Der Ungeliebte Meister Bay
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
DIENSTAG, 1. MAI 2012 50 JAHRE BUNDESLIGA # 1966/1967 GROSSE SPIELE 1. Braunschweig Der ungeliebte Meister Bay. München 4 17 S, 9 U, 8 N M‘gladbach 3 43:25 Pkt., 49:27 Tore Trainer: Helmut Johannsen Serie (4) – 1966/67: Wie die „Hausfrauenmannschaft“ aus Braunschweig alle überraschte 17. 9. 1966, 5. Spieltag: Der neue Klassiker reißt von den Sitzen mit „atemberau- 2. 1860 München bendem Tempo“ (Sport-Ma- 17 S, 7 U, 10 N gazin). Zwei Gerd-Müller- 41:27 Pkt., 60:47 Tore Tore entscheiden das Spiel, Trainer: M. Merkel H.-W. Weber in dem der Nobody Peter G. Baumann Werner Gladbachs Giganten Günter Netzer ausschaltet. 3. „Ich brauche keine elf Be- Bor. Dortmund ckenbauers, sondern auch 15 S, 9 U, 10 N Schwarzarbeiter wie Wer- 39:29 Pkt., 70:41 Tore ner“, sagt Bayern-Coach Trainer: Heinz Murach Tschik Cajkovski. 4. Eintr. Frankfurt RW Essen 3 15 S, 9 U, 10 N Bay. München 1 39:29 Pkt., 66:49 Tore Trainer: Elek Schwartz 24. 9. 1966, 5. Spieltag: 35 000 drängen sich an der 5. Kaiserslautern Hafenstraße, der Meister von 1955 ist stark in seine 13 S, 12 U, 9 N erste Bundesligasaison ge- 38:30 Pkt., 43:42 Tore startet. Gegen die Bayern Trainer: Gyula Lorant mit allen Assen zeigt RWE den Kraftfußball wie zwei Wochen zuvor beim presti- 6. Bay. München gereichen 4:1 gegen Schalke. 16 S, 5 U, 13 N Willi Koslowski, Dieter Ha- 37:31 Pkt., 62:47 Tore sebrink und Heinz Simmet Trainer: Zlatko Cajkovski treffen gegen Beckenbauer und Co., RWE liegt in der Ta- 7. 1. FC Köln belle gleichauf mit den Bay- ern – und muss am Ende 14 S, 9 U, 11 N doch absteigen. 37:31 Pkt., 48:48 Tore Trainer: Willy Multhaup Die Meisterschale in der Provinz: Walter Schmidt und Achim Bäse, zwei aus der starken Braunschweiger Abwehr, beim Meisterjubel mit Fans. Foto: Imago Bor. Dortmund 6 Von Harald Pistorius und wirtschaftlichen Bundes- tens ein besserer Skatspie- an der Hafenstraße mit ihrem Giganten“, titelte der „Ki- FC Schalke 04 2 8. Bor. M‘gladbach ligagrenzen gleich“. So stand ler“), setzte auf „Kamerad- siebten 0:0 das Meisterstück. cker“, und das „Sportmaga- 12 S, 10 U, 12 N Auch vor der vierten Saison es im August 1966 in der schaft und Kontinuität“. Zehn Für RW Essen war es der Ab- zin“ schrieb: „Auf dem Rasen 13. 11. 1966, 13. Spieltag: 34:34 Pkt., 70:49 Tore der Bundesliga wurde Ein- „Frankfurter Allgemeinen Spieler waren noch aus dem stieg, und Meistertrainer Hel- lag der Fußball und weinte.“ Zur Halbzeit führt der BVB Trainer: Hennes Weisweiler tracht Braunschweig als Ab- Zeitung“. „Bild“ verspottete Kader dabei, mit dem er 1963 mut Johannsen jubelte nur 1:1 stand es an der Grünwal- 4:0, dann steigt Nebel von stiegskandidat gehandelt. Eintracht als „typische Haus- in die erste Bundesliga-Saison kurz, dann tröstete er RWE- der Straße, als Schiedsrichter der Emscher auf. Und zwar 9. Hannover 96 Der Club aus dem Nie- frauenmannschaft, brav und gegangen war. Kapitän Werner Kik. Eine Max Spinnler beim irregulä- so dicht, dass kaum ein Zu- mandsland an der Zonen- solide“. Die Braunschweiger schos- Geste, typisch für den Trainer ren BVB-Siegtor ein Hand- schauer noch etwas erkennt. 13 S, 8 U, 13 N grenze war 1963 ein gerade Das war nicht nur Häme, sen genauso viele Tore wie in und sein Team. „Meister ohne spiel des Schützen Siegfried Doch Schiedsrichter Gerd 34:34 Pkt., 40:46 Tore mal geduldetes Mitglied der sondern auch ein Teil der der Saison zuvor: 49, nie hat Starallüren“, lobte der „Ki- Held übersah. Hennig (Duisburg) ignoriert Trainer: Horst Buhtz Eliteklasse geworden, dem Wirklichkeit. Horst Wolter, ein Meister weniger Treffer cker“. In der ohnehin schon auf- alle Schalker Proteste: „Ich man auch im Sommer 1966 der Torwart der Meister- erzielt. Der Schlüssel zum Er- Groß gefeiert wurde nach geheizten Atmosphäre griffen konnte einwandfrei leiten 10. 1. FC Nürnberg nichts zutraute. Dann wurde mannschaft, erzählt: „Graue folg war die Abwehr, sie kas- dem 4:1 am letzten Spieltag zwei Münchener den Unpar- und meine Linienrichter se- die Eintracht mit einer na- Maus? Wir waren eine dun- sierte nur 27 Tore; 17-mal hielt gegen den 1. FC Nürnberg. teiischen tätlich an: Manfred hen. Ob die Zuschauer etwas 12 S, 10 U, 12 N menlosen Mannschaft aus kelgraue Maus! Wir waren die Deckung um Libero Dass sich DFB-Präsident Her- Wagner beschimpfte und sehen, ist nicht meine Sa- 34:34 Pkt., 43:50 Tore Feierabendfußballern Meis- das Armenhaus der Liga. Bei Achim Bäse das Zu-null. „Das mann Gösmann bei der Sie- stieß den Referee, Timo Ko- che.“ Trainer: J. Csaknady J. Vincze ter – eine der größten Sen- uns gab es das wenigste Geld, wäre eine Schande, wenn ihr gerehrung versprach und Ein- nietzka trat ihm auf den Fuß M. Merkel sationen der Ligageschich- und wir hatten noch Baum- deutscher Meister werdet …“ tracht Frankfurt zum Titelge- und schlug ihm die Pfeife aus Gladbach 11 te. Und der ungeliebteste Ti- wolltrikots, da liefen bei Re- Oft hörte Lothar Ulsaß diesen winn gratulierte, passte ins der Hand. Spinnler stellte bei- 11. Meidericher SV telträger der 50 Jahre … gen die Ärmel ein.“ Satz, wenn er mit der Natio- Bild des ungeliebten Meisters. de vom Platz, brachte das FC Schalke 04 0 10 S, 13 U, 11 N Fast alle Spieler gingen Be- nalmannschaft unterwegs Dabei hatten die Braun- Spiel gerade so über die Run- Nur in Braunschweig sind rufen nach, trainiert wurde war. Der einzige Star der Ein- schweiger der Konkurrenz den und verschwand in einem 7. 1. 1967, 18. Spieltag: 33:35 Pkt., 40:42 Tore Trainer: Hermann Eppenhoff die Helden von einst unver- viermal in der Woche, sonn- tracht, ein torgefährlicher nur gezeigt, dass Teamgeist, Hagel von Getränkedosen in Hinter dem ersten zweistel- gessen, zum 45. Jubiläum tags und mittwochs gab Hel- Spielmacher, konterte: „Wie Disziplin und Kontinuität die der Kabine, die er später unter ligen Resultat der Liga-Ge- standen sie vor ein paar Mo- mut Johannsen seinen Spie- schwach müsst ihr sein, wenn wahren Schlüssel zum Erfolg Polizeischutz verlassen muss- schichte steht eine Tragödie: 12. VfB Stuttgart naten im Mittelpunkt wie da- lern frei – sie sollten sich um ihr uns nicht verdrängen sind. Vom Nachbarn aus Han- te. Schalke-Kapitän Manfred 10 S, 13 U, 11 N mals im heißen Sommer des ihre Familien kümmern. Der könnt …“ nover kam ein Blumenstrauß: Für sechs Monate wurde Kreuz hat in der Woche zu- 33:35 Pkt., 48:54 Tore Titelgewinns. Und in jedem spröde Fußballlehrer lehnte Sie waren alle nicht stark acht blasse Nelken (für die der uneinsichtige Konietzka vor seine Frau Rosemarie Trainer: Rudi Gutendorf Spiel in der 67. Minute stim- Trainingslager ab („Da lernt genug, und am 33. Spieltag Niederlagen), sieben Iris für („Ich bin aus Versehen mit verloren; sie stirbt mit 27 an Albert Sing men die Fans das Lied auf die keiner Fußball, er wird höchs- machten die Braunschweiger die Unentschieden und 19 Ro- ihm zusammengeprallt“) ge- einer Infektion. Die Schalker Meisterschaft von 1967 an; sen für die Siege. sperrt; bis heute das Rekord- stehen unter Schock, gehen 13. Karlsruher SC voller Stolz und Inbrunst sin- Hinter der Eintracht lande- strafmaß in der Bundesliga. im Schneetreiben unter. 11 S, 9 U, 14 N gen sie, die nie ein Ulsaß-Tor ten die beiden Clubs, die seit Wagner brummte drei Mona- Bernd Rupp (4), Herbert sahen, eine Wolter-Parade be- dem Bundesligastart immer te, der Verein kam nur um ei- Laumen (3), Günter Netzer 31:37 Pkt., 54:62 Tore klatschten oder eine Johann- vorn mitgespielt, den DFB-Po- ne Platzsperre herum, weil er und Jupp Heynckes (je 2) Trainer: Werner Roth sen-Spielanalyse hörten. Der kal gewonnen und internatio- auf 30 000 Handzetteln das teilen sich die Treffer. Eine Mythos der Meister ist leben- nale Meriten gesammelt hat- Verbot von Flaschen und Ge- Woche später besiegt Schal- 14. Hamburger SV diger denn je. ten: Die Saison 1966/67 war tränkedosen erläuterte. ke die Borussia im Pokal mit „Die Gefahr, dass die Hanse für lange Zeit das letzte Hurra Die meisten der Wurfge- 4:2, mit dem überragenden 10 S, 10 U, 14 N der Bundesligastädte als für München 1860 und Borus- schosse stammten übrigens Kreuz als Abwehrchef. 30:38 Pkt., 37:53 Tore nächsten Fremdkörper die sia Dortmund. 1970 stiegen aus der Coca-Cola-Abfüllfab- Trainer: Jupp Schneider biederen Braunschweiger ab- die Löwen, 1972 die Borussen rik eines gewissen Adalbert stößt, lässt sich nicht von der ab. Wetzel. Er war Präsident des Braunschweig 1 15. FC Schalke 04 Hand weisen. Das Ausschei- Vielleicht war die Partie der TSV 1860 München. 1860 München 0 den von Braunschweig käme Tätlichkeit gegen einen Schiedsrichter: Für seinen Angriff beiden Rivalen am 8. Oktober 12 S, 6 U, 16 N nur einer folgerichtigen Be- auf Max Spinnler (rechts) musste Timo Konietzka mit sechs 1966 ein Vorgriff auf den Nie- Nächste Folge: 1967/68 – 21. 1. 1967, 19. Spieltag: 30:38 Pkt., 37:63 Tore gradigung der geografischen Monaten Sperre büßen. Foto: dpa dergang. „Skandalspiel der der gehasste Meistertrainer. Vor dem Spiel holen sich die Trainer: Fritz Langner Braunschweiger Provinzki- KÖPFE DES JAHRES cker wahrhaftig Autogram- 16. Werder Bremen me der Münchener Meister- „Gib mich die Er sollte „die Der FC Bayern 79 Gegentoren 15 Tore in 15 Asse. Danach verhindert nur 10 S, 9 U, 15 N Kirsche!“ Ob Geheimwaffe“ hat dem MSV in 42 Spielen Spielen: Die der überragende Torwart Pe- 29:39 Pkt., 49:56 Tore Lothar Emme- (Trainer Jo- ein Sturmju- 1966 wechselt Quote von Rü- tar Radenkovic ein Debakel Trainer: Günter Brocker rich seinen hannsen) sein, wel abgewor- der Schalker diger Mielke der Sechziger, doch gegen Teamkollegen doch Michael ben: Rudi Torwart Horst aus der Saison den Gewaltschuss von Jür- Siegfried Held Polywka durf- Schmidt kos- Mühlmann 1965/66 lässt gen Moll ist er machtlos.