RUND DAS FUSSBALLMAGAZIN #8 03 2006 Deutschland 2,80€ Schweiz 5,50sfr Österreich 3,20€ Luxemburg 3,20€ #8 03 2006

DAS FUSSBALLMAGAZIN FUSSBALLMAGAZIN DAS WWW.RUND-MAGAZIN.DE

RUND DAS FUSSBALLMAGAZIN

Fifa gegen Fans Die WM wird zum Streitfall

FC St. Pauli Die Pokalpiraten vor dem Aufstieg

Hans Meyer „Klinsmann wird zu Unrecht attackiert“

Kevin Kuranyi Warum Schalkes Nationalstürmer noch immer von Brasilien träumt

uurund_Titel_Kevin_Nrund_Titel_Kevin_N 1 009.02.20069.02.2006 21:08:4721:08:47 UhrUhr RUND Einlaufen

LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER, kennen auch Sie Menschen, mit denen Verabre- Bleibe bei Freunden gefunden haben. Die deutsche dungen zwangsläufi g zum Abenteuer werden? Nationalelf hatte sich als eines der ersten Teams zum Beispiel. Für Journalisten hat für ein geeignetes Quartier entschieden. Nun hat der Nürnberger Trainerkauz immer Überraschun- sich die „Stiftung Titantest“ in unserem Auftrag gen parat. Nach Interviews mit ihm kann man aus- in der offi ziell-inoffi ziellen WM-Unterkunft der sehen, als ob man in einem Boxring eine Anfän- deutschen Fußballer peinlich genau umgeschaut. gerstunde genommen hätte. Der Mann mit den Wie werden sich Kahn & Co. während der WM Riesenpranken bearbeitet einen so lange, bis sich dort fühlen? Ist wirklich alles optimal und vor al- die Oberarme wie ein Regenbogen verfärben. Als lem sicher? Den wirklich erstaunlichen Testbe- wir mit ihm am Telefon den Termin vorbereitet- richt können Sie in einer Fotostrecke ab Seite 72 en, verkündete er verheißungsvoll: „Dann machen sehen. Die Ähnlichkeiten der Testperson mit ei- wir mal richtig Krawall.“ Am Treffpunkt in Nürn- nem deutschen Torwarttitan sind übrigens natur- berg war vom 63-Jährigen zunächst nichts zu seh- bedingt und rein zufällig. en, bis er übers Handy Anweisungen gab: „Essen Warum eine Bremer Schulklasse eigens für Ivan Sie eine Gemüsesuppe auf meine Kosten, zwischen Klasnic den Sportunterricht ausfallen ließ, lesen zwei und vier Euro.“ Später stand Meyer vor einem Sie ab Seite 68. Zwei Stunden lang herrschte an Poster von Beckham und rief laut in den Fitness- der Gesamtschule Mitte Ausnahmezustand, als raum eines Nürnberger Hotels: „David, wir beide wir Werders kroatischen WM-Stürmer zum In- sind immer noch die Größten und Schönsten.“ terview an den RUND-Lügendetektor anschlos- Das Interview lesen Sie ab Seite 44. sen. Klasnic: „Ich schwitze ja total!“ Auch RUND ist froh, dass endlich alle 32 WM- Viel Spaß beim Lesen und im Frühling wünscht Mannschaften für die Zeit des Weltturniers eine IHRE RUND-REDAKTION

RUND 5

rrund_005_005und_005_005 5 114.02.20064.02.2006 10:17:2910:17:29 UhrUhr RUND Aufstellung

50 Inhalt 03 06

AM BALL 10 SCHNELLSCHUSS Die besten RUND-Fotos vom Afrika-Cup in Ägypten 18 FELDSALAT Die kuriosesten Verletzungen. Alfred Hoppenberg, 80, darf spielen, wo er will. Und was macht Helmes? 24 TOTALE KONTROLLE Die WM-Städte leiden unter den Fifa-Restriktionen 34 STARGAST Lyons Grégory Coupet – Europas bester Torwart 36 KOMMENTAR Der Fifa droht mit Charleroi ein neuer Fall Bosman 38 LAGE DER LIGA Exklusive Neuigkeiten von den 18 Bundesligisten

GLEICHE HÖHE 44 DER TRAINER SPRICHT Nürnbergs Hans Meyer ist für die Fußballrevolution 50 HEIMSPIEL Kevin Kuranyi könnte auch Surfprofi in Rio sein 53 FUNDSTÜCK ziert auf den Färöern eine Briefmarke 54 WM-TRAINER La Volpe glaubt, dass Mexiko Weltmeister wird 44 57 PATSCHES PATZER Nico Patschinski sitzt am kürzesten Tresen der Welt 58 HOCH IM NORDEN St. Pauli, Lübeck und Kiel überraschen die Republik 64 ERBSENZÄHLER Kinderreiche Klubs und Frauen-WCs in den Stadien 68 IM ABSEITS 68 LÜGENDETEKTOR Bremens Ivan Klasnic trickst nicht nur beim Fußball 71 SPIEL MIT PUPPEN Die Torwartdisco „Goldener Handschuh“ schließt 72 DER TITAN TESTET Die Herberge verrät: Deutschland wird Weltmeister 76 WELTKLASSE Ede Geyer hadert wegen seines Rauswurfs in Dubai 78 ROTZBENGEL Die größten Spuckattacken der Fußballgeschichte 82 RICARDOS WELT Unsere WM-Kolumne spielt dieses Mal in Italien 83 POSTKARTEN Zum Rausnehmen, Verschicken und Freude machen 85 WAS WÄRE WENN Hilft es Leverkusen die BayArena zurückzubauen? 87 SCHUHANZIEHER Duisburgs Tobias Willi sammelt manisch Schuhe 88 AUSLANDSREPORTAGE Sachnin ist das einzige arabische Frauenteam Israels SPIELKULTUR 78 96 INTERVIEW Herman van Veen warnt die holländische Nationalelf 102 ESSEN WIE DIE STARS Kevin Hofland zieht Kraft aus Mutters Biefstuk 104 VIERERKETTE Interessierten sich die Beatles eigentlich für Fußball? 107 AUSSTELLUNG Faszination Fußball ist jetzt in vier Städten zu spüren 108 WILDER KERL Joachim Masannek hat die wilden Kerle erfunden 110 BUCH Gascoigne, Spielstrategen, Günther Koch und mehr 112 WM-EDITIONEN Welche der drei WM-Editionen braucht der Fan? 113 IMPRESSUM/VORSCHAU Und was steht im April im RUND-Magazin? 114 LESERBRIEFE/RUNDE PRESSE Das sagen Sie über die siebte runde Ausgabe 116 AUSLAUFEN MIT THADEUSZ Jörg Thadeusz kennt die elf Gebote für Fußballer

RUND 6

rrund_006_007und_006_007 6 009.02.20069.02.2006 21:24:3021:24:30 UhrUhr RUND Aufstellung 24 TOTALE KONTROLLE WILLKOMMEN IM FIFA-LAND Die Vorfreude auf die WM im eigenen Land weicht bei vielen Fans einer wachsen- den Verärgerung. Mit Vorschriften und Verboten reglementiert der Weltver- band Fifa das öffentliche Leben in den WM-Städten 54 und schränkt mitunter WM-TRAINER „DEUTSCHLAND: GEFÄHRLICH“ sogar Bürgerrechte ein Ricardo La Volpe nimmt den Mund ziemlich voll. Der Trainer der mexikanischen Nationalmannschaft glaubt tatsächlich daran, dass er Weltmeister werden kann: „Ich träume davon, dass alle beim Finale in Berlin Mexiko applaudieren“ 72 58

HOCH IM NORDEN RAUS AUS DER TIEFEBENE DER TITAN TESTET DAS WM-QUARTIER Der FC St. Pauli, und der VfB Lübeck wollen mit Für RUND hat sich ein bekannter Extremtorwart sehr aller Macht in die Zweite Liga. Die drei Nordvereine erfahren viel Zeit genommen, um die Nobelherberge der derzeit hautnah, was der ehemalige Essener Trainer Jürgen Gelsdorf Deutschen vorab mal so richtig zu testen. Das Fazit mit „Schweineliga“ meinte: In der Drittklassigkeit steht darf unsere gesamte Nation hoffen lassen die Existenz aller ambitionierter Vereine auf dem Spiel

RUND 7

rrund_006_007und_006_007 7 009.02.20069.02.2006 21:24:5721:24:57 UhrUhr RUND Am Ball

AM BALL Am Ball ist dort, wo etwas passiert. Und wo es wirklich wichtig ist. Hier wird getreten, gegrätscht und geschossen: „Zum Nulltarif wird es das Grünwalder Stadion für die Fifa

jedenfalls nicht geben“ CHRISTIAN UDE, MÜNCHNER OBERBÜRGERMEISTER

10 SCHNELLSCHUSS Afrika empfängt seine Helden – alle zwei Jahre kehren die Legionäre heim: zum Afrika-Cup 24 TOTALE KONTROLLE Willkommen im Fifa-Land – die WM besetzt den öffentlichen Raum, die Fifa kassiert dafür ab 34 STARGAST Der Schattenmann – Grégory Coupet ist der beste Keeper Frankreichs. Und Europas dazu 38 LAGE DER LIGA Für 18 Klubs beginnt die heiße Phase – RUND weiß, wie es um die Vereine bestellt ist

RUND 9

rrund_008_009und_008_009 9 009.02.20069.02.2006 17:27:2317:27:23 UhrUhr AM BALL Schnellschuss

RUND 10

rrund_010_017und_010_017 1010 009.02.20069.02.2006 17:29:0417:29:04 UhrUhr AM BALL Schnellschuss

Afrika empfängt seine Helden DER DIESJÄHRIGE AFRICAN CUP OF NATIONS WAR TROTZ DER ENTTÄUSCHENDEN AUFTRITTE DER WM-TEILNEHMER AUS TOGO, UND ANGOLA ERNEUT EIN FASZINOSUM. DAS TURNIER IN ÄGYPTEN UNTERSTRICH, WIE WICHTIG ES FÜR DEN KONTINENT IST, SEINE SUPERSTARS IN DER HEIMAT FEIERN ZU KÖNNEN. RUND-FOTOGRAFIN ANTONINA GERN HAT DEN TRADITIONSREICHEN KONTINENTALWETTBEWERB MIT IHRER KAMERA BEGLEITET

GUTE NOTEN FÜR BAYER-SPIELER UND NACKTE TATSACHEN: LINKS: ÄGYPTISCHE LEVERKUSENS FANS BRIAN BEJUBELN THE LIONDEN ERSTEN GENIESST TREFFER SEINE KAFFEEPAUSEDES TURNIERS. AUF DEM BOULEVARD MIDOS TOR ZUM 1:0 WAR NUR DER ANFANG. DER GASTGEBER BESIEGTE LIBYEN MIT 3:0 OBEN: DER ZEHN-MILLIONEN-EURO-MANN EMMANUEL ADÉBAYOR AUS TOGO NACH DEM TRAINING. IN DER WINTERPAUSE WECHSELTE ER ZUM FC ARSENAL

RUND 11

rrund_010_017und_010_017 1111 009.02.20069.02.2006 17:29:3117:29:31 UhrUhr AM BALL Schnellschuss

RUND 12

rrund_010_017und_010_017 1212 009.02.20069.02.2006 17:30:0817:30:08 UhrUhr AM BALL Schnellschuss

LINKS: DIE WERTVOLLSTEN BEINE DES AFRIKA-CUPS IM INTERVIEW. SAMUEL ETO‘O ERZIELTE FÜR KAMERUN GEGEN ANGOLA DREI TREFFER GANZ OBEN: MOHAMMED BARAKAT SETZT SICH EIN. DER ÄGYPTER GRÄTSCHT SELBST DANN NOCH, WENN DER BALL SCHON LANGE IM TORAUS IST OBEN: DIE TÄNZE DER KAMERUNISCHEN ANHÄNGERINNEN HABEN SICH GELOHNT. AUCH WENN DIE POLIZEI IM KAIROER STADION SKEPTISCH BLEIBT

RUND 13

rrund_010_017und_010_017 1313 009.02.20069.02.2006 17:30:3317:30:33 UhrUhr AM BALL Schnellschuss

RUND 14

rrund_010_017und_010_017 1414 009.02.20069.02.2006 17:31:0217:31:02 UhrUhr AM BALL Schnellschuss

LINKS OBEN: TOGO BEIM ERSTEN TRAINING. DAS LOCH IM TORNETZ HAT DEN VORNE STEHENDEN ERIC AKOTO SICHER NICHT GESTÖRT LINKS UNTEN: TOGO BEIM ERSTEN ANGRIFF. DOCH KONGOS TORWART KALEMBA KANN PARIEREN. SEIN TEAM GEWINNT DAS SPIEL MIT 2:0 OBEN: TOGO UND SEINE FRISUR. KAKA YAO AZIAWONOU LIESS SICH BÄNDER IN DEN NATIONALFARBEN SEINES LANDES INS HAAR FLECHTEN

RUND 15

rrund_010_017und_010_017 1515 009.02.20069.02.2006 17:31:2917:31:29 UhrUhr AM BALL Schnellschuss

LINKS: VIELEN DANK FÜR DIE BLUMEN. UND DIE SPHINX SCHAUT GEHEIMNISVOLL ZU RECHTS: TIMOTHÉE ATOUBA VOM HAMBURGER SV BEDANKT SICH BEI DEN FANS. ABER WEM GEHÖRT DAS DRITTE BEIN?

DER AFRIKA-CUP ist anders geworden. Seit etliche Spieler des Kontinents Weltstars sind, versuchen sich die Teams mehr abzuschotten. Was nicht immer gelingt: So durften diverse Journalisten Zeuge sein, wie Togos Nationaltrainer Stephen Keshi dem Star seiner Mannschaft, Emmanuel Adébayor, an die Gurgel ging. Nur weil der wiederum seinem Coach öffentlich und mehrmals vorgeworfen hatte, er würde sich ihm immer wieder als Berater andienen. Bei einer Ablösesumme von zehn Millionen Euro, die der FC Arsenal an den AS Monaco überwiesen hat, durchaus verständlich. Auf der anderen Seite liegt der Verdacht nahe, dass da ein verzogener 21-Jähriger die Führung übernehmen will.

Aber was zählen solche Streitigkeiten gegen das große Ganze. Die Eröffnungsfeier überzeugt durch eine gekonnt schmalzige Sound- und Lightshow und das lauteste Feuerwerk der Welt. 70.000 Ägypter, die ihre Pharaohs frenetisch anfeuern. So sehr, dass sie fast von der Mauer, auf der sie tanzen, 20 Meter in die Tiefe stürzen. Und wenn das Stadion nicht voll ist – nicht sehr viele Afrikaner können es sich leisten, ihr Team zu so einem Turnier zu begleiten –, übernimmt die ägyptische Armee die Anfeuerung: In bunter Kleidung unterstützen sie mal diese, mal jene Nation, oft beide Mannschaften.

Auch wenn vor allem die Gruppenspiele dieses Jahr zeigten, wie weit der afrikanische Fußball noch von Europa und Südame- rika entfernt ist und es zu den üblichen Konflikten um Prämienzahlungen und Boykottdrohungen von Kongo und Togo kam: Ohne dieses Kontinentalturnier wäre der Fußball ärmer.

DANK AN: HASSAN SOUKA, AL-RABWA KLUB, KHALED REFAAT UND RAMY FÜR IHRE HILFE IN ALLEN LAGEN

RUND 16

rrund_010_017und_010_017 1616 009.02.20069.02.2006 17:32:0017:32:00 UhrUhr AM BALL Feldsalat

„ICH SPRECHE RUSSISCH, TSCHECHISCH, SLOWAKISCH UND EIN BISSCHEN FINNISCH, MEIN DEUTSCH UND MEIN ENGLISCH SIND ABER LEIDER ZU SCHLECHT. TUT MIR LEID.“

Karel Brückner, Nationaltrainer Tschechiens, suchte nach überzeugenden Gründen, um kein Interview geben zu müssen.

INTERVIEW „ICH BIN KEIN LÜCKENBÜSSER“ ALFRED HOPPENBERG ist 80 Jahre alt und spielt immer noch Fußball. Vom Niedersächsischen Fußballverband bekam Hoppenberg sogar einen Spielerpass, der es ihm erlaubt, in jedem Verein mitzuspielen. Seitdem tingelt er über die Dörfer und hat oft mehrere Spiele an einem Tag

Sie haben 1999 auf Grund Ihres Alters Ihren an der Außenlinie warm. Das ist ja auch ein bis dahin einmaligen Spielerpass erhalten. gutes Training für mich. Klingt Ihre Karriere damit aus, dass Sie Sie ziehen von Klub zu Klub und müssen bei Lückenbüßer sind? Ihrer Planung, wie Sie ein Wochenende wo ver- Ich bin ein Mann für alle Fälle. Jede Woche bringen, ungemein flexibel sein. studiere ich die Spielpläne und die Tabellen Deshalb fahre ich zum Spiel auch nicht mit aus der Region Hannover. Meine Erfahrung dem Fahrrad, sondern mit dem Auto. Manch- und mein Fachwissen führen mich dann zu mal fängt morgens um 10 Uhr eine Partie an. den für mich verdächtigen Mannschaften, bei Wenn ich da nicht gebraucht werde, fahre ich denen ganz bestimmt Not am Mann ist. gleich weiter zum nächsten Spiel, das um 11 Herr Hoppenberg, sind die Fußballer von Also zu Teams, bei denen mal wieder einer Uhr beginnt. heute zu weich? verschlafen hat oder seinen Rausch vom Wo- Und wo wird nun der echte Fußball gespielt: ALFRED HOPPENBERG Sie sind auf alle Fäl- chenende ausschläft? Bei den Amateuren oder bei den Profis? le ein bisschen unbeholfen geworden. Einfach Das stimmt leider. Aber ich sehe mich nicht Also wenn mein Lieblingsklub nicht wendig genug. Und nicht durchtrainiert. als Lückenbüßer. Und ich möchte noch auf ein Hammerspiel hat und ich selber irgendwo Die meisten von denen gehen doch kaum noch dem großen Feld Punktspiele austragen. Mein spielen kann, dann fahre ich lieber zum Verein zum Training. Spiel ist es, die Räume zu nutzen. Das geht um die Ecke. Ich gehe jetzt im Erwachsenen- Also zu weich oder zu bequem? auf dem Kleinfeld nicht so gut. bereich in meine 40. Winterpause. Die Ärzte Ach, das Freizeitverhalten der jungen Leute Für wie viele verschiedene Vereine sind Sie sagen zu mir, dass ich ruhig so weitermachen hat sich so stark verändert. Ich wundere mich schon aufgelaufen? soll. Und um die Frage zu beantworten: Die aber nicht mehr über diese Null-Bock-Einstel- Ingesamt für mehr als 20. Aber manchmal Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ist lung. Ich ziehe meine eigenen Bahnen. In der sind auch genug Leute da, und dann komme im Verhältnis zu meiner Gesundheit völlig un- Sommerpause trainiere ich sogar ganz alleine ich nicht zum Zuge. Dann laufe ich mich, was wichtig. INTERVIEW CHRISTIAN OTTO, meine Kondition und Ballbehandlung. übrigens kein anderer tut, 90 Minuten lang FOTO ULRICH ZUR NIEDEN

RUND 18

rrund_018_023_Feldsalat_Nund_018_023_Feldsalat_N 1818 009.02.20069.02.2006 17:54:5017:54:50 UhrUhr AM BALL Feldsalat

BILDERRÄTSEL FINDEN SIE DIE 3 FEHLER! ++KLEINKLEIN++

BUENOS AIRES – „El Diez al 2006“, der Die- go muss zur WM 2006, heißt eine Petition im Internet. Sie will errei- chen, dass Diego Ma- radona einen fünfminü- tigen Einsatz bei der WM in Deutschland er- halten soll. Werden ei- ne Million Unterschriften gesammelt, wird der argentinische Verband kontaktiert. +++++++++++

MANCHESTER – Ausländische Profi s in der englischen fühlen sich oft einsam und unglücklich. Das fand die Psy- !!! chologin Susan Cartwright in 15 Interviews heraus. „Sie führen ein isoliertes Leben, weil Hier gibt’s sie so von ihren Klubs beschützt werden“, Gewinne sagt sie. „Es ist eine traurige Geschichte.“ !!!!! +++++++++++

Das Bild beweist: Deutschland wurde 1974 Weltmeister. Welche drei Fehler stören den Bildbeweis? Antworten bit- HANOI – Vier vietnamesische Nationalspieler te bis zum 20. März 2006 an: Redaktion RUND, Pinneberger Weg 22-24, 20257 , Fax: 040/8080686-99, und zwei Trainer eines Erstligisten wurden [email protected], Stichwort: Bilderrätsel. Unter den richtigen Einsendern verlosen wir fünf wertvolle Fußball- wegen des Verdachts, Spiele verschoben zu hörbucher aus dem Hoffmann und Campe Verlag. Die richtige Antwort des Februar-Rätsels lautet: HAMBURGER haben, verhaftet. Das ist der bislang letzte SV, die Gewinner des Fußballbuchs des Fischer-Verlags veröffentlichen wir im nächsten Heft. Der einzige Gewinner Höhepunkt eines Skandals, der sich auf Liga- des Januar-Preisrätsels (ein Fußballbuch der Aufbau-Verlagsgruppe) ist: Sebastian Kloft, per E-Mail. Der Gewinner spiele und die Südost asienspiele 2005 auf wird verständigt, die eingegangenen unzähligen falschen Antworten gehen leider leer aus. FOTOS IMAGO den Philippinen bezieht. +++KLEINKLEIN+

ZÜRICH – In vielen Reden geißelt Joseph Blatter derzeit den

UMFRAGE Rassismus im Fußball. Die Bänder der Aktion „Stand Up Speak Up“ Sollen in den Bundesligastadien werden wir während der WM dennoch ver- verstärkt regionale Spezialitäten an den mutlich nicht auf dem Rasen sehen. Schon während des Confed-Cups waren die Plastik- Essens- und Getränkeständen verkauft bänder für die Spieler wegen „Verletzungsge- fahr“ verboten. werden? (die RUND-Online-Umfrage im Januar) +++++++++++

BISTRITA – Der rumänische Erstligist Gloria Bistrita hat als einziger Klub sein Trainingsla- ger in der Türkei nicht abgesagt. „Wir essen Mir schmeckt alles 15,4 % aber kein Gefl ügel“, sagt Klubpräsident Jean Padureanu. Andere rumänische Teams stor- nierten, die Vogelgrippe ist bislang in der Tür- kei und, ja, Rumänien aufgetreten.

Nein, in meiner Region gibt’s nichts Leckeres 8,5 % +KLEINKLEIN+++

MÜNCHEN – Das „Duke’s“ im Münchner No- belvorort Grünwald ist seit Ende 2005 ge- schlossen. Die Damenboutique wurde von Ja, gute Idee 76,1 % Silke Fink betrieben, der Ehefrau des Ex-Bay- ern-Profi s . Hier kauften beson- ders die Spielerfrauen der Bayern gerne ein, Jeden Monat stellen wir Ihnen auf unserer Home page eine RUND-Frage zum aktuellen Fußballgeschehen. unter anderem versorgte sich Simone Kahn Das Ergebnis folgt im Heft darauf. Unter www.rund-magazin.de/voting können Sie jederzeit abstimmen. hier mit ihren T-Shirts. Im vergangenen Monat nah men 920 Personen teil. FOTOS PIXA, SESTINI/NERI

RUND 19

rrund_018_023_Feldsalat_Nund_018_023_Feldsalat_N 1919 009.02.20069.02.2006 19:48:4819:48:48 UhrUhr AM BALL Feldsalat

HASSE BORG Das Knacken war im Fernsehen zu hören. Aber nachdem STEFAN HAMPL Emanuel Günther vom Karlsruher SC mit einer Art Kara- DIETER HOENESS tesprung 1981 dem Braunschweiger Hasse Borg Schien- Beim SC Freiburg hatte Stefan Hampl kein Glück. In Burg- und Wadenbein brach, geschah nicht sehr viel. Günther Kein Foul, eher ein Zusammenprall war es, und Dieter Hoe- hausen lief es besser, bis er sich im Trainingslager auf sah für die Aktion nicht einmal die gelbe Karte. Und dass neß (Bayern München) konnte ja weiterspielen. Schon in Zy pern im Februar 2002 mit einem Fingerring im Tornetz Borg später vor einem Zivilgericht auf 17.980 Mark Scha- der 13. Minute stieß er im Pokalfi nale 1982 gegen Nürn- ver hakte und den Ringfi nger verlor. Der Versuch, ihn wie- densersatz klagte, blieb auch folgenlos. berg mit Alois Reinhardt zusammen. Hoeneß’ Platzwunde der anzunähen, scheiterte. Prompt wies ausgerechnet die wurde geklammert, und er bekam einen Turban auf: In der Schieds richtervereinigung in San Diego auf Regel 4 hin: 89. Minute erzielte er den Endstand von 4:2 für die Bay- Spieler dürfen keinen Schmuck tragen. ern – per Kopf. FUSSBALL-VERLETZUNGEN DIE ELF DENKWÜRDIGSTEN VERLETZUNGEN HEINZ FLOHE ∫ Schon im Mittelfeld stören. Den Spielaufbau verhindern. FOTOS IMAGO, DPA, HOCH ZWEI prallt im September 1999 mit seinem All das bekam Heinz Flohe im Dezember 1979 so richtig Tormann Oliver Kahn zusammen. Kahn wird ohnmächtig, zu spüren. Flohe, damals bei 1860 München, bekam es erstickt beinahe an seiner Zunge und muss raus. Ersatz- mit dem Duisburger zu tun. Schien- und Wa- mann Bernd Dreher verdreht sich sieben Minuten später denbeinbruch. Karriereende. Eine Zivilklage blieb erfolg- das Knie, Feldspieler geht zwischen die los. Zum Trost wechselte Steiner später zu Flohes Stamm- Pfosten. Und das Beste: Kuffour macht in der 80. Minute verein 1. FC Köln. den 2:1-Siegtreffer gegen Frankfurt.

HARRY WUNSTORF Stand von 1951 an über ein Jahrzehnt im Tor des FC St. Pauli. Die Marotte, den hungrigen Mitspielern ungeniert die Gewürzgurken vom Teller zu schnappen, endete im Hauen und Stechen. Entnervt vom jahrelangen Gurken- klau, verteidigte sich Abwehrspieler Otmar Sommerfeld mit dem Messer. Harry Wunstorf pausierte mit bandagier- Ditmar Jakobs tat, was er tun musste. Ein letztes Mal. Im ter Hand auf der Tribüne. Jeder schreibt Fußballgeschichte auf seine Weise. Norbert gegen 1989 kratzte der HSV-Libero Siegmann bleibt durch seinen beidbeinig eingesprunge- beim Stand von 0:0 einen Ball von der Linie, rutschte nen gestreckten Tritt im August 1981 gegen Ewald Lienen selbst ins Tor und blieb mit dem Rücken in einem Karabi- unvergessen. 20 Zentimeter weit geöffnete Oberschen- nerhaken hängen. Minutenlang. Der Bruch eines Wirbels kel und der Ausdruck „Blutgrätsche“ gehören seitdem und ein verletzter Nervenstrang bedeuteten Jakobs’ Kar- zum kollektiven Bundesligagedächtnis. Siegmann suchte riereende – der HSV gewann 4:0. später als Sannyasin in Poona Ruhe.

ALEXANDER LAAS Nach einem HSV-Treffer jubeln die Hamburger an der Eck- fahne vor dem Kölner Fanblock. Der mitgereiste Tromm- JÜRGEN GRABOWSKI ler rastet aus und wirft seinen Trommelstock – Alexander ROBERT SCHLIENZ Laas wird an der Stirn getroffen und blutet. Wie der klei- So etwas nennt man Wachablösung: Der kommende ne Laas vom großen Daniel van Buyten vom Platz getra- Bei einem Autounfall verlor Robert Schlienz 1949 seinen Weltmeister Matthäus, im März 1980 fast 19 Jahre alt, gen wird, läuft im Dezember vergangenen Jahres auf al- linken Unterarm. Kein Grund für den schwäbischen Mit- tritt den ehemaligen Weltmeister Grabowski, zu dem Zeit- len Fernsehkanälen. telfeldtüftler, mit dem Fußball kürzer zu treten. 1950 und punkt 35, das Bein weg. Der Bruch bedeutete für den fi - ’52 wuchtete der Kapitän des VfB Stuttgart die Meister- ligranen Frankfurter das Karriereende. Matthäus’ Stern schale mit einer Hand in die Höhe, 1955 und ’56 bestritt begann fortan zu steigen. Der Schiedsrichter pfi ff übrigens der Einarmige sogar drei Länderspiele. nicht einmal ein Foul.

Wir suchen die denkwürdigsten Trainerentlassungen! Besonders kurz, besonders schrill - besonders eben! Schreiben Sie an: [email protected]. Stichwort: * Beurlaubt. Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Lesern bedanken, die uns Monat für Monat mit guten Hinweisen unterstützen.

RUND 20

rrund_018_023_Feldsalat_Nund_018_023_Feldsalat_N 2020 009.02.20069.02.2006 17:56:2317:56:23 UhrUhr AM BALL Feldsalat

WAS MACHT HELMES? „IN MÜNCHEN EIN TOR MACHEN“ PATRICK HELMES gilt als eine der größten Offensivhoffnungen im deutschen Fußball. RUND begleitet den 21-jährigen Stürmer vom ersten Profi tag an auf seinem Weg mit dem 1. FC Köln in der . Wir fragen jeden Monat: Was macht Helmes?

Patrick Helmes könnte ins Schwärmen geraten, als er die ersten Ar- wir bislang nicht so viel. beitswochen mit dem neuen Trainer einzuordnen Die einfachsten Sachen ha- versucht. Und das trotz der Niederlage in Latours erstem Punktspiel ben nicht mehr geklappt.“ in Mainz. Vormittags hatte der Schweizer zur gemeinsamen Video- In der Vorbereitung auf die analyse gebeten, einige Stunden später ist Helmes immer noch beein- Rückserie schloss Helmes druckt: „Wir lernen daraus, solche Fehler werden nicht mehr vorkom- wieder zur Stammformati- men.“ Seit Latour eine der schwierigsten Missionen im deutschen on auf: „Mein Ziel ist es, im

Fußball von übernahm, hat sich einiges verändert in Kader zu stehen und mehr Bangen im Winter: Nicht Helmes der Possen- und Intrigenhauptstadt Köln. Einsätze zu kriegen als in wurde abgegeben, sondern der prominentere Zu den augenscheinlichsten Korrekturen zählen die am Trai- der Hinserie. Ich kann es pa- Peter Madsen ningsprogramm. „Wir haben mehr Einheiten als bei Rapolder“, erzählt cken in der Bundesliga, da- Helmes, „aber es ist alles optimal abgestimmt.“ Was zählt: „Wir sind von bin ich überzeugt.“ Nach fünf Einsätzen und trotz zweier Tore quäl- am Spieltag topfi t.“ Bei aller Trainingsintensität schafft es Latour bei ten ihn auch Zweifel, ob der Klub weiter mit ihm plant. „Ich hätte mir seinen Profi s als „lustiger Typ“ zu gelten, mit besonderen Ideen. Neu- vorstellen können, dass sie mich abgeben.“ Helmes blieb, Latour sieht lich beim Waldlauf sollte ganz alleine einen Baum- ihn „in der Spitze und als Spieler mit Zukunft. Rapolder hat mich als stamm hochheben, unmöglich, selbst für Poldi. Als die Mannschaft Stoßstürmer gesehen, was ich nie war.“ Jetzt muss sich Helmes anbie- mit anpackte und die Aufgabe erledigt war, hatten es alle verstanden: ten und weiter von den Älteren lernen, von Spielern wie Bade, Scherz „Wir können nur als Team gewinnen.“ Für Helmes ist der „Trainer oder Springer, „die dir schon sagen, wenn du das Mäxchen spielen richtig gut. Ich verstehe alles, was er von mir will.“ willst“. Die Zuversicht ist groß, sogar einen kleinen Traum gönnt sich Helmes ist wieder überzeugt davon, dass Besserung eintritt, bei ihm Helmes zum Abschluss: „In München dabei zu sein und ein Tor zu und dem FC. „Der Trainer gibt uns viel Selbstvertrauen. Davon hatten machen, wäre überragend.“ RAINER SCHÄFER, FOTO TILLMANN FRANZEN

TRAUMSPIEL „Nach dem Spiel habe ich noch gezittert“ Heute spielt SEBASTIAN KNEISSL in der Zweiten Liga beim SV Wacker Burghausen. Aber einmal hat er gegen Lazio Rom fast ein Tor geschossen – als er noch mit Frank Lampard und John Terry gemeinsam aufl ief

Ganz klar, mein Traumspiel ist mein erstes Spiel, das ich für den FC gezogen, dann der Schuss. Ich war mir eigentlich sicher, der schlägt Chelsea in der ersten Mannschaft gemacht habe. Es war im Juli 2003 voll in den Winkel. Ich wollte schon jubelnd abdrehen, aber diese im Trainingslager in Italien, eine Woche nachdem Roman Abramo- Fingerspitzen drehten das Ding noch um den Pfosten. Von der Reser- witsch den Verein gekauft hatte. Wir spielten vor 25.000 Zuschauern veauswahl war ich jedenfalls schwächere Keeper gewohnt. in einem kleinen Stadion gegen Lazio Rom. Für die letzte halbe Stun- Man muss sich das mal vorstellen. Da spielst du mit Frank Lampard de wurde ich eingewechselt, und zwar ins Mittelfeld mit Frank Lam- in einer Mannschaft – und zwar gegen Jaap Stam, Dejan Stankovic pard und Glen Johnson. Hinten in der Abwehr standen John Terry und und Simone Inzaghi. Selbst nach dem Spiel habe ich noch ein biss- mein Freund . chen gezittert. Der Präsident hat mir gratuliert, John Terry und Glen Ich war schon vor dem Spiel so aufgeregt. Und dann sagt Trainer Johnson auch. Mein Trikot von damals habe ich von der gesamten Claudio Ranieri tatsächlich: Komm, mach dich fertig. Sobald man auf Mannschaft unterschreiben lassen. Und selbst zwei Jahre danach be- dem Platz ist, nimmt man die Fans nicht mehr wahr, auch wenn ich kam ich noch eine Weihnachtskarte von Ken Bates: „Frohe Weihnach- vorher noch so nervös war. Ich hatte sogar eine Riesenchance mit ten und denke an das Spiel gegen Lazio Rom. einem Schuss aus 25 Metern. Wie in Trance war ich da nach innen PROTOKOLL CHRISTOPH RUF, FOTO WITTERS

RUND 21

rrund_018_023_Feldsalat_Nund_018_023_Feldsalat_N 2121 009.02.20069.02.2006 17:56:4617:56:46 UhrUhr AM BALL Feldsalat

UNSER LIEBSTES Nie mehr gleiche Höhe!

Jeder kennt die Abseitsregel, aber kaum einer kann sie erklären. Da schafft die Arminia-Bielefeld-Hose Abhilfe: Einmal reingeschlüpft weiß man genau, was es heißt, im modischen Abseits

zu stehen. ANDREA SUHN, FOTO BENNE OCHS

UNTER DER ZEITLUPE 5

HEUTE: LOTHAR MATTHÄUS FOTO ACTIONPRESS 1. Blah Blah Blah _(Iggy Pop)

2. Bigmouth Strikes Again _(The Smiths)

3. Liebes Tagebuch _(Tocotronic)

4. You Talk Too Much _(RUN D.M.C.)

5. Schuld war nur der Mein lieber Scholli, wie hast du dich verändert: 1992 beim Bossa Nova _(Manuela) Karlsruher SC, 13 Jahre später beim FC Bayern. FOTOS IMAGO, FIRO

RUND 22

rrund_018_023_Feldsalat_Nund_018_023_Feldsalat_N 2222 009.02.20069.02.2006 17:56:4917:56:49 UhrUhr AM BALL Totale Kontrolle

WILLKOMMEN IM FIFA-LAND BANNMEILEN um die Stadien, erhöhte Präsenz uniformierter Kräfte und Riesenfeiern in den Innenstädten: Die Weltmeisterschaft wird Teile des öffentlichen Raumes besetzen. Trotz der WM-Begeisterung regt sich extremer Widerstand – nicht nur in der Fanszene, auch bei den Behörden

VON RENÉ MARTENS, HOLGER GERTZ UND MATTHIAS GREULICH, FOTOS BENNE OCHS, STYLING OLAF HABELMANN

Reich gedeckter Tisch: Jeweils rund 40 Millionen Euro lassen es sich diese 15 Unternehmen kosten, um als offi zieller Partner der Fifa WM 2006 weltweit wahrgenommen zu werden. Trittbrettfahrer, die ebenfalls mit der WM werben wollen, verfolgt die Fifa mit aller Härte

RUND 24

rrund_024_033und_024_033 2424 009.02.20069.02.2006 20:15:3620:15:36 UhrUhr AM BALL Totale Kontrolle

Dresscode beim Stadionbesuch: Die offi ziellen WM-Partner sollen nach dem Willen der Fifa das Bild bestimmen

„Die WM ist kein Allgemeingut, sondern eine Privatveranstaltung der 207

Fußballverbände“ GREGOR LENTZE, FIFA-MARKETING GMBH

RUND 25

rrund_024_033und_024_033 2525 009.02.20069.02.2006 20:15:4020:15:40 UhrUhr AM BALL Totale Kontrolle

Wohngebiet: Viele Zufahrten werden Gewerbe: Logos von gesperrt, das gilt auch für die Trainings- Nicht-Fifa-Partnern haben in der stätten der teilnehmenden Teams Bannmeile nichts zu suchen

Parks: In der blauen Zone sollen nach Verkehrsfl ächen: In der blauen Zone und Willen der Fifa rund um die Spieltage drumherum werden Nicht-Fifa-Spon- keine Veranstaltungen stattfi nden soren versuchen, sich in Szene zu setzen

DIE KARTE FÜR DAS FIFA-LAND Im Stadion genießt die Fifa Hausrecht, innerhalb der Bannmeile (rot) ebenfalls. Die blaue Zone soll werbefrei sein, was viele Städte nicht einsehen wollen

Das Grünwalder Stadion in München ist Das Grünwalder Stadion – Fans nennen es derten haben immer gezahlt, die Fifa dagegen längst ein Symbol für eine Zeit, die man sich „das Sechzger“ – soll der Trainingsplatz sein will das Stadion 30 Tage gratis. „Wir haben uns in schwarz-weiß denken könnte. Es ist eine für die Teams, die ihre Spiele in der schlauch- darüber sehr gewundert“, sagt Diana Stacho- Er innerung ans Damals, als die Fans, um Fuß- bootartigen Allianz-Arena austragen. Brasilien witz. Die SPD-Frau ist im Stadtrat für den ball zu sehen, noch nicht vor die Tore der Stadt zum Beispiel. Die Fifa ist es gewohnt, dass Städ- Sport zuständig, sie hat Erzieherin gelernt, mit reisen und eine Chipkarte bereithalten muss- te Trainingsanlagen kostenlos zur Verfügung Heimkindern gearbeitet. Sie weiß, was der ten. Das Grünwalder Stadion, ewiges Wohn- stel len; die Städte wollen ein paar Streusel vom Fußball für die Leute bedeutet: „Aus der Be- zimmer der Münchner Löwen, liegt mitten in großen Kuchen, dafür sollen sie sich der Welt- geisterung an der Basis schöpft doch die Fifa Giesing. Die Trambahn, die zum Stadion ru- macht Fußball unterwerfen. In München sieht ihren Wert.“ Münchens Oberbürgermeister ckelt, bimmelt noch richtig mechanisch, und das etwas anders aus, da haben sie genug echte Christian Ude ist im Zwiespalt. Brüskieren und von den Balkonen drum herum hat man eine Spiele und müssen den Fifa-Leuten nicht auch aussperren kann er die gierige Fifa nicht, dazu wunderbare Sicht. noch ein Stadion umsonst überlassen. Die ist deren Angebot zu spektakulär, gerade für Das Grünwalder Stadion, ständig vom Ab- Stadt München ist ziemlich arm, der Unter- die Fans, die keine WM-Spiele live werden se- riss bedroht, aber durch Initiativen wehrhafter halt des Stadions verschlingt eine Menge Geld. hen können. Für die ist Ronaldo im Sechzger Fans auf wunderbare Weise am Leben erhalten, Die Fifa ist ziemlich reich. natürlich das Highlight – auch wenn der dort ist die Heimat des alten Fußballs, der für alle Wer im Grünwalder eine Sportveranstaltung nur Dehnübungen machen wird. „Aber zum war. Zur WM soll der neue, der durchkommer- ausrichten möchte, muss bezahlen. Gemeinnüt- Nulltarif wird es das Grünwalder nicht geben“, zialisierte Fußball hierher kommen. Die Fi fa zige Veranstaltungen wie Behindertensport- sagt Ude. kommt nach Giesing. Klar, dass es Probleme feste kosten laut Gebührenordnung 330 Euro Der Kern der Schwierigkeiten zwischen der geben würde. pro Tag, kommerzielle das Doppelte. Die Behin- Fifa und den Sponsoren, die glauben, ihnen

RUND 26

rrund_024_033und_024_033 2626 009.02.20069.02.2006 20:13:1620:13:16 UhrUhr AM BALL Totale Kontrolle

Grund zum Jubel: In den WM-Stadien dürfen die Fans neben den Logos der offi ziellen Fifa-Sponsoren auch Trikots mit der Aufschrift von Fremdmarken ganz offen tragen

RUND 27

rrund_024_033und_024_033 2727 009.02.20069.02.2006 20:13:4420:13:44 UhrUhr AM BALL Totale Kontrolle

König von Deutschland: Im Sommer wird die Fifa das Land regieren – die Demokratie ist im Fußballtaumel

„Zum Nulltarif wird es unser Stadion für die Fifa

nicht geben“ CHRISTIAN UDE, OB MÜNCHEN

RUND 28

rrund_024_033und_024_033 2828 009.02.20069.02.2006 20:13:5020:13:50 UhrUhr AM BALL Totale Kontrolle

gehöre die Stadt, weil sie die WM bezahlt ha- umreißen. Er führt die Geschäfte der verbands- ben, auf der einen und altgedienten Beamten eigenen Marketing GmbH. „Die Weltmeis- auf der anderen Seite ist das so genannte Pfl ich- terschaft“, sagt Lenze, „ist kein Allgemeingut, tenheft der Fifa, das die Ausrichterstädte schon sondern eine Privatveranstaltung der 207 Fuß- in der Bewerbungsphase akzeptieren mussten. ballverbände.“ Klingt plausibel. Seit 1974, als Zu den Verpfl ichtungen gehört, dass die Städte João Havelange, der Vorgänger des jetzigen um die Stadien eine Fläche von rund zwei Ki- Bosses Joseph Blatter, zum Präsidenten gekürt lometern Durchmesser frei halten, damit dort wurde, versteht sich die Fifa als global operie- Platz ist für „Hospitality- und Medieneinrich- rende Monarchie. Ein Volk hat es demnach als tungen“, wie Organisationskomitee-Vize Wolf- Ehre zu empfi nden, wenn die Fifa in seinem gang Niersbach erklärt. Vor allem aber sollen Land gastiert, Forderungen jedweder Art sind sich hier die Werbepartner der Fifa ausbrei- nicht standesgemäß. ten dürfen. Die 15 Hauptsponsoren wie Philips Es lassen sich aber auch Argumente gegen oder Gillette haben jeweils ungefähr 40 Mil- Lentzes Interpretation fi nden. Denn in den lionen Euro bezahlt, die nationalen Förderer zwölf WM-Arenen stecken 600 Millionen Eu- wie die Postbank oder Obi etwa 13 Millionen ro öffentliche Gelder, von den Milliarden für Euro. Dafür verlangen sie Exklusivität. Die die Infrastruktur nicht zu reden. „Die Öffent- Zone ist durch einen rund zwei Meter hohen lichkeit“ sei bei dem WM-Spektakel doch „nur

Zaun von der freien Welt abgegrenzt; wer ein noch Ornament“, sagt der Frankfurter Publi- In Deutschland ein Ladenhüter: Ticket hat oder Standdienst bei einem Rekla- zist Klaus Ronneberger, der viele Texte über Selbst im Fachhandel ist „Bud“, das offi zielle metreibenden schiebt, kommt rein, der Rest die Privatisierung des öffentlichen Raumes WM-Bier, schwer zu bekommen bleibt außen vor. verfasst hat. Diese „Sicherheitszonen“ genannten Bann- Weltverbandes, der sich auf sein Eigentums- meilen haben die Städte, teilweise zähneknir- recht berief“, sagt Nike-Sprecher Olaf Mark- schend, akzeptiert – obwohl hier mal eben öf- „Die Öffentlichkeit ist hoff. Für die WM habe man, „auf Veranlassung fentlicher Raum für ein paar Wochen in private der Fifa“, mit der Stadion GmbH „vereinbart, Hand übergeht. Dass den Herren des Fußballs bei dem bevorstehenden kein Firmenlogo am Gebäude anzubringen“. darüber hinaus eine „erweiterte werbefreie Zo- WM-Spektakel doch nur Olaf Markhoff geht aber davon aus, „dass wir ne“ vorschwebt, wollen einige Behördenver- Nike-Schuhe tragen dürfen, wenn wir ins Bü- tre ter indes nicht hinnehmen. „Außerhalb der noch ein Ornament“ ro kommen“. Si cherheitszone gelten die Gesetze der Bun- Der Nike-Mann spielt damit auf die Gerüch- desrepublik Deutschland“, sagt Robert Kilp, KLAUS RONNEBURGER, PUBLIZIST te an, Stadienbesucher dürften während der der Leiter des Ordnungsamts Köln. WM keine Klubtrikots tragen, deren Embleme Das heißt: Niemand wird von einem Fifa- Fundamentalkritik solcher Art ist Andreas Markenrechte der Fifa-Sponsoren verletzen. Schergen gestoppt, wenn er in Puma-Klamot- Kroll fremd. Er ist ein auf Harmonie ausgerich- Ein Horrorszenario: erst das unwürdige Ticket- ten am Zaun entlang joggt oder dort Handzet- teter Mensch und freut sich auf die WM. Auf vergabesystem überstehen und dann nur we- tel verteilt. Denn mobile Werbung ist in den die Fifa ist der Chef der Verwaltungsgesell- nige Meter vor dem Ziel wegen des verkehrten meisten Bundesländern nicht genehmigungs- schaft „In Stuttgart“ trotzdem nicht gut zu spre- Hemds scheitern. OK-Vizepräsident Wolfgang pfl ichtig. Und Werbung auf „privatem Grund chen. Die Porsche-Arena, die bis zum Mai fer- Niersbach betont aber: „Diese Meldungen sind und Boden“ könne die Fifa „ebenfalls nicht un- tig gestellt werden soll und für die er zuständig falsch. In Köln kommt man mit dem FC-Tri- terbinden“, sagt der Hamburger Rechtsanwalt ist, steht in der „erweiterten werbefreien Zo- kot inclusive Sponsor-Logo genauso ins Stadi- Mirko Wittneben von der Kanzlei Heuking ne“ des Gottlieb-Daimler-Stadions. Deshalb be- on wie mit dem HSV-Trikot in Hamburg.“ Man Kühn Lüer Wojtek. Er warnt aber davor, dass steht die Fifa darauf, dass der Schriftzug mit werde jedoch „einschreiten, wenn Nicht-WM- der Verband, wenn er einen Verstoß gegen das dem Autonamen während des Turniers abmon- Partner mithilfe von Besucheroutfi ts Choreo- Markenrecht ausgemacht zu haben glaubt, so- tiert oder abgedeckt wird, einer der Hauptspon- graphien inszenieren, durch die plötzlich ein fort abmahnt. Gibt der vermeintliche Übeltä- soren ist schließlich der Porsche-Konkurrent Firmenlogo entsteht“. ter dann eine Unterlassungserklärung ab, muss Hyundai. Dagegen wehrt sich Kroll: „Wir las- Unter der allgemeinen Regulierungswut ha- er die Anwaltskosten tragen – aufgrund des sen uns nicht von der Fifa demontieren.“ ben auch soziale Projekte zu leiden, wie zum hohen Streitwerts rund 2600 Euro. Darüber Der Nike-Konzern, populärster Anlieger des Beispiel das von der Behörde für Arbeit, Ju- lacht jeder Konzern, aber nicht der Imbissbe- Frankfurter WM-Stadions, kennt solche Proble- gend und Soziales getragene Fan-Office in sitzer, der vor seiner Bude eine Pepsi-Fahne me. Während des Confederations Cups muss- Hamburg, das einen kostenlosen „Fan-Guide“ hängen hatte. te das Unternehmen auf einem Bauschild ein in einer Aufl age von 400.000 Stück heraus- Die Grundsatzposition der Fifa lässt sich am Foto austauschen, weil es Ronaldo mit dem bringt und ein Turnier für sozial benachteilig- besten mit einem Statement Gregor Lentzes WM-Pokal zeigte. „Der Pokal ist Eigentum des te Jugendliche organisiert. In beiden Fällen

RUND 29

rrund_024_033und_024_033 2929 009.02.20069.02.2006 20:13:5720:13:57 UhrUhr AM BALL Totale Kontrolle

gab sich die Fifa bisher hartherzig: Als Spon- verband Deutscher Wach- und Sicherheitsun- „Nach der Weltmeister- soren dürfen nur ihre Partner in Erscheinung ternehmen jubiliert schon jetzt. Allein die treten – oder Firmen aus Nicht- Wettbewerber- Firmen, die mit dem OK Verträge abgeschlos- schaft ist eine Debatte Branchen. Doch ein Sponsor, der bei der WM sen haben, würden während der WM „10.000 schon mit 40 Millionen Euro dabei ist, macht bis 12.000 Sicherheitskräfte“ einsetzen, um fällig über die Ansprüche die Kaffeekasse nicht mehr auf, um ein lokales Stadien und Teamunterkünfte zu sichern, heißt Jugendturnier zu unterstützen. es. In dieser Kalkulation sind jedoch die Auf- und Vertragspolitik der Der „Fan-Guide“ der Hamburger soll zudem träge für Public-Viewing-Events noch nicht nach Willen der Fifa keine Spielpläne enthal- mitgerechnet, weil ihre Zahl noch nicht zu Fifa und deren Sponsoren, ten – die Order begründen die Autokraten aus überblicken ist. die zu weitgehend Zürich damit, dass man sonst einen Exklusiv- Sicher ist: An jedem der zwölf Austragungs- vertrag mit einer Bertelsmann-Firma verlet- orte fi nden quasi amtliche Riesenfeiern statt, in bestehende zen würde. Die Fan-Offi cer suchten sich des- die möglicherweise mehr WM-Flair versprü- halb juristischen Rat. Es sei „bezeichnend, dass hen als die Atmosphäre in den Stadien, bei de- Rechte ein greifen“ jemand, der Aktionen für Kinder und Jugend- nen es aufgrund der Ticketpolitik eher ruhig WINFRIED HERMANN, BÜNDNIS 90/GRÜNE liche, für die wirklich WM-Begeisterten, orga- zu gehen dürfte. Dennoch: Ums Fußballgucken nisiert, sich für den Umgang mit der Fifa ei- geht es bei diesem Methadonprogramm für nen Anwalt nehmen muss“, sagt Mitarbeiter WM-Pilger wohl nur am Rande. Auf dem Ham- wolltem Ambush-Marketing“, also unzulässiger Michael Thomsen. burger Heiligengeistfeld steht beispielsweise Werbung, bewahrten. eine 70-Quadratmeter-Leinwand – wie in Das Gebaren der Fifa hat schon jetzt einige einem Multiplex-Saal. Mit dem Unterschied, Guerilleros auf den Plan gerufen: Die Orga- „Für unsere Aktionen dass dort nicht 55.000 Fans etwas sehen wol- nisatoren des Projekts „Wohnzimmer-WM“, len. Wer sich auf dem Oktoberfest in Mün- sonst in der PR-Branche oder als Multimedia- dient uns die WM chen oder dem Hafengeburtstag in Hamburg konzepter tätig, wollen in Hamburg und Berlin als Transportmittel, ohne pudelwohl fühlt, darf sich auf die Feten freu- abgelegene Orte wie Supermarktparkplätze be- en. Für feinfühlige Gemüter sind sie indes setzen und dort eine heimelige Atmosphäre dass wir eine Fahrkarte nicht konzipiert. schaffen – Mitgucker werden über SMS mobi- Jenseits der Fifa-Fanfeste gibt es noch an- lisiert. In führt der Ingenieur Lutz lösen“ EIN MITGLIED DER „SPIELVERDERBA“ dere Public-Viewing-Konzepte: Die Südkurve Moschke eine „Spaßguerilla der Hobbybrau- Deutschland GmbH baut in 16 Nichtaustra- er“ an, die gegen eine Spende selbstgebrautes, gungsstädten Retortenstadien auf, die zwi- ökologisch korrektes Bier an den Straßen zum Serviceangebote sind für die Offi ce-Leute schen 1200 und 4500 Fans fassen. Die Macht- Stadion anbieten will. zentraler Bestandteil ihrer gesamten WM-Ar- verhältnisse im Stadion werden auf niedrigerem Die Leipziger Initiative „Raus aus der Todes- beit. Denn: „Service und Atmosphäre generie- Level kopiert – auch hier gibt es VIP-Zonen, falle“ sieht das dortige WM-Stadion als Sym- ren Sicherheit“, sagt Thomsens Kollege Frank nur sind die Gäste nicht ganz so wichtig. Der bol für eine verfehlte Lokalpolitik. Die Stadt, Steiner. Die Zahl der WM-Besucher, die mit der Kurierdienst DHL hat bereits 8000 „Incentive- kritisieren die Supporter, bei der Ultras des Intention, Krawall zu machen, anreisten, lie ge Pakte“ für Kunden und Mitarbeiter gekauft. FC Sachsen mitmischen, habe im Statuswahn unter einem Prozent, „den anderen mehr als Zum Rahmenprogramm gehören „Video-Live- Steuergelder verjuxt. Auf der ersten Demons- 99 Prozent muss man das Gefühl geben, dass Schaltungen“ an andere Standorte – damit der tration der Initiative skandierten einige: „Reißt sie willkommen sind“ – dann bestehe keine Paketbote aus Halle dem Paketboten aus Er- die Hütte ab!“ – auch ein Plädoyer für die Ge fahr, dass sich Teile der Mehrheit von Hoo- langen zuwinken kann. Rückkehr des FC Sachsen aus der Arena an ligans „mitziehen“ ließen. Das friedliebende Inhaber der Public-Viewing-Rechte ist die seine alte Spielstätte. Künftig will man „den Spektrum ist breit, sogar WM-OK-Vize Horst Schweizer Firma Infront Sports, die für kom- Konfl ikt mit der Stadt suchen“, so Sprecher R. Schmidt sagt: „In einer freundschaftlichen, merzielle Veranstaltungen Lizenzgebühren Matthias Gärtner. friedlichen Atmosphäre verhalten sich auch kassiert. Darüber hinaus verlangt Infront, dass Anzeichen für kleine Koalitionen zwischen gewaltbereite Fans friedlich.“ Veranstalter nichtkommerzieller Partys bei ihr WM-Frustrierten und außerparlamentarischer Doch in diesem Sommer wird das Bild auf eine kostenfreie Lizenz einholen. Zu Unrecht, Opposition gibt es auch in Berlin. Im „Spiel- den Straßen nicht nur von bunt bemalten Fans sagt Rechtsanwalt Mirko Wittneben: „Nach verderba“-Netzwerk haben sich Mitarbeiter bestimmt, sondern auch von uniform Geklei- deutschem Urheberrecht sind nichtkommerziel- der FU Berlin und Ultras des SV Babelsberg deten. Ob der öffentliche Raum dann so fried- le Public-Viewing-Events ohnehin erlaubt.“ zusammen geschlossen. Unter anderem auf lich wahrgenommen werden wird, ist fraglich. Anmelden überfl üssig? Nein, entgegnet Jörg ihrer Agenda: Hartz IV und die Eventisierung Politiker debattieren darüber, die Bundeswehr Polzer von Infront, das sei „durchaus im Inter- des Fußballs. „Die WM dient uns als Transport- während der WM einzusetzen, die Polizeibe- esse der Veranstalter“, weil diese von der Agen- mittel, ohne dass wir eine Fahrkarte lösen“, sagt amten haben Urlaubssperre und der Bundes- tur „Richtlinien“ erhielten, die sie vor „unge- einer der „Spielverderba“.

RUND 30

rrund_024_033und_024_033 3030 009.02.20069.02.2006 18:09:1018:09:10 UhrUhr AM BALL Totale Kontrolle

Sponsoren gegen Trittbrettfahrer: Während der WM wird in Deutschland die größte Marketingschlacht der Geschichte toben

RUND 31

rrund_024_033und_024_033 3131 009.02.20069.02.2006 18:09:2618:09:26 UhrUhr AM BALL Totale Kontrolle

Die Proteste dürften die Städte während der Weltmeisterschaft vor eine Zerreißprobe stel- len. Demo-Veranstalter kennen die internatio- nale Medienaufmerksamkeit in dieser Zeit, der Hunger nach originellen Geschichten rund um den Fußball wird groß sein. Schränkt man wäh- rend der WM die Versammlungsfreiheit ein, schadet das dem Demokratiestandort Deutsch- land, tut man es nicht, tobt die Fifa. Während der WM 2002 gab es in Japan und Korea keine Demonstrationen. „Uns ärgert manche Detail- diskussion an künstlich kreierten Fronten. Man müsste viel intensiver über das große Ganze sprechen“, sagt Wolfgang Niersbach. Doch „wahrscheinlich“ werde „die attraktive Platt- form WM noch von einigen Trittbrettfahrern missbraucht“.

„Man müsste viel intensiver über das große

Ganze sprechen“

WOLFGANG NIERSBACH, WM OK 2006

Dabei hätte alles anders kommen können, Geballte Faust: Einige Guerilleros planen Aktionen wenn sich hiesige Politiker bei der Planung der WM nicht so verhalten hätten, als wetteiferten sie um den Posten des Hofnarren bei Joseph WER HAT, DER KANN: FIRST CLASS ZUR WM Blatter. Winfried Hermann, der sportpoliti sche Wenn sich am 9. Juni die ersten WM-Besucher über Dünnbier und Wartezeiten in und vor den Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Stadien ärgern, erfreuen sich zahlungskräftige Fans eines Fußballerlebnisses ganz anderer Art: Die Grünen, sagt: „Nach der WM ist eine De- Mit Starkoch Johann Lafer geht es per Helikopter von seinem Anwesen, der Stromburg in Rheinland- batte fällig über die Ansprüche und Vertrags- Pfalz, direkt zu den WM-Städten Kaiserslautern oder Köln. Kommen bis zu fünf Personen, fl iegt politik der Fifa und deren Sponsoren, die zu der Chef im eigenen Hubschrauber noch selbst, bei größeren Gruppen werden weitere Helikopter weitgehend in bestehende Rechte eingreifen.“ angemietet. Gelandet wird auf kleinen Privatfl ugplätzen oder einem nahe gelegenen Trainingsplatz. Der Parlamentarier nennt diese Ansprüche Vor und nach dem Spiel werden die Gäste der VIP-Flüge kulinarisch verwöhnt. Um die 12.000 Euro „übergriffi g“. Hermann: „Das Ziel muss eine kostet das Vergnügen inklusive Eintrittskarte. Allerdings „steht dieser Service bisher nur sehr internationale Allianz der Staaten gegen un- guten Geschäftskunden zur Verfügung“, sagt Lafer. „Aber wenn jemand schon Karten hat und mäßige Rechtsansprüche von internationalen interessiert ist, kann man vielleicht noch was machen.“ Sportverbänden sein.“ Nicht ganz so hoch hinaus, aber ähnlich exklusiv kommt man mit dem ISE-Hospitality-Service zur Doch ob die Fans so lange warten werden WM. In speziell eingerichteten Zeltstädten in unmittelbarer Nähe der Stadien verspricht der einzige wie der zögerliche Grünen-Politiker ist fraglich. offi zielle Bewirtungsservice zur Fifa-WM eine Fanbetreuung der gehobenen Art. Zwei Stunden Viele wollen während des Weltturniers nicht vor dem Spiel dürfen die Gäste in die abgesperrten Hospitality-Bereiche. Im Service enthalten ist ein im Fifa-Land leben. Denn obwohl die WM-Be- Parkplatz am Stadion, Einlass durch extra eingerichtete Eingänge, „Catering in Topqualität“ und geisterung stetig steigt, empfi nden viele inzwi- Weltmeisterschaftsatmosphäre auf „den besten Sitzplätzen im Stadion“. Wählbar sind vier Pakete: schen die Einschränkungen in ihrer Nachbar- Premier, Prestige, Elite und Sky-Box. Je nach ausgewählter Kategorie sowie Anzahl und Art der schaft durch die Herrschaft des Weltfußballs Spiele variieren die Preise von 3300 Euro für das Prestige-Paket für Einzelkunden – die Premier- als Zumutung. Nicht nur nostalgische Fans aus Pakete sind bereits ausverkauft – bis zu 360.000 Euro für die VIP-Logen für Geschäftskunden in Giesing. der Sky-Box. „Es ist wie am Flughafen“, sagt Peter Csanadi, Sprecher der ISE-Hospitality AG, „da gibt es auch First-Class-Check-in und Economy-Class-Check-in. Mit uns geht man fi rst class Unter Mitarbeit von Elke Rutschmann ins Stadion und hat keine langen Wartezeiten. Obwohl der obligatorische Sicherheitscheck natürlich und Andrea Suhn. Dank an Olaf Habelmann bestehen bleibt.“ Über die Preise lasse sich nicht streiten, meint Csanadi. „Schließlich liegt es im (www.olafhabelmann.de) Auge des Betrachters, was teuer ist und was nicht.“ ANDREA SUHN

RUND 32

rrund_024_033und_024_033 3232 009.02.20069.02.2006 18:09:5218:09:52 UhrUhr AM BALL Stargast

DER SCHATTENMANN GRÉGORY COUPET HAT EIN PROBLEM – IN ALLEM, WAS ER TUT, WIRD ER MIT SEINEM EXZENTRISCHEN RIVALEN FABIEN BARTHEZ VERGLICHEN. WER DAS TOR DER EQUIPE TRICOLORE BEI DER WM HÜTEN WIRD, IST NOCH OFFEN. VIELES SPRICHT FÜR COUPET – GERADE WURDE OLYMPIQUE LYONS NUMMER EINS ZU EUROPAS BESTEM TORWART GEWÄHLT VON CHRISTOPH RUF, ILLUSTRATION TINA BERNING

Der Termin steht. Auch wenn man seinen deutschen Ohren nicht so LANGE JAHRE GALT DER 33-JÄHRIGE ALS recht trauen mag. 22 Uhr, am Vorabend des Heimspiels gegen Mar- seille, 23 Stunden vor dem Aufeinandertreffen mit Fabien Barthez, FARBLOS. AUCH WEIL DIE FARBEN VON dem großen Rivalen um den Stammplatz in der Nationalmannschaft? FABIEN BARTHEZ SO GRELL SCHILLERTEN Frédéric Bresseilh, Pressesprecher von Olympique Lyon, ist amüsiert: „Sie werden sehen, niemand ist zuverlässiger als Greg.“ Neben seiner Verlässlichkeit ist Grégory Coupet, der Torhüter des eines überragenden Coupet, der im Winter vom „Kicker“ und der fran- französischen Meisters, auch eine branchenuntypische Bescheidenheit zösischen Sportzeitung „L’Equipe“ zum besten Torwart Europas ge- zu Eigen. Die Auszeichnung als Europas bester Keeper freue ihn. Al- wählt wurde. Mit 1,81 Meter ist Coupet für einen Keeper recht klein, lerdings, so schiebt er nach kurzem Zögern nach, sei für ihn Gianluigi was er aber durch enorme Sprungkraft und Refl exe wettmacht. Fuß- Buffon der Meister aller Ligen. Er sei jedenfalls kein Naturtalent. Sein ballerisch ist er – wie Kollege Barthez – über jeden Zweifel erhaben. Torwarttrainer, der Altinternationale Joël Bats, erzählt, er habe ihn in Und während andere Keeper den Fünfmeterraum nur verlassen, wenn all den Jahren immer wieder bremsen müssen. Kann Coupet etwa auch sie sichere Beute wittern, weitet Coupet die Kampfzone erfolgreich auf aufbrausend sein, vom Ehrgeiz zerfressen? Oh ja, sagt er, und wirkt da- den kompletten Strafraum aus. Nach der Sperre von Fabien Barthez bei wie jemand, der einen Einbruch gesteht, er lege zuweilen ein „ex- konnte er seine Fähigkeiten auch in der Nationalmannschaft präsen- zessives Verhalten gegenüber den Mitspielern“ an den Tag, „aber nur tieren. Seither hat der Stammtorhüter, der seit 1998 in Frankreich ein auf dem Platz“. Schnell wechselt Coupet das Thema. Volksheld war, immer weniger Fürsprecher. Am 1. März, dem Tag des Manchmal liegt eine gehörige Portion Spott in seiner Stimme. So Freundschaftsspiels gegen die Slowakei, fällt die Entscheidung, wer auch, als er auf den Zweikampf im deutschen Tor angesprochen wird, bei der WM im Tor steht. „eine Situation, die mir völlig fremd ist“. Seine Prognose – „wegen sei- Mag Coupet noch so sehr betonen, dass er ein „gutes Verhältnis“ zum ner Routine wird Kahn spielen“ – kann man getrost als riskant bezeich- Kollegen habe – ohne ihn hätte er ein Imageproblem weniger. Die bei- nen, denn das derzeit einzige Argument, das gegen Coupet – bislang den Ausnahmetorhüter könnten von einem Filmregisseur nicht pas- 18 Länderspiele – und für Barthez – schon 76 – spricht, ist die Routi- sender als Gegenspieler ausgesucht worden sein. Hier der kantige Glatz- ne des Letzteren. Ein berechnender Karrierist würde sich auch nicht kopf, der jüngst eine achtmonatige Sperre verbüßte, weil er einem mit Nicolas Sarkozy anlegen, der als künftiger Staatspräsident gehan- Schiedsrichter ins Gesicht gespuckt hatte und der auf die Frage, was delt wird, wie ein Kräuterweiblein aussieht und sich wie die Axt im er daraus gelernt habe, in rotzigstem Südfranzösisch „nichts“ hervor- Walde aufführt. Dass der als Innenminister die Vorstädte „mit dem presste. Dort Coupet, der einem am Schluss des Interviews noch ein Hochdruckreiniger säubern“ will, hält Coupet jedenfalls für demago- gutes neues Jahr wünscht. Hier der Liebhaber schneller Autos, der mit gisch: „Soziale Gegensätze lassen sich eben nicht mit einem Produkt dem kanadischen Model Linda Evangelista liiert war. Dort der Audi- von Kärcher entfernen.“ Fahrer Coupet, über dessen Privatleben man nur weiß, dass die Kin- Lange Jahre galt der 33-Jährige in Frankreich als farblos. Auch weil der Ilan und Yona heißen. Hier der Mann, der auch schon in Manches- die Farben der angestammten Nummer eins, Fabien Barthez, so grell ter und Monaco spielte. Dort Coupet, dessen Verein der permanente schillerten. Aber darf man jemandem vorwerfen, dass er nie Skandal- Erfolg so langweilig wirken lässt, dass Trainer Gérard Houllier nach geschichten lieferte? Dass er seit 1996 beim gleichen Verein spielt, un- der bislang einzigen Saisonniederlage dankbar seufzte: „Die Pleite ge- weit seines Geburtsortes Le Puy-en-Velay? Coupet wundert sich, dass gen Lille hat unsere Mannschaft menschlicher gemacht.“ ihm solche Dinge angekreidet werden. Es gebe nun mal unattraktivere Dass Lyon heute auch gegen Verfolger Marseille gewinnt, scheint Arbeitsplätze: „Zwei Stunden nach Paris, zwei ans Meer, was wollen unter Frankreichs Journalisten außer Frage zu stehen. Über den Zwei- Sie mehr?“ Zumal hier, im Schatten der Alpen, hinter mancher Jugend- kampf zwischen den Pfosten schreiben die Gazetten hingegen seit stilfassade der Ruf der 1,3-Millionen-Metropole als kulinarisches Mek- Tagen, als müsse der Feldspieler beim Fußball erst noch erfunden wer- ka begründet wird. Als ob er ahnte, dass er mit dem Verweis auf Krebs- den. Auf den Rängen werden Transparente entrollt, die Coupet huldi- pastete und Kalbsleber den Geruch der Biederkeit nicht loswird, fügt gen, pausenlos skandieren sie seinen Namen. Ohrenbetäubend der er hinzu: „Verstehen Sie mich nicht falsch, das Ausland hätte mich Lärm, als das Nahen der beiden Protagonisten angekündigt wird. Um- schon gereizt, aber wenn man regelmäßig in der Champions League so überraschender der Anblick, der sich Sekunden später bietet: Bar- spielt, muss die Offerte schon sehr attraktiv sein.“ thez und Coupet scheren sich keinen Deut um die vieltausendfach ze- Viermal in Folge wurde Coupet mit Lyon französischer Meister, in lebrierten Aufgeregtheiten. Arm im Arm gehen sie plaudernd zum der Champions League gilt der Verein längst als Mitfavorit – auch dank Mittelkreis. Am Ende gewinnt Lyon 2:1. Und Coupet lächelt.

RUND 34

rrund_034_035und_034_035 3434 009.02.20069.02.2006 18:06:0418:06:04 UhrUhr AM BALL Stargast

Europas bester Ballfänger: Grégory Coupet

RUND 35

rrund_034_035und_034_035 3535 009.02.20069.02.2006 18:06:0518:06:05 UhrUhr AM BALL Kommentar

Brisant wie Bosman VON MARTIN KRAUSS Der FIFA droht in einem Rechtsstreit der Verlust ihrer Macht und Maßstäben zu messen sind, vermittelt Blatter umso leichter, wenn er einer Menge Geld. Experten erwarten ein Urteil mit größerer sich als Anwalt der Armen der Welt aufspielt. „Man kann nicht von Bedeutung für den Fußball als der Fall Bosman vor zehn Jahren der Elfenbeinküste verlangen, dass sie Geld an Chelsea für zahlt“, schimpft Blatter, „die Reichen würden reicher und die Der Fall ist so klar, dass ihn sogar ein Sepp Blatter verstehen könnte. Armen ärmer.“ Was Blatter verschweigt, ist, dass Charleroi ja nicht vom Er geht so: Der belgische Erstligist Royal Charleroi Sporting Club soll- marokkanischen Verband Geld einklagt, sondern von Blatters schwer- te im November 2004 den bei ihm unter Vertrag stehenden Marokka- reichem Verein, der Fifa. „Blatter schiebt seine Probleme den nationa- ner Abdelmajid Oulmers für ein Länderspiel gegen Burkina Faso abstel- len Verbänden zu“, sagt James Thellusson, der Sprecher der G14. Da- len. Charleroi lehnte ab, die Fifa wies den Klub jedoch an, den Spie ler bei ist es die Fifa, die mit ihren Weltmeisterschaften und Confederations freizugeben. Oulmers kehrte mit einem mehrfachen Bänderriss im Cups die Milliarden scheffelt – Turniere, an denen Spieler mitkicken, Knöchel zurück und fi el beinahe acht Monate aus. die in den Vereinen zu Weltstars wurden. Charleroi klagt nun gegen die Fifa, am 20. März wird verhandelt; Fußball ist einerseits eine lukrative Ware, mit der die Klubs viel Geld wann das belgische Gericht das Urteil verkünden wird, ist noch nicht verdienen. Fußball ist andererseits ein nationales Heiligtum, das Län- sicher, die Sache kann danach auch noch zum Europäischen Gerichts- dern zur Selbstpräsentation so wichtig ist wie eine Armee. Wenn ein hof gehen. Charleroi wird durch die G14 unterstützt, dem Zusammen- Staat stark ist, kann er für sein Militär junge Männer zwangsverpfl ich- schluss der mächtigsten Fußballvereine der Welt. Während Charleroi ten, ohne angemessen zahlen zu müssen – die Ehre der Nation ist hier 1,25 Millionen Euro Schadensersatz will, nutzt die G14 diesen und ei- Argument genug. Ist aber die Gesellschaft mächtig, dann fällt solch nen ähnlichen Fall mit Olympique Lyon, um die Fifa mal so richtig zu willkürliches Verfügen über Menschen nicht mehr so leicht – das kos- schwächen. Es wird gar schon vom Ende der Nationalmannschaften tet richtig Geld. gesprochen. Die „New York Times“ vermutet, „der Fall könnte größe- Von der kapitalistischen Globalisierung unwichtig gemacht zu wer- re Konsequenzen nach sich ziehen als der Fall Bosman“. den, gefällt den Verbänden nicht. Sie führen sich wie feudale Fürsten Bei der Fifa sieht man das anders: Sepp Blatter tönt, es mangle Ver- auf, die sich wehmütig an Zeiten erinnern, als allen einleuchtete, dass einen, die gegen die Fifa klagen, „an Disziplin und Respekt“, und er ihre Macht gottgegeben war. „Das Monopol der Verbände ist ein Aus- forderte gar den belgischen Verband auf, Charleroi deswegen zu be- laufmodell“, prognostiziert der Sportrechtler Jochen Fritzweiler. Spä- strafen. Den Eindruck, dass er und seine Fifa nicht mit weltlichen testens nach dem Urteil wird auch Sepp Blatter verstanden haben.

RUND 36

rrund_036_036und_036_036 3636 009.02.20069.02.2006 18:11:3018:11:30 UhrUhr rrund_038_041.indd 38 u n d AM BALL Lage der Liga _ 0 3 8 _ 0 4 1 . i n d d

3 8

DIE LAGE DER LIGA Was ist los beim Lieblingsklub, was bei der Konkurrenz? Unsere Experten haben allen 18 BUNDESLIGISTEN unter die Füße geschaut und beantworten die Fragen, die den Fan bewegen FOTOS GERALD VON FORIS UND BENNE OCHS

1 ZITAT DES MONATS 2 DIESER SPIELER FEHLT 3 DURCHBRUCH STEHT BEVOR 4 MITARBEITER DES MONATS 009.02.2006 18:18:54 Uhr 9 . 0

2 5 FANZUFRIEDENHEIT . 2 0 0 6

1 8 : 1 8 : 5 4

U h r rrund_038_041.indd 39 u n d _ 0 3 8 _ 0 4 1 . i n d d

3 9

BORUSSIA BAYERN MÜNCHEN MSV DUISBURG FSV MAINZ 05 MÖNCHENGLADBACH VFB STUTTGART HANNOVER 96

1 Zitat des Monats: „Das Glück 1 Zitat des Monats: „Er kann 1 Zitat des Monats: „Und ich 1 Zitat des Monats: „Zu viel 1 Zitat des Monats: „Das ist 1 Zitat des Monats: „Das bleibt uns treu.“ noch mal wiederkommen, aber nur dachte mir, passend zum Karneval pressen ist auch nicht gut.“ keine Degradierung für mich. Ich ist der dänische “. formt nach dem 3:2 n.V. zum Skat spielen.“ Trainer Jürgen holen wir uns den Prince Tagoe.“ Trainer Horst Köppel vor mache jetzt wieder das, was ich Manager Ilja Kaenzig über gegen Mainz 05 im DFB-Pokal Kohler über den ehemaligen Manager Christian Heidel kann dem Bayern-Spiel über eine am besten kann.“ Herbert Briem, Winterpausenzugang endlich in Worte, was Millionen französischen Nationalspieler nach dem gescheiterten Transfer mögliche Taktik. ehemals Sportdirektor des VfB, Jonas Troest. Man bereitet sich Bayern- Antagonisten seit Martin Djetou, der beim MSV des 19-jährigen Ghanaers wieder ist jetzt wieder als Scout tätig. offenbar auf den Abschied zig Jahren wissen. zwar einen Vertrag haben wollte, lachen. Der Wechsel wurde schon 2 Dieser Spieler fehlt: Nach wie vom deutschen Mertesacker vor. es aber ablehnte, dafür ein vermeldet, als sich das Talent um- vor ein Stamm-Sechser: Auf der 2 Dieser Spieler fehlt: Noch 2 Dieser Spieler fehlt: Ein Probe training zu absolvieren. entschied: Für Saudi-Arabien. Position vor der Abwehr wenig immer ein Lenker im Mittelfeld und 2 Dieser Spieler fehlt: Arschloch. So in etwa lautet der Warum? „Wegen der sportlichen erfolgreich: Hassan al-Fakiri. Einer, ein treffsicherer Stürmer. Michael Tarnat, 27. Leider ist der einzige Wunsch von Trainer 2 Dieser Spieler fehlt: Kohler Perspektive.“ Der Mann hätte im der das besser kann, hinkt nach Exnationalspieler aber schon 36. Karneval wirklich Potenzial gehabt. . Ein Spieler, der die sortierte vier Spieler aus und holte Meinung Köppels nach wie vor 3 Durchbruch steht bevor: Sonst würde er, statt hinten links anderen auch mal hart anpackt, fünf neue. Mehr geht nicht. Ob die seiner Form hinterher: Bernd Thijs. glaubt das von seine Routine zu zeigen, in der ob nun Kollegen oder Gegner. ultimative personelle Versicherung 2 Dieser Spieler fehlt: Immer Der Dauerverletzte Niels Oude sich. Ja, richtig gehört. Der Mann, Zentrale organisieren. Dort, wo So wie weiland Effenberg, gegen den Abstieg doch noch noch die Alternative im Sturm. Kamphuis kämpft sich immer der trotz bescheidener Leistungen einer helfen würde, der etwas von der einmal David Beckham böse fehlt, wird spätestens am 13. Mai, Dafür bleibt der Trainer. Klopp wieder heran, um ebenso regel- im vergangenen Jahr noch zur WM Defensive und Offensive versteht. umgrätschte und ihn gleich dem letzten Spieltag, gewiss. hätte bei der Vertragsverlängerung mäßig wieder einen Rückschlag möchte, will den ebenfalls kritik- hernach noch beschimpfte. jede Zahl hinter die „20“ setzen zu erleiden. Und Eugen Polanski würdigen Martin Stranzl auf der 3 Durchbruch steht bevor: 3 Durchbruch steht bevor: können. Er entschied sich für „08“. ist eher Beißer denn Stratege. rechten Außenbahn verdrängen. Vinicius. Beim Trainer Rangnick 3 Durchbruch steht bevor: Bereits der Einstand von war der Abwehrspezialist Stamm- Roy Makaay. Kaum zu glauben, Marco Caligiuri verlief viel verspre- 3 Durchbruch steht bevor: RUND 3 Durchbruch steht bevor: 4 Mitarbeiter des Monats: Das spieler, bei Lienen Kofferträger. aber er trifft wieder. Und in der chend. Von Stuttgart ausgeliehen macht den Adenauer und interes- : Der Däne, der wird . Der seit mehr Beim Übungsleiter Neururer ist langen Zeit der Torabsenz konnte erzielte der 21-Jährige in seinem siert sich nicht für das dumme Ge- zur Winterpause kam, ist die als einem Jahr arbeitslose Fußball- er von beidem ein bisschen. Doch dem Niederländer obendrein ersten Bundesligaspiel gegen den schwätz von gestern. Alternative in der Innenverteidi- lehrer löste den Welttrainer weil der Brasilianer deutsche beigebracht werden, dass es beim VfB direkt den Sieg treffer. Als hat die Winterpause gut getan. So gung oder möglicherweise mehr. ab. Welch ein Beharrlichkeit hat, kann er die Fußball mehr gibt als nur das Tor. Gewinn für die Defensive hat er wird das noch was mit dem Stamm- Zugleich steht der Mann vom Kontrast: Trapattoni sammelte Koffer bald wieder abgeben. Die Verantwortlichen erzogen ihn jetzt zwar nicht Klinsmanns Kader, platz und mit der WM-Teilnahme FC Kopenhagen für die Ligawirk- 19 Titel, Veh bringt als Reputation zu mehr Mannschaftsdienlichkeit. aber zumindest die U21-Europa- für Ghana. Auch Wache-Vertreter lichkeit. Denn er erschwert den gerade mal eine fast zweijährige 4 Mitarbeiter des Monats: meisterschaft im Visier. Christian Wetklo machte seine Durchbruch von Marvin Compper Erstligaverweildauer bei Hansa Christoph Dabrowski. Der 4 Mitarbeiter des Monats: Sache gut. Und darf nach Waches und Tobias Levels, die beide aus Rostock und seine Profizeit bei defensive Mittelfeldmann lieferte Die Allianz-Arena. Fast schon 4 Mitarbeiter des Monats: Neu- neuerlicher Knieverletzung nun der U23 kommen Borussia Möchengladbach mit. zuletzt die besten 96-Geschichten. unheimlich, wie unschlagbar die zugang Jung-hwan Ahn kurbelt sogar noch weiter durchbrechen. (siehe „Mitarbeiter des Monats“). Trapattoni scheiterte in Stuttgart Wäre fast polnischer WM-Teil- Bayern hier sind. Alles gewonnen. das Merchandising enorm an. an seinem defensiven Stil, der nehmer geworden (wegen alter Und als Zuckerl für die Fans Kaum hatte der Südkoreaner, der 4 Mitarbeiter des Monats: Ganz 4 Mitarbeiter des Monats: 45-jährige Veh liebt hingegen die Wurzeln). Wurde Vater und kommt noch hinzu, dass es dem in seiner Heimat den Status eines klar . Der Mann Präsident Rolf Königs: Der Unter- offensive Kurzpassvariante. Das schoss zur Geburt von Sprössling Lokalrivalen ganz anders geht. Die Popstars genießt, unterschrieben, ragte schon im Pokal bei den nehmer aus der Autozuliefer- soll Stuttgart nach vorne bringen. Luc prompt ein Tor gegen Hertha Löwen haben in der Zweiten Liga gingen bereits die ersten Trikot- Bayern aus einer hervorragenden branche will den Verjüngungs- BSC. Es war das dritte der Saison mit dem „Arena-Fluch“ zu kämpfen, bestellungen aus Asien ein. Fans Mainzer Mannschaft heraus. prozess vorantreiben. In den 5 Fanzufriedenheit: Nach drei und somit persönliche Bestmarke. verlieren hier fast jedes Spiel. aus Deutschland dürfen sich über- Gegen Köln war er noch besser. nächsten zwei bis drei Jahren Siegen im Dezember hoffte das Der alte Rekord (zwei Tore für dies auf Autogrammkarten seiner soll ein Drittel des Kaders aus bislang erstaunlich geduldige Werder) stammte aus dem vorigen 5 Fanzufriedenheit: Nach wie Frau, einer „Miss Korea“, freuen. 5 Fanzufriedenheit: Wer die 05- der eigenen Jugend stammen. Stuttgarter Publikum auf die große Jahrtausend (1999/2000). vor 100 Prozent. Erstens: Fans nach dem Pokalaus in der U- Wende. Doch im eigenen Stadion Siehe „Mitarbeiter des Monats“. 5 Fanzufriedenheit: Das leidens- Bahn zwischen Fröttmaning und 5 Fanzufriedenheit: Der erhoffte folgte zum Rückrundenstart 5 Fanzufriedenheit: Jetzt haben Zweitens: In allen Wettbewerben fähige Publikum freut sich über Marienplatz erlebte, ahnt, dass Superkick gegen die Bayern erfror dem Aufbruch der Einbruch. Mit sie auch noch einen Fanshop an 113.02.2006 15:32:44 Uhr

3 dabei, so gut wie Meister und jedes noch so kleine Erfolgs- man sich bald nicht mehr mit nett im Eistempel Borussia-Park. Statt- Durchhalteparolen allein wird der AWD-Arena, ein „großzügiges . 0

2 faktisch im Pokalfinale (Sorry, erlebnis. Zumal man im Abstiegs- gemeinten Komplimenten dessen schleicht sich die Furcht der Anhang nicht mehr lange zu Fan-Mekka“ (Eigenwerbung), mit . 2

0 St. Pauli) – mal sehen was kampf nicht abgeschlagen ist und zufrieden geben wird. Selbst wenn vor einer Wiederholung des besänftigen sein. Vielleicht mit 230 oder mehr 96-Artikeln. Die 0 6

die Champions League bringt. das Team wieder Malocherquali- sie von Bayern-Fans kommen. schwachen Hinrundenstarts ein. neuem Trainer. Leute werden ihr Geld dort schon

1

5 DETLEF DRESSLEIN täten offenbart. ROLAND LEROI CHRISTOPH RUF BERND SCHNEIDERS ELKE RUTSCHMANN abliefern. JÖRG MARWEDEL : 3 2 : 4 4

RUND U 39 h r rrund_038_041.indd 40 u n d AM BALL Lage der Liga _ 0 3 8 _ 0 4 1 . i n d d

4 0

1. FC KAISERSLAUTERN FC SCHALKE 04 SV WERDER BREMEN

1 Zitat des Monats: „Jetzt geht’s 1 Zitat des Monats: „Wieso sollte 1 Zitat des Monats: „Das war 1 Zitat des Monats: „Mit ihm kann 1 Zitat des Monats: „45:10“. 1 Zitat des Monats: grad so weiter gegen uns.“ Trainer ich Kredit bei den Fans haben? kein Fußball, sondern eine man sich einen ganzen Abend Ein Wettanbieter zahlt 45 Euro „ kann es zur WM nach dem 0:2 zum Ich habe doch noch gar nichts Mischung aus Schlammcatchen über Fußball unterhalten.“ Trainer für zehn Euro Einsatz, falls Trainer schaffen. Wenn er 70 Prozent sei- Rückrundenauftakt gegen Schalke. erreicht.“ Trainer vor und Glatteissurfen.“ über Trainer- in der nes Leistungsvermögens aus sei- Wolf fühlte sich von zwei vermeint- seiner ersten Partie als Cheftrainer nach dem Ausscheiden im praktikant Andy Möller. Mit Verlaub, Rückrunde entlassen werden nen besten Zeiten erreicht, gehört lichen Fehlentscheidungen in der bei den Westfalen, die diese dann DFB-Viertelfinale bei St. Pauli. sehr geehrter Herr van Marwijk, sollte. Eine schlechtere Quote er zu den besten Innenverteidigern Entstehung der Schalker Tore auch prompt in Kaiserslautern mit Worüber denn wohl sonst? gibt es nur für den Rauswurf von Deutschlands und stellt einen benachteiligt und stellte mit seiner 2:0 gewannen – und die Kredit- 2 Dieser Spieler fehlt: „Budde“ Leverkusens . Christian Wörns zum Beispiel in Äußerung einen Zusammenhang würdigkeit ihres neuen Chefs in Burdenski natürlich. Werders 2 Dieser Spieler fehlt: Marcelin- den Schatten.“ Geschäftsführer her zum nicht gegebenen Elfme- die Höhe schnellen ließ. Rekordspieler und langjähriger ho, weil der im Mittelfeld spielt 2 Dieser Spieler fehlt: Man kennt Wolfgang Holzhäuser über den tertor Ferydoon Zandis beim Po- Torwarttrainer kündigte seinen UND Tore schießt. Das ist in Dort- das ja: Kaum entwickelt sich in viermal am Kreuzband operierten kal-K.-o. gegen Mainz. Wolfs Satz 2 Dieser Spieler fehlt: Ein Akteur, Vertrag. Er will sich mehr um seine mund bislang ein Widerspruch. Bielefeld einer zum Leistungs- 32-jährigen Rückkehrer. hätte aber auch von jedem Fan im der Begeisterung ausstrahlt und Firma zu kümmern. Ansonsten die Auch Marcelinhos Liebeserklärung träger, lässt er sich seinen spiele- Stadion stammen können. Die Freude am Spiel hat. Vielleicht alte Leier: Auf den Außenbahnen an die „schöne Stadt“ Gelsenkir- rischen Aufwind woanders lukra- 2 Dieser Spieler fehlt: Es wird Leistung des FCK knüpfte nahtlos könnte so die Beamtenmentalität fehlen Werder Hochkaräter. chen stünde der Verpflichtung im tiver entlohnen. Michael Fink ist immer schwerer, diese Frage zu an die der Vorrunde an. einiger S04-Profis positiv Wege. Vielleicht hat er sich ja das neueste Beispiel. Der 23-jäh- beantworten. Irgendwie fehlt in beeinflusst werden – Freude am 3 Durchbruch steht bevor: versprochen und meinte Rom oder rige Defensivspieler wechselt im jedem Leverkusener Mannschafts- 2 Dieser Spieler fehlt: Neben Fußball sieht anders aus. Jerome Polenz ist zumindest zu- Madrid. Bleibt er aber bei der Sommer zu . teil mindestens ein Spieler. Vor zehn anderen vor allem ein zutrauen, dauerhaft zum Profikader schmutzigen Wahrheit, kommen allem ein harter Innenverteidiger, torgefährlicher Offensivspieler, der 3 Durchbruch steht bevor: zu zählen: Der 19-Jährige von noch Rafael van der Vaart und Mi- 3 Durchbruch steht bevor: der nicht regelmäßig schläft oder Torjäger Halil Altintop entlastet. Die Mängel im Angriff bleiben. Werder II ist eigentlich Stürmer, chael Ballack in Frage. Oder ganz Ioannis Masmanidis. Der Junio- sich in Brasilien behandeln lässt. Vielleicht kann aber auch eine Alternative einfach eine Sondergeneh migung rennationalspieler und Neuzugang Einzige Ausnahme: Hans-Jörg Butt 3 Durchbruch steht bevor: für Druck sorgen und vermehrt zum schwächelnden Patrick des DFB, Tomas Rosicky im Trikot aus Karlsruhe ist auf der linken im Tor. Ihn muss man nicht austau- Ervin Skela. Nach unbestätigten Flanken in den gegnerischen Owomoyela auf der rechten Seite. der tschechischen Nationalmann- Außenbahn eine Investition mit schen. Gerüchten soll der Albaner von Strafraum bringen. Nach seiner schaft spielen zu lassen. enormer Perspektive. Der deutsch- der schwedischen Akademie zur kaum erwähnenswerten Vorrunde 4 Mitarbeiter des Monats: griechische Offensivspieler strotzt 3 Durchbruch steht bevor: „Schonung der Umwelt“ geehrt hält er sich selbst für „topfit“. Michael Kraft. Kam für Burdenski 3 Durchbruch steht bevor: Wer trotz seiner erst 22 Jahre vor Keinem. werden. Die Akademie kann aller- als Torwarttrainer und musste es schafft, den Fehlgriff Delron Willenskraft und Ideenreichtum. dings die Auszeichnung – eine 4 Mitarbeiter des Monats: gleich Verantwortung über- Buckley zu ersetzen, wird Teil der 4 Mitarbeiter des Monats: mannshohe Steinstatue, die einen Nur Noch-Manager nehmen, als in der Winterpause Mannschaft. Einfacher geht es 4 Mitarbeiter des Monats: Wolfgang Holzhäuser. Der eher in die Ferne blickenden Fußballer gelingt es, aus einer Palast- die Entscheidung anstand, wer die nicht. Wer es schafft, ihn wieder Detlev „Dino“ Dammeier. Kein dröge Bayer-Mann legte unge- auf einer goldenen Geige zeigt – revolution gestärkt hervor zu Nummer eins im Werder-Tor ist. an Bielefeld zu verkaufen, wird aktiver Spieler hat mehr Erst- und ahnte Entertainerfähigkeiten an sofort zurückfordern, sollte Skela in gehen. Nach dem Verlust des Fungierte zudem im Trainingslager demnächst … Zweitligaeinsätze vorzuweisen. den Tag, als er in einem ereignis- einem der nächsten 10 Spiele den Managerpostens im Sommer wird in Belek als Aushilfsdolmetscher, Doch am Saisonende ist definitiv losen Trainingslager in Marbella Strafraum des Gegners betreten. der Zigarrenliebhaber Präsident da er aus seiner Zeit in Istanbul 4 Mitarbeiter des Monats: Schluss. Dann wird der 37-Jährige das „Zitat des Monats“ abson- Experten halten dies aber für und ist nach eigenem Bekunden noch etwas türkisch spricht. Tomas Rosicky, weil er allen Jugendkoordinator bei der derte. Huch! riefen da alle. Es gab unwahrscheinlich. Die Laudatio „laut Satzung der mächtigste noch einmal zeigt, was alle Arminia. Das bedeutet auch das ein bisschen Rummel, ein paar am 13. März in Stockholm hält Mann im Verein“. schon längst wussten: Dass er Aus für die beliebte Variante vom Schlagzeilen. Holzhäuser behaup- Vorgänger . 5 Fanzufriedenheit: Nur knapp 2000 Fans durften den Pokal-Fight verdammt gut ist. Wenn er das Holzmichl-Schlager: „Spielt tete, er habe das gar nicht so 5 Fanzufriedenheit: Die Anhänger auf St. Pauli vor Ort miterleben, nur immer gezeigt hätte. denn der alte Dammeier noch?“ gemeint, wie es geklungen habe. 4 Mitarbeiter des Monats: sorgen sich ob der bisherigen der Rest saß doppelt frustriert am Kurzum: Bayer 04 vermittelte für . Der einzige Torflaute. Die Vorbereitung sorgte Fernseher. Viele Fans glaubten 5 Fanzufriedenheit: Die Fans sind 5 Fanzufriedenheit: Liga- und einen Moment den Eindruck eines Sportmanager der Welt, der so nicht eben für zusätzliche übrigens, der Ausrutscher hätte an wohlwollend und geduldig. Das Pokalerfolge lassen Übermut lebendigen Bundesligavereins. gut wie nie zitiert wird. Das soll Zuversicht. „Wir haben uns die der falschen Schuhwahl gelegen. wird sich in der kommenden Sai- gedeihen. Bundestrainer Jürgen Marschall in Zeiten der Krise Tore für die Rückrunde auf- Nach dem Ligaauftakt in Bielefeld son ändern. Und auch jetzt wären Klinsmann empfehlen die Fans zur 5 Fanzufriedenheit: Wenn es

009.02.2006 19:45:08 Uhr erst einmal einer nachmachen. 9 gehoben“, wollte Kevin Kuranyi waren sie mit dem Ergebnis zufrie- viele insgeheim enttäuscht, wenn WM gar die Akquise des Arminen- besonders schlecht läuft, wird . 0

2 wohl die Zweifler ruhig stellen. den, nicht jedoch mit dem Gurken- es für einen Uefa-Cup Platz nicht Keepers Matthias Hain und weiterhin fleißig „Holzhäuser raus“ . 2

0 Fanzufriedenheit: Also bitte … Die Fans werden ihn beim Wort spiel, egal wie effektiv es auch ge- reicht. Vor der Wut stünde aber singen: „Klinsmann, nimm den skandiert. Einer muss ja schuld 0 5 6

TOBIAS SCHÄCHTER nehmen. JÖRG STROHSCHEIN wesen sein mag. SVEN BREMER die Trauer. OLAF SUNDERMEYER Matze mit!“ ULI HARTMANN sein. CHRISTIANE MITATSELIS

1 9 : 4 5 : 0 8

U h r rrund_038_041.indd 41 u n d _ 0 3 8 _ 0 4 1 . i n d d

4 1

1. FC NÜRNBERG HAMBURGER SV VFL WOLFSBURG EINTRACHT FRANKFURT 1. FC KÖLN HERTHA BSC BERLIN

1 Zitat des Monats: „Wir sind 1 Zitat des Monats: „Muss 1 Zitat des Monats: „Ich 1 Zitat des Monats: „Tempo- 1 Zitat des Monats: „Man hat 1 Zitat des Monats: „Der Club individuell, taktisch und als Mann- konzentrier’ mit Mannschaft, is’ brauche keinen Star, ich brauche Feeling ist auch ein Qualitätsmerk- gesehen, dass es nicht am Trainer der toten Dichter.“ Schlagzeile der schaft nicht so gut wie Bayern, normal.“ Ailton gab bei seiner eine Mannschaft.“ VfL-Trainer mal.“ Eintracht-Boss Heribert liegt, sondern an der Mannschaft“, „BZ“ über ein Team, das erst über aber doch stärker als Rot-Weiß Vorstellung eine Kostprobe seines – vor dem Bruchhagen meint, die Mannschaft hat Lukas Sinkiewicz nach der einem Besinnungsaufsatz Blut Erfurt.“ Trainer Hans Meyer vor köstlichen Deutschs. Er sorgte für Abgang von Andres d‘Alessandro. gebe anfangs zu viel Gas und schlimmen Niederlage in Mainz und Wasser schwitzt und an- dem Rückrundenstart auf die beste Laune und versuchte ver- hechle deshalb am Ende hinterher. zum Rückrundenauftakt analysiert. schließend doch wieder genauso Frage, zu welchen Leistungen gebens, die Erwartungen an ihn zu Das klang nach Selbstgeißelung uninspiriert zu Werke geht, wie 2 Dieser Spieler fehlt: seine Mannschaft künftig fähig sei. dämpfen: 28 Tore wie bei Werder D‘Alessandro. Aber fehlt er wirk- 2 Dieser Spieler fehlt: und spiegelte ganz wunderbar aus den Wochen zuvor gewohnt. werde er nicht schießen. lich? Den Vereinsverantwortlichen . Musste einsehen, die überwältigende Schwäche des Non scolae sed vitae discimus. 2 Dieser Spieler fehlt: Das kann fehlt er nicht. Einigen Kollegen wird dass mit bald 36 Jahren die Kölner Selbstbewusstseins wider. Verunsicherung pur rund ums doch einfach nicht wahr sein. 2 Dieser Spieler fehlt: Nach er auch nicht fehlen. Die Gründe Kerle in der Bun desliga zu schnell Olympiastadion. Und daran ist Ganze zwei Minuten dauerte der seinem Knöchelbruch muss der sind nachvollziehbar. Dennoch: sind. Wechselte zwei Klassen 2 Dieser Spieler fehlt: Der arme ausnahmsweise nicht die Stiftung Comebackversuch von Marek HSV noch bis in den März hinein D`Alessandro in seinen besten tiefer nach Essen, ist jetzt näher Özalan Alpay ist nach dem Warentest schuld. Mintal zum Auftakt gegen den auf Rafael van der Vaart verzichten. Momenten – soviel offensive an Korschenbroich, wo sein winterlichen Kaufrausch von lauter HSV – dann brach erneut sein Aber wer soll Ailton die Vorlagen Klasse, Offensivzweikampfstärke, Häuschen steht, und kann noch Schweizern umgeben: Trainer 2 Dieser Spieler fehlt: Ein Super- linker Mittelfuß. Unfassbares Pech geben? Spielverzögerer Jarolim Intuition und Präzision hat man mal zwei Jahre kicken. Seine Hanspeter Latour, dessen Assis- visor. Ein Mediator. Ein Gruppen- für den sympathischen Slowaken lässt Ailton nur ins Abseits laufen. selten in der Bundesliga gesehen. Freundlichkeit, Unaufgeregtheit tent Thomas Binggeli, Marco therapeut. Ein Generations- und seinen Club. Auch auf diesem Sicher hat Augenthaler Recht, und Reife fehlen, definitiv. Streller und Ricardo Cabanas. konfliktlöser. Ein Mental-Coach. Wege: Gute Besserung, Marek! 3 Durchbruch steht bevor: Wenn wenn er sagt, dass „ein paar gute Der Harmonie, dem inneren Ein Motivationsexperte. Für all das sich Zugang Nigel de Jong ein- Spiele“ in ein paar Jahren nicht 3 Durchbruch steht bevor: Der Gleichgewicht und vielleicht sogar gibt es übrigens gut ausgebildete 3 Durchbruch steht bevor: Wenn gespielt hat, wird er den HSV ausreichen. Andererseits hatte ins Pokalfinale. Erstmals seit der Qualität des Teams zuliebe Leute. Das muss nicht auch noch die Eindrücke nicht komplett verstärken. Mit 21 Jahren ist er d`Alessandro Momente, die im 13 Jahren stehen die Hessen in würde nun der gefährlich wirkende der Manager alles allein erledigen. täuschen, dürfte Robert Vittek sein taktisch schon sehr reif. Er hat das Gedächtnis bleiben, wenn Jahre, einem DFB-Halbfinale, mit Biele- türkische Nationaltorwart Formtief allmählich überwunden Spielen bei Ajax Amsterdam Platzierungen und Trainer längst feld einen schlagbaren Gegner vor Reçber Rü¸stü gut tun. 3 Durchbruch steht bevor: Vaclas haben. Der slowakische National- gelernt. Das bürgt für Qualität. verschwommen sind. Augen. Und dann im Endspiel Sverkos? Vielleicht schafft der spieler, an dem einst sogar Real gegen die Bayern, schwupps ist 3 Durchbruch steht bevor: Neuzugang aus Gladbach es ja in Madrid interessiert war, vereint 4 Mitarbeiter des Monats: 3 Durchbruch steht bevor: man drin im Uefa-Cup. Eintracht Neuzugang Ricardo Cabanas Berlin, 100-Prozent-Chancen auch Dynamik, Tempo und Durch- Dietmar Beiersdorfer hat zum D‘Alessandro. In Portsmouth. Frankfurt international. Wenn das muss ein rauschender Durchbruch tatsächlich zu verwerten. Da setzungsvermögen, ist zudem wiederholten Male Verhandlungs- kein Durchbruch ist. gelingen. Sonst dürften die Kölner Hertha ohnehin stets zunächst in beidfüßig stark, lässt aber immer klasse bewiesen. Sowohl bei 4 Mitarbeiter des Monats: Klaus absteigen, denn auf der Schlüssel- Rückstand gerät, kann ansonsten noch zu viele Chancen aus. Ailton als auch bei de Jong Augenthaler, fünfter Trainer seit 4 Mitarbeiterin des Monats: position im defensiven Mittelfeld wohl nur die lebende Bohnen- und handelte der Sportchef beste 2003, hat sich mit einem alten Birgit Prinz. Die Weltfußballerin, fehlt schlicht die Substanz. Brechstange Alexander Madlung 4 Mitarbeiter des Monats: Konditionen aus und stach die Rezept als neuer Besen positio- die zufälligerweise in Frankfurt den Hoffnungsträger geben. 27 Tage, 15 Stunden und Mitbewerber aus. Der HSV niert: Star raus. Er glaubt, dass wohnt, hat bei der Auslosung im 4 Mitarbeiter des Monats: Trainer Kopfball in der 90. Minute, 1:1. 32 Minuten lang war das ganz klar bekommt Spieler, von denen er sich der „Charakter“ eines Teams ZDF-„Sportstudio“ ein prima Hanspeter Latour und Manager So kommt Hertha in den Uefa- Marek Mintal. Bis zur nächsten vor fünf Jahren nur träumte, dem im Wesentlichen nur über die Händchen bewiesen. Wahrschein- Michael Meier haben den Cup. Unfassbar. Nominierung für diese Kategorie Scouting und Beiersdorfer sei`s sorgfältige Auswahl der Profis lich ist sie eh in Berlin – der FFC 1. FC Köln in rasender Geschwin- muss der Torjäger nun aber wieder gedankt. Verschmerzen musste steuern lässt. Auf dieser Grundla- Frankfurt steht ja traditionell im digkeit komplett umgekrempelt. 4 Mitarbeiter des Monats: Der mindestens vier Monate warten. der Sportchef des HSV, vorher ge will er der Unternehmensfüh- Frauenendspiel. So viel Tatendrang hat beim FC Friseur von Marcelinho. drei Absagen kassiert zu haben: rung bis Saisonende ein Überar- lange niemand mehr gezeigt, und Mit den ganz Großen kann der beitungskonzept machen. das genügt derzeit für diesen Titel. 5 Fanzufriedenheit: Den Vers 5 Fanzufriedenheit: Der 5 Fanzufriedenheit: Eher wird die „Oh, wie ist das schön“ hat man HSV noch nicht mithalten. Frankfurter an sich meckert von CDU stärkste Partei in Berlin, als im Franken-Stadion lange nicht 5 Fanzufriedenheit: Hat Potenzial Haus aus gerne. Momentan fällt 5 Fanzufriedenheit: Der zarte dass die Hertha-Anhänger in gehört – nach dem 2:1 gegen 5 Fanzufriedenheit: Nicht jeder nach oben. Zum einen wegen der das selbst mit Mainwasser Optimismus, den Latour verbreite- dieser Spielzeit noch ihren Frieden 009.02.2006 19:45:33 Uhr

9 Hamburg war’s endlich mal wieder fand es toll, dass Ailton kam. Alle tabellarischen Defizite. Zum ande- Getauften ziemlich schwer. Pokal- te, wurde zum Rückrundenauftakt mit den Profis machen. Ein paar . 0

2 so weit. Spätestens seit diesem fanden es toll, dass Mpenza ging. ren, weil der Erlebnisfaktor und die halbfinale, Mittelplatz in der Liga, aus der Stadt gefegt. Dass trotz- triste Wochen im kalten Haupt- . 2

0 fantastischen Auftritt glaubt der Die Erwartungen der Fans sind ästhetische Dimension des Fuß- ja, was will man mehr? Die Bayern dem 50.000 zu den Heimspielen stadtwinter haben gereicht, um 0 6

treue Anhang auch wieder an groß: Die Champions League soll balls zuletzt sehr abgenommen ha- jagen? Kommt noch. kommen, scheint Masochismus. den Bonus aus der Vorsaison zu

1

9 seinen Club. WOLFGANG LAASS es sein. FRANK HEIKE ben. PETER UNFRIED THOMAS KILCHENSTEIN DANIEL THEWELEIT verscherbeln. PETER AHRENS

: 4 5 : 3 3

RUND U 41 h r RUND Gleiche Höhe

GLEICHE HÖHE Gleiche Höhe ist kein Abseits. Man ist weiter im Spiel. Auf Augenhöhe mit den Stars: „In anderen Ländern wird 4-4-2 bis zur Kreisklasse gespielt, bei uns steht hinten

immer noch der große Dicke drin und putzt aus“ HANS MEYER

44 DER TRAINER SPRICHT „Die besten Trainer fallen auf die Nase“ – was läuft in Deutschland falsch? Hans Meyer erklärt 50 HEIMSPIEL Tunnelblick – Kevin Kuranyi verrät seine zweite Leidenschaft: Surfen am Strand von Rio 54 WM-TRAINER „Deutschland: das gefährlichste Team“ – Mexikos Nationalcoach La Volpe hat Respekt 58 HOCH IM NORDEN Raus aus der Tiefebene – die Regionalliga ist hart. Kiel, Lübeck und St. Pauli wollen hoch

RUND 43

rrund_043_043und_043_043 4343 009.02.20069.02.2006 18:20:1018:20:10 UhrUhr GLEICHE HÖHE Der Trainer spricht

RUND 44

rrund_044_049und_044_049 4444 009.02.20069.02.2006 18:21:2018:21:20 UhrUhr GLEICHE HÖHE Der Trainer spricht

„DIE BESTEN

Hans Meyer hat RUND ein TRAINER halbes Jahr mit seiner Taktik- Kolumne begleitet. Seit November ist er wieder Trainer beim FALLEN AUF 1. FC Nürnberg und hat sich sehr viel Zeit genommen, um sich über die taktischen und spielerischen Defi zite im deutschen Fußball zu DIE NASE“ unter halten. Auch wenn es dafür viele Gründe gibt, an einem liegt es nicht: an der mangelnden Fitness der deutschen Spieler INTERVIEW CHRISTOPH RUF UND RAINER SCHÄFER, FOTOS BENNE OCHS

Im Fußball wird heftig über geringen Ausschnitt dessen, was er wissen- scher Athletik, die man nicht messen, greifen Trainingsmethodik und die Fitness deutscher schaftlich erfassen kann: die Grundlagenaus- und planen kann. Profi s diskutiert. Werten Sie das als Zeichen dauer, die Kraftarbeit und damit die lokomo- Das allgemeine Grundlagentraining wird gesteigerten Interesses? torische Schnelligkeit. Dabei vereinfacht er die also überbewertet? HANS MEYER Nein. Das wäre es, wenn es Materie. Er kann doch gar nicht einschätzen, Es wird bei uns total übertrieben. Wir Deut- Runden gäbe, in denen sich Verantwortliche was ein Fußballspiel hergibt, er weiß nichts schen laufen doch Fußball ohne Ende. Fast al- der Trainerausbildung in Köln, Verbands- und über die methodische Belastung und die Wir- le Profiklubs beschäftigen Athletiktrainer. Bundesligatrainer und auch Wissenschaftler kung der Spielart in bestimmten Räumen und Gonzalez überschätzt die Bedeutung dieser an sinnvoll über die Thematik austauschen wür- Zeitbegrenzungen. Die entscheidenden Din- sich guten Fachleute auch völlig. In Ländern den. Aber wenn einem wie Pedro Gonzalez ge im Fußball, die technisch-taktischen las- wie England, Holland oder Spanien wird im die Bühne bereitet wird, auf der er sich in die- sen sich nicht wissenschaftlich erfassen. Was Training viel weniger ohne Ball gelaufen. ser unglaublichen Art äußern kann, belegt das ich auf dem Platz sehe, versteht Gonzalez Aber der athletische Vorsprung, den die doch die Armseligkeit dieser Debatte. doch gar nicht. Deutschen einmal hatten, ist aufgebraucht. Worüber regen Sie sich auf? Gonzalez bemängelt jedenfalls, dass Ja, weil andere durch mehr und intensiveres Der Vorwurf, den Gonzalez transportiert, Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit in der Training aufgeholt haben. Aber ich bin mir si- lautet: Ihr wisst im Fußball doch gar nicht, was Bundesliga unschematisch trainiert würden. cher: Wenn die holländische Nationalmann- ihr macht. Das fi nde ich so ungeheuerlich. Das halte ich für Unfug. Wenn man die kom- schaft unsere Fitnesstests macht, wären wir Gonzalez behauptet in seiner Doktorarbeit, plette Leistung eines Fußballers sieht, nimmt verwundert, um wie viel schlechter sie dasteht dass die Bundesliga auf dem Stand von 1978 ist, die allgemeine Athletikkomponente einen eher als unsere Nationalspieler. was die Nutzung sportwissenschaftlicher geringen Anteil ein. Jede technisch-taktische Haben Sie grundsätzliche Vorbehalte gegen- Erkenntnisse angeht. Leistung ist nicht nur mit psychischer Leistung, über sportwissenschaftlichen Erkenntnissen? Er meint doch gar nicht die Trainingsmetho- mit Koordination und Antizipation verbunden, Vor 35 Jahren habe ich schon in Jena sehr gut dik im Fußball, sondern den verschwindend sondern gleichzeitig auch mit fußballspezifi - und eng mit Trainern aus der Leichtathletik

RUND 45

rrund_044_049und_044_049 4545 009.02.20069.02.2006 18:21:2618:21:26 UhrUhr GLEICHE HÖHE Der Trainer spricht

zusammengearbeitet. Ich habe mich immer bereitenden Maßnahmen, die Gesamtbelas- ergibt nur Sinn für mich, wenn jemand ver- mit dem Teil unserer Trainingsmethodik be- tung der Profi s werden dabei vergessen. letzt war. Die Grundlagenausdauer ist bei ei- schäftigt, der wissenschaftlich beweisbar und Trotzdem sieht man Mannschaften, die nach nem verletzungsfreien Spieler über Jahre fast erfassbar ist. Aber was macht Herr Gonzalez? 60 Minuten platt sind. konstant. Aber dann kommen Kluge, die glau- Er zählt bei den Profi klubs die Laufbänder, Aber warum denn? Weil sie oft zu viel und ben, dass es den Fußball weiterbringt, wenn misst die Größe der Krafträume und schließt unnötig laufen. Unsere Nationalelf konnte die Grundlagenausdauer intensiver trainiert daraus auf die Qualität der Trainingsmetho- nach einer Stunde gegen Argentinien und Bra- wird, um im Männerbereich besser zu wer- dik. Das ist eine Katastrophe. silien, in der sie fantastisch aktiv gespielt hat, den. Die richtigen Laufwege, das Zusammen- doch nicht mehr mithalten, weil die Situati- spiel, ein gemeinsames taktisches Agieren Bernhard Peters kann die onen ohne Rhythmus und dabei manchmal wird nicht verbessert durch verstärktes allge- Belastung im Fußball nicht un- oder übermotiviert gelöst wurden. Eine meines Fitnesstraining. bewerten Klassemannschaft legt eine Ruhephase ein, Einspruch: Sie haben gegen Leverkusen auch wenn die Situation danach ist. Aber 90 Minu- deshalb einen Punkt geholt, weil Sie läuferisch Der Trainer der Hockey-Nationalmannschaft ten Pressing, das schafft niemand. überlegen waren. und mögliche Technische Direktor der Fußball- Ist das utopisch? Waren wir das? Aber wie oft sind wir denn Nationalelf, Bernhard Peters, behauptet, dass Die sowjetische Mannschaft hat 1988 die Eu- umsonst gelaufen? Wir haben ganz andere Fitness und Belastung der Fußballer gering ropameisterschaft mit einem höllischen Fore- Probleme in Deutschland als noch mehr zu seien im Vergleich zu anderen Sportarten. checking dominiert. Im Endspiel wurden sie laufen. Wenn man zu viel läuft, kann das be- Ich schätze Peters. Aber das kann er nicht be- von Holland mit klugem Spiel entzaubert. Der deuten, dass der andere spritziger und geistig werten, ihm mangelt es an Einblick. Was will Ansatz, über 90 Minuten Tempo spielen zu beweglicher ist. Es wird doch überhaupt nicht man dem Fußball denn noch anhängen? Was wollen, ist falsch. Es muss uns gelingen, fuß- registriert, welche Komplexität im Fußball zu in diese Diskussion miteinfl ießt, ist schlimm: ballerisch klüger zu spielen und dank optima- beachten ist. Klinsmanns Mannschaft soll schlechtere Fit- ler spezifi scher Fitness auch spielerisch 90 Mi- Wie wird man ihr gerecht? nesswerte haben als die amerikanischen Fuß- nuten durchzustehen. Durch eine ganzheitliche Trainingsmetho- ballfrauen. Wenn mein Oberligateam gegen Diese Debatte über fehlende Fitness ist also dik. Bei uns wird Athletik und Technik zu häu- die US-Girls antritt, gewinnt es auf der Grund- sinnlos. fi g isoliert trainiert und viel zu spät übergelei- lage besserer Fitnesswerte, aber natürlich doch Der Fitnessfaktor besteht bei einer Leistungs- tet in Spielformen, in denen Technik funktionell nicht auf Grund allgemeiner Koordination mannschaft immer. Aber im Läuferischen und angewandt wird. Technik und Taktik machen oder Beweglichkeit und auch nicht unbedingt im Kraftbereich – also da, wo Gonzalez Pro- das Hauptmoment des Fußballs aus, also kann durch fußballerische Qualität. Was hat den bleme vermutet – hatten wir bei der WM 2002 ich sie auch sinnvoll für mein Athletiktraining Fußball denn über Jahrzehnte kaputtgemacht? keine, und dieses Jahr werden wir erst recht einsetzen. Wissenschaftler wie Gonzalez wer- Zu viel undosiertes Training. Viel hilft viel, keine haben, wenn wir uns nicht so unver- ten das nicht als Athletik, aber wenn er mit- das stimmt doch so nicht. Wir haben uns doch nünftig verausgaben wie beim Confederations trainieren würde, würde er ein Gefühl für die schon in der DDR gewundert, warum sich un- Cup. Wir müssten in Deutschland, auch im Belastung eines Fußballprofi s bekommen. ser verstärktes Athletiktraining nicht auf die Hinblick auf die Trainingsmethodik, einmal Das eigentliche Problem liegt also im Ergebnisse ausgewirkt hat. darüber diskutieren, ob der Fußball eine Aus- taktisch-technischen Bereich. Aber auch Professor Wilfried Kindermann dauer- oder eine Schnelligkeitssportart ist. Im individuell-technischen und im allgemein- behauptet, dass mancher Profi sich überfordert konditionellen Bereich sind unsere deutschen fühlt, wenn er siebenmal 30 Meter sprinten Hinten steht immer noch der Spieler mittlerweile gar nicht schlecht ausge- oder dreieinhalb Kilometer joggen soll. große Dicke und putzt aus bildet. Das Problem sehe ich in der funktionel- Die Betonung liegt auf mancher. Ich habe len Technik, in erster Linie im taktischen Be- solche Spieler nie erlebt. Ich halte Professor Wie lauten Ihre Argumente? reich: Weil wir in allen Bereichen zu wenig Kindermann für viel zu klug, um so eine Aus- Alles, was im Fußball entscheidend ist, hat Fußball spielen, lernen wir nicht, durch kluges sage zu verallgemeinern. Unsere Jungs machen mit Schnellkraft zu tun und mit schnellem Laufen rationeller Fußball zu spielen. In fast doch alles, was man sagt, das kann auch der Handeln. Das ist etwas ganz Wesentliches, da allen Klassen wird viel zu viel geschlagen, auch größte Unsinn sein. Die müssten sich doch bin ich mir mit Jürgen Klinsmann einig. Das wenn der Ball, der so mühsam erobert wurde, eher viel mehr Gedanken über Fußballspezi- ist das Einzige, was man isoliert trainieren dann zu 95 Prozent verloren geht. Überall auf fi ka machen. Es wird doch wieder unterstellt, muss, weil die Versuche, diese Kraft im Spiel der Welt wird mehr Fußball gespielt als auf un- Fußballer verdienen so viel Geld und tun zu funktionell zu trainieren und anzuwenden, er- seren Plätzen. wenig dafür. Das stimmt doch so nicht. folglos blieben. Ansonsten müssen wir Fuß- Wir hatten bislang noch Hoffnung, dass sich Ist das nur Sozialneid? ball spielen. Wir betrachten trotzdem immer im Jugendbereich etwas getan hat. Vielleicht auch Unwissenheit. Die Leute le- die Ausdauer- und Laktatwerte, weil die so Da werden falsche Hoffnungen geweckt, sen den Trainingsplan: Montag frei, Dienstag schön nachweisbar sind und weil es so schön dass morgen oder übermorgen etwas Großes 15 Uhr Training. Aber die ganzen vor- und nach- ist, Blut abzunehmen. Das ist totale Asche und passiert. Unsere U20-Nationalmannschaft

RUND 46

rrund_044_049und_044_049 4646 009.02.20069.02.2006 18:21:4818:21:48 UhrUhr GLEICHE HÖHE Der Trainer spricht

Rosenzüchter: Meyer wurde es langweilig im eigenen Garten Schlagfertig: Hans Meyer ist nie um eine Antwort verlegen

Handymann: Hans Meyer hat derzeit drei Mobiltelefone im Einsatz Riesenpranken: Wer hat die größten Hände im deutschen Fußball?

Kontaktpfl ege: Seine Familie und Hund Aldo Meyer sind zu Hause geblieben Schlitzohr: Nicht wenige halten Meyer für einen großen Humoristen

RUND 47

rrund_044_049und_044_049 4747 009.02.20069.02.2006 18:21:4918:21:49 UhrUhr GLEICHE HÖHE Der Trainer spricht

gedanken sind richtig. Klinsmann will einen Fußball spielen lassen, wie er in unseren Syste- men nicht vorgesehen ist. Man sieht hier fast keine Mannschaft im Forechecking, beinahe alle ziehen sich nach Ballverlust hinter die Mittellinie zurück. Klinsmann fordert etwas von den Nationalspielern, was sie in ihren Klubs selten machen müssen: Aktiv nach vor- ne verteidigen, weg vom eigenen Tor. Wenn du arbeitslos bist, bist du einsamer als du denkst

Hat man in Deutschland überhaupt die Geduld, solche langfristigen Konzepte umzusetzen wie in Holland? Ich halte das für sehr problematisch, aber ab- solut für einen Versuch wert, vielleicht sogar notwendig, auch wenn du hier in fast keinem Bereich länger als ein halbes Jahr sinnvoll ar- beiten kannst. Das zeigen auch die acht Trainer- entlassungen in der Bundesliga. 95 Prozent der Kündigungen beruhen auf utopischen Erwar- tungen der Klubs. Es ist unglaublich, was da Tour de Meyer: An Fitness fehlt es nicht passiert. Die meisten meiner in dieser Saison entlassenen Kollegen hatten doch gar keine richtige Chance, etwas zu beweisen. Sie dagegen gelten als neuer Messias im war bei der WM in den Niederlanden Teams gelassen werden. Im Vergleich zu Holland ha- deutschen Fußball. wie den USA, Ägypten und der Schweiz unter- ben wir da Riesendefi zite: Dort geben gut aus- Nein, es gibt keine Wundertäter im Fußball. legen. gebildete Exprofi s ihr Wissen an die Kinder Wenn die Balance im Verein nicht stimmt, fal- Also hat Gerhard Mayer-Vorfelder Recht, weiter. Da sind die Plätze voll bis abends um len die besten Trainer auf die Nase. wenn er sagt, die WM kommt zwei Jahre zehn Uhr und jede Mannschaft spielt mit drei Und warum bieten sich so viele Trainer dann zu früh, weil in der Nachwuchsausbildung Spitzen und im Abwehrverhalten Mann ge- selbst an? geschlampt wurde? gen Mann. Man sollte an den Fußball nicht anders her- Wenn das heißen soll, dass wir bei der Euro- Auch Jürgen Klinsmann wünscht sich eine angehen als an die Gesellschaft insgesamt, pameisterschaft 2008 die Rückstände aufge- solche stimmige Konzeption. nicht zu viel übermenschliche Fairness erwar- holt haben, dann müsste er mir die Jungs, die Er wird das ähnlich wie in ten. Wissen Sie, wer anruft, wenn du arbeits- das in zwei Jahren schaffen, erst einmal zei- Dänemark mit Mut und gegen Widerstände los bist? Jedes halbe Jahr das Finanzamt – du gen. Wir haben doch im Nachwuchs kaum protegieren müssen, im Interesse unseres Fuß- bist einsamer als du glaubst. Es denkt keiner Klasse im kreativen Bereich. Wir haben es ver- balls. Es wäre gut, wenn er mit seinen Mitar- an dich, wenn du dich nicht selbst ins Gespräch säumt, Fußball mit einer durchgängigen Kon- beitern da etwas aufbaut und auch die Früch- bringst. zeption spielen zu lassen. In anderen Ländern te noch ernten kann. Es wird einer Revolution Das macht mancher Kollege über die wird ein 4-4-2-System bis runter in die Kreis- gleichkommen. Da braucht man unheimlich Boulevardmedien. Sie brauchen sie nicht mehr. klasse gespielt, bei uns steht da immer noch viel Zeit, deshalb geht es ja keiner an. Nein, ich habe sie zum Glück nie gebraucht, der große Dicke hinten drin und putzt aus. Klinsmann hat versucht, diese Revolution stehe am Ende meiner Karriere und bin fi nan- anzuzetteln und wird immer wieder attackiert. ziell fast unabhängig. Fast alle Verantwortli- Was Jürgen Klinsmann macht, Auch von den Bundesligatrainern. chen im Fußball geben den Boulevardleuten kommt einer Revolution gleich Völlig zu Unrecht, da sollte sich auch man- zu sehr die Möglichkeit, Macht zu empfi nden. cher Vereinstrainer etwas zurücknehmen. Er Würden wir einheitlicher auftreten, könnten Stimmt das denn noch? hätte vielleicht in einigen Dingen nicht mit wir ihnen zumindest nachweisen, dass sie von Ja, es geht doch gar nicht anders, weil die vie- Leuten von Übersee kommen müssen. Die Fit- uns genauso abhängig sind wie wir von ihnen. len ehrenamtlichen Übungsleiter, die unheim- nessspezialisten, die er für viel Geld einfl iegen Aber das ist einseitig geworden – die benut- lich engagiert sind, methodisch völlig im Stich lässt, gibt es bei uns auch. Aber seine Grund- zen uns und treiben mit uns Spielchen.

RUND 48

rrund_044_049und_044_049 4848 009.02.20069.02.2006 18:22:2918:22:29 UhrUhr GLEICHE HÖHE Der Trainer spricht

Nürnberger Weitblick: Meyer sieht alles, auch wenn er einem den Rücken kehrt

LANGE VERKANNT: Hans Meyer wurde am 3. November 1942 in Briesen geboren und wurde als Spieler mit dem FC Carl Zeiss Jena zweimal DDR-Meister. Als jüngster Trainer der DDR-Oberliga übernahm Meyer 1971 Carl Zeiss Jena. Nach den Stationen Erfurt, Karl-Marx-Stadt, Jena und Union Berlin trainierte er von 1996 bis 1999 den niederlän- dischen Erstligisten FC Twente Enschede. Mit beinahe 57 Jahren unterschrieb Meyer im September 1999 beim Bundesligisten Borussia Mönchengladbach. Mit Hertha BSC Berlin feierte er 2004 den Klassenerhalt. Obwohl er nicht mehr als Trainer arbeiten wollte, heuerte Meyer im November 2005 beim damaligen Tabellenletzten Nürnberg an.

RUND 49

rrund_044_049und_044_049 4949 009.02.20069.02.2006 18:22:3018:22:30 UhrUhr GLEICHE HÖHE Heimspiel

TUNNELBLICK In Brasilien lernte der Schalker Stürmer KEVIN KURANYI den Sport kennen, der ihn neben Fußball am meisten fasziniert. Regelmäßig stellte er sich vor dem Strand von Rio auf das Surfbrett. Doch weder in Stuttgart noch in Gelsenkirchen fi ndet sich zurzeit die perfekte Welle. Da bleibt dem Nationalstürmer nur übrig, auf das Karriereende zu warten

AUFGEZEICHNET VON MALTE OBERSCHELP, FOTOS STEFAN SCHMID

RUND 50

rrund_050_053und_050_053 5050 009.02.20069.02.2006 18:25:2018:25:20 UhrUhr GLEICHE HÖHE Heimspiel

„Wenn ich surfe, denke ich an gar nichts. Du wartest auf deine Welle, da bist du vollkommen frei und denkst an nichts anderes“

Weit weg: Träumen von Copacabana und Barra da Tijuca

Ich war zwölf, als mir mein Vater mein erstes war das in Brasilien oder aber in Panama. Von sein, um in so einer Riesenwelle surfen zu kön- Surfbrett geschenkt hat. Damals hat unsere dort kommt meine Mutter. nen – oder sehr verrückt. Wenn man da vom Familie in Rio de Janeiro gelebt, und ich habe Surfen macht einfach richtig Spaß. Das Le- Brett fällt oder die Welle falsch nimmt, dann versucht, richtig surfen zu lernen. In unserer bensgefühl dabei ist ein sehr freundliches. Man kann man sich leicht verletzen. Gegend war das ganz normal. Wenn man am hat die Sonne, man hat den Strand, man hat das Bei Fußballprofi s, die gerne Ski fahren, steht Strand war, hat man ein bisschen Fußball ge- Meer – und man hat seine Ruhe. Das tut gut. ja manchmal in ihren Verträgen, dass sie das spielt, und wenn gute Wellen kamen, sind wir Wenn ich surfe, denke ich an gar nichts. Du nicht dürfen. Das ist bei mir mit dem Surfen zum Surfen ins Wasser gegangen. Ein Jahr war test auf deine Welle, da bist du vollkom men aber nicht so. Es gibt wohl auch nicht so viele habe ich in Rio direkt am Strand gewohnt, das frei und denkst nur an diese eine Welle, an Spieler, die das machen. Von Bixente Lizara- war die Zeit, in der ich wirklich viel in die Wel- nichts anderes. Ich glaube, das ist so ähnlich zu weiß man es, der ist anscheinend richtig len gegangen bin. Da hatte ich auch schon mein wie beim Golfspielen. Manche spielen Golf, gut. Soweit ich weiß, ist sein Bruder Profi sur- zweites Brett. Die übrige Zeit haben wir wei- um sich zu entspannen, ich habe meine Ru- fer. Davon gibt es inzwischen eine ganze Men- ter weg vom Strand gelebt – dann stand wie- he beim Surfen. Golf habe ich auch schon mal ge. Die Brasilianer haben richtig gute Leute, der mehr der Fußball im Vordergrund. probiert, aber das war nicht so mein Ding. die Australier auch. Früher habe ich mir manch- mal professionelle Surfwettkämpfe im Fern- „An die ganz großen Wellen habe ich mich nicht herangetraut. Man muss sehen angeschaut. Aber ein richtiges Vorbild schon Profi sein, um in so einer Riesewelle zu surfen – oder sehr verrückt“ hatte ich nie – die habe ich mir im Fußball ge- sucht. Surfen ist mehr für den Spaß. Als wir 1997 nach Deutschland gezogen Natürlich ist es nicht ganz ungefährlich. Ob es dabei etwas gibt, was man für den sind, war es mit dem Surfen natürlich erst mal Wenn man es lernt, surft man mit dem klei- Fußball lernen kann, weiß ich nicht. Vielleicht vorbei. Hier geht das ja nicht so gut. Schon gar nen Brett, ohne schon darauf zu stehen. Das bringt es etwas für den Gleichgewichtssinn nicht damals in Stuttgart. Um die Zeit, mit 15 kann wirklich jeder, wenn er es versucht. Und oder die Körperkraft. Aber insgesamt ist der Jahren, hat mir Fußball aber auch schon mit dann verbessert man sich mehr und mehr, die Sport doch ganz anders als Fußball. Das einzi- Abstand am meisten Spaß gemacht. Nur wenn Wellen werden größer. Bis an die ganz groß- ge, was man mitbringen muss, ist das Bedürf- wir in den Urlaub gefahren sind und am Strand en habe ich mich aber nicht herangetraut. Die nis, es zu lernen und sich dann langsam zu waren, dann bin ich wieder gesurft. Meistens waren zu groß für mich. Man muss schon Profi steigern. Und man braucht einen gewissen

RUND 51

rrund_050_053und_050_053 5151 009.02.20069.02.2006 18:25:4718:25:47 UhrUhr GLEICHE HÖHE Heimspiel

„Die Beach Boys? Ich weiß, dass die ein paar Songs über das Surfen gemacht haben, aber das ist nicht so meine Musik“

Respekt vor dem Meer. Wer nämlich glaubt, richtige Tunnel gebildet – und am Ende aus um noch etwas dazuzulernen und mich zu ver- dass er schon alles kann, der wird bestraft. Da diesem Tunnel herauszukommen, das ist ein- bessern. Vielleicht gehe ich, wenn meine Fuß- ist es dann wieder wie beim Fußball. fach großartig. An diesem Tag hat das viel häu- ballkarriere zu Ende ist, ein Jahr lang an den Die Beach Boys? Nein, die habe ich nie wirk- fi ger geklappt als sonst. Das war wirklich toll. Strand und surfe jeden Tag. So wie früher. Das lich gehört. Ich weiß, dass die ein paar gute Im Moment habe ich gar kein Surfbrett da- wäre ein Wunsch von mir. Songs über das Surfen gemacht haben, „Sur- heim. Ganz einfach deshalb, weil ich keine Zeit fi n’ USA“ und diese Sachen. Aber das ist nicht dafür habe. Als die ersten Surfsimulationen so meine Musik. Ich war erst einmal in Ame- für die Playstation herausgekommen sind, ha- rika, aber da bin ich gar nicht gesurft. In Hun- be ich das öfter mal gespielt, aber das ist auch tington Beach in der Nähe von Los Angeles, schon eine ganze Weile her. Inzwischen kann wo Jürgen Klinsmann wohnt, soll es ja gute man sogar auf dem Handy surfen. Bloß sind Wel len geben. Aber ich glaube nicht, dass ich die Spiele bei weitem nicht so gut wie das Er- da mal zum Surfen hinfahren werde. lebnis, ganz in echt auf dem Brett zu stehen. „Inzwischen kann man sogar auf dem Handy surfen. Bloß sind die Spiele bei weitem nicht so gut wie das Erlebnis, in echt auf dem Brett zu stehen“ Mein Lieblingsstrand ist der Barra da Tiju- Aber wenn ich im Urlaub bin, leihe ich mir ca, das ist ein Strand in Rio. Da ist das Wasser einfach eins. Ich habe noch ein paar Kumpels sauberer als an der Copacabana, und die Wel- in Rio, die auch surfen, die machen das gerne. len sind auch besser. Mein schönstes Surfer- Dann gehe ich gleich ein paar Mal die Woche lebnis hatte ich aber trotzdem an der Copaca- los. Manchmal ist es alleine besser, manchmal bana: Ich war einmal mit meinem Bruder dort, mit Freunden. Noch viel erreichen will ich mit als es ungewöhnlich leer war. Und auf einmal dem Surfen nicht, es soll einfach nur Spaß ma- Voll das Brett: Warten auf den Urlaub sind sehr gute Wellen gekommen. Die haben chen. Im Moment habe ich sowieso keine Zeit,

RUND 52

rrund_050_053und_050_053 5252 009.02.20069.02.2006 18:26:0818:26:08 UhrUhr GLEICHE HÖHE Fundstück Stolperer statt Pudelmütze

FREDI BOBIC wurde im Jahr 2004 eine Briefmarke gewidmet. Die Post der Färöer wählte seltsamerweise den sympathischen Schwaben für ein Motiv ihrer Reihe „100 Jahre Fifa“. Dabei wäre ein anderes Bild doch viel passender gewesen VON EBERHARD SPOHD, FOTO BENNE OCHS

Zum 100-jährigen Jubiläum des Weltfußball- spiel am 11. Juni 2003 in Tórshavn, der Haupt- Deutschen erst durch zwei Tore in der 89. und verbands Fifa veröffentlichte die färöische Post stadt der Inselgruppe. 90. Minute für sich entscheiden konnten? Wa- 2004 einen Satz Briefmarken. Das freut die Und dennoch: Es stellen sich zunächst ganz rum stammt die Abbildung nicht aus dem le- Phi latelisten, die gerne obskure Motive vom andere Fragen, wenn man das Postwertzei- gendären Spiel der Färöer gegen Österreich? Ende der Welt in die Taschen ihrer Alben pa- chen betrachtet. Was verbindet Bobic mit den Denn inzwischen ist dieser 1:0-Sieg vom cken. Die Färöer wiederum machen einen Teil Inseln im Niemandsland zwischen Schottland 12. September 1990 in den nationalen Legen- ihres Umsatzes mit diesen Sondermarken, die und Island, die die Briten „Land of Maybe“ denschatz der Färöer eingegangen, als wäre sie an Sammler in aller Welt verkaufen. Alles nennen – vielleicht sehen wir uns dort, wenn es ein Mythos über die Trolle oder eine Erzäh- wird da zum bunten Papier mit gummierter es das Wetter zulässt? Warum wirkt das Mo- lung aus der Zeit der Wikinger. Man erinnert Rückseite, die Vogelwelt der Inseln, das ein- tiv so komisch? Warum entschied man sich sich auf den Inseln gerne an den Tag, an dem heimische Liedgut, nordische Sagen und My- nicht für einen satten Torschuss, sondern für Tor hüter Jens Martin Knudsen zur Ikone wur- then. Und sogar Fredi Bobic. eine Aufnahme, auf dem einer der Färöer wie de, weil er mit einer Pudelmütze aus färöi scher Tatsächlich und überraschenderweise zeigt angewurzelt auf den irgendwohin durch das Schafswolle aufl ief und jeden Schuss, den To- eine der Fifa-Frimærker den deutschen Natio- Bild zischenden Ball starrt, ein zwei ter auf ni Polster auf sein Tor abgab, wegboxte. Angeb- nal stürmer. Nicht dass es der so sympathische dem Boden liegt, während ein dritter Fredi lich bekommen die österreichischen Spieler Schwabe nicht verdient hätte, schließlich hat Bobic gerade foult? Hätte nicht ein WM-Qua- von damals bis heute zu jedem Weihnachtsfest er es doch bereits auf 37 Einsätze im schwarz- lifikationsspiel besser zum Thema Fifa ge- einen Räucherlachs vom färöischen Fremden- weißen Dress gebracht – viele mehr werden passt, während man eine Europameisterschaft verkehrsamt zugesandt. Da wäre es doch ganz es, beiseite gesprochen, wohl nicht mehr wer- eher mit der Uefa verbindet? Und vor allem: passend, wenn dieses Päckchen mit dem Tor- den – und dabei zehn Tore erzielt. Eines davon Warum hat die färöische Post ausgerechnet die- schützen von 1990, Torkil Nielsen, freigemacht sogar gegen die Färöer, im EM-Qualifi kations- ses grottenschlechte Spiel ausgewählt, das die würde und nicht mit Fredi Bobic.

RUND 53

rrund_050_053und_050_053 5353 009.02.20069.02.2006 18:26:1518:26:15 UhrUhr GLEICHE HÖHE WM-Trainer

Die neue WM-S Jeden Monat bitten wir einen erie: Nationalcoach zum exklusiven Interview

„Deutschland: das gefährlichste Team“ Der mexikanische Nationaltrainer RICARDO LA VOLPE, der selbst als Ersatztorwart mit Argentinien Weltmeister wurde, ist sich sicher: Sein Team hat alle Chancen, den WM-Titel im Sommer erstmals nach Mexiko zu holen INTERVIEW RICARDO SETYON, FOTOS PIXA

RUND 54

rrund_054_057und_054_057 5454 009.02.20069.02.2006 20:17:3720:17:37 UhrUhr GLEICHE HÖHE WM-Trainer

„Ein Job für Leute mit Eiern in der Hose“: Die mexikanische Nationalmannschaft auf dem Weg zur Weltmeisterschaft nach Deutschland

Es ist nicht leicht, mexikanischer Ist die Mannschaft wirklich reif für den Titel? einen Trainer, den ich sehr respektiere. Hol- Nationaltrainer zu sein, oder? Es ist Zeit, dass Mexiko gewinnt – mit die- land wird nicht ruhen, bis sie nicht unter den RICARDO LA VOLPE Gibt es überhaupt ei- ser Einstellung werden wir nach Deutschland besten Vier sind. Warum auch nicht, mit dieser ne Nationalmannschaft, die einem einen ein- kommen. Ich sehe Mexiko bei der WM unter Spielergeneration. Die wahre Überraschung fa chen Trainerjob bietet? Wenn ja, lassen Sie den besten vier Mannschaften. Ich respektiere allerdings könnte die Tschechische Republik es mich wissen. Ich glaube auch nicht, dass Jür- sie alle, aber Mexiko hat ernsthafte Chancen werden. Gebt auf sie Acht! Ich jedenfalls wer- gen Klinsmann einen leichten Job hat. Fuß- auf den Titel. de das tun. ball ist eine nationale Leidenschaft. Aber seit Und wer sind die anderen Favoriten? Sind Sie sich über den WM-Kader schon wir bei der Auslosung als Gruppenkopf gesetzt Alle sind sich doch einig, dass Deutschland im Klaren? Der beste mexikanische Spieler, wurden, scheint es, dass wir immer zum Sieg die besten Aussichten hat. Das liegt vor allem Cuauhtémoc Blanco, hat bei Ihnen nicht verpfl ichtet sind. Sie haben Recht, leicht ist daran, dass sie vor heimischem Publikum spie- immer gespielt. es nicht. Es ist ein Job für Leute mit Eiern in len. Ich kenne keine andere Mannschaft, die Jeder Mexikaner auf der Welt wartet darauf, der Hose. sich ihrer Fähigkeit, in ein Spiel zurückzukom- dass unsere Mannschaft die beste Weltmeis- Wie schätzen Sie die Chancen Ihrer men, so bewusst ist. Die Deutschen können terschaft in der mexikanischen Geschichte Mannschaft bei der WM ein? sich einfach darauf verlassen, dass ihre Spieler spielt. Das fängt beim Kader an. Blanco ist Teil Mexiko hatte schon oft Mannschaften, mit zu keinem Zeitpunkt unter emotionalem Stress meiner Pläne, er ist ein großartiger Fußbal- denen es unter die besten Vier hätte kommen stehen. Deutschland ist das gefährlichste Team ler, aber er hat in meine Taktik nicht hineinge- können. Aus vielen Gründen ist es nicht dazu der Welt, denn selbst wenn man führt, kommt passt. Deswegen hat es in Mexiko viel Streit gekommen. Dieses Mal fühlen wir uns stark es zurück. gegeben. Man hat versucht, die Fans glauben genug, um nicht einfach nur dabei zu sein, son- Was ist mit den anderen Mannschaften? zu machen, dass ich ihn aus persönlichen dern auch nach dem Pokal zu greifen. Wir be- England hat dieses Mal ein außergewöhn- Gründen ablehne. Aber das ist es nicht und obachten die wichtigsten Mannschaften der liches Team. Argentiniens Mannschaft ist ei- war es auch niemals. Welt genau. Mexiko kann jede einzelne schla- ne Einheit und verfügt über einige großartige Sie haben selbst an einer Weltmeisterschaft gen und dabei fairen Fußball auf höchstem Ni- Spieler. Es ist genau die richtige Mischung teilgenommen, 1978. Nun nehmen Sie wieder veau spielen. Dieses Mal rollt die mexikani sche von Erfahrung und Jugend, Pekerman macht an einem Turnier teil. Wie haben sich die Dinge Welle tatsächlich. Es wird das 13. Mal sein, dass seine Sache großartig. Dann ist da natürlich für die Spieler, für die Trainer verändert? Mexiko an einer Weltmeisterschaft teilnimmt. noch Brasilien, der größte Favorit von allen. Ich war damals Torhüter für Argentinien, Und das ist unsere Glückszahl. Italien hat eine großartige Mannschaft und und wir haben die WM gewonnen. Aber es

RUND 55

rrund_054_057und_054_057 5555 009.02.20069.02.2006 20:17:5520:17:55 UhrUhr GLEICHE HÖHE WM-Trainer

war eine andere Zeit. Wir hatten Spieler wie Weltmeistertrainer. Aber stattdessen bin ich Welche Rolle hat dabei der Confed-Cup , Platini, Boniek, Rossi, Dalglish, den wun- hier, nach so vielen Monaten, qualifi ziert für gespielt? derbaren Dirceu und mein unglaubliches Idol, die Weltmeisterschaft, Vierter im Confedera- Für alle anderen Mannschaften war der Con- . Ich glaube, dass damals die Diszi- tions Cup, an der Spitze der Mannschaft für federations Cup wichtig. Für uns war er ent- plin wichtiger als das reine Talent war. Heute, Deutschland und mit der vollen Unterstüt- scheidend. Ich glaube, wir haben auf eindrucks- im Zeitalter von Fernsehen und Internet, sind zung des mexikanischen Verbands. Dement- volle Weise klargemacht, dass Mexiko defi nitiv die Dinge schneller geworden. Jeder kennt je- sprechend glaube ich, dass ich als Trainer ir- eine der besten vier Mannschaften dieses Tur- den einzelnen Spieler und nicht wie damals gendetwas haben muss, das sich sehen lassen niers war. Wir haben Brasilien geschlagen, mit nur denjenigen, der traf. Damals gab es Mann- kann. Ich kenne den mexikanischen Fußball all seinen Stars, während meine Mannschaft schaften, die keine Chance hatten, heute kann von innen heraus, und ich werde mich dafür ersatzgeschwächt war. Und das war nicht bloß fast jede qualifi zierte Mannschaft überraschen. umbringen, dass Mexiko Weltmeister wird. ein Ausrutscher. So konnten wir nicht nur der Sehen Sie sich Senegal und Südkorea 2002 an. Sie haben im mexikanischen Fußball starken Welt, sondern auch uns selbst beweisen, dass Glauben Sie mir: Die Welt hat sich weniger Einfluss gewonnen, man spricht bereits von Mexiko eine stählerne Verteidigung hat und verändert als der Fußball. einem „Lavolpismo“. darüber hinaus Stürmer besitzt, die fähig sind, Es gibt eine Handvoll ziemlich wichtiger Tore zu schießen, wenn es nötig ist. Die Jungs Trainer, die den Schritten und Ansichten fol- wissen jetzt, dass sie jede Mannschaft der Welt „Ich will der Trainer sein, der den gen, die ich in das mexikanische Spiel gebracht schlagen können. Europäern und Südamerikanern zum habe. Diese Trainer haben diese Ideen sogar Was steht auf der Liste der Dinge, die Sie vor ersten Mal in der Geschichte des noch verbessert, und das macht mich stolz – der Weltmeisterschaft noch abhaken müssen? Fußballs den WM-Pokal wegnimmt. weil das etwas Großartiges und Neues ist, in Die Arbeit ist getan. Nun müssen wir uns einer Welt voller Neid, in der man schnell ein noch mehr in Form bringen und die letzten Das wird ein historisches Ereignis“ Messer im Rücken hat. Ich glaube, das ist ein Entscheidungen treffen. Und dann müssen wir Zeichen dafür, wie mexikanisch ich wirklich viel beten, an uns glauben und so bereit nach Ist darum Mexiko mittlerweile zu stark für bin und wie tief ich in den hiesigen Fußball Deutschland kommen, wie es noch nie eine den nord- und mittelamerikanischen Verband eingedrungen bin. Aber für einige Leute hier mexikanische Mannschaft war. Concacaf geworden? Die mexikanischen bin ich immer noch ein Ausländer und wer- Was ist Ihr Traum? Vereine spielen ja schon in Südamerika mit. de das auch immer bleiben. Der Trainer zu sein, der den Europäern und Im mexikanischen Fußballalltag ist das ist Glauben Sie, dass es einen anderen Trainer Südamerikanern zum allerersten Mal in der eine sehr aktuelle Frage, und trotzdem scheint gibt, der so häufig mit Rücktritt gedroht hat Geschichte des Fußballs den WM-Pokal weg- es keine einfache Antwort darauf zu geben. wie Sie? nimmt. Und zu zeigen, dass Fußball dank ei nes Wir sind nicht Australien, das seinen Konti- Es gab so einige Momente zwischen mir, den mexikanischen Sieges globaler als je zuvor ist. nent so sehr dominiert, dass es ständig 10:0 Medien und einigen anderen Leuten, in de- Das wird ein historisches Ereignis. Ich träume gewinnt und deshalb die nächste Qualifi kati- nen ich die Mannschaft fast verlassen hätte. davon, dass beim Finale im Berliner Stadion on in Asien spielen darf. Mexiko hat defi nitiv Aber die Leute, die ich brauche und die mich alle Mexiko applaudieren. Ich möchte sehen, die beste Liga und eine der besten National- respektieren, sind bei mir und stehen mir zur wie die Welt uns als einen Champion grüßt, mannschaften der Region, aber die Situation Seite. Ich werde also nicht gehen, denn ich der brillanten Fußball mit Talent spielt. Wir ist nicht vergleichbar, da die USA stärker wer- lebe in Mexiko, ich respektiere die Mexikaner können es schaffen! den, Costa Rica stark ist und auch Honduras, und ich fühle mich als Teil von ihnen. Ricardo Antonio La Volpe Quarchione Jamaika, Trinidad und andere allen Respekt Bisher ist Mexiko aber immer unter den wurde am 6. Februar 1952 in Buenos Aires verdienen. Ich glaube, Mexiko sollte bleiben, Möglichkeiten geblieben. Trotz einer geboren. Er spielte für die argentinischen wo es ist. Es wäre ein Zeichen mangelnden fußballverrückten Bevölkerung hat die Klubs Banfield und San Lorenzo, in Mexiko Respekts, würde man austreten wollen und Mannschaft es nie über das Viertelfinale für Atlante und Oaxtepec. Dort beendete damit sagen, man sei besser als die anderen. hinaus geschafft. er 1983 seine aktive Laufbahn und begann, Was die Vereinsebene angeht, sieht die Sache Es ist an der Zeit, mit dieser Tradition zu bre- als Coach bei diversen mexikanischen Klubs ein wenig anders aus, da die Ligen der meis- chen. Jetzt haben wir alles, was wir brauchen, zu arbeiten. La Volpe wurde 1978 als Ersatz- ten Concacaf-Länder nicht gerade auf Hoch- um das Halbfi nale und sogar das Finale zu er- torhüter Weltmeister mit Argentinien touren laufen. reichen. Und ich sage das nicht bloß, weil das und gewann 1992 als Trainer mit Atlante den Sie selbst wurden schon angefeindet, weil Sie hier ein Interview ist oder weil ich meine Spie- mexikanischen Meistertitel. Seit Ende aus Argentinien kommen. ler motivieren will. Ich habe das Gefühl, dass 2002 ist La Volpe mexikanischer National- Bevor ich 2002 Nationaltrainer wurde, sollte es wirklich Schwung und eine große Kraft hin- trainer. Beim Confed-Cup 2005 in Deutsch- Luis Felipe Scolari den Job übernehmen, der ter dieser Gruppe von Spielern gibt. land wurde er mit seinem Team Vierter.

RUND 56

rrund_054_057und_054_057 5656 009.02.20069.02.2006 18:28:2518:28:25 UhrUhr GLEICHE HÖHE Patsches Patzer

DER ZWEITLIGAPROFI NICO PATSCHINSKI WEISS, WOVON ER SCHREIBT: ALLES LALL UND RAUCH

FOTO JEAN BALKE

Zu Beginn meiner Aus- führungen über Alkohol und Rauchen im Leistungssport muss ich kurz auf das öffentliche Bild des Fußballprofi s aus der Generation Nutella eingehen: Er ist ein strebsamer Mensch mit hervorragenden Laktatwerten und einwandfreien Charakterzügen, der sich seine Brötchen hauchdünn mit Nuß- Nougat-Creme beschmiert, zwischendurch maximal eine Milchschnitte isst oder, wenn er mal ein ganz Verrückter ist, sich eine ganze Bifi zwischen die Kiemen haut. Doch darf ein normaler Fußballprofi – ich meine damit weder noch George Best – auch mal richtig sündigen? Ich habe schon in Mannschaften gespielt, da wäre der Präsi- dent glücklich gewesen, wenn sein Klub nur annähernd so viele Punkte gehabt hätte wie seine Spie- ler Augenringe. Beim FC St. Pauli spielten zu meiner Zeit mehr leidenschaftliche Kettenraucher als versierte Techniker. Das ist schon ein erhabenes Gefühl, wenn man sich seine geteerte Lunge aus dem Leib rennt und dafür von 20.000 Verrückten gefeiert wird. Zum Thema Alkohol könnte ich auch einiges erzählen, erinnere aber lieber an den Trainer : Der ließ im Training immer Alkoholiker gegen Abstinenzler antreten. Als – wie so häufi g – die Promilleelf gegen die Milchtrinker mit 7:1 gewann, wusste Merkel genau, wie er zu reagieren hatte: „Gut so“, lobte er sei- ne Schluckspechte, „macht so weiter und nehmt die anderen ruhig mal mit.“ Unter uns gesagt: Mir persönlich ist einer als Sturmpartner lieber, der sich in der Eckkneipe nebenan gegen den specknackigen Polier behaupten kann, als einer, der mit Bachblüten sein seelisches Gleichgewicht austariert. Ich bin ohnehin felsenfest davon überzeugt, dass die Thematik maßlos dramatisiert wird. Denn wenn nicht mal ein Hochleistungssportler sündigen darf, wer denn dann? Wir kennen unsere Körper so genau aus täglicher intensiver Beanspruchung, dass wir den Augenblick besonders zu schätzen wissen, wenn ein Bierchen unsere Synapsen zum Rotieren bringt. Einzig die Fragen des Zeitpunktes und der Örtlichkeit beim Sündenfall sind diskutabel. Wenn das öffentliche Entsetzen nicht immer so enorm wäre, könnte es durchaus sein, dass der ein oder andere von uns sich nicht nur bei der Meisterschaftsfeier, der WM-Auslosung oder beim Ab- stiegsbesäufnis unter die Leute mischen würde. Denn ob man es glaubt oder nicht: Fuß- ballprofi s sind auch nur Menschen. Nur gut, dass ich in Ahlen lebe, dem kürzesten Tresen der Welt. Dort trinke ich jetzt unerkannt ein Leichtbier, schnorre mir eine Mentholzigarette und wiederhole so lange mein Mantra, bis ich selber daran glau- be: Sportler ist wer raucht und trinkt und trotzdem seine Leistung bringt. Und noch mal: Sportler ist …

Für RUND schreibt Nico Patschinski von LR Ahlen, der lustigste Zweitligaprofi der Welt, alle zwei Monate seine Kolumne „Patsches Patzer“. In der nächsten Ausgabe meldet sich wieder Gladbach-Profi Thomas Broich mit „Broichs Bonbons“ zu Wort.

RUND 57

rrund_054_057und_054_057 5757 009.02.20069.02.2006 18:28:2818:28:28 UhrUhr GLEICHE HÖHE Hoch im Norden

Kein einfacher Fußballstandort: In Schleswig-Holstein ist das Land fl ach, aber die Erwartungen sind hoch Raus aus der Tiefebene In der rangeln drei Vereine aus Hamburg und Schleswig-Holstein um den Aufstieg. Holstein Kiel, der FC St. Pauli und VfB Lübeck haben Tradition, aber wenig Geld. Nur die Zweite Liga kann die Klubs retten VON MALTE OBERSCHELP UND CHRISTOPH RUF, FOTOS THORSTEN BAERING, TIM KUBACH, MARTIN KUNZE

RUND 58

rrund_058_063und_058_063 5858 009.02.20069.02.2006 18:37:0118:37:01 UhrUhr GLEICHE HÖHE Hoch im Norden

Freudenhaufen der Liga: Für den FC St. Pauli sind die Pokalerfolge überlebenswichtig

Nach dem größten Erfolg der Vereinsge- loses, aber liebgewordenes Ritual unter alten Finanzmisere, die den Verein ebenso treu wie schichte, dem Sieg gegen Werder Bremen im Bekannten. Am Millerntor, wo die Fans unab- seine Fans begleitet, Ursachen, die lange zu- DFB-Po kal-Viertelfi nale, dachte Marc Wallas hän gig von der sportlichen Leistung ins Stadi- rückreichen. an Lawi nen und Zugunglücke: „Bei solchen on kommen, zogen auch vereinspolitisch im- Im Erstligajahr 2001/02 wurden Millionen- Ka tastrophen kommt ein Kriseninterventions- mer mehr den Weg in die innere Emigration beträge für drittklassige Spieler ausgegeben, team, damit die Überlebenden den Schock vor. Doch vielleicht ist das ein Luxusproblem, statt Rücklagen zu bilden. Nach dem folge- leichter überwinden. Hier bräuchte man eher denn andernorts gäbe es nach einer solchen richtigen Durchmarsch in die dritte Liga blieb ein Glücksinterventionsteam.“ Der ehemali- Talfahrt von der Bundes- in die Regionalliga sportlich wie fi nanziell ein Scherbenhaufen. ge Chef der FC St. Pauli Vermarktungs GmbH wohl längst keine Fanszene mehr. Auch das jetzige Präsidium um Corny Littmann schaute sich noch einmal auf der Fanparty um. Der unverhoffte Siegeszug im Pokal mit bis- dilettierte zunächst munter vor sich hin. Um Das Bier fl oss in den üblichen Unmengen, die lang geschätzten zwei Millionen Euro Mehrein- den dauerverletzten Spieler Nascimento für Boxen wummerten vom Sound baskischer nahmen ist für den FC St. Pauli wie ein Sech- eine halbe Million Euro zu kaufen, lieh man Skabands, und ein fi ndiger Händler verteilte ser im Lotto. Nur dass er sich eigentlich keinen sich Geld von den Vereinsabteilungen, das bis T-Shirts: „3:1 – wer ist Werder?“ Und dennoch Tippschein mehr leisten konnte. Der in der heute nicht komplett zurückbezahlt wurde, schauten die meisten Fans drein, als bräuch- Win terpause verpfl ichtete Jens Scharping wur- und vergaß zwei Jahre lang, eine Steuererklä- ten sie dringend psychologische Hilfe. Sollte de aus dem Privat- beziehungsweise Firmen- rung abzugeben. Kurzum: Ohne die Pokalsensa- dieser Verein wirklich einmal etwas Positives vermögen des Präsidenten und seines Vizes tionen hätte der Verein den endgültigen fi nan- geleistet haben? bezahlt. Noch zu Saisonbeginn standen am ziellen Crash wohl nicht mehr lange aufhalten Jahr für Jahr waren sie ins Stadion gegangen, Spieltag Handwerker in der Geschäftsstelle, können. zunehmend wie ältere Menschen, die sonntags die forderten, man solle ihre Außenstände mit Auch 70 Kilometer nordöstlich erweist sich den Gottesdienst besuchen. Ein leidenschafts- dem Tagesumsatz begleichen. Dabei hat die die Regionalliga als Fass ohne Boden. Ende

RUND 59

rrund_058_063und_058_063 5959 009.02.20069.02.2006 20:19:4320:19:43 UhrUhr GLEICHE HÖHE Hoch im Norden

Zehn Millionen Touristen, 6400 Zuschauer: Im Lübecker Stadion an der Lohmühle war auch schon mehr los

RUND 60

rrund_058_063und_058_063 6060 009.02.20069.02.2006 20:45:3520:45:35 UhrUhr GLEICHE HÖHE Hoch im Norden

Die Regionalligisten stecken im Dilemma.

Um aufzusteigen, müssen sie mehr Geld ausgeben, als sie im Spielbetrieb einnehmen können

Februar will die Lübecker Bürgerschaft ent- nachbarte, stark subventionierte Mecklen burg- bei schnell die Vereinsexistenz. Die Reform scheiden, ob sie dem VfB Zins und Tilgung für Vorpommern. bei der Verteilung der Fernsehgelder, wonach zwei städtische Darlehen bis August – nicht Ohne die zehn Millionen Touristen pro Jahr die Absteiger aus der Zweiten Liga im ersten zufällig dem Zeitpunkt der angestrebten Zweit- stünde die ehemals stolze Hansestadt wirt- Jahr mehr als bisher bekommen, macht die Sa- klassigkeit – stundet. Doch damit nicht ge- schaftlich wohl noch schlechter da. Doch die che auch nicht einfacher. Die Idee an sich ist nug: Ende Januar platzte ein Werbevertrag mit Bildungsbürger, die auf Thomas Manns Spuren sinnvoll, weil sie die Absteiger durch eine Art einem Möbelhaus, dem Verein fehlten plötz- wandeln, kommen nicht einmal in die Nähe Überbrückungsgeld weicher fallen lässt. Sie lich 125.000 Euro. Die entsprechende Bürg- des Lohmühle-Stadions – was sie mit weiten verzerrt aber auch den Wettbewerb. Denn ei- schaft einer Lüneburger Bank, die im Rahmen Teilen der örtlichen Kaufmannschaft gemein ne Mannschaft wie Holstein Kiel, die seit Jahr- des Lizenzierungsverfahrens beim DFB hin- haben. Günter „Molle“ Schütt, jahrzehntelang zehnten nicht mehr in der Zweiten Liga war, terlegt worden war, erwies sich als gefälscht. als Vorsitzender des Wirtschaftsrats die graue hat es dann noch schwerer, gegen die Abstei- Sparkasse und Verein haben mittlerweile Kla- Eminenz des Klubs, ging bei seinem offi ziellen ger zu bestehen. ge gegen den ehemaligen Wirtschaftsrat des Rückzug im vergangenen Sommer dann auch Gerade die Spitzenklubs aus der Regional- Klubs, Harald Jäger, angestrengt, der für die in den „Lübecker Nachrichten“ verbittert mit liga Nord setzen sich deshalb seit langem für Verstöße verantwortlich sein soll. Da der VfB der örtlichen Wirtschaft ins Gericht: „Wir ha- eine eingleisige dritte Liga ein. Die wäre im Lübeck die Lizenz unter falschen Vorausset- ben mit Dräger, Erasco, Schwartauer Werke Fernsehen besser zu vermarkten und brächte zungen bekommen hat, könnte vom DFB nun und Niederegger Weltunternehmen in unse- mehr Zuschauer, wenn die Nachwuchsteams sogar im schlimmsten Fall die Lizenz entzo- rer Stadt. Die könnten etwas für den Fußball der Profi klubs ausgeschlossen werden – der- gen werden. tun, aber sie machen es nicht.“ Sein bitteres zeit immerhin zehn von 38 Regionalligisten. Und dann wäre da noch der Hauptsponsor. Fazit: „Stadt und Leute haben die Zweite Liga „Aber das wird ein schwerer Kampf, der noch Das an der Londoner Börse gehandelte Unter- nicht verdient.“ Jahre dauert“, meint Jürgen Springer. „Es gibt nehmen Crescent Hydropolis plant die Erstel- schon Wettbewerbsverzerrung, wenn man die lung von acht Unterwasserhotels. Die erste „Wenn Hertha II kommt, haben wir Aufstellungen der Nachwuchsteams sieht“, fi n- Sponsoring-Rate wurde erst mit gehöriger Ver- weniger Zuschauer“ JÜRGEN SPRINGER det er. Mal spielten drei Profi s mit, beim nächs- spätung bezahlt. Was die zweite angeht, ist Ge- ten Spiel dann keiner. „Und wenn eine Mann- schäftsführer Jürgen Springer noch optimis- Bereits 1995 und 2002 spielte der VfB je- schaft wie Hertha II zu Gast ist, haben wir im tisch: „Wir haben Erkundigungen angestellt, weils für zwei Jahre zweitklassig. Aus der Zeit Schnitt etwa 1500 Zuschauer weniger als bei Hydropolis wird sicher im Februar vertrags- des ersten Gastspiels ist immerhin noch die einem anderen Klub“, sagt Springer. „Das ist gemäß zahlen.“ schöne Haupttribüne übrig geblieben. Doch für uns viel Geld.“ 2004 kam es knüppeldicke: Mit Trainer Die- „Lübeck hat die Zweite Liga gar ter Hecking verließen den VfB 15 von 22 Spie- „Was Training und Taktik angeht, nicht verdient“ GÜNTER „MOLLE“ SCHÜTT lern. Statt 3,4 Millionen fl ossen plötzlich nur noch etwa 350.000 Euro an Fernsehgeldern gibt es keinen Unterschied zur Das Tragische an der gegenwärtigen Lage: – ein struktureller Wahnsinn in einer Liga, in Zweiten Bundesliga“ STEFAN BÖGER Der Verein muss sich kaum eigene Manage- der zumindest die Spitzenvereine ähnlich ho- mentfehler vorwerfen lassen. Mit einem Etat he Personalkosten haben wie die Zweitligisten. Im Süden hingegen, wo Dorfvereine wie von drei Millionen Euro liegt man deutlich hin- Auch sportlich ist die offi zielle Lesart, wonach Pfullendorf und Elversberg die Liga prägen, ter den Ligakonkurrenten Kiel, St. Pauli und die Regionalliga die höchste Amateurklasse ist man gegen die Eingleisigkeit: aus Angst vor Essen, das Gehaltsgefüge ist dort, wie auch in ist, geradezu absurd, wie Trainer Stefan Böger höheren Reisekosten oder weil man fürchtet, Düsseldorf und Osnabrück höher. Doch in meint: „Von der Trainingsintensität und dem sich für eine eingleisige Liga sowieso nicht qua- Lübeck lässt sich so etwas wie Aufbruchsstim- taktischen Vermögen gibt es keinen Unter- lifi zieren zu können. Der DFB schiebt das Pro- mung nur schwer erzeugen. Die 215.000-Ein- schied zur Zweiten Liga.“ blem vor sich her, die DFL ist dagegen – weil wohner-Stadt schlägt sich mit 18 Prozent Ar- Die Regionalligisten stecken im Dilemma: sie dann mehr Fernsehgeld für den neuen Un- beitslosigkeit herum. Unternehmen, die sich Um aufzusteigen, müssen sie weit mehr Geld terbau zahlen müsste. Ein Grund mehr für Kiel, in der Region ansiedeln wollen, gehen ins be- ausgeben als sie einnehmen und gefährden da- Lübeck und den FC St. Pauli, so schnell wie

RUND 61

rrund_058_063und_058_063 6161 009.02.20069.02.2006 20:45:4220:45:42 UhrUhr GLEICHE HÖHE Hoch im Norden

möglich herauszukommen aus dieser merk- und TuS Felde zu bündeln, um endlich wieder Seitdem Andreas Bergmann auf Initiative würdigen Klasse, die Jürgen Gelsdorf einst ei- Profi fußball in die Landeshauptstadt zu brin- der Mannschaft das Training intensiviert hat, ne „Schweineliga“ nannte – nachdem er ihr gen. „Durch die GmbH ist sichergestellt, dass ist das Team läuferisch in exzellentem Zustand. mit Rot-Weiß Essen entronnen war. wir nicht von einem einzigen Sponsoren ab- Zudem gehört die Mannschaft spielerisch zu hängig sind“, beschreibt Jurgeleit. „So etwas den besten der Liga. „Wir mussten uns erst fi n- „Wir sind nicht nur von einem soll uns nicht passieren“, sagt er und weist auf den,“ erklärt Felix Luz, „schließlich mussten Sponsor abhängig“ DANIEL JURGELEIT einen Bericht aus den „Lübecker Nachrichten“, neben mir noch sieben weitere Neuzugänge der die Finanznot des VfB thematisiert. integriert werden.“ Auch der Stürmer sieht das Auch Kiel ist kein einfacher Fußballstand- Mit Hilfe der Gesellschafter konnte in die Kiel-Spiel als Wendepunkt: „Die Mannschaft ort. Die Stadt hat 230.000 Einwohner, Ten- Infrastruktur investiert werden, der Etat be- hat sich danach offen ausgesprochen. Und an- denz sinkend, und wie überall in Schleswig- trägt knapp vier Millionen Euro – „für den Ge- statt es uns leicht zu machen, haben wir für Holstein gibt es wenig Industrie. Und dann samtverein“, wie Jurgeleit betont. Seit dieser den Trainer gespielt.“ ist da noch der THW Kiel. Der Handballbun- Saison arbeitet der ehemalige St.-Pauli-Kee- Seither steigt die Stimmung auf den Rän- desligist war elfmal Deutscher Meister, spielt per Klaus Thomforde als hauptamtlicher Tor- gen von Spiel zu Spiel, zumal der oft beschwo- in der Champions League und hat mit über warttrainer, zuvor hatte man einen Physiothe- rene Kontakt zwischen Fans und Spielern der- 10.000 Zuschauern regelmäßig ausverkauftes rapeuten eingestellt. Am Stadion entstand für zeit wirklich wieder stattfi ndet. Spieler wie Haus in der Ostseehalle. Holstein Kiel hat sei- 1,8 Millionen Euro eine Sportsbar sowie ein Ralph Gunesch, Benjamin Adrion und Felix nen Zuschauerschnitt inzwischen auf etwa Rehazentrum. Auch sportlich hat Kiel in der Luz werden von den Fans hoch geschätzt. Um- 4500 gesteigert, nach 3600 in der Vorsaison. Winterpause nachgelegt und Mike Rietpietsch gekehrt lobt Luz seinen Arbeitsplatz ebenso „Wir müssen erst an eine Tradition anknüpfen, vom MSV Duisburg ausgeliehen. hymnisch wie glaubwürdig: „16.000 Fans, die die Vereine wie St. Pauli oder Rot-Weiß Essen Von durchweg professionellen Bedingun- immer kommen, selbst dann, wenn es hagelt längst haben“, sagt Daniel Jurgeleit, der sport- gen ist man in Kiel dennoch weit entfernt. Die und stürmt. Und das in der dritten Liga.“ liche Leiter. 1978 bis 1981 spielte Holstein Kiel Spie ler müssen von den Umkleiden im Stadi- bereits zweitklassig. Sogar Deutscher Meister on mit Kleinbussen ins wenige Minuten ent- „16.000 Fans in der dritten Liga – war der Klub schon. Nun ja, im Jahr 1912. fernte Trainingszentrum fahren. Und das Hol- selbst wenn es hagelt“ FELIX LUZ Der Kieler Höhenflug begann, als 2004 stein-Stadion ist ziemlich marode: „Aber da als Trainer verpfl ichtet wur- wird wohl erst etwas passieren, wenn wir auf- Davon kann man beim VfB Lübeck nur träu- de und mit ihm 16 neue Spieler kamen. „Vor- steigen“, glaubt Neubarth. men. „Wir haben heute 6400 Zuschauer im her wurde bei uns teilweise noch mit Libero Am 13. Spieltag war Kiel nach einem 4:1- Schnitt, als ich anfi ng, waren es 3000“, sagt Ste- gespielt“, sagt Jurgeleit. Neubarth lässt modern Sieg über St. Pauli erstmals Tabellenführer. fan Böger, dessen Vertrag unlängst verlängert und kompakt spielen, er favorisiert ein 4-4-2, Für die bescheiden in die Saison gestarteten wurde. Der ehemalige Nachwuchstrainer des ähnlich wie in seiner Zeit auf Schalke. „Es war Hamburger wurde dieses Spiel zum Wende- FC Hansa Rostock und des Hamburger SV hat klar, dass ich nach der Beurlaubung dort erst punkt. Ausgerechnet der nach eigenem Bekun- den Verein schon ein Jahr früher als geplant einmal kein Angebot aus der Ersten Liga be- den sportlich ahnungslose Präsident Corny auf Zweitligakurs gebracht. Und das obwohl komme“, erklärt Neubarth, warum er in der Littmann verhinderte, dass Trainer Andreas der einzig prominente Spieler Tobias Schwein- Regionalliga neu anfi ng. Kiel überzeugte den Bergmann entlassen wurde. Nun, nach den Po- steiger seinen Bekanntheitsgrad seinem Bru- ehemaligen Werder-Torjäger, „weil hier Leute kalerfolgen, loben auch die ehrgeizigen Prä- der Sebastian verdankt. Und Böger weiß, dass am Ruder sind, die ein klares Konzept haben sidiumsmitglieder und die Konkurrenz in der Winterpause nachge- – es gibt keine Profi lneurotiker“. Marcus Schulz den knorrigen Coach in den legt hat. Neben Kiel und St. Pauli traut er auch Finanziell steht der Herbstmeister solide da. höchsten Tönen. Überhaupt bietet Littmann, Rot-Weiß Essen, dem VfL Osnabrück und so- Der Klub ist seit dem Aufstieg aus der Ober- der sich intern auch schon amtsmüde zeigte, gar Fortuna Düsseldorf den Sprung zu. Und liga 2001 als GmbH organisiert, in der Kieler nur noch selten so viel Angriffsfl äche wie in dem VfB natürlich. Alles andere wäre auch fa- Kaufl eute die Gesellschafter sind. Damals ent- der Halbzeitpause des DFB-Pokalviertelfi nals, tal, denn: „Man ist in dieser Spielklasse zum schlossen sich die Sponsoren von Holstein als er schwer angeschlagen vor einem Millio- Aufstieg verdammt. Die Regionalliga ist auf Kiel, ihre Kräfte mit denen des TSV Altenholz nenpublikum mit seinem Handy rang. Dauer einfach ruinös.“< Vor über 20 Jahren spielte Holstein Kiel schon mal zweitklassig.

Deutscher Meister war man auch: nun ja, im Jahr 1912

RUND 62

rrund_058_063und_058_063 6262 009.02.20069.02.2006 20:45:4320:45:43 UhrUhr GLEICHE HÖHE Hoch im Norden

Modern und kompakt: Kiels Coach Frank Neubarth (oben, Mitte) bereitet sein Team auf den Aufstiegskampf vor

RUND 63

rrund_058_063und_058_063 6363 009.02.20069.02.2006 20:45:4320:45:43 UhrUhr GLEICHE HÖHE Erbsenzähler

Kinderreichtum in der Bundesliga In welchem Bundesligaverein haben die Profis die meisten Kinder? Und bei welchem Klub lohnt sich ein Vereinskindergarten am wenigsten? RUND hat sich inmitten des Kindergeschreis umgehört. Quelle: Vereine

Bayern München 28 21 MSV Duisburg Arminia Bielefeld 17 16 Hannover 96 Werder Bremen Hertha BSC 15 Schalke 04 1. FC Nürnberg VfB Stuttgart Borussia Mönchengladbach 14 1.FC Kaiserslautern VfL Wolfsburg Bayer o4 Leverkusen 13 1. FC Köln 10 Eintracht Frankfurt FSV Mainz 05 9 Borussia Dortmund 8 Hamburger SV

!!! Die neue Preisfrage: Welcher aktuelle Bundesligatrainer hat die meisten Kinder? Antworten bitte bis zum 20. März 2006 an: Redaktion RUND, Pinneberger Weg 22-24, 20257 Hamburg, [email protected], Stichwort: Papi. Unter den richtigen Nennungen Hier gibt’s verlosen wir elf spezielle, nicht käufliche und in limitierter Auflage erhältliche Billy-Boy-Trikots mit jeweils einer Packung der Billy-Boy-11-Edition. Gewinne Die Lösung aus 2/06 lautet: Markus Schmidt, Markus Merk, Peter Gagelmann. Der Gewinner aus 1/06 ist: Swen Weißer, Euskirchen. !!!!!

RUND 64

rrund_064_065und_064_065 6464 009.02.20069.02.2006 18:45:0018:45:00 UhrUhr GLEICHE HÖHE Erbsenzähler

Die große Bundesligatoilettenstatistik Die Stadien werden modernisiert, neue Zielgruppen sollen für den Fußball erschlossen werden – aber wird auch an die menschlichen Bedürfnisse gedacht? RUND hat sich umgesehen: Wie viele Toiletten gibt es? Wie viele davon für Frauen? Quelle: Vereine

BORUSSIA DORTMUND HERTHA BSC BERLIN BAYERN MÜNCHEN

82.264 74.220 66.000 169 ZUSCHAUER 250 113 ZUSCHAUER 272 210 ZUSCHAUER 179

ANZAHL DER ANZAHL DER ANZAHL DER TOILETTEN: TOILETTEN: TOILETTEN: 419 385 389

FC SCHALKE 04 HAMBURGER SV VFB STUTTGART

61.524 55.000 KEINE 54.267 KEINE 278ZUSCHAUER 240 159ZUSCHAUER 164 ANGABE ZUSCHAUER ANGABE

ANZAHL DER ANZAHL DER ANZAHL DER TOILETTEN: TOILETTEN: TOILETTEN: 518 323 KEINE ANGABE

BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH EINTRACHT FRANKFURT 1. FC KÖLN

54.019 52.000 50.000 551 ZUSCHAUER 201 450 ZUSCHAUER 250 137 ZUSCHAUER 246

ANZAHL DER ANZAHL DER ANZAHL DER TOILETTEN: TOILETTEN: TOILETTEN: 752 700 383

HANNOVER 96 1. FC NÜRNBERG WERDER BREMEN

49.000 46.780 KEINE 43.087 KEINE 227ZUSCHAUER 345 154ZUSCHAUER 126 ANGABE ZUSCHAUER ANGABE

ANZAHL DER ANZAHL DER ANZAHL DER TOILETTEN: TOILETTEN: TOILETTEN: 572 280 KEINE ANGABE

1. FC KAISERSLAUTERN MSV DUISBURG VFL WOLFSBURG

40.721 32.000 30.000 135 ZUSCHAUER 177 123 ZUSCHAUER 139 97 ZUSCHAUER 193

ANZAHL DER ANZAHL DER ANZAHL DER TOILETTEN: TOILETTEN: TOILETTEN: 312 262 290

ARMINIA BIELEFELD BAYER 04 LEVERKUSEN FSV MAINZ 05

KEINE 26.601 KEINE 22.500 ANLAGEN 20.300 ANLAGEN ANGABE ZUSCHAUER ANGABE 68ZUSCHAUER 90 8 ZUSCHAUER 8

ANZAHL DER ANZAHL DER ANZAHL DER TOILETTEN: TOILETTEN: WC-ANLAGEN: KEINE ANGABE 158 16

RUND 65

rrund_064_065und_064_065 6565 009.02.20069.02.2006 18:45:1618:45:16 UhrUhr RUND Im Abseits

IM ABSEITS Abseits ist regelwidrig. Dann ruht das Spiel. Das kann skurril sein und findet überall auf der Welt statt: „Vor Gemüse ekel’ ich mich. Aber jetzt muss ich mehr davon essen, das sagt jedenfalls der Doktor.

Und meine Frau auch“ IVAN KLASNIC

68 LÜGENDETEKTOR „Heute mach ich sie alle fertig“ – bei Ivan Klasnic muss man bohren, bis er die Wahrheit sagt 72 DER TITAN TESTET Im Test: Das WM-Quartier – der Extremtorwart liegt in der offiziell-inoffiziellen Unterkunft Probe 78 ROTZBENGEL Aus der Tiefe des Rachens – warum spucken Fußballer auf den Platz? RUND weiß, warum 88 AUSLANDSREPORTAGE Die Töchter des Fußballs – Sachnin, der einzige arabische Klub der israelischen Frauenliga

RUND 67

rrund_067_067und_067_067 6767 009.02.20069.02.2006 18:46:2318:46:23 UhrUhr IM ABSEITS Lügendetektor

„HEUTE MACH’ ICH SIE ALLE FERTIG“

IVAN KLASNIC vom SV Werder Bremen ist einer der schlitzohrigsten Stürmer der Bundesliga. Und natürlich hat der 26-Jährige versucht, den RUND-Lügendetektor auszutricksen. Doch dem Polygrafen entging nichts: Der Kroate über Fußballwetten, Aldi und Wärmesalbe in der Unterhose INTERVIEW SVEN BREMER UND OLIVER LÜCK, FOTOS BENNE OCHS UND IMAGO

RUND 68

rrund_068_071und_068_071 6868 009.02.20069.02.2006 20:10:2920:10:29 UhrUhr IM ABSEITS Lügendetektor

LÜGENLEGENDE Pippi Langstrumpf ++++ Pinocchio ++++ Baron Münchhausen ++++ Robert Hoyzer ++++

Sensibler Ausschlag: Jede Unsicherheit wird vom Gerät der Wahrheit erspürt

IVAN KLASNIC Mussten wir uns denn un- Im Alltag erzählen Sie sich keine Sind Sie auch zu Hause ein Spieler? bedingt hier in dieser Schule treffen? Geschichten? Mit meiner Frau spiele ich häufi g Karten, Wieso, gefällt es Ihnen hier nicht? Vielleicht fl uche ich manchmal so vor mich Canasta, Rommé – natürlich auch um kleine Doch, doch. (++++) hin. Wenn ich zum Beispiel was getippt habe Sachen, kleine Geschenke. Denken Sie immer noch an den Lehrer, der und das in die Hose gegangen ist. Spielen Sie immer fair? Sie in der mündlichen Erdkundeprüfung Wie getippt? Ich bin nicht der … also … ich könnte schon durchs Abi rasseln ließ, weil er Ihnen einen Ich wette ab und zu, fi nde aber oft nicht die bescheißen. (++++) Punkt zu wenig gab? Zeit dafür – und dann gewinnen die Spiele, Sie könnten? Ja, das ärgert mich heute noch. Ich verspüre die ich tippen wollte. Dann ärgere ich mich Nein, ich kann. Auch so, dass man es nicht keinen Hass oder so, aber es war sehr enttäu- natürlich. (++++) merkt. Aber wenn man spielt, dann soll man schend für mich und meine Familie. Weil ich Wann haben Sie das letzte Mal gewonnen? auch ehrlich sein. (++++) mir etwas vorgenommen hatte und das auch Lange nicht mehr. Wovor ekeln Sie sich so richtig? beenden wollte. Das sah auch gut aus. Und Haben Sie schon mal so richtig viel gesetzt? Vor Gemüse. Ich bin nicht der Gemüsefreak. ich fand, den einen Punkt hätte er mir geben So viel dann auch nicht. Da bin ich nicht so Was mir nicht ins Auge fällt, das esse ich auch können. Ich werde ihm das bestimmt nicht risikobereit. Nee, richtig hohe Summen habe nicht. Aber ich muss jetzt häufi ger Gemüse verzeihen. ich noch nie gesetzt. Das traue ich mich nicht. essen. Ich hab’s vom Doktor gehört, dass ich Und wenn Sie ihn nun auf der Straße treffen (++++) mehr Gemüse essen soll. Meine Frau sagt mir würden? Können Sie gut mit Geld umgehen? auch immer: „Iss Gemüse, das ist gesund.“ Dann würde ich noch mal mit ihm drüber Ich bin nicht derjenige, der nur bei den No- Aber da hat sie mich noch nicht überzeugt. reden. Wenn er mir jetzt noch den Punkt ge- belläden einkauft. Ich kann auch mal zu Aldi Welche Gemüse gehen gar nicht? ben könnte, würde ich ihn nehmen. gehen oder zu Ikea. Dann kaufen wir da alle Auberginen oder Bohnen. Erbsen esse ich ja, Führen Sie manchmal Selbstgespräche? Getränke, und ich suche auch mal ein Schnäpp- aber keine Bohnen. Selbstgespräche eher nicht. Aber ich glaube chen in der Stadt. Ich bin halt so erzogen wor- Rosenkohl? vorm Spiel, also wenn wir uns warm machen, den, dass man mit Geld nicht verschwende- Manchmal schon. (++++) Und wie sieht es dann motivier ich mich selbst. Ich sage im- risch umgeht. aus mit dem Gerät? Habe ich gelogen? mer: Heute ist mein Tag, heute mach ich sie Haben Sie deshalb keinen Spielerberater? Nun ja, Rosenkohl ist ja nicht gerade eine alle fertig. Vielleicht. (++++) sehr heikle Angelegenheit, Ihr Puls ist okay.

RUND 69

rrund_068_071und_068_071 6969 009.02.20069.02.2006 20:10:3520:10:35 UhrUhr IM ABSEITS Lügendetektor

Wurde Ihnen schon oft gesagt, dass Sie mal ein bisschen ruhiger sein müssten? Och, von verschiedener Seite, vom Trainer manchmal. (++++) Beim Training hört man Sie ja auch immer schon von weitem. Ja, das gehört schon dazu. Wenn man zum Training geht, dann muss man auch Spaß ha- ben. Nicht mit gesenktem Kopf rumlaufen und sagen: Och nein, heute ist Training. Man muss auch gelegentlich die Kameraden ein bisschen reizen, damit sie mal ein bisschen in Stimmung kommen. Sie spielen gerne Streiche. Da bin ich immer offen, egal für was. In der Kabine haben wir schon in manche Unterhose ein bisschen Wärmesalbe reingepackt. Oder wir haben im Trainingslager die Betten ein bisschen benässt. So Kleinigkeiten halt. Man will ja nichts Schlimmes. Aber wie das so ist, der eine fängt an, und dann geht das so weiter. Oder man kippt beim Essen Salz ins Wasser. Alles so Sachen eben. Da bin ich nicht abge- neigt. Und immer wenn was passiert ist, bin ich schuld, auch wenn ich es gar nicht war. Sind Sie abergläubisch? Ja. Wie äußert sich das? „Wärmesalbe in der Unterhose“: Klasnic spielt gerne Streiche Mir hat mal ein Vogel auf die Jacke gekackt – und dann sollte man Lotto spielen. Habe ich gemacht, aber ich hab’ nicht gewonnen. Wann haben Sie denn das letzte Mal geweint? Sie sind mal einem Fan hinterhergelaufen, Man soll was? Lotto spielen, wenn ein Vogel Och, weiß ich nicht mehr. (++++) Ich bin der einen Trainingsball klauen wollte. einem auf die Jacke …? emotional, das stimmt. Aber geweint? Daran Es ist natürlich etwas Schönes, wenn man Ja. Ich würde auch keine Schuhe auf den kann ich mich echt nicht erinnern. (++++) von den Profi s mal einen Ball oder so etwas Tisch stellen, das bringt Unglück. Oder mei- Jetzt ist der Ausschlag aber ziemlich hoch. mit nach Hause nehmen kann. Aber da kann ner Frau keine Schuhe kaufen. Nein, ehrlich. Wenn ich Filme gucke oder mich mal zanke. man ja auch fragen. Vielleicht schießen wir ja Warum denn nicht? Okay, ich zeig das vielleicht nicht so, aber es auch mal einen absichtlich rüber. Aber zu Dann läuft sie weg. Du kannst ihr zwar die ist traurig für mich, auch wenn es nur ein Film dem haben wir gesagt, er soll den Ball zurück- Schuhe kaufen, aber sie muss dir dafür was ist. Ich bin manchmal auch ein bisschen hart geben, was er dann nicht getan hat. Und da geben. Einen Cent zumindest. zu mir selbst. Ich fi nde etwas traurig, aber ich bin ich halt hinter ihm her. Doch der hat den Haben Sie ein Lebensmotto? will es nicht zeigen. Ball versteckt. Jeden Tag eine gute Tat. Der da oben wird Was macht Ihnen besondere Angst? Unter der Jacke? mich dann dafür belohnen. Ich kann nicht über den Tod sprechen. Ich Im Gebüsch. Und dann hat er so getan, als ob Heute schon was Gutes getan? kann das nicht, auch nicht mit meiner Frau. der weg wäre. Ich hab den Ball dann gesucht Nee, noch nicht, kommt aber noch. Ich weiß einfach nicht, was danach passiert. und gefunden. Sie glauben nicht an Wiedergeburt. Haben Sie eine große Klappe? Fazit: Klasnic muss man triezen, bis er die Eigentlich nicht. Aber meine Frau sagt das Vielleicht im positiven Sinne. Vielleicht ganze Wahrheit sagt. Wer gibt schon gerne zu, immer: Gott hat uns geschaffen, um zu leben dass ich manchmal zu laut rede und zu viele dass er beim Spielen auch mal bescheißt? So und zu sterben. Irgendwann kommt man be- Witze mache. Kann schon sein, dass ich die- geriet Ivan während des Tests auch mächtig stimmt wieder. Aber dass ich jetzt direkt dar- jenigen, die ruhiger sind, manchmal etwas ins Schwitzen. Seine Erklärung: Bei Interviews an glaube? Eher nicht. verärgere. gehe sein Puls sowieso immer in die Höhe.

RUND 70

rrund_068_071und_068_071 7070 009.02.20069.02.2006 20:11:0320:11:03 UhrUhr IM ABSEITS Spiel mit Puppen

Teil 2 Der wilde Hilde Dieses Mal in der total dramatischen RUND-Puppen-Story: DIE TORWARTDISCO WIRD GESCHLOSSEN – zu spät kommt , doch da hat Olli Kahn eine Idee Monat für Monat erleben unsere runden Superhelden die FOTOS STEPHAN PFLUG unglaublichsten, irrwitzigsten Abenteuer des Alltags

Obwohl der „Goldene Handschuh“ ein Ort Buffi, schenk für Einzelgänger ist, ein das Ding! Ich hatte so erinnern sich Olli Du sagst es, viele schöne Olli. War aber und Buffi gemeinsam Abende mit dir! an alte Zeiten: auch echt schmuuf mit DIR!! Was hat dir am besten gefallen?

Doch dann steht plötzlich Hey, euch Roboter kenn Nix Kraftwerk! Und nix länger Weißt du noch, wie die Stiftung ich: Ihr seid doch drei Torwartdisco! Keine Fluchtwege, die Puppen von Kraftwerk, oder? alles unsicher, schlimm schlimm!!! durchgedreht sind? Warentest vorm Tresen – der „Hand- Titan schuh“ wird geschlossen: Olli Buffi Weißt du noch, wie wir beide uns duelliert haben?

Hallöle zusammen, ich bin der Ich hab mir extra Hier ist dicht! Noch ein letzter Tanz, Freunde wilde Hilde! Nanu, wieso tanzt einen Smoking Wir müssen Hilde? – und dann ab in Sepp Maiers denn keiner? Bin ich hier falsch? geliehen!!! woanders hin! neue Torwartdisco – das T1!!!! Und nun?

Im nächsten Heft: Miro Klose übt Wir danken der Firma Revell für die freundliche Bereitstellung der Kick-O-Mania-Puppen. WM-Salto

RUND 71

rrund_068_071und_068_071 7171 009.02.20069.02.2006 20:11:4320:11:43 UhrUhr IM ABSEITS Der Titan testet

Im Test: Das WM-Quartier Nur ausgewählten Medienvertretern war es bislang gestattet, die offi ziell-inoffi zielle WM-Unterkunft der deutschen Elf zu betreten. Nun hat die STIFTUNG TITANTEST, in Person eines deutschen Extremtorwarts, die Nobelherberge genau unter die Lupe genommen. Das Fazit des Tests: Wir werden Weltmeister FOTOS MAAK ROBERTS

RUND 72

rrund_072_075und_072_075 7272 009.02.20069.02.2006 18:49:5118:49:51 UhrUhr IM ABSEITS Der Titan testet

TOP

TUR

Der Charaktertest: Gibt Der Küchentest: Im TURBO der Titan den Ton an, wer- Speisesaal „Vivaldi“ den die Mitspieler zur werden alle Sinne bis Teamsitzung eilen. Titanen zur Ekstase verführt. Ein warten nicht gerne Titan hat Riesenhunger

Der Capuccinoautomatentest: Was der „Kleine Italiener“ serviert, verblüfft – und schmeckt. Am Ende bleibt immer der fragende Blick in den leeren Becher: War das wirklich schon alles für den Titanen?

RUND 73

rrund_072_075und_072_075 7373 009.02.20069.02.2006 18:50:1518:50:15 UhrUhr IM ABSEITS Der Titan testet

Der Klotest: Das stille Örtchen ist schallisoliert und extrem hygienisch. Hier wird sich der Titan fast immer aufhalten

Der Entspannungstest: Die von Karl Lagerfeld gestalteten Etagenbetten wurden aus einem Stück Holz geschnitzt und lassen nicht nur Träume wahr werden. Wir meinen: Hier sollte ein Titan nicht alleine schlafen

TURBO

RUND 74

rrund_072_075und_072_075 7474 009.02.20069.02.2006 18:50:2118:50:21 UhrUhr IM ABSEITS Der Titan testet

Das Herbergspersonal im Belastungstest: Die Ansichtskarten an die Lieben können problemlos auf den Rücken anderer geschrieben werden: Liebe Verena, ich bin total unter Druck. Waaahnsinn!! Dein Titan

„Ich bin das Original“

Jörg Schneider betreibt ein Sportstudio in Kamp- Haben Sie nie überlegt, Ihren Typ zu verändern? Lintfort in Nordrhein-Westfalen. Er ist verheiratet Momentan kokettiere ich noch sehr damit, dass ich erkannt werde. und hat eine neunjährige Tochter, die ihn Papa Auch wenn es manchmal anstrengend ist. Ich bin ja trotzdem immer nennt. Für Andere ist er aber einfach nur DER OLLI noch Jörg Schneider. Na ja gut, natürlich würde ich lieber aussehen wie Brad Pitt. Jetzt sehe ich halt aus wie Oliver Kahn. Deshalb verän- Herr Schneider, wie man unschwer erkennt, haben Sie eine dere ich aber nicht meinen Stil. frappierende Ähnlichkeit mit Oliver Kahn. Wie ist es, als zweiter Eure Ähnlichkeit ist also eher zufällig? Torwarttitan durch die Welt zu gehen? Ich bin 1966 geboren, also drei Jahre älter als Oliver Kahn. Wenn JÖRG SCHNEIDER Natürlich werde ich auf der Straße erkannt und man es also genau nimmt, bin eigentlich ich das Original und er das angesprochen, egal wo. Man hört das Getuschel und sieht die Kame- Duplikat. ras, die auf einen gerichtet sind. Erst neulich im Skiurlaub hatte ich Was ist Ihr schönstes Verwechslungserlebnis? einen Haufen von Jugendlichen, die mich den ganzen Tag verfolgt Das war erst vor kurzem, als ich bei einer Fernsehaufzeichnung haben, bis sie dann den Mut hatten, mich zu fragen, ob ich es denn kennen gelernt habe. Er hat wirklich im ersten Mo- wirklich bin. Die Leute, die mutig genug sind, die sprechen mich ment gedacht, ich wäre Oliver Kahn. drauf an. Wie viel Olli Kahn ist in Jörg Schneider? Kann man trainieren, Kahn zu sein? Oder ist man es einfach, Uns verbindet vor allem der sportliche Aspekt. Zwar habe ich Oliver wenn man ihm so ähnlich sieht? Kahn noch nie persönlich kennen gelernt, aber ich glaube, dass er auch Zurzeit achte ich natürlich schon ein wenig darauf, dass das Äußere oft falsch eingeschätzt wird und privat ein ganz anderer Typ ist. Sein einigermaßen stimmt. Wie man auch auf den Bildern sieht, imitiere Leben wird durch die Medien aufregender gemacht, als es in Wirklich- ich auch einige seiner Posen und Gesichtsausdrücke, wie in diesem keit ist. Obwohl ich durch meine Familie, glaube ich, trotzdem ein Fall das Schreien. Aber so richtig anstrengen würde ich mich nicht, wenig bodenständiger bin. INTERVIEW ANDREA SUHN, MIT FREUNDLICHER um so zu sein wie Oliver Kahn. UNTERSTÜTZUNG DER PER4MANCE DEUTSCHLAND – WWW.DOUBLES24.DE

RUND 75

rrund_072_075und_072_075 7575 009.02.20069.02.2006 18:50:2518:50:25 UhrUhr IM ABSEITS Weltklasse

NEUES & SKURRILES aus der ganzen runden Welt des Fussballs ‘

WRITE IT LIKE BECKHAM Die Volkshochschule HAMBURG bietet einen Kurs zum Selberschreiben von Fußballgeschichten an

Stefan Schwidder ist sich sicher: Im Fußball geht es um mehr als elf Mann, 90 Minuten, einen runden Ball und ein eckiges Tor. Es geht um Gefühle, Leidenschaft und Emotionen. Ener- gien, die man rauslassen muss. Den Einen geht es um Grölen, Schreien und Stadionlieder. Den Anderen, die sich um Stefan Schwidder sammeln, geht es um anderes, um gesetztere Worte. Zur nahenden Fußball-WM bietet der Schreibcoach ein Wochenendseminar mit dem Titel „Fußballge- schichten“ an der Volkshochschule Hamburg an. Der Kurs wendet sich an „fußballbegeisterte Hobby- schreiber, denen ich die Möglichkeit geben möchte, ihre Gefühle zum Ausdruck und auf das Papier zu bringen“, sagt Schwidder. Platz Staat +/– Die WM sei hierfür ideal, „da durch sie 196 Am. Jungferninseln 0 viele fremde kulturelle Einfl üsse in die Stadt kommen“, glaubt er. Ein Besuch 197 São Tomé & Príncipe 0 im Stadion hat der Kursleiter für sein 198 Anguilla 0 Seminar nicht vorgesehen. „Das geht 199 Brunei 0 dann doch etwas zu weit.“ Schwid- 200 Aruba 0 der selbst ist ein großer Fußball- 201 Dschibuti 0 fan, „sonst kann man so ein Semi- nar gar nicht leiten.“ Er ist ein mul- tipler Fan, der gleich drei Vereine liebt: die Bayern, den HSV und den FC St. Pauli. Da STANISLAW J. LEC kann man natürlich auch widerstreitende Gefühle zu Papier bringen. ANDREA SUHN DIE L NIE MUSS WEG Ein brasilianischer Chemiker hat die Lösung aller Probleme mit der FREISTOSSMAUER gefunden Neunmeterfuffzehn. So weit müssen sich die Gegenspieler so lange vom Ball entfernt halten, bis der Freistoß ausgeführt ist. Eine einfache Regel, leicht zu begreifen und einzuhalten. Und doch schiebt sich die Mauer, die den Schützen davon abhalten soll, die Kugel in den Winkel zu zirkeln, bei jedem Freistoß in jedem Spiel immer näher heran, provoziert Proteste der Gegner, treibt die Schiedsrichter zum Wahnsinn, verhindert den Spiel- fl uss, verärgert alle. Dabei gibt es doch ein Gegenmittel. Im Jahr 2000 entwickelte der brasilianische Chemiker und Fußballfan mit dem entzückenden Namen Heine Allemagne einen weißen Schaum, der mittels einer Spraydose auf den Rasen gesprüht wird und die Linie markiert, die das Bollwerk nicht überschreiten darf. Der Schaum sei, so versichert der brasilianische Fußballverband, der seine Schiedsrichter seit 2001 mit Spraydosen ausrüstet, ungiftig, geruchsneutral, schädige keinesfalls die Ozonschicht und verschwinde binnen 60 Sekun- den wieder vom Rasen. Kein Wunder, die Liste der Inhaltsstoffe erinnert stark an Rasierschaum. Allein die Fifa weigert sich bislang, Heine Allemagnes praktische Erfi ndung offi ziell einzuführen. Verwunderlich eigent- lich, ist sie sonst doch jeder Reglementierung gegenüber aufgeschlossen. EBERHARD SPOHD

RUND 76

rrund_076_077und_076_077 7676 009.02.20069.02.2006 18:51:2418:51:24 UhrUhr IM ABSEITS Weltklasse COPADO BETZEBETZ Zuckerhut ffür Arme – wie KAISERSLAUTERN Brasilianer in die Pfalzf locken will Ein deutscher Tourist will sich für sein EDE ADE ! Land geschämt haben. Aufgebracht spiel te er RUND eine besonders reiz- Eduard Geyery wurde lose Postkarte zu, mit der die WM-Stadt nach sieben Monaten in DUBAI entlassen Kaiserslau tern in einem Buchladen in Rio de Janeiro für sich wirbt. Es soll sich „Es wird dauern, bis ich das verarbeitet ha- um das mit Abstand hässlichste Motiv in dem dortigen Behältnis für Gratispost- be.“ Eduard Geyer, 61-jähriger Ex-Trainer karten gehandelt haben. Dieser Zucker- von Energie Cottbus, musste nach nur sie- hut-für-Arme-Look wer de im Land des Weltmeisters niemand en dazu bringen, ben Monaten seinen Trainerjob bei Al-Nasr für einen Trip auf den Betzen berg in Dubai aufgeben. „Ich habe das gerne ge- alles stehen und liegen zu lassen. macht. Es war wie ein Abenteuer“, sagt er. MATTHIAS GREULICH Als er dort mit Cottbus alljährlich ein Trai- ningslager abhielt, knüpfte er bereits Kon- takte. „Die Wärme ist gut für die Seele und meine lädierten Bandscheiben“, hat er gesagt und Englisch ge- lernt. „Good so. Aber please a little bit stronger bei the next time“, rief er oft über den Trainings- platz. Nun sei er „ohne richtige Be- gründung entlas- sen worden“. So stillos, wie er es den Scheichs nie zugetraut hät- te. Nach dem 0:1 gegen Al Ain sagten die Klubeigner lapidar, früher habe die Mannschaft schöneren Fußball ge- spielt. Ede, was nun? „Ich bin noch zu jung für die Rente.“ MATTHIAS WOLF Schmeichelhaft Peter Schmeichel darf bei der Sendung „Match of the Day“ nicht mehr als EXPERTE auftreten Angeblich aufgrund seines breiten dänischen Akzents verlor Peter Schmeichel nun seinen Job als Kommentator bei der in England sehr renom- mierten BBC-Sendung „Match of the Day“. Selbst eigens angestellten Spracherziehern war es nicht gelungen, dem ehemaligen Weltklassetor- wart seinen heimischen Zungenschlag wenigstens halbwegs abzugewöhnen, hieß es zur Begründung beim Sender. Der frühere dänische Nati- onaltorwart und langjährige Stammtorwart von Manchester United soll für die vorzeitige Aufl ösung seines Drei-Jahres-Kontraktes eine Abfi ndung in Höhe von umgerechnet knapp 80.000 Euro erhalten haben. Als Schmeichel-Nachfolger steht bereits Alan Shearer fest: Der frühere Stürmer von Newcastle United verfügt lediglich über einen soliden nordenglischen Einschlag und spricht erwiesenermaßen kein Dänisch. Allerdings soll Schmeichels Akzent, so hört man bei BBC-Insidern, nur ein vorgeschobener Kündigungsgrund sein. Gegenüber dem „Daily Mirror“, erklärte ein anonymer BBC-Mitarbeiter, dass die Schmeichelschen Sätze auch ohne dänischen Zungenschlag meist völlig unverständlich gewesen seien: „Sie waren einfach nur furchtbar lang und unzusammenhängend und ergaben nicht immer einen Sinn.“ ELKE WITTICH

RUND 77

rrund_076_077und_076_077 7777 113.02.20063.02.2006 15:47:4615:47:46 UhrUhr IM ABSEITS Rotzbengel

RUND 78

rrund_078_081und_078_081 7878 009.02.20069.02.2006 18:55:1818:55:18 UhrUhr IM ABSEITS Rotzbengel

AUS DER TIEFE DES RACHENS Nirgendwo sonst wird so viel gespuckt wie auf dem Fußballplatz. Rotzen beim Eckball, Gespeie nach vertanen Torchancen, – zack und raus. Doch warum? Warum können Fußballer nicht an sich halten und überschreiten so oft die Grenze des guten Geschmacks? Ein Befreiungsakt? Eine Trotzreaktion? Ein Erklärungsversuch

VON BRODER-JÜRGEN TREDE, FOTOS DIRK MESSNER

Einmal richtig tief Luft holen, den glibberi- gen Schleim aus den Nasenfl ügeln saugen, im Rachen sammeln, den Mund spitzen und dann im hohen Bogen raus damit. Spucken und die dazugehörigen Geräusche gehören nicht un- bedingt zum guten, wohl aber zum gewohnten Ton auf dem Fußballplatz. Einige wenden sich mit Ekel ab, für andere gehört die korrekte Rotz- technik genau wie der präzise Außenspannstoß zum selbstverständlichen Repertoire. Als hohe Schule gilt die einlöchrige Nasenfontäne mit manueller Unterstützung. Wer sie beherrscht, beweist höheres physikalisches Verständnis. Verständnis für die Spuckerei dagegen geht den Hütern von Moral und Ordnung ab. Sie ha- ben die Nase gestrichen voll. Unlängst meldete sich die Wohltätigkeitsorganisation „Keep Bri- tain Tidy“ (Haltet Großbritannien sauber) me- dienwirksam zu Wort und appellierte an die Fußballer, sich endlich ihrer Vorbildfunktion bewusst zu werden. Die Unsitte des fl egelhaf- ten Ausspeiens werde schließlich von unzäh- ligen jungen Leuten im Land nachgeahmt. So verbreiteten sich Krankheiten, und den Ge- „Besamung des Spielfeldes“: beim Einlaufen Pfl icht meinden entstünden dazu auch noch hohe Kos- ten, da häufi g Kaugummis ausgespuckt wür- es besser.“ Ähnlich verhält es sich bei Ein- und nur schwer durchsetzen. Die Rasenrotzerei ist den, die dann nur schwer vom Straßenbelag Auswechslungen. Die erste Handlung eines schließlich eine gewachsene Facette des Spiels zu entfernen seien. neuen Spielers ist oft das Spucken, quasi eine und als solche längst vollständig ritualisiert. Die Litanei ist nicht neu. Schon 2001 nutzte Besamung des Spielfelds nach dem Motto: Zweitens würde ein Verbot den Sport seiner Willi Lemke die Plattform des evangelischen „Jetzt will ich das Spiel befruchten.“ Und der- wenn auch nicht eleganten, so doch sehr wirk- Kirchentags, um die „bescheuerte Manie der jenige, der hinausgeht, markiert dann gerne samen Art, mit aufkochenden Emotionen um- Spieler“ anzuprangern. Wahrscheinlich war noch ein allerletztes Mal sein Revier, als wol- zugehen, berauben. Bremens Schulsenator die Nachhilfe entgan- le er sagen: „Niemals geht man so ganz. Et- Das Regelwerk zumindest ist fein austariert: gen, die der Sportpsychologe Heinz-Georg was von mir bleibt hier.“ So lang die Leine gegenüber den Ausspuckern Rupp im Interview mit der „Tageszeitung“ gab. So sehr man vielleicht über Rupps Typologie auch ist, so wenig Spielraum lässt es, wenn sich Einleuchtend erläuterte Rupp das Spucken als des Absäftelns schmunzeln mag – sie trägt da- der Speichelfl uss gegen Personen richtet. An- „symbolischen Akt der Befreiung von Blocka- zu bei, die Spuckproblematik differenziert zu spucken gilt als ultimative Beleidigung, als see- den“. Nicht von ungefähr sei es besonders häu- betrachten. Genau das blieb bislang aus, wenn li sche Körperverletzung, als abgeschmacktes- fi g dann zu beobachten, wenn sich der Spieler selbst ernannte Sittenwächter Aus- und Anspu- te Form des versteckten Fouls, weil es auf die als Versager fühle. Nach vergebenen Torchan- cken über einen Kamm scheren und gleicher- Menschenwürde im gegnerischen Trikot ab- cen etwa dokumentiere der Spieler durchs Aus- maßen verteufeln. Ein Spuckverbot, wie es in zielt. „Etwas Schlimmeres als Spucken gibt es spucken: „Es geht weiter, ich hab’ mein Rohr schöner Regelmäßigkeit eingefordert wird, nicht im Fußball“, erklärt stellvertretend für wieder freigelegt, beim nächsten Mal klappt geht an der Sache vorbei. Erstens ließe es sich nahezu alle Akteure Volker Roth, langjähriger

RUND 79

rrund_078_081und_078_081 7979 009.02.20069.02.2006 18:55:4118:55:41 UhrUhr IM ABSEITS Rotzbengel

FABIEN BARTHEZ (Frankreich/Olympique Marseille), Tor 12.02.2005 Freundschaftspiel vs. Wydad Casablanca (1:2) Opfer: Schiedsrichter Abdallâh El Achiri Ausführung: 80. Min: Spielabbruch nach Handgemenge, bereits ausgewechselter Barthez stürmt den Platz und bespuckt SR Konsequenz: Platzverweis, 6 Monate Fifa-Sperre AMADOU COULIBALY SINIŠA MIHAJLOVIC´ (Burkina Faso), Abwehr (Jugoslawien), Abwehr 20.06.2004 WM-Quali vs. DR Kongo (2:3) 21.06.1998 WM-Vorrunde vs. Deutschland (2:2) Opfer: Schiedsrichter Claude Kokou Djaoupé Opfer: Ausführung: direkt ins Gesicht nach Elfmeter-Pfi ff Ausführung: Rotzqualster in den offenen Mund Konsequenz: Platzverweis, 18 Monate Fifa-Sperre, Konsequenz: keine DIE ELF 6.500 Euro Geldstrafe

DER ROTZBENGEL UND IHRE GRÖSSTEN AUFTRITTE

HORACIO FREDERICO TROCHE BART GOOR (Uruguay), Abwehr (Belgien), Mittelfeld 23.07.1966 WM-Viertelfi nale vs. Deutschland (0:4) 08.10.2004 WM-Quali in Spanien (0:2) Opfer: Opfer: Xavi Alonso Ausführung: böser Tritt vs. , Platzverweis, Ausführung: Spucke ins Gesicht Rudelbildung, Spucke ins Gesicht + Ohrfeige Konsequenz: Platzverweis, 8 Spiele Fifa-Sperre, 6.500 Euro Geldstrafe Konsequenz: Polizisten müssen Troche vom Platz befördern

(Niederlande), Abwehr 24.06.1990 WM-Achtelfi nale vs. Deutschland (1:2) Opfer: Rudi Völler Ausführung: nach Platzverweis 2 Rotzqualster in Gesicht und in hohem Bogen in die Lockenpracht Konsequenz: 3 Spiele Fifa-Sperre

MIGUEL ÁNGEL ANGULO FRANCESCO TOTTI (Spanien/FC Valencia), Sturm (Italien), Mittelfeld 07.12.2004 CL-Gruppenspiel vs. Werder Bremen (0:2) 14.06.2004 EM-Vorrunde vs. Dänemark (0:0) Opfer: Tim Borowski Opfer: Christian Poulsen Ausführung: rüdes Foul vs. Nelson Valdez, Platzverweis, Ausführung: 3 x Spucke ins Gesicht Spucke ins Gesicht beim Abgang Konsequenz: 3 Spiele Uefa-Sperre nach Videobeweis Konsequenz: 7 Spiele Uefa-Sperre

LINCOLN (Brasilien/Schalke 04), Mittelfeld 02.08.2005 Ligapokalfi nale vs. VfB Stuttgart (1:0) Opfer: Ausführung: Sprühspeichel in den Mund Konsequenz: Platzverweis, 4 Spiele DFB-Sperre

OTTO BARIC ALEXANDER FREI (Kroatien/Austria Salzburg), Trainer (Schweiz), Sturm 15.03.1994 Uefa-Pokal-Viertelfi nale vs. 17.06.2004 EM-Vorrunde vs. England (0:3) Eintracht Frankfurt (5:4 n.E.) Opfer: Stephen Gerrard Opfer: Rasen des Waldstadions Ausführung: hinterrücks in den Nacken Ausführung: Dauerspucken an der Seitenlinie Konsequenz: 3 Spiele Uefa-Sperre nach Videobeweis Konsequenz: Verbannung auf die Tribüne

EL-HADJI DIOUF (Senegal/Bolton Wanderers), Sturm 27.11.2004 Premier-League-Spiel vs. FC Porthsmouth (0:1) Opfer: Arjan de Zeeuw Ausführung: Schwalbe, Disput mit Zeeuw, Spucke ins Gesicht Konsequenz: 3 Spiele FA-Sperre, 2 Wochengehälter Geldstrafe

RUND 80

rrund_078_081und_078_081 8080 009.02.20069.02.2006 18:56:1818:56:18 UhrUhr IM ABSEITS Rotzbengel

Vorsitzender der Uefa-Schiedsrichterkommis- ter Rotzbengel des internationalen Fußballs. Ähnlich denken viele über Italiens Mittelfeld- sion. Spuckattacken werden gnadenlos auch Unvergessen, wie er bei der WM 1998 unge- star Francesco Totti, seit der bei der EM 2004 nachträglich und unter Zuhilfenahme des Vi- straft seinem Gegenspieler Jens Jeremies ei- gleich dreimal seinem dänischen Kontrahen- deobeweises geahndet. Besonders wenn es ge- ne veritable Schnoddersalve in den offenen ten Christian Poulsen ins Gesicht gespeichelt gen die eigene Zunft geht, verstehen die Regel- Mund pfefferte. Solche Spreuzattacken schaf- hatte. Keine 24 Stunden später tauchte im In- hüter keinen Spaß. Burkina Fasos Verteidiger fen mächtige Bilder, die sich im kollektiven ternet ein Spiel mit dem Titel „Sputa con Tot- Amadou Coulibaly etwa wurde für 18 Monate Fußballgedächtnis festkrallen. Sie kleben al- ti“ – Spucken mit Totti – auf. Manchmal jedoch macht das Spucken den „Ich habe ihn doch gar nicht bespuckt. Ich habe ihn Gegner nur stärker. Als sich im Trikot von Ajax Amsterdam im freundschaft- nur als Hure beschimpft“ ALEXANDER FREI, SCHWEIZER NATIONALSPIELER lichen Abschiedsspiel mit Bayern München messen wollte, erlebten 60.000 Fans eine De- gesperrt, nachdem er seine Meinung über ei- lerdings auch – ausgleichende Gerechtigkeit montage. Bayerns erinnert sich: nen Elfmeterpfi ff gegen seine Mannschaft all- – zäh und dauerhaft an ihren Absendern. So „Als wir zum Aufwärmen auf den Platz kamen, zu feucht kundgetan hatte. wird Frank Rijkaard trotz aller Verdienste im- beschimpfte man uns von der Tribüne als ,Na- Interpretationsmöglichkeiten gibt es kaum. mer das holländische Lama bleiben. zischweine’. Auf dem Weg in die Kabine wur- „Im Gegensatz zu manch anderen Gesten ist Solche selbst produzierten Flecken lassen den wir vom Publikum bespuckt.“ Da sagte das Anspucken eindeutig und international. Es sich kaum wieder verwischen. Stuttgarts Tho- Breitner zu seinen Mitspielern: „Herrschaften. wird sofort als schlimme Beleidigung aufge- mas Hitzlsperger, Anfang der Saison im Ligapo- Wir werden heute Geschichte schreiben. Ich fasst“, weiß Prof. Dr. Bernd Strauß. Der Sport- kal von Schalkes Lincoln eingenässt, brachte will, dass ihr euch keine 30, keine 60, sondern wissenschaftler und Psychologe von der Uni- es auf den Punkt: „Nach dieser Szene verliere 90 Minuten die Beine aus dem Leib rennt.“ versität Münster versucht, auch die Seite des ich jeden Respekt vor dem Menschen Lincoln.“ Am Ende hieß es 8:0 für die Münchner. „Täters“ zu sehen. „Spuckattacken sind häufi g die Reaktion auf üble Provokationen. Natür- lich wissen die Spieler, dass die Kameras al- les auf zeichnen. Den meisten tut es hinterher ja auch furchtbar Leid. Doch im Moment des Spuckens oder Rotzens befi nden sie sich in der Regel in einem Zustand hochgradiger Er- regung. Da läuft dann ein Film ab, der nicht mehr steuerbar ist.“ Manchmal dauert die Irrationalität noch lan- ge nach Schlusspfi ff an. Es scheint, als hätten die Spucker mit ihren Drüsensekreten gleich auch einen Teil ihres Denkvermögens mit auf die Reise geschickt. So leugnete der Schweizer Alexander Frei seine feuchte Aussprache gegen Englands bei der EM 2004 trotz eindeutiger TV-Bilder hartnäckig und rotzfrech mit den Worten: „Ich habe ihn nicht bespuckt, ich habe ihn als Hure beschimpft.“ Ähnlich virtuos die Rechtfertigung des Senegalesen El- Hadji Diouf, dem ein elfjähriger Fan aus Midd- lesbrough „zufällig ins Spuckfeld lief“. Nach- dem sich auch Anhänger von West Ham United und Celtic Glasgow in dessen reichweitenstar- kes Sprühareal verirrten, diagnostizierte die britische Presse beim Stürmer der Bolton Wan- derers ein „Aufmerksamkeitsdefi zit und Symp- tome des Tourette-Syndroms“. Neben Diouf gilt der Serbe Siniša Mihailovi´c „Etwas von mir bleibt hier“: Auch wenn die Spieler den Platz verlassen, als notorischer Wiederholungstäter und größ- haben sie noch etwas Wichtiges zu erledigen

RUND 81

rrund_078_081und_078_081 8181 009.02.20069.02.2006 18:56:4618:56:46 UhrUhr IM ABSEITS Ricardos Welt

„Wach auf! Das ist kein Traum“ Der brasilianische Journalist sieht aus wie Ronaldo in zehn Jahren und war Pressechef der Seleção. Für RUND reist er in WM-Teilnehmerländer und erzählt bis Juni in dieser Kolumne von seinen ungewöhnlichen Erlebnissen in der Fußballwelt. Diesen Monat: das abenteuerliche Italien ILLUSTRATION SONJA KÖRDEL

Buongiorno! Ich habe an so vielen verschie- de ich aufs Feld gezogen, an der einen Hand zu bringen, Argentinien in einem Weltmeis- denen Orten überall auf der Welt gelebt, aber Carecas Tochter und an der anderen Giannina, terschaftsspiel gegen Italien zu unterstützen. ohne Italien würde mir etwas fehlen. Denn Maradonas Kleine. Und vor über einer Million Sie glauben mir das nicht? Ich habe es gesehen die Italiener machen manche Dinge einfach Leute – zumindest hörten sie sich für meine und sogar mit meinem kleinen Kassettenre- besser. Wie diese wunderbar cremige, köstli- Ohren so an – mochte ich meinen Augen kaum korder aufgenommen. che, dicke und genau im richtigen Maß bitte- trauen. Mit einem Lächeln sagte Careca zu mir: Bei einer meiner Reisen kam ich nach Par- re heiße Schokolade in Turin. „Wach auf, Ricardo! Das ist kein Traum! Heute ma. Nicht um einen Freund zu besuchen, son- Mein Fußballabenteuer in Italien begann werden wir Meister, und du wirst ganz vorne dern einen Bruder: Claudio Taffarel. Der bra- mit Maradona. Es war der Sonntag, an dem mit dabei sein.“ Und genauso war es: Nea pel silianische Toptorhüter, der bei Parma spielte, sich die Meisterschaft der zwischen wurde italienischer Meis ter und ich klitsch- zeigte mir etwas, das es so nur in Italien geben Maradonas Neapel und dem Super-Mailand nass. Denn nach dem Spiel war in der Umklei- konnte: Ein Weltmeister, der damals in der von Baresi, Rijkaard, Gullit und van Basten de überall Champagner und auch ich voll da- europäischen Spitzenklasse spielte, fuhr jeden entschied. Careca, damals der beste Angrei- von, weil Maradona meinte, ich sei auch ein Tag mit dem Fahrrad zu seinen Trainingsein- fer Brasiliens, hatte mich persönlich eingela- wenig Meister geworden. Auf dem Weg zum heiten. Mit einem Eis in der Hand fuhr Clau- den. Ich fuhr also die fast drei Stunden von Bahnhof sah ich mir die Häuser mit ihren gi- dio, der Elfmeterkiller, der vielleicht beste bra- Rom nach Neapel und war mir sicher, dass gantischen Wandbildern von Diego an und silianische Torhüter aller Zeiten, Fahrrad – ein mit meinem Italienisch alles in Ordnung war. konnte an nichts anderes denken als daran, vollkommen stressfreier Spieler. Das geht nur Wie sehr ich mich geirrt habe, merkte ich, als wie magisch Fußball sein kann und was für ein in Italien. ich den seltsamen Akzent der Leute nicht Glück ich hatte. Denn Italien bedeutet für mich Spaß und mehr verstand. In Neapel habe ich auch gesehen, wie Itali- Freude, obwohl sie dort den undramatischs- Sobald ich da war, brachte Careca mich an en inmitten der Weltmeisterschaft 1990 seine ten Fußball der Welt spielen. Oder kennen Sie einen Ort, von dem ich niemals gedacht hät- eigene Nationalmannschaft nicht mehr unter- eine andere Nationalmannschaft, die so häu- te, dass ich ihn je betreten würde: die Umklei- stützte. Und ich befi nde mich defi nitiv im Voll- fi g das Design ihres Trikots ändert? Oder ein de des SSC. Da stand ich und beobachtete all besitz meiner geistigen Kräfte: Ich habe italieni- Land mit besseren Restaurants in unmittel- diese Giganten wie Diego Maradona, Alemão, sche Fans gesehen, die wollten und bettelten, barer Nähe der Stadien? Oder ein Volk, das es Ferrara. Careca bat mich, mich um seine Toch- dass ihre Mannschaft verlieren möge. Mara- liebt, dass seine Stadien vom Papst persönlich ter zu kümmern. Und mit einem Schlag wur- dona hatte es geschafft, die Neapel-Fans dazu eingeweiht werden? Eben. Arrivederci.

RUND 82

rrund_082_085und_082_085 8282 009.02.20069.02.2006 18:58:4118:58:41 UhrUhr IM ABSEITS Was wäre wenn ...

DIE LEVERKUSEN-REGEL: Der Rückweg ist das Ziel Damit es mit seinem Verein Bayer Leverkusen endlich wieder aufwärts geht, fordert MARTIN BERGMEISTER den konsequenten Rückbau der Stadien und einen Punkt für jede Lüge

Waren Sie schon mal im Leverkusener Stadion? Nein? Kein Wunder, um auf Betriebstemperatur zu kommen und die Zuschauer bleiben bis denn so was haben wir hier auch schon lange nicht mehr. Im Gegensatz zum Abpfi ff, anstatt schon mit vier Burgern im Auto zu sitzen. Es gäbe zu all den neu ernannten 08/15-Arenen war die Heimstatt von Bayer noch so viel zu träumen, doch eins muss gesagt sein: Man kann vieles 04 schon vor fast zehn Jahren, genauer: seit 1998 eine echte „Arena“. wechseln: Auto, Job, Wohnort … Und genau dies ist heute das Problem: Der Family-Block wird von Aber NIE den Verein. Um mich war es geschehen, als ich mit fünf Toys’R’Us gesponsert, statt der besten Bratwurst der Liga gibt’s Burger Jahren bei einem Kindergeburtstag meine Heimspielpremiere hatte. von Henry Maske und Heizstrahler unterm Dach sorgen für Weichei- Ich bin Bayer-Fan, jawohl. Und zwar nicht der Einzige, wie der Igno- Temperaturen. Unsere Spieler benehmen sich in diesem kuscheligen rant meinte, der mich RUND empfahl. Darum fordere ich endlich Ambiente wie Tanzschüler: „Och, danke für den Ball, willst du, werter einen Punkt zusätzlich pro demagogischer Lüge und fl achem Kli- Gegenspieler, ihn nicht? Glückwunsch auch zum Auswärtssieg!“ schee: Wer heute noch „Vizekusen“ sagt, lacht auch bei Erkan und Schluss! Ab jetzt wird konsequent zurückgebaut. Man sollte die einzig Stefan. Und wenngleich mir klar ist, dass zu einem Traditionsverein richtige Folgerung aus den Vorwürfen der Stifter und Warentester mehr gehört als Statistiken: Wie war das gleich? Bayer wurde 1904 ziehen und den konsequenten Stadionrückbau der Liga anordnen. gegründet, im gleichen Jahr wie Schalke, und 44 Jahre vor dem Weg mit dem ekelhaften Amifraß, hinfort die Heizstrahler. Die Ge- 328. Fußballclub Kölns. Schon Mitte der 50er spielte Bayer in der fahr, dass ein Zuschauer den Hitzetod stirbt, ist einfach zu hoch. Wer höchsten deutschen Spielklasse, mit Spielern, die kaum etwas ver- profi tiert? Nur wir! Unsere (weißen) Brasilianer, die bislang bei den dienten, und das Stadion (!) war auch damals voll. Der Rückweg ist sommerlichen Temperaturen relaxten, müssen nun endlich laufen, das Ziel! Fußball statt Kommerz!

Fans mit Ideen, mit welcher Regeländerung ihr Klub besser dastünde, wenden sich mit ihrem Vorschlag bitte an: [email protected]

RUND 85

rrund_082_085und_082_085 Abs1:85Abs1:85 113.02.20063.02.2006 15:27:5715:27:57 UhrUhr IM ABSEITS Schuhanzieher

„Alle glauben, ich bin verrückt“ Von Schuhen kann TOBIAS WILLI nicht genug bekommen. Wo andere ein Arbeits- oder Kinderzimmer haben, richtete sich der 25-jährige Profi des MSV Duisburg ein Schuhzimmer für seine rund 70 Paare ein. Tendenz steigend INTERVIEW ROLAND LEROI, FOTOS MAREIKE FOECKING

Oder doch die mit den roten Streifen? Tobias Willi vor seiner Sammlung

Herr Willi, warum treffen wir Sie nicht wahr. Es passiert halt. Der Genuss kommt sind ja nach unten ohnehin keine Grenzen ge- barfuß an? beim Tragen, nicht beim Kauf. setzt. Tolle Schuhe müssen nicht teuer sein. TOBIAS WILLI Zu Hause trage ich keine Normalerweise wird Frauen die Lust an Mehr als 280 Euro habe ich noch nie für ein Schuhe, das ist mir zu unbequem. Ich besitze der Leichtigkeit des Schuhkaufs zugeschrieben. Paar ausgegeben. zwar Hausschuhe, aber mal ehrlich: Wer trägt Wie reagiert Ihr Freundeskreis? Modebewusst sind Sie aber schon, oder? schon Schuhe, wenn er auf der Couch liegt? Alle meine Kumpels glauben, dass ich ver- Ich achte nicht drauf, ob die Schuhe zur Bril- Dabei heißt es, dass Sie einen rückt bin. Die schütteln den Kopf und sagen, le passen. Ein Übermodefreak bin ich nicht. Schuhfimmel haben. ich hätte doch einen Vollschaden. Weil ich mit Den Menschen schaue ich zuerst ins Gesicht, Ich trage halt gerne Schuhe, kaufe mir eini- meinem Schuhfi mmel keinem wehtue, ist mir später mal auf die Schuhe. Wer schöne Schuhe ge und schmeiße sie ungern weg. Schließlich das egal. hat, ist nicht automatisch ein Supertyp. Ich wachse ich nicht mehr, und vielleicht sind sie Sind Frauen verständnisvoller? habe nur einfach gerne Schuhe an – und bin ja irgendwann wieder im Trend. Weil ich so vie- Vielleicht ein bisschen, sie haben ja in der noch in jede Disko gekommen. le trage, gehen sie auch relativ selten kaputt. Regel doppelt so viele Schuhe wie Männer. Ein Zeit lang waren in der Bundesliga goldene Etwa 70 Paare werden es inzwischen sein, bei Frauen haben aber das Problem, dass sie die Schuhe im Trend. Hatten Sie die auch? mei ner Mutter in Freiburg stehen auch noch Schuhe nicht anziehen, sondern sie nur kau- Nein, bei Fußballschuhen bin ich viel sensi- welche. Beim Umzug nach Duisburg konnte fen, weil sie so schön aussehen. Ich ziehe mei- bler. Das ist mein Arbeitsmaterial, im Spiel darf ich nicht alle mitnehmen. ne Schuhe jahrelang immer wieder an, des- ich die Schuhe nicht spüren. Da probiere ich Was empfinden Sie beim Schuhkauf, halb lohnt es sich, sie aufzubewahren. auch acht Paar an, bis sie passen. Auf die Far- wo ist der Kick? Befürchten Sie Platzprobleme? be achte ich dann nicht. Generell habe ich keine Probleme, an Schuh- Wenn Schuhe richtig kaputt sind, schmeiße Aus alten Western wissen wir, dass geschäften vorbeizugehen. Ich bin nicht der ich sie ja auch weg. Trotzdem addiert es sich die Helden gerne in ihren Cowboystiefeln klassische Einkäufer. Einkaufsbummel sind natürlich. Hochgerechnet habe ich in 20 Jah- erschossen und auch beerdigt wurden. für mich keine Entspannung, sondern purer ren ein schönes Repertoire, dann muss ich ein Welche Schuhe möchten Sie denn beim Stress. Wenn ich aber zum Essen in die Stadt Zimmer anbauen. eigenen Begräbnis tragen? gehe, überkommt es mich manchmal plötz- Sie haben auch Schuhe mit zwei Streifen, Um Gottes willen, gar keine. Nee, im Sarg lich. Dann laufe ich in ein Geschäft, probiere ist das nicht als Billigware verpönt? will ich keine Schuhe tragen. Wenn ich da lie- ein Paar an, und wenn es mir gefällt, kaufe ich Die habe ich mal in Polen für neun Euro ge- ge, soll es bequem sein. Wie auf der Couch oh- es. Einen Kick nehme ich zumindest bewusst kauft. Echt bequeme Stücke. Vom Preis her ne Hausschuhe.

RUND 87

rrund_087_087und_087_087 8787 009.02.20069.02.2006 19:05:5619:05:56 UhrUhr IM ABSEITS Auslandsreportage

Die Töchter des Fußballs

VON ROGER REPPLINGER, FOTOS DIRK KRÜLL

RUND 88

rrund_088_093und_088_093 8888 009.02.20069.02.2006 19:07:0919:07:09 UhrUhr IM ABSEITS Auslandsreportage

BANAT SACHNIN ist der einzige arabische Verein der israelischen Frauenliga. Das Team aus Galiläa ärgert die großen Klubs, die Mädchenelf vertritt Israel sogar bei der WM der Schulmannschaften. Das Wichtigste: Sie spielen Fußball – gegen alle Widerstände

RUND 89

rrund_088_093und_088_093 8989 009.02.20069.02.2006 19:07:2019:07:20 UhrUhr IM ABSEITS Auslandsreportage

Unter Palmen: Die Mädchen von Banat Sachnin vor dem Spiel gegen Maccabi Haifa in Shefar‘am

In Arraba, gleich beim Märtyrer-Denkmal, ste- ben. Nur Frauen und Mädchen spielten nicht. auch Laufen, Rhythmische Sportgymnastik hen Jungs am Zaun und kauen Kaugummi. Sie Dann kam Hamid Ganayem. und Schwimmen am Herzen liegen. Im Jahr sind im Kino, obwohl da gar keine Leinwand Er hat vor 35 Jahren Sport studiert, als dies 1972 war Ganayem der erste Sportlehrer zwi- ist. Sie schauen auch nicht hoch, sondern run- für einen jungen Araber noch ein exotisches schen Nazareth und dem Libanon. Ein Pio- ter. Unten läuft der Film: Frauenfußball. Nack- Fach war. Die Eltern fanden, dass er mit sei- nier. „Damals hieß es: Hamid, du zerstörst die te Beine sieht man hier, in der arabischen Zone nen guten Noten etwas Sinnvolleres hätte stu- Jungen und Mädchen mit deinem Sport. Heu- im Norden Israels, nicht alle Tage. Dort woh - dieren sollte. Aber dann hat sich sein älterer te loben sie mich – also habe ich was erreicht“, nen fast nur Muslime, und der Imam ist ein Bruder hinter ihn gestellt, „und so habe ich sagt Ganayem. wichtiger Mann. Aber so wichtig dann auch es gemacht“, sagt Ganayem, der bei der Stadt- Es ist so gegen 13.30 Uhr. Gerade ist in Sach- wieder nicht. In Sachnin gab es Fußball für verwaltung von Sachnin für Sport zuständig nin der Schulunterricht zu Ende gegangen. Männer, für männliche Jugendliche, für Bu- ist und dem Frauen- und Jugendfußball, aber Morgen ist der erste Spieltag der israelischen

RUND 90

rrund_088_093und_088_093 9090 009.02.20069.02.2006 19:07:2619:07:26 UhrUhr IM ABSEITS Auslandsreportage

Frauenliga. Die Sonne versucht heute verzwei- felt, auf den Fußballplatz von Hapoel Arraba zu scheinen. Aber es kommen nur ein paar Strahlen an. Das Abschlusstraining von Banat Sachnin beginnt – der „Töchter Sachnins“, dem Frauen- und Mädchenteam von Sachnin und Umgebung. Eine ist heute zum ersten Mal da- bei. Einige haben Talent. Die Mädchen trainieren hier in Arraba, weil Sachnin kein Stadion hat. Ein Problem, das auch den männlichen Nachwuchs bremst. „Aber wir lassen uns nicht bremsen“, sagt Su- zanne, 16 Jahre alt, „jedenfalls nicht lange.“ Sieben Mädchen sind heute nicht da. Eine hat Prüfungen in der Schule, vier sind bei der Juniorinnen-Nationalmannschaft Israels, zwei arbeiten um diese Zeit. Wenn es jemals eine ara bische Spielerin in die Frauen-Nationalmann- schaft Israels schafft, dann ist sie aus der Ge- gend von Sachnin. Wahrscheinlich steht sie ge-

rade auf dem Platz. Guter Draht: Trainer Kamal Ganyem (rechts) fi ndet die richtigen Worte In Israel gibt es zwei Ligen für Mädchen und Frauen: die Schulliga und die Frauenliga. Seit etwa sechs Jahren wird in Sachnin Frauenfuß- ball gespielt. Es fi ng – auf Initiative von Ha- mid Ganayem – in den siebten und achten Klassen der Schulen an. „Wir wollten den Kreis des Fußballs schließen, und was noch fehlte alle. „Wir schauen nach Lösungen, nicht nach In der vergangenen Saison sprang ein sechs- war der Frauenfußball“, sagt der 52-jährige Ga- Problemen“, sagt Hamid Ganayem. ter Platz in der Liga heraus. In der Schulliga nayem. Als die Mädchen, die in der Schule Die Eltern, auch die gläubigen Muslime, le- war das Team aus Sachnin zweimal im Finale. mit Fußball begonnen hatten, älter wurden, gen ihren Töchtern keine Steine in den Weg. Das hat den Rest der Mädchenteams Israels stellte sich die Frage, was nun geschehen solle Der Fußball hat sich durchgesetzt. Trotzdem gepiekt. Ganayems Mädchen vertreten Israel Sachnin schickte ein Team in die Frauenliga, würde sich Hamid Ganayem mehr Unterstüt- international: in diesem Jahr bei der Weltmeis- in der 19 Mannschaften spielen, geteilt in ei- zung von den Eltern wünschen. Es hilft den terschaft der Schülerinnen in Dänemark. Es ist ne Nord- und eine Südgruppe. Sachnin spielt Mädchen, wenn die Eltern bei den Spielen zu- auffällig, meint Ganayem, dass die meisten in der Nordgruppe und ist das einzige ara- schauen. Das stärkt ihnen den Rücken, kommt Spielerinnen auch gut in der Schule sind. „Ihr bische Team der gesamten Ersten Liga. aber selten vor. Immer noch. Ehrgeiz“, nickt Hamid Ganayem, „erstreckt sich eben nicht nur auf Fußball.“ „Wir wollten den Kreis des Fußballs schließen, und was noch fehlte, Ein Problem ist, dass die Spiele der Ersten Liga erst um 19 oder 20 Uhr beginnen. Von den war der Frauenfußball“ HAMID GANAYEM, SPORTDEZERNENT IN SACHNIN Spielen gegen Teams aus Jerusalem kommt die Madeleine kickt in langen Hosen und mit Suzanne spielt seit sechs Jahren. Sie stand Mannschaft um zwei Uhr morgens nach Gali- Kopftuch. Sie ist 17 Jahre alt, keck und selbst- schon immer auf Fußball. Als sie gehört hat, läa zurück. Da fahren weder Bus noch Bahn. bewusst. Sie spielt seit vier Jahren Fußball. dass es in Sachnin ein Frauenteam gibt, hat sie Wie kommen die Mädchen nach Hause? Die Ihr Vater hat selbst gegen den Ball getreten. Als sich sofort angemeldet. „Wenn die Mütter Fuß- Eltern schlafen schon, die können die Mäd- seine Tochter den Wunsch hatte, Fußball zu ball gut fi nden, dann fi nden es auch die Töchter chen nicht abholen. „Jede wird einzeln nach spielen, war der Vater begeistert. „Er hat mich gut“, sagt Ganayem. Also muss er die Mütter Hause gefahren“, sagt Ganayem. Das dauert. motiviert“, sagt sie. Sie trägt auch bei Meis ter- begeistern. Das ist ihm gelungen. „Fußball ist Trainer Kamal Ganayem hat einen ruhi gen schaftsspielen lange Hose und Kopftuch, selbst gesund“, sagt Hamid Ganayem zu den Müt- Ton, lässt sich von den Mädels jedoch nicht auf wenn es glühend heiß ist. Das Kopftuch in den tern, „Fußball macht Spaß.“ Ein gutes Hobby, der Nase herumtanzen. Wenn Ganayem spricht Farben ihrer Mannschaft und über der langen das fi nden inzwischen immer mehr Eltern, und die Mädchen tuscheln, reicht ein scharfer eine kurze Hose wie die anderen. Damit es bei denen er mit dem Argument wirbt: „Wenn Blick und die Gespräche verstummen. Er lässt nicht zu Verwechslungen kommt. „Kein Pro- man nicht weiß, was man mit seiner Freizeit dribbeln, Kurzpässe spielen, mit dem Ball am blem“, sagt Madeleine. „Kein Problem“, fi nden tun soll: Fußball spielen.“ Fuß um die Hütchen laufen.

RUND 91

rrund_088_093und_088_093 9191 009.02.20069.02.2006 19:07:3519:07:35 UhrUhr IM ABSEITS Auslandsreportage

Auf dem Platz hören die Mädchen die gleichen Sprüche wie ihre männlichen, arabischen Kollegen. „Was wollt ihr hier?“ Oder: „Dies ist nicht euer Land“ Oder: „Ihr habt hier keinen Platz“

RUND 92

rrund_088_093und_088_093 9292 009.02.20069.02.2006 19:07:4219:07:42 UhrUhr IM ABSEITS Auslandsreportage

Irgendwann, und das soll nicht mehr allzu Inzwischen sind viele Zuschauer am Zaun. Als sie erfährt, dass das nicht passieren wird, lange dauern, wird es hier eine Trainerin ge- Mehr als bei den Spielen der Frauenliga. Es beruhigt sie sich. Suzanne fällt hin und verletzt ben. Hamid Ganayem hat zwei seiner Spiele- wird Kaugummi gemalmt und gequalmt. sich am Finger. Als der Trainer ihren Finger rinnen überredet, einen Trainerschein zu ma- Pioniere? „Hm“, überlegt Suzanne und Ma- mit einem Eisspray behandelt, schreit sie, dass chen. So lange wird Kamal Ganayem von der deleine kratzt sich unter dem Kopftuch. „Ja“, es einem durch Mark und Bein fährt. Die Mäd- Stadt bezahlt. Der Verein könnte sich einen sagt Madeleine dann, „vielleicht sind wir Pio- chen, die in der Pause von Kamal Ganayem er- Trainer gar nicht leisten. niere.“ Suzanne fragt: „Gibt es denn das Wort fahren, dass sie nicht eingewechselt werden, Auch der Bus zu den Spielen und die Tri- Pionierinnen? Wenn es das Wort gibt, dann weinen bittere Tränen. kots kosten die Mädchen nichts. Da springt sind wir Pionierinnen.“ Sachnin macht zwei Tore und verliert doch die Schulsportvereinigung ein, die ihr Geld Der Trainer will, dass seine Spielerinnen mit 2:3. Als sie ausgewechselt wird, brüllt Su- von der staatlichen Lotterie bekommt. Im Ju- noch auslaufen. Sieben Runden um den Platz zanne ihren Trainer an, stampft wütend auf den ni 2004 gab es eine Klage bezüglich der Geld- in Arraba in der untergehenden Sonne. Vor Boden, und kann sich überhaupt nicht mehr verteilung, die vor dem Obersten Gerichtshof den Augen der Jungs. Die immer nur gucken. be ruhigen. Sie rennt zornig vom Platz. in Jerusalem entschieden wurde. Die Klage „Sollen selbst spielen statt gucken, das würde Die Frauen von Sachnin spielen körperbe- war erfolgreich. Alle Frauenteams in Israel er- mir imponieren“, sagt Suzanne, „hier nur rum- tont: Zweikämpfe, Tacklings, auch mal ein halten seitdem mehr Geld. hängen, das ist doch schwach.“ Foul. Haifa hält dagegen. Das führt zu vielen Das erste Spiel der Saison fi ndet in Shefar’am Freistößen, gelben Karten und Diskussionen, „Wenn es das Wort gibt, dann sind gegen die Frauen von Maccabi Haifa statt. Ein in die sich auch die anwesenden Eltern einmi- Sonntagnachmittag. Kaum Zuschauer, nur ein schen. Die Schiedsrichterin bleibt ruhig. Ihr wir Pionierinnen“ SUZANNE, 16 paar Eltern sind dabei, der Eintritt ist frei. Mac- Vater ist ein renommierter Referee. Sie bringt Auf dem Platz hören Ganayems Mädchen cabi Haifa ist eines der großen Teams des isra- die Partie souverän über die Runden. die gleichen blöden Sprüche von ihren Geg- elischen Frauenfußballs. Die Frauen Sachnins „Eine Niederlage beim ersten Spiel wirft nerinnen wie ihre männlichen, arabischen sind Underdogs: ehrgeizig, kämpferisch, die uns nicht aus der Bahn“, sagt Madeleine nach Kollegen: „Was wollt ihr hier?“ Oder: „Das ist den etablierten Teams der Liga Feuer unterm der Begegnung gegen Maccabi Haifa. Und wie nicht euer Land.“ Oder: „Ihr habt hier keinen Hintern machen. sie das sagt. Man kann sich nicht vorstellen, Platz.“ Das wussten die Mädchen schon vor- Ein Mädchen aus Haifa macht Rabatz. Sie dass es überhaupt irgendetwas gibt, was die her, aber vielleicht sind sie gerade dabei, sich will nicht fotografi ert werden, weil sie ihr Bild Mädchen von Banat Sachnin und Hamid Ga- die Fußballplätze Israels zu erobern. Sie hö- nicht in einer arabischen Zeitung sehen will. nayem aus der Bahn wirft. ren auch: „Hau ab nach Jordanien“, oder: „Geh doch in den Libanon.“ Der Trainer sagt seinen Mädchen: „Durch das Ohr rein, durch das an- dere Ohr raus.“ Und wie reagiert Suzanne auf solche Sprüche? „Ich mache: pff und versuche ein Tor zu schießen“, sagt sie. Nun hat Trainer Kamal Ganayem zwei Mann- schaften gebildet, die Mädchen kicken ohne Torwart gegeneinander. Wer ein Tor kassiert, macht drei Liegestützen. Das ist hart. Eines der Mädchen hat aufgehört mit dem Fußball, weil sie geheiratet hat. Sie war der Meinung, Fuß- ball in kurzen Hosen schicke sich nicht für ei- ne verheiratete Frau. Die Ehe als Klippe. „Sie war die Erste, ich hoffe, sie bleibt die Einzige, und die anderen, die heiraten, machen weiter“, sagt Hamid Ganayem. Madeleine konzentriert sich auf die Schu- le, danach auf das Studium. Sie will, wenn es die Noten zulassen, entweder Medizin studie- ren oder Sportlehrerin werden. „Ans Heiraten denke ich nicht“, sagt sie. Fußball will sie wei- ter spielen. Suzanne zieht die Nase hoch. „Hei- raten?“, ihr Kaugummi fl iegt ins Gras. Sie will Sport studieren. „Und dann heirate ich einen Blau und rot: Stutzen auf dem Acker in Arraba Fußball“, lacht sie.

RUND 93

rrund_088_093und_088_093 9393 009.02.20069.02.2006 19:08:0019:08:00 UhrUhr RUND Spielkultur

SPIELKULTUR Spielkultur muss gepflegt werden. Oder auch zelebriert. Mit ihr werden Blumenpötte gewonnen. Oder die Galerie begeistert: „Das Spiel ist es, was uns Holländer fasziniert.

Wir wollen nicht gewinnen, wenn das Spiel nicht schön ist“ HERMAN VAN VEEN

96 INTERVIEW „Ich bin ein Freak“ – Herman van Veen outet sich als begeisterter Fußballfanatiker 104 VIERERKETTE Strawberry Anfield Forever – über die Beatles weiß man alles. Aber waren die Fab Four Fans? 108 WILDER KERL Aufruf zum Ungehorsam – Joachim Masannek schreibt und verfilmt „Die Wilden Kerle“ 116 AUSLAUFEN Die elf Gebote – RUND-Kolumnist Jörg Thadeusz hat den Knigge für Profis erdacht

RUND 95

rrund_095_095und_095_095 9595 009.02.20069.02.2006 19:08:5919:08:59 UhrUhr SPIELKULTUR Interview

„Ich bin ein Freak“

DER HOLLÄNDER HERMAN VAN VEEN IST BEKANNT FÜR GEFÜHLIGE LIEDER UND SEINE COMIC-ENTE ALFRED JODOCUS KWAK. KAUM JEMAND WEISS ABER, DASS DER 60-JÄHRIGE EIN FANATISCHER FUSSBALLFAN IST. ER FÜHRT EINEN EINSAMEN KAMPF FÜR MILAN-STAR CLARENCE SEEDORF, SCHREIBT E-MAILS AN DIE NIEDERLÄNDISCHE NATIONALELF UND WEISS, WER IM SOMMER VERHINDERN KÖNNTE, DASS HOLLAND ZUM ERSTEN MAL WELTMEISTER WIRD INTERVIEW OLIVER LÜCK UND RAINER SCHÄFER, FOTOS DIRK MESSNER

Herr van Veen, haben Sie sich schon mal In welcher Liga haben Sie gespielt? noord , das sind meine Klubs. Ich vorgestellt, was ein Ball so denkt? Mein letzter Verein war in Haastrecht, in komme aus einem sozialistischen Milieu, und HERMAN VAN VEEN Natürlich, sehr oft. dem Dorf, wo ich auch gewohnt habe. Siebte das sind echte Volksklubs, vergleichbar mit „Schieß los“ zum Beispiel, das denkt er sicher Li ga. Ich hätte es mir auch gar nicht leisten Schalke 04. Ich habe eine Nähe zu Fans, de nen ständig. können, dort nicht Fußball zu spielen, weil es persönlich schlecht geht, wenn ihr Verein Er wird immer getreten. alle gespielt haben. Ich war Rechtsaußen oder verliert. Fußball ist für diese Menschen kei- Das tut natürlich weh. Denn der Ball hat be- rechter Verteidiger, aber immer schnell über ne Nebensache, sondern eine Lebensart. Ich stimmt auch Gefühle. Er wird ja aber nicht nur die Flügel. Und man musste mich dreimal aus- sehe mir möglichst viele Spiele beider Teams getreten, er wird ja auch geküsst, umarmt, ver- spielen, damit man mich los war. Auf dem an, reise hinterher, auch zu Europapokalspie- gessen, verkauft oder ins Publikum geschos- Platz war ich ein Krokodil. Erst vor fünf Jahren len. Schon früher war ich mit meinem Vater sen. Ich frage mich, wer da mit wem spielt. habe ich mit dem Fußballspielen aufgehört. immer im Stadion – da fällt mir eine interes- Die Spieler mit dem Ball oder der Ball mit den Warum? sante Geschichte ein. Spielern. Weil es todgefährlich für andere war mit so Bitte erzählen Sie. Spielen Sie auch? alten Leuten wie mir zu spielen, da ich nicht Kennen Sie noch Dirk Lammers? Er spielte Ich habe immer, mein ganzes Leben lang, mehr bremsen konnte. Es hatte aber eher ei- in den 50er und 60er Jahren in . Man Fußball gespielt, ich war aber immer nur mit nen sehr traurigen Hintergrund. Einer unserer konnte an seiner Haarpracht erkennen, was einem sanften Ball gut. Wenn der Ball knall- Mitspieler beging Selbstmord. Niemand hat- er an diesem Tag vorhatte. Wenn sein Haar hart aufgepumpt war, dann hörte meine Tech- te etwas geahnt, obwohl wir 16 Jahre gemein- stark nach hinten gekämmt war und er viel nik auf. Er fl og in alle Richtungen, aber nicht sam gespielt hatten. Danach ging die Mann- Brillantine benutzt hatte, dann war er so dorthin, wo ich ihn haben wollte. Ich habe schaft auseinander. was von scharf, dann hatte kein Gegner eine dann vor den Spielen einfach etwas Luft raus- Und heute sind Sie Fan. Chan ce. Aber wenn sein Haar trocken war, gelassen. Ich wollte aber nie Fußballer wer- Ich bin ein fanatischer Fußballliebhaber. Ich dann sagte mein Vater immer: „Das wird heu- den, ich wollte immer Clown sein. gehe ins Stadion zum FC Utrecht und zu Feye- te nichts mit Lammers.“ Bei Frans de Munck,

RUND 96

rrund_096_101und_096_101 9696 009.02.20069.02.2006 19:09:3919:09:39 UhrUhr SPIELKULTUR Interview

„Holland ohne Deutschland – da könnten wir aufhören“: Herman van Veen ist in beiden Ländern zu Hause

RUND 97

rrund_096_101und_096_101 9797 009.02.20069.02.2006 20:56:1020:56:10 UhrUhr SPIELKULTUR Interview

Nationalhymne im Stadion: Herman van Veen reiste mit Hollands Elf schon bis nach Amerika

RUND 98

rrund_096_101und_096_101 9898 009.02.20069.02.2006 19:10:2019:10:20 UhrUhr SPIELKULTUR Interview

Handzeichen im Konzert: van Veen will wissen, wie es steht

dem schwarzen Panther und besten hollän- Augen Pässe geben könnten, dann gäbe es ein guten Kontakt zu ihm. Ich kenne eigentlich all dischen Torwart aller Zeiten, war das genau- Tor nach dem anderen. Das ist die Sehnsucht diese Leute, die kommen auch in meine Kon- so. Wenn sein Haar saß, dann war das für die nach einem schönen Spiel in mir. zerte. Ich bin einmal mit der holländischen Stürmer immer lebensgefährlich. Dann wuss- Wie weit führt Sie Ihre Sehnsucht? Mannschaft nach Amerika gereist und habe te man schon vorher, dass es überhaupt kei- Fußball verfolgt mich überall hin, er ist für dort die Nationalhymne vor einem Länderspiel nen Sinn hatte, überhaupt aufs Tor zu schie- mich nicht wegzudenken aus meiner Realität. gegen Kanada gesungen. Als Frank Rijkaard ßen. So eine Ausstrahlung hatte der dann. Auch in meinen Konzerten muss Fußball im- dann später gefragt wurde, was einer der Hö- Und bei den Zwillingsbrüdern Frank und Ro- mer eine Rolle spielen. Ich spreche dann auch hepunkte in seiner Karriere gewesen war, sagte nald de Boer konnte man auch an den Haa- nie von „Pause“, sondern von „Halbzeit“. Es er: die Nationalhymne von Herman van Veen ren sehen, ob das an dem Tag was wird oder gibt so viele Gemeinsamkeiten mit meinem in Amerika. Da habe ich eine pure Gänsehaut nicht. Ich glaube, dass es bei manchem Spie- Be ruf. Die Technik, das Abspiel, das Kombi- gekriegt. Bin ich auch total stolz drauf. Denn ler noch heute so ist. nieren, das Harmonieren, das hat unheimlich Rijkaard ist ein absoluter Held von mir. Auch Ganz sicher, aber wir wollen noch über etwas viel mit Fußball zu tun. Wenn meine Gitarris- weil er ein schwarzer Holländer ist, die haben anderes als Haare reden. Wie können Sie denn tin nicht gut abspielt, warum soll ich dann sin- es nämlich 40-mal so schwer. Fan von zwei Vereinen sein? gen? Während meiner Konzerte lasse ich mich Welcher Spieler fasziniert Sie? Das geht zweimal im Jahr natürlich nicht, auch per Handzeichen über Zwischenstände Seit Jahren führe ich einen Kampf für Cla- wenn Utrecht und Feynoord gegeneinander bei wichtigen Spielen informieren. Und wenn rence Seedorf. Als er noch in der National- spielen. Dann habe ich ein großes Problem. das Spiel vorbei ist, bekomme ich sofort ein mannschaft spielte, habe ich öfter E-Mails ins Und wie sind Sie so im Stadion? Fax mit einem Bericht geschickt. Das ist fast Mann schaftsquartier geschickt, mit ganz be- Ich bin ein Freak. Ich schreie, schimpfe, ju- wie eine Krankheit bei mir. Obwohl ich weiß, sonderen Grüßen und Glückwünschen für See- ble nicht und springe auch nicht herum. Ich dass es um nichts geht. Ich schreibe auch re- dorf. Ich verstehe einfach nicht, warum er in sitze ruhig da und kalkuliere. Was mich an die- gelmäßig Briefe und E-Mails an das National- Holland nicht verstanden wird. Er ist ein phä- sem Sport fasziniert, ist die Aktion da, wo man team, bedanke mich und gratuliere. nomenaler Fußballer. Er geht den Weg nicht, nicht hinguckt. Dort, wo der Ball hingehen soll- Kennen Sie Trainer oder Spieler persönlich? wenn er weiß, dass er die Distanz nicht über- te und nicht da, wo er ist. Ich fi nde es wahn- Guus Hiddink, , Frank Rij- brücken kann. Aber für Laien muss er be- sinnig interessant, wenn man nicht da arbei- kaard und kenne ich sehr gut. weisen, dass er die Distanz nicht überbrücken tet, wo man arbeiten müsste. Wenn meine Als noch lebte, hatte ich einen kann. Er erkennt, dass der Ball zu weit weg für ihn ist und er ihn nicht kriegen kann, und geht keine sinnlosen Wege. Das wird ihm dann als Faulheit ausgelegt. Er versteht das Spiel, ist „Wenn ich mit meinen Augen intelligent. Er ist eine Legende. Er wird aber nicht verstanden, auch von vielen Fachleuten Pässe geben könnte, dann gäbe es nicht. Wenn er zum Beispiel von Jour nalisten eine sinnlose Frage gestellt bekommt, kann er ein Tor nach dem anderen“ sehr peinlich schweigen. Und dann guckt er

RUND 99

rrund_096_101und_096_101 9999 009.02.20069.02.2006 19:10:5419:10:54 UhrUhr SPIELKULTUR Interview

Ist das bei Fußballern ähnlich? „Das Spiel ist es, was uns Holländer Ich habe neulich einen Film mit Will Smith und Matt Damon gesehen. Er spielte einen fasziniert. Wir wollen nicht gewinnen, Golfer. Der Ball liegt im Gras, nur einen hal- ben Meter vom Loch entfernt. Da sagt der ei- wenn das Spiel nicht schön ist“ ne: „Du musst etwas kräftiger schlagen.“ Fragt der andere: „Warum das denn?“ Antwortet wie- der der andere: „Die Sonne hat sich gedreht, nur mit diesem großen, dunklen Gesicht, um Cruyff, immer von Spiel zu Spiel zu Spiel. Van das Gras hat sich gewendet, es wächst nun ge- dem Journalisten zu erklären: Sie wissen nicht, Basten ist ein Pragmatiker, er macht eine gu- gen den Ball.“ Auch Johan Cruyff beschäftigt was Sie fragen. te Arbeit. sich damit. Der mag keine Stadien mit Dach, Seit der EM 2004 hat er kein Spiel mehr für Was ist in Holland los, wenn es gegen weil das Gras dann keine Richtung hat und Holland gemacht. Muss Seedorf trotzdem mit Deutschland geht? überall hin wächst. Und das ist ganz sicher zur WM fahren? Das ist ein unvergleichliches Ereignis für uns nicht lächerlich. Man muss den Ball doch ganz Es gibt zwei Spieler, die von ihren Fähigkei- Holländer. Dann sind die Straßen leer. Diese anders spielen und stoppen, wenn er mit oder ten eigentlich in die Nationalmannschaft ge- Spiele sind heilig. Ich fahre seit 40 Jahren durch gegen das Gras rollt. Bei der Technik eines hören: Seedorf und Robin van Persie. Marco Deutschland, ich kenne das Land wie mein ei- richtigen Fußballers geht es doch genau dar- van Basten wird aber nicht gut daran tun, ei- genes. Das sind unsere Nachbarn, das andere um: um Millimeter. Auch wenn das Gras zu nen dieser beiden Spieler mit zur WM zu neh- Ich. Deutschland ist für Holland das Export- hoch ist, kann mancher Spieler doch gleich zu men. Seedorf versteht zu viel vom Fußball, er land. Holland ohne Deutschland – da könnten Hause bleiben. ist aber nicht in der Lage mit den anderen über wir aufhören. Natürlich sind wir besser, wir Wie werden Sie die WM verfolgen? seine Vorstellungen und Differenzen zu spre- sind viel besser – gemeinsam mit Brasilien und Zu Hause? chen. Und van Persie, der ein genialer Fuß- Argentinien spielen wir am schönsten auf der Ich werde mit Kindern im Klubhaus eines baller ist, nimmt sich einfach sein Recht und Welt, wir sind aber nicht gut darin zu gewin- hol ländischen Dorfvereins sitzen und eine tut Dinge, die sich kein Team leisten kann. Er nen. Die Deutschen können gewinnen. Fußballshow fürs Fernsehen machen. Wir wer- „geht durch das Lind“, wie wir Holländer sa- Glauben Sie, dass mancher Holländer die den die Spiele auf kindliche Art analysieren. gen. Er weiß, dass er phänomenal brillant ist, Deutschen um den Erfolg beneidet? Ich suche noch eine kleine Korrespondentin, macht aber Dinge, durch die wir in letzter Se- Oh nein. Wenn das Spiel vorüber ist, gehen die im Namen unserer Sendung bei den offi - kunde eine rote Karte kriegen. Das ist das Pro- wir an den Schnaps. Bei Schlusspfi ff können ziellen Pressekonferenzen Fragen stellen darf. blem. Ich würde van Basten empfehlen, beide wir das Ergebnis doch auch nicht mehr än- Wir werden auch kleine Korrespondenten in nicht mitzunehmen. Der eine ist zu intelli- dern. Das Spiel ist es, was uns Holländer fas- Afrika und Südamerika haben, mit denen wir gent, der andere eine Gefahr. ziniert. Wir wollen nicht gewinnen, wenn das über Fußball plaudern werden. Was denkt der Aber kann Holland es sich überhaupt leisten, Spiel nicht schön ist. Die Deutschen haben Ball zum Beispiel. Es werden sieben Sendun- Seedorf nicht mitzunehmen? ein bestimmtes System, weil sie damit gewin- gen sein, bis Holland im Finale steht. Davon Auf seiner Position haben wir zum Beispiel nen wollen. Das eine ist nicht besser als das gehen wir aus. Und wir können tatsächlich Wesley Sneijder, Rafael van der Vaart oder Ed- andere, das eine ist aber funktionell und das Weltmeister werden. Eine Sache wird aber ent- gar Davids. Das Potenzial ist so wahnsinnig andere nicht. Was finden Sie denn sympa- scheidend sein. groß. Wir sind reich. thischer: Gewinnen oder spielen wollen? Welche denn? Gefällt Ihnen, wie van Basten als Trainer Die Schwalbe von Hölzenbein im WM-Finale Ob van Persie rote Karten kriegt oder nicht. arbeitet? 1974 war aber nicht so schlecht, oder? Das wird darüber entscheiden, ob Holland Ich bin sehr einverstanden. Lassen Sie mich Ich fi nde das nicht schön. Für die Fußballe- Weltmeister wird. Schreiben Sie das bitte ge- ein Beispiel geben: Van Basten tut nichts, oh- rei sind Schwalben keine gute Sache. Aber das nau so. Er ist in der Lage an drei Mann brillant ne vorher mit Johan Cruyff geplaudert zu ha- hätte damals umgekehrt sicher genauso pas- vorbeizugehen. Wenn ihn aber der vierte auf- ben, so auch beim Qualifi kationsspiel gegen sieren können. hält, dann kann er das nicht akzeptieren. Dann Finnland. Die Finnen sind alles sehr große Würden Sie gerne die Nationalmannschaft kann es passieren, dass er ihm einen Hau gibt Männer, also haben die beiden beschlossen, trainieren? Für einen Tag? oder den Ellenbogen irgendwo hinrammt. Er nur kleine Spieler spielen zu lassen. Das ist ein Nein, so etwas geht nicht. Ich habe viel zu wird dann irgendetwas tun, was wir uns nicht seriöser Witz! Und das machen die im Ernst! viel Respekt vor dem Fußball. Ich will nie mehr leisten können. Im unbewachten Moment ist Da sind nur Jungs von 1,62 Meter aufgelaufen, sein als Zuschauer. Auch jemand, der einfach van Persie lebensgefährlich. Ich hoffe, dass Sneijder, van der Vaart und so weiter. Die rie- so meine Geige anpackt, hat doch keine Ah- dieses Interview jemand liest, der ihm das sigen Finnen standen da und konnten damit nung, was er da tut. Meine Geige hat eine be- auch erklären kann. Wenn er unbedingt mit- überhaupt nichts anfangen. Das ist so was von stimmte Temperatur, die sich sofort verändern spielen soll, meinetwegen, nur muss er vorher fantastisch! Aber so denken van Basten und würde. Dann hätte ich ein Problem. seine Schwächen erkennen.

RUND 100

rrund_096_101und_096_101 100100 009.02.20069.02.2006 19:10:5619:10:56 UhrUhr SPIELKULTUR Interview

HERMAN VAN VEEN wurde am 14. März 1945 in Utrecht als einziges Kind einer Arbeiterfamilie geboren. Der Kabarettist, Entertainer, Liedermacher und Clown zählt zu den bedeutendsten holländischen Künstlern der letzten 40 Jahre. Bis heute hat er über 130 CDs und Platten in fünf Sprachen aufgenommen, zu seinen bekanntesten Liedern ge- hören „Ich hab’ ein zärtliches Gefühl“, „Weißt du, wie es war“, „Anne“, „Ich lieb dich noch“ oder „Kleiner Fratz“. Mitte der 80er Jahre erfand er die Zeichentrickente Alfred Jodocus Kwak und sang „Warum bin ich so fröhlich“. Seine Auftritte sind ein buntes Programm aus Liedern, Sketchen, Improvisation, Pantomime, Kunststücken und Geschichten. Seit fast vier Jahrzehnten setzt er sich als Unicef-Botschafter für Kinderrechte ein. Noch bis Ende Mai ist er mit seinem Programm „Hut ab!“ auf Tour. www.hermanvanveen.com

RUND 101

rrund_096_101und_096_101 101101 009.02.20069.02.2006 19:10:5719:10:57 UhrUhr SPIELKULTUR Essen wie die Stars

„Innen immer noch schön rot“: Kevin Hofl and (kleines Bild rechts) war noch nie Veganer

RUND 102

rrund_102_103und_102_103 102102 009.02.20069.02.2006 19:12:0919:12:09 UhrUhr SPIELKULTUR Essen wie die Stars

Biefstuk à la Hofland HELMA HOFLAND, Mutter des Wolfsburger Abwehrspielers Kevin Hofl and, über rohes Fleisch, ihren braven Jungen und Wochenendausfl üge in die Volkswagenarena INTERVIEW ANDREA SUHN, FOTOS BENNE OCHS UND PRIVAT

Frau Hofland, Sie wohnen in den Niederlan- Nein, nicht ganz. Für Biefstuk nimmt man Aber Sie haben ihn auch schon mal auf den, aber sehr nah an der deutschen Grenze. rei nes, gehacktes Rindfl eisch. Das formt man dem Fußballplatz erlebt? Gibt es da schon kulinarische Unterschiede? dann zu einer Kugel und brät es für etwa ei- Natürlich! Seit er Fußball spielt, sind wir so- HELMA HOFLAND: Ich glaube nicht. Hol- ne Minute in der gebutterten Pfanne. Dann oft es geht dabei. Auch jetzt fahren wir zu al- länder und Deutsche haben ungefähr den sel- ist es innen noch schön rot. len Heimspiele nach Wolfsburg. ben Geschmack – obwohl wir die besseren Pom- Also noch roh? Sind Sie da denn nicht ganz schön lange mes frites machen. Nicht mehr ganz, aber fast, ja. unterwegs? Waren Pommes auch das Lieblingsessen Glauben Sie, dass das Essen von rohem Es geht. Wir brauchen etwa vier Stunden. Ihres Sohnes? Fleisch in seiner Kindheit dazu geführt hat, Und auf der Fahrt gibt es Biefstuk mit Die hat er natürlich auch sehr gerne geges- dass Ihr Sohn, wie er selber sagt, jetzt Blumenkohl? sen. Noch lieber mochte er allerdings Biefstuk eine so „böse Ausstrahlung“ auf dem Fußball- Mein Mann fände das ganz bestimmt gut. mit Blumenkohl und Kartoffeln. platz hat? Der mag das nämlich auch heute noch wirk- Biefstuk? Das klingt niederländi sch. Ist das Das kann ich mir nicht vorstellen. Kevin war lich gerne. Aber das wäre dann doch ein we- so etwas wie in Deutschland Frikadellen? eigentlich eher ein braver und ruhiger Junge. nig zu umständlich.

RUND 103

rrund_102_103und_102_103 103103 009.02.20069.02.2006 19:12:1419:12:14 UhrUhr SPIELKULTUR Viererkette

Der fünfte Beatle: George Best zieht ab, Lennon und McCartney sind chancenlos

RUND 104

rrund_104_107und_104_107 104104 009.02.20069.02.2006 19:13:0919:13:09 UhrUhr SPIELKULTUR Viererkette

Die Songs der Beatles liefern immer Strawberry noch die Melodien für Fangesänge auf der ganzen Welt. Doch ob sich John, Paul, George und Anfi eld Ringo jemals für Fußball interessierten, bleibt eines der letzten ungelösten Rätsel der Fab Four. RUND ist dem Mysterium nachgegangen Forever und zu überraschenden Ergebnissen gekommen

MATTHIAS GREULICH, ILLUSTRATION MANEL, FOTOS ASTRID KIRCHHERR/K&K, EMPICS, ACTION PRESS, EVERETT COLLECTION, IAIN MACMILLAN

Und dann trug John Lennon doch noch das Trikot des FC Liverpool. Fans der „Reds“ streif- ten es der Statue des berühmtesten Sohns der As trid Kirchherr über die Beatles spricht, muss Stadt am John Lennon Airport im vergangenen sie nicht lange überlegen. Sie war ihre engste Mai nach dem Gewinn der Champions League Ver traute, als die Jungmusiker aus Nordengland über. Das Sicherheitspersonal, sicherlich An- von George Best wurde „The Long And Win- in Hamburg gastierten. Sie verlobte sich mit hänger des Lokalrivalen FC Everton, verstand ding Road“ gespielt, obwohl der Verstorbe ne Bandmitglied Stuart Sutcliffe, der die Band ver- keinen Spaß und entfernte das rote Hemd so privat lieber die Rolling Stones gehört hatte. ließ und den Bass an Paul McCartney übergab. schnell es ging. Der langhaarige Best, der erste Popstar unter den Fußballern, wurde der „fünfte Beatle“ ge- „Vielleicht Ringo“, „No Comment“, sagt Paul nannt. Ob sich die Fab Four selbst allerdings muss Astrid Kirchherr überlegen überhaupt jemals für Fußball interessiert ha- Popmusik und Fußball spielen sich auf der ben, bleibt rätselhaft. George Harrison war im- Aber Fußball? Da kommt die Frau, die im In- Insel fast zwanghaft die Bälle zu: Damon Al- merhin bis zu seinem Tod ein leidenschaftlicher ter view viel jünger als ihre 67 Jahre wirkt und barn (Gorillaz, Blur) liebt Chelsea, die Gebrü- Fan der Formel Eins und Motorradrennen. gerne Jamiroquai hört, dann doch ins Grü beln. der Gallagher von Oasis unterstützen Manches- Die RUND-Recherche beginnt in London „Ich glaube, Ringo hat sich dafür interessiert. ter City und Robbie Williams spielt sogar selbst mit einer Anfrage bei Paul McCartneys PR- Aber das kann ich nicht beschwören“, sagt die ganz passabel. Und alle beziehen sich auf die Agenten. „No comment“, heißt es dort zu die- Fo tografi n, die auf dem Heiligengeistfeld in Beatles, deren Lieder in vielen Stadien die Me- sem heiklen Thema. Die engsten deutschen Sichtweite des Stadions des FC St. Pauli die lodie der Fangesänge liefern. Auf der Beerdigung Freunde der Band sind kooperativer. Wenn ersten professionellen Beatles-Bilder machte.

Fab Four am Ball

1950

Das Wohnzimmer der McCartneys: Als Kind 1951 ging Paul häufi g zum FC Everton Guter Fußballer: George 1966 spielte in der Grund- schule mit Begeisterung 1955 1960

Auf dem Hamburger Dom: Die Beatles rocken neben Vom Cover der dem St.-Pauli-Stadion 1966 Soloplatte Walls and Fußballfan: Klaus Voormann Bridges: Der 11- gewann für das „Re volver“- Zwei Idole der 60er: John hält jährige John malt ein Cover den Grammy Liverpool-Trikot auf einer Pressekonferenz eine Seeler-Figur in Händen

RUND 105

rrund_104_107und_104_107 105105 009.02.20069.02.2006 19:13:3019:13:30 UhrUhr SPIELKULTUR Viererkette

Die Beweise sind erdrückend. Offi ziell wollte John Lennon John Lennon ist bei diesem Gespräch nicht überhaupt nichts mit Sport zu tun haben. Dennoch war es zu hören. Offi ziell kokettierte er mit seiner Ablehnung des Sports, doch die meisten Be- der Chef der Band, der die meisten Bezüge zum Fußball im züge zum Ballsport im Werk der Beatles gin- Werk der Beatles unterbrachte gen überraschenderweise auf ihn zurück. Die Beweise, dass er der größte Fußballfan der Beatles war, sind erdrückend. Er sorgte dafür, dass ein Fußballer auf dem Cover von „Ser- Hat aber Astrid Kirchherr vielleicht als be- geant Pepper“ Platz fand: Neben Marlene Diet- kennende Fußballlaiin nur nicht hingehört, rich steht Albert Stubbins, der Mittelstürmer wenn John und Paul im Hamburger Exil näch- des FC Liverpool von 1946 bis 1952. Eine spä- te lang über den Tabellenstand der englischen eine Trompete dabei und kommentierte das ter veröffentlichte Version des erstmals auf Liga fachsimpelten? Der renommierte Grafi - Spiel musikalisch. Wenn ein Spieler viel zu dem Weißen Album erschienenen „Glass Oni- ker und Musiker Klaus Voormann hat über die hoch am Tor vorbei schoss, spielte er ,Over The on“ schließt mit „It’s a goal!“ aus der Reporta- Zeit in Hamburg gerade das Buch „Four Track Mountains, Over The Sea‘. Sehr gekonnt.“ Mac- ge des legendären BBC-Reporters Kenneth Stories“ veröffentlicht: „Ich bin ja nun selbst ca soll sich auch als Beatle Spiele von Everton Wolstenholme zum 3:2 des WM-Finales 1966, ein Fußball fan und habe auch selber eine Men- angeschaut haben, wie etwa das 0:1 nach Ver- dem berühmten Wembleytor. Lennon reiste ge gespielt. Leider, und das zu meiner größ- längerung verlorene Pokalfi nale gegen West im August 1968 in die alte Heimat, zum Lokal- ten Erschütterung, musste ich feststellen, dass Bromwich Albion. derby der „Reds“ gegen die „Toffees“; auf der unsere Beatlebuben null mit Sport am Hut ha- Vor zwei Jahren wurden auf „Let It Be Na- Platte „Let It Be“ von 1970 wird in „Dig It“ Matt ben, und das betrifft alle. Die hatten so viel ked“ unter dem passenden Namen „Fly On The Busby erwähnt, der Meistertrainer von Man- mit ihrer Musik und Karriere zu tun, da blieb Wall“ Improvisationen und Gesprächsfetzen chester United und Spieler des FC Liverpool. wohl keine Zeit für so etwas.“ veröffentlicht, die 1969 bei Jam Sessions im Studio aufgenommen wurden. Die Gruppe „It‘s a goal!“, behauptet John „Spielen sie jeden Abend steuerte auf ihre Aufl ösung zu, doch es wurde nach dem Wembley-Tor Fußball?“, fragt George auch gewitzelt. Ringo berichtet ungläubig von der täglichen Begegnung mit einem Sportfa- Und auf die Hülle seines Soloalbums „Walls Aber in den zahlreichen Beatles-Biografi en natiker: „Er erzählt dir alles über jede Fußball- and Bridges“ brachte Lennon eine Fußballer- muss doch es Hinweise geben. Und endlich, mannschaft: ,Sie haben es geschafft, Mann.‘“ zeichnung, die er als Elfjähriger gemacht hat- in der „Beatles Anthology“ berichtet Paul, wie George fragt: „Spielen sie jeden Abend?“ Rin- te. Das war 1974, er war in die USA übergesie- er als Kind mit Onkel Harry und Onkel Ron, go: „Gestern war es Chelsea.“ Paul setzt einen delt und dachte nostalgisch an seine Kindheit beide Fans des FC Everton, ins Goodison Park drauf: „Er weiß alles über die Hockeymeister- zurück. Als ein ganz normaler englischer Jun- Stadium ging. „Einmal hatte ein Zuschauer schaft vom letzten Jahr.“ ge, der den Fußball liebte.

Fab Four und der Ball

1973 Premier League in 1967 1968 Paris: Paul verlangt im Hotel einen Fernseher 2005 1969

Pokalfi nale in Wembley: Paul sieht, wie Everton verliert 1968 Verdächtige Rosette: Ahnungslos: Ringo ist Lennon Airport außer Beim Shooting sup- 1969 Sergeant Pepper: ein großer Fußballlaie Kontrolle: Die Fans der Der Künstler portet Paul die Reds, „We all live in a …“: Roten kleiden John ein Peter Blake brachte die anderen lachen Die Melodie fürs Fußball aufs Cover Stadion

RUND 106

rrund_104_107und_104_107 106106 009.02.20069.02.2006 19:17:2519:17:25 UhrUhr SPIELKULTUR Ausstellung

Der Ball in Bildern

Die Bilder vom Fußball sind fast genauso alt wie der Fußball selbst. Seit dem späten 19. Jahrhundert haben Fotografen ihre Kameras auf den Plätzen aufgestellt, um für die Zeitung oder aus purer Freude Spieler und Ball abzulichten. Die Ausstellung „Fas- zination Fußball“ – nicht zu verwechseln mit einer Zusammen- stellung von Bildern der Agentur Magnum – schickt jetzt 100 Fuß- ballfotografi en aus den Jahren 1900 bis 1940 auf die Reise. Wir sehen die deutsche Nationalmannschaft 1935 vor einem Länder- spiel gegen England, wir sehen kollektives Kopfballtraining und eine englische Arbeitslosenmannschaft, die ihre vom Königshaus gestifteten Fußballschuhe herzeigt. Die meisten Bilder stammen aus der Sammlung des Wiener Verlegers Christian Brandstätter, die übrigen aus deutschen und italienischen Archiven. Ausgesucht hat André Heller. Und, man mag den Mann mögen oder nicht, das hat er richtig gut getan. Wer erfahren möchte, wie grandios der Fußball vor Teleobjektiv und Superzeitlupe ausgesehen hat, muss diese Ausstellung unbedingt besuchen. MALTE OBERSCHELP, FOTOS IMAGO/AUSTRIAN ARCHIVES, ULLSTEIN BILD, BENNE OCHS

„Faszination Fußball“ ist bis zum 5. März im Deutschen Sport und Olympia Museum in Köln zu sehen. Vom 30. März bis zum 1. Mai gastiert die Ausstellung in München (Literaturhaus), vom 9. Mai bis zum 17. Juni in Hannover (Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek) und vom 22. Juni bis zum 31. Juli in Berlin (Willy-Brandt-Haus)

RUND 107

rrund_104_107und_104_107 107107 009.02.20069.02.2006 19:17:4419:17:44 UhrUhr SPIELKULTUR Wilder Kerl

AUFRUF ZUM UNGEHORSAM Beim Thema Fußball geht es für den Autor und Regisseur JOACHIM MASANNEK längst nicht nur um ein Spiel. Der Fußball ist für den 45-Jährigen ein Spiegelbild des Lebens, weshalb er nicht nur in seinen Kinderbüchern und Kinofi lmen über „Die Wilden Kerle“ Leidenschaft und Mut auf dem Platz sehen will VON KATHRIN STEINBICHLER, FOTOS FLORIAN SEIDEL

und Hörbücher hat Masannek seit März 2002 verkauft, seine Geschichten über die Aben- teuer einer Gruppe kleiner, fußballverrückter Jungs und inzwischen auch Mädchen werden bereits in 17 Ländern vertrieben. Jetzt kommt der mittlerweile dritte Film über die wilden Fußballkerle in die Kinos, nach dem Erfolg der ersten beiden Streifen rechnet der Ver- trieb mit rund zwei Millionen Besuchern. Die Sache liegt Masannek noch immer am Herzen. Natürlich auch des Geldes wegen: „Klar, das ist schön.“ Vor allem aber wegen der Jungs. „Jungs müssen wieder männlich sein kön- nen“, sagt Masannek, „der Raum für Jungen ist immer enger geworden in unserer Gesellschaft. Das fängt schon im Kindergarten an, dass die meisten Erzieherinnen genervt sind, wenn Jungs eben jeden Tag schneller, stärker, wilder sein wollen. Das brauchen sie, um sich auszu- probieren. Wenn sie das nicht entfalten kön- nen, wenn ihnen das ständig untersagt wird, dann können sie nichts davon lernen.“ Also erfand Masannek die „Wilden Kerle“, als er von 1999 bis 2005 Trainer seiner beiden Söhne Leon und Marlon in der F-Jugend des TSV Grünwald wurde, in diesem klischeeträch- tigen, aber schönen Münchner Vorort zwischen Prominentenvillen und Altmünchner Wohnhäu- sern, wo der Absolvent der Münchner Hoch- schule für Film und Fernsehen mit seiner klei- nen Familie lebt. Der vorherige Trainer hatte die Kinder regelmäßig zusammengeschrieen. Masannek ließ nun die Jungs selbst schreien. Klimawandel: Der Extrainer des TSV Grünwald hatte die Kinder immer „Alles ist gut – solange du wild bist“, heißt der Schlachtruf der wilden Kerle, die in tiefschwar- zusammengeschrien. Masannek (Foto) ließ die Jungs nun selber schreien zen Trikots mit einem zähnefl etschenden haa- rigen Monster auf der Brust aufl aufen und Gekonnt dreht die Schuhsohle den Ball nach bewehrten Gummifüßen locker baumeln und sich nicht scheuen, im Eifer Scheiben kaputt rechts, legt ihn sich mit kurzem Antippen noch befühlt neugierig den kleinen Ball. Masannek zu schießen, ihre Gegner „fl itzkackende Hän- ein Stück vor und zieht dann schwungvoll ab. liebt es zu spielen, Dinge auszuprobieren und gebauchschweine“ und die Oma eines Mäd- Joachim Masannek beugt sich über die Tisch- voranzutreiben. Wenn es sich dann auch noch chens eine „gefriergetrocknete Barbiepuppe“ platte und sieht seinem Schuss durch das Plas- gut anfühlt, um so besser. zu nennen. tikviereck hinterher. „Voll ins Eck“, sagt er lei- Die „Wilden Kerle“ und ihre Erlebnisse füh- Andererseits haut Vanessa, die Unerschro- se und lächelt zufrieden über seinen Schuss. len sich offenbar richtig gut an. Mehr als vier ckene, den Jungs die Bälle selbst noch in Stö- Dann lässt er die beiden Finger mit den nocken- Millionen Exemplare der Kinderbuchreihe ckelschuhen um die Ohren, und im dritten

RUND 108

rrund_108_109und_108_109 108108 009.02.20069.02.2006 19:19:1419:19:14 UhrUhr SPIELKULTUR Wilder Kerl

Film stellt Massanek den wilden Kerlen nun die kaum weniger wilden biestigen Biester zur Seite. Er pfeift auf falsche Zurückhaltung und gibt Dingen und Menschen Namen, wie es Kin- der nun mal machen: Deutlich, deftig, manch- mal auch ungerecht. Aber immer ehrlich. „Kin- der sind so“, ist Masannek überzeugt, er hat ja selbst zwei und eine ganze Bande davon jah- relang trainiert. Und an dieser unverfälschten Ehrlichkeit und Leidenschaft, fi ndet Masan- nek, fehlt es viel zu oft. Auf dem Fußballplatz und auch sonst im Leben. „Die Welt ist viel zu verlogen und zu glatt“, sagt er mit ruhiger, fast leiser Stimme. Masan- nek macht nicht viel Aufhebens um sich, er trägt noch immer Jeans, T-Shirt und lange Haa- re, die ihm immer wieder ins Gesicht fallen. Wenn er aber mal angefangen hat, über die Philosophie hinter den „Wilden Kerlen“ zu spre- chen, klingt es überzeugt und bestimmt. „Wild- sein bedeutet ja nicht nur, Scheiben kaputt- zuschießen, sondern auch Verantwortung zu übernehmen. Aber wir leben in einer Welt, in der Verantwortung delegiert wird.“ In den bis- lang 13 Bänden der „Wilden Kerle“-Buchreihe bekommen die Kinder immer wieder mal Haus- arrest oder andere Strafaufgaben für das, was sie angestellt haben. Das Risiko, dass etwas nicht klappt, muss man eben in Kauf nehmen, „Alles ist gut, solange du wild bist“: Kinderbuchautor Joachim Masannek wenn man wild sein will, glaubt Masannek. Die Aussicht, mit seinen Taten nicht jedem zu ge- fallen. Das gilt irgendwie auch für Fußballer. „Mich interessiert es nicht die Bohne, wel- bringen. Ginge es nach Masannek, braucht die doch seien. Die Legenden, die mythischen Fi- ches Auto Oliver Kahn fährt. Oder welche deutsche Nationalmannschaft mehr als nur guren wie Pelé kamen damals alle aus ande- Freun din er hat. Mich interessiert nur, ob er einen Oliver Kahn. „Der übernimmt Verant- ren Ländern.“ hält“, lässt Masannek Fabi von den Wilden wortung. Ich mag diese Entschlossenheit und Dabei wünschen sich nicht nur Kinder Hel- Kerlen sagen, den in den Büchern schnellsten Unnachgiebigkeit, die er hat. Bei den jungen den, glaubt Masannek. „Deutschland muss Rechtsaußen der Welt. Oliver Kahn „ist wirk- Spielern fehlt mir ein bisschen das Profi l, das lernen, dass es wieder Helden braucht. Wobei lich ein wilder Kerl“, meint Masannek und lä- Schlitzohrige, das Humorvolle, das Ideen- man dabei nicht immer unbedingt gewinnen chelt amüsiert. „Ich meine, die spielen Fußball. reiche – der Spaß am Fußballspiel.“ Das, was muss. Ich habe versucht meinen Kindern bei- Diese Profi s sind Kinder, in gewisser Weise. Wie kann man von so jemandem – nur weil er Die wilden Kerle scheuen sich nicht, die Gegner fl itzkackende Hängebauchschweine ein paar Millionen verdient und gut Fußball zu nennen. Oder die Oma eines Mädchens gefriergetrocknete Barbiepuppe spielt – erwarten zu lernen, wie man durchs Leben geht? Von dem kann man vielleicht er- die deutschen Fußballer sich selbst ständig zubringen, dass sie, selbst wenn sie 0:10 ver- warten zu lernen, wie man es schafft, sich absprechen und deshalb auch nicht zeigen. lieren, stolz vom Platz gehen können, wenn durchzusetzen oder einen Kindheitstraum zu 1974 hatte Masannek mit feuchten Händen sie alles gegeben und sich nicht versteckt ha- verwirklichen. Aber wieso soll so jemand plötz- und Herz klopfen vor dem Fernseher seine ers- ben.“ Es ist der Mann im Kind, den Masannek lich weise sein?“ te Weltmeisterschaft und den Sieg der Deut- mit seinen Geschichten anspricht. Und das Trotzdem mag er gerade die Fußballer, die schen miterlebt. „Ich weiß noch, wie damals Kind im Mann. Sie müssen sich nur trauen. Grenzen überschreiten und Bewegung ins Spiel zuerst alle geschimpft haben, wie schlecht wir „Die Wilden Kerle 3“ läuft ab 2. März im Kino

RUND 109

rrund_108_109und_108_109 109109 009.02.20069.02.2006 19:19:3619:19:36 UhrUhr SPIELKULTUR Buch

IM RUND-BÜCHERREGAL: In Deutschland denkt man an seine Tränen im WM-Halbfi nale 1990, wenn man an Paul Gascoigne denkt. Die Engländer wissen gar nicht, woran sie zuerst denken sollen. Was das alles sein kann, steht überaus ausführlich

in Gascoignes Autobiografi e FOTOS BENNE OCHS

LEGENDE Meister UI-Cup Platz 15

EWIGES KIND IN EWIGER ANGST Paul Gascoigne. Ein großer Spieler, ein ewi- Und so ist aus dem Buch, das mit einem zu- de, nach knapp 400 aufgeblähten Seiten, lei- ges Kind, ein Säufer. Paul Gascoigne, heute vor gegebenermaßen fabelhaften Vorwort be ginnt, der über die Autobiografi e des Paul Gascoigne allem ein Mann in Therapie, hat ein Buch ge- eine Aneinanderreihung der Streiche von Paul das gleiche Urteil wie über seine Karriere ge- schrieben: über Fußball, über dumme Strei- Gascoigne geworden. Er rülpst in Mikrofone, fällt werden: Sie begann vielversprechend. che, über den Suff, über Ängste, Depressionen, er versenkt ein Auto im See, er schießt mit dem SVEN RECKER Neurosen. Kurz: ein Buch über sich, entstan- Luftgewehr auf nackte Männerärsche, er füllt Paul Gascoigne mit Hunter Davies Gazza. den aus der Karte seines Lebens, die ihn Thera- einen jungen Teamkollegen ab und setzt ihn Mein verrücktes Leben Bombus Verlag peuten in der Wüste von Arizona haben zeich- nackt in den Zug, er jagt eine Toilette mit Syl- 382 Seiten € 19,90 nen lassen. Irgendwo zwischen Paranoia, Bier, vesterknallern hoch, er schenkt einem schwar- Wodka und Whisky sucht er darin den Weg der zen Mitspieler einen Gutschein für Besuche Besserung, der natürlich immer ein Weg zu im Solarium, er füllt Pasteten mit seiner eige- sich selbst ist. Das klingt nach Therapeutenge- nen Scheiße und schaut zu, wie seine Freunde schwätz. Ist es auch. das essen. Das Problem, mit dem wohl nicht nur seine Der Rest ist die Geschichte eines Trinkers, Ärzte, sondern auch der Leser seines Buches der abseits des Fußballplatzes geplagt von zu kämpfen haben, ist: Wo nicht viel ist, lässt Ängsten, Ticks und Langeweile, im Alkohol sich auch nicht viel therapieren. Um es mit ein zweites Zuhause fi ndet, dabei Frau und George Best, dem anderen englischen Spezia- Kinder verliert, um am Schluss zwar trocken, listen, der den Pass mit dem Pub zu verbinden aber traurig ein Leben zwischen Krankenhaus- wusste, zu sagen: „Er trägt die Nummer zehn. und Hotelaufenthalt zu fristen, träumend, dass Früher dachte ich, das ist seine Position und eines Tages ein großer Verein bei ihm anruft nicht sein IQ.“ und ihn zum Trainer macht. So muss am En-

RUND 110

rrund_110_112und_110_112 110110 009.02.20069.02.2006 19:20:4419:20:44 UhrUhr SPIELKULTUR Buch

LEGENDEN AN DER ist die Lektüre jederzeit, und wer ein hinrei- SEITENLINIE, FUCHTELND chend gutes Gedächtnis hat, bekommt einen Ein Trainer, das weiß man, steht fuchtelnd reichen Anekdotenschatz an die Hand, mit dem an der Linie und wird anschließend entlassen. sich prima angeben lässt. Übrigens: Nur eine Ein Teil des fußballerischen Erfolgs einer Elf der eingangs erwähnten Behauptun gen ent- gehört ihm, denn er hat ja das erreicht, was spricht der Wahrheit. Welche? Das erfahren sein Vorgänger zuletzt nicht mehr schaffte: Sie- Sie demnächst in Ihrem Vereinslokal. ge. 30 legendäre Trainer werden hier vorge- EBERHARD SPOHD stellt: Von beinahe vergessenen wie Hugo Meisl Wolfgang Hars 0,5:0. Die wundersamsten bis zu den legendären wie , José Fußballirrtümer und -legenden Scherz Verlag Mourinho, Arsène Wenger oder Rinus Michels. 239 Seiten 17,90 Euro Gemeinsames Anliegen der Porträts ist es, „den Einfl uss des jeweiligen Trainers auf den Fuß- ball seiner Zeit darzustellen“, wie der Heraus- geber formuliert. Von ihm fi ndet sich hier auch eine kenntnisreiche Geschichte dieses Berufs. ein Transskript der berühm ten Reportage vom Aufgrund welcher Erfolge allerdings Jürgen Nürnberger Abstieg 1999 („Wir melden uns Klinsmann jetzt schon als legendärer Trainer vom Abgrund“). Dieses Buch ist der beste Be- vorgestellt wird, erschließt sich leider nicht. leg, dass Schauspieler keine Platten aufneh- Aber das soll den Wert dieses gründlich gear- men, Popstars nicht schauspielern und Radi- beiteten Bandes nicht schmälern. oreporter keine Bücher schreiben sollten. MARTIN KRAUSS MALTE OBERSCHELP Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.) Strategen Günther Koch Der Ball spricht. des Spiels. Die legendären Fußballtrainer Verlag Fußballgeschichten Fischer Verlag Die Werkstatt 414 Seiten € 21,90 219 Seiten € 8,95

ANEKDOTENSCHATZ AM KNEIPENTISCH erzielte das erste Golden Goal in der Fußballgeschichte. Dortmunds Trainer Hermann Lindemann wurde im Bordell ver- DER UNPROFESSIONELLE haftet. Die Italiener haben den Mauerfußball CHARME DER FRÜHEN JAHRE eingeführt. Fangesänge wurden erfunden, weil Die Bilder sind toll. Pelé und Garrincha um- in Liverpool die Lautsprecher ausfi elen. Legen- armen sich nach dem Finale, 1958. Stan Libu- den rund um den Fußball gibt es zuhauf, Bü- da und Jürgen Grabowski beim Krocketspielen cher zum Thema sind Legion. Der Redakteur im Hotelgarten, 1970. Die italienischen Stars Wolfgang Hars hat fl eißig gesammelt und eine Luis Felipe Monti und Giuseppe Meazza vor ziemlich gelungene Rundschau zusammenge- dem Anpfi ff, 1934. Der Fotoband „Bilder der stellt. Einiges davon ist bekannt, anderes über- WM“ ist eine opulente Zweitverwertung der rascht, manches bleibt ungelöst. Vergnüglich WM-Edition aus dem Agon Sportverlag (siehe nächste Seite) und versammelt gleich mehre- REPORTER, BLEIB BEI re hundert Aufnahmen der Turniere von 1930 DEINEM MIKRO bis 1974. Manche Bilder kennt jeder, gerade Günther Koch ist der beste Radiokommen- die der deutschen WM-Siege. Doch die meis- tator. Heißt es, landauf, landab. Aber Bücher ten Fotos zeigen den unbekannten, fast schon schreiben kann er deshalb nicht automatisch unprofessionellen Charme der frühen Jahre. auch. Kochs Werk „Der Ball spricht“, eine Mi- Stark verbesserungsfähig ist jedoch die Präsen- schung aus Autobiographie und Anekdoten- tation: Leider neigt der Layouter dazu, die Bil- sammlung, ist vor allem eins: bemüht. Will der einander überlappen zu lassen oder kleinere man wirklich wissen, wie er am 11. September in größere Aufnahmen einzuklinken. So feh- 2001 mit in der Ersten Klas- len häufi g ganze Ausschnitte. Und das haben se vom abgesagten Champions-League-Spiel diese Fotos nicht verdient. zurückkfl og? Oder wer seine Lieblingsspie- MALTE OBERSCHELP ler und -trainer sind? So reiht Koch Belanglo- Martina Backes (Hg.) Bilder der WM. sigkeit an Belanglosigkeit. Das einzig wirklich Die schönsten WM-Fotos von 1930 bis 1974 Spannende stammt natürlich aus dem Radio: Agon Sportverlag 95 Seiten € 16,90

RUND 111

rrund_110_112und_110_112 111111 009.02.20069.02.2006 19:20:4719:20:47 UhrUhr SPIELKULTUR WM-Editionen

IM RUND-WM-REGAL: Gleich drei WM-Editionen drängeln sich vor dem Weltturnier auf den Markt. Doch welche Buchreihe braucht der Fan für das echte WM-Vergnügen wirklich?

VON MATTHIAS GREULICH, FOTO BENNE OCHS

Wenn im Werbefernsehen in biederen Wohn- zimmern Menschen wie bekloppt die Arme in die Höhe reißen, soll es wohl um Fußball gehen. Für den Spot der „SZ-Edition“ muss zusätzlich zu diesen Halbdebilen am Couch- tisch noch Werner Hansch auftreten, der Emo- tionen angeblich so gut transportieren kann. Grausam. Aber es scheint nicht anders zu ge- hen, wenn man in der Schlacht um die Auf- merksamkeit der Fans eine WM-Buchreihe bekannt machen will.

Sogar Franz Beckenbauer, der die „SZ“ ein „Bolweschistenblatt“ genannt haben soll, ist dabei

„Die besten Bilder und Geschichten“ ver- spricht die „Süddeutsche Zeitung“ und setzt dabei auf große Namen. Sogar Franz Becken- bauer, der die Zeitung wiederholt als „Bolsche- ten. Nach ganz wenigen Rezensionen wurde Die Verlagsgruppe Weltbild beliefert Samm- wistenblatt“ bezeichnet haben soll, ist mit im das von Folke Havekost und Volker Stahl lie- ler mit Editionen aller Art, etwa von Agatha Boot und schreibt über den sensiblen Bundes- bevoll recherchierte 74er-Buch erst andert- Christie, dem Brockhaus oder Asterix. Seit kur- trainer Helmut Schön. Die Originalreportagen, halb Jahre nach Erscheinen gemeinsam mit zem ist auch eine WM-Edition im Angebot. insbesondere die von Herbert Riehl-Heyse den anderen Bänden im „Stern“ gewürdigt. Kürzere Texte, viel Statistik und eine Aufl is- über das Spiel BRD – DDR von 1974 sind Pre- So gerechtfertigt die Lobeshymne in der Il- tung aller WM-Spieler von A-Z verschaffen ei- ziosen. Aber das wird von der Sportredaktion lustrierten auch war, zwischen den Chroniken nen Überblick über die Weltmeisterschafts- des Blattes ja auch erwartet. Den Anteil an rein gibt es Qualitätsunterschiede. Ein Beispiel ist turniere seit 1930. Fans, die es genauer wissen nostalgischen Passagen haben die SZ-Autoren der 70er Band, für die das Duo Havekost/Stahl, wollen, sollten sich allerdings dennoch die genau dosiert, der selbst formulierte Anspruch, mit Co-Autor Hans Vinke offenbar weniger Bände der „Süddeutschen Zeitung“ oder von nicht nur zurückzublicken, wird eingelöst. Ob Zeit zur Verfügung hatte. Die zugegeben amü- Agon zulegen. in der Edition allerdings auch die besten WM- santen Erinnerungen von „Kicker“-Herausge- Josef Kelnberger, Ludger Schulze Bilder zu sehen sind, ist dagegen zweifelhaft. ber Karl-Heinz Heimann an die Zeit in Mexiko Süddeutsche Zeitung WM-Bibliothek Zumindest vom 74er Turnier gibt es bessere. nehmen zu breiten Raum ein, mit Uwe Seeler je Band 160 Seiten € 14,90 Beim Betrachten des von konnten die Autoren nur am Rande eines Pro- Verschiedene Autoren Chronik der herausgegebenen Bertelsmann WM-Buchs von minentenspiels ein kurzes Gespräch führen, Fußballweltmeisterschaften Agon Sportverlag 1974 kommt deutlich mehr WM-Stimmung als von den anderen WM-Fahrern ganz zu schwei- je Band 128 Seiten € 22 (für die Chronik bei der „SZ“ auf. gen. Die Auswahl der Bilder ist zwar gelun- 1974: 160 Seiten 24 Euro) Mit deutlich geringerem Marketingaufwand gen, allerdings würden farbige Abbildungen Weltbild Sammler Editionen – nämlich gar keinem – muss sich die WM- von farbig im Fernsehen übertragenen Welt- Fußball-WM-Edition Verlagsgruppe Reihe des Agon-Verlages am Markt behaup- meisterschaften gut tun. Weltbild je Band 100 Seiten € 11,95

RUND 112

rrund_110_112und_110_112 112112 009.02.20069.02.2006 19:21:0719:21:07 UhrUhr RUND Impressum

IMPRESSUM RUND #8 03 2006 VERLAG: Olympia-Verlag GmbH, Badstr. 4-6, D-90402 Nürnberg, Tel. 0911/216-0, Fax 0911/216 27 39 REDAKTION: RUND Redaktionsbüro Hamburg ARBEITEN IN DER REDAKTION FOTO BENNE OCHS GmbH & Co. KG, Pinneberger Weg 22-24, 20257 Hamburg Tel. 040/80 80 686-0, Fax 040/80 80 686-99 REDAKTIONSLEITUNG: Rainer Schäfer (verantwortlich für den Inhalt), Matthias Greulich (geschäftsführender Redakteur), Oliver Lück (stellv. Redaktionsleitung) ART DIREKTION: Anna Clea Skoluda REDAKTION: Martin Krauß (Chef vom Dienst), Eberhard Spohd (Textchef), Malte Oberschelp, Christoph Ruf REDAKTIONSASSISTENZ: Sabine Richter GRAFIK: Anne-Katrin Ellerkamp, Sonja Kördel SCHLUSSGRAFIK/INFOGRAFIK: Sabine Keller BILDREDAKTION: Henning Angerer, Jochen Hagelskamp, [email protected] ILLUSTRATION: Tina Berning, Anne-Katrin Ellerkamp, Sonja Kördel, Stephane Manel AUTOREN: Peter Ahrens, Martin Bergmeier, Sven Bremer, Detlef Dreßlein, Holger Gertz, Oke Göttlich, Ulrich Hartmann, Frank Heike, Thomas Kilchenstein, Wolfgang Laaß, Roland Leroi, René Martens, Jörg Marwedel, Christiane Mitatselis, Christian Otto, Nico Patschinski, Sven Recker, Roger Repplinger, Elke Rutschmann, Tobias Schächter, Bernd Schneiders, Ricardo Setyon, Kathrin Steinbichler, Jörg Strohschein, Andrea Suhn, Olaf Sundermeyer, Jörg Thadeusz, Daniel Theweleit, Broder-Jürgen Trede, Peter Unfried, Elke Wittich, Matthias Wolf KORREKTORAT: Janina Jentz ÜBERSETZUNGEN: Stefanie Knauer TITELBILD: Stefan Schmid FOTOS: Jean Balke, Edward Beierle, Mareike Foecking, Tillmann Franzen, Antonina Gern, Astrid Kirchherr, Matthias Koslik, Dirk Krüll, Tim Kubach, Martin Kunze, Iain Macmillan, Dirk Messner, Benne Ochs, Stephan Pfl ug, Maak Roberts, Stefan Schmid, Florian Seidel, Sebastian Vollmert, Ulrich zur Nieden SPIELE: Bei Gewinnspielen, die die RUND-Redaktion veranstaltet, ist der Rechtsweg grundsätzlich ausgeschlossen. ANZEIGENLEITUNG: Werner A. Wiedemann (verantwortlich für Anzeigen), Tel. 0911/216 22 12 Ekkehard Pfi ster, Tel. 0911/216 27 49, Gültige Anzeigenpreisliste Nr. 2 vom 1. 1. 2006 REPRO: Fire Dept. GmbH, Hamburg DRUCK: heckel GmbH, Nürnberg Immer unterwegs in Sachen Fußball: Redakteur Christoph Ruf VERTRIEBSLEITUNG: Andreas Bauer, Tel. 0911/216 22 60 ABONNEMENT UND KUNDENDIENST: Deutschland: RUND-Leser-Service, Badstr. 4-6, 90402 Nürnberg, [email protected], Tel. 0911/216 22 22, Preis des Einzelheftes 2,80 Euro, Jahresabonnement 33,60 Euro Österreich: RUND-Abonnenten-Service, Postfach 5, 6960 Wolfurt, [email protected], Tel. 0820/ 00 10 82, Fax 0820/00 10 86, Preis des Einzelheftes 3,20 Euro, Jahresabonnement 38,40 Euro Schweiz: RUND-Leser-Service, Postfach, 6002 Luzern, [email protected], Tel. 041 3292233, VORSCHAU 04 2006 Fax 041 3292204, Preis des Einzelheftes 5,40 sFr, Jahresabonnement 64,80 sFr Übriges Ausland: Jahresabonnement 33,60 Euro zzgl. Porto Am 22. März erscheint die nächste RUND-Ausgabe: Erscheinungsweise: monatlich Für unverlangt eingesendete Manuskripte, Fotos, Dias, Bücher Pfälzer Pläne: In Kaiserslautern hat man ehrgeizige usw. wird nicht gehaftet. Die gesamte Zeitschrift einschließlich aller ihrer Teile ist urheberrechtlich geschützt, soweit sich Ziele. Der Klub will sich nachhaltig entschulden aus dem Urheberrechts gesetz und sonstigen Vorschriften nichts anderes ergibt. Jede Verwertung ohne schriftliche und dennoch die Klasse halten. Macht der Verein Zustimmung des Verlages ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und bei diesem Spagat die Grätsche? Rudi Völler: die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Copyright für Inhalt und Gestaltung – falls nicht Bayer Leverkusens Sportdirektor verrät im großen ausdrücklich anders vermerkt – by Olympia-Verlag 2006. ISSN 1860-9279 Interview, was er von Jürgen Klinsmann als Bundestrainer hält Seppo Eichkorn: Der Cotrainer des FC Bayern München steht im DFB-Pokal vor der Rückkehr ans Millerntor des FC St. Pauli Christiane Paul: Die 31-jährige Schauspielerin erklärt im Interview, was sie an Oliver Kahn so faszinierend findet

RUND 113

rrund_110_112und_110_112 113113 009.02.20069.02.2006 19:21:2919:21:29 UhrUhr SPIELKULTUR Leserbriefe

Aufkleber, RUND 2/06 Schnellschuss, RUND 1/06 Supermotive vermisst Komplett alleine Ich habe schon sehnsüchtig auf die neue RUND Ich werde übermorgen 15 Jahre alt, bin C-Ju- gewartet. Leider musste ich feststellen, dass die gend-Niederrheinliga-Spieler und habe das Postkarten fehlen. Ich hoffe, die nächste Ausga- Rätsel komplett alleine gelöst, da mein Vater be ist wieder mit den Supermotiven bestückt. so nett ist, neben dem „Kicker“ auch monat- Nicht, dass die Aufkleber schlecht wären, nein, lich das Magazin RUND zu kaufen und ich so im Gegenteil. Aber die Postkarten waren schon schlau bin, regelmäßig Fußballsendungen im was besonderes … Fernsehen zu gucken. RUND-Ausgabe 2/06 Sebastian Grad, Merching, per E-Mail Severin Minten, Kamp-Lintfort, per E-Mail

Allgemein, RUND Kicken mit Frau Spindelfuß, RUND 1/06 Begeisternd gestaltet In Lengerich nicht vergessen Ein großes Kompliment für die Gestaltung eu- Mit großem Interesse lasen wir Ihren Artikel „Kicken mit Frau Spindelfuß“ in der Ausgabe res Fußballmagazins. Ich selbst interessiere der RUND 1/2006. Wir, das sind die Mitwirkenden des Theaters in der Klinik, kurz gesagt: mich zwar eher weniger für Fußball, habe das Thik, einer Initiative des Hannah-Arendt-Gymnasiums und der Westfälischen Klinik für Neu- Magazin aber als Musterexemplar für ein Print- rologie und Psychiatrie in Lengerich. Ganz vergessen ist der Schwank „Der Fußballkönig“ von projekt im Rahmen meiner Ausbildung gekauft Max Reimann und Otto Schwartz nicht. Im Berlin der 1920er Jahre als Erfolgsstück auf die und bin begeistert. Bühne gebracht, vermag die Geschichte um den Nudelfabrikanten Tiedemann und seine Fa- Claire Fischer, Schweiz, per E-Mail milie auch heute noch das Publikum zu begeistern. Seit Thik Silvester 2005 mit dem Stück Premiere feierte, haben in neun Vorstellungen bereits circa 1.800 Zuschauer beim Endspiel

SPIELKULTUR Online-Trainer SPIELKULTUR Online-Trainer der Bodenstädter mitgefi ebert. Umso größer war natürlich unsere Freude, als wir Ihren Arti-

VIRTUELLER KAMPF UMS ECHTE GELD zahlen und die Bindung von Kunden auf der kel in die Hände bekamen. Offensichtlich hatte Ihre Redaktion die gleiche Idee wie wir: dass Schlau reden kann jeder. Viele Fußballfans wissen genau, was sie besser machen würden als die Trainer ihrer eigenen Webseite das Ziel, natürlich auch, um Lieblingsvereine. Im Internet können sie es unter Beweis stellen: Die Zahl der ONLINE-MANAGERSPIELE höhere Tarife für die Online-Werbung verlan- gen zu kön nen. Die Portale comunio.de und steigt, und mit ihr auch die Konkurrenz unter den einzelnen Plattformen. Schließlich ist es nicht nur ein Spiel, go4soccer.de locken mit kostenlosen Einstieg- SO WIRD MAN ONLINE-MANAGER es geht auch um sehr viel Geld VON OKE GÖTTLICH UND EBERHARD SPOHD, FOTO BENNE OCHS sangeboten, die auf Wunsch des Spielers um Das Prinzip aller Online-Manager-Spiele ist ähnlich. Mit einer Gruppe von kostenpfl ichtige Optionen erweitert werden Menschen, seien es Freunde, Arbeitskollegen oder die eigene Fußballmann- können. Um die fünf bis acht Euro kostet dies schaft, wird eine Tippgemeinschaft gebildet. Jeder kann unter Beweis stellen, pro Saison. dass er den größten Sachverstand besitzt, wenn es um die Bundesliga geht. Die nämlich das Jahr der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland ein ausgezeichneter Anlass ist, Schreibtischmanager gelungen ist. Bei den Rund 350.000 Teilnehmer sind laut Betrei- Anbieter der Spiele stellen dazu die Infrastruktur zur Verfügung. Zu Beginn fünf relevanten Portalen www.comunio.de, ber Fabian Loschek bei comunio.de registriert. bekommt jeder Teilnehmer entweder eine Mannschaft aus verschiedenen Bun- www.go4soccer.de, www.sport-bild.de, www. Zwar können diese auch kostenlos am Spiel desligaspielern zugelost. Die zweite Variante ist, dass alle denselben Etat bekom- sportal.de und www.kicker.de schauen jeden teilnehmen, interessanter und informativer men, mit dem sie ihr Team zusammenkaufen können. Tag mehr als 500.000 Spieler auf den aktua- wird es aber, wenn man sich den Plus Player Bei allen Spielen gibt es Transferphasen, und das macht den entscheidenden lisierten Transfermarkt, stellen ihr Team auf- oder gar den Pro Player zulegt. „Der Reiz von Unterschied der einzelnen Spiele aus. Während zum Beispiel bei kicker.de nur grund von Verletzungen um und schreiben comunio besteht in der hohen Interaktivität. vor der Saison und in der Winterpause der Kader ergänzt werden darf, ist bei mal mehr, häufi ger weniger sinnreiche Bei- Wir haben ein großes Forum, in dem die Mit- comunio.de der tägliche Handel mit Spielern zentraler Teil des Spielvergnügens. ein solches „Schätzchen“ zu heben. In Lengerich gibt es aber noch einen weiteren Grund zum träge in die Foren der Portale. glieder über Fußball und das Spiel selbst dis- Transfers sind nahezu jederzeit möglich, wer das aktuelle und reale Fußballge- Dort tauschen sich die Möchtegern-Klinsis kutieren.“ Rund zwei Dutzend Moderatoren schehen aufmerksam verfolgt, kann im Vorteil sein – oder fällt auf jeden kurz- der Nation aus, geben sich Pseudonyme und kümmern sich, so Loschek, ehrenamtlich um fristig hochgejubelten Bundesligaprofi herein. schnattern anonym mit anderen Online-Sport- die „Netiquette“. Inzwischen hat comunio das Aus diesen Kickern wird allwöchentlich die Mannschaft zusammengestellt, chefs – weit mehr Menschen als in jede Knei- Angebot noch erweitert: Am Anfang der Sai- von der der Online-Spieler glaubt, dass sie am real ausgespielten Bundesliga- pe dieser Welt passen würden. Für Martin son wurden zwei Ableger gestartet, einer für spieltag die beste Leistung bringt. Nach externen Benotungen – go4soccer.de Grosjohan, Geschäftsführer beim jüngsten die zweite Liga und einer für die österreichi- verwendet beispielsweise die „Kicker“-Noten, während comunio.de auf die von An bie ter go4soccer.de ging es „beim Aufbau sche Bundesliga. sportal.de zurückgreift – und Sonderwertungen etwa für Tore oder rote Karten Feiern. Wird doch der hiesige Fußballverein, der SC Preussen 06 Lengerich, in diesem Jahr des Spiels darum, alles authentischer zu ma- Doch seit der Einführung von go4soccer.de bekommt dann ein Fußballer, den der Onliner in seine Mannschaft berufen hat, chen, als bei den bestehenden Managern“. vor der laufenden Saison hat sich ein harter einen Punktwert gutgeschrieben. Wer am Ende der Saison die meisten Punkte Wie Gros johan ist bereits eine ganze Gene- Wettbewerb im Segment der Managerspiele auf sich vereinigt, darf sich als Fußballfuchs seiner Tippgemeinschaft wähnen ration an Fußball interessierten mit Simulati- um die interaktive Soccer-Gemeinde entwi- und kann ein Jahr lang jeden Tag den anderen erklären, wie clever er doch seine onen über das Fußballgeschäft erwachsen ckelt. „Natürlich kannten wir comunio, aber Mannschaft aufgestellt hat. Die anderen suchen nach Ausreden und berufen geworden. Seit knapp 20 Jahren sind die Com- die haben das Rad doch auch nicht neu erfun- sich auf das große Verletzungspech. Also ganz wie im richtigen Leben.< puter spiele aber immer komplexer geworden. den“, streitet Grosjohan einen Kopiervorwurf „Bei vielen musst du ja ein Diplom in Trai nings- ab. Go4copy wird sein Produkt seit Marktein- wis sen schaften abgeschlossen haben, um über- führung in den Foren von comunio genannt. 100 Jahre alt. Wir beziehen deshalb in die Aufführungen Fußballer der unter schiedlichen haupt bestehen zu können. Ganz abgesehen Das ist eine Petitesse im Vergleich dazu, dass davon, dass man schon mal zwei Stunden für im comunio.de-Forum die Namen der beiden gibt sich Loschek wortkarg und gibt doch ei- DFL nicht. Für sie ist das Geschäft zu unüber- die Einstellung eines Spieltags braucht“, so der go4soocer.de-Geschäftsführer mitsamt dem nen kleinen Einblick in die Möglichkeiten, mit sichtlich und zu neu, um sich um die verhält- Virtueller Fußballstratege: Eine Viertelstunde täglich genügt, um zu go4soccer-Gründer. Sitz der Firma und Auszügen der Lebensläufe Online-Spielen Geld zu verdienen. nismäßig geringen Lizenzgebühren zu bemü- beweisen, dass man eine Menge von Fußball versteht Bei den Online-Spielen geht es im Gegen- verbreitet werden. „Das empfanden wir in der Warum der Markt so umkämpft ist, zeigt hen. Daher prüft die DFL die Seriosität der satz dazu um eine simplifi zierte Abbildung Tat als etwas ungewöhnlich“, so Grosjohan. sich bei den Gewinnmargen, die in dem Ge- Angebote nicht, selbst wenn die bekannten des Geschehens in Echtzeit. Ein täglicher Auf- Einen kleinen Vorsprung sieht Grosjohan schäft erzielt, jedoch letztlich nur geschätzt Dienste zu Beginn der Saison angeschrieben Das Wochenende ist vorüber. Der fußball- gen? Oder noch besser, den Bundesligaspiel- wand von fünf bis 15 Minuten genügt, um sich aber gegenüber comunio.de. „Wir vergeben werden können. Gerne kokettieren die Diens- wurden, um sie auf die notwendige Lizenzie- Mann schaften des SC mit ein: Wenn Fußballkönig Hans Müller mit seinen Ka meraden zum freie Alltag hat seine Arme ausgebreitet. Es ist tag in die Verlängerung schicken? mit seinen Konkurrenten zu messen. Das si- Punk te als einziger Service nach der ‚Kicker’- te mit Nutzerzahlen im mittleren sechsstelli- rung hinzuweisen. die Zeit der aufgetischten Randgeschichten Dafür gibt es Online-Spiele. Sie unterschei- chert den Betreibern eine große Userschar, Bewertung.“ Ein Dienst, den sich die Ham- gen Bereich. Sollte davon nur ein Zehntel, also Welche Ideen die Betreiber der einzelnen über Stars, Konfl ikte und Skandale angebro- den sich von herkömmlichen Simulationen die sich am Arbeitsplatz schnell nebenbei ein- burger zwar etwas kosten lassen, aber als ungefähr 35.000 Spieler einmal jährlich acht Seiten für die Zukunft noch haben, darf man chen. Fußballfreunde sind auf passiven Infor- von Fußball-Management, da sie auf die realen loggen kann, um ihr Team für den kommen- Investition in die Qualität verstehen. „Die ,Ki- Euro überweisen, kommt man auf einen Um- gespannt abwarten. Auf jeden Fall wird der mationsempfang geschaltet. Keine Anfeue- Ge schehnisse der Liga Bezug nehmen. Aus ge- den Spieltag zu aktualisieren und sich darü- cker‘-Noten sind eben ein anerkanntes Bran- satz von 280.000 Euro. Dazu kommen noch Spielgedanke bestimmt noch verfeinert wer- rung möglich. Die Diskussionen in der Kantine stat tet mit einem Budget können Stamm tisch- ber zu ärgern, welcher Spieler von welchem chenmessverfahren“, lächelt Grosjohan. Com- die Einnahmen für die Werbung. Auf der Soll- den. Und dass der heimische PC nicht die drehen sich noch immer um das Spiel vom trai ner nicht nur meckern, sondern aus allen Kumpel vor der Nase wegtransferiert wurde. munio selbst hat sich zu Beginn der Spielzeit seite stehen dem die Kosten für die Server- Grenze des Fußball-Fantasielands sein muss, vergangenen Samstag, jeder ist der bessere Bundesligisten ein eigenes Team zusammen- Der User ist bei diesen kommerziellen Diens- vom „Kicker“ und seinen Ranglisten getrennt. struktur entgegen, aber auch Kosten für die gilt als sicher. Einige Anbieter planen bereits, Empfang im Hause Tiede mann geladen wird, dann erstrahlt die Lengericher Bühne im Blau- Trainer und Manager. Aber man ist bei der kaufen und ihr Wissen öffentlich präsentieren ten das Objekt der fi nanziellen Begierde. Bei Über die Gründe darüber wird ungern öffent- Lizenzen der Logos der Deutschen Fußball ihren Dienst auch für das Mobiltelefon auszu- Arbeit und nicht im Stadion. Wie also die Kol- (siehe Kasten). An jedem Spieltag müssen sie den kostenlosen Spielen wie sport-bild.de, spor- lich gesprochen. „Wir sind im Sommer an fi - Liga und der Vereine. Wie viele der Online- bauen. Dann kann endlich überall das virtu- legen vom eigenen Expertenstatus überzeu- beweisen, ob der Schritt vom Stamm- zum tal.de und kicker.de ist die Erhöhung der Klick- nanzielle und zeitliche Grenzen gestoßen“, Manager offi ziell lizenziert sind, weiß die elle Trainingslager betreten werden. RUND 106 RUND 107 Weiß der Preussen-Trikots und Schauspieler und Fußballer schmettern gemeinsam das Schal- ke-Lied „Blau und weiß, wie lieb ich dich“, das – von der Farbgebung her – auch gut auf den Im RUND-DVD-Regal, RUND 2/06 SC passt. Thik-Gruppe, Lengerich, per E-Mail Bitte nochmal Großes Lob an eure Zeitschrift. Mit nur einem vernünftigen Fußballmagazin und durch- schnittlich zwei Auswärtsfahrten im Monat wurde es früher meistens etwas langweilig, aber nun gibt es ja euch. Besonders interes- siert hat mich im neuesten Heft der Artikel über die Online-Managerspiele. Leider habt ihr nur Beispiele genannt, die sich am realen Ligageschehen orientieren. Besonders habe ich den Onlinefußballmanager vermisst, ich bin seit einigen Saisons großer Anhänger dieses Online-Spieles und auch recht erfolg- reich. Ich würde mich freuen, wenn ihr noch- mals darauf eingeht und dabei die fi ktiven Managergames vorstellen würdet. Ansonsten macht bloß weiter so, ich möchte euch nicht

mehr missen. „Schätzchen heben“ in Lengerich: Die Thik-Theatergruppe Benjamin Scheller, per E-Mail inszeniert den tot geglaubten „Fußballkönig“

RUND 114

rrund_114_115und_114_115 114114 009.02.20069.02.2006 19:25:3019:25:30 UhrUhr RUND Leserbriefe

„Der Spiegel“, 3/2006 Runde Presse: „Studien der Angst“ „Die Interviews des Journalisten Oliver Lück sind Studien der Angst. Erst neulich wieder ha- be einer seiner Gesprächspartner vor Nervo- sität geschwitzt, „wie in der Sauna“, berichtet er mit Mitleid in der Stimme. Trotz aller An- teilnah me: Seine Gegenüber von ihren Angst- schweiß attacken zu erlösen, käme Lück, 32, nicht in den Sinn. Im Gegenteil. Der Redak teur des Fußballmagazins RUND schließt die zu Be- fragenden an einen Lügendetektor an. Erhöh- te Pulsfrequenzen und Stress sind die Folge. Seit Juli verblüfft „Rund“ mit einer unkon- ventionellen Berichterstattung übers Kicken. Rainer Schäfer, Chefredakteur des eher fach- lich-analytischen Monatsmagazins, gibt sich angesichts der vielfältigen Konkurrenz gelas- sen. Er weist auf Studien hin, nach denen es in

Das Deutschland mehr als sieben Millionen Men- schreiben andere über schen geben soll, die sich Zeitschriften lesend über Fußball informieren wollen.“ RUND Christine Koischwitz RUND in der Selbstbespiegelung

Allgemein, RUND vieler daraus macht! So eine Absurdität ist Weiter so wohl wirklich nur im fußballverrückten Eng- Gewinner des RUND gefällt mir von mal zu mal besser. Frü- land und bei uns in Deutschland nicht mög- Schnellschuss-Rätsels her kaufte ich es mir nur ab und zu, jetzt regel- lich. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, mäßig. Machen Sie weiter so. dass demnächst das Krokodil des VfB Stutt gart In unserer Januarausgabe mussten Ingo Frank, Neunkirchen oder der Nürnberger Ritter im Rathaus sitzen Sie die RUND-Wunschelf erraten: werden. Doch wer weiß, vielleicht wagen ja

IM ABSEITS Affentheater IM ABSEITS Affentheater schon bald auch unsere Maskottchen den po- Zu ermitteln war Uwe Seelers Bonmot:

DER AFFE, DEN SIE NICHT HÄNGTEN VON OLIVER LÜCK, FOTOS KLAUS MERZ litischen Aufstand … Timo Siebert, per E-Mail „Das Geheimnis des Fußballs ist ja der

DIES IST DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES FUSSBALLFANS STUART DRUMMOND, DER ALS MASKOTTCHEN DES ENGLISCHEN DRITT LIGISTEN Ball“. Wir gratulieren: Tobias Bürk, Kap- HARTLEPOOL UNITED BEKANNT WURDE, IM AFFENKOSTÜM ZUR WAHL ANTRAT UND ZUM BÜRGERMEISTER SEINER HEIMATSTADT GEWÄHLT WURDE. NUN WURDE ER IN SEINEM AMT SOGAR BESTÄTIGT

Stuart Drummond weiß, dass es Geschichten wie seine in der humor- IM ABSEITS Kickermatten IM ABSEITS Kickermatten pelrodeck, zu einem von Tim Borowski losen und geordneten Welt der Politik gar nicht geben dürfte. Eine Geschichte, die so unglaublich klingt, dass viele sie auch heute – fast vier Jahre später – noch immer nicht glauben mögen. Und auch Drum- „Es sollte alles nur ein Witz sein“: Bürgermeister Drummond in seinem Büro mond selbst hat in manchen Momenten einen etwas ungläubigen Blick, wenn er erzählt, wie er Bürgermeister von Hartlepool wurde, einer Küstenstadt mit 90.000 Einwohnern im nordöstlichsten Eng- der bislang im Kostüm gesteckt hatte, war die Lust vergangen. Ein land zwischen Newcastle und Middlesbrough. Nachfolger war nicht in Sicht. „Am nächsten Tag habe ich mich vor- gestellt“, so Drummond. Er bekam den Job. Von nun an sollte er für NACH WENIGEN TAGEN SPRACH DIE GANZE STADT ÜBER signierten Trikot; Kai Wittkowski (per E- die nächsten drei Jahre fast jedes Wochenende zu H’Angus, dem Affen, IHN, ER MUSSTE TÄGLICH INTERVIEWS GEBEN werden. „Am Anfang musste ich das Gehen üben und bin häufi ger mal An diesem Abend feiern die Anhänger von Hartlepool United das gestolpert“, erzählt er von den riesigen Affenfüßen. Ein batteriebetrie- 3:1 gegen Gillingham – ein verdienter Sieg in einem schwachen Spiel bener und im Kopf eingebauter Ventilator sorgte nur bedingt für der dritten englischen Liga. Im Gillen Arms, der Stammkneipe der Frischluft. Vor selten ausverkauften Rängen und meist weniger als United-Fans, sitzt Stuart Drummond, vor sich ein Pint dunkles Bier, 5000 Zuschauern tanzte er durch das Stadion eines Vereins, den zwei in der rechten Hand eine Zigarette. „Eigentlich sollte alles bloß ein Klassen von den Namen trennen, die jeder kennt. Nur alle zehn Jahre Waldemar Gebhardt 1963 Witz sein, ein bisschen Werbung für unseren völlig unspektakulären spielt mal ein Klub aus der Premier League an der Clarence Road im Zum Bundesligastart wurden Jürgen Klinsmann 1986 die Haare praktisch nach hinten Da blitzt beim Schwabenpfeil Mail) zu einem RUND-Jahresabo; Jannik Klub“, beginnt er. Als nach nur wenigen Tagen aber die ganze Stadt Victoria Park, dem Stadion im Industriegebiet nordlich des Zentrums. gekämmt. Wichtig: Ohren frei Bon Jovi durch. Das Blondhaar fällt über ihn sprach und er täglich Interviews geben musste, wurde mehr Vor 47 Jahren hatte man Manchester United mal am Rande einer Nie- in die Stirn und über die Ohren Joachim Löw 1982 daraus. „Ein Affe will Bürgermeister werden“, titelte die städtische derlage. Vor ein paar Jahren schafften es die „Pools“ überraschend in Pilzkopf mit Pony, noch an den Beatles orientiert, Presse. Die größten Tageszeitungen des Landes zogen nach. „Da kam die vierte Runde des FA-Cup, des nationalen Pokalwettbewerbs. Gro- aber in Schwarzwälder Ausprägung. Wie der Manfred Müller 1965 heutige Bundestrainer-Assistent Löw wollten was ins Rollen.“ Oft unterbricht er sich selbst mit einem Lachen, das ße Titel hat der Klub in seiner 97-jährigen Geschichte keinen einzigen Jive-Schnitt, wie Elvis, auffälliger viele Fußballprofi s aussehen in den 80er Jahren die schiefen Schneidezähne entblößt, gefolgt von einem leichten Kopf- feiern können. Der letzte Erfolg: Vor zwei Jahren wurde der Stadion- Messerhaarschnitt. schütteln. Dass ausgerechnet er jetzt der wichtigste Mann seiner Hei- rasen zum besten der dritten Liga gekürt. Schön hochgeföhnt, Pomade rein matstadt ist und jährlich rund 200 Millionen Pfund verwaltet, fast 300 DIE ZUSCHAUER LIEBTEN IHN FÜR SEINE KURIOSEN EIN- Millionen Euro. Dass ausgerechnet er von seinen Freunden „Bürger- Heiligenstadt, Celle, zu einem Besuch in FÄLLE, DIE KLUBS HASSTEN IHN DAFÜR meister“ gerufen und nach Verstärkungen für das Team gefragt wird: „Hey Bürgermeister, investier unsere Steuergelder doch mal sinnvoll Doch Stuart Drummond ging regelrecht auf in seinem Job als und kauf zwei gute Stürmer!“ Der 32-Jährige steht auf, geht hinter den Glücksbringer. „Als Einziger habe ich in Wembley den Elfmeter ver- Tresen, nimmt ein Bild von der Wand und legt es auf den Tisch: „Das senkt“, erzählt er vom jährlichen Treffen aller englischen Fußballmas- bin ich mit Alan Shearer.“ Das Foto zeigt den früheren englischen Na- kottchen. Jeder Verein bis in die fünfte Liga hat ein riesiges Plüschtier, Norbert Nigbur 1974 Günter Netzer 1971 Norbert Dronia 1983 tionalstürmer, wie er einem dümmlich grinsenden Plüsch schimpansen das auch bei Auswärtsspielen die eigenen Anhänger in Wallung brin- Nigburs Oberkopf wurde mit der Rundbürste hochgestylt, die Seiten Macht auf Rebell und Dronia ist der typische Minipli-Typ. Diese Pseudo-Dauer- mit Segelohren und heraushängender Zunge, der in einem viel zu gen soll. Als Drummond im Affenkostüm während der Halbzeitshow geformt und locker aufgekämmt. An Abba orientiert, die waren für Existentialist. Wirkt formlos welle war Anfang der 80er Jahre unter Fußballern schwer angesagt. Musste man mit einem Afrokamm pfl egen großen Fußballtrikot steckt, die Hand schüttelt. in Blackpool anstößige Hüftbewegungen an einer aufblasbaren Pup- viele Vorbild. Halblange Haare, lange Koteletten. George Best light der RUND-Redaktion. Norbert Ringels 1981 Alles begann an einem lausig kalten Januarabend beim Auswärts- pe zeigte, wurde er aus dem Stadion geschmissen. Ein anderes Mal in Minipli, Modell Wischmop, ästhetisch Plüschschimpanse mit Ventilator im Kopf: H‘Angus, Maskottchen in Hartlepool spiel in Preston. Sein Freund Ronnie erzählte ihm, dass die Stelle des Scunthorpe sprang er eine Ordnerin an, simulierte ebenso eindeutige Haar: Scharf! sehr zweifelhaft. Hält fünf Wochen Vereinsmaskottchens frei geworden war. Dem Schauspielstudenten, Bewegungen und fl og abermals raus. Die Zuschauer liebten ihn für Fußballstars sind zu modischen Trendsettern geworden und prägen die FRISUREN ganzer Landstriche – bis vor wenigen 1967 Jahren noch unvorstellbar. RUND hat sich die Köpfe der Profi s seit 1963 angeschaut und Spezialisten des RUND 76 RUND 77 Seitenscheitel, die Haare schön gepfl egt. VON MATTHIAS GREULICH UND RAINER SCHÄFER FOTOS IMAGO, AUGENKLICK UND DPA In den 60er Jahren wollten die Friseur handwerks zum Wandel der Haarmoden befragt meisten Profi s nicht mit Frisuren auffallen Gino Ferrin 1974 Als George Best vor einigen Wochen starb, trauerten die Fans um zumindest optisch, der spießig-bürgerlichen Gesellschaft als rebel- Kann einem wirklich Leid tun. Wer eine solche den „fünften Beatle“, schließlich trug der Fußballer über dem Trikot lische Geste seine langen Haare präsentierte. Aber Netzer und die Naturkrause hat, ärgert sich ein Leben lang von Manchester United Ende der 60er Jahre einen extravaganten anderen Langhaarigen waren nicht die Trendsetter, sondern imitier- AUFLÖSUNG (von oben nach unten): Pilzkopf zur Schau. Wie leidenschaftlich über die Haarmode der Pro- ten haarige Erscheinungen, wie sie in England die Beatles und Rol- fi s auf der Insel diskutiert wird, zeigt das wundervolle Buch „Footbal- ling Stones vorgelebt hatten. lers’ Haircuts“ von Cris Fredi. Im frisurmäßig stets hinterher hinken- In den 70er Jahren wichen die Posen der Aufl ehnung einer gewis- den Deutschland dauerte es länger, bis die Nackenwelle von Rudi sen Verwahrlosung. Die Stars legten selber Hand an ihre Matten oder Völler, der deutschlandgefärbte Irokese von oder der die Freundinnen griffen zur Schere – wenn überhaupt. Manche Fri- Afrolook von Paul Breitner zum Thema auf der Tribüne wurden. sur wurde einfach sich selbst überlassen, die Naturkrause wucherte Trainer: Pekerman, Klinsmann, Scolari Nehmen wir die frühen 60er, als die Haare der Spieler praktisch unaufhaltsam und unästhetisch in die Breite. Das Friseurhandwerk und ohne großen Aufwand zur Frisur wurden: einfach nach hinten verdiente an der gut situierten Kundschaft fast gar nichts. Schwarze Affentheater, RUND 1/06 gekämmt oder über den Seitenscheitel zur Seite geklappt. Die Ohren Tage für die Coiffeur-Künstler! In den 80er Jahren kamen optisch blieben auf alle Fälle frei, es waren Jahre, in denen die Verständigung zweifelhafte Dauerwellen in Mo de und die Vokuhila-Hängehaare auf und neben dem Platz außerordentlich gut funktionierte. Stars im etablierten sich auf den Köpfen der Bundesligastars. Erste Popper- heutigen Verständnis gab es noch nicht: Auffallen wollten die Fußbal- tollen deuteten eine Entwicklung an, die sich bis heute ständig dy- Torhüter: Cech, Dida, Kahn ler unter keinen Umständen durch den betriebenen optischen Auf- namisierte: Die extravagante Erscheinung, die besondere Frisur soll Dietmar Danner, , Rainer Gebauer, Peter Schwarz, alle 1973 Horst Degen 1976 Danner trägt die Haare wie die Pop-Glamour-Gruppe Slade, Fuchs macht einen auf Solche Kunden sind Gift für Friseure. Hat seinen Pony wand, sondern mit Extravaganzen auf dem Rasen – wenn überhaupt. den besonderen gesellschaftlichen Status, die faszinierende Persön- Engelbert. Gebauer will Prinz Eisenherz sein, Schwarz’ Kopf sieht aus wie vergewaltigt selbst und viel zu kurz geschnitten. Steinzeit-Frisur In den späten 60ern erhielten Frisuren zum ersten Mal eine Bedeu- lichkeit der eitlen Superstars betonen. Anders gesagt: Mit langwei- tung und drückten so etwas wie Gesinnung aus: Günter Netzer, der, liger Frisur hat man auf der Fuß ballbühne nichts mehr verloren. Rechter Verteidiger: Cafu, Thuram, Reiziger

RUND 88 RUND 89 Das Kurioseste Innenverteidiger: Lucio, Nesta, Ferdinand Der Text über den englischen Fußballfan, der Linker Verteidiger: Cole, Silvestre, Carlos Haar: Scharf!, RUND 2/06 vom Vereinsmaskottchen zum Bürgermeister Innenverteidiger: Puyol, Samuel, Stam Linkes Mittelfeld: Sorin, Nedved, Ronaldinho seiner Heimatstadt gewählt wurde, ist mit Ab- Sensationelle Matten Rechtes Mittelfeld: Deisler, Beckham, Ljungberg stand das Kurioseste, was ich in den letzten Wer mehr lustige Haartrachten sehen will, Linker Außenstürmer: Robben, Raul, Henry Rechter Außenstürmer: Owen, Totti, Ibrahimovic Jahren gelesen habe. Kaum zu glauben, was wird auf www.fi ese-scheitel.de fündig. Die Zentrales Mittelfeld: Ballack, Kaka, Lampard der junge Mann für eine Karriere hinter sich Fußballermatten sind sensationell. Mittelstürmer: Drogba, Ronaldo, Adriano. hat. Und was er vor allem zur Zufriedenheit Jürgen Kerber, per E-Mail

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe nicht oder nur gekürzt zu veröffentlichen. Zuschriften bitte mit Stichwort „Leserbrief“ an: [email protected], Redaktion RUND, Pinneberger Weg 22-24, 20257 Hamburg oder Fax: 040-80 80 686-99

RUND 115

rrund_114_115und_114_115 115115 009.02.20069.02.2006 19:25:3419:25:34 UhrUhr SPIELKULTUR Auslaufen mit Thadeusz

Die elf Gebote Jeden Monat terrorisiert TV- und Radiomoderator in RUND liebevoll den Fußball. Dieses Mal hat ihn die göttliche Eingebung wie ein Blitz getroffen, als ihm der Herr über den Ball die wichtigsten Benimmregeln für echte Fußballprofi s erklärt hat

Wenn es hart auf hart kommt, teilt unser eine tolle Wahl. Rafaels Gattin Sylvie 7. DU SOLLST INS AUSLAND GEHEN. Kolumnist zweimal täglich das Wattenmeer, van der Vaart sieht zwar viel schöner aus, Damit du dort über den enorm hohen damit Touristengruppen es durchschreiten aber Vorsicht: Sie scheint klug zu sein! fußballerischen Standard faseln kannst, können. Einen brennenden Dornkaat hat er 4. DU SOLLST DEINEN AUTOHÄNDLER obwohl du eigentlich nur mehr in der Sonne ebenfalls schon gesehen. Aber dieses Mal hat EHREN UND ACHTEN. In einer liegst und keiner richtig Deutsch kann. Jörg Thadeusz wirklich ein Wunder vollbracht: Atmosphäre des Respekts legst du mit ihm 8. DU SOLLST NICHT FÖNEN. Sondern Er ist auf den Feldberg im Schwarzwald nicht nur den Auslieferungstermin deiner fantasievollen Frisur mit schön viel gestie gen, wo ihm der Fußballgott elf Regeln deines Humvee, deines Ferrari oder deines Gel Halt geben. Unbedingt irgendwo kleines überreicht hat, eingeritzt in die Oberfläche Audi fest, sondern sprichst auch sorg fältig Bärtchen stehen lassen. Alles Weitere einer altertümlichen Lederkugel: mit ihm ab, wann er den Kauf preis überlässt du dem Promi-Friseur, der immer an die „Bild“-Zeitung weitergeben soll. so freundlich um dich herumwuselt. 1. DU SOLLST NICHTS UNREINES 5. DU SOLLST DICH GEBÄRDEN WIE 9. DU SOLLST NICHT HEHLEN. Sondern BEI DIR BE HALTEN. Also immer schön DEI NES NÄCHSTEN WEIB. Bei der lieber auf den nächsten freundlichen rotzen, schnie fen und spucken. kleinsten Berührung durch den Gegen- Kroaten warten, der mit einer Plastiktüte 2. DU SOLLST LESEN LERNEN. Oder spieler mindestens eine halbe Minute, Bargeld vorbeikommt. mindestens Menschen fi nden, die dir das Todeskampf simulierend, liegen bleiben. In 10. DU SOLLST KEINE ANDEREN Wichtigs te vorlesen. Vor allem die Interviews wei nerlich über den Manager GÖTTER HABEN AUSSER FRANZ. Was er Bedienungsanleitung deines Mobiltelefons, klagen, vor allem wenn du eine unver- redet, leuchtet zwar keinem ein, aber damit du immer schön weißt, wie man schämte Gehalts erhöhung gefordert hast. du sollst schließlich glauben, nicht verstehen. welchem Mädchen Bilder schicken kann. 6. DU SOLLST FÜR SCHNELL- 11. DU SOLLST DIESE GEBOTE MISSACHTEN. 3. DU SOLLST EINE AUS DEM FERNSEHEN RESTAURANTS UND SÜSSIGKEITEN Weil du dann ein fußballerischer ZUR FRAU NEHMEN. Lenkt gut ab, wenn es WERBUNG MACHEN. Weil du ja Charakterkopf sein kannst wie Kahn, bei dir nicht läuft. Hauptsache sie kann niemals so dick wirst wie die Jugendlichen, Kohler, Scholl oder Eigenrauch. nicht besser lesen als du. Frau Beckham ist die deinem Beispiel folgen. FOTO MATTHIAS KOSLIK

LIEBE LESER, WIE HAT IHNEN DIESE RUND-AUSGABE GEFALLEN? BITTE SCHREIBEN SIE UNS: REDAKTION RUND, PINNEBERGER WEG 22-24, 20257 HAMBURG ODER [email protected] – RUND IM INTERNET: WWW.RUND-MAGAZIN.DE

RUND 116

rrund_116_116und_116_116 116116 009.02.20069.02.2006 19:30:5819:30:58 UhrUhr