutschen Meister- land, der von der Gründung der Bundesliga im Jahr schaft oder landeten in der Bundesliga auf Platz zwei. 1963 bis zum bitteren Abstieg 2018 in jeder Saison erst- Weitere Endspielteilnahmen schaf te der HSV auch im klassig war. Und auch in früheren Jahren hatte der HSV DFB-Pokal (dreimal) und im Europacup (je einmal im Erfolg: Seit 1919 spielte er als einziger deutscher Verein Pokalsieger-Cup, Landesmeister-Cup und UEFA-Cup). ununterbrochen in der jeweils höchsten Spielklasse. Um alle weiteren Titel des Vereins mit der berühmten Und dort gehört der Hamburger Traditionsverein nach Raute aufzuzählen, müsste man viele Seiten füllen. Meinung nicht nur der HSV-Fans immer noch hin, auch Die Gesamtstatistik der Nordvereine in den Jahren von wenn es 2018/19 nicht mit dem sofortigen Wiederauf- 1919 bis 1963 führt der HSV mit großem Abstand an. Er stieg in die erste Liga klappen wollte. wurde mehrfach (Groß-)Hamburger Meister, Nord-Po- Bereits 1923 holten die Rothosen die erste von sechs kalsieger, Nordmark-Meister und allein 26-mal Nord- deutschen Meisterschaften. Außerdem gewann der meister. In den letzten Jahren hat der HSV zwar nicht HSV dreimal den DFB-Pokal, dazu die bedeutendsten mehr ganz so erfolgreich gespielt. Aber er mischte wei- internationalen Trophäen: den Europapokal der Pokal- terhin auf oft bemerkenswerte Weise mit und gewann sieger und den Europapokal der Landesmeister (heute sogar Titel, etwa im DFB-Ligapokal und im europäi- Champions League). All diese Erfolge waren kein Zufall. schen UI-Cup. Klar bleibt trotzdem: Eigentlich gebührt Denn auch in den titellosen Jahren spielte der HSV in dem HSV ein Platz ganz oben unter den Großen des der Regel ganz oben mit. Neun weitere Male standen deutschen und europäischen Fußballs. Der HSV feiert die Deutsche Meister- schaft 1960. 6 Der HSV nach dem Gewinn des Europa- pokals der Landes- meister 1983. Titel und Erfolge Deutscher Meister 1923, 1928, 1960, 1979, 1982, 1983 Gewinner Europapokal der Pokalsieger 1977 DFB-Pokalsieger 1963, 1976, 1987 Gewinner Europapokal der Landesmeister 1983 Deutscher Meister 1982: der HSV! 7 DIE GOLDENEN JAHRE Der HSV 1973–1987 Deutscher Meister 1979, 1982, 1983 | DFB-Pokalsieger 1976, 1987 | Gewinner Europapokal der Pokal- sieger 1977 | Gewinner Europapokal der Landesmeister 1983 DIE GOLDENEN JAHRE Macher beim HSV: „Ritter Kuno“ Klötzer und der „Generalma- nager“ Dr. Peter Krohn. 1973–1975: „Zirkus Krohn“ und „Ritter Kuno“ Ab November 1973, als der diplomierte Volkswirt Dr. Horst Bertl von Borussia Dortmund holen zu können, Peter Krohn zunächst als Präsident und dann als „Gene- die Aktion „Fans kaufen Spieler“ ins Leben. Jeder sollte ralmanager“ tätig war, wurde beim HSV plötzlich alles zusätzlich zum Ticketpreis noch ein „Bertl-Extrageld“ anders. Neu war nicht nur die Werbung auf den Tri- entrichten. kots, neu waren auch die Trikots à la „Création Pierre Kuno Klötzer, der neue Trainer, bot mit seinem Auf- Krohn“, mit der die modebewusste Damenwelt ins Sta- treten ein Kontrastprogramm zum umtriebigen und dion gelockt werden sollte. Über den „Zirkus Krohn“ – forschen Präsidenten. Der gebürtige Sachse, der sich Showtrainings und allerlei Fanaktionen mit Musik, Frei- als Aufstiegstrainer von Fortuna Düsseldorf und Kickers bier und Luftballons – wurde bald mehr geschrieben Of enbach einen Namen gemacht hatte, präsentierte als über die Spiele selbst. Und plötzlich gab es anschei- sich als freundlicher und gemütlicher Mann, beinahe nend auch jede Menge Geld, um neue Spieler wie den wirkte er wie ein Vater der Spieler. Sein Spitzname als Uwe-Seeler-Nachfolger angekündigten Willi Rei- „Ritter Kuno“ war bei einem Auswärtsspiel in Of enbach mann, den niederländischen Libero Horst Blankenburg entstanden. In dem Hotel, wo der HSV übernachtete, oder die schwergewichtige Schusskanone Hans „Buf y“ gab es eine Ritterrüstung. Klötzer wurde aufgefordert, Ettmayer zu verpf ichten. Krohn sparte nie mit großen sie mal anzuziehen: Er sei auch so „geradeaus“ wie ein Worten, und wenn das Geld nicht reichte, war er nie Ritter, meinte der Hotelbesitzer. Kuno tat’s, die Presse um einen Einfall verlegen. So rief er, um den Stürmer machte Fotos – und der „Ritter Kuno“ war geboren. 46 DER HSV 1973–1987 Nur in Eppingen nicht auf Der sich bereits abzeichnende Aufwärtstrend setzte dem Vormarsch sich in der Saison 1974/75 fort. Ritter Kunos Mannen bissen sich im Verlauf der Hinrunde in der Spitzen- Es war ein ungleiches Führungsduo, das sich der gruppe fest. Am 18. Spieltag gastierte der Tabellen- Geschicke des HSV angenommen hatte. Aber rasch führer Borussia Mönchengladbach im Volksparksta- wurde klar, dass es recht gut funktionierte. 1973/74 lan- dion. Bei nur einem Punkt Rückstand hätte der HSV mit dete der HSV zunächst nur im Mittelfeld der Liga, aber einem Sieg die Spitze übernehmen können. Es gelang im Pokalwettbewerb hätte es schon beinahe für einen jedoch nur ein 1:1 durch einen wunderschönen Nog- Titel gereicht. Dramatisch ging es im Achtelf nale gegen ly-Flugkopfball in der 66. Minute, der später zum „Tor Borussia Mönchengladbach zu. Nach einem 2:2 wurde des Monats“ gewählt wurde. Ein Titel für das gesamte ein Wiederholungsspiel angesetzt. Auch in diesem Team sprang trotz weiterhin ansprechender Vorstel- stand es nach Verlängerung immer noch unentschieden lungen nicht mehr heraus, am Ende reichte es lediglich (1:1). Im Elfmeterschießen sorgte Torwart Rudi Kargus für den vierten Platz. mit dem größten Auftritt seiner Karriere für Furore: Er Im UEFA-Cup drangen Kapitän Nogly & Co. bis ins Vier- parierte drei Schüsse! Die nächsten Aufgaben gegen telf nale vor. Mit 0:2 und 0:0 hielten sie sich auch dort Wattenscheid 09 und Kickers Of enbach – 1:0 nach Ver- gegen Juventus Turin ganz beachtlich. Bitter war aller- längerung und 1:0 ohne Verlängerung – wurden ähn- dings ein peinlicher Auftritt im DFB-Pokal. Wenn das lich knapp gelöst. Und auch im Finale wurde es erneut Stichwort „Eppingen” fällt, fröstelt es alte HSV-Fans eng. Nach 90 Minuten gegen Eintracht Frankfurt stand noch heute. Eppingen ist ein 8.000-Einwohner-Städt- es wieder 1:1, nachdem Ole Bjørnmose die Frankfurter chen in Baden. Gegen den dort beheimateten Amateur- Führung hatte egalisieren können. In der Verlängerung verein VfB musste der damalige Bundesliga-Tabellen- war dann die Luft bei den Rothosen raus, der HSV verlor führer HSV am 26. Oktober 1974 in der zweiten Runde mit 1:3. des DFB-Pokals antreten. Und verlor mit 1:2. Trotzdem: In der Bundesliga vorne dabei und fast im Finale des UEFA-Cups – der HSV, so schien es, war all- mählich wieder reif für einen Titel. 26. Oktober 1974, zweite Runde im DFB-Pokal: Torjubel bei Eppingens Zweifach-Torschützen Gerd Störzer (Nr. 10). Rudi Kargus liegt am Boden, Peter Nogly (Nr. 4) schaut bedröppelt. Da für den HSV nur Bertl ins Netz trif t, scheidet der Bundesligist bei dem Verein aus der 1. Amateur- liga Nordbaden mit 1:2 aus. 47 DIE GOLDENEN JAHRE Volkert Bjornmose Reimann Die Pokalsieger von 1976 Eigl Zaczyk* Memering 1975/76: Pokalsieger und Hidien Nogly Blankenburg Kaltz stolzer Vizemeister Kargus 1975/76 spielte der HSV rasch ganz oben mit. Am zehnten Spieltag sprang er durch ein 4:2 gegen Eintracht Frank- * 62. Sperlich furt auf den zweiten Platz. Besonders erinnerungs- würdig war dabei Peter Noglys direkt abgenommener Ebenso respektabel war das Ergebnis im UEFA-Cup, wo Hammerschuss in den Winkel zum 1:1, bis heute einer es die Rothosen über Young Boys Bern, Roter Stern Bel- der schönsten Tref er in der HSV-Geschichte. Es folgten grad, FC Porto und den polnischen Vertreter Stal Mielec viele weitere Siege, für den größten Jubel sorgte ein bis ins Halbf nale schaf ten. Mit 1:1 und 0:1 scheiterten 3:1-Auswärtserfolg im Derby gegen Werder. Zwei sie nur äußerst knapp am FC Brügge. Und auch im DFB- Niederlagen am Ende der Saison – in Karlsruhe und Pokal ließ der HSV in dieser Spielzeit nichts anbrennen, zuhause gegen Bremen – dämpften schließlich die wobei die Gegner, die er aus dem Wettbewerb kickte, Meisterhof nungen. Zwei Siege in den letzten beiden zunächst nur eine überschaubare Spielstärke auf- Spielen – in Uerdingen und zuhause gegen Düssel- wiesen. Nach drei 4:0-Siegen gegen die Amateure dorf – reichten nicht mehr, um den Vier-Punkte-Rück- des 1. FC Köln, gegen Union Salzgitter sowie stand auf Borussia Mönchengladbach noch gutzuma- gegen den SC Jülich schaltete er Bayern Hof chen. Aber immerhin: Als Vizemeister erreichte der HSV seine bis dahin beste Platzierung in der Bundesliga. DFB-Pokalf nale 1976: Die HSV-Ersatzbank schützt sich mit Sonnenhüten vor der schlimmen Hitze. Jubelnde Hamburger Pokal- sieger in Frankfurt (v.l.n.r.): Willi Reimann, Torwart Rudi Kargus, Peter Hidien, Georg Volkert mit der Trophäe, Klaus Zaczyk, mit 2:0 und den FC Homburg mit 2:1 aus. Dann tauchte Hans-Jürgen Sperlich, Kurt Eigl, im Halbf nale am 4. Mai – es war kurz nach der unglück- Manfred Kaltz und Peter Nogly. lichen 0:1-Niederlage in Brügge – der FC Bayern Mün- chen im Volksparkstadion auf. Es entwickelte sich ein dramatisches Duell. Vor 53.000 Zuschauern stand es nach der regulären Spielzeit 1:1. In der Verlängerung ging Bayern durch Franz Becken- bauer mit 2:1 in Führung. Peter Nogly, einmal mehr Anweisung von Peter Krohn – den dänischen Mittel- für den besonderen Moment zuständig, glich in der feldrenner Ole Bjørnmose als Sturmspitze aufgeboten. 115. Minute jedoch noch aus. Beim Wiederholungsspiel Wer auch immer die Idee hatte – der Schachzug funk- im Münchner Olympiastadion f elen lange keine Tref er. tionierte. In der 22. Minute legte Bjørnmose dem auch In der 83. Minute hielt Rudi Kargus einen Gerd-Mül- of ensiv erneut überragenden Vorstopper Peter Nogly ler-Elfmeter, in der letzten Minute traf der kleine Mit- gefühlvoll auf – und es stand 1:0.